GK 2007-1 Landesabitur 2007 Hessen – Grundkurs ... - STARK Verlag
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<strong>Landesabitur</strong> <strong>2007</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>–</strong> <strong>Grundkurs</strong> Erdkunde<br />
Vorschlag A: München <strong>–</strong> das „Silicon Bavaria“<br />
Arbeitsanweisungen<br />
1. a) München hat sich zum bedeutendsten Standort der Hightechindustrie in<br />
Deutschland entwickelt. Nennen Sie diesbezüglich die wichtigsten Standortfaktoren<br />
(M 1, M 2, M 5 und die Atlaskarten im Anhang).<br />
(10 BE)<br />
1. b) Erläutern Sie, wie diese Standortfaktoren zu dieser Entwicklung beigetragen<br />
haben.<br />
(18 BE)<br />
1. c) Stellen Sie die Folgen dieser wirtschaftlichen Entwicklung für die Stadt und die<br />
Region dar (M 1<strong>–</strong> 4).<br />
(15 BE)<br />
2. a) Vergleichen Sie die Industrialisierung der Region München mit der Industrialisierung<br />
des Ruhrgebietes.<br />
(20 BE)<br />
2. b) Erläutern Sie die Formulierung von der „Gnade der späten Industrialisierung“<br />
(M 2, Z. 16 <strong>–</strong>17). (12 BE)<br />
3. Ist Münchens Industriestruktur zu einseitig und droht die Region somit zum Ruhrgebiet<br />
des 21. Jahrhunderts zu werden? Diskutieren Sie diese Frage auch vor dem<br />
Hintergrund neuerer Entwicklungen in der Hightechindustrie Kaliforniens.<br />
(25 BE)<br />
Erlaubtes Hilfsmittel: Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung, Atlas (Diercke oder Alexander)<br />
<strong>GK</strong> <strong>2007</strong>-1
M 1: Wirtschaftsraum München <strong>–</strong> Entwicklung und gegenwärtiger Stand<br />
Quelle: Kreus, A. / Lindner, P. / von der Ruhren, N.: Fundamente Kursthemen <strong>–</strong><br />
Industrie / Dienstleistungen. Gotha 2004, S. 78<br />
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M 2: E. Niejahr und W. Uchatius: Tadellos im reichen Bayern<br />
Schröder gegen Stoiber, Deutschland gegen Bayern. Wenn die Wähler allein nach<br />
diesem Schema entscheiden, hat der Kanzler schon verloren. Egal ob Wachstum, Arbeitslosigkeit,<br />
geringe Verschuldung oder Exportquote <strong>–</strong> überall liegt Bayern auf<br />
dem ersten oder zweiten Platz im Bund. Die Folge: mehr Wohlstand.<br />
„Oberbayern ist heute die reichste Flächenregion in Europa“, sagt Hans-Werner<br />
Sinn, Präsident des Münchner ifo Instituts. Noch vor 50 Jahren verdiente im Voralpenland<br />
jeder Dritte seinen Lebensunterhalt mühsam auf den Feldern.<br />
Bayern war unten in Deutschland, geografisch wie ökonomisch. Heute ist Bayern<br />
oben, und das liege vor allem an der CSU und an ihm, dem Ministerpräsidenten <strong>–</strong> das<br />
wird Edmund Stoiber den Deutschen im Wahlkampf entgegenrufen. Tatsächlich<br />
müsste er es so formulieren: Bayern ist oben, und das liegt zunächst einmal an den<br />
Russen. Aus Angst vor den Sowjets zog kurz nach dem Krieg der Siemens-Konzern<br />
aus Berlin nach München um <strong>–</strong> und brachte moderne Elektrotechnik mit. „Siemens<br />
war der Standortbildner“, sagt der Kölner Wirtschaftsgeograf Rolf Sternberg, der den<br />
bayerischen Aufschwung erforscht hat.<br />
Den Bayern kam zugute, was Ökonomen „die Gnade der späten Industrialisierung“<br />
nennen. Lebte das Ruhrgebiet noch Jahrzehnte im Rhythmus von Zechen und<br />
Stahlöfen, „konnte Bayern direkt von der Agrar- in die Dienstleistungsgesellschaft<br />
springen“, so Thomas Straubhaar, Präsident des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-<br />
Archivs (HWWA). Wie folgenreich diese Gnade war, zeigt sich in Landstrichen, denen<br />
sie nicht zuteil wurde. Verwandelten sich in München und Umgebung Bauerndörfer<br />
in Hightechzentren, dominieren in Oberfranken noch heute alte Textil-, Glasund<br />
Keramikunternehmen. „Wir haben hier den dritthöchsten Anteil von Industriearbeitern<br />
in der EU“, sagt Joachim Hunger, Geschäftsführer der Industrie- und<br />
