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Diagnostik und Physikalische Therapie des vertebragenen ...

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ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 14/2 (2004)<br />

<strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> <strong>Physikalische</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>vertebragenen</strong> Schwindels<br />

Silvia Brandstätter<br />

Institut füe <strong>Physikalische</strong> Hedizin im Hanuschkrankenhaus (Vorstand: Prim.Dr.S.Brandstätter) Wien<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Der vertebragene Schwindel ist real <strong>und</strong> geht von<br />

den oberen Segmenten der Halswirbelsäule aus<br />

(C0-C1-C2-C3). Bei jedem Schwindelpatienten, auch<br />

bei jenen mit zervikogener Ursache der Beschwerden<br />

ist die Anamnese wichtig. Die typische Klinik<br />

ist durch asystemischen Schwindel, mit Bezug zu<br />

Kopfbewegungen <strong>und</strong> Kopfschmerzen gekennzeichnet.<br />

Die <strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> <strong>Therapie</strong> sind eine Domäne<br />

der manuellen Medizin. Differentialdiagnostisch<br />

sind Erkrankungen aus der Neurologie, der Hals-<br />

Nasen-Ohren-Heilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> der Gefäße auszuschließen.<br />

Vertebragene Funktionsstörungen können<br />

Ursache <strong>und</strong> Folge von Schwindelbeschwerden<br />

sein.<br />

ABSTRACT<br />

Vertigo originating from the cervical spine is reality<br />

and is caused by functional changes in the upper<br />

segments of the cervical spine (C0-C1-C2-C3.) As in<br />

other patients with vertigo, the medical history is<br />

also highly significant in those with cervicogenic<br />

dizziness.Typical signs and symptoms encompass<br />

discontinuous vertigo in close relationship with head<br />

movements plus headache. Diagnosis and treat ment<br />

are domains of manual medicine. For further differentiation<br />

disorder from the fields of neurology, ear- nosethroat<br />

disorders and vascular diseases must be excluded.<br />

Functional disturbances of the spine may be cause<br />

or consequence of dizziness.<br />

Einleitung<br />

Die Existenz eines <strong>vertebragenen</strong> Schwindels ist umstritten,<br />

da es keine Erkrankung <strong>des</strong> Bewegungs- <strong>und</strong><br />

Stützapparates mit dem Leitsymptom Schwindel gibt.<br />

Die Diagnose eines zervikogenen Schwindels ist damit<br />

eine Verlegenheitsdiagnose.Arnold <strong>und</strong> Ganzer (1)<br />

schieben diesbezüglich 1990, dass „die zervikalen Afferenzen<br />

sehr schlecht repräsentiert sind im vestibulären<br />

Kerngebiet <strong>und</strong> daher eine Störung leicht von<br />

anderen Systemen kompensiert werden kann“. Auch<br />

funktionell sei der Anteil zervikaler Afferenzen an vestibulären<br />

Leistungen als gering einzustufen. Es kann<br />

daraus folgernd daher keine anhaltenden zervikogenen<br />

Schwindelbeschwerden geben (2).<br />

62<br />

In den aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hals-Nasen-Ohren-Heilk<strong>und</strong>e, Kopf- <strong>und</strong> Hals-<br />

