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STS-Zoobericht 2013 - Schweizer Tierschutz STS

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Inhaltsübersicht<br />

Einleitung Seite 4<br />

Zoos und Tierparks<br />

Genferseeregion<br />

Bois de la Bâtie, Genf Seite 6<br />

Marmottes Paradis, Rochers de Naye 9<br />

Murmeltierpark "Grimselblick" 11<br />

Parc d`accueil Pierre Challandes 13<br />

Tierpark Aletsch, Fiesch 17<br />

Zoo la Garenne, Le Vaud 19<br />

Zoo Les Marécottes 22<br />

Zoo de Servion 25<br />

Espace Mittelland<br />

Alpenvogelpark Grindelwald 28<br />

BärenPark Bern 30<br />

Freilichtsmuseum Ballenberg 31<br />

Juraparc, Vallorbe 34<br />

Johns kleine Farm, Kallnach 35<br />

Papiliorama / Nocturama, Kerzers 37<br />

Parc Zoologique La Chaux-de-Fonds 40<br />

Raubtierpark Strickler, Subingen 43<br />

Tierpark Biel 46<br />

Tierpark Dählhölzli Bern 48<br />

Tierpark Gäbelbach, Bern-Bethlehem 51<br />

Tierpark Harder, Interlaken 53<br />

Tierpark Langenthal 55<br />

Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen 57<br />

Zoo Rothaus, Gampelen 60<br />

Zoo Siky Ranch, Crémines 63<br />

Nordwestschweiz<br />

Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg 66<br />

Römischer Tierpark Augusta Raurica, Augst 69<br />

Tierpark Bad Zurzach 71


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Lange Erlen, Basel 73<br />

Wildpark Roggenhausen, Aarau 76<br />

Zoo Basel 79<br />

Zoo Hasel, Remigen 84<br />

Zürich<br />

Wildnispark Zürich, Langenberg 86<br />

Wildpark Bruderhaus, Winterthur 89<br />

Zoo Zürich 91<br />

Ostschweiz<br />

Connyland, Lipperswil 95<br />

Greifvogelpark Buchs 98<br />

Knies Kinderzoo, Rapperswil 100<br />

Plättli-Zoo, Frauenfeld 104<br />

Schlangenzoo Eschlikon 106<br />

Tierpark Chur 109<br />

WalterZoo, Gossau 111<br />

Wildpark Peter und Paul, St. Gallen 114<br />

Zoo Bad Ragaz 116<br />

Zentralschweiz<br />

Tierpark Goldau 118<br />

Toni's Zoo, Rothenburg 121<br />

Tessin<br />

Falconeria Locarno 125<br />

Zoo al Maglio, Magliaso 127<br />

Impressum 129


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Einleitung<br />

Der <strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> <strong>2013</strong>, ergänzt und<br />

aktualisiert durch die Zoologin Sara Wehrli<br />

von der Fachstelle Wildtiere des <strong>Schweizer</strong><br />

<strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong>, stellt eine Momentaufnahme<br />

der Situation in 47 kleinen und grossen<br />

<strong>Schweizer</strong> Zoos und Tierparks dar. Anhand<br />

von rund 260 begutachteten Gehegen zeigt<br />

der Bericht exemplarisch positive und<br />

negative Haltungsformen für verschiedenste<br />

Zootierarten auf. In einer Kurz-Beurteilung<br />

fasst der Bericht das Gesehene zu jedem der<br />

besuchten Zoos zusammen. Bewertet und<br />

beurteilt wurden die Gehege bzw.<br />

Haltungsformen aus der Sicht eines kritischen<br />

Zoobesuchers mit Fachkenntnis. Insbesondere<br />

bei grösseren Zoos und Tierparks<br />

beschränkt sich die Recherche auf einzelne<br />

Gehege und Haltungsformen. Der Bericht<br />

erhebt deshalb keinen Anspruch auf<br />

Vollständigkeit. Auch konnten aus Zeitgründen<br />

nicht sämtliche Zootierhaltungen<br />

der Schweiz besucht werden, und es musste<br />

eine Auswahl der vorzustellenden Institutionen<br />

getroffen werden. Der vorliegende<br />

Bericht wurde aber im Vergleich zu 2012 um<br />

insgesamt sieben zumeist kleinere Tierparks<br />

erweitert.<br />

Es ist davon auszugehen, dass alle bewerteten<br />

Anlagen über die notwendigen<br />

Haltungsbewilligungen verfügen, d.h. legal<br />

sind und den Mindestanforderungen der<br />

aktuellen <strong>Tierschutz</strong>verordnung genügen.<br />

Dazu ist festzuhalten, dass die Vorschriften<br />

der eidgenössischen <strong>Tierschutz</strong>gesetzgebung<br />

keine optimalen Tierhaltungen definieren,<br />

sondern lediglich die Grenze zur Tierquälerei<br />

festlegen.<br />

Auffällig ist, dass in den letzten Jahren in<br />

praktisch allen Zoos und Tierparks rege<br />

gebaut und erneuert wurde. Dabei kann<br />

erfreulicherweise eine Tendenz zu grosszügigeren<br />

und tiergerechteren Anlagen<br />

festgestellt werden – nicht nur in den<br />

grossen, finanziell gut gestellten und<br />

wissenschaftlich geführten Zoos mit<br />

mehreren Millionen BesucherInnen jährlich,<br />

sondern auch bei den vielen kleineren Zoos<br />

und Tierparks in der Schweiz, die oft mit sehr<br />

viel bescheideneren finanziellen und<br />

personellen Mitteln, aber mit nicht weniger<br />

Herzblut betrieben werden. Sehr viele der<br />

neuen Gehege sind auch aus Sicht des <strong>STS</strong><br />

vertretbar und kommen den Vorstellungen<br />

einer artgerechten Tierhaltung nahe. Alles in<br />

Allem hat die Zootierhaltung in der Schweiz<br />

also einen recht hohen Standard erreicht.<br />

Die stetige Arbeit des <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong><br />

<strong>STS</strong> auf dem Gebiet der artgerechten Wildtierhaltung<br />

trägt offensichtlich Früchte. Sowohl<br />

die eigenen Publikationen («Informationen<br />

zur artgerechten Haltung von<br />

Wildtieren») als auch Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Aktivitäten im Rahmen der Revision der<br />

<strong>Tierschutz</strong>verordnung haben offenbar dazu<br />

beigetragen, dass sich die Verantwortlichen<br />

mit neuen Erkenntnissen in der Tierhaltung<br />

und der geänderten Einstellung des<br />

Publikums auseinandersetzen – auseinandersetzen<br />

müssen – und folglich grössere und<br />

bessere Gehege realisieren, welche den<br />

vielfältigen Ansprüchen der Tiere gerechter<br />

werden. Erfreulich ist auch, dass gerade die<br />

BetreiberInnen kleinerer Institutionen nicht<br />

selten von sich aus den <strong>Tierschutz</strong><br />

kontaktieren, wenn es gilt, grössere Umbauten<br />

oder Neuplatzierungen von Tieren<br />

4


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

vorzunehmen. So konnte der <strong>Schweizer</strong><br />

<strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> in den letzten Jahren auch bei<br />

der Erstellung verschiedener Gehege fachlich<br />

mitreden oder bei der Tiervermittlung<br />

zwischen den Zoos und Wildparks helfen. Ziel<br />

ist es dabei immer, den betroffenen Wildtieren<br />

die bestmögliche Haltung in einer<br />

möglichst artgerechten Umgebung zu ermöglichen.<br />

Basel, September <strong>2013</strong><br />

5


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Bois de la Bâtie, Genf<br />

Der städtische Tierpark von Genf wurde 1982 aus einer privaten Initiative zur Aufnahme und<br />

Pflege verletzter Wildtiere gegründet und dient heute als Naherholungsgebiet, Pro Specie Rara –<br />

Zuchtstätte und Tierpark mit Bildungsauftrag. Der Tierpark spezialisiert sich auf die<br />

Erhaltungszucht bedrohter Haustierrassen wie des Hinterwäldler und Rhätischen Grauviehs, des<br />

Spiegelschafes oder des Appenzeller Huhns. Zudem werden viele Vogelarten teils in Parkanlagen<br />

und Freilauf, teils in Volieren gezeigt. Ergänzt wird der Tierpark durch Hirsch- und<br />

Steinbockgehege. Die meisten Tiere werden gut gehalten; da und dort wären Verbesserungen<br />

möglich. Positiv fallen die räumliche Gestaltung (naturnahe Grünanlagen, viele Rückzugsmöglichkeiten<br />

für die Tiere) und die informative Beschilderung auf.<br />

Positive Beispiele<br />

Steinbock, Gämsen, Murmeltiere<br />

Diese Tiere – zwei Böcke, ein Jungtier und eine<br />

weibliche Gämse und mehrere Murmeltiere<br />

(soweit ersichtlich) – teilen sich ein rund 1000 m 2<br />

grosses Gehege mit einem Stall und Unterstand,<br />

einer grossen Felshalde, mehreren Bäumen und<br />

fliessendem Wasser. Das Stalldach und die Mauer<br />

im hinteren Bereich des Geheges dienen den<br />

Steinböcken und der Gämse als komfortable,<br />

hochgelegene Liegeplätze. Gefüttert wird Heu in<br />

den Heuraufen, sowie Kraftfutter. Die steinige<br />

Landschaft mit den einzelnen Baumstämmen gibt<br />

den Paarhufern ausreichend Platz, herum zu<br />

klettern, einander aus dem Weg zu gehen, sich<br />

beim Wiederkäuen zu sonnen oder in den<br />

Schatten zurückzuziehen.<br />

Ein gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung (TSchV) für<br />

Steinböcke vorgeschriebenes Abtrenn- bzw.<br />

Fluchtgehege für weibliche Tiere ist nicht ersichtlich.<br />

Zudem fehlt der für die Gämsenhaltung<br />

vorgeschriebene weichere Aussenbelag im<br />

Gehege. Allerdings werde die Gämse demnächst<br />

in einen anderen Tierpark verbracht, so die Parkleitung.<br />

Für die Murmeltiere ist offenbar genügend Platz<br />

zum Graben vorhanden, wie die vielen Eingänge<br />

zeigen. Zudem können sie auf den Felsen Ausschau<br />

halten. Die Tiere machen einen guten und<br />

ausgeglichenen Eindruck, so dass der Gesamteindruck<br />

des Geheges positiv ausfällt.<br />

Reh<br />

Die Haltung von Rehen in Tierparks ist schwierig.<br />

Die Tiere neigen zu Angst und Panik auch<br />

gegenüber „vertrautem“ Pflegepersonal; sie<br />

benötigen reichlich Deckung, ein vielfältiges,<br />

saisonal wechselndes Nahrungsangebot, und sie<br />

vermehren sich in Gefangenschaft sehr schlecht<br />

und haben eine natürliche Inzest-Sperre. (Böcke<br />

verpaaren sich nicht mit weiblichen Verwandten).<br />

Das bedeutet, dass oftmals immer wieder junge<br />

Böcke der freien Natur entnommen werden<br />

müssen, um einen Zoobestand zu erhalten. Bei<br />

einer guten Rehhaltung sind die Tiere zudem<br />

kaum häufiger oder besser sichtbar, als beim<br />

6


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Spaziergang im Wald. Sinn und Zweck einer<br />

Rehhaltung sind daher kritisch zu beurteilen.<br />

Wasserteil befindet sich ein naturnah gestalteter,<br />

sandiger Strand mit Futterhäuschen und<br />

Unterständen. Fliessendes Wasser und ein tiefes<br />

Tauchbecken ergänzen das Gehege. Die darin<br />

lebenden Vögel (Austernfischer, Zwergtaucher,<br />

Fasane) können kurze Flüge unternehmen, sich im<br />

Schilf unsichtbar machen, tauchen und im Sand<br />

baden. Eine rundweg gelungene Volierenhaltung!<br />

In Bezug auf die Haltungsansprüche des Rehs in<br />

Gefangenschaft handelt es sich beim Bois de la<br />

Bâtie aber um eine gute Tierhaltung. Das Gehege<br />

verfügt über einen mehrere hundert Quadratmeter<br />

grossen Waldbereich, der nur von einer<br />

Seite eingesehen werden kann und den Tieren<br />

gute Rückzugsmöglichkeiten unter den Bäumen<br />

bietet. Allerdings wäre eine dichtere Buschvegetation<br />

wünschenswert. Das anschliessende,<br />

nochmals rund 1000 m 2 grosse Wiesengelände mit<br />

altem Baumbestand dient tagsüber als Viehweide,<br />

hat aber einen Zugang vom Rehgehege her, so<br />

dass davon auszugehen ist, dass die Rehe<br />

manchmal abends zum Äsen auf diese Wiese<br />

gehen, wie es ihrem natürlichen Verhalten<br />

entspricht. Das relativ grosse Gehege ermöglicht<br />

den Tieren, einander bei Bedarf aus dem Weg zu<br />

gehen. Für den Besucher sind die Rehe kaum<br />

besser sichtbar, als in freier Wildbahn. Wald und<br />

Wiese sorgen für ein natürliches, saisonal<br />

wechselndes Nahrungsangebot, wie es dem<br />

wählerischen Fressverhalten der Rehe entspricht.<br />

Gemäss Parkleitung pflanzen sich die Tiere<br />

regelmässig fort, und eine Bestandesaufstockung<br />

durch Wildfänge sei nicht notwendig.<br />

Austernfischer und Zwergtaucher<br />

Eine hemisphärenförmige Voliere mit etwa 150 m 2<br />

Grundfläche und einer maximalen Höhe von 4 m.<br />

Die Voliere ist von drei Seiten einsehbar, aber sehr<br />

dicht mit Schilf und sonstiger Ufervegetation<br />

bestanden, wo sich die Wasservögel sehr gut<br />

zurückziehen können. Angrenzend an den<br />

Limikolen, Turteltaube<br />

Zwei eindrücklich grosse Volieren in der Parkmitte<br />

präsentieren diverse Watvögel (Säbelschnäbler,<br />

Kiebitze, Rotschenkel) sowie Turteltauben,<br />

Schellenten und Säger. Diese Volieren haben<br />

jeweils eine Grundfläche von rund 100 m 2 und<br />

eine Höhe von gegen 10 m. Der Boden ist von<br />

feinem Sand und Kies bedeckt, es wächst<br />

natürliche Vegetation, und in beiden Volieren gibt<br />

es Bäume, Gebüsch und Wasserstellen. Die<br />

Säbelschnäbler-Voliere ist relativ offen und bietet<br />

wenige Rückzugsmöglichkeiten, während die<br />

7


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Voliere der Turteltauben gut eingewachsen ist.<br />

Aufgrund der grossen Höhe können sich die<br />

Tauben weit über das Publikum zurückziehen und<br />

die Umgebung im Auge behalten. Für die<br />

Watvögel ist vor allem das Vorhandensein von<br />

Wasserstellen und offener Sandflächen wichtig.<br />

Sie zeigen kaum Scheu vor den Menschen.<br />

Negative Beispiele<br />

Hängebauchschwein<br />

Ein unbefriedigendes Gehege, weil klein, beengt<br />

und wenig strukturiert. Es scheint, dass dieses<br />

Gehege vor allem als „Lückenfüller“ zwischen dem<br />

Weg und dem grösseren Wildschweingehege<br />

dient. Es fehlt an Vegetation, und eine richtige<br />

Suhle ist nicht vorhanden. Das Tier lebt alleine,<br />

was allerdings bei einem ausgewachsenen<br />

männlichen Tier kein Problem ist, da auch<br />

wildlebende Keiler Einzelgänger sind. Es fehlt auch<br />

an Beschäftigungsmaterial. Eine grössere Suhle,<br />

zusätzliche Liegeplätze neben der einzelnen<br />

Schweinebox, Vegetation und Beschäftigungsmaterial<br />

(z.B. Strohhaufen) wären ratsam.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Marmottes Paradis, Rochers de Naye<br />

www.goldenpass.ch<br />

Marmottes Paradis ist ein auf Murmeltiere spezialisierter, kleiner Tierpark auf der Rochers de<br />

Naye (2042 m.ü.M.). In insgesamt sieben grosszügig dimensionierten Gehegen werden zeitweilig<br />

verschiedene Arten dieser Tiere aus der Familie der Erdhörnchen gehalten, vom äusserst seltenen<br />

(und in einem Erhaltungszuchtprogramm integrierten), schwarzen Vancouver Island-Murmeltier<br />

über den kasachischen Bobak, das heimische Alpenmurmeltier und das zentralasiatische Graue<br />

(oder Baibacin-) Murmeltier bis hin zum Kamtschatka-Murmeltier, das von allen Arten mit neun<br />

Monaten den längsten Winterschlaf hält. Derzeit werden allerdings nur drei Arten gezeigt,<br />

nämlich das Alpenmurmeltier, das Vancouver-Murmeltier und das Baibacin-Murmeltier. Sechs<br />

Gehege befinden sich auf einem Hang mit alpinem Rasen, dem natürlichen Lebensraum dieser<br />

Gebirgs- und Steppentiere. Ein weiteres Gehege befindet sich bei der Bergstation und ist Teil der<br />

Murmeltier-Ausstellung. Hier kann man durch den begehbaren Nachbau eines Murmeltier-Baus<br />

Einblick in das Gehege und die Schlaf- und Kotkammern der Murmeltiere erhalten. Sämtliche<br />

Fenster sind verspiegelt und schallgeschützt, so dass die Besucher zwar die Murmeltiere aus der<br />

Nähe beobachten, diese aber nicht stören können.<br />

Die Tierhaltung ist aus <strong>Tierschutz</strong>sicht in Ordnung. Positiv hervorzuheben ist die Haltung dieser<br />

z.T. sehr hitzeempfindlichen Tiere (Alpen-, Kamtschatka-, Vancouver Island Murmeltier) in einer<br />

auch klimatisch angepassten Umgebung, in der die Temperaturen nicht über 20º C steigen – eine<br />

Belastung, welcher Murmeltiere in tiefer gelegenen Tierparks zuweilen regelmässig ausgesetzt<br />

sind.<br />

Positive Beispiele<br />

Baibacin-Murmeltier<br />

Wie alle Gehege im Park misst das Gehege der<br />

Baibacin-Murmeltiere rund 25x25 m (> 600 m 2 ) in<br />

der Fläche und befindet sich an einem nach<br />

Südosten orientierten Steilhang. Das Gehege wird<br />

von hohen Eisenzäunen mit Elektrodraht gegen<br />

Füchse umfasst und ermöglicht den Tieren<br />

artgemässes Graben im hochalpinen Felsschuttboden.<br />

An der Oberfläche befinden sich einige<br />

Holzhäuschen als Unterstand, deren Dächer –<br />

zusammen mit einigen im Gehege verteilten<br />

Steinhaufen – auch als erhöhter Sitzplatz für die<br />

Wachposten der Kolonie dienen können. Die<br />

Gehege sind gegen den Himmel nicht abgesichert,<br />

so dass die Tiere – wie ihre wildlebenden<br />

Verwandten in der Umgebung auch – nach Adlern<br />

Ausschau halten können (und müssen).<br />

Die durch die naturräumlichen Verhältnisse<br />

gegebene Alpenvegetation ermöglicht den Tieren<br />

artgemässe Futtersuche und eine angepasste<br />

Kost. Einige Tiere sind allerdings sehr zahm und<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

kommen ans Gitter; trotz Verbotsschildern<br />

scheinen sie regelmässig gefüttert zu werden.<br />

(Beobachtet wurde die Fütterung einzelner Tiere<br />

durch Kinder, die ihnen Pflanzen reichten, welche<br />

auch innerhalb des Geheges vorkommen).<br />

Die <strong>Tierschutz</strong>verordnung schreibt für die Haltung<br />

von Murmeltieren lediglich eine Mindestfläche<br />

von 150 m 2 vor. Zudem müssen Grabgelegenheiten,<br />

ein Aussengehege und geeignete Überwinterungsmöglichkeiten<br />

im Bau zur Verfügung<br />

stehen. Die Haltung auf den Rochers de Naye<br />

dürfte sämtliche Voraussetzungen weit übertreffen.<br />

10


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Murmeltierpark "Grimselblick"<br />

www.grimselpass.ch<br />

Das Hotel-Restaurant „Grimselblick“ kurz vor der Grimsel-Passhöhe (VS) auf rund 2200 m.ü.M.<br />

lockte seine Gäste bis vor Kurzem mit einem kleinen Tierpark, in welchem Murmeltiere,<br />

Waschbären, Uhus und Schneeeulen ausgestellt wurden – also teils einheimische, teils<br />

standortfremde Arten. Die Tierhaltung war höchst problematisch: Die Tiere wurden in viel zu<br />

kleinen Gehegen ohne Rückzugsmöglichkeiten und artgerechte Einrichtung gehalten und dienten<br />

lediglich als Besuchermagnet. Dank des steten Drucks durch den <strong>STS</strong> und seine Sektion<br />

Oberwalliser <strong>Tierschutz</strong> wurde die Tierhaltebewilligung Ende 2011 entzogen. Der <strong>STS</strong> und der<br />

Oberwalliser <strong>Tierschutz</strong> konnten den Tierhalter anschliessend bei der Realisierung eines<br />

artgerechten Murmeltierparks fachlich begleiten. Die vier Waschbären wurden durch den <strong>STS</strong> in<br />

den Tierpark Dählhölzli vermittelt, wo sie vorbildlich gehalten werden. Auch die neue Murmeltier-<br />

Anlage kann nun als artgerecht bezeichnet werden.<br />

Positive Beispiele<br />

Murmeltiere<br />

Die Murmeltiere werden in einem etwa 700 m 2<br />

grossen, von einer überhängenden Mauer umgebenen<br />

Gehege gehalten.<br />

Der alte Teil des Geheges ist der Passstrasse<br />

zugewandt; der neue Teil befindet sich hinter<br />

einem kleinen Hügel und ist mit dem alten<br />

Gehegeteil über unterirdische Gänge und den<br />

Frühjahrskäfig dauernd verbunden. Der Untergrund<br />

ist felsig und nur vor einer dünnen<br />

Grasschicht und einigen Brennnesselbüschen<br />

bedeckt. An mehreren Stellen wurden mittels<br />

Aushubmaterial Grabmöglichkeiten geschaffen,<br />

welche die Murmeltiere bereits nutzen. Davon<br />

zeugen die vielen neu angelegten Fluchtstollen.<br />

Als Unterstände und gelegentliche Schlafplätze<br />

dienen im alten Gehegeteil zudem Miniatur-<br />

Walserhäuser, die im Gelände verteilt sind. Die<br />

Wasserversorgung wurde bisher lediglich durch<br />

einen kleinen Brunnen gewährleistet. Neu<br />

befindet sich im erweiterten Gehege ein richtiger<br />

„Bergsee“ mit einer kleinen Halbinsel.<br />

Den Winter verbringen die Murmeltiere in und<br />

unter einem angrenzenden Holzschuppen, in<br />

dessen Innerem ein weitläufiges Kunstbau-System<br />

mit verschiedenen Durchgängen und dickem<br />

Strohpolster angelegt ist. Über dieses Gangsystem<br />

sind zudem das neue und das alte Gehege<br />

miteinander verbunden.<br />

11


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zwischen den beiden Freigehegen – und ebenfalls<br />

an den Winterbau anschliessend – befindet sich<br />

ein ständig offener Käfig, in welchem den Tieren<br />

Heuvorräte zur Verfügung stehen. Dieser Käfig<br />

wird im Frühjahr zudem als Auslauf benutzt,<br />

solange die Aussen-gehege wegen des hohen<br />

Schnees noch nicht ausbruchsicher sind. In dieser<br />

Zeit (ca. 2 Monate) halten sich die Murmeltiere<br />

ohnehin meistens noch im Bau auf; können aber<br />

in dem geräumigen Käfig bereits an die frische<br />

Luft, ehe dann Anfang Juni die Aussenanlagen<br />

geöffnet werden.<br />

so dem einzelnen Tier derzeit nicht möglich, die<br />

ganze Anlage zu nutzen. Ein Bestandesmanagement,<br />

welches mittelfristig zum Zusammenwachsen<br />

der beiden Gruppen führt, wäre<br />

wünschenswert. Wichtig ist, dass allen Tieren das<br />

ganze Gehege ohne Absperrungen jederzeit zur<br />

Verfügung steht.<br />

Neu ist die gesamte Anlage mit zahlreichen Info-<br />

Tafeln versehen, die u.a. über das Leben der<br />

Murmeltiere wie auch die Haltungsbedingungen<br />

informieren. Tagsüber sind selten alle Murmeltiere<br />

zu sehen; sie kommen meist erst gegen Abend<br />

zum Fressen ins Freie. Die beiden Tiere, welche bei<br />

unserem Besuch beobachtet werden konnten (die<br />

„alte“ Gruppe), machten einen sehr gesunden und<br />

vitalen Eindruck.<br />

Anmerkung<br />

Derzeit befinden sich insgesamt sechs Tiere in<br />

dem Gehege – drei stammen aus dem alten<br />

Bestand, drei neue aus dem Tierpark Dählhölzli.<br />

Diese beiden Grüppchen bilden momentan zwei<br />

Familien, die das Gehege unter sich aufgeteilt<br />

haben. Die alteingesessenen Tiere besetzen das<br />

alte, vertraute Gelände, während die drei Neuen<br />

sich im neuen Gehegeteil aufhalten. Leider ist es<br />

Etwas weiter oben an der Passstrasse werden<br />

privat ebenfalls Murmeltiere gehalten. Das mittelgrosse,<br />

ziemlich offene Gehege macht einen eher<br />

verwilderten Eindruck. Grabspuren und Bauausgänge<br />

ausserhalb des Geheges zeigen, dass<br />

die dort gehaltenen Murmeltiere das Futter und<br />

den geschützten Stall bloss als Annehmlichkeit<br />

nutzen, aber eigentlich „wild“ leben.<br />

12


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Parc d'accueil Pierre Challandes<br />

www.parc-challandes.ch<br />

Dieser Tierpark ist vielmehr eine Auffangstation für verletzte einheimische Wildtiere und aus<br />

anderen Zootierhaltungen „abgeschobene“, überzählige Wildtiere, als ein eigentlicher Zoo oder<br />

Tierpark mit wissenschaftlichem Anspruch. Entstanden ist er aus einer privaten Tiersammlung und<br />

Fasanen-Voliere. Der Park ist grundsätzlich nur auf Voranmeldung zugänglich, und die gesamte,<br />

etwas unübersichtliche Tierhaltung ist von zumeist kleinen, veralteten Käfigen dominiert, die<br />

meist nur die Mindestvorschriften an die Tierhaltung gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung (TSchV)<br />

erfüllen. Einerseits leben im Parc Challandes vorübergehend in Pflege genommene Wildtiere<br />

(Eichhörnchen, Füchse, Vögel), die nach erfolgreicher Genesung in der nahen Umgebung<br />

freigelassen werden. Andererseits finden sich hier sowohl einheimische Wildtiere, die ihren<br />

Lebensabend in Pflege verbringen, als auch exotische Wildtiere wie Grosskatzen oder<br />

Mähnenwölfe.<br />

Es finden sich in diesem Tierpark sowohl gute Haltungsbeispiele, als auch eher fragwürdige<br />

Tierhaltungen. Die meisten Tiere sind handzahm, und problematisch ist die Tatsache, dass die<br />

Besucher durch die Gitter entlang der schmalen Besucherwege direkten Körperkontakt mit den<br />

meisten Tieren aufnehmen können (Verletzungsgefahr, Gefahr der beidseitigen Übertragung von<br />

Krankheiten v.a. bei Affen). Positiv zu vermerken ist die Tatsache, dass mit den Tieren i.A. nicht<br />

„gezüchtet“ wird. Gemäss Aussage des kantonalen Veterinäramtes steht der Park unter<br />

regelmässiger behördlicher Kontrolle und es wurden auf Anordnung des Amtes schon etliche<br />

Verbesserungen in der Tierhaltung vorgenommen.<br />

Positive Beispiele<br />

Wildschwein<br />

und regt zum Suchen und Aufsammeln an. Ein gut<br />

eingestreuter Stall steht ebenfalls zur Verfügung.<br />

Zwergziegen<br />

Ein gut gestaltetes Gehege mit ausreichend<br />

Auslauf für die robusten, verspielten Zwergziegen,<br />

einem gut eingestreuten, trockenen Stall, Baumstämmen<br />

zum Klettern und Ästen und Zweigen<br />

zum Knabbern. Die Errichtung eines Kletterfelsens<br />

ist gemäss Parkleitung vorgesehen.<br />

Mähnenwolf<br />

Ein grosszügiges Gehege mit Rückzugsmöglichkeit<br />

und Bäumen, in dem die Tiere nach Lust und<br />

Laune wühlen und suhlen, sich bewegen oder<br />

ausruhen können. Futter ist im Gehege verteilt<br />

Ausreichend Platz für die lauffreudigen Wildhunde<br />

wird durch die weite Wiese gewährleistet, und<br />

verschiedene Rückzugsmöglichkeiten unter<br />

Bäumen entlang der rückwärtigen Gehegeseite,<br />

sowie in mit Stroh gepolsterten Boxen stehen zur<br />

13


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Verfügung. Wünschenswert wären allerdings<br />

erhöhte Geländestellen, um Ausschau zu halten<br />

und Verhaltensanreicherung durch entsprechend<br />

präsentiertes Futter (z.B. an Bäumen aufgehängt,<br />

unter Laub/Zweigen versteckt, an einer Schleppangel<br />

oder in erst durch das Tier zu öffnender<br />

„Verpackung“ präsentiert). Durch die Nachbarschaft<br />

zum Serval- und Kaninchengehege werden<br />

die Tiere vermutlich zusätzlich stimuliert. Es stellt<br />

sich allerdings die Frage, ob die sehr hellhörigen,<br />

scheuen Mähnenwölfe nicht durch den ständigen<br />

Vorbeiflug tieffliegender Passagierjets (Flugschneise<br />

des Flughafens Cointrin!) chronisch<br />

gestresst werden. Gemäss Parkleitung seien die<br />

Tiere den Lärm gewöhnt und reagierten nicht<br />

mehr darauf.<br />

Haustier-Gehege<br />

(Kaninchen, Kleinvogel-Voliere)<br />

Gute Gruppenhaltung von Kaninchen in einem<br />

geräumigen, gut eingestreuten Stall mit verschiedenen<br />

Unterschlüpfen und erhöhten Ausguckplätzen.<br />

Frisches Futter und Beschäftigungsmaterial<br />

zum Knabbern stehen ebenfalls zur<br />

Verfügung. Etwas fragwürdig ist die unmittelbare<br />

Nähe des Geheges zu den Mähnenwolf- und<br />

Servalgehegen. Die Kaninchen können die<br />

Raubtiere zwar nicht sehen, aber sicher riechen.<br />

Unklar ist, inwieweit sie sich daran gewöhnen<br />

können resp. durch die Nähe potentieller<br />

Fressfeinde chronischen Stress erleiden.<br />

Wünschenswert wäre zudem, wenn die Tiere<br />

Grabmöglichkeiten und Auslauf im Freien hätten.<br />

Gut ist die Haltung diverser Kleinvögel in einer<br />

geräumigen Voliere im Innern des Verwaltungsgebäudes.<br />

Unter der Dachschräge leben in dieser<br />

gut ausgestatteten, hellen (Dachluke) und<br />

sauberen Voliere u.a. Diamanttäubchen, Gimpel<br />

und exotische Wachtelvögel. Offene Wasserstellen<br />

sowie Nippeltränken stehen zur Verfügung; die<br />

Voliere ist gut eingestreut und verfügt über<br />

verschiedene, in diversen Höhen montierte Kästen<br />

und Unterschlupfmöglichkeiten (am Boden), sowie<br />

über Kletter- und Sitzmöglichkeiten (Äste, Seile,<br />

Plattformen).<br />

Negative Beispiele<br />

Javaner-Affen<br />

Eine nur gerade den Mindestanforderungen<br />

gemäss TSchV genügende Tierhaltung, die m.E.<br />

nicht tiergerecht ist! Ein winziges, enges<br />

Innengehege, bestehend aus drei getrennten<br />

Käfigen, ist mit einem kleinen, aber zumindest gut<br />

strukturierten und in zwei Teilbereiche gegliederten<br />

Aussengehege verbunden. Gemäss Parkleitung<br />

können die Tiere die Luken nach draussen<br />

jederzeit selber öffnen. Derzeit leben nur noch<br />

zwei Männchen hier, die nicht gemeinsam<br />

gehalten werden können, da sie sich sonst<br />

bekämpfen würden. Daher werden sie auch in den<br />

Innenräumen in zwei getrennten Käfigen<br />

gehalten. Diese sind sehr eng und bieten nebst<br />

einer erhöhten Sitzfläche keine weiteren<br />

Strukturen. Die Einzelhaltung dieser sehr sozialen<br />

Affen ist grundsätzlich nicht tiergerecht.<br />

Die Innenausstattung der kleinen Käfige lässt<br />

ebenfalls sehr zu wünschen übrig. Vorgeschrieben<br />

sind für die Haltung von Makaken Kletter- und<br />

Ausweichmöglichkeiten, Abtrenngehege, ein<br />

geheiztes Innengehege (ausser für Berberbaffen),<br />

sowie ausreichend Beschäftigung. Die Innenkäfige<br />

verfügen letztlich „dank“ der Käfigstangen und<br />

ein, zwei fest montierten Sitzflächen über<br />

minimale Klettermöglichkeiten; das Gesamtvolumen<br />

ermöglicht den Tieren aber nicht<br />

annähernd, ihr angeborenes Bewegungs- und<br />

Kletterbedürfnis auszuleben. Die einzige<br />

„Beschäftigung“ in diesen Käfigen stellen ein paar<br />

riesige, am Boden herumliegende Teddybären (!)<br />

und etwas Stroh dar. Es fehlt nebst Fläche, Raum,<br />

Licht, sozialem Gruppenleben und Kletter- und<br />

Rückzugsmöglichkeiten jegliche mentale Herausforderung<br />

wie z.B. ein „Fummelbrett“ oder anderweitig<br />

geschickt versteckte Nahrung.<br />

Das Aussengehege dürfte mit seinen ca. 40 m2<br />

die Mindestanforderungen der TSchV erfüllen und<br />

verfügt auch über einige Kletteräste und<br />

Versteckmöglichkeiten (Bambus), ist jedoch mit<br />

nur etwa 2.5 m Höhe eher niedrig, was die<br />

Klettermöglichkeiten unnötig einschränkt. Wichtig<br />

wäre, dass alle Tiere ein Aussengehege auch im<br />

Winter ständig nutzen können.<br />

14


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Rotfuchs<br />

Die Fläche des Zwingers dürfte gerade die<br />

gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen. In<br />

dem Gehege fehlen Versteck- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

(z.B. Grabmöglichkeiten, Platz<br />

für kurze Trabrunden oder Klettermöglichkeiten).<br />

Eine Box an der Käfig-Rückseite ist für die<br />

Besucher frontal einsehbar; die Schlafbox des<br />

Tieres mit Plexiglas umschlossen und direkt an<br />

den Besucherweg anschliessend, so dass das Tier<br />

beim Schlafen beobachtet werden kann. In<br />

unmittelbarer Nachbarschaft und praktisch ohne<br />

Sichtschutz befinden sich Waschbären- und<br />

Bengalkatzengehege. Gemäss Auskunft des<br />

Veterinäramtes befindet sich unter dem Gehege<br />

ein Röhrensystem, in das sich der Fuchs<br />

zumindest unterirdisch zurückziehen kann. Eine<br />

Haltung im kleinen Familienverband und in einem<br />

deutlich grösseren, naturnahen Gehege wäre bei<br />

dieser durchaus sozialen Caniden-Art angebracht,<br />

zumal Sozialkontakte als zusätzliche Verhaltensbereicherung<br />

dienen könnten. Gemäss Parkleitung<br />

wird hier nur eine einzelne, schon sehr betagte<br />

Füchsin gehalten, die nicht mehr ausgewildert<br />

werden kann und im Park ihren Lebensabend<br />

verbringt.<br />

Diverse Wildkatzen (Schneeleopard,<br />

Panther, Luchs, Serval, Bengalkatze)<br />

Ebenfalls minimalistisch sind die „Gehege“, in<br />

denen verschiedene Gross- und Kleinkatzen<br />

gehalten werden, wobei die zahlreichen<br />

asiatischen Bengalkatzen offenbar auch der Zucht<br />

von Hauskatzen-Hybriden dienen. Ein gesundheitlich<br />

offenbar angeschlagener Panther (kahle<br />

Stellen im Fell, übergewichtig, Gleichgewichtsstörungen<br />

und stereotypes Verhalten) befindet<br />

sich in einem rudimentär ausgestatteten Gehege<br />

mit zwei erhöhten Liegeflächen und einem<br />

grossen Baumstamm als einziger Klettermöglichkeit.<br />

Das Gehege ist schlichtweg zu klein, um der<br />

Grosskatze auch nur annähernd artgerechte<br />

Haltungsbedingungen zu bieten. Dieselbe Feststellung<br />

trifft auch auf die Haltung des<br />

Schneeleoparden und der Luchse zu.<br />

In aneinander gereihten Gehegen von jeweils ca.<br />

50 m2 Fläche, mit nacktem Erdboden und mit<br />

einigen Kletter-Ästen versehen, werden je 1-2<br />

Bengalkatzen (drei verschiedene Gehege, davon<br />

ein noch kleineres im Erdgeschoss des<br />

Wirtschaftsgebäudes!) sowie 1-2 Servale gehalten.<br />

Die kleinen Holzschuppen, an welche die gut<br />

einsehbaren Plexiglas-Schlafboxen (zumindest gut<br />

eingestreut) angebaut sind, und die evtl. auch als<br />

Ausguckmöglichkeit dienen (Dach), dürften die<br />

vorgeschriebenen 20 m2 für den Innenraum<br />

knapp erfüllen und können, da seitlich offen,<br />

kaum als eigentlicher Innenraum für diese<br />

Katzenarten aus gemässigten bis (sub-)tropischen<br />

Breiten betrachtet werden. (Ein Innenraum ist<br />

jedoch nur bei den nicht winterharten Unterarten<br />

dieser Katzen erforderlich; Servale und<br />

Bengalkatzen kommen allerdings auch in<br />

grösseren Höhen (Serval) resp. nördlichen Breiten<br />

(Bengalkatze) vor und dürften auf einen geheizten<br />

Innenraum nicht angewiesen sein).<br />

Bei einer der Bengalkatzen konnte – zumindest<br />

während des Beobachtungszeitraumes – ein<br />

15


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

stereotyp anmutendes Verhalten beobachtet<br />

werden (ständiges Auf- und Ablaufen entlang<br />

dem hinteren Zaun). Ob dieses Verhalten<br />

allerdings von Dauer ist, kann aufgrund eines<br />

einzigen Besuchs nicht beurteilt werden.<br />

Es fehlen offenbar die gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Abtrenngehege, Ausweich- und Versteckmöglichkeiten,<br />

wirklich geeignete erhöhte<br />

Liegeplätze, sowie ein Futterangebot, durch<br />

welches das Tier „Arbeit“ verrichten muss, um an<br />

das Futter zu gelangen. (Das Futter wurde am<br />

Besuchstag auf dem Erdboden liegend präsentiert<br />

und bestand aus einzelnen Hühnerschenkeln und<br />

kleinen, mundgerecht zugeschnittenen Fleischhappen).<br />

Diverse Volieren (Nymphensittich,<br />

Türkentaube, Unzertrennliche)<br />

Unter dem Dach des Wirtschaftsgebäudes werden<br />

zahlreiche Vögel, aber auch Weissbüscheläffchen<br />

in kleinen Volieren gehalten. Einige der Vogelkäfige<br />

sind alles andere als tiergerecht, so finden<br />

sich hier Käfige mit winziger Grundfläche und<br />

knapp einem Meter Höhe, in welchen bis zu sechs<br />

Türkentauben gehalten werden. Ebenfalls waren<br />

veraltete (aber leider immer noch gesetzeskonforme)<br />

Vogelkäfige anzutreffen, in denen ein<br />

einzelner Nymphensittich resp. ein Paar<br />

„Unzertrennliche“ ihr beengtes Leben fristen. Da<br />

der Park dauernd Tiere aufnimmt, aber teilweise<br />

auch weiter vermitteln kann, dürften diese<br />

Haltungsbedingungen allerdings für die<br />

wenigsten der Vögel permanent sein.<br />

16


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Aletsch, Fiesch (VS)<br />

Bei diesem kleinen Tierpark handelt es sich um ein Ausflugsziel für Einheimische und Touristen<br />

der Region Fiesch. In den Gehegen werden vor allem kleinere Nutz- und Heimtiere gehalten (u.a.<br />

Meerschweinchen, Kaninchen, Zwergziegen, Minipigs und Hühner). Der Tierpark hat ausserdem<br />

eine grosse und gut strukturierte Anlage für Steinböcke und ein Murmeltier-Gehege. Die<br />

Zwergziegen und Schweine werden gut gehalten. Die Ziegen haben am steinigen Hang einige<br />

Klettermöglichkeiten und können sich vor Besuchern des Streichelzoos in ein Abtrenngehege<br />

zurückziehen. Die drei Minipigs können einen gut eingestreuten Stall und einen genügend<br />

grossen Auslauf mit Suhle und Grabmöglichkeiten nutzen. Die Meerschweinchen leben in einem<br />

grossen Stall, aber ohne Auslauf ins Freie, da das überwucherte Aussengehege wegen<br />

Marderangriffen nicht mehr genutzt werden kann. Es müsste gesichert werden, wozu aber<br />

momentan das Geld fehlt. Der Innenraum ist aber gut eingerichtet mit Einstreu, verschiedenen<br />

Rückzugsmöglichkeiten und Kletterstrukturen bzw. verschiedenen Ebenen. Auch die Kaninchen<br />

und Appenzeller Barthühner werden in Ställen gehalten. Die Kaninchen können im sandigen<br />

Boden graben und Bauten anlegen, womit ein wichtiges Bedürfnis der Tiere erfüllt wird. Die<br />

Voliere der Barthühner ist relativ klein, aber gut eingestreut und verfügt über Rückzugs- und<br />

Aufbaummöglichkeiten.<br />

Das Gehege der Murmeltiere ist etwa 150 m 2 gross und erfüllt damit die Mindestvorschriften der<br />

<strong>Tierschutz</strong>verordnung für sechs Murmeltiere (im Gehege werden sechs bis sieben erwachsene<br />

Tiere gehalten). Das von Mauern eingefasste Gehege ist mit relativ dichtem Gebüsch bestanden,<br />

welches den Tieren Schutz gibt vor den Blicken der Besucher, die von einer Aussichtplattform auf<br />

das Gehege hinunter schauen können. Ausserdem können die Tiere im Boden graben. Das<br />

Gehege ist offenbar nicht ausbruchsicher; davon zeugen die Grabspuren, welche die Murmeltiere<br />

im ganzen Parkgelände hinterlassen haben.<br />

Die Gehege verfügen über keine Beschriftung / Informationen zu den gehaltenen Tieren. Dies soll<br />

gemäss Parkleitung demnächst geändert werden.<br />

Positive Beispiele<br />

Steinbock<br />

Ein Beispiel guter Tierhaltung ist in diesem<br />

Tierpark das Steinbockgehege, welches einen<br />

Grossteil der Parkfläche am Hang einnimmt. Das<br />

ungefähr 2000 m 2 umfassende Gelände ist<br />

unterteilt in drei Teilgehege, welche miteinander<br />

verbunden sind. In zwei Teilgehegen befinden sich<br />

Bäume, und der Hang ist mit zahlreichen natürlich<br />

vorhandenen Felsen durchsetzt und bietet dem<br />

Steinbockrudel somit ausgiebig Platz und<br />

Möglichkeit zum Klettern.<br />

17


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Im dritten Teilgehege machen die Felsbrocken<br />

