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Zu traurig zum Leben.

Larissa Rahmani war 18, als sie sich das Leben nahm. Sie litt unter Depressionen. Hätte der Suizid verhindert werden können?

Larissa Rahmani war 18, als sie sich das Leben nahm. Sie litt unter Depressionen. Hätte der Suizid verhindert werden können?

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Hinreißend<br />

Seine Kurven sind hinreißend,<br />

sagen Kenner des Maserati Gran<br />

Turismo. Der Achtzylinder mit<br />

405 PS besticht aber auch durch<br />

eine beeindruckende Kraftentfaltung.<br />

Das Unternehmen Maserati<br />

wird jetzt 100. Seite 3<br />

Wunderbar<br />

Als Folge 13 der Serie „Hundert<br />

Heidelberger Meisterwerke“ wird<br />

heute der „Christophorus“ von<br />

Bernd Stöcker auf der Ziegelhäuser<br />

Brücke vorgestellt. Er ist<br />

ein wunderbares Beispiel zeitgenössischer<br />

Plastik. Seite 5<br />

Entzückend<br />

Der kleine südenglische Ort Weymouth<br />

ist so britisch, wie man sich<br />

eine Stadt an der Kanalküste nur<br />

vorstellen kann. Deshalb zieht<br />

Englands erstes Seebad auch jede<br />

Menge Kontinentaleuropäer<br />

mit seinem Charme an. Reise<br />

Magazin <strong>zum</strong>Wochenende<br />

Das Magazin<br />

für Reise, Kultur, Wissen und Genuss<br />

Rhein-Neckar-Zeitung<br />

Ausgabe Nr. 194 – Samstag/Sonntag, 23./24. August 2014<br />

Es war im November<br />

2012. An einem jener<br />

düsteren Abende<br />

setzte sich Larissa zu<br />

ihren Eltern ins<br />

Wohnzimmer. Seit<br />

einiger Zeit schon<br />

merkte sie offenbar, dass etwas nicht<br />

stimmte mit ihr. Sie googelte, was sie an<br />

sich beobachtete: Lustlosigkeit, wenig<br />

Freundinnen, Selbstmordgedanken, ein<br />

Suizidversuch. Das Internet spuckte für<br />

die Schlagworte immer wieder ein Ergebnis<br />

aus: Depression. Die Selbstdiagnose<br />

teilte die damals 17-Jährige ihren<br />

Eltern an diesem Abend mit. Sie sagte<br />

auch, dass sie die Krankheit besiegen will.<br />

Dass sie Hilfe möchte. Dass sie nicht sterben<br />

will, sondern leben. Neun Monate<br />

später ist Larissa tot. Am 28. August 2013<br />

schluckte sie eine Überdosis Tabletten.<br />

Ihr Todestag jährt sich kommende Woche<br />

<strong>zum</strong> ersten Mal.<br />

Wenn Marina Nußhag-Rahmani heute<br />

über die Geschichte ihrer Tochter<br />

spricht, muss sie immer wieder innehalten<br />

und die Lippen aufeinander pressen.<br />

„Es ist noch alles so unwirklich“, sagt sie.<br />

Gemeinsam mit ihrem Mann versucht die<br />

studierte Chemikerin zu verstehen, was<br />

kaum zu verstehen ist. Warum wollte Larissa<br />

sterben? Ein Mädchen, das gerade<br />

das Abitur bestanden hat – für die meisten<br />

das Tor zur Freiheit. Für Larissa dagegen<br />

war das <strong>Leben</strong> ein Gefängnis.<br />

Oft verschwand Larissa mit<br />

einem Buch in ihrem Zimmer<br />

Mohsen Rahmani sitzt im Wohnzimmer<br />

der fünfköpfigen Familie in Sinsheim-Waldangelloch<br />

auf dem schwarzen<br />

Ledersofa und sucht nach Erklärungen.<br />

Moderne Kunst ziert die Wände, auf dem<br />

Couchtisch liegt eine Spitzendecke. Der<br />

gebürtige Iraner und selbstständige<br />

Großhändler sagt, er wolle wissen, warum<br />

niemand seiner Tochter helfen konnte.<br />

Und er glaubt, dass andere Menschen<br />

Schuld am Tod von Larissa haben. „Vielleicht<br />

würde sie noch leben, wenn die<br />

Ärzte und Betreuer alles richtig gemacht<br />

hätten. Ich bin davon überzeugt“, sagt er.<br />

Wann genau das Leiden ihrer Tochter<br />

begonnen hat, wissen die Rahmanis nicht.<br />

Sie sei schon immer ein stilles, zurückhaltendes<br />

Kind gewesen, sagt ihre Mutter.<br />

„Aber das war ich früher auch.“<br />

Larissa las viel, ging drei Mal die Woche<br />

<strong>zum</strong> Kampfsport-Training und übte<br />

täglich Geige. Auch in der Schule gab es<br />

keine Probleme. „Ich musste ihr im Gegensatz<br />