Chirurgie (http://www.uni-duesseldorf.de/ WWW/<br />

AWMF/ll/ 017-054.htm) wird in der Leitlinie Schwindel<br />

(Klinischer Algorithmus) der “zervikogene Schwindel”hingegen<br />

zweimal angeführt (3).<br />

Der vertebragene Schwindel ist Ausdruck einer Störung<br />

im Propriozeptorenbereich (tiefe Halsmuskulatur,<br />

Kopfgelenke) bedingt durch ein funktionelles Defizit<br />

in der oberen Halswirbelsäule. Er kommt mit oder<br />

ohne Nystagmen vor <strong>und</strong> zeigt normalerweise keine<br />

Hörstörung. Der Schwindel ist nicht durch eine Durchblutungsstörung<br />

der A. vertebralis oder A. Basilaris<br />

verursacht (3).<br />

Die tiefe Nackenmuskeln besitzen eine hohe Dichte an<br />

Muskelspindeln, während die Gelenkssensoren eher<br />

auf endgradige Bewegungen, vor allem im schmerzhaften<br />

Bereich ansprechen.<br />

Durch die Beweglichkeit <strong>des</strong> Halses ist die Kopfstellung<br />

nicht immer ident ist mit der Körperstellung (im<br />

Gegensatz z.B. zu den Fischen). Die Erfassung der<br />

Lage im Raum erfolgt über die kombinierte Verrechnung<br />

von vestibulären (Kopfstellung <strong>und</strong> Kopfbewegung)<br />

sowie propriozeptiven Impulsen aus den<br />

Hals- rezeptoren (Kopf-zu-Rumpfstellung) <strong>und</strong> visueller<br />

Impulse.<br />

Den Propriozeptoren im Kopfgelenksbereich kommt<br />

bei der Koordination von Kopf- <strong>und</strong> Augenbewegungen<br />

sowie bei der Kontrolle der Körper- <strong>und</strong> Extremitätenstellung<br />

eine Schlüsselrolle zu (4).<br />

Anatomie<br />

Afferente Fasern aus den Muskelspindeln gelangen<br />

zum Ncl. Cervicalis centralis im Rückenmark, Motoneurone<br />

für Halsmuskeln <strong>und</strong> propriospinale Neurone,<br />

die zum unteren Zervikal- <strong>und</strong> Lumbalmark projizieren.<br />

Aufsteigend gelangen die propriozeptiven Afferenzen<br />

direkt zum Ncl. cuneatus externus (Relais-


kern zum Kleinhirn), zu den Vestibulariskernen, Ncl.<br />

praepositus hypoglossi sowie zum ventralen Cochleariskern.<br />

Alle direkten Projektionen sind ipsilateral. Vom<br />

Ncl. cervicalis centralis aus erfolgt auch eine kontralaterale<br />

Projektion zum Kleinhirn <strong>und</strong> zu den Vestibulariskernen.<br />

Von zentraler Bedeutung sind die Afferenzen<br />

<strong>des</strong> Spinalnervs C2. (Abbildung 1). Generell werden<br />

Wirbelgelenke von ihren 2 benachbarten Spinalnerven<br />

mitversorgt. Zum posterioren Spinalnerven C2<br />

gelangen Afferenzen aus den Gelenken Occiput /C1<br />

<strong>und</strong> auf C2/3.<br />

Pathophysiologie<br />

Es kommt zur Irritation im Propriozeptorensystem<br />

durch ein funktionelles Defizit (früher: Blockierung)<br />

im Segment (Muskulatur, Gelenk, Innervation). Folgen<br />

einer Blockierung sind eine Beeinträchtigung der<br />

Rezeptorenleistung, wobei die Seitendifferenz <strong>des</strong> Rezeptoren-Informations-stromes<br />

zu Nystagmen führen<br />

kann.<br />

„Vertebragene Afferentationsstörung” (4)<br />

Jede Muskelverspannung bzw. Myogelose im Bereich<br />

der tiefen Nackenmuskeln kann zu einer Irritation im<br />

Propriozeptorensystem führen. Eine Bewegungshemmung<br />

im Gelenk führt stets zu einer Änderung der Aktivität<br />

der sensiblen <strong>und</strong> motorischen Nerven <strong>und</strong> zu<br />

einer Änderung <strong>des</strong> Muskeltonus.Eine primäre Muskelstörung<br />

bedingt immer eine Beweglichkeitsstörung<br />

im Gelenk.. Ein Hypertonus der tiefen Nackenmuskeln<br />

als Folge einer Blockierung führt zu einer Irritation<br />

der Propriozeptoren dieses Muskels.<br />

Vestibulospinale Reaktionen<br />

Es kommt zur direkten Projektion der propriozeptiven<br />

Halsmuskel-afferenzen aus C2-C4 zum Vestibula-<br />

Abbildung 1<br />

Afferenzen zu C2<br />

Übersicht<br />

riskerngebiet. Daneben finden sich vestibulospinale<br />

Neurone im Vorderhorn, <strong>und</strong> auch Projektionen zum<br />

Hinterhorn (nur zervikal). Man spricht von der „zerviko-vestibulo-zervikalen<br />

