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Seit vielen Monaten schweigt die Regierung Man ... - Sudetenpost

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FOLGE 3 VOM 7. FEBRUAR 1974<br />

Ober <strong>die</strong> völlig unblutige kommunistische<br />

Machtübernahme im Februar 1948 in der Tschechoslowakei<br />

sind schon viele Bücher geschrieben<br />

worden. Meist waren es aber nur Rechtfertigungen<br />

von der einen oder anderen <strong>Seit</strong>e. Über <strong>die</strong><br />

wesentlichen und entscheidenden Faktoren wurde<br />

aber bisher noch sehr wenig ausgesagt. Nur<br />

sehr zurückhaltend und mit der Verspätung von<br />

Jahrzehnten gibt <strong>die</strong> tschechische Emigration<br />

von 1948 das eine und andere Geheimnis preis,<br />

wodurch <strong>die</strong> Ereignisse von 1948 jeweils in einem<br />

veränderten Licht erscheinen. Das gilt z. B. über<br />

<strong>die</strong> wirkliche Rolle des damaligen ÖSR-Staatspräsidenten<br />

E. Benes genau so, wie <strong>die</strong> seines<br />

Außenministers Jan Masaryk, <strong>die</strong> Rolle der Amerikaner<br />

und Sowjets wie der verschiedenen politischen<br />

tschechischen Gruppierungen des Jahres<br />

1948, über <strong>die</strong> man bisher kaum etwas weiß.<br />

In Zusammenhang mit den <strong>vielen</strong> politischen<br />

Prozessen, <strong>die</strong> als Folgeerscheinung des „Februar<br />

1948" durch viele Jahre das politische Leben<br />

der Nachkriegstschechoslowakei kennzeichneten,<br />

ist ein Büchlein von großem informativen<br />

Interesse, daß unter dem vielsagendem Titel<br />

„17 Jahre als tschechoslowakischer Agent im<br />

Westen" bereits 1970 in Prag herausgekommen<br />

ist.<br />

Daß es nach dem Zusammenbruch des Deutschen<br />

Reiches ab Mai 1945 ein leichters war,<br />

fremde Agenten nach Deutschland einzuschleusen<br />

— wo <strong>die</strong> Deutschen selbst nichts zu sagen hatten<br />

— und unser Land seit den Tagen des kalten Krieges<br />

ein bevorzugter Tummelplatz fremder Nachrichten<strong>die</strong>nste<br />

war und noch ist, ist kein Geheimnis.<br />

Ahnlich, wie der polnische Kapitän Andrzej Czechowicz<br />

durch viele Jahre unerkannt bei „Radio<br />

Free Europe" (RFE) in München für sein Heimatland<br />

tätig war, und wie vor zwei Jahren der Slowake<br />

Miloslav Tacovsk^, der durch Jahre eine<br />

Ausspähungstätigkeit unter den slowakischen<br />

Emigranten — vor allem in der Bundesrepublik —<br />

ausübte, hat auch der ehemalige tschechoslowakische<br />

Diplomat Dr. Michal Pánek — zum Teil<br />

als Doppelagent — eine umfangreiche Agententätigkeit<br />

in den USA und in der BRD ausgeübt.<br />

Pánek war bis Februar 1949 tschechoslowakischer<br />

Presseattache in Sofia und ging, da er<br />

eine zerrüttete Familie besaß und auch mit der<br />

politischen Entwicklung seines Landes nicht ganz<br />

einverstanden war, mit amerikanischer Hilfe nach<br />

dem Westen. Als der tschechoslowakische<br />

Staatspräsident E. Benes während der Demission<br />

seiner bürgerlichen Minister <strong>die</strong>se — trotz<br />

vorheriger Absprache — im Stiche ließ und sich<br />

nach der kommunistischen Machtübernahme im<br />

Februar 1948 eine große Zahl von Tschechen,<br />

doch auch Slowaken, nach Bayern und Österreich<br />

absetzten, hatten <strong>die</strong> amerikanischen Truppen<br />

an der bayerisch-böhmischen Grenze ein<br />

dichtes Netz von Lagern, errichtet, ir» <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Flüchtlinge, meist waren es ja mehr oder minder<br />