Platz für eine Wiese, welche die Tiere zum Weiden<br />

nutzen können. In dem Gehege leben sechs Tiere;<br />

wovon eines ein ausgewachsener und eines ein<br />

halbwüchsiger Bock ist. Die Böcke werden auch<br />

während des Sommers mit den Geissen gehalten,<br />

was eigentlich nicht dem natürlichen Verhalten<br />

entspricht, aber gemäss Parkleitung unproblematisch<br />

sei. So könnten alle Tiere das gesamte<br />

Gehege während des ganzen Jahres nutzen.<br />

Anmerkungen<br />

Auch das Gehege der Steinböcke ist offenbar<br />

nicht völlig ausbruchsicher. Eine der Steingeissen<br />

verlässt das Gehege regelmässig und<br />

verbringt den Sommer teilweise in Freiheit,<br />

kehrt aber gelegentlich zu der Herde zurück.<br />

Überschüssiger Nachwuchs der Murmeltiere<br />

und Steinböcke wird bisweilen ausgewildert. Bei<br />

den Murmeltieren dürfte dies nicht ganz unproblematisch<br />

sein, da die Überlebenschancen<br />

von Einzeltieren ohne Familiengruppe und<br />

eigene Bauten gering sind und Fremde von bestehenden<br />

Kolonien selten geduldet, geschweige<br />

denn integriert werden! Anders sieht<br />

die Situation bei den Steinböcken aus. Die Tiere<br />

gehören genetisch zur Gründerpopulation der<br />

Alpenkolonien und dürfen – Zustimmung der<br />

Jagdverwaltung vorausgesetzt – zur Aufstockung<br />

und genetischen Bereicherung von<br />

Lokal-populationen eingesetzt werden. Ihre<br />

Überlebenschancen sind offenbar gut, wie das<br />

Beispiel der in Halbfreiheit lebenden Steingeiss<br />

des Parks zeigt, die auch gegenüber Menschen<br />

natürliche Scheu zeigt.<br />

18


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo la Garenne, Le Vaud<br />

www.lagarenne.ch<br />

Von grosser Wichtigkeit und sehr erfreulich sind die Informationen, welche beim Eingang auf<br />

die zukünftige Ausrichtung des Zoos hinweisen: Vergrösserung der Gehege; Fortpflanzung nur<br />

mit Arten, die in Aussiedlungsprogramme integriert sind; keine Haltung von Tieren, denen<br />

keine adäquaten Bedingungen geboten werden können. Zusätzlich befindet sich in diesem Zoo<br />

eine Auffangstation für verletzte und verwaiste Wildtiere, die nach erfolgreicher Pflege wieder<br />

in die Freiheit entlassen werden .<br />

Die aktuellen Gehege sind hingegen grösstenteils mangelhaft. Man erkennt, dass die Gehege<br />

aus einer Zeit stammen, als Tiere in Zoos noch „ausgestellt“ wurden. Auffallend ist, dass<br />

vielerorts geeignete Rückzugsgebiete fehlen, in die sich die Tiere vor den Blicken der Menschen<br />

und Artgenossen zurückziehen können. Oft sind sogar die Unterschlüpfe, Häuschen oder Boxen<br />

von vorne direkt einsehbar .<br />

Positive Beispiele<br />

Igel<br />

Ein grosszügiges und gut strukturiertes Gehege,<br />

für welches zwei ehemalige Gehege zusammengelegt<br />

wurden. Reichliche Unterschlüpfe und<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten sind vorhanden.<br />

Die Igel können sich auch vor Menschen zurückziehen.<br />

Grosse Geiervoliere<br />

Anlage. Eine wirklich artgerechte Volierenhaltung<br />

so grosser Greifvögel ist grundsätzlich nicht<br />

möglich, da artgemässes Segelfliegen unmöglich<br />

ist. Im Übrigen ermöglicht die langgestreckte<br />

Anlage mit zwei Ebenen und mehreren Hochsitzen<br />

(Äste, Felsen, Nischen) aber zumindest<br />

kurze Flüge und bietet den Tieren viel Raum für<br />

Bewegung zu Fuss und zum Herumklettern – was<br />

vom jungen Bartgeier auch ausgiebig genutzt<br />

wurde. Die Anlage ist zudem ausreichend tief,<br />

um genug Distanz zum Besucher einzunehmen.<br />

Etwas mehr versteckte Nischen wären aber<br />

wünschenswert.<br />

Vogelvoliere (Kleinvögel)<br />

Während die alte Bartgeier-Voliere von der<br />

Grösse her sehr zu wünschen übrig lässt, ist die<br />

Gemeinschaftsvoliere für Gänsegeier, Mönchsgeier<br />

und Bartgeier gut gelungen. 3 Gänse-, 1<br />

Mönchs- und 1 junger Bartgeier teilen sich die<br />

etwa 20 m lange, 8 m breite und 3-4 m hohe<br />

19


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Verschiedene kleine Vögel (exotische Arten wie<br />

Wellensittiche, andere Sittiche etc.) werden in<br />

einer grosszügigen, unterteilten Voliere gehalten.<br />

Es sind zahlreiche Sitzmöglichkeiten, geeignetes<br />

Bodensubstrat, Futter- und Wasserstellen vorhanden.<br />

Die Vögel können zudem eine grosse<br />

Aussenvoliere nutzen.<br />

Negative Beispiele<br />

Steinmarder<br />

Auch dieses Gehege von knapper Grösse ist viel<br />

zu „offen“ gestaltet und bietet dem Fuchs zu<br />

wenig Strukturen. Asthaufen, Steinhaufen,<br />

Höhlen, Holzbeigen etc. würden den Lebensraum<br />

gestalten und die Tiere durch Erkunden,<br />

Futtersuche etc. beschäftigen. Der Fuchs hat in<br />

dieser Anlage zudem überhaupt keine Rückzugsmöglichkeit,<br />

sogar seine Schlafbox ist durch<br />

eine Scheibe für die Besucher einsehbar.<br />

Waschbär<br />

Ungenügende, veraltete und zu kleine Anlage, die<br />

vollständig betoniert ist. Es fehlen natürlicher<br />

Untergrund, genügend Klettermöglichkeiten,<br />

Ruhemöglichkeiten auf Bäumen (Waschbären<br />

ruhen oft und gerne auf Bäumen) sowie<br />

Rückzugsorte.<br />

Das Gehege ist mit rund 24m 2 Fläche und nur 2m<br />

Höhe schlichtweg zu klein für diesen sehr<br />

bewegungsaktiven Marder. Es wirkt ausserdem<br />

sehr öde und ist einbetoniert. Die wenigen,<br />

dürren Kletteräste fordern den Marder überhaupt<br />

nicht. Es fehlen Versteck- und Klettermöglichkeiten,<br />

und die Anlage dürfte höher und mit<br />

mehr Vegetation naturnäher ausgestattet sein.<br />

Rotfuchs<br />

Diverse Eulen (bei Zoo-Eingang)<br />

Kleine Volieren mit meist guten Strukturen, alle<br />

aber zu klein. In solchen Anlagen können die<br />

Vögel nur ungenügend fliegen. Diese alten<br />

Volieren müssten dringend zusammengelegt und<br />

weniger Tiere gehalten werden.<br />

20


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Luchs<br />

Das Luchsgehege ist zwar mit Versteck- und<br />

Klettermöglichkeiten reich strukturiert, doch es ist<br />

für die Katze viel zu klein. Das Tier kann sich hier<br />

nicht artgemäss über Distanz fortbewegen und<br />

verschiedene topographische Geländeeinheiten<br />

je nach Bedarf als Versteck, Ausguck oder Freilauf<br />

nutzen. Sein Bewegungsradius ist eingeschränkt<br />

auf einen schattigen Käfig und Stall von etwa<br />

80 m 2 Grundfläche, was für einen Luchs einfach<br />

zu wenig ist.<br />

21


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo Les Marécottes (VS)<br />

www.zoo-alpin.ch<br />

Der Alpenzoo von Les Marécottes liegt auf rund 1100 m.ü.M. in einer wilden Landschaft aus<br />

Felsen, Wasser, Tannen- und Lärchenwäldern. Das Urteil zu diesem Zoo fällt grundsätzlich<br />

positiv aus. Der Zoo zeigt grösstenteils einheimische Arten der Alpen. Die meisten Gehege<br />

fallen durch ihre Grösse und naturnahe Gestaltung positiv auf. Die Bärenhaltung sucht<br />

Ihresgleichen; auch das Wolfs- und die meisten Rotwildgehege haben Modellcharakter.<br />

Erwähnenswert ist auch das Informationskonzept des Zoos: Zu sämtlichen Tierarten werden<br />

ausführliche Informationen zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung vermittelt.<br />

Einzelne veraltete Gehege fallen negativ auf. So ist die Eulenhaltung in viel zu kleinen Volieren<br />

nicht mehr zeitgemäss, und bei einzelnen Arten – Biber, Wildkatze, Rotfuchs, Waschbär – fehlt<br />

es an Platz und/oder Rückzugsmöglichkeiten.<br />

Positive Beispiele<br />

Baribal (Amerikanischer Schwarzbär)<br />

grosszügig dimensionierte und daher vorbildliche<br />

Bärenhaltung.<br />

Wolf<br />

In dem riesigen Gehege leben vier Schwarzbären<br />

in einer natürlichen Fels- und Waldlandschaft.<br />

Über zehn Meter hohe Granitfelsen und<br />

umgestürzte Baumstämme sowie zusätzlich<br />

künstlich angelegte Gerüste ermöglichen den<br />

geschickten Tieren ausgiebiges Klettern. Natürliche<br />

und künstlich angelegte Steinhöhlen bieten<br />

Witterungsschutz und Ruhemöglichkeiten. Ein<br />

Weiher ermöglicht es den Bären, ausgiebig zu<br />

baden und zu schwimmen. Die Bären können<br />

dank der natürlichen Topographie mehrere<br />

Ebenen, Winkel und Flächen im Gehege nutzen<br />

und sich bei Bedarf in die Felsen oder den Wald<br />

zurückziehen. Aufgrund der Grösse und Muldenlage<br />

des Geheges ist für ausreichend Abstand<br />

zum Publikum gesorgt. Eine sehr naturnahe,<br />

In einem weitläufigen, aus mehreren Ebenen<br />

bestehenden Waldgehege steht den Wölfen ein<br />

natürlicher Lebensraum zur Verfügung. Hohe<br />

Bäume, Felskuppen, Gebüsch, Bauten und Höhlen<br />

strukturieren die Anlage, so dass die Tiere sich<br />

sowohl verstecken wie auch beschäftigen können.<br />

Die Felsen werden gerne als Aussichtspunkte<br />

genutzt, und die Tiere bewegen sich offenbar<br />

gerne (und nicht stereotyp!) in der Anlage,<br />

klettern und springen in den Felsen oder dösen<br />

im Wald oder hohen Gras. Das Gehege ist von<br />

zwei Seiten einsehbar; die Tiere können sich bei<br />

Bedarf gut zurückziehen.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Steinbock<br />

Ein riesiges, vorbildliches Steinbockgehege mit<br />

hohen, steilen Naturfelsen, Steilhängen, Bäumen<br />

und zusätzlichen Totholzstrukturen zum Klettern<br />

und Balancieren. Es sind zwar naturgemäss – wie<br />

in den alpinen Hochlagen – wenige Rückzugsmöglichkeiten<br />

vorhanden, doch können sich die<br />

Tiere aufgrund der Gehegegrösse aussuchen, ob<br />

sie die Nähe des Publikums oder lieber die Ruhe<br />

der Felsen bevorzugen. Da die Tiere leider mit<br />

(zooeigenem) Futter gefüttert werden, sind sie<br />

sehr zahm und halten sich meistens wie Ziegen in<br />

einem Streichelzoo beim Gitter und dem Publikum<br />

auf.<br />

Ähnlich gut, wenn auch deutlich kleiner, sind die<br />

Gehege der Gämsen, Bezoarziegen und Mufflons.<br />

Luchs<br />

Ein grosses Gehege mit steilen Felsen, Bäumen<br />

und einem „Hochsitz“ mit Liegeplattform, auf den<br />

die beiden grossen europäischen Luchse nur<br />

durch einen Sprung von der Felswand gelangen.<br />

Die erhöhte Liegeplattform wird offensichtlich<br />

gerne genutzt und ermöglicht es den Tieren, in<br />

die benachbarten Gehege zum Rotwild zu<br />

spähen. Etwas mehr Rückzugsmöglichkeiten<br />

(Asthaufen, Baumstämme) am Boden zwischen<br />

den moosigen Felsen wären wünschenswert, und<br />

es wäre gut, wenn die Tiere die Bäume im<br />

zentralen Bereich des Geheges zum Klettern<br />

nutzen könnten. Dies wird ihnen zurzeit mittels<br />

Plastikfolien um die Stämme verwehrt – was aus<br />

Sicherheitsgründen entlang des Gitters nachvollziehbar,<br />

aber im Innern des Geheges kaum<br />

notwendig ist.<br />

Negative Beispiele<br />

Eulen-Volieren<br />

Die kleinen, dunklen und frontal einsehbaren<br />

Volieren der Schneeeulen und Uhus sind<br />

schlichtweg nicht mehr zeitgemäss. Die Volieren<br />

sind viel zu beengt (max. 1.8 m hoch), dunkel,<br />

und es fehlen geeignete Rückzugsmöglichkeiten.<br />

Selbst die Schlafboxen sind von vorne direkt<br />

einsehbar. Die Vögel können in diesen Käfigen<br />

weder richtig fliegen, noch sich Wind und Wetter<br />

aussetzen, was eigentlich Sinn und Zweck eines<br />

Aussengeheges wäre. Zudem fehlen dringend<br />

notwendige Sandbäder und Wasserstellen. Diese<br />

Anlagen sollten unbedingt aufgehoben oder<br />

deutlich erweitert werden. Evtl. wäre auf der<br />

Gesamtfläche der drei Volieren (eine davon leer<br />

stehend!) und bei Verzicht auf die Haltung der<br />

(nicht einheimischen!) Schneeeule eine artgerechte<br />

Uhu-Haltung möglich. Dazu müssten die<br />

Volieren aber höher, tiefer, natürlicher strukturiert<br />

und u.a. mit geeigneten Rückzugsmöglichkeiten<br />

ausgestattet werden.<br />

Diverse Rotwildgehege<br />

Die Gehege von Sikahirsch, Rothirsch und Reh<br />

sind grossflächig, verwinkelt, mit Felsen, Wald,<br />

Dickicht und natürlichen Suhlen reich strukturiert<br />

und ermöglichen es den Tieren, sich vor dem<br />

Publikum oder widrigem Wetter in den Schutz<br />

des Waldes oder der Felsen zurückzuziehen. Die<br />

Anlagen bilden alle den auch natürlich vorhandenen<br />

Lebensraum des Rotwildes ab.<br />

23


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Biber<br />

Wildkatze<br />

Das Gehege der Wildkatzen ist von der Grösse<br />

her eher bescheiden. Zwar können die Katzen<br />

einen Stall sowie ein neues Klettergerüst mit<br />

erhöhter Aussichts- und Ruheplattform nutzen,<br />

doch ist das Gehege von allen Seiten einsehbar<br />

und offen. Es fehlen Bäume und Büsche zum<br />

Klettern, Ruhen und Verstecken oder auch nur<br />

hohes Gras als Sichtschutz. Die scheuen Tiere sind<br />

momentan viel zu ausgestellt.<br />

Das Hochgebirge ist für Biber grundsätzlich ein<br />

ungeeigneter Lebensraum, daher ist auch die<br />

Präsentation der Tiere in einem Alpenzoo eher<br />

fragwürdig. Das Gehege für die grossen Biber ist<br />

viel zu klein; zu 2/3 nimmt ein eher seichtes<br />

Wasserbecken die Gesamtfläche ein, der Rest ist<br />

steiler, nackter Felsen. Als „Biberburg“ dient ein<br />

Betonverschlag; frische Vegetation zum Nagen<br />

und als Versteck fehlt fast vollständig, von einem<br />

einzelnen, kümmerlichen Strauch abgesehen. Für<br />

eine artgerechte Haltung wäre mehr Platz<br />

vonnöten, tieferes Wasser, Gebüsch, eine<br />

Uferlandschaft mit Totholzhaufen und Bäumen.<br />

Auf die steilen Felsen könnte dagegen gänzlich<br />

verzichtet werden.<br />

24


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo de Servion<br />

www.zoo-servion.ch<br />

Das Gesamturteil zu diesem Zoo fällt grundsätzlich positiv aus. Der Zoo fällt durch ein grosses<br />

Engagement der Besitzer auf, zeigt aber auch die Grenzen, die einem relativ kleinen Zoo wie<br />

Servion gesetzt sind (Finanzen, Platz). Die Besitzer sind bemüht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

die Gehege Schritt für Schritt zu erneuern und zu verbessern. Es ist Ihnen bewusst, dass in Servion<br />

bei einigen Gehegen Handlungsbedarf besteht. Unterdessen wurden mehrere Gehege deutlich<br />

verbessert und tiergerechter strukturiert. Die neuen Gehege sind grosszügig dimensioniert, und<br />

zwischen den Gehegen und Besucherwegen befinden sich teilweise grössere Grünzonen, die den<br />

Tieren zusätzliche Ruhe geben und auch Platz für die Entwicklung der einheimischen Fauna<br />

(Vögel, Reptilien, Amphibien) und von Waldbiotopen ermöglichen. Die Schautafeln an den<br />

meisten Gehegen geben ausführlich Auskunft über die Tierart und ökologische Zusammenhänge,<br />

sowie zu Artenschutz-Themen. Verschiedene Tierarten (u.a. Schneeleopard, Luchs, Bär, Tiger)<br />

werden mit verhaltensbereichernden Massnahmen gefordert.<br />

Erfreulich ist insbesondere die Erweiterung des Bärengrabens durch eine (nochmals vergrösserte)<br />

Aussenanlage und die Errichtung eines neuen Luchsgeheges. Weitere Gehegeneubauten sind<br />

u.a. geplant für Rentiere, Tiger, Löwen, Waschbären, Wildschweine, Mufflons und Fasane. Die<br />

Verhandlungen mit der Gemeinde (Nutzung von Wald) sind im Gang.<br />

In direkter Nachbarschaft zum Zoo befindet sich das „Tropiquarium de Servion“. Dieses entstand<br />

ursprünglich aus dem Zoo Servion heraus, wird heute aber als eigene Institution geführt. Das<br />

Tropiquarium wird im kommenden Jahr im <strong>Zoobericht</strong> vorgestellt werden.<br />

Positive Beispiele<br />

Polarwolf<br />

Bison<br />

Eine grosszügige, einfache Haltung, wie sie für<br />

diese sehr robusten Tiere ausreicht. An die Weide<br />

sind befestigte Ausläufe, Unterstände und<br />

Futterstellen angegliedert.<br />

Diverse kleine Affen<br />

Der Zoo hält neun verschiedene, kleine Affenarten,<br />

alle mit strukturierten und geräumigen<br />

Innengehegen und frei zugänglichen Aussenvolieren.<br />

Die Aussenvolieren sind grosszügig<br />

gestaltet und die dritte Dimension ist mit<br />

zahlreichen Klettermöglichkeiten gut genutzt. Die<br />

Bodensubstrate sind den Bedürfnissen der Tiere<br />

angepasst, Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten<br />

gibt es zahlreiche.<br />

Die drei Polarwölfe leben in einer 1400 m2<br />

grossen Aussenanlage, die sich zum Teil im Wald<br />

befindet, mit offenen Flächen und durchflossen<br />

von einem kleinen Bach. Die von Natur aus<br />

scheuen Tiere haben gute Möglichkeiten, zu den<br />

25


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Menschen genügend Distanz einzunehmen. Als<br />

Rückzugsort und Schlafplatz stehen ein<br />

Unterstand und eine Höhle zur Verfügung.<br />

Schneeleopard<br />

Im Oktober 2010 wurde das neue Gehege für die<br />

Schneeleoparden eingeweiht. Die Tiere können<br />

sich nun auf einem waldigen, von einem Bächlein<br />

durchflossenen Gebiet von rund 1800 m2 Fläche<br />

bewegen. Zudem steht ihnen in der Mitte des<br />

Geheges ein grosser Kletterfelsen zur Verfügung,<br />

wo sie sowohl erhöhte Liegeplätze nutzen als<br />

auch sich in schattige, windgeschützte Nischen<br />

zurückziehen können. Eine artgerechte Haltung<br />

dieser bedrohten Katzenart.<br />

Der alte Bärengraben wurde in zwei Etappen<br />

deutlich erweitert, so dass die jetzige Bärenhaltung<br />

als tiergerecht bezeichnet werden kann.<br />

Im ältesten Gehegeteil (Bärengraben, Untergrund<br />

Stein) befinden sich Klettergerüste und<br />

Stallungen. Dieser Bereich wird von den Tieren<br />

weiterhin gerne genutzt. Zusätzlich haben sie aber<br />

nun die Möglichkeit, in einem grösseren<br />

Wasserbecken zu baden und auf einer grosszügigen<br />

Wiesenfläche mit Kletterfelsen zu grasen,<br />

zu klettern oder zu ruhen.<br />

Der neue Gehegeteil enthält zusätzlich ein kleines<br />

Fliessgewässer und ist räumlich so vom alten<br />

Gehege abgetrennt, dass sich die Tiere bei Bedarf<br />

sowohl voreinander, als auch vor dem Publikum<br />

zurückziehen können.<br />

Luchs<br />

Die beiden jungen Luchse können ein relativ<br />

grossflächiges, waldiges Gehege nutzen. Zwar<br />

können sie aus Sicherheitsgründen nicht auf die<br />

Bäume klettern, aber dafür stehen am mitten im<br />

Gehege gelegenen Stall ein Klettergerüst und<br />

hochgelegene, sichtgeschützte Liegeplätze zur<br />

Verfügung. Zusätzlich ermöglicht ein kleiner<br />

Hügel das Ausschau-Halten und Sonnenbaden<br />

und gibt zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten. Der<br />

Waldlebensraum mit ausreichend Unterwuchs<br />

entspricht dem natürlichen Lebensraum dieser<br />

unserer grössten einheimischen Wildkatze.<br />

Syrischer Braunbär<br />

Kaninchen und Meerschweinchen,<br />

Zwergziegen<br />

Diese Haustiere werden vorbildlich gehalten. Den<br />

Zwergziegen steht eine grössere Weide mit<br />

Kletterfelsen, Stall und erhöhten Liegeplätzen zur<br />

Verfügung. Die Kaninchen und Meerschweinchen<br />

26


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

können grosszügige, dick eingestreute Ausläufe<br />

mit Unterschlüpfen, Kletter- und Ausguckmöglichkeiten,<br />

sowie verschiedenstem Beschäftigungsmaterial<br />

(Rüben, Zweige, hartes Brot, Holz,<br />

Stroh) nutzen. Wünschenswert wäre höchstens<br />

noch eine Auslauf-Möglichkeit im Freien, sowie<br />

Grabmöglichkeiten für die Kaninchen.<br />

Negative Beispiele<br />

Handlungsbedarf besteht in diesem Zoo in erster<br />

Linie bei den alten, z.T. 30-jährigen Gehegen:<br />

Fasanen-Volieren, Waschbär, Marderhund, Eisfuchs.<br />

Dieser Zooteil ist überaltert, die Gehege<br />

zum Teil zu klein.<br />

kleinen Wasserbassin bei den Tigern – leer und<br />

wenig attraktiv für das Bewegungs- und<br />

Erkundungsbedürfnis der Tiere. Auch hier ist<br />

mittelfristig eine Verbesserung geplant – mit der<br />

Erweiterung des Zoogeländes sollen die Gehege<br />

dieser Raubkatzen in der Fläche mehr als<br />

verdoppelt werden und künftig Waldanteile und<br />

eine interessantere Topographie aufweisen. Wann<br />

genau diese Planung realisiert werden kann, ist<br />

aber noch unklar.<br />

Anmerkungen<br />

Dies ist den Verantwortlichen des Zoos voll und<br />

ganz bewusst und sie werden diese Gehege<br />

verbessern, sobald sie die Möglichkeiten dazu<br />

haben. Wichtig wäre dabei die Überlegung, ob<br />

nicht auf die eine oder andere Tierart verzichtet<br />

werden soll, damit mehr Platz für die anderen<br />

Tierarten zur Verfügung steht.<br />

Tiger und Löwen<br />

Die Haltung der Tiger und der Löwen dürfte in<br />

Bezug auf Grösse und Gehegestrukturierung<br />

grösser und reicher gestaltet sein. Die derzeitigen<br />

Aussenanlagen wirken – abgesehen von ein paar<br />

Baumstämmen, einem kleinen Felsen und einem<br />

Die verschiedenen, im Zoo Servion geplanten<br />

Bauprojekte werden – sofern sie realisiert werden<br />

können – die Fläche des Zoos um fast 30% um<br />

weitläufige Waldflächen vergrössern und diverse<br />

Vergrösserungen und Verbesserungen an verschiedenen<br />

Tiergehegen (u,a, Grosskatzen, Rentiere,<br />

Fasanen, Marderhund, Polarfuchs, Wildschwein)<br />

ermöglichen. Die Zielsetzung dieses<br />

ehrgeizigen Projekts ist ganz klar, die Lebensqualität<br />

der Tiere zu verbessern, sowie auch ein<br />

verstärktes Engagement in Umweltbildung<br />

(Lehrpfad) und Arterhaltung. Dieser Zoo befindet<br />

sich in Sachen artgerechter Tierhaltung auf gutem<br />

Weg.<br />

27


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Alpenvogelpark Grindelwald (BE)<br />

www.alpenvogelpark.ch<br />

Der Alpenvogelpark auf dem Ischboden bei Grindelwald ist in erster Linie eine Auffangstation für<br />

kranke und verletzte einheimische Wildvögel, die nicht mehr in die Freiheit entlassen werden<br />

können. Es stehen 15 Volieren bereit, in denen unterschiedlich viele Tiere gehalten werden. Zum<br />

Zeitpunkt des Besuchs waren mehrere Uhus, Schneeeulen, Waldkäuze, Kolkraben, ein Habicht und<br />

ein Rotmilan zu sehen. Gemäss Beschreibung auf der Homepage werden hin und wieder aber<br />

auch Rauhfusshühner (Auerhuhn, Birkhuhn) gehalten, jedoch werden derzeit keine neuen Tiere<br />

aufgenommen. Der Alpenvogelpark wird vom Ornithologischen Verein Grindelwald unterhalten,<br />

und die Gehege und Vögel machen einen gepflegten Eindruck. Jedoch sind die meisten Volieren<br />

sehr klein und können den Vögeln nicht annähernd das natürliche Bewegungsbedürfnis im Flug<br />

erfüllen. Dies ist jedoch ein grundlegendes Problem jeglicher Volierenhaltung von Greifvögeln<br />

und Eulen. Die Gehege können grundsätzlich nur die Ansprüche ruhender Vögel erfüllen. Bei<br />

Vögeln, die aus der freien Wildbahn kommen, dürfte dies problematisch sein. So zeigte denn<br />

auch einer der Uhus eine stereotype Verhaltensweise und setzte auf einem Ast immer wieder zum<br />

Flug gegen das Volierendach an, ohne jedoch abheben zu können.<br />

Positiv zu erwähnen sind die guten und informativen Informationstafeln an den Volieren und die<br />

Tatsache, dass mit Ausnahme der Schneeeulen alles einheimische und an die natürliche<br />

Umgebung angepasste Arten gehalten werden. Zudem verfügen sämtliche Volieren über<br />

genügend Rückzugs- und Aufbaummöglichkeiten, sowie über Sand- und Wasserbäder.<br />

Positive Beispiele<br />

Uhu, Rotmilan<br />

Für die Uhus stehen zwei grössere Volieren zur<br />

Verfügung, in denen jeweils 3-4 Tiere gehalten<br />

werden. Die Volieren sind mit verschiedenen<br />

Baumstämmen, Sitzästen, Boxen und kleinen<br />

Tannenbäumen als Sichtschutz ausgestattet und<br />

verfügen über sandigen Boden, der ein Sandbad<br />

ermöglicht, sowie über Wasserbecken. Die<br />

Volieren sind relativ hoch und ermöglichen es den<br />

Vögeln, höher gelegene Aussichtsposten<br />

einzunehmen. Da die Volieren nur von einer Seite<br />

einsehbar und am Dach teilweise überdeckt sind,<br />

haben die Vögel auch genügend Rückzugsmöglichkeiten.<br />

28


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Die Voliere des Rotmilans ist mit rund 6 m Höhe<br />

und einer Grundfläche von ca. 30 m 2 die grösste<br />

Voliere im Alpenvogelzoo. Die darin befindlichen<br />

Baumstämme und Bäumchen reichen bis zum<br />

Dach, so dass der Greifvogel hoch über den<br />

Köpfen der Besucher sitzen und das Gebiet im<br />

Auge behalten kann. Sandbäder, Boxen, Sitzbretter<br />

und ein Wasserbad vervollständigen die<br />

Einrichtung des Geheges, womit den Ansprüchen<br />

des Vogels – bis auf richtige Flugmöglichkeiten –<br />

Genüge getan wird.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

BärenPark Bern<br />

www.baerenpark-bern.ch<br />

Mit dem neuen Bärenpark in Bern gehört die unwürdige Haltung der Berner Bären im<br />

Bärengraben seit 2009 der Vergangenheit an. Den Syrischen Braunbären steht eine<br />

grosszügige Anlage am Hang der Aare zur Verfügung, die mit dem alten Bärengraben mittels<br />

eines unterirdischen Durchgangs verbunden ist. Der kleinere Graben wurde als Tiergehege<br />

aufgehoben und kann von den Besuchern besichtigt werden.<br />

Erfreulich ist, dass das aktive Füttern der Bären<br />

aufgegeben wurde. Ein wichtiger Schritt weg von<br />

„abhängigen Bettelbären“ hin zu „wilden Bären“,<br />

die ihr Futter selber suchen und dafür etwas<br />

leisten müssen. Aus Sicht der artgemässen<br />

Tierhaltung ein zentrales Anliegen, um den Tieren<br />

genügend Beschäftigung zu bieten. Positiv zu<br />

erwähnen ist auch der Umstand, dass das<br />

Bärenmännchen „Finn“ sterilisiert wurde und im<br />

Bärenpark künftig auf Nachwuchs verzichtet wird.<br />

Denn es gibt längst viel zu viele Braunbären in<br />

Zoos und Tierparks, so dass Jungtiere kaum mehr<br />

vermittelt werden können.<br />

Das Bärenmännchen „Finn“, seine Partnerin<br />

„Björk“ und deren Tochter, „Ursina“ können die<br />

ganze Anlage ganzjährig während 24 Stunden am<br />

Tag nutzen. Ihnen stehen ein grosses<br />

Schwimmbecken, Winterhöhlen, Kratzbäume,<br />

Kletterbäume, Sträucher und verschiedenste<br />

Bereiche und Ebenen zur Verfügung. Die Anlage<br />

ist aktuell noch etwas leer, weitere Strukturen wie<br />

Wurzelstöcke, Asthaufen etc. sind geplant und<br />

werden noch eingebracht. Dank der Grösse der<br />

Anlage können die Bären bei Bedarf genügend<br />

Abstand zu den Besuchern einnehmen und sich<br />

so zurückziehen.<br />

Mit dem Bärenpark Bern wurde an diesem<br />

schwierigen Ort, welcher als gegeben vorausgesetzt<br />

war, das Beste erreicht. Auch die<br />

Hauptstadt der Schweiz mit zahlreichen Gästen<br />

aus dem In- und Ausland kann nun mit gutem<br />

Gewissen behaupten, dass sie anstelle des<br />

Bärengrabens über eine tiergerechte Anlage verfügt.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Freilichtmuseum Ballenberg<br />

www.ballenberg.ch<br />

Im Freilichtmuseum Ballenberg bei Brienzwiler (BE) werden nebst über 100 jahrhundertealten<br />

Gebäuden aus allen Landesteilen der Schweiz 250 verschiedene Bauernhoftiere vor allem<br />

bedrohter einheimischer Rassen gezeigt. Dazu gehören bspw. die Pfauenziege, das<br />

Schwarznasenschaf, Rhätisches Grauvieh und Evolène-Rinder, Diepholzer Gänse und Appenzeller<br />

Barthühner, sowie das <strong>Schweizer</strong> Warmblut (das als Kutschpferd eingesetzt wird). Mit Ausnahme<br />

einer Voliere, in der Sittiche und Kanarienvögel gehalten werden, handelt es sich bei allen auf<br />

dem Ballenberg gezeigten Tieren um domestizierte Nutztiere. Die meisten Tiere werden gut bis<br />

sehr gut gehalten: Es stehen grosszügige Weiden, zertifizierte Stallsysteme und angeschlossene<br />

Koppeln zur Verfügung. Die Stallhaltung ist ebenfalls grösstenteils in Ordnung, wobei sie<br />

teilweise wohl einen Kompromiss zwischen den Anforderungen der <strong>Tierschutz</strong>verordnung und<br />

der historischen Detailtreue darstellt. Beim Freilichtmuseum handelt es sich um einen<br />

Sömmerungsbetrieb; die Tiere verbringen den Winter bei ihren Besitzern in Ställen ausserhalb des<br />

Ballenberg.<br />

Positive Beispiele<br />

Diverse Nutztiere<br />

Die Haltung der meisten Tiere ist gut bis<br />

vorbildlich. So verfügen die verschiedenen Hühner<br />

über mehrere, ständig zugängliche Stallungen, die<br />

allesamt vom Verband „Kleintiere Schweiz“<br />

zertifiziert sind und die Mindestanforderungen<br />

der <strong>Tierschutz</strong>verordnung übertreffen. An die<br />

Hühnerställe schliessen Aussengehege mit Sandbädern,<br />

Nippeltränken und erhöhten Sitzstangen<br />

sowie Versteckmöglichkeiten an. Die Aussengehege<br />

wiederum sind geöffnet, so dass die<br />

Hühner freien Auslauf auf dem gesamten Gelände<br />

des Freilichtmuseums (inkl. mancher historischer<br />

Ställe und Scheunen als Unterschlupf) geniessen<br />

können. Lediglich Hennen mit Küken werden zu<br />

ihrer eigenen Sicherheit (Füchse, Hunde) offenbar<br />

vorübergehend eingesperrt. Auch Gänse (mit<br />

eigenem Stall und Schwimmteich), Truten und<br />

Tauben (mit eigenem Schlag) geniessen grösstenteils<br />

Freilauf und –flug, und ihre Stallungen und<br />

Volieren sind ihren Bedürfnissen entsprechend<br />

eingerichtet.<br />

Rinder, Pferde, Maultiere, Esel, Ziegen und Schafe<br />

geniessen Weidegang, teilweise direkt an ihre<br />

Stallungen anschliessend, teilweise auch ohne<br />

direkten Stallzugang.<br />

Die Kühe und Kälber leben in Mutterkuhhaltung in<br />

der Herde. Die Ziegen und Schafe wechseln<br />

regelmässig die Weide.. Bei der während des<br />

Besuchs angetroffenen Ziegen-haltung auf einer<br />

Wiese fehlten Unterstände für sämtliche Tiere,<br />

sowie Klettermöglichkeiten. Dafür standen<br />

reichlich Auslauf in der Herde, eine Weide, sowie<br />

Tränken und Salzlecken zur Verfügung. Gemäss<br />

Parkleitung können die Ziegen an anderen Stellen<br />

31


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

auch klettern. Die Ziegen beim Kinderspielplatz<br />

können zusätzlich erhöhte Liegeplätze beim Stall<br />

sowie grosse „Holzrugel“ als Klettermöglichkeit<br />

nutzen.<br />

Vorbildlich ist der Innenbereich eines der<br />

Taubenschläge. Der grosszügige, saubere und<br />

trockene Innenraum mit Sandboden für die<br />

Gefiederpflege verfügt über verschiedene Sitzstangen<br />

in unterschiedlichen Höhen und über<br />

grosszügige Zellen für mehrere Zuchtpaare. In der<br />

anschliessenden Aussenvoliere gibt es weitere<br />

Sitzstangen, sowie eine Badegelegenheit. Einziger<br />

Wermutstropfen: Die Vögel sind in der Voliere<br />

eingesperrt. Die Tauben aus einem anderen<br />

Taubenschlag im Freilichtmuseum geniessen dagegen<br />

Freiflug…<br />

Die Koppeln für die Haus- und Wollschweine<br />

verfügen allesamt über Boxen, trockene Liegeplätze<br />

(Holzplanken) und Suhlen und haben<br />

Zugang zu den Koben im Inneren der angrenzenden<br />

Ställe. Die Koppel der Wollschweine<br />

ist auch topographisch etwas strukturiert<br />

(mehrere Terrassen, durch eingegrabene Baumstämme<br />

als Schwellen getrennt), und es steht<br />

Stroh als Beschäftigungsmaterial zur Verfügung.<br />

Gemäss Parkleitung werden die Schweine<br />

zusätzlich täglich mit frischem Gras versorgt.<br />

Allerdings haben sie keine Möglichkeit zu<br />

Weidegang, wo sie ihr natürliches Wühlbedürfnis<br />

ausleben könnten.<br />

Es macht den Anschein, als seien die meisten Tiere<br />

während der ganzen Saison auf den Weiden oder<br />

Koppeln. Eingestallt würden sie je nach Witterung,<br />

so die Tierparkleitung – im Sommer hauptsächlich<br />

bei zu grosser Hitze, im Frühjahr und Herbst<br />

nachts, wenn es kalt wird.<br />

Negative Beispiele<br />

Kaninchen<br />

An mehreren Orten werden – wohl der Geschichtstreue<br />

wegen – Kaninchen in klassischen,<br />

aber veralteten Käfigen gehalten, wie es auf<br />

Bauernhöfen leider lange Tradition war. Immerhin<br />

entsprechen die Stallungen den Vorgaben des<br />

Züchterverbands „Kleintiere Schweiz“: Es gibt<br />

keine (artwidrige) Einzelhaltung, jeweils zwei<br />

Boxen sind miteinander zu einer Doppelbox<br />

verbunden, und die Käfige sind mit minimalen<br />

separaten Rückzugsnischen, erhöhten Liegeflächen,<br />

Heuraufen und Tränken ausgestattet und<br />

gut eingestreut. Jedoch stellen solche Käfighaltungen<br />

eine massive Einschränkung der<br />

Bewegungsfreiheit der Tiere dar: Es fehlen Grabmöglichkeiten<br />

und der notwendige Platz zum<br />

Hoppeln, Rennen und Hakenschlagen, womit die<br />

Tiere ihre Muskulatur ausreichend gebrauchen<br />

könnten. Die Käfige sind ausserdem frontal und<br />

teilweise seitlich einsehbar, so dass die Tiere kaum<br />

Rückzugsmöglichkeiten vor den Besuchern haben.<br />

Die Vorgaben von „Kleintiere Schweiz“ für ihre<br />

zertifizierten Stallsysteme sind hier eindeutig<br />

ungenügend und entsprechen nicht einer artgerechten<br />

Kaninchenhaltung. Die Tiere benötigten<br />

insbesondere viel mehr Bewegungsspielraum, der<br />

ein richtiges Gruppenleben ermöglicht, sowie<br />

Grabmöglichkeiten, um Stollen und Bauten<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

anzulegen. Die angetroffene Haltung widerspricht<br />

auch den Informationen des Zürcher <strong>Tierschutz</strong>,<br />

der auf im ganzen Park verteilten Informationstafeln<br />

Auskunft zu den verschiedenen<br />

Tierarten, ihrer Lebensweise und ihren Haltungsansprüchen<br />

gibt. Gemäss Auskunft der Tierparkleitung<br />

werden die Kaninchen manchmal mit so<br />

genannten Kaninchenmobilen auf die Weide<br />

gelassen; es ist allerdings fraglich, wie oft die<br />

einzelnen Tiere davon profitieren, und ob dies<br />

ausreicht, um die beengte Haltung in den Boxen<br />

zu kompensieren!<br />

Fraglich ist ausserdem, ob auf die eher triste,<br />

wenig strukturierte und schattige Ziervogel-<br />

Voliere mit Sittichen und Kanarienvögeln nicht<br />

verzichtet werden könnte.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Juraparc, Vallorbe<br />

www.juraparc.ch<br />

Der Juraparc liegt im Jura in einem engen, wasserarmen Tal auf ca. 1000 m.ü.M.. Gehalten<br />

werden dort Braunbären, Wölfe, Bisons und Przewalskipferde. Die Gehege sind allesamt sehr<br />

grosszügig angelegt. Die Besucher können den Park über erhöhte Stege besuchen und die<br />

Tiere von dort aus beobachten.<br />

Aktuell wird der Park vergrössert, neue Besucherstege werden erstellt. Negative Beispiele von<br />

Tierhaltungen finden sich hier nicht.<br />

Positive Beispiele<br />

Bisons<br />

Die grossen Tiere aus den flachen Prärien<br />

Nordamerikas können ausgedehnte Weiden<br />

nutzen, die mit Wasserstellen versehen sind. Sie<br />

können bei Bedarf genügend Distanz zu den<br />

Besuchern einnehmen.<br />

Grösse her eher minimal (Wasserknappheit und<br />

wasserdurchlässiger Untergrund).<br />

Braunbären / Wölfe<br />

Die Braunbären leben gemeinsam mit Wölfen in<br />

mehreren Gehege. Diese können bei Bedarf für<br />

die Wölfe oder für beide Tierarten verbunden<br />

oder getrennt werden. Die Flächen sind gross<br />

genug, damit die Tiere sich ausweichen, das<br />

Gehege erforschen und herumwandern können.<br />

Ein Teil der Gehege besteht aus Weide,<br />

durchsetzt mit grossen Felsblöcken, der andere<br />

Teil aus einem steilen, felsigen Waldstück. Zur<br />

Futtersuche bietet das Gehege viele Strukturen<br />

wie Asthaufen, Totholz, Gebüsche etc. Die<br />

Wasserstelle wurde vergrössert, ist von der<br />

Dank der Gemeinschaftshaltung sind die Tiere<br />

dauernd gefordert und beschäftigt, indem sie<br />

immer wieder mit der Artgenossen oder Tieren<br />

der anderen Tierart zusammentreffen, sich<br />

orientieren müssen, wer da vorbei geht. Ein gutes<br />

Beispiel einer für Besucher interessanten und für<br />

Tiere artgemässen Haltung.<br />

Przewalskipferde<br />

Auch diese Tiere leben in einer artgemässen<br />

Gruppe in grosszügigen Gehegen, welche ihren<br />

Bedürfnissen gerecht wird. Sie können eine<br />

ausgedehnte Weide nutzen, die ihnen rennen,<br />

galoppieren und weiden ermöglicht. Ein<br />

Witterungsschutz (Regen, Sonne) ist vorhanden.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Johns kleine Farm, Kallnach<br />

www.johnskleinefarm.ch<br />

Dieser kleine Tierpark hält - trotz der beschränkten Möglichkeiten - seine Tiere gut. Die<br />