Handelskammer in Hof. Und die höchste Arbeitslosenquote in Bayern. Mit 10,4 Prozent<br />
liegt sie weit über dem westdeutschen Schnitt von 7,7 Prozent.<br />
Zum Glück für den Wahlkämpfer Stoiber sind die bayerischen Problemzonen<br />
klein. Zudem wachsen die Boomregionen <strong>–</strong> und dazu, da sind sich die Experten einig,<br />
hat die Landespolitik viel beigetragen. Insbesondere einige Vorstöße von Landesvertretern<br />
beim Bund. Was die Finanzierung von Forschung angeht, haben die<br />
Bayern, vor allem die Münchner, mehr Geld vom Bund bekommen als vom Land,<br />
hat Rolf Sternberg ausgerechnet. Die Folge: In keiner deutschen Großstadt gibt es<br />
mehr bundeseigene Forschungseinrichtungen, mehr Fraunhofer- und Max-Planck-<br />
Institute als in München. Was nicht heißt, der Freistaat selbst sei geizig. Im Gegenteil:<br />
„Bayern gehörte zu den Ersten, die eigene Technologieförderprogramme auflegten“,<br />
so Sternberg. Unter dem Ministerpräsidenten Stoiber privatisierte der Freistaat<br />
25 Unternehmen, vom Energieversorger Bayernwerk (heute E.on) über die Bayerische<br />
Versicherungskammer bis zur Molkerei Weihenstephan. Vom Erlös, mehreren<br />
Milliarden Euro, profitierten Existenzgründer, Hochschulen und Forschungsinstitute.<br />
So entstand eine Vielzahl neuer Jobs. […]<br />
Quelle: Die Zeit, Ausgabe 4 /2002<br />
<strong>GK</strong> <strong>2007</strong>-3
Voraussetzungen gemäß Lehrplan<br />
Die Vorgehensweise bei dieser Aufgabe orientiert sich an der Methode der fragengeleiteten<br />
Raumanalyse, die Sie im Erdkundeunterricht erarbeitet und geübt haben.<br />
Im Kurshalbjahr 12.1 wurde die Methode der fragengeleiteten Raumanalyse unter<br />
dem Aspekt der Standortfaktoren vertieft. Dabei wurden im Besonderen Strukturprobleme<br />
und der Strukturwandel deutscher Industrieräume thematisiert. In den<br />
Erlassen zum <strong>Landesabitur</strong> <strong>2007</strong> wurde auf das Ruhrgebiet als intensiv im Unterricht<br />
zu behandelnder Raum hingewiesen.<br />
Die spezifischen Standortfaktoren der Hightechindustrie sind Ihnen aus der Behandlung<br />
des innovativen „Experimentierfeldes“ Kalifornien (Silicon Valley) im Kurshalbjahr<br />
12.2 vertraut und sollten daher, unterstützt durch die in der Abituraufgabe<br />
vorgegebenen Materialien, auf das Beispiel München übertragen werden können.<br />
Ebenfalls aus 12.2 kennen Sie das Modell der „Blauen Banane“.<br />
Lösungsvorschläge<br />
1. a) Wie der Operator „nennen“ besagt, müssen Sie bei Aufgabe 1 a zielgerichtet<br />
Informationen zusammentragen, ohne diese zu kommentieren. Angesichts des<br />
umfangreichen Materials besteht die Herausforderung vor allem darin, die<br />
wirklich relevanten Informationen herauszufiltern. Dazu empfiehlt es sich, die<br />
Materialien genau zu analysieren und unmittelbar während des Materialstudiums<br />
stichpunktartige Notizen anzufertigen.<br />
Aus den Materialien lassen sich mehrere wichtige Standortfaktoren herauslesen:<br />
Zu nennen ist die geografische Lagegunst in der südlichen Hälfte der „Blauen<br />
Banane“, der dynamischen Wachstumsregion im Zentrum der Europäischen<br />
Union. Die dynamische Entwicklung und das wirtschaftliche Wachstum beruhen<br />
maßgeblich auf Innovationen, also auf Erfindungen und deren wirtschaftlicher<br />
Inwertsetzung (Innovationsschwerpunkt).<br />
Auffällig ist weiterhin eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur, erkennbar am<br />
internationalen Flughafen, zahlreichen Autobahnanschlüssen und einem dichten<br />
Schienennetz (M 1; Diercke Weltatlas 2002, S. 22 /23; S. 44 /45).<br />
Durch die Ballung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Industrie<br />
und der Hightechbranchen, z. B. Elektro- und Fahrzeugindustrie, Biotechnologie<br />
u. a. (vgl. M 1, M 2, M 5, Diercke Weltatlas 2002, S. 44 /45) ergeben<br />
sich erhebliche Agglomerationsvorteile. Diese Vorteile entstehen z. B. dadurch,<br />
