05.02.2013 Aufrufe

Jenaer Beiträge Nr. 15 - Sport Geschichte Jena

Jenaer Beiträge Nr. 15 - Sport Geschichte Jena

Jenaer Beiträge Nr. 15 - Sport Geschichte Jena

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Impressum Inhaltsverzeichnis<br />

<strong><strong>Jena</strong>er</strong> <strong>Beiträge</strong> zum <strong>Sport</strong><br />

Heft <strong>15</strong>, 2010<br />

Herausgeber: Institut für <strong>Sport</strong>wissenschaft<br />

der Friedrich-Schiller-Universität <strong>Jena</strong><br />

Bereich Hochschulsport<br />

Institutsdirektor: Prof. Dr. Reinhard Blickhan<br />

Gesamtredaktion: Dr. Hans-Georg Kremer<br />

Organisation und Förderkreis Universitätssport<br />

Finanzierung: beim USV <strong>Jena</strong><br />

Gestaltung und Satz: KMD | Weimar<br />

Fotos: Fotoarchiv des USV <strong>Jena</strong> e. V. und<br />

Universitätsarchiv<br />

Der Inhalt der <strong>Beiträge</strong> wird von den Autoren verantwortet.<br />

ISBN: 3-981 1310-6-1<br />

978-3-98 11 310-6-2<br />

1. Zum Geleit<br />

Hans-Georg Kremer<br />

2. Vorwort<br />

Thomas Ertelt<br />

3. Markus Breuer<br />

Strukturen und Wettkampsysteme im e<strong>Sport</strong><br />

4. Lars Donath<br />

Die Beziehung zwischen körperlicher<br />

Fitness und ventilatorischer Effizienz bei<br />

Major Depression:<br />

5. Michael Ernst<br />

Stabilität und Kontrolle für das<br />

schnelle Laufen auf unebenem Untergrund<br />

6. Christian Herrmann<br />

Evaluationsstudie PRimus<br />

7. Stefan Hochstein<br />

Strömungsuntersuchungen der<br />

Unterwasser-Delphinbewegung<br />

8. Carolin Küpper<br />

3D Rekonstruktion der Muskelarchitektur bei<br />

Oryctolagus cuniculus<br />

9. Kay Leichsenring<br />

Biomechanische Untersuchungen von Muskeleigenschaften<br />

beim Neuseelandkaninchen<br />

10. Dirk Nötzel<br />

Bein- und Beckenmuskelaktivierung bei<br />

Patienten mit chronisch nichtspezifischem<br />

Rückenschmerz und bei Gesunden<br />

11. Benedikt Römmelt<br />

Kundenanalysen als Basis einer<br />

Marketingstrategie<br />

Zusammenfassung der <strong>Beiträge</strong><br />

des Institutspreises 2008 und 2009<br />

Lars Donath<br />

Über die Bedeutung der Lebensverlängerungsund<br />

Lebensverkürzungsmittel für die gegenwärtige<br />

Gesundheitsförderung<br />

Markus Koch<br />

Kinematik der unteren Extremitäten in Reaktion<br />

auf in den Arm eingeleitete Störungen<br />

Katrin Körner<br />

Bewältigung von Herzkrankheiten<br />

Doris Potzel<br />

Empirische Studie zur Motivation von Fitness-<br />

<strong>Sport</strong>lerinnen<br />

Ulrike Schwalbe<br />

Zur Optimierung ausgewählter Aspekte der<br />

methodischen Gestaltung des Trainings im<br />

Triathlon/ Duathlon<br />

Antrag auf Mitgliedschaft im Förderkreis<br />

1<br />

2<br />

4<br />

5<br />

8<br />

11<br />

14<br />

17<br />

20<br />

23<br />

27<br />

29<br />

36<br />

36<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

44


Zum Geleit<br />

Hans-Georg Kremer<br />

Der Förderkreis Universitätssport beim USV <strong>Jena</strong><br />

e. V. hat sofort nach Anfrage seine Unterstützung<br />

zugesagt, als Dr. Thomas Ertelt das Projekt „<strong><strong>Jena</strong>er</strong><br />

Doktoranden-Kolloquium am <strong>Sport</strong>institut“<br />

vorstellte. Die Förderung und Unterstützung von<br />

Nachwuchswissenschaftlern ist eine Kernaufgabe<br />

des Förderkreises. Noch zu wenig beachtet, sieht<br />

sich der Förderkreis Universitätssport auch als<br />

Alumniverein des Instituts für <strong>Sport</strong>wissenschaft.<br />

Dazu gehört, dass die Absolventen und Lehrkräfte des<br />

Instituts über den Förderkreis versuchen Verbindung<br />

zu halten und die Entwicklung des Instituts auf<br />

allen Gebieten im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

zu unterstützen. Die Stiftung des Instituts- bzw.<br />

Absolventenpreises war schon seit längerem eine<br />

konkrete Form der Förderung. Jetzt kommt das<br />

Doktoranden-Kolloquium hinzu, von dem wir<br />

hoffen, dass es zur Tradition am Institut wird. Die<br />

Unterstützung von sportlichen Aktivitäten passierte<br />

bis jetzt vor allem bei der Gewinnung von Förderern<br />

für die <strong>Sport</strong>stättenentwicklung an der Universität.<br />

Immerhin konnten für den Bau der USV-<strong>Sport</strong>halle<br />

über 200.000,- € an Spendengeldern aquiriert<br />

werden. Insgesamt 36 Förderer haben sich mit<br />

größeren Beträgen (ab 500,-€) in die Liste der Stifter<br />

eingetragen, dazu kamen noch Baumpatenschaften,<br />

Dauersitzplatzkäufe und vor allem eine Vielzahl<br />

von kleineren Einzelspenden. Mit der Organisation<br />

der jährlichen „Jubiläums-Absolvententreffen“ und<br />

der Unterstützung der Absolventenverabschiedung<br />

wurde ein weiterer Baustein gelegt, der dazu<br />

beitragen soll, dass sich ein Netzwerk der „<strong><strong>Jena</strong>er</strong>-<br />

Spowis“ entwickelt. Ganz wichtig ist dabei das<br />

Netzwerk zwischen Nachwuchswissenschaftlern der<br />

verschiedenen Bereiche des Instituts. Die Stärke<br />

der <strong>Sport</strong>wissenschaft als Wissenschaft besteht<br />

vor allem darin, dass die Synergien zwischen den<br />

verschiedenen Lehrstühlen und Bereichen genutzt<br />

werden. In den Mutterwissenschaften werden die<br />

Teildisziplinen der <strong>Sport</strong>wissenschaft oft noch als<br />

Exoten betrachtet. Die noch stärkere Einbindung<br />

der großen Praxisbereiche, die nicht unbedingt<br />

Ausbildungscharakter tragen, im Hochschulsport<br />

oder in den <strong>Sport</strong>abteilungen im USV <strong>Jena</strong> e. V., birgt<br />

ein noch vielfach unerschlossenes Potential für die<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft. Im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Hochschulen in Deutschland ist es in <strong>Jena</strong> noch nicht<br />

Standard, dass <strong>Sport</strong>studenten z. B. im größeren<br />

Umfange Leistungspunkte für ihren Beachelor oder<br />

später Masterabschluss im Hochschulsport oder USV<br />

erwerben können. Damit liegt ein großes Potential,<br />

pro Semester bis zu 10.000 <strong>Sport</strong>reibende,<br />

weitestgehend noch brach. Weit über 100 <strong>Sport</strong>studentinnen<br />

und <strong>Sport</strong>studenten nutzen von sich<br />

aus heute schon jedes Semester den USV, um als<br />

Übungsleiter ihre pädagogischen, didaktischen und<br />

sportartspezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

zu vervollkommnen und praxisrelevant einzusetzen.<br />

Hier gäbe es noch deutlich mehr Möglichkeiten,<br />

was durch Vergabe von Leistungspunkten durch die<br />

Lehrstühle deutlich aufgewertet werden könnte.<br />

2<br />

Für die Zukunft wird bei der Unterstützung des <strong>Sport</strong>s<br />

an der Universität die 2009 gegründete Stiftung<br />

<strong><strong>Jena</strong>er</strong> Universitätssport eine zunehmend größere<br />

Rolle spielen können. Nach der Satzung der Stiftung<br />

ist vorgesehen, dass sie sich einsetzt:<br />

1. Für die Erhaltung und Verbesserung der<br />

<strong>Sport</strong>anlagen für den Universitätssport<br />

und alle der Friedrich-Schiller-Universität<br />

nahe stehenden Institutionen und Vereine,<br />

die dem Stiftungszweck entsprechen,<br />

2.<br />

insbesondere für den Universitätssportverein<br />

<strong>Jena</strong> e. V.,<br />

für die Förderung des Kinder-, Jugend-,<br />

Hochschul- und Breitensports für alle<br />

3.<br />

Universitätsangehörigen und der Universität<br />

nahe stehenden Institutionen und Vereine,<br />

insbesondere des Universitätssportvereins<br />

<strong>Jena</strong> e. V.,<br />

für die Förderung von Wissenschaft und<br />

Forschung auf dem Gebiet des <strong>Sport</strong>s, der<br />

Gesundheit und sportlichen Ausbildung<br />

sowie Ausübung (Training, <strong>Sport</strong>lehrer,<br />

4.<br />

Übungsleiter),<br />

für die Verbesserung und Fortentwicklung<br />

der medizinischen Begleitung und gesundheitlichen<br />

Überprüfung der <strong>Sport</strong>ler,<br />

5. für die Vergabe von Stipendien an <strong>Sport</strong>ler<br />

zwecks Ausübung des <strong>Sport</strong>s und an<br />

6.<br />

Studierende zwecks Ausbildung am Institut<br />

für <strong>Sport</strong>wissenschaft der Universität <strong>Jena</strong>,<br />

für die Unterstützung von Veranstaltungen<br />

des Universitätssportvereins,<br />

7. für die Durchführung von Tagungen und<br />

Forschungsprojekten im Bereich des <strong>Sport</strong>s<br />

und der <strong>Sport</strong>wissenschaft,<br />

8. für die Verstärkung und Unterstützung der<br />

Lehrkapazitäten des Instituts für <strong>Sport</strong>-<br />

9.<br />

wissenschaft und des Hochschulsports,<br />

für die Unterstützung der Ausbildung der<br />

<strong>Sport</strong>studentinnen und –studenten,<br />

10. für die Aus- und Weiterbildung von ehrenamtlichen<br />

Übungsleitern und Funktionären<br />

im <strong>Sport</strong>,<br />

11. für die Pflege der <strong>Sport</strong>geschichte und der<br />

Traditionspflege des <strong>Sport</strong>s an der <strong><strong>Jena</strong>er</strong><br />

Universität und der Stadt <strong>Jena</strong>.<br />

Dafür werden wir zukünftig verstärkt werben,<br />

um durch möglichst viele Zustiftung auch von<br />

Absolventen und ehemaligen <strong>Sport</strong>lern, um die<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft und den <strong>Sport</strong> an der Friedrichschiller-Universität<br />

kontinuierlich unterstützen zu<br />

können.Die Unterstützung des „<strong><strong>Jena</strong>er</strong> Doktoranden-<br />

Kolloquium am <strong>Sport</strong>institut“ ist ein Element, dass<br />

auch bei zukünftigen Auflagen gefördert werden soll.<br />

Hoffen wir, dass es nicht, wie bei einem ähnlichen<br />

Projekt 1981, bald wieder in Vergessenheit gerät,<br />

sondern dass es eine feste Tradition am Institut für<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft wird.


1981 gab es an der damaligen Sektion <strong>Sport</strong>wissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität <strong>Jena</strong> ein Treffen von Nachwuchswissenschaftlern<br />

aller „<strong>Sport</strong>institute“ der DDR. Leider wurde diese Veranstaltungsreihe nicht weiter ausgebaut. Zu den <strong><strong>Jena</strong>er</strong> Teilnehmern gehörten<br />

u. a. Günther Wittemann, Marlies Goldammer, Karl-Heinz Wohlgefahrt, Sylvia Stanek, Eberhard Loosch, Rilo Pöhlmann, Manfred Thieß,<br />

Betina Justus und Ilse Bleyer.<br />

3


Vorwort<br />

Thomas Ertelt<br />

Der Einstieg in die Forschung oder vielmehr der Beginn<br />

des wissenschaftlichen Arbeitens ist von „Impulsen“<br />

abhängig und geprägt. Diese können dabei unterschiedlichste<br />

Charaktere aufweisen und aus verschiedensten<br />

Ursachen erwachsen. So können wir aus eigenem Antrieb<br />

heraus, aufgrund einer Idee oder Ahnung einer Sache<br />

nachgehen und diese erforschen oder aber der Antrieb<br />

wird in Form eines fördernden Gedankens von außen an<br />

uns heran getragen. Gerade letzterer ist zumeist am Beginn<br />

der wissenschaftlichen Tätigkeit von unschätzbarem<br />

Wert und maßgeblich für die erste Weichenstellung. Für<br />

den Fall der universitären Laufbahn ist dies zumeist ein<br />

Lehrstuhlinhaber, der aufgrund großer Erfahrung, Menschenkenntnis,<br />

Beobachtungsgabe und natürlich auch auf<br />

der Grundlage erbrachter Leistungen und des gezeigten<br />

Engagements einen solchen Impuls erzeugt und das in uns<br />

liegende Potential erkennt und fördern möchte. Dabei sind<br />

Entwicklung und Ziel einer wissenschaftlichen Tätigkeit,<br />

insbesondere die Laufbahn derselben mitunter nicht immer<br />

von vornherein klar strukturiert und bis zum Ende völlig<br />

überschaubar. Manchmal mag man sich im Detail verirren<br />

und den großen Zusammenhang aus den Augen verlieren.<br />

Manchmal verliert man die Fähigkeit bestimmte Dinge<br />

aus einem anderen Blickwinkel heraus zu betrachten, aus<br />

einer Perspektive heraus, von deren Position eine Lösung<br />

manchmal ganz trivial erscheint. Ein solches Phänomen beschränkt<br />

sich nicht nur auf die wissenschaftliche Arbeit als<br />

solches. Es kann auch innerhalb von Arbeitsgruppen, Fachbereichen<br />

und Instituten beobachtet werden. Häufig gehen<br />

gemeinsame Arbeitsfelder über die Jahre hinweg verloren,<br />

wobei der wachsende Konkurrenzdruck insbesondere bei<br />

Drittmitteleinwerbung und brisanter Forschungsvorhaben<br />

sein übriges dazu beiträgt. Junge Wissenschaftler, aber<br />

auch „neu“ hinzugekommene Kollegen stehen solch „abgeschotteter“<br />

Arbeitsweisen, zumeist ratlos und machtlos<br />

gegenüber. Aber gerade diesen Personengruppen obliegt<br />

die Möglichkeit die mitunter festen Trennungen zwischen<br />

den Bereichen und Gruppen aufzubrechen und gemeinsam<br />

die sich hieraus bietenden überaus großen Möglichkeiten<br />

zur „Wissenserweiterung“ zu nutzen. Manchmal gelingt<br />

dies von allein und manchmal benötigt man wie bei der<br />

eigenen Förderung einen neuen Impuls.<br />

Einen solchen Impuls, angeregt durch die wohl größte<br />

Nachwuchsgruppe des Institutes, wollte in diesem Jahr<br />

der Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft geben. Die guten<br />

Erfahrungen der innerdisziplinären Diskussions- und<br />

Gruppenrunden sollten als Grundlage und Denkanstoß für<br />

eine fachübergreifende Diskussion und Zusammenarbeit<br />

herangezogen werden und gleichzeitig die Möglichkeit<br />

bieten, den wissenschaftlichen Nachwuchs anderer Bereiche<br />

nicht nur bezüglich des gerade bearbeitenden<br />

Forschungsgegenstandes, sondern auch persönlich näher<br />

kennen zu lernen.<br />

Von daher sollte zum ersten Mal in der <strong>Geschichte</strong> des Institutes<br />

ein sportwissenschaftliches Doktorandenkolloquium<br />

durchgeführt werden. Nach einigen Gesprächsrunden trat<br />

Prof. Dr. Reinhard Blickhan an mich heran und fragte ob ich<br />

die Organisation und Leitung des Vorhabens übernehmen<br />

wolle. Etwas überrumpelt und auch aufgrund einer meiner<br />

Schwächen, stimmte ich „spontan“ zu.<br />

Aus heutiger Sicht bin ich Ihm hierfür sehr dankbar, denn<br />

4<br />

durch Ihn habe ich diesen „notwendigen“ Impuls erhalten,<br />

mich einer völlig neuen Aufgabe und Herausforderung<br />

zuzuwenden, die meiner Meinung nach mit zu den<br />

Tätigkeitsfeldern einer universitären Laufbahn gehören.<br />

Sicherlich, so denke ich, wurde dieser „Impuls“ nicht ohne<br />

Hintergedanken und Risikoabwägung an mich herangetragen<br />

und sicherlich war es kein spontaner Geistesblitz.<br />

Nach erstem Vortasten bezüglich einer solchen Idee,<br />

stellte sich rasch heraus, dass eine solche übergreifende<br />

Veranstaltung gerade unserem Institut fehlte und von allen<br />

befürwortet wurde. Und so war es auch nicht verwunderlich,<br />

dass das endgültige Vorhaben auf eine überaus große<br />

Resonanz stieß, die auch Doktoranden anderer Institute<br />

herbei lockte.<br />

Nach unzähligen Überlegungen und kreativen Ergüssen<br />

konnte für eine solche Veranstaltung ein eindeutiger Name<br />

mit einem ebenso prägnanten Logo gefunden werden.<br />

Beide, Name wie auch Logo bieten die Möglichkeit zur Fortführung<br />

zukünftiger Veranstaltungen und unter Umständen<br />

auch die Öffnung zu anderen Instituten. J-DOKS, das <strong><strong>Jena</strong>er</strong><br />

Doktoranden Kolloquium am <strong>Sport</strong>institut war geboren.<br />

Und welcher Ort, als die Rosensäle der Friedrich-Schiller<br />

Universität, wäre geeigneter gewesen, dem feierlichen<br />

Anlass gerecht zu werden.<br />

Am 26.10.2009 war es dann soweit und wir luden zum<br />

Kolloquium. Aufgeteilt auf vier Vortragsserien von je 3-5<br />

<strong>Beiträge</strong>n trugen 16 Nachwuchswissenschaftler aus den<br />

Fachbereichen Biomechanik (Bewegungswissenschaft),<br />

Medizin, Ökonomie, Pädagogik und Trainingswissenschaft<br />

Teile ihrer aktuellen Forschungsprojekte vor, wobei eine<br />

überraschend große Zuhörerschaft den Vorträgen beiwohnte<br />

und sich aktiv an den jeweiligen Diskussionsrunden<br />

beteiligte.<br />

Alle <strong>Beiträge</strong> wurden auf hohem Niveau frei und mit ausgefeilten<br />

Präsentationen vorgetragen. Dieser Umstand ist<br />

nicht selbstverständlich, da sich die Referenten in weit<br />

auseinanderliegenden Abschnitten ihrer Promotion befanden.<br />

Sicherlich mag man von Rednern, welche am Ende<br />

ihrer Promotion stehen bzw. diese schon abgeschlossen<br />

haben, ein gewisses Maß an Vortragserfahrung erwarten,<br />

dennoch zeigten insbesondere auch die Redner, welche<br />

am Anfang ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit standen und<br />

stehen, ein überaus hohes Vortragsniveau.<br />

Die vorgestellten Themen selbst verdeutlichten, wie groß<br />

das Spektrum sportwissenschaftlicher Forschung ist und<br />

demonstrierten in eindrucksvoller Weise welches Potential<br />

sich in ihr verbirgt.<br />

Besonderer Dank gilt natürlich unseren Sponsoren, insbesondere<br />

dem USV, namentlich Dr. Kremer und Andrea<br />

Altmann, ohne die die Veranstaltung in diesem Rahmen<br />

nicht hätte stattfinden können, was im besonderen Maße<br />

auch die Publikation der <strong>Beiträge</strong> als Sonderausgabe der<br />

„<strong><strong>Jena</strong>er</strong> <strong>Beiträge</strong> zum <strong>Sport</strong>“ betrifft.<br />

Der Erfolg einer solchen Veranstaltung ist nicht von vornherein<br />

abschätzbar. Dennoch zeigte die rege Beteiligung,<br />

das Engagement der beteiligten Doktoranden, wie auch<br />

die guten Präsentationen, welchen Stellenwert eine solche<br />

Veranstaltung einnehmen kann. Es wäre allen zu wünschen,<br />

wenn die während des Kolloquiums angeregten Diskussionen<br />

und Impulse fortgeführt werden könnten und sich<br />

gemeinsame Projekte und Arbeiten erschließen würden.<br />

Der Erfolg der Veranstaltung wird in naher Zukunft messbar<br />

werden. Das Kolloquium selbst sollte einen Anstoß geben.


Strukturen und Wettkampsysteme im e<strong>Sport</strong><br />

Markus Breuer<br />

Lehrstuhl für <strong>Sport</strong>ökonomie, Institut für <strong>Sport</strong>wissenschaft,<br />

Friedrich-Schiller-Universität <strong>Jena</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Mit dem elektronischen <strong>Sport</strong> (e<strong>Sport</strong>) hat sich in den vergangenen<br />

Jahren eine neue Form des sportlichen Wettbewerbs<br />

herausgebildet, die ohne die Entwicklungen<br />

im Bereich der digitalen Spiele nicht oder nur in anderer<br />

Form möglich gewesen wäre. Bezüglich der Strukturen und<br />

Wettkampfsysteme ähnelt der e<strong>Sport</strong> bereits heute, wenige<br />

Jahre nach seinem Entstehen, stark dem konventionellen<br />

Spitzen- und Mediensport und unterscheidet sich<br />

damit gleichzeitig von vielen Trendsportarten. Die Ähnlichkeit<br />

betrifft neben der Herausbildung von professionellen<br />

Wettbewerben insbesondere die Organisation der Aktiven<br />

in Vereinen, die teils als „eingetragene Vereine“, teils als<br />

Kapitalgesellschaften aufgebaut sind. Lediglich hinsichtlich<br />

des Verbandswesens wird bislang eine Sonderrolle<br />

eingenommen.<br />

Einleitung<br />

Der elektronische <strong>Sport</strong> (e<strong>Sport</strong>) stellt für die <strong>Sport</strong>wissenschaft<br />

im Allgemeinen und für die <strong>Sport</strong>ökonomie im Speziellen<br />

ein weitestgehend unbeachtetes Forschungsfeld dar.<br />

Der vorliegende Beitrag soll e<strong>Sport</strong> als „das wettbewerbsmäßige<br />

Spielen von Computer- oder Video-spielen im<br />

Einzel- oder Mehrspielermodus“ (Müller-Lietzkow, 2006:<br />

102) verstehen. Der Wettbewerbsgedanke verdient es besonders<br />

hervorgehoben zu werden, da er sich einerseits in<br />

den hier zitierten Definitionen wieder findet, andererseits<br />

eines der zentralen Zuwendungsmotive der Computerspielnutzung<br />

darstellt (Hartmann, 2008: 211 sowie die dort angegebenen<br />

Quellen). Nach diesem Verständnis gehört vor<br />

allem das gelegentliche Nutzen von elektronischen Spielen<br />

ohne kompetitiven Hintergrund nicht zum Untersuchungsgegenstand.<br />

Die Frage, ob e<strong>Sport</strong> dem <strong>Sport</strong> zuzurechnen<br />

ist, ist von Müller-Lietzkow (2007) bereits mit Hilfe einer<br />

Mehrebenen-Analyse behandelt worden. Besondere Übereinstimmungen<br />

konnten dabei im Bereich der Strukturen<br />

und der Wettkampfsysteme festgestellt werden, die auch<br />

im Fokus des vorliegenden Beitrages stehen sollen. In diesem<br />

Rahmen werden in concreto Mannschaf-ten, Ligenbetreiber<br />

und Turniere sowie Interessenvertretungen betrachtet.<br />

Die Darstellung beschränkt sich auf Deutschland.<br />

Eine internationale Betrachtung kann im Rahmen des vorliegenden<br />

Beitrags nicht geleistet werden.<br />

Mannschaften im e<strong>Sport</strong><br />

Schrammel (2006: 5) sieht in der Tatsache, dass sich im<br />

e<strong>Sport</strong> fest organisierte Einheiten bilden, einen Beleg<br />

dafür, dass sich die Beteiligten vermehrt als <strong>Sport</strong>ler im<br />

klassischen Sinne verstehen. Gleichwohl bezeichnen sich<br />

diese Einheiten in aller Regel nicht mit dem deutschen Terminus<br />

der Mannschaft oder des Vereins, vielmehr findet<br />

der Ausdruck des Clans Verwendung, ein Begriff, dessen<br />

Ursprung in der Ethnologie liegt und ursprünglich stammesähnliche<br />

Gemeinschaftsformen beschreibt. Im e<strong>Sport</strong><br />

bezeichnet der „Clan“ einen Zusammenschluss mehrerer<br />

Spieler (Top Ideas, 2007: 7) oder auch eine virtuelle<br />

Spielergemeinschaft (Fritz, 2003). Die Bedeutung für die<br />

Individuen ist dabei vielfältig. So dienen Clans einerseits<br />

der Organisation des Spiels bzw. <strong>Sport</strong>s, andererseits dienen<br />

sie als soziales Netzwerk. So ist belegt, dass sich 70<br />

% der jeweiligen Mitglieder auch außerhalb des e<strong>Sport</strong>s<br />

zu anderen Aktivitäten treffen (Sauer, 2004: 17). Teilweise<br />

werden die Termini Clan und Team synonym eingesetzt,<br />

was nach strenger Auslegung als falsch bezeichnet werden<br />

muss. So besteht ein Clan in der Regel aus mehreren<br />

Teams, abhängig davon, wie viele unterschiedliche Spiele<br />

betrieben werden; jedes Team widmet sich einem einzelnen<br />

Spiel (Wimmer, Quandt &Vogel, 2008: <strong>15</strong>2). Der<br />

Vergleich zum Mehrsparten-<strong>Sport</strong>verein liegt nahe. Die<br />

Größe eines Clans kann erheblich variieren, von einigen<br />

wenigen Spielern bis hin zu Vereinigungen von mehreren<br />

hundert Aktiven. Bis heute bestehen die meisten Clans<br />

ausschließlich aus Jugendlichen (Adamus, 2006: 146), ein<br />

ansteigendes Durchschnittsalter in den kommenden Jahren<br />

ist je-doch zu erwarten. Mit der Größe variiert auch die<br />

Motivation der Zusammenschlüsse. Nach Wenzler (2003:<br />

21) lassen sich drei Gruppen unterscheiden: Dies sind zum<br />

einen reine Fun-Clans, bei denen Spielspaß und soziale<br />

Interaktion im Vordergrund stehen, zum zweiten semiprofessionelle<br />

Clans, deren Ziele sowohl im Wettbewerb<br />

als auch im Spielspaß in der Gruppe liegen und schließlich<br />

sog. Pro-Gamer-Clans. Bei letzteren steht der Erfolg des<br />

Spiels im wettbewerblichen Vergleich zu anderen Personen<br />

oder Gruppierungen im Vordergrund. In der Regel findet<br />

eine Unterstützung technischer und finanzieller Art durch<br />

Sponsoren statt. Auch hier zeigt sich die Nähe zum konventionellen<br />

<strong>Sport</strong>. Die zitierte Einteilung ist jedoch nicht<br />

unumstritten. So versteht der Deutsche e<strong>Sport</strong>-Bund (esb)<br />

nur solche Gemeinschaften als Clan, die gemeinsam an<br />

Turnieren und Wettkämpfen teilnehmen. Die Gruppe der<br />

o. g. Fun-Clans wäre mittels dieser Definition ausgeschlossen.<br />

Eine Quantifizierung der in Deutschland aktiven Zusammenschlüsse<br />

fällt schwer. Die wohl am häufigsten zitierte<br />

Zahl beläuft sich auf 40.000 Mannschaften und wird vom<br />

e<strong>Sport</strong>-Bund vertreten. Während die Zusammenschlüsse<br />

der Breitensportler häufig nicht institutionalisiert sind, organisieren<br />

sich professionelle Clans vielfältig. Dies reicht<br />

von der Form eines eingetragenen Vereins über eine Limited<br />

(Ltd.) nach britischem Verständnis bis hin zu „Werksteams“<br />

wie sie bspw. aus dem Bayer-Konzern bekannt<br />

sind.<br />

e<strong>Sport</strong> Wettkämpfe: Turniere und Ligen<br />

Die mediale Verwertung sportlicher Wettkämpfe wird<br />

durch das Bestehen fester Strukturen bspw. in Form einer<br />

Liga, eines Cup-Wettbewerbes oder der Austragung von<br />

Titelkämpfen deutlich vereinfacht. Beim Vorliegen fester<br />

Strukturen verringern sich die individuellen In-formationskosten,<br />

die ein jeder Konsument bezüglich der beteiligten<br />

Parteien, des Austragungsortes, des Termins etc. zu tragen<br />

hat. Gleichzeitig vereinfacht sich Planung der Aktiven.<br />

Für die verschiedenen Ausprägungen des e<strong>Sport</strong>s sollen<br />

im Folgenden verschiedene Wettbewerbstypen vorgestellt<br />

werden.<br />

Im professionellen elektronischen <strong>Sport</strong> mit seiner ausgeprägten<br />