zu ihren beiden Brüdern nie sagen,<br />

dass sie mal lernen soll“, sagt Mohsen<br />

Rahmani. Heute glauben er und seine<br />

Frau, dass das schon ein Hinweis auf<br />

ihre Krankheit war. Die 17-Jährige hatte<br />

hohe Erwartungen an sich selbst, wollte<br />

perfekt sein. Gelegentliche Kritik des Vaters<br />

nahm sie sich zu sehr zu Herzen, empfand<br />

sie als Druck. So jedenfalls reimen<br />

sich die Rahmanis Stück für Stück Larissas<br />

Gedanken zusammen, an denen sie<br />

nicht teilhaben konnten.<br />

Es war die Zeit etwa ein Jahr vor ihrem<br />

Tod, als den Eltern auffiel, dass ihre<br />

Tochter sich veränderte. Immer öfter verzog<br />

sie sich mit einem Buch in ihr Zimmer.<br />

Oft sah sie <strong>traurig</strong> aus. „Ich habe gemerkt,<br />

dass sie anders ist“, sagt Mohsen<br />

Rahmani. „Aber ich habe gedacht, sie hat<br />

einfach schlechte Laune.“ Die Rahmanis<br />

machten sich Gedanken, aber sie schoben<br />

Larissas Verhalten auf die Pubertät.<br />

Andere Eltern bestärkten sie darin. Sie<br />

berichteten von ähnlichen Sorgen mit ihren<br />

Kindern. Deshalb glaubten die<br />

Rahmanis zunächst, dass alles in Ordnung<br />

sei. „Hinterher fragt man sich natürlich<br />

schon, was man anders hätte machen<br />

können“, sagt Rahmani.<br />

Tatsächlich ist es bei Kindern und Jugendlichen<br />

besonders schwer, eine Depression<br />

zu erkennen, bestätigt das wissenschaftliche<br />

Institut der AOK WIdO.<br />

Andere Verhaltensauffälligkeiten wie<br />

Hyperaktivität oder Aggression könnten<br />

die depressive Symptomatik überlagern.<br />

Auch Schulangst oder immer stärkerer<br />

Rückzug von allen Aktivitäten könnten<br />

ein Hinweis auf eine Depression sein, erklärt<br />

Professor Eberhard Schulz, Ärztlicher<br />

Direktor der Freiburger Klinik für<br />

Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik<br />

im Kindes- und Jugendalter.<br />

Nach jenem Abend im November, als<br />

<strong>Zu</strong> <strong>traurig</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Leben</strong><br />

Larissa von ihren Depressionen und<br />

Selbstmordgedanken sprach, reagierten<br />

die Rahmanis jedoch sofort. Sie vereinbarten<br />

Termine bei mehreren Psychiatern<br />

und Psychologen. Die Fachleute erkannten:<br />

Die 17-Jährige braucht eine<br />

stationäre Behandlung. Larissa kam auf<br />

die Warteliste für einen Therapieplatz im<br />

Mannheimer Zentralinstitut für Seelische<br />

Gesundheit (ZI). „<strong>Zu</strong> dieser Zeit waren<br />

wir alle voller Hoffnung, dass ihr geholfen<br />

wird“, sagt Marina Nußhag-Rahmani.<br />

Bis <strong>zum</strong> Therapiebeginn blieb LarissazuHause.OhneBehandlung.Sieging<br />

zur Schule, lernte für die letzten Klausuren<br />

vor dem Abitur und kabbelte sich<br />

im Spaß mit ihren Brüdern. Familienalltag.„Wirhabenversucht,sonormalwie<br />

möglich weiter zu leben. Wir haben gedacht,<br />

es ist das Beste für sie“, sagt Larissas<br />

Mutter. Aber sie sagt auch: „Heute<br />

ist mir klar, dass Larissa ein Bild von sich<br />

gegeben hat, das so nicht gestimmt hat.“<br />

Im März schließlich wurde ein Platz<br />

im ZI für Larissa frei. Die lange Wartezeit<br />

ist keine Seltenheit bei Kindern und<br />

Jugendlichen, wie der Freiburger Psychiater<br />

Eberhard Schulz aus eigener Erfahrung<br />

weiß. „Wir haben einen wahnsinnigen<br />

Bedarf an Therapieplätzen und<br />

müssen Wartelisten bilden, obwohl das<br />

eigentlich nicht <strong>zum</strong>utbar ist“, sagt er.<br />

Drei bis sechs Monate Wartezeit seien in<br />

Baden-Württemberg durchaus die Regel.<br />

„Das Land ist Schlusslicht bei den stationären<br />

Therapieplätzen.“<br />

Als Larissas Behandlung im ZI begann,<br />

ging es ihr schnell besser, wie die Eltern<br />

berichten. Sie bekam Medikamente<br />

gegen die Depression, ging <strong>zum</strong> Kegeln,<br />

<strong>zum</strong> Sozialtraining, <strong>zum</strong> Malkurs und bestand<br />