prominente Leute— Dutzende von Ministern,<br />

an <strong>die</strong> 100 Abgeordnete, führende Nachrichtenoffiziere,<br />

politische Funktionäre usw. aufgenommen<br />

wurden (Displaced persons). Das Gros bildeten<br />

dabei Angehörige der ehemaligen tschechischen<br />

nationalsozialistischen Partei um Zenkl,<br />

Ripka, Krajina, Drabek, Firt, Feierabend). Solche<br />

„IRO"-Lager gab es u. a. in Murnau, Ludwigsburg<br />

und Augsburg-Lechfeld. Die Leiter <strong>die</strong>ser<br />

Lager waren fast durchwegs ehemalige höhere<br />

Tschechische Offiziere bis in den Generalsrang.<br />

Da man damals — in Zusammenhang mit der<br />

Koreakrise — mit einem Krieg zwischen Ost und<br />

West rechnete, kam <strong>die</strong>sen politischen Flüchtlingen<br />

aus der CSR besonderes Gewicht zu. Unter<br />

Leitung des ehemaligen USA-Militärattachees<br />

(bis 1948) in Prag, Oberst Charles Katek, baute<br />

<strong>die</strong> amerikanische Besatzungsmacht in der Westzone<br />

Deutschlands einen speziellen antitschechoslowakischen<br />

Nachrichten<strong>die</strong>nst auf, der von<br />

der CIA finanziert wurde und in Darmstadt seinen<br />

Sitz hatte. Organisatorisch war aber <strong>die</strong>ser vornehmlich<br />

von tschechischen Offizieren betriebene<br />

Nachrichten<strong>die</strong>nst — aus Gründen der besseren<br />

Tarnung nach außen — der tschechischen Exilorganisation<br />

„Rada svobodného Ceskoslovenska"<br />

(Rat der freien Tschechoslowakei) unterstellt.<br />

Dieser Umstand ist vielleicht eine der Erklärungen<br />

dafür, warum <strong>die</strong> tschechische Emigration<br />

von 1948 keine Kontakte zu den vertriebenen Sudetendeutschen<br />

in Westdeutschland suchte: Die<br />

Männer des „Kaschauer Programms" hofften mit<br />

Hilfe der Amis <strong>die</strong> Vertreibung bei der erwarteten<br />

Auseinandersetzung mit dem Kommunismus<br />

endgültig zu festigen. Zu den führenden Tschechen<br />

<strong>die</strong>ses Nachrichten<strong>die</strong>nstes gehörten ehemalige<br />

enge Mitarbeiter von Frantisek Moravec,<br />

dem <strong>Man</strong>ne, der mit E. Benes das Attentat gegen<br />

Heydrich ausheckte (Havelka, Jaroslav Kaspar,<br />

König, Paty), <strong>die</strong> Obersten Sypal, Cámbala,<br />

<strong>die</strong> Generale Kudlácek, Vlk u. a. m. Zu den<br />

Spitzeln <strong>die</strong>ses Kreises in den Lagern zählten<br />

aber auch Leute wie der „Henker von Budweis",<br />

Hrnecek, der in Murnau von vertriebenen Böhmerwäldlern<br />

erkannt wurde. Er erhielt zwar für<br />

<strong>die</strong> von ihm ab Mai 1945 im Lager Budweis begangenen<br />

Scheußlichkeiten acht Jahre Kerker,<br />

doch es war den Amis ein leichtes, <strong>die</strong>sen Verbrecher<br />

gegen <strong>die</strong> Menschlichkeit nach den USA<br />

zu bringen.<br />

Der Oberläufer Pánek gewann recht bald das<br />

Vertrauen seiner amerikanischen Protektoren und<br />

wurde von ihnen als Aufpasser und Regulator in<br />

<strong>die</strong> verschiedenen tschechischen Flüchtlingsverbände<br />

eingesetzt. So wurde er stellvertretender<br />

Vorsitzender der „Hnuti mladych ösl. demokrátu<br />

v exilu". Die gleiche Funktion nahm er<br />

auch beim „Ustredni vybor òsi. uprchliku v<br />

Evrope" ein und konnte so recht unauffällig von<br />

einem Lager zum anderen reisen. Er war es auch,<br />

der Kontakte zu den deutschen katholischen<br />

Flüchltlingsstellen herstellte, vor allem zur Organisation<br />

„Kirche in Not" und zur „Ackermann-<br />

Gemeinde" in München. (S. 110)<br />

Pánek erfüllte aber nicht nur mit besonderem<br />

Eifer alle Aufträge seiner tschechisch-amerikanischen<br />

Chefs, er begann auch ein Doppelspiel,<br />

indem er dem CSR-Nachrichten<strong>die</strong>nst listenweise<br />

<strong>die</strong> Mitarbeiter und Agenten, <strong>die</strong> tote Briefkästen<br />

