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Aktuelles <strong>Linzer</strong> <strong>Bibelsaat</strong> Nr. 130/September 2014<br />
Friedensgebet<br />
Etwa 65 Leute waren da. Ich war sehr<br />
berührt. Bibel und Koran haben wir auf<br />
je eigene Pulte gut sichtbar aufgestellt –<br />
und das Licht (ein Meer von Kerzen) ins<br />
Zentrum.<br />
Zwei Stunden hat die Agape danach<br />
gedauert. Es war eine gute Begegnung<br />
zwischen verschiedenen Kulturen.<br />
Das Schöne an der gemeinsamen<br />
Vor be reitung war die Erfahrung, dass es<br />
sich lohnt, über Sprach- und Kulturgrenzen<br />
hin weg eine tiefe Begegnung zu suchen<br />
und zu erleben. Es waren manchmal Übersetzungen<br />
über drei Ecken nötig, und<br />
selbst dann wussten wir nicht sicher, ob wir<br />
einander wirklich verstanden hatten. Als es<br />
um die Liedauswahl ging, hat ein Muslim<br />
immer wieder Ideen eingebracht: „Ja, so<br />
was Ähnliches stünde auch im Koran; er<br />
würde es vorlesen, dann würde es mehr<br />
zum Gemeinsamen ... “<br />
Spätestens bei der Feier selbst war es<br />
offenbar, dass wir gemeinsam getragen sind<br />
von dem Einen, der alles eint: Spätestens<br />
dann, als das syrische Paar, das im März<br />
mit zwei Kindern vor dem Kugelhagel floh,<br />
mit Tränen in den Augen und tiefem Ernst<br />
das Vaterunser in Aramäisch sang. Oder<br />
als der stille Pastor – hier bei uns verloren<br />
und ohne Amt, aber während der Feier<br />
für einen kurzen Moment ganz in seinem<br />
vertrauten Segensritus – mit seiner bewegenden<br />
Stimme uns alle im Herzen<br />
anrührte. Als das Gebet zu Ende war<br />
und die Kirche beinahe leer, beugte sich<br />
noch eine junge Muslima mit ihrem Kind<br />
zu den Kerzenschalen und entzündete ihr<br />
Hoffnungslicht.<br />
Diese Bilder lassen mich ahnen, dass<br />
wir in unseren Ängsten und Hoffnungen<br />
innigst verbunden sind – und sicher auch<br />
umarmt und geborgen von dem einen und<br />
einzigen Gott, der größer ist als wir es uns<br />
ausmalen können und der uns in unserer<br />
Verschiedenheit liebt.<br />
Nächstes Mal brauchen wir nur noch<br />
halb so viel Text und dafür mehr Stille.<br />
Schön war’s und wir werden es wiederholen.<br />
Es war ein Geschenk, miteinander<br />
da zu sein und zu spüren, dass wir<br />
getragen sind.<br />
Magdalena Froschauer-Schwarz<br />
PS: Der Ablauf des Friedensgebets kann<br />
im Bibelwerk (bibelwerk@dioezese-linz.at)<br />
bestellt werden.<br />
Zur Autorin:<br />
Frau Magdalena Froschauer-<br />
Schwarz ist Mitarbeiterin im<br />
Fach aus schuss Spiritualität<br />
der Pfarre Zwettl/R. und leitet<br />
das pfarrliche KBW.<br />
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