Verantwortlichen sind stets bemüht, die Gehege zu optimieren und Verbesserungen werden<br />

laufend realisiert. Aktuell wird die Vergrösserung und Verbesserung der Luchs- und Uhuhaltung<br />

geplant. Negative Beispiele von Tierhaltungen finden sich keine in Kallnach. Johns kleine Farm<br />

hat sich spezialisiert auf Erfahrungen für Sehbehinderte (Blindenschrift, Touch-Boxen). Ein sehr<br />

erfreuliches Engagement.<br />

Positive Beispiele<br />

Dachs / Fuchs<br />

Waschbären, Iltisse<br />

Eine grosszügige Gemeinschaftsanlage, mit<br />

Verstecken, Klettermöglichkeiten und vielfältigen<br />

Strukturen. Die Bedürfnisse der Tiere werden<br />

berücksichtigt, sie könne Futter suchen, sich<br />

verstecken, klettern etc. Die alte, kleine Wasserstelle<br />

wurde durch einen sprudelnden Bach, der<br />

in einen Teich fliesst ersetzt. Diese neue Struktur<br />

im Gehege bietet den Waschbären und Iltissen<br />

eine zusätzliche, artgemässe Beschäftigungsmöglichkeit.<br />

Ein reich strukturiertes Gehege, das erweitert<br />

wurde und manchmal ein Suchen der Dachse und<br />

der Füchse nötig macht. Oft sind sie nicht zu<br />

sehen, da sie sich in ihrer Box, im Stall oder in<br />

einem Versteck aufhalten. Im gemeinsamen<br />

Gehege von Fuchs und Dachs stehen den Tieren<br />

Höhlen, erhöhte Liegeflächen und Rückzugsboxen<br />

zur Verfügung. Der neue Teil kann bei<br />

Bedarf abgetrennt werden. Die erhöhten<br />

Rückzugsboxen sind so konstruiert, dass sie nur<br />

von den Füchsen genutzt werden können, was<br />

ihnen einen sicheren Rückzugsort gibt. Das<br />

Gehege ist mit viel Astmaterial, Büschen und<br />

Altholz sehr gut strukturiert. Die Tiere können<br />

sich bei Bedarf gut vor Artgenossen oder der<br />

anderen Tierart zurückziehen oder ihnen<br />

ausweichen. Geplant ist eine zusätzliche<br />

Erweiterung, sobald das Nachbarsgehege frei<br />

wird (Zebu-Rinder werden abgegeben).<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Stachelschwein<br />

Das Gehege der Stachelschweine wurde neu<br />

gebaut und an einen sonnigeren Standort<br />

gezügelt. Neu steht den Tieren ein ca. 80 m 2<br />

grosses Gehege zur Verfügung mit einer Höhle<br />

als Rückzugsort, in welcher die Tiere richtig<br />

graben können. Die Anlage ist abwechslungsreich<br />

gestaltet mit unterschiedlichen Ebenen und<br />

verschiedenem Untergrundmaterial (grober<br />

Beton zur „Krallenpflege“, Holzschnitzel, Sand,<br />

Erde). Reichlich Astmaterial bietet Sichtschutz und<br />

Beschäftigung.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Papiliorama / Nocturama, Kerzers<br />

www.papiliorama.ch<br />

Das Zentrum dieses speziellen Zoos in der Schweiz bilden das Papiliorama und das Nocturama,<br />

zwei riesige runde Gebäude, in denen zahlreiche Tiere gehalten werden, sowie der „Jungle Trail“,<br />

ein auf mehreren Ebenen begehbarer Regenwald. Das Engagement für den Schutz des Tropenwald-Schutzgebiets<br />

„Shipstern“ in Belize, sowie die Bildung (Führungen, Schulklassen etc.) werden<br />

in Kerzers gross geschrieben.<br />

Positive Beispiele<br />

Papiliorama<br />

(Schmetterlinge, Vögel, Fische)<br />

konstruiert, dass es nur sehr wenig Licht einlässt<br />

und eine „Vollmond-Beleuchtung“ imitiert. Die<br />

richtige Nacht wird mittels Kunstlicht für die Tiere<br />

zum „Tag“. Hierdurch lassen sich die vorwiegend<br />

nachtaktiven Tiere wie Baumstachler, Brillenkaiman,<br />

Wickelbär, Faultier und Fledermäuse bei<br />

sehr wenig Dämmerlicht beobachten.<br />

Im Nocturama gibt es verschiedene Gehege, die<br />

meisten einigermassen grosszügig erbaut mit den<br />

nötigen Strukturen (verschiedene Bodensubstrate,<br />

Kletterstrukturen, Verstecke, etc.), welche die verschiedenen<br />

Tierarten für ein artgemässes Leben<br />

benötigen. Manche Gehege (z.B. der Baumstachler)<br />

sind aber doch etwas kahl und von<br />

Kunstbeton beherrscht. Fledermäuse fliegen frei<br />

im ganzen Gebäude herum.<br />

Hier leben unzählige, exotische Schmetterlinge,<br />

einige Vogelarten (z.B. Enten und Zwergwachteln)<br />

und verschiedene Fische, u.a. auch Süsswasser-<br />

Rochen, in den Weihern. Die Tiere können sich<br />

alle frei bewegen, auch den Vögeln ist ein<br />

artgemässes Fliegen möglich. Mit seinen Teichen,<br />

seiner Tropenwaldvegetation, den vielen Blüten<br />

und dem schwül-warmen Klima kommt das<br />

Papiliorama dem natürlichen Lebensraum in Belize<br />

sehr nahe.<br />

Nocturama<br />

(Ozelot, Anakonda, Greifstachler,<br />

Faultier, Gürteltier, Nachtaffen)<br />

Das Pendant zum Papiliorama mit Tageslicht<br />

bildet das Nocturama, bei dem der Tages- und<br />

Nachtrhythmus künstlich umgekehrt wird. Das<br />

Dach ist im Gegensatz zum Papiliorama so<br />

Das Gehege des Ozelot verfügt über ein Aussengehege,<br />

das in den Dämmerstunden geöffnet<br />

wird. Trotzdem ist die Haltung dieser relativ<br />

grossen Katzen eher minimal vom Platzangebot<br />

her, da die Tiere den Grossteil des Tages ausschliesslich<br />

im Innengehege verbringen.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Beim Besuch zeigte ein Ozelot lange anhaltendes,<br />

stereotypes Hin- und Hergehen an der Gehegegrenze<br />

(Glasscheibe). Diese Verhaltensstörung<br />

kann als Hinweis auf eine ungenügende Haltung<br />

gedeutet werden.<br />

Begegnungszone „Tier und Kind“<br />

(Esel, Hängebauchschwein, Hühner, Zwergziegen,<br />

Hauskaninchen, Pfauen, Enten)<br />

Einheimische Schmetterlinge<br />

Diese Aussenanlage ist sehr gut konzipiert und<br />

erlaubt Kindern und Erwachsenen mit den Tieren<br />

auf Tuchfühlung zu gehen. In dieser Zone sind<br />

ausschliesslich domestizierte Tiere gehalten, die<br />

sich in der ganzen Anlage frei bewegen können.<br />

Für die verschiedenen Tiere stehen diverse Ställe<br />

zur Verfügung. Die Besucher sind auf einem Weg<br />

geleitet, welcher mit einer roten Linie begrenzt ist.<br />

Die Regel gilt, dass sich die Menschen auf der<br />

einen Seite der roten Linie aufhalten müssen und<br />

somit die Tiere den Grossteil des Geheges für sich<br />

nutzen können und den Kontakt mit Menschen<br />

selber wählen. Es gilt zudem richtigerweise ein<br />

Fütterungsverbot.<br />

Wollschweine<br />

Die robusten Schweine leben in einem grosszügigen<br />

Aussengehege, in welchem sie nach Lust<br />

und Laune wühlen können. Eine grosse Schlammsuhle<br />

in der Mitte ermöglicht ihnen auch eine<br />

artgemässe Körperpflege (Abkühlung im Sommer,<br />

Schutz gegen Parasiten), genügend Scheuermöglichkeiten<br />

sind vorhanden.<br />

Eine tolle, einmalige Anlage stellt die Voliere mit<br />

den einheimischen Schmetterlingen dar, welche<br />

für die Besucher begehbar ist.<br />

Das mit einem feinen Maschendraht überspannte<br />

Areal beherbergt viele Tagfalter aus unserer<br />

Natur, die aus nächster Nähe beobachtet werden<br />

können und den ganzen Raum frei nutzen<br />

können. Auch Reptilien wie Mauereidechsen sind<br />

in diesem schön gestalteten Lebensraum zu<br />

beobachten.<br />

Jungle Trail<br />

In dieser Regenwald-Halle wird ein Ausschnitt aus<br />

dem tropischen Regenwald von Belize nachgestellt.<br />

Verschiedenste Vogelarten, Fische und<br />

Reptilien leben in diesem grosszügigen Freigehege.<br />

Die Besucher können das Gelände auf<br />

geführten Wegen begehen und von einem Baum-<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

weg aus auf das Kronendach hinab blicken. In<br />

angrenzenden, grösstenteils tiergerecht strukturierten<br />

Gehegen leben u.a. Halsband-Pekaris<br />

(südamerikanische Nabelschweine), Nasenbären,<br />

sowie eine Tayra (südamerikanische Marder-Art).<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo du Bois du Petit Château,<br />

La Chaux-de-Fonds<br />

www.mhnc.ch<br />

Beim Zoo in La Chaux-de-Fonds handelt es sich um eine mittelgrosse Institution. Es werden<br />

relativ viele Tierarten gehalten in unterschiedlich tierfreundlichen Gehegen. Insbesondere die<br />

Wildgehege sind grosszügig und naturnah angelegt. Dagegen stammen etliche kleinere<br />

Haltungseinheiten, bspw. der Steinmarder oder der Reptilien im Vivarium aus früheren<br />

Jahrzehnten, sind für die darin lebenden Tiere eher zu klein und wirken mit viel Beton oder<br />

Kunstpflanzen auf den Besucher wenig tierfreundlich. Die neue Leitung des Zoos ist jedoch<br />

bestrebt die teilweise veraltete Tierhaltung gemäss dem Konzept „mehr Platz, weniger Tiere“ zu<br />

verbessern. Das Informations-Konzept des Zoos ist gut: Neue Schilder verraten viel<br />

Wissenswertes über die Tiere und den Artenschutz, und der Zoo arbeitet im pädagogischen<br />

Bereich eng mit dem Naturhistorischen Museum der Stadt zusammen, das künftig auf dem<br />

Zoogelände untergebracht werden soll. Der Tierpark betreibt ausserdem eine der grössten<br />

Wildtier-Auffangstationen der Romandie und ist u.a. ein Kompetenzzentrum für die Pflege<br />

kranker und verletzter Greif- und Singvögel, sowie Fledermäuse.<br />

Positive Beispiele<br />

Fuchs<br />

Damhirsche<br />

Die Hirsche leben in einem relativ grossen Gehege,<br />

welches aus einer Wiese mit einigen<br />

Bäumen besteht. Ein Chalet-änliches Gebäude<br />

dient als Stall, der frei zugänglich ist.<br />

Das Gehege ist grosszügig gebaut. Die Tiere<br />

können herumstreifen und sich artgemäss verhalten.<br />

Grosse Bäume liefern im Sommer den<br />

nötigen Schatten, der Waldboden mit zahlreichen<br />

Felsbrocken den richtigen Untergrund und genügend<br />

Unterschlüpfe. Eine gelungene Haltungseinheit.<br />

Streichelzoo (Zwergziegen, Esel)<br />

Die Begegnungszone für Kinder und Tiere ist sehr<br />

grosszügig gestaltet mit einem grossen, abgetrennten<br />

Bereich, welcher nur den Tieren zugänglich<br />

ist. Im Gehege leben Zwergziegen und<br />

Esel.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Steinbock<br />

Dem kleinen Steinbockrudel steht ein relativ<br />

grosses Gehege mit einem steilen, grossen<br />

Kletterfelsen und einem grosszügigen Unterstand<br />

mit Heuraufen und erhöhten Liegeflächen zur<br />

Verfügung. Der steinige Untergrund ermöglicht<br />

eine artgemässe Abnutzung der Hufschalen;<br />

spärliche Grasflächen entsprechen den alpinen<br />

Rasen des natürlichen Verbreitungsgebiets.<br />

Anmerkungen<br />

Die im Folgenden beschriebenen Tierhaltungen<br />

sind bezüglich ihrer Tiergerechtigkeit, aber auch<br />

bezüglich der pädagogischen Wirkung in Bezug<br />

auf die Tierhaltung, verbesserungswürdig. Die<br />

neue Tierparkleitung ist sich der Problematik aber<br />

durchaus bewusst und bestrebt, Verbesserungen<br />

herbeizuführen.<br />

Vivarium<br />

Im Vivarium sind verschiedenste Tierarten – u.a.<br />

eine grosse Sammlung giftiger Schlangen –<br />

aneinandergereiht. Die verschiedenen Terrarien<br />

sind zum Teil für die grösseren Tierarten<br />

(Anakonda, Netzpython) eher zu klein. Die<br />

Haltung von Krokodilen wurde sinnvollerweise<br />

aufgegeben; in dieser Anlage leben nun<br />

Schmuckschildkröten. Die Terrarien an sich sind<br />

gut, allerdings aus Hygienegründen gänzlich mit<br />

künstlichen Materialien und Pflanzen strukturiert,<br />

verfügen über Rückzugsbereiche, wo die Tiere vor<br />

den Besuchern ungestört sind, und eine<br />

„rotierende“ Heizung, welche die wandernde<br />

Sonneneinstrahlung imitiert und die Tiere veranlasst,<br />

sich wie in freier Natur regelmässig zu<br />

deplatzieren. Eine Beschränkung auf weniger<br />

Tierarten in grösseren Gehegen wäre allerdings<br />

angebracht. Mit dem geplanten Neubau des<br />

Naturhistorischen Museums auf dem Areal des<br />

Zoos soll auch das Vivarium rundum erneuert<br />

werden.<br />

Europäischer Fischotter und Zwergotter<br />

Die beiden Fischottergehege grenzen aneinander,<br />

die Innengehege sind im gleichen Gebäude<br />

untergebracht. Das Aussengehege der Zwergotter<br />

besteht aus einem Betonteich mit einer Insel und<br />

einem anschliessenden, ebenfalls betonlastigen<br />

Gehegeteil. Die beiden Gehegeteile werden aber<br />

alternierend von den Zwergottern (beschlagnahmte<br />

Tiere aus einem Schmuggelfall) sowie<br />

einem einzelnen, weiblichen Europäischen Fischotter,<br />

der für das Erhaltungszuchtprogramm vorgesehen<br />

ist, genutzt. Daher können zurzeit nicht<br />

alle Tiere ganzzeitig das gesamte Gehege nutzen.<br />

Auf der Insel befinden sich ein paar Steine, der<br />

Boden ist mit Holzschnitzeln eingestreut. Das<br />

Gehege wurde vor zwei Jahren um rund 170 m2<br />

erweitert und enthält nun auch Büsche und einige<br />

natürliche Versteckmöglichkeiten im Freien. Somit<br />

wurde der Hauptkritikpunkt des alten Fischottergeheges<br />

beseitigt und könnte die Tierhaltung<br />

als genügend bezeichnet werden, wenn allen<br />

Tieren das ganze Gehege zur Verfügung stünde.<br />

Bereits geplant und teilweise in Realisierung ist<br />

der Neubau eines eigenen Zwergotter-Geheges,<br />

so dass die Fischotter künftig das ganze<br />

erweiterte Gehege nutzen können (vorgesehen ist<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

die Aufnahme eines Männchens und die Zucht im<br />

Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms EEP).<br />

Braunbären<br />

Die Bärenhaltung ist schlicht nicht mehr<br />

zeitgemäss. Einer der in dem Gehege gehaltenen<br />

Bären zeigt zeitweise ein stark stereotypes<br />

Verhalten (Auf- und Ablaufen). Allerdings wurden<br />

in den letzten Jahren einige Verbesserungen<br />

vorgenommen und soll die Bärenhaltung nach<br />

dem Ableben der jetzt noch hier lebenden, alten<br />

Tiere gänzlich aufgegeben werden. Neu befindet<br />

sich eine rund 3.6 m hohe hölzerne Kletterstruktur<br />

im Gehege, welche den Tieren artgemässes<br />

Klettern ermöglicht. Zudem können sie von dort<br />

oben die vom Wind herbeigetragenen Gerüche<br />

aus der Umgebung besser wahrnehmen, was<br />

ebenfalls zur Bereicherung beiträgt.<br />

Der Grossteil des Bodens ist betoniert, ein Teil mit<br />

Holz-schnitzeln eingestreut, um den Bären ein<br />

wenig Grabmöglichkeiten zu bieten. Demnächst<br />

zu realisierende Umbauten sehen vor, dass künftig<br />

der ganze Gehegeboden aus Holzspänen statt<br />

Beton bestehen soll. Als Beschäftigungsobjekte<br />

dienten bis vor Kurzem noch Autoreifen und<br />

orange Markierungshüte im Gehege. Unterdessen<br />

werden aber spezielle Bärenspielzeuge verwendet,<br />

u.a. eine Hängematte, hohle Kugeln zum Verstecken<br />

von Futter, sowie elastische Seile, um<br />

Futter in den Kletterstrukturen aufzuhängen.<br />

Zusätzlich werden den Tieren regelmässig „Bären-<br />

Glacés“ aus Eis mit darin eingefrorenen Fischen<br />

und Früchten angeboten. Zwei liegende Baumstämme<br />

schliessen die Möblierung ab, zwei kleine<br />

Wasserbecken ermöglichen aber leider kein<br />

richtiges Schwimmen. Das eine Wasserbecken soll<br />

demnächst deutlich vergrössert und vertieft<br />

werden.<br />

Der Zoo hat 2012 eine kanadische Bären-<br />

Spezialistin, Else Poulsen, für eine Beratung beigezogen.<br />

Gemäss ihren Ratschlägen sollen bis<br />

Ende <strong>2013</strong> insgesamt folgende weitere Verbesserungen<br />

im Gehege vorgenommen werden:<br />

- Anpassung des Ernährungsplanes, um die natürlichen<br />

Variationen im Lauf der Jahreszeiten besser<br />

wiederzugeben (erfüllt);<br />

- Schaffung eines natürlichen Bodenbelags mit<br />

Rindenmull (teilweise erfüllt);<br />

- Neue, besser geeignete Winterhöhlen (teilweise<br />

erfüllt);<br />

- Vergrösserung des Wasserbeckens (geplant).<br />

Wünschenswert aus Sicht des <strong>STS</strong> wäre zudem<br />

eine bessere Strukturierung des Geheges mittels<br />

Büschen, Flächen mit hohem Gras oder alten<br />

Wurzelballen. Sollten diese Anpassungen bis <strong>2013</strong><br />

vorgenommen und die Bärenhaltung mittelfristig<br />

aufgegeben werden, kann man davon ausgehen,<br />

dass die ungenügende Bärenhaltung in La Chauxde-Fonds<br />

bald definitiv der Vergangenheit angehört.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Raubtierpark Strickler, Subingen (SO)<br />

www.raubtierpark.ch<br />

Der Raubtierpark in Subingen (SO) stellt rund 30 Grossraubtiere zur Schau – Tiger, Leoparden,<br />

Löwen, Pumas, sowie einen Kragenbären. Der Park stellt den Anspruch, dem Besucher nahen<br />

Kontakt zu Grossraubtieren zu ermöglichen und seine Tiere zu beschäftigen, indem sie<br />

regelmässig in der Manege vorgeführt werden. Auf einer Fläche von 12`000 m 2 werden rund 30<br />

Grosskatzen gehalten, was – Wege und Wirtschaftsgebäude nicht eingerechnet – eine Fläche von<br />

etwa 300 m 2 pro Tier ergibt. Das ist zwar deutlich mehr, als die minimalistische<br />

<strong>Tierschutz</strong>verordnung erfordert, jedoch sind die einzelnen Gehege eher klein, und es leben darin<br />

oft ganze Raubtiergruppen. Sämtliche Tiere werden in sogenannter „hands on“-Haltung gehalten,<br />

d.h. sie sind handzahm gegenüber ihrem Tierlehrer, Herrn René Strickler. Dies ermöglicht gemäss<br />

Herrn Strickler eine intensive Beschäftigung, stressarmes Handling (z.B. bei Gesundheitschecks<br />

und Routineeingriffen), emotionale Motivation und genaue gesundheitliche Überwachung. Im<br />

Gegensatz dazu steht die „hands-off“-Haltung der grossen Zoos, wo die Grosskatzen nicht<br />

gezähmt werden und sich weiterhin wie Wildtiere verhalten. Vorteil dieser Haltung ist, dass sie<br />

dem Publikum eher vermittelt, dass es sich um Wildtiere handelt und man nicht Gefahr läuft, die<br />

Tiere zu vermenschlichen. Nachzuchten aus „hands-off“-Haltung sind auch viel eher für ein<br />

Erhaltungszuchtprogramm geeignet.<br />

Der <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> vertritt die Ansicht, dass die Tierhaltung den Ansprüchen des<br />

Wildtieres Genüge tun muss und Wildtiere wie Grosskatzen nicht gezähmt werden sollten. Denn<br />

eine „hands-on“-Haltung läuft Gefahr, nicht<br />

domestizierte und nicht domestizierbare Tierarten<br />

wie Haustiere zu präsentieren und damit<br />

weder die artspezifischen Haltungsansprüche zu<br />

gewährleisten, noch einen realistischen Beitrag<br />

zum öffentlichen Bewusstsein für die Lebensweise<br />

und Bedrohung dieser Tierarten zu leisten.<br />

Die Auftritte in der Manege mögen eine wichtige<br />

Bereicherung des Alltags in den relativ kleinen<br />

Gehegen sein, doch können sie weder das<br />

natürliche Verhaltensrepertoire ersetzen, noch<br />

ungenügende Haltungsbedingungen verbessern.<br />

Positive Beispiele<br />

Leoparden<br />

Den beiden Leoparden stehen rund 400 m 2<br />

Aussenfläche zur Verfügung. Ein Steinhaufen und<br />

darauf montiertes Astwerk geben den Tieren<br />

Möglichkeiten zum Klettern, wie auch zum<br />

Rückzug vor Sonne, Witterung oder Publikum. Das<br />

hohe Gras gibt den Tieren zusätzliche Deckung,<br />

und bei Regenwetter füllt sich ein natürlicher<br />

Tümpel im Gehege. Bisweilen werden die<br />

Leoparden über ein mobiles Tunnelsystem in das<br />

43


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

ebenfalls rund 400 m 2 grosse Aussengehege der<br />

Löwen gelassen, wenn diese nicht draussen sind.<br />

So können sie neues Terrain erkundigen, die<br />

Duftmarken der Löwen inspizieren und ihre<br />

eigenen Markierungen hinterlassen. Grundsätzlich<br />

wären in dem Gehege aber zusätzliche<br />

Klettermöglichkeiten und mehrere – auch für Besucher<br />

nicht einsehbare – Ebenen wünschenswert.<br />

Löwen<br />

In insgesamt drei Gehegen werden Löwen<br />

gehalten. Jeweils zwei Löwenpaare verfügen über<br />

Gehege mit rund 400 m 2 Grundfläche; eine weitere<br />

Löwin lebt alleine in einem benachbarten,<br />

kleineren Gehege. Die Einzelhaltung dieser Löwin<br />

ist nicht artgerecht, doch versteht sich das Tier<br />

offenbar nicht mit dem Rest des Rudels, so dass<br />

nur indirekter Kontakt (Sicht, Geruch, Laute) durch<br />

Gitterstäbe möglich ist. Eine Integration in eine<br />

andere Löwengruppe ist grundsätzlich schwierig,<br />

da Löwen i.A. keine neuen Rudelmitglieder von<br />

aussen akzeptieren.<br />

Auch die Löwen verfügen in ihren Gehegen über<br />

hohes Gras, Rückzugs- und einige wenige<br />

Klettermöglichkeiten. Gut sind die grosszügigen,<br />

erhöhten Liegeplätze, welche den Tieren den<br />

Ausblick über das gesamte Gelände und weit<br />

darüber hinaus ermöglichen. Auch natürliche<br />

Wasserstellen (die jedoch nur bei Regenwetter<br />

vorhanden sind) und Innenräume stehen zur<br />

Verfügung. Durch unregelmässige „Besuche“ der<br />

zwei Leoparden in ihrem Gehege werden die<br />

Löwen zu Territorialverhalten angeregt.<br />

Anmerkungen<br />

Bengal- und Sibirische Tiger<br />

In mehrere Gehege verteilt befinden sich gemäss<br />

Information des Raubtierparks insgesamt zehn<br />

Bengal- und zwei Sibirische Tiger. Drei Tiger teilen<br />

sich ein Gehege von 400 m 2 ; einzelne Bengaltiger<br />

werden auf einer Fläche von jeweils etwa 300 m 2<br />

gehalten Die Gehege unterscheiden sich in ihrer<br />

Ausgestaltung – das grösste Gehege verfügt über<br />

eine Wasserstelle, Naturboden, Wiese und<br />

rudimentäre Kletter- und Versteckmöglichkeiten,<br />

während das kleinste Gehege ohne Rückzugsund<br />

Klettermöglichkeiten oder Wasserstellen ist<br />

und deutliche Spuren von häufigem Auf- und<br />

Ablaufen der Tiger aufweist. Eine eindeutige<br />

Stereotypie konnte aber zum Zeitpunkt des<br />

Besuchs nicht beobachtet werden.<br />

Negative Beispiele<br />

Kragenbär<br />

Für eine gute Bärenhaltung ist dieses Gehege zu<br />

klein und zu wenig strukturiert. Zwar handelt es<br />

sich bereits um ein sehr altes Tier (> 30 Jahre),<br />

jedoch sollte das Gehege künftig nicht mehr für<br />

die Bärenhaltung verwendet werden. Dazu ist es<br />

schlichtweg zu klein und zu wenig strukturiert. Es<br />

wären nebst mehr Platz Kletter-, Versteck- und<br />

Bademöglichkeiten sowie regelmässige Beschäftigung<br />

z.B. durch die Futtersuche notwendig.<br />

Eine sinnvolle Bereicherung des Alltags stellen für<br />

die verschiedenen Katzen mobile Käfigtunnels dar,<br />

die in wechselnden Kombinationen und unregel-<br />

44


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

mässig aufgestellt werden, so dass die Tiere<br />

andere Gehege betreten können. Durch die<br />

Unregelmässigkeit dieser Massnahme wird<br />

Gewöhnung vermieden. Jedoch sind auf der<br />

geringen Gesamtfläche des Parks zu viele<br />

Grosskatzen untergebracht, um den einzelnen<br />

Tieren wirklich artgerechte Bedingungen zu bieten<br />

(vgl. eingehende Feststellung zur „hands-on“-<br />

Haltung)!<br />

Pumas<br />

Die insgesamt 9 Pumas sind in fünf Teilgehegen<br />

untergebracht, von denen eines ein Innengehege<br />

ist. Drei Gehege sind durch Klapptüren und<br />

Tunnels miteinander verbunden, die aber zum<br />

Zeitpunkt der Besichtigung geschlossen waren, so<br />

dass jeweils zwei Pumas sich ca. 150 m 2 teilen<br />

mussten. Ein weiterer (blinder) Puma ist einzeln in<br />

einem gesonderten Käfig untergebracht, da er<br />

von seinen Artgenossen attackiert würde.<br />

Sämtliche Gehege sind klein, aber zumindest gut<br />

mit Klettermöglichkeiten und natürlichen<br />

Verstecken (Büschen, Felsen) ausgestattet. Da acht<br />

der neun Tiere untereinander gut verträglich sind,<br />

können deren Gehege durch Tunnels miteinander<br />

verbunden werden, so dass den Tieren zeitweise<br />

alle drei Gehege zur Verfügung stehen.<br />

Dem Auge des Parkbesuchers verborgen sind die<br />

Schlafräume der Grosskatzen, die sich in<br />

angebauten Schuppen oder ehemaligen<br />

Zirkuswagen befinden. Dort gibt es erhöhte<br />

Liegeplätze, weitere Rückzugsmöglichkeiten und<br />

Naturboden (Holzschnipsel), sowie teilweise auch<br />

Holzstücke zum Krallenwetzen.<br />

gearbeitet; die Alpakas werden regelmässig<br />

ausgeführt. Grosskatzen und Kleintiere scheinen<br />

sich aneinander gewöhnt zu haben und beachten<br />

sich kaum. Den Ziegen stehen Klettermöglichkeiten<br />

und Ställe, den Schweinen (offenbar nur bei<br />

Regenwetter) Suhlen zur Verfügung. Gerade bei<br />

grosser Sommerhitze wäre es aber wichtig, den<br />

Schweinen Suhlen anzubieten! Die Hunde leben in<br />

zwei Rudeln (erwachsene und junge Tiere) in<br />

Zwingern, haben aber Menschenkontakt, Auslauf<br />

und Beschäftigung und sind nicht aggressiv.<br />

Die Grosskatzenhaltung zu reinen Showzwecken<br />

entspricht überhaupt nicht den Vorstellungen des<br />

<strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> von einer sinnvollen und<br />

artgerechten Tierhaltung. Jedoch handelt es sich<br />

bei Herrn Stricklers Tieren grösstenteils um<br />

überzählige Zootiere, die ohne dieses „Asyl“<br />

eingeschläfert worden wären. Der wenige,<br />

vorhandene Platz wird mit einem durchdachten<br />

Raumkonzept optimal genutzt. Das Herzblut für<br />

seine Tiere und die Fachkenntnisse in der „handson“-Haltung<br />

sind bei Herrn Strickler eindeutig<br />

vorhanden.<br />

Allerdings steht die Zukunft des Raubtierparks<br />

derzeit in der Schwebe. Der Pachtvertrag in<br />

Subingen läuft <strong>2013</strong> aus. Es bestehen Pläne für<br />

einen neuen Standort mit sehr grosszügigen<br />

Grosskatzen-Anlagen, doch ist deren Realisierung<br />

derzeit noch offen. Der <strong>STS</strong> erwartet, dass mit<br />

dem Standortwechsel auch eine klare Verbesserung<br />

der Tiergehege verbunden wird<br />

(Flächen, verhaltensgerechte Strukturen).<br />

Im Raubtierpark werden auch Zwergziegen, Minipigs,<br />

Alpakas, Hühner und Hunde gehalten. Auch<br />

mit den Ziegen, Schweinen und Hunden wird<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Biel<br />

www.tierpark-biel.ch<br />

Der Tierpark Biel auf dem Bözingerberg oberhalb der Stadt Biel ist frei zugänglich. Es werden fast<br />

ausschliesslich einheimische Wildtiere gehalten. Ein kleiner Park mitten im felsigen Wald, der gute<br />

Möglichkeiten hat, seine Tiere artgemäss zu halten und diese grösstenteils auch nutzt.<br />

Positive Beispiele<br />

Wildschweine<br />

Diese einheimischen Paarhufer der Alpen werden<br />

in vorbildlichen Gehegen mit ausreichend Rückzugs-<br />

und Klettermöglichkeiten gehalten. Waldstücke,<br />

offene Wiese und felsige Steilhänge<br />

wechseln sich in beiden Gehegen ab und<br />

ermöglichen den Tieren sowohl das arttypische<br />

Klettern, als auch das ungestörte Äsen. Die<br />

Steinböcke teilen sich das Gehege mit einer<br />

Kolonie Murmeltiere.<br />

Negative Beispiele<br />

Luchs<br />

Die tiergerechte, sehr abwechslungsreiche Wildschweine-Anlage<br />

überzeugt. Sie ist grosszügig<br />

dimensioniert, in mehreren Gelände-Ebenen gut<br />

strukturiert und bietet den aktiven Tieren reichlich<br />

Wühlmöglichkeiten. Eine grosse Schlammsuhle,<br />

welche die Wildschweine ausgiebig nutzen, steht<br />

ebenfalls zur Verfügung.<br />

Das Luchsgehege ist deutlich zu klein und bietet<br />

der grossen Katze zu wenig interessante Bewegungs-,<br />

Versteck-, Beschäftigungs- und Erkundungsmöglichkeiten.<br />

Wirklich gute Rückzugsgebiete<br />

fehlen dem von Natur aus scheuen Tier.<br />

Auch die Platzierung direkt neben Parkeingang,<br />

Kinderspielplatz und Zwergziegenhaltung scheint<br />

ungünstig.<br />

Steinböcke, Gemsen<br />

Es gibt kaum eine Möglichkeit, sich im<br />

Aussengehege den Blicken der Besucher oder<br />

dem Lärm spielender Kinder zu entziehen. Der in<br />

dem Gehege lebende Luchs ist mit seinen etwa 14<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Jahren bereits ein „Senior“. Nach seinem Ableben<br />

soll das Gehege gemäss Parkleitung für eine<br />

andere Tierhaltung verwendet werden, z.B. für<br />

Wildkatzen. Aus <strong>Tierschutz</strong>sicht empfehlenswert<br />

wäre jedoch eher die Verwendung als Eulen- oder<br />

Rabenvoliere.<br />

Waschbär<br />

Die relativ neue Waschbäranlage ist zwar gut<br />

strukturiert und bietet den Tieren Klettermöglichkeiten,<br />

erhöhte Ruheflächen und auch ein<br />

paar Versteckmöglichkeiten. Die Grösse ist aber<br />

enttäuschend klein, das Gehege haben die Tiere in<br />

Kürze erkundet und abgeschritten. Schade, dass<br />

der vorhandene Platz nicht besser genutzt wurde<br />

und ein grösseres Gehege gebaut wurde.<br />

Anmerkungen<br />

Rot- und Sikahirsche, Reh<br />

Die Gehege der Hirschartigen sind zwar recht<br />

grosszügig im Wald angelegt, es fehlt ihnen aber<br />

eine Weide. Hirsche nutzen Weiden für<br />

stundenlanges Grasen ausgiebig, wenn sie zur<br />

Verfügung stehen. Die Hirsche sowie auch die<br />

sensiblen Rehe haben aber Rückzugsmöglichkeiten<br />

und können bei Bedarf auch genügend<br />

Distanz zu den Besuchern einnehmen.<br />

Rotfuchs<br />

Das Fuchsgehege befindet sich direkt neben dem<br />

Waschbärengehege. Eine bessere Trennung<br />

(Sichtschutz) zwischen den Gehegen wäre<br />

wünschenswert. Auch das Fuchsgehege ist von<br />

den Dimensionen her eher klein, aber recht gut<br />

strukturiert. Unter dem Fussgängerweg hindurch<br />

ist es mittels eines Kunstbaus mit dem alten,<br />

winzigen ehemaligen Fuchsgehege direkt neben<br />

dem Mehrzweckgebäude verbunden. Die Füchse<br />

haben so gute Möglichkeiten, sich auch „unter<br />

Tage“ aufzuhalten und zurückzuziehen, und<br />

kommen meist erst in der Dämmerung an die<br />

Oberfläche.<br />

Positiv ist die Gehegestrukturierung mit Felsblöcken,<br />

einem Unterstand, sowie einer grossen,<br />

gut genutzten Suhle für die Rothirsche. Auch<br />

Beschäftigungsmaterial (Äste zum Knabbern, Heu)<br />

steht ausreichend zur Verfügung.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Dählhölzli Bern<br />

www.tierpark-bern.ch<br />

Der Tierpark Dählhölzli in Bern ist einer der Vorzeige-Tierparks der Schweiz. Seit Jahren wird<br />

dem Motto «Mehr Platz für weniger Tiere» voll und ganz nachgelebt. Die neuen Anlagen<br />

bestechen durch ihre Grosszügigkeit und durch tiergerechte Strukturierungen und<br />

Einrichtungen. Die Zukunftsplanung des Tierparks sieht erfreulicherweise weitere Verbesserungen<br />

von Anlagen vor, welche in die Jahre gekommen sind.<br />

Positive Beispiele<br />

Wisent<br />

Papageientaucher<br />

Die im 2009 erbaute Anlage verfügt über ein<br />

grosses und tiefes Wasserbecken mit<br />

Wellenfunktion, das den Papageientauchern<br />

auch ein artgemässes Tauchen nach Futter<br />

erlaubt. Auch Fliegen ist in der Anlage möglich –<br />

wobei sich die Küstenseeschwalben als Langstreckenflieger<br />

mit einem beschränkten Raum<br />

begnügen müssen.<br />

Die Besucher können die Tiere von einem<br />

erhöhten Steg aus beobachten, was eine gute<br />

Sicht für die Menschen und genügend Distanz<br />

für die Tiere bedeutet. Die Wisente leben seit<br />

2008in einem weitläufigen Teil des Dählhölzli-<br />

Waldes – eine massive Verbesserung zur alten<br />

Anlage. Sie finden in dieser Anlage nicht nur<br />

genügend Bewegungsraum, sondern auch<br />

vielfältige Strukturen wie Kratzbäume,<br />

Wurzelstöcke ebenso wie Rückzugsorte, wo sie<br />

ungestört ruhen können. Das Gehege teilen sie<br />

sich mit einem Rudel Rothirsche.<br />

Waschbär / Marderhund<br />

Die Gemeinschaftsanlage ist sehr weitläufig an<br />

einem Abhang gelegen, verfügt über einen Bach<br />

und verschiedene Bodensubstrate. Die<br />

Waschbären dösen oft artgemäss hoch oben auf<br />

Bäumen, sind aber auch häufig bei der aktiven<br />

Futtersuche im Wald oder im Bachlauf zu<br />

beobachten. Gerade der natürliche Bach erlaubt<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

den Waschbären artgemässes Futtersuchen nach<br />

Wasserinsekten und deren Larven. Zahlreiche<br />

Unterschlüpfe, Verstecke und Aussichtsorte<br />

bieten den Tieren abwechslungsreiche Strukturen,<br />

die sie ausgiebig nutzen. Vier der<br />

insgesamt sechs Waschbären wurden durch den<br />

<strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> aus einer nicht<br />

artgerechten Haltung im Grimsel-Tierpark ins<br />

Dählhölzli vermittelt. Sämtliche Tiere sind<br />

kastriert, denn es soll nicht gezüchtet werden.<br />

Auch die Marderhunde können ihr natürliches<br />

Verhalten zur Futtersuche, Revier abschreiten,<br />

umherstreifen und so weiter ausleben.<br />

Sozialkontakte mit Artgenossen oder Tieren der<br />

anderen Art sind häufig zu beobachten.<br />

Insgesamt eine vorbildliche Waschbären- und<br />

Marderhundanlage.<br />

Seehunde<br />

Die Anlage ist grosszügig und stellt den Tieren<br />

ein Bassin zur Verfügung, dass schnelles<br />

Schwimmen und ausgiebiges Tauchen zulässt.<br />

Dank der Verbindung verschiedener Becken<br />

werden verschiedene, optisch getrennte<br />

Bereiche geschaffen. Liegeplätze an Land stehen<br />

den Tieren genügend und gut platziert zur<br />

Verfügung.<br />

Vivarium<br />

Im Vivarium leben verschiedenste, exotische<br />

Tierarten. Einige Vögel und Reptilien können<br />

sich im ganzen Vivarium frei bewegen, die<br />

übrigen (Klein)Affen-, Vogel- Fisch-, Reptilienund<br />

Amphibienarten sind in grosszügigen,<br />

artgemäss eingerichteten Terrarien und<br />

Aquarien untergebracht. In allen Anlagen stehen<br />

den Tieren genügend Platz, die richtigen<br />

Strukturen (Klettermöglichkeiten, Verstecke,<br />

Höhlen, Bassins – je nach Art) und das richtige<br />

Klima zur Verfügung. In einem Bereich sind<br />

Besucher und verschiedene Tierarten im selben<br />

Raum – die Tiere können den ganzen Raum<br />

«frei» nutzen, die Besucher stehen mitten in<br />

deren Lebensraum. Alles in allem bietet das<br />

Vivarium einen faszinierenden Einblick in<br />

tropische Naturräume.<br />

Braunbären<br />

Die beiden Ussurischen Braunbären „Masha“<br />

und „Misha“ (ein Staatsgeschenk aus Russland<br />

an die Stadt Bern) wurden als Waisen im<br />

russisch-chinesischen Grenzgebiet Primorje<br />

aufgefunden. Ihre Mutter fiel wahrscheinlich<br />

Wilderern zum Opfer.<br />

Seit Kurzem ist die neue Bärenanlage im<br />

Dählhölzli fertig gestellt. Ein modernes<br />

Besucherzentrum im Holzhaus-Stil empfängt die<br />

Besucher und bietet nebst vielen interaktiven<br />

Lernmöglichkeiten die Gelegenheit, durch<br />

grosse Glasscheiben direkt ins Bärengehege und<br />

das recht tiefe Wasserbecken zu schauen, wo die<br />

Bären zuweilen sogar Bachforellen jagen.<br />

Mit rund 6000 m 2 ist das neue Bärengehege<br />

doppelt so gross, wie früher. Das Gehege ist<br />

unterteilt in zwei grosse Teilgehege, die beide<br />

nur ein einzelnen Stellen einsehbar sind. Beide<br />

Gehege sind für die Bären ständig offen. Sie<br />

können darin einen sehr naturnahen<br />

Waldlebensraum mit hohen Kletterbäumen,<br />

Felsen, Unterschlüpfen, Gewässern und Asthau-<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

fen nutzen und haben viel Platz, um sich auch<br />

aus dem Weg zu gehen. Die Tiere werden zudem<br />

regelmässig dazu animiert, ihr Futter zu<br />

suchen bzw. zu „erarbeiten“. Im nächsten Jahr ist<br />

angrenzend an die Bärenanlage der Bau einer<br />

neuen Wolfsanlage geplant. Sie wird so erstellt,<br />

dass die Wölfe auch die Bärenanlage werden<br />

nutzen können.<br />

Fischotter<br />

Eine sehr naturnahe Haltungsanlage, die praktisch<br />

Freiland-Beobachtungen der ehemals auch<br />

in der Schweiz heimischen Marderartigen ermöglicht.<br />

Das Gehege besteht aus einem abgesperrten<br />

Uferbereich der Aare inkl. gestautem<br />

Flussanteil. Das steile Ufer ist bewaldet; Schilfund<br />

Gebüschgürtel ermöglichen den Ottern,<br />

weiträumig herumzustreifen und selber Nahrung<br />

zu suchen. Durch einfliegende Enten und<br />

Graureiher sowie Fische aus dem Fluss ist<br />

ständig für Sinnes- und Verhaltensreize im Gehege<br />

gesorgt. Die Fischotter leben am Ufer in<br />

selbst gegrabenen Höhlen und sind wie in freier<br />

Natur längst nicht immer sichtbar.<br />

Anmerkung<br />

Pinguine<br />

Die im <strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> 2011 noch beanstandete<br />

Haltung der Pinguine wurde aufgelöst und die<br />

Anlage zu einem grosszügigen Biotop für<br />

Europäische Sumpfschildkröten umgebaut.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Gäbelbach, Bern-Bethlehem<br />

Bei diesem winzigen Tierpark im Westen Berns, unterhalb der Wohnblöcke am Gäbelbach<br />

gelegen, handelt es sich um eine ziemlich in die Jahre gekommene Tierhaltung. Bis vor einem<br />

Jahr wurden noch Sikahirsche und Waschbären unter erbärmlichen Umständen gehalten – diese<br />

Haltungen wurden unterdessen aufgehoben. Nun werden im Tierpark Gäbelbach einzig noch ein<br />

paar Zwergziegen, Kaninchen und verschiedene Vögel (Haushühner, Sittiche, Tauben) gehalten.<br />