SUDETENPOST<br />

Als CSSR-Spion im Westen<br />

|Von Toni Herget<br />

in der CSR aushoben und Nachrichten übermittelten,<br />

stets so rechtzeitig zusandte, daß es ein<br />

leichtes war, <strong>die</strong>se Leute auf dem Gebiet der<br />

Tschechoslowakei festzunehmen und abzuurteilen.<br />

Die <strong>vielen</strong> politischen Prozesse in der Nachkriegstschechoslowakei<br />

finden so eine teilweise<br />

Erklärung. (S. 48)<br />

Als der amerikanische CIA merkte, daß auf seine<br />

aus den Reihen der tschechischen Flüchtlinge<br />

stammenden Agenten kein Verlaß war oder sie<br />

durch unerklärliche Festnahmen ineffektiv wurden,<br />

löste man alle in Westdeutschland befindlichen<br />

tschechischen Nachrichtengruppen bis auf<br />

<strong>die</strong> des ehemaligen Spionagegenerals Frantisek<br />

Moravec auf. (S. 90)<br />

Im Unterirdischen Konkurrenzkampf der tschechischen<br />

Nachrichtengruppen im Dienste der<br />

Amerikaner in der BRD spielt übrigens auch ein<br />

ausführlicher Artikel der „Sudetendeutschen Zeitung"<br />

eine große Rolle. (S. 78) In ihm wurde darauf<br />

hingewiesen, daß der amerikanische Nachrichten<strong>die</strong>nst<br />

Elemente beschäftige, <strong>die</strong> <strong>die</strong> amerikanischen<br />

Interessen schädigten. Der Beitrag<br />

verriet derartige Detailkenntnisse, daß er nur aus<br />

den Reihen eines bestimmten Kreises der amerikanischen<br />

Nachrichtenleute stammen konnte. Die<br />

Folge war dann eine allgemeine Säuberung, bei<br />

der auch Lügendetektoren in Heddernheim bei<br />

Frankfurt eingesetzt wurden. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