dass durch die Ballung von Unternehmen einer Branche eine größere<br />
Anzahl entsprechender Fachkräfte örtlich konzentriert wird und sich Netzwerke<br />
zwischen Hochschulen und Unternehmen bilden, die untereinander in<br />
einem engen Austausch stehen.<br />
Gerade im internationalen Wettbewerb um hoch qualifizierte Spitzenarbeitskräfte<br />
kommt den sogenannten weichen Standortfaktoren eine wachsende<br />
Bedeutung zu. Zu diesen zählt ein attraktives Wohnumfeld mit vielen Erholungs-<br />
und Freizeitangeboten, das in München und Umgebung vorhanden ist<br />
(vgl. Diercke Weltatlas 2002, S. 44 /45). Das Alpenvorland mit seinen Seen<br />
<strong>GK</strong> <strong>2007</strong>-6
und sonstigen Naherholungsgebieten und natürlich die Alpen selbst haben als<br />
attraktive Sommer- und Wintererholungsgebiete auch überregional eine erhebliche<br />
Bedeutung.<br />
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1. b) Bei Teilaufgabe 1 b geht es nun darum, über die bloße Aufzählung hinaus zu<br />
erläutern, worin die Bedeutung der einzelnen Standortfaktoren für die Ansiedlung<br />
bestimmter Branchen liegt. Der Operator „erläutern“ bedeutet, dass<br />
Sie Sachverhalte und Materialien durch Wissen und Einsichten in einen<br />
Zusammenhang einordnen und dies begründen müssen. Achten Sie darauf,<br />
Wiederholungen zu Teilaufgabe 1 a zu vermeiden.<br />
Es wäre auch möglich, die Aufgaben 1 a und 1 b zusammen, d. h. miteinander<br />
verbunden zu beantworten. Generell dürfen Sie Teilaufgaben (a, b, c …) einer<br />
Aufgabe zusammenhängend lösen. Sie sollten aber nicht Antworten verschiedener<br />
Aufgaben (1, 2, 3 …) miteinander vermischen.<br />
Die geografische Lagegunst innerhalb der „Blauen Banane“ stellt in Verbindung<br />
mit der sehr guten Verkehrsinfrastruktur einen wichtigen Standortfaktor<br />
dar, weil damit einerseits eine gute Erreichbarkeit gegeben als auch eine Minimierung<br />
der Transportkosten in der industriellen Produktion verbunden ist.<br />
Besonders für Branchen, die hochgradig arbeitsteilig produzieren (z. B. die<br />
Automobilindustrie), ist eine transportkostenoptimale Lage sehr wichtig. Im<br />
Zeitalter der Globalisierung hat die Verkehrsinfrastruktur große Bedeutung für<br />
international agierende Unternehmen und für den Warenaustausch. Hinzu kommt,<br />
dass auch erhebliche Pendlerströme bewältigt werden müssen (vgl. M 3).<br />
Als Agglomerationsvorteile bezeichnet man Vorteile, die sich aus der Ballung<br />
einer bestimmten Branche in einer Region ergeben. Dazu zählen z. B. sogenannte<br />
Fühlungsvorteile, die dadurch entstehen, dass viele Menschen einer<br />
Branche in einer Region leben und arbeiten, Informationen und Ideen austauschen,<br />
private und geschäftliche Kontakte knüpfen, dass verschiedene Unternehmen<br />
zusammenarbeiten, sich gegenseitig Vorprodukte zuliefern usw. Auch<br />
in Zeiten des Internets und der Videokonferenzen ist die räumliche Nähe und<br />
die damit verbundene Möglichkeit eines raschen persönlichen Kontakts nicht<br />
zu unterschätzen. Z. B. werden größere Geschäftsabschlüsse auch heutzutage<br />
überwiegend persönlich, nicht per E-Mail oder Videokonferenz, angebahnt und<br />
abgeschlossen.<br />
Als Schwerpunktregion für Forschung und Innovation bietet die Region<br />
München mit ihren zahlreichen Universitäten, Forschungseinrichtungen und<br />
Hightechunternehmen ein umfangreiches Reservoir geeigneter Arbeitskräfte<br />
und lukrative Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und<br />
Unternehmen zur Entwicklung neuer Hightechprodukte. Eine solche „Clusterung“<br />
von Hightechunternehmen begünstigt auch die großzügige Mitfinanzierung<br />
von Forschungseinrichtungen durch Gelder von benachbarten Privatunternehmen<br />
einerseits als auch durch staatliche Fördermittel andererseits. Das<br />
attraktive Wohnumfeld zählt zu den sogenannten weichen Standortfaktoren.<br />
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