Einige der im letzten Jahr bemängelten Haltungen wurden etwas verbessert. Die meisten Gehege<br />

liegen direkt am Spazierweg und sind für freilaufende Hunde von allen Seiten her zugänglich.<br />

Den Ziegen stehen zwei unterschiedliche Gehege abwechselnd zur Verfügung. Im Hauptgehege<br />

(Wald) fehlen erhöhte Liege- und geeignete Klettermöglichkeiten. Die Unterstände und Liegebereiche<br />

wurden gegenüber dem Vorjahr offenbar etwas vergrössert. Zeitweise können die<br />

Ziegen eine Weide am gegenüberliegenden Hang nutzen, wo ihnen einige wenige Unterstände,<br />

Salzlecken und Tränken, sowie einige trockene Äste zum Schälen zur Verfügung stehen. Alles in<br />

Allem eine akzeptable Haltung dieser Tierart; allerdings fehlen Klettermöglichkeiten und höher<br />

gelegene Ruheplätze.<br />

Bei den Kaninchengehegen und Volieren wurden einige zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten<br />

installiert; bei den Kaninchen zusätzlich zwei Teilgehege miteinander verbunden und für einige<br />

Schattenplätze und Sichtschutzwände nach oben und zur Seite hin gesorgt. Grabgelegenheiten<br />

fehlen, jedoch haben die Tiere einige Zweige und etwas Heu zum Knabbern. Die Fasanenvoliere<br />

wurde aufgehoben und ist nun Teil des erweiterten Kaninchengeheges. Nebenan werden in zwei<br />

weiteren Volieren einige Haushühner, sowie nochmals ein paar Kaninchen gesondert gehalten.<br />

Eines der Kaninchen in der zweiten, kleineren Gruppe (ein grosser, schildpattfarbener Rammler)<br />

hat massive Ohrenprobleme – beide Ohren sind inwendig völlig verkrustet. Das Tier gehörte in<br />

fachgerechte Behandlung!<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Der ehemalige Waschbär-Zwinger wurde zu einer Voliere für Sittiche umfunktioniert und erfüllt<br />

diesen Zweck durchaus. Die verschiedenen Gestaltungselemente wie Baumstämme, Sitzäste,<br />

Klettermöglichkeiten, Sand und kleiner Brunnen ermöglichen eine tiergerechte Haltung einiger<br />

weniger, kleiner Vögel, und ermöglichen ihnen auch kurze Flüge.<br />

Die Informationsschilder wurden aktualisiert, enthalten aber ausser der Tierart und allgemeinen<br />

Fütterungsverboten keine weiteren Informationen. Am Eingang des Tierparks weist ein Schild<br />

darauf hin, dass man die Tiere wegen Tollwutgefahr nicht berühren solle – obschon die Tollwut<br />

seit den frühen Neunzigerjahren in der Schweiz nicht mehr auftritt. Dagegen fehlt ein Hinweis an<br />

die Hundehalter, ihre Tiere beim Passieren des Parks an die Leine zu nehmen.<br />

Bilder: Tierpark Gäbelbach / Berner Bär<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Harder, Interlaken (BE)<br />

Der Tierpark Harder liegt in Interlaken-Ost an der Talstation der Seilbahn Harder-Kulm. Er besteht<br />

aus lediglich zwei Gehegen, in denen Murmeltiere und Steinböcke gehalten werden. Die<br />

Steinbockhaltung im Harder blickt auf eine lange Tradition zurück. Tiere aus dem Tierpark Harder<br />

waren am Zuchtprogramm im Rahmen der Wiederansiedlung des Alpensteinbocks in der Schweiz<br />

beteiligt. Die Tiere werden grundsätzlich gut gehalten, wobei bei den Murmeltieren eine etwas<br />

interessantere Oberflächengestaltung des Geheges wünschenswert wäre. Sinnvoll wären zudem<br />

übersichtliche, an den jeweiligen Gehegen angebrachte Infotafeln zu den darin gehaltenen Tieren.<br />

Infotafeln entlang des Gehwegs von der Talstation Harder-Kulm, sowie neue Tafeln an den<br />

Tiergehegen sind geplant.<br />

Positive Beispiele<br />

Steinbock<br />

Stellen im Gehege. Das Gehege ist gross genug,<br />

dass sich die Steinböcke bei Bedarf weit vor den<br />

Besuchern zurückziehen und zudem ausgelassen<br />

herumspringen und laufen können – wovon sie<br />

auch reichlich Gebrauch machen, wie die<br />

übermütigen Horngefechte und Verfolgungsjagden<br />

der jungen Böcke zeigen! Die Tiere<br />

machen einen gesunden, zutraulichen und<br />

ausgeglichenen Eindruck.<br />

Das Steinbockgehege ist in drei miteinander<br />

verbundene Teilgehege unterteilt und umfasst<br />

eine Fläche von rund 2000 m 2 . Es liegt am Hang,<br />

und der gesamte Untergrund ist mit Steinplatten<br />

und –stufen ausgelegt. Zudem gibt es zwei<br />

mehrere Meter hohe Klettertürme aus Stein (wo<br />

sich die Tiere eindeutig bevorzugt aufhalten) und<br />

mehrere Ställe mit Heuraufen, Stroh und erhöhten<br />

Liegemöglichkeiten. Was fehlt, sind naturnahe<br />

Strukturen (z.B. Felswände, Felsbrocken), in und<br />

unter denen die Tiere auch Schatten und Rückzug<br />

finden könnten – dies ist derzeit nur in den Ställen<br />

möglich. Auf eine Weide wurde verzichtet, da der<br />

weiche Untergrund Klauenprobleme fördert. Die<br />

Steinböcke erhalten Heu in den Ställen und<br />

spezielles Steinwild-Kraftfutter an mehreren<br />

Anmerkungen<br />

Das Murmeltiergehege wirkt etwas leer, doch<br />

spielt sich ein grosser Teil des Murmeltier-Lebens<br />

unter dem Boden ab. Dort stehen den Tieren<br />

Kunstbauten zur Verfügung, und sie haben zudem<br />

die Möglichkeit, den Bau nach eigenem Belieben<br />

zu erweitern.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Auf einer von einem ca. 0.5 m tiefen Steingraben<br />

umgebenen Grasinsel von ca. 250 m 2 Fläche<br />

befinden sich ein kleiner Steinhaufen als Kletter-<br />

und Ausguckmöglichkeit sowie zwei hölzerne<br />

Unterstände von jeweils etwa 1 m 2 Fläche mit<br />

Futternäpfen. Ansonsten fehlen in dem Gehege<br />

aber Strukturen: weitere Kletter-, Ausguck-,<br />

Rückzugsmöglichkeiten, verschiedene Sonnenund<br />

Schattenplätze, Büsche, verschiedene Kräuter,<br />

Sträucher und Gräser zum Weiden und Knabbern<br />

wären grundsätzlich wünschenswert Allerdings<br />

zeigen die vielen Höhleneingänge, dass die<br />

Murmeltiere offenbar reichliche Möglichkeiten<br />

zum Graben haben und diese auch nutzen. Der<br />

Tierbestand soll <strong>2013</strong> durch Wildfänge aus dem<br />

Berner Oberland erneuert werden.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Langenthal<br />

www.vvl-langenthal.ch<br />

Beim Tierpark Langenthal handelt es sich in erster Linie um einen städtischen Hirschpark, am<br />

Ortsrand von Langenthal gelegen. In grosszügig angelegten Gehegen werden Sika-, Dam- und<br />

Rothirsche gehalten, ausserdem Wildschweine, Ponys und Zwergziegen. Die Tiere sind gut<br />

gehalten. Sie können jedoch von den BesucherInnen mit speziellem Futter von Hand gefüttert<br />

werden, welches der Tierpark gratis zur Verfügung stellt. Aus <strong>Tierschutz</strong>sicht sind solche<br />

Fütterungen als fragwürdig einzuschätzen: Zwar kann die angebotene Futtermenge dosiert<br />

werden, um Überfütterung zu vermeiden, jedoch können unterlegene Tiere am Zaun regelmässig<br />

weggedrängt werden. Obschon Schilder darauf hinweisen, dass nur mit parkeigenem Futter<br />

gefüttert werden darf, verleitet die Zahmheit der Tiere wahrscheinlich Spaziergänger dazu, den<br />

Hirschen auch anderes, ungeeignetes Futter – evtl. sogar in Plastiksäcken (Verschluckungsgefahr!)<br />

– anzubieten. Die Hirsche werden durch die Fütterung ausserordentlich zahm und zudringlich<br />

und betteln am Gitter richtiggehend um Futter. Es wird damit ein falsches und pädagogisch<br />

fragwürdiges Bild vom Wildtier Hirsch vermittelt.<br />

Positive Beispiele<br />

Hirschgehege<br />

verfügen über mehrere, ständig feuchte Suhlen,<br />

was vor allem bei grosser Sommerhitze für<br />

Abkühlung gerne genutzt wird. Insbesondere die<br />

Sika- und Damhirsche sind sehr zahm, laufen den<br />

Spaziergängern hinterher und betteln am Zaun<br />

um Futter.<br />

Zwergziegen<br />

Alle drei Hirschgehege sind grosszügig dimensioniert<br />

mit einzelnen Baumgruppen und<br />

schatten- und futterspendenden Eichen und<br />

Kastanien. Zahlreiche Baumstämme und Asthaufen<br />

geben Sichtschutz und ermöglichen den<br />

Tieren, sich mit dem Abschälen der Rinde zu<br />

beschäftigen. Als Rückzugsort und Unterstand<br />

dienen grosse Ställe mit Heuraufen. Weitläufige<br />

Wiesen stehen den Tieren zum Äsen zur<br />

Verfügung, sind aber aufgrund der eher hohen<br />

Hirschdichte sämtlich überweidet. Die Rothirsche<br />

Ein vorbildliches Gehege für die verspielten und<br />

bewegungsfreudigen Ziegen: Es stehen Steinhaufen,<br />

frische Zweige zum Knabbern und<br />

Klettergerüste zur Verfügung, ausserdem ein<br />

grosszügiger Stall mit höher gelegenen Liegeplattformen,<br />

ein gedeckter Unterstand, der tief mit<br />

Stroh eingestreut ist, Tränken, Salzlecken und<br />

Kratzbürsten. Zum Zeitpunkt des Besuchs waren<br />

viele Kitze vorhanden, die das ganze Areal zum<br />

ausgiebigen Spielen nutzten und von einzelnen<br />

„Ammen“ in eigentlichen „Kindergärten“ gehütet<br />

wurden, wie es auch bei den wilden Verwandten<br />

die Regel ist.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Anmerkungen<br />

Wildschweine / Keiler<br />

Auch das Wildschwein-Gehege ist grosszügig<br />

dimensioniert und interessant strukturiert<br />

(mehrere Teilgehege mit unterschiedlichem<br />

Untergrund, Suhlen, Beschäftigungsmaterial,<br />

Schatten- und Sonnenplätze, grosszügiger Stall).<br />

Der Keiler wird – naturgemäss – von der Rotte<br />

abgesondert gehalten. Das ihm zur Verfügung<br />

stehende Teilgehege ist allerdings sehr klein und<br />

wenig interessant, der Boden besteht aus<br />

Kieselsteinen; ein kleines Beton-Wasserbecken<br />

steht leer, und die Nische im Stallgebäude ist<br />

nicht eingestreut. Beschäftigungsmaterial wie<br />

Zweige, Äste, Suhlen oder Stroh fehlen. Hier wäre<br />

dringend ein grösseres Gehege notwendig, oder<br />

das Tier muss regelmässigen Auslauf in weitere<br />

der Teilgehege geniessen, wenn die Bachen und<br />

Frischlinge gerade nicht dort sind.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen<br />

www.seeteufel.chx<br />

Beim Seeteufel in Studen, am Rand eines Naturschutzgebiets mitten im Grünen gelegen,<br />

handelt es sich um eine Mischung aus kleinem Freizeitpark und mittelgrossem Zoo. Die<br />

Kinderspielplätze und Spielzeuge sind räumlich gut von den Tierhaltungen getrennt. Der Zoo<br />

überzeugt mit seinen vielen neuen, gut strukturierten Gehegen. Sämtliche Gehege sind<br />

zwischen 2.5-10 Mal so gross, wie die <strong>Tierschutz</strong>verordnung vorschreiben würde. Das im letzten<br />

<strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> kritisierte Luchsgehege wurde erfreulicherweise aufgehoben, heute leben dort<br />

Kapuzineraffen.<br />

Positive Beispiele<br />

Katta (Halbaffen)<br />

Das gut 120`000 Liter fassende Wasserbecken ist<br />

für die kleinen Tiere genügend gross und tief,<br />

damit sie ausgiebig darin schwimmen und<br />

tauchen können. Der Landteil ist gut strukturiert<br />

mit Verstecken, Klettermöglichkeiten, Ruheplätzen<br />

und verfügt über einen natürlichen<br />

Untergrund.<br />

Im Winter leben die Kattas zusammen mit<br />

Aldrabra- und Griechischen Landschildkröten im<br />

ehemaligen Orang-Utan-Gehege und verfügen<br />

somit als relativ kleine Tiere über genügend Platz.<br />

Kletterstrukturen und erhöhte Liegeplätze sind<br />

vorhanden. Seit 2011 haben die Kattas zudem die<br />

Möglichkeit, eine rund 600 m 2 grosse<br />

Aussenanlage mit hohen Bäumen, Kletterseilen<br />

und Unterstand zu benutzen.<br />

Weissbüschelaffen<br />

Eine gute, zweckmässige Haltung mit Nutzung<br />

der dritten Dimension für diese kletterfreudigen,<br />

kleinen Affen.<br />

Indische Krallenotter<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Positiv zu bewerten ist die Erneuerung gegenüber<br />

dem <strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> 2008: Das Gehege war von<br />

drei Seiten zugänglich, heute nur noch von zwei<br />

Seiten. Mit dieser Änderung wurde nicht nur das<br />

Gehege deutlich vergrössert, sondern den Tieren<br />

auch mehr Rückzugsmöglichkeiten gegeben,<br />

indem sie nicht dauernd mit Menschen<br />

konfrontiert sind, welche nahe an den Scheiben<br />

stehen. Seit 2011 steht den Affen nun auch ein<br />

rund 40 m 2 grosses Aussengehege mit<br />

Klettermöglichkeiten zur Verfügung, so dass sie<br />

die Wahl haben, ob sie sich Sonne oder Regen<br />

aussetzen oder lieber im Haus bleiben wollen.<br />

Kapuzineraffen<br />

Im ehemaligen Luchsgehege geniessen die sechs<br />

Kapuzineraffen seit Mai 2012 eine grosse<br />

„Sommerresidenz“, wo sie ausgiebig auf<br />

Sträuchern. Seilen und Ästen herumklettern<br />

können. Im Gehege gibt es ausreichend Ruheund<br />

Sonnenplätze, Rückzugsmöglichkeiten,<br />

erhöhte Sitzflächen und Wasserstellen (Bächlein).<br />

Die Tiere werden zusätzlich mit Futterspielen<br />

beschäftigt, indem sie z.B, Obst aus einem<br />

Bambusrohr erlangen müssen. Dabei setzen die<br />

cleveren Tiere auch Werkzeuge (Zweige) ein! Mit<br />

rund 220 m 2 Fläche und 5 m Höhe bietet die<br />

Anlage den Tieren viel mehr Platz, als das Gesetz<br />

vorschreibt.<br />

Fuchsmangusten<br />

Unterschlüpfe, Verstecken und Ausgucke zur<br />

Verfügung, welche sie fleissig nutzen. Nachts<br />

ziehen sie sich in Ställe oder Höhlen zurück.<br />

Afrikanische Zwergziegen<br />

Auf zwei sehr grosszügigen und gut<br />

strukturierten Anlagen werden reinrassige<br />

Afrikanische Zwergziegen gehalten. Im<br />

Schaugehege befinden sich rund 70 Tiere auf<br />

einer Fläche von gut 1500 m 2 . Die ganze Anlage<br />

bietet nebst einem grosszügigen Stall und<br />

Unterstand verschiedenste Äste und Baumstämme<br />

als Klettermöglichkeiten; ausserdem<br />

haben die Tiere Zugang zu einer Weide und<br />

einem grossen Gewässer.<br />

Im Streichelzoo werden ebenfalls Zwergziegen<br />

gehalten. Dieses Gehege ist unterteilt in einen mit<br />

Klettermöglichkeiten und Unterständen strukturierten<br />

Bereich, wo die Besucher sich den Tieren<br />

nähern dürfen, und eine grosse Weide, zu der nur<br />

die Tiere Zutritt haben. Die Ziegengruppe im<br />

Streichelzoo wird regelmässig ausgetauscht. Eine<br />

vorbildliche Haltung dieser kleinen Nutztiere!<br />

Ein geräumiges Gehege können diese flinken<br />

Tiere nutzen. Den Fuchsmangusten stehen viele<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Humboldt-Pinguine<br />

Seit 2011 gibt es im „Seeteufel“ eine neue<br />

Pinguin-Anlage. Die insgesamt neun Humboldt-<br />

Pinguine können einen relativ grosszügigen<br />

Landteil mit naturnahen Bruthöhlen nutzen. Ein<br />

Sonnensegel bietet Schutz vor der Hitze oder<br />

auch Regen. Im 1.5m tiefen, über 150`000 Liter<br />

Wasser fassenden und 36 m langen Wasserbecken<br />

können die Pinguine ausgiebig<br />

schwimmen. Es ist die einzige Pinguinanlage in<br />

der Schweiz, wo man das arttypische „Tümmeln“<br />

der Schwimmvögel an der Wasseroberfläche<br />

beobachten kann.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo Rothaus, Gampelen (BE)<br />

http://zoo-rothaus.ch/Mozilo/<br />

Beim Zoo Rothaus handelt es sich um einen kleinen, gepflegten Privatzoo nahe des Thielle-<br />

Kanals. Es werden zahlreiche Haus- und Wildtierarten auf relativ kleiner Gesamtfläche gehalten,<br />

jedoch sind die Gehege meist gut strukturiert, und der vorhandene Platz wird ausgenutzt und nur<br />

Tierarten nebeneinander gehalten, die verträglich sind (keine direkten Räuber-Beute-<br />

Nachbarschaften). Mit Ausnahme eines Ententeichs und der Gehege für Zwergziegen und<br />

Hausschweine sind die meisten Gehege in Form von Volieren inmitten einer Garten-Landschaft<br />

errichtet und beherbergen u.a. verschiedenes Hausgeflügel, Pfauen, Uhus und Nandus, aber auch<br />

Waschbären, Kattas, Landschildkröten, einen Serval, einen Luchs sowie eine Kolonie Hauskatzen.<br />

Die Durchlässigkeit der Volieren für Sperlinge oder Mäuse dürfte wohl insbesondere bei den<br />

Katzenartigen für natürliches „Enrichment“ sorgen! Sämtliche Gehege sind mit Info-Schildern zu<br />

den Tierarten versehen, verfügen über natürliche Vegetation und ebensolchen Untergrund,<br />

Strukturen, Rückzugsmöglichkeiten und Wasserbecken. Insbesondere die Wildtiergehege halten<br />

gegen die Besucherwege hin ausreichend Abstand, damit sich die Tiere zurückziehen können.<br />

Beispiele schlechter Tierhaltung gibt es in diesem Zoo nicht, und auch offensichtliche<br />

Verhaltensstörungen wurden bei keinem Tier beobachtet; einige Gehege könnten aber durchaus<br />

noch verbessert werden (siehe Anmerkungen).<br />

Positive Beispiele<br />

Kattas<br />

Verfügung stehenden Fläche nicht möglich. Die<br />

Voliere ist aber sehr gut strukturiert: der Boden<br />

mit hohem Gras bedeckt, in dem die Lemuren<br />

Kräuter und Knospen pflücken können. Das ganze<br />

Gehege ist gut mit Büschen, Kletterstangen, Ästen,<br />

Schaukeln, Reifen, Hängematten und Schlafboxen<br />

und höher gelegenen Etagen und Ausguckplätzen<br />

ausgestattet, so dass die Kattas nebst der<br />

Grundfläche auch die dritte Dimension gut nutzen<br />

und sich am Morgen artgemäss sonnen können.<br />

Hauskatzen-Kolonie<br />

In dem Gehege leben auf einer Grundfläche von<br />

ca. 120 m2 Aussengehege und einem angeschlossenen,<br />

etwa nochmals ein Drittel davon<br />

messenden Innengehege nur drei Kattas. Eine<br />

(artgemässere) Haltung im „Clan“ (mehrere<br />

Mutterfamilien und diesen angeschlossene<br />

Männchen zusammen) ist auf der geringen, zur<br />

In einem grosszügig dimensionierten und interessant<br />

strukturierten „Raubtiergehege“ wird eine<br />

Kolonie Hauskatzen gehalten. Das Gehege ist<br />

rund zwei Meter hoch und von einer Voliere<br />

überspannt, die an einen Gebäudeteil aus Holz<br />

anschliesst. Darin befinden sich Innenräume mit<br />

geschützten Schlafplätzen, daran anschliessend<br />

eine Art gedeckte Veranda mit einem alten<br />

Teppich und Sofa und verschiedenen Sitz- und<br />

60


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Rückzugsplätzen. Auch mehrere Katzenkistchen<br />

stehen zur Verfügung. An den „Innenbereich“<br />

grenzt ein grosses Freilaufgehege von ca. 150 m2<br />

Fläche an, in dem sich verschiedene Baumstämme,<br />

Klettergerüste, Treppen, Katzenbäume und<br />

hochgelegene Rückzugs-, Schlaf- und Aussichtsplätze<br />

befinden. Zudem verfügt das Gehege über<br />

einen kleinen Weiher, Büsche und hohes Gras. Das<br />

Futter wird teilweise in Schüsseln, teilweise im<br />

Gelände verteilt angeboten und besteht offenbar<br />

sowohl aus Fertigfutter, wie auch rohem Fleisch.<br />

Durch die Maschen der Voliere können sich<br />

Spatzen oder Mäuse verirren, so dass die Katzen<br />

durchaus auch hin und wieder Gelegenheit zum<br />

Jagen und Lauern haben dürften…<br />

In dem Gehege befinden sich zum Zeitpunkt des<br />

Besuchs mindestens 13 Tiere. Die Katzen und<br />

Kater machen einen gesunden, ausgeglichenen<br />

Eindruck. Manche schlafen, andere halten<br />

Ausschau, einige streifen durch ihr Revier oder<br />

suchen am Zaun den Kontakt zu den Besuchern.<br />

Die Tiere leben hier – wie verwilderte Hauskatzen<br />

– in einer „Kolonie“ aus Katzen und Katern verschiedenen<br />

Alters, die untereinander eine<br />

situations- und gebietsabhängige Rangordnung,<br />

aber auch Freundschaften ausbilden (befreundete<br />

Tiere liegen eng beieinander) und durchaus<br />

friedlich zusammen leben. Manche Tiere verhalten<br />

sich Besuchern gegenüber zurückhaltend bis<br />

scheu; andere suchend dagegen auch den Kontakt<br />

zum Menschen.<br />

Anmerkungen<br />

Waschbär<br />

Dieses Gehege ist für die neugierigen, kletterfreudigen<br />

Kleinbären eher zu klein und zu wenig<br />

interessant strukturiert. Das kleine Planschbecken<br />

steht zum Besuchszeitpunkt leer; die erhöhten<br />

Liegeflächen sind grösstenteils frontal einsehbar,<br />

so dass die Tiere beim Schlafen exponiert liegen.<br />

Auch eine grössere Wasserfläche oder ein kleines<br />

Fliessgewässer, Dickicht und hohes Gras fehlen.<br />

Das Klettergerüst und die im Gehege stehende<br />

Tanne sind als Klettermöglichkeit zwar begrüssenswert,<br />

höhere und herausfordernde<br />

Kletterstrukturen wären aber sinnvoll.<br />

Einige der Gehege könnten nämlich mit relativ<br />

wenig Aufwand verbessert werden. Der Serval,<br />

eine von Natur aus äusserst athletische,<br />

sprunggewaltige afrikanische Kleinkatze, ist in<br />

ihrem eher kleinen Gehege wohl unterfordert,<br />

denn auch wenn dieses gut mit hochgelegenen<br />

Liegeplätzen und Versteckmöglichkeiten strukturiert<br />

ist, so fehlt es doch an Platz respektive<br />

entsprechend mehr Beschäftigung. Das Gehege ist<br />

zu „aufgeräumt“; Dickicht, hohes Gras, eine<br />

grössere Wasserstelle, oder Beschäftigung durch<br />

eine spannend gestaltete Futtersuche<br />

(Fleischangel, Futterboxen…) könnten Sinne und<br />

Muskeln des Tieres fordern – denn der Serval ist<br />

derzeit deutlich übergewichtig.<br />

Ähnlich verhält es sich beim Luchsgehege: Dieses<br />

ist zwar ruhig, etwas abseits der Besucherwege<br />

gelegen, mit Büschen, Aussichtspunkten und<br />

61


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Klettermöglichkeiten strukturiert, von der Grösse<br />

her aber bescheiden. Auch die Uhu-Voliere könnte<br />

interessanter gestaltet werden, z.B. mit (künstlichen)<br />

Felsen, niedrigen Nadelbäumen, hohem<br />

Gras, einer naturnahen Wasserstelle und etwas<br />

mehr Topographie (Felsen, Erdhügel). Es stellt sich<br />

grundsätzlich die Frage, ob auf der Fläche des<br />

Kleinzoos nicht auf die Haltung einiger Tierarten<br />

verzichtet werden könnte, damit den übrigen<br />

Tieren mehr Platz zur Verfügung gestellt werden<br />

kann.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo Siky Ranch, Crémines<br />

www.sikyranch.ch<br />

Die Siky Ranch ist vor allem bekannt durch die aus <strong>Tierschutz</strong>sicht fragwürdige Zucht von<br />

weissen Tigern. Der Besitzer ist ein ehemaliger Dompteur und bietet Vorstellungen mit den<br />

Raubkatzen an. Die Gehege der Grosskatzen sind eher klein und verfügen über zu wenige<br />

Strukturen. Die meisten übrigen Tiere sind – bis auf wenige Ausnahmen – akzeptabel bis gut<br />

gehalten. Fragwürdig ist die regelmässige Veranstaltung von lauten Musik- und Tanz-Events auf<br />

der Siky Ranch, durch welche empfindliche Wildtiere massiv gestresst werden können. Die noch<br />

2010 kritisierte Wildschweinhaltung wurde aufgegeben – doch das ungenügende Gehege wird<br />

nun von domestizierten Schweinen genutzt.<br />

Positive Beispiele<br />

Damhirsch, Rothirsch<br />

Voliere mit domestiziertem Geflügel<br />

Die Hirscharten werden im Hanggelände in<br />

guten, grossen Anlagen gehalten. Die Gehege<br />

sind grosszügig, die Tiere können sich<br />

zurückziehen, Schatten spendende Bäume,<br />

Unterstände sind vorhanden.<br />

Wellensittiche<br />

Sie leben in einer Grossvoliere und können sich in<br />

der Gruppe ausleben. Gutes Beispiel einer<br />

Wellensittichhaltung.<br />

Eine gelungene, geräumige Haltungsanlage in<br />

der zahlreiche verschiedene, domestizierte<br />

Geflügelarten leben.<br />

Affen und Zwergziegen<br />

Die Haltung der Javaneraffen zusammen mit den<br />

Zwergziegen ist eine gelungene Mischung zweier<br />

Tierarten. Das Gehege ist gross und würde eine<br />

reichhaltigere, dem Verhalten der Tiere besser<br />

angepasste Strukturierung zulassen. So könnten<br />

mit einfachen Mitteln die Klettermöglichkeiten<br />

(bislang lediglich zwei Totholzbäume und ein<br />

Seil) für die Affen und die Ziegen (z.B. mit<br />

Felsbrocken, Baumstämmen) verbessert werden.<br />

63


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Die Anlage ist zu klein und hat keinerlei<br />

Rückzugsgebiete und Beschäftigungsobjekte. Es<br />

fehlen Strukturen, welche die Tiere zum Beispiel<br />

zur Futtersuche, zum Graben oder zum Erkunden<br />

anregen.<br />

Mit grossen Ast- und Laubhaufen oder mit<br />

Baumstämmen könnte das Gehege interessanter<br />

gestaltet und Rückzugsorte realisiert werden, die<br />

den Tieren den nötigen Schutz bieten. Aktuell<br />

dient nur der Stall als geschützter Ort im Gehege,<br />

und dieser ist für die Besucher leicht einsehbar.<br />

Ausserhalb des Stalles sind die Tiere vollkommen<br />

ungeschützt und „ausgestellt“.<br />

Negative Beispiele<br />

Hausschweine<br />

Das Gehege, welches derzeit von drei<br />

Hausschweinen verschiedener Rassen genutzt<br />

wird, ist wegen des Fehlens einer Suhle und<br />

seines einbetonierten Charakters mangelhaft. Die<br />

eingebrachten Steine stellen zwar eine gewisse<br />

Beschäftigungsmöglichkeit für die Tiere dar, die<br />

sie auch nutzen, in dem sie darin wühlen. Die<br />

Steine sind aber etwas gross und lassen ein<br />

richtiges Graben und Futtersuchen mit dem<br />

Rüssel nur bedingt zu. Auf der befestigen Fläche<br />

wird zusätzlich etwas Wühlmaterial geboten. Für<br />

ein gutes Gehege fehlt hingegen eine richtige<br />

Suhle, in der die Schweine artgemäss suhlen und<br />

wühlen könnten, ausreichend Beschäftigungsmaterial<br />

(z.B. Stroh), sowie Büsche oder<br />

Baumstämme als Sichtschutz.<br />

Wölfe<br />

Das Wolfsgehege befindet sich an einem<br />

Steilhang. Die Tiere haben im Sommer dank dem<br />

hohen Gras und vielen Brennnesseln Schutz und<br />

Rückzugsmöglichkeiten. Wenn diese Pflanzen<br />

gemäht sind oder im Winterhalbjahr nicht hoch<br />

stehen, fehlen diese Bereiche, welche für die<br />

scheuen Tiere aber sehr wichtig wären. Das<br />

Integrieren eines Waldteiles oder einer<br />

ausgedehnten Gebüschregion würden dies<br />

ermöglichen. Wünschenswert wäre es zudem,<br />

den Wölfen auch eine ebene Fläche zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

Schleiereule und Schneeeule<br />

Stachelschwein<br />

Diese beiden Gehege sind ungenügend für die<br />

beiden Vogelarten. Eigentlich handelt es sich um<br />

reine Innenhaltungen, da sie in ein Gebäude<br />

integriert und vollkommen überdacht sind. Die<br />

Tiere können sich niemals der Witterung (Sonne,<br />

64


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Regen) aussetzen, was unbedingt zu einer artgemässen<br />

Haltung gehört.<br />

Der Schleiereule fehlen zudem gute Rückzugsmöglichkeiten<br />

(Höhle, Kasten). Um etwas<br />

geschützt zu sitzen, muss sie eine Abdeckung<br />

oberhalb der Beleuchtung nutzen, was suboptimal<br />

ist.<br />

Tiger<br />

Die Tiger sind das grosse Geschäft der Siky<br />

Ranch, sie werden überall beworben. Mit der<br />

Zucht von weissen Tigern hat sich der Zoo einen<br />

Namen gemacht. Sie werden aber regelmässig<br />

von Hand aufgezogen, weil die Mutter sie<br />

offenbar stets verstösst. Wenn eine Mutter ihre<br />

Jungen regelmässig verstösst, dann muss die<br />

Haltung hinterfragt werden oder mit einem<br />

solchen Tier dürfte nicht gezüchtet werden.<br />

Möglicherweise kommt diese Problematik aber<br />

den Betreibern zugute, können künstlich<br />

aufgezogene Tiger doch für Auftritte in der<br />

Zirkus-Manege genutzt werden, was mit<br />

artgerecht aufgewachsenen Tigerjungen nicht<br />

geht. Die Haltung ist in verschiedene Gehege<br />

aufgeteilt, die in keiner Weise den Bedürfnissen<br />

von Tigern genügen. Eines der Gehege ist<br />

praktisch vollständig betoniert (kein natürlicher<br />

Untergrund) und alle sind zu klein. Es fehlen<br />

zudem grosse Wasserbecken, denn Tigern nutzen<br />

Wasser oft und gerne. Wenn alle Tigergehege zu<br />

einem zusammengelegt und sich der Zoo auf das<br />

Halten lediglich zweier Tiere beschränken würde,<br />

dann wäre eine tierfreundliche Haltung möglich.<br />

65


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg<br />

www.infra.ch/jenny/<br />

Jürg Jenny war viele Jahre als Raubtier-Dompteur u.a. mit den Zirkussen Krone, Nock und Royal<br />

auf Tournee. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschreitet er mit seiner Grosskatzenhaltung aber<br />

einen neuen Weg, indem er seine Löwen, Tiger und Leoparden unter Zoo-ähnlichen Bedingungen<br />

im Aargauer Jura hält und sie zugleich mit Dressurstunden vor Publikum beschäftigt und fordert.<br />

Die Tierhaltung ist aus <strong>Tierschutz</strong>sicht vertretbar. Die Gehege sind zwar vergleichsweise klein,<br />

übertreffen aber die Mindestanforderungen gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung und sind gut<br />

strukturiert. Eine (wünschenswerte) Vergrösserung der Gehege ist aus raumplanerischen Gründen<br />

nicht möglich.<br />

Die Vorführung der Tiere in der Manege (einem alten Stallgebäude, das über Gittertunnels direkt<br />

mit den Gehegen verbunden ist und auch geschützte, erhöhte Ruheplätze für die Nacht bietet)<br />

beruht auf modernen Dressurkonzepten (positive Verstärkung, keine Strafen). Sie zeigt Respekt<br />

vor dem Tier und setzt die Katzen nicht unter Stress. Zudem werden gemeinsam mit einer<br />

Verhaltensforscherin Beschäftigungsmöglichkeiten entwickelt, die natürliche Verhaltensweisen<br />

auslösen und Verhaltensstörungen minimieren sollen. So werden die Tiere durch regelmässige<br />

Veränderung der Gehegestrukturen und ein Rotationsprinzip, in dem die Tiere abwechselnd<br />

unterschiedliche Gehege nutzen können, beschäftigt.<br />

Tierhaltung<br />

Löwen, Sibirische Tiger, Leoparden<br />

Es stehen insgesamt sechs Teilgehege mit einer<br />

Gesamtfläche von rund 1600 m 2 zur Verfügung.<br />

Die beiden grössten Gehege weisen Grundflächen<br />

von gut 400 m 2 aus. Zum Zeitpunkt der<br />

Besichtigung wurde eines der grossen Gehege<br />

vom Löwenrudel (ein Löwe und zwei Löwinnen)<br />

genutzt, das andere grosse Gehege von den vier<br />

halbwüchsigen Sibirischen Tigerinnen. Die<br />

anderen Teilgehege standen den zwei alten<br />

Sibirischen Tigern, respektive den beiden<br />

Leoparden zur Verfügung. Alle Gehege sind relativ<br />

dicht mit Vegetation (Bäume, Büsche, Wiese)<br />

bestanden und bieten genug Rückzugsmöglichkeiten.<br />

In jedem Gehege können die Tiere<br />

einen gedeckten, wettergeschützten Ruheplatz,<br />

Baumstämme zum Kratzen und erhöhte<br />

Liegeplätze auf Erdhügeln nutzen. In den<br />

grösseren Gehegen befinden sich zudem rund 50<br />

cm tiefe, naturnah gestaltete und recht grosszügig<br />

dimensionierte Weiher, so dass v.a. die Tiger auch<br />

ihr natürliches Badebedürfnis ausleben können.<br />

Die Tiere werden an zwei Tagen in der Woche<br />

nicht gefüttert und erhalten als Spielzeug und<br />

Beschäftigung immer wieder Rinderschädel oder<br />

Tierhäute. Die Nacht verbringen die Katzen in den<br />

gut eingestreuten, erhöhten Liegewagen im Stall<br />

neben der Manege, so dass sie auch über<br />

geschützte Innenräume verfügen. Alle paar Tage<br />

können die Raubkatzen ein anderes Gehege<br />

nutzen, so dass bspw. die Löwen in das Gehege<br />

kommen, wo zuvor die Tigerinnen waren und<br />

66


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

umgekehrt. Die Tiere kennen sich durch die<br />

direkte Nachbarschaft am Gitter natürlich<br />

persönlich, haben so aber zusätzlich die<br />

Möglichkeit, Duftmarkierungen zu kontrollieren<br />

und mit dem eigenen Duft zu überdecken, so dass<br />

ein natürliches Territorialverhalten gelebt werden<br />

kann.<br />

Nicht ganz unproblematisch ist die<br />

Gruppenhaltung der Tigerinnen resp. die Paarhaltung<br />

der Leoparden. Tiger und Leoparden sind<br />

im Erwachsenenalter grundsätzlich Einzelgänger<br />

und verteidigen eine grosse Individualdistanz<br />

selbst gegen nahe Verwandte. Die Gruppenhaltung<br />

beugt aber der in einer Einzelhaltung<br />

unweigerlichen Verarmung des Sozialverhaltens<br />

vor und kann eine Verhaltensbereicherung<br />

darstellen, ist aber zugleich ein Stressfaktor, wenn<br />

die Tiere sich nicht aus dem Weg gehen können.<br />

Die Tigerinnen sind aber Geschwister und<br />

harmonieren gut miteinander; jedoch ist fraglich,<br />

ob die Gehege bei länger andauernden Rivalitäten<br />

genügend Ausweichmöglichkeiten bieten. Eine<br />

dauernde Separation der Tiere in einzelne<br />

Teilgehege ist kaum möglich, da sonst der<br />

Bewegungsspielraum aller Tiere stark eingeengt<br />

würde.<br />

Die beiden Löwinnen sind trotz der Fastentage<br />

stark übergewichtig, was zum einen an der<br />

Kastration liegt aber auch daran, dass sie sich<br />

offenbar beim gemeinsamen Fressen gegen ihren<br />

Bruder durchsetzen, dieser aber gar nichts fressen<br />

würde, wenn er alleine fressen müsste!<br />

Tiervorführung<br />

Die Grosskatzen werden mehrmals in der Woche<br />

während 15-30 Minuten, meist vor einem kleinen<br />

Publikum, trainiert. Das Training beruht auf<br />

positiver Verstärkung; es werden also Verhaltensweisen,<br />

welche die Tiere von sich aus zeigen,<br />

zuerst mit Futter und Stimme, später nur noch mit<br />

der Stimme belohnt. Die jungen Tigerinnen<br />

befinden sich am Anfang ihrer Ausbildung, lernen<br />

erste Kommandos und werden mit Fleischstücken<br />

belohnt. Die Löwen sind im Training schon weiter<br />

fortgeschritten, beherrschen einzelne Sprünge<br />

und verschiedene Kommandos und werden<br />

teilweise noch mit Futter, teilweise nur mit<br />

Worten belohnt. Die Leoparden sind fertig<br />

ausgebildet, beherrschen Sprünge durch den<br />

Reifen und Rollen am Boden und werden allein<br />

mit Worten belohnt. Die Körpersprache und<br />

Kommandos von Herrn Jenny sind ruhig und<br />

souverän; eine Peitsche wird nicht eingesetzt. Die<br />

Tiere werden nur mit Worten und Gesten geleitet.<br />

Ein kurzer Stock dient zum Überreichen von<br />

Fleischstücken, eine kurze Reitgerte zum<br />

Dirigieren und gelegentlich streichelnden<br />

Touchieren der Tiere (Herstellung von Vertrauen<br />

auch bei leichten Berührungen).<br />

Die Löwen (Tinus, Swazi und Kenia) stammen aus<br />

einer Nachzucht des Zoos al Maglio, die jungen<br />

Tigerinnen (Saphira, Chiara, Shira und Rani) aus<br />

Braunschweig, und bei der einen, alten Tigerin<br />

(Saiga) handelt es sich um die letzte Nachzucht<br />

des Zoos Basel. Die beiden Leoparden (Ranja,<br />

Daya) stammen aus dem Zoo Rothenburg.<br />

Ganz stressfrei ist eine Raubtierdressur allerdings<br />

nie, da grundsätzlich immer die Individualdistanz<br />

der Katzen mehr oder weniger stark – wenn auch<br />

nur kurzfristig – eingeschränkt wird. Ein leichtes<br />

Knurren und Drohen in der Körpersprache und<br />

gelegentlich angelegte Ohren sind daher auch bei<br />

67


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

diesen sehr sorgsam ausgebildeten Grosskatzen in<br />

der Manege zu beobachten. Es handelt sich<br />

allerdings eher um einen kurzfristigen Reiz, durch<br />

den die Tiere zu Aufmerksamkeit, Kommunikation<br />

und Behauptung ihrer Individualdistanz<br />

aufgefordert werden. Anzeichen eines negativen<br />

Stresses (Vermeidungsverhalten, Kopfabwenden,<br />

Stressgähnen, Abwenden – sog. Stress relief-<br />

Verhalten) konnte jedenfalls nicht beobachtet<br />

werden.<br />

Anmerkung<br />

Die Dressur vermag die Bedingungen in freier<br />

Natur nicht zu simulieren, jedoch kann sie sie<br />

zumindest ein Stück weit durch die<br />

Aufmerksamkeit und Konzentration, die sie den<br />

Tieren abverlangt, ersetzen. Statt dass Jürg Jenny<br />

weiterhin mit seinen Tieren dem Publikum<br />

nachreist, kommt dieses nun zu ihm. Im Rahmen<br />

der öffentlichen Proben erzählt der Dompteur viel<br />

Wissenswertes über die Tierhaltung und –dressur.<br />

Jedoch wäre es wünschenswert, wenn an den<br />

Gehegen auch Informationen zu den Tieren, der<br />

Tierhaltung und evtl. der Bedrohung der Arten in<br />

freier Wildbahn angebracht wären.<br />

Für eine private Grosskatzenhaltung und einen<br />

Dressurbetrieb hält und trainiert Jürg Jenny seine<br />

Tiere vorbildlich und verfügt über wissenschaftlich<br />

fundierte Kenntnisse in der Tierhaltung. Jedoch<br />

bestehen auch hier die grundsätzlichen Probleme,<br />

die sich in der Haltung von Grosskatzen generell<br />

stellen, nämlich mangelnder Platz und die grosse<br />

Schwierigkeit, diese intelligenten und scharfsinnigen<br />

Tiere langfristig ausreichend zu beschäftigen.<br />

68


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Römischer Tierpark Augusta Raurica,<br />

Augst<br />

www.augustaraurica.ch<br />

Im Tierpark der römischen Ausgrabungs- und Museumsstätte Augusta Raurica bei Augst (BL)<br />

werden ausschliesslich Nutztiere sowie Rassen der Pro Specie Rara gehalten. Es handelt sich dabei<br />

um relativ ursprüngliche Rassen, die in ihrem Erscheinungsbild und ihrer Vielseitigkeit den von<br />

den alten Römern gehaltenen Nutztieren nahe kommen sollen. Deren Aussehen und Verwendung<br />

erschliesst sich allerdings lediglich noch aus Mosaiken, Zeichnungen und schriftlichen Berichten.<br />

Die Tiere im römischen Tierpark werden gut gehalten. Es stehen ihnen ganzjährig grosszügige<br />

Aussengehege und eingestreute Ställe als Witterungsschutz zur Verfügung. Auf dem<br />

umliegenden Grünland geniessen sie im Sommerhalbjahr Weidegang. Die Tiere werden als<br />

Nutztiere gehalten und folglich auch für die Fleischproduktion genutzt (Schweine, Rinder).<br />