kam Pánek in <strong>die</strong> USA und arbeitete<br />

dort im Dokumentationszentrum der amerikanischen<br />

Armee. (S. 82)<br />

Der Doppelagent Dr. Michael Pánek kehrte November<br />

1965 in <strong>die</strong> Tschechoslowakei zurück. Diese<br />

Rückkehr war durch <strong>die</strong> Verhaftung von tschechischen<br />

Agenten im Westen notwendig geworden.<br />

Doch durch zehn Jahre konnte er ohne<br />

Schwierigkeiten im Westen arbeiten.<br />

Die Enthüllungen über <strong>die</strong> Tätigkeit Páneks<br />

brachten etwas Licht in eine Tätigkeit, <strong>die</strong> noch<br />

vieler Aufklärung bedarf, um so manche Ereignisse<br />

in Deutschland — auf parlamentarischer wie<br />

außerparlamentarischer Ebene — überhaupt verstehen<br />

zu können. Die Namen des ehem. Bundestagsabgeordneten<br />

Frenzel, <strong>die</strong> Tätigkeit des<br />

Schnüffelgenerals Eöer und seines in Amberg<br />

seßhaft gewordenen Arztes Dr. Fantalik, der Sonderabteilung<br />

„D" des tschechoslowakischen<br />

Nachrichten<strong>die</strong>nstes, wie kleiner Fische, wie etwa<br />

Miloslav Tacovsky, gehören hierher. Die Memoiren<br />

von Frantièek Moravec, falls sie fertig wurden<br />

und veröffentlicht werden, dürften aber wahrscheinlich<br />

als eine Art Bibel auf <strong>die</strong>sem Sektor<br />

anzusehen sein.<br />

Eduard Para — Ludék Náprava:<br />

„Sedmnáct let ceskoslovenskym agentem<br />

na Západe" Prag, 121 S.<br />

Forellenfang immer beliebtet<br />

Der Forellenfang gewinnt in der Tschechoslowakei<br />

immer mehr Liebhaber. Die besten<br />

Bedingungen für den Fang <strong>die</strong>ser Fische<br />

sind in den Gewässern der mittleren und östlichen<br />

Slowakei, aber auch in den Böhmischen<br />

Grenzgebieten vorhanden. In Böhmen<br />

wurden im vergangenen Jahr beinahe 250.000<br />

Forellen gefangen. Die größte Regenbogenforelle<br />

wog 4,3 kg. Die Fischereiwirtschaft in<br />

Böhmen und der Slowakei wird von dem Fischerverband<br />

geplant und betreut. Dieser<br />

Verband bereitet für eine Reihe von Gewässern<br />

<strong>die</strong> künstliche Züchtung der Regenbogenforelle,<br />

der Äsche und des Huchens vor.<br />

Nach dem weiteren Ausbau einer modernen<br />

Fischereiwirtschaft wird sich in der Tschechoslowakei<br />

<strong>die</strong> Produktion der Jungfische<br />

der drei genannten Fischarten auf zirka 500<br />

Millionen erhöhen.<br />

Bad Bartfeld bekam neues Hotel<br />

In dem bekannten Heilbad wurde jetzt das<br />

neue Hotel „Mineral" in Betrieb genommen.<br />

Der Bau verfügt über fünf Stockwerke mit<br />

60 Einbett- und Zweibettzimmern und fünf<br />

Appartements. Zu den Gesellschaftsräumen<br />

gehört eine Weinstube mit 80 Plätzen, ein Restaurant<br />

mit 100 und ein Café mit 110 Plätzen.<br />