Schleife”.<br />

Diese Schleife wirkt als GABA-erges Hemmsystem<br />

<strong>und</strong> wird aktiviert bei Bewegung mittels der Halsmuskelafferenzen<br />

um die Weiterleitung langsamer, nicht<br />

propriozeptiver Störsignale zu hemmen.<br />

Diese direkten spinovestibulären neuronalen Verbindungen<br />

können bei einer funktionellen Störung im<br />

Kopfgelenkbereich eine Missempfindung erklären, die<br />

als Schwindel bezeichnet wird.<br />

Außerdem haben Afferenzen aus dem Propriozeptorensystem<br />

Bedeutung für die automatischen posturalen<br />

Reflexe. Allum et al. konnten an Patienten mit<br />

<strong>und</strong> ohne Vestibularisstörungen nachweisen, dass die<br />

vordere Beinmuskulatur deutlich von einem vestibulospinalen<br />

<strong>und</strong> propriozeptiven “Input” beeinflusst wird,<br />

hingegen der M. triceps surae vor allem von Rezeptoren<br />

aus den Fußgelenken <strong>und</strong> Knien moduliert wird (5).<br />

Bei Irritation der Kopfgelenke ist oft eine Einschränkung<br />

der Hüftbeweglichkeit (Patrick-Test) erkennbar<br />

(6). Es ist nicht auszuschließen, dass die Muskelverspannung<br />

im Bereich der Hüften die Pathologie der<br />

vestibulo-spinalen Reaktionen nicht unwesentlich verstärkt<br />

Brandt berichtet über eine Ataxie <strong>und</strong> Gangunsicherheit<br />

ohne deutlichen Drehschwindel beim Menschen<br />

nach Anästhesie der oberen dorsalen Zervikalnervenwurzeln<br />

(7). Dietrich et al. fanden nach Anästhesie von<br />

C2 wegen zervikogenen Kopfschmerzen regelmäßig<br />

eine Gangabweichung zur anästhesierten Seite (8).<br />

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ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 14/2 (2004)<br />

Die anamnestische Angabe der Gangunsicherheit weist<br />

auf eine Störung der vestibulospinalen Reaktionen<br />

hin. Weitere Hinweise für die Beteiligung der Halswirbelsäule<br />

an der Entstehung von Schwindelsymptomen<br />

sind die Tatsache, dass die häufigste uner- wünschte<br />

Wirkung von manualtherapeutischen Eingriffen die<br />

Entwicklung von Schwindel ist (9). Sauer berichtet von<br />

einem "Postmassagesyndrom", das nicht selten mit einerLatenz<br />

von 2-5 Tagen nach einer Massage <strong>des</strong> Nackens<br />

auftritt (10).<br />

Schwindel kann durch Hyperextension <strong>des</strong> Halses beim<br />

Haarewaschen im Frisiersalon auftreten (11) <strong>und</strong> Traktion<br />

<strong>und</strong> Überstreckung <strong>des</strong> Halses bei der Intubation<br />

kann zu okziptalen Kopfschmerzen <strong>und</strong> Schwindel<br />

führen (12).<br />

Anamnese bei vertebragenem Schwindel (6)<br />

Die Patienten berichten eine “Drehempfindung” meist<br />

ohne Angabe der Drehrichtung.. ·2/3 der Betroffenen<br />

bieten einen asystemischen Schwindel (“Unsicherheitsgefühl,<br />

Trunkenheitsgefühl, Schwankschwindel,<br />

Taumeligkeitsgefühl”). Dieser ist fluktuierend, <strong>und</strong> wird<br />

durch Kopf- <strong>und</strong> Körperbe- wegungen ausgelöst<br />

oder verstärkt. Zusätzlich bestehen Kopfschmerzen,<br />

die meist einseitig, nuchal oder okzipital lokalisiert<br />

sind.<br />

<strong>Diagnostik</strong><br />

Nachweis <strong>des</strong> Endstellnystagmus bei passiver Körperdrehung<br />

gegenüber manuell fixiertem Kopf durch den<br />

Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilk<strong>und</strong>e. Der Nystagmus<br />