Folgende Rassen werden gezeigt: Nera-Verzasca-Ziege, Walliser Alpschaf, Eringerkuh,<br />

Wollschwein, Toulouser Gans (ohne Kehlwamme), Rebhuhnfarbiger Italiener, sowie Perlhühner<br />

und seltene Taubenrassen.<br />

Weil die Tiere (unerlaubterweise!) des Öfteren durch Besucher mit Brot gefüttert werden, ist die<br />

Zufütterung durch die Parkverantwortlichen zurückhaltend, wird aber bspw. bei den Ziegen an<br />

mehreren Stellen gleichzeitig vorgenommen, so dass alle Tiere ans Futter gelangen können. In<br />

den Gehegen finden sich zudem Beschäftigungsstrukturen wie montierte Fellbürsten, Stroh,<br />

Kletterfelsen (Ziegen), Suhlen (Schweine) und einzelne Äste und Zweige zum Kauen (Ziegen,<br />

Schafe, Schweine).<br />

Positive Beispiele<br />

Nera-Verzasca-Ziegen<br />

Ein vorbildliches Ziegengehege! Den kletterfreudigen<br />

Tieren stehen ein Kletterfelsen und ein<br />

Holzgerüst zur Verfügung; in den geräumigen<br />

Ställen werden erhöhte Liegeplätze eingerichtet.<br />

Die Ziegen haben reichlich Auslauf und erhalten<br />

Raufutter an mehreren Raufen, so dass Futterkonkurrenz<br />

vermieden wird.<br />

Hügel sowie zusätzlich eine Wiese mit Suhle<br />

ausserhalb des Tierparks nutzen.<br />

Wollschweine<br />

Das Wintergehege für die Wollschweine bietet<br />

Platz für eine grosse Suhle und enthält einen<br />

geräumigen, gut eingestreuten Stall als<br />

Witterungsschutz. Im Sommer wird das Gehege<br />

erweitert, und die Tiere können den benachbarten<br />

69


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Wasservögel<br />

Die Gänse und Enten leben an einem mit Büschen<br />

umstandenen Teich, der ausreichend Platz zum<br />

Schwimmen und zur natürlichen Nahrungssuche<br />

bietet. Verschiedene Holzboxen dienen als<br />

Rückzugsort und Wetterschutz. Im Sommer<br />

geniessen die Gänse Auslauf auf den benachbarten<br />

Viehweiden.<br />

70


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Bad Zurzach<br />

www.tierpark-badzurzach.ch<br />

Der Tierpark auf dem Zurziberg ist ein Naherholungsziel des Kurorts Bad Zurzach und liegt<br />

idyllisch im Aargauer Tafeljura. Der Eintritt ist kostenlos, und es gibt einen Streichelzoo mit<br />

Zwergziegen. Nebst den Wildtieren Damhirsch und Emu sowie Pfauen und diversen Sittichen und<br />

Agaponiden werden kleinere Haus- und Nutztiere gehalten. Etliche Gehege wurden vor zwei<br />

Jahren renoviert. Die Tierhaltung ist aus <strong>Tierschutz</strong>sicht in Ordnung; einzig bei den Volieren ist<br />

Verbesserungsbedarf vorhanden. Die Tiersammlung erscheint etwas willkürlich – exotische Vögel<br />

wie Emu, Pfau und Graupapagei neben Nutztieren wie Zwergziegen und Gänsen – jedoch ist<br />

mittelfristig nur noch die Haltung einheimischer Arten geplant. Bei den Wildtieren finden sich<br />

Informationsschilder an den Gehegen. Solche wären durchaus auch bei den Haus- und Nutztieren<br />

(z.B. Zwergziegen, Karpfenteich, Geflügel) wünschenswert.<br />

Positive Beispiele<br />

Damhirsche<br />

werden regelmässig zur Verfügung gestellt. Es<br />

fehlen jedoch Klettermöglichkeiten und erhöhte<br />

Liegeplätze für die Schwarzhalsziegen. Die Hirsche<br />

sorgen alljährlich für Nachwuchs, der jedoch im<br />

Herbst zwecks Bestandeskontrolle durch einen<br />

Jäger entnommen werden muss – wie es in den<br />

meisten Hirschgehegen der Fall ist.<br />

Wasservögel<br />

Die vier Hirschkühe mit Zuchtstier und jährlichem<br />

Nachwuchs können zwei miteinander verbundene<br />

Gehege mit einer Gesamtfläche von rund 5000 m 2<br />

nutzen. Sie teilen sich den Auslauf mit einigen<br />

Walliser Schwarzhalsziegen. Im vorderen Gehege<br />

befindet sich ein Stall mit einem vorgelagerten<br />

Unterstand von ca. 30 m 2 Fläche und einer<br />

Heuraufe. Die Hirsche haben sowohl freien<br />

Auslauf im ebenen Gelände, als auch am Hang.<br />

Bei Bedarf können sie sich an den Waldrand<br />

zurückziehen oder den Schatten unter dem<br />

ausladenden Kastanienbaum nutzen. Wasser steht<br />

zur Verfügung. Die Tiere werden mit Gemüse und<br />

Raufutter zugefüttert. Frische Äste zum Knabbern<br />

Den Enten und Gänsen stehen ein Teich von fast<br />

400 m 2 Fläche und angrenzend ein Baumgarten<br />

von über 1500 m 2 zur Verfügung. Gehalten<br />

werden u.a. Mandarinenten, Stockenten und<br />

Reiherenten. Im Teich (Löschweiher mit Quellwasser<br />

und Lehmboden) schwimmen Karpfen und<br />

Schleien. Die Wasservögel können ein<br />

schwimmendes Entenhaus und mehrere Unterstände,<br />

Brutplätze und Futterhäuschen an Land<br />

nutzen. Diese Strukturen geben ihnen auch Schutz<br />

vor dem Habicht oder vor der Sonne. Der<br />

natürliche Weiher eignet sich gut zum natürlichen<br />

Gründeln, und auf der Wiese können die Gänse<br />

weiden, wobei auch hier Bäume und Büsche als<br />

Schutz- und Ruheplätze dienen. Die meisten<br />

Vögel leben in Halbfreiheit, d.h. sie sind flugfähig,<br />

kehren aber in den Park zurück. Lediglich die<br />

älteren Vögel sind noch coupiert (heute verboten),<br />

71


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

und exotische Arten wie die Schwarzkopf-<br />

Ruderente haben gestutzte Flügel und können<br />

nicht entfliegen.<br />

Negative Beispiele<br />

Volieren<br />

Anmerkungen<br />

Ein Ausbau der Innen- und Aussenvolieren ist<br />

geplant. Die Innengehege sollen um rund einen<br />

Meter tiefer, die Aussenvolieren um einen Meter<br />

erhöht werden. Mobile Trennwände sollen eine<br />

Variation der Grösse des Flugbereichs der<br />

einzelnen Aussenvolieren ermöglichen. Ein Teil<br />

der Aussenvolieren soll künftig mit Holzspänen<br />

eingestreut werden.<br />

Wünschenswert wäre eine bessere Strukturierung<br />

der Volieren für die intelligenten und neugierigen<br />

Vögel mit Sitz- und Rückzugsmöglichkeiten,<br />

Balancier- und Kletterästen und –seilen, Vegetation,<br />

Sand- und Wasserbädern, sowie Beschäftigungsmaterialien.<br />

In den alten Volieren werden diverse exotische<br />

Vögel wie Alexandersittiche, Zebrafinken, Graupapagei,<br />

Kaiserfasan und Diamanttauben<br />

gehalten. Die Aussenvolieren sind mit einem<br />

Flugbereich von nur 26 m 2 relativ klein; der Boden<br />

nackter Beton und die Einrichtung spärlich (einige<br />

wenige Sitz- und Klettermöglichkeiten; kaum<br />

Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten). Ein<br />

Graupapagei wird einzeln gehalten, wenn auch in<br />

Gesellschaft anderer Papageienarten. Eine<br />

Vergesellschaftung mit einem Artgenossen wäre<br />

ratsam, sofern machbar.<br />

Die ständig zugänglichen Innenräume sind eng,<br />

mit dem Notwendigsten ausgestattet, aber sehr<br />

sauber und trocken.<br />

Der ständig zugängliche Streichelzoo mit den<br />

Zwergziegen auf rund 450 m 2 verfügt über ein<br />

Teilgehege, welches nur für die Ziegen zugänglich<br />

ist (Rückzugsmöglichkeit). Die Tiere dürfen nur mit<br />

Haferflocken gefüttert werden, welche am<br />

Eingang durch einen Automaten ausgegeben<br />

werden. Die Futtermenge wird allerdings nicht<br />

kontrolliert. Jedoch dürfte sich dies aufgrund des<br />

geringen Besucheraufkommens, getrennter<br />

Fütterung der Jungtiere und der Bewegungsmöglichkeiten<br />

(Kletterfelsen, Baumstämme,<br />

Auslauf) kaum negativ auf den Ernährungszustand<br />

der einzelnen Tiere auswirken.<br />

Positiv zu erwähnen ist die Förderung der einheimischen<br />

Biodiversität im Tierpark. So wurden<br />

Lebensräume u.a. für Wildbienen, Schmetterlinge,<br />

Eidechsen, Laubfrösche, Salamander und Karpfen<br />

geschaffen.<br />

72


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Lange Erlen, Basel<br />

www.erlen-verein.ch<br />

Der Tierpark Lange Erlen steht den Besuchern täglich gratis offen. Ziel dieses Wildparks ist es, den<br />

BesucherInnen die einheimische, wilde und domestizierte Tierwelt und deren Ökosysteme näher<br />

zu bringen. Somit positioniert sich der Wildpark als Ergänzung zum Zoo Basel mit seiner<br />

Präsentation von Wildtieren aus aller Welt.<br />

Der Wildpark fällt grundsätzlich durch grosszügige und naturnah gestaltete Gehege auf, die<br />

wenigen, ausgesuchten Tierarten einen Lebensraum bieten. Die längerfristige Planung sieht eine<br />

deutliche Erweiterung des Parkgeländes und die Präsentation weiterer, einst einheimischer<br />

Tierarten wie des Wisents, Elchs und Fischotters vor. Beispiele schlechter Tierhaltung finden sich<br />

in diesem Tierpark nicht.<br />

Positive Beispiele<br />

Rotfuchs<br />

Das Fuchsgehege ist durch einen natürlichen<br />

Wassergraben vom Publikum getrennt und mit<br />

Dickicht und Steinblöcken als Rückzugsmöglichkeit<br />

durchsetzt. Ebenfalls gibt es Büsche,<br />

Wurzeln, Totholz-Haufen und einen Bau als<br />

Verstecke sowie natürlichen Untergrund zum<br />

Graben. Die Tiere sind oft nur abends zu sehen. Im<br />

Park leben auch viele wilde Füchse - so kann es<br />

durchaus sein, dass man auch ausserhalb des<br />

Geheges Füchse beobachten kann.<br />

Diverse Hirschgehege<br />

Luchs<br />

Das Luchsgehege fällt durch seine grosszügige<br />

Fläche, die vielfältigen Strukturen und die<br />

zahlreichen Versteckmöglichkeiten positiv auf. Ein<br />

grosser Weiher trennt das nur von zwei Seiten<br />

einsehbare Gelände vom Publikum. Felsen, dichtes<br />

Buschwerk, Baumstämme und hohes Gras bieten<br />

den derzeit drei Luchsen (ein Paar mit Nachwuchs)<br />

Versteck- und Klettermöglichkeiten. Hinter einem<br />

hohen Felsen mit künstlichem Wasserfall befindet<br />

sich ein Rückzugsgebiet, das für die Besucher<br />

ausser Sicht liegt.<br />

Im Tierpark Lange Erlen werden Rothirsche,<br />

Wapitis, Mesopotamische und Europäische<br />

Damhirsche gehalten. Die Gehege der Wapitis und<br />

Mesopotamischen Damhirsche sind 1500-2000<br />

m 2 eher klein im Vergleich zu den Gehegen der<br />

Rothirsche und Europäischen Damhirsche, sind<br />

aber mit Unterständen, Sichtblenden, Wasserläufen<br />

und Beschäftigungsmaterial ausgestattet.<br />

Der Boden – ohnehin schon karg – ist leider<br />

überweidet. Mittelfristig ist ein grösserer Umbau<br />

im Gebiet der jetzigen Hirschgehege geplant. Neu<br />

sollen in zwei zentralen, riesigen Waldgehegen<br />

künftig Elche, Rehe und Wisente leben. Die<br />

Wapitis sollen weggegeben werden, da sie nicht<br />

der Philosophie des Tierparks, nur einheimische<br />

73


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Arten zu zeigen, entsprechen. Zudem wird man<br />

sich künftig wahrscheinlich auf die Haltung einer<br />

einzigen Damhirschart – wahrscheinlich des stark<br />

bedrohten Mesopotamischen Damhirsches –<br />

beschränken. Für diesen existiert ein Erhaltungszuchtprogramm,<br />

und der Tierpark Lange Erlen<br />

hätte die Möglichkeit, mit einer grösseren Herde<br />

einen bedeutenden Genpool aufzubauen.<br />

In zwei sehr grossen Gehegen hält der Tierpark<br />

Rot- und Damhirsche. Das Gehege der<br />

Europäischen Damhirsche befindet sich ausserhalb<br />

des Tierparks auf Stadtgebiet (Schwarzpark). Diese<br />

Gehege sind mit über 9000 (Rothirsche) resp.<br />

deutlich über 10`000 m 2 (Damhirsche, Schwarzpark)<br />

sehr grosszügig dimensioniert und bieten<br />

den Hirschen einen natürlichen Lebensraum<br />

(Wald, gestufte Waldränder, mit Büschen durchsetztes<br />

Wiesenland, Sichtblenden aus Totholz,<br />

natürliche Gewässer, unterschiedliche Topographie,<br />

Unterstände). Die Bestandeskontrolle<br />

findet hier durch normale Bejagung statt.<br />

Uhu<br />

Holzstämmen, Felsen und einem Wasserlauf<br />

strukturiert, dass sie praktisch nahtlos in die<br />

Umgebung überzugehen scheint.<br />

Die Vögel haben hier genügend Beobachtungsund<br />

Ruheplätze, Aufbaum- und Rückzuggelegenheiten,<br />

und sie können ein Bad im Wasser<br />

oder Sand nehmen. Eine sehr gut gelungene<br />

Vogelhaltung!<br />

Anmerkungen<br />

Der Tierpark Lange Erlen setzt sein Konzept, die<br />

Tierwelt und Ökosysteme der Region sowie alte<br />

Nutztierrassen zu präsentieren, sehr überzeugend<br />

um. Die Gehege fallen fast alle durch ihre<br />

naturnahe Gestaltung und Grösse auf. Sehr positiv<br />

fällt auch die Beschilderung auf: Neben<br />

ausführlichen Informationen zu den Tieren wird<br />

jeweils auch deren Lebensraum beschrieben, der<br />

im Tierpark nachgestellt wird, und es werden<br />

immer regionale Bezüge gemacht. Der Park ist<br />

auch ein Lebensraum für viele Wildtiere, u.a.<br />

Füchse, Marder, Reiher, Störche, aber auch die von<br />

selbst in die Parkgewässer eingewanderten Fische<br />

(Alet). Im Wildkatzengehege besteht so bspw. für<br />

die Katzen die Möglichkeit, Fische, Mäuse oder<br />

gelegentlich ein Eichhörnchen zu erlegen.<br />

Im Herbst 2011 wurde die neue Uhu-Voliere<br />

eröffnet. In der alten Voliere leben nun Fasane;<br />

künftig sollen dort auch Rebhühner und<br />

Feldhasen präsentiert werden. Die neue Uhu-<br />

Voliere ist grosszügig dimensioniert und<br />

ermöglicht den Vögeln kurze Flüge. Sie ist hoch,<br />

so dass die Uhus weit über den Besuchern in den<br />

Ästen der Bäume sitzen und Ausschau halten<br />

können. Durch die schmalen Gitterdrähte entsteht<br />

ein sehr offener Eindruck – die Voliere fällt optisch<br />

kaum auf und ist so gut mit Gebüsch, Steinen,<br />

Auch die Nutztiere (u.a. Esel, Strahlenziegen,<br />

Hühner und Bienen) werden in grosszügigen und<br />

neuen Anlagen präsentiert. Die Ziegen werden<br />

mehrmals wöchentlich ausserhalb des Parks bei<br />

Spaziergängen mit Kindern ausgeführt.<br />

74


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Mittelfristig ist die Vergrösserung des Tierparks<br />

von derzeit 8 auf rund 11 ha geplant. Nebst dem<br />

Umbau der alten Hirschgehege zugunsten neuer<br />

Elch-, Wisent und Kranichanlagen sollen am<br />

Wiese-Ufer Anlagen für Biber, Fischotter, Waldund<br />

Feuchtbiotope sowie Aquarien für einheimische<br />

Fischarten entstehen.<br />

Einige wenige gehaltene Arten – nämlich die<br />

australischen Schwarzen Schwäne und die<br />

südamerikanischen Kapuzineraffen, passen nicht<br />

ins neue Konzept des Tierparks. Ihre Haltung wird<br />

aber aus Tradititonsgründen beibehalten, da diese<br />

Tierarten zu den ersten, bei der Gründung des<br />

Parks im 19. Jhdt. gezeigten Tieren gehörten.<br />

gegenüber früher vergrössert, sind aber doch eher<br />

klein. Sie bieten den darin gehaltenen, einheimischen<br />

Wasser- und Singvögeln aber genügend<br />

Versteckmöglichkeiten.<br />

Verbesserungswürdig erscheint die Haltung der<br />

Wildkaninchen in einer weiteren Voliere. Zwar<br />

verbringen die Tiere einen beträchtlichen Teil ihres<br />

Lebens unter der Erde (und sind so scheu, dass<br />

man sie kaum je zu Gesicht bekommt), aber hier<br />

wäre ein grosszügigeres Aussengehege mit<br />

Weidemöglichkeit und Gebüsch wünschenswert.<br />

Ein Relikt aus früheren Zeiten sind zudem die<br />

Volieren beim Kiosk. Zwar wurden diese bereits<br />

75


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Wildpark Roggenhausen, Aarau<br />

www.roggenhausen.ch<br />

Der Wildpark Roggenhausen, im gleichnamigen, idyllischen Tal westlich von Aarau gelegen, zeigt<br />

auf einer Fläche von 15 Hektaren eine ausgewählte Anzahl grösstenteils einheimischer Wild- und<br />

Nutztiere in meist sehr weitläufigen, artgerecht strukturierten Gehegen. Die Hirschgehege dürften<br />

zu den besten ihrer Art in der ganzen Schweiz zählen. Negative Haltungsbeispiele gibt es in<br />

diesem Tierpark nicht.<br />

Positive Beispiele<br />

Rot- und Axishirsche<br />

Die beiden Hirsch-Arten befinden sich jeweils in<br />

weit über 10`000 m2 grossen Gehegen, die ganze<br />

Talausschnitte an beiden Talhängen, mit<br />

Offenflächen zum Weiden, riesigen Einzelbäumen<br />

als Unterstand und Nahrungsquelle (Kastanien!)<br />

sowie Wald und Dickicht als Rückzugsgebiet<br />

umfassen. Befinden sich die Tiere auf der jeweils<br />

dem Besucherweg gegenüber liegenden Talseite,<br />

sind beinahe Ferngläser notwendig, um sie zu<br />

beobachten. Angrenzend an die Hirschgehege<br />

sind mehrere hölzerne Aussichtsplattformen<br />

angebaut. Dort kann von einem Futterautomaten<br />

auch Futter bezogen werden, das den Tieren<br />

verfüttert werden darf, sollten sie sich denn in der<br />

Nähe des Gitters aufhalten. Aufgrund der üppigen<br />

Weiden und des vielen Totholz und herumliegender<br />

Kastanien dürfte dies eher selten der<br />

Fall sein! Über das Gelände verteilt sind mehrere,<br />

grosszügige Unterstände mit Sichtschutzwänden,<br />

sowie kleinere, gedeckte Heuraufen. Im Talgrund<br />

werden die Gehege von einem kleinen Bach<br />

durchflossen. Auch Suhlen sind vorhanden.<br />

In diesen Gehegen, die v.a. beim Rothirsch einen<br />

Ausschnitt aus dem natürlichen Lebensraum<br />

darstellen, sind alle natürlichen Bedürfnisse der<br />

Tiere in annähernd artgerechter Weise erfüllt. Die<br />

Hirsche können sich zum Äsen auf die Weiden<br />

begeben, und in der Brunftzeit können die<br />

Hirschstiere einen Haremsplatz beanspruchen.<br />

Genügend Stroh und Totholz steht als Raufutter<br />

zur Verfügung und wird ergänzt durch das<br />

saisonal unterschiedliche Futterangebot auf den<br />

Wiesen und unter den Kastanienbäumen, sowie<br />

im Wald. Wald und Dickichte dienen als<br />

Rückzugsgebiete, die von Besucherwegen nicht<br />

oder kaum einsehbar sind, und Wasserstellen und<br />

Suhlen bereichern den Lebensraum. Eine<br />

vorbildliche Hirschhaltung!<br />

Steinbock und Murmeltier<br />

Das mehrere 1000 m2 grosse, am Steilhang<br />

gelegene Gehege der Steinböcke und<br />

Murmeltiere bildet mit teilweise natürlich<br />

vorhanden Strukturen (Abhang) sowie künstlich<br />

angelegten Kletterfelsen (Kunstbeton, Blockfeld)<br />

den Lebensraum des Hochgebirges nach. Enorme<br />

Kletterfelsen, Felswände, Nischen und<br />

Schutthalden fordern das Klettergeschick der<br />

Steinböcke heraus und geben an heissen<br />

Sommertagen Schatten. In den Gängen und<br />

Bauten unter den Felsbrocken fühlen sich die<br />

76


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Murmeltiere wohl. Stellenweise wächst karges<br />

Gras, ähnlich einem alpinen Rasen. herumliegendes<br />

Totholz und Stroh dient zur Beschäftigung.<br />

Die Unterstände sind zudem mit Kratzbürsten<br />

und Salzlecken ausgestattet.<br />

Sowohl die Steinböcke mit ihren wenige Tage<br />

alten Kitzen, als auch die Murmeltiere sind im<br />

Gehege sichtbar (trotz vieler Rückzugsmöglichkeiten<br />

unter, hinter und auf den Felsen!),<br />

machen einen gesunden Eindruck und verhalten<br />

sich teilweise sehr verspielt (Kitze, Murmeltiere).<br />

Wildschwein<br />

und ermöglicht das Suhlen, teilweise aus Pflaster<br />

(befestigte Uferböschung). Ein seichter Bach fliesst<br />

durch das ganze Gehege. Die Wildschweine<br />

beschäftigen sich offenbar sehr gerne mit der<br />

Nahrungssuche unter den im Wasser liegenden,<br />

groben, abgerundeten Kieselsteinen. Emsig<br />

durchwühlen sie mit ihren Rüsseln den Bachgrund,<br />

vermutlich auf der Suche nach Insektenlarven.<br />

Auch die Frischlinge beteiligen sich bereits an<br />

dieser Art der Futtersuche. Zudem wühlen sie in<br />

Spalten und Vertiefungen im befestigten Ufer, die<br />

sich offenbar als Futterverstecke eignen. Zur<br />

weiteren Beschäftigung der Schweine dienen<br />

herumliegende Äste und Strohhaufen (im Stall). Es<br />

fehlt zwar an natürlicher Vegetation (ausser Wald<br />

angrenzend an das Gehege), jedoch sind die<br />

wichtigsten Bedürfnisse der Wildschweine<br />

(vielfältige Futtersuche, Suhlen, geschützte Liegebereiche)<br />

erfüllt. Gemäss Wildparkleitung soll das<br />

Gehege in den kommenden Jahren erweitert<br />

werden und auch Teile des angrenzenden Waldes<br />

umfassen.<br />

Steinmarder<br />

Eine spezielle, durchaus gut gelöste Haltungsweise<br />

dieses kleinen Raubtieres. Das Gehege des<br />

Steinmarders befindet sich in einem alten Holzspeicher,<br />

der als Dachboden eingerichtet ist und<br />

diverse Leitern, Querbalken, Kletterseile, ein<br />

Wasserbecken, Strohballen, Schlafhöhlen, erhöhte<br />

Aussichtspunkte und Schlupflöcher in Scheiterbeigen<br />

enthält.<br />

Eine gut strukturierte Tierhaltung trotz relativ<br />

beschränktem Platzangebot. Ein grosses Stallgebäude,<br />

mit Stroh dick eingestreut, dient als<br />

Ruhe- und Rückzugsraum. Kleine Durchschlüpfe<br />

geben den Frischlingen zusätzlichen Bewegungsspielraum.<br />

Frisches Schnittgras bereicherte am<br />

Tag des Besuches das Futterangebot der Tiere.<br />

Der Untergrund besteht teilweise aus Naturboden<br />

An den Seiten des Holzhauses befinden sich je<br />

zwei überdachte, nur an einer Seite offene<br />

77


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

„Volieren“, die mit Gittern gesichert sind, und die<br />

im ersten Stock über eine Art Dachboden<br />

miteinander verbunden sind, so dass die Besucher<br />

den herumrennenden und –kletternden Marder<br />

auch über ihren Köpfen „poltern“ hören. Das Tier<br />

wird – artgemäss! – einzeln gehalten (es handelt<br />

sich um einen ausgewachsenen Rüden) und ist<br />

eine Hand-aufzucht, daher sehr zahm. Erfreulich<br />

hervor-zuheben ist der Umstand, dass im<br />

Besucher-bereich das Marder-Merkblatt der <strong>STS</strong><br />

aufliegt!<br />

Der Marder verhält sich zum Besuchszeitpunkt<br />

sehr aktiv, läuft und springt ständig im ganzen<br />

Gebäude umher. Manche Bewegungsabläufe<br />

machen einen leicht stereotypen Eindruck, werden<br />

aber – im Unterschied zu krankhaften Verhaltensstörungen<br />

– immer wieder von anderen Aktivitäten<br />

unterbrochen und sind evtl. auch auf die<br />

kurz bevorstehende Fütterungszeit zurückzuführen.<br />

Trotz der hervorragenden Strukturierung<br />

des Geheges wäre aus <strong>Tierschutz</strong>sicht der<br />

Anbau eines Aussengeheges wünschenswert, in<br />

welchem das Tier auch die Möglichkeit hätte,<br />

Naturboden zu spüren und auf richtigen Bäumen<br />

oder Büschen zu klettern und sich der Witterung<br />

auszusetzen und Ausschau nach der Ursache<br />

interessanter Geräusche oder Düfte zu halten.<br />

Anmerkungen<br />

Schneehase<br />

Die Schneehasen werden zusammen mit Ziegen<br />

und wilden Truthühnern in einem grösstenteils am<br />

Hang gegenüber dem Haustierbereich gelegenen<br />

Gehege gehalten. Für die Hasen sind Teilbereiche<br />

abgesperrt, die nur sie erreichen können und wo<br />

sie Schlafboxen und Futterstellen nutzen können.<br />

Im Gehege verteilt befinden sich Totholzhaufen,<br />

unter denen die scheuen Hasen Zuflucht finden<br />

können. Zum Zeitpunkt des Besuchs waren sie<br />

nicht zu sehen. Gemäss einem Tierpfleger ist die<br />

Haltung dieser Tiere sehr schwierig, da insbesondere<br />

die Nachzucht kaum gelingt (wegen<br />

Fressfeinden wie Krähen und Greifvögeln und<br />

wegen Parasiten, v.a. Kokzidien). Die Haltung<br />

dieser Tierart wird daher von der Parkleitung<br />

gerade grundsätzlich überdacht.<br />

78


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo Basel<br />

www.zoobasel.ch<br />

Im Zoo Basel wurden – und werden - zahlreiche Anlagen neu gebaut oder erweitert. 2012 wurde<br />

die neue Menschenaffen-Anlage fertiggestellt, womit der Zoo Basel in der Primatenhaltung<br />

wieder eine wegweisende Rolle spielt. Der Wille, den Tieren bessere Gehege zur Verfügung zu<br />

stellen, ist ersichtlich, obwohl einige der neueren Gehege von Löwen, Wildhunden, Panzernashorn<br />

und Geparden bei Verzicht auf einzelne Arten vom Platzangebot her noch grosszügiger hätten<br />

dimensioniert werden können.<br />

Die besondere Situation des Zoos Basel mit seiner Lage mitten in der Stadt und wenig<br />

Vergrösserungspotential bewirkt, dass für die Gehege nur beschränkt Platz zur Verfügung steht.<br />

In letzter Zeit wurden jedoch die Haltungen von einzelnen Tierarten (Thar, Brillenbären,<br />

Kanadischer Otter, Grüne Meerkatze) aufgegeben, um den frei werdenden Raum für den Bau von<br />

neuen, grösseren Anlagen zu nutzen. Schlechte Beispiele von Tierhaltungen findet man im Zoo<br />

Basel kaum Zu den letzten nicht ganz tiergerechten Anlagen sind kurz- bis mittelfristig<br />

Verbesserungen geplant (siehe Abschnitt „Anmerkungen“).<br />

Die nächsten Grossprojekte im Zoo Basel dürften die geplante Erweiterung der Elefantenanlage<br />

sowie die erste grosse Erweiterung in der Geschichte des „Zolli“ – das Ozeanium – sein. Aus<br />

<strong>Tierschutz</strong>sicht steht der <strong>STS</strong> dem Projekt Ozeanium kritisch gegenüber. Zuwenig ist über die<br />

artgerechte Haltung von marinen Grossfischen bekannt – ganz zu schweigen von der Tatsache,<br />

dass für das Ozeanium teilweise bedrohte Tierarten wie Haie aus freier Wildbahn werden<br />

importiert werden müssen.<br />

Positive Beispiele<br />

Kattas<br />

Die Kattas leben neu in der Etoscha-Anlage auf<br />

einer natürlich gestalteten Halbinsel neben dem<br />

Gepardengehege. Die Anlage bietet zahlreiche<br />

Kletter- und Versteckmöglichkeiten, Aussichtspunkte<br />

und einen geschützten Stall. Die Affeninsel<br />

ist umgeben von einem breiten Wassergraben,<br />

der für ausreichend Distanz sowohl zu den<br />

Besuchern, als auch zu den Geparden sorgt.<br />

und abwechslungsreichen Untergrund und<br />

zwischen all den Steinen und Totholz bietet sich<br />

den Tieren gute Möglichkeiten, Fressbares zu<br />

suchen und zu finden, sowie Höhlen, Gänge und<br />

schattige Kuhlen zu graben.<br />

Erdmännchen und Stachelschweine<br />

Eine gelungene, für die kleinen Erdmännchen und<br />

eher behäbigen Stachelschweine grosse Anlage<br />

mit vielfältigen Strukturen wie Höhlen, Baumstrünken,<br />

Felsen etc., welche die Tiere ausgiebig<br />

nutzen – als Ausguck, Sonnen- und Schattenplätze,<br />

Rückzugs- und Fluchtorte. Im natürlichen<br />

79


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Gemeinschaftsanlage im Etoscha-Haus<br />

entsprechend grossen Anlage. Die Vögel müssen<br />

in den Häusern von den Besuchern manchmal<br />

aktiv gesucht werden: Zu sehen sind aber immer<br />

einige Tiere – zum Teil in unmittelbarer Nähe.<br />

Brillenpinguine<br />

Die Anlage ist ein sehr gutes Beispiel der neuen<br />

Generation von Tierhaltungen in Zoos: Klippschliefer,<br />

Siedelweber (Vögel) und Borstenhörnchen<br />

nutzen gemeinsam eine lichtdurchflutete<br />

Innenanlage. Da es sich um tropische Arten<br />

handelt, ist kein Aussengehege vorhanden. Die<br />

Vögel können im ganzen Raum frei fliegen – auch<br />

im Bereich der Besucher – und die kleinen<br />

Klippschliefer und Borstenhörnchen haben eine<br />

genügend grosse Fläche für ihre Aktivitäten zur<br />

Verfügung. Die Siedelweber haben ein riesiges<br />

Gemeinschaftsnest gebaut, die Borstenhörnchen<br />

unterirdische Gänge, und für die Klippschliefer<br />

stehen Felsen mit vielen Nischen zur Verfügung.<br />

Die Anlage ist dem natürlichen Lebensraum der<br />

Tiere gut nachempfunden und bietet den Tieren<br />

die nötigen Strukturen für Nestbau, Ruhe- und<br />

Rückzugsorte, Ausgucke usw.<br />

Vogelhaus (diverse Arten) und Lorihaus<br />

Zwei sehenswerte Anlagen, in denen die Vögel im<br />

ganzen Haus frei herum fliegen können und die<br />

Besucher mitten im Lebensraum der Tiere stehen.<br />

An der Längsseite beim Vogelhaus sind grosse<br />

Volieren angebracht, die über ebenso grosse<br />

Aussenbereiche verfügen. Auch das Lorihaus<br />

verfügt über eine grosse, artgemäss strukturierte<br />

Aussenvoliere. Zwei gelungene Beispiele, wie<br />

Vögel auch gehalten werden können und ihnen<br />

ihre natürliche Fortbewegung, das Fliegen, auch<br />

wirklich ermöglicht wird. Bedingung hierfür ist die<br />

Wahl von nicht zu grossen Vogelarten und einer<br />

Die Anlage der Pinguine wurde vor einiger Zeit<br />

deutlich vergrössert. Den Tieren steht ein<br />

zusätzlicher Bereich mit natürlichem Untergrund<br />

und einem kleinen Wasserbecken zur Verfügung.<br />

Diesen Bereich nutzen sie fleissig. Zum Zeitpunkt<br />

des Besuches befanden sich alle Tiere im neuen,<br />

schattigeren Teil der Anlage. Mit der neuen<br />

Gestaltung der Anlage haben die Tiere auch gute<br />

Möglichkeiten, sich bei Bedarf vor Besuchern in<br />

die entfernten, wenig einsehbaren Bereiche oder<br />

auch in geschützte Nisthöhlen zurückzuziehen.<br />

Die Grösse der Wasserbecken ist für die schnellen<br />

Schwimmer und guten Taucher jedoch suboptimal.<br />

Affenhaus (Menschenaffen und kleinere<br />

Affenarten)<br />

Das alte Affenhaus aus den Sechzigerjahren wurde<br />

2011/12 erneuert und um grosse Aussengehege<br />

erweitert. Die neuen Innenanlagen wurden im<br />

Sommer 2011 eröffnet; die Aussenanlagen im<br />

September 2012. Die Innenräume wurden auf<br />

rund die doppelte Fläche vergrössert, mit<br />

mehreren Etagen ausgestattet und auch in die<br />

Höhe erweitert. Dank der grösseren Dachfenster<br />

sind die Räume deutlich heller. Eine Vielzahl von<br />

Seilen, Baumstämmen, Reifen, Hängematten<br />

sowie Badewannen regen zum Klettern und<br />

Herumtollen an, ebenso das reichlich ausgebrachte<br />

Stroh, mit welchem die Tiere sich auch<br />

Schlafnester bauen können. Die Tiere können nun<br />

mehr Ausguckplätze und Rückzugsorte nutzen als<br />

im alten Gehege, und sich dank der deutlich<br />

tieferen Gehege auch besser vor den Besuchern<br />

zurückziehen. An den Wänden montierte<br />

Futterkästen fordern die intelligenten Tiere zur<br />

Erprobung ihrer Geschicklichkeit, Geduld und zum<br />

Werkzeuggebrauch auf.<br />

Sämtlichen Affen stehen nun permanent<br />

zugängliche Freigehege zur Verfügung. Zu diesem<br />

Zweck wurden für die kleineren Affenarten (u.a.<br />

80


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Klammeraffen, Löwenäffchen) auf dem Dach des<br />

bestehenden Hauses grosszügige, sonnige<br />

Volieren erbaut, welche sie kletternd aus den<br />

Innenanlagen erreichen. Die Volieren sind für<br />

Besucher einsehbar, aber nicht direkt zugänglich.<br />

Javaneraffen<br />

Für die Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans<br />

stehen insgesamt fünf, miteinander verbundene<br />

aber einzeln abtrennbare, grosszügige Aussenanlagen<br />

zur Verfügung. Diese sind mit künstlichen<br />

und natürlichen Kletterbäumen, natürlicher<br />

Vegetation, Wiesen und Felsen sehr interessant<br />

und vielfältig ausgestattet und ermöglichen den<br />

Tieren Nahrungssuche (bspw. im Gehege<br />

wachsende Gräser, Kräuter), Komfortverhalten<br />

(Hängematten, Sand, Sonne und Schatten,<br />

Wasser), Klettermöglichkeiten (Seile, Hängematten,<br />

Gitter, Baumstämme, Betonpfeiler)und<br />

Ausschau-Halten von Ausguckplätzen. Die Affen<br />

können sowohl am Gitter wie auch den<br />

Glassscheiben die Nähe der Besucher suchen, als<br />

auch sich bei Bedarf tief in die Gehegelandschaft<br />

oder in die Höhe zurückziehen. Die fünf Anlagen<br />

können den drei Arten in unterschiedlichen<br />

Kombinationen zur Verfügung gestellt werden, so<br />

dass die gleiche Anlage zu unterschiedlichen<br />

Zeiten nicht immer von der gleichen Art genutzt<br />

wird. Dadurch kann den Tieren mehr Abwechslung<br />

geboten werden. Die Anlage wird derzeit vor<br />

allem von den kletterfreudigen Orang Utans sehr<br />

gerne genutzt.<br />

Die Javaneraffen wurden vom alten „Affenfelsen“<br />

(eigentlich einem Graben, in den man auf die<br />

Tiere herunterschauen konnte) in ein neues<br />

Gehege mit riesigem Kletterfelsen umgesiedelt,<br />

wo sie sich nun vor den Besuchern in die<br />

Felsnischen in der Höhe zurückziehen und die<br />

Umgebung im Auge behalten können. Im neuen<br />

Gehege bieten der Kletterfelsen (mit beheizbaren<br />

Innenräumen) und zahlreiche Baumstämme<br />

vielfältige Kletter-, Versteck- und Ausguckmöglichkeiten.<br />

Ein Teich bereichert die Anlage<br />

zusätzlich, sind Javaneraffen doch sehr<br />

wasserliebend! Dicht bewachsene Sichtblenden<br />

bieten rangniederen Tieren zusätzliche Ausweichmöglichkeiten<br />

bei Auseinandersetzungen. Eine<br />

besonders spannende Bereicherung der Haltung<br />

ist die unmittelbare Nachbarschaft zu den<br />

Schneeleoparden, mit welchen sich die Rhesusaffen<br />

den Kletterfelsen - nur durch ein Gitter<br />

getrennt - teilen. Die Affen überwachen die<br />

Bewegungen der Grosskatzen und wissen<br />

unterdessen genau, dass ihnen keine Gefahr<br />

droht. Dennoch kommt es bisweilen zu<br />

spannungsgeladenen Begegnungen, bei welchen<br />

die Affen die Katzen „provozieren“ oder sich<br />

letztere anzuschleichen versuchen.<br />

Panzernashorn<br />

Die beiden Panzernashorn-Kühe, ein Jungtier<br />

sowie ein Bulle leben in zwei getrennten Anlagen<br />

in einem gelungenen Nachbau des natürlichen<br />

Herkunftsgebiets (Schwemmgebiete Nepals) mit<br />

81


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

üppigster Vegetation aus meterhohen Gräsern,<br />

abgestorbenen Bäumen und sandigen Ufern.<br />

Malaienbär<br />

Sie teilen sich das Gehege mit Muntjak-Hirschen<br />

und Zwergottern. Für die Muntjaks bietet die<br />

hohe Vegetation ideale Verstecke. Die Anlage ist<br />

nur von einzelnen Stellen gut einsehbar, die Tiere<br />

haben ausreichend Rückzugmöglichkeiten. Wasser<br />

lädt zum Baden, Totholz zum Scheuern der Haut<br />

und die offene Fläche zum Traben und Spielen<br />

(Otter, Nashornkälber) ein.<br />

Anmerkungen<br />

Afrikanische Elefanten<br />

Die Haltung ist vergleichbar mit der aktuellen<br />

Anlage in Zürich. Auch die Anlage in Basel ist zu<br />

klein und bietet den anspruchsvollen Tieren nicht<br />

die nötige Beschäftigung und die nötigen<br />

Bewegungsmöglichkeiten. Der Untergrund ist<br />

zwar abwechslungsreich gestaltet, und die Tiere<br />

können ausgiebig sandbaden. Es steht ihnen auch<br />

Wasser zur Verfügung, das sie durch Löcher in der<br />

Stallwand von aussen mit dem Rüssel einsaugen<br />

und sich damit duschen können. Eine kleine<br />

Wasserstelle befindet sich zwar im Aussengehege,<br />

ein grosses, stets zugängliches Bad gibt es aber<br />

nicht. Die Innenanlage ist minimal, das Bad nur<br />

zeitlich beschränkt und für die Tiere einzeln unter<br />

Aufsicht zugänglich. Insgesamt eine unbefriedigende<br />

Haltung für die riesigen Dickhäuter.<br />

Diese nicht mehr zeitgemässe Haltungsanlage<br />

wird gemäss Auskunft der Zooleitung in nächster<br />

Zeit nicht mehr für die Haltung von Malaienbären<br />

verwendet. Im Moment lebt dort noch ein sehr<br />

betagtes Tier aus einem anderen Zoo in Pension.<br />

Grundsätzlich soll die Anlage nicht mehr für eine<br />

Haltung dieser Bärenart verwendet werden.<br />

Königspinguin und Eselspinguin<br />

Im Gegensatz zu den Brillenpinguinen leben die<br />

Königs- und Eselspinguine in kalten Klimazonen<br />

und müssen daher bei uns im Sommer in<br />

gekühlten Räumen gehalten werden. Eine<br />

Aussenhaltung ist nur im Winter bei entsprechend<br />

tiefen Temperaturen möglich. Es ist daher fraglich,<br />

ob es Sinn macht, solche Tierarten in unseren<br />

Breitengraden überhaupt zu halten. Der<br />

klimatisierte Raum, der den Tieren in der warmen<br />

Jahreszeit zur Verfügung steht, ist grundsätzlich<br />

für eine tiergerechte Pinguinhaltung zu klein. Im<br />

minimalen Becken können die Pinguine nicht mit<br />

Tempo schwimmen . Von Vorteil ist, dass sich die<br />

Besucher in einem relativ dunklen Raum befinden<br />

und deshalb von den Tieren im hellen Gehege<br />

wohl kaum richtig wahrgenommen werden. Bei<br />

einer längerfristigen Realisierung des geplanten<br />

Ozeaniums würden die antarktischen Pinguinarten<br />

dorthin in eine der Art eher entsprechende, neue<br />

Haltung umgezogen.<br />

Gemäss bereits begonnener Planung des Zoo<br />

Basel soll die Elefanten-Anlage in den kommenden<br />

Jahren erneuert und erweitert werden.<br />

82


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Wolf<br />

Diese Anlage ist von den Strukturen und von den<br />

Einrichtungen her mit Sträuchern, Wasserstelle,<br />

Liegeplätzen, Höhlen etc. gut gelöst, aber schlicht<br />

zu klein. Den Tieren steht ein Gehege zur<br />

Verfügung, das sie in wenigen Augenblicken<br />

erkundet haben. Platz für Herumrennen, simuliertes<br />

Jagen, Spiel (Jungtiere) etc. steht nicht zur<br />

Verfügung. Ein Rückzug vor Artgenossen oder vor<br />

den Besuchern ist den naturgemäss scheuen<br />

Tieren beschränkt möglich, indem sie sich in Ställe<br />

oder hinter Büsche zurückziehen – eine genügend<br />

grosse Distanz zu Besuchern einnehmen können<br />

die Tiere hingegen nicht.<br />

Geplant ist ein neues, grösseres Wolfsgehege als<br />

Teil des thematischen Gebiets „Nordamerika“.<br />

Lobenswert sind die fachlichen Informationen<br />

beim Wolfsgehege zu den freilebenden Wölfen<br />

der Schweiz.<br />

Kalifornischer Seelöwe<br />

Obschon das Wasserbecken und der Kletterfelsen<br />

für die Kalifornischen Seelöwen die Mindestanforderungen<br />

gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung<br />

übertreffen, kann hier kaum von einer tiergerechten<br />

Haltung gesprochen werden. Zuwenig<br />

Platz zum ausgiebigen Schwimmen oder (von<br />

Besuchern ungestörten) Sonnenbaden an Land<br />

steht den Tieren zur Verfügung. Es stellt sich<br />

grundsätzlich die Frage, ob eine artgerechte<br />

Haltung von Meeressäugern möglich und in<br />

einem Binnenland wie der Schweiz überhaupt<br />

sinnvoll ist.<br />

83


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo Hasel, Remigen (AG)<br />

www.zoo-hasel.ch<br />

Der Zoo Hasel ist ein Kleinzoo, der eine Mischung einheimischer (Nutz-) Tiere und exotischer<br />

