Mikrobiologie - Trillium
Mikrobiologie - Trillium
Mikrobiologie - Trillium
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RUBRIKTITEL<br />
Biofilme<br />
Die Mikrowelt<br />
der Bakterien<br />
72<br />
trilliumdiagnostik 2013 11(2):72
RUBRIKTITEL<br />
Biofilme stellen eine Urform organisierten<br />
Lebens dar: Die ältesten Fossilien kann und soll man nicht vernichten; man<br />
Bildschirmschoner besorgen. Biofilme<br />
– sogenannte Stromatolithen – sind schon muss sich mit ihnen arrangieren.<br />
dreieinhalb Milliarden Jahre alt (unsere Zurechtkommen müssen wir auch mit<br />
Erde existiert „erst“ seit insgesamt bakteriellen Biofilmen in unserem Körper<br />
viereinhalb Milliarden Jahren). – selbst mit denen im Mund, die als Auslöser<br />
der Atherosklerose in Verruf geraten<br />
Mikroskopische und biochemische<br />
Analysen weisen Biofilme als komplexe sind (siehe S. 70). Chronisch entzündete<br />
Lebensgemeinschaften aus: Bakterien, Zahnfleischtaschen muss man natürlich<br />
Pilze, Algen und Protozoen sind in eine sanieren, die Lebensgemeinschaften zu<br />
schleimige Hülle aus extrazellulären, polymeren<br />
Substanzen (EPS) eingebettet<br />
zerstören, wäre aber grundfalsch.<br />
und können in ein- oder mehrlagigen Quorum Sensing<br />
Schichten an praktisch allen Grenzflächen<br />
wachsen, die auf einer Seite ein sammenlebens zwischen Mensch und<br />
Von Strategien des friedlichen Zu-<br />
wässriges Milieu bieten – nicht nur draußen<br />
in der Natur, sondern auch im Inneren Gewalt auf S. 79. Darin werden Antibio-<br />
Mikrobe handelt unser Beitrag Sanfte<br />
unseres Körpers.<br />
tika einer neuen Klasse beschrieben,<br />
die pathogene Keime nicht vernichten,<br />
Schutz vor Antibiotika<br />
sondern in die physiologische Regulation<br />
der Populations stärke, das Quorum<br />
Anaerobe, mikroaerobe und aerobe<br />
Zonen innerhalb der Schleimschicht ermöglichen<br />
das Zusammenleben dieser die Fähigkeit von Einzellern, über che-<br />
Sensing 1 eingreifen. So bezeichnet man<br />
unterschiedlichen Bewohner in einer mische Signalstoffe (Pheromone) die<br />
vielgestaltigen Mikrowelt. Ähnlich Zelldichte zu messen. Ist diese zu gering,<br />
wie bei menschlichen Lebensgemeinschaften<br />
gibt es darin Versorgungs- und Gene herauf- oder heruntergeregelt, bis<br />
dann wird die Expression bestimmter<br />
Kommunikationsstrukturen, und die das gewünschte Quorum erreicht ist.<br />
Innenbereiche bieten Schutz vor dem Die jüngsten genetischen Erkenntnisse<br />
über das Verhalten von Bakterien<br />
Angriff durch das Immunsystem oder<br />
antibakterielle Substanzen.<br />
in Bio filmen geben klinischen Mikrobiologen<br />
und Pharmaentwicklern sehr<br />
Aquariumsbesitzer kennen die schleimigen<br />
Mikrobenrasen auf ihren Wasserpflanzen<br />
nur zu gut. Und erfahrene tests, Therapie empfehlungen und neue<br />
zu denken. Bislang basieren Resistenz-<br />
Aquarianer wissen auch, dass Bio filme, Antibiotika ja meist auf der Anzucht<br />
wenn sie nicht überhand nehmen, für die von Reinkulturen, in denen andere Gene<br />
Wasserqualität wichtig sind. Sie verarbeiten<br />
organischen Abfall, etwa Futter-<br />
natürlichen Lebensgemeinschaften.<br />
hoch- oder herunterreguliert sind als in<br />
reste oder abgestorbene Pflanzenteile. Noch steht die Expressionsforschung<br />
Wer den Mikrobenschleim unästhetisch<br />
findet, aber auf den beruhigenden einige Protokolle und Lehrbuchkapitel<br />
am Anfang, aber es ist zu erwarten, dass<br />
Anblick von Fischen nicht verzichten bald neu geschrieben werden müssen.<br />
möchte, sollte sich einen entsprechenden<br />
gh, ge<br />
1<br />
Als Quorum bezeichnete man im Römischen Reich die für eine Abstimmung<br />
benötigte Mindestzahl von Senatsmitgliedern.<br />
Bildquelle: K. Magerstedt www.ka-tse.de<br />
trilliumdiagnostik 2013 11(2):73<br />
73
RUBRIKTITEL<br />
Die Insel der Glückseligen?<br />
von Georg Hoffmann und Gabriele Egert<br />
Wir befinden uns im Jahr 2013. Ganz<br />
Mitteleuropa ist von MRSA befallen...<br />
Ganz Mitteleuropa? Nein! Ein kleiner,<br />
von unbeugsamen Niederländern bevölkerter<br />
Staat hört nicht auf, dem Eindringling<br />
Widerstand zu leisten.<br />
MRSA-Screening und -Isolation im Ländervergleich<br />
Prävention lohnt sich<br />
Bildquelle: kma<br />
Bildquelle: Wikipedia & Anja Bach<br />
Dank Screening und Prävention ist die MRSA-Prävalenz in den<br />
Niederlanden viel geringer als in Deutschland. Wir können von<br />
den Nachbarn einiges lernen, aber wegen unterschiedlicher<br />