als Gastschülerin eines Mannheimer<br />

Gymnasiums das Abitur. Notendurchschnitt<br />

2,1. Parallel begann die Planung<br />

für die <strong>Zu</strong>kunft der inzwischen 18-<br />

Jährigen. Noch während der Zeit im ZI<br />

absolvierte Larissa ein Praktikum in einer<br />

Kita in Mannheim. Und sie bewarb sich<br />

für ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer<br />

Werkstatt der <strong>Leben</strong>shilfe. Fünf Tage,<br />

nachdem sie sich das <strong>Leben</strong> nahm, hätte<br />

die Arbeit dort beginnen sollen.<br />

Nach gut drei Monaten wurde die stationäre<br />

Therapie im ZI beendet. Die Ärzte,<br />

so berichtet es die Familie, hätten<br />

empfohlen, dass Larissa zunächst in eine<br />

betreute Wohngruppe ziehen solle. Die<br />

weitere psychiatrische Behandlung sollte<br />

in der Ambulanz des Psychiatrischen<br />

Zentrums Nordbaden, PZN, in Wiesloch<br />

erfolgen. Am 8. Juli 2013 wurde Larissa<br />

aus dem ZI entlassen, in „emotional stabilem<br />

<strong>Zu</strong>stand“, wie es in einem Arztbrief<br />

heißt. Ein Sozialarbeiter brachte sie<br />

direkt in eine Wieslocher WG des Sozialpsychiatrischen<br />

Hilfsvereins Rhein-<br />

Depressionen bei Jugendlichen<br />

> Zahlen: Immer häufiger diagnostizieren<br />

Ärzte bei Jugendlichen Depressionen.<br />

Nach Angaben des wissenschaftlichen<br />

Instituts der AOK (WIdO)<br />

befanden sich 2012 0,9 Prozent der Versicherten<br />

zwischen 13 und 17 Jahren<br />

wegen einer Depression in Behandlung.<br />

2006 waren es noch 0,4 Prozent. Die<br />

Zahlen haben sich in einem Zeitraum<br />

von sechs Jahren fast verdoppelt.<br />

> Diagnose: Bei Depressionen unterscheiden<br />

Experten zwischen drei<br />

Hauptsymptomen: gedrückte Stimmung,<br />

verminderter Antrieb und Interessenverlust.<br />

Außerdem können noch<br />

mehrere <strong>Zu</strong>satzsymptome wie Konzentrationsprobleme,<br />

Schlafstörungen,<br />

verringerter Appetit oder ein vermindertes<br />

Selbstwertgefühl dazu kommen.<br />

HINTERGRUND<br />

Larissa Rahmani war<br />

18, als sie sich das<br />

<strong>Leben</strong> nahm. Sie litt<br />

unter Depressionen.<br />

Hätte der Suizid<br />

verhindert werden<br />

können? Kathrin Frank<br />

hat den Fall<br />

recherchiert.<br />

Treten mindestens zwei Hauptsymptome<br />

und mindestens zwei Nebensymptome<br />

über zwei Wochen auf, ist dies<br />

laut WIdO ein Hinweis auf eine depressive<br />

Erkrankung. Vor einer endgültigen<br />

Diagnose müssen aber noch<br />

psychische oder körperliche Erkrankungen<br />

ausgeschlossen werden.<br />

> Suizid: Alle 40 Sekunden stirbt nach<br />

Angaben der Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO weltweit ein Mensch durch<br />

