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Messen 1 Grundlagen - Jutta Bock

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TEIL 1<br />

Messtechnik-<br />

<strong>Grundlagen</strong><br />

Densitometer, Colorimeter<br />

oder Spektralfotometer?<br />

Was wofür und warum?<br />

Farbe spielt in allen<br />

Bereichen der Reproduktion<br />

eine wesentliche<br />

Rolle. Umso<br />

erstaunlicher, dass viele<br />

davon reden, aber<br />

nur wenige wissen,<br />

wovon sie reden. Die<br />

Artikelserie<br />

„Messtechnik-<strong>Grundlagen</strong>“<br />

soll Basis für<br />

ein kritischeres Farbverständnis<br />

sein und<br />

helfen, in der Praxis<br />

professioneller zu<br />

agieren.<br />

Messprinzip des Spektralfotometers.<br />

Für die Farbmessung benötigen wir wie<br />

beim Farbensehen eine Lichtquelle, ein<br />

Objekt und einen Betrachter. Der Betrachter,<br />

der beim menschlichen Farbensehen<br />

über das Auge und das Gehirn Licht empfängt<br />

und auswertet, wird bei der Farbmessung<br />

durch Lichtleiter, Filter, Dioden,<br />

mathematische Umrechnungen usw. ersetzt.<br />

Densitometer<br />

Das zurzeit noch am häufigsten eingesetzte<br />

Messverfahren im konventionellen<br />

Druck ist die Densitometrie. Die Druckkontrolle<br />

erfolgt in der Regel mit einem<br />

Densitometer auf dem Druckkontrollstreifen.<br />

Auch die Kalibrierung von Digitalproofsystemen<br />

kann über Densitometer<br />

erfolgen.<br />

Mit Hilfe von Densitometern ist es möglich,<br />

die Farbgebung von Andruck und<br />

Auflagendruck objektiv abzustimmen und<br />

vor allem durch regelmäßiges <strong>Messen</strong><br />

während des Auflagendrucks Farbschwankungen<br />

in einer viel engeren Toleranz<br />

zu halten, als das ausschließlich bei<br />

visueller Kontrolle möglich ist.<br />

Messprinzip des Densitometers.<br />

Messprinzip des Densitometers<br />

Von einer stabilisierten Lichtquelle fällt<br />

das Licht durch eine Optik gebündelt auf<br />

die bedruckte Fläche. Je nach Farbschichtdicke<br />

und Pigmentierung der Farbe wird<br />

ein Teil des Lichtes absorbiert. Der nicht<br />

absorbierte Lichtanteil durchdringt die<br />

durchscheinende (lasierende) Farbschicht<br />

und wird abgeschwächt. Der verbleibende<br />

Rest wird von der Bedruckstoffoberfläche<br />

remittiert, d. h. diffus reflektiert<br />

oder gestreut. Von dem Streulicht<br />

durchläuft nochmals ein Teil die Farbschicht<br />

und wird weiter abgeschwächt.<br />

Ein Linsensystem fängt die Lichtstrahlen<br />

auf, die aus der Farbschicht kommen und<br />

leitet sie auf einen Empfänger (Fotodiode).<br />

Die von der Fotodiode empfangene<br />

Lichtmenge wird in elektrische Energie<br />

umgewandelt. Die Elektronik vergleicht<br />

den Messstrom mit einem Referenzwert<br />

(Remission eines Absolutweiß). Die Differenz<br />

ist die Grundlage für die Errechnung<br />

des Absorptionsverhaltens der gemessenen<br />

Farbschicht. Auf dem Display des<br />

Densitometers erscheint die gemessene<br />

Farbdichte.<br />

Filter im Densitometer<br />

Farbfilter im Strahlengang des Densitometers<br />

begrenzen das Licht auf die für die<br />

