Handbuch Energieeffiziente Querschnittstechnologien.
<p>Das Handbuch adressiert neben Planern, Energieberatern und Handwerkern insbesondere auch Geschäftsführer und Mitarbeiter in Unternehmen aus Industrie und Gewerbe.</p><p> Es sensibilisiert für die Wichtigkeit des Themas Energieeffizienz, stellt benötigtes Wissen zur Verfügung und unterstützt durch Handlungsanweisungen, Entscheidungshilfen und Praxisbeispiele die Umsetzung von Maßnahmen. </p> Alle Publikationen zum herunterladen oder bestellen unter <a href="http://www.dena.de/publikationen">www.dena.de/publikationen</a>
<p>Das Handbuch adressiert neben Planern, Energieberatern und Handwerkern insbesondere auch Geschäftsführer und Mitarbeiter in Unternehmen aus Industrie und Gewerbe.</p><p>
Es sensibilisiert für die Wichtigkeit des Themas Energieeffizienz, stellt benötigtes Wissen zur Verfügung und unterstützt durch Handlungsanweisungen, Entscheidungshilfen und Praxisbeispiele die Umsetzung von Maßnahmen. </p>
Alle Publikationen zum herunterladen oder bestellen unter <a href="http://www.dena.de/publikationen">www.dena.de/publikationen</a>
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<strong>Handbuch</strong><br />
<strong>Energieeffiziente</strong> <strong>Querschnittstechnologien</strong>.
<strong>Handbuch</strong><br />
<strong>Energieeffiziente</strong> <strong>Querschnittstechnologien</strong>.<br />
Einleitung zum Thema Energieeffizienz.<br />
Q1<br />
Energiemanagement.<br />
Q2<br />
Energieberatung.<br />
Q3<br />
Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.<br />
Q4 Motoren und Antriebssysteme.<br />
Q5<br />
Pumpen und Pumpensysteme.<br />
bar<br />
Q6 Druckluft und Druckluftsysteme.<br />
Q7 Beleuchtung. (ab Herbst 2014)<br />
Q8 Lüftung und Klimatisierung. (ab Herbst 2014)<br />
Q9 Kälteerzeuger und Kälteversorgungssysteme. (ab Herbst 2014)<br />
Q10 Informations- und Kommunikationstechnologien. (ab Herbst 2014)<br />
Anhang.<br />
Unternehmensdarstellungen.
Impressum.<br />
Herausgeber.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />
Chausseestraße 128 a<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />
Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />
info@stromeffizienz.de<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Druck.<br />
Inhalt: Druckhaus Rihn GmbH<br />
klimaneutral<br />
natureOffice.com | DE-342-820264<br />
gedruckt<br />
Ordner: Bodensee Organisation Products GmbH & Co. KG<br />
Konzept und Redaktion.<br />
Stephan Blank<br />
Carsten Grohne<br />
Sebastian Peters<br />
Anton Barckhausen<br />
Ronald Ille<br />
Tom Raulien<br />
Ditmar Gründig<br />
Peer Schütte<br />
Andrea Grahl<br />
Stand.<br />
12/2013<br />
Satz und Layout.<br />
BBS Werbeagentur GmbH<br />
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter<br />
dem Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />
© 2013 Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Mit freundlicher Unterstützung von:
Vorwort.<br />
Stephan Kohler<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Immer mehr Unternehmen in Deutschland setzen auf Energieeffizienz.<br />
Damit senken sie die innerbetrieblichen Energiekosten<br />
und verbessern ihre Wettbewerbsfähigkeit. Sie leisten damit aber<br />
auch einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende.<br />
Schließlich muss jede Kilowattstunde Strom, die durch Energieeffizienzmaßnahmen<br />
eingespart wird, nicht erzeugt und transportiert<br />
werden. Unternehmen, die Energie effizient nutzen,<br />
tragen somit maßgeblich zur Erreichung der Energieeffizienzund<br />
Klimaschutzziele bei.<br />
Trotz der schon laufenden Anstrengungen zur Erhöhung der<br />
Energieeffizienz schöpfen die deutschen Unternehmen noch<br />
lange nicht alle wirtschaftlichen Potenziale aus. Insbesondere<br />
kleine und mittlere Unternehmen scheuen die Kosten solcher<br />
Investitionen in Energieeffizienz, obwohl sich diese in der Regel<br />
innerhalb weniger Jahre rechnen. Zudem ist in der Praxis das<br />
Hintergrundwissen zur Umsetzung von Maßnahmen häufig<br />
nur unzureichend vorhanden.<br />
Das vorliegende <strong>Handbuch</strong> setzt genau hier an und gibt wertvolle<br />
Hintergrundinformationen zu wesentlichen <strong>Querschnittstechnologien</strong><br />
und ihren individuellen Energieeinsparpotenzialen<br />
an die Hand. So können z. B. in den Technologiebereichen Druckluft<br />
bis zu 50 Prozent und bei Pumpensystemen bis zu 30 Prozent<br />
der benötigten Energie eingespart werden. Im Bereich der Beleuchtung<br />
sind dank moderner Technologien sogar 70 Prozent<br />
der Energiekosten wirtschaftlich einzusparen. Die Deutsche<br />
Energie-Agentur (dena) unterstützt Unternehmen im Rahmen<br />
der bundesweiten Kampagne Initiative EnergieEffizienz bei der<br />
effizienten Energienutzung mit umfangreichen Informationsangeboten<br />
und praktischen Anwendertipps.<br />
Erstmalig veröffentlicht die dena in Form eines praktisch und<br />
übersichtlich gestalteten Ordners fundierte Informationen nicht<br />
nur zu übergreifenden Themen wie Energiemanagement und<br />
Energieberatung, sondern auch zu allen wesentlichen <strong>Querschnittstechnologien</strong>.<br />
Dieses <strong>Handbuch</strong> soll dabei helfen, die<br />
vorhandenen Energieeinsparpotenziale in Unternehmen konsequent<br />
zu erschließen. Deshalb bietet es neben den technischen<br />
Themen auch Hinweise zu finanzieller Förderung und zeigt<br />
Finanzierungsmöglichkeiten für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
auf. Ergänzend dazu beinhaltet dieses<br />
<strong>Handbuch</strong> erfolgreich umgesetzte Praxisbeispiele sowie Einblicke<br />
in das Angebot unserer unterstützenden Partner in<br />
separaten Beilegern.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Erschließung Ihrer<br />
wirtschaftlichen Energieeffizienzpotenziale.
Energieverbrauch und -kosten in Industrie<br />
und Gewerbe.<br />
Nahezu 2,5 Billionen Kilowattstunden wurden im Jahr 2012 in<br />
Deutschland insgesamt an Energie verbraucht. 1 Der Anteil von<br />
Industrie und Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) an<br />
diesem Endenergieverbrauch betrug 45 Prozent. 2<br />
Zwar sank der Endenergieverbrauch Deutschlands in den<br />
letzten zwei Jahrzehnten leicht, der Verbrauch der Industrie<br />
dagegen stieg in den letzten zehn Jahren – trotz Verbrauchseinbruch<br />
während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 –<br />
um elf Prozentpunkte (siehe Abbildung 1).<br />
115 %<br />
110 %<br />
105 %<br />
100 %<br />
95 %<br />
90 %<br />
85 %<br />
80 %<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Energieverbrauch Deutschland<br />
Energieverbrauch GHD<br />
Energieverbrauch Industrie<br />
Abb. 1: Relative Entwicklung des Endenergieverbrauchs in Deutschland zwischen 2005 und 2012: Deutschland gesamt, Industrie sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD).<br />
(Quelle: BMWi Energiestatistiken 08/2013)<br />
Im gleichen Zeitraum stiegen die durchschnittlichen Energiepreise<br />
der Industrie von Strom, Erdgas und Heizöl um rund 150<br />
bis 450 Prozent. 3 Entsprechend wachsen die Energiekosten in<br />
deutschen Unternehmen und mit ihnen der Handlungsdruck,<br />
diesen steigenden Kosten mit Energieverbrauchssenkung<br />
durch Energieeffizienzsteigerung entgegenzuwirken.<br />
Betrachtet man die einzelnen Energieanwendungen und ihre<br />
Anteile am Energieverbrauch im Bereich Industrie und verarbeitendes<br />
Gewerbe in Deutschland, wird deutlich, wo in den<br />
deutschen Unternehmen die größten Hebel zur Energiekostensenkung<br />
liegen (siehe Abbildung 2): Brennstoffanwendungen<br />
(Prozesswärme, Raumwärme, Warmwasser), die sich in nahezu<br />
jedem produzierenden Unternehmen finden, machen mit 85<br />
Prozent den größten Teil des Brennstoffverbrauchs aus.<br />
14 %<br />
1 %<br />
85 %<br />
Brennstoffverbrauch: 496 TWh<br />
Prozesswärme (Brennstoffe)<br />
Raumwärme/Warmwasser<br />
Sonstige Brennstoffanwendungen<br />
Abb. 2: Anteile der Wärmeanwendungen am Brennstoffverbrauch in Industrie und<br />
Gewerbe im Jahr 2012. (Quelle: Anwendungsbilanzen Fraunhofer ISI 2013)<br />
1<br />
8.998 Petajoule entsprechen 2.499 Terawattstunden und 2.499.000.000.000 Kilowattstunden.<br />
2<br />
Der Anteil der Industrie am Gesamtendenergieverbrauch lag 2011 bei 29 Prozent, der Anteil von Gewerbe, Handel und Dienstleistungen bei 16 Prozent.<br />
3<br />
Preissteigerung in den Jahren 1995 bis 2011 von 445 Prozent bei Heizöl, 246 Prozent bei Erdgas und 156 Prozent bei Strom. (Quelle: BMWi Energiedaten Stand 13.08.2013)
1,4 Mrd. €<br />
5 %<br />
0,6 Mrd. €<br />
2 %<br />
0,6 Mrd. €<br />
2 %<br />
5,1 Mrd. €<br />
18 %<br />
3,3 Mrd. €<br />
12 %<br />
1,1 Mrd. €<br />
4 %<br />
0,2 Mrd. €<br />
1 %<br />
13,8 Mrd. €<br />
49 %<br />
Mechanische Energie<br />
(Elektromotoren)<br />
Druckluft<br />
Pumpen<br />
Prozesswärme (Strom)<br />
Prozesskälte<br />
Kältebereitstellung<br />
Beleuchtung<br />
IKT<br />
Sonstige Stromanwendungen<br />
Da Strom als Energieträger hochwertiger und teurer als Heizöl<br />
oder Erdgas ist und in der Industrie überdurchschnittlich häufig<br />
zum Einsatz kommt, ist auch der Stromverbrauch sehr relevant<br />
für die Gesamtenergiekosten der Unternehmen. Die Stromkosten<br />
in Industrie und produzierendem Gewerbe betrugen 2012 ca. 28<br />
Milliarden Euro. Bei den Stromanwendungen wird rund die Hälfte<br />
für Motoren eingesetzt. Aber auch weitere <strong>Querschnittstechnologien</strong><br />
wie Pumpen- oder Druckluftsysteme haben wesentliche<br />
Anteile am Stromverbrauch (siehe Abbildung 3).<br />
2,1 Mrd. €<br />
7 %<br />
Stromverbrauch: 226 TWh<br />
Abb. 3: Aufteilung des Stromverbrauchs in Industrie und Gewerbe auf verschiedene<br />
Anwendungen im Jahr 2012. (Quelle: Anwendungsbilanzen Fraunhofer ISI 2013)<br />
Energieeffizienzpotenziale in Industrie<br />
und Gewerbe.<br />
Mit der Umsetzung von wirtschaftlichen Energieeffizienzmaßnahmen,<br />
die ihre Investitionen innerhalb von maximal drei<br />
Jahren durch Energiekosteneinsparungen refinanzieren,<br />
können Unternehmen in Industrie und Gewerbe jährlich<br />
mehrere Milliarden Euro einsparen. 4 Neben der Senkung der<br />
innerbetrieblichen Kosten verbessern Unternehmen damit ihre<br />
Wettbewerbsfähigkeit und leisten einen entscheidenden<br />
Beitrag zu den Zielen der Energiewende: Die wirtschaftlichen<br />
Einsparpotenziale liegen für Industrie und Gewerbe bei rund<br />
10 Prozent.<br />
Wie beim Energieverbrauch liegt auch bei der Energieeffizienz<br />
die Brennstoffnutzung auf Platz 1 der größten Energieeffizienzpotenziale:<br />
Über alle Branchen hinweg können durch ganzheitliche<br />
Prozess- und Systemoptimierungen, verbesserte Abwärmenutzung<br />
und Reduktion von Wärmeverlusten durch bessere<br />
Isolation von thermischen Anlagen und Prozessen wirtschaftliche<br />
Energieeffizienzpotenziale erschlossen werden, die 2020 zu<br />
über 40 TWh weniger Endenergieverbrauch bei der Prozesswärme<br />
führen können. Weitere 10 TWh lassen sich im Bereich<br />
Raumwärme und Warmwasser durch effizientere Wärmeerzeugungsanlagen,<br />
wie z. B. Brennwertkessel, sowie eine energieeffiziente<br />
Optimierung von Gebäudehülle und Gebäudetechnik<br />
erzielen.<br />
Das Energieeinsparpotenzial bei Stromanwendungen liegt in<br />
der Summe bei rund 25 TWh. Typische Maßnahmen zur Energieverbrauchssenkung<br />
sind hier der Einsatz hocheffizienter Motoren<br />
(IE3), die energetische Optimierung von Druckluft-, Pumpenund<br />
Lüftungssystemen sowie der Einsatz moderner Technologien<br />
bei Beleuchtung und IKT-Anwendungen. Die absolut<br />
höchsten Einsparpotenziale liegen dabei bei Elektromotoren<br />
4<br />
Quelle: dena-Studie „Steigerung der Energieeffizienz mithilfe von Energieeffizienz-Verpflichtungssystemen“ aus dem Jahr 2012.
und sonstigen energie-intensiven Anwendungen (wie Elektrolyse<br />
oder Prozesswärme); die prozentual höchsten relativen<br />
Einsparpotenziale liegen mit jeweils über 20 Prozent bei<br />
Beleuchtung und Druckluft.<br />
Um die spezifischen Energieeffizienzpotenziale im eigenen<br />
Unternehmen erschließen zu können, sollte mit der Bewertung<br />
des Istzustands, der Ermittlung des Bedarfs und der Bewertung<br />
der Energieeffizienz begonnen werden. Anschließend werden<br />
verschiedene Energieeffizienzmaßnahmen geprüft und nach<br />
verschiedenen Kriterien bewertet. Bei diesen Arbeitsschritten<br />
können die Ratgeber dieses <strong>Handbuch</strong>s wertvolle Detailinformationen<br />
und Hilfestellungen geben.<br />
Die folgende Übersicht gibt einen Überblick über die im<br />
<strong>Handbuch</strong> vorgestellten <strong>Querschnittstechnologien</strong> sowie die<br />
übergeordneten Kapitel, z. B. zu Energiemanagement und<br />
Energieberatung, und erleichtert so den Einstieg in die<br />
folgenden Kapitel:<br />
Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien.<br />
Pumpen und<br />
Pumpensysteme.<br />
Beleuchtung.<br />
Lüftung und<br />
Klimatisierung.<br />
Kälteerzeuger und Kälteversorgungssysteme.<br />
Energieberatung.<br />
Energiemanagement.<br />
Wärmeerzeuger und<br />
Wärmeversorgungssysteme.<br />
Motoren und<br />
Antriebssysteme.<br />
Druckluft und<br />
Druckluftsysteme.<br />
Abb. 4: <strong>Querschnittstechnologien</strong> in diesem <strong>Handbuch</strong>.
Q1 Energiemanagement.<br />
Bereits die Einführung eines Energiemanagements kann in<br />
Unternehmen zu Energieeinsparungen von bis zu zehn Prozent<br />
führen. Investive Maßnahmen, die auf Basis eines Energiemanagements<br />
umgesetzt werden, können zusätzlich weitere<br />
Einsparungen erbringen.<br />
Ein Energiemanagement in einem Unternehmen ist ein kontinuierlicher<br />
Prozess, bei dem im Rahmen eines sogenannten PDCA-<br />
Zyklus (Plan-Do-Check-Act) regelmäßig der Istzustand mit den<br />
strategischen und operativen Zielen abgeglichen wird und darauf<br />
aufbauend neue Maßnahmen umgesetzt werden. Der Ratgeber<br />
gibt hier wichtige Hilfestellungen und kann als Anleitung zur Einführung<br />
eines betrieblichen Energiemanagements genutzt<br />
werden. Im einführenden Kapitel werden die Grundlagen und<br />
die zugrundeliegende Systematik erklärt. Hier werden die Vorteile,<br />
Einsatzgebiete und Aufgaben eines Energiemanagements<br />
aufgezeigt. Detailliert wird auf wichtige Schritte und Vorgehensweisen<br />
eingegangen. Den Startpunkt eines Energiemanagements<br />
setzt eine umfassende Energieanalyse. Sie gibt<br />
einen Überblick über die Energieversorgungs- und Energieverbrauchsstrukturen<br />
im Unternehmen. Darauf aufbauend<br />
können Energiekennzahlen und ein Benchmarking gewonnen<br />
werden, die eine fortlaufende Kontrolle des Energieeinsatzes<br />
und des Erfolgs von durchgeführten Energieeffizienzmaßnahmen<br />
ermöglichen. Der Ratgeber geht hier detailliert auf die<br />
Planung, Bewertung, Priorisierung und Umsetzung solcher<br />
Maßnahmen ein und zeigt abschließend, wie sie überprüft und<br />
ggf. verbessert werden können. Darüber hinaus wird aufgezeigt,<br />
was getan werden muss, um das eigene Energiemanagement<br />
als Energiemanagementsystem gemäß DIN EN ISO 50001<br />
zertifizieren lassen zu können.<br />
Q2 Energieberatung.<br />
Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen sind in der Regel<br />
hochrentabel. Trotzdem werden die bestehenden wirtschaftlichen<br />
Potenziale in der Praxis nicht oder nur unzureichend erschlossen.<br />
Denn oft ist unklar, welche Einsparpotenziale bestehen<br />
und wie diese vergleichsweise einfach gehoben werden können.<br />
In diesem Fall ist eine Energieberatung durch einen externen<br />
Experten die richtige Wahl, um die Energie kosten dauerhaft<br />
senken zu können.<br />
Der Ratgeber geht auf alle Aspekte einer guten Energieberatung<br />
ein, vom Vorgespräch bis zum abschließenden Energieeinsparkonzept.<br />
Die unterschiedlichen Schritte sowie Dauer und<br />
Kosten werden dargelegt. So werden Unternehmen umfassend<br />
auf eine Beratung vorbereitet. Hierzu zählt im Rahmen der<br />
Erläuterungen zu den Unterschieden einer Initial- bzw. einer<br />
Detailberatung beispielsweise die Benennung aller notwendigen<br />
Dokumente, die ein Energieberater für eine gute und<br />
effiziente Beratung benötigt. Hinweise zur Beratersuche<br />
vereinfachen es Unternehmen, den für sie passenden Anbieter<br />
dieser Energiedienstleistung zu finden. Ergänzend informiert<br />
der Ratgeber über konkrete Fördermöglichkeiten, die für eine<br />
Energieberatung in Anspruch genommen werden können.
Q3 Wärmeerzeuger und<br />
Wärmeversorgungssysteme.<br />
Fast jeder verarbeitende Betrieb nutzt industrielle Wärme, sei es<br />
zur Dampf- und Warmwassererzeugung oder für den Betrieb<br />
von Brennöfen oder Trocknungsanlagen. Mit einem Anteil von<br />
57 Prozent am industriellen Gesamtendenergieverbrauch ist<br />
Prozesswärme das mit Abstand energieintensivste Anwendungsfeld.<br />
Gleichzeitig können durch Energieeffizienzmaßnahmen<br />
Einsparpotenziale von häufig 30 Prozent erzielt und somit die<br />
Energiekosten deutlich gesenkt werden.<br />
In diesem Ratgeber wird die Energieeffizienz von Wärmeerzeugern<br />
und Wärmeversorgungssystemen strukturiert nach den<br />
verschiedenen Systemkomponenten und Anwendungen beleuchtet.<br />
Das einführende Kapitel enthält Informationen zur<br />
Bedeutung der Wärmeerzeugung in Unternehmen, zu technischen<br />
Grundlagen und zum Einfluss von Wärmeversorgungssystemen<br />
auf die Energiekosten. Darauf aufbauend werden<br />
erste Ansätze und Vorgehensweisen zur Energieeffizienzsteigerung<br />
vorgestellt.<br />
Zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen bedarf es<br />
einer grundlegenden Kenntnis der unterschiedlichen Komponenten<br />
eines Wärmeversorgungssystems. Daher werden im<br />
Ratgeber unterschiedliche Wärmeerzeugertechnologien<br />
inklusive alternativer Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien<br />
sowie weitere Bestandteile wie die Wärmerückgewinnung<br />
und Wärmespeicherung im Detail erläutert. Hinweise<br />
zu verschiedenen Steuer- und Regelungsstrategien ergänzen<br />
den Ratgeber und sorgen so für einen guten Überblick für<br />
die energetische Verbesserung des Gesamtsystems.<br />
Q4 Motoren und Antriebssysteme.<br />
Motoren sind die zentralen Antriebseinheiten für nahezu alle<br />
technischen Prozesse in produzierenden Unternehmen. Entsprechend<br />
entfällt der größte Anteil des industriellen Stromverbrauchs<br />
auf den Betrieb von Elektromotoren. Sie ermöglichen erst die<br />
Umwandlung von elektrischer in mechanische Energie und somit<br />
die Funktionsfähigkeit von beispielsweise Pumpen- oder Druckluftsystemen.<br />
Gleichzeitig bieten Antriebssysteme große Energieeffizienzpotenziale<br />
von häufig 30 Prozent und mehr.<br />
In einem ersten Schritt schafft der Ratgeber zunächst einen grundlegenden<br />
Überblick zu verschiedenen Motorenarten. Hierbei wird<br />
neben der Unterscheidung in Wechsel- und Gleichstrommotoren<br />
zusätzlich detailliert auf die heutigen und zukünftigen gesetzlichen<br />
Mindestanforderungen an die Energieeffizienz von elek-<br />
trischen Motoren eingegangen. Da zur Erreichung eines optimalen<br />
Energieeinsatzes allerdings das gesamte Antriebssystem<br />
betrachtet werden muss, wird zusätzlich auf weitere Komponenten<br />
eingegangen. Hier rückt vor allem die Kraftübertragung<br />
mittels Getriebe und dessen Wirkungsgrad in den Fokus. Die<br />
Arbeitsmaschine versorgt letztlich das Unternehmen mit bestimmten<br />
Medien wie Druckluft oder Kälte und findet in den folgenden<br />
Ratgebern detailliertere Beachtung.<br />
Der Ratgeber schließt mit Hinweisen zum optimierten Betrieb von<br />
Antriebssystemen. So können der Stromverbrauch und die damit<br />
verbundenen Kosten beispielsweise durch die Minimierung von<br />
Leerlaufverlusten oder den Einsatz von Frequenzumrichtern<br />
verringert werden.
Q5 Pumpen und Pumpensysteme.<br />
Mit jährlich rund 23 Terawattstunden haben Pumpen einen<br />
Anteil von rund elf Prozent am industriellen Stromverbrauch<br />
in Deutschland. Der Energiebedarf von Pumpensystemen<br />
hängt in erster Linie von der zu bewältigenden Förderaufgabe<br />
ab. Mit zunehmender Förderhöhe und -menge steigen die<br />
Energiekosten. Zusätzlich entstehen an vielen Stellen im<br />
System Energieverluste, die den Energieverbrauch erhöhen.<br />
Bei der Optimierung des gesamten Pumpensystems können<br />
häufig bis zu 30 Prozent der Energiekosten eingespart werden.<br />
Zur Verbesserung der Systemeffizienz eines solchen Pumpensystems<br />
bedarf es einer systematischen Analyse und der Umsetzung<br />
aufeinander abgestimmter Maßnahmen. Denn nur<br />
wenn alle Einzelbestandteile optimal aufeinander abgestimmt<br />
und auf die zu erbringende Förderaufgabe ausgelegt sind,<br />
gelingt der Betrieb eines hocheffizient laufenden Pumpensystems.<br />
Der Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme liefert hierfür die<br />
passende Grundlage. Er erklärt im Detail verschiedene Pumpentypen<br />
und die an sie gestellten Energieeffizienzanforderungen<br />
sowie die wichtigsten Bestandteile eines Pumpensystems. Dabei<br />
wird insbesondere auch näher auf den fachgerechten Einbau der<br />
Pumpe und ein passendes Rohrleitungssystem eingegangen. Umfangreiche<br />
Erläuterungen zur Steuerung, Regelung und Überwachung<br />
von Pumpen und Pumpensystemen gewährleisten,<br />
dass auch nach Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
alle Systemkomponenten optimal betrieben werden können.<br />
Q6 Druckluft und Druckluftsysteme.<br />
Etwa sieben Prozent des industriellen Stromverbrauchs fallen<br />
im Bereich der Druckluftanwendungen an. Druckluft ist einer<br />
der kostenintensivsten Energieträger aufgrund der Energiemengen,<br />
die zur Verdichtung der angesaugten Luft benötigt<br />
werden. Diese Energiekosten können bei effizientem Einsatz<br />
von Druckluft häufig um 50 Prozent gesenkt werden.<br />
Die Energieeffizienzpotenziale bei Druckluftsystemen liegen in<br />
verschiedenen Teilen des Systems verborgen. Ähnlich wie bei<br />
Pumpensystemen bewirkt nur eine konsequente bedarfsorientierte<br />
Auslegung aller Systemkomponenten einen optimalen,<br />
energieeffizienten Betrieb.<br />
Im Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme werden sowohl<br />
die technischen Grundlagen der Drucklufterzeugung als auch<br />
die wesentlichen Bestandteile eines Druckluftsystems ausführlich<br />
vorgestellt. Die Kenntnis darüber, welche Stellschrauben im<br />
System zu bedienen sind, ist die Grundlage für die richtige, an<br />
den Anforderungen des individuellen Prozesses ausgerichtete<br />
Wahl von Energieeffizienzmaßnahmen. Dabei wird unter<br />
anderem ein Überblick über die verschiedenen Verdichterbauarten,<br />
aber auch zu weiteren zentralen Bestandteilen wie der<br />
Druckluftaufbereitung und -verteilung gegeben. Für jede<br />
Komponente zeigt der Ratgeber Möglichkeiten auf, wie der<br />
Energieverbrauch und damit die Energiekosten in einem<br />
Druckluftsystem gesenkt werden können. Dies beginnt bei der<br />
Auswahl des richtigen Kompressors, geht über eine optimierte<br />
Drucklufttrocknung bis hin zur Eindämmung von Leckagen im<br />
Rohrleitungsnetz. Ergänzt werden die Informationen durch<br />
Erläuterungen zur optimalen Anlagensteuerung und -regelung<br />
sowie einer bedarfsgerechten Instandhaltung und Wartung.
So nutzen Sie das <strong>Handbuch</strong>.<br />
Das <strong>Handbuch</strong> „Energieeffizienz bei <strong>Querschnittstechnologien</strong>“<br />
beinhaltet zehn Themenkapitel. Sie sind durch Register voneinander<br />
getrennt. Für eine einfache Navigation innerhalb des<br />
<strong>Handbuch</strong>s sind die Register jeweils mit einem individuellen<br />
Icon versehen.<br />
Q1<br />
Q2<br />
Energiemanagement.<br />
Energieberatung.<br />
Jedes Kapitel untergliedert sich in drei Bereiche, die voneinander<br />
farblich und durch Trennblätter unterscheidbar sind:<br />
Ratgeber.<br />
Die Ratgeber beinhalten alle wichtigen Informationen<br />
zur Analyse und Optimierung der entsprechenden<br />
Querschnittstechnologie. Dabei werden sowohl die<br />
einzelnen Komponenten als auch das Gesamtsystem<br />
betrachtet. Weiterführende Informationsangebote zu<br />
Publikationen oder Online-Tools ergänzen die Inhalte.<br />
Q3<br />
Q4<br />
Q5<br />
Wärmeerzeuger und<br />
Wärmeversorgungssysteme.<br />
Motoren und Antriebssysteme.<br />
Pumpen und Pumpensysteme.<br />
Praxisbeispiele.<br />
Eine Auswahl konkreter Praxisbeispiele der dena sowie der<br />
Kooperationspartner dieses <strong>Handbuch</strong>s zeigt realisierte<br />
wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen und regt zur<br />
Nachahmung an.<br />
Produktbeileger.<br />
Q6<br />
Druckluft und Druckluftsysteme.<br />
Q7 Beleuchtung. (ab Herbst 2014)<br />
Die Produktbeileger geben einen Überblick zu besonders<br />
energieeffizienten und am Markt verfügbaren Produkten<br />
unserer Kooperationspartner.<br />
Q8<br />
Q9<br />
Q10<br />
Lüftung und Klimatisierung.<br />
(ab Herbst 2014)<br />
Kälteerzeuger und Kälteversorgungssysteme.<br />
(ab Herbst 2014)<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />
(ab Herbst 2014)<br />
Im Anhang finden sich neben Hinweisen zu passenden Publikationen<br />
und Internetangeboten der dena weiterführende<br />
Informationen zur Finanzierung und Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen,<br />
zu Möglichkeiten der Umsetzung<br />
umfangreicherer investiver Maßnahmen mittels Contracting-<br />
Lösungen und zur Lebenszyklusbetrachtung.<br />
Das <strong>Handbuch</strong> schließt mit den Unternehmensdarstellungen<br />
der Kooperationspartner, welche die Erstellung dieses <strong>Handbuch</strong>s<br />
freundlicherweise unterstützt haben.
Ratgeber Energiemanagement.
2<br />
Ratgeber Energiemanagement.
Inhalt.<br />
1 Einführung in das Thema. ....................................................................................................................................................................................... 4<br />
2 Einführung eines Energiemanagements. .......................................................................................................................................................... 7<br />
3 Energieanalyse und Energiekennzahlenentwicklung. ............................................................................................................................... 10<br />
3.1 Grobanalyse. .......................................................................................................................................................................................................................... 11<br />
3.2 Feinanalyse. ............................................................................................................................................................................................................................ 14<br />
3.3 Energiekennzahlen und Benchmarking. .................................................................................................................................................................. 15<br />
4 Planung und Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen. .................................................................................................................... 18<br />
4.1 Planung von Energieeffizienzmaßnahmen. ............................................................................................................................................................. 19<br />
4.1.1 Organisatorische Maßnahmen. ..................................................................................................................................................................................... 19<br />
4.1.2 Technische Maßnahmen. .................................................................................................................................................................................................. 21<br />
4.2 Maßnahmenplanung im Sinne eines zertifizierten Energiemanagementsystems. ............................................................................... 27<br />
4.3 Bewertung und Priorisierung von Energieeffizienzmaßnahmen. ................................................................................................................. 28<br />
5 Umsetzung, Überprüfung und Verbesserung von Energieeffizienzmaßnahmen. .................................................................... 31<br />
5.1 Managementbezogene Maßnahmen. ........................................................................................................................................................................ 31<br />
5.2 Überprüfung und Verbesserung des Energiemanagements. .......................................................................................................................... 35<br />
5.3 Maßnahmenüberprüfung im Sinne eines zertifizierten Energiemanagementsystems. ...................................................................... 36<br />
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ........................................................................................................................................ 38<br />
Impressum. ..................................................................................................................................................................................................................... 39<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
3
1 Einführung in das Thema.<br />
Energiemanagement – kontinuierlich Energiekosten senken.<br />
Ein betriebliches Energiemanagement (EnM) hat das Ziel, Energieverbräuche<br />
und -kosten in einem Unternehmen systematisch zu<br />
erfassen, die energiebezogene Leistung (Energieeffizienz, -einsatz<br />
und -verbrauch) kontinuierlich zu verbessern und damit<br />
die Energiekosten nachhaltig zu senken. Dabei werden Ziele<br />
formuliert, deren Erreichung kontinuierlich überprüft wird,<br />
und bei Bedarf Korrekturmaßnahmen eingeleitet.<br />
Allein durch die Einführung eines Energiemanagements und<br />
die daraus abgeleiteten organisatorischen Maßnahmen lassen<br />
sich Einsparungen in Höhe von rund 5 bis 10 Prozent 1 erzielen.<br />
Investive Maßnahmen, die auf Basis eines Energiemanagements<br />
umgesetzt werden, können zusätzlich bis zu 25 Prozent des<br />
Energieverbrauchs einsparen. Das Einsparpotenzial ist dabei<br />
von der jeweiligen Ausgangssituation abhängig.<br />
Vorteile des betrieblichen Energiemanagements im Überblick:<br />
Zentrale Erfassung, Überwachung und Senkung von<br />
Energieverbräuchen und -kosten.<br />
Transparenz der Energiekosten und Energieverbräuche in den<br />
verschiedenen Produktionsbereichen und Abteilungen, verursachergerechte<br />
Zuordnung und Abrechnung der Energiekosten.<br />
Möglichkeit, signifikante Änderungen im Energieverbrauch<br />
in einzelnen Bereichen schnell zu erkennen und<br />
darauf zu reagieren.<br />
Sicherstellung der bzw. Übersicht über die Energieversorgung;<br />
Verbesserung der Anlagentechnik, Investition in<br />
innovative und zukunftsfähige Technologien.<br />
Sensibilisierung der Mitarbeiter bezüglich Energieeffizienz<br />
und Klimaschutz, Reduzierung der CO 2 -Emissionen und des<br />
Umweltrisikos.<br />
Im Gegensatz zu punktuell umgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen<br />
werden bei einem systematischen Energiemanagement<br />
sämtliche Vorteile durch dauerhafte Integration in<br />
das Tagesgeschäft langfristig genutzt.<br />
Definition Energiemanagement:<br />
Energiemanagement ist die vorausschauende und systematisierte<br />
Koordinierung der Beschaffung, Umwandlung, Ver -<br />
teilung und Nutzung von Energie, z. B. innerhalb eines Unternehmens.<br />
Ziel ist die kontinuierliche Reduktion des Energieverbrauchs<br />
und der damit verbundenen Energiekosten.<br />
Definition energiebezogene Leistung:<br />
Die energiebezogene Leistung ist in verschiedene Kategorien<br />
gegliedert: Energieeffizienz, Energieeinsatz und Energieverbrauch.<br />
Die energiebezogene Leistung ist eine Komponente<br />
des Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001.<br />
Energiemanagementsysteme –<br />
kontinuierliches Energiemanagement.<br />
Energiemanagementsysteme (EnMS) dienen der systematischen<br />
Planung, Umsetzung, Überprüfung und Optimierung eines<br />
Energiemanagements. Dafür müssen die notwendigen Ressourcen<br />
bereitgestellt werden, um die Prozesse und Verfahren<br />
zur Energieeffizienzsteigerung fest in der Unternehmen s-<br />
organisation und bei der Belegschaft zu verankern. Nach der<br />
erfolgreichen Implementierung eines Energiemanagements<br />
im Unternehmen muss dieses systematisch weiterentwickelt<br />
werden. Das heißt vor allem: Es muss kontinuierlich geprüft<br />
werden, ob Vorgaben eingehalten und gesetzte Ziele erreicht<br />
wurden, sodass bei Bedarf Korrekturmaßnahmen umgesetzt<br />
werden können.<br />
Die Grundidee eines Energiemanagementsystems ist, eine<br />
kontinuierliche Verbesserung von Prozessen auf Basis eines<br />
PDCA-Zyklus herbeizuführen. Dieser besteht aus den Phasen<br />
Planung (PLAN), Umsetzung (DO), Überprüfung (CHECK) sowie<br />
Verbesserung (ACT) und hilft dabei, das Energiemanagement<br />
als kontinuierlichen Prozess zu verstehen und dauerhaft im<br />
Unternehmen zu verankern.<br />
Zusammenfassend lassen sich den einzelnen Phasen des<br />
PDCA-Zyklus folgende Aktivitäten zuordnen:<br />
PLAN (Planung):<br />
Ausgehend von einer ersten Bestandsaufnahme mit Energieanalyse<br />
und organisatorischer Analyse werden energiepolitische<br />
Rahmenbedingungen (Energiepolitik) sowie strategische und<br />
operative Unternehmensziele festgelegt. Die Energieanalyse<br />
wird regelmäßig aktualisiert, Energieziele und Aktionspläne<br />
werden erarbeitet, bewertet und fortgeschrieben. Ab dem<br />
zweiten durchlaufenen PDCA-Zyklus verlagert sich die Energieanalyse<br />
in die Phase CHECK, in der eine Bewertung der Aktionspläne<br />
und formulierten Energieziele anhand aktueller Energiedaten<br />
und -kennzahlen erfolgt.<br />
DO (Umsetzung):<br />
Dieser Schritt umfasst die Umsetzung der Aktionspläne, die<br />
Implementierung verbesserter Abläufe und die Durchführung<br />
von Optimierungsmaßnahmen (zum Beispiel ständige<br />
Verbrauchsmessungen, optimierte Produktionsabläufe und<br />
Beschaffung von energieeffizienten Geräten). Die Energieeffizienzmaßnahmen<br />
sollen im Betrieb (anhand der Aktionspläne)<br />
durch das eigene Personal und/oder externe Firmen<br />
umgesetzt werden. Ergebnisse und Neuerungen werden<br />
fortlaufend an Mitarbeiter aller Ebenen kommuniziert.<br />
CHECK (Überprüfung):<br />
Die Umsetzung der Aktionspläne und Energieeffizienzmaßnahmen,<br />
die Zielerreichung, die Umsetzung neuer Abläufe und die<br />
Energieverbräuche müssen regelmäßig überwacht (und ge-<br />
1<br />
Quelle: Energieinstitut der Wirtschaft GmbH.<br />
4<br />
Ratgeber Energiemanagement.
(weiter)entwickeln,<br />
planen<br />
PLAN<br />
DO<br />
umsetzen,<br />
anwenden<br />
EnMS hinsichtlich der Abläufe, der Dokumentation sowie der<br />
Umsetzung in der betrieblichen Praxis überprüft.<br />
ACT (Verbesserung):<br />
Die kontinuierliche Verbesserung des EnMS erfolgt mittels Vorbeugungs-<br />
und Korrekturmaßnahmen. Das Management Review<br />
bewertet durchgeführte Maßnahmen in Hinblick auf die Zielerreichung,<br />
stellt Handlungsbedarfe heraus und fasst erforderliche<br />
Änderungen im Energiemanagement verbindlich zusammen.<br />
ACT<br />
CHECK<br />
Mit der Formulierung neuer Ziele geht der PDCA-Zyklus dann<br />
in eine neue Runde.<br />
Anpassungen festlegen,<br />
entscheiden<br />
Ergebnisse und<br />
Wirkung überprüfen<br />
Zur Überprüfung, ob das EnMS alle wesentlichen Elemente<br />
enthält, kann die Checkliste 11 „Vorhandene Elemente eines<br />
Energiemanagementsystems“ im Internet genutzt werden.<br />
www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />
Abb. 1: Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (PDCA-Zyklus) eines Energiemanagementsystems.<br />
messen) werden. Aktuelle Energiedaten und Energiekennzahlen<br />
sowie eine Bewertung der Maßnahmen aus den Aktionsplänen<br />
ermöglichen Aussagen darüber, in welchem Umfang die formulierten<br />
Energieziele erreicht (bzw. nicht erreicht) wurden.<br />
Im Rahmen von internen Audits wird die Zweckmäßigkeit des<br />
Eine Frage der Überzeugung: Energiemanagementsystem<br />
mit oder ohne Zertifizierung.<br />
Die im Juni 2011 veröffentlichte Energiemanagementsystem-<br />
Norm ISO 50001 2 stellt konkrete Anforderungen an die Ausgestaltung<br />
eines Energiemanagementsystems. Unternehmen,<br />
die sich nach ISO 50001 zertifizieren lassen möchten, sollten<br />
2<br />
ISO 50001: 2011 für Energiemanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung, deutsche Fassung DIN EN ISO 50001 vom Dezember 2011.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
5
die Anforderungen der Norm gleich bei der Planung und Einführung<br />
eines Energiemanagementsystems berücksichtigen.<br />
Es ist aber auch möglich, ein bereits umgesetztes Managementsystem<br />
um die fehlenden Elemente und Anforderungen<br />
nach ISO 50001 zu ergänzen und nachträglich eine Zertifizierung<br />
zu erhalten.<br />
Seit dem 1. Januar 2013 können Stromabnehmer mit einem<br />
Verbrauch von mehr als 10 GWh pro Jahr nur noch dann einen<br />
Antrag auf Begrenzung der zu zahlenden EEG-Umlage nach<br />
der Besonderen Ausgleichsregelung des Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetzes (§§ 40 ff.) stellen, wenn sie über ein zertifiziertes Energiemanagementsystem<br />
verfügen. Auch der Erhalt des Spitzenausgleichs<br />
bei der Energie- und Stromsteuer ist seit 2013 an<br />
das Vorhandensein eines zertifizierten EnMS oder – im Falle<br />
von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – an ein alternatives<br />
System zur Verbesserung der Energieeffizienz gebunden.<br />
Ein systematisches Energiemanagement ist aber auch<br />
möglich, ohne die umfangreichen Anforderungen der ISO<br />
50001 zu erfüllen. Es empfiehlt sich, das Energiemanagement<br />
gemäß dem PDCA-Zyklus – Festlegung von Zielen, Umsetzung<br />
von Maßnahmen, Überprüfung der Zielerreichung und kontinuierliche<br />
Optimierung des Verfahrens – umzusetzen.<br />
Da im Zuge eines solchen Prozesses unterschiedliche Abteilungen<br />
eng zusammenarbeiten, ist eine gute interne Kommunikation<br />
unter den verantwortlichen Mitarbeitern sehr wichtig. Das<br />
Energiemanagementsystem sollte von der Geschäftsführung beschlossen,<br />
angestoßen und gefördert werden. Besonders erfolgreich<br />
ist es, wenn es auf der Kreativität und Motivation der<br />
Mitarbeiter aufbaut. Bei Bedarf kann man auch auf die Unterstützung<br />
externer Dienstleister zurückgreifen und diese in<br />
den gesamten Prozess einbinden.<br />
Förderprogramme von Bund und Ländern unterstützen Unternehmen<br />
bei der Zertifizierung von Energiemanagementsystemen<br />
und der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
(siehe Anhang 3). Auch die Einbeziehung eines externen Energieberaters<br />
wird von der Bundesregierung für KMU gefördert.<br />
Weiterführende Informationen zu Förderprogrammen rund<br />
um Energieeffizienz in Unternehmen finden sich im Anhang<br />
dieses <strong>Handbuch</strong>s und im Internet unter<br />
www.stromeffizienz.de/industrie-gewerbe/handlungsfelder/<br />
finanzierung-foerderung.html.<br />
Weiterführende Informationen zu den Anforderungen der<br />
DIN EN ISO 50001 finden Sie unter<br />
www.stromeffizienz.de/energiemanagement.<br />
Voraussetzung für die Einführung eines Energiemanagementsystems<br />
ist die Verfügbarkeit von Zeit, Kapital und Know-how.<br />
Definition Energiemanagementsystem:<br />
Das Energiemanagementsystem (EnMS) ist die Gesamtheit<br />
miteinander zusammenhängender oder interagierender Elemente<br />
zur Einführung einer Energiepolitik und strategischer<br />
Energieziele sowie Prozesse und Verfahren zur Erreichung<br />
dieser strategischen Energieziele. (DIN EN ISO 50001)<br />
6<br />
Ratgeber Energiemanagement.
2 Einführung eines Energiemanagements.<br />
Zu den vorbereitenden Maßnahmen zählen sowohl die Formulierung<br />
der strategischen Ziele des Energiemanagements als auch<br />
die Festlegung der Strukturen, die Klärung der Verantwortlichkeiten<br />
und die Einberufung eines betrieblichen Energieteams.<br />
Zuvor muss die Geschäftsführung die grundsätzliche Entscheidung<br />
zur Einführung eines Energiemanagements treffen.<br />
Entscheidung für ein Energiemanagement und Formulierung<br />
von Zielen.<br />
Die Geschäftsführung entscheidet, ob ein Energiemanagement<br />
eingeführt werden soll und welche Bereiche des Unternehmens<br />
(gesamtes Unternehmen, einzelner Standort, nur bestimmte<br />
Abteilungen/Bereiche) in den Implementierungsprozess integriert<br />
werden sollen. Damit der Belegschaft die Bedeutung<br />
und die Vorteile eines Energiemanagements für das Unternehmen<br />
bewusst werden, gilt es, diese Entscheidung<br />
unternehmensweit offen und deutlich zu kommunizieren.<br />
Darüber hinaus legt die Geschäftsführung strategische Energieziele<br />
fest, auf deren Basis dann operative Energieziele erarbeitet<br />
werden. Sie helfen auch dabei, eine unternehmensspezifische<br />
Energiepolitik gemäß ISO 50001 zu formulieren. Beispielhaft<br />
könnte ein strategisches Energieziel wie folgt formuliert sein:<br />
Bei gleichbleibender Produktionsleistung soll der Energieverbrauch<br />
um etwa 10 Prozent gesenkt werden. Das entsprechende<br />
operative Energieziel ist die Festlegung einzelner<br />
Bereiche, in denen konkrete, messbare Einsparungen erreicht<br />
werden (beispielsweise 10 Prozent Einsparung im Bereich der<br />
Drucklufterzeugung). Daraufhin wird festgelegt, welche Maßnahmen<br />
zur Erreichung der Ziele sinnvoll sind und welche<br />
Messungen den Erfolg der Maßnahmen bestätigen können.<br />
Die operativen Ziele werden dann so weit präzisiert, dass von<br />
ihnen konkrete Maßnahmen abgeleitet werden können. Das Ziel,<br />
durch die Reduktion des Druckluftverbrauchs etwa 10 Prozent<br />
Energie einzusparen, kann beispielsweise durch folgende Maßnahmen<br />
erreicht werden: Reduzierung von Leckagen, Vermeidung<br />
von Druckverlusten an Engstellen oder Einsatz eines energieeffizienten<br />
Kompressors mit bedarfsorientierter Regelung.<br />
Integration in bestehende Managementsysteme.<br />
Bei der Einführung eines Energiemanagementsystems sollte von<br />
Anfang an auf die Integration in bestehende Managementsysteme<br />
geachtet werden. Ein Umwelt- oder Qualitätsmanagementsystem<br />
weist viele Gemeinsamkeiten mit einem EnMS auf, wie etwa<br />
festgelegte Strategien und Ziele (z. B. verringerter Energieverbrauch,<br />
effizientere Ressourcennutzung, reduzierte<br />
Emissionen, weniger Ausschuss in der Produktion),<br />
eine zweckmäßige Organisation mit klar definierten Zuständigkeiten<br />
und Schnittstellen,<br />
geplante und überwachte Prozesse inklusive Dokumentation,<br />
kontinuierliche Optimierung der Arbeitsabläufe sowie<br />
Überwachung der Wirksamkeit umgesetzter Maßnahmen.<br />
Besonders große Synergieeffekte ergeben sich, wenn ein Unternehmen<br />
bereits über ein Umweltmanagementsystem nach<br />
EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) und/oder DIN EN ISO<br />
14001 verfügt: In der Regel sind damit bereits 60 bis 70 Prozent der<br />
Strukturen und Anforderungen eines EnMS nach ISO 50001 umgesetzt.<br />
Betriebe mit einem Qualitätsmanagementsystem nach<br />
DIN EN ISO 9001 erfüllen bereits rund 25 bis 30 Prozent der<br />
entsprechenden Anforderungen. 3<br />
Geschäftsführung Entscheidung für ein betriebliches Energiemanagement<br />
Festlegung von Verantwortlichkeiten, Aufgaben und zeitlichem Rahmen<br />
Einberufung eines Energiemanagers und ggf. eines Energieteams<br />
Ressourcenbereitstellung für Einführung, Umsetzung sowie kontinuierliche Kontrolle und<br />
Anpassung<br />
Sicherstellung der Kommunikation und Erstinformation der Mitarbeiter<br />
Energiemanager Etablierung des Energiemanagementsystems<br />
Koordination des Energieteams<br />
Koordination und Umsetzung der vorbereitenden Maßnahmen<br />
Integration in andere Managementsysteme<br />
Controlling Unterstützung der vorbereitenden Maßnahmen<br />
Vertreter werden in das Energieteam einberufen<br />
Produktion Mitarbeit im Energieteam<br />
Abb. 2: Aufgaben der verantwortlichen Akteure bei der Einführung eines Energiemanagements.<br />
3<br />
Quelle: Energieinstitut der Wirtschaft GmbH.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
7
Allgemeine Module, Module: z.B.:<br />
Managementhandbuch<br />
Anweisungen,<br />
Dokumentation<br />
Schulungen<br />
Audits<br />
Fachmodule, z.B.:<br />
Qualität Umwelt Energie Arbeitsschutz<br />
ISO 9001 ISO 14001, EMAS ISO 50001 z. B. OHSAS 18001<br />
Abb. 3: Integration eines Energiemanagementsystems in andere Managementsysteme.<br />
Abbildung 3 zeigt sowohl allgemeine Module, die in jedem<br />
Managementsystem enthalten sind, als auch die spezifischen<br />
Fachmodule, wie beispielsweise „Energie“ und „Umwelt“. Während<br />
die allgemeinen Module bei Integration eines weiteren<br />
Managementsystems nur geringfügig angepasst werden müssen,<br />
sind die Fachmodule für jedes Managementsystem in der<br />
Regel separat zu erarbeiten. Sie umfassen im Wesentlichen<br />
Vorgaben zur Analyse und für Optimierungsmaßnahmen.<br />
Lediglich bei der Integration eines EnMS in ein Umweltmanagementsystem<br />
genügt es, das Fachmodul „Umwelt“ durch den<br />
Schwerpunkt Energie zu ergänzen.<br />
Verantwortung und Rolle der Geschäftsführung.<br />
Wie bei jedem betrieblichen Veränderungsprozess ist auch bei<br />
der Einführung eines EnMS die sichtbare Unterstützung durch<br />
die Geschäftsführung ein zentraler Erfolgsfaktor. Die Geschäftsführung<br />
sollte diesen Prozess aktiv begleiten, zum Beispiel im<br />
Rahmen der internen Kommunikation, durch Teilnahme an<br />
wichtigen Sitzungen etc. Auch für die Arbeit des Energiemanagers<br />
ist es essenziell, einen festen Ansprechpartner in der Geschäftsführung<br />
zu haben. Die Geschäftsführung trägt außerdem dafür<br />
Sorge, dass die erforderlichen Ressourcen (Finanzbudget, Personal<br />
etc.) vorhanden sind. Dies umfasst unter anderem die Zuordnung<br />
und gegebenenfalls Weiterbildung der Mitarbeiter, aber auch die<br />
Verfügbarkeit erforderlicher Hard- und Software oder die Einbindung<br />
externer Dienstleister, zum Beispiel eines Energieberaters.<br />
Energiemanager.<br />
Ein von der Unternehmensleitung ernannter Energiemanager<br />
agiert als verantwortlicher Projektleiter und übernimmt die Implementierung<br />
und die Betreuung des EnMS. Im Rahmen der<br />
Einführung koordiniert er sämtliche operativen Aufgaben. Später<br />
begleitet er die Umsetzung, Überprüfung und kontinuierliche<br />
Verbesserung des EnMS. Der Energiemanager soll Geschäftsführung<br />
und Mitarbeiter regelmäßig über den aktuellen Stand der<br />
Zielerreichung sowie über Ergebnisse des Energiemanagements<br />
informieren. Soll das Unternehmen nach ISO 50001 zertifiziert<br />
werden, gehört es zu seinen Aufgaben, die Zertifizierung vorzubereiten<br />
und zu begleiten sowie den aktuellen Status quo regelmäßig<br />
mit den Anforderungen der Norm abzugleichen.<br />
8<br />
Ratgeber Energiemanagement.
Geschäftsführung<br />
Energiemanager<br />
Controlling-Abteilung<br />
Energieteam<br />
Sonstige Verantwortliche<br />
(Energieeinkauf, Gebäudeund<br />
Energietechnik)<br />
Abteilungen<br />
Abb. 4: Organisation des Energieteams.<br />
Bei seiner Arbeit ist der Energiemanager auf die nötige Kompetenz,<br />
Motivation sowie Unterstützung der Geschäftsführung angewiesen.<br />
Seine Aufgaben und Befugnisse müssen dokumentiert sowie den<br />
anderen Mitarbeitern vermittelt werden.<br />
Energieteam.<br />
Das Energieteam begleitet die Einführung und Umsetzung des<br />
Energiemanagementsystems. Weil Energieeffizienz fast alle<br />
Bereiche eines Unternehmens berührt, ist eine bereichsübergreifende<br />
Zusammensetzung in jedem Fall sinnvoll (siehe Abbildung 4).<br />
So wird außerdem sichergestellt, dass die Interessen aller<br />
Abteilungen berücksichtigt werden und die Zuständigkeit für alle<br />
energierelevanten Fragen des Unternehmens im Energieteam<br />
gebündelt ist. Vertreten sein sollten in jedem Fall die Verantwortlichen<br />
für den Energieeinkauf und die Energietechnik sowie das<br />
Gebäudemanagement. Bei Bedarf kann ein externer Energieexperte<br />
ins Energieteam aufgenommen werden. Er kann die<br />
Mitarbeiter zeitlich entlasten und eine zusätzliche Perspektive<br />
sowie seine Erfahrungen einbringen. Das Energieteam benötigt<br />
einen Überblick über die Energiekosten und den Energieverbrauch<br />
sowie die Energielieferverträge. Diese Informationen<br />
werden im Rahmen einer betrieblichen Energieanalyse (siehe<br />
Abschnitt 3) erarbeitet und zusammengestellt. Mit einer<br />
Verantwortungsmatrix lassen sich Verantwortlichkeiten für<br />
anfallende Aufgaben festlegen.<br />
Das Energieteam unterstützt den Energiemanager auch bei der<br />
regelmäßigen Information der Mitarbeiter. Die Information und<br />
vor allem die Motivation der Mitarbeiter sind essenziell, denn die<br />
Einführung eines Energiemanagementsystems kann zu Änderungen<br />
in den betrieblichen Abläufen und Prozessen führen, die<br />
auf maximale Akzeptanz stoßen müssen, um erfolgreich zu sein.<br />
Die Checkliste 1 „Aktionsplan Energiemanagement“ und<br />
die Checkliste 2 „Aktivitätenplan Energiemanagement“<br />
im Internet helfen bei der Verteilung der Verantwortlichkeiten<br />
und Aufgaben innerhalb des Unternehmens.<br />
www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
9
3 Energieanalyse und Energiekennzahlenentwicklung.<br />
Die betriebliche Energieanalyse soll sowohl einen Überblick<br />
über die Energieversorgungs- und Energieverbrauchsstrukturen<br />
sowie über die möglichen Energie- und Kosteneinsparpotenziale<br />
geben als auch für mehr Transparenz in diesen<br />
Bereichen sorgen. Aus den Ergebnissen lassen sich konkrete<br />
Kennzahlen ableiten, anhand derer der betriebliche Energieeinsatz<br />
und die operativen Energieziele kontrolliert und bewertet<br />
werden können.<br />
Damit Entwicklungen abgebildet und Einmaleffekte eliminiert<br />
werden können, ist es sinnvoll, die Daten über mehrere zurückliegende<br />
Jahre zu erfassen. Bei der Erstanalyse sollte neben den<br />
Energiedaten auch die bestehende Organisationsstruktur in<br />
Bezug auf das Energiemanagement erfasst werden. Um eine<br />
möglichst präzise und aussagekräftige Analyse zu erhalten,<br />
empfiehlt sich ein zweistufiges Vorgehen, bestehend aus einer<br />
Grob- sowie einer Feinanalyse.<br />
Erfassung der Energiedaten.<br />
Ein erster Schritt der Datenerhebung ist die Sichtung und das<br />
Zusammenführen von bereits vorliegenden energierelevanten<br />
Daten und Informationen. Im Fokus stehen dabei diejenigen<br />
Unternehmensteile, die einen wesentlichen Einfluss auf den<br />
Energieverbrauch haben (z. B. Produktion, Instandhaltung).<br />
Zu erfassen sind aufgestellte Energieverbrauchszähler sowie<br />
Summenverbrauchsdaten, Kostendaten und Verträge.<br />
Beschäftigte, Außentemperaturen etc., müssen ebenfalls erhoben<br />
werden. Nur so können in der folgenden Auswertung Vergleiche<br />
hergestellt und Energiekennzahlen abgeleitet werden.<br />
Analyse der Organisationsstruktur.<br />
Neben energierelevanten Daten empfiehlt es sich, auch die<br />
Personen, Abteilungen und Abläufe zu identifizieren, die mit<br />
Energiefragen beschäftigt sind oder einen unmittelbaren Einfluss<br />
darauf haben. Hierbei sollte auch ermittelt werden, wie<br />
energierelevante Abläufe zwischen den einzelnen Bereichen<br />
und Verantwortlichkeiten geregelt sind und wer Energiedaten<br />
erhebt bzw. verwaltet.<br />
Definition Energieanalyse:<br />
Eine Energieanalyse ist die detaillierte Untersuchung der<br />
Energieversorgung, -bereitstellung und -nutzung, z. B. im<br />
Unternehmen. Der Istzustand wird untersucht und bewertet.<br />
Darauf aufbauend werden Maßnahmen zur Optimierung<br />
des Systems abgeleitet.<br />
Definition Energieleistungskennzahl:<br />
Die Energieleistungskennzahl (EnPI = energy performance<br />
indicator) ist ein quantitativer Wert oder eine Messgröße für<br />
die energiebezogene Leistung. (DIN EN ISO 50001)<br />
Faktoren, die einen Einfluss auf den Energieverbrauch haben,<br />
wie etwa produzierte Menge, beheizte Fläche, Betriebszeiten,<br />
Geschäftsführung Entscheidung zu: Parametern des Istzustands, Messungen, Einsatz weiterer<br />
Messpunkte oder Zähler, Kennzahlenerhebung<br />
ggf. Einbindung externer Dienstleister (Energieberater) bei Messungen bzw. Energieanalysen<br />
Energiemanager Koordinations- und Informationsfunktion<br />
Durchführung der Energieanalyse<br />
Identifizierung der Hauptverbraucher<br />
Planung weiterer Messpunkte und Zähler<br />
Vorschläge zu den zu erhebenden Kennzahlen<br />
Bildung und regelmäßige Auswertung der Kennzahlen<br />
Berichterstattung an die Geschäftsführung<br />
Controlling Koordinations- und Informationsfunktion<br />
Unterstützung bei der Energieanalyse sowie Erfassung und Überprüfung von Kennzahlen<br />
Zentrale Sammlung und Verwaltung von Kennzahlen und Energiedaten<br />
Produktion Erfassung von Betriebs- und Verbrauchsdaten<br />
Unterstützung bei der Planung weiterer Messpunkte und Zähler<br />
Installation zusätzlicher Zähler und Messgeräte<br />
Aufnahme der Messergebnisse<br />
Unterstützung bei der Auswertung der Ergebnisse<br />
Abb. 5: Aufgaben der verantwortlichen Akteure bei der Energieanalyse und -kennzahlenentwicklung.<br />
10<br />
Ratgeber Energiemanagement.
3.1 Grobanalyse.<br />
Bei der Grobanalyse geht es darum, auf Basis bereits vorhandener<br />
Daten eine erste Bestandsaufnahme des Betriebs unter<br />
energetischen Gesichtspunkten durchzuführen. Dabei sollen<br />
vor allem die Bereiche und Anlagen mit dem größten Energie-<br />
verbrauch erfasst werden. Im Rahmen der anschließenden<br />
Feinanalyse können mögliche Einsparpotenziale präzisiert<br />
und detaillierte Maßnahmen zur energetischen Optimierung<br />
identifiziert werden.<br />
Eingabeparameter für die Planung Energetische Bewertung Ergebnisse der Planung<br />
Grobanalyse<br />
Bisheriger und aktueller<br />
Energieeinsatz<br />
Relevante Variablen mit<br />
wesentlichen Auswirkungen<br />
auf den Energieeinsatz<br />
Leistung<br />
Analyse des Energieeinsatzes<br />
und des Energieverbrauchs<br />
Ermittlung der Bereiche mit wesentlichem<br />
Energieeinsatz und<br />
wesentlichem Energieverbrauch<br />
Feinanalyse<br />
Ermittlung von Möglichkeiten<br />
für die Verbesserung der<br />
energiebezogenen Leistung<br />
Energetische Ausgangsbasis<br />
Energieleistungskennzahlen<br />
(EnPls)<br />
Ableitung strategischer<br />
Energieziele<br />
Aktionspläne zur Umsetzung<br />
der operativen Energieziele<br />
Abb. 6: Zentrale Bestandteile der energetischen Planung und Bewertung im Rahmen eines Energiemanagements.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
11
Die für eine Grobanalyse erforderlichen Informationen<br />
sind z. B. folgende:<br />
Bezugsverträge und -tarife aller Energiearten (z. B. Strom,<br />
Erdgas, Fernwärme, Heizöl).<br />
Jährlicher Energieverbrauch und jährliche Energiekosten<br />
anhand der Abrechnungen des jeweiligen Lieferanten. Auch<br />
im Fall der Eigenerzeugung sind die jeweiligen jährlichen<br />
Vollkosten zu erfassen.<br />
Energieverbrauchsentwicklung (aller Energiearten) über die<br />
letzten zwei bis drei Jahre.<br />
Elektrischer Lastgang des Gesamtbetriebs.<br />
Situation der Energiedatenerfassung im Betrieb (Anzahl<br />
und Standorte der Zähler für Strom, Erdgas, gegebenenfalls<br />
Wärme, Wasser).<br />
Aufzeichnungen von Zählerständen und Verbrauchsmessungen.<br />
Reichen die vorhandenen Daten nicht aus, müssen bei Bedarf zusätzliche<br />
Zähler und Messgeräte installiert und regelmäßig Ablesungen<br />
(z. B. wöchentlich) durchgeführt werden.<br />
Vor allem in kleineren Betrieben ist häufig nur jeweils ein Zähler<br />
für den Erdgas- und Stromverbrauch vorhanden. In vielen Fällen<br />
ist es empfehlenswert, für die Analyse weitere Stromzähler einzubauen,<br />
z. B. in den Bereichen Druckluft und Kälte sowie für die<br />
wichtigsten Lüftungsanlagen. Je nach Aufbau der Produktion<br />
empfiehlt sich auch die Installation von Zählern für einzelne<br />
Produktionsbereiche. Insbesondere für die Heizenergie- und<br />
Prozesswärmeerzeugung sowie direkt beheizte Produktionsanlagen<br />
sollten separate Erdgaszähler eingebaut werden.<br />
Für die Erfassung der Energiedaten stehen im Internet die<br />
Checklisten 3 bis 7 („Erfassungsbögen“) zur Verfügung.<br />
www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />
Methoden der Datenerfassung.<br />
Für die Datenerfassung bieten sich grundsätzlich zwei Methoden<br />
an: Zum einen können die Betriebs-, Verbrauchs- und Kostendaten<br />
manuell von qualifiziertem Personal erfasst werden. Zum anderen<br />
ist eine automatische Erfassung der Energieverbräuche über<br />
Fernmess- und Fernauslesegeräte möglich (siehe Abbildung 7).<br />
Die manuelle Erfassung bietet sich in der Regel dann an, wenn<br />
die Energiedaten von nur wenigen Verbrauchern oder Verbrauchergruppen<br />
mit verhältnismäßig geringem Personaleinsatz erfasst<br />
werden können. Sollen die Daten von einer Vielzahl an Verbrauchern<br />
aufgezeichnet werden, ist die automatische Erfassung<br />
in der Regel die kostengünstigere Variante. Darüber hinaus sind<br />
die Abfrageintervalle und die Reaktionszeiten auf Unregelmäßigkeiten<br />
hier deutlich kürzer und die Verwaltung der Daten kann<br />
über Datenbankmanagementsysteme erfolgen.<br />
Datenerfassung<br />
im Unternehmen<br />
konventionell<br />
webgestützt<br />
individuelle<br />
Anpassung<br />
Auswertung<br />
konventionell<br />
webgestützt<br />
diverse Formate<br />
(PDF, HTML, Word)<br />
Eingabe<br />
Datenbankmanagementsystem<br />
Datenbankmanagementsystem<br />
Verwaltung der<br />
Standortdaten<br />
(mySQL, DB2 etc.)<br />
Ausgabe<br />
Ausgabe<br />
Zentrale/<br />
Energiedienstleister<br />
globale Kennzahl (K G<br />
)<br />
Prozesskennzahl (K P<br />
)<br />
Auswertung<br />
zusätzliche Information<br />
Basis für Zusatzdienste<br />
Verbesserung der<br />
Standortbetreuung<br />
Abb. 7: Beispielhafter Arbeitsablauf eines externen Datenbankmanagementsystems zum Energiecontrolling.<br />
12<br />
Ratgeber Energiemanagement.
1.200<br />
2011<br />
2012<br />
Gasverbrauch (Heizung) in MWh<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
Abb. 8: Beispiel einer Zeitreihe zum Gasverbrauch eines Unternehmens.<br />
Darstellung und Auswertung der Grobanalyse.<br />
Zum besseren Verständnis können Energiedaten grafisch dargestellt<br />
werden. Bei saisonalen Verbräuchen bieten sich zum Beispiel<br />
sogenannte Zeitreihen an. In Abbildung 8 ist beispielsweise<br />
der monatliche Gasverbrauch eines Unternehmens über zwei<br />
aufeinanderfolgende Jahre dargestellt. Mithilfe dieser Zeitreihe<br />
lassen sich die Verbrauchswerte unterschiedlicher Jahre besser<br />
miteinander vergleichen und die Energiedaten auswerten. Dabei<br />
ist zu berücksichtigen, dass die Verbrauchswerte für die Vergleichbarkeit<br />
der jährlichen Energiedaten mindestens produktionsbereinigt<br />
und der Energieverbrauch für die Raumwärme- und Warmwasserbereitstellung<br />
zusätzlich witterungsbereinigt sein sollten.<br />
Bei der Auswertung der Grobanalyse geht es darum, die Hauptenergieverbraucher<br />
sowie die Bereiche mit dem größten Energieverbrauch<br />
zu bestimmen, ihren Einfluss auf den Gesamtverbrauch<br />
darzustellen und gegebenenfalls schon Energieverluste zu erkennen.<br />
Die Informationen zu verwendeten Energieträgern (Strom,<br />
Druckluft etc.) sollen daher Anlagen oder Bereichen zugeordnet<br />
werden. Dabei ist darauf zu achten, dass durch interne Umwandlung<br />
erzeugte Energiearten nicht doppelt erfasst werden<br />
(z. B. Strom zur Drucklufterzeugung und Druckluft).<br />
Gesamtbezug<br />
23.579 MWh<br />
Anlage 1<br />
15.389 MWh<br />
Anlage 2<br />
4.295 MWh<br />
Anlage 3<br />
1.741 MWh<br />
Anlage 4<br />
1.631 MWh<br />
Anlage 5<br />
283 MWh<br />
Anlage 6<br />
200 MWh<br />
Um Energieströme im Unternehmen zu visualisieren, eignen<br />
sich Sankey-Diagramme. Hierbei werden Energieverbräuche<br />
mengenproportional dargestellt. In Abbildung 9 ist beispielhaft<br />
für ein Unternehmen die Verteilung des Stromverbrauchs auf<br />
verschiedene Anlagen dargestellt. Mithilfe der bekannten Energieverteilung<br />
lassen sich nicht nur die tatsächlichen Produktionskosten<br />
genau bestimmen, sondern auch zu hohe Verbrauchswerte<br />
identifizieren, die auf einen fehlerhaften Betrieb,<br />
schlechte Isolierung oder Ähnliches zurückzuführen sind. Es<br />
Anlage 7<br />
27 MWh<br />
Anlage 8<br />
13 MWh<br />
Abb. 9: Sankey-Diagramm – beispielhafte Verteilung des Stromverbrauchs auf<br />
verschiedene Anlagen in einem Unternehmen.<br />
bietet sich an, zunächst die Anlage mit dem größten Stromverbrauch<br />
(siehe Anlage 1 in Abbildung 9) näher zu untersuchen<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
13
eziehungsweise zu optimieren. Eine weitere Methode zur<br />
Identifizierung der Anlagen mit dem größten Energiebedarf ist<br />
die ABC-Analyse. Dabei wird gleichzeitig ein Verteilungsschlüssel<br />
für den untersuchten Energieträger ermittelt. Diese Methode<br />
wird hauptsächlich für Energieträger angewendet, die in<br />
vielen Produktionsbereichen und Anlagen des Unternehmens<br />
eingesetzt werden.<br />
Abbildung 10 zeigt die geordneten kumulierten jährlichen<br />
Stromverbrauchswerte. Der Graph wird in drei Kategorien unterteilt.<br />
Kategorie A beinhaltet alle Maschinen, die 70 Prozent<br />
des Gesamtverbrauchs ausmachen, Kategorie B umfasst alle<br />
Maschinen, die weitere 20 Prozent Strom verbrauchen, und<br />
Kategorie C enthält die restlichen Maschinen. Für die weitere<br />
Untersuchung sind die Maschinen der Kategorie A und gegebenenfalls<br />
B interessant, da sie 70 bis 90 Prozent des Strombezugs<br />
ausmachen. Das heißt, für diese Maschinen sollten Optimierungsvorschläge<br />
entwickelt werden, da hier wahrscheinlich die<br />
höchsten Einsparungen im Hinblick auf den Gesamtenergieverbrauch<br />
des Unternehmens erzielt werden können.<br />
Ergebnisse der Grobanalyse:<br />
Nach einzelnen Verbrauchern und Bereichen aufgeschlüsselte<br />
Energieverbrauchs- und Energiekostendaten.<br />
Festlegung der in einer Feinanalyse näher zu untersuchenden<br />
Energieverbraucher, Bereiche oder Abläufe.<br />
Hinweise auf Notwendigkeit der Anschaffung weiterer<br />
Zähler.<br />
Kumulierter Stromverbrauch (%)<br />
ca. 90 %<br />
ca. 70 %<br />
Kategorie A<br />
Kategorie B<br />
Kategorie C<br />
Anlagen (Anzahl)<br />
Abb. 10: ABC-Analyse – beispielhafte Verteilung des Stromverbrauchs auf Anlagengruppen<br />
in einem Unternehmen.<br />
3.2 Feinanalyse.<br />
In einem nächsten Schritt werden die im Rahmen der Grobanalyse<br />
identifizierten Energieverbraucher oder Prozesse detailliert auf<br />
Einsparpotenziale hin untersucht. Die Feinanalyse soll differenzierte<br />
Daten bereitstellen, um Energieeinsparpotenziale zu<br />
benennen und Wirtschaftlichkeitsparameter, wie beispielsweise<br />
die Kapitalrendite, exakt bestimmen zu können.<br />
Ziel ist es, die energiebezogene Leistung zu bestimmen und<br />
die Faktoren zu ermitteln, die den Energieverbrauch beeinflussen.<br />
Auf dieser Basis können später konkrete Optimierungsmaßnahmen<br />
ausgearbeitet werden. Wenn die notwendige<br />
fachliche Kompetenz hierfür im Betrieb nicht vorhanden ist,<br />
empfiehlt sich die Einbindung eines Energieberaters, der die<br />
Energieeinsparpotenziale von Systemen, Anlagen und Technologien<br />
identifiziert und Ansatzpunkte für geeignete Maßnahmen<br />
erarbeitet (siehe „Ratgeber Energieberatung“).<br />
14<br />
Ratgeber Energiemanagement.
Ergebnisse der Feinanalyse:<br />
Energieversorgungs- und Energieverbrauchsstrukturen<br />
einzelner Geräte beziehungsweise Anlagen.<br />
Anschluss- und Leistungsdaten (Nennleistungen,<br />
Höchstleistungen, Blindleistungen etc.) der wesentlichen<br />
Energieverbraucher.<br />
Wartungsdaten (Intervalle, letzte Wartung, Unternehmen<br />
etc.).<br />
Kenntnis des Istzustands der wichtigsten Energieverbraucher<br />
(Anlagen, Abläufe) und energietechnischen<br />
Systeme (Heizungsanlage, Lüftungsanlage, Kälteanlage).<br />
Kenntnis der zentralen Faktoren, die den Energieverbrauch<br />
beeinflussen.<br />
Einschätzung, welche Einsparungen im Hinblick auf<br />
den Gesamtenergieverbrauch des Unternehmens erzielt<br />
werden können.<br />
3.3 Energiekennzahlen und Benchmarking.<br />
Mittels der Energieanalyse lassen sich zentrale Energiekennzahlen<br />
gewinnen, die die betriebsinternen Energieversorgungsund<br />
Energieverbrauchsstrukturen aussagekräftig beschreiben.<br />
Die Bildung und regelmäßige Auswertung der Energiekennzahlen<br />
unterstützt die fortlaufende Kontrolle des betrieblichen<br />
Energieeinsatzes. Auch die Energiemanagementsystem-Norm<br />
ISO 50001 fordert, angemessene Energieleistungskennzahlen als<br />
Messgrößen für die energiebezogene Leistung festzulegen.<br />
Energiekennzahlen erleichtern:<br />
Festlegen von Energiezielen.<br />
Aufzeigen von Entwicklungen über mehrere Jahre.<br />
Erkennen von Veränderungen bei der Produktion.<br />
Entscheidung für weitergehende Untersuchungen.<br />
Kontrolle der Betriebsführung.<br />
Kontrolle durchgeführter Energieeinsparmaßnahmen.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
15
Auswahl von Energiekennzahlen.<br />
Im ersten Schritt werden geeignete Energiekennzahlen ausgewählt.<br />
Dazu ist zunächst zu klären, wofür die Kennzahlen eingesetzt<br />
werden sollen.<br />
Kennzahlenvergleiche<br />
Zeitvergleiche Quervergleiche Soll-Ist-Vergleiche<br />
Zeitvergleiche liefern Aussagen über Veränderungen der Energieleistung<br />
in mehreren Perioden (z. B. Geschäftsjahr, Quartal,<br />
Monat, Woche, Tag, Schicht). Insofern die Randbedingungen konstant<br />
sind, geben Zeitvergleiche Auskunft über Veränderungen<br />
der energiebezogenen Leistung, die durch das operative Verhalten<br />
des Managements und der Mitarbeiter verursacht werden (z. B.<br />
Anlagenfahrweise, operative Produktionssteuerung, Ein- und<br />
Ausschaltregime). Zeitvergleiche werden vorzugsweise innerhalb<br />
eines Unternehmens eingesetzt.<br />
Abb. 11: Mögliche Energiekennzahlen.<br />
Betriebsvergleiche<br />
Gebäudevergleiche<br />
Anlagen-/Prozessvergleiche<br />
<strong>Querschnittstechnologien</strong><br />
spezifische Technologien<br />
Mittels Quervergleichen lassen sich Unterschiede der Energieleistung<br />
zwischen Vergleichsobjekten (Betriebe, Anlagen, Prozesse,<br />
Gebäude) beschreiben. Ursachen für solche Unterschiede<br />
können sowohl in der Struktur und technischen Ausprägung<br />
der Vergleichsobjekte als auch im Nutzerverhalten liegen.<br />
Quervergleiche können sowohl innerhalb eines Unternehmens<br />
als auch zwischen mehreren Unternehmen stattfinden.<br />
Soll-Ist-Vergleiche geben Aufschluss über Abweichungen<br />
von Zielvorgaben. Diese können in der Regel erst dann formuliert<br />
werden, wenn eine Erstbewertung der energiebezogenen<br />
Leistung und ggf. ein Benchmarking mit Vergleichsobjekten<br />
stattgefunden hat. Soll-Ist-Vergleiche werden in der Regel betriebsintern<br />
durchgeführt.<br />
Bestimmung von Energie- und Bezugsgrößen.<br />
Auf Basis der festgelegten Anwendungszwecke sind nun konkrete<br />
Energiekennzahlen auszuwählen (siehe Abbildung 11). Da<br />
absolute Kennzahlen (z. B. Energieverbrauch in MWh) wenig<br />
Aussagekraft besitzen, werden in der Regel Verhältniszahlen<br />
gebildet. Typisch sind dabei Gliederungszahlen (z. B. Anteil der<br />
Energiekosten an den Gesamtkosten) und Beziehungszahlen<br />
(z. B. Energieverbrauch pro produzierte Einheit). Typische Energiekennzahlen<br />
sind:<br />
Anteil eines Energieträgers am Gesamtenergieverbrauch<br />
des Unternehmens.<br />
Energieverbrauch bzw. Energiekosten nach Produktionseinheit/Umsatz/Wertschöpfung.<br />
Heizenergieverbrauch pro m 2 beheizter Fläche.<br />
Treibhausgasemissionen bzw. CO 2 -Emissionen pro<br />
Produktionseinheit/Umsatz/Wertschöpfung.<br />
Damit Kennzahlen wirklich Aussagen über die Energieeffizienz<br />
ermöglichen, müssen sie oft einer weiteren Normierung unterzogen<br />
werden. So sollte beispielsweise der Heizenergieverbrauch<br />
pro m 2 beheizter Fläche um die Außentemperaturen<br />
bereinigt werden.<br />
Energetische Ausgangsbasis.<br />
Die ISO 50001 fordert außerdem, dass das Unternehmen<br />
eine energetische Ausgangsbasis festlegt. Hierbei handelt<br />
es sich um einen Basiswert, zu dem alle nachfolgenden<br />
Änderungen des Energieverbrauchs in Bezug gesetzt<br />
werden. Auch hierbei helfen die Energiekennzahlen, zum<br />
Beispiel durch die Ermittlung der<br />
Veränderung von Energieverbrauch und -kosten im<br />
Vergleich zur energetischen Ausgangsbasis (in Prozent).<br />
Veränderung von Energieverbrauch und -kosten<br />
pro Energieträger im Vergleich zur energetischen<br />
Ausgangsbasis (in Prozent).<br />
Definition energetische Ausgangsbasis:<br />
Die energetische Ausgangsbasis ist ein quantitativer<br />
Referenzpunkt, der als Basis für einen Vergleich der energiebezogenen<br />
Leistung dient. (DIN EN ISO 50001)<br />
16<br />
Ratgeber Energiemanagement.
Benchmarking.<br />
Eine Möglichkeit zur Anwendung von Kennzahlen ist das Benchmarking.<br />
Kennzahlen können einerseits zum Vergleich mit anderen<br />
Standorten oder anderen Unternehmen der gleichen Branche<br />
und andererseits zum Vergleich im eigenen Unternehmen, z. B.<br />
um verschiedene Perioden zu vergleichen, herangezogen werden.<br />
In Abbildung 12 ist beispielhaft die Kennzahl „Energieeinsatz<br />
je Tonne Produkt“ dargestellt. Sie beruht auf den Kennzahlen<br />
von Unternehmen verschiedener Größe. Wenn die Produktionsmenge<br />
und der Energieeinsatz im eigenen Unternehmen<br />
bekannt sind, kann man den spezifischen Energieverbrauch des<br />
eigenen Unternehmens mit anderen Unternehmen vergleichen<br />
und daraus Rückschlüsse auf die eigene Energieeffizienz ziehen.<br />
Bei der Interpretation von Energiekennzahlen ist zu beachten,<br />
dass sie nicht isoliert betrachtet werden sollten und nur durch<br />
Vergleiche mit anderen Werten sinnvoll beurteilt werden können.<br />
Ausgehend vom Istzustand bei Energieverbrauch und -nutzung<br />
werden im Rahmen des Energiemanagements realistische Planbeziehungsweise<br />
Zielwerte für Kennzahlen festgelegt. Nach Ablauf<br />
einer Planungsperiode erfolgt ein Vergleich der erreichten<br />
Werte mit den Planwerten. Die Abweichungen werden analysiert<br />
und es werden, sofern erforderlich, Korrekturen vorgenommen.<br />
Definition Benchmarking:<br />
Im Kontext Energiemanagement bezeichnet Benchmarking<br />
den Vergleich der Energieeffizienz von Prozessen<br />
oder Unternehmen mithilfe von Energiekennzahlen. Den<br />
jeweiligen Zielwert (Benchmark) gibt der Prozess oder das<br />
Unternehmen mit den günstigsten Werten vor.<br />
Spezifischer Dampfverbrauch<br />
pro erzeugte Produktionsmenge (kWh/t)<br />
0,00060<br />
0,00055<br />
0,00050<br />
0,00045<br />
0,00040<br />
220 240<br />
Spezifischer Dampfverbrauch<br />
Ausgleichskurve zu den<br />
Einzelwerten für den<br />
spezifischen Dampfverbrauch<br />
260 280 300 320 340 360 380<br />
Gesamtproduktionsmenge (t)<br />
Abb. 12: Beispiel zur Entwicklung der Kennzahl „Energieeinsatz je Tonne Produkt“ unter Mitwirkung verschiedener Unternehmen.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
17
4 Planung und Bewertung von<br />
Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Geschäftsführung Bereitstellung der nötigen Ressourcen und Kennzahlensysteme<br />
Formulierung der energiepolitischen Rahmenbedingungen<br />
Energiemanager Planung und Bewertung von Maßnahmen<br />
Vorschlag zur Priorisierung der Maßnahmen<br />
Erstellung eines detaillierten Maßnahmenplans<br />
Vorschläge zu operativen Zielen<br />
Controlling Unterstützung bei der Entwicklung und Bewertung sowie bei der Umsetzung<br />
von aussagekräftigen Kennzahlensystemen<br />
Produktion Identifizierung von Maßnahmen und Unterstützung bei deren Bewertung<br />
Abb. 13: Aufgaben der verantwortlichen Akteure bei der Planung und Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Die Ergebnisse der Energieanalyse fließen in die Planung von<br />
Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der<br />
Energiekosten ein. Die Energieeffizienzmaßnahmen können<br />
sowohl technische Maßnahmen sein, für die Investitionen<br />
notwendig sind, als auch organisatorische Maßnahmen, die<br />
eine effiziente Energienutzung in den alltäglichen Abläufen<br />
verankern. Beide Maßnahmenarten sind gleichberechtigt zu<br />
verfolgen. Bei einer Anlage, die ohnehin erneuert werden soll,<br />
ist die gleichzeitige Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
besonders sinnvoll.<br />
Einzelmaßnahmen gegenseitig beeinflussen können, sollten<br />
sie stets im konkreten Zusammenhang betrachtet werden. Auf<br />
diese Weise wird sichergestellt, dass eine energetische Optimierung<br />
des Energieverbrauchs und -einsatzes im gesamten<br />
Unternehmen und nicht nur eine Verlagerung erreicht wird.<br />
Abbildung 14 zeigt exemplarisch den Weg von den Ergebnissen<br />
der Energieanalyse über die Planung und Bewertung bis<br />
hin zur Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Im Zuge der energetischen Bewertung werden die wesentlichen<br />
Verbraucher und die Einflussfaktoren mittels Messung<br />
und Auswertung von Daten bestimmt. Mithilfe von Energieleistungskennzahlen<br />
können energiebezogene Leistungen<br />
bewertet werden. Auf dieser Basis lassen sich Maßnahmen zur<br />
energetischen Optimierung ableiten und umsetzen. Da sich<br />
Die Checkliste 8 im Internet hilft bei der Bestimmung der<br />
wesentlichen Einflussfaktoren des Energieverbrauchs. Diese<br />
Einflussfaktoren sollten sich sowohl in den Energie zielen<br />
als auch in den daraus abgeleiteten Maßnahmen wiederfinden.<br />
www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />
Ergebnisse<br />
der Energieanalyse<br />
Zieldefinition<br />
und Entwicklung<br />
eines<br />
Maßnahmenkatalogs<br />
Bewertung<br />
von<br />
Maßnahmen<br />
Priorisierung<br />
der<br />
Maßnahmen<br />
Erstellung<br />
eines<br />
detaillierten<br />
Maßnahmenplans<br />
Umsetzung<br />
der<br />
Maßnahmen<br />
Überprüfung<br />
der Maßnahmenumsetzung<br />
Abb. 14: Schematischer Ablauf der Planung und Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
18<br />
Ratgeber Energiemanagement.
