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Handbuch Energieeffiziente Querschnittstechnologien.

<p>Das Handbuch adressiert neben Planern, Energieberatern und Handwerkern insbesondere auch Geschäftsführer und Mitarbeiter in Unternehmen aus Industrie und Gewerbe.</p><p> Es sensibilisiert für die Wichtigkeit des Themas Energieeffizienz, stellt benötigtes Wissen zur Verfügung und unterstützt durch Handlungsanweisungen, Entscheidungshilfen und Praxisbeispiele die Umsetzung von Maßnahmen. </p> Alle Publikationen zum herunterladen oder bestellen unter <a href="http://www.dena.de/publikationen">www.dena.de/publikationen</a>

<p>Das Handbuch adressiert neben Planern, Energieberatern und Handwerkern insbesondere auch Geschäftsführer und Mitarbeiter in Unternehmen aus Industrie und Gewerbe.</p><p>
Es sensibilisiert für die Wichtigkeit des Themas Energieeffizienz, stellt benötigtes Wissen zur Verfügung und unterstützt durch Handlungsanweisungen, Entscheidungshilfen und Praxisbeispiele die Umsetzung von Maßnahmen. </p>
Alle Publikationen zum herunterladen oder bestellen unter <a href="http://www.dena.de/publikationen">www.dena.de/publikationen</a>

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<strong>Handbuch</strong><br />

<strong>Energieeffiziente</strong> <strong>Querschnittstechnologien</strong>.


<strong>Handbuch</strong><br />

<strong>Energieeffiziente</strong> <strong>Querschnittstechnologien</strong>.<br />

Einleitung zum Thema Energieeffizienz.<br />

Q1<br />

Energiemanagement.<br />

Q2<br />

Energieberatung.<br />

Q3<br />

Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.<br />

Q4 Motoren und Antriebssysteme.<br />

Q5<br />

Pumpen und Pumpensysteme.<br />

bar<br />

Q6 Druckluft und Druckluftsysteme.<br />

Q7 Beleuchtung. (ab Herbst 2014)<br />

Q8 Lüftung und Klimatisierung. (ab Herbst 2014)<br />

Q9 Kälteerzeuger und Kälteversorgungssysteme. (ab Herbst 2014)<br />

Q10 Informations- und Kommunikationstechnologien. (ab Herbst 2014)<br />

Anhang.<br />

Unternehmensdarstellungen.


Impressum.<br />

Herausgeber.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />

Chausseestraße 128 a<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />

Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />

info@stromeffizienz.de<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Druck.<br />

Inhalt: Druckhaus Rihn GmbH<br />

klimaneutral<br />

natureOffice.com | DE-342-820264<br />

gedruckt<br />

Ordner: Bodensee Organisation Products GmbH & Co. KG<br />

Konzept und Redaktion.<br />

Stephan Blank<br />

Carsten Grohne<br />

Sebastian Peters<br />

Anton Barckhausen<br />

Ronald Ille<br />

Tom Raulien<br />

Ditmar Gründig<br />

Peer Schütte<br />

Andrea Grahl<br />

Stand.<br />

12/2013<br />

Satz und Layout.<br />

BBS Werbeagentur GmbH<br />

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter<br />

dem Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />

© 2013 Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:


Vorwort.<br />

Stephan Kohler<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Immer mehr Unternehmen in Deutschland setzen auf Energieeffizienz.<br />

Damit senken sie die innerbetrieblichen Energiekosten<br />

und verbessern ihre Wettbewerbsfähigkeit. Sie leisten damit aber<br />

auch einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende.<br />

Schließlich muss jede Kilowattstunde Strom, die durch Energieeffizienzmaßnahmen<br />

eingespart wird, nicht erzeugt und transportiert<br />

werden. Unternehmen, die Energie effizient nutzen,<br />

tragen somit maßgeblich zur Erreichung der Energieeffizienzund<br />

Klimaschutzziele bei.<br />

Trotz der schon laufenden Anstrengungen zur Erhöhung der<br />

Energieeffizienz schöpfen die deutschen Unternehmen noch<br />

lange nicht alle wirtschaftlichen Potenziale aus. Insbesondere<br />

kleine und mittlere Unternehmen scheuen die Kosten solcher<br />

Investitionen in Energieeffizienz, obwohl sich diese in der Regel<br />

innerhalb weniger Jahre rechnen. Zudem ist in der Praxis das<br />

Hintergrundwissen zur Umsetzung von Maßnahmen häufig<br />

nur unzureichend vorhanden.<br />

Das vorliegende <strong>Handbuch</strong> setzt genau hier an und gibt wertvolle<br />

Hintergrundinformationen zu wesentlichen <strong>Querschnittstechnologien</strong><br />

und ihren individuellen Energieeinsparpotenzialen<br />

an die Hand. So können z. B. in den Technologiebereichen Druckluft<br />

bis zu 50 Prozent und bei Pumpensystemen bis zu 30 Prozent<br />

der benötigten Energie eingespart werden. Im Bereich der Beleuchtung<br />

sind dank moderner Technologien sogar 70 Prozent<br />

der Energiekosten wirtschaftlich einzusparen. Die Deutsche<br />

Energie-Agentur (dena) unterstützt Unternehmen im Rahmen<br />

der bundesweiten Kampagne Initiative EnergieEffizienz bei der<br />

effizienten Energienutzung mit umfangreichen Informationsangeboten<br />

und praktischen Anwendertipps.<br />

Erstmalig veröffentlicht die dena in Form eines praktisch und<br />

übersichtlich gestalteten Ordners fundierte Informationen nicht<br />

nur zu übergreifenden Themen wie Energiemanagement und<br />

Energieberatung, sondern auch zu allen wesentlichen <strong>Querschnittstechnologien</strong>.<br />

Dieses <strong>Handbuch</strong> soll dabei helfen, die<br />

vorhandenen Energieeinsparpotenziale in Unternehmen konsequent<br />

zu erschließen. Deshalb bietet es neben den technischen<br />

Themen auch Hinweise zu finanzieller Förderung und zeigt<br />

Finanzierungsmöglichkeiten für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

auf. Ergänzend dazu beinhaltet dieses<br />

<strong>Handbuch</strong> erfolgreich umgesetzte Praxisbeispiele sowie Einblicke<br />

in das Angebot unserer unterstützenden Partner in<br />

separaten Beilegern.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Erschließung Ihrer<br />

wirtschaftlichen Energieeffizienzpotenziale.


Energieverbrauch und -kosten in Industrie<br />

und Gewerbe.<br />

Nahezu 2,5 Billionen Kilowattstunden wurden im Jahr 2012 in<br />

Deutschland insgesamt an Energie verbraucht. 1 Der Anteil von<br />

Industrie und Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) an<br />

diesem Endenergieverbrauch betrug 45 Prozent. 2<br />

Zwar sank der Endenergieverbrauch Deutschlands in den<br />

letzten zwei Jahrzehnten leicht, der Verbrauch der Industrie<br />

dagegen stieg in den letzten zehn Jahren – trotz Verbrauchseinbruch<br />

während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 –<br />

um elf Prozentpunkte (siehe Abbildung 1).<br />

115 %<br />

110 %<br />

105 %<br />

100 %<br />

95 %<br />

90 %<br />

85 %<br />

80 %<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Energieverbrauch Deutschland<br />

Energieverbrauch GHD<br />

Energieverbrauch Industrie<br />

Abb. 1: Relative Entwicklung des Endenergieverbrauchs in Deutschland zwischen 2005 und 2012: Deutschland gesamt, Industrie sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD).<br />

(Quelle: BMWi Energiestatistiken 08/2013)<br />

Im gleichen Zeitraum stiegen die durchschnittlichen Energiepreise<br />

der Industrie von Strom, Erdgas und Heizöl um rund 150<br />

bis 450 Prozent. 3 Entsprechend wachsen die Energiekosten in<br />

deutschen Unternehmen und mit ihnen der Handlungsdruck,<br />

diesen steigenden Kosten mit Energieverbrauchssenkung<br />

durch Energieeffizienzsteigerung entgegenzuwirken.<br />

Betrachtet man die einzelnen Energieanwendungen und ihre<br />

Anteile am Energieverbrauch im Bereich Industrie und verarbeitendes<br />

Gewerbe in Deutschland, wird deutlich, wo in den<br />

deutschen Unternehmen die größten Hebel zur Energiekostensenkung<br />

liegen (siehe Abbildung 2): Brennstoffanwendungen<br />

(Prozesswärme, Raumwärme, Warmwasser), die sich in nahezu<br />

jedem produzierenden Unternehmen finden, machen mit 85<br />

Prozent den größten Teil des Brennstoffverbrauchs aus.<br />

14 %<br />

1 %<br />

85 %<br />

Brennstoffverbrauch: 496 TWh<br />

Prozesswärme (Brennstoffe)<br />

Raumwärme/Warmwasser<br />

Sonstige Brennstoffanwendungen<br />

Abb. 2: Anteile der Wärmeanwendungen am Brennstoffverbrauch in Industrie und<br />

Gewerbe im Jahr 2012. (Quelle: Anwendungsbilanzen Fraunhofer ISI 2013)<br />

1<br />

8.998 Petajoule entsprechen 2.499 Terawattstunden und 2.499.000.000.000 Kilowattstunden.<br />

2<br />

Der Anteil der Industrie am Gesamtendenergieverbrauch lag 2011 bei 29 Prozent, der Anteil von Gewerbe, Handel und Dienstleistungen bei 16 Prozent.<br />

3<br />

Preissteigerung in den Jahren 1995 bis 2011 von 445 Prozent bei Heizöl, 246 Prozent bei Erdgas und 156 Prozent bei Strom. (Quelle: BMWi Energiedaten Stand 13.08.2013)


1,4 Mrd. €<br />

5 %<br />

0,6 Mrd. €<br />

2 %<br />

0,6 Mrd. €<br />

2 %<br />

5,1 Mrd. €<br />

18 %<br />

3,3 Mrd. €<br />

12 %<br />

1,1 Mrd. €<br />

4 %<br />

0,2 Mrd. €<br />

1 %<br />

13,8 Mrd. €<br />

49 %<br />

Mechanische Energie<br />

(Elektromotoren)<br />

Druckluft<br />

Pumpen<br />

Prozesswärme (Strom)<br />

Prozesskälte<br />

Kältebereitstellung<br />

Beleuchtung<br />

IKT<br />

Sonstige Stromanwendungen<br />

Da Strom als Energieträger hochwertiger und teurer als Heizöl<br />

oder Erdgas ist und in der Industrie überdurchschnittlich häufig<br />

zum Einsatz kommt, ist auch der Stromverbrauch sehr relevant<br />

für die Gesamtenergiekosten der Unternehmen. Die Stromkosten<br />

in Industrie und produzierendem Gewerbe betrugen 2012 ca. 28<br />

Milliarden Euro. Bei den Stromanwendungen wird rund die Hälfte<br />

für Motoren eingesetzt. Aber auch weitere <strong>Querschnittstechnologien</strong><br />

wie Pumpen- oder Druckluftsysteme haben wesentliche<br />

Anteile am Stromverbrauch (siehe Abbildung 3).<br />

2,1 Mrd. €<br />

7 %<br />

Stromverbrauch: 226 TWh<br />

Abb. 3: Aufteilung des Stromverbrauchs in Industrie und Gewerbe auf verschiedene<br />

Anwendungen im Jahr 2012. (Quelle: Anwendungsbilanzen Fraunhofer ISI 2013)<br />

Energieeffizienzpotenziale in Industrie<br />

und Gewerbe.<br />

Mit der Umsetzung von wirtschaftlichen Energieeffizienzmaßnahmen,<br />

die ihre Investitionen innerhalb von maximal drei<br />

Jahren durch Energiekosteneinsparungen refinanzieren,<br />

können Unternehmen in Industrie und Gewerbe jährlich<br />

mehrere Milliarden Euro einsparen. 4 Neben der Senkung der<br />

innerbetrieblichen Kosten verbessern Unternehmen damit ihre<br />

Wettbewerbsfähigkeit und leisten einen entscheidenden<br />

Beitrag zu den Zielen der Energiewende: Die wirtschaftlichen<br />

Einsparpotenziale liegen für Industrie und Gewerbe bei rund<br />

10 Prozent.<br />

Wie beim Energieverbrauch liegt auch bei der Energieeffizienz<br />

die Brennstoffnutzung auf Platz 1 der größten Energieeffizienzpotenziale:<br />

Über alle Branchen hinweg können durch ganzheitliche<br />

Prozess- und Systemoptimierungen, verbesserte Abwärmenutzung<br />

und Reduktion von Wärmeverlusten durch bessere<br />

Isolation von thermischen Anlagen und Prozessen wirtschaftliche<br />

Energieeffizienzpotenziale erschlossen werden, die 2020 zu<br />

über 40 TWh weniger Endenergieverbrauch bei der Prozesswärme<br />

führen können. Weitere 10 TWh lassen sich im Bereich<br />

Raumwärme und Warmwasser durch effizientere Wärmeerzeugungsanlagen,<br />

wie z. B. Brennwertkessel, sowie eine energieeffiziente<br />

Optimierung von Gebäudehülle und Gebäudetechnik<br />

erzielen.<br />

Das Energieeinsparpotenzial bei Stromanwendungen liegt in<br />

der Summe bei rund 25 TWh. Typische Maßnahmen zur Energieverbrauchssenkung<br />

sind hier der Einsatz hocheffizienter Motoren<br />

(IE3), die energetische Optimierung von Druckluft-, Pumpenund<br />

Lüftungssystemen sowie der Einsatz moderner Technologien<br />

bei Beleuchtung und IKT-Anwendungen. Die absolut<br />

höchsten Einsparpotenziale liegen dabei bei Elektromotoren<br />

4<br />

Quelle: dena-Studie „Steigerung der Energieeffizienz mithilfe von Energieeffizienz-Verpflichtungssystemen“ aus dem Jahr 2012.


und sonstigen energie-intensiven Anwendungen (wie Elektrolyse<br />

oder Prozesswärme); die prozentual höchsten relativen<br />

Einsparpotenziale liegen mit jeweils über 20 Prozent bei<br />

Beleuchtung und Druckluft.<br />

Um die spezifischen Energieeffizienzpotenziale im eigenen<br />

Unternehmen erschließen zu können, sollte mit der Bewertung<br />

des Istzustands, der Ermittlung des Bedarfs und der Bewertung<br />

der Energieeffizienz begonnen werden. Anschließend werden<br />

verschiedene Energieeffizienzmaßnahmen geprüft und nach<br />

verschiedenen Kriterien bewertet. Bei diesen Arbeitsschritten<br />

können die Ratgeber dieses <strong>Handbuch</strong>s wertvolle Detailinformationen<br />

und Hilfestellungen geben.<br />

Die folgende Übersicht gibt einen Überblick über die im<br />

<strong>Handbuch</strong> vorgestellten <strong>Querschnittstechnologien</strong> sowie die<br />

übergeordneten Kapitel, z. B. zu Energiemanagement und<br />

Energieberatung, und erleichtert so den Einstieg in die<br />

folgenden Kapitel:<br />

Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien.<br />

Pumpen und<br />

Pumpensysteme.<br />

Beleuchtung.<br />

Lüftung und<br />

Klimatisierung.<br />

Kälteerzeuger und Kälteversorgungssysteme.<br />

Energieberatung.<br />

Energiemanagement.<br />

Wärmeerzeuger und<br />

Wärmeversorgungssysteme.<br />

Motoren und<br />

Antriebssysteme.<br />

Druckluft und<br />

Druckluftsysteme.<br />

Abb. 4: <strong>Querschnittstechnologien</strong> in diesem <strong>Handbuch</strong>.


Q1 Energiemanagement.<br />

Bereits die Einführung eines Energiemanagements kann in<br />

Unternehmen zu Energieeinsparungen von bis zu zehn Prozent<br />

führen. Investive Maßnahmen, die auf Basis eines Energiemanagements<br />

umgesetzt werden, können zusätzlich weitere<br />

Einsparungen erbringen.<br />

Ein Energiemanagement in einem Unternehmen ist ein kontinuierlicher<br />

Prozess, bei dem im Rahmen eines sogenannten PDCA-<br />

Zyklus (Plan-Do-Check-Act) regelmäßig der Istzustand mit den<br />

strategischen und operativen Zielen abgeglichen wird und darauf<br />

aufbauend neue Maßnahmen umgesetzt werden. Der Ratgeber<br />

gibt hier wichtige Hilfestellungen und kann als Anleitung zur Einführung<br />

eines betrieblichen Energiemanagements genutzt<br />

werden. Im einführenden Kapitel werden die Grundlagen und<br />

die zugrundeliegende Systematik erklärt. Hier werden die Vorteile,<br />

Einsatzgebiete und Aufgaben eines Energiemanagements<br />

aufgezeigt. Detailliert wird auf wichtige Schritte und Vorgehensweisen<br />

eingegangen. Den Startpunkt eines Energiemanagements<br />

setzt eine umfassende Energieanalyse. Sie gibt<br />

einen Überblick über die Energieversorgungs- und Energieverbrauchsstrukturen<br />

im Unternehmen. Darauf aufbauend<br />

können Energiekennzahlen und ein Benchmarking gewonnen<br />

werden, die eine fortlaufende Kontrolle des Energieeinsatzes<br />

und des Erfolgs von durchgeführten Energieeffizienzmaßnahmen<br />

ermöglichen. Der Ratgeber geht hier detailliert auf die<br />

Planung, Bewertung, Priorisierung und Umsetzung solcher<br />

Maßnahmen ein und zeigt abschließend, wie sie überprüft und<br />

ggf. verbessert werden können. Darüber hinaus wird aufgezeigt,<br />

was getan werden muss, um das eigene Energiemanagement<br />

als Energiemanagementsystem gemäß DIN EN ISO 50001<br />

zertifizieren lassen zu können.<br />

Q2 Energieberatung.<br />

Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen sind in der Regel<br />

hochrentabel. Trotzdem werden die bestehenden wirtschaftlichen<br />

Potenziale in der Praxis nicht oder nur unzureichend erschlossen.<br />

Denn oft ist unklar, welche Einsparpotenziale bestehen<br />

und wie diese vergleichsweise einfach gehoben werden können.<br />

In diesem Fall ist eine Energieberatung durch einen externen<br />

Experten die richtige Wahl, um die Energie kosten dauerhaft<br />

senken zu können.<br />

Der Ratgeber geht auf alle Aspekte einer guten Energieberatung<br />

ein, vom Vorgespräch bis zum abschließenden Energieeinsparkonzept.<br />

Die unterschiedlichen Schritte sowie Dauer und<br />

Kosten werden dargelegt. So werden Unternehmen umfassend<br />

auf eine Beratung vorbereitet. Hierzu zählt im Rahmen der<br />

Erläuterungen zu den Unterschieden einer Initial- bzw. einer<br />

Detailberatung beispielsweise die Benennung aller notwendigen<br />

Dokumente, die ein Energieberater für eine gute und<br />

effiziente Beratung benötigt. Hinweise zur Beratersuche<br />

vereinfachen es Unternehmen, den für sie passenden Anbieter<br />

dieser Energiedienstleistung zu finden. Ergänzend informiert<br />

der Ratgeber über konkrete Fördermöglichkeiten, die für eine<br />

Energieberatung in Anspruch genommen werden können.


Q3 Wärmeerzeuger und<br />

Wärmeversorgungssysteme.<br />

Fast jeder verarbeitende Betrieb nutzt industrielle Wärme, sei es<br />

zur Dampf- und Warmwassererzeugung oder für den Betrieb<br />

von Brennöfen oder Trocknungsanlagen. Mit einem Anteil von<br />

57 Prozent am industriellen Gesamtendenergieverbrauch ist<br />

Prozesswärme das mit Abstand energieintensivste Anwendungsfeld.<br />

Gleichzeitig können durch Energieeffizienzmaßnahmen<br />

Einsparpotenziale von häufig 30 Prozent erzielt und somit die<br />

Energiekosten deutlich gesenkt werden.<br />

In diesem Ratgeber wird die Energieeffizienz von Wärmeerzeugern<br />

und Wärmeversorgungssystemen strukturiert nach den<br />

verschiedenen Systemkomponenten und Anwendungen beleuchtet.<br />

Das einführende Kapitel enthält Informationen zur<br />

Bedeutung der Wärmeerzeugung in Unternehmen, zu technischen<br />

Grundlagen und zum Einfluss von Wärmeversorgungssystemen<br />

auf die Energiekosten. Darauf aufbauend werden<br />

erste Ansätze und Vorgehensweisen zur Energieeffizienzsteigerung<br />

vorgestellt.<br />

Zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen bedarf es<br />

einer grundlegenden Kenntnis der unterschiedlichen Komponenten<br />

eines Wärmeversorgungssystems. Daher werden im<br />

Ratgeber unterschiedliche Wärmeerzeugertechnologien<br />

inklusive alternativer Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien<br />

sowie weitere Bestandteile wie die Wärmerückgewinnung<br />

und Wärmespeicherung im Detail erläutert. Hinweise<br />

zu verschiedenen Steuer- und Regelungsstrategien ergänzen<br />

den Ratgeber und sorgen so für einen guten Überblick für<br />

die energetische Verbesserung des Gesamtsystems.<br />

Q4 Motoren und Antriebssysteme.<br />

Motoren sind die zentralen Antriebseinheiten für nahezu alle<br />

technischen Prozesse in produzierenden Unternehmen. Entsprechend<br />

entfällt der größte Anteil des industriellen Stromverbrauchs<br />

auf den Betrieb von Elektromotoren. Sie ermöglichen erst die<br />

Umwandlung von elektrischer in mechanische Energie und somit<br />

die Funktionsfähigkeit von beispielsweise Pumpen- oder Druckluftsystemen.<br />

Gleichzeitig bieten Antriebssysteme große Energieeffizienzpotenziale<br />

von häufig 30 Prozent und mehr.<br />

In einem ersten Schritt schafft der Ratgeber zunächst einen grundlegenden<br />

Überblick zu verschiedenen Motorenarten. Hierbei wird<br />

neben der Unterscheidung in Wechsel- und Gleichstrommotoren<br />

zusätzlich detailliert auf die heutigen und zukünftigen gesetzlichen<br />

Mindestanforderungen an die Energieeffizienz von elek-<br />

trischen Motoren eingegangen. Da zur Erreichung eines optimalen<br />

Energieeinsatzes allerdings das gesamte Antriebssystem<br />

betrachtet werden muss, wird zusätzlich auf weitere Komponenten<br />

eingegangen. Hier rückt vor allem die Kraftübertragung<br />

mittels Getriebe und dessen Wirkungsgrad in den Fokus. Die<br />

Arbeitsmaschine versorgt letztlich das Unternehmen mit bestimmten<br />

Medien wie Druckluft oder Kälte und findet in den folgenden<br />

Ratgebern detailliertere Beachtung.<br />

Der Ratgeber schließt mit Hinweisen zum optimierten Betrieb von<br />

Antriebssystemen. So können der Stromverbrauch und die damit<br />

verbundenen Kosten beispielsweise durch die Minimierung von<br />

Leerlaufverlusten oder den Einsatz von Frequenzumrichtern<br />

verringert werden.


Q5 Pumpen und Pumpensysteme.<br />

Mit jährlich rund 23 Terawattstunden haben Pumpen einen<br />

Anteil von rund elf Prozent am industriellen Stromverbrauch<br />

in Deutschland. Der Energiebedarf von Pumpensystemen<br />

hängt in erster Linie von der zu bewältigenden Förderaufgabe<br />

ab. Mit zunehmender Förderhöhe und -menge steigen die<br />

Energiekosten. Zusätzlich entstehen an vielen Stellen im<br />

System Energieverluste, die den Energieverbrauch erhöhen.<br />

Bei der Optimierung des gesamten Pumpensystems können<br />

häufig bis zu 30 Prozent der Energiekosten eingespart werden.<br />

Zur Verbesserung der Systemeffizienz eines solchen Pumpensystems<br />

bedarf es einer systematischen Analyse und der Umsetzung<br />

aufeinander abgestimmter Maßnahmen. Denn nur<br />

wenn alle Einzelbestandteile optimal aufeinander abgestimmt<br />

und auf die zu erbringende Förderaufgabe ausgelegt sind,<br />

gelingt der Betrieb eines hocheffizient laufenden Pumpensystems.<br />

Der Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme liefert hierfür die<br />

passende Grundlage. Er erklärt im Detail verschiedene Pumpentypen<br />

und die an sie gestellten Energieeffizienzanforderungen<br />

sowie die wichtigsten Bestandteile eines Pumpensystems. Dabei<br />

wird insbesondere auch näher auf den fachgerechten Einbau der<br />

Pumpe und ein passendes Rohrleitungssystem eingegangen. Umfangreiche<br />

Erläuterungen zur Steuerung, Regelung und Überwachung<br />

von Pumpen und Pumpensystemen gewährleisten,<br />

dass auch nach Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

alle Systemkomponenten optimal betrieben werden können.<br />

Q6 Druckluft und Druckluftsysteme.<br />

Etwa sieben Prozent des industriellen Stromverbrauchs fallen<br />

im Bereich der Druckluftanwendungen an. Druckluft ist einer<br />

der kostenintensivsten Energieträger aufgrund der Energiemengen,<br />

die zur Verdichtung der angesaugten Luft benötigt<br />

werden. Diese Energiekosten können bei effizientem Einsatz<br />

von Druckluft häufig um 50 Prozent gesenkt werden.<br />

Die Energieeffizienzpotenziale bei Druckluftsystemen liegen in<br />

verschiedenen Teilen des Systems verborgen. Ähnlich wie bei<br />

Pumpensystemen bewirkt nur eine konsequente bedarfsorientierte<br />

Auslegung aller Systemkomponenten einen optimalen,<br />

energieeffizienten Betrieb.<br />

Im Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme werden sowohl<br />

die technischen Grundlagen der Drucklufterzeugung als auch<br />

die wesentlichen Bestandteile eines Druckluftsystems ausführlich<br />

vorgestellt. Die Kenntnis darüber, welche Stellschrauben im<br />

System zu bedienen sind, ist die Grundlage für die richtige, an<br />

den Anforderungen des individuellen Prozesses ausgerichtete<br />

Wahl von Energieeffizienzmaßnahmen. Dabei wird unter<br />

anderem ein Überblick über die verschiedenen Verdichterbauarten,<br />

aber auch zu weiteren zentralen Bestandteilen wie der<br />

Druckluftaufbereitung und -verteilung gegeben. Für jede<br />

Komponente zeigt der Ratgeber Möglichkeiten auf, wie der<br />

Energieverbrauch und damit die Energiekosten in einem<br />

Druckluftsystem gesenkt werden können. Dies beginnt bei der<br />

Auswahl des richtigen Kompressors, geht über eine optimierte<br />

Drucklufttrocknung bis hin zur Eindämmung von Leckagen im<br />

Rohrleitungsnetz. Ergänzt werden die Informationen durch<br />

Erläuterungen zur optimalen Anlagensteuerung und -regelung<br />

sowie einer bedarfsgerechten Instandhaltung und Wartung.


So nutzen Sie das <strong>Handbuch</strong>.<br />

Das <strong>Handbuch</strong> „Energieeffizienz bei <strong>Querschnittstechnologien</strong>“<br />

beinhaltet zehn Themenkapitel. Sie sind durch Register voneinander<br />

getrennt. Für eine einfache Navigation innerhalb des<br />

<strong>Handbuch</strong>s sind die Register jeweils mit einem individuellen<br />

Icon versehen.<br />

Q1<br />

Q2<br />

Energiemanagement.<br />

Energieberatung.<br />

Jedes Kapitel untergliedert sich in drei Bereiche, die voneinander<br />

farblich und durch Trennblätter unterscheidbar sind:<br />

Ratgeber.<br />

Die Ratgeber beinhalten alle wichtigen Informationen<br />

zur Analyse und Optimierung der entsprechenden<br />

Querschnittstechnologie. Dabei werden sowohl die<br />

einzelnen Komponenten als auch das Gesamtsystem<br />

betrachtet. Weiterführende Informationsangebote zu<br />

Publikationen oder Online-Tools ergänzen die Inhalte.<br />

Q3<br />

Q4<br />

Q5<br />

Wärmeerzeuger und<br />

Wärmeversorgungssysteme.<br />

Motoren und Antriebssysteme.<br />

Pumpen und Pumpensysteme.<br />

Praxisbeispiele.<br />

Eine Auswahl konkreter Praxisbeispiele der dena sowie der<br />

Kooperationspartner dieses <strong>Handbuch</strong>s zeigt realisierte<br />

wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen und regt zur<br />

Nachahmung an.<br />

Produktbeileger.<br />

Q6<br />

Druckluft und Druckluftsysteme.<br />

Q7 Beleuchtung. (ab Herbst 2014)<br />

Die Produktbeileger geben einen Überblick zu besonders<br />

energieeffizienten und am Markt verfügbaren Produkten<br />

unserer Kooperationspartner.<br />

Q8<br />

Q9<br />

Q10<br />

Lüftung und Klimatisierung.<br />

(ab Herbst 2014)<br />

Kälteerzeuger und Kälteversorgungssysteme.<br />

(ab Herbst 2014)<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />

(ab Herbst 2014)<br />

Im Anhang finden sich neben Hinweisen zu passenden Publikationen<br />

und Internetangeboten der dena weiterführende<br />

Informationen zur Finanzierung und Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen,<br />

zu Möglichkeiten der Umsetzung<br />

umfangreicherer investiver Maßnahmen mittels Contracting-<br />

Lösungen und zur Lebenszyklusbetrachtung.<br />

Das <strong>Handbuch</strong> schließt mit den Unternehmensdarstellungen<br />

der Kooperationspartner, welche die Erstellung dieses <strong>Handbuch</strong>s<br />

freundlicherweise unterstützt haben.


Ratgeber Energiemanagement.


2<br />

Ratgeber Energiemanagement.


Inhalt.<br />

1 Einführung in das Thema. ....................................................................................................................................................................................... 4<br />

2 Einführung eines Energiemanagements. .......................................................................................................................................................... 7<br />

3 Energieanalyse und Energiekennzahlenentwicklung. ............................................................................................................................... 10<br />

3.1 Grobanalyse. .......................................................................................................................................................................................................................... 11<br />

3.2 Feinanalyse. ............................................................................................................................................................................................................................ 14<br />

3.3 Energiekennzahlen und Benchmarking. .................................................................................................................................................................. 15<br />

4 Planung und Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen. .................................................................................................................... 18<br />

4.1 Planung von Energieeffizienzmaßnahmen. ............................................................................................................................................................. 19<br />

4.1.1 Organisatorische Maßnahmen. ..................................................................................................................................................................................... 19<br />

4.1.2 Technische Maßnahmen. .................................................................................................................................................................................................. 21<br />

4.2 Maßnahmenplanung im Sinne eines zertifizierten Energiemanagementsystems. ............................................................................... 27<br />

4.3 Bewertung und Priorisierung von Energieeffizienzmaßnahmen. ................................................................................................................. 28<br />

5 Umsetzung, Überprüfung und Verbesserung von Energieeffizienzmaßnahmen. .................................................................... 31<br />

5.1 Managementbezogene Maßnahmen. ........................................................................................................................................................................ 31<br />

5.2 Überprüfung und Verbesserung des Energiemanagements. .......................................................................................................................... 35<br />

5.3 Maßnahmenüberprüfung im Sinne eines zertifizierten Energiemanagementsystems. ...................................................................... 36<br />

6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ........................................................................................................................................ 38<br />

Impressum. ..................................................................................................................................................................................................................... 39<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

3


1 Einführung in das Thema.<br />

Energiemanagement – kontinuierlich Energiekosten senken.<br />

Ein betriebliches Energiemanagement (EnM) hat das Ziel, Energieverbräuche<br />

und -kosten in einem Unternehmen systematisch zu<br />

erfassen, die energiebezogene Leistung (Energieeffizienz, -einsatz<br />

und -verbrauch) kontinuierlich zu verbessern und damit<br />

die Energiekosten nachhaltig zu senken. Dabei werden Ziele<br />

formuliert, deren Erreichung kontinuierlich überprüft wird,<br />

und bei Bedarf Korrekturmaßnahmen eingeleitet.<br />

Allein durch die Einführung eines Energiemanagements und<br />

die daraus abgeleiteten organisatorischen Maßnahmen lassen<br />

sich Einsparungen in Höhe von rund 5 bis 10 Prozent 1 erzielen.<br />

Investive Maßnahmen, die auf Basis eines Energiemanagements<br />

umgesetzt werden, können zusätzlich bis zu 25 Prozent des<br />

Energieverbrauchs einsparen. Das Einsparpotenzial ist dabei<br />

von der jeweiligen Ausgangssituation abhängig.<br />

Vorteile des betrieblichen Energiemanagements im Überblick:<br />

Zentrale Erfassung, Überwachung und Senkung von<br />

Energieverbräuchen und -kosten.<br />

Transparenz der Energiekosten und Energieverbräuche in den<br />

verschiedenen Produktionsbereichen und Abteilungen, verursachergerechte<br />

Zuordnung und Abrechnung der Energiekosten.<br />

Möglichkeit, signifikante Änderungen im Energieverbrauch<br />

in einzelnen Bereichen schnell zu erkennen und<br />

darauf zu reagieren.<br />

Sicherstellung der bzw. Übersicht über die Energieversorgung;<br />

Verbesserung der Anlagentechnik, Investition in<br />

innovative und zukunftsfähige Technologien.<br />

Sensibilisierung der Mitarbeiter bezüglich Energieeffizienz<br />

und Klimaschutz, Reduzierung der CO 2 -Emissionen und des<br />

Umweltrisikos.<br />

Im Gegensatz zu punktuell umgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen<br />

werden bei einem systematischen Energiemanagement<br />

sämtliche Vorteile durch dauerhafte Integration in<br />

das Tagesgeschäft langfristig genutzt.<br />

Definition Energiemanagement:<br />

Energiemanagement ist die vorausschauende und systematisierte<br />

Koordinierung der Beschaffung, Umwandlung, Ver -<br />

teilung und Nutzung von Energie, z. B. innerhalb eines Unternehmens.<br />

Ziel ist die kontinuierliche Reduktion des Energieverbrauchs<br />

und der damit verbundenen Energiekosten.<br />

Definition energiebezogene Leistung:<br />

Die energiebezogene Leistung ist in verschiedene Kategorien<br />

gegliedert: Energieeffizienz, Energieeinsatz und Energieverbrauch.<br />

Die energiebezogene Leistung ist eine Komponente<br />

des Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001.<br />

Energiemanagementsysteme –<br />

kontinuierliches Energiemanagement.<br />

Energiemanagementsysteme (EnMS) dienen der systematischen<br />

Planung, Umsetzung, Überprüfung und Optimierung eines<br />

Energiemanagements. Dafür müssen die notwendigen Ressourcen<br />

bereitgestellt werden, um die Prozesse und Verfahren<br />

zur Energieeffizienzsteigerung fest in der Unternehmen s-<br />

organisation und bei der Belegschaft zu verankern. Nach der<br />

erfolgreichen Implementierung eines Energiemanagements<br />

im Unternehmen muss dieses systematisch weiterentwickelt<br />

werden. Das heißt vor allem: Es muss kontinuierlich geprüft<br />

werden, ob Vorgaben eingehalten und gesetzte Ziele erreicht<br />

wurden, sodass bei Bedarf Korrekturmaßnahmen umgesetzt<br />

werden können.<br />

Die Grundidee eines Energiemanagementsystems ist, eine<br />

kontinuierliche Verbesserung von Prozessen auf Basis eines<br />

PDCA-Zyklus herbeizuführen. Dieser besteht aus den Phasen<br />

Planung (PLAN), Umsetzung (DO), Überprüfung (CHECK) sowie<br />

Verbesserung (ACT) und hilft dabei, das Energiemanagement<br />

als kontinuierlichen Prozess zu verstehen und dauerhaft im<br />

Unternehmen zu verankern.<br />

Zusammenfassend lassen sich den einzelnen Phasen des<br />

PDCA-Zyklus folgende Aktivitäten zuordnen:<br />

PLAN (Planung):<br />

Ausgehend von einer ersten Bestandsaufnahme mit Energieanalyse<br />

und organisatorischer Analyse werden energiepolitische<br />

Rahmenbedingungen (Energiepolitik) sowie strategische und<br />

operative Unternehmensziele festgelegt. Die Energieanalyse<br />

wird regelmäßig aktualisiert, Energieziele und Aktionspläne<br />

werden erarbeitet, bewertet und fortgeschrieben. Ab dem<br />

zweiten durchlaufenen PDCA-Zyklus verlagert sich die Energieanalyse<br />

in die Phase CHECK, in der eine Bewertung der Aktionspläne<br />

und formulierten Energieziele anhand aktueller Energiedaten<br />

und -kennzahlen erfolgt.<br />

DO (Umsetzung):<br />

Dieser Schritt umfasst die Umsetzung der Aktionspläne, die<br />

Implementierung verbesserter Abläufe und die Durchführung<br />

von Optimierungsmaßnahmen (zum Beispiel ständige<br />

Verbrauchsmessungen, optimierte Produktionsabläufe und<br />

Beschaffung von energieeffizienten Geräten). Die Energieeffizienzmaßnahmen<br />

sollen im Betrieb (anhand der Aktionspläne)<br />

durch das eigene Personal und/oder externe Firmen<br />

umgesetzt werden. Ergebnisse und Neuerungen werden<br />

fortlaufend an Mitarbeiter aller Ebenen kommuniziert.<br />

CHECK (Überprüfung):<br />

Die Umsetzung der Aktionspläne und Energieeffizienzmaßnahmen,<br />

die Zielerreichung, die Umsetzung neuer Abläufe und die<br />

Energieverbräuche müssen regelmäßig überwacht (und ge-<br />

1<br />

Quelle: Energieinstitut der Wirtschaft GmbH.<br />

4<br />

Ratgeber Energiemanagement.


(weiter)entwickeln,<br />

planen<br />

PLAN<br />

DO<br />

umsetzen,<br />

anwenden<br />

EnMS hinsichtlich der Abläufe, der Dokumentation sowie der<br />

Umsetzung in der betrieblichen Praxis überprüft.<br />

ACT (Verbesserung):<br />

Die kontinuierliche Verbesserung des EnMS erfolgt mittels Vorbeugungs-<br />

und Korrekturmaßnahmen. Das Management Review<br />

bewertet durchgeführte Maßnahmen in Hinblick auf die Zielerreichung,<br />

stellt Handlungsbedarfe heraus und fasst erforderliche<br />

Änderungen im Energiemanagement verbindlich zusammen.<br />

ACT<br />

CHECK<br />

Mit der Formulierung neuer Ziele geht der PDCA-Zyklus dann<br />

in eine neue Runde.<br />

Anpassungen festlegen,<br />

entscheiden<br />

Ergebnisse und<br />

Wirkung überprüfen<br />

Zur Überprüfung, ob das EnMS alle wesentlichen Elemente<br />

enthält, kann die Checkliste 11 „Vorhandene Elemente eines<br />

Energiemanagementsystems“ im Internet genutzt werden.<br />

www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />

Abb. 1: Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (PDCA-Zyklus) eines Energiemanagementsystems.<br />

messen) werden. Aktuelle Energiedaten und Energiekennzahlen<br />

sowie eine Bewertung der Maßnahmen aus den Aktionsplänen<br />

ermöglichen Aussagen darüber, in welchem Umfang die formulierten<br />

Energieziele erreicht (bzw. nicht erreicht) wurden.<br />

Im Rahmen von internen Audits wird die Zweckmäßigkeit des<br />

Eine Frage der Überzeugung: Energiemanagementsystem<br />

mit oder ohne Zertifizierung.<br />

Die im Juni 2011 veröffentlichte Energiemanagementsystem-<br />

Norm ISO 50001 2 stellt konkrete Anforderungen an die Ausgestaltung<br />

eines Energiemanagementsystems. Unternehmen,<br />

die sich nach ISO 50001 zertifizieren lassen möchten, sollten<br />

2<br />

ISO 50001: 2011 für Energiemanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung, deutsche Fassung DIN EN ISO 50001 vom Dezember 2011.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

5


die Anforderungen der Norm gleich bei der Planung und Einführung<br />

eines Energiemanagementsystems berücksichtigen.<br />

Es ist aber auch möglich, ein bereits umgesetztes Managementsystem<br />

um die fehlenden Elemente und Anforderungen<br />

nach ISO 50001 zu ergänzen und nachträglich eine Zertifizierung<br />

zu erhalten.<br />

Seit dem 1. Januar 2013 können Stromabnehmer mit einem<br />

Verbrauch von mehr als 10 GWh pro Jahr nur noch dann einen<br />

Antrag auf Begrenzung der zu zahlenden EEG-Umlage nach<br />

der Besonderen Ausgleichsregelung des Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetzes (§§ 40 ff.) stellen, wenn sie über ein zertifiziertes Energiemanagementsystem<br />

verfügen. Auch der Erhalt des Spitzenausgleichs<br />

bei der Energie- und Stromsteuer ist seit 2013 an<br />

das Vorhandensein eines zertifizierten EnMS oder – im Falle<br />

von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – an ein alternatives<br />

System zur Verbesserung der Energieeffizienz gebunden.<br />

Ein systematisches Energiemanagement ist aber auch<br />

möglich, ohne die umfangreichen Anforderungen der ISO<br />

50001 zu erfüllen. Es empfiehlt sich, das Energiemanagement<br />

gemäß dem PDCA-Zyklus – Festlegung von Zielen, Umsetzung<br />

von Maßnahmen, Überprüfung der Zielerreichung und kontinuierliche<br />

Optimierung des Verfahrens – umzusetzen.<br />

Da im Zuge eines solchen Prozesses unterschiedliche Abteilungen<br />

eng zusammenarbeiten, ist eine gute interne Kommunikation<br />

unter den verantwortlichen Mitarbeitern sehr wichtig. Das<br />

Energiemanagementsystem sollte von der Geschäftsführung beschlossen,<br />

angestoßen und gefördert werden. Besonders erfolgreich<br />

ist es, wenn es auf der Kreativität und Motivation der<br />

Mitarbeiter aufbaut. Bei Bedarf kann man auch auf die Unterstützung<br />

externer Dienstleister zurückgreifen und diese in<br />

den gesamten Prozess einbinden.<br />

Förderprogramme von Bund und Ländern unterstützen Unternehmen<br />

bei der Zertifizierung von Energiemanagementsystemen<br />

und der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

(siehe Anhang 3). Auch die Einbeziehung eines externen Energieberaters<br />

wird von der Bundesregierung für KMU gefördert.<br />

Weiterführende Informationen zu Förderprogrammen rund<br />

um Energieeffizienz in Unternehmen finden sich im Anhang<br />

dieses <strong>Handbuch</strong>s und im Internet unter<br />

www.stromeffizienz.de/industrie-gewerbe/handlungsfelder/<br />

finanzierung-foerderung.html.<br />

Weiterführende Informationen zu den Anforderungen der<br />

DIN EN ISO 50001 finden Sie unter<br />

www.stromeffizienz.de/energiemanagement.<br />

Voraussetzung für die Einführung eines Energiemanagementsystems<br />

ist die Verfügbarkeit von Zeit, Kapital und Know-how.<br />

Definition Energiemanagementsystem:<br />

Das Energiemanagementsystem (EnMS) ist die Gesamtheit<br />

miteinander zusammenhängender oder interagierender Elemente<br />

zur Einführung einer Energiepolitik und strategischer<br />

Energieziele sowie Prozesse und Verfahren zur Erreichung<br />

dieser strategischen Energieziele. (DIN EN ISO 50001)<br />

6<br />

Ratgeber Energiemanagement.


2 Einführung eines Energiemanagements.<br />

Zu den vorbereitenden Maßnahmen zählen sowohl die Formulierung<br />

der strategischen Ziele des Energiemanagements als auch<br />

die Festlegung der Strukturen, die Klärung der Verantwortlichkeiten<br />

und die Einberufung eines betrieblichen Energieteams.<br />

Zuvor muss die Geschäftsführung die grundsätzliche Entscheidung<br />

zur Einführung eines Energiemanagements treffen.<br />

Entscheidung für ein Energiemanagement und Formulierung<br />

von Zielen.<br />

Die Geschäftsführung entscheidet, ob ein Energiemanagement<br />

eingeführt werden soll und welche Bereiche des Unternehmens<br />

(gesamtes Unternehmen, einzelner Standort, nur bestimmte<br />

Abteilungen/Bereiche) in den Implementierungsprozess integriert<br />

werden sollen. Damit der Belegschaft die Bedeutung<br />

und die Vorteile eines Energiemanagements für das Unternehmen<br />

bewusst werden, gilt es, diese Entscheidung<br />

unternehmensweit offen und deutlich zu kommunizieren.<br />

Darüber hinaus legt die Geschäftsführung strategische Energieziele<br />

fest, auf deren Basis dann operative Energieziele erarbeitet<br />

werden. Sie helfen auch dabei, eine unternehmensspezifische<br />

Energiepolitik gemäß ISO 50001 zu formulieren. Beispielhaft<br />

könnte ein strategisches Energieziel wie folgt formuliert sein:<br />

Bei gleichbleibender Produktionsleistung soll der Energieverbrauch<br />

um etwa 10 Prozent gesenkt werden. Das entsprechende<br />

operative Energieziel ist die Festlegung einzelner<br />

Bereiche, in denen konkrete, messbare Einsparungen erreicht<br />

werden (beispielsweise 10 Prozent Einsparung im Bereich der<br />

Drucklufterzeugung). Daraufhin wird festgelegt, welche Maßnahmen<br />

zur Erreichung der Ziele sinnvoll sind und welche<br />

Messungen den Erfolg der Maßnahmen bestätigen können.<br />

Die operativen Ziele werden dann so weit präzisiert, dass von<br />

ihnen konkrete Maßnahmen abgeleitet werden können. Das Ziel,<br />

durch die Reduktion des Druckluftverbrauchs etwa 10 Prozent<br />

Energie einzusparen, kann beispielsweise durch folgende Maßnahmen<br />

erreicht werden: Reduzierung von Leckagen, Vermeidung<br />

von Druckverlusten an Engstellen oder Einsatz eines energieeffizienten<br />

Kompressors mit bedarfsorientierter Regelung.<br />

Integration in bestehende Managementsysteme.<br />

Bei der Einführung eines Energiemanagementsystems sollte von<br />

Anfang an auf die Integration in bestehende Managementsysteme<br />

geachtet werden. Ein Umwelt- oder Qualitätsmanagementsystem<br />

weist viele Gemeinsamkeiten mit einem EnMS auf, wie etwa<br />

festgelegte Strategien und Ziele (z. B. verringerter Energieverbrauch,<br />

effizientere Ressourcennutzung, reduzierte<br />

Emissionen, weniger Ausschuss in der Produktion),<br />

eine zweckmäßige Organisation mit klar definierten Zuständigkeiten<br />

und Schnittstellen,<br />

geplante und überwachte Prozesse inklusive Dokumentation,<br />

kontinuierliche Optimierung der Arbeitsabläufe sowie<br />

Überwachung der Wirksamkeit umgesetzter Maßnahmen.<br />

Besonders große Synergieeffekte ergeben sich, wenn ein Unternehmen<br />

bereits über ein Umweltmanagementsystem nach<br />

EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) und/oder DIN EN ISO<br />

14001 verfügt: In der Regel sind damit bereits 60 bis 70 Prozent der<br />

Strukturen und Anforderungen eines EnMS nach ISO 50001 umgesetzt.<br />

Betriebe mit einem Qualitätsmanagementsystem nach<br />

DIN EN ISO 9001 erfüllen bereits rund 25 bis 30 Prozent der<br />

entsprechenden Anforderungen. 3<br />

Geschäftsführung Entscheidung für ein betriebliches Energiemanagement<br />

Festlegung von Verantwortlichkeiten, Aufgaben und zeitlichem Rahmen<br />

Einberufung eines Energiemanagers und ggf. eines Energieteams<br />

Ressourcenbereitstellung für Einführung, Umsetzung sowie kontinuierliche Kontrolle und<br />

Anpassung<br />

Sicherstellung der Kommunikation und Erstinformation der Mitarbeiter<br />

Energiemanager Etablierung des Energiemanagementsystems<br />

Koordination des Energieteams<br />

Koordination und Umsetzung der vorbereitenden Maßnahmen<br />

Integration in andere Managementsysteme<br />

Controlling Unterstützung der vorbereitenden Maßnahmen<br />

Vertreter werden in das Energieteam einberufen<br />

Produktion Mitarbeit im Energieteam<br />

Abb. 2: Aufgaben der verantwortlichen Akteure bei der Einführung eines Energiemanagements.<br />

3<br />

Quelle: Energieinstitut der Wirtschaft GmbH.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

7


Allgemeine Module, Module: z.B.:<br />

Managementhandbuch<br />

Anweisungen,<br />

Dokumentation<br />

Schulungen<br />

Audits<br />

Fachmodule, z.B.:<br />

Qualität Umwelt Energie Arbeitsschutz<br />

ISO 9001 ISO 14001, EMAS ISO 50001 z. B. OHSAS 18001<br />

Abb. 3: Integration eines Energiemanagementsystems in andere Managementsysteme.<br />

Abbildung 3 zeigt sowohl allgemeine Module, die in jedem<br />

Managementsystem enthalten sind, als auch die spezifischen<br />

Fachmodule, wie beispielsweise „Energie“ und „Umwelt“. Während<br />

die allgemeinen Module bei Integration eines weiteren<br />

Managementsystems nur geringfügig angepasst werden müssen,<br />

sind die Fachmodule für jedes Managementsystem in der<br />

Regel separat zu erarbeiten. Sie umfassen im Wesentlichen<br />

Vorgaben zur Analyse und für Optimierungsmaßnahmen.<br />

Lediglich bei der Integration eines EnMS in ein Umweltmanagementsystem<br />

genügt es, das Fachmodul „Umwelt“ durch den<br />

Schwerpunkt Energie zu ergänzen.<br />

Verantwortung und Rolle der Geschäftsführung.<br />

Wie bei jedem betrieblichen Veränderungsprozess ist auch bei<br />

der Einführung eines EnMS die sichtbare Unterstützung durch<br />

die Geschäftsführung ein zentraler Erfolgsfaktor. Die Geschäftsführung<br />

sollte diesen Prozess aktiv begleiten, zum Beispiel im<br />

Rahmen der internen Kommunikation, durch Teilnahme an<br />

wichtigen Sitzungen etc. Auch für die Arbeit des Energiemanagers<br />

ist es essenziell, einen festen Ansprechpartner in der Geschäftsführung<br />

zu haben. Die Geschäftsführung trägt außerdem dafür<br />

Sorge, dass die erforderlichen Ressourcen (Finanzbudget, Personal<br />

etc.) vorhanden sind. Dies umfasst unter anderem die Zuordnung<br />

und gegebenenfalls Weiterbildung der Mitarbeiter, aber auch die<br />

Verfügbarkeit erforderlicher Hard- und Software oder die Einbindung<br />

externer Dienstleister, zum Beispiel eines Energieberaters.<br />

Energiemanager.<br />

Ein von der Unternehmensleitung ernannter Energiemanager<br />

agiert als verantwortlicher Projektleiter und übernimmt die Implementierung<br />

und die Betreuung des EnMS. Im Rahmen der<br />

Einführung koordiniert er sämtliche operativen Aufgaben. Später<br />

begleitet er die Umsetzung, Überprüfung und kontinuierliche<br />

Verbesserung des EnMS. Der Energiemanager soll Geschäftsführung<br />

und Mitarbeiter regelmäßig über den aktuellen Stand der<br />

Zielerreichung sowie über Ergebnisse des Energiemanagements<br />

informieren. Soll das Unternehmen nach ISO 50001 zertifiziert<br />

werden, gehört es zu seinen Aufgaben, die Zertifizierung vorzubereiten<br />

und zu begleiten sowie den aktuellen Status quo regelmäßig<br />

mit den Anforderungen der Norm abzugleichen.<br />

8<br />

Ratgeber Energiemanagement.


Geschäftsführung<br />

Energiemanager<br />

Controlling-Abteilung<br />

Energieteam<br />

Sonstige Verantwortliche<br />

(Energieeinkauf, Gebäudeund<br />

Energietechnik)<br />

Abteilungen<br />

Abb. 4: Organisation des Energieteams.<br />

Bei seiner Arbeit ist der Energiemanager auf die nötige Kompetenz,<br />

Motivation sowie Unterstützung der Geschäftsführung angewiesen.<br />

Seine Aufgaben und Befugnisse müssen dokumentiert sowie den<br />

anderen Mitarbeitern vermittelt werden.<br />

Energieteam.<br />

Das Energieteam begleitet die Einführung und Umsetzung des<br />

Energiemanagementsystems. Weil Energieeffizienz fast alle<br />

Bereiche eines Unternehmens berührt, ist eine bereichsübergreifende<br />

Zusammensetzung in jedem Fall sinnvoll (siehe Abbildung 4).<br />

So wird außerdem sichergestellt, dass die Interessen aller<br />

Abteilungen berücksichtigt werden und die Zuständigkeit für alle<br />

energierelevanten Fragen des Unternehmens im Energieteam<br />

gebündelt ist. Vertreten sein sollten in jedem Fall die Verantwortlichen<br />

für den Energieeinkauf und die Energietechnik sowie das<br />

Gebäudemanagement. Bei Bedarf kann ein externer Energieexperte<br />

ins Energieteam aufgenommen werden. Er kann die<br />

Mitarbeiter zeitlich entlasten und eine zusätzliche Perspektive<br />

sowie seine Erfahrungen einbringen. Das Energieteam benötigt<br />

einen Überblick über die Energiekosten und den Energieverbrauch<br />

sowie die Energielieferverträge. Diese Informationen<br />

werden im Rahmen einer betrieblichen Energieanalyse (siehe<br />

Abschnitt 3) erarbeitet und zusammengestellt. Mit einer<br />

Verantwortungsmatrix lassen sich Verantwortlichkeiten für<br />

anfallende Aufgaben festlegen.<br />

Das Energieteam unterstützt den Energiemanager auch bei der<br />

regelmäßigen Information der Mitarbeiter. Die Information und<br />

vor allem die Motivation der Mitarbeiter sind essenziell, denn die<br />

Einführung eines Energiemanagementsystems kann zu Änderungen<br />

in den betrieblichen Abläufen und Prozessen führen, die<br />

auf maximale Akzeptanz stoßen müssen, um erfolgreich zu sein.<br />

Die Checkliste 1 „Aktionsplan Energiemanagement“ und<br />

die Checkliste 2 „Aktivitätenplan Energiemanagement“<br />

im Internet helfen bei der Verteilung der Verantwortlichkeiten<br />

und Aufgaben innerhalb des Unternehmens.<br />

www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

9


3 Energieanalyse und Energiekennzahlenentwicklung.<br />

Die betriebliche Energieanalyse soll sowohl einen Überblick<br />

über die Energieversorgungs- und Energieverbrauchsstrukturen<br />

sowie über die möglichen Energie- und Kosteneinsparpotenziale<br />

geben als auch für mehr Transparenz in diesen<br />

Bereichen sorgen. Aus den Ergebnissen lassen sich konkrete<br />

Kennzahlen ableiten, anhand derer der betriebliche Energieeinsatz<br />

und die operativen Energieziele kontrolliert und bewertet<br />

werden können.<br />

Damit Entwicklungen abgebildet und Einmaleffekte eliminiert<br />

werden können, ist es sinnvoll, die Daten über mehrere zurückliegende<br />

Jahre zu erfassen. Bei der Erstanalyse sollte neben den<br />

Energiedaten auch die bestehende Organisationsstruktur in<br />

Bezug auf das Energiemanagement erfasst werden. Um eine<br />

möglichst präzise und aussagekräftige Analyse zu erhalten,<br />

empfiehlt sich ein zweistufiges Vorgehen, bestehend aus einer<br />

Grob- sowie einer Feinanalyse.<br />

Erfassung der Energiedaten.<br />

Ein erster Schritt der Datenerhebung ist die Sichtung und das<br />

Zusammenführen von bereits vorliegenden energierelevanten<br />

Daten und Informationen. Im Fokus stehen dabei diejenigen<br />

Unternehmensteile, die einen wesentlichen Einfluss auf den<br />

Energieverbrauch haben (z. B. Produktion, Instandhaltung).<br />

Zu erfassen sind aufgestellte Energieverbrauchszähler sowie<br />

Summenverbrauchsdaten, Kostendaten und Verträge.<br />

Beschäftigte, Außentemperaturen etc., müssen ebenfalls erhoben<br />

werden. Nur so können in der folgenden Auswertung Vergleiche<br />

hergestellt und Energiekennzahlen abgeleitet werden.<br />

Analyse der Organisationsstruktur.<br />

Neben energierelevanten Daten empfiehlt es sich, auch die<br />

Personen, Abteilungen und Abläufe zu identifizieren, die mit<br />

Energiefragen beschäftigt sind oder einen unmittelbaren Einfluss<br />

darauf haben. Hierbei sollte auch ermittelt werden, wie<br />

energierelevante Abläufe zwischen den einzelnen Bereichen<br />

und Verantwortlichkeiten geregelt sind und wer Energiedaten<br />

erhebt bzw. verwaltet.<br />

Definition Energieanalyse:<br />

Eine Energieanalyse ist die detaillierte Untersuchung der<br />

Energieversorgung, -bereitstellung und -nutzung, z. B. im<br />

Unternehmen. Der Istzustand wird untersucht und bewertet.<br />

Darauf aufbauend werden Maßnahmen zur Optimierung<br />

des Systems abgeleitet.<br />

Definition Energieleistungskennzahl:<br />

Die Energieleistungskennzahl (EnPI = energy performance<br />

indicator) ist ein quantitativer Wert oder eine Messgröße für<br />

die energiebezogene Leistung. (DIN EN ISO 50001)<br />

Faktoren, die einen Einfluss auf den Energieverbrauch haben,<br />

wie etwa produzierte Menge, beheizte Fläche, Betriebszeiten,<br />

Geschäftsführung Entscheidung zu: Parametern des Istzustands, Messungen, Einsatz weiterer<br />

Messpunkte oder Zähler, Kennzahlenerhebung<br />

ggf. Einbindung externer Dienstleister (Energieberater) bei Messungen bzw. Energieanalysen<br />

Energiemanager Koordinations- und Informationsfunktion<br />

Durchführung der Energieanalyse<br />

Identifizierung der Hauptverbraucher<br />

Planung weiterer Messpunkte und Zähler<br />

Vorschläge zu den zu erhebenden Kennzahlen<br />

Bildung und regelmäßige Auswertung der Kennzahlen<br />

Berichterstattung an die Geschäftsführung<br />

Controlling Koordinations- und Informationsfunktion<br />

Unterstützung bei der Energieanalyse sowie Erfassung und Überprüfung von Kennzahlen<br />

Zentrale Sammlung und Verwaltung von Kennzahlen und Energiedaten<br />

Produktion Erfassung von Betriebs- und Verbrauchsdaten<br />

Unterstützung bei der Planung weiterer Messpunkte und Zähler<br />

Installation zusätzlicher Zähler und Messgeräte<br />

Aufnahme der Messergebnisse<br />

Unterstützung bei der Auswertung der Ergebnisse<br />

Abb. 5: Aufgaben der verantwortlichen Akteure bei der Energieanalyse und -kennzahlenentwicklung.<br />

10<br />

Ratgeber Energiemanagement.


3.1 Grobanalyse.<br />

Bei der Grobanalyse geht es darum, auf Basis bereits vorhandener<br />

Daten eine erste Bestandsaufnahme des Betriebs unter<br />

energetischen Gesichtspunkten durchzuführen. Dabei sollen<br />

vor allem die Bereiche und Anlagen mit dem größten Energie-<br />

verbrauch erfasst werden. Im Rahmen der anschließenden<br />

Feinanalyse können mögliche Einsparpotenziale präzisiert<br />

und detaillierte Maßnahmen zur energetischen Optimierung<br />

identifiziert werden.<br />

Eingabeparameter für die Planung Energetische Bewertung Ergebnisse der Planung<br />

Grobanalyse<br />

Bisheriger und aktueller<br />

Energieeinsatz<br />

Relevante Variablen mit<br />

wesentlichen Auswirkungen<br />

auf den Energieeinsatz<br />

Leistung<br />

Analyse des Energieeinsatzes<br />

und des Energieverbrauchs<br />

Ermittlung der Bereiche mit wesentlichem<br />

Energieeinsatz und<br />

wesentlichem Energieverbrauch<br />

Feinanalyse<br />

Ermittlung von Möglichkeiten<br />

für die Verbesserung der<br />

energiebezogenen Leistung<br />

Energetische Ausgangsbasis<br />

Energieleistungskennzahlen<br />

(EnPls)<br />

Ableitung strategischer<br />

Energieziele<br />

Aktionspläne zur Umsetzung<br />

der operativen Energieziele<br />

Abb. 6: Zentrale Bestandteile der energetischen Planung und Bewertung im Rahmen eines Energiemanagements.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

11


Die für eine Grobanalyse erforderlichen Informationen<br />

sind z. B. folgende:<br />

Bezugsverträge und -tarife aller Energiearten (z. B. Strom,<br />

Erdgas, Fernwärme, Heizöl).<br />

Jährlicher Energieverbrauch und jährliche Energiekosten<br />

anhand der Abrechnungen des jeweiligen Lieferanten. Auch<br />

im Fall der Eigenerzeugung sind die jeweiligen jährlichen<br />

Vollkosten zu erfassen.<br />

Energieverbrauchsentwicklung (aller Energiearten) über die<br />

letzten zwei bis drei Jahre.<br />

Elektrischer Lastgang des Gesamtbetriebs.<br />

Situation der Energiedatenerfassung im Betrieb (Anzahl<br />

und Standorte der Zähler für Strom, Erdgas, gegebenenfalls<br />

Wärme, Wasser).<br />

Aufzeichnungen von Zählerständen und Verbrauchsmessungen.<br />

Reichen die vorhandenen Daten nicht aus, müssen bei Bedarf zusätzliche<br />

Zähler und Messgeräte installiert und regelmäßig Ablesungen<br />

(z. B. wöchentlich) durchgeführt werden.<br />

Vor allem in kleineren Betrieben ist häufig nur jeweils ein Zähler<br />

für den Erdgas- und Stromverbrauch vorhanden. In vielen Fällen<br />

ist es empfehlenswert, für die Analyse weitere Stromzähler einzubauen,<br />

z. B. in den Bereichen Druckluft und Kälte sowie für die<br />

wichtigsten Lüftungsanlagen. Je nach Aufbau der Produktion<br />

empfiehlt sich auch die Installation von Zählern für einzelne<br />

Produktionsbereiche. Insbesondere für die Heizenergie- und<br />

Prozesswärmeerzeugung sowie direkt beheizte Produktionsanlagen<br />

sollten separate Erdgaszähler eingebaut werden.<br />

Für die Erfassung der Energiedaten stehen im Internet die<br />

Checklisten 3 bis 7 („Erfassungsbögen“) zur Verfügung.<br />

www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />

Methoden der Datenerfassung.<br />

Für die Datenerfassung bieten sich grundsätzlich zwei Methoden<br />

an: Zum einen können die Betriebs-, Verbrauchs- und Kostendaten<br />

manuell von qualifiziertem Personal erfasst werden. Zum anderen<br />

ist eine automatische Erfassung der Energieverbräuche über<br />

Fernmess- und Fernauslesegeräte möglich (siehe Abbildung 7).<br />

Die manuelle Erfassung bietet sich in der Regel dann an, wenn<br />

die Energiedaten von nur wenigen Verbrauchern oder Verbrauchergruppen<br />

mit verhältnismäßig geringem Personaleinsatz erfasst<br />

werden können. Sollen die Daten von einer Vielzahl an Verbrauchern<br />

aufgezeichnet werden, ist die automatische Erfassung<br />

in der Regel die kostengünstigere Variante. Darüber hinaus sind<br />

die Abfrageintervalle und die Reaktionszeiten auf Unregelmäßigkeiten<br />

hier deutlich kürzer und die Verwaltung der Daten kann<br />

über Datenbankmanagementsysteme erfolgen.<br />

Datenerfassung<br />

im Unternehmen<br />

konventionell<br />

webgestützt<br />

individuelle<br />

Anpassung<br />

Auswertung<br />

konventionell<br />

webgestützt<br />

diverse Formate<br />

(PDF, HTML, Word)<br />

Eingabe<br />

Datenbankmanagementsystem<br />

Datenbankmanagementsystem<br />

Verwaltung der<br />

Standortdaten<br />

(mySQL, DB2 etc.)<br />

Ausgabe<br />

Ausgabe<br />

Zentrale/<br />

Energiedienstleister<br />

globale Kennzahl (K G<br />

)<br />

Prozesskennzahl (K P<br />

)<br />

Auswertung<br />

zusätzliche Information<br />

Basis für Zusatzdienste<br />

Verbesserung der<br />

Standortbetreuung<br />

Abb. 7: Beispielhafter Arbeitsablauf eines externen Datenbankmanagementsystems zum Energiecontrolling.<br />

12<br />

Ratgeber Energiemanagement.


1.200<br />

2011<br />

2012<br />

Gasverbrauch (Heizung) in MWh<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />

Abb. 8: Beispiel einer Zeitreihe zum Gasverbrauch eines Unternehmens.<br />

Darstellung und Auswertung der Grobanalyse.<br />

Zum besseren Verständnis können Energiedaten grafisch dargestellt<br />

werden. Bei saisonalen Verbräuchen bieten sich zum Beispiel<br />

sogenannte Zeitreihen an. In Abbildung 8 ist beispielsweise<br />

der monatliche Gasverbrauch eines Unternehmens über zwei<br />

aufeinanderfolgende Jahre dargestellt. Mithilfe dieser Zeitreihe<br />

lassen sich die Verbrauchswerte unterschiedlicher Jahre besser<br />

miteinander vergleichen und die Energiedaten auswerten. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, dass die Verbrauchswerte für die Vergleichbarkeit<br />

der jährlichen Energiedaten mindestens produktionsbereinigt<br />

und der Energieverbrauch für die Raumwärme- und Warmwasserbereitstellung<br />

zusätzlich witterungsbereinigt sein sollten.<br />

Bei der Auswertung der Grobanalyse geht es darum, die Hauptenergieverbraucher<br />

sowie die Bereiche mit dem größten Energieverbrauch<br />

zu bestimmen, ihren Einfluss auf den Gesamtverbrauch<br />

darzustellen und gegebenenfalls schon Energieverluste zu erkennen.<br />

Die Informationen zu verwendeten Energieträgern (Strom,<br />

Druckluft etc.) sollen daher Anlagen oder Bereichen zugeordnet<br />

werden. Dabei ist darauf zu achten, dass durch interne Umwandlung<br />

erzeugte Energiearten nicht doppelt erfasst werden<br />

(z. B. Strom zur Drucklufterzeugung und Druckluft).<br />

Gesamtbezug<br />

23.579 MWh<br />

Anlage 1<br />

15.389 MWh<br />

Anlage 2<br />

4.295 MWh<br />

Anlage 3<br />

1.741 MWh<br />

Anlage 4<br />

1.631 MWh<br />

Anlage 5<br />

283 MWh<br />

Anlage 6<br />

200 MWh<br />

Um Energieströme im Unternehmen zu visualisieren, eignen<br />

sich Sankey-Diagramme. Hierbei werden Energieverbräuche<br />

mengenproportional dargestellt. In Abbildung 9 ist beispielhaft<br />

für ein Unternehmen die Verteilung des Stromverbrauchs auf<br />

verschiedene Anlagen dargestellt. Mithilfe der bekannten Energieverteilung<br />

lassen sich nicht nur die tatsächlichen Produktionskosten<br />

genau bestimmen, sondern auch zu hohe Verbrauchswerte<br />

identifizieren, die auf einen fehlerhaften Betrieb,<br />

schlechte Isolierung oder Ähnliches zurückzuführen sind. Es<br />

Anlage 7<br />

27 MWh<br />

Anlage 8<br />

13 MWh<br />

Abb. 9: Sankey-Diagramm – beispielhafte Verteilung des Stromverbrauchs auf<br />

verschiedene Anlagen in einem Unternehmen.<br />

bietet sich an, zunächst die Anlage mit dem größten Stromverbrauch<br />

(siehe Anlage 1 in Abbildung 9) näher zu untersuchen<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

13


eziehungsweise zu optimieren. Eine weitere Methode zur<br />

Identifizierung der Anlagen mit dem größten Energiebedarf ist<br />

die ABC-Analyse. Dabei wird gleichzeitig ein Verteilungsschlüssel<br />

für den untersuchten Energieträger ermittelt. Diese Methode<br />

wird hauptsächlich für Energieträger angewendet, die in<br />

vielen Produktionsbereichen und Anlagen des Unternehmens<br />

eingesetzt werden.<br />

Abbildung 10 zeigt die geordneten kumulierten jährlichen<br />

Stromverbrauchswerte. Der Graph wird in drei Kategorien unterteilt.<br />

Kategorie A beinhaltet alle Maschinen, die 70 Prozent<br />

des Gesamtverbrauchs ausmachen, Kategorie B umfasst alle<br />

Maschinen, die weitere 20 Prozent Strom verbrauchen, und<br />

Kategorie C enthält die restlichen Maschinen. Für die weitere<br />

Untersuchung sind die Maschinen der Kategorie A und gegebenenfalls<br />

B interessant, da sie 70 bis 90 Prozent des Strombezugs<br />

ausmachen. Das heißt, für diese Maschinen sollten Optimierungsvorschläge<br />

entwickelt werden, da hier wahrscheinlich die<br />

höchsten Einsparungen im Hinblick auf den Gesamtenergieverbrauch<br />

des Unternehmens erzielt werden können.<br />

Ergebnisse der Grobanalyse:<br />

Nach einzelnen Verbrauchern und Bereichen aufgeschlüsselte<br />

Energieverbrauchs- und Energiekostendaten.<br />

Festlegung der in einer Feinanalyse näher zu untersuchenden<br />

Energieverbraucher, Bereiche oder Abläufe.<br />

Hinweise auf Notwendigkeit der Anschaffung weiterer<br />

Zähler.<br />

Kumulierter Stromverbrauch (%)<br />

ca. 90 %<br />

ca. 70 %<br />

Kategorie A<br />

Kategorie B<br />

Kategorie C<br />

Anlagen (Anzahl)<br />

Abb. 10: ABC-Analyse – beispielhafte Verteilung des Stromverbrauchs auf Anlagengruppen<br />

in einem Unternehmen.<br />

3.2 Feinanalyse.<br />

In einem nächsten Schritt werden die im Rahmen der Grobanalyse<br />

identifizierten Energieverbraucher oder Prozesse detailliert auf<br />

Einsparpotenziale hin untersucht. Die Feinanalyse soll differenzierte<br />

Daten bereitstellen, um Energieeinsparpotenziale zu<br />

benennen und Wirtschaftlichkeitsparameter, wie beispielsweise<br />

die Kapitalrendite, exakt bestimmen zu können.<br />

Ziel ist es, die energiebezogene Leistung zu bestimmen und<br />

die Faktoren zu ermitteln, die den Energieverbrauch beeinflussen.<br />

Auf dieser Basis können später konkrete Optimierungsmaßnahmen<br />

ausgearbeitet werden. Wenn die notwendige<br />

fachliche Kompetenz hierfür im Betrieb nicht vorhanden ist,<br />

empfiehlt sich die Einbindung eines Energieberaters, der die<br />

Energieeinsparpotenziale von Systemen, Anlagen und Technologien<br />

identifiziert und Ansatzpunkte für geeignete Maßnahmen<br />

erarbeitet (siehe „Ratgeber Energieberatung“).<br />

14<br />

Ratgeber Energiemanagement.


Ergebnisse der Feinanalyse:<br />

Energieversorgungs- und Energieverbrauchsstrukturen<br />

einzelner Geräte beziehungsweise Anlagen.<br />

Anschluss- und Leistungsdaten (Nennleistungen,<br />

Höchstleistungen, Blindleistungen etc.) der wesentlichen<br />

Energieverbraucher.<br />

Wartungsdaten (Intervalle, letzte Wartung, Unternehmen<br />

etc.).<br />

Kenntnis des Istzustands der wichtigsten Energieverbraucher<br />

(Anlagen, Abläufe) und energietechnischen<br />

Systeme (Heizungsanlage, Lüftungsanlage, Kälteanlage).<br />

Kenntnis der zentralen Faktoren, die den Energieverbrauch<br />

beeinflussen.<br />

Einschätzung, welche Einsparungen im Hinblick auf<br />

den Gesamtenergieverbrauch des Unternehmens erzielt<br />

werden können.<br />

3.3 Energiekennzahlen und Benchmarking.<br />

Mittels der Energieanalyse lassen sich zentrale Energiekennzahlen<br />

gewinnen, die die betriebsinternen Energieversorgungsund<br />

Energieverbrauchsstrukturen aussagekräftig beschreiben.<br />

Die Bildung und regelmäßige Auswertung der Energiekennzahlen<br />

unterstützt die fortlaufende Kontrolle des betrieblichen<br />

Energieeinsatzes. Auch die Energiemanagementsystem-Norm<br />

ISO 50001 fordert, angemessene Energieleistungskennzahlen als<br />

Messgrößen für die energiebezogene Leistung festzulegen.<br />

Energiekennzahlen erleichtern:<br />

Festlegen von Energiezielen.<br />

Aufzeigen von Entwicklungen über mehrere Jahre.<br />

Erkennen von Veränderungen bei der Produktion.<br />

Entscheidung für weitergehende Untersuchungen.<br />

Kontrolle der Betriebsführung.<br />

Kontrolle durchgeführter Energieeinsparmaßnahmen.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

15


Auswahl von Energiekennzahlen.<br />

Im ersten Schritt werden geeignete Energiekennzahlen ausgewählt.<br />

Dazu ist zunächst zu klären, wofür die Kennzahlen eingesetzt<br />

werden sollen.<br />

Kennzahlenvergleiche<br />

Zeitvergleiche Quervergleiche Soll-Ist-Vergleiche<br />

Zeitvergleiche liefern Aussagen über Veränderungen der Energieleistung<br />

in mehreren Perioden (z. B. Geschäftsjahr, Quartal,<br />

Monat, Woche, Tag, Schicht). Insofern die Randbedingungen konstant<br />

sind, geben Zeitvergleiche Auskunft über Veränderungen<br />

der energiebezogenen Leistung, die durch das operative Verhalten<br />

des Managements und der Mitarbeiter verursacht werden (z. B.<br />

Anlagenfahrweise, operative Produktionssteuerung, Ein- und<br />

Ausschaltregime). Zeitvergleiche werden vorzugsweise innerhalb<br />

eines Unternehmens eingesetzt.<br />

Abb. 11: Mögliche Energiekennzahlen.<br />

Betriebsvergleiche<br />

Gebäudevergleiche<br />

Anlagen-/Prozessvergleiche<br />

<strong>Querschnittstechnologien</strong><br />

spezifische Technologien<br />

Mittels Quervergleichen lassen sich Unterschiede der Energieleistung<br />

zwischen Vergleichsobjekten (Betriebe, Anlagen, Prozesse,<br />

Gebäude) beschreiben. Ursachen für solche Unterschiede<br />

können sowohl in der Struktur und technischen Ausprägung<br />

der Vergleichsobjekte als auch im Nutzerverhalten liegen.<br />

Quervergleiche können sowohl innerhalb eines Unternehmens<br />

als auch zwischen mehreren Unternehmen stattfinden.<br />

Soll-Ist-Vergleiche geben Aufschluss über Abweichungen<br />

von Zielvorgaben. Diese können in der Regel erst dann formuliert<br />

werden, wenn eine Erstbewertung der energiebezogenen<br />

Leistung und ggf. ein Benchmarking mit Vergleichsobjekten<br />

stattgefunden hat. Soll-Ist-Vergleiche werden in der Regel betriebsintern<br />

durchgeführt.<br />

Bestimmung von Energie- und Bezugsgrößen.<br />

Auf Basis der festgelegten Anwendungszwecke sind nun konkrete<br />

Energiekennzahlen auszuwählen (siehe Abbildung 11). Da<br />

absolute Kennzahlen (z. B. Energieverbrauch in MWh) wenig<br />

Aussagekraft besitzen, werden in der Regel Verhältniszahlen<br />

gebildet. Typisch sind dabei Gliederungszahlen (z. B. Anteil der<br />

Energiekosten an den Gesamtkosten) und Beziehungszahlen<br />

(z. B. Energieverbrauch pro produzierte Einheit). Typische Energiekennzahlen<br />

sind:<br />

Anteil eines Energieträgers am Gesamtenergieverbrauch<br />

des Unternehmens.<br />

Energieverbrauch bzw. Energiekosten nach Produktionseinheit/Umsatz/Wertschöpfung.<br />

Heizenergieverbrauch pro m 2 beheizter Fläche.<br />

Treibhausgasemissionen bzw. CO 2 -Emissionen pro<br />

Produktionseinheit/Umsatz/Wertschöpfung.<br />

Damit Kennzahlen wirklich Aussagen über die Energieeffizienz<br />

ermöglichen, müssen sie oft einer weiteren Normierung unterzogen<br />

werden. So sollte beispielsweise der Heizenergieverbrauch<br />

pro m 2 beheizter Fläche um die Außentemperaturen<br />

bereinigt werden.<br />

Energetische Ausgangsbasis.<br />

Die ISO 50001 fordert außerdem, dass das Unternehmen<br />

eine energetische Ausgangsbasis festlegt. Hierbei handelt<br />

es sich um einen Basiswert, zu dem alle nachfolgenden<br />

Änderungen des Energieverbrauchs in Bezug gesetzt<br />

werden. Auch hierbei helfen die Energiekennzahlen, zum<br />

Beispiel durch die Ermittlung der<br />

Veränderung von Energieverbrauch und -kosten im<br />

Vergleich zur energetischen Ausgangsbasis (in Prozent).<br />

Veränderung von Energieverbrauch und -kosten<br />

pro Energieträger im Vergleich zur energetischen<br />

Ausgangsbasis (in Prozent).<br />

Definition energetische Ausgangsbasis:<br />

Die energetische Ausgangsbasis ist ein quantitativer<br />

Referenzpunkt, der als Basis für einen Vergleich der energiebezogenen<br />

Leistung dient. (DIN EN ISO 50001)<br />

16<br />

Ratgeber Energiemanagement.


Benchmarking.<br />

Eine Möglichkeit zur Anwendung von Kennzahlen ist das Benchmarking.<br />

Kennzahlen können einerseits zum Vergleich mit anderen<br />

Standorten oder anderen Unternehmen der gleichen Branche<br />

und andererseits zum Vergleich im eigenen Unternehmen, z. B.<br />

um verschiedene Perioden zu vergleichen, herangezogen werden.<br />

In Abbildung 12 ist beispielhaft die Kennzahl „Energieeinsatz<br />

je Tonne Produkt“ dargestellt. Sie beruht auf den Kennzahlen<br />

von Unternehmen verschiedener Größe. Wenn die Produktionsmenge<br />

und der Energieeinsatz im eigenen Unternehmen<br />

bekannt sind, kann man den spezifischen Energieverbrauch des<br />

eigenen Unternehmens mit anderen Unternehmen vergleichen<br />

und daraus Rückschlüsse auf die eigene Energieeffizienz ziehen.<br />

Bei der Interpretation von Energiekennzahlen ist zu beachten,<br />

dass sie nicht isoliert betrachtet werden sollten und nur durch<br />

Vergleiche mit anderen Werten sinnvoll beurteilt werden können.<br />

Ausgehend vom Istzustand bei Energieverbrauch und -nutzung<br />

werden im Rahmen des Energiemanagements realistische Planbeziehungsweise<br />

Zielwerte für Kennzahlen festgelegt. Nach Ablauf<br />

einer Planungsperiode erfolgt ein Vergleich der erreichten<br />

Werte mit den Planwerten. Die Abweichungen werden analysiert<br />

und es werden, sofern erforderlich, Korrekturen vorgenommen.<br />

Definition Benchmarking:<br />

Im Kontext Energiemanagement bezeichnet Benchmarking<br />

den Vergleich der Energieeffizienz von Prozessen<br />

oder Unternehmen mithilfe von Energiekennzahlen. Den<br />

jeweiligen Zielwert (Benchmark) gibt der Prozess oder das<br />

Unternehmen mit den günstigsten Werten vor.<br />

Spezifischer Dampfverbrauch<br />

pro erzeugte Produktionsmenge (kWh/t)<br />

0,00060<br />

0,00055<br />

0,00050<br />

0,00045<br />

0,00040<br />

220 240<br />

Spezifischer Dampfverbrauch<br />

Ausgleichskurve zu den<br />

Einzelwerten für den<br />

spezifischen Dampfverbrauch<br />

260 280 300 320 340 360 380<br />

Gesamtproduktionsmenge (t)<br />

Abb. 12: Beispiel zur Entwicklung der Kennzahl „Energieeinsatz je Tonne Produkt“ unter Mitwirkung verschiedener Unternehmen.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

17


4 Planung und Bewertung von<br />

Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Geschäftsführung Bereitstellung der nötigen Ressourcen und Kennzahlensysteme<br />

Formulierung der energiepolitischen Rahmenbedingungen<br />

Energiemanager Planung und Bewertung von Maßnahmen<br />

Vorschlag zur Priorisierung der Maßnahmen<br />

Erstellung eines detaillierten Maßnahmenplans<br />

Vorschläge zu operativen Zielen<br />

Controlling Unterstützung bei der Entwicklung und Bewertung sowie bei der Umsetzung<br />

von aussagekräftigen Kennzahlensystemen<br />

Produktion Identifizierung von Maßnahmen und Unterstützung bei deren Bewertung<br />

Abb. 13: Aufgaben der verantwortlichen Akteure bei der Planung und Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Die Ergebnisse der Energieanalyse fließen in die Planung von<br />

Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der<br />

Energiekosten ein. Die Energieeffizienzmaßnahmen können<br />

sowohl technische Maßnahmen sein, für die Investitionen<br />

notwendig sind, als auch organisatorische Maßnahmen, die<br />

eine effiziente Energienutzung in den alltäglichen Abläufen<br />

verankern. Beide Maßnahmenarten sind gleichberechtigt zu<br />

verfolgen. Bei einer Anlage, die ohnehin erneuert werden soll,<br />

ist die gleichzeitige Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

besonders sinnvoll.<br />

Einzelmaßnahmen gegenseitig beeinflussen können, sollten<br />

sie stets im konkreten Zusammenhang betrachtet werden. Auf<br />

diese Weise wird sichergestellt, dass eine energetische Optimierung<br />

des Energieverbrauchs und -einsatzes im gesamten<br />

Unternehmen und nicht nur eine Verlagerung erreicht wird.<br />

Abbildung 14 zeigt exemplarisch den Weg von den Ergebnissen<br />

der Energieanalyse über die Planung und Bewertung bis<br />

hin zur Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Im Zuge der energetischen Bewertung werden die wesentlichen<br />

Verbraucher und die Einflussfaktoren mittels Messung<br />

und Auswertung von Daten bestimmt. Mithilfe von Energieleistungskennzahlen<br />

können energiebezogene Leistungen<br />

bewertet werden. Auf dieser Basis lassen sich Maßnahmen zur<br />

energetischen Optimierung ableiten und umsetzen. Da sich<br />

Die Checkliste 8 im Internet hilft bei der Bestimmung der<br />

wesentlichen Einflussfaktoren des Energieverbrauchs. Diese<br />

Einflussfaktoren sollten sich sowohl in den Energie zielen<br />

als auch in den daraus abgeleiteten Maßnahmen wiederfinden.<br />

www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />

Ergebnisse<br />

der Energieanalyse<br />

Zieldefinition<br />

und Entwicklung<br />

eines<br />

Maßnahmenkatalogs<br />

Bewertung<br />

von<br />

Maßnahmen<br />

Priorisierung<br />

der<br />

Maßnahmen<br />

Erstellung<br />

eines<br />

detaillierten<br />

Maßnahmenplans<br />

Umsetzung<br />

der<br />

Maßnahmen<br />

Überprüfung<br />

der Maßnahmenumsetzung<br />

Abb. 14: Schematischer Ablauf der Planung und Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

18<br />

Ratgeber Energiemanagement.