jeweilige Druckfarbe relevanten Wellenbereiche.<br />

Der Farbfilter für die Druckfarbe<br />

Cyan ist Rot, für Magenta Grün und für<br />

Gelb Blau, also immer komplementär<br />

(gegenfarbig). Schwarz wird mit einem Visualfilter<br />

(Breitbandfilter) bewertet, der<br />

dem spektralen Hellempfindlichkeitsgrad<br />

des menschlichen Auges angepasst ist.<br />

Wahlweise wird die Dichte Schwarz auch<br />

aus den Werten der Filter Cyan, Magenta<br />

und Gelb errechnet.<br />

In manchen Densitometern sind Polarisationsfilter<br />

in den Strahlengang geschaltet.<br />

Sie verhindern größere Messwertdifferenzen<br />

zwischen trockener und nasser<br />

Druckfarbe.<br />

Kalibrierung des Densitometers<br />

Zur Grundkalibrierung (allgemeine Eichung<br />

des Messinstrumentes) dienen<br />

vom Hersteller mitgelieferte Standards.<br />

Das sind Keramikplatten oder Drucke. Die<br />

Kalibrierung des Densitometers während<br />

der Anwendung erfolgt auf dem jeweiligen<br />

Bedruckstoff. Damit werden Einflüsse<br />

der Papierfärbung und -oberfläche bei der<br />

Bewertung der aufgedruckten Farbschichtdicke<br />

ausgeschlossen.<br />

Densitometrische Messwerte<br />

Ein Densitometer misst lediglich Farbdichten<br />

lasierender Farben.<br />

Die Farbdichte ist eine logarithmische<br />

Zahl und auf das menschliche Wahrnehmungsvermögen<br />

für Licht angepasst. Der<br />

Mensch beurteilt nämlich optische und<br />

akustische Reize in einem logarithmischen<br />

Maßstab. Das bedeutet, würde<br />

man eine Lichtintensität verdoppeln, würde<br />

der Mensch das nicht als Verdopplung<br />

wahrnehmen, sondern wesentlich geringer.<br />

Je öfter die Lichtintensität gesteigert<br />

wird, desto weniger wird der Zuwachs<br />

wahrgenommen.<br />

Da der Farbort und die Pigmentkonzentration<br />

einer Skalenfarbe in einem<br />

bestimmten Rahmen normiert<br />

ist, bleibt als einzige Variable<br />

zur Beeinflussung der Farbdichte<br />

die Farbschichtdicke.<br />

Somit sind die Farbdichte ein<br />

relatives Maß für die Farbschichtdicke<br />

im Druck.<br />

Das Densitometer liefert durch<br />

Umrechnung der Farbdichten zudem<br />

Werte wie die Rasterdichte,<br />

Farbschichtdicke, Flächendeckung<br />

(Rastertonwert), Tonwertzunahme,<br />

Druckkontrast und Farbannahme.<br />

40<br />

PRINT & PRODUKTION 4/02


Grenzen der Densitometrie<br />

Densitometer sind grundsätzlich farbenblind.<br />

Sie liefern ein relatives Maß für die<br />

Farbschichtdicke, aber nicht für die optische<br />

Erscheinung einer Farbe. Gleiche<br />

Farbdichten ergeben nicht zwingend den<br />

gleichen optischen Eindruck. Von Farbproofs<br />

können deshalb keine Sollwerte<br />

für das Einstellen von Druckfarbe auf Papier<br />

abgenommen werden. Es können nur<br />

die Dichten der Skalenfarben C, M und Y<br />

ermittelt und regelmäßig kontrolliert werden.<br />

Auch Graufelder (Graubalance) und<br />

Sonderfarben lassen sich nicht objektiv<br />

bewerten.<br />

Farbmessung<br />

Bei der Farbmessung (nicht zu verwechseln<br />

mit der Dichtemessung des Densitometers)<br />

ist es möglich, den optischen Eindruck<br />

einer Farbe durch 3 unabhängige<br />

(Norm-) Farbmaßzahlen (XYZ) eindeutig<br />