Suizid. In Deutschland nahmen sich<br />

2012 fast 10 000 Menschen das <strong>Leben</strong>.<br />

580 davon waren im Alter zwischen 15<br />

und 24 Jahren. Damit starben deutlich<br />

mehr Menschen durch Suizid als durch<br />

Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag,<br />

illegale Drogen und Aids zusammen. Im<br />

Schnitt waren die durch Suizid verstorbenen<br />

Menschen 56,9 Jahre alt.<br />

Foto: pr.<br />

Neckar. Dort, so war es geplant, sollte Larissa<br />

die nächste Zeit wohnen. „Sie war<br />

richtig euphorisch an diesem Tag“, sagt<br />

Mohsen Rahmani. „So kannte ich sie gar<br />

nicht.“ Sieben Wochen später wird sich<br />

seine Tochter das <strong>Leben</strong> nehmen.<br />

Das Wochenende bevor Larissa starb,<br />

verbrachte sie in Sinsheim. Weil gerade<br />

Sommerferien waren, vereinbarte die<br />

Familie für den übernächsten Tag einen<br />

Ausflug ins Shoppingcenter nach Zweibrücken.<br />

„Larissa wollte unbedingt mit“,<br />

erinnert sich ihre Mutter. Doch kurz vor<br />

der Verabredung sagte Larissa ab. Sie sei<br />

zu müde, sagte sie ihrem Bruder am Telefon.<br />

Am Abend versuchte Marina Nußhag-Rahmani<br />

noch, Larissa auf dem<br />

Handy zu erreichen. Als sie nicht antwortete,<br />

dachte sie sich nichts dabei. „Es<br />

gab öfter Probleme mit dem Netz.“ In dieser<br />

Nacht schluckte Larissa die Überdosis<br />

Tabletten. Ein Betreuer fand sie am<br />

Morgen leblos in ihrem WG-Zimmer.<br />

Warum ihre Tochter keinen anderen<br />

Ausweg als den Tod sah, versuchen die<br />

Rahmanis seither herauszufinden. Es sind<br />

viele kleine Puzzleteile, die sie zusammentragen.<br />

Sie zeigen, wie tief die junge<br />

Frau in ihrer Depression gefangen war.<br />

In ihrem Abschiedsbrief schrieb Larissa,<br />

dass sie sich unglücklich in einen Betreuer<br />

im Mannheimer ZI verliebt habe.<br />

Der Liebeskummer war offenbar noch<br />

frisch und nagte an ihr. Die Eltern fanden<br />

auch ein Tagebuch, dem die damals<br />

16-Jährige anvertraute, dass sie sich<br />

hässlich fand. <strong>Zu</strong> dick, zu unattraktiv, zu<br />

wenig akzeptiert von den Mitschülern. In<br />

der Schule hatte sie Angst, vor anderen<br />

zu sprechen. Und ein Mitbewohner der<br />

Wieslocher WG erzählte den Rahmanis<br />

schließlich, dass Larissa seit ihrem Einzug<br />

in die Wohngruppe von einem anderen<br />

Mädchen gemobbt worden war.<br />

Eine Ärztin verschrieb Larissa<br />

200 Tabletten auf einmal<br />

Mohsen Rahmanis Stimme wird laut,<br />

wenn er beim Erzählen an dieser Stelle<br />

angelangt ist. Er sagt, in Larissas letzten<br />

<strong>Leben</strong>swochen sei einiges falsch gelaufen.<br />

Seine Frau nickt dazu. Die Vorwürfe der<br />

Familie sind vielfältig, sie haben sie auf<br />

einer eigenen Homepage zusammengetragen.<br />

Auf einen Punkt kommen die<br />

Rahmanis dabei immer wieder zu sprechen:<br />

Was ihrer Tochter im ZI besonders<br />

gut getan habe, sei ein strukturierter Tagesablauf<br />

mit verschiedenen Therapien<br />

und Kursangeboten gewesen, glaubt Larissas<br />

Mutter. Den habe es in der Wieslocher<br />

WG so nicht gegeben, behaupten<br />

Rahmanis. „Unsere Tochter war sehr ruhig<br />

und zurückhaltend. Es wäre für sie<br />

wichtig gewesen, täglich Ansprache zu<br />

haben und Vertrauen aufzubauen.“ Das<br />

habe jedoch gefehlt. Das einzige Angebot<br />

sei ein Kochkurs und Hausarbeit gewesen.<br />

Gut 2600 Euro kostet ein Zimmer in<br />

der WG. Die Rahmanis mussten davon etwa<br />

ein Drittel selbst bezahlen. Er frage<br />

sich, wofür, sagt Mohsen Rahmani.<br />

Larissas Vater sieht die Schuld auch<br />

bei der Wieslocher Psychiaterin, zu der<br />

seine Tochter nach der Behandlung im ZI<br />

wechselte. Bei ihr hatte Larissa am 16.<br />

August ihren ersten Termin. Sie verschrieb<br />

ihr zwei Großpackungen Psychopharmaka<br />

mit je 100 Tabletten Inhalt.<br />

Damit nahm sich die 18-Jährige das <strong>Leben</strong>.<br />

„In Deutschland gibt es für alles Vorschriften.<br />

Warum darf man dann einem<br />

depressiven Mädchen 100 Tabletten auf<br />

einmal verschreiben?“, fragt Rahmani.<br />

Sein Anwalt hat gegen die Ärztin des PZN<br />

Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung<br />

gestellt, Rahmani selbst weist die Staatsanwaltschaft<br />

auch auf seine Vorwürfe gegen<br />

weitere Verantwortliche hin.<br />

Auch, weil eine Betreuerin, die während<br />

des Arzttermins vor der Tür wartete,<br />

Larissa das Rezept nicht abnahm. Selbst<br />

einige Tage danach, sagt Rahmani, habe<br />

lange niemand danach gefragt, ob Larissa<br />

die Tabletten bereits abgeholt habe oder<br />

sie aufgefordert, die Schachtel abzugeben.<br />

Obwohl, so sagt <strong>zum</strong>indest Rahmani,<br />

die WG-Bewohner keine Medikamente<br />

auf dem Zimmer haben durften und ein<br />

Medikamentendienst die tägliche <strong>Zu</strong>teilung<br />

der Tabletten überwachen sollte. Eine<br />

schwierige Situation, wie der Freiburger<br />