4.1 Planung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Bei der Planung von Energieeffizienzmaßnahmen im Unternehmen<br />

sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:<br />

Überprüfung des Energieeinsatzes: Möglicherweise kann die<br />

eigene Energieerzeugung oder -umwandlung verbessert und<br />

der bisher eingesetzte Energieträger durch einen preiswerteren<br />

und umweltverträglicheren ersetzt werden.<br />

Optimierung der Betriebszeiten: Anlagen sollten in produktionsfreien<br />

Zeiten abgeschaltet werden.<br />

Anlagen beziehungsweise Maschinen mit hohem Wirkungsgrad<br />

verwenden. Je effizienter die Neuanlagen gegenüber<br />

Bestandsanlagen und je länger deren Laufzeiten sind, desto<br />

wirtschaftlicher ist ein Austausch.<br />

Energieeffizienz des Systems weiter erhöhen. Dies kann beispielsweise<br />

durch (optimierte) Steuerung und Regelung von<br />

Anlagen erreicht werden.<br />

Leistungseinsatz optimieren. Zum Beispiel durch Spitzenlastabwurf<br />

bei einem Lastmanagement (siehe Seite 26).<br />

Hierbei geht es vorrangig um Kosteneinsparungen.<br />

Weiterverwendung von Energie. Dies kann z. B. durch Maßnahmen<br />

zur Wärmerückgewinnung erreicht werden.<br />

Bei der energetischen Feinplanung der Optimierung jedes<br />

einzelnen Prozesses oder jeder einzelnen Anlage genügt es nicht,<br />

die einzelnen Komponenten eines Systems getrennt voneinander<br />

zu betrachten. Vielmehr sind sie als Gesamtsystem zu verstehen,<br />

in dem alle Komponenten einen Beitrag zu Energieverbrauch und<br />

-effizienz leisten. Die Dimensionierung der jeweiligen Systemkomponenten<br />

sollte am optimierten Bedarf des Systems ausgerichtet<br />

sein (zum Beispiel am tatsächlich benötigten Volumenstrom).<br />

Schrittweise werden dann die einzelnen Komponenten aufeinander<br />

abgestimmt. So wird sukzessive die optimale Energienutzung<br />

des gesamten Unternehmens geplant. Weitere Informationen<br />

zur energetischen Optimierung von Systemen finden sich z. B.<br />

im „Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme“.<br />

4.1.1 Organisatorische Maßnahmen.<br />

Neben zahlreichen technischen Möglichkeiten zur Reduzierung<br />

des Energieverbrauchs spielt auch ein umsichtiger Umgang mit<br />

Energie eine wichtige Rolle. Oft reichen schon kleine Anpassungen<br />

im Arbeitsablauf oder ein bewusstes Abschalten nicht benötigter<br />

Geräte und Systeme, um die Energiekosten zu senken.<br />

Solche organisatorischen Maßnahmen erfordern zudem keinen<br />

oder nur einen geringen finanziellen Aufwand.<br />

Bei der Entwicklung organisatorischer Maßnahmen sollten<br />

folgende Fragen bedacht werden:<br />

Welche Tätigkeiten und Abläufe sind besonders energieverbrauchsrelevant<br />

und wie könnte man hier eine rationelle<br />

Energienutzung sicherstellen?<br />

Werden den Mitarbeitern die Vorteile der rationellen Energienutzung<br />

anschaulich vermittelt?<br />

Wie wird sichergestellt, dass Energieeffizienz bei Neuanschaffungen<br />

von Maschinen und Ausrüstung als ein Qualitätsmerkmal<br />

berücksichtigt wird?<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

19


Die nachfolgenden Beispiele veranschaulichen die<br />

Vielfalt organisatorischer Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung.<br />

Einkauf/Beschaffung:<br />

Energieeffizienz als Entscheidungskriterium beim Kauf<br />

von Anlagen, Systemen und Geräten; Berücksichtigung der<br />

Lebenszykluskosten.<br />

Steuerung und Regelung:<br />

Anpassen von Prozessparametern (z. B. Druck, Temperatur).<br />

Bedarfsorientierte Regelung (z. B. der Lüftungsanlage).<br />

Optimierte Vorlauftemperaturen und bedarfsgerechte<br />

Schaltung von Heizungsanlagen.<br />

Bedarfsgerechte Schaltung von Beleuchtungsgruppen.<br />

Einsatz von tageslichtabhängiger Regelung und Präsenzmeldern.<br />

Instandhaltung und Wartung:<br />

Regelmäßige Kontrolle und Wartung der energiebetriebenen<br />

Anlagen und Systeme sowie zustandsorientierte<br />

Instandhaltung.<br />

Arbeitsablauf:<br />

Anpassung von Arbeitsabläufen in der Produktion, um Leerlaufzeiten<br />

bei großen Maschinen zu reduzieren.<br />

Zeitversetztes Anfahren von Prozessen, um kostenintensive<br />

Lastspitzen zu verhindern.<br />

Mitarbeiterverhalten:<br />

<strong>Energieeffiziente</strong>s Lüften der Räume (Stoßlüftung statt<br />

Dauerlüftung).<br />

Keine Beleuchtung der Räume bei ausreichendem Tageslicht<br />

oder wenn diese nicht benutzt werden.<br />

Stand-by-Betrieb bei Bürogeräten nutzen, nachts und am<br />

Wochenende Geräte vollständig ausschalten (z. B. über eine<br />

schaltbare Steckdosenleiste).<br />

Anlagen in der Produktion (z. B. Druckluftstation, Beleuchtung)<br />

sollten in betriebsfreien Zeiten – wenn möglich – abgeschaltet<br />

werden.<br />

Der Umgang der Mitarbeiter mit Energie hat einen spürbaren<br />

Einfluss auf den Erfolg eines Energiemanagementsystems.<br />

Durch Informationsveranstaltungen und Schulungen kann den<br />

Mitarbeitern die Bedeutung von Energieeffizienz vermittelt<br />

werden. Weitere geeignete Maßnahmen sind zum Beispiel Erinnerungshilfen<br />

an Geräten und Lichtschaltern. Über Prämiensysteme<br />

können die Mitarbeiter außerdem an den erzielten<br />

Energiekosten einsparungen beteiligt werden. Für die Motivation<br />

der Mitarbeiter ist es äußerst wichtig, dass die Unternehmensführung<br />

diesen Prozess ausdrücklich unterstützt und begleitet.<br />

Durch die Einführung eines internen Vorschlagswesens<br />

können die Mitarbeiter beispielsweise selbst Vorschläge für<br />

Energieeffizienzmaßnahmen einbringen. Um die Motivation<br />

der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten, empfiehlt es sich, regelmäßig<br />

aktuelle Verbrauchswerte oder Energiekennzahlen und<br />

damit die Erfolge des Energiemanagements zu veröffentlichen.<br />

Die Initiative EnergieEffizienz stellt Hilfen zur Mitarbeiterinformation<br />

und -motivation zur Verfügung:<br />

www.stromeffizienz.de/ueber-uns/veroeffentlichungen/<br />

publikationen.html<br />

20<br />

Ratgeber Energiemanagement.


4.1.2 Technische Maßnahmen.<br />

Technische Energieeffizienzmaßnahmen erfordern in der Regel<br />

Investitionen. Sie betreffen den Umbau von Gebäuden und den<br />

Einbau oder Umbau von Systemen, Anlagen und Maschinen sowie<br />

ihrer Komponenten.<br />

Die nachfolgenden Beispiele möglicher investiver Energieeffizienzmaßnahmen<br />

veranschaulichen die Handlungsvielfalt<br />

in den einzelnen Bereichen:<br />

Energieeffizienz in Gebäuden:<br />

Effiziente Wärmeversorgung. Zu den zentralen Maßnahmen<br />

zählen die bedarfsgerechte Anpassung der Versorgung<br />

(z. B. Modernisierung der Heizkörper-Thermostatventile,<br />

hydraulischer Abgleich) sowie die Modernisierung der<br />

Wärmeerzeugung (z. B. Brennwerttechnik, Einsatz erneuerbarer<br />

Energieträger, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen).<br />

Reduktion der Wärmeverluste über die Gebäudehülle. Zu<br />

den wichtigsten Bereichen zählen die Außenwände (z. B.<br />

Verbesserung der Dämmung, Optimierung der Fassadenausrichtung)<br />

und Fenster (z. B. Verglasung mit geringen<br />

Wärmeverlusten, außenliegender Sonnenschutz).<br />

Reduktion der Lüftungswärmeverluste. Lüftungsanlagen<br />

können gegenüber herkömmlicher Fensterlüftung erhebliche<br />

Einsparungen bewirken – vorausgesetzt, sie sind mit<br />

einer Wärmerückgewinnungsanlage ausgestattet. Moderne<br />

Anlagen ermöglichen eine Rückgewinnung von bis zu<br />

95 Prozent der in der Abluft enthaltenen Wärmeenergie.<br />

Energieeffizienz bei <strong>Querschnittstechnologien</strong>:<br />

Einsatz energieeffizienter Motoren (über 95 Prozent der<br />

Lebenszykluskosten eines elektrischen Antriebs werden<br />

durch Energiekosten verursacht).<br />

Nutzung von Wärmerückwirkung (z. B. bei Lüftungs-, Druckluft-<br />

und Klimaanlagen, Trocknern, Produktionsanlagen).<br />

Leckagereduzierung im Druckluftnetz.<br />

Einbau Energieeffizienz steigernder Steuerungs- und<br />

Regelungstechnik.<br />

Optimierung der Dampferzeugung (Abgaswärmetauscher,<br />

zum Beispiel Economizer).<br />

Nutzung von Brennwerttechnik, Verbesserung der Kesselisolation<br />

etc.; Optimierungsmöglichkeiten an Produktionsanlagen<br />

(z. B. durch Anpassung von Prozessparametern an den<br />

tatsächlichen Bedarf).<br />

Die Einsparpotenziale solcher Maßnahmen hängen stark von<br />

der jeweiligen Ausgangssituation im Unternehmen, dem Zustand<br />

der Anlagen, aber auch von den Möglichkeiten zur Steuerung<br />

der Prozesse ab. Abbildung 15 gibt einen Überblick über<br />

die durchschnittlichen wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale<br />

bei unterschiedlichen <strong>Querschnittstechnologien</strong>. Konkrete<br />

Beispiele typischer Energieeffizienzmaßnahmen in den Bereichen<br />

Trocknung, Ventilatoren, Kühlung und Druckluft finden<br />

sich auf den folgenden Seiten. Detaillierte Informationen<br />

enthalten die jeweiligen Ratgeber zu den entsprechenden<br />

<strong>Querschnittstechnologien</strong> dieses <strong>Handbuch</strong>s.<br />

Beleuchtung Druckluft Pumpensysteme Kälte- und Kühlwasseranlagen<br />

Wärmeversorgung<br />

Lüftungsanlagen<br />

Abb. 15: Durchschnittliche Energieeffizienzpotenziale bei <strong>Querschnittstechnologien</strong> in Unternehmen.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

21


Typische Optimierungsmaßnahme für einen industriellen<br />

Trockner.<br />

In der Abbildung ist schematisch vereinfacht ein erdgasbefeuerter<br />

Trockner mit typischen Optimierungsmaßnahmen<br />

dargestellt. Die Ware durchläuft den Trockner<br />

mithilfe von Antrieben und wird von der heißen Umluft<br />

durchströmt und getrocknet. Die Abluft wird über ein<br />

Wärmerückgewinnungssystem geführt, mit dem die<br />

Frischluft vorgewärmt wird. Durch die in der Abbildung<br />

skizzierten Optimierungsmaßnahmen lassen sich erhebliche<br />

Energieeinsparpotenziale erschließen.<br />

3<br />

6<br />

1<br />

4<br />

7<br />

6<br />

2<br />

8<br />

5 5 5 5<br />

5 5<br />

1<br />

Vermeidung von Falschluft<br />

5<br />

Optimierung der Brenner,<br />

am Bedarf angepasste Auslegung und Steuerung<br />

2<br />

Optimierung der Antriebe,<br />

Abschaltung in Produktionspausen<br />

6<br />

Wärmerückgewinnung, Reduzierung der<br />

Wärmeverluste, Schließen der Klappen<br />

3<br />

Optimierung der Wärmeeinbringung,<br />

Möglichkeiten der Dampfabriegelung<br />

7<br />

Intakte Einhausung, Isolierung<br />

4<br />

Optimales Luft-Waren-Verhältnis<br />

8<br />

Trocknerparameter je nach Ware anpassen<br />

Abb. 16: Typische Maßnahmen zur energetischen Optimierung eines Trockners in der Textilindustrie.<br />

22<br />

Ratgeber Energiemanagement.


Beispiel Ventilatoren.<br />

Istzustand.<br />

Ventilatoren sind im Normalfall auf die maximal erforderlichen<br />

Volumenströme ausgelegt. Analysen zeigen jedoch,<br />

dass Ventilatoren selten im Volllastbereich betrieben<br />

werden. Der Volumenstrom liegt im Durchschnitt deutlich<br />

unterhalb der größtmöglichen Leistung. Er wird oft durch<br />

konventionelle mechanische Einrichtungen gesteuert,<br />

beispielsweise mit Drosselklappen, Drall-, Bypass- oder<br />

Ein-/Ausregelung. Dabei läuft der Motor mit maximaler<br />

Drehzahl, unabhängig vom tatsächlich erforderlichen<br />

Volumenstrom.<br />

Maßnahme.<br />

In einer Produktionshalle wird durch die Nachrüstung<br />

eines Frequenzumrichters am Ventilatormotor die Drehzahl<br />

und somit die Leistungsaufnahme direkt an den Bedarf<br />

angepasst.<br />

Leistungsaufnahme (%)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Drosselregelung<br />

idealer Verlauf<br />

Drosselregelung (FU)<br />

Abbildung 17 zeigt die Leistungsaufnahme des Ventilators<br />

in Abhängigkeit vom Volumenstrom für die Drosselregelung<br />

(Standard), für die Drehzahlregelung mittels Frequenzumrichter<br />

und für einen idealen Verlauf.<br />

Ergebnis.<br />

Wie in Abbildung 17 zu sehen, ist bei Volumenströmen mit<br />

weniger als 80 Prozent der Auslegungsgröße die Regelung<br />

über einen Frequenzumrichter (in der Abbildung als gepunktete<br />

Fläche dargestellt) effizienter als die Drosselregelung.<br />

Ist der Volumenstrom größer als 80 Prozent der Auslegungsgröße,<br />

arbeitet die Drosselregelung effizienter (in<br />

der Abbildung als schraffierte Fläche dargestellt). Erfahrungsgemäß<br />

sind die Ventilatormotoren oft überdimensioniert,<br />

sodass im regulären Betriebsfall weniger als 60 Prozent<br />

des Volumenstroms gefördert werden. Daher ist das Einsparpotenzial<br />

bezüglich Energieverbrauch und Energiekosten<br />

mittels Drehzahlregelung teilweise erheblich.<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Volumenstrom (%)<br />

Abb. 17: Leistungsaufnahme eines Ventilators im Verhältnis zum geförderten<br />

Volumenstrom bei verschiedenen Regelungstechniken.<br />

Das Ergebnis in Zahlen.<br />

Frequenzumrichter-Nachrüstung bei einem Ventilator<br />

(Textil unternehmen):<br />

Investition 1.900 €<br />

Stromeinsparung<br />

60.000 kWh/a<br />

Stromkosteneinsparung<br />

3.240 €/a<br />

Prozentuale Einsparung 55 %<br />

Kapitalrendite > 100 %<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

23


Beispiel Kühlung.<br />

Istzustand.<br />

In vielen Betrieben wird der Kältebedarf für Prozesskälte<br />

oder Klimatisierung ausschließlich über Kältemaschinen<br />

bereitgestellt. Dabei betragen die betrieblichen Stromkosten<br />

für die Kältebereitstellung oftmals mehrere Zehntausend<br />

Euro pro Jahr.<br />

Maßnahme.<br />

In einem mittelständischen Unternehmen wird ein<br />

Trockenkühler zur Unterstützung der Kältemaschinen<br />

installiert, der zur Kühlung im Frühjahr, Herbst und<br />

Winter, aber auch in kalten Sommernächten die kalte<br />

Außenluft verwendet.<br />

Ergebnis.<br />

Durch den Trockenkühler kann der Strombedarf der Kälteanlagen<br />

erheblich gesenkt werden. Bei geringen Außentemperaturen<br />

ist oft sogar ein Abschalten der Kälteanlagen<br />

möglich und die Kühlung erfolgt ausschließlich über<br />

den Trockenkühler. In Übergangszeiten dient er als Unterstützung<br />

der Kälteanlagen. Die Einsparungen können<br />

je nach Betrieb variieren, rentieren sich aber in der Regel<br />

mittelfristig (3 bis 5 Jahre).<br />

Das Ergebnis in Zahlen.<br />

Installation eines Trockenkühlers<br />

(mittelständisches Textil unternehmen):<br />

Investition 29.250 €<br />

Stromeinsparung<br />

88.000 kWh/a<br />

Stromkosteneinsparung<br />

10.450 €/a<br />

Prozentuale Einsparung 47 %<br />

Kapitalrendite 36 %<br />

Foto: Trockenkühler, Quelle: Ökotec Energiemanagement GmbH.<br />

24<br />

Ratgeber Energiemanagement.


Beispiel Druckluft.<br />

Istzustand.<br />

In einem Unternehmen sind die Kosten für die Druckluftbereitstellung<br />

kontinuierlich gestiegen, obwohl die<br />

Produktionsmenge in den letzten Jahren relativ konstant<br />

blieb. Als Ursache werden Leckagen im Druckluftnetz vermutet.<br />

Maßnahme.<br />

Es wird eine Dichtigkeitsprüfung für das Verteilnetz mittels<br />

eines Aufpumpversuchs durchgeführt, mit dem sich<br />

die Leckagemenge genau bestimmen lässt.<br />

Abbildung 18 zeigt die Auswertung eines Aufpumpversuchs.<br />

Eine Durchführung bei abgeschalteten Druckluftverbrauchern<br />

kann Aufschluss über das Maß der Netzleckagen liefern.<br />

Dazu wird ein Kompressor mit bekannter Fördermenge<br />

gestartet. Wird der eingestellte maximale Netzdruck (pA)<br />

erreicht, schaltet er in den Leerlauf. Infolge der Undichtigkeiten<br />

fällt der Druck im Netz allmählich ab, bis der Kompressor<br />

bei Erreichen des Einschaltdrucks (pE) wieder auf<br />

Lastbetrieb schaltet und erneut zu fördern beginnt. Die Beund<br />

Entlastungszeiten (t 1 und t 2 ) werden mehrmals gemessen<br />

und gemittelt. Der Zusammenhang von Netzdruck und<br />

Zeit ergibt dann ein charakteristisches Sägezahnprofil, bei<br />

dem die Steilheit der Kurve einen Hinweis auf die Höhe der<br />

Leckagemenge gibt. Die Leckagemenge kann mithilfe der<br />

Lastzeiten errechnet werden. Ist der Leckageanteil größer<br />

als 10 Prozent, dann sollte eine Beseitigung der Leckagen<br />

durch den Austausch betroffener Leitungen und Dichtungen<br />

sowie defekter Ventile oder Anschlüsse erfolgen. In<br />

den meisten Fällen treten Leckagen auf den letzten Metern<br />

zum Druckluftverbraucher auf. Das heißt, dass häufig nur<br />

ein flexibler Kunststoffschlauch erneuert oder neu angeschlossen<br />

werden muss, um die Leckagen zu beseitigen.<br />

Ergebnis.<br />

Durch die Beseitigung der Leckagen lassen sich die Druckluftkosten<br />

oft erheblich senken. Erfahrungsgemäß beträgt<br />

der Leckageanteil 20 bis 40 Prozent der erzeugten Druckluftmenge.<br />

Bei guter Wartung lässt sich ein verringerter<br />

Leckageanteil von fünf bis zehn Prozent wirtschaftlich<br />

erreichen.<br />

Das Ergebnis in Zahlen.<br />

Reduzierung der Leckagemenge<br />

(Schienenfahrzeugbau):<br />

Keine Investition,<br />

Kontinuierliche<br />

dafür weitere Kosten<br />

Wartungskosten<br />

Stromeinsparung<br />

613.000 kWh/a<br />

Stromkosteneinsparung<br />

32.750 €/a<br />

Prozentuale Einsparung 15 %<br />

Betriebsdruck (p)<br />

pA<br />

pE<br />

pA = Ausschaltdruck<br />

pE = Einschaltdruck<br />

t 1.1<br />

, t 1.2<br />

= Lastlaufzeit<br />

t 2.1<br />

, t 2.2<br />

= Leerlaufzeit<br />

t 1.1<br />

t 2.1<br />

t 1.2<br />

t 2.2 Zeit (t)<br />

Abb. 18: Bestimmung der Leckagemenge durch einen Aufpumpversuch.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

25


Lastmanagement.<br />

Lastmanagement hat zum Ziel, ausgewählte flexible Stromverbraucher<br />

so zu steuern, dass der Leistungsbezug optimiert<br />

werden kann. Die Flexibilität in der Leistungsaufnahme kann<br />

zum einen für die Optimierung des betrieblichen Stromlastprofils<br />

eingesetzt werden (Spitzenlastmanagement). Darüber<br />

hinaus entstehen im Zuge des Ausbaus der Stromeinspeisung<br />

aus fluktuierenden erneuerbaren Energien derzeit neue Märkte<br />

im Bereich des Stromhandels sowie im Stromnetzbetrieb, auf<br />

denen variable Lasten in Industrie und Gewerbe gegen Erlös<br />

gehandelt werden können (Demand Side Management).<br />

Last (kW)<br />

15 Min.<br />

höchster Momentwert<br />

höchster Mittelwert<br />

Nicht der höchste Momentwert, sondern der höchste<br />

Leistungsmittelwert bestimmt die Höhe der Kosten.<br />

Zeit<br />

Voraussetzung für die Einführung und Umsetzung eines Lastmanagements<br />

ist, dass die anlagen- und prozessspezifischen<br />

Energiedaten bekannt und dokumentiert sind. Ein Energiemanagementsystem<br />

bietet daher eine sehr gute Basis, um ein Lastmanagement<br />

einzuführen.<br />

Spitzenlastmanagement.<br />

Bei Unternehmen fallen neben den Kosten für die bezogene Arbeit<br />

(Cent/kWh) Netznutzungsentgelte und – je nach Stromliefervertrag<br />

– auch Leistungskosten für die bezogene elektrische<br />

Leistung an.<br />

In der Regel liegt während der Betriebszeit durch kontinuierlich<br />

laufende Anlagen und Geräte (z. B. Lüfter, Beleuchtung,<br />

Pumpen) eine Grundlast elektrischer Leistung an. Durch das<br />

Zu- und Abschalten von Anlagen im Laufe des Tages entsteht<br />

ein Lastverlauf mit entsprechenden Lastspitzen (siehe Abbildung<br />

19). Die Netznutzungsentgelte und ggf. der Leistungspreis<br />

werden anhand des höchsten viertelstündlichen Durchschnittswerts<br />

in einer Abrechnungsperiode (typischerweise ein Monat<br />

oder ein Jahr) bemessen.<br />

Durch die Einführung eines Spitzenlastmanagementsystems<br />

können Unternehmen ihre maximale Spitzenlast und die damit<br />

verbundenen Kosten reduzieren.<br />

Abb. 19: Beispiel eines Lastgangs des Bezugs von elektrischem Strom in einem Unternehmen.<br />

Maßnahmen zur Reduzierung der Spitzenlast:<br />

Reorganisation der Arbeitsabläufe: Große Verbraucher nicht<br />

gleichzeitig einschalten.<br />

Einbau eines elektronischen Spitzenlastmanagements:<br />

Akustische oder optische Signale zeigen manuelles Abschalten<br />

von Geräten und Anlagen an. Komplexere Systeme steuern<br />

das An- und Abschalten mehrerer Verbraucher automatisch.<br />

Verwendung von Anlagen und Geräten mit geringer elektrischer<br />

Leistung.<br />

Einrichtung von Pufferspeichern (Druckluft- und Kältenutzung)<br />

zur Deckung von Bedarfsspitzen und Vermeidung von<br />

Lastspitzen bei der Stromnachfrage.<br />

Bei der Einführung eines Spitzenlastmanagements sollte mit<br />

den Energieversorgern eine monatliche Abrechnung der bezogenen<br />

elektrischen Spitzenleistung vereinbart werden. Dies ist<br />

wichtig, falls in der Einführungsphase des Lastmanagementsystems<br />

noch Spitzen auftreten oder das System noch nicht<br />

einwandfrei arbeitet. Eine einmalig auftretende Leistungsspitze<br />

kann den Leistungspreis eines ganzen Jahres unnötig erhöhen.<br />

Um ein Lastmanagementsystem in einem Betrieb zu installieren<br />

und zu betreiben, reicht eine einmalige Erhebung nicht<br />

aus. Jeder neu installierte Verbraucher muss in Bezug auf sein<br />

Lastverhalten bewertet und gegebenenfalls in das System eingebunden<br />

werden.<br />

26<br />

Ratgeber Energiemanagement.


4.2 Maßnahmenplanung im Sinne eines<br />

zertifizierten Energiemanagementsystems.<br />

Wie bereits dargestellt, ist die Planung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

ein wichtiger Bestandteil des Energiemanagements.<br />

Wird darüber hinaus eine Zertifizierung nach DIN EN<br />

ISO 50001 angestrebt, sind zusätzliche Managementelemente<br />

bei der Maßnahmenplanung umzusetzen und entsprechende<br />

Anforderungen zu erfüllen. Im Folgenden werden diese<br />

Elemente dargestellt.<br />

Energiepolitik in Unternehmen.<br />

Die Energiemanagementsystem-Norm ISO 50001 gibt vor, dass<br />

Unternehmen den Umgang mit Energie und das Thema der<br />

Energieeffizienz, in Form von energiepolitischen Rahmenbedingungen,<br />

langfristig in die Unternehmensstrategie implementieren<br />

müssen. Die Formulierung der energiepolitischen<br />

Rahmenbedingungen sollte sich an den strategischen Unternehmenszielen<br />

orientieren. Anhand dieser Rahmenbedingungen<br />

können konkrete Energieziele abgeleitet werden. Diese<br />

müssen von der Geschäftsführung aufgestellt werden und<br />

mindestens folgende Verpflichtungen beinhalten:<br />

Ständige Verbesserung der energiebezogenen Leistung.<br />

Sicherstellung der Verfügbarkeit von relevanten Informationen.<br />

Einhaltung gesetzlicher (z. B. energierelevante Gesetze)<br />

und anderer eingegangener Verpflichtungen (z. B. Selbstverpflichtung,<br />

Kundenvorgabe).<br />

Die Energiepolitik muss außerdem den Einkauf und die Beschaffung<br />

von energieeffizienten Produkten sowie die Berücksichtigung<br />

von Energieeffizienz bei der Planung und Auslegung<br />

von Anlagen und Prozessen unterstützen. Des Weiteren muss<br />

sie unternehmensintern kommuniziert, regelmäßig auf<br />

Aktualität geprüft und bei Bedarf aktualisiert werden. Die<br />

Überprüfung der Aktualität durch die Geschäftsführung kann<br />

zum Beispiel im Rahmen des Management Reviews erfolgen.<br />

Definition strategische und operative Energieziele:<br />

Strategische Energieziele sind entsprechend der energiepolitischen<br />

Ausrichtung des Unternehmens festgelegte Ergebnisse<br />

bzw. zu erreichende energiebezogene Leistungen.<br />

Operative Energieziele sind detaillierte und quantifizierbare<br />

Anforderungen an die energiebezogenen Leistungen.<br />

Sie leiten sich aus den strategischen Energiezielen ab und<br />

sind wesentlich für deren Erreichung. (DIN EN ISO 50001)<br />

Energieziele und Aktionspläne.<br />

Im Einklang mit der Energiepolitik und auf Grundlage der<br />

Energieanalyse müssen langfristige (strategische) Energieziele<br />

formuliert werden, die dann anhand operativer Energieziele<br />

konkretisiert werden. Dabei sind auch technologische Alternativen<br />

bzw. finanzielle und wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

zu berücksichtigen. Die Energieziele müssen genau und verständlich<br />

beschrieben werden sowie messbar und erreichbar sein.<br />

Die Konkretisierung der strategischen Energieziele erfolgt<br />

durch die Formulierung operativer Energieziele. Sie definieren<br />

einzelne Bereiche, in denen quantifizierbare Einsparungen erreicht<br />

werden sollen (beispielsweise Senkung des Druckluftverbrauchs<br />

um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr).<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

27


Für eine Zertifizierung gemäß ISO 50001 müssen die operativen<br />

Energieziele ausdrücklich definiert und dokumentiert werden.<br />

Außerdem müssen schriftliche Aktionspläne erstellt werden, in<br />

denen – neben den Energiezielen und Maßnahmen – auch Verantwortlichkeiten,<br />

Zeitrahmen sowie für die Umsetzung erforderliche<br />

Ressourcen festgelegt werden. Festzulegen ist auch, in<br />

welcher Form die Aktionspläne auf Einhaltung überprüft und<br />

regelmäßig aktualisiert werden.<br />

Für die Auflistung der Energieziele und der jeweiligen<br />

Aktionspläne kann die Checkliste 10 „Energieziele und<br />

Aktionsplan“ im Internet verwendet werden.<br />

www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />

Strategische Energieziele Operative Energieziele Maßnahme Verantwortung Termin<br />

Reduktion des<br />

Energieverbrauchs<br />

10-prozentige Senkung<br />

des Druckluftverbrauchs<br />

im Vergleich zum Vorjahr<br />

Einbau einer übergeordneten<br />

Steuerung für<br />

mehrere Kompressoren<br />

Leitung Technik 31.03.2014<br />

Erhöhung des Einsatzes<br />

von erneuerbaren<br />

Energien<br />

Reduktion des Erdgasein<br />

satzes für die Warmwasser<br />

bereitstellung im<br />

Vergleich zum Vorjahr<br />

um 15 %<br />

Beschaffung und Errichtung<br />

einer Solaranlage<br />

Einkauf, Leitung Technik 30.06.2014<br />

Tab. 1: Beispiele für Energieziele und zugehörige Aktionspläne (Maßnahmen) im Rahmen eines Energiemanagementsystems.<br />

4.3 Bewertung und Priorisierung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Nachdem verschiedene Energieeffizienzmaßnahmen identifiziert<br />

und entwickelt wurden, geht es im Anschluss darum,<br />

diese unter wirtschaftlichen und zeitlichen Gesichtspunkten<br />

zu bewerten, zu priorisieren und einen sinnvollen Maßnahmenplan<br />

zu erarbeiten.<br />

Wirtschaftlichkeit.<br />

Wichtig ist, die geplanten Maßnahmen in Hinblick auf ihre<br />

Wirtschaftlichkeit zu bewerten. Gegenüber anderen Investitionen<br />

haben Energieeffizienzmaßnahmen den Vorteil, dass<br />

sich die möglichen Kosteneinsparungen in der Regel gut beziffern<br />

lassen und somit auch die Amortisationsdauer sowie<br />

die interne Verzinsung hinreichend genau berechnet werden<br />

kann.<br />

In der Praxis sind vor allem statische und dynamische Bewertungsverfahren<br />

von Bedeutung:<br />

Statische Bewertungsverfahren sind mit geringem Aufwand<br />

verbunden. Dabei werden die Investition und die<br />

jährliche Kosteneinsparung infolge der Maßnahmen ins<br />

Verhältnis gesetzt.<br />

Dynamische Berechnungsverfahren berücksichtigen Kosten<br />

und Einsparungen über die gesamte Nutzungsdauer der<br />

Anlage oder Maschine. Darüber hinaus können Zinsen berücksichtigt<br />

werden, die zukünftige Kosten und Einsparungen<br />

entwerten.<br />

Bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeit sollten folgende<br />

Parameter untersucht werden:<br />

Amortisationszeit (statisch und dynamisch): Die Amortisationszeit<br />

gibt an, wann das eingesetzte Kapital wieder zurückgeflossen<br />

sein wird. Sie ist somit ein Risikomaß.<br />

Kapitalrendite (statisch und dynamisch): Die Kapitalrendite<br />

zeigt die Rentabilität einer Investition an; das heißt, wie<br />

viel Prozent der Investition in einem Jahr durch die Einsparung<br />

wieder zurückgewonnen wird. Rechnerisch ist sie der<br />

Kehrwert der Amortisationszeit.<br />

Interne Verzinsung (dynamisch): Die interne Verzinsung gibt<br />

an, bis zu welchem Finanzierungszinssatz sich eine Investition<br />

lohnt. Sie entspricht dem effektiven Jahreszins eines Kredits<br />

mit konstanten Ratenzahlungen. Nur die interne Verzinsung<br />

berücksichtigt die Nutzungsdauer der Anlage.<br />

Lebenszykluskosten.<br />

Mithilfe der Lebenszykluskosten-Analyse können alle direkt<br />

oder indirekt durch eine Investitionsentscheidung beeinflussten<br />

Kosten über die gesamte Nutzungsdauer einer Anlage<br />

aufgezeigt werden. Hierzu zählen Investitionen und Gesamtenergiekosten<br />

der Anlage sowie die Wartungs-, Instandhaltungs-<br />

und Entsorgungskosten. Bei vielen Anlagen haben<br />

die Energiekosten im Vergleich zu den Investitionen einen<br />

deutlich höheren Anteil an den Lebenszykluskosten. Wichtig<br />

ist, dass beim Vergleich verschiedener Systeme immer die<br />

gleichen Kostenarten betrachtet und diese nach der gleichen<br />

Methodik und mit demselben Leistungsumfang berechnet<br />

werden. Die Lebenszykluskosten (LCC) ergeben sich dann aus<br />

28<br />

Ratgeber Energiemanagement.


Cd<br />

Cic<br />

Cic<br />

investment costs<br />

Investitionskosten<br />

installation costs<br />

Installationskosten<br />

Cin<br />

Cenv<br />

Cin<br />

Ce<br />

energy costs<br />

Energiekosten<br />

operation costs<br />

Bedienungskosten<br />

maintenance costs<br />

Instandhaltungskosten<br />

down time costs<br />

Produktionsausfallkosten<br />

environmental costs<br />

Umweltkosten<br />

LCC<br />

Co<br />

Cm<br />

Cs<br />

Ce<br />

Cs<br />

Cenv<br />

Cd<br />

disposal costs<br />

Stilllegungskosten<br />

Cm<br />

Co<br />

Abb. 20: Elemente der Lebenszykluskosten von energieverbrauchenden Produkten.<br />

der Summe aller Kostenarten (siehe Abbildung 20). Als Ergebnis<br />

erhält man verbrauchs- und betriebsabhängige Kosteneinsparpotenziale,<br />

die in die wirtschaftliche Bewertung der Energieeffizienzmaßnahmen<br />

einfließen.<br />

Der Maßnahmenplan – das zentrale Dokument.<br />

Die einzelnen technischen und organisatorischen Maßnahmen<br />

werden in einen Maßnahmenplan aufgenommen. Dieser kann unterschiedliche<br />

Parameter zur Bewertung der Maßnahmen enthalten,<br />

die je nach Schwerpunktsetzung im Unternehmen gewählt<br />

werden. Im Rahmen des Maßnahmenplans werden den einzelnen<br />

Maßnahmen Prioritäten zugeordnet, wodurch sich eine für die<br />

Umsetzung sinnvolle und maßgebliche Reihenfolge ergibt.<br />

Mögliche Inhalte des Maßnahmenplans sind:<br />

Bezeichnung und Beschreibung der Maßnahmen.<br />

Einsparpotenziale bei verbrauchsabhängigen Kosten (Energieträger,<br />

Lagerkosten für Brennstoffe, sonstige Hilfs- und Betriebsstoffe<br />

etc.), betriebsabhängigen Kosten (Reinigung,<br />

Wartung und Instandhaltung, Bedienung, Versicherungskosten,<br />

Steuern etc.) sowie bei CO 2 -Emissionen.<br />

Investitionen (Kosten für Planung und Errichtung einer Anlage).<br />

Bewertung der Maßnahmen auf Basis verschiedener Parameter:<br />

technische Umsetzbarkeit, Höhe der Einsparpotenziale<br />

und Wirtschaftlichkeit (Amortisationszeit, Kapitalrendite<br />

oder interne Verzinsung).<br />

Priorisierung der Maßnahmen anhand der Bewertung.<br />

Benennung einer verantwortlichen Person für die Umsetzung.<br />

Zeitrahmen für die Umsetzung.<br />

In Tabelle 2 (siehe Seite 30) ist ein Beispiel für einen Maßnahmenplan<br />

dargestellt. Es sind vorerst Maßnahmen aufgenommen,<br />

die hohe Energieeinsparpotenziale mit sich bringen und<br />

deren Umsetzung einfach und schnell erfolgen kann. Ein<br />

weite res wichtiges Bewertungskriterium ist die Wirtschaftlichkeit.<br />

Für die wirtschaftliche Bewertung werden diejenigen<br />

Maßnahmen priorisiert, die keinen oder einen niedrigen<br />

Inves titionsbedarf haben. Deshalb erscheint die Maßnahme<br />

„Reduzierung der Leckagemenge im Druckluftnetz“ an erster<br />

Stelle. Auf Grundlage des Maßnahmenplans kann die zukünftige<br />

energiebezogene Leistung, also Energieeinsatz und<br />

Energie verbrauch, abgeschätzt werden.<br />

Bei der Maßnahmenplanung und der Erstellung des Maßnahmenkatalogs<br />

kann auch die Unterstützung externer Dienstleister<br />

eingeholt werden, falls die nötigen Kapazitäten oder das Fachpersonal<br />

im eigenen Betrieb fehlen.<br />

Für die Priorisierung der Energieeinsparmaßnahmen<br />

empfiehlt sich der Einsatz der Checklisten 8 „Bewertung<br />

wesentlicher Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch“<br />

und 9 „Wirtschaftlichkeitsberechnung“ im Internet.<br />

www.stromeffizienz.de/enm-checklisten<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

29


Istzustand<br />

Maßnahme<br />

Einsparpotenzial Investition Umsetzbarkeit Statische<br />

Amortisationszeit<br />

Bewertung<br />

gesamt<br />

[€/a] 1) [MWh/a] [t CO 2 /a] [€] +/O/– 2) [Jahre] +/O/– 3)<br />

1<br />

Leckagen im Druckluftnetz<br />

Reduzierung der<br />

Leckagemenge<br />

320 16 2 0 + 0 +<br />

2<br />

Drucklufterzeugung auf 10-bar-<br />

Niveau<br />

Reduzierung auf 7,5 bar<br />

3.000 111 27 1.000 + 0,3 +<br />

3<br />

Schleifentrockner arbeitet mit<br />

Umgebungsluft<br />

Nutzung der Abluft des<br />

Druckluftkompressors<br />

1.300 48 13 1.600 + 1,2 +<br />

4<br />

Druckluftkompressoren<br />

saugen warme Abluft an<br />

Ansaugung von Außenluft<br />

600 32 6 1.700 + 2,8 +<br />

5<br />

Lastspitzen im Strombezug<br />

Installation eines<br />

Lastmanagementsystems<br />

4.500 0 0 9.000 + 2 +<br />

6<br />

Gleichstrommotor als<br />

Extruderantrieb<br />

Austausch gegen<br />

Asynchron motor<br />

2.200 79 19 15.800 + 7,2 ++<br />

7<br />

Elektrisch betriebener<br />

Trockenluft trockner<br />

im Ersatzfall auf Infrarottrockner<br />

umsteigen<br />

6.000 222 48 110.000 0 18,3 –<br />

1)<br />

Berechnung auf Basis der Arbeits- und Leistungspreise entsprechender Energieträger.<br />

2)<br />

In dieser Spalte wird die Bewertung mithilfe der Symbole +/O/– dargestellt. Die Bewertung erfolgt auf Basis der technischen Umsetzbarkeit:<br />

einfach umsetzbar = +, mit einigem Aufwand umsetzbar = O, mit großem Aufwand umsetzbar = –.<br />

3)<br />

In dieser Spalte wird die Gesamtbewertung mithilfe der Symbole +/O/– dargestellt. Dabei wurden die technische Umsetzbarkeit und<br />

die statische Amortisationszeit herangezogen: kurzfristig umsetzbar = +, mittelfristig umsetzbar = O, Umsetzung sollte noch mal überprüft<br />

werden = –, notwendige Ersatzinvestition, daher positive Bewertung trotz hoher Amortisationszeit = ++.<br />

Tab. 2: Beispielhafter Maßnahmenplan für Energieeffizienzmaßnahmen in einem Unternehmen.<br />

30<br />

Ratgeber Energiemanagement.


5 Umsetzung, Überprüfung und Verbesserung<br />

von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Geschäftsführung Entscheidung über durchzuführende Maßnahmen und Bestimmung der Abfolge<br />

Sicherstellung der strategischen und operativen Energieziele<br />

Energiemanager Kontroll- und Koordinationsfunktion<br />

Controlling Kontroll- und Informationsfunktion<br />

Produktion Umsetzung von Maßnahmen<br />

Sicherstellung von Energieeffizienz in der Produktion<br />

Abb. 21: Aufgaben der verantwortlichen Akteure bei der Umsetzung und Überprüfung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Sind die Energieziele definiert und die Maßnahmenplanung<br />

abgeschlossen, geht es im nächsten Schritt darum, die identifizierten<br />

Maßnahmen strukturiert und koordiniert umzusetzen.<br />

Dafür sollten in einem ersten Schritt die organisatorischen Rahmenbedingungen<br />

für die Umsetzung geschaffen werden. Neben<br />

der Bereitstellung finanzieller und personeller Ressourcen<br />

sowie der Festlegung von Verantwortlichkeiten muss auch ein<br />

Dokumenten- und Aufzeichnungsmanagement etabliert werden<br />

und die Erstellung von Arbeitsplänen für die Einzelmaßnahmen<br />

erfolgen. Auf dieser Grundlage lassen sich jederzeit<br />

die beschlossenen Energieeffizienzmaßnahmen und ihre jeweiligen<br />

Auswirkungen auf die gesetzten Energieeffizienzziele<br />

überprüfen. Diese Beurteilung ist wiederum der erste Baustein<br />

für einen neuen Durchlauf des PDCA-Zyklus, der einem Energiemanagementsystems<br />

zugrunde liegt.<br />

5.1 Managementbezogene Maßnahmen.<br />

Im Rahmen der Umsetzung von Energiemanagementsystemen<br />

sieht die Norm ISO 50001 einige Besonderheiten vor, die z. B. Schulungsangebote<br />

sowie die Dokumentation betreffen. Denn: Um ein<br />

langfristig erfolgreiches Energiemanagementsystem zu implementieren<br />

und die Aktionspläne umzusetzen, müssen alle Mitarbeiter<br />

in der Lage sein, die ihnen zugedachten Rollen zu erfüllen.<br />

Bereitstellung von Ressourcen und Festlegung der Verantwortlichkeiten.<br />

Für eine zeitgerechte und qualitativ hochwertige Umsetzung<br />

der im Maßnahmenplan identifizierten und im Aktionsplan<br />

festgelegten Maßnahmen bedarf es einer hinreichenden personellen<br />

und finanziellen Ausstattung. Bei der Ressourcenplanung<br />

sollten Budgets zur Beschaffung notwendiger Arbeitsmittel<br />

(z. B. Wärmebildkamera oder Druckluftleckagesuchgeräte),<br />

für Mitarbeiterschulungen und Lehrgänge, zur Bildung von<br />

innerbetrieblicher Fachkompetenz sowie für das Hinzuziehen<br />

von externem Know-how (z. B. Energieberater) berücksichtigt<br />

werden.<br />

Eine strukturierte und koordinierte Umsetzung der Maßnahmen<br />

setzt voraus, dass die Verantwortlichkeiten und Befugnisse klar<br />

geregelt sind. Dies trifft insbesondere auf den Energiemanager<br />

zu, der von der Geschäftsführung mit den notwendigen Mandaten<br />

ausgestattet sein sollte, die für eine erfolgreiche Umsetzung<br />

des Energiemanagements von Bedeutung sind. Neben dem<br />

unternehmensweiten Zugang zu allen energierelevanten Bereichen<br />

und Abteilungen sollte der Energiemanager in direktem<br />

Kontakt zur Geschäftsführung stehen. Es kann daher sinnvoll sein,<br />

eine Person aus dem Führungsstab des Unternehmens als Kontaktperson<br />

für den Energiemanager zu benennen. Die Aufgaben,<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

31


Funktionen und Befugnisse des Energiemanagers und des ihm<br />

zugeordneten Energieteams sollten frühzeitig im Unternehmen<br />

kommuniziert werden (z. B. durch Aushang oder Intranetpublikation<br />

eines Energiemanagement-Organigramms).<br />

Arbeitspläne.<br />

Für die fristgerechte Umsetzung des Maßnahmenplans ist<br />

es ratsam, zu jeder einzelnen Maßnahme einen detaillierten<br />

Arbeitsplan zu erstellen. Dieser Arbeitsplan sollte neben den<br />

allgemeinen Bedingungen, wie Maßnahmenziel und -beschreibung,<br />

Investitionen und Einsparungen, insbesondere die Umsetzungsschritte<br />

und deren Zeitrahmen sowie die Verantwortlichkeiten<br />

benennen (siehe Tabelle 3).<br />

Dokumentation und Dokumentenmanagement.<br />

Wesentlicher Bestandteil der Umsetzung eines Energiemanagements<br />

ist neben der Organisation auch die Dokumentation<br />

der Tätigkeiten und Abläufe (z. B. Maßnahmenumsetzung,<br />

Erfassung der Einsparungen). Hinzu kommen ein gutes Dokumentenmanagement<br />

(z. B. Ablage, Bezeichnung, Versionierung<br />

und Archivierung) sowie die koordinierte Ausgestaltung der<br />

energierelevanten Arbeitsabläufe.<br />

Auch für die Dokumentation und das Dokumentenmanagement<br />

müssen Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten<br />

festgelegt werden. Hierbei empfiehlt sich, die Dokumentation<br />

durch die für den jeweiligen Prozess oder die jeweilige<br />

Maßnahme verantwortliche Stelle durchführen zu lassen. Das<br />

Dokumentenmanagement kann an zentraler Stelle, z. B. beim<br />

Controlling, gebündelt erfolgen.<br />

Um später bei der Umsetzung von Maßnahmen effizient verfahren<br />

zu können, sollten im Rahmen der Optimierungsmaßnahmen<br />

die Prozesse und Tätigkeiten mit großem Einfluss auf<br />

den Energieverbrauch genau geregelt und beschrieben werden<br />

(z. B. Planung und Auslegung, Beschaffung sowie Wartung und<br />

Instandsetzung von Anlagen, Prozessen und Materialien). Praktikable<br />

Möglichkeiten stellen die Erstellung von Prozess- und<br />

Arbeitsanweisungen sowie die Bereitstellung von Formblättern<br />

und Formularen dar, die jedem Mitarbeiter zur Verfügung<br />

gestellt werden können (z. B. bietet sich hierfür das Firmenintranet<br />

an).<br />

Beispiele relevanter Unterlagen für die Ablauflenkung sind:<br />

Arbeitsanweisungen.<br />

Erfassen von Energieverbräuchen<br />

Erstellen von Energieberichten<br />

Prozessanweisungen.<br />

Lenkung von Dokumenten<br />

Wartung und Instandhaltung<br />

Schulungen<br />

Internes Audit<br />

Management Review<br />

Regelung von Nichtkonformitäten<br />

Maßnahme Ziel Kennzahl Investition<br />

[€]<br />

Einsparung<br />

[€/a]<br />

Umsetzungsschritte Zeitrahmen Verantwortung<br />

Leckagen im<br />

Druckluftnetz<br />

beheben<br />

Leckageverluste<br />

im<br />

Druckluftnetz<br />

innerhalb<br />

eines Jahres<br />

auf unter 10 %<br />

reduzieren<br />

Stromverbrauch<br />

je produzierte<br />

Einheit<br />

[kWh/kg]<br />

0 320<br />

1. Leckagen auffinden Januar 2014 Technik<br />

2. geeignete Maßnahmen<br />

definieren<br />

3. Maßnahmen<br />

umsetzen<br />

Januar 2014<br />

Februar 2014<br />

Energiemanager<br />

(Unterstützung: Technik)<br />

Technik<br />

Drehzahlregelung<br />

für<br />

Lüftung<br />

installieren<br />

Reduktion<br />

des Stromverbrauchs<br />

der<br />

Lüftungsanlage<br />

innerhalb<br />

eines<br />

Jahres um<br />

mind. 25 %<br />

Stromverbrauch<br />

je Fördervolumen<br />

[kWh/m]<br />

1.900 3.240 1. Maßnahmendefinition<br />

Januar 2014<br />

Energiemanager<br />

(Unterstützung: Technik)<br />

2. Ausschreibung Februar 2014 Einkauf<br />

(Unterstützung: Technik)<br />

3. Angebote<br />

vergleichen<br />

Februar 2014<br />

Einkauf<br />

(Unterstützung: Technik)<br />

4. Vergabe März 2014 Einkauf<br />

5. Umsetzung Mai 2014 Technik<br />

Tab. 3: Beispielhafter Arbeitsplan für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in einem Unternehmen.<br />

32<br />

Ratgeber Energiemanagement.


Formblätter und Formulare.<br />

Liste zu Normen und Gesetzen<br />

Inventarliste für Maschinen und Anlagen<br />

Checkliste zu energetischen Aspekten<br />

Checkliste für Lieferanten und deren Bewertung<br />

Schulungspläne<br />

Besprechungsprotokoll<br />

Die ISO 50001 fordert, dass die Kernelemente des Energiemanagementsystems<br />

sowie ihr Zusammenwirken detailliert dokumentiert<br />

werden. Diese Dokumentation muss daneben mindestens<br />

den Geltungsbereich, die von der Norm geforderten<br />

Dokumente bzw. Aufzeichnungen (Energiepolitik, Energieziele<br />

und Aktionsplan, Auditberichte usw.) sowie darüber hinaus<br />

Dokumente enthalten, die das Unternehmen selbst für erforderlich<br />

hält. Der Umfang einer Dokumentation hängt stets von der<br />

Art und Größe eines Unternehmens sowie von der Komplexität<br />

der Prozesse ab. Besteht aufgrund eines vorhandenen Umweltoder<br />

Qualitätsmanagementsystems bereits ein Dokumentationssystem,<br />

können die für das Energiemanagementsystem relevanten<br />

Dokumente darin integriert werden.<br />

Schulung.<br />

Mitarbeiter und externe Dienstleister, die einen wesentlichen<br />

Einfluss auf den Energieverbrauch bzw. das Energiemanagementsystem<br />

ausüben, müssen nach ISO 50001 über hinreichende<br />

Kompetenz sowie Fachwissen zum Thema Energie<br />

verfügen. Die jeweiligen Aufgaben und Fähigkeiten dieser Personen<br />

sollten also abgeglichen und eventuelle Lücken durch<br />

entsprechende Ausbildungen oder Schulungen geschlossen<br />

werden (siehe Abbildung 22). Beispielsweise muss ein Energiemanager,<br />

der ein Energiemanagement entsprechend den<br />

Vorgaben der Norm ISO 50001 aufbauen soll, mit der Norm<br />

vertraut sein oder diese Kenntnisse gegebenenfalls durch eine<br />

Seminarteilnahme erwerben.<br />

Außerdem sollte festgelegt werden, wie und durch wen die Dokumente<br />

vor der Herausgabe auf ihre Eignung geprüft werden,<br />

in welcher Form eine regelmäßige Aktualisierung erfolgt und<br />

wie sichergestellt wird, dass die Dokumente in der jeweils aktuellen<br />

Fassung an den relevanten Stellen hinterlegt sind.<br />

Spezifische Schulung zu speziellen<br />

Themen wie Drucklufteinsatz,<br />

Wärmerückgewinnung usw.<br />

Wesentliche<br />

Akteure im EnMS<br />

Energiemanager,<br />

Energieteam,<br />

Projektleiter<br />

etc.<br />

Allgemeine Schulungen zum Thema<br />

Energiemanagement<br />

Bereichsleiter,<br />

Abteilungsleiter etc.<br />

Sensibilisierung<br />

Alle Mitarbeiter<br />

Abb. 22: Schulungskonzept im Rahmen eines Energiemanagementsystems.<br />

ENERGIE-<br />

CONTROLLING<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

33


Für die Schulung der Mitarbeiter eignen sich folgende<br />

Schritte:<br />

Zunächst sollten diejenigen Mitarbeiter identifiziert werden,<br />

die relevante Aufgaben im Bereich des Energiemanagements<br />

übernehmen können. Neben den Mitgliedern<br />

des Energieteams zählen hierzu insbesondere auch Mitarbeiter<br />

mit besonders energierelevanten Tätigkeiten, z. B.<br />

Werks- oder Werkstattleiter, Schichtleiter oder Anlagenführer.<br />

Abhängig vom Kenntnisstand und den Fähigkeiten der ermittelten<br />

Kollegen können geeignete Schulungsprogramme<br />

erarbeitet werden. Dabei empfiehlt es sich, neben den unternehmensspezifischen<br />

Schulungsprogrammen, z. B. zu<br />

vorhandenen Anlagen, Prozessen oder neuen Technologien,<br />

auch allgemeine Weiterbildungsprogramme, z. B. zum<br />

energieeffizienten Handeln, zu entwickeln.<br />

Für neue Mitarbeiter sollte eine Einführungsschulung zum<br />

innerbetrieblichen Energiemanagement und zu energieeffizientem<br />

Handeln stattfinden. Auch externe Dienstleister,<br />

deren Mitarbeiter im Unternehmen arbeiten, sollten über das<br />

Energiemanagement des Unternehmens informiert werden.<br />

Information und Motivation.<br />

Werden die Mitarbeiter kontinuierlich über den Stand der<br />

Einsparbemühungen und den Status der Zielerreichung informiert,<br />

steigert dies ihre Bereitschaft, einen persönlichen<br />

Beitrag zu leisten. Um die Motivation der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten,<br />

empfiehlt sich die regelmäßige Kommunikation<br />

aktueller Verbrauchswerte oder Energiekennzahlen und damit<br />

der Erfolge des Energiemanagements.<br />

Sensibilisierung, Bewusstseinsbildung und Schulung<br />

von Mitarbeitern.<br />

Bei den Mitarbeitern liegen, je nach Art des Unternehmens,<br />

teilweise große Energieeinsparpotenziale, die überwiegend<br />

ohne investive Maßnahmen erschlossen werden können. Dafür<br />

müssen Mitarbeiter jedoch hinsichtlich vorhandener Energieeffizienzpotenziale<br />

sensibilisiert werden, mit dem Ziel, ihr Verhalten<br />

mittel- bis langfristig zu verändern.<br />

Für die Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der<br />

Mitarbeiter eignen sich folgende Schritte:<br />

Information über die Entscheidung der Geschäftsführung zur<br />

Einführung eines Energiemanagements. Hierbei sollte die zukünftige<br />

Energiepolitik des Unternehmens vorgestellt, die<br />

34<br />

Ratgeber Energiemanagement.


ersten Ziele im Aktionsplan beschrieben und zur Unterstützung<br />

durch die Mitarbeiter aufgerufen werden. Hier empfiehlt es<br />

sich, auf die besonderen Möglichkeiten der Mitwirkung jedes<br />

Mitarbeiters hinzuweisen und zu verdeutlichen, dass für eine<br />

erfolgreiche Implementierung des Energiemanagements die<br />

Beteiligung aller Mitarbeiter von zentraler Bedeutung ist.<br />

Über geeignete Kommunikationskanäle, z. B. Intranet,<br />

Schwarzes Brett, Mitarbeiterzeitschrift, Newsletter oder Flyer,<br />

sollten die Mitarbeiter über Energieeffizienzpotenziale<br />

am Arbeitsplatz und geeignete Maßnahmen im Unternehmen<br />

informiert werden.<br />

Die Einführung eines Vorschlagswesens kann ein geeignetes<br />

Anreizsystem für selbständige Energieeffizienzmaßnahmen<br />

seitens der Belegschaft sein. Wichtig dabei ist, in regelmäßigen<br />

Abständen Feedback zu den eingereichten Vorschlägen<br />

zu geben, z. B. welche Vorschläge bald in konkrete Maßnahmen<br />

umgesetzt werden.<br />

Mittels Prämiensystemen können Mitarbeiter an den Energiekosteneinsparungen<br />

beteiligt werden.<br />

Große Bedeutung hat auch die Kommunikation der im Rahmen<br />

des Energiemanagements erzielten Energie- und Kosteneinsparungen.<br />

Das erhöht die Motivation und steigert die<br />

weitere Bereitschaft zur Mitwirkung.<br />

Kommunikation im Rahmen des Energiemanagements.<br />

Ein erfolgreich betriebenes Energiemanagementsystem eignet<br />

sich insbesondere dann für eine positive Außenkommunikation,<br />

wenn erste wesentliche Energieeffizienz steigernde und<br />

Kosten senkende Effekte dokumentiert werden können. Die<br />

Außendarstellung des Unternehmens mit positiven Meldungen<br />

zur Steigerung der Energieeffizienz bietet sich an, um sich vom<br />

Wettbewerb abzuheben, aber auch, um etwa Kapitalgebern,<br />

Geschäftspartnern und Kunden hohe Wirtschaftlichkeit und<br />

großes Engagement zu signalisieren.<br />

Auch für die interne Kommunikation sind Positivmeldungen<br />

aufgrund eines gut funktionierenden Energiemanagementsystems<br />

im Unternehmen von Bedeutung. Auf diese Weise wird<br />

der Belegschaft die Wirkung ihres Engagements deutlich und<br />

die Motivation, weiterhin energieeffizient zu arbeiten und zu<br />

wirtschaften, wird gestärkt.<br />

Einhaltung energierechtlicher und anderer Anforderungen.<br />

Wie alle anderen Managementsysteme fordert auch ein<br />

Energiemanagement nach ISO 50001 die Etablierung eines<br />

kontinuierlichen Prozesses, der sicherstellt, dass gesetzliche<br />

Anforderungen (z. B. die Energieeinsparverordnung für Gebäudeneubau<br />

oder -sanierung) eingehalten werden. Änderungen<br />

der gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen frühzeitig bekannt<br />

werden und durch entsprechende Anpassungen im betrieblichen<br />

EnMS umgesetzt werden.<br />

Ablauflenkung.<br />

Die sogenannte Ablauflenkung ist ein Kernpunkt des Energiemanagementsystems<br />

nach ISO 50001. Demnach müssen alle<br />

wesentlichen energieverbrauchsrelevanten Tätigkeiten so geplant<br />

und durchgeführt werden, dass sie mit der Energiepolitik des<br />

Unternehmens und den Energiezielen übereinstimmen. Dies<br />

kann durch die Festlegung von energetischen Kriterien oder<br />

Verfahren geschehen und gilt für die Auswertung und die<br />

Kommunikation dieser Kriterien bzw. Verfahren gegenüber<br />

Mitarbeitern oder externen Akteuren.<br />

Planung und Beschaffung.<br />

Bei der Beschaffung von Produktionsanlagen, Produkten, Energieträgern<br />

und energierelevanten Dienstleistungen müssen gemäß<br />

ISO 50001 energetische Kriterien berücksichtigt werden. Dabei<br />

ist stets der Einfluss auf den Energieverbrauch über die gesamte<br />

Nutzungsdauer zu berücksichtigen. Die Lieferanten müssen entsprechend<br />

darüber informiert werden, dass der Energieverbrauch<br />

ein relevantes Beschaffungskriterium ist.<br />

5.2 Überprüfung und Verbesserung des Energiemanagements.<br />

Das Energiemanagement eines Unternehmens ist ein kontinuierlicher<br />

Prozess. Damit auch die langfristigen Energieeffizienzziele<br />

erreicht werden, bedarf es neben einer kontinuierlichen<br />

Überwachung und Überprüfung von Energieverbrauch und<br />

Energieeffizienz sowie der zum Energiemanagement gehörenden<br />

organisatorischen Prozesse auch eines regelmäßigen<br />

Abgleichs des Istzustands mit den strategischen und operativen<br />

Zielen. Werden Zielabweichungen festgestellt, müssen gegebenenfalls<br />

Korrekturmaßnahmen erarbeitet und eingeleitet<br />

werden.<br />

Kontinuierliches Messen und Überprüfen.<br />

Im Rahmen eines Energiemanagementsystems werden Ziele<br />

hinsichtlich der Entwicklung der energiebezogenen Leistung<br />

in Aktionsplänen festgelegt, in denen vorgegeben wird, wie<br />

die Ziele konkret erreicht werden können. In regelmäßigen Abständen<br />

muss überprüft werden, ob die Aktionspläne auch tatsächlich<br />

umgesetzt und die festgelegten Ziele erreicht werden.<br />

Bei der Überprüfung helfen die vorab definierten Energieleistungskennzahlen,<br />

die verschiedene Messwerte in ein Verhältnis<br />

setzen – z. B. Energieverbrauch zu Produktionsmenge – und<br />

eine einfache Erfassung der Entwicklung ermöglichen.<br />

Damit die Kennzahlen stets den aktuellen Zustand abbilden,<br />

müssen die zugrundeliegenden Werte in regelmäßigen Abständen<br />

gemessen bzw. ermittelt werden. Diese sind von der<br />

Größe und Art des Unternehmens abhängig und können von<br />

monatlichen Messungen bis zur Echtzeitmessung variieren. Besonders<br />

bei energieintensiven Prozessen und Anlagen ist eine<br />

kontinuierliche automatische Datenerfassung, die jederzeit<br />

eine Bewertung des aktuellen Zustands erlaubt, zu empfehlen.<br />

Ist diese nicht vorhanden, muss sichergestellt werden, dass die<br />

Daten regelmäßig erfasst und für das Energiemanagement verfügbar<br />

gemacht werden.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

35


Neben der Überprüfung der energiebezogenen Leistung muss<br />

auch kontrolliert werden, ob die gültigen regulatorischen<br />

Rahmenbedingungen eingehalten werden. Es empfiehlt sich,<br />

hierzu ein Rechtsregister anzulegen, das gepflegt und auf dem<br />

aktuellen Stand gehalten wird.<br />

Aktualisieren der Energieanalyse und der Aktionspläne.<br />

Die Energieanalyse bildet die Basis für jedes Energiemanagementsystem.<br />

Sie sollte in Umfang und Häufigkeit der Größe<br />

und dem Energieeinsatz des Unternehmens angemessen sein.<br />

Umfang, Häufigkeit, Methodik und die zu verwendenden Messinstrumente<br />

sollten vorab festgelegt und bei der Durchführung<br />

dokumentiert werden, um eine Vergleichbarkeit der wiederkehrenden<br />

Analysen sicherzustellen.<br />

Häufig wird bei der Einführung eines Energiemanagementsystems<br />

zunächst eine eher grobe Energieanalyse mit wenigen,<br />

temporären Messeinrichtungen durchgeführt. Daher sollte in<br />

regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob die Qualität der<br />

Energieanalyse verbessert werden kann. Werden Änderungen<br />

an der Methodik durchgeführt oder neue Messinstrumente<br />

installiert, müssen diese Änderungen dokumentiert werden.<br />

Änderungen sollten möglichst so durchgeführt werden, dass<br />

weiterhin eine Vergleichbarkeit zu vorherigen Analysen bestehen<br />

bleibt.<br />

Wird bei der Überprüfung der gesetzten Ziele festgestellt, dass<br />

die Entwicklung der Energieleistungskennzahlen von der erwarteten<br />

Entwicklung abweicht und ein Verfehlen der Ziele<br />

droht, gilt es, die Ursachen zu identifizieren, um gezielt gegensteuern<br />

zu können. Eine mögliche Ursache kann die ausgebliebene<br />

oder unvollständige Umsetzung der Aktionspläne sein.<br />

In diesem Fall müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die<br />

Umsetzung nachzuholen. Eine andere Ursache kann auch in<br />

veränderten Rahmenbedingungen, z. B. Zu- und Abnahme der<br />

Produktionsmenge oder neu installierte Anlagen, liegen. Es<br />

gilt, den Einfluss dieser Faktoren zu bewerten und gegebenenfalls<br />

die Ziele und Aktionspläne für die Zukunft an die neuen<br />

Rahmenbedingungen anzupassen.<br />

5.3 Maßnahmenüberprüfung im Sinne eines<br />

zertifizierten Energiemanagementsystems.<br />

Zentraler Bestandteil zur Überprüfung und Verbesserung des<br />

Energiemanagementsystems ist das interne Audit, das eine<br />

systematische Überprüfung der Funktionsweise des Energiemanagements<br />

inkl. der Ziele und Maßnahmen beinhaltet.<br />

Gemäß der Energiemanagementsystem-Norm ISO 50001 müssen<br />

alle energetisch relevanten Tätigkeiten und Prozesse gemessen<br />

und überwacht werden. Energiemessungen sind in einem<br />

Messplan zu dokumentieren. Die Energieleistungskennzahlen<br />

müssen verfolgt und ausgewertet werden, die Wirksamkeit<br />

der Aktionspläne und die Erreichung der Energieziele muss<br />

kontinuierlich überwacht werden. Auch die Einhaltung gesetzlicher<br />

und anderer energierelevanter Anforderungen muss<br />

überwacht werden. Eine besondere Bedeutung hierbei haben<br />

interne Audits.<br />

Definition Audit:<br />

Ein Audit ist ein systematischer, unabhängiger und dokumentierter<br />

Prozess zur Erlangung von Nachweisen und deren objektiver<br />

Auswertung. Er dient der Überprüfung, inwieweit<br />

die Anforderungen an ein Energiemanagement erfüllt sind.<br />

(DIN EN ISO 50001)<br />

Internes Audit.<br />

Bei einem internen Audit handelt es sich um eine Begutachtung<br />

der Managementelemente eines Energiemanagementsystems,<br />

die durch eigene Mitarbeiter oder durch hinzugezogene<br />

externe Auditoren erbracht werden kann. Ziel eines internen<br />

Audits ist es, das Energiemanagementsystem aus einem unabhängigen<br />

und gleichzeitig kritischen Blickwinkel zu beleuchten,<br />

zu bewerten und Optimierungspotenziale zu erschließen,<br />

woraus Maßnahmenverbesserungen hervorgehen sollten.<br />

Nach der DIN EN ISO 50001 müssen in festgelegten Zeitabständen<br />

interne Audits durchgeführt werden. Dabei wird überprüft,<br />

ob das Managementsystem die Normvorgaben erfüllt und<br />

die Regelungen umgesetzt werden,<br />

ob die Regelungen wirksam sind (das heißt, ob die Ziele erreicht<br />

werden) und<br />

ob die energiebezogene Leistung durch das EnMS verbessert<br />

wird.<br />

Interne Audits werden in der Regel einmal pro Jahr durchgeführt.<br />

Hierbei muss sichergestellt werden, dass der Auditor,<br />

wenn er ein interner Mitarbeiter ist, nicht seinen eigenen Bereich<br />

bewertet. Die Ergebnisse der Audits geben in Form eines<br />

Ergebnisberichts Auskunft über die Erfüllung bzw. Nichterfüllung<br />

der normativen Anforderungen und nennen Optimierungspotenziale<br />

sowie mögliche Maßnahmen. Sie müssen in<br />

jedem Fall dem Topmanagement vorgelegt werden.<br />

Im Ergebnis wird ein Auditbericht erstellt, der neben den Energieleistungskennzahlen<br />

auch die im Audit identifizierten Verbesserungsmaßnahmen<br />

und Optimierungspotenziale dokumentiert<br />

und der Geschäftsführung als Grundlage für das Management<br />

Review dient.<br />

Im letzten Schritt des Managementzyklus sollte das Energiemanagementsystem<br />

durch die Geschäftsführung bewertet<br />

36<br />

Ratgeber Energiemanagement.


werden. Im Mittelpunkt steht dabei nicht die Bewertung der<br />

Arbeiten einzelner Personen, sondern die übergeordnete und<br />

objektive Bewertung der Wirksamkeit und Angemessenheit<br />

des Energiemanagementsystems, z. B. Stand der Zielerreichung<br />

und Reflexion der Ziele. Aufbauend auf den Energieleistungskennzahlen,<br />

der Zielerreichung, den Ergebnissen des internen<br />

Audits und den Verbesserungsvorschlägen der Mitarbeiter (siehe<br />

Abschnitt 5.1) werden im Management Review die Energieziele<br />

und der Maßnahmenplan aktualisiert und ggf. angepasst. Im<br />

Ergebnis liegt ein Beschluss mit neuen oder angepassten Zielen<br />

und Maßnahmen für den nächsten Zyklus des Energiemanagementsystems<br />

vor.<br />

Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen.<br />

Werden beispielsweise Probleme oder Abweichungen von den<br />

Anforderungen der Norm (sogenannte Nichtkonformitäten) im<br />

Rahmen eines Audits festgestellt, müssen diese korrigiert und<br />

ihre Ursachen ermittelt und beseitigt werden (Korrekturmaßnahmen).<br />

Aufgetretene Probleme lassen sich oftmals auch auf<br />

andere Bereiche übertragen und somit im Voraus verhindern.<br />

Die Norm fordert ausdrücklich auch die Umsetzung solcher<br />

Vorbeugungsmaßnahmen.<br />

Abweichungen können beispielsweise sein:<br />

Vorgaben für energierelevante Abläufe werden nicht<br />

umgesetzt.<br />

Energieverbräuche schwanken unerwartet.<br />

Druckluftleckagen werden entdeckt.<br />

Rohrleitungen sind nicht isoliert.<br />

Management Review.<br />

Die Geschäftsführung bewertet den Status des Energiemanagementsystems<br />

in festgelegten Zeitabständen – mindestens einmal<br />

pro Jahr – in Hinblick auf Wirksamkeit und Angemessenheit.<br />

Die Bewertung fließt in ein Management Review ein, das<br />

unter anderem folgende Aspekte thematisiert:<br />

Ergebnisse der in vorherigen Reviews beschlossenen<br />

Aktivitäten.<br />

Änderungsbedarf bei der Energiepolitik. Zielerreichung und<br />

Bewertung der Rechtskonformität.<br />

Energiebezogene Leistung.<br />

Stand von Vorbeugungs- und Korrekturmaßnahmen.<br />

Verbesserungsvorschläge.<br />

Das Management Review fasst notwendige Änderungen des<br />

Energiemanagementsystems – etwa Anpassungen der Energiepolitik,<br />

Festlegung neuer Ziele, Änderungen bei Ressourcen<br />

oder Kennzahlen – verbindlich zusammen.<br />

Im Rahmen eines Energiemanagementsystems stellt es den<br />

Neubeginn des kontinuierlich ablaufenden PDCA-Zyklus dar,<br />

wie er bereits in Abschnitt 1 dieses Ratgebers beschrieben ist.<br />

Auf Basis des Management Reviews kann also mit dem neuen<br />

„Do“ begonnen werden.<br />

Definition Korrekturmaßnahme:<br />

Eine Korrekturmaßnahme ist eine Maßnahme zur Besei<br />

tigung der Ursache einer erkannten Nichtkonformität.<br />

(DIN EN ISO 50001)<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

37


Systematisch Energiekosten senken.<br />

Interpretationsleitfaden zur Einführung eines Energiemanagementsystems nach DIN EN 50001 oder<br />

Energiemanagement-Aktivitäten gemäß Spitzenausgleich-Effizienzsystem-Verordnung (SpaEfV).<br />

6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />

<strong>Handbuch</strong> für betriebliches<br />

Energiemanagement.<br />

Energiemanagement in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

Publikationen (Auswahl).<br />

Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />

der Aufdeckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />

und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />

Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />

www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />

<strong>Handbuch</strong> für betriebliches Energiemanagement.<br />

Das 72 Seiten umfassende <strong>Handbuch</strong> zeigt, wie ein effektives<br />

Energiemanagement in Unternehmen eingeführt werden<br />

kann. Dabei werden alle relevanten Handlungsebenen im<br />

Unternehmen ausführlich angesprochen: von der Unternehmensleitung<br />

über den Energiemanager, der die Einführung<br />

eines betrieblichen Energiemanagements begleitet, bis zu<br />

den Betriebsebenen wie Controlling und Produktion. Das<br />

<strong>Handbuch</strong> greift auch Themen wie Energieberatung und<br />

Energie-Contracting auf und gibt Entscheidungshilfen zur<br />

Einbeziehung dieser Energiedienstleistungen. Komplementiert<br />

wird das Heft durch elf hilfreiche Checklisten.<br />

Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />

über die wichtigsten Energieeffizienztechnologien, über<br />

Beratungsmöglichkeiten sowie Wege zur Finanzierung und<br />

Förderung. Tipps und Praxisbeispiele sollen dabei vor allem<br />

Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />

Energieeffizienz zu investieren.<br />

Interpretationsleitfaden zur ISO 50001.<br />

Der 20-seitige Leitfaden unterstützt Unternehmen bei der<br />

Klärung offener Fragen im Rahmen der Einführung eines<br />

Energiemanagementsystems nach DIN EN 50001 oder von<br />

Energiemanagementaktivitäten gemäß der Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung<br />

(SpaEfV).<br />

Internetangebote (Auswahl).<br />

Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />

und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />

in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />

auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />

In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />

Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />

Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />

Förderungen bereit.<br />

Quickcheck Energiemanagement.<br />

Der Quickcheck verdeutlicht durch Abfrage konkreter Parameter,<br />

wie systematisch und professionell die Energieeffizienzaktivitäten<br />

im eigenen Unternehmen sind. Das Ergebnis<br />

zeigt eine Abschätzung zum Reifegrad des unternehmenseigenen<br />

Energiemanagements und an welchen Stellschrauben<br />

für eine Optimierung gedreht werden sollte.<br />

www.stromeffizienz.de/quickcheck-energiemanagement<br />

Webspecial Energiemanagement.<br />

Das interaktive Webspecial zeigt anhand eines beispielhaften<br />

Unternehmens die wesentlichen Schritte im Energiemanagement.<br />

Es ist speziell auf die beteiligten Personengruppen –<br />

Geschäfts führung, Controlling, Produktionsebene, Energiemanager<br />

und Energieberater – zugeschnitten.<br />

www.webspecial-energiemanagement.de<br />

Referenzprojekte-Datenbank.<br />

Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />

aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />

Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />

hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />

gute Über tragbarkeit aus.<br />

www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />

38<br />

Ratgeber Energiemanagement.


Die Initiative EnergieEffizienz.<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />

Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />

und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />

der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />

und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />

von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />

gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />

für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />

anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />

Internettools zur Bewertung der Energieeffizienzpotenziale<br />

im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />

der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />

für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />

Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />

zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />

geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />

Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />

der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />

KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />

die DZ BANK AG.<br />

www.dena.de<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />

wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Impressum.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />

Chausseestraße 128 a<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />

Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />

E-Mail: info@dena.de<br />

www.dena.de<br />

Redaktion.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Andrea Grahl, Carsten Grohne, Sebastian Peters<br />

Bildnachweis.<br />

S. 30: @mmx/Fotolia.com<br />

S. 32: @George Doyle/Thinckstockphotos.com<br />

Layout.<br />

BBS Werbeagentur GmbH<br />

Druck.<br />

Druckhaus Rihn GmbH<br />

Stand.<br />

12/2013<br />

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />

Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

39


Art.-Nr. 1425<br />

Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />

in Industrie und Gewerbe:<br />

kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Eine Initiative von:<br />

Gefördert durch:


Ratgeber Energieberatung.


2<br />

Ratgeber Energieberatung.


Inhalt.<br />

1 Einführung in das Thema. ............................................................................................................................................................................................. 4<br />

2 Die Energieberatung – vom Vorgespräch bis zum Energieeinsparkonzept. ....................................................................................... 7<br />

2.1 Initialberatung – die Istanalyse. .................................................................................................................................................................................... 9<br />

2.2 Detailberatung – die Maßnahmenumsetzung vorbereiten. ............................................................................................................................. 12<br />

2.3 Anwendungsbereiche der Energieberatung. .......................................................................................................................................................... 16<br />

3 Der Energieberater – das zeichnet ihn aus. ........................................................................................................................................................ 17<br />

3.1 Qualifikationen und berufliche Erfahrung. ............................................................................................................................................................. 17<br />

3.2 Beratungsanbieter. ............................................................................................................................................................................................................. 18<br />

4 Zur Tat schreiten – Berater finden und Fördermöglichkeiten prüfen. .................................................................................................. 19<br />

4.1 Energieberatersuche. ......................................................................................................................................................................................................... 19<br />

4.2 Förderprogramme für Energieberatung. ................................................................................................................................................................. 21<br />

5 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ............................................................................................................................................ 22<br />

Impressum. ...................................................................................................................................................................................................................... 23<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

3


1 Einführung in das Thema.<br />

Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen sind in der Regel<br />

hochrentabel, nicht selten mit einer internen Verzinsung im<br />

zweistelligen Prozentbereich. Aber nicht immer sind Investitionen<br />

notwendig, um Energieverbrauch und -kosten im Unternehmen<br />

zu senken. Oft führen schon kleinere Anpassungen im<br />

Arbeitsablauf oder ein bewusstes Abschalten nicht benötigter<br />

Geräte und Anlagen zu erheblichen Einsparungen – ganz ohne<br />

Kapitalaufwand.<br />

Ein externer Energieberater kann helfen, einen guten Überblick<br />

über den Energieverbrauch im Unternehmen zu erhalten.<br />

Der Energieberater analysiert die aktuelle Energieverbrauchssituation,<br />

bewertet das Energieeffizienzniveau und erarbeitet<br />

Vorschläge für Maßnahmen, mit denen die Energieeffizienz<br />

erhöht und der Energieverbrauch und die -kosten verringert<br />

werden können.<br />

Energieberatung.<br />

Energieberatung ist eine der gängigsten Energiedienstleistungen.<br />

Ein erfahrener Energieberater leistet wertvolle<br />

Unterstützung bei der Identifizierung von Energieeinsparpotenzialen<br />

sowie der Entwicklung und Umsetzung von<br />

Energieeffizienzmaßnahmen. Eine Energieberatung hat<br />

unter anderem folgende Vorteile:<br />

Energie- und Kosteneinsparungen.<br />

Ein Energieberater analysiert die energetischen Einsparpotenziale<br />

im Unternehmen. Basierend auf diesen Potenzialen<br />

werden für unterschiedliche Unternehmensbereiche und<br />

Anwendungsfelder konkrete Energieeffizienzmaßnahmen<br />

vorgeschlagen. Diese Maßnahmen sind häufig hochwirtschaftlich.<br />

Know-how-Gewinn.<br />

Ein Energieberater bringt Know-how und Expertenwissen ein.<br />

Durch seine Sicht von außen auf die Betriebsabläufe setzt er<br />

neue Impulse. Dadurch bauen Unternehmen Know-how auf,<br />

das sie auch in Zukunft nutzen können.<br />

Energiekennzahlen und Benchmarking.<br />

Eine Energieberatung hilft, Prozesse zur Bildung von Kennzahlen<br />

(z. B. Energieverbrauch pro produzierte Einheit) zu<br />

starten. Mittels solcher Kennzahlen können Ziele zur Senkung<br />

von Energieverbrauch und -kosten festgelegt werden, aber<br />

auch Vergleiche mit äquivalenten Prozessen im eigenen oder<br />

in anderen Unternehmen (Benchmark) vorgenommen werden.<br />

CO 2 -Reduktion.<br />

Durch die Senkung des Energieverbrauchs, der sich aus den<br />

vom Energieberater empfohlenen Energieeffizienzmaßnahmen<br />

ergeben kann, emittiert Ihr Unternehmen abhängig von<br />

den eingesetzten Energieträgern weniger CO 2 .<br />

Moderne Technologien.<br />

Im Zuge der Umsetzung der vom Energieberater empfohlenen<br />

Energieeffizienzmaßnahmen kommen vielfach neue,<br />

energiesparende Technologien im Unternehmen zum Einsatz.<br />

Die verbesserte Anlagentechnik führt häufig auch zu<br />

geringeren Wartungs- und Instandhaltungskosten.<br />

Finanzielle Förderung für Energieberatung.<br />

Für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) besteht die<br />

Möglichkeit, eine geförderte Energieberatung in Anspruch zu<br />

nehmen. Im Rahmen des Förderprogramms „Energieberatung<br />

Mittelstand“ fördern das Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie (BMWi) und die KfW Bankengruppe Energieberatungen<br />

mit bis zu 80 Prozent der förderfähigen Beratungskosten.<br />

Somit müssen Unternehmen nur einen kleinen Teil der<br />

Kosten selbst tragen. Auch die Umsetzung der vom Energieberater<br />

empfohlenen Energieeffizienzmaßnahmen ist förderfähig.<br />

Weitere Details hierzu finden sich auf Seite 21.<br />

Energieeinsparpotenziale in Unternehmen.<br />

Die tatsächlichen Energieeinsparpotenziale hängen stark<br />

von der Ausgangssituation im jeweiligen Unternehmen, dem<br />

Zustand der Anlagen sowie den Produktionsbedingungen ab.<br />

Daher ist eine systematische und detaillierte Betrachtung des<br />

Einzelfalls notwendig, um alle Potenziale korrekt erfassen und<br />

beziffern zu können.<br />

Bei vielen <strong>Querschnittstechnologien</strong> bestehen wirtschaftliche<br />

Energie- und Kosteneinsparpotenziale von 30 Prozent und<br />

mehr. Unter dem Begriff <strong>Querschnittstechnologien</strong> werden<br />

Anwendungen wie Druckluft-, Pumpen- oder Lüftungssysteme,<br />

aber auch Wärmeversorgungssysteme verstanden, die branchenübergreifend<br />

in fast jedem Unternehmen im Einsatz sind.<br />

Zur Erschließung dieser Energieeffizienzpotenziale ist es<br />

empfehlenswert, die Systeme im Ganzen zu betrachten und sie<br />

schrittweise zusammenhängend zu optimieren. So bestehen zum<br />

4<br />

Ratgeber Energieberatung.


Beispiel bei Druckluftsystemen Einsparmöglichkeiten in der gesamten<br />

Kette der Druckluftnutzung: von den Abnehmern über das<br />

Verteilsystem und die Aufbereitung bis zu den Kompressoren<br />

und der Steuerung. Durch gezielte Abwärmenutzung in Druckluftsystemen<br />

lassen sich häufig zusätzliche Energieeinspareffekte<br />

in parallelen Anwendungen (z. B. im Heizsystem) erzielen. Für<br />

diese Systembetrachtung braucht es Expertenwissen, das ein gut<br />

ausgebildeter und erfahrener Energieberater mitbringt.<br />

Beleuchtung Druckluft Pumpensysteme Kälte- und Kühlwasseranlagen<br />

Wärmeversorgung<br />

Lüftungsanlagen<br />

Abb. 1: Typische Energieeffizienzpotenziale bei <strong>Querschnittstechnologien</strong> in Unternehmen.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

5


Praxisbeispiel: Energieberatung in<br />

der Lebensmittelindustrie.<br />

Um Energiekosten zu senken, ließ das Cateringunternehmen<br />

LSG Sky Chefs Deutschland GmbH, das etwa 8.000<br />

Mahlzeiten pro Tag für Fluggesellschaften produziert, eine<br />

umfassende Energieberatung durchführen.<br />

Beispielhafte Energieeffizienzmaßnahmen:<br />

Einsatz einer frequenzgeregelten Kälteanlage<br />

Installation einer übergeordneten Steuerung<br />

Installation einer Wärmerückgewinnung<br />

Beratung.<br />

Die Beratung zeigte auf, dass 60 Prozent des Strombedarfs<br />

auf die Gewerbekälte entfielen und Lüftungsanlagen,<br />

Produktion und Beleuchtung 40 Prozent ausmachten. Im<br />

weiteren Verlauf konzentrierte sich die Energieberatung<br />

auf die Optimierung des energieintensivsten Bereichs, der<br />

Kältebereitstellung. Dafür entwickelte das Beratungsunternehmen<br />

ein Konzept, bei dem der Energieeinsatz flexibel<br />

dem jeweiligen Bedarf angepasst werden konnte, und<br />

unterstützte LSG Sky Chefs auch bei der Umsetzung.<br />

Die Ergebnisse in Zahlen:<br />

Energieeinsparung<br />

330.000 kWh/Jahr<br />

Prozentuale Energieeinsparung 70 %<br />

CO 2 -Reduktion<br />

646 t/Jahr<br />

Energiekosteneinsparung<br />

160.000 €/Jahr<br />

Investitionen 383.000 €<br />

Kapitalwert* 420.000 €<br />

Kapitalrendite, statisch 41 %<br />

* Annahme zur Wirtschaftlichkeit: 10-jährige Nutzungsdauer der Investition und<br />

kalkulatorischer Zinssatz von 15 Prozent.<br />

6<br />

Ratgeber Energieberatung.