Wildtiere hält. Die meisten Tiere werden gut gehalten, doch gibt es auch noch etliche veraltete<br />

Anlagen, die nicht mehr einer zeitgemässen, artgerechten Tierhaltung entsprechen. Die<br />

Zooleitung zeigt allerdings begrüssenswertes Engagement, die Tierhaltung zu verbessern und hat<br />

in den letzten Jahren zwei moderne Anlagen für die Haltung von Waschbären sowie Rhesusaffen<br />

realisiert.<br />

Positive Beispiele<br />

Waschbären<br />

Den drei Waschbären steht eine rund 300m 2<br />

grosse Anlage zur Verfügung, deren Mittelpunkt<br />

ein grosser Naturfelsen und ein kleiner Teich<br />

bilden. Hohe Bäume sowie Baumstämme<br />

ermöglichen den Tieren, ihre angeborene<br />

Kletterfähigkeit auszuleben und sich zum<br />

Schlafen in die Höhe zurückzuziehen. Gepolsterte<br />

Felsnischen und in den Bäumen montierte<br />

Schlafboxen bieten reichlich Rückzugsmöglichkeiten.<br />

Das Gehege ist nur von vorne<br />

einsehbar, so dass die Tiere bei Bedarf auch<br />

Distanz zum Publikum einnehmen können. Eine<br />

kleine, frei zugängliche Holzhütte mit weiteren<br />

Schlafboxen bietet zusätzlichen Witterungsschutz.<br />

Eine aus <strong>Tierschutz</strong>sicht vorbildliche Waschbären-<br />

Haltung!<br />

Grünflügelaras<br />

Die beiden Grosspapageien befinden sich in einer<br />

grosszügig angelegten Voliere, die Raum für<br />

kurze Flüge und viele Klettermöglichkeiten bietet.<br />

Dichte Vegetation und den Besucher nicht<br />

zugängliche Innenräume ermöglichen den Tieren,<br />

sich bei Bedarf zurückzuziehen.<br />

Rhesusaffen<br />

Den vier Rhesusaffen steht ein geräumiges,<br />

volierenartiges Gehege mit Kletterbäumen,<br />

Seilen, Reifen und Felsen sowie einem kleinen<br />

Wasserbecken zur Verfügung. Bei Bedarf können<br />

sie sich zudem in einen für die Besucher<br />

unzugänglichen Innenraum zurückziehen. Das<br />

Gehege bietet genügend Platz, Kletter- und<br />

erhöhte Ausguckmöglichkeiten für die Affen. Für<br />

das Gehege ist ein Informationskonzept geplant,<br />

welches mit Schautafeln zum Beobachten des<br />

Sozialverhaltens der Tiere und ihrer Körpersprache<br />

anregt.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Negative Beispiele<br />

Leopard (Panther)<br />

Der alte Panther (zum Zeitpunkt der Besichtigung<br />

2011 rund 18-jährig) verbringt sein Leben in<br />

einem Käfig von der Grösse eines<br />

Hundezwingers. Das Gehege ist nicht nur viel zu<br />

klein für die sehr sprungkräftige und<br />

bewegungsfreudige Grosskatzenart, sondern<br />

auch absolut reizarm. Es fehlen grösstenteils<br />

Klettermöglichkeiten, Aussichtspunkte sowie<br />

Rückzugsmöglichkeiten. Das Tier ist ausgestellt,<br />

und es ist ihm nicht annähernd möglich, sein<br />

natürliches Verhalten zu zeigen. Da es sich um ein<br />

sehr altes Tier handelt, verbringt es seine Zeit<br />

meist schlafend. Ein jüngeres Tier würde unter<br />

solchen Haltungsbedingungen stark stereotypes<br />

(gestörtes) Verhalten entwickeln.<br />

Gemäss Zooleitung soll die alte Katze einen<br />

ruhigen Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen<br />

dürfen. Man ist sich der ungenügenden<br />

Haltungsbedingungen bewusst und will künftig<br />

auf die Haltung von Grosskatzen verzichten. Eine<br />

Umsiedlung des Panthers in einen Zoo mit grösserem<br />

Gehege schlug fehl – das Tier ist nicht mehr<br />

in der Lage, sich einer veränderten Umgebung<br />

anzupassen.<br />

Mantelpaviane<br />

Die kleine Gruppe Mantelpaviane verbringt ihren<br />

Lebensabend in einem für die Tierart viel zu<br />

kleinen, nicht mehr zeitgemässen Käfig. Die<br />

räumlichen Verhältnisse darin sind sehr beengt,<br />

die Tiere sind ausgestellt und können sich vor<br />

den Besuchern nur in den dunklen Innenraum<br />

zurückziehen. Die Tiere haben einige wenige<br />

Klettermöglichkeiten (Seile, Reifen) und höher<br />

gelegene Sitzplätze, doch das Gehege ist von der<br />

Grundfläche viel zu klein, und es fehlen natürliche<br />

Strukturen wie Felsen und Felsnischen,<br />

Vegetation, Baumstämme oder ein natürliches<br />

Gewässer.<br />

Gemäss Zooleitung handelt es sich bei den<br />

Pavianen allesamt um sehr alte Tiere, die wohl nur<br />

noch wenige Jahre im Zoo verbringen werden.<br />

Nach dem Ableben der Tiere soll auf die<br />

Pavianhaltung verzichtet werden.<br />

85


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Wildnispark Zürich, Langenberg<br />

www.wildpark.ch<br />

Wer den Wildnispark Zürich besucht, sollte unbedingt ein Fernglas mitnehmen. Die Gehege<br />

sind allesamt sehr grosszügig dimensioniert und die Distanzen zu den Tieren deshalb oftmals<br />

beträchtlich. Der Besucher erhält so einen guten Einblick in das natürliche Verhalten und in den<br />

angestammten Lebensraum der gehaltenen Tiere. In allen Gehegen können sich die Tiere dank<br />

grossen Flächen und Strukturen (Asthaufen, Gebüsche, Waldstücke etc.) von Artgenossen und<br />

Besuchern zurückziehen.Negativ aufgefallen ist der Wildnispark durch die erneute Euthanasie<br />

eines „überzähligen“ Jungbären im Februar <strong>2013</strong>.<br />

Positive Beispiele<br />

Braunbär<br />

Ein Vorzeigegehege für Braunbären: mit seinen<br />

ca. 10 000 m 2 plus nochmals ein paar 1000 m 2<br />

(Trenngehege) bietet die Anlage den Bären<br />

genügend Platz, um sich artgemäss zu verhalten.<br />

Vielerlei Grab-, Fress- und Kratzspuren sind<br />

Zeugen der Aktivitäten der Bären. Das Gehege<br />

besteht grösstenteils aus Wald, verfügt aber auch<br />

über einen offenen Teil mit grossem<br />

Schwimmteich. Dieses abwechslungsreiche<br />

Gelände durchstreifen die Bären auf der Suche<br />

nach Nahrung, wie sie es in der Natur auch tun.<br />

Der natürliche Untergrund erlaubt es den Tieren,<br />

selbständig Schlafhöhlen für die Winterruhe zu<br />

graben, was sie auch ausgiebig tun.<br />

Anmerkung<br />

Problematisch bei dieser Bärenhaltung ist der<br />

Umstand, dass die artgerechte Fortpflanzung der<br />

Tiere – und damit die Produktion von „Überschusstieren“,<br />

die dann eingeschläfert werden<br />

müssen – in das Bestandesmanagement beim<br />

Braunbären (und vermutlich auch anderen<br />

Tierarten) fest einkalkuliert ist. So musste im<br />

Februar <strong>2013</strong> ein vierjähriger, gesunder Braunbär<br />

eingeschläfert werden, weil die Bärin erneut<br />

Nachwuchs erwartete und für den Jungbären kein<br />

geeigneter Platz in einem anderen Zoo gefunden<br />

werden konnte. Störend an diesem Sachverhalt<br />

ist, dass die Kastration und damit Verzicht auf<br />

Fortpflanzung überhaupt nicht in Betracht<br />

gezogen wird, obschon es weltweit zu viele<br />

Braunbären in Gefangenschaft gibt und die<br />

Haltung kastrierter Tiere in einem artgerechten<br />

Gehege wie Langenberg ohne Einbussen beim<br />

Tierwohl möglich wäre. Den Jungtieren dieses<br />

Jahres droht nun in zwei, drei Jahren ebenfalls die<br />

Euthanasie, weil der Tierpark offenbar nur beim<br />

„Recht auf Fortpflanzung“ absolute „Naturtreue“<br />

verlangt – obschon auch in freier Wildbahn nie<br />

alle Tiere einer Art zur Fortpflanzung kommen!<br />

Aus <strong>Tierschutz</strong>sicht ist dieses Primat einer<br />

Pseudo-Biologie über den <strong>Tierschutz</strong>gedanken<br />

bedenklich: Die Produktion überzähliger<br />

Jungtiere allein mit der (ohnehin nie zu 100%<br />

erreichbaren) „Artgerechtigkeit“ der Haltung in<br />

Gefangenschaft zu verteidigen, ist verwerflich.<br />

86


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Denn so vorbildlich die Haltung auch sein mag –<br />

es handelt sich um Wildtiere in Gefangenschaft,<br />

für deren individuelles Wohlergehen und Lebensrecht<br />

(tiergerechte Haltung) der Mensch Verantwortung<br />

trägt.<br />

Luchs<br />

Wie das Bärengehege ebenfalls ein eingezäunter<br />

Teil des Waldes von mehreren tausend Quadratmetern;<br />

einsehbar via Plattformen. Die sehr<br />

hohen Ansprüche dieser scheuen Katzen werden<br />

mit diesem Gehege optimal erfüllt.<br />

Wölfe<br />

Den Wölfen steht ein grosses Stück Wald zur<br />

Verfügung, einsehbar ist auch hier nur ein Teil<br />

über verschiedene Plattformen. Die von Natur aus<br />

scheuen Tiere haben damit bestens Gelegenheit,<br />

sich vor Besuchern oder Artgenossen zurück zu<br />

ziehen. Das Rudeltier Wolf braucht eine<br />

grosszügige Anlage, damit es sein Gruppenleben<br />

und sein Bewegungsbedürfnis ausleben kann. Mit<br />

etwas Geduld sieht man bald umherstreifende<br />

Tiere, wenn sie sich nicht gerade auf einem<br />

sonnigen Plätzchen zur Ruhe gelegt haben.<br />

klare Verhaltensregeln wie striktes Fütterungsund<br />

Streichelverbot. Eine hervorragende Möglichkeit,<br />

diesen interessanten Tieren direkt zu<br />

begegnen.<br />

Wildkatzen<br />

Die Anlage der Wildkatzen stellt eine Vorzeighaltung<br />

für diese scheuen Tiere dar. Eine<br />

optimale Grösse und Strukturierung erlaubt den<br />

Tieren ein artgemässes Leben und sie können gut<br />

beobachtet werden – sei es beim sonnenbaden,<br />

beim umherstreifen oder beim jagen, welches mit<br />

computergesteuerten Futterboxen animiert wird.<br />

Begehbares Wildschweinegehege<br />

Rotfuchs<br />

Eine Besonderheit stellt das begehbare Wildschweinegehege<br />

dar. Ein eingezäuntes Stück<br />

Wald kann von den Besuchern auf einem Weg<br />

durchschritten werden und die Chancen sind<br />

gross, Wildschweinen zu begegnen. Es gelten<br />

Das neuste Gehege in Langenberg steht den<br />

Rotfüchsen zur Verfügung. In dieser grosszügigen<br />

Anlage wurde der Lebensraum des Fuchses sehr<br />

gut nachempfunden und die Tiere finden dort<br />

87


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

alles, was sie auch in der Natur draussen nutzen:<br />

Futter, Unterschlüpfe, Schlafplätze, Höhlen,<br />

offene Felder. Von einem Beobachtungshaus aus<br />

hat man einen perfekten Einblick in das Leben<br />

der Füchse. Die Informationen rund um den<br />

Fuchs, welcher mittlerweile zum Kulturfolger<br />

geworden ist und heute mitten in Siedlungsgebieten<br />

lebt, runden diese neue Anlage ab.<br />

88


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Wildpark Bruderhaus, Winterthur<br />

www.bruderhaus.ch<br />

Der Wildpark Bruderhaus in Winterthur ist in einem grösseren Wald gelegen. Er beherbergt<br />

neun verschiedene Tierarten: Wolf, Luchs, Wisent, Sikahirsch, Damhirsch, Rothirsch, Mufflon,<br />

Przewalskipferd und Wildschwein.<br />

Alle Tiere sind in grosszügigen, naturnahen Anlagen gehalten. Für die Zukunft des Wildparks<br />

sind umfassende Umbauten und Neugestaltungen geplant. Mehrere Gehege sollen zu<br />

Gemeinschaftsanlagen von zwei Tierarten umgebaut werden. Die Wisente zum Beispiel, die<br />

heute in einer Anlage leben, welche der Wildpark selber als zu klein deklariert, sollen in Zukunft<br />

eine Anlage zusammen mit den Sikahirschen nutzen. Die Sikahirsche verfügen über ein grosses<br />

Gehege, das gemäss Wildpark aber zu wenig offene Wasserflächen bietet. Das neue<br />

Gemeinschaftsgehege soll dies alles bieten. Die zusätzlich benötigte Fläche steht dank der<br />

Aufgabe der Damwildhaltung zur Verfügung.<br />

Diese Erneuerungen sind sehr begrüssenswert und werden die Qualität der Tiergehege massiv<br />

verbessern.<br />

Positive Beispiele<br />

Wildschweine<br />

Die Wildschweine können eine grosse Fläche mit<br />

vielen artgemässen Strukturen nutzen. Der<br />

Naturboden lässt überall ausgiebiges Wühlen zu,<br />

Rückzugsmöglichkeiten haben die Tiere mehrere,<br />

Baumstämme erlauben Kratzen und Scheuern,<br />

grosse Asthaufen ermöglichen eine<br />

Beschäftigung (Futtersuche). Einzig eine<br />

grosszügige Suhle mit genügend Wasser fehlt –<br />

das betonierte Wasserbecken ist etwas klein<br />

geraten.<br />

Wolf<br />

Die neue, 12'000 m 2 grosse Anlage ist in einem<br />

Waldstück gebaut. Sie bietet den Wölfen einen<br />

attraktiven Lebensraum mit wichtigen Strukturen<br />

wie dichtes Unterholz als Rückzugsmöglichkeit,<br />

Aussichtsplätze, Höhlen etc. Einblick ins Gehege<br />

haben die Besucher aus einem unterirdischen<br />

Unterstand und durch Fenster, die in die<br />

abschirmenden Holzwände eingelassen sind.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Somit werden die scheuen Wölfe von den<br />

Besuchern kaum gestört und können trotzdem<br />

beobachtet werden.<br />

Rothirsche<br />

Die grossen Hirsche können eine<br />

abwechslungsreiche, grosszügige Anlage nutzen.<br />

Ein Bachtobel liegt mitten im Gehege. Die Ufer<br />

des Tobels erodieren relativ stark, eine Sanierung<br />

ist geplant: Den Sika- und Rothirschen wird ein<br />

Gehege geboten, dass sie abwechslungsweise<br />

oder zeitweise auch gemeinsam werden nutzen<br />

können. Ein Teil, in welchem nur Hirschkühe<br />

eintreten können, soll auch für Besucher<br />

begehbar gestaltet werden.<br />

90


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo Zürich<br />

www.zoo.ch<br />

Der Zoo Zürich ist der grösste Zoo der Schweiz und mit seinen rund 340 gehaltenen Tierarten<br />

auch einer der artenreichsten. Seit einigen Jahren wandelt sich der Zoo stark. Unterdessen<br />

entsprechen die meisten Gehege den neuesten Erkenntnissen über eine artgerechte Tierhaltung<br />

und haben somit Vorbildcharakter. Kürzlich fertig gestellt wurde etwa die Anlage „Pantanal“.<br />

Weitere Neu- und Umbauten sind im Bau oder geplant. So soll in den nächsten Jahren ein<br />

neuer ca. 10'000 m 2 grosser Elefantenpark entstehen. Wegweisend ist nach wie vor die<br />

Masoala-Halle, die ein Stück Regenwald simuliert. Der Zoo nimmt seine Aufgabe im Bereich<br />

Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit sehr ernst und engagiert sich hier im In- und Ausland.<br />

Bei besonders weitläufigen Gehegen stehen Fernrohre oder Ferngläser zur Verfügung, um die<br />

Tiere besser beobachten zu können.<br />

Positive Beispiele<br />

Brillenbären und Nasenbären<br />

Diese grosszügige und reich strukturierte Anlage<br />

stellt eine Vorzeigehaltung von Bären und<br />

Kleinbären dar. Den Tieren stehen unter anderem<br />

hohe und vielfältige Klettermöglichkeiten, Rückzugsgebiete,<br />

ein Teich, Fliessgewässer, verschiedenste<br />

Bodensubstrate, buschreiches<br />

Unterholz und erhöhte Stellen zur Verfügung.<br />

Öfters braucht es einen geschulten Blick oder<br />

Geduld, bis man die Tiere in dem sehr weitläufigen<br />

Gehege entdeckt. Hier ist es gelungen,<br />

ein grosszügiges Gehege sowohl für die<br />

Brillenbären als auch für eine Grossfamilie<br />

Nasenbären zu schaffen, welches dem natürlichen<br />

Lebensraum der Tiere (Bergnebelwälder<br />

der Anden) nachempfunden ist und ihnen ein<br />

artgemässes Verhalten und annähernd natürliches<br />

Leben ermöglicht.<br />

Schneeleoparden<br />

Das Gehege gibt den natürlichen Lebensraum<br />

dieser seltenen Grosskatzen gut wieder. Eine<br />

gebirgige Landschaft wurde an einem Hang<br />

realisiert, welche dank grosszügiger Dimension<br />

den Tieren einen angepassten Lebensraum<br />

bietet. Die Tiere verfügen über Aussichtsplätze,<br />

ungestörte Ruheorte und Möglichkeiten, sich<br />

zurückzuziehen. Trotzdem können die eleganten<br />

Katzen von den Besuchern gut aus Distanz<br />

beobachtet werden – eine Distanz, die dank<br />

Besucherlenkung jederzeit eingehalten wird:<br />

Einblicke ins Gehege gibt es nur durch Fenster<br />

und Gucklöcher. Ein bewusstes „Draussen lassen“<br />

der Besucher wird hier umgesetzt.<br />

Tiger<br />

Auch diese Haltung darf als zeitgemäss und gut<br />

beurteilt werden. Die Anlage mit total ca. 1’400<br />

m 2 dürfte für diese riesigen Katzen zwar noch<br />

grösser sein. Das Gehege ist indessen artgemäss<br />

eingerichtet, mit einem grossen Bad, Rückzugsorten<br />

und erhöhten Flächen, Kratzbäumen,<br />

etc. Speziell zu erwähnen sind die vom Computer<br />

gesteuerten Futterkisten, welche einen Teil des<br />

Jagd- und Lauerverhaltens der Tiger simulieren<br />

91


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

sollen. Damit konnte das frühere Gitterlaufen<br />

(eine stereotype Verhaltensstörung) des Tigers<br />

«geheilt» werden.<br />

Löwen<br />

Die neue Löwen-Anlage wurde 2006 eröffnet. Die<br />

Tiere verfügen über eine Totalfläche von ca.<br />

1'700 m 2 . Die reich strukturierte Anlage bietet<br />

unter anderem Rückzugsorte, Aussichtspunkte,<br />

verschiedene Bodensubstrate und eine<br />

Innenanlage. Die Innenanlage ist relativ klein<br />

geraten, es ist aber davon auszugehen, dass die<br />

Löwen den Grossteil des Jahres freien Zugang<br />

zum Aussengehege haben.<br />

Fernglas sollte zur Grundausrüstung gehören,<br />

wenn man die Masoala-Halle besucht. Viele der<br />

zahlreichen Dschungeltiere können sich frei in<br />

der ganzen Halle bewegen und es kann durchaus<br />

sein, dass dem Besucher ein roter Vari plötzlich<br />

knapp über den Kopf von Ast zu Ast springt.<br />

Auch die Aufgabe eines Zoos, seine Besucher zu<br />

bilden und für Tier- und Umweltthemen zu<br />

sensibilisieren wird hier gross geschrieben und<br />

sehr gut umgesetzt.<br />

Dscheladas, Nubische Steinböcke und<br />

Klippschliefer<br />

Wölfe<br />

Die Anlage der Wölfe liegt an einem Abhang,<br />

verfügt über Wald und über offenes Gelände. Sie<br />

ist für Besucher nur an wenigen Stellen<br />

einsehbar, womit den von Natur aus scheuen<br />

Tieren genügend Rückzugsmöglichkeiten vor<br />

den Menschen gewährt werden. Alles in allem<br />

ein gelungenes Gehege, welches dank den<br />

vielfältigen Strukturen den Wölfen einen<br />

artgemässen Lebensraum bietet.<br />

Masoala-Halle<br />

Ein Stück Regenwald mitten in Zürich in einer<br />

riesigen Halle: Eine neue Dimension der<br />

Zootierhaltung, in welcher die Besucher die Tiere<br />

zum Teil suchen müssen. Zoo-Freiwillige sind oft<br />

anwesend und zeigen den Besuchern Tiere, die<br />

auf den ersten Blick nicht entdeckt werden. Ein<br />

Im „Semien-Gebirge“, einer Gemeinschaftsanlage<br />

für Dschelada-Paviane, Nubische Steinböcke und<br />

Klippschliefer, wird das äthiopische Hochland mit<br />

seinen steilen Wiesen, kargen Vegetation und<br />

schroffen Felsen nachgebildet. Die Tiere können<br />

ein Gelände von rund 2`000 m 2 nutzen und sich<br />

bei Bedarf auch weit vom Publikum zurückziehen.<br />

Felsnischen ermöglichen den Dscheladas, sich<br />

nachts und bei Regen in den Schutz der Felsen<br />

zurückzuziehen, wie sie es auch in freier Wildbahn<br />

tun. Grosse Felsblöcke regen zum Klettern an, und<br />

auf den von Steinschutt durchzogenen Wiesen<br />

können Affen und Steinböcke sich der<br />

Nahrungssuche und dem sozialen Gruppenleben<br />

widmen. Die Klippschliefer nutzen die Felsen als<br />

Ausgucke, Verstecke und Sonnenplätze. Eine<br />

tiergerechte Anlage, die für die bedrohte Tierwelt<br />

des äthiopischen Hochlandes eine wichtige<br />

Botschafter-Funktion erfüllt.<br />

92


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Pantanal<br />

2012 wurde das Gemeinschaftsgehege „Pantanal“<br />

für die Tierwelt der südamerikanischen<br />

Feuchtsavannen eröffnet. Eine weitere Tierhaltung<br />

mit Vorbildcharakter! Auf einer Fläche von<br />

mehreren 1000 m 2 , die einer Feuchtsavanne mit<br />

lockerem Baumbestand, Schilfgürteln und<br />

Schwemmholz nachempfunden ist, leben<br />

Capybaras, Tapire, Ameisenbären, Gelbbrust-<br />

Kapuziner, Totenkopfäffchen, Hyazintharas,<br />

Wehrvögel (Tschajas) und Chile-Flamingos. Den<br />

Capybaras und Tapiren stehen grossflächige<br />

Weiden, mit Stroh eingestreute Unterstände und<br />

Totholzhaufen zum Verstecken oder Nagen<br />

(Capybaras) zur Verfügung. In mehreren,<br />

miteinander verbundenen Teichen können sie<br />

ausgiebig schwimmen. Für die Aras und Affen<br />

stehen auf mehreren Inseln hohe Kletterbäume,<br />

Ausguckmöglichkeiten und Kletterseile zur<br />

Verfügung. Die Flamingos können einen<br />

ungestörten Teich hinter Schilfgürteln als<br />

Brutplatz nutzen. Das gesamte Gebiet grenzt<br />

direkt an die riesige Brillenbärenanlage und die<br />

„Auenlandschaft“ des Zoos an mit ihren<br />

verschiedenen einheimischen Wasservögeln, So<br />

bildet der Eingangsbereich des Zoos eine<br />

weitläufige Wasser- und Buschlandschaft, die auch<br />

einheimischen Vogelarten als Lebensraum dient.<br />

Im „Pantanal“ wird auf spannende Art<br />

Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Die Wege und<br />

Holzbrücken führen den Besucher zu<br />

verschiedenen Aussichtspunkten und ermöglichen<br />

zugleich den Tieren, sich bei Bedarf weit vor den<br />

Besuchern zurückzuziehen. Ein nachgebauter<br />

Posten der brasilianischen Parkaufseher, ein<br />

echtes Polizeiauto der Umweltbehörde,<br />

nachgebaute Fallen von Wilderern und diverse<br />

Informationstafeln machen nicht nur auf die<br />

Tierarten und ihren Lebensraum, sondern auch auf<br />

ihre Bedrohung durch Rodung und Wilderei<br />

aufmerksam.<br />

Negative Beispiele<br />

Königspinguine<br />

Tiere aus extremen Klimazonen bekunden mit<br />

unserem Klima unter Umständen Mühe, und es ist<br />

grundsätzlich zu hinterfragen, ob es Sinn macht,<br />

solche Tiere hier zu halten. Königspinguine leben<br />

natürlicherweise auf antarktischen Inseln, wo ganz<br />

andere Temperaturen herrschen, als in unseren<br />

Sommern. Somit ist eine Aussenhaltung dieser<br />

Tiere nur im Winter möglich, im Sommer muss<br />

ihnen ein klimatisierter Raum zur Verfügung<br />

gestellt werden. Aus rein finanziellen Gründen<br />

stösst man hier schnell an Grenzen und somit<br />

steht den Pinguinen in der warmen Jahreszeit nur<br />

ein kleines Gehege, mit einem minimalen Becken<br />

zur Verfügung. Richtig mit Tempo schwimmen<br />

können diese Schnellschwimmer im max. 10<br />

Meter langen Becken aber nicht.<br />

Von Vorteil ist, dass die Besucher sich in einem<br />

unterirdischen, dunklen Raum befinden und<br />

deshalb von den Tieren im hellen Gehege wohl<br />

kaum richtig wahrgenommen werden.<br />

93


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Anmerkungen<br />

Menschenaffen (Gorillas, Orang Utans)<br />

Die Haltungsanlagen dieser Tiere sind in die Jahre<br />

gekommen und nicht mehr zeitgemäss. Die Gehegegrössen<br />

der beiden grossen Menschenaffenarten<br />

Orang-Utan und Gorillas sind<br />

gemessen an den Bedürfnissen dieser Tiere und<br />

an modernen Haltungsbeispielen im Ausland<br />

dürftig. Bei einer Spannweite der Arme von über<br />

3 m bei adulten Orang-Utan Männchen ist wegen<br />

der sehr beschränkten Fläche zum Beispiel ein<br />

ausgeprägtes Hangeln kaum möglich.<br />

Auch die Aussengehege sind nur klein. In der<br />

Planung des Zoo Zürich ist der Ausbau der<br />

Menschenaffen-Anlage bis ins Jahr 2030<br />

aufgeführt. Hier sollte der Zoo-Zürich im Interesse<br />

der Tiere nach Meinung des <strong>STS</strong> unbedingt<br />

rascher eine zeitgemässe Anlage realisieren.<br />

Asiatische Elefanten<br />

Die aktuelle Haltung der asiatischen Elefanten ist<br />

ungenügend. Das Gehege ist zu klein, die<br />

Strukturierung unzureichend. So fehlt zum<br />

Beispiel ein grosses Bad, welches die Tiere nach<br />

eigenem Belieben aufsuchen können. Auch<br />

Rückzugsgebiete oder Flächen, auf denen die<br />

Tiere sich ausgiebig bewegen, z.B. längere<br />

Strecken wandern könnten, fehlen. Ein artgemässes<br />

Gehege, welches den riesigen Tieren<br />

mit ihrem grossen Bedürfnis nach Bewegung und<br />

Beschäftigung (Schlammbad, Staubbad, Futtersuche,<br />

etc.) sowie ihrem komplexen Sozialverhalten<br />

gerecht werden will, stellt für jeden Zoo<br />

eine extreme Herausforderung dar.<br />

Zurzeit ist eine neue Elefantenanlage, der „Kaeng<br />

Krachan-Park“, im Bau. Auf ca. 10'000 m 2 (und<br />

damit rund 6x der heutigen Fläche) soll ein<br />

Elefantenpark entstehen, der den Ansprüchen der<br />

Tiere besser gerecht werden soll. U.a. ist ein<br />

grosses, permanent zugängliches Elefanten-<br />

Freibad mit Unterwasser-Perspektive für das<br />

Publikum geplant. Die Elefantenkühe und Kälber<br />

werden eine grosse, gedeckte Innen- und eine<br />

weitläufige Aussenanlage nutzen können. Eine<br />

separate, grosse Bullenanlage wird erstmals die<br />

Haltung mehrerer Bullen ermöglichen. Die<br />

Eröffnung ist auf das Frühjahr 2014 vorgesehen.<br />

94


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Connyland, Lipperswil<br />

www.connyland.ch<br />

Das Connyland in Lipperswil betreibt das letzte Delfinarium in der Schweiz. Der <strong>Schweizer</strong><br />

<strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> ist der Meinung, dass Delfine zu denjenigen Tierarten gehören, welchen in<br />

Gefangenschaft nie auch nur annähernd die nötigen Bedingungen für ein artgemässes Leben<br />

geboten werden können. Da auch die neue <strong>Tierschutz</strong>verordnung völlig ungenügende<br />

Mindestmasse festlegt, ist unter <strong>Schweizer</strong> Bedingungen keine vertretbare Delfinhaltung möglich.<br />

Das 2012 vom Parlament erlassene Importverbot für Cetaceen in die Schweiz ist daher<br />

grundsätzlich nur zu begrüssen. Allerdings stellt es das Connyland nun vor das Problem, was mit<br />

den noch vorhandenen Tieren geschehen soll, da eine Haltung eines Weibchens mit ihren zwei<br />

Söhnen auf die Dauer nicht mehr möglich sein wird. <strong>2013</strong> dürfte die letzte Saison sein, in welcher<br />

die Delphin-Shows noch gezeigt werden.<br />

Im Connyland sind Delfine und Robben die Hauptattraktionen, neben viel Rummelplatzstimmung<br />

und einigen anderen Tierarten.<br />

Positive Beispiele<br />

Papageien<br />

Die Haltungsanlagen der verschiedenen Papageien-Arten<br />

sind geräumig und erlauben den<br />

Tieren zumindest kurze Flüge und ausgiebiges<br />

Klettern. Die Tiere werden in Gruppen gehalten.<br />

fahren etc.) wenig mit einer artgemässen Beschäftigung<br />

und einem würdevollen Umgang mit<br />

diesen Tieren zu tun.<br />

Negative Beispiele<br />

Seelöwen<br />

Eher negativ zu bewerten ist hingegen die Show,<br />

für welche die Tiere verwendet werden. Zwar<br />

werden hier auch die phänomenalen Denkleistungen<br />

der Vögel demonstriert (u.a. Zählen,<br />

Puzzles zusammensetzen), doch haben die<br />

meisten Übungen (Fahnen hissen, Modellauto<br />

Zwar preist das Connyland die Seelöwen-Anlage<br />

als „riesiges Bassin“ an. Tatsächlich jedoch handelt<br />

es sich um drei winzige, miteinander verbundene<br />

Schwimmbecken, deren Gesamtfläche im Vergleich<br />

zu anderen <strong>Schweizer</strong> Zoos höchstens<br />

durchschnittlich ausfällt. Dieses Gehege kann den<br />

Tieren niemals ein artgemässes Leben bieten,<br />

95


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

denn es fehlt nicht nur die notwendige Tiefe für<br />

richtiges Tauchen, sondern auch ein Kletterfelsen,<br />

mit welchem die Felsküsten – der natürliche<br />

Lebensraum dieser Tiere – imitiert würden. Die<br />

Seelöwen können zwar schwimmen und tauchen,<br />

aber für diese Schnellschwimmer (bis 40 km/h)<br />

und Tieftaucher (über 100 Meter!) sind die Masse<br />

des Beckens entschieden zu klein und das<br />

gesamte Gehege binnen Sekunden durchquert.<br />

Die Seelöwen-Show mit den klassischen Kunststücken<br />

wie Handstand, Klatschen, Sprünge<br />

vollführen etc. wird mit pädagogisch sinnvollen<br />

Informationen vorgetragen. Die Zuschauer erfahren<br />

viel über die Besonderheiten, die Lebensweise<br />

und die Fähigkeiten dieser eleganten Tiere –<br />

Auskünfte, die jedoch in eklatantem Widerspruch<br />

zu den minimalistischen Haltungsbedingungen<br />

stehen!<br />

Fang und Handel mit Delfinen, da es die<br />

Nachfrage nach Zurschaustellung dieser<br />

Meerestiere aufrecht erhält und ein völlig falsches<br />

Bild vom Wesen der Delfine vermittelt. Zudem<br />

gehören Delfine zu den wenigen Tierarten, die in<br />

Zoos nicht ihre natürliche Lebenserwartung<br />

erreichen, sondern meist einen vorzeitigen Tod<br />

aufgrund mangelnder Haltungsbedingungen<br />

sterben. Auch gibt es bis dato kein sinnvolles<br />

Erhaltungszuchtprogramm für Delfine, so dass<br />

diese Tierhaltung auch aus Artenschutzgründen<br />

nicht gerechtfertigt werden kann.<br />

Auch die drei im Connyland gehaltenen Delfine<br />

sind z.T. noch Wildfänge oder haben ein solches<br />

Elterntier. In den letzten drei Jahren sind im<br />

Connyland drei neugeborene Delfine kurz nach<br />

der Geburt eingegangen und drei weitere Delfine<br />

entweder gestorben bzw. eingeschläfert worden.<br />

Delfine (Grosse Tümmler)<br />

Auch die Delfinanlage rühmt das Connyland als<br />

vorbildliche Haltungsanlage. Tatsache ist jedoch,<br />

dass trotz Überschreitung der (absolut ungenügenden!)<br />

Mindestvorschriften der <strong>Tierschutz</strong>verordnung<br />

auch diese Haltung den anspruchsvollen<br />

Meeressäugern nicht annähernd gerecht<br />

werden kann.<br />

Es fehlt an Platz für die derzeit noch drei Tiere<br />

und an Wassertiefe (Delphine wie die im<br />

Connyland gehaltenen Grossen Tümmler wandern<br />

täglich 50-100 Kilometer und tauchen bis zu 100<br />

m tief); zudem sind Delphine sehr empfindlich,<br />

was die Wasser- und Futterqualität betrifft. Es<br />

fehlen die natürlichen Strömungsbedingungen<br />

des Meeres (Wellen!), und die Tiere müssen zum<br />

Futtererwerb Sprünge nach toten Fischen<br />

vollführen, was ihrem artgemässen Verhalten<br />

überhaupt nicht entspricht. Delfine werden auch<br />

heute noch in freier Wildbahn gefangen und ihren<br />

Familienverbänden entrissen, was für die sensiblen<br />

Gruppentiere ein lebenslänglich traumatisches<br />

Erlebnis ist. Delfine können in Gefangenschaft<br />

auch nicht in ausreichender Zahl nachgezüchtet<br />

werden, um den weltweiten Bedarf der Delfinarien<br />

zu decken. Daher sind Wildfänge weiterhin an der<br />

Tagesordnung. Jedes noch existierende<br />

Delfinarium unterstützt zumindest indirekt den<br />

In der Delfin-Show wird versucht, die geistigen<br />

und körperlichen Fähigkeiten der Tiere zu<br />

demonstrieren. Die lernfähigen Delfine vollbringen<br />

denn auch vielfältige und erstaunliche<br />

Kunststücke, indem sie Saltos vorführen, sich aus<br />

dem Wasser an Land begeben, Ringe auffangen,<br />

winken etc. Wie bei allen Delfin-Shows geht es<br />

oftmals in erster Linie darum, die Fähigkeiten der<br />

Trainer ins Zentrum zu stellen anstatt den<br />

Besuchern das natürliche Verhalten der Tiere<br />

näher zu bringen. Um über das Wesen und Leben<br />

der Delfine mehr zu erfahren, braucht es keine<br />

Shows mit Musik und manipulierten Tieren.<br />

Hingegen ist das Beobachten des natürlichen<br />

Verhaltens wie schnelles Schwimmen, Tauchen<br />

und Jagen sowie die freiwilligen Sprünge der<br />

96


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Meeressäuger in der Anlage kaum möglich, da sie<br />

als Showarena gebaut ist.<br />

Derzeit leben im „Connyland“ noch ein erwachsenes<br />

Delphinweibchen mit ihrem adoleszenten<br />

Sohn und einem Kalb. Um Inzucht zu<br />

vermeiden, muss vorrangig der junge Bulle<br />

demnächst in eine andere Gruppe umgesiedelt<br />

werden.<br />

Da die Haltung von nur zwei Delphinen nicht<br />

artgerecht ist, wird auch für das verbleibende<br />

Mutter-Kind-Paar bald eine Lösung gefunden<br />

werden müssen. Eine Auswilderung ins Meer ist<br />

unrealitisch; es verbleiben als Alternativen nur<br />

andere Delphinarien, oder eine Delphin-<br />

Auffangstation. Eine solche wird derzeit mit<br />

Unterstützung der <strong>Schweizer</strong> Walschutzorganisation<br />

FIRMM an der Küste Marokkos<br />

realisiert (Bucht von Tanger). Auf einer Fläche von<br />

rund 30`000 m2 sollen Tiere aus Delphinarien ein<br />

Asyl in möglichst naturnaher Umgebung und in<br />

Gemeinschaft von Artgenossen finden. Auf<br />

Delphinshows wird selbstverständlich verzichtet,<br />

und die Tiere werden professionell – und mit<br />

wissenschaftlicher Unterstützung – betreut.<br />

Leider zieht das Connyland – angeblich aufgrund<br />

des „schwachen Immunsystems“ seiner Tiere –<br />

eine Aussiedlung ins Meerwasser nicht in Betracht<br />

und sucht derzeit nach Plätzen in anderen<br />

Delphinarien, die aber kaum bessere Bedingungen<br />

für die Tiere bieten. Mit dieser Begründung<br />

bestätigen die Tierhalter nur die Tatsache, dass<br />

Delphine in Delphinarien an einem geschwächten<br />

Immunsystems leiden.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Greifvogelpark Buchs (SG)<br />

www.greifvogelpark.ch<br />

Der Greifvogelpark Buchs präsentiert auf rund 10`000 m 2 einen in der Schweiz einmaligen<br />

Bestand von rund 60 einheimischen und exotischen Greifvogel- und Eulenarten. Die Volieren<br />

sind gepflegt, wirken aber alle etwas „aufgeräumt“ mit wenigen Rückzugsmöglichkeiten für die<br />

Tiere. Auch die Schlaf- und Nistkästen sind zumeist frontal einsehbar, und in den meisten<br />

Käfigen sind nur sehr eingeschränkt Flüge möglich. Einige Tiere – hauptsächlich die grossen<br />

Adler-, Geier- und Eulenarten – werden zwar im Rahmen von regelmässigen Flugshows trainiert<br />

und haben so wahrscheinlich ausreichend Gelegenheit, zu fliegen. Die Gehege der meisten<br />

Eulen und Falken sind aber für eine artgerechte Haltung zu klein. Eine Reduktion des<br />

Tierbestandes und eine Vergrösserung der Gehege wären hier wünschenswert. In dem Zoo gibt<br />

es keine hervorragenden Haltungsbeispiele, aber auch keine eigentlichen Missstände.<br />