Kinder- und Jugendpsychiater<br />

Schulz bestätigt. „Bei jungen Erwachsenen<br />

ist es immer eine Gratwanderung, ihnen<br />

genügend Selbstständigkeit zu lassen,<br />

aber auch ausreichend Kontrolle<br />

auszuüben“, sagt er. Wenn ein volljähriges<br />

Mädchen nicht eingewilligt habe, dass<br />

ihr die Tabletten abgenommen würden,<br />

sei die Situation rechtlich kompliziert.<br />

Die Staatsanwaltschaft Heidelberg<br />

leitete als Reaktion auf die Anzeige ein<br />

Ermittlungsverfahren ein, prüfte die<br />

Vorwürfe in verschiedene Richtungen.<br />

Das Verfahren wurde jedoch eingestellt.<br />

„Letztlich konnte nicht ausgeschlossen<br />

werden, dass es sich um einen eigenverantwortlichen<br />

Suizid handelte“, heißt es<br />

in der Begründung. Es gebe keine Anhaltspunkte,<br />

dass die freie Willensbildung<br />

der Verstorbenen im Moment der<br />

Tabletteneinnahme aufgehoben gewesen<br />

sein könnte.<br />

> Fortsetzung auf der folgenden Seite


Samstag/Sonntag, 23./24. August 2014<br />

Rhein-Neckar-Zeitung / RNZ Magazin / Nr. 194<br />

2 INTERVIEW<br />

<strong>Zu</strong> <strong>traurig</strong> <strong>zum</strong> ...<br />

Strafrechtlich ist damit niemandem ein<br />

Vergehen nachzuweisen. Auch eine Beschwerde<br />

bei der Generalstaatsanwaltschaft<br />

Karlsruhe hatte keinen Erfolg.<br />

Ebensowenig wie eine Gegenvorstellung<br />

der Rahmanis, ein formloser Rechtsbehelf<br />

mit der Bitte, die Entscheidung noch<br />

einmal zu überdenken.<br />

Der Sozialpsychiatrische Hilfsverein<br />

bezieht zu den Vorwürfen keine Stellung.<br />

Der Geschäftsführer Detlef Rath sagt, das<br />

Strafgesetzbuch verbiete es ihnen als sozialpsychiatrischer<br />

Einrichtung, Dritten<br />

Geheimnisse zu offenbaren – also in diesem<br />

Fall der RNZ. Der Anwalt des Sozialpsychiatrischen<br />

Hilfsvereins, Otmar<br />

Kreischer, verweist darauf, dass das Verfahren<br />

eingestellt sei. Fakt ist, dass Larissa<br />

kein Einzelfall war. Im Jahresbericht<br />

2012 ist vermerkt, dass sich zwei Personen,<br />

die in einer betreuten Wohngruppe<br />

des Sozialpsychiatrischen Hilfsvereins<br />

lebten, ebenfalls das <strong>Leben</strong> nahmen.<br />

Die Rahmanis wollen sich mit den offiziellen<br />

Erklärungen nicht zufrieden geben.<br />

„Auch wenn die Ermittlungen eingestellt<br />

sind, habe ich das Gefühl, dass<br />

das, was mit Larissa passiert ist, nicht<br />

rechtens ist“, sagt Mohsen Rahmani. Unruhig<br />

rutscht er auf dem Sofa hin und her.<br />

Er presst Daumen und Zeigefinger fest<br />

aufeinander und zieht damit bei jedem<br />

Wort eine imaginäre Senkrechte durch die<br />

Luft, wenn er seine Sicht der Dinge erklärt.<br />

Einen ganzen Aktenordner füllen<br />

all die Briefe und Expertisen, die er im<br />

<strong>Zu</strong>sammenhang mit Larissas Tod geschrieben<br />

und gesammelt hat.<br />

Mohsen Rahmani ist überzeugt, dass<br />

ein Patient mit schweren Depressionen<br />

machtlos gegen Selbstmordgedanken ist.<br />

„Die kommen automatisch, die lassen sich<br />

nicht lenken. Da gibt es keine freie Entscheidung<br />

mehr“, sagt er. Er kann die Begründung<br />

der Staatsanwaltschaft nicht<br />

nachvollziehen. Sogar durch englische<br />

Psychologie-Fachliteratur hat er sich gequält,<br />

um Belege dafür zu finden. Der<br />

Freiburger Psychiater Schulz stützt<br />

Rahmanis These. „Bei schweren depressiven<br />

Syndromen sind die Einsichtsfähigkeit<br />

und die Absprachefähigkeit häufig<br />

nicht mehr gewährleistet“, sagt er.<br />

Schulz hält es auch für bedenklich,<br />

depressiven Jugendlichen so viele Tabletten<br />

auf einmal zu verschreiben. „Die<br />

Packungsgröße sollte nicht dazu verleiten,<br />

sich damit wirkungsvoll umzubringen“,<br />

sagt er. Der Gesetzgeber könnte dem<br />

einen Riegel vorschieben, indem er Großpackungen<br />

verbietet. Immer wieder fordern<br />

Experten wie der Leiter des Nationalen<br />

Suizid Präventions Programms,<br />

Professor Dr. Armin Schmidtke, das auch<br />

von der Politik. Ohne Erfolg. Ein Verbot<br />

sei nicht geplant, heißt es von Seiten des<br />

Gesundheitsministeriums. Größere Packungen<br />

seien durchaus sinnvoll, um Betroffenen<br />

allzu häufige Arztbesuche zu<br />

ersparen. Laut Ministerium sollten bei<br />

suizidgefährdeten Patienten aber nur<br />

kleine Packungsgrößen verordnet werden.<br />

Die Einschätzung der Suizidgefahr<br />

liege beim behandelnden Arzt.<br />

Ob in Larissas Fall eine kleinere Packung<br />

den Selbstmord in jedem Fall verhindert<br />

hätte, lässt sich nicht sagen. Seit<br />

einem Jahr ist sie nun tot. Die Trauer darüber<br />

komme in Wellen, sagt ihre Mutter.<br />

Mal heftig, mal weniger stark. Die Gedanken<br />

an die Tochter sind allgegenwärtig.<br />

Vielleicht ist das der Grund, warum<br />

Larissas Name noch immer auf dem Klingelschild<br />

am Haus der Rahmanis steht.<br />

Hat vor 15 Jahren den Verein „Horizont“ gegründet, der obdachlose Kinder und Mütter unterstützt: Schauspielerin Jutta Speidel. Foto: dpa<br />