Voraussetzungen lassen sich nicht alle Maßnahmen kopieren.<br />
So könnte unser MRSA-Bericht im<br />
Asterix stil beginnen, wenn die Geschichte<br />
nicht so ernst wäre: Auf einer kleinen<br />
Insel der Glück seligen liegt die Prävalenz<br />
tödlicher MRSA-Keime unter 2 Prozent<br />
(grün), umgeben von einem hell- bis dunkelroten<br />
Meer mit Prävalenzen von 10 bis<br />
25 bzw. sogar 25 bis 50 Prozent. Woher<br />
kommt diese Diskrepanz?<br />
Darauf gibt es zwei Antworten: Unsere<br />
Nachbarn haben seit Langem Standards<br />
für Screening und Prävention etabliert, die<br />
bei uns nur zögernd Fuß fassen. Und die<br />
Niederländer propagieren seit den 1980er-<br />
Jahren, als MRSA erstmals auftauchte,<br />
den sparsamen und verantwortungsvollen<br />
Umgang mit Antibio tika. Andere europäische<br />
Staaten, darunter auch Deutschland,<br />
zogen erst viel später unter dem Schlagwort<br />
Antibiotic Stewardship (ABS) nach.<br />
Studien belegen ein Nord-Süd -Gefälle<br />
beim Einsatz von Breitbandantibio tika<br />
in Europa, das sich in der MRSA-Prävalenz<br />
ganz deutlich widerspiegelt: Sie<br />
ist in Skandinavien, Dänemark und den<br />
Niederlanden viel geringer als bei uns, in<br />
Griechenland, Italien, Spanien und Portugal<br />
dagegen weit höher. „Glückseligkeit“<br />
als Folge von Verantwortung? Es lohnt,<br />
darüber nachzudenken.<br />
Staphylococcus aureus ist als klassischer<br />
Erreger bei nosokomialen Infektionen<br />
schon lange bekannt. Für die Behandlung<br />
von S. aureus Infektionen besonders kritisch<br />
ist eine Resistenz gegen die normalerweise<br />
verwendeten β-Lactam-Antibiotika,<br />
wie sie bei MRSA (=Methicillin-resistenter<br />
S. aureus) vorliegt.<br />
In Deutschland sind etwa 16 bis 20 Prozent<br />
aller S. aureus-Isolate aus klinischen<br />
Untersuchungsmateria lien MRSA, in den<br />
Niederlanden und den skandinavischen<br />
Ländern dagegen weniger als zwei Prozent<br />
(Stand 2011). Im Gegensatz zu Infektionen<br />
mit β-Lactam empfindlichen S. aureus führen<br />
Fälle mit MRSA regelmäßig zu einem<br />
schwereren Infektionsverlauf, verlängerter<br />
Krankenhausliegedauer und beachtlichen<br />
Mehrkosten (www.mrsa-net.nl/de/).<br />
Wo aber liegen die Unterschiede zwischen<br />
Deutschland und den Niederlanden<br />
hinsichtlich der für die MRSA-Kontrolle<br />
wichtigen Elemente Screening, Suche<br />
nach asymptomatischen MRSA-Trägern<br />
und Isolation?<br />
In den Niederlanden teilt man – gemäß<br />
den Empfehlungen der Werkgroep Infectie<br />
Preventie (WIP) – Patienten bei der Krankenhausaufnahme<br />
in MRSA-Risikoklassen<br />
ein (siehe Tabelle 1). Für Risiko patienten<br />
wird immer ein Screening durchgeführt,<br />
für solche in Kategorie 1 und 2 (sehr hohes<br />
und hohes Risiko) sind bis zum sicheren<br />
Ausschluss von MRSA zusätzlich weitere,<br />
über die „Standard hygiene“ hinausgehende<br />
Maßnahmen erforderlich (s. u.).<br />
Unterschiedliche Definitionen<br />
Bei Kategorie 1 müssen mindestens<br />
drei Abstrichserien im wöchentlichen<br />
Abstand entnommen und kulturell untersucht<br />
werden. Erst wenn diese alle negativ<br />
sind, wird die Isolation aufgehoben.<br />
Bei Kategorie 2 reicht hierfür ein einmalig<br />
negatives Screening, das in vielen<br />
Krankenhäusern auch mittels Schnelltest<br />
durchgeführt wird.<br />
Die Empfehlungen der deutschen Kommission<br />
für Krankenhaushygiene und<br />
Infektionsprävention am Robert-Koch-<br />
Institut (KRINKO) unterscheiden sich<br />
davon hinsichtlich der Definition von<br />
MRSA-Risikopatienten, und eine prophylaktische<br />
Einzelzimmerunterbringung bis<br />
zum Vorliegen der Screeningergebnisse<br />
wird nicht für alle Risikopatienten empfohlen<br />
(siehe Tabelle 2).<br />
Aufgrund der seit Jahrzehnten geringen<br />
Prävalenz von MRSA kann das Screening<br />
in den Niederlanden auf wenige Patienten<br />
74<br />
trilliumdiagnostik 2013 11(2):74
MIKROBIOLOGIE<br />
(im Ausland behandelt, Nutztierhalter) beschränkt<br />
werden. Dies ist allein aus statistischen<br />
Erwägungen heraus sinnvoll, denn bei<br />
gegebener Sensitivität und Spezifität eines<br />
Tests hängt die Trefferrate positiver Ergebnisse<br />
ausschließlich von der Prävalenz ab.<br />
Ist diese sehr niedrig, muss mit vielen falsch<br />
positiven Ergebnissen gerechnet werden.<br />
In einem großen niederländischen Krankenhaus<br />
mit 1.370 Betten und über 38.000<br />
Aufnahmen pro Jahr wurden in fünf Jahren<br />
(2001-2006) lediglich 324 Risikopatienten<br />
bei Aufnahme gescreent. Prophylaktische<br />