4.1 Planung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Bei der Planung von Energieeffizienzmaßnahmen im Unternehmen<br />
sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:<br />
Überprüfung des Energieeinsatzes: Möglicherweise kann die<br />
eigene Energieerzeugung oder -umwandlung verbessert und<br />
der bisher eingesetzte Energieträger durch einen preiswerteren<br />
und umweltverträglicheren ersetzt werden.<br />
Optimierung der Betriebszeiten: Anlagen sollten in produktionsfreien<br />
Zeiten abgeschaltet werden.<br />
Anlagen beziehungsweise Maschinen mit hohem Wirkungsgrad<br />
verwenden. Je effizienter die Neuanlagen gegenüber<br />
Bestandsanlagen und je länger deren Laufzeiten sind, desto<br />
wirtschaftlicher ist ein Austausch.<br />
Energieeffizienz des Systems weiter erhöhen. Dies kann beispielsweise<br />
durch (optimierte) Steuerung und Regelung von<br />
Anlagen erreicht werden.<br />
Leistungseinsatz optimieren. Zum Beispiel durch Spitzenlastabwurf<br />
bei einem Lastmanagement (siehe Seite 26).<br />
Hierbei geht es vorrangig um Kosteneinsparungen.<br />
Weiterverwendung von Energie. Dies kann z. B. durch Maßnahmen<br />
zur Wärmerückgewinnung erreicht werden.<br />
Bei der energetischen Feinplanung der Optimierung jedes<br />
einzelnen Prozesses oder jeder einzelnen Anlage genügt es nicht,<br />
die einzelnen Komponenten eines Systems getrennt voneinander<br />
zu betrachten. Vielmehr sind sie als Gesamtsystem zu verstehen,<br />
in dem alle Komponenten einen Beitrag zu Energieverbrauch und<br />
-effizienz leisten. Die Dimensionierung der jeweiligen Systemkomponenten<br />
sollte am optimierten Bedarf des Systems ausgerichtet<br />
sein (zum Beispiel am tatsächlich benötigten Volumenstrom).<br />
Schrittweise werden dann die einzelnen Komponenten aufeinander<br />
abgestimmt. So wird sukzessive die optimale Energienutzung<br />
des gesamten Unternehmens geplant. Weitere Informationen<br />
zur energetischen Optimierung von Systemen finden sich z. B.<br />
im „Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme“.<br />
4.1.1 Organisatorische Maßnahmen.<br />
Neben zahlreichen technischen Möglichkeiten zur Reduzierung<br />
des Energieverbrauchs spielt auch ein umsichtiger Umgang mit<br />
Energie eine wichtige Rolle. Oft reichen schon kleine Anpassungen<br />
im Arbeitsablauf oder ein bewusstes Abschalten nicht benötigter<br />
Geräte und Systeme, um die Energiekosten zu senken.<br />
Solche organisatorischen Maßnahmen erfordern zudem keinen<br />
oder nur einen geringen finanziellen Aufwand.<br />
Bei der Entwicklung organisatorischer Maßnahmen sollten<br />
folgende Fragen bedacht werden:<br />
Welche Tätigkeiten und Abläufe sind besonders energieverbrauchsrelevant<br />
und wie könnte man hier eine rationelle<br />
Energienutzung sicherstellen?<br />
Werden den Mitarbeitern die Vorteile der rationellen Energienutzung<br />
anschaulich vermittelt?<br />
Wie wird sichergestellt, dass Energieeffizienz bei Neuanschaffungen<br />
von Maschinen und Ausrüstung als ein Qualitätsmerkmal<br />
berücksichtigt wird?<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
19
Die nachfolgenden Beispiele veranschaulichen die<br />
Vielfalt organisatorischer Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung.<br />
Einkauf/Beschaffung:<br />
Energieeffizienz als Entscheidungskriterium beim Kauf<br />
von Anlagen, Systemen und Geräten; Berücksichtigung der<br />
Lebenszykluskosten.<br />
Steuerung und Regelung:<br />
Anpassen von Prozessparametern (z. B. Druck, Temperatur).<br />
Bedarfsorientierte Regelung (z. B. der Lüftungsanlage).<br />
Optimierte Vorlauftemperaturen und bedarfsgerechte<br />
Schaltung von Heizungsanlagen.<br />
Bedarfsgerechte Schaltung von Beleuchtungsgruppen.<br />
Einsatz von tageslichtabhängiger Regelung und Präsenzmeldern.<br />
Instandhaltung und Wartung:<br />
Regelmäßige Kontrolle und Wartung der energiebetriebenen<br />
Anlagen und Systeme sowie zustandsorientierte<br />
Instandhaltung.<br />
Arbeitsablauf:<br />
Anpassung von Arbeitsabläufen in der Produktion, um Leerlaufzeiten<br />
bei großen Maschinen zu reduzieren.<br />
Zeitversetztes Anfahren von Prozessen, um kostenintensive<br />
Lastspitzen zu verhindern.<br />
Mitarbeiterverhalten:<br />
<strong>Energieeffiziente</strong>s Lüften der Räume (Stoßlüftung statt<br />
Dauerlüftung).<br />
Keine Beleuchtung der Räume bei ausreichendem Tageslicht<br />
oder wenn diese nicht benutzt werden.<br />
Stand-by-Betrieb bei Bürogeräten nutzen, nachts und am<br />
Wochenende Geräte vollständig ausschalten (z. B. über eine<br />
schaltbare Steckdosenleiste).<br />
Anlagen in der Produktion (z. B. Druckluftstation, Beleuchtung)<br />
sollten in betriebsfreien Zeiten – wenn möglich – abgeschaltet<br />
werden.<br />
Der Umgang der Mitarbeiter mit Energie hat einen spürbaren<br />
Einfluss auf den Erfolg eines Energiemanagementsystems.<br />
Durch Informationsveranstaltungen und Schulungen kann den<br />
Mitarbeitern die Bedeutung von Energieeffizienz vermittelt<br />
werden. Weitere geeignete Maßnahmen sind zum Beispiel Erinnerungshilfen<br />
an Geräten und Lichtschaltern. Über Prämiensysteme<br />
können die Mitarbeiter außerdem an den erzielten<br />
Energiekosten einsparungen beteiligt werden. Für die Motivation<br />
der Mitarbeiter ist es äußerst wichtig, dass die Unternehmensführung<br />
diesen Prozess ausdrücklich unterstützt und begleitet.<br />
Durch die Einführung eines internen Vorschlagswesens<br />
können die Mitarbeiter beispielsweise selbst Vorschläge für<br />
Energieeffizienzmaßnahmen einbringen. Um die Motivation<br />
der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten, empfiehlt es sich, regelmäßig<br />
aktuelle Verbrauchswerte oder Energiekennzahlen und<br />
damit die Erfolge des Energiemanagements zu veröffentlichen.<br />
Die Initiative EnergieEffizienz stellt Hilfen zur Mitarbeiterinformation<br />
und -motivation zur Verfügung:<br />
www.stromeffizienz.de/ueber-uns/veroeffentlichungen/<br />
publikationen.html<br />
20<br />
Ratgeber Energiemanagement.
4.1.2 Technische Maßnahmen.<br />
Technische Energieeffizienzmaßnahmen erfordern in der Regel<br />
Investitionen. Sie betreffen den Umbau von Gebäuden und den<br />
Einbau oder Umbau von Systemen, Anlagen und Maschinen sowie<br />
ihrer Komponenten.<br />
Die nachfolgenden Beispiele möglicher investiver Energieeffizienzmaßnahmen<br />
veranschaulichen die Handlungsvielfalt<br />
in den einzelnen Bereichen:<br />
Energieeffizienz in Gebäuden:<br />
Effiziente Wärmeversorgung. Zu den zentralen Maßnahmen<br />
zählen die bedarfsgerechte Anpassung der Versorgung<br />
(z. B. Modernisierung der Heizkörper-Thermostatventile,<br />
hydraulischer Abgleich) sowie die Modernisierung der<br />
Wärmeerzeugung (z. B. Brennwerttechnik, Einsatz erneuerbarer<br />
Energieträger, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen).<br />
Reduktion der Wärmeverluste über die Gebäudehülle. Zu<br />
den wichtigsten Bereichen zählen die Außenwände (z. B.<br />
Verbesserung der Dämmung, Optimierung der Fassadenausrichtung)<br />
und Fenster (z. B. Verglasung mit geringen<br />
Wärmeverlusten, außenliegender Sonnenschutz).<br />
Reduktion der Lüftungswärmeverluste. Lüftungsanlagen<br />
können gegenüber herkömmlicher Fensterlüftung erhebliche<br />
Einsparungen bewirken – vorausgesetzt, sie sind mit<br />
einer Wärmerückgewinnungsanlage ausgestattet. Moderne<br />
Anlagen ermöglichen eine Rückgewinnung von bis zu<br />
95 Prozent der in der Abluft enthaltenen Wärmeenergie.<br />
Energieeffizienz bei <strong>Querschnittstechnologien</strong>:<br />
Einsatz energieeffizienter Motoren (über 95 Prozent der<br />
Lebenszykluskosten eines elektrischen Antriebs werden<br />
durch Energiekosten verursacht).<br />
Nutzung von Wärmerückwirkung (z. B. bei Lüftungs-, Druckluft-<br />
und Klimaanlagen, Trocknern, Produktionsanlagen).<br />
Leckagereduzierung im Druckluftnetz.<br />
Einbau Energieeffizienz steigernder Steuerungs- und<br />
Regelungstechnik.<br />
Optimierung der Dampferzeugung (Abgaswärmetauscher,<br />
zum Beispiel Economizer).<br />
Nutzung von Brennwerttechnik, Verbesserung der Kesselisolation<br />
etc.; Optimierungsmöglichkeiten an Produktionsanlagen<br />
(z. B. durch Anpassung von Prozessparametern an den<br />
tatsächlichen Bedarf).<br />
Die Einsparpotenziale solcher Maßnahmen hängen stark von<br />
der jeweiligen Ausgangssituation im Unternehmen, dem Zustand<br />
der Anlagen, aber auch von den Möglichkeiten zur Steuerung<br />
der Prozesse ab. Abbildung 15 gibt einen Überblick über<br />
die durchschnittlichen wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale<br />
bei unterschiedlichen <strong>Querschnittstechnologien</strong>. Konkrete<br />
Beispiele typischer Energieeffizienzmaßnahmen in den Bereichen<br />
Trocknung, Ventilatoren, Kühlung und Druckluft finden<br />
sich auf den folgenden Seiten. Detaillierte Informationen<br />
enthalten die jeweiligen Ratgeber zu den entsprechenden<br />
<strong>Querschnittstechnologien</strong> dieses <strong>Handbuch</strong>s.<br />
Beleuchtung Druckluft Pumpensysteme Kälte- und Kühlwasseranlagen<br />
Wärmeversorgung<br />
Lüftungsanlagen<br />
Abb. 15: Durchschnittliche Energieeffizienzpotenziale bei <strong>Querschnittstechnologien</strong> in Unternehmen.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
21
Typische Optimierungsmaßnahme für einen industriellen<br />
Trockner.<br />
In der Abbildung ist schematisch vereinfacht ein erdgasbefeuerter<br />
Trockner mit typischen Optimierungsmaßnahmen<br />
dargestellt. Die Ware durchläuft den Trockner<br />
mithilfe von Antrieben und wird von der heißen Umluft<br />
durchströmt und getrocknet. Die Abluft wird über ein<br />
Wärmerückgewinnungssystem geführt, mit dem die<br />
Frischluft vorgewärmt wird. Durch die in der Abbildung<br />
skizzierten Optimierungsmaßnahmen lassen sich erhebliche<br />
Energieeinsparpotenziale erschließen.<br />
3<br />
6<br />
1<br />
4<br />
7<br />
6<br />
2<br />
8<br />
5 5 5 5<br />
5 5<br />
1<br />
Vermeidung von Falschluft<br />
5<br />
Optimierung der Brenner,<br />
am Bedarf angepasste Auslegung und Steuerung<br />
2<br />
Optimierung der Antriebe,<br />
Abschaltung in Produktionspausen<br />
6<br />
Wärmerückgewinnung, Reduzierung der<br />
Wärmeverluste, Schließen der Klappen<br />
3<br />
Optimierung der Wärmeeinbringung,<br />
Möglichkeiten der Dampfabriegelung<br />
7<br />
Intakte Einhausung, Isolierung<br />
4<br />
Optimales Luft-Waren-Verhältnis<br />
8<br />
Trocknerparameter je nach Ware anpassen<br />
Abb. 16: Typische Maßnahmen zur energetischen Optimierung eines Trockners in der Textilindustrie.<br />
22<br />
Ratgeber Energiemanagement.
Beispiel Ventilatoren.<br />
Istzustand.<br />
Ventilatoren sind im Normalfall auf die maximal erforderlichen<br />
Volumenströme ausgelegt. Analysen zeigen jedoch,<br />
dass Ventilatoren selten im Volllastbereich betrieben<br />
werden. Der Volumenstrom liegt im Durchschnitt deutlich<br />
unterhalb der größtmöglichen Leistung. Er wird oft durch<br />
konventionelle mechanische Einrichtungen gesteuert,<br />
beispielsweise mit Drosselklappen, Drall-, Bypass- oder<br />
Ein-/Ausregelung. Dabei läuft der Motor mit maximaler<br />
Drehzahl, unabhängig vom tatsächlich erforderlichen<br />
Volumenstrom.<br />
Maßnahme.<br />
In einer Produktionshalle wird durch die Nachrüstung<br />
eines Frequenzumrichters am Ventilatormotor die Drehzahl<br />
und somit die Leistungsaufnahme direkt an den Bedarf<br />
angepasst.<br />
Leistungsaufnahme (%)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Drosselregelung<br />
idealer Verlauf<br />
Drosselregelung (FU)<br />
Abbildung 17 zeigt die Leistungsaufnahme des Ventilators<br />
in Abhängigkeit vom Volumenstrom für die Drosselregelung<br />
(Standard), für die Drehzahlregelung mittels Frequenzumrichter<br />
und für einen idealen Verlauf.<br />
Ergebnis.<br />
Wie in Abbildung 17 zu sehen, ist bei Volumenströmen mit<br />
weniger als 80 Prozent der Auslegungsgröße die Regelung<br />
über einen Frequenzumrichter (in der Abbildung als gepunktete<br />
Fläche dargestellt) effizienter als die Drosselregelung.<br />
Ist der Volumenstrom größer als 80 Prozent der Auslegungsgröße,<br />
arbeitet die Drosselregelung effizienter (in<br />
der Abbildung als schraffierte Fläche dargestellt). Erfahrungsgemäß<br />
sind die Ventilatormotoren oft überdimensioniert,<br />
sodass im regulären Betriebsfall weniger als 60 Prozent<br />
des Volumenstroms gefördert werden. Daher ist das Einsparpotenzial<br />
bezüglich Energieverbrauch und Energiekosten<br />
mittels Drehzahlregelung teilweise erheblich.<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Volumenstrom (%)<br />
Abb. 17: Leistungsaufnahme eines Ventilators im Verhältnis zum geförderten<br />
Volumenstrom bei verschiedenen Regelungstechniken.<br />
Das Ergebnis in Zahlen.<br />
Frequenzumrichter-Nachrüstung bei einem Ventilator<br />
(Textil unternehmen):<br />
Investition 1.900 €<br />
Stromeinsparung<br />
60.000 kWh/a<br />
Stromkosteneinsparung<br />
3.240 €/a<br />
Prozentuale Einsparung 55 %<br />
Kapitalrendite > 100 %<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
23
Beispiel Kühlung.<br />
Istzustand.<br />
In vielen Betrieben wird der Kältebedarf für Prozesskälte<br />
oder Klimatisierung ausschließlich über Kältemaschinen<br />
bereitgestellt. Dabei betragen die betrieblichen Stromkosten<br />
für die Kältebereitstellung oftmals mehrere Zehntausend<br />
Euro pro Jahr.<br />
Maßnahme.<br />
In einem mittelständischen Unternehmen wird ein<br />
Trockenkühler zur Unterstützung der Kältemaschinen<br />
installiert, der zur Kühlung im Frühjahr, Herbst und<br />
Winter, aber auch in kalten Sommernächten die kalte<br />
Außenluft verwendet.<br />
Ergebnis.<br />
Durch den Trockenkühler kann der Strombedarf der Kälteanlagen<br />
erheblich gesenkt werden. Bei geringen Außentemperaturen<br />
ist oft sogar ein Abschalten der Kälteanlagen<br />
möglich und die Kühlung erfolgt ausschließlich über<br />
den Trockenkühler. In Übergangszeiten dient er als Unterstützung<br />
der Kälteanlagen. Die Einsparungen können<br />
je nach Betrieb variieren, rentieren sich aber in der Regel<br />
mittelfristig (3 bis 5 Jahre).<br />
Das Ergebnis in Zahlen.<br />
Installation eines Trockenkühlers<br />
(mittelständisches Textil unternehmen):<br />
Investition 29.250 €<br />
Stromeinsparung<br />
88.000 kWh/a<br />
Stromkosteneinsparung<br />
10.450 €/a<br />
Prozentuale Einsparung 47 %<br />
Kapitalrendite 36 %<br />
Foto: Trockenkühler, Quelle: Ökotec Energiemanagement GmbH.<br />
24<br />
Ratgeber Energiemanagement.
Beispiel Druckluft.<br />
Istzustand.<br />
In einem Unternehmen sind die Kosten für die Druckluftbereitstellung<br />
kontinuierlich gestiegen, obwohl die<br />
Produktionsmenge in den letzten Jahren relativ konstant<br />
blieb. Als Ursache werden Leckagen im Druckluftnetz vermutet.<br />
Maßnahme.<br />
Es wird eine Dichtigkeitsprüfung für das Verteilnetz mittels<br />
eines Aufpumpversuchs durchgeführt, mit dem sich<br />
die Leckagemenge genau bestimmen lässt.<br />
Abbildung 18 zeigt die Auswertung eines Aufpumpversuchs.<br />
Eine Durchführung bei abgeschalteten Druckluftverbrauchern<br />
kann Aufschluss über das Maß der Netzleckagen liefern.<br />
Dazu wird ein Kompressor mit bekannter Fördermenge<br />
gestartet. Wird der eingestellte maximale Netzdruck (pA)<br />
erreicht, schaltet er in den Leerlauf. Infolge der Undichtigkeiten<br />
fällt der Druck im Netz allmählich ab, bis der Kompressor<br />
bei Erreichen des Einschaltdrucks (pE) wieder auf<br />
Lastbetrieb schaltet und erneut zu fördern beginnt. Die Beund<br />
Entlastungszeiten (t 1 und t 2 ) werden mehrmals gemessen<br />
und gemittelt. Der Zusammenhang von Netzdruck und<br />
Zeit ergibt dann ein charakteristisches Sägezahnprofil, bei<br />
dem die Steilheit der Kurve einen Hinweis auf die Höhe der<br />
Leckagemenge gibt. Die Leckagemenge kann mithilfe der<br />
Lastzeiten errechnet werden. Ist der Leckageanteil größer<br />
als 10 Prozent, dann sollte eine Beseitigung der Leckagen<br />
durch den Austausch betroffener Leitungen und Dichtungen<br />
sowie defekter Ventile oder Anschlüsse erfolgen. In<br />
den meisten Fällen treten Leckagen auf den letzten Metern<br />
zum Druckluftverbraucher auf. Das heißt, dass häufig nur<br />
ein flexibler Kunststoffschlauch erneuert oder neu angeschlossen<br />
werden muss, um die Leckagen zu beseitigen.<br />
Ergebnis.<br />
Durch die Beseitigung der Leckagen lassen sich die Druckluftkosten<br />
oft erheblich senken. Erfahrungsgemäß beträgt<br />
der Leckageanteil 20 bis 40 Prozent der erzeugten Druckluftmenge.<br />
Bei guter Wartung lässt sich ein verringerter<br />
Leckageanteil von fünf bis zehn Prozent wirtschaftlich<br />
erreichen.<br />
Das Ergebnis in Zahlen.<br />
Reduzierung der Leckagemenge<br />
(Schienenfahrzeugbau):<br />
Keine Investition,<br />
Kontinuierliche<br />
dafür weitere Kosten<br />
Wartungskosten<br />
Stromeinsparung<br />
613.000 kWh/a<br />
Stromkosteneinsparung<br />
32.750 €/a<br />
Prozentuale Einsparung 15 %<br />
Betriebsdruck (p)<br />
pA<br />
pE<br />
pA = Ausschaltdruck<br />
pE = Einschaltdruck<br />
t 1.1<br />
, t 1.2<br />
= Lastlaufzeit<br />
t 2.1<br />
, t 2.2<br />
= Leerlaufzeit<br />
t 1.1<br />
t 2.1<br />
t 1.2<br />
t 2.2 Zeit (t)<br />
Abb. 18: Bestimmung der Leckagemenge durch einen Aufpumpversuch.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
25
Lastmanagement.<br />
Lastmanagement hat zum Ziel, ausgewählte flexible Stromverbraucher<br />
so zu steuern, dass der Leistungsbezug optimiert<br />
werden kann. Die Flexibilität in der Leistungsaufnahme kann<br />
zum einen für die Optimierung des betrieblichen Stromlastprofils<br />
eingesetzt werden (Spitzenlastmanagement). Darüber<br />
hinaus entstehen im Zuge des Ausbaus der Stromeinspeisung<br />
aus fluktuierenden erneuerbaren Energien derzeit neue Märkte<br />
im Bereich des Stromhandels sowie im Stromnetzbetrieb, auf<br />
denen variable Lasten in Industrie und Gewerbe gegen Erlös<br />
gehandelt werden können (Demand Side Management).<br />
Last (kW)<br />
15 Min.<br />
höchster Momentwert<br />
höchster Mittelwert<br />
Nicht der höchste Momentwert, sondern der höchste<br />
Leistungsmittelwert bestimmt die Höhe der Kosten.<br />
Zeit<br />
Voraussetzung für die Einführung und Umsetzung eines Lastmanagements<br />
ist, dass die anlagen- und prozessspezifischen<br />
Energiedaten bekannt und dokumentiert sind. Ein Energiemanagementsystem<br />
bietet daher eine sehr gute Basis, um ein Lastmanagement<br />
einzuführen.<br />
Spitzenlastmanagement.<br />
Bei Unternehmen fallen neben den Kosten für die bezogene Arbeit<br />
(Cent/kWh) Netznutzungsentgelte und – je nach Stromliefervertrag<br />
– auch Leistungskosten für die bezogene elektrische<br />
Leistung an.<br />
In der Regel liegt während der Betriebszeit durch kontinuierlich<br />
laufende Anlagen und Geräte (z. B. Lüfter, Beleuchtung,<br />
Pumpen) eine Grundlast elektrischer Leistung an. Durch das<br />
Zu- und Abschalten von Anlagen im Laufe des Tages entsteht<br />
ein Lastverlauf mit entsprechenden Lastspitzen (siehe Abbildung<br />
19). Die Netznutzungsentgelte und ggf. der Leistungspreis<br />
werden anhand des höchsten viertelstündlichen Durchschnittswerts<br />
in einer Abrechnungsperiode (typischerweise ein Monat<br />
oder ein Jahr) bemessen.<br />
Durch die Einführung eines Spitzenlastmanagementsystems<br />
können Unternehmen ihre maximale Spitzenlast und die damit<br />
verbundenen Kosten reduzieren.<br />
Abb. 19: Beispiel eines Lastgangs des Bezugs von elektrischem Strom in einem Unternehmen.<br />
Maßnahmen zur Reduzierung der Spitzenlast:<br />
Reorganisation der Arbeitsabläufe: Große Verbraucher nicht<br />
gleichzeitig einschalten.<br />
Einbau eines elektronischen Spitzenlastmanagements:<br />
Akustische oder optische Signale zeigen manuelles Abschalten<br />
von Geräten und Anlagen an. Komplexere Systeme steuern<br />
das An- und Abschalten mehrerer Verbraucher automatisch.<br />
Verwendung von Anlagen und Geräten mit geringer elektrischer<br />
Leistung.<br />
Einrichtung von Pufferspeichern (Druckluft- und Kältenutzung)<br />
zur Deckung von Bedarfsspitzen und Vermeidung von<br />
Lastspitzen bei der Stromnachfrage.<br />
Bei der Einführung eines Spitzenlastmanagements sollte mit<br />
den Energieversorgern eine monatliche Abrechnung der bezogenen<br />
elektrischen Spitzenleistung vereinbart werden. Dies ist<br />
wichtig, falls in der Einführungsphase des Lastmanagementsystems<br />
noch Spitzen auftreten oder das System noch nicht<br />
einwandfrei arbeitet. Eine einmalig auftretende Leistungsspitze<br />
kann den Leistungspreis eines ganzen Jahres unnötig erhöhen.<br />
Um ein Lastmanagementsystem in einem Betrieb zu installieren<br />
und zu betreiben, reicht eine einmalige Erhebung nicht<br />
aus. Jeder neu installierte Verbraucher muss in Bezug auf sein<br />
Lastverhalten bewertet und gegebenenfalls in das System eingebunden<br />
werden.<br />
26<br />
Ratgeber Energiemanagement.
4.2 Maßnahmenplanung im Sinne eines<br />
zertifizierten Energiemanagementsystems.<br />
Wie bereits dargestellt, ist die Planung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
ein wichtiger Bestandteil des Energiemanagements.<br />
Wird darüber hinaus eine Zertifizierung nach DIN EN<br />
ISO 50001 angestrebt, sind zusätzliche Managementelemente<br />
bei der Maßnahmenplanung umzusetzen und entsprechende<br />
Anforderungen zu erfüllen. Im Folgenden werden diese<br />
Elemente dargestellt.<br />
Energiepolitik in Unternehmen.<br />
Die Energiemanagementsystem-Norm ISO 50001 gibt vor, dass<br />
Unternehmen den Umgang mit Energie und das Thema der<br />
Energieeffizienz, in Form von energiepolitischen Rahmenbedingungen,<br />
langfristig in die Unternehmensstrategie implementieren<br />
müssen. Die Formulierung der energiepolitischen<br />
Rahmenbedingungen sollte sich an den strategischen Unternehmenszielen<br />
orientieren. Anhand dieser Rahmenbedingungen<br />
können konkrete Energieziele abgeleitet werden. Diese<br />
müssen von der Geschäftsführung aufgestellt werden und<br />
mindestens folgende Verpflichtungen beinhalten:<br />
Ständige Verbesserung der energiebezogenen Leistung.<br />
Sicherstellung der Verfügbarkeit von relevanten Informationen.<br />
Einhaltung gesetzlicher (z. B. energierelevante Gesetze)<br />
und anderer eingegangener Verpflichtungen (z. B. Selbstverpflichtung,<br />
Kundenvorgabe).<br />
Die Energiepolitik muss außerdem den Einkauf und die Beschaffung<br />
von energieeffizienten Produkten sowie die Berücksichtigung<br />
von Energieeffizienz bei der Planung und Auslegung<br />
von Anlagen und Prozessen unterstützen. Des Weiteren muss<br />
sie unternehmensintern kommuniziert, regelmäßig auf<br />
Aktualität geprüft und bei Bedarf aktualisiert werden. Die<br />
Überprüfung der Aktualität durch die Geschäftsführung kann<br />
zum Beispiel im Rahmen des Management Reviews erfolgen.<br />
Definition strategische und operative Energieziele:<br />
Strategische Energieziele sind entsprechend der energiepolitischen<br />
Ausrichtung des Unternehmens festgelegte Ergebnisse<br />
bzw. zu erreichende energiebezogene Leistungen.<br />
Operative Energieziele sind detaillierte und quantifizierbare<br />
Anforderungen an die energiebezogenen Leistungen.<br />
Sie leiten sich aus den strategischen Energiezielen ab und<br />
sind wesentlich für deren Erreichung. (DIN EN ISO 50001)<br />
Energieziele und Aktionspläne.<br />
Im Einklang mit der Energiepolitik und auf Grundlage der<br />
Energieanalyse müssen langfristige (strategische) Energieziele<br />
formuliert werden, die dann anhand operativer Energieziele<br />
konkretisiert werden. Dabei sind auch technologische Alternativen<br />
bzw. finanzielle und wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
zu berücksichtigen. Die Energieziele müssen genau und verständlich<br />
beschrieben werden sowie messbar und erreichbar sein.<br />
Die Konkretisierung der strategischen Energieziele erfolgt<br />
durch die Formulierung operativer Energieziele. Sie definieren<br />
einzelne Bereiche, in denen quantifizierbare Einsparungen erreicht<br />
werden sollen (beispielsweise Senkung des Druckluftverbrauchs<br />
um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr).<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
27
Für eine Zertifizierung gemäß ISO 50001 müssen die operativen<br />
Energieziele ausdrücklich definiert und dokumentiert werden.<br />
Außerdem müssen schriftliche Aktionspläne erstellt werden, in<br />
denen – neben den Energiezielen und Maßnahmen – auch Verantwortlichkeiten,<br />
Zeitrahmen sowie für die Umsetzung erforderliche<br />
Ressourcen festgelegt werden. Festzulegen ist auch, in<br />
welcher Form die Aktionspläne auf Einhaltung überprüft und<br />
regelmäßig aktualisiert werden.<br />
Für die Auflistung der Energieziele und der jeweiligen<br />
Aktionspläne kann die Checkliste 10 „Energieziele und<br />
Aktionsplan“ im Internet verwendet werden.<br />
www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />
Strategische Energieziele Operative Energieziele Maßnahme Verantwortung Termin<br />
Reduktion des<br />
Energieverbrauchs<br />
10-prozentige Senkung<br />
des Druckluftverbrauchs<br />
im Vergleich zum Vorjahr<br />
Einbau einer übergeordneten<br />
Steuerung für<br />
mehrere Kompressoren<br />
Leitung Technik 31.03.2014<br />
Erhöhung des Einsatzes<br />
von erneuerbaren<br />
Energien<br />
Reduktion des Erdgasein<br />
satzes für die Warmwasser<br />
bereitstellung im<br />
Vergleich zum Vorjahr<br />
um 15 %<br />
Beschaffung und Errichtung<br />
einer Solaranlage<br />
Einkauf, Leitung Technik 30.06.2014<br />
Tab. 1: Beispiele für Energieziele und zugehörige Aktionspläne (Maßnahmen) im Rahmen eines Energiemanagementsystems.<br />
4.3 Bewertung und Priorisierung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Nachdem verschiedene Energieeffizienzmaßnahmen identifiziert<br />
und entwickelt wurden, geht es im Anschluss darum,<br />
diese unter wirtschaftlichen und zeitlichen Gesichtspunkten<br />
zu bewerten, zu priorisieren und einen sinnvollen Maßnahmenplan<br />
zu erarbeiten.<br />
Wirtschaftlichkeit.<br />
Wichtig ist, die geplanten Maßnahmen in Hinblick auf ihre<br />
Wirtschaftlichkeit zu bewerten. Gegenüber anderen Investitionen<br />
haben Energieeffizienzmaßnahmen den Vorteil, dass<br />
sich die möglichen Kosteneinsparungen in der Regel gut beziffern<br />
lassen und somit auch die Amortisationsdauer sowie<br />
die interne Verzinsung hinreichend genau berechnet werden<br />
kann.<br />
In der Praxis sind vor allem statische und dynamische Bewertungsverfahren<br />
von Bedeutung:<br />
Statische Bewertungsverfahren sind mit geringem Aufwand<br />
verbunden. Dabei werden die Investition und die<br />
jährliche Kosteneinsparung infolge der Maßnahmen ins<br />
Verhältnis gesetzt.<br />
Dynamische Berechnungsverfahren berücksichtigen Kosten<br />
und Einsparungen über die gesamte Nutzungsdauer der<br />
Anlage oder Maschine. Darüber hinaus können Zinsen berücksichtigt<br />
werden, die zukünftige Kosten und Einsparungen<br />
entwerten.<br />
Bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit sollten folgende<br />
Parameter untersucht werden:<br />
Amortisationszeit (statisch und dynamisch): Die Amortisationszeit<br />
gibt an, wann das eingesetzte Kapital wieder zurückgeflossen<br />
sein wird. Sie ist somit ein Risikomaß.<br />
Kapitalrendite (statisch und dynamisch): Die Kapitalrendite<br />
zeigt die Rentabilität einer Investition an; das heißt, wie<br />
viel Prozent der Investition in einem Jahr durch die Einsparung<br />
wieder zurückgewonnen wird. Rechnerisch ist sie der<br />
Kehrwert der Amortisationszeit.<br />
Interne Verzinsung (dynamisch): Die interne Verzinsung gibt<br />
an, bis zu welchem Finanzierungszinssatz sich eine Investition<br />
lohnt. Sie entspricht dem effektiven Jahreszins eines Kredits<br />
mit konstanten Ratenzahlungen. Nur die interne Verzinsung<br />
berücksichtigt die Nutzungsdauer der Anlage.<br />
Lebenszykluskosten.<br />
Mithilfe der Lebenszykluskosten-Analyse können alle direkt<br />
oder indirekt durch eine Investitionsentscheidung beeinflussten<br />
Kosten über die gesamte Nutzungsdauer einer Anlage<br />
aufgezeigt werden. Hierzu zählen Investitionen und Gesamtenergiekosten<br />
der Anlage sowie die Wartungs-, Instandhaltungs-<br />
und Entsorgungskosten. Bei vielen Anlagen haben<br />
die Energiekosten im Vergleich zu den Investitionen einen<br />
deutlich höheren Anteil an den Lebenszykluskosten. Wichtig<br />
ist, dass beim Vergleich verschiedener Systeme immer die<br />
gleichen Kostenarten betrachtet und diese nach der gleichen<br />
Methodik und mit demselben Leistungsumfang berechnet<br />
werden. Die Lebenszykluskosten (LCC) ergeben sich dann aus<br />
28<br />
Ratgeber Energiemanagement.
Cd<br />
Cic<br />
Cic<br />
investment costs<br />
Investitionskosten<br />
installation costs<br />
Installationskosten<br />
Cin<br />
Cenv<br />
Cin<br />
Ce<br />
energy costs<br />
Energiekosten<br />
operation costs<br />
Bedienungskosten<br />
maintenance costs<br />
Instandhaltungskosten<br />
down time costs<br />
Produktionsausfallkosten<br />
environmental costs<br />
Umweltkosten<br />
LCC<br />
Co<br />
Cm<br />
Cs<br />
Ce<br />
Cs<br />
Cenv<br />
Cd<br />
disposal costs<br />
Stilllegungskosten<br />
Cm<br />
Co<br />
Abb. 20: Elemente der Lebenszykluskosten von energieverbrauchenden Produkten.<br />
der Summe aller Kostenarten (siehe Abbildung 20). Als Ergebnis<br />
erhält man verbrauchs- und betriebsabhängige Kosteneinsparpotenziale,<br />
die in die wirtschaftliche Bewertung der Energieeffizienzmaßnahmen<br />
einfließen.<br />
Der Maßnahmenplan – das zentrale Dokument.<br />
Die einzelnen technischen und organisatorischen Maßnahmen<br />
werden in einen Maßnahmenplan aufgenommen. Dieser kann unterschiedliche<br />
Parameter zur Bewertung der Maßnahmen enthalten,<br />
die je nach Schwerpunktsetzung im Unternehmen gewählt<br />
werden. Im Rahmen des Maßnahmenplans werden den einzelnen<br />
Maßnahmen Prioritäten zugeordnet, wodurch sich eine für die<br />
Umsetzung sinnvolle und maßgebliche Reihenfolge ergibt.<br />
Mögliche Inhalte des Maßnahmenplans sind:<br />
Bezeichnung und Beschreibung der Maßnahmen.<br />
Einsparpotenziale bei verbrauchsabhängigen Kosten (Energieträger,<br />
Lagerkosten für Brennstoffe, sonstige Hilfs- und Betriebsstoffe<br />
etc.), betriebsabhängigen Kosten (Reinigung,<br />
Wartung und Instandhaltung, Bedienung, Versicherungskosten,<br />
Steuern etc.) sowie bei CO 2 -Emissionen.<br />
Investitionen (Kosten für Planung und Errichtung einer Anlage).<br />
Bewertung der Maßnahmen auf Basis verschiedener Parameter:<br />
technische Umsetzbarkeit, Höhe der Einsparpotenziale<br />
und Wirtschaftlichkeit (Amortisationszeit, Kapitalrendite<br />
oder interne Verzinsung).<br />
Priorisierung der Maßnahmen anhand der Bewertung.<br />
Benennung einer verantwortlichen Person für die Umsetzung.<br />
Zeitrahmen für die Umsetzung.<br />
In Tabelle 2 (siehe Seite 30) ist ein Beispiel für einen Maßnahmenplan<br />
dargestellt. Es sind vorerst Maßnahmen aufgenommen,<br />
die hohe Energieeinsparpotenziale mit sich bringen und<br />
deren Umsetzung einfach und schnell erfolgen kann. Ein<br />
weite res wichtiges Bewertungskriterium ist die Wirtschaftlichkeit.<br />
Für die wirtschaftliche Bewertung werden diejenigen<br />
Maßnahmen priorisiert, die keinen oder einen niedrigen<br />
Inves titionsbedarf haben. Deshalb erscheint die Maßnahme<br />
„Reduzierung der Leckagemenge im Druckluftnetz“ an erster<br />
Stelle. Auf Grundlage des Maßnahmenplans kann die zukünftige<br />
energiebezogene Leistung, also Energieeinsatz und<br />
Energie verbrauch, abgeschätzt werden.<br />
Bei der Maßnahmenplanung und der Erstellung des Maßnahmenkatalogs<br />
kann auch die Unterstützung externer Dienstleister<br />
eingeholt werden, falls die nötigen Kapazitäten oder das Fachpersonal<br />
im eigenen Betrieb fehlen.<br />
Für die Priorisierung der Energieeinsparmaßnahmen<br />
empfiehlt sich der Einsatz der Checklisten 8 „Bewertung<br />
wesentlicher Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch“<br />
und 9 „Wirtschaftlichkeitsberechnung“ im Internet.<br />
www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
29
Istzustand<br />
Maßnahme<br />
Einsparpotenzial Investition Umsetzbarkeit Statische<br />
Amortisationszeit<br />
Bewertung<br />
gesamt<br />
[€/a] 1) [MWh/a] [t CO 2 /a] [€] +/O/– 2) [Jahre] +/O/– 3)<br />
1<br />
Leckagen im Druckluftnetz<br />
Reduzierung der<br />
Leckagemenge<br />
320 16 2 0 + 0 +<br />
2<br />
Drucklufterzeugung auf 10-bar-<br />
Niveau<br />
Reduzierung auf 7,5 bar<br />
3.000 111 27 1.000 + 0,3 +<br />
3<br />
Schleifentrockner arbeitet mit<br />
Umgebungsluft<br />
Nutzung der Abluft des<br />
Druckluftkompressors<br />
1.300 48 13 1.600 + 1,2 +<br />
4<br />
Druckluftkompressoren<br />
saugen warme Abluft an<br />
Ansaugung von Außenluft<br />
600 32 6 1.700 + 2,8 +<br />
5<br />
Lastspitzen im Strombezug<br />
Installation eines<br />
Lastmanagementsystems<br />
4.500 0 0 9.000 + 2 +<br />
6<br />
Gleichstrommotor als<br />
Extruderantrieb<br />
Austausch gegen<br />
Asynchron motor<br />
2.200 79 19 15.800 + 7,2 ++<br />
7<br />
Elektrisch betriebener<br />
Trockenluft trockner<br />
im Ersatzfall auf Infrarottrockner<br />
umsteigen<br />
6.000 222 48 110.000 0 18,3 –<br />
1)<br />
Berechnung auf Basis der Arbeits- und Leistungspreise entsprechender Energieträger.<br />
2)<br />
In dieser Spalte wird die Bewertung mithilfe der Symbole +/O/– dargestellt. Die Bewertung erfolgt auf Basis der technischen Umsetzbarkeit:<br />
einfach umsetzbar = +, mit einigem Aufwand umsetzbar = O, mit großem Aufwand umsetzbar = –.<br />
3)<br />
In dieser Spalte wird die Gesamtbewertung mithilfe der Symbole +/O/– dargestellt. Dabei wurden die technische Umsetzbarkeit und<br />
die statische Amortisationszeit herangezogen: kurzfristig umsetzbar = +, mittelfristig umsetzbar = O, Umsetzung sollte noch mal überprüft<br />
werden = –, notwendige Ersatzinvestition, daher positive Bewertung trotz hoher Amortisationszeit = ++.<br />
Tab. 2: Beispielhafter Maßnahmenplan für Energieeffizienzmaßnahmen in einem Unternehmen.<br />
30<br />
Ratgeber Energiemanagement.
5 Umsetzung, Überprüfung und Verbesserung<br />
von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Geschäftsführung Entscheidung über durchzuführende Maßnahmen und Bestimmung der Abfolge<br />
Sicherstellung der strategischen und operativen Energieziele<br />
Energiemanager Kontroll- und Koordinationsfunktion<br />
Controlling Kontroll- und Informationsfunktion<br />
Produktion Umsetzung von Maßnahmen<br />
Sicherstellung von Energieeffizienz in der Produktion<br />
Abb. 21: Aufgaben der verantwortlichen Akteure bei der Umsetzung und Überprüfung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Sind die Energieziele definiert und die Maßnahmenplanung<br />
abgeschlossen, geht es im nächsten Schritt darum, die identifizierten<br />
Maßnahmen strukturiert und koordiniert umzusetzen.<br />
Dafür sollten in einem ersten Schritt die organisatorischen Rahmenbedingungen<br />
für die Umsetzung geschaffen werden. Neben<br />
der Bereitstellung finanzieller und personeller Ressourcen<br />
sowie der Festlegung von Verantwortlichkeiten muss auch ein<br />
Dokumenten- und Aufzeichnungsmanagement etabliert werden<br />
und die Erstellung von Arbeitsplänen für die Einzelmaßnahmen<br />
erfolgen. Auf dieser Grundlage lassen sich jederzeit<br />
die beschlossenen Energieeffizienzmaßnahmen und ihre jeweiligen<br />
Auswirkungen auf die gesetzten Energieeffizienzziele<br />
überprüfen. Diese Beurteilung ist wiederum der erste Baustein<br />
für einen neuen Durchlauf des PDCA-Zyklus, der einem Energiemanagementsystems<br />
zugrunde liegt.<br />
5.1 Managementbezogene Maßnahmen.<br />
Im Rahmen der Umsetzung von Energiemanagementsystemen<br />
sieht die Norm ISO 50001 einige Besonderheiten vor, die z. B. Schulungsangebote<br />
sowie die Dokumentation betreffen. Denn: Um ein<br />
langfristig erfolgreiches Energiemanagementsystem zu implementieren<br />
und die Aktionspläne umzusetzen, müssen alle Mitarbeiter<br />
in der Lage sein, die ihnen zugedachten Rollen zu erfüllen.<br />
Bereitstellung von Ressourcen und Festlegung der Verantwortlichkeiten.<br />
Für eine zeitgerechte und qualitativ hochwertige Umsetzung<br />
der im Maßnahmenplan identifizierten und im Aktionsplan<br />
festgelegten Maßnahmen bedarf es einer hinreichenden personellen<br />
und finanziellen Ausstattung. Bei der Ressourcenplanung<br />
sollten Budgets zur Beschaffung notwendiger Arbeitsmittel<br />
(z. B. Wärmebildkamera oder Druckluftleckagesuchgeräte),<br />
für Mitarbeiterschulungen und Lehrgänge, zur Bildung von<br />
innerbetrieblicher Fachkompetenz sowie für das Hinzuziehen<br />
von externem Know-how (z. B. Energieberater) berücksichtigt<br />
werden.<br />
Eine strukturierte und koordinierte Umsetzung der Maßnahmen<br />
setzt voraus, dass die Verantwortlichkeiten und Befugnisse klar<br />
geregelt sind. Dies trifft insbesondere auf den Energiemanager<br />
zu, der von der Geschäftsführung mit den notwendigen Mandaten<br />
ausgestattet sein sollte, die für eine erfolgreiche Umsetzung<br />
des Energiemanagements von Bedeutung sind. Neben dem<br />
unternehmensweiten Zugang zu allen energierelevanten Bereichen<br />
und Abteilungen sollte der Energiemanager in direktem<br />
Kontakt zur Geschäftsführung stehen. Es kann daher sinnvoll sein,<br />
eine Person aus dem Führungsstab des Unternehmens als Kontaktperson<br />
für den Energiemanager zu benennen. Die Aufgaben,<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
31
Funktionen und Befugnisse des Energiemanagers und des ihm<br />
zugeordneten Energieteams sollten frühzeitig im Unternehmen<br />
kommuniziert werden (z. B. durch Aushang oder Intranetpublikation<br />
eines Energiemanagement-Organigramms).<br />
Arbeitspläne.<br />
Für die fristgerechte Umsetzung des Maßnahmenplans ist<br />
es ratsam, zu jeder einzelnen Maßnahme einen detaillierten<br />
Arbeitsplan zu erstellen. Dieser Arbeitsplan sollte neben den<br />
allgemeinen Bedingungen, wie Maßnahmenziel und -beschreibung,<br />
Investitionen und Einsparungen, insbesondere die Umsetzungsschritte<br />
und deren Zeitrahmen sowie die Verantwortlichkeiten<br />
benennen (siehe Tabelle 3).<br />
Dokumentation und Dokumentenmanagement.<br />
Wesentlicher Bestandteil der Umsetzung eines Energiemanagements<br />
ist neben der Organisation auch die Dokumentation<br />
der Tätigkeiten und Abläufe (z. B. Maßnahmenumsetzung,<br />
Erfassung der Einsparungen). Hinzu kommen ein gutes Dokumentenmanagement<br />
(z. B. Ablage, Bezeichnung, Versionierung<br />
und Archivierung) sowie die koordinierte Ausgestaltung der<br />
energierelevanten Arbeitsabläufe.<br />
Auch für die Dokumentation und das Dokumentenmanagement<br />
müssen Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten<br />
festgelegt werden. Hierbei empfiehlt sich, die Dokumentation<br />
durch die für den jeweiligen Prozess oder die jeweilige<br />
Maßnahme verantwortliche Stelle durchführen zu lassen. Das<br />
Dokumentenmanagement kann an zentraler Stelle, z. B. beim<br />
Controlling, gebündelt erfolgen.<br />
Um später bei der Umsetzung von Maßnahmen effizient verfahren<br />
zu können, sollten im Rahmen der Optimierungsmaßnahmen<br />
die Prozesse und Tätigkeiten mit großem Einfluss auf<br />
den Energieverbrauch genau geregelt und beschrieben werden<br />
(z. B. Planung und Auslegung, Beschaffung sowie Wartung und<br />
Instandsetzung von Anlagen, Prozessen und Materialien). Praktikable<br />
Möglichkeiten stellen die Erstellung von Prozess- und<br />
Arbeitsanweisungen sowie die Bereitstellung von Formblättern<br />
und Formularen dar, die jedem Mitarbeiter zur Verfügung<br />
gestellt werden können (z. B. bietet sich hierfür das Firmenintranet<br />
an).<br />
Beispiele relevanter Unterlagen für die Ablauflenkung sind:<br />
Arbeitsanweisungen.<br />
Erfassen von Energieverbräuchen<br />
Erstellen von Energieberichten<br />
Prozessanweisungen.<br />
Lenkung von Dokumenten<br />
Wartung und Instandhaltung<br />
Schulungen<br />
Internes Audit<br />
Management Review<br />
Regelung von Nichtkonformitäten<br />
Maßnahme Ziel Kennzahl Investition<br />
[€]<br />
Einsparung<br />
[€/a]<br />
Umsetzungsschritte Zeitrahmen Verantwortung<br />
Leckagen im<br />
Druckluftnetz<br />
beheben<br />
Leckageverluste<br />
im<br />
Druckluftnetz<br />
innerhalb<br />
eines Jahres<br />
auf unter 10 %<br />
reduzieren<br />
Stromverbrauch<br />
je produzierte<br />
Einheit<br />
[kWh/kg]<br />
0 320<br />
1. Leckagen auffinden Januar 2014 Technik<br />
2. geeignete Maßnahmen<br />
definieren<br />
3. Maßnahmen<br />
umsetzen<br />
Januar 2014<br />
Februar 2014<br />
Energiemanager<br />
(Unterstützung: Technik)<br />
Technik<br />
Drehzahlregelung<br />
für<br />
Lüftung<br />
installieren<br />
Reduktion<br />
des Stromverbrauchs<br />
der<br />
Lüftungsanlage<br />
innerhalb<br />
eines<br />
Jahres um<br />
mind. 25 %<br />
Stromverbrauch<br />
je Fördervolumen<br />
[kWh/m]<br />
1.900 3.240 1. Maßnahmendefinition<br />
Januar 2014<br />
Energiemanager<br />
(Unterstützung: Technik)<br />
2. Ausschreibung Februar 2014 Einkauf<br />
(Unterstützung: Technik)<br />
3. Angebote<br />
vergleichen<br />
Februar 2014<br />
Einkauf<br />
(Unterstützung: Technik)<br />
4. Vergabe März 2014 Einkauf<br />
5. Umsetzung Mai 2014 Technik<br />
Tab. 3: Beispielhafter Arbeitsplan für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in einem Unternehmen.<br />
32<br />
Ratgeber Energiemanagement.
Formblätter und Formulare.<br />
Liste zu Normen und Gesetzen<br />
Inventarliste für Maschinen und Anlagen<br />
Checkliste zu energetischen Aspekten<br />
Checkliste für Lieferanten und deren Bewertung<br />
Schulungspläne<br />
Besprechungsprotokoll<br />
Die ISO 50001 fordert, dass die Kernelemente des Energiemanagementsystems<br />
sowie ihr Zusammenwirken detailliert dokumentiert<br />
werden. Diese Dokumentation muss daneben mindestens<br />
den Geltungsbereich, die von der Norm geforderten<br />
Dokumente bzw. Aufzeichnungen (Energiepolitik, Energieziele<br />
und Aktionsplan, Auditberichte usw.) sowie darüber hinaus<br />
Dokumente enthalten, die das Unternehmen selbst für erforderlich<br />
hält. Der Umfang einer Dokumentation hängt stets von der<br />
Art und Größe eines Unternehmens sowie von der Komplexität<br />
der Prozesse ab. Besteht aufgrund eines vorhandenen Umweltoder<br />
Qualitätsmanagementsystems bereits ein Dokumentationssystem,<br />
können die für das Energiemanagementsystem relevanten<br />
Dokumente darin integriert werden.<br />
Schulung.<br />
Mitarbeiter und externe Dienstleister, die einen wesentlichen<br />
Einfluss auf den Energieverbrauch bzw. das Energiemanagementsystem<br />
ausüben, müssen nach ISO 50001 über hinreichende<br />
Kompetenz sowie Fachwissen zum Thema Energie<br />
verfügen. Die jeweiligen Aufgaben und Fähigkeiten dieser Personen<br />
sollten also abgeglichen und eventuelle Lücken durch<br />
entsprechende Ausbildungen oder Schulungen geschlossen<br />
werden (siehe Abbildung 22). Beispielsweise muss ein Energiemanager,<br />
der ein Energiemanagement entsprechend den<br />
Vorgaben der Norm ISO 50001 aufbauen soll, mit der Norm<br />
vertraut sein oder diese Kenntnisse gegebenenfalls durch eine<br />
Seminarteilnahme erwerben.<br />
Außerdem sollte festgelegt werden, wie und durch wen die Dokumente<br />
vor der Herausgabe auf ihre Eignung geprüft werden,<br />
in welcher Form eine regelmäßige Aktualisierung erfolgt und<br />
wie sichergestellt wird, dass die Dokumente in der jeweils aktuellen<br />
Fassung an den relevanten Stellen hinterlegt sind.<br />
Spezifische Schulung zu speziellen<br />
Themen wie Drucklufteinsatz,<br />
Wärmerückgewinnung usw.<br />
Wesentliche<br />
Akteure im EnMS<br />
Energiemanager,<br />
Energieteam,<br />
Projektleiter<br />
etc.<br />
Allgemeine Schulungen zum Thema<br />
Energiemanagement<br />
Bereichsleiter,<br />
Abteilungsleiter etc.<br />
Sensibilisierung<br />
Alle Mitarbeiter<br />
Abb. 22: Schulungskonzept im Rahmen eines Energiemanagementsystems.<br />
ENERGIE-<br />
CONTROLLING<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
33
Für die Schulung der Mitarbeiter eignen sich folgende<br />
Schritte:<br />
Zunächst sollten diejenigen Mitarbeiter identifiziert werden,<br />
die relevante Aufgaben im Bereich des Energiemanagements<br />
übernehmen können. Neben den Mitgliedern<br />
des Energieteams zählen hierzu insbesondere auch Mitarbeiter<br />
mit besonders energierelevanten Tätigkeiten, z. B.<br />
Werks- oder Werkstattleiter, Schichtleiter oder Anlagenführer.<br />
Abhängig vom Kenntnisstand und den Fähigkeiten der ermittelten<br />
Kollegen können geeignete Schulungsprogramme<br />
erarbeitet werden. Dabei empfiehlt es sich, neben den unternehmensspezifischen<br />
Schulungsprogrammen, z. B. zu<br />
vorhandenen Anlagen, Prozessen oder neuen Technologien,<br />
auch allgemeine Weiterbildungsprogramme, z. B. zum<br />
energieeffizienten Handeln, zu entwickeln.<br />
Für neue Mitarbeiter sollte eine Einführungsschulung zum<br />
innerbetrieblichen Energiemanagement und zu energieeffizientem<br />
Handeln stattfinden. Auch externe Dienstleister,<br />
deren Mitarbeiter im Unternehmen arbeiten, sollten über das<br />
Energiemanagement des Unternehmens informiert werden.<br />
Information und Motivation.<br />
Werden die Mitarbeiter kontinuierlich über den Stand der<br />
Einsparbemühungen und den Status der Zielerreichung informiert,<br />
steigert dies ihre Bereitschaft, einen persönlichen<br />
Beitrag zu leisten. Um die Motivation der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten,<br />
empfiehlt sich die regelmäßige Kommunikation<br />
aktueller Verbrauchswerte oder Energiekennzahlen und damit<br />
der Erfolge des Energiemanagements.<br />
Sensibilisierung, Bewusstseinsbildung und Schulung<br />
von Mitarbeitern.<br />
Bei den Mitarbeitern liegen, je nach Art des Unternehmens,<br />
teilweise große Energieeinsparpotenziale, die überwiegend<br />
ohne investive Maßnahmen erschlossen werden können. Dafür<br />
müssen Mitarbeiter jedoch hinsichtlich vorhandener Energieeffizienzpotenziale<br />
sensibilisiert werden, mit dem Ziel, ihr Verhalten<br />
mittel- bis langfristig zu verändern.<br />
Für die Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der<br />
Mitarbeiter eignen sich folgende Schritte:<br />
Information über die Entscheidung der Geschäftsführung zur<br />
Einführung eines Energiemanagements. Hierbei sollte die zukünftige<br />
Energiepolitik des Unternehmens vorgestellt, die<br />
34<br />
Ratgeber Energiemanagement.
ersten Ziele im Aktionsplan beschrieben und zur Unterstützung<br />
durch die Mitarbeiter aufgerufen werden. Hier empfiehlt es<br />
sich, auf die besonderen Möglichkeiten der Mitwirkung jedes<br />
Mitarbeiters hinzuweisen und zu verdeutlichen, dass für eine<br />
erfolgreiche Implementierung des Energiemanagements die<br />
Beteiligung aller Mitarbeiter von zentraler Bedeutung ist.<br />
Über geeignete Kommunikationskanäle, z. B. Intranet,<br />
Schwarzes Brett, Mitarbeiterzeitschrift, Newsletter oder Flyer,<br />
sollten die Mitarbeiter über Energieeffizienzpotenziale<br />
am Arbeitsplatz und geeignete Maßnahmen im Unternehmen<br />
informiert werden.<br />
Die Einführung eines Vorschlagswesens kann ein geeignetes<br />
Anreizsystem für selbständige Energieeffizienzmaßnahmen<br />
seitens der Belegschaft sein. Wichtig dabei ist, in regelmäßigen<br />
Abständen Feedback zu den eingereichten Vorschlägen<br />
zu geben, z. B. welche Vorschläge bald in konkrete Maßnahmen<br />
umgesetzt werden.<br />
Mittels Prämiensystemen können Mitarbeiter an den Energiekosteneinsparungen<br />
beteiligt werden.<br />
Große Bedeutung hat auch die Kommunikation der im Rahmen<br />
des Energiemanagements erzielten Energie- und Kosteneinsparungen.<br />
Das erhöht die Motivation und steigert die<br />
weitere Bereitschaft zur Mitwirkung.<br />
Kommunikation im Rahmen des Energiemanagements.<br />
Ein erfolgreich betriebenes Energiemanagementsystem eignet<br />
sich insbesondere dann für eine positive Außenkommunikation,<br />
wenn erste wesentliche Energieeffizienz steigernde und<br />
Kosten senkende Effekte dokumentiert werden können. Die<br />
Außendarstellung des Unternehmens mit positiven Meldungen<br />
zur Steigerung der Energieeffizienz bietet sich an, um sich vom<br />
Wettbewerb abzuheben, aber auch, um etwa Kapitalgebern,<br />
Geschäftspartnern und Kunden hohe Wirtschaftlichkeit und<br />
großes Engagement zu signalisieren.<br />
Auch für die interne Kommunikation sind Positivmeldungen<br />
aufgrund eines gut funktionierenden Energiemanagementsystems<br />
im Unternehmen von Bedeutung. Auf diese Weise wird<br />
der Belegschaft die Wirkung ihres Engagements deutlich und<br />
die Motivation, weiterhin energieeffizient zu arbeiten und zu<br />
wirtschaften, wird gestärkt.<br />
Einhaltung energierechtlicher und anderer Anforderungen.<br />
Wie alle anderen Managementsysteme fordert auch ein<br />
Energiemanagement nach ISO 50001 die Etablierung eines<br />
kontinuierlichen Prozesses, der sicherstellt, dass gesetzliche<br />
Anforderungen (z. B. die Energieeinsparverordnung für Gebäudeneubau<br />
oder -sanierung) eingehalten werden. Änderungen<br />
der gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen frühzeitig bekannt<br />
werden und durch entsprechende Anpassungen im betrieblichen<br />
EnMS umgesetzt werden.<br />
Ablauflenkung.<br />
Die sogenannte Ablauflenkung ist ein Kernpunkt des Energiemanagementsystems<br />
nach ISO 50001. Demnach müssen alle<br />
wesentlichen energieverbrauchsrelevanten Tätigkeiten so geplant<br />
und durchgeführt werden, dass sie mit der Energiepolitik des<br />
Unternehmens und den Energiezielen übereinstimmen. Dies<br />
kann durch die Festlegung von energetischen Kriterien oder<br />
Verfahren geschehen und gilt für die Auswertung und die<br />
Kommunikation dieser Kriterien bzw. Verfahren gegenüber<br />
Mitarbeitern oder externen Akteuren.<br />
Planung und Beschaffung.<br />
Bei der Beschaffung von Produktionsanlagen, Produkten, Energieträgern<br />
und energierelevanten Dienstleistungen müssen gemäß<br />
ISO 50001 energetische Kriterien berücksichtigt werden. Dabei<br />
ist stets der Einfluss auf den Energieverbrauch über die gesamte<br />
Nutzungsdauer zu berücksichtigen. Die Lieferanten müssen entsprechend<br />
darüber informiert werden, dass der Energieverbrauch<br />
ein relevantes Beschaffungskriterium ist.<br />
5.2 Überprüfung und Verbesserung des Energiemanagements.<br />
Das Energiemanagement eines Unternehmens ist ein kontinuierlicher<br />
Prozess. Damit auch die langfristigen Energieeffizienzziele<br />
erreicht werden, bedarf es neben einer kontinuierlichen<br />
Überwachung und Überprüfung von Energieverbrauch und<br />
Energieeffizienz sowie der zum Energiemanagement gehörenden<br />
organisatorischen Prozesse auch eines regelmäßigen<br />
Abgleichs des Istzustands mit den strategischen und operativen<br />
Zielen. Werden Zielabweichungen festgestellt, müssen gegebenenfalls<br />
Korrekturmaßnahmen erarbeitet und eingeleitet<br />
werden.<br />
Kontinuierliches Messen und Überprüfen.<br />
Im Rahmen eines Energiemanagementsystems werden Ziele<br />
hinsichtlich der Entwicklung der energiebezogenen Leistung<br />
in Aktionsplänen festgelegt, in denen vorgegeben wird, wie<br />
die Ziele konkret erreicht werden können. In regelmäßigen Abständen<br />
muss überprüft werden, ob die Aktionspläne auch tatsächlich<br />
umgesetzt und die festgelegten Ziele erreicht werden.<br />
Bei der Überprüfung helfen die vorab definierten Energieleistungskennzahlen,<br />
die verschiedene Messwerte in ein Verhältnis<br />
setzen – z. B. Energieverbrauch zu Produktionsmenge – und<br />
eine einfache Erfassung der Entwicklung ermöglichen.<br />
Damit die Kennzahlen stets den aktuellen Zustand abbilden,<br />
müssen die zugrundeliegenden Werte in regelmäßigen Abständen<br />
gemessen bzw. ermittelt werden. Diese sind von der<br />
Größe und Art des Unternehmens abhängig und können von<br />
monatlichen Messungen bis zur Echtzeitmessung variieren. Besonders<br />
bei energieintensiven Prozessen und Anlagen ist eine<br />
kontinuierliche automatische Datenerfassung, die jederzeit<br />
eine Bewertung des aktuellen Zustands erlaubt, zu empfehlen.<br />
Ist diese nicht vorhanden, muss sichergestellt werden, dass die<br />
Daten regelmäßig erfasst und für das Energiemanagement verfügbar<br />
gemacht werden.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
35
Neben der Überprüfung der energiebezogenen Leistung muss<br />
auch kontrolliert werden, ob die gültigen regulatorischen<br />
Rahmenbedingungen eingehalten werden. Es empfiehlt sich,<br />
hierzu ein Rechtsregister anzulegen, das gepflegt und auf dem<br />
aktuellen Stand gehalten wird.<br />
Aktualisieren der Energieanalyse und der Aktionspläne.<br />
Die Energieanalyse bildet die Basis für jedes Energiemanagementsystem.<br />
Sie sollte in Umfang und Häufigkeit der Größe<br />
und dem Energieeinsatz des Unternehmens angemessen sein.<br />
Umfang, Häufigkeit, Methodik und die zu verwendenden Messinstrumente<br />
sollten vorab festgelegt und bei der Durchführung<br />
dokumentiert werden, um eine Vergleichbarkeit der wiederkehrenden<br />
Analysen sicherzustellen.<br />
Häufig wird bei der Einführung eines Energiemanagementsystems<br />
zunächst eine eher grobe Energieanalyse mit wenigen,<br />
temporären Messeinrichtungen durchgeführt. Daher sollte in<br />
regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob die Qualität der<br />
Energieanalyse verbessert werden kann. Werden Änderungen<br />
an der Methodik durchgeführt oder neue Messinstrumente<br />
installiert, müssen diese Änderungen dokumentiert werden.<br />
Änderungen sollten möglichst so durchgeführt werden, dass<br />
weiterhin eine Vergleichbarkeit zu vorherigen Analysen bestehen<br />
bleibt.<br />
Wird bei der Überprüfung der gesetzten Ziele festgestellt, dass<br />
die Entwicklung der Energieleistungskennzahlen von der erwarteten<br />
Entwicklung abweicht und ein Verfehlen der Ziele<br />
droht, gilt es, die Ursachen zu identifizieren, um gezielt gegensteuern<br />
zu können. Eine mögliche Ursache kann die ausgebliebene<br />
oder unvollständige Umsetzung der Aktionspläne sein.<br />
In diesem Fall müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die<br />
Umsetzung nachzuholen. Eine andere Ursache kann auch in<br />
veränderten Rahmenbedingungen, z. B. Zu- und Abnahme der<br />
Produktionsmenge oder neu installierte Anlagen, liegen. Es<br />
gilt, den Einfluss dieser Faktoren zu bewerten und gegebenenfalls<br />
die Ziele und Aktionspläne für die Zukunft an die neuen<br />
Rahmenbedingungen anzupassen.<br />
5.3 Maßnahmenüberprüfung im Sinne eines<br />
zertifizierten Energiemanagementsystems.<br />
Zentraler Bestandteil zur Überprüfung und Verbesserung des<br />
Energiemanagementsystems ist das interne Audit, das eine<br />
systematische Überprüfung der Funktionsweise des Energiemanagements<br />
inkl. der Ziele und Maßnahmen beinhaltet.<br />
Gemäß der Energiemanagementsystem-Norm ISO 50001 müssen<br />
alle energetisch relevanten Tätigkeiten und Prozesse gemessen<br />
und überwacht werden. Energiemessungen sind in einem<br />
Messplan zu dokumentieren. Die Energieleistungskennzahlen<br />
müssen verfolgt und ausgewertet werden, die Wirksamkeit<br />
der Aktionspläne und die Erreichung der Energieziele muss<br />
kontinuierlich überwacht werden. Auch die Einhaltung gesetzlicher<br />
und anderer energierelevanter Anforderungen muss<br />
überwacht werden. Eine besondere Bedeutung hierbei haben<br />
interne Audits.<br />
Definition Audit:<br />
Ein Audit ist ein systematischer, unabhängiger und dokumentierter<br />
Prozess zur Erlangung von Nachweisen und deren objektiver<br />
Auswertung. Er dient der Überprüfung, inwieweit<br />
die Anforderungen an ein Energiemanagement erfüllt sind.<br />
(DIN EN ISO 50001)<br />
Internes Audit.<br />
Bei einem internen Audit handelt es sich um eine Begutachtung<br />
der Managementelemente eines Energiemanagementsystems,<br />
die durch eigene Mitarbeiter oder durch hinzugezogene<br />
externe Auditoren erbracht werden kann. Ziel eines internen<br />
Audits ist es, das Energiemanagementsystem aus einem unabhängigen<br />
und gleichzeitig kritischen Blickwinkel zu beleuchten,<br />
zu bewerten und Optimierungspotenziale zu erschließen,<br />
woraus Maßnahmenverbesserungen hervorgehen sollten.<br />
Nach der DIN EN ISO 50001 müssen in festgelegten Zeitabständen<br />
interne Audits durchgeführt werden. Dabei wird überprüft,<br />
ob das Managementsystem die Normvorgaben erfüllt und<br />
die Regelungen umgesetzt werden,<br />
ob die Regelungen wirksam sind (das heißt, ob die Ziele erreicht<br />
werden) und<br />
ob die energiebezogene Leistung durch das EnMS verbessert<br />
wird.<br />
Interne Audits werden in der Regel einmal pro Jahr durchgeführt.<br />
Hierbei muss sichergestellt werden, dass der Auditor,<br />
wenn er ein interner Mitarbeiter ist, nicht seinen eigenen Bereich<br />
bewertet. Die Ergebnisse der Audits geben in Form eines<br />
Ergebnisberichts Auskunft über die Erfüllung bzw. Nichterfüllung<br />
der normativen Anforderungen und nennen Optimierungspotenziale<br />
sowie mögliche Maßnahmen. Sie müssen in<br />
jedem Fall dem Topmanagement vorgelegt werden.<br />
Im Ergebnis wird ein Auditbericht erstellt, der neben den Energieleistungskennzahlen<br />
auch die im Audit identifizierten Verbesserungsmaßnahmen<br />
und Optimierungspotenziale dokumentiert<br />
und der Geschäftsführung als Grundlage für das Management<br />
Review dient.<br />
Im letzten Schritt des Managementzyklus sollte das Energiemanagementsystem<br />
durch die Geschäftsführung bewertet<br />
36<br />
Ratgeber Energiemanagement.
werden. Im Mittelpunkt steht dabei nicht die Bewertung der<br />
Arbeiten einzelner Personen, sondern die übergeordnete und<br />
objektive Bewertung der Wirksamkeit und Angemessenheit<br />
des Energiemanagementsystems, z. B. Stand der Zielerreichung<br />
und Reflexion der Ziele. Aufbauend auf den Energieleistungskennzahlen,<br />
der Zielerreichung, den Ergebnissen des internen<br />
Audits und den Verbesserungsvorschlägen der Mitarbeiter (siehe<br />
Abschnitt 5.1) werden im Management Review die Energieziele<br />
und der Maßnahmenplan aktualisiert und ggf. angepasst. Im<br />
Ergebnis liegt ein Beschluss mit neuen oder angepassten Zielen<br />
und Maßnahmen für den nächsten Zyklus des Energiemanagementsystems<br />
vor.<br />
Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen.<br />
Werden beispielsweise Probleme oder Abweichungen von den<br />
Anforderungen der Norm (sogenannte Nichtkonformitäten) im<br />
Rahmen eines Audits festgestellt, müssen diese korrigiert und<br />
ihre Ursachen ermittelt und beseitigt werden (Korrekturmaßnahmen).<br />
Aufgetretene Probleme lassen sich oftmals auch auf<br />
andere Bereiche übertragen und somit im Voraus verhindern.<br />
Die Norm fordert ausdrücklich auch die Umsetzung solcher<br />
Vorbeugungsmaßnahmen.<br />
Abweichungen können beispielsweise sein:<br />
Vorgaben für energierelevante Abläufe werden nicht<br />
umgesetzt.<br />
Energieverbräuche schwanken unerwartet.<br />
Druckluftleckagen werden entdeckt.<br />
Rohrleitungen sind nicht isoliert.<br />
Management Review.<br />
Die Geschäftsführung bewertet den Status des Energiemanagementsystems<br />
in festgelegten Zeitabständen – mindestens einmal<br />
pro Jahr – in Hinblick auf Wirksamkeit und Angemessenheit.<br />
Die Bewertung fließt in ein Management Review ein, das<br />
unter anderem folgende Aspekte thematisiert:<br />
Ergebnisse der in vorherigen Reviews beschlossenen<br />
Aktivitäten.<br />
Änderungsbedarf bei der Energiepolitik. Zielerreichung und<br />
Bewertung der Rechtskonformität.<br />
Energiebezogene Leistung.<br />
Stand von Vorbeugungs- und Korrekturmaßnahmen.<br />
Verbesserungsvorschläge.<br />
Das Management Review fasst notwendige Änderungen des<br />
Energiemanagementsystems – etwa Anpassungen der Energiepolitik,<br />
Festlegung neuer Ziele, Änderungen bei Ressourcen<br />
oder Kennzahlen – verbindlich zusammen.<br />
Im Rahmen eines Energiemanagementsystems stellt es den<br />
Neubeginn des kontinuierlich ablaufenden PDCA-Zyklus dar,<br />
wie er bereits in Abschnitt 1 dieses Ratgebers beschrieben ist.<br />
Auf Basis des Management Reviews kann also mit dem neuen<br />
„Do“ begonnen werden.<br />
Definition Korrekturmaßnahme:<br />
Eine Korrekturmaßnahme ist eine Maßnahme zur Besei<br />
tigung der Ursache einer erkannten Nichtkonformität.<br />
(DIN EN ISO 50001)<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
37
Systematisch Energiekosten senken.<br />
Interpretationsleitfaden zur Einführung eines Energiemanagementsystems nach DIN EN 50001 oder<br />
Energiemanagement-Aktivitäten gemäß Spitzenausgleich-Effizienzsystem-Verordnung (SpaEfV).<br />
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />
<strong>Handbuch</strong> für betriebliches<br />
Energiemanagement.<br />
Energiemanagement in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Publikationen (Auswahl).<br />
Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />
der Aufdeckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />
und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />
Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />
www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />
<strong>Handbuch</strong> für betriebliches Energiemanagement.<br />
Das 72 Seiten umfassende <strong>Handbuch</strong> zeigt, wie ein effektives<br />
Energiemanagement in Unternehmen eingeführt werden<br />
kann. Dabei werden alle relevanten Handlungsebenen im<br />
Unternehmen ausführlich angesprochen: von der Unternehmensleitung<br />
über den Energiemanager, der die Einführung<br />
eines betrieblichen Energiemanagements begleitet, bis zu<br />
den Betriebsebenen wie Controlling und Produktion. Das<br />
<strong>Handbuch</strong> greift auch Themen wie Energieberatung und<br />
Energie-Contracting auf und gibt Entscheidungshilfen zur<br />
Einbeziehung dieser Energiedienstleistungen. Komplementiert<br />
wird das Heft durch elf hilfreiche Checklisten.<br />
Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />
über die wichtigsten Energieeffizienztechnologien, über<br />
Beratungsmöglichkeiten sowie Wege zur Finanzierung und<br />
Förderung. Tipps und Praxisbeispiele sollen dabei vor allem<br />
Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz zu investieren.<br />
Interpretationsleitfaden zur ISO 50001.<br />
Der 20-seitige Leitfaden unterstützt Unternehmen bei der<br />
Klärung offener Fragen im Rahmen der Einführung eines<br />
Energiemanagementsystems nach DIN EN 50001 oder von<br />
Energiemanagementaktivitäten gemäß der Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung<br />
(SpaEfV).<br />
Internetangebote (Auswahl).<br />
Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />
und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />
in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />
auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />
In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />
Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />
Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />
Förderungen bereit.<br />
Quickcheck Energiemanagement.<br />
Der Quickcheck verdeutlicht durch Abfrage konkreter Parameter,<br />
wie systematisch und professionell die Energieeffizienzaktivitäten<br />
im eigenen Unternehmen sind. Das Ergebnis<br />
zeigt eine Abschätzung zum Reifegrad des unternehmenseigenen<br />
Energiemanagements und an welchen Stellschrauben<br />
für eine Optimierung gedreht werden sollte.<br />
www.stromeffizienz.de/quickcheck-energiemanagement<br />
Webspecial Energiemanagement.<br />
Das interaktive Webspecial zeigt anhand eines beispielhaften<br />
Unternehmens die wesentlichen Schritte im Energiemanagement.<br />
Es ist speziell auf die beteiligten Personengruppen –<br />
Geschäfts führung, Controlling, Produktionsebene, Energiemanager<br />
und Energieberater – zugeschnitten.<br />
www.webspecial-energiemanagement.de<br />
Referenzprojekte-Datenbank.<br />
Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />
aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />
Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />
hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />
gute Über tragbarkeit aus.<br />
www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />
38<br />
Ratgeber Energiemanagement.
Die Initiative EnergieEffizienz.<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />
Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />
und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />
der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />
und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />
von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />
gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />
für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />
anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />
Internettools zur Bewertung der Energieeffizienzpotenziale<br />
im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />
der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />
für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />
Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />
zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />
geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />
Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />
der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />
KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />
die DZ BANK AG.<br />
www.dena.de<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />
wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Impressum.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />
Chausseestraße 128 a<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />
Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />
E-Mail: info@dena.de<br />
www.dena.de<br />
Redaktion.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Andrea Grahl, Carsten Grohne, Sebastian Peters<br />
Bildnachweis.<br />
S. 30: @mmx/Fotolia.com<br />
S. 32: @George Doyle/Thinckstockphotos.com<br />
Layout.<br />
BBS Werbeagentur GmbH<br />
Druck.<br />
Druckhaus Rihn GmbH<br />
Stand.<br />
12/2013<br />
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />
Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
39
Art.-Nr. 1425<br />
Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />
in Industrie und Gewerbe:<br />
kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Eine Initiative von:<br />
Gefördert durch:
Ratgeber Energieberatung.
2<br />
Ratgeber Energieberatung.
Inhalt.<br />
1 Einführung in das Thema. ............................................................................................................................................................................................. 4<br />
2 Die Energieberatung – vom Vorgespräch bis zum Energieeinsparkonzept. ....................................................................................... 7<br />
2.1 Initialberatung – die Istanalyse. .................................................................................................................................................................................... 9<br />
2.2 Detailberatung – die Maßnahmenumsetzung vorbereiten. ............................................................................................................................. 12<br />
2.3 Anwendungsbereiche der Energieberatung. .......................................................................................................................................................... 16<br />
3 Der Energieberater – das zeichnet ihn aus. ........................................................................................................................................................ 17<br />
3.1 Qualifikationen und berufliche Erfahrung. ............................................................................................................................................................. 17<br />
3.2 Beratungsanbieter. ............................................................................................................................................................................................................. 18<br />
4 Zur Tat schreiten – Berater finden und Fördermöglichkeiten prüfen. .................................................................................................. 19<br />
4.1 Energieberatersuche. ......................................................................................................................................................................................................... 19<br />
4.2 Förderprogramme für Energieberatung. ................................................................................................................................................................. 21<br />
5 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ............................................................................................................................................ 22<br />
Impressum. ...................................................................................................................................................................................................................... 23<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
3
1 Einführung in das Thema.<br />
Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen sind in der Regel<br />
hochrentabel, nicht selten mit einer internen Verzinsung im<br />
zweistelligen Prozentbereich. Aber nicht immer sind Investitionen<br />
notwendig, um Energieverbrauch und -kosten im Unternehmen<br />
zu senken. Oft führen schon kleinere Anpassungen im<br />
Arbeitsablauf oder ein bewusstes Abschalten nicht benötigter<br />
Geräte und Anlagen zu erheblichen Einsparungen – ganz ohne<br />
Kapitalaufwand.<br />
Ein externer Energieberater kann helfen, einen guten Überblick<br />
über den Energieverbrauch im Unternehmen zu erhalten.<br />
Der Energieberater analysiert die aktuelle Energieverbrauchssituation,<br />
bewertet das Energieeffizienzniveau und erarbeitet<br />
Vorschläge für Maßnahmen, mit denen die Energieeffizienz<br />
erhöht und der Energieverbrauch und die -kosten verringert<br />
werden können.<br />
Energieberatung.<br />
Energieberatung ist eine der gängigsten Energiedienstleistungen.<br />
Ein erfahrener Energieberater leistet wertvolle<br />
Unterstützung bei der Identifizierung von Energieeinsparpotenzialen<br />
sowie der Entwicklung und Umsetzung von<br />
Energieeffizienzmaßnahmen. Eine Energieberatung hat<br />
unter anderem folgende Vorteile:<br />
Energie- und Kosteneinsparungen.<br />
Ein Energieberater analysiert die energetischen Einsparpotenziale<br />
im Unternehmen. Basierend auf diesen Potenzialen<br />
werden für unterschiedliche Unternehmensbereiche und<br />
Anwendungsfelder konkrete Energieeffizienzmaßnahmen<br />
vorgeschlagen. Diese Maßnahmen sind häufig hochwirtschaftlich.<br />
Know-how-Gewinn.<br />
Ein Energieberater bringt Know-how und Expertenwissen ein.<br />
Durch seine Sicht von außen auf die Betriebsabläufe setzt er<br />
neue Impulse. Dadurch bauen Unternehmen Know-how auf,<br />
das sie auch in Zukunft nutzen können.<br />
Energiekennzahlen und Benchmarking.<br />
Eine Energieberatung hilft, Prozesse zur Bildung von Kennzahlen<br />
(z. B. Energieverbrauch pro produzierte Einheit) zu<br />
starten. Mittels solcher Kennzahlen können Ziele zur Senkung<br />
von Energieverbrauch und -kosten festgelegt werden, aber<br />
auch Vergleiche mit äquivalenten Prozessen im eigenen oder<br />
in anderen Unternehmen (Benchmark) vorgenommen werden.<br />
CO 2 -Reduktion.<br />
Durch die Senkung des Energieverbrauchs, der sich aus den<br />
vom Energieberater empfohlenen Energieeffizienzmaßnahmen<br />
ergeben kann, emittiert Ihr Unternehmen abhängig von<br />
den eingesetzten Energieträgern weniger CO 2 .<br />
Moderne Technologien.<br />
Im Zuge der Umsetzung der vom Energieberater empfohlenen<br />
Energieeffizienzmaßnahmen kommen vielfach neue,<br />
energiesparende Technologien im Unternehmen zum Einsatz.<br />
Die verbesserte Anlagentechnik führt häufig auch zu<br />
geringeren Wartungs- und Instandhaltungskosten.<br />
Finanzielle Förderung für Energieberatung.<br />
Für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) besteht die<br />
Möglichkeit, eine geförderte Energieberatung in Anspruch zu<br />
nehmen. Im Rahmen des Förderprogramms „Energieberatung<br />
Mittelstand“ fördern das Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Energie (BMWi) und die KfW Bankengruppe Energieberatungen<br />
mit bis zu 80 Prozent der förderfähigen Beratungskosten.<br />
Somit müssen Unternehmen nur einen kleinen Teil der<br />
Kosten selbst tragen. Auch die Umsetzung der vom Energieberater<br />
empfohlenen Energieeffizienzmaßnahmen ist förderfähig.<br />
Weitere Details hierzu finden sich auf Seite 21.<br />
Energieeinsparpotenziale in Unternehmen.<br />
Die tatsächlichen Energieeinsparpotenziale hängen stark<br />
von der Ausgangssituation im jeweiligen Unternehmen, dem<br />
Zustand der Anlagen sowie den Produktionsbedingungen ab.<br />
Daher ist eine systematische und detaillierte Betrachtung des<br />
Einzelfalls notwendig, um alle Potenziale korrekt erfassen und<br />
beziffern zu können.<br />
Bei vielen <strong>Querschnittstechnologien</strong> bestehen wirtschaftliche<br />
Energie- und Kosteneinsparpotenziale von 30 Prozent und<br />
mehr. Unter dem Begriff <strong>Querschnittstechnologien</strong> werden<br />
Anwendungen wie Druckluft-, Pumpen- oder Lüftungssysteme,<br />
aber auch Wärmeversorgungssysteme verstanden, die branchenübergreifend<br />
in fast jedem Unternehmen im Einsatz sind.<br />
Zur Erschließung dieser Energieeffizienzpotenziale ist es<br />
empfehlenswert, die Systeme im Ganzen zu betrachten und sie<br />
schrittweise zusammenhängend zu optimieren. So bestehen zum<br />
4<br />
Ratgeber Energieberatung.
Beispiel bei Druckluftsystemen Einsparmöglichkeiten in der gesamten<br />
Kette der Druckluftnutzung: von den Abnehmern über das<br />
Verteilsystem und die Aufbereitung bis zu den Kompressoren<br />
und der Steuerung. Durch gezielte Abwärmenutzung in Druckluftsystemen<br />
lassen sich häufig zusätzliche Energieeinspareffekte<br />
in parallelen Anwendungen (z. B. im Heizsystem) erzielen. Für<br />
diese Systembetrachtung braucht es Expertenwissen, das ein gut<br />
ausgebildeter und erfahrener Energieberater mitbringt.<br />
Beleuchtung Druckluft Pumpensysteme Kälte- und Kühlwasseranlagen<br />
Wärmeversorgung<br />
Lüftungsanlagen<br />
Abb. 1: Typische Energieeffizienzpotenziale bei <strong>Querschnittstechnologien</strong> in Unternehmen.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
5
Praxisbeispiel: Energieberatung in<br />
der Lebensmittelindustrie.<br />
Um Energiekosten zu senken, ließ das Cateringunternehmen<br />
LSG Sky Chefs Deutschland GmbH, das etwa 8.000<br />
Mahlzeiten pro Tag für Fluggesellschaften produziert, eine<br />
umfassende Energieberatung durchführen.<br />
Beispielhafte Energieeffizienzmaßnahmen:<br />
Einsatz einer frequenzgeregelten Kälteanlage<br />
Installation einer übergeordneten Steuerung<br />
Installation einer Wärmerückgewinnung<br />
Beratung.<br />
Die Beratung zeigte auf, dass 60 Prozent des Strombedarfs<br />
auf die Gewerbekälte entfielen und Lüftungsanlagen,<br />
Produktion und Beleuchtung 40 Prozent ausmachten. Im<br />
weiteren Verlauf konzentrierte sich die Energieberatung<br />
auf die Optimierung des energieintensivsten Bereichs, der<br />
Kältebereitstellung. Dafür entwickelte das Beratungsunternehmen<br />
ein Konzept, bei dem der Energieeinsatz flexibel<br />
dem jeweiligen Bedarf angepasst werden konnte, und<br />
unterstützte LSG Sky Chefs auch bei der Umsetzung.<br />
Die Ergebnisse in Zahlen:<br />
Energieeinsparung<br />
330.000 kWh/Jahr<br />
Prozentuale Energieeinsparung 70 %<br />
CO 2 -Reduktion<br />
646 t/Jahr<br />
Energiekosteneinsparung<br />
160.000 €/Jahr<br />
Investitionen 383.000 €<br />
Kapitalwert* 420.000 €<br />
Kapitalrendite, statisch 41 %<br />
* Annahme zur Wirtschaftlichkeit: 10-jährige Nutzungsdauer der Investition und<br />
kalkulatorischer Zinssatz von 15 Prozent.<br />
6<br />
Ratgeber Energieberatung.
