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Das Institut für Leibesübungen der Universität Jena von 1934 - Sport ...

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„Während seiner hiesigen Tätigkeit hat er sich keine Sympathien erworben. [...] Nach<br />

Angaben seiner Mitarbeiter und Studenten soll es sich bei ihm um einen rücksichtslosen<br />

brutalen Menschen handeln, dem jede Achtung vor an<strong>der</strong>en Personen abging. Da sein<br />

Verhalten allgemein Anstoß erregte, ist die Universitätsleitung, die Dozenten und die<br />

Studentenschaft <strong>der</strong> Auffassung, daß er dem <strong>Institut</strong> nur schade. Da sich sonst niemand an<br />

seine Person heranwagte, brachten seine Entgleisungen hinsichtlich <strong>der</strong> Studentin Lippert die<br />

gewünschte Gelegenheit, ihn in seinem Amt unmöglich zu machen[...]“ 51 Bei den<br />

„Entgleisungen“ handelte es sich nach <strong>der</strong> Aktenlage um „Küsse“ während eines<br />

Skilehrganges. Nach Zeitzeugenberichten war es wohl ein engeres intimes Verhältnis, zu <strong>der</strong><br />

genannten Studentin im Skilehrgang. 52<br />

Trotz seiner unbestrittenen NS-parteilichen Ausrichtung, was bereits in einer Beurteilung des<br />

Leiter <strong>der</strong> Dozentenakademie Prof. Dr. v. Arnim nachzulesen ist, <strong>der</strong> ihn als<br />

„Nationalsozialist vom Scheitel bis zur Sohle. Soldatisch sich einordnend, voll<br />

Gestaltungswillen und kämpferisch. Mit geringem Einfühlungsvermögen, aber gutem Instinkt.<br />

Unintellektuell aber geistig sehr rege und befähigt. Ein ganzer Kerl, <strong>der</strong> aber noch etwas <strong>der</strong><br />

Anleitung bedürfte“ 53 beurteilt, schadete er zunehmend dem Ansehen <strong>der</strong> NSDAP an <strong>der</strong><br />

Universität und stand einer Konsolidierung <strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>der</strong> alten und neuen Eliten<br />

im Wege.<br />

Schon Anfang November 1936 hatte <strong>der</strong> Ministerialdirektor Dr. Carl Krümmel vom<br />

Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung das Thüringische<br />

Volksbildungsministerium informiert, daß <strong>der</strong> <strong>von</strong> Weimar vorgeschlagene Nachfolger Dr.<br />

Bachmeier 54 für Eberts Stelle in Frage käme. Er schlug statt dessen Dr. Karl Feige vor, <strong>der</strong><br />

zum damaligen Zeitpunkt an <strong>der</strong> Reichsakademie für Leibesübungen tätig war und <strong>der</strong> bereits<br />

an den <strong>Institut</strong>en in Greifswald und Rostock gearbeitet hätte. Dr. Krümmel machte außerdem<br />

in dem Schreiben darauf aufmerksam, daß die Berufung <strong>der</strong> <strong>Institut</strong>sdirektoren Sache des<br />

Reichserziehungsministers sei. 55 Auf Grund des hohen Stellenwertes <strong>der</strong> Leibesübungen in<br />

<strong>der</strong> nationalsozialistischen Ideologie und Erziehungssystem 56 wurden solch wichtigen<br />

Einrichtungen wie die <strong>Institut</strong>e zur Ausbildung <strong>der</strong> entsprechenden Lehrer in allen<br />

entscheidenden Fragen direkt <strong>von</strong> Berlin angeleitet. Schon seit <strong>1934</strong> hatte Dr. Krümmel als<br />

Leiter des Amtes K (Körperliche Erziehung) beim Reichserziehungsministerium die gesamte<br />

<strong>Sport</strong>lehrerausbildung und den Studentensport im Reich in seinen Händen konzentriert. 57 Der<br />

Versuche aus Thüringer Sicht einen eigenen Kandidaten ins Gespräch zu bringen mußte war<br />

daher zum scheitern verurteilt und sogar <strong>der</strong> einflußreiche Gauleiter Sauckel konnte da nichts<br />

ausrichten.<br />

Die Zeit zwischen Eberts Ausscheiden und dem Amtsantritt Dr. Feiges 58 wurde durch den<br />

Assistenten Ernst Herberger 59 überbrückt, den das Weimarer Volksbildungsministerium mit<br />

<strong>der</strong> Führung aller Geschäfte beauftragte. 60 Herberger, <strong>der</strong> schon seit 1. April 1935 als<br />

Assistent am <strong>Institut</strong> tätig war, hatte bei <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> Geschäfte eine schwierige<br />

Ausgangsposition zu bewältigen. Als eine seiner letzten Amtshandlungen hatte Ebert noch<br />

allen Assistenten und Assistentinnen zum Herbst des Jahres 1936 gekündigt und<br />

51 ThHStAWe, B TVBM PA , Blatt 46 ff.<br />

52 Zeitzeugengespräch mit Heinz Hamberger im Rahmen des Absolvententreffens am 16. Juni 2001 in <strong>Jena</strong>.<br />

53 ThHStAWe, B TVBM PA , Blatt 68<br />

54 ThHStAWe, Bestand <strong>der</strong> Reichsstatthalter Thüringen, Nr. 370, Blatt 21.<br />

55 ThHStAWe, B TVBM PAPA 6113, Blatt 12.<br />

56 Vgl. Buss, Wolfgang: Die Entwicklung des Deutschen Hochschulsports, (wie Anm. 5.), S. 123 ff.<br />

57 Vgl. Buss, Wolfgang: Die Entwicklung des Deutschen Hochschulsports vom Beginn <strong>der</strong> Weimarer Republik bis zum Ende<br />

des NS-Staates. Göttingen 1975, S.142 ff.<br />

58 Die Entlassung Ebers „auf eigenen Antrag“ durch den Führer zog sich bis zum 16. Februar 1937 hin. Vgl. UAJ, Bestand<br />

AB, Nr. 851, Blatt 134.<br />

59 Scharf, Günther: Die Entwicklung des <strong>Institut</strong>es für Leibesübungen <strong>der</strong> Universität <strong>Jena</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gründung bis zum Jahr<br />

1945. Hausarbeit zur Erlangung des Lehramtes, MS, <strong>Jena</strong> 1962, Anhang - Erklärungen <strong>von</strong> Herberger.<br />

60 UAJ, Bestand D, Nr. 1210, Blatt 28.<br />

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