Markt- und Medienorientierung finden sich im Gegensatz<br />

zum europäischen Modell des klassischen <strong>Sport</strong>s<br />

durchgängig Veranstalter, die als Kapitalgesellschaften<br />

5


agieren und somit gewinnorientiert arbeiten. Diese Unternehmen<br />

lassen sich nun an Hand verschiedener Ausprägungen<br />

kategorisieren wie z. B.:<br />

• Die Fokussierung auf bestimmte Genres bzw. einzelne<br />

Spiele/Disziplinen: Prinzipiell kann zwischen Anbietern<br />

unterschieden werden, die sich auf die Organisation von<br />

Wettkämpfen in einzelnen Spielen konzentrieren, wohingegen<br />

andere Anbieter eine breitere Palette an-bieten. Als<br />

Beispiel für eine Liga, die sich auf ein einzelnes Spiel konzentriert,<br />

findet sich in der Warcraft 3 ClanLeague, eine<br />

möglichst weite Marktabdeckung streben hingegen die<br />

großen Anbieter in Gestalt der Electronic <strong>Sport</strong>s League<br />

und der World Cyber Games an. Während bei letztgenannten<br />

im Gründungsjahr 2000 noch Titel in vier Bereichen<br />

vergeben wurden, konnte die Zahl binnen sieben Jahren<br />

verdreifacht werden.<br />

• Die mögliche Fokussierung auf einzelne Systeme: Als<br />

System wird in diesem Zusammenhang der technische<br />

Ausgangspunkt verstanden, auf dem ein Spiel basiert. Im<br />

Bereich des e<strong>Sport</strong>s können hier mit Personal Computern<br />

sowie den Konsolen zwei Hauptgruppen identifiziert werden,<br />

bei der die Konsolen quantitativ den deutlich geringeren<br />

Teil der Spieler stellen. Folglich existiert im deutschsprachigen<br />

Raum mit der Playstationliga auch nur ein<br />

Anbieter, der sich ausschließlich auf diese Systeme konzentriert.<br />

Der e<strong>Sport</strong> findet sowohl online, als auch offline statt. Onlinewettbewerbe<br />

richten sich an Amateurspieler, die sich<br />

mit menschlichen Kontrahenten messen wollen. Neben<br />

spontanen Wettkämpfen ist eine Vielzahl der Aktiven in<br />

einer Liga organisiert. Die Teilnahme ist in der Regel kostenlos.<br />

An den Auswahlwettkämpfen zu den World Cyber<br />

Games nahmen alleine 2008 1,3 Millionen Menschen aus<br />

85 Nationen teil. Bei Live-Events treten professionelle<br />

Spieler vor Publikum gegeneinander an. Neben den eigentlichen<br />

Matches wird den Zuschauern ein Rahmenprogramm<br />

geboten, das bspw. die Möglichkeit, neue Spiele<br />

und Zubehör zu testen, umfasst. Austragungsorte sind in<br />

aller Regel Messe- oder Mehrzweckhallen. Auf der Ebene<br />

national ausgetragener Turnierserien können derartige<br />

Events in Deutschland inzwischen vierstellige Zuschauerzahlen<br />

verzeichnen; Sponsoren und Eintrittsgelder ermöglichen<br />

Preisgelder, die vier- und fünfstellige Höhen erreichen<br />

und erste Profis im deutschen e<strong>Sport</strong> hervorgebracht<br />

haben.<br />

Interessenvertretungen im e<strong>Sport</strong><br />

Neben institutionalisierten Ligen und Turnieren, wie sie<br />

bereits beschrieben worden sind, gehören zu einer komplexen<br />

Struktur ebenfalls Interessenvertretungen. Aus<br />

dieser Gruppe sollen im Folgenden für den e<strong>Sport</strong> zwei<br />

Akteure näher betrachtet werden, an deren Aufbau und<br />

Funktion sich ein großer Teil der besonderen Umstände im<br />

elektronischen <strong>Sport</strong> ablesen lässt: Der esb und die G7.<br />

Der deutsche e<strong>Sport</strong>-Bund wurde 2004 als eingetragener<br />

Verein auf Grund der Einsicht gegründet, dass es für die<br />

öffentliche Wahrnehmung, die Repräsentation gegenüber<br />

Politik und Öffentlichkeit, das weitere Wachstum des e<strong>Sport</strong>s<br />

sowie sportlich faire Chancengleichheit wichtig sei,<br />

eine offizielle Kommunikationsplattform zu bilden (esb,<br />

2004: 1). Nach eigener Aussage steht der Bund allen professionellen,<br />

semiprofessionellen und freizeitorientierten<br />

6<br />

Gamern offen, unabhängig davon, ob sie in Clans organisiert<br />

oder als Einzelspieler aktiv sind. Die Ziele sind die<br />

Schaffung klarer Strukturen, die den elektronischen <strong>Sport</strong><br />

für Außenstehende interessant und für Investoren (sic!) attraktiv<br />

machen, der Aufbau eines allgemeinen Regelwerks<br />

bspw. bezüglich Spielertransfers sowie die Festlegung von<br />

Qualitätsstandards (ebenda: 2 f.). Organisatorisch wie<br />

auch in Bezug auf die Tätigkeiten unterscheidet sich der<br />

esb damit augenfällig von klassischen Spitzenverbänden.<br />

Während diese an der Spitze eines pyramidalen, hierarchischen<br />

Systems stehen und bspw. für die Austragung von<br />

Meisterschaf-ten sowie die Ausbildung der Trainer verantwortlich<br />

sind, definiert sich der esb als Schnitt-stelle der<br />

beteiligten Akteure, nicht jedoch als oberste Instanz. Ein<br />

zweiter, elementarer Unterschied liegt in der Tatsache,<br />

dass der esb in keiner Weise unmittelbar an der Austragung<br />

von Wettbewerben beteiligt ist. Dies liegt in der alleinigen<br />

Verantwortung der jeweiligen Veranstalter.<br />

Eine zweite Interessenvereinigung stellen die „G7 Teams“<br />

dar, ein internationaler Zusammenschluss professioneller<br />

Clans. Der Fokus der 2006 gegründeten Organisation<br />

liegt dabei einerseits auf eben jenem professionellen Segment,<br />

andererseits will man die Belange der Basis nicht<br />

unberücksichtigt lassen, wie aus dem mission statement<br />

(abrufbar unter www.g7teams.com) ersichtlich wird: „To<br />

promote and improve all aspects of professional e-sports<br />

and safeguard the general interests of the entire e-sports<br />

community.“ Gründungsmit-glieder waren sieben international<br />

erfolgreiche Clans; auf eine Auflistung der aktuellen<br />

Mitglieder soll auf Grund von Fluktuationen verzichtet<br />

werden. Zu den konkreten Aktivitäten des Zusammenschlusses<br />

gehört insbesondere das Aufstellen einer unabhängigen<br />

Weltrangliste für das Spiel Counter Strike 1.6.<br />

Weiterhin bemühen sich die G7 um Einfluss auf Regeln<br />

und die Austragung verschiedener Turniere mit dem Ziel<br />

einer möglichst hohen Professionalität. Sie agieren damit<br />

in einem ähnlichen Umfeld wie der esb. Interessant sind<br />

die G7 auch aus einer institutionenökonomischen Perspektive,<br />

da Spieler bzw. Mannschaften hier einen ersten<br />

Ver-such der Interessenbündelung unternehmen, um ihre<br />

Verhandlungsposition gegenüber den Turnierveranstaltern<br />

zu stärken.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Unabhängig von der Frage, ob e<strong>Sport</strong> gesellschaftlich<br />

(und in der <strong>Sport</strong>wissenschaft) als <strong>Sport</strong> anerkannt wird,<br />

ließ sich zeigen, dass Strukturen und Wettbewerbe bereits<br />

heute eine hohe Professionalität aufweisen. Durch<br />

das Fehlen eines Spitzenverbandes im europäischen Sinne<br />

(verantwortlich für Wettbewerbe etc.) gewinnt der elektronische<br />

<strong>Sport</strong> und seine Organisation eine gewisse Nähe zu<br />

den nordamerikanischen Major Leagues, deren Teambesitzer<br />

als primäres Ziel die Gewinnmaximierung verfolgen.<br />

Die starke Ökonomisierung des e<strong>Sport</strong>s, die sich bspw. in<br />

der Organisation von Clans als Kapitalgesellschaften zeigt,<br />

scheint eine Entwicklung zu sein, die im konventionellen<br />

Spitzensport für die nahe Zukunft ebenfalls zu erwarten ist<br />

und sich im Profifußball schon seit einigen Jahren offenbart.


Literatur<br />

•Adamus, T. (2006): Computerspiele – mods, clans und e-sportler,<br />

Saarbrücken.<br />

•esb (2004): Deutscher e<strong>Sport</strong>-Bund – Grundkonzept, Fassung vom<br />

Dezember 2004, Berlin.<br />

•Fritz, J. (2003): Ich chatte, also bin ich. Virtuelle Spielergemeinschaften<br />

zwischen Identitäts-arbeit und Internetsucht, abrufbar<br />

unter: http://www1.bpb.de/themen/YBL3QW,0,Ich_chatte_<br />

also_bin_ich.html<br />

•Hartmann, T. (2008): Let’s compete! Wer nutzt den sozialen Wett<br />

bewerb in Computerspie-len?, in: Quandt, T.; Wimmer, J. & Wolling,<br />

J.(Hrsg.): Die Computerspieler. Studien zur Nutzung von Com<br />

putergames, Wiesbaden, S. 211–224.<br />

•Müller-Lietzkow, J. (2006): <strong>Sport</strong> im Jahr 2050: E-<strong>Sport</strong>! Oder: Ist<br />

E-<strong>Sport</strong> <strong>Sport</strong>?, in: medien + erziehung, 2006/6, S. 102–112.<br />

•Müller-Lietzkow, J. (2007): Die Veränderung des traditionellen<br />

<strong>Sport</strong>bildes in Gesellschaft und Politik durch e<strong>Sport</strong>, in: Bevc, T.<br />

(Hrsg.): Computerspiele und Politik, Münster, S. 221–248.<br />

•Schrammel, S. (2006): E-<strong>Sport</strong>: ein Beitrag zum Entwurf des Menschen?!<br />

Eine Auseinander-setzung mit E-<strong>Sport</strong> aus spieltheore<br />

tischer Perspektive, Wien.<br />

•Sauer, C. (2004): Untersuchungen zum Vermarktungspotential von<br />

e<strong>Sport</strong> in Deutschland, unveröffentlichte Diplomarbeit, Bielefeld.<br />

Top Ideas (2007): e<strong>Sport</strong>s Book, Edition 2007: Das Jahr des Auf<br />

bruchs, Wien.<br />

•Wenzler, N. (2003): Dynamik und Strukturen von Internet-Clans,<br />

unveröffentlichte Diplomarbeit, Köln.<br />

•Wimmer, J.; Quandt, T. & Vogel, K. (2008): Teamplay, Clanhopping<br />

und Wallhacker – Eine explorative Analyse des Computerspielens in<br />

•Clans, in: Quandt, T.; Wimmer, J. & Wol-ling, J. (Hrsg.): Die Com<br />

puterspieler. Studien zur Nutzung von Computergames,Wiesbaden,<br />

S. 149–167.<br />

7


Die Beziehung zwischen körperlicher<br />

Fitness und ventilatorischer Effizienz bei<br />

Major Depression:<br />

Ein möglicher Beitrag zur Risikostratifizierung?<br />

Lars Donath<br />

Lehrstuhl für <strong>Sport</strong>medizin, Institut für <strong>Sport</strong>wissenschaft,<br />

Friedrich-Schiller-Universität <strong>Jena</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Patientinnen mit Major Depression (MDD) zeigen eine<br />

deutlich reduzierte submaximale Leistungsfähigkeit an der<br />

ersten ventilatorischen Schwelle (VT). Die metabolische<br />

Regulation, das Anstrengungsempfinden und die Herzfrequenz<br />

weisen an diesem ventilatorischen Umschlagpunkt<br />

hingegen keine Unterschiede auf. Weiterhin konnten<br />

wir gegenüber den gesunden Kontrollen eine veränderte<br />

Atemeffizienz anhand des signifikant erhöhten VE/VCO2slope<br />

bei MDD nachweisen. Wir vermuten, dass die veränderte<br />

Funktion des Autonomen Nervensystems und<br />

die reduzierte Baroreflexsensitivität hierfür maßgeblich<br />

verantwortlich sein könnten. Ventilatorische Ineffizienz<br />

scheint jedoch stärker mit maximalen als mit submaximalen<br />

Leistungsparametern zusammenzuhängen und ist zunächst<br />

von der Depressionsschwere unabhängig. Weitere<br />

Längsschnittuntersuchungen könnten klären, ob sich der<br />

VE/VCO2-slope tatsächlich eignet, um das erhöhte kardiale<br />

Risiko bei MDD zu stratifizieren.<br />

Einleitung<br />

Kardiopulmonale Leistungsdiagnostik (CPET) bietet neben<br />

der Erfassung der maximalen und submaximalen Leistungsfähigkeit<br />

die Möglichkeit, das kardiovaskuläre Risiko<br />

zu stratifizieren (Ingle et al., 2007). Es ist bekannt, dass<br />

eine erniedrigte Sauerstoffaufnahme an der ventilatorischen<br />

Schwelle 1 (VO2AT) und ein deutlich erhöhter Anstieg<br />

des Atemäquivalentes für Kohlendioxid (VE/VCO2slope)<br />

mit einer erhöhten Sterblichkeit bei chronischer<br />

Herzinsuffizienz (CHF) assoziiert sind (Gitt et al., 2002).<br />

Der VE/VCO2-slope scheint dabei (a) als Prädiktor für die<br />

Sterblichkeit besonders geeignet zu sein und kann (b) als<br />

Maß für die ventilatorische Effizienz genutzt werden (Bard,<br />

Gillespie, Clarke, Egan, & Nicklas, 2006). Da bei Majordepression<br />

(MDD) ein erhöhtes kardiales Risiko (Bayles,<br />

Dawood, Lambert, Schlaich, & Lambert, 2008) aufgrund<br />

einer veränderten Funktion des autonomen Nervensystems<br />

vorliegt (Bar et al., 2004) und zwischen kardialer<br />

und ventilatorischer Kontrolle via vagaler Motoneuronen<br />

8<br />

Alter [Jahre] Krankheitsmanifestation<br />

[Jahre]<br />

zum AV-Knoten, Sinusknoten (Chiou, Eble, & Zipes, 1997)<br />

und der tracheobronchialen Muskulatur (Canning, Reynolds,<br />

Anukwu, Kajekar, & Myers, 2002) eine autonome<br />

Verbindung besteht, scheint die Beurteilung der ventilatorischen<br />

Effizienz bei MDD besonders interessant zu sein.<br />

Unklar ist aber bislang, ob sich bei MDD eine veränderte<br />

Atemeffizienz nachweisen lässt, die möglicherwiese für<br />

eine Risikostratifizierung bedeutsam ist. Da bei MDD ein<br />

erhöhtes kardiales Risiko besteht, verfolgte die Studie das<br />

Ziel, den VE/VCO2-slope bei MDD zu untersuchen und zu<br />

klassifizieren. Darüber hinaus sollten Unterschiede und<br />

Zusammenhänge zwischen dem VE/VCO2-slope und der<br />

submaximalen (VO2AT und PAT) und maximalen Leistung<br />

(Ppeak und VO2peak), sowie der Depressionsschwere untersucht<br />

werden.<br />

Material und Methoden<br />

Probanden. <strong>15</strong> sorgfältig gematchte (BMI, Alter, körperliche<br />

Aktivität (IPAQ)) Patientinnen mit MDD nach DSM-IV<br />

Kriterien konnten in die Studie eingeschlossen werden.<br />

Zur Klassifikation der Depressionsschwere wurden die Hamiltonskala<br />

((Hamilton, 1960) HAM-D 21) und das Beck<br />

Depression Inventar ((Beck, Ward, Mendelson, Mock, &<br />

Erbaugh, 1961) BDI) eingesetzt (Tab.1).<br />

Testdurchführung. Alle Probanden absolvierten einen Stufentest<br />

(Startlast: 25W /Inkrement: 25W /Stufendauer:<br />

3 Min) auf einem Fahrradergometer (Ergometrics 900®,<br />

Ergoline, Bitz, Deutschland) in sitzender Position bis zur<br />

subjektiven Ausbelastung. EKG (Schiller AT 10plus, Ottobrunn,<br />

Deutschland), Atemgase (Mischkammer: Metalyzer<br />

II®, Cortex, Leipzig, Deutschland), Laktat (EBIO basic<br />

system analyzer, Eppendorf, Hamburg, Deutschland) und<br />

das Belastungsempfinden (Borgskala) wurden während der<br />

Belastung bzw. über die letzten <strong>15</strong> Sekunden auf jeder Stufe<br />

und in der <strong>15</strong>-minütigen Nachbelastungsphase aufgezeichnet.<br />

Zielparameter: VT wurde nach der V-slope Methode bestimmt<br />

und extern geprüft. Der VE/VCO2-slope ist mittels<br />

linearer Regression bis zur Ausbelastung berechnet worden.<br />

Zusätzlich ist der VE/VCO2-slope für MDD und Kontrollen<br />

in Ventilatorische Klassen eingeteilt worden (Arena<br />

et al., 2007).<br />

Statistik: Eine MANOVA mit der Zwischensubjektvariable<br />

Gruppe (MDD vs. Kontrolle) wurde für die Leistung (P) und<br />

Sauerstoffaufnahme (VO2) und eine weitere MANOVA wurde<br />

für Laktat, Herzfrequenz, das Anstrengungsempfinden<br />

und den respiratorischen Quotienten an AT durchgeführt.<br />

Mittels einfaktorieller ANOVA wurden Gruppenunterschiede<br />

des VE/VCO2-slopes untersucht. Mit Hilfe einer<br />

ersten multiplen Regressionsanalyse wurden Zusammen-<br />

BDI HAMD-21 BMI [kg·m -2] WH-ratio<br />

IPAQ-total [MET<br />

Minuten·Woche -1 ]<br />

IPAQ-sitzen<br />

[h·Woche -1 ]<br />

MDD 38 ± 12 8 ± 8 27 ± 11 24 ± 5 25,4 ± 5 0,8 ± 0,08 1924 ± 1204 35,3 ± 14,2<br />

Kontrollen 38 ± 12 2,5 ± 2,2 1,6 ± 0,8 24,1 ± 5,1 0,8 ± 0,05 2067 ± 1225 38,2 ± 11,3<br />

Tabelle 1: Anthropometrische, depressionsbezogen und aktivitätsbezogene Daten der Probanden (MW± Stabw)


hänge zwischen dem VE/VCO2-slope und VO2peak sowie<br />

Ppeak untersucht. In einer zweiten Regressionsanalyse<br />

wurden Unterschiede zwischen der Leistung an der AT und<br />

HAM-D 21 sowie BDI untersucht.<br />

Ergebnisse<br />

Alle Parameter wiesen Normalverteilung und Varianzhomogenität<br />

auf. Die MANOVA zeigte signifikante Interaktionen<br />

(F=2,8; p


des erhöhten VE/VCO2-slopes scheint ventilatorische Ineffizienz<br />

stärker mit maximalen als mit submaximalen Leistungsparametern<br />

zusammenzuhängen und ist zunächst<br />

von der Depressionsschwere unabhängig. Weitere Längsschnittuntersuchungen<br />

könnten beantworten, ob (a) ein<br />

erhöhter VE/VCO2-slope als kardialer Risikoparameter bei<br />

MDD geeignet ist und (b) körperliches Training den VE/<br />

VCO2-slope senkt und damit das kardiovaskuläre Risikoprofil<br />

verbessert.<br />

Literatur<br />

•Arena, R., Myers, J., Abella, J., Peberdy, M. A., Bensimhon, D.,<br />

Chase, P., et al. (2007). Development of a ventilatory classification<br />

system in patients with heart failure. Circulation, 1<strong>15</strong>(18), 2410-<br />

2417.<br />

•Bar, K. J., Greiner, W., Jochum, T., Friedrich, M., Wagner, G., &<br />

Sauer, H. (2004). The influence of major depression and its treatment<br />

on heart rate variability and pupillary light reflex parameters.<br />

J Affect Disord, 82(2), 245-252.<br />

•Bard, R. L., Gillespie, B. W., Clarke, N. S., Egan, T. G., & Nicklas,<br />

J. M. (2006). Determining the best ventilatory efficiency measure to<br />

predict mortality in patients with heart failure. J Heart Lung Transplant,<br />

25(5), 589-595.<br />

•Bayles, R. G., Dawood, T., Lambert, E. A., Schlaich, M. P., & Lambert,<br />

G. W. (2008). Elevated cardiac risk in patients with major depressive<br />

disorder. Am J Psychiatry, 165(1), 137; author reply 137-<br />

138.<br />

•Beck, A. T., Ward, C. H., Mendelson, M., Mock, J., & Erbaugh, J.<br />

(1961). An inventory for measuring depression. Arch Gen Psychiatry,<br />

4, 561-571.<br />

•Boettger, S., Wetzig, F., Puta, C., Donath, L., Muller, H. J., Gabriel,<br />

H. H., et al. (2009). Physical fitness and heart rate recovery<br />

are decreased in major depressive disorder. Psychosom Med, 71(5),<br />

519-523.<br />

Abbildung 2 Gruppenvergleich des VE/VCO2-slopes. Minimum, Maximum, Interquartilbereich, <strong>15</strong>. bis 85.<br />

Perzentile; *** = p


Stabilität und Kontrolle für das<br />

schnelle Laufen auf unebenem Untergrund<br />

Michael Ernst<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft, Institut für<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft, Friedrich-Schiller Universität <strong>Jena</strong><br />

Zusammenfassung<br />

In dieser Arbeit werden experimentelle und theoretische<br />

Resultate aus Studien zum Laufen auf unebenem Untergrund<br />

vorgestellt. Es wird gezeigt, dass Menschen ihre<br />

globalen Beinparameter beim Laufen auf unebenem Untergrund<br />

an die jeweilige Untergrundhöhe anpassen und<br />

so ihre Bewegung stabilisieren. Mit Hilfe eines einfachen<br />

Modells, das die Dynamik und Kinematik des Laufens gut<br />

beschreibt, lassen sich diese Adaptationen weiter untersuchen.<br />

Darüber hinaus werden mit dem Modell Kontrollen<br />

entwickelt, die es ermöglichen, bestimmte Bewegungsziele<br />

zu erreichen. Solche erweiterten Kontrollmöglichkeiten<br />

können für federartig arbeitende Laufroboter von<br />

großem Interesse sein.<br />

Einleitung<br />

Menschen zeichnet die Fähigkeit aus, sich in unterschiedlichstem<br />

Gelände schnell laufend fortzubewegen. Von Kindesbeinen<br />

an lernen und trainieren wir diese Fähigkeit, so<br />

dass sich ändernde Bodenbeschaffenheiten, kleinere Hindernisse,<br />

Anstiege und abschüssiges Gelände keine Hürden<br />

darstellen. Wie wir dies erfolgreich bewerkstelligen, ist bei<br />

weitem noch nicht vollständig erforscht und Gegenstand<br />

aktueller Untersuchungen. Zum Beispiel wurden die Reaktionen<br />

beim Gehen über eine frei bewegliche schwingende<br />

Plattform (Brady, Peters, & Bloomberg, 2009), über glatten<br />

Untergrund (Marigold & Patla, 2002) oder bei schlagartig<br />

wegbrechenden Boden (af Klint, Nielsen, Sinkjaer, & Grey,<br />

2009), für das Laufen über sich ändernde Bodenbeschaffenheiten<br />

(Ferris, Louie, & Farley, 1998) oder unebenen<br />

Untergrund (Grimmer, Ernst, Gunther, & Blickhan, 2008)<br />

untersucht. Bei unseren Untersuchungen stehen die generellen<br />

grundlegenden Mechaniken und Mechanismen des<br />

schnellen Laufens auf unebenem Untergrund im Vordergrund.<br />

Solche Untersuchungen sind aber nicht nur für die<br />

Biomechanik von Interesse auch in der Medizin, zur Prävention<br />

von Stürzen und Rehabilitation, oder in der Robotik,<br />

bei der Entwicklung von Laufmaschinen, spielen die<br />

Erkenntnisse solcher Untersuchungen eine große Rolle. Wir<br />

führten eine Reihe von Versuchen durch, bei denen <strong>Sport</strong>ler<br />

über einen unebenen Parcours liefen, in dem eine höhenverstellbare<br />

Stufe integriert war. Diese Stufe dient als<br />

Störung des normalen Laufens und entsprechende Anpassungen,<br />

um diese Störung zu meistern, wurden von den<br />

Läufern durchgeführt.<br />

In dieser Arbeit wird im speziellen auf die globalen Beinparameter<br />

(das Bein als Ganzes betrachtet) und die dahinter<br />

liegenden Modellvorstellungen und Kontrollstrategien eingegangen.<br />

Wir können zeigen, dass sich die globalen Beinparameter<br />

beim Laufen über unebenem Untergrund entsprechend<br />

der Stufenhöhe anpassen. Dabei zeigt das Bein<br />

ein federartiges Verhalten, welches durch ein Ersatzmodell<br />

gut beschrieben wird. Mit ihm wurden verschiedene Bewegungsstrategien<br />

und Kontrollen für das Laufen abgeleitet.<br />

Abb. 1: Schematische Darstellung der globalen Beineigenschaften –<br />

die initiale Beinlänge l0, die Beinsteifigkeit K, die sich aus der maximalen<br />