Isolationsmaßnahmen sind somit gut umzusetzen.<br />
Günstig wirkt sich auch die im<br />
Vergleich zu Deutschland deutlich geringere<br />
Auslastung von Krankenhausbetten<br />
(53 Prozent vs. 76 Prozent, 2009) aus.<br />
Hohe Prävalenz<br />
In Deutschland gelten dagegen über<br />
40 Prozent aller Krankenhausneuaufnahmen<br />
als Risikofälle und müssen gescreent<br />
werden. Die konsequente Umsetzung der<br />
in Tabelle 2 dargestellten Maßnahmen bedeutet<br />
somit einen hohen logistischen und<br />
personellen Aufwand. Wegen der ähnlich<br />
hohen MRSA-Prävalenz in Blutkulturisolaten<br />
aus Deutschland und den meisten<br />
Nachbarstaaten ist eine Beschränkung auf<br />
Einweisungen aus dem Ausland hierzulande<br />
nicht sinnvoll. Prophylaktische Isolationsmaßnahmen<br />
unabhängig vom Screening<br />
sind bei einigen wenigen Patienten,<br />
etwa solchen mit MRSA-Anamnese, oder<br />
in besonders gefährdeten Bereichen, zum<br />
Beispiel auf Intensivstationen, erforderlich.<br />
Eine „1:1-Übertragung“ der niederländischen<br />
Strategie auf Deutschland ist<br />
deshalb weder möglich noch sinnvoll.<br />
Analog zu den Niederlanden wird aber<br />
eine eigene Search and Destroy Policy für<br />
MRSA durchgeführt. Die verfügbaren aktuellen<br />
Empfehlungen der KRINKO zeigen<br />
Strategien für das Screening und sonstige<br />
besondere Hygienemaßnahmen auf.<br />
Risikoklasse Merkmale Maßnahme<br />
Kategorie 1<br />
Kategorie 2<br />
Tabelle 1: Screening und Isolation in den Niederlanden (WIP; Version 12/2012).<br />
Merkmale MRSA-Risikopatienten<br />
Bekannter MRSA-Träger<br />
1. Patienten mit bekannter MRSA-Anamnese<br />
2. Patienten aus Regionen oder Einrichtungen mit bekannt hoher<br />
MRSA-Prävalenz<br />
3. Patienten mit einem stationären Krankenhausaufenthalt (> 3 Tage)<br />
in den zurückliegenden 12 Monaten<br />
4. Patienten, die (berufl ich) direkten Kontakt zu Tieren in der landwirtschaftlichen<br />
Tiermast (insbesondere Schweine) haben<br />
5. Patienten, die während eines stationären Aufenthalts Kontakt zu<br />
MRSA-Trägern hatten (z. B. Unterbringung im selben Zimmer)<br />
6. Patienten mit zwei oder mehr der folgenden Risikofaktoren:<br />
• Chronische Pfl egebedürftigkeit<br />
• Antibiotikatherapie in den zurückliegenden 6 Monaten<br />
• Liegende Katheter (z. B. Harnblasenkatheter, PEG-Sonde)<br />
• Dialysepfl icht<br />
• Hautulkus, Gangrän, chron. Wunden, tiefe Weichteilinfektionen<br />
• Brandverletzungen<br />
Kein erhöhtes Risiko<br />
Sehr hohes Risiko:<br />
Bekannter MRSA Träger<br />
Hohes Risiko:<br />
• Aufenthalt > 24h in einem ausländischen Krankenhaus<br />
in den letzten 2 Monaten bzw. < 24h<br />
bei zusätzlichen Risikofaktoren (z. B. Abszess)<br />
• Ungeschützter Kontakt zu MRSA Indexpatient<br />
bzw. Aufenthalt in Bereichen, in denen ein MRSA-<br />
Ausbruch bekannt ist<br />
• Patient aus dem Ausland, der in NL dialysiert wird<br />
• Kontakt zu Schweinen und Rindern aus landwirtschaftlicher<br />
Tierproduktion<br />
• Aus dem Ausland adoptierte Kinder<br />
Maßnahme<br />
Dr. Robin Köck<br />
Universitätsklinikum Münster<br />
Institut für Hygiene<br />
robin.koeck@ukmuenster.de<br />
(Screening &) Isolation (Einzelzimmer,<br />
Handschuhe,<br />
Mund-Nasenschutz, Kittel)<br />
Screening (in der Regel<br />
keine prophylaktische Isolation;<br />
ggf. für einzelne, lokal<br />
festzulegende Risikopatienten<br />
erforderlich)<br />
Standardhygiene<br />
Tabelle 2: Screening und Isolation in Deutschland (KRINKO; Version 10/2008).<br />
(Screening &) Isolation (Einzelzimmer,<br />
Handschuhe,<br />
Mund-Nasenschutz, Haube,<br />
Kittel)<br />
Screening & prophylaktische<br />
Isolation (Einzelzimmer,<br />
Handschuhe, Mund-<br />
Nasenschutz, Haube, Kittel)<br />
bis zum Ausschluss einer<br />
MRSA-Besiedlung. Ggf.<br />
Aufhebung der Isolation je<br />
nach Ergebnis eines PCRbasierten<br />
Schnelltests<br />
Kategorie 3 Mittleres Risiko:<br />
• Kontakt zu einem MRSA-positiven Mitarbeiter in<br />
den letzten 2 Monaten<br />
• Patient, der im Ausland dialysiert wurde (auch<br />
Screening und „zurückhaltender<br />
Transport durch die<br />
Einrichtung“, aber keine prophylaktische<br />
Isolation<br />
Niederländer)<br />
• Follow-up MRSA Patient im ersten Jahr nach<br />
Dekolonisationstherapie (negative Kontrollen<br />
liegen vor)<br />
• Patienten mit persistierender MRSA-Exposition<br />
(MRSA-positive Lebenspartner, Kontakt zu<br />
fl eischverarbeitender Industrie), die vor < 3 Monaten<br />
einen negativen MRSA-Test hatten<br />