2 Die Energieberatung – vom Vorgespräch<br />

bis zum Energieeinsparkonzept.<br />

Eine professionelle Energieberatung für Unternehmen besteht<br />

aus mehreren Phasen und Arbeitsschritten. Je nach Ausgangslage<br />

und geforderter Detailtiefe umfasst die Beratung z. B. eine<br />

Initial- oder Detailberatung, eine Umsetzungsbegleitung oder<br />

mehrere dieser Beratungspakete nacheinander.<br />

Phase 1:<br />

Initialberatung (siehe auch Seite 9 ff.).<br />

Im Fokus der Initialberatung steht die Analyse des Istzustands im<br />

Unternehmen. Diese kann alle Energieanwendungen umfassen<br />

oder sich auf einzelne, ausgesuchte Bereiche konzentrieren. Im<br />

Rahmen der Analyse werden die aktuellen Energie verbräuche<br />

und -kosten erfasst und dokumentiert. Anhand dieser Daten<br />

kann der Energieberater abschätzen, bei welchen Prozessen ein<br />

hohes Einsparpotenzial zu erwarten ist und sich weitere Untersuchungen<br />

lohnen. Zum Abschluss der Initial beratung wird<br />

der Energieberater bereits Hinweise auf wirtschaftlich umsetzbare<br />

Maßnahmen zur Senkung von Energie verbrauch und<br />

-kosten geben.<br />

Phase 2:<br />

Detailberatung (siehe auch Seite 12 ff.).<br />

Die Detailberatung konzentriert sich auf die umfassende<br />

Analyse ausgewählter Prozesse und die Erarbeitung konkreter<br />

Energieeffizienzmaßnahmen. Sie erfolgt oftmals im Anschluss<br />

an die Initialberatung, kann aber auch unabhängig davon<br />

durchgeführt werden, insbesondere dann, wenn dem Unternehmen<br />

bereits ausreichende Daten für eine Bewertung des<br />

Istzustands vorliegen. Im Ergebnis wird vom Energieberater<br />

ein Energieeinsparkonzept erarbeitet, mit dem konkrete<br />

Empfehlungen für Energieeffizienzmaßnahmen und deren<br />

Priorisierung ausgesprochen und Vorschläge zur Finanzierung<br />

und zu Fördermöglichkeiten vorgelegt werden.<br />

Bei einer Energieberatung in Industrie und Gewerbe<br />

stehen zumeist folgende Bereiche im Fokus:<br />

Energieumwandlungsanlagen (z. B. in den Bereichen<br />

Dampf- und Warmwassererzeugung, Heizungen sowie<br />

Anlagen für Kältetechnik und Druckluft)<br />

Hilfsprozesse und -anlagen (z. B. in den Bereichen<br />

Lüftungsanlagen, Fördertechnik und Beleuchtung)<br />

Gebäudehülle<br />

Produktionsanlagen<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

7


Ablaufschema einer Energieberatung:<br />

Suche und Auswahl<br />

des Energieberaters<br />

Erstgespräch: Festlegung der<br />

Beratungsziele und des Vorgehens<br />

Beratungsschwerpunkte.<br />

Die Energieberatung kann den gesamten Betrieb betreffen,<br />

kann sich je nach Bedarf aber auch auf einen oder mehrere<br />

Teilbereiche des Unternehmens konzentrieren. Es ist auch<br />

möglich, im Rahmen der Energieberatung nur bestimmte<br />

Anlagen bzw. Gebäudeteile zu untersuchen. Die Fähigkeiten<br />

und Erfahrungen des Beraters sollten zu den spezifischen<br />

Anforderungen passen (siehe Kapitel 3).<br />

Initialberatung<br />

Detailberatung<br />

Ortsbegehung durch den Energieberater<br />

Zusammenstellung von Daten<br />

durch das Unternehmen<br />

Bewertung der Daten, erste Maßnahmenvorschläge<br />

und Abschlussbericht des Energieberaters<br />

Entscheidung über das weitere Vorgehen<br />

Besprechung mit dem Energieberater<br />

Datenerhebung und Messungen<br />

durch den Energieberater<br />

Entwicklung energetischer Optimierungsmaßnahmen<br />

durch den Energieberater<br />

Bewertung und Priorisierung der Maßnahmen<br />

durch den Energieberater<br />

Initialberatung Detailberatung<br />

Beitrag zum Erfolg.<br />

Auftraggeber tragen einen entscheidenden Teil zu einer gelungenen<br />

Energieberatung bei. Die Hauptaufgabe des Kunden ist<br />

es, die benötigten Daten zur Verfügung zu stellen und dem<br />

Berater möglichst viele Informationen zu spezifischen Abläufen<br />

und Anforderungen im Betrieb zukommen zu lassen.<br />

Idealerweise sollte das Unternehmen dem Energieberater<br />

einen internen Ansprechpartner nennen, an den er sich mit<br />

allen Fragen wenden kann.<br />

Energieberatung selbst starten.<br />

Unternehmen haben auch die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter im<br />

Rahmen von Fortbildungen, zum Beispiel zum Energiemanager,<br />

ausbilden zu lassen. Entsprechend qualifizierte Mitarbeiter können<br />

erste Aufgaben eines Energieberaters selbst wahrnehmen<br />

und gegebenenfalls Energieeffizienzmaßnahmen eigenständig<br />

entwickeln. Angebote zur Fortbildung gibt es zum Beispiel von<br />

den Industrie- und Handelskammern oder von der Technischen<br />

Akademie Wuppertal.<br />

Tipp.<br />

Übergabe des Energieeinsparkonzepts<br />

Entscheidung über das weitere Vorgehen<br />

Begleitung der Umsetzung<br />

von Maßnahmen durch den Energieberater<br />

Unternehmen, die sich noch nicht mit dem Thema Energieeffizienz<br />

beschäftigt haben, können Kontakt mit ihrer<br />

IHK aufnehmen und einen Termin mit einem sogenannten<br />

Energiecoach vereinbaren. Der Energiecoach stellt<br />

kostenlos die wichtigsten Themen rund um das Thema<br />

Energieeffizienz in Unternehmen vor und gibt Tipps für<br />

die nächsten Schritte.<br />

Mehr Informationen dazu finden Sie unter<br />

www.stromeffizienz.de/industrie-energieberatung.<br />

Abb. 2: Ablaufschema einer Energieberatung.<br />

Begleitung der Maßnahmenumsetzung.<br />

Eine Energieberatung muss sich nicht auf die Erarbeitung ge -<br />

eigneter Energieeffizienzmaßnahmen beschränken. Der Berater<br />

kann auch damit beauftragt werden, die Umsetzung der Maßnahmen<br />

zu begleiten. Dies hat den Vorteil, dass es für den<br />

kompletten Prozess – von der Planung bis zur Kontrolle der<br />

Umsetzung – einen kompetenten und mit den Gegebenheiten<br />

vertrauten Ansprechpartner gibt.<br />

8<br />

Ratgeber Energieberatung.


2.1 Initialberatung – die Istanalyse.<br />

Die Beschreibung der Ausgangsituation ist wesentlicher Bestandteil<br />

einer Energieberatung. Die Istanalyse dient der objektiven<br />

Erfassung von Daten, Fakten, Strukturen und Prozessen<br />

im Unternehmen und dokumentiert den gegenwärtigen Istzustand<br />

– möglichst ohne Verzerrung.<br />

Dauer.<br />

In der Regel braucht der Berater für eine Initialberatung etwa<br />

zwei bis drei Arbeitstage. Unternehmen können diesen Arbeitsaufwand<br />

reduzieren, indem sie ihm die Energieverbrauchsdaten<br />

möglichst vollständig bereitstellen. Es empfiehlt sich, mit dem<br />

Energieberater einen angemessenen Zeitraum zu vereinbaren,<br />

in dem er den Abschlussbericht der Initialberatung erstellt und<br />

im Unternehmen vorstellt.<br />

Kosten.<br />

Abgerechnet wird die Initialberatung üblicherweise über das<br />

Tageshonorar des Beraters. Unter bestimmten Voraussetzungen<br />

übernimmt die Bundesregierung einen wesentlichen Teil<br />

des Beratungshonorars. Zum Beispiel können kleine und mittlere<br />

Unternehmen im Rahmen der Initiative „Energieberatung<br />

Mittelstand“ von Bundeswirtschaftsministerium und KfW<br />

einen Zuschuss zur Initialberatung von bis zu 80 Prozent bzw.<br />

1.280 Euro erhalten (siehe Kapitel 4).<br />

Schritt 1:<br />

Suche und Auswahl eines Energieberaters.<br />

Da die Bezeichnung Energieberater in Deutschland nicht<br />

geschützt oder an einen Berufszweig gekoppelt ist, sollten bei<br />

der Wahl des passenden Energieberaters nicht zuletzt dessen<br />

Qualifikationen und berufliche Erfahrungen Berücksichtigung<br />

finden (siehe Kapitel 3).<br />

Schritt 2:<br />

Erstgespräch mit dem Energieberater.<br />

Nachdem ein geeigneter Energieberater ausgewählt worden ist,<br />

wird in einem ersten Gespräch das Vorgehen für die Initial bera<br />

tung abgestimmt. Im Zuge dessen werden die Erwartungen<br />

besprochen und wird der Beratungsumfang festgelegt. Dabei<br />

wird auch entschieden, welche Systeme und Anlagen betrachtet<br />

werden sollen. Im Gegenzug informiert der Energieberater<br />

über seine Leistungen und stellt seine Vorgehensweise und<br />

Methodik vor. Damit sich der Energieberater möglichst schnell<br />

einen ersten Eindruck von der Ausgangssituation verschaffen<br />

kann, ist es sinnvoll, gewisse Basisdaten (z. B. Gesamt energieverbrauch,<br />

Gesamtenergiekosten, wesentliche Energie an wendungen)<br />

bereits im Vorfeld zur Verfügung zu stellen.<br />

Schritt 3:<br />

Ortsbegehung durch den Energieberater.<br />

Durch eine Begehung vor Ort verschafft sich der Berater einen<br />

ersten Eindruck von den Anlagen und Systemen im Unternehmen.<br />

Dabei sollten ihm alle wichtigen Prozesse und Anlagen<br />

sowie die Versorgungstechnik gezeigt werden. Zusätzlich ist<br />

es hilfreich, wenn das technische Personal und das Wartungspersonal<br />

dem Energieberater für Auskünfte zur Verfügung stehen.<br />

Bei der Ortsbegehung kann der Energieberater außerdem<br />

Informationen sammeln, die im Fragebogen zur Energiedatenerfassung<br />

nicht beantwortet werden konnten.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

9


Schritt 4:<br />

Datenzusammenstellung für den Energieberater.<br />

Für die Initialberatung greift der Energieberater auf Daten<br />

zurück, die ihm vom Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Dazu gehören insbesondere die monatlichen Strom- und<br />

Gasverbräuche der letzten Jahre. Idealerweise sollten Unternehmen<br />

dem Berater auch Daten zum Lastgang bereitstellen. Sind<br />

bereits eigene Zähler im Unternehmen installiert und Daten zu<br />

den Lastgängen aufgezeichnet, können diese dem Energieberater<br />

zur Verfügung gestellt werden. Ist dies nicht der Fall, können<br />

Daten zu den Lastgängen beim Energieversorger erfragt<br />

werden. Da der Berater innerhalb der Initialberatung in der<br />

Regel keine eigenen Messungen durchführt, erfolgt die Abfrage<br />

und Erfassung der Energiedaten meist anhand eines ausführlichen<br />

Fragebogens (siehe Auflistung unten). Damit der<br />

Energieberater einen guten Überblick über den energetischen<br />

Istzustand erhält, sollte der Fragebogen möglichst vollständig<br />

beantwortet werden.<br />

Schritt 5:<br />

Bewertung der Daten und Abschlussbericht des<br />

Energieberaters.<br />

In einem Abschlussbericht zur Initialberatung dokumentiert<br />

der Energieberater den aktuellen Energiebedarf und Energieverbrauch<br />

des Unternehmens und bewertet ihn im Hinblick auf<br />

Optimierungspotenziale. Dabei gibt er erste Hinweise auf<br />

bestehende energetische Mängel und wie diese behoben werden<br />

können. Die Ergebnisse des Abschlussberichts sollten in<br />

jedem Fall persönlich vom Berater präsentiert und detailliert<br />

erläutert werden.Wenn nicht alle Informationen verfügbar<br />

sind, wird der Energieberater mit Schätzwerten operieren, die<br />

sich an branchenüblichen Durchschnittswerten orientieren.<br />

Werden Schätzwerte verwendet, müssen sie im Abschlussbericht<br />

entsprechend gekennzeichnet sein.<br />

Schritt 6:<br />

Entscheidung über das weitere Vorgehen.<br />

In einigen Fällen reicht eine Initialberatung aus. Dies ist zum<br />

Beispiel der Fall, wenn sich das Einsparpotenzial durch kleinere<br />

Maßnahmen erschließen lässt, die ohne weitere Untersuchun gen<br />

umgesetzt werden können. Dabei kann es sich beispielsweise<br />

um organisatorische und einfache technische Maßnahmen<br />

handeln. Wird jedoch im Abschlussbericht der Initialberatung<br />

ein größeres Energieeinsparpotenzial aufgezeigt, das genauer<br />

untersucht werden sollte, dann empfiehlt sich, eine Detailbe ratung<br />

in Anspruch zu nehmen (siehe Seite 12). Natürlich können<br />

auf Basis einer Initialberatung auch weitere unternehmensinterne<br />

Untersuchungen vorgenommen und Einsparmaß nahmen<br />

ausgearbeitet und umgesetzt werden.<br />

Daten, die im Rahmen der Initialberatung erfasst werden.<br />

Die hier aufgelisteten Daten beziehen sich auf eine Untersuchung<br />

des gesamten Unternehmens. Bei einer Initialberatung<br />

zu einzelnen Teilbereichen oder Anlagen des Unternehmens<br />

werden nur die Daten der betroffenen Bereiche und Anlagen<br />

aufgenommen.<br />

Allgemeines zum Unternehmen.<br />

Anschrift, Branche, Mitarbeiterzahl, Umsatz etc.<br />

Hauptprodukte und Produktionsmenge mit Produktionsabläufen<br />

und Prozessschritten<br />

Prognosen für die zukünftige Entwicklung<br />

Schichtarbeits- und Urlaubszeiten<br />

Kurzbeschreibung aller Gebäude (Betriebsfläche, Gebäudenutzung<br />

etc.)<br />

Energiebezug.<br />

Energieträger erfasst nach:<br />

Art (Strom, Gas, Öl etc.)<br />

Menge und zeitlichem Verlauf des Energieverbrauchs<br />

(z. B. Lastgänge)<br />

Preisen<br />

Energieinfrastruktur und Energieverbraucher.<br />

Die Energieinfrastruktur umfasst alle Anlagen zur Erzeugung,<br />

Umwandlung, Verteilung und Speicherung von Energie.<br />

Die Energieverbraucher werden in gebäude-, produktionsund<br />

betriebstechnische Anlagen unterteilt.<br />

Erfasst werden unter anderem:<br />

Hersteller, Baujahr<br />

Technische Daten<br />

Technischer Zustand der Anlagen<br />

Leistungs- und Verbrauchsdaten<br />

Wirkungsgrade (sofern Daten vorhanden)<br />

Überwiegende Betriebsweise und Betriebszeiten<br />

Steuerungs-, Mess- und Regelungsmöglichkeiten<br />

Für die wesentlichen Energieverbraucher werden zusätzlich<br />

erfasst:<br />

Maximaler Leistungsbedarf<br />

Minimale und maximale Grenzwerte der Betriebszustände<br />

Lastgang und Auslastung<br />

Produktionsmenge (sofern Daten vorhanden)<br />

Monatliche Verbrauchsdaten (sofern Daten vorhanden)<br />

Energierückgewinnung.<br />

Erfassung von Abwärmeströmen sowie Sekundärbrennstoffen<br />

nach:<br />

Art und Menge<br />

Temperatur- und Druckniveau<br />

Verunreinigungen und zeitlichem Verlauf<br />

Emissionen.<br />

Für die Energieberatung sind insbesondere die CO 2 -Emissionen<br />

relevant, die sich aus den Energieverbräuchen des<br />

Unternehmens ergeben.<br />

10<br />

Ratgeber Energieberatung.


Ergebnis.<br />

Im Abschlussbericht der Initialberatung sind folgende<br />

Punkte enthalten:<br />

Darstellung des energetischen Istzustands (zum Teil in Form<br />

von Grafiken, Annahmen sind gesondert gekennzeichnet)<br />

Aufstellung der Prozesse und Anlagen mit dem höchsten<br />

Energieverbrauch<br />

Bewertung der bisherigen Energiekosten<br />

Beschreibung und Dokumentation von Schwachstellen<br />

und Mängeln<br />

Erste Vorschläge für Energieeffizienzmaßnahmen mit<br />

einer ersten Abschätzung zu deren Wirtschaftlichkeit<br />

und Hinweisen auf Fördermöglichkeiten<br />

Praxisbeispiel: Initialberatung bei einem<br />

Hersteller von Transportanhängern.<br />

Das brandenburgische Unternehmen Hüffermann Transportsysteme<br />

GmbH fertigt für seine Kunden Standard- und<br />

Spezialtransportanhänger im Werk Neustadt/Dosse. Für die<br />

Optimierung seiner Produktionsabläufe und die Modernisierung<br />

des Maschinenparks hat das Unternehmen eine<br />

Initialberatung in Anspruch genommen.<br />

Beratung.<br />

Im Rahmen der Initialberatung wurde der Gesamtenergieverbrauch<br />

des Unternehmens analysiert und einzelnen<br />

Anlagen zugeordnet. Für die Druckluftversorgung,<br />

Abluftabsaugung, Hallenheizung und Beleuchtung wurden<br />

konkrete Ansatzpunkte identifiziert und Energieeinsparpotenziale<br />

durch verschiedene mögliche Maßnahmen<br />

abgeschätzt.<br />

Beispielhafte Ergebnisse.<br />

Bei der Druckluftversorgung könnte fast ein Drittel der<br />

Energie allein durch geringfügige Umbauten und organisatorische<br />

Maßnahmen eingespart werden.<br />

Durch Abschalten nicht benötigter Stromverbraucher<br />

außerhalb der Betriebszeiten lassen sich hohe Energieeinsparungen<br />

erzielen.<br />

Die Ergebnisse der Initialberatung überzeugten die Unternehmensführung,<br />

weitere Schritte zur Steigerung der<br />

Energieeffizienz einzuleiten. Einige der organisatorischen<br />

Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. Zur Konkretisierung<br />

der bisherigen Ansätze und zur Entwicklung weiterer<br />

Maßnahmen wurde eine Detailberatung in Auftrag gegeben.<br />

Stromverbrauch nach Produktionsbereichen.<br />

Stromverbrauch nach Technologiegruppen.<br />

Endmontage 5 %<br />

Außenbereich 3 %<br />

Oberflächenbehandlung<br />

23 %<br />

Verwaltung 3 %<br />

Druckluft<br />

12 %<br />

Beleuchtung 22 %<br />

Vormontage<br />

40 %<br />

Verschiedene<br />

Bereiche 20 %<br />

Fördertechnik<br />

6 %<br />

Lufttechnik<br />

10 %<br />

Fügen 32 %<br />

Lager 3 %<br />

Reparatur 3 %<br />

Bürogeräte 1 %<br />

Nicht<br />

identifiziert<br />

14 %<br />

Umformen 2 %<br />

Trennen 1 %<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

11


2.2 Detailberatung – die Maßnahmenumsetzung<br />

vorbereiten.<br />

Hat die Initialberatung größere Energieeffizienzpotenziale<br />

aufgezeigt, werden in der anschließenden Detailberatung für<br />

gewöhnlich die Bereiche (zum Beispiel Anlagen und Prozesse)<br />

näher untersucht, bei denen der Berater die höchsten Einsparpotenziale<br />

erwartet. Eine Detailberatung kann jedoch auch<br />

ohne Initialberatung durchgeführt werden, wenn zum Beispiel<br />

der Istzustand im Unternehmen bereits eigenständig analysiert<br />

wurde. Liegen die Ergebnisse der Detailberatung vor, kann die<br />

Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen direkt in Auftrag<br />

gegeben bzw. ausgeschrieben oder gegebenenfalls durch das<br />

Unternehmen selbst vorgenommen werden.<br />

Dauer.<br />

Der Energieberater braucht für eine Detailberatung je nach<br />

Umfang des Untersuchungsbereichs in der Regel etwa fünf bis<br />

zehn Arbeitstage. Je nach Unternehmensgröße und Komplexität<br />

der für den Energieverbrauch maßgeblichen Prozesse kann<br />

die Beratung auch deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Der<br />

Energieberater wird den Zeit- und Kostenaufwand abschätzen<br />

und ein Angebot vorlegen.<br />

Kosten.<br />

Entsprechend Umfang und Aufwand werden auch die Kosten<br />

einer Detailberatung unterschiedlich ausfallen. Der Energieberater<br />

wird für die Beratung einen Tagessatz und gegebenenfalls<br />

weitere Kosten (zum Beispiel für Messtechnik) ansetzen. Es<br />

empfiehlt sich, vom Energieberater eine Einschätzung des Aufwands<br />

mit einem verbindlichen Zeitplan aufstellen zu lassen.<br />

Auch für die Detailberatung übernimmt die Bundesregierung<br />

unter bestimmten Voraussetzungen einen wesentlichen Teil<br />

des Beratungshonorars. KMUs können im Rahmen des Förderprogramms<br />

„Energieberatung Mittelstand“ von BMWi und KfW<br />

einen Zuschuss zur Detailberatung von bis 60 Prozent, maximal<br />

jedoch 4.800 Euro erhalten (siehe Kapitel 4).<br />

Schritt 1:<br />

Abstimmung mit dem Energieberater.<br />

Wenn der Detailberatung eine Initialberatung vorausgegangen ist,<br />

empfiehlt es sich grundsätzlich, die Detailberatung vom gleichen<br />

Berater durchführen zu lassen. Er kennt das Unternehmen und die<br />

betreffenden Systeme bereits, sodass die Zusammenarbeit effizient<br />

fortgesetzt werden kann. Sollte der bisherige Berater nicht über<br />

das erforderliche Spezialwissen verfügen, sollte ein neuer Energieberater<br />

mit den entsprechenden Fachkenntnissen ausgewählt<br />

werden. Dem neu hinzugezogenen Berater sollten bereits vorab<br />

alle im Rahmen der Initialberatung gewonnenen Ergebnisse und<br />

aufgearbeiteten Daten zur Verfügung gestellt werden.<br />

In einem einleitenden Gespräch wird der Energieberater den Auftraggeber<br />

über weitere Messungen und die Verantwortlichkeiten<br />

für einzelne Aufgaben aufklären. Dabei werden auch Arbeitsumfänge,<br />

Ziele, Zeitpunkte, gemeinsame Vor-Ort-Termine sowie der<br />

Termin zur Abgabe des Energieeinsparkonzepts abgestimmt.<br />

Sie sollten dem Energieberater zusätzlich auch absehbare Änderungen<br />

in der Produktion oder ähnliche Entwicklungen mit<br />

einem möglichen Einfluss auf den zukünftigen Energiebedarf<br />

mitteilen. Diese können dann in seine Auswertungen aufgenommen<br />

und bei der Planung der Energieeffizienzmaßnahmen<br />

berücksichtigt werden.<br />

12<br />

Ratgeber Energieberatung.


Schritt 2:<br />

Datenerhebung und Messungen.<br />

Zur genaueren Bestimmung des Energieeffizienzpotenzials<br />

sind in der Regel zusätzliche Datenerhebungen notwendig.<br />

Daher entwickelt der Energieberater auf Grundlage aller ihm<br />

vorliegenden Informationen einen konkreten Ablaufplan und<br />

skizziert ein Messkonzept.<br />

Schritt 3:<br />

Entwicklung von Optimierungsmaßnahmen.<br />

Die erhobenen Daten werden vom Energieberater analysiert<br />

und bewertet. Auf dieser Grundlage erarbeitet der Energieberater<br />

Vorschläge für konkrete Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />

im Rahmen des Energieeinsparkonzepts.<br />

Messungen im Rahmen der Energieberatung.<br />

Wenn die bestehenden Messpunkte nicht ausreichen,<br />

um die benötigten Daten zu erhalten, wird der Energieberater<br />

eigene Messungen durchführen. Dafür werden<br />

häufig Einzelmessungen vorgenommen, zum Beispiel<br />

um die Lastgänge einzelner Anlagen oder Systeme bei<br />

Lüftungsanlagen sowie beim Heizkessel, Heizsystem oder<br />

Druckluftsys tem zu erfassen. Zumeist verfügt der Berater<br />

über eigene Messvorrichtungen.<br />

Beim Druckluftsystem werden beispielsweise neben dem<br />

Lastgang auch die Parameter Druck und Volumenstrom<br />

gemessen. Bei der Datenerhebung ist es wichtig, immer<br />

den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln, um weitere<br />

Energieeffizienzpotenziale bei einzelnen Anlagen und<br />

Systemen abzuschätzen (zum Beispiel die benötigte Förderleistung<br />

eines Pumpensystems als Kriterium für die<br />

Auslegung von Pumpe und Motor).<br />

Schwerpunkte der Maßnahmen entwicklung:<br />

Vermeidung unnötigen Energieverbrauchs<br />

Senkung des spezifischen Energieverbrauchs<br />

(zum Beispiel durch die Verbesserung der Wirkungsund<br />

Nutzungsgrade)<br />

Energierückgewinnung<br />

Einsatz regenerativer Energien<br />

Schritt 4:<br />

Übergabe des Energieeinsparkonzepts.<br />

Der Energieberater wird die von ihm entwickelten Maßnahmen<br />

im Energieeinsparkonzept wirtschaftlich bewerten und<br />

priorisieren. Die Priorisierung erfolgt in enger Abstimmung<br />

mit dem Kunden und berücksichtigt die internen Ziele und<br />

Vorgaben.<br />

Für die Bewertung von Investitionsvorhaben können verschiedene<br />

Verfahren angewendet werden. Um eine erste Abschät -<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

13


zung der Wirtschaftlichkeit vorzunehmen, eignet sich die Kapitalrendite<br />

(statisch oder besser dynamisch). Für die Bewertung<br />

der tatsächlichen Rentabilität berechnet der Energieberater<br />

den Kapitalwert oder die interne Verzinsung. Dabei werden<br />

Kosten und Einsparungen über die gesamte Nutzungsdauer<br />

der Anlage einbezogen. So wird der gesamte Zeitraum berücksichtigt,<br />

in dem Sie mit der Investition Geld verdienen. Auf diese<br />

Weise kann sich herausstellen, dass auch Energieeffizienzmaßnahmen<br />

mit längeren Amortisationszeiten wirtschaftlich sind.<br />

Weitere Faktoren für die Priorisierung von<br />

Maßnahmen:<br />

Vorgaben durch das Unternehmen<br />

Zu erwartende Verschärfung oder Neuauflage<br />

behördlicher Vorschriften<br />

Förderprogramme<br />

Absehbare Änderungen in der Produktion<br />

Markt- und branchenspezifische Entwicklungstendenzen<br />

Als Bewertungsverfahren für Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen<br />

sollten vorzugsweise die Lebenszykluskosten<br />

genutzt werden. Bei diesem Ansatz werden alle anfallenden<br />

Kosten im Lebenszyklus einer Anlage betrachtet, zum Beispiel<br />

die Energiekosten, die Wartungskosten sowie die Installationsund<br />

Entsorgungskosten.<br />

Schritt 5:<br />

Übergabe des Energiesparkonzepts.<br />

Der Energieberater legt seine Analyseergebnisse und die daraus<br />

entwickelten Energieeffizienzmaßnahmen in Form eines<br />

Energieeinsparkonzepts schriftlich vor. In dem Konzept wird er<br />

verschiedene Maßnahmen und mögliche Alternativen vorschlagen,<br />

die bereits entsprechend bewertet und priorisiert sind.<br />

Schritt 6:<br />

Entscheidung über das weitere Vorgehen.<br />

Es empfiehlt sich, das Energieeinsparkonzept im Anschluss persönlich<br />

mit dem Energieberater zu besprechen. Dabei sollte das<br />

weitere Vorgehen erörtert werden, insbesondere im Hinblick<br />

auf die Realisierung der vorgeschlagenen Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Auch im Nachgang zur Detailberatung kann ein Energieberater<br />

für die Umsetzung der Energieeffizienzmaßnahmen engagiert<br />

werden. Er steht dem Unternehmen koordinierend und fachlich<br />

zur Seite und wird im Anschluss an das Projekt auch die Erfolgskontrolle<br />

durchführen, bei der die Zielerreichung überprüft<br />

wird. Der Energieberater kann außerdem Auskunft über Förderprogramme<br />

geben, die bei der Realisierung der Energieeffizienzmaßnahmen<br />

in Anspruch genommen werden können.<br />

Inhalte eines Energieeinsparkonzepts.<br />

Der Energieberater wird Ihnen ein Energieeinsparkonzept<br />

vorlegen, das die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

vorbereitet und folgende Ergebnisse enthalten sollte:<br />

Zusammenfassende Darstellung mit wirtschaftlichen<br />

Eckdaten für die Geschäftsführung.<br />

Differenzierte Darstellung des Istzustands der Energieverbraucher:<br />

Energieerzeugungs- und Energieumwandlungsanlagen<br />

(zum Beispiel Heizungs- und Kälteanlagen sowie Anlagen<br />

für Druckluft und Dampferzeugung).<br />

Hilfsprozesse (zum Beispiel in den Bereichen Absaugung,<br />

Fördertechnik): Struktur, angeschlossene Maschinen<br />

und Produktionsbereiche, Volumen- und Massenströme,<br />

Regelungs- und Steuerungstechnik.<br />

Gebäudetechnik (zum Beispiel in den Bereichen Lüftung<br />

und Klimatisierung).<br />

Produktionsanlagen: installierte Leistungen, Auslastungsgrade,<br />

Betriebszeiten und Lastgänge, Produktionsmengen,<br />

Abwärme.<br />

Aufgliederung des derzeitigen Energieverbrauchs nach<br />

den Verbrauchsbereichen mit Bezifferung der jährlichen<br />

Energiekosten.<br />

Vergleich mit Benchmark-Referenzdaten (zum Beispiel<br />

Drucklufterzeugungskosten), soweit sinnvoll und möglich.<br />

Übersicht zu den während der Energieberatung gesammelten<br />

und geschätzten Daten, die die Grundlage<br />

für die Analyse gebildet haben. Alle Schätzungen und<br />

Hypothesen des Energieberaters, die nicht von erfassten<br />

Daten gestützt werden, sind klar gekennzeichnet.<br />

Detaillierte Beschreibung der vorgeschlagenen und<br />

priorisierten Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Beschreibung und Bewertung verschiedener Alternativvorschläge.<br />

Zur Beschreibung der Alternativvorschläge werden<br />

schematische Abbildungen (zum Beispiel Blockdiagramme),<br />

Vergleichstabellen und Zahlen mit den wichtigsten<br />

Ergebnissen verwendet.<br />

Tabellarischer Überblick über alle Maßnahmen mit deren<br />

Eckdaten und Wirtschaftlichkeit.<br />

Bewertung und Priorisierung der ausgewählten Maßnahmen<br />

anhand von Wirtschaftlichkeitsparametern inklusive<br />

Investitionen.<br />

Analyse der Finanzierungsmöglichkeiten für die vorgeschlagenen<br />

Lösungen. (Hier sollten auch Förderprogramme<br />

sowie gegebenenfalls Contracting-Lösungen<br />

enthalten sein.)<br />

Konzept zur Umsetzung der prioritären Maßnahmen.<br />

Vorschlag zum weiteren Vorgehen bei der Umsetzung<br />

der Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

14<br />

Ratgeber Energieberatung.


Praxisbeispiel: Detailberatung in der<br />

Kunststoffverarbeitung.<br />

Die FRÄNKISCHE ROHRWERKE Gebr. Kirchner GmbH & Co.<br />

KG produziert in Königsberg unter anderem Kunststoffwellrohre<br />

für Drainage-Entwässerungssysteme im Hoch-,<br />

Tief- und Straßenbau. Das Unternehmen hat zur Optimierung<br />

seiner Pumpensysteme eine Detailberatung erhalten.<br />

Beratung.<br />

In der Detailberatung wurden die Pumpen des Kaltwassersystems,<br />

das auch zur Kühlung der Kunststoffmaschinen<br />

dient, umfassend untersucht. Hier konnten im Rahmen<br />

der Initialberatung die höchsten Einsparpotenziale aufgezeigt<br />

werden. Im Anschluss an die Analyse wurde ein<br />

Energieeinsparkonzept für das Pumpensystem entwickelt,<br />

das eine Reihe aufeinander abgestimmter Optimierungsmaßnahmen<br />

enthielt.<br />

Beispielhafte Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Änderung der Rohrleitungsführung und<br />

-dimensionierung<br />

Austausch von Ventilen und Absperrklappen<br />

Aufbau einer Pumpenfeinsteuerung durch<br />

Einsatz von Frequenzumrichtern<br />

Reduzierung der Umlaufwassermenge<br />

Hydraulischer Abgleich des Systems<br />

Einführung eines Lastmanagements<br />

Die Ergebnisse in Zahlen:<br />

Energieeinsparung<br />

130.000 kWh/Jahr<br />

Prozentuale Energieeinsparung 13 %<br />

CO 2 -Reduktion<br />

78 t/Jahr<br />

Energiekosteneinsparung<br />

19.000 €/Jahr<br />

Investitionen 52.800 €<br />

Kapitalrendite, statisch 35 %<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

15


2.3 Anwendungsbereiche der Energieberatung.<br />

Der vorgestellte Beratungsablauf betrifft in erster Linie die produktionsnahen<br />

und industriellen Prozesse im Unternehmen.<br />

Darüber hinaus können jedoch auch in weiteren Bereichen<br />

Energieeinsparpotenziale erschlossen werden. Dazu zählen<br />

beispielsweise Betriebsgebäude, Mitarbeitermobilität, Logistik<br />

oder Informationstechnik und Rechenzentren. Verwaltungsgebäude<br />

tragen in den Bereichen Beleuchtung sowie Heizung,<br />

Lüftung und Klimatisierung in hohem Maße zum Energieverbrauch<br />

bei. Es lohnt sich daher meist, auch die in diesen Unternehmensbereichen<br />

anfallenden Energiekosten zu analysieren<br />

und auf mögliche Verbesserungsmaßnahmen bei der Energieeffizienz<br />

zu untersuchen. Für jedes der genannten Handlungsfelder<br />

gibt es passende Angebote bzw. spezialisierte Berater<br />

(siehe Kapitel 3).<br />

Gebäudeenergieberatung.<br />

Viele Energieberater können auch Vorschläge zur energetischen<br />

Optimierung der Gebäude unterbreiten, zum Beispiel in den<br />

Bereichen Gebäudehülle und Gebäudetechnik. Dies betrifft insbesondere<br />

Maßnahmen, in denen Prozess- und Gebäudetechnik<br />

zusammenspielen, wie bei der Nutzung von Prozesswärme zur<br />

Beheizung des Gebäudes.<br />

Wenn Unternehmen einen Schwerpunkt auf die energetische<br />

Optimierung ihrer Gebäude – insbesondere der Büro- und Verwaltungsgebäude<br />

– legen möchten, ist es ratsam, einen Experten<br />

für Nichtwohngebäude hinzuzuziehen. Er wird neben der Gebäudehülle<br />

auch die Bereiche Beleuchtung, Lüftung und Klimatisierung<br />

sowie Wärmeerzeugung und -verteilung untersuchen.<br />

Dabei wird er auch den Einsatz von regenerativen Energien<br />

prüfen und berücksichtigen. Energieberater für gewerbliche Gebäude<br />

(Nichtwohngebäude) finden sich z. B. unter www.energieeffizienz-experten.de<br />

(vgl. auch die aufgeführten Datenbanken<br />

auf Seite 20).<br />

Beispiele für Aufgaben des Energie beraters<br />

im Energie management:<br />

Bereitstellung von Informationen über Ziel und<br />

Nutzen des Energiemanagements<br />

Beratung beim Aufbau der Strukturen und Prozesse<br />

für ein Energiemanagement<br />

Einführung einer kontinuierlichen Datenerfassung<br />

Analyse der erfassten Daten und Bildung von Energiekennzahlen<br />

Entwicklung, Bewertung und Priorisierung von<br />

Energieeffizienzmaßnahmen<br />

Begleitung der Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

Evaluierung der Zielerreichung<br />

Aufklärung über weitere Vorteile eines Energiemanagements,<br />

wie beispielsweise Kosteneinsparungen<br />

bei Steuern und Umlagen<br />

Tipp.<br />

Mehr zum Thema Energiemanagement erfahren Sie unter<br />

www.stromeffizienz.de/energiemanagement.<br />

Unterstützung bei der Einführung eines Energiemanagements.<br />

Für Unternehmen, die eine kontinuierliche Steigerung der<br />

Energieeffizienz ganzheitlich und langfristig etablieren möchten,<br />

ist der Aufbau eines betrieblichen Energiemanagements<br />

die richtige Entscheidung. Ein Energieberater kann bei der Einführung<br />

und Umsetzung fachlich unterstützen.<br />

Energiemanagement ist das zentrale Instrument, um die Reduktion<br />

von Energieverbrauch und -kosten systematisch und<br />

langfristig im Unternehmen zu verankern. Mit einem Energiemanagement<br />

wird ein kontinuierlicher Prozess etabliert, in<br />

dessen Rahmen der Energieeinsatz regelmäßig kontrolliert und<br />

bewertet wird. Auch im Rahmen eines Energiemanagements<br />

ist die Analyse des Istzustands der erste Schritt.<br />

Unternehmen können einen Energieberater für nur einzelne<br />

Schritte, aber auch für den gesamten Prozess zum Aufbau eines<br />

betrieblichen Energiemanagements hinzuziehen.<br />

16<br />

Ratgeber Energieberatung.


3 Der Energieberater – das zeichnet ihn aus.<br />

Wie der geeignete Energieberater ausgewählt wird und ob er<br />

entsprechend qualifiziert ist, hängt von der im Unternehmen<br />

anstehenden Aufgabe ab. Diese sollte die Grundlage für die<br />

Auswahl des Energieberaters bilden. Seine Beratungsschwerpunkte<br />

sollten dieser Aufgabe entsprechen. Es empfiehlt sich,<br />

bei der Auswahl des Beraters Auskünfte über seine Qualifikationen<br />

und seine berufliche Erfahrung einzuholen. Die<br />

Erfahrung lässt sich beispielsweise sehr gut mit Referenzen<br />

belegen.<br />

3.1 Qualifikationen und berufliche Erfahrung.<br />

Ein guter Energieberater verfügt über fundierte theoretische<br />

und praktische Kenntnisse sowie berufliche Erfahrungen in der<br />

Energietechnik. Für eine professionelle Energieberatung ist<br />

darüber hinaus betriebswirtschaftliches Know-how notwendig,<br />

unter anderem zur Bewertung der entwickelten Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Bei einer Beratung zu komplexen Fertigungsprozessen<br />

sollte der Energieberater über Kenntnisse zu<br />

diesen Prozessen verfügen.<br />

Der Begriff Energieberater ist übrigens nicht geschützt und<br />

wird von vielen verschiedenen Dienstleistern verwendet.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

17


Hochschulstudium.<br />

Oft sind Energieberater Absolventen von ingenieur- oder<br />

naturwissenschaftlichen Studiengängen. Im Ingenieurwesen<br />

können das beispielsweise die Fachrichtungen Maschinenbau,<br />

Verfahrens- oder Elektrotechnik bzw. daraus abgeleitete Studiengänge<br />

sein. Auch Physiker, Bauingenieure oder Chemiker<br />

findet man unter den Energieberatern.<br />

Gewerbliche Ausbildung.<br />

Typische Ausbildungsberufe von Energieberatern sind zum<br />

Beispiel Elektriker, Maschinenschlosser oder Kältetechniker.<br />

Für viele Fragestellungen im Rahmen einer Energieberatung<br />

ist es jedoch erforderlich, dass der Berater sich im Anschluss<br />

beispielsweise durch eine Meisterschulung oder ein Hochschulstudium<br />

weiter qualifiziert hat.<br />

Weiterbildungen.<br />

Über spezifische Weiterbildungen zur Energieberatung<br />

oder zum Energiemanagement können Energieberater weitere<br />

wichtige Kenntnisse für ihre Tätigkeit erworben haben.<br />

In Weiterbildungen lernen sie beispielsweise, wie effektive<br />

Energie sparmaßnahmen abzuschätzen und zu entwickeln<br />

sind. Neben technischem Wissen werden häufig auch betriebswirtschaftliche<br />

Ansätze vermittelt.<br />

Eine Auswahl von Organisationen, bei denen Energieberater<br />

Zusatzqualifika tionen erwerben können:<br />

Industrie- und Handelskammer (IHK):<br />

Energiemanager<br />

Technische Akademie Wuppertal (TAW):<br />

Betrieblicher Energie-Manager<br />

Technische Akademie Esslingen:<br />

Energieberater (TAE)<br />

Grundig Akademie:<br />

Energieeffizienzberater/-in KMU<br />

TÜV Akademie:<br />

Energieeffizienzberater/-in KMU<br />

Q.Punkt:<br />

Berater/-in für Energieeffizienz im Unternehmen<br />

Tipp.<br />

Eine Liste möglicher Weiterbildungen und relevanter<br />

Studiengänge für Energieberater findet sich unter<br />

www.stromeffizienz.de/industrie-energieberatung.<br />

Berufliche Erfahrung.<br />

Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl des Energieberaters<br />

ist die Berufserfahrung. Sie trägt dazu bei, die vielfältigen<br />

Situationen und Gegebenheiten in den verschiedensten Unternehmen<br />

beurteilen zu können. Überprüfen können Sie die<br />

Erfahrung des Energieberaters insbesondere anhand seiner<br />

Referenzen.<br />

Um sich einen Überblick über die Branchen, Unternehmensgrößen<br />

oder Technologien zu verschaffen, mit denen sich<br />

der Berater auskennt, ist es empfehlenswert, sich die Unternehmen<br />

nennen zu lassen, für die der Energieberater bereits<br />

gearbeitet hat. Gegebenenfalls kann man bei den bereits beratenen<br />

Unternehmen weitere Informationen anfragen.<br />

3.2 Beratungsanbieter.<br />

Es gibt verschiedene Anbieter von Energieberatung. Dazu<br />

gehören zum Beispiel Energieberatungsbüros – vom 1-Personen-Betrieb<br />

bis zu großen Beratungsunternehmen. Bei einer<br />

besonders umfangreichen Energieberatung lohnt es sich, ein<br />

Beratungsunternehmen zu beauftragen, das über Experten zu<br />

verschiedenen Technologiebereichen verfügt. Eventuelle Bindungen<br />

des Beraters an Hersteller, Vertriebs firmen, Verbände,<br />

Energieversorgungsunternehmen oder andere Institutionen<br />

sollten vom Berater vor Beginn der Beratung offengelegt werden.<br />

Fragen Sie danach.<br />

Im Folgenden werden die wichtigsten Akteursgruppen, die<br />

in der Energieberatung tätig sind, kurz vorgestellt.<br />

Welcher Anbieter ist der Richtige?<br />

Energieberater und Beratungsunternehmen erarbeiten<br />

system-, technologie- und anbieterunabhängige<br />

Vorschläge für eine vorgegebene Aufgabe.<br />

Planungsbüros haben ihren Schwerpunkt häufig in<br />

der Entwicklung von Lösungen für ein bestimmtes<br />

System, zum Beispiel Gebäudetechnik.<br />

Hersteller bieten häufig Dienstleistungen für die<br />

Auslegung und Optimierung der jeweiligen Systeme<br />

oder Anlagen an, in denen ihre Produkte Anwendung<br />

finden.<br />

Energieversorgungsunternehmen bieten neben<br />

ihrem Kerngeschäft – der Energielieferung – auch<br />

weitergehende Energiedienstleistungen bis hin zur<br />

Energieberatung an.<br />

18<br />

Ratgeber Energieberatung.


4 Zur Tat schreiten – Berater finden und<br />

Fördermöglichkeiten prüfen.<br />

Hat sich ein Unternehmen dafür entschieden, eine Energieberatung<br />

durchführen zu lassen, sind die ersten Schritte auf<br />

dem Weg zur Realisierung die Suche nach dem passenden<br />

Energieberater und die Prüfung von Fördermöglichkeiten für<br />

die Energieberatung. Denn die Durchführung einer Energieberatung<br />

wird von der Bundesregierung gefördert.<br />

4.1 Energieberatersuche.<br />

Verschiedene Institutionen auf nationaler und regionaler<br />

Ebene bieten Datenbanken mit Energieberatern an, in denen<br />

Unternehmen einen passenden Berater finden können. Um<br />

sich in die Datenbanken eintragen zu können, müssen die<br />

Berater bestimmte Aufnahmekriterien erfüllen. So soll die<br />

Qualität der Beratung sichergestellt werden. Die wesentlichen<br />

Kriterien der jeweiligen Datenbank können Sie der folgenden<br />

Übersicht entnehmen. Eine genaue Auflistung und Beschreibung<br />

finden Sie auf den Internetseiten des jeweiligen Anbieters<br />

der Datenbank (siehe S. 20).<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

19


Angebote zur bundesweiten Suche von Energieberatern.<br />

Deutsche Energie-<br />

KfW Bankengruppe<br />

Agentur (dena)<br />

Deutsches Energieberater-<br />

Netzwerk e. V. (DEN e. V.)<br />

Energieberater für Unternehmen, die Beratungen im Rahmen des BMWi-Förderprogramms „Energieberatung Mittelstand“<br />

in KMUs durchführen:<br />

www.kfw-beraterboerse.de<br />

Aufnahmekriterien für Energieberater: ingenieur- bzw. naturwissenschaftliches Studium und eine Zusatzqualifikation<br />

im Bereich der Energieberatung oder Sachverständiger nach § 21 Energieeinsparverordnung (EnEV), eine<br />

dreijährige Berufserfahrung in der Energieberatung, Nachweis von drei durchgeführten Energieberatungen in Unternehmen,<br />

Unterzeichnung einer Erklärung zur Hersteller-, Anbieter- und Vertriebsneutralität.<br />

Energieeffizienz-Experten für Förderprogramme des Bundes, wie „Energieberatung Mittelstand“ oder „BAFA-Vor-<br />

Ort-Beratung“:<br />

www.energie-effizienz-experten.de<br />

Aufnahmekriterien für Energieberater: Ausstellungsberechtigung von Energieausweisen nach § 21 EnEV, Beraternummer<br />

und Zuschusszahlung vom BAFA (nur Vor-Ort-Energieberater), Zulassung zum Denkmal-Experten von der<br />

Koordinierungsstelle „Energieberater für Baudenkmale“ und als Zusatzqualifikation der erfolgreiche Abschluss<br />

eines der beiden Weiterbildungsmodule „Beratung“ oder „Planung und Umsetzung“.<br />

Energieberaterdatenbank mit Beratern für eine im Rahmen des Förderprogramms „Energieberatung Mittelstand“<br />

geförderte Initial- und Detailberatung:<br />

www.den-ev.de<br />

Aufnahmekriterien für Energieberater: siehe KfW Bankengruppe.<br />

Regionale Angebote.<br />

Sächsische Energieagentur –<br />

SAENA GmbH<br />

Klimaschutzagentur<br />

Region Hannover GmbH<br />

Energieberater für den sächsischen Gewerbe energiepass:<br />

www.saena.de, www.gewerbeenergiepass.de<br />

Aufnahmekriterien für Energieberater: Zugangsvoraussetzung ist die Zertifizierung als Sächsischer Gewerbeenergieberater.<br />

Dazu gehören zum Beispiel ein Hoch- oder Fachhochschulabschluss mit ingenieurwissenschaftlicher Ausrichtung,<br />

eine branchenspezifische Prüfung, regelmäßige Fortbildungskurse, mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in<br />

Energieberatung oder Energiemanagement sowie Durchführung von mindestens drei dokumentierten Gewerbeenergieberatungen<br />

in Wirtschaftsunternehmen.<br />

Energieberater für KMUs, e.coBizz-Beraterliste für die Region Hannover:<br />

www.klimaschutz-hannover.de<br />

Aufnahmekriterien für Energieberater: Nachweis von Erfahrungen in Fokusbranchen, möglichst vielfältige Erfahrungen<br />

bei Unternehmen in der Beratung und Erstellung von betrieblichen Energiekonzepten sowie in der Prüfung,<br />

Überwachung, Messung und Erfolgskontrolle des Energieverbrauchs unterschiedlicher Anwendungen, Nachweis<br />

der persönlichen Eignung u. a. durch Referenzen von betrieblichen Energiekonzepten bzw. von planerischen Projekten<br />

für Unternehmen sowie von mündlichen Energieberatungsaktivitäten bei Betrieben.<br />

20<br />

Ratgeber Energieberatung.


4.2 Förderprogramme für Energieberatung.<br />

Förderprogramm „Energieberatung Mittelstand“.<br />

Im Rahmen des Programms werden Zuschüsse für qualifizierte<br />

und anbieterunabhängige Energieeffizienzberatungen<br />

in Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und für Freiberufler<br />

gewährt. Durch die Beratung sollen Schwachstellen bei<br />

der effizienten Energieverwendung aufgezeigt und Vorschläge<br />

bzw. konkrete Maßnahmenpläne für energie- und kostensparende<br />

Verbesserungen gemacht werden.<br />

Unternehmen erhalten für die Initialberatung einen Zuschuss<br />

in Höhe von bis zu 80 Prozent des vereinbarten Tageshonorars<br />

(bis zu einem Höchstbetrag von insgesamt 1.280 Euro). Unternehmen<br />

erhalten für die Detailberatung einen Zuschuss in<br />

Höhe von bis zu 60 Prozent des vereinbarten Tageshonorars<br />

(bis zu einem Höchstbetrag von insgesamt 4.800 Euro).<br />

Über den maximalen Förderzuschuss hinausgehende Honorare<br />

sowie die Mehrwertsteuer müssen vom Unternehmen<br />

vollständig getragen werden. Initial- und Detailberatung<br />

können unabhängig voneinander beantragt werden. Eine geförderte<br />

Beratung im Rahmen des Programms kann nur von<br />

Energieberatern durchgeführt werden, die in der KfW-Beraterbörse<br />

gelistet sind (siehe Seite 20).<br />

Um einen Zuschuss aus dem Programm zu erhalten, müssen<br />

Antragsdaten über die Antragsplattform des Internetportals<br />

der KfW eingegeben werden. Das Internet-Antragsformular<br />

bildet die Grundlage für die Antragstellung, die immer über<br />

einen Regionalpartner erfolgen muss. Diese Regionalpartner<br />

können zum Beispiel die Industrie- und Handelskammer, die<br />

Handwerkskammer oder auch eine Energieagentur sein.<br />

BAFA-Vor-Ort-Beratung.<br />

Das BAFA fördert im Rahmen der Richtlinie zur „Förderung der<br />

Beratung zur sparsamen und rationellen Energieverwendung<br />

in Wohngebäuden vor Ort (Vor-Ort-Beratung)“ die energetische<br />

Beratung für Gebäude, deren Fläche zu mehr als 50 Prozent<br />

zu Wohnzwecken genutzt wird. Zur Zielgruppe innerhalb<br />

der KMUs zählen somit in erster Linie kleine Gewerbebetriebe.<br />

Die Höhe des Zuschusses für eine Vor-Ort-Beratung beträgt<br />

400 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser bzw. 500 Euro für<br />

Wohnhäuser mit mindestens drei Wohneinheiten. Für die Integration<br />

von Hinweisen zur Stromeinsparung wird ein zusätzlicher<br />

Bonus von 50 Euro gezahlt. Darüber hinaus kann eine<br />

Förderung für die Integration von Thermografieaufnahmen<br />

(25 Euro pro Thermogramm, max. 100 Euro) gewährt werden.<br />

Beratung und Antragstellung erfolgen dabei ausschließlich<br />

durch antragsberechtigte Energieberater.<br />

Weitere Informationen stehen auf der Internetseite des BAFA<br />

unter www.bafa.de zur Verfügung.<br />

Tipp.<br />

Auch auf regionaler Ebene bieten Institutionen Förderprogramme<br />

für eine Energieberatung an. Energieberater<br />

informieren über die regionalen Fördermöglichkeiten.<br />

Eine Kurzdarstellung der Förderprogramme zur Umsetzung<br />

von Energieeffizienzmaßnahmen, wie z. B. zum<br />

Programm „Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

für Investitionen in energieeffiziente <strong>Querschnittstechnologien</strong>“,<br />

findet sich im Anhang dieses <strong>Handbuch</strong>s.<br />

Informationen zur Antragstellung, zu Programmdetails und<br />

Regionalpartnern finden Sie unter www.kfw.de/ebm.<br />

Ist Ihr Unternehmen förderfähig?<br />

Die Förderung der „Energieberatung Mittelstand“<br />

können KMUs mit jährlichen Energiekosten von mindestens<br />

5.000 Euro in Anspruch nehmen. KMUs sind<br />

gemäß der Definition der Europäischen Union<br />

kleine Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern<br />

und einem Jahresumsatz oder einer Jahresbilanzsumme<br />

von höchstens 10 Millionen Euro,<br />

mittlere Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern<br />

und einem Jahresumsatz von höchstens 50<br />

Millionen Euro oder einer Jahresbilanzsumme von<br />

höchstens 43 Millionen Euro.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

21


5 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />

Publikationen (Auswahl).<br />

Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />

der Auf deckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />

und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />

Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />

www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />

Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />

über die wichtigsten Energieeffizienztechnologien, über<br />

Beratungsmöglichkeiten sowie Wege zur Finanzierung und<br />

Förderung. Tipps und Praxisbeispiele sollen dabei vor allem<br />

Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />

Energieeffizienz zu investieren.<br />

Flyer Energiemanagement.<br />

Der übersichtliche Flyer veranschaulicht auf wenigen<br />

DIN-A5-Seiten die Funktionsweise, die Vorteile und die Schritte<br />

zur Einführung eines nach DIN EN ISO 50001 zertifizierten<br />

Energiemanagementsystems. Ein mit dem 1. Preis des Energy<br />

Efficiency Awards 2012 ausgezeichnetes Best-Practice-Beispiel<br />

vermittelt praxisnah die Umsetzung und die positive Wirkung<br />

eines Energiemanagementsystems.<br />

<strong>Handbuch</strong> für betriebliches Energiemanagement.<br />

Das 72 Seiten umfassende <strong>Handbuch</strong> zeigt, wie ein effektives<br />

Energiemanagement in Unternehmen eingeführt werden<br />

kann. Dabei werden alle relevanten Handlungsebenen im<br />

Unternehmen ausführlich angesprochen: von der Unternehmensleitung<br />

über den Energiemanager, der die Einführung<br />

eines betrieblichen Energiemanagements begleitet, bis zu<br />

den Betriebsebenen wie Controlling und Produktion. Das<br />

<strong>Handbuch</strong> greift auch Themen wie Energieberatung und<br />

Energie-Contracting auf und gibt Entscheidungshilfen zur<br />

Einbeziehung dieser Energiedienstleistungen. Komplementiert<br />

wird das Heft durch elf hilfreiche Checklisten.<br />

Internetangebote (Auswahl).<br />

Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />

und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />

in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />

auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />

In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />

Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />

Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />

Förderungen bereit.<br />

Datenbank Energieeffizienz-Experten.<br />

Die Datenbank beinhaltet eine Liste mit Energieeffizienz-<br />

Exper ten, die besonders für diverse Energieeffizienzförderprogramme<br />

des Bundes (z. B. BAFA-Vor-Ort-Beratung)<br />

qualifiziert sind. Über die programmierte Umgebungs suche<br />

ist es ganz einfach, einen geeigneten Energieberater in der<br />

Nähe zu finden.<br />

www.energie-effizienz-experten.de<br />

Referenzprojekte-Datenbank.<br />

Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />

aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />

Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />

hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />

gute Über tragbarkeit aus.<br />

www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />

Webspecial Energiemanagement.<br />

Das interaktive Webspecial zeigt anhand eines beispielhaften<br />

Unternehmens die wesentlichen Schritte im Energiemanage -<br />

ment. Es ist speziell auf die beteiligten Personengruppen –<br />

Geschäfts führung, Controlling, Produktionsebene, Energiemanager<br />

und Energieberater – zugeschnitten.<br />

www.webspecial-energiemanagement.de<br />

Adressen und Weblinks.<br />

Die folgenden Institutionen bieten weiterführende Informationen für Unternehmen zu den Themen Energieberatung,<br />

Energieeffizienz und Förderung.<br />

Bundesamt für Wirtschaft und<br />

Ausfuhr kontrolle (BAFA)<br />

Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie (BMWi)<br />

KfW Bankengruppe<br />

Mittelstandsinitiative Energiewende<br />

von BMUB, BMWi, DIHK und ZDH<br />

Förderung von Energieberatung für Wohngebäude,<br />

auch inklusive teilgewerblicher Nutzung<br />

Weiterführende Informationen zur Energieeinsparung,<br />

Energieberatung und Förderung<br />

Förderung von Energieberatung im Rahmen<br />

des Sonderfonds Energieeffizienz in KMUs sowie<br />

der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen<br />

im Rahmen des ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramms<br />

Informations- und Qualifizierungsoffensive<br />

für Unternehmen zu Klimaschutz und Energieeffizienz<br />

www.bafa.de<br />

www.bmwi.de<br />

www.kfw.de<br />

www.mittelstand-energiewende.de<br />

22<br />

Ratgeber Energieberatung.


Die Initiative EnergieEffizienz.<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />

Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />

und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />

der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />

und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />

von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />

gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />

für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />

anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />

Internettools zur Bewertung der Energieeffizienzpotenziale<br />

im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />

der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />

für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />

Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />

zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />

geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />

Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />

der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />

KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />

die DZ BANK AG.<br />

www.dena.de<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />

wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Impressum.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Chausseestraße 128 a<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />

Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />

E-Mail: info@dena.de<br />

www.dena.de<br />

Redaktion.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Stephan Blank, Carsten Grohne, Sebastian Peters<br />

Bildnachweis.<br />

S. 8, 10: ©Corbis<br />

S. 11: ©Jonas Mey Consulting<br />

S. 15: ©Erfolgsbilanz bei Pumpensystemen, dena, 2007<br />

S. 19: ©tommyS/pixelio<br />

Layout.<br />

BBS Werbeagentur GmbH<br />

Druck.<br />

Druckhaus Rihn GmbH<br />

Stand.<br />

12/2013<br />

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />

Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

23


Art.-Nr. 1426<br />

Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />

in Industrie und Gewerbe:<br />

kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Eine Initiative von:<br />

Gefördert durch:


Ratgeber Wärmeerzeuger und<br />

Wärmeversorgungssysteme.


2<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


Inhalt.<br />

1 Einführung in das Thema. ............................................................................................................................................................................................. 4<br />

1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale in Industrie und Gewerbe. ...................................................................................... 4<br />

1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete der industriellen Wärmeerzeugung und -nutzung. ................................................ 4<br />

2 Ansätze zur energetischen Optimierung von Wärmeerzeugern und Wärmeversorgungssystemen. ..................................... 6<br />

2.1 Erfassung des Istzustands. ............................................................................................................................................................................................... 7<br />

2.2 Ermittlung des Bedarfs. .................................................................................................................................................................................................... 7<br />

2.3 Bewertung der Energieeffizienz. .................................................................................................................................................................................. 8<br />

2.4 Erstellung eines Maßnahmenplans. ............................................................................................................................................................................ 8<br />

2.5 Erfolgskontrolle. .................................................................................................................................................................................................................. 9<br />

3 <strong>Energieeffiziente</strong> Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme. ..................................................................................................... 10<br />

3.1 Brenner- und Kesseltechnologien. ............................................................................................................................................................................... 10<br />

3.1.1 Brennertechnologien. ....................................................................................................................................................................................................... 10<br />

3.1.2 Kesseltechnologien. ........................................................................................................................................................................................................... 10<br />

3.2 Alternative Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien. ............................................................................................................................. 12<br />

3.3 Wärmeverteilung. ............................................................................................................................................................................................................... 13<br />

3.4 Systeme zur Wärmerückgewinnung. ......................................................................................................................................................................... 14<br />

3.5 Weitere Komponenten des Wärmeversorgungssystems. .................................................................................................................................. 15<br />

3.6 <strong>Energieeffiziente</strong>s Wärmeversorgungssystem. ...................................................................................................................................................... 16<br />

4 Steuerung, Regelung und Überwachung. ............................................................................................................................................................ 17<br />

4.1 Steuerung und Regelung. ................................................................................................................................................................................................ 17<br />

4.2 Überwachung. ...................................................................................................................................................................................................................... 19<br />

5 Instandhaltung und Wartung. .................................................................................................................................................................................... 20<br />

6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ............................................................................................................................................ 22<br />

Impressum. ........................................................................................................................................................................................................................... 23<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

3


1 Einführung in das Thema.<br />

1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale<br />

in Industrie und Gewerbe.<br />

Rund 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in<br />

Deutschland entfallen auf Unternehmen aus Industrie und<br />

produzierendes Gewerbe. Das entspricht einer Energiemenge<br />

von etwa 700 TWh pro Jahr. Die zuletzt gestiegenen Energiepreise<br />

werden dabei für immer mehr Unternehmen zu einem<br />

spürbaren Kostenfaktor. <strong>Querschnittstechnologien</strong> – wie<br />

Wärmeversorgungssysteme – bieten branchenübergreifend<br />

große Energie- und Kosteneinsparpotenziale.<br />

Die Bereitstellung von Wärme verursacht den größten Anteil<br />

am Endenergieverbrauch in Industrie und Gewerbe. Mit<br />

einem jährlichen Endenergieverbrauch von etwa 400 TWh ist<br />

die Prozesswärme für 57 Prozent des gesamten industriellen<br />

Endenergieverbrauchs verantwortlich. Hinzu kommen ca.<br />

100 TWh, die branchenübergreifend für die Bereitstellung<br />

von Raumwärme aufgewendet werden.<br />

Wie zahlreiche Beispiele aus der Praxis zeigen, sind Investitionen<br />

in die Energieeffizienz von Wärmeversorgungssystemen<br />

in der Regel hochrentabel.<br />

400<br />

Unternehmen aus Industrie und Gewerbe können durch die<br />

Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen deutliche<br />

Energie- und Kosteneinsparungen realisieren: Betrachtet<br />

man alle thermischen Prozesse, so lassen sich konservativ<br />

geschätzt insgesamt 30 TWh pro Jahr Energie – und damit<br />

etwa 7,5 Prozent des industriellen Prozesswärmeenergieverbrauchs<br />

– wirtschaftlich einsparen. Auch im Bereich der Bereitstellung<br />

von Raumwärme bestehen erhebliche Energieeffizienzpotenziale.<br />

Über alle Branchen des produzierenden<br />

Gewerbes lassen sich hier jährlich weitere 17,5 TWh Einsparungen<br />

erzielen.<br />

Beim Energieverbrauch gilt: Der Verbraucher bestimmt die<br />

Kosten. Daher empfiehlt es sich, in einem ersten Schritt zunächst<br />

den Wärmebedarf im Hinblick auf die Parameter Wärmemenge,<br />

Aggregatzustand sowie Druck und Temperatur zu<br />

untersuchen und zu bewerten. Im Anschluss sollte man die<br />

Systemkomponenten – Rohrleitungen, Speicher, Armaturen<br />

und Apparate (Wärmeübertrager, Filter, Messeinrichtungen),<br />

Antriebe (Pumpen und Motoren) sowie die Wärmeerzeuger –<br />

optimal auf den tatsächlichen Bedarf einstellen und das System<br />

somit als Ganzes optimieren.<br />

Der vorliegende Ratgeber zeigt wesentliche Ansatzpunkte auf,<br />

die zu einem energieeffizienten Wärmeversorgungssystem<br />

und damit zu weniger Energieverbrauch führen.<br />

TWh/Jahr<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Thermische Prozesse<br />

Elektromotoren<br />

andere Brennstoffe<br />

Strom<br />

Raumwärme<br />

Beleuchtung<br />

Galvanische Prozesse<br />

Biotechnologie<br />

Abb. 1: Endenergieverbrauch nach Anwendungsfeldern in Industrie und Gewerbe in<br />

Deutschland (in TWh/a).<br />

1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete<br />

der industriellen Wärmeerzeugung und -nutzung.<br />

Wärme wird aus unterschiedlichen Energieträgern, wie z. B.<br />

Gas, Öl oder Strom, erzeugt, durch verschiedene Medien wie<br />

z. B. Warm-/Heißwasser, Dampf oder Heißluft transportiert<br />

und – je nach Anforderungen der spezifischen Anwendung –<br />

auf unterschiedlichen Temperaturniveaus bereitgestellt. Die<br />

wichtigsten Anwendungen werden im Folgenden beschrieben.<br />

Dampf- und Heißwassererzeugung.<br />

Rund 40 Prozent des industriellen Prozess- und Raumwärmebedarfs<br />

wird in Kesselanlagen zur Dampf- und Heißwassererzeugung<br />

generiert. Etwa 93 TWh Endenergie werden pro<br />

Jahr in Deutschland für Prozesswärme aufgewendet. Die hauptsächlichen<br />

Anwendungsbereiche liegen in der chemischen<br />

Industrie, der Papier-, Investitionsgüter- sowie Nahrungs- und<br />

Genussmittelindustrie. Ebenfalls mittels Dampf- und Heißwasser<br />

erfolgt die Bereitstellung von Raumwärme. Hierfür werden<br />

branchenübergreifend ca. 96 TWh Energie pro Jahr benötigt.<br />

Das wirtschaftliche Energieeinsparpotenzial im Bereich der Dampfund<br />

Heißwassererzeugung beträgt 12 TWh jährlich, zusätzliche<br />

Potenziale in Höhe von 17,5 TWh bestehen bei der Raumwärme.<br />

4<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


Brennöfen.<br />

Brennöfen werden für thermische Prozesse wie Brennen,<br />

Schmelzen und Erwärmen, zu Guss- und Verformungszwecken,<br />

zur Wärmebehandlung oder zum Sintern und Kalzinieren<br />

b enötigt. Etwa die Hälfte des industriellen Wärmebedarfs –<br />

240 TWh pro Jahr – wird für diese energieintensiven Prozesse<br />

aufgewendet. Ein Drittel davon entfällt auf Öfen, die branchenübergreifend<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Insgesamt können in diesem Anwendungsbereich gut 13 TWh<br />

pro Jahr wirtschaftlich eingespart werden.<br />

Trocknung und sonstige Prozesse.<br />

Die Trocknungs- und sonstigen Prozesse kommen vor allem in<br />

der Nahrungsmittelindustrie, der Papier-, Lacke- und Farbenindustrie<br />

sowie bei der Verarbeitung von Holz, Kohle, Ziegeln<br />

und Feinkeramik zum Einsatz. Jährlich werden etwa 66 TWh<br />

Endenergie für diese Prozesse aufgewendet. Das wirtschaftliche<br />

Energieeinsparpotenzial liegt bei über 5 TWh jährlich.<br />

Die Tabelle 1 zeigt den Energiebedarf und das Einsparpotenzial<br />

für die wesentlichen Wärmeanwendungen. Durch prozess- und<br />

systemspezifische Optimierungsmaßnahmen lassen sich über<br />

alle Anwendungsbereiche der Prozess- und Raumwärme hinaus<br />

zusammen weitere Einsparpotenziale in Höhe von 13 TWh pro<br />

Jahr erschließen.<br />

Anwendung Branchen Energiebedarf<br />

in TWh/a<br />

Einsparpotenzial<br />

in TWh/a<br />

Dampf-/Heißwassererzeugung<br />

und sonstige thermische Prozesse<br />

chemische und Papierindustrie, Herstellung von Investitionsgütern<br />

sowie Nahrungs- und Genussmitteln<br />

92,9 12,0<br />

branchenübergreifende Erzeugung von Raumwärme 96,2 17,5<br />

Brennöfen und Prozesse von<br />

200 bis über 500 °C<br />

Trocknung und sonstige Prozesse<br />

unter 200 °C<br />

Herstellung verschiedener Grundstoffe, Eisen-, Nichteisenund<br />

Stahlherstellung, Zement-, Keramik- und Glasherstellung,<br />

Investitionsgüterindustrie, industrielles Backen<br />

Prozesse der Nahrungsmittelindustrie sowie Trocknung<br />

von Holz, Kohle, Ziegeln, Papier, Lacken und Farben, Feinkeramik<br />

u. a.<br />

240,1 13,3<br />

65,6 5,3<br />

Tab. 1: Energiebedarf und Energieeinsparpotenziale einzelner Wärmeanwendungen im Überblick.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

5


2 Ansätze zur energetischen Optimierung von<br />

Wärmeerzeugern und Wärmeversorgungssystemen.<br />

Maßnahmen zur energetischen Optimierung von Wärmeversorgungssystemen<br />

sind stets als Teil einer Optimierung des<br />

Gesamtsystems zu betrachten. Denn: Die größten Energie -<br />

effi-zienzsteigerungen lassen sich nur dann erzielen, wenn<br />

alle Komponenten so aufeinander abgestimmt werden, dass sie<br />

ein effizientes Gesamtsystem bilden. Um ein optimales Ergebnis<br />

zu erzielen, empfiehlt sich ein systematisches Vorgehen:<br />

Brenner und Kessel.<br />

2<br />

Wärmeverteilung.<br />

Der Brenner ist in einer Wärmeerzeugungsanlage für<br />

die Umsetzung der chemischen in thermische Energie<br />

vorgesehen. Dazu werden gasförmige oder flüssige<br />

Brennstoffe unter Zuführung von (Luft-)Sauerstoff verbrannt.<br />

Die heißen Brenngase werden durch den Brennerauslass<br />

an einen Wärmeübertrager abgegeben.<br />

Im Kessel wird die thermische Energie umgesetzt.<br />

Dabei wird durch den Brenner die Brennkammer des<br />

Kessels erwärmt. Es wird je nach Anwendungsfall<br />

zwischen verschiedenen Kesselbauarten unterschieden<br />

(z. B. Heißwasser- und Dampfkessel).<br />

Pumpen.<br />

Pumpen werden in der Wärmeverteilung eingesetzt,<br />

um das flüssige Wärmeträgermedium im Rohrleitungssystem<br />

zu verteilen. Durch den Einsatz hocheffizienter<br />

Pumpen lassen sich Energieeffizienzpotenziale<br />

erschließen.<br />

Rohrleitungen.<br />

Durch eine wirtschaftliche Dämmschichtdicke an den<br />

Rohrleitungen können die Wärmeverluste gesenkt<br />

werden.<br />

Speicher.<br />

Mithilfe von Speichertechnologien kann die Spitzenlast<br />

verringert und der Anteil der Grundlast erhöht werden.<br />

Wärmeverteilung<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Alternative Erzeugungs- und<br />

Umwandlungstechnologien<br />

(z. B. Blockheizkraftwerk)<br />

Brenner und Kessel<br />

3 Wärmerückgewinnung.<br />

4<br />

Bei der industriellen Wärmeerzeugung und -nutzung<br />

fallen durchschnittlich ca. 40 Prozent des Energieeinsatzes<br />

als Abwärme an, die an die Umgebung abgegeben<br />

wird. Dieses große Potenzial kann durch Systeme<br />

zur Wärmerückgewinnung genutzt werden:<br />

Economiser<br />

Abhitzekessel<br />

Luftvorwärmer<br />

Alternative Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien.<br />

Die Auswahl an besonderen Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien,<br />

die eine weitere Senkung<br />

des fossilen Energieverbrauchs bewirken:<br />

Kraft-Wärme-(Kälte-)Kopplung<br />

Wärmepumpen<br />

Solarthermie<br />

6<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


2.1 Erfassung des Istzustands.<br />

Um ein Wärmeversorgungssystem energetisch zu optimieren,<br />

sollten in einem ersten Schritt zunächst detaillierte Ist analysen<br />

des Energieverbrauchs, des Wärmebedarfs sowie der Wärmeversorgungsanlage<br />

und ihrer Einzelkomponenten erfolgen.<br />

Der erste Schritt zur Ermittlung des Istzustands ist die allgemeine<br />

Systembeschreibung. In dieser Beschreibung sollten<br />

Anlagendaten anhand der Typenschilder und/oder Datenblätter<br />

der Anlagen erfasst werden. Die folgenden Daten<br />

können im Rahmen der Istanalyse ohne messtechnischen<br />

Einsatz erfasst werden:<br />

Typenschild.<br />

Bezeichnung<br />

Hersteller<br />

Typ<br />

Baujahr<br />

Leistung<br />

Wirkungsgrad η<br />

Betriebsverhalten.<br />

Verwendungszweck der Anlage<br />

Betriebsstunden/Volllaststunden [h/a]<br />

Teillastbetrieb (Dauer und Anteil der Last)<br />

Regelung: keine/Stufenregelung/Drehzahlregelung<br />

Übergeordnete Steuerung: ja/nein<br />

Auch die Leistungsparameter der Prozesse und Anlagen –<br />

Wärmemenge, Druck und Temperatur – sollten in einer solchen<br />

Bestandsaufnahme abgebildet werden. In vielen Betrieben ist<br />

lediglich der Gesamtenergieverbrauch aus den Kostenabrechnungen<br />

der jeweiligen Energieträger bekannt, aber nicht, wie<br />

sich dieser auf die unterschiedlichen Prozesse und Anlagen verteilt.<br />

Diese Aufteilung ist jedoch unbedingt erforderlich, wenn<br />

man das temperatur- und zeitabhängige Wärmeverbrauchsprofil<br />

der Prozesse und Anlagen bestimmen will. Bei dieser Analyse<br />

kann ein Energieberater wertvolle Unterstützung leisten.<br />

Weitere Informationen.<br />

Wer die Analyse selbst durchführen möchte, kann sich unter<br />

anderem am Leitfaden für EINSTEIN Audits orientieren,<br />

der ein systematisches Vorgehen zur Analyse des Wärmebedarfs<br />

aufzeigt (Download auf der Internetseite:<br />

www.einstein-energy.net).<br />

2.2 Ermittlung des Bedarfs.<br />

Der gesamte thermische Energiebedarf verfahrenstechnischer<br />

Prozesse oder eines ganzen Unternehmens lässt sich mit einer<br />

Pinch-Analyse abbilden. Kern dieses Analyseverfahrens ist die<br />

Erfassung der thermischen Energieströme sämtlicher Prozessanlagen<br />

eines Unternehmens. Ausgehend von den kumulativen<br />

Wärmebedarfs- und Kühlbedarfskurven (in Pinch-Terminologie:<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

7


kalte und warme Ströme) erhält man das grundlegende Diagramm<br />

der Pinch-Analyse durch horizontales Verschieben einer<br />

der beiden Kurven, sodass die Kaltstromverbundkurve (CCC =<br />

cold composite curve; Wärmebedarf) immer unter der Warmstromverbundkurve<br />

(HCC = hot composite curve; Kühlbedarf<br />

oder Abwärme) liegt (siehe Abbildung 2).<br />

Im Rahmen einer Pinch-Analyse werden auch Potenziale zur<br />

prozessinternen Wärmerückgewinnung sowie nicht prozessintern<br />

nutzbare Abwärmepotenziale sichtbar. Werden größere,<br />

nicht prozessintern nutzbare Abwärmepotenziale aufgedeckt,<br />

ist die Verwendung außerhalb der Kernprozesse zu prüfen. Bei<br />

dieser Analyse kann ein Energieberater wertvolle Unterstützung<br />

leisten.<br />

Temperatur<br />

110 °C<br />

100 °C<br />

90 °C<br />

80 °C<br />

70 °C<br />

60 °C<br />

50 °C<br />

40 °C<br />

30 °C<br />

Bereich der WRG durch prozessinterne<br />

Wärmerückgewinnung Heizbedarf<br />

min.<br />

∆Tmin.<br />

HCC<br />

CCC<br />

2.3 Bewertung der Energieeffizienz.<br />

Die Energieeffizienz eines Wärmeversorgungssystems resultiert<br />

aus den Wirkungsgraden aller eingebundenen Einzelkomponenten.<br />

Verschmutzungen und Ablagerungen an den Wärmeübertragerflächen<br />

behindern den Wärmeübergang im Kessel,<br />

fehlende, unzureichende oder beschädigte Dämmungen führen<br />

zu Wärmeverlusten, ein nicht korrekt nach dem Wärmebedarf<br />

ausgelegter Wärmeerzeuger führt zu erhöhtem Energieverbrauch.<br />

Zur Bewertung der aktuellen Energieeffizienz eines Wärmeversorgungssystems<br />

sollten daher alle energieverbrauchsrelevanten<br />

Komponenten – am besten von Fachpersonal – begutachtet<br />

und der energetische Zustand eingeschätzt werden.<br />

20 °C<br />

10 °C<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

min. Kältebedarf<br />

Leistung (kW)<br />

Abb. 2: Darstellung der Kombination der Kälte- und Wärmeverbundkurven<br />

(Leitfaden EINSTEIN Audit für thermische Energie).<br />

Mithilfe dieser Verbundkurven können wichtige Informationen<br />

über den Prozess gewonnen werden. Das Temperaturniveau,<br />

bei dem die niedrigste Temperaturdifferenz ∆T min. zwischen beiden<br />

Kurven auftritt, wird als thermodynamische Einschnürung<br />

des Prozesses oder als „Pinch“ bezeichnet.<br />

Die Pinch-Temperatur teilt das System in zwei Hälften: Im Bereich<br />

unterhalb der Pinch-Temperatur besteht ein Wärmeüberschuss,<br />

der durch Kühlen abgebaut werden muss oder an die<br />

Umgebung abgegeben wird. Oberhalb der Pinch-Temperatur<br />

herrscht dagegen ein Wärmemangel, der durch zusätzliches<br />

Heizen ausgeglichen werden muss.<br />

Die Energieeffizienz der Wärmeversorgung kann auch durch<br />

ein Energieaudit, das von Fachexperten durchgeführt wird, bewertet<br />

werden. Dazu wird der Leistungs- und Energiebedarf der<br />

Wärmeversorgung gemessen und branchenspezifischen<br />

Benchmarks und Kennwerten gegenübergestellt.<br />

2.4 Erstellung eines Maßnahmenplans.<br />

Auf der Grundlage des Istzustands und einer ersten Einschätzung<br />

der Energieeffizienzpotenziale sollte eine Übersicht über<br />

mögliche Energieeffizienzmaßnahmen erstellt werden. Diese<br />

sollte zwischen organisatorischen Maßnahmen und Maßnahmen<br />

zum Nutzerverhalten (z. B. regelmäßige Überprüfung und<br />

Wartung) einerseits und investiven Maßnahmen andererseits<br />

unterscheiden. Die Maßnahmen sollten dabei nach Umsetzbarkeit,<br />

Aufwand und Nutzen verglichen werden.<br />

Ein typischer Maßnahmenplan enthält Angaben zu folgenden<br />

Punkten:<br />

Beschreibung der Energieeffizienzmaßnahmen<br />

Bewertung der Umsetzbarkeit (z. B. anwendbar, nicht anwendbar<br />

aus technischen Gründen, nicht anwendbar aus<br />

wirtschaftlichen Gründen)<br />

Energieeffizienzmaßnahme<br />

Machbarkeit<br />

Spezifische<br />

Aktion<br />

Verantwortung Termin Energieeinsparung<br />

[MWh/a]<br />

Kosteneinsparung<br />

[€/a]<br />

Verringerung der<br />

Abgasverluste<br />

an Kessel 2<br />

Ja<br />

Installation eines<br />

Economisers<br />

Frau Mai 31.10.2014 850 42.500<br />

Verringerung der<br />

Wärmeverluste<br />

an Kessel 3<br />

Ja<br />

Dämmung des<br />

Dampfkessels<br />

Frau Mai 30.11.2014 740 37.000<br />

Tab. 2: Beispielhafter Maßnahmenplan für Energieeffizienzmaßnahmen bei Wärmeversorgungssystemen.<br />

8<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


Die spezifische Aktion, die durchgeführt werden muss,<br />

um die Energieeffizienzmaßnahme umzusetzen<br />

Festlegung eines Verantwortlichen<br />

Termine, wann die Maßnahmen umgesetzt werden sollen<br />

Erwartete Einsparungen, die durch die Umsetzung der<br />

Maßnahmen erreicht werden können<br />

In Tabelle 2 ist ein beispielhafter Maßnahmenplan dargestellt,<br />

der als Energieeffizienzmaßnahme z. B. die Nachrüstung eines<br />

Economisers vorsieht. Optimierungsmöglichkeiten gibt es<br />

grundsätzlich im gesamten Wärmeversorgungssystem. Einige<br />

Optionen sind im Folgenden beispielhaft aufgeführt.<br />

Energieeffizienzmaßnahmen bei der Wärmeerzeugung und<br />

bei Brennöfen.<br />

Zu den wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen gehört die<br />

Optimierung der Brenner- und Kesseltechnik, z. B. durch den<br />

Einsatz von Brennwertkesseln und hocheffizienten Brennern.<br />

Hohe Energieeffizienzsteigerungen bei Brennöfen lassen sich<br />

vor allem durch den Einbau energieeffizienter Brenner, die<br />

Umstellung von Verbrennungsprozessen auf reinen Sauerstoff,<br />

eine optimierte Steuerung, verbesserte Dämmung sowie durch<br />

die Nutzung von Abwärme erreichen.<br />

Energieeffizienzmaßnahmen bei der Steuerung und Regelung.<br />

Feuerungsanlagen sollten grundsätzlich auf den tatsächlichen<br />

Wärmebedarf abgestimmt werden. Durch Regelung und Steuerung<br />

von z. B. Brennern, Kesseln, Pumpenantrieben und Abgasen<br />

lassen sich in der Regel hohe Kapitalrenditen erwirtschaften.<br />

Beispielsweise sorgt eine Mehrkesselregelung dafür,<br />

dass je nach Bedarf nur die erforderliche Anzahl von Kesseln<br />

geschaltet wird.<br />

Energieeffizienzmaßnahmen bei der Wärmeverteilung.<br />

Die Verteilung der Wärme sollte mit möglichst geringen Druckund<br />

Temperaturverlusten erfolgen. Eine der wichtigsten Optimierungsaufgaben<br />

ist die Überprüfung, ob die Pumpe unter<br />

Realbedingungen im Betriebspunkt mit ihrem optimalen Wirkungsgrad<br />

arbeitet. Falls dies nicht der Fall ist, kann die Pumpe<br />

ausgetauscht oder die Förderleistung korrigiert werden.<br />

Pumpenantriebe, also Motoren, büßen im Laufe ihres Lebens<br />

zwangsläufig an Wirkungsgrad ein. Bei großen Motoren können<br />

eine Generalüberholung und eine Erneuerung der Wicklung<br />

den Wirkungsgrad wieder verbessern. Insbesondere bei<br />

kleinen Motoren und solchen, die lange Jahreslaufzeiten aufweisen,<br />

ist es aber oft sinnvoller, den Antrieb komplett auszutauschen<br />

und bei der Gelegenheit auf einen Motor mit höherer<br />

Effizienzklasse umzustellen. Hinweise dazu befinden sich<br />

im „Ratgeber Motoren und Antriebssysteme“.<br />

2.5 Erfolgskontrolle.<br />

Die gesetzten Ziele aus dem Maßnahmenplan werden in der<br />

Erfolgskontrolle mit den tatsächlich erzielten Ergebnissen verglichen.<br />

Dieser Soll-Ist-Vergleich stellt den Bewertungsmaßstab<br />

dafür dar, ob mit den umgesetzten Maßnahmen die erwarteten<br />

(Energie-)Einsparungen erreicht wurden. Dabei wird der aktuelle<br />

Istwert durch die Messung des Energieverbrauchs ermittelt.<br />

Wurden die gesetzten Ziele, wie z. B. zugesicherte Ergebnisse<br />

eines mit der Umsetzung der Energieeffizienzmaßnahme<br />

beauftragten Ingenieurbüros, nicht erreicht, sollte gemeinsam<br />

mit einem Fachexperten eine Ursachenanalyse durchgeführt<br />

werden. Nach der Anpassung der Energieeffizienzmaßnahme<br />

ist diese erneut zu bewerten, denn die energetische<br />

Optimierung der Wärmeversorgung ist ein kontinuierlicher<br />

Verbesserungsprozess, der sich am besten anhand von<br />

Energiekennzahlen (siehe auch „Ratgeber Energiemanagement“,<br />

Kap. 3.3) regelmäßig überprüfen lässt.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

9


3 <strong>Energieeffiziente</strong> Wärmeerzeuger<br />

und Wärmeversorgungssysteme.<br />

Ein Wärmeversorgungssystem besteht aus dem Wärmeversorger<br />

selbst, den Rohrleitungen und Pumpen, dem Speicher sowie<br />

wärme verbrauchenden Prozessen. Alle Komponenten des Systems<br />

sollten hinsichtlich ihrer Energieeffizienz und ihres Ein flusses<br />

auf die Energieeffizienz des gesamten Wärmever sor gungssystems<br />

hin betrachtet werden. Im Zentrum des Systems steht<br />

der Wärmeerzeuger.<br />

3.1 Brenner- und Kesseltechnologien.<br />

Durch den Einbau energieeffizienter Brenner- und Kesseltechnologien<br />

lassen sich Energieeffizienzpotenziale bei der Umwandlung<br />

von Primärenergieträgern in Wärmeenergie erschließen.<br />

3.1.1 Brennertechnologien.<br />

Die Auswahl der Brennstoffe hat einen erheblichen Einfluss auf<br />

Energiekosten und CO 2 -Emissionen. Erdgas hat in dieser Hinsicht<br />

zahlreiche Vorteile, da es unter den fossilen Energieträgern die<br />

geringsten CO 2 -Emissionen verursacht und außerdem besonders<br />

effizient in Brennwertkesseln eingesetzt werden kann. Heizöl<br />

hat einen um ca. 30 Prozent höheren CO 2 -Emissionsfaktor als<br />

Erdgas und ist teurer. Biogene Brennstoffe wie Biogas und Bioöl<br />

schützen die endlichen Ressourcen Öl und Gas, verursachen kaum<br />

CO 2 -Emissionen, sind aber noch teurer als Heizöl. Elektrischer<br />

Strom ist der mit großem Abstand teuerste und – bezogen auf<br />

den aktuellen „Strommix“ in Deutschland – der CO 2 -intensivste<br />

Energieträger zur Prozesswärmeerzeugung.<br />

Mehrstoffbrennersysteme zur Warmwasser- und Dampferzeugung.<br />

Bei modernen Mehrstoffbrennersystemen mit interner Abgasrezirkulation<br />

für Warmwasser- und Dampferzeugungsanlagen<br />

wird das Prinzip luft- und brennstoffgestufter Mischsysteme<br />

verwendet. Durch Erhöhung des Mischdrucks wird zusätzlich<br />

der Austrittsimpuls der in der Mündungszone austretenden<br />

Luft- oder Luftgemischströmung so erhöht, dass im Feuerraum<br />

eine interne Rauch- oder Verbrennungsgasrezirkulation erfolgt.<br />

Dies hat eine optimierte und vergrößerte Flammengeometrie<br />

zur Folge, die für eine bessere Wärmeübertragung an den umgebenden<br />

Feuerraum sorgt und gleichzeitig die Flammentemperatur<br />

absenkt. Damit wird auch eine deutliche Senkung der<br />

Stickoxid emissionen (NO X ) bewirkt. In diesen Systemen ist auch<br />

der Einsatz von biogenen Brennstoffen möglich. Mithilfe des<br />

drehzahlgeregelten Betriebs kann der Stromverbrauch für die<br />

Brennermotoren gesenkt werden.<br />

<strong>Energieeffiziente</strong> Brennertechnologien für den Einsatz<br />

in Brennöfen.<br />

Die folgenden Brenner bzw. Verfahren sind vor allem für<br />

Brennöfen relevant:<br />

Rekuperative und regenerative Brenner sind hocheffiziente<br />

Brenner, die die Abgaswärme direkt zur Vorerwärmung der<br />

Verbrennungsluft nutzen. Beim Rekuperatorbrenner wird<br />

ein Wärmeübertrager eingesetzt, um die Verbrennungsluft<br />

mithilfe des heißen Abgases auf eine Temperatur von 550 bis<br />

600 °C vorzuwärmen. Brenner und Luftvorwärmer werden<br />

zu einer Baueinheit zusammengefasst. Beim Regenerativbrenner<br />

kommen zwei Brenner alternierend zum Einsatz.<br />

Während der erste Brenner in Betrieb ist, wird das heiße Abgas<br />

durch den zweiten Brenner abgesaugt und über ein Wärmespeichermedium<br />

geführt. Das Abgas gibt dabei etwa 85<br />

bis 90 Prozent der Wärme an den Regenerator ab. Nach einer<br />

bestimmten Brenndauer schaltet das System auf den zweiten<br />

Brenner. Die Verbrennungsluft strömt dabei über den Regenerator<br />

und wird auf eine Temperatur aufgeheizt, die 100 bis<br />

150 °C unter der Brennraumtemperatur liegt. Bei einem Einsatz<br />

im Temperaturbereich von 800 bis 1.500 °C ermöglicht<br />

diese Technologie Brennstoffeinsparungen von bis zu 60 Prozent<br />

gegenüber Brennern ohne Wärmerückgewinnung.<br />

Bei der flammenlosen Oxidation (FLOX ® ) handelt es sich um<br />

eine hocheffiziente Brennertechnologie, die die Einhaltung<br />

strenger NO X -Grenzwerte auch bei hohen Verbrennungsluft-<br />

Vorwärmtemperaturen ermöglicht.<br />

Bei den Hochgeschwindigkeits- bzw. Hochimpulsbrennern<br />

wird durch die hohe Ausströmgeschwindigkeit der<br />

Verbrennungsgase eine interne Rückführung der Feuerraumgase<br />

in den Brennkammern oder Feuerräumen und dadurch<br />

eine gleichmäßige Temperaturverteilung gewährleistet. Somit<br />

besitzen diese Brenner einen besseren Wirkungsgrad als<br />

herkömmliche Brenner.<br />

Bei der Verbrennung mit reinem Sauerstoff sind Verbrennungstemperatur<br />

und feuerungstechnischer Wirkungsgrad<br />

deutlich höher als bei einem Verbrennungsvorgang mit Luft.<br />

Zusätzlich wird bei der Verbrennung mit reinem Sauerstoff<br />

der Abgasvolumenstrom reduziert, wodurch auch die Abgasverluste<br />

deutlich verringert werden.<br />

3.1.2 Kesseltechnologien.<br />

Großwasserraumkessel.<br />

Großwasserraumkessel zeichnen sich durch einen großen Wasserinhalt<br />

und einen großen Dampfraum aus. Diese Konstruktion<br />

führt zu einem guten Speichervermögen, wodurch auch bei Lastschwankungen<br />

eine stabile Dampfversorgung gewährleistet<br />

werden kann. Großwasserraumkessel sind besonders geeignet<br />

für die Erzeugung von mittleren und großen Dampfmengen bis<br />

55 Tonnen Dampf pro Stunde, mittlere Drücke bis 30 bar und<br />

Temperaturen bis ca. 300 °C. In diesem Leistungsbereich bieten<br />

sie den höchsten Wirkungsgrad, sind wartungsarm und können<br />

daher mit den geringsten Gesamtkosten eingesetzt werden.<br />

10<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


Abgasverschluss<br />

zum Kamin<br />

2. Rauchrohrzug<br />

Flammrohr<br />

(1. Zug)<br />

Brenner<br />

Der Kesseldruckkörper ist ein liegendes,<br />

zylindrisches Rohr, beiderseits<br />

mit Böden verschlossen und<br />

rundum isoliert. In diesem Druckkörper<br />

befinden sich ein Flammrohr<br />

(1. Zug), das durch einen Brenner<br />

befeuert wird, und eine innenliegende<br />

Wendekammer, die die<br />

Abgase umkehrt und im 2. Zug zurückführt.<br />

Auf der Vorderseite des<br />

Kessels befindet sich eine außenliegende<br />

Wendekammer, die die<br />

Abgase wieder umlenkt und im<br />

3. Zug zum Kessel ende führt.<br />

3. Rauchrohrzug<br />

Abb. 3: Querschnitt eines Dreizug-Großwasserraumkessels als Beispiel für einen Dampf- bzw. Heißwasserkessel mit Brenner.<br />