2 Die Energieberatung – vom Vorgespräch<br />
bis zum Energieeinsparkonzept.<br />
Eine professionelle Energieberatung für Unternehmen besteht<br />
aus mehreren Phasen und Arbeitsschritten. Je nach Ausgangslage<br />
und geforderter Detailtiefe umfasst die Beratung z. B. eine<br />
Initial- oder Detailberatung, eine Umsetzungsbegleitung oder<br />
mehrere dieser Beratungspakete nacheinander.<br />
Phase 1:<br />
Initialberatung (siehe auch Seite 9 ff.).<br />
Im Fokus der Initialberatung steht die Analyse des Istzustands im<br />
Unternehmen. Diese kann alle Energieanwendungen umfassen<br />
oder sich auf einzelne, ausgesuchte Bereiche konzentrieren. Im<br />
Rahmen der Analyse werden die aktuellen Energie verbräuche<br />
und -kosten erfasst und dokumentiert. Anhand dieser Daten<br />
kann der Energieberater abschätzen, bei welchen Prozessen ein<br />
hohes Einsparpotenzial zu erwarten ist und sich weitere Untersuchungen<br />
lohnen. Zum Abschluss der Initial beratung wird<br />
der Energieberater bereits Hinweise auf wirtschaftlich umsetzbare<br />
Maßnahmen zur Senkung von Energie verbrauch und<br />
-kosten geben.<br />
Phase 2:<br />
Detailberatung (siehe auch Seite 12 ff.).<br />
Die Detailberatung konzentriert sich auf die umfassende<br />
Analyse ausgewählter Prozesse und die Erarbeitung konkreter<br />
Energieeffizienzmaßnahmen. Sie erfolgt oftmals im Anschluss<br />
an die Initialberatung, kann aber auch unabhängig davon<br />
durchgeführt werden, insbesondere dann, wenn dem Unternehmen<br />
bereits ausreichende Daten für eine Bewertung des<br />
Istzustands vorliegen. Im Ergebnis wird vom Energieberater<br />
ein Energieeinsparkonzept erarbeitet, mit dem konkrete<br />
Empfehlungen für Energieeffizienzmaßnahmen und deren<br />
Priorisierung ausgesprochen und Vorschläge zur Finanzierung<br />
und zu Fördermöglichkeiten vorgelegt werden.<br />
Bei einer Energieberatung in Industrie und Gewerbe<br />
stehen zumeist folgende Bereiche im Fokus:<br />
Energieumwandlungsanlagen (z. B. in den Bereichen<br />
Dampf- und Warmwassererzeugung, Heizungen sowie<br />
Anlagen für Kältetechnik und Druckluft)<br />
Hilfsprozesse und -anlagen (z. B. in den Bereichen<br />
Lüftungsanlagen, Fördertechnik und Beleuchtung)<br />
Gebäudehülle<br />
Produktionsanlagen<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
7
Ablaufschema einer Energieberatung:<br />
Suche und Auswahl<br />
des Energieberaters<br />
Erstgespräch: Festlegung der<br />
Beratungsziele und des Vorgehens<br />
Beratungsschwerpunkte.<br />
Die Energieberatung kann den gesamten Betrieb betreffen,<br />
kann sich je nach Bedarf aber auch auf einen oder mehrere<br />
Teilbereiche des Unternehmens konzentrieren. Es ist auch<br />
möglich, im Rahmen der Energieberatung nur bestimmte<br />
Anlagen bzw. Gebäudeteile zu untersuchen. Die Fähigkeiten<br />
und Erfahrungen des Beraters sollten zu den spezifischen<br />
Anforderungen passen (siehe Kapitel 3).<br />
Initialberatung<br />
Detailberatung<br />
Ortsbegehung durch den Energieberater<br />
Zusammenstellung von Daten<br />
durch das Unternehmen<br />
Bewertung der Daten, erste Maßnahmenvorschläge<br />
und Abschlussbericht des Energieberaters<br />
Entscheidung über das weitere Vorgehen<br />
Besprechung mit dem Energieberater<br />
Datenerhebung und Messungen<br />
durch den Energieberater<br />
Entwicklung energetischer Optimierungsmaßnahmen<br />
durch den Energieberater<br />
Bewertung und Priorisierung der Maßnahmen<br />
durch den Energieberater<br />
Initialberatung Detailberatung<br />
Beitrag zum Erfolg.<br />
Auftraggeber tragen einen entscheidenden Teil zu einer gelungenen<br />
Energieberatung bei. Die Hauptaufgabe des Kunden ist<br />
es, die benötigten Daten zur Verfügung zu stellen und dem<br />
Berater möglichst viele Informationen zu spezifischen Abläufen<br />
und Anforderungen im Betrieb zukommen zu lassen.<br />
Idealerweise sollte das Unternehmen dem Energieberater<br />
einen internen Ansprechpartner nennen, an den er sich mit<br />
allen Fragen wenden kann.<br />
Energieberatung selbst starten.<br />
Unternehmen haben auch die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter im<br />
Rahmen von Fortbildungen, zum Beispiel zum Energiemanager,<br />
ausbilden zu lassen. Entsprechend qualifizierte Mitarbeiter können<br />
erste Aufgaben eines Energieberaters selbst wahrnehmen<br />
und gegebenenfalls Energieeffizienzmaßnahmen eigenständig<br />
entwickeln. Angebote zur Fortbildung gibt es zum Beispiel von<br />
den Industrie- und Handelskammern oder von der Technischen<br />
Akademie Wuppertal.<br />
Tipp.<br />
Übergabe des Energieeinsparkonzepts<br />
Entscheidung über das weitere Vorgehen<br />
Begleitung der Umsetzung<br />
von Maßnahmen durch den Energieberater<br />
Unternehmen, die sich noch nicht mit dem Thema Energieeffizienz<br />
beschäftigt haben, können Kontakt mit ihrer<br />
IHK aufnehmen und einen Termin mit einem sogenannten<br />
Energiecoach vereinbaren. Der Energiecoach stellt<br />
kostenlos die wichtigsten Themen rund um das Thema<br />
Energieeffizienz in Unternehmen vor und gibt Tipps für<br />
die nächsten Schritte.<br />
Mehr Informationen dazu finden Sie unter<br />
www.stromeffizienz.de/industrie-energieberatung.<br />
Abb. 2: Ablaufschema einer Energieberatung.<br />
Begleitung der Maßnahmenumsetzung.<br />
Eine Energieberatung muss sich nicht auf die Erarbeitung ge -<br />
eigneter Energieeffizienzmaßnahmen beschränken. Der Berater<br />
kann auch damit beauftragt werden, die Umsetzung der Maßnahmen<br />
zu begleiten. Dies hat den Vorteil, dass es für den<br />
kompletten Prozess – von der Planung bis zur Kontrolle der<br />
Umsetzung – einen kompetenten und mit den Gegebenheiten<br />
vertrauten Ansprechpartner gibt.<br />
8<br />
Ratgeber Energieberatung.
2.1 Initialberatung – die Istanalyse.<br />
Die Beschreibung der Ausgangsituation ist wesentlicher Bestandteil<br />
einer Energieberatung. Die Istanalyse dient der objektiven<br />
Erfassung von Daten, Fakten, Strukturen und Prozessen<br />
im Unternehmen und dokumentiert den gegenwärtigen Istzustand<br />
– möglichst ohne Verzerrung.<br />
Dauer.<br />
In der Regel braucht der Berater für eine Initialberatung etwa<br />
zwei bis drei Arbeitstage. Unternehmen können diesen Arbeitsaufwand<br />
reduzieren, indem sie ihm die Energieverbrauchsdaten<br />
möglichst vollständig bereitstellen. Es empfiehlt sich, mit dem<br />
Energieberater einen angemessenen Zeitraum zu vereinbaren,<br />
in dem er den Abschlussbericht der Initialberatung erstellt und<br />
im Unternehmen vorstellt.<br />
Kosten.<br />
Abgerechnet wird die Initialberatung üblicherweise über das<br />
Tageshonorar des Beraters. Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
übernimmt die Bundesregierung einen wesentlichen Teil<br />
des Beratungshonorars. Zum Beispiel können kleine und mittlere<br />
Unternehmen im Rahmen der Initiative „Energieberatung<br />
Mittelstand“ von Bundeswirtschaftsministerium und KfW<br />
einen Zuschuss zur Initialberatung von bis zu 80 Prozent bzw.<br />
1.280 Euro erhalten (siehe Kapitel 4).<br />
Schritt 1:<br />
Suche und Auswahl eines Energieberaters.<br />
Da die Bezeichnung Energieberater in Deutschland nicht<br />
geschützt oder an einen Berufszweig gekoppelt ist, sollten bei<br />
der Wahl des passenden Energieberaters nicht zuletzt dessen<br />
Qualifikationen und berufliche Erfahrungen Berücksichtigung<br />
finden (siehe Kapitel 3).<br />
Schritt 2:<br />
Erstgespräch mit dem Energieberater.<br />
Nachdem ein geeigneter Energieberater ausgewählt worden ist,<br />
wird in einem ersten Gespräch das Vorgehen für die Initial bera<br />
tung abgestimmt. Im Zuge dessen werden die Erwartungen<br />
besprochen und wird der Beratungsumfang festgelegt. Dabei<br />
wird auch entschieden, welche Systeme und Anlagen betrachtet<br />
werden sollen. Im Gegenzug informiert der Energieberater<br />
über seine Leistungen und stellt seine Vorgehensweise und<br />
Methodik vor. Damit sich der Energieberater möglichst schnell<br />
einen ersten Eindruck von der Ausgangssituation verschaffen<br />
kann, ist es sinnvoll, gewisse Basisdaten (z. B. Gesamt energieverbrauch,<br />
Gesamtenergiekosten, wesentliche Energie an wendungen)<br />
bereits im Vorfeld zur Verfügung zu stellen.<br />
Schritt 3:<br />
Ortsbegehung durch den Energieberater.<br />
Durch eine Begehung vor Ort verschafft sich der Berater einen<br />
ersten Eindruck von den Anlagen und Systemen im Unternehmen.<br />
Dabei sollten ihm alle wichtigen Prozesse und Anlagen<br />
sowie die Versorgungstechnik gezeigt werden. Zusätzlich ist<br />
es hilfreich, wenn das technische Personal und das Wartungspersonal<br />
dem Energieberater für Auskünfte zur Verfügung stehen.<br />
Bei der Ortsbegehung kann der Energieberater außerdem<br />
Informationen sammeln, die im Fragebogen zur Energiedatenerfassung<br />
nicht beantwortet werden konnten.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
9
Schritt 4:<br />
Datenzusammenstellung für den Energieberater.<br />
Für die Initialberatung greift der Energieberater auf Daten<br />
zurück, die ihm vom Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden.<br />
Dazu gehören insbesondere die monatlichen Strom- und<br />
Gasverbräuche der letzten Jahre. Idealerweise sollten Unternehmen<br />
dem Berater auch Daten zum Lastgang bereitstellen. Sind<br />
bereits eigene Zähler im Unternehmen installiert und Daten zu<br />
den Lastgängen aufgezeichnet, können diese dem Energieberater<br />
zur Verfügung gestellt werden. Ist dies nicht der Fall, können<br />
Daten zu den Lastgängen beim Energieversorger erfragt<br />
werden. Da der Berater innerhalb der Initialberatung in der<br />
Regel keine eigenen Messungen durchführt, erfolgt die Abfrage<br />
und Erfassung der Energiedaten meist anhand eines ausführlichen<br />
Fragebogens (siehe Auflistung unten). Damit der<br />
Energieberater einen guten Überblick über den energetischen<br />
Istzustand erhält, sollte der Fragebogen möglichst vollständig<br />
beantwortet werden.<br />
Schritt 5:<br />
Bewertung der Daten und Abschlussbericht des<br />
Energieberaters.<br />
In einem Abschlussbericht zur Initialberatung dokumentiert<br />
der Energieberater den aktuellen Energiebedarf und Energieverbrauch<br />
des Unternehmens und bewertet ihn im Hinblick auf<br />
Optimierungspotenziale. Dabei gibt er erste Hinweise auf<br />
bestehende energetische Mängel und wie diese behoben werden<br />
können. Die Ergebnisse des Abschlussberichts sollten in<br />
jedem Fall persönlich vom Berater präsentiert und detailliert<br />
erläutert werden.Wenn nicht alle Informationen verfügbar<br />
sind, wird der Energieberater mit Schätzwerten operieren, die<br />
sich an branchenüblichen Durchschnittswerten orientieren.<br />
Werden Schätzwerte verwendet, müssen sie im Abschlussbericht<br />
entsprechend gekennzeichnet sein.<br />
Schritt 6:<br />
Entscheidung über das weitere Vorgehen.<br />
In einigen Fällen reicht eine Initialberatung aus. Dies ist zum<br />
Beispiel der Fall, wenn sich das Einsparpotenzial durch kleinere<br />
Maßnahmen erschließen lässt, die ohne weitere Untersuchun gen<br />
umgesetzt werden können. Dabei kann es sich beispielsweise<br />
um organisatorische und einfache technische Maßnahmen<br />
handeln. Wird jedoch im Abschlussbericht der Initialberatung<br />
ein größeres Energieeinsparpotenzial aufgezeigt, das genauer<br />
untersucht werden sollte, dann empfiehlt sich, eine Detailbe ratung<br />
in Anspruch zu nehmen (siehe Seite 12). Natürlich können<br />
auf Basis einer Initialberatung auch weitere unternehmensinterne<br />
Untersuchungen vorgenommen und Einsparmaß nahmen<br />
ausgearbeitet und umgesetzt werden.<br />
Daten, die im Rahmen der Initialberatung erfasst werden.<br />
Die hier aufgelisteten Daten beziehen sich auf eine Untersuchung<br />
des gesamten Unternehmens. Bei einer Initialberatung<br />
zu einzelnen Teilbereichen oder Anlagen des Unternehmens<br />
werden nur die Daten der betroffenen Bereiche und Anlagen<br />
aufgenommen.<br />
Allgemeines zum Unternehmen.<br />
Anschrift, Branche, Mitarbeiterzahl, Umsatz etc.<br />
Hauptprodukte und Produktionsmenge mit Produktionsabläufen<br />
und Prozessschritten<br />
Prognosen für die zukünftige Entwicklung<br />
Schichtarbeits- und Urlaubszeiten<br />
Kurzbeschreibung aller Gebäude (Betriebsfläche, Gebäudenutzung<br />
etc.)<br />
Energiebezug.<br />
Energieträger erfasst nach:<br />
Art (Strom, Gas, Öl etc.)<br />
Menge und zeitlichem Verlauf des Energieverbrauchs<br />
(z. B. Lastgänge)<br />
Preisen<br />
Energieinfrastruktur und Energieverbraucher.<br />
Die Energieinfrastruktur umfasst alle Anlagen zur Erzeugung,<br />
Umwandlung, Verteilung und Speicherung von Energie.<br />
Die Energieverbraucher werden in gebäude-, produktionsund<br />
betriebstechnische Anlagen unterteilt.<br />
Erfasst werden unter anderem:<br />
Hersteller, Baujahr<br />
Technische Daten<br />
Technischer Zustand der Anlagen<br />
Leistungs- und Verbrauchsdaten<br />
Wirkungsgrade (sofern Daten vorhanden)<br />
Überwiegende Betriebsweise und Betriebszeiten<br />
Steuerungs-, Mess- und Regelungsmöglichkeiten<br />
Für die wesentlichen Energieverbraucher werden zusätzlich<br />
erfasst:<br />
Maximaler Leistungsbedarf<br />
Minimale und maximale Grenzwerte der Betriebszustände<br />
Lastgang und Auslastung<br />
Produktionsmenge (sofern Daten vorhanden)<br />
Monatliche Verbrauchsdaten (sofern Daten vorhanden)<br />
Energierückgewinnung.<br />
Erfassung von Abwärmeströmen sowie Sekundärbrennstoffen<br />
nach:<br />
Art und Menge<br />
Temperatur- und Druckniveau<br />
Verunreinigungen und zeitlichem Verlauf<br />
Emissionen.<br />
Für die Energieberatung sind insbesondere die CO 2 -Emissionen<br />
relevant, die sich aus den Energieverbräuchen des<br />
Unternehmens ergeben.<br />
10<br />
Ratgeber Energieberatung.
Ergebnis.<br />
Im Abschlussbericht der Initialberatung sind folgende<br />
Punkte enthalten:<br />
Darstellung des energetischen Istzustands (zum Teil in Form<br />
von Grafiken, Annahmen sind gesondert gekennzeichnet)<br />
Aufstellung der Prozesse und Anlagen mit dem höchsten<br />
Energieverbrauch<br />
Bewertung der bisherigen Energiekosten<br />
Beschreibung und Dokumentation von Schwachstellen<br />
und Mängeln<br />
Erste Vorschläge für Energieeffizienzmaßnahmen mit<br />
einer ersten Abschätzung zu deren Wirtschaftlichkeit<br />
und Hinweisen auf Fördermöglichkeiten<br />
Praxisbeispiel: Initialberatung bei einem<br />
Hersteller von Transportanhängern.<br />
Das brandenburgische Unternehmen Hüffermann Transportsysteme<br />
GmbH fertigt für seine Kunden Standard- und<br />
Spezialtransportanhänger im Werk Neustadt/Dosse. Für die<br />
Optimierung seiner Produktionsabläufe und die Modernisierung<br />
des Maschinenparks hat das Unternehmen eine<br />
Initialberatung in Anspruch genommen.<br />
Beratung.<br />
Im Rahmen der Initialberatung wurde der Gesamtenergieverbrauch<br />
des Unternehmens analysiert und einzelnen<br />
Anlagen zugeordnet. Für die Druckluftversorgung,<br />
Abluftabsaugung, Hallenheizung und Beleuchtung wurden<br />
konkrete Ansatzpunkte identifiziert und Energieeinsparpotenziale<br />
durch verschiedene mögliche Maßnahmen<br />
abgeschätzt.<br />
Beispielhafte Ergebnisse.<br />
Bei der Druckluftversorgung könnte fast ein Drittel der<br />
Energie allein durch geringfügige Umbauten und organisatorische<br />
Maßnahmen eingespart werden.<br />
Durch Abschalten nicht benötigter Stromverbraucher<br />
außerhalb der Betriebszeiten lassen sich hohe Energieeinsparungen<br />
erzielen.<br />
Die Ergebnisse der Initialberatung überzeugten die Unternehmensführung,<br />
weitere Schritte zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz einzuleiten. Einige der organisatorischen<br />
Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. Zur Konkretisierung<br />
der bisherigen Ansätze und zur Entwicklung weiterer<br />
Maßnahmen wurde eine Detailberatung in Auftrag gegeben.<br />
Stromverbrauch nach Produktionsbereichen.<br />
Stromverbrauch nach Technologiegruppen.<br />
Endmontage 5 %<br />
Außenbereich 3 %<br />
Oberflächenbehandlung<br />
23 %<br />
Verwaltung 3 %<br />
Druckluft<br />
12 %<br />
Beleuchtung 22 %<br />
Vormontage<br />
40 %<br />
Verschiedene<br />
Bereiche 20 %<br />
Fördertechnik<br />
6 %<br />
Lufttechnik<br />
10 %<br />
Fügen 32 %<br />
Lager 3 %<br />
Reparatur 3 %<br />
Bürogeräte 1 %<br />
Nicht<br />
identifiziert<br />
14 %<br />
Umformen 2 %<br />
Trennen 1 %<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
11
2.2 Detailberatung – die Maßnahmenumsetzung<br />
vorbereiten.<br />
Hat die Initialberatung größere Energieeffizienzpotenziale<br />
aufgezeigt, werden in der anschließenden Detailberatung für<br />
gewöhnlich die Bereiche (zum Beispiel Anlagen und Prozesse)<br />
näher untersucht, bei denen der Berater die höchsten Einsparpotenziale<br />
erwartet. Eine Detailberatung kann jedoch auch<br />
ohne Initialberatung durchgeführt werden, wenn zum Beispiel<br />
der Istzustand im Unternehmen bereits eigenständig analysiert<br />
wurde. Liegen die Ergebnisse der Detailberatung vor, kann die<br />
Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen direkt in Auftrag<br />
gegeben bzw. ausgeschrieben oder gegebenenfalls durch das<br />
Unternehmen selbst vorgenommen werden.<br />
Dauer.<br />
Der Energieberater braucht für eine Detailberatung je nach<br />
Umfang des Untersuchungsbereichs in der Regel etwa fünf bis<br />
zehn Arbeitstage. Je nach Unternehmensgröße und Komplexität<br />
der für den Energieverbrauch maßgeblichen Prozesse kann<br />
die Beratung auch deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Der<br />
Energieberater wird den Zeit- und Kostenaufwand abschätzen<br />
und ein Angebot vorlegen.<br />
Kosten.<br />
Entsprechend Umfang und Aufwand werden auch die Kosten<br />
einer Detailberatung unterschiedlich ausfallen. Der Energieberater<br />
wird für die Beratung einen Tagessatz und gegebenenfalls<br />
weitere Kosten (zum Beispiel für Messtechnik) ansetzen. Es<br />
empfiehlt sich, vom Energieberater eine Einschätzung des Aufwands<br />
mit einem verbindlichen Zeitplan aufstellen zu lassen.<br />
Auch für die Detailberatung übernimmt die Bundesregierung<br />
unter bestimmten Voraussetzungen einen wesentlichen Teil<br />
des Beratungshonorars. KMUs können im Rahmen des Förderprogramms<br />
„Energieberatung Mittelstand“ von BMWi und KfW<br />
einen Zuschuss zur Detailberatung von bis 60 Prozent, maximal<br />
jedoch 4.800 Euro erhalten (siehe Kapitel 4).<br />
Schritt 1:<br />
Abstimmung mit dem Energieberater.<br />
Wenn der Detailberatung eine Initialberatung vorausgegangen ist,<br />
empfiehlt es sich grundsätzlich, die Detailberatung vom gleichen<br />
Berater durchführen zu lassen. Er kennt das Unternehmen und die<br />
betreffenden Systeme bereits, sodass die Zusammenarbeit effizient<br />
fortgesetzt werden kann. Sollte der bisherige Berater nicht über<br />
das erforderliche Spezialwissen verfügen, sollte ein neuer Energieberater<br />
mit den entsprechenden Fachkenntnissen ausgewählt<br />
werden. Dem neu hinzugezogenen Berater sollten bereits vorab<br />
alle im Rahmen der Initialberatung gewonnenen Ergebnisse und<br />
aufgearbeiteten Daten zur Verfügung gestellt werden.<br />
In einem einleitenden Gespräch wird der Energieberater den Auftraggeber<br />
über weitere Messungen und die Verantwortlichkeiten<br />
für einzelne Aufgaben aufklären. Dabei werden auch Arbeitsumfänge,<br />
Ziele, Zeitpunkte, gemeinsame Vor-Ort-Termine sowie der<br />
Termin zur Abgabe des Energieeinsparkonzepts abgestimmt.<br />
Sie sollten dem Energieberater zusätzlich auch absehbare Änderungen<br />
in der Produktion oder ähnliche Entwicklungen mit<br />
einem möglichen Einfluss auf den zukünftigen Energiebedarf<br />
mitteilen. Diese können dann in seine Auswertungen aufgenommen<br />
und bei der Planung der Energieeffizienzmaßnahmen<br />
berücksichtigt werden.<br />
12<br />
Ratgeber Energieberatung.
Schritt 2:<br />
Datenerhebung und Messungen.<br />
Zur genaueren Bestimmung des Energieeffizienzpotenzials<br />
sind in der Regel zusätzliche Datenerhebungen notwendig.<br />
Daher entwickelt der Energieberater auf Grundlage aller ihm<br />
vorliegenden Informationen einen konkreten Ablaufplan und<br />
skizziert ein Messkonzept.<br />
Schritt 3:<br />
Entwicklung von Optimierungsmaßnahmen.<br />
Die erhobenen Daten werden vom Energieberater analysiert<br />
und bewertet. Auf dieser Grundlage erarbeitet der Energieberater<br />
Vorschläge für konkrete Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />
im Rahmen des Energieeinsparkonzepts.<br />
Messungen im Rahmen der Energieberatung.<br />
Wenn die bestehenden Messpunkte nicht ausreichen,<br />
um die benötigten Daten zu erhalten, wird der Energieberater<br />
eigene Messungen durchführen. Dafür werden<br />
häufig Einzelmessungen vorgenommen, zum Beispiel<br />
um die Lastgänge einzelner Anlagen oder Systeme bei<br />
Lüftungsanlagen sowie beim Heizkessel, Heizsystem oder<br />
Druckluftsys tem zu erfassen. Zumeist verfügt der Berater<br />
über eigene Messvorrichtungen.<br />
Beim Druckluftsystem werden beispielsweise neben dem<br />
Lastgang auch die Parameter Druck und Volumenstrom<br />
gemessen. Bei der Datenerhebung ist es wichtig, immer<br />
den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln, um weitere<br />
Energieeffizienzpotenziale bei einzelnen Anlagen und<br />
Systemen abzuschätzen (zum Beispiel die benötigte Förderleistung<br />
eines Pumpensystems als Kriterium für die<br />
Auslegung von Pumpe und Motor).<br />
Schwerpunkte der Maßnahmen entwicklung:<br />
Vermeidung unnötigen Energieverbrauchs<br />
Senkung des spezifischen Energieverbrauchs<br />
(zum Beispiel durch die Verbesserung der Wirkungsund<br />
Nutzungsgrade)<br />
Energierückgewinnung<br />
Einsatz regenerativer Energien<br />
Schritt 4:<br />
Übergabe des Energieeinsparkonzepts.<br />
Der Energieberater wird die von ihm entwickelten Maßnahmen<br />
im Energieeinsparkonzept wirtschaftlich bewerten und<br />
priorisieren. Die Priorisierung erfolgt in enger Abstimmung<br />
mit dem Kunden und berücksichtigt die internen Ziele und<br />
Vorgaben.<br />
Für die Bewertung von Investitionsvorhaben können verschiedene<br />
Verfahren angewendet werden. Um eine erste Abschät -<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
13
zung der Wirtschaftlichkeit vorzunehmen, eignet sich die Kapitalrendite<br />
(statisch oder besser dynamisch). Für die Bewertung<br />
der tatsächlichen Rentabilität berechnet der Energieberater<br />
den Kapitalwert oder die interne Verzinsung. Dabei werden<br />
Kosten und Einsparungen über die gesamte Nutzungsdauer<br />
der Anlage einbezogen. So wird der gesamte Zeitraum berücksichtigt,<br />
in dem Sie mit der Investition Geld verdienen. Auf diese<br />
Weise kann sich herausstellen, dass auch Energieeffizienzmaßnahmen<br />
mit längeren Amortisationszeiten wirtschaftlich sind.<br />
Weitere Faktoren für die Priorisierung von<br />
Maßnahmen:<br />
Vorgaben durch das Unternehmen<br />
Zu erwartende Verschärfung oder Neuauflage<br />
behördlicher Vorschriften<br />
Förderprogramme<br />
Absehbare Änderungen in der Produktion<br />
Markt- und branchenspezifische Entwicklungstendenzen<br />
Als Bewertungsverfahren für Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen<br />
sollten vorzugsweise die Lebenszykluskosten<br />
genutzt werden. Bei diesem Ansatz werden alle anfallenden<br />
Kosten im Lebenszyklus einer Anlage betrachtet, zum Beispiel<br />
die Energiekosten, die Wartungskosten sowie die Installationsund<br />
Entsorgungskosten.<br />
Schritt 5:<br />
Übergabe des Energiesparkonzepts.<br />
Der Energieberater legt seine Analyseergebnisse und die daraus<br />
entwickelten Energieeffizienzmaßnahmen in Form eines<br />
Energieeinsparkonzepts schriftlich vor. In dem Konzept wird er<br />
verschiedene Maßnahmen und mögliche Alternativen vorschlagen,<br />
die bereits entsprechend bewertet und priorisiert sind.<br />
Schritt 6:<br />
Entscheidung über das weitere Vorgehen.<br />
Es empfiehlt sich, das Energieeinsparkonzept im Anschluss persönlich<br />
mit dem Energieberater zu besprechen. Dabei sollte das<br />
weitere Vorgehen erörtert werden, insbesondere im Hinblick<br />
auf die Realisierung der vorgeschlagenen Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Auch im Nachgang zur Detailberatung kann ein Energieberater<br />
für die Umsetzung der Energieeffizienzmaßnahmen engagiert<br />
werden. Er steht dem Unternehmen koordinierend und fachlich<br />
zur Seite und wird im Anschluss an das Projekt auch die Erfolgskontrolle<br />
durchführen, bei der die Zielerreichung überprüft<br />
wird. Der Energieberater kann außerdem Auskunft über Förderprogramme<br />
geben, die bei der Realisierung der Energieeffizienzmaßnahmen<br />
in Anspruch genommen werden können.<br />
Inhalte eines Energieeinsparkonzepts.<br />
Der Energieberater wird Ihnen ein Energieeinsparkonzept<br />
vorlegen, das die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
vorbereitet und folgende Ergebnisse enthalten sollte:<br />
Zusammenfassende Darstellung mit wirtschaftlichen<br />
Eckdaten für die Geschäftsführung.<br />
Differenzierte Darstellung des Istzustands der Energieverbraucher:<br />
Energieerzeugungs- und Energieumwandlungsanlagen<br />
(zum Beispiel Heizungs- und Kälteanlagen sowie Anlagen<br />
für Druckluft und Dampferzeugung).<br />
Hilfsprozesse (zum Beispiel in den Bereichen Absaugung,<br />
Fördertechnik): Struktur, angeschlossene Maschinen<br />
und Produktionsbereiche, Volumen- und Massenströme,<br />
Regelungs- und Steuerungstechnik.<br />
Gebäudetechnik (zum Beispiel in den Bereichen Lüftung<br />
und Klimatisierung).<br />
Produktionsanlagen: installierte Leistungen, Auslastungsgrade,<br />
Betriebszeiten und Lastgänge, Produktionsmengen,<br />
Abwärme.<br />
Aufgliederung des derzeitigen Energieverbrauchs nach<br />
den Verbrauchsbereichen mit Bezifferung der jährlichen<br />
Energiekosten.<br />
Vergleich mit Benchmark-Referenzdaten (zum Beispiel<br />
Drucklufterzeugungskosten), soweit sinnvoll und möglich.<br />
Übersicht zu den während der Energieberatung gesammelten<br />
und geschätzten Daten, die die Grundlage<br />
für die Analyse gebildet haben. Alle Schätzungen und<br />
Hypothesen des Energieberaters, die nicht von erfassten<br />
Daten gestützt werden, sind klar gekennzeichnet.<br />
Detaillierte Beschreibung der vorgeschlagenen und<br />
priorisierten Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Beschreibung und Bewertung verschiedener Alternativvorschläge.<br />
Zur Beschreibung der Alternativvorschläge werden<br />
schematische Abbildungen (zum Beispiel Blockdiagramme),<br />
Vergleichstabellen und Zahlen mit den wichtigsten<br />
Ergebnissen verwendet.<br />
Tabellarischer Überblick über alle Maßnahmen mit deren<br />
Eckdaten und Wirtschaftlichkeit.<br />
Bewertung und Priorisierung der ausgewählten Maßnahmen<br />
anhand von Wirtschaftlichkeitsparametern inklusive<br />
Investitionen.<br />
Analyse der Finanzierungsmöglichkeiten für die vorgeschlagenen<br />
Lösungen. (Hier sollten auch Förderprogramme<br />
sowie gegebenenfalls Contracting-Lösungen<br />
enthalten sein.)<br />
Konzept zur Umsetzung der prioritären Maßnahmen.<br />
Vorschlag zum weiteren Vorgehen bei der Umsetzung<br />
der Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
14<br />
Ratgeber Energieberatung.
Praxisbeispiel: Detailberatung in der<br />
Kunststoffverarbeitung.<br />
Die FRÄNKISCHE ROHRWERKE Gebr. Kirchner GmbH & Co.<br />
KG produziert in Königsberg unter anderem Kunststoffwellrohre<br />
für Drainage-Entwässerungssysteme im Hoch-,<br />
Tief- und Straßenbau. Das Unternehmen hat zur Optimierung<br />
seiner Pumpensysteme eine Detailberatung erhalten.<br />
Beratung.<br />
In der Detailberatung wurden die Pumpen des Kaltwassersystems,<br />
das auch zur Kühlung der Kunststoffmaschinen<br />
dient, umfassend untersucht. Hier konnten im Rahmen<br />
der Initialberatung die höchsten Einsparpotenziale aufgezeigt<br />
werden. Im Anschluss an die Analyse wurde ein<br />
Energieeinsparkonzept für das Pumpensystem entwickelt,<br />
das eine Reihe aufeinander abgestimmter Optimierungsmaßnahmen<br />
enthielt.<br />
Beispielhafte Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Änderung der Rohrleitungsführung und<br />
-dimensionierung<br />
Austausch von Ventilen und Absperrklappen<br />
Aufbau einer Pumpenfeinsteuerung durch<br />
Einsatz von Frequenzumrichtern<br />
Reduzierung der Umlaufwassermenge<br />
Hydraulischer Abgleich des Systems<br />
Einführung eines Lastmanagements<br />
Die Ergebnisse in Zahlen:<br />
Energieeinsparung<br />
130.000 kWh/Jahr<br />
Prozentuale Energieeinsparung 13 %<br />
CO 2 -Reduktion<br />
78 t/Jahr<br />
Energiekosteneinsparung<br />
19.000 €/Jahr<br />
Investitionen 52.800 €<br />
Kapitalrendite, statisch 35 %<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
15
2.3 Anwendungsbereiche der Energieberatung.<br />
Der vorgestellte Beratungsablauf betrifft in erster Linie die produktionsnahen<br />
und industriellen Prozesse im Unternehmen.<br />
Darüber hinaus können jedoch auch in weiteren Bereichen<br />
Energieeinsparpotenziale erschlossen werden. Dazu zählen<br />
beispielsweise Betriebsgebäude, Mitarbeitermobilität, Logistik<br />
oder Informationstechnik und Rechenzentren. Verwaltungsgebäude<br />
tragen in den Bereichen Beleuchtung sowie Heizung,<br />
Lüftung und Klimatisierung in hohem Maße zum Energieverbrauch<br />
bei. Es lohnt sich daher meist, auch die in diesen Unternehmensbereichen<br />
anfallenden Energiekosten zu analysieren<br />
und auf mögliche Verbesserungsmaßnahmen bei der Energieeffizienz<br />
zu untersuchen. Für jedes der genannten Handlungsfelder<br />
gibt es passende Angebote bzw. spezialisierte Berater<br />
(siehe Kapitel 3).<br />
Gebäudeenergieberatung.<br />
Viele Energieberater können auch Vorschläge zur energetischen<br />
Optimierung der Gebäude unterbreiten, zum Beispiel in den<br />
Bereichen Gebäudehülle und Gebäudetechnik. Dies betrifft insbesondere<br />
Maßnahmen, in denen Prozess- und Gebäudetechnik<br />
zusammenspielen, wie bei der Nutzung von Prozesswärme zur<br />
Beheizung des Gebäudes.<br />
Wenn Unternehmen einen Schwerpunkt auf die energetische<br />
Optimierung ihrer Gebäude – insbesondere der Büro- und Verwaltungsgebäude<br />
– legen möchten, ist es ratsam, einen Experten<br />
für Nichtwohngebäude hinzuzuziehen. Er wird neben der Gebäudehülle<br />
auch die Bereiche Beleuchtung, Lüftung und Klimatisierung<br />
sowie Wärmeerzeugung und -verteilung untersuchen.<br />
Dabei wird er auch den Einsatz von regenerativen Energien<br />
prüfen und berücksichtigen. Energieberater für gewerbliche Gebäude<br />
(Nichtwohngebäude) finden sich z. B. unter www.energieeffizienz-experten.de<br />
(vgl. auch die aufgeführten Datenbanken<br />
auf Seite 20).<br />
Beispiele für Aufgaben des Energie beraters<br />
im Energie management:<br />
Bereitstellung von Informationen über Ziel und<br />
Nutzen des Energiemanagements<br />
Beratung beim Aufbau der Strukturen und Prozesse<br />
für ein Energiemanagement<br />
Einführung einer kontinuierlichen Datenerfassung<br />
Analyse der erfassten Daten und Bildung von Energiekennzahlen<br />
Entwicklung, Bewertung und Priorisierung von<br />
Energieeffizienzmaßnahmen<br />
Begleitung der Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
Evaluierung der Zielerreichung<br />
Aufklärung über weitere Vorteile eines Energiemanagements,<br />
wie beispielsweise Kosteneinsparungen<br />
bei Steuern und Umlagen<br />
Tipp.<br />
Mehr zum Thema Energiemanagement erfahren Sie unter<br />
www.stromeffizienz.de/energiemanagement.<br />
Unterstützung bei der Einführung eines Energiemanagements.<br />
Für Unternehmen, die eine kontinuierliche Steigerung der<br />
Energieeffizienz ganzheitlich und langfristig etablieren möchten,<br />
ist der Aufbau eines betrieblichen Energiemanagements<br />
die richtige Entscheidung. Ein Energieberater kann bei der Einführung<br />
und Umsetzung fachlich unterstützen.<br />
Energiemanagement ist das zentrale Instrument, um die Reduktion<br />
von Energieverbrauch und -kosten systematisch und<br />
langfristig im Unternehmen zu verankern. Mit einem Energiemanagement<br />
wird ein kontinuierlicher Prozess etabliert, in<br />
dessen Rahmen der Energieeinsatz regelmäßig kontrolliert und<br />
bewertet wird. Auch im Rahmen eines Energiemanagements<br />
ist die Analyse des Istzustands der erste Schritt.<br />
Unternehmen können einen Energieberater für nur einzelne<br />
Schritte, aber auch für den gesamten Prozess zum Aufbau eines<br />
betrieblichen Energiemanagements hinzuziehen.<br />
16<br />
Ratgeber Energieberatung.
3 Der Energieberater – das zeichnet ihn aus.<br />
Wie der geeignete Energieberater ausgewählt wird und ob er<br />
entsprechend qualifiziert ist, hängt von der im Unternehmen<br />
anstehenden Aufgabe ab. Diese sollte die Grundlage für die<br />
Auswahl des Energieberaters bilden. Seine Beratungsschwerpunkte<br />
sollten dieser Aufgabe entsprechen. Es empfiehlt sich,<br />
bei der Auswahl des Beraters Auskünfte über seine Qualifikationen<br />
und seine berufliche Erfahrung einzuholen. Die<br />
Erfahrung lässt sich beispielsweise sehr gut mit Referenzen<br />
belegen.<br />
3.1 Qualifikationen und berufliche Erfahrung.<br />
Ein guter Energieberater verfügt über fundierte theoretische<br />
und praktische Kenntnisse sowie berufliche Erfahrungen in der<br />
Energietechnik. Für eine professionelle Energieberatung ist<br />
darüber hinaus betriebswirtschaftliches Know-how notwendig,<br />
unter anderem zur Bewertung der entwickelten Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Bei einer Beratung zu komplexen Fertigungsprozessen<br />
sollte der Energieberater über Kenntnisse zu<br />
diesen Prozessen verfügen.<br />
Der Begriff Energieberater ist übrigens nicht geschützt und<br />
wird von vielen verschiedenen Dienstleistern verwendet.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
17
Hochschulstudium.<br />
Oft sind Energieberater Absolventen von ingenieur- oder<br />
naturwissenschaftlichen Studiengängen. Im Ingenieurwesen<br />
können das beispielsweise die Fachrichtungen Maschinenbau,<br />
Verfahrens- oder Elektrotechnik bzw. daraus abgeleitete Studiengänge<br />
sein. Auch Physiker, Bauingenieure oder Chemiker<br />
findet man unter den Energieberatern.<br />
Gewerbliche Ausbildung.<br />
Typische Ausbildungsberufe von Energieberatern sind zum<br />
Beispiel Elektriker, Maschinenschlosser oder Kältetechniker.<br />
Für viele Fragestellungen im Rahmen einer Energieberatung<br />
ist es jedoch erforderlich, dass der Berater sich im Anschluss<br />
beispielsweise durch eine Meisterschulung oder ein Hochschulstudium<br />
weiter qualifiziert hat.<br />
Weiterbildungen.<br />
Über spezifische Weiterbildungen zur Energieberatung<br />
oder zum Energiemanagement können Energieberater weitere<br />
wichtige Kenntnisse für ihre Tätigkeit erworben haben.<br />
In Weiterbildungen lernen sie beispielsweise, wie effektive<br />
Energie sparmaßnahmen abzuschätzen und zu entwickeln<br />
sind. Neben technischem Wissen werden häufig auch betriebswirtschaftliche<br />
Ansätze vermittelt.<br />
Eine Auswahl von Organisationen, bei denen Energieberater<br />
Zusatzqualifika tionen erwerben können:<br />
Industrie- und Handelskammer (IHK):<br />
Energiemanager<br />
Technische Akademie Wuppertal (TAW):<br />
Betrieblicher Energie-Manager<br />
Technische Akademie Esslingen:<br />
Energieberater (TAE)<br />
Grundig Akademie:<br />
Energieeffizienzberater/-in KMU<br />
TÜV Akademie:<br />
Energieeffizienzberater/-in KMU<br />
Q.Punkt:<br />
Berater/-in für Energieeffizienz im Unternehmen<br />
Tipp.<br />
Eine Liste möglicher Weiterbildungen und relevanter<br />
Studiengänge für Energieberater findet sich unter<br />
www.stromeffizienz.de/industrie-energieberatung.<br />
Berufliche Erfahrung.<br />
Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl des Energieberaters<br />
ist die Berufserfahrung. Sie trägt dazu bei, die vielfältigen<br />
Situationen und Gegebenheiten in den verschiedensten Unternehmen<br />
beurteilen zu können. Überprüfen können Sie die<br />
Erfahrung des Energieberaters insbesondere anhand seiner<br />
Referenzen.<br />
Um sich einen Überblick über die Branchen, Unternehmensgrößen<br />
oder Technologien zu verschaffen, mit denen sich<br />
der Berater auskennt, ist es empfehlenswert, sich die Unternehmen<br />
nennen zu lassen, für die der Energieberater bereits<br />
gearbeitet hat. Gegebenenfalls kann man bei den bereits beratenen<br />
Unternehmen weitere Informationen anfragen.<br />
3.2 Beratungsanbieter.<br />
Es gibt verschiedene Anbieter von Energieberatung. Dazu<br />
gehören zum Beispiel Energieberatungsbüros – vom 1-Personen-Betrieb<br />
bis zu großen Beratungsunternehmen. Bei einer<br />
besonders umfangreichen Energieberatung lohnt es sich, ein<br />
Beratungsunternehmen zu beauftragen, das über Experten zu<br />
verschiedenen Technologiebereichen verfügt. Eventuelle Bindungen<br />
des Beraters an Hersteller, Vertriebs firmen, Verbände,<br />
Energieversorgungsunternehmen oder andere Institutionen<br />
sollten vom Berater vor Beginn der Beratung offengelegt werden.<br />
Fragen Sie danach.<br />
Im Folgenden werden die wichtigsten Akteursgruppen, die<br />
in der Energieberatung tätig sind, kurz vorgestellt.<br />
Welcher Anbieter ist der Richtige?<br />
Energieberater und Beratungsunternehmen erarbeiten<br />
system-, technologie- und anbieterunabhängige<br />
Vorschläge für eine vorgegebene Aufgabe.<br />
Planungsbüros haben ihren Schwerpunkt häufig in<br />
der Entwicklung von Lösungen für ein bestimmtes<br />
System, zum Beispiel Gebäudetechnik.<br />
Hersteller bieten häufig Dienstleistungen für die<br />
Auslegung und Optimierung der jeweiligen Systeme<br />
oder Anlagen an, in denen ihre Produkte Anwendung<br />
finden.<br />
Energieversorgungsunternehmen bieten neben<br />
ihrem Kerngeschäft – der Energielieferung – auch<br />
weitergehende Energiedienstleistungen bis hin zur<br />
Energieberatung an.<br />
18<br />
Ratgeber Energieberatung.
4 Zur Tat schreiten – Berater finden und<br />
Fördermöglichkeiten prüfen.<br />
Hat sich ein Unternehmen dafür entschieden, eine Energieberatung<br />
durchführen zu lassen, sind die ersten Schritte auf<br />
dem Weg zur Realisierung die Suche nach dem passenden<br />
Energieberater und die Prüfung von Fördermöglichkeiten für<br />
die Energieberatung. Denn die Durchführung einer Energieberatung<br />
wird von der Bundesregierung gefördert.<br />
4.1 Energieberatersuche.<br />
Verschiedene Institutionen auf nationaler und regionaler<br />
Ebene bieten Datenbanken mit Energieberatern an, in denen<br />
Unternehmen einen passenden Berater finden können. Um<br />
sich in die Datenbanken eintragen zu können, müssen die<br />
Berater bestimmte Aufnahmekriterien erfüllen. So soll die<br />
Qualität der Beratung sichergestellt werden. Die wesentlichen<br />
Kriterien der jeweiligen Datenbank können Sie der folgenden<br />
Übersicht entnehmen. Eine genaue Auflistung und Beschreibung<br />
finden Sie auf den Internetseiten des jeweiligen Anbieters<br />
der Datenbank (siehe S. 20).<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
19
Angebote zur bundesweiten Suche von Energieberatern.<br />
Deutsche Energie-<br />
KfW Bankengruppe<br />
Agentur (dena)<br />
Deutsches Energieberater-<br />
Netzwerk e. V. (DEN e. V.)<br />
Energieberater für Unternehmen, die Beratungen im Rahmen des BMWi-Förderprogramms „Energieberatung Mittelstand“<br />
in KMUs durchführen:<br />
www.kfw-beraterboerse.de<br />
Aufnahmekriterien für Energieberater: ingenieur- bzw. naturwissenschaftliches Studium und eine Zusatzqualifikation<br />
im Bereich der Energieberatung oder Sachverständiger nach § 21 Energieeinsparverordnung (EnEV), eine<br />
dreijährige Berufserfahrung in der Energieberatung, Nachweis von drei durchgeführten Energieberatungen in Unternehmen,<br />
Unterzeichnung einer Erklärung zur Hersteller-, Anbieter- und Vertriebsneutralität.<br />
Energieeffizienz-Experten für Förderprogramme des Bundes, wie „Energieberatung Mittelstand“ oder „BAFA-Vor-<br />
Ort-Beratung“:<br />
www.energie-effizienz-experten.de<br />
Aufnahmekriterien für Energieberater: Ausstellungsberechtigung von Energieausweisen nach § 21 EnEV, Beraternummer<br />
und Zuschusszahlung vom BAFA (nur Vor-Ort-Energieberater), Zulassung zum Denkmal-Experten von der<br />
Koordinierungsstelle „Energieberater für Baudenkmale“ und als Zusatzqualifikation der erfolgreiche Abschluss<br />
eines der beiden Weiterbildungsmodule „Beratung“ oder „Planung und Umsetzung“.<br />
Energieberaterdatenbank mit Beratern für eine im Rahmen des Förderprogramms „Energieberatung Mittelstand“<br />
geförderte Initial- und Detailberatung:<br />
www.den-ev.de<br />
Aufnahmekriterien für Energieberater: siehe KfW Bankengruppe.<br />
Regionale Angebote.<br />
Sächsische Energieagentur –<br />
SAENA GmbH<br />
Klimaschutzagentur<br />
Region Hannover GmbH<br />
Energieberater für den sächsischen Gewerbe energiepass:<br />
www.saena.de, www.gewerbeenergiepass.de<br />
Aufnahmekriterien für Energieberater: Zugangsvoraussetzung ist die Zertifizierung als Sächsischer Gewerbeenergieberater.<br />
Dazu gehören zum Beispiel ein Hoch- oder Fachhochschulabschluss mit ingenieurwissenschaftlicher Ausrichtung,<br />
eine branchenspezifische Prüfung, regelmäßige Fortbildungskurse, mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in<br />
Energieberatung oder Energiemanagement sowie Durchführung von mindestens drei dokumentierten Gewerbeenergieberatungen<br />
in Wirtschaftsunternehmen.<br />
Energieberater für KMUs, e.coBizz-Beraterliste für die Region Hannover:<br />
www.klimaschutz-hannover.de<br />
Aufnahmekriterien für Energieberater: Nachweis von Erfahrungen in Fokusbranchen, möglichst vielfältige Erfahrungen<br />
bei Unternehmen in der Beratung und Erstellung von betrieblichen Energiekonzepten sowie in der Prüfung,<br />
Überwachung, Messung und Erfolgskontrolle des Energieverbrauchs unterschiedlicher Anwendungen, Nachweis<br />
der persönlichen Eignung u. a. durch Referenzen von betrieblichen Energiekonzepten bzw. von planerischen Projekten<br />
für Unternehmen sowie von mündlichen Energieberatungsaktivitäten bei Betrieben.<br />
20<br />
Ratgeber Energieberatung.
4.2 Förderprogramme für Energieberatung.<br />
Förderprogramm „Energieberatung Mittelstand“.<br />
Im Rahmen des Programms werden Zuschüsse für qualifizierte<br />
und anbieterunabhängige Energieeffizienzberatungen<br />
in Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und für Freiberufler<br />
gewährt. Durch die Beratung sollen Schwachstellen bei<br />
der effizienten Energieverwendung aufgezeigt und Vorschläge<br />
bzw. konkrete Maßnahmenpläne für energie- und kostensparende<br />
Verbesserungen gemacht werden.<br />
Unternehmen erhalten für die Initialberatung einen Zuschuss<br />
in Höhe von bis zu 80 Prozent des vereinbarten Tageshonorars<br />
(bis zu einem Höchstbetrag von insgesamt 1.280 Euro). Unternehmen<br />
erhalten für die Detailberatung einen Zuschuss in<br />
Höhe von bis zu 60 Prozent des vereinbarten Tageshonorars<br />
(bis zu einem Höchstbetrag von insgesamt 4.800 Euro).<br />
Über den maximalen Förderzuschuss hinausgehende Honorare<br />
sowie die Mehrwertsteuer müssen vom Unternehmen<br />
vollständig getragen werden. Initial- und Detailberatung<br />
können unabhängig voneinander beantragt werden. Eine geförderte<br />
Beratung im Rahmen des Programms kann nur von<br />
Energieberatern durchgeführt werden, die in der KfW-Beraterbörse<br />
gelistet sind (siehe Seite 20).<br />
Um einen Zuschuss aus dem Programm zu erhalten, müssen<br />
Antragsdaten über die Antragsplattform des Internetportals<br />
der KfW eingegeben werden. Das Internet-Antragsformular<br />
bildet die Grundlage für die Antragstellung, die immer über<br />
einen Regionalpartner erfolgen muss. Diese Regionalpartner<br />
können zum Beispiel die Industrie- und Handelskammer, die<br />
Handwerkskammer oder auch eine Energieagentur sein.<br />
BAFA-Vor-Ort-Beratung.<br />
Das BAFA fördert im Rahmen der Richtlinie zur „Förderung der<br />
Beratung zur sparsamen und rationellen Energieverwendung<br />
in Wohngebäuden vor Ort (Vor-Ort-Beratung)“ die energetische<br />
Beratung für Gebäude, deren Fläche zu mehr als 50 Prozent<br />
zu Wohnzwecken genutzt wird. Zur Zielgruppe innerhalb<br />
der KMUs zählen somit in erster Linie kleine Gewerbebetriebe.<br />
Die Höhe des Zuschusses für eine Vor-Ort-Beratung beträgt<br />
400 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser bzw. 500 Euro für<br />
Wohnhäuser mit mindestens drei Wohneinheiten. Für die Integration<br />
von Hinweisen zur Stromeinsparung wird ein zusätzlicher<br />
Bonus von 50 Euro gezahlt. Darüber hinaus kann eine<br />
Förderung für die Integration von Thermografieaufnahmen<br />
(25 Euro pro Thermogramm, max. 100 Euro) gewährt werden.<br />
Beratung und Antragstellung erfolgen dabei ausschließlich<br />
durch antragsberechtigte Energieberater.<br />
Weitere Informationen stehen auf der Internetseite des BAFA<br />
unter www.bafa.de zur Verfügung.<br />
Tipp.<br />
Auch auf regionaler Ebene bieten Institutionen Förderprogramme<br />
für eine Energieberatung an. Energieberater<br />
informieren über die regionalen Fördermöglichkeiten.<br />
Eine Kurzdarstellung der Förderprogramme zur Umsetzung<br />
von Energieeffizienzmaßnahmen, wie z. B. zum<br />
Programm „Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
für Investitionen in energieeffiziente <strong>Querschnittstechnologien</strong>“,<br />
findet sich im Anhang dieses <strong>Handbuch</strong>s.<br />
Informationen zur Antragstellung, zu Programmdetails und<br />
Regionalpartnern finden Sie unter www.kfw.de/ebm.<br />
Ist Ihr Unternehmen förderfähig?<br />
Die Förderung der „Energieberatung Mittelstand“<br />
können KMUs mit jährlichen Energiekosten von mindestens<br />
5.000 Euro in Anspruch nehmen. KMUs sind<br />
gemäß der Definition der Europäischen Union<br />
kleine Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern<br />
und einem Jahresumsatz oder einer Jahresbilanzsumme<br />
von höchstens 10 Millionen Euro,<br />
mittlere Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern<br />
und einem Jahresumsatz von höchstens 50<br />
Millionen Euro oder einer Jahresbilanzsumme von<br />
höchstens 43 Millionen Euro.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
21
5 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />
Publikationen (Auswahl).<br />
Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />
der Auf deckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />
und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />
Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />
www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />
Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />
über die wichtigsten Energieeffizienztechnologien, über<br />
Beratungsmöglichkeiten sowie Wege zur Finanzierung und<br />
Förderung. Tipps und Praxisbeispiele sollen dabei vor allem<br />
Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz zu investieren.<br />
Flyer Energiemanagement.<br />
Der übersichtliche Flyer veranschaulicht auf wenigen<br />
DIN-A5-Seiten die Funktionsweise, die Vorteile und die Schritte<br />
zur Einführung eines nach DIN EN ISO 50001 zertifizierten<br />
Energiemanagementsystems. Ein mit dem 1. Preis des Energy<br />
Efficiency Awards 2012 ausgezeichnetes Best-Practice-Beispiel<br />
vermittelt praxisnah die Umsetzung und die positive Wirkung<br />
eines Energiemanagementsystems.<br />
<strong>Handbuch</strong> für betriebliches Energiemanagement.<br />
Das 72 Seiten umfassende <strong>Handbuch</strong> zeigt, wie ein effektives<br />
Energiemanagement in Unternehmen eingeführt werden<br />
kann. Dabei werden alle relevanten Handlungsebenen im<br />
Unternehmen ausführlich angesprochen: von der Unternehmensleitung<br />
über den Energiemanager, der die Einführung<br />
eines betrieblichen Energiemanagements begleitet, bis zu<br />
den Betriebsebenen wie Controlling und Produktion. Das<br />
<strong>Handbuch</strong> greift auch Themen wie Energieberatung und<br />
Energie-Contracting auf und gibt Entscheidungshilfen zur<br />
Einbeziehung dieser Energiedienstleistungen. Komplementiert<br />
wird das Heft durch elf hilfreiche Checklisten.<br />
Internetangebote (Auswahl).<br />
Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />
und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />
in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />
auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />
In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />
Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />
Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />
Förderungen bereit.<br />
Datenbank Energieeffizienz-Experten.<br />
Die Datenbank beinhaltet eine Liste mit Energieeffizienz-<br />
Exper ten, die besonders für diverse Energieeffizienzförderprogramme<br />
des Bundes (z. B. BAFA-Vor-Ort-Beratung)<br />
qualifiziert sind. Über die programmierte Umgebungs suche<br />
ist es ganz einfach, einen geeigneten Energieberater in der<br />
Nähe zu finden.<br />
www.energie-effizienz-experten.de<br />
Referenzprojekte-Datenbank.<br />
Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />
aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />
Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />
hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />
gute Über tragbarkeit aus.<br />
www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />
Webspecial Energiemanagement.<br />
Das interaktive Webspecial zeigt anhand eines beispielhaften<br />
Unternehmens die wesentlichen Schritte im Energiemanage -<br />
ment. Es ist speziell auf die beteiligten Personengruppen –<br />
Geschäfts führung, Controlling, Produktionsebene, Energiemanager<br />
und Energieberater – zugeschnitten.<br />
www.webspecial-energiemanagement.de<br />
Adressen und Weblinks.<br />
Die folgenden Institutionen bieten weiterführende Informationen für Unternehmen zu den Themen Energieberatung,<br />
Energieeffizienz und Förderung.<br />
Bundesamt für Wirtschaft und<br />
Ausfuhr kontrolle (BAFA)<br />
Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Energie (BMWi)<br />
KfW Bankengruppe<br />
Mittelstandsinitiative Energiewende<br />
von BMUB, BMWi, DIHK und ZDH<br />
Förderung von Energieberatung für Wohngebäude,<br />
auch inklusive teilgewerblicher Nutzung<br />
Weiterführende Informationen zur Energieeinsparung,<br />
Energieberatung und Förderung<br />
Förderung von Energieberatung im Rahmen<br />
des Sonderfonds Energieeffizienz in KMUs sowie<br />
der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen<br />
im Rahmen des ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramms<br />
Informations- und Qualifizierungsoffensive<br />
für Unternehmen zu Klimaschutz und Energieeffizienz<br />
www.bafa.de<br />
www.bmwi.de<br />
www.kfw.de<br />
www.mittelstand-energiewende.de<br />
22<br />
Ratgeber Energieberatung.
Die Initiative EnergieEffizienz.<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />
Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />
und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />
der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />
und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />
von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />
gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />
für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />
anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />
Internettools zur Bewertung der Energieeffizienzpotenziale<br />
im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />
der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />
für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />
Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />
zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />
geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />
Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />
der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />
KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />
die DZ BANK AG.<br />
www.dena.de<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />
wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Impressum.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Chausseestraße 128 a<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />
Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />
E-Mail: info@dena.de<br />
www.dena.de<br />
Redaktion.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Stephan Blank, Carsten Grohne, Sebastian Peters<br />
Bildnachweis.<br />
S. 8, 10: ©Corbis<br />
S. 11: ©Jonas Mey Consulting<br />
S. 15: ©Erfolgsbilanz bei Pumpensystemen, dena, 2007<br />
S. 19: ©tommyS/pixelio<br />
Layout.<br />
BBS Werbeagentur GmbH<br />
Druck.<br />
Druckhaus Rihn GmbH<br />
Stand.<br />
12/2013<br />
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />
Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
23
Art.-Nr. 1426<br />
Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />
in Industrie und Gewerbe:<br />
kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Eine Initiative von:<br />
Gefördert durch:
Ratgeber Wärmeerzeuger und<br />
Wärmeversorgungssysteme.
2<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
Inhalt.<br />
1 Einführung in das Thema. ............................................................................................................................................................................................. 4<br />
1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale in Industrie und Gewerbe. ...................................................................................... 4<br />
1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete der industriellen Wärmeerzeugung und -nutzung. ................................................ 4<br />
2 Ansätze zur energetischen Optimierung von Wärmeerzeugern und Wärmeversorgungssystemen. ..................................... 6<br />
2.1 Erfassung des Istzustands. ............................................................................................................................................................................................... 7<br />
2.2 Ermittlung des Bedarfs. .................................................................................................................................................................................................... 7<br />
2.3 Bewertung der Energieeffizienz. .................................................................................................................................................................................. 8<br />
2.4 Erstellung eines Maßnahmenplans. ............................................................................................................................................................................ 8<br />
2.5 Erfolgskontrolle. .................................................................................................................................................................................................................. 9<br />
3 <strong>Energieeffiziente</strong> Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme. ..................................................................................................... 10<br />
3.1 Brenner- und Kesseltechnologien. ............................................................................................................................................................................... 10<br />
3.1.1 Brennertechnologien. ....................................................................................................................................................................................................... 10<br />
3.1.2 Kesseltechnologien. ........................................................................................................................................................................................................... 10<br />
3.2 Alternative Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien. ............................................................................................................................. 12<br />
3.3 Wärmeverteilung. ............................................................................................................................................................................................................... 13<br />
3.4 Systeme zur Wärmerückgewinnung. ......................................................................................................................................................................... 14<br />
3.5 Weitere Komponenten des Wärmeversorgungssystems. .................................................................................................................................. 15<br />
3.6 <strong>Energieeffiziente</strong>s Wärmeversorgungssystem. ...................................................................................................................................................... 16<br />
4 Steuerung, Regelung und Überwachung. ............................................................................................................................................................ 17<br />
4.1 Steuerung und Regelung. ................................................................................................................................................................................................ 17<br />
4.2 Überwachung. ...................................................................................................................................................................................................................... 19<br />
5 Instandhaltung und Wartung. .................................................................................................................................................................................... 20<br />
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ............................................................................................................................................ 22<br />
Impressum. ........................................................................................................................................................................................................................... 23<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
3
1 Einführung in das Thema.<br />
1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale<br />
in Industrie und Gewerbe.<br />
Rund 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in<br />
Deutschland entfallen auf Unternehmen aus Industrie und<br />
produzierendes Gewerbe. Das entspricht einer Energiemenge<br />
von etwa 700 TWh pro Jahr. Die zuletzt gestiegenen Energiepreise<br />
werden dabei für immer mehr Unternehmen zu einem<br />
spürbaren Kostenfaktor. <strong>Querschnittstechnologien</strong> – wie<br />
Wärmeversorgungssysteme – bieten branchenübergreifend<br />
große Energie- und Kosteneinsparpotenziale.<br />
Die Bereitstellung von Wärme verursacht den größten Anteil<br />
am Endenergieverbrauch in Industrie und Gewerbe. Mit<br />
einem jährlichen Endenergieverbrauch von etwa 400 TWh ist<br />
die Prozesswärme für 57 Prozent des gesamten industriellen<br />
Endenergieverbrauchs verantwortlich. Hinzu kommen ca.<br />
100 TWh, die branchenübergreifend für die Bereitstellung<br />
von Raumwärme aufgewendet werden.<br />
Wie zahlreiche Beispiele aus der Praxis zeigen, sind Investitionen<br />
in die Energieeffizienz von Wärmeversorgungssystemen<br />
in der Regel hochrentabel.<br />
400<br />
Unternehmen aus Industrie und Gewerbe können durch die<br />
Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen deutliche<br />
Energie- und Kosteneinsparungen realisieren: Betrachtet<br />
man alle thermischen Prozesse, so lassen sich konservativ<br />
geschätzt insgesamt 30 TWh pro Jahr Energie – und damit<br />
etwa 7,5 Prozent des industriellen Prozesswärmeenergieverbrauchs<br />
– wirtschaftlich einsparen. Auch im Bereich der Bereitstellung<br />
von Raumwärme bestehen erhebliche Energieeffizienzpotenziale.<br />
Über alle Branchen des produzierenden<br />
Gewerbes lassen sich hier jährlich weitere 17,5 TWh Einsparungen<br />
erzielen.<br />
Beim Energieverbrauch gilt: Der Verbraucher bestimmt die<br />
Kosten. Daher empfiehlt es sich, in einem ersten Schritt zunächst<br />
den Wärmebedarf im Hinblick auf die Parameter Wärmemenge,<br />
Aggregatzustand sowie Druck und Temperatur zu<br />
untersuchen und zu bewerten. Im Anschluss sollte man die<br />
Systemkomponenten – Rohrleitungen, Speicher, Armaturen<br />
und Apparate (Wärmeübertrager, Filter, Messeinrichtungen),<br />
Antriebe (Pumpen und Motoren) sowie die Wärmeerzeuger –<br />
optimal auf den tatsächlichen Bedarf einstellen und das System<br />
somit als Ganzes optimieren.<br />
Der vorliegende Ratgeber zeigt wesentliche Ansatzpunkte auf,<br />
die zu einem energieeffizienten Wärmeversorgungssystem<br />
und damit zu weniger Energieverbrauch führen.<br />
TWh/Jahr<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Thermische Prozesse<br />
Elektromotoren<br />
andere Brennstoffe<br />
Strom<br />
Raumwärme<br />
Beleuchtung<br />
Galvanische Prozesse<br />
Biotechnologie<br />
Abb. 1: Endenergieverbrauch nach Anwendungsfeldern in Industrie und Gewerbe in<br />
Deutschland (in TWh/a).<br />
1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete<br />
der industriellen Wärmeerzeugung und -nutzung.<br />
Wärme wird aus unterschiedlichen Energieträgern, wie z. B.<br />
Gas, Öl oder Strom, erzeugt, durch verschiedene Medien wie<br />
z. B. Warm-/Heißwasser, Dampf oder Heißluft transportiert<br />
und – je nach Anforderungen der spezifischen Anwendung –<br />
auf unterschiedlichen Temperaturniveaus bereitgestellt. Die<br />
wichtigsten Anwendungen werden im Folgenden beschrieben.<br />
Dampf- und Heißwassererzeugung.<br />
Rund 40 Prozent des industriellen Prozess- und Raumwärmebedarfs<br />
wird in Kesselanlagen zur Dampf- und Heißwassererzeugung<br />
generiert. Etwa 93 TWh Endenergie werden pro<br />
Jahr in Deutschland für Prozesswärme aufgewendet. Die hauptsächlichen<br />
Anwendungsbereiche liegen in der chemischen<br />
Industrie, der Papier-, Investitionsgüter- sowie Nahrungs- und<br />
Genussmittelindustrie. Ebenfalls mittels Dampf- und Heißwasser<br />
erfolgt die Bereitstellung von Raumwärme. Hierfür werden<br />
branchenübergreifend ca. 96 TWh Energie pro Jahr benötigt.<br />
Das wirtschaftliche Energieeinsparpotenzial im Bereich der Dampfund<br />
Heißwassererzeugung beträgt 12 TWh jährlich, zusätzliche<br />
Potenziale in Höhe von 17,5 TWh bestehen bei der Raumwärme.<br />
4<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
Brennöfen.<br />
Brennöfen werden für thermische Prozesse wie Brennen,<br />
Schmelzen und Erwärmen, zu Guss- und Verformungszwecken,<br />
zur Wärmebehandlung oder zum Sintern und Kalzinieren<br />
b enötigt. Etwa die Hälfte des industriellen Wärmebedarfs –<br />
240 TWh pro Jahr – wird für diese energieintensiven Prozesse<br />
aufgewendet. Ein Drittel davon entfällt auf Öfen, die branchenübergreifend<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Insgesamt können in diesem Anwendungsbereich gut 13 TWh<br />
pro Jahr wirtschaftlich eingespart werden.<br />
Trocknung und sonstige Prozesse.<br />
Die Trocknungs- und sonstigen Prozesse kommen vor allem in<br />
der Nahrungsmittelindustrie, der Papier-, Lacke- und Farbenindustrie<br />
sowie bei der Verarbeitung von Holz, Kohle, Ziegeln<br />
und Feinkeramik zum Einsatz. Jährlich werden etwa 66 TWh<br />
Endenergie für diese Prozesse aufgewendet. Das wirtschaftliche<br />
Energieeinsparpotenzial liegt bei über 5 TWh jährlich.<br />
Die Tabelle 1 zeigt den Energiebedarf und das Einsparpotenzial<br />
für die wesentlichen Wärmeanwendungen. Durch prozess- und<br />
systemspezifische Optimierungsmaßnahmen lassen sich über<br />
alle Anwendungsbereiche der Prozess- und Raumwärme hinaus<br />
zusammen weitere Einsparpotenziale in Höhe von 13 TWh pro<br />
Jahr erschließen.<br />
Anwendung Branchen Energiebedarf<br />
in TWh/a<br />
Einsparpotenzial<br />
in TWh/a<br />
Dampf-/Heißwassererzeugung<br />
und sonstige thermische Prozesse<br />
chemische und Papierindustrie, Herstellung von Investitionsgütern<br />
sowie Nahrungs- und Genussmitteln<br />
92,9 12,0<br />
branchenübergreifende Erzeugung von Raumwärme 96,2 17,5<br />
Brennöfen und Prozesse von<br />
200 bis über 500 °C<br />
Trocknung und sonstige Prozesse<br />
unter 200 °C<br />
Herstellung verschiedener Grundstoffe, Eisen-, Nichteisenund<br />
Stahlherstellung, Zement-, Keramik- und Glasherstellung,<br />
Investitionsgüterindustrie, industrielles Backen<br />
Prozesse der Nahrungsmittelindustrie sowie Trocknung<br />
von Holz, Kohle, Ziegeln, Papier, Lacken und Farben, Feinkeramik<br />
u. a.<br />
240,1 13,3<br />
65,6 5,3<br />
Tab. 1: Energiebedarf und Energieeinsparpotenziale einzelner Wärmeanwendungen im Überblick.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
5
2 Ansätze zur energetischen Optimierung von<br />
Wärmeerzeugern und Wärmeversorgungssystemen.<br />
Maßnahmen zur energetischen Optimierung von Wärmeversorgungssystemen<br />
sind stets als Teil einer Optimierung des<br />
Gesamtsystems zu betrachten. Denn: Die größten Energie -<br />
effi-zienzsteigerungen lassen sich nur dann erzielen, wenn<br />
alle Komponenten so aufeinander abgestimmt werden, dass sie<br />
ein effizientes Gesamtsystem bilden. Um ein optimales Ergebnis<br />
zu erzielen, empfiehlt sich ein systematisches Vorgehen:<br />
Brenner und Kessel.<br />
2<br />
Wärmeverteilung.<br />
Der Brenner ist in einer Wärmeerzeugungsanlage für<br />
die Umsetzung der chemischen in thermische Energie<br />
vorgesehen. Dazu werden gasförmige oder flüssige<br />
Brennstoffe unter Zuführung von (Luft-)Sauerstoff verbrannt.<br />
Die heißen Brenngase werden durch den Brennerauslass<br />
an einen Wärmeübertrager abgegeben.<br />
Im Kessel wird die thermische Energie umgesetzt.<br />
Dabei wird durch den Brenner die Brennkammer des<br />
Kessels erwärmt. Es wird je nach Anwendungsfall<br />
zwischen verschiedenen Kesselbauarten unterschieden<br />
(z. B. Heißwasser- und Dampfkessel).<br />
Pumpen.<br />
Pumpen werden in der Wärmeverteilung eingesetzt,<br />
um das flüssige Wärmeträgermedium im Rohrleitungssystem<br />
zu verteilen. Durch den Einsatz hocheffizienter<br />
Pumpen lassen sich Energieeffizienzpotenziale<br />
erschließen.<br />
Rohrleitungen.<br />
Durch eine wirtschaftliche Dämmschichtdicke an den<br />
Rohrleitungen können die Wärmeverluste gesenkt<br />
werden.<br />
Speicher.<br />
Mithilfe von Speichertechnologien kann die Spitzenlast<br />
verringert und der Anteil der Grundlast erhöht werden.<br />
Wärmeverteilung<br />
Wärmerückgewinnung<br />
Alternative Erzeugungs- und<br />
Umwandlungstechnologien<br />
(z. B. Blockheizkraftwerk)<br />
Brenner und Kessel<br />
3 Wärmerückgewinnung.<br />
4<br />
Bei der industriellen Wärmeerzeugung und -nutzung<br />
fallen durchschnittlich ca. 40 Prozent des Energieeinsatzes<br />
als Abwärme an, die an die Umgebung abgegeben<br />
wird. Dieses große Potenzial kann durch Systeme<br />
zur Wärmerückgewinnung genutzt werden:<br />
Economiser<br />
Abhitzekessel<br />
Luftvorwärmer<br />
Alternative Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien.<br />
Die Auswahl an besonderen Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien,<br />
die eine weitere Senkung<br />
des fossilen Energieverbrauchs bewirken:<br />
Kraft-Wärme-(Kälte-)Kopplung<br />
Wärmepumpen<br />
Solarthermie<br />
6<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
2.1 Erfassung des Istzustands.<br />
Um ein Wärmeversorgungssystem energetisch zu optimieren,<br />
sollten in einem ersten Schritt zunächst detaillierte Ist analysen<br />
des Energieverbrauchs, des Wärmebedarfs sowie der Wärmeversorgungsanlage<br />
und ihrer Einzelkomponenten erfolgen.<br />
Der erste Schritt zur Ermittlung des Istzustands ist die allgemeine<br />
Systembeschreibung. In dieser Beschreibung sollten<br />
Anlagendaten anhand der Typenschilder und/oder Datenblätter<br />
der Anlagen erfasst werden. Die folgenden Daten<br />
können im Rahmen der Istanalyse ohne messtechnischen<br />
Einsatz erfasst werden:<br />
Typenschild.<br />
Bezeichnung<br />
Hersteller<br />
Typ<br />
Baujahr<br />
Leistung<br />
Wirkungsgrad η<br />
Betriebsverhalten.<br />
Verwendungszweck der Anlage<br />
Betriebsstunden/Volllaststunden [h/a]<br />
Teillastbetrieb (Dauer und Anteil der Last)<br />
Regelung: keine/Stufenregelung/Drehzahlregelung<br />
Übergeordnete Steuerung: ja/nein<br />
Auch die Leistungsparameter der Prozesse und Anlagen –<br />
Wärmemenge, Druck und Temperatur – sollten in einer solchen<br />
Bestandsaufnahme abgebildet werden. In vielen Betrieben ist<br />
lediglich der Gesamtenergieverbrauch aus den Kostenabrechnungen<br />
der jeweiligen Energieträger bekannt, aber nicht, wie<br />
sich dieser auf die unterschiedlichen Prozesse und Anlagen verteilt.<br />
Diese Aufteilung ist jedoch unbedingt erforderlich, wenn<br />
man das temperatur- und zeitabhängige Wärmeverbrauchsprofil<br />
der Prozesse und Anlagen bestimmen will. Bei dieser Analyse<br />
kann ein Energieberater wertvolle Unterstützung leisten.<br />
Weitere Informationen.<br />
Wer die Analyse selbst durchführen möchte, kann sich unter<br />
anderem am Leitfaden für EINSTEIN Audits orientieren,<br />
der ein systematisches Vorgehen zur Analyse des Wärmebedarfs<br />
aufzeigt (Download auf der Internetseite:<br />
www.einstein-energy.net).<br />
2.2 Ermittlung des Bedarfs.<br />
Der gesamte thermische Energiebedarf verfahrenstechnischer<br />
Prozesse oder eines ganzen Unternehmens lässt sich mit einer<br />
Pinch-Analyse abbilden. Kern dieses Analyseverfahrens ist die<br />
Erfassung der thermischen Energieströme sämtlicher Prozessanlagen<br />
eines Unternehmens. Ausgehend von den kumulativen<br />
Wärmebedarfs- und Kühlbedarfskurven (in Pinch-Terminologie:<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
7
kalte und warme Ströme) erhält man das grundlegende Diagramm<br />
der Pinch-Analyse durch horizontales Verschieben einer<br />
der beiden Kurven, sodass die Kaltstromverbundkurve (CCC =<br />
cold composite curve; Wärmebedarf) immer unter der Warmstromverbundkurve<br />
(HCC = hot composite curve; Kühlbedarf<br />
oder Abwärme) liegt (siehe Abbildung 2).<br />
Im Rahmen einer Pinch-Analyse werden auch Potenziale zur<br />
prozessinternen Wärmerückgewinnung sowie nicht prozessintern<br />
nutzbare Abwärmepotenziale sichtbar. Werden größere,<br />
nicht prozessintern nutzbare Abwärmepotenziale aufgedeckt,<br />
ist die Verwendung außerhalb der Kernprozesse zu prüfen. Bei<br />
dieser Analyse kann ein Energieberater wertvolle Unterstützung<br />
leisten.<br />
Temperatur<br />
110 °C<br />
100 °C<br />
90 °C<br />
80 °C<br />
70 °C<br />
60 °C<br />
50 °C<br />
40 °C<br />
30 °C<br />
Bereich der WRG durch prozessinterne<br />
Wärmerückgewinnung Heizbedarf<br />
min.<br />
∆Tmin.<br />
HCC<br />
CCC<br />
2.3 Bewertung der Energieeffizienz.<br />
Die Energieeffizienz eines Wärmeversorgungssystems resultiert<br />
aus den Wirkungsgraden aller eingebundenen Einzelkomponenten.<br />
Verschmutzungen und Ablagerungen an den Wärmeübertragerflächen<br />
behindern den Wärmeübergang im Kessel,<br />
fehlende, unzureichende oder beschädigte Dämmungen führen<br />
zu Wärmeverlusten, ein nicht korrekt nach dem Wärmebedarf<br />
ausgelegter Wärmeerzeuger führt zu erhöhtem Energieverbrauch.<br />
Zur Bewertung der aktuellen Energieeffizienz eines Wärmeversorgungssystems<br />
sollten daher alle energieverbrauchsrelevanten<br />
Komponenten – am besten von Fachpersonal – begutachtet<br />
und der energetische Zustand eingeschätzt werden.<br />
20 °C<br />
10 °C<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />
min. Kältebedarf<br />
Leistung (kW)<br />
Abb. 2: Darstellung der Kombination der Kälte- und Wärmeverbundkurven<br />
(Leitfaden EINSTEIN Audit für thermische Energie).<br />
Mithilfe dieser Verbundkurven können wichtige Informationen<br />
über den Prozess gewonnen werden. Das Temperaturniveau,<br />
bei dem die niedrigste Temperaturdifferenz ∆T min. zwischen beiden<br />
Kurven auftritt, wird als thermodynamische Einschnürung<br />
des Prozesses oder als „Pinch“ bezeichnet.<br />
Die Pinch-Temperatur teilt das System in zwei Hälften: Im Bereich<br />
unterhalb der Pinch-Temperatur besteht ein Wärmeüberschuss,<br />
der durch Kühlen abgebaut werden muss oder an die<br />
Umgebung abgegeben wird. Oberhalb der Pinch-Temperatur<br />
herrscht dagegen ein Wärmemangel, der durch zusätzliches<br />
Heizen ausgeglichen werden muss.<br />
Die Energieeffizienz der Wärmeversorgung kann auch durch<br />
ein Energieaudit, das von Fachexperten durchgeführt wird, bewertet<br />
werden. Dazu wird der Leistungs- und Energiebedarf der<br />
Wärmeversorgung gemessen und branchenspezifischen<br />
Benchmarks und Kennwerten gegenübergestellt.<br />
2.4 Erstellung eines Maßnahmenplans.<br />
Auf der Grundlage des Istzustands und einer ersten Einschätzung<br />
der Energieeffizienzpotenziale sollte eine Übersicht über<br />
mögliche Energieeffizienzmaßnahmen erstellt werden. Diese<br />
sollte zwischen organisatorischen Maßnahmen und Maßnahmen<br />
zum Nutzerverhalten (z. B. regelmäßige Überprüfung und<br />
Wartung) einerseits und investiven Maßnahmen andererseits<br />
unterscheiden. Die Maßnahmen sollten dabei nach Umsetzbarkeit,<br />
Aufwand und Nutzen verglichen werden.<br />
Ein typischer Maßnahmenplan enthält Angaben zu folgenden<br />
Punkten:<br />
Beschreibung der Energieeffizienzmaßnahmen<br />
Bewertung der Umsetzbarkeit (z. B. anwendbar, nicht anwendbar<br />
aus technischen Gründen, nicht anwendbar aus<br />
wirtschaftlichen Gründen)<br />
Energieeffizienzmaßnahme<br />
Machbarkeit<br />
Spezifische<br />
Aktion<br />
Verantwortung Termin Energieeinsparung<br />
[MWh/a]<br />
Kosteneinsparung<br />
[€/a]<br />
Verringerung der<br />
Abgasverluste<br />
an Kessel 2<br />
Ja<br />
Installation eines<br />
Economisers<br />
Frau Mai 31.10.2014 850 42.500<br />
Verringerung der<br />
Wärmeverluste<br />
an Kessel 3<br />
Ja<br />
Dämmung des<br />
Dampfkessels<br />
Frau Mai 30.11.2014 740 37.000<br />
Tab. 2: Beispielhafter Maßnahmenplan für Energieeffizienzmaßnahmen bei Wärmeversorgungssystemen.<br />
8<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
Die spezifische Aktion, die durchgeführt werden muss,<br />
um die Energieeffizienzmaßnahme umzusetzen<br />
Festlegung eines Verantwortlichen<br />
Termine, wann die Maßnahmen umgesetzt werden sollen<br />
Erwartete Einsparungen, die durch die Umsetzung der<br />
Maßnahmen erreicht werden können<br />
In Tabelle 2 ist ein beispielhafter Maßnahmenplan dargestellt,<br />
der als Energieeffizienzmaßnahme z. B. die Nachrüstung eines<br />
Economisers vorsieht. Optimierungsmöglichkeiten gibt es<br />
grundsätzlich im gesamten Wärmeversorgungssystem. Einige<br />
Optionen sind im Folgenden beispielhaft aufgeführt.<br />
Energieeffizienzmaßnahmen bei der Wärmeerzeugung und<br />
bei Brennöfen.<br />
Zu den wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen gehört die<br />
Optimierung der Brenner- und Kesseltechnik, z. B. durch den<br />
Einsatz von Brennwertkesseln und hocheffizienten Brennern.<br />
Hohe Energieeffizienzsteigerungen bei Brennöfen lassen sich<br />
vor allem durch den Einbau energieeffizienter Brenner, die<br />
Umstellung von Verbrennungsprozessen auf reinen Sauerstoff,<br />
eine optimierte Steuerung, verbesserte Dämmung sowie durch<br />
die Nutzung von Abwärme erreichen.<br />
Energieeffizienzmaßnahmen bei der Steuerung und Regelung.<br />
Feuerungsanlagen sollten grundsätzlich auf den tatsächlichen<br />
Wärmebedarf abgestimmt werden. Durch Regelung und Steuerung<br />
von z. B. Brennern, Kesseln, Pumpenantrieben und Abgasen<br />
lassen sich in der Regel hohe Kapitalrenditen erwirtschaften.<br />
Beispielsweise sorgt eine Mehrkesselregelung dafür,<br />
dass je nach Bedarf nur die erforderliche Anzahl von Kesseln<br />
geschaltet wird.<br />
Energieeffizienzmaßnahmen bei der Wärmeverteilung.<br />
Die Verteilung der Wärme sollte mit möglichst geringen Druckund<br />
Temperaturverlusten erfolgen. Eine der wichtigsten Optimierungsaufgaben<br />
ist die Überprüfung, ob die Pumpe unter<br />
Realbedingungen im Betriebspunkt mit ihrem optimalen Wirkungsgrad<br />
arbeitet. Falls dies nicht der Fall ist, kann die Pumpe<br />
ausgetauscht oder die Förderleistung korrigiert werden.<br />
Pumpenantriebe, also Motoren, büßen im Laufe ihres Lebens<br />
zwangsläufig an Wirkungsgrad ein. Bei großen Motoren können<br />
eine Generalüberholung und eine Erneuerung der Wicklung<br />
den Wirkungsgrad wieder verbessern. Insbesondere bei<br />
kleinen Motoren und solchen, die lange Jahreslaufzeiten aufweisen,<br />
ist es aber oft sinnvoller, den Antrieb komplett auszutauschen<br />
und bei der Gelegenheit auf einen Motor mit höherer<br />
Effizienzklasse umzustellen. Hinweise dazu befinden sich<br />
im „Ratgeber Motoren und Antriebssysteme“.<br />
2.5 Erfolgskontrolle.<br />
Die gesetzten Ziele aus dem Maßnahmenplan werden in der<br />
Erfolgskontrolle mit den tatsächlich erzielten Ergebnissen verglichen.<br />
Dieser Soll-Ist-Vergleich stellt den Bewertungsmaßstab<br />
dafür dar, ob mit den umgesetzten Maßnahmen die erwarteten<br />
(Energie-)Einsparungen erreicht wurden. Dabei wird der aktuelle<br />
Istwert durch die Messung des Energieverbrauchs ermittelt.<br />
Wurden die gesetzten Ziele, wie z. B. zugesicherte Ergebnisse<br />
eines mit der Umsetzung der Energieeffizienzmaßnahme<br />
beauftragten Ingenieurbüros, nicht erreicht, sollte gemeinsam<br />
mit einem Fachexperten eine Ursachenanalyse durchgeführt<br />
werden. Nach der Anpassung der Energieeffizienzmaßnahme<br />
ist diese erneut zu bewerten, denn die energetische<br />
Optimierung der Wärmeversorgung ist ein kontinuierlicher<br />
Verbesserungsprozess, der sich am besten anhand von<br />
Energiekennzahlen (siehe auch „Ratgeber Energiemanagement“,<br />
Kap. 3.3) regelmäßig überprüfen lässt.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
9
3 <strong>Energieeffiziente</strong> Wärmeerzeuger<br />
und Wärmeversorgungssysteme.<br />
Ein Wärmeversorgungssystem besteht aus dem Wärmeversorger<br />
selbst, den Rohrleitungen und Pumpen, dem Speicher sowie<br />
wärme verbrauchenden Prozessen. Alle Komponenten des Systems<br />
sollten hinsichtlich ihrer Energieeffizienz und ihres Ein flusses<br />
auf die Energieeffizienz des gesamten Wärmever sor gungssystems<br />
hin betrachtet werden. Im Zentrum des Systems steht<br />
der Wärmeerzeuger.<br />
3.1 Brenner- und Kesseltechnologien.<br />
Durch den Einbau energieeffizienter Brenner- und Kesseltechnologien<br />
lassen sich Energieeffizienzpotenziale bei der Umwandlung<br />
von Primärenergieträgern in Wärmeenergie erschließen.<br />
3.1.1 Brennertechnologien.<br />
Die Auswahl der Brennstoffe hat einen erheblichen Einfluss auf<br />
Energiekosten und CO 2 -Emissionen. Erdgas hat in dieser Hinsicht<br />
zahlreiche Vorteile, da es unter den fossilen Energieträgern die<br />
geringsten CO 2 -Emissionen verursacht und außerdem besonders<br />
effizient in Brennwertkesseln eingesetzt werden kann. Heizöl<br />
hat einen um ca. 30 Prozent höheren CO 2 -Emissionsfaktor als<br />
Erdgas und ist teurer. Biogene Brennstoffe wie Biogas und Bioöl<br />
schützen die endlichen Ressourcen Öl und Gas, verursachen kaum<br />
CO 2 -Emissionen, sind aber noch teurer als Heizöl. Elektrischer<br />
Strom ist der mit großem Abstand teuerste und – bezogen auf<br />
den aktuellen „Strommix“ in Deutschland – der CO 2 -intensivste<br />
Energieträger zur Prozesswärmeerzeugung.<br />
Mehrstoffbrennersysteme zur Warmwasser- und Dampferzeugung.<br />
Bei modernen Mehrstoffbrennersystemen mit interner Abgasrezirkulation<br />
für Warmwasser- und Dampferzeugungsanlagen<br />