Jutta Speidel, 1954 in München<br />

geboren, spielte ihre<br />

erste Hauptrolle 1974 in<br />

„Die letzten Ferien“. Der<br />

Organhandel-Thriller<br />

„Fleisch“ (1979) lief in über<br />

120 Ländern im Kino und<br />

machte sie auch in den USA bekannt. 1997<br />

gründete Jutta Speidel die Initiative<br />

„Horizont e. V.“ für obdachlose Kinder<br />

und Mütter. Im Jahr 2003 wurde ihr für<br />

ihr Engagement der „Martinsmantel“ der<br />

Radioredaktion des Sankt Michaelsbundes<br />

verliehen, zwei Jahre später erhielt<br />

sie das Bundesverdienstkreuz. In<br />

dem Film „Mit Burnout durch den Wald“<br />

(Ausstrahlung: 29. August, 20.15 Uhr im<br />

Ersten) spielt Jutta Speidel eine depressive<br />

Ehefrau, die gemeinsam mit ihrem<br />

Mann und vier weiteren Patienten zu einer<br />

Gruppentherapie in die Märkische<br />

Schweiz aufbricht.<br />

Seit 2003 ist Jutta Speidel mit dem italienischen<br />

Schauspieler Bruno Maccellini<br />

liiert, mit dem sie bereits mehrere Bücher<br />

geschrieben hat, die auch verfilmt<br />

wurden. „Zwei Esel auf Sardinien“ unter<br />

der Regie von Xaver Schwarzenberger<br />

wurde gerade abgedreht. Die Schauspielerin<br />

hat zwei erwachsene Töchter<br />

und lebt abwechselnd in München und<br />

Rom. RNZ-Mitarbeiterin Christiane Beeck<br />

sprach mit ihr.<br />

Die Engagierte<br />

Schauspielerin Jutta Speidel über ihre Rolle in „Mit Burnout durch den Wald“<br />