Schnelldampferzeuger.<br />

Ein Schnelldampferzeuger führt sehr wenig Wasser, was zu einer<br />

schnellen Dampfbereitschaft und geringen An- und Abfahrverlusten<br />

führt. Nachteilig ist, dass der erzeugte Dampf einen relativ<br />

hohen Wassergehalt mit sich führt. Daher werden Schnelldampferzeuger<br />

vor allem dort eingesetzt, wo keine hohen Qualitätsanforderungen<br />

an den Dampf bestehen. Aufgrund ihrer geringen<br />

Trägheit müssen Schnelldampferzeuger sehr genau an den<br />

tatsächlichen Bedarf angepasst sein, da sie sonst zu häufig zwischen<br />

Betriebs- und Leer laufzustand springen. Dies führt neben<br />

Energieverlusten auch zu Verschleiß und Verschmutzungen.<br />

Wasserrohrkessel.<br />

Wasserrohrkessel werden in der Regel für sehr große Dampfmengen<br />

von über 200 Tonnen pro Stunde, hohe Temperaturen<br />

von über 300 °C und Dampfdrücke von über 300 bar eingesetzt.<br />

Diese Anforderungen können mit Großwasserraumkesseln nicht<br />

bedient werden. Der Wirkungsgrad von Wasserrohrkesseln ist<br />

etwas niedriger als der von Großwasserraumkesseln, sie sind<br />

weniger geeignet für Laständerungen und wartungsintensiv.<br />

Bei Dampfkesseln ist es ratsam, sich für einen Kessel mit einem<br />

guten Speichervermögen zu entscheiden. Deshalb sind in den<br />

meisten Anwendungsfällen Großwasserraumkessel gegenüber<br />

Schnelldampferzeugern vorzuziehen. Durch den großen Wasserinhalt<br />

entsteht ein Energiepuffer, der Dampfbedarfsschwankungen<br />

ausgleichen kann. Lassen die Prozessanforderungen<br />

die Wahl zwischen Großwasserraumkesseln und Wasserrohrkesseln<br />

zu, so stellen erstere in der Regel die wirtschaftlichere<br />

Alternative dar.<br />

Brennwertkessel.<br />

In Dampf- und Heißwassersystemen kommen neben klassi schen<br />

Heizkesseln mit hohen Abgastemperaturen heute immer mehr<br />

Brennwertkessel zum Einsatz. Diese Kessel gewinnen im Gegensatz<br />

zu herkömmlichen Heizkesseln die im Abgas enthaltene<br />

Wärme über zusätzliche Wärmeübertragerflächen zurück. Die<br />

Wärme kann beispielsweise zur Vorwärmung von Brauch- oder<br />

Kesselspeisewasser genutzt werden. Bei den Brennwertkesseln<br />

liegt die Abgastemperatur deshalb deutlich niedriger. Brennwertkessel<br />

sind vor allem für Anlagen mit größerer Leistung<br />

und für das Nachrüsten von Anlagen im Bestand interessant.<br />

Der Brennwert eines Energieträgers beinhaltet nicht nur die<br />

bei der Verbrennung freigesetzte thermische Energie, sondern<br />

auch die durch Kondensation des im Abgas enthaltenen Wasserdampfs<br />

frei werdende Energie, die Kondensationswärme. In der<br />

Industrie wird bei Kesselanlagen meist nur die fühlbare Wärme<br />

der Abgase (> 100 °C) genutzt. Die Kondensationswärme, die bei<br />

der weiteren Abkühlung der Abgase unter die Kondensationstemperatur<br />

des enthaltenen Wasserdampfs anfällt, geht in der<br />

Regel als Abgasverlust über den Kamin verloren. Die Nutzung<br />

der Kondensationswärme ist bei Neuanlagen in der Regel problemlos<br />

möglich, da korrosionsbeständige Werkstoffe in Wärmeübertragern<br />

sowie feuchteunempfindliche Abgas systeme<br />

und Kamine dies ohne Schäden am Material ermöglichen. Die<br />

Brennwerttechnik wird vor allem bei Warmwasserkesseln verwendet.<br />

Für Hochdruck-Heißwassererzeuger ist die Abgaskondensation<br />

hingegen nur anwendbar, wenn ein Niedertemperatur-Kreislauf<br />

zur Verfügung steht.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

11


Bei der Wahl der geeigneten Brennstoffe bietet Erdgas das<br />

höchste Nutzungspotenzial für die Brennwerttechnik. Erdgas<br />

zeichnet sich im Gegensatz zu allen anderen Brennstoffen nicht<br />

nur durch den höchsten Wasserdampfgehalt im Abgas und den<br />

höchsten Abgastaupunkt aus, sondern auch durch nahezu rußund<br />

schwefelfreie Abgase. Aber auch für den Brennstoff Heizöl<br />

kann die Brennwerttechnik empfohlen werden, da das heute<br />

angebotene schwefelarme Heizöl einen störungsfreien und<br />

effektiven Kesselbetrieb ermöglicht.<br />

3.2 Alternative Erzeugungs- und Umwandlungstechnologien.<br />

Kraft-Wärme-Kopplung.<br />

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bezeichnet die Erzeugung von<br />

Strom bei gleichzeitiger Nutzung der dabei anfallenden Wärme.<br />

Bis zu 90 Prozent des Energiegehalts von Brennstoffen können auf<br />

diese Weise genutzt werden. Die bei der Erzeugung von Strom<br />

entstehende Abwärme wird als Prozesswärme, zur Raumheizung<br />

oder zur Wassererwärmung genutzt. Voraussetzung für den wirtschaftlichen<br />

Betrieb einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage ist ein<br />

ganzjähriger Wärmebedarf, der eine hohe Laufzeit von mindestens<br />

5.000 Betriebsstunden pro Jahr ermöglicht. Grundsätzlich empfiehlt<br />

es sich aus wirtschaftlicher und anlagentechnischer Sicht,<br />

KWK-Anlagen als Grundlastversorgungssysteme zu konzipieren.<br />

Anlagen zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) können<br />

die Schwankungen des Heizwärmebedarfs im Jahresverlauf<br />

kompensieren, wenn sie die überschüssige Wärme im Sommer<br />

für die Erzeugung von Kälte (z. B. zur Gebäudeklimatisierung)<br />

nutzen. Eine Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung kann durch die Kombination<br />

einer beliebigen KWK-Technologie mit einer thermischen<br />

Kältemaschine – meist eine Ab- oder Adsorptionskältemaschine –<br />

erreicht werden. Durch die zusätzliche Kälteerzeugung können<br />

dann der KWK-Grundlastanteil sowie die Jahresarbeitsstunden<br />

gesteigert werden, was sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit der<br />

Anlage auswirkt.<br />

Wärmepumpen.<br />

Eine Wärmepumpe bringt Wärmeströme (aus Boden, Wasser<br />

oder Luft) mit relativ niedriger Temperatur auf eine höhere<br />

Temperatur. Dadurch lässt sich Umweltwärme oder Abwärme<br />

zur Beheizung nutzen.<br />

Für die Gebäudeheizung in privaten Haushalten sowie Industrie<br />

und Gewerbe kommen Niedertemperatur-Wärmepumpen zum<br />

Einsatz, die Wärme aus Luft, Grundwasser oder Erdboden nutzen<br />

können, um Temperaturen bis maximal 65 °C zur Ver fügung<br />

zu stellen. Hochtemperatur-Wärmepumpen bieten die Möglichkeit,<br />

nicht nutzbare industrielle Abwärme auf ein höher wertiges<br />

Temperaturniveau zu heben, sodass sie für die Raumheizung,<br />

12<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


die Bereitstellung von Prozesswasser oder Dampf bis hin zu<br />

Trocknungs- und Destillationsanwendungen genutzt werden<br />

können. Hochtemperatur-Systeme, die auf Basis von Kaltdampfkompressionsprozessen<br />

arbeiten, können nach dem derzeitigen<br />

Stand der am Markt verfügbaren Technik Temperaturen von<br />

80 bis maximal 95 °C erreichen. Einige Hersteller bieten zwar<br />

ein zweistufiges System an, mit dem auch Dampf bei höheren<br />

Temperaturen erzeugt werden kann, jedoch reduziert diese zusätzliche<br />

Wärmepumpenstufe den Gesamtwirkungsgrad. Mithilfe<br />

einer Industriewärmepumpe lassen sich bis zu 80 Prozent<br />

der Energiekosten einsparen.<br />

Bei offenen oder semioffenen Wärmepumpensystemen (thermische<br />

und mechanische Brüdenverdichter) kann Prozessdampf direkt<br />

als Arbeitsmedium verwendet und auf ein höheres Druck- und<br />

Temperaturniveau gebracht werden. Diese Wärmepumpen können<br />

bei Quelltemperaturen von 70 bis 80 °C Prozessdampf bzw. Prozesswärme<br />

mit einem Temperaturniveau von bis zu 200 °C erzeugen.<br />

Ein guter Parameter zur Messung des Wirkungsgrads einer elektrischen<br />

Wärmepumpenanlage ist die Jahresarbeitszahl. Sie bezeichnet<br />

über ein Jahr hinweg das Verhältnis zwischen abgegebener<br />

Wärmemenge (Heizwärme) und zugeführter Energie (Antriebsenergie).<br />

Dabei fließen die unterschiedlichen Betriebszustände<br />

und damit die vielen unterschiedlich guten und schlechten<br />

Leistungszahlen über das Jahr hinweg ein. Damit die Energiebilanz<br />

einer elektrischen Wärmepumpe positiv ausfällt, sollte die<br />

Jahresarbeitszahl für elektrische Wärmepumpen mindestens<br />

einen Wert von 3,0 erreichen, da die Stromerzeugung in Deutschland<br />

mit einem hohen Primärenergieverbrauch verbunden ist.<br />

Solarthermie.<br />

Thermische Solaranlagen bieten sich in Deutschland vor allem<br />

dafür an, Prozesswärme auf einem Temperaturniveau bis maximal<br />

120 °C bereitzustellen. Solarthermie sollte immer bei der<br />

geringstmöglichen Temperatur an das bestehende Wärmeversorgungssystem<br />

angeschlossen werden, da der Wirkungsgrad<br />

bei allen Kollektortechnologien mit zunehmender Temperatur<br />

abnimmt. Eine Kopplung der Solarthermie direkt an den Prozess<br />

ist geeignet für Reinigen, Trocknen, Verdampfen und Destillieren,<br />

Bleichen, Pasteurisieren, Sterilisieren, Kochen, Lackieren, Entfetten<br />

und Kühlen sowie für die Bereitstellung von Raumwärme.<br />

3.3 Wärmeverteilung.<br />

Grundsätzlich gilt es, den Aufstellungsort des Wärmeversorgers<br />

und die Rohrleitungen so zu planen, dass keine unnötig langen<br />

Verbindungen aufgebaut werden. So können nicht nur die<br />

Inves titionskosten für das Rohrleitungssystem, sondern auch<br />

die Energieverluste reduziert werden.<br />

Besonderes Augenmerk bei der Planung gilt auch dem Rohrleitungsdurchmesser,<br />

der einen entscheidenden Einfluss auf die<br />

Kosten hat. Die Kosten für Rohrleitungen steigen in etwa linear<br />

mit dem Durchmesser. Verdoppelt man den Rohrdurchmesser,<br />

dann reduzieren sich die Reibungsverluste in der Rohrleitung<br />

um das 16-Fache. Dieser einfache Ansatz lässt sich jedoch nur<br />

für sehr lange, kontinuierlich durchströmte Rohrleitungen anwenden.<br />

Bei kompakteren Systemen überwiegt der Einfluss<br />

der Armaturen, bei denen sich weder die Einkaufspreise noch<br />

die Strömungswiderstände durch einfache Formeln in Abhängigkeit<br />

vom Rohrleitungsdurchmesser beschreiben lassen.<br />

Das Optimum lässt sich hier nur finden, wenn mit einer Lebenszykluskosten-Analyse<br />

verschiedene Alternativen verglichen<br />

werden. Nicht zu vernachlässigen sind auch der Montage- und<br />

Wärmeisolierungsaufwand. Allerdings bestehen bei der Wärmedämmung<br />

von Bauteilen und Rohrleitungen große Energieeffizienzpotenziale.<br />

Sie stellen eine einfache, wirkungsvolle und<br />

nachhaltig kostengünstige Maßnahme dar, um die Energieeffizienz<br />

des gesamten Systems zu erhöhen (siehe auch Kap. 3.5).<br />

Eine Senkung der Wärmeverluste um bis zu 30 Prozent ist in<br />

diesen Fällen möglich.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

13


3.4 Systeme zur Wärmerückgewinnung.<br />

Die Abwärme aus der Wärmeerzeugung und -nutzung kann<br />

mithilfe von Maßnahmen zur Wärmerückgewinnung genutzt<br />

werden. Aus den Abgasen von Dampfkesseln und Öfen können<br />

beispielsweise erhebliche Abwärmemengen zur weiteren Verwendung<br />

zurückgewonnen werden.<br />

Funktionsweise der Wärmerückgewinnung.<br />

Durch Wärmeübertrager kann Abwärme direkt oder indirekt<br />

(über ein Zwischenmedium) auf einen anderen Prozess übertragen<br />

werden, solange die Temperatur der (Ab-)Wärmequelle<br />

über der des Verbrauchers liegt. Grundsätzlich ist eine Wärmerückgewinnung<br />

daher umso lohnender, je höher die Temperatur<br />

der zur Verfügung stehenden Abwärme ist. Um Verluste<br />

durch Transport und Speicherung zu minimieren, empfiehlt es<br />

sich, Wärmepotenziale stets ortsnah und möglichst direkt weiterzunutzen.<br />

Ist dies nicht möglich, muss die Verwendung von<br />

Speichertechnologien geprüft werden, um die anfallende Abwärme<br />

zwischenzeitlich speichern zu können. Dabei ist es wichtig,<br />

dass alle Leitungen eine gute Wärmedämmung erhalten.<br />

Steht das geringe Temperaturniveau der Abwärme einer direkten<br />

Wärmerückgewinnung entgegen, kann eine Wärmepumpe<br />

eine sinnvolle Lösung darstellen. Wärmepumpen (siehe<br />

Kapitel 3.2) sind in der Lage, Wärme von einem niedrigen auf<br />

ein höhe res Temperaturniveau anzuheben.<br />

Abgas-Wärmerückgewinnung.<br />

Abgas-Wärmerückgewinnung kann die Energieeffizienz von<br />

Feuerungsanlagen, die prozessbedingt mit hohen Abgastemperaturen<br />

betrieben werden und hohe Laufzeiten aufweisen,<br />

deutlich steigern. Ihre Anwendung empfiehlt sich daher<br />

besonders bei Dampf- und Heißwassererzeugern, Öfen, Trocknern<br />

oder Gasturbinen. In diesem Verfahren entzieht ein Abgas-Wärmeübertrager<br />

dem Abgas einen Teil der Wärme und<br />

überträgt sie an einen Wärmeträger wie Wasser oder Luft. Dadurch<br />

kann die Wärme dem Prozess an anderer Stelle wieder<br />

zugeführt werden. Eine Wärmeübertragung findet so lange<br />

statt, wie die Temperatur der (Ab-)Wärmequelle über der<br />

Temperatur des Verbrauchers liegt. Nutzen lässt sich die Abwärme<br />

z. B. für die Vorwärmung von Verbrennungsluft, zur<br />

Brauchwasser- oder Prozesswassererwärmung oder zur Wärmeeinspeisung<br />

in den Heizungsrücklauf.<br />

Economiser und Brennwertwärmeübertrager.<br />

Bei einem Economiser handelt es sich um einen Abgas-Wärmeübertrager,<br />

der das Kesselabgas zur Erwärmung von Kesselspeise-,<br />

Heizungs- oder Brauchwasser nutzen kann. Wird dem Economiser<br />

ein Brennwertwärmeübertrager (auch Abgaskondensator<br />

genannt) nachgeschaltet, können die Abgase unter die<br />

Kondensationstemperatur von Wasser abgesenkt werden, sodass<br />

auch die Kondensationswärme des enthaltenen Wasserdampfs<br />

genutzt werden kann (siehe Brennwerttechnik). In<br />

einem nachgeschalteten Brennwertwärmeübertrager (siehe<br />

Abbildung 4) kann die Abgaswärme jedoch weiter ausgenutzt<br />

werden, um das kalte Zusatzwasser aus der chemischen<br />

Wasseraufbereitung (etwa 10 bis 12 °C) vorzuwärmen, bevor es<br />

in den Entgaser geleitet wird. Eine Wärmerückgewinnung mittels<br />

Economiser und Brennwertwärmeübertrager kann eine<br />

Wirkungsgradsteigerung zwischen 5 und 12 Prozent bewirken.<br />

Speisepumpenmodule<br />

Wasserservicemodul<br />

Dampf<br />

Economiser<br />

Abgaskondensator<br />

Pumpenmodule<br />

Dampfkessel<br />

Zusatzwasser<br />

Abb. 4: Schaltbild einer Hochdruck-Dampfkesselanlage mit zwei Abgas-Wärmeübertragerstufen (Economiser/Brennwertwärmeübertrager).<br />

14<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


Abhitzekessel.<br />

Abhitzekessel nutzen die Wärme von Abgasen (oft auch als Rauchgase<br />

bezeichnet) aus Verbrennungsprozessen oder von heißen<br />

Abluftströmen zur Erzeugung von Heißwasser oder Dampf. Dabei<br />

wird das heiße Abgas durch ein Rohrbündel geführt, in dem es seine<br />

Wärme an das im Kesselkörper befindliche Wasser überträgt.<br />

Luftvorwärmung.<br />

Ein Luftvorwärmer (LUVO) wärmt die Verbrennungsluft mithilfe<br />

des heißen Abgases vor. Die Wärmerückgewinnung mittels<br />

LUVO kann den feuerungstechnischen Wirkungsgrad um 5 Prozent<br />

erhöhen. Die Vorwärmung der Verbrennungsluft kann<br />

auch mithilfe von Abwärme aus Drucklufterzeugungsanlagen<br />

oder aus dem Kesselhaus erfolgen.<br />

3.5 Weitere Komponenten des Wärmeversorgungssystems.<br />

Wärmespeicher.<br />

Mithilfe von Speichertechnologien lässt sich die Spitzenlast verringern<br />

und der Anteil der Grundlast erhöhen. Bei Prozessen<br />

mit ausgeprägten zeitlichen Lastspitzen können Versorgungssysteme<br />

und Systemkomponenten für ein mittleres Leistungsniveau<br />

dimensioniert werden. Der Speicher wird in Phasen mit<br />

hohem Leistungsbedarf entladen, während bei Unterschreitung<br />

der durchschnittlichen Leistung Wärme zwischengespeichert<br />

wird. Der Wärmeerzeuger kann so trotz Bedarfsschwankungen<br />

gleichmäßig im optimalen Arbeitspunkt betrieben werden.<br />

Die wichtigsten Speichersysteme sind:<br />

Sensible Speicher: heißes/kaltes Wasser oder feste Speichermedien<br />

(Keramik, Stein, Erde etc.)<br />

Latentspeicher bzw. Phasenwechselspeicher (engl. Phase<br />

Change Material – PCM)<br />

Sorptionsspeicher bzw. thermochemische Speicher<br />

Diese Speichersysteme können entweder als Kurz- oder Langzeitspeicher<br />

eingesetzt werden. Welcher Speichertyp bzw. welche<br />

Speichermethode angewendet werden sollte, hängt zum einen<br />

von den erzielbaren Energiedichten und benötigten Temperaturbereichen<br />

ab, zum anderen ist eine bestimmte Anwendung<br />

von den örtlichen Gegebenheiten (Platzangebot), dem benötigten<br />

Volumen oder den geologischen Verhältnissen im Untergrund<br />

(Langzeitspeicher) des jeweiligen Standortes abhängig.<br />

Pumpen/Umwälzpumpen.<br />

Pumpen wandeln Antriebsenergie in Bewegungsenergie um<br />

und dienen dem Transport von Fluiden.<br />

Neben der Wärmeerzeugung sind die Umwälzpumpen in Form<br />

von Kreiselpumpen das zweite Herzstück eines Wärmeversorgungssystems.<br />

Sie sind für die Förderung des Wärmeträgermediums<br />

(meistens Wasser) zu den Heizkörpern und anderen<br />

Anschlussstationen verantwortlich.<br />

Moderne hocheffiziente Umwälzpumpen sind drehzahlgeregelt<br />

und, wenn ein Gebäudeleitsystem (GLT) vorhanden ist, dort<br />

angeschlossen.<br />

Dämmung.<br />

In Industriebetrieben ist es oft Praxis, die Dämmschichtdicke bei<br />

Rohrleitungen, Behältern etc. nur an die betriebstechnischen Anforderungen<br />

anzupassen. Diese liegen jedoch deutlich unter den<br />

technisch machbaren, aber auch unter den wirtschaftlich sinnvollen<br />

Möglichkeiten. Mit einer adäquaten Erhöhung der Dämmschichtdicke<br />

kann die Energieeffizienz der betriebstechnischen<br />

Anlagen wesentlich gesteigert werden. Die wirtschaftliche<br />

Dämmschichtdicke lässt sich im jeweiligen Einzelfall ermitteln,<br />

indem Investitionskosten und Wärmeverlustkosten in Abhängigkeit<br />

von der Dämmschichtdicke einander gegenübergestellt werden.<br />

An dem Punkt, an dem die Summenkurve der beiden Werte<br />

ein Minimum aufweist, liegt die wirtschaftliche Dämmschichtdicke<br />

(siehe Abbildung 5).<br />

Zur Ausnutzung des gesamten Energieeinsparpotenzials müssen<br />

die gesamten Wärmeverluste der Anlage, inklusive der anlagenbedingten<br />

Wärmebrücken, in die Betrachtung einbezogen werden.<br />

Einbauteile, wie Flansche, Armaturen und Ventile, haben hierbei<br />

Gesamtkosten Investitionskosten Wärmeverlustkosten<br />

Kosten<br />

wirtschaftliche<br />

Dämmschichtdicke<br />

Dämmschichtdicke<br />

Abb. 5: Beispielhafte Darstellung der Kostenfunktionen zur Bestimmung der wirtschaftlichen Dämmschichtdicke.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

15


Abstrahlverluste an der Kesseloberfläche<br />

Absalzverluste<br />

Abschlammverluste<br />

Abb. 6: Wärmeverluste bei Dampf- und Heißwasserkesseln.<br />

einen großen Einfluss auf die Wärmeverluste. Daher sollte trotz<br />

der in diesen Bereichen erschwerten Dämmung über eine Umsetzung<br />

von Energieeffizienzmaßnahmen nachgedacht werden.<br />

3.6 <strong>Energieeffiziente</strong>s Wärmeversorgungssystem.<br />

Bei einem Anlagenneubau ist von vornherein auf die energieeffiziente<br />

Auslegung aller Systemkomponenten und der gesamten<br />

Anlage zu achten. Bei vorhandenen Anlagen sind die einzelnen<br />

Komponenten eines Wärmeversorgungssystems auf ihre<br />

Energieeffizienz zu überprüfen und gegebenenfalls ineffiziente<br />

Bestandteile gegen energieeffiziente auszutauschen. In jedem<br />

Fall gilt es, zunächst die Wärmeverluste zu minimieren.<br />

Minimierung von Wärmeverlusten.<br />

Wärmeverluste können an unterschiedlichen Stellen des Wärmeversorgungssystems<br />

auftreten: beim Energieverbraucher, beim<br />

Transport oder bei der Energieerzeugung. Im Prozess, also bei<br />

den Verbrauchern, lassen sich Energieverluste beispiels weise<br />

durch eine ausreichend dimensionierte Wärmedämmung von<br />

Behältern oder Öfen gering halten und tragen so zur Verminderung<br />

des Bedarfs bei.<br />

Um Wärmeverluste bei der Energieerzeugung einzugrenzen,<br />

sollte bereits bei der Konzeption der Anlage darauf geachtet<br />

werden, dass die Kessel wenig Wärme abgeben und über ein<br />

gutes Wärmespeichervermögen verfügen. Bei Anlagen im Bestand<br />

lassen sich Verluste durch Reinigen der Heizflächen und<br />

die Beseitigung undichter Stellen im Feuerraum reduzieren.<br />

Hohe Verluste entstehen bei der Energieerzeugung durch hohe<br />

Abgastemperaturen von über 200 °C. Mithilfe von Systemen zur<br />

Wärmerückgewinnung kann diese Energie genutzt werden.<br />

Um die Abstrahlungsverluste bei der Erzeugung und beim<br />

Transport von Wärme zu minimieren, sollte eine Wärmedämmung<br />

an den Wärmeerzeugern, den Rohrleitungen und an gegebenenfalls<br />

vorhandenen Wärmespeichern angebracht bzw.<br />

die vorhandene überprüft und bei Bedarf ausgebessert werden.<br />

Kesselspeisewasser für Dampf- und Heißwasserkessel enthält<br />

Salze, die sich infolge der Verdampfung des Kesselwassers anreichern.<br />

Dies führt nicht nur zu korrosiven Schäden am Kessel,<br />

sondern auch zu Energieverlusten. Das Kesselspeisewasser muss<br />

deshalb entsalzt werden. Am Boden eines Dampf- und Heißwasserkessels<br />

sammelt sich außerdem Schlamm an, der abgeführt<br />

werden muss. Dieser Vorgang führt ebenfalls zu Wärmeverlusten<br />

(siehe Abbildung 6). Eine gute Wasseraufbereitung reduziert<br />

daher auch Abschlammverluste.<br />

Nicht zuletzt lassen sich der Energieverbrauch und die Energiekosten<br />

durch die kontinuierliche Wartung von Brenner, Kessel<br />

und Dampf- bzw. Heißwasserverteilernetz senken.<br />

Stillstands- oder Bereitschaftsverluste lassen sich mithilfe von<br />

Regelungen, die überflüssiges An- und Abschalten von Brennern<br />

vermeiden, deutlich verringern (siehe Kapitel 4.1).<br />

<strong>Energieeffiziente</strong> Auslegung.<br />

Um die Energieeffizienz einer Anlage zu erhöhen, sollte – in<br />

Abhängigkeit von den spezifischen Anforderungen – für jeden<br />

Prozessschritt ein energieeffizientes Versorgungsmedium ge-<br />

16<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


wählt werden. Falls möglich, sollte Heißwasser anstelle von<br />

Dampf als Wärmeträger eingesetzt werden, da die Dampferzeugung<br />

mit hohen Umwandlungsverlusten verbunden ist.<br />

Bei der energieeffizienten Auslegung einer Anlage kommt es<br />

im Wesentlichen darauf an, den Kessel richtig zu dimensionieren<br />

und den Betriebsdruck an die tatsächlichen technischen<br />

Erfordernisse anzupassen. Wärmeversorgungsanlagen sind<br />

früher häufig stark überdimensioniert errichtet worden, sodass<br />

sie heute oft ineffizient z. B. mit Druckminderern arbeiten.<br />

In vielen Betrieben werden Dampfdruck und -temperatur über<br />

„gezielte“ Wärmeverluste in unisolierten Teilen des Leitungssys<br />

tems reduziert. Teilweise wird die gewünschte Temperaturabsenkung<br />

sogar durch äußere Berieselung der heißen Rohre<br />

mit Wasser erzielt. Wesentlich effizienter ist es, die Dampftemperatur<br />

durch das Einspritzen von Kondensaten zu senken.<br />

Ein Absenken des Temperaturniveaus kann im Übrigen die<br />

Wärmerückgewinnung oder andere energieeffiziente Umwandlungs-<br />

und Erzeugungstechnologien, wie z. B. Kraft-Wärme-<br />

Kopplung (KWK) oder Wärmepumpen, ermöglichen.<br />

In einem System ist stets der Wärmeverbraucher mit dem höchsten<br />

Temperatur- bzw. Druckniveau ausschlaggebend für den<br />

Auslegungsdruck des Wärmeerzeugers. Daher kann es sinnvoll<br />

sein, für einen einzelnen Verbraucher mit sehr hohem Druck<br />

einen eigenen Dampferzeuger zu betreiben. Hierdurch lassen<br />

sich Überdimensionierungen und damit verbundene Ineffizienzen<br />

verhindern.<br />

4 Steuerung, Regelung und Überwachung.<br />

4.1 Steuerung und Regelung.<br />

Durch Steuerung und Regelung können durch jeweilige Anpassung<br />

der Leistung an den aktuellen Bedarf hohe Energieeffizienzpotenziale<br />

erschlossen werden. Eine Steuerung<br />

und Regelung ist bei Wärmeerzeugungssystemen an vielen<br />

Komponenten möglich (z. B. Brenner, Kessel oder Pumpen).<br />

Zusätzlich kann durch den Einsatz einer übergeordneten<br />

Steue rung und Regelung die Energieeffizienz eines Systems<br />

aus mehreren Wärmeerzeugern optimiert werden.<br />

Regelung des Brenners.<br />

Brenner können durch einen modulierenden bzw. drehzahlgeregelten<br />

Betrieb gezielt in Teillastbereichen gefahren werden,<br />

anstatt die Teillast jeweils durch An- und Abschalten<br />

des Brenners anzusteuern. Da der Feuerungsraum vor jedem<br />

Zünden gespült werden muss, lassen sich auf diese Weise<br />

Stillstands- und Anfahrverluste reduzieren.<br />

Durch den Einsatz drehzahlgeregelter Brennermotoren kann<br />

bei Lastschwankungen außerdem ein deutlich niedrigerer<br />

Leistungsbereich erreicht werden. Dies hat mehrere Vorteile:<br />

So werden nicht nur unnötige Brennerabschaltungen vermieden,<br />

sondern auch Auskühlungen des Kessels durch Vorbelüftung<br />

minimiert. Dadurch können Brennstoffverbrauch<br />

und -kosten zwischen 2 und 10 Prozent gesenkt werden. Auch<br />

Stromverbrauch und -kosten lassen sich durch die Drehzahlregelung<br />

des Gebläses erheblich reduzieren. Bei Brennöfen<br />

ist eine modellgestützte Ofenführung für praktisch alle Ofentypen<br />

anwendbar, insbesondere für die weitverbreiteten<br />

kleinen Wärmeöfen. Die Steuerung basiert hierbei auf Messungen<br />

und der Nutzung von prozessrelevanten empirischen<br />

und analytischen Parametern. Die Betriebsführung des Ofens<br />

kann dadurch kontinuierlich an die konkreten Produktionsbedingungen<br />

angepasst werden. Einsparpotenzial: bis zu<br />

15 Prozent der Energiekosten eines Ofens.<br />

Abgasregelung bei Dampf- und Heißwassererzeugung.<br />

Je nach Brennstoff und Alter einer Anlage werden Brenner<br />

mit einem Sicherheitsluftüberschuss von 5 bis 20 Prozent<br />

betrieben. Wird dem Brennvorgang jedoch mehr Luft als<br />

nötig zugeführt, so nimmt der in der Luft enthaltene Sauerstoff<br />

nicht mehr an der Verbrennung teil – die Luft wird mit<br />

aufgeheizt, sodass Wärmeverluste entstehen. Diese lassen<br />

sich durch eine O 2 -Regelung reduzieren, die kontinuierlich<br />

den O 2 -Anteil im Abgas des Kessels misst und die Luftzufuhr<br />

entsprechend regelt. Der Wirkungsgrad kann auf diese Weise<br />

um bis zu 3 Prozent verbessert werden (siehe Abbildung 8).<br />

Auch können dadurch die Auswirkungen ausgeglichen<br />

werden, die entstehen, wenn der Kessel an Orten mit großen<br />

Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter<br />

sowie bei unterschiedlichen geodätischen Höhen aufgestellt<br />

wird. Mit einer CO 2 -Regelung kann der Restsauerstoffgehalt<br />

nochmals auf Werte unter einem Volumenprozent gesenkt<br />

und so ein bis zu 1 Prozent höherer Wirkungsgrad erzielt werden.<br />

Diese Regelung lässt sich sinnvoll nur bei gasförmigen<br />

Brennstoffen anwenden, da bei flüssigen Brennstoffen bereits<br />

vor der Messung Ruß entstehen kann, der die Messung beeinflusst.<br />

Im Betrieb wird die Luftmenge so weit reduziert, bis die<br />

Sonde im Abgas enthaltene unverbrannte Brennstoffbestandteile<br />

im Abgas detektiert. Dann wird die Luftmenge wieder<br />

erhöht, bis keine unverbrannten Bestandteile mehr im Abgas<br />

nachgewiesen werden können.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

17


O 2-Sonde<br />

O 2-Modul<br />

Gaszufuhr<br />

Mischeinrichtung<br />

Schritt motoren<br />

Ölzufuhr<br />

Luftzufuhr<br />

Visualisierung<br />

CAN-Bus<br />

Impuls geber<br />

Feuerungsmanager<br />

Anzeige- und<br />

Bedieneinheit<br />

Gebäude leittechnik<br />

CAN-Bus<br />

Frequenzumrichter<br />

Bus-<br />

System<br />

Abb. 7: Messung, Steuerung und Regelung (MSR) bei modulierenden Brennern.<br />

Drehzahlregelung bei Pumpenantrieben.<br />

Generell ist es sinnvoll, die Drehzahlregelung von Pumpenantrieben<br />

zu prüfen. Bei jeder Pumpengruppe, wie beispielsweise<br />

Kesselspeisepumpen oder Netzumwälzpumpen, sollte<br />

individuell betrachtet werden, ob eine Drehzahlregelung sinnvoll<br />

ist oder nicht. Drehzahlgeregelte Netzumwälzpumpen<br />

lohnen sich beispielsweise, wenn im Sommerbetrieb geringere<br />

Wassermassen umgewälzt werden als im Winterbetrieb. Bei<br />

Kesselspeisepumpen zur Versorgung eines Dampferzeugers<br />

mit Speisewasser muss sichergestellt werden, dass die drehzahlgeregelte<br />

Pumpe den notwendigen konstanten Kesseldruck<br />

aufrechterhält. Die Höhe des Einsparpotenzials ist dann abhängig<br />

davon, wie lange die Anlage in Teillast betrieben wurde.<br />

Übergeordnete Steuerung und Regelung.<br />

Mithilfe einer Kesselfolgesteuerung lässt sich bei einer<br />

Dampf- und Heißwassererzeugung kontinuierlich der exakt<br />

erforderliche Volumenstrom im System transportieren. Dafür<br />

muss lediglich die für die Erzeugung erforderliche Anzahl an<br />

Kesseln mit angepasster Leistung (drehzahlgeregelt) betrieben<br />

werden. Das Regelsystem reduziert nicht nur Brennerlast<br />

und Brennstartvorgänge, sondern kann außerdem Instabilitäten<br />

und Störungen sofort kompensieren. Die Heizkessel<br />

können dadurch stets im optimalen Lastpunkt und mit optimalem<br />

Wirkungsgrad betrieben werden.<br />

Durch die Installation einer Mehrkesselregelung lässt sich<br />

die Energieeffizienz einer Anlage zusätzlich steigern. Hierbei<br />

werden mittels einer hydraulischen Weiche alle Wärmeerzeuger<br />

des Primärkreises (Erzeugungssystem) von den Verbrauchern<br />

im Sekundärkreis entkoppelt. Durch die Volumenstromregelung<br />

im Primärkreis ist ein hydraulisch optimierter<br />

Betrieb der Anlage möglich, der die notwendige Brennerbzw.<br />

Kesselleistung dem Bedarf im Sekundärkreis anpasst.<br />

18<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


98<br />

96<br />

Feuerungstechnischer Wirkungsgrad [%]<br />

94<br />

92<br />

90<br />

88<br />

O 2 -Gehalt [%]<br />

0<br />

5<br />

86<br />

110 130 150 170 190 210<br />

Abgastemperatur – Zulufttemperatur [°C]<br />

Abb. 8: Verbesserung des feuerungstechnischen Wirkungsgrads bei reduziertem O 2-Gehalt im Abgas.<br />

4.2 Überwachung.<br />

Eine Reihe zentraler Betriebsdaten kann zur detaillierten<br />

Analyse von Brennstoffverbrauch oder Dampf- und Temperaturverläufen<br />

einer Anlage genutzt werden. Auf Basis dieser<br />

ermittelten Daten kann ein Energieerzeugungsmanagement<br />

entwickelt werden, das durch die bedarfsgerechte Anpassung<br />

Energieverbrauch und -kosten von Wärmeversorgungssystemen<br />

senken kann. Eine mögliche Anwendung sind verbrauchsgesteuerte<br />

Aufheiz- und Anfahrprogramme, bei denen<br />

zwischen vor- und nachrangigen Verbrauchern zeitlich differenziert<br />

wird. In diesem Fall ist es möglich, den Wärmeerzeuger<br />

etwas leistungsschwächer zu dimensionieren, als er allein<br />

durch die Summe der Bedarfe ermittelt wurde.<br />

Bei modernen Brennern werden sämtliche Funktionen von<br />

leistungsfähigen Mikroprozessoren gesteuert und überwacht.<br />

Dieses digitale Feuerungsmanagement bietet auch die Möglichkeit,<br />

über einen integrierten Bus-Anschluss mit anderen<br />

Systemen, z. B. Gebäudeleittechnik-(GLT-)Systemen, zu kommunizieren.<br />

Durch Überwachung und Regelung weiterer Verbrennungsparameter,<br />

wie z. B. Abgastemperatur, Rußziffer oder Feuerraumdruck,<br />

und die Installation automatischer Abgas- oder<br />

Verbrennungsklappen lässt sich der Energieverbrauch zusätzlich<br />

senken. Letztere verhindern das Auskühlen des Kessels<br />

bei regelmäßigen, längeren Stillständen des Kessels (z. B. an<br />

Wochenenden).<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

19


5 Instandhaltung und Wartung.<br />

Um das Wärmeversorgungssystem in einem funktionsfähigen<br />

Zustand zu erhalten, bedarf es einiger technischer und administrativer<br />

Maßnahmen. Es lohnt sich, die Instandhaltung<br />

des Anlagenparks systematisch anzugehen und eine vorausschauende<br />

Instandhaltungsstrategie für das Unternehmen<br />

auszuarbeiten. Unter Instandhaltung lässt sich die Kombination<br />

der nachfolgend beschriebenen Maßnahmen Wartung,<br />

Inspektion, Instandsetzung und Verbesserung zusammenfassen.<br />

Wartung.<br />

Unter dem Begriff Wartung werden Maßnahmen zur Verzögerung<br />

des Abbaus des vorhandenen Abnutzungsvorrats<br />

verstanden. Der Praktiker versteht darunter das regelmäßige<br />

Reinigen, z. B. von Wärmeübertragerflächen, Nachstellen,<br />

Prüfen und manchmal auch den Austausch von Verschleißteilen.<br />

Darüber hinaus hat ein Hersteller in der Betriebsanleitung<br />

Angaben zur Art und zum Umfang von Wartungsarbeiten zu<br />

machen. Darüber hinausgehende Maßnahmen leiten sich aus<br />

den Ergebnissen der Inspektion ab.<br />

Inspektion.<br />

Unter Inspektion versteht man Maßnahmen zur Feststellung<br />

und Beurteilung des Istzustands der Anlage. Wichtig für die<br />

Beurteilung des Istzustands ist die Kenntnis des Sollzustands.<br />

Dazu sollten nach der erstmaligen Inbetriebnahme bzw. nach<br />

einer erfolgreichen Generalüberholung Referenzwerte aufgenommen<br />

werden.<br />

20<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


Instandsetzung und Verbesserung.<br />

Unter Instandsetzung ist die Rückführung der Anlage in den<br />

funktionsfähigen Zustand, also die Fähigkeit zur Erfüllung<br />

der durch den Hersteller in der Bedienungsanleitung beschriebenen<br />

bestimmungsgemäßen Verwendung, zu verstehen.<br />

Werden bei diesem Vorgang Schwachstellen beseitigt,<br />

um die Funktionssicherheit zu erhöhen, ist dies bereits eine<br />

Verbesserung. Wird dadurch jedoch die Funktion der Anlage<br />

verändert, dann ist dies eine „Modifikation“, die eine Neubewertung<br />

der sicherheitstechnischen Aspekte erforderlich<br />

macht. Bei Eingriffen in Geräte bzw. Maschinen erlischt die<br />

Konformität des Herstellers, sobald die Sicherheit berührt<br />

wird. Hier ist nach Abschluss der Arbeiten unter Umständen<br />

ein erneutes Konformitätsbewertungsverfahren notwendig.<br />

Instandhaltungsstrategien.<br />

Korrektive Instandhaltung.<br />

Wird eine Anlage erst repariert, wenn ein Defekt sichtbar<br />

geworden ist, dann handelt es sich um eine schadensbedingte<br />

oder korrektive Instandhaltung bzw. Instandsetzung.<br />

Dem Vorteil, dass die Lebensdauer der Bauteile dabei<br />

bis zum Ende ausgenutzt wird, stehen zum Teil ganz<br />

gravierende Nachteile gegenüber. So kann mitunter der<br />

Ausfall eines an sich preisgünstigen Bauteils erhebliche<br />

Folgeschä den an anderen Anlagenteilen hervorrufen. Oft<br />

führen verschlissene Bauteile, schon lange bevor sie einen<br />

Totalausfall hervorrufen, zu Effizienzverlusten und Produktbeeinträchtigungen.<br />

Hinzu kommt der Produktionsausfall,<br />

der nicht planbar ist und deutlich höher ausfallen<br />

kann als bei einer geplanten Instandhaltungsmaßnahme.<br />

Vorausbestimmte Instandhaltung.<br />

Die intervallabhängige, vorausbestimmte Instandhaltung<br />

versucht, durch den Austausch der Verschleißteile in vorgegebenen<br />

Zeitabständen dem Verschleiß zuvorzukommen.<br />

Erschwert wird diese Strategie durch die starke Varianz<br />

der Lebensdauer von vielen Bauteilen. Der Planung der<br />

Wartungsintervalle kommt daher eine wesentliche Bedeutung<br />

bei der Gesamtkostenbetrachtung dieser Strategie zu.<br />

Zu kurze Intervalle erhöhen die Kosten durch häufige<br />

Reparaturen und den damit einhergehenden geplanten<br />

Stillstand. Zu lange Intervalle erhöhen das Risiko des ungeplanten<br />

Produktionsausfalls und aller Folgekosten, die<br />

mit einer korrektiven Instandsetzung einhergehen.<br />

Zustandsorientierte Instandhaltung.<br />

Die zustandsorientierte Instandhaltung ist eine präventive<br />

Strategie, bei der die Wartungs- bzw. Instandsetzungsintervalle<br />

nicht starr vorgegeben sind, sondern der Zeitpunkt<br />

für die Instandhaltung aus der Überwachung der<br />

Zustands- und Betriebsgrößen festgelegt wird. Durch das<br />

Beobachten der Maschine kann vorausgesagt werden,<br />

wann sich die Lebensdauer eines Verschleißteils dem Ende<br />

zuneigt, und es können Defekte erkannt werden, bevor<br />

diese teure Folgeschäden hervorrufen. Die erforderliche<br />

Überwachung der Messgrößen kann kontinuierlich oder<br />

auf Anforderung erfolgen.<br />

Bei der zustandsorientierten Instandhaltung ergänzen<br />

sich die spezifischen Vorteile der beiden zuvor genannten<br />

Strategien, nämlich die volle Ausnutzung der Komponentenlebensdauer,<br />

mit den geringeren Instandsetzungs- und<br />

Folgekosten der geplanten Instandhaltung. Für die Gesamtkostenoptimierung<br />

müssen diese Einsparungen den<br />

Kosten für die Überwachung gegenübergestellt werden.<br />

Strategie der verbessernden Instandsetzung.<br />

Früher war das höchste Ziel einer Instandsetzung, die Anlage<br />

nach Möglichkeit wieder in den Originalzustand zurückzubringen.<br />

Diese Vorgehensweise übersieht, dass das<br />

Versagen des Bauteils möglicherweise darauf zurückzuführen<br />

ist, dass die Anlage für den spezifischen Anwendungsfall<br />

nicht optimal ausgelegt ist. In solch einem Fall ist<br />

die Instandsetzung eine gute Gelegenheit für eine qualitative<br />

Aufwertung der betroffenen Baugruppe. Einige fortschrittliche<br />

Unternehmen haben es sich daher zur Strategie<br />

gemacht, solche Auszeiten systematisch für eine Erhöhung<br />

der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit zu nutzen.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

21


Kosten sparen und Energieeffizienz steigern.<br />

Systematisch Energiekosten senken.<br />

6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />

Dämmung von Anlagen in<br />

Industrie und Gewerbe.<br />

Energieberatung<br />

in Industrie und Gewerbe.<br />

Der Schlüssel zum Kostensenken.<br />

<strong>Handbuch</strong> für betriebliches<br />

Energiemanagement.<br />

Publikationen (Auswahl).<br />

Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />

der Auf deckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />

und moti vieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />

Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />

www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />

Dämmung von Anlagen in Industrie und Gewerbe.<br />

Investitionen in die Dämmung betriebstechnischer Anlagen in<br />

Industrie und Gewerbe sind sehr wirtschaftlich und erzielen in<br />

der Regel eine Kapitalrendite von 50 Prozent. Die Wärmedämmung<br />

von Bauteilen und Rohrleitungen ist somit eine einfache,<br />

wirkungsvolle und nachhaltig kostengünstige Maßnahme,<br />

um die Energieeffizienz betriebstechnischer Anlagen zu<br />

erhöhen. Die Broschüre informiert auf 12 Seiten über die Identifizierung<br />

geeigneter Maßnahmen und stellt erfolgreiche Praxisbeispiele<br />

vor.<br />

Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />

Auf 36 informativen Seiten zeigt diese kleine DIN-A5-Broschüre,<br />

was Unternehmen von einer guten Beratung erwarten<br />

können, wie sie in der Regel abläuft, wie Unternehmen<br />

einen guten Energieberater finden und worauf bei der Auswahl<br />

eines Beraters zu achten ist. Daneben informiert sie<br />

über finanzielle Fördermöglichkeiten für Unternehmen,<br />

die eine Energieberatung durchführen lassen möchten.<br />

Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />

über die wichtigsten Energieeffizienztechnologien, über<br />

Beratungsmöglichkeiten sowie Wege zur Finanzierung und<br />

Förderung. Tipps und Praxisbeispiele sollen dabei vor allem<br />

Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />

Energieeffizienz zu investieren.<br />

Internetangebote (Auswahl).<br />

Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />

und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />

in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />

auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />

In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />

Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />

Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />

Förderungen bereit.<br />

Quickcheck Rohrleitungsdämmung.<br />

Das Online-Tool zeigt in zwei Schritten das Einsparpotenzial<br />

durch die Dämmung von Rohrleitungen in betriebstechnischen<br />

Anlagen. Neben der relativen und absoluten Energieeinsparung<br />

zeigt der Check auch, wie stark sich die Energiekosten<br />

durch die Um setzung von Energieeffizienzmaßnahmen senken<br />

lassen.<br />

www.stromeffizienz.de/quickcheck-rohrleitungsisolierung<br />

Webspecial Energiemanagement.<br />

Das interaktive Webspecial zeigt anhand eines beispielhaften<br />

Unternehmens die wesentlichen Schritte im Energiemanage -<br />

ment. Es ist speziell auf die beteiligten Personengruppen –<br />

Geschäfts führung, Controlling, Produktionsebene, Energiemanager<br />

und Energieberater – zugeschnitten.<br />

www.webspecial-energiemanagement.de<br />

Referenzprojekte-Datenbank.<br />

Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />

aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />

Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />

hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />

gute Über tragbarkeit aus.<br />

www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />

Lebenszykluskosten-Rechner Pumpen.<br />

Der Lebenszykluskosten-Rechner (LCC-Tool) für Pumpensysteme<br />

ermöglicht die Gegenüberstellung zweier Pumpen systeme<br />

hinsichtlich des Energieverbrauchs und der Wirtschaftlichkeit.<br />

Nach Eingabe technischer und wirtschaftlicher Daten<br />

erhält der Nutzer als Ergebnis die jeweiligen LCC-Kostenkomponenten<br />

der Pumpensysteme in Form einer Tabelle.<br />

www.stromeffizienz.de/lebenszykluskosten-rechner<br />

22<br />

Ratgeber Wärmeerzeuger und Wärmeversorgungssysteme.


Die Initiative EnergieEffizienz.<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />

Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />

und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />

der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />

und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />

von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />

gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />

für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />

anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />

Internettools zur Bewertung der Energie effizienzpotenziale<br />

im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />

der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />

für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />

Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />

zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />

geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />

Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />

der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />

KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />

die DZ BANK AG.<br />

www.dena.de<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />

wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Impressum.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />

Chausseestraße 128 a<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />

Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />

E-Mail: info@dena.de<br />

www.dena.de<br />

Redaktion.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Anton Barckhausen, Carsten Grohne, Tom Raulien<br />

Bildnachweis.<br />

S. 6: Viessmann Werke GmbH & Co. KG<br />

S. 7, 9, 11, 14, 16: ©Bosch Industriekessel GmbH<br />

sowie Bosch Thermotechnik GmbH<br />

S. 13, 18, 19: ©Max Weishaupt GmbH<br />

Layout.<br />

BBS Werbeagentur GmbH<br />

Druck.<br />

Druckhaus Rihn GmbH<br />

Stand.<br />

12/2013<br />

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />

Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

23


Art.-Nr. 1427<br />

Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />

in Industrie und Gewerbe:<br />

kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Eine Initiative von:<br />

Gefördert durch:


Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


2<br />

Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


Inhalt.<br />

1 Einführung in das Thema. ............................................................................................................................................................................................. 4<br />

1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale in Industrie und Gewerbe. ...................................................................................... 4<br />

1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete von elektrischen Motoren. ................................................................................................... 4<br />

2 Ansätze zur energetischen Optimierung von Motoren und Antriebssystemen. ........................................................................ 5<br />

2.1 Erfassung des Istzustands. ............................................................................................................................................................................................... 6<br />

2.2 Ermittlung des Bedarfs. .................................................................................................................................................................................................... 6<br />

2.3 Bewertung der Energieeffizienz. .................................................................................................................................................................................. 7<br />

2.4 Erstellung eines Maßnahmenplans. ............................................................................................................................................................................ 7<br />

2.5 Erfolgskontrolle. .................................................................................................................................................................................................................. 7<br />

3 <strong>Energieeffiziente</strong> Motoren und Antriebssysteme. ......................................................................................................................................... 8<br />

3.1. Elektrische Motoren. .......................................................................................................................................................................................................... 8<br />

3.1.1 Drehstrom-Asynchronmotoren. ................................................................................................................................................................................... 8<br />

3.1.2 Synchronmotoren. .............................................................................................................................................................................................................. 9<br />

3.1.3 Gleichstrommotoren. ........................................................................................................................................................................................................ 9<br />

3.1.4 Wirkungsgrad und Energieeffizienzanforderungen an Motoren. ................................................................................................................ 10<br />

3.1.5 Auswahl und Dimensionierung von Motoren. ....................................................................................................................................................... 11<br />

3.2 Weitere Komponenten von Antriebssystemen. ..................................................................................................................................................... 12<br />

3.2.1 Kraftübertragung. ............................................................................................................................................................................................................... 12<br />

3.2.2 Blindleistungskompensation. ........................................................................................................................................................................................ 14<br />

3.2.3 Arbeitsmaschinen. .............................................................................................................................................................................................................. 14<br />

4 Steuerung, Regelung und Überwachung. ......................................................................................................................................................... 16<br />

4.1 Steuerung und Regelung. ................................................................................................................................................................................................ 16<br />

4.2 Überwachung. ...................................................................................................................................................................................................................... 17<br />

5 Instandhaltung und Wartung. ................................................................................................................................................................................. 17<br />

6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ........................................................................................................................................ 18<br />

Impressum. ...................................................................................................................................................................................................................... 19<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

3


1 Einführung in das Thema.<br />

1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale<br />

in Industrie und Gewerbe.<br />

Etwa ein Drittel des Endenergieverbrauchs in Deutschland –<br />

rund 700 TWh pro Jahr – entfällt auf den Sektor Industrie. Mit<br />

jährlich rund 100 TWh verursacht die „sonstige mechanische<br />

Energie“ den größten Anteil am industriellen Stromverbrauch. 1<br />

Die damit verbundenen Ausgaben und die zuletzt gestiegenen<br />

Energiepreise werden für immer mehr Unternehmen zu einem<br />

spürbaren Kosten- und Wettbewerbsfaktor. Industrielle <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />

wie Motoren und Antriebssysteme, bieten<br />

branchenübergreifend große Energie- und Kosteneinsparpotenziale.<br />

Das wirtschaftlich erschließbare Energieeffizienzpotenzial<br />

von Antriebssystemen wird bis 2020 bundesweit auf etwa<br />

6 TWh/a (bezogen auf den Verbrauch von 2008) geschätzt. 2<br />

Die Kosten für ein Antriebssystem entstehen hauptsächlich<br />

durch jene Stromkosten, die bei der Umwandlung der elektrischen<br />

in mechanische Energie (Drehmoment) durch einen<br />

elektromagnetischen Energiewandler (Motor) anfallen. Die<br />

Energiekosten von Motoren können dabei bis zu 96 Prozent der<br />

gesamten Lebenszykluskosten ausmachen, nur 4 Prozent<br />

werden durch die Investitions- und Wartungskosten bestimmt.<br />

1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete<br />

von elektrischen Motoren.<br />

Elektrische Motoren und Antriebssysteme werden branchenübergreifend<br />

und auf vielfältige Art und Weise eingesetzt. Ihre<br />

Einsatzgebiete reichen von spezifischen Anwendungen im<br />

Produktionsprozess bis hin zur Raumluftklimatisierung. Typische<br />

Einsatzgebiete von elektrischen Motoren sind Druckluft anlagen,<br />

Kälteanlagen, Lüftungstechnik, Pumpen und Fördertechnik.<br />

Druckluftanlagen.<br />

In Druckluftanlagen treiben elektrische Motoren den Verdichter<br />

an. Die Komprimierung der Luft durch den Verdichter kann<br />

je nach Anforderung der Parameter Druck, Menge und Qualität<br />

durch verschiedene Verdichterbauarten erfolgen.<br />

Kälteanlagen.<br />

Elektrische Motoren treiben bei Kompressionskälteanlagen<br />

den Verdichter zur Komprimierung des Kältemittels, den<br />

Ventilator, den Verflüssiger sowie die Kältemittelpumpen an.<br />

Lüftungstechnik.<br />

In der Lüftungstechnik werden elektrische Motoren zum<br />

Antreiben von Ventilatoren eingesetzt.<br />

Pumpen.<br />

Pumpen werden in der Regel über eine Welle durch elektrische<br />

Motoren angetrieben.<br />

Fördertechnik.<br />

Förderbänder bestehen aus einem endlos umlaufenden Band<br />

auf Tragrollen oder einer Gleitbahn, das gleichzeitig als Tragund<br />

Zugmittel dient. Das Förderband wird von einer oder<br />

mehreren Rollen angetrieben, die wiederum durch elektrische<br />

Motoren in eine rotierende Bewegung versetzt werden.<br />

Der vorliegende Ratgeber gibt einen Überblick über die<br />

Funktionsweise verschiedener Elektromotorenarten, geht auf<br />

die gesetzlichen Rahmenbedingungen ein und erläutert<br />

Ansätze und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz<br />

von Motoren und Antriebssystemen.<br />

1<br />

Quelle: Anwendungsbilanz 2011; Fraunhofer ISI, 2011.<br />

2<br />

Quelle: Energieeffizienz-Szenario in dena-frontier-Studie Energieeffizienz-Verpflichtungssysteme, 2012.<br />

4<br />

Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


2 Ansätze zur energetischen Optimierung von<br />

Motoren und Antriebssystemen.<br />

Elektrisch angetriebene Systeme haben häufig ein wirtschaftliches<br />

Energieeffizienzpotenzial von 30 Prozent und mehr. Zur<br />

systematischen Verringerung des Stromverbrauchs ist eine<br />

Betrachtung des gesamten Antriebssystems sinnvoll, da der<br />

Gesamtwirkungsgrad entscheidend ist. Dieser berechnet sich<br />

durch die Multiplikation der Teilwirkungsgrade der einzelnen<br />

Antriebskomponenten. In Abbildung 1 sind die Komponenten<br />

eines Antriebssystems dargestellt.<br />

Elektromotor.<br />

Der Elektromotor ist das Kernstück eines Antriebssystems.<br />

Aus diversen Bauarten und Schaltungen ergeben sich<br />

individuelle Motoren für unterschiedliche Anforderungen.<br />

Bei der Investition in Elektromotoren empfiehlt es<br />

sich, energieeffiziente Motoren unter Berücksichtigung<br />

der Energieeffizienzklasse zu beschaffen.<br />

Kraftübertragung.<br />

Die Kraftübertragung bei Antriebssystemen erfolgt<br />

durch mechanische Übersetzung der Kraft des Motors<br />

auf die Arbeitsmaschine. Durch Optimierung und die<br />

richtige Auswahl der Kraftübertragung sind Energieeffizienzsteigerungen<br />

zu realisieren.<br />

5<br />

Steuerung und Regelung<br />

4<br />

Arbeitsmaschine<br />

Elektrische<br />

Leistung<br />

Blindleistungskompensation<br />

Elektromotor<br />

Kraftübertragung<br />

Abb. 1: Komponenten eines Antriebssystems.<br />

Blindleistungskompensation.<br />

Bei der Blindleistungskompensation wird der Anteil<br />

der Blindleistung an der Scheinleistung zugunsten des<br />

Wirkleistungsanteils reduziert. Blindleistung ist in<br />

Wechselspannungsnetzen unerwünscht, weil sie vom<br />

Energieversorger zusätzlich bereitgestellt werden muss<br />

und dadurch Mehrkosten verursacht. Die Blindleistungskompensation<br />

erfolgt üblicherweise durch den Ausgleich<br />

induktiver Blindleistung mittels kapazitiver<br />

Verbraucher.<br />

Arbeitsmaschine.<br />

Arbeitsmaschinen verrichten unterschiedliche<br />

Arbeiten, etwa Verdichten, Pumpen oder Bewegen.<br />

Unabhängig von den Anwendungsgebieten weisen sie<br />

Energieeffizienzpotenziale auf. Der Einsatz mehrstufig<br />

oder stufenlos regelbarer Motorenantriebe ist bei Lastschwankungen<br />

gegenüber nicht regelbaren Ausführungen<br />

oft effizienter und sollte als Alternative geprüft<br />

werden. Zusätzlich sollte die Dimensionierung nach<br />

dem optimalen Betriebspunkt ausgelegt sein.<br />

Steuerung und Regelung.<br />

Steuer- und Regeltechnik ist ein wesentlicher Baustein zur Energieeffizienzsteigerung in der modernen Antriebstechnik.<br />

Bei wechselnden Betriebszuständen wie Volllast, Teillast und Leerlauf innerhalb eines Prozesses empfiehlt es sich, durch<br />

eine geeignete Regelstrategie die Leistung dem Bedarf anzupassen. Verschiedene Steuer- und Regelstrategien stehen hier<br />

zur Verfügung.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

5


Schritte der systemischen Optimierung.<br />

Die systemische Optimierung eines Antriebssystems wird in<br />

der Regel in mehreren Schritten durchgeführt:<br />

Erfassung des Istzustands.<br />

Ermittlung des Bedarfs.<br />

Bewertung der Energieeffizienz.<br />

Erstellung eines Maßnahmenplans mit anschließender<br />

Umsetzung der Maßnahmen.<br />

Überprüfung des Erfolgs.<br />

2.1 Erfassung des Istzustands.<br />

Der erste Schritt zur Ermittlung des Istzustands ist die allgemeine<br />

Systembeschreibung. In der Beschreibung sollten Anlagendaten<br />

anhand der Typenschilder und/oder Datenblätter der<br />

Anlagen erfasst werden. Bei einer großen Anzahl von Motoren<br />

ist es sinnvoll, ein Anlagenkataster mit den erfassten Daten<br />

anzulegen. Die folgenden Daten können im Rahmen der<br />

Istanalyse ohne messtechnischen Einsatz erfasst werden:<br />

Typenschild.<br />

Bezeichnung.<br />

Hersteller.<br />

Typ.<br />

Baujahr.<br />

Nennleistung.<br />

Spannung [V] (Stern-Dreieck-Schaltung).<br />

Strom [A] (Stern-Dreieck-Schaltung).<br />

Frequenz [Hz], Drehzahl [U/min].<br />

Leistungsfaktor cos(phi).<br />

Wirkungsgrad η.<br />

Ggf. Energieeffizienzklasse.<br />

Betriebsverhalten.<br />

Verwendungszweck der Anlage.<br />

Betriebsstunden/Volllaststunden [h/a].<br />

Teillastbetrieb (Dauer und Anteil der Last).<br />

Regelung: keine/Stufenregelung/Drehzahlregelung.<br />

Übergeordnete Steuerung: ja/nein.<br />

Im zweiten Schritt der Istanalyse wird eine Dokumentation<br />

und Messung der Systembetriebsparameter vorgenommen.<br />

Bei Bedarf sollte in dieser Phase ein externer Experte hinzugezogen<br />

werden. Dieser verfügt idealerweise über das notwendige<br />

technische und betriebswirtschaftliche Wissen, um Messungen<br />

durchführen und die Ergebnisse bewerten zu können.<br />

Ermittlung des Verbrauchs.<br />

Durch die Erfassung des Energieverbrauchs der Motoren und die<br />

Erstellung von Lastprofilen können Leistungsschwankungen<br />

abgebildet werden. Die Erfassung erfolgt idealerweise getrennt<br />

nach Leerlauf und Betriebsfall, damit Leistungsschwankungen<br />

eines betriebstypischen Tages bzw. einer Woche abgebildet werden<br />

können. In Abbildung 2 ist ein beispielhafter Lastgang eines<br />

Motors dargestellt.<br />

Die Energieverbrauchsdaten können, sofern keine maschinenbezogenen<br />

Daten vorliegen, durch temporäre Messungen<br />

ermittelt werden.<br />

2.2 Ermittlung des Bedarfs.<br />

Ausschlaggebend für die Dimensionierung eines Motors ist die<br />

zu erfüllende Antriebsaufgabe. Ist der Motor bereits im Bestand<br />

vorhanden, stellt er häufig mehr mechanische Leistung zur Verfügung,<br />

als zur Deckung des tatsächlichen Bedarfs notwendig<br />

Bezugsleistung (kW)<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

1.023<br />

400<br />

200<br />

Mo.<br />

Di. Mi. Do. Fr. Sa. So.<br />

Abb. 2: Beispielhafter Lastgang eines Motors über eine Produktionswoche.<br />

6<br />

Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


ist. Dies führt zu einem erhöhten Stromverbrauch und verursacht<br />

unnötige Stromkosten.<br />

Eine Analyse der Verbraucher zeigt eindeutig, welche Leistung<br />

tatsächlich benötigt wird, um den Bedarf nachgelagerter Prozesse<br />

abzudecken. Insbesondere beim Austausch von Motoren<br />

sollte zunächst der tatsächliche Bedarf ermittelt werden, um<br />

eine Überdimensionierung zu vermeiden. Bei einem stark<br />

schwankenden Bedarf bietet es sich an, den Einsatz drehzahlgeregelter<br />

Motoren zu prüfen.<br />

2.3 Bewertung der Energieeffizienz.<br />

Die energetische Optimierung eines elektrischen Antriebssystems<br />

schließt alle Systemkomponenten ein, da jede einzelne<br />

Komponente eigene Energieeffizienzpotenziale aufweist. Daher<br />

ist es sinnvoll, alle Systemkomponenten auf ihr individuelles<br />

Optimierungspotenzial hin zu untersuchen und die Maßnahmen<br />

zur Energieeffizienzsteigerung aufeinander abzustimmen.<br />

Die Energieeffizienz eines Antriebssystems kann durch ein<br />

Energieaudit, das von Fachexperten durchgeführt wird, bewertet<br />

werden. Dazu wird der Leistungs- und Energiebedarf des Antriebssystems<br />

gemessen und branchenspezifischen Benchmarks<br />

und Kennwerten gegenübergestellt.<br />

2.4 Erstellung eines Maßnahmenplans.<br />

Auf der Grundlage des Istzustands und einer ersten Einschätzung<br />

der wirtschaftlich erschließbaren Energieeffizienzpotenziale<br />

sollte ein Maßnahmenplan erstellt werden. Er sollte zwischen organisatorischen<br />

Maßnahmen sowie Maßnahmen zum Nutzerverhalten<br />

(z. B. regelmäßige Überprüfung und Wartung, Abschaltung<br />

in produktionsfreien Zeiten) einerseits und investiven Maßnahmen<br />

andererseits unterscheiden. Die Maßnahmen sollten<br />

dabei entsprechend ihrer Umsetzbarkeit durch den Vergleich<br />

der zu erzielenden Kapitalrenditen bewertet werden.<br />

Ein typischer Maßnahmenplan enthält Angaben zu folgenden<br />

Punkten:<br />

Beschreibung der Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Bewertung der Umsetzbarkeit (z. B. anwendbar, nicht<br />

anwendbar aus technischen Gründen, nicht anwendbar aus<br />

wirtschaftlichen Gründen).<br />

Die spezifische Aktion, die durchgeführt werden muss, um die<br />

Energieeffizienzmaßnahme umzusetzen.<br />

Festlegung eines Verantwortlichen.<br />

Termine, wann die Maßnahmen umgesetzt werden sollen.<br />

Erwartete Einsparungen, die durch die Umsetzung der Maßnahmen<br />

erreicht werden können.<br />

Nachfolgend ist ein beispielhafter Maßnahmenplan dargestellt,<br />

der als Energieeffizienzmaßnahme die Nachrüstung eines<br />

Frequenz umrichters und den Austausch eines Motors vorsieht<br />

(siehe Tabelle 1).<br />

2.5 Erfolgskontrolle.<br />

Die gesetzten Ziele aus dem Maßnahmenplan werden in der<br />

Erfolgskontrolle mit den tatsächlich erzielten Ergebnissen verglichen.<br />

Dieser Soll-Ist-Vergleich stellt den Bewertungsmaßstab<br />

dar, ob mit den umgesetzten Maßnahmen die erwarteten<br />

(Energie-)Einsparungen erreicht wurden. Dabei wird der aktuelle<br />

Ist-Wert durch die Messung des Energieverbrauchs ermittelt<br />

und mit den zuvor gebildeten Systemkennzahlen verglichen.<br />

Wurden die gesetzten Ziele, wie zum Beispiel zugesicherte<br />

Ergebnisse eines mit der Umsetzung der Energieeffizienzmaßnahme<br />

beauftragten Ingenieurbüros, nicht erreicht, sollte<br />

gemeinsam mit einem Fachexperten eine Ursachenanalyse<br />

durchgeführt werden. Nach der Anpassung der Energieeffizienzmaßnahme<br />

ist diese erneut zu bewerten, denn die energetische<br />

Optimierung von Antriebssystemen ist ein kontinuierlicher<br />

Verbesserungsprozess, der sich am besten anhand von Systemkennzahlen<br />

regelmäßig überprüfen lässt.<br />

Energieeffizienzmaßnahme<br />

Ausrüstung von<br />

Motor 2 mit einer<br />

Drehzahlregelung<br />

Machbarkeit<br />

anwendbar<br />

Spezifische<br />

Aktion<br />

Beauftragung<br />

eines Ingenieurbüros<br />

zur<br />

Durchführung<br />

der Maßnahme<br />

Verantwortlich Termin Erwartete Stromeinsparungen<br />

[kWh/a]<br />

Frau Mai<br />

Umsetzung<br />

bis<br />

01.06.2014<br />

64.000 8.960<br />

Erwartete Kosteneinsparungen<br />

[€/a]<br />

Austausch Motor 1<br />

durch effizienteres<br />

1-Modell<br />

anwendbar<br />

Neuanschaffung<br />

eines<br />

IE-3-Antriebs<br />

Herr Müller<br />

Umsetzung<br />

bis<br />

31.10.2014<br />

7.500 1.050<br />

Tab. 1: Beispielhafter Maßnahmenplan zur Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

7


3 <strong>Energieeffiziente</strong> Motoren und Antriebssysteme.<br />

Ein Antriebssystem besteht aus dem Motor und weiteren Systemkomponenten,<br />

wie zum Beispiel der Kraftübertragung, einer<br />

Blindleistungskompensation und einer Arbeitsmaschine. Alle<br />

Komponenten des Systems sollten hinsichtlich ihrer Energieeffizienz<br />

und ihres Einflusses auf den Energieverbrauch des<br />

gesamten Antriebssystems betrachtet werden.<br />

3.1 Elektrische Motoren.<br />

Elektrische Motoren werden nach der anliegenden Versorgungsspannung<br />

in Wechselstrom- und Gleichstrommotoren unterteilt.<br />

Wechselstrommotoren werden innerhalb dieser Versorgungsspannung<br />

in Synchron- und Asynchronmotoren, Gleichstrommotoren<br />

hingegen in bürstenlose und Bürstenmotoren unterschieden.<br />

Die Verbreitung einzelner Motorenarten zeigt die<br />

folgende Abbildung. Die prozentualen Angaben beziehen sich<br />

dabei auf die Häufigkeit ihrer Verwendung in Europa. 3<br />

In den folgenden Abschnitten wird das Funktionsprinzip dieser in<br />

Industrie und Gewerbe häufig eingesetzten elektrischen Motoren<br />

beschrieben. Einphasen-Asynchronmotoren und Universalmotoren<br />

werden aufgrund ihrer geringen Verbreitung in der<br />

Industrie nicht beschrieben.<br />

Elektromotoren<br />

Wechselstrommotoren<br />

96,2 %<br />

Gleichstrommotoren<br />

3,8 %<br />

Synchronmotoren<br />

5 %<br />

Asynchronmotoren<br />

91 %<br />

Universalmotoren<br />

4 %<br />

Einphasige Motoren<br />

4 %<br />

Drehstrommotoren<br />

87 %<br />

Abb. 3: Am häufigsten eingesetzte Motorenarten. 3<br />

3.1.1 Drehstrom-Asynchronmotoren.<br />

Drehstrom (Dreiphasenwechselstrom) ist ein Mehrphasen wechsel -<br />

strom, der aus drei einzelnen Wechselspannungen gleicher<br />

Frequenz besteht, die um 120° in ihrem Phasenwinkel verschoben<br />

sind. Drehstrommotoren sind aufgrund ihrer robus ten Konstruktion<br />

nahezu wartungsfrei und in der Industrie daher<br />

Standard. Ein Drehstrom-Asynchronmotor besteht aus Stator<br />

und Rotor mit Kupferwicklungen. Im Unterschied zum<br />

Synchronmotor dreht sich der Rotor nicht synchron mit dem<br />

Magnetfeld des Stators, sondern etwas langsamer, was als<br />

Schlupf bezeichnet wird. Die Größe des Schlupfs hängt von der<br />

Last auf der Motorwelle ab. Die Drehzahl bleibt bei Asynchronmotoren<br />

nur annähernd konstant. Je nach Anzahl der Statorwicklungen<br />

unterscheidet man zwischen 2-, 4-, 6- oder mehrpoligen<br />

Motoren. Um die Kompatibilität der angebotenen<br />

Motoren zu gewährleisten, wurden diverse Eigenschaften in<br />

internationalen Normen festgelegt.<br />

Für Motoren bis 132 kW werden z. B. die Leistungsstufen und<br />

die zugehörigen Abmessungen in der EN 50347 festgelegt. Man<br />

spricht hier von „Normmotoren“. Insbesondere werden die<br />

Achshöhe und die Abmessungen der Wellenenden genormt, so -<br />

dass Motoren dieser Leistungsklasse problemlos herstellerunabhängig<br />

ausgetauscht werden können. Für Leistungsklassen<br />

oberhalb 132 kW werden die Abmessungen der IEC 60072 entnommen.<br />

Bei Drehstrom-Asynchronmotoren unterscheidet<br />

man zwischen Käfigläufer- und Schleifringläufermotoren.<br />

Bei Käfigläufer-Asynchronmotoren sind die Wicklungen des<br />

Läufers kurzgeschlossen. Durch das Wechselfeld im Stator wird<br />

im Läufer berührungslos ein Strom induziert und damit ein<br />

Magnetfeld aufgebaut. Die Statorwicklung wird an das Netz<br />

angeschlossen, Schleifringe entfallen völlig. Somit läuft dieser<br />

Motor weitgehend ohne Funkenbildung.<br />

3<br />

Quelle: de Almeida, A. T.; Ferreira, F. J. T. E.; Fong, J.; Fonesca, P. (ISR – University of Coimbra): EUP Lot 11 Motors Final Report, February 2008.<br />

8<br />

Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


Abb. 4: Aufbau Käfigläufer-Asynchronmotor. (Quelle: Dipl.-Ing. Günther Volz)<br />

Abb. 5: Aufbau Synchronmotor. (Quelle: Dipl.-Ing. Günther Volz)<br />

Der Schleifringläufer-Asynchronmotor unterscheidet sich<br />

vom Käfigläufer-Asynchronmotor dadurch, dass die Läuferwicklung<br />

nicht kurzgeschlossen, sondern über Schleifringe nach außen<br />

geführt ist. Dadurch kann die Kennlinie des Schleifringläufermotors<br />

von außen durch Widerstände im Läuferkreis verändert werden.<br />

Die erforderlichen Schleifringe machen den Motor konstruktiv<br />

aufwändiger und verschleißanfälliger. Der Schleifringläufermotor<br />

ist für Anwendungen im Schwerlastanlauf geeignet. Schwerlastanlauf<br />

beschreibt den Betriebszustand eines geringen Anfahrstroms<br />

bis zum Kippmoment. Im Kippmoment entwickelt der<br />

Schleifringläufer-Asynchronmotor sein maximales Drehmoment.<br />

Asynchronmotoren sind preiswert und in der Ausführung als<br />

Käfigläufermotoren fast wartungsfrei. Ein Betrieb am Drehstromnetz<br />

ist meist ohne Anlaufhilfe möglich. Asynchronmotoren<br />

stellen aufgrund dieser Vorteile den weitaus größten Teil der<br />

Drehstrommotoren. Durch das Nachschalten von stufenlosen<br />

Getrieben sind robuste und praktisch wartungsfreie Asynchron-<br />

Käfigläufermotoren mit veränderbarer Drehzahl erhältlich. Der<br />

Wirkungsgrad von Asynchronmotoren ist sehr stark abhängig<br />

von der Energie effizienz- und Leistungsklasse des Motors. Bei<br />

IE3-Motoren der Leistungsklasse 0,75 kW beträgt er beispielsweise<br />

ca. 82 Prozent; bei einer Leistung von 55 kW ca. 96 Prozent.<br />

3.1.2 Synchronmotoren.<br />

Permanenterregte Synchronmotoren kleiner Leistungsklassen<br />

bestehen aus einem drehbar gelagerten Permanentmagneten,<br />

dem „Rotor“ bzw. „Läufer“, drei Kupferwicklungen und dem<br />

„Stator“ bzw. „Ständer“. An den Wicklungen wird je eine Phase<br />

des Stromnetzes angeschlossen. Synchronmotoren drehen sich<br />

mit der Netzfrequenz und erzeugen in diesem Zustand ein Drehmoment.<br />

Kommt ein Synchronmotor aus dem Takt, z. B. bei zu<br />

starker Belastung, bricht das Drehmoment schlagartig zusammen.<br />

Synchronmotoren sind in der Anschaffung teurer als leistungsgleiche<br />

Asynchronmotoren und haben daher zurzeit nur eine<br />

sehr geringe Verbreitung. Permanenterregte Synchronmotoren<br />

können wegen ihres hohen elektrischen Wirkungsgrads bei<br />

geringen Instandhaltungskosten deutliche Vorteile in Bezug<br />

auf ihre Lebenszykluskosten haben. Sie haben einen sehr hohen<br />

elektrischen Wirkungsgrad von ca. 95 bis 99 Prozent – in Abhängigkeit<br />

von der Baugröße und der nötigen Erregerleistung.<br />

Ihre Leistungsdichte, also das Verhältnis von Leistung zu Volumen,<br />

ist höher als bei anderen Motorarten. In Verbindung mit<br />

Frequenzumrichtern ist eine präzise Regelung möglich.<br />

3.1.3 Gleichstrommotoren.<br />

Der bürstenlose Gleichstrommotor (Brushless DC Motor, Electronically<br />

Comutated Motor kurz EC-Motor) ist wie ein Synchronmotor<br />

aufgebaut, besitzt jedoch zusätzlich eine Leistungselektronik.<br />

Abhängig von der Rotorposition wird das vom Stator erzeugte<br />

Magnetfeld so gesteuert, dass es dem Rotor stets vorauseilt. Der<br />

Drehstrom wird beim Erreichen einer bestimmten Rotorposition<br />

weitergeschaltet. Da der Rotor selbst das Drehfeld steuert, ist stets<br />

das volle Drehmoment verfügbar. Nachteilig für den Einsatz von<br />

Gleichstrommotoren ist, dass das Drehmoment von einem wandernden<br />

Magnetfeld erzeugt wird. Dazu ist ein Stromwender,<br />

auch Kommutator oder Kollektor genannt, notwendig.<br />

Ein Vorteil von Gleichstrommotoren ist, dass keine aufwändige<br />

externe Leistungselektronik zur Regelung benötigt wird. Jedoch ist<br />

der Wirkungsgrad mit 30 bis 40 Prozent im Vergleich zu Drehstrommotoren<br />

sehr gering. Die Investitionskosten für Gleichstrommotoren<br />

sind höher als bei Käfigläufermotoren. Sie haben<br />

zudem einen höheren Wartungsbedarf. Weiterentwicklungen bei<br />

Gleichstrommotoren haben jedoch dazu geführt, dass ihre Lebensdauer<br />

und der Instandhaltungsaufwand den Drehstrommotoren<br />

heute fast gleichkommen. Gleichstrommotoren werden häufig als<br />

Ventilatorenantriebe in kleinen Leistungsbereichen eingesetzt.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

9


3.1.4 Wirkungsgrad und Energieeffizienzanforderungen<br />

an Motoren.<br />

Der Wirkungsgrad von Motoren ist das Verhältnis der mechanischen<br />

Ausgangsleistung zur elektrischen Eingangsleistung.<br />

<strong>Energieeffiziente</strong> Motoren haben im Vergleich zu konventionellen<br />

Motorentypen ca. 40 Prozent geringere Energieverluste.<br />

Definition Wirkungsgrad η (%) =<br />

Zugeführte<br />

elektrische Leistung<br />

abgegebene mech. Leistung<br />

zugeführte elektr. Leistung<br />

Mindestanforderungen an die Energieeffizienz von<br />

elektrischen Motoren.<br />

Die Europäische Kommission hat am 11. März 2009 auf der<br />

Basis der EU-Ökodesign-Richtlinie die Umsetzungsverordnung<br />

zur „Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte<br />

Gestaltung von Elektromotoren“ (EG 640/2009) mit dem Ziel<br />

verabschiedet, den Energieverbrauch von Elektromotoren<br />

europaweit zu reduzieren. Damit gibt es erstmalig in Europa<br />

Mindestanforderungen an die Energieeffizienz für Niederspannungs-Drehstrom-Asynchronmotoren<br />

und den Einsatz von<br />

Frequenzumrichtern.<br />

Verluste:<br />

Eisenverluste<br />

Ständerwicklungsverluste<br />

Rotorverluste<br />

Reibungs- und Lüfterverluste<br />

Lastabhängige Zusatzverluste<br />

Abgegebene<br />

mechanische<br />

Leistung<br />

Seit dem 16. Juni 2011 dürfen deshalb keine Motoren der Energieeffizienzklasse<br />

IE1 4 mehr im europäischen Wirtschaftsraum in<br />

den Verkehr gebracht werden. Es ist nun gesetzlich vorgeschrieben,<br />

dass alle in den Verkehr gebrachten Standardmotoren<br />

mindestens die Anforderungen der Energieeffizienzklasse IE2<br />

erfüllen müssen. Ab dem 1. Januar 2015 wird gesetzlich vorgeschrieben,<br />

dass alle in den Verkehr gebrachten Standardmotoren<br />

mindestens die Anforderung der Energieeffizienzklasse<br />

IE3 beziehungsweise IE2 mit Drehzahlregelung erfüllen. Diese<br />

gesetzliche Regelung wird im Jahr 2017 auf kleinere Leis tungsklassen<br />

ausgeweitet.<br />

Abb. 6: Wirkungsgrad und Verluste bei Motoren.<br />

4<br />

IE steht für „International Efficiency“, die Klasse IE1 wird auch als „Standard Efficiency“, die Klasse IE2 als „High Efficiency“ bezeichnet.<br />

10<br />

Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


Motoren mit Nennausgangsleistung<br />

0,75–375 KW<br />

Motoren mit Nennausgangsleistung<br />

7,5–375 KW<br />

Drehzahlgeregelte<br />

Motoren mit Nennausgangsleistung<br />

7,5–375 KW<br />

Motoren mit Nennausgangsleistung<br />

0,75–375 KW<br />

Drehzahlgeregelte<br />

Motoren mit Nennausgangsleistung<br />

0,75–375 KW<br />

Mindestanforderung Verpflichtend<br />

Effizienzniveau IE2 seit 16. Juni 2011<br />

Effizienzniveau IE3<br />

ab 1. Januar 2015<br />

Effizienzniveau IE2<br />

Effizienzniveau IE3<br />

ab 1. Januar 2017<br />

Effizienzniveau IE2<br />

Annahmen:<br />

Nennleistung des Motors 55 kW (4-polig, 50 Hz).<br />

Betriebsdauer 4.000 h/a.<br />

Strompreis 14 Cent/kWh.<br />

Betrachtungszeitraum 15 Jahre.<br />

Wirkungsgrad η (%)<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85 IE4<br />

IE3<br />

80 IE2<br />

75<br />

IE1<br />

70<br />

0<br />

5 50<br />

Nennleistung P N<br />

(kW)<br />

Abb. 7: Darstellung der Wirkungsgrade von Motoren der Energieeffizienzklassen IE1 bis IE4.<br />