wird das Prinzip luft- und brennstoffgestufter Mischsysteme<br />
verwendet. Durch Erhöhung des Mischdrucks wird zusätzlich<br />
der Austrittsimpuls der in der Mündungszone austretenden<br />
Luft- oder Luftgemischströmung so erhöht, dass im Feuerraum<br />
eine interne Rauch- oder Verbrennungsgasrezirkulation erfolgt.<br />
Dies hat eine optimierte und vergrößerte Flammengeometrie<br />
zur Folge, die für eine bessere Wärmeübertragung an den umgebenden<br />
Feuerraum sorgt und gleichzeitig die Flammentemperatur<br />
absenkt. Damit wird auch eine deutliche Senkung der<br />
Stickoxid emissionen (NO X ) bewirkt. In diesen Systemen ist auch<br />
der Einsatz von biogenen Brennstoffen möglich. Mithilfe des<br />
drehzahlgeregelten Betriebs kann der Stromverbrauch für die<br />
Brennermotoren gesenkt werden.<br />
<strong>Energieeffiziente</strong> Brennertechnologien für den Einsatz<br />
in Brennöfen.<br />
Die folgenden Brenner bzw. Verfahren sind vor allem für<br />
Brennöfen relevant:<br />
Rekuperative und regenerative Brenner sind hocheffiziente<br />
Brenner, die die Abgaswärme direkt zur Vorerwärmung der<br />
Verbrennungsluft nutzen. Beim Rekuperatorbrenner wird<br />
ein Wärmeübertrager eingesetzt, um die Verbrennungsluft<br />
mithilfe des heißen Abgases auf eine Temperatur von 550 bis<br />
600 °C vorzuwärmen. Brenner und Luftvorwärmer werden<br />
zu einer Baueinheit zusammengefasst. Beim Regenerativbrenner<br />
kommen zwei Brenner alternierend zum Einsatz.<br />
Während der erste Brenner in Betrieb ist, wird das heiße Abgas<br />
durch den zweiten Brenner abgesaugt und über ein Wärmespeichermedium<br />
geführt. Das Abgas gibt dabei etwa 85<br />
bis 90 Prozent der Wärme an den Regenerator ab. Nach einer<br />
bestimmten Brenndauer schaltet das System auf den zweiten<br />
Brenner. Die Verbrennungsluft strömt dabei über den Regenerator<br />
und wird auf eine Temperatur aufgeheizt, die 100 bis<br />
150 °C unter der Brennraumtemperatur liegt. Bei einem Einsatz<br />
im Temperaturbereich von 800 bis 1.500 °C ermöglicht<br />
diese Technologie Brennstoffeinsparungen von bis zu 60 Prozent<br />
gegenüber Brennern ohne Wärmerückgewinnung.<br />
Bei der flammenlosen Oxidation (FLOX ® ) handelt es sich um<br />
eine hocheffiziente Brennertechnologie, die die Einhaltung<br />
strenger NO X -Grenzwerte auch bei hohen Verbrennungsluft-<br />
Vorwärmtemperaturen ermöglicht.<br />
Bei den Hochgeschwindigkeits- bzw. Hochimpulsbrennern<br />
wird durch die hohe Ausströmgeschwindigkeit der<br />
Verbrennungsgase eine interne Rückführung der Feuerraumgase<br />
in den Brennkammern oder Feuerräumen und dadurch<br />
eine gleichmäßige Temperaturverteilung gewährleistet. Somit<br />
besitzen diese Brenner einen besseren Wirkungsgrad als<br />
herkömmliche Brenner.<br />
Bei der Verbrennung mit reinem Sauerstoff sind Verbrennungstemperatur<br />
und feuerungstechnischer Wirkungsgrad<br />
deutlich höher als bei einem Verbrennungsvorgang mit Luft.<br />
Zusätzlich wird bei der Verbrennung mit reinem Sauerstoff<br />
der Abgasvolumenstrom reduziert, wodurch auch die Abgasverluste<br />
deutlich verringert werden.<br />
3.1.2 Kesseltechnologien.<br />
Großwasserraumkessel.<br />
Großwasserraumkessel zeichnen sich durch einen großen Wasserinhalt<br />
und einen großen Dampfraum aus. Diese Konstruktion<br />
führt zu einem guten Speichervermögen, wodurch auch bei Lastschwankungen<br />
eine stabile Dampfversorgung gewährleistet<br />
werden kann. Großwasserraumkessel sind besonders geeignet<br />
für die Erzeugung von mittleren und großen Dampfmengen bis<br />
55 Tonnen Dampf pro Stunde, mittlere Drücke bis 30 bar und<br />
Temperaturen bis ca. 300 °C. In diesem Leistungsbereich bieten<br />
sie den höchsten Wirkungsgrad, sind wartungsarm und können<br />
daher mit den geringsten Gesamtkosten eingesetzt werden.<br />
10<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
Abgasverschluss<br />
zum Kamin<br />
2. Rauchrohrzug<br />
Flammrohr<br />
(1. Zug)<br />
Brenner<br />
Der Kesseldruckkörper ist ein liegendes,<br />
zylindrisches Rohr, beiderseits<br />
mit Böden verschlossen und<br />
rundum isoliert. In diesem Druckkörper<br />
befinden sich ein Flammrohr<br />
(1. Zug), das durch einen Brenner<br />
befeuert wird, und eine innenliegende<br />
Wendekammer, die die<br />
Abgase umkehrt und im 2. Zug zurückführt.<br />
Auf der Vorderseite des<br />
Kessels befindet sich eine außenliegende<br />
Wendekammer, die die<br />
Abgase wieder umlenkt und im<br />
3. Zug zum Kessel ende führt.<br />
3. Rauchrohrzug<br />
Abb. 3: Querschnitt eines Dreizug-Großwasserraumkessels als Beispiel für einen Dampf- bzw. Heißwasserkessel mit Brenner.<br />
Schnelldampferzeuger.<br />
Ein Schnelldampferzeuger führt sehr wenig Wasser, was zu einer<br />
schnellen Dampfbereitschaft und geringen An- und Abfahrverlusten<br />
führt. Nachteilig ist, dass der erzeugte Dampf einen relativ<br />
hohen Wassergehalt mit sich führt. Daher werden Schnelldampferzeuger<br />
vor allem dort eingesetzt, wo keine hohen Qualitätsanforderungen<br />
an den Dampf bestehen. Aufgrund ihrer geringen<br />
Trägheit müssen Schnelldampferzeuger sehr genau an den<br />
tatsächlichen Bedarf angepasst sein, da sie sonst zu häufig zwischen<br />
Betriebs- und Leer laufzustand springen. Dies führt neben<br />
Energieverlusten auch zu Verschleiß und Verschmutzungen.<br />
Wasserrohrkessel.<br />
Wasserrohrkessel werden in der Regel für sehr große Dampfmengen<br />
von über 200 Tonnen pro Stunde, hohe Temperaturen<br />
von über 300 °C und Dampfdrücke von über 300 bar eingesetzt.<br />
Diese Anforderungen können mit Großwasserraumkesseln nicht<br />
bedient werden. Der Wirkungsgrad von Wasserrohrkesseln ist<br />
etwas niedriger als der von Großwasserraumkesseln, sie sind<br />
weniger geeignet für Laständerungen und wartungsintensiv.<br />
Bei Dampfkesseln ist es ratsam, sich für einen Kessel mit einem<br />
guten Speichervermögen zu entscheiden. Deshalb sind in den<br />
meisten Anwendungsfällen Großwasserraumkessel gegenüber<br />
Schnelldampferzeugern vorzuziehen. Durch den großen Wasserinhalt<br />
entsteht ein Energiepuffer, der Dampfbedarfsschwankungen<br />
ausgleichen kann. Lassen die Prozessanforderungen<br />
die Wahl zwischen Großwasserraumkesseln und Wasserrohrkesseln<br />
zu, so stellen erstere in der Regel die wirtschaftlichere<br />
Alternative dar.<br />
Brennwertkessel.<br />
In Dampf- und Heißwassersystemen kommen neben klassi schen<br />
Heizkesseln mit hohen Abgastemperaturen heute immer mehr<br />
Brennwertkessel zum Einsatz. Diese Kessel gewinnen im Gegensatz<br />
zu herkömmlichen Heizkesseln die im Abgas enthaltene<br />
Wärme über zusätzliche Wärmeübertragerflächen zurück. Die<br />
Wärme kann beispielsweise zur Vorwärmung von Brauch- oder<br />
Kesselspeisewasser genutzt werden. Bei den Brennwertkesseln<br />
liegt die Abgastemperatur deshalb deutlich niedriger. Brennwertkessel<br />
sind vor allem für Anlagen mit größerer Leistung<br />
und für das Nachrüsten von Anlagen im Bestand interessant.<br />
Der Brennwert eines Energieträgers beinhaltet nicht nur die<br />
bei der Verbrennung freigesetzte thermische Energie, sondern<br />
auch die durch Kondensation des im Abgas enthaltenen Wasserdampfs<br />
frei werdende Energie, die Kondensationswärme. In der<br />
Industrie wird bei Kesselanlagen meist nur die fühlbare Wärme<br />
der Abgase (> 100 °C) genutzt. Die Kondensationswärme, die bei<br />
der weiteren Abkühlung der Abgase unter die Kondensationstemperatur<br />
des enthaltenen Wasserdampfs anfällt, geht in der<br />
Regel als Abgasverlust über den Kamin verloren. Die Nutzung<br />
der Kondensationswärme ist bei Neuanlagen in der Regel problemlos<br />
möglich, da korrosionsbeständige Werkstoffe in Wärmeübertragern<br />
sowie feuchteunempfindliche Abgas systeme<br />
und Kamine dies ohne Schäden am Material ermöglichen. Die<br />
Brennwerttechnik wird vor allem bei Warmwasserkesseln verwendet.<br />
Für Hochdruck-Heißwassererzeuger ist die Abgaskondensation<br />
hingegen nur anwendbar, wenn ein Niedertemperatur-Kreislauf<br />
zur Verfügung steht.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
11
Bei der Wahl der geeigneten Brennstoffe bietet Erdgas das<br />
höchste Nutzungspotenzial für die Brennwerttechnik. Erdgas<br />
zeichnet sich im Gegensatz zu allen anderen Brennstoffen nicht<br />
nur durch den höchsten Wasserdampfgehalt im Abgas und den<br />
höchsten Abgastaupunkt aus, sondern auch durch nahezu rußund<br />
schwefelfreie Abgase. Aber auch für den Brennstoff Heizöl<br />
kann die Brennwerttechnik empfohlen werden, da das heute<br />
angebotene schwefelarme Heizöl einen störungsfreien und<br />
effektiven Kesselbetrieb ermöglicht.<br />
3.2 Alternative Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien.<br />
Kraft-Wärme-Kopplung.<br />
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bezeichnet die Erzeugung von<br />
Strom bei gleichzeitiger Nutzung der dabei anfallenden Wärme.<br />
Bis zu 90 Prozent des Energiegehalts von Brennstoffen können auf<br />
diese Weise genutzt werden. Die bei der Erzeugung von Strom<br />
entstehende Abwärme wird als Prozesswärme, zur Raumheizung<br />
oder zur Wassererwärmung genutzt. Voraussetzung für den wirtschaftlichen<br />
Betrieb einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage ist ein<br />
ganzjähriger Wärmebedarf, der eine hohe Laufzeit von mindestens<br />
5.000 Betriebsstunden pro Jahr ermöglicht. Grundsätzlich empfiehlt<br />
es sich aus wirtschaftlicher und anlagentechnischer Sicht,<br />
KWK-Anlagen als Grundlastversorgungssysteme zu konzipieren.<br />
Anlagen zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) können<br />
die Schwankungen des Heizwärmebedarfs im Jahresverlauf<br />
kompensieren, wenn sie die überschüssige Wärme im Sommer<br />
für die Erzeugung von Kälte (z. B. zur Gebäudeklimatisierung)<br />
nutzen. Eine Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung kann durch die Kombination<br />
einer beliebigen KWK-Technologie mit einer thermischen<br />
Kältemaschine – meist eine Ab- oder Adsorptionskältemaschine –<br />
erreicht werden. Durch die zusätzliche Kälteerzeugung können<br />
dann der KWK-Grundlastanteil sowie die Jahresarbeitsstunden<br />
gesteigert werden, was sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit der<br />
Anlage auswirkt.<br />
Wärmepumpen.<br />
Eine Wärmepumpe bringt Wärmeströme (aus Boden, Wasser<br />
oder Luft) mit relativ niedriger Temperatur auf eine höhere<br />
Temperatur. Dadurch lässt sich Umweltwärme oder Abwärme<br />
zur Beheizung nutzen.<br />
Für die Gebäudeheizung in privaten Haushalten sowie Industrie<br />
und Gewerbe kommen Niedertemperatur-Wärmepumpen zum<br />
Einsatz, die Wärme aus Luft, Grundwasser oder Erdboden nutzen<br />
können, um Temperaturen bis maximal 65 °C zur Ver fügung<br />
zu stellen. Hochtemperatur-Wärmepumpen bieten die Möglichkeit,<br />
nicht nutzbare industrielle Abwärme auf ein höher wertiges<br />
Temperaturniveau zu heben, sodass sie für die Raumheizung,<br />
12<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
die Bereitstellung von Prozesswasser oder Dampf bis hin zu<br />
Trocknungs- und Destillationsanwendungen genutzt werden<br />
können. Hochtemperatur-Systeme, die auf Basis von Kaltdampfkompressionsprozessen<br />
arbeiten, können nach dem derzeitigen<br />
Stand der am Markt verfügbaren Technik Temperaturen von<br />
80 bis maximal 95 °C erreichen. Einige Hersteller bieten zwar<br />
ein zweistufiges System an, mit dem auch Dampf bei höheren<br />
Temperaturen erzeugt werden kann, jedoch reduziert diese zusätzliche<br />
Wärmepumpenstufe den Gesamtwirkungsgrad. Mithilfe<br />
einer Industriewärmepumpe lassen sich bis zu 80 Prozent<br />
der Energiekosten einsparen.<br />
Bei offenen oder semioffenen Wärmepumpensystemen (thermische<br />
und mechanische Brüdenverdichter) kann Prozessdampf direkt<br />
als Arbeitsmedium verwendet und auf ein höheres Druck- und<br />
Temperaturniveau gebracht werden. Diese Wärmepumpen können<br />
bei Quelltemperaturen von 70 bis 80 °C Prozessdampf bzw. Prozesswärme<br />
mit einem Temperaturniveau von bis zu 200 °C erzeugen.<br />
Ein guter Parameter zur Messung des Wirkungsgrads einer elektrischen<br />
Wärmepumpenanlage ist die Jahresarbeitszahl. Sie bezeichnet<br />
über ein Jahr hinweg das Verhältnis zwischen abgegebener<br />
Wärmemenge (Heizwärme) und zugeführter Energie (Antriebsenergie).<br />
Dabei fließen die unterschiedlichen Betriebszustände<br />
und damit die vielen unterschiedlich guten und schlechten<br />
Leistungszahlen über das Jahr hinweg ein. Damit die Energiebilanz<br />
einer elektrischen Wärmepumpe positiv ausfällt, sollte die<br />
Jahresarbeitszahl für elektrische Wärmepumpen mindestens<br />
einen Wert von 3,0 erreichen, da die Stromerzeugung in Deutschland<br />
mit einem hohen Primärenergieverbrauch verbunden ist.<br />
Solarthermie.<br />
Thermische Solaranlagen bieten sich in Deutschland vor allem<br />
dafür an, Prozesswärme auf einem Temperaturniveau bis maximal<br />
120 °C bereitzustellen. Solarthermie sollte immer bei der<br />
geringstmöglichen Temperatur an das bestehende Wärmeversorgungssystem<br />
angeschlossen werden, da der Wirkungsgrad<br />
bei allen Kollektortechnologien mit zunehmender Temperatur<br />
abnimmt. Eine Kopplung der Solarthermie direkt an den Prozess<br />
ist geeignet für Reinigen, Trocknen, Verdampfen und Destillieren,<br />
Bleichen, Pasteurisieren, Sterilisieren, Kochen, Lackieren, Entfetten<br />
und Kühlen sowie für die Bereitstellung von Raumwärme.<br />
3.3 Wärmeverteilung.<br />
Grundsätzlich gilt es, den Aufstellungsort des Wärmeversorgers<br />
und die Rohrleitungen so zu planen, dass keine unnötig langen<br />
Verbindungen aufgebaut werden. So können nicht nur die<br />
Inves titionskosten für das Rohrleitungssystem, sondern auch<br />
die Energieverluste reduziert werden.<br />
Besonderes Augenmerk bei der Planung gilt auch dem Rohrleitungsdurchmesser,<br />
der einen entscheidenden Einfluss auf die<br />
Kosten hat. Die Kosten für Rohrleitungen steigen in etwa linear<br />
mit dem Durchmesser. Verdoppelt man den Rohrdurchmesser,<br />
dann reduzieren sich die Reibungsverluste in der Rohrleitung<br />
um das 16-Fache. Dieser einfache Ansatz lässt sich jedoch nur<br />
für sehr lange, kontinuierlich durchströmte Rohrleitungen anwenden.<br />
Bei kompakteren Systemen überwiegt der Einfluss<br />
der Armaturen, bei denen sich weder die Einkaufspreise noch<br />
die Strömungswiderstände durch einfache Formeln in Abhängigkeit<br />
vom Rohrleitungsdurchmesser beschreiben lassen.<br />
Das Optimum lässt sich hier nur finden, wenn mit einer Lebenszykluskosten-Analyse<br />
verschiedene Alternativen verglichen<br />
werden. Nicht zu vernachlässigen sind auch der Montage- und<br />
Wärmeisolierungsaufwand. Allerdings bestehen bei der Wärmedämmung<br />
von Bauteilen und Rohrleitungen große Energieeffizienzpotenziale.<br />
Sie stellen eine einfache, wirkungsvolle und<br />
nachhaltig kostengünstige Maßnahme dar, um die Energieeffizienz<br />
des gesamten Systems zu erhöhen (siehe auch Kap. 3.5).<br />
Eine Senkung der Wärmeverluste um bis zu 30 Prozent ist in<br />
diesen Fällen möglich.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
13
3.4 Systeme zur Wärmerückgewinnung.<br />
Die Abwärme aus der Wärmeerzeugung und -nutzung kann<br />
mithilfe von Maßnahmen zur Wärmerückgewinnung genutzt<br />
werden. Aus den Abgasen von Dampfkesseln und Öfen können<br />
beispielsweise erhebliche Abwärmemengen zur weiteren Verwendung<br />
zurückgewonnen werden.<br />
Funktionsweise der Wärmerückgewinnung.<br />
Durch Wärmeübertrager kann Abwärme direkt oder indirekt<br />
(über ein Zwischenmedium) auf einen anderen Prozess übertragen<br />
werden, solange die Temperatur der (Ab-)Wärmequelle<br />
über der des Verbrauchers liegt. Grundsätzlich ist eine Wärmerückgewinnung<br />
daher umso lohnender, je höher die Temperatur<br />
der zur Verfügung stehenden Abwärme ist. Um Verluste<br />
durch Transport und Speicherung zu minimieren, empfiehlt es<br />
sich, Wärmepotenziale stets ortsnah und möglichst direkt weiterzunutzen.<br />
Ist dies nicht möglich, muss die Verwendung von<br />
Speichertechnologien geprüft werden, um die anfallende Abwärme<br />
zwischenzeitlich speichern zu können. Dabei ist es wichtig,<br />
dass alle Leitungen eine gute Wärmedämmung erhalten.<br />
Steht das geringe Temperaturniveau der Abwärme einer direkten<br />
Wärmerückgewinnung entgegen, kann eine Wärmepumpe<br />
eine sinnvolle Lösung darstellen. Wärmepumpen (siehe<br />
Kapitel 3.2) sind in der Lage, Wärme von einem niedrigen auf<br />
ein höhe res Temperaturniveau anzuheben.<br />
Abgas-Wärmerückgewinnung.<br />
Abgas-Wärmerückgewinnung kann die Energieeffizienz von<br />
Feuerungsanlagen, die prozessbedingt mit hohen Abgastemperaturen<br />
betrieben werden und hohe Laufzeiten aufweisen,<br />
deutlich steigern. Ihre Anwendung empfiehlt sich daher<br />
besonders bei Dampf- und Heißwassererzeugern, Öfen, Trocknern<br />
oder Gasturbinen. In diesem Verfahren entzieht ein Abgas-Wärmeübertrager<br />
dem Abgas einen Teil der Wärme und<br />
überträgt sie an einen Wärmeträger wie Wasser oder Luft. Dadurch<br />
kann die Wärme dem Prozess an anderer Stelle wieder<br />
zugeführt werden. Eine Wärmeübertragung findet so lange<br />
statt, wie die Temperatur der (Ab-)Wärmequelle über der<br />
Temperatur des Verbrauchers liegt. Nutzen lässt sich die Abwärme<br />
z. B. für die Vorwärmung von Verbrennungsluft, zur<br />
Brauchwasser- oder Prozesswassererwärmung oder zur Wärmeeinspeisung<br />
in den Heizungsrücklauf.<br />
Economiser und Brennwertwärmeübertrager.<br />
Bei einem Economiser handelt es sich um einen Abgas-Wärmeübertrager,<br />
der das Kesselabgas zur Erwärmung von Kesselspeise-,<br />
Heizungs- oder Brauchwasser nutzen kann. Wird dem Economiser<br />
ein Brennwertwärmeübertrager (auch Abgaskondensator<br />
genannt) nachgeschaltet, können die Abgase unter die<br />
Kondensationstemperatur von Wasser abgesenkt werden, sodass<br />
auch die Kondensationswärme des enthaltenen Wasserdampfs<br />
genutzt werden kann (siehe Brennwerttechnik). In<br />
einem nachgeschalteten Brennwertwärmeübertrager (siehe<br />
Abbildung 4) kann die Abgaswärme jedoch weiter ausgenutzt<br />
werden, um das kalte Zusatzwasser aus der chemischen<br />
Wasseraufbereitung (etwa 10 bis 12 °C) vorzuwärmen, bevor es<br />
in den Entgaser geleitet wird. Eine Wärmerückgewinnung mittels<br />
Economiser und Brennwertwärmeübertrager kann eine<br />
Wirkungsgradsteigerung zwischen 5 und 12 Prozent bewirken.<br />
Speisepumpenmodule<br />
Wasserservicemodul<br />
Dampf<br />
Economiser<br />
Abgaskondensator<br />
Pumpenmodule<br />
Dampfkessel<br />
Zusatzwasser<br />
Abb. 4: Schaltbild einer Hochdruck-Dampfkesselanlage mit zwei Abgas-Wärmeübertragerstufen (Economiser/Brennwertwärmeübertrager).<br />
14<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
Abhitzekessel.<br />
Abhitzekessel nutzen die Wärme von Abgasen (oft auch als Rauchgase<br />
bezeichnet) aus Verbrennungsprozessen oder von heißen<br />
Abluftströmen zur Erzeugung von Heißwasser oder Dampf. Dabei<br />
wird das heiße Abgas durch ein Rohrbündel geführt, in dem es seine<br />
Wärme an das im Kesselkörper befindliche Wasser überträgt.<br />
Luftvorwärmung.<br />
Ein Luftvorwärmer (LUVO) wärmt die Verbrennungsluft mithilfe<br />
des heißen Abgases vor. Die Wärmerückgewinnung mittels<br />
LUVO kann den feuerungstechnischen Wirkungsgrad um 5 Prozent<br />
erhöhen. Die Vorwärmung der Verbrennungsluft kann<br />
auch mithilfe von Abwärme aus Drucklufterzeugungsanlagen<br />
oder aus dem Kesselhaus erfolgen.<br />
3.5 Weitere Komponenten des Wärmeversorgungssystems.<br />
Wärmespeicher.<br />
Mithilfe von Speichertechnologien lässt sich die Spitzenlast verringern<br />
und der Anteil der Grundlast erhöhen. Bei Prozessen<br />
mit ausgeprägten zeitlichen Lastspitzen können Versorgungssysteme<br />
und Systemkomponenten für ein mittleres Leistungsniveau<br />
dimensioniert werden. Der Speicher wird in Phasen mit<br />
hohem Leistungsbedarf entladen, während bei Unterschreitung<br />
der durchschnittlichen Leistung Wärme zwischengespeichert<br />
wird. Der Wärmeerzeuger kann so trotz Bedarfsschwankungen<br />
gleichmäßig im optimalen Arbeitspunkt betrieben werden.<br />
Die wichtigsten Speichersysteme sind:<br />
Sensible Speicher: heißes/kaltes Wasser oder feste Speichermedien<br />
(Keramik, Stein, Erde etc.)<br />
Latentspeicher bzw. Phasenwechselspeicher (engl. Phase<br />
Change Material – PCM)<br />
Sorptionsspeicher bzw. thermochemische Speicher<br />
Diese Speichersysteme können entweder als Kurz- oder Langzeitspeicher<br />
eingesetzt werden. Welcher Speichertyp bzw. welche<br />
Speichermethode angewendet werden sollte, hängt zum einen<br />
von den erzielbaren Energiedichten und benötigten Temperaturbereichen<br />
ab, zum anderen ist eine bestimmte Anwendung<br />
von den örtlichen Gegebenheiten (Platzangebot), dem benötigten<br />
Volumen oder den geologischen Verhältnissen im Untergrund<br />
(Langzeitspeicher) des jeweiligen Standortes abhängig.<br />
Pumpen/Umwälzpumpen.<br />
Pumpen wandeln Antriebsenergie in Bewegungsenergie um<br />
und dienen dem Transport von Fluiden.<br />
Neben der Wärmeerzeugung sind die Umwälzpumpen in Form<br />
von Kreiselpumpen das zweite Herzstück eines Wärmeversorgungssystems.<br />
Sie sind für die Förderung des Wärmeträgermediums<br />
(meistens Wasser) zu den Heizkörpern und anderen<br />
Anschlussstationen verantwortlich.<br />
Moderne hocheffiziente Umwälzpumpen sind drehzahlgeregelt<br />
und, wenn ein Gebäudeleitsystem (GLT) vorhanden ist, dort<br />
angeschlossen.<br />
Dämmung.<br />
In Industriebetrieben ist es oft Praxis, die Dämmschichtdicke bei<br />
Rohrleitungen, Behältern etc. nur an die betriebstechnischen Anforderungen<br />
anzupassen. Diese liegen jedoch deutlich unter den<br />
technisch machbaren, aber auch unter den wirtschaftlich sinnvollen<br />
Möglichkeiten. Mit einer adäquaten Erhöhung der Dämmschichtdicke<br />
kann die Energieeffizienz der betriebstechnischen<br />
Anlagen wesentlich gesteigert werden. Die wirtschaftliche<br />
Dämmschichtdicke lässt sich im jeweiligen Einzelfall ermitteln,<br />
indem Investitionskosten und Wärmeverlustkosten in Abhängigkeit<br />
von der Dämmschichtdicke einander gegenübergestellt werden.<br />
An dem Punkt, an dem die Summenkurve der beiden Werte<br />
ein Minimum aufweist, liegt die wirtschaftliche Dämmschichtdicke<br />
(siehe Abbildung 5).<br />
Zur Ausnutzung des gesamten Energieeinsparpotenzials müssen<br />
die gesamten Wärmeverluste der Anlage, inklusive der anlagenbedingten<br />
Wärmebrücken, in die Betrachtung einbezogen werden.<br />
Einbauteile, wie Flansche, Armaturen und Ventile, haben hierbei<br />
Gesamtkosten Investitionskosten Wärmeverlustkosten<br />
Kosten<br />
wirtschaftliche<br />
Dämmschichtdicke<br />
Dämmschichtdicke<br />
Abb. 5: Beispielhafte Darstellung der Kostenfunktionen zur Bestimmung der wirtschaftlichen Dämmschichtdicke.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
15
Abstrahlverluste an der Kesseloberfläche<br />
Absalzverluste<br />
Abschlammverluste<br />
Abb. 6: Wärmeverluste bei Dampf- und Heißwasserkesseln.<br />
einen großen Einfluss auf die Wärmeverluste. Daher sollte trotz<br />
der in diesen Bereichen erschwerten Dämmung über eine Umsetzung<br />
von Energieeffizienzmaßnahmen nachgedacht werden.<br />
3.6 <strong>Energieeffiziente</strong>s Wärmeversorgungssystem.<br />
Bei einem Anlagenneubau ist von vornherein auf die energieeffiziente<br />
Auslegung aller Systemkomponenten und der gesamten<br />
Anlage zu achten. Bei vorhandenen Anlagen sind die einzelnen<br />
Komponenten eines Wärmeversorgungssystems auf ihre<br />
Energieeffizienz zu überprüfen und gegebenenfalls ineffiziente<br />
Bestandteile gegen energieeffiziente auszutauschen. In jedem<br />
Fall gilt es, zunächst die Wärmeverluste zu minimieren.<br />
Minimierung von Wärmeverlusten.<br />
Wärmeverluste können an unterschiedlichen Stellen des Wärmeversorgungssystems<br />
auftreten: beim Energieverbraucher, beim<br />
Transport oder bei der Energieerzeugung. Im Prozess, also bei<br />
den Verbrauchern, lassen sich Energieverluste beispiels weise<br />
durch eine ausreichend dimensionierte Wärmedämmung von<br />
Behältern oder Öfen gering halten und tragen so zur Verminderung<br />
des Bedarfs bei.<br />
Um Wärmeverluste bei der Energieerzeugung einzugrenzen,<br />
sollte bereits bei der Konzeption der Anlage darauf geachtet<br />
werden, dass die Kessel wenig Wärme abgeben und über ein<br />
gutes Wärmespeichervermögen verfügen. Bei Anlagen im Bestand<br />
lassen sich Verluste durch Reinigen der Heizflächen und<br />
die Beseitigung undichter Stellen im Feuerraum reduzieren.<br />
Hohe Verluste entstehen bei der Energieerzeugung durch hohe<br />
Abgastemperaturen von über 200 °C. Mithilfe von Systemen zur<br />
Wärmerückgewinnung kann diese Energie genutzt werden.<br />
Um die Abstrahlungsverluste bei der Erzeugung und beim<br />
Transport von Wärme zu minimieren, sollte eine Wärmedämmung<br />
an den Wärmeerzeugern, den Rohrleitungen und an gegebenenfalls<br />
vorhandenen Wärmespeichern angebracht bzw.<br />
die vorhandene überprüft und bei Bedarf ausgebessert werden.<br />
Kesselspeisewasser für Dampf- und Heißwasserkessel enthält<br />
Salze, die sich infolge der Verdampfung des Kesselwassers anreichern.<br />
Dies führt nicht nur zu korrosiven Schäden am Kessel,<br />
sondern auch zu Energieverlusten. Das Kesselspeisewasser muss<br />
deshalb entsalzt werden. Am Boden eines Dampf- und Heißwasserkessels<br />
sammelt sich außerdem Schlamm an, der abgeführt<br />
werden muss. Dieser Vorgang führt ebenfalls zu Wärmeverlusten<br />
(siehe Abbildung 6). Eine gute Wasseraufbereitung reduziert<br />
daher auch Abschlammverluste.<br />
Nicht zuletzt lassen sich der Energieverbrauch und die Energiekosten<br />
durch die kontinuierliche Wartung von Brenner, Kessel<br />
und Dampf- bzw. Heißwasserverteilernetz senken.<br />
Stillstands- oder Bereitschaftsverluste lassen sich mithilfe von<br />
Regelungen, die überflüssiges An- und Abschalten von Brennern<br />
vermeiden, deutlich verringern (siehe Kapitel 4.1).<br />
<strong>Energieeffiziente</strong> Auslegung.<br />
Um die Energieeffizienz einer Anlage zu erhöhen, sollte – in<br />
Abhängigkeit von den spezifischen Anforderungen – für jeden<br />
Prozessschritt ein energieeffizientes Versorgungsmedium ge-<br />
16<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
wählt werden. Falls möglich, sollte Heißwasser anstelle von<br />
Dampf als Wärmeträger eingesetzt werden, da die Dampferzeugung<br />
mit hohen Umwandlungsverlusten verbunden ist.<br />
Bei der energieeffizienten Auslegung einer Anlage kommt es<br />
im Wesentlichen darauf an, den Kessel richtig zu dimensionieren<br />
und den Betriebsdruck an die tatsächlichen technischen<br />
Erfordernisse anzupassen. Wärmeversorgungsanlagen sind<br />
früher häufig stark überdimensioniert errichtet worden, sodass<br />
sie heute oft ineffizient z. B. mit Druckminderern arbeiten.<br />
In vielen Betrieben werden Dampfdruck und -temperatur über<br />
„gezielte“ Wärmeverluste in unisolierten Teilen des Leitungssys<br />
tems reduziert. Teilweise wird die gewünschte Temperaturabsenkung<br />
sogar durch äußere Berieselung der heißen Rohre<br />
mit Wasser erzielt. Wesentlich effizienter ist es, die Dampftemperatur<br />
durch das Einspritzen von Kondensaten zu senken.<br />
Ein Absenken des Temperaturniveaus kann im Übrigen die<br />
Wärmerückgewinnung oder andere energieeffiziente Umwandlungs-<br />
und Erzeugungstechnologien, wie z. B. Kraft-Wärme-<br />
Kopplung (KWK) oder Wärmepumpen, ermöglichen.<br />
In einem System ist stets der Wärmeverbraucher mit dem höchsten<br />
Temperatur- bzw. Druckniveau ausschlaggebend für den<br />
Auslegungsdruck des Wärmeerzeugers. Daher kann es sinnvoll<br />
sein, für einen einzelnen Verbraucher mit sehr hohem Druck<br />
einen eigenen Dampferzeuger zu betreiben. Hierdurch lassen<br />
sich Überdimensionierungen und damit verbundene Ineffizienzen<br />
verhindern.<br />
4 Steuerung, Regelung und Überwachung.<br />
4.1 Steuerung und Regelung.<br />
Durch Steuerung und Regelung können durch jeweilige Anpassung<br />
der Leistung an den aktuellen Bedarf hohe Energieeffizienzpotenziale<br />
erschlossen werden. Eine Steuerung<br />
und Regelung ist bei Wärmeerzeugungssystemen an vielen<br />
Komponenten möglich (z. B. Brenner, Kessel oder Pumpen).<br />
Zusätzlich kann durch den Einsatz einer übergeordneten<br />
Steue rung und Regelung die Energieeffizienz eines Systems<br />
aus mehreren Wärmeerzeugern optimiert werden.<br />
Regelung des Brenners.<br />
Brenner können durch einen modulierenden bzw. drehzahlgeregelten<br />
Betrieb gezielt in Teillastbereichen gefahren werden,<br />
anstatt die Teillast jeweils durch An- und Abschalten<br />
des Brenners anzusteuern. Da der Feuerungsraum vor jedem<br />
Zünden gespült werden muss, lassen sich auf diese Weise<br />
Stillstands- und Anfahrverluste reduzieren.<br />
Durch den Einsatz drehzahlgeregelter Brennermotoren kann<br />
bei Lastschwankungen außerdem ein deutlich niedrigerer<br />
Leistungsbereich erreicht werden. Dies hat mehrere Vorteile:<br />
So werden nicht nur unnötige Brennerabschaltungen vermieden,<br />
sondern auch Auskühlungen des Kessels durch Vorbelüftung<br />
minimiert. Dadurch können Brennstoffverbrauch<br />
und -kosten zwischen 2 und 10 Prozent gesenkt werden. Auch<br />
Stromverbrauch und -kosten lassen sich durch die Drehzahlregelung<br />
des Gebläses erheblich reduzieren. Bei Brennöfen<br />
ist eine modellgestützte Ofenführung für praktisch alle Ofentypen<br />
anwendbar, insbesondere für die weitverbreiteten<br />
kleinen Wärmeöfen. Die Steuerung basiert hierbei auf Messungen<br />
und der Nutzung von prozessrelevanten empirischen<br />
und analytischen Parametern. Die Betriebsführung des Ofens<br />
kann dadurch kontinuierlich an die konkreten Produktionsbedingungen<br />
angepasst werden. Einsparpotenzial: bis zu<br />
15 Prozent der Energiekosten eines Ofens.<br />
Abgasregelung bei Dampf- und Heißwassererzeugung.<br />
Je nach Brennstoff und Alter einer Anlage werden Brenner<br />
mit einem Sicherheitsluftüberschuss von 5 bis 20 Prozent<br />
betrieben. Wird dem Brennvorgang jedoch mehr Luft als<br />
nötig zugeführt, so nimmt der in der Luft enthaltene Sauerstoff<br />
nicht mehr an der Verbrennung teil – die Luft wird mit<br />
aufgeheizt, sodass Wärmeverluste entstehen. Diese lassen<br />
sich durch eine O 2 -Regelung reduzieren, die kontinuierlich<br />
den O 2 -Anteil im Abgas des Kessels misst und die Luftzufuhr<br />
entsprechend regelt. Der Wirkungsgrad kann auf diese Weise<br />
um bis zu 3 Prozent verbessert werden (siehe Abbildung 8).<br />
Auch können dadurch die Auswirkungen ausgeglichen<br />
werden, die entstehen, wenn der Kessel an Orten mit großen<br />
Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter<br />
sowie bei unterschiedlichen geodätischen Höhen aufgestellt<br />
wird. Mit einer CO 2 -Regelung kann der Restsauerstoffgehalt<br />
nochmals auf Werte unter einem Volumenprozent gesenkt<br />
und so ein bis zu 1 Prozent höherer Wirkungsgrad erzielt werden.<br />
Diese Regelung lässt sich sinnvoll nur bei gasförmigen<br />
Brennstoffen anwenden, da bei flüssigen Brennstoffen bereits<br />
vor der Messung Ruß entstehen kann, der die Messung beeinflusst.<br />
Im Betrieb wird die Luftmenge so weit reduziert, bis die<br />
Sonde im Abgas enthaltene unverbrannte Brennstoffbestandteile<br />
im Abgas detektiert. Dann wird die Luftmenge wieder<br />
erhöht, bis keine unverbrannten Bestandteile mehr im Abgas<br />
nachgewiesen werden können.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
17
O 2-Sonde<br />
O 2-Modul<br />
Gaszufuhr<br />
Mischeinrichtung<br />
Schritt motoren<br />
Ölzufuhr<br />
Luftzufuhr<br />
Visualisierung<br />
CAN-Bus<br />
Impuls geber<br />
Feuerungsmanager<br />
Anzeige- und<br />
Bedieneinheit<br />
Gebäude leittechnik<br />
CAN-Bus<br />
Frequenzumrichter<br />
Bus-<br />
System<br />
Abb. 7: Messung, Steuerung und Regelung (MSR) bei modulierenden Brennern.<br />
Drehzahlregelung bei Pumpenantrieben.<br />
Generell ist es sinnvoll, die Drehzahlregelung von Pumpenantrieben<br />
zu prüfen. Bei jeder Pumpengruppe, wie beispielsweise<br />
Kesselspeisepumpen oder Netzumwälzpumpen, sollte<br />
individuell betrachtet werden, ob eine Drehzahlregelung sinnvoll<br />
ist oder nicht. Drehzahlgeregelte Netzumwälzpumpen<br />
lohnen sich beispielsweise, wenn im Sommerbetrieb geringere<br />
Wassermassen umgewälzt werden als im Winterbetrieb. Bei<br />
Kesselspeisepumpen zur Versorgung eines Dampferzeugers<br />
mit Speisewasser muss sichergestellt werden, dass die drehzahlgeregelte<br />
Pumpe den notwendigen konstanten Kesseldruck<br />
aufrechterhält. Die Höhe des Einsparpotenzials ist dann abhängig<br />
davon, wie lange die Anlage in Teillast betrieben wurde.<br />
Übergeordnete Steuerung und Regelung.<br />
Mithilfe einer Kesselfolgesteuerung lässt sich bei einer<br />
Dampf- und Heißwassererzeugung kontinuierlich der exakt<br />
erforderliche Volumenstrom im System transportieren. Dafür<br />
muss lediglich die für die Erzeugung erforderliche Anzahl an<br />
Kesseln mit angepasster Leistung (drehzahlgeregelt) betrieben<br />
werden. Das Regelsystem reduziert nicht nur Brennerlast<br />
und Brennstartvorgänge, sondern kann außerdem Instabilitäten<br />
und Störungen sofort kompensieren. Die Heizkessel<br />
können dadurch stets im optimalen Lastpunkt und mit optimalem<br />
Wirkungsgrad betrieben werden.<br />
Durch die Installation einer Mehrkesselregelung lässt sich<br />
die Energieeffizienz einer Anlage zusätzlich steigern. Hierbei<br />
werden mittels einer hydraulischen Weiche alle Wärmeerzeuger<br />
des Primärkreises (Erzeugungssystem) von den Verbrauchern<br />
im Sekundärkreis entkoppelt. Durch die Volumenstromregelung<br />
im Primärkreis ist ein hydraulisch optimierter<br />
Betrieb der Anlage möglich, der die notwendige Brennerbzw.<br />
Kesselleistung dem Bedarf im Sekundärkreis anpasst.<br />
18<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
98<br />
96<br />
Feuerungstechnischer Wirkungsgrad [%]<br />
94<br />
92<br />
90<br />
88<br />
O 2 -Gehalt [%]<br />
0<br />
5<br />
86<br />
110 130 150 170 190 210<br />
Abgastemperatur – Zulufttemperatur [°C]<br />
Abb. 8: Verbesserung des feuerungstechnischen Wirkungsgrads bei reduziertem O 2-Gehalt im Abgas.<br />
4.2 Überwachung.<br />
Eine Reihe zentraler Betriebsdaten kann zur detaillierten<br />
Analyse von Brennstoffverbrauch oder Dampf- und Temperaturverläufen<br />
einer Anlage genutzt werden. Auf Basis dieser<br />
ermittelten Daten kann ein Energieerzeugungsmanagement<br />
entwickelt werden, das durch die bedarfsgerechte Anpassung<br />
Energieverbrauch und -kosten von Wärmeversorgungssystemen<br />
senken kann. Eine mögliche Anwendung sind verbrauchsgesteuerte<br />
Aufheiz- und Anfahrprogramme, bei denen<br />
zwischen vor- und nachrangigen Verbrauchern zeitlich differenziert<br />
wird. In diesem Fall ist es möglich, den Wärmeerzeuger<br />
etwas leistungsschwächer zu dimensionieren, als er allein<br />
durch die Summe der Bedarfe ermittelt wurde.<br />
Bei modernen Brennern werden sämtliche Funktionen von<br />
leistungsfähigen Mikroprozessoren gesteuert und überwacht.<br />
Dieses digitale Feuerungsmanagement bietet auch die Möglichkeit,<br />
über einen integrierten Bus-Anschluss mit anderen<br />
Systemen, z. B. Gebäudeleittechnik-(GLT-)Systemen, zu kommunizieren.<br />
Durch Überwachung und Regelung weiterer Verbrennungsparameter,<br />
wie z. B. Abgastemperatur, Rußziffer oder Feuerraumdruck,<br />
und die Installation automatischer Abgas- oder<br />
Verbrennungsklappen lässt sich der Energieverbrauch zusätzlich<br />
senken. Letztere verhindern das Auskühlen des Kessels<br />
bei regelmäßigen, längeren Stillständen des Kessels (z. B. an<br />
Wochenenden).<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
19
5 Instandhaltung und Wartung.<br />
Um das Wärmeversorgungssystem in einem funktionsfähigen<br />
Zustand zu erhalten, bedarf es einiger technischer und administrativer<br />
Maßnahmen. Es lohnt sich, die Instandhaltung<br />
des Anlagenparks systematisch anzugehen und eine vorausschauende<br />
Instandhaltungsstrategie für das Unternehmen<br />
auszuarbeiten. Unter Instandhaltung lässt sich die Kombination<br />
der nachfolgend beschriebenen Maßnahmen Wartung,<br />
Inspektion, Instandsetzung und Verbesserung zusammenfassen.<br />
Wartung.<br />
Unter dem Begriff Wartung werden Maßnahmen zur Verzögerung<br />
des Abbaus des vorhandenen Abnutzungsvorrats<br />
verstanden. Der Praktiker versteht darunter das regelmäßige<br />
Reinigen, z. B. von Wärmeübertragerflächen, Nachstellen,<br />
Prüfen und manchmal auch den Austausch von Verschleißteilen.<br />
Darüber hinaus hat ein Hersteller in der Betriebsanleitung<br />
Angaben zur Art und zum Umfang von Wartungsarbeiten zu<br />
machen. Darüber hinausgehende Maßnahmen leiten sich aus<br />
den Ergebnissen der Inspektion ab.<br />
Inspektion.<br />
Unter Inspektion versteht man Maßnahmen zur Feststellung<br />
und Beurteilung des Istzustands der Anlage. Wichtig für die<br />
Beurteilung des Istzustands ist die Kenntnis des Sollzustands.<br />
Dazu sollten nach der erstmaligen Inbetriebnahme bzw. nach<br />
einer erfolgreichen Generalüberholung Referenzwerte aufgenommen<br />
werden.<br />
20<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
Instandsetzung und Verbesserung.<br />
Unter Instandsetzung ist die Rückführung der Anlage in den<br />
funktionsfähigen Zustand, also die Fähigkeit zur Erfüllung<br />
der durch den Hersteller in der Bedienungsanleitung beschriebenen<br />
bestimmungsgemäßen Verwendung, zu verstehen.<br />
Werden bei diesem Vorgang Schwachstellen beseitigt,<br />
um die Funktionssicherheit zu erhöhen, ist dies bereits eine<br />
Verbesserung. Wird dadurch jedoch die Funktion der Anlage<br />
verändert, dann ist dies eine „Modifikation“, die eine Neubewertung<br />
der sicherheitstechnischen Aspekte erforderlich<br />
macht. Bei Eingriffen in Geräte bzw. Maschinen erlischt die<br />
Konformität des Herstellers, sobald die Sicherheit berührt<br />
wird. Hier ist nach Abschluss der Arbeiten unter Umständen<br />
ein erneutes Konformitätsbewertungsverfahren notwendig.<br />
Instandhaltungsstrategien.<br />
Korrektive Instandhaltung.<br />
Wird eine Anlage erst repariert, wenn ein Defekt sichtbar<br />
geworden ist, dann handelt es sich um eine schadensbedingte<br />
oder korrektive Instandhaltung bzw. Instandsetzung.<br />
Dem Vorteil, dass die Lebensdauer der Bauteile dabei<br />
bis zum Ende ausgenutzt wird, stehen zum Teil ganz<br />
gravierende Nachteile gegenüber. So kann mitunter der<br />
Ausfall eines an sich preisgünstigen Bauteils erhebliche<br />
Folgeschä den an anderen Anlagenteilen hervorrufen. Oft<br />
führen verschlissene Bauteile, schon lange bevor sie einen<br />
Totalausfall hervorrufen, zu Effizienzverlusten und Produktbeeinträchtigungen.<br />
Hinzu kommt der Produktionsausfall,<br />
der nicht planbar ist und deutlich höher ausfallen<br />
kann als bei einer geplanten Instandhaltungsmaßnahme.<br />
Vorausbestimmte Instandhaltung.<br />
Die intervallabhängige, vorausbestimmte Instandhaltung<br />
versucht, durch den Austausch der Verschleißteile in vorgegebenen<br />
Zeitabständen dem Verschleiß zuvorzukommen.<br />
Erschwert wird diese Strategie durch die starke Varianz<br />
der Lebensdauer von vielen Bauteilen. Der Planung der<br />
Wartungsintervalle kommt daher eine wesentliche Bedeutung<br />
bei der Gesamtkostenbetrachtung dieser Strategie zu.<br />
Zu kurze Intervalle erhöhen die Kosten durch häufige<br />
Reparaturen und den damit einhergehenden geplanten<br />
Stillstand. Zu lange Intervalle erhöhen das Risiko des ungeplanten<br />
Produktionsausfalls und aller Folgekosten, die<br />
mit einer korrektiven Instandsetzung einhergehen.<br />
Zustandsorientierte Instandhaltung.<br />
Die zustandsorientierte Instandhaltung ist eine präventive<br />
Strategie, bei der die Wartungs- bzw. Instandsetzungsintervalle<br />
nicht starr vorgegeben sind, sondern der Zeitpunkt<br />
für die Instandhaltung aus der Überwachung der<br />
Zustands- und Betriebsgrößen festgelegt wird. Durch das<br />
Beobachten der Maschine kann vorausgesagt werden,<br />
wann sich die Lebensdauer eines Verschleißteils dem Ende<br />
zuneigt, und es können Defekte erkannt werden, bevor<br />
diese teure Folgeschäden hervorrufen. Die erforderliche<br />
Überwachung der Messgrößen kann kontinuierlich oder<br />
auf Anforderung erfolgen.<br />
Bei der zustandsorientierten Instandhaltung ergänzen<br />
sich die spezifischen Vorteile der beiden zuvor genannten<br />
Strategien, nämlich die volle Ausnutzung der Komponentenlebensdauer,<br />
mit den geringeren Instandsetzungs- und<br />
Folgekosten der geplanten Instandhaltung. Für die Gesamtkostenoptimierung<br />
müssen diese Einsparungen den<br />
Kosten für die Überwachung gegenübergestellt werden.<br />
Strategie der verbessernden Instandsetzung.<br />
Früher war das höchste Ziel einer Instandsetzung, die Anlage<br />
nach Möglichkeit wieder in den Originalzustand zurückzubringen.<br />
Diese Vorgehensweise übersieht, dass das<br />
Versagen des Bauteils möglicherweise darauf zurückzuführen<br />
ist, dass die Anlage für den spezifischen Anwendungsfall<br />
nicht optimal ausgelegt ist. In solch einem Fall ist<br />
die Instandsetzung eine gute Gelegenheit für eine qualitative<br />
Aufwertung der betroffenen Baugruppe. Einige fortschrittliche<br />
Unternehmen haben es sich daher zur Strategie<br />
gemacht, solche Auszeiten systematisch für eine Erhöhung<br />
der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit zu nutzen.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
21
Kosten sparen und Energieeffizienz steigern.<br />
Systematisch Energiekosten senken.<br />
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />
Dämmung von Anlagen in<br />
Industrie und Gewerbe.<br />
Energieberatung<br />
in Industrie und Gewerbe.<br />
Der Schlüssel zum Kostensenken.<br />
<strong>Handbuch</strong> für betriebliches<br />
Energiemanagement.<br />
Publikationen (Auswahl).<br />
Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />
der Auf deckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />
und moti vieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />
Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />
www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />
Dämmung von Anlagen in Industrie und Gewerbe.<br />
Investitionen in die Dämmung betriebstechnischer Anlagen in<br />
Industrie und Gewerbe sind sehr wirtschaftlich und erzielen in<br />
der Regel eine Kapitalrendite von 50 Prozent. Die Wärmedämmung<br />
von Bauteilen und Rohrleitungen ist somit eine einfache,<br />
wirkungsvolle und nachhaltig kostengünstige Maßnahme,<br />
um die Energieeffizienz betriebstechnischer Anlagen zu<br />
erhöhen. Die Broschüre informiert auf 12 Seiten über die Identifizierung<br />
geeigneter Maßnahmen und stellt erfolgreiche Praxisbeispiele<br />
vor.<br />
Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />
Auf 36 informativen Seiten zeigt diese kleine DIN-A5-Broschüre,<br />
was Unternehmen von einer guten Beratung erwarten<br />
können, wie sie in der Regel abläuft, wie Unternehmen<br />
einen guten Energieberater finden und worauf bei der Auswahl<br />
eines Beraters zu achten ist. Daneben informiert sie<br />
über finanzielle Fördermöglichkeiten für Unternehmen,<br />
die eine Energieberatung durchführen lassen möchten.<br />
Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />
über die wichtigsten Energieeffizienztechnologien, über<br />
Beratungsmöglichkeiten sowie Wege zur Finanzierung und<br />
Förderung. Tipps und Praxisbeispiele sollen dabei vor allem<br />
Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz zu investieren.<br />
Internetangebote (Auswahl).<br />
Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />
und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />
in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />
auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />
In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />
Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />
Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />
Förderungen bereit.<br />
Quickcheck Rohrleitungsdämmung.<br />
Das Online-Tool zeigt in zwei Schritten das Einsparpotenzial<br />
durch die Dämmung von Rohrleitungen in betriebstechnischen<br />
Anlagen. Neben der relativen und absoluten Energieeinsparung<br />
zeigt der Check auch, wie stark sich die Energiekosten<br />
durch die Um setzung von Energieeffizienzmaßnahmen senken<br />
lassen.<br />
www.stromeffizienz.de/quickcheck-rohrleitungsisolierung<br />
Webspecial Energiemanagement.<br />
Das interaktive Webspecial zeigt anhand eines beispielhaften<br />
Unternehmens die wesentlichen Schritte im Energiemanage -<br />
ment. Es ist speziell auf die beteiligten Personengruppen –<br />
Geschäfts führung, Controlling, Produktionsebene, Energiemanager<br />
und Energieberater – zugeschnitten.<br />
www.webspecial-energiemanagement.de<br />
Referenzprojekte-Datenbank.<br />
Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />
aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />
Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />
hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />
gute Über tragbarkeit aus.<br />
www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />
Lebenszykluskosten-Rechner Pumpen.<br />
Der Lebenszykluskosten-Rechner (LCC-Tool) für Pumpensysteme<br />
ermöglicht die Gegenüberstellung zweier Pumpen systeme<br />
hinsichtlich des Energieverbrauchs und der Wirtschaftlichkeit.<br />
Nach Eingabe technischer und wirtschaftlicher Daten<br />
erhält der Nutzer als Ergebnis die jeweiligen LCC-Kostenkomponenten<br />
der Pumpensysteme in Form einer Tabelle.<br />
www.stromeffizienz.de/lebenszykluskosten-rechner<br />
22<br />
Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.
Die Initiative EnergieEffizienz.<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />
Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />
und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />
der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />
und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />
von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />
gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />
für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />
anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />
Internettools zur Bewertung der Energie effizienzpotenziale<br />
im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />
der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />
für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />
Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />
zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />
geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />
Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />
der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />
KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />
die DZ BANK AG.<br />
www.dena.de<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />
wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Impressum.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />
Chausseestraße 128 a<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />
Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />
E-Mail: info@dena.de<br />
www.dena.de<br />
Redaktion.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Anton Barckhausen, Carsten Grohne, Tom Raulien<br />
Bildnachweis.<br />
S. 6: Viessmann Werke GmbH & Co. KG<br />
S. 7, 9, 11, 14, 16: ©Bosch Industriekessel GmbH<br />
sowie Bosch Thermotechnik GmbH<br />
S. 13, 18, 19: ©Max Weishaupt GmbH<br />
Layout.<br />
BBS Werbeagentur GmbH<br />
Druck.<br />
Druckhaus Rihn GmbH<br />
Stand.<br />
12/2013<br />
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />
Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
23
Art.-Nr. 1427<br />
Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />
in Industrie und Gewerbe:<br />
kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Eine Initiative von:<br />
Gefördert durch:
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
2<br />
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
Inhalt.<br />
1 Einführung in das Thema. ............................................................................................................................................................................................. 4<br />
1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale in Industrie und Gewerbe. ...................................................................................... 4<br />
1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete von elektrischen Motoren. ................................................................................................... 4<br />
2 Ansätze zur energetischen Optimierung von Motoren und Antriebssystemen. ........................................................................ 5<br />
2.1 Erfassung des Istzustands. ............................................................................................................................................................................................... 6<br />
2.2 Ermittlung des Bedarfs. .................................................................................................................................................................................................... 6<br />
2.3 Bewertung der Energieeffizienz. .................................................................................................................................................................................. 7<br />
2.4 Erstellung eines Maßnahmenplans. ............................................................................................................................................................................ 7<br />
2.5 Erfolgskontrolle. .................................................................................................................................................................................................................. 7<br />
3 <strong>Energieeffiziente</strong> Motoren und Antriebssysteme. ......................................................................................................................................... 8<br />
3.1. Elektrische Motoren. .......................................................................................................................................................................................................... 8<br />
3.1.1 Drehstrom-Asynchronmotoren. ................................................................................................................................................................................... 8<br />
3.1.2 Synchronmotoren. .............................................................................................................................................................................................................. 9<br />
3.1.3 Gleichstrommotoren. ........................................................................................................................................................................................................ 9<br />
3.1.4 Wirkungsgrad und Energieeffizienzanforderungen an Motoren. ................................................................................................................ 10<br />
3.1.5 Auswahl und Dimensionierung von Motoren. ....................................................................................................................................................... 11<br />
3.2 Weitere Komponenten von Antriebssystemen. ..................................................................................................................................................... 12<br />
3.2.1 Kraftübertragung. ............................................................................................................................................................................................................... 12<br />
3.2.2 Blindleistungskompensation. ........................................................................................................................................................................................ 14<br />
3.2.3 Arbeitsmaschinen. .............................................................................................................................................................................................................. 14<br />
4 Steuerung, Regelung und Überwachung. ......................................................................................................................................................... 16<br />
4.1 Steuerung und Regelung. ................................................................................................................................................................................................ 16<br />
4.2 Überwachung. ...................................................................................................................................................................................................................... 17<br />
5 Instandhaltung und Wartung. ................................................................................................................................................................................. 17<br />
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ........................................................................................................................................ 18<br />
Impressum. ...................................................................................................................................................................................................................... 19<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
3
1 Einführung in das Thema.<br />
1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale<br />
in Industrie und Gewerbe.<br />
Etwa ein Drittel des Endenergieverbrauchs in Deutschland –<br />
rund 700 TWh pro Jahr – entfällt auf den Sektor Industrie. Mit<br />
jährlich rund 100 TWh verursacht die „sonstige mechanische<br />
Energie“ den größten Anteil am industriellen Stromverbrauch. 1<br />
Die damit verbundenen Ausgaben und die zuletzt gestiegenen<br />
Energiepreise werden für immer mehr Unternehmen zu einem<br />
spürbaren Kosten- und Wettbewerbsfaktor. Industrielle <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />
wie Motoren und Antriebssysteme, bieten<br />
branchenübergreifend große Energie- und Kosteneinsparpotenziale.<br />
Das wirtschaftlich erschließbare Energieeffizienzpotenzial<br />
von Antriebssystemen wird bis 2020 bundesweit auf etwa<br />
6 TWh/a (bezogen auf den Verbrauch von 2008) geschätzt. 2<br />
Die Kosten für ein Antriebssystem entstehen hauptsächlich<br />
durch jene Stromkosten, die bei der Umwandlung der elektrischen<br />
in mechanische Energie (Drehmoment) durch einen<br />
elektromagnetischen Energiewandler (Motor) anfallen. Die<br />
Energiekosten von Motoren können dabei bis zu 96 Prozent der<br />
gesamten Lebenszykluskosten ausmachen, nur 4 Prozent<br />
werden durch die Investitions- und Wartungskosten bestimmt.<br />
1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete<br />
von elektrischen Motoren.<br />
Elektrische Motoren und Antriebssysteme werden branchenübergreifend<br />
und auf vielfältige Art und Weise eingesetzt. Ihre<br />
Einsatzgebiete reichen von spezifischen Anwendungen im<br />
Produktionsprozess bis hin zur Raumluftklimatisierung. Typische<br />
Einsatzgebiete von elektrischen Motoren sind Druckluft anlagen,<br />
Kälteanlagen, Lüftungstechnik, Pumpen und Fördertechnik.<br />
Druckluftanlagen.<br />
In Druckluftanlagen treiben elektrische Motoren den Verdichter<br />
an. Die Komprimierung der Luft durch den Verdichter kann<br />
je nach Anforderung der Parameter Druck, Menge und Qualität<br />
durch verschiedene Verdichterbauarten erfolgen.<br />
Kälteanlagen.<br />
Elektrische Motoren treiben bei Kompressionskälteanlagen<br />
den Verdichter zur Komprimierung des Kältemittels, den<br />
Ventilator, den Verflüssiger sowie die Kältemittelpumpen an.<br />
Lüftungstechnik.<br />
In der Lüftungstechnik werden elektrische Motoren zum<br />
Antreiben von Ventilatoren eingesetzt.<br />
Pumpen.<br />
Pumpen werden in der Regel über eine Welle durch elektrische<br />
Motoren angetrieben.<br />
Fördertechnik.<br />
Förderbänder bestehen aus einem endlos umlaufenden Band<br />
auf Tragrollen oder einer Gleitbahn, das gleichzeitig als Tragund<br />
Zugmittel dient. Das Förderband wird von einer oder<br />
mehreren Rollen angetrieben, die wiederum durch elektrische<br />
Motoren in eine rotierende Bewegung versetzt werden.<br />
Der vorliegende Ratgeber gibt einen Überblick über die<br />
Funktionsweise verschiedener Elektromotorenarten, geht auf<br />
die gesetzlichen Rahmenbedingungen ein und erläutert<br />
Ansätze und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
von Motoren und Antriebssystemen.<br />
1<br />
Quelle: Anwendungsbilanz 2011; Fraunhofer ISI, 2011.<br />
2<br />
Quelle: Energieeffizienz-Szenario in dena-frontier-Studie Energieeffizienz-Verpflichtungssysteme, 2012.<br />
4<br />
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
2 Ansätze zur energetischen Optimierung von<br />
Motoren und Antriebssystemen.<br />
Elektrisch angetriebene Systeme haben häufig ein wirtschaftliches<br />
Energieeffizienzpotenzial von 30 Prozent und mehr. Zur<br />
systematischen Verringerung des Stromverbrauchs ist eine<br />
Betrachtung des gesamten Antriebssystems sinnvoll, da der<br />
Gesamtwirkungsgrad entscheidend ist. Dieser berechnet sich<br />
durch die Multiplikation der Teilwirkungsgrade der einzelnen<br />
Antriebskomponenten. In Abbildung 1 sind die Komponenten<br />
eines Antriebssystems dargestellt.<br />
Elektromotor.<br />
Der Elektromotor ist das Kernstück eines Antriebssystems.<br />
Aus diversen Bauarten und Schaltungen ergeben sich<br />
individuelle Motoren für unterschiedliche Anforderungen.<br />
Bei der Investition in Elektromotoren empfiehlt es<br />
sich, energieeffiziente Motoren unter Berücksichtigung<br />
der Energieeffizienzklasse zu beschaffen.<br />
Kraftübertragung.<br />
Die Kraftübertragung bei Antriebssystemen erfolgt<br />
durch mechanische Übersetzung der Kraft des Motors<br />
auf die Arbeitsmaschine. Durch Optimierung und die<br />
richtige Auswahl der Kraftübertragung sind Energieeffizienzsteigerungen<br />
zu realisieren.<br />
5<br />
Steuerung und Regelung<br />
4<br />
Arbeitsmaschine<br />
Elektrische<br />
Leistung<br />
Blindleistungskompensation<br />
Elektromotor<br />
Kraftübertragung<br />
Abb. 1: Komponenten eines Antriebssystems.<br />
Blindleistungskompensation.<br />
Bei der Blindleistungskompensation wird der Anteil<br />
der Blindleistung an der Scheinleistung zugunsten des<br />
Wirkleistungsanteils reduziert. Blindleistung ist in<br />
Wechselspannungsnetzen unerwünscht, weil sie vom<br />
Energieversorger zusätzlich bereitgestellt werden muss<br />
und dadurch Mehrkosten verursacht. Die Blindleistungskompensation<br />
erfolgt üblicherweise durch den Ausgleich<br />
induktiver Blindleistung mittels kapazitiver<br />
Verbraucher.<br />
Arbeitsmaschine.<br />
Arbeitsmaschinen verrichten unterschiedliche<br />
Arbeiten, etwa Verdichten, Pumpen oder Bewegen.<br />
Unabhängig von den Anwendungsgebieten weisen sie<br />
Energieeffizienzpotenziale auf. Der Einsatz mehrstufig<br />
oder stufenlos regelbarer Motorenantriebe ist bei Lastschwankungen<br />
gegenüber nicht regelbaren Ausführungen<br />
oft effizienter und sollte als Alternative geprüft<br />
werden. Zusätzlich sollte die Dimensionierung nach<br />
dem optimalen Betriebspunkt ausgelegt sein.<br />
Steuerung und Regelung.<br />
Steuer- und Regeltechnik ist ein wesentlicher Baustein zur Energieeffizienzsteigerung in der modernen Antriebstechnik.<br />
Bei wechselnden Betriebszuständen wie Volllast, Teillast und Leerlauf innerhalb eines Prozesses empfiehlt es sich, durch<br />
eine geeignete Regelstrategie die Leistung dem Bedarf anzupassen. Verschiedene Steuer- und Regelstrategien stehen hier<br />
zur Verfügung.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
5
Schritte der systemischen Optimierung.<br />
Die systemische Optimierung eines Antriebssystems wird in<br />
der Regel in mehreren Schritten durchgeführt:<br />
Erfassung des Istzustands.<br />
Ermittlung des Bedarfs.<br />
Bewertung der Energieeffizienz.<br />
Erstellung eines Maßnahmenplans mit anschließender<br />
Umsetzung der Maßnahmen.<br />
Überprüfung des Erfolgs.<br />
2.1 Erfassung des Istzustands.<br />
Der erste Schritt zur Ermittlung des Istzustands ist die allgemeine<br />
Systembeschreibung. In der Beschreibung sollten Anlagendaten<br />
anhand der Typenschilder und/oder Datenblätter der<br />
Anlagen erfasst werden. Bei einer großen Anzahl von Motoren<br />
ist es sinnvoll, ein Anlagenkataster mit den erfassten Daten<br />
anzulegen. Die folgenden Daten können im Rahmen der<br />
Istanalyse ohne messtechnischen Einsatz erfasst werden:<br />
Typenschild.<br />
Bezeichnung.<br />
Hersteller.<br />
Typ.<br />
Baujahr.<br />
Nennleistung.<br />
Spannung [V] (Stern-Dreieck-Schaltung).<br />
Strom [A] (Stern-Dreieck-Schaltung).<br />
Frequenz [Hz], Drehzahl [U/min].<br />
Leistungsfaktor cos(phi).<br />
Wirkungsgrad η.<br />
Ggf. Energieeffizienzklasse.<br />
Betriebsverhalten.<br />
Verwendungszweck der Anlage.<br />
Betriebsstunden/Volllaststunden [h/a].<br />
Teillastbetrieb (Dauer und Anteil der Last).<br />
Regelung: keine/Stufenregelung/Drehzahlregelung.<br />
Übergeordnete Steuerung: ja/nein.<br />
Im zweiten Schritt der Istanalyse wird eine Dokumentation<br />
und Messung der Systembetriebsparameter vorgenommen.<br />
Bei Bedarf sollte in dieser Phase ein externer Experte hinzugezogen<br />
werden. Dieser verfügt idealerweise über das notwendige<br />
technische und betriebswirtschaftliche Wissen, um Messungen<br />
durchführen und die Ergebnisse bewerten zu können.<br />
Ermittlung des Verbrauchs.<br />
Durch die Erfassung des Energieverbrauchs der Motoren und die<br />
Erstellung von Lastprofilen können Leistungsschwankungen<br />
abgebildet werden. Die Erfassung erfolgt idealerweise getrennt<br />
nach Leerlauf und Betriebsfall, damit Leistungsschwankungen<br />
eines betriebstypischen Tages bzw. einer Woche abgebildet werden<br />
können. In Abbildung 2 ist ein beispielhafter Lastgang eines<br />
Motors dargestellt.<br />
Die Energieverbrauchsdaten können, sofern keine maschinenbezogenen<br />
Daten vorliegen, durch temporäre Messungen<br />
ermittelt werden.<br />
2.2 Ermittlung des Bedarfs.<br />
Ausschlaggebend für die Dimensionierung eines Motors ist die<br />
zu erfüllende Antriebsaufgabe. Ist der Motor bereits im Bestand<br />
vorhanden, stellt er häufig mehr mechanische Leistung zur Verfügung,<br />
als zur Deckung des tatsächlichen Bedarfs notwendig<br />
Bezugsleistung (kW)<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
1.023<br />
400<br />
200<br />
Mo.<br />
Di. Mi. Do. Fr. Sa. So.<br />
Abb. 2: Beispielhafter Lastgang eines Motors über eine Produktionswoche.<br />
6<br />
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
ist. Dies führt zu einem erhöhten Stromverbrauch und verursacht<br />
unnötige Stromkosten.<br />
Eine Analyse der Verbraucher zeigt eindeutig, welche Leistung<br />
tatsächlich benötigt wird, um den Bedarf nachgelagerter Prozesse<br />
abzudecken. Insbesondere beim Austausch von Motoren<br />
sollte zunächst der tatsächliche Bedarf ermittelt werden, um<br />
eine Überdimensionierung zu vermeiden. Bei einem stark<br />
schwankenden Bedarf bietet es sich an, den Einsatz drehzahlgeregelter<br />
Motoren zu prüfen.<br />
2.3 Bewertung der Energieeffizienz.<br />
Die energetische Optimierung eines elektrischen Antriebssystems<br />
schließt alle Systemkomponenten ein, da jede einzelne<br />
Komponente eigene Energieeffizienzpotenziale aufweist. Daher<br />
ist es sinnvoll, alle Systemkomponenten auf ihr individuelles<br />
Optimierungspotenzial hin zu untersuchen und die Maßnahmen<br />
zur Energieeffizienzsteigerung aufeinander abzustimmen.<br />
Die Energieeffizienz eines Antriebssystems kann durch ein<br />
Energieaudit, das von Fachexperten durchgeführt wird, bewertet<br />
werden. Dazu wird der Leistungs- und Energiebedarf des Antriebssystems<br />
gemessen und branchenspezifischen Benchmarks<br />
und Kennwerten gegenübergestellt.<br />
2.4 Erstellung eines Maßnahmenplans.<br />
Auf der Grundlage des Istzustands und einer ersten Einschätzung<br />
der wirtschaftlich erschließbaren Energieeffizienzpotenziale<br />
sollte ein Maßnahmenplan erstellt werden. Er sollte zwischen organisatorischen<br />
Maßnahmen sowie Maßnahmen zum Nutzerverhalten<br />
(z. B. regelmäßige Überprüfung und Wartung, Abschaltung<br />
in produktionsfreien Zeiten) einerseits und investiven Maßnahmen<br />
andererseits unterscheiden. Die Maßnahmen sollten<br />
dabei entsprechend ihrer Umsetzbarkeit durch den Vergleich<br />
der zu erzielenden Kapitalrenditen bewertet werden.<br />
Ein typischer Maßnahmenplan enthält Angaben zu folgenden<br />
Punkten:<br />
Beschreibung der Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Bewertung der Umsetzbarkeit (z. B. anwendbar, nicht<br />
anwendbar aus technischen Gründen, nicht anwendbar aus<br />
wirtschaftlichen Gründen).<br />
Die spezifische Aktion, die durchgeführt werden muss, um die<br />
Energieeffizienzmaßnahme umzusetzen.<br />
Festlegung eines Verantwortlichen.<br />
Termine, wann die Maßnahmen umgesetzt werden sollen.<br />
Erwartete Einsparungen, die durch die Umsetzung der Maßnahmen<br />
erreicht werden können.<br />
Nachfolgend ist ein beispielhafter Maßnahmenplan dargestellt,<br />
der als Energieeffizienzmaßnahme die Nachrüstung eines<br />
Frequenz umrichters und den Austausch eines Motors vorsieht<br />
(siehe Tabelle 1).<br />
2.5 Erfolgskontrolle.<br />
Die gesetzten Ziele aus dem Maßnahmenplan werden in der<br />
Erfolgskontrolle mit den tatsächlich erzielten Ergebnissen verglichen.<br />
Dieser Soll-Ist-Vergleich stellt den Bewertungsmaßstab<br />
dar, ob mit den umgesetzten Maßnahmen die erwarteten<br />
(Energie-)Einsparungen erreicht wurden. Dabei wird der aktuelle<br />
Ist-Wert durch die Messung des Energieverbrauchs ermittelt<br />
und mit den zuvor gebildeten Systemkennzahlen verglichen.<br />
Wurden die gesetzten Ziele, wie zum Beispiel zugesicherte<br />
Ergebnisse eines mit der Umsetzung der Energieeffizienzmaßnahme<br />
beauftragten Ingenieurbüros, nicht erreicht, sollte<br />
gemeinsam mit einem Fachexperten eine Ursachenanalyse<br />
durchgeführt werden. Nach der Anpassung der Energieeffizienzmaßnahme<br />
ist diese erneut zu bewerten, denn die energetische<br />
Optimierung von Antriebssystemen ist ein kontinuierlicher<br />
Verbesserungsprozess, der sich am besten anhand von Systemkennzahlen<br />
regelmäßig überprüfen lässt.<br />
Energieeffizienzmaßnahme<br />
Ausrüstung von<br />
Motor 2 mit einer<br />
Drehzahlregelung<br />
Machbarkeit<br />
anwendbar<br />
Spezifische<br />
Aktion<br />
Beauftragung<br />
eines Ingenieurbüros<br />
zur<br />
Durchführung<br />
der Maßnahme<br />
Verantwortlich Termin Erwartete Stromeinsparungen<br />
[kWh/a]<br />
Frau Mai<br />
Umsetzung<br />
bis<br />
01.06.2014<br />
64.000 8.960<br />
Erwartete Kosteneinsparungen<br />
[€/a]<br />
Austausch Motor 1<br />
durch effizienteres<br />
1-Modell<br />
anwendbar<br />
Neuanschaffung<br />
eines<br />
IE-3-Antriebs<br />
Herr Müller<br />
Umsetzung<br />
bis<br />
31.10.2014<br />
7.500 1.050<br />
Tab. 1: Beispielhafter Maßnahmenplan zur Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
7
3 <strong>Energieeffiziente</strong> Motoren und Antriebssysteme.<br />
Ein Antriebssystem besteht aus dem Motor und weiteren Systemkomponenten,<br />
wie zum Beispiel der Kraftübertragung, einer<br />
Blindleistungskompensation und einer Arbeitsmaschine. Alle<br />
Komponenten des Systems sollten hinsichtlich ihrer Energieeffizienz<br />
und ihres Einflusses auf den Energieverbrauch des<br />
gesamten Antriebssystems betrachtet werden.<br />
3.1 Elektrische Motoren.<br />
Elektrische Motoren werden nach der anliegenden Versorgungsspannung<br />
in Wechselstrom- und Gleichstrommotoren unterteilt.<br />
Wechselstrommotoren werden innerhalb dieser Versorgungsspannung<br />
in Synchron- und Asynchronmotoren, Gleichstrommotoren<br />
hingegen in bürstenlose und Bürstenmotoren unterschieden.<br />
Die Verbreitung einzelner Motorenarten zeigt die<br />
folgende Abbildung. Die prozentualen Angaben beziehen sich<br />
dabei auf die Häufigkeit ihrer Verwendung in Europa. 3<br />
In den folgenden Abschnitten wird das Funktionsprinzip dieser in<br />
Industrie und Gewerbe häufig eingesetzten elektrischen Motoren<br />
beschrieben. Einphasen-Asynchronmotoren und Universalmotoren<br />
werden aufgrund ihrer geringen Verbreitung in der<br />
Industrie nicht beschrieben.<br />
Elektromotoren<br />
Wechselstrommotoren<br />
96,2 %<br />
Gleichstrommotoren<br />
3,8 %<br />
Synchronmotoren<br />
5 %<br />
Asynchronmotoren<br />
91 %<br />
Universalmotoren<br />
4 %<br />
Einphasige Motoren<br />
4 %<br />
Drehstrommotoren<br />
87 %<br />
Abb. 3: Am häufigsten eingesetzte Motorenarten. 3<br />
3.1.1 Drehstrom-Asynchronmotoren.<br />
Drehstrom (Dreiphasenwechselstrom) ist ein Mehrphasen wechsel -<br />
strom, der aus drei einzelnen Wechselspannungen gleicher<br />
Frequenz besteht, die um 120° in ihrem Phasenwinkel verschoben<br />
sind. Drehstrommotoren sind aufgrund ihrer robus ten Konstruktion<br />
nahezu wartungsfrei und in der Industrie daher<br />
Standard. Ein Drehstrom-Asynchronmotor besteht aus Stator<br />
und Rotor mit Kupferwicklungen. Im Unterschied zum<br />
Synchronmotor dreht sich der Rotor nicht synchron mit dem<br />
Magnetfeld des Stators, sondern etwas langsamer, was als<br />
Schlupf bezeichnet wird. Die Größe des Schlupfs hängt von der<br />
Last auf der Motorwelle ab. Die Drehzahl bleibt bei Asynchronmotoren<br />
nur annähernd konstant. Je nach Anzahl der Statorwicklungen<br />
unterscheidet man zwischen 2-, 4-, 6- oder mehrpoligen<br />
Motoren. Um die Kompatibilität der angebotenen<br />
Motoren zu gewährleisten, wurden diverse Eigenschaften in<br />
internationalen Normen festgelegt.<br />
Für Motoren bis 132 kW werden z. B. die Leistungsstufen und<br />
die zugehörigen Abmessungen in der EN 50347 festgelegt. Man<br />
spricht hier von „Normmotoren“. Insbesondere werden die<br />
Achshöhe und die Abmessungen der Wellenenden genormt, so -<br />
dass Motoren dieser Leistungsklasse problemlos herstellerunabhängig<br />
ausgetauscht werden können. Für Leistungsklassen<br />
oberhalb 132 kW werden die Abmessungen der IEC 60072 entnommen.<br />
Bei Drehstrom-Asynchronmotoren unterscheidet<br />
man zwischen Käfigläufer- und Schleifringläufermotoren.<br />
Bei Käfigläufer-Asynchronmotoren sind die Wicklungen des<br />
Läufers kurzgeschlossen. Durch das Wechselfeld im Stator wird<br />
im Läufer berührungslos ein Strom induziert und damit ein<br />
Magnetfeld aufgebaut. Die Statorwicklung wird an das Netz<br />
angeschlossen, Schleifringe entfallen völlig. Somit läuft dieser<br />
Motor weitgehend ohne Funkenbildung.<br />
3<br />
Quelle: de Almeida, A. T.; Ferreira, F. J. T. E.; Fong, J.; Fonesca, P. (ISR – University of Coimbra): EUP Lot 11 Motors Final Report, February 2008.<br />
8<br />
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
Abb. 4: Aufbau Käfigläufer-Asynchronmotor. (Quelle: Dipl.-Ing. Günther Volz)<br />
Abb. 5: Aufbau Synchronmotor. (Quelle: Dipl.-Ing. Günther Volz)<br />
Der Schleifringläufer-Asynchronmotor unterscheidet sich<br />
vom Käfigläufer-Asynchronmotor dadurch, dass die Läuferwicklung<br />
nicht kurzgeschlossen, sondern über Schleifringe nach außen<br />
geführt ist. Dadurch kann die Kennlinie des Schleifringläufermotors<br />
von außen durch Widerstände im Läuferkreis verändert werden.<br />
Die erforderlichen Schleifringe machen den Motor konstruktiv<br />
aufwändiger und verschleißanfälliger. Der Schleifringläufermotor<br />
ist für Anwendungen im Schwerlastanlauf geeignet. Schwerlastanlauf<br />
beschreibt den Betriebszustand eines geringen Anfahrstroms<br />
bis zum Kippmoment. Im Kippmoment entwickelt der<br />
Schleifringläufer-Asynchronmotor sein maximales Drehmoment.<br />
Asynchronmotoren sind preiswert und in der Ausführung als<br />
Käfigläufermotoren fast wartungsfrei. Ein Betrieb am Drehstromnetz<br />
ist meist ohne Anlaufhilfe möglich. Asynchronmotoren<br />
stellen aufgrund dieser Vorteile den weitaus größten Teil der<br />
Drehstrommotoren. Durch das Nachschalten von stufenlosen<br />
Getrieben sind robuste und praktisch wartungsfreie Asynchron-<br />
Käfigläufermotoren mit veränderbarer Drehzahl erhältlich. Der<br />
Wirkungsgrad von Asynchronmotoren ist sehr stark abhängig<br />
von der Energie effizienz- und Leistungsklasse des Motors. Bei<br />
IE3-Motoren der Leistungsklasse 0,75 kW beträgt er beispielsweise<br />
ca. 82 Prozent; bei einer Leistung von 55 kW ca. 96 Prozent.<br />
3.1.2 Synchronmotoren.<br />
Permanenterregte Synchronmotoren kleiner Leistungsklassen<br />
bestehen aus einem drehbar gelagerten Permanentmagneten,<br />
dem „Rotor“ bzw. „Läufer“, drei Kupferwicklungen und dem<br />
„Stator“ bzw. „Ständer“. An den Wicklungen wird je eine Phase<br />
des Stromnetzes angeschlossen. Synchronmotoren drehen sich<br />
mit der Netzfrequenz und erzeugen in diesem Zustand ein Drehmoment.<br />
Kommt ein Synchronmotor aus dem Takt, z. B. bei zu<br />
starker Belastung, bricht das Drehmoment schlagartig zusammen.<br />
Synchronmotoren sind in der Anschaffung teurer als leistungsgleiche<br />
Asynchronmotoren und haben daher zurzeit nur eine<br />
sehr geringe Verbreitung. Permanenterregte Synchronmotoren<br />
können wegen ihres hohen elektrischen Wirkungsgrads bei<br />
geringen Instandhaltungskosten deutliche Vorteile in Bezug<br />
auf ihre Lebenszykluskosten haben. Sie haben einen sehr hohen<br />
elektrischen Wirkungsgrad von ca. 95 bis 99 Prozent – in Abhängigkeit<br />
von der Baugröße und der nötigen Erregerleistung.<br />
Ihre Leistungsdichte, also das Verhältnis von Leistung zu Volumen,<br />
ist höher als bei anderen Motorarten. In Verbindung mit<br />
Frequenzumrichtern ist eine präzise Regelung möglich.<br />
3.1.3 Gleichstrommotoren.<br />
Der bürstenlose Gleichstrommotor (Brushless DC Motor, Electronically<br />
Comutated Motor kurz EC-Motor) ist wie ein Synchronmotor<br />
aufgebaut, besitzt jedoch zusätzlich eine Leistungselektronik.<br />
Abhängig von der Rotorposition wird das vom Stator erzeugte<br />
Magnetfeld so gesteuert, dass es dem Rotor stets vorauseilt. Der<br />
Drehstrom wird beim Erreichen einer bestimmten Rotorposition<br />
weitergeschaltet. Da der Rotor selbst das Drehfeld steuert, ist stets<br />
das volle Drehmoment verfügbar. Nachteilig für den Einsatz von<br />
Gleichstrommotoren ist, dass das Drehmoment von einem wandernden<br />
Magnetfeld erzeugt wird. Dazu ist ein Stromwender,<br />
auch Kommutator oder Kollektor genannt, notwendig.<br />
Ein Vorteil von Gleichstrommotoren ist, dass keine aufwändige<br />
externe Leistungselektronik zur Regelung benötigt wird. Jedoch ist<br />
der Wirkungsgrad mit 30 bis 40 Prozent im Vergleich zu Drehstrommotoren<br />
sehr gering. Die Investitionskosten für Gleichstrommotoren<br />
sind höher als bei Käfigläufermotoren. Sie haben<br />
zudem einen höheren Wartungsbedarf. Weiterentwicklungen bei<br />
Gleichstrommotoren haben jedoch dazu geführt, dass ihre Lebensdauer<br />
und der Instandhaltungsaufwand den Drehstrommotoren<br />
heute fast gleichkommen. Gleichstrommotoren werden häufig als<br />
Ventilatorenantriebe in kleinen Leistungsbereichen eingesetzt.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
9
3.1.4 Wirkungsgrad und Energieeffizienzanforderungen<br />
an Motoren.<br />
Der Wirkungsgrad von Motoren ist das Verhältnis der mechanischen<br />
Ausgangsleistung zur elektrischen Eingangsleistung.<br />
<strong>Energieeffiziente</strong> Motoren haben im Vergleich zu konventionellen<br />
Motorentypen ca. 40 Prozent geringere Energieverluste.<br />
Definition Wirkungsgrad η (%) =<br />
Zugeführte<br />
elektrische Leistung<br />
abgegebene mech. Leistung<br />
zugeführte elektr. Leistung<br />
Mindestanforderungen an die Energieeffizienz von<br />
elektrischen Motoren.<br />
Die Europäische Kommission hat am 11. März 2009 auf der<br />
Basis der EU-Ökodesign-Richtlinie die Umsetzungsverordnung<br />
zur „Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte<br />
Gestaltung von Elektromotoren“ (EG 640/2009) mit dem Ziel<br />
verabschiedet, den Energieverbrauch von Elektromotoren<br />
europaweit zu reduzieren. Damit gibt es erstmalig in Europa<br />
Mindestanforderungen an die Energieeffizienz für Niederspannungs-Drehstrom-Asynchronmotoren<br />
und den Einsatz von<br />
Frequenzumrichtern.<br />
Verluste:<br />
Eisenverluste<br />
Ständerwicklungsverluste<br />
Rotorverluste<br />
Reibungs- und Lüfterverluste<br />
Lastabhängige Zusatzverluste<br />
Abgegebene<br />
mechanische<br />
Leistung<br />
Seit dem 16. Juni 2011 dürfen deshalb keine Motoren der Energieeffizienzklasse<br />
IE1 4 mehr im europäischen Wirtschaftsraum in<br />
den Verkehr gebracht werden. Es ist nun gesetzlich vorgeschrieben,<br />
dass alle in den Verkehr gebrachten Standardmotoren<br />
mindestens die Anforderungen der Energieeffizienzklasse IE2<br />
erfüllen müssen. Ab dem 1. Januar 2015 wird gesetzlich vorgeschrieben,<br />
dass alle in den Verkehr gebrachten Standardmotoren<br />
mindestens die Anforderung der Energieeffizienzklasse<br />
IE3 beziehungsweise IE2 mit Drehzahlregelung erfüllen. Diese<br />
gesetzliche Regelung wird im Jahr 2017 auf kleinere Leis tungsklassen<br />
ausgeweitet.<br />
Abb. 6: Wirkungsgrad und Verluste bei Motoren.<br />
4<br />
IE steht für „International Efficiency“, die Klasse IE1 wird auch als „Standard Efficiency“, die Klasse IE2 als „High Efficiency“ bezeichnet.<br />
10<br />
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
Motoren mit Nennausgangsleistung<br />
0,75–375 KW<br />
Motoren mit Nennausgangsleistung<br />
7,5–375 KW<br />
Drehzahlgeregelte<br />
Motoren mit Nennausgangsleistung<br />
7,5–375 KW<br />
Motoren mit Nennausgangsleistung<br />
0,75–375 KW<br />
Drehzahlgeregelte<br />
Motoren mit Nennausgangsleistung<br />
0,75–375 KW<br />
Mindestanforderung Verpflichtend<br />
Effizienzniveau IE2 seit 16. Juni 2011<br />
Effizienzniveau IE3<br />
ab 1. Januar 2015<br />
Effizienzniveau IE2<br />
Effizienzniveau IE3<br />
ab 1. Januar 2017<br />
Effizienzniveau IE2<br />
Annahmen:<br />
Nennleistung des Motors 55 kW (4-polig, 50 Hz).<br />
Betriebsdauer 4.000 h/a.<br />
Strompreis 14 Cent/kWh.<br />
Betrachtungszeitraum 15 Jahre.<br />
Wirkungsgrad η (%)<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85 IE4<br />
IE3<br />
80 IE2<br />
75<br />
IE1<br />
70<br />
0<br />
5 50<br />
Nennleistung P N<br />
(kW)<br />
Abb. 7: Darstellung der Wirkungsgrade von Motoren der Energieeffizienzklassen IE1 bis IE4.<br />
Tab. 2: Mindestanforderungen an Niederspannungs-Drehstrom-Asynchronmotoren.<br />
(Quelle: EU-Verordnung Nr. 640/2009 über die umweltgerechte Gestaltung von<br />
Elektromotoren)<br />
Energieeinsparungen, die durch den Einsatz eines effizienteren<br />
Motors realisiert werden können, sind beispielhaft in Tabelle 3<br />
dargestellt.<br />
Der geforderte Mindestwirkungsgrad zum Erreichen eines<br />
Effizienzniveaus ist abhängig von der Nennausgangsleistung<br />
und der Polzahl:<br />
Zum Erreichen des Effizienzniveaus IE2 wird ein Wirkungsgrad<br />
zwischen<br />
77,4 % (für 2-polige Motoren mit einer Nennausgangsleistung<br />
von 0,75 kW) und<br />
95,1 % (für 4-polige Motoren mit einer Nennausgangsleistung<br />
größer 200 kW) gefordert.<br />
