Tierversuche: Geringerer Bedarf dank technischem Fortschritt
Tierversuche: Geringerer Bedarf dank technischem Fortschritt
Tierversuche: Geringerer Bedarf dank technischem Fortschritt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Mediengespräch «Tierschutz, <strong>Tierversuche</strong>, Labortierhaltung» vom 7. November 2013 in Bern<br />
Viel schlimmer noch: Niemand weiss, wie viele als gültig taxierte Medikamente nie auf<br />
den Markt gekommen sind, weil sie gestützt auf <strong>Tierversuche</strong> vorzeitig ausgeschieden<br />
wurden. Wir hätten auf viele hilfreiche Medikamente, darunter Aspirin, Ibuprofen, Insulin,<br />
Penizillin oder Phenobarbital, verzichten müssen, wenn man sich bereits früher auf diese Art von<br />
Experimenten verlassen hätte. Diese Substanzen lösen nämlich bei bestimmten Tierarten<br />
schwere Schädigungen aus, da diese einen anderen Stoffwechsel haben.<br />
<strong>Tierversuche</strong> allein sind nicht der Grund für die Gültigkeit eines Medikamentes<br />
92 % der potenziellen Medikamente, die sich im Tiermodell als wirksam und sicher erwiesen<br />
haben, schaffen die Hürde der klinischen Untersuchung 2 entweder aufgrund fehlender<br />
Wirksamkeit oder unerwünschter Nebenwirkungen nicht. Von den restlichen 8 % wird die Hälfte<br />
wieder vom Markt genommen, weil die Medikamente beim Menschen andere Nebenwirkungen<br />
zeigen, die schwerwiegend bzw. tödlich sind 3 .<br />
In einer weiteren Vergleichsstudie hat ein Team britischer Wissenschaftler festgestellt, dass sich<br />
die Ergebnisse von Forschungen, die bei Tieren und Menschen auf die gleiche Art und Weise<br />
durchgeführt wurden, oft deutlich voneinander unterscheiden. Gemäss dieser Studie 4 können<br />
ungenaue Ergebnisse von <strong>Tierversuche</strong>n das Leben von Patienten gefährden und sind im<br />
Übrigen eine Verschwendung der für die Forschung bereitgestellten Mittel.<br />
Gibt es Alternativen?<br />
Ob für Toxizitätstests, Versuche zur Erkennung von Krankheiten oder Tests von aktiven<br />
Wirkstoffen – es gibt zuverlässigere und weniger kostspielige Alternativen zu <strong>Tierversuche</strong>n. Hier<br />
ein paar Beispiele:<br />
Toxizitätstest<br />
Während Jahrzehnten wurde der so genannte Fischtest durchgeführt, um die Toxizität von<br />
Industrieabwasser zu bestimmen und die Gebühren für die Einleitung des Abwassers in die<br />
Gewässer zu berechnen. Selbst das Gesetz schrieb diesen Test vor. Er bestand darin,<br />
festzustellen, ab welcher Verdünnung des Abwassers alle Versuchstiere 48 Stunden überleben.<br />
Seit 1997 wurden verschiedene Versuche ohne Tiere in die Verordnungen aufgenommen und<br />
sollten diesen letztendlich ersetzen. Diese Tests stützen sich auf Bakterien oder Algen und<br />
reagieren alle empfindlicher als der Fischtest. Doch erst auf Druck von Tierschutzorganisationen<br />
wurde der Fischtest 2005 abgelöst, wird aber weiterhin trotz klarer Rechtslage gelegentlich<br />
verwendet.<br />
Krankheitstest<br />
Meerschweinchen wurden seit über 100 Jahren für die Diagnose von Tuberkulose verwendet.<br />
Das Analysematerial, zum Beispiel der Speichel, wurde dem Tier in die Flanke injiziert. Nach 6 bis<br />
8 Wochen wurden die Tiere getötet und unter dem Gesichtspunkt von spezifischen organischen<br />
Veränderungen untersucht. Moderne Techniken, die mit speziellen Kulturbrühen arbeiten,<br />
erlauben heute die Züchtung der Krankheitserreger der Tuberkulose. In den angelsächsischen<br />
Ländern ist dieser Laborversuch an Tieren verboten.<br />
Wirkstofftest<br />
Monoklonale Antikörper sind Proteine, die in der Diagnostik und Therapie von Krebs und<br />
anderen schweren Krankheiten eine grosse Rolle spielen. Die Herstellung erfolgt seit rund<br />
zwanzig Jahren an Tierzellen im Bioreaktor. Zuvor waren die Antikörper mittels Experimenten an<br />
2