Beinkraft und Beinkompression bestimmen lässt und der<br />

Anstellwinkel a, der Winkel, unter dem das Bein bei Kontaktbeginn<br />

den Boden berührt.<br />

Diese erweiterten Kontrollen und Strategien könnten es<br />

Laufmaschinen und humanoiden Robotern in Zukunft ermöglichen,<br />

sich schneller, effizienter und stabiler in unebenem<br />

Gelände fortzubewegen. Bisherige humanoide<br />

Roboter wie zum Beispiel Asimo von Honda mit einer Laufgeschwindigkeit<br />

von 6km/h (http://world.honda.com/<br />

ASIMO), sind noch weit entfernt, Leistungen eines Läufers<br />

zu erreichen.<br />

Laufen auf unebenem Untergrund<br />

Um die Anpassungen, die Menschen beim Laufen auf unebenem<br />

Untergrund zeigen, zu bestimmen, wurden verschiedene<br />

Versuche durchgeführt (Grimmer, 2008; Grimmer<br />

et al., 2008). Die Läufer überqueren dabei einen<br />

unebenen Parcours (± 2cm), in dem zusätzlich eine höhenverstellbare<br />

Stufe integriert ist. Jeweils eine Kraftmessplatte<br />

ist in dem Parcours vor und in der Stufe integriert. Mit<br />

ihnen werden die Bodenreaktionskräfte im Kontakt vor und<br />

auf der Stufe ermittelt. Zusätzlich befinden sich zahlreiche<br />

Marker an definierten Körperpositionen, die mit Hochgeschwindigkeitskameras<br />

erfasst werden und so die kinematischen<br />

Informationen über den Läufer liefern. In den verschiedenen<br />

Versuchsabschnitten werden Stufenhöhen von<br />

0, 5, 10 und <strong>15</strong>cm eingestellt. Der Versuchsabschnitt ohne<br />

Störung (0cm Stufenhöhe) dient jeweils als Referenzlauf.<br />

In der vorliegenden Arbeit beschränken wir uns auf die<br />

Anpassungen, die die globalen Beinparameter beim Laufen<br />

über Stufen unterschiedlicher Höhe zeigen. Unter den<br />

globalen Beinparametern verstehen wir die initiale Beinlänge<br />

l0, die Beinlänge bei Kontaktbeginn, den Anstellwinkel<br />

a, der Winkel, unter dem das Bein bei Kontaktbeginn<br />

den Boden berührt und die Beinsteifigkeit K, (Abb.<br />

1). Die Beinsteifigkeit K im Kontakt bestimmt sich dabei<br />

aus der maximalen Bodenreaktionskraft, ermittelt über die<br />

Kraftmessplatten, und der maximalen Beinverkürzung im<br />

11


Vergleich zum Kontaktbeginn, die aus den kinematischen<br />

Daten gewonnen wird.<br />

Die Beinsteifigkeit für den gestörten Kontakt nimmt mit<br />

zunehmender Stufenhöhe signifikant ab (Grimmer, 2008;<br />

Grimmer et al., 2008). In dem ungestörten Kontakt vor<br />

der Stufe sind diese Anpassungen nicht zu finden. Ähnlich<br />

Anpassungen zeigen sich beim Anstellwinkel. Im gestörten<br />

Kontakt nehmen die Anstellwinkel mit zunehmender Stufenhöhe<br />

ebenfalls ab, von 68deg auf 62deg für die höchste<br />

Stufe, wohingegen sich keine signifikanten Änderungen in<br />

dem ungestörten Kontakt vor der Stufe zeigen. Geringfügige<br />

Änderungen sind auch für die initiale Beinlänge zu finden.<br />

Sie nimmt mit zunehmender Stufenhöhe ebenso ab.<br />

Abb. 2: Ersatzmodell für das Laufen – das Feder-Masse Modell. Das<br />

Modell besteht aus einer Punktmasse und einer daran angefügten<br />

masselosen Feder der Länge l0 und der Federsteifigkeit K. Die Bewegung<br />

kann in zwei Phasen unterteilt werden. In eine Flugphase,<br />

bei der sich der Schwerpunkt mit der horizontalen Geschwindigkeit<br />

vx vorwärts bewegt und den höchsten Punkt der Trajektorie yApex<br />

durchläuft und die elastische Kontaktphase, die beginnt, wenn die<br />

Feder den Boden unter dem Winkel a berührt.<br />

Modellvorstellung und Kontrollstrategien<br />

Durch die Definition einer Steifigkeit für das Bein während<br />

des Kontaktes wird implizit schon die Modellvorstellung<br />

zugrunde gelegt, dass sich das Bein federartig verhält. Tatsächlich<br />

konnte gezeigt werden, dass sich die Kinematik<br />

und Dynamik mit einem einfachen Feder-Masse Modell<br />

in der Sagittalebene für Menschen (Blickhan, 1989) und<br />

Tiere (McMahon & Cheng, 1990) gut beschreiben lässt.<br />

Seit dem fand dieses Modell in zahlreichen verschiedenen<br />

Studien zum Hüpfen und Laufen (Blickhan & Full, 1993;<br />

Farley, Blickhan, Saito, & Taylor, 1991; Full & Koditschek,<br />

1999; Seyfarth, Geyer, Gunther, & Blickhan, 2002) sowie<br />

zum Gehen (Geyer, Seyfarth, & Blickhan, 2006) Anwendung.<br />

Dass sich die Bewegung und Parameteranpassungen<br />

eines menschlichen Läufers über einen unebenen Parcours<br />

ebenfalls mit Hilfe des Feder-Masse Modells beschreiben<br />

lässt, konnten wir zeigen (Grimmer et al., 2008). Die Anpassungen<br />

sind notwendig um die Bewegung zu stabilisieren;<br />

siehe unten.<br />

Das Feder-Masse Modell (Abb. 2) ist dabei eine starke Abstraktion<br />

des menschlichen Läufers und besteht aus einer<br />

Punktmasse, die an einer masselosen Feder der Federsteifigkeit<br />

K und der Federlänge L0 befestigt ist. Das Laufen<br />

lässt sich hierbei in zwei Phasen einteilen: eine ballistische<br />

Flugphase, bei der sich das Modell mit konstanter Geschwindigkeit<br />

(vx) vorwärts bewegt und dabei die höchste<br />

12<br />

vertikale Auslenkung yApex während eines Schrittes durchläuft;<br />

und eine elastische Kontaktphase, die beginnt, wenn<br />

die Feder den Boden unter dem Kontaktwinkel a berührt.<br />

Die Bewegung des Modells ist dann stabil, wenn sich zwei<br />

aufeinanderfolgende Apizes gleichen und kleine Störungen<br />

kompensiert werden und nicht zum Stolpern führen.<br />

Für größere Störungen kommt es in der Regel zu Abweichungen<br />

der aufeinander folgenden Apizes. Ist die Kontrolle<br />

robust genug, können aber auch solche Störungen<br />

kompensiert werden.<br />

Abb. 3: Anwendung der konstanten Geschwindigkeitskontrolle beim<br />

Laufen über unebenen Untergrund. Mit dieser Kontrolle ist es möglich<br />

über unebenen Boden zu laufen und dabei eine konstante Apexhöhe<br />

zu wahren. Dies geht einher mit einer gleichbleibenden Vorwärtsgeschwindigkeit<br />

für die Flugphasen.<br />

Dass die Stabilität der Bewegung für das Feder-Masse<br />

Modell unter bestimmten Voraussetzungen gegeben ist,<br />

konnte von Seyfarth und Kollegen (Seyfarth et al., 2002)<br />

gezeigt werden, wobei eine wesentliche Verbesserung der<br />

Stabilität mit einer Schwungbeinkontrolle erreicht werden<br />

kann (Seyfarth & Geyer, 2002; Seyfarth, Geyer, & Herr,<br />

2003).<br />

Diese theoretischen Studien beschäftigen sich vornehmlich<br />

mit der Stabilität der federartigen Bewegung. Neben<br />

dem kritischen Faktor der Stabilität einer dynamischen<br />

Bewegung können andere Kriterien für das Laufen von<br />

ähnlicher Bedeutung sein. Speziell sei hier an die Kontrolle<br />

von federartig arbeitenden Laufmaschinen (Robotern)<br />

gedacht. Für diese Art von Laufmaschinen mag eine konstante<br />

Vorwärtsgeschwindigkeit, eine maximierte Laufgeschwindigkeit,<br />

oder ein konstante maximale Flughöhe<br />

(Apizes) beim Laufen über unebenem Untergrund Vorrang<br />

vor maximierter Stabilität haben.<br />

Wir konnten eine Schwungbeinkontrolle für das konservative<br />

Feder-Masse Modell entwickeln, dass die Vorwärtsgeschwindigkeit<br />

beim Laufen über unebenem Untergrund<br />

konstant hält (Abb. 3), indem es die Parameter des Feder-Masse<br />

Modells im Flug an die neue Untergrundhöhe<br />

anpasst (Ernst, Geyer, & Blickhan, 2009). Ähnlich wie wir<br />

es beim menschlichen Laufen auf unebenem Untergrund<br />

sehen. Gleichzeitig wird durch diese Art der Kontrolle erreicht,<br />

dass die globalen maximalen Flughöhen (Apizes)<br />

ebenfalls gleich sind. Diese konstante Geschwindigkeitskontrolle<br />

kann als Feedforward-Strategie gestaltet werden<br />

(Ernst et al., 2009). Eine Feedforward Strategie hat hier<br />

den Vorteil, dass sie unabhängig von der Erfassung der<br />

aktuellen Bodenhöhe (Feedback-Strategie) funktioniert.<br />

Für die konstante Geschwindigkeitskontrolle existiert nicht<br />

nur eine Lösung, sondern ein ganzer Lösungsraum. Durch<br />

Beschränkungen in den Modellparametern wird dieser Bereich<br />

allerdings eingeschränkt.


Diskussion<br />

Laufen auf unebenem Untergrund stellt gesunde Menschen,<br />

im Gegensatz zu modernen humanoiden Robotern,<br />

vor keine großen Herausforderungen. In dieser Arbeit wurden<br />

experimentelle und theoretische Resultate aus Studien<br />

zum Laufen auf unebenem Untergrund vorgestellt, die aufzeigen,<br />

welche Adaptationen Läufer vornehmen, um stabil<br />

auf solchen Untergründen zu laufen. Die Läufer passen ihre<br />

globalen Beinparameter an die jeweilige aktuelle Untergrundhöhe<br />

an. Dabei reduzieren sie die initiale Beinlänge,<br />

die Beinsteifigkeit und den Anstellwinkel mit zunehmender<br />

Stufenhöhe für den gestörten Kontakt. Damit erreichen<br />

sie eine stabile Fortbewegung über diesen Untergrund.<br />

Ob neben der Stabilität noch andere Bewegungsziele, wie<br />

eine gleichbleibende globale Schwerpunkthöhe oder die<br />

Vermeidung zu starker Beschleunigungen des Kopfes eine<br />

Rolle spielen, ist Gegenstand aktueller Untersuchungen.<br />

Auch ist noch nicht geklärt, ob die Adaptationen passiver<br />

oder aktiver Natur sind. Das heißt, ob die Anpassungen<br />

an den Untergrund aktiv über das zentrale Nervensystem<br />

gesteuert werden oder ob sie aus den Eigenschaften des<br />

Muskel-Skelett Systems resultieren.<br />

Mit Hilfe eines Ersatzmodells für das Laufen lässt sich<br />

die Dynamik und Kinematik des Schwerpunktes des Läufers<br />

nicht nur für ungestörtes, sondern auch für gestörtes<br />

Laufen gut beschreiben. Mit diesem Modell ist es auch<br />

möglich, andere Bewegungsziele neben der Stabilität zu<br />

untersuchen. So konnten wir eine Feedforward Kontrolle<br />

ableiten, die die Vorwärtsgeschwindigkeit auf unebenem<br />

Boden konstant hält. Da mit dieser Art der Kontrolle der<br />

Untergrund nicht mehr zu erfasst werden braucht, kann<br />

eine Überführung auf federartig laufende Roboter den<br />

Kontrollaufwand reduzieren und gleichzeitig stabiles Laufen<br />

mit konstanter Geschwindigkeit auf unebenem Untergrund<br />

ermöglichen. Da nicht nur eine spezielle Lösung,<br />

sondern ein ganzer Lösungsraum dieses Kontrollziel erfüllt,<br />

sind Anpassungen an die speziellen Rahmenbedingungen<br />

von Robotern möglich.<br />

Danksagung<br />

Das Projekt wurde im Rahmen des Paketantrages (PAK 146)<br />

von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.<br />

Literatur<br />

•af Klint, R., Nielsen, J. B., Sinkjaer, T., & Grey, M. J. (2009). Sudden<br />

Drop in Ground Support Produces Force-Related Unload Response<br />

in Human Overground Walking. J Neurophysiol, 101(4), 1705-1712.<br />

•Blickhan, R. (1989). The spring-mass model for running and hopping.<br />

J Biomech, 22(11-12), 1217-1227.<br />

•Blickhan, R., & Full, R. J. (1993). Similarity in multilegged locomotion:<br />

Bouncing like a monopode. Journal of Comparative Physiology A:<br />

Neuroethology, Sensory, Neural, and Behavioral Physiology, 173(5),<br />

509.<br />

•Brady, R. A., Peters, B. T., & Bloomberg, J. J. (2009). Strategies<br />

of healthy adults walking on a laterally oscillating treadmill. Gait &<br />

Posture, 29(4), 645-649.<br />

•Ernst, M., Geyer, H., & Blickhan, R. (2009). Spring-Legged Locomotion<br />

on uneven Ground: A Control Approach to keep the running<br />

Speed constant. MOBILE ROBOTICS Solutions and Challenges - Proceedings<br />

of the 12th International Conference on Climbing and Walking<br />

Robots and the Support Technologies for Mobile Machines (pp.<br />

639-644). Istanbul: World Scientific.<br />

•Farley, C. T., Blickhan, R., Saito, J., & Taylor, C. R. (1991). Hopping<br />

frequency in humans: a test of how springs set stride frequency in<br />

bouncing gaits. J Appl Physiol, 71(6), 2127-2132.<br />

•Ferris, D. P., Louie, M., & Farley, C. T. (1998). Running in the real<br />

world: adjusting leg stiffness for different surfaces. Proc Biol Sci,<br />

265(1400), 989-994.<br />

•Full, R. J., & Koditschek, D. E. (1999). Templates and anchors: neuromechanical<br />

hypotheses of legged locomotion on land. J Exp Biol,<br />

202(Pt 23), 3325-3332.<br />

•Geyer, H., Seyfarth, A., & Blickhan, R. (2006). Compliant leg behaviour<br />

explains basic dynamics of walking and running. Proc Biol Sci,<br />

273(1603), 2861-2867.<br />

•Grimmer, S. (2008). Steifigkeitsanpassung beim Laufen auf unebenem<br />

Terrain. Hamburg: Verlag Dr. Kovac.<br />

•Grimmer, S., Ernst, M., Gunther, M., & Blickhan, R. (2008). Running<br />

on uneven ground: leg adjustment to vertical steps and selfstability.<br />

J Exp Biol, 211(Pt 18), 2989-3000.<br />

•Marigold, D. S., & Patla, A. E. (2002). Strategies for Dynamic Stability<br />

During Locomotion on a Slippery Surface: Effects of Prior Experience<br />

and Knowledge. J Neurophysiol, 88(1), 339-353.<br />

•McMahon, T. A., & Cheng, G. C. (1990). The mechanics of running:<br />

how does stiffness couple with speed? J Biomech, 23 Suppl 1, 65-<br />

78.<br />

•Seyfarth, A., & Geyer, H. (2002). Natural control of spring-like running<br />

-- optimized self-stabilization. Proceedings of the 5th inter<br />

national conference on climbing and walking robots (pp. 81--85).<br />

•Bury St Edmunds and London, UK: Professional Engineering Publishing<br />

Limited.<br />

•Seyfarth, A., Geyer, H., Gunther, M., & Blickhan, R. (2002). A movement<br />

criterion for running. J Biomech, 35(5), 649-655.<br />

•Seyfarth, A., Geyer, H., & Herr, H. (2003). Swing-leg retraction:<br />

a simple control model for stable running. J Exp Biol, 206(Pt <strong>15</strong>),<br />

2547-2555.<br />

13


Evaluationsstudie PRimus –<br />

Psychosoziale Ressourcen im Jugendsport<br />

Konzept, Implementation und Evaluation der<br />

Programmdurchführung<br />

Christian Herrmann<br />

Lehrstuhl für <strong>Sport</strong>pädagogik/-didaktik, Institut für<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität <strong>Jena</strong><br />

Zusammenfassung:<br />

Mit dem Förderkonzept „Psychosoziale Ressourcen im<br />

<strong>Sport</strong>“ (Sygusch, 2007) liegt ein Ansatz zur Entwicklung<br />

der sportlichen Handlungs- und Leistungsfähigkeit im<br />

<strong>Sport</strong> vor. Das sportartspezifische Förderkonzept orientiert<br />

sich am Trainings- und Wettkampfalltag und begründet u.<br />

a. methodische Maßnahmen zur Förderung ausgewählter<br />

Ressourcen (z. B. Selbstkonzept, Gruppenkohäsion). Im<br />

Rahmen der Begleitstudie PRimus (Psychosoziale Ressourcen<br />

im Jugendsport) wurde in den <strong>Sport</strong>arten Handball<br />

und Gerätturnen die Programmdurchführung (in Anlehnung<br />

an Mittag & Hager, 2000) evaluiert.<br />

Untersucht wurde u. a., ob bei der Implementation der<br />

methodischen Maßnahmen im organisierten Jugendsport<br />

ein Unterschied im Grad der Umsetzung besteht. Die Befunde<br />

zeigen, dass in der ersten Interventionsphase über<br />

70% der Trainer die methodischen Maßnahmen konzepttreu<br />

(bzw. -nah) umsetzen. Im Verlauf der Intervention<br />

nimmt dieser Anteil auf über 90% zu. Der <strong>Sport</strong>artenvergleich<br />

zeigt, dass der Anteil konzepttreuer Trainer im<br />

Handball bereits in der ersten Interventionsphase hoch<br />

ist. Die Trainer im Gerätturnen können dieses hohe Niveau<br />

erst in der zweiten Phase erreichen.<br />

Einleitung:<br />

Mit dem organisierten Kinder- und Jugendsport werden<br />

vielfach Sozialisations-, Erziehungs- oder Bildungspotenziale<br />

verbunden, die über die sportmotorische Entwicklung<br />

hinausreichen (u.a. Schmidt, Hartmann-Tews &<br />

Brettschneider, 2003). Der gegenwärtige Forschungsstand<br />

der sportbezogenen Kindheits- und Jugendforschung zeigt<br />

dagegen, dass entsprechende Effekte lediglich unter bestimmten<br />

Bedingungen (u.a. hoher Trainingsumfang,<br />

zielgerichtete Intervention) eintreten. Vor diesem Hintergrund<br />

forderte bereits der Erste Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht<br />

(ebd.) eine Qualitätsentwicklung des organisierten<br />

Kinder- und Jugendsports mit systematischen<br />

Konzepten sowie deren Evaluation.<br />

Mit dem Förderkonzept „Psychosoziale Ressourcen im<br />

<strong>Sport</strong>“ (Sygusch, 2007) liegt ein solcher systematischer<br />

Ansatz vor, der sich als Beitrag zur Entwicklung der sportlichen<br />

Handlungs- und Leistungsfähigkeit (… im <strong>Sport</strong>)<br />

sowie zur allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung von<br />

Kindern und Jugendlichen (… durch <strong>Sport</strong>) versteht. Das<br />

Konzept geht von folgender Grundidee aus: Eine systematische<br />

Förderung psychosozialer Ressourcen durch <strong>Sport</strong><br />

muss an Anforderungen ansetzen, die im <strong>Sport</strong> selbst von<br />

Bedeutung sind; d.h. sie muss solche Ressourcen stärken,<br />

die zur Bewältigung sportartspezifischer Anforderungen<br />

notwendig sind und sie muss Methoden anwenden, die<br />

einen sportartspezifischen Bezug aufweisen.<br />

Nach dieser Grundidee wurden in Bezug auf die ausge-<br />

14<br />

wählten Ressourcen (WAS soll gefördert werden?) Selbstkonzept,<br />

Selbstwirksamkeit, soziale Kompetenzen, sozialer<br />

Rückhalt und Gruppenzusammenhalt insgesamt sechs<br />

Kernziele formuliert (WOHIN soll gefördert werden?) sowie<br />

methodische Maßnahmen (WIE soll gefördert werden?)<br />

begründet ausgewählt.<br />

Die methodischen Maßnahmen zielen auf die Rahmenbedingungen<br />

des Trainings – z.B. Trainer als sportliche<br />

Entwicklungshelfer, angstfreie Lernatmosphäre – und auf<br />

die konkrete Gestaltung von Lernsituationen. Dabei wird<br />

unterschieden zwischen dem Aufgreifen (vorliegende Alltagssituationen<br />

aus dem Training und Wettkampf werden<br />

genutzt, um psychosoziale Lernprozesse gezielt anzuregen),<br />

dem Inszenieren (Gestaltung von Situationen, in denen<br />

psychosoziale Anforderungen mittels Aktionsformen<br />

gezielt hergestellt werden) und dem Thematisieren von<br />

sportartspezifischen Lernsituationen.<br />

Das Förderkonzept versteht sich als Rahmenkonzept,<br />

das an die Anforderungen unterschiedlicher <strong>Sport</strong>arten<br />

und Settings (Kinder- und Jugendsport, Talentförderung,<br />

<strong>Sport</strong>unterricht etc.) angepasst werden muss. Mittlerweile<br />

wurden hieraus Transferkonzepte u.a. im Handball (Deutsche<br />

Handballjugend, 2006) und im Gerätturnen (Deutsche<br />

Turnerjugend, 2005) abgeleitet.<br />

In der begleitenden PRimus-Studie (Psychosoziale Ressourcen<br />

im Jugendsport) wurden diese Transferkonzepte<br />

im Gerätturnen und Handball über sieben Monate in 33<br />

Trainingsgruppen (Alter: 12-16 Jahre) im Trainings- und<br />

Wettkampfalltag umgesetzt. Zur Vorbereitung und Begleitung<br />

erhielten die Trainer die jeweils sportartspezifische<br />

Handreichung, nahmen an Vorbereitungs- und Aufbauworkshops<br />

teil und bekamen monatlich Newsletter mit Informationen<br />

zu den Trainingsschwerpunkten.<br />

Methode:<br />

Angelehnt an das heuristische Rahmenkonzept zur Evaluation<br />

von Interventionsmaßnahmen (Mittag & Hager, 2000)<br />

erfolgt ein zweigeteiltes Vorgehen. Im Rahmen der Evaluation<br />

der Programmdurchführung geht es um die Frage: Ist<br />

das Konzept im Trainings- und Wettkampfalltag umsetzbar?<br />

Die Evaluation der Programmwirksamkeit beschäftigt<br />

sich mit der Frage: Verändern sich die psychosozialen Ressourcen<br />

im Interventionszeitraum?<br />

Bei der Evaluation der Programmdurchführung – auf die<br />

sich der vorliegende Beitrag ausschließlich konzentriert<br />

– wird überprüft, in welcher Häufigkeit die vorgesehenen<br />

Maßnahmen umgesetzt werden und ob die Umsetzung mit<br />

den Vorgaben der Programmkonzeption übereinstimmt<br />

(Richtigkeit der Umsetzung) (vgl. Drössler et al., 2007;<br />

Mittag & Hager, 2000, Sygusch & Herrmann, 2009). In<br />

diesem Sinne differenziert sich die Fragestellung wie folgt<br />

aus:<br />

•Wurden die methodischen Maßnahmen im Interventions<br />

zeitraum (t1–t2) von den Trainern häufig und richtig um<br />

gesetzt (Grad der Umsetzung)?<br />

•Verändert sich der Grad der Umsetzung im Interventions<br />

zeitraum?<br />

•Gibt es Unterschiede im Grad der Umsetzung zwischen<br />

den <strong>Sport</strong>arten?<br />

Dazu wurden problemzentrierte Interviews (Mayring,<br />

2007; Witzel, 2000) durchgeführt, in der die Trainer telefonisch<br />

(20-45 Minuten) zu drei Messzeitpunkten befragt<br />

wurden. Der erste Messzeitpunkt (t1) lag in der Mitte der<br />

ersten Trainingsphase etwa sechs Wochen nach dem Vorbereitungsworkshop,<br />

der zweite Messzeitpunkt (t2) lag


in der zweiten Trainings-phase, sechs Wochen nach dem<br />

Aufbauworkshop. Der dritte Messzeitpunkt (t3), nach Abschluss<br />

der Interventionsphase durchgeführt wurde, enthält<br />

rückblickend Aspekte der Umsetzbarkeit des Konzepts<br />

und findet deswegen in der hier beschriebenen Auswertung<br />

keine Berücksichtigung. Die Telefoninterviews wurden<br />

als mp3-Dateien gespeichert und anschließend mit<br />

Hilfe der Auswertungssoftware AtlasTi bearbeitet.<br />

Zur Auswertung der Umsetzung der methodischen Maßnahmen<br />

wurde das Datenmaterial der deduktiven Kategorien<br />

„Inszenieren“ und „Aufgreifen“ mittels skalierender<br />

Strukturierung quantifiziert (Mayring, 2007). Die Originalaussagen<br />

der Trainer wurden von zwei unabhängigen Codierern<br />

dahingehend bewertet, ob die berichteten Maßnahmen<br />

häufig und richtig (im Sinne der konzeptionellen<br />

Vorgaben) umgesetzt wurden. Diese Bewertungen wurden<br />

auf Ordinalskalen Häufigkeit (häufig, gelegentlich, selten)<br />

bzw. Richtigkeit (richtig, z. T. richtig, falsch) eingeordnet.<br />

Die Quantifizierung erfolgte angelehnt an Prinzipien des<br />

kooperativen Kodierens (Kuckartz, 2007) und orientiert<br />

sich an den Vorgaben des Rahmenkonzepts. In einem weiteren<br />

Schritt wurden diese quantifizierten Daten zur Häufigkeit<br />

und Richtigkeit auf einer vierstufigen Ordinalskala<br />

„Grad der Umsetzung“ zusammengeführt (konzepttreu<br />

[„häufig“ & „richtig“], konzeptnah [„häufig“ & „z. T. richtig“<br />

oder „gelegentlich“ & „richtig“]), konzeptbeeinflusst<br />

[„gelegentlich“ & „z. T. richtig“] oder konzeptfern [jede<br />

Kombination mit „selten“ oder „falsch“]) und mittels<br />

Zeitvergleich der Messzeitpunkte t1-t2 statistisch ausgewertet.<br />

Die Stichprobe zur Analyse der Umsetzung der methodischen<br />

Maßnahmen umfasst 26 Trainer (12 Handball,<br />

14 Gerätturnen). Hier wurden die Trainer berücksichtigt,<br />

für die zu beiden Messzeitpunkten im Interventionszeitraum<br />

(t1, t2) ein kompletter Datensatz vorliegt, so dass ein<br />

Zeitvergleich t1–t2 möglich ist.<br />

Ergebnisse:<br />

In der ersten Interventionsphase (t1) setzen 21 der 26 befragten<br />

Trainer (81%) die methodischen Maßnahmen zum<br />

Aufgreifen häufig oder gelegentlich um. Insgesamt 19 Trainer<br />

(73%) tun dies (zumindest z.T) im Sinne der konzeptionellen<br />

Vorgaben. Zur zweiten Interventionsphase (t2)<br />

nehmen die angewandten Maßnahmen in ihrer Häufigkeit<br />

(p=0,025) signifikant und in ihrer Richtigkeit (p=0,052)<br />

tendenziell zu. Alle Trainer (100%) greifen Situationen<br />

häufig oder gelegentlich auf. 24 Trainer (92%) tun dies (z.<br />

T.) richtig.<br />

Im Laufe der ersten Interventionsphase (t1) inszenieren<br />

24 Trainer (92%) häufig oder gelegentlich Aktionsformen.<br />

Dabei inszenieren 20 Trainer (77%) die Aktionsformen<br />

(zumindest z. T.) richtig, 4 Trainer (<strong>15</strong>%) inszenieren diese<br />

nicht im Sinne des Konzepts. In der zweiten Interventionsphase<br />

(t2) zeigt sich keine Zunahme der Häufigkeit.<br />

Bei der Richtigkeit zeigt sich eine tendenzielle Steigerung<br />

(p=0,088) gegenüber t1. Alle 24 Trainer (92%), die in der<br />

zweiten Interventionsphase Aktionsformen inszenieren,<br />

tun dies (zumindest z.T.) im Sinne der konzeptionellen<br />

Vorgaben.<br />

Die Entwicklungen in den <strong>Sport</strong>arten sind dabei unterschiedlich.<br />

Während im Handball 10 der 12 Trainer (83%)<br />

bereits während der ersten Phase die methodischen Maßnahmen<br />

konzepttreu oder konzeptnah umsetzten und<br />

dieses hohe Niveau in der zweiten Phase halten konnten,<br />

sind es im Gerätturnen zunächst nur 7 von 14 Trainern<br />

Abbildung 1: Grad der Umsetzung der methodischen Maßnahmen<br />

zum Aufgreifen und Inszenieren (n=26)<br />

Abb. 1 zeigt für das Aufgreifen eine signifikante Zunahme beim Grad<br />

der Umsetzung (p=0,028). In der ersten Interventionsphase werden<br />

insgesamt 17 Trainer (64%) als konzepttreu oder konzeptnah eingestuft,<br />

in der zweiten Phase sind es 23 (89%).<br />

(50%) die als konzepttreu oder konzeptnah bezeichnet<br />

werden können. In der zweiten Phase nimmt der Anteil der<br />

konzepttreuen bzw. konzeptnahen Gerätturntrainer auf 13<br />

Trainer (93%) signifikant zu (p=0,014).<br />

Beim Inszenieren nimmt der Grad der Umsetzung von der<br />

ersten (t1) zur zweiten Interventionsphase (t2) leicht zu<br />

(Abb.1). Während in der ersten Phase insgesamt 20 Trainer<br />

(77%) als konzepttreu bzw. konzeptnah eingestuft werden,<br />

sind es in der zweiten Phase 24 Trainer (92%).<br />

Im <strong>Sport</strong>artenvergleich zeigen sich beim Inszenieren ähnliche<br />