Zum Erreichen des Effizienzniveaus IE3 wird ein Wirkungsgrad<br />
zwischen<br />
78,9 % (für 6-polige Motoren mit einer Nennausgangsleistung<br />
von 0,75 kW) und<br />
96 % (für 4-polige Motoren mit einer Nennausgangsleistung<br />
größer 200 kW) gefordert.<br />
Eine detaillierte Aufstellung der Mindestwirkungsgrade je<br />
Nennausgangsleistung und Anzahl der Pole ist in Anhang I der<br />
EU-Verordnung Nr. 640/2009 über die umweltgerechte Gestaltung<br />
von Elektromotoren gelistet.<br />
Abbildung 7 stellt beispielhaft die Wirkungsgrade eines<br />
4-poligen 55-Hz-Asynchronmotors mit verschiedenen Energieeffizienzklassen<br />
dar. Ein 4-poliger IE2-Motor mit 55 kW hat<br />
einen Wirkungsgrad von mindestens 93,5 Prozent. Der gleiche<br />
Motor in der IE3-Ausführung erreicht einen Wirkungsgrad von<br />
mindestens 94,6 Prozent. Da die Stromkosten eines Motors in<br />
der Regel ca. 96 Prozent der Lebenszykluskosten ausmachen,<br />
erreichen auch kleine Wirkungsgradsteigerungen von einem<br />
Prozentpunkt gute Kapitalrenditen.<br />
Wirkungsgrad<br />
in %<br />
Stromkosten in<br />
15 Jahren in €<br />
(gerundet)<br />
Einsparung zu IE1<br />
in 15 Jahren in €<br />
(gerundet)<br />
Effizienzniveau<br />
IE1 IE2 IE3 IE4<br />
92,1 93,5 94,6 95,8<br />
498.500 492.000 487.000 481.000<br />
0 6.500 11.500 17.500<br />
Tab. 3: Vergleich von Einsparungen der Energieeffizienzklasse IE1 bis IE4.<br />
3.1.5 Auswahl und Dimensionierung von Motoren.<br />
Die Auswahl von elektrischen Motoren sollte mit Fokus auf die<br />
Antriebsaufgabe und den Energieverbrauch des Motors erfolgen.<br />
Weitere Bewertungskriterien stellen die Betriebsdauer und die<br />
Lebensdauer dar. So können beispielsweise die Strom- und<br />
Instandhaltungskosten eines Motors je nach Betriebsdauer die<br />
Investitionskosten bereits im ersten Jahr übertreffen. Asynchronmotoren<br />
haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 12 Jahren<br />
im Bereich unter 7,5 kW und von etwa 20 Jahren bei Leistungen<br />
größer als 75 kW. Angesichts dieser hohen Lebensdauer bestimmen<br />
die Instandhaltungs- und vor allem die Stromkosten die<br />
Höhe der Lebenszykluskosten. Durch den Einsatz hocheffizien ter<br />
Motoren können die Stromkosten deutlich gesenkt werden.<br />
Weicht die für einen Prozess benötigte Leistung von der<br />
installierten Antriebsleistung ab, weist dies auf eine falsche<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
11
Dimensio nierung hin. Diese liegt beispielsweise vor, wenn die<br />
Antriebsnennleistung die benötigte Leistung eines Prozesses<br />
um mehr als 20 Prozent übersteigt. Häufige Ursachen für eine<br />
Überdimensionierung des Antriebssystems sind fehlende Lastprofile<br />
und zu hohe Sicherheitsaufschläge, die bei der Projektierung<br />
der einzelnen Systemkomponenten einberechnet wurden.<br />
Wird ein Motor überwiegend im Teillastbereich und nicht mit<br />
Nennleistung gefahren, kann der Austausch durch einen kleineren<br />
Motor sinnvoll sein. Dies ermöglicht einen Betrieb im optimalen<br />
Betriebspunkt und somit mit optimalem Wirkungsgrad. Bei<br />
häufigen Leistungsschwankungen des Antriebs kann der Stromverbrauch<br />
auch durch den Einsatz eines Frequenzumrichters zur<br />
Drehzahlregelung erheblich gesenkt werden (siehe Kapitel 4).<br />
3.2 Weitere Komponenten von Antriebssystemen.<br />
3.2.1 Kraftübertragung.<br />
Die Kraftübertragung sorgt für die Übertragung der mechanischen<br />
Kraft des Motors auf die Arbeitsmaschine. Diese Übertragung<br />
kann direkt über eine starre oder flexible Kupplung<br />
oder indirekt über ein Getriebe erfolgen, wobei der Vorteil der<br />
direkten Umsetzung in der Verringerung von Energieverlusten<br />
liegt. Bei der indirekten Umsetzung hingegen können bezogen<br />
auf die Arbeitsleistung Verluste von bis zu 20 Prozent auftreten.<br />
Bei der Optimierung sollte daher stets geprüft werden, ob eine<br />
Arbeitsmaschine mit direkter Kraftübertragung und somit<br />
ohne Drehzahlübersetzung des Motors eingesetzt werden kann.<br />
Wird die indirekte mechanische Umsetzung beibehalten,<br />
tragen regelmäßige Wartung und Instandhaltung zu einem<br />
energieeffizienteren Betrieb bei.<br />
Variable Drehzahlen lassen sich durch ein Getriebe erreichen,<br />
das dem Elektromotor nachgeschaltet wird. Getriebe können<br />
in fester Form oder als gestuftes bzw. stufenloses Verstellgetriebe<br />
ausgeführt sein. Zu unterscheiden sind die im Folgenden<br />
beschriebenen Getriebearten:<br />
Zugmittelgetriebe.<br />
Im Drehzahlbereich von 700 bis 3.000 U/min sind Zugmittelgetriebe<br />
die einfachste und kostengünstigste Methode, um<br />
Drehzahlen zwischen den vom Motor fest vorgegebenen Stufen<br />
750/1.000/1.500/3.000 U/min zu erreichen. Der Wirkungsgrad<br />
von Zugmittelgetrieben kann stark variieren. Ihr nomineller<br />
Wirkungsgrad reicht an die Werte von Zahnradgetrieben<br />
heran und ist unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz vor<br />
allem bei Mehrfach-Untersetzungen interessant.<br />
Insbesondere bei fördertechnischen Aufgaben sind zusätzliche<br />
Untersetzungen der Drehzahl notwendig. Dabei ist es sinnvoll,<br />
vorrangig Flach- und Zahnriemen oder Ketten zu verwenden.<br />
Keilriemen weisen einen etwas geringeren Wirkungsgrad auf.<br />
Die folgenden Tabellen zeigen Beispiele und Wirkungsgrade<br />
für Zugmittelgetriebe und für Zahnradgetriebe im Vergleich.<br />
12<br />
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
System Flachriemen Keilriemen Zahnriemen Kette<br />
Umsetzung<br />
i max<br />
5 8 8 6<br />
Wirkungsgrad<br />
η [%]<br />
Schlupf<br />
s [%]<br />
96 ... 98 92 ... 94 96 ... 98 97 ... 98<br />
1 ... 2 1 0 0<br />
Tab. 4: Wirkungsgrade von Zugmittelgetrieben.<br />
Kennwert pro<br />
Stufe<br />
Getriebeart Stirnrad Kegelrad Schnecke Planetentrieb<br />
Umsetzung<br />
i max<br />
ca. 7 ca. 5 ca. 50 ca. 8<br />
Wirkungsgrad<br />
η [%]<br />
ca. 98 ca. 98 ca. 50 ... 96 ca. 98<br />
Tab. 5: Wirkungsgrade von Zahnradgetrieben.<br />
Zahnradgetriebe.<br />
Zahnradgetriebe bestehen aus einem oder mehreren Zahnradpaaren,<br />
die vollständig oder teilweise von einem Gehäuse<br />
umschlossen sind. Sie zeichnen sich durch eine kompakte<br />
Bauweise, Formschlüssigkeit (somit schlupffrei) und einen hohen<br />
Wirkungsgrad aus. Zahnradgetriebe werden vorwiegend zur<br />
Übertragung zwischen zwei Drehungen oder einer Drehung und<br />
einer linearen Bewegung verwendet.<br />
Tabelle 5 zeigt die Wirkungsgrade verschiedener geschlossener<br />
Getriebe. Für das benötigte breite Drehzahlspektrum<br />
werden Stirnrad- und Schneckengetriebe verschiedener<br />
Bauformen und Stufenzahl mit Untersetzungen von i = 3 bis<br />
> 10.000 angeboten. Gründe, die für die Verwendung von<br />
geschlossenen Getrieben sprechen, sind<br />
geringere Anfälligkeit gegen Verschmutzung<br />
und Feuchtigkeit,<br />
geringere Geräuschentwicklung,<br />
geringerer Wartungsaufwand,<br />
besserer Berührungsschutz.<br />
Stirnradgetriebe bieten durch formschlüssige Kraftübertragung<br />
einen hohen Wirkungsgrad von ca. 98 Prozent. Schneckengetriebe<br />
weisen physikalisch bedingt einen deutlich schlechteren<br />
Wirkungsgrad im Bereich zwischen ca. 50 und 96 Prozent auf.<br />
Der Vorteil von Schneckengetrieben liegt in den maximalen Untersetzungen.<br />
Als weitere Variante bieten sich Kegelradgetriebe<br />
an, die einen wesentlich besseren Wirkungsgrad gegenüber<br />
Schneckengetrieben besitzen. In Abbildung 8 (siehe nächste<br />
Seite) sind Übertragungsverluste von Getrieben aufgeführt.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
13
Die verschiedenen Getriebekombinationen zeigen, dass sich<br />
je nach Anwendung hohe Energieeffizienzpotenziale bei der<br />
Auswahl eines geeigneten Getriebes erschließen lassen.<br />
der Blindleistung wird das elektrische Verteilernetz mit höheren<br />
Scheinleistungen belastet. Bei Überschreitung einer festgelegten<br />
Blindleistung berechnet der Energieversorger zusätzliche Kosten.<br />
Die Blindleistung kann durch Verwendung von Kondensatoren<br />
kompensiert werden. Bei der Blindstromkompensation wird<br />
zwischen dezentraler Kompensation als Festkompensation an den<br />
Motoren und zentraler, automatisch geregelter Kompensation<br />
bei der Einspeiseverteilung unterschieden. Investitionen in<br />
Blindstromkompensationsanlagen sind bei richtiger Dimensionierung<br />
hochrentabel. Durch die Reduzierung der Blindleistung<br />
(Anhebung des Leistungsfaktors) werden die Kosten für Blindleistung<br />
gesenkt. Zusätzlich zu der Kostenreduzierung für Blindleistung<br />
senkt die Blindleistungskompensation die Strombelastung<br />
in den Verteilnetzen und reduziert dadurch die Netzverluste.<br />
Kurzbezeichnungen:<br />
FR = Flachriemen<br />
KT = Kette<br />
KR = Keilriemen<br />
ZR = Zahnriemen<br />
ZG = Stirnrad<br />
SG = Schnecke<br />
Abb. 8: Übertragungsverluste von verschiedenen Getriebearten.<br />
Getriebemotoren.<br />
Ein Getriebemotor bietet durch die direkte Kupplung bei geringerem<br />
Platzbedarf und Montageaufwand einen höheren Wirkungsgrad<br />
gegenüber einem System mit getrennten Bauteilen. Die<br />
optimale konstruktive Vereinigung eines schnell laufenden Elektromotors<br />
mit einem Untersetzungsgetriebe zu einer Antriebseinheit<br />
erfordert genaue Abstimmung von Motor und Getriebe.<br />
3.2.2 Blindleistungskompensation.<br />
Die Gesamtleistung eines Wechselstromkreises wird als Scheinleistung<br />
bezeichnet. Die Scheinleistung setzt sich aus der Wirkleistung<br />
und der Blindleistung zusammen. Die Wirkleistung ist<br />
die elektrische Leistung, die zur Umwandlung zum Beispiel in<br />
mechanische, thermische oder chemische Energie zur Verfügung<br />
steht. Verbraucher, wie Motoren, Transformatoren, konventionelle<br />
Vorschaltgeräte von Entladungslampen oder sonstige<br />
induktive Lasten, die an ein Wechsel- bzw. Drehstromnetz angeschlossen<br />
sind, entnehmen zusätzlich Blindleistung zum Aufbau<br />
von Magnetfeldern. Beim Abbau der Magnetfelder wird die Blindleistung<br />
wieder in das Netz zurückgegeben. Die Blindleistung<br />
wird zeitversetzt in das Netz eingespeist und pendelt zwischen<br />
Verbraucher und Erzeuger hin und her. Bei der Rückspeisung<br />
3.2.3 Arbeitsmaschinen.<br />
Elektrische Motoren werden in den meisten Arbeitsmaschinen<br />
eingesetzt. Eine Arbeitsmaschine ist mit einem Motor über eine<br />
Kraftübertragung verbunden und nimmt von ihr mechanische<br />
Energie auf. Jede durch einen elektrischen Motor angetriebene<br />
Arbeitsmaschine weist unabhängig von den bereits beschriebenen,<br />
vorgelagerten Antriebskomponenten Energieeffizienzpotenziale<br />
auf. Die benötigte Leistung des Motors ist abhängig von der aktuell<br />
zu bewältigenden Aufgabe der Arbeitsmaschine. Die größten<br />
Einsparungen lassen sich durch eine Verringerung der Verluste am<br />
Ende des Systems erzielen, da sich die dort erzielte Einsparung über<br />
die vorgelagerten Komponenten vervielfacht. Daher sollte die Optimierung<br />
des Motors grundsätzlich als Teil einer übergeordneten<br />
Optimierung des gesamten Systems geplant und umgesetzt werden.<br />
Im Folgenden werden einzelne Energieeffizienzmaß nahmen<br />
der wichtigsten Arbeitsmaschinen im Überblick vorgestellt.<br />
Weitere Details zum Vorgehen bei der systemischen Optimierung<br />
in den einzelnen <strong>Querschnittstechnologien</strong> sind in den entsprechenden<br />
Ratgebern dieses <strong>Handbuch</strong>s enthalten.<br />
Druckluft.<br />
In fast jedem Betrieb des verarbeitenden Gewerbes wird heute<br />
Druckluft verwendet: in pneumatischen Antrieben, als Transportmedium<br />
oder zur Teilereinigung. Bei der Verwendung von<br />
Druckluft unterscheidet man zwischen Arbeitsluft als Energieträger<br />
und Prozessluft, die in verfahrenstechnischen Prozessen<br />
genutzt wird. Auch bei der Erzeugung von industriellem Vakuum<br />
kommt Druckluft zum Einsatz.<br />
Die wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen:<br />
Regelmäßige Prüfung auf Leckagen im Druckluftsystem.<br />
Anpassung des Systemdrucks an den tatsächlichen Bedarf.<br />
Überprüfung und Anpassung der Druckluftqualität entsprechend<br />
den Anforderungen.<br />
Nutzung der Abwärme durch Wärmerückgewinnung.<br />
Einsatz drehzahlgeregelter Kompressoren zur optimalen<br />
Bedarfsabdeckung bei minimalen Leerlaufverlusten.<br />
Einsatz einer übergeordneten Steuerung zur optimalen<br />
Kombination mehrerer Drucklufterzeuger.<br />
14<br />
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
Kälteanlagen.<br />
Die Kältetechnik ist eine in Industrie und Gewerbe weit verbreitete<br />
Technologie und fester Bestandteil moderner Produktionsund<br />
Logistikketten. Besonders wichtige Anwendungen der<br />
Kältetechnik sind das Kühlen, Gefrieren und Kaltlagern.<br />
Die wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen:<br />
Wärmedämmung von Rohrleitungen und Speichern.<br />
Einsatz hocheffizienter Kältekompressoren.<br />
Einsatz drehzahlgeregelter Motoren für Verdichter und<br />
Ventilatoren.<br />
Prüfen des Einsatzes von Absorptionskältemaschinen, wenn<br />
ungenutzte Abwärmequellen vorhanden sind.<br />
Pumpen.<br />
Die Einsatzgebiete von Pumpen und Pumpensystemen sind vielfältig,<br />
ihre Verbreitung daher branchenübergreifend sehr groß.<br />
In nahezu allen Wohn-, Büro- und Betriebsgebäuden werden<br />
Pumpen für die unterschiedlichsten Anwendungen eingesetzt.<br />
So arbeiten Umwälzpumpen in geschlossenen Systemen wie<br />
Heizungs- und Klimaanlagen. In offenen Systemen hingegen,<br />
beispielsweise in der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung,<br />
kommen Förderpumpen zum Einsatz.<br />
Die wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen:<br />
Anpassen der Förderaufgabe (Förderhöhe und -menge) an<br />
den tatsächlichen Bedarf.<br />
Anpassung der Pumpenleistung an den tatsächlichen Bedarf.<br />
Austausch von überdimensionierten Pumpen und Entfernen<br />
von Pumpen-Bypässen.<br />
Einsatz von hocheffizienten Pumpenantrieben. Einsatz<br />
von drehzahlgeregelten Pumpen zur optimalen Bedarfsabdeckung.<br />
Fördertechnik.<br />
Fördertechnische Anlagen werden in allen Bereichen von<br />
Produktion, Montage- und Handhabungstechnik, Sortier- und<br />
Verteilsystemen, Verpackungstechnik, Transport-, Lager- und<br />
Umschlagprozessen sowie sonstigen Bereichen der Logistik als<br />
wesentlicher Teil industrieller Produktionsabläufe eingesetzt.<br />
Die wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen:<br />
Anpassen der Antriebsleistung an den tatsächlichen Bedarf.<br />
Einsatz hocheffizienter Motoren mit optimal an die Förderaufgabe<br />
angepasster Kraftübertragung.<br />
Minimierung von Leerlaufverlusten.<br />
Einsatz drehzahlgeregelter Motoren bei häufig wechselnder<br />
Förderleistung.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
15
4 Steuerung, Regelung und Überwachung.<br />
4.1 Steuerung und Regelung.<br />
Steuer- und Regelungsvorrichtungen eines Motors sorgen<br />
dafür, dass die Motorleistung dem Bedarf angepasst wird. Übergeordnete<br />
Steuerungen können darüber hinaus den Prozess so<br />
optimieren, dass möglichst wenig Energie benötigt, d. h. der<br />
Stromverbrauch des Antriebssystems reduziert wird und geringere<br />
Energiekosten entstehen.<br />
Minimierung von Leerlaufverlusten.<br />
Der Energieverbrauch elektrischer Antriebe bei Volllast errechnet<br />
sich aus der elektrischen Leistungsaufnahme des Motors multipliziert<br />
mit der Betriebszeit. Bei vielen Anwendungen wechselt<br />
der Betrieb zwischen Volllast, Teillast und Leerlauf. Doch auch<br />
im Leerlauf nimmt der Motor elektrische Energie auf. Deshalb<br />
kann das Abschalten eines Motors während der Betriebspausen<br />
eine Maßnahme sein, um den Stromverbrauch gegenüber dem<br />
Durchlaufbetrieb zu reduzieren. Zur Minimierung von Leerlaufverlusten<br />
können elektrische Motoren automatisch abgeschaltet<br />
werden. Allerdings hat das direkte Einschalten von Elektromotoren<br />
einen bis zu 7-fach erhöhten Einschaltstrom gegenüber<br />
dem Nennstrom und ein bis zu 3-fach erhöhtes Drehmoment<br />
zur Folge. Durch das erhöhte Drehmoment kommt es zu einer<br />
schlagartigen mechanischen Belastung in der Maschine, die zur<br />
Verkürzung der Lebensdauer führt. Der hohe Einschaltstrom<br />
belastet die Netzversorgung und kann zu Spannungseinbrüchen<br />
führen. In modernen Antriebssystemen kann der Motor deshalb<br />
direkt bremsen und takten (An- und Abschalten). Für diese<br />
Anwendungen können Motoren mit stufenlos einstellbarer<br />
Drehzahl, wie z. B. Drehstrommotoren mit Frequenzumrichter,<br />
verwendet werden. Daneben kommen noch polumschaltbare<br />
Drehstrommotoren mit festen Drehzahlstufen zur Anwendung,<br />
die über konventionelle Schaltgeräte (Stern-Dreieck-Anlauf oder<br />
Sanftstarter) gesteuert werden. Durch polumschaltbare Motoren<br />
lassen sich Drehzahländerungen in zwei oder mehreren Stufen<br />
realisieren. Der erhöhte Anlaufstrom und die mechanische Belastung<br />
beim erneuten Anfahren des Motors können z. B. durch<br />
Stern-Dreieck-Anlauf, Sanftanlaufgeräte oder durch Frequenzumrichter<br />
verringert werden.<br />
Stern-Dreieck-Anlauf.<br />
Durch den Sternbetrieb eines Asynchronmotors verringern sich<br />
der Einschaltstrom sowie das Drehmoment auf circa 30 Prozent<br />
des Einschaltstroms des Dreieckbetriebes. Der Anlauf erfolgt<br />
durch Umschaltung der Ankerwicklungen. Dabei werden<br />
die Wicklungen in Sternschaltung an das Netz gelegt. Das in<br />
Sternschaltung erzeugte Drehmoment muss ausreichen, um<br />
die angetriebene Maschine etwa bis zur Nenndrehzahl zu beschleunigen.<br />
Zum Ein- und Umschalten werden Stern-Dreieck-<br />
Motorstarter mit einstellbarer Verzögerungszeit eingesetzt.<br />
Die Einstellung der Hochlauf- und Umschaltzeit erfolgt über<br />
ein Potenziometer. Mit Einschalten der Betriebsspannung zieht<br />
das Sternschaltglied unverzögert an und fällt nach Ablauf der<br />
eingestellten Verzögerungszeit zurück. Danach zieht das Dreieckschaltglied<br />
entsprechend der eingestellten Umschaltzeit an<br />
und fällt erst nach Abschalten der Betriebsspannung zurück.<br />
Wenn die Auslastung des Motors unter 1/3 der Nennleistung<br />
liegt, kann der Motor ggf. mit einer Sternschaltung betrieben<br />
werden. Wegen der Reduzierung des Anlaufstroms und somit<br />
des Anzugsmoments sind Motoren mit Stern-Dreieck-Anlauf für<br />
kleine oder erst mit der Drehzahl steigende Lastmomente (z. B.<br />
Ventilatoren oder Pumpen) geeignet. Der Stern-Dreieck-Anlauf<br />
wird aber auch dort eingesetzt, wo der Motor erst nach dem<br />
Hochlaufen belastet wird (z. B. bei Pressen oder Zentrifugen).<br />
Sanftanlaufgeräte.<br />
Für Antriebsaufgaben, in denen die Last nicht nach dem Hochlaufen<br />
des Motors zugeschaltet werden kann, bietet sich der<br />
Sanftanlauf an. Der Sanftstarter ermöglicht einen stoßfreien<br />
und kontinuierlichen Anstieg des Drehmoments und verringert<br />
durch eine Einschaltstrombegrenzung den Einschaltstrom des<br />
Motors. Der Sanftanlauf kann bei häufigem Takten des Motors<br />
zur Verringerung des Anlaufstroms und zu geringerem Verschleiß<br />
mechanischer Bauteile beitragen.<br />
Frequenzumrichter.<br />
Ein Frequenzumrichter ermöglicht bei Drehstrommotoren eine<br />
stufenlose Drehzahlregelung von null bis zur Nenndrehzahl,<br />
ohne dass das Drehmoment im Grundstellbereich sinkt. Der<br />
Grundstellbereich beschreibt die Nennfrequenz eines Motors,<br />
z. B. 50 Hz. In Antriebssystemen mit häufiger, starker Beschleunigung<br />
und häufigem Bremsen liegen im Einsatz eines Frequenzumrichters<br />
große Potenziale zur Energieeinsparung und<br />
Vermeidung von Verlusten. Ein Frequenzumrichter ermöglicht<br />
eine fast verlustfreie Drehzahl- und Drehmomentregelung.<br />
Frequenzumrichter steigern die Leistungsausbeute bei dynamischen<br />
Anwendungen. Mit speziellen Frequenzumrichtern<br />
kann die Bremsenergie elektrischer Maschinen wieder ins Netz<br />
zurückgespeist und somit der Stromverbrauch gesenkt werden.<br />
Es ist sinnvoll, Frequenzumrichter überall dort einzusetzen, wo<br />
Anwendungen mit variablen Lasten auftreten und eine bestimmte<br />
Mindestjahresbetriebsdauer erreicht wird. Drehzahlveränderliche<br />
Antriebe sollten nicht in Anlagen zur Anwendung kommen,<br />
die größtenteils bei voller Last laufen. Die Energieeinsparung<br />
durch den Einsatz von Frequenzumrichtern kann bei Teillastbetrieb,<br />
in Verbindung mit einer intelligenten Steuerung, 30 bis<br />
50 Prozent betragen. Die Investitionen in Frequenzumrichter<br />
erwirtschaften in der Regel sehr hohe Kapitalrenditen. Bei fachgerechter<br />
Anwendung kann diese Art der Drehzahlsteuerung zu<br />
besserer Prozesssteuerung, weniger Verschleiß mechanischer<br />
Bauteile, geringerem Geräuschpegel und erheblichen Energieeinsparungen<br />
durch Leistungsanpassung führen.<br />
Die Strom- und Kosteneinsparungen, die durch Einsatz eines<br />
Frequenzumrichters realisiert werden können, sind beispielhaft<br />
in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.<br />
16<br />
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
Parameter<br />
Durchschn.<br />
Leistung<br />
Einheit<br />
Antrieb ohne<br />
Frequenzumrichter<br />
kW 55 39<br />
Betriebsstunden h/a 4.000 4.000<br />
Antrieb<br />
mit Frequenzumrichter<br />
netz zurückgespeist. Bei Anwendungen mit hohem Drehmoment,<br />
wie bei Hubantrieben, Wickelmaschinen, Förderanlagen,<br />
Prüfmaschinen oder Zentrifugen, kann eine Rückspeisung der<br />
Bremsenergie zu Stromeinsparungen führen. Eine Rückspeisung<br />
ermöglicht zudem den Einsatz kleinerer, kostengünstigerer Antriebssysteme,<br />
weil keine zusätzlichen Kühleinrichtungen zur Abführung<br />
der Abwärme der Bremswiderstände benötigt werden.<br />
Kalkulationszeitraum<br />
Stromverbrauch<br />
in 15 Jahren<br />
a 15 15<br />
MWh 3.300 2.340<br />
Strompreis €/kWh 0,14 0,14<br />
Investitionskosten € 11.000 17.800<br />
Wartungskosten<br />
in 15 Jahren<br />
Stromkosten<br />
in 15 Jahren<br />
Gesamtkosten<br />
in 15 Jahren<br />
€ 4.800 4.800<br />
€ 462.000 327.600<br />
€ 477.800 350.200<br />
Tab. 6: Beispielhafte Einsparungen durch den Einsatz eines Frequenzumrichters.<br />
Rückspeisefähige Frequenzumrichter.<br />
Elektrische Maschinen können sowohl im motorischen als auch<br />
im generatorischen Betrieb arbeiten. Im Generatorbetrieb wird<br />
die Bremsenergie als elektrische Energie im Zwischenkreis des<br />
Frequenzumrichters gespeichert und weiter in das Versorgungs-<br />
4.2 Überwachung.<br />
Damit die Energieeffizienz von Antriebssystemen auch langfristig<br />
auf hohem Niveau gehalten oder sogar noch weiter<br />
gesteigert werden kann, muss die Arbeits- und Funktionsweise<br />
des Motors in geeigneter Weise überwacht werden. Durch<br />
Sensoren und Messsysteme kann der Istzustand von Betriebsgrößen<br />
erfasst werden. Durch den Vergleich des Istzustands mit<br />
Systemkennzahlen können Wirkungsgradverluste, die zum Beispiel<br />
durch den Verschleiß von Bauteilen entstehen, frühzeitig<br />
erkannt werden. Systemkennzahlen ermöglichen es, Entwicklungen<br />
bzw. Änderungen an der Energieeffizienz des Antriebssystems<br />
schneller zu erkennen und entsprechende Handlungen<br />
abzuleiten. Für die Bildung der Systemkennzahlen werden z. B.<br />
die Kosten für Kapital, Wartung, Energie sowie die Laststunden<br />
dokumentiert und zu Kennzahlen zusammengeführt. Mögliche<br />
Kennzahlen sind z. B. die spezifischen Kosten eines Antriebs<br />
(€/Volllaststunde). Nach der Optimierung des Antriebssystems<br />
geben Systemkennzahlen und deren Entwicklung Aufschluss<br />
darüber, ob die umgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen<br />
erfolgreich waren und die festgelegten Ziele erreicht wurden.<br />
Besonders wirkungsvoll können solche Kennzahlen im Rahmen<br />
eines Energiemanagements erhoben und verwendet werden.<br />
5 Instandhaltung und Wartung.<br />
Instandhaltung und Wartung sind zwar keine direkten Energieeffizienzmaßnahmen,<br />
aber für einen störungsfreien Betrieb<br />
notwendig. Regelmäßige Wartung vermindert außerdem den<br />
Verschleiß von Motoren. Bei unzureichend gewarteten Motoren<br />
verschlechtert sich der Wirkungsgrad um bis zu zwei Prozent.<br />
Durch eine regelmäßige Schmierung und Feinabstimmung des<br />
Antriebssystems können zwischen 1 und 5 Prozent Energieeinsparungen<br />
erreicht werden.<br />
In der Praxis ist neben der operativen Instandhaltung meist die<br />
vorbeugende Instandhaltung mit festgelegten Zeitintervallen<br />
im Unternehmen etabliert. Aufgrund des regelmäßigen, vorzeitigen<br />
Austausches von Teilen vor der völligen Abnutzung erhöht<br />
sich die Zuverlässigkeit des Antriebssystems. Diese Form der Wartung<br />
ist aber für sich betrachtet kostenintensiver, da die Lebensdauer<br />
der Komponenten nicht vollständig ausgenutzt wird. Das<br />
Optimum stellt die zustandsabhängige Instandhaltung dar. Für<br />
diese Methode sind Informationen über den Abnutzungszustand<br />
der Anlagenteile notwendig. Auf dieser Basis kann die restliche<br />
Lebenszeit der Anlagenteile errechnet werden. Komponenten<br />
können somit rechtzeitig instand gesetzt werden. Die Instandsetzungstermine<br />
und der Instandsetzungsumfang sowie die<br />
erforderliche Perso nalkapazität können ebenfalls rechtzeitig geplant<br />
werden. Mit dieser Methode wird eine hohe Verfügbarkeit<br />
erreicht. Durch eine zentrale Erfassung und Berechnung kann<br />
die Instandhaltungsplanung übergreifend für alle wichtigen Anlagen<br />
sichergestellt werden.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
17
Systematisch Energiekosten senken.<br />
Möglichkeiten der Effizienzsteigerung und der Energieeinsparung<br />
an großen feuerungstechnischen Anlagen.<br />
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />
<strong>Handbuch</strong> für betriebliches<br />
Energiemanagement.<br />
Energieberatung<br />
in Industrie und Gewerbe.<br />
Der Schlüssel zum Kostensenken.<br />
Energetische Modernisierung<br />
industrieller Wärmeversorgungssysteme.<br />
Publikationen (Auswahl).<br />
Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />
der Aufdeckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />
und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />
Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />
www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />
<strong>Handbuch</strong> für betriebliches Energiemanagement.<br />
Das 72 Seiten umfassende <strong>Handbuch</strong> zeigt, wie ein effektives<br />
Energiemanagement in Unternehmen eingeführt werden<br />
kann. Dabei werden alle relevanten Handlungsebenen im<br />
Unternehmen ausführlich angesprochen: von der Unternehmensleitung<br />
über den Energiemanager, der die Einführung<br />
eines betrieblichen Energiemanagements begleitet, bis zu<br />
den Betriebsebenen wie Controlling und Produktion. Das<br />
<strong>Handbuch</strong> greift auch Themen wie Energieberatung und<br />
Energie-Contracting auf und gibt Entscheidungshilfen zur<br />
Einbeziehung dieser Energiedienstleistungen. Komplementiert<br />
wird das Heft durch elf hilfreiche Checklisten.<br />
Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />
Auf 36 informativen Seiten zeigt diese kleine DIN-A5-Broschüre,<br />
was Unternehmen von einer guten Beratung erwarten<br />
können, wie sie in der Regel abläuft, wie Unternehmen<br />
einen guten Energieberater finden und worauf bei der Auswahl<br />
eines Beraters zu achten ist. Daneben informiert sie<br />
über finanzielle Fördermöglichkeiten für Unternehmen,<br />
die eine Energieberatung durchführen lassen möchten.<br />
<strong>Energieeffiziente</strong> Wärmeversorgungssysteme.<br />
Die Broschüre fasst auf 36 Seiten die wichtigsten Ansätze zur<br />
energetischen Optimierung von Wärmeversorgungssystemen<br />
zusammen und zeigt, wie alle Komponenten wirkungsvoll<br />
aufeinander abgestimmt und optimiert werden können.<br />
Sie liefert außerdem kurze Projektbeschreibungen aus Unternehmen,<br />
die ihre Wärmeversorgung bereits erfolgreich modernisiert<br />
haben.<br />
Internetangebote (Auswahl).<br />
Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />
und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />
in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />
auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />
In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />
Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />
Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />
Förderungen bereit.<br />
Marktplatz <strong>Energieeffiziente</strong> Produkte.<br />
Die Online-Plattform bringt Anbieter und Nachfrager energieeffizienter<br />
Produkte zusammen und unterstützt somit die<br />
Entwicklung des Marktes für Energieeffizienz. Der Marktplatz<br />
umfasst derzeit für Unternehmen die Produktgruppen<br />
Beleuchtung, Pumpen, Elektromotoren und Ventilatoren.<br />
www.energieeffizienz-online.info<br />
Webspecial Energiemanagement.<br />
Das interaktive Webspecial zeigt anhand eines beispielhaften<br />
Unternehmens die wesentlichen Schritte im Energiemanage -<br />
ment. Es ist speziell auf die beteiligten Personengruppen –<br />
Geschäfts führung, Controlling, Produktionsebene, Energiemanager<br />
und Energieberater – zugeschnitten.<br />
www.webspecial-energiemanagement.de<br />
Referenzprojekte-Datenbank.<br />
Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />
aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />
Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />
hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />
gute Über tragbarkeit aus.<br />
www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />
Informationsplattform zur europäischen Top-Runner-<br />
Strategie.<br />
Die Plattform bietet Stakeholdern Hintergrundinforma tionen<br />
zur Umsetzung der europäischen Top-Runner-Strategie<br />
(Ökodesign-Richt linie, EU-Energielabel, EU-ENERGY STAR),<br />
d. h. der europäischen Regelung rund um die Energieeffizienz<br />
von Produkten.<br />
www.top-runner.info<br />
18<br />
Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.
Die Initiative EnergieEffizienz.<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />
Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />
und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />
der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />
und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />
von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />
gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />
für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />
anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />
Internettools zur Bewertung der Energieeffizienzpotenziale<br />
im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />
der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />
für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />
Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />
zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />
geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />
Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />
der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />
KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />
die DZ BANK AG.<br />
www.dena.de<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />
wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Impressum.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />
Chausseestraße 128 a<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />
Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />
E-Mail: info@dena.de<br />
www.dena.de<br />
Redaktion.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Carsten Grohne, Dietmar Gründig, Peer Schütte<br />
Layout.<br />
BBS Werbeagentur GmbH<br />
Druck.<br />
Druckhaus Rihn GmbH<br />
Stand.<br />
12/2013<br />
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />
Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
19
Art.-Nr. 1428<br />
Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />
in Industrie und Gewerbe:<br />
kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Eine Initiative von:<br />
Gefördert durch:
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
2<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
Inhalt.<br />
1 Einführung in das Thema. ....................................................................................................................................................................................... 4<br />
1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale in Industrie und Gewerbe. .................................................................................... 4<br />
1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete von Pumpen und Pumpensystemen. ............................................................................. 4<br />
2 Ansätze zur energetischen Optimierung von Pumpen und Pumpensystemen. ....................................................................... 5<br />
2.1 Erfassung des Istzustands. ........................................................................................................................................................................................... 5<br />
2.2 Ermittlung des Bedarfs. ................................................................................................................................................................................................ 6<br />
2.3 Bewertung der Energieeffizienz. .............................................................................................................................................................................. 7<br />
3 <strong>Energieeffiziente</strong> Pumpen und Pumpensysteme. ..................................................................................................................................... 8<br />
3.1 Pumpen. ............................................................................................................................................................................................................................. 8<br />
3.1.1 Energieeffizienzanforderungen an Pumpen. ...................................................................................................................................................... 9<br />
3.1.2 Wirkungsgrad einer Pumpe. ...................................................................................................................................................................................... 10<br />
3.1.3 Auswahl einer geeigneten Pumpe. .......................................................................................................................................................................... 11<br />
3.2 Rohrleitungssysteme. ................................................................................................................................................................................................... 13<br />
3.2.1 Rohrleitungsplanung. .................................................................................................................................................................................................. 13<br />
3.2.2 Rohrreibungsdiagramme und Rauigkeit. ............................................................................................................................................................ 13<br />
3.2.3 Einbau der Pumpe und Gestaltung des Pumpenzulaufs. ............................................................................................................................... 14<br />
3.3 Pumpensysteme. ............................................................................................................................................................................................................. 15<br />
4 Steuerung, Regelung und Überwachung. .................................................................................................................................................... 17<br />
4.1 Ordnungsgemäße Betriebsweise. ............................................................................................................................................................................. 17<br />
4.2 Steuerung und Regelung von Pumpen. ................................................................................................................................................................. 19<br />
4.3 Steuerung und Regelung von Pumpensystemen. .............................................................................................................................................. 20<br />
4.4 Überwachung. ................................................................................................................................................................................................................. 21<br />
5 Instandhaltung und Wartung. ............................................................................................................................................................................ 23<br />
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ................................................................................................................................... 25<br />
Impressum. ................................................................................................................................................................................................................ 26<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
3
1 Einführung in das Thema.<br />
1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale<br />
in Industrie und Gewerbe.<br />
Beinahe die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland –<br />
etwa 1.100 TWh pro Jahr – entfällt auf die Sektoren Industrie<br />
und Gewerbe. Die zuletzt gestiegenen Energiepreise werden<br />
dabei für immer mehr Unternehmen zu einem spürbaren Kostenfaktor.<br />
<strong>Querschnittstechnologien</strong> – wie Pumpensysteme – bieten<br />
branchenübergreifend noch große Energie- und Kosteneinsparpotenziale.<br />
Mit jährlich rund 23 TWh haben Pumpen einen Anteil<br />
von ca. 11 Prozent am industriellen Stromverbrauch 1 . Wie zahlreiche<br />
Beispiele aus der Praxis zeigen, sind Investitionen in die<br />
energieeffiziente Auslegung und Sanierung von Pumpen und<br />
Pumpensystemen in der Regel sehr rentabel.<br />
Der größte Kostenfaktor bei Pumpensystemen wird durch den<br />
Energieverbrauch, der zum Betrieb benötigt wird, verursacht.<br />
Der vorliegende Ratgeber zeigt, wie die Betriebsführung von<br />
Pumpensystemen optimiert und der Energieverbrauch damit<br />
deutlich gesenkt werden kann. Beim Energieverbrauch gilt:<br />
Der Verbraucher bestimmt die Kosten. Daher empfiehlt es sich,<br />
in einem ersten Schritt zunächst die Förderaufgabe im Hinblick<br />
auf die Parameter Förderhöhe, Volumenstrom sowie Druck und<br />
Temperatur zu untersuchen und zu bewerten. Im Anschluss<br />
können die Systemkomponenten – Rohrleitungen, Armaturen<br />
und Einbauten (Wärmeübertrager und Filter) sowie Antriebe<br />
(Pumpen und Motoren) – optimal auf den tatsächlichen Verbrauch<br />
und die Förderaufgabe eingestellt und so das System<br />
als Ganzes optimiert werden.<br />
1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete<br />
von Pumpen und Pumpensystemen.<br />
Pumpen.<br />
Pumpen sind Strömungsmaschinen, die mechanische Antriebsenergie<br />
(z. B. Drehbewegung) in Bewegungsenergie eines<br />
flüssigen und inkompressiblen Mediums umwandeln. Diese<br />
Bewegung kann einerseits in geschlossenen Systemen erfolgen,<br />
z. B. in Heizungs- und Klimaanlagen, in denen der Energietransport<br />
im Fokus steht, und andererseits in offenen Systemen, z. B.<br />
bei der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, in denen<br />
der Materialtransport die geforderte Funktion ist.<br />
Pumpen setzen sich aus einer Antriebseinheit (Motor), einer Kraftübertragungseinheit<br />
(Achse bzw. Getriebe) und der Förder einheit<br />
(bei Kreiselpumpen das Laufrad, bei Verdrängerpumpen<br />
der Kolben) zusammen.<br />
Pumpensystem.<br />
Ein Pumpensystem, in dem das Fördermedium von einem Ort zum<br />
anderen transportiert, in einem Kreislauf umgewälzt oder auf<br />
einen bestimmten Druck gebracht werden muss, besteht aus<br />
mehreren Komponenten. Dazu zählen zum Beispiel Behälter,<br />
Rohrleitungen, Armaturen, Messgeräte, Einbauten (Wärmeübertrager,<br />
Filter) und zu guter Letzt die Pumpe mit ihrem Antrieb<br />
(Motor) als Herz der Anlage. Die Behälter dienen dabei als<br />
Zwischenspeicher für das Fördergut, Rohrleitungen dienen<br />
dem Transport, Armaturen und Messgeräte der Prozesskontrolle<br />
und -steuerung, die Einbauten und Apparate der Behandlung<br />
des Förderguts und die Pumpe bringt die notwendige Energie<br />
in das System ein, damit das Fördergut fließt. Alle diese Komponenten<br />
haben Auswirkungen auf den Energieverbrauch des<br />
Pumpensystems und werden daher in diesem Ratgeber betrachtet.<br />
Einsatzgebiete von Pumpen und Pumpensystemen.<br />
Die Einsatzgebiete von Pumpen- und Pumpensystemen sind vielfältig.<br />
In nahezu allen Gebäuden, sowohl Wohn-, Büro- als auch<br />
Betriebsgebäuden, gibt es Pumpen für die unterschiedlichsten<br />
Anwendungen. Zu den bekanntesten und am weitesten<br />
verbreiteten Pumpen zählen die Heizungspumpen.<br />
Bei einer Heizungspumpe handelt es sich um eine Umwälzpumpe,<br />
die in einem geschlossenen System dazu dient, das Heizungswarmwasser<br />
von der Wärmequelle, z. B. einer Fernwärmeübergabestation<br />
oder einem Heizkessel, zu den entsprechenden Wärmeübertragern,<br />
z. B. Heizkörper oder Lufterhitzer, zu fördern. An den<br />
Wärmeübertragern wird die enthaltene Wärmeenergie an die<br />
Umgebung abgegeben und das abgekühlte Heizungswasser zurück<br />
zur Wärmequelle geführt, wo der Kreislauf erneut beginnt.<br />
Neben den allgemein bekannten Heizungspumpen gibt es eine<br />
Vielzahl an Umwälzpumpen, die in geschlossenen Systemen<br />
eingesetzt werden. Dazu zählen zum Beispiel Pumpen für die<br />
Bereitstellung von Prozesswärme und -kälte sowie für die Klimatisierung<br />
mit Kaltwassersätzen. Zusammengefasst kommen sie<br />
dort zum Einsatz, wo ein Energieaustausch mittels eines Fluids<br />
stattfinden soll.<br />
Wasserpumpen zählen ebenfalls zu den bekannteren Pumpenarten.<br />
Sie können in die Kategorie der Förderpumpen eingeordnet<br />
werden, die in einem offenen System dafür Sorge tragen,<br />
dass Wasser an einem Ort in das System eingespeist wird, z. B.<br />
einem Brunnen oder Wasserspeicher, und an einen anderen Ort,<br />
z. B. Behälter oder Becken, transportiert und aus dem System<br />
ausgespeist wird.<br />
Wie auch bei den Umwälzpumpen sind die Einsatzgebiete von<br />
Förderpumpen vielfältig. So kommen diese neben der Wasserversorgung<br />
und -entsorgung auch für die Speisung von Staubecken<br />
in Wasserkraftwerken, für die Erdölförderung aus<br />
Lagerstätten und den Erdöltransport in Pipelines oder für die<br />
Flaschenfüllung in der Getränkeindustrie zum Einsatz. Vereinfacht<br />
gesagt, kommen sie in allen Bereichen zum Einsatz, in<br />
denen Fluide bewegt und transportiert werden müssen.<br />
1<br />
Fraunhofer ISI, Anwendungsbilanz Industrie 2011 (Tabelle 7).<br />
4<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
Anwendung<br />
Behälter<br />
Ventil<br />
Förderstrom ( )<br />
Regelung<br />
und Steuerung<br />
Pumpe<br />
Kupplung<br />
Motor<br />
Stromnetz<br />
Abb. 1: Pumpensystem.<br />
2 Ansätze zur energetischen Optimierung von<br />
Pumpen und Pumpensystemen.<br />
Energieeffizienzpotenziale bestehen in nahezu jedem Pumpensystem.<br />
Zum einen gibt es durch den technischen Fortschritt und<br />
das zunehmende Energiepreisbewusstsein inzwischen viele<br />
neue, effizientere Anlagenkomponenten mit höheren Wirkungsgraden.<br />
Zum anderen büßt die Energieeffizienz von Pumpen,<br />
Motoren und Rohrleitungskomponenten durch Alterung ein.<br />
Pumpen können bei schlechter Wartung bis zu 15 Prozent an<br />
Wirkungsgrad verlieren. In Rohrleitungen nimmt der Leitungswiderstand<br />
durch Korrosion und Ablagerungen zu und Armaturen<br />
werden undicht, was zu Druckverlusten im System führen<br />
kann. Hinzu kommt, dass der Komponentenaustausch oder die<br />
Komponentenerweiterung oft Ineffizienzen mit sich bringt,<br />
wenn eine Neuberechnung zur Anlagen- und Komponentenauslegung<br />
ausbleibt.<br />
Die richtige Abstimmung der Komponenten aufeinander ist<br />
das Schlüsselelement für geringere Gesamtkosten. Bei Verbesserungen<br />
oder Anpassungen im Pumpensystem sollte deshalb<br />
der Fokus nicht auf Einzelkomponenten liegen. Vielmehr ist es<br />
sinnvoll, zu prüfen, wie die Optimierung des Gesamtsystems<br />
erfolgreich und wirtschaftlich umgesetzt werden kann.<br />
2.1 Erfassung des Istzustands.<br />
Eine gute Kenntnis der Bestandsanlagen ist eine wichtige Voraussetzung<br />
für die energetische Optimierung. Neben der rein<br />
äußerlichen Begutachtung aller Komponenten eines Pumpensystems<br />
empfiehlt es sich, zunächst gezielte Messungen des<br />
Energieverbrauchs der Pumpe bei typischen Betriebszuständen<br />
vorzunehmen. Der optische Eindruck, die Auswertung von<br />
Instandhaltungsberichten und die gemessenen Energieverbräuche<br />
erlauben erste Rückschlüsse auf besonders verschleißanfällige<br />
und energieintensive Komponenten.<br />
Soweit es möglich ist, sollten an der laufenden Anlage die zentralen<br />
hydraulischen Daten aufgenommen werden. Möglicherweise<br />
muss dafür ein Testbetrieb mit Wasser gefahren werden,<br />
bei dem der Druckverlust über die Rohrleitung bei verschiedenen<br />
Förderströmen und der Förderstrom der Pumpe bei variablem<br />
Gegendruck gemessen werden kann. Wenn die apparativen<br />
Möglichkeiten dazu vorhanden sind, sollte auch die Leistungsaufnahme<br />
des Motors in den verschiedenen Betriebspunkten<br />
aufgenommen werden. Innerhalb der Rohrleitung sollte der<br />
Druckabfall über Einbauten, wie zum Beispiel Wärmeübertrager,<br />
Filter oder Blenden, gemessen werden, und bei verzweigten<br />
Rohrleitungssystemen sollten die Volumenströme in den verschiedenen<br />
Strängen gemessen werden.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
5
Anhand der gesammelten Daten können Schwachstellen und<br />
Potenziale für Energieeffizienzsteigerungen identifiziert werden.<br />
Verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten sollten auch im<br />
Hinblick auf ihre Auswirkung auf die Lebenszykluskosten untersucht<br />
werden. Dabei ist es zunächst nicht notwendig, einen<br />
genauen Zahlenwert für die Lebenszykluskosten der gesamten<br />
Anlage zu berechnen. Es reicht aus, sich darüber klar zu werden,<br />
welche Faktoren die Kosten der Anlage direkt oder indirekt<br />
beeinflussen und wo Folgekosten entstehen können.<br />
2.2 Ermittlung des Bedarfs.<br />
Der Energiebedarf von Pumpensystemen hängt in erster Linie von<br />
der zu bewältigenden Förderaufgabe ab. Diese resultiert aus der<br />
Förderhöhe und dem Volumenstrom. Jedoch sind hierbei auch<br />
die Randbedingungen, z. B. die Art des zu fördernden Mediums<br />
oder dessen Druck und seine Temperatur, für den Energiebedarf<br />
von Bedeutung. Für eine gegebene Förderaufgabe muss nicht<br />
nur die theoretische (aus Förderstrom und statischer Höhe zu<br />
errechnende) Leistung aufgebracht werden, es entstehen darüber<br />
hinaus an vielen Stellen im System auch Energieverluste, die den<br />
tatsächlichen Energiebedarf erhöhen.<br />
Die Frage, welche Kosten ein Pumpensystem über seine Lebensdauer<br />
verursacht, hängt ganz wesentlich von einer anforderungsgerechten<br />
technischen Auslegung ab. Am Anfang steht die Festlegung<br />
des technischen Prozesses. Aus diesem leitet sich ein Bedarf<br />
an verfahrenstechnischen Apparaten und Behältern ab. Aus den<br />
vorgegebenen Parametern Förderhöhe (H) und Förderstrom (Q)<br />
der jeweiligen Systemkomponenten und deren räumlicher Aufstellung<br />
ergibt sich eine Förderaufgabe, die in verschiedenen<br />
Varianten umgesetzt werden kann. Zusätzlich sind Rohrleitungsdurchmesser<br />
und eine Regelstrategie festzulegen, die beide einen<br />
wesentlichen Einfluss auf den Leistungsbedarf und die geeignete<br />
Bauform der Pumpe haben.<br />
Förderhöhe.<br />
Die theoretische Förderhöhe einer Pumpe gibt an, welche Höhendifferenz<br />
bei der Förderung eines Fluids bei einem bestimmten<br />
Druck überwunden werden kann. Die Förderhöhe einer Pumpe<br />
wird maßgeblich durch die beiden Parameter Druck (p) und Dichte<br />
(ρ) bestimmt und berechnet sich wie folgt:<br />
H = p/ρ*g<br />
wobei:<br />
H = Förderhöhe [m]<br />
p = Druck [Pa = N/m 2 ]<br />
ρ = Dichte der Flüssigkeit [kg/m 3 ]<br />
g = Fallbeschleunigung [9,81 m/s 2 ]<br />
Die verfahrensbedingte Förderhöhe, die das Pumpensystem<br />
erbringen muss, ergibt sich hingegen aus der Differenz der Drücke<br />
und Geschwindigkeiten am Pumpenein- und -austritt sowie<br />
der geodätischen Höhen am Ein- und Austritt des Anlagenabschnitts<br />
und berechnet sich wie folgt:<br />
H = (p aus - p ein )/ρ * g + (v aus -v ein )/2 * g + (z aus -z ein )<br />
Wobei: v = Strömungsgeschwindigkeit [m/s] und z = geodätische Höhe [m]<br />
6<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
Welche dieser Einflussgrößen für die Auswahl der Pumpe am<br />
wichtigsten ist, hängt ganz von der Aufgabe des Pumpensystems<br />
ab. Soll beispielsweise ein unter Druck stehender Dampfkessel<br />
gespeist werden, ist der erste Term der Formel entscheidend,<br />
da der Differenzdruck zwischen Kessel und Umgebung den<br />
größten Einfluss auf die Förderhöhe hat. Bei einer Feuerwehrpumpe,<br />
die aus einem großen, offenen Tank ansaugt und am<br />
Ende des Schlauchs einen möglichst langen Strahl erzeugen<br />
soll, ist der mittlere Term entscheidend. Für Pumpen, die ein<br />
hochgelegenes Wasserreservoir befüllen sollen, ist der letzte<br />
Term entscheidend, da hier die Höhendifferenz zwischen dem<br />
Flüssigkeitsspiegel auf der Druck- und Saugseite der Pumpe den<br />
größten Einfluss hat.<br />
zu. Sie steigen in etwa in vierter Potenz mit dem Kehrwert des<br />
Durchmessers, was bei einer Halbierung des Durchmessers<br />
einer Zunahme der Energieverluste um das 16-Fache entspricht.<br />
2.3 Bewertung der Energieeffizienz.<br />
Die Energieeffizienz eines Pumpensystems resultiert aus den<br />
Wirkungsgraden jeder eingebundenen Einzelkomponente.<br />
Verschmutzungen und Ablagerungen im Rohrleitungssystem<br />
behindern den Fluss des Fördermediums, Verschleißerscheinungen<br />
an Armaturen oder Undichtigkeiten führen zu Druckverlusten<br />
im System und eine nicht korrekt nach der Förderaufgabe<br />
ausgelegte Pumpe führt zu erhöhtem Stromverbrauch.<br />
V ein<br />
Z aus<br />
∆H<br />
P ein<br />
Z ein<br />
P aus<br />
Abb. 2: Einflussgrößen in einem Pumpensystem.<br />
V aus<br />
Förderstrom und Leistungsbedarf.<br />
Der zweite Aspekt der Förderaufgabe ist der Förderstrom, der<br />
meistens in Kubikmetern pro Stunde angegeben wird. Die<br />
hydraulische Leistung, die der betrachtete Anlagenabschnitt<br />
erbringen muss, ergibt sich aus dem Produkt von Förderhöhe,<br />
Förderstrom, Dichte und Fallbeschleunigung. Rechnet man mit<br />
den Einheiten für Fallbeschleunigung g (m/s 2 ), Dichte ρ (kg/l),<br />
Förderstrom Q (m 3 /s) und Förderhöhe H (m), so ergibt sich die<br />
hydraulische Leistung P in kW (kg*m 2 /s 3 ):<br />
Wird die Auslegung eines Pumpensystems von Fachleuten unter<br />
Berücksichtigung der oben beschriebenen Grundsätze der Bedarfsermittlung<br />
korrekt durchgeführt und erfolgt die anschließende<br />
Umsetzung entsprechend, kann von einem bedarfsoptimierten<br />
System ausgegangen werden. Jeder zusätzliche Eingriff<br />
in dieses System, z. B. im Rahmen von Veränderungen in Produktionsprozessen,<br />
erfordert eine neue Betrachtung der sich<br />
ergebenen Förderaufgabe. Unter anderem ist dabei die Auslegung<br />
der installierten Pumpe zu überprüfen, wenn mit den<br />
Veränderungen der Förderaufgabe beispielsweise ein veränderter<br />
Volumenstrom verbunden ist. Dies wirkt sich auf die Betriebsweise<br />
der Pumpe aus. Eine nicht in ihrem Nenndrehzahlbereich<br />
laufende Pumpe ist eine Ursache für deutlich höhere Energiekosten.<br />
Zur Bewertung der aktuellen Energieeffizienz eines Pumpensystems<br />
müssen daher alle energierelevanten Komponenten – am<br />
besten von Fachpersonal – begutachtet und der energetische<br />
Zustand eingeschätzt werden. Geschulte Personen können den<br />
Vergleich der Istsituation mit der ursprünglichen Auslegung<br />
vornehmen und die historisch bedingten Abweichungen unter<br />
energetischen Aspekten interpretieren. Als Kenngröße zur Bewertung<br />
der Energieeffizienz von Pumpen bietet sich der Förderstrom<br />
je aufgewandter Energieverbrauchseinheit an (z. B. m 3 / kWh).<br />
Im Vergleich zum Ausgangszustand nach Inbetriebnahme einer<br />
Pumpe können so Veränderungen in der Leistungsfähigkeit<br />
der Pumpe eindeutig dokumentiert werden.<br />
ρ * g * Q * H = P hydr.<br />
Die im realen Pumpensystem tatsächlich benötigte Leistung ist<br />
immer größer als die theoretische hydraulische Leistung, da an<br />
verschiedenen Stellen im System Energieverluste auftreten. So<br />
erzeugt die Strömung in der Rohrleitung Reibungsverluste.<br />
Diese sind umso größer, je höher die Strömungsgeschwindigkeit<br />
ist. Wählt man für einen gegebenen Förderstrom einen<br />
kleineren Rohrleitungsdurchmesser, nehmen die Strömungsgeschwindigkeit<br />
und damit auch die Energieverluste erheblich<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
7
3 <strong>Energieeffiziente</strong> Pumpen und<br />
Pumpensysteme.<br />
Pumpensysteme werden eingesetzt, um im Rahmen von Prozessen<br />
bestimmte Förderaufgaben zu erfüllen. Ein weit verbreitetes und<br />
klassisches Beispiel für Pumpensysteme sind Heizungssysteme.<br />
Energie erhält ein solches System durch die Pumpe, als zentrales<br />
Antriebselement. Pumpensysteme bestehen darüber hinaus aus<br />
weiteren unterschiedlichen Komponenten, allen voran das Rohrleitungssystem<br />
mit Ventilen und Armaturen. Außerdem kommen<br />
Behälter, Messgeräte und andere Einbauten und Apparate hinzu,<br />
abhängig vom Betriebszweck und der Komplexität eines<br />
Pumpensystems.<br />
Wie in der Einführung schon angedeutet, bergen Pumpen und<br />
Pumpensysteme große Energieeffizienzpotenziale. Dieses Kapitel<br />
soll einen Überblick über die Möglichkeiten zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz von Pumpen und Pumpensystemen geben.<br />
Zunächst werden die wesentlichen Technologie- sowie ihre<br />
Energieeffizienzanforderungen und -potenziale genauer dargestellt<br />
und Ansätze vorgestellt, die zur Senkung der Betriebskosten<br />
von Pumpensystemen führen.<br />
3.1 Pumpen.<br />
Die Pumpe inklusive des sie antreibenden Motors ist das Herzstück<br />
eines Pumpensystems. Für die weitere Betrachtung ist es<br />
wichtig, zwischen der Pumpe als Produkt, bestehend aus unterschiedlichen<br />
Elementen, und der Pumpe als zentrale Komponente<br />
in einem kompletten Pumpensystem zu unterscheiden.<br />
Für sich betrachtet, besteht eine Pumpe im Wesentlichen aus<br />
einer Antriebseinheit – dem Motor –, einer Übertragungseinheit –<br />
der Antriebswelle oder einem Getriebe – und dem Förderelement –<br />
dem Laufrad bei einer Kreiselpumpe bzw. dem Kolben bei einer<br />
Verdrängerpumpe. In der folgenden Abbildung 3 sind die Bestandteile<br />
einer Pumpe als Einzelkomponenten in einem Pumpensystem<br />
noch einmal dargestellt.<br />
Zur Erfüllung einer Förderaufgabe steht dem Anwender eine<br />
Vielzahl von Pumpentypen zur Verfügung. Sie lassen sich im<br />
Wesentlichen in zwei Hauptklassen – die Verdrängerpumpen<br />
und die Strömungsmaschinen (in erster Linie Kreiselpumpen) –<br />
unterteilen. Bei Verdrängerpumpen wird die Flüssigkeit z. B.<br />
durch einen Kolben, ein Zahnrad oder eine Membran in die<br />
Druckleitung geschoben. Verdrängerpumpen bauen in der<br />
Regel keinen stetigen Druck auf, sondern haben einen oszillierenden<br />
Druckverlauf. Strömungsmaschinen hingegen erzeugen<br />
die Druckdifferenz durch Umlenkung und Beschleunigung der<br />
Flüssigkeit, z. B. durch die Fliehkraft in einem sich drehenden<br />
Laufrad. Sie haben einen kontinuierlichen Förderstrom und<br />
einen stetigen Förderdruck.<br />
Diverse Komponenten können Bestandteile eines Pumpensystems sein.<br />
Energiezufuhr<br />
(elektrische Energie)<br />
Nutzenergie<br />
(Medienströmung)<br />
Bestandteile einer Pumpe<br />
M<br />
Frequenzumrichter<br />
Elektromotor<br />
Getriebe<br />
Pumpe<br />
Drossel<br />
Rohrsystem<br />
Abb. 3: Bestandteile von Pumpensystemen.<br />
8<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
Verdrängerpumpe<br />
Kreiselpumpe<br />
Verordnung<br />
641/2009/EG<br />
Mindestanforderung Verpflichtend ab<br />
Externe Nassläufer-<br />
Umwälzpumpen<br />
Effizienzindex max. 0,27 1. Januar 2013<br />
Effizienzindex max. 0,23 1. August 2015<br />
In Produkte integrierte<br />
Nassläufer-Umwälzpumpen<br />
Effizienzindex max. 0,23 1. August 2015<br />
Tab. 1: Mindestanforderungen an Nassläufer-Umwälzpumpen gemäß Verordnung<br />
Nr. 641/2009/EG.<br />
Abb. 4: Pumpentypen.<br />
Die meisten Förderaufgaben lassen sich mit Kreiselpumpen<br />
kostengünstiger bewerkstelligen als mit Verdrängerpumpen.<br />
In einigen Sonderfällen sind Kreiselpumpen jedoch nicht geeignet,<br />
z. B. beim Ansaugen aus starkem Unterdruck, Überwinden<br />
sehr großer Förderhöhen bei gleichzeitig geringen Förderströmen<br />
oder bei bestimmten Fördergütern. In solchen Fällen kann aus<br />
einem umfangreichen Angebot verschiedener Bauarten von<br />
Verdrängerpumpen der passende Typ gewählt werden. Aber<br />
auch innerhalb der Kreiselpumpen-Familie gibt es große<br />
Unterschiede, die z. B. durch die Form des Laufrads, die Anzahl<br />
der Laufräder (einstufig, mehrstufig) oder durch die Art der<br />
Anströmung (axial, radial) bestimmt werden.<br />
3.1.1 Energieeffizienzanforderungen an Pumpen.<br />
Die Europäische Kommission hat auf Basis der EU-Ökodesign-<br />
Richtlinie zwei Verordnungen zur Festlegung von Anforderungen<br />
an die umweltgerechte Gestaltung von Nassläufer-Umwälzpumpen<br />
und Wasserpumpen erlassen, um den Energieverbrauch<br />
von Pumpen europaweit zu reduzieren.<br />
Verordnung Nr. 641/2009/EG – Nassläufer-Umwälzpumpen.<br />
Am 22. Juli 2009 trat die EU-Verordnung zur Festlegung von Anforderungen<br />
an die umweltgerechte Gestaltung von Nassläufer-<br />
Umwälzpumpen in Kraft. Diese Verordnung gilt für Umwälzpumpen<br />
mit einer hydraulischen Nennleistung bis 2.500 Watt<br />
und schreibt vor, dass neue Umwälzpumpen seit dem 1. Januar<br />
2013 europaweit ein Mindestmaß an Energieeffizienz erfüllen<br />
müssen. Die Anforderungen, ausgedrückt in einem Energieeffizienzindex,<br />
werden zum 1. August 2015 weiter verschärft.<br />
Der geforderte Energieeffizienzindex (EEI) einer Pumpe berechnet<br />
sich aus dem Verhältnis der gewichteten, mittleren Leistungsaufnahme<br />
zur Bezugsleistung. Die Bezugsleistung ergibt sich<br />
wiederum aus dem Verhältnis von hydraulischer zu elektrischer<br />
Leistung der Pumpe.<br />
Verordnung Nr. 547/2012/EU – Wasserpumpen.<br />
Drei Jahre später hat die Europäische Kommission auch eine Verordnung<br />
mit Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung<br />
von Wasserpumpen in Kraft gesetzt. Diese Verordnung gilt für<br />
Kreiselpumpen zum Pumpen von sauberem Wasser bei Temperaturen<br />
von – 10 °C bis 120 °C. Diese Pumpen müssen seit dem 1. Januar<br />
2013 ebenfalls ein Mindestmaß an Energieeffizienz erfüllen.<br />
Verordnung<br />
547/2012/EU<br />
Wasserpumpen<br />
Mindestanforderung<br />
Mindesteffizienzindex<br />
0,1<br />
Mindesteffizienzindex<br />
0,4<br />
Verpflichtend ab<br />
1. Januar 2013<br />
1. Januar 2015<br />
Tab. 2: Mindestanforderungen an Wasserpumpen gemäß Verordnung Nr. 547/2012/EU.<br />
Der Mindesteffizienzindex (MEI) beschreibt einen Mindestwirkungsgrad,<br />
der sich aus den zurzeit am Markt verfügbaren<br />
Pumpen berechnet. Die seit Januar 2013 gültige Mindestanforderung<br />
von MEI 0,1 bedeutet, dass die 10 Prozent der Pumpen<br />
mit dem niedrigsten Wirkungsgrad (bezogen auf den Zeitpunkt<br />
des Inkrafttretens der Verordnung – Juli 2012) nicht mehr auf<br />
den Markt gebracht werden dürfen. Ab 1. Januar 2015 werden<br />
diese Anforderungen verschärft, so dass 40 Prozent der Pumpen<br />
mit dem schlechtesten Wirkungsgrad (Stand Juli 2012) nicht<br />
mehr auf den Markt gebracht werden dürfen.<br />
Der Benchmark zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verordnung<br />
für die beste, auf dem Markt verfügbare Technologie lag<br />
bereits bei einem Mindesteffizienzindex von 0,7. Es kann davon<br />
ausgegangen werden, dass sich dieser Benchmark weiter verbessern<br />
wird, weshalb die Verordnung spätestens nach 4 Jahren,<br />
d. h. 2016, einer Revision unterzogen wird.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
9
Die möglichen Energieeinsparpotenziale, die sich aus den Anforderungen<br />
der Richtlinie 547/2012/EU ergeben, sollen an folgendem<br />
Beispiel verdeutlicht werden.<br />
Beispiel:<br />
Energiekosteneinsparungen durch den Austausch einer 20<br />
Jahre alten Wasserpumpe mit einem Wirkungsgrad schlechter<br />
als MEI 0,1 gegenüber einer modernen, hocheffizienten Pumpe<br />
der Effizienzklasse MEI 0,7 (Annahmen für Rahmendaten).<br />
Förderstrom 250 m 3 /h.<br />
Förderhöhe 50 m.<br />
Leistung (hydraulisch) 17 kW.<br />
Wirkungsgrad Pumpe alt: 70 %.<br />
Wirkungsgrad Pumpe neu: 84 %.<br />
Betriebsstunden 6.000/Jahr.<br />
Strompreis 14 Cent/kWh.<br />
Euro in Tsd.<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Pumpe alt<br />
Pumpe neu<br />
Der wohl wichtigste Einfluss des Pumpenantriebs besteht in der<br />
Vorgabe der Pumpendrehzahl und damit der Lage des Betriebspunkts.<br />
Zusätzlich beeinflusst die Last, also die Kraft, welche<br />
die Pumpe der Motorwelle aufprägt, den Motorwirkungsgrad.<br />
Entsprechend ist dieser damit nicht nur von den Fördermengen<br />
abhängig, sondern auch von der Frage, wie Teillastanforderungen<br />
regelungs- und anlagentechnisch umgesetzt werden.<br />
Im folgenden Pumpendiagramm (Abbildung 6) wird deutlich,<br />
welchen Einfluss z. B. eine Änderung der Förderhöhe auf den<br />
Wirkungsgrad und die Bestpunktverlagerung hat.<br />
Förderhöhe H<br />
abnehmender<br />
Laufraddurchmesser<br />
Abb. 6: Pumpendiagramm.<br />
abnehmender Wirkungsgrad<br />
Förderstrom Q<br />
Bestpunkt<br />
abnehmender<br />
Wirkungsgrad<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Jahre<br />
Abb. 5: Vergleich der Energiekosten einer alten und einer neuen Pumpe über 10 Jahre.<br />
Über eine Nutzungsdauer von 10 Jahren ergeben sich kumulierte<br />
Energieeinsparungen in Höhe von etwa 243.000 kWh und<br />
Stromkosteneinsparungen in Höhe von etwa 34.000 Euro. Bei<br />
einmaligen Investitionskosten in Höhe von rund 10.000 Euro für<br />
die neue Pumpe ergibt sich eine Kapitalrendite von 33 Prozent.<br />
Verluste bei der Kraftübertragung.<br />
Nur wenn die Drehzahl des Motors 1:1 auf die Pumpe übertragen<br />
werden soll und das Pumpensystem auch ohne weitere<br />
Anfahrhilfen direkt am Stromnetz starten kann, muss die<br />
Frage der Kraftübertragung nicht weiter bedacht werden. Im<br />
Folgenden werden Varianten zur Kraftübertragung beschrieben,<br />
in denen aus prozesstechnischen Gründen eine Anpassung<br />
oder Steuerung der Drehzahl sinnvoll ist. Prinzipiell gilt dabei:<br />
je höher die Unter- oder Übersetzung, desto schlechter der<br />
Wirkungsgrad.<br />
Da es sich bei diesem Beispiel lediglich um den Austausch der<br />
Pumpe handelt, können hier weitere zusätzliche Energieeffizienzpotenziale<br />
gehoben werden, wenn zeitgleich der Pumpenantrieb<br />
durch einen Elektromotor der Energieeffizienzklasse<br />
IE3 ersetzt wird. Weitere Informationen zum Thema <strong>Energieeffiziente</strong><br />
Antriebe finden sich im „Ratgeber Motoren und<br />
Antriebssysteme”.<br />
3.1.2 Wirkungsgrad einer Pumpe.<br />
Wer sich bei der Betrachtung des Pumpenantriebs auf den<br />
Motor allein beschränkt, verschenkt wertvolle Optimierungspotenziale.<br />
Die genaue Betrachtung der Einflüsse der Motorperipherie<br />
und der Wechselwirkungen im Antriebssystem fördert<br />
ein wesentlich höheres Energieeinsparpotenzial zutage als der<br />
alleinige Vergleich von Motorwirkungsgraden. Der Motor als<br />
Teil des Systems Pumpe beeinflusst die Wirkungsgrade der anderen<br />
Komponenten und wird wiederum von ihnen beeinflusst.<br />
Höhere Energie- und Wartungskosten durch Riemengetriebe.<br />
Keilriemengetriebe haben zwar geringe Anschaffungskosten,<br />
dafür können jedoch hohe Betriebskosten entstehen (hohe Reibungsverluste<br />
und vergleichsweise hoher Verschleiß). Sie sind<br />
daher nur für Anwendungen mit geringen Betriebsstundenzahlen<br />
zu empfehlen. Der Wirkungsgrad ist stark von einer professionellen<br />
Auslegung, Installation und Wartung abhängig.<br />
Durch Schlupf, Reibung und Biegeverluste im Riemen können<br />
Energieverluste bis zu 30 Prozent entstehen. Höhere Riemengeschwindigkeiten<br />
verbessern den Wirkungsgrad.<br />
Zahnradgetriebe sind effizienter.<br />
Zahnradgetriebe haben sehr gute Wirkungsgrade. Verluste entstehen<br />
durch Reibung an den Zahnflanken, in den Dichtungen<br />
und Lagern sowie durch die innere Reibung des Schmiermittels.<br />
Bei optimaler Auslastung und mit speziellen Beschichtungen<br />
der Zahnräder kann ein Wirkungsgrad von bis zu 99 Prozent<br />
pro Stufe erzielt werden. Zudem weisen Zahnradgetriebe<br />
10<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
einen geringen Wartungsaufwand und eine hohe Lebensdauer<br />
auf, wodurch die Lebenszykluskosten weiter sinken. Bei der<br />
Umrüstung von Keilriemengetrieben auf Zahnriemen ist zu beachten,<br />
dass letztere keinen Schlupf aufweisen und die Pumpe<br />
dadurch bei gleichen Riemenscheibendurchmessern schneller<br />
läuft. Dies kann zu einer Veränderung des Betriebspunkts und<br />
des Pumpenwirkungsgrads führen.<br />
Direktantriebe sind am effizientesten.<br />
Die Energieverluste von starren und flexiblen Direktantrieben<br />
liegen in der Regel bei 1 bis 2 Prozent. Starre Kupplungen haben<br />
die geringsten Energieverluste. Diese treten lediglich durch die<br />
Reibung der sich drehenden Teile auf. Wenn die Möglichkeit<br />
besteht, sollte demnach einem Direktantrieb gegenüber indirekten<br />
Antrieben immer der Vorzug gegeben werden.<br />
3.1.3 Auswahl einer geeigneten Pumpe.<br />
Jede Pumpe hat eine Kennlinie, aus der erkennbar wird, welche<br />
Volumenströme sie bei verschiedenen anstehenden Gegendrücken<br />
fördern kann. Bei Verdrängerpumpen hängt der<br />
Förderstrom Q fast nur von der Drehzahl der Pumpe ab. Bei Kreiselpumpen<br />
hingegen ist der Förderstrom neben der Drehzahl<br />
auch stark von der Förderhöhe H abhängig. Der Unterschied<br />
zwischen beiden Pumpenarten wird in den beiden folgenden<br />
Abbildungen 7 und 8 veranschaulicht.<br />
Förderhöhe H<br />
Pumpenkennlinie<br />
Abb. 7: Pumpenkennlinie für Verdrängerpumpen.<br />
geringere<br />
Drehzahl<br />
Förderstrom Q<br />
Pumpenkennlinie<br />
Motor-Schlupf<br />
Anlagenkennlinie<br />
Die Anlagenkennlinie beschreibt das Verhältnis zwischen dem<br />
Förderstrom Q und der Förderhöhe (H) des Systems, wobei sowohl<br />
Förderstrom als auch Förderhöhe von der Anzahl und Schaltung<br />
(Reihenschaltung/Parallelschaltung) der Bauteile abhängig sind.<br />
Abbildung 9 zeigt, dass mit zunehmender Anzahl von in Reihe<br />
geschalteten Bauteilen die Anlagenkennlinie, aufgrund des<br />
mit jedem Bauteil steigenden Gegendrucks (H1 und H2), steiler<br />
wird. Im Gegensatz dazu wird die Anlagenkennlinie bei parallel<br />
geschalteten Bauteilen aufgrund des steigenden Volumenstroms<br />
(Q1 und Q2) flacher.<br />
Wird ein offenes Pumpensystem betrieben, ist zusätzlich die<br />
geodätische Förderhöhe, d. h. die Höhendifferenz von Ein- und<br />
Auslauf des Systems Pumpe, zu berücksichtigen. Der Betriebspunkt<br />
des gesamten Pumpensystems ergibt sich dann aus dem<br />
Schnittpunkt von Anlagen- und Pumpenkennlinie.<br />
Betriebsbereich und Pumpenwirkungsgrad.<br />
Die meisten Pumpen können mit geeigneter Regelung einen<br />
weiten Betriebsbereich im Q/H-Diagramm abdecken. Insbesondere<br />
bei Kreiselpumpen variiert aber innerhalb des möglichen<br />
Betriebsbereichs der hydraulische Wirkungsgrad der Pumpe<br />
stark. In den vom Pumpenhersteller erhältlichen Kennliniendiagrammen<br />
sind die Wirkungsgrade bei verschiedenen Förderströmen<br />
und -höhen und in Abhängigkeit von der Drehzahl<br />
grafisch dargestellt. Um die Energiekosten und den Verschleiß<br />
der Pumpe zu minimieren, ist es sinnvoll, die Pumpenbauart<br />
und -größe so exakt wie möglich auf die Prozessanforderungen<br />
und die gewählte Regelstrategie abzustimmen, sodass die<br />
verschiedenen Betriebspunkte möglichst im Bereich der besten<br />
Wirkungsgrade liegen.<br />
Vordruck und NPSH-Wert.<br />
Der erforderliche Vordruck bezieht sich auf die Druckverhältnisse<br />
am Saugstutzen von Kreiselpumpen und ist für diese Pumpenart<br />
ein wichtiges Auslegungskriterium. Er ist abhängig vom Dampfdruck<br />
und von der Temperatur des Förderguts. Üblicherweise<br />
wird der erforderliche Vordruck in Pumpendiagrammen unter<br />
der englischen Abkürzung NPSH (Net Positive Suction Head)<br />
grafisch als Funktion des Förderstroms dargestellt. Wird der<br />
erforderliche Vordruck unterschritten, kommt es in der Pumpe<br />
zu Kavitation, was zu Schäden an den Laufrädern führen kann.<br />
Näheres zur Kavitation findet sich im Abschnitt 4.1.<br />
Förderhöhe H<br />
geringere<br />
Drehzahl<br />
Anlagenkennlinie<br />
Bei der Planung ist zu überprüfen, ob der NPSH-Wert bei allen<br />
Betriebszuständen der Pumpe eingehalten werden kann. Ist dies<br />
nicht der Fall, sollten Möglichkeiten geprüft werden, diesen zu<br />
erhöhen. Das erreicht man z. B., indem der Vorlaufbehälter an<br />
einem höheren Ort aufgestellt und damit der statische Druck<br />
im Vorlauf erhöht wird. Alternativ kann eine andere Pumpe<br />
gewählt werden, die einen niedrigeren Vordruck erfordert, z. B.<br />
mit geringerer Drehzahl oder eine mehrstufige Pumpe.<br />
Abb. 8: Pumpenkennlinie für Kreiselpumpen.<br />
Förderstrom Q<br />
Drehzahl und Laufraddurchmesser.<br />
Wie oben bereits gezeigt wurde, hat die Drehzahl einen Einfluss<br />
auf die Pumpenkennlinie und damit auf den Betriebspunkt bei<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
11
einer gegebenen Anlagenkennlinie. Dieser Effekt wird auch zur<br />
Regelung mit drehzahlvariablen Antrieben genutzt. Auch bei<br />
ungeregelten Pumpen gibt es Möglichkeiten, mit verschiedenen<br />
Drehzahlen zu arbeiten. Entweder kann die Drehzahlanpassung<br />
durch Getriebe erreicht werden oder durch die Verwendung<br />
eines anderen Antriebsmotors. Viele Kreiselpumpen sind in der<br />
Ausführung mit 2-poligem oder 4-poligem Asynchronmotor<br />
erhältlich. Die 2-polige Variante arbeitet bei europäischer Netzfrequenz<br />
von 50 Hz bei 3.000 Umdrehungen pro Minute, die<br />
4-polige Ausführung erreicht hingegen 1.500 Umdrehungen<br />
pro Minute.<br />
Bei Kreiselpumpen hat eine Variation des Laufraddurchmessers<br />
einen ähnlichen Effekt wie eine Variation der Drehzahl. Das<br />
liegt daran, dass beide Größen einen direkten Einfluss auf die<br />
Fluidgeschwindigkeit an den Flügelspitzen des Laufrads haben.<br />
Dieser Effekt wird zur Abstimmung der Pumpenleistung auf den<br />
tatsächlichen Bedarf genutzt. Kreiselpumpen einer Bauform<br />
werden von vielen Herstellern standardmäßig mit verschiedenen<br />
Laufrädern angeboten. So kann die Pumpenbauart gewählt<br />
werden, bei der die Form der Kennlinie am ehesten den Anforderungen<br />
an Stabilität und Regelbarkeit entspricht und die den<br />
höchsten Wirkungsgrad ermöglicht. Der Schnittpunkt mit der<br />
Anlagenkennlinie wird dann durch die Wahl des Laufraddurchmessers<br />
festgelegt. Weiterhin wird die Möglichkeit, das Laufrad<br />
auf einer Drehmaschine zu verkleinern (das Laufrad abzudrehen),<br />
genutzt, um eine Pumpe, die mit einem geringfügigen Sicherheitszuschlag<br />
ausgelegt wurde, nach dem Praxistest genau<br />
anzupassen.<br />
Antriebe verbessern.<br />
Der Pumpenantrieb ist der Punkt, an dem mit besonders geringen<br />
baulichen Veränderungen deutliche Wirkungsgradverbesserungen<br />
erzielt werden können. Motoren büßen im Laufe ihres<br />
Lebens zwangsläufig an Wirkungsgrad ein. Bei großen Motoren<br />
können eine Generalüberholung und eine Erneuerung der<br />
Wicklung den Wirkungsgrad wieder verbessern. Insbesondere<br />
bei kleinen Motoren und solchen, die lange Jahreslaufzeiten aufweisen,<br />
ist es aber oft sinnvoller, den Antrieb komplett auszutauschen<br />
und bei der Gelegenheit auf einen Motor mit höherer<br />
Energieeffizienzklasse umzustellen. Spezifische Hinweise dazu<br />
befinden sich im „Ratgeber Motoren und Antriebssysteme“.<br />
Ein überdimensionierter Motor ist ein häufiger Grund für unnötige<br />
Energieverluste. Eine Neudimensionierung kann auch nötig<br />
werden, wenn durch Verbesserungsmaßnahmen an anderer<br />
Stelle im Gesamtsystem der Leistungsbedarf deutlich reduziert<br />
wurde. In die Bewertung sollten jedoch nicht nur Investitionsund<br />
Energiekosten einfließen, sondern auch die oft längere<br />
Lebensdauer von Hocheffizienzmotoren. Insbesondere in klimatisierten<br />
Produktionsbetrieben kann die geringere Wärmeabstrahlung<br />
von neuen, effizienteren Motoren wegen des reduzierten<br />
Klimatisierungsaufwands einen weiteren Energieeinspareffekt<br />
aufweisen.<br />
Da je nach gewähltem Laufraddurchmesser und Betriebspunkt<br />
unterschiedliche maximale Drehmomente nötig sind, werden<br />
viele Pumpen mit verschiedenen Motoren zur Auswahl<br />
angeboten. Die erforderliche Motorleistung lässt sich ebenfalls<br />
im Pumpendiagramm ablesen. Die notwendige Motorgröße<br />
sollte sehr genau ermittelt werden, da die Pumpe mit einem zu<br />
klein dimensionierten Motor ihre Aufgabe nicht erfüllen kann<br />
und ein zu groß dimensionierter Motor neben den zusätzlichen<br />
Investitionskosten zu unnötigen Energieverlusten und damit<br />
höheren laufenden Kosten führt. Weitere Informationen zu Motoren<br />
finden sich im „Ratgeber Motoren und Antriebssysteme“.<br />
H max<br />
Ventil (Parallelschaltung)<br />
Pumpenkennlinie (Parallelschaltung)<br />
Wärmetauscher<br />
Q 1<br />
Q 2<br />
Resultierende Anlagenkennlinie<br />
Förderhöhe H<br />
∆H tot<br />
∆H 2<br />
Ventil (Reihenschaltung)<br />
Wärmetauscher (Reihenschaltung)<br />
∆H 1<br />
Q tot<br />
Förderstrom Q<br />
Abb. 9: Anlagenkennlinie bei Reihen- und Parallelschaltung.<br />
12<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
1<br />
3.2 Rohrleitungssysteme.<br />
3.2.1 Rohrleitungsplanung.<br />
Besonderes Augenmerk bei der Planung gilt dem Rohrleitungsdurchmesser,<br />
der einen entscheidenden Einfluss auf die Kosten<br />
hat. Bei der Dimensionierung kann vereinfacht davon ausgegangen<br />
werden: Je größer der Durchmesser, desto geringer sind die<br />
Energiekosten. Der Rohrleitungsdurchmesser kann allerdings auch<br />
nicht beliebig groß gewählt werden, weil in der Regel bestimmte<br />
Fördergeschwindigkeiten im Pumpensystem erreicht werden<br />
müssen. Hinzu kommt, dass mit steigendem Durchmesser die Investitions-<br />
und Montagekosten, die Verweilzeit des Produkts in der<br />
Rohrleitung und im diskontinuierlichen Betrieb die Restmengen<br />
bei Rohrleitungsentleerung oder Produktwechsel zunehmen.<br />
Die Kosten für Rohrleitungen steigen in etwa linear mit dem<br />
Durchmesser. Demgegenüber sinkt der Energieverbrauch<br />
umgekehrt proportional zur vierten Potenz des Durchmessers.<br />
Verdoppelt man also den Rohrdurchmesser, dann reduzieren<br />
sich die Reibungsverluste in der Rohrleitung um das 16-Fache.<br />
Aus diesem Verhältnis lässt sich rechnerisch oder grafisch ein<br />
Optimum für die Lebenszykluskosten bestimmen.<br />
Dieser einfache Ansatz lässt sich jedoch nur für sehr lange, kontinuierlich<br />
durchströmte Rohrleitungen anwenden. Bei kompakteren<br />
Systemen überwiegt der Einfluss der Armaturen, bei denen<br />
sich weder die Einkaufspreise noch die Strömungswiderstände<br />
durch einfache Formeln in Abhängigkeit vom Rohrleitungsdurchmesser<br />
beschreiben lassen. Bei der Abschätzung des Leistungsbedarfs<br />
muss dieser Aspekt mit einbezogen werden. Die gleichwertigen<br />
Rohrlängen der Bauteile können mithilfe von Katalogen<br />
ermittelt und auf die reale Rohrleitungslänge aufgeschlagen werden.<br />
Beispielsweise hat ein Kniestück des Durchmessers 100 mm<br />
eine gleichwertige Rohrlänge von ca. 7 m. Die Druckverluste des<br />
gesamten Rohrleitungssystems können aus der Summe der Rohrleitungslängen<br />
und der gleichwertigen Rohrlängen der Einbauten<br />
im Rohrreibungsdiagramm abgelesen werden (Abbildung 10).<br />
3.2.2 Rohrreibungsdiagramme und Rauigkeit.<br />
Neben dem Durchmesser spielt noch die Rohrrauigkeit eine wichtige<br />
Rolle, denn je geringer die Rauigkeit innerhalb der Rohrleitung,<br />
desto geringer sind die Reibungsverluste. Auch hier verhalten<br />
sich Investitions- und Energiekosten gegenläufig. Es zeigt sich,<br />
dass auch für das scheinbar einfache Thema Rohrleitungsdurchmesser<br />
keine pauschale Aussage getroffen werden kann, sondern<br />
tatsächlich für verschiedene Varianten die Lebenszykluskosten im<br />
Einzelfall berechnet werden sollten.<br />
Ein gutes Hilfsmittel für die Ermittlung eines geeigneten Durchmessers<br />
sind Rohrreibungsdiagramme. Diese finden sich für<br />
unterschiedliche Rauigkeitsklassen und Fördergüter in Standard-<br />
Tabellenwerken von Fachverlagen oder DVGW- bzw. VDI-Richtlinien.<br />
Aus ihnen kann der Druckverlust als Funktion von Durchfluss<br />
und Leitungsdurchmesser unmittelbar abgelesen werden.<br />
Beispielsweise liegt der Druckverlust (hier als Verlusthöhe HV angegeben)<br />
in einem Stahlrohr mit einem Durchmesser von 80 mm<br />
(DN 80), einem Volumenstrom von 25 m 3 /h und einer Strömungsgeschwindigkeit<br />
von 1,4 m/s bei einer Verlusthöhe von 3 m (siehe<br />
Abbildung 10, P 1 ). Vergrößert man den Rohrleitungsdurchmesser<br />
um 25 Prozent auf 100 mm, dann reduziert sich der Druckverlust<br />
bereits um mehr als 60 Prozent, was sich entsprechend positiv auf<br />
die Energiekosten auswirkt (siehe Abbildung 10, P 2 ).<br />
Strömungsgeschwindigkeit v und Verlusthöhe H v in geraden<br />
Rohrleitungen für 100 m Leitungslänge.<br />
m<br />
Verlusthöhe H v<br />
100<br />
80<br />
60 50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
15<br />
10<br />
8654<br />
3<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,08<br />
0,06<br />
0,05<br />
0,04<br />
0,03<br />
0,02<br />
0,01<br />
1,5<br />
2<br />
0,5 m/s<br />
1,0 m/s<br />
Abb. 10: Rohrreibungsdiagramm.<br />
DN 20 DN 40 DN 80 DN 100<br />
1,5 m/s<br />
8<br />
10<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
3,0 m/s<br />
15<br />
20<br />
P 1<br />
P 2<br />
30<br />
40<br />
50<br />
60<br />
100<br />
150<br />
Förderstrom Q<br />
DN 200<br />
DN 300<br />
DN 350<br />
DN 500<br />
„Flaschenhälse“ weiten.<br />
Möglicherweise hat die Rohrleitung zwar einen ausreichend gro -<br />
ßen Durchmesser für den Auslegungsförderstrom, aber durch<br />
lokale Verengungen wird trotzdem ein hoher Druckverlust erzeugt.<br />
Sogenannte Flaschenhälse können dort auftreten, wo für<br />
Ventile oder Messgeräte ein kleinerer Durchmesser gewählt oder<br />
die Rohrleitung bewusst durch eine Blende verengt wurde, um<br />