Außer <strong>die</strong>sen Räumlichkeiten stehen<br />

auch Salons für Bankette zur Verfügung.<br />

Böhmisch-leipa:<br />

Hoffnung für das rote Haus<br />

In der „Prager Volkszeitung" berichtete<br />

man <strong>die</strong>ser Tage: „Unweit der Asphaltstraße<br />

in Richtung Haida, beim nach Niemens<br />

führenden Straßenübergang, befindet sich in<br />

Böhmisch-Leipa ein historisches Gebäude,<br />

das in früheren Zeiten „Rotes Haus" benannt<br />

und noch heute so genannt wird. Das<br />

Rote Haus <strong>die</strong>nte in der Vergangenheit verschiedenen<br />

Zwecken. Es waren hier eine Kartondruckerei,<br />

ein Geisthaus und später Wohnungen,<br />

seit 1933 das Bezirksmuseum. Der<br />

Zahn der Zeit hatte an der historischen Fassade<br />

sein Werk getan und hinterließ Spuren<br />

des Verfalls. Die wertvollen Wandmalereien<br />

waren verblaßt und schadhaft geworden. Der<br />

Fonds der bildenden Künstler übernahm <strong>die</strong><br />

Restaurierung. Im Jahre 1973 wurde ein Versuch<br />

zur Erneuerung der Sgraffitos gemacht.<br />

Es zeigte sich, daß ein viel größerer Aufwand<br />

zur Erhaltung der Fassade nötig sein<br />

werde, als ursprünglich angenommen wurde.<br />

Deswegen wurde das bereits aufgestellte Gerüst<br />

über den Winter wieder entfernt. Zu<br />

Beginn der besseren Jahreszeit wird mit der<br />

Restaurierung in größerem Umfange begonnen<br />

werden. Zur Zeit <strong>die</strong>nt das historische<br />

Schlößchen als Aufbewahrungsraum für<br />

Sammlungen. Im Erdgeschoß sind Werkstätten<br />

zum Konservieren und Präparieren von<br />

Museumsexponaten."<br />

Brauereimuseum in Pilsen<br />

Nach halbjährigen Renovierungsarbeiten<br />

wurde in Pilsen wiederum das Brauereimuseum<br />

eröffnet. Neben der ehemaligen<br />

Mälzerei mit Zweietagenkellern und kompletter<br />

Gerätschaft, einschließlich der Erinnerungsgegenstände<br />

der Bierbrauerzunft, ist<br />

jetzt auch eine Binderwerkstatt mit Expositionen<br />

von Krügen, Humpen und Gläsern. In<br />

den Räumen der ehemaligen Schenke ist <strong>die</strong><br />

Ausstattung des Wirtshauses von der vergangenen<br />

Jahrhundertwende installiert. Das<br />

Museum ist in dem einstmaligen brauberechtigten<br />

Haus mit mittelalterlicher Mälzerei untergebracht.<br />

Zu den wertvollen Andenken<br />

gehört das Portal eines der Häuser, <strong>die</strong> um<br />

das Jahr 1500 datiert sind.<br />

Kuttenbergs Grube als Ziel<br />

Die mittelalterliche Grube in Kuttenberg, in<br />

der Ende des 15. und zu Beginn des 16.<br />

Jahrhunderts Silber geschürft wurde, erfreut<br />

sich eines dauernden Interesses der Touristen,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong>se altertümliche Stadt besuchen.<br />