festzulegen. Die Farbe steht somit in Beziehung<br />

zu dem gewählten dreidimensionalen<br />

Farbsystem. Farbabstände lassen<br />

sich zahlenmäßig bestimmen und auch<br />

visuell gleich beurteilen.<br />

In der Farbmetrik hat jede Farbe ein eigenes<br />

Erscheinungsbild, das über die Attribute<br />

Farbton, Buntheit und Helligkeit genau<br />

definiert wird.<br />

Der Farbton (Hue) beschreibt, wie wir eine<br />

Farbe empfinden – Rot, Blau, Grün usw.<br />

Über die Buntheit (Chroma) definieren<br />

wir, ob wir eine Farbe matt und blass oder<br />

kräftig und brillant empfinden.<br />

Durch den Vergleich von Helligkeitswerten<br />

(Lightness) lässt sich eine Farbe als<br />

hell oder dunkel beschreiben.<br />

Spektralfotometer<br />

Während die Densitometrie ein rein auf<br />

den Reproduktionsprozess bezogenes<br />

Messverfahren darstellt, ist die Spektralfotometrie<br />

ein offenes und prozessunabhängiges<br />

Verfahren, das objektive Werte<br />

liefert. Die spektralfotometrische Messung<br />

kommt überall dort zur Anwendung,<br />

wo Farbtöne eindeutig auf ihre Zusammensetzung<br />

hin beschrieben werden<br />

müssen.<br />

Spektralkurve eines gemessenen Objekts.<br />

Ein Spektralfotometer misst Farbe, indem<br />

es Licht, das von einem Objekt reflektiert<br />

wird, in verschiedene Wellenlängen filtert,<br />

bewertet und aufzeichnet. Das Messgerät<br />

erhält Zahlenwerte, die das reflektierte<br />

Licht und somit die Farbe eindeutig<br />

charakterisieren. Die Werte ergeben die<br />

Spektraldaten, die als Spektralkurve dargestellt<br />

werden können.<br />

Ein Spektralfotometer misst das Licht an<br />

einer großen Anzahl von Punkten im gesamten<br />

Spektrum des sichtbaren Lichts.<br />

Hieraus resultiert eine spektrale Verteilungskurve<br />

(Remissionskurve). Jede Remissionskurve<br />

einer Farbprobe ist einzigartig<br />

wie ein Fingerabdruck.<br />

Spektralfotometrische<br />

Messwerte<br />

Das Spektralfotometer dient der verfahrensneutralen<br />

Farbbewertung zur Qualitätskontrolle<br />

über den gesamten Produktionsprozess.<br />

Alle Farben lassen sich korrekt<br />

und sicher regeln. Tonwertzunahmen<br />

werden auch bei Sonderfarben exakt erfasst.<br />

Bedruckstoffänderungen, Farbverschmutzungen<br />

und Metamerie können<br />

erkannt werden. Ändern sich die Lichtverhältnisse<br />

und damit der Farbton, kann das<br />

über das Spektralfotometer nachgestellt<br />

werden. Das Spektralfotometer kann<br />

Farbwerte für verschiedene Lichtverhältnisse<br />

berechnen.<br />

Es liefert nach entsprechender Umrechnung<br />

aus den Ausgangswerten CIE XYZ u.<br />

a. folgende Maßzahlen CIE xyY, CIE<br />

L*a*b*, CIE L*C*h, CIE L*u*v*, Farbabstandsmaße<br />

(Delta E*94, CMC). Die<br />

Messwerte stimmen weitestgehend mit<br />

dem visuellen Empfinden überein.<br />

Auch Dichtewerte und die daraus resultierenden<br />

Maßzahlen sowie der Weißgrad<br />

des Bedruckstoffes können mit dem<br />

Spektralfotometer erfasst werden.<br />

Colorimeter<br />

Colorimeter unterscheiden sich von Spektralfotometern<br />

für den Laien kaum. In beiden<br />

wird das von einem Körper (Vorlage,<br />