den Volumenstrom zu drosseln. Solche Einschnürungen führen zu<br />
einer steileren Anlagenkennlinie und somit zu einer rapiden Zunahme<br />
der Energieverluste mit steigendem Förderstrom. Selbst<br />
wenn die Reduzierung des Durchmessers bei der ursprünglichen<br />
Anlagenplanung noch ökonomisch vertretbar war, kann es sein,<br />
dass durch eine größere Auslastung, höhere durchschnittliche<br />
Förderströme oder gestiegene Energiepreise an diesen Stellen nun<br />
unnötige Kosten verursacht werden. Wenn es ohne übermäßig<br />
hohen Investitions- und Installationsaufwand möglich ist, sollten<br />
solche Engpässe beseitigt werden.<br />
200<br />
300<br />
400<br />
600<br />
800<br />
m 3 /h<br />
Abb. 11: Einfluss eines Engpasses auf den Förderstrom.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
13
3.2.3 Einbau der Pumpe und Gestaltung des<br />
Pumpenzulaufs.<br />
Die Gestaltung der Rohrleitung auf der Saugseite der Pumpe hat<br />
einen erheblichen Einfluss auf die Energiekosten und auf die Breite<br />
des möglichen Bereichs für einen Dauerbetrieb. Wichtig ist ein<br />
gleichförmiges, drall- und wirbelfreies Ansaugen. Folgende Punkte<br />
sind, insbesondere bei Kreiselpumpen, zu beachten:<br />
Die Saugleitung zwischen Behälter und Pumpe sollte möglichst<br />
kurz und gerade sein. Der Übergang vom Zulaufbehälter auf<br />
die Rohrleitung sollte abgerundet und nicht scharfkantig sein.<br />
Der Durchmesser der Saugleitung sollte so groß sein, dass die<br />
Strömungsgeschwindigkeit zwischen ein und zwei Metern<br />
pro Sekunde liegt. Falls Rohrbögen unvermeidlich sind,<br />
sollten diese nur in einer Ebene (horizontal oder vertikal)<br />
liegen und nicht dreidimensional sein.<br />
Zwischen Bögen oder Armaturen und dem Ansaugstutzen<br />
der Pumpe sollte ein gerades Rohrstück liegen, dessen Länge<br />
mindestens fünfmal so groß ist wie der Durchmesser der Rohrleitung.<br />
Die Zulaufleitung sollte keine Hochpunkte haben,<br />
in denen sich Gas sammeln könnte. Beim Saugen aus einem<br />
tiefer liegenden Reservoir können aufgrund des Druckabfalls<br />
über die Saugleitung gelöste Gase teilweise ausgeschieden<br />
werden. Die Leitung sollte durchgehend mindestens zehn<br />
Grad Steigung haben, damit sich kein Gas sammelt.<br />
Der Flüssigkeitsspiegel im Vorlaufbehälter bzw. im Pumpensumpf<br />
sollte hoch genug sein, sodass keine Wirbelzöpfe<br />
und somit Luftblasen in die Leitung eingesaugt werden.<br />
Bei Pumpen in Unterdrucksystemen sollten vakuumsichere<br />
Dichtungen das Eindringen von Luft in die Saugleitung<br />
verhindern.<br />
Die Druckleitung ist weniger kritisch als die Saugleitung. Allerdings<br />
kann bei einer Druckleitung der Durchmesser einen erheblichen<br />
Einfluss auf die Lebenszykluskosten haben und sollte<br />
daher sorgfältig gewählt werden. Bei großen und verzweigten<br />
Rohrleitungssystemen sind Vorkehrungen gegen Druckschläge<br />
in Folge von Kavitation (siehe dazu Abschnitt 4.1) wichtig, da diese<br />
ein erhebliches Schädigungspotenzial haben. Der Abschätzung<br />
des Gefährdungspotenzials kommt hier vor dem Hintergrund<br />
haftungsrechtlicher Fragen große Bedeutung zu.<br />
Zunächst sind hier die Anlagenhersteller verantwortlich. Eine<br />
mögliche Maßnahme gegen Druckschläge ist die Verlängerung<br />
der An- und Abfahrzeiten der Pumpe mittels eines Schwungrads,<br />
da Druckschläge insbesondere bei plötzlichen Pumpenstillständen<br />
durch Motordefekte, Stromausfälle oder Not-Aus-<br />
Schaltungen entstehen können. Weitere Lösungen zum<br />
Ausgleich der Druckschwankungen sind Druckbehälter, Berstscheiben,<br />
Überdruckventile sowie Wasserschlösser und Luftschnüffelventile.<br />
14<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
3.3 Pumpensysteme.<br />
Die Energieeffizienz eines Gesamtsystems hängt zentral von<br />
den Wirkungsgraden seiner Einzelkomponenten ab. Eine<br />
ineffizient laufende oder betriebene Komponente kann also<br />
den Systemwirkungsgrad eines ansonsten optimal ausgelegten<br />
Pumpensystems deutlich verringern und damit die Energieeffizienz<br />
mitunter deutlich negativ beeinflussen. Ein nicht optimal<br />
betriebenes Pumpensystem bedeutet automatisch höhere<br />
Betriebskosten.<br />
Verfahrens- und Aufstellungsplanung.<br />
Die sach- und fachgerechte Auslegung des gesamten Pumpensystems<br />
ist daher das wichtigste Element für einen energieeffizienten<br />
Betrieb. Alle Komponenten sollten gut aufeinander<br />
abgestimmt und genau an die geplanten Betriebsbedingungen<br />
angepasst sein. Gut gemeinte Sicherheitszuschläge, also eine<br />
Überdimensionierung von Pumpen und Antrieben, sollten<br />
vermieden werden.<br />
In vielen Fällen stehen zur Erreichung desselben Produktionsziels<br />
verschiedene Verfahren zur Verfügung. Diese können<br />
sich stark im apparativen Aufwand und im Energiebedarf<br />
unterscheiden. Bereits im frühen Planungsstadium sollten<br />
deshalb die Lebenszykluskosten verschiedener Verfahren abgeschätzt<br />
werden. Einige Anhaltspunkte bestehen in der Höhe<br />
der erforderlichen Druck- und Temperaturniveaus und der Art<br />
der eingesetzten Maschinen. Beispielsweise können durch den<br />
Einsatz von Normpumpen die Investitions- und Ersatzteilkosten<br />
deutlich gesenkt werden. Kontinuierliche Verfahren verursachen<br />
meist geringere Reinigungskosten als diskontinuierliche<br />
Verfahren. Große Anlagenkomponenten, wie Wärmeübertrager<br />
oder Filtrationsstufen, haben einen erheblichen Einfluss auf<br />
den gesamten Prozessenergiebedarf und entsprechend auch<br />
auf die benötigte Pumpenleistung.<br />
Ist das Verfahren einmal festgelegt, lassen sich die Rohrleitungs-<br />
und Energiekosten weiterhin durch die Aufstellung von<br />
Behältern und Maschinen beeinflussen. Beispielsweise erfordert<br />
die Befüllung eines hohen, schmalen Tanks mehr Energie<br />
als die eines flachen und breiten Tanks. Eine Solaranlage mit<br />
Warmwasserspeicher auf dem Dach benötigt meistens weniger<br />
Pumpenenergie als ein im Keller oder unterirdisch aufgestellter<br />
Warmwasserspeicher. Durch eine intelligente Anordnung<br />
der Systemkomponenten kann die zu installierende Pumpenleistung<br />
erheblich reduziert werden.<br />
Energieverbrauch eines Pumpensystems.<br />
Der tatsächliche Energieverbrauch eines Pumpensystems<br />
unterliegt immer den Realbedingungen und setzt sich aus der<br />
nominalen Leistung der Pumpe und der Mehrleistung, die zur<br />
Deckung von Verlusten in Rohrleitungen und Armaturen<br />
sowie bei Getriebe, Motor und eventuell dem Frequenzumrichter<br />
notwendig ist, zusammen. Diese Mehrleistungen sind Verluste,<br />
die aus der Energieumwandlung, z. B. von der Netzfrequenz auf<br />
niedrigere Frequenzen, vom elektrischen Strom in eine mechanische<br />
Drehbewegung und von der Drehbewegung in eine<br />
Strömungsbewegung, resultieren. In der Rohrleitung wird das<br />
Fördergut beschleunigt, abgebremst und umgelenkt. In Ventilen<br />
wird es von einem höheren auf einen niedrigeren Druck<br />
gedrosselt. Solche Umwandlungen sind automatisch mit Verlusten<br />
verbunden. Hinzu kommen Reibungsverluste durch sich<br />
bewegende Bauteile (Wellen und Lager) oder das entlang der<br />
Rohrleitungswand fließende Fördergut. Abbildung 12 stellt den<br />
Energiefluss eines Pumpensystems sowie seine Einzelkomponenten<br />
mit ihren jeweiligen Wirkungsgraden dar.<br />
P hydr.<br />
*<br />
1/η Rohr *<br />
1/η Pumpe *<br />
1/η Getriebe *<br />
1/η Motor *<br />
1/η Regelung = P elektr.<br />
Verluste<br />
Rohrleitung<br />
Pumpe<br />
Förderaufgabe<br />
Kraftübertragung<br />
Motor Regelung Stromnetz<br />
10 kWh<br />
*<br />
1/0,8<br />
*<br />
1/0,85<br />
*<br />
1/0,95<br />
*<br />
1/0,9<br />
*<br />
1/0,95 =<br />
18,1 kWh<br />
In diese Richtung fließt Energie.<br />
Abb. 12: Wirkungsgrad und Energieverluste im Pumpensystem.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
15
Wirkungsgrade.<br />
Der Wirkungsgrad drückt das Verhältnis von abgegebener zu<br />
aufgenommener Leistung aus, z. B. abgegebene mechanische<br />
Leistung des Motors zu aufgenommener elektrischer Leistung.<br />
Da jede Art der Energieumwandlung mit Verlusten einhergeht,<br />
ist der Wirkungsgrad immer kleiner als eins. Er ist ein Maß für<br />
die Energieverluste, die mit dem Betrieb eines Systems oder<br />
einer Systemkomponente verbunden sind.<br />
Die tatsächlich benötigte Energie in einem Pumpensystem<br />
kann berechnet werden, indem von der eigentlichen Förderaufgabe<br />
ausgehend an jeder Station die Energiemenge mit dem<br />
Kehrwert des Wirkungsgrads des jeweiligen Bauteils multipliziert<br />
wird. Der Kehrwert vom Wirkungsgrad ist immer größer<br />
als eins. Damit erhöht jedes Bauteil des Systems den letztendlichen<br />
Energiebedarf. Hieraus wird die wesentliche Bedeutung<br />
möglichst hoher Energieeffizienzklassen von Einzelkomponenten<br />
in Pumpensystemen deutlich.<br />
Systemkennlinien.<br />
Die von der Pumpe aufzubringende Förderhöhe (Druck) ergibt<br />
sich aus den Verlusten im Rohrsystem und dem verfahrensbedingten<br />
Anteil. Die Verluste im Rohrsystem nehmen etwa mit<br />
dem Quadrat des Förderstroms zu. Der verfahrensbedingte<br />
Anteil ist, wenn man von der Geschwindigkeits- und Höhendifferenz<br />
an den Systemgrenzen absieht, statisch, also vom Förderstrom<br />
unabhängig. Die Überlagerung von beiden lässt sich als<br />
Anlagenkennlinie im Q/H-Diagramm darstellen.<br />
aufbringen. Der maximal benötigte Förderstrom und die entsprechende<br />
Förderhöhe definieren zusammen den Auslegungsbetriebspunkt.<br />
Beide sind bei der Planung so exakt wie möglich<br />
festzulegen. Zu großzügig angesetzte Sicherheitszuschläge<br />
wirken sich hier negativ auf den Wirkungsgrad aus und sind im<br />
Allgemeinen nicht sinnvoll.<br />
Neben dem Volllast-Betriebspunkt kann es je nach Prozessanforderungen<br />
auch noch weitere Teillast-Betriebspunkte geben,<br />
auf die das System auszulegen ist. Möglicherweise ist es sinnvoll,<br />
mit mehreren parallelen oder in Reihe geschalteten Pumpen zu<br />
arbeiten, um die Teil- und Vollast-Betriebspunkte zu erreichen.<br />
Manche Regelstrategien beruhen auch auf einer Manipulation<br />
der Anlagenkennlinie, wie zum Beispiel durch den Einsatz eines<br />
Regelventils. Weitere Hinweise hierzu finden sich im Abschnitt<br />
„Steuerung, Regelung und Überwachung“. Da die Betriebspunkte,<br />
für die die Pumpe ausgelegt ist, von der gewählten<br />
Regelstrategie abhängen, ist es sinnvoll, diese vor Auswahl der<br />
Pumpe festzulegen.<br />
Betriebspunkt unter Realbedingungen.<br />
Eine der wichtigsten Optimierungsaufgaben ist also die Überprüfung,<br />
ob eine Pumpe unter Realbedingungen im Betriebspunkt<br />
mit ihrem optimalen Wirkungsgrad arbeitet. Falls dies nicht der<br />
Fall ist, kann einerseits die Pumpe ausgetauscht werden oder die<br />
Förderleistung korrigiert werden. Um Letzteres vorzunehmen,<br />
kann der Förderstrom durch Austausch des Laufrads oder Abdrehen<br />
des Förderrads angepasst werden. Die folgende Abbildung<br />
14 zeigt die Auswirkungen dieser Vorgehensweise auf die<br />
Position des Bestpunktes auf der Anlagenkennlinie.<br />
Zunehmender<br />
Widerstand<br />
Förderhöhe H<br />
Förderstrom Q<br />
statistischer Anteil<br />
Förderhöhe H<br />
Reduzierter<br />
Laufraddurchmesser<br />
H Soll<br />
Pumpenkennlinie<br />
Bestpunkt<br />
Abb. 13: Anlagenkennlinie im Q/H-Diagramm.<br />
Je kleiner der Rohrleitungsdurchmesser, desto steiler die Kennlinie.<br />
Auch die Drosselung eines Ventils bewirkt, dass der<br />
Netzwiderstand an dieser Stelle höher und die Anlagenkennlinie<br />
entsprechend steiler wird. Den gleichen Effekt hat ein Filter,<br />
der sich nach und nach zusetzt. In allen drei Fällen nehmen die<br />
Druckverluste in der Rohrleitung zu, während die statische, an<br />
der Systemgrenze nutzbare Förderhöhe konstant bleibt. Das<br />
heißt, die Anlage wird ineffizienter.<br />
Betriebspunkte und Regelstrategie.<br />
Damit das Fördermedium in der benötigten Geschwindigkeit<br />
und Menge durch die Rohrleitung fließen kann, muss eine Pumpe<br />
jeweils die aus der Anlagenkennlinie ersichtliche Förderhöhe<br />
Anlagenkennlinie<br />
Förderstrom Q<br />
Q Soll<br />
Abb. 14: Anpassung der Förderleistung durch Abdrehen des Laufrads.<br />
Im Rahmen der Energieeffizienzbewertung eines Pumpensystems<br />
sind natürlich trotzdem der Zustand des Pumpenlaufrads<br />
und der Spaltabstand zu prüfen. Möglicherweise ist auch<br />
aus Verschleißgründen ein Austausch/eine Erneuerung des<br />
Laufrads nötig. Bei der Beschaffung neuer Laufräder ist es<br />
zudem sinnvoll, auch auf mögliche alternative, höherwertige<br />
Werkstoffe und geringere Oberflächenrauigkeit zu achten.<br />
16<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
Förderströme anpassen.<br />
In einem Pumpensystem sollten die Förderströme immer den<br />
vom jeweiligen Prozess vorgegebenen Anforderungen entsprechen.<br />
Stellt sich etwa heraus, dass einige der Prozessschritte mit<br />
geringeren Förderströmen gefahren werden sollten, wirkt sich<br />
das auch auf die gesamte Prozessführung aus, die entsprechend<br />
angepasst werden muss. Dazu kann es z. B. erforderlich sein,<br />
Rohrleistungsquerschnitte anzupassen, einen Abgleich der<br />
Pumpenleistung vorzunehmen oder eine Drehzahlregelung in<br />
Erwägung zu ziehen. Bei verzweigten Systemen mit parallelen<br />
Strängen, wie z. B. bei Heizungsanlagen, ist ein regelmäßiger<br />
hydraulischer Abgleich sinnvoll. Das heißt für diesen Fall (in<br />
einem Heizungssystem), dass die Druckverhältnisse in den<br />
Strängen so angepasst werden, dass überall der korrekte Volumenstrom<br />
fließt.<br />
Auswirkung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Aus der bisherigen Betrachtung lässt sich noch ein anderer<br />
interessanter und wichtiger Schluss ziehen: Eine Kilowattstunde<br />
vermiedener Energieverlust am Ende des Systems bringt mehr<br />
Einsparungen als eine Kilowattstunde vermiedenen Verlusts<br />
am Anfang des Systems, da sich die Energieeinsparungen über<br />
die vorgelagerten Systemkomponenten vervielfachen. So<br />
sollten Energieeffizienzmaßnahmen immer zunächst am Ende<br />
des Pumpensystems vorgenommen werden, etwa beim Rohrleitungssystem.<br />
Schrittweise arbeitet man sich dann Richtung<br />
Anfang der Systemkette vor, bis hin zum Antriebsmotor bzw.<br />
der Regelung.<br />
Sowohl bei der Optimierung bestehender Pumpensysteme als<br />
auch bei der Auslegung von neuen Pumpensystemen sollte die<br />
Betrachtung des gesamten Systems aus diesem Grund immer<br />
vom Verbraucher her ausgehen. Neben den höheren erzielbaren<br />
Energieeinsparungen können auf diese Weise zusätzlich<br />
auch die vorgelagerten Systemkomponenten besser an den<br />
tatsächlichen Bedarf angepasst und optimiert werden. Im Idealfall<br />
lässt sich so ein Maximum an technisch realisierbarer Energieeffizienz<br />
im System verwirklichen, was durch vermiedene<br />
Energieverluste schließlich zu geringeren Energiekosten führt.<br />
4 Steuerung, Regelung und Überwachung.<br />
Jede Pumpe ist optimal auf einen bestimmten Arbeitspunkt<br />
ausgelegt, bei dem der höchste Wirkungsgrad erzielt wird. Für<br />
diesen Punkt erfüllt sie eine Aufgabe, indem sie einen bestimmten<br />
Förderstrom gegen einen bestimmten Druck bereitstellt.<br />
Oft werden aber an eine Pumpe in verschiedenen Betriebssituationen<br />
unterschiedliche Anforderungen gestellt. Es kann<br />
vorkommen, dass sich der Gegendruck im Laufe des Betriebs<br />
ändert, z. B. wenn ein Tank gefüllt wird und der Flüssigkeitspegel<br />
steigt oder wenn ein Filter in der Rohrleitung sich nach und<br />
nach zusetzt. Viele Pumpen können sich bis zu einem gewissen<br />
Grad selbständig an andere Betriebszustände anpassen, selten<br />
erfolgt dies jedoch optimal. Eine Steuerungseinheit kann helfen,<br />
eine Pumpe so zu regeln, dass sie bei geänderten Systembedingungen<br />
in einen stabileren oder effizienteren Betriebszustand<br />
zurückgeführt wird.<br />
Ein anderer Fall tritt ein, wenn aufgrund äußerer Bedingungen<br />
die volle Auslegungsleistung des Pumpensystems nicht mehr<br />
benötigt wird. Dies kann der Fall sein, wenn beispielsweise die<br />
Produktion zurückgefahren wird oder ein Heizungssystem<br />
aufgrund steigender Außentemperaturen eine geringere<br />
Wärmemenge benötigt. Wenn die Pumpe mit der ursprünglich<br />
angesetzten Auslegungsleistung weiterläuft, ist das gesamte<br />
System ineffizient, selbst wenn die Pumpe, für sich allein betrachtet,<br />
noch in einem effizienten Betriebspunkt arbeitet. In<br />
diesem Fall kann eine Steuer- und Regelungseinheit helfen, die<br />
Energieeffizienz des gesamten Systems zu verbessern.<br />
Zu beachten ist aber, dass es nicht die beste Regelungslösung<br />
für alle Anwendungsfälle gibt. Auch ist es nicht gleichgültig,<br />
welche Regelung eingesetzt wird. Die Unterschiede in den<br />
Lebenszykluskosten können immens sein. Es wird geschätzt,<br />
dass durchschnittlich 35 Prozent des Energieverbrauchs von<br />
Pumpensystemen durch eine Optimierung der Regelung eingespart<br />
werden könnten. Durch die steigenden Energiepreise<br />
sowie die gestiegene Qualität und die gesunkenen Preise der<br />
Leistungselektronik ist heute in vielen Anwendungsfällen z. B.<br />
der Einsatz einer elektronischen Drehzahlregelung ausgesprochen<br />
rentabel.<br />
Wichtig bei der Auswahl einer Regelungsstrategie ist, nicht<br />
die Mühe einer fachgerechten Auslegung zu scheuen und sich<br />
schon im Vorfeld Gedanken über die jährlichen Betriebsstundenzahlen<br />
in Voll- und Teillast zu machen. Die Entscheidung<br />
sollte dann für die Alternative mit den geringsten Lebenszykluskosten<br />
getroffen werden.<br />
4.1 Ordnungsgemäße Betriebsweise.<br />
Durch ungünstige Betriebsbedingungen oder den falschen<br />
Einbau einer Pumpe können erhebliche Zusatzkosten entstehen.<br />
Nicht nur der Einfluss auf den energetischen Wirkungsgrad kann<br />
gravierend sein, sondern auch der beschleunigte Verschleiß. Es<br />
ist daher außerordentlich wichtig, die Hinweise des Herstellers<br />
zum Einbau und zum Betrieb der Pumpe zu beachten.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
17
Kritische Betriebszustände.<br />
Problematisch sind Betriebszustände, bei denen es zu einer Überhitzung<br />
des Förderguts, zu mechanischer Überbelastung von<br />
Laufrädern, Lagern, Wellendichtungen und Ventilen oder zum<br />
Materialabtrag kommt. Diese Zustände sind auch aus Energieeffizienzgründen<br />
zu vermeiden. Einige kritische Betriebszustände<br />
sind im Folgenden aufgeführt:<br />
Instabiler Betrieb.<br />
Instabile Betriebsbedingungen sind solche, in denen der Arbeitspunkt<br />
der Pumpe stark schwankt. Dies kann zum Beispiel bei einer<br />
„durchhängenden“ Pumpenkennlinie der Fall sein. Normalerweise<br />
steigt bei Kreiselpumpen die Förderhöhe, je kleiner der Förderstrom<br />
wird. Pumpen mit kleiner spezifischer Drehzahl können<br />
jedoch Kennlinien haben, die bei kleinen Förderströmen, wie<br />
etwa bei weitgehend geschlossenem Regelventil, wieder abfallen.<br />
Eine solche Kennlinie ist in Abbildung 15 dargestellt. Man sieht,<br />
dass einem bestimmten Gegendruck zwei Förderströme zugeordnet<br />
werden können. Im Betrieb kann dies zu einem schlagartigen<br />
Wechsel zwischen den möglichen Betriebspunkten führen, mit<br />
der Folge einer starken mechanischen Belastung von Pumpe und<br />
Armaturen.<br />
Strömungsgeschwindigkeiten herrschen. Diese Dampfblasen<br />
werden von der Strömung in Zonen höheren Drucks mitgerissen,<br />
wo Sie schlagartig implodieren und extreme Druck- und<br />
Temperaturspitzen verursachen.<br />
Bei Kreiselpumpen tritt Kavitation insbesondere am Eintritt des<br />
Laufrads aber auch an anderen Umlenkvorrichtungen innerhalb<br />
der Pumpe auf. In Rohrleitungen tritt Kavitation insbesondere<br />
bei Regelventilen auf, wenn diese weit geschlossen sind.<br />
Zur Vermeidung von Kavitation in Kreiselpumpen muss darauf<br />
geachtet werden, dass ein ausreichend hoher Vordruck auf der<br />
Saugseite besteht (NPSH – Net Positive Suction Head).<br />
Teillast-Rezirkulation.<br />
Teillast-Rezirkulation tritt insbesondere bei Kreiselpumpen mit<br />
radialen und halbaxialen Laufrädern auf, wenn diese in Teillast<br />
betrieben werden. Es kommt zu einer partiellen Rückströmung<br />
entgegen der Hauptströmung. Diese führt zu einem deutlichen<br />
Anstieg der Geräusche und der Schwingungen sowie zu Druckpulsationen.<br />
Bei Kreiselpumpen großer Leistung können die erhöhten<br />
Schwingungen und Druckpulsationen die Betriebssicherheit und<br />
Lebensdauer von Pumpe und Anlage deutlich beeinträchtigen.<br />
Förderhöhe H<br />
kritische Betriebspunkte<br />
stabiler Betriebspunkt<br />
Neben den erwähnten mechanischen Schäden führen diese<br />
Betriebszustände zu einem erhöhten Energieverbrauch. Die<br />
zulässigen und unzulässigen Betriebsbedingungen hängen<br />
sehr stark vom jeweiligen Pumpentyp ab. Beispielsweise dürfen<br />
einige Pumpen nicht gegen geschlossene Armaturen gefahren<br />
werden. Andere wiederum – z. B. Kreiselpumpen – sollten nicht<br />
ohne Gegendruck arbeiten, da dies zu Kavitation und zu einer<br />
besonders hohen Leistungsaufnahme des Motors führt. Daher<br />
müssen Kreiselpumpen zum Teil gegen ein geschlossenes Ventil<br />
angefahren werden. Hochdruckkreiselpumpen wiederum<br />
brauchen einen Mindestdurchlauf, da sich die Flüssigkeit sonst<br />
binnen weniger Sekunden um mehrere Grad erhitzt.<br />
Abb. 15: Stabiler und instabiler Betrieb.<br />
Förderstrom Q<br />
Betrieb bei Eigenfrequenz.<br />
Insbesondere bei einem drehzahlvariablen Betrieb kann es an<br />
einigen Betriebspunkten zu einer Überlagerung von Drehfrequenz<br />
und der Eigenfrequenz von Pumpenkomponenten<br />
kommen. Dies führt zu starken Schwingungen und mechanischer<br />
Belastung. Wenn solche Zustände auftreten, muss bei<br />
der Regelung der Pumpe darauf geachtet werden, dass diese<br />
Frequenzen schnell durchfahren werden.<br />
Kavitation.<br />
Unter Kavitation versteht man die Bildung und Auflösung von<br />
Dampfblasen in Flüssigkeiten, die zu Geräuschentwicklung und<br />
starkem Materialabtrag (Kavitationserosion) – bis hin zum Materialversagen<br />
– führen. Die Ausbildung von Dampfblasen erfolgt in<br />
Zonen, in denen der statische Druck unter den Dampfdruck 2 der<br />
Flüssigkeit fällt. Dies geschieht insbesondere dort, wo sehr hohe<br />
Erlaubter Betriebsbereich.<br />
Die Grenzen zwischen schädlichen und unschädlichen Betriebszuständen<br />
werden von den Herstellern als Betriebsgrenzen in der<br />
Bedienungsanleitung angegeben, da sich der Betrieb in kritischen<br />
Zuständen nicht vollständig vermeiden lässt. Treten solche Fälle auf,<br />
etwa beim Anfahren der Pumpe, sollten diese kritischen Zustände<br />
möglichst schnell durchfahren werden. Es ist daher sinnvoll, einen<br />
Kurzzeit- und einen Dauerbetrieb zu spezifizieren und die Eignung<br />
der Pumpe für beide Betriebsbereiche mit dem Hersteller abzuklären.<br />
Unter Dauerbetrieb versteht man Zustände, in denen die Pumpe<br />
für lange Zeit laufen kann, ohne Schaden zu nehmen bzw. sich<br />
übermäßig abzunutzen. Nach Möglichkeit sollte man die Pumpe<br />
hauptsächlich im Bereich des Bestpunkts fahren. In den meisten<br />
Fällen erfolgt aber auch im Normalbetrieb eine Variation der Betriebszustände.<br />
In diesen Fällen sollte der Wirkungsgrad maximal<br />
um 20 Prozent vom Bestpunktwirkungsgrad abweichen. Dabei ist<br />
zu beachten, dass die Abweichung vom Bestpunktwirkungsgrad<br />
mit steigender Förderhöhe und Leistung umso geringer sein sollte.<br />
Unter Kurzzeitbetrieb versteht man atypische Betriebszustände<br />
2<br />
Der Dampfdruck ist der Druck, bei dem sich Dampf und flüssige Phase im thermodynamischen Gleichgewicht befinden. In einer Flüssigkeit haben die Teilchen das Bestreben, ab<br />
einer bestimmten Temperatur in die gasförmige Phase überzugehen. Dem wirkt der atmosphärische Druck entgegen. Mit sinkendem Umgebungsdruck (z. B. in einem geschlossenen<br />
System) sinkt auch die Mindesttemperatur für den Phasenwechsel.<br />
18<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
oder Störungen, deren kumulierte Dauer pro Jahr etwa 100<br />
Stunden nicht überschreiten sollten. Dazu gehören Überlastbetrieb<br />
mit verstärkter Kavitation oder tiefe Teillast mit starker<br />
Rezirkulation. Falls die eingesetzte Pumpe diese extremen<br />
Teillast-Zustände nicht zulässt, ist möglicherweise ein Bypass<br />
von der Druckseite zurück zum Zulaufreservoir nötig, um immer<br />
die erforderliche Mindestfördermenge zu gewährleisten.<br />
4.2 Steuerung und Regelung von Pumpen.<br />
An-/Ausregelung.<br />
Die einfachste, aber auch effizienteste Art der Regelung ist das Anund<br />
Ausschalten der Pumpe. Steht nur eine Pumpe zur Verfügung,<br />
dann handelt es sich um eine einfache Zweipunktregelung. In<br />
diesem Fall gibt es nur Betrieb oder Nichtbetrieb. Dies geht immer<br />
dann, wenn eine regelmäßige Unterbrechung des Förderstroms<br />
erlaubt ist, beispielsweise wenn der Flüssigkeitsspiegel in einem<br />
hinter der Pumpe gelegenen Behälter oder im Pumpensumpf<br />
bzw. Vorlaufbehälter in gewissen Grenzen schwanken darf. Vorteil<br />
dieser Regelung sind geringe zusätzliche Investitionskosten, um die<br />
Pumpe immer in ihrem optimalen Auslegungspunkt zu betreiben.<br />
Nachteilig wirkt sich dabei aus, dass Pumpe, Motor und Stromnetz<br />
durch die Schaltvorgänge stark belastet werden.<br />
Eine Variante dieser einfachen Regelungsart, die zudem auch<br />
mehrere Betriebspunkte erlaubt, ist ein System mit verschiedenen<br />
parallel angeordneten Pumpen, die je nach Leistungsbedarf<br />
einzeln oder gemeinsam geschalten werden – ähnlich einer Kaskadensteuerung<br />
von Druckluftkompressoren. Diese Anordnung<br />
hat gegenüber der Variante mit einer Pumpe den Vorteil, dass<br />
ein kontinuierlicher, allerdings stufenweise einstellbarer Teillast-<br />
Förderstrom möglich ist. Damit ist der gänzliche Verzicht oder<br />
die Verwendung eines nur kleineren Pufferbehälters möglich.<br />
Darüber hinaus wird zusätzlich die Systemverfügbarkeit erhöht.<br />
Drehzahlregelung.<br />
Die Drehzahlregelung beeinflusst die hydraulische Leistung der<br />
Pumpe und damit die Pumpenkennlinie. Bei einer Verdrängerpumpe<br />
ist der Volumenstrom direkt proportional zur Drehzahl<br />
(Hubfrequenz). Bei einer Kreiselpumpe hängt die abgegebene<br />
hydraulische Leistung von der Umfangsgeschwindigkeit des Laufrads<br />
ab. In Abhängigkeit vom Rohrleitungswiderstand stellt sich<br />
dann ein Förderstrom ein. So lassen sich bei Kreiselpumpen durch<br />
Drehzahlvariation der Druck und der Volumenstrom regeln, bei<br />
Verdrängerpumpen hingegen lediglich der Volumenstrom.<br />
Der Effekt einer reduzierten Drehzahl bei einer Kreiselpumpe ähnelt<br />
dem Effekt eines reduzierten Laufraddurchmessers. Die Pumpenkennlinie<br />
verschiebt sich im Q/H-Diagramm parallel nach links<br />
unten. Bei Pumpensystemen, die nur Reibungsverluste haben und<br />
keine statische Druckdifferenz überwinden müssen, bewegt sich<br />
der Schnittpunkt der Kennlinien und damit der Betriebspunkt bei<br />
Variation der Drehzahl entlang einer Linie konstanten Wirkungsgrades<br />
(siehe Abbildung 16, Anlagenkennlinie 1). Ist die Pumpe<br />
so ausgelegt, dass sie bei Volllast im Bestpunkt arbeitet, kann sie<br />
durch Drehzahlregelung auch bei Teillast mit nahezu optimalem<br />
Wirkungsgrad (η opt. ) gefahren werden. Solche Systeme sind zum<br />
Beispiel Umwälzpumpen in geschlossenen Kreisläufen, wie z. B.<br />
Heizsystemen. In diesen Fällen kann eine Drehzahlregelung im<br />
Teillastbetrieb einen erheblichen Teil der Energiekosten einsparen.<br />
Weniger stark ausgeprägt ist dieser Vorteil bei einem hohen statischen<br />
Druckanteil (H stat. ) . Hier verschiebt sich der Betriebspunkt bei<br />
Drehzahlreduzierung in einen schlechteren Wirkungsgradbereich<br />
(siehe Abbildung 16, Anlagenkennlinie 2). Ein solches System ist z. B.<br />
ein von einer Kreiselpumpe gespeister Dampfkessel. Die Form der<br />
Pumpenkennlinie hat ebenfalls einen Einfluss auf die Energieeffizienz.<br />
Bei steilen Kennlinien (z. B. axialen und halbaxialen Pumpen)<br />
sind die Einsparungen größer als bei flachen (z. B. Radialpumpen).<br />
n = 100 %<br />
n = 90 %<br />
opt<br />
B<br />
Förderhöhe H (%)<br />
n = 80 %<br />
n = 70 %<br />
n = 60 %<br />
Anlagenkennlinie 2<br />
Anlagenkennlinie 1<br />
n = 50 %<br />
H stat.<br />
n = 40 %<br />
Förderstrom Q (%)<br />
Abb. 16: Drehzahlregelung im Pumpensystem.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
19
120<br />
Energieverbrauch in %<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Bypass Drossel Zweipunkt Laufrad Drehzahl<br />
Abb. 17: Vergleich des Energieverbrauchs bei verschiedenen Pumpenregelungsarten im Teillastbetrieb für ein ausgewähltes Anwendungsbeispiel.<br />
Zusätzliche Vorteile der Drehzahlregelung sind die Verringerung<br />
von Kavitationsgefahr, schwingungsanregenden Kräften<br />
und hydraulischer Belastung der Pumpenlager. Die hydraulischen<br />
Kräfte nehmen in etwa quadratisch mit der Reduktion<br />
der Strömungsgeschwindigkeit an den Laufrädern ab. Somit<br />
kann sich eine reduzierte Strömungsgeschwindigkeit verlängernd<br />
auf die Lebensdauer der Lager auswirken.<br />
Verallgemeinernd lässt sich feststellen, dass sich ein drehzahlvariabler<br />
Antrieb fast immer rentiert, wenn das Lastprofil über<br />
die Betriebszeit starke Unterschiede ausweist, der Anteil der<br />
Reibungsverluste im Pumpensystem hoch ist und eine stufenweise<br />
Regelung mit parallelen Pumpen nicht machbar oder<br />
nicht wirtschaftlich ist.<br />
Bei Elektromotoren kann die Drehzahlregelung durch Spannungs-<br />
oder Frequenzumrichter bzw. über eine Polumschaltung<br />
stufenweise erfolgen. Auch variable Kraftübertragungsmechanismen<br />
wie stufenlose Getriebe kommen zum Einsatz.<br />
Diese haben aber häufig hohe eigene Energieverluste. Weitere<br />
Hinweise dazu finden sich im „Ratgeber Motoren und Antriebssysteme“.<br />
4.3 Steuerung und Regelung von Pumpensystemen.<br />
Neben der Steuerung der Pumpe direkt ergeben sich durch<br />
Steuerung und Regelung auch diverse Einflussmöglichkeiten<br />
auf das gesamte Pumpensystem. Beispielsweise kann durch entsprechende<br />
Regelung der Ventile und Pumpen, abhängig<br />
vom Betriebszustand oder vom aktuell zu bedienenden Prozess,<br />
der optimale Förderstrom erreicht werden. Die Steuer- und<br />
Regelungseinheit erfüllt also im Pumpensystem die Aufgabe,<br />
jederzeit alle Systemkomponenten so aufeinander einzuregeln,<br />
dass der bestmögliche Systemwirkungsgrad erreicht wird.<br />
Durchflussregelung.<br />
Bei der Drosselregelung wird der Förderstrom durch ein Regelventil<br />
in der Rohrleitung reduziert. Diese Art der Regelung ist bei<br />
Kreiselpumpen kleiner und mittlerer Leistungsgröße weit verbreitet.<br />
Sie ist apparativ sehr einfach umzusetzen. Da sich beim<br />
Drosseln des Ventils der Rohrleitungswiderstand erhöht, steigt<br />
der Gegendruck an der Pumpe, wie in Abbildung 18 zu erkennen<br />
ist. Es stellt sich entsprechend der Pumpenkennlinie ein geringerer<br />
Förderstrom ein. Im Kennliniendiagramm ist abzulesen,<br />
dass die Rohrleitungskennlinie mit zunehmender Drosselung<br />
immer steiler wird und der Schnittpunkt der Kennlinien sich<br />
nach links in Richtung kleinerer Förderströme verschiebt.<br />
20<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
Die Drosselregelung verursacht aus zwei Gründen zusätzliche<br />
Energieverluste: Zum einen wird am Regelventil hydraulische<br />
Energie in Wärme umgewandelt. Zum anderen entfernt sich<br />
der Betriebspunkt bei der Drosselung vom Auslegungspunkt<br />
der Pumpe sowie des Motors und führt so in der Regel zu einer<br />
Verschlechterung der Wirkungsgrade.<br />
Eine Bypassregelung kann auch eingesetzt werden, wenn ein<br />
immer wieder unterbrochener Förderstrom benötigt wird, aber<br />
der Motor zum Schutz vor Überhitzung nicht so häufig geschaltet<br />
werden darf. In diesem Fall werden höhere Energiekosten in<br />
Kauf genommen, um die Instandhaltungskosten zu begrenzen.<br />
Diese Art der Regelung ist aber nur zu empfehlen, wenn die<br />
Förderunterbrechungen sehr kurz gegenüber den Zeiten unter<br />
Volllast-Förderung sind.<br />
Förderhöhe (Druck) H<br />
Pumpenkennlinie<br />
Anlagenkennlinie<br />
Förderstrom Q<br />
Drosselung<br />
Abb. 18: Verschiebung des Betriebspunkts bei der Drosselung eines Regelventils.<br />
Bei Verdrängerpumpen hingegen lässt sich der Förderstrom<br />
nicht ohne weiteres durch Drosselventile in der Rohrleitung regeln,<br />
da diese Pumpen konstruktiv bedingt bei einer konstanten<br />
Drehzahl immer den gleichen Förderstrom liefern. Ein Regelventil<br />
in der Rohrleitung kann jedoch zur Regelung des Druckes<br />
verwendet werden, wobei dann Vorrichtungen dafür getroffen<br />
werden müssen, dass die Pumpe nicht durch Fahren gegen ein<br />
geschlossenes Ventil beschädigt wird. Eine Möglichkeit dafür ist<br />
ein Bypass mit einem Sicherheitsventil. Verwendet man im Bypass<br />
an Stelle des Sicherheitsventils ein Überströmventil, welches<br />
einen konstanten Druck hält, kann das Regelventil in der Rohrleitung<br />
auch zum Regeln des Volumenstroms verwendet werden.<br />
Diese Variante wäre eine Mischform aus der Drosselregelung und<br />
der nachfolgend beschriebenen Bypassregelung.<br />
Regelung überprüfen und anpassen.<br />
Bypass- und Drosselregelung können also zu hohen Energiekosten,<br />
aber auch zu erhöhten Qualitäts-, Instandhaltungsund<br />
Produktionsausfallkosten führen, wenn die Anlage oft in<br />
Teillast betrieben wird. Im Volllastbetrieb sollte das Ventil fast<br />
komplett geöffnet sein, wodurch nur minimale Druckverluste<br />
auftreten. Ist dies nicht der Fall, sind ein Austausch des Regelventils<br />
und die Anpassung der Pumpenleistung erforderlich.<br />
Durch Alterung und Umbauten in der Anlage können sich die<br />
Anlagenparameter so geändert haben, dass die Regelung nicht<br />
mehr optimal auf die Prozessanforderungen angepasst ist. Aus<br />
diesem Grund kann eine Neujustierung erforderlich sein. Eine<br />
kontinuierliche Überwachung des Pumpensystems kann dabei<br />
helfen, eine nicht effizient laufende Anlagenkomponente zu<br />
identifizieren und entsprechende Optimierungsmaßnahmen zu<br />
entwickeln.<br />
4.4 Überwachung.<br />
Der Ausfall einer Prozesspumpe führt unmittelbar zum Produktionsausfall<br />
und verursacht damit Kosten, die den eigentlichen<br />
Schaden an der Pumpe um ein Vielfaches übersteigen. Viele<br />
Betriebsverantwortliche sind daher bemüht, sich anbahnende<br />
Schäden im Vorfeld zu erkennen und die Verschleißteile im<br />
Rahmen einer geplanten Instandsetzung auszutauschen. Diese<br />
kann auf einen Zeitpunkt außerhalb der Hauptproduktionszeit<br />
terminiert werden. Dadurch kann der Produktionsausfall minimiert<br />
werden.<br />
Bypassregelung.<br />
Bei einer Bypassregelung wird ein Teil des Förderguts von der<br />
Druckseite auf die Saugseite der Pumpe, z. B. in den Vorlaufbehälter,<br />
zurückgeführt. Die Menge des zurückgeführten<br />
Förderguts kann durch ein Regelventil oder bei Konstantdruckregelung<br />
durch ein Überströmventil bestimmt werden. Die<br />
Bypassregelung wird vor allem bei Verdrängerpumpen eingesetzt,<br />
wo eine Drosselung des Volumenstroms nicht möglich ist.<br />
Als weiteres Einsatzgebiet kommt die Mindestmengenregelung<br />
bei Hochdruckkreiselpumpen zur Anwendung, mit der in<br />
besonderen Betriebssituationen, wie z. B. beim Anfahren gegen<br />
ein geschlossenes Ventil in der Rohrleitung, dafür gesorgt<br />
wird, dass ausreichend Fördergut durch die Pumpe zirkuliert.<br />
Hierdurch soll eine unzulässige Erwärmung des Förderguts<br />
und eine damit einhergehende Belastung von Dichtungen und<br />
Lagern vermieden werden.<br />
Eine solche vorbeugende, zustandsorientierte Instandhaltung<br />
setzt eine systematische Überwachung der Pumpe voraus – entweder<br />
in ausreichend kurzen Zeitabständen oder sogar kontinuierlich.<br />
Mit der ständigen Verbesserung und den sinkenden<br />
Preisen von Sensoren und Messsystemen wachsen die Möglichkeiten,<br />
verschiedene Betriebsgrößen umfassend zu beobachten.<br />
Ein frühzeitiges Erkennen von Verschleiß trägt auch dazu<br />
bei, dass schleichende Wirkungsgradverluste bemerkt werden,<br />
die sonst unerkannt blieben, weil die Pumpenregelung sie sonst<br />
einfach durch eine höhere Drehzahl ausgeglichen hätte. Durch<br />
ein Vorziehen der Instandsetzung können mitunter beträchtliche<br />
Energiekosten eingespart und vor allem eine teure korrektive<br />
Instandhaltung vermieden werden.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
21
Methodische Ansätze.<br />
Prinzipiell gibt es drei methodische Ansätze, die sich jeweils<br />
aber auch untereinander kombinieren lassen:<br />
1. Die einfachste und kostengünstigste Überwachung (Low-<br />
Cost-Monitoring) erfolgt mit nur einem Sensor für die gesamte<br />
Bandbreite der Schadensfälle. Oft ist dieser Sensor<br />
ein Schwingungssensor, den es als preiswerte Ausführung,<br />
beispielsweise als Klopfsensor im Automobilbau, gibt. Das<br />
Ziel dieser Überwachung ist lediglich die Meldung an den<br />
Betreiber, das Aggregat zeitnah zu prüfen.<br />
2. An der Pumpe sind bereits Anschlussstellen für Messgeräte<br />
oder Sensoren für die mobile Überwachung mit Datenlogger<br />
installiert, sodass die Betriebsdaten in entsprechenden<br />
Inspektionsintervallen diskontinuierlich erfasst werden<br />
können. Eine Diagnose kann direkt vor Ort oder nach Auswertung<br />
der Daten an einem zentralen Computer erfolgen.<br />
Diese Art der Überwachung bedeutet gegenüber einer<br />
netzwerkbasierten Überwachung einen geringeren Automatisierungs-,<br />
aber dafür höheren Personalaufwand.<br />
3. Zur leistungsfähigsten Variante zählt das kontinuierliche,<br />
netzwerkbasierte Monitoring. Dabei erfassen mehrere<br />
Sensoren dauerhaft den Betriebszustand des Systems mit<br />
dem Ziel, neben der Überwachung des Istzustands auch<br />
eine Rekonstruktion und Zuordnung möglicher Schäden<br />
zu ermöglichen.<br />
Die Wahl des Überwachungssystems hat auch Auswirkung auf<br />
die Investitions- und Installationskosten, den Bedienungsaufwand,<br />
die Instandhaltungs- und Produktionsausfallkosten und<br />
mitunter auch auf die Energie-, Umweltschutz- und Qualitätskosten.<br />
Zur Kontrolle des Pumpenzustands bieten sich je nach Bauteil<br />
eine Vielzahl von Messgrößen an. Teilweise sind dies Größen,<br />
die ohnehin für die Prozesssteuerung erfasst werden müssen.<br />
Eine präzisere Diagnose erreicht man aber mit Sensoren, die<br />
gezielt für die Überwachung geeigneter Messgrößen installiert<br />
werden, wie z. B.:<br />
Förderstrom und Förderhöhe/Druck.<br />
Leistungsaufnahme.<br />
Körper- und Flüssigkeitsschall.<br />
Temperaturen.<br />
Druckmessung.<br />
Für den Betreiber bleibt das Manometer das preiswerteste und<br />
auch das wichtigste Instrument, um den Betrieb der Pumpe zu<br />
überwachen. Die Druckmessung zur Feststellung des Betriebspunkts<br />
der Pumpe sollte in der Nähe von Druck- und Saugflansch<br />
der Pumpe angebracht werden. Für die elektronische<br />
Übertragung der Druckmesswerte werden Drucksensoren in<br />
der Rohrleitung installiert. Diese elektronischen Druckgeber<br />
sind insbesondere für die Drehzahlregelung erforderlich.<br />
Durchflussmessung.<br />
Mit der Durchflussmessung werden gleichzeitig mehrere zentrale<br />
Aufgaben übernommen. So werden beispielsweise die<br />
Istwerte für die Drehzahlregelung aufgenommen, die Kurven<br />
zur Pumpen- und Anlagencharakteristik, aus denen sich der<br />
Betriebspunkt der Pumpe ergibt, können erstellt und der<br />
Trockenlauf kann verhindert werden. Es gibt eine Vielfalt von<br />
Messgeräten, die sich in der Messmethode unterscheiden, z. B.<br />
Messblenden, Ultraschall, magnetisch induktive Durchflussmessung<br />
(MID) oder Ovalrad- und Turbinenradzähler. Die<br />
Entscheidung, welches Messgerät verwendet werden kann, ist<br />
abhängig von den Eigenschaften des Messstoffs und von den<br />
Einsatzbedingungen. Ultraschall und magnetisch induktive<br />
Durchflussmessung (MID) be nötigen eine beruhigte Strömung,<br />
das heißt in Abhängigkeit vom Durchmesser müssen vor und<br />
hinter dem Messgerät gerade Rohrstücke verwendet werden.<br />
Bei MID ist zusätzlich eine elektrische Leitfähigkeit des Messstoffs<br />
erforderlich. Bei den mechanischen Messgeräten entsteht<br />
ein zusätzlicher Druckverlust, der mit steigender Zähflüssigkeit<br />
gegenüber Wasser steigt. Bei Messblenden ist der Druckverlust<br />
noch höher. Für die gelegentliche Messung an unterschiedlichen<br />
Orten können auch tragbare Ultraschallgeräte verwendet<br />
werden, die sich besonders für Betriebe eignen, bei denen<br />
eine ständige Überwachung des Durchsatzes für die Produktion<br />
nicht erforderlich ist (z. B. bei Kühlwasser).<br />
Temperaturmessung.<br />
Für die Temperaturmessung bieten die Zulieferer für Industriezubehör<br />
preiswerte Infrarot-Handgeräte an. Für die ständige<br />
Überwachung der Lagertemperatur oder der Temperatur des<br />
Fördermediums sind jedoch elektronische Sensoren an den<br />
entsprechenden Messstellen empfehlenswert.<br />
Schwingungsmessung.<br />
Ein typisches Verfahren zur Zustandsüberwachung von<br />
Maschinen ist die Schwingungsüberwachung. Schwingungen<br />
können als Schallwellen an festen Bauteilen und im Fördergut<br />
gemessen werden. Beispielsweise kann durch die Messung des<br />
Körperschalls bei Kreiselpumpen ein Rückschluss auf den Verschleiß<br />
von Dichtungen und Lagern gezogen werden. Die Auswertungsmöglichkeiten<br />
von Schwingungen sind mannigfaltig.<br />
So können den verschiedenen Bauteilen einzelne Frequenzen<br />
zugeordnet werden, deren Amplituden Hinweise auf den genauen<br />
Ort des Defekts geben. Zur Veranschaulichung werden<br />
hier einige Beispiele für eine Kreiselpumpe genannt:<br />
Stärkere Amplituden bei Drehfrequenz der Pumpe geben<br />
Hinweise auf Auswuchtprobleme.<br />
Die zweifache Drehfrequenz gibt Hinweise auf Kupplungsprobleme.<br />
Die Schaufelfrequenz (Drehfrequenz multipliziert mit<br />
Anzahl der Schaufeln) gibt Hinweise auf den Verschleiß der<br />
Schaufeln.<br />
22<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
5 Instandhaltung und Wartung.<br />
Um Pumpensysteme in einem funktionsfähigen und energieeffizienten<br />
Zustand zu erhalten, bedarf es einiger technischer<br />
und administrativer Maßnahmen. Es lohnt sich, die Instandhaltung<br />
des Anlagenparks systematisch anzugehen und eine vorausschauende<br />
Instandhaltungsstrategie für das Unternehmen<br />
auszuarbeiten. Unter Instandhaltung lässt sich die Kombination<br />
der nachfolgend beschriebenen Maßnahmen Wartung, Inspektion,<br />
Instandsetzung und Verbesserung zusammenfassen.<br />
Wartung.<br />
Mit Wartung sind Maßnahmen zur Verzögerung des Abbaus<br />
des vorhandenen Abnutzungsvorrats gemeint. Der Praktiker<br />
versteht darunter das regelmäßige Reinigen, Schmieren, Nachstellen,<br />
Prüfen von Flüssigkeitsständen und manchmal auch<br />
den Austausch von Verschleißteilen. Außerdem hat ein Hersteller<br />
in der Betriebsanleitung Angaben zu Art und Umfang<br />
von Wartungsarbeiten zu machen. Darüber hinausgehende<br />
Maßnahmen leiten sich aus den Ergebnissen der Inspektion ab.<br />
Inspektion.<br />
Unter Inspektion versteht man Maßnahmen zur Feststellung<br />
und Beurteilung des Istzustands der Pumpe. Wichtig für die<br />
Beurteilung des Istzustands ist die Kenntnis des Sollzustands.<br />
Dazu sollten nach Auslieferung bzw. nach einer erfolgreichen<br />
Generalüberholung Referenzwerte, beispielsweise hydraulische<br />
Leistung, Temperatur und Schwingungen des Systems,<br />
aufgenommen werden. Die Werte für neue oder grundüberholte<br />
Pumpen sollten frühestens nach einer Stunde Betriebszeit<br />
gemessen werden, da sich das Fett in den Lagern am Anfang<br />
noch setzt und sich die Temperaturen erst einstellen müssen.<br />
Instandsetzung und Verbesserung.<br />
Unter Instandsetzung ist die Rückführung der Pumpe in den<br />
funktionsfähigen Zustand, also in die Fähigkeit zur Erfüllung<br />
der durch den Hersteller in der Bedienungsanleitung beschriebenen<br />
bestimmungsgemäßen Verwendung, zu verstehen.<br />
Werden bei diesem Vorgang Schwachstellen beseitigt, um die<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
23
Funktionssicherheit zu erhöhen, ist dies bereits eine Verbesserung.<br />
Wird dadurch jedoch die Funktion der Pumpe verändert,<br />
dann ist dies eine Modifikation, die eine Neubewertung der<br />
sicherheitstechnischen und energiebezogenen Aspekte erforderlich<br />
macht. Bei Eingriffen in Geräte bzw. Maschinen erlischt<br />
die Konformität des Herstellers, sobald die Sicherheit berührt<br />
wird. Hier ist nach Abschluss der Arbeiten unter Umständen ein<br />
erneutes Konformitätsbewertungsverfahren notwendig.<br />
Überwachungs- und Instandhaltungsstrategie.<br />
Die Wahl der richtigen Instandhaltungsstrategie ist die Schlüsselfunktion<br />
zur Minimierung der Produktionsausfallkosten. Durch<br />
ein netzwerkbasiertes Controlling-System kann bspw. jederzeit<br />
eine Zustandsdiagnose vorgenommen und die Verfügbarkeit<br />
weiter erhöht werden. Der Automatisierungsgrad hat aber auch<br />
einen deutlichen Einfluss auf die Investitionskosten. Falls sich ein<br />
solches Controlling-System nicht rentiert, sollte auf jeden Fall eine<br />
alternative Überwachungsstrategie geplant werden .<br />
Korrektive Instandhaltung.<br />
Wird eine Anlage erst repariert, wenn ein Defekt sichtbar<br />
geworden ist, dann handelt es sich um eine schadensbedingte<br />
oder korrektive Instandhaltung bzw. Instandsetzung.<br />
Dem Vorteil, dass die Lebensdauer der Bauteile dabei bis<br />
zum Ende ausgenutzt wird, stehen zum Teil gravierende<br />
Nachteile gegenüber. So kann mitunter der Ausfall eines an<br />
sich preisgünstigen Bauteils erhebliche Folgeschäden an anderen<br />
Anlagenteilen hervorrufen. Oft führen verschlissene<br />
Bauteile, schon lange bevor sie einen Totalausfall hervorrufen,<br />
zu Effizienzverlusten und Produktbeeinträchtigungen.<br />
Hinzu kommt der mögliche Produktionsausfall, der nicht<br />
planbar ist und deutlich höher ausfallen kann, als bei einer<br />
geplanten Instandhaltungsmaßnahme.<br />
Zustandsorientierte Instandhaltung.<br />
Die zustandsorientierte Instandhaltung ist eine präventive<br />
Strategie, bei der die Wartungs- bzw. Instandsetzungsintervalle<br />
nicht starr vorgegeben sind, sondern der Zeitpunkt<br />
für die Instandhaltung aus der Überwachung der Zustandsund<br />
Betriebsgrößen festgelegt wird. Durch das Beobachten<br />
der Maschine kann vorausgesagt werden, wann sich die Lebensdauer<br />
eines Verschleißteils dem Ende zuneigt und es können<br />
Defekte erkannt werden, bevor diese teure Folgeschäden<br />
hervorrufen. Die erforderliche Überwachung der Messgrößen<br />
kann kontinuierlich oder auf Anforderung erfolgen.<br />
Bei der zustandsorientierten Instandhaltung ergänzen<br />
sich die spezifischen Vorteile der beiden zuvor genannten<br />
Strategien, nämlich die volle Ausnutzung der Komponentenlebensdauer,<br />
mit den geringeren Instandsetzungs- und<br />
Folgekosten der geplanten Instandhaltung. Für die Gesamtkostenoptimierung<br />
müssen diese Einsparungen den Kosten<br />
für die Überwachung gegenübergestellt werden.<br />
Strategie der verbessernden Instandsetzung.<br />
Früher war das höchste Ziel einer Instandsetzung, die Pumpe<br />
nach Möglichkeit wieder in den Originalzustand zurückzubringen.<br />
Diese Vorgehensweise übersieht, dass das Versagen<br />
des Bauteils möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass<br />
das Pumpendesign für den spezifischen Anwendungsfall<br />
nicht optimal ist. In solch einem Fall ist die Instandsetzung<br />
eine gute Gelegenheit für eine qualitative Aufwertung der<br />
betroffenen Baugruppe. Einige fortschrittliche Unternehmen<br />
haben es sich daher zur Strategie gemacht, solche Auszeiten<br />
systematisch für eine Erhöhung der Zuverlässigkeit<br />
und Verfügbarkeit zu nutzen.<br />
Vorausbestimmte Instandhaltung.<br />
Die intervallabhängige, vorausbestimmte Instandhaltung<br />
versucht, durch den Austausch der Verschleißteile in vorgegebenen<br />
Zeitabständen dem Verschleiß zuvorzukommen.<br />
Erschwert wird diese Strategie durch die starke Varianz der<br />
Lebensdauer von vielen Bauteilen. Der Planung der Wartungsintervalle<br />
kommt daher eine wesentliche Bedeutung<br />
bei der Gesamtkostenbetrachtung dieser Strategie zu. Zu<br />
kurze Intervalle erhöhen die Kosten durch häufige Reparaturen<br />
und damit einhergehendem geplantem Stillstand.<br />
Zu lange Intervalle erhöhen das Risiko des ungeplanten<br />
Produktionsausfalls mit Folgekosten, die mit einer korrektiven<br />
Instandsetzung einhergehen. Die vorausbestimmte<br />
Instandhaltung ist an den Stellen sinnvoll, wo kein Diagnosesystem<br />
verfügbar oder wirtschaftlich einsetzbar ist und wo<br />
ein redundanter Einbau der Pumpen zu teuer ist oder trotz<br />
Redundanz teure Folgeschäden entstehen könnten.<br />
24<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />
Energieberatung<br />
in Industrie und Gewerbe.<br />
Der Schlüssel zum Kostensenken.<br />
Publikationen (Auswahl).<br />
Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />
der Aufdeckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />
und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />
Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />
www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />
Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />
über die wichtigsten Energieeffizienztechnologien, über<br />
Beratungsmöglichkeiten sowie Wege zur Finanzierung und<br />
Förderung. Tipps und Praxisbeispiele sollen dabei vor allem<br />
Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz zu investieren.<br />
Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />
Auf 36 informativen Seiten zeigt diese kleine DIN-A5-Broschüre,<br />
was Unternehmen von einer guten Beratung erwarten<br />
können, wie sie in der Regel abläuft, wie Unternehmen<br />
einen guten Energieberater finden und worauf bei der Auswahl<br />
eines Beraters zu achten ist. Daneben informiert sie<br />
über finanzielle Fördermöglichkeiten für Unternehmen,<br />
die eine Energieberatung durchführen lassen möchten.<br />
Internetangebote (Auswahl).<br />
Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />
und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />
in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />
auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />
In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />
Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />
Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />
Förderungen bereit.<br />
Lebenszykluskosten-Rechner Pumpen.<br />
Der Lebenszykluskosten-Rechner (LCC-Tool) für Pumpensysteme<br />
ermöglicht die Gegenüberstellung zweier Pumpen systeme<br />
hinsichtlich des Energieverbrauchs und der Wirtschaftlichkeit.<br />
Nach Eingabe technischer und wirtschaftlicher Daten<br />
erhält der Nutzer als Ergebnis die jeweiligen LCC-Kostenkomponenten<br />
zu den Pumpensystemen in Form einer Tabelle.<br />
www.stromeffizienz.de/lebenszykluskosten-rechner<br />
Referenzprojekte-Datenbank.<br />
Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />
aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />
Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />
hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />
gute Über tragbarkeit aus.<br />
www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />
Marktplatz <strong>Energieeffiziente</strong> Produkte.<br />
Die Online-Plattform bringt Anbieter und Nachfrager energie -<br />
effizienter Produkte zusammen und unterstützt somit die<br />
Entwicklung des Marktes für Energieeffizienz. Der Marktplatz<br />
umfasst derzeit für Unternehmen die Produktgruppen<br />
Beleuchtung, Pumpen, Elektromotoren und Ventilatoren.<br />
www.energieeffizienz-online.info<br />
Informationsplattform zur europäischen Top-Runner-<br />
Strategie.<br />
Die Plattform bietet Stakeholdern Hintergrundinforma tionen<br />
zur Umsetzung der europäischen Top-Runner-Strategie<br />
(Ökodesign-Richt linie, EU-Energielabel, EU-ENERGY STAR),<br />
d. h. der europäischen Regelung rund um die Energieeffizienz<br />
von Produkten.<br />
www.top-runner.info<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
25
Die Initiative EnergieEffizienz.<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />
Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />
und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />
der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />
und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />
von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />
gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />
für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />
anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />
Internettools zur Bewertung der Energie effizienzpotenziale<br />
im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />
der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />
für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />
Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />
zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />
geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />
Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />
der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />
KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />
die DZ BANK AG.<br />
www.dena.de<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />
wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Impressum.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />
Chausseestraße 128 a<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />
Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />
E-Mail: info@dena.de<br />
www.dena.de<br />
Redaktion.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Anton Barckhausen, Carsten Grohne, Ronald Ille<br />
Layout.<br />
BBS Werbeagentur GmbH<br />
Druck.<br />
Druckhaus Rihn GmbH<br />
Stand.<br />
12/2013<br />
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />
Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />
26<br />
Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
27
Art.-Nr. 1429<br />
Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />
in Industrie und Gewerbe:<br />
kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Eine Initiative von:<br />
Gefördert durch:
ar<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
2<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
Inhalt.<br />
1 Einführung in das Thema. .................................................................................................................................................................................... 5<br />
1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe. ....................................................................................................... 5<br />
1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete von Druckluft und Druckluftsystemen. ..................................................................... 5<br />
2 Ansätze zur energetischen Optimierung von Druckluftsystemen. ..................................................................................................... 8<br />
2.1 Erfassung des Istzustands. ......................................................................................................................................................................................... 10<br />
2.2 Ermittlung des Bedarfs. .............................................................................................................................................................................................. 10<br />
2.3 Bewertung der Energieeffizienz. ............................................................................................................................................................................ 11<br />
2.4 Erfolgskontrolle. ............................................................................................................................................................................................................. 12<br />
3 <strong>Energieeffiziente</strong> Drucklufterzeugung und Druckluftsysteme. .......................................................................................................... 13<br />
3.1 Drucklufterzeugungsanlagen. ................................................................................................................................................................................ 13<br />
3.1.1 Verdichterbauarten. .................................................................................................................................................................................................... 14<br />
3.2 Druckluftaufbereitung. .............................................................................................................................................................................................. 17<br />
3.2.1 Flüssigkeitsabscheidung. ............................................................................................................................................................................................ 17<br />
3.2.2 Drucklufttrocknung. .................................................................................................................................................................................................... 18<br />
3.2.3 Filtration. .......................................................................................................................................................................................................................... 19<br />
3.3 Verteilung. ......................................................................................................................................................................................................................... 20<br />
3.3.1 Speicherung. .................................................................................................................................................................................................................... 21<br />
3.3.2 Rohrleitung. ..................................................................................................................................................................................................................... 22<br />
3.4 Wärmeanfall und Wärmerückgewinnung. ....................................................................................................................................................... 23<br />
4 Steuerung, Regelung und Überwachung. ...................................................................................................................................................... 25<br />
4.1 Übergeordnete Steuerungen. ................................................................................................................................................................................... 26<br />
4.2 Diskontinuierliche Regelungen. ................................................................................................................................................................................ 27<br />
4.3 Kontinuierliche Regelungen. .................................................................................................................................................................................... 27<br />
4.4 Überwachung. ................................................................................................................................................................................................................ 29<br />
5 Instandhaltung und Wartung. .......................................................................................................................................................................... 29<br />
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ................................................................................................................................... 30<br />
Impressum. .............................................................................................................................................................................................................. 31<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
3
4<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
1 Einführung in das Thema.<br />
1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienz in<br />
Industrie und Gewerbe.<br />
Etwa ein Drittel des Endenergieverbrauchs in Deutschland<br />
– rund 700 TWh pro Jahr – entfällt auf die Industrie. Die<br />
steigenden Energiepreise werden dabei für immer mehr<br />
Unternehmen zu einem spürbaren Kostenfaktor. Industrielle<br />
<strong>Querschnittstechnologien</strong> bieten branchenübergreifend große<br />
Energie- und damit Kosteneinsparpotenziale. Wie zahlreiche<br />
Beispiele aus der Praxis zeigen, sind diese Investitionen in die<br />
Energieeffizienz – insbesondere bei Druckluftsystemen – in der<br />
Regel hochrentabel.<br />
Mit jährlich rund 16 TWh kommt Druckluft auf einen Anteil<br />
von ca. 7 Prozent am industriellen Stromverbrauch. Dabei ist<br />
Druckluft ein relativ kostenintensiver Energieträger. Die Kosten<br />
entstehen hauptsächlich durch die Energie, die zur Verdichtung<br />
der Luft benötigt wird. Mit zunehmendem Druck und<br />
größerer Menge an benötigter Druckluft steigen die Bereitstellungskosten.<br />
Der vorliegende Ratgeber zeigt, wie Druckluftsysteme energetisch<br />
optimiert und damit Energieverbrauch und -kosten deutlich<br />
gesenkt werden können. Dabei gilt: Der (Druckluft-)Verbraucher<br />
bestimmt die Kosten. Daher empfiehlt es sich, in einem<br />
ersten Schritt zunächst die druckluftnutzenden Verbraucher<br />
zu identifizieren und im Hinblick auf die Parameter Druck,<br />
Druckluftmenge und Qualität zu bewerten. Danach können die<br />
weiteren Systemkomponenten – Verteilung (Rohrnetz), Aufbereitung<br />
(Trocknen und Filtern) sowie Erzeugung (Kompressoren)<br />
– optimal auf die Verbraucher eingestellt und das System<br />
als Ganzes optimiert werden.<br />
1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete<br />
von Druckluft und Druckluftsystemen.<br />
Druckluft ist ein vielseitig verwendbarer Energieträger. Die<br />
Vorteile von Druckluftanwendungen liegen in der Gefahrlosigkeit<br />
dieses Energieträgers, der Schnelligkeit und Präzision<br />
von Druckluftantrieben und der hohen Kraft bei gleichzeitig<br />
geringem Gewicht von Druckluftwerkzeugen. Eine weitere<br />
besondere Eigenschaft von Druckluftgeräten ist die Einsatzmöglichkeit<br />
in Explosionsschutzbereichen. So sorgen beispielsweise<br />
Druckluft-Hebezeuge in Lackieranlagen dafür, dass keine<br />
Funken entstehen können.<br />
Die Erzeugung von Druckluft erfolgt mittels Kompressoren.<br />
In der Praxis haben sich Schrauben- oder Kolbenverdichter<br />
verbreitet. Beide Systeme speisen einen Druckluftspeicher, der<br />
die Druckluft stetig und zeitlich unabhängig von den Erzeugeraggregaten<br />
im System bereitstellt (siehe dazu Abschnitt 2).<br />
Die Häufigkeit, in der Druckluft nachgeliefert werden muss, ist<br />
abhängig von der verwendeten Druckluftmenge und dem Zustand<br />
des Druckluftsystems. Leckagen führen zu permanentem<br />
Druckverlust, der durch unplanmäßig häufigen Einsatz des<br />
Kompressors ausgeglichen werden muss und somit zusätzlich<br />
Energie verbraucht.<br />
Arbeits- bzw. Energieluft.<br />
Arbeitsluft ist neben Strom das wichtigste Energieübertragungsmedium<br />
der Industrie. Seit Jahren weist die Pneumatik<br />
als wichtiges Anwendungsfeld für Druckluft zweistellige<br />
Wachstumsraten auf. Ohne Pneumatik ist ein automatisierter<br />
industrieller Fertigungsprozess heute kaum noch vorstellbar.<br />
Schnelligkeit, Präzision, Flexibilität und Miniaturisierung der<br />
Komponenten spielen dabei eine wichtige Rolle. Arbeits- bzw.<br />
Energieluft findet insbesondere auch bei Arbeitswerkzeugen,<br />
wie z. B. Schlagschraubern, eine weit verbreitete Anwendung.<br />
Aktivluft.<br />
Von Aktivluft ist die Rede, wenn Druckluft als Transportmedium<br />
genutzt wird. Aktuelle Anwendungsbeispiele sind der Schüttguttransport,<br />
das Bewegen der Schiffchen bei Webmaschinen<br />
oder der Einsatz bei der Luftlagerung. Am Beispiel der Luftlagerung<br />
lassen sich einige Vorteile der Druckluft gut aufzeigen.<br />
Laser zum Anvisieren von Geosatelliten z. B. müssen exakt ausgerichtet<br />
und automatisch nachgeführt werden. Um die nötige<br />
Präzision zu erreichen, ist das optische System luftgelagert. Die<br />
Luftlager lassen völlig ruckfreie und stufenlose Teleskopbewegungen<br />
zu, sorgen für hohe Messgenauigkeit und schützen vor<br />
Vibrationen. Ohne Druckluft wären solche modernen Verfahren<br />
zur Erdvermessung kaum realisierbar.<br />
Prozessluft.<br />
Ist Druckluft direkt als Prozessmedium in bestimmte Verfahren<br />
eingebunden, spricht man von Prozessluft. Gängige Anwendungsbereiche<br />
sind Trocknungsprozesse, die Belüftung von<br />
Klärbecken oder Gärluft für Fermentationsprozesse.<br />
Industrielles Vakuum.<br />
Eng verwandt mit der Druckluft ist die industrielle Vakuumtechnik,<br />
mit der verschiedene Anwendungsfälle abgedeckt<br />
werden können. Dazu zählen Verpacken, Trocknen, Spannen,<br />
Saugen, Anheben, Positionieren und vieles mehr. Diese Art<br />
der Vakuumapplikation kommt in immer mehr Branchen zur<br />
Anwendung. Beispielhaft sei die Elektronikindustrie genannt,<br />
in der es in der Produktion auf höchste Präzision bei größtem<br />
Output ankommt. Im Sinne einer „clean production“ sorgen<br />
äußerst präzise, sehr kleine Vakuumpumpen unter Reinstraumbedingungen<br />
für das exakte Handling von Platinen und ihre<br />
Bestückung mit Mikrochips. Die gleichmäßige, geregelte Saugluft<br />
„greift“ den Chip und platziert ihn genau an der richtigen<br />
Stelle auf der Leiterplatte.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
5
Druckangaben und Druckniveaus<br />
Wie in der Praxis üblich, beziehen sich alle hier genannten<br />
Druckangaben auf den Überdruck gegenüber dem atmosphärischen<br />
Druck. Dieser resultiert aus der Luftsäule und beträgt<br />
nach ISO-Norm 1.013,25 hPa, das entspricht 1,01325 bar. Eine<br />
Druckangabe von 1 bar bedeutet demnach einen Absolutdruck<br />
von 1 bar + 1,01325 bar = 2,01325 bar.<br />
Unterschiedliche Anwendungen erfordern verschiedene Druckniveaus.<br />
In den seltensten Fällen ist es wirtschaftlich vertretbar,<br />
die gesamte Bedarfsmenge auf den höchsten benötigten Druck<br />
zu verdichten und anschließend den Druck für Anwendungen<br />
mit geringem Druckbedarf wieder zu reduzieren. Deshalb ist<br />
es nötig, die Druckbereiche zu kategorisieren und geeignete<br />
Druckluftsysteme einzusetzen.<br />
Standarddruckanwendungen.<br />
Der Standarddruck pneumatischer Komponenten beträgt in<br />
fast allen Fällen 6,3 bar. Das bedeutet, dass z. B. die Kraft eines<br />
Haltezylinders mit 6,3 bar angegeben ist. Die Kraft errechnet<br />
sich durch das Produkt aus Druck und Kolbenfläche. Wird eine<br />
größere Kraft benötigt, sollte nicht der Druck im Druckluftsystem<br />
erhöht, sondern ein größerer Zylinder gewählt werden, da<br />
der Durchmesser der Kolbenfläche in diese Formel quadratisch<br />
eingeht. So wird sichergestellt, dass der Druck im Gesamtsystem<br />
nur wenig oberhalb der benötigten 6 bar liegt.<br />
Da das 6-bar-Arbeitsluftsystem am weitesten verbreitet ist, gibt<br />
es für diese Leistungsstufe eine Vielzahl von Anwendungen<br />
sowie Aufbereitungs- und Erzeugungskomponenten.<br />
Niederdruckanwendungen.<br />
In Bereichen von 2 bis 2,5 bar Überdruck spricht man von<br />
Niederdruckanwendungen. Meistens werden hier rotierende<br />
Verdrängerkompressoren zur Erzeugung eingesetzt, für große<br />
Mengen auch Turbokompressoren.<br />
Ist eine Vielzahl von Niederdruckverbrauchern vorhanden, so<br />
ist die Installation einer eigenen Niederdruckversorgung energetisch<br />
und wirtschaftlich sinnvoll. Der Einsatz von Druckminderern,<br />
die ihre Luft aus einem Arbeitsdrucknetz mit z. B. 7 bar<br />
erhalten, wird so vermieden.<br />
Hochdruckanwendungen.<br />
Für den Druckbereich oberhalb von 10 bar kommen für die<br />
Drucklufterzeugung oszillierende Verdrängerkompressoren,<br />
wie Kolben- oder Membrankompressoren, zum Einsatz.<br />
Bei großen Luftmengen können auch Radial-Turbokompressoren<br />
wirtschaftlich sein, wenn Druckerhöhungskompressoren,<br />
sogenannte Booster, eingesetzt werden. Sie versorgen einzelne<br />
Hochdruckverbraucher aus dem Standardnetz heraus und<br />
rentieren sich, wenn dadurch ein zusätzliches eigenständiges<br />
Hochdrucknetz vermieden werden kann. Sowohl die Verbraucher<br />
als auch die Netze und Aufbereitungskomponenten in<br />
Hochdrucksystemen weisen in Abhängigkeit des Betriebsdrucks<br />
deutlich höhere Wandstärken zur Verhinderung eines<br />
möglichen Zerberstens auf.<br />
Vakuum- und Gebläseanwendungen.<br />
Dieser Bereich reicht vom Grobvakuum bis in den Überdruckbereich<br />
von etwa 1 bar. Mit Drehschieber- und Vakuumpumpen<br />
sowie Wälzkolben- und Seitenkanalgebläsen können diese<br />
Druckniveaus sehr wirtschaftlich erzeugt werden.<br />
Im Bereich des industriellen Vakuums kann dieses mittels<br />
Druckluft erzeugt werden. Aufgrund des hohen Energieeinsatzes<br />
zur Drucklufterzeugung sollte dies aber nur dann<br />
genutzt werden, wenn keine speziellen Vakuumpumpen<br />
eingesetzt werden können – die für diesen Einsatzbereich<br />
energie effizienteste Lösung.<br />
6<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
7
2 Ansätze zur energetischen Optimierung von<br />
Druckluftsystemen.<br />
Bei der energetischen Optimierung von Druckluftsystemen sollte<br />
in einem ersten Schritt das Gesamtsystem vom Verbraucher bis<br />
hin zum Erzeuger betrachtet werden, da der Verbraucher das<br />
Druckniveau, die Menge und die Qualität der erforderlichen<br />
Druckluft bestimmt. Alle davorliegenden Systemkomponenten<br />
(Erzeugung, Aufbereitung, Regelung, Speicher, Verteilung und<br />
ggf. Wärmerückgewinnung) sollen dabei ohne Beeinträchtigung<br />
dieser Parameter arbeiten. Folgende Darstellung gibt einen<br />
ers ten Überblick über den Aufbau eines Druckluftsystems (hier<br />
sortiert von 1 Erzeugung bis 4 Verbraucher), ergänzt durch Informationen<br />
zu den notwendigen Schritten zur energetischen<br />
Optimierung. Details finden sich in den folgenden Abschnitten.<br />
8<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
Erzeugung.<br />
Bei der Investition in Drucklufterzeuger empfiehlt es<br />
sich, den tatsächlichen Bedarf im Auge zu behalten.<br />
Vor der Auswahl gilt es daher, alle Möglichkeiten zur<br />
Senkung des Druckluftbedarfs – beispielsweise Anpassen<br />
des Systemdrucks an den Verbrauch, Minimierung<br />
von Druckverlusten im System – in der Planung zu<br />
berücksichtigen.<br />
Bei der Auswahl der Kompressoren sollte auf einen<br />
möglichst hohen Wirkungsgrad geachtet werden.<br />
Eine optimale Abdeckung des tatsächlichen Bedarfs<br />
lässt sich entweder durch einzelne Kompressoren mit<br />
drehzahlgeregeltem Antrieb oder durch mehrere<br />
kleinere Kompressoren zur Abdeckung des Grund-,<br />
Mittel- und Spitzenlastverbrauchs erzielen.<br />
2 Speicherung und Regelung.<br />
Der Verbrauch an Druckluft ist in der Regel nicht<br />
konstant, sondern schwankt zyklisch mit dem<br />
Produktionsablauf. Mehrere kleine Kompressoren<br />
können mithilfe einer Druckbandregelung im<br />
Gegensatz zu wenigen großen Erzeugern flexibel<br />
kombiniert werden, um den schwankenden Bedarf<br />
optimal abzudecken.<br />
Um zu häufige Laständerungen an den Kompressoren<br />
zu vermeiden, bietet sich der Einsatz eines<br />
ausreichend großen Pufferspeichers an. Die Spitzenleistung<br />
der Druckluftanlage kann in diesem Fall<br />
geringer ausgelegt und die gesamte Anlage kleiner<br />
und kostengünstiger betrieben werden.<br />
Verteilung<br />
4<br />
Zentraler Verbraucher<br />
4<br />
Zweiter<br />
Verbraucher<br />
Luftansaugung<br />
Speicherung<br />
und Regelung<br />
Kompressor<br />
Erzeugung<br />
Aufbereitung<br />
Druckluftspeicher<br />
3<br />
Verteilung.<br />
4<br />
Verbraucher.<br />
Bei der Verteilung der Druckluft von der Erzeugung<br />
zum Verbraucher entstehen oft erhebliche Verluste.<br />
Zu geringe Leitungsquerschnitte oder Rohrarmaturen<br />
wie 90°-Krümmer verursachen hohe Druckverluste.<br />
Werden Druckverluste für das gesamte<br />
System dokumentiert, kann bei Abweichungen<br />
un mittelbar reagiert werden. In jedem Fall empfiehlt<br />
es sich, das System regelmäßig systematisch auf<br />
Leckagen hin zu untersuchen.<br />
Die Ausgestaltung eines Druckluftsystems wird maßgeblich<br />
durch die integrierten Verbraucher (z. B.<br />
Druckluftwerkzeuge) bestimmt. Da verschiedene<br />
Verbraucher unterschiedliche Anforderungen an<br />
das Druckluftniveau stellen, sollte für eine energieeffiziente<br />
Ausgestaltung eine Zusammenfassung<br />
von Verbrauchergruppen und darauf angepasst die<br />
Auslegung des Gesamtsystems erfolgen.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
9
2.1 Erfassung des Istzustands.<br />
Die Bereitstellung von Druckluft verursacht Kosten von ca. 1,75<br />
bis 3 Cent pro Kubikmeter Luft. Bei Druckluftanlagen mit wenigen<br />
Betriebsstunden machen die Stromkosten nur etwa 20 Prozent<br />
der Betriebskosten aus, bei rund um die Uhr laufenden Einheiten<br />
können es bis zu 80 Prozent sein. Bei Druckluftsystemen<br />
werden durchschnittlich etwa 25 Prozent der zugeführten elektrischen<br />
Energie in Nutzenergie umgewandelt. Der größte Teil fällt<br />
als Wärmeenergie an. Dies verdeutlicht die Kosten, die mit der<br />
Nutzung von Druckluft verbunden sind und macht die hohen<br />
Einsparpotenziale bei den Betriebskosten deutlich, die durch die<br />
Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen zu erreichen sind.<br />
Ein Kernproblem ist die oftmals fehlende Kostentransparenz.<br />
Denn sind die tatsächlichen Gesamtkosten der Druckluftnutzung<br />
nicht bekannt, ist der finanzielle Anreiz für Optimierungsmaßnahmen<br />
gering. Daher sind organisatorische Maßnahmen mit<br />
der Zielsetzung, ein Kostenbewusstsein zu schaffen, sowie ein<br />
kontinuierliches Druckluft-Management mindestens ebenso<br />
wichtig wie die Optimierungsmaßnahmen an den Anlagen selbst.<br />
Für die Bewertung des Istzustands sind die Energiekosten, die<br />
Instandhaltungskosten sowie die Bedienungskosten von hoher<br />
Bedeutung. Die Energiekosten werden anhand des Strombedarfs<br />
für Erzeugung und Aufbereitung ermittelt. Wird ein System zur<br />
Wärmerückgewinnung genutzt, so ist der Wert der genutzten<br />
Abwärme von den Energiekosten abzuziehen.<br />
Instandhaltungskosten lassen sich aus Werkstattberichten und<br />
Daten des Einkaufs ermitteln. Hierbei gilt es, realistisch abzuschätzen,<br />
wie hoch der nicht dokumentierte Anteil ist. Falls keine<br />
internen Verrechnungssätze existieren, werden die Arbeitszeiten<br />
mit einem realistischen Stundensatz verrechnet, der sich an<br />
marktüblichen Stundensätzen orientiert.<br />
Die Bedienungskosten müssen meist abgeschätzt werden, da das<br />
Personal in der Regel nicht nur für die Druckluftversorgung zuständig<br />
ist. Ist eine Abgrenzung zu den Instandhaltungskosten<br />
schwierig, so können diese Kostengruppen auch zusammengefasst<br />
werden.<br />
Neben den Kosten sind die technischen Komponenten des Druckluftsystems<br />
zu erfassen. Dies beginnt im ersten Schritt mit der Aufnahme<br />
von Anlagen-, Raum- und Rohrschemata. Hierdurch ist es<br />
möglich, einen Überblick über das Gesamtsystem zu gewinnen.<br />
Durch den Einsatz von Messtechnik werden relevante Parameter<br />
wie Druckniveau, Menge und Qualität ermittelt (siehe Abbildung 1).<br />
Die Aufzeichnung der Leistungsaufnahme der Verdichter (Last-/<br />
Leerlaufmessungen) ermöglicht die Darstellung des Lastprofils,<br />
das in Abhängigkeit der Produktionsintensität oft bereits erste<br />
Möglichkeiten der Effizienzsteigerung sichtbar werden lässt.<br />
Abb. 1: Messtechnik.<br />
Leckagen lassen sich durch Messungen bei Betriebsruhe näherungsweise<br />
erfassen oder produktionsunabhängig durch eine<br />
Auswertung der Druckverläufe ermitteln. Druckmessungen<br />
können an verschiedenen Stellen des Netzes mittels synchronisierter<br />
Druckaufnehmer durchgeführt werden. Durch Eintragen<br />
der Druckwerte auf einer Zeitachse werden so die Druckabfälle<br />
sichtbar.<br />
Die Luftqualität ist schwieriger zu ermitteln. Während der<br />
Feuchtegehalt der Druckluft einfach an verschiedenen Abnahmestellen,<br />
z. B. an Kupplungen, ermittelt werden kann, sind<br />
Staub- und Ölmessungen komplexer und meist nicht einfach<br />
durchführbar. Entsprechend sollte bei der Analyse des Istzustands<br />
die Notwendigkeit dieser Messungen genau abgewogen<br />
werden. Hier hilft die Einschätzung eines Energieberaters.<br />
Die Kontrolle von Schaugläsern in Wartungseinheiten zählt<br />
ebenfalls zur Beurteilung des Istzustands des Druckluftsystems.<br />
Sind z. B. Korrosionsrückstände zu beobachten, ist dies ein Indiz<br />
für Verschleiß, der zu Beeinträchtigungen am Druckluftsystem<br />
führen kann.<br />
2.2 Ermittlung des Bedarfs.<br />
Im Anschluss an die Bestandsaufnahme des vorhandenen Druckluftsystems<br />
sind der tatsächliche Bedarf der Verbraucher und der<br />
hierfür notwendige Arbeitsdruck zu ermitteln. In diesem Stadium<br />
bietet es sich an, auch die Notwendigkeit zur Verwendung von<br />
Druckluft oder das bereitgestellte Druckluftniveau für bestimmte<br />
Arbeitsschritte neu einzuschätzen. Ggf. bestehen einfache Lösungen,<br />
hier auf andere Weise und damit energieeffizienter zu verfahren.<br />
Ein weiterer, die Effizienz der Drucklufterzeugung wesentlich<br />
beeinflussender Faktor sind die räumlichen Bedingungen des<br />
Aufstellortes der Erzeuger- und Speichereinheiten. So verursachen<br />
z. B. direkte Sonneneinstrahlung oder andere Wärme emittierende<br />
Aggregate im Kompressorraum zusätzliche Wärmelasten, was<br />
zu erhöhter Verdichterleistung und damit steigendem Energieverbrauch<br />
führt.<br />
10<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
Ebenfalls sollten eine Bewertung der Leitungsarten und -längen<br />
sowie die Ausführung der Leitungen (z. B. Starr- oder Spiralleitung)<br />
bei der Bedarfsermittlung erfolgen. Wie sich z. B. die<br />
Druckverluste abhängig von der Leitungsart darstellen, kann im<br />
Abschnitt 3.3.2 nachgelesen werden.<br />
Bei der Beurteilung der Verwendung von Druckluft sollte beachtet<br />
werden, dass beispielsweise Druckluftwerkzeuge für einen<br />
bestimmten Arbeitsdruck ausgelegt sind (üblicherweise 6,3 bar).<br />
Es handelt sich dabei um den sogenannten Fließdruck, der sich<br />
einstellt, wenn die Ventile geöffnet sind, d. h. das Medium fließt.<br />
Die Messung des Fließdrucks kann z. B. durch ein beim Arbeiten<br />
vor das Werkzeug geschaltetes Manometer oder durch einen<br />
Werkzeugsimulator erfolgen. Der Fließdruck ist in der Regel<br />
niedriger als der sogenannte statische Betriebsdruck, der sich<br />
am Manometer vor einem geschlossenen Ventil ablesen lässt.<br />
Tabelle 2 zeigt, dass sich die reine Bohrzeit durch den um weniger<br />
als 10 Prozent geringeren Druck um 60 Prozent erhöht. Dabei<br />
ist ein um 0,5 bar zu geringer Arbeitsdruck keineswegs die Ausnahme,<br />