Tab. 2: Mindestanforderungen an Niederspannungs-Drehstrom-Asynchronmotoren.<br />

(Quelle: EU-Verordnung Nr. 640/2009 über die umweltgerechte Gestaltung von<br />

Elektromotoren)<br />

Energieeinsparungen, die durch den Einsatz eines effizienteren<br />

Motors realisiert werden können, sind beispielhaft in Tabelle 3<br />

dargestellt.<br />

Der geforderte Mindestwirkungsgrad zum Erreichen eines<br />

Effizienzniveaus ist abhängig von der Nennausgangsleistung<br />

und der Polzahl:<br />

Zum Erreichen des Effizienzniveaus IE2 wird ein Wirkungsgrad<br />

zwischen<br />

77,4 % (für 2-polige Motoren mit einer Nennausgangsleistung<br />

von 0,75 kW) und<br />

95,1 % (für 4-polige Motoren mit einer Nennausgangsleistung<br />

größer 200 kW) gefordert.<br />

Zum Erreichen des Effizienzniveaus IE3 wird ein Wirkungsgrad<br />

zwischen<br />

78,9 % (für 6-polige Motoren mit einer Nennausgangsleistung<br />

von 0,75 kW) und<br />

96 % (für 4-polige Motoren mit einer Nennausgangsleistung<br />

größer 200 kW) gefordert.<br />

Eine detaillierte Aufstellung der Mindestwirkungsgrade je<br />

Nennausgangsleistung und Anzahl der Pole ist in Anhang I der<br />

EU-Verordnung Nr. 640/2009 über die umweltgerechte Gestaltung<br />

von Elektromotoren gelistet.<br />

Abbildung 7 stellt beispielhaft die Wirkungsgrade eines<br />

4-poligen 55-Hz-Asynchronmotors mit verschiedenen Energieeffizienzklassen<br />

dar. Ein 4-poliger IE2-Motor mit 55 kW hat<br />

einen Wirkungsgrad von mindestens 93,5 Prozent. Der gleiche<br />

Motor in der IE3-Ausführung erreicht einen Wirkungsgrad von<br />

mindestens 94,6 Prozent. Da die Stromkosten eines Motors in<br />

der Regel ca. 96 Prozent der Lebenszykluskosten ausmachen,<br />

erreichen auch kleine Wirkungsgradsteigerungen von einem<br />

Prozentpunkt gute Kapitalrenditen.<br />

Wirkungsgrad<br />

in %<br />

Stromkosten in<br />

15 Jahren in €<br />

(gerundet)<br />

Einsparung zu IE1<br />

in 15 Jahren in €<br />

(gerundet)<br />

Effizienzniveau<br />

IE1 IE2 IE3 IE4<br />

92,1 93,5 94,6 95,8<br />

498.500 492.000 487.000 481.000<br />

0 6.500 11.500 17.500<br />

Tab. 3: Vergleich von Einsparungen der Energieeffizienzklasse IE1 bis IE4.<br />

3.1.5 Auswahl und Dimensionierung von Motoren.<br />

Die Auswahl von elektrischen Motoren sollte mit Fokus auf die<br />

Antriebsaufgabe und den Energieverbrauch des Motors erfolgen.<br />

Weitere Bewertungskriterien stellen die Betriebsdauer und die<br />

Lebensdauer dar. So können beispielsweise die Strom- und<br />

Instandhaltungskosten eines Motors je nach Betriebsdauer die<br />

Investitionskosten bereits im ersten Jahr übertreffen. Asynchronmotoren<br />

haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 12 Jahren<br />

im Bereich unter 7,5 kW und von etwa 20 Jahren bei Leistungen<br />

größer als 75 kW. Angesichts dieser hohen Lebensdauer bestimmen<br />

die Instandhaltungs- und vor allem die Stromkosten die<br />

Höhe der Lebenszykluskosten. Durch den Einsatz hocheffizien ter<br />

Motoren können die Stromkosten deutlich gesenkt werden.<br />

Weicht die für einen Prozess benötigte Leistung von der<br />

installierten Antriebsleistung ab, weist dies auf eine falsche<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

11


Dimensio nierung hin. Diese liegt beispielsweise vor, wenn die<br />

Antriebsnennleistung die benötigte Leistung eines Prozesses<br />

um mehr als 20 Prozent übersteigt. Häufige Ursachen für eine<br />

Überdimensionierung des Antriebssystems sind fehlende Lastprofile<br />

und zu hohe Sicherheitsaufschläge, die bei der Projektierung<br />

der einzelnen Systemkomponenten einberechnet wurden.<br />

Wird ein Motor überwiegend im Teillastbereich und nicht mit<br />

Nennleistung gefahren, kann der Austausch durch einen kleineren<br />

Motor sinnvoll sein. Dies ermöglicht einen Betrieb im optimalen<br />

Betriebspunkt und somit mit optimalem Wirkungsgrad. Bei<br />

häufigen Leistungsschwankungen des Antriebs kann der Stromverbrauch<br />

auch durch den Einsatz eines Frequenzumrichters zur<br />

Drehzahlregelung erheblich gesenkt werden (siehe Kapitel 4).<br />

3.2 Weitere Komponenten von Antriebssystemen.<br />

3.2.1 Kraftübertragung.<br />

Die Kraftübertragung sorgt für die Übertragung der mechanischen<br />

Kraft des Motors auf die Arbeitsmaschine. Diese Übertragung<br />

kann direkt über eine starre oder flexible Kupplung<br />

oder indirekt über ein Getriebe erfolgen, wobei der Vorteil der<br />

direkten Umsetzung in der Verringerung von Energieverlusten<br />

liegt. Bei der indirekten Umsetzung hingegen können bezogen<br />

auf die Arbeitsleistung Verluste von bis zu 20 Prozent auftreten.<br />

Bei der Optimierung sollte daher stets geprüft werden, ob eine<br />

Arbeitsmaschine mit direkter Kraftübertragung und somit<br />

ohne Drehzahlübersetzung des Motors eingesetzt werden kann.<br />

Wird die indirekte mechanische Umsetzung beibehalten,<br />

tragen regelmäßige Wartung und Instandhaltung zu einem<br />

energieeffizienteren Betrieb bei.<br />

Variable Drehzahlen lassen sich durch ein Getriebe erreichen,<br />

das dem Elektromotor nachgeschaltet wird. Getriebe können<br />

in fester Form oder als gestuftes bzw. stufenloses Verstellgetriebe<br />

ausgeführt sein. Zu unterscheiden sind die im Folgenden<br />

beschriebenen Getriebearten:<br />

Zugmittelgetriebe.<br />

Im Drehzahlbereich von 700 bis 3.000 U/min sind Zugmittelgetriebe<br />

die einfachste und kostengünstigste Methode, um<br />

Drehzahlen zwischen den vom Motor fest vorgegebenen Stufen<br />

750/1.000/1.500/3.000 U/min zu erreichen. Der Wirkungsgrad<br />

von Zugmittelgetrieben kann stark variieren. Ihr nomineller<br />

Wirkungsgrad reicht an die Werte von Zahnradgetrieben<br />

heran und ist unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz vor<br />

allem bei Mehrfach-Untersetzungen interessant.<br />

Insbesondere bei fördertechnischen Aufgaben sind zusätzliche<br />

Untersetzungen der Drehzahl notwendig. Dabei ist es sinnvoll,<br />

vorrangig Flach- und Zahnriemen oder Ketten zu verwenden.<br />

Keilriemen weisen einen etwas geringeren Wirkungsgrad auf.<br />

Die folgenden Tabellen zeigen Beispiele und Wirkungsgrade<br />

für Zugmittelgetriebe und für Zahnradgetriebe im Vergleich.<br />

12<br />

Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


System Flachriemen Keilriemen Zahnriemen Kette<br />

Umsetzung<br />

i max<br />

5 8 8 6<br />

Wirkungsgrad<br />

η [%]<br />

Schlupf<br />

s [%]<br />

96 ... 98 92 ... 94 96 ... 98 97 ... 98<br />

1 ... 2 1 0 0<br />

Tab. 4: Wirkungsgrade von Zugmittelgetrieben.<br />

Kennwert pro<br />

Stufe<br />

Getriebeart Stirnrad Kegelrad Schnecke Planetentrieb<br />

Umsetzung<br />

i max<br />

ca. 7 ca. 5 ca. 50 ca. 8<br />

Wirkungsgrad<br />

η [%]<br />

ca. 98 ca. 98 ca. 50 ... 96 ca. 98<br />

Tab. 5: Wirkungsgrade von Zahnradgetrieben.<br />

Zahnradgetriebe.<br />

Zahnradgetriebe bestehen aus einem oder mehreren Zahnradpaaren,<br />

die vollständig oder teilweise von einem Gehäuse<br />

umschlossen sind. Sie zeichnen sich durch eine kompakte<br />

Bauweise, Formschlüssigkeit (somit schlupffrei) und einen hohen<br />

Wirkungsgrad aus. Zahnradgetriebe werden vorwiegend zur<br />

Übertragung zwischen zwei Drehungen oder einer Drehung und<br />

einer linearen Bewegung verwendet.<br />

Tabelle 5 zeigt die Wirkungsgrade verschiedener geschlossener<br />

Getriebe. Für das benötigte breite Drehzahlspektrum<br />

werden Stirnrad- und Schneckengetriebe verschiedener<br />

Bauformen und Stufenzahl mit Untersetzungen von i = 3 bis<br />

> 10.000 angeboten. Gründe, die für die Verwendung von<br />

geschlossenen Getrieben sprechen, sind<br />

geringere Anfälligkeit gegen Verschmutzung<br />

und Feuchtigkeit,<br />

geringere Geräuschentwicklung,<br />

geringerer Wartungsaufwand,<br />

besserer Berührungsschutz.<br />

Stirnradgetriebe bieten durch formschlüssige Kraftübertragung<br />

einen hohen Wirkungsgrad von ca. 98 Prozent. Schneckengetriebe<br />

weisen physikalisch bedingt einen deutlich schlechteren<br />

Wirkungsgrad im Bereich zwischen ca. 50 und 96 Prozent auf.<br />

Der Vorteil von Schneckengetrieben liegt in den maximalen Untersetzungen.<br />

Als weitere Variante bieten sich Kegelradgetriebe<br />

an, die einen wesentlich besseren Wirkungsgrad gegenüber<br />

Schneckengetrieben besitzen. In Abbildung 8 (siehe nächste<br />

Seite) sind Übertragungsverluste von Getrieben aufgeführt.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

13


Die verschiedenen Getriebekombinationen zeigen, dass sich<br />

je nach Anwendung hohe Energieeffizienzpotenziale bei der<br />

Auswahl eines geeigneten Getriebes erschließen lassen.<br />

der Blindleistung wird das elektrische Verteilernetz mit höheren<br />

Scheinleistungen belastet. Bei Überschreitung einer festgelegten<br />

Blindleistung berechnet der Energieversorger zusätzliche Kosten.<br />

Die Blindleistung kann durch Verwendung von Kondensatoren<br />

kompensiert werden. Bei der Blindstromkompensation wird<br />

zwischen dezentraler Kompensation als Festkompensation an den<br />

Motoren und zentraler, automatisch geregelter Kompensation<br />

bei der Einspeiseverteilung unterschieden. Investitionen in<br />

Blindstromkompensationsanlagen sind bei richtiger Dimensionierung<br />

hochrentabel. Durch die Reduzierung der Blindleistung<br />

(Anhebung des Leistungsfaktors) werden die Kosten für Blindleistung<br />

gesenkt. Zusätzlich zu der Kostenreduzierung für Blindleistung<br />

senkt die Blindleistungskompensation die Strombelastung<br />

in den Verteilnetzen und reduziert dadurch die Netzverluste.<br />

Kurzbezeichnungen:<br />

FR = Flachriemen<br />

KT = Kette<br />

KR = Keilriemen<br />

ZR = Zahnriemen<br />

ZG = Stirnrad<br />

SG = Schnecke<br />

Abb. 8: Übertragungsverluste von verschiedenen Getriebearten.<br />

Getriebemotoren.<br />

Ein Getriebemotor bietet durch die direkte Kupplung bei geringerem<br />

Platzbedarf und Montageaufwand einen höheren Wirkungsgrad<br />

gegenüber einem System mit getrennten Bauteilen. Die<br />

optimale konstruktive Vereinigung eines schnell laufenden Elektromotors<br />

mit einem Untersetzungsgetriebe zu einer Antriebseinheit<br />

erfordert genaue Abstimmung von Motor und Getriebe.<br />

3.2.2 Blindleistungskompensation.<br />

Die Gesamtleistung eines Wechselstromkreises wird als Scheinleistung<br />

bezeichnet. Die Scheinleistung setzt sich aus der Wirkleistung<br />

und der Blindleistung zusammen. Die Wirkleistung ist<br />

die elektrische Leistung, die zur Umwandlung zum Beispiel in<br />

mechanische, thermische oder chemische Energie zur Verfügung<br />

steht. Verbraucher, wie Motoren, Transformatoren, konventionelle<br />

Vorschaltgeräte von Entladungslampen oder sonstige<br />

induktive Lasten, die an ein Wechsel- bzw. Drehstromnetz angeschlossen<br />

sind, entnehmen zusätzlich Blindleistung zum Aufbau<br />

von Magnetfeldern. Beim Abbau der Magnetfelder wird die Blindleistung<br />

wieder in das Netz zurückgegeben. Die Blindleistung<br />

wird zeitversetzt in das Netz eingespeist und pendelt zwischen<br />

Verbraucher und Erzeuger hin und her. Bei der Rückspeisung<br />

3.2.3 Arbeitsmaschinen.<br />

Elektrische Motoren werden in den meisten Arbeitsmaschinen<br />

eingesetzt. Eine Arbeitsmaschine ist mit einem Motor über eine<br />

Kraftübertragung verbunden und nimmt von ihr mechanische<br />

Energie auf. Jede durch einen elektrischen Motor angetriebene<br />

Arbeitsmaschine weist unabhängig von den bereits beschriebenen,<br />

vorgelagerten Antriebskomponenten Energieeffizienzpotenziale<br />

auf. Die benötigte Leistung des Motors ist abhängig von der aktuell<br />

zu bewältigenden Aufgabe der Arbeitsmaschine. Die größten<br />

Einsparungen lassen sich durch eine Verringerung der Verluste am<br />

Ende des Systems erzielen, da sich die dort erzielte Einsparung über<br />

die vorgelagerten Komponenten vervielfacht. Daher sollte die Optimierung<br />

des Motors grundsätzlich als Teil einer übergeordneten<br />

Optimierung des gesamten Systems geplant und umgesetzt werden.<br />

Im Folgenden werden einzelne Energieeffizienzmaß nahmen<br />

der wichtigsten Arbeitsmaschinen im Überblick vorgestellt.<br />

Weitere Details zum Vorgehen bei der systemischen Optimierung<br />

in den einzelnen <strong>Querschnittstechnologien</strong> sind in den entsprechenden<br />

Ratgebern dieses <strong>Handbuch</strong>s enthalten.<br />

Druckluft.<br />

In fast jedem Betrieb des verarbeitenden Gewerbes wird heute<br />

Druckluft verwendet: in pneumatischen Antrieben, als Transportmedium<br />

oder zur Teilereinigung. Bei der Verwendung von<br />

Druckluft unterscheidet man zwischen Arbeitsluft als Energieträger<br />

und Prozessluft, die in verfahrenstechnischen Prozessen<br />

genutzt wird. Auch bei der Erzeugung von industriellem Vakuum<br />

kommt Druckluft zum Einsatz.<br />

Die wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen:<br />

Regelmäßige Prüfung auf Leckagen im Druckluftsystem.<br />

Anpassung des Systemdrucks an den tatsächlichen Bedarf.<br />

Überprüfung und Anpassung der Druckluftqualität entsprechend<br />

den Anforderungen.<br />

Nutzung der Abwärme durch Wärmerückgewinnung.<br />

Einsatz drehzahlgeregelter Kompressoren zur optimalen<br />

Bedarfsabdeckung bei minimalen Leerlaufverlusten.<br />

Einsatz einer übergeordneten Steuerung zur optimalen<br />

Kombination mehrerer Drucklufterzeuger.<br />

14<br />

Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


Kälteanlagen.<br />

Die Kältetechnik ist eine in Industrie und Gewerbe weit verbreitete<br />

Technologie und fester Bestandteil moderner Produktionsund<br />

Logistikketten. Besonders wichtige Anwendungen der<br />

Kältetechnik sind das Kühlen, Gefrieren und Kaltlagern.<br />

Die wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen:<br />

Wärmedämmung von Rohrleitungen und Speichern.<br />

Einsatz hocheffizienter Kältekompressoren.<br />

Einsatz drehzahlgeregelter Motoren für Verdichter und<br />

Ventilatoren.<br />

Prüfen des Einsatzes von Absorptionskältemaschinen, wenn<br />

ungenutzte Abwärmequellen vorhanden sind.<br />

Pumpen.<br />

Die Einsatzgebiete von Pumpen und Pumpensystemen sind vielfältig,<br />

ihre Verbreitung daher branchenübergreifend sehr groß.<br />

In nahezu allen Wohn-, Büro- und Betriebsgebäuden werden<br />

Pumpen für die unterschiedlichsten Anwendungen eingesetzt.<br />

So arbeiten Umwälzpumpen in geschlossenen Systemen wie<br />

Heizungs- und Klimaanlagen. In offenen Systemen hingegen,<br />

beispielsweise in der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung,<br />

kommen Förderpumpen zum Einsatz.<br />

Die wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen:<br />

Anpassen der Förderaufgabe (Förderhöhe und -menge) an<br />

den tatsächlichen Bedarf.<br />

Anpassung der Pumpenleistung an den tatsächlichen Bedarf.<br />

Austausch von überdimensionierten Pumpen und Entfernen<br />

von Pumpen-Bypässen.<br />

Einsatz von hocheffizienten Pumpenantrieben. Einsatz<br />

von drehzahlgeregelten Pumpen zur optimalen Bedarfsabdeckung.<br />

Fördertechnik.<br />

Fördertechnische Anlagen werden in allen Bereichen von<br />

Produktion, Montage- und Handhabungstechnik, Sortier- und<br />

Verteilsystemen, Verpackungstechnik, Transport-, Lager- und<br />

Umschlagprozessen sowie sonstigen Bereichen der Logistik als<br />

wesentlicher Teil industrieller Produktionsabläufe eingesetzt.<br />

Die wichtigsten Energieeffizienzmaßnahmen:<br />

Anpassen der Antriebsleistung an den tatsächlichen Bedarf.<br />

Einsatz hocheffizienter Motoren mit optimal an die Förderaufgabe<br />

angepasster Kraftübertragung.<br />

Minimierung von Leerlaufverlusten.<br />

Einsatz drehzahlgeregelter Motoren bei häufig wechselnder<br />

Förderleistung.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

15


4 Steuerung, Regelung und Überwachung.<br />

4.1 Steuerung und Regelung.<br />

Steuer- und Regelungsvorrichtungen eines Motors sorgen<br />

dafür, dass die Motorleistung dem Bedarf angepasst wird. Übergeordnete<br />

Steuerungen können darüber hinaus den Prozess so<br />

optimieren, dass möglichst wenig Energie benötigt, d. h. der<br />

Stromverbrauch des Antriebssystems reduziert wird und geringere<br />

Energiekosten entstehen.<br />

Minimierung von Leerlaufverlusten.<br />

Der Energieverbrauch elektrischer Antriebe bei Volllast errechnet<br />

sich aus der elektrischen Leistungsaufnahme des Motors multipliziert<br />

mit der Betriebszeit. Bei vielen Anwendungen wechselt<br />

der Betrieb zwischen Volllast, Teillast und Leerlauf. Doch auch<br />

im Leerlauf nimmt der Motor elektrische Energie auf. Deshalb<br />

kann das Abschalten eines Motors während der Betriebspausen<br />

eine Maßnahme sein, um den Stromverbrauch gegenüber dem<br />

Durchlaufbetrieb zu reduzieren. Zur Minimierung von Leerlaufverlusten<br />

können elektrische Motoren automatisch abgeschaltet<br />

werden. Allerdings hat das direkte Einschalten von Elektromotoren<br />

einen bis zu 7-fach erhöhten Einschaltstrom gegenüber<br />

dem Nennstrom und ein bis zu 3-fach erhöhtes Drehmoment<br />

zur Folge. Durch das erhöhte Drehmoment kommt es zu einer<br />

schlagartigen mechanischen Belastung in der Maschine, die zur<br />

Verkürzung der Lebensdauer führt. Der hohe Einschaltstrom<br />

belastet die Netzversorgung und kann zu Spannungseinbrüchen<br />

führen. In modernen Antriebssystemen kann der Motor deshalb<br />

direkt bremsen und takten (An- und Abschalten). Für diese<br />

Anwendungen können Motoren mit stufenlos einstellbarer<br />

Drehzahl, wie z. B. Drehstrommotoren mit Frequenzumrichter,<br />

verwendet werden. Daneben kommen noch polumschaltbare<br />

Drehstrommotoren mit festen Drehzahlstufen zur Anwendung,<br />

die über konventionelle Schaltgeräte (Stern-Dreieck-Anlauf oder<br />

Sanftstarter) gesteuert werden. Durch polumschaltbare Motoren<br />

lassen sich Drehzahländerungen in zwei oder mehreren Stufen<br />

realisieren. Der erhöhte Anlaufstrom und die mechanische Belastung<br />

beim erneuten Anfahren des Motors können z. B. durch<br />

Stern-Dreieck-Anlauf, Sanftanlaufgeräte oder durch Frequenzumrichter<br />

verringert werden.<br />

Stern-Dreieck-Anlauf.<br />

Durch den Sternbetrieb eines Asynchronmotors verringern sich<br />

der Einschaltstrom sowie das Drehmoment auf circa 30 Prozent<br />

des Einschaltstroms des Dreieckbetriebes. Der Anlauf erfolgt<br />

durch Umschaltung der Ankerwicklungen. Dabei werden<br />

die Wicklungen in Sternschaltung an das Netz gelegt. Das in<br />

Sternschaltung erzeugte Drehmoment muss ausreichen, um<br />

die angetriebene Maschine etwa bis zur Nenndrehzahl zu beschleunigen.<br />

Zum Ein- und Umschalten werden Stern-Dreieck-<br />

Motorstarter mit einstellbarer Verzögerungszeit eingesetzt.<br />

Die Einstellung der Hochlauf- und Umschaltzeit erfolgt über<br />

ein Potenziometer. Mit Einschalten der Betriebsspannung zieht<br />

das Sternschaltglied unverzögert an und fällt nach Ablauf der<br />

eingestellten Verzögerungszeit zurück. Danach zieht das Dreieckschaltglied<br />

entsprechend der eingestellten Umschaltzeit an<br />

und fällt erst nach Abschalten der Betriebsspannung zurück.<br />

Wenn die Auslastung des Motors unter 1/3 der Nennleistung<br />

liegt, kann der Motor ggf. mit einer Sternschaltung betrieben<br />

werden. Wegen der Reduzierung des Anlaufstroms und somit<br />

des Anzugsmoments sind Motoren mit Stern-Dreieck-Anlauf für<br />

kleine oder erst mit der Drehzahl steigende Lastmomente (z. B.<br />

Ventilatoren oder Pumpen) geeignet. Der Stern-Dreieck-Anlauf<br />

wird aber auch dort eingesetzt, wo der Motor erst nach dem<br />

Hochlaufen belastet wird (z. B. bei Pressen oder Zentrifugen).<br />

Sanftanlaufgeräte.<br />

Für Antriebsaufgaben, in denen die Last nicht nach dem Hochlaufen<br />

des Motors zugeschaltet werden kann, bietet sich der<br />

Sanftanlauf an. Der Sanftstarter ermöglicht einen stoßfreien<br />

und kontinuierlichen Anstieg des Drehmoments und verringert<br />

durch eine Einschaltstrombegrenzung den Einschaltstrom des<br />

Motors. Der Sanftanlauf kann bei häufigem Takten des Motors<br />

zur Verringerung des Anlaufstroms und zu geringerem Verschleiß<br />

mechanischer Bauteile beitragen.<br />

Frequenzumrichter.<br />

Ein Frequenzumrichter ermöglicht bei Drehstrommotoren eine<br />

stufenlose Drehzahlregelung von null bis zur Nenndrehzahl,<br />

ohne dass das Drehmoment im Grundstellbereich sinkt. Der<br />

Grundstellbereich beschreibt die Nennfrequenz eines Motors,<br />

z. B. 50 Hz. In Antriebssystemen mit häufiger, starker Beschleunigung<br />

und häufigem Bremsen liegen im Einsatz eines Frequenzumrichters<br />

große Potenziale zur Energieeinsparung und<br />

Vermeidung von Verlusten. Ein Frequenzumrichter ermöglicht<br />

eine fast verlustfreie Drehzahl- und Drehmomentregelung.<br />

Frequenzumrichter steigern die Leistungsausbeute bei dynamischen<br />

Anwendungen. Mit speziellen Frequenzumrichtern<br />

kann die Bremsenergie elektrischer Maschinen wieder ins Netz<br />

zurückgespeist und somit der Stromverbrauch gesenkt werden.<br />

Es ist sinnvoll, Frequenzumrichter überall dort einzusetzen, wo<br />

Anwendungen mit variablen Lasten auftreten und eine bestimmte<br />

Mindestjahresbetriebsdauer erreicht wird. Drehzahlveränderliche<br />

Antriebe sollten nicht in Anlagen zur Anwendung kommen,<br />

die größtenteils bei voller Last laufen. Die Energieeinsparung<br />

durch den Einsatz von Frequenzumrichtern kann bei Teillastbetrieb,<br />

in Verbindung mit einer intelligenten Steuerung, 30 bis<br />

50 Prozent betragen. Die Investitionen in Frequenzumrichter<br />

erwirtschaften in der Regel sehr hohe Kapitalrenditen. Bei fachgerechter<br />

Anwendung kann diese Art der Drehzahlsteuerung zu<br />

besserer Prozesssteuerung, weniger Verschleiß mechanischer<br />

Bauteile, geringerem Geräuschpegel und erheblichen Energieeinsparungen<br />

durch Leistungsanpassung führen.<br />

Die Strom- und Kosteneinsparungen, die durch Einsatz eines<br />

Frequenzumrichters realisiert werden können, sind beispielhaft<br />

in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.<br />

16<br />

Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


Parameter<br />

Durchschn.<br />

Leistung<br />

Einheit<br />

Antrieb ohne<br />

Frequenzumrichter<br />

kW 55 39<br />

Betriebsstunden h/a 4.000 4.000<br />

Antrieb<br />

mit Frequenzumrichter<br />

netz zurückgespeist. Bei Anwendungen mit hohem Drehmoment,<br />

wie bei Hubantrieben, Wickelmaschinen, Förderanlagen,<br />

Prüfmaschinen oder Zentrifugen, kann eine Rückspeisung der<br />

Bremsenergie zu Stromeinsparungen führen. Eine Rückspeisung<br />

ermöglicht zudem den Einsatz kleinerer, kostengünstigerer Antriebssysteme,<br />

weil keine zusätzlichen Kühleinrichtungen zur Abführung<br />

der Abwärme der Bremswiderstände benötigt werden.<br />

Kalkulationszeitraum<br />

Stromverbrauch<br />

in 15 Jahren<br />

a 15 15<br />

MWh 3.300 2.340<br />

Strompreis €/kWh 0,14 0,14<br />

Investitionskosten € 11.000 17.800<br />

Wartungskosten<br />

in 15 Jahren<br />

Stromkosten<br />

in 15 Jahren<br />

Gesamtkosten<br />

in 15 Jahren<br />

€ 4.800 4.800<br />

€ 462.000 327.600<br />

€ 477.800 350.200<br />

Tab. 6: Beispielhafte Einsparungen durch den Einsatz eines Frequenzumrichters.<br />

Rückspeisefähige Frequenzumrichter.<br />

Elektrische Maschinen können sowohl im motorischen als auch<br />

im generatorischen Betrieb arbeiten. Im Generatorbetrieb wird<br />

die Bremsenergie als elektrische Energie im Zwischenkreis des<br />

Frequenzumrichters gespeichert und weiter in das Versorgungs-<br />

4.2 Überwachung.<br />

Damit die Energieeffizienz von Antriebssystemen auch langfristig<br />

auf hohem Niveau gehalten oder sogar noch weiter<br />

gesteigert werden kann, muss die Arbeits- und Funktionsweise<br />

des Motors in geeigneter Weise überwacht werden. Durch<br />

Sensoren und Messsysteme kann der Istzustand von Betriebsgrößen<br />

erfasst werden. Durch den Vergleich des Istzustands mit<br />

Systemkennzahlen können Wirkungsgradverluste, die zum Beispiel<br />

durch den Verschleiß von Bauteilen entstehen, frühzeitig<br />

erkannt werden. Systemkennzahlen ermöglichen es, Entwicklungen<br />

bzw. Änderungen an der Energieeffizienz des Antriebssystems<br />

schneller zu erkennen und entsprechende Handlungen<br />

abzuleiten. Für die Bildung der Systemkennzahlen werden z. B.<br />

die Kosten für Kapital, Wartung, Energie sowie die Laststunden<br />

dokumentiert und zu Kennzahlen zusammengeführt. Mögliche<br />

Kennzahlen sind z. B. die spezifischen Kosten eines Antriebs<br />

(€/Volllaststunde). Nach der Optimierung des Antriebssystems<br />

geben Systemkennzahlen und deren Entwicklung Aufschluss<br />

darüber, ob die umgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen<br />

erfolgreich waren und die festgelegten Ziele erreicht wurden.<br />

Besonders wirkungsvoll können solche Kennzahlen im Rahmen<br />

eines Energiemanagements erhoben und verwendet werden.<br />

5 Instandhaltung und Wartung.<br />

Instandhaltung und Wartung sind zwar keine direkten Energieeffizienzmaßnahmen,<br />

aber für einen störungsfreien Betrieb<br />

notwendig. Regelmäßige Wartung vermindert außerdem den<br />

Verschleiß von Motoren. Bei unzureichend gewarteten Motoren<br />

verschlechtert sich der Wirkungsgrad um bis zu zwei Prozent.<br />

Durch eine regelmäßige Schmierung und Feinabstimmung des<br />

Antriebssystems können zwischen 1 und 5 Prozent Energieeinsparungen<br />

erreicht werden.<br />

In der Praxis ist neben der operativen Instandhaltung meist die<br />

vorbeugende Instandhaltung mit festgelegten Zeitintervallen<br />

im Unternehmen etabliert. Aufgrund des regelmäßigen, vorzeitigen<br />

Austausches von Teilen vor der völligen Abnutzung erhöht<br />

sich die Zuverlässigkeit des Antriebssystems. Diese Form der Wartung<br />

ist aber für sich betrachtet kostenintensiver, da die Lebensdauer<br />

der Komponenten nicht vollständig ausgenutzt wird. Das<br />

Optimum stellt die zustandsabhängige Instandhaltung dar. Für<br />

diese Methode sind Informationen über den Abnutzungszustand<br />

der Anlagenteile notwendig. Auf dieser Basis kann die restliche<br />

Lebenszeit der Anlagenteile errechnet werden. Komponenten<br />

können somit rechtzeitig instand gesetzt werden. Die Instandsetzungstermine<br />

und der Instandsetzungsumfang sowie die<br />

erforderliche Perso nalkapazität können ebenfalls rechtzeitig geplant<br />

werden. Mit dieser Methode wird eine hohe Verfügbarkeit<br />

erreicht. Durch eine zentrale Erfassung und Berechnung kann<br />

die Instandhaltungsplanung übergreifend für alle wichtigen Anlagen<br />

sichergestellt werden.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

17


Systematisch Energiekosten senken.<br />

Möglichkeiten der Effizienzsteigerung und der Energieeinsparung<br />

an großen feuerungstechnischen Anlagen.<br />

6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />

<strong>Handbuch</strong> für betriebliches<br />

Energiemanagement.<br />

Energieberatung<br />

in Industrie und Gewerbe.<br />

Der Schlüssel zum Kostensenken.<br />

Energetische Modernisierung<br />

industrieller Wärmeversorgungssysteme.<br />

Publikationen (Auswahl).<br />

Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />

der Aufdeckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />

und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />

Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />

www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />

<strong>Handbuch</strong> für betriebliches Energiemanagement.<br />

Das 72 Seiten umfassende <strong>Handbuch</strong> zeigt, wie ein effektives<br />

Energiemanagement in Unternehmen eingeführt werden<br />

kann. Dabei werden alle relevanten Handlungsebenen im<br />

Unternehmen ausführlich angesprochen: von der Unternehmensleitung<br />

über den Energiemanager, der die Einführung<br />

eines betrieblichen Energiemanagements begleitet, bis zu<br />

den Betriebsebenen wie Controlling und Produktion. Das<br />

<strong>Handbuch</strong> greift auch Themen wie Energieberatung und<br />

Energie-Contracting auf und gibt Entscheidungshilfen zur<br />

Einbeziehung dieser Energiedienstleistungen. Komplementiert<br />

wird das Heft durch elf hilfreiche Checklisten.<br />

Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />

Auf 36 informativen Seiten zeigt diese kleine DIN-A5-Broschüre,<br />

was Unternehmen von einer guten Beratung erwarten<br />

können, wie sie in der Regel abläuft, wie Unternehmen<br />

einen guten Energieberater finden und worauf bei der Auswahl<br />

eines Beraters zu achten ist. Daneben informiert sie<br />

über finanzielle Fördermöglichkeiten für Unternehmen,<br />

die eine Energieberatung durchführen lassen möchten.<br />

<strong>Energieeffiziente</strong> Wärmeversorgungssysteme.<br />

Die Broschüre fasst auf 36 Seiten die wichtigsten Ansätze zur<br />

energetischen Optimierung von Wärmeversorgungssystemen<br />

zusammen und zeigt, wie alle Komponenten wirkungsvoll<br />

aufeinander abgestimmt und optimiert werden können.<br />

Sie liefert außerdem kurze Projektbeschreibungen aus Unternehmen,<br />

die ihre Wärmeversorgung bereits erfolgreich modernisiert<br />

haben.<br />

Internetangebote (Auswahl).<br />

Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />

und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />

in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />

auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />

In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />

Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />

Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />

Förderungen bereit.<br />

Marktplatz <strong>Energieeffiziente</strong> Produkte.<br />

Die Online-Plattform bringt Anbieter und Nachfrager energieeffizienter<br />

Produkte zusammen und unterstützt somit die<br />

Entwicklung des Marktes für Energieeffizienz. Der Marktplatz<br />

umfasst derzeit für Unternehmen die Produktgruppen<br />

Beleuchtung, Pumpen, Elektromotoren und Ventilatoren.<br />

www.energieeffizienz-online.info<br />

Webspecial Energiemanagement.<br />

Das interaktive Webspecial zeigt anhand eines beispielhaften<br />

Unternehmens die wesentlichen Schritte im Energiemanage -<br />

ment. Es ist speziell auf die beteiligten Personengruppen –<br />

Geschäfts führung, Controlling, Produktionsebene, Energiemanager<br />

und Energieberater – zugeschnitten.<br />

www.webspecial-energiemanagement.de<br />

Referenzprojekte-Datenbank.<br />

Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />

aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />

Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />

hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />

gute Über tragbarkeit aus.<br />

www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />

Informationsplattform zur europäischen Top-Runner-<br />

Strategie.<br />

Die Plattform bietet Stakeholdern Hintergrundinforma tionen<br />

zur Umsetzung der europäischen Top-Runner-Strategie<br />

(Ökodesign-Richt linie, EU-Energielabel, EU-ENERGY STAR),<br />

d. h. der europäischen Regelung rund um die Energieeffizienz<br />

von Produkten.<br />

www.top-runner.info<br />

18<br />

Ratgeber Motoren und Antriebssysteme.


Die Initiative EnergieEffizienz.<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />

Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />

und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />

der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />

und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />

von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />

gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />

für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />

anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />

Internettools zur Bewertung der Energieeffizienzpotenziale<br />

im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />

der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />

für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />

Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />

zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />

geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />

Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />

der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />

KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />

die DZ BANK AG.<br />

www.dena.de<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />

wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Impressum.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />

Chausseestraße 128 a<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />

Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />

E-Mail: info@dena.de<br />

www.dena.de<br />

Redaktion.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Carsten Grohne, Dietmar Gründig, Peer Schütte<br />

Layout.<br />

BBS Werbeagentur GmbH<br />

Druck.<br />

Druckhaus Rihn GmbH<br />

Stand.<br />

12/2013<br />

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />

Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

19


Art.-Nr. 1428<br />

Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />

in Industrie und Gewerbe:<br />

kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Eine Initiative von:<br />

Gefördert durch:


Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


2<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


Inhalt.<br />

1 Einführung in das Thema. ....................................................................................................................................................................................... 4<br />

1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale in Industrie und Gewerbe. .................................................................................... 4<br />

1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete von Pumpen und Pumpensystemen. ............................................................................. 4<br />

2 Ansätze zur energetischen Optimierung von Pumpen und Pumpensystemen. ....................................................................... 5<br />

2.1 Erfassung des Istzustands. ........................................................................................................................................................................................... 5<br />

2.2 Ermittlung des Bedarfs. ................................................................................................................................................................................................ 6<br />

2.3 Bewertung der Energieeffizienz. .............................................................................................................................................................................. 7<br />

3 <strong>Energieeffiziente</strong> Pumpen und Pumpensysteme. ..................................................................................................................................... 8<br />

3.1 Pumpen. ............................................................................................................................................................................................................................. 8<br />

3.1.1 Energieeffizienzanforderungen an Pumpen. ...................................................................................................................................................... 9<br />

3.1.2 Wirkungsgrad einer Pumpe. ...................................................................................................................................................................................... 10<br />

3.1.3 Auswahl einer geeigneten Pumpe. .......................................................................................................................................................................... 11<br />

3.2 Rohrleitungssysteme. ................................................................................................................................................................................................... 13<br />

3.2.1 Rohrleitungsplanung. .................................................................................................................................................................................................. 13<br />

3.2.2 Rohrreibungsdiagramme und Rauigkeit. ............................................................................................................................................................ 13<br />

3.2.3 Einbau der Pumpe und Gestaltung des Pumpenzulaufs. ............................................................................................................................... 14<br />

3.3 Pumpensysteme. ............................................................................................................................................................................................................. 15<br />

4 Steuerung, Regelung und Überwachung. .................................................................................................................................................... 17<br />

4.1 Ordnungsgemäße Betriebsweise. ............................................................................................................................................................................. 17<br />

4.2 Steuerung und Regelung von Pumpen. ................................................................................................................................................................. 19<br />

4.3 Steuerung und Regelung von Pumpensystemen. .............................................................................................................................................. 20<br />

4.4 Überwachung. ................................................................................................................................................................................................................. 21<br />

5 Instandhaltung und Wartung. ............................................................................................................................................................................ 23<br />

6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ................................................................................................................................... 25<br />

Impressum. ................................................................................................................................................................................................................ 26<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

3


1 Einführung in das Thema.<br />

1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienzpotenziale<br />

in Industrie und Gewerbe.<br />

Beinahe die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland –<br />

etwa 1.100 TWh pro Jahr – entfällt auf die Sektoren Industrie<br />

und Gewerbe. Die zuletzt gestiegenen Energiepreise werden<br />

dabei für immer mehr Unternehmen zu einem spürbaren Kostenfaktor.<br />

<strong>Querschnittstechnologien</strong> – wie Pumpensysteme – bieten<br />

branchenübergreifend noch große Energie- und Kosteneinsparpotenziale.<br />

Mit jährlich rund 23 TWh haben Pumpen einen Anteil<br />

von ca. 11 Prozent am industriellen Stromverbrauch 1 . Wie zahlreiche<br />

Beispiele aus der Praxis zeigen, sind Investitionen in die<br />

energieeffiziente Auslegung und Sanierung von Pumpen und<br />

Pumpensystemen in der Regel sehr rentabel.<br />

Der größte Kostenfaktor bei Pumpensystemen wird durch den<br />

Energieverbrauch, der zum Betrieb benötigt wird, verursacht.<br />

Der vorliegende Ratgeber zeigt, wie die Betriebsführung von<br />

Pumpensystemen optimiert und der Energieverbrauch damit<br />

deutlich gesenkt werden kann. Beim Energieverbrauch gilt:<br />

Der Verbraucher bestimmt die Kosten. Daher empfiehlt es sich,<br />

in einem ersten Schritt zunächst die Förderaufgabe im Hinblick<br />

auf die Parameter Förderhöhe, Volumenstrom sowie Druck und<br />

Temperatur zu untersuchen und zu bewerten. Im Anschluss<br />

können die Systemkomponenten – Rohrleitungen, Armaturen<br />

und Einbauten (Wärmeübertrager und Filter) sowie Antriebe<br />

(Pumpen und Motoren) – optimal auf den tatsächlichen Verbrauch<br />

und die Förderaufgabe eingestellt und so das System<br />

als Ganzes optimiert werden.<br />

1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete<br />

von Pumpen und Pumpensystemen.<br />

Pumpen.<br />

Pumpen sind Strömungsmaschinen, die mechanische Antriebsenergie<br />

(z. B. Drehbewegung) in Bewegungsenergie eines<br />

flüssigen und inkompressiblen Mediums umwandeln. Diese<br />

Bewegung kann einerseits in geschlossenen Systemen erfolgen,<br />

z. B. in Heizungs- und Klimaanlagen, in denen der Energietransport<br />

im Fokus steht, und andererseits in offenen Systemen, z. B.<br />

bei der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, in denen<br />

der Materialtransport die geforderte Funktion ist.<br />

Pumpen setzen sich aus einer Antriebseinheit (Motor), einer Kraftübertragungseinheit<br />

(Achse bzw. Getriebe) und der Förder einheit<br />

(bei Kreiselpumpen das Laufrad, bei Verdrängerpumpen<br />

der Kolben) zusammen.<br />

Pumpensystem.<br />

Ein Pumpensystem, in dem das Fördermedium von einem Ort zum<br />

anderen transportiert, in einem Kreislauf umgewälzt oder auf<br />

einen bestimmten Druck gebracht werden muss, besteht aus<br />

mehreren Komponenten. Dazu zählen zum Beispiel Behälter,<br />

Rohrleitungen, Armaturen, Messgeräte, Einbauten (Wärmeübertrager,<br />

Filter) und zu guter Letzt die Pumpe mit ihrem Antrieb<br />

(Motor) als Herz der Anlage. Die Behälter dienen dabei als<br />

Zwischenspeicher für das Fördergut, Rohrleitungen dienen<br />

dem Transport, Armaturen und Messgeräte der Prozesskontrolle<br />

und -steuerung, die Einbauten und Apparate der Behandlung<br />

des Förderguts und die Pumpe bringt die notwendige Energie<br />

in das System ein, damit das Fördergut fließt. Alle diese Komponenten<br />

haben Auswirkungen auf den Energieverbrauch des<br />

Pumpensystems und werden daher in diesem Ratgeber betrachtet.<br />

Einsatzgebiete von Pumpen und Pumpensystemen.<br />

Die Einsatzgebiete von Pumpen- und Pumpensystemen sind vielfältig.<br />

In nahezu allen Gebäuden, sowohl Wohn-, Büro- als auch<br />

Betriebsgebäuden, gibt es Pumpen für die unterschiedlichsten<br />

Anwendungen. Zu den bekanntesten und am weitesten<br />

verbreiteten Pumpen zählen die Heizungspumpen.<br />

Bei einer Heizungspumpe handelt es sich um eine Umwälzpumpe,<br />

die in einem geschlossenen System dazu dient, das Heizungswarmwasser<br />

von der Wärmequelle, z. B. einer Fernwärmeübergabestation<br />

oder einem Heizkessel, zu den entsprechenden Wärmeübertragern,<br />

z. B. Heizkörper oder Lufterhitzer, zu fördern. An den<br />

Wärmeübertragern wird die enthaltene Wärmeenergie an die<br />

Umgebung abgegeben und das abgekühlte Heizungswasser zurück<br />

zur Wärmequelle geführt, wo der Kreislauf erneut beginnt.<br />

Neben den allgemein bekannten Heizungspumpen gibt es eine<br />

Vielzahl an Umwälzpumpen, die in geschlossenen Systemen<br />

eingesetzt werden. Dazu zählen zum Beispiel Pumpen für die<br />

Bereitstellung von Prozesswärme und -kälte sowie für die Klimatisierung<br />

mit Kaltwassersätzen. Zusammengefasst kommen sie<br />

dort zum Einsatz, wo ein Energieaustausch mittels eines Fluids<br />

stattfinden soll.<br />

Wasserpumpen zählen ebenfalls zu den bekannteren Pumpenarten.<br />

Sie können in die Kategorie der Förderpumpen eingeordnet<br />

werden, die in einem offenen System dafür Sorge tragen,<br />

dass Wasser an einem Ort in das System eingespeist wird, z. B.<br />

einem Brunnen oder Wasserspeicher, und an einen anderen Ort,<br />

z. B. Behälter oder Becken, transportiert und aus dem System<br />

ausgespeist wird.<br />

Wie auch bei den Umwälzpumpen sind die Einsatzgebiete von<br />

Förderpumpen vielfältig. So kommen diese neben der Wasserversorgung<br />

und -entsorgung auch für die Speisung von Staubecken<br />

in Wasserkraftwerken, für die Erdölförderung aus<br />

Lagerstätten und den Erdöltransport in Pipelines oder für die<br />

Flaschenfüllung in der Getränkeindustrie zum Einsatz. Vereinfacht<br />

gesagt, kommen sie in allen Bereichen zum Einsatz, in<br />

denen Fluide bewegt und transportiert werden müssen.<br />

1<br />

Fraunhofer ISI, Anwendungsbilanz Industrie 2011 (Tabelle 7).<br />

4<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


Anwendung<br />

Behälter<br />

Ventil<br />

Förderstrom ( )<br />

Regelung<br />

und Steuerung<br />

Pumpe<br />

Kupplung<br />

Motor<br />

Stromnetz<br />

Abb. 1: Pumpensystem.<br />

2 Ansätze zur energetischen Optimierung von<br />

Pumpen und Pumpensystemen.<br />

Energieeffizienzpotenziale bestehen in nahezu jedem Pumpensystem.<br />

Zum einen gibt es durch den technischen Fortschritt und<br />

das zunehmende Energiepreisbewusstsein inzwischen viele<br />

neue, effizientere Anlagenkomponenten mit höheren Wirkungsgraden.<br />

Zum anderen büßt die Energieeffizienz von Pumpen,<br />

Motoren und Rohrleitungskomponenten durch Alterung ein.<br />

Pumpen können bei schlechter Wartung bis zu 15 Prozent an<br />

Wirkungsgrad verlieren. In Rohrleitungen nimmt der Leitungswiderstand<br />

durch Korrosion und Ablagerungen zu und Armaturen<br />

werden undicht, was zu Druckverlusten im System führen<br />

kann. Hinzu kommt, dass der Komponentenaustausch oder die<br />

Komponentenerweiterung oft Ineffizienzen mit sich bringt,<br />

wenn eine Neuberechnung zur Anlagen- und Komponentenauslegung<br />

ausbleibt.<br />

Die richtige Abstimmung der Komponenten aufeinander ist<br />

das Schlüsselelement für geringere Gesamtkosten. Bei Verbesserungen<br />

oder Anpassungen im Pumpensystem sollte deshalb<br />

der Fokus nicht auf Einzelkomponenten liegen. Vielmehr ist es<br />

sinnvoll, zu prüfen, wie die Optimierung des Gesamtsystems<br />

erfolgreich und wirtschaftlich umgesetzt werden kann.<br />

2.1 Erfassung des Istzustands.<br />

Eine gute Kenntnis der Bestandsanlagen ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für die energetische Optimierung. Neben der rein<br />

äußerlichen Begutachtung aller Komponenten eines Pumpensystems<br />

empfiehlt es sich, zunächst gezielte Messungen des<br />

Energieverbrauchs der Pumpe bei typischen Betriebszuständen<br />

vorzunehmen. Der optische Eindruck, die Auswertung von<br />

Instandhaltungsberichten und die gemessenen Energieverbräuche<br />

erlauben erste Rückschlüsse auf besonders verschleißanfällige<br />

und energieintensive Komponenten.<br />

Soweit es möglich ist, sollten an der laufenden Anlage die zentralen<br />

hydraulischen Daten aufgenommen werden. Möglicherweise<br />

muss dafür ein Testbetrieb mit Wasser gefahren werden,<br />

bei dem der Druckverlust über die Rohrleitung bei verschiedenen<br />

Förderströmen und der Förderstrom der Pumpe bei variablem<br />

Gegendruck gemessen werden kann. Wenn die apparativen<br />

Möglichkeiten dazu vorhanden sind, sollte auch die Leistungsaufnahme<br />

des Motors in den verschiedenen Betriebspunkten<br />

aufgenommen werden. Innerhalb der Rohrleitung sollte der<br />

Druckabfall über Einbauten, wie zum Beispiel Wärmeübertrager,<br />

Filter oder Blenden, gemessen werden, und bei verzweigten<br />

Rohrleitungssystemen sollten die Volumenströme in den verschiedenen<br />

Strängen gemessen werden.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

5


Anhand der gesammelten Daten können Schwachstellen und<br />

Potenziale für Energieeffizienzsteigerungen identifiziert werden.<br />

Verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten sollten auch im<br />

Hinblick auf ihre Auswirkung auf die Lebenszykluskosten untersucht<br />

werden. Dabei ist es zunächst nicht notwendig, einen<br />

genauen Zahlenwert für die Lebenszykluskosten der gesamten<br />

Anlage zu berechnen. Es reicht aus, sich darüber klar zu werden,<br />

welche Faktoren die Kosten der Anlage direkt oder indirekt<br />

beeinflussen und wo Folgekosten entstehen können.<br />

2.2 Ermittlung des Bedarfs.<br />

Der Energiebedarf von Pumpensystemen hängt in erster Linie von<br />

der zu bewältigenden Förderaufgabe ab. Diese resultiert aus der<br />

Förderhöhe und dem Volumenstrom. Jedoch sind hierbei auch<br />

die Randbedingungen, z. B. die Art des zu fördernden Mediums<br />

oder dessen Druck und seine Temperatur, für den Energiebedarf<br />

von Bedeutung. Für eine gegebene Förderaufgabe muss nicht<br />

nur die theoretische (aus Förderstrom und statischer Höhe zu<br />

errechnende) Leistung aufgebracht werden, es entstehen darüber<br />

hinaus an vielen Stellen im System auch Energieverluste, die den<br />

tatsächlichen Energiebedarf erhöhen.<br />

Die Frage, welche Kosten ein Pumpensystem über seine Lebensdauer<br />

verursacht, hängt ganz wesentlich von einer anforderungsgerechten<br />

technischen Auslegung ab. Am Anfang steht die Festlegung<br />

des technischen Prozesses. Aus diesem leitet sich ein Bedarf<br />

an verfahrenstechnischen Apparaten und Behältern ab. Aus den<br />

vorgegebenen Parametern Förderhöhe (H) und Förderstrom (Q)<br />

der jeweiligen Systemkomponenten und deren räumlicher Aufstellung<br />

ergibt sich eine Förderaufgabe, die in verschiedenen<br />

Varianten umgesetzt werden kann. Zusätzlich sind Rohrleitungsdurchmesser<br />

und eine Regelstrategie festzulegen, die beide einen<br />

wesentlichen Einfluss auf den Leistungsbedarf und die geeignete<br />

Bauform der Pumpe haben.<br />

Förderhöhe.<br />

Die theoretische Förderhöhe einer Pumpe gibt an, welche Höhendifferenz<br />

bei der Förderung eines Fluids bei einem bestimmten<br />

Druck überwunden werden kann. Die Förderhöhe einer Pumpe<br />

wird maßgeblich durch die beiden Parameter Druck (p) und Dichte<br />

(ρ) bestimmt und berechnet sich wie folgt:<br />

H = p/ρ*g<br />

wobei:<br />

H = Förderhöhe [m]<br />

p = Druck [Pa = N/m 2 ]<br />

ρ = Dichte der Flüssigkeit [kg/m 3 ]<br />

g = Fallbeschleunigung [9,81 m/s 2 ]<br />

Die verfahrensbedingte Förderhöhe, die das Pumpensystem<br />

erbringen muss, ergibt sich hingegen aus der Differenz der Drücke<br />

und Geschwindigkeiten am Pumpenein- und -austritt sowie<br />

der geodätischen Höhen am Ein- und Austritt des Anlagenabschnitts<br />

und berechnet sich wie folgt:<br />

H = (p aus - p ein )/ρ * g + (v aus -v ein )/2 * g + (z aus -z ein )<br />

Wobei: v = Strömungsgeschwindigkeit [m/s] und z = geodätische Höhe [m]<br />

6<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


Welche dieser Einflussgrößen für die Auswahl der Pumpe am<br />

wichtigsten ist, hängt ganz von der Aufgabe des Pumpensystems<br />

ab. Soll beispielsweise ein unter Druck stehender Dampfkessel<br />

gespeist werden, ist der erste Term der Formel entscheidend,<br />

da der Differenzdruck zwischen Kessel und Umgebung den<br />

größten Einfluss auf die Förderhöhe hat. Bei einer Feuerwehrpumpe,<br />

die aus einem großen, offenen Tank ansaugt und am<br />

Ende des Schlauchs einen möglichst langen Strahl erzeugen<br />

soll, ist der mittlere Term entscheidend. Für Pumpen, die ein<br />

hochgelegenes Wasserreservoir befüllen sollen, ist der letzte<br />

Term entscheidend, da hier die Höhendifferenz zwischen dem<br />

Flüssigkeitsspiegel auf der Druck- und Saugseite der Pumpe den<br />

größten Einfluss hat.<br />

zu. Sie steigen in etwa in vierter Potenz mit dem Kehrwert des<br />

Durchmessers, was bei einer Halbierung des Durchmessers<br />

einer Zunahme der Energieverluste um das 16-Fache entspricht.<br />

2.3 Bewertung der Energieeffizienz.<br />

Die Energieeffizienz eines Pumpensystems resultiert aus den<br />

Wirkungsgraden jeder eingebundenen Einzelkomponente.<br />

Verschmutzungen und Ablagerungen im Rohrleitungssystem<br />

behindern den Fluss des Fördermediums, Verschleißerscheinungen<br />

an Armaturen oder Undichtigkeiten führen zu Druckverlusten<br />

im System und eine nicht korrekt nach der Förderaufgabe<br />

ausgelegte Pumpe führt zu erhöhtem Stromverbrauch.<br />

V ein<br />

Z aus<br />

∆H<br />

P ein<br />

Z ein<br />

P aus<br />

Abb. 2: Einflussgrößen in einem Pumpensystem.<br />

V aus<br />

Förderstrom und Leistungsbedarf.<br />

Der zweite Aspekt der Förderaufgabe ist der Förderstrom, der<br />

meistens in Kubikmetern pro Stunde angegeben wird. Die<br />

hydraulische Leistung, die der betrachtete Anlagenabschnitt<br />

erbringen muss, ergibt sich aus dem Produkt von Förderhöhe,<br />

Förderstrom, Dichte und Fallbeschleunigung. Rechnet man mit<br />

den Einheiten für Fallbeschleunigung g (m/s 2 ), Dichte ρ (kg/l),<br />

Förderstrom Q (m 3 /s) und Förderhöhe H (m), so ergibt sich die<br />

hydraulische Leistung P in kW (kg*m 2 /s 3 ):<br />

Wird die Auslegung eines Pumpensystems von Fachleuten unter<br />

Berücksichtigung der oben beschriebenen Grundsätze der Bedarfsermittlung<br />

korrekt durchgeführt und erfolgt die anschließende<br />

Umsetzung entsprechend, kann von einem bedarfsoptimierten<br />

System ausgegangen werden. Jeder zusätzliche Eingriff<br />

in dieses System, z. B. im Rahmen von Veränderungen in Produktionsprozessen,<br />

erfordert eine neue Betrachtung der sich<br />

ergebenen Förderaufgabe. Unter anderem ist dabei die Auslegung<br />

der installierten Pumpe zu überprüfen, wenn mit den<br />

Veränderungen der Förderaufgabe beispielsweise ein veränderter<br />

Volumenstrom verbunden ist. Dies wirkt sich auf die Betriebsweise<br />

der Pumpe aus. Eine nicht in ihrem Nenndrehzahlbereich<br />

laufende Pumpe ist eine Ursache für deutlich höhere Energiekosten.<br />

Zur Bewertung der aktuellen Energieeffizienz eines Pumpensystems<br />

müssen daher alle energierelevanten Komponenten – am<br />

besten von Fachpersonal – begutachtet und der energetische<br />

Zustand eingeschätzt werden. Geschulte Personen können den<br />

Vergleich der Istsituation mit der ursprünglichen Auslegung<br />

vornehmen und die historisch bedingten Abweichungen unter<br />

energetischen Aspekten interpretieren. Als Kenngröße zur Bewertung<br />

der Energieeffizienz von Pumpen bietet sich der Förderstrom<br />

je aufgewandter Energieverbrauchseinheit an (z. B. m 3 / kWh).<br />

Im Vergleich zum Ausgangszustand nach Inbetriebnahme einer<br />

Pumpe können so Veränderungen in der Leistungsfähigkeit<br />

der Pumpe eindeutig dokumentiert werden.<br />

ρ * g * Q * H = P hydr.<br />

Die im realen Pumpensystem tatsächlich benötigte Leistung ist<br />

immer größer als die theoretische hydraulische Leistung, da an<br />

verschiedenen Stellen im System Energieverluste auftreten. So<br />

erzeugt die Strömung in der Rohrleitung Reibungsverluste.<br />

Diese sind umso größer, je höher die Strömungsgeschwindigkeit<br />

ist. Wählt man für einen gegebenen Förderstrom einen<br />

kleineren Rohrleitungsdurchmesser, nehmen die Strömungsgeschwindigkeit<br />

und damit auch die Energieverluste erheblich<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

7


3 <strong>Energieeffiziente</strong> Pumpen und<br />

Pumpensysteme.<br />

Pumpensysteme werden eingesetzt, um im Rahmen von Prozessen<br />

bestimmte Förderaufgaben zu erfüllen. Ein weit verbreitetes und<br />

klassisches Beispiel für Pumpensysteme sind Heizungssysteme.<br />

Energie erhält ein solches System durch die Pumpe, als zentrales<br />

Antriebselement. Pumpensysteme bestehen darüber hinaus aus<br />

weiteren unterschiedlichen Komponenten, allen voran das Rohrleitungssystem<br />

mit Ventilen und Armaturen. Außerdem kommen<br />

Behälter, Messgeräte und andere Einbauten und Apparate hinzu,<br />

abhängig vom Betriebszweck und der Komplexität eines<br />

Pumpensystems.<br />

Wie in der Einführung schon angedeutet, bergen Pumpen und<br />

Pumpensysteme große Energieeffizienzpotenziale. Dieses Kapitel<br />

soll einen Überblick über die Möglichkeiten zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz von Pumpen und Pumpensystemen geben.<br />

Zunächst werden die wesentlichen Technologie- sowie ihre<br />

Energieeffizienzanforderungen und -potenziale genauer dargestellt<br />

und Ansätze vorgestellt, die zur Senkung der Betriebskosten<br />

von Pumpensystemen führen.<br />

3.1 Pumpen.<br />

Die Pumpe inklusive des sie antreibenden Motors ist das Herzstück<br />

eines Pumpensystems. Für die weitere Betrachtung ist es<br />

wichtig, zwischen der Pumpe als Produkt, bestehend aus unterschiedlichen<br />

Elementen, und der Pumpe als zentrale Komponente<br />

in einem kompletten Pumpensystem zu unterscheiden.<br />

Für sich betrachtet, besteht eine Pumpe im Wesentlichen aus<br />

einer Antriebseinheit – dem Motor –, einer Übertragungseinheit –<br />

der Antriebswelle oder einem Getriebe – und dem Förderelement –<br />

dem Laufrad bei einer Kreiselpumpe bzw. dem Kolben bei einer<br />

Verdrängerpumpe. In der folgenden Abbildung 3 sind die Bestandteile<br />

einer Pumpe als Einzelkomponenten in einem Pumpensystem<br />

noch einmal dargestellt.<br />

Zur Erfüllung einer Förderaufgabe steht dem Anwender eine<br />

Vielzahl von Pumpentypen zur Verfügung. Sie lassen sich im<br />

Wesentlichen in zwei Hauptklassen – die Verdrängerpumpen<br />

und die Strömungsmaschinen (in erster Linie Kreiselpumpen) –<br />

unterteilen. Bei Verdrängerpumpen wird die Flüssigkeit z. B.<br />

durch einen Kolben, ein Zahnrad oder eine Membran in die<br />

Druckleitung geschoben. Verdrängerpumpen bauen in der<br />

Regel keinen stetigen Druck auf, sondern haben einen oszillierenden<br />

Druckverlauf. Strömungsmaschinen hingegen erzeugen<br />

die Druckdifferenz durch Umlenkung und Beschleunigung der<br />

Flüssigkeit, z. B. durch die Fliehkraft in einem sich drehenden<br />

Laufrad. Sie haben einen kontinuierlichen Förderstrom und<br />

einen stetigen Förderdruck.<br />

Diverse Komponenten können Bestandteile eines Pumpensystems sein.<br />

Energiezufuhr<br />

(elektrische Energie)<br />

Nutzenergie<br />

(Medienströmung)<br />

Bestandteile einer Pumpe<br />

M<br />

Frequenzumrichter<br />

Elektromotor<br />

Getriebe<br />

Pumpe<br />

Drossel<br />

Rohrsystem<br />

Abb. 3: Bestandteile von Pumpensystemen.<br />

8<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


Verdrängerpumpe<br />

Kreiselpumpe<br />

Verordnung<br />

641/2009/EG<br />

Mindestanforderung Verpflichtend ab<br />

Externe Nassläufer-<br />

Umwälzpumpen<br />

Effizienzindex max. 0,27 1. Januar 2013<br />

Effizienzindex max. 0,23 1. August 2015<br />

In Produkte integrierte<br />

Nassläufer-Umwälzpumpen<br />

Effizienzindex max. 0,23 1. August 2015<br />

Tab. 1: Mindestanforderungen an Nassläufer-Umwälzpumpen gemäß Verordnung<br />

Nr. 641/2009/EG.<br />

Abb. 4: Pumpentypen.<br />

Die meisten Förderaufgaben lassen sich mit Kreiselpumpen<br />

kostengünstiger bewerkstelligen als mit Verdrängerpumpen.<br />

In einigen Sonderfällen sind Kreiselpumpen jedoch nicht geeignet,<br />

z. B. beim Ansaugen aus starkem Unterdruck, Überwinden<br />

sehr großer Förderhöhen bei gleichzeitig geringen Förderströmen<br />

oder bei bestimmten Fördergütern. In solchen Fällen kann aus<br />

einem umfangreichen Angebot verschiedener Bauarten von<br />

Verdrängerpumpen der passende Typ gewählt werden. Aber<br />

auch innerhalb der Kreiselpumpen-Familie gibt es große<br />

Unterschiede, die z. B. durch die Form des Laufrads, die Anzahl<br />

der Laufräder (einstufig, mehrstufig) oder durch die Art der<br />

Anströmung (axial, radial) bestimmt werden.<br />

3.1.1 Energieeffizienzanforderungen an Pumpen.<br />

Die Europäische Kommission hat auf Basis der EU-Ökodesign-<br />

Richtlinie zwei Verordnungen zur Festlegung von Anforderungen<br />

an die umweltgerechte Gestaltung von Nassläufer-Umwälzpumpen<br />

und Wasserpumpen erlassen, um den Energieverbrauch<br />

von Pumpen europaweit zu reduzieren.<br />

Verordnung Nr. 641/2009/EG – Nassläufer-Umwälzpumpen.<br />

Am 22. Juli 2009 trat die EU-Verordnung zur Festlegung von Anforderungen<br />

an die umweltgerechte Gestaltung von Nassläufer-<br />

Umwälzpumpen in Kraft. Diese Verordnung gilt für Umwälzpumpen<br />

mit einer hydraulischen Nennleistung bis 2.500 Watt<br />

und schreibt vor, dass neue Umwälzpumpen seit dem 1. Januar<br />

2013 europaweit ein Mindestmaß an Energieeffizienz erfüllen<br />

müssen. Die Anforderungen, ausgedrückt in einem Energieeffizienzindex,<br />

werden zum 1. August 2015 weiter verschärft.<br />

Der geforderte Energieeffizienzindex (EEI) einer Pumpe berechnet<br />

sich aus dem Verhältnis der gewichteten, mittleren Leistungsaufnahme<br />

zur Bezugsleistung. Die Bezugsleistung ergibt sich<br />

wiederum aus dem Verhältnis von hydraulischer zu elektrischer<br />

Leistung der Pumpe.<br />

Verordnung Nr. 547/2012/EU – Wasserpumpen.<br />

Drei Jahre später hat die Europäische Kommission auch eine Verordnung<br />

mit Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung<br />

von Wasserpumpen in Kraft gesetzt. Diese Verordnung gilt für<br />

Kreiselpumpen zum Pumpen von sauberem Wasser bei Temperaturen<br />

von – 10 °C bis 120 °C. Diese Pumpen müssen seit dem 1. Januar<br />

2013 ebenfalls ein Mindestmaß an Energieeffizienz erfüllen.<br />

Verordnung<br />

547/2012/EU<br />

Wasserpumpen<br />

Mindestanforderung<br />

Mindesteffizienzindex<br />

0,1<br />

Mindesteffizienzindex<br />

0,4<br />

Verpflichtend ab<br />

1. Januar 2013<br />

1. Januar 2015<br />

Tab. 2: Mindestanforderungen an Wasserpumpen gemäß Verordnung Nr. 547/2012/EU.<br />

Der Mindesteffizienzindex (MEI) beschreibt einen Mindestwirkungsgrad,<br />

der sich aus den zurzeit am Markt verfügbaren<br />

Pumpen berechnet. Die seit Januar 2013 gültige Mindestanforderung<br />

von MEI 0,1 bedeutet, dass die 10 Prozent der Pumpen<br />

mit dem niedrigsten Wirkungsgrad (bezogen auf den Zeitpunkt<br />

des Inkrafttretens der Verordnung – Juli 2012) nicht mehr auf<br />

den Markt gebracht werden dürfen. Ab 1. Januar 2015 werden<br />

diese Anforderungen verschärft, so dass 40 Prozent der Pumpen<br />

mit dem schlechtesten Wirkungsgrad (Stand Juli 2012) nicht<br />

mehr auf den Markt gebracht werden dürfen.<br />

Der Benchmark zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verordnung<br />

für die beste, auf dem Markt verfügbare Technologie lag<br />

bereits bei einem Mindesteffizienzindex von 0,7. Es kann davon<br />

ausgegangen werden, dass sich dieser Benchmark weiter verbessern<br />

wird, weshalb die Verordnung spätestens nach 4 Jahren,<br />

d. h. 2016, einer Revision unterzogen wird.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

9


Die möglichen Energieeinsparpotenziale, die sich aus den Anforderungen<br />

der Richtlinie 547/2012/EU ergeben, sollen an folgendem<br />

Beispiel verdeutlicht werden.<br />

Beispiel:<br />

Energiekosteneinsparungen durch den Austausch einer 20<br />

Jahre alten Wasserpumpe mit einem Wirkungsgrad schlechter<br />

als MEI 0,1 gegenüber einer modernen, hocheffizienten Pumpe<br />

der Effizienzklasse MEI 0,7 (Annahmen für Rahmendaten).<br />

Förderstrom 250 m 3 /h.<br />

Förderhöhe 50 m.<br />

Leistung (hydraulisch) 17 kW.<br />

Wirkungsgrad Pumpe alt: 70 %.<br />

Wirkungsgrad Pumpe neu: 84 %.<br />

Betriebsstunden 6.000/Jahr.<br />

Strompreis 14 Cent/kWh.<br />

Euro in Tsd.<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Pumpe alt<br />

Pumpe neu<br />

Der wohl wichtigste Einfluss des Pumpenantriebs besteht in der<br />

Vorgabe der Pumpendrehzahl und damit der Lage des Betriebspunkts.<br />

Zusätzlich beeinflusst die Last, also die Kraft, welche<br />

die Pumpe der Motorwelle aufprägt, den Motorwirkungsgrad.<br />

Entsprechend ist dieser damit nicht nur von den Fördermengen<br />

abhängig, sondern auch von der Frage, wie Teillastanforderungen<br />

regelungs- und anlagentechnisch umgesetzt werden.<br />

Im folgenden Pumpendiagramm (Abbildung 6) wird deutlich,<br />

welchen Einfluss z. B. eine Änderung der Förderhöhe auf den<br />

Wirkungsgrad und die Bestpunktverlagerung hat.<br />

Förderhöhe H<br />

abnehmender<br />

Laufraddurchmesser<br />

Abb. 6: Pumpendiagramm.<br />

abnehmender Wirkungsgrad<br />

Förderstrom Q<br />

Bestpunkt<br />

abnehmender<br />

Wirkungsgrad<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Jahre<br />

Abb. 5: Vergleich der Energiekosten einer alten und einer neuen Pumpe über 10 Jahre.<br />

Über eine Nutzungsdauer von 10 Jahren ergeben sich kumulierte<br />

Energieeinsparungen in Höhe von etwa 243.000 kWh und<br />

Stromkosteneinsparungen in Höhe von etwa 34.000 Euro. Bei<br />

einmaligen Investitionskosten in Höhe von rund 10.000 Euro für<br />

die neue Pumpe ergibt sich eine Kapitalrendite von 33 Prozent.<br />

Verluste bei der Kraftübertragung.<br />

Nur wenn die Drehzahl des Motors 1:1 auf die Pumpe übertragen<br />

werden soll und das Pumpensystem auch ohne weitere<br />

Anfahrhilfen direkt am Stromnetz starten kann, muss die<br />

Frage der Kraftübertragung nicht weiter bedacht werden. Im<br />

Folgenden werden Varianten zur Kraftübertragung beschrieben,<br />

in denen aus prozesstechnischen Gründen eine Anpassung<br />

oder Steuerung der Drehzahl sinnvoll ist. Prinzipiell gilt dabei:<br />

je höher die Unter- oder Übersetzung, desto schlechter der<br />

Wirkungsgrad.<br />

Da es sich bei diesem Beispiel lediglich um den Austausch der<br />

Pumpe handelt, können hier weitere zusätzliche Energieeffizienzpotenziale<br />

gehoben werden, wenn zeitgleich der Pumpenantrieb<br />

durch einen Elektromotor der Energieeffizienzklasse<br />

IE3 ersetzt wird. Weitere Informationen zum Thema <strong>Energieeffiziente</strong><br />

Antriebe finden sich im „Ratgeber Motoren und<br />

Antriebssysteme”.<br />

3.1.2 Wirkungsgrad einer Pumpe.<br />

Wer sich bei der Betrachtung des Pumpenantriebs auf den<br />

Motor allein beschränkt, verschenkt wertvolle Optimierungspotenziale.<br />

Die genaue Betrachtung der Einflüsse der Motorperipherie<br />

und der Wechselwirkungen im Antriebssystem fördert<br />

ein wesentlich höheres Energieeinsparpotenzial zutage als der<br />

alleinige Vergleich von Motorwirkungsgraden. Der Motor als<br />

Teil des Systems Pumpe beeinflusst die Wirkungsgrade der anderen<br />

Komponenten und wird wiederum von ihnen beeinflusst.<br />

Höhere Energie- und Wartungskosten durch Riemengetriebe.<br />

Keilriemengetriebe haben zwar geringe Anschaffungskosten,<br />

dafür können jedoch hohe Betriebskosten entstehen (hohe Reibungsverluste<br />

und vergleichsweise hoher Verschleiß). Sie sind<br />

daher nur für Anwendungen mit geringen Betriebsstundenzahlen<br />

zu empfehlen. Der Wirkungsgrad ist stark von einer professionellen<br />

Auslegung, Installation und Wartung abhängig.<br />

Durch Schlupf, Reibung und Biegeverluste im Riemen können<br />

Energieverluste bis zu 30 Prozent entstehen. Höhere Riemengeschwindigkeiten<br />

verbessern den Wirkungsgrad.<br />

Zahnradgetriebe sind effizienter.<br />

Zahnradgetriebe haben sehr gute Wirkungsgrade. Verluste entstehen<br />

durch Reibung an den Zahnflanken, in den Dichtungen<br />

und Lagern sowie durch die innere Reibung des Schmiermittels.<br />

Bei optimaler Auslastung und mit speziellen Beschichtungen<br />

der Zahnräder kann ein Wirkungsgrad von bis zu 99 Prozent<br />

pro Stufe erzielt werden. Zudem weisen Zahnradgetriebe<br />

10<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


einen geringen Wartungsaufwand und eine hohe Lebensdauer<br />

auf, wodurch die Lebenszykluskosten weiter sinken. Bei der<br />

Umrüstung von Keilriemengetrieben auf Zahnriemen ist zu beachten,<br />

dass letztere keinen Schlupf aufweisen und die Pumpe<br />

dadurch bei gleichen Riemenscheibendurchmessern schneller<br />

läuft. Dies kann zu einer Veränderung des Betriebspunkts und<br />

des Pumpenwirkungsgrads führen.<br />

Direktantriebe sind am effizientesten.<br />

Die Energieverluste von starren und flexiblen Direktantrieben<br />

liegen in der Regel bei 1 bis 2 Prozent. Starre Kupplungen haben<br />

die geringsten Energieverluste. Diese treten lediglich durch die<br />

Reibung der sich drehenden Teile auf. Wenn die Möglichkeit<br />

besteht, sollte demnach einem Direktantrieb gegenüber indirekten<br />

Antrieben immer der Vorzug gegeben werden.<br />

3.1.3 Auswahl einer geeigneten Pumpe.<br />

Jede Pumpe hat eine Kennlinie, aus der erkennbar wird, welche<br />

Volumenströme sie bei verschiedenen anstehenden Gegendrücken<br />

fördern kann. Bei Verdrängerpumpen hängt der<br />

Förderstrom Q fast nur von der Drehzahl der Pumpe ab. Bei Kreiselpumpen<br />

hingegen ist der Förderstrom neben der Drehzahl<br />

auch stark von der Förderhöhe H abhängig. Der Unterschied<br />

zwischen beiden Pumpenarten wird in den beiden folgenden<br />

Abbildungen 7 und 8 veranschaulicht.<br />

Förderhöhe H<br />

Pumpenkennlinie<br />

Abb. 7: Pumpenkennlinie für Verdrängerpumpen.<br />

geringere<br />

Drehzahl<br />

Förderstrom Q<br />

Pumpenkennlinie<br />

Motor-Schlupf<br />

Anlagenkennlinie<br />

Die Anlagenkennlinie beschreibt das Verhältnis zwischen dem<br />

Förderstrom Q und der Förderhöhe (H) des Systems, wobei sowohl<br />

Förderstrom als auch Förderhöhe von der Anzahl und Schaltung<br />

(Reihenschaltung/Parallelschaltung) der Bauteile abhängig sind.<br />

Abbildung 9 zeigt, dass mit zunehmender Anzahl von in Reihe<br />

geschalteten Bauteilen die Anlagenkennlinie, aufgrund des<br />

mit jedem Bauteil steigenden Gegendrucks (H1 und H2), steiler<br />

wird. Im Gegensatz dazu wird die Anlagenkennlinie bei parallel<br />

geschalteten Bauteilen aufgrund des steigenden Volumenstroms<br />

(Q1 und Q2) flacher.<br />

Wird ein offenes Pumpensystem betrieben, ist zusätzlich die<br />

geodätische Förderhöhe, d. h. die Höhendifferenz von Ein- und<br />

Auslauf des Systems Pumpe, zu berücksichtigen. Der Betriebspunkt<br />

des gesamten Pumpensystems ergibt sich dann aus dem<br />

Schnittpunkt von Anlagen- und Pumpenkennlinie.<br />

Betriebsbereich und Pumpenwirkungsgrad.<br />

Die meisten Pumpen können mit geeigneter Regelung einen<br />

weiten Betriebsbereich im Q/H-Diagramm abdecken. Insbesondere<br />

bei Kreiselpumpen variiert aber innerhalb des möglichen<br />

Betriebsbereichs der hydraulische Wirkungsgrad der Pumpe<br />

stark. In den vom Pumpenhersteller erhältlichen Kennliniendiagrammen<br />

sind die Wirkungsgrade bei verschiedenen Förderströmen<br />

und -höhen und in Abhängigkeit von der Drehzahl<br />

grafisch dargestellt. Um die Energiekosten und den Verschleiß<br />

der Pumpe zu minimieren, ist es sinnvoll, die Pumpenbauart<br />

und -größe so exakt wie möglich auf die Prozessanforderungen<br />

und die gewählte Regelstrategie abzustimmen, sodass die<br />

verschiedenen Betriebspunkte möglichst im Bereich der besten<br />

Wirkungsgrade liegen.<br />

Vordruck und NPSH-Wert.<br />

Der erforderliche Vordruck bezieht sich auf die Druckverhältnisse<br />

am Saugstutzen von Kreiselpumpen und ist für diese Pumpenart<br />

ein wichtiges Auslegungskriterium. Er ist abhängig vom Dampfdruck<br />

und von der Temperatur des Förderguts. Üblicherweise<br />

wird der erforderliche Vordruck in Pumpendiagrammen unter<br />

der englischen Abkürzung NPSH (Net Positive Suction Head)<br />

grafisch als Funktion des Förderstroms dargestellt. Wird der<br />

erforderliche Vordruck unterschritten, kommt es in der Pumpe<br />

zu Kavitation, was zu Schäden an den Laufrädern führen kann.<br />

Näheres zur Kavitation findet sich im Abschnitt 4.1.<br />

Förderhöhe H<br />

geringere<br />

Drehzahl<br />

Anlagenkennlinie<br />

Bei der Planung ist zu überprüfen, ob der NPSH-Wert bei allen<br />

Betriebszuständen der Pumpe eingehalten werden kann. Ist dies<br />

nicht der Fall, sollten Möglichkeiten geprüft werden, diesen zu<br />

erhöhen. Das erreicht man z. B., indem der Vorlaufbehälter an<br />

einem höheren Ort aufgestellt und damit der statische Druck<br />

im Vorlauf erhöht wird. Alternativ kann eine andere Pumpe<br />

gewählt werden, die einen niedrigeren Vordruck erfordert, z. B.<br />

mit geringerer Drehzahl oder eine mehrstufige Pumpe.<br />

Abb. 8: Pumpenkennlinie für Kreiselpumpen.<br />

Förderstrom Q<br />

Drehzahl und Laufraddurchmesser.<br />

Wie oben bereits gezeigt wurde, hat die Drehzahl einen Einfluss<br />

auf die Pumpenkennlinie und damit auf den Betriebspunkt bei<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

11


einer gegebenen Anlagenkennlinie. Dieser Effekt wird auch zur<br />

Regelung mit drehzahlvariablen Antrieben genutzt. Auch bei<br />

ungeregelten Pumpen gibt es Möglichkeiten, mit verschiedenen<br />

Drehzahlen zu arbeiten. Entweder kann die Drehzahlanpassung<br />

durch Getriebe erreicht werden oder durch die Verwendung<br />

eines anderen Antriebsmotors. Viele Kreiselpumpen sind in der<br />

Ausführung mit 2-poligem oder 4-poligem Asynchronmotor<br />

erhältlich. Die 2-polige Variante arbeitet bei europäischer Netzfrequenz<br />

von 50 Hz bei 3.000 Umdrehungen pro Minute, die<br />

4-polige Ausführung erreicht hingegen 1.500 Umdrehungen<br />

pro Minute.<br />

Bei Kreiselpumpen hat eine Variation des Laufraddurchmessers<br />

einen ähnlichen Effekt wie eine Variation der Drehzahl. Das<br />

liegt daran, dass beide Größen einen direkten Einfluss auf die<br />

Fluidgeschwindigkeit an den Flügelspitzen des Laufrads haben.<br />

Dieser Effekt wird zur Abstimmung der Pumpenleistung auf den<br />

tatsächlichen Bedarf genutzt. Kreiselpumpen einer Bauform<br />

werden von vielen Herstellern standardmäßig mit verschiedenen<br />

Laufrädern angeboten. So kann die Pumpenbauart gewählt<br />

werden, bei der die Form der Kennlinie am ehesten den Anforderungen<br />

an Stabilität und Regelbarkeit entspricht und die den<br />

höchsten Wirkungsgrad ermöglicht. Der Schnittpunkt mit der<br />

Anlagenkennlinie wird dann durch die Wahl des Laufraddurchmessers<br />

festgelegt. Weiterhin wird die Möglichkeit, das Laufrad<br />

auf einer Drehmaschine zu verkleinern (das Laufrad abzudrehen),<br />

genutzt, um eine Pumpe, die mit einem geringfügigen Sicherheitszuschlag<br />

ausgelegt wurde, nach dem Praxistest genau<br />

anzupassen.<br />

Antriebe verbessern.<br />

Der Pumpenantrieb ist der Punkt, an dem mit besonders geringen<br />

baulichen Veränderungen deutliche Wirkungsgradverbesserungen<br />

erzielt werden können. Motoren büßen im Laufe ihres<br />

Lebens zwangsläufig an Wirkungsgrad ein. Bei großen Motoren<br />

können eine Generalüberholung und eine Erneuerung der<br />

Wicklung den Wirkungsgrad wieder verbessern. Insbesondere<br />

bei kleinen Motoren und solchen, die lange Jahreslaufzeiten aufweisen,<br />

ist es aber oft sinnvoller, den Antrieb komplett auszutauschen<br />

und bei der Gelegenheit auf einen Motor mit höherer<br />

Energieeffizienzklasse umzustellen. Spezifische Hinweise dazu<br />

befinden sich im „Ratgeber Motoren und Antriebssysteme“.<br />

Ein überdimensionierter Motor ist ein häufiger Grund für unnötige<br />

Energieverluste. Eine Neudimensionierung kann auch nötig<br />

werden, wenn durch Verbesserungsmaßnahmen an anderer<br />

Stelle im Gesamtsystem der Leistungsbedarf deutlich reduziert<br />

wurde. In die Bewertung sollten jedoch nicht nur Investitionsund<br />

Energiekosten einfließen, sondern auch die oft längere<br />

Lebensdauer von Hocheffizienzmotoren. Insbesondere in klimatisierten<br />

Produktionsbetrieben kann die geringere Wärmeabstrahlung<br />

von neuen, effizienteren Motoren wegen des reduzierten<br />

Klimatisierungsaufwands einen weiteren Energieeinspareffekt<br />

aufweisen.<br />

Da je nach gewähltem Laufraddurchmesser und Betriebspunkt<br />

unterschiedliche maximale Drehmomente nötig sind, werden<br />

viele Pumpen mit verschiedenen Motoren zur Auswahl<br />

angeboten. Die erforderliche Motorleistung lässt sich ebenfalls<br />

im Pumpendiagramm ablesen. Die notwendige Motorgröße<br />

sollte sehr genau ermittelt werden, da die Pumpe mit einem zu<br />

klein dimensionierten Motor ihre Aufgabe nicht erfüllen kann<br />

und ein zu groß dimensionierter Motor neben den zusätzlichen<br />

Investitionskosten zu unnötigen Energieverlusten und damit<br />

höheren laufenden Kosten führt. Weitere Informationen zu Motoren<br />

finden sich im „Ratgeber Motoren und Antriebssysteme“.<br />

H max<br />

Ventil (Parallelschaltung)<br />

Pumpenkennlinie (Parallelschaltung)<br />

Wärmetauscher<br />

Q 1<br />

Q 2<br />

Resultierende Anlagenkennlinie<br />

Förderhöhe H<br />

∆H tot<br />

∆H 2<br />

Ventil (Reihenschaltung)<br />

Wärmetauscher (Reihenschaltung)<br />

∆H 1<br />

Q tot<br />

Förderstrom Q<br />

Abb. 9: Anlagenkennlinie bei Reihen- und Parallelschaltung.<br />

12<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


1<br />

3.2 Rohrleitungssysteme.<br />

3.2.1 Rohrleitungsplanung.<br />

Besonderes Augenmerk bei der Planung gilt dem Rohrleitungsdurchmesser,<br />

der einen entscheidenden Einfluss auf die Kosten<br />

hat. Bei der Dimensionierung kann vereinfacht davon ausgegangen<br />

werden: Je größer der Durchmesser, desto geringer sind die<br />

Energiekosten. Der Rohrleitungsdurchmesser kann allerdings auch<br />

nicht beliebig groß gewählt werden, weil in der Regel bestimmte<br />

Fördergeschwindigkeiten im Pumpensystem erreicht werden<br />

müssen. Hinzu kommt, dass mit steigendem Durchmesser die Investitions-<br />

und Montagekosten, die Verweilzeit des Produkts in der<br />

Rohrleitung und im diskontinuierlichen Betrieb die Restmengen<br />

bei Rohrleitungsentleerung oder Produktwechsel zunehmen.<br />

Die Kosten für Rohrleitungen steigen in etwa linear mit dem<br />

Durchmesser. Demgegenüber sinkt der Energieverbrauch<br />

umgekehrt proportional zur vierten Potenz des Durchmessers.<br />

Verdoppelt man also den Rohrdurchmesser, dann reduzieren<br />

sich die Reibungsverluste in der Rohrleitung um das 16-Fache.<br />

Aus diesem Verhältnis lässt sich rechnerisch oder grafisch ein<br />

Optimum für die Lebenszykluskosten bestimmen.<br />

Dieser einfache Ansatz lässt sich jedoch nur für sehr lange, kontinuierlich<br />

durchströmte Rohrleitungen anwenden. Bei kompakteren<br />

Systemen überwiegt der Einfluss der Armaturen, bei denen<br />

sich weder die Einkaufspreise noch die Strömungswiderstände<br />

durch einfache Formeln in Abhängigkeit vom Rohrleitungsdurchmesser<br />

beschreiben lassen. Bei der Abschätzung des Leistungsbedarfs<br />

muss dieser Aspekt mit einbezogen werden. Die gleichwertigen<br />

Rohrlängen der Bauteile können mithilfe von Katalogen<br />

ermittelt und auf die reale Rohrleitungslänge aufgeschlagen werden.<br />

Beispielsweise hat ein Kniestück des Durchmessers 100 mm<br />

eine gleichwertige Rohrlänge von ca. 7 m. Die Druckverluste des<br />

gesamten Rohrleitungssystems können aus der Summe der Rohrleitungslängen<br />

und der gleichwertigen Rohrlängen der Einbauten<br />

im Rohrreibungsdiagramm abgelesen werden (Abbildung 10).<br />

3.2.2 Rohrreibungsdiagramme und Rauigkeit.<br />

Neben dem Durchmesser spielt noch die Rohrrauigkeit eine wichtige<br />

Rolle, denn je geringer die Rauigkeit innerhalb der Rohrleitung,<br />

desto geringer sind die Reibungsverluste. Auch hier verhalten<br />

sich Investitions- und Energiekosten gegenläufig. Es zeigt sich,<br />

dass auch für das scheinbar einfache Thema Rohrleitungsdurchmesser<br />

keine pauschale Aussage getroffen werden kann, sondern<br />

tatsächlich für verschiedene Varianten die Lebenszykluskosten im<br />

Einzelfall berechnet werden sollten.<br />

Ein gutes Hilfsmittel für die Ermittlung eines geeigneten Durchmessers<br />

sind Rohrreibungsdiagramme. Diese finden sich für<br />

unterschiedliche Rauigkeitsklassen und Fördergüter in Standard-<br />

Tabellenwerken von Fachverlagen oder DVGW- bzw. VDI-Richtlinien.<br />

Aus ihnen kann der Druckverlust als Funktion von Durchfluss<br />

und Leitungsdurchmesser unmittelbar abgelesen werden.<br />

Beispielsweise liegt der Druckverlust (hier als Verlusthöhe HV angegeben)<br />

in einem Stahlrohr mit einem Durchmesser von 80 mm<br />

(DN 80), einem Volumenstrom von 25 m 3 /h und einer Strömungsgeschwindigkeit<br />

von 1,4 m/s bei einer Verlusthöhe von 3 m (siehe<br />

Abbildung 10, P 1 ). Vergrößert man den Rohrleitungsdurchmesser<br />

um 25 Prozent auf 100 mm, dann reduziert sich der Druckverlust<br />

bereits um mehr als 60 Prozent, was sich entsprechend positiv auf<br />

die Energiekosten auswirkt (siehe Abbildung 10, P 2 ).<br />

Strömungsgeschwindigkeit v und Verlusthöhe H v in geraden<br />

Rohrleitungen für 100 m Leitungslänge.<br />

m<br />

Verlusthöhe H v<br />

100<br />

80<br />

60 50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

15<br />

10<br />

8654<br />

3<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,05<br />

0,04<br />

0,03<br />

0,02<br />

0,01<br />

1,5<br />

2<br />

0,5 m/s<br />

1,0 m/s<br />

Abb. 10: Rohrreibungsdiagramm.<br />

DN 20 DN 40 DN 80 DN 100<br />

1,5 m/s<br />

8<br />

10<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

3,0 m/s<br />

15<br />

20<br />

P 1<br />

P 2<br />

30<br />

40<br />

50<br />

60<br />

100<br />

150<br />

Förderstrom Q<br />

DN 200<br />

DN 300<br />

DN 350<br />

DN 500<br />

„Flaschenhälse“ weiten.<br />

Möglicherweise hat die Rohrleitung zwar einen ausreichend gro -<br />

ßen Durchmesser für den Auslegungsförderstrom, aber durch<br />

lokale Verengungen wird trotzdem ein hoher Druckverlust erzeugt.<br />

Sogenannte Flaschenhälse können dort auftreten, wo für<br />

Ventile oder Messgeräte ein kleinerer Durchmesser gewählt oder<br />

die Rohrleitung bewusst durch eine Blende verengt wurde, um<br />

den Volumenstrom zu drosseln. Solche Einschnürungen führen zu<br />

einer steileren Anlagenkennlinie und somit zu einer rapiden Zunahme<br />

der Energieverluste mit steigendem Förderstrom. Selbst<br />

wenn die Reduzierung des Durchmessers bei der ursprünglichen<br />

Anlagenplanung noch ökonomisch vertretbar war, kann es sein,<br />

dass durch eine größere Auslastung, höhere durchschnittliche<br />

Förderströme oder gestiegene Energiepreise an diesen Stellen nun<br />

unnötige Kosten verursacht werden. Wenn es ohne übermäßig<br />

hohen Investitions- und Installationsaufwand möglich ist, sollten<br />

solche Engpässe beseitigt werden.<br />

200<br />

300<br />

400<br />

600<br />

800<br />

m 3 /h<br />

Abb. 11: Einfluss eines Engpasses auf den Förderstrom.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