> Beim <strong>Zu</strong>schauen des Films „Mit Burnout<br />

durch den Wald“ hat man das Gefühl,<br />

dass sie alle viel Spaß dabei hatten.<br />

Wie waren die Dreharbeiten?<br />

Ich glaube, es hat uns wirklich allen sehr<br />

viel Spaß gemacht. Der Regisseur Michael<br />

Rowitz hat das toll inszeniert. Wir<br />

haben in der Märkischen Schweiz gedreht<br />

– eine Gegend, die ich überhaupt<br />

nicht kannte. Ich war hellauf begeistert<br />

von der Natur dort. Sehr gut gefallen hat<br />

mir, dass wir direkt unten an der Oder gedreht<br />

haben. Es sieht dort aus wie auf einem<br />

Gemälde von „Van Gogh“! Ein bisschen<br />

schade ist allerdings, dass es auch<br />

so ein brachliegendes Stück Land ist.<br />

Wenn man so durch die Dörfer fährt – also<br />

fernab von Schloss Hardenberg – dann<br />

ist es doch auch sehr trostlos.<br />

> Sind Sie schon mal mit dem Thema<br />

„Burnout“ in Berührung gekommen?<br />

Nicht direkt. Aber ich bin zweimal mit<br />

diesem Thema durch meine Angestellten<br />

bei „Horizont e. V.“ konfrontiert worden<br />

und würde sagen, bei beiden kam der<br />

„Burnout“ – oder wie immer man es nennen<br />

möchte, ein Erschöpfungszustand –<br />

aus einem eigenen subjektiven Empfinden<br />

heraus. Es gab gar keine Veranlassung.<br />

Oftmals bekommen Menschen einen<br />

Burnout, die sich in Arbeitssituationen<br />

befinden, in denen sie Angst haben,<br />

den Arbeitsplatz zu verlieren, gemobbt zu<br />

werden oder wo irgendeine andere Unsicherheit<br />

besteht. Und ganz oft spielt das<br />

private Umfeld eine Rolle. Trennung,<br />

Trauerfall, Krankheit, Überforderung<br />

mit Kindern etc. Burnout gab es wohl<br />

schon immer. Früher hieß es schlicht<br />

Überforderung.<br />

> Glauben Sie, die Therapieform, die im<br />

Film von Birge Schade angewandt wird,<br />

hätte tatsächlich Aussicht auf Erfolg?<br />

Im Grunde genommen sind wir im Film<br />

alle austherapiert, weil nichts mehr<br />

funktioniert. In einer der ersten Szenen<br />

sitzen ja alle beieinander, jeder erzählt<br />

seine Geschichte und irgendwie weiß keiner,<br />

was genau man noch machen soll. Es<br />

ist die letzte Chance, um die Leute doch<br />

noch knacken zu können – so ein Survival-Training.<br />

Der Witz an der Sache ist,<br />

dass die Therapeutin selbst ja auch nicht<br />

ganz in Ordnung ist. Es gibt ganz wunderbare<br />

Bücher zu diesem Thema: Z.B.<br />

„Die rote Couch“ von dem amerikanischen<br />

Psychiatrieprofessor Irvin D. Yalom.<br />

Der führt genau das ad absurdum:<br />

Warum studiert jemand Psychologie?<br />

Meistens doch, um sich selber besser kennen<br />

zu lernen. Meistens haben doch die<br />

Psychologen große Probleme mit sich und<br />

der Welt und projizieren alles auf die Patienten.<br />

Auch unsere Therapeutin bestätigt<br />

dieses Vorurteil und das hat mir<br />

gut gefallen. Gudrun und ihr Mann Herbert<br />

– gespielt von Walter Kreye – gehen<br />

aber letztlich richtig gut aus der ganzen<br />

Geschichte heraus.<br />

> Gudrun ist sehr negativ. Da kann einem<br />

Herbert manchmal leidtun. Wie<br />

gehen Sie mit solchen Menschen um?<br />

Ich versuche mich privat nicht mit negativen<br />

Menschen zu umgeben. In meinem<br />

Freundeskreis kann ich das nicht haben.<br />

> Wie begegnen Sie schwierigen Situationen<br />

im <strong>Leben</strong>?<br />

Ich bin ein sehr positiver, optimistischer<br />

und neugieriger Mensch. Ich schaue<br />

grundsätzlich nicht zurück und auch<br />

nicht allzu weit nach vorn. Ich lebe im<br />

Jetzt. Ich versuche das, was jetzt gerade<br />

ansteht, zu meistern. Das eine gelingt gut,<br />

das andere gelingt weniger gut, aber ich<br />

muss sagen: Im Großen und Ganzen gelingt<br />

es doch ganz gut.<br />

> GibteseineQuellederKraft,ausderSie<br />

schöpfen? Sind Sie ein religiöser<br />

Mensch?<br />

Diese Kraft kommt immer aus einem selber.<br />

Sagen wir mal so: Ich bin wahnsinnig<br />

katholisch erzogen worden. Meine<br />

Mutter ist ein sehr gläubiger Mensch –<br />

wobei sich das auch bei ihr etwas geändert<br />

hat. Aber ich möchte mich nicht an<br />

eine Kirche gebunden fühlen. Ich bin froh,<br />

dass ich in einem Glauben groß geworden<br />

bin und auch diese Erziehung genossen<br />

habe, weil ich dadurch eine sehr<br />

gute Sichtweise habe. Ich bin ein sehr sozialer<br />

Mensch und dankbar dafür, dass<br />

ich dieses <strong>Leben</strong> führen darf. Und mein<br />

<strong>Leben</strong> ist großartig. Natürlich ist nicht<br />

alles hundertprozentig. Ich kann mit Krisen<br />

sehr gut umgehen, werde in ihnen<br />

stark. Was nicht bedeutet, dass ich nicht<br />

immens <strong>traurig</strong> bin währenddessen.<br />

> Sie haben vor rund 15 Jahren den Verein<br />

„Horizont“ gegründet, der obdachlose<br />

Kinder und Mütter unterstützt.<br />

Wie ist es zu diesem Engagement<br />

gekommen und wie sieht Ihre Arbeit<br />

konkret aus?<br />

Ich habe den Verein gegründet und musste<br />

mir im Sozialreferat von zehn Beamten<br />

sagen lassen, wie kann nur eine<br />

Schauspielerin, die von unserer Arbeit<br />

überhaupt keine Ahnung hat, sich überhaupt<br />

erdreisten, sich in unser Gewerbe<br />

ein<strong>zum</strong>ischen! Je mehr die das betont haben,<br />

desto mehr habe ich mir gedacht, es<br />

wird höchste Zeit, dass das mal jemand<br />

hier macht. Ich habe „Horizont e. V.“ als<br />

freies Projekt gegründet und kann deshalb<br />

auch in einer völlig anderen Art und<br />

Weise agieren und reagieren. Ich kann gut<br />

organisieren, ich bin ein guter Teamworker.<br />

Ich sammle mit einer Marketing-<br />

und Fundraising-Kollegin 600 000<br />

Euro im Jahr. Meine 27 Angestellten sind<br />

bis auf drei Kollegen alles Sozialpädagogen,<br />

Erzieher und Kunsttherapeuten.<br />

> Sie leben in München und Rom. Gibt es<br />

Präferenzen?<br />

München ist meine Heimat. Vor allem lebt<br />

es sich hier wesentlich besser. Man stößt<br />