Kategorie 4 Kein erhöhtes Risiko Standardhygiene<br />
trilliumdiagnostik 2013 11(2):75<br />
75
MIKROBIOLOGIE<br />
Diagnostische Strategien<br />
Der direkte Zugang zur Resistenz<br />
Klassische Resistenztests werden in der Kultur durchgeführt. Das ist einfach und sicher, doch<br />
bis man weiß, ob die Keime wachsen oder nicht, vergeht viel Zeit. Schneller kommt man mit<br />
molekularbiologischen Verfahren ans Ziel, die die Resistenzgene direkt nachweisen.<br />
„Erreger und Resistenz“ lautet der<br />
Auftrag des Klinikers an das Labor, wenn<br />
es um die Abklärung einer Infektion bei<br />
einem Patienten geht. Im Labor werden aus<br />
dem Probenmaterial Einzelkolonien isoliert,<br />
aus denen die Bestimmung der Erregerspezies<br />
und des Antibiogramms erfolgt.<br />
Sämtliche Schritte nehmen 72 Stunden und<br />
mehr in Anspruch.<br />
Seit Keime mit Resistenzen gegen die bis<br />
dahin gut wirksamen Antibiotika auf dem<br />
Vormarsch sind und ein oft lebensbedrohliches<br />
Problem darstellen, lassen sich diese<br />
72 Stunden kaum noch akzeptieren. Molekularbiologische<br />
Testsysteme liefern innerhalb<br />
von maximal zwei Stunden ebenfalls das<br />
Resultat „Erreger und Resistenz“, indem sie<br />
mit Hybridisierungs- und Vervielfältigungstechniken<br />
neben keimspezifischen Genen<br />
auch solche nachweisen, deren Genprodukte<br />
für die Resistenz verantwortlich sind. Beide<br />
Methoden haben Vor- und Nachteile (siehe<br />
Tabelle), und tatsächlich besteht die ideale<br />
Vorgehensweise in einer Kombination. Der<br />
molekularbiologische Direktnachweis liefert<br />
die Aussage „Resistenzgen vorhanden“<br />
mit einem nur mäßigen, positiv prädiktiven<br />
Wert. Der sich anschließende kulturelle<br />
Nachweis dient als Bestätigung „Resistenzgen<br />
aktiv“ und sichert den Befund ab.<br />
Alle auf den Seiten 76-81 vorgestellten<br />
Produkte ermöglichen den molekularbiologischen<br />
Nachweis multiresistenter Erreger<br />
direkt aus Nasen-/Rachenabstrichen,<br />
Wunden und anderen Primärmaterialien.<br />
Fünf Hersteller vertreiben Komplettsysteme,<br />
bestehend aus einem Gerät zur Nukleinsäureamplifikation<br />
und -detektion und<br />
den erregerspezifischen Testkits. Letztere<br />
beinhalten die spezifischen Oligonukleo-<br />
Vergleich Schnelltest Kultureller Nachweis<br />
Kosten 20-100 Euro 1-50 Euro<br />
Zeit < 24 h (min. < 2 Stunden) 18-72 h<br />
Minimum < 2 Stunden > 24 Stunden<br />
Positiv prädiktiver<br />
Wert<br />
Durchführung<br />
Nachteil<br />
Bei niedriger MRSA-Prävalenz (wie in Deutschland<br />
der Fall): 37-85%<br />
Einfache Testdurchführung, ohne aufwändige<br />
Arbeitsschritte<br />
1. Oft bleiben nach dem Schnelltest die kulturelle<br />
Bestätigung und die Resistenzbestimmung<br />
aus (fehlendes Bakterienisolat)<br />
2. Falsch positive Ergebnisse führen zu unnötigen<br />
Isolierungsmaßnahmen und erschweren<br />
die Kommunikation mit dem Patienten<br />
100% bei korrekter Bestätigungstestung<br />
Erfordert mikrobiologisches<br />
Fachlabor<br />
Zeit bis zum Vorliegen des<br />
Test ergebnisses länger als<br />
bei Schnelltest; wenn keine<br />
prophylaktische Isolation, erfolgt<br />
in dieser Zeit Möglichkeit<br />
der Übertragung<br />
Schnelltest auf DNA-Ebene oder kultureller Nachweis? Die Antwort lautet: beides. Der Schnelltest<br />
ermöglicht das Screening auf multiresistente Erreger, der kulturelle Nachweis gibt die Bestätigung<br />
(Tabelle adaptiert nach Dr. Robin Köck, Univ. Münster, siehe auch Seite 74 bis 75).<br />
tid-Primer und alle notwendigen Reagenzien<br />
und Enzyme. Bei MRSA wird<br />
beispielsweise die sogenannte SCCmec-<br />
Genkassette über das mecA-Gen mithilfe<br />
charakteristischer Oligonukleotid-Primer<br />
nachgewiesen. Dieses vermittelt die namengebende<br />
Methicillin-Resistenz.<br />
Testkits und Komplettsysteme<br />
Zwei der sieben hier vorgestellten Firmen<br />
stellen ausschließlich Testkits her,<br />
die dann in Geräten anderer Hersteller<br />
eingesetzt werden können. Diejenigen<br />
der R-Biopharm AG lassen sich auf unterschiedlichen<br />
Cyclern einsetzen (S. 81),<br />
während TIB MOLBIOL Tests speziell für<br />
die weit verbreiteten Roche-Geräte entwickelt<br />
(S. 77). Die Testkits beider Firmen<br />
sind auch für die Multiplex-PCR einsetzbar,<br />
wodurch mehrere Fragestellungen in<br />
einem einzigen Reaktionsansatz geklärt<br />
werden können.<br />
Die Komplettsysteme der übrigen fünf<br />
Hersteller unterscheiden sich vor allem<br />
durch ihre Zielsetzung. Thermo Scientific<br />
(S. 80) konzentriert sich auf den Sepsis-<br />
Nachweis aus der Blutkultur und kombiniert<br />
dabei die Voranreicherung der Sepsiserreger<br />
mit einem schnellen System zur Hybridisierung<br />
der charakteristischen DNA-Sequenzen<br />
mit anschließender Signalverstärkung.<br />
Das Kartuschengerät von Cepheid (S. 78)<br />
ist auch für nicht spezialisierte Anwender,<br />
beispielsweise in kleinen Krankenhäusern<br />
ohne eigenes mikrobiologisches Labor,<br />
geeignet. Es bietet eine breite Auswahl<br />
76<br />
trilliumdiagnostik 2013 11(2):76
MIKROBIOLOGIE<br />
an Tests, darunter MRSA-Screening, den<br />
Nachweis von C. difficile, M. tuberculosis-<br />
Komplex und Rifampicin-Resistenz.<br />
Becton Dickinson (S. 78) präsentiert seinen<br />
kompakten Vollautomaten BD Max.<br />
Das System erfordert nur wenige Handgriffe,<br />
bevor verschiedene Nachweise (unter<br />
anderem MRSA und CRE) parallel und<br />
vollautomatisch durchgeführt werden.<br />
Hain Lifescience ist mit einem sehr flexiblen<br />
PCR-System für zahlreiche Erreger<br />
im Markt vertreten. Auf dieser Seite präsentiert<br />
das Unternehmen ein umfassendes<br />
Programm für das MRSA-Screening.<br />
Schließlich sei auf einen Anwenderbericht<br />
aus dem MVZ Labor Dessau hingewiesen<br />
(S. 82 f.), der ein Extraktionsund<br />
Nachweisverfahren für Erreger aus<br />
Stuhlproben beschreibt. Dabei kommen<br />
Probenvorbereitungs- und PCR-Systeme<br />
der Firma Qiagen zum Einsatz.<br />
Dr. Gabriele Egert, Mitglied der Redaktion<br />
ModularDx ESBL: Hexaplex Realtime PCR<br />
Multiresistente Erreger im Krankenhaus entwickeln sich<br />
auch in Europa zunehmend zu einem ernsthaften Problem.<br />
Sechs auf einen Streich<br />
Mit den neuen ModularDx* Realtime PCR-Tests kann man<br />
entweder einzelne Resistenzgene testen oder in einer<br />
Hexaplex PCR bis zu sechs verschiedene ESBL Genfamilien<br />
nachweisen, die häufiger in gramnegativen Keimen auftreten.<br />
Je nach tatsächlich nachgewiesener Resistenz ergeben sich<br />
daraus unterschiedliche Hygienemaßnahmen (z. B. Isolierung).<br />
KPC ist ein Indikator für Klebsiellen, die am häufi gsten epidemische<br />
Krankenhausinfektionen auslösen. NDM-1 stammt<br />
aus Indien und wurde vermutlich durch dort operierte Patienten<br />
nach Europa gebracht. VIM und OXA sind häufiger verbreitet,<br />
während IMP und GES bei uns noch selten auftreten.<br />
Im Cy5 Kanal läuft stets eine Lauf- oder Extraktionskontrolle.<br />
* ModularDx Kits sind für die Verwendung mit LightCycler ® 480 / 96 /<br />
Cobas Z 480 konzipiert.<br />
KPC<br />
(Klebsiellen)<br />
NDM<br />
(Metallolaktamase)<br />
OXA48<br />
(Carbapenemase)<br />
Kontaktinformation<br />
TIB MOLBIOL GmbH • Olfert Landt • Tel. 030/787994-55 • www.tib-molbiol.com<br />
FluoroType ® MRSA – schneller MRSA-Direktnachweis für jedes Labor<br />
Zahlreiche Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass die MRSA-<br />
Übertragungsrate in medizinischen Einrichtungen durch ein schnelles<br />
PCR-Screening signifi kant gesenkt werden kann. Das bietet – im Unterschied<br />
zu kulturbasierten Verfahren – gerade Krankenhäusern einen<br />
entscheidenden Zeit- und Kostenvorteil im Kampf gegen MRSA. Mit dem<br />
FluoroType ® MRSA steht ein schnelles und einfaches PCR-Verfahren<br />
für Krankenhäuser und Labore zur Verfügung. Das Testsystem auf Basis<br />
der innovativen HyBeacon-Technologie überzeugt durch hervorragende<br />
Leistungsdaten und einen geringen manuellen Aufwand.<br />
Ihre Vorteile mit FluoroType ® MRSA:<br />
• Schnelles Ergebnis: Die Testdurchführung erfolgt direkt aus Abstrichen<br />
von Nase, Rachen, Haut oder Wunde. Das Testsystem ermöglicht<br />
so ein sicheres Ergebnis in nur ca. 2,5 Stunden.<br />
• Umfassend: Neben nosokomialen MRSA werden auch ambulant erworbene<br />
und besonders virulente CA-MRSA-Stämme, sowie die mit<br />
Masttieren assoziierten LA-MRSA rasch und zuverlässig nachgewiesen.<br />
• Anwenderfreundlich: Alle Schritte von der Amplifikation bis zur Detektion<br />
erfolgen vollautomatisiert im FluoroCycler ® . Ein Barcode-Scanner<br />
sowie eine optionale LIMS-Anbindung erleichtern Ihnen die Arbeit.<br />
• Flexibel: Mit FluoroType ® MRSA können bis zu 96 Proben gleichzeitig<br />
oder zeitversetzt analysiert werden. Neben MRSA steht auch<br />
eine breite Auswahl weiterer mikrobiologischer, viraler und humangenetischer<br />
Parameter zur Verfügung.<br />
• Kosteneffizient: Attraktive Konditionen ermöglichen selbst kleinen<br />
Laboren ein kosteneffi zientes MRSA-Screening.<br />
Kontaktinformation<br />
Hain Lifescience GmbH • Dr. Melanie Widenmeyer • Tel. 07473/9451-0 • info@hain-lifescience.de • www.hain-lifescience.de<br />
trilliumdiagnostik 2013 11(2):77<br />
77
MIKROBIOLOGIE<br />
GeneXpert – Effizienz in jeder Kartusche<br />
Eine schnelle molekularbiologische Diagnostik<br />
bietet im Zeitalter drängender Kosteneffi zienz besondere<br />
Vorteile für die Vermeidung von Krankenhausinfektionen.<br />
Mit dem Cepheid GeneXpert steht<br />
ein on demand einsetzbares System zur Verfügung.<br />
Publikationen zeigen überzeugend, dass Resultate<br />
in Echtzeit zu einer frühzeitigen Unterbindung der<br />
Erregertransmission beitragen. Die Behandlung betroffener<br />
Patienten kann deutlich früher beginnen und<br />
die Behandlungszeiten werden kürzer.<br />
So ermöglicht der Xpert ® MTB/RIF-Test auf Basis einer<br />
hoch sensitiven Realtime-PCR und in Kombination mit<br />
seinem einfachen und sicheren Bedienkonzept den<br />
simultanen Nachweis von M. tuberculosis-Komplex und Rifampicin-<br />
Resistenz innerhalb von zwei Stunden. Besonders Patienten mit Sputum-Mikroskopie-negativen<br />
Befunden profi tieren von den schnellen<br />
Resultaten. Aber auch für Patienten mit Sputum-Mikroskopie-positiven<br />
Befunden ist die frühzeitige Abgrenzung von Infektionen mit atypischen<br />
Mykobakterien von hohem Wert.<br />
Weitere molekularbiologische Tests von Cepheid<br />
Bei Kindern mit Verdacht auf Meningitis kann der schnelle<br />
positive Nachweis von Enteroviren mit dem Xpert ® EV-<br />
Test den Krankenhausaufenthalt um zwei Tage oder mehr<br />
verkürzen. Dank seines hohen negativ-prädiktiven Werts<br />
trägt der Infl uenza-Test Xpert ® Flu A/B rasch zu einer<br />
Differenzierung Infl uenza ja/nein bei, was zu einer geringen<br />
Transmissionsrate führt und die Kosten niedrig hält.<br />
Die Ergebnisse des Screening-Tests auf Vancomycinresistente<br />
Enterokokken Xpert ® VanA/VanB sowie des<br />
diagnostischen Tests Xpert ® C. difficile für den Nachweis<br />
oder Ausschluss einer Infektion mit dem Krankenhauskeim<br />
Clostridium diffi cile liegen bereits innerhalb<br />
einer Stunde vor. So können schnellstmöglich Maßnahmen gegen<br />
die Ausbreitung der Erreger und die Ansteckung weiterer Patienten<br />
getroffen werden. Auch die anderen Tests im GeneXpert-Portfolio –<br />
MRSA, MRSA/SA, MRSA/SA SSTI, GBS, CT/NG, Faktor II/IV und<br />
BCR-ABL – tragen zuverlässig zur Effi zienzsteigerung bei. In Kürze<br />
neu im Portfolio: Carba-R, HPV und Norovirus.<br />
Kontaktinformation<br />
Cepheid GmbH • Claudio Priscoglio • Tel. 069/505060-646 • claudio.priscoglio@cepheid.com • www.cepheidinternational.com<br />
Molekularbiologische Diagnostik: einfach, effizient und flexibel<br />
BD MAX TM ist der erste und einzige Vollautomat,<br />
mit dem sowohl IVD CE- als auch benutzerdefi<br />
nierte Tests durchgeführt werden<br />
können. Durch den hohen Grad der Automatisierung,<br />
der Vielseitigkeit und einfachen<br />
Bedienung eignet er sich sowohl für Labore<br />
mit als auch ohne molekularbiologische Expertise<br />
und Erfahrung.<br />
Die Vorteile des BD MAX TM Systems:<br />
• Offene Plattform (IVD und benutzerdefi nierte Tests)<br />
• Vollautomatisierte Zell-Lyse, DNA- und RNA-Extraktion, PCR-Ansatz,<br />
Amplifi kation und Detektion in einem kompakten System<br />
• Bis zu 24 Proben pro Lauf mit Kombination verschiedener Probenarten<br />
und Tests<br />
• „True Walkaway“-Automation<br />
• Sehr einfacher, standardisierter Arbeitsablauf<br />
• Probennachverfolgbarkeit und LIS-Anschluss<br />
BD MAX TM StaphSR<br />
MRSA-Test der neuesten Generation.<br />
Detektion von mecA und mecC. Auch<br />
mecA-Dropouts werden richtig als<br />
MSSA klassifiziert und das System diskriminiert<br />
zwischen MRSA und MSSA.<br />
BD MAX TM CRE (RUO)<br />
Nachweis Carbapenem-resistenter<br />
Enterobacteriaceae, beispielsweise<br />
in Ausbruchssituationen. Detektion von NDM1, KPC und OXA-48.<br />
BD MAX TM Cdiff<br />
Detektion von Clostridium diffi cile Toxin B.<br />
BD MAX TM Enteric Bacterial Panel<br />
Nachweis von Campylobacter spp., Salmonella spp., Shigella spp. und<br />
E. coli O157 (STEC) in einer Reaktion.<br />
Kontaktinformation<br />
Becton Dickinson GmbH • Dr. Emanuel Clausing • Tel. 06221/305-389 • emanuel_clausing@europe.bd.com • www.bdeurope.com/deutschland/<br />
78<br />
trilliumdiagnostik 2013 11(2):78
Choose QIAGEN<br />
MIKROBIOLOGIE<br />
Neue Strategien der Infektionsbekämpfung<br />
Sanfte Gewalt<br />
Molecular diagnostics<br />
QIAsymphony ® RGQ —<br />
harmonized workflows<br />