13


3.2.3 Einbau der Pumpe und Gestaltung des<br />

Pumpenzulaufs.<br />

Die Gestaltung der Rohrleitung auf der Saugseite der Pumpe hat<br />

einen erheblichen Einfluss auf die Energiekosten und auf die Breite<br />

des möglichen Bereichs für einen Dauerbetrieb. Wichtig ist ein<br />

gleichförmiges, drall- und wirbelfreies Ansaugen. Folgende Punkte<br />

sind, insbesondere bei Kreiselpumpen, zu beachten:<br />

Die Saugleitung zwischen Behälter und Pumpe sollte möglichst<br />

kurz und gerade sein. Der Übergang vom Zulaufbehälter auf<br />

die Rohrleitung sollte abgerundet und nicht scharfkantig sein.<br />

Der Durchmesser der Saugleitung sollte so groß sein, dass die<br />

Strömungsgeschwindigkeit zwischen ein und zwei Metern<br />

pro Sekunde liegt. Falls Rohrbögen unvermeidlich sind,<br />

sollten diese nur in einer Ebene (horizontal oder vertikal)<br />

liegen und nicht dreidimensional sein.<br />

Zwischen Bögen oder Armaturen und dem Ansaugstutzen<br />

der Pumpe sollte ein gerades Rohrstück liegen, dessen Länge<br />

mindestens fünfmal so groß ist wie der Durchmesser der Rohrleitung.<br />

Die Zulaufleitung sollte keine Hochpunkte haben,<br />

in denen sich Gas sammeln könnte. Beim Saugen aus einem<br />

tiefer liegenden Reservoir können aufgrund des Druckabfalls<br />

über die Saugleitung gelöste Gase teilweise ausgeschieden<br />

werden. Die Leitung sollte durchgehend mindestens zehn<br />

Grad Steigung haben, damit sich kein Gas sammelt.<br />

Der Flüssigkeitsspiegel im Vorlaufbehälter bzw. im Pumpensumpf<br />

sollte hoch genug sein, sodass keine Wirbelzöpfe<br />

und somit Luftblasen in die Leitung eingesaugt werden.<br />

Bei Pumpen in Unterdrucksystemen sollten vakuumsichere<br />

Dichtungen das Eindringen von Luft in die Saugleitung<br />

verhindern.<br />

Die Druckleitung ist weniger kritisch als die Saugleitung. Allerdings<br />

kann bei einer Druckleitung der Durchmesser einen erheblichen<br />

Einfluss auf die Lebenszykluskosten haben und sollte<br />

daher sorgfältig gewählt werden. Bei großen und verzweigten<br />

Rohrleitungssystemen sind Vorkehrungen gegen Druckschläge<br />

in Folge von Kavitation (siehe dazu Abschnitt 4.1) wichtig, da diese<br />

ein erhebliches Schädigungspotenzial haben. Der Abschätzung<br />

des Gefährdungspotenzials kommt hier vor dem Hintergrund<br />

haftungsrechtlicher Fragen große Bedeutung zu.<br />

Zunächst sind hier die Anlagenhersteller verantwortlich. Eine<br />

mögliche Maßnahme gegen Druckschläge ist die Verlängerung<br />

der An- und Abfahrzeiten der Pumpe mittels eines Schwungrads,<br />

da Druckschläge insbesondere bei plötzlichen Pumpenstillständen<br />

durch Motordefekte, Stromausfälle oder Not-Aus-<br />

Schaltungen entstehen können. Weitere Lösungen zum<br />

Ausgleich der Druckschwankungen sind Druckbehälter, Berstscheiben,<br />

Überdruckventile sowie Wasserschlösser und Luftschnüffelventile.<br />

14<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


3.3 Pumpensysteme.<br />

Die Energieeffizienz eines Gesamtsystems hängt zentral von<br />

den Wirkungsgraden seiner Einzelkomponenten ab. Eine<br />

ineffizient laufende oder betriebene Komponente kann also<br />

den Systemwirkungsgrad eines ansonsten optimal ausgelegten<br />

Pumpensystems deutlich verringern und damit die Energieeffizienz<br />

mitunter deutlich negativ beeinflussen. Ein nicht optimal<br />

betriebenes Pumpensystem bedeutet automatisch höhere<br />

Betriebskosten.<br />

Verfahrens- und Aufstellungsplanung.<br />

Die sach- und fachgerechte Auslegung des gesamten Pumpensystems<br />

ist daher das wichtigste Element für einen energieeffizienten<br />

Betrieb. Alle Komponenten sollten gut aufeinander<br />

abgestimmt und genau an die geplanten Betriebsbedingungen<br />

angepasst sein. Gut gemeinte Sicherheitszuschläge, also eine<br />

Überdimensionierung von Pumpen und Antrieben, sollten<br />

vermieden werden.<br />

In vielen Fällen stehen zur Erreichung desselben Produktionsziels<br />

verschiedene Verfahren zur Verfügung. Diese können<br />

sich stark im apparativen Aufwand und im Energiebedarf<br />

unterscheiden. Bereits im frühen Planungsstadium sollten<br />

deshalb die Lebenszykluskosten verschiedener Verfahren abgeschätzt<br />

werden. Einige Anhaltspunkte bestehen in der Höhe<br />

der erforderlichen Druck- und Temperaturniveaus und der Art<br />

der eingesetzten Maschinen. Beispielsweise können durch den<br />

Einsatz von Normpumpen die Investitions- und Ersatzteilkosten<br />

deutlich gesenkt werden. Kontinuierliche Verfahren verursachen<br />

meist geringere Reinigungskosten als diskontinuierliche<br />

Verfahren. Große Anlagenkomponenten, wie Wärmeübertrager<br />

oder Filtrationsstufen, haben einen erheblichen Einfluss auf<br />

den gesamten Prozessenergiebedarf und entsprechend auch<br />

auf die benötigte Pumpenleistung.<br />

Ist das Verfahren einmal festgelegt, lassen sich die Rohrleitungs-<br />

und Energiekosten weiterhin durch die Aufstellung von<br />

Behältern und Maschinen beeinflussen. Beispielsweise erfordert<br />

die Befüllung eines hohen, schmalen Tanks mehr Energie<br />

als die eines flachen und breiten Tanks. Eine Solaranlage mit<br />

Warmwasserspeicher auf dem Dach benötigt meistens weniger<br />

Pumpenenergie als ein im Keller oder unterirdisch aufgestellter<br />

Warmwasserspeicher. Durch eine intelligente Anordnung<br />

der Systemkomponenten kann die zu installierende Pumpenleistung<br />

erheblich reduziert werden.<br />

Energieverbrauch eines Pumpensystems.<br />

Der tatsächliche Energieverbrauch eines Pumpensystems<br />

unterliegt immer den Realbedingungen und setzt sich aus der<br />

nominalen Leistung der Pumpe und der Mehrleistung, die zur<br />

Deckung von Verlusten in Rohrleitungen und Armaturen<br />

sowie bei Getriebe, Motor und eventuell dem Frequenzumrichter<br />

notwendig ist, zusammen. Diese Mehrleistungen sind Verluste,<br />

die aus der Energieumwandlung, z. B. von der Netzfrequenz auf<br />

niedrigere Frequenzen, vom elektrischen Strom in eine mechanische<br />

Drehbewegung und von der Drehbewegung in eine<br />

Strömungsbewegung, resultieren. In der Rohrleitung wird das<br />

Fördergut beschleunigt, abgebremst und umgelenkt. In Ventilen<br />

wird es von einem höheren auf einen niedrigeren Druck<br />

gedrosselt. Solche Umwandlungen sind automatisch mit Verlusten<br />

verbunden. Hinzu kommen Reibungsverluste durch sich<br />

bewegende Bauteile (Wellen und Lager) oder das entlang der<br />

Rohrleitungswand fließende Fördergut. Abbildung 12 stellt den<br />

Energiefluss eines Pumpensystems sowie seine Einzelkomponenten<br />

mit ihren jeweiligen Wirkungsgraden dar.<br />

P hydr.<br />

*<br />

1/η Rohr *<br />

1/η Pumpe *<br />

1/η Getriebe *<br />

1/η Motor *<br />

1/η Regelung = P elektr.<br />

Verluste<br />

Rohrleitung<br />

Pumpe<br />

Förderaufgabe<br />

Kraftübertragung<br />

Motor Regelung Stromnetz<br />

10 kWh<br />

*<br />

1/0,8<br />

*<br />

1/0,85<br />

*<br />

1/0,95<br />

*<br />

1/0,9<br />

*<br />

1/0,95 =<br />

18,1 kWh<br />

In diese Richtung fließt Energie.<br />

Abb. 12: Wirkungsgrad und Energieverluste im Pumpensystem.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

15


Wirkungsgrade.<br />

Der Wirkungsgrad drückt das Verhältnis von abgegebener zu<br />

aufgenommener Leistung aus, z. B. abgegebene mechanische<br />

Leistung des Motors zu aufgenommener elektrischer Leistung.<br />

Da jede Art der Energieumwandlung mit Verlusten einhergeht,<br />

ist der Wirkungsgrad immer kleiner als eins. Er ist ein Maß für<br />

die Energieverluste, die mit dem Betrieb eines Systems oder<br />

einer Systemkomponente verbunden sind.<br />

Die tatsächlich benötigte Energie in einem Pumpensystem<br />

kann berechnet werden, indem von der eigentlichen Förderaufgabe<br />

ausgehend an jeder Station die Energiemenge mit dem<br />

Kehrwert des Wirkungsgrads des jeweiligen Bauteils multipliziert<br />

wird. Der Kehrwert vom Wirkungsgrad ist immer größer<br />

als eins. Damit erhöht jedes Bauteil des Systems den letztendlichen<br />

Energiebedarf. Hieraus wird die wesentliche Bedeutung<br />

möglichst hoher Energieeffizienzklassen von Einzelkomponenten<br />

in Pumpensystemen deutlich.<br />

Systemkennlinien.<br />

Die von der Pumpe aufzubringende Förderhöhe (Druck) ergibt<br />

sich aus den Verlusten im Rohrsystem und dem verfahrensbedingten<br />

Anteil. Die Verluste im Rohrsystem nehmen etwa mit<br />

dem Quadrat des Förderstroms zu. Der verfahrensbedingte<br />

Anteil ist, wenn man von der Geschwindigkeits- und Höhendifferenz<br />

an den Systemgrenzen absieht, statisch, also vom Förderstrom<br />

unabhängig. Die Überlagerung von beiden lässt sich als<br />

Anlagenkennlinie im Q/H-Diagramm darstellen.<br />

aufbringen. Der maximal benötigte Förderstrom und die entsprechende<br />

Förderhöhe definieren zusammen den Auslegungsbetriebspunkt.<br />

Beide sind bei der Planung so exakt wie möglich<br />

festzulegen. Zu großzügig angesetzte Sicherheitszuschläge<br />

wirken sich hier negativ auf den Wirkungsgrad aus und sind im<br />

Allgemeinen nicht sinnvoll.<br />

Neben dem Volllast-Betriebspunkt kann es je nach Prozessanforderungen<br />

auch noch weitere Teillast-Betriebspunkte geben,<br />

auf die das System auszulegen ist. Möglicherweise ist es sinnvoll,<br />

mit mehreren parallelen oder in Reihe geschalteten Pumpen zu<br />

arbeiten, um die Teil- und Vollast-Betriebspunkte zu erreichen.<br />

Manche Regelstrategien beruhen auch auf einer Manipulation<br />

der Anlagenkennlinie, wie zum Beispiel durch den Einsatz eines<br />

Regelventils. Weitere Hinweise hierzu finden sich im Abschnitt<br />

„Steuerung, Regelung und Überwachung“. Da die Betriebspunkte,<br />

für die die Pumpe ausgelegt ist, von der gewählten<br />

Regelstrategie abhängen, ist es sinnvoll, diese vor Auswahl der<br />

Pumpe festzulegen.<br />

Betriebspunkt unter Realbedingungen.<br />

Eine der wichtigsten Optimierungsaufgaben ist also die Überprüfung,<br />

ob eine Pumpe unter Realbedingungen im Betriebspunkt<br />

mit ihrem optimalen Wirkungsgrad arbeitet. Falls dies nicht der<br />

Fall ist, kann einerseits die Pumpe ausgetauscht werden oder die<br />

Förderleistung korrigiert werden. Um Letzteres vorzunehmen,<br />

kann der Förderstrom durch Austausch des Laufrads oder Abdrehen<br />

des Förderrads angepasst werden. Die folgende Abbildung<br />

14 zeigt die Auswirkungen dieser Vorgehensweise auf die<br />

Position des Bestpunktes auf der Anlagenkennlinie.<br />

Zunehmender<br />

Widerstand<br />

Förderhöhe H<br />

Förderstrom Q<br />

statistischer Anteil<br />

Förderhöhe H<br />

Reduzierter<br />

Laufraddurchmesser<br />

H Soll<br />

Pumpenkennlinie<br />

Bestpunkt<br />

Abb. 13: Anlagenkennlinie im Q/H-Diagramm.<br />

Je kleiner der Rohrleitungsdurchmesser, desto steiler die Kennlinie.<br />

Auch die Drosselung eines Ventils bewirkt, dass der<br />

Netzwiderstand an dieser Stelle höher und die Anlagenkennlinie<br />

entsprechend steiler wird. Den gleichen Effekt hat ein Filter,<br />

der sich nach und nach zusetzt. In allen drei Fällen nehmen die<br />

Druckverluste in der Rohrleitung zu, während die statische, an<br />

der Systemgrenze nutzbare Förderhöhe konstant bleibt. Das<br />

heißt, die Anlage wird ineffizienter.<br />

Betriebspunkte und Regelstrategie.<br />

Damit das Fördermedium in der benötigten Geschwindigkeit<br />

und Menge durch die Rohrleitung fließen kann, muss eine Pumpe<br />

jeweils die aus der Anlagenkennlinie ersichtliche Förderhöhe<br />

Anlagenkennlinie<br />

Förderstrom Q<br />

Q Soll<br />

Abb. 14: Anpassung der Förderleistung durch Abdrehen des Laufrads.<br />

Im Rahmen der Energieeffizienzbewertung eines Pumpensystems<br />

sind natürlich trotzdem der Zustand des Pumpenlaufrads<br />

und der Spaltabstand zu prüfen. Möglicherweise ist auch<br />

aus Verschleißgründen ein Austausch/eine Erneuerung des<br />

Laufrads nötig. Bei der Beschaffung neuer Laufräder ist es<br />

zudem sinnvoll, auch auf mögliche alternative, höherwertige<br />

Werkstoffe und geringere Oberflächenrauigkeit zu achten.<br />

16<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


Förderströme anpassen.<br />

In einem Pumpensystem sollten die Förderströme immer den<br />

vom jeweiligen Prozess vorgegebenen Anforderungen entsprechen.<br />

Stellt sich etwa heraus, dass einige der Prozessschritte mit<br />

geringeren Förderströmen gefahren werden sollten, wirkt sich<br />

das auch auf die gesamte Prozessführung aus, die entsprechend<br />

angepasst werden muss. Dazu kann es z. B. erforderlich sein,<br />

Rohrleistungsquerschnitte anzupassen, einen Abgleich der<br />

Pumpenleistung vorzunehmen oder eine Drehzahlregelung in<br />

Erwägung zu ziehen. Bei verzweigten Systemen mit parallelen<br />

Strängen, wie z. B. bei Heizungsanlagen, ist ein regelmäßiger<br />

hydraulischer Abgleich sinnvoll. Das heißt für diesen Fall (in<br />

einem Heizungssystem), dass die Druckverhältnisse in den<br />

Strängen so angepasst werden, dass überall der korrekte Volumenstrom<br />

fließt.<br />

Auswirkung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Aus der bisherigen Betrachtung lässt sich noch ein anderer<br />

interessanter und wichtiger Schluss ziehen: Eine Kilowattstunde<br />

vermiedener Energieverlust am Ende des Systems bringt mehr<br />

Einsparungen als eine Kilowattstunde vermiedenen Verlusts<br />

am Anfang des Systems, da sich die Energieeinsparungen über<br />

die vorgelagerten Systemkomponenten vervielfachen. So<br />

sollten Energieeffizienzmaßnahmen immer zunächst am Ende<br />

des Pumpensystems vorgenommen werden, etwa beim Rohrleitungssystem.<br />

Schrittweise arbeitet man sich dann Richtung<br />

Anfang der Systemkette vor, bis hin zum Antriebsmotor bzw.<br />

der Regelung.<br />

Sowohl bei der Optimierung bestehender Pumpensysteme als<br />

auch bei der Auslegung von neuen Pumpensystemen sollte die<br />

Betrachtung des gesamten Systems aus diesem Grund immer<br />

vom Verbraucher her ausgehen. Neben den höheren erzielbaren<br />

Energieeinsparungen können auf diese Weise zusätzlich<br />

auch die vorgelagerten Systemkomponenten besser an den<br />

tatsächlichen Bedarf angepasst und optimiert werden. Im Idealfall<br />

lässt sich so ein Maximum an technisch realisierbarer Energieeffizienz<br />

im System verwirklichen, was durch vermiedene<br />

Energieverluste schließlich zu geringeren Energiekosten führt.<br />

4 Steuerung, Regelung und Überwachung.<br />

Jede Pumpe ist optimal auf einen bestimmten Arbeitspunkt<br />

ausgelegt, bei dem der höchste Wirkungsgrad erzielt wird. Für<br />

diesen Punkt erfüllt sie eine Aufgabe, indem sie einen bestimmten<br />

Förderstrom gegen einen bestimmten Druck bereitstellt.<br />

Oft werden aber an eine Pumpe in verschiedenen Betriebssituationen<br />

unterschiedliche Anforderungen gestellt. Es kann<br />

vorkommen, dass sich der Gegendruck im Laufe des Betriebs<br />

ändert, z. B. wenn ein Tank gefüllt wird und der Flüssigkeitspegel<br />

steigt oder wenn ein Filter in der Rohrleitung sich nach und<br />

nach zusetzt. Viele Pumpen können sich bis zu einem gewissen<br />

Grad selbständig an andere Betriebszustände anpassen, selten<br />

erfolgt dies jedoch optimal. Eine Steuerungseinheit kann helfen,<br />

eine Pumpe so zu regeln, dass sie bei geänderten Systembedingungen<br />

in einen stabileren oder effizienteren Betriebszustand<br />

zurückgeführt wird.<br />

Ein anderer Fall tritt ein, wenn aufgrund äußerer Bedingungen<br />

die volle Auslegungsleistung des Pumpensystems nicht mehr<br />

benötigt wird. Dies kann der Fall sein, wenn beispielsweise die<br />

Produktion zurückgefahren wird oder ein Heizungssystem<br />

aufgrund steigender Außentemperaturen eine geringere<br />

Wärmemenge benötigt. Wenn die Pumpe mit der ursprünglich<br />

angesetzten Auslegungsleistung weiterläuft, ist das gesamte<br />

System ineffizient, selbst wenn die Pumpe, für sich allein betrachtet,<br />

noch in einem effizienten Betriebspunkt arbeitet. In<br />

diesem Fall kann eine Steuer- und Regelungseinheit helfen, die<br />

Energieeffizienz des gesamten Systems zu verbessern.<br />

Zu beachten ist aber, dass es nicht die beste Regelungslösung<br />

für alle Anwendungsfälle gibt. Auch ist es nicht gleichgültig,<br />

welche Regelung eingesetzt wird. Die Unterschiede in den<br />

Lebenszykluskosten können immens sein. Es wird geschätzt,<br />

dass durchschnittlich 35 Prozent des Energieverbrauchs von<br />

Pumpensystemen durch eine Optimierung der Regelung eingespart<br />

werden könnten. Durch die steigenden Energiepreise<br />

sowie die gestiegene Qualität und die gesunkenen Preise der<br />

Leistungselektronik ist heute in vielen Anwendungsfällen z. B.<br />

der Einsatz einer elektronischen Drehzahlregelung ausgesprochen<br />

rentabel.<br />

Wichtig bei der Auswahl einer Regelungsstrategie ist, nicht<br />

die Mühe einer fachgerechten Auslegung zu scheuen und sich<br />

schon im Vorfeld Gedanken über die jährlichen Betriebsstundenzahlen<br />

in Voll- und Teillast zu machen. Die Entscheidung<br />

sollte dann für die Alternative mit den geringsten Lebenszykluskosten<br />

getroffen werden.<br />

4.1 Ordnungsgemäße Betriebsweise.<br />

Durch ungünstige Betriebsbedingungen oder den falschen<br />

Einbau einer Pumpe können erhebliche Zusatzkosten entstehen.<br />

Nicht nur der Einfluss auf den energetischen Wirkungsgrad kann<br />

gravierend sein, sondern auch der beschleunigte Verschleiß. Es<br />

ist daher außerordentlich wichtig, die Hinweise des Herstellers<br />

zum Einbau und zum Betrieb der Pumpe zu beachten.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

17


Kritische Betriebszustände.<br />

Problematisch sind Betriebszustände, bei denen es zu einer Überhitzung<br />

des Förderguts, zu mechanischer Überbelastung von<br />

Laufrädern, Lagern, Wellendichtungen und Ventilen oder zum<br />

Materialabtrag kommt. Diese Zustände sind auch aus Energieeffizienzgründen<br />

zu vermeiden. Einige kritische Betriebszustände<br />

sind im Folgenden aufgeführt:<br />

Instabiler Betrieb.<br />

Instabile Betriebsbedingungen sind solche, in denen der Arbeitspunkt<br />

der Pumpe stark schwankt. Dies kann zum Beispiel bei einer<br />

„durchhängenden“ Pumpenkennlinie der Fall sein. Normalerweise<br />

steigt bei Kreiselpumpen die Förderhöhe, je kleiner der Förderstrom<br />

wird. Pumpen mit kleiner spezifischer Drehzahl können<br />

jedoch Kennlinien haben, die bei kleinen Förderströmen, wie<br />

etwa bei weitgehend geschlossenem Regelventil, wieder abfallen.<br />

Eine solche Kennlinie ist in Abbildung 15 dargestellt. Man sieht,<br />

dass einem bestimmten Gegendruck zwei Förderströme zugeordnet<br />

werden können. Im Betrieb kann dies zu einem schlagartigen<br />

Wechsel zwischen den möglichen Betriebspunkten führen, mit<br />

der Folge einer starken mechanischen Belastung von Pumpe und<br />

Armaturen.<br />

Strömungsgeschwindigkeiten herrschen. Diese Dampfblasen<br />

werden von der Strömung in Zonen höheren Drucks mitgerissen,<br />

wo Sie schlagartig implodieren und extreme Druck- und<br />

Temperaturspitzen verursachen.<br />

Bei Kreiselpumpen tritt Kavitation insbesondere am Eintritt des<br />

Laufrads aber auch an anderen Umlenkvorrichtungen innerhalb<br />

der Pumpe auf. In Rohrleitungen tritt Kavitation insbesondere<br />

bei Regelventilen auf, wenn diese weit geschlossen sind.<br />

Zur Vermeidung von Kavitation in Kreiselpumpen muss darauf<br />

geachtet werden, dass ein ausreichend hoher Vordruck auf der<br />

Saugseite besteht (NPSH – Net Positive Suction Head).<br />

Teillast-Rezirkulation.<br />

Teillast-Rezirkulation tritt insbesondere bei Kreiselpumpen mit<br />

radialen und halbaxialen Laufrädern auf, wenn diese in Teillast<br />

betrieben werden. Es kommt zu einer partiellen Rückströmung<br />

entgegen der Hauptströmung. Diese führt zu einem deutlichen<br />

Anstieg der Geräusche und der Schwingungen sowie zu Druckpulsationen.<br />

Bei Kreiselpumpen großer Leistung können die erhöhten<br />

Schwingungen und Druckpulsationen die Betriebssicherheit und<br />

Lebensdauer von Pumpe und Anlage deutlich beeinträchtigen.<br />

Förderhöhe H<br />

kritische Betriebspunkte<br />

stabiler Betriebspunkt<br />

Neben den erwähnten mechanischen Schäden führen diese<br />

Betriebszustände zu einem erhöhten Energieverbrauch. Die<br />

zulässigen und unzulässigen Betriebsbedingungen hängen<br />

sehr stark vom jeweiligen Pumpentyp ab. Beispielsweise dürfen<br />

einige Pumpen nicht gegen geschlossene Armaturen gefahren<br />

werden. Andere wiederum – z. B. Kreiselpumpen – sollten nicht<br />

ohne Gegendruck arbeiten, da dies zu Kavitation und zu einer<br />

besonders hohen Leistungsaufnahme des Motors führt. Daher<br />

müssen Kreiselpumpen zum Teil gegen ein geschlossenes Ventil<br />

angefahren werden. Hochdruckkreiselpumpen wiederum<br />

brauchen einen Mindestdurchlauf, da sich die Flüssigkeit sonst<br />

binnen weniger Sekunden um mehrere Grad erhitzt.<br />

Abb. 15: Stabiler und instabiler Betrieb.<br />

Förderstrom Q<br />

Betrieb bei Eigenfrequenz.<br />

Insbesondere bei einem drehzahlvariablen Betrieb kann es an<br />

einigen Betriebspunkten zu einer Überlagerung von Drehfrequenz<br />

und der Eigenfrequenz von Pumpenkomponenten<br />

kommen. Dies führt zu starken Schwingungen und mechanischer<br />

Belastung. Wenn solche Zustände auftreten, muss bei<br />

der Regelung der Pumpe darauf geachtet werden, dass diese<br />

Frequenzen schnell durchfahren werden.<br />

Kavitation.<br />

Unter Kavitation versteht man die Bildung und Auflösung von<br />

Dampfblasen in Flüssigkeiten, die zu Geräuschentwicklung und<br />

starkem Materialabtrag (Kavitationserosion) – bis hin zum Materialversagen<br />

– führen. Die Ausbildung von Dampfblasen erfolgt in<br />

Zonen, in denen der statische Druck unter den Dampfdruck 2 der<br />

Flüssigkeit fällt. Dies geschieht insbesondere dort, wo sehr hohe<br />

Erlaubter Betriebsbereich.<br />

Die Grenzen zwischen schädlichen und unschädlichen Betriebszuständen<br />

werden von den Herstellern als Betriebsgrenzen in der<br />

Bedienungsanleitung angegeben, da sich der Betrieb in kritischen<br />

Zuständen nicht vollständig vermeiden lässt. Treten solche Fälle auf,<br />

etwa beim Anfahren der Pumpe, sollten diese kritischen Zustände<br />

möglichst schnell durchfahren werden. Es ist daher sinnvoll, einen<br />

Kurzzeit- und einen Dauerbetrieb zu spezifizieren und die Eignung<br />

der Pumpe für beide Betriebsbereiche mit dem Hersteller abzuklären.<br />

Unter Dauerbetrieb versteht man Zustände, in denen die Pumpe<br />

für lange Zeit laufen kann, ohne Schaden zu nehmen bzw. sich<br />

übermäßig abzunutzen. Nach Möglichkeit sollte man die Pumpe<br />

hauptsächlich im Bereich des Bestpunkts fahren. In den meisten<br />

Fällen erfolgt aber auch im Normalbetrieb eine Variation der Betriebszustände.<br />

In diesen Fällen sollte der Wirkungsgrad maximal<br />

um 20 Prozent vom Bestpunktwirkungsgrad abweichen. Dabei ist<br />

zu beachten, dass die Abweichung vom Bestpunktwirkungsgrad<br />

mit steigender Förderhöhe und Leistung umso geringer sein sollte.<br />

Unter Kurzzeitbetrieb versteht man atypische Betriebszustände<br />

2<br />

Der Dampfdruck ist der Druck, bei dem sich Dampf und flüssige Phase im thermodynamischen Gleichgewicht befinden. In einer Flüssigkeit haben die Teilchen das Bestreben, ab<br />

einer bestimmten Temperatur in die gasförmige Phase überzugehen. Dem wirkt der atmosphärische Druck entgegen. Mit sinkendem Umgebungsdruck (z. B. in einem geschlossenen<br />

System) sinkt auch die Mindesttemperatur für den Phasenwechsel.<br />

18<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


oder Störungen, deren kumulierte Dauer pro Jahr etwa 100<br />

Stunden nicht überschreiten sollten. Dazu gehören Überlastbetrieb<br />

mit verstärkter Kavitation oder tiefe Teillast mit starker<br />

Rezirkulation. Falls die eingesetzte Pumpe diese extremen<br />

Teillast-Zustände nicht zulässt, ist möglicherweise ein Bypass<br />

von der Druckseite zurück zum Zulaufreservoir nötig, um immer<br />

die erforderliche Mindestfördermenge zu gewährleisten.<br />

4.2 Steuerung und Regelung von Pumpen.<br />

An-/Ausregelung.<br />

Die einfachste, aber auch effizienteste Art der Regelung ist das Anund<br />

Ausschalten der Pumpe. Steht nur eine Pumpe zur Verfügung,<br />

dann handelt es sich um eine einfache Zweipunktregelung. In<br />

diesem Fall gibt es nur Betrieb oder Nichtbetrieb. Dies geht immer<br />

dann, wenn eine regelmäßige Unterbrechung des Förderstroms<br />

erlaubt ist, beispielsweise wenn der Flüssigkeitsspiegel in einem<br />

hinter der Pumpe gelegenen Behälter oder im Pumpensumpf<br />

bzw. Vorlaufbehälter in gewissen Grenzen schwanken darf. Vorteil<br />

dieser Regelung sind geringe zusätzliche Investitionskosten, um die<br />

Pumpe immer in ihrem optimalen Auslegungspunkt zu betreiben.<br />

Nachteilig wirkt sich dabei aus, dass Pumpe, Motor und Stromnetz<br />

durch die Schaltvorgänge stark belastet werden.<br />

Eine Variante dieser einfachen Regelungsart, die zudem auch<br />

mehrere Betriebspunkte erlaubt, ist ein System mit verschiedenen<br />

parallel angeordneten Pumpen, die je nach Leistungsbedarf<br />

einzeln oder gemeinsam geschalten werden – ähnlich einer Kaskadensteuerung<br />

von Druckluftkompressoren. Diese Anordnung<br />

hat gegenüber der Variante mit einer Pumpe den Vorteil, dass<br />

ein kontinuierlicher, allerdings stufenweise einstellbarer Teillast-<br />

Förderstrom möglich ist. Damit ist der gänzliche Verzicht oder<br />

die Verwendung eines nur kleineren Pufferbehälters möglich.<br />

Darüber hinaus wird zusätzlich die Systemverfügbarkeit erhöht.<br />

Drehzahlregelung.<br />

Die Drehzahlregelung beeinflusst die hydraulische Leistung der<br />

Pumpe und damit die Pumpenkennlinie. Bei einer Verdrängerpumpe<br />

ist der Volumenstrom direkt proportional zur Drehzahl<br />

(Hubfrequenz). Bei einer Kreiselpumpe hängt die abgegebene<br />

hydraulische Leistung von der Umfangsgeschwindigkeit des Laufrads<br />

ab. In Abhängigkeit vom Rohrleitungswiderstand stellt sich<br />

dann ein Förderstrom ein. So lassen sich bei Kreiselpumpen durch<br />

Drehzahlvariation der Druck und der Volumenstrom regeln, bei<br />

Verdrängerpumpen hingegen lediglich der Volumenstrom.<br />

Der Effekt einer reduzierten Drehzahl bei einer Kreiselpumpe ähnelt<br />

dem Effekt eines reduzierten Laufraddurchmessers. Die Pumpenkennlinie<br />

verschiebt sich im Q/H-Diagramm parallel nach links<br />

unten. Bei Pumpensystemen, die nur Reibungsverluste haben und<br />

keine statische Druckdifferenz überwinden müssen, bewegt sich<br />

der Schnittpunkt der Kennlinien und damit der Betriebspunkt bei<br />

Variation der Drehzahl entlang einer Linie konstanten Wirkungsgrades<br />

(siehe Abbildung 16, Anlagenkennlinie 1). Ist die Pumpe<br />

so ausgelegt, dass sie bei Volllast im Bestpunkt arbeitet, kann sie<br />

durch Drehzahlregelung auch bei Teillast mit nahezu optimalem<br />

Wirkungsgrad (η opt. ) gefahren werden. Solche Systeme sind zum<br />

Beispiel Umwälzpumpen in geschlossenen Kreisläufen, wie z. B.<br />

Heizsystemen. In diesen Fällen kann eine Drehzahlregelung im<br />

Teillastbetrieb einen erheblichen Teil der Energiekosten einsparen.<br />

Weniger stark ausgeprägt ist dieser Vorteil bei einem hohen statischen<br />

Druckanteil (H stat. ) . Hier verschiebt sich der Betriebspunkt bei<br />

Drehzahlreduzierung in einen schlechteren Wirkungsgradbereich<br />

(siehe Abbildung 16, Anlagenkennlinie 2). Ein solches System ist z. B.<br />

ein von einer Kreiselpumpe gespeister Dampfkessel. Die Form der<br />

Pumpenkennlinie hat ebenfalls einen Einfluss auf die Energieeffizienz.<br />

Bei steilen Kennlinien (z. B. axialen und halbaxialen Pumpen)<br />

sind die Einsparungen größer als bei flachen (z. B. Radialpumpen).<br />

n = 100 %<br />

n = 90 %<br />

opt<br />

B<br />

Förderhöhe H (%)<br />

n = 80 %<br />

n = 70 %<br />

n = 60 %<br />

Anlagenkennlinie 2<br />

Anlagenkennlinie 1<br />

n = 50 %<br />

H stat.<br />

n = 40 %<br />

Förderstrom Q (%)<br />

Abb. 16: Drehzahlregelung im Pumpensystem.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

19


120<br />

Energieverbrauch in %<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Bypass Drossel Zweipunkt Laufrad Drehzahl<br />

Abb. 17: Vergleich des Energieverbrauchs bei verschiedenen Pumpenregelungsarten im Teillastbetrieb für ein ausgewähltes Anwendungsbeispiel.<br />

Zusätzliche Vorteile der Drehzahlregelung sind die Verringerung<br />

von Kavitationsgefahr, schwingungsanregenden Kräften<br />

und hydraulischer Belastung der Pumpenlager. Die hydraulischen<br />

Kräfte nehmen in etwa quadratisch mit der Reduktion<br />

der Strömungsgeschwindigkeit an den Laufrädern ab. Somit<br />

kann sich eine reduzierte Strömungsgeschwindigkeit verlängernd<br />

auf die Lebensdauer der Lager auswirken.<br />

Verallgemeinernd lässt sich feststellen, dass sich ein drehzahlvariabler<br />

Antrieb fast immer rentiert, wenn das Lastprofil über<br />

die Betriebszeit starke Unterschiede ausweist, der Anteil der<br />

Reibungsverluste im Pumpensystem hoch ist und eine stufenweise<br />

Regelung mit parallelen Pumpen nicht machbar oder<br />

nicht wirtschaftlich ist.<br />

Bei Elektromotoren kann die Drehzahlregelung durch Spannungs-<br />

oder Frequenzumrichter bzw. über eine Polumschaltung<br />

stufenweise erfolgen. Auch variable Kraftübertragungsmechanismen<br />

wie stufenlose Getriebe kommen zum Einsatz.<br />

Diese haben aber häufig hohe eigene Energieverluste. Weitere<br />

Hinweise dazu finden sich im „Ratgeber Motoren und Antriebssysteme“.<br />

4.3 Steuerung und Regelung von Pumpensystemen.<br />

Neben der Steuerung der Pumpe direkt ergeben sich durch<br />

Steuerung und Regelung auch diverse Einflussmöglichkeiten<br />

auf das gesamte Pumpensystem. Beispielsweise kann durch entsprechende<br />

Regelung der Ventile und Pumpen, abhängig<br />

vom Betriebszustand oder vom aktuell zu bedienenden Prozess,<br />

der optimale Förderstrom erreicht werden. Die Steuer- und<br />

Regelungseinheit erfüllt also im Pumpensystem die Aufgabe,<br />

jederzeit alle Systemkomponenten so aufeinander einzuregeln,<br />

dass der bestmögliche Systemwirkungsgrad erreicht wird.<br />

Durchflussregelung.<br />

Bei der Drosselregelung wird der Förderstrom durch ein Regelventil<br />

in der Rohrleitung reduziert. Diese Art der Regelung ist bei<br />

Kreiselpumpen kleiner und mittlerer Leistungsgröße weit verbreitet.<br />

Sie ist apparativ sehr einfach umzusetzen. Da sich beim<br />

Drosseln des Ventils der Rohrleitungswiderstand erhöht, steigt<br />

der Gegendruck an der Pumpe, wie in Abbildung 18 zu erkennen<br />

ist. Es stellt sich entsprechend der Pumpenkennlinie ein geringerer<br />

Förderstrom ein. Im Kennliniendiagramm ist abzulesen,<br />

dass die Rohrleitungskennlinie mit zunehmender Drosselung<br />

immer steiler wird und der Schnittpunkt der Kennlinien sich<br />

nach links in Richtung kleinerer Förderströme verschiebt.<br />

20<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


Die Drosselregelung verursacht aus zwei Gründen zusätzliche<br />

Energieverluste: Zum einen wird am Regelventil hydraulische<br />

Energie in Wärme umgewandelt. Zum anderen entfernt sich<br />

der Betriebspunkt bei der Drosselung vom Auslegungspunkt<br />

der Pumpe sowie des Motors und führt so in der Regel zu einer<br />

Verschlechterung der Wirkungsgrade.<br />

Eine Bypassregelung kann auch eingesetzt werden, wenn ein<br />

immer wieder unterbrochener Förderstrom benötigt wird, aber<br />

der Motor zum Schutz vor Überhitzung nicht so häufig geschaltet<br />

werden darf. In diesem Fall werden höhere Energiekosten in<br />

Kauf genommen, um die Instandhaltungskosten zu begrenzen.<br />

Diese Art der Regelung ist aber nur zu empfehlen, wenn die<br />

Förderunterbrechungen sehr kurz gegenüber den Zeiten unter<br />

Volllast-Förderung sind.<br />

Förderhöhe (Druck) H<br />

Pumpenkennlinie<br />

Anlagenkennlinie<br />

Förderstrom Q<br />

Drosselung<br />

Abb. 18: Verschiebung des Betriebspunkts bei der Drosselung eines Regelventils.<br />

Bei Verdrängerpumpen hingegen lässt sich der Förderstrom<br />

nicht ohne weiteres durch Drosselventile in der Rohrleitung regeln,<br />

da diese Pumpen konstruktiv bedingt bei einer konstanten<br />

Drehzahl immer den gleichen Förderstrom liefern. Ein Regelventil<br />

in der Rohrleitung kann jedoch zur Regelung des Druckes<br />

verwendet werden, wobei dann Vorrichtungen dafür getroffen<br />

werden müssen, dass die Pumpe nicht durch Fahren gegen ein<br />

geschlossenes Ventil beschädigt wird. Eine Möglichkeit dafür ist<br />

ein Bypass mit einem Sicherheitsventil. Verwendet man im Bypass<br />

an Stelle des Sicherheitsventils ein Überströmventil, welches<br />

einen konstanten Druck hält, kann das Regelventil in der Rohrleitung<br />

auch zum Regeln des Volumenstroms verwendet werden.<br />

Diese Variante wäre eine Mischform aus der Drosselregelung und<br />

der nachfolgend beschriebenen Bypassregelung.<br />

Regelung überprüfen und anpassen.<br />

Bypass- und Drosselregelung können also zu hohen Energiekosten,<br />

aber auch zu erhöhten Qualitäts-, Instandhaltungsund<br />

Produktionsausfallkosten führen, wenn die Anlage oft in<br />

Teillast betrieben wird. Im Volllastbetrieb sollte das Ventil fast<br />

komplett geöffnet sein, wodurch nur minimale Druckverluste<br />

auftreten. Ist dies nicht der Fall, sind ein Austausch des Regelventils<br />

und die Anpassung der Pumpenleistung erforderlich.<br />

Durch Alterung und Umbauten in der Anlage können sich die<br />

Anlagenparameter so geändert haben, dass die Regelung nicht<br />

mehr optimal auf die Prozessanforderungen angepasst ist. Aus<br />

diesem Grund kann eine Neujustierung erforderlich sein. Eine<br />

kontinuierliche Überwachung des Pumpensystems kann dabei<br />

helfen, eine nicht effizient laufende Anlagenkomponente zu<br />

identifizieren und entsprechende Optimierungsmaßnahmen zu<br />

entwickeln.<br />

4.4 Überwachung.<br />

Der Ausfall einer Prozesspumpe führt unmittelbar zum Produktionsausfall<br />

und verursacht damit Kosten, die den eigentlichen<br />

Schaden an der Pumpe um ein Vielfaches übersteigen. Viele<br />

Betriebsverantwortliche sind daher bemüht, sich anbahnende<br />

Schäden im Vorfeld zu erkennen und die Verschleißteile im<br />

Rahmen einer geplanten Instandsetzung auszutauschen. Diese<br />

kann auf einen Zeitpunkt außerhalb der Hauptproduktionszeit<br />

terminiert werden. Dadurch kann der Produktionsausfall minimiert<br />

werden.<br />

Bypassregelung.<br />

Bei einer Bypassregelung wird ein Teil des Förderguts von der<br />

Druckseite auf die Saugseite der Pumpe, z. B. in den Vorlaufbehälter,<br />

zurückgeführt. Die Menge des zurückgeführten<br />

Förderguts kann durch ein Regelventil oder bei Konstantdruckregelung<br />

durch ein Überströmventil bestimmt werden. Die<br />

Bypassregelung wird vor allem bei Verdrängerpumpen eingesetzt,<br />

wo eine Drosselung des Volumenstroms nicht möglich ist.<br />

Als weiteres Einsatzgebiet kommt die Mindestmengenregelung<br />

bei Hochdruckkreiselpumpen zur Anwendung, mit der in<br />

besonderen Betriebssituationen, wie z. B. beim Anfahren gegen<br />

ein geschlossenes Ventil in der Rohrleitung, dafür gesorgt<br />

wird, dass ausreichend Fördergut durch die Pumpe zirkuliert.<br />

Hierdurch soll eine unzulässige Erwärmung des Förderguts<br />

und eine damit einhergehende Belastung von Dichtungen und<br />

Lagern vermieden werden.<br />

Eine solche vorbeugende, zustandsorientierte Instandhaltung<br />

setzt eine systematische Überwachung der Pumpe voraus – entweder<br />

in ausreichend kurzen Zeitabständen oder sogar kontinuierlich.<br />

Mit der ständigen Verbesserung und den sinkenden<br />

Preisen von Sensoren und Messsystemen wachsen die Möglichkeiten,<br />

verschiedene Betriebsgrößen umfassend zu beobachten.<br />

Ein frühzeitiges Erkennen von Verschleiß trägt auch dazu<br />

bei, dass schleichende Wirkungsgradverluste bemerkt werden,<br />

die sonst unerkannt blieben, weil die Pumpenregelung sie sonst<br />

einfach durch eine höhere Drehzahl ausgeglichen hätte. Durch<br />

ein Vorziehen der Instandsetzung können mitunter beträchtliche<br />

Energiekosten eingespart und vor allem eine teure korrektive<br />

Instandhaltung vermieden werden.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

21


Methodische Ansätze.<br />

Prinzipiell gibt es drei methodische Ansätze, die sich jeweils<br />

aber auch untereinander kombinieren lassen:<br />

1. Die einfachste und kostengünstigste Überwachung (Low-<br />

Cost-Monitoring) erfolgt mit nur einem Sensor für die gesamte<br />

Bandbreite der Schadensfälle. Oft ist dieser Sensor<br />

ein Schwingungssensor, den es als preiswerte Ausführung,<br />

beispielsweise als Klopfsensor im Automobilbau, gibt. Das<br />

Ziel dieser Überwachung ist lediglich die Meldung an den<br />

Betreiber, das Aggregat zeitnah zu prüfen.<br />

2. An der Pumpe sind bereits Anschlussstellen für Messgeräte<br />

oder Sensoren für die mobile Überwachung mit Datenlogger<br />

installiert, sodass die Betriebsdaten in entsprechenden<br />

Inspektionsintervallen diskontinuierlich erfasst werden<br />

können. Eine Diagnose kann direkt vor Ort oder nach Auswertung<br />

der Daten an einem zentralen Computer erfolgen.<br />

Diese Art der Überwachung bedeutet gegenüber einer<br />

netzwerkbasierten Überwachung einen geringeren Automatisierungs-,<br />

aber dafür höheren Personalaufwand.<br />

3. Zur leistungsfähigsten Variante zählt das kontinuierliche,<br />

netzwerkbasierte Monitoring. Dabei erfassen mehrere<br />

Sensoren dauerhaft den Betriebszustand des Systems mit<br />

dem Ziel, neben der Überwachung des Istzustands auch<br />

eine Rekonstruktion und Zuordnung möglicher Schäden<br />

zu ermöglichen.<br />

Die Wahl des Überwachungssystems hat auch Auswirkung auf<br />

die Investitions- und Installationskosten, den Bedienungsaufwand,<br />

die Instandhaltungs- und Produktionsausfallkosten und<br />

mitunter auch auf die Energie-, Umweltschutz- und Qualitätskosten.<br />

Zur Kontrolle des Pumpenzustands bieten sich je nach Bauteil<br />

eine Vielzahl von Messgrößen an. Teilweise sind dies Größen,<br />

die ohnehin für die Prozesssteuerung erfasst werden müssen.<br />

Eine präzisere Diagnose erreicht man aber mit Sensoren, die<br />

gezielt für die Überwachung geeigneter Messgrößen installiert<br />

werden, wie z. B.:<br />

Förderstrom und Förderhöhe/Druck.<br />

Leistungsaufnahme.<br />

Körper- und Flüssigkeitsschall.<br />

Temperaturen.<br />

Druckmessung.<br />

Für den Betreiber bleibt das Manometer das preiswerteste und<br />

auch das wichtigste Instrument, um den Betrieb der Pumpe zu<br />

überwachen. Die Druckmessung zur Feststellung des Betriebspunkts<br />

der Pumpe sollte in der Nähe von Druck- und Saugflansch<br />

der Pumpe angebracht werden. Für die elektronische<br />

Übertragung der Druckmesswerte werden Drucksensoren in<br />

der Rohrleitung installiert. Diese elektronischen Druckgeber<br />

sind insbesondere für die Drehzahlregelung erforderlich.<br />

Durchflussmessung.<br />

Mit der Durchflussmessung werden gleichzeitig mehrere zentrale<br />

Aufgaben übernommen. So werden beispielsweise die<br />

Istwerte für die Drehzahlregelung aufgenommen, die Kurven<br />

zur Pumpen- und Anlagencharakteristik, aus denen sich der<br />

Betriebspunkt der Pumpe ergibt, können erstellt und der<br />

Trockenlauf kann verhindert werden. Es gibt eine Vielfalt von<br />

Messgeräten, die sich in der Messmethode unterscheiden, z. B.<br />

Messblenden, Ultraschall, magnetisch induktive Durchflussmessung<br />

(MID) oder Ovalrad- und Turbinenradzähler. Die<br />

Entscheidung, welches Messgerät verwendet werden kann, ist<br />

abhängig von den Eigenschaften des Messstoffs und von den<br />

Einsatzbedingungen. Ultraschall und magnetisch induktive<br />

Durchflussmessung (MID) be nötigen eine beruhigte Strömung,<br />

das heißt in Abhängigkeit vom Durchmesser müssen vor und<br />

hinter dem Messgerät gerade Rohrstücke verwendet werden.<br />

Bei MID ist zusätzlich eine elektrische Leitfähigkeit des Messstoffs<br />

erforderlich. Bei den mechanischen Messgeräten entsteht<br />

ein zusätzlicher Druckverlust, der mit steigender Zähflüssigkeit<br />

gegenüber Wasser steigt. Bei Messblenden ist der Druckverlust<br />

noch höher. Für die gelegentliche Messung an unterschiedlichen<br />

Orten können auch tragbare Ultraschallgeräte verwendet<br />

werden, die sich besonders für Betriebe eignen, bei denen<br />

eine ständige Überwachung des Durchsatzes für die Produktion<br />

nicht erforderlich ist (z. B. bei Kühlwasser).<br />

Temperaturmessung.<br />

Für die Temperaturmessung bieten die Zulieferer für Industriezubehör<br />

preiswerte Infrarot-Handgeräte an. Für die ständige<br />

Überwachung der Lagertemperatur oder der Temperatur des<br />

Fördermediums sind jedoch elektronische Sensoren an den<br />

entsprechenden Messstellen empfehlenswert.<br />

Schwingungsmessung.<br />

Ein typisches Verfahren zur Zustandsüberwachung von<br />

Maschinen ist die Schwingungsüberwachung. Schwingungen<br />

können als Schallwellen an festen Bauteilen und im Fördergut<br />

gemessen werden. Beispielsweise kann durch die Messung des<br />

Körperschalls bei Kreiselpumpen ein Rückschluss auf den Verschleiß<br />

von Dichtungen und Lagern gezogen werden. Die Auswertungsmöglichkeiten<br />

von Schwingungen sind mannigfaltig.<br />

So können den verschiedenen Bauteilen einzelne Frequenzen<br />

zugeordnet werden, deren Amplituden Hinweise auf den genauen<br />

Ort des Defekts geben. Zur Veranschaulichung werden<br />

hier einige Beispiele für eine Kreiselpumpe genannt:<br />

Stärkere Amplituden bei Drehfrequenz der Pumpe geben<br />

Hinweise auf Auswuchtprobleme.<br />

Die zweifache Drehfrequenz gibt Hinweise auf Kupplungsprobleme.<br />

Die Schaufelfrequenz (Drehfrequenz multipliziert mit<br />

Anzahl der Schaufeln) gibt Hinweise auf den Verschleiß der<br />

Schaufeln.<br />

22<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


5 Instandhaltung und Wartung.<br />

Um Pumpensysteme in einem funktionsfähigen und energieeffizienten<br />

Zustand zu erhalten, bedarf es einiger technischer<br />

und administrativer Maßnahmen. Es lohnt sich, die Instandhaltung<br />

des Anlagenparks systematisch anzugehen und eine vorausschauende<br />

Instandhaltungsstrategie für das Unternehmen<br />

auszuarbeiten. Unter Instandhaltung lässt sich die Kombination<br />

der nachfolgend beschriebenen Maßnahmen Wartung, Inspektion,<br />

Instandsetzung und Verbesserung zusammenfassen.<br />

Wartung.<br />

Mit Wartung sind Maßnahmen zur Verzögerung des Abbaus<br />

des vorhandenen Abnutzungsvorrats gemeint. Der Praktiker<br />

versteht darunter das regelmäßige Reinigen, Schmieren, Nachstellen,<br />

Prüfen von Flüssigkeitsständen und manchmal auch<br />

den Austausch von Verschleißteilen. Außerdem hat ein Hersteller<br />

in der Betriebsanleitung Angaben zu Art und Umfang<br />

von Wartungsarbeiten zu machen. Darüber hinausgehende<br />

Maßnahmen leiten sich aus den Ergebnissen der Inspektion ab.<br />

Inspektion.<br />

Unter Inspektion versteht man Maßnahmen zur Feststellung<br />

und Beurteilung des Istzustands der Pumpe. Wichtig für die<br />

Beurteilung des Istzustands ist die Kenntnis des Sollzustands.<br />

Dazu sollten nach Auslieferung bzw. nach einer erfolgreichen<br />

Generalüberholung Referenzwerte, beispielsweise hydraulische<br />

Leistung, Temperatur und Schwingungen des Systems,<br />

aufgenommen werden. Die Werte für neue oder grundüberholte<br />

Pumpen sollten frühestens nach einer Stunde Betriebszeit<br />

gemessen werden, da sich das Fett in den Lagern am Anfang<br />

noch setzt und sich die Temperaturen erst einstellen müssen.<br />

Instandsetzung und Verbesserung.<br />

Unter Instandsetzung ist die Rückführung der Pumpe in den<br />

funktionsfähigen Zustand, also in die Fähigkeit zur Erfüllung<br />

der durch den Hersteller in der Bedienungsanleitung beschriebenen<br />

bestimmungsgemäßen Verwendung, zu verstehen.<br />

Werden bei diesem Vorgang Schwachstellen beseitigt, um die<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

23


Funktionssicherheit zu erhöhen, ist dies bereits eine Verbesserung.<br />

Wird dadurch jedoch die Funktion der Pumpe verändert,<br />

dann ist dies eine Modifikation, die eine Neubewertung der<br />

sicherheitstechnischen und energiebezogenen Aspekte erforderlich<br />

macht. Bei Eingriffen in Geräte bzw. Maschinen erlischt<br />

die Konformität des Herstellers, sobald die Sicherheit berührt<br />

wird. Hier ist nach Abschluss der Arbeiten unter Umständen ein<br />

erneutes Konformitätsbewertungsverfahren notwendig.<br />

Überwachungs- und Instandhaltungsstrategie.<br />

Die Wahl der richtigen Instandhaltungsstrategie ist die Schlüsselfunktion<br />

zur Minimierung der Produktionsausfallkosten. Durch<br />

ein netzwerkbasiertes Controlling-System kann bspw. jederzeit<br />

eine Zustandsdiagnose vorgenommen und die Verfügbarkeit<br />

weiter erhöht werden. Der Automatisierungsgrad hat aber auch<br />

einen deutlichen Einfluss auf die Investitionskosten. Falls sich ein<br />

solches Controlling-System nicht rentiert, sollte auf jeden Fall eine<br />

alternative Überwachungsstrategie geplant werden .<br />

Korrektive Instandhaltung.<br />

Wird eine Anlage erst repariert, wenn ein Defekt sichtbar<br />

geworden ist, dann handelt es sich um eine schadensbedingte<br />

oder korrektive Instandhaltung bzw. Instandsetzung.<br />

Dem Vorteil, dass die Lebensdauer der Bauteile dabei bis<br />

zum Ende ausgenutzt wird, stehen zum Teil gravierende<br />

Nachteile gegenüber. So kann mitunter der Ausfall eines an<br />

sich preisgünstigen Bauteils erhebliche Folgeschäden an anderen<br />

Anlagenteilen hervorrufen. Oft führen verschlissene<br />

Bauteile, schon lange bevor sie einen Totalausfall hervorrufen,<br />

zu Effizienzverlusten und Produktbeeinträchtigungen.<br />

Hinzu kommt der mögliche Produktionsausfall, der nicht<br />

planbar ist und deutlich höher ausfallen kann, als bei einer<br />

geplanten Instandhaltungsmaßnahme.<br />

Zustandsorientierte Instandhaltung.<br />

Die zustandsorientierte Instandhaltung ist eine präventive<br />

Strategie, bei der die Wartungs- bzw. Instandsetzungsintervalle<br />

nicht starr vorgegeben sind, sondern der Zeitpunkt<br />

für die Instandhaltung aus der Überwachung der Zustandsund<br />

Betriebsgrößen festgelegt wird. Durch das Beobachten<br />

der Maschine kann vorausgesagt werden, wann sich die Lebensdauer<br />

eines Verschleißteils dem Ende zuneigt und es können<br />

Defekte erkannt werden, bevor diese teure Folgeschäden<br />

hervorrufen. Die erforderliche Überwachung der Messgrößen<br />

kann kontinuierlich oder auf Anforderung erfolgen.<br />

Bei der zustandsorientierten Instandhaltung ergänzen<br />

sich die spezifischen Vorteile der beiden zuvor genannten<br />

Strategien, nämlich die volle Ausnutzung der Komponentenlebensdauer,<br />

mit den geringeren Instandsetzungs- und<br />

Folgekosten der geplanten Instandhaltung. Für die Gesamtkostenoptimierung<br />

müssen diese Einsparungen den Kosten<br />

für die Überwachung gegenübergestellt werden.<br />

Strategie der verbessernden Instandsetzung.<br />

Früher war das höchste Ziel einer Instandsetzung, die Pumpe<br />

nach Möglichkeit wieder in den Originalzustand zurückzubringen.<br />

Diese Vorgehensweise übersieht, dass das Versagen<br />

des Bauteils möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass<br />

das Pumpendesign für den spezifischen Anwendungsfall<br />

nicht optimal ist. In solch einem Fall ist die Instandsetzung<br />

eine gute Gelegenheit für eine qualitative Aufwertung der<br />

betroffenen Baugruppe. Einige fortschrittliche Unternehmen<br />

haben es sich daher zur Strategie gemacht, solche Auszeiten<br />

systematisch für eine Erhöhung der Zuverlässigkeit<br />

und Verfügbarkeit zu nutzen.<br />

Vorausbestimmte Instandhaltung.<br />

Die intervallabhängige, vorausbestimmte Instandhaltung<br />

versucht, durch den Austausch der Verschleißteile in vorgegebenen<br />

Zeitabständen dem Verschleiß zuvorzukommen.<br />

Erschwert wird diese Strategie durch die starke Varianz der<br />

Lebensdauer von vielen Bauteilen. Der Planung der Wartungsintervalle<br />

kommt daher eine wesentliche Bedeutung<br />

bei der Gesamtkostenbetrachtung dieser Strategie zu. Zu<br />

kurze Intervalle erhöhen die Kosten durch häufige Reparaturen<br />

und damit einhergehendem geplantem Stillstand.<br />

Zu lange Intervalle erhöhen das Risiko des ungeplanten<br />

Produktionsausfalls mit Folgekosten, die mit einer korrektiven<br />

Instandsetzung einhergehen. Die vorausbestimmte<br />

Instandhaltung ist an den Stellen sinnvoll, wo kein Diagnosesystem<br />

verfügbar oder wirtschaftlich einsetzbar ist und wo<br />

ein redundanter Einbau der Pumpen zu teuer ist oder trotz<br />

Redundanz teure Folgeschäden entstehen könnten.<br />

24<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />

Energieberatung<br />

in Industrie und Gewerbe.<br />

Der Schlüssel zum Kostensenken.<br />

Publikationen (Auswahl).<br />

Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei<br />

der Aufdeckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />

und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />

Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />

www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />

Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />

über die wichtigsten Energieeffizienztechnologien, über<br />

Beratungsmöglichkeiten sowie Wege zur Finanzierung und<br />

Förderung. Tipps und Praxisbeispiele sollen dabei vor allem<br />

Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />

Energieeffizienz zu investieren.<br />

Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />

Auf 36 informativen Seiten zeigt diese kleine DIN-A5-Broschüre,<br />

was Unternehmen von einer guten Beratung erwarten<br />

können, wie sie in der Regel abläuft, wie Unternehmen<br />

einen guten Energieberater finden und worauf bei der Auswahl<br />

eines Beraters zu achten ist. Daneben informiert sie<br />

über finanzielle Fördermöglichkeiten für Unternehmen,<br />

die eine Energieberatung durchführen lassen möchten.<br />

Internetangebote (Auswahl).<br />

Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations-<br />

und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />

in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />

auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />

In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />

Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />

Querschnitts technologien, Beratungsmöglichkeiten und<br />

Förderungen bereit.<br />

Lebenszykluskosten-Rechner Pumpen.<br />

Der Lebenszykluskosten-Rechner (LCC-Tool) für Pumpensysteme<br />

ermöglicht die Gegenüberstellung zweier Pumpen systeme<br />

hinsichtlich des Energieverbrauchs und der Wirtschaftlichkeit.<br />

Nach Eingabe technischer und wirtschaftlicher Daten<br />

erhält der Nutzer als Ergebnis die jeweiligen LCC-Kostenkomponenten<br />

zu den Pumpensystemen in Form einer Tabelle.<br />

www.stromeffizienz.de/lebenszykluskosten-rechner<br />

Referenzprojekte-Datenbank.<br />

Die Datenbank präsentiert ausgezeichnete Energieeffizienzprojekte<br />

aus dem Bereich Industrie und Gewerbe. Die vorgestellten<br />

Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />

hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />

gute Über tragbarkeit aus.<br />

www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />

Marktplatz <strong>Energieeffiziente</strong> Produkte.<br />

Die Online-Plattform bringt Anbieter und Nachfrager energie -<br />

effizienter Produkte zusammen und unterstützt somit die<br />

Entwicklung des Marktes für Energieeffizienz. Der Marktplatz<br />

umfasst derzeit für Unternehmen die Produktgruppen<br />

Beleuchtung, Pumpen, Elektromotoren und Ventilatoren.<br />

www.energieeffizienz-online.info<br />

Informationsplattform zur europäischen Top-Runner-<br />

Strategie.<br />

Die Plattform bietet Stakeholdern Hintergrundinforma tionen<br />

zur Umsetzung der europäischen Top-Runner-Strategie<br />

(Ökodesign-Richt linie, EU-Energielabel, EU-ENERGY STAR),<br />

d. h. der europäischen Regelung rund um die Energieeffizienz<br />

von Produkten.<br />

www.top-runner.info<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

25


Die Initiative EnergieEffizienz.<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />

Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />

und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />

der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />

und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />

von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />

gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />

für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />

anderem technische Leitfäden zur Optimierung von <strong>Querschnittstechnologien</strong>,<br />

Internettools zur Bewertung der Energie effizienzpotenziale<br />

im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />

der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />

für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />

Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />

zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />

geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />

Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />

der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />

KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />

die DZ BANK AG.<br />

www.dena.de<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />

wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Impressum.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />

Chausseestraße 128 a<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />

Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />

E-Mail: info@dena.de<br />

www.dena.de<br />

Redaktion.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Anton Barckhausen, Carsten Grohne, Ronald Ille<br />

Layout.<br />

BBS Werbeagentur GmbH<br />

Druck.<br />

Druckhaus Rihn GmbH<br />

Stand.<br />

12/2013<br />

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />

Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />

26<br />

Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.


EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

27


Art.-Nr. 1429<br />

Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />

in Industrie und Gewerbe:<br />

kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Eine Initiative von:<br />

Gefördert durch:


ar<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


2<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


Inhalt.<br />

1 Einführung in das Thema. .................................................................................................................................................................................... 5<br />

1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe. ....................................................................................................... 5<br />

1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete von Druckluft und Druckluftsystemen. ..................................................................... 5<br />

2 Ansätze zur energetischen Optimierung von Druckluftsystemen. ..................................................................................................... 8<br />

2.1 Erfassung des Istzustands. ......................................................................................................................................................................................... 10<br />

2.2 Ermittlung des Bedarfs. .............................................................................................................................................................................................. 10<br />

2.3 Bewertung der Energieeffizienz. ............................................................................................................................................................................ 11<br />

2.4 Erfolgskontrolle. ............................................................................................................................................................................................................. 12<br />

3 <strong>Energieeffiziente</strong> Drucklufterzeugung und Druckluftsysteme. .......................................................................................................... 13<br />

3.1 Drucklufterzeugungsanlagen. ................................................................................................................................................................................ 13<br />

3.1.1 Verdichterbauarten. .................................................................................................................................................................................................... 14<br />

3.2 Druckluftaufbereitung. .............................................................................................................................................................................................. 17<br />

3.2.1 Flüssigkeitsabscheidung. ............................................................................................................................................................................................ 17<br />

3.2.2 Drucklufttrocknung. .................................................................................................................................................................................................... 18<br />

3.2.3 Filtration. .......................................................................................................................................................................................................................... 19<br />

3.3 Verteilung. ......................................................................................................................................................................................................................... 20<br />

3.3.1 Speicherung. .................................................................................................................................................................................................................... 21<br />

3.3.2 Rohrleitung. ..................................................................................................................................................................................................................... 22<br />

3.4 Wärmeanfall und Wärmerückgewinnung. ....................................................................................................................................................... 23<br />

4 Steuerung, Regelung und Überwachung. ...................................................................................................................................................... 25<br />

4.1 Übergeordnete Steuerungen. ................................................................................................................................................................................... 26<br />

4.2 Diskontinuierliche Regelungen. ................................................................................................................................................................................ 27<br />

4.3 Kontinuierliche Regelungen. .................................................................................................................................................................................... 27<br />

4.4 Überwachung. ................................................................................................................................................................................................................ 29<br />

5 Instandhaltung und Wartung. .......................................................................................................................................................................... 29<br />

6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen. ................................................................................................................................... 30<br />

Impressum. .............................................................................................................................................................................................................. 31<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

3


4<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


1 Einführung in das Thema.<br />

1.1 Energieverbrauch und Energieeffizienz in<br />

Industrie und Gewerbe.<br />

Etwa ein Drittel des Endenergieverbrauchs in Deutschland<br />

– rund 700 TWh pro Jahr – entfällt auf die Industrie. Die<br />

steigenden Energiepreise werden dabei für immer mehr<br />

Unternehmen zu einem spürbaren Kostenfaktor. Industrielle<br />

<strong>Querschnittstechnologien</strong> bieten branchenübergreifend große<br />

Energie- und damit Kosteneinsparpotenziale. Wie zahlreiche<br />

Beispiele aus der Praxis zeigen, sind diese Investitionen in die<br />

Energieeffizienz – insbesondere bei Druckluftsystemen – in der<br />

Regel hochrentabel.<br />

Mit jährlich rund 16 TWh kommt Druckluft auf einen Anteil<br />

von ca. 7 Prozent am industriellen Stromverbrauch. Dabei ist<br />

Druckluft ein relativ kostenintensiver Energieträger. Die Kosten<br />

entstehen hauptsächlich durch die Energie, die zur Verdichtung<br />

der Luft benötigt wird. Mit zunehmendem Druck und<br />

größerer Menge an benötigter Druckluft steigen die Bereitstellungskosten.<br />

Der vorliegende Ratgeber zeigt, wie Druckluftsysteme energetisch<br />

optimiert und damit Energieverbrauch und -kosten deutlich<br />

gesenkt werden können. Dabei gilt: Der (Druckluft-)Verbraucher<br />

bestimmt die Kosten. Daher empfiehlt es sich, in einem<br />

ersten Schritt zunächst die druckluftnutzenden Verbraucher<br />

zu identifizieren und im Hinblick auf die Parameter Druck,<br />

Druckluftmenge und Qualität zu bewerten. Danach können die<br />

weiteren Systemkomponenten – Verteilung (Rohrnetz), Aufbereitung<br />

(Trocknen und Filtern) sowie Erzeugung (Kompressoren)<br />

– optimal auf die Verbraucher eingestellt und das System<br />

als Ganzes optimiert werden.<br />

1.2 Technische Grundlagen und Einsatzgebiete<br />

von Druckluft und Druckluftsystemen.<br />

Druckluft ist ein vielseitig verwendbarer Energieträger. Die<br />

Vorteile von Druckluftanwendungen liegen in der Gefahrlosigkeit<br />

dieses Energieträgers, der Schnelligkeit und Präzision<br />

von Druckluftantrieben und der hohen Kraft bei gleichzeitig<br />

geringem Gewicht von Druckluftwerkzeugen. Eine weitere<br />

besondere Eigenschaft von Druckluftgeräten ist die Einsatzmöglichkeit<br />

in Explosionsschutzbereichen. So sorgen beispielsweise<br />

Druckluft-Hebezeuge in Lackieranlagen dafür, dass keine<br />

Funken entstehen können.<br />

Die Erzeugung von Druckluft erfolgt mittels Kompressoren.<br />

In der Praxis haben sich Schrauben- oder Kolbenverdichter<br />

verbreitet. Beide Systeme speisen einen Druckluftspeicher, der<br />

die Druckluft stetig und zeitlich unabhängig von den Erzeugeraggregaten<br />

im System bereitstellt (siehe dazu Abschnitt 2).<br />

Die Häufigkeit, in der Druckluft nachgeliefert werden muss, ist<br />

abhängig von der verwendeten Druckluftmenge und dem Zustand<br />

des Druckluftsystems. Leckagen führen zu permanentem<br />

Druckverlust, der durch unplanmäßig häufigen Einsatz des<br />

Kompressors ausgeglichen werden muss und somit zusätzlich<br />

Energie verbraucht.<br />

Arbeits- bzw. Energieluft.<br />

Arbeitsluft ist neben Strom das wichtigste Energieübertragungsmedium<br />

der Industrie. Seit Jahren weist die Pneumatik<br />

als wichtiges Anwendungsfeld für Druckluft zweistellige<br />

Wachstumsraten auf. Ohne Pneumatik ist ein automatisierter<br />

industrieller Fertigungsprozess heute kaum noch vorstellbar.<br />

Schnelligkeit, Präzision, Flexibilität und Miniaturisierung der<br />

Komponenten spielen dabei eine wichtige Rolle. Arbeits- bzw.<br />

Energieluft findet insbesondere auch bei Arbeitswerkzeugen,<br />

wie z. B. Schlagschraubern, eine weit verbreitete Anwendung.<br />

Aktivluft.<br />

Von Aktivluft ist die Rede, wenn Druckluft als Transportmedium<br />

genutzt wird. Aktuelle Anwendungsbeispiele sind der Schüttguttransport,<br />

das Bewegen der Schiffchen bei Webmaschinen<br />

oder der Einsatz bei der Luftlagerung. Am Beispiel der Luftlagerung<br />

lassen sich einige Vorteile der Druckluft gut aufzeigen.<br />

Laser zum Anvisieren von Geosatelliten z. B. müssen exakt ausgerichtet<br />

und automatisch nachgeführt werden. Um die nötige<br />

Präzision zu erreichen, ist das optische System luftgelagert. Die<br />

Luftlager lassen völlig ruckfreie und stufenlose Teleskopbewegungen<br />

zu, sorgen für hohe Messgenauigkeit und schützen vor<br />

Vibrationen. Ohne Druckluft wären solche modernen Verfahren<br />

zur Erdvermessung kaum realisierbar.<br />

Prozessluft.<br />

Ist Druckluft direkt als Prozessmedium in bestimmte Verfahren<br />

eingebunden, spricht man von Prozessluft. Gängige Anwendungsbereiche<br />

sind Trocknungsprozesse, die Belüftung von<br />

Klärbecken oder Gärluft für Fermentationsprozesse.<br />

Industrielles Vakuum.<br />

Eng verwandt mit der Druckluft ist die industrielle Vakuumtechnik,<br />

mit der verschiedene Anwendungsfälle abgedeckt<br />

werden können. Dazu zählen Verpacken, Trocknen, Spannen,<br />

Saugen, Anheben, Positionieren und vieles mehr. Diese Art<br />

der Vakuumapplikation kommt in immer mehr Branchen zur<br />

Anwendung. Beispielhaft sei die Elektronikindustrie genannt,<br />

in der es in der Produktion auf höchste Präzision bei größtem<br />

Output ankommt. Im Sinne einer „clean production“ sorgen<br />

äußerst präzise, sehr kleine Vakuumpumpen unter Reinstraumbedingungen<br />

für das exakte Handling von Platinen und ihre<br />

Bestückung mit Mikrochips. Die gleichmäßige, geregelte Saugluft<br />

„greift“ den Chip und platziert ihn genau an der richtigen<br />

Stelle auf der Leiterplatte.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

5


Druckangaben und Druckniveaus<br />

Wie in der Praxis üblich, beziehen sich alle hier genannten<br />

Druckangaben auf den Überdruck gegenüber dem atmosphärischen<br />

Druck. Dieser resultiert aus der Luftsäule und beträgt<br />

nach ISO-Norm 1.013,25 hPa, das entspricht 1,01325 bar. Eine<br />

Druckangabe von 1 bar bedeutet demnach einen Absolutdruck<br />

von 1 bar + 1,01325 bar = 2,01325 bar.<br />

Unterschiedliche Anwendungen erfordern verschiedene Druckniveaus.<br />

In den seltensten Fällen ist es wirtschaftlich vertretbar,<br />

die gesamte Bedarfsmenge auf den höchsten benötigten Druck<br />

zu verdichten und anschließend den Druck für Anwendungen<br />

mit geringem Druckbedarf wieder zu reduzieren. Deshalb ist<br />

es nötig, die Druckbereiche zu kategorisieren und geeignete<br />

Druckluftsysteme einzusetzen.<br />

Standarddruckanwendungen.<br />

Der Standarddruck pneumatischer Komponenten beträgt in<br />

fast allen Fällen 6,3 bar. Das bedeutet, dass z. B. die Kraft eines<br />

Haltezylinders mit 6,3 bar angegeben ist. Die Kraft errechnet<br />

sich durch das Produkt aus Druck und Kolbenfläche. Wird eine<br />

größere Kraft benötigt, sollte nicht der Druck im Druckluftsystem<br />

erhöht, sondern ein größerer Zylinder gewählt werden, da<br />

der Durchmesser der Kolbenfläche in diese Formel quadratisch<br />

eingeht. So wird sichergestellt, dass der Druck im Gesamtsystem<br />

nur wenig oberhalb der benötigten 6 bar liegt.<br />

Da das 6-bar-Arbeitsluftsystem am weitesten verbreitet ist, gibt<br />

es für diese Leistungsstufe eine Vielzahl von Anwendungen<br />

sowie Aufbereitungs- und Erzeugungskomponenten.<br />

Niederdruckanwendungen.<br />

In Bereichen von 2 bis 2,5 bar Überdruck spricht man von<br />

Niederdruckanwendungen. Meistens werden hier rotierende<br />

Verdrängerkompressoren zur Erzeugung eingesetzt, für große<br />

Mengen auch Turbokompressoren.<br />

Ist eine Vielzahl von Niederdruckverbrauchern vorhanden, so<br />

ist die Installation einer eigenen Niederdruckversorgung energetisch<br />

und wirtschaftlich sinnvoll. Der Einsatz von Druckminderern,<br />

die ihre Luft aus einem Arbeitsdrucknetz mit z. B. 7 bar<br />

erhalten, wird so vermieden.<br />

Hochdruckanwendungen.<br />

Für den Druckbereich oberhalb von 10 bar kommen für die<br />

Drucklufterzeugung oszillierende Verdrängerkompressoren,<br />

wie Kolben- oder Membrankompressoren, zum Einsatz.<br />

Bei großen Luftmengen können auch Radial-Turbokompressoren<br />

wirtschaftlich sein, wenn Druckerhöhungskompressoren,<br />

sogenannte Booster, eingesetzt werden. Sie versorgen einzelne<br />

Hochdruckverbraucher aus dem Standardnetz heraus und<br />

rentieren sich, wenn dadurch ein zusätzliches eigenständiges<br />

Hochdrucknetz vermieden werden kann. Sowohl die Verbraucher<br />

als auch die Netze und Aufbereitungskomponenten in<br />

Hochdrucksystemen weisen in Abhängigkeit des Betriebsdrucks<br />

deutlich höhere Wandstärken zur Verhinderung eines<br />

möglichen Zerberstens auf.<br />

Vakuum- und Gebläseanwendungen.<br />

Dieser Bereich reicht vom Grobvakuum bis in den Überdruckbereich<br />

von etwa 1 bar. Mit Drehschieber- und Vakuumpumpen<br />

sowie Wälzkolben- und Seitenkanalgebläsen können diese<br />

Druckniveaus sehr wirtschaftlich erzeugt werden.<br />

Im Bereich des industriellen Vakuums kann dieses mittels<br />

Druckluft erzeugt werden. Aufgrund des hohen Energieeinsatzes<br />

zur Drucklufterzeugung sollte dies aber nur dann<br />

genutzt werden, wenn keine speziellen Vakuumpumpen<br />

eingesetzt werden können – die für diesen Einsatzbereich<br />

energie effizienteste Lösung.<br />

6<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

7


2 Ansätze zur energetischen Optimierung von<br />

Druckluftsystemen.<br />

Bei der energetischen Optimierung von Druckluftsystemen sollte<br />

in einem ersten Schritt das Gesamtsystem vom Verbraucher bis<br />

hin zum Erzeuger betrachtet werden, da der Verbraucher das<br />

Druckniveau, die Menge und die Qualität der erforderlichen<br />

Druckluft bestimmt. Alle davorliegenden Systemkomponenten<br />

(Erzeugung, Aufbereitung, Regelung, Speicher, Verteilung und<br />

ggf. Wärmerückgewinnung) sollen dabei ohne Beeinträchtigung<br />

dieser Parameter arbeiten. Folgende Darstellung gibt einen<br />

ers ten Überblick über den Aufbau eines Druckluftsystems (hier<br />

sortiert von 1 Erzeugung bis 4 Verbraucher), ergänzt durch Informationen<br />

zu den notwendigen Schritten zur energetischen<br />

Optimierung. Details finden sich in den folgenden Abschnitten.<br />

8<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


Erzeugung.<br />

Bei der Investition in Drucklufterzeuger empfiehlt es<br />

sich, den tatsächlichen Bedarf im Auge zu behalten.<br />

Vor der Auswahl gilt es daher, alle Möglichkeiten zur<br />

Senkung des Druckluftbedarfs – beispielsweise Anpassen<br />

des Systemdrucks an den Verbrauch, Minimierung<br />

von Druckverlusten im System – in der Planung zu<br />

berücksichtigen.<br />

Bei der Auswahl der Kompressoren sollte auf einen<br />

möglichst hohen Wirkungsgrad geachtet werden.<br />

Eine optimale Abdeckung des tatsächlichen Bedarfs<br />

lässt sich entweder durch einzelne Kompressoren mit<br />

drehzahlgeregeltem Antrieb oder durch mehrere<br />

kleinere Kompressoren zur Abdeckung des Grund-,<br />

Mittel- und Spitzenlastverbrauchs erzielen.<br />

2 Speicherung und Regelung.<br />

Der Verbrauch an Druckluft ist in der Regel nicht<br />

konstant, sondern schwankt zyklisch mit dem<br />

Produktionsablauf. Mehrere kleine Kompressoren<br />

können mithilfe einer Druckbandregelung im<br />

Gegensatz zu wenigen großen Erzeugern flexibel<br />

kombiniert werden, um den schwankenden Bedarf<br />

optimal abzudecken.<br />

Um zu häufige Laständerungen an den Kompressoren<br />

zu vermeiden, bietet sich der Einsatz eines<br />

ausreichend großen Pufferspeichers an. Die Spitzenleistung<br />

der Druckluftanlage kann in diesem Fall<br />

geringer ausgelegt und die gesamte Anlage kleiner<br />

und kostengünstiger betrieben werden.<br />

Verteilung<br />

4<br />

Zentraler Verbraucher<br />

4<br />

Zweiter<br />

Verbraucher<br />

Luftansaugung<br />

Speicherung<br />

und Regelung<br />

Kompressor<br />

Erzeugung<br />

Aufbereitung<br />

Druckluftspeicher<br />

3<br />

Verteilung.<br />

4<br />

Verbraucher.<br />

Bei der Verteilung der Druckluft von der Erzeugung<br />

zum Verbraucher entstehen oft erhebliche Verluste.<br />

Zu geringe Leitungsquerschnitte oder Rohrarmaturen<br />

wie 90°-Krümmer verursachen hohe Druckverluste.<br />

Werden Druckverluste für das gesamte<br />

System dokumentiert, kann bei Abweichungen<br />

un mittelbar reagiert werden. In jedem Fall empfiehlt<br />

es sich, das System regelmäßig systematisch auf<br />

Leckagen hin zu untersuchen.<br />

Die Ausgestaltung eines Druckluftsystems wird maßgeblich<br />

durch die integrierten Verbraucher (z. B.<br />

Druckluftwerkzeuge) bestimmt. Da verschiedene<br />

Verbraucher unterschiedliche Anforderungen an<br />

das Druckluftniveau stellen, sollte für eine energieeffiziente<br />

Ausgestaltung eine Zusammenfassung<br />

von Verbrauchergruppen und darauf angepasst die<br />

Auslegung des Gesamtsystems erfolgen.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