Samstags und sonntags „fahren" in <strong>die</strong>sen<br />

70 Meter tiefen Schacht fast 500 Personen<br />

„ein". In weiße Mäntel gekleidet, mit Bergmannshelm<br />

und Grubenlampe begeben sie<br />

sich auf <strong>die</strong> 300 Meter lange Strecke der<br />

Stollen und Abzweigungen, um das Netz der<br />

blitzenden, sinnreich herausgearbeiteten Grubenstollen<br />

zu bewundern. Das Interesse der<br />

Touristen ist so groß, daß man auch das weitere<br />

Stockwerk <strong>die</strong>ser 600 Meter tiefen Grube<br />

begehbar machen will.<br />

Einbruch-Saison<br />

Der Prager Rundfunk hat berichtet, da8<br />

es in Böhmen zur Zeit eine Art von Einbruchsaison<br />

gebe. Allein am vergangenen<br />

Wochenende seien in den böhmischen Gebieten,<br />

also ohne Slowakei, 63 Einbrüche gemeldet<br />

worden: 16 in Geschäfte, 7 in Wohnungen,<br />

13 in Wochenendhäuser, 5 in Restaurationen,<br />

2 in Schulen, 12 in Autos und<br />

8 in andere Objekte. Der Sender sprach von<br />

einer überraschenden Zunahme derartiger<br />

Einbrüche und von einer Zahl, <strong>die</strong> in anderen<br />

Jahren zu <strong>die</strong>ser Zeit nie erreicht worden<br />

sei.<br />

Neues Hotel in Warnsdorf<br />

Kürzlich wurde in Warnsdorf das Hotel<br />

Panorama eröffnet. Das Hotel hat eine Kapazität<br />

von 30 Betten und gehört zur Kategorie<br />

„B". Zur kulturellen Unterhaltung der<br />

gesamten Bevölkerung <strong>die</strong>nt das neuerbaute<br />

Filmtheater und zum Tanz in der Weinstube<br />

spielt täglich ein Trio der Musikagentur Prag.<br />

Karlsbad beliefert <strong>die</strong> Welt<br />

Für den Export nach Österreich werden in<br />

Karlsbad 11.000 Flaschen Mühlbrunnquellwasser<br />

und eine Tonne Sprudelsalz sowie<br />

für <strong>die</strong> BRD drei Tonnen Sprudelsalz vorbereitet.<br />

Auch andere Länder interessieren sich<br />

1974 für <strong>die</strong>se Artikel. So wurden eine Million<br />

Flaschen Mühlbrunn und <strong>die</strong>selbe Anzahl<br />

mit Wasser der Rudolfsquelle von der DDR<br />

und 107 Tonnen Sprudelsalz von der Sowjetunion<br />

bestellt.<br />

Tetanusgefahr<br />

in Westböhmen<br />

Ober 400.000 Bürger Westböhmens werden<br />

heuer gegen Tetanus geimpft. In der gesamten<br />

CSSR betrifft <strong>die</strong>se Aktion gegen fünf<br />

Millionen Bürger. In den letzten 13 Jahren erkrankten<br />

an Tetanus 959 Menschen, von denen<br />

60 Prozent starben. Mehr als <strong>die</strong> Hälfte<br />

waren ältere Menschen.<br />

Neusohl hilft den Asthmatikern<br />

Die Mitarbeiter des Forschungsinstituts für<br />

humane Bioklimatologie in Preßburg übernahmen<br />

<strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> Behandlung von<br />

Bronchienasthma in Höhlen wissenschaftlich<br />

zu begründen. Mit der Höhlentherapie werden<br />

in der Tschechoslowakei, in Ungarn und<br />

Polen ausgezeichnete Ergebnisse erzielt. Für<br />

Forschungszwecke wurde eine der Höhlen<br />

bei Neusohl/Mittelslowakei ausgewählt. Vierzig<br />

Asthmatiker, von denen zwanzig sechs<br />

Wochen lang sieben Stunden täglich in der<br />

Höhle verbringen mußten, sowie <strong>die</strong> weitere<br />

Hälfte — <strong>die</strong> Kontrollgruppe an der Oberfläche<br />

— wurden sowohl vor als auch während<br />

der Kur gründlichst untersucht. Die Ergebnisse<br />

zeigten, daß <strong>die</strong> fast hundertprozentige<br />

Luftfeuchtigkeit, der Kalk- und Magnesiumgehalt<br />

in der Höhle einen großen<br />

Anteil an der Wirksamkeit der Speläotherapie<br />

hatten. Interessant ist, daß eine gewisse<br />

Besserung des Gesundheitszustandes<br />

nicht allein bei den Patienten eintrat, <strong>die</strong> sich<br />

einer Kur in den Höhlen unterzogen, sondern<br />

auch bei der Gruppe an der Oberfläche.<br />

BEMERKUNGEN<br />

DES HERAUSGEBERS<br />

An der <strong>Seit</strong>e Palachs<br />

Ich höre, der eine oder andere Leser habe<br />

sich darüber verwundert, daß eine ganze<br />

<strong>Seit</strong>e der „<strong>Sudetenpost</strong>" letzthin dem tschechischen<br />