verschwindet nach erfolgreicher Manualtherapie<br />

(Erfolgskontrolle)<br />

Gleichgewichtstestung:<br />

Statisch = Romberg - Standversuch,<br />

dynamisch = Unterberger - Tretversuch<br />

Einbeinstand, Posturographie<br />

Untersuchung HWS (C0 - C2)<br />

Die Kopfrotation wird in Neutralstellung, maximaler<br />

Anteflexion (beurteilt die segmentale Beweglichkeit<br />

C1/C2, Abbildung 2+ 3) <strong>und</strong> Extension beurteilt.<br />

Segmentale Untersuchung der oberen HWS in Rückenlage:<br />

Atlasquerfortsatz, Dornfortsatz C2, Gelenkkapsel<br />

C2/3 .<br />

Atlasquerfortsatz:<br />

Ein Druchschmerz am Querfortsatz <strong>des</strong> Atrlas weist<br />

auf Tonusveränderung der ansetzenden Muskeln hin.<br />

Unter der Protuberantia occipitalis liegt der Dornfortsatz<br />

von C2. Dann nach lateral über den Muskelwulst<br />

<strong>des</strong> M. semispinalis capitis gelangt man zur Gelenkkapsel<br />

von C2/3, die bei Blockierungen häufig dolent<br />

<strong>und</strong> verquollen ist. Von diesen Druckpunkten können<br />

klinisch relevante Myogelosen unterhalten werden (z.<br />

B. kann ein myofaszialer Druckpunk im Schulteransatzbereich<br />

<strong>des</strong> M.trapezius einen Hypertonus im M.<br />

pterygoideus lateralis unterhalten)<br />

Pathologische Manualbef<strong>und</strong>e im Kopfgelenksbereich<br />

(Occiput bis C2/C3) stützen die Diagnose eines <strong>vertebragenen</strong><br />

Schwindels<br />

Palpation<br />

An der Schädelbasis: N. occipitalis maior (aus C2)<br />

Tiefe Nackenmuskulatur (Mm.rectus capitis longus et<br />

brevis, Mm.obliquus capitis sup. et inf.)<br />

In Rückenlage oder Sitz: Triggerpunkte M. trapezius,<br />

M. sternocleidomastoideus, M. masseter<br />

Die kombinierte Flexion, Abduktion <strong>und</strong> Außenrotation<br />

<strong>des</strong> Hüftgelenks (Patrick-Test) kann bei Kopfgelenk-Blockierung<br />

eingeschränkt sein. Die Beweglichkeit<br />

normalisiert sich nach erfolgreicher Manualtherapie<br />

(Erfolgskontrolle)<br />

Daraus folgt, dass die beim älteren Menschen regelmäßig<br />

auftretenden degenerativen Veränderungen der<br />

unteren HWS für die Diagnose <strong>des</strong> <strong>vertebragenen</strong><br />

