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Jenaer Beiträge Nr. 15 - Sport Geschichte Jena

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Vergleich zum Kontaktbeginn, die aus den kinematischen<br />

Daten gewonnen wird.<br />

Die Beinsteifigkeit für den gestörten Kontakt nimmt mit<br />

zunehmender Stufenhöhe signifikant ab (Grimmer, 2008;<br />

Grimmer et al., 2008). In dem ungestörten Kontakt vor<br />

der Stufe sind diese Anpassungen nicht zu finden. Ähnlich<br />

Anpassungen zeigen sich beim Anstellwinkel. Im gestörten<br />

Kontakt nehmen die Anstellwinkel mit zunehmender Stufenhöhe<br />

ebenfalls ab, von 68deg auf 62deg für die höchste<br />

Stufe, wohingegen sich keine signifikanten Änderungen in<br />

dem ungestörten Kontakt vor der Stufe zeigen. Geringfügige<br />

Änderungen sind auch für die initiale Beinlänge zu finden.<br />

Sie nimmt mit zunehmender Stufenhöhe ebenso ab.<br />

Abb. 2: Ersatzmodell für das Laufen – das Feder-Masse Modell. Das<br />

Modell besteht aus einer Punktmasse und einer daran angefügten<br />

masselosen Feder der Länge l0 und der Federsteifigkeit K. Die Bewegung<br />

kann in zwei Phasen unterteilt werden. In eine Flugphase,<br />

bei der sich der Schwerpunkt mit der horizontalen Geschwindigkeit<br />

vx vorwärts bewegt und den höchsten Punkt der Trajektorie yApex<br />

durchläuft und die elastische Kontaktphase, die beginnt, wenn die<br />

Feder den Boden unter dem Winkel a berührt.<br />

Modellvorstellung und Kontrollstrategien<br />

Durch die Definition einer Steifigkeit für das Bein während<br />

des Kontaktes wird implizit schon die Modellvorstellung<br />

zugrunde gelegt, dass sich das Bein federartig verhält. Tatsächlich<br />

konnte gezeigt werden, dass sich die Kinematik<br />

und Dynamik mit einem einfachen Feder-Masse Modell<br />

in der Sagittalebene für Menschen (Blickhan, 1989) und<br />

Tiere (McMahon & Cheng, 1990) gut beschreiben lässt.<br />

Seit dem fand dieses Modell in zahlreichen verschiedenen<br />

Studien zum Hüpfen und Laufen (Blickhan & Full, 1993;<br />

Farley, Blickhan, Saito, & Taylor, 1991; Full & Koditschek,<br />

1999; Seyfarth, Geyer, Gunther, & Blickhan, 2002) sowie<br />

zum Gehen (Geyer, Seyfarth, & Blickhan, 2006) Anwendung.<br />

Dass sich die Bewegung und Parameteranpassungen<br />

eines menschlichen Läufers über einen unebenen Parcours<br />

ebenfalls mit Hilfe des Feder-Masse Modells beschreiben<br />

lässt, konnten wir zeigen (Grimmer et al., 2008). Die Anpassungen<br />

sind notwendig um die Bewegung zu stabilisieren;<br />

siehe unten.<br />

Das Feder-Masse Modell (Abb. 2) ist dabei eine starke Abstraktion<br />

des menschlichen Läufers und besteht aus einer<br />

Punktmasse, die an einer masselosen Feder der Federsteifigkeit<br />

K und der Federlänge L0 befestigt ist. Das Laufen<br />

lässt sich hierbei in zwei Phasen einteilen: eine ballistische<br />

Flugphase, bei der sich das Modell mit konstanter Geschwindigkeit<br />

(vx) vorwärts bewegt und dabei die höchste<br />

12<br />

vertikale Auslenkung yApex während eines Schrittes durchläuft;<br />

und eine elastische Kontaktphase, die beginnt, wenn<br />

die Feder den Boden unter dem Kontaktwinkel a berührt.<br />

Die Bewegung des Modells ist dann stabil, wenn sich zwei<br />

aufeinanderfolgende Apizes gleichen und kleine Störungen<br />

kompensiert werden und nicht zum Stolpern führen.<br />

Für größere Störungen kommt es in der Regel zu Abweichungen<br />

der aufeinander folgenden Apizes. Ist die Kontrolle<br />

robust genug, können aber auch solche Störungen<br />

kompensiert werden.<br />

Abb. 3: Anwendung der konstanten Geschwindigkeitskontrolle beim<br />

Laufen über unebenen Untergrund. Mit dieser Kontrolle ist es möglich<br />

über unebenen Boden zu laufen und dabei eine konstante Apexhöhe<br />

zu wahren. Dies geht einher mit einer gleichbleibenden Vorwärtsgeschwindigkeit<br />

für die Flugphasen.<br />

Dass die Stabilität der Bewegung für das Feder-Masse<br />

Modell unter bestimmten Voraussetzungen gegeben ist,<br />

konnte von Seyfarth und Kollegen (Seyfarth et al., 2002)<br />

gezeigt werden, wobei eine wesentliche Verbesserung der<br />

Stabilität mit einer Schwungbeinkontrolle erreicht werden<br />

kann (Seyfarth & Geyer, 2002; Seyfarth, Geyer, & Herr,<br />

2003).<br />

Diese theoretischen Studien beschäftigen sich vornehmlich<br />

mit der Stabilität der federartigen Bewegung. Neben<br />

dem kritischen Faktor der Stabilität einer dynamischen<br />

Bewegung können andere Kriterien für das Laufen von<br />

ähnlicher Bedeutung sein. Speziell sei hier an die Kontrolle<br />

von federartig arbeitenden Laufmaschinen (Robotern)<br />

gedacht. Für diese Art von Laufmaschinen mag eine konstante<br />

Vorwärtsgeschwindigkeit, eine maximierte Laufgeschwindigkeit,<br />

oder ein konstante maximale Flughöhe<br />

(Apizes) beim Laufen über unebenem Untergrund Vorrang<br />

vor maximierter Stabilität haben.<br />

Wir konnten eine Schwungbeinkontrolle für das konservative<br />

Feder-Masse Modell entwickeln, dass die Vorwärtsgeschwindigkeit<br />

beim Laufen über unebenem Untergrund<br />

konstant hält (Abb. 3), indem es die Parameter des Feder-Masse<br />

Modells im Flug an die neue Untergrundhöhe<br />

anpasst (Ernst, Geyer, & Blickhan, 2009). Ähnlich wie wir<br />

es beim menschlichen Laufen auf unebenem Untergrund<br />

sehen. Gleichzeitig wird durch diese Art der Kontrolle erreicht,<br />

dass die globalen maximalen Flughöhen (Apizes)<br />

ebenfalls gleich sind. Diese konstante Geschwindigkeitskontrolle<br />

kann als Feedforward-Strategie gestaltet werden<br />

(Ernst et al., 2009). Eine Feedforward Strategie hat hier<br />

den Vorteil, dass sie unabhängig von der Erfassung der<br />

aktuellen Bodenhöhe (Feedback-Strategie) funktioniert.<br />

Für die konstante Geschwindigkeitskontrolle existiert nicht<br />

nur eine Lösung, sondern ein ganzer Lösungsraum. Durch<br />

Beschränkungen in den Modellparametern wird dieser Bereich<br />

allerdings eingeschränkt.

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