Studenten Jan Palach gewidmet<br />

gewesen ist. Den Anlaß dazu bot der tünfte<br />

Erinnerungstag an <strong>die</strong> Selbstverbrennung<br />

<strong>die</strong>ses Studenten, der noch heute für <strong>die</strong><br />

Machthaber in Prag ein solches Fanal ist,<br />

daß sie heimlicherweise <strong>die</strong> sterblichen<br />

Überreste des Palach aus seinem Grabe<br />

entfernt und anderswo deponierten, ganz<br />

sicherlich nicht in einem Heldengrab. Der<br />

Unterschied zwischen den Machthabern (oder<br />

Scheinmacht habern) und Palach ist ja auch<br />

zu kraß. Aus den Augusttagen des Jahres<br />

1968 ist uns <strong>die</strong> Mär in Erinnerung, Staatspräsident<br />

Svoboda habe im Kreml seinen<br />

Selbstmord angedroht, wenn man seine Mitkämpfer<br />

Dubcek und Smrkowsky nicht in<br />

Freiheit setze. Auch Husak zeigte, wie man<br />

sich erinnern kann, damals einigen Mut, wenigstens<br />

mit Worten. Später haben sie sich<br />

unter das sowjetische Joch gebeugt.<br />

Gewiß, Palachs flammendes Zeichen hat<br />

nichts genützt, nicht seiner Sache und am<br />

wenigsten ihm selbst. Realistisch gesehen.<br />

Denn Realismus ist heute hoch in Mode.<br />

Realistische Politik setzt Unterschriften unter<br />

Verträge, <strong>die</strong> das an Millionen von Menschen<br />

begangene Unrecht besiegeln. Solchen Realismus<br />

bekämpften wir und bekämpfen ihn.<br />

<strong>Man</strong> mag uns Narren schelten, weil wir allem<br />

„Realismus" zum Trotz am Recht festhalten<br />

und unser eigenes Recht behaupten. Im Autbegehren<br />

gegen derartigen Realismus ist<br />

Jan Palach auch für uns ein Zeichen. Und<br />

darum war er uns eine <strong>Seit</strong>e wert. Sätze,<br />

wie er sie ausgesprochen hat: „In der Geschichte<br />

kommt der Augenblick, wo etwas<br />

geschehen muß. <strong>Man</strong> muß etwas gegen das<br />

Böse unternehmen", sind für uns gültig, auch<br />

wenn sie aus dem Munde eines tschechischen<br />

Jungen kommen.<br />

Zeitungsmonopol mit<br />

Steuergeldern<br />

Die Zeitungszaren, <strong>die</strong> Jahre hindurch mit<br />

Millionen gegeneinander aufgefahren sind,<br />

sind des Konkurrenzkampfes müde. „Krone"<br />

und „Kurier" verflechten sich. (Ein deftiges<br />

Wort, das der Oberösterreicher für solche Bundesgenossenschaft<br />

hat, möchte ich nicht zitieren.)<br />

Die Millionen für Werbegeschenke<br />

an <strong>die</strong> Leser sind den beiden Giganten der<br />

Rotationspresse leid. Warum eigentlich? trage<br />

ich mich. Sie sind ihnen doch seinerzeit vom<br />

Finanzminister in den Schoß geworfen worden,<br />

als er ihnen - und anderen Tageszeitungen<br />

- großzügig <strong>die</strong> Bezahlung der<br />

Umsatzsteuer erließ. Die „Krone" machte<br />

sich damals über <strong>die</strong> spendable Geste lustig,<br />

indem sie sagte: Jetzt werden wir <strong>die</strong><br />

Millionen, <strong>die</strong> wir ersparen, den Lesern<br />

schenken. Und so begann der Krieg um <strong>die</strong><br />

Zeitungskäufer. Heute sind <strong>die</strong> Zeitungsscheichs<br />

so stark, daß sie einer werblichen<br />

Anstrengung nicht bedürfen, weil sie — wie<br />

<strong>die</strong> Ölscheichs — den Zeitungsmarkt vom<br />

Käufermarkt schon zum Verkäufermarkt umfunktioniert<br />

haben, wenigstens was <strong>die</strong> Inseratenkunden<br />

betrifft. (Diese werden sich<br />

noch wundern, aber davon spricht man heute<br />

noch nicht.)<br />

Die negierung kann sich über <strong>die</strong> Beschränkung<br />

der Meinungsvielfalt nicht beklagen.<br />

Sie hat selbst <strong>die</strong> Munition dafür geliefert.<br />

Und sie läßt - trotz der Ankündigungen<br />

für eine Presseförderung — <strong>die</strong> kleinen<br />

Meinungsträger um ihre Existenz kämpfen.<br />

Die Bezieher der „<strong>Sudetenpost</strong>" haben<br />

auch ein Fanal gesetzt. Der Anregung, ihre<br />

Zeitung mit Spenden zu unterstützen, hat<br />

ein breites Echo gefunden.. In <strong>die</strong>ser Folge<br />

beginnen wir mit der Veröffentlichung der<br />

Spenderliste. Sie wird so umfangreich sein<br />

daß sie in mehreren Ausgaben fortgesetzt<br />

werden muß. Die Spenden kamen aus allen<br />

Kreisen, von Kleinen häufiger als von Großen,<br />

wie es so üblich ist, und das biblische<br />

Scherflein der Witwe ist, wie man sehen<br />

wird, häufig darunter. Was sagt das? £<br />

sagt wohl, daß sich unsere Leserschaft in<br />

ihren Anliegen, den seelischen wie den materiellen,<br />

von der übrigen Presse in Österreich<br />

nicht vertreten fühlt (verständnisvolle<br />

Worte stehen wie seltene Bäume in einer<br />

Einöde). Die Großen im österreichischen<br />

Zeitungswesen sind so groß, daß sie auf um<br />

nicht einmal mehr heruntersehen. Journali<br />

sten werden in Österreich für alle möglichen<br />

Dinge ausgezeichnet: für Jugendartikel, fü><br />

Sozialartikel und was sonst noch modern ist.<br />

<strong>Man</strong> sollte einen Preis stiften für <strong>die</strong>jenigen<br />

Journalisten, <strong>die</strong> vom alten Österreich, seinen<br />

Volksstämmen und ihren Leistungen für <strong>die</strong><br />

Gesamtheit etwas wissen. Aber ich fürchte,<br />

kein Preis könnte hoch genug angesetzt<br />

werden, um eine solche geistige Anstrengung<br />

zu bewirken.<br />

Gustav Putz<br />

Sudetendeutscher Betrieb<br />

BuchdrucKerei<br />

Fr.sommer<br />

Drucksorten jeder Art<br />

Inhaber: Ing. Otto und Rautgundis Spinka<br />

3100 St Polten, Kremser Gasse 21

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