Beispiele<br />

Weisskopf-Seeadler<br />

Die zwei grossen Adler teilen sich eine Voliere<br />

von ca. 60 m 2 Grundfläche (Mindestfläche gemäss<br />

<strong>Tierschutz</strong>verordnung) und einer Höhe von 3 m.<br />

In dieser Voliere ist es den Vögeln nicht möglich,<br />

zu fliegen – ein grundsätzliches Problem aller<br />

Zoos bei der Haltung grosser Greifvögel. Die<br />

Tiere in Buchs werden aber regelmässig trainiert,<br />

daher ist die Voliere eher als Ruhe-, denn als<br />

Aktionsraum zu betrachten. Ein Drittel der Voliere<br />

inklusive des erhöhten Unterstandes ist<br />

überdacht, so dass sich die Vögel vor heisser<br />

Witterung in den Schatten und bei Regen ins<br />

Trockene zurückziehen können. Ein paar<br />

Holzstrukturen bieten zusätzliche Aufbaummöglichkeiten;<br />

eine buschige Arve gibt etwas<br />

Sichtschutz. Das kleine Wasserbecken ist als<br />

(vorgeschriebene) Badegelegenheit etwas dürftig.<br />

Die Voliere ist von drei Seiten einsehbar und wirkt<br />

sauber und gepflegt. Alles in Allem eine<br />

akzeptable Adlerhaltung – aber nur vor dem<br />

Hintergrund des regelmässigen Trainings<br />

ausserhalb der Voliere.<br />

Weitere Greifvogelvolieren<br />

Auch die Gehege der Steppen-, Stein-, See- und<br />

Riesenseeadler, der Gaukler, Schopfadler, des<br />

Carancho und des Falkland-Karakara sowie der<br />

Milane und Bussarde sind zum Fliegen eher zu<br />

klein (vom Aufbaumen und Landen abgesehen),<br />

aber als Ruhe-Volieren ausreichend gross.<br />

Grundsätzlich wären bei allen Gehegen nebst<br />

einem grösseren Gesamtvolumen mehr<br />

Sichtblenden, Bäume und Büsche und natürliche<br />

Strukturen (Felsen, Totholz, Sandbad) sowie<br />

grössere Wasserbecken oder natürliche<br />

Wasserstellen wünschenswert. Die Tiere sind<br />

derzeit alle ziemlich ausgestellt. Davon<br />

ausgehend, dass diese Arten aber alle auch<br />

ausserhalb der Volieren bewegt werden, kann die<br />

Haltung als akzeptabel bis gut beurteilt werden.<br />

Sollten einzelne Tiere die Voliere nie verlassen<br />

können, wäre eine Haltung auf so kleinem, wenig<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

natürlich strukturiertem Raum aber fragwürdig.<br />

Einige der Tiere tragen Lederbänder an den<br />

Füssen, die zum Festhalten bzw. Anbinden im<br />

Rahmen des Trainings dienen. Diese Fussbändel<br />

scheinen die Tiere aber nicht zu stören und<br />

beeinträchtigen ihre Beweglichkeit nicht.<br />

Eulen-Volieren<br />

Die meisten Eulenvolieren sind sehr klein und<br />

verfügen über zu wenig Versteckmöglichkeiten<br />

und Sichtschutz vor dem Publikum und den<br />

benachbarten Vogelarten. Die störungsempfindlichen,<br />

nachtaktiven Tiere sind während<br />

des Tages – also bei Publikumsandrang – auf<br />

Ruhe und Verstecke angewiesen. Leider sind aber<br />

sogar ihre Schlafhöhlen nach vorne offen, und<br />

auch der Witterungsschutz ist rudimentär. Die<br />

Volieren sind zum Herumfliegen zu klein und von<br />

der Struktur her generell wenig geeignet, das<br />

Verhalten der Tiere zu bereichern. Mehr Felsen,<br />

Bäume, Aufbaummöglichkeiten, Sand- und<br />

Wasserbäder – sowie bei den Kanincheneulen die<br />

Möglichkeit, Bodenhöhlen zu nutzen – wären<br />

empfehlenswert. Da man davon ausgehen muss,<br />

dass nur mit wenigen Arten (Uhu, Bartkauz)<br />

trainiert wird, die meisten Arten (z.B.<br />

Kanincheneule, exotische Kleineulen) aber ihr<br />

ganzes Leben in diesen Volieren verbringen<br />

müssen, ist eine Aufwertung der Haltungsbedingungen<br />

(eher grössere Volieren, mehr<br />

Strukturen) wünschenswert.<br />

Falken-Volieren<br />

Falken sind schnelle, gewandte Vielflieger, die<br />

erstaunliche Manöver in der Luft vollführen<br />

können. Die klassischen, in der jagdlichen<br />

Falknerei verwendeten Grossfalkenarten wie<br />

Wander- und Sakerfalke, sowie einzelne kleinere<br />

Arten (z.B. Baumfalke) dürften auch im<br />

Greifvogelpark Buchs regelmässig trainiert<br />

werden. Ihre Haltung in nur mittelgrossen<br />

Volieren ist daher vertretbar, auch wenn auch hier<br />

eine naturnähere Strukturierung empfehlenswert<br />

wäre. Fraglich ist aber, ob die winzigen Volieren,<br />

in denen bspw. Rötel- oder Turmfalken gehalten<br />

werden, den Tieren (derzeit 4-5 Individuen pro<br />

Voliere) ausreichend Bewegung und<br />

Beschäftigung bieten können, wenn sie darin ihr<br />

ganzes Leben verbringen sollen.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Knies Kinderzoo, Rapperswil<br />

www.knieskinderzoo.ch<br />

Knies Kinderzoo in Rapperswil hat sich auf Kinder und Familien spezialisiert. Die neu erstellten<br />

Anlagen für Giraffen, Zebras, Watussi-Rinder und Kamele sowie die vielen laufenden oder<br />

kürzlich durchgeführten Aufwertungen bestehender Gehege (u.a. Flamingos, Alpakas, Wallabys<br />

und Maras, Streichelzoo, Kattas) sind Beweis für die grossen Anstrengungen, die unternommen<br />

werden, um den Tieren tiergerechte Anlagen zur Verfügung zu stellen. Pädagogisch sehr<br />

wertvoll sind die vorbildlichen Haltungen für Heimtiere wie Meerschweinchen, Kaninchen und<br />

Schildkröten. Kinder und Eltern sehen konkret, wie eine tiergerechte Haltung dieser beliebten<br />

Heimtiere aussieht.<br />

Positive Beispiele<br />

Erdmännchen und Fuchsmanguste<br />

Grosszügiges Gehege, in dem die zwei Tierarten<br />

gemeinsam leben. Die zahlreichen gegrabenen<br />

Löcher, «Sonnenplätze» (Wärmelampen) sowie<br />

eine Innenanlage erlauben den Tieren ein<br />

artgemässes Leben, viel Beschäftigung und tolle<br />

Rückzugsmöglichkeiten. Eine schöne, gute Anlage<br />

für die kleinen, flinken Tiere.<br />

Giraffen, Zebras, Watussi-Rinder und<br />

Perlhühner<br />

Steppenartige Gemeinschafts-Anlage mit unterschiedlichen<br />

Bodensubstraten und einem Sandbad.<br />

In grossen Teilen kein direkter Kontakt<br />

Besucher / Tiere möglich (Rückzugsmöglichkeiten<br />

für die Tiere). Von einer erhöhten Plattform aus<br />

kommen die Besucher den fressenden Giraffen<br />

aber sehr nahe, wenn diesen frische Zweige und<br />

Laub gereicht werden. Grosse Innenanlage im<br />

hinteren Bereich. Mit 2500 m 2 eine grosszügige<br />

Anlage. Rückzugsmöglichkeiten, Schatten, Beschäftigungsobjekte<br />

etc. sind vorhanden. Das<br />

neue Giraffenhaus bietet den Tieren auf rund<br />

300 m² mit flexiblen Boxenwänden ein grosses<br />

Nachtquartier. Hier können die Tiere je nach<br />

Situation wahlweise in Boxen oder Laufställen<br />

eingestallt werden.<br />

Totenkopfaffen und Goldaguti<br />

Ein grosszügiges Gemeinschaftsgehege, gebaut<br />

als riesige Voliere, mit ausgiebigen Kletter-möglichkeiten<br />

für die kleinen Affen. Unterschiedlicher,<br />

natürlicher Untergrund (Schnitzel, Kleewiese,<br />

etc.) und eine vielfältige Topographie<br />

bringen die nötige Abwechslung. Fazit: Eine<br />

vorbildliche Gemeinschaftshaltung.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zum Laufstall gehört ein permanent begehbarer<br />

Auslauf von ca. 180 m². Dieser Auslaufboden ist<br />

frostsicher gestaltet. Das Giraffenhaus bietet<br />

verschiedene Strukturen, wie etwa höhenverstellbare<br />

Futterkästen. Diese werden täglich in<br />

unterschiedlicher Höhe arretiert. An fest installierten<br />

Baumstämmen werden abends frische<br />

Futteräste zur nächtlichen Beschäftigung der<br />

Tiere befestigt. Eine flexible Veterinärbox<br />

ermöglicht Untersuchungen und Behandlungen<br />

der Tiere ohne Sedation.<br />

Den Watussi-Rindern und Zebras stehen Bürsten<br />

zum Schrubbern und ein Wälzplatz (für die<br />

Zebras) zur Verfügung. Ausserdem werden<br />

gelegentlich die Elefanten auf die Anlage<br />

gelassen, was für alle Beteiligten Abwechslung<br />

und einen gewissen „Nervenkitzel“ bedeutet.<br />

Unterdessen haben sich die Giraffen, Rinder und<br />

Zebras an die Besuche der Dickhäuter etwas<br />

gewöhnt, so dass sie keine Angst mehr zeigen.<br />

Aber auch die Elefantenkühe bewahren bei<br />

diesen Ausflügen durchaus einen gesunden<br />

Respekt vor den anderen Grosstieren und bleiben<br />

als Herde jeweils dicht beisammen. Ein<br />

gelungener Fall von „Verhaltensbereicherung“ für<br />

alle beteiligten Tierarten!<br />

Kindbox zur Verfügung, so dass die Mutter und<br />

ihr Neugeborenes erst einmal ein paar Tage Ruhe<br />

haben. Das Gehege ist reich strukturiert, neben<br />

verschiedenen Bodensubstraten wie Sand und<br />

Gras gibt es frische Bäume zum Schälen und alte<br />

Baumstämme zum Kratzen. Täglich findet das<br />

Karawanenreiten mit 5-6 Kamelen statt. Die<br />

Kinder dürfen die Kamele auch unter Anleitung<br />

füttern, wobei es den Kamelen frei steht, sich<br />

füttern zu lassen oder sich zurückzuziehen.<br />

Negative Beispiele<br />

Seelöwen<br />

Wenig tiergerecht und dringend zu verbessern ist<br />

aus <strong>STS</strong>- Sicht die Haltung der Seelöwen. Die<br />

Becken sind viel zu klein, zu wenig tief und –<br />

abgesehen von den Verbindungskanälen<br />

zwischen den Becken – kaum strukturiert. Die<br />

Tiere verfügen über ein kleines Becken im<br />

Innenraum (total 106’000 Liter) das über einen<br />

Schwimmkanal mit dem Vorführbecken von<br />

750’000 Liter (ca. 180 m²) verbunden werden<br />

kann. Zusätzlich können die Tiere ein winziges,<br />

von der Seite frontal einsehbares Aussenbecken<br />

von 50’000 Litern nutzen.<br />

Kamele<br />

Auf der neuen Anlage stehen den Kamelen über<br />

4000 m² zur Verfügung. Der Kamelhengst kann<br />

neu in einem Laufstall mit permanentem Auslauf<br />

gehalten werden. Er bleibt dabei in ständigem<br />

direktem Kontakt zu den weiblichen Tieren. Für<br />

abkalbende Kamelkühe steht eine Mutter-<br />

Für Seelöwen als Schnellschwimmer und Tieftaucher<br />

sind solche Verhältnisse, auch wenn die<br />

Mindestvorschriften der <strong>Tierschutz</strong>verordnung<br />

übertroffen sind, viel zu eng.<br />

Auch die drei Trockenplätze von 50 m² am<br />

Vorführbecken, 15 m² und 10 m², sind klein und<br />

grösstenteils nur im Innenraum vorhanden.<br />

Zusätzlich zu den Trockenplätzen stehen den<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tieren ein Floss von 4 m² und ein Rost von 10 m²<br />

im Innenbereich zur Verfügung. Für die Besucher<br />

ist nur ein Teil der Anlage einsehbar. Positiv aus<br />

<strong>Tierschutz</strong>sicht: Der Zooleitung sind diese Mängel<br />

bewusst, und die ganze Anlage soll mittelfristig<br />

neu konzipiert und vergrössert werden.<br />

Eine wirklich tiergerechte Haltung von Seelöwen<br />

als bewegungsfreudige, intelligente und soziale<br />

Meeressäuger ist äusserst anspruchsvoll und<br />

aufwendig. Die Tiere sollten zur Vorbeugung von<br />

Gesundheitsproblemen in Salzwasser (statt<br />

chloriertem Süsswasser) gehalten werden (derzeit<br />

nur im kleinen Aussenbecken der Fall) und<br />

benötigen Strukturen wie Licht und Schatten,<br />

Ruheplätze auf Sand oder Kieselsteinen zum<br />

Sonnenbaden, unterschiedlich tiefe Wasserstellen,<br />

Vorsprünge, Überhänge unter Wasser und<br />

Inseln oder Kletterfelsen. Auch eine künstliche<br />

Brandung ist denkbar und Verhaltensanreicherung<br />

in Form erschwerter Futtersuche<br />

und/oder „Arbeit“ notwendig, um die Tiere<br />

ausreichend zu beschäftigen. Derzeit ist aus<br />

<strong>Tierschutz</strong>sicht keine der Seelöwenhaltungen in<br />

der Schweiz genügend.<br />

unter Anleitung gefüttert werden. Total erneuert<br />

wurde der 800 m² grosse Elefantenstall. Dort<br />

leben die sechs Elefanten nachts. Im Winter<br />

gesellen sich auch die Elefanten des Circus Knie<br />

hinzu. Der Stall ist mit viel Tageslicht<br />

ausgeleuchtet und mit einem neu entwickelten<br />

Bodenbelag versehen. Ein flexibles Boxensystem<br />

ermöglicht eine unterschiedliche Strukturierung<br />

des Stalles: Die ganze Stallfläche kann der Gruppe<br />

zur Verfügung gestellt und bei Bedarf in einzelne<br />

Teile unterteilt werden. Positiv ist auch, dass die<br />

Tiere nie angebunden werden und sich in ihrem<br />

Abteil auch nachts frei bewegen können.<br />

Zu verbessern<br />

Elefanten<br />

Erfreulicherweise wurde die Anlage mit der frei<br />

gewordenen Nashornanlage um 450 m 2 erweitert,<br />

sodass den Elefanten jetzt mehr Fläche zur Verfügung<br />

steht. Wie in allen <strong>Schweizer</strong> Zoos, die<br />

Elefanten halten, ist jedoch die Anlage mit jetzt<br />

2010 m 2 immer noch klein geraten. Ein Expertenbericht<br />

des <strong>STS</strong> geht von 5'000 bis 10'000<br />

m² für eine tiergerechte Elefantenanlage aus. Die<br />

Anlage im Kinderzoo ist hingegen gut strukturiert<br />

mit verschiedenen Bodensubstraten und<br />

Scheuermöglichkeiten.<br />

Weiter positiv ist die Unterteilung in zwei<br />

Bereiche, die für die Tiere frei zugänglich sind;<br />

nur während des Elefantenreitens ist ein Teil<br />

abgetrennt.<br />

Das Gehege verfügt über ein permanent zugängliches<br />

Bad, das nur zur Reinigung abgetrennt<br />

wird. Die Elefanten können von Besuchern<br />

Die Elefantenhaltung ist die „Paradedisziplin“ des<br />

Kinderzoos Rapperswil, und es wird ein grosser<br />

Aufwand betrieben, um die Tiere geistig und<br />

körperlich zu beschäftigen und tiergerecht<br />

unterzubringen. Die Innenstallungen sind vom<br />

Auslauf durch die Strasse getrennt. Daher werden<br />

die Elefanten täglich von ihren Pflegern über die<br />

Strasse und auf ihre Anlage im Zoo geführt. Auch<br />

sonst unternehmen die Tiere (auch die während<br />

der Zirkustournee daheim gebliebenen) regelmässig<br />

geführte Spaziergänge oder gehen im<br />

Sommer im See baden (die Stadt Rapperswil baut<br />

eine eigens für die Elefanten gedachte Badestelle<br />

mit Ein-und Ausstiegsrampe in den Zürichsee).<br />

Die Innenstallungen sind die Besten ihrer Art in<br />

der ganzen Schweiz. Die insgesamt neun<br />

Elefantenkühe bewegen sich frei in einer riesigen<br />

Halle, die durch Betonpfeiler und verschiedene<br />

massive Trennzäune in miteinander verbundene<br />

und ständig zugängliche Teilbereiche aufgeteilt<br />

ist. So können sich die Tiere sowohl gemeinsam<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

auf grossen, gut eingestreuten Offenflächen<br />

aufhalten, als auch sich bei Bedarf aus dem Weg<br />

gehen. Die weichen Kunststoffböden in den<br />

Gängen und Pflegebereichen sind so gebaut,<br />

dass Urin und Wasser von alleine abfliessen. Die<br />

Ruhe- und Futterplätze sind dick mit Stroh und<br />

Sand (mehrere, unterschiedliche Substrate bieten<br />

Wahlfreiheit) eingestreut. In einem eigens<br />

eingerichteten Sandbad können die Elefanten<br />

nach Lust und Laune Sand anhäufen, darin<br />

wühlen, sich wälzen oder im Sand ruhen – ein<br />

Angebot, von dem offenbar rege Gebrauch<br />

gemacht wird! An den Wänden befinden sich<br />

zum Scheuern geeignete Materialien, und an den<br />

Decken wie auch am Boden befinden sich diverse<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten (zB. mit Heu oder<br />

Gemüse gefüllte Plastiktonnen oder eiserne<br />

Gitterquader), welche das Erlangen von Futter<br />

erschweren und die Elefanten zum geschickten<br />

Einsatz ihres Rüssels animieren.<br />

auf und konnten vor Ort auch nicht beobachtet<br />

werden.<br />

Die Aussenanlage ist derzeit allerdings nur<br />

durchschnittlich und mit den anderen <strong>Schweizer</strong><br />

Elefantenhaltungen in Zürich und Basel vergleichbar:<br />

Ein betonierter Graben, ein Unterstand<br />

sowie ein Wasserbecken. Für alle neun Tiere ist<br />

die Anlage eher klein, wird aber im Sommer nur<br />

von sechs Tieren regelmässig genutzt (drei auf<br />

Tournee), und im Winter nur, wenn die<br />

Witterungs- und Schneeverhältnisse es ermöglichen.<br />

Bei schlechten Wetterverhältnissen steht<br />

den Tieren die Reithalle täglich für ein paar<br />

Stunden zur Verfügung.<br />

Dieses Jahr soll mit dem Bau des grossen<br />

„Elefantenparks“ begonnen werden, der bis 2015<br />

fertiggestellt sein sollte. Das alte Elefantengehege<br />

wird abgerissen und soll später Platz bieten für<br />

ein grosses, neues Geparden- und ein<br />

Pinguingehege. Auf rund 7000 m 2 (und damit der<br />

grössten Elefanten-Anlage der Schweiz) werden<br />

den neun Elefantenkühen und ihrem künftigen<br />

Zuchtbullen grosszügige Ausläufe mit naturnahen<br />

Strukturen (Felsen, Asthaufen, Bäumen und<br />

Büschen), ein zusätzlicher Bullenstall mit Kral,<br />

sowie ein bis zu 3.5 m tiefes, rund um einen<br />

Felsen angelegtes Bad zur Verfügung stehen. Die<br />

Besucher erhalten über Holzbrücken Einblick in<br />

die neue Anlage.<br />

Verhaltensstörungen, wie das bei Elefanten in<br />

Menschenhand häufige und typische „Weben“<br />

auf den Vorderläufen, treten praktisch gar nicht<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Plättli-Zoo, Frauenfeld<br />

www.plaettli-zoo.ch<br />

Der Plättli-Zoo in Frauenfeld ist bemüht, alte Anlagen zu verbessern und neue Gehege zu<br />

bauen. Die Möglichkeiten für einen kleinen Zoo sind jedoch beschränkt. Die Tiere sind<br />

akzeptabel bis gut gehalten.<br />

Positive Beispiele<br />

Waschbären<br />

Diese relativ neue Anlage ist sehr gut gelungen,<br />

einzig schade, dass das Wasser nicht als Bach<br />

durchs Gehege fliesst. Den Tieren steht ein<br />

grosszügig strukturiertes Gehege zur Verfügung<br />

und sie können sich hoch auf die Bäume<br />

zurückziehen, was sie artgemäss auch tun. Die<br />

Tiere können zudem im Gehege herumstreifen<br />

und es ausgiebig erkunden, Futter suchen und<br />

sich mit Artgenossen beschäftigen.<br />

Lama und Wallaby<br />

Diese beiden Arten leben je in einem Gehege<br />

(Weide) mit dazugehörigem Unterstand / Stall.<br />

Alles in allem eine gute Anlage, die den Bedürfnissen<br />

der Tiere gerecht wird.<br />

Berberaffen<br />

Papageien<br />

Die nach dem letzten <strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> total neu<br />

erstellte Anlage für die Papageien ermöglicht den<br />

grossen Vögeln ein deutlich besseres Leben und<br />

auch beschränktes Fliegen. Grosszügige Aussenvolieren<br />

gehören zu einer artgemässen Papageienhaltung,<br />

genau wie die Innenräume für die<br />

kalte Jahreszeit.<br />

Die neue Anlage für Berberaffen ist ein Beispiel<br />

vorbildlicher Tierhaltung. Den Tieren steht in der<br />

weitläufigen Anlage ein grosser Kletterfelsen (mit<br />

Innenraum) zur Verfügung, ausserdem mehrere<br />

hohe Kletterbäume, die auch bei widrigstem<br />

Wetter gerne als Aussichtspunkt genutzt werden,<br />

sowie ein Wasserbecken zum Planschen. Den<br />

Tieren ist es offensichtlich wohl in der Anlage.<br />

Dank der Grösse des Geheges und der Tatsache,<br />

dass nur eine Seite für die Besucher direkt<br />

zugänglich ist, können sich die Tiere bei Bedarf<br />

auch vor dem Publikum zurückziehen.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Negative Beispiele<br />

Schimpansen<br />

Die Menschenaffen können eine rundum<br />

vergitterte Aussenanlage sowie eine Innenanlage<br />

nutzen. Im Gehege befinden sich einige<br />

Kletterstrukturen, ein paar kleine Felsblöcke und<br />

andere erhöhte Orte. Ansonsten ist das Gehege<br />

wenig strukturiert. Es fehlt an Platz, Kletterfelsen<br />

und einer naturnahen Umgebung, welche die<br />

hochintelligenten Tiere im Klettern, Fortbewegen,<br />

Futtersuchen etc. beschäftigen würde. Auch<br />

Methoden zur Verhaltensanreicherung wären hier<br />

wünschenswert, bspw. Futterkästen, an denen die<br />

Tiere den Werkzeuggebrauch üben könnten.<br />

Anmerkungen<br />

Löwen<br />

Diese Anlage wurde 2004 neu erstellt und zwar<br />

für Löwen und Tiger. Kürzlich wurde die Tigerhaltung<br />

aufgegeben und das frei werdende<br />

Gehege zusätzlich den Löwen zur Verfügung<br />

gestellt, denen nun eine Fläche von rund 500 m 2<br />

zur Verfügung steht. Diese Platzvergrösserung für<br />

die Löwen ist positiv zu vermelden. Das Gehege<br />

ist aber vom Grundriss her immer noch beengt,<br />

die Tiere haben kaum Rückzugsmöglichkeiten<br />

und sind ziemlich ausgestellt. Eine Aufwertung<br />

des Geheges durch Vegetation, Topographie,<br />

erhöhte Liegeplätze und eine Vergrösserung<br />

wären wünschenswert, zumal die Löwenhaltung<br />

offenbar auch langfristig beibehalten werden soll.<br />

Pumas<br />

Seit Neuestem hält der Plättli-Zoo Pumas (ein<br />

junges Geschwisterpaar). Den Tieren steht derzeit<br />

ein Gehege von rund 120 m 2 zur Verfügung.<br />

Dieses enthält einige wenige Kletterstrukturen<br />

(Baumstämme, einen Felsblock) und hochgelegene<br />

Ruheplätze sowie gedeckte<br />

Rückzugsmöglichkeiten. Das Gehege ist für die<br />

äusserst bewegungsaktiven, jungen Katzen aber<br />

zu klein und reizarm. Eine Erweiterung um rund<br />

80 m 2 ist geplant, ebenso ein Beschäftigungsprogramm<br />

– was sehr begrüssenswert ist. Bei<br />

einer Erweiterung der Anlage sollte insbesondere<br />

darauf geachtet werden, den Tieren zusätzliche<br />

Klettermöglichkeiten, Verstecke und erhöhte<br />

Aussichtspunkte zur Verfügung zu stellen.<br />

Wünschenswert wären insbesondere natürliche<br />

Strukturen wie Kletterfelsen oder naturnahe<br />

Wasserstellen.<br />

Grundsätzlich wäre aus <strong>Tierschutz</strong>sicht ein<br />

Verzicht auf die Haltung einer der beiden<br />

Katzenarten empfehlenswert (z.B. nach Ableben<br />

der Löwen), so dass auf dem zur Verfügung<br />

stehenden Platz eine einzige, dafür wirklich gute<br />

Haltung für die andere Art (Pumas) realisiert<br />

werden könnte.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Schlangenzoo Eschlikon<br />

www.schlangenzoo.ch<br />

Der Schlangenzoo in Eschlikon ist die grösste (Gift-)Schlangensammlung ihrer Art in der Schweiz.<br />

Der Zoo ist aus einer privaten Hobbyhaltung entstanden. Heute ist der Schlangenzoo an drei<br />

Tagen die Woche öffentlich zugänglich. Zudem werden vor Ort Terrarien hergestellt und Zubehör<br />

sowie Tiere verkauft. Tiere werden grundsätzlich nur in gute Hände und mit Kaufvertrag abgeben<br />

und bewilligungspflichtige Arten selbstverständlich nur gegen Vorzeigen der Haltebewilligung<br />

abgegeben. Man ist im Schlangenzoo bemüht, nur Tiere aus eigener Nachzucht zu verkaufen und<br />

damit dem Import von Wildfängen entgegen zu wirken. Der Schlangenzoo dient zudem als<br />

Auffangstation für an der Grenze beschlagnahmte Tiere.<br />

Die Tierhaltung im Schlangenzoo ist aus <strong>Tierschutz</strong>sicht unproblematisch. Es gilt<br />

vorauszuschicken, dass für die wechselwarmen, hauptsächlich instinktgesteuerten Schlangen<br />

grundsätzlich andere Voraussetzungen in Bezug auf eine artgerechte Haltung erfüllt sein müssen,<br />

als bei Vögeln oder Wirbeltieren. Diese Tiere verbringen einen Grossteil ihrer Zeit regungslos am<br />

Ort. Die Grösse des Terrariums muss der jeweiligen Körpergrösse des Tieres entsprechend seinem<br />

Alter und Entwicklungsstadium angepasst sein. Wichtig ist daher, dass potentielle Käufer immer<br />

auf die mögliche Endgrösse des Tieres und das dafür notwendige Terrarium hingewiesen werden!<br />

Grundbedürfnisse wie Wärme, Licht, Wasser, Rückzugsmöglichkeiten oder Häutungshilfen sowie<br />

Kletterstrukturen bei baumlebenden Arten und tiergerechtes Futter müssen selbstverständlich<br />

erfüllt sein. Jedoch spielen „Auslauf“ oder „Beschäftigung“ eine untergeordnete Rolle. Daher<br />

können auch relativ kleine Terrarien durchaus als artgerecht bezeichnet werden, sofern sie der<br />

darin lebenden Schlange die für ihr gesundes Gedeihen notwendigen Voraussetzungen bieten.<br />

<strong>Tierschutz</strong>widrig sind unter diesem Gesichtspunkt weniger kleine Terrarien, als vielmehr falsches<br />

Temperaturregime, falsche Luftfeuchtigkeit oder Einrichtung, fehlende Verstecke, Häutungshilfen<br />

oder Hygiene, nicht artgemässe Fütterung oder Haltung in überbelegten Terrarien, sowie<br />

Vernachlässigung der Gesundheitskontrolle.<br />

Grundsätzlich sind Schlangen Einzelgänger. Sofern sie sich aus dem Weg gehen können, ist aber<br />

gegen die Haltung von zwei Tieren nichts einzuwenden, da Schlangen keine Reviere verteidigen<br />

und sich nur als Fressfeinde oder Rivalen um ein Weibchen bekämpfen. Bei guten<br />

Haltungsbedingungen, ausreichend Nahrung und Abwesenheit von konkurrierenden<br />

Geschlechtsgenossen sind Schlangen durch die Nähe von Artgenossen nicht beeinträchtigt.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Positive Beispiele<br />

Europäische Hornviper / Hornotter<br />

Gabunviper<br />

Die kräftig gebaute Gabunviper ist die grösste<br />

Viper und die schwerste Giftschlange der Welt<br />

und verfügt zudem über die grössten Giftzähne.<br />

Diese Schlangenart verbringt die meiste Zeit<br />

regungslos lauernd auf dem Waldboden des<br />

tropischen Zentralafrikas. Im Terrarium wird<br />

diesem Umstand Rechnung getragen, indem der<br />

Boden mit einer dicken Laubschicht eingestreut ist<br />

und dicke Äste den Tieren Versteckmöglichkeiten<br />

bieten. Die hohe Luftfeuchtigkeit wird durch eine<br />

Nebelanlage gewährleistet, die bei Bedarf einen<br />

warmen Sprühnebel im Terrarium verteilt.<br />

Diese Schlangenart kommt in trockenem,<br />

steinigem Buschland vor und erreicht eine Länge<br />

von 40-80 cm. Die im Schlangenzoo gehaltenen<br />

Exemplare sind noch vergleichsweise klein (ca. 30<br />

cm), daher genügt noch ein kleineres Terrarium.<br />

Für diese Art wichtig ist das Vorhandensein<br />

„sonniger“ Steinflächen sowie Ruhe- und<br />

Rückzugsmöglichkeiten unter Steinen oder<br />

Hölzern. Das Terrarium ist entsprechend<br />

eingerichtet und bietet den Tieren mittels<br />

Spotstrahlern mehrere Plätze für ein Licht- und<br />

Wärmebad, aber auch kühlere Stellen zum<br />

notwendigen Ausgleich der physiologischen<br />

Temperaturfunktion.<br />

Grüne Mamba<br />

Die Grüne Mamba, eine der giftigsten Schlangen<br />

der Welt, wird bis zu 2 m lang und lebt im<br />

Gegensatz zur Schwarzen Mamba ausschliesslich<br />

auf Bäumen und Sträuchern. Im Schlangenzoo<br />

lebt ein Tier in einem relativ grossen, hohen<br />

Terrarium, das mit echten Büschen, Ästen und<br />

Ranken ausgestattet ist, wo die Schlange die<br />

meiste Zeit regungslos verharrt. Auf das Terrarium<br />

aufgebaut ist eine verdunkelte, abgeschirmte Box,<br />

in welche sich die scheue Schlange zurückziehen<br />

kann.<br />

Gelbe Anakonda<br />

Entscheidend für die artgerechte Haltung dieser<br />

kleineren Anakonda-Art (sie erreicht maximal 3.5<br />

m Länge) ist ein feuchtes Biotop mit einem<br />

grösseren Wasseranteil. Das Terrarium im<br />

Schlangenzoo entspricht der aktuellen Grösse der<br />

Schlange (rund 3 m) und bietet nebst trockenen<br />

und geschützten Liegeplätzen ein ausreichend<br />

tiefes Wasserbecken, in dem die Schlange<br />

schwimmen oder ruhen kann.<br />

107


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Anmerkungen<br />

Haltung von Giftschlangen<br />

Die Haltung von Giftschlangen (sowie der grossen Würgeschlangen) ist bewilligungspflichtig. Wer eine<br />

Giftschlange halten will, sollte über mehrjährige Erfahrung in der Haltung ungiftiger Schlangen<br />

verfügen und muss einen Sachkundenachweis erbringen. Dieser besteht aus einem 5-stündigen,<br />

obligatorischen Theoriekurs. Ein praktischer Kurs im sog. „Handling“ der Schlangen kann aus<br />

versicherungstechnischen Gründen nicht gefordert werden, doch sollte es für jeden angehenden<br />

Giftschlangenhalter selbstverständlich sein (auch und besonders im Interesse der eigenen Sicherheit!),<br />

sich im praktischen Umgang mit den Tieren schulen zu lassen (bspw. durch einen erfahrenen<br />

Tierhalter).<br />

Das kantonale Veterinäramt beurteilt im Rahmen der Haltebewilligung die geplante Haltung aufgrund<br />

der Vorkenntnisse des Schlangenhalters, der vorgesehenen Art, den Bestimmungen zur Tierhaltung<br />

gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung (TSchV), Vorhandensein eines ausbruchsicheren Terrariums und des<br />

Sachkundenachweises. Als Giftschlangen für Anfänger sind bspw. Zwergklapperschlangen, Hornvipern<br />

oder der nordamerikanische Kupferkopf geeignet.<br />

Wichtig ist, dass die Tiere aus Nachzucht stammen und nicht als Wildfänge der freien Wildbahn<br />

entstammen. Leider werden Reptilien nämlich immer noch in beträchtlichem Ausmass zwecks<br />

Terrarienhaltung der freien Wildbahn entnommen! Ebenfalls zu beachten ist beim Kauf einer Schlange,<br />

dass sie futterfest, also Totfutter gewohnt ist.<br />

Mit jeder Schlangenhaltung verbunden ist die Problematik der Futtertiere. Die Lebendfütterung von<br />

Wirbeltieren (z.B. Ratten, Küken, Fischen, anderen Schlangen) ist in der Schweiz grundsätzlich<br />

verboten. Die tiefgekühlten Futtertiere stammen aus Massenproduktion, oder es handelt sich um<br />

Eintagesküken. Eine artgerechte Haltung der Futtertiere aus dem Versand- und Tierbedarfshandel ist<br />

daher nicht gewährleistet. Schlangenhalter brauchen für die Zucht und Tötung von Futtertieren für<br />

den Eigenbedarf jedoch eine Ausbildung und Bewilligung, so dass dies für die wenigsten<br />

Schlangenhalter eine Alternative sein dürfte.<br />

108


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tier- und Freizeitpark Chur<br />

www.tierpark-chur.ch<br />

Den Tier- und Freizeitpark Chur gibt es seit erst rund zehn Jahren. Es handelt sich um eine<br />

kleinere Parkanlage am Ortsrand der Bündner Hauptstadt. Es werden verschiedene Nutztiere (u.a.<br />

Ziegen, Hängebauchschweine, Schafe, Ponys und Esel) und einige Vögel gezeigt. Die<br />

Tierhaltungen sind unterschiedlich gut: Während die Weiden grosszügig und tiergerecht sind und<br />

verschiedene Tiere zeitweise auch ausserhalb des Parks Weidegang haben, sind die Volieren<br />

veraltet und wenig tiergerecht strukturiert. Der Park soll Stadtkindern die Natur näher bringen<br />

und verfügt über verschiedene Spielmöglichkeiten. Die Weiden und etliche Stallgebäude<br />

ermöglichen den Tieren, sich vor den Kindern zurückzuziehen. Nur einige wenige Gehege sind<br />

mit Informationen zu den Tieren versehen (Pro Specie Rara-Arten). Mit den meisten Tieren wird<br />

gemäss Information der Parkbetreiber nicht gezüchtet; einzig die Ponys und Zwergziegen<br />

pflanzen sich regelmässig fort. Ein Rudel Shar-Pei-Hunde wird als zum Tierbestand gehörig<br />

aufgeführt und verfügt über ein eigenes Gehege mit Stall; die Tiere sind allerdings selten<br />

tatsächlich im Park „ausgestellt“ und dürften bei ihren Besitzern wohnen.<br />

Positive Beispiele<br />

Diverse Nutztiere<br />

Auf mehreren grosszügigen Weiden werden<br />

Alpakas, ein Lama, Shetland-Ponys, Esel und<br />

Schafe gehalten. Die Weiden verfügen über<br />

mehrere Stallungen, Heuraufen und Unterstände,<br />

Tränken, Hartplätze und Wiesen. Bäume bieten<br />

Schatten oder zusätzlichen Schutz vor der<br />

Witterung. Die Tiere scheinen sich wohl zu fühlen;<br />

einzelne Ponys zeigen Komfortverhalten (gegenseitiges<br />

Kraulen, Wälzen).<br />

Einige weitere Weiden und Ausläufe stehen leer:<br />

Gemäss Parkleitung (Homepage) sind nicht alle<br />

Tiere ständig im Park anzutreffen. Gerade die<br />

Nutztiere dürften auch von Weidegang und<br />

Auslauf ausserhalb des Park profitieren. Die Tiere<br />

sind zahm und lassen sich am Zaun streicheln.<br />

Eine gute Tierhaltung, die Kindern den nahen<br />

Kontakt zum Tier ermöglicht und gleichzeitig dem<br />

Tier Rückzugsmöglichkeiten und einen artgemässen<br />

Sozialverband bietet.<br />

Negative Beispiele<br />

Negativ fällt die Tierhaltung in den alten Volieren<br />

auf. Die Volieren sind ohne Trennwände aneinander<br />

gereiht und gegen den Besucherweg<br />

völlig ungeschützt und offen. Die Grundfläche ist<br />

mit 6 m2 sehr bescheiden, die Strukturierung<br />

ungenügend. Ein Wildtier (Pennant-Sittich) wird<br />

einzeln gehalten; Informationen zum Tier sind<br />

nicht vorhanden. Die Innenräume grenzen direkt<br />

an einen Kinderspielplatz (Trampolin) an, so dass<br />

die Tiere bei höherem Besucheraufkommen an<br />

schönen Tagen wohl nur über ungenügende<br />

Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten verfügen.<br />

109


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Kaninchen<br />

Es fehlen Grabmöglichkeiten, sauberes Trinkwasser<br />

und Beschäftigungsmaterialien (Rinde,<br />

Heu, frische Zweige, Karotten, Maiskolben,<br />

Äpfel…) sowie genügend Platz zum Hoppeln,<br />

Rennen und Hakenschlagen, womit die Tiere ihre<br />

Muskulatur ausreichend gebrauchen könnten.<br />

Auch höher gelegene Etagen fehlen, wo die Tiere<br />

bspw. andere Temperatur- oder Lichtzonen aufsuchen<br />

könnten. Der frei einsehbare, winzige Stall<br />

im Aussengehege ist als Rückzugs- und Ruheplatz<br />

ungenügend; der Innenraum grenzt direkt an<br />

einen Spielplatz an. Zumindest werden die Tiere in<br />

der Gruppe gehalten und machen einen gesunden<br />

Eindruck.<br />

Diverse Enten<br />

In einer weiteren Voliere werden ein paar<br />

Hausenten gehalten; daneben auf einem kleinen<br />

Stück Wiese noch zwei Vertreter einer weissen<br />

Rasse. Die Enten in der Voliere verfügen über<br />

keinerlei Schwimmmöglichkeit – die beiden<br />

herumstehenden Wasserschalen mit völlig<br />

verschmutztem Wasser erfüllen diesen Zweck<br />

(Schwimmen, Gefiederpflege, Nahrungssuche)<br />

nicht. Auch das Häuschen, das Unterschlupf<br />

bieten soll, ist winzig und frontal einsehbar.<br />

Zudem fehlt ein Zugang zu Wiesen, wo die Tiere<br />

nach Würmern und Schnecken suchen könnten.<br />

Geringfügig besser ist die Haltung zweier weisser<br />

Hausenten in einem kleinen Stück umzäunter<br />

Wiese. Das Wasser in dem kleinen Teich ist<br />

allerdings völlig mit Algen bedeckt und scheint<br />

kaum mehr genutzt zu werden; das Gehege ist<br />

monoton und dürfte auch für Enten rasch<br />

jeglichen Reiz verloren haben. Umso störender ist<br />

diese Haltung der Wasservögel, da in dem<br />

gesamten Parkgelände grosse Wiesen- und<br />

Wasserflächen für die Haltung zahlreicher<br />

Wasservögel zur Verfügung stünden; aber nur<br />

einige wenige Schwanengänse und (wilde)<br />

Stockenten diese auch tatsächlich nutzen können!<br />

Pennantsittich<br />

Dieser soziale Papageienvogel wird offenbar<br />

einzeln gehalten, was nicht tiergerecht ist und<br />

m.E. gegen die <strong>Tierschutz</strong>vorschriften verstösst!<br />

(Diese Tiere müssten mindestens zu zweit<br />

gehalten werden). Jedenfalls konnte in der<br />

Voliere nur ein einzelnes Tier beobachtet werden,<br />

das andauernd vergebliche Kontaktrufe ausstiess,<br />

die unbeantwortet blieben. Zudem zeigte der<br />

Vogel ein deutlich stereotypes Verhalten, indem<br />

er ständig auf demselben dünnen Ast hin- und<br />

herlief. Die Voliere an sich ist nicht schlecht<br />

strukturiert (diverse Klettermöglichkeiten,<br />

Häuschen), doch die Verhaltensstörung lässt auf<br />

eine ungenügende Haltung schliessen.<br />

[ Bilder: (c) Tier- und Freizeitpark Chur ]<br />

110


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

WalterZoo, Gossau<br />

www.walterzoo.ch<br />

Der mittelgrosse Zoo wandelt sich stetig und schenkt der artgemässen Haltung viel Beachtung.<br />

Seit 2007 wurde die neue Tigeranlage realisiert, die Leoparden-Anlage erweitert und eine neue<br />

Voliere für Totenkopfäffchen erstellt.<br />

Als nächstes ist ein neues Löwengehege geplant, die Tiere weilen zurzeit in Holland. Weiter in<br />

Planung ist die Vergrösserung des Areals um bis zu 3 ha, ohne dabei den Tierbestand zu<br />

vergrössern.<br />

Positive Beispiele<br />

Lamas und Rinderarten<br />

Eine tiergerechte Haltung. Die Lamas und Rinder<br />

leben auf einer Weide und haben einen<br />

Unterstand zur Verfügung.<br />

Waschbären<br />

Diese Anlage ist geräumig, in der dritten<br />

Dimension gut strukturiert und bietet den<br />

Waschbären viele Beschäftigungsmöglichkeiten.<br />

Ein Bach mit fliessendem Wasser würde das<br />

Gehege anreichern und die Tiere in der<br />

artgemässen Futtersuche beschäftigen.<br />

Tiger<br />

Diese Anlage wurde total neu erbaut und im 2009<br />

eröffnet.<br />

Schimpansen<br />

Zweckmässige, gut strukturierte Anlage mit zwei<br />

recht grossen Aussengehegen. Die Innenanlagen<br />

sind mit einem relativ langen Tunnel mit den<br />

Aussenanlagen verbunden.<br />

Die Platzverhältnisse mitten im Zoo wurden<br />

optimal und durchdacht ausgenützt und eine<br />

1450 m 2 grosse Anlage gebaut. Positiv zu<br />

111


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

bewerten ist die Grundstruktur der Anlage mit<br />

vielen Nischen und Ebenen. Dies erlaubt den<br />

Tieren sich zurückzuziehen und verlangt von<br />

ihnen mehr „Arbeit“ wenn sie ihren Lebensraum<br />

kontrollieren, überblicken oder durchschreiten<br />

wollen. Den Tieren stehen zudem mehrere Ställe<br />

als Rückzug und Wurfbox zur Verfügung. Die<br />

Tiger können in den verschiedenen Teilen der<br />

Anlage je nach Gruppengrösse oder Bedarf<br />

getrennt oder zusammen gehalten werden. Ein<br />

Teil der Anlage wird in der Nacht von den Amur-<br />

Leoparden genutzt, was zusätzliche Reize<br />

(Markierungen, fremde Tiere im Lebensraum)<br />

ergibt und die Tiger beschäftigt.<br />

Einmal pro Tag werden die Tiger in einer Art<br />

Arena dem Publikum vorgeführt. In der Arena<br />

werden die Eigenheiten der Grosskatzen<br />

vorgestellt, über ihr Leben und ihre Gefährdung<br />

in der Freiheit berichtet. Hierzu begibt sich eine<br />

Person in der Rolle eines Dompteurs in die Arena.<br />

Leopard und Schwarzer Panther<br />

wie vor an der untersten Grenze für diese<br />

grossen, bewegungsfreudigen Katzen.<br />

Stumpfkrokodile und Quittenwarane<br />

Im Herbst 2011 wurde der Wintergarten am<br />

Reptilienhaus für die Stumpfkrokodile und die<br />

Quittenwarane eröffnet. Für beide Tierarten hat<br />

sich die Fläche um ein Vielfaches vergrössert. Die<br />

Stumpfkrokodile verfügen neu über insgesamt<br />

43.4 m 2 . Die Anlage ist unterteilt in ein grosses,<br />

beheiztes Wasserbecken (ca. 30.1m 2 ) mit<br />

Unterschlüpfen und verschiedenen Wassertiefen.<br />

An Land (13.3m 2 ) finden die Tiere sowohl<br />

bestrahlte Liegeflächen, um sich aufzuwärmen,<br />

als auch erdigen Untergrund, der sich für<br />

Nistplätze eignet. Bei warmen Aussentemperaturen<br />

können die Dachfenster des<br />

Wintergartens geöffnet werden, was den Tieren<br />

echte Sonnenbäder ermöglicht. Die Quittenwarane<br />

verfügen neu über insgesamt 25m 2 mit<br />

einem beheizten Wasserbecken, welches auch<br />

diesen Tieren Rückzugsmöglichkeiten bietet und<br />

verschiedene Wassertiefen aufweist. Der gesamte<br />

Wintergarten ist üppig begrünt und bietet somit<br />

zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten sowie<br />

Schattenplätze für beide Tierarten.<br />

Neu wird den Leoparden in der neuen<br />

Tigeranlage ein Teil des Auslaufs zur Verfügung<br />

gestellt. Ca. 250 m 2 können die auch nachtaktiven<br />

Tiere während den Nachtstunden nutzen und<br />

dort neuen Gerüchen und Markierungen (Tiger)<br />

begegnen. Diese Bereicherung ist durchaus<br />

positiv zu bewerten. Positiv zu bewerten ist auch<br />

die reiche Strukturierung mit Verstecken,<br />

erhöhten Ebenen, Wasserstellen und<br />

unterschiedlichen Bodensubstraten. Bezüglich<br />

ihrer Grösse bewegt sich diese Anlage aber nach<br />

112


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Negative Beispiele<br />

Anakonda<br />

Gemäss Auskunft der Zooleitung soll die<br />

mangelhafte, zu kleine Anlage der Anakondas<br />

nächstens innen vergrössert und mit einem<br />

grossen Wasserbecken ergänzt werden. Zudem<br />

ist für die Riesenschlangen eine Aussenanlage<br />

geplant, damit sie direktes Sonnenlicht nutzen<br />

können.<br />

113


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Wildpark Peter und Paul, St. Gallen<br />

www.wildpark-peterundpaul.ch<br />

Der Wildpark Peter und Paul ist ein Vorzeigebeispiel von artgemässer Tierhaltung. In diesem<br />

schönen Tierpark leben neun Tierarten: Rot-, Sika- und Damwild, Gämse, Steinwild,<br />