Bildschirm usw.) reflektierte oder remittierte<br />

Licht von einem Sensor erfasst. Die<br />

Abbildung des CIE L*a*b*-Farbraums.<br />

Relative spektrale Strahlungsverteilung von Tageslicht<br />

(Normlichtart D65/10°).<br />

Lichtanteile werden durch 3 Filter (Rot,<br />

Grün und Blau) bewertet, die in ihrer Empfindlichkeit<br />

den Rezeptoren im Auge entsprechen.<br />

Die daraus errechneten Farbmaßzahlen<br />

sind ebenfalls die gleichen,<br />

nämlich L*a*b*- bzw. L*C*h-Werte nach<br />

CIE-Norm. (Commission Internationale de<br />

l’Eclairage = Internationale Beleuchtungskommission).<br />

Unterschiede gibt es dagegen bei der Datenverarbeitung,<br />

d. h. bei der Umwandlung<br />

der optischen Signale in Farbwerte.<br />

Im Spektralfotometer zerlegt statt Filter<br />

ein Monochromator das Licht spektral<br />

in kleine Wellenlängenbereiche<br />

(meist 10 bis 20 nm). Gemessen<br />

wird die Strahlungsintensität des<br />

reflektierten Lichtes, welches vom<br />

gemessenen Körper remittiert. Die<br />

Remissionswerte werden in Farbwerte<br />

bei einer zuvor definierten<br />

Lichtart umgerechnet.<br />

...und in der Praxis?<br />

Die Filter des Colorimeters sollten<br />

möglichst genau an die Empfindlichkeit<br />

des menschlichen Auges<br />

angepasst sein. Die absolute Genauigkeit<br />

hängt überwiegend von<br />

der Filterqualität ab und ist generell<br />

ungenauer als beim Spektralfotometer.<br />

Aufgrund prinzipieller und konstruktiver<br />

Unterschiede eignet sich<br />

der Einsatz eines Colorimeters in<br />

der Vorlagenmessung ausschließlich<br />

beim Vergleichen von Farbdifferenzwerten<br />

von einem Vorlagentyp.<br />

Mit anderen Worten, Farbwerte<br />

von Ausdrucken unterschiedlicher<br />

Drucksysteme sollten nicht<br />

mit einem Colorimeter gemessen und verglichen<br />

werden.<br />

Auch wenn die genannten Eigenschaften<br />

gewisse Einschränkungen mit sich bringen<br />

– für die Monitormessung ist der Einsatz<br />

von Colorimetern gang und gäbe, da<br />

jeder Monitor für sich betrachtet wird. Zudem<br />

ist das Colorimeter wesentlich preisgünstiger<br />

als das Spektralfotometer.<br />

Messabweichungen<br />

Alle Messgeräte weisen mit der Zeit<br />

Schwankungen auf. Um so lange wie<br />

möglich gleich bleibende Messergebnisse<br />

von einem Messgerät zu erhalten,<br />

sollten die Geräte 1-mal im Jahr zur Inspektion,<br />

womit die Langzeitstabilität<br />

merklich verbessert werden kann.<br />

Misst man eine Farbe mit unterschiedlichen<br />

Messgeräten, erhält man grundsätzlich<br />

erheblich voneinander abweichende<br />

Messresultate. Vergleichbare<br />

Messwerte würden sich nur erreichen lassen,<br />

wenn das Messverfahren (Dreifilter<br />

oder Spektral), die Messgeometrie und<br />

die Normalbeobachterfunktionen übereinstimmen.<br />

Abbildung des CIE xyY-Farbraums.<br />

Soweit zu der Theorie. In der nächsten<br />

Ausgabe der PRINT dreht sich alles um<br />

den praktischen Einsatz von Densitometern<br />

und Spektralfotometern zur Kontrolle<br />

von Proof und Druck.<br />

y<br />

<strong>Jutta</strong> <strong>Bock</strong><br />

PRINT & PRODUKTION 4/02 41

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