sondern in vielen Fällen die Regel. Für das Beispiel der<br />
Bohrmaschine würden sich die Arbeitskosten um über 3.000 Euro<br />
erhöhen:<br />
bei<br />
verlängerter Bohrzeit<br />
Arbeitskosten<br />
36 Minuten/Tag<br />
30 €/h<br />
folgen pro Jahr Mehrkosten für<br />
Arbeit 3.600 €<br />
Tab. 3: Beispielhafte Arbeitsmehrkosten durch verlängerte Bohrzeit.<br />
Ist das Druckniveau dauerhaft zu hoch, verursacht die Drucklufterzeugung<br />
unnötig hohe Energiekosten. Das Unterschreiten<br />
des optimalen Arbeitsdrucks führt zu einer verminderten Leistung<br />
des Werkzeugs. Tabelle 1 zeigt am Beispiel einer druckluftbetriebenen<br />
Winkelschleifmaschine den Materialabtrag<br />
in Abhängigkeit vom Arbeitsdruck:<br />
Arbeitsdruck<br />
Materialabtrag<br />
in % in bar in % in kg/h<br />
100 6,3 100 5,5<br />
92 5,8 82 4,5<br />
84 5,3 72 4<br />
Tab. 1: Reduzierung der Produktivität einer Winkelschleifmaschine mit<br />
abnehmendem Druck.<br />
Das Beispiel zeigt, dass bereits ein um 0,5 bar zu niedriger<br />
Arbeitsdruck zu einer deutlichen, überproportionalen Senkung<br />
der Produktivität führt. Damit steigen nicht nur die Produktions-,<br />
sondern auch die Energiekosten. Zwar sinkt der Luftverbrauch<br />
pro Zeiteinheit, aber durch die längere Arbeitszeit erhöht sich<br />
der absolute Luftverbrauch pro Werkstück.<br />
Am Beispiel einer Bohrmaschine (siehe Tabelle 2) wird der Einfluss<br />
eines zu geringen Fließdrucks an der Abnahmestelle auf die<br />
Gesamtkosten deutlich. Die Reduktion des Fließdrucks resultiert<br />
dabei häufig aus einer Einengung im Rohrnetz und/oder der<br />
Zuleitung zum Werkzeug.<br />
Arbeitsdruck in bar<br />
Bohrzeit (Bsp.) in s<br />
6,3 2,0<br />
5,8 3,2<br />
Tab. 2: Bohrzeit einer druckluftbetriebenen Bohrmaschine in Abhängigkeit vom<br />
Druckniveau.<br />
2.3 Bewertung der Energieeffizienz.<br />
Die Energieeffizienz eines Systems wirkt sich einerseits auf die<br />
Betriebskosten aus, andererseits ist sie aber auch ein Indiz für<br />
den Zustand, in dem sich der Komplex oder Einzelkomponenten<br />
in einem Gefüge befinden. Um zu ermitteln, an welchen Stellen<br />
Energieeffizienzpotenziale vorhanden sind, ist es wichtig,<br />
die Situation von Verbraucher- bzw. Anwendungsseite her zu<br />
betrachten. Oft genügen bereits kleine Neujustierungen oder<br />
geringe Investitionen, um den Gesamtzustand des Systems wieder<br />
in ein Optimum zu versetzen, etwa wenn Leckagen an verschlissenen<br />
Anschlussstellen auftreten oder ein Filter zugesetzt ist.<br />
Die Betrachtungsreihenfolge stellt sich dann wie folgt dar:<br />
Druckluftanwendungen und -verbraucher<br />
Druckluftverteilung (inkl. Anschlussschläuchen und<br />
Kupplungen)<br />
Druckluftaufbereitung<br />
Drucklufterzeugung (Kompressor)<br />
Für eine Einordnung der Ergebnisse der Energieeffizienzbewertung<br />
empfiehlt sich auch der Vergleich von Kennzahlen<br />
(Benchmarking). Unternehmen, die über mehrere Standorte<br />
mit ähnlicher Produktion verfügen, sollten die Chance zu einem<br />
internen Benchmarking nutzen.<br />
Selbst ein sehr gut optimiertes System wird ineffizient, wenn es<br />
nicht den sich ändernden Anforderungen angepasst wird. Umbaumaßnahmen<br />
müssen koordiniert und die Energieeffizienz<br />
überwacht werden. Dafür sind Kontrollmechanismen nötig.<br />
Das effiziente Nutzerverhalten kann durch entsprechende Aufklärung<br />
und eine verbrauchsnahe Volumenstromerfassung<br />
gefördert werden.<br />
Im Folgenden werden einige Beispiele für Bereiche vorgestellt,<br />
in denen Druckverluste auftreten können. Dabei wird an dieser<br />
Stelle – wie oben dargelegt – in umgekehrter Richtung des<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
11
Druckluftstroms vorgegangen – von den Druckluftverbrauchern<br />
bzw. den Anschlüssen über die Druckluftverteilung bis hin zur<br />
Drucklufterzeugung. Wenn z. B. bei den Verbrauchern festgestellt<br />
wird, dass diese auf dem falschen Druckniveau betrieben<br />
werden oder sich bei der Verteilung deutliche Einsparpotenziale<br />
ergeben, können bei der Untersuchung der Erzeugung und Aufbereitung<br />
andere Optionen und Leistungsparameter berücksichtigt<br />
werden.<br />
Auf den letzten Metern zum Verbraucher, unabhängig ob Druckluftwerkzeug<br />
oder pneumatischer Aktor, entstehen oft die größten<br />
Verluste. Eine Ursache für die häufig ineffiziente Gestaltung<br />
der Anschlussstellen am Verbraucher ist, dass diese nicht als<br />
Teil des Gesamtsystems konzipiert und optimiert, sondern bei<br />
der Inbetriebnahme neuer Werkzeuge in kurzfristigen Aktionen<br />
dem Bedarf angepasst wurden. Eine Vielzahl unnötiger Kupplungen<br />
sowie ggf. auch falsche Schlauchdurchmesser können<br />
den Energieverbrauch in der Summe deutlich ansteigen lassen.<br />
Zur Verringerung von Druckverlusten sollte insbesondere bei<br />
Anschlussschläuchen mit ihren Strömungsumlenkungen und<br />
geringeren Durchmessern darauf geachtet werden, diese möglichst<br />
kurz zu halten. Dies gilt insbesondere für Spiralschläuche,<br />
die aufgrund ihrer Bauart bereits eine gewisse Länge einnehmen.<br />
Auch ein passender Schlauchdurchmesser verringert Druckverluste,<br />
die ansonsten bei Übergängen von einem Durchmesser<br />
auf den anderen entstehen können.<br />
Vor allem selbstentlüftende Schnellkupplungen – insbesondere<br />
jene aus Messing – verursachen zusätzliche Druckverluste (0,6 bis<br />
1,3 bar Fließdruck). Grund ist eine im Luftstrom liegende Absperrung.<br />
Moderne Schnellkupplungen reduzieren die Verluste auf<br />
ca. 0,2 bar und machen sich innerhalb kürzester Zeit bezahlt.<br />
Sie sind häufig nach dem Prinzip eines Kugelhahns gebaut oder<br />
besitzen, bei Standardkupplungen mit Verschlusskörper, eine<br />
strömungsoptimierte Form.<br />
Im Betrieb eines Druckluftsystems entstehen durch das Durchströmen<br />
von Aufbereitungskomponenten (z. B. Filter) zum Teil<br />
hohe Druckverluste. Um diese gering zu halten, sollte die Druckluftaufbereitung<br />
auf ein notwendiges Minimum reduziert werden.<br />
Druckverluste an den Anschlussstellen bedeuten nicht nur<br />
zusätzliche Energiekosten. Wird der Druckverlust durch eine<br />
höhere Druckeinstellung am Kompressor ausgeglichen, steigen<br />
automatisch alle anderen Kostenarten, insbesondere auch die<br />
Instandhaltungskosten. Durch die höhere Belastung der Druckerzeugung<br />
und aller nachgeschalteten Stufen verringert sich<br />
die Lebensdauer, was langfristig zusätzliche Anschaffungs- und<br />
Installationskosten nach sich zieht. Werden vor einer Erneuerung<br />
der Drucklufterzeugung die Schwachstellen an den Arbeitsplätzen<br />
nicht behoben, muss der Kompressor größer als nötig<br />
dimensioniert werden.<br />
Weitere Hinweise zu Schwachstellen und Möglichkeiten zur<br />
Hebung von Energieeffizienzpotenzialen finden sich in den<br />
folgenden Kapiteln.<br />
2.4 Erfolgskontrolle.<br />
Durch eine Erfolgskontrolle werden die gesetzten Ziele mit den<br />
tatsächlichen Ergebnissen verglichen. Anhand dieses Soll-Ist-<br />
Ver gleichs wird bewertet, ob die Einstellparameter eingehalten<br />
werden und ob die erwartete Energieeffizienzsteigerung erreicht<br />
wurde. Bei Nichterreichen ist eine Ursachenanalyse und ggf. eine<br />
erneute Optimierung zu planen.<br />
Die Durchführung der Erfolgskontrolle sollte von zentraler Stelle<br />
erfolgen, etwa in der Person eines Druckluftbeauftragten, der in<br />
einer techniknahen Abteilung angesiedelt ist. Bei Unternehmen<br />
mit einem betrieblichen Energiemanagement kann diese Aufgabe<br />
auch durch den Energiemanager ausgeführt werden. Gerade<br />
bei Unternehmen mit verschiedenen Standorten ist es sinnvoll,<br />
eine übergeordnete Instanz zu schaffen, die Wissen ansammeln<br />
und Vergleiche (Benchmarking) durchführen kann.<br />
12<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
3 <strong>Energieeffiziente</strong> Drucklufterzeugung und<br />
Druckluftsysteme.<br />
Druckluftsysteme bestehen neben der Erzeugereinheit und<br />
dem Kompressor mit der Aufbereitungseinheit zusätzlich aus<br />
dem Verteilungssystem und der Steuer- und Regelungseinheit.<br />
Das Verteilungssystem beginnt an der Erzeugereinheit und<br />
beinhaltet die Speicherung und das Rohrleitungssystem mit<br />
seinen diversen Ventilen, Drosseln und weiteren, den Druck beeinflussenden<br />
Komponenten. Es mündet in der Anwendung, sei<br />
es ein Druckluftwerkzeug (z. B. Schlagschrauber) oder verschiedenste<br />
Arbeitsmaschinen oder Transportsysteme. Hinweise zur<br />
Energieeffizienz in der Verteilung finden sich in Abschnitt 3.3.<br />
Die Aufrechterhaltung des Drucks wird durch die Steuer- und<br />
Regelungseinheit mithilfe diverser Messgeräte und Sensorik<br />
überwacht. Kapitel 4 geht hierauf genauer ein.<br />
Da der weit überwiegende Anteil der Kosten eines Druckluftsystems<br />
im Betrieb anfällt, gilt ein besonderes Augenmerk den<br />
Energiekosten, den Instandhaltungskosten sowie der Verfügbarkeit<br />
und damit den möglichen Produktionsausfallkosten.<br />
Die Anschaffungs- sowie die Installationskosten treten bei der<br />
Betrachtung der Lebenszykluskosten des Gesamtsystems dahinter<br />
zurück.<br />
und Antriebssysteme.“). Hinzu kommen Kühl- und Schmiervorrichtungen,<br />
Öl- und Wasserabscheider, Ansaugluftfilter sowie<br />
Mess- und Regelvorrichtungen (siehe Abbildung 2). Kompressoren<br />
werden oft als Gesamtsystem auf einem Rahmen vormontiert<br />
und sind lärm- und schwingungsgedämpft.<br />
An die Erzeugung schließen sich die Anlagen an, welche die<br />
Druckluft auf die definierte Qualität hinsichtlich der Kriterien<br />
Feuchte, Staub- und Ölgehalt behandeln. Drucklufterzeugung<br />
und Aufbereitung sind oft in einem speziellen Kompressorraum<br />
untergebracht, der auch Vorkehrungen zur Luftzufuhr und zum<br />
Wärmeabtransport enthält. Druckluftspeicher finden sich häufig<br />
in räumlicher Nähe des Kompressorraums. Hinweise zur Dimensionierung<br />
der Druckluftspeicher finden sich im Abschnitt 3.3.1.<br />
3.1 Drucklufterzeugungsanlagen.<br />
Die wesentlichen Komponenten einer Drucklufterzeugungsanlage<br />
sind der Verdichter (Kompressor) und sein Antrieb (weitere<br />
Details zu energieeffizienten Antrieben siehe „Ratgeber Motoren<br />
Abb. 2: Komponenten einer Drucklufterzeugungsanlage.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
13
Der theoretische Energiebedarf für die Verdichtung ist abhängig<br />
vom Ansaug- und Enddruck (Verdichtungsverhältnis) sowie der<br />
Art der Zustandsänderung. Die theoretisch ideale, isotherme<br />
Verdichtung erfordert den geringsten Arbeitsaufwand. Isotherm<br />
bedeutet, dass sich die Temperatur des Gases bei der Verdichtung<br />
nicht verändert. In realen Anlagen ist dies allerdings nicht<br />
möglich und es ist in jedem Fall ein Temperaturanstieg zu<br />
ver zeich nen. Bei guter Kühlung des Verdichters kann diese<br />
Temperaturänderung jedoch minimiert werden.<br />
In der Praxis sind die theoretischen Werte deshalb nicht erreichbar,<br />
weil der Verdichtungsvorgang mit Energieverlusten behaftet ist.<br />
Gute Druckluftverdichter zeichnen sich durch einen Leistungsbedarf<br />
aus, der 45 Prozent über dem theoretischen Optimum bei<br />
der adiabaten (real, mit Temperaturänderung) Verdichtung liegt.<br />
Die Verdichtungsleistung wird z. B. als spezifische Leistung in<br />
Kilowatt pro Kubikmeter Luft und Minute angegeben. Für den<br />
Standarddruckbereich (7 bis 8 bar Überdruck) sind 7,5 kW<br />
installierte Elektromotorenleistung pro Kubikmeter Druckluft<br />
pro Minute ein guter Wert. Mit zunehmender Motorengröße<br />
nimmt der spezifische Leistungsbedarf in der Regel ab.<br />
Umgekehrt können die spezifischen Angaben auch in kWh pro<br />
Kubikmeter umgerechnet werden. Bei einem Standarddruck<br />
von 7 bis 8 bar Überdruck werden ca. 7,5 kW elektrische Motorleistung<br />
benötigt, um 1 Normkubikmeter Druckluft pro Minute<br />
zu erzeugen. In einer Stunde sind dies 60 Kubikmeter bei einer<br />
Leistungsaufnahme von 7,5 kWh, d. h. für einen Normkubikmeter<br />
werden 0,125 kWh elektrische Energie eingesetzt.<br />
3.1.1 Verdichterbauarten.<br />
Für die Komprimierung der Luft steht eine Vielzahl verschiedener<br />
Verdichter (Kompressoren) zur Verfügung, die je nach<br />
Bauart für bestimmte Anwendungsfälle geeignet sind. Anhand<br />
der Parameter Druck, Luftmenge und Luftqualität kann in einer<br />
ersten Betrachtung die Vielzahl der möglichen Entscheidungskombinationen<br />
eingegrenzt werden.<br />
Grundsätzlich lassen sich die Kompressoren nach ihrem Verdichtungsprinzip<br />
in Strömungs- und Verdrängermaschinen (siehe<br />
Abbildung 4) unterteilen.<br />
Abb. 3: Spezifischer Leistungsbedarf bei der Drucklufterzeugung.<br />
Abbildung 3 zeigt, wie die Energieeffizienz der Drucklufterzeugung<br />
anhand der Einordnung des jeweiligen Arbeitspunkts der<br />
Anlage beurteilt werden kann.<br />
Abb. 4: Verdichterbauarten.<br />
14<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
Kompressoren einer Bauart können sich zusätzlich durch<br />
folgende Parameter unterscheiden:<br />
ein- oder mehrstufige Ausführung<br />
Betrieb mit oder ohne Zwischenkühlung<br />
Einsatz von Schmier- und Kühlmitteln (z. B. Wasser oder Öl)<br />
oder kühlmittelarmer/-freier Betrieb<br />
Strömungsmaschinen übertragen ihre Energie durch rotierende<br />
Laufräder auf das Gas. Sie zeichnen sich durch einen kontinuierlichen<br />
Luftstrom aus, der bei steigendem Gegendruck abnimmt.<br />
Typische Beispiele sind Turbokompressoren wie Axial- und<br />
Radialkompressoren.<br />
Verdrängermaschinen sind z. B. Hubkolben- oder Schraubenkompressoren.<br />
Sie arbeiten ähnlich wie Verdrängerpumpen,<br />
in denen das eingeschlossene Flüssigkeitsvolumen mechanisch<br />
verdrängt und in eine Umgebung mit höherem Druckniveau<br />
ausgeschoben wird. Im Gegensatz zu inkompressiblen Flüssigkeiten<br />
wird jedoch das Gas dabei komprimiert. Kompressoren<br />
nach dem Verdrängerprinzip zeichnen sich dadurch aus, dass<br />
der Luftstrom weitgehend unabhängig vom Gegendruck ist und<br />
nur durch die Frequenz des Antriebs beeinflusst wird. Sie lassen<br />
sich noch einmal unterteilen in oszillierende Kompressoren, wie<br />
z. B. Hubkolben- oder Membranverdichter, und rotierende, wie<br />
Schrauben- oder Drehkolbenkompressoren.<br />
In Abbildung 5 sind die verschiedenen Verdichterbauarten in<br />
ihren üblichen Anwendungsfeldern in Bezug auf Druckniveau<br />
und Menge der erzeugten Druckluft dargestellt. Die Energieeffizienz<br />
einer Verdichtereinheit hängt damit unmittelbar von<br />
ihrem Einsatzgebiet und der zu erzeugenden Druckluftqualität<br />
ab. Bei der Bedarfsermittlung und der anschließenden Auswahl<br />
eines Druckluftkompressors sollte darauf geachtet werden. Exemplarisch<br />
werden hierzu im Folgenden drei Kompressorarten<br />
vorgestellt, die in der Praxis häufig eingesetzt werden.<br />
bar<br />
Abb. 5: Anwendungsfelder der verschiedenen Verdichtungsbauarten.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
15
Turbokompressoren.<br />
Turbokompressoren verdichten die Luft, indem sie zunächst über<br />
schnell drehende Laufräder kinetische Energie übertragen, die<br />
dann in den Statoren durch Strömungsumlenkung in statischen<br />
Druck umgewandelt wird. Dabei kommen unterschiedliche Laufradformen,<br />
wie z. B. Radial- oder Axialläufer, zum Einsatz.<br />
Die Laufradbauform entscheidet über das Verhältnis von<br />
Volumenstrom zum Gegendruck. Radialkompressoren passen<br />
sich steigendem Gegendruck sehr stark durch eine Reduzierung<br />
des Volumenstroms an. Sie sind eine weit verbreitete Form der<br />
Turbokompressoren. Üblich sind 2- bis 4-stufige Kompressoren<br />
mit einer Wasserkühlung zwischen jeder Stufe sowie einem Nachkühler<br />
und Kondenswasserabscheider. Radialkompressoren<br />
können eine große Bandbreite von Drücken und Volumenströmen<br />
abdecken. Sie werden tendenziell eher bei Bedarf an größeren<br />
Förderströmen eingesetzt. Axiale Verdichter kommen nur bei<br />
sehr großen Luftströmen zum Einsatz, wo sie besonders effizient<br />
arbeiten. Turbokompressoren arbeiten schmiermittelfrei. Da es<br />
sich um sehr schnell drehende Maschinen handelt, ist eine sorgfältige<br />
Überwachung und fachgerechte Instandhaltung wichtig.<br />
Eine Vibrationsüberwachung auf den Wellen ist empfehlenswert.<br />
Kolbenkompressoren.<br />
Kolbenkompressoren arbeiten nach demselben Prinzip wie Fahrradpumpen.<br />
Der Kolben saugt während des Abwärtshubs Luft aus<br />
der Atmosphäre und schiebt diese beim Aufwärtshub auf die<br />
Druckseite des Kompressors. Ein Saug- und ein Druckventil regeln<br />
dabei die Flussrichtung. Für hohe Volumenströme werden Kolbenkompressoren<br />
mehrzylindrisch, für hohe Drücke mehrstufig<br />
ausgeführt. Typische Einsatzfelder sind Anlagen, bei denen nur<br />
kleine Volumenströme bei hohen Drücken gebraucht werden.<br />
Doppelt wirkende Kolbenkompressoren haben zwei Kammern.<br />
Sie saugen und komprimieren parallel bei jeder Hubrichtung.<br />
Mehrstufig und wassergekühlt werden sie in großen Anlagen<br />
eingesetzt und gehören zu den sehr effizienten Verdichtern.<br />
Sie können allerdings bei ungenügender Kapselung Lärm und<br />
Schwingungen übertragen.<br />
Schraubenkompressoren.<br />
Schraubenkompressoren schieben die Luft zwischen zwei<br />
parallelen Drehkolben entlang ihres Gewindes, wobei der zur<br />
Verfügung stehende Raum nach und nach verringert wird. Zur<br />
Schmierung und vor allem zum Wärmeabtransport wird häufig<br />
Öl oder Wasser als Kühlschmiermittel in die Luft eingespritzt.<br />
Solche einspritzgekühlten Schraubenkompressoren verdichten<br />
einstufig bis auf 15 bar und zweistufig bis auf 20 bar Höchstdruck.<br />
Bei ölfrei verdichtenden Schraubenkompressoren sind die beiden<br />
Läufer spielfrei gelagert und werden durch ein außerhalb des<br />
Kompressionsraums angebrachtes Synchrongetriebe angetrieben,<br />
damit sie sich nicht berühren. Sie arbeiten einstufig bis 3 bar und<br />
zweistufig mit Zwischenkühlung bis zu einem Druckbereich von<br />
10,5 bar.<br />
Schraubenkompressoren sind sehr weit verbreitet und für eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Druck- und Volumenstromstufen<br />
erhältlich. Sie zeichnen sich im Vergleich zu Turbokompressoren<br />
durch geringere Anschaffungs- und Wartungskosten aus.<br />
Aufgrund ihrer geringen Größe und des niedrigen Gewichts<br />
fallen bei der Installation auch verhältnismäßig geringe Kosten<br />
an. Darüber hinaus entstehen gegenüber Kolbenkompressoren<br />
geringere Lärmemissionen.<br />
16<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
3.2 Druckluftaufbereitung.<br />
Die Aufbereitung der komprimierten Luft dient der Sicherung<br />
der Produktqualität, der Schonung von Werkzeugen und Anlagen<br />
sowie der Gewährleistung von Umwelt- und Arbeitsplatzsicherheit.<br />
Luft kann eine Vielzahl von Stoffen enthalten, die ab<br />
einer gewissen Konzentration Schäden verursachen können.<br />
Typische Schadstoffe in diesem Sinne sind:<br />
Feuchtigkeit (Wasser)<br />
Öl, Staub, Keime<br />
Salzkristalle<br />
sonstige Luftschadstoffe<br />
Feuchtigkeit ist bereits in der Umgebungsluft enthalten. Da<br />
komprimierte Luft aber weniger Wasser aufnehmen kann als<br />
entspannte Luft, fällt das Wasser in Druckluftanlagen als Kondenswasser<br />
aus. Dabei kann es weitere Stäube und Schadstoffe<br />
an sich binden und eine aggressive Wirkung entfalten.<br />
Öl wird durch öleinspritzgekühlte Kompressoren in die Luft abgegeben,<br />
kann aber auch schon in der angesaugten Umgebungsluft<br />
enthalten sein.<br />
Stäube und Schadstoffe entstammen der Atmosphäre. Durch die<br />
Kompression erhöht sich ihre volumenbezogene Konzentration.<br />
Ob die Konzentration als schädlich für das System angesehen werden<br />
muss, hängt stark vom Anwendungsfall ab und sollte in jedem<br />
Fall bei der Planung einer Aufbereitungsanlage geklärt werden.<br />
Die Kosten der Druckluftaufbereitung resultieren sowohl aus<br />
dem Energieeinsatz zum Betrieb als auch aus dem Druckverlust,<br />
der beim Durchströmen der Aufbereitungskomponenten entsteht.<br />
Dieser Druckverlust muss in Form eines höheren Ausgangsdrucks<br />
an den Kompressoren ausgeglichen werden und erhöht<br />
dadurch auch die Energiekosten des gesamten Systems.<br />
Aus diesem Grunde sollte immer genau so viel Druckluftaufbereitung<br />
wie nötig und so wenig wie möglich eingesetzt werden.<br />
Benötigen einzelne Verbraucher eine bessere Druckluftqualität<br />
als die Mehrzahl, so kann es sinnvoll und kostengünstig sein, für<br />
diese erhöhten Qualitätsanforderungen eine sogenannte Endstellenaufbereitung<br />
am Verbraucher einzusetzen.<br />
3.2.1 Flüssigkeitsabscheidung.<br />
In den meisten Kompressoren wird die erzeugte Druckluft vor<br />
dem Austritt aus dem Kompressor auf eine Temperatur knapp<br />
oberhalb der Raumtemperatur abgekühlt. Durch diese Abkühlung<br />
im Nachkühler entsteht Kondensat, das neben dem bereits<br />
vorhandenen Kondensat abgeschieden wird. Der folgende<br />
Aufbereitungsschritt in einem Druckluftsystem ist die weitere<br />
Abscheidung von Kondensat in der Druckluft. Hierzu wird am<br />
Kompressoraustritt ein Zyklonabscheider oder ein Druckbehälter<br />
installiert. Der Zyklonabscheider nutzt die Massenträgheit<br />
zur Abscheidung, indem er die Luft in eine wirbelartige Drehbewegung<br />
versetzt. Bei einem Druckluftbehälter haben die<br />
Wasser tröpfchen Zeit, um zum Boden zu schweben. Beide<br />
Systeme verbessern die Leistungsfähigkeit der Druckluftaufbereitung,<br />
da erhebliche Mengen an Flüssigkeit bereits hier abgeschieden<br />
werden. Sie ersetzen aber nicht die Drucklufttrocknung,<br />
da nach diesen Abscheidern die Druckluft zu 100 Prozent<br />
mit Wasserdampf gesättigt ist und durch jede weitere Abkühlung<br />
Wasser in flüssiger Form anfallen kann.<br />
Kondensat ist umweltgefährdender Abfall, für dessen Aufbereitung<br />
der Gesetzgeber entweder die sachgerechte Entsorgung<br />
durch Fachfirmen oder die Aufbereitung vor Ort mit geeigneter<br />
Technik vorsieht.<br />
Kondensationsableiter.<br />
Das bei Verdichtung, Vorabscheidung sowie Trocknung anfallende<br />
Kondensat muss kontinuierlich aus dem Druckluftsystem<br />
entfernt werden. Bei fehlender Abführung kann das<br />
Kondensat zu starken Korrosionsschäden im Leitungsnetz<br />
sowie bei den nachgeschalteten Prozessen führen. Aus ölfreien<br />
Kompressoren stammendes Kondensat ist aufgrund der höheren<br />
Temperaturen der Verdichter geringfügig sauer, d. h. es<br />
wirkt wie eine schwache Säure. Kondensat aus öleingespritzten<br />
Kompressoren ist eher basisch.<br />
Die Aufgabe der Kondensatableitung übernehmen automatische<br />
Kondensatabscheider. Dabei gibt es verschiedene Bauarten, die<br />
sich durch die Funktionsweise und die entstehenden Betriebskosten<br />
unterscheiden:<br />
Schwimmerkondensatableiter funktionieren mechanisch.<br />
Das Kondensat sammelt sich in einem kleinen Druckbehälter.<br />
Abhängig vom Füllstand wird durch einen Schwimmer ein Ventil<br />
geöffnet und das Kondensat abgeführt. Schwimmerkondensatableiter<br />
sind kostengünstig, aber schmutzempfindlich. Ein nicht<br />
gereinigter Schwimmerableiter kann dauerhaft undicht werden<br />
und somit wie eine Leckage wirken.<br />
Zeitgesteuerte Ventile öffnen in einem einstellbaren Zeitintervall.<br />
Sie sind je nach Ausführung auch in Systemen mit hohen<br />
Drücken einsetzbar. Da das Ventil aber unabhängig vom wirklichen<br />
Kondensatanfall regelmäßig geöffnet wird, kann neben<br />
dem Kondensat auch Druckluft entweichen und ggf. hohe<br />
Druckluftverluste verursachen.<br />
Bei niveaugeregelten Ableitern (Abbildung 6) misst ein Füllstandsgrenzwert-Geber<br />
die im Kondensatableiter vorhandene<br />
Kondensatmenge. Beim Erreichen des oberen Füllstandswertes<br />
(Ni2) öffnet sich ein Ventil. Das Kondensat entweicht so lange, bis<br />
der untere Füllstand (Ni1) erreicht ist und das Ventil wieder schließt.<br />
Diese Systeme haben zwar höhere Anschaffungskosten, durch<br />
geringere Druckluftverluste reduzieren sich aber im Vergleich<br />
zu anderen Kondensatableitern die entstehenden Energiekosten.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
17
Abb. 6: Niveaugeregelter Ableiter.<br />
3.2.2 Drucklufttrocknung.<br />
Verlässt die komprimierte Luft den Kompressor, ist sie trotz Flüssigkeitsabscheidung<br />
zu 100 Prozent mit Wasserdampf gesättigt. Zur<br />
Vermeidung von Kondensatbildung im Rohrleitungssystem und<br />
an den Verbrauchern muss die Luft noch weiter getrocknet werden.<br />
In welchem Maße eine Trocknung erfolgen muss, hängt von<br />
der Druckluftanwendung ab. Luft kann in Abhängigkeit von der<br />
jeweiligen Temperatur nur einen begrenzten Anteil an Wasserdampf<br />
auf nehmen. Wird bei 100 Prozent Luftfeuchte die Temperatur<br />
re duziert, bildet sich Kondensat. Die Temperatur, bei der aus<br />
der Luft Kondensat ausfällt, wird auch Taupunkttemperatur genannt.<br />
Der Taupunkt ist die Temperatur, bei der das Luft-/Dampfgemisch<br />
mit dem jeweiligen Mischungsverhältnis gerade zu 100 Prozent<br />
gesättigt ist. In der Drucklufttechnik wird der Trocknungsgrad<br />
der Druckluft durch die Taupunkttemperaturen definiert.<br />
Abb. 7: Funktionsweise der Kältetrockner.<br />
Integrierte Wärmeübertragersysteme, die Luft-/Luft-Wärmeübertrager,<br />
Kältemittel-/Luft-Wärmeübertrager und Kondensatabscheider<br />
in einer Baukomponente vereinen, sind aufgrund<br />
niedrigerer Differenzdrücke gegenüber einer Einzelanlage<br />
energieeffizienter (siehe Abbildung 8).<br />
Im Folgenden werden die wichtigsten Trocknungsverfahren<br />
vorgestellt, die die Druckluftfeuchte auf die Anforderungen der<br />
Verbraucher einstellen.<br />
Kältetrocknung.<br />
Im Kälte-Drucklufttrockner wird die Druckluft in einem Wärmeübertragersystem<br />
gekühlt. Wasser- und Öldampf werden durch<br />
Kondensation, Öltröpfchen durch Koagulation und Koalition<br />
entzogen. Dies bedeutet, dass sich die feinen Tröpfchen und<br />
Aerosole zu größeren Tröpfchen zusammenschließen und dann<br />
zusammen mit dem Wasser aus dem System abgeleitet werden.<br />
Da die Kondensation an sogenannten Keimen beginnt, werden<br />
auch Stäube durch die Drucklufttrocknung abgeführt.<br />
Um eine hohe Energieausnutzung zu erreichen, ist die Kälte-<br />
Drucklufttrocknung in zwei Phasen unterteilt. In der ersten Phase<br />
wird die warme, einströmende Druckluft im Luft-/Luft-Wärmeübertrager<br />
durch die bereits gekühlte, austretende Druckluft<br />
gekühlt. Schon hier fallen ca. 70 Prozent des entzogenen Wasserdampfs<br />
aus. In der zweiten Phase durchströmt die Druckluft einen<br />
Kältemittel-/Luft-Wärmeübertrager. Hier wird das Kondensat<br />
weiter bis auf den geforderten Drucktaupunkt abgekühlt.<br />
Ein Kondensatabscheider ist dem Wärmeübertragersystem<br />
nachgeschaltet und trennt das Kondensat von der Druckluft<br />
(siehe Abbildung 7).<br />
Abb. 8: Wärmeübertrager mit integriertem Kondensat abscheider (Demister).<br />
Kälte-Drucklufttrockner sind in Druckluftnetzen Stand der<br />
Technik und für viele Anwendungsfälle das wirtschaftlichste<br />
Verfahren zur Trocknung der Druckluft. Mit Kältetrocknern<br />
werden Drucktaupunkte von +2 bis +3°C erreicht. Kühlt die<br />
Druckluft unter den Drucktaupunkt ab, z. B. in kalten Wintern<br />
bei außenliegenden, nicht geheizten Rohrleitungen, kann<br />
auch dann noch Kondensat bzw. sogar Eis im Netz entstehen.<br />
Adsorptionstrocknung.<br />
Adsorptionstrockner entziehen der Druckluft die mitgeführte<br />
Feuchtigkeit durch ein Trockenmittel (Adsorbens). Der Dampf<br />
lagert sich an der Oberfläche des Adsorbens an. Durch die Aufkonzentrierung<br />
geht das Wasser in den flüssigen Zustand über.<br />
Während in einem ersten Behälter die Adsorption stattfindet,<br />
erfolgt zeitgleich in einem zweiten Behälter die Regeneration,<br />
also die Trocknung des Adsorptionsmittels zur Wiederverwertung.<br />
Mit Adsorptionstrocknern werden Drucktaupunkte zwischen<br />
–20 °C und –70 °C erreicht. Für die Regeneration stehen unterschiedliche<br />
Verfahren zur Verfügung. Abhängig von der Art,<br />
wie Adsorbens und Adsorbat (die adsorbierte Flüssigkeit) wieder<br />
getrennt werden, spricht man von kalt- oder warmregenerierenden<br />
Adsorptionstrocknern.<br />
18<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
Bei der Kaltregeneration (siehe Abbildung 9) wird ein Teil der<br />
bereits getrockneten Druckluft durch das zu regenerierende<br />
Adsorbens geleitet und aus dem System abgeblasen. Dabei wird<br />
die Flüssigkeit mitgerissen. Den wegen der einfachen Technik<br />
geringen Investitionskosten für diese Aufbereitungsanlage steht<br />
ein hoher Druckluftverbrauch gegenüber. Dies hat aufgrund des<br />
höheren Leistungsbedarfs bei der Drucklufterzeugung auch<br />
höhere Investitions-, Wartungs- und Energiekosten zur Folge.<br />
Abb. 9: Kaltregeneration.<br />
Bei der Warmregeneration (siehe Abbildung 10) wird erwärmte<br />
Umgebungsluft oder erwärmte Luft aus dem Druckluftsystem<br />
durch das Adsorbens geleitet. Wird zur Erwärmung eine<br />
elektrische Heizung benutzt, können hohe Energiekosten<br />
anfallen. Eine wirtschaftlichere Alternative stellt in diesem Fall<br />
eine Wärmerückgewinnungsanlage dar, die große ohnehin<br />
anfallende Wärmemengen nutzt. Bei ölfreien Kompressoren<br />
kann auch die sehr heiße Druckluft zur Regeneration genutzt<br />
werden. Dieses Heat-of-Compression-Prinzip bietet wirtschaftliche<br />
Vorteile, wenn die Ansprüche an die Ölfreiheit und den<br />
Taupunkt hoch sind.<br />
Eine weitere Variante der Warmregeneration ist die Gebläseoder<br />
Vakuumpumpenregeneration. Hier fördert ein Gebläse<br />
Umgebungsluft durch die Heizung und das Trockenmittelbett<br />
bzw. eine hochtemperaturtaugliche Vakuumpumpe saugt die<br />
über ein Heizregister erwärmte Außenluft über dem Adsorptionsmittel<br />
ab. Nach der Heizphase wird mit Umgebungsluft und<br />
Druckluft gekühlt. Die Nutzung von Umgebungsluft zur Kühlung<br />
reduziert den Druckluftverbrauch, ist aber nur bei geringer Luftfeuchtigkeit<br />
möglich.<br />
Alle kalt oder warm regenerierten Adsorptionstrockner sind mit<br />
einer zeitabhängigen Steuerung ausgerüstet. Eine gute Ergänzung<br />
hierzu ist die beladungsabhängige Steuerung. Dabei registriert ein<br />
Sensor beim Trockneraustritt die Änderung des Drucktaupunkts<br />
und passt den Zyklus des Trockners automatisch an die Lastsituation<br />
an. Die beladungsabhängige Steuerung kompensiert mögliche<br />
Teillastsituationen und reduziert somit die Betriebskosten.<br />
Membrantrockner.<br />
Der Membrantrockner ist eine Ergänzung und Alternative zu den<br />
üblichen Kälte- und Adsorptionstrocknern und vor allem für<br />
geringere Volumenströme geeignet. Als Endstellentrockner bei<br />
kleinen Druckluftmengen, bei nicht kontinuierlichem Betrieb<br />
oder bei Anwendungen ohne elektrische Energie hat sich der<br />
Membrantrockner bewährt. Zentrales Element dieser Membrantrockner<br />
sind Polymer-Hohlfasermembranen, die Wasserdampf<br />
leicht hindurchdiffundieren lassen.<br />
Bei der Drucklufttrocknung ist immer auch ein Blick auf den mit<br />
der verwendeten Technik verbundenen Energieverbrauch nützlich.<br />
Zwar ist für die Auswahl der Trocknungstechnik zunächst<br />
der zugrundeliegende Anwendungsfall maßgeblich, es lassen<br />
sich aber z. B. durch Wärmerückgewinnungssysteme dennoch<br />
Energieeffizienzpotenziale, etwa bei der Warmregeneration,<br />
erschließen und nutzen.<br />
3.2.3 Filtration.<br />
Im Gegensatz zur Membrantrocknung, die zur Abtrennung des<br />
Wasserdampfs dient, werden bei der Filtration echte Filterstufen<br />
eingesetzt, um Verunreinigungen zu entfernen. Die Luft wird<br />
durch den Filter geleitet und die Verunreinigungen werden<br />
somit zurückgehalten. Zu den Verunreinigungen zählen hauptsächlich<br />
der Ölnebel von ölgeschmierten bzw. öleinspritzgekühlten<br />
Kompressoren sowie Stäube und Kohlenwasserstoffe<br />
aus der Umgebungsluft, die in der Druckluft in konzentrierter<br />
Form enthalten sind. Im Filter entsteht durch die Durchströmung<br />
ein Druckverlust. Zudem wird Bewegungsenergie durch Reibung<br />
in Wärmeenergie umgesetzt. Dieser Druckverlust am Filter ist<br />
vom Kompressor auszugleichen. Dabei gilt folgende Regel: Je<br />
höher der Filtrationsgrad und somit der Reinheitsgrad der Luft,<br />
desto höher der Differenzdruck. Dies führt dazu, dass im vorgeschalteten<br />
Kompressor mehr Energie aufgewendet werden muss.<br />
11 kW<br />
22 kW<br />
30 kW<br />
45 kW<br />
75 kW<br />
110 kW<br />
Abb. 10: Warmregeneration.<br />
Abb. 11: Energiekosten durch Druckabfall. Annahme: 6.000 Betriebsstunden pro Jahr,<br />
Strompreis 14 Cent/kWh.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
19
Abbildung 11 zeigt, welche Energiekosten durch den Kompressor<br />
verursacht werden, um den durch einen Filter verursachten<br />
Druckabfall auszugleichen. Für jedes bar Druckabfall wurde<br />
ein zusätzlicher Energiebedarf von 8 Prozent angesetzt. Die<br />
zusätzlichen Energiekosten können mehrere Tausend Euro pro<br />
Jahr betragen und die ursprünglichen Anschaffungs- bzw. Austauschkosten<br />
bei weitem überschreiten. Durch die Wahl eines<br />
geeigneten Filters können folglich erhebliche Energieeffizienzpotenziale<br />
gehoben werden.<br />
Dabei ist zu beachten, dass die meisten Hersteller den Differenzdruck<br />
des Filters im sogenannten unbeladenen Zustand angeben.<br />
Da das Filterelement allerdings beim Einsatz sofort benetzt,<br />
d. h. beladen wird, sollte für den Vergleich von Filtern gleicher<br />
Filtrationsklasse der benetzte Zustand herangezogen werden.<br />
Filterelemente sollten regelmäßig, das heißt mindestens ein Mal<br />
pro Jahr oder spätestens bei einem Differenzdruck von 0,35 bar,<br />
gewechselt werden. Davon ausgenommen sind Aktivkohlefilterelemente.<br />
Hier sollte eine Standzeit von 1.500 Betriebsstunden<br />
bzw. drei Monaten nicht überschritten werden. Abhängig von<br />
der Eintrittstemperatur und dem Ölgehalt der Druckluft kann die<br />
Standzeit mitunter aber auch deutlich geringer ausfallen.<br />
Zusätzlich sollte der Punkt der Betriebssicherheit eines Filters<br />
besondere Beachtung finden. Diese hängt primär von der Qualität<br />
der eingesetzten Werkstoffe, der Qualität der Herstellung<br />
und den konstruktiven Eigenschaften des Filters ab. Hier ist der<br />
individuelle Aufbau der Filter zu bewerten. Abstriche bei der<br />
Betriebssicherheit bedeuten zusätzliche Qualitäts-, Wartungssowie<br />
gegebenenfalls auch Stillstands- und Produktivitätskosten.<br />
Abb. 12: Anstieg des Druckverlusts über einen Filter während der Nutzungsdauer.<br />
Ebenfalls bedeutend ist der rechtzeitige Austausch von mit<br />
Schmutz beladenen und somit im Differenzdruck gestiegenen<br />
Filterelementen. Wie in Abbildung 12 dargestellt, steigt der Differenzdruck<br />
eines neuen Filterelements zunächst sehr langsam<br />
an. Je länger das Element in Betrieb ist, desto schneller steigt der<br />
Differenzdruck. Erfolgt kein Austausch, so können die Kosten zur<br />
Deckung des zusätzlich entstehenden Druckverlustes den Preis<br />
eines Austauschelements mitunter um ein Vielfaches übersteigen.<br />
3.3 Verteilung.<br />
Die Aufgabe der Druckluftverteilung ist es, die Druckluft ohne<br />
Beeinträchtigung von Druckniveau, Menge und Qualität zu den<br />
Verbrauchern zu leiten. Druckluftleitungen müssen demnach<br />
ausreichend dimensioniert sowie möglichst leckagefrei sein<br />
und dürfen die Qualität der Druckluft nicht verschlechtern. Da<br />
Druckluftleitungen sehr langlebig sind, lohnt sich die Investition<br />
in qualitativ hochwertige Leitungen, z. B. indem rostfreie Werkstoffe<br />
eingesetzt werden.<br />
Dokumentation des Leitungsnetzes.<br />
Druckluftnetze können, insbesondere wenn sie längere Zeit<br />
nicht energetisch optimiert wurden, beachtliche Energieeffizienz-<br />
20<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
potenziale aufweisen. Daher empfiehlt es sich, das Druckluftnetz<br />
zur Durchführung einer systematischen Optimierung zunächst<br />
ausführlich zu dokumentieren. Eine vollständige Dokumentation<br />
beinhaltet die Beschreibung der Streckenabschnitte mit<br />
Durchmesser und Längen, eine Inventarisierung der wesentlichen<br />
Armaturen, Einbauten und Luftverbraucher sowie eine<br />
Erfassung der Messwerte für Druckverluste, Leckagemengen<br />
und Luftqualitäten sowie der Druckwerte an den Arbeitsplatzanschlüssen.<br />
Die notwendigen Werte für Druckverluste und<br />
Leckagen ergeben sich aus entsprechenden Messungen innerhalb<br />
des Systems.<br />
Rohrinnen -<br />
durchmesser<br />
Druckabfall Investi tions -<br />
kosten<br />
90 mm 0,04 bar 10.000 € 175 € p. a.<br />
Energie kosten<br />
zur Kompen sation<br />
des Druck ab falls<br />
70 mm 0,2 bar 7.500 € 700 € p. a.<br />
50 mm 0,86 bar 3.000 € 3.815 € p. a.<br />
Tab. 4: Folgekosten durch zu geringe Durchmesserwahl.<br />
Zur Bewertung der möglichen Investitionskosten sind die<br />
Material- und Montagekosten der verschiedenen Rohrsysteme<br />
zu vergleichen (siehe Tabelle 4). Bei der Wahl des Rohrmaterials<br />
und des Leitungsquerschnitts sollte der individuelle Bedarfsfall<br />
mit seiner jeweiligen technischen Anforderung im Vordergrund<br />
stehen. Eine falsche Dimensionierung kann zu Mehrkosten im<br />
Betrieb führen. Die Gegenüberstellung von Betriebs- und Optimierungskosten<br />
hilft bei der wirtschaftlichen Einschätzung von<br />
geplanten Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Anforderungen an die Luftqualität.<br />
Für die Qualität der Druckluft ist neben der Art der Druckluftaufbereitung<br />
auch die Korrosionsfestigkeit des Leitungssystems<br />
entscheidend. Ölkohleablagerungen, Wasseranfall oder Rost<br />
mindern die Luftqualität gravierend.<br />
3.3.1 Speicherung.<br />
Die Hauptaufgabe von Druckluftspeichern ist die Speicherung<br />
und kurzfristige Bereitstellung von Luftmengen auf einem<br />
bestimmten Druckniveau. Durch Druckluftspeicher lässt sich die<br />
erforderliche Kompressorspitzenleistung verstetigen. Auf diese<br />
Weise kann der Leistungsbezug für die Drucklufterzeugung<br />
verringert und kostengünstiger gestaltet werden. Neben den<br />
zentralen Speichern können bei kurzzeitigen Spitzenlasten auch<br />
dezentrale Speicher direkt am Verbraucher eingesetzt werden.<br />
Druckluftspeicher sollten im Zweifel eher größer als kleiner<br />
ausgewählt werden. Der Einfluss der Speicherbehälter auf die<br />
Wirtschaftlichkeit eines Druckluftsystems ist davon abhängig,<br />
wie groß der Druckverlust zwischen dem Druckmesspunkt (Sollwert<br />
der Steuerung) und dem Ort der Druckluftspeicherung ist.<br />
Im Normalfall sollte er nicht größer als 0,1 bar sein. Zu berücksichtigen<br />
ist auch, dass in Abhängigkeit des Druckinhaltsproduktes<br />
(Druck * Volumen) unterschiedliche Prüfintervalle gemäß<br />
EU-Druckbehälterverordnung zusätzliche Kosten verursachen.<br />
Zentrale Druckluftspeicher.<br />
Der zentrale Druckluftbehälter dient in erster Linie dazu, die<br />
Schalthäufigkeit von Kompressoren zu minimieren. Dies gilt<br />
allerdings heutzutage hauptsächlich für Druckluftsysteme, in<br />
denen keine oder zu kleine drehzahlgeregelte Kompressoren<br />
eingesetzt werden. Darüber hinaus verhindert der zentrale<br />
Druckluftspeicher zu große Druckschwankungen im Druckluftsystem.<br />
Er sollte entsprechend den Berechnungsformeln<br />
in Tabelle 5 ausgewählt werden, wobei die hier berechneten<br />
Werte als Mindestgrößen zu verstehen sind.<br />
Kompressorleistung in kW<br />
7,5 30<br />
30 15<br />
111 8<br />
250 4<br />
Dezentrale Druckluftspeicher.<br />
Der dezentrale Speicher dient überwiegend dazu, Druckluftverbraucher,<br />
die schlagartig große und kurzzeitige Verbräuche haben,<br />
mit Druckluft zu versorgen und dabei einen Druckeinbruch im<br />
restlichen Druckluftsystem zu verhindern. Er muss entsprechend<br />
der Laufzeit, dem Luftverbrauch und den erlaubten Druckschwankungen<br />
des dezentralen Verbrauchers ausgewählt werden.<br />
V· · t<br />
V B =<br />
____<br />
∆ p<br />
_______<br />
V B = ˙V 1· (x · x 2 )<br />
z · ∆ p<br />
Gängiges Schaltspiel<br />
pro Stunde<br />
V B = Volumen des Druckluftbehälters (m 3 )<br />
˙V 1 = Liefermenge des schaltenden Kompressors (m 3 /h)<br />
˙V 2 = Spitzenverbrauch minus Durchschnittsverbrauch (m 3 /h)<br />
x = ˙V 2 : ˙V 1 = Auslastungsfaktor (m 3 /h)<br />
z = zulässiges Schaltspiel (1/h)<br />
∆ p = Druckdifferenz EIN/AUS (bar)<br />
z ≈ 45 für Schraubenkompressoren (Volllast, Leerlauf) ein „Daumenwert“ :<br />
(x · x 2 ) ≈ 0,25<br />
Tab. 5: Dimensionierung zentraler Druckluftspeicher.<br />
Einsatz als:<br />
Puffer bei kurzer, aber heftiger Druckluftentnahme<br />
Notaggregat bei Anlagenausfall<br />
V B = Volumen des Druckluftbehälters (m 3 )<br />
˙V = Luftverbrauch (m 3 /min)<br />
t = Zeit des Luftverbrauchs (min)<br />
∆ p = Druckdifferenz EIN/AUS (bar)<br />
Zu beachten:<br />
Kann nicht über längere Zeit den Kompressor ersetzen!<br />
Tab. 6: Dimensionierung dezentraler Druckluftspeicher entsprechend dem Einsatzzweck.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
21
3.3.2 Rohrleitung.<br />
Ein Druckluftnetz besteht aus folgenden Komponenten:<br />
Hauptleitung(en)<br />
Verteilerleitungen<br />
Anschlussleitungen<br />
Anschlüsse<br />
Hinzu kommen zentrale und dezentrale Speicher, die in der Regel<br />
der Verteilung zugerechnet werden (siehe Abschnitt 3.3.1).<br />
Leitungsabschnitt<br />
Verluste<br />
In der Hauptleitung<br />
≤ 0,03 bar<br />
In der Verteilerleitung<br />
≤ 0,03 bar<br />
In der Abschlussleitung<br />
≤ 0,04 bar<br />
In der Anschlussleitung<br />
≤ 0,03 bar<br />
Tab. 7: Typische Verluste in einem gut ausgelegten Druckluftnetz.<br />
Im Zusammenhang mit der Ermittlung von Druckverlusten ist<br />
auch die Überprüfung der Anschlussdrücke an den Arbeitsplätzen<br />
sinnvoll. Ein Werkzeug, das 6,3 bar benötigt, aber mit 7 oder 8 bar<br />
beaufschlagt wird, führt zu einem höheren Verbrauch an Luft und<br />
damit an Energie (siehe Tabelle 7).<br />
Abb. 13: Benennung der Rohrstücke im Druckluftleitungsnetz.<br />
Die Hauptleitung verbindet den Kompressor mit dem Verteilernetz.<br />
Sie sollte so dimensioniert werden, dass für zukünftige<br />
Erweiterungen Reserven vorhanden sind. Durch die Verteilerleitung(en)<br />
wird die Luft innerhalb eines Verbrauchsabschnitts<br />
verteilt. Sie können als Stich- oder Ringleitung bzw. als Ringleitung<br />
mit integrierten Stichleitungen ausgelegt werden. Es<br />
müssen genügend Kondensatableiter vorgesehen sowie auf ein<br />
Gefälle zu den Ableitern hin geachtet werden.<br />
Die Anschlussleitungen sind die Verbindungen zwischen Verteilung<br />
und Anlagenzapfstelle oder Maschinenarbeitsplatz.<br />
Die Anbindung der Anschlussleitung an die Verteilerleitung<br />
sollte nach oben weggeführt werden, um zu vermeiden, dass<br />
Kondensat mit der Luft austritt. Das Anschlusszubehör gehört<br />
oft zu den kritischen Punkten eines Druckluftsystems und bedarf<br />
großer Aufmerksamkeit. Kupplungen, Schläuche und Wartungseinheiten<br />
führen häufig wegen falscher Auslegung zu großen<br />
Energieverlusten. Darüber hinaus finden sich hier auf engem<br />
Raum viele Verbindungen, die Leckagen aufweisen können.<br />
Für alle Abschnitte sind die Druckverluste getrennt zu erfassen.<br />
Bei gut ausgelegten Druckluftnetzen kennzeichnen sich die<br />
Verluste für jeden Leitungsabschnitt wie folgt.<br />
Ein hoher Druckabfall kann auch durch zu enge Querschnitte<br />
entstehen. Bei gewachsenen Netzen ist häufig festzustellen,<br />
dass im Laufe der Zeit immer mehr Verbraucher an immer längere<br />
Hauptleitungen angeschlossen wurden, ohne dass diese den<br />
Anforderungen entsprechend neu dimensioniert wurden.<br />
Eventuell wurde sogar nur die Kompressorleistung erhöht.<br />
Nach Vorlage der Diagnose sollte eine wirtschaftlich sinnvolle<br />
Sanierung geplant werden.<br />
Fließdruck<br />
am Werkzeug<br />
(p e bar)<br />
Luft ver -<br />
brauch %<br />
Status<br />
8,0 125 Energie-<br />
7,0 111<br />
ver geudung<br />
6,3 100 optimale Leistung<br />
6,0 96 überproportionaler<br />
5,0 77<br />
Pro-<br />
duktivitäts-<br />
4,0 61<br />
rückgang<br />
3,0 44<br />
Tab. 8: Beziehung zwischen Fließdruck und Luftverbrauch.<br />
Maßnahme<br />
Regler<br />
drosseln<br />
Druck<br />
erhöhen<br />
Qualitätssicherung bei Rohrleitungen<br />
Schmutz, Rost und Wasser können zu Produktionsausfällen sowie<br />
steigenden Produktivitäts- und Wartungskosten führen. Speziell<br />
für Druckluftanwendungen entwickelte korrosions- und oxydationsfeste<br />
Rohrsysteme sorgen für eine hohe Druckluftqualität.<br />
22<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
Leckagen im Rohrleitungssystem.<br />
Bei über Jahre gewachsenen Druckluftnetzen aus unterschiedlichen<br />
Werkstoffen, verschiedenen, nicht optimalen Durchmessern,<br />
mehr oder weniger korrosionsbeständigen Materialien und<br />
unterschiedlichen Verbindungsarten kann es auch im Rohrleitungsnetz<br />
hohe Leckageraten geben. Meist sind die undichten<br />
Stellen aber an den Maschinen und Anlagen zu finden. Tabelle 9<br />
zeigt beispielhaft die anfallenden Energiekosten durch Leckagen.<br />
Lochdurchmesser<br />
in mm<br />
Luftverlust bei Energieverlust<br />
bei<br />
6 bar<br />
(l/s)<br />
12 bar<br />
(l/s)<br />
6 bar<br />
(kWh)<br />
12 bar<br />
(kWh)<br />
Kosten bei<br />
6 bar<br />
(€/a)<br />
12 bar<br />
(€/a)<br />
1 1,2 1,8 0,3 1,0 168 560<br />
3 11,1 20,8 3,1 12,7 1.763 7.112<br />
5 30,9 58,5 8,3 33,7 4.648 18.872<br />
10 123,8 235,5 33,0 132,0 18.480 73.920<br />
Tab. 9: Verluste durch Leckagen in Druckluftsystemen. Annahme: 4.000 Betriebsstunden<br />
pro Jahr, Strompreis 14 Cent/kWh.<br />
Durch Kurzzeitmessungen bei Betriebsruhe, z. B. durch Lastmessungen<br />
an den Kompressoren oder Langzeitmessungen bei der<br />
Produktion, kann die Leckagemenge ermittelt werden. Sollen nur<br />
die Leckagen im Rohrnetz ermittelt werden, so werden hierfür die<br />
Zugänge zu den Verbrauchern, Maschinen und Anlagen sowie<br />
Druckluftwerkzeugen abgesperrt. Die Leckagemenge nimmt im<br />
Gesamtsystem mit der Anzahl verschiedener, kleiner und großer<br />
Druckluftverbraucher zu.<br />
Die in jedem Druckluftsystem auftretenden Druckverluste<br />
sollten im Sinne eines energieeffizienten Betriebs so gering wie<br />
möglich sein. Individuelle Leckagen im Leitungsnetz und an den<br />
Anschlussstellen können praktischerweise bei regelmäßigen<br />
Wartungsarbeiten im Rahmen einer Instandhaltungsstrategie<br />
geprüft und beseitigt werden (siehe Kapitel 5).<br />
3.4 Wärmeanfall und Wärmerückgewinnung.<br />
Ein 18,5-kW-Kompressor erzeugt so viel Wärme, dass damit beispielsweise<br />
ein Einfamilienhaus beheizt werden könnte. Wird<br />
eine passende Wärmerückgewinnungsanlage installiert, rentiert<br />
sich diese durch die Wärmenutzung erfahrungsgemäß bereits<br />
innerhalb weniger Jahre. Bedingung für die effiziente Abwärmenutzung<br />
ist jedoch, dass die Wärme möglichst an Ort und Stelle<br />
verwendet werden kann.<br />
Die vom Verdichter erzeugte Wärmemenge ist so groß, dass sie<br />
bei fehlendem Abtransport zu einer Erhitzung der Umgebungsluft<br />
über die für den Kompressor zulässigen Betriebsbedingungen<br />
führt. Diese Wärme – und damit fast die gesamte Energie,<br />
die dem Kompressor aus dem elektrischen Leitungsnetz zugeführt<br />
wird – muss wieder abgeführt werden. Die zulässigen<br />
Temperaturen im Kompressorraum sind im VDMA-Einheitsblatt<br />
4363 festgehalten. Sie liegen zwischen +5 °C und +40 °C.<br />
Ist die Temperatur zu niedrig, besteht die Gefahr des Einfrierens<br />
der Kompressor-Sicherheitsorgane. Ist die Temperatur zu hoch,<br />
kann es zu einer Überlastung von Bauteilen kommen.<br />
Luftkühlung.<br />
Die einfachste Art der Wärmeabfuhr geschieht mittels Kühlluft.<br />
Hierbei muss dem Kompressor kalte Luft zugeführt und die erwärmte<br />
Kühlluft wieder vom Kompressor abgeführt werden. Ist<br />
diese natürliche Be- und Entlüftung, die vorwiegend bei kleinen<br />
Kompressoren Anwendung findet, nicht ausreichend, muss entweder<br />
die Zu- oder die Abluftführung durch einen Ven tilator<br />
unterstützt werden. Genügt das ebenfalls noch nicht, um den<br />
Kompressor ausreichend zu kühlen, sind Zu- und/oder Abluft<br />
über einen speziellen Kanal zu führen. Bei langen Kanälen ist zur<br />
Überbrückung von Druckverlusten im Kanal ein Zusatzventilator<br />
anzubringen. Besondere Steuerungen lassen im Winter einen<br />
Mischluftbetrieb zu. Über eine Jalousieklappe wird dabei aus<br />
dem Kompressorraum warme Luft mit der von außen angesaugten<br />
kalten Luft vermischt. Das Zuführen von Kühlluft über<br />
Kanäle von außen ist auch dann zu bevorzugen, wenn im Kompressorraum<br />
selbst keine saubere Kühlluft zur Verfügung steht.<br />
Wasserkühlung.<br />
Bei großen abzuführenden Wärmemengen, das heißt bei großen<br />
Kompressoren oder bei der Aufstellung mehrerer Kompresso ren<br />
in einem Raum, ist die Bereitstellung der erforderlichen Kühlluftmengen<br />
aufwändiger. In diesem Fall können die Maschinen<br />
über offene oder geschlossene Kühlwasserkreisläufe gekühlt<br />
werden. Frischwasser scheidet von vornherein wegen der hohen<br />
Kosten aus.<br />
Bei der Entscheidung für eine Wasserkühlung muss sichergestellt<br />
sein, dass der Kühler der Kompressoren auch für die Qualität des<br />
Kühlwassers ausgelegt ist. Aggressives Kühlwasser benötigt Kühler<br />
mit resistenten Materialien. Sowohl die Wassertemperatur als auch<br />
die Ausgestaltung und Sauberkeit des Kühlers können die Leis tung<br />
und Effizienz der Drucklufterzeugungsanlage beeinflussen.<br />
Trotz Wasserkühlung muss die im Kompressor von einzelnen<br />
Bauteilen abgestrahlte Wärme ebenfalls abgeführt werden.<br />
Hierfür wird zusätzlich noch Kühlluft benötigt.<br />
Effizienzsteigerung durch Wärmerückgewinnung.<br />
Die Wärme aus der Druckluftverdichtung lässt sich aber auch<br />
zum Heizen und für weitere Prozesse im Unternehmen nutzen.<br />
Bis zu 96 Prozent der dem Kompressor zugeführten Energie<br />
können als nutzbare Wärme zurückgewonnen werden (siehe<br />
Abbildung 14, Seite 24). Für den Einbau der Rückgewinnungsanlage<br />
fallen Anschaffungs- und Installationskosten an, die<br />
sich nach wenigen Jahren über die Energiekosteneinsparung<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
23
efinanziert haben. Danach steht die Wärme, von geringen<br />
Wartungs- und ggf. Zusatzenergiekosten abgesehen, nahezu<br />
kostenlos zur Verfügung. Produktivitäts einschränkungen oder<br />
zusätzliche Stillstands kosten sind bei fachgerechter Planung<br />
und Auslegung üblicher weise nicht zu befürchten. In der Lebenszykluskosten-Analyse<br />
kann für die zurückgewonnene Wärme<br />
eine Gutschrift in Höhe der eingesparten Heiz- bzw. Prozesswärmekosten<br />
von den Energie kosten der Druckluftanlage<br />
abgezogen werden.<br />
Kompressorleistung<br />
Nutzbare Wärmeleistung<br />
Betriebsstunden<br />
Eingesparte Heizenergie<br />
Gaseinsparung<br />
Gaskosteneinsparung<br />
Tab. 10: Beispielhafte Einsparung durch Wärmerückgewinnung.<br />
18,5 kW<br />
17,76 kW<br />
4.000 h/a<br />
71.040 kWh/a<br />
78.933 kWh/a<br />
2.368 €/a<br />
Auch bei einer vollständigen Wärmenutzung sollte nicht darauf<br />
verzichtet werden, den Druckluftverbrauch zu reduzieren bzw. den<br />
Druckluftwirkungsgrad zu erhöhen. Schließlich benötigt die<br />
Erzeugung einer Kilowattstunde Strom deutlich mehr Primärenergie<br />
als die Erzeugung einer Kilowattstunde Heizwärme.<br />
Außerdem ist Wärme aus Strom für gewöhnlich mit entsprechend<br />
höheren CO 2 -Emissionen und höheren Kosten verbunden.<br />
Direkte Nutzung der warmen Abluft.<br />
Die einfachste Art der Wärmerückgewinnung ist die Ausnutzung<br />
der Verdichterwärme als Luftheizung. Voraussetzung hierfür<br />
ist ein luftgekühlter Kompressor, über den die Kühlluft gezielt<br />
hinweggeführt wird. Die Wirtschaftlichkeit dieser Art der Wärmerückgewinnung<br />
ergibt sich aus der Ausnutzung der gesamten<br />
entstehenden Wärme sowie dem geringen apparativen<br />
Aufwand. Die erwärmte Kühlluft kann z. B. über ein Kanalsystem<br />
weitergeführt werden oder direkt in angrenzende Hallen gefördert<br />
werden. Die Wege der Warmluft sollten möglichst kurz<br />
sein, da ansonsten Druck- und Wärmever luste im Kanal auftreten.<br />
Eine Alternative stellen isolierte Kanäle dar, die aber<br />
auch höhere Investitionskosten verursachen.<br />
Nutzung von Kompressoren mit Öleinspritzung zur Heizoder<br />
Brauchwassererwärmung.<br />
Bei Schraubenkompressoren mit Öleinspritzung führt das Öl<br />
ca. 72 Prozent der zugeführten elektrischen Energie in Form<br />
von Wärme ab. Diese Energie kann zurückgewonnen werden.<br />
Hierzu wird das Öl über einen Wärmeübertrager geführt, der<br />
Heizungswasser um 50 K auf bis zu 70 °C erwärmen kann. Der<br />
Wärmeübertrager – in der Regel ein Plattenwärmeübertrager –<br />
ermöglicht eine hohe Wärmeausnutzung und kann platzsparend<br />
eingebaut werden.<br />
Zu beachten ist hierbei, dass nur dann Heizungswasser erwärmt<br />
wird, wenn der Kompressor im Lastbetrieb arbeitet. Da die Kompressoren<br />
nicht immer im Lastbetrieb laufen und somit auch nicht<br />
immer warmes Wasser abgegeben wird, bedarf es entweder einer<br />
Zusatzheizung oder entsprechend dimensionierter Wärmespeicher.<br />
Idealerweise sind Drucklufterzeugungszeiten und<br />
Wärmenutzungszeiten synchronisiert.<br />
Wird das heiße Kompressoröl zur Erwärmung von Brauchwasser<br />
eingesetzt, lässt sich ein deutlich höherer Rückgewinnungsgrad<br />
erzielen als bei der Heizwassererwärmung, da der Brauchwasserwärmebedarf<br />
über das Jahr in etwa konstant ist. Voraussetzung<br />
ist allerdings, dass entsprechend hohe Wärmemengen in Form von<br />
Brauchwasser benötigt werden. Auch Mischsysteme sind möglich.<br />
Beim direkten Einsatz des Öls zur Erwärmung des Wassers<br />
sind besondere Vorkehrungen zu treffen, damit kein Öl in den<br />
Wasserkreislauf gerät. Üblicherweise kommen Sicherheitswärmeübertrager<br />
zum Einsatz. In diesen befindet sich zwischen der<br />
Öl- und der Wasserseite eine gut wärmeleitende Sperrflüssigkeit,<br />
deren Druck sich bei einem Öldurchbruch ändert. Über einen<br />
Druckschalter wird dann ein Signal zum Ausschalten des Systems<br />
gegeben. Aufgrund des zusätzlichen Wärmedurchgangswiderstands<br />
ist die mögliche Temperaturspreizung etwas geringer als<br />
bei der Heizwassererwärmung im Plattenwärmeübertrager. Das<br />
Brauchwasser kann um ca. 35 K auf bis zu 55 °C erwärmt werden.<br />
96% nutzbare<br />
Wärmeleistung<br />
100%<br />
elektr.<br />
Energie<br />
2 % Wärmeabgabe<br />
an Umgebung<br />
2 % Restwärme<br />
Druckluft<br />
Energiepotenzial der Druckluft<br />
Umgebungswärme<br />
25 %<br />
Nutzenergie<br />
Abb. 14: Energieflüsse bei der Drucklufterzeugung. 1<br />
1<br />
Bei einem Kompressor werden 100 Prozent der zugeführten elektrischen Energie in Wärme umgewandelt. Die Nutzenergie, die bei der Entspannung der Druckluft frei wird, beträgt<br />
etwa 25 Prozent der zugeführten elektrischen Energie und resultiert aus der Absorption von Wärmeenergie aus der Umgebung. Diese Energie wird während der Entspannung der<br />
Druckluft auf Umgebungsdruck aufgenommen und nutzbar gemacht.<br />
24<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
4 Steuerung, Regelung und Überwachung.<br />
Die Bereitstellung von Druckluft ist teuer, daher muss Druckluft<br />
möglichst effizient eingesetzt werden. Dies sicherzustellen, ist<br />
die Hauptaufgabe der Steuerungs- und Regelungstechnik, die<br />
damit einen entscheidenden Teil zur Energieeffizienz eines<br />
Druckluftsystems beitragen kann.<br />
Steuer- und Regelungsvorrichtungen in einem Druckluftsystem<br />
sorgen dafür, dass die Druckluft immer in ausreichender Menge und<br />
Qualität und auf dem richtigen Druckniveau zur Verfügung steht.<br />
Übergeordnete Steuerungen können darüber hinaus den Prozess so<br />
optimieren, dass dabei möglichst geringe Kosten entstehen.<br />
Begrifflichkeiten.<br />
Eine Steuerung besitzt keine kontinuierliche Rückkopplung.<br />
Die Steuerungseingriffe werden von außen vorgegeben – entweder<br />
durch einen Bediener oder durch ein Programm, das z. B.<br />
dafür sorgt, dass in der Mittagspause ein Teil der Kompressoren<br />
ausgeschaltet wird. Ein solches Programm, etwa eine speicherprogrammierbare<br />
Steuerung oder ein Prozessleitsystem, kann auch<br />
Messwerte verarbeiten und daraus Entscheidungen für Steuerungseingriffe<br />
ableiten. Dies funktioniert in der Regel nicht durch<br />
eine einfache mathematische Funktion, sondern durch Ursache-<br />
Wirkungs-Ketten, die noch weitere Eingangsgrößen berücksichtigen<br />
und die z. B. durch logische Glieder verknüpft sind.<br />
Von einer Regelung spricht man hingegen, wenn kontinuierlich<br />
gemessen wird, inwieweit ein vorgegebener Regelwert tatsächlich<br />
erreicht ist. Liegt eine Abweichung vor, wird automatisch ein<br />
Signal für die Änderung eines Stellgliedes (z. B. Ventile, Motorleistung,<br />
eine An-/Ausschaltung) errechnet. Die Berechnung der<br />
Stellgröße erfolgt in der Regel durch mathematische Funktionen,<br />
die nur die Regelabweichung als Eingang benutzen. Durch die<br />
kontinuierliche Messung wird sofort bzw. nach einer kurzen<br />
Reaktionszeit erkannt, welche Auswirkung der Eingriff hatte und<br />
daraus abgeleitet, welcher Schritt als Nächstes nötig ist.<br />
Teilweise werden die Begrifflichkeiten vermischt. So werden<br />
Steuerungen manchmal auch als übergeordnete Regelungen<br />
bezeichnet. Bei einem Kraftfahrer hingegen spricht man in der<br />
Umgangssprache davon, dass er den Wagen steuert, obwohl er,<br />
wenn er aufmerksam ist, kontinuierlich die Auswirkungen seiner<br />
Bewegungen erfasst und korrigiert. Im strengen Wortsinn steuert<br />
ein Kraftfahrer also nicht, sondern er regelt die Fahrtrichtung<br />
und die Geschwindigkeit unter Zuhilfenahme seiner Sinnesorgane<br />
und des Tachometers als Messinstrumente. Steuerungen<br />
und Regelungen können auch miteinander verknüpft und<br />
ineinander verschachtelt sein. Bei einer Drehzahlregelung wird<br />
beispielsweise die Drehzahl durch einen Frequenzumwandler<br />
gesteuert und die durch die Drehzahländerung hervorgerufene<br />
Änderung des Drucks oder des Volumenstroms mit einem Sollwert<br />
verglichen.<br />
Bei Druckluftanlagen halten die internen Regelvorrichtungen<br />
die Menge und Qualität der Druckluft aufrecht. Die übergeordneten<br />
Steuerungen werten die aktuellen Systemzustände aus<br />
und geben vor, wie entsprechend nachgeregelt werden soll.<br />
Damit stellt die Steuerung sicher, dass das Druckluftsystem im<br />
Optimalzustand und somit möglichst energieeffizient fährt.<br />
Man unterscheidet innerhalb der Kompressorstation zwischen<br />
internen und übergeordneten Regelungen der Kompressoren.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
25
Interne Regelungen sind dafür verantwortlich, die jeweilige<br />
Kompressoreinheit an die geforderten Luftverbräuche anzupassen<br />
und dabei durch eine bestmögliche Koordination der<br />
internen Steuerungsvorgänge eine Überlastung zu verhindern.<br />
Da moderne Kompressorstationen im Normalfall aus mehreren<br />
Einzelkompressoren bestehen, besteht die Aufgabe der übergeordneten<br />
Regelung darin, die Einzelanlagen optimal auszulasten<br />
und ihren Einsatz gemäß dem tatsächlichen Luftverbrauch zu<br />
koordinieren und zu überwachen.<br />
art ist für Anlagen mit bis zu vier Kompressoren geeignet. Die<br />
Anpassungsmöglichkeiten sind jedoch begrenzt, so dass eine<br />
Optimierung nicht in dem Maße möglich ist, wie dies mit komplexeren<br />
Steuerstrategien gelingt. Ein wesentlicher Nachteil liegt<br />
in dem hohen Druck, der durch die Kaskadierung bewirkt wird.<br />
Zu hoher Druck führt zu einer Erhöhung der Energie- und<br />
Lebenszykluskosten.<br />
4.1 Übergeordnete Steuerungen.<br />
Gute, übergeordnete und verbrauchsabhängige Steuerungen<br />
koordinieren den Einsatz mehrerer Kompressoren so, dass die<br />
Lebenszykluskosten der Anlage insgesamt minimiert werden.<br />
Die Energiekosten werden z. B. dadurch reduziert, dass die<br />
Leerlaufzeiten starrer Kompressoren reduziert werden. Die<br />
Steuerung registriert zu jedem Zeitpunkt, in welchem Zustand<br />
(Last- oder Leerlauf, Aus, Drehzahlhöhe) sich die Kompressoren<br />
befinden. Anhand des Druckgradienten der Drucksensoren<br />
erkennt die Steuerung selbständig, welche Druckluftmenge<br />
benötigt wird. Dementsprechend werden dann die Kompressoren<br />
zu- und weggeschaltet. Wichtig dabei ist, dass in der Steuerungseinheit<br />
die Leistungsdaten der Kompressoren programmiert sind<br />
und eigenständig die optimale Kombination angewählt wird.<br />
Durch eine gute, übergeordnete Steuerung lassen sich bis zu<br />
20 Prozent der Energiekosten von Druckluftsystemen einsparen.<br />
Zusätzlich werden die Instandhaltungskosten dadurch optimiert,<br />
dass Lauf- und Wartungszeiten der einzelnen Kompressoren<br />
aufeinander abgestimmt werden. Der Betrieb der internen<br />
Steuerung in Bereichen hoher Regelgenauigkeit optimiert<br />
Qualitäts- und Produktivitätskosten. Vorgesehene Notbänder<br />
beim Ausfall einzelner Komponenten sorgen dafür, dass immer<br />
ausreichend Druckluft vorhanden ist.<br />
Die anfänglichen Anschaffungs- und Installationskosten hochwertiger<br />
Steuerungssysteme liegen höher als bei einfachen<br />
Steuerungen. Diese Mehrkosten werden aber durch die Reduzierung<br />
der Energiekosten schnell kompensiert. Darüber hinaus<br />
kann ein optimierter Betrieb zu einer höheren Lebensdauer der<br />
Gesamtanlage führen, so dass nach einem gleichen Betrachtungszeitraum<br />
der Restwert einer Anlage mit intelligenter<br />
Steuerung höher ist, als der einer Anlage ohne entsprechendes<br />
Steuerungssystem.<br />
Heutzutage sind übergeordnete Steuerungen mit einer Vielzahl<br />
zusätzlicher Mess-, Analyse- und Auswertesysteme kombinierbar,<br />
so dass eher von Energiecontrollingsystemen mit Druckluftspezialisierung<br />
gesprochen werden kann.<br />
Kaskadensteuerung.<br />
Die bekannteste Art zur Koordinierung mehrerer Kompressoren<br />
ist die sogenannte Kaskadensteuerung. Hierbei ist durch die<br />
übergeordnete Steuerung jedem Kompressor ein bestimmter<br />
Schaltbereich zugewiesen (siehe Abbildung 15). Diese Steuerungs-<br />
Abb. 15: Kaskadensteuerung.<br />
Druckbandsteuerung.<br />
Moderne, übergeordnete Steuerungssysteme nutzen die Möglichkeit,<br />
beliebig viele Anlagen über ein Druckband zu regeln.<br />
Die kleinste Regelungsdifferenz liegt bei 0,2 bar (siehe Abbildung<br />
16). Durch einen reduzierten maximalen Druck im Druckluftsystem<br />
können Energieverbrauch und Energiekosten gesenkt werden.<br />
Druckschwankungen bei Druckbandregelung<br />
Druckschwankungen bei Kaskadenregelung<br />
oberer Abschaltdruck<br />
Netzdruck<br />
unterer Abschaltdruck<br />
Abb. 16: Unterschiedliche Auswirkungen von Druckband- und Kaskadenregelung.<br />
Erweiterte Druckbandsteuerungen können auch verschiedene<br />
Kompressorgrößen lastabhängig auswählen und bei entsprechendem<br />
Druckluftbedarf miteinander koordinieren. Die richtige<br />
Auswahl der Kompressorgrößen verhindert, dass sogenannte<br />
Regellöcher entstehen (siehe Abbildung 17). Regellöcher können<br />
bei falscher Abstufung der Kompressoren und einer Diskrepanz<br />
zwischen geförderter Luftmenge und Druckluftbedarf entstehen.<br />
Die verschiedenen Möglichkeiten haben dabei unterschiedliche<br />
Vor- und Nachteile, z. B. hinsichtlich der Redundanz bzw. der<br />
Anpassung an unterschiedliche Druckluftverbräuche. Bei stark<br />
schwankendem Druckluftverbrauch sind Ineffizienzen oft durch<br />
Integration eines drehzahlgeregelten Kompressors auszugleichen,<br />
welcher nahezu stufenlos entlang des aktuellen Bedarfs<br />
betrieben werden und somit nachteilige und kostenintensive<br />
Zustände (Regellöcher) vermeiden kann.<br />
26<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
4.2 Diskontinuierliche Regelungen.<br />
Bei den internen Regelungsarten für Kompressoren unterscheidet<br />
man zwischen diskontinuierlichen und kontinuierlichen<br />
Regelungen. Die Volllast-Leerlauf-Aussetzregelung ist derzeit<br />
eine der am häufigsten vorkommenden Regelungen bei nicht<br />
drehzahlgeregelten Antrieben. Erreicht der Betriebsdruck die<br />
eingestellte untere Druckgrenze p min , wird der Kompressor gestartet<br />
und fördert Druckluft. Bei Erreichen von p max wird der Kompressor<br />
nicht stillgesetzt, sondern geht in Leerlaufbetrieb durch<br />
Druckentlastung. Wird während der Leerlaufzeit erneut p min erreicht,<br />
geht der Kompressor von dort wieder in Volllastbetrieb.<br />
Bei einem geringen Luftverbrauch wird nach Ablauf einer Leerlaufzeit<br />
der Kompressor in Stillstand gesetzt (siehe Abbildung 17).<br />
Abb. 17: Vollast-Leerlauf-Aussetzregelung.<br />
Die Nutzung einer Volllast-Leerlauf-Aussetzregelung hat den<br />
Vorteil einer kurzen Reaktionszeit sowie der Möglichkeit, häufig<br />
zu schalten und dabei den Motor trotzdem nicht durch An- und<br />
Abschaltvorgänge übermäßig zu belasten. Ein wesentlicher<br />
Nachteil aber sind erhöhte Energiekosten. Denn der Kompressor<br />
benötigt während des Leerlaufs Energie, ohne Druckluft zu<br />
erzeugen. Dieser Nachteil kann durch eine Leerlaufregelung<br />
mit optimierter Leerlaufzeit etwas reduziert werden. Bei dieser<br />
Variante wird die Nachlaufzeit in Abhängigkeit von den Druckschwankungen<br />
über Zeit und Motorgröße variiert und trägt<br />
damit besonders bei Grundlastmaschinen zu Einsparungen im<br />
Bereich der Leerlaufkosten bei (siehe Abbildung 18). Dies führt<br />
jedoch zu einer etwas längeren Reaktionszeit.<br />
Der Energieeinsatz für Leerlauf kann im günstigsten Fall bei ca. 20<br />
Prozent der Nennleistung liegen. Messungen ergeben häufig weit<br />
darüber liegende Werte von bis zu 50 Prozent der Nennleistung.<br />
Entsprechend gilt es, Leerlaufkosten unbedingt zu minimieren.<br />
Diskontinuierlich geregelten Anlagen ist gemein, dass sie über<br />
die Druckgrenzen p max und p min geregelt werden. Liegen bei<br />
mechanischen Druckschaltern die erforderlichen Druckgrenzen<br />
mitunter bis zu 1 bar auseinander, so sind heute mittels moderner<br />
Druckaufnehmer die Druckdifferenzen der Last- und Leerlaufschaltungen<br />
auf 0,2 bar reduzierbar. Generell gilt: je geringer die<br />
Druckdifferenz, desto genauer die Regelung und desto geringer<br />
auch der Energieverbrauch und die damit verbundenen Energiekosten.<br />
Allerdings müssen die Kompressoren für entsprechend<br />
hohe Schalthäufigkeiten ausgelegt sein.<br />
4.3 Kontinuierliche Regelungen.<br />
Drehzahlregelung.<br />
Die gängigsten Möglichkeiten, bei modernen Kompressoren die<br />
Drehzahl zu variieren, sind entweder eine Frequenzumrichtung<br />
oder eine Gleichstrommodulation. In beiden Fällen werden die<br />
Anlagen bei einer Druckgrenze p min gestartet. Die Motoren fahren<br />
dann entlang einer Kennlinie auf eine Drehzahl, die durch<br />
das Verhältnis von Ist-Druck zu Regeldruck gekennzeichnet wird.<br />
Tabelle 11 zeigt beispielhaft Einspareffekte durch eine Drehzahlregelung<br />
auf.<br />
Liegt der Luftverbrauch unterhalb des Regelbereichs der Maschine,<br />
wird je nach Folgesteuerung die Anlage in Stillstand oder<br />
Leerlauf geschaltet (siehe Abbildung 19). Die Drehzahlregelung<br />
ist eine sehr energieeffiziente Regelungsart, wenn der Kompressor<br />
bei etwa 35 bis 80 Prozent seiner Nennleistung betrieben<br />
wird. Dies resultiert aus dem spezifischen Energieeinsatz pro Kubikmeter,<br />
der im unteren und oberen Bereich der Nennleistung<br />
höher ist als bei sogenannten starren Kompressoren.<br />
Ein Vorteil der Drehzahlregelung ist die hohe Genauigkeit und<br />
die schnelle Reaktion auf sich ändernde Druckluftbedarfe.<br />
Allerdings können Rückkopplungen des Frequenzumrichters<br />
ins Stromnetz zu Störungen an Messgeräten führen. Dem kann<br />
durch Filter vorgebeugt werden. Generell sind die Anschaffungskosten<br />
drehzahlgeregelter Kompressoren etwas höher als die<br />
anders geregelter Kompressoren. Da sie sich aber durch einen<br />
energieeffizienteren Betrieb auszeichnen, gleichen sich die<br />
Mehrkosten zumeist schnell aus.<br />
Abb. 19: Variable Drehzahlregelung.<br />
Abb. 18: Vollast-Leerlauf-Aussetzregelung mit optimierter Nachlaufzeit.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
27
Für die Wirtschaftlichkeit der Regelungsart ist die Leistungskennlinie<br />
des Reglers, des Motors und des Verdichterblocks im<br />
Teillastbereich ausschlaggebend (siehe Abbildung 20).<br />
Abb. 21: Verhältnis von Liefermenge und Leistung bei der Ansaugdrosselregelung.<br />
Abb. 20: Spezifische Leistungsaufnahme eines drehzahlgeregelten Kompressors<br />
(Standarddruckbereich).<br />
Uneingeschränkte Vorteile hat die Drehzahlregelung beim Einsatz<br />
als Spitzenlastkompressor in einem System mit mehreren Kompressoren,<br />
wenn eine übergeordnete, verbrauchsabhängige Steuerung<br />
für die optimale Auslastung der Einzelkompressoren sorgt.<br />
Abblaseregelung.<br />
Als Abblaseregelung werden Regelungen bezeichnet, bei denen<br />
der Kompressor verdichtete Luft in die Atmosphäre abbläst und<br />
damit die Förderleistung an den tatsächlichen Luftverbrauch<br />
angleicht. Eingesetzt wird diese Regelungsart im Bereich von<br />
Niederdrucksystemen (z. B. Gebläsen) oder auch bei Turboverdichtern,<br />
die temporär zu viel Druckluft erzeugen.<br />
Kompressorleistung<br />
60 kW<br />
Leerlaufanteil 30 %<br />
Betriebsstunden<br />
4.000 h/a<br />
Leistungsaufnahme im Leerlaufbetrieb 25 %<br />
Stromkostenersparnis durch Drehzahlregelung<br />
2.520 €/a<br />
Tab. 11: Beispielhafte Einsparung durch Einsatz eines drehzahlgeregelten Kompressors.<br />
Annahme: Strompreis 14 Cent/kWh.<br />
Abb. 22: Abblaseregelung.<br />
Ansaugdrosselregelung.<br />
Maschinen mit Ansaugdrosselregelung sind in der Regel Kompressoren,<br />
die eine Volllast-Leerlauf-Aussetzregelung haben und<br />
mit einem zusätzlichen Regler versehen sind. Dieser wird auf<br />
einen Regeldruck eingestellt. Wird dieser Regeldruck erreicht,<br />
wird je nach Abweichung des Regeldrucks im Plus-Minus-Bereich<br />
das Einlassventil des Kompressors geschlossen oder geöffnet. Bei<br />
Verdrängerverdichtern, wie Schraubenkompressoren, führt dies<br />
zu einer Reduzierung des Volumenstroms, wodurch die Leistungsaufnahme<br />
des Kompressors nur geringfügig beeinflusst wird. Das<br />
ist der Grund für die vergleichsweise schlechte Energieeffizienz<br />
dieser Regelungsart. Wie in Abbildung 21 ersichtlich, wird z. B. bei<br />
Bereitstellung von nur 10 Prozent Druckluft noch 70 Prozent der<br />
Leistung abgerufen. Ein Vorteil der Ansaugdrosselregelung liegt in<br />
den geringen Anschaffungskosten und dem großen Regelbereich.<br />
Bei dynamischen Verdichtern wird mit dieser Regelung auch das<br />
Leistungsverhalten beeinflusst, jedoch ist dies nur in einem relativ<br />
kleinen Regelbereich möglich (siehe Abbildung 22). Diese Art<br />
der Regelung verursacht zwar nur geringe Anschaffungs-, dafür<br />
aber hohe Energiekosten bei stark schwankenden Druckluftabnahmen.<br />
Sowohl die Ansaugdrosselregelung als auch die Abblaseregelung<br />
sind durch ihre spezifischen Eigenschaften weniger energieeffizient<br />
als die Drehzahlregelung. Vor dem Hintergrund ihrer<br />
geringen Anschaffungskosten sollten für die Entscheidungsfindung<br />
auch hier wieder die Lebenszykluskosten betrachtet werden.<br />
Die Betriebskosten stellen den weitaus größten Kostenfaktor<br />
bei Druckluftsystemen dar.<br />
28<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
4.4 Überwachung.<br />
Damit die Energieeffizienz von Druckluftsystemen auch langfristig<br />
auf hohem Niveau gehalten oder sogar noch weiter<br />
gesteigert werden kann, muss die Arbeits- und Funktionsweise<br />
aller Systemkomponenten in geeigneter Weise überwacht werden.<br />
Durch Sensoren und Messsysteme kann der Istzustand von<br />
Betriebsgrößen erfasst werden. Wirkungsgradverluste, die zum<br />
Beispiel durch Bauteilverschleiß entstehen, können durch den<br />
Vergleich des Istzustands mit Systemkennzahlen frühzeitig<br />
erkannt werden.<br />
Systemkennzahlen ermöglichen es, Veränderungen an der<br />
Energieeffizienz des Druckluftsystems schneller zu erkennen<br />
und entsprechende Handlungen einzuleiten. Für die Bildung<br />
der Systemkennzahlen werden z. B. die Kosten für Kapital,<br />
Wartung, Energie sowie die Laststunden dokumentiert und zu<br />
Kennzahlen zusammengeführt. Mögliche Kennzahlen sind z. B.<br />
die spezifischen Kosten eines Kompressors (€/Volllaststunde).<br />
Nach der Optimierung des Antriebssystems geben Systemkennzahlen<br />
und deren Entwicklung Aufschluss darüber, ob die umgesetzten<br />
Energieeffizienzmaßnahmen erfolgreich waren und<br />
ob die festgelegten Ziele erreicht wurden. Besonders wirkungsvoll<br />
können solche Kennzahlen im Rahmen eines Energiemanagements<br />
erhoben und verwendet werden.<br />
Am Beispiel Pumpensysteme können methodische Ansätze zur<br />
Überwachung eines Systems im „Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.“<br />
unter Abschnitt 4.4 nachgelesen werden.<br />
5 Instandhaltung und Wartung.<br />
Instandhaltung und Wartung sind zwar keine direkten Energieeffizienzmaßnahmen,<br />
jedoch für einen störungsfreien Betrieb<br />
notwendig und für das Halten eines Energieeffizienzniveaus<br />
wichtig. Um Druckluftsysteme in einem funktionsfähigen Zustand<br />
zu erhalten, bedarf es verschiedener technischer und administrativer<br />
Maßnahmen. Es lohnt sich, die Instandhaltung systematisch<br />
anzugehen und eine vorausschauende Instandhaltungsstrategie<br />
für das Unternehmen auszuarbeiten. Nur gut gewartete<br />
Anlagen laufen in ihrem Optimum und sind somit effizient beim<br />
Leistungsbezug. Unter Instandhaltung versteht man die Kombination<br />
der nachfolgend beschriebenen Maßnahmen Wartung,<br />
Inspektion, Instandsetzung und Verbesserung.<br />
Wartung.<br />
Unter dem Begriff Wartung werden Maßnahmen zur Verzögerung<br />
des Abbaus des vorhandenen Abnutzungsvorrats verstanden.<br />
Der Praktiker versteht darunter das regelmäßige Reinigen,<br />
Schmieren, Nachstellen, Prüfen von Flüssigkeitsständen und<br />
manchmal auch den Austausch von Verschleißteilen. Darüber<br />
hinaus hat ein Hersteller in der Betriebsanleitung Angaben zu<br />
Art und Umfang von Wartungsarbeiten zu machen. Weitere<br />
Maßnahmen leiten sich aus den Ergebnissen der Inspektion ab.<br />
Inspektion.<br />
Unter Inspektion versteht man Maßnahmen zur Feststellung<br />
und Beurteilung des Istzustands der Systeme. Wichtig für die<br />
Beurteilung des Istzustands ist die Kenntnis des Sollzustands.<br />
Dazu sollten nach Auslieferung bzw. nach einer erfolgreichen<br />
Generalüberholung Referenzwerte, beispielsweise abgerufene<br />
Leistung, Temperaturen und Schwingungen im System, aufgenommen<br />
werden.<br />
Instandsetzung und Verbesserung.<br />
Unter Instandsetzung ist die Rückführung der Systeme in den voll<br />
funktionsfähigen Zustand, also in die Fähigkeit zur Erfüllung der<br />
durch den Hersteller beschriebenen bestimmungsgemäßen Verwendung,<br />
zu verstehen. Werden bei diesem Vorgang Schwachstellen<br />
beseitigt, um die Funktionssicherheit zu erhöhen, ist dies<br />
bereits eine Verbesserung. Wird dadurch jedoch die Funktion<br />
verändert, dann ist dies eine Modifikation, die eine Neubewertung<br />
der sicherheitstechnischen Aspekte erforderlich macht. Vor<br />
dem Hintergrund der hohen Energiekosten von Druckluftsystemen<br />
bedarf es gleichzeitig der Betrachtung der Energieeffizienz<br />
im System und im Rahmen der Instandsetzung entsprechender<br />
Maßnahmen.<br />
Instandhaltungsstrategien.<br />
Um einen optimalen Betrieb eines Druckluftsystems und seiner<br />
Komponenten stetig sicherzustellen, bieten sich verschiedene<br />
Instandhaltungsstrategien an. Bei der korrektiven Instandhaltung<br />
wird eine Anlage erst repariert, wenn ein Defekt sichtbar<br />
geworden ist. Die vorausbestimmte Instandhaltung ist intervallabhängig.<br />
Hierbei wird versucht, durch Austausch der Verschleißteile<br />
in vorgegebenen Zeitabständen dem übermäßigen<br />
Verschleiß zuvorzukommen. Wendet man die zustandsorientierte<br />
Instandhaltung an, geht man zustandsorientiert vor. Dies<br />
ist eine präventive Strategie, bei der die Wartungs- bzw. Instandsetzungsintervalle<br />
von Zustands- und Betriebsgrößen abgeleitet<br />
werden. Bei der Strategie der verbessernden Instandsetzung<br />
nutzt man die Instandsetzung als eine gute Gelegenheit für<br />
eine qualitative Aufwertung der betroffenen Baugruppen. Viele<br />
fortschrittliche Unternehmen haben es sich daher zur Strategie<br />
gemacht, solche Auszeiten systematisch für eine Erhöhung der<br />
Zuverlässigkeit, der Verfügbarkeit und der Energieeffizienz im<br />
System zu nutzen.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
29
6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />
Energieberatung<br />
in Industrie und Gewerbe.<br />
Der Schlüssel zum Kostensenken.<br />
Publikationen (Auswahl).<br />
Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />
der Auf deckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />
und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />
Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />
www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />
Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />
über die wichtigsten Energieeffizienztechnologien, über<br />
Beratungsmöglichkeiten sowie Wege zur Finanzierung und<br />
Förderung. Tipps und Praxisbeispiele sollen dabei vor allem<br />
Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz zu investieren.<br />
Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />
Auf 36 informativen Seiten zeigt diese kleine DIN-A5-Broschüre,<br />
was Unternehmen von einer guten Beratung erwarten<br />
können, wie sie in der Regel abläuft, wie Unternehmen<br />
einen guten Energieberater finden und worauf bei der Auswahl<br />
eines Beraters zu achten ist. Daneben informiert sie<br />
über finanzielle Fördermöglichkeiten für Unternehmen,<br />
die eine Energieberatung durchführen lassen möchten.<br />
Internetangebote (Auswahl).<br />
Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />
und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />
in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />
auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />
In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />
Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />
Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />
Förderungen bereit.<br />
Referenzprojekte-Datenbank.<br />
Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />
aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />
Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />
hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />
gute Über tragbarkeit aus.<br />
www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />
Tool Druckluft-FIT.<br />
Mithilfe von Druckluft-FIT lernt der Nutzer, wie sich in den<br />
verschiedenen Bereichen einer Druckluftversorgung von den<br />
Verbrauchern bis hin zur Drucklufterzeugung Maßnahmen<br />
zur Energieeffizienzsteigerung realisieren lassen. Praxisbeispiele<br />
und konkrete Informationen helfen, direkt online<br />
die Istkosten und mögliche Energie- und damit Kosteneinsparungen<br />
zu ermitteln.<br />
www.stromeffizienz.de/druckluft-fit<br />
30<br />
Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.