Antibiotika-Resistenzen machen Ärzten<br />
Stress. Zwar werden immer wieder potente<br />
Wirkstoffe entwickelt, doch letztlich kann die<br />
Erfindungsgabe der Mikro biologen mit der<br />
Evolution der Mikroben nicht Schritt halten.<br />
Deshalb suchen Forscher in aller Welt nun<br />
nach grundsätzlich neuen Strategien der<br />
Infektionsbekämpfung.<br />
Gestörte Kommunikation<br />
Und es gibt bereits erste Erfolge: Der Erforschung<br />
bakterieller Biofilme in Klär- und<br />
Biogasanlagen verdanken wir die Erkenntnis,<br />
dass Bakterien über hormonähnliche<br />
Signalstoffe (Auto inducer) miteinander<br />
kommunizieren (sog. Quorum Sensing,<br />
siehe S. 73). So können sie Stoffwechselvorgänge<br />
an- oder abschalten, um beispielsweise<br />
gleichzeitig mit der Sporen bildung zu<br />
beginnen oder die Produktion von Virulenzund<br />
Adhäsions faktoren zu synchronisieren.<br />
Japanische Forscher beschrieben kürzlich<br />
in Frontiers in Microbiology 2013 die<br />
Hemmung eines Enzyms namens MTAN,<br />
das bei diversen humanpathogenen Keimen<br />
wie V. cholerae, N. meningitidis, E. coli oder<br />
S. pneumoniae für die Bildung eines solchen<br />
Signalstoffs verantwortlich ist. Mit<br />
Substrat analoga verhinderten die Wissenschaftler<br />
seine Bildung und störten so die<br />
Kommunikation zwischen den Keimen. Das<br />
führte zu einer Art Gleichgewichtszustand<br />
zwischen Mikroorganismus und Mensch.<br />
Die Entwicklung von Resistenzen wurde<br />
bei dieser Strategie der friedlichen Koexistenz<br />
bisher nicht beobachtet.<br />
Sanfte Gewalt wendet auch die Arbeitsgruppe<br />
von Prof. J. Seibel in Würzburg<br />
mit ihrer Technik des Glykoengineering<br />
an: Sie boten S. aureus in menschlichen<br />
Zellkulturen künstliche Zuckermoleküle<br />
als Nahrung an. Diese Analoga wurden –<br />
ähnlich wie Penicillin – eingebaut, führten<br />
aber nicht zur Eradikation, sondern verhinderten<br />
nur die Anheftung der Bakterien<br />
an die Wirtszellen. Damit war ihnen die<br />
Infektiosität genommen.<br />
Schwamm drüber<br />
Ganz andere Wege gehen Ingenieure<br />
der Universität San Diego mit Nanoschwämmen,<br />
die in der Lage sind, eine<br />
breite Klasse von Bakterien-, Bienen- und<br />
Schlangen-Exotoxinen – darunter auch das<br />
von MRSA sezernierte α-Hämolysin – aus<br />
dem Blut zu eliminieren. Die Schwämme<br />
bestehen aus biokompatiblen Polymeren<br />
und werden für therapeutische Zwecke<br />
in Erythrozytenmembranen eingehüllt.<br />
Sie haben eine lange Halbwertszeit von<br />
40 Tagen, der Abbau erfolgt vermutlich<br />
in der Leber. Die Arbeitsgruppe testet das<br />
Verfahren bislang an Mäusen und plant<br />
demnächst erste klinische Studien.<br />
Künstliche Peptide gegen Sepsis<br />
Aus Deutschland stammen synthetische<br />
Peptide, die bakterielle Endotoxine neutralisieren.<br />
Prof. Klaus Brandenburg und<br />
Kollegen vom Forschungszentrum Borstel<br />
gelang durch systematisches molecular<br />
engineering die Synthese des Wirkstoffs<br />
Pep19-2.5, der an LPS und andere Auslöser<br />
der Sepsis bindet. In Tiermodellen und<br />
menschlichen Lungen resektaten wies das<br />
Peptid ein breites Wirkungsspektrum gegen<br />
Toxine grampositiver und -negativer Keime<br />
einschließlich MRSA auf (siehe auch Leserbrief<br />
auf S. 71).<br />
Dr. Gabriele Egert, Prof. Dr. Georg Hoffmann<br />
Mitglieder der Redaktion<br />
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Sample & Assay Technologies<br />
trilliumdiagnostik 2013 11(2):79<br />
79
MIKROBIOLOGIE<br />
Ein starkes Team für die Sepsis-Diagnostik<br />
Thermo Scientific Versa TREK TM - und Nanosphere ® Verigene-System<br />
Vier Fragestellungen – eine Plattform<br />
Das Blutkultur-System VersaTREK erlaubt die gleichzeitige Bearbeitung<br />
von Blut und anderen, sterilen Körperfl üssigkeiten. Dabei sind der<br />
Nachweis von Mykobakterien und deren Resistenztestung gleichzeitig<br />
möglich. Das Zwei-Flaschen-System von VersaTREK kann in der Pädiatrie<br />
genauso eingesetzt werden wie für den Nachweis einer Fungämie,<br />
d. h. es werden keine weiteren Flaschentypen benötigt und somit der<br />
Lagerbestand auf den Stationen und die Verwechslungsgefahr vermindert.<br />
Das Bakterienwachstum wird mithilfe von Sensoren aufgrund des<br />
Druckunterschieds in den Flaschen detektiert. Das bedeutet zum einen,<br />
dass sowohl die Entstehung als auch der Verbrauch von Gasen dokumentiert<br />
werden und zum anderen, dass der Nachweis nicht auf CO 2<br />
beschränkt<br />