9


2.1 Erfassung des Istzustands.<br />

Die Bereitstellung von Druckluft verursacht Kosten von ca. 1,75<br />

bis 3 Cent pro Kubikmeter Luft. Bei Druckluftanlagen mit wenigen<br />

Betriebsstunden machen die Stromkosten nur etwa 20 Prozent<br />

der Betriebskosten aus, bei rund um die Uhr laufenden Einheiten<br />

können es bis zu 80 Prozent sein. Bei Druckluftsystemen<br />

werden durchschnittlich etwa 25 Prozent der zugeführten elektrischen<br />

Energie in Nutzenergie umgewandelt. Der größte Teil fällt<br />

als Wärmeenergie an. Dies verdeutlicht die Kosten, die mit der<br />

Nutzung von Druckluft verbunden sind und macht die hohen<br />

Einsparpotenziale bei den Betriebskosten deutlich, die durch die<br />

Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen zu erreichen sind.<br />

Ein Kernproblem ist die oftmals fehlende Kostentransparenz.<br />

Denn sind die tatsächlichen Gesamtkosten der Druckluftnutzung<br />

nicht bekannt, ist der finanzielle Anreiz für Optimierungsmaßnahmen<br />

gering. Daher sind organisatorische Maßnahmen mit<br />

der Zielsetzung, ein Kostenbewusstsein zu schaffen, sowie ein<br />

kontinuierliches Druckluft-Management mindestens ebenso<br />

wichtig wie die Optimierungsmaßnahmen an den Anlagen selbst.<br />

Für die Bewertung des Istzustands sind die Energiekosten, die<br />

Instandhaltungskosten sowie die Bedienungskosten von hoher<br />

Bedeutung. Die Energiekosten werden anhand des Strombedarfs<br />

für Erzeugung und Aufbereitung ermittelt. Wird ein System zur<br />

Wärmerückgewinnung genutzt, so ist der Wert der genutzten<br />

Abwärme von den Energiekosten abzuziehen.<br />

Instandhaltungskosten lassen sich aus Werkstattberichten und<br />

Daten des Einkaufs ermitteln. Hierbei gilt es, realistisch abzuschätzen,<br />

wie hoch der nicht dokumentierte Anteil ist. Falls keine<br />

internen Verrechnungssätze existieren, werden die Arbeitszeiten<br />

mit einem realistischen Stundensatz verrechnet, der sich an<br />

marktüblichen Stundensätzen orientiert.<br />

Die Bedienungskosten müssen meist abgeschätzt werden, da das<br />

Personal in der Regel nicht nur für die Druckluftversorgung zuständig<br />

ist. Ist eine Abgrenzung zu den Instandhaltungskosten<br />

schwierig, so können diese Kostengruppen auch zusammengefasst<br />

werden.<br />

Neben den Kosten sind die technischen Komponenten des Druckluftsystems<br />

zu erfassen. Dies beginnt im ersten Schritt mit der Aufnahme<br />

von Anlagen-, Raum- und Rohrschemata. Hierdurch ist es<br />

möglich, einen Überblick über das Gesamtsystem zu gewinnen.<br />

Durch den Einsatz von Messtechnik werden relevante Parameter<br />

wie Druckniveau, Menge und Qualität ermittelt (siehe Abbildung 1).<br />

Die Aufzeichnung der Leistungsaufnahme der Verdichter (Last-/<br />

Leerlaufmessungen) ermöglicht die Darstellung des Lastprofils,<br />

das in Abhängigkeit der Produktionsintensität oft bereits erste<br />

Möglichkeiten der Effizienzsteigerung sichtbar werden lässt.<br />

Abb. 1: Messtechnik.<br />

Leckagen lassen sich durch Messungen bei Betriebsruhe näherungsweise<br />

erfassen oder produktionsunabhängig durch eine<br />

Auswertung der Druckverläufe ermitteln. Druckmessungen<br />

können an verschiedenen Stellen des Netzes mittels synchronisierter<br />

Druckaufnehmer durchgeführt werden. Durch Eintragen<br />

der Druckwerte auf einer Zeitachse werden so die Druckabfälle<br />

sichtbar.<br />

Die Luftqualität ist schwieriger zu ermitteln. Während der<br />

Feuchtegehalt der Druckluft einfach an verschiedenen Abnahmestellen,<br />

z. B. an Kupplungen, ermittelt werden kann, sind<br />

Staub- und Ölmessungen komplexer und meist nicht einfach<br />

durchführbar. Entsprechend sollte bei der Analyse des Istzustands<br />

die Notwendigkeit dieser Messungen genau abgewogen<br />

werden. Hier hilft die Einschätzung eines Energieberaters.<br />

Die Kontrolle von Schaugläsern in Wartungseinheiten zählt<br />

ebenfalls zur Beurteilung des Istzustands des Druckluftsystems.<br />

Sind z. B. Korrosionsrückstände zu beobachten, ist dies ein Indiz<br />

für Verschleiß, der zu Beeinträchtigungen am Druckluftsystem<br />

führen kann.<br />

2.2 Ermittlung des Bedarfs.<br />

Im Anschluss an die Bestandsaufnahme des vorhandenen Druckluftsystems<br />

sind der tatsächliche Bedarf der Verbraucher und der<br />

hierfür notwendige Arbeitsdruck zu ermitteln. In diesem Stadium<br />

bietet es sich an, auch die Notwendigkeit zur Verwendung von<br />

Druckluft oder das bereitgestellte Druckluftniveau für bestimmte<br />

Arbeitsschritte neu einzuschätzen. Ggf. bestehen einfache Lösungen,<br />

hier auf andere Weise und damit energieeffizienter zu verfahren.<br />

Ein weiterer, die Effizienz der Drucklufterzeugung wesentlich<br />

beeinflussender Faktor sind die räumlichen Bedingungen des<br />

Aufstellortes der Erzeuger- und Speichereinheiten. So verursachen<br />

z. B. direkte Sonneneinstrahlung oder andere Wärme emittierende<br />

Aggregate im Kompressorraum zusätzliche Wärmelasten, was<br />

zu erhöhter Verdichterleistung und damit steigendem Energieverbrauch<br />

führt.<br />

10<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


Ebenfalls sollten eine Bewertung der Leitungsarten und -längen<br />

sowie die Ausführung der Leitungen (z. B. Starr- oder Spiralleitung)<br />

bei der Bedarfsermittlung erfolgen. Wie sich z. B. die<br />

Druckverluste abhängig von der Leitungsart darstellen, kann im<br />

Abschnitt 3.3.2 nachgelesen werden.<br />

Bei der Beurteilung der Verwendung von Druckluft sollte beachtet<br />

werden, dass beispielsweise Druckluftwerkzeuge für einen<br />

bestimmten Arbeitsdruck ausgelegt sind (üblicherweise 6,3 bar).<br />

Es handelt sich dabei um den sogenannten Fließdruck, der sich<br />

einstellt, wenn die Ventile geöffnet sind, d. h. das Medium fließt.<br />

Die Messung des Fließdrucks kann z. B. durch ein beim Arbeiten<br />

vor das Werkzeug geschaltetes Manometer oder durch einen<br />

Werkzeugsimulator erfolgen. Der Fließdruck ist in der Regel<br />

niedriger als der sogenannte statische Betriebsdruck, der sich<br />

am Manometer vor einem geschlossenen Ventil ablesen lässt.<br />

Tabelle 2 zeigt, dass sich die reine Bohrzeit durch den um weniger<br />

als 10 Prozent geringeren Druck um 60 Prozent erhöht. Dabei<br />

ist ein um 0,5 bar zu geringer Arbeitsdruck keineswegs die Ausnahme,<br />

sondern in vielen Fällen die Regel. Für das Beispiel der<br />

Bohrmaschine würden sich die Arbeitskosten um über 3.000 Euro<br />

erhöhen:<br />

bei<br />

verlängerter Bohrzeit<br />

Arbeitskosten<br />

36 Minuten/Tag<br />

30 €/h<br />

folgen pro Jahr Mehrkosten für<br />

Arbeit 3.600 €<br />

Tab. 3: Beispielhafte Arbeitsmehrkosten durch verlängerte Bohrzeit.<br />

Ist das Druckniveau dauerhaft zu hoch, verursacht die Drucklufterzeugung<br />

unnötig hohe Energiekosten. Das Unterschreiten<br />

des optimalen Arbeitsdrucks führt zu einer verminderten Leistung<br />

des Werkzeugs. Tabelle 1 zeigt am Beispiel einer druckluftbetriebenen<br />

Winkelschleifmaschine den Materialabtrag<br />

in Abhängigkeit vom Arbeitsdruck:<br />

Arbeitsdruck<br />

Materialabtrag<br />

in % in bar in % in kg/h<br />

100 6,3 100 5,5<br />

92 5,8 82 4,5<br />

84 5,3 72 4<br />

Tab. 1: Reduzierung der Produktivität einer Winkelschleifmaschine mit<br />

abnehmendem Druck.<br />

Das Beispiel zeigt, dass bereits ein um 0,5 bar zu niedriger<br />

Arbeitsdruck zu einer deutlichen, überproportionalen Senkung<br />

der Produktivität führt. Damit steigen nicht nur die Produktions-,<br />

sondern auch die Energiekosten. Zwar sinkt der Luftverbrauch<br />

pro Zeiteinheit, aber durch die längere Arbeitszeit erhöht sich<br />

der absolute Luftverbrauch pro Werkstück.<br />

Am Beispiel einer Bohrmaschine (siehe Tabelle 2) wird der Einfluss<br />

eines zu geringen Fließdrucks an der Abnahmestelle auf die<br />

Gesamtkosten deutlich. Die Reduktion des Fließdrucks resultiert<br />

dabei häufig aus einer Einengung im Rohrnetz und/oder der<br />

Zuleitung zum Werkzeug.<br />

Arbeitsdruck in bar<br />

Bohrzeit (Bsp.) in s<br />

6,3 2,0<br />

5,8 3,2<br />

Tab. 2: Bohrzeit einer druckluftbetriebenen Bohrmaschine in Abhängigkeit vom<br />

Druckniveau.<br />

2.3 Bewertung der Energieeffizienz.<br />

Die Energieeffizienz eines Systems wirkt sich einerseits auf die<br />

Betriebskosten aus, andererseits ist sie aber auch ein Indiz für<br />

den Zustand, in dem sich der Komplex oder Einzelkomponenten<br />

in einem Gefüge befinden. Um zu ermitteln, an welchen Stellen<br />

Energieeffizienzpotenziale vorhanden sind, ist es wichtig,<br />

die Situation von Verbraucher- bzw. Anwendungsseite her zu<br />

betrachten. Oft genügen bereits kleine Neujustierungen oder<br />

geringe Investitionen, um den Gesamtzustand des Systems wieder<br />

in ein Optimum zu versetzen, etwa wenn Leckagen an verschlissenen<br />

Anschlussstellen auftreten oder ein Filter zugesetzt ist.<br />

Die Betrachtungsreihenfolge stellt sich dann wie folgt dar:<br />

Druckluftanwendungen und -verbraucher<br />

Druckluftverteilung (inkl. Anschlussschläuchen und<br />

Kupplungen)<br />

Druckluftaufbereitung<br />

Drucklufterzeugung (Kompressor)<br />

Für eine Einordnung der Ergebnisse der Energieeffizienzbewertung<br />

empfiehlt sich auch der Vergleich von Kennzahlen<br />

(Benchmarking). Unternehmen, die über mehrere Standorte<br />

mit ähnlicher Produktion verfügen, sollten die Chance zu einem<br />

internen Benchmarking nutzen.<br />

Selbst ein sehr gut optimiertes System wird ineffizient, wenn es<br />

nicht den sich ändernden Anforderungen angepasst wird. Umbaumaßnahmen<br />

müssen koordiniert und die Energieeffizienz<br />

überwacht werden. Dafür sind Kontrollmechanismen nötig.<br />

Das effiziente Nutzerverhalten kann durch entsprechende Aufklärung<br />

und eine verbrauchsnahe Volumenstromerfassung<br />

gefördert werden.<br />

Im Folgenden werden einige Beispiele für Bereiche vorgestellt,<br />

in denen Druckverluste auftreten können. Dabei wird an dieser<br />

Stelle – wie oben dargelegt – in umgekehrter Richtung des<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

11


Druckluftstroms vorgegangen – von den Druckluftverbrauchern<br />

bzw. den Anschlüssen über die Druckluftverteilung bis hin zur<br />

Drucklufterzeugung. Wenn z. B. bei den Verbrauchern festgestellt<br />

wird, dass diese auf dem falschen Druckniveau betrieben<br />

werden oder sich bei der Verteilung deutliche Einsparpotenziale<br />

ergeben, können bei der Untersuchung der Erzeugung und Aufbereitung<br />

andere Optionen und Leistungsparameter berücksichtigt<br />

werden.<br />

Auf den letzten Metern zum Verbraucher, unabhängig ob Druckluftwerkzeug<br />

oder pneumatischer Aktor, entstehen oft die größten<br />

Verluste. Eine Ursache für die häufig ineffiziente Gestaltung<br />

der Anschlussstellen am Verbraucher ist, dass diese nicht als<br />

Teil des Gesamtsystems konzipiert und optimiert, sondern bei<br />

der Inbetriebnahme neuer Werkzeuge in kurzfristigen Aktionen<br />

dem Bedarf angepasst wurden. Eine Vielzahl unnötiger Kupplungen<br />

sowie ggf. auch falsche Schlauchdurchmesser können<br />

den Energieverbrauch in der Summe deutlich ansteigen lassen.<br />

Zur Verringerung von Druckverlusten sollte insbesondere bei<br />

Anschlussschläuchen mit ihren Strömungsumlenkungen und<br />

geringeren Durchmessern darauf geachtet werden, diese möglichst<br />

kurz zu halten. Dies gilt insbesondere für Spiralschläuche,<br />

die aufgrund ihrer Bauart bereits eine gewisse Länge einnehmen.<br />

Auch ein passender Schlauchdurchmesser verringert Druckverluste,<br />

die ansonsten bei Übergängen von einem Durchmesser<br />

auf den anderen entstehen können.<br />

Vor allem selbstentlüftende Schnellkupplungen – insbesondere<br />

jene aus Messing – verursachen zusätzliche Druckverluste (0,6 bis<br />

1,3 bar Fließdruck). Grund ist eine im Luftstrom liegende Absperrung.<br />

Moderne Schnellkupplungen reduzieren die Verluste auf<br />

ca. 0,2 bar und machen sich innerhalb kürzester Zeit bezahlt.<br />

Sie sind häufig nach dem Prinzip eines Kugelhahns gebaut oder<br />

besitzen, bei Standardkupplungen mit Verschlusskörper, eine<br />

strömungsoptimierte Form.<br />

Im Betrieb eines Druckluftsystems entstehen durch das Durchströmen<br />

von Aufbereitungskomponenten (z. B. Filter) zum Teil<br />

hohe Druckverluste. Um diese gering zu halten, sollte die Druckluftaufbereitung<br />

auf ein notwendiges Minimum reduziert werden.<br />

Druckverluste an den Anschlussstellen bedeuten nicht nur<br />

zusätzliche Energiekosten. Wird der Druckverlust durch eine<br />

höhere Druckeinstellung am Kompressor ausgeglichen, steigen<br />

automatisch alle anderen Kostenarten, insbesondere auch die<br />

Instandhaltungskosten. Durch die höhere Belastung der Druckerzeugung<br />

und aller nachgeschalteten Stufen verringert sich<br />

die Lebensdauer, was langfristig zusätzliche Anschaffungs- und<br />

Installationskosten nach sich zieht. Werden vor einer Erneuerung<br />

der Drucklufterzeugung die Schwachstellen an den Arbeitsplätzen<br />

nicht behoben, muss der Kompressor größer als nötig<br />

dimensioniert werden.<br />

Weitere Hinweise zu Schwachstellen und Möglichkeiten zur<br />

Hebung von Energieeffizienzpotenzialen finden sich in den<br />

folgenden Kapiteln.<br />

2.4 Erfolgskontrolle.<br />

Durch eine Erfolgskontrolle werden die gesetzten Ziele mit den<br />

tatsächlichen Ergebnissen verglichen. Anhand dieses Soll-Ist-<br />

Ver gleichs wird bewertet, ob die Einstellparameter eingehalten<br />

werden und ob die erwartete Energieeffizienzsteigerung erreicht<br />

wurde. Bei Nichterreichen ist eine Ursachenanalyse und ggf. eine<br />

erneute Optimierung zu planen.<br />

Die Durchführung der Erfolgskontrolle sollte von zentraler Stelle<br />

erfolgen, etwa in der Person eines Druckluftbeauftragten, der in<br />

einer techniknahen Abteilung angesiedelt ist. Bei Unternehmen<br />

mit einem betrieblichen Energiemanagement kann diese Aufgabe<br />

auch durch den Energiemanager ausgeführt werden. Gerade<br />

bei Unternehmen mit verschiedenen Standorten ist es sinnvoll,<br />

eine übergeordnete Instanz zu schaffen, die Wissen ansammeln<br />

und Vergleiche (Benchmarking) durchführen kann.<br />

12<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


3 <strong>Energieeffiziente</strong> Drucklufterzeugung und<br />

Druckluftsysteme.<br />

Druckluftsysteme bestehen neben der Erzeugereinheit und<br />

dem Kompressor mit der Aufbereitungseinheit zusätzlich aus<br />

dem Verteilungssystem und der Steuer- und Regelungseinheit.<br />

Das Verteilungssystem beginnt an der Erzeugereinheit und<br />

beinhaltet die Speicherung und das Rohrleitungssystem mit<br />

seinen diversen Ventilen, Drosseln und weiteren, den Druck beeinflussenden<br />

Komponenten. Es mündet in der Anwendung, sei<br />

es ein Druckluftwerkzeug (z. B. Schlagschrauber) oder verschiedenste<br />

Arbeitsmaschinen oder Transportsysteme. Hinweise zur<br />

Energieeffizienz in der Verteilung finden sich in Abschnitt 3.3.<br />

Die Aufrechterhaltung des Drucks wird durch die Steuer- und<br />

Regelungseinheit mithilfe diverser Messgeräte und Sensorik<br />

überwacht. Kapitel 4 geht hierauf genauer ein.<br />

Da der weit überwiegende Anteil der Kosten eines Druckluftsystems<br />

im Betrieb anfällt, gilt ein besonderes Augenmerk den<br />

Energiekosten, den Instandhaltungskosten sowie der Verfügbarkeit<br />

und damit den möglichen Produktionsausfallkosten.<br />

Die Anschaffungs- sowie die Installationskosten treten bei der<br />

Betrachtung der Lebenszykluskosten des Gesamtsystems dahinter<br />

zurück.<br />

und Antriebssysteme.“). Hinzu kommen Kühl- und Schmiervorrichtungen,<br />

Öl- und Wasserabscheider, Ansaugluftfilter sowie<br />

Mess- und Regelvorrichtungen (siehe Abbildung 2). Kompressoren<br />

werden oft als Gesamtsystem auf einem Rahmen vormontiert<br />

und sind lärm- und schwingungsgedämpft.<br />

An die Erzeugung schließen sich die Anlagen an, welche die<br />

Druckluft auf die definierte Qualität hinsichtlich der Kriterien<br />

Feuchte, Staub- und Ölgehalt behandeln. Drucklufterzeugung<br />

und Aufbereitung sind oft in einem speziellen Kompressorraum<br />

untergebracht, der auch Vorkehrungen zur Luftzufuhr und zum<br />

Wärmeabtransport enthält. Druckluftspeicher finden sich häufig<br />

in räumlicher Nähe des Kompressorraums. Hinweise zur Dimensionierung<br />

der Druckluftspeicher finden sich im Abschnitt 3.3.1.<br />

3.1 Drucklufterzeugungsanlagen.<br />

Die wesentlichen Komponenten einer Drucklufterzeugungsanlage<br />

sind der Verdichter (Kompressor) und sein Antrieb (weitere<br />

Details zu energieeffizienten Antrieben siehe „Ratgeber Motoren<br />

Abb. 2: Komponenten einer Drucklufterzeugungsanlage.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

13


Der theoretische Energiebedarf für die Verdichtung ist abhängig<br />

vom Ansaug- und Enddruck (Verdichtungsverhältnis) sowie der<br />

Art der Zustandsänderung. Die theoretisch ideale, isotherme<br />

Verdichtung erfordert den geringsten Arbeitsaufwand. Isotherm<br />

bedeutet, dass sich die Temperatur des Gases bei der Verdichtung<br />

nicht verändert. In realen Anlagen ist dies allerdings nicht<br />

möglich und es ist in jedem Fall ein Temperaturanstieg zu<br />

ver zeich nen. Bei guter Kühlung des Verdichters kann diese<br />

Temperaturänderung jedoch minimiert werden.<br />

In der Praxis sind die theoretischen Werte deshalb nicht erreichbar,<br />

weil der Verdichtungsvorgang mit Energieverlusten behaftet ist.<br />

Gute Druckluftverdichter zeichnen sich durch einen Leistungsbedarf<br />

aus, der 45 Prozent über dem theoretischen Optimum bei<br />

der adiabaten (real, mit Temperaturänderung) Verdichtung liegt.<br />

Die Verdichtungsleistung wird z. B. als spezifische Leistung in<br />

Kilowatt pro Kubikmeter Luft und Minute angegeben. Für den<br />

Standarddruckbereich (7 bis 8 bar Überdruck) sind 7,5 kW<br />

installierte Elektromotorenleistung pro Kubikmeter Druckluft<br />

pro Minute ein guter Wert. Mit zunehmender Motorengröße<br />

nimmt der spezifische Leistungsbedarf in der Regel ab.<br />

Umgekehrt können die spezifischen Angaben auch in kWh pro<br />

Kubikmeter umgerechnet werden. Bei einem Standarddruck<br />

von 7 bis 8 bar Überdruck werden ca. 7,5 kW elektrische Motorleistung<br />

benötigt, um 1 Normkubikmeter Druckluft pro Minute<br />

zu erzeugen. In einer Stunde sind dies 60 Kubikmeter bei einer<br />

Leistungsaufnahme von 7,5 kWh, d. h. für einen Normkubikmeter<br />

werden 0,125 kWh elektrische Energie eingesetzt.<br />

3.1.1 Verdichterbauarten.<br />

Für die Komprimierung der Luft steht eine Vielzahl verschiedener<br />

Verdichter (Kompressoren) zur Verfügung, die je nach<br />

Bauart für bestimmte Anwendungsfälle geeignet sind. Anhand<br />

der Parameter Druck, Luftmenge und Luftqualität kann in einer<br />

ersten Betrachtung die Vielzahl der möglichen Entscheidungskombinationen<br />

eingegrenzt werden.<br />

Grundsätzlich lassen sich die Kompressoren nach ihrem Verdichtungsprinzip<br />

in Strömungs- und Verdrängermaschinen (siehe<br />

Abbildung 4) unterteilen.<br />

Abb. 3: Spezifischer Leistungsbedarf bei der Drucklufterzeugung.<br />

Abbildung 3 zeigt, wie die Energieeffizienz der Drucklufterzeugung<br />

anhand der Einordnung des jeweiligen Arbeitspunkts der<br />

Anlage beurteilt werden kann.<br />

Abb. 4: Verdichterbauarten.<br />

14<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


Kompressoren einer Bauart können sich zusätzlich durch<br />

folgende Parameter unterscheiden:<br />

ein- oder mehrstufige Ausführung<br />

Betrieb mit oder ohne Zwischenkühlung<br />

Einsatz von Schmier- und Kühlmitteln (z. B. Wasser oder Öl)<br />

oder kühlmittelarmer/-freier Betrieb<br />

Strömungsmaschinen übertragen ihre Energie durch rotierende<br />

Laufräder auf das Gas. Sie zeichnen sich durch einen kontinuierlichen<br />

Luftstrom aus, der bei steigendem Gegendruck abnimmt.<br />

Typische Beispiele sind Turbokompressoren wie Axial- und<br />

Radialkompressoren.<br />

Verdrängermaschinen sind z. B. Hubkolben- oder Schraubenkompressoren.<br />

Sie arbeiten ähnlich wie Verdrängerpumpen,<br />

in denen das eingeschlossene Flüssigkeitsvolumen mechanisch<br />

verdrängt und in eine Umgebung mit höherem Druckniveau<br />

ausgeschoben wird. Im Gegensatz zu inkompressiblen Flüssigkeiten<br />

wird jedoch das Gas dabei komprimiert. Kompressoren<br />

nach dem Verdrängerprinzip zeichnen sich dadurch aus, dass<br />

der Luftstrom weitgehend unabhängig vom Gegendruck ist und<br />

nur durch die Frequenz des Antriebs beeinflusst wird. Sie lassen<br />

sich noch einmal unterteilen in oszillierende Kompressoren, wie<br />

z. B. Hubkolben- oder Membranverdichter, und rotierende, wie<br />

Schrauben- oder Drehkolbenkompressoren.<br />

In Abbildung 5 sind die verschiedenen Verdichterbauarten in<br />

ihren üblichen Anwendungsfeldern in Bezug auf Druckniveau<br />

und Menge der erzeugten Druckluft dargestellt. Die Energieeffizienz<br />

einer Verdichtereinheit hängt damit unmittelbar von<br />

ihrem Einsatzgebiet und der zu erzeugenden Druckluftqualität<br />

ab. Bei der Bedarfsermittlung und der anschließenden Auswahl<br />

eines Druckluftkompressors sollte darauf geachtet werden. Exemplarisch<br />

werden hierzu im Folgenden drei Kompressorarten<br />

vorgestellt, die in der Praxis häufig eingesetzt werden.<br />

bar<br />

Abb. 5: Anwendungsfelder der verschiedenen Verdichtungsbauarten.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

15


Turbokompressoren.<br />

Turbokompressoren verdichten die Luft, indem sie zunächst über<br />

schnell drehende Laufräder kinetische Energie übertragen, die<br />

dann in den Statoren durch Strömungsumlenkung in statischen<br />

Druck umgewandelt wird. Dabei kommen unterschiedliche Laufradformen,<br />

wie z. B. Radial- oder Axialläufer, zum Einsatz.<br />

Die Laufradbauform entscheidet über das Verhältnis von<br />

Volumenstrom zum Gegendruck. Radialkompressoren passen<br />

sich steigendem Gegendruck sehr stark durch eine Reduzierung<br />

des Volumenstroms an. Sie sind eine weit verbreitete Form der<br />

Turbokompressoren. Üblich sind 2- bis 4-stufige Kompressoren<br />

mit einer Wasserkühlung zwischen jeder Stufe sowie einem Nachkühler<br />

und Kondenswasserabscheider. Radialkompressoren<br />

können eine große Bandbreite von Drücken und Volumenströmen<br />

abdecken. Sie werden tendenziell eher bei Bedarf an größeren<br />

Förderströmen eingesetzt. Axiale Verdichter kommen nur bei<br />

sehr großen Luftströmen zum Einsatz, wo sie besonders effizient<br />

arbeiten. Turbokompressoren arbeiten schmiermittelfrei. Da es<br />

sich um sehr schnell drehende Maschinen handelt, ist eine sorgfältige<br />

Überwachung und fachgerechte Instandhaltung wichtig.<br />

Eine Vibrationsüberwachung auf den Wellen ist empfehlenswert.<br />

Kolbenkompressoren.<br />

Kolbenkompressoren arbeiten nach demselben Prinzip wie Fahrradpumpen.<br />

Der Kolben saugt während des Abwärtshubs Luft aus<br />

der Atmosphäre und schiebt diese beim Aufwärtshub auf die<br />

Druckseite des Kompressors. Ein Saug- und ein Druckventil regeln<br />

dabei die Flussrichtung. Für hohe Volumenströme werden Kolbenkompressoren<br />

mehrzylindrisch, für hohe Drücke mehrstufig<br />

ausgeführt. Typische Einsatzfelder sind Anlagen, bei denen nur<br />

kleine Volumenströme bei hohen Drücken gebraucht werden.<br />

Doppelt wirkende Kolbenkompressoren haben zwei Kammern.<br />

Sie saugen und komprimieren parallel bei jeder Hubrichtung.<br />

Mehrstufig und wassergekühlt werden sie in großen Anlagen<br />

eingesetzt und gehören zu den sehr effizienten Verdichtern.<br />

Sie können allerdings bei ungenügender Kapselung Lärm und<br />

Schwingungen übertragen.<br />

Schraubenkompressoren.<br />

Schraubenkompressoren schieben die Luft zwischen zwei<br />

parallelen Drehkolben entlang ihres Gewindes, wobei der zur<br />

Verfügung stehende Raum nach und nach verringert wird. Zur<br />

Schmierung und vor allem zum Wärmeabtransport wird häufig<br />

Öl oder Wasser als Kühlschmiermittel in die Luft eingespritzt.<br />

Solche einspritzgekühlten Schraubenkompressoren verdichten<br />

einstufig bis auf 15 bar und zweistufig bis auf 20 bar Höchstdruck.<br />

Bei ölfrei verdichtenden Schraubenkompressoren sind die beiden<br />

Läufer spielfrei gelagert und werden durch ein außerhalb des<br />

Kompressionsraums angebrachtes Synchrongetriebe angetrieben,<br />

damit sie sich nicht berühren. Sie arbeiten einstufig bis 3 bar und<br />

zweistufig mit Zwischenkühlung bis zu einem Druckbereich von<br />

10,5 bar.<br />

Schraubenkompressoren sind sehr weit verbreitet und für eine<br />

Vielzahl unterschiedlicher Druck- und Volumenstromstufen<br />

erhältlich. Sie zeichnen sich im Vergleich zu Turbokompressoren<br />

durch geringere Anschaffungs- und Wartungskosten aus.<br />

Aufgrund ihrer geringen Größe und des niedrigen Gewichts<br />

fallen bei der Installation auch verhältnismäßig geringe Kosten<br />

an. Darüber hinaus entstehen gegenüber Kolbenkompressoren<br />

geringere Lärmemissionen.<br />

16<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


3.2 Druckluftaufbereitung.<br />

Die Aufbereitung der komprimierten Luft dient der Sicherung<br />

der Produktqualität, der Schonung von Werkzeugen und Anlagen<br />

sowie der Gewährleistung von Umwelt- und Arbeitsplatzsicherheit.<br />

Luft kann eine Vielzahl von Stoffen enthalten, die ab<br />

einer gewissen Konzentration Schäden verursachen können.<br />

Typische Schadstoffe in diesem Sinne sind:<br />

Feuchtigkeit (Wasser)<br />

Öl, Staub, Keime<br />

Salzkristalle<br />

sonstige Luftschadstoffe<br />

Feuchtigkeit ist bereits in der Umgebungsluft enthalten. Da<br />

komprimierte Luft aber weniger Wasser aufnehmen kann als<br />

entspannte Luft, fällt das Wasser in Druckluftanlagen als Kondenswasser<br />

aus. Dabei kann es weitere Stäube und Schadstoffe<br />

an sich binden und eine aggressive Wirkung entfalten.<br />

Öl wird durch öleinspritzgekühlte Kompressoren in die Luft abgegeben,<br />

kann aber auch schon in der angesaugten Umgebungsluft<br />

enthalten sein.<br />

Stäube und Schadstoffe entstammen der Atmosphäre. Durch die<br />

Kompression erhöht sich ihre volumenbezogene Konzentration.<br />

Ob die Konzentration als schädlich für das System angesehen werden<br />

muss, hängt stark vom Anwendungsfall ab und sollte in jedem<br />

Fall bei der Planung einer Aufbereitungsanlage geklärt werden.<br />

Die Kosten der Druckluftaufbereitung resultieren sowohl aus<br />

dem Energieeinsatz zum Betrieb als auch aus dem Druckverlust,<br />

der beim Durchströmen der Aufbereitungskomponenten entsteht.<br />

Dieser Druckverlust muss in Form eines höheren Ausgangsdrucks<br />

an den Kompressoren ausgeglichen werden und erhöht<br />

dadurch auch die Energiekosten des gesamten Systems.<br />

Aus diesem Grunde sollte immer genau so viel Druckluftaufbereitung<br />

wie nötig und so wenig wie möglich eingesetzt werden.<br />

Benötigen einzelne Verbraucher eine bessere Druckluftqualität<br />

als die Mehrzahl, so kann es sinnvoll und kostengünstig sein, für<br />

diese erhöhten Qualitätsanforderungen eine sogenannte Endstellenaufbereitung<br />

am Verbraucher einzusetzen.<br />

3.2.1 Flüssigkeitsabscheidung.<br />

In den meisten Kompressoren wird die erzeugte Druckluft vor<br />

dem Austritt aus dem Kompressor auf eine Temperatur knapp<br />

oberhalb der Raumtemperatur abgekühlt. Durch diese Abkühlung<br />

im Nachkühler entsteht Kondensat, das neben dem bereits<br />

vorhandenen Kondensat abgeschieden wird. Der folgende<br />

Aufbereitungsschritt in einem Druckluftsystem ist die weitere<br />

Abscheidung von Kondensat in der Druckluft. Hierzu wird am<br />

Kompressoraustritt ein Zyklonabscheider oder ein Druckbehälter<br />

installiert. Der Zyklonabscheider nutzt die Massenträgheit<br />

zur Abscheidung, indem er die Luft in eine wirbelartige Drehbewegung<br />

versetzt. Bei einem Druckluftbehälter haben die<br />

Wasser tröpfchen Zeit, um zum Boden zu schweben. Beide<br />

Systeme verbessern die Leistungsfähigkeit der Druckluftaufbereitung,<br />

da erhebliche Mengen an Flüssigkeit bereits hier abgeschieden<br />

werden. Sie ersetzen aber nicht die Drucklufttrocknung,<br />

da nach diesen Abscheidern die Druckluft zu 100 Prozent<br />

mit Wasserdampf gesättigt ist und durch jede weitere Abkühlung<br />

Wasser in flüssiger Form anfallen kann.<br />

Kondensat ist umweltgefährdender Abfall, für dessen Aufbereitung<br />

der Gesetzgeber entweder die sachgerechte Entsorgung<br />

durch Fachfirmen oder die Aufbereitung vor Ort mit geeigneter<br />

Technik vorsieht.<br />

Kondensationsableiter.<br />

Das bei Verdichtung, Vorabscheidung sowie Trocknung anfallende<br />

Kondensat muss kontinuierlich aus dem Druckluftsystem<br />

entfernt werden. Bei fehlender Abführung kann das<br />

Kondensat zu starken Korrosionsschäden im Leitungsnetz<br />

sowie bei den nachgeschalteten Prozessen führen. Aus ölfreien<br />

Kompressoren stammendes Kondensat ist aufgrund der höheren<br />

Temperaturen der Verdichter geringfügig sauer, d. h. es<br />

wirkt wie eine schwache Säure. Kondensat aus öleingespritzten<br />

Kompressoren ist eher basisch.<br />

Die Aufgabe der Kondensatableitung übernehmen automatische<br />

Kondensatabscheider. Dabei gibt es verschiedene Bauarten, die<br />

sich durch die Funktionsweise und die entstehenden Betriebskosten<br />

unterscheiden:<br />

Schwimmerkondensatableiter funktionieren mechanisch.<br />

Das Kondensat sammelt sich in einem kleinen Druckbehälter.<br />

Abhängig vom Füllstand wird durch einen Schwimmer ein Ventil<br />

geöffnet und das Kondensat abgeführt. Schwimmerkondensatableiter<br />

sind kostengünstig, aber schmutzempfindlich. Ein nicht<br />

gereinigter Schwimmerableiter kann dauerhaft undicht werden<br />

und somit wie eine Leckage wirken.<br />

Zeitgesteuerte Ventile öffnen in einem einstellbaren Zeitintervall.<br />

Sie sind je nach Ausführung auch in Systemen mit hohen<br />

Drücken einsetzbar. Da das Ventil aber unabhängig vom wirklichen<br />

Kondensatanfall regelmäßig geöffnet wird, kann neben<br />

dem Kondensat auch Druckluft entweichen und ggf. hohe<br />

Druckluftverluste verursachen.<br />

Bei niveaugeregelten Ableitern (Abbildung 6) misst ein Füllstandsgrenzwert-Geber<br />

die im Kondensatableiter vorhandene<br />

Kondensatmenge. Beim Erreichen des oberen Füllstandswertes<br />

(Ni2) öffnet sich ein Ventil. Das Kondensat entweicht so lange, bis<br />

der untere Füllstand (Ni1) erreicht ist und das Ventil wieder schließt.<br />

Diese Systeme haben zwar höhere Anschaffungskosten, durch<br />

geringere Druckluftverluste reduzieren sich aber im Vergleich<br />

zu anderen Kondensatableitern die entstehenden Energiekosten.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

17


Abb. 6: Niveaugeregelter Ableiter.<br />

3.2.2 Drucklufttrocknung.<br />

Verlässt die komprimierte Luft den Kompressor, ist sie trotz Flüssigkeitsabscheidung<br />

zu 100 Prozent mit Wasserdampf gesättigt. Zur<br />

Vermeidung von Kondensatbildung im Rohrleitungssystem und<br />

an den Verbrauchern muss die Luft noch weiter getrocknet werden.<br />

In welchem Maße eine Trocknung erfolgen muss, hängt von<br />

der Druckluftanwendung ab. Luft kann in Abhängigkeit von der<br />

jeweiligen Temperatur nur einen begrenzten Anteil an Wasserdampf<br />

auf nehmen. Wird bei 100 Prozent Luftfeuchte die Temperatur<br />

re duziert, bildet sich Kondensat. Die Temperatur, bei der aus<br />

der Luft Kondensat ausfällt, wird auch Taupunkttemperatur genannt.<br />

Der Taupunkt ist die Temperatur, bei der das Luft-/Dampfgemisch<br />

mit dem jeweiligen Mischungsverhältnis gerade zu 100 Prozent<br />

gesättigt ist. In der Drucklufttechnik wird der Trocknungsgrad<br />

der Druckluft durch die Taupunkttemperaturen definiert.<br />

Abb. 7: Funktionsweise der Kältetrockner.<br />

Integrierte Wärmeübertragersysteme, die Luft-/Luft-Wärmeübertrager,<br />

Kältemittel-/Luft-Wärmeübertrager und Kondensatabscheider<br />

in einer Baukomponente vereinen, sind aufgrund<br />

niedrigerer Differenzdrücke gegenüber einer Einzelanlage<br />

energieeffizienter (siehe Abbildung 8).<br />

Im Folgenden werden die wichtigsten Trocknungsverfahren<br />

vorgestellt, die die Druckluftfeuchte auf die Anforderungen der<br />

Verbraucher einstellen.<br />

Kältetrocknung.<br />

Im Kälte-Drucklufttrockner wird die Druckluft in einem Wärmeübertragersystem<br />

gekühlt. Wasser- und Öldampf werden durch<br />

Kondensation, Öltröpfchen durch Koagulation und Koalition<br />

entzogen. Dies bedeutet, dass sich die feinen Tröpfchen und<br />

Aerosole zu größeren Tröpfchen zusammenschließen und dann<br />

zusammen mit dem Wasser aus dem System abgeleitet werden.<br />

Da die Kondensation an sogenannten Keimen beginnt, werden<br />

auch Stäube durch die Drucklufttrocknung abgeführt.<br />

Um eine hohe Energieausnutzung zu erreichen, ist die Kälte-<br />

Drucklufttrocknung in zwei Phasen unterteilt. In der ersten Phase<br />

wird die warme, einströmende Druckluft im Luft-/Luft-Wärmeübertrager<br />

durch die bereits gekühlte, austretende Druckluft<br />

gekühlt. Schon hier fallen ca. 70 Prozent des entzogenen Wasserdampfs<br />

aus. In der zweiten Phase durchströmt die Druckluft einen<br />

Kältemittel-/Luft-Wärmeübertrager. Hier wird das Kondensat<br />

weiter bis auf den geforderten Drucktaupunkt abgekühlt.<br />

Ein Kondensatabscheider ist dem Wärmeübertragersystem<br />

nachgeschaltet und trennt das Kondensat von der Druckluft<br />

(siehe Abbildung 7).<br />

Abb. 8: Wärmeübertrager mit integriertem Kondensat abscheider (Demister).<br />

Kälte-Drucklufttrockner sind in Druckluftnetzen Stand der<br />

Technik und für viele Anwendungsfälle das wirtschaftlichste<br />

Verfahren zur Trocknung der Druckluft. Mit Kältetrocknern<br />

werden Drucktaupunkte von +2 bis +3°C erreicht. Kühlt die<br />

Druckluft unter den Drucktaupunkt ab, z. B. in kalten Wintern<br />

bei außenliegenden, nicht geheizten Rohrleitungen, kann<br />

auch dann noch Kondensat bzw. sogar Eis im Netz entstehen.<br />

Adsorptionstrocknung.<br />

Adsorptionstrockner entziehen der Druckluft die mitgeführte<br />

Feuchtigkeit durch ein Trockenmittel (Adsorbens). Der Dampf<br />

lagert sich an der Oberfläche des Adsorbens an. Durch die Aufkonzentrierung<br />

geht das Wasser in den flüssigen Zustand über.<br />

Während in einem ersten Behälter die Adsorption stattfindet,<br />

erfolgt zeitgleich in einem zweiten Behälter die Regeneration,<br />

also die Trocknung des Adsorptionsmittels zur Wiederverwertung.<br />

Mit Adsorptionstrocknern werden Drucktaupunkte zwischen<br />

–20 °C und –70 °C erreicht. Für die Regeneration stehen unterschiedliche<br />

Verfahren zur Verfügung. Abhängig von der Art,<br />

wie Adsorbens und Adsorbat (die adsorbierte Flüssigkeit) wieder<br />

getrennt werden, spricht man von kalt- oder warmregenerierenden<br />

Adsorptionstrocknern.<br />

18<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


Bei der Kaltregeneration (siehe Abbildung 9) wird ein Teil der<br />

bereits getrockneten Druckluft durch das zu regenerierende<br />

Adsorbens geleitet und aus dem System abgeblasen. Dabei wird<br />

die Flüssigkeit mitgerissen. Den wegen der einfachen Technik<br />

geringen Investitionskosten für diese Aufbereitungsanlage steht<br />

ein hoher Druckluftverbrauch gegenüber. Dies hat aufgrund des<br />

höheren Leistungsbedarfs bei der Drucklufterzeugung auch<br />

höhere Investitions-, Wartungs- und Energiekosten zur Folge.<br />

Abb. 9: Kaltregeneration.<br />

Bei der Warmregeneration (siehe Abbildung 10) wird erwärmte<br />

Umgebungsluft oder erwärmte Luft aus dem Druckluftsystem<br />

durch das Adsorbens geleitet. Wird zur Erwärmung eine<br />

elektrische Heizung benutzt, können hohe Energiekosten<br />

anfallen. Eine wirtschaftlichere Alternative stellt in diesem Fall<br />

eine Wärmerückgewinnungsanlage dar, die große ohnehin<br />

anfallende Wärmemengen nutzt. Bei ölfreien Kompressoren<br />

kann auch die sehr heiße Druckluft zur Regeneration genutzt<br />

werden. Dieses Heat-of-Compression-Prinzip bietet wirtschaftliche<br />

Vorteile, wenn die Ansprüche an die Ölfreiheit und den<br />

Taupunkt hoch sind.<br />

Eine weitere Variante der Warmregeneration ist die Gebläseoder<br />

Vakuumpumpenregeneration. Hier fördert ein Gebläse<br />

Umgebungsluft durch die Heizung und das Trockenmittelbett<br />

bzw. eine hochtemperaturtaugliche Vakuumpumpe saugt die<br />

über ein Heizregister erwärmte Außenluft über dem Adsorptionsmittel<br />

ab. Nach der Heizphase wird mit Umgebungsluft und<br />

Druckluft gekühlt. Die Nutzung von Umgebungsluft zur Kühlung<br />

reduziert den Druckluftverbrauch, ist aber nur bei geringer Luftfeuchtigkeit<br />

möglich.<br />

Alle kalt oder warm regenerierten Adsorptionstrockner sind mit<br />

einer zeitabhängigen Steuerung ausgerüstet. Eine gute Ergänzung<br />

hierzu ist die beladungsabhängige Steuerung. Dabei registriert ein<br />

Sensor beim Trockneraustritt die Änderung des Drucktaupunkts<br />

und passt den Zyklus des Trockners automatisch an die Lastsituation<br />

an. Die beladungsabhängige Steuerung kompensiert mögliche<br />

Teillastsituationen und reduziert somit die Betriebskosten.<br />

Membrantrockner.<br />

Der Membrantrockner ist eine Ergänzung und Alternative zu den<br />

üblichen Kälte- und Adsorptionstrocknern und vor allem für<br />

geringere Volumenströme geeignet. Als Endstellentrockner bei<br />

kleinen Druckluftmengen, bei nicht kontinuierlichem Betrieb<br />

oder bei Anwendungen ohne elektrische Energie hat sich der<br />

Membrantrockner bewährt. Zentrales Element dieser Membrantrockner<br />

sind Polymer-Hohlfasermembranen, die Wasserdampf<br />

leicht hindurchdiffundieren lassen.<br />

Bei der Drucklufttrocknung ist immer auch ein Blick auf den mit<br />

der verwendeten Technik verbundenen Energieverbrauch nützlich.<br />

Zwar ist für die Auswahl der Trocknungstechnik zunächst<br />

der zugrundeliegende Anwendungsfall maßgeblich, es lassen<br />

sich aber z. B. durch Wärmerückgewinnungssysteme dennoch<br />

Energieeffizienzpotenziale, etwa bei der Warmregeneration,<br />

erschließen und nutzen.<br />

3.2.3 Filtration.<br />

Im Gegensatz zur Membrantrocknung, die zur Abtrennung des<br />

Wasserdampfs dient, werden bei der Filtration echte Filterstufen<br />

eingesetzt, um Verunreinigungen zu entfernen. Die Luft wird<br />

durch den Filter geleitet und die Verunreinigungen werden<br />

somit zurückgehalten. Zu den Verunreinigungen zählen hauptsächlich<br />

der Ölnebel von ölgeschmierten bzw. öleinspritzgekühlten<br />

Kompressoren sowie Stäube und Kohlenwasserstoffe<br />

aus der Umgebungsluft, die in der Druckluft in konzentrierter<br />

Form enthalten sind. Im Filter entsteht durch die Durchströmung<br />

ein Druckverlust. Zudem wird Bewegungsenergie durch Reibung<br />

in Wärmeenergie umgesetzt. Dieser Druckverlust am Filter ist<br />

vom Kompressor auszugleichen. Dabei gilt folgende Regel: Je<br />

höher der Filtrationsgrad und somit der Reinheitsgrad der Luft,<br />

desto höher der Differenzdruck. Dies führt dazu, dass im vorgeschalteten<br />

Kompressor mehr Energie aufgewendet werden muss.<br />

11 kW<br />

22 kW<br />

30 kW<br />

45 kW<br />

75 kW<br />

110 kW<br />

Abb. 10: Warmregeneration.<br />

Abb. 11: Energiekosten durch Druckabfall. Annahme: 6.000 Betriebsstunden pro Jahr,<br />

Strompreis 14 Cent/kWh.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

19


Abbildung 11 zeigt, welche Energiekosten durch den Kompressor<br />

verursacht werden, um den durch einen Filter verursachten<br />

Druckabfall auszugleichen. Für jedes bar Druckabfall wurde<br />

ein zusätzlicher Energiebedarf von 8 Prozent angesetzt. Die<br />

zusätzlichen Energiekosten können mehrere Tausend Euro pro<br />

Jahr betragen und die ursprünglichen Anschaffungs- bzw. Austauschkosten<br />

bei weitem überschreiten. Durch die Wahl eines<br />

geeigneten Filters können folglich erhebliche Energieeffizienzpotenziale<br />

gehoben werden.<br />

Dabei ist zu beachten, dass die meisten Hersteller den Differenzdruck<br />

des Filters im sogenannten unbeladenen Zustand angeben.<br />

Da das Filterelement allerdings beim Einsatz sofort benetzt,<br />

d. h. beladen wird, sollte für den Vergleich von Filtern gleicher<br />

Filtrationsklasse der benetzte Zustand herangezogen werden.<br />

Filterelemente sollten regelmäßig, das heißt mindestens ein Mal<br />

pro Jahr oder spätestens bei einem Differenzdruck von 0,35 bar,<br />

gewechselt werden. Davon ausgenommen sind Aktivkohlefilterelemente.<br />

Hier sollte eine Standzeit von 1.500 Betriebsstunden<br />

bzw. drei Monaten nicht überschritten werden. Abhängig von<br />

der Eintrittstemperatur und dem Ölgehalt der Druckluft kann die<br />

Standzeit mitunter aber auch deutlich geringer ausfallen.<br />

Zusätzlich sollte der Punkt der Betriebssicherheit eines Filters<br />

besondere Beachtung finden. Diese hängt primär von der Qualität<br />

der eingesetzten Werkstoffe, der Qualität der Herstellung<br />

und den konstruktiven Eigenschaften des Filters ab. Hier ist der<br />

individuelle Aufbau der Filter zu bewerten. Abstriche bei der<br />

Betriebssicherheit bedeuten zusätzliche Qualitäts-, Wartungssowie<br />

gegebenenfalls auch Stillstands- und Produktivitätskosten.<br />

Abb. 12: Anstieg des Druckverlusts über einen Filter während der Nutzungsdauer.<br />

Ebenfalls bedeutend ist der rechtzeitige Austausch von mit<br />

Schmutz beladenen und somit im Differenzdruck gestiegenen<br />

Filterelementen. Wie in Abbildung 12 dargestellt, steigt der Differenzdruck<br />

eines neuen Filterelements zunächst sehr langsam<br />

an. Je länger das Element in Betrieb ist, desto schneller steigt der<br />

Differenzdruck. Erfolgt kein Austausch, so können die Kosten zur<br />

Deckung des zusätzlich entstehenden Druckverlustes den Preis<br />

eines Austauschelements mitunter um ein Vielfaches übersteigen.<br />

3.3 Verteilung.<br />

Die Aufgabe der Druckluftverteilung ist es, die Druckluft ohne<br />

Beeinträchtigung von Druckniveau, Menge und Qualität zu den<br />

Verbrauchern zu leiten. Druckluftleitungen müssen demnach<br />

ausreichend dimensioniert sowie möglichst leckagefrei sein<br />

und dürfen die Qualität der Druckluft nicht verschlechtern. Da<br />

Druckluftleitungen sehr langlebig sind, lohnt sich die Investition<br />

in qualitativ hochwertige Leitungen, z. B. indem rostfreie Werkstoffe<br />

eingesetzt werden.<br />

Dokumentation des Leitungsnetzes.<br />

Druckluftnetze können, insbesondere wenn sie längere Zeit<br />

nicht energetisch optimiert wurden, beachtliche Energieeffizienz-<br />

20<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


potenziale aufweisen. Daher empfiehlt es sich, das Druckluftnetz<br />

zur Durchführung einer systematischen Optimierung zunächst<br />

ausführlich zu dokumentieren. Eine vollständige Dokumentation<br />

beinhaltet die Beschreibung der Streckenabschnitte mit<br />

Durchmesser und Längen, eine Inventarisierung der wesentlichen<br />

Armaturen, Einbauten und Luftverbraucher sowie eine<br />

Erfassung der Messwerte für Druckverluste, Leckagemengen<br />

und Luftqualitäten sowie der Druckwerte an den Arbeitsplatzanschlüssen.<br />

Die notwendigen Werte für Druckverluste und<br />

Leckagen ergeben sich aus entsprechenden Messungen innerhalb<br />

des Systems.<br />

Rohrinnen -<br />

durchmesser<br />

Druckabfall Investi tions -<br />

kosten<br />

90 mm 0,04 bar 10.000 € 175 € p. a.<br />

Energie kosten<br />

zur Kompen sation<br />

des Druck ab falls<br />

70 mm 0,2 bar 7.500 € 700 € p. a.<br />

50 mm 0,86 bar 3.000 € 3.815 € p. a.<br />

Tab. 4: Folgekosten durch zu geringe Durchmesserwahl.<br />

Zur Bewertung der möglichen Investitionskosten sind die<br />

Material- und Montagekosten der verschiedenen Rohrsysteme<br />

zu vergleichen (siehe Tabelle 4). Bei der Wahl des Rohrmaterials<br />

und des Leitungsquerschnitts sollte der individuelle Bedarfsfall<br />

mit seiner jeweiligen technischen Anforderung im Vordergrund<br />

stehen. Eine falsche Dimensionierung kann zu Mehrkosten im<br />

Betrieb führen. Die Gegenüberstellung von Betriebs- und Optimierungskosten<br />

hilft bei der wirtschaftlichen Einschätzung von<br />

geplanten Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Anforderungen an die Luftqualität.<br />

Für die Qualität der Druckluft ist neben der Art der Druckluftaufbereitung<br />

auch die Korrosionsfestigkeit des Leitungssystems<br />

entscheidend. Ölkohleablagerungen, Wasseranfall oder Rost<br />

mindern die Luftqualität gravierend.<br />

3.3.1 Speicherung.<br />

Die Hauptaufgabe von Druckluftspeichern ist die Speicherung<br />

und kurzfristige Bereitstellung von Luftmengen auf einem<br />

bestimmten Druckniveau. Durch Druckluftspeicher lässt sich die<br />

erforderliche Kompressorspitzenleistung verstetigen. Auf diese<br />

Weise kann der Leistungsbezug für die Drucklufterzeugung<br />

verringert und kostengünstiger gestaltet werden. Neben den<br />

zentralen Speichern können bei kurzzeitigen Spitzenlasten auch<br />

dezentrale Speicher direkt am Verbraucher eingesetzt werden.<br />

Druckluftspeicher sollten im Zweifel eher größer als kleiner<br />

ausgewählt werden. Der Einfluss der Speicherbehälter auf die<br />

Wirtschaftlichkeit eines Druckluftsystems ist davon abhängig,<br />

wie groß der Druckverlust zwischen dem Druckmesspunkt (Sollwert<br />

der Steuerung) und dem Ort der Druckluftspeicherung ist.<br />

Im Normalfall sollte er nicht größer als 0,1 bar sein. Zu berücksichtigen<br />

ist auch, dass in Abhängigkeit des Druckinhaltsproduktes<br />

(Druck * Volumen) unterschiedliche Prüfintervalle gemäß<br />

EU-Druckbehälterverordnung zusätzliche Kosten verursachen.<br />

Zentrale Druckluftspeicher.<br />

Der zentrale Druckluftbehälter dient in erster Linie dazu, die<br />

Schalthäufigkeit von Kompressoren zu minimieren. Dies gilt<br />

allerdings heutzutage hauptsächlich für Druckluftsysteme, in<br />

denen keine oder zu kleine drehzahlgeregelte Kompressoren<br />

eingesetzt werden. Darüber hinaus verhindert der zentrale<br />

Druckluftspeicher zu große Druckschwankungen im Druckluftsystem.<br />

Er sollte entsprechend den Berechnungsformeln<br />

in Tabelle 5 ausgewählt werden, wobei die hier berechneten<br />

Werte als Mindestgrößen zu verstehen sind.<br />

Kompressorleistung in kW<br />

7,5 30<br />

30 15<br />

111 8<br />

250 4<br />

Dezentrale Druckluftspeicher.<br />

Der dezentrale Speicher dient überwiegend dazu, Druckluftverbraucher,<br />

die schlagartig große und kurzzeitige Verbräuche haben,<br />

mit Druckluft zu versorgen und dabei einen Druckeinbruch im<br />

restlichen Druckluftsystem zu verhindern. Er muss entsprechend<br />

der Laufzeit, dem Luftverbrauch und den erlaubten Druckschwankungen<br />

des dezentralen Verbrauchers ausgewählt werden.<br />

V· · t<br />

V B =<br />

____<br />

∆ p<br />

_______<br />

V B = ˙V 1· (x · x 2 )<br />

z · ∆ p<br />

Gängiges Schaltspiel<br />

pro Stunde<br />

V B = Volumen des Druckluftbehälters (m 3 )<br />

˙V 1 = Liefermenge des schaltenden Kompressors (m 3 /h)<br />

˙V 2 = Spitzenverbrauch minus Durchschnittsverbrauch (m 3 /h)<br />

x = ˙V 2 : ˙V 1 = Auslastungsfaktor (m 3 /h)<br />

z = zulässiges Schaltspiel (1/h)<br />

∆ p = Druckdifferenz EIN/AUS (bar)<br />

z ≈ 45 für Schraubenkompressoren (Volllast, Leerlauf) ein „Daumenwert“ :<br />

(x · x 2 ) ≈ 0,25<br />

Tab. 5: Dimensionierung zentraler Druckluftspeicher.<br />

Einsatz als:<br />

Puffer bei kurzer, aber heftiger Druckluftentnahme<br />

Notaggregat bei Anlagenausfall<br />

V B = Volumen des Druckluftbehälters (m 3 )<br />

˙V = Luftverbrauch (m 3 /min)<br />

t = Zeit des Luftverbrauchs (min)<br />

∆ p = Druckdifferenz EIN/AUS (bar)<br />

Zu beachten:<br />

Kann nicht über längere Zeit den Kompressor ersetzen!<br />

Tab. 6: Dimensionierung dezentraler Druckluftspeicher entsprechend dem Einsatzzweck.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

21


3.3.2 Rohrleitung.<br />

Ein Druckluftnetz besteht aus folgenden Komponenten:<br />

Hauptleitung(en)<br />

Verteilerleitungen<br />

Anschlussleitungen<br />

Anschlüsse<br />

Hinzu kommen zentrale und dezentrale Speicher, die in der Regel<br />

der Verteilung zugerechnet werden (siehe Abschnitt 3.3.1).<br />

Leitungsabschnitt<br />

Verluste<br />

In der Hauptleitung<br />

≤ 0,03 bar<br />

In der Verteilerleitung<br />

≤ 0,03 bar<br />

In der Abschlussleitung<br />

≤ 0,04 bar<br />

In der Anschlussleitung<br />

≤ 0,03 bar<br />

Tab. 7: Typische Verluste in einem gut ausgelegten Druckluftnetz.<br />

Im Zusammenhang mit der Ermittlung von Druckverlusten ist<br />

auch die Überprüfung der Anschlussdrücke an den Arbeitsplätzen<br />

sinnvoll. Ein Werkzeug, das 6,3 bar benötigt, aber mit 7 oder 8 bar<br />

beaufschlagt wird, führt zu einem höheren Verbrauch an Luft und<br />

damit an Energie (siehe Tabelle 7).<br />

Abb. 13: Benennung der Rohrstücke im Druckluftleitungsnetz.<br />

Die Hauptleitung verbindet den Kompressor mit dem Verteilernetz.<br />

Sie sollte so dimensioniert werden, dass für zukünftige<br />

Erweiterungen Reserven vorhanden sind. Durch die Verteilerleitung(en)<br />

wird die Luft innerhalb eines Verbrauchsabschnitts<br />

verteilt. Sie können als Stich- oder Ringleitung bzw. als Ringleitung<br />

mit integrierten Stichleitungen ausgelegt werden. Es<br />

müssen genügend Kondensatableiter vorgesehen sowie auf ein<br />

Gefälle zu den Ableitern hin geachtet werden.<br />

Die Anschlussleitungen sind die Verbindungen zwischen Verteilung<br />

und Anlagenzapfstelle oder Maschinenarbeitsplatz.<br />

Die Anbindung der Anschlussleitung an die Verteilerleitung<br />

sollte nach oben weggeführt werden, um zu vermeiden, dass<br />

Kondensat mit der Luft austritt. Das Anschlusszubehör gehört<br />

oft zu den kritischen Punkten eines Druckluftsystems und bedarf<br />

großer Aufmerksamkeit. Kupplungen, Schläuche und Wartungseinheiten<br />

führen häufig wegen falscher Auslegung zu großen<br />

Energieverlusten. Darüber hinaus finden sich hier auf engem<br />

Raum viele Verbindungen, die Leckagen aufweisen können.<br />

Für alle Abschnitte sind die Druckverluste getrennt zu erfassen.<br />

Bei gut ausgelegten Druckluftnetzen kennzeichnen sich die<br />

Verluste für jeden Leitungsabschnitt wie folgt.<br />

Ein hoher Druckabfall kann auch durch zu enge Querschnitte<br />

entstehen. Bei gewachsenen Netzen ist häufig festzustellen,<br />

dass im Laufe der Zeit immer mehr Verbraucher an immer längere<br />

Hauptleitungen angeschlossen wurden, ohne dass diese den<br />

Anforderungen entsprechend neu dimensioniert wurden.<br />

Eventuell wurde sogar nur die Kompressorleistung erhöht.<br />

Nach Vorlage der Diagnose sollte eine wirtschaftlich sinnvolle<br />

Sanierung geplant werden.<br />

Fließdruck<br />

am Werkzeug<br />

(p e bar)<br />

Luft ver -<br />

brauch %<br />

Status<br />

8,0 125 Energie-<br />

7,0 111<br />

ver geudung<br />

6,3 100 optimale Leistung<br />

6,0 96 überproportionaler<br />

5,0 77<br />

Pro-<br />

duktivitäts-<br />

4,0 61<br />

rückgang<br />

3,0 44<br />

Tab. 8: Beziehung zwischen Fließdruck und Luftverbrauch.<br />

Maßnahme<br />

Regler<br />

drosseln<br />

Druck<br />

erhöhen<br />

Qualitätssicherung bei Rohrleitungen<br />

Schmutz, Rost und Wasser können zu Produktionsausfällen sowie<br />

steigenden Produktivitäts- und Wartungskosten führen. Speziell<br />

für Druckluftanwendungen entwickelte korrosions- und oxydationsfeste<br />

Rohrsysteme sorgen für eine hohe Druckluftqualität.<br />

22<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


Leckagen im Rohrleitungssystem.<br />

Bei über Jahre gewachsenen Druckluftnetzen aus unterschiedlichen<br />

Werkstoffen, verschiedenen, nicht optimalen Durchmessern,<br />

mehr oder weniger korrosionsbeständigen Materialien und<br />

unterschiedlichen Verbindungsarten kann es auch im Rohrleitungsnetz<br />

hohe Leckageraten geben. Meist sind die undichten<br />

Stellen aber an den Maschinen und Anlagen zu finden. Tabelle 9<br />

zeigt beispielhaft die anfallenden Energiekosten durch Leckagen.<br />

Lochdurchmesser<br />

in mm<br />

Luftverlust bei Energieverlust<br />

bei<br />

6 bar<br />

(l/s)<br />

12 bar<br />

(l/s)<br />

6 bar<br />

(kWh)<br />

12 bar<br />

(kWh)<br />

Kosten bei<br />

6 bar<br />

(€/a)<br />

12 bar<br />

(€/a)<br />

1 1,2 1,8 0,3 1,0 168 560<br />

3 11,1 20,8 3,1 12,7 1.763 7.112<br />

5 30,9 58,5 8,3 33,7 4.648 18.872<br />

10 123,8 235,5 33,0 132,0 18.480 73.920<br />

Tab. 9: Verluste durch Leckagen in Druckluftsystemen. Annahme: 4.000 Betriebsstunden<br />

pro Jahr, Strompreis 14 Cent/kWh.<br />

Durch Kurzzeitmessungen bei Betriebsruhe, z. B. durch Lastmessungen<br />

an den Kompressoren oder Langzeitmessungen bei der<br />

Produktion, kann die Leckagemenge ermittelt werden. Sollen nur<br />

die Leckagen im Rohrnetz ermittelt werden, so werden hierfür die<br />

Zugänge zu den Verbrauchern, Maschinen und Anlagen sowie<br />

Druckluftwerkzeugen abgesperrt. Die Leckagemenge nimmt im<br />

Gesamtsystem mit der Anzahl verschiedener, kleiner und großer<br />

Druckluftverbraucher zu.<br />

Die in jedem Druckluftsystem auftretenden Druckverluste<br />

sollten im Sinne eines energieeffizienten Betriebs so gering wie<br />

möglich sein. Individuelle Leckagen im Leitungsnetz und an den<br />

Anschlussstellen können praktischerweise bei regelmäßigen<br />

Wartungsarbeiten im Rahmen einer Instandhaltungsstrategie<br />

geprüft und beseitigt werden (siehe Kapitel 5).<br />

3.4 Wärmeanfall und Wärmerückgewinnung.<br />

Ein 18,5-kW-Kompressor erzeugt so viel Wärme, dass damit beispielsweise<br />

ein Einfamilienhaus beheizt werden könnte. Wird<br />

eine passende Wärmerückgewinnungsanlage installiert, rentiert<br />

sich diese durch die Wärmenutzung erfahrungsgemäß bereits<br />

innerhalb weniger Jahre. Bedingung für die effiziente Abwärmenutzung<br />

ist jedoch, dass die Wärme möglichst an Ort und Stelle<br />

verwendet werden kann.<br />

Die vom Verdichter erzeugte Wärmemenge ist so groß, dass sie<br />

bei fehlendem Abtransport zu einer Erhitzung der Umgebungsluft<br />

über die für den Kompressor zulässigen Betriebsbedingungen<br />

führt. Diese Wärme – und damit fast die gesamte Energie,<br />

die dem Kompressor aus dem elektrischen Leitungsnetz zugeführt<br />

wird – muss wieder abgeführt werden. Die zulässigen<br />

Temperaturen im Kompressorraum sind im VDMA-Einheitsblatt<br />

4363 festgehalten. Sie liegen zwischen +5 °C und +40 °C.<br />

Ist die Temperatur zu niedrig, besteht die Gefahr des Einfrierens<br />

der Kompressor-Sicherheitsorgane. Ist die Temperatur zu hoch,<br />

kann es zu einer Überlastung von Bauteilen kommen.<br />

Luftkühlung.<br />

Die einfachste Art der Wärmeabfuhr geschieht mittels Kühlluft.<br />

Hierbei muss dem Kompressor kalte Luft zugeführt und die erwärmte<br />

Kühlluft wieder vom Kompressor abgeführt werden. Ist<br />

diese natürliche Be- und Entlüftung, die vorwiegend bei kleinen<br />

Kompressoren Anwendung findet, nicht ausreichend, muss entweder<br />

die Zu- oder die Abluftführung durch einen Ven tilator<br />

unterstützt werden. Genügt das ebenfalls noch nicht, um den<br />

Kompressor ausreichend zu kühlen, sind Zu- und/oder Abluft<br />

über einen speziellen Kanal zu führen. Bei langen Kanälen ist zur<br />

Überbrückung von Druckverlusten im Kanal ein Zusatzventilator<br />

anzubringen. Besondere Steuerungen lassen im Winter einen<br />

Mischluftbetrieb zu. Über eine Jalousieklappe wird dabei aus<br />

dem Kompressorraum warme Luft mit der von außen angesaugten<br />

kalten Luft vermischt. Das Zuführen von Kühlluft über<br />

Kanäle von außen ist auch dann zu bevorzugen, wenn im Kompressorraum<br />

selbst keine saubere Kühlluft zur Verfügung steht.<br />

Wasserkühlung.<br />

Bei großen abzuführenden Wärmemengen, das heißt bei großen<br />

Kompressoren oder bei der Aufstellung mehrerer Kompresso ren<br />

in einem Raum, ist die Bereitstellung der erforderlichen Kühlluftmengen<br />

aufwändiger. In diesem Fall können die Maschinen<br />

über offene oder geschlossene Kühlwasserkreisläufe gekühlt<br />

werden. Frischwasser scheidet von vornherein wegen der hohen<br />

Kosten aus.<br />

Bei der Entscheidung für eine Wasserkühlung muss sichergestellt<br />

sein, dass der Kühler der Kompressoren auch für die Qualität des<br />

Kühlwassers ausgelegt ist. Aggressives Kühlwasser benötigt Kühler<br />

mit resistenten Materialien. Sowohl die Wassertemperatur als auch<br />

die Ausgestaltung und Sauberkeit des Kühlers können die Leis tung<br />

und Effizienz der Drucklufterzeugungsanlage beeinflussen.<br />

Trotz Wasserkühlung muss die im Kompressor von einzelnen<br />

Bauteilen abgestrahlte Wärme ebenfalls abgeführt werden.<br />

Hierfür wird zusätzlich noch Kühlluft benötigt.<br />

Effizienzsteigerung durch Wärmerückgewinnung.<br />

Die Wärme aus der Druckluftverdichtung lässt sich aber auch<br />

zum Heizen und für weitere Prozesse im Unternehmen nutzen.<br />

Bis zu 96 Prozent der dem Kompressor zugeführten Energie<br />

können als nutzbare Wärme zurückgewonnen werden (siehe<br />

Abbildung 14, Seite 24). Für den Einbau der Rückgewinnungsanlage<br />

fallen Anschaffungs- und Installationskosten an, die<br />

sich nach wenigen Jahren über die Energiekosteneinsparung<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

23


efinanziert haben. Danach steht die Wärme, von geringen<br />

Wartungs- und ggf. Zusatzenergiekosten abgesehen, nahezu<br />

kostenlos zur Verfügung. Produktivitäts einschränkungen oder<br />

zusätzliche Stillstands kosten sind bei fachgerechter Planung<br />

und Auslegung üblicher weise nicht zu befürchten. In der Lebenszykluskosten-Analyse<br />

kann für die zurückgewonnene Wärme<br />

eine Gutschrift in Höhe der eingesparten Heiz- bzw. Prozesswärmekosten<br />

von den Energie kosten der Druckluftanlage<br />

abgezogen werden.<br />

Kompressorleistung<br />

Nutzbare Wärmeleistung<br />

Betriebsstunden<br />

Eingesparte Heizenergie<br />

Gaseinsparung<br />

Gaskosteneinsparung<br />

Tab. 10: Beispielhafte Einsparung durch Wärmerückgewinnung.<br />

18,5 kW<br />

17,76 kW<br />

4.000 h/a<br />

71.040 kWh/a<br />

78.933 kWh/a<br />

2.368 €/a<br />

Auch bei einer vollständigen Wärmenutzung sollte nicht darauf<br />

verzichtet werden, den Druckluftverbrauch zu reduzieren bzw. den<br />

Druckluftwirkungsgrad zu erhöhen. Schließlich benötigt die<br />

Erzeugung einer Kilowattstunde Strom deutlich mehr Primärenergie<br />

als die Erzeugung einer Kilowattstunde Heizwärme.<br />

Außerdem ist Wärme aus Strom für gewöhnlich mit entsprechend<br />

höheren CO 2 -Emissionen und höheren Kosten verbunden.<br />

Direkte Nutzung der warmen Abluft.<br />

Die einfachste Art der Wärmerückgewinnung ist die Ausnutzung<br />

der Verdichterwärme als Luftheizung. Voraussetzung hierfür<br />

ist ein luftgekühlter Kompressor, über den die Kühlluft gezielt<br />

hinweggeführt wird. Die Wirtschaftlichkeit dieser Art der Wärmerückgewinnung<br />

ergibt sich aus der Ausnutzung der gesamten<br />

entstehenden Wärme sowie dem geringen apparativen<br />

Aufwand. Die erwärmte Kühlluft kann z. B. über ein Kanalsystem<br />

weitergeführt werden oder direkt in angrenzende Hallen gefördert<br />

werden. Die Wege der Warmluft sollten möglichst kurz<br />

sein, da ansonsten Druck- und Wärmever luste im Kanal auftreten.<br />

Eine Alternative stellen isolierte Kanäle dar, die aber<br />

auch höhere Investitionskosten verursachen.<br />

Nutzung von Kompressoren mit Öleinspritzung zur Heizoder<br />

Brauchwassererwärmung.<br />

Bei Schraubenkompressoren mit Öleinspritzung führt das Öl<br />

ca. 72 Prozent der zugeführten elektrischen Energie in Form<br />

von Wärme ab. Diese Energie kann zurückgewonnen werden.<br />

Hierzu wird das Öl über einen Wärmeübertrager geführt, der<br />

Heizungswasser um 50 K auf bis zu 70 °C erwärmen kann. Der<br />

Wärmeübertrager – in der Regel ein Plattenwärmeübertrager –<br />

ermöglicht eine hohe Wärmeausnutzung und kann platzsparend<br />

eingebaut werden.<br />

Zu beachten ist hierbei, dass nur dann Heizungswasser erwärmt<br />

wird, wenn der Kompressor im Lastbetrieb arbeitet. Da die Kompressoren<br />

nicht immer im Lastbetrieb laufen und somit auch nicht<br />

immer warmes Wasser abgegeben wird, bedarf es entweder einer<br />

Zusatzheizung oder entsprechend dimensionierter Wärmespeicher.<br />

Idealerweise sind Drucklufterzeugungszeiten und<br />

Wärmenutzungszeiten synchronisiert.<br />

Wird das heiße Kompressoröl zur Erwärmung von Brauchwasser<br />

eingesetzt, lässt sich ein deutlich höherer Rückgewinnungsgrad<br />

erzielen als bei der Heizwassererwärmung, da der Brauchwasserwärmebedarf<br />

über das Jahr in etwa konstant ist. Voraussetzung<br />

ist allerdings, dass entsprechend hohe Wärmemengen in Form von<br />

Brauchwasser benötigt werden. Auch Mischsysteme sind möglich.<br />

Beim direkten Einsatz des Öls zur Erwärmung des Wassers<br />

sind besondere Vorkehrungen zu treffen, damit kein Öl in den<br />

Wasserkreislauf gerät. Üblicherweise kommen Sicherheitswärmeübertrager<br />

zum Einsatz. In diesen befindet sich zwischen der<br />

Öl- und der Wasserseite eine gut wärmeleitende Sperrflüssigkeit,<br />

deren Druck sich bei einem Öldurchbruch ändert. Über einen<br />

Druckschalter wird dann ein Signal zum Ausschalten des Systems<br />

gegeben. Aufgrund des zusätzlichen Wärmedurchgangswiderstands<br />

ist die mögliche Temperaturspreizung etwas geringer als<br />

bei der Heizwassererwärmung im Plattenwärmeübertrager. Das<br />

Brauchwasser kann um ca. 35 K auf bis zu 55 °C erwärmt werden.<br />

96% nutzbare<br />

Wärmeleistung<br />

100%<br />

elektr.<br />

Energie<br />

2 % Wärmeabgabe<br />

an Umgebung<br />

2 % Restwärme<br />

Druckluft<br />

Energiepotenzial der Druckluft<br />

Umgebungswärme<br />

25 %<br />

Nutzenergie<br />

Abb. 14: Energieflüsse bei der Drucklufterzeugung. 1<br />

1<br />

Bei einem Kompressor werden 100 Prozent der zugeführten elektrischen Energie in Wärme umgewandelt. Die Nutzenergie, die bei der Entspannung der Druckluft frei wird, beträgt<br />

etwa 25 Prozent der zugeführten elektrischen Energie und resultiert aus der Absorption von Wärmeenergie aus der Umgebung. Diese Energie wird während der Entspannung der<br />

Druckluft auf Umgebungsdruck aufgenommen und nutzbar gemacht.<br />

24<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


4 Steuerung, Regelung und Überwachung.<br />

Die Bereitstellung von Druckluft ist teuer, daher muss Druckluft<br />

möglichst effizient eingesetzt werden. Dies sicherzustellen, ist<br />

die Hauptaufgabe der Steuerungs- und Regelungstechnik, die<br />

damit einen entscheidenden Teil zur Energieeffizienz eines<br />

Druckluftsystems beitragen kann.<br />

Steuer- und Regelungsvorrichtungen in einem Druckluftsystem<br />

sorgen dafür, dass die Druckluft immer in ausreichender Menge und<br />

Qualität und auf dem richtigen Druckniveau zur Verfügung steht.<br />

Übergeordnete Steuerungen können darüber hinaus den Prozess so<br />

optimieren, dass dabei möglichst geringe Kosten entstehen.<br />

Begrifflichkeiten.<br />

Eine Steuerung besitzt keine kontinuierliche Rückkopplung.<br />

Die Steuerungseingriffe werden von außen vorgegeben – entweder<br />

durch einen Bediener oder durch ein Programm, das z. B.<br />

dafür sorgt, dass in der Mittagspause ein Teil der Kompressoren<br />

ausgeschaltet wird. Ein solches Programm, etwa eine speicherprogrammierbare<br />

Steuerung oder ein Prozessleitsystem, kann auch<br />

Messwerte verarbeiten und daraus Entscheidungen für Steuerungseingriffe<br />

ableiten. Dies funktioniert in der Regel nicht durch<br />

eine einfache mathematische Funktion, sondern durch Ursache-<br />

Wirkungs-Ketten, die noch weitere Eingangsgrößen berücksichtigen<br />

und die z. B. durch logische Glieder verknüpft sind.<br />

Von einer Regelung spricht man hingegen, wenn kontinuierlich<br />

gemessen wird, inwieweit ein vorgegebener Regelwert tatsächlich<br />

erreicht ist. Liegt eine Abweichung vor, wird automatisch ein<br />

Signal für die Änderung eines Stellgliedes (z. B. Ventile, Motorleistung,<br />

eine An-/Ausschaltung) errechnet. Die Berechnung der<br />

Stellgröße erfolgt in der Regel durch mathematische Funktionen,<br />

die nur die Regelabweichung als Eingang benutzen. Durch die<br />

kontinuierliche Messung wird sofort bzw. nach einer kurzen<br />

Reaktionszeit erkannt, welche Auswirkung der Eingriff hatte und<br />

daraus abgeleitet, welcher Schritt als Nächstes nötig ist.<br />

Teilweise werden die Begrifflichkeiten vermischt. So werden<br />

Steuerungen manchmal auch als übergeordnete Regelungen<br />

bezeichnet. Bei einem Kraftfahrer hingegen spricht man in der<br />

Umgangssprache davon, dass er den Wagen steuert, obwohl er,<br />

wenn er aufmerksam ist, kontinuierlich die Auswirkungen seiner<br />

Bewegungen erfasst und korrigiert. Im strengen Wortsinn steuert<br />

ein Kraftfahrer also nicht, sondern er regelt die Fahrtrichtung<br />

und die Geschwindigkeit unter Zuhilfenahme seiner Sinnesorgane<br />

und des Tachometers als Messinstrumente. Steuerungen<br />

und Regelungen können auch miteinander verknüpft und<br />

ineinander verschachtelt sein. Bei einer Drehzahlregelung wird<br />

beispielsweise die Drehzahl durch einen Frequenzumwandler<br />

gesteuert und die durch die Drehzahländerung hervorgerufene<br />

Änderung des Drucks oder des Volumenstroms mit einem Sollwert<br />

verglichen.<br />

Bei Druckluftanlagen halten die internen Regelvorrichtungen<br />

die Menge und Qualität der Druckluft aufrecht. Die übergeordneten<br />

Steuerungen werten die aktuellen Systemzustände aus<br />

und geben vor, wie entsprechend nachgeregelt werden soll.<br />

Damit stellt die Steuerung sicher, dass das Druckluftsystem im<br />

Optimalzustand und somit möglichst energieeffizient fährt.<br />

Man unterscheidet innerhalb der Kompressorstation zwischen<br />

internen und übergeordneten Regelungen der Kompressoren.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

25


Interne Regelungen sind dafür verantwortlich, die jeweilige<br />

Kompressoreinheit an die geforderten Luftverbräuche anzupassen<br />

und dabei durch eine bestmögliche Koordination der<br />

internen Steuerungsvorgänge eine Überlastung zu verhindern.<br />

Da moderne Kompressorstationen im Normalfall aus mehreren<br />

Einzelkompressoren bestehen, besteht die Aufgabe der übergeordneten<br />

Regelung darin, die Einzelanlagen optimal auszulasten<br />

und ihren Einsatz gemäß dem tatsächlichen Luftverbrauch zu<br />

koordinieren und zu überwachen.<br />

art ist für Anlagen mit bis zu vier Kompressoren geeignet. Die<br />

Anpassungsmöglichkeiten sind jedoch begrenzt, so dass eine<br />

Optimierung nicht in dem Maße möglich ist, wie dies mit komplexeren<br />

Steuerstrategien gelingt. Ein wesentlicher Nachteil liegt<br />

in dem hohen Druck, der durch die Kaskadierung bewirkt wird.<br />

Zu hoher Druck führt zu einer Erhöhung der Energie- und<br />

Lebenszykluskosten.<br />

4.1 Übergeordnete Steuerungen.<br />

Gute, übergeordnete und verbrauchsabhängige Steuerungen<br />

koordinieren den Einsatz mehrerer Kompressoren so, dass die<br />

Lebenszykluskosten der Anlage insgesamt minimiert werden.<br />

Die Energiekosten werden z. B. dadurch reduziert, dass die<br />

Leerlaufzeiten starrer Kompressoren reduziert werden. Die<br />

Steuerung registriert zu jedem Zeitpunkt, in welchem Zustand<br />

(Last- oder Leerlauf, Aus, Drehzahlhöhe) sich die Kompressoren<br />

befinden. Anhand des Druckgradienten der Drucksensoren<br />

erkennt die Steuerung selbständig, welche Druckluftmenge<br />

benötigt wird. Dementsprechend werden dann die Kompressoren<br />

zu- und weggeschaltet. Wichtig dabei ist, dass in der Steuerungseinheit<br />

die Leistungsdaten der Kompressoren programmiert sind<br />

und eigenständig die optimale Kombination angewählt wird.<br />

Durch eine gute, übergeordnete Steuerung lassen sich bis zu<br />

20 Prozent der Energiekosten von Druckluftsystemen einsparen.<br />

Zusätzlich werden die Instandhaltungskosten dadurch optimiert,<br />

dass Lauf- und Wartungszeiten der einzelnen Kompressoren<br />

aufeinander abgestimmt werden. Der Betrieb der internen<br />

Steuerung in Bereichen hoher Regelgenauigkeit optimiert<br />

Qualitäts- und Produktivitätskosten. Vorgesehene Notbänder<br />

beim Ausfall einzelner Komponenten sorgen dafür, dass immer<br />

ausreichend Druckluft vorhanden ist.<br />

Die anfänglichen Anschaffungs- und Installationskosten hochwertiger<br />

Steuerungssysteme liegen höher als bei einfachen<br />

Steuerungen. Diese Mehrkosten werden aber durch die Reduzierung<br />

der Energiekosten schnell kompensiert. Darüber hinaus<br />

kann ein optimierter Betrieb zu einer höheren Lebensdauer der<br />

Gesamtanlage führen, so dass nach einem gleichen Betrachtungszeitraum<br />

der Restwert einer Anlage mit intelligenter<br />

Steuerung höher ist, als der einer Anlage ohne entsprechendes<br />

Steuerungssystem.<br />

Heutzutage sind übergeordnete Steuerungen mit einer Vielzahl<br />

zusätzlicher Mess-, Analyse- und Auswertesysteme kombinierbar,<br />

so dass eher von Energiecontrollingsystemen mit Druckluftspezialisierung<br />

gesprochen werden kann.<br />

Kaskadensteuerung.<br />

Die bekannteste Art zur Koordinierung mehrerer Kompressoren<br />

ist die sogenannte Kaskadensteuerung. Hierbei ist durch die<br />

übergeordnete Steuerung jedem Kompressor ein bestimmter<br />

Schaltbereich zugewiesen (siehe Abbildung 15). Diese Steuerungs-<br />

Abb. 15: Kaskadensteuerung.<br />

Druckbandsteuerung.<br />

Moderne, übergeordnete Steuerungssysteme nutzen die Möglichkeit,<br />

beliebig viele Anlagen über ein Druckband zu regeln.<br />

Die kleinste Regelungsdifferenz liegt bei 0,2 bar (siehe Abbildung<br />

16). Durch einen reduzierten maximalen Druck im Druckluftsystem<br />

können Energieverbrauch und Energiekosten gesenkt werden.<br />

Druckschwankungen bei Druckbandregelung<br />

Druckschwankungen bei Kaskadenregelung<br />

oberer Abschaltdruck<br />

Netzdruck<br />

unterer Abschaltdruck<br />

Abb. 16: Unterschiedliche Auswirkungen von Druckband- und Kaskadenregelung.<br />

Erweiterte Druckbandsteuerungen können auch verschiedene<br />

Kompressorgrößen lastabhängig auswählen und bei entsprechendem<br />

Druckluftbedarf miteinander koordinieren. Die richtige<br />

Auswahl der Kompressorgrößen verhindert, dass sogenannte<br />

Regellöcher entstehen (siehe Abbildung 17). Regellöcher können<br />

bei falscher Abstufung der Kompressoren und einer Diskrepanz<br />

zwischen geförderter Luftmenge und Druckluftbedarf entstehen.<br />

Die verschiedenen Möglichkeiten haben dabei unterschiedliche<br />

Vor- und Nachteile, z. B. hinsichtlich der Redundanz bzw. der<br />

Anpassung an unterschiedliche Druckluftverbräuche. Bei stark<br />

schwankendem Druckluftverbrauch sind Ineffizienzen oft durch<br />

Integration eines drehzahlgeregelten Kompressors auszugleichen,<br />

welcher nahezu stufenlos entlang des aktuellen Bedarfs<br />

betrieben werden und somit nachteilige und kostenintensive<br />

Zustände (Regellöcher) vermeiden kann.<br />

26<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


4.2 Diskontinuierliche Regelungen.<br />

Bei den internen Regelungsarten für Kompressoren unterscheidet<br />

man zwischen diskontinuierlichen und kontinuierlichen<br />

Regelungen. Die Volllast-Leerlauf-Aussetzregelung ist derzeit<br />

eine der am häufigsten vorkommenden Regelungen bei nicht<br />

drehzahlgeregelten Antrieben. Erreicht der Betriebsdruck die<br />

eingestellte untere Druckgrenze p min , wird der Kompressor gestartet<br />

und fördert Druckluft. Bei Erreichen von p max wird der Kompressor<br />

nicht stillgesetzt, sondern geht in Leerlaufbetrieb durch<br />

Druckentlastung. Wird während der Leerlaufzeit erneut p min erreicht,<br />

geht der Kompressor von dort wieder in Volllastbetrieb.<br />

Bei einem geringen Luftverbrauch wird nach Ablauf einer Leerlaufzeit<br />

der Kompressor in Stillstand gesetzt (siehe Abbildung 17).<br />

Abb. 17: Vollast-Leerlauf-Aussetzregelung.<br />

Die Nutzung einer Volllast-Leerlauf-Aussetzregelung hat den<br />

Vorteil einer kurzen Reaktionszeit sowie der Möglichkeit, häufig<br />

zu schalten und dabei den Motor trotzdem nicht durch An- und<br />

Abschaltvorgänge übermäßig zu belasten. Ein wesentlicher<br />

Nachteil aber sind erhöhte Energiekosten. Denn der Kompressor<br />

benötigt während des Leerlaufs Energie, ohne Druckluft zu<br />

erzeugen. Dieser Nachteil kann durch eine Leerlaufregelung<br />

mit optimierter Leerlaufzeit etwas reduziert werden. Bei dieser<br />

Variante wird die Nachlaufzeit in Abhängigkeit von den Druckschwankungen<br />

über Zeit und Motorgröße variiert und trägt<br />

damit besonders bei Grundlastmaschinen zu Einsparungen im<br />

Bereich der Leerlaufkosten bei (siehe Abbildung 18). Dies führt<br />

jedoch zu einer etwas längeren Reaktionszeit.<br />

Der Energieeinsatz für Leerlauf kann im günstigsten Fall bei ca. 20<br />

Prozent der Nennleistung liegen. Messungen ergeben häufig weit<br />

darüber liegende Werte von bis zu 50 Prozent der Nennleistung.<br />

Entsprechend gilt es, Leerlaufkosten unbedingt zu minimieren.<br />

Diskontinuierlich geregelten Anlagen ist gemein, dass sie über<br />

die Druckgrenzen p max und p min geregelt werden. Liegen bei<br />

mechanischen Druckschaltern die erforderlichen Druckgrenzen<br />

mitunter bis zu 1 bar auseinander, so sind heute mittels moderner<br />

Druckaufnehmer die Druckdifferenzen der Last- und Leerlaufschaltungen<br />

auf 0,2 bar reduzierbar. Generell gilt: je geringer die<br />

Druckdifferenz, desto genauer die Regelung und desto geringer<br />

auch der Energieverbrauch und die damit verbundenen Energiekosten.<br />

Allerdings müssen die Kompressoren für entsprechend<br />

hohe Schalthäufigkeiten ausgelegt sein.<br />

4.3 Kontinuierliche Regelungen.<br />

Drehzahlregelung.<br />

Die gängigsten Möglichkeiten, bei modernen Kompressoren die<br />

Drehzahl zu variieren, sind entweder eine Frequenzumrichtung<br />

oder eine Gleichstrommodulation. In beiden Fällen werden die<br />

Anlagen bei einer Druckgrenze p min gestartet. Die Motoren fahren<br />

dann entlang einer Kennlinie auf eine Drehzahl, die durch<br />

das Verhältnis von Ist-Druck zu Regeldruck gekennzeichnet wird.<br />

Tabelle 11 zeigt beispielhaft Einspareffekte durch eine Drehzahlregelung<br />

auf.<br />

Liegt der Luftverbrauch unterhalb des Regelbereichs der Maschine,<br />

wird je nach Folgesteuerung die Anlage in Stillstand oder<br />

Leerlauf geschaltet (siehe Abbildung 19). Die Drehzahlregelung<br />

ist eine sehr energieeffiziente Regelungsart, wenn der Kompressor<br />

bei etwa 35 bis 80 Prozent seiner Nennleistung betrieben<br />

wird. Dies resultiert aus dem spezifischen Energieeinsatz pro Kubikmeter,<br />

der im unteren und oberen Bereich der Nennleistung<br />

höher ist als bei sogenannten starren Kompressoren.<br />

Ein Vorteil der Drehzahlregelung ist die hohe Genauigkeit und<br />

die schnelle Reaktion auf sich ändernde Druckluftbedarfe.<br />

Allerdings können Rückkopplungen des Frequenzumrichters<br />

ins Stromnetz zu Störungen an Messgeräten führen. Dem kann<br />

durch Filter vorgebeugt werden. Generell sind die Anschaffungskosten<br />

drehzahlgeregelter Kompressoren etwas höher als die<br />

anders geregelter Kompressoren. Da sie sich aber durch einen<br />

energieeffizienteren Betrieb auszeichnen, gleichen sich die<br />

Mehrkosten zumeist schnell aus.<br />

Abb. 19: Variable Drehzahlregelung.<br />

Abb. 18: Vollast-Leerlauf-Aussetzregelung mit optimierter Nachlaufzeit.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