Schwindels unerheblich sind.<br />

Untersuchung Kiefergelenke<br />

�M<strong>und</strong>öffnung (nicht gleichmäßig, nicht seitengleich)<br />

�Triggerpunkte/Myogelosen im M..masseter <strong>und</strong> M.<br />

pterygoideus medialis<br />

�Meersseman-Test: die eingeschränkte Hüftbeweglichkeit<br />

(pathologischer Patrick Test) verbessert sich durch<br />

Beissen auf 3 Streifen Papier in Höhe der 2. Prämolaren/1.<br />

Molaren sofort (13,14).<br />

Durch die reflektorischen Verbindungen gehen Störungen<br />

<strong>des</strong> einen Bereiches fast regelmäßig mit einer<br />

funktionellen Störung auch <strong>des</strong> anderen Bereiches einher.<br />

Zervikalnystagmus<br />

Der propriozeptive Zervikalnystagmus wird heute<br />

noch kontrovers diskutiert. Nach Ausschluss einer<br />

vestibulären Gleichgewichtsstörung ist ein Zervikalnystagmus<br />

(passive Körperdrehung gegenüber manuell<br />

fixiertem Kopf) jedoch pathognomisch für einen<br />

„zervikogenen Schwindel“. Die reine Körperrotation<br />

bei fixiertem Kopf führt v.a. zu Bewegungen in C1/2<br />

<strong>und</strong> C2/3. Der· Nachweis erfolgt durch Videonystag-<br />

64


Abbildung 2<br />

Mobilisierung C1/C2<br />

Abbildung 4<br />

Counter-Strain-Technik<br />

mographie (HNO) in abgedunkeltem Raum. Als pathologisch<br />

gilt ein andauernder (min<strong>des</strong>tens 15 sec.)<br />

Nystagmus mit mehr als6 Ausschlägen. Differentialdiagnostisch<br />

ist der physiolo gische Nach-Nystagmus zu<br />

berücksichtigen, der: nur einige Sek<strong>und</strong>en andauert.<br />

Bei der Prüfung ist derKopf fixiert, Augen geschlossen,<br />

Drehung <strong>des</strong> Stuhles, Endstellung mit Körperrotation<br />

für 60 (-120) sec. Häufig schlägt ein einseitiger<br />

zervikaler Nystagmus zur Seite der Kopfgelenksstörung<br />

aus.<br />

Abbildung 3<br />

Mobilisierung C1/C2<br />

Abbildung 5<br />

Postisometrische Relaxation<br />

<strong>Therapie</strong><br />

Der vertebragene Schwindel ist eine der Hauptdomänen<br />

der Manuellen Medizin. z.B.<br />

� Weichteiltechniken mit Traktionsmassage<br />

� Postisometrische Relaxation (Abbildung 5)<br />

� Inhibitionstechniken<br />

� „Counter-Strain-Technik“ (Osteopathie)<br />

(Abbildung 4)<br />

Übersicht<br />

65


� Atlas-Impuls-<strong>Therapie</strong> nach Arlen (15)<br />

Weiterführend sind segmental angelegte elektrotherapeutische<br />

Verfahren bzw. <strong>Therapie</strong>n, die den lokalen<br />

Muskeltonus beeinflussen können, sinnvoll (16).<br />

Diskussion<br />

Trotz entsprechendem Bef<strong>und</strong> an der Halswirbelsäule,<br />

deutlichem propriozeptiven Zervikalnystagmus <strong>und</strong><br />

erfolgreicher Manualtherapie darf NIE auf die komplette<br />

neuro-otologische Durchuntersuchung verzichtet<br />

werden! Eine vertebragene Störung kann sowohl<br />

neben einer peripheren Gleichgewichtsstörung bestehen,<br />

als auch bei länger bestehenden peripher- <strong>und</strong><br />

zentral-vestibulären Schwindelbeschwerden vorkommen<br />

Zusammenfassend gibt es den <strong>vertebragenen</strong> Schwindel,<br />

der von den oberen Halswirbelsäulensegmenten<br />

ausgeht (C0-C1-C2-C3).Die typische Klinik ist ein<br />

asystemischer Schwindel, mit Bezug zu Kopfbewegungen<br />

<strong>und</strong> Kopfschmerzen. Die Anamnese ist bei jedem<br />

Schwindelpatienten, auch bei denen mit zervikogen<br />

ausgelösten Schwindel wichtig. ·<strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Therapie</strong> sind eine Domäne der:Manuellen Medizin.<br />

Differentialdiagnostisch sind Erkrankungen aus dem<br />

Gebiet der Neurologie, Hals-Nasen- Ohrenheilk<strong>und</strong>e<br />

sowie Gefäßerkrankungen auszuschließen. Eine vertebragene<br />

Funktionsstörung kann sowohl Ursache als<br />

auch Folge von Schwindelbeschwerden sein.<br />

Literatur<br />

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2. Neuhuber WL, Wolff HD. Der kraniozervikale Übergang.<br />

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13. Marx G. Über die Zusammenarbeit mit der Kieferorthopädie<br />

<strong>und</strong> Zahnheilk<strong>und</strong>e in der Manuellen Medizin. Man Med<br />

2002, 38:342-345.<br />

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Man Med 200139:327-336.<br />

15 Hülse M, Hölzl M. Nachweis der Wirksamkeit einer “modifizierten”<br />

Atlas-Impuls-<strong>Therapie</strong> nach Arlen. Man Med 2003,<br />

41:453 - 458<br />

16.. Ammer K., Rathkolb O. <strong>Physikalische</strong> <strong>Therapie</strong> bei Hinterhauptkopfschmerzen.<br />

Man Med1990, 28:65-68.<br />

Korrespondenzadresse der Autorin<br />

Prim Dr. Silvia Brandstätter<br />

Institut für <strong>Physikalische</strong> Medizin im Hanuschkrankenhaus<br />

Heinrich Collinstr. 30, 1140 Wien<br />

Email: Silvia.Brandstaetter@wgkk.sozvers.at<br />

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