Ausprägungen wie beim Aufgreifen. Während der ersten<br />

Phase inszenieren 10 von 12 Handballtrainern (80%)<br />

und 10 von 14 Gerätturntrainer (72%) Aktionsformen konzepttreu<br />

oder -nah. In der zweiten Phase erreichen im<br />

Handball 11 von 12 Trainern (92%) und im Gerätturnen 13<br />

von 14 Trainern (93%) einen hohen Umsetzungsgrad. Diese<br />

erkennbaren Steigerungen beim Grad der Umsetzung<br />

sind allerdings nicht signifikant.<br />

<strong>15</strong>


Diskussion:<br />

Die vorliegenden Befunde belegen insgesamt einen hohen<br />

Grad der Umsetzung der methodischen Maßnahmen zum<br />

Aufgreifen und Inszenieren. Bereits in der ersten Interventionsphase<br />

setzten über 70% der Trainer die Maßnahmen<br />

konzepttreu bzw. -nah um. Im Verlauf der Intervention<br />

nimmt dieser Anteil auf über 90% zu. Dieser Befund deutet<br />

an, dass viele Trainer offenbar schon frühzeitig relativ<br />

sicher im Umgang mit den konzeptionellen Vorgaben sind.<br />

Darüber hinaus scheint eine weitere Gewöhnungsphase<br />

zum zunehmend konzepttreuen Aufgreifen und Inszenieren<br />

von Lernsituationen zu führen.<br />

Im <strong>Sport</strong>artenvergleich zeigt sich, dass im Handball der Anteil<br />

der konzepttreuen bzw. -nahen Trainer bereits in der<br />

ersten Interventionsphase hoch ist. Die Trainer im Gerätturnen<br />

finden dagegen etwas mühsamer in das Konzept, so<br />

dass diese erst in der zweiten Interventionsphase ein ähnlich<br />

hohes Niveau wie die Handballtrainer erreichen. Diese<br />

unterschiedliche Entwicklung in den <strong>Sport</strong>arten deutet<br />

an, dass die Umsetzung der konzeptionellen Vorgaben im<br />

Gerätturnen zunächst schwieriger erscheint und vermutlich<br />

nicht in dem Maße kompatibel mit dem gewohnten<br />

Trainingsalltag ist wie im Handball.<br />

In den weiteren Auswertungsschritten werden nun die<br />

vorgestellten Befunde der Evaluationen der Programmdurchführung<br />

auf die Evaluation der Programmwirksamkeit<br />

bezogen (Mittag & Hager, 2000). Die Implementationsforschung<br />

geht davon aus, dass die Art der Umsetzung<br />

die Wirksamkeit von Interventionsmaßnahmen beeinflusst<br />

(Drössler et al., 2007). Daraus leitet sich die Frage ab, ob<br />

der Grad der Umsetzung (konzepttreu vs. Konzeptfern) einen<br />

Einfluss auf die angestrebten Wirkungen nimmt.<br />

16<br />

Literatur:<br />

•Deutsche Handballjugend. (2006). Persönlichkeits- und Teamentwicklung:<br />

Förderung psychosozialer Ressourcen im Handball. Frankfurt<br />

am Main: Deutsche <strong>Sport</strong>jugend.<br />

•Deutsche Turnerjugend. (2005). Persönlichkeits- und Teament-<br />

wicklung: Förderung psychosozialer Ressourcen im Gerätturnen.<br />

Frankfurt am Main: Deutsche <strong>Sport</strong>jugend.<br />

•Drössler, S., Jerusalem, M. & Mittag, W. (2007). Förderung sozialer<br />

Kompetenzen im Unterricht. Implementation eines Lehrerfortbildungsprojekts.<br />

Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 21, <strong>15</strong>7-<br />

168.<br />

•Kuckartz, U. (2007). Einführung in die computergestützte Analyse<br />

qualitativer Daten (2., aktualisierte und erweiterte Auflage.). Wiesbaden:<br />

VS Verlag für Sozialwissenschaften.<br />

•Mayring, P. (2007). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und<br />

Techniken (9. Aufl.). Weinheim: Beltz.<br />

•Mittag, W. & Hager, W. (2000). Ein Rahmenkonzept zur Evaluation<br />

psychologischer Interventionsmaßnahmen. In W. Hager, J.-L. Patry<br />

& H. Brezing (Hrsg.), Evaluation psychologischer Interventionsmaßnahmen<br />

(S. 102–128). Bern: Huber.<br />

•Schmidt, W., Hartmann-Tews, I. & Brettschneider, W.-D. (Hrsg.).<br />

(2003). Erster deutscher Kinder- und Jugendsportbericht. Schorndorf:<br />

Hofmann.<br />

•Sygusch, R. & Herrmann, C. (2009). Entwicklungsförderung im außerschulischen<br />

Kinder- und Jugendsport: Konzept und Evaluation<br />

der Programmdurchführung. <strong>Sport</strong>wissenschaft, 39 (3), 210-222.<br />

•Sygusch, R. (2007). Psychosoziale Ressourcen im <strong>Sport</strong>. Ein sport<br />

artenorientiertes Förderkonzept für Schule und Verein.. Schorndorf:<br />

Hofmann.<br />

•Witzel, A. (2000). Das problemzentrierte Interview. Zugriff am 11.<br />

November 2008 unter http://www.qualitative-research.net/index.<br />

php/fqs/article/viewFile/1132/2520.


Strömungsuntersuchungen der<br />

Unterwasser-Delphinbewegung<br />

Stefan Hochstein<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft, Institut<br />

für <strong>Sport</strong>wissenschaft, Friedrich-Schiller-<br />

Universität <strong>Jena</strong><br />

Einleitung<br />

Um hohe Schwimmgeschwindigkeiten über einen langen<br />

Zeitraum aufrecht zu erhalten, erfordert dies zum einen<br />

eine hohe maximale Schwimmgeschwindigkeit und zum<br />

anderen eine effiziente Schwimmtechnik. Je nach Länge<br />

der Schwimmstrecke besteht somit immer ein Abwägen<br />

für maximalen Schub (kürzere Strecken) oder effizienten<br />

Schwimmen (längere Strecken).<br />

Durch die Variation der Bewegungsmuster versuchen<br />

Hochleistungsschwimmer die Vor- und Nachteile verschiedener<br />

Bewegungsvarianten zu überprüfen, mit dem Ziel,<br />

durch geschickte Bewegungen einen optimalen Vortrieb<br />

(maximaler Schub oder effizientes Schwimmen) zu erreichen.<br />

Diese aufwendigen Trainingsphasen im Versuch-Irrtum-Prinzip,<br />

zum Teil basierend auf Erkenntnissen aus der<br />

Fischlokomotion, sind vor allem aus Mangel an systematischen<br />

experimentellen und numerischen Strömungsuntersuchungen<br />

notwendig.<br />

Dabei würde eine gezielte Untersuchung der erzeugten<br />

Strömungsmuster helfen, die vor- und nachteiligen Bewegungsmuster<br />

in ihrer strömungsmechanischen Wirkung zu<br />

verstehen und darauf aufbauend ein Bewegungsmuster für<br />

optimalen und effizienten Vortrieb zu erarbeiten.<br />

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die FINA bei allen<br />

Schwimmarten die maximale Tauchphase auf <strong>15</strong> m nach<br />

Start und Wende reglementierte, traten bei Wettkämpfen<br />

immer wieder einige spezialisierte Schwimmer auf, die<br />

ihre Unterwasserphase auf 25 m oder mehr verlängerten<br />

und sich dadurch einen Zeitvorteil gegenüber ihren Kontrahenten<br />

verschafften. Seit dem hat sich die Delphinbewegung,<br />

auch Delphinkicks genannt, im Wettkampfschwimmen<br />

nach dem Start und jeder Wende etabliert.<br />

In Anlehnung an die undulatorische Fischlokomotion wird<br />

die menschliche Delphinbewegung unter Wasser auch als<br />

undulatorische Welle bezeichnet. Dabei bewegt sich von<br />

den Fingern bis zu den Zehen eine Krümmungswelle durch<br />

den Körper. Für den Fall, dass die Wellgeschwindigkeit<br />

dieser Welle größer ist als die Schwimmgeschwindigkeit,<br />

erzeugt der Schwimmer Vortrieb; ist sie jedoch kleiner,<br />

dann wirkt die Welle als Bremse.<br />

Die menschliche Unterwasser-Delphinbewegung war Fokus<br />

einiger Untersuchungen (z.B. Arellano et al., 2002;<br />

von Loebbecke et al., 2009), jedoch wurde dabei fast ausschließlich<br />

kinematische Parameter betrachtet. Untersuchungen<br />

zur Strömung in der Umgebung des Schwimmers<br />

wurden, wenn, dann nur vereinzelt unter Zuhilfenahme<br />

einfachster Methoden (z.B. mit eingestreuten Luftblasen,<br />

Arellano, 1999) durchgeführt. Bis heute ist die Analyse<br />

und Dokumentation der Strömung in der Umgebung des<br />

Schwimmers in der Literatur kaum vorhanden.<br />

Diese Studie berichtet über die Kinematik und die Strömung<br />

in der Umgebung des Schwimmers. Die Schwimmgeschwindigkeit<br />

resultiert ausschließlich aus der undulatorischen<br />

Bewegung des Schwimmers.<br />

Material & Methoden<br />

Mit zwei erprobten Leistungsschwimmern (beide weiblich;<br />

Proband 1: Alter: 26 Jahre, Körpergröße: 1.78 m, Körpergewicht:<br />

73 kg und Proband 2: 24 Jahre, 1.67 m, 56.5<br />

kg) wurden in einem Versuchsbecken des Institut für <strong>Sport</strong><br />

und <strong>Sport</strong>wissenschaft in Heidelberg (20 m x 8 m x 0.5–2<br />

m) reproduzierbare Bewegungsmuster beim Delphinschlag<br />

aufgezeichnet und Messungen des instationären Strömungsfeldes<br />

mit Hilfe der zeitaufgelösten Particle Imaging<br />

Velocimetry (PIV) durchgeführt. Dabei werden dem Wasser<br />

kleine 100µm dicke Teilchen hinzu gegeben, die im Wasser<br />

schweben. Das Prinzip der PIV besteht darin, die Verschiebung<br />

einer großen Zahl dieser Teilchen aus zwei kurzzeitig<br />

hintereinander aufgenommenen Bildern zu berechnen. Die<br />

Partikel werden typischerweise mit Hilfe von Laserlicht angestrahlt.<br />

Aus der Verschiebung der Teilchen lassen sich<br />

mit Hilfe eines Korrelationsalgorithmus die Geschwindigkeitsvektoren<br />

bzw. ein Geschwindigkeitsfeld bestimmen.<br />

Die Schwimmer schwammen die Unterwasser-Delphinbewegung<br />

in Bauchlage mit ihrer bevorzugten Frequenz. Eine<br />

Schwimmtiefe von mindestens 0.8 m wurde vorgegeben,<br />

um Oberflächenwellenwiderstände infolge von Wellenbildung<br />

vernachlässigen zu können (Vennell et al., 2006; Vorontsov<br />

und Rumyantsev, 2000). Der Start erfolgte 10 m<br />

vom Beobachtungsfenster entfernt im Flachwasserbereich<br />

ohne Abstoßen von der Wand. Damit konnte sicher gestellt<br />

werden, dass die Schwimmgeschwindigkeit einzig durch<br />

die undulatorische Bewegung resultiert und nicht durch<br />

das Abstoßen von der Wand. Um vergleichbare Situationen<br />

zu schaffen erhielten beide Probandinnen die Anweisung,<br />

mit maximalem Schub zu schwimmen.<br />

Strömungsbewegung und Kinematik wurden dabei gleichzeitig<br />

durch zwei Kameras aufgenommen. Selbstgebaute<br />

LED-Marker wurden zur Erfassung der kinematischen Daten<br />

auf den einzelnen Gelenkpunkten fixiert und durch<br />

eine Videokamera (Basler A602fc, Leihgabe des OSP Heidelberg)<br />

mit 30 Bildern/s aufgenommen, anschließend<br />

durch WinAnalyze 2.1 (MikroMak, Berlin) digitalisiert und<br />

mit MATLAB 2006a (The Math Works Inc.) und SPSS <strong>15</strong>.0<br />

(SPSS Inc.) ausgewertet.<br />

Die horizontale Schwimmgeschwindigkeit wird aus der linearen<br />

Regression der horizontalen Position des Hüftmarkers<br />

berechnet, da dieser in guter Nährung als Massenmittelpunkt<br />

angesehen werden kann. Die Geschwindigkeit der<br />

durch den Körper laufenden undulatorischen Welle, abgeleitet<br />

aus den 2-D Koordinaten (xi,yi) der einzelnen Gelenkmarkerpunkte,<br />

wird durch die lineare Regression des<br />

Abstands der einzelnen Marker über der Zeitverzögerung<br />

hinsichtlich ihrer Minima bzw. Maxima berechnet.<br />

Dimensionslose Kenngrößen der Strömungsdynamik, wie<br />

Froude-Effektivität und Strouhal-Zahl (der Kehrwert der<br />

Strouhal-Zahl gibt dabei den Fortschrittsgrad des Schwimmers<br />

pro Schlag als Vielfaches der Amplitude an) wurden<br />

berechnet.<br />

Die Bewegung der schwebenden Partikel wurde durch<br />

eine separate Hochgeschwindigkeitskamera (Photron ultima<br />

APX 120k) mit 250 Hz erfaßt. Lokale Geschwindigkeitsfelder<br />

wurden in DaVis 7.2 (LaVision, Göttingen)<br />

mittel eines Kreuz-Korrelations-Rhythmus berechnet und<br />

in TecPlot 360 2009 (TecPlot Inc., USA) graphisch weiter<br />

aufgearbeitet.<br />

Ergebnisse<br />

Der zeitliche Verlauf der Gelenkwinkel beim Menschen<br />

17


zeigt vor allem im Beinbereich (Knie-, Hüft- und Sprunggelenk)<br />

deutliche Abweichungen von einem sinodialen<br />

Verlauf auf (Abb. 1a). Der Absolutwert der längenspezifischen<br />

Amplitude (Amplitude durch Gesamtkörperlänge L)<br />

zeigt ein von Null verschiedenes Minimum in der Schulterregion<br />

und wächst quadratisch anterior (Hand) und posterior<br />

(Hüfte, Knie, Sprunggelenk, Fuß) bis zu dem Wert<br />

0.23L an. Es gibt somit keinen Punkt, der keine vertikale<br />

Oszillation ausführt. Die Schlagfrequenz wächst signifikant<br />

mit der längenspezifischen Schwimmgeschwindigkeit und<br />

bezüglich der Wellengeschwindigkeit der Körperwelle an.<br />

Beide Probanden zeigen konsistent Strouhal-Zahlen zwischen<br />

0.8 und 1.0.<br />

Wirbelablösungen wurden hauptsächlich in der Region des<br />

Kopfes und vor allem in der Beinregion beobachtet, in der<br />

die größten Wirbelstärken auftreten.<br />

Diese Wirbelablösungen entstehen entweder an Ecken und<br />

Kanten wie dem Kopf oder besonders in Regionen hoher<br />

Winkelbeschleunigung an den Gelenken, z.B. dorsal vom<br />

Knie durch die Kniebeugung oder ventral vom Knie durch<br />

die Kniestreckung (Abb. 1b).<br />

Diskussion<br />

Die Studie zeigt zum einen die kinematischen Parameter<br />

sowie das Strömungsbild der menschlichen Unterwasser-<br />

Delphinbewegung. Obwohl der menschliche Körper weit<br />

entfernt vom flexiblen stromlinienförmigen Körperbau<br />

des Fischs ist und aufgrund der evolutionsbedingten anatomischen<br />

Limitation der Bewegung vor allem im Knie-,<br />

Hüft- und Sprunggelenk, versuchen Schwimmer erfolgreiche<br />

Strategien aus der Fischlokomotion zu kopieren.<br />

Überraschender Weise zeigt die Verteilung der Absolutwerte<br />

der Amplituden entlang des Körpers einen ähnlichen<br />

Verlauf zu dem, der bei Fischen beobachtet wurde (Bainbridge,<br />

1958; Liao, 2002). Dabei ist die Schlagamplitude<br />

für menschliche Schwimmer (in Übereinstimmung zu von<br />

Loebbecke et al., 2009) etwa ein Viertel der Gesamtkörperlänge<br />

analog zur Fischlokomotion (z.B. Bainbridge,<br />

1958).<br />

Die Strouhal-Zahlen der Schwimmer liegen im Bereich von<br />

0.76 bis 1.04 und sind somit deutlich über dem optimalen<br />

Bereich für effektives Schwimmen und Fliegen in der Tierwelt<br />

(Taylor et al., 2003; Triantafyllou and Triantafyllou,<br />

1995) und in Übereinstimmung mit den Ergebnissen von<br />

18<br />

Loebbecke et al. (2009, Bereich: 0.45 – 1.08). Die Unterschiede<br />

sind durch den unterschiedlichen Versuchsablauf<br />

bedingt. In der Studie von Loebbecke haben die Schwimmer<br />

durch das Abstoßen von der Wand höhere Schwimmgeschwindigkeiten<br />

im Vergleich zum hier gezeigten „freien<br />

Schwimmen“, bei der der Schub einzig durch die undulatorische<br />

Bewegung erzeugt wurde.<br />

Der menschliche Schwimmer zeigt ein höchst komplexes<br />

Strömungsbild. Bei allen Aufnahmen wurden Wirbelbildungen<br />

im Kopfbereich beobachtet. Numerische 2–D Strömungssimulationen<br />

(Zaïdi et al., 2008) zeigten, dass die<br />

Kopfposition einen deutlichen Einfluss auf die hydrodynamische<br />

Leistung besitzt und dadurch wesentlich die Strömung<br />

um den Schwimmer verändert wird.<br />

Da Wirbelbildung und Ablösung sind zu aller erst ein Energieverlust<br />

für das System (d.h. die Schwimmgeschwindig-<br />

Abbildung 1. a) Typischer Verlauf der Gelenkwinkel bzgl. der auf die Schlagperiode T normierten Zeit. b) Wirbelbildung im Beinbereich am<br />

Ende des Abschlags.<br />

keit nimmt ab), sollte diese vermieden werden. Wenn es<br />

jedoch unvermeidbar ist, dass sich Wirbel bilden und ablösen,<br />

dann sollte eine Strategie des Schwimmers sein, die<br />

Energie der Wirbel zur Erhöhung des Vortriebs wieder zu<br />

benutzen („vortex re-capturing”, Hochstein et. al, 2009).<br />

Alles in allem handelt es sich bei der menschlichen Unterwasser-Delphinbewegung<br />

um ein komplexes Zusammenspiel<br />

zwischen Wirbelbildung und Zerstörung. Nachfolgende<br />

Studien müssen klären inwieweit und vor allem<br />

wie der Schwimmer die Energie in der richtigen Art nutzen<br />

kann.<br />

Danksagung<br />

Die Autoren bedanken sich beim Institut für <strong>Sport</strong> und<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft der Universität Heidelberg für die Nutzung<br />

des Beckens sowie bei den Schwimmern für ihre Bereitschaft.<br />

Weiterhin bedanken wir uns bei Markus Buchner<br />

(Universität Heidelberg) und Hans-Wolfgang Döttling (OSP<br />

Rhein-Neckar) für Ihre Hilfe während der Experimente sowie<br />

bei Sebastian Kunze und Christoph Brücker (TU Freiberg)<br />

für die Hilfe bei der Auswertung der Strömungsbilder.<br />

Ohne Horst Bleckmann (Universität Bonn), Cam Tropea<br />

und David Rival (TU Darmstadt), die die Risiken der Bereitstellung<br />

des PIV-Systems auf sich genommen haben,<br />

wäre diese Untersuchung nicht möglich. Gefördert durch<br />

das DFG-Schwerpunkprogramm 1207: „Strömungsbeeinflussung<br />

in Natur und Technik“, BL 236/17-1.


Literatur<br />

•Arellano, R. (1999). Vortices and Propulsion. In R. Sanders & J. Linsten<br />

(Hrsg.), SWIMMING: Applied Proceedings of the XVII International<br />

Symposium on Biomechanics in <strong>Sport</strong>s, 53–65<br />

•Arellano, R., Pardillo, S., Gavilan, A. (2002). Underwater undulatory<br />

swimming: kinematic characteristics, vortex generation<br />

and application during the start, turn and swimming strokes. In:<br />

Proceedings of the XXth International Symposium on Biomechanics<br />

in <strong>Sport</strong>s, Universidad de Granada.<br />

•Bainbridge, R. (1958). The Speed of Swimming of Fish as Related<br />

to Size and to the Frequency and Amplitude of the Tail Beat. Journal<br />

of Experimental Biology, 35 (1), 109–133.<br />

•Hochstein, S., Blickhan, R., Reischle, K., Kunze, S., Brücker, C.<br />

(2009). Swimming like a fish? First evidence of vortex re-capturing.<br />

In A. Duarte, J. Cabri, J. Barreiros (Hrsg.), European Workshop on<br />

Movement Sciences, Faculdade de Motricidade Humana, Lisbon, 89.<br />

•Liao, J. C. (2002). Swimming in needlefish (Belonidae): anguilli<br />

form locomotion with fins. Journal of Experimental Biology, 205 (18),<br />

2875–2884.<br />

•von Loebbecke, A., Mittal, R., Fish, F., Mark, R. (2009). A comparison<br />

of the kinematics of the dolphin kick in humans and cetaceans,<br />

Human Movement Science, 28 (1) 99–112<br />

•Taylor, G. K., Nudds, R. L., Thomas, A. L. R. (2003). Flying and<br />

swimming animals cruise at a Strouhal number tuned for high power<br />

efficiency, Nature, 425 (6959), 707–711<br />

•Triantafyllou, M. S., Triantafyllou, G. S. (1995). An efficient swimming<br />

machine, Scientific American, 272, 64–71.<br />

•Vennell, R., Pease, D., Wilson, B. (2006). Wave drag on human<br />

swimmers. Journal of Biomechanics, 39, 664–671.<br />

•Vorontsov, A. R., Rumyantsev, V. A. (2000). Propulsive Forces in<br />

Swimming. In Biomechanics in <strong>Sport</strong>, Vol. 1, Blackwell Science Ltd.,<br />

Oxford, S. 184–204.<br />

•Zaïdi, H., Taïar, R., Fohanno, S., Polidori, G. (2008). Analysis of<br />

the effect of swimmer’s head position on swimming performance<br />

using computational fluid dynamics., Journal of Biomechanics, 41<br />

(6), 1350–1358.<br />

19


3D Rekonstruktion der Muskelarchitektur bei<br />

Oryctolagus cuniculus<br />

Carolin Küpper<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft, Institut für<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität<br />