27


Für die Wirtschaftlichkeit der Regelungsart ist die Leistungskennlinie<br />

des Reglers, des Motors und des Verdichterblocks im<br />

Teillastbereich ausschlaggebend (siehe Abbildung 20).<br />

Abb. 21: Verhältnis von Liefermenge und Leistung bei der Ansaugdrosselregelung.<br />

Abb. 20: Spezifische Leistungsaufnahme eines drehzahlgeregelten Kompressors<br />

(Standarddruckbereich).<br />

Uneingeschränkte Vorteile hat die Drehzahlregelung beim Einsatz<br />

als Spitzenlastkompressor in einem System mit mehreren Kompressoren,<br />

wenn eine übergeordnete, verbrauchsabhängige Steuerung<br />

für die optimale Auslastung der Einzelkompressoren sorgt.<br />

Abblaseregelung.<br />

Als Abblaseregelung werden Regelungen bezeichnet, bei denen<br />

der Kompressor verdichtete Luft in die Atmosphäre abbläst und<br />

damit die Förderleistung an den tatsächlichen Luftverbrauch<br />

angleicht. Eingesetzt wird diese Regelungsart im Bereich von<br />

Niederdrucksystemen (z. B. Gebläsen) oder auch bei Turboverdichtern,<br />

die temporär zu viel Druckluft erzeugen.<br />

Kompressorleistung<br />

60 kW<br />

Leerlaufanteil 30 %<br />

Betriebsstunden<br />

4.000 h/a<br />

Leistungsaufnahme im Leerlaufbetrieb 25 %<br />

Stromkostenersparnis durch Drehzahlregelung<br />

2.520 €/a<br />

Tab. 11: Beispielhafte Einsparung durch Einsatz eines drehzahlgeregelten Kompressors.<br />

Annahme: Strompreis 14 Cent/kWh.<br />

Abb. 22: Abblaseregelung.<br />

Ansaugdrosselregelung.<br />

Maschinen mit Ansaugdrosselregelung sind in der Regel Kompressoren,<br />

die eine Volllast-Leerlauf-Aussetzregelung haben und<br />

mit einem zusätzlichen Regler versehen sind. Dieser wird auf<br />

einen Regeldruck eingestellt. Wird dieser Regeldruck erreicht,<br />

wird je nach Abweichung des Regeldrucks im Plus-Minus-Bereich<br />

das Einlassventil des Kompressors geschlossen oder geöffnet. Bei<br />

Verdrängerverdichtern, wie Schraubenkompressoren, führt dies<br />

zu einer Reduzierung des Volumenstroms, wodurch die Leistungsaufnahme<br />

des Kompressors nur geringfügig beeinflusst wird. Das<br />

ist der Grund für die vergleichsweise schlechte Energieeffizienz<br />

dieser Regelungsart. Wie in Abbildung 21 ersichtlich, wird z. B. bei<br />

Bereitstellung von nur 10 Prozent Druckluft noch 70 Prozent der<br />

Leistung abgerufen. Ein Vorteil der Ansaugdrosselregelung liegt in<br />

den geringen Anschaffungskosten und dem großen Regelbereich.<br />

Bei dynamischen Verdichtern wird mit dieser Regelung auch das<br />

Leistungsverhalten beeinflusst, jedoch ist dies nur in einem relativ<br />

kleinen Regelbereich möglich (siehe Abbildung 22). Diese Art<br />

der Regelung verursacht zwar nur geringe Anschaffungs-, dafür<br />

aber hohe Energiekosten bei stark schwankenden Druckluftabnahmen.<br />

Sowohl die Ansaugdrosselregelung als auch die Abblaseregelung<br />

sind durch ihre spezifischen Eigenschaften weniger energieeffizient<br />

als die Drehzahlregelung. Vor dem Hintergrund ihrer<br />

geringen Anschaffungskosten sollten für die Entscheidungsfindung<br />

auch hier wieder die Lebenszykluskosten betrachtet werden.<br />

Die Betriebskosten stellen den weitaus größten Kostenfaktor<br />

bei Druckluftsystemen dar.<br />

28<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


4.4 Überwachung.<br />

Damit die Energieeffizienz von Druckluftsystemen auch langfristig<br />

auf hohem Niveau gehalten oder sogar noch weiter<br />

gesteigert werden kann, muss die Arbeits- und Funktionsweise<br />

aller Systemkomponenten in geeigneter Weise überwacht werden.<br />

Durch Sensoren und Messsysteme kann der Istzustand von<br />

Betriebsgrößen erfasst werden. Wirkungsgradverluste, die zum<br />

Beispiel durch Bauteilverschleiß entstehen, können durch den<br />

Vergleich des Istzustands mit Systemkennzahlen frühzeitig<br />

erkannt werden.<br />

Systemkennzahlen ermöglichen es, Veränderungen an der<br />

Energieeffizienz des Druckluftsystems schneller zu erkennen<br />

und entsprechende Handlungen einzuleiten. Für die Bildung<br />

der Systemkennzahlen werden z. B. die Kosten für Kapital,<br />

Wartung, Energie sowie die Laststunden dokumentiert und zu<br />

Kennzahlen zusammengeführt. Mögliche Kennzahlen sind z. B.<br />

die spezifischen Kosten eines Kompressors (€/Volllaststunde).<br />

Nach der Optimierung des Antriebssystems geben Systemkennzahlen<br />

und deren Entwicklung Aufschluss darüber, ob die umgesetzten<br />

Energieeffizienzmaßnahmen erfolgreich waren und<br />

ob die festgelegten Ziele erreicht wurden. Besonders wirkungsvoll<br />

können solche Kennzahlen im Rahmen eines Energiemanagements<br />

erhoben und verwendet werden.<br />

Am Beispiel Pumpensysteme können methodische Ansätze zur<br />

Überwachung eines Systems im „Ratgeber Pumpen und Pumpensysteme.“<br />

unter Abschnitt 4.4 nachgelesen werden.<br />

5 Instandhaltung und Wartung.<br />

Instandhaltung und Wartung sind zwar keine direkten Energieeffizienzmaßnahmen,<br />

jedoch für einen störungsfreien Betrieb<br />

notwendig und für das Halten eines Energieeffizienzniveaus<br />

wichtig. Um Druckluftsysteme in einem funktionsfähigen Zustand<br />

zu erhalten, bedarf es verschiedener technischer und administrativer<br />

Maßnahmen. Es lohnt sich, die Instandhaltung systematisch<br />

anzugehen und eine vorausschauende Instandhaltungsstrategie<br />

für das Unternehmen auszuarbeiten. Nur gut gewartete<br />

Anlagen laufen in ihrem Optimum und sind somit effizient beim<br />

Leistungsbezug. Unter Instandhaltung versteht man die Kombination<br />

der nachfolgend beschriebenen Maßnahmen Wartung,<br />

Inspektion, Instandsetzung und Verbesserung.<br />

Wartung.<br />

Unter dem Begriff Wartung werden Maßnahmen zur Verzögerung<br />

des Abbaus des vorhandenen Abnutzungsvorrats verstanden.<br />

Der Praktiker versteht darunter das regelmäßige Reinigen,<br />

Schmieren, Nachstellen, Prüfen von Flüssigkeitsständen und<br />

manchmal auch den Austausch von Verschleißteilen. Darüber<br />

hinaus hat ein Hersteller in der Betriebsanleitung Angaben zu<br />

Art und Umfang von Wartungsarbeiten zu machen. Weitere<br />

Maßnahmen leiten sich aus den Ergebnissen der Inspektion ab.<br />

Inspektion.<br />

Unter Inspektion versteht man Maßnahmen zur Feststellung<br />

und Beurteilung des Istzustands der Systeme. Wichtig für die<br />

Beurteilung des Istzustands ist die Kenntnis des Sollzustands.<br />

Dazu sollten nach Auslieferung bzw. nach einer erfolgreichen<br />

Generalüberholung Referenzwerte, beispielsweise abgerufene<br />

Leistung, Temperaturen und Schwingungen im System, aufgenommen<br />

werden.<br />

Instandsetzung und Verbesserung.<br />

Unter Instandsetzung ist die Rückführung der Systeme in den voll<br />

funktionsfähigen Zustand, also in die Fähigkeit zur Erfüllung der<br />

durch den Hersteller beschriebenen bestimmungsgemäßen Verwendung,<br />

zu verstehen. Werden bei diesem Vorgang Schwachstellen<br />

beseitigt, um die Funktionssicherheit zu erhöhen, ist dies<br />

bereits eine Verbesserung. Wird dadurch jedoch die Funktion<br />

verändert, dann ist dies eine Modifikation, die eine Neubewertung<br />

der sicherheitstechnischen Aspekte erforderlich macht. Vor<br />

dem Hintergrund der hohen Energiekosten von Druckluftsystemen<br />

bedarf es gleichzeitig der Betrachtung der Energieeffizienz<br />

im System und im Rahmen der Instandsetzung entsprechender<br />

Maßnahmen.<br />

Instandhaltungsstrategien.<br />

Um einen optimalen Betrieb eines Druckluftsystems und seiner<br />

Komponenten stetig sicherzustellen, bieten sich verschiedene<br />

Instandhaltungsstrategien an. Bei der korrektiven Instandhaltung<br />

wird eine Anlage erst repariert, wenn ein Defekt sichtbar<br />

geworden ist. Die vorausbestimmte Instandhaltung ist intervallabhängig.<br />

Hierbei wird versucht, durch Austausch der Verschleißteile<br />

in vorgegebenen Zeitabständen dem übermäßigen<br />

Verschleiß zuvorzukommen. Wendet man die zustandsorientierte<br />

Instandhaltung an, geht man zustandsorientiert vor. Dies<br />

ist eine präventive Strategie, bei der die Wartungs- bzw. Instandsetzungsintervalle<br />

von Zustands- und Betriebsgrößen abgeleitet<br />

werden. Bei der Strategie der verbessernden Instandsetzung<br />

nutzt man die Instandsetzung als eine gute Gelegenheit für<br />

eine qualitative Aufwertung der betroffenen Baugruppen. Viele<br />

fortschrittliche Unternehmen haben es sich daher zur Strategie<br />

gemacht, solche Auszeiten systematisch für eine Erhöhung der<br />

Zuverlässigkeit, der Verfügbarkeit und der Energieeffizienz im<br />

System zu nutzen.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

29


6 Informationsangebote und Entscheidungshilfen.<br />

Energieberatung<br />

in Industrie und Gewerbe.<br />

Der Schlüssel zum Kostensenken.<br />

Publikationen (Auswahl).<br />

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und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur<br />

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Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

Die Broschüre informiert kurz und übersichtlich auf 22 Seiten<br />

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Entscheider motivieren, in Maßnahmen zur Steigerung der<br />

Energieeffizienz zu investieren.<br />

Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />

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was Unternehmen von einer guten Beratung erwarten<br />

können, wie sie in der Regel abläuft, wie Unternehmen<br />

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eines Beraters zu achten ist. Daneben informiert sie<br />

über finanzielle Fördermöglichkeiten für Unternehmen,<br />

die eine Energieberatung durchführen lassen möchten.<br />

Internetangebote (Auswahl).<br />

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in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem<br />

auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für<br />

In for mations- und Beratungsangebote der Initiative Energie-<br />

Effizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu<br />

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Förderungen bereit.<br />

Referenzprojekte-Datenbank.<br />

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Projekte zeichnen sich durch eine hohe Energieeinsparung,<br />

hervorragende Wirtschaftlichkeit und eine<br />

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Mithilfe von Druckluft-FIT lernt der Nutzer, wie sich in den<br />

verschiedenen Bereichen einer Druckluftversorgung von den<br />

Verbrauchern bis hin zur Drucklufterzeugung Maßnahmen<br />

zur Energieeffizienzsteigerung realisieren lassen. Praxisbeispiele<br />

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die Istkosten und mögliche Energie- und damit Kosteneinsparungen<br />

zu ermitteln.<br />

www.stromeffizienz.de/druckluft-fit<br />

30<br />

Ratgeber Druckluft und Druckluftsysteme.


Die Initiative EnergieEffizienz.<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Informationsund<br />

Motivationskampagne, die private Verbraucher, Unternehmen<br />

und öffentliche Institutionen über Vorteile und Chancen<br />

der effizienten Stromnutzung informiert. Unternehmen aus Industrie<br />

und Gewerbe zeigt die Initiative Möglichkeiten zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz auf und motiviert zur Umsetzung<br />

von Maßnahmen. Das Leistungsspektrum der Initiative ist breit<br />

gefächert und hält Angebote in verschiedenen Detaillierungsgraden<br />

für jede Umsetzungsstufe von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

im Unternehmen bereit. Zu den Angeboten gehören unter<br />

anderem technische Leitfäden zur Optimierung von Querschnitt s-<br />

technologien, Internettools zur Bewertung der Energieeffizienzpotenziale<br />

im Unternehmen, Beispiele für Referenzprojekte aus<br />

der Praxis sowie ein <strong>Handbuch</strong> und ein Webspecial zum Energiemanagement.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur.<br />

Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist das Kompetenzzentrum<br />

für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und intelligente<br />

Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, Wirtschaftswachstum<br />

zu schaffen und Wohlstand zu sichern mit immer<br />

geringerem Energieeinsatz. Dafür kooperiert die dena mit<br />

Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Gesellschafter<br />

der dena sind die Bundesrepublik Deutschland, die<br />

KfW Bankengruppe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und<br />

die DZ BANK AG.<br />

www.dena.de<br />

Die Initiative EnergieEffizienz ist eine Kampagne der dena und<br />

wird aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Impressum.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Energiesysteme und Energiedienstleistungen<br />

Chausseestraße 128 a<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)30 72 61 65-600<br />

Fax: +49 (0)30 72 61 65-699<br />

E-Mail: info@dena.de<br />

www.dena.de<br />

Redaktion.<br />

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)<br />

Anton Barckhausen, Carsten Grohne, Ronald Ille<br />

Layout.<br />

BBS Werbeagentur GmbH<br />

Druck.<br />

Druckhaus Rihn GmbH<br />

Stand.<br />

12/2013<br />

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem<br />

Zustimmungsvorbehalt der dena.<br />

EnergieEffizienz lohnt sich.<br />

31


Art.-Nr. 1430<br />

Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />

in Industrie und Gewerbe:<br />

kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Eine Initiative von:<br />

Gefördert durch:


Für alle Fragen zur effizienten Energienutzung<br />

im Dienstleistungssektor:<br />

kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />

www.energieeffizienz-im-service.de<br />

Eine Initiative von:<br />

Energieeffizienz steigern, Wachstumsmärkte erschließen und Nachhaltigkeit sichern.<br />

Anhang 1: Publikationen der dena.<br />

Die folgenden Publikationen unterstützen Unternehmen bei der Aufdeckung und Hebung von Energieeffizienzpotenzialen<br />

und motivieren zur Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Energieeinsparung. Sie können direkt über den Webshop auf<br />

www.stromeffizienz.de bestellt werden.<br />

Energieberatung in Industrie und Gewerbe.<br />

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Energieberatung<br />

in Industrie und Gewerbe.<br />

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Energiemanagement in kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

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Effizienzsystemverordnung<br />

(SpaEfV).<br />

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eines betrieblichen Energiemanagements<br />

begleitet, bis zu den<br />

Betriebsebenen wie Controlling und<br />

Produktion. Das <strong>Handbuch</strong> greift auch<br />

Themen wie Energieberatung und<br />

Energie-Contracting auf und gibt<br />

Entscheidungshilfen zur Einbeziehung<br />

dieser Energiedienstleistungen.<br />

Komplementiert wird das Heft durch<br />

elf hilfreiche Checklisten.<br />

Die Broschüre informiert kurz und<br />

übersichtlich auf 22 Seiten über die<br />

wichtigsten Energieeffizienztechnologien,<br />

über Beratungsmöglichkeiten<br />

sowie Wege zur Finanzierung und<br />

Förderung. Tipps und Praxisbeispiele<br />

sollen dabei vor allem Entscheider<br />

motivieren, in Maßnahmen zur<br />

Steigerung der Energieeffizienz zu<br />

investieren.<br />

Flyer Energiemanagement.<br />

Green IT: Potenzial für die Zukunft.<br />

Energiemanagement.<br />

Energiekosten im Betrieb systematisch senken.<br />

Der übersichtliche Flyer veranschaulicht<br />

auf wenigen DIN-A5-Seiten die<br />

Funktionsweise, die Vorteile und die<br />

Schritte zur Einführung eines nach DIN<br />

EN ISO 50001 zertifizierten Energiemanagementsystems.<br />

Ein mit dem 1. Preis<br />

des Energy Efficiency Awards 2012<br />

ausgezeichnetes Best-Practice-Beispiel<br />

vermittelt praxisnah die Umsetzung<br />

und die positive Wirkung eines Energiemanagementsystems.<br />

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem Zustimmungsvorbehalt der dena. 02/12, Art.-Nr. 1337<br />

Green IT: Potenzial für die Zukunft.<br />

Die Broschüre bietet einen umfassenden<br />

Einstieg in das Thema Green IT<br />

sowie einen systematischen Überblick.<br />

Sie zeigt auf 32 Seiten die Potenziale<br />

von Green IT und Green through IT auf<br />

und erläutert, welche Ansätze besonders<br />

geeignet sind, um diese Energieeffizienzpotenziale<br />

zu erschließen. Die<br />

Möglichkeiten in den verschiedenen<br />

Handlungsfeldern werden anhand<br />

erfolgreich umgesetzter Praxisbeispiele<br />

vorgestellt.


le Fragen zur effizienten Energienutzung<br />

enstleistungssektor:<br />

nlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />

.stromeffizienz.de<br />

Beschaffungskriterien · Vergaberecht · Wirtschaftlichkeit.<br />

Möglichkeiten der Effizienzsteigerung und der Energieeinsparung<br />

an großen feuerungstechnischen Anlagen.<br />

<strong>Energieeffiziente</strong> Bürogeräte professionell beschaffen.<br />

<strong>Energieeffiziente</strong> Wärmeversorgungssysteme.<br />

Beschaffungsleitfaden.<br />

professionell beschaffen.<br />

Der Leitfaden richtet sich unter anderem<br />

an öffentliche und private Beschaffungsstellen<br />

und bietet konkrete Hilfestellungen<br />

für die Berücksichtigung des<br />

Qualitätskriteriums Energieeffizienz bei<br />

der Ausschreibung und Beschaffung<br />

besonders wirtschaftlicher Bürogeräte.<br />

Der Beschaffer wird vom Beschaffungsvorlauf<br />

über die Bedarfsanalyse und<br />

-feststellung bis hin zur Zuschlagserteilung<br />

begleitet. Jeder Schritt wird anhand<br />

eines konkreten Beispiels erläutert.<br />

Merkblätter für die einzelnen Gerätekategorien,<br />

wie z. B. PCs, Monitore und<br />

Kopierer, zeigen zusätzlich die Kriterien<br />

auf, die bei der Entscheidungsfindung<br />

eine Rolle spielen sollten.<br />

Energetische Modernisierung<br />

industrieller Wärmeversorgungssysteme.<br />

Die Broschüre fasst auf 36 Seiten die<br />

wichtigsten Ansätze zur energetischen<br />

Optimierung von Wärmeversorgungssystemen<br />

zusammen und zeigt, wie alle<br />

Komponenten wirkungsvoll aufeinander<br />

abgestimmt und optimiert werden<br />

können. Sie liefert außerdem kurze<br />

Projektbeschreibungen aus Unternehmen,<br />

die ihre Wärmeversorgung<br />

bereits erfolgreich modernisiert haben.<br />

Energieeffizienz im Rechenzentrum.<br />

Dämmung von Anlagen in Industrie und Gewerbe.<br />

Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem Zustimmungsvorbehalt der dena. Druck: trigger.medien.gmbh, Berlin. 02/12, Art.-Nr. 1304<br />

Leistung steigern, Kosten senken:<br />

Energieeffizienz im Rechenzentrum.<br />

Ein Leitfaden für Geschäftsführer und IT-Verantwortliche.<br />

Die Broschüre zeigt die großen Energieeffizienzpotenziale,<br />

die Unternehmen<br />

in betriebseigenen Rechenzentren und<br />

Serverräumen heben können. Sie bietet<br />

dem Entscheider praxisnahe Informationen<br />

über finanzielle und technische<br />

Vorteile eines Energieeffizienzprojekts<br />

im eigenen Rechenzentrum. Von direkt<br />

umsetzbaren Sofortmaßnahmen bis<br />

hin zu langfristigen, strategischen<br />

Entscheidungen wird Schritt für Schritt<br />

der Weg zu einer verbesserten Energieeffizienz<br />

und damit zu geringeren<br />

Energiekosten beschrieben.<br />

Dämmung von Anlagen in<br />

Industrie und Gewerbe.<br />

Kosten sparen und Energieeffizienz steigern.<br />

Investitionen in die Dämmung betriebstechnischer<br />

Anlagen in Industrie und<br />

Gewerbe sind sehr wirtschaftlich und<br />

erzielen in der Regel eine Kapitalrendite<br />

von 50 Prozent. Die Wärmedämmung<br />

von Bauteilen und Rohrleitungen ist<br />

somit eine einfache, wirkungsvolle und<br />

nachhaltig kostengünstige Maßnahme,<br />

um die Energieeffizienz betriebstechnischer<br />

Anlagen zu erhöhen. Die Broschüre<br />

informiert auf 12 Seiten über die Identifizierung<br />

geeigneter Maßnahmen und<br />

stellt erfolgreiche Praxisbeispiele vor.<br />

Informationen zur Mitarbeitersensibilisierung.<br />

In Form einer Toolbox stehen fertige<br />

Plakate, Aushänge und Aufkleber aus den<br />

Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik,<br />

Beleuchtung und<br />

Klimatisierung zur Verfügung. Diese<br />

können für Aktionstage und Sensibilisierungskampagnen<br />

für Energieeffizienz<br />

eingesetzt werden und zeigen,<br />

wie jeder Mitarbeiter durch einfache<br />

Maßnahmen die Energiekosten in den<br />

Verwaltungsbereichen eines Unternehmens<br />

senken kann. Die Toolbox enthält<br />

2 Plakate, 3 Aushänge, 4 Postkarten sowie<br />

2 Aufkleber.


Anhang 2: Internetangebote der dena.<br />

Die folgenden Internetangebote und -tools liefern Informations- und Beratungsangebote rund um das Thema Energieeffizienz<br />

in Unternehmen. Sie befinden sich unter anderem auf www.stromeffizienz.de, der zentralen Plattform für Informations- und<br />

Beratungsangebote der Initiative EnergieEffizienz. Die Website stellt hier auch ergänzende Inhalte zu Querschnitts technologien,<br />

Beratungsmöglichkeiten und Förderungen bereit.<br />

Quickcheck Rohrleitungsdämmung.<br />

Das Online-Tool zeigt in zwei<br />

Schritten das Einsparpotenzial<br />

durch die Dämmung von<br />

Rohrleitungen in betriebstechnischen<br />

Anlagen. Neben<br />

der relativen und absoluten<br />

Energieeinsparung zeigt der<br />

Check auch, wie stark sich die<br />

Energiekosten durch die Umsetzung<br />

von Energieeffizienzmaßnahmen<br />

senken lassen.<br />

www.stromeffizienz.de/quickcheck-rohrleitungsisolierung<br />

Marktplatz <strong>Energieeffiziente</strong> Produkte.<br />

www.energieeffizienz-online.info<br />

Die Online-Plattform bringt<br />

Anbieter und Nachfrager<br />

energieeffizienter Produkte<br />

zusammen und unterstützt<br />

somit die Entwicklung des<br />

Marktes für Energieeffizienz.<br />

Der Marktplatz umfasst derzeit<br />

für Unternehmen die<br />

Produktgruppen Beleuchtung,<br />

Pumpen, Elektromotoren<br />

und Ventilatoren.<br />

Webspecial Energiemanagement.<br />

Informationsplattform zur europäischen Top-Runner-Strategie.<br />

www.webspecial-energiemanagement.de<br />

Das interaktive Webspecial<br />

zeigt anhand eines beispielhaften<br />

Unternehmens die<br />

wesentlichen Schritte im<br />

Energiemanagement. Es ist<br />

speziell auf die beteiligten<br />

Personengruppen – Geschäftsführung,<br />

Controlling, Produktionsebene,<br />

Energiemanager<br />

und Energieberater –<br />

zugeschnitten.<br />

www.top-runner.info<br />

Die Plattform bietet<br />

Stakeholdern Hintergrundinformationen<br />

zur Umsetzung<br />

der europäischen Top-<br />

Runner-Strategie (Ökodesign-Richtlinie,<br />

EU-Energielabel,<br />

EU-ENERGY STAR),<br />

d. h. der europäischen<br />

Regelung rund um Energieeffizienz<br />

von Produkten.<br />

Referenzprojekte-Datenbank.<br />

www.stromeffizienz.de/referenzprojekte<br />

Die Datenbank präsentiert<br />

ausgezeichnete Energieeffizienz<br />

projekte aus dem Bereich<br />

Industrie und Gewerbe.<br />

Die vorgestellten Projekte<br />

zeichnen sich durch eine hohe<br />

Energieeinsparung, hervorragende<br />

Wirtschaftlichkeit und<br />

eine gute Über tragbarkeit aus.<br />

Lebenszykluskosten-Rechner Pumpen.<br />

Der Lebenszykluskostenrechner<br />

(LCC-Tool) für Pumpensysteme<br />

ermöglicht die Gegenüberstellung<br />

zweier Pumpensysteme<br />

hinsichtlich des<br />

Energieverbrauchs und der<br />

Wirtschaftlichkeit. Nach<br />

Eingabe technischer und<br />

wirtschaftlicher Daten erhält<br />

der Nutzer als Ergebnis die<br />

jeweiligen LCC-Kostenkomponenten<br />

zu den Pumpensystemen<br />

in Form einer Tabelle.<br />

www.stromeffizienz.de/lebenszykluskosten-rechner


Datenbank Energieeffizienz-Experten.<br />

Office TopTen.<br />

Die Datenbank beinhaltet<br />

eine Liste mit Energieeffizienz-Experten,<br />

die besonders<br />

für diverse Förderprogramme<br />

des Bundes (z. B. BAFA-Vor-<br />

Ort-Beratung) qualifiziert<br />

sind. Über die programmierte<br />

Umgebungssuche ist es<br />

ganz einfach, einen ge eigneten<br />

Energieberater in der<br />

Nähe zu finden.<br />

www.office-topten.de<br />

Die Datenbank unterstützt<br />

den Nutzer bei der Auswahl<br />

energieeffizienter Bürogeräte,<br />

wie beispielsweise<br />

PCs, Drucker und Kopierer.<br />

Aus mehreren Tausend Einträgen<br />

können nach eigenen<br />

Kriterien passende Geräte<br />

herausgefiltert werden.<br />

www.energie-effizienz-experten.de<br />

Tool Druckluft-FIT.<br />

Quickcheck Energiemanagement.<br />

www.stromeffizienz.de/druckluft-fit<br />

Mithilfe von Druckluft-FIT<br />

lernt der Nutzer, wie sich in<br />

den verschiedenen Bereichen<br />

einer Druckluftversorgung von<br />

den Verbrauchern bis hin zur<br />

Drucklufterzeugung Maßnahmen<br />

zur Effizienzsteigerung<br />

realisieren lassen. Praxisbeispiele<br />

und konkrete Informationen<br />

helfen, direkt online die<br />

Istkosten und mögliche<br />

Energie- und damit Kosteneinsparungen<br />

zu ermitteln.<br />

Der Quickcheck verdeutlicht<br />

durch Abfrage konkreter<br />

Parameter, wie systematisch<br />

und professionell die<br />

Energieeffizienzaktivitäten<br />

im eigenen Unternehmen<br />

sind. Das Ergebnis zeigt eine<br />

Abschätzung zum Reifegrad<br />

des unternehmenseigenen<br />

Energiemanagements und,<br />

an welchen Stellschrauben<br />

für eine Optimierung<br />

gedreht werden kann.<br />

www.stromeffizienz.de/quickcheck-energiemanagement<br />

Lotse Innenbeleuchtung.<br />

Der Lotse bietet eine systematische<br />

Unterstützung<br />

rund um die energieeffiziente<br />

Innenbeleuchtung in<br />

Bürogebäuden und industriellen<br />

Produktionshallen.<br />

Schritt für Schritt wird aufgezeigt,<br />

wie Beleuchtungsanlagen<br />

modernisiert und die<br />

Stromkosten somit deutlich<br />

gesenkt werden können.<br />

www.lotse-innenbeleuchtung.de


Anhang 3: Finanzierung und Förderung.<br />

Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz sind in der<br />

Regel wirtschaftlich hoch rentabel. Unternehmen, die in diesem<br />

Bereich investive Maßnahmen planen, sollten sich zunächst über<br />

die Kapitalbereitstellung Gedanken machen. Denn die Auswahl<br />

der geeigneten Finanzierungsart und der passenden Finanzierungsmodelle<br />

ist mitentscheidend für den Erfolg des Vorhabens.<br />

Dies gilt besonders für kleine und mittlere Unternehmen, denen<br />

oftmals das Eigenkapital für die Investitionen fehlt.<br />

Finanzierungsarten.<br />

Zur Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen stehen<br />

Unternehmen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung.<br />

Einerseits kann die Finanzierung durch Eigenkapital, andererseits<br />

auch mithilfe von Fremdkapital, wie Kreditfinanzierung,<br />

öffentliche Förderdarlehen sowie Fördermittel, oder durch<br />

Contracting erfolgen. Hier unterscheidet man zwischen Energieliefer-Contracting<br />

(Planung, Finanzierung und Betrieb von Anlagen<br />

inkl. Energielieferung) und Energiespar-Contracting<br />

(Optimierung bestehender Anlagen mit einer garantierten Reduzierung<br />

des Energieverbrauchs und der Energiekosten). Um<br />

die ideale Lösung für das geplante Vorhaben zu finden, ist es<br />

wichtig, die Wahl der Finanzierungsart genau am Bedarf und<br />

an den unternehmerischen Rahmenbedingungen auszurichten.<br />

Je nach Investitionsumfang und Nutzungsdauer eignen sich<br />

unterschiedliche Finanzierungsmodelle. Unternehmen sollten<br />

sich von Ihrer Hausbank beraten lassen und die Finanzierungsmodelle<br />

sowie deren Konditionen prüfen und mit Alternativangeboten<br />

vergleichen.<br />

Wichtige Unterlagen für das Beratungsgespräch.<br />

Je besser das Beratungsgespräch mit der Bank vorbereitet wird,<br />

desto einfacher lassen sich die passenden Finanzierungsmodelle<br />

identifizieren. Mithilfe der folgenden Unterlagen kann die Hausbank<br />

Ihrem Unternehmen ein passendes Finanzierungsangebot<br />

unterbreiten:<br />

Darstellung des Vorhabens bzw. Kurzfassung des Businessplans.<br />

Jahresabschluss.<br />

Betriebswirtschaftliche Auswertung.<br />

Finanzierungs-, Investitions-, Liquiditätsplan.<br />

Gesellschaftsvertrag.<br />

Handelsregisterauszug.<br />

Relevante Aspekte für die Beurteilung der<br />

Finanzierungsmodelle:<br />

Höhe des effektiven Jahreszinses.<br />

Höhe der monatlichen Rate.<br />

Länge der Zinsbindung.<br />

Tilgungsplan.<br />

Gesamtlaufzeit des Darlehens.<br />

Restschuld und Anschlussfinanzierung.<br />

Sondertilgungsrechte.<br />

Bereitstellungsgebühren.<br />

Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />

Zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen können öffentliche<br />

Fördermittel in Form von Zuschüssen oder vergünstigten<br />

Krediten auf Bundes- und Kommunalebene in Anspruch<br />

genommen werden.<br />

Umfassende und täglich aktualisierte Informationen über alle<br />

relevanten Förderprogramme von EU, Bund, Ländern, Kommunen<br />

und Energieversorgungsunternehmen zu Energieeffizienzmaßnahmen<br />

und erneuerbaren Energien bietet der Förderkompass<br />

Energie des BINE Informationsdiensts (www.bine.<br />

info).<br />

Besonders für KMUs existieren zahlreiche Förderprogramme. So<br />

stehen von der geförderten Energieberatung über Zuschüsse zu<br />

Investitionen oder Zertifizierungskosten bis hin zu vergünstigten<br />

Krediten verschiedene Programme zur Verfügung. Eine Auswahl<br />

der wichtigsten wird im Folgenden näher erläutert.<br />

Förderprogramm „Energieberatung Mittelstand“.<br />

Im Rahmen des Programms „Energieberatung Mittelstand“<br />

werden Zuschüsse für qualifizierte und anbieterunabhängige<br />

Energieeffizienzberatungen in Unternehmen aus dem<br />

produzierenden Gewerbe gewährt.<br />

Durch die Beratung sollen Schwachstellen bei der effizienten<br />

Energieanwendung aufgezeigt und Vorschläge bzw. Maßnahmenpläne<br />

für energie- und kostensparende Verbesserungen<br />

gemacht werden.<br />

Unternehmen erhalten für eine Initialberatung einen Zuschuss<br />

in Höhe von bis zu 80 Prozent des vereinbarten Tageshonorars<br />

(bis zu einem Höchstbetrag von insgesamt 1.280 Euro). Für eine<br />

Detail beratung beträgt der Zuschuss bis zu 60 Prozent des<br />

vereinbar ten Tageshonorars (bis zu einem Höchstbetrag von<br />

insgesamt 4.800 Euro).<br />

Über den maximalen Förderzuschuss hinausgehende Honorare<br />

sowie die Mehrwertsteuer müssen vom Unternehmen getragen<br />

werden. Initial- und Detailberatung können unabhängig voneinander<br />

beantragt werden. Eine geförderte Beratung im Rahmen des<br />

Programms kann nur von Energieberatern durchgeführt werden,<br />

die in der KfW-Beraterbörse unter www.kfw-beraterboerse.de<br />

gelistet sind.<br />

Um einen Zuschuss aus dem Programm zu erhalten, müssen<br />

Antragsdaten über die Antragsplattform des Internetportals<br />

der KfW eingegeben werden. Dies bildet die Grundlage für die<br />

Antragstellung, die immer über einen Regionalpartner<br />

(z. B. Industrie- und Handelskammern) erfolgen muss. Weitere<br />

Informationen zur Antragstellung, zu Programmdetails und<br />

den Regionalpartnern finden sich unter www.kfw.de/ebm.


Förderung von Investitionen in energieeffiziente<br />

<strong>Querschnittstechnologien</strong>.<br />

Im Rahmen dieses Förderprogramms werden Unternehmen mit<br />

bis zu 500 Beschäftigten und bis zu 100 Mio. Euro Jahresumsatz<br />

mit Zuschüssen zu Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen<br />

unterstützt. Das Programm „Investitionszuschüsse zum Einsatz<br />

hocheffizienter <strong>Querschnittstechnologien</strong> im Mittelstand“ fördert<br />

den Austausch von Altanlagen gegen hocheffiziente, moderne<br />

Anlagen und die sogenannte systemische Optimierung. Beim<br />

Ersatz von Anlagen oder einer Optimierung des Systems erhalten<br />

Unternehmen zum Beispiel Investitionszuschüsse für folgende<br />

<strong>Querschnittstechnologien</strong>:<br />

Elektrische Motoren und Antriebe.<br />

Pumpen.<br />

Beleuchtungsanlagen.<br />

Raumlufttechnische Anlagen.<br />

Druckluftsysteme.<br />

Anlagen zur Wärmerückgewinnung und zur<br />

Abwärmenutzung.<br />

Dämm-Maßnahmen (nur im Rahmen einer systemischen<br />

Optimierung).<br />

Voraussetzung ist, dass die Unternehmen Investitionen mit<br />

einem Nettoinvestitionsvolumen von mindestens 2.000 Euro<br />

bei der Optimierung von Anlagen bzw. 30.000 Euro bei der<br />

systemischen Optimierung tätigen. Antragsformulare und<br />

Merkblätter stellt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />

(BAFA) zur Verfügung.<br />

Geförderte Kredite für Unternehmen.<br />

Die KfW bietet für kleine, mittlere und große Unternehmen<br />

im Rahmen ihres Energieeffizienzprogramms Kredite zu vergünstigten<br />

Konditionen für Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen<br />

an. Die Beantragung eines entsprechenden Kredits<br />

erfolgt zum Beispiel über die Hausbank des Unternehmens.<br />

Unter anderem werden Kredite für die folgenden Energieeffizienzmaßnahmen<br />

vergeben:<br />

Maschinenparks inklusive <strong>Querschnittstechnologien</strong>.<br />

Anlagentechnik inklusive Heizung, Kühlung, Beleuchtung,<br />

Lüftung und Warmwasser.<br />

Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Blockheizkraftwerke.<br />

Gebäudehülle.<br />

Informations- und Kommunikationstechnik.<br />

Darüber hinaus bieten auch Institutionen auf Ebene der<br />

Bundesländer Möglichkeiten zur Unterstützung der Umsetzung<br />

von Energieeffizienzmaßnahmen. Über die genauen<br />

Konditionen informiert beispielsweise die Hausbank.<br />

Förderung von Energiemanagementsystemen.<br />

Im Rahmen des Förderprogramms unterstützt das BMWi<br />

finanziell die Zertifizierung von Energiemanagement- und<br />

Energiecontrollingsystemen sowie den Erwerb von Messtechnik<br />

und Energiemanagementsoftware.<br />

Für alle Fördergegenstände gilt:<br />

Maximalförderung in Höhe von 20.000 Euro bei<br />

Einreichung von Anträgen für mehrere Maßnahmen.<br />

Nicht antragsberechtigt sind Unternehmen, die im<br />

laufenden oder vorherigen Kalenderjahr einen Antrag<br />

auf Reduzierung der EEG-Umlage nach § 40 EEG gestellt<br />

haben und zum Nachweis einer Zertifizierung verpflichtet<br />

waren (Stromverbrauch > 10 GWh).<br />

Förderanträge können beim BAFA über das elektronische<br />

Antragsverfahren eingereicht werden.<br />

BAFA-Vor-Ort-Beratung.<br />

Das BAFA fördert im Rahmen der Richtlinie zur „Förderung der<br />

Beratung zur sparsamen und rationellen Energieverwendung<br />

in Wohngebäuden vor Ort (Vor-Ort-Beratung)“ die energetische<br />

Beratung für Gebäude, deren Fläche zu mehr als 50 Prozent zu<br />

Wohnzwecken genutzt wird. Zur Zielgruppe innerhalb der KMUs<br />

zählen somit in erster Linie kleine Gewerbebetriebe. Die Höhe<br />

des Zuschusses für eine Vor-Ort-Beratung beträgt 400 Euro für<br />

Ein- und Zweifamilienhäuser bzw. 500 Euro für Wohnhäuser mit<br />

mindestens drei Wohneinheiten. Für die Integration von Hinweisen<br />

zur Stromeinsparung wird ein zusätzlicher Bonus von<br />

50 Euro gezahlt. Darüber hinaus kann eine Förderung für die<br />

Integration von Thermografieaufnahmen (25 Euro pro Thermogramm,<br />

max. 100 Euro) gewährt werden. Beratung und Antragstellung<br />

erfolgen dabei ausschließlich durch antragsberechtigte<br />

Energieberater. Weitere Informationen stehen auf der Internetseite<br />

des BAFA unter www.bafa.de zur Verfügung.<br />

Weitere Informationen.<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Informationen zum Thema Contracting unter<br />

www.kompetenzzentrum-contracting.de<br />

Förderanträge online abrufen unter<br />

www.bafa.de<br />

Informationen zu den Förderprogrammen unter<br />

www.bmwi.de


Anhang 4.1: Energie-Contracting.<br />

Gerade um die Energieeffizienz zu steigern und die Energiekosten<br />

zu senken, kann es für ein Unternehmen wirtschaftlich<br />

sinnvoll sein, die Energie- und Medienversorgung oder ganze<br />

Anlagen einem Energiedienstleister (Contractor) zu übertragen.<br />

Der Contractor übernimmt dann Planung, Finanzierung und<br />

Betrieb von Anlagen, Lieferung von Energie und Medien, zum<br />

Beispiel Strom, Kälte, Wärme, Druckluft oder Dampf (Anlagenbzw.<br />

Energieliefer-Contracting), oder auch die Finanzierung<br />

und Umsetzung umfangreicher Energieeffizienzmaßnahmen<br />

(Energieeinspar-Contracting). Die Energie möglichst effizient<br />

bereitzustellen, liegt dann im Eigeninteresse des Contractors.<br />

Contracting wird von verschiedenen Energiedienstleistern,<br />

u. a. von Unternehmen der technischen Gebäudeausrüstung,<br />

Hochbauunternehmen mit Energiemanagementsparte, Unternehmen<br />

aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie Energieversorgungsunter<br />

nehmen und Energieagenturen, angeboten.<br />

In der DIN-Norm 8930, Teil 5, werden die Contracting-<br />

Begriffe definiert. Hier finden sich beispielsweise Erläuterungen<br />

zu Leistungskomponenten, Anwendungsbereichen,<br />

Contracting-Formen und zur Art der Vergütung.<br />

Definition Energie-Contracting:<br />

Unter Energie-Contracting versteht man eine vertraglich<br />

vereinbarte Dienstleistung zwischen einem Gebäudeoder<br />

Anlageneigentümer (Contracting-Nehmer) und<br />

einem Energiedienstleister (Contractor). Es bezeichnet<br />

die Übertragung von Aufgaben der Energie- und Nutzenergiebereitstellung<br />

oder der Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen<br />

auf den Contractor.<br />

Vorteile.<br />

Für den Kunden (Contracting-Nehmer) ist das Energie-<br />

Contracting mit folgenden Vorteilen verbunden:<br />

Konzeption, Planung und Abwicklung durch den Contractor.<br />

Keine Kapitalbindung, da die Investitionen vom<br />

Contractor übernommen werden.<br />

Pflege und Wartung der Anlage durch den Contractor.<br />

Verlagerung des Ausfallrisikos.<br />

Konzentration auf das Kerngeschäft.<br />

Beim Energieeinspar-Contracting: Reduktion des Energieverbrauchs<br />

und der Energiekosten, energieeffiziente<br />

Optimierung von Anlagen und Gebäuden.<br />

Beim Energieliefer-Contracting: Aufbau moderner Anlagen<br />

und Gebäude, Erhöhung der Betriebssicherheit und Siche -<br />

rung des Betriebsstandorts.<br />

Wann lohnt sich Contracting?<br />

Contracting lohnt sich immer dann, wenn nicht genügend<br />

Kapital für Investitionen zur Verfügung steht und zur Erschließung<br />

von Energieeinsparpotenzialen auf das Know-how<br />

und die Ressourcen eines erfahrenen Dienstleisters zurückgegriffen<br />

werden soll. Dabei sollten sich die Energiekosten<br />

einzelner, einfach auszulagernder Anlagen auf mindestens<br />

25.000 Euro beziehungsweise die Gesamtenergie kosten eines<br />

Standorts auf über 150.000 Euro pro Jahr belaufen. Das Energieeinsparpotenzial<br />

sollte zuvor noch nicht erschlossen worden<br />

sein. Wird diese Summe nicht erreicht, kann ein Zusammenschluss<br />

mehrerer Anlagen in einem Contracting-Projekt eine<br />

Lösung sein. Contracting-Projekte bieten sich insbesondere<br />

dann an, wenn bereits Handlungs bedarf besteht, das heißt,<br />

Anlagen ohnehin saniert oder erneuert werden sollen.<br />

Arbeitshilfen zur Planung und Entwicklung von Contracting-Projekten<br />

finden Sie unter www.kompetenzzentrumcontracting.de.<br />

Eine ausführliche Darstellung des typischen<br />

Projekt ablaufs ist in den Leitfäden „Energiespar-Contracting“<br />

und „Energieliefer-Contracting“ der dena zu finden.


Ausschreibung<br />

Angebot für<br />

das Contracting<br />

Vertragsverhandlung/<br />

Vertragsabschluss<br />

Feinanalyse<br />

Planung und<br />

Umsetzung<br />

Ablauf des<br />

Vertrags<br />

Abb. 1: Schritte eines Contracting-Projekts .<br />

Contracting-Projekt.<br />

Für den reibungslosen Ablauf eines Contracting-Projekts ist<br />

eine Vielzahl von Aspekten zu berücksichtigen. Ein Contracting-Projekt<br />

beginnt mit der Ausschreibung entsprechender<br />

Dienstleistungen und endet mit dem Ablauf des Vertrags. Die<br />

weiteren Schritte sind in Abbildung 1 dargestellt.<br />

Ausschreibung.<br />

Bei der Ausschreibung einer Contracting-Leistung ist darauf<br />

zu achten, dass der Contractor für die Erstellung des Angebots<br />

folgende Informationen erhält:<br />

Kostenaufstellung für die eingesetzten Energie träger.<br />

Alter der technischen Anlagen.<br />

Technische Beschreibung der Anlagen.<br />

Benötigter Leistungs- und Energiebedarf.<br />

Gewünschte Leistungen, Liefergrenzen und Schnittstellen.<br />

Angestrebte Laufzeit des Contracting-Vertrags.<br />

Mindestanforderungen (z. B. an die Prozesswärmetemperaturen).<br />

Angebot und Vertrag.<br />

Um einen guten Überblick über Kosten und Leistungen des<br />

Contracting-Projekts zu erhalten und das beste Angebot auswählen<br />

zu können, empfiehlt es sich für den Contracting-<br />

Nehmer, mehrere Angebote einzuholen. Neben einer genauen<br />

Kostenkalkulation sollte dem Angebot auch ein Vertragsentwurf<br />

beiliegen. Der gewünschte Contracting-Vertrag kann<br />

aber auch bereits der Ausschreibung entsprechender Dienstleistungen<br />

beigefügt werden.<br />

Die Bestandteile eines Contracting-Vertrags:<br />

Vertragspartner.<br />

Vertragsziel (zum Beispiel garantierte Energieeinsparung).<br />

Vertragsdauer.<br />

Regelungen der Nicht- beziehungsweise Übererreichung<br />

der Ziele.<br />

Leistungen des Contractors und des Contracting-Nehmers.<br />

Garantieverpflichtungen des Contractors.<br />

Erforderliche technische Mindeststandards.<br />

Anforderungen an die Verfügbarkeit und<br />

Versorgungssicherheit.<br />

Bedingungen der vertragskonformen Leistungserfüllung<br />

und deren Vergütung.<br />

Eigentumsrechte.<br />

Haftungsregelungen und Vorkehrungen für die<br />

Rechtsnachfolge.<br />

Regelungen für eventuell auftretende Schäden<br />

oder Betriebsstörungen.<br />

Bei der Vergabe einer Contracting-Leistung sollte der<br />

Contracting-Nehmer folgende Punkte beachten:<br />

Auswahl eines erfahrenen Contractors mit guten<br />

Referenzen.<br />

Betrachtung umgesetzter Projekte des Contractors<br />

und Befragung von Projektbeteiligten.<br />

Formulieren klarer Ziele und Bewertung der Angebote<br />

nach Erreichbarkeit der Zielsetzungen.<br />

Anpassbarkeit der Vertragslaufzeiten an die betrieblichen<br />

Erfordernisse.<br />

Technisches Konzept, geplante Energie-, Kostenund<br />

CO 2 -Minderungen.<br />

Kostentransparenz.<br />

Geringer Prüf- und Organisationsbedarf bezüglich<br />

der Vertragsumsetzung.<br />

Verhältnis von Preis und Leistung.<br />

Projektumsetzung.<br />

Nach Vertragsabschluss erhält der Contractor die Möglichkeit,<br />

die Ergebnisse der für die Angebotserstellung durchgeführten<br />

Grobanalyse in einer Feinanalyse im Detail zu überprüfen.<br />

Danach werden die Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />

realisiert. Der Contractor übernimmt dabei die Verantwortung<br />

für alle erforderlichen Schritte von der Planung<br />

über die Installation neuer Anlagen oder Anlagenkomponenten<br />

bis zur Entsorgung der entsprechenden Altanlagen. Nachdem<br />

der Contractor alle technischen Maßnahmen realisiert hat,<br />

beginnt die Hauptleistungsphase. Nun muss der Contractor je<br />

nach Vertragsmodell die Energiekosteneinsparung garantieren<br />

oder die vereinbarten Medien liefern. Während dieser Phase<br />

übernimmt er das Energie controlling und führt gegebenenfalls<br />

organisatorische Maß nahmen zur Nutzermotivation oder<br />

Schulungen durch.<br />

Die Vergütung des Contractors wird in der Regel in monatlichen<br />

Raten gezahlt. Einmal im Jahr erfolgt eine Gesamtabrechnung.<br />

Nach Ablauf der Vertragslaufzeit kann das Unternehmen mit<br />

dem bisherigen Contractor weiterarbeiten oder in ein neues<br />

Ausschreibungsverfahren eintreten.<br />

Bei komplexen Contracting-Projekten ist es sinnvoll,<br />

für die Planung sowie die Angebots- und Vertragsprüfung<br />

einen unabhängigen Berater hinzuzuziehen.


Anhang 4.2: Energieliefer-Contracting.<br />

Energieliefer-Contracting, auch Anlagen-Contracting genannt,<br />

ist die am weitesten verbreitete Art des Energie-Contractings.<br />

Darin bietet der Contractor die Lieferung von Nutzenergie<br />

(zum Beispiel Strom, Wärme oder Kälte) zu einem vertraglich<br />

vereinbarten Preis an. Er verpflichtet sich, neue Anlagen zu<br />

errichten und zu betreiben beziehungsweise bestehende Anlagen<br />

zu übernehmen und zu modernisieren, um den vertraglich<br />

vereinbarten Energiebedarf zuverlässig und sicher bereitzustellen<br />

(siehe Abbildung 2).<br />

Planung, Finanzierung, Errichtung und Betrieb der Anlagen<br />

übernimmt der Contractor auf eigenes Risiko. Die Vergütung des<br />

Dienstleisters ist beim Energieliefer-Contracting in der Regel<br />

projektbezogen und unabhängig von erwarteten Energieeinsparungen.<br />

Sie besteht üblicherweise aus einem Arbeitspreis<br />

für bezogene Energie und einem Grundpreis für die Bereitstellung<br />

der Energieanlage. Zur Anpassung an die Preisentwicklung<br />

werden Preisgleitklauseln auf Basis statistischer<br />

Indizes (zum Beispiel des Statistischen Bundesamts) vertraglich<br />

vereinbart. Aufgrund der vertraglich vereinbarten Nutzenergielieferung<br />

zu einem festgelegten Preis liegt das Nutzungsgradrisiko<br />

allein beim Contractor.<br />

Die wichtigsten Punkte zum Energieliefer-Contracting im<br />

Überblick:<br />

Bei Investitionsbedarf in die Anlage oder bei absehbaren<br />

Energieeinsparpotenzialen von über 10 Prozent ist Energieliefer-Contracting<br />

grundsätzlich lohnenswert.<br />

Ein externer Dienstleister, der Contractor, plant, baut,<br />

finanziert und betreibt auf eigenes Risiko die Energiebereitstellung<br />

und -lieferung für einen Objekteigner.<br />

Der Contracting-Nehmer belastet nicht seinen eigenen<br />

Kreditrahmen durch zusätzliche Investitionen.<br />

Die Investition refinanziert der Contractor durch die Erlöse<br />

für die Energielieferung und einen Grundpreis.<br />

Am Ende der Vertragslaufzeit kann ein neuer Vertrag abgeschlossen<br />

werden oder eine Eigentums- und Risikoübertragung<br />

auf den Contracting-Nehmer erfolgen.<br />

Die Vertragslaufzeiten, Risikoübernahmen, Erfolgsrechnungen<br />

und -beteiligungen sowie der Umfang der Maßnahmen<br />

werden frei gestaltet.<br />

Die üblichen Vertragslaufzeiten betragen 10 bis 15 Jahre.<br />

Für die Ausschreibung und Vergabe eines Energieliefer-<br />

Contractings hat die dena einen Leitfaden inklusive Mustervertrag<br />

herausgegeben. Weitere Informationen unter:<br />

www.kompetenzzentrum-contracting.de.<br />

Reduzierung von CO 2<br />

Alles aus einer Hand Planbare Kosten<br />

Contractor<br />

Planung<br />

Finanzierung<br />

Umsetzung<br />

Energieversorgungsanlage<br />

Objekteigentümer<br />

Betrieb<br />

Nutzenergie<br />

Wartung<br />

€<br />

Verbrauchsabhängige Vergütung<br />

Abb. 2: Ablauf eines Energieliefer-Contractings.


Beispiel Kälte-Contracting.<br />

Istzustand.<br />

Aufgrund einer Produktionserweiterung plant ein kunststoffverarbeitendes<br />

Unternehmen den Ausbau und die Erneuerung<br />

der Kälteanlagen. Die Höhe der Investitionen<br />

und der erhebliche Planungsaufwand sprechen dafür,<br />

einen Contractor mit der Entwicklung und Umsetzung<br />

eines flexiblen, erweiterungsfähigen Kälteversorgungskonzepts<br />

zu betrauen.<br />

Maßnahme.<br />

Planung, Finanzierung, Bau, Betrieb, Überwachung und<br />

Notdienst werden vom Contractor übernommen. In drei<br />

Ausbaustufen werden die veralteten Kühltürme der Spritzgussmaschinen<br />

durch eine Trockenkühlung ersetzt, die<br />

Werkzeugkühlung von wasser- auf luftgekühlte Schraubenkältemaschinen<br />

umgestellt und schließlich eine Anlage zur<br />

Wärmerückgewinnung installiert.<br />

Ergebnis.<br />

Die Refinanzierung der Anlage mit 3.100 kW Kälteleistung<br />

und 2.000 kW Wärmeleistung erfolgt mittels monatlicher<br />

Contracting-Raten.<br />

Foto: Kälteanlage, Quelle: Ökotec Energiemanagement GmbH<br />

Beispiel Prozessdampf-Contracting.<br />

Istzustand.<br />

Seit Februar 2007 betreibt ein Contractor ein Heizwerk zur Versorgung<br />

eines Aluminiumrecyclingwerks mit Prozessdampf.<br />

Maßnahme.<br />

Ein Contractor übernahm die Entwicklung des Versorgungskonzepts,<br />

finanzierte die gesamte Anlage, plante und überwachte<br />

den Bau. Seit der Inbetriebnahme werden alle Wartungs-<br />

und Notdienste, das Brennstoffmanagement sowie<br />

die Instand haltung vom Contracting-Unternehmen durchgeführt.<br />

Ergebnis.<br />

Der hohe Kesselwirkungsgrad von über 92 Prozent reduziert<br />

den Brennstoffeinsatz und die moderne Rauchgasreinigung<br />

sorgt für eine deutliche Unterschreitung der Emissionsgrenzwerte<br />

für Luftschadstoffe.<br />

Foto: Dampfleitungen


Anhang 4.3: Energieeinspar-Contracting.<br />

Bei dieser Art des Contractings wird eine energetische Optimierung<br />

von Anlagen, Systemen oder Liegenschaften vom Contractor<br />

übernommen (inklusive Planung, Finanzierung und Instandhaltung).<br />

Für einen bestimmten Vertragszeitraum garantiert<br />

der Contractor eine Reduzierung des Energieverbrauchs und<br />

der Energiekosten (siehe Abbildung 3). Der Contractor führt die<br />

Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur Verbesserung der<br />

Energieeffizienz beim Contracting-Nehmer durch. Er optimiert<br />

die Technik und den Betrieb von Anlagen, Systemen und/oder<br />

Gebäuden systematisch sowie gewerkeübergreifend und verknüpft<br />

diese Investition mit einer Einspargarantie.<br />

Zur Vorbereitung des Energieeinspar-Contractings sollte<br />

man sich einen Überblick über die Energiesituation im Betrieb<br />

verschaffen und die Energiekosten und Verbrauchsdaten der<br />

letzten Jahre genau ansehen. Hierfür kann es sinnvoll sein, eine<br />

externe Energieberatung in Anspruch zu nehmen (siehe „Ratgeber<br />

Energieberatung“).<br />

Nach Ausschreibung und Beauftragung erstellt der Contractor<br />

eine Feinanalyse zu den Energieverbräuchen der Anlagen, Systeme<br />

und/oder Gebäude, die optimiert werden sollen, und darauf<br />

aufbauend die Leistungsbeschreibung, die dann Bestandteil<br />

des Vertrags wird. In dieser Phase ist eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Contracting-Nehmer und Contractor erforderlich.<br />

Bei kleineren Liegenschaften mit einfacher technischer<br />

Ausstattung kann die Detailplanung auch sofort, ohne Durchführung<br />

einer Feinanalyse, erfolgen.<br />

Die Grundlage für die Refinanzierung der Investitionen bilden<br />

die durch die Maßnahmen eingesparten Energie kosten (siehe<br />

Abbildung 4). Je nach Vertragsgestaltung teilen sich die Vertragspartner<br />

die garantierten Energieeinsparungen innerhalb<br />

der Vertragslaufzeit nach einem zuvor definierten Verhältnis.<br />

Der Contractor übernimmt für den Zeitraum des Vertrags das<br />

technische und wirtschaftliche Risiko. Dafür nutzt er Energiecontrollingsysteme,<br />

die er in der Regel im Rahmen der Maßnahmenumsetzung<br />

implementiert. Der Contracting-Nehmer<br />

wird von Wartung und Instandsetzung entlastet. Er muss lediglich<br />

die Erfüllung der Zielsetzungen kontrollieren. Dazu ist ein<br />

klarer Leistungsnachweis- und Abrechnungsmodus zu vereinbaren.<br />

Bei der Umsetzung von Maßnahmen, bei denen das Verhalten<br />

der Mitarbeiter relevant ist, sollte der Contractor auch<br />

Mitarbeiterschulungen durchführen.<br />

Reduzierung von CO 2<br />

Alles aus einer Hand Einsparung<br />

Contractor<br />

Planung<br />

Finanzierung<br />

Beteiligung an<br />

eingesparten<br />

Entlastung<br />

Energiekosten<br />

Objekteigentümer<br />

Haushalt<br />

€ €<br />

Umsetzung<br />

Betrieb<br />

Umfassende<br />

Energieeffizienzmaßnahmen<br />

Objekt inklusive Anlagentechnik<br />

Abb. 3: Ablauf eines Energieeinspar-Contractings.


Die wichtigsten Punkte zum Energieeinspar-Contracting<br />

im Überblick:<br />

Ab Einsparpotenzialen von 15 Prozent lohnenswert.<br />

Ein externer Dienstleister, der Contractor, plant, realisiert<br />

und finanziert auf eigenes Risiko eine Energieeinsparmaßnahme<br />

für einen Objekteigner.<br />

Der Contractor führt ganzheitliche Untersuchungen der Anlagen,<br />

Systeme und/oder Gebäude durch. Meist ist der Auftraggeber<br />

bereits im ersten Jahr der Garantiephase an der Einsparung<br />

beteiligt und erhält eine Budgetentlastung.<br />

Die Investition refinanziert der Contractor durch die erzielte<br />

Energiekosteneinsparung.<br />

Energiekosten<br />

Kostenreduktion beim Auftraggeber<br />

Vergütung Contractor<br />

Von zusätzlichen Energiekosteneinsparungen über den vereinbarten<br />

Mindestwert hinaus profitieren beide Vertragspartner.<br />

Die eingebauten energieeffizienten Technologien gehen mit<br />

der Abnahme sofort in das Eigentum des Contracting-Nehmers<br />

über. Eine vollständige Risikoübernahme erfolgt am<br />

Ende der Vertragslaufzeit.<br />

Die Vertragslaufzeiten, Risikoübernahmen, Erfolgsrechnungen<br />

und -beteiligungen sowie der Umfang der Maßnahmen<br />

werden frei gestaltet.<br />

Die Vertragslaufzeit hängt von der Amortisationsdauer<br />

der erforderlichen Investitionen ab und beträgt in der<br />

Regel sieben bis zwölf Jahre.<br />

Energiekosten<br />

Vertragsbeginn<br />

Hauptleistungsphase<br />

Vertragsende<br />

Zeit<br />

Die dena bietet mit dem Leitfaden Energiespar-Contracting<br />

und dem zugehörigen Mustervertrag einen anerkann ten<br />

Standard für die Ausschreibung und Vergabe eines Energieeinspar-Contractings.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.kompetenzzentrum-contracting.de.<br />

Abb. 4: Dynamische Entwicklung des Kostenverlaufs beim Energieeinspar-Contracting.<br />

Beispiel Energieeinspar-Contracting.<br />

Istzustand.<br />

Zur Verbesserung der Energieeffizienz und der Betriebssicherheit<br />

des Produktionsstandorts beauftragt ein<br />

Pharmaunter nehmen einen Contractor damit, das<br />

gesamte Produktions gebäude energetisch zu sanieren.<br />

Maßnahme.<br />

Im Rahmen eines Energieeinspar-Contracting-Vertrags<br />

wurden die betrieblichen Lüftungsanlagen optimiert,<br />

die Wärmeträger ölkessel mit einem System zur Wärmerückgewinnung<br />

ausgestattet, die Warm wasserbereitung<br />

saniert und die Gebäudeleittechnik angepasst.<br />

Ergebnis.<br />

Die im Fallbeispiel erforderlichen Investitionen von<br />

1,2 Millionen Euro wurden zu 100 Prozent vom Contractor<br />

getragen. Vereinbart wurden eine Vertragslaufzeit von<br />

sechs Jahren und eine garantierte Energiekosteneinsparung<br />

von 26,5 Prozent (= 230.000 Euro pro Jahr).<br />

Die durchgeführten Maßnahmen führten zu einer<br />

Energieeinsparung von rund 80 GWh und einer<br />

CO 2 -Einsparung von 1.300 Tonnen pro Jahr.


Anhang 5: Lebenszykluskosten am Beispiel Pumpen.<br />

Bei der Frage: „Was kostet diese Pumpe?“, denken viele Menschen<br />

zunächst an den Einkaufspreis für das entsprechende<br />

Produkt. Dieser Umstand trifft zwar im Prinzip auf alle Maschinen<br />

zu – bei Pumpen sind aber die Folgekosten im Vergleich<br />

zum Einkaufspreis überdurchschnittlich hoch. Pumpen sind als<br />

standardisierte Maschinen im Einstandspreis oft relativ günstig,<br />

verursachen aber aufgrund ihrer bisweilen besonders langen<br />

Laufzeiten während ihres Betriebs weitere Kosten, wie z. B. die<br />

Energie- und Instandhaltungskosten, die oftmals nicht ausreichend<br />

berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass sie als Herzstück<br />

einer Anlage bei einem Defekt die gesamte Produktion zum<br />

Stillstand bringen können. Der Zuverlässigkeit kommt also unter<br />

Kostengesichtspunkten ein ganz besonderer Stellenwert zu.<br />

Nicht alle Kosten werden allein durch das Pumpenaggregat<br />

bestimmt. Vielmehr kommt es auf eine genaue Abstimmung<br />

und Optimierung aller Komponenten im System an. Die Einflüsse<br />

der verschiedenen Parameter auf die einzelnen Kostenarten<br />

sind so komplex, dass dass es ohne eine systematische Herangehensweise<br />

schwierig ist, das Optimum zu finden. Eine mögliche<br />

Systematik bietet die in den USA entwickelte Methode der<br />

Lebenszykluskosten-Analyse. Dabei können für Pumpen beispielsweise<br />

folgende Kostenblöcke in die Berechnung einbezogen<br />

werden:<br />

investment costs Cic<br />

installation costs Cin<br />

energy costs Ce<br />

Investitionskosten<br />

Installationskosten<br />

Energiekosten<br />

Je nach Anwendungsfall kann es sinnvoll sein, noch weitere<br />

Kostenblöcke zu definieren. Bei Produktionsanlagen in der<br />

Chemie-, Pharma- oder Lebensmittelindustrie empfiehlt es sich,<br />

z. B. den Kostenblock der Qualitätskosten (quality costs Cqu)<br />

hinzuzufügen.<br />

Bei der Planung des Pumpensystems sollte zunächst überschlägig<br />

berechnet werden, welche dieser Kostenblöcke von der Größe<br />

her relevant sind und durch mögliche Auslegungsalternativen<br />

beeinflusst werden können. Wichtig ist, dass beim Vergleich<br />

verschiedener Systeme immer die gleichen Kostenarten betrachtet<br />

und nach der gleichen Methodik sowie mit demselben<br />

Leistungsumfang berechnet werden. Die Lebenszykluskosten<br />

(LCC) ergeben sich dann als Summe der diskontierten Gegenwartswerte<br />

aller ausgewählten Kostenarten.<br />

LCC = Cic + Cin + Ce + Co + Cm + Cs + Cenv + Ccip + Cqu + Cd<br />

Die Kostenblöcke können zu übergeordneten Blöcken (Investitions-<br />

und Installationskosten, Energiekosten sowie Betriebs-,<br />

Wartungs- und Instandhaltungskosten) zusammengefasst<br />

werden. Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft die Verteilung<br />

der Kostenarten. Sie verdeutlicht, dass die Energiekosten<br />

im Laufe des Betriebs der Anlage den größten Anteil an den<br />

Gesamtkosten verursachen. Eine Optimierung, wie z. B. durch<br />

geeignete Energieeffizienzmaßnahmen, führt somit zu einer<br />

erheblichen Kosteneinsparung.<br />

operation costs Co<br />

Bedienungskosten<br />

maintenance costs Cm<br />

downtime costs Cs<br />

environmental costs Cenv<br />

Instandhaltungskosten<br />

Produktionsausfallkosten<br />

Umweltschutzkosten<br />

5 %<br />

10 %<br />

disposal costs Cd<br />

Außerbetriebnahmekosten<br />

cleaning-in-place costs Ccip<br />

Reinigungskosten<br />

85 %<br />

Investitions- und Installationskosten<br />

Betriebs-, Wartungs- und Instandhaltungskosten<br />

Energiekosten<br />

Abb. 5: Beispielhafte Verteilung der Lebenszykluskosten.


Kostenarten und Einflussfaktoren.<br />

Cd<br />

Cic<br />

Der gewählte Rohrleitungsdurchmesser hat einen entscheidenden<br />

Einfluss auf die Investitionskosten. Die Kosten für Rohrmaterial<br />

und Armaturen steigen mit dem Durchmesser. Auf<br />

der anderen Seite sinkt mit zunehmendem Durchmesser der<br />

Leistungsbedarf der Pumpe, sodass diese preiswerter wird,<br />

genauso wie der dazugehörige Motor und die Leistungs elektronik.<br />

Ccip<br />

Cqu<br />

LCC<br />

Cin<br />

Ce<br />

Ein anderer wesentlicher Punkt ist die Qualität der ausgewählten<br />

Werkstoffe. Geringe Rauigkeit, korrosionsbeständiges und<br />

verschleißarmes Material sowie hochwertige Komponenten,<br />

die bei den anderen Kostenblöcken zu deutlichen Reduzierungen<br />

führen, müssen bei den Investitionskosten durch einen in<br />

der Regel höheren Einkaufspreis berücksichtigt werden.<br />

Cic<br />

Cin<br />

Ce<br />

Co<br />

Cm<br />

Cenv<br />

Cs<br />

investment costs<br />

Investitionskosten<br />

installation costs<br />

Installationskosten<br />

energy costs<br />

Energiekosten<br />

operation costs<br />

Bedienungskosten<br />

maintenance costs<br />

Instandhaltungskosten<br />

Investitionskosten Cic.<br />

Zu den Investitions- bzw. Anschaffungskosten werden in der<br />

Regel nur die Einkaufskosten gezählt, die vor der Inbetriebnahme<br />

des Systems anfallen. Diese umfassen die Einkaufskosten für die<br />

einzelnen Komponenten und möglicherweise eine Erstausstattung<br />

an Ersatzteilen. Dazu kommen noch die Planungskosten,<br />

die Kosten des Einkaufsprozesses und eventuell notwendige<br />

Qualifizierungsmaßnahmen für das Personal. Gegebenenfalls<br />

müssen noch die Kosten für Hilfsdienste sowie die Anschaffungskosten<br />

für die Überwachungs- und Prozessleittechnik hinzugerechnet<br />

werden. Die Grenzen sollten hier pragmatisch gezogen<br />

werden, sodass nur die Faktoren hinzugezählt werden, die<br />

bei den zu vergleichenden Alternativen tatsächlich variieren.<br />

Wichtig ist aber, dass die Systematik in allen Fällen gleich bleibt.<br />

Eine detailliertere Aufschlüsselung der Anschaffungskosten<br />

findet sich im VDMA-Einheitsblatt 34160 „Prognosemodell<br />

für die Lebenszykluskosten von Maschinen und Anlagen“.<br />

Cs<br />

Cenv<br />

Ccip<br />

Cqu<br />

Cm<br />

Co<br />

downtime costs<br />

Produktionsausfallkosten<br />

environmental costs<br />

Umweltkosten<br />

cleaning-in-place costs<br />

Reinigungskosten<br />

quality costs<br />

Qualitätskosten<br />

disposal costs Außerbetriebnahmekosten<br />

Abb. 6: Elemente der Lebenszykluskosten von energieverbrauchenden Produkten.<br />

Cd<br />

Bezüglich der Sicherheit und Zuverlässigkeit gibt es verschiedene<br />

Planungsalternativen, wie redundante Systeme oder<br />

Überwach ungsvorrichtungen und vorbeugende Instandhaltung,<br />

deren Investitionskosten in verschiedenen Lebenszykluskosten-Analysen<br />

verglichen werden müssen. Weitere Informationen<br />

hierzu finden sich in den Abschnitten „Sicherheit<br />

und Zuverlässigkeit“, „Wartung und Instandhaltung“ sowie<br />

„Überwachung und Diagnose“.<br />

Installationskosten Cin.<br />

Zu den Installationskosten zählen die Kosten für Montage und<br />

Inbetriebnahme der Gesamtanlage bzw. der auszutauschen den<br />

Komponenten in einer bestehenden Anlage. Wenn für die Installation<br />

Fremdleistungen hinzugezogen werden, ist besonders<br />

darauf zu achten, dass für die verschiedenen Alternativen die<br />

Vergleichsbasis übereinstimmt. Der Umfang der externen und<br />

internen Leistungen sollte bei den zu vergleichenden Alternativen<br />

gleich angesetzt werden, es sei denn, technische Details<br />

machen bei einer Anlage eine Fremd installation notwendig,<br />

während das bei der Auslegungs alternative nicht der Fall ist.<br />

Wenn in einem Fall eine Fremd firma installiert und im anderen<br />

Fall nicht, muss ein sinnvoller Stundensatz für die Eigenleistungen<br />

gewählt oder abgeschätzt werden, damit die Lebenszykluskosten-Analyse<br />

nicht verfälscht wird. Eine detaillierte Aufschlüsselung<br />

der Installations- und Inbetriebnahmekosten für<br />

Maschinen und Anlagen im Allgemeinen findet sich im VDMA-<br />

Einheitsblatt 34160 „Prognosemodell für die Lebenszykluskosten<br />

von Maschinen und Anlagen“.<br />

Energiekosten Ce.<br />

Die Energiekosten sind oftmals der größte Ausgabenposten, der<br />

durch ein Pumpensystem verursacht wird. Die Energiekosten sind<br />

das Produkt aus Energieverbrauch und dem Energiepreis. In der<br />

Regel ist dies der Strompreis. Der Energieverbrauch hängt von der<br />

Förderaufgabe und dem Wirkungsgrad des Gesamtsystems ab.<br />

Insbesondere bei Heizungspumpen stellen die Energiekosten alle<br />

anderen Kostenarten in den Hintergrund und sollten daher das<br />

vorrangige Auswahlkriterium sein.


müssen zusätzlich die Kosten eines größeren Unfalls mit Umweltauswirkungen<br />

multipliziert mit der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

während der Lebensdauer hinzugezählt werden. In vielen<br />

Fällen reduzieren Maßnahmen, die die Zuverlässigkeit und die<br />

Haltbarkeit des Pumpensystems erhöhen, die Umweltkosten.<br />

Reinigungskosten Ccip.<br />

Viele Produktionsanlagen in der Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie<br />

müssen regelmäßig gereinigt werden. Man<br />

spricht von „Cleaning in Place“ (CIP), wenn die Reinigung vor<br />

Ort, automatisch und ohne Demontage erfolgt. Dafür werden<br />

die Rohrleitungen, Behälter und Einbauten teilweise mehrmals<br />

täglich für eine bestimmte Zeit von einer Reinigungsflüssigkeit<br />

durchspült. Während dieser Zeit kann keine Produktion stattfinden.<br />

Zusätzlich entstehen Kosten für die Aufbereitung oder<br />

Entsorgung des Reinigungsmediums sowie Energiekosten, da<br />

die Reinigung bei hohen Temperaturen stattfindet. Außerdem<br />

geht bei jeder Reinigung der Teil des Produkts verloren, der sich<br />

noch in der Rohrleitung befindet.<br />

Der Aufwand für die Reinigung ist stark vom Design der Anlage<br />

und den einzelnen Bauteilen abhängig. Da diese geplanten<br />

Unterbrechungen sich anders auf die Produktionskosten auswirken<br />

als ungeplante Produktionsausfälle und zudem die<br />

Energiekosten teilweise an anderer Stelle entstehen, ist es sinnvoll,<br />

diese Kosten in einem gesonderten Block zusammenzufassen.<br />

Auf diese Weise spiegelt sich auch besser wider, welche<br />

Auswirkungen eine Planungsalternative auf die CIP-Fähigkeit<br />

der Anlage hat.<br />

Die CIP-Kosten berechnen sich pro Reinigung als Produkt aus<br />

CIP-Dauer und Energieaufwand zuzüglich des Verbrauchs an<br />

Reinigungsflüssigkeit und des Verlusts an Produkt. Zusätzlich<br />

sind gegebenenfalls einmalig Kosten für die Neuerrichtung<br />

oder den Umbau der CIP-Anlage hinzuzurechnen.<br />

Qualitätskosten Cqu.<br />

Jede Pumpe und jedes Rohrleitungssystem hat in irgendeiner<br />

Form Auswirkungen auf das Fördergut. So steigt z. B. durch den<br />

Leistungs eintrag die Temperatur des Förderguts. Dadurch kann<br />

sich die Anzahl der in der Anlage befindlichen Mikroorganismen<br />

erhöhen. In Produktionsanlagen können der Leistungseintrag<br />

und die Mikro organismen die Qualität des Produkts beeinflussen,<br />

sei es durch Verkürzung der Haltbarkeit oder Änderung<br />

sonstiger Produkteigenschaften. Zusätzlich können durch<br />

Leckagen Fremdstoffe von Schmiermitteln sowie von Abrieb<br />

von Dichtungen und festen Bauteilen in das Produkt gelangen.<br />

Dadurch kann für das Produkt möglicherweise nur noch ein<br />

geringerer Verkaufspreis erzielt werden, als wenn diese Beeinflussung<br />

nicht stattgefunden hätte, oder es werden nachgeschaltete<br />

Behandlungsstufen notwendig. Bei vielen Pumpen in<br />

der Lebensmittelindustrie ist die Produktschonung neben der Zuverlässigkeit<br />

vorrangiges Auswahlkriterium.<br />

Als Qualitätskosten können die Kosten für diese zusätzlich<br />

notwendigen Behandlungsschritte und die Wertminderung<br />

des Produkts angesetzt werden. Diese sind im Vergleich zu dem<br />

theoretischen Referenzfall zu bewerten, in dem die Anlage keinen<br />

ungewollten Einfluss auf das Produkt hat.<br />

Außerbetriebnahmekosten Cd.<br />

Zu den Außerbetriebnahmekosten zählen die Kosten für die Demontage<br />

der Anlage, Entsorgung der ausgedienten Teile und<br />

gegebenenfalls die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands.<br />

Wie bei allen anderen Kostenarten ist bei den Außerbetriebnahmekosten<br />

der Betrag dann mit einem Diskontierungsfaktor<br />

auf den Gegenwartswert umzurechnen.


Falls die Leistungsaufnahme des Pumpenmotors bekannt ist<br />

und die Pumpe konstant in einem Betriebspunkt arbeitet, lässt<br />

sich der Jahresverbrauch einfach aus der Anzahl der Jahresbetriebsstunden<br />

und dem Strompreis errechnen. Schwieriger wird<br />

es, wenn die Förderleistung nicht konstant ist. Da auch der Wirkungsgrad<br />

des Gesamtsystems vom Förderstrom abhängt, muss<br />

im Prinzip für jeden Betriebspunkt die Leistungsaufnahme berechnet<br />

und entsprechend der Zeitanteile, die die Pumpe in diesen<br />

Betriebspunkten fährt, über das Jahr summiert werden.<br />

Da die Energiepreise einer starken Inflation unterworfen sind,<br />

müssen diese für den Lebenszyklus abgeschätzt werden.<br />

Gleichzeitig werden aber Zahlungen, die in der Zukunft zu leisten<br />

sind, durch einen Diskontierungsfaktor im Gegenwartswert<br />

weniger stark gewichtet. Vereinfachend können Energiepreisanstieg<br />

und Diskontsatz gegeneinander zu Null verrechnet<br />

werden. Dann ergeben sich die Lebenszyklus-Energiekosten<br />

als Produkt aus Lebensdauer und Jahresenergiekosten.<br />

Bedienungskosten Co.<br />

Zu den Bedienungskosten werden nach dem Leitfaden von Hydraulic<br />

Institute und Europump die Personalkosten für den normalen,<br />

ungestörten Betrieb gezählt. Sie hängen stark davon ab, welcher<br />

Überwachungsaufwand für die Pumpe notwendig ist und ob die<br />

Überwachung über ein Zentralsystem oder mobil vor Ort erfolgt.<br />

Wenn die Inspektionen Teil einer vorbeugenden Instandhaltung<br />

sind, kann es unter Umständen sinnvoll sein, die Bedienungskosten<br />

mit den Instandhaltungskosten zusammenzufassen.<br />

Abweichend vom Europump-Leitfaden könnte man den Bedienungskosten<br />

noch einen Kostenanteil Prozessautomatisierung<br />

zuschlagen.<br />

Instandhaltungskosten Cm.<br />

Zu den Instandhaltungskosten gehören die normalen Wartungs -<br />

arbeiten wie das Reinigen und Schmieren, die geplante vorbeugende<br />

Instandhaltung und die korrektive Instandsetzung<br />

bei Pumpen defekten. Die Kosten für Wartung und eine intervallabhängige,<br />

vorbeugende Instandhaltung sind das Produkt<br />

von Instandhaltungsfrequenz und der Summe aus Materialund<br />

Personalaufwand pro Instandhaltung. Wenn es unterschiedliche<br />

Wartungsprozeduren wie Routinewartung und<br />

Generalrevision gibt, empfiehlt es sich, diese Kosten getrennt<br />

zu berechnen.<br />

Die Kosten für eine zustandsabhängige oder für eine korrektive<br />

Instandhaltung ergeben sich analog aus dem Produkt von Schadenshäufigkeit<br />

und der Summe aus Material- und Personalaufwand.<br />

Bei der zustandsabhängigen Instandhaltung sind gegebenenfalls<br />

die Überwachungs- respektive Inspektionskosten<br />

hinzuzurechnen, sofern diese nicht in anderen Kostenblöcken,<br />

wie z. B. den Bedienungskosten, erfasst sind. Bei der korrektiven<br />

Instandsetzung ist zu überlegen, ob bei den Personalkosten zu<br />

einem gewissen Anteil Sonntags- und Nachtarbeitszuschläge<br />

hinzugerechnet werden müssen. Die Reparaturdauer wird<br />

normalerweise nur in Bezug auf die Personalkosten berücksichtigt.<br />

Der Produktionsausfall kommt nur dann hinzu, wenn<br />

dieser nicht in einem eigenen Kostenblock veranschlagt wird.<br />

Die Schadenshäufigkeit muss abgeschätzt werden. Sie ist in<br />

manchen Fällen als statistischer Wert MTBF (Mean time between<br />

failures = durchschnittlicher Ausfallabstand) für die<br />

einzelnen Komponenten vom Hersteller erhältlich. Allerdings<br />

beruhen diese Werte auf Testbedingungen. Die tatsächliche<br />

Schadenshäufigkeit hängt sehr stark von den realen Bedingungen<br />

ab. Da diese nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden<br />

können, ist es sinnvoll, Szenarien für den günstigsten und den<br />

schlechtesten Fall zu berechnen.<br />

Eine höhere Voraussagesicherheit hat man, wenn aus dem Anlagenbetrieb<br />

bereits Erfahrungen mit der Schadenshäufigkeit<br />

vorliegen, die als Referenz für eine Optimierung der Instandhaltungsstrategie,<br />

für Verbesserungsmaßnahmen oder für die<br />

Installation eines Überwachungssystems genutzt werden können.<br />

Detailliertere Aufschlüsselungen der Kostenelemente finden<br />

sich in der VDI-Richtlinie 2885 „Einheitliche Daten für die Instandhaltungsplanung<br />

und Ermittlung von Instandhaltungskosten“<br />

und im VDMA-Einheitsblatt 34160 „Prognosemodell für<br />

die Lebenszykluskosten von Maschinen und Anlagen“.<br />

Produktionsausfallkosten Cs.<br />

Die Kosten von ungeplanten Produktionsausfällen aufgrund<br />

von Pumpendefekten können leicht zum größten Posten in den<br />

Lebenszykluskosten avancieren. Aus diesem Grund wird einer<br />

hohen Verfügbarkeit der Pumpen von vielen Betreibern allerhöchste<br />

Priorität eingeräumt. Definitionen der relevanten Größen<br />

finden sich in der VDI-Richtlinie 3423 „Verfügbarkeit von<br />

Maschinen und Anlagen“.<br />

Die Kosten von ungeplanten Ausfällen ergeben sich aus dem<br />

Produkt von Schadenshäufigkeit, Reparaturdauer und dem<br />

Produktionswert pro Zeiteinheit. In manchen Fällen müssen<br />

Vertragsstrafen für Lieferausfälle hinzugerechnet werden.<br />

Bei geplanten Instandhaltungen ist der Produktions ausfall<br />

nur anteilig zu berechnen, wenn während dieser Zeit mehrere<br />

Maschinen gewartet werden. Bei Instandhaltungen in ohnehin<br />

produktionsfreien Zeiten sind selbstverständlich keine Ausfallkosten<br />

zu berechnen.<br />

Umweltkosten Cenv.<br />

Zu den Umweltkosten zählen die Entsorgungskosten von Hilfs -<br />

stoffen, auszutauschenden Bauteilen und gegebenenfalls von<br />

einem nicht verkäuflichen Produkt bei Fehlproduktionen aufgrund<br />

von Bauteilversagen. Bei gefährlichen Fördermedien


Art.-Nr. 1424<br />

Für alle Fragen zur Energieeffizienz<br />

in Industrie und Gewerbe:<br />

kostenlose Energie-Hotline 08000 736 734<br />

www.stromeffizienz.de<br />

Eine Initiative von:<br />

Gefördert durch:

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