ist. Als eine weitere Besonderheit werden die aerob inkubierten<br />
Kulturfl aschen nicht geschüttelt, sondern mithilfe eines Magnetstabs in<br />
jeder Flasche gerührt. Alle diese Besonderheiten erlauben es – neben<br />
den üblichen Verdächtigen – auch kulturell anspruchsvolle Keime sicher<br />
nachzuweisen, und das bei gleichzeitig kürzeren Inkubationszeiten.<br />
Das Gerät ist modular aufgebaut und wächst mit den Anforderungen<br />
des Labors. Dank der einfachen Bedienschritte von Soft- und Hardware<br />
lassen sich die Handhabung des Geräts und die Auswertung der Ergebnisse<br />
leicht erlernen und mit allen gängigen LIM-Systemen verbinden.<br />
Das VersaTREK Blutkultursystem<br />
mit seinen<br />
modular aufgebauten<br />
Schubladen (96-528<br />
Flaschenplätze).<br />
Die Blutkulturfl aschen<br />
mit den Redox-Medien:<br />
Die aerobe Flasche wird<br />
mit einem Rührfisch gerührt.<br />
Das Verigene-System, bestehend aus einer Steuer- und modular aufbaubaren<br />
Messeinheit, kann dem Durchsatz des Labors angepasst werden.<br />
Von der Blutkultur zum molekularbiologischen Erreger- und<br />
Resistenznachweis in weniger als 2,5 Stunden<br />
Die ideale Ergänzung zum VersaTREK Blutkultur-System ist das automatisierte<br />
Verigene-System (Nanosphere, Inc.) zur molekularbiologischen<br />
Differenzierung von Mikroorganismen. Neben MRSA und VRE nehmen<br />
heute Carbapenem-resistente gramnegative Erreger (CRE) weltweit an<br />
Bedeutung zu. Ein breites Spektrum von Resistenzgenen zum Nachweis<br />
von MRSA, MRSE, VRE und CRE kann mit dem Verigene-System detektiert<br />
werden. Das Prinzip beruht hierbei auf einer Microarray-basierten<br />
Hybridisierungsreaktion mit gezielt ausgewählten DNA-Sequenzen.<br />
Das Verigene-System kann direkt aus einer positiven Blutkultur ohne<br />
weitere Probenvorbereitung in wenigen Minuten beladen werden. Für<br />
die Identifizierung von grampositiven und gramnegativen Erregern und<br />
ihrer Resistenzgene oder für die Identifi zierung von Fungi stehen jeweils<br />
verschiedene Microarray-Panels zur Verfügung, die im Multiplex-<br />
Verfahren ausgewertet werden.<br />
Für weitere Informationen<br />
besuchen Sie unsere Website<br />
oder scannen Sie den QR-Code:<br />
Besuchen Sie unseren Stand auf der DGHM-Tagung in Rostock (22.-25.9.2013, www.dghm-dgi2013.de), auf dem Sepsis-Kongress<br />
in Weimar (4.-6.9.2013, www.sepsis-gesellschaft.de) oder der KMIS-Tagung in Berlin (5.-7.12.2013, www.kmis.de).<br />
Kontaktinformation<br />
Thermo Fisher Scientifi c Microbiology • Oxoid Deutschland GmbH • Tel. 0281/152210<br />
oxoid.de.info@thermofi sher.com • www.thermoscientifi c.com/microbiology<br />
80<br />
trilliumdiagnostik 2013 11(2):80
MIKROBIOLOGIE<br />
R-Biopharm AG<br />
Zwei neue Antibiotika gegen MRSA<br />
Die Zeiten, in denen bedenkenlos mit Breitbandantibiotika<br />
wie mit der Schrotflinte auf vergleichsweise harmlose Keime<br />
geschossen wurde, sind wohl vorbei. Aber die Nachwirkungen<br />
bekommen wir erst heute in Gestalt von immer mehr multiresistenten<br />
Erregern (MRE) zu spüren. Ärzte und Pharmaindustrie<br />
sind gefordert, immer wieder mit neuen Wirkstoffen<br />
nachzulegen. Hier sind zwei kürzlich publizierte Beispiele.<br />
Comprehensive<br />
Diagnostics for<br />
Clostridium difficile<br />
Toxin A/B and GDH<br />
Antracimycin<br />
Amerikanische Ozeanografen entdeckten 2012 vor der Küs te<br />
von Santa Barbara in einer marinen Streptomyces-Spezies ein<br />
vielversprechendes Antibiotikum mit völlig neuer Makrolid-<br />
Struktur. Der Name Anthracimycin signalisiert die Wirksamkeit<br />
des Naturstoffs gegen den Milzbranderreger Bacillus anthracis,<br />
aber auch MRSA ist dagegen empfindlich. Durch Chlorierung<br />
konnte die Struktur so modifiziert werden, dass nun auch gramnegative<br />
Pathogene bekämpft werden können.<br />
Epimerox<br />
Forscher der Rockefeller University entwickelten 2011<br />
gemeinsam mit der Firma Astex Pharmaceuticals ein Breitband-Antibiotikum<br />
namens Epimerox komplett synthetisch.<br />
Es hemmt ein Enzym namens 2-Epimerase, das von vielen<br />
grampositiven, human pathogenen Bakterien (einschließlich<br />
MRSA) zum Aufbau der Bakterienzellwand benötigt wird. Nach<br />
fast zweijähriger Erforschung konnten keinerlei Resistenzen<br />
beobachtet werden.<br />
ge<br />
RIDASCREEN® ELISA<br />
RIDA®QUICK<br />
rapid assays<br />
RIDA®GENE<br />
real-time PCR<br />
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trilliumdiagnostik 2013 11(2):81 R-Biopharm AG • www.r-biopharm.com • clinical.sales@r-biopharm.de 81