<strong>Jena</strong><br />

Zusammenfassung:<br />

Skelettmuskeln besitzen eine komplexe Muskelarchitektur,<br />

die einen entscheidenden Einfluss auf die Formänderung<br />

des Muskels und das mechanische Verhalten während der<br />

Kontraktion hat. Die geometrische Information ist somit<br />

von großer Bedeutung für die Modellierung von Skelettmuskeln<br />

und die Simulation von Muskelkontraktionen. In<br />

dieser Arbeit soll die Anwendbarkeit zwei verschiedener<br />

Methoden (Diffusion Tensor Imaging (DTI) und manuelles<br />

Digitalisieren) zur Darstellung der 3D Architektur der Wadenmuskulatur<br />

beim Kaninchen (Oryctolagus cuniculus)<br />

geprüft werden. Mit einem klinischen MRT konnten unter<br />

Verwendung eines anatomischen 3D Scans und einer<br />

leicht modifizierten 2D EPI-DTI Sequenz Muskelfasern innerhalb<br />

kürzester Zeit rekonstruiert werden. Diese vielversprechenden<br />

Ergebnisse gilt es künftig mit den ex vivo<br />

Untersuchungen durch den manuellen Digitalisierer (MicroScribe<br />

MLX) zu validieren.<br />

Einleitung:<br />

Grundvoraussetzung für die Simulation von Muskelkontraktionen<br />

ist neben der Modellierung der aktiven Muskelkomponente<br />

die Erfassung und Rekonstruktion der Muskelgeometrien<br />

und besonders der Muskelfaserverläufe.<br />

Muskeln können entgegen früherer Modelle nicht als Linien<br />

zwischen zwei Punkten (1D) (Hill, 1922, 1938) bzw.<br />

unter Einführung eines innerhalb des Muskels homogenen<br />

Fiederungswinkels als Fläche (2D) verstanden werden<br />

(Epstein & Herzog, 1998). Vielmehr weisen Muskeln ein<br />

räumliches Volumen auf. Dabei sind sie Zwangskräften,<br />

z.B. durch die Packung der Muskulatur oder die Begrenzung<br />

durch Knochen, ausgesetzt, die sich auf die Muskelkraftentwicklung<br />

auswirken. Diesen Vorstellungen werden<br />

die Finite-Elemente (FE) Muskelmodelle am ehesten<br />

gerecht. Alle bisherigen auf dieser Methode entwickelten<br />

Modellierungsansätze beziehen sich jedoch auf Muskelparameter<br />

aus der Literatur. Sie verwenden unrealistische<br />

Muskelgeometrien mit einheitlichen Muskelfasern und<br />

Fiederungswinkeln und vernachlässigen Sehnen und Aponeurosen<br />

(Böl & Reese, 2008; Meier & Blickhan, 2000).<br />

Die geometrische Anordnung der Muskelfasern innerhalb<br />

eines Muskels ist allerdings wesentlich komplexer, wobei<br />

erst eine dreidimensionale Beschreibung dem inneren Aufbau<br />

gerecht wird. Faserlänge (Gorb & Fischer, 2000), Fiederungswinkel<br />

(Gorb & Fischer, 2000; Stark, 2008) und<br />

Raumkrümmung (Stark, 2008) können in einem einfachen<br />

Muskel von Faszikel zu Faszikel so stark variieren, dass dieser<br />

nicht durch die Parameter eines einzigen Faszikelzuges<br />

beschrieben werden kann. Aufgrund dieser Komplexität<br />

sollte der Verlauf der Muskelfasern für den gesamten Muskel<br />

bestimmt werden, da die Messung einzelner Fasern ein<br />

verzerrtes und zu stark vereinfachtes Bild liefert.<br />

Unter Beachtung dieser Faktoren ist das Ziel dieser Arbeit,<br />

20<br />

die 3D Architektur der Wadenmuskulatur, insbesondere<br />

des M. soleus, des Kaninchens darzustellen. Dabei kommen<br />

zwei verschiedene Methoden zur Anwendung. Das Erfassen<br />

der 3D Architektur unter Verwendung eines manuellen<br />

3D Digitalisierer (MicroSchribe MLX) stellt in diesem<br />

Zusammenhang eine gut erprobte und validierte Methode<br />

dar (Gorb & Fischer, 2000; Schilling, Stark, & Fischer,<br />

2003). Im Gegensatz dazu befindet sich das DTI noch in<br />

der Entwicklungsphase. Einige kürzlich erschienene Studien<br />

konnten die Anwendbarkeit des DTIs auf dem Gebiet<br />

der in vivo Muskelfaserrekonstruktion an Tieren (Heemskerk<br />

et al., 2005; Zhang et al., 2008), als auch am Menschen<br />

(Kan et al., 2009; Lansdown et al., 2007) aufzeigen.<br />

Zwei Hauptprobleme treten bei den derzeitigen DTI Muskelrekonstruktionen<br />

auf. 1.) Die Faserverläufe in den distalen<br />

und proximalen Endbereichen können nicht aufgelöst<br />

werden. 2.) Die Abgrenzung zu benachbarten Muskeln<br />

ist schwierig (Heemskerk et al., 2005). Eine Validierung<br />

der Methode steht bisher noch aus. Zudem wurden alle<br />

bisher publizierten Tieruntersuchungen zu dieser Thematik<br />

ausschließlich an speziellen MR Tiersystemen durchgeführt.<br />

Aufgrund dessen soll in der vorliegenden Studie die<br />

Anwendbarkeit eines klinischen 3T MRT Systems zur Erfassung<br />

der Muskelarchitektur mittels DTI geprüft werden.<br />

Material/ Methoden:<br />

In der vorliegenden Arbeit wurden zwei verschiedene Methoden<br />

zur Bestimmung der 3D Muskelarchitektur angewandt:<br />

das DTI und das manuelle Digitalisieren.<br />

Bei dem DTI handelt es sich um eine neuartige Untersuchungsmöglichkeit<br />

auf dem Gebiet der Magnetresonanztomographie<br />

(MRT), mit deren Hilfe Mikrostrukturen oder<br />

Faserbahnen<br />

in vivo dargestellt werden können. Bei diesem Verfahren<br />

wird die Diffusionsrichtung der Wasserstoffprotonen als Information<br />

genutzt, um Muskelfaserverläufe zu rekonstruieren.<br />

Die MR Scans wurden mit einem klinischen 3T MRT<br />

System (Tim Trio, Siemens Medical Solution, Erlangen,<br />

Germany) unter Verwendung einer 8-Kanal Multifunktionspule<br />

durchgeführt. Diese Spule besteht aus zwei Elementen<br />

mit je vier kleinen Loops (CPC, Noras, Höchberg,<br />

Germany). Der Versuch wurde mit einem weiblichen New<br />

Zealand Kaninchen<br />

(m = 3180 g) durchgeführt. Das Tier wurde über die Ohrvene<br />

anästhesiert (Ketamin-Xylazin, Mischverhältnis: 10/1,<br />

Dosierung: 10 mg/kg/h). Die Füße des Tieres wurden an<br />

einer selbstgebauten Apparatur (Sprunggelenkswinkel ><br />

90°) mittels 2 cm breiten Klebeband fixiert. Die Ausrichtung<br />

der Unterschenkel des Tieres erfolgte parallel zum<br />

magnetischen Feld des Scanners. Die zwei Elemente der<br />

Spule wurden oberhalb bzw. unterhalb des Unterschenkels<br />

platziert. Als erstes wurde ein anatomischer Scan unter<br />

Verwendung einer single slab 3D T2-weighted TSE Sequenz<br />

mit einer isotropen Auflösung von 0.5 mm3 durchgeführt.<br />

Dieser Scan dauerte 21:02 min. Im Anschluss<br />

daran erfolgte der Diffusion-Tensor-Scan mit einer leicht<br />

modifizierten 2D EPI Sequenz. Dies ergab eine Auflösung<br />

von 1.51x1.51x1.5 mm³. Die Gesamtzeit zur Erfassung der<br />

Diffusion-Tensor-Scans mit drei Wiederholungen betrug<br />

17:38 min. Die Tensor-Rekonstruktion und das Faser-Tracking<br />

wurde mit Hilfe des Diffusion Toolkit, die Evaluierung<br />

und Visualisierung der Tracks mit Trackvis durchgeführt<br />

(Wang & Weeden, 2009).<br />

Die zweite Methode zur Rekonstruktion der 3D Architektur<br />

(insbesondere der Muskelfasern) ist die ex vivo Unter-


suchung mit einem manuellen Digitalisierer (MicroScribe<br />

MLX). Zuvor wurden spezielle Vorbereitungen getroffen.<br />

Unmittelbar nach dem Tod des Tieres<br />

(♂, m = 2700 g) erfolgte die Präparation der linken unteren<br />

Extremität (Abziehen der Haut, Entfernen von oberflächigem<br />

Fett und Bindegewebe, Durchtrennen des Oberschenkels).<br />

Der Muskel-Knochen-Verband wurde anschließend<br />

bei einem Sprunggelenkswinkel von 90° in alkoholischen<br />

Bouin fixiert. Diese Fixationsmethode ermöglicht einen<br />

guten Erhalt der volumetrischen Verhältnisse (Schilling,<br />

Stark, & Fischer, 2003) und ruft im Vergleich zu anderen<br />

Fixationsmethoden nur sehr wenige Schrumpfartefakte des<br />

Muskelgewebes hervor (Gorb & Fischer, 2000). Nach einer<br />

ausreichenden Fixierung von mindestens 24 h wurde<br />

der M. plantaris, in Zukunft der M. soleus, unter Erhalt<br />

von Ursprung und Ansatz von der umliegenden Muskulatur<br />

befreit. Im ersten Arbeitsschritt der Digitalisierung erfolgt<br />

das Abscannen der Muskeloberfläche, wobei in Aponeurosendaten<br />

und Faszikelkoordinaten unterschieden wurde,<br />

sowie der angrenzenden Knochen. Die dreidimensionalen<br />

Punktpositionen wurden durch das manuelle Positionieren<br />

einer nadelförmigen Messspitze erfasst (Genauigkeit < 0,1<br />

mm). Um die anschließende Vermessung, die höchste Präzession<br />

erfordert, zu gewährleisten, wurde das Präparat in<br />

Wachs eingegossen. Diese zusätzliche Fixierung vermeidet<br />

Bewegungen des Präparates während der Datenaufnahme.<br />

Im zweiten deutlich aufwändigeren Arbeitsgang werden<br />

künftig schrittweise Faszikel abpräpariert (Zupfpräparation).<br />

Zur Rekonstruktion der Muskelfaserverläufe werden<br />

von jedem zehnten Faszikel Ursprung, Ansatz und ausgewählte<br />

Messpunkte entlang des Faszikels aufgenommen.<br />

Die Daten werden mit der MicroScribe Utility Software erfasst<br />

und mit Matlab 7.6 visualisiert.<br />

Ergebnisse:<br />

Um die einzelnen Muskeln bzw. Muskelgruppen zu visualisieren,<br />

wurden mehrere ROIs (englisch: region of interest)<br />

manuell in das anatomische Volumen, das heißt in die<br />

Querschnitte der Muskeln des rechten Unterschenkels, gezeichnet.<br />

Die Muskelquerschnitte sind Ergebnisse des anatomischen<br />

Scans. Die ROIs setzen sich aus dem M. tibialis<br />

anterior (TA) und dem M. extensor digitorum longus (EDL),<br />

Teilen des M. soleus (SOL), M. plantaris (PL) und des M.<br />

flexor hallucis longus (FHL), dem M. gastrocnemius medialis<br />

(GM) und lateralis (GL) zusammen (in Graustufen dargestellt).<br />

Die resultierenden Tracks (Hauptdiffusionslinien)<br />

repräsentieren den Verlauf der Muskelfasern. Alle Tracks,<br />

welche die definierten ROIs durchlaufen, sind in Abbildung<br />

1 gemeinsam mit einem anatomischen Scan aufgeführt<br />

(Abb.1).<br />

Erste Visualisierungsversuche der dreidimensionalen Koordinaten<br />

des M. plantaris des linken Beines des Kaninchens,<br />

die mittels des 3D-Scanners erfasst wurden, werden in Abbildung<br />

2 dargestellt. Hierbei beruhen ausschließlich die<br />

Daten der Aponeurosen auf der manuellen Digitalisierung.<br />

Zum besseren Verständnis wurden der Knochen-Verband,<br />

Sehnen sowie einzelne Muskelfasern schematisch eingefügt<br />

(Abb.2).<br />

Diskussion:<br />

Die ersten recht vielversprechenden Ergebnisse des DTIs<br />

mit einem klinischen MRT System ermutigen, die Muskelarchitektur<br />

unter Verwendung des beschriebenen Versuchsaufbaus<br />

detaillierter zu untersuchen. Auch wenn<br />

eine durchaus adäquate Möglichkeit gefunden wurde, die<br />

Muskelarchitektur darzustellen, so ist die angewandte 2D<br />

EPI-basierte Erfassung anfällig für Suszeptibilitätsartefakte,<br />

die die Architektur der rekonstruierten Muskelfasern deformieren.<br />

Aufgrund dessen erweist es sich als sinnvoll, in den<br />

künftigen Untersuchungen 3D-DTI Sequenzen zu verwenden.<br />

Bei der Auswertung der ermittelten Daten besteht die<br />

Schwierigkeit, anhand des DTIs Information über die Muskelgrenzen<br />

zu erlangen. Dieses Problem ist in der Literatur<br />

bereits bekannt (Heemskerk et al., 2005). Dadurch wird die<br />

Zuordnung der Muskelfasern zu den zugehörigen Muskeln<br />

erschwert. Abhilfe wurde durch das Definieren von ROIs<br />

geschaffen, welche aus dem anatomischen Scan ermittelt<br />

wurden. Dies ermöglichte es alle Muskelfasern, die durch<br />

einen ROI laufen, zu bündeln, stellvertretend für das Abgrenzen<br />

der Muskeln bzw. Muskelgruppen gegeneinander.<br />

Dennoch ist aufgrund einer unzureichenden räumlichen<br />

Auflösung die Gefahr gegeben, dass einzelne Muskelfasern<br />

Abbildung 1 Von links nach rechts. Sagittale Ansicht des anatomischen Scans. Laterale und mediale Ansicht der Fasergebiete des rechten<br />

Unterschenkels (hervorgegangen aus den definierten ROIs).<br />

21


im Randbereich falsch den angrenzenden Muskeln zugeordnet<br />

werden. Weiterhin treten Muskelfasern auf, die<br />

mehrere Muskeln durchlaufen. Bei gleicher räumlicher Ausrichtung<br />

der Fasern verschiedener Muskeln können diese<br />

fälschlicherweise innerhalb der Trackingsoftware (Diffusion<br />

Toolkit) über die Muskelgrenzen hinaus verbunden werden.<br />

Damit erscheinen sie länger als in der Realität und spiegeln<br />

anatomisch nicht korrekte Tracks wider. Dies resultiert beispielsweise<br />

darin, dass der ROI, der den M. gastrocnemius<br />

medialis definiert, nicht nur dessen Fasern, sondern auch<br />

etliche des M. semitendinosus erfasst (siehe Abbildung 1<br />

rechts). Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zusätzliche<br />

Information über die Muskelform von anderen Messmethoden<br />

(MRT oder manuelles Digitalisieren) mit einzubeziehen,<br />

um die Muskeln klar voneinander zu trennen. Zusätzlich<br />

besteht die Möglichkeit künftig bei der Datenverarbeitung<br />

an Stelle eines ROIs je Muskel bzw. Muskelgruppe mehrere<br />

ROIs in unterschiedlichen Abschnitten des Muskels zu definieren,<br />

um damit die Muskelform genauer abzugrenzen.<br />

Die gewonnenen Ergebnisse, die es aufgrund der aufgezeigten<br />

Problematiken zu optimieren gilt, sollen in Zukunft<br />

mit den weitaus zeitaufwändigeren ex vivo Untersuchungen<br />

der Muskelgeometrie, insbesondere der Muskelfaszikel<br />

durch den manuellen Digitalisierer verglichen werden. Diese<br />

gut erprobte Methode der 3D Rekonstruktion soll in diesem<br />

Zusammenhang genutzt werden, um das sich auf dem<br />

Gebiet der Muskelfaserdarstellung in der Entwicklungsphase<br />

befindende DTI zu validieren. Diese Validierung würde<br />

mit diversen Vorteilen einhergehen. Der verhältnismäßig<br />

geringe Zeitaufwand von circa 1,5 h inklusive Vorbereitungszeit,<br />

als auch die Fähigkeit der in vivo Muskelfaserrekonstruktion<br />

erlauben es unter anderem ein Tier mehrfach<br />

unter Einstellung verschiedener Gelenkwinkel zu messen,<br />

um die entsprechende Veränderung der Muskelarchitektur<br />

zu erfassen. Dieses detaillierte Wissen über die Geometrie<br />

des Muskels kann bei der Simulation von Muskeln, insbesondere<br />

bei der Entwicklung von realistischen FE-Muskelmodellen<br />

von großem Nutzen sein.<br />

22<br />

Literatur:<br />

Abbildung 2 Graphische Darstellung des Muskel-Knochen-Verbandes des M. planataris.<br />

•Böl, M., & Reese, S. (2008). Micromechanical modelling of skeletal<br />

muscles based on the finite element method. Comput Methods<br />

Biomech Biomed Engin, 11(5), 489-504.<br />

•Epstein, M., & Herzog, W. (1998). Theoretical Models of Skeletal<br />

Muscle. Chichester: John Wiley & Sons.<br />

•Gorb, S. N., & Fischer, M. S. (2000). Three-dimensional analysis<br />

of the arrangement and length distribution of fasciles in the<br />

triceps muscle of Galea musteloides (Rodentia,Cavimorpha). Zoo<br />

morphology, 91-97.<br />

•Heemskerk, A. M., Strijkers, G. J., Vilanova, A., Drost, M. R., &<br />

Nicolay, K. (2005). Determination of mouse skeletal muscle archi<br />

tecture using three-dimensional diffusion tensor imaging. Magn<br />

Reson Med, 53(6), 1333-1340.<br />

•Hill, A. V. (1922). The maximum work and mechanical efficiency of<br />

human muscles, and their most economical speed. The Journal of<br />

physiology, 14(56(1-2)), 19-41.<br />

•Hill, A. V. (1938). The Heat of Shortening and the Dynamic Con<br />

stants of Muscle. Proceedings of the Royal Society of London.<br />

Series B, Biological Sciences, 126(843), 136-195.<br />

•Kan, J. H., Heemskerk, A. M., Ding, Z., Gregory, A., Mencio, G.,<br />

Spindler, K., et al. (2009). DTI-based muscle fiber tracking of the<br />

quadriceps mechanism in lateral patellar dislocation. J Magn Reson<br />

Imaging, 29(3), 663-670.<br />

•Lansdown, D. A., Ding, Z., Wadington, M., Hornberger, J. L., &<br />

Damon, B. M. (2007). Quantitative diffusion tensor MRI-based<br />

fiber tracking of human skeletal muscle. J Appl Physiol, 103(2),<br />

673-681.<br />

•Meier, P., & Blickhan, R. (2000). FEM-Simulation of skeletal muscle:<br />

the influence of inertia during activation and deactivation. In<br />

W. Herzog (Ed.), Skeletal Muscle Mechanics: From Mechanisms to<br />

Function (pp. 207-223): John Wiley & Sons.<br />

•Schilling, N., Stark, H., & Fischer, M. S. (2003). Analyse der<br />

paravertebralen Muskulatur kleiner Säuger. In: Prävention von<br />

arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren und Erkrankungen, R.<br />

Grieshaber, W.Schneider (Hrsg.), Monade Agentur für Kommunikation,<br />

343-354.<br />

•Stark, H. (2008). Die 3D-Architektur der Muskelfaszikel in ausge<br />

wählten Muskeln und ihre Relevanz zur Kraftentwicklung - Disser-<br />

tation.<br />

•Wang, R., & Weeden, V. J. (2009). Diffusion Toolkit: http://www.<br />

trackvis.org.<br />

•Zhang, J., Zhang, G., Morrison, B., Mori, S., & Sheikh, K. A.<br />

(2008). Magnetic resonance imaging of mouse skeletal muscle to<br />

measure denervation atrophy. Exp Neurol, 212(2), 448-457.


Biomechanische Untersuchungen von Muskeleigenschaften<br />

beim Neuseelandkaninchen<br />

Kay Leichsenring<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft, Institut für<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität<br />

<strong>Jena</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Muskeln sind die Motoren des Lebens. Um diese hochkomplexen<br />

Strukturen verstehen und beschreiben zu<br />

können, werden in der Wissenschaft verschiedene Modellierungsansätze<br />

verwendet. Mit Hilfe dieser Modelle wird<br />

die Erfassung der Funktionsweisen des Muskel-Sehnen-<br />

Komplexes angestrebt, um anhand von Simulationen<br />

realistische Prognosen über die Änderung von Muskelform<br />

und Kraftverhalten während einer dynamischen Kontraktion<br />

erstellen zu können. Für die Modellentwicklung ist<br />

neben der mathematischen Beschreibung die experimentelle<br />

Untersuchung aller Muskelparameter notwendig. Das<br />

Erfassen der aktiven und passiven Muskeleigenschaften<br />

(Kraft-Längen-Kurve, Kraft-Geschwindigkeits-Kurve,<br />

Aktivierungsverhalten und Eigenschaften der seriell- und<br />

parallelelastischen Komponenten) sowie deren Quantifizierung<br />

stellt das Anliegen dieses Projektes dar. Die<br />

Bestimmung der Muskelparameter erfolgt in situ am<br />

isolierten Schollenmuskel (M. soleus) beim Kaninchen<br />

(Oryctolagus cuniculus). Anhand von verschiedenen experimentellen<br />

Methoden werden die mechanischen Eigenschaften<br />

und Strukturparameter bestimmt.<br />

Einleitung<br />

Der menschliche Körper besitzt über 650 verschiedene<br />

Muskeln, welche etwa 35 bis 40 Prozent des gesamten<br />

Körpergewichts ausmachen. All diese Muskeln besitzen<br />

die Eigenschaft, durch Aktivierung Kräfte zu erzeugen und<br />

ihre Länge zu ändern. Somit können der Mensch und auch<br />

alle anderen Lebewesen mechanische Energie produzieren,<br />

welche für die vielfältigen Bewegungen und deren<br />

Regulation erforderlich ist.<br />

Daher liegt die Beschreibung dieser wahren Kraftwerke<br />

des Lebens schon seit langer Zeit im Interesse der Forschung,<br />

um beispielsweise Aussagen über das Phänomen<br />

der Muskelkontraktion treffen zu können. In der Wissenschaft<br />

werden biomechanische Muskelmodelle zum<br />

Beispiel zur Beschreibung der Muskelkontraktion (Siebert<br />

et al., 2007; Siebert, Wagner, & Blickhan, 2003) sowie<br />

als Motoren in komplexen Muskel-Skelett-Modellen<br />

(Buchanan et al., 2004; Lloyd & Besier, 2003) verwendet.<br />

Zudem sollen diese Modelle helfen, die Interaktion zwischen<br />

aktiven (Aktin und Myosin), passiven (zum Beispiel<br />

Epi-, Peri- und Endomysium) und aktivierungsabhängigen<br />

Strukturen (beispielsweise Titin, nach Rode, Siebert, &<br />

Blickhan, 2009a) der Muskulatur zu erklären.<br />

Zur Modellierung werden unterschiedliche Ansätze verwendet,<br />

um die Muskeleigenschaften aufzuschlüsseln.<br />

Beispielsweise konnten in zahlreichen vorangegangenen<br />

Arbeiten die Muskelaktivierung, die Faserverteilung oder<br />

die Muskelermüdung beschrieben werden.<br />

Eines der ersten mathematischen Modelle ist das makromechanische<br />

Modell nach Hill (1922 & 1938). Dieses<br />

Modell beinhaltet drei verschiedene Elemente. Ein kontraktiles<br />

Element [CC], welches die aktiven Muskelfasern<br />

beschreibt. Ein serienelastisches Element [SEC], welches<br />

die Sehnen, Aponeurosen sowie die Serienelastizität der<br />

kontraktilen Einheit darstellt und ein parallelelastisches<br />

Element [PEC], das zum Beispiel den Bindegewebshüllen<br />

der Muskulatur entspricht. Anhand der „Hill´ schen Gleichung“<br />

konnte erstmals der nichtlineare Zusammenhang<br />

zwischen Muskelkraft und Kontraktionsgeschwindigkeit<br />

beziehungsweise die Abhängigkeit der Kraftproduktion<br />

von der Muskellänge beschrieben werden. Als eines der<br />

ersten mikrostrukturellen Modelle ist das von Huxley<br />

(1957) zu nennen. Der als „Querbrückentheorie“ bezeichnete<br />

Ansatz formuliert die Muskelkontraktion als eine Interaktion<br />

zwischen Aktin- und Myosinfilamenten, welche<br />

sich zueinander bewegen. Durch diese Relativbewegung<br />

der beiden Filamente kommt es zur Längenänderung der<br />

Muskulatur und somit zur Produktion der mechanischen<br />

Energie. Diese beiden Modelle, auf makromechanischer<br />

sowie mikrostruktureller Basis, werden für die Beschreibung<br />

der dynamischen Kontraktion kompletter Muskeln<br />

verwendet.<br />

Seit einiger Zeit werden anhand der Finite- Elemente-<br />

Methode dreidimensionale Muskelmodelle erstellt, um<br />

die geometrisch komplexen Gegebenheiten während<br />

einer Kontraktion simulieren zu können (Blemker & Delp,<br />

2005; Böl & Reese, 2008; Meier & Blickhan, 2000). Die<br />

meisten dieser FE- Modelle basieren auf einer phänomenologischen<br />

Beschreibung des weichen Muskelgewebes<br />

in Kombination mit eindimensionalen Hill- Modellen zur<br />

Wiedergabe der aktiven Eigenschaften der finiten Elemente.<br />

Mit Hilfe der auf FE- Basis konstruierten Modelle<br />

sollen Prognosen über Trägheitseinflüsse, Geometrieänderungen<br />

oder dem Verhalten von Innendrücken während<br />

einer dynamischen Muskelkontraktion ermöglicht werden.<br />

Ebenso könnten die Einflüsse von Zwangskräften oder die<br />

Einwirkung von angrenzenden Muskeln untersucht werden.<br />

Um das Potential dieser Methode für die Erlangung<br />

eines besseren Verständnisses über die Kontraktionsdynamik<br />

nutzen zu können, müssen die Muskelmodellparameter<br />

anhand experimenteller Untersuchungen bestimmt<br />

werden. Dieses Ziel soll anhand unseres Projektes realisiert<br />

werden.<br />

Material und Methoden<br />

Die experimentelle Untersuchung der Muskeleigenschaften<br />

erfolgte am isolierten M. soleus des Kaninchens.<br />

Dieser eingelenkige Muskel wird durch eine unipennate<br />

Architektur und eine homogene Muskelfaserverteilung<br />

(Wank, 2000) charakterisiert. Der Muskel hat seinen<br />

Ursprung am proximalen Teil der Fibula und mündet über<br />

die Tendo calcaneus communis am Calcaneus, so dass er<br />

hauptsächlich während der Plantarflexion agiert. Aufgrund<br />

der hohen Resistenz gegen Ermüdung und der guten<br />

experimentellen Anwendung eignet sich der M. soleus für<br />

zahlreiche Versuche, um mit verschiedenen Methoden<br />

seine Muskeleigenschaften zu bestimmen.<br />

Das Kaninchen (♂, 2500g) wurde zu Beginn des Versuches<br />

durch eine intravenöse Injektion in die Ohrvene<br />

mit Natrium- Pentobarbital (30mg pro kg) betäubt.<br />

Zusätzlich wurde mit Bupivacain (0,5%) eine epidurale<br />

Anästhesie vollzogen, welche eine reversible Unterbrechung<br />

der Erregungsleitung im Rückenmark bewirkt. Im<br />

Anschluss erfolgte die Präparation der hinteren Extremität,<br />

bei welcher ein Zugang zum N. tibialis, welcher den<br />

23


M. soleus innerviert, geschaffen wurde. Zudem wurde der<br />

Muskel freipräpariert und der Calcaneus von der Fußwurzel<br />

abgetrennt, um die isolierten Muskelkontraktionen<br />

durchführen zu können. Durch die Isolierung des Muskels<br />

kann die unmittelbare Bestimmung der Kräfte und<br />

Geschwindigkeiten gewährleistet werden. Im Anschluss<br />

an die Präparation wurde die gesamte hintere Extremität<br />

in einem speziell entwickelten Arretierungsrahmen fixiert.<br />

Das zentrale Element des Messplatzes ist ein Muskelhebel<br />

(Aurora Scientific 310B- LR), welcher mit dem Ansatz<br />

des M. soleus am Calcaneus durch einen Haken verbunden<br />

wurde (Abb. 1). Mit diesem Hebelarmsystem ist<br />

es möglich, Längenänderungen und Kräfte vorzugeben<br />

und gleichzeitig die durch den Muskel-Sehnen-Komplex<br />

erzeugten Kräfte und Längenänderungen mit einer maximalen<br />

Frequenz von 1000Hz zu messen. Die Ruhemuskellänge,<br />

von der aus alle Versuche starteten, entsprach<br />

einem Sprunggelenkswinkel von 90° und betrug 105mm.<br />

Die supramaximale Stimulation des N. tibialis erfolgte<br />

anhand einer selbstgefertigten bipolaren Goldelektrode<br />

mit einem Elektrodenabstand von 3mm. Zu Beginn der<br />

Messungen wurde die minimale Reizschwelle für eine<br />

Zuckungskontraktion bestimmt. Für die vollständige Rekrutierung<br />

aller Muskelfasern wurde die nervale Stimulation<br />

unter Verwendung des dreifachen Schwellenwertes<br />

der Zuckungskontraktion benutzt. Danach konnten die<br />

verschiedenen Versuche zur Bestimmung der Muskeleigenschaften<br />

durchgeführt werden. Die Kraft-Längen-<br />

Kurve wurde durch eine Serie isometrischer Kontraktionen<br />

bei verschiedenen Muskellängen, das Inkrement betrug<br />

2mm, bestimmt. Dazu wurde der Muskel ausgehend von<br />

der Ruhemuskellänge auf die Versuchslänge gedehnt. Zur<br />

Minimierung visköser Einflüsse auf die aktive Muskelkontraktion<br />

wurde der Muskel passiv 2s auf dieser Länge gehalten.<br />

Dann erfolgte eine 1000ms andauernde Stimulation,<br />

die ausreichend war, um ein Plateau im Kraftverlauf<br />

zu erzeugen. Für jede Muskellänge wurde die maximale<br />

Muskelkraft (FGesamt) sowie die passive Muskelkraft<br />

(FPassiv) bestimmt. Aufgrund der temperaturabhängigen<br />

Eigenschaften der Muskulatur (Bennett, 1985; Bergh &<br />

Ekblom, 1979; Ranatunga, 1982) wurde das Kaninchen<br />

während der Messungen auf einem temperaturregulierendem<br />

Wärmekissen (Harvard Apparatus) gelagert. Die<br />

Temperatur wurde auf 39°C eingestellt (Abb.1).<br />

24<br />

Ergebnisse<br />

Innerhalb dieser Untersuchung konnten zahlreiche isometrische<br />

Kontraktionen durchgeführt werden. Für die<br />

supramaximale Stimulation des M. soleus waren folgende<br />

Parameter notwendig. Die Stromstärke betrug 3mA, die<br />

Reizfrequenz lag zwischen 80- 100Hz und die Impulsbreite<br />

wurde auf 0,1ms eingestellt. Geringere Reizfrequenzen<br />

lieferten deutlich verlängerte Aktivierungszeiten (beispielsweise<br />

1,5s bei 30Hz) und geringere Maximalkräfte.<br />

Aus den Kontraktionen erfolgte jeweils die Ermittlung des<br />

Kraft-Zeit-Verlaufes, welcher in Abb. 2 dargestellt ist und<br />

Aufschluss über die isometrische Kraftentwicklung gibt<br />

(Abb.2).<br />

Für die hier abgebildete Kontraktion, die Muskellänge<br />

entsprach der Ruhemuskellänge von 105mm, konnte eine<br />

maximale Kraft von 7,7N ermittelt werden. Eine Reizdauer<br />

von 1000ms und eine Stimulationsfrequenz von 100Hz<br />

wurden für den in Abb. 2 gezeigten Verlauf angewendet.<br />

Schließlich wurde anhand der isometrischen Kontraktionen<br />

die Kraft-Längen-Abhängigkeit (Abb. 3) des M.<br />

soleus bestimmt. Es wird deutlich, dass der Muskel seine<br />

optimale Muskellänge bei etwa 107mm (Ruhemuskellänge<br />

+ 2mm) besitzt. Dies entspricht einem Gelenkwinkel von<br />

92,7°.<br />

Das Diagramm zeigt auch, dass der M. soleus bei einer<br />

Winkelstellung von 90° (entspricht der Ruhemuskellänge)<br />

noch keine passiven Muskelkräfte entwickelt. Diese<br />

nehmen allerdings mit Beugung des Gelenks (Dorsalextension)<br />

zu. Bei einer Muskellänge von 113mm erreichen<br />

die passiven Kräfte etwa 23% der Gesamtmuskelkraft.<br />

Die Breite des ansteigenden Astes der Kraft-Längen-<br />

Kurve beträgt etwa 10mm. Ausgehend von der optimalen<br />

Muskellänge ergibt sich bei einer theoretischen maximalen<br />

Muskelverkürzung von 40% (Herzog et al., 1992) eine<br />

optimale Faserlänge von 25mm.<br />

Abbildung 1 Messplatz mit Muskelhebel (A) und Arretierungsrahmen (E). Die hintere Extremität, bestehend aus Tibia und Femur (D), ist<br />

fixiert und der Muskel-Sehnen-Komplex des M. soleus (C) ist mit dem Muskelhebel verbunden (B)


Diskussion<br />

Im Mittelpunkt dieser Untersuchung liegt die Erfassung<br />

der aktiven und passiven Muskelparameter. Aus den<br />

daraus gewonnen Erkenntnissen kann in Kombination<br />

mit einer genauen Rekonstruktion der jeweiligen Muskelarchitektur<br />

ein neues dreidimensionales Muskelmodell<br />

basierend auf der Finite- Elemente- Methode erstellt<br />

werden. Mit diesem neuen Modell soll ein verbessertes<br />

Verständnis über die räumliche Kontraktionsdynamik<br />

gewonnen werden, um beispielsweise Fragen über die<br />

Einflussnahme von Knochen oder anliegender Muskulatur<br />

während der dynamischen Kontraktion beantworten<br />

zu können. Mit den bisher bestehenden, größtenteils<br />

eindimensionalen Modellierungsansätzen (Hill- Modell<br />

oder Huxley- Modell) können diese Fragestellungen nicht<br />

exakt beantwortet werden. Auch wurden bislang in den<br />

dreidimensionalen Muskelmodellen nur stark vereinfachte<br />

Muskelgeometrien angewandt. Daher ergibt sich die<br />

Notwendigkeit, den Einfluss der anatomischen Gegebenheiten,<br />

zum Beispiel auftretende Zwangskräfte infolge der<br />

Packung der Muskulatur, klären zu können. Zudem liegt<br />

bis zum jetzigen Zeitpunkt lediglich die unter Verwendung<br />

des Muskelmodells [CC+SEC] bestimmte PEC- Kennlinie<br />

vor. Die Bestimmung dieser PEC- Kennlinie unter Verwendung<br />

des Modells [CC], welches den vorliegenden Muskel<br />

besser beschreibt (Rode et al., 2009b), konnte aufgrund<br />

der noch ausstehenden Bestimmung der Eigenschaften<br />

der serienelastischen Komponente nicht durchgeführt<br />

werden. Dies soll in weiterführenden Arbeiten erreicht<br />

werden.<br />

Ein weiteres Ziel ist die Untersuchung von Muskeln mit<br />

einer komplizierteren Architektur und einer inhomogenen<br />

Muskelfaserzusammensetzung. Nur so kann die Simulation<br />

von gesamten Muskelgruppen, welche sich aus verschiedenen<br />

Muskeln mit unterschiedlichen Eigenschaften<br />

zusammensetzen, realisiert werden. Ebenso könnten weiterführend<br />

die zusätzlichen Funktionen der Muskulatur,<br />

beispielsweise die Stabilisierung von Gelenken, betrachtet<br />

werden. Diese Erkenntnisse würden helfen, Anwendungen<br />

in der <strong>Sport</strong>wissenschaft (zum Beispiel die Steigerung<br />

der Leistungsfähigkeit) und Medizin (beispielsweise die<br />

Entwicklung von Implantaten oder die Verbesserung von<br />

Operationstechniken) zu optimieren.<br />

Literatur<br />

Abbildung 2 Kraft-Zeit-Verlauf einer isometrischen Kontraktion des M. soleus<br />

•Bennett, A. F. (1985). Temperature and muscle. J Exp<br />

Biol, 1<strong>15</strong>, 333-344.<br />

•Bergh, U., & Ekblom, B. (1979). Influence of muscle<br />

temperature on maximal muscle strength and power output<br />

in human skeletal muscles (Vol. 107, pp. 33-37).<br />

•Blemker, S. S., & Delp, S. L. (2005). Three-dimensional<br />

representation of complex muscle architectures and geometries.<br />

Ann Biomed Eng, 33(5), 661-673.<br />

•Böl, M., & Reese, S. (2008). Micromechanical modelling<br />

of skeletal muscles based on the finite element method<br />

Computer Methods in Biomechanics and Biomedical<br />

Engineering, 11, 489-504.<br />

•Buchanan, T. S., Lloyd, D. G., Manal, K., & Besier, T.<br />

F. (2004). Neuromusculoskeletal modeling: estimaton<br />

of muscle forces and joint moments and movements<br />

from measurements of neural command. J Appl Biomech,<br />

20(4), 367-395.<br />

•Herzog, W., Leonard, T. R., Renaud, J. M., Wallace, J.,<br />

Chaki, G., & Bornemisza, S. (1992). Force-length properties<br />

and functional demands of cat gastrocnemius, soleus<br />

and plantaris muscles. J Biomech, 25(11), 1329-1335.<br />

•Hill, A. V. (1922). The maximum work and mechanical<br />

efficiency of human muscles, and their most economical<br />

speed. The Journal of physiology, 14(56(1-2)), 19-41.<br />

•Hill, A. V. (1938). The Heat of Shortening and the Dynamic<br />

Constants of Muscle. Proceedings of the Royal Society<br />

of London. Series B, Biological Sciences, 126(843),<br />

136-195.<br />

•Huxley, A. F. (1957). Muscle structure and theories of<br />

contraction. Progr. Biophys. Chem., 7, 255-318.<br />

•Lloyd, D. G., & Besier, T. F. (2003). An EMG-driven<br />

musculoskeletal model to estimate muscle forces and<br />

knee joint moments in vivo. J Biomech, 36(6), 765-776.<br />

•Meier, P., & Blickhan, R. (2000). FEM-Simulation of<br />

skeletal muscle: the influence of inertia during activation<br />

and deactivation. In W. Herzog (Ed.), Skeletal Muscle<br />

Mechanics: From Mechanisms to Function (pp. 207-<br />

223): John Wiley & Sons.<br />

•Ranatunga, K. W. (1982). Temperature-dependence of<br />

shortening velocity and rate of isometric tension development<br />

in rat skeletal muscle. The Journal of physiology,<br />

329, 465-483.<br />

•Rode, C., Siebert, T., & Blickhan, R. (2009a). Titin-indu<br />

25


ced force enhancement and force depression: a ‚stickyspring‘<br />

mechanism in muscle contractions? J Theor Biol,<br />

259(2), 350-360.<br />

•Rode, C., Siebert, T., Herzog, W., & Blickhan, R.<br />

(2009b). The effects of parallel and series elastic components<br />

on the active cat soleus force-length relationship.<br />

Journal of Mechanics in Medicine and Biology, 9(1),<br />

105-122.<br />

•Siebert, T., Sust, M., Thaller, S., Tilp, M., & Wagner, H.<br />

(2007). An improved method to determine neuromuscular<br />

properties using force laws - From single muscle to<br />

applications in human movements. Hum Mov Sci, 26(2),<br />

320-341.<br />

•Siebert, T., Wagner, H., & Blickhan, R. (2003). Not all<br />

oscillations are rubbish: forward simulation of quickrelease<br />

measurements. Journal of Mechanics in Medicine<br />

and Biology, 3, 107-122.<br />

•Wank, V. (2000). Aufbau und Anwendung von Muskel-<br />

Skelett-Modellen zur Bestimmung biomechanischer Muskelparameter.<br />

<strong>Jena</strong>: Habilitationsschrift an der Friedrich-<br />

Schiller Universität.<br />

Abbildung 3 Kraft-Längen-Kennlinien für den gesamten Muskel-Sehnen-Komplex F[Gesamt], dem parallelelastischen Element F[PEC] sowie<br />

des kontraktilen Elementes F[CC+SEC] des M. soleus. Die Berechnung des kontraktilen Elementes erfolgte unter Verwendung des Muskelmodells<br />

[CC + SEC] (Rode et al., 2009b). Die Ruhemuskellänge entspricht einer Muskellänge von 105mm bei einem Gelenkwinkel von 90°<br />

26


Bein- und Beckenmuskelaktivierung bei<br />

Patienten mit chronisch nichtspezifischem<br />

Rückenschmerz und bei Gesunden – welchen<br />

Einfluss hat die visuelle Information?<br />

Dirk Nötzel<br />

Institut für <strong>Sport</strong>wissenschaft, Lehrstuhl für<br />

<strong>Sport</strong>medizin, Friedrich-Schiller-Universität <strong>Jena</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Patienten mit chronisch unspezifischem Rückenschmerz<br />

(CURS) zeigen veränderte Aktivierungsmuster der Rumpfmuskulatur<br />

und Wahrnehmungsdefizite. In einer Querschnittstudie<br />

wurden die Muskelaktivierungsmuster der<br />

Becken- und Beinmuskulatur bei schnellen distalen Störungen<br />

mittels Oberflächenelektromyografie (OEMG) sowie<br />

der Einfluss der visuellen Information (Auge offen vs. Augen<br />

geschlossen) untersucht. Patienten mit CURS zeigen<br />

vergleichend mit Gesunden keine veränderten Muskelaktivierungsmuster.<br />

Gesunde zeigen ein abhängiges Verhalten<br />

der Maximal Amplitude von der visuellen Information.<br />

Weiterhin zeigen beide Gruppen zeigen eine signifikant<br />

höhere Voraktivierung in der Situation Augen geschlossen.<br />

Einleitung<br />

Patienten mit chronisch CURS zeigen im Vergleich zu Gesunden<br />

eine veränderte OEMG Antwort ausgewählter<br />

Rumpfmuskeln (Hodges und Richardson 1996; Hodges<br />

und Richardson 1998; Radebold et al. 2000) und veränderte<br />

Aktivierungsmuster des Armbeugers (Leinonen et<br />

al. 2007). Dies deutet darauf hin, dass chronisch unspezifischer<br />

Rückenschmerz nicht nur Einfluss auf die Muskulatur<br />

der Schmerzregion hat, sondern mit einer generellen<br />

Veränderung der motorischen Kontrolle assoziiert ist. Des<br />

Weiteren wurde nachgewiesen, dass Patienten mit CURS<br />

eine reduzierte taktile Diskriminierungsfähigkeit in der<br />

Schmerzregion sowie ein gestörtes body image aufweisen<br />

(Moseley 2008). Ob die Beinmuskulatur ebenfalls ein<br />

verändertes Aktivierungsmuster zeigt und welchen Einfluss<br />

die visuelle Information (Augen offen vs. Augen geschlossen)<br />

hat ist bisher nicht hinreichend untersucht.<br />

Ziel der Studie war die Untersuchung der reflektorischen<br />

Aktivierungsmuster ausgewählter Becken- und Beinmuskeln<br />

sowie den Einfluss der visuellen Information bei posterior-anterior<br />

Störungen auf dem Posturomed® bei Patienten<br />

mit CURS.<br />

Tabelle 1. Demografische Daten der untersuchten Probanden.<br />

Material und Methoden<br />

Es wurden 8 Patienten mit CURS ohne degenerative Bandscheibenerkrankung<br />

der Wirbelsäule und 12 gesunde Vergleichspersonen<br />

untersucht (Tabelle 1). Die Personen standen<br />

barfuß auf einem modifizierten Posturomed® (Haider<br />

bioswing, Pullenreuth, Deutschland). Sie wurden instruiert,<br />

in einer komfortablen Position, mit Blick geradeaus zu<br />

stehen. Durch manuelles Lösen der arretierten Plattform<br />

innerhalb von 10 Sekunden nach einer verbalen Information<br />

wurden 14 Störungen in posterior-anterior Richtung<br />

(jeweils 7 mit offenen und 7 mit geschlossen Augen) randomisiert<br />

appliziert (Tabelle 1).<br />

Folgenden Muskeln wurden mittels OEMG untersucht (bipolar):<br />

M. gluteus medius (GM), M. rectus femoris (RF), M.<br />

vastus medialis (VM), M. biceps femoris (BF), M. tibialis anterior<br />

(TA), M. peroneus longus (PL). Die Messung erfolgte<br />

simultan für beide Körperhälften. Die Elektrodenlokalisation<br />

wurde nach (Hermens et al. 1999) durchgeführt. Die<br />

Aufzeichnung der OEMG Signale und die Beschleunigung<br />

der Plattform erfolgte simultan (Biovision EMG System,<br />

Wehrheim, Deutschland; AD-Rate:2000/s, Verstärkung<br />

2500fach, Auflösung OEMG: 1,0µV/bit). Die automatische<br />

Bestimmung des Störzeitpunktes erfolge anhand der maximalen<br />

Amplitude des Beschleunigungssignals für jede<br />

der 14 Störungen. Folgende Parameter wurden untersucht<br />

(Abb. 1): Voraktivierung: mittlere Amplitude 300 ms vor<br />

der Störung bis Störungsbeginn; Latenzzeit: Zeitraum vom<br />

Störzeitpunkt bis zum ersten Anstieg des OEMG-Signals<br />

(überschreiten der mittleren Amplitude der Voraktivierung<br />

+ 4fache Stabw); erstes Amplitudenmaximum nach dem<br />

Störzeitpunkt. Alle Parameter wurden nach der automatischen<br />

Detektion visuell kontrolliert. Die Daten wurden in<br />

Matlab 7.0 analysiert (The Mathworks Inc, Natick, USA).<br />

Die statistische Analyse der Daten erfolgte mittels ANO-<br />

VA mit Messwiederholung (Muskel/Auge/Gruppe). Als Post<br />

Hoc Test wurde der Tukey HSD für unterschiedlich große<br />

Stichproben verwendet (Abbildung 1).<br />

Ergebnisse<br />

Die Muskelaktivierung der Bein- und Beckenmuskulatur ist<br />

bei Patienten mit CURS und Gesunden bei distalen posterior-anterior<br />

Störungen nicht signifikant unterschiedlich<br />

(Voraktivierung: F=0,01; p=0,93; Maximal Amplitude:<br />

F=0,07; p=0,79; Latenzzeit: p=0,41; p=0,53). Jedoch<br />

wurde für den Parameter Maximal Amplitude und Voraktivierung<br />

ein Zusammenhang mit der visuellen Information<br />

27


nachgewiesen. Die ANOVA zeigte für die Beinmuskulatur<br />

signifikante Interaktionen zwischen Auge*Gruppe (F=5,93;<br />

p


Kundenanalysen als Basis einer<br />

Marketingstrategie<br />

Benedikt Römmelt<br />

Lehrstuhl für <strong>Sport</strong>ökonomie, Institut für <strong>Sport</strong>wissenschaft,<br />

Friedrich-Schiller-Universität <strong>Jena</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Die Kenntnis der Präferenzen und der Eigenschaften der<br />

(potentiellen) Kunden stellt aus Marketinggesichtspunkten<br />

einen grundlegenden Erfolgsfaktor dar. Im folgenden Beitrag<br />

wird auf Basis des S-T-P-Ansatzes von Kotler und Bliemel<br />

gezeigt, welche Kundengruppen innerhalb des Marktes<br />

für kommerzielle Fitness bei Studenten in <strong>Jena</strong> existieren<br />

und welche Eigenschaften diese Kundensegmente ausmachen.<br />

Auf Basis dieser Segmentbeschreibungen wird die<br />

ökonomische Relevanz für einen Anbieter diskutiert. Dabei<br />

wird insbesondere die Wettbewerbssituation berücksichtigt.<br />

Einleitung - Notwendigkeit der Analyse von Kunden<br />

und deren Bedürfnissen<br />

Auf einem wettbewerbsintensiven Markt stellt die kundenorientierte<br />

Ausrichtung des eigenen Angebots einen der<br />

wichtigsten Erfolgsfaktoren dar. Ziel eines jeden Unternehmers<br />

sollte es sein, seinen Kunden einen größtmöglichen<br />

Nutzen zu bieten. Dabei muss er sich ökonomisch<br />

vorteilhaft im Wettbewerb positionieren. Voraussetzung<br />

für beides ist, seinen (potentiellen) Kunden sowie dessen<br />

Bedürfnisse und Präferenzen zu kennen. Gerade in einer<br />

Gesellschaft mit zunehmenden Individualisierungstendenzen<br />

wie der unseren, muss ein Anbieter um die heterogenen<br />

Bedürfnisse der Kunden wissen. Eine intensive<br />

Untersuchung der Kunden und eine Reflexion der Unterschiede<br />

in einzelnen Kundengruppierungen sind unumgänglich.<br />

Selbst Gruppen wie „Studenten“ oder „Hausfrauen“<br />

stellen in sich sehr unterschiedliche Gesamtheiten<br />

Abbildung 1: Undifferenziertes Massenmarketing vs. Analyse von Kundensegmenten (eigene Darstellung)<br />

dar, die keine homogenen und immer ähnlichen Präferenzen<br />

vorweisen.<br />

Den typischen Kunden gibt es heute nicht mehr und undifferenziertes<br />

Massenmarketing nach dem Gießkannenprinzip,<br />

bei dem ein Produkt für alle Kunden angeboten wird,<br />

funktioniert in kaum noch einer Branche. Ein Anbieter<br />

muss deshalb Kundensegmente finden, die für ihn attraktiv<br />

sind, diese fokussiert bearbeiten und ein zielgruppenspezifisches<br />

Angebot erstellen (vgl. Abb. 1).<br />

Am Beispiel der Grundgesamtheit „fitnessinteressierte<br />

Studenten in <strong>Jena</strong>“ wird im Folgenden eine Kundenanalyse<br />

nach dem S-T-P Ansatz von Kotler und Bliemel (2001)<br />

durchgeführt werden.<br />

Methodisches Vorgehen: S-T-P Ansatz nach Kotler<br />

und Bliemel<br />

Der S-T-P-Ansatz nach Kotler und Bliemel (2001) besteht<br />

aus drei Phasen (vgl. Abb. 2): Dem Segmenting, dem Targeting<br />

und dem Positioning.<br />

In der Segmenting-Phase, die den Schwerpunkt dieses<br />

Beitrags darstellt, werden zunächst die relevanten Segmentierungsvariablen<br />

ermittelt und die Segmente eingeteilt.<br />

Ein Segmentierungskriterium muss dabei folgende<br />

Voraussetzungen erfüllen: Verhaltensrelevanz, Messbarkeit,<br />

Zeitliche Stabilität, Liefern von Anhaltspunkten für<br />

die Marktbearbeitung, Wirtschaftlichkeit, Beeinflussbarkeit<br />

und Unabhängigkeit (Böhler & Scigliano, 2004, 73f.;<br />

Helm & Steiner, 2008, 87ff.). Im Falle der fitnessinteressierten<br />

Studenten scheinen die Präferenzen bezüglich der<br />

Angebotsbestandteile von Fitnessstudios als passende<br />

Segmentierungsvariable. Präferenzen sind eindimensionale<br />

Indikatoren für die Vorziehenswürdigkeit einer Alternative<br />

gegenüber anderen Produktalternativen zu einem<br />

bestimmten Zeitpunkt (Helm & Steiner, 2008, 27ff.). Die<br />

Präferenzen wurden kompositorisch durch eine Abfrage<br />

der Nutzungshäufigkeit einzelner Angebotsbestandteile<br />

gemessen. Bei der Befragung mittels Computer gestützter,<br />

persönlicher Interviews (CAPI) wurde ein Quotenplan eingehalten,<br />

der die Repräsentativität der Erhebung für die<br />

26.000 <strong><strong>Jena</strong>er</strong> Studenten gewährleistet. Insgesamt wurden<br />

229 Studenten befragt. Bei 70% von diesen (n=160)<br />

29


lag Fitness im „relevant set“, d.h. sie haben Interesse an<br />

der Nutzung kommerzieller Fitnessangebote. Durch eine<br />

Clusteranalyse der 160 Fälle nach dem single linkage Algorithmus<br />

wurden 17 untypische Fälle (Ausreißer) identifiziert<br />

und aus den weiteren Analysen ausgeschlossen. Die<br />

restlichen 143 Fälle führten nach einer Clusteranaylse nach<br />

dem Ward-Verfahren zu fünf Segmenten (vgl. Abb. 3; zur<br />

statistischen Methodik vgl. u.a. Backhaus, Erichson, Plinke<br />

& Weiber, 2008, 389ff.; Bortz, 2005, 565ff.; Bühl, 2008,<br />

545ff.). Auf Basis dieser fünf Segmente wurden Zielgruppenprofile<br />

entwickelt.<br />

Anschließen erfolgte im Targeting die Abschätzung der<br />

Attraktivität der einzelnen Segmente. In der Positioning-<br />

Phase werden mögliche Positionierungsalternativen erarbeitet.<br />

Hierzu wird ein naiver Joint-Space verwendet,<br />

der das bisherige Angebot auf dem <strong><strong>Jena</strong>er</strong> Markt und die<br />

Kundensegmente vergleicht. Naiv bedeutet hierbei, dass<br />

der Joint-Space nicht auf Basis quantitativer Daten beruht,<br />

sondern mittels qualitativen Vorgehens (Gruppendiskussion<br />

von sieben Experten) erarbeitet wurde.<br />

Ergebnisse - Beschreibung der fünf Kundensegmente<br />

Segment 1 – „Preisbewusste Pumper“<br />

Das Segment der preisbewussten Pumper stellt mit 9% die<br />

kleinste Gruppe innerhalb der fitnessinteressierten Studenten<br />

dar. Mitglieder dieser sehr maskulinen Gruppe sind<br />

mit durchschnittlich 24,8 Jahren eher in den höheren Semestern<br />

zu finden. Die preisbewussten Pumper trainieren<br />

vornehmlich an Kraftmaschinen, nutzen gelegentlich auch<br />

Kurz- und Langhanteln. An weiteren Angeboten haben sie<br />

kein Interesse. 77% haben Erfahrungen im Fitnesssport,<br />

wobei momentan 23% Kunde in einem Fitnessstudio sind.<br />

Motive für den Studiobesuch sind das Erreichen eines positiven<br />

Körpergefühls einhergehend mit geistigem Wohlbefinden<br />

sowie etwas schwächer der Muskelaufbau. Stressabbau<br />

und Ausdauerverbesserung hingegen sind keine<br />

Trainingsgründe.<br />

Die kleine Segmentgröße gepaart mit einem niedrigen monatlichen<br />

Budget für Fitness von 24,5 Euro und das Fehlen<br />

von Cross-Selling-Potential machen die preisbewussten<br />

Pumper zu einem ökonomisch weniger interessanten Segment.<br />

30<br />

Segment 2 – „Fitnessindividualisten“<br />

Mit 28% der Grundgesamtheit stellen die Fitnessindividualisten<br />

ein großes, geschlechtlich gemischtes Segment<br />

dar. Die durchschnittlich 23-jährigen Fitnessindividualisten<br />

fragen besonders Cardiogeräte, Wellnessangebote<br />

und Kraftmaschinen nach. Teilweise nutzten sie das Getränkeangebot,<br />

jedoch nur sehr selten Gruppentrainingsangebote.<br />

Körperlicher und seelischer Ausgleich sowie der Wunsch,<br />

die eigene Ausdauer zu verbessern bzw. zu erhalten, sind<br />

die erklärten Primärziele in diesem Segment. Im Gegensatz<br />

zum preisbewussten Pumper definiert sich ein Fitnessindividualist<br />

nicht über seine Muskeln, sondern über seine<br />

Ausdauer.<br />

Ökonomisch ist dieses Segment auf Grund seiner Größe,<br />

dem monatlichen Budget von 32,5 Euro und dem vorhandenen<br />

Cross-Selling-Potential (Getränke, kostenpflichtige<br />

Wellness etc.) sehr interessant. Zwar haben 88% der<br />

Fitnessindividualisten Erfahrungen mit Fitness- und/ oder<br />

Gesundheitssport, jedoch ist momentan nur etwa jeder<br />

Zwanzigste in einer kommerziellen <strong>Sport</strong>einrichtung Mitglied.<br />

Hier besteht demnach ein sehr großes Akquisepotential.<br />

Segment 3 – „Eisenjungs“<br />

Im Gegensatz zu den Fitnessindividualisten ist die Reaktionsquote<br />

der Eisenjungs sehr hoch: 52% der im Mittel<br />

25,1 Jahre alten Eisenjungs, die 19% der fitnessaffinen<br />

Studenten darstellen, sind derzeit Kunde eines Studios.<br />

Nahezu alle (93%) sind fitnesssporterfahren. Kurz- und<br />

Langhanteln, dicht gefolgt von Kraftmaschinen, stehen bei<br />

Eisenjungs in der Prioritätenliste bei der Wahl eines Studios<br />

ganz oben.<br />

Sie trainieren leistungsorientiert, um ihrer Trainingsmotivation,<br />

dem Aufbau von Muskeln, nachzukommen. Häufig<br />

dient ihnen Krafttraining als Ergänzung zu anderen <strong>Sport</strong>arten.<br />

Gruppentraining und gesundheitsorientierte Angebote<br />

sind für sie unwichtig.<br />

Im Gegensatz zu den preisbewussten Pumpern haben die<br />

Eisenjungs ein höheres Budget (28,3 Euro) und kaufen gerne<br />

zusätzlich Getränke (z.B. Eiweißshakes). Die Größe des<br />

Segments, das verfügbare Budget und die Cross-Buying-<br />

Bereitschaft sprechen für ein attraktives Segment. Jedoch<br />

muss berücksichtig werden, dass mehr als die Hälfte der<br />

Eisenjungs bereits in einem Studio trainieren.<br />

Abbildung 2: Der S-T-P-Ansatz (in Anlehnung an Kotler & Bliemel, 2001, 4<strong>15</strong>ff.; Böhler & Scigliano, 2004, 72ff.)


Segment 4 – „Wellness & Health Socializer“<br />

Sehr jung (21,9 Jahre), sehr groß (33% der Fitnessinteressierten)<br />

und weiblich dominiert stellt sich das vierte<br />

Segment dar. Die Wellness & Health Socializer finden<br />

Gruppentraining, Wellnessangebote, Cardiogeräte sowie<br />

gesundheitsorientiertes Training sehr ansprechend und<br />

nutzen das vorhandene Getränkeangebot intensiv. Mit<br />

Krafttraining kann man sie nicht locken.<br />

Wellness & Health Socializer lassen sich, wie ihr Name<br />

schon verrät, von gesundheitsorientierten Motiven leiten<br />

und zielen mit Fitnesssport auf Stressabbau, Entspannung,<br />

Gewichtsreduktion. Gerne nutzen sie das Studio als soziale<br />

Platform zum „socializen“.<br />

Segmentsgröße und ein Budget in Höhe von 30,6 Euro<br />

machen Wellness & Health Socializer zu einer ökonomisch<br />

interessanten Gruppe, zumal 94% momentan nicht an ein<br />

Studio gebunden sind.<br />

Segment 5 – „Cardio-Puristen“<br />

Dieses Segment ist mit 11% der Grundgesamtheit eher<br />

klein, geschlechtlich gemischt, jedoch weiblich dominiert.<br />

Die durchschnittlich 22,9-Jährigen lieben Cardiogeräte,<br />

Gymnastik und gelegentlich Gruppentraining. Kraftgeräte<br />

werden nur als Ergänzung genutzt. Unempfänglich sind<br />

Cardio-Puristen für jegliche Zusatzangebote. Weder für<br />

Wellness noch für kulinarische Angebote geben sie im Studio<br />

zusätzlich Geld aus.<br />

Die Verbesserung der Ausdauer stellt die wichtigste Trainingsmotivation<br />

dar. Durch ihre gute Ausdauer erreichen<br />

Cardio-Puristen ein positives Körpergefühl und bauen<br />

Stress ab. Auch soziale Aspekte sind für sie ein Grund, in<br />

Fitnessanlagen zu gehen.<br />

Diese Gruppe ist mit einem relativ hohen Budget ausgestattet<br />

(31,6 Euro) und zu einem Viertel schon in einem<br />

Studio angemeldet.<br />

Diskussion<br />

Abbildung 3: Fünf Kundensegmente nach der Ward-Analyse (eigene Darstellung)<br />

Wir kennen nun die Bedürfnisse, Wünsche, Präferenzen<br />

und Motive, die die <strong>Sport</strong>ler der jeweiligen Segmente zum<br />

Vertragsabschluss bewegen. Nun steht die Analyse an,<br />

welches Segment der Anbieter mit den gegebenen Ressourcen<br />

bedienen kann (Targeting und Positioning). Ein<br />

Anbieter muss sich nun auf seine Kernkompetenzen und<br />

Ressourcen besinnen: Wessen Bedürfnisse kann ich erfüllen?<br />

Was kann ich glaubhaft anbieten? Ist diese Strategie<br />

ökonomisch für mich sinnvoll? Dieses Wissen muss, in Verbindung<br />

mit den Erkenntnissen aus der Wettbewerbsanalyse,<br />

in die Angebotsgestaltung und zielgruppenspezifische<br />

Kommunikation integriert werden.<br />

Der Joint-Space in Abb. 4 zeigt, wie sich das bisherige Angebot<br />

auf dem Markt in <strong>Jena</strong> darstellt und welche Kundensegmente<br />

von diesen angesprochen werden.<br />

Grundsätzlich bieten sich meist mehre Möglichkeiten an.<br />

Ein Anbieter kann sich auf ein Segment konzentrieren (z.B.<br />

Alternativen 1, 3, 4 oder 6), möglicherweise können auch<br />

zwei ähnliche Segmente gleichzeitig angesprochen werden<br />

(z.B. Alternativen 2 oder 5). Sicher ist, dass der Versuch,<br />

alle Segmente mit einem Paket gleichzeitig anzusprechen,<br />

zu einem profillosen Angebot führt und voraussichtlich<br />

„stuck-in-the-middle“ im Niemandsland fernab aller Kundenbedürfnisse<br />

endet. Zu beachten ist weiterhin, dass<br />

gewisse Wettbewerbspositionen schon von Konkurrenten<br />

besetzt sind und für einen neuen Anbieter ein kompetitives<br />

Umfeld besteht.<br />

Mittels des gezeigten Vorgehens nach dem S-T-P-Ansatz<br />

kann ein Anbieter unterschiedliche Kundensegmente identifizieren<br />

und auf deren ökonomische Relevanz hin untersuchen.<br />

Dazu gehört auch die Analyse der eigenen Ressourcen.<br />

Diese ist nötig um zu prüfen, ob die Wünsche und<br />

31


Bedürfnisse eines bestimmten Kundensegments überhaupt<br />

erfüllt werden können. Mit dem Wissen über die unterschiedlichen<br />

Segmente können potentielle Kunden schon<br />

kommunikativ „abgeholt“ werden. Der Anbieter kann so<br />

ihre Wünsche durch ein entsprechend geschnürtes und positioniertes<br />

Angebotspaket optimal erfüllen.<br />

Literatur<br />

•Backhaus, K., Erichson, B., Plinke, W. & Weiber, R. (2008). Multivariate<br />

Analysemethoden. Eine anwendungsorientierte Einführung,<br />

12. Auflage, Heidelberg.<br />

•Böhler, H. & Scigliano, D. (2005). Marketing Management, Stuttgart.<br />

•Bortz, J. (2005). Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler, 6.<br />

