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Buchvorstellung <strong>Linzer</strong> <strong>Bibelsaat</strong> Nr. 130/September 2014<br />
Die tägliche Wasserversorgung stellte im<br />
Alten Israel ein fundamentales Problem<br />
dar. Der Jordan, der einzige nennenswerte<br />
Fluss Palästinas, ist eher schmal und führt<br />
keine großen Wassermassen. Die wenigen<br />
Bäche haben jeweils nur lokale Bedeutung,<br />
etwa der Kischon in der Jesreel-Ebene.<br />
Trinkwasser kam aus Quellen, Brunnen<br />
und Zisternen, die Menschen mussten es mit<br />
den Viehherden teilen. Der Ackerbau hing<br />
fast vollständig von Regenfällen ab. Flüsse,<br />
Bäche und Seen spielten in der Was serversorgung<br />
nur eine untergeordnete Rolle,<br />
vom See Gennesaret einmal ab ge sehen.<br />
Um Felder zu bewässern und so eine gute<br />
Ernte zu ermöglichen, wurden die vorhandenen<br />
Flussläufe teilweise auch künst lich<br />
verlängert, verzweigt oder umgeleitet. (…)<br />
Die Landschaft Palästinas ist durchzogen<br />
von zahlreichen Quellen unter schiedlicher<br />
Ergiebigkeit. Eine Be wäs serung von<br />
Ackerflächen im großen Stil stell ten sie nicht<br />
sicher, wohl aber die Trink wasserversorgung<br />
für Mensch und Vieh. Die Siedlungsgeschichte<br />
Israel-Pa läs tinas hing wesentlich<br />
vom Vorhanden sein ergiebiger Quellen ab;<br />
nur dort ent stan den Ortschaften größeren<br />
Umfangs. Zu sätz lich wurden Brunnen, also<br />
Schächte, die ins Grundwasser hinabreichen,<br />
gegraben, um die Wasserversorgung<br />
sicherzustellen. Streitigkeiten um Brunnen<br />
und Wasser rechte, die sich häufig in biblischen<br />
Erzäh lungen niederschlagen, erklären<br />
sich aus der völligen Abhängigkeit der<br />
Menschen und ihres Viehs von den jeweiligen<br />
Wasserstellen.<br />
Wasser und seine Bedeutung in Israel<br />
(Ausschnitt)<br />
Der Prophet Ezechiel verknüpft die<br />
Tempelthematik mit dem lebenspendenden<br />
Wasser. In der Vision von der endzeitlichen<br />
Heilszeit darf er unter der Schwelle des<br />
Tempels eine Quelle hervorsprudeln sehen<br />
(Ez 47). Ihre Wasser bilden einen Fluss<br />
nach Osten in die Wüste Juda, an seinen<br />
Ufern wachsen wunderbare Bäume, die<br />
jeden Monat aufs Neue wohlschmeckende<br />
Früchte tragen und deren nie welkende<br />
Blätter als Arzneimittel dienen. Der Fluss<br />
mündet ins Tote Meer und erfüllt es mit<br />
Leben. Der Tempel, von dem man seit jeher<br />
glaubte, dass von ihm alle Fruchtbarkeit<br />
ausgeht, erscheint hier im wahrsten Sinne<br />
des Wortes als Quelle aller Fruchtbarkeit<br />
und allen Lebens. Die Ausführlichkeit, in<br />
der Ezechiels Vision die Tempelquelle beschreibt,<br />
ist einmalig in der ganzen Bibel, ...<br />
Propheten – Paradiesesströme (Ausschnitt)<br />
Zur Autorin:<br />
Dr. in Claudia Sticher ist Lehrbeauftragte<br />
für Alttesta mentliche<br />
Exe gese und Referentin von Kardi<br />
nal Karl Lehmann.<br />
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