Krank durch Abnutzung der Haut

18 Gesundheit tag für tag 4·99
Krank durch
Abnutzung der Haut
In der vergangenen Ausgabe berichteten
wir über beruflich bedingte Hautallergien,
in dieser Ausgabe geht es um Hautkrankheiten
durch Abnutzung.
Dieter K. arbeitet als Druckhelfer schon
seit einigen Jahren in einem Offsetdruckbetrieb.
Seine Aufgabe besteht hauptsächlich
im Reinigen von Walzen, Gummitüchern,
Farbkästen, sowie dem An- und Abstapeln
von Papier. Kleine Hautrötungen und
schuppige Hautstellen hat er nie ernst genommen.
Seit einiger Zeit hat sich das
Krankheitsbild jedoch drastisch verschlechtert
und zu einer hartnäckigen Dauerplage
entwickelt. Seine Haut zeigt tiefe Risse,
ist stark schuppig, gerötet und juckt manchmal
unerträglich. Die ärztliche Diagnose:
schwere Abnutzungsdermatose.
Was ist eine Abnutzungsdermatose?
Der Begriff Abnutzungsdermatose
umschreibt ein Ekzem, das heißt eine
Entzündungsreaktion der Haut, die durch
äußere Einflüsse, z. B. durch Kontakt mit
Chemikalien hervorgerufen wird. Durch
einmaligen Kontakt mit diesen Stoffen
werden Abnutzungsdermatosen nicht verursacht,
sie entstehen vielmehr durch regelmäßig
wiederholten Hautkontakt mit dem
jeweiligen Arbeitsstoff. Die Haut wird
hierdurch »abgenutzt«.
Mögliche Ursachen: Ursache für eine
Abnutzungsdermatose kann der wiederholte,
d. h. routinemäßig wiederkehrende
Hautkontakt, meistens der Hände, mit
chemischen Substanzen sein. Solche Substanzen
können in unserer Branche insbesondere
Lösemittel, die zu Reinigungsarbeiten
an Druckmaschinen verwendet werden,
sein. Die Reinigungsmittel entfetten die
Haut und beseitigen damit eine wichtige
Schutzbarriere der Haut gegen äußere
Einflüsse. Krankheitserreger können somit
viel leichter in die Haut eindringen und zu
entzündlichen Reaktionen führen.
Die Haut wird auch gefährdet, wenn sie
bei der Arbeit länger mit wasserhaltigen
Stoffen oder Feuchtigkeit in Berührung
kommt. Dies kann der Fall bei Reinigungsarbeiten
oder bei ständigem Tragen von
Chemikalienhandschuhen, die innen feucht
sind, sein. Durch den ständigen Kontakt mit
Wasser oder Feuchtigkeit wird die Haut
aufgeweicht und ist anfälliger für Krankheitserreger.
Darüber hinaus kann die Haut auch durch
das ständige Anfassen scharfkantiger
Papiere, z. B. beim An- oder Abstapeln,
»abgenutzt«, d.h. geschädigt werden.
Maßnahmen zum Schutz der Haut:
Um Abnutzungsdermatosen zu verhindern,
muß der direkte Hautkontakt mit Chemikalien
soweit wie irgend möglich verhindert
werden. Das Tragen geeigneter Chemikalienschutzhandschuhe
muß selbstverständlich
sein. Die Schutzhandschuhe sollten
jedoch nur so lange getragen werden, wie
unbedingt erforderlich, da sonst durch
Schweißbildung die Gefahr der Aufweichung
der Haut besteht. Sind lange Tragezeiten
jedoch unumgänglich oder wird eine
starke Schweißbildung beobachtet, dann
sollten entsprechende Hautschutzpräparate
verwendet werden, welche einer Hauterweichung
entgegenwirken.
Neben dem Tragen von Schutzhandschuhen
gehört die Durchführung persönlicher
Hautschutzmaßnahmen zur betrieblichen
Routine. Konsequente Anwendung von
Hautschutzpräparaten, die auf dem jeweiligen
Arbeitsstoff abgestimmt sein müssen,
vor Arbeitsbeginn und nach Pausen, beugen

tag für tag 4·99 Gesundheit 19
Berufsbedingte Hauterkrankungen
nehmen sowohl in der
gesamten Wirtschaft als auch
im Bereich unserer Berufsgenossenschaft
den Spitzenplatz
unter den Berufskrankheiten
ein. Hauptursache: leichtfertiger
Umgang mit Chemikalien.
Deshalb: Schutzhandschuhe
tragen!
Es ist Aufgabe der Berufsgenossenschaft,
der Entstehung, dem Wiederaufleben
und der Verschlimmerung
von Berufskrankheiten mit allen
geeigneten Mitteln entgegenzuwirken.
Im Falle einer schweren Hauterkrankung
zahlt die Berufsgenossenschaft
eine Rente, entsprechend
dem Grad der Minderung der Erwerbsfähigkeit.
Voraussetzung
hierfür ist die zwingende Aufgabe
der schädigenden, hautbelastenden
Tätigkeiten.
Auch der ständige Umgang mit
scharfkantigen Papieren kann
zur Abnutzung der Haut führen.
Abhilfe: leichte Handschuhe.
Schäden vor. Die Hautreinigung darf nicht
zu scharf sein, um keine zusätzliche Abnutzung
zu verursachen. Hautschutzpräparate
nach der Arbeit erleichtern die Regeneration
der Haut.
Frühbehandlung: Bereits beim ersten
Anzeichen von Hautveränderungen sollte
unbedingt ein Hautarzt aufgesucht werden.
Es muß verhindert werden, daß die Erkrankung
chronisch wird. In vielen Fällen kann
die rechtzeitige ärztliche Behandlung die
Hauterkrankung heilen.
Ist es bereits zu einer chronischen Erkrankung
der Haut gekommen, bleibt häufig
nur der Wechsel des Arbeitsplatzes.
Anzustreben ist zuerst eine innerbetriebliche
Umsetzung, wenn es gar nicht mehr
anders geht aber auch eine Umschulung
in einen anderen Beruf. Bei Umschulungsmaßnahmen
ist unbedingt zu beachten,
daß zukünftige Hautgefährdungen ausgeschlossen
sind.
Bereits bei ersten Anzeichen der Hauterkrankung
sollte man auch den Umgang
mit chemischen Substanzen im Haushalt
kritisch prüfen. Es nützt wenig, wenn Chemikalien
am Arbeitsplatz entfernt werden,
auf der anderen Seite aber zu Hause bedenkenlos
scharfe Haushaltsreiniger mit der
Haut in Berührung kommen. – Sl –