Auflage, Heidelberg.<br />

•Bühl, A. (2008). SPSS 16 - Einführung in die moderne Datenanalyse,<br />

11. Auflage, München.<br />

•Helm, R. & Steiner, M. (2008). Präferenzmessung. Methodengestützte<br />

Entwicklung zielgruppenspezifischer Produktinnovationen,<br />

Stuttgart.<br />

•Kotler, P. & Bliemel, F. (2001). Marketing Management - Analyse,<br />

Planung und Verwirklichung, 10. Auflage, Stuttgart.<br />

Abbildung 4: Naiver Joint-Space von Anbietern und Kundensegmenten (eigene Darstellung).<br />

32


Programm
J‐DOKS

26.10.2009
<br />

Eröffnung Prof. Dr. Reinhard Blickhan<br />

Vorsitz: Dr. Thomas Ertelt<br />

Stabilität und Kontrolle für das schnelle Laufen auf unebenem<br />

Untergrund<br />

Laufen über unebenen Boden: Anpassung und Einstellung der<br />

Beinparameter<br />

Michael Ernst<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft<br />

Roy Müller<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft<br />

Swing Leg Control for Stable Running Yvonne Blum<br />

Bereich Lauflabor<br />

Oberkörperstabilisierung beim Gehen und Rennen Moritz Maus<br />

Bereich Lauflabor<br />

Vorsitz: Dr. Tobias Siebert<br />

Psychosoziale Ressourcen im organisierten Kinder- und<br />

Jugendsport<br />

Christian Herrmann<br />

Lehrstuhl für <strong>Sport</strong>pädagogik /<br />

<strong>Sport</strong>didaktik<br />

Zur Notwendigkeit staatlicher Interventionen im e<strong>Sport</strong> Markus Breuer<br />

Professur für <strong>Sport</strong>ökonomie<br />

Analyse von Sponsoringbeziehungen unter besonderer<br />

Berücksichtigung des Bindungsaspekts – Konzeptualisierung und<br />

empirische Überprüfung eines Sponsorenbindungsmodells<br />

Analyseverfahren im strategischen Management und ihre<br />

Anwendung auf sportspezifische Märkte<br />

Ventilatorische Effizienz bei Major Depression: Ein möglicher<br />

Beitrag zur Risikostratifizierung<br />

Vorsitz: Dr. Susanne Lipfert<br />

Non-Invasive Muskelfaserbestimmung mittels 31Phosphat-<br />

Magnet-Resonanz-Spektroskopie zur Objektivierung<br />

trainingswissenschaftlicher Fragestellungen<br />

Kinematische Reaktion auf vertikal am Arm wirkende Zugkräfte.<br />

Vergleich zwischen Gesunden und Rückenschmerzpatienten<br />

Reflektorische Kontrolle bei Gesunden und Patienten mit<br />

chronisch unspezifischem Rückenschmerz bei schnellen externen<br />

Störungen<br />

Andrea Altmann<br />

Hochschulsport<br />

Benedikt Römmelt<br />

Professur für <strong>Sport</strong>ökonomie<br />

Lars Donath<br />

Lehrstuhl für <strong>Sport</strong>medizin<br />

Norman Stutzig<br />

Professur für Trainingswissenschaften /<br />

Spezielle Didaktik der <strong>Sport</strong>arten<br />

Markus Koch<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft<br />

Dirk Nötzel<br />

Lehrstuhl für <strong>Sport</strong>medizin<br />

Mikrokosmos – Kraftmessung im µN-Bereich Lars Reinhardt<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft<br />

Vorsitz: Dr. Tom Weihmann<br />

Schwimmen wie ein Fisch? Untersuchung von<br />

Strömungseffekten beim menschlichen Schwimmen<br />

Biomechanische Untersuchung von Muskeleigenschaften bei<br />

Oryctolagus cuniculus<br />

Bestimmung der Muskelarchitektur des M. soleus bei<br />

Oryctolagus cuniculus<br />

Stefan Hochstein<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft<br />

Kay Leichsenring<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft<br />

Carolin Küpper<br />

Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft<br />

Abschluss Prof. Dr. Reinhard Blickhan<br />

Dr. Thomas Ertelt<br />

33


Eröffnungsansprache, Prof. Dr. Reinhard Blickhan Moritz Maus (Lauflabor)<br />

Christian Herrmann (Pädagogik) Links: Dr. Tobias Siebert (Vorsitz)-<br />

rechts: Andrea Altmann (USV)<br />

34<br />

Fachpublikum


Benedikt Römmelt (<strong>Sport</strong>ökonomie) Lars Donath (<strong>Sport</strong>medizin)<br />

Gruppenfoto der Doktoranden von links nach rechts<br />

Vorne: Michael Ernst, Andrea Altmann, Markus Koch, Kay Leichsenring, Carolin Küpper, Dirk Nötzel.<br />

Hinten: Lars Reinhardt, Moritz Maus, Yvonne Blum, Christian Herrmann, Markus Breuer, Benedikt Römmelt,<br />

Roy Müller, Lars Donath. Kniend: Dr. Thomas Ertelt,<br />

35


Zusammenfassungen der <strong>Beiträge</strong> des Institutspreises 2008 und 2009<br />

Über die Bedeutung der Lebensverlängerungs-<br />

und Lebensverkürzungsmittel aus Christoph<br />

Wilhelm Hufelands „Makrobiotik“ für die<br />

gegenwärtige Gesundheitsförderung<br />

Lars Donath<br />

„[…] Dich zu verjüngen, gibt’s auch ein natürlich Mittel.<br />

Allein es steht in einem andern Buch und ist ein wunderlich<br />

Kapitel. […] Ein Mittel, ohne Geld und Arzt und Zauberei<br />

zu haben: Begib dich gleich hinaus auf’s Feld, fang’ an zu<br />

hacken und zu graben“ (Mephistopheles zu Faust, Goethes<br />

Faust. Eine Tragödie, Erster Teil, Hexenküche)<br />

Hintergrund<br />

Mit diesem schon über 200 Jahre zurückreichenden Hinweis<br />

Goethes in Faust I auf C. W. Hufelands „Die Kunst das<br />

menschliche Leben zu verlängern“ wird einerseits die Bedeutung<br />

einer ganzheitlichen Lehre der Lebensführung und<br />

andererseits die herausragende Rolle körperlicher Aktivität<br />

für die Gesunderhaltung betont. 13 Verlängerungs- und 10<br />

Verkürzungsmittel (Tab 1) des Leben wurden im Jahre 1797<br />

erstmalig durch den <strong><strong>Jena</strong>er</strong> Arzt Hufeland in Form eines<br />

diätetischen Lehrbuchs für eine breite Öffentlichkeit publiziert.<br />

Seither gilt Hufeland als Protagonist einer präventivmedizinischen<br />

Volksaufklärungsbewegung, die bis heute<br />

kaum an Relevanz verloren hat. Durch den stetig zunehmenden<br />

Einfluss evidenzbasierter Befunde für die Präventions-<br />

und Gesundheitsförderungskonzepte erwies es sich<br />

als besonders interessant, Hufelands Verlängerungs- und<br />

Verkürzungsmittel des Lebens (Tab.1) am gegenwärtigen<br />

internationalen wissenschaftlichen Kenntnisstand der Literatur<br />

zu überprüfen und gesundheitswissenschaftlich zu<br />

systematisieren. Hierfür wurden die Lebensverlängerungsmittel<br />

„Schlaf“ und „Körperliche Bewegung“ exemplarisch<br />

unter Berücksichtigung der EbM-Kriterien nach Sacket et<br />

al. untersucht und im Anschluss den gesundheitswissenschaftlichen<br />

Schutz- bzw. Risikofaktoren zugeordnet.<br />

Fragen und Hypothesen<br />

Nach eingängiger Prüfung gesundheitswissenschaftlicher<br />

und gesundheitspolitischer Probleme und Potenziale in<br />

Deutschland und Europa haben sich unter Berücksichti-<br />

36<br />

gung Hufelands Makrobiotik folgende drei Kernfragestellungen<br />

herausgebildet:<br />

a) Ist eine evidenzbasierte Neubelebung diätetischer Vorstellungen<br />

im Sinne Hufelands aus epidemiologischer Sicht<br />

folgerichtig?<br />

b) Lassen sich die Lebensverlängerungs- und Lebensverkürzungsmittel<br />

den gesundheitswissenschaftlichen Risiko-<br />

bzw. Schutzfaktoren-gruppen nach Hurrelmann et al.<br />

zuordnen?<br />

c) Wie sind die Ausführungen Hufelands zum „Schlaf“ und<br />

zur „körperlichen Bewegung“ aus gegenwärtiger wissenschaftlicher<br />

Sicht einzuordnen?<br />

Einleitung<br />

Tab.1: Verlängerungs- und Verkürzungsmittel des Lebens nach C.W.Hufeland 1797.<br />

Mediale Schlagworte wie „Morbus Nintendo“, „Morbus<br />

Microsoft“ und „Morbus Sedens“ bekräftigen den pathologischen<br />

Wert langer Bildschirm- und Sitzzeiten. Motorische<br />

Schwächen mit erhöhtem Unfallrisiko, Übergewicht und<br />

Altersdiabetes schon in Kindesjahren sind mögliche Folgen.<br />

Bös et al. zeigten eine Minderung der motorischen<br />

Leistungsfähigkeit in den letzten 25 Jahren um durchschnittlich<br />

10% .<br />

Einer britische Studie zufolge ist der zu Fuß oder mit dem<br />

Fahrrad zurückgelegte Schulweg zwischen 1985 und 1995<br />

um bis zu 26% zurückgegangen. Nach einer schottischen<br />

Untersuchung beträgt die Sitzzeit Drei- bis Fünfjähriger<br />

schon 76%. Auch in Deutschland sind lediglich 18% der<br />

11-, 13- und <strong>15</strong>-jährigen Mädchen und 29% der Jungen an<br />

mindestens 5 Tagen der Woche körperlich aktiv. Die Prävalenz<br />

von Adipositas im Kindesalter hat sich in Großbritannien<br />

in den letzten beiden Dekaden verdoppelt.<br />

Zwischen 1985 und 2001 ist auch die Zahl adipöser Vorschulkinder<br />

in Berlin von 3% auf 13% gestiegen. Insgesamt<br />

ist mit steigender Tendenz bereits jedes 5. Schulkind in<br />

Deutschland übergewichtig. 85% dieser adipösen Kinder<br />

weisen darüber hinaus einen Hyperinsulinismus, eine beeinträchtigte<br />

Glukosetoleranz, einen veränderten Lipidmetabolismus<br />

oder eine Hypertonie auf.<br />

Die WHO bezeichnet die Adipositas und den Diabetes Mellitus<br />

bereits als besorgniserregende Epidemie und globales<br />

Problem. Diese Befunde sprechen für eine von Staat,<br />

Familie, Schule sowie staatlichen und privaten Gesundheitsdienstleistern<br />

getragene ganzheitliche „Lebensstillehre“<br />

im Spannungsfeld der Erholungs- und Belastungspole<br />

„Schlaf“ und „körperliche Aktivität“ auf Grundlage C. W.<br />

Hufelands Makrobiotik.


Schlaf und Bewegung als Säulen der Gesundheit<br />

Die Rolle des Schlafs für Gesundheit und Wohlbefinden ist<br />

gegenüber dem Wert gesundheitsfördernder körperlicher<br />

Aktivität (HEPA – health enhancing physical activity) bislang<br />

unzureichend untersucht worden. Für einen erholsamen<br />

Schlaf empfiehlt Hufeland die Einhaltung von 7<br />

Schlafhygieneregeln, (Tab.2) die sich zu schlafhygienisch<br />

beforschten Hauptfaktoren systematisieren lassen (Tab.<br />

2) und sich mehrheitlich in der Diagnosekategorie „inadequate<br />

sleep hygiene“ der ICSD (International Classification<br />

of Sleep Disorders) wiederfinden .<br />

Schlafhygieneregeln als Bestandteil psychologischer sowie<br />

behavioraler Behandlungsmethoden zielen sowohl auf<br />

Lebensstilfaktoren als auch Umweltfaktoren ab und ließen<br />

sich über die Lebensverlängerungsmittel hinaus den<br />

Schutzfaktorengruppen zuordnen. Daten zu isoliertem<br />

Schlafhygienetraining liegen allerdings nicht vor, da<br />

Schlafhygiene in aller Regel mit pharmakologischen Strategien<br />

kombiniert wird.<br />

Bis 1990 empfahl das American College of <strong>Sport</strong>s Medicine,<br />

gesundheitsorientiertes Fitnesstraining an mindestens<br />

drei Tagen pro Woche. 1995 konkretisierten das Center of<br />

Disease Control und das American College of <strong>Sport</strong>s Medicine<br />

diese Angaben auf mindestens 30 Minuten mittelschwerer<br />

körperlicher Aktivität an den meisten, wenn<br />

möglich allen Wochentagen. Bauman et al. bestätigte<br />

2003 mit einer epidemiologischen Überblicksarbeit diese<br />

Belastungsempfehlungen. Hufelands Empfehlung lautet<br />

hingegen „tägliche Bewegung wenigstens eine Stunde im<br />

Freien“. Hinsichtlich Intensität sind Hufelands Ausführungen<br />

unpräzise. Auch das Institute of Medicine of the<br />

Tab.2: Schlafhygienefaktoren verschiedener Autorengruppen im Vergleich zu Hufeland.<br />

National Academies of Science empfielt täglich eine Stunde<br />

moderate körperliche Aktivität. Möglichkeiten einer Fraktionierung<br />

(Bewegungsepisoden, physical activity bouts) der<br />

30 bis 60 Minuten im Bereich der körperlichen Alltagsaktivitäten<br />

werden in der Literatur unzureichend diskutiert.<br />

Lediglich Lee et al. und Martin et al. deuten an, dass Bewegungsepisoden<br />

über drei zehnminütige Intervalle ähnliche<br />

gesundheitsfördernde Effekte erzielen könnten. Während<br />

hinsichtlich Umfang und Häufigkeit von Aktivitäten in<br />

der Literatur weitgehende Einigkeit zu bestehen scheint,<br />

schwanken die Angaben zur Intensität und Dichte (Frequenz)<br />

hingegen deutlich. Die überwiegend aus Beobachtungsstudien<br />

gewonnenen Ergebnisse bedürfen zukünftig<br />

einer zunehmenden Verifizierung mittels klinisch randomisierten<br />

Untersuchungen.<br />

Schutz und Risikofaktoren bei Hufeland Die Präventionsforschung<br />

sucht Prädiktoren, die in einem Ursache-Wirkungs-Zusammenhang<br />

mit bestimmten Krankheiten stehen.<br />

Diese Prädiktoren können Risikofaktoren, aber auch<br />

Schutzfaktoren sein. In Antonovskys salutogenetischen Ansatz<br />

der Gesundheitsförderung werden die Risikofaktoren<br />

von den Schutzfaktoren abgegrenzt. Schutzfaktoren wirken<br />

immer dann, wenn Risikofaktoren auftreten. Risikofaktoren<br />

lassen sich nach Klotz et al. vier Hauptdispositionsgruppen<br />

zuordnen (Abb. 2): biologisch bzw. heritär, behavioral, sozial<br />

und exogen bzw. umweltbezogen. Risikofaktoren beschreiben<br />

aber nur die Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

unerwünschter Ereignisse, wie Krankheit, Behinderung<br />

oder Tod.<br />

Die zehn von Hufeland beschriebenen Lebensverkürzungsmittel<br />

lassen sich als Risikofaktoren überwiegend den sozialen<br />

und behavioralen Hauptdispositionsgruppen zuordnen.<br />

Eine diätetisch orientierte Lebens-ordnungslehre im<br />

37


Sinne Hufelands bezieht sich überwiegend auf soziale und<br />

behaviorale Eigenschaften. Dabei geht es z.B. um die Ermöglichung.<br />

von Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit,<br />

Bildung, Ein-kommen, Information, Hand-lungswissen,<br />

Einbindung in soziale Netzwerke und Erholungsmöglichkeiten.<br />

Aus Tab.3 geht hervor, dass die Mehrzahl der<br />

Lebensverlängerungsmittel, den Umwelt- und Lebensstil-faktoren<br />

zugeordnet werden können. Soziale Netze,<br />

Bewegung, Ernährung und Spannungsbewältigung als<br />

Umwelt und Lebensstilfaktoren. nach Hurrelmann et al.<br />

scheinen eine auf Ressourcen ausgerichtete gesundheitsfördernde<br />

Schlüsselrolle zu spielen.<br />

Zusammenfassung<br />

Aufgrund dieser Befunde und der Feststellung des Institute<br />

for Health Promotion Research“, dass „precise quantitative<br />

characteristics of the dose response remain undefined“,<br />

schlagen Lamonte et al. für die Zukunft folgende<br />

Untersuchungsprioritäten vor: Gold-Standards für die<br />

Feldmessung körperlicher Aktivität, integrative Systeme<br />

zur objektiven Bewegungserfassung, Grenzwertbestimmung<br />

gesundheits-bezogener körperlicher Aktivität für<br />

evidenzbasierte Dosis-Wirkungs-Beziehungen, standardisierte<br />

Terminologie und innovative statistische Verfahren<br />

zur Auswertung von HEPA-Daten (Healt-Enhencing-Physical-Activity).<br />

Angesichts einer globalen Gesamtinaktivität von 18,8% der<br />

Bevölkerungen (mit einer Spanne von 13,4% bis 28,7%),<br />

überwiegt die ungenaue Aufforderung „increase activity“.<br />

Besonders aus motivationaler Sicht und Gründen der Aktivitätsfortsetzung<br />

empfehlen sich für überwiegend sitzend<br />

tätige Personen zunächst leichte bis moderate Intensitäten<br />

an besser 5 statt 3 Tagen pro Woche.<br />

Abbildung 2: Zuordnung der Verknüpfungsmittel<br />

zu den Hauptdispositionsgruppen<br />

der Risikofaktoren.<br />

38<br />

Literatur<br />

•Antonovsky, A. (1979): Health, Stress and Coping. New perspectives<br />

on mental and physical well-being. Jossey Bass Publishers,<br />

San Francisco.<br />

•Bauman, A.E. (2003) Updating the evidence that physical activity<br />

is good for health. An epidemiological review. 2000 - 2003. J of<br />

Science and Med in <strong>Sport</strong>s, 7<br />

•Bös, K. (2003). Motorische Leistungsfähigkeit von Kindern und<br />

Jugendlichen. In Erster deutscher Kindes- und Jugendsportbericht.<br />

Verlag Karl Hoffmann, Schorndorf.<br />

•Hufeland, C.W. (1797) Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern,<br />

Akademische Buchhandlung, <strong>Jena</strong>.<br />

•Hurrelmann, K., Laaser U., Razum O. (2006): Handbuch Gesundheitswissenschaften.<br />

4. Auflage. Juventa Verlag, Weinheim.<br />

•Klotz, T., Haisch, J., & Hurrelmann, K. (2006) Prävention und<br />

Gesundheitsförderung. Ziel ist anhaltend hohe Lebensqualität.<br />

Deutsches Ärzteblatt, 10.<br />

•LaMonte, M.J. & Ainsworth, B.E. (2001) Quantifing energy expenditure<br />

and physical activity in the context of dose response. Med<br />

and Sci in <strong>Sport</strong>s and Exerc, 33, 6.<br />

•Lee, I.M., Skerrett, & Patrick, J. (2001) Physical activity and allcause<br />

mortality. What is the dose-response relation? Med and Sci<br />

in <strong>Sport</strong>s and Exerc, 33.<br />

•Sackett, D.L., Rosenberg, W.M.C., Muir Gray, J.A., B., H.R., &<br />

Richardson, W.S. (1996) Evidence based medicine. What it is and<br />

what it isn‘t. BMJ, 312<br />

Tab.3: Zuordnung der Verlängerungsmittel Hufelands zu den Schutzfaktorengruppen.


Markus Koch aus Steinheid<br />

geb. 1981<br />

Schulbegleitende Tätigkeiten: 1997 und 1999 Sprachschule am<br />

Oxford College of English in England 2001 bis 2003 Berufsakademie<br />

Eisenach, Studium Maschinenbau<br />

2003 bis 2007 Friedrich-Schiller-Universität <strong>Jena</strong>, Abschluss Diplom<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaftler, Bewegung und Leistung<br />

Berufliche Tätigkeit: ab Oktober 2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im Bereich <strong>Sport</strong>wissenschaft<br />

Trainerausbildung /Praktika: März 2004 Praktikum am Olympiastützpunkt<br />

Oberhof - Mai 2005 Trainer –C Leichtathletik des DLV,<br />

Mai 2007 Trainer-C Nordisch des DSV, Aktuell: Fortbildung zum<br />

Trainer-B Leichtathletik des DLV Ausbildung Trainer-B Nordisch<br />

des DSV, bisherige Trainertätigkeiten ab 2004 Skilehrer Skilanglauf<br />

im Deutschen Skilehrerverband ab August 2007 Nachwuchstraining<br />

Skilanglauf SC Steinheid<br />

<strong>Sport</strong>liche Erfolge: Bayerischer Meister im Halbmarathon (2002)<br />

5. Platz Deutsche Meisterschaften Berglauf (2003), Deutscher<br />

Meister Mannschaftstriathlon (2005), 2. Platz Hessische Skimeisterschaft<br />

– Gast (2009)<br />

MARKUS KOCH<br />

Kinematik der unteren Extremitäten in Reaktion<br />

auf in den Arm eingeleitete Störungen<br />

Einleitung<br />

Rückenschmerzen und die damit verbundenen Arbeitsunfähigkeit<br />

führen jährlich zu einem Verlust von 4% der Arbeitskraft.<br />

Allerdings können nur bei <strong>15</strong>% der Patienten<br />

spezifische Ursachen identifiziert werden. Viele der aktuell<br />

zur Rehabilitation des unspezifischen Rückenschmerzes<br />

angewandten Therapiemaßnahmen zeigen keinen langfristigen<br />

Erfolg. Die Erforschung der Ursachen des unspezifischen<br />

Rückenschmerzes stellt deshalb einen wichtigen<br />

Pfeiler der Prävention und Rehabilitation dar. Ein Großteil<br />

bisher durchgeführter Experimente konzentrierte sich jedoch<br />

nur auf die Untersuchung des Rumpfes. Ziel dieser<br />

Studie war es, die Beteiligung der unteren Extremitäten in<br />

Reaktion auf Störungen zu untersuchen.<br />

Methoden<br />

Im Aufrechten Stand wurden über einen Motor 6 verschiedenförmige<br />

vertikal am Arm des Probanden wirkende Zugkräfte<br />

appliziert. Die Reaktionen des Probanden wurde<br />

mittels 6 Infrarotlichtkameras (Proreflex, Qualisys Medical<br />

AB, Adaptive Optics Associates, Inc.), 2 Kraftmessplatten<br />

(Typ 928 1 B, Kistler Instrumente Corp.) und einem Kraftsensor<br />

(Typ ML MZ 2000N 43, Biovision) aufgezeichnet.<br />

Ergebnisse<br />

Vertikale Störungen in Form von Zugkräften am Arm führen<br />

zu signifikanten Verschiebungen des Beckens zur kontralateralen<br />

Seite. Zeitgleich erfolgt eine Rotation des Beckens<br />

um die Sagittalachse, das Becken kippt auf der störungsnahen<br />

Seite stärker ab. Die Verschiebung des Beckens geht<br />

einher mit einer Gewichtsverlagerung auf das störungsnahe<br />

Bein, einer Rotation der Beine um das Fußgelenk zur störungsfernen<br />

Seite und bei einem Großteil der Probanden,<br />

mit einer Vergrößerung des Winkels zwischen Boden und<br />

Fuß am störungsfernen Bein (Entlastung) sowie einer Verkleinerung<br />

des Kniewinkels im störungsnahen Bein (Belastung).<br />

Diskussion. Untersuchungen zur reflektorischen Kontrolle<br />

bei gleicher Versuchsanordnung zeigten, dass Patienten<br />

mit unspezifischem Rückenschmerz verzögerte Reflexe in<br />

kontralateraler Rumpf-Becken-Muskulatur und ipsilateraler<br />

Beinmuskulatur besitzen. Dies lässt vermuten, dass<br />

Schmerzpatienten in Reaktion auf vertikale Störungen am<br />

Arm größere Amplituden der Beckenbewegung zeigen und<br />

somit größere Belastungen der Wirbelsäule auftreten.<br />

39


Katrin Körner aus Chemnitz<br />

geb. 1983<br />

Studium, Beruf<br />

2001 - 2007 Studium am Institut für <strong>Sport</strong>wissenschaft in <strong>Jena</strong><br />

Studium der „Diplomsportwissenschaft - Bereich Prävention und<br />

Rehabilitation“, Seit 2007 Arbeit als <strong>Sport</strong>therapeutin an der BG-<br />

Klinik für berufsbedingte Atemwegserkrankungen in Falkenstein<br />

Praktika, nebenberufliche Tätigkeiten, Tutorin des „Förderkurses<br />

- Gymnastik/ Tanz“ am Institut für <strong>Sport</strong>wissenschaft der FSU<br />

<strong>Jena</strong>, Grundpraktikum im „Ambulanten Therapiezentrum für<br />

Rehabilitation“ in Chemnitz, Praktikum im Fitnessstudio „Team<br />

World of Fitness“ in <strong>Jena</strong>, Hauptpraktikum in der “ADME-<br />

DIA - Einrichtung für ambulante Rehabilitation“ in Chemnitz,<br />

Praktikum am Lehrstuhl für <strong>Sport</strong>medizin im Institut für <strong>Sport</strong>wissenschaft<br />

der FSU <strong>Jena</strong>, nebenberufliche Tätigkeit als <strong>Sport</strong>therapeutin<br />

in der ADMEDIA Chemnitz<br />

Weiterbildung<br />

Basiskurs „Rückenschulleiter“, Fitness-A-Lizenz des dflv,<br />

Deutsches Rettungsschwimmabzeichen des DRK –Silber, Nordic<br />

Walking C-Trainer, Spezialisierungskurs „Therapeutische Rückenschule“,<br />

Fachübungsleiter Rehabilitationssport Innere Organe<br />

(spezielle Ausrichtung: Atemwegs- und Lungenerkrankungen),<br />

Refresherkurs „Rückenschullehrer/in“ nach den neuen Richtlinien<br />

der KddR, DVGS-Lehrgang „<strong>Sport</strong>therapie in der Kardiologie“<br />

sowie „<strong>Sport</strong>therapie in der Onkologie“<br />

Katrin Körner<br />

Bewältigung von Herzkrankheiten<br />

Einführung<br />

Zur Bewältigung eines belastenden Ereignisses zählen alle<br />

kognitiven, affektiven und interpersonalen Anstrengungen<br />

und Handlungen einer Person, die das Ziel verfolgen, die<br />

internalen Vorgänge zu stärken und die externalen Situationanforderungen<br />

zu tolerieren und zu meistern (vgl.<br />

Beutel, 1988; Cohen, 1992; Laireiter, Perrez & Baumann,<br />

2001). Gemäß dem transaktionalen Bewältigungsmodell<br />

wird Bewältigung als ein kontinuierlicher, wechselseitiger<br />

Prozess dargestellt.<br />

Methodik<br />

Als Untersuchungsverfahren wurden Bestandteile standardisierter<br />

Fragebögen zur Stressverarbeitung und zur<br />

Bewertung der Bewältigung von Herzkrankheiten verwendet.<br />

Die Aussagen wurden auf einer 6-Punkte-Skala von<br />

‚1=nicht zutreffend‘ bis ‚6=sehr zutreffend‘ beantwortet.<br />

An der Studie nahmen 25 männliche kardiologische Patienten<br />

(Alter=59.08 Jahre) teil, deren Herzinfarkt zu Rehabilitationsbeginn<br />

im Mittel 4.08 Wochen zurück lag. Die<br />

Datenerhebung erfolgte während der Phase der Frührehabilitation<br />

und umfasste zwei Untersuchungszeitpunkte<br />

(T1=zu Beginn der Rehabilitation, T2=zum Ende der Rehabilitation).<br />

Die Untersuchungsauswertung erfolgte mittels<br />

des Statistik-Programm-Systems für Sozialwissenschaften<br />

(SPSS) mit Hilfe des t-Tests für gepaarte Stichproben<br />

(p


Doris Potzel aus Altenberg<br />

geb. 1982<br />

Berufliche Erfahrungen<br />

seit September 2008 <strong>Sport</strong>therapeutin in der Rehabilitationsklinik<br />