in Rom als „Nicht-Römerin“ im Alltag<br />

einfach immer mal wieder auf Probleme.<br />

> Frau Speidel, Sie sind dieses Jahr 60<br />

Jahre alt geworden. Wie begegnen Sie<br />

den Herausforderungen des Älterwerdens?<br />

Indem ich so alt bin, wie ich mich fühle.<br />

Und ich fühle mich jung. Ich gucke mich<br />

nicht so oft im Spiegel an. Die Menschen,<br />

denen ich begegne, sagen, wenn du<br />

kommst, dann geht die Sonne auf. Das ist<br />

doch schön.<br />

> Die Rhein-Neckar-Zeitung erscheint in<br />

Heidelberg. Verbindet Sie etwas mit der<br />

Stadt?<br />

Ich habe mal vor langer Zeit „Kabale und<br />

Liebe“ dort gespielt – das ist aber wirklich<br />

schon lange her. Ich muss sagen: Wenn<br />

ich alle paar Jahre mal wieder durch Heidelberg<br />

laufe, dann finde ich es dort immer<br />

ganz entzückend.<br />

> Was möchten Sie gern nochmal machen?<br />

Ich möchte mich gern für ein Vierteljahr<br />

ausklinken und mit einem Rucksack dahin<br />

reisen, wohin es mir gerade passt.<br />

ENGLISH CORNER<br />

Es regnet<br />

In England, sagt man, regnet es gelegentlich.<br />

Mal mehr, mal weniger. Auf jeden<br />

Fall sollte man einen Schirm dabei<br />

haben, empfiehlt unser Autor James Hegarty.<br />

Always take an umbrella!<br />

Don’t ever believe a British weather<br />

forecast! Whatever you hear, it’s wrong -<br />

unlessitsaysrain,rainandevenmorerain.<br />

The sun does occasionally shine, but only<br />

between rain showers. But rain is an<br />

English phenomenon, which is totally<br />

guaranteed, all year round. Of course, it<br />

has happened that the sun shone for more<br />

than two days in a row. You can read<br />

all about those two magical sunshine days<br />

in the history books. People still talk longingly<br />

about them today. And the weather<br />

is always a good subject to start up a<br />

conversation with anyone.<br />

I have come to England for a week to<br />

visit my Auntie Jane and Uncle George.<br />

They live in a village, just outside Coventry,<br />

and their house has the biggest<br />

lawn I have seen outside Wembley Stadium.<br />

Before I left, I checked the weather<br />

on my Smartphone app (oh yes, very<br />

up to date I am…) and the lies began. There<br />

were cloud symbols every day with the<br />

occasional tiny bit of yellow sunshine. The<br />

British government must have paid to put<br />

in those bits of yellow. Being the eternal<br />

optimist, I believed that I might not even<br />

Uncle George had to carry on mowing the lawn. Foto: J. Hegarty<br />

have to pack my wellies. My relatives all<br />

assured me that they are having good weather.<br />

I don’t believe that they were lying,<br />

but they probably don’t even remember<br />

the exact definition of “good weather”.<br />

Leaving Frankfurt with that wellknown<br />

German airline, which has a funny<br />

yellow bird as its logo, it was 25°C and<br />

sunshine. An hour and twenty minutes later,<br />

I landed in Birmingham (you know –<br />

yet another suburb of Liverpool) and the<br />

temperature had dropped so much, that<br />

even the hardened English had discarded<br />

their flip-flops (it is summer, after all<br />

and that means, flip-flops, right?). The<br />

rain lashed the windscreen of the monorail<br />

that takes you from the airport to<br />

the railway station.<br />

In the covered waiting area of the station,<br />

it was very nice, because Virgin Railways<br />

(Dicky Branson’s mob) seems to have<br />

taken it over. I had an excellent cup of<br />

latte macchiato (sadly, you can’t get ordinary<br />

dishwater coffee any more in UK)<br />

and steeled myself for moving to the platform.<br />

This was open to the full force of<br />

the weather on all sides, windy and wet.<br />

I said to another waiting passenger, “Is<br />

it always like this in Birmingham?” and<br />

he replied, “Pretty much – it’s global warming<br />

and greenhouse gases, you know; the<br />

government should do something about<br />

it.”<br />

Anyway, the train did not get washed<br />

off the tracks and I reached Coventry<br />

damp but safely. The rain had kindly<br />

stopped for ten minutes, whilst I struggled<br />

with my cases to the taxi. After getting<br />

in, I gave the driver the rather complicated<br />

instructions as to how to get to<br />

the house and he said, “Got a postcode,<br />

guv?” Of course I had a postcode and gave<br />

it to him. He promptly entered it into<br />

his Smartphone (the expensive kind from<br />

the fruit company) and said, “OK!” and<br />

we were off. He was a bit chatty and, like<br />

all Englishmen, began with the weather.<br />

“Bit wet today,” he said, “should<br />

be a bit less rain tomorrow – global warming,<br />

you know!” I nodded wearily – I really<br />

didn’t want to hear anymore about<br />

weather.<br />

My Auntie Jane was waiting at the gate<br />

with an umbrella for me, as I emerged wet<br />

and damp from the taxi. “Come in,” she<br />

said, “I’ve just put the kettle on, I’m sure<br />

you would like a cup of tea.” I replied that<br />

that would be very nice and sat down in<br />

the kitchen, drying out by the Aga. Uncle<br />

George excused himself and said he<br />

had to carry on mowing the lawn, as he<br />

was half-way through. While she was<br />

pouring the tea, she said, “It’s a shame about<br />

the weather being so rainy, it’s all because<br />

of glob…”<br />

“Auntie,” I said quickly, “it’s a lovely<br />

cup of tea you make!”<br />

> Glossar<br />

Aga AGA-Herd – Wärmespeicherofen<br />

und Kochherd<br />

dishwater Spülwasser<br />

greenhouse Treibhaus<br />

lashed down niederschlagen<br />

lies Lügen<br />

longingly sehnsüchtig<br />

mowing mähen<br />

occasionally gelegentlich<br />

postcode Postleitzahl<br />

struggled kämpfen<br />

wellies Gummistiefel<br />

Comments? magazin@rnz.de

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