Wildschwein, Luchs, Wildkatze und Murmeltier. Die Gehege sind alle sehr grosszügig vom<br />

Platzangebot her und verfügen über die tierartspezifischen Strukturen, die den Bedürfnissen<br />

der verschiedenen Tiere entsprechen. 2011 wurden die Felsanlagen für Steinböcke und Gämsen<br />

saniert und erweitert. Die Qualität der Haltung wurde so nochmal deutlich verbessert.<br />

Negative Beispiele der Tierhaltung sind keine vorhanden, einzig das Luchsgehege ist etwas in<br />

die Jahre gekommen. Nach dem Ableben der noch vorhandenen, alten Tiere wird<br />

voraussichtlich auch das Luchsgehege erneuert und erweitert.<br />

Positive Beispiele<br />

Wildschweine<br />

Die Wildschweine verfügen über ein ausgedehntes<br />

Gehege auf verschiedenen Ebenen. Reich<br />

strukturiert mit Schlammsuhle, Wühlareal,<br />

Wurzelstöcke als Kratzgelegenheiten, Schattenund<br />

Sonnenplätze etc. stellt es eine vorbildliche<br />

Wildschweinehaltung dar.<br />

Rot-, Dam- und Sikahirsche<br />

Allen drei Hirscharten stehen grosse Gehege zur<br />

Verfügung, die ausgedehnte Weiden und auch<br />

Waldpartien enthalten. Mit diversen Wechselgehegen<br />

kann die Belastung des Bodens und der<br />

Weide gut gesteuert werden. Die Gehege<br />

verfügen über störungsarme Zonen, in denen die<br />

Hirschkühe ihre Kälber setzen können.<br />

Witterungsschutz (Schatten, Regen, Schnee) ist<br />

genügend vorhanden – in Form von grossen<br />

Bäumen oder Wald.<br />

Luchs<br />

Die scheuen Katzen können ein Gehege im Wald<br />

nutzen, das zum Herumstreifen und Futtersuchen<br />

114


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

gut geeignet ist. Durchs Gehege fliesst ein kleiner<br />

Bach, es wächst reichlich Unterholz, Totholz und<br />

weitere Strukturen wie umgestürzte Bäume,<br />

Wurzelstöcke etc. vervollständigen den Lebensraum<br />

der Luchse. Am steilen Abhang befinden<br />

sich mehrere Höhlen unter den Wurzeln grosser<br />

Bäume, welche die Tiere als Rückzugs- und<br />

Schlafort nutzen.<br />

Steinböcke<br />

Wünschenswert wären etwas mehr sonnige,<br />

warme Stellen – bei einer allfälligen Sanierung<br />

sollte dies berücksichtigt werden.<br />

Wildkatze<br />

Auch das Gehege der zweiten Katzenart, die wild<br />

in der Schweiz lebt, ist ein gutes Beispiel von<br />

artgemässer Katzenhaltung: Genügend Platz –<br />

auch in der dritten Dimension, Klettermöglichkeiten,<br />

Aussichtsplätze, Sonnen- und Schlafplätze,<br />

Verstecke, reichlich Unterwuchs, Kratzbäume etc.<br />

Die kürzlich total sanierte und erweiterte Anlage<br />

bietet dem Steinwild in zwei miteinander<br />

verbundenen Teilgehegen grosse und sehr hohe<br />

Felsen, welche es ausgiebig nutzt. Neben einem<br />

Futterunterstand verfügt das Gehege über<br />

weitere Strukturen (Terrassen, Felsblöcke), welche<br />

die perfekt an das Leben im Fels angepassten<br />

Tiere ebenfalls gut nutzen.<br />

Gämsen<br />

Der grosse Kletterfelsen wurde stabilisiert und<br />

mit Spritzbeton neu gestaltet. Der Waldteil, den<br />

die Gämsen schon bisher nutzen konnten, wird<br />

durch einen grossen Felsen ergänzt. Den Gämsen<br />

steht nun ein grosses, artgemässes Gehege zur<br />

Verfügung. Im Sommer wird der Gämsbock in<br />

einem grossen Teilgehege separiert, wie es auch<br />

dem Verhalten in freier Natur entspricht.<br />

115


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo Bad Ragaz<br />

www.zoobadragaz.ch<br />

Dieser Zoo verfügt noch immer über grösstenteils wenig tierfreundliche Gehege. Kein Wunder,<br />

gehen deshalb immer wieder Reklamationen beim <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> zum Zoo Bad<br />

Ragaz ein. Es fehlen offensichtlich die finanziellen Möglichkeiten und der nötige Platz, um den<br />

Tieren die benötigten artgemässen Gehege zur Verfügung zu stellen.<br />

Positive Beispiele<br />

Lamas<br />

Die Haltung ist akzeptabel. Die robusten Lamas<br />

steht eine kleine Weide und ein Unterstand /<br />

Stall zur Verfügung.<br />

Zwergziegen<br />

Diese Tiere werden korrekt gehalten. Sie leben<br />

in einer Gruppe. Im Gehege stehen ein Stall und<br />

reichlich Klettermöglichkeiten zur Verfügung.<br />

Schatten- und Sonnebereiche sind vorhanden.<br />

Ein kleines Planschbecken dient als Bassin, eine<br />

erhöhte Liegefläche wird fälschlicherweise als<br />

Futterstelle verwendet, was sie als Liege- und<br />

Ruhefläche für die Tiger unattraktiv macht.<br />

Zusätzliche kleine Aussenräume sind an den drei<br />

Ställen angebaut – sind aber nicht immer<br />

zugänglich für die Tiere. In dieser Haltung<br />

können die Tiger nicht einmal ansatzweise ein<br />

artgemässes Leben führen.<br />

Negative Beispiele<br />

Tiger<br />

Skandalös! Dunkle Innenställe (Zugang geschlossen)<br />

und ein verbetoniertes Aussengehege.<br />

Das Aussengehege bietet absolut keine<br />

Rückzugsmöglichkeiten, die Tiere sind wie einer<br />

Zirkus-Manege ständig ausgestellt.<br />

ANMERKUNG:<br />

Die beiden Tiger sind im März <strong>2013</strong> unter<br />

dubiosen Umständen verstorben. Über die<br />

Todesursache der Tiere hat der Zoo bisher nicht<br />

informiert. Der <strong>STS</strong> ist der Meinung, dass das nun<br />

leer stehende Gehege auf keinen Fall mehr für<br />

die Haltung von Grosskatzen oder anderen,<br />

grossen Raubtieren verwendet werden sollte.<br />

116


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Berberaffen<br />

Zu kleine Aussenanlage, ohne Rückzugsmöglichkeit<br />

- die Tiere sind ständig ausgestellt,<br />

Schatten gibt es nur in der Innenanlage. Fazit:<br />

ungenügend.<br />

Waschbären<br />

Kleines Gehege, Wasserbecken, erhöhte Flächen,<br />

Häuschen. Es fehlen grosse Bäume, auf welche<br />

die Waschbären artgemäss gerne klettern und<br />

dort schlafen.<br />

Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass die Besucher<br />

fast ringsum direkt ans Gitter treten können und<br />

die Tiere somit immer direkt mit ihnen<br />

konfrontiert werden. Die Waschbären können so<br />

bei Bedarf nicht genügend Distanz zu den<br />

Besuchern einnehmen.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Tierpark Goldau<br />

www.tierpark.ch<br />

Der Tierpark Goldau gehört zu den grossen Zoos der Schweiz. Er liegt in einem Felssturzgebiet.<br />

Die Gehege des Tierparks Goldau sind grosszügig dimensioniert und reich strukturiert. Man ist<br />

sichtlich bestrebt, den Wildtieren tiergerechte Anlagen zur Verfügung zu stellen. Speziell zu<br />

beurteilen ist die sehr grosse, so genannte «Freilaufzone», in der sich einige Tierarten frei<br />

bewegen können und von Besuchern gefüttert und gestreichelt werden können.<br />

Positive Beispiele<br />

Bär / Wolf<br />

Die neue, zwei Hektaren grosse Gemeinschaftsanlage<br />

von Bären und Wölfen stellt eine<br />

wegweisende, zukunftsorientierte Tierhaltung dar,<br />

bei der die Bedürfnisse der Tiere im Zentrum<br />

stehen. Ein Teil der einmaligen Naturlandschaft<br />

im Bergsturzgebiet ermöglicht den Tieren ein<br />

artgemässes Leben. Grosse Streifgebiete, Teiche,<br />

Bäche, Felsen, Bäume und Sträucher – ein Stück<br />

Natur, welches als unterteilbares Gehege<br />

eingezäunt wurde- können Bär und Wolf ausgiebig<br />

nutzen. Für die Bären wurden Futterboxen<br />

installiert, welche zu unterschiedlichen, wechselnden<br />

Zeiten automatisch kleine Futterrationen<br />

liefern. Dadurch werden das Nahrungssuchverhalten<br />

der Tiere, ihre Aufmerksamkeit und<br />

regelmässige Bewegung gefördert. Die Wölfe<br />

können zudem ein Teilgehege nutzen, welches<br />

für die Bären nicht zugänglich ist.<br />

Wildschweine<br />

Den Wildschweinen steht eine grosszügige<br />

Anlage zur Verfügung. Der Untergrund besteht<br />

aus Naturboden, der artgemässes Wühlen<br />

ausgiebig zulässt. Das Gehege erlaubt den Tieren,<br />

sich bei Bedarf zurückzuziehen, enthält eine<br />

grosse Schlammsuhle, Asthaufen als Schutz; Fazit:<br />

Eine vorbildliche, sehr tierfreundliche Anlage.<br />

Baummarder<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Die Besucher befinden sich in einem Gebäude<br />

und haben nur durch Guckfenster Einblick in die<br />

artgemässe Haltungsanlage. Der Marder muss oft<br />

gesucht werden, da es sich in den Büschen,<br />

Bäumen, Asthaufen etc. gut verstecken kann –<br />

oder, wie beim aktuellen Besuch, auf einer<br />

Holzbeige döst.<br />

Das relativ scheue Tier ist so sehr gut gegen<br />

Besucher abgeschirmt, die Anlage gibt einen<br />

guten Einblick in den natürlichen Lebensraum des<br />

Marders.<br />

Eulen<br />

In einer grossen, zeltartigen Voliere, in welcher<br />

die Vögel richtig fliegen können, werden<br />

verschiedene Eulenarten gehalten. Die Eulen<br />

können sich tagsüber ihrer Art gemäss<br />

zurückziehen und ruhen. Eine sehr gelungene<br />

Tierhaltung, die den Besuchern offen steht und<br />

zum aktiven Suchen der gut getarnten Vögel<br />

einlädt.<br />

Anmerkungen<br />

Freilaufanlage (Sikahirsch, Mufflon)<br />

In diesem Bereich können sich Mufflons<br />

(Wildschafe) und Sikahirsche frei bewegen; ein<br />

Teil des Gebietes ist für Besucher zugänglich. Die<br />

Freilaufzone ist mit zahlreichen Felsblöcken und<br />

vielen Bäumen gut strukturiert und stellt einen<br />

sehr grosszügigen Lebensraum für die Tiere dar.<br />

Die jungen Bäume müssen vor Schälschäden<br />

geschützt werden. Besucher können an<br />

Automaten Futter kaufen. Ob ein „Streichelzoo“<br />

mit Wildtieren und das Füttern von Zootieren<br />

durch den Besucher pädagogisch sinnvoll sind, ist<br />

in Zookreisen umstritten. Aus <strong>Tierschutz</strong>sicht sind<br />

solche Anlagen eher problematisch, da eine<br />

Belästigung der Tiere durch rücksichtslose<br />

Besucher und Fehlfütterungen durch selbst<br />

mitgebrachtes Futter nicht ausgeschlossen<br />

werden können.<br />

Europäische Wildkatze<br />

Grosszügiges Gehege mit genügend Rückzug<br />

und vielfältigen Strukturen, welche auch die dritte<br />

Dimension gut nutzen. Klettermöglichkeiten,<br />

Kratzbäume, Liegeplätze, Sonne und Schatten<br />

sowie Verstecke sind reichlich vorhanden. Das<br />

Gehege ist nicht ringsum zugänglich, was den<br />

scheuen Tieren zusätzlich Sicherheit bietet.<br />

119


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Die Futtermenge ist im Tierpark Goldau allerdings<br />

kontingentiert. An besucherstarken Tagen<br />

werden die Futterautomaten gesperrt, sobald die<br />

vorgesehene Gesamtfuttermenge erreicht ist. Der<br />

Tierpfleger füttert die Hirsche entsprechend dem<br />

täglichen Besucheraufkommen zu. Die Futterwürfel<br />

wurden vom Tierpark selber entwickelt<br />

und weisen einen hohen Anteil an Rohfasern auf.<br />

Aus Sicherheitsgründen werden den Hirsch-<br />

Stieren die Geweihe auf die Kürze eines Spiessers<br />

reduziert, was fragwürdig ist.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Toni's Zoo, Rothenburg<br />

www.toniszoo.ch<br />

In Toni's Zoo (Zoo Röösli) in Rothenburg leben eine grosse Anzahl verschiedenster exotischer<br />

Tierarten. Der Zoo wirkt sehr gepflegt, die Gehege sind sauber geputzt. Der allzu „aufgeräumte“ –<br />

und im <strong>Zoobericht</strong> bisher kritisierte – Eindruck vieler Tiergehege (mangelnde Beschäftigungsund<br />

Rückzugsmöglichkeiten) hat sich unterdessen stark gebessert; die meisten Gehege sind jetzt<br />

durchaus interessant und verhaltensbereichernd strukturiert.<br />

In den seit dem letzten Bericht vergangenen, gut zwei Jahren wurden umfassende Bau- und<br />

Erneuerungsarbeiten vorgenommen, die allesamt grössere, besser gestaltete Tiergehege zum Ziel<br />

hatten. Auch sämtliche, im letzten <strong>Zoobericht</strong> noch kritisierten Gehege wurden aufgehoben<br />

(Serval, Waschbär) oder verbessert (Zwergotter, Nasenbär, Stumpfkrokodil). Die Tierhaltung<br />

präsentiert sich jetzt mit einem durchgehend akzeptablen bis sehr guten Standard. Eine sehr<br />

erfreuliche Entwicklung!<br />

Bekannt ist der Zoo u.a. auch wegen der handzahmen Geparde, die auch im Gehege ein Halsband<br />

tragen und für Hochzeitfotos etc. posieren. Aus Sicht des <strong>STS</strong> sind Zootiere – erst recht<br />

Wildkatzen – nicht „zum Anfassen“ da. Es wäre besser, den BesucherInnen würde anstelle der<br />

Fototermine vermittelt, wie gefährdet die Geparden in ihrem natürlichen Lebensraum sind, u.a.<br />

durch Viehzucht, Trophäenjagd, Inzucht und Seuchen, und dass es sich nicht um Streicheltiere,<br />

sondern um Wildtiere handelt, die unseren Schutz benötigen. Wenn die Tiere schon zu<br />

Fotozwecken verwendet werden, wäre es sinnvoll, dies an eine Spende zugunsten eines<br />

Artenschutzprojektes in Afrika zu binden!<br />

Nicht unproblematisch ist auch der teilweise enge Kontakt, der zwischen Besuchern und Tieren<br />

möglich ist. So sind bspw. die Kattas, Kapuzineraffen, die Papageien und die Leoparden<br />

stellenweise nur durch ein direkt an die Besucherwege grenzendes Drahtgeflecht von diesen<br />

abgeschirmt. Dies kann eine Gefahr der Krankheitsübertragung (Mensch-Affe) sowie<br />

Verletzungsgefahr (Leopard, Affen!) darstellen, ganz abgesehen von der Möglichkeit, dass<br />

gewisse Zoobesucher die Tiere verbotenerweise füttern oder drangsalieren können. Gemäss<br />

Zooleitung sei dies allerdings noch nie ein Problem gewesen.<br />

Positive Beispiele<br />

Afrika-Anlage<br />

Diese neue Anlage ist sehr gut gestaltet: Auf rund<br />

1840 m2 tummeln sich nun Kattas, Rosapelikane,<br />

Störche, Perlhühner, Kronenkraniche, Straussen<br />

und Zebras. Für die Pelikane wurde ein<br />

grosszügiger, rund 1.2m tiefer Schwimmteich mit<br />

seichten Uferstellen eingerichtet; die Straussen<br />

und Zebras können weite Sandflächen als Auslauf<br />

und für Sandbäder nutzen. Den Störchen stehen<br />

hohe Baumstämme mit Nistgelegenheiten zur<br />

121


<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Verfügung; die Kattas können sich künftig auf<br />

Bäumen tummeln und eine kleine „Insel“ als Rückzugsort<br />

nutzen.<br />

Die Innenanlage der Kattas ist über einen<br />

Gittertunnel, der über den Besucherweg führt, mit<br />

der Aussenanlage verbunden. Dank genügend<br />

Raum, vielfältigen Kletterstrukturen, unterschiedlichen,<br />

natürlichen Bodensubstraten, Verstecken<br />

etc. kann diese Anlage als sehr positiv beurteilt<br />

werden.<br />

Nicht beurteilt werden konnte während des<br />

Besuchs vor Ort, in wie fern alle Tierarten die<br />

Möglichkeit haben, die gesamte Anlage zu nutzen.<br />

Für eine Gemeinschaftsanlage mit sieben verschiedenen<br />

Tierarten (davon fünf Vogelarten) ist<br />

das Platzangebot in der Afrika-Anlage doch eher<br />

knapp, so dass zwischenartliche Konflikte dazu<br />

führen könnten, dass gewisse Tiere nur einen<br />

Bruchteil der Anlage tatsächlich nutzen können.<br />

Um die tatsächliche Raumnutzung festzustellen,<br />

wäre allerdings eine längerfristige Beobachtung<br />

der Tiere notwendig gewesen. Gemäss Zooleitung<br />

ist die Raumnutzung der Tiere in der neuen<br />

Anlage nicht eingeschränkt.r<br />

Berberaffen und Stachelschweine<br />

Die Affenanlage ist auf einem grossen Hügel<br />

angelegt, der den Tieren Verstecke, Ausgucke und<br />

Klettermöglichkeiten. bietet. Die sozialen Tiere<br />

leben in einer gemischten Gruppe. Bei Bedarf<br />

können sie auch genügend Distanz zu den<br />

Besuchern einnehmen. Für die Stachelschweine<br />

bestehen in ihrem neuen Gehege nun auch<br />

ausreichend Grab- und Rückzugsmöglichkeiten.<br />

und Laune die gesamte, für sie riesige Anlage<br />

nutzen. Mit in der Anlage leben auch ein paar<br />

Haushühner.<br />

Gemeinschaftsvoliere verschiedener<br />

Vogelarten: Kronentaube, Grauer Pfaufasan,<br />

Schwarzschnabelturako, Glanzstarl<br />

Zwar werden hier afrikanische und asiatische<br />

Vogelarten gemischt gehalten, die Anlage kann<br />

jedoch positiv beurteilt werden. Die Vögel<br />

verfügen über relativ viel Raum und können<br />

richtig fliegen. Die üppige Vegetation bietet<br />

zahlreiche Verstecke, Nist- und Futterplätze. Mit in<br />

der Anlage leben Grüne Leguane, schwarze<br />

Tamarine und Löwenäffchen. Auch diese haben<br />

hier genügend Raum, um sich bei Bedarf aus dem<br />

Weg zu gehen, sowie jede Menge geeigneter<br />

Kletter- und Versteckmöglichkeiten sowie<br />

Ruheplätze. Auch bei dieser Gemeinschaftsanlage<br />

mit relativ vielen, verschiedenen Tierarten (aus<br />

unterschiedlichen biogeographischen Regionen)<br />

kann aufgrund eines einzelnen Besuchs nicht<br />

eruiert werden, inwiefern sämtliche Tiere<br />

tatsächlich den ganzen, zur Verfügung stehenden,<br />

beschränkten Raum nutzen können. Gemäss<br />

Zooleitung ist die Raumnutzung der einzelnen<br />

Tiere nicht eingeschränkt.<br />

Kaninchen und Meerschweinchen<br />

Gemeinschaftsanlage von Alpaka,<br />

Nandu, Pampahase und Präriehunden<br />

Diese grosszügige Anlage bietet den Tieren den<br />

nötigen Raum, einen natürlichen Untergrund,<br />

Scheuermöglichkeiten, Verstecke etc. Ein gelungenes<br />

Beispiel einer Gemeinschaftshaltung.<br />

Für die Präriehunde wurde in einer Ecke der<br />

Anlage eine kleine Fläche Wiese abgezäunt, die so<br />

vor den anderen Tieren und damit vor<br />

Überweidung geschützt ist. Hier können die<br />

Präriehunde graben und der Nahrungssuche<br />

nachgehen. Dennoch können sie auch nach Lust<br />

Diese beiden Tierarten können ein tolles Gehege<br />

nutzen, das den Besuchern bestens als Vorbild für<br />

eine tiergerechte Haltung dieser Heimtiere dienen<br />

kann. Die Tiere haben genügend Platz, zahlreiche<br />

Artgenossen, Versteck- und Grabmöglichkeiten,<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

ein Aussengehege, genügend Stroh und auch ein<br />

paar Äste zum Benagen.<br />

Bartagamen und Blauzungen-Skink<br />

Diese beiden Reptilienarten kommen in Zentralaustralien<br />

im selben Lebensraum vor und werden<br />

hier in einer ausreichend grossen Anlage<br />

gemeinsam gehalten. Das Terrarium bildet mit<br />

seinem Sandboden, den Steinen, Sukkulenten und<br />

trockenen Ästen den natürlichen Lebensraum ab.<br />

Spotstrahler, Versteckmöglichkeiten, Wasser und<br />

Häutungshilfen sind vorhanden. Ein vorbildliches<br />

Terrarium auch für Hobbyhalter!<br />

Das alte Gehege der Nasenbären wurde<br />

aufgehoben und durch eine neue Anlage ersetzt.<br />

Die Tiere verfügen nun über zwei immer noch<br />

relativ kleine, aber im „Dachgeschoss“ mittels<br />

eines Käfigtunnels verbundene Teilkäfige und so<br />

insgesamt über akzeptablen Bewegungsspielraum<br />

– erst recht, wenn man noch das Innengehege<br />

hinzuzählt. In den Aussengehegen, deren<br />

Boden mit Holzschnipelsen eingestreut ist,<br />

befinden sich naturnah wirkende Klettergerüste,<br />

hochgelegene Plattformen, ein Wasserbecken und<br />

Schlafboxen. Zweien Tieren fehlt die Schwanzspitze,<br />

was ein Hinweis auf eine frühere, schlechte<br />

Haltung (Selbstverletzung) – aber auch ein Geburtsfehler<br />

– sein kann.<br />

Anmerkungen<br />

Die im Folgenden beschriebenen Tierhaltungen<br />

wurden im vorhergehenden <strong>Zoobericht</strong> noch als<br />

ungenügend kritisiert, nun aber durch verschiedene<br />

bauliche Massnahmen deutlich<br />

aufgewertet oder gänzlich neu gebaut. Sie sind<br />

etwas (Nasenbären, Zwergotter) bis bedeutend<br />

(Leoparden) besser, als die bisherigen Haltungen,<br />

aber noch nicht in jedem Falle tiergerecht.<br />

Zwergotter<br />

Das alte, völlig ungenügende Zwergotter-Gehege<br />

wurde aufgehoben und durch eine neue Anlage<br />

an einem neuen Standort ersetzt. Das neue<br />

Gehege ist leider nur unwesentlich grösser als das<br />

alte, verfügt jetzt aber zumindest über stehendes,<br />

wie auch fliessendes Wasser (welches die Tiere<br />

gerne nutzen), ein tieferes Becken, sowie<br />

interessantere Topographie.<br />

Nasenbären<br />

Stumpfkrokodil<br />

Das Gehege der Stumpfkrokodile wurde um etwa<br />

einen Drittel vergrössert und umfasst nun eine<br />

grössere, sandige Liegefläche zusätzlich zum<br />

Bassin, sowie auch über mehr Vegetation und<br />

Rückzugsmöglichkeiten. Der Bewegungsspielraum<br />

der Tiere v.a. im Wasser ist aber immer noch<br />

eingeschränkt. Die beim letzten Besuch beobachtete<br />

Zahnfleischwunde bei dem einen Tier<br />

konnte nicht mehr festgestellt werden.<br />

Neue Raubkatzengehege für Leopard<br />

und Gepard<br />

Im Bau befindlich ist derzeit das neue<br />

Raubkatzen-Haus mit angrenzenden Aussengehegen<br />

für die Leoparden und Geparden. Das<br />

bisherige Leopardengehe wird um ein weiteres,<br />

anschliessendes Aussengehege erweitert. Im alten<br />

Gehegeteil wird ein grosser, innen hohler<br />

Kunstfelsen mit Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten<br />

gebaut, über welchen die Leoparden<br />

das im ersten Stock des Gebäudes liegende<br />

Innengehege erreichen können. Dort stehen den<br />

Tieren eigentliche „Zimmer“ mit hochliegenden<br />

Plattformen und mit Stroh gepolsterte Liegen zur<br />

Verfügung. Der neue Gehegeteil enthält weitere<br />

Ausguck- und Rückzugsmöglichkeiten und soll<br />

teilweise mit Bäumen bepflanzt werden, die den<br />

Grosskatzen voraussichtlich auch zum Klettern<br />

dienen werden. Auch ein kleines Wasserbecken<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

steht zur Verfügung. Die Geparden-Anlage wird<br />

ebenfalls im rückwärtigen Teil der neuen<br />

Raubkatzen-Anlage um ein weiteres Gehege<br />

erweitert. Der alte Gehegeteil bleibt dabei offen<br />

mit Sonnenplätzen und Freiflächen, während der<br />

hintere Gehegeteil ebenfalls Bäume enthalten und<br />

eher als Rückzugsgebiet dienen soll.<br />

Schwarzköpfiges Totenkopfäffchen<br />

Für die Totenkopfäffchen ist ein neues, grosszügiges<br />

Gehege demnächst bezugsbereit. Die<br />

gesamte dritte Dimension wird von einem<br />

grossen, verzweigten, naturnah wirkenden<br />

Klettergerüst eingenommen. Die „Stämme“ sind<br />

beheizt und werden den Tieren als wohlige<br />

Liegeplätze dienen. Der Boden ist mit Sand und<br />

Holzschnipseln bedeckt; bald werden auch diverse<br />

Sträucher und Pflanzen für Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten<br />

sorgen.<br />

Mit der im Bau befindlichen Anlage scheint<br />

künftig eine tiergerechte, relativ naturnahe<br />

Haltung der Leoparden und Geparden gewährleistet.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Falconeria Locarno<br />

www.falconeria.ch<br />

Die Falconeria ist ein Greifvogelpark mit rund 30 Greifvögeln aus 18 verschiedenen Arten, die zu<br />

Schauzwecken im Freiflug vorgeführt werden. Gehalten werden u.a. Wander-, Ger- und Sakerfalke<br />

(Arten der klassischen mittelalterlichen resp. arabischen Falknerei), Steinadler (Vertreter der<br />

zentralasiatischen falknerischen Jagdtradition), sowie Weisskopf- und Riesenseeadler, Sekretär,<br />

Wollkopf-, Weissrücken-, Sperber- und Gänsegeier, Kondor, Karakara, Kolkrabe, Uhu, Bartkauz,<br />

Virginia-Uhu, Fleckenuhu und Schneeeule. Während der Saison (März-November) finden täglich<br />

zwei Shows von rund 45 min Dauer statt; ausserdem werden die Tiere täglich trainiert. Diese Art<br />

der Haltung ermöglicht es den Greifvögeln, Eulen und Geiern im Unterschied zu einer reinen<br />

Volieren-Haltung, ihr natürliches Flugbedürfnis auszuleben. Die Volieren sind zudem grosszügig<br />

dimensioniert und mit allen notwendigen Strukturen ausgestattet. Die Beschränkung auf<br />

vergleichsweise wenige Tiere und Arten erlaubt es, den einzelnen Vögeln nicht nur grosse<br />

Volieren zur Verfügung zu stellen, sondern ihnen auch täglichen Freiflug zu ermöglichen. Unter<br />

diesen Gesichtspunkten kann die Tierhaltung in der Falconeria als vorbildlich bezeichnet werden.<br />

Positive Beispiele<br />

Greifvogel-Volieren<br />

Die Volieren sind in einer Reihe angeordnet und<br />

durch eine hohe Bambushecke von der<br />

angrenzenden Strasse abgeschirmt. Bei heissem<br />

Sommerwetter verschaffen Sprinkleranlagen<br />

Kühlung. Die Grundfläche sämtlicher Volieren beträgt<br />

um die 50 m 2 , die Höhe 5m (rund 250 m3).<br />

Sämtliche Volieren werden von einem langsam<br />

fliessenden Bächlein durchquert und verfügen<br />

über verschieden hohe Sitzgelegenheiten wie<br />

Bäume, Äste, Holzbretter oder Baumstrünke. Als<br />

Rückzugsmöglichkeiten und Sichtschutz dienen<br />

Bäume, Bambushecken, Nischen und Boxen in den<br />

hinteren Volierenbereichen, die durch die<br />

Besucher nicht einsehbar sind. Bei einigen<br />

Gehegen übertragen Kameras das Geschehen in<br />

den Brutboxen. So können die Besucher den<br />

Jungvögeln im Nest zuschauen, ohne dass diese<br />

gestört werden. Ausführliche und übersichtliche<br />

Info-Schilder geben zu jeder Tierart die<br />

wichtigsten Informationen.<br />

Sämtliche Volieren verfügen sowohl über sonnige,<br />

wie auch schattige Bereiche. So können bspw. die<br />

Geier sowohl ihre typischen Sonnenbäder mit<br />

gespreizten Flügeln nehmen, als auch sich in den<br />

Schatten oder Witterungsschutz unter der<br />

geschlossenen Decke zurückziehen. Der sandige<br />

Boden erlaubt zudem auch die Gefiederpflege im<br />

Sandbad. Gemäss Auskunft der Tierhalter sollen<br />

die Volieren künftig noch naturnäher gestaltet<br />

werden und dem jeweiligen Lebensraum der<br />

Vögel besser entsprechen. So soll bspw. die<br />

Voliere der Weisskopf-Seeadler statt mit Bambus<br />

mit Fichtenbäumen bepflanzt werden. Da es sich<br />

bei sämtlichen gehaltenen Arten um winterharte<br />

Tiere aus nördlichen Breiten oder Hochgebirgen<br />

handelt, werden keine Innenräume benötigt. Der<br />

Futterverbrauch ist im Winter aber deutlich höher.<br />

Sämtliche Vögel machen einen gesunden, gepflegten<br />

und ausgeglichenen Eindruck.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Freiflug-Anlage und Vorführung<br />

Gemäss Auskunft der Tierhalter sollen die Volieren<br />

künftig noch naturnäher gestaltet werden und<br />

dem jeweiligen Lebensraum der Vögel besser<br />

entsprechen. So soll bspw. die Voliere der<br />

Weisskopf-Seeadler statt mit Bambus mit<br />

Fichtenbäumen bepflanzt werden. Die Vögel<br />

können direkt oberhalb der Tribünen durch Luken<br />

die Volieren verlassen und anschliessend an die<br />

Vorführung auch direkt wieder in ihre Volieren<br />

zurückkehren. So müssen sie während der<br />

Vorführung anderer Vögel nicht angebunden auf<br />

ihren Einsatz warten. Während der Flugvorführungen<br />

tragen die Tiere Leder-bändel, die dem<br />

Falkner zum Handling der Tiere dienen, aber nicht<br />

miteinander verbunden sind (die Vögel tragen<br />

also keine „Fussfesseln“).<br />

Das Schaugelände ist eine weitläufige Parkanlage<br />

mit zwei grossen Weihern, Wiesen und Baum- und<br />

Buschvegetation am Rande Locarnos. Die<br />

Vorführungen gliedern sich in drei Elemente: Die<br />

schnellfliegenden, beweglichen Ger- und Sakerfalken<br />

werden beim Fang des Federspiels<br />

vorgeführt. Die Greifvögel, Geier und Eulen sowie<br />

Kolkraben fliegen einerseits längere Strecken über<br />

den ganzen Park zwischen den Tribünen und<br />

hölzernen Türmen, wo sie jeweils von den<br />

Assistentinnen empfangen werden. Andererseits<br />

werden sie in Kurzflügen über die Köpfe des<br />

Publikums geschickt. Die Tiere sind dabei<br />

grundsätzlich frei, an der Show mitzumachen oder<br />

sich auch mal auf ein nahes Hausdach oder einen<br />

Baum zu setzen. Die Falken tragen Sender, die bei<br />

der Ortung helfen, sollten sie einmal entfliegen. Es<br />

kommt hin und wieder vor, dass ein Vogel einen<br />

„Ausflug“ in die nahen Wälder oder Berge<br />

unternimmt. Allerdings kehren die Tiere i.A.<br />

freiwillig zurück, da sie an die Fütterung gewöhnt<br />

sind.<br />

Geschichte und Kunst der Falknerei vermittelt (in<br />

Italienisch und Deutsch). Verschiedene Schaukästen<br />

im Eingangsbereich ergänzen das<br />

pädagogische Angebot. Der Umgang mit den<br />

Tieren ist jederzeit ruhig und respektvoll. Die<br />

Vögel müssen keinerlei andressierte „Übungen“<br />

oder „Figuren“ vorführen, sondern zeigen nur ihr<br />

natürliches Flug- und Jagdverhalten. Dabei<br />

werden die arttypischen Verhaltensweisen in die<br />

Show eingebunden. So holt der hauptsächlich<br />

fischfressende Weisskopfseeadler bspw. Futterstücke<br />

aus dem Teich oder badet darin, und die<br />

südamerikanische Karakara führt beim<br />

Einsammeln von am Boden unter Strohhütchen<br />

versteckten Futterstücken ihr phänomenales<br />

Laufvermögen und ihre Geschicklichkeit beim<br />

Erlangen der Beute vor. Derzeit noch in<br />

Ausbildung befinden sich der Kondor, der Sekretär<br />

und die Steinadler. Auch diese Tiere werden<br />

täglich trainiert; treten aber noch nicht in der<br />

Show auf.<br />

Sämtliche Vögel landen auch freiwillig in der Nähe<br />

des Publikums (bei den Luken oberhalb der<br />

Tribünen) und zeigen dabei weder Stress noch<br />

Scheu. Die Tiervorführungen der Falconeria sind<br />

aus <strong>Tierschutz</strong>sicht vorbildlich.<br />

Während den Vorführungen wird viel Wissenswertes<br />

sowohl über die Tiere, ihre Herkunft,<br />

Lebensweise und Haltung, als auch über die<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Zoo al Maglio, Magliaso (TI)<br />

www.zooalmaglio.ch<br />

Der Zoo al Maglio bei Lugano ist der einzige Zoo im Tessin. Präsentiert werden hauptsächlich<br />

exotische Tierarten in einem ebensolchen, grünen Ambiente. Der Zoo hat in den letzten Jahren<br />

viele Gehege verbessert. Die Tiere sind akzeptabel bis gut gehalten.<br />

Positive Beispiele<br />

Rotgesichtmakaken<br />

Den japanischen Affen steht eine grosszügige und<br />

reich strukturierte Anlage von rund 400 m 2 zur<br />

Verfügung. Diverse Felsblöcke, Baumstämme,<br />

Seile und Reifen ermöglichen den Tieren<br />

vielfältige Kletteraktivitäten. Den wasserliebenden<br />

Affen steht auch ein kleiner Brunnen mit<br />

Kletterfelsen zur Verfügung (wünschenswert wäre<br />

eine grössere Wasserfläche). Die Tiere können<br />

auch das Dach des (öffentlich nicht zugänglichen)<br />

Innengeheges als zweite Ebene nutzen und sich<br />

aufgrund der Tiefe der Anlage gut vor dem<br />

Publikum zurückziehen. Die grosse Anlage bietet<br />

der Gruppe genügend Platz für Nahrungssuche,<br />

Spiel und Ruheverhalten. Eine aus <strong>Tierschutz</strong>sicht<br />

vorbildliche Affenhaltung.<br />

Uhu<br />

Die Uhus (ein Paar mit Nachwuchs) bewohnen<br />

eine grosse, naturnah strukturierte Voliere. Die<br />

gesamte Voliere ist hoch (gut 6 m) und gegen 15<br />

m tief, so dass die grossen Vögel sowohl Raum für<br />

kurze Flüge haben als auch genügend Abstand zu<br />

den Zoobesuchern einnehmen können. Die Topographie<br />

der Anlage (Steilhang mit einzelnen<br />

Bäumen, Büschen) kommt dem von Uhus<br />

bevorzugten Lebensraum (waldige Felslandschaften)<br />

nahe. Die Brutnische und Ruheplätze<br />

befinden sich in einem gedeckten Unterstand<br />

oben am Hang, im hinteren Bereich der Voliere.<br />

Wünschenswert wären höchstens noch zusätzliche<br />

Felsen und eine grössere Wasserfläche.<br />

Bennett-Wallabies<br />

Links vom Zooeingang befindet sich neu eine<br />

grosszügige Anlage für die Bennett-Wallabies. Die<br />

Tiere können sich frei auf einer Weide bewegen,<br />

ein Sandbad nutzen oder sich in den Schatten der<br />

Büsche zurückziehen. Auch ein kleiner Teich steht<br />

zum Trinken zur Verfügung, und es werden<br />

regelmässig frische Zweige zum Knabbern<br />

geboten. Der geräumige Stall ist gut eingestreut,<br />

verfügt über mehrere Heuraufen und ein weiteres<br />

Sandbad. Eine gute Haltung für die vergleichsweise<br />

einfach zu haltenden Wildtiere.<br />

Anmerkungen<br />

Waschbär<br />

In einem relativ grossen, über eine Brücke<br />

verbundenen Doppelgehege mit artgerechten<br />

Kletter- und Versteckmöglichkeiten leben<br />

Waschbären (die Tiere sind kastriert; man will<br />

nicht züchten) in einer grösseren Gruppe. Das<br />

Gehege ist zwar nicht gross, bietet aber mit seiner<br />

dichten Vegetation gute Kletter- und Versteckmöglichkeiten<br />

und mit der Brücke zwischen den<br />

Teilgehegen eine zusätzliche Struktur.<br />

Wünschenswert wären hier mittelfristig eine<br />

Vergrösserung des Geheges mit höheren<br />

Kletterstrukturen und ein grösseres Gewässer. Das<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

im letzten Bericht noch kritisierte Einzelgehege, in<br />

dem sich drei weitere Waschbären aufhielten, die<br />

starke Stereotypien zeigten, wurde in der<br />

Zwischenzeit aufgehoben.<br />

Löwen<br />

Die Löwen (eine alte Löwin und ihr erwachsener<br />

Sohn) leben in einem etwa 500 m 2 umfassenden<br />

Gehege, in dem sie drei verschiedene Ebenen,<br />

erhöhte Liegeplätze und einen Stall als Rückzug<br />

nutzen können. Zusätzliche Strukturen wie Felsen<br />

und Baumstämme wären wünschenswert, um den<br />

Tieren noch vermehrt Abwechslung und das<br />

Ausleben verschiedener Verhaltensweisen wie<br />

Klettern, Erkunden, Verstecken und Lauern zu<br />

ermöglichen. Gemäss Zooleitung sollen so bald<br />

als möglich weitere Baumstämme im Gehege<br />

integriert werden. Nach Ableben der alten Löwin<br />

ist die Integration einer neuen Löwin und die<br />

Zucht mit den Tieren geplant.<br />

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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />

Neu <strong>2013</strong>: Marmottes Paradis, Rochers de Naye; Parc d`accueil Pierre Challandes;<br />

Freilichtsmuseum Ballenberg; Tierpark Langenthal; Zoo Rothaus, Gampelen;<br />

Wildpark Roggenhausen, Aarau; Tierpark Chur<br />

Updated <strong>2013</strong>: Zoo de Servion; BärenPark Bern; Papiliorama / Nocturama, Kerzers;<br />

Parc Zoologique La Chaux-de-Fonds; Tierpark Biel; Tierpark Gäbelbach, Bern-Bethlehem; Zoo Basel;<br />

Wildnispark Zürich, Langenberg; Connyland, Lipperswil; Knies Kinderzoo, Rapperswil; Zoo Bad Ragaz;<br />

Toni's Zoo, Rothenburg; Falconeria Locarno<br />

Updated 2012: Bois de la Bâtie, Genf; Murmeltierpark "Grimselblick"; Tierpark Aletsch, Fiesch;<br />

Alpenvogelpark Grindelwald; Raubtierpark Strickler, Subingen; Tierpark Dählhölzli Bern;<br />

Tierpark Harder, Interlaken; Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen; Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg;<br />

Römischer Tierpark Augusta Raurica, Augst; Tierpark Bad Zurzach; Tierpark Lange Erlen, Basel;<br />

Zoo Zürich; Schlangenzoo Eschlikon; WalterZoo, Gossau; Wildpark Peter und Paul, St. Gallen;<br />

Tierpark Goldau; Zoo al Maglio, Magliaso<br />

Updated 2011: Zoo la Garenne, Le Vaud; Zoo Les Marécottes; Zoo Siky Ranch, Crémines; Zoo Hasel,<br />

Remigen; Greifvogelpark Buchs; Plättli-Zoo, Frauenfeld<br />

Updated 2010: Juraparc, Vallorbe; Johns kleine Farm, Kallnach; Wildpark Bruderhaus, Winterthur<br />

Autorin: Sara Wehrli<br />

Fachstelle Wildtiere, <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong><br />

Bilder: © <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong><br />

(falls nicht anders vermerkt)<br />

www.tierschutz.com/zoobericht

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