Johannesbad Raupennest in Altenberg<br />

Mai 2007 – September 2008 Trainerin im Lady-Fitness-Studio Injoy<br />

in <strong>Jena</strong><br />

Oktober 2006 – April 2007 Trainerin im Lady-Fitness-Studio Team<br />

WOF in <strong>Jena</strong><br />

August 2006 – September 2006 4-wöchiges Praktikum in der Rehabilitationsklinik<br />

Bad Saulgau<br />

März 2006 4-wöchiges Praktikum in der Prävention und Rehabilitation<br />

bei Ortema in Markgröningen<br />

August 2004 – September 2004 4-wöchiges Praktikum im Trainingsbereich<br />

der Physiotherapie im Klinikum Ludwigsburg<br />

Oktober 2002 – Februar 2003 Verkaufstätigkeit im Fashion und<br />

Lifestyle Unternehmen Breuninger in Stuttgart<br />

Hochschulstudium<br />

2003 – Juli Studium der <strong>Sport</strong>wissenschaft an der FSU <strong>Jena</strong><br />

Abschluss: Diplom-<strong>Sport</strong>wissenschaftlerin<br />

Schwerpunkt: Prävention und Rehabilitation<br />

Diplomarbeit: Empirische Studie zur Motivation von Fitness-<br />

<strong>Sport</strong>lerinnen<br />

Zusatzqualifikationen<br />

Fitness-Trainer A-Lizenz, Rückenschulleiter, Therapeutische Rückenschule,<br />

Nordic-Walking C-Trainer, Aquafitness-Trainerin, Seminarleiterin<br />

„Progressive Muskelrelaxation“<br />

Doris Potzel<br />

Empirische Studie zur Motivation von Fitness-<br />

<strong>Sport</strong>lerinnen<br />

Einleitung<br />

Die Zahl der Fitness-<strong>Sport</strong>ler in Deutschland und ganz Europa<br />

steigt stetig an, ebenso die Anzahl der Besucher von<br />

Fitness-Studios. Für die Teilnahme am Fitness-<strong>Sport</strong> sind<br />

unterschiedliche Beweggründe bzw. Motive maßgeblich,<br />

deren Kenntnisse für die Anbieter wichtige Aufschlüsse<br />

beinhalten. Frauen suchen im Fitness-<strong>Sport</strong> offensichtlich<br />

nicht nur die körperliche Ertüchtigung, sondern auch die<br />

Entspannung, die Verbesserung des Wohlbefindens und<br />

die Erhöhung der Lebensqualität. Bisher wurden motivationale<br />

Aspekte von Frauen zum Besuch von Lady-Fitness-<br />

Studios kaum analysiert.<br />

Methodik<br />

Die Untersuchung basiert auf einer schriftlichen Befragung<br />

mittels eines umfangreichen Fragebogens, der motivationale<br />

Aspekte im Fitness-Studio und zum Besuch speziell<br />

von Lady-Fitness-Studios beinhaltete. Die Bewertung der<br />

verschiedenen motivationalen Aspekte erfolgte auf einer<br />

6-stufigen Skala von ‚1=nicht wichtig’ bis ‚6=sehr wichtig’.<br />

An der Befragung nahmen insgesamt 62 weibliche Fitness-<br />

<strong>Sport</strong>ler im Alter von 18 bis 76 Jahren bei einem Durchschnittsalter<br />

von 43.2 Jahren teil. Die Gesamtgruppe wurde<br />

in eine Gruppe von 31 jüngeren Fitness-<strong>Sport</strong>lerinnen<br />

mit einem Durchschnittsalter von 29.0 Jahren und eine<br />

Gruppe von 31 älteren Fitness-<strong>Sport</strong>lerinnen mit einem<br />

durchschnittlichen Alter von 57.4 Jahren unterteilt. Ferner<br />

wurden die Gruppen der jüngeren und älteren Fitness-<br />

<strong>Sport</strong>lerinnen weiter hinsichtlich der Trainingserfahrung<br />

und der Trainingshäufigkeit unterteilt. Die Datenanalyse<br />

erfolgte mittels deskriptiven und varianzanalytischen Verfahren.<br />

Ergebnisse<br />

Beim Vergleich der motivationalen Aspekte in der Gesamtstichprobe<br />

lagen der Fitness-<strong>Sport</strong> als Beitrag zur Gesundheit,<br />

zur Verbesserung der Ausdauer und zur Erhöhung des<br />

Wohlbefindens an der Spitze, während die Präsentation des<br />

Könnens und des eigenen Körpers als weniger bedeutsam<br />

angesehen wurden. Barrieren zur Teilnahme am Fitness-<br />

<strong>Sport</strong> waren vor allem andere soziale Aktivitäten, der besuch<br />

von Freunden, die Erledigung anderer Tätigkeiten, familiäre<br />

Verpflichtungen und das Vorhandensein von wenig<br />

Freizeit. Die Frauen besuchten insbesondere Lady-Fitness-<br />

Studios, um <strong>Sport</strong> ohne Männer betreiben zu können und<br />

um sich unbeobachtet zu fühlen. Hierin wurde deutlich,<br />

dass den <strong>Sport</strong>lerinnen vor allem die Gesundheitsaspekte<br />

im Vordergrund standen, während das Geltungsstreben für<br />

ein Training im Fitness-Studio weniger von Bedeutung war.<br />

Beim Vergleich der jüngeren mit den älteren Fitness-<strong>Sport</strong>lerinnen<br />

war erkennbar, dass den jüngeren <strong>Sport</strong>lerinnen<br />

die Köpergestaltung, die athletische Formung des Körpers,<br />

die Figurstraffung und die Erhaltung einer attraktiven Figur<br />

deutlich wichtiger waren als den älteren <strong>Sport</strong>lerinnen.<br />

Außerdem waren die Leistungsmotive für die jüngeren<br />

<strong>Sport</strong>lerinnen bedeutsamer. Bei den älteren Fitness-<strong>Sport</strong>lerinnen<br />

spielten hingegen die Gesundheitsaspekte und die<br />

sozialen Motive für ein Training im Fitness-Studio erheblich<br />

relevanter. Für die jüngeren Frauen waren wesentliche<br />

Aspekte für die Auswahl von Lady-Fitness-Studios, dass<br />

sie unbeobachtet trainieren, ohne Männer üben, von Kinderbetreuungszeiten<br />

profitieren und die Sauna benutzen<br />

konnten. Ältere häufig trainierende Fitness-<strong>Sport</strong>lerinnen<br />

hoben die Stärkung der Gesundheit, die Vorbeugung von<br />

Beschwerden und Krankheiten sowie die Stärkung des<br />

Kreislaufs als wichtige Beweggründe im Vergleich zu den<br />

selten trainierenden Fitness-<strong>Sport</strong>lerinnen hervor. Für ältere<br />

wenig trainierende Frauen waren die Aspekte für den<br />

Besuch von Lad-Fitness-Studios vorrangig, dass sie in der<br />

Sauna unter sich sein wollten und den Leistungsvergleich<br />

mit Männern meiden wollten.<br />

Insofern konnten in der vorliegenden Befragungsstudie<br />

spezifische motivationale Aspekte für den Fitness-<strong>Sport</strong><br />

allgemein und speziell für die Auswahl von Lady-Fitness-<br />

Studios analysiert werden.<br />

41


Ulrike Schwalbe aus Plauen<br />

geb. 1978<br />

Studium der Rechtswissenschaften<br />

Studium Diplom <strong>Sport</strong>wissenschaft mit Schwerpunkt Bewegung<br />

und Leistung<br />

Thema der Diplomarbeit: „Zur Optimierung ausgewählter Aspekte<br />

der methodischen Gestaltung des Trainings im Triathlon/Duathlon“<br />

Erhalt des Examenspreises des Instituts für <strong>Sport</strong>wissenschaft und<br />

Nominierung für den Fakultätspreis der FSU- <strong>Jena</strong><br />

<strong>Sport</strong>licher Werdegang<br />

Deutsche Juniorenmeisterin im Duathlon<br />

Aufnahme in Juniorennationalmannschaft<br />

Erste WM Teilnahme im Elitebereich<br />

Profi- Triathletin/ - Duathletin<br />

IITU Weltmeisterin Duathlon Langstrecke<br />

IITU Vizeweltmeisterin Duathlon Langstrecke<br />

Powerman Europameisterin Duathlon<br />

Powerman Vizeweltmeisterin Duathlon<br />

Deutsche Meisterin Duathlon Langstrecke<br />

Siegerin Vikingman Dänemark (Ironmandistanz)<br />

Deutsche Meisterin Duathlon Langstrecke<br />

3. Platz ITU WM Duathlon Langstrecke<br />

3. Platz Powerman Europameisterschaft<br />

1. Platz Mönchshof- Triathlon Mittedistanz<br />

1. Platz Waldviertler Eisenmann Mitteldistanz<br />

6 Siege in der Powerman- Weltserie<br />

5fache Siegerin Weimarer Zwiebelmarktlauf<br />

4fache Siegerin <strong><strong>Jena</strong>er</strong> Kernberglauf<br />

Ulrike Schwalbe<br />

Zur Optimierung ausgewählter Aspekte der<br />

methodischen Gestaltung des Trainings im<br />

Triathlon/ Duathlon<br />

Kurzzusammenfassung:<br />

1. Einleitung:<br />

Ziel der Arbeit ist es, über eine Kopplung von Literatur-<br />

und Trainingsanalyse zu versuchen, Optimierungsansätze<br />

für ausgewählte Aspekte der Trainingsmethodik der <strong>Sport</strong>arten<br />

Triathlon/ Duathlon zu liefern. Der aktuelle nationale<br />

und internationale Literaturstand bildet den theoretischen<br />

Hintergrund der aufgestellten Arbeitshypothesen. Eigene<br />

Trainingsaufzeichnungen und praktische Erfahrungen aus<br />

10 Jahren Hochleistungstraining sollen einen Ansatzpunkt<br />

zur Verifizierung oder Falsifizierung der aufgeworfenen Hypothesen<br />

darstellen.<br />

Den trainingsmethodischen Hintergrund bildet die Frage,<br />

inwieweit sich die existierenden Differenzen zwischen reinen<br />

Laufbelastungen und den erbrachten Leistungen im<br />

Triathlon/ Duathlon über ein entsprechendes Trainingsregime<br />

beeinflussen und minimieren lassen. Anhand der<br />

analytischen Erkenntnisse sollen die teils breit gefächerten<br />

literaturbasierten Trainingsempfehlungen auf wenige<br />

zentrale Ansatzpunkte zur Leistungsoptimierung zentriert<br />

werden.<br />

2. Arbeitshypothesen<br />

I. Im Kraftausdauertraining von Triathleten/ Duathleten ist<br />

vor allem der spezifische Widerstandsreiz in vorwiegend<br />

aerober Stoffwechsellage ganzjährig und unter adaptationsadäquater<br />

mikrozyklischer Gestaltung als Leistungsreserve<br />

zu nutzen.<br />

II. Ein erhöhtes lauf- beziehungsweise radspezifisches<br />

Kraftausdauerniveau kann zu einer Erhöhung der Laufleistung<br />

nach dem Radfahren beitragen.<br />

III. Der Anteil des Koppeltrainings am Gesamttrainingsumfang<br />

ist aufgrund seiner unklaren<br />

42<br />

Trainingsmethodik und seines umstrittenen Einflusses auf<br />

die Wettkampfleistung zu reduzieren beziehungsweise<br />

nicht wie gefordert auf 20-30% des Gesamttrainingsumfangs<br />

zu erhöhen.<br />

IV. Der Radabschnitt im Triathlon/ Duathlon eröffnet die<br />

Möglichkeit die Laufleistung indirekt zu beeinflussen. Dies<br />

kann a) über die Auswahl der Trittfrequenz und b) über ein<br />

gesteigertes Radniveau geschehen.<br />

3. Ergebnisse:<br />

Für das Kraftausdauertraining wurde der spezifische Widerstandreiz<br />

in aerober Stoffwechsellage, aufgrund der<br />

eintretenden leistungsdienlichen Adaptationen, als eine<br />

der größten Leistungsreserven im Triathlon- und Duathlontraining<br />

verifiziert. Um diese optimal zu nutzen, ist es<br />

im Trainingsprozess entscheidend, mit einem ganzjährigen<br />

Konzept und unter Berücksichtigung einer adaptationsadäquaten<br />

mikrozyklischen Gestaltung auf diesen Leistungsfaktor<br />

einzuwirken. Arbeitshypothese I kann somit literatur-<br />

und trainingsanalytisch bestätigt werden.<br />

Die Literaturanalyse begründet darüber hinaus, inwieweit<br />

eine Erhöhung des rad- beziehungsweise laufspezifischen<br />

Kraftausdauerniveaus zu einer Steigerung der Laufleistung<br />

nach dem Radfahren beitragen kann. Dieser Zusammenhang<br />

kann trainingsanalytisch nicht eindeutig hergestellt<br />

werden, da das Leistungsresultat stets ein Ergebnis mehrerer<br />

sich gegenseitig beeinflussender Subkomponenten ist.<br />

Arbeitshypothese II ist demnach anhand der Erkenntnisse<br />

der Literatur anzunehmen, jedoch auf Basis der eigenen<br />

Trainingsanalyse weder zu verifizieren noch zu falsifizieren.<br />

Da sich allerdings in der eigenen analytischen Betrachtung<br />

vorsichtig zu interpretierende Hinweise auf einen positiven<br />

Zusammenhang zwischen einer gestiegenen radspezifischen<br />

Kraftausdauer und einer erhöhten Laufleistung<br />

finden und auch trainingspraktische, aber nicht explizit<br />

nachweisbare Erfahrungen darauf hindeuten, existiert eine<br />

leichte verifizierende Tendenz für Arbeitshypothese II.<br />

Für das Koppeltraining ergab die Literaturanalyse ein konträres<br />

Bild. Das deutschsprachige Autorenkollektiv begründet<br />

einstimmig eine große leistungsstrukturell verankerte<br />

Bedeutung dieser Trainingsform. International finden sich<br />

dagegen zahlreiche kritische Stimmen, die eine Notwendigkeit<br />

des Koppeltrainings, speziell für Eliteathleten, entkräftigen.<br />

Es existiert<br />

keine hinreichend valide Trainingsmethodik. Der tatsächliche<br />

Einfluss des Koppeltrainings auf die beschriebenen<br />

Übergangsphänomene, deren Ursachen und somit auch auf<br />

die eigentliche Wettkampfleistung bleibt unerforscht und<br />

in der Literatur umstritten.<br />

Die eigenen Trainingsaufzeichnungen untermauern, aufgrund<br />

eines minimalen Trainingsanteils, das notwendige<br />

Hinterfragen dieser Trainingsform. Der Stand der internationalen<br />

Literatur und die durchgeführte Trainingsanalyse<br />

legen den Schluss nahe, Arbeitshypothese III anzunehmen<br />

und das Koppeltraining, speziell für Eliteathleten, in seinem<br />

Umfang zu reduzieren oder zumindest nicht auf das<br />

geforderte Maß von 20-30% des Gesamttrainings zu erhöhen.<br />

Für den Radabschnitt implizieren Literatur- und Trainingsanalyse<br />

verschiedene Möglichkeiten der indirekten Einflussnahme<br />

auf die Laufleistung (Arbeitshypothese IV). Dies<br />

kann zum einen über ein erhöhtes Radniveau auf Basis einer<br />

gestiegenen radspezifischen Kraftausdauer geschehen,<br />

in dessen Folge die Laufleistung positiv beeinflusst wird.


Andererseits scheint es unter Verbindung der Standpunkte<br />

aus Literatur und eigenen praktischen Erfahrungen von<br />

Vorteil zu sein, eine eher niederfrequente Fahrweise in Verbindung<br />

mit einer besonderen Vorbereitung des Rad-Lauf-<br />

Übergangs zu präferieren. Die niederfrequente Fahrweise<br />

ist ein probates Mittel, um Energie für den abschließenden<br />

Lauf zu sparen und somit über erhöhte Substratressourcen<br />

leistungssteigernd auf den Laufabschnitt einzuwirken. Die<br />

unmittelbare Vorbereitung auf den Disziplinwechsel sollte<br />

frequenzorientiert gestaltet werden, um unter Ausnutzung<br />

der Perseveration gleich in der Startphase ein optimal frequentes<br />

Laufmuster zu generieren. Auch ein Tonisieren der<br />

ischiocruralen Muskulatur kann empfohlen werden.<br />

4. Schlussfolgerungen<br />

Innerhalb des Kraftausdauertrainings von Triathleten/ Duathleten<br />

ist der spezifische, aerobe Reiz als bedeutendste<br />

Leistungsreserve anzusehen und entsprechend zu nutzen.<br />

Nur auf seiner Basis können optimale Fortschritte in den<br />

wettkampfspezifischen Leistungsvoraussetzungen und<br />

schließlich in der Wettkampfleistung vollzogen werden.<br />

Dafür ist es entscheidend, diesen Leistungsfaktor ganzjährig<br />

sowie mit adäquater Intensität und Dauer der Einheiten<br />

zu konzipieren. Um die Möglichkeiten der Adaptation besser<br />

auszuschöpfen, sollte die mikrozyklische Gestaltung<br />

klarer strukturiert werden. Der einzelne Trainingstag ist so<br />

zu planen, dass die Anpassung der leistungsbeeinflussenden<br />

Funktionssysteme nicht durch methodisch fehlplatzierte<br />

Reize, das heißt inkompatible Trainingsmodalitäten,<br />

gestört wird. Für hochqualifizierte <strong>Sport</strong>ler kann die Blockstruktur<br />

ein Ansatzpunkt zur weiteren Leistungsoptimierung<br />

sein.<br />

Für das Koppeltraining legen Literatur- und Trainingsanalyse<br />

den Schluss nahe, dass es sich um eine überbewertete,<br />

aber nicht adäquat erforschte Trainingsform handelt.<br />

Es existiert keine hinreichend valide Methodik. Untersuchungen<br />

des direkten Einflusses auf die Übergangsphänomene,<br />

deren Ursachen und die tatsächliche Wettkampfleistung<br />

sind vakant. Trainingsmethodisch bleibt<br />

für Eliteathleten die Empfehlung, zunächst eine möglichst<br />

hohe Einzelleistung zu entwickeln, bevor über ein Koppeltraining<br />

die im Rad-Lauf-Übergang zu verlierenden Sekunden<br />

eventuell minimiert werden.<br />

Einen indirekten Ansatzpunkt für eine verbesserte Laufleistung<br />

im Triathlon/ Duathlon stellt der Radabschnitt dar.<br />

Trainingsmethodisch ist es relevant, über eine gestiegene<br />

Kraftausdauerbasis das Gesamtradniveau zu erhöhen und<br />

in dessen Folge den Energieverbrauch für eine gleich bleibende<br />

Belastung zu senken. Das Radtraining sollte den anderen<br />

Disziplinen, unter Berücksichtigung seiner Potenzen<br />

für den Laufabschnitt, nicht nachgeordnet sein. Auch der<br />

Trittfrequenzregulation kommt eine die Laufleistung beeinflussende<br />

Bedeutung zu. Diese gilt es, im gesamten<br />

Radabschnitt und im Rad-Lauf-Übergang wettkampftaktisch<br />

zu nutzen.<br />

43


Förderkreis-Universitätssport beim USV <strong>Jena</strong> e. V.<br />

Der Förderkreis Universitätssport konnte dieser Tage mit PD Dr.<br />

Gerhard Kirchner sein 70. Mitglied aufnehmen. Zunehmend<br />

entwickelt sich der Förderkreis als Alumni-Verein für das Institut<br />

für <strong>Sport</strong>wissenschaft, den USV und den Hochschulsport. Im<br />

letzten Jahr unterstützte der Förderkreis das Absolvententreffen<br />

des Instituts für <strong>Sport</strong>wissenschaft, stiftete einen Institutspreis<br />

für wissenschaftliche Abschluss-arbeiten und überwies einen<br />

Betrag von 500 Euro für das Spendenkonto Dreifelderhalle. Das<br />

Spendenkonto Dreifelderhalle ist inzwischen auf 19.886,47<br />

Euro angewachsen. Systematisch wird versucht, eine Adressensammlung<br />

von ehemaligen <strong>Sport</strong>studenten und Vereinssportlern<br />

anzulegen. Bisher ist es gelungen, über 2000 Adressen zu<br />

ermitteln. Der Förderkreis kann auch Seminargruppen oder<br />

Studienjahre bei der Organisation von Treffen unterstützen.<br />

Das Absolvententreffen findet immer im Rahmen des Hanfried-<br />

Turniers statt.<br />

Ziele des Förderkreises:<br />

• Pflege und Bewahrung von <strong>Sport</strong>traditionen<br />

an der Friedrich-Schiller-Universität<br />

• Pflege der Ehrentafel des Universitätssports<br />

(www.usvjena.de)<br />

• Vergabe von Universitätssportpreisen an <strong>Sport</strong>ler<br />

und <strong>Sport</strong>lerinnen und<br />

Förderer und Förderinnen des <strong>Sport</strong>s an der<br />

Universität<br />

• Unterstützung von Publikationen, insbesondere<br />

in der Reihe „<strong><strong>Jena</strong>er</strong> <strong>Beiträge</strong> zum <strong>Sport</strong>“<br />

• Unterstützung der Bibliothek beim Erwerb von<br />

sportwissenschaftlicher Literatur<br />

• Unterstützung bei der Erarbeitung der <strong>Sport</strong>chronik der<br />

Universität<br />

• Unterstützung beim Erwerb von Archivmaterialien,<br />

insbesondere Fotos zur <strong>Geschichte</strong> des<br />

Universitätssports<br />

• Unterstützung bei der Organisation von<br />

Absolventen- und Traditionstreffen<br />

Der jährliche Mindestbeitrag beträgt 30,- Euro. Jedes Mitglied<br />

kann den Beitrag aber selbstständig auf eine höhere Summe<br />

festlegen, um den <strong>Sport</strong> an der Universität zu unterstützen.<br />

Antrag auf Mitgliedschaft<br />

im USV <strong>Jena</strong> e.V. - Förderkreis<br />

USV <strong>Jena</strong> e.V.<br />

Oberaue 1<br />

07745 <strong>Jena</strong><br />

Name, Vorname: ________________________<br />

Geburtsdatum: _________________________<br />

Anschrift: ____________________________<br />

_________________________________<br />

Absolventenjahrgang: _____________________<br />

Beruf / Tätigkeit:________________________<br />

Telefon (p./d.): _________________________<br />

E-mail: ______________________________<br />

bei Absolventen das Abschlußjahr: ______________<br />

Die einmalige Aufnahmegebühr beträgt 10,00 Euro.<br />

Die Zahlung des Mitgliedsbeitrages erfolgt durch<br />

Abbuchung vom Konto des Antragstellers.<br />

44<br />

Wer zusätzliche Spenden oder Stiftungen für den Universitätssport<br />

plant, kann dafür entsprechende steuerlich wirksame Bescheinigungen<br />

erhalten. Dies gilt auch für Nichtmitglieder. Wer<br />

Mitglied werden möchte, Adressen bereitstellen kann oder mit<br />

historischen Daten, Fotos und Sachzeugen das USV <strong>Sport</strong>archiv<br />

vervollständigen kann, wende sich bitte an Dr. H.-G. Kremer<br />

(03641/ 945760/61).<br />

Fördermitglieder sind: Marlene Bähring Neuhaus, Alexander Bartsch<br />

Kaufbeuren, Prof. Dr. Reinhard Blickhan <strong>Jena</strong>, Dr. Erich Blum Dresden,<br />

Dr. Hildegard Bonnafous Klettbach, Dr. Albrecht Börner <strong>Jena</strong>,<br />

Gertraud Brinkmann Bernau, Prof. Dr. Frank Daumann Hof , Dietrich<br />

Discher Ilmenau, Prof. Dr. Günther Drefahl <strong>Jena</strong>, Prof. Dr. Klaus<br />

Duphorn Kiel , Dr. Dirk Enke <strong>Jena</strong>, Inge Fischer Neustadt, Prof. Dr.<br />

Holger Gabriel <strong>Jena</strong>, Dr. Heinz-Peter Gebert Altenburg, Gerhard<br />

Giera Ettlingen, Dr. Marlis Goldammer <strong>Jena</strong>, Werner Gröbe Weimar,<br />

Gisela Große <strong>Jena</strong>, Prof. Dr. Wolfgang Gutewort <strong>Jena</strong>, Karin Hecker<br />

Kronach, Dr. Lutz Hoffmann <strong>Jena</strong>, Prof. Dr. Johanna Hübscher <strong>Jena</strong>,<br />

Timo Jahn <strong>Jena</strong>, Prof. Dr. Dr. Klaus Keil Honolulu, Karin Keller Quedlinburg,<br />

PD. Dr. Gerhard Kirchner <strong>Jena</strong>, Hermann Kleppe <strong>Jena</strong>, Dr.<br />

Hans- Georg Kremer <strong>Jena</strong>, Werner Kühnert <strong>Jena</strong>, Prof. Dr. Manfred<br />

Kunze Suhl, Bernd Kuttelwascher Dessau, Jana Leidenfrost Waiblingen/Hegnach,<br />

Gerhard Licht Buxtehude, Gertraud Liebelt Saalfeld,<br />

Bernd Löschner Tettnang, Ute Lucas <strong>Jena</strong>, Gottfried Mempel <strong>Jena</strong>,<br />

Dr. Wolfgang Möhring Hachenburg, Adelheid Müller Schönefeld, Dr.<br />

Wolfgang Müller Metzels, Steffi Oertel Gera, Harry Pippardt <strong>Jena</strong>,<br />

Walpurga Preuß <strong>Jena</strong>, Petra Preußat Sondershausen, Dr. Gerhard<br />

Rauschenbach Erfurt, Heidemarie Röhrig <strong>Jena</strong>, Dr. Peter Röhrig<br />

<strong>Jena</strong>, Manfred Rosemann <strong>Jena</strong>, Willi Rössel Erfurt, Dr. Olaf Rößler<br />

<strong>Jena</strong>, Claudia Rüppel <strong>Jena</strong>, Dr. Ulrich Sauerstein Plauen, Günther<br />

Scheibe Tanna, Roswitha Schmidt Zwenkau, Dr. Rolf Schoder <strong>Jena</strong>,<br />

Reinhard Scholz Crimmitschau, Ferdinand Schrön Menteroda, Harald<br />

Seime Vierzehnheiligen, Christine Sklenar Weimar, Dr. Sylvia Stanek<br />

Laasdorf, Dr. Siegfried Stange <strong>Jena</strong>, Sabine Sorge <strong>Jena</strong>, Elisabeth<br />

Steinbach <strong>Jena</strong>, DR. Martin Steinbach <strong>Jena</strong>, Hansjörg Strubel Brieselang,<br />

Prof. Dr. Dieter Teipel <strong>Jena</strong>, Dr. Jürgen Teubner Thalbürgel,<br />

Harry Themel Dresden, Prof. Dr. Hans-Alexander Thorhauer <strong>Jena</strong>,<br />

Dr. Heinz Unger Gmünd, Prof. Dr. Norbert Urbainsky Bochum, Leonhard<br />

Urban Gera, Barb Wanke <strong>Jena</strong>, Alfred Wehner <strong>Jena</strong>, Tobias<br />

Wolfrum <strong>Jena</strong>, Dr. Michael Zahn <strong>Jena</strong>, Ursula Zaumseil Seeheilbad<br />

Graal-Müritz, Ulrich Zimmer <strong>Jena</strong>.<br />

Ich zahle den Mindestbetrag von jährlich 30,00 Euro.<br />

Ich zahle einen jährlichen Förderbetrag von __Euro.<br />

Kontonummer: _________________________<br />

BLZ.: _______________________________<br />

Kreditinstitut: __________________________<br />

Kontoinhaber: __________________________<br />

(wenn abweichend vom Antragsteller)<br />

Mit meiner Unterschrift erkenne ich die Satzung des Vereins<br />

und die Beitragsordnung an. Bei Abbuchung meines<br />

Mitgliedsbeitrages ermächtige ich den USV <strong>Jena</strong> e.V., bis<br />

auf Widerruf (Abmeldung), den von mir zu entrichtenden<br />

Betrag zum Fälligkeitstermin zu Lasten meines Kontos durch<br />

Lastschrift einzuziehen. Wenn mein Konto die erforderliche<br />

Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden<br />

Instituts keine Verpflichtung zur Einlösung.<br />

Teileinlösungen sind im Lastschrifverkehr nicht möglich.<br />

(Hinweis laut Datenschutzgesetz: Ihre Daten werden maschinell gespeichert!)<br />

Datum, Ort: ________<br />

Unterschrift: ___________________

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!