Die Initiative EnergieEffizienz.<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />
Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />
und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />
der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />
und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />
von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />
gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />
für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />
anderem technische Leitfäden zur Optimierung von Querschnitt s-<br />
technologien, Internettools zur Bewertung der Energieeffizienzpotenziale<br />
im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />
der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur.<br />
Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />
für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />
Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />
zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />
geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />
Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />
der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />
KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />
die DZ BANK AG.<br />
www.dena.de<br />
Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />
wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Impressum.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />
Chausseestraße 128 a<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />
Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />
E-Mail: info@dena.de<br />
www.dena.de<br />
Redaktion.<br />
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />
Anton Barckhausen, Carsten Grohne, Ronald Ille<br />
Layout.<br />
BBS Werbeagentur GmbH<br />
Druck.<br />
Druckhaus Rihn GmbH<br />
Stand.<br />
12/2013<br />
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />
Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />
EnergieEffizienz lohnt sich.<br />
31
Art.-Nr. 1430<br />
Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />
in Industrie und Gewerbe:<br />
kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Eine Initiative von:<br />
Gefördert durch:
Für alle Fragen zur effizienten Energienutzung<br />
im Dienstleistungssektor:<br />
kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />
www.energieeffizienz-im-service.de<br />
Eine Initiative von:<br />
Energieeffizienz steigern, Wachstumsmärkte erschließen und Nachhaltigkeit sichern.<br />
Anhang 1: Publikationen der dena.<br />
Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei der Aufdeckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />
und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />
www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />
Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />
Interpretationsleitfaden zur ISO 50001.<br />
Energieberatung<br />
in Industrie und Gewerbe.<br />
Der Schlüssel zum Kostensenken.<br />
Auf 36 informativen Seiten zeigt diese<br />
kleine DIN-A5-Broschüre, was Unternehmen<br />
von einer guten Beratung<br />
erwarten können, wie sie in der Regel<br />
abläuft, wie Unternehmen einen guten<br />
Energieberater finden und worauf bei<br />
der Auswahl eines Beraters zu achten<br />
ist. Daneben informiert sie über<br />
finanzielle Fördermöglichkeiten für<br />
Unternehmen, die eine Energieberatung<br />
durchführen lassen möchten.<br />
Energiemanagement in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Interpretationsleitfaden zur Einführung eines Energiemanagementsystems nach DIN EN 50001 oder<br />
Energiemanagement-Aktivitäten gemäß Spitzenausgleich-Effizienzsystem-Verordnung (SpaEfV).<br />
Der 20-seitige Leitfaden<br />
unterstützt Unternehmen bei<br />
der Klärung offener Fragen im<br />
Rahmen der Einführung eines<br />
Energiemanagementsystems<br />
nach DIN EN 50001 oder von<br />
Energiemanagementaktivitäten<br />
gemäß der Spitzenausgleich-<br />
Effizienzsystemverordnung<br />
(SpaEfV).<br />
<strong>Handbuch</strong> für betriebliches Energiemanagement.<br />
Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
<strong>Handbuch</strong> für betriebliches<br />
Energiemanagement.<br />
Systematisch Energiekosten senken.<br />
Das 72 Seiten umfassende <strong>Handbuch</strong><br />
zeigt, wie ein effektives Energiemanagement<br />
in Unternehmen eingeführt<br />
werden kann. Dabei werden alle<br />
relevanten Handlungsebenen im<br />
Unternehmen ausführlich angesprochen:<br />
von der Unternehmensleitung über<br />
den Energiemanager, der die Einführung<br />
eines betrieblichen Energiemanagements<br />
begleitet, bis zu den<br />
Betriebsebenen wie Controlling und<br />
Produktion. Das <strong>Handbuch</strong> greift auch<br />
Themen wie Energieberatung und<br />
Energie-Contracting auf und gibt<br />
Entscheidungshilfen zur Einbeziehung<br />
dieser Energiedienstleistungen.<br />
Komplementiert wird das Heft durch<br />
elf hilfreiche Checklisten.<br />
Die Broschüre informiert kurz und<br />
übersichtlich auf 22 Seiten über die<br />
wichtigsten Energieeffizienztechnologien,<br />
über Beratungsmöglichkeiten<br />
sowie Wege zur Finanzierung und<br />
Förderung. Tipps und Praxisbeispiele<br />
sollen dabei vor allem Entscheider<br />
motivieren, in Maßnahmen zur<br />
Steigerung der Energieeffizienz zu<br />
investieren.<br />
Flyer Energiemanagement.<br />
Green IT: Potenzial für die Zukunft.<br />
Energiemanagement.<br />
Energiekosten im Betrieb systematisch senken.<br />
Der übersichtliche Flyer veranschaulicht<br />
auf wenigen DIN-A5-Seiten die<br />
Funktionsweise, die Vorteile und die<br />
Schritte zur Einführung eines nach DIN<br />
EN ISO 50001 zertifizierten Energiemanagementsystems.<br />
Ein mit dem 1. Preis<br />
des Energy Efficiency Awards 2012<br />
ausgezeichnetes Best-Practice-Beispiel<br />
vermittelt praxisnah die Umsetzung<br />
und die positive Wirkung eines Energiemanagementsystems.<br />
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem Zustimmungsvorbehalt der dena. 02/12, Art.-Nr. 1337<br />
Green IT: Potenzial für die Zukunft.<br />
Die Broschüre bietet einen umfassenden<br />
Einstieg in das Thema Green IT<br />
sowie einen systematischen Überblick.<br />
Sie zeigt auf 32 Seiten die Potenziale<br />
von Green IT und Green through IT auf<br />
und erläutert, welche Ansätze besonders<br />
geeignet sind, um diese Energieeffizienzpotenziale<br />
zu erschließen. Die<br />
Möglichkeiten in den verschiedenen<br />
Handlungsfeldern werden anhand<br />
erfolgreich umgesetzter Praxisbeispiele<br />
vorgestellt.
le Fragen zur effizienten Energienutzung<br />
enstleistungssektor:<br />
nlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />
.stromeffizienz.de<br />
Beschaffungskriterien · Vergaberecht · Wirtschaftlichkeit.<br />
Möglichkeiten der Effizienzsteigerung und der Energieeinsparung<br />
an großen feuerungstechnischen Anlagen.<br />
<strong>Energieeffiziente</strong> Bürogeräte professionell beschaffen.<br />
<strong>Energieeffiziente</strong> Wärmeversorgungssysteme.<br />
Beschaffungsleitfaden.<br />
professionell beschaffen.<br />
Der Leitfaden richtet sich unter anderem<br />
an öffentliche und private Beschaffungsstellen<br />
und bietet konkrete Hilfestellungen<br />
für die Berücksichtigung des<br />
Qualitätskriteriums Energieeffizienz bei<br />
der Ausschreibung und Beschaffung<br />
besonders wirtschaftlicher Bürogeräte.<br />
Der Beschaffer wird vom Beschaffungsvorlauf<br />
über die Bedarfsanalyse und<br />
-feststellung bis hin zur Zuschlagserteilung<br />
begleitet. Jeder Schritt wird anhand<br />
eines konkreten Beispiels erläutert.<br />
Merkblätter für die einzelnen Gerätekategorien,<br />
wie z. B. PCs, Monitore und<br />
Kopierer, zeigen zusätzlich die Kriterien<br />
auf, die bei der Entscheidungsfindung<br />
eine Rolle spielen sollten.<br />
Energetische Modernisierung<br />
industrieller Wärmeversorgungssysteme.<br />
Die Broschüre fasst auf 36 Seiten die<br />
wichtigsten Ansätze zur energetischen<br />
Optimierung von Wärmeversorgungssystemen<br />
zusammen und zeigt, wie alle<br />
Komponenten wirkungsvoll aufeinander<br />
abgestimmt und optimiert werden<br />
können. Sie liefert außerdem kurze<br />
Projektbeschreibungen aus Unternehmen,<br />
die ihre Wärmeversorgung<br />
bereits erfolgreich modernisiert haben.<br />
Energieeffizienz im Rechenzentrum.<br />
Dämmung von Anlagen in Industrie und Gewerbe.<br />
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem Zustimmungsvorbehalt der dena. Druck: trigger.medien.gmbh, Berlin. 02/12, Art.-Nr. 1304<br />
Leistung steigern, Kosten senken:<br />
Energieeffizienz im Rechenzentrum.<br />
Ein Leitfaden für Geschäftsführer und IT-Verantwortliche.<br />
Die Broschüre zeigt die großen Energieeffizienzpotenziale,<br />
die Unternehmen<br />
in betriebseigenen Rechenzentren und<br />
Serverräumen heben können. Sie bietet<br />
dem Entscheider praxisnahe Informationen<br />
über finanzielle und technische<br />
Vorteile eines Energieeffizienzprojekts<br />
im eigenen Rechenzentrum. Von direkt<br />
umsetzbaren Sofortmaßnahmen bis<br />
hin zu langfristigen, strategischen<br />
Entscheidungen wird Schritt für Schritt<br />
der Weg zu einer verbesserten Energieeffizienz<br />
und damit zu geringeren<br />
Energiekosten beschrieben.<br />
Dämmung von Anlagen in<br />
Industrie und Gewerbe.<br />
Kosten sparen und Energieeffizienz steigern.<br />
Investitionen in die Dämmung betriebstechnischer<br />
Anlagen in Industrie und<br />
Gewerbe sind sehr wirtschaftlich und<br />
erzielen in der Regel eine Kapitalrendite<br />
von 50 Prozent. Die Wärmedämmung<br />
von Bauteilen und Rohrleitungen ist<br />
somit eine einfache, wirkungsvolle und<br />
nachhaltig kostengünstige Maßnahme,<br />
um die Energieeffizienz betriebstechnischer<br />
Anlagen zu erhöhen. Die Broschüre<br />
informiert auf 12 Seiten über die Identifizierung<br />
geeigneter Maßnahmen und<br />
stellt erfolgreiche Praxisbeispiele vor.<br />
Informationen zur Mitarbeitersensibilisierung.<br />
In Form einer Toolbox stehen fertige<br />
Plakate, Aushänge und Aufkleber aus den<br />
Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
Beleuchtung und<br />
Klimatisierung zur Verfügung. Diese<br />
können für Aktionstage und Sensibilisierungskampagnen<br />
für Energieeffizienz<br />
eingesetzt werden und zeigen,<br />
wie jeder Mitarbeiter durch einfache<br />
Maßnahmen die Energiekosten in den<br />
Verwaltungsbereichen eines Unternehmens<br />
senken kann. Die Toolbox enthält<br />
2 Plakate, 3 Aushänge, 4 Postkarten sowie<br />
2 Aufkleber.
Anhang 2: Internetangebote der dena.<br />
Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations- und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />
in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für Informations- und<br />
Beratungsangebote der Initiative EnergieEffizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu Querschnitts technologien,<br />
Beratungsmöglichkeiten und Förderungen bereit.<br />
Quickcheck Rohrleitungsdämmung.<br />
Das Online-Tool zeigt in zwei<br />
Schritten das Einsparpotenzial<br />
durch die Dämmung von<br />
Rohrleitungen in betriebstechnischen<br />
Anlagen. Neben<br />
der relativen und absoluten<br />
Energieeinsparung zeigt der<br />
Check auch, wie stark sich die<br />
Energiekosten durch die Umsetzung<br />
von Energieeffizienzmaßnahmen<br />
senken lassen.<br />
www.stromeffizienz.de/quickcheck-rohrleitungsisolierung<br />
Marktplatz <strong>Energieeffiziente</strong> Produkte.<br />
www.energieeffizienz-online.info<br />
Die Online-Plattform bringt<br />
Anbieter und Nachfrager<br />
energieeffizienter Produkte<br />
zusammen und unterstützt<br />
somit die Entwicklung des<br />
Marktes für Energieeffizienz.<br />
Der Marktplatz umfasst derzeit<br />
für Unternehmen die<br />
Produktgruppen Beleuchtung,<br />
Pumpen, Elektromotoren<br />
und Ventilatoren.<br />
Webspecial Energiemanagement.<br />
Informationsplattform zur europäischen Top-Runner-Strategie.<br />
www.webspecial-energiemanagement.de<br />
Das interaktive Webspecial<br />
zeigt anhand eines beispielhaften<br />
Unternehmens die<br />
wesentlichen Schritte im<br />
Energiemanagement. Es ist<br />
speziell auf die beteiligten<br />
Personengruppen – Geschäftsführung,<br />
Controlling, Produktionsebene,<br />
Energiemanager<br />
und Energieberater –<br />
zugeschnitten.<br />
www.top-runner.info<br />
Die Plattform bietet<br />
Stakeholdern Hintergrundinformationen<br />
zur Umsetzung<br />
der europäischen Top-<br />
Runner-Strategie (Ökodesign-Richtlinie,<br />
EU-Energielabel,<br />
EU-ENERGY STAR),<br />
d. h. der europäischen<br />
Regelung rund um Energieeffizienz<br />
von Produkten.<br />
Referenzprojekte-Datenbank.<br />
www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />
Die Datenbank präsentiert<br />
ausgezeichnete Energieeffizienz<br />
projekte aus dem Bereich<br />
Industrie und Gewerbe.<br />
Die vorgestellten Projekte<br />
zeichnen sich durch eine hohe<br />
Energieeinsparung, hervorragende<br />
Wirtschaftlichkeit und<br />
eine gute Über tragbarkeit aus.<br />
Lebenszykluskosten-Rechner Pumpen.<br />
Der Lebenszykluskostenrechner<br />
(LCC-Tool) für Pumpensysteme<br />
ermöglicht die Gegenüberstellung<br />
zweier Pumpensysteme<br />
hinsichtlich des<br />
Energieverbrauchs und der<br />
Wirtschaftlichkeit. Nach<br />
Eingabe technischer und<br />
wirtschaftlicher Daten erhält<br />
der Nutzer als Ergebnis die<br />
jeweiligen LCC-Kostenkomponenten<br />
zu den Pumpensystemen<br />
in Form einer Tabelle.<br />
www.stromeffizienz.de/lebenszykluskosten-rechner
Datenbank Energieeffizienz-Experten.<br />
Office TopTen.<br />
Die Datenbank beinhaltet<br />
eine Liste mit Energieeffizienz-Experten,<br />
die besonders<br />
für diverse Förderprogramme<br />
des Bundes (z. B. BAFA-Vor-<br />
Ort-Beratung) qualifiziert<br />
sind. Über die programmierte<br />
Umgebungssuche ist es<br />
ganz einfach, einen ge eigneten<br />
Energieberater in der<br />
Nähe zu finden.<br />
www.office-topten.de<br />
Die Datenbank unterstützt<br />
den Nutzer bei der Auswahl<br />
energieeffizienter Bürogeräte,<br />
wie beispielsweise<br />
PCs, Drucker und Kopierer.<br />
Aus mehreren Tausend Einträgen<br />
können nach eigenen<br />
Kriterien passende Geräte<br />
herausgefiltert werden.<br />
www.energie-effizienz-experten.de<br />
Tool Druckluft-FIT.<br />
Quickcheck Energiemanagement.<br />
www.stromeffizienz.de/druckluft-fit<br />
Mithilfe von Druckluft-FIT<br />
lernt der Nutzer, wie sich in<br />
den verschiedenen Bereichen<br />
einer Druckluftversorgung von<br />
den Verbrauchern bis hin zur<br />
Drucklufterzeugung Maßnahmen<br />
zur Effizienzsteigerung<br />
realisieren lassen. Praxisbeispiele<br />
und konkrete Informationen<br />
helfen, direkt online die<br />
Istkosten und mögliche<br />
Energie- und damit Kosteneinsparungen<br />
zu ermitteln.<br />
Der Quickcheck verdeutlicht<br />
durch Abfrage konkreter<br />
Parameter, wie systematisch<br />
und professionell die<br />
Energieeffizienzaktivitäten<br />
im eigenen Unternehmen<br />
sind. Das Ergebnis zeigt eine<br />
Abschätzung zum Reifegrad<br />
des unternehmenseigenen<br />
Energiemanagements und,<br />
an welchen Stellschrauben<br />
für eine Optimierung<br />
gedreht werden kann.<br />
www.stromeffizienz.de/quickcheck-energiemanagement<br />
Lotse Innenbeleuchtung.<br />
Der Lotse bietet eine systematische<br />
Unterstützung<br />
rund um die energieeffiziente<br />
Innenbeleuchtung in<br />
Bürogebäuden und industriellen<br />
Produktionshallen.<br />
Schritt für Schritt wird aufgezeigt,<br />
wie Beleuchtungsanlagen<br />
modernisiert und die<br />
Stromkosten somit deutlich<br />
gesenkt werden können.<br />
www.lotse-innenbeleuchtung.de
Anhang 3: Finanzierung und Förderung.<br />
Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz sind in der<br />
Regel wirtschaftlich hoch rentabel. Unternehmen, die in diesem<br />
Bereich investive Maßnahmen planen, sollten sich zunächst über<br />
die Kapitalbereitstellung Gedanken machen. Denn die Auswahl<br />
der geeigneten Finanzierungsart und der passenden Finanzierungsmodelle<br />
ist mitentscheidend für den Erfolg des Vorhabens.<br />
Dies gilt besonders für kleine und mittlere Unternehmen, denen<br />
oftmals das Eigenkapital für die Investitionen fehlt.<br />
Finanzierungsarten.<br />
Zur Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen stehen<br />
Unternehmen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung.<br />
Einerseits kann die Finanzierung durch Eigenkapital, andererseits<br />
auch mithilfe von Fremdkapital, wie Kreditfinanzierung,<br />
öffentliche Förderdarlehen sowie Fördermittel, oder durch<br />
Contracting erfolgen. Hier unterscheidet man zwischen Energieliefer-Contracting<br />
(Planung, Finanzierung und Betrieb von Anlagen<br />
inkl. Energielieferung) und Energiespar-Contracting<br />
(Optimierung bestehender Anlagen mit einer garantierten Reduzierung<br />
des Energieverbrauchs und der Energiekosten). Um<br />
die ideale Lösung für das geplante Vorhaben zu finden, ist es<br />
wichtig, die Wahl der Finanzierungsart genau am Bedarf und<br />
an den unternehmerischen Rahmenbedingungen auszurichten.<br />
Je nach Investitionsumfang und Nutzungsdauer eignen sich<br />
unterschiedliche Finanzierungsmodelle. Unternehmen sollten<br />
sich von Ihrer Hausbank beraten lassen und die Finanzierungsmodelle<br />
sowie deren Konditionen prüfen und mit Alternativangeboten<br />
vergleichen.<br />
Wichtige Unterlagen für das Beratungsgespräch.<br />
Je besser das Beratungsgespräch mit der Bank vorbereitet wird,<br />
desto einfacher lassen sich die passenden Finanzierungsmodelle<br />
identifizieren. Mithilfe der folgenden Unterlagen kann die Hausbank<br />
Ihrem Unternehmen ein passendes Finanzierungsangebot<br />
unterbreiten:<br />
Darstellung des Vorhabens bzw. Kurzfassung des Businessplans.<br />
Jahresabschluss.<br />
Betriebswirtschaftliche Auswertung.<br />
Finanzierungs-, Investitions-, Liquiditätsplan.<br />
Gesellschaftsvertrag.<br />
Handelsregisterauszug.<br />
Relevante Aspekte für die Beurteilung der<br />
Finanzierungsmodelle:<br />
Höhe des effektiven Jahreszinses.<br />
Höhe der monatlichen Rate.<br />
Länge der Zinsbindung.<br />
Tilgungsplan.<br />
Gesamtlaufzeit des Darlehens.<br />
Restschuld und Anschlussfinanzierung.<br />
Sondertilgungsrechte.<br />
Bereitstellungsgebühren.<br />
Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen können öffentliche<br />
Fördermittel in Form von Zuschüssen oder vergünstigten<br />
Krediten auf Bundes- und Kommunalebene in Anspruch<br />
genommen werden.<br />
Umfassende und täglich aktualisierte Informationen über alle<br />
relevanten Förderprogramme von EU, Bund, Ländern, Kommunen<br />
und Energieversorgungsunternehmen zu Energieeffizienzmaßnahmen<br />
und erneuerbaren Energien bietet der Förderkompass<br />
Energie des BINE Informationsdiensts (www.bine.<br />
info).<br />
Besonders für KMUs existieren zahlreiche Förderprogramme. So<br />
stehen von der geförderten Energieberatung über Zuschüsse zu<br />
Investitionen oder Zertifizierungskosten bis hin zu vergünstigten<br />
Krediten verschiedene Programme zur Verfügung. Eine Auswahl<br />
der wichtigsten wird im Folgenden näher erläutert.<br />
Förderprogramm „Energieberatung Mittelstand“.<br />
Im Rahmen des Programms „Energieberatung Mittelstand“<br />
werden Zuschüsse für qualifizierte und anbieterunabhängige<br />
Energieeffizienzberatungen in Unternehmen aus dem<br />
produzierenden Gewerbe gewährt.<br />
Durch die Beratung sollen Schwachstellen bei der effizienten<br />
Energieanwendung aufgezeigt und Vorschläge bzw. Maßnahmenpläne<br />
für energie- und kostensparende Verbesserungen<br />
gemacht werden.<br />
Unternehmen erhalten für eine Initialberatung einen Zuschuss<br />
in Höhe von bis zu 80 Prozent des vereinbarten Tageshonorars<br />
(bis zu einem Höchstbetrag von insgesamt 1.280 Euro). Für eine<br />
Detail beratung beträgt der Zuschuss bis zu 60 Prozent des<br />
vereinbar ten Tageshonorars (bis zu einem Höchstbetrag von<br />
insgesamt 4.800 Euro).<br />
Über den maximalen Förderzuschuss hinausgehende Honorare<br />
sowie die Mehrwertsteuer müssen vom Unternehmen getragen<br />
werden. Initial- und Detailberatung können unabhängig voneinander<br />
beantragt werden. Eine geförderte Beratung im Rahmen des<br />
Programms kann nur von Energieberatern durchgeführt werden,<br />
die in der KfW-Beraterbörse unter www.kfw-beraterboerse.de<br />
gelistet sind.<br />
Um einen Zuschuss aus dem Programm zu erhalten, müssen<br />
Antragsdaten über die Antragsplattform des Internetportals<br />
der KfW eingegeben werden. Dies bildet die Grundlage für die<br />
Antragstellung, die immer über einen Regionalpartner<br />
(z. B. Industrie- und Handelskammern) erfolgen muss. Weitere<br />
Informationen zur Antragstellung, zu Programmdetails und<br />
den Regionalpartnern finden sich unter www.kfw.de/ebm.
Förderung von Investitionen in energieeffiziente<br />
<strong>Querschnittstechnologien</strong>.<br />
Im Rahmen dieses Förderprogramms werden Unternehmen mit<br />
bis zu 500 Beschäftigten und bis zu 100 Mio. Euro Jahresumsatz<br />
mit Zuschüssen zu Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen<br />
unterstützt. Das Programm „Investitionszuschüsse zum Einsatz<br />
hocheffizienter <strong>Querschnittstechnologien</strong> im Mittelstand“ fördert<br />
den Austausch von Altanlagen gegen hocheffiziente, moderne<br />
Anlagen und die sogenannte systemische Optimierung. Beim<br />
Ersatz von Anlagen oder einer Optimierung des Systems erhalten<br />
Unternehmen zum Beispiel Investitionszuschüsse für folgende<br />
<strong>Querschnittstechnologien</strong>:<br />
Elektrische Motoren und Antriebe.<br />
Pumpen.<br />
Beleuchtungsanlagen.<br />
Raumlufttechnische Anlagen.<br />
Druckluftsysteme.<br />
Anlagen zur Wärmerückgewinnung und zur<br />
Abwärmenutzung.<br />
Dämm-Maßnahmen (nur im Rahmen einer systemischen<br />
Optimierung).<br />
Voraussetzung ist, dass die Unternehmen Investitionen mit<br />
einem Nettoinvestitionsvolumen von mindestens 2.000 Euro<br />
bei der Optimierung von Anlagen bzw. 30.000 Euro bei der<br />
systemischen Optimierung tätigen. Antragsformulare und<br />
Merkblätter stellt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />
(BAFA) zur Verfügung.<br />
Geförderte Kredite für Unternehmen.<br />
Die KfW bietet für kleine, mittlere und große Unternehmen<br />
im Rahmen ihres Energieeffizienzprogramms Kredite zu vergünstigten<br />
Konditionen für Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen<br />
an. Die Beantragung eines entsprechenden Kredits<br />
erfolgt zum Beispiel über die Hausbank des Unternehmens.<br />
Unter anderem werden Kredite für die folgenden Energieeffizienzmaßnahmen<br />
vergeben:<br />
Maschinenparks inklusive <strong>Querschnittstechnologien</strong>.<br />
Anlagentechnik inklusive Heizung, Kühlung, Beleuchtung,<br />
Lüftung und Warmwasser.<br />
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Blockheizkraftwerke.<br />
Gebäudehülle.<br />
Informations- und Kommunikationstechnik.<br />
Darüber hinaus bieten auch Institutionen auf Ebene der<br />
Bundesländer Möglichkeiten zur Unterstützung der Umsetzung<br />
von Energieeffizienzmaßnahmen. Über die genauen<br />
Konditionen informiert beispielsweise die Hausbank.<br />
Förderung von Energiemanagementsystemen.<br />
Im Rahmen des Förderprogramms unterstützt das BMWi<br />
finanziell die Zertifizierung von Energiemanagement- und<br />
Energiecontrollingsystemen sowie den Erwerb von Messtechnik<br />
und Energiemanagementsoftware.<br />
Für alle Fördergegenstände gilt:<br />
Maximalförderung in Höhe von 20.000 Euro bei<br />
Einreichung von Anträgen für mehrere Maßnahmen.<br />
Nicht antragsberechtigt sind Unternehmen, die im<br />
laufenden oder vorherigen Kalenderjahr einen Antrag<br />
auf Reduzierung der EEG-Umlage nach § 40 EEG gestellt<br />
haben und zum Nachweis einer Zertifizierung verpflichtet<br />
waren (Stromverbrauch > 10 GWh).<br />
Förderanträge können beim BAFA über das elektronische<br />
Antragsverfahren eingereicht werden.<br />
BAFA-Vor-Ort-Beratung.<br />
Das BAFA fördert im Rahmen der Richtlinie zur „Förderung der<br />
Beratung zur sparsamen und rationellen Energieverwendung<br />
in Wohngebäuden vor Ort (Vor-Ort-Beratung)“ die energetische<br />
Beratung für Gebäude, deren Fläche zu mehr als 50 Prozent zu<br />
Wohnzwecken genutzt wird. Zur Zielgruppe innerhalb der KMUs<br />
zählen somit in erster Linie kleine Gewerbebetriebe. Die Höhe<br />
des Zuschusses für eine Vor-Ort-Beratung beträgt 400 Euro für<br />
Ein- und Zweifamilienhäuser bzw. 500 Euro für Wohnhäuser mit<br />
mindestens drei Wohneinheiten. Für die Integration von Hinweisen<br />
zur Stromeinsparung wird ein zusätzlicher Bonus von<br />
50 Euro gezahlt. Darüber hinaus kann eine Förderung für die<br />
Integration von Thermografieaufnahmen (25 Euro pro Thermogramm,<br />
max. 100 Euro) gewährt werden. Beratung und Antragstellung<br />
erfolgen dabei ausschließlich durch antragsberechtigte<br />
Energieberater. Weitere Informationen stehen auf der Internetseite<br />
des BAFA unter www.bafa.de zur Verfügung.<br />
Weitere Informationen.<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Informationen zum Thema Contracting unter<br />
www.kompetenzzentrum-contracting.de<br />
Förderanträge online abrufen unter<br />
www.bafa.de<br />
Informationen zu den Förderprogrammen unter<br />
www.bmwi.de
Anhang 4.1: Energie-Contracting.<br />
Gerade um die Energieeffizienz zu steigern und die Energiekosten<br />
zu senken, kann es für ein Unternehmen wirtschaftlich<br />
sinnvoll sein, die Energie- und Medienversorgung oder ganze<br />
Anlagen einem Energiedienstleister (Contractor) zu übertragen.<br />
Der Contractor übernimmt dann Planung, Finanzierung und<br />
Betrieb von Anlagen, Lieferung von Energie und Medien, zum<br />
Beispiel Strom, Kälte, Wärme, Druckluft oder Dampf (Anlagenbzw.<br />
Energieliefer-Contracting), oder auch die Finanzierung<br />
und Umsetzung umfangreicher Energieeffizienzmaßnahmen<br />
(Energieeinspar-Contracting). Die Energie möglichst effizient<br />
bereitzustellen, liegt dann im Eigeninteresse des Contractors.<br />
Contracting wird von verschiedenen Energiedienstleistern,<br />
u. a. von Unternehmen der technischen Gebäudeausrüstung,<br />
Hochbauunternehmen mit Energiemanagementsparte, Unternehmen<br />
aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie Energieversorgungsunter<br />
nehmen und Energieagenturen, angeboten.<br />
In der DIN-Norm 8930, Teil 5, werden die Contracting-<br />
Begriffe definiert. Hier finden sich beispielsweise Erläuterungen<br />
zu Leistungskomponenten, Anwendungsbereichen,<br />
Contracting-Formen und zur Art der Vergütung.<br />
Definition Energie-Contracting:<br />
Unter Energie-Contracting versteht man eine vertraglich<br />
vereinbarte Dienstleistung zwischen einem Gebäudeoder<br />
Anlageneigentümer (Contracting-Nehmer) und<br />
einem Energiedienstleister (Contractor). Es bezeichnet<br />
die Übertragung von Aufgaben der Energie- und Nutzenergiebereitstellung<br />
oder der Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen<br />
auf den Contractor.<br />
Vorteile.<br />
Für den Kunden (Contracting-Nehmer) ist das Energie-<br />
Contracting mit folgenden Vorteilen verbunden:<br />
Konzeption, Planung und Abwicklung durch den Contractor.<br />
Keine Kapitalbindung, da die Investitionen vom<br />
Contractor übernommen werden.<br />
Pflege und Wartung der Anlage durch den Contractor.<br />
Verlagerung des Ausfallrisikos.<br />
Konzentration auf das Kerngeschäft.<br />
Beim Energieeinspar-Contracting: Reduktion des Energieverbrauchs<br />
und der Energiekosten, energieeffiziente<br />
Optimierung von Anlagen und Gebäuden.<br />
Beim Energieliefer-Contracting: Aufbau moderner Anlagen<br />
und Gebäude, Erhöhung der Betriebssicherheit und Siche -<br />
rung des Betriebsstandorts.<br />
Wann lohnt sich Contracting?<br />
Contracting lohnt sich immer dann, wenn nicht genügend<br />
Kapital für Investitionen zur Verfügung steht und zur Erschließung<br />
von Energieeinsparpotenzialen auf das Know-how<br />
und die Ressourcen eines erfahrenen Dienstleisters zurückgegriffen<br />
werden soll. Dabei sollten sich die Energiekosten<br />
einzelner, einfach auszulagernder Anlagen auf mindestens<br />
25.000 Euro beziehungsweise die Gesamtenergie kosten eines<br />
Standorts auf über 150.000 Euro pro Jahr belaufen. Das Energieeinsparpotenzial<br />
sollte zuvor noch nicht erschlossen worden<br />
sein. Wird diese Summe nicht erreicht, kann ein Zusammenschluss<br />
mehrerer Anlagen in einem Contracting-Projekt eine<br />
Lösung sein. Contracting-Projekte bieten sich insbesondere<br />
dann an, wenn bereits Handlungs bedarf besteht, das heißt,<br />
Anlagen ohnehin saniert oder erneuert werden sollen.<br />
Arbeitshilfen zur Planung und Entwicklung von Contracting-Projekten<br />
finden Sie unter www.kompetenzzentrumcontracting.de.<br />
Eine ausführliche Darstellung des typischen<br />
Projekt ablaufs ist in den Leitfäden „Energiespar-Contracting“<br />
und „Energieliefer-Contracting“ der dena zu finden.
Ausschreibung<br />
Angebot für<br />
das Contracting<br />
Vertragsverhandlung/<br />
Vertragsabschluss<br />
Feinanalyse<br />
Planung und<br />
Umsetzung<br />
Ablauf des<br />
Vertrags<br />
Abb. 1: Schritte eines Contracting-Projekts .<br />
Contracting-Projekt.<br />
Für den reibungslosen Ablauf eines Contracting-Projekts ist<br />
eine Vielzahl von Aspekten zu berücksichtigen. Ein Contracting-Projekt<br />
beginnt mit der Ausschreibung entsprechender<br />
Dienstleistungen und endet mit dem Ablauf des Vertrags. Die<br />
weiteren Schritte sind in Abbildung 1 dargestellt.<br />
Ausschreibung.<br />
Bei der Ausschreibung einer Contracting-Leistung ist darauf<br />
zu achten, dass der Contractor für die Erstellung des Angebots<br />
folgende Informationen erhält:<br />
Kostenaufstellung für die eingesetzten Energie träger.<br />
Alter der technischen Anlagen.<br />
Technische Beschreibung der Anlagen.<br />
Benötigter Leistungs- und Energiebedarf.<br />
Gewünschte Leistungen, Liefergrenzen und Schnittstellen.<br />
Angestrebte Laufzeit des Contracting-Vertrags.<br />
Mindestanforderungen (z. B. an die Prozesswärmetemperaturen).<br />
Angebot und Vertrag.<br />
Um einen guten Überblick über Kosten und Leistungen des<br />
Contracting-Projekts zu erhalten und das beste Angebot auswählen<br />
zu können, empfiehlt es sich für den Contracting-<br />
Nehmer, mehrere Angebote einzuholen. Neben einer genauen<br />
Kostenkalkulation sollte dem Angebot auch ein Vertragsentwurf<br />
beiliegen. Der gewünschte Contracting-Vertrag kann<br />
aber auch bereits der Ausschreibung entsprechender Dienstleistungen<br />
beigefügt werden.<br />
Die Bestandteile eines Contracting-Vertrags:<br />
Vertragspartner.<br />
Vertragsziel (zum Beispiel garantierte Energieeinsparung).<br />
Vertragsdauer.<br />
Regelungen der Nicht- beziehungsweise Übererreichung<br />
der Ziele.<br />
Leistungen des Contractors und des Contracting-Nehmers.<br />
Garantieverpflichtungen des Contractors.<br />
Erforderliche technische Mindeststandards.<br />
Anforderungen an die Verfügbarkeit und<br />
Versorgungssicherheit.<br />
Bedingungen der vertragskonformen Leistungserfüllung<br />
und deren Vergütung.<br />
Eigentumsrechte.<br />
Haftungsregelungen und Vorkehrungen für die<br />
Rechtsnachfolge.<br />
Regelungen für eventuell auftretende Schäden<br />
oder Betriebsstörungen.<br />
Bei der Vergabe einer Contracting-Leistung sollte der<br />
Contracting-Nehmer folgende Punkte beachten:<br />
Auswahl eines erfahrenen Contractors mit guten<br />
Referenzen.<br />
Betrachtung umgesetzter Projekte des Contractors<br />
und Befragung von Projektbeteiligten.<br />
Formulieren klarer Ziele und Bewertung der Angebote<br />
nach Erreichbarkeit der Zielsetzungen.<br />
Anpassbarkeit der Vertragslaufzeiten an die betrieblichen<br />
Erfordernisse.<br />
Technisches Konzept, geplante Energie-, Kostenund<br />
CO 2 -Minderungen.<br />
Kostentransparenz.<br />
Geringer Prüf- und Organisationsbedarf bezüglich<br />
der Vertragsumsetzung.<br />
Verhältnis von Preis und Leistung.<br />
Projektumsetzung.<br />
Nach Vertragsabschluss erhält der Contractor die Möglichkeit,<br />
die Ergebnisse der für die Angebotserstellung durchgeführten<br />
Grobanalyse in einer Feinanalyse im Detail zu überprüfen.<br />
Danach werden die Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />
realisiert. Der Contractor übernimmt dabei die Verantwortung<br />
für alle erforderlichen Schritte von der Planung<br />
über die Installation neuer Anlagen oder Anlagenkomponenten<br />
bis zur Entsorgung der entsprechenden Altanlagen. Nachdem<br />
der Contractor alle technischen Maßnahmen realisiert hat,<br />
beginnt die Hauptleistungsphase. Nun muss der Contractor je<br />
nach Vertragsmodell die Energiekosteneinsparung garantieren<br />
oder die vereinbarten Medien liefern. Während dieser Phase<br />
übernimmt er das Energie controlling und führt gegebenenfalls<br />
organisatorische Maß nahmen zur Nutzermotivation oder<br />
Schulungen durch.<br />
Die Vergütung des Contractors wird in der Regel in monatlichen<br />
Raten gezahlt. Einmal im Jahr erfolgt eine Gesamtabrechnung.<br />
Nach Ablauf der Vertragslaufzeit kann das Unternehmen mit<br />
dem bisherigen Contractor weiterarbeiten oder in ein neues<br />
Ausschreibungsverfahren eintreten.<br />
Bei komplexen Contracting-Projekten ist es sinnvoll,<br />
für die Planung sowie die Angebots- und Vertragsprüfung<br />
einen unabhängigen Berater hinzuzuziehen.
Anhang 4.2: Energieliefer-Contracting.<br />
Energieliefer-Contracting, auch Anlagen-Contracting genannt,<br />
ist die am weitesten verbreitete Art des Energie-Contractings.<br />
Darin bietet der Contractor die Lieferung von Nutzenergie<br />
(zum Beispiel Strom, Wärme oder Kälte) zu einem vertraglich<br />
vereinbarten Preis an. Er verpflichtet sich, neue Anlagen zu<br />
errichten und zu betreiben beziehungsweise bestehende Anlagen<br />
zu übernehmen und zu modernisieren, um den vertraglich<br />
vereinbarten Energiebedarf zuverlässig und sicher bereitzustellen<br />
(siehe Abbildung 2).<br />
Planung, Finanzierung, Errichtung und Betrieb der Anlagen<br />
übernimmt der Contractor auf eigenes Risiko. Die Vergütung des<br />
Dienstleisters ist beim Energieliefer-Contracting in der Regel<br />
projektbezogen und unabhängig von erwarteten Energieeinsparungen.<br />
Sie besteht üblicherweise aus einem Arbeitspreis<br />
für bezogene Energie und einem Grundpreis für die Bereitstellung<br />
der Energieanlage. Zur Anpassung an die Preisentwicklung<br />
werden Preisgleitklauseln auf Basis statistischer<br />
Indizes (zum Beispiel des Statistischen Bundesamts) vertraglich<br />
vereinbart. Aufgrund der vertraglich vereinbarten Nutzenergielieferung<br />
zu einem festgelegten Preis liegt das Nutzungsgradrisiko<br />
allein beim Contractor.<br />
Die wichtigsten Punkte zum Energieliefer-Contracting im<br />
Überblick:<br />
Bei Investitionsbedarf in die Anlage oder bei absehbaren<br />
Energieeinsparpotenzialen von über 10 Prozent ist Energieliefer-Contracting<br />
grundsätzlich lohnenswert.<br />
Ein externer Dienstleister, der Contractor, plant, baut,<br />
finanziert und betreibt auf eigenes Risiko die Energiebereitstellung<br />
und -lieferung für einen Objekteigner.<br />
Der Contracting-Nehmer belastet nicht seinen eigenen<br />
Kreditrahmen durch zusätzliche Investitionen.<br />
Die Investition refinanziert der Contractor durch die Erlöse<br />
für die Energielieferung und einen Grundpreis.<br />
Am Ende der Vertragslaufzeit kann ein neuer Vertrag abgeschlossen<br />
werden oder eine Eigentums- und Risikoübertragung<br />
auf den Contracting-Nehmer erfolgen.<br />
Die Vertragslaufzeiten, Risikoübernahmen, Erfolgsrechnungen<br />
und -beteiligungen sowie der Umfang der Maßnahmen<br />
werden frei gestaltet.<br />
Die üblichen Vertragslaufzeiten betragen 10 bis 15 Jahre.<br />
Für die Ausschreibung und Vergabe eines Energieliefer-<br />
Contractings hat die dena einen Leitfaden inklusive Mustervertrag<br />
herausgegeben. Weitere Informationen unter:<br />
www.kompetenzzentrum-contracting.de.<br />
Reduzierung von CO 2<br />
Alles aus einer Hand Planbare Kosten<br />
Contractor<br />
Planung<br />
Finanzierung<br />
Umsetzung<br />
Energieversorgungsanlage<br />
Objekteigentümer<br />
Betrieb<br />
Nutzenergie<br />
Wartung<br />
€<br />
Verbrauchsabhängige Vergütung<br />
Abb. 2: Ablauf eines Energieliefer-Contractings.
Beispiel Kälte-Contracting.<br />
Istzustand.<br />
Aufgrund einer Produktionserweiterung plant ein kunststoffverarbeitendes<br />
Unternehmen den Ausbau und die Erneuerung<br />
der Kälteanlagen. Die Höhe der Investitionen<br />
und der erhebliche Planungsaufwand sprechen dafür,<br />
einen Contractor mit der Entwicklung und Umsetzung<br />
eines flexiblen, erweiterungsfähigen Kälteversorgungskonzepts<br />
zu betrauen.<br />
Maßnahme.<br />
Planung, Finanzierung, Bau, Betrieb, Überwachung und<br />
Notdienst werden vom Contractor übernommen. In drei<br />
Ausbaustufen werden die veralteten Kühltürme der Spritzgussmaschinen<br />
durch eine Trockenkühlung ersetzt, die<br />
Werkzeugkühlung von wasser- auf luftgekühlte Schraubenkältemaschinen<br />
umgestellt und schließlich eine Anlage zur<br />
Wärmerückgewinnung installiert.<br />
Ergebnis.<br />
Die Refinanzierung der Anlage mit 3.100 kW Kälteleistung<br />
und 2.000 kW Wärmeleistung erfolgt mittels monatlicher<br />
Contracting-Raten.<br />
Foto: Kälteanlage, Quelle: Ökotec Energiemanagement GmbH<br />
Beispiel Prozessdampf-Contracting.<br />
Istzustand.<br />
Seit Februar 2007 betreibt ein Contractor ein Heizwerk zur Versorgung<br />
eines Aluminiumrecyclingwerks mit Prozessdampf.<br />
Maßnahme.<br />
Ein Contractor übernahm die Entwicklung des Versorgungskonzepts,<br />
finanzierte die gesamte Anlage, plante und überwachte<br />
den Bau. Seit der Inbetriebnahme werden alle Wartungs-<br />
und Notdienste, das Brennstoffmanagement sowie<br />
die Instand haltung vom Contracting-Unternehmen durchgeführt.<br />
Ergebnis.<br />
Der hohe Kesselwirkungsgrad von über 92 Prozent reduziert<br />
den Brennstoffeinsatz und die moderne Rauchgasreinigung<br />
sorgt für eine deutliche Unterschreitung der Emissionsgrenzwerte<br />
für Luftschadstoffe.<br />
Foto: Dampfleitungen
Anhang 4.3: Energieeinspar-Contracting.<br />
Bei dieser Art des Contractings wird eine energetische Optimierung<br />
von Anlagen, Systemen oder Liegenschaften vom Contractor<br />
übernommen (inklusive Planung, Finanzierung und Instandhaltung).<br />
Für einen bestimmten Vertragszeitraum garantiert<br />
der Contractor eine Reduzierung des Energieverbrauchs und<br />
der Energiekosten (siehe Abbildung 3). Der Contractor führt die<br />
Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur Verbesserung der<br />
Energieeffizienz beim Contracting-Nehmer durch. Er optimiert<br />
die Technik und den Betrieb von Anlagen, Systemen und/oder<br />
Gebäuden systematisch sowie gewerkeübergreifend und verknüpft<br />
diese Investition mit einer Einspargarantie.<br />
Zur Vorbereitung des Energieeinspar-Contractings sollte<br />
man sich einen Überblick über die Energiesituation im Betrieb<br />
verschaffen und die Energiekosten und Verbrauchsdaten der<br />
letzten Jahre genau ansehen. Hierfür kann es sinnvoll sein, eine<br />
externe Energieberatung in Anspruch zu nehmen (siehe „Ratgeber<br />
Energieberatung“).<br />
Nach Ausschreibung und Beauftragung erstellt der Contractor<br />
eine Feinanalyse zu den Energieverbräuchen der Anlagen, Systeme<br />
und/oder Gebäude, die optimiert werden sollen, und darauf<br />
aufbauend die Leistungsbeschreibung, die dann Bestandteil<br />
des Vertrags wird. In dieser Phase ist eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen Contracting-Nehmer und Contractor erforderlich.<br />
Bei kleineren Liegenschaften mit einfacher technischer<br />
Ausstattung kann die Detailplanung auch sofort, ohne Durchführung<br />
einer Feinanalyse, erfolgen.<br />
Die Grundlage für die Refinanzierung der Investitionen bilden<br />
die durch die Maßnahmen eingesparten Energie kosten (siehe<br />
Abbildung 4). Je nach Vertragsgestaltung teilen sich die Vertragspartner<br />
die garantierten Energieeinsparungen innerhalb<br />
der Vertragslaufzeit nach einem zuvor definierten Verhältnis.<br />
Der Contractor übernimmt für den Zeitraum des Vertrags das<br />
technische und wirtschaftliche Risiko. Dafür nutzt er Energiecontrollingsysteme,<br />
die er in der Regel im Rahmen der Maßnahmenumsetzung<br />
implementiert. Der Contracting-Nehmer<br />
wird von Wartung und Instandsetzung entlastet. Er muss lediglich<br />
die Erfüllung der Zielsetzungen kontrollieren. Dazu ist ein<br />
klarer Leistungsnachweis- und Abrechnungsmodus zu vereinbaren.<br />
Bei der Umsetzung von Maßnahmen, bei denen das Verhalten<br />
der Mitarbeiter relevant ist, sollte der Contractor auch<br />
Mitarbeiterschulungen durchführen.<br />
Reduzierung von CO 2<br />
Alles aus einer Hand Einsparung<br />
Contractor<br />
Planung<br />
Finanzierung<br />
Beteiligung an<br />
eingesparten<br />
Entlastung<br />
Energiekosten<br />
Objekteigentümer<br />
Haushalt<br />
€ €<br />
Umsetzung<br />
Betrieb<br />
Umfassende<br />
Energieeffizienzmaßnahmen<br />
Objekt inklusive Anlagentechnik<br />
Abb. 3: Ablauf eines Energieeinspar-Contractings.
Die wichtigsten Punkte zum Energieeinspar-Contracting<br />
im Überblick:<br />
Ab Einsparpotenzialen von 15 Prozent lohnenswert.<br />
Ein externer Dienstleister, der Contractor, plant, realisiert<br />
und finanziert auf eigenes Risiko eine Energieeinsparmaßnahme<br />
für einen Objekteigner.<br />
Der Contractor führt ganzheitliche Untersuchungen der Anlagen,<br />
Systeme und/oder Gebäude durch. Meist ist der Auftraggeber<br />
bereits im ersten Jahr der Garantiephase an der Einsparung<br />
beteiligt und erhält eine Budgetentlastung.<br />
Die Investition refinanziert der Contractor durch die erzielte<br />
Energiekosteneinsparung.<br />
Energiekosten<br />
Kostenreduktion beim Auftraggeber<br />
Vergütung Contractor<br />
Von zusätzlichen Energiekosteneinsparungen über den vereinbarten<br />
Mindestwert hinaus profitieren beide Vertragspartner.<br />
Die eingebauten energieeffizienten Technologien gehen mit<br />
der Abnahme sofort in das Eigentum des Contracting-Nehmers<br />
über. Eine vollständige Risikoübernahme erfolgt am<br />
Ende der Vertragslaufzeit.<br />
Die Vertragslaufzeiten, Risikoübernahmen, Erfolgsrechnungen<br />
und -beteiligungen sowie der Umfang der Maßnahmen<br />
werden frei gestaltet.<br />
Die Vertragslaufzeit hängt von der Amortisationsdauer<br />
der erforderlichen Investitionen ab und beträgt in der<br />
Regel sieben bis zwölf Jahre.<br />
Energiekosten<br />
Vertragsbeginn<br />
Hauptleistungsphase<br />
Vertragsende<br />
Zeit<br />
Die dena bietet mit dem Leitfaden Energiespar-Contracting<br />
und dem zugehörigen Mustervertrag einen anerkann ten<br />
Standard für die Ausschreibung und Vergabe eines Energieeinspar-Contractings.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.kompetenzzentrum-contracting.de.<br />
Abb. 4: Dynamische Entwicklung des Kostenverlaufs beim Energieeinspar-Contracting.<br />
Beispiel Energieeinspar-Contracting.<br />
Istzustand.<br />
Zur Verbesserung der Energieeffizienz und der Betriebssicherheit<br />
des Produktionsstandorts beauftragt ein<br />
Pharmaunter nehmen einen Contractor damit, das<br />
gesamte Produktions gebäude energetisch zu sanieren.<br />
Maßnahme.<br />
Im Rahmen eines Energieeinspar-Contracting-Vertrags<br />
wurden die betrieblichen Lüftungsanlagen optimiert,<br />
die Wärmeträger ölkessel mit einem System zur Wärmerückgewinnung<br />
ausgestattet, die Warm wasserbereitung<br />
saniert und die Gebäudeleittechnik angepasst.<br />
Ergebnis.<br />
Die im Fallbeispiel erforderlichen Investitionen von<br />
1,2 Millionen Euro wurden zu 100 Prozent vom Contractor<br />
getragen. Vereinbart wurden eine Vertragslaufzeit von<br />
sechs Jahren und eine garantierte Energiekosteneinsparung<br />
von 26,5 Prozent (= 230.000 Euro pro Jahr).<br />
Die durchgeführten Maßnahmen führten zu einer<br />
Energieeinsparung von rund 80 GWh und einer<br />
CO 2 -Einsparung von 1.300 Tonnen pro Jahr.
Anhang 5: Lebenszykluskosten am Beispiel Pumpen.<br />
Bei der Frage: „Was kostet diese Pumpe?“, denken viele Menschen<br />
zunächst an den Einkaufspreis für das entsprechende<br />
Produkt. Dieser Umstand trifft zwar im Prinzip auf alle Maschinen<br />
zu – bei Pumpen sind aber die Folgekosten im Vergleich<br />
zum Einkaufspreis überdurchschnittlich hoch. Pumpen sind als<br />
standardisierte Maschinen im Einstandspreis oft relativ günstig,<br />
verursachen aber aufgrund ihrer bisweilen besonders langen<br />
Laufzeiten während ihres Betriebs weitere Kosten, wie z. B. die<br />
Energie- und Instandhaltungskosten, die oftmals nicht ausreichend<br />
berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass sie als Herzstück<br />
einer Anlage bei einem Defekt die gesamte Produktion zum<br />
Stillstand bringen können. Der Zuverlässigkeit kommt also unter<br />
Kostengesichtspunkten ein ganz besonderer Stellenwert zu.<br />
Nicht alle Kosten werden allein durch das Pumpenaggregat<br />
bestimmt. Vielmehr kommt es auf eine genaue Abstimmung<br />
und Optimierung aller Komponenten im System an. Die Einflüsse<br />
der verschiedenen Parameter auf die einzelnen Kostenarten<br />
sind so komplex, dass dass es ohne eine systematische Herangehensweise<br />
schwierig ist, das Optimum zu finden. Eine mögliche<br />
Systematik bietet die in den USA entwickelte Methode der<br />
Lebenszykluskosten-Analyse. Dabei können für Pumpen beispielsweise<br />
folgende Kostenblöcke in die Berechnung einbezogen<br />
werden:<br />
investment costs Cic<br />
installation costs Cin<br />
energy costs Ce<br />
Investitionskosten<br />
Installationskosten<br />
Energiekosten<br />
Je nach Anwendungsfall kann es sinnvoll sein, noch weitere<br />
Kostenblöcke zu definieren. Bei Produktionsanlagen in der<br />
Chemie-, Pharma- oder Lebensmittelindustrie empfiehlt es sich,<br />
z. B. den Kostenblock der Qualitätskosten (quality costs Cqu)<br />
hinzuzufügen.<br />
Bei der Planung des Pumpensystems sollte zunächst überschlägig<br />
berechnet werden, welche dieser Kostenblöcke von der Größe<br />
her relevant sind und durch mögliche Auslegungsalternativen<br />
beeinflusst werden können. Wichtig ist, dass beim Vergleich<br />
verschiedener Systeme immer die gleichen Kostenarten betrachtet<br />
und nach der gleichen Methodik sowie mit demselben<br />
Leistungsumfang berechnet werden. Die Lebenszykluskosten<br />
(LCC) ergeben sich dann als Summe der diskontierten Gegenwartswerte<br />
aller ausgewählten Kostenarten.<br />
LCC = Cic + Cin + Ce + Co + Cm + Cs + Cenv + Ccip + Cqu + Cd<br />
Die Kostenblöcke können zu übergeordneten Blöcken (Investitions-<br />
und Installationskosten, Energiekosten sowie Betriebs-,<br />
Wartungs- und Instandhaltungskosten) zusammengefasst<br />
werden. Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft die Verteilung<br />
der Kostenarten. Sie verdeutlicht, dass die Energiekosten<br />
im Laufe des Betriebs der Anlage den größten Anteil an den<br />
Gesamtkosten verursachen. Eine Optimierung, wie z. B. durch<br />
geeignete Energieeffizienzmaßnahmen, führt somit zu einer<br />
erheblichen Kosteneinsparung.<br />
operation costs Co<br />
Bedienungskosten<br />
maintenance costs Cm<br />
downtime costs Cs<br />
environmental costs Cenv<br />
Instandhaltungskosten<br />
Produktionsausfallkosten<br />
Umweltschutzkosten<br />
5 %<br />
10 %<br />
disposal costs Cd<br />
Außerbetriebnahmekosten<br />
cleaning-in-place costs Ccip<br />
Reinigungskosten<br />
85 %<br />
Investitions- und Installationskosten<br />
Betriebs-, Wartungs- und Instandhaltungskosten<br />
Energiekosten<br />
Abb. 5: Beispielhafte Verteilung der Lebenszykluskosten.
Kostenarten und Einflussfaktoren.<br />
Cd<br />
Cic<br />
Der gewählte Rohrleitungsdurchmesser hat einen entscheidenden<br />
Einfluss auf die Investitionskosten. Die Kosten für Rohrmaterial<br />
und Armaturen steigen mit dem Durchmesser. Auf<br />
der anderen Seite sinkt mit zunehmendem Durchmesser der<br />
Leistungsbedarf der Pumpe, sodass diese preiswerter wird,<br />
genauso wie der dazugehörige Motor und die Leistungs elektronik.<br />
Ccip<br />
Cqu<br />
LCC<br />
Cin<br />
Ce<br />
Ein anderer wesentlicher Punkt ist die Qualität der ausgewählten<br />
Werkstoffe. Geringe Rauigkeit, korrosionsbeständiges und<br />
verschleißarmes Material sowie hochwertige Komponenten,<br />
die bei den anderen Kostenblöcken zu deutlichen Reduzierungen<br />
führen, müssen bei den Investitionskosten durch einen in<br />
der Regel höheren Einkaufspreis berücksichtigt werden.<br />
Cic<br />
Cin<br />
Ce<br />
Co<br />
Cm<br />
Cenv<br />
Cs<br />
investment costs<br />
Investitionskosten<br />
installation costs<br />
Installationskosten<br />
energy costs<br />
Energiekosten<br />
operation costs<br />
Bedienungskosten<br />
maintenance costs<br />
Instandhaltungskosten<br />
Investitionskosten Cic.<br />
Zu den Investitions- bzw. Anschaffungskosten werden in der<br />
Regel nur die Einkaufskosten gezählt, die vor der Inbetriebnahme<br />
des Systems anfallen. Diese umfassen die Einkaufskosten für die<br />
einzelnen Komponenten und möglicherweise eine Erstausstattung<br />
an Ersatzteilen. Dazu kommen noch die Planungskosten,<br />
die Kosten des Einkaufsprozesses und eventuell notwendige<br />
Qualifizierungsmaßnahmen für das Personal. Gegebenenfalls<br />
müssen noch die Kosten für Hilfsdienste sowie die Anschaffungskosten<br />
für die Überwachungs- und Prozessleittechnik hinzugerechnet<br />
werden. Die Grenzen sollten hier pragmatisch gezogen<br />
werden, sodass nur die Faktoren hinzugezählt werden, die<br />
bei den zu vergleichenden Alternativen tatsächlich variieren.<br />
Wichtig ist aber, dass die Systematik in allen Fällen gleich bleibt.<br />
Eine detailliertere Aufschlüsselung der Anschaffungskosten<br />
findet sich im VDMA-Einheitsblatt 34160 „Prognosemodell<br />
für die Lebenszykluskosten von Maschinen und Anlagen“.<br />
Cs<br />
Cenv<br />
Ccip<br />
Cqu<br />
Cm<br />
Co<br />
downtime costs<br />
Produktionsausfallkosten<br />
environmental costs<br />
Umweltkosten<br />
cleaning-in-place costs<br />
Reinigungskosten<br />
quality costs<br />
Qualitätskosten<br />
disposal costs Außerbetriebnahmekosten<br />
Abb. 6: Elemente der Lebenszykluskosten von energieverbrauchenden Produkten.<br />
Cd<br />
Bezüglich der Sicherheit und Zuverlässigkeit gibt es verschiedene<br />
Planungsalternativen, wie redundante Systeme oder<br />
Überwach ungsvorrichtungen und vorbeugende Instandhaltung,<br />
deren Investitionskosten in verschiedenen Lebenszykluskosten-Analysen<br />
verglichen werden müssen. Weitere Informationen<br />
hierzu finden sich in den Abschnitten „Sicherheit<br />
und Zuverlässigkeit“, „Wartung und Instandhaltung“ sowie<br />
„Überwachung und Diagnose“.<br />
Installationskosten Cin.<br />
Zu den Installationskosten zählen die Kosten für Montage und<br />
Inbetriebnahme der Gesamtanlage bzw. der auszutauschen den<br />
Komponenten in einer bestehenden Anlage. Wenn für die Installation<br />
Fremdleistungen hinzugezogen werden, ist besonders<br />
darauf zu achten, dass für die verschiedenen Alternativen die<br />
Vergleichsbasis übereinstimmt. Der Umfang der externen und<br />
internen Leistungen sollte bei den zu vergleichenden Alternativen<br />
gleich angesetzt werden, es sei denn, technische Details<br />
machen bei einer Anlage eine Fremd installation notwendig,<br />
während das bei der Auslegungs alternative nicht der Fall ist.<br />
Wenn in einem Fall eine Fremd firma installiert und im anderen<br />
Fall nicht, muss ein sinnvoller Stundensatz für die Eigenleistungen<br />
gewählt oder abgeschätzt werden, damit die Lebenszykluskosten-Analyse<br />
nicht verfälscht wird. Eine detaillierte Aufschlüsselung<br />
der Installations- und Inbetriebnahmekosten für<br />
Maschinen und Anlagen im Allgemeinen findet sich im VDMA-<br />
Einheitsblatt 34160 „Prognosemodell für die Lebenszykluskosten<br />
von Maschinen und Anlagen“.<br />
Energiekosten Ce.<br />
Die Energiekosten sind oftmals der größte Ausgabenposten, der<br />
durch ein Pumpensystem verursacht wird. Die Energiekosten sind<br />
das Produkt aus Energieverbrauch und dem Energiepreis. In der<br />
Regel ist dies der Strompreis. Der Energieverbrauch hängt von der<br />
Förderaufgabe und dem Wirkungsgrad des Gesamtsystems ab.<br />
Insbesondere bei Heizungspumpen stellen die Energiekosten alle<br />
anderen Kostenarten in den Hintergrund und sollten daher das<br />
vorrangige Auswahlkriterium sein.
müssen zusätzlich die Kosten eines größeren Unfalls mit Umweltauswirkungen<br />
multipliziert mit der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
während der Lebensdauer hinzugezählt werden. In vielen<br />
Fällen reduzieren Maßnahmen, die die Zuverlässigkeit und die<br />
Haltbarkeit des Pumpensystems erhöhen, die Umweltkosten.<br />
Reinigungskosten Ccip.<br />
Viele Produktionsanlagen in der Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie<br />
müssen regelmäßig gereinigt werden. Man<br />
spricht von „Cleaning in Place“ (CIP), wenn die Reinigung vor<br />
Ort, automatisch und ohne Demontage erfolgt. Dafür werden<br />
die Rohrleitungen, Behälter und Einbauten teilweise mehrmals<br />
täglich für eine bestimmte Zeit von einer Reinigungsflüssigkeit<br />
durchspült. Während dieser Zeit kann keine Produktion stattfinden.<br />
Zusätzlich entstehen Kosten für die Aufbereitung oder<br />
Entsorgung des Reinigungsmediums sowie Energiekosten, da<br />
die Reinigung bei hohen Temperaturen stattfindet. Außerdem<br />
geht bei jeder Reinigung der Teil des Produkts verloren, der sich<br />
noch in der Rohrleitung befindet.<br />
Der Aufwand für die Reinigung ist stark vom Design der Anlage<br />
und den einzelnen Bauteilen abhängig. Da diese geplanten<br />
Unterbrechungen sich anders auf die Produktionskosten auswirken<br />
als ungeplante Produktionsausfälle und zudem die<br />
Energiekosten teilweise an anderer Stelle entstehen, ist es sinnvoll,<br />
diese Kosten in einem gesonderten Block zusammenzufassen.<br />
Auf diese Weise spiegelt sich auch besser wider, welche<br />
Auswirkungen eine Planungsalternative auf die CIP-Fähigkeit<br />
der Anlage hat.<br />
Die CIP-Kosten berechnen sich pro Reinigung als Produkt aus<br />
CIP-Dauer und Energieaufwand zuzüglich des Verbrauchs an<br />
Reinigungsflüssigkeit und des Verlusts an Produkt. Zusätzlich<br />
sind gegebenenfalls einmalig Kosten für die Neuerrichtung<br />
oder den Umbau der CIP-Anlage hinzuzurechnen.<br />
Qualitätskosten Cqu.<br />
Jede Pumpe und jedes Rohrleitungssystem hat in irgendeiner<br />
Form Auswirkungen auf das Fördergut. So steigt z. B. durch den<br />
Leistungs eintrag die Temperatur des Förderguts. Dadurch kann<br />
sich die Anzahl der in der Anlage befindlichen Mikroorganismen<br />
erhöhen. In Produktionsanlagen können der Leistungseintrag<br />
und die Mikro organismen die Qualität des Produkts beeinflussen,<br />
sei es durch Verkürzung der Haltbarkeit oder Änderung<br />
sonstiger Produkteigenschaften. Zusätzlich können durch<br />
Leckagen Fremdstoffe von Schmiermitteln sowie von Abrieb<br />
von Dichtungen und festen Bauteilen in das Produkt gelangen.<br />
Dadurch kann für das Produkt möglicherweise nur noch ein<br />
geringerer Verkaufspreis erzielt werden, als wenn diese Beeinflussung<br />
nicht stattgefunden hätte, oder es werden nachgeschaltete<br />
Behandlungsstufen notwendig. Bei vielen Pumpen in<br />
der Lebensmittelindustrie ist die Produktschonung neben der Zuverlässigkeit<br />
vorrangiges Auswahlkriterium.<br />
Als Qualitätskosten können die Kosten für diese zusätzlich<br />
notwendigen Behandlungsschritte und die Wertminderung<br />
des Produkts angesetzt werden. Diese sind im Vergleich zu dem<br />
theoretischen Referenzfall zu bewerten, in dem die Anlage keinen<br />
ungewollten Einfluss auf das Produkt hat.<br />
Außerbetriebnahmekosten Cd.<br />
Zu den Außerbetriebnahmekosten zählen die Kosten für die Demontage<br />
der Anlage, Entsorgung der ausgedienten Teile und<br />
gegebenenfalls die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands.<br />
Wie bei allen anderen Kostenarten ist bei den Außerbetriebnahmekosten<br />
der Betrag dann mit einem Diskontierungsfaktor<br />
auf den Gegenwartswert umzurechnen.
Falls die Leistungsaufnahme des Pumpenmotors bekannt ist<br />
und die Pumpe konstant in einem Betriebspunkt arbeitet, lässt<br />
sich der Jahresverbrauch einfach aus der Anzahl der Jahresbetriebsstunden<br />
und dem Strompreis errechnen. Schwieriger wird<br />
es, wenn die Förderleistung nicht konstant ist. Da auch der Wirkungsgrad<br />
des Gesamtsystems vom Förderstrom abhängt, muss<br />
im Prinzip für jeden Betriebspunkt die Leistungsaufnahme berechnet<br />
und entsprechend der Zeitanteile, die die Pumpe in diesen<br />
Betriebspunkten fährt, über das Jahr summiert werden.<br />
Da die Energiepreise einer starken Inflation unterworfen sind,<br />
müssen diese für den Lebenszyklus abgeschätzt werden.<br />
Gleichzeitig werden aber Zahlungen, die in der Zukunft zu leisten<br />
sind, durch einen Diskontierungsfaktor im Gegenwartswert<br />
weniger stark gewichtet. Vereinfachend können Energiepreisanstieg<br />
und Diskontsatz gegeneinander zu Null verrechnet<br />
werden. Dann ergeben sich die Lebenszyklus-Energiekosten<br />
als Produkt aus Lebensdauer und Jahresenergiekosten.<br />
Bedienungskosten Co.<br />
Zu den Bedienungskosten werden nach dem Leitfaden von Hydraulic<br />
Institute und Europump die Personalkosten für den normalen,<br />
ungestörten Betrieb gezählt. Sie hängen stark davon ab, welcher<br />
Überwachungsaufwand für die Pumpe notwendig ist und ob die<br />
Überwachung über ein Zentralsystem oder mobil vor Ort erfolgt.<br />
Wenn die Inspektionen Teil einer vorbeugenden Instandhaltung<br />
sind, kann es unter Umständen sinnvoll sein, die Bedienungskosten<br />
mit den Instandhaltungskosten zusammenzufassen.<br />
Abweichend vom Europump-Leitfaden könnte man den Bedienungskosten<br />
noch einen Kostenanteil Prozessautomatisierung<br />
zuschlagen.<br />
Instandhaltungskosten Cm.<br />
Zu den Instandhaltungskosten gehören die normalen Wartungs -<br />
arbeiten wie das Reinigen und Schmieren, die geplante vorbeugende<br />
Instandhaltung und die korrektive Instandsetzung<br />
bei Pumpen defekten. Die Kosten für Wartung und eine intervallabhängige,<br />
vorbeugende Instandhaltung sind das Produkt<br />
von Instandhaltungsfrequenz und der Summe aus Materialund<br />
Personalaufwand pro Instandhaltung. Wenn es unterschiedliche<br />
Wartungsprozeduren wie Routinewartung und<br />
Generalrevision gibt, empfiehlt es sich, diese Kosten getrennt<br />
zu berechnen.<br />
Die Kosten für eine zustandsabhängige oder für eine korrektive<br />
Instandhaltung ergeben sich analog aus dem Produkt von Schadenshäufigkeit<br />
und der Summe aus Material- und Personalaufwand.<br />
Bei der zustandsabhängigen Instandhaltung sind gegebenenfalls<br />
die Überwachungs- respektive Inspektionskosten<br />
hinzuzurechnen, sofern diese nicht in anderen Kostenblöcken,<br />
wie z. B. den Bedienungskosten, erfasst sind. Bei der korrektiven<br />
Instandsetzung ist zu überlegen, ob bei den Personalkosten zu<br />
einem gewissen Anteil Sonntags- und Nachtarbeitszuschläge<br />
hinzugerechnet werden müssen. Die Reparaturdauer wird<br />
normalerweise nur in Bezug auf die Personalkosten berücksichtigt.<br />
Der Produktionsausfall kommt nur dann hinzu, wenn<br />
dieser nicht in einem eigenen Kostenblock veranschlagt wird.<br />
Die Schadenshäufigkeit muss abgeschätzt werden. Sie ist in<br />
manchen Fällen als statistischer Wert MTBF (Mean time between<br />
failures = durchschnittlicher Ausfallabstand) für die<br />
einzelnen Komponenten vom Hersteller erhältlich. Allerdings<br />
beruhen diese Werte auf Testbedingungen. Die tatsächliche<br />
Schadenshäufigkeit hängt sehr stark von den realen Bedingungen<br />
ab. Da diese nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden<br />
können, ist es sinnvoll, Szenarien für den günstigsten und den<br />
schlechtesten Fall zu berechnen.<br />
Eine höhere Voraussagesicherheit hat man, wenn aus dem Anlagenbetrieb<br />
bereits Erfahrungen mit der Schadenshäufigkeit<br />
vorliegen, die als Referenz für eine Optimierung der Instandhaltungsstrategie,<br />
für Verbesserungsmaßnahmen oder für die<br />
Installation eines Überwachungssystems genutzt werden können.<br />
Detailliertere Aufschlüsselungen der Kostenelemente finden<br />
sich in der VDI-Richtlinie 2885 „Einheitliche Daten für die Instandhaltungsplanung<br />
und Ermittlung von Instandhaltungskosten“<br />
und im VDMA-Einheitsblatt 34160 „Prognosemodell für<br />
die Lebenszykluskosten von Maschinen und Anlagen“.<br />
Produktionsausfallkosten Cs.<br />
Die Kosten von ungeplanten Produktionsausfällen aufgrund<br />
von Pumpendefekten können leicht zum größten Posten in den<br />
Lebenszykluskosten avancieren. Aus diesem Grund wird einer<br />
hohen Verfügbarkeit der Pumpen von vielen Betreibern allerhöchste<br />
Priorität eingeräumt. Definitionen der relevanten Größen<br />
finden sich in der VDI-Richtlinie 3423 „Verfügbarkeit von<br />
Maschinen und Anlagen“.<br />
Die Kosten von ungeplanten Ausfällen ergeben sich aus dem<br />
Produkt von Schadenshäufigkeit, Reparaturdauer und dem<br />
Produktionswert pro Zeiteinheit. In manchen Fällen müssen<br />
Vertragsstrafen für Lieferausfälle hinzugerechnet werden.<br />
Bei geplanten Instandhaltungen ist der Produktions ausfall<br />
nur anteilig zu berechnen, wenn während dieser Zeit mehrere<br />
Maschinen gewartet werden. Bei Instandhaltungen in ohnehin<br />
produktionsfreien Zeiten sind selbstverständlich keine Ausfallkosten<br />
zu berechnen.<br />
Umweltkosten Cenv.<br />
Zu den Umweltkosten zählen die Entsorgungskosten von Hilfs -<br />
stoffen, auszutauschenden Bauteilen und gegebenenfalls von<br />
einem nicht verkäuflichen Produkt bei Fehlproduktionen aufgrund<br />
von Bauteilversagen. Bei gefährlichen Fördermedien
Art.-Nr. 1424<br />
Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />
in Industrie und Gewerbe:<br />
kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />
www.stromeffizienz.de<br />
Eine Initiative von:<br />
Gefördert durch: