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Anbau von Energiepflanzen - Ganzpflanzengewinnung mit ...

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<strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> - <strong>Ganzpflanzengewinnung</strong> <strong>mit</strong><br />

verschiedenen Beerntungsmethoden (ein- und mehrjährige<br />

Pflanzenarten); Schwachholzverwertung<br />

Abschlußbericht<br />

bearbeitet <strong>von</strong>:<br />

Jürgen Maier 1 ; Dr. Reinhold Vetter 1 ; Volker Siegle²; Dr. Hartmut Spliethoff²<br />

1 Institut für umweltgerechte Landbewirtschaftung (IfUL), Müllheim<br />

² Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD), Universität Stuttgart<br />

AB_energie


Forschungsvorhaben<br />

(Ord.-Nr. 22-94.11)<br />

Gefördert durch:<br />

Ministerium Ländlicher Raum Baden-Württemberg, Stuttgart (1994-97)<br />

Institut für umweltgerechte rentable Landbewirtschaftung ITADA, Colmar (1994-95)<br />

Alle Rechte, auch die der fotomechanischen Vervielfältigung und des auszugsweisen<br />

Nachdrucks, vorbehalten durch<br />

Ministerium Ländlicher Raum Baden-Württemberg, Stuttgart 1998


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Seite<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Projektbeschreibung 1<br />

2.1 Projektziele 1<br />

2.2 Projektbeteiligte 1<br />

3 Versuchsstandorte 2<br />

4<br />

4.1<br />

4.2<br />

4.3<br />

4.4<br />

4.4.1<br />

4.4.2<br />

4.5<br />

Methode<br />

Auswahl der Pflanzenarten und Sorten<br />

Versuchsdurchführung <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />

Holzsortimente<br />

Untersuchungsmethoden<br />

Brennstoffanalyse<br />

Sonstige Untersuchungen<br />

Verbrennungsversuche<br />

3<br />

3<br />

4<br />

5<br />

5<br />

5<br />

7<br />

8<br />

5 Ergebnisse 12<br />

5.1 <strong>Energiepflanzen</strong>anbau 12<br />

5.1.1 Beerntungsmethoden 12<br />

5.1.2 Trockenmasseerträge 15<br />

5.1.3 Energiebilanz 21<br />

5.1.4 Lagerung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> 24<br />

5.1.5 Aspekte des umweltgerechten <strong>Anbau</strong>es <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> 26<br />

5.1.6 Inhaltliche Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> 28<br />

5.1.7 Kosten der Bereitstellung <strong>von</strong> Energieganzpflanzen 40<br />

5.1.8 Energieträgerpreise 42<br />

5.2 Versuche zur Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in einer Kohlestaubfeuerung 43<br />

5.2.1 Aufbereitung der Biomasse 43<br />

5.2.1.1 Verbrennungsverhalten unterschiedlich aufgemahlener Biomassen 48<br />

5.2.1.2 Einfluß der Korngröße bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse <strong>mit</strong> Steinkohle 50<br />

5.2.2 Ausbrand, Glührückstand und Glühverlust 57<br />

5.2.3 Emissionen bei der Biomasseverbrennung in einer Staubfeuerung 63<br />

5.2.3.1 CO-Emissionen 63<br />

5.2.3.2 NO x-Emissionen und primärseitige Minderungsmaßnahmen 68<br />

5.2.3.2.1 NO x-Minderung <strong>mit</strong>tels Brennerkonfigurationen 70


5.2.3.2.2 NO x-Minderung durch Luftstufung im Feuerraum 75<br />

5.2.3.3 SO 2-Emissionen 77<br />

5.2.3.4 Einordnung der Emissionen in bestehende Grenzwerte 78<br />

5.2.4 Biomasseverbrennung in einer Wirbelschichtfeuerung 84<br />

5.2.5 Wirtschaftliche Betrachtungen zur Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in<br />

Kohlekraftwerken<br />

88<br />

6 Zusammenfassung und Schlußfolgerungen 91<br />

6.1 Eignung der Pflanzenarten als Festbrennstoff für Kohlekraftwerke 91<br />

6.2 Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomassen in Kohlestaubfeuerungen 92<br />

Teilnahme an Veranstaltungen/ Posterausstellungen 95<br />

Literaturverzeichnis 95<br />

Anhang


1 Einleitung<br />

Im Zusammenhang <strong>mit</strong> der globalen Treibhausproblematik besteht eine Möglichkeit der Eindämmung<br />

der Entstehung des hauptverantwortlichen Treibhausgases CO 2 in der Nutzung erneuerbarer Energien<br />

zur Wärme- und Stromerzeugung. Neben Wasser, Wind, Sonne etc. wird der Biomasse das vielleicht<br />

größte nutzbare Potential erneuerbarer Energieträger zugeschrieben. Die weitgehend CO 2-neutrale Biomasse<br />

kann auf vielfältige Art als fester, flüssiger oder gasförmiger Brennstoff in kleinen, <strong>mit</strong>tleren oder<br />

großen Anlagen eingesetzt werden. Die Mitverbrennung <strong>von</strong> fester Biomasse in vorhandenen Steinkohlekraftwerken<br />

wird inzwischen als eine Möglichkeit diskutiert, schnell und <strong>mit</strong> geringerem Investitionsbedarf<br />

als bei neu einzurichtenden Biomasseanlagen die Ziele der Klimakonferenzen - d.h. vor allem die<br />

Reduktion des CO 2-Ausstoßes - kurz- bzw. <strong>mit</strong>telfristig umzusetzen. Neben sowieso vorhandenen Biomassen<br />

wie Restholz - z.B. in den Wäldern anfallendes Waldrestholz - und Stroh könnte durch speziell<br />

angebaute <strong>Energiepflanzen</strong> das verfügbare Potential an nutzbaren Biomassen im Umkreis eines Kraftwerkes<br />

erhöht werden. Darüber hinaus ermöglicht der umweltschonende <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> verschiedenen<br />

<strong>Energiepflanzen</strong> bzw. die Verwendung <strong>von</strong> Waldrestholz die Erhaltung der Kulturlandschaft sowie der<br />

Biodiversität in der Landbewirtschaftung. Gleichzeitig bietet die energetische Nutzung <strong>von</strong> regional<br />

'erzeugter' Biomasse Einkommensalternativen für die Land- und Forstwirtschaft sowie den Gewerbe- und<br />

Dienstleistungssektor.<br />

In zwei pedoklimatisch unterschiedlichen Regionen in Baden-Württemberg und im Elsaß wurden<br />

verschiedene ein- und mehrjährige Kulturarten angebaut, um ihre Eignung als Festbrennstoff für<br />

Kohlestaubfeuerungen zu prüfen.<br />

2 Projektbeschreibung<br />

2.1 Projektziele<br />

In dem Vorhaben soll geprüft werden, welche ein- und mehrjährigen landwirtschaftlichen Kulturen sowie<br />

in den Wäldern vor allem durch die Durchforstung anfallende Waldresthölzer qualitativ und technisch<br />

geeignet sind, um in Kohlekraftwerken <strong>mit</strong>verbrannt zu werden.<br />

Die wichtigsten Ziele sind daher im Einzelnen:<br />

• Auswahl geeigneter <strong>Energiepflanzen</strong> <strong>mit</strong> bekanntem <strong>Anbau</strong>verfahren,<br />

• Erprobung der <strong>Anbau</strong>technik,<br />

• Verbesserung der Ernte- und Lagerungstechnik,<br />

• Untersuchung der Brennstoffeigenschaften der einzelnen <strong>Energiepflanzen</strong>,<br />

• Prüfung des Verbrennungsverhaltens <strong>von</strong> Holz und <strong>Energiepflanzen</strong> in einer Kohlestaub-verbennungsanlage<br />

sowie<br />

• wirtschaftliche Betrachtungen.<br />

2.2 Projektbeteiligte<br />

Projektträger: Ministerium Ländlicher Raum Baden-Württemberg, 1994-97<br />

Institut für umweltgerechte rentable Landbewirtschaftung (ITADA), 1994-95<br />

Projektleiter:<br />

Projektpartner:<br />

Projektdauer: 1994 - 1997<br />

Dr. Reinhold Vetter; Jürgen Maier; IfUL Müllheim<br />

Volker Siegle; Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD), Universität<br />

Stuttgart<br />

Neuhard; Service d’Utilité Agricole de Développement (S.U.A.D.), Schiltigheim,<br />

Unterelsaß/Frankreich (1994 bis 1995)<br />

1


3 Versuchsstandorte<br />

Die <strong>Anbau</strong>versuche <strong>mit</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse) wurden <strong>von</strong> 1994 - 97 an insgesamt<br />

5 Standorten durchgeführt (s.Tab.1). Die vier zuerst aufgeführten Standorte liegen auf badischer und<br />

elsäßischer Seite der Rheinebene zwischen Müllheim und Straßburg. Der Standort Binsdorf liegt im Albvorland<br />

und unterscheidet sich hinsichtlich Klima und Boden <strong>von</strong> den anderen Standorten.<br />

Tab. 1: Angaben zu den Versuchstandorten<br />

S t a n d o r t e<br />

Müllheim<br />

(D)<br />

Grißheim<br />

(D)<br />

Vendenheim<br />

(F)<br />

Gambsheim<br />

(F)<br />

Binsdorf<br />

(D)<br />

Lage m ü. NN 232 230 150 129 600<br />

Niederschlag mm 650 681 ** 611 821 800<br />

Temperatur °C 9,5 9,8 11,9 * 10,6 6,8<br />

Boden<br />

- Ackerzahl 81 51<br />

- Bodentyp Parabraunerde Parabraunerde Aluvions<br />

rhénanes<br />

Pelosol<br />

(Schwarzjura)<br />

- Bodenart<br />

(% S, % U, % T)<br />

uL<br />

12, 66, 22<br />

sL<br />

lS<br />

54, 34, 12 25, 35, 37<br />

hhstL<br />

6, 28, 66<br />

- Besonderheiten tiefgründig flachgründig<br />

staunaß<br />

durchlässig<br />

D = Deutschland; F = Frankreich; * ø 1994; ** Station Bremgarten 1961-90<br />

Die Standorte in der Rheinebene zeichnen sich durch Böden <strong>mit</strong> guter Wasserführung (Müllheim), gutem<br />

bis <strong>mit</strong>tlerem Wasserhaltevermögen des Bodens (Vendenheim, Grißheim) bzw. einen stark dränierenden<br />

Boden (Grißheim) aus. Die jährliche Niederschlagsmenge ist <strong>mit</strong> Ausnahme des Standorts Gambsheim<br />

geringer als in Binsdorf. Dort wird die Bodenqualität hinsichtlich Wasserführung durch eine stauende<br />

Tonschicht in circa 60 cm Bodentiefe stark beeinträchtigt.<br />

Die Witterung im Jahr 1994 war durch einige Besonderheiten gekennzeichnet:<br />

- nasser Herbst und Winter 1993/94 und dadurch ungünstige Bedingungen für Saatbettbereitung und<br />

Aussaat (v.a. in Binsdorf) sowie hohe Frühjahrsniederschläge (Mai),<br />

- naßkalter Frühsommer (erste Junidekade) und subtropischer Sommer (warm, trocken, Hitzestreß),<br />

- Orkanböen im Dezember und milder Winter.<br />

Die Witterung im Jahr 1995 war gekennzeichnet durch:<br />

- normaler Winter und kühles Frühjahr,<br />

- trockener April und<br />

- außergewöhnlich nasser Mai.<br />

Im Jahr 1996 ist zur Witterung zu vermerken:<br />

- langer kalter und trockener Winter,<br />

- kalte und trockene Frühlingsmonate März und Mai,<br />

- überdurchschnittlich warmer April und kühler und nasser Mai,<br />

- unbeständiger Sommer und Herbst.<br />

Die Angaben zur Witterung an den Versuchsstandorten sind der Tabelle 2 zu entnehmen.<br />

2


Tab. 2: Wetterdaten der Versuchsstandorte 1994 - 96<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sept Okt Nov Dez Σ (mm)<br />

ø (°C)<br />

1994 M ü l l h e i m (Stat. Neuenburg)<br />

mm 50 47 9 82 136 35 68 62 124 53 16 na<br />

G r i ß h e i m (Stat. Eschbach)<br />

mm 49 43 15 64 140 59 64 64 107 44 14 43 704<br />

°C 4,3 3,7 10,3 9,0 14,5 18,6 22,5 20,3 15,1 9,7 8,9 5,5<br />

B i n s d o r f (* Stat. Rottweil)<br />

mm 46 34 21 90 135 75 105 70 91 17 34 56 774<br />

°C * 1,6 1,1 7,3 5,8 11,9 15,6 19,7 17,3 12,6 7,5 6,9 2,8<br />

1995 M ü l l h e i m (* Stat. Neuenburg)<br />

mm * 77 54 79 56 176 66 74 88 89 14 52 79 904<br />

°C 10,0 14,0 na na 18,4 13,2 13,6 4,3<br />

G r i ß h e i m (Stat. Eschbach)<br />

mm 60 52 na 61 177 50 40 138 88 31 74 73<br />

°C 2,2 7,2 na na 14,7 16,6 22,1 19,2 13,4 13,6 4,9 1,0<br />

B i n s d o r f (Stat. Rottweil)<br />

mm 113 71 108 49 116 62 136 79 73 31 87 62 985<br />

°C - 1,0 4,0 1,8 7,6 11,1 13,3 18,6 16,1 10,3 11,4 2,2 - 1,0<br />

1996 M ü l l h e i m (Stat. Neuenburg)<br />

mm 8 22 12 40 65 59 102 96 34 64 104 73 679<br />

G r i ß h e i m (Stat. Eschbach)<br />

mm 6,4 27,9 17,3 41,0 93,4 76,4 98,1 116,6 40,4 81,0 95,0 77,7 771,2<br />

°C 0,7 1,4 4,5 11,1 13,2 18,4 18,4 18,1 12,2 10,9 6,2 0,1 9,6<br />

Versuchsfeld (incl. Beregnung)<br />

mm 59 84 132 153 42 59 528<br />

B i n s d o r f (Stat. Rottweil)<br />

mm 5,9 32,6 24,0 25,3 115,5 75,7 108,8 106,9 32,2 62,1 90,9 62,4 742,3<br />

°C -1,3 -2,0 0,8 6,9 10,8 15,1 15,4 15,5 9,2 7,9 3,2 -2,6 6,6<br />

na = nicht gemessen<br />

4 Methode<br />

4.1 Auswahl der Pflanzenarten und Sorten<br />

In Tabelle 3 sind die an den einzelnen Versuchsstandorten untersuchten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen<br />

aufgeführt. Bei den einjährigen Kulturen wurden die Wintergetreidearten Gerste, Roggen und<br />

Triticale in Müllheim in allen drei Jahren geprüft. Die übrigen Arten wurden in einem oder zwei Jahren<br />

getestet. Bei den mehrjährigen Kulturen wurden in Müllheim (<strong>mit</strong> Ausnahme <strong>von</strong> Miscanthus und<br />

Paulownia) und Binsdorf in den Jahren 1993 bzw. 1994 Parzellen für das Vorhaben angelegt. Die mehrjährigen<br />

Kulturen in Grißheim wurden bereits 1988 <strong>von</strong> der Universität Hohenheim angepflanzt.<br />

Die Kulturarten wurden nach den folgenden Gesichtspunkten ausgewählt:<br />

- Standorteignung,<br />

- Vorhandensein der <strong>Anbau</strong>technik,<br />

- Kosten für Betriebs<strong>mit</strong>tel (Saatgut etc.),<br />

- hoher Energieertrag bzw. -gewinn bei niedriger <strong>Anbau</strong>intensität,<br />

- Eignung für umweltschonenden <strong>Anbau</strong> und<br />

- Erntefähigkeit in trockenem Zustand.<br />

Beim Getreide wurde auf den <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> Winterweizen verzichtet, da die ethischen Bedenken hinsichtlich<br />

seiner enrgetischen Verwendung häufig zitiert werden.<br />

3


Die Sorten wurden vor allem nach den Kriterien Frühreife, Ertragstreue bei extensiver Behandlung (Lowinput-Sorten),<br />

Krankheitsresistenz, Standfestigkeit, Pflanzenhöhe, Kornsitz und Zulassung (Sortenliste)<br />

ausgesucht. Die Sorten sind in Anhang Tabelle A 1 bis A 9 aufgeführt.<br />

Um möglichst praxisnahe Bedingungen zu gewährleisten, wurden Großparzellen angelegt, die darüber<br />

hinaus eine Erprobung der Erntetechnik ermöglichen:<br />

• Müllheim:<br />

6,5 ar (2 Wiederholungen) 1994; 13 ar (ohne Wiederholung) 1995-96<br />

1 - 2 ar (ohne Wiederholung)<br />

• Grißheim:<br />

16 ar (ohne Wiederholung)<br />

• Gambsheim:<br />

25 ar (ohne Wiederholung)<br />

• Binsdorf:<br />

Die Bestände wurden <strong>mit</strong> der vorhandenen ortsüblichen Maschinenausstattung. geführt, um zu zeigen,<br />

daß für den <strong>Energiepflanzen</strong>anbau keine zusätzlichen Investitionen auf Betriebsebene für Spezialmaschinen<br />

notwendig sind.<br />

Tab. 3: Übersicht über die Kulturarten an den Versuchsstandorten der Jahre 1994 - 96<br />

Kultur Müllheim Grißheim Vendenheim Gambsheim Binsdorf<br />

‘94 ‘95 ‘96 ‘94 ‘95 ‘96 ‘94 ‘95 ‘96 ‘94 ‘95 ‘96 ‘94 ‘95 ‘96<br />

e i n j ä h r i g<br />

Hafer ✔ ✔ ✔<br />

Sommerroggen ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Sommertriticale ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Wintergerste ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Winterroggen ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Wintertriticale ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Mais ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Hirse<br />

✔ ✔<br />

Sonnenblumen ✔<br />

Raps ✔<br />

Hanf ✔ ✔<br />

m e h r j ä h r i g<br />

Gras ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Miscanthus ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Topinambur ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Weiden ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />

Pappel ✔ ✔ ✔<br />

Paulownia<br />

✔<br />

4.2 Versuchsdurchführung <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />

Die <strong>Energiepflanzen</strong>bestände wurden vom Grundsatz her konventionell <strong>mit</strong> der Zielrichtung einer geringen<br />

Intensität geführt. Das bedeutet den Verzicht oder die Reduktion der Stickstoffdüngung (80 - 120 kg<br />

N/ha) und teilweise der Grunddüngung sowie des Pflanzenschutzes (beim Getreide nur Herbizideinsatz),<br />

Verzicht auf Halmverkürzer, geringere Bestandesdichten usw. (s. Anhang Tab. A 1 - A 20). Dadurch<br />

sollen vor allem der Energie-Input bzw. der Kostenaufwand verringert, die Umweltverträglichkeit des<br />

<strong>Anbau</strong>es gewährleistet und mögliche unerwünschte Verbrennungsprodukte aus eventuellen Pflanzenschutz<strong>mit</strong>telrückständen<br />

vermieden werden.<br />

4


4.3 Holzsortimente<br />

Die im Vorhaben auf ihre Brennstoffeigenschaften und ihr Verhalten in einer Kohlestaubfeuerung untersuchten<br />

Hölzer stammen aus der Durchforstung <strong>von</strong> Wäldern im Dienstbezirk des Forstamtes Stuttgart<br />

bzw. aus verschiedenen Schnellwuchsplantagen (s.Tab.4). Sie wurden als Hackschnitzel angeliefert und<br />

vom Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD) weiter für die Brennstoffanalysen und<br />

die Verbrennungsversuche aufbereitet. Von den einzelnen Baumarten wurden folgende Sortimente für die<br />

Versuche verwendet:<br />

Tab. 4: Übersicht über die untersuchten Holzarten<br />

Fichte Eiche Buche Pappel Weide<br />

Herkunft Df * Df * Df * SWP ** SWP **<br />

Stammbereich ✚ ✚ ✚<br />

Gipfel-/Astbereich ✚<br />

Mischsortiment<br />

(Ganzpflanze)<br />

* Durchforstung; ** Schnellwuchsplantage<br />

✚<br />

✚<br />

4.4 Untersuchungsmethoden<br />

4.4.1 Brennstoffanalyse<br />

Die o.g Kulturarten und Hölzer wurden vom IVD Stuttgart hinsichtlich ihrer stofflichen Zusammensetzung<br />

als Brennstoff untersucht. Die Pflanzenproben der Ganzpflanzen (Korn + Stroh bzw. oberirdische<br />

Biomasse) der einzelnen Jahre bzw. Standorte (s. Tab. 3) stammen stets aus den Großparzellen der<br />

<strong>Anbau</strong>versuche, aus denen jeweils eine Mischprobe zum Erntezeitpunkt entnommen wurde. Die Durchschnittswerte<br />

bzw. Mediane setzen sich aus 2 bis 6 Einzelwerten (wegen der unter schiedlichen Zahl der<br />

<strong>Anbau</strong>jahre bzw. Standorte) zusammen. Für die Untersuchungen der Zusammensetzung der Körner bei<br />

kornhaltigen Ganzpflanzen wurden repräsentative Mischproben aus den Großparzellen (ebenfalls zum<br />

Zeitpunkt der Ernte der Ganzpflanze) entnommen und gedroschen, um den reinen Kornanteil zu erhalten.<br />

Die Untersuchung der verschiedenen <strong>Energiepflanzen</strong> im Labor dienen der Charakterisierung ihrer Verbrennungseigenschaften.<br />

Durch die Kenntnis der Zusammensetzung der Brennstoffe können Aussagen<br />

über die Emissionen, die bei der Verbrennung entstehen, gemacht werden. Üblicherweise werden Festbrennstoffe<br />

auf ihren Gehalt an Feuchtigkeit (Wassergehalt), Asche, Flüchtigen sowie an Restkoks analysiert.<br />

Die Feuchtigkeit sowie der Flüchtigengehalt geben Hinweise auf die Zündwilligkeit des Brennstoffes.<br />

Diese aus der Kohleanalyse stammende Untersuchungsmethode erfolgt thermogravimetrisch. Die<br />

gewogene Probe wird dabei zunächst in Stickstoffatmosphäre bis auf 106 °C erhitzt und die Temperatur<br />

gehalten, bis nur noch eine vernachlässigbare Gewichtsabnahme stattfindet. Die Differenz zwischen dem<br />

Anfangs- und diesem "Zwischengewicht" ergibt den Wassergehalt. Nach diesem "Haltepunkt" erfolgt eine<br />

weitere Erwärmung der Probe bis auf 900 °C. Hierbei werden die Flüchtigen freigesetzt und es resultiert<br />

eine weiter Gewichtsabnahme. Die Temperatur <strong>von</strong> 900 °C wird 7 Minuten lang gehalten, und<br />

anschließend wird die Probe auf 600 °C abgekühlt. Nun erfolgt anstatt der Stickstoffspülung der Proben<br />

eine Sauerstoffbeaufschlagung und eine Temperaturerhöhung auf 815 °C. Der Restkoks verbrennt nun<br />

unter Sauerstoffatmosphäre. Zurück bleibt ein Mineralstoffanteil, der als Aschegehalt definiert wird.<br />

Die Biomassen werden desweiteren auf ihre elementare Zusammensetzung der Elemente Kohlenstoff<br />

(C), Wasserstoff (H), Stickstoff (N), Schwefel (S) und Chlor (Cl) untersucht. Die Analyse auf C, H,<br />

N und S erfolgt <strong>mit</strong>tels oxidativem Verbrennungsaufschluß. Die eingewogene Probe wird dabei in einem<br />

Verbrennungsrohr in Heliumatmosphäre und unter Sauerstoffzudosierung verbrannt. Die entstehenden<br />

Produkte sind CO 2, H 2O, NO, NO 2, SO 2, SO 3 und molekularer Stickstoff. Die Stickoxide und Schwefeloxide<br />

werden an einem nachgeschalteten Kupferkontakt bei 850 °C quantitativ zu molekularem Stickstoff<br />

und SO 2 reduziert. Außerdem wird überschüssiger Sauerstoff am Kupfer gebunden. Das Eindringen <strong>von</strong><br />

5


Luftstickstoff in das Analysensystem wird durch Spülzyklen und ständige Beaufschlagung des Gerätes <strong>mit</strong><br />

Helium unterbunden. So<strong>mit</strong> stammt der in den Analysator gelangende Stickstoff ausschließlich aus der<br />

Verbrennung der Probe.<br />

Die Rauchgase werden anschließend aufgefangen und <strong>mit</strong>tels eines Adsorptionssäulensystems in die Einzelkomponenten<br />

CO 2, H 2O, SO 2 und elementarer Stickstoff aufgetrennt. Diese Komponenten haben<br />

unterschiedliche Wärmeleitfähigkeiten. Sie werden einzeln einer Wärmeleitfähigkeitszelle zugeführt und<br />

die Massenanteile integrativ bestimmt. Aufgrund des bekannten Probengewichtes ist eine Rückrechnung<br />

auf die Gehalte an C, H, N und S des Brennstoffes möglich.<br />

Die in den Proben befindliche Chlormenge wird über eine naßchemische Analyse bestimmt.<br />

Da die Hauptbestandteile <strong>von</strong> Brennstoffen in ihrem Rohzustand Wasser (Feuchtigkeit), Kohlenstoff,<br />

Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel, Chlor, Mineralstoffe (Asche) sowie der bereits gebundene Sauerstoff<br />

sind und erstere durch Analysen bestimmt werden, läßt sich der Sauerstoffgehalt als Rest errechnen.<br />

Aus der Kohleanalytik sind empirische Formeln zur Bestimmung des unteren Heizwertes aus der Elementaranalyse<br />

bekannt. Unterschieden wird dabei zwischen älteren Brennstoffen wie Steinkohle und<br />

jüngeren Brennstoffen wie Braunkohlen. Für Biomassen, die in die Kategorie jüngste Brennstoffe einzuordnen<br />

wären, ergeben diese Berechnungsformeln jedoch keine hinreichend genauen Ergebnisse. Der<br />

Heizwert muß also über den Brennwert experimentell-rechnerisch er<strong>mit</strong>telt werden. Der Brennwert wird<br />

im Labor <strong>mit</strong>tels eines Bomben-Kalorimeters bestimmt. Der untere Heizwert H u wird <strong>mit</strong> folgender<br />

Formel, in die noch der Brennstoffwassergehalt und der Wasserstoffgehalt einfließen, errechnet:<br />

H u = H o - 24,41 x Wassergehalt (%) - 218,1 x H 2-Gehalt (%)<br />

Der Brennwert H o (oberer Heizwert) unterscheidet sich vom unteren Heizwert H u durch die Verdampfungsenthalpie:<br />

a.) des Wassers, das durch die Brennstoffeuchtigkeit in das Rauchgas gelangt,<br />

b.) des Wassers, das durch die Oxidation des im Brennstoff enthaltenen Wasserstoffes im Rauchgas<br />

enthalten ist.<br />

Der Brennwert H o unterscheidet sich so<strong>mit</strong> umso weniger vom Heizwert H u, je trockener ein Brennstoff<br />

ist und je niedriger der Wasserstoffgehalt des Brennstoffes ist. Bei der Verbrennung <strong>von</strong> reinem Kohlenstoff<br />

ist der Brennwert gleich dem Heizwert. Hierbei ist zu bemerken, daß beim Einsatz <strong>von</strong> modernen<br />

Brennwertkesseln, wie sie schon vielfach bei Gasheizungen anzutreffen sind (für die Holzverbrennung<br />

befinden sie sich momentan noch in der Entwicklungsphase), der im Rauchgas vorhandene Wasserdampf<br />

auskondensiert und die freiwerdende Wärme genutzt wird. So<strong>mit</strong> kann bei dieser Technik der "obere<br />

Heizwert" als zur Verfügung stehende Wärmemenge angesehen werden.<br />

In der landwirtschaftlichen Terminologie wird der Anteil an Wasser im Rohstoff in der Regel als Feuchte<br />

oder Feuchtigkeit angegeben. Dies ist der Wasseranteil bezogen auf die Trockensubstanz. In der Verfahrenstechnik<br />

wird üblicherweise <strong>mit</strong> dem Wassergehalt gerechnet. Dies ist der Anteil an Wasser auf die<br />

Rohprobe bezogen. Die Feuchtigkeit (u) bzw. der Wassergehalt (w) berechnen sich nach folgenden<br />

Formeln:<br />

Feuchtigkeit u = m Wasser / m Probe atro<br />

Wassergehalt w = m Wasser / m Probe roh<br />

m Wasser<br />

m Probe roh<br />

m Probe atro<br />

Gewicht des Wassers in der Probe<br />

Gewicht der Probe im Rohzustand<br />

Gewicht der Probe absolut trocken<br />

Der Zusammenhang zwischen dem Wassergehalt und der Feuchte verläuft nicht linear (s. Abb. 1). Für<br />

Werte kleiner 5 % unterscheiden sich Wassergehalt und Feuchte praktisch nicht. Dem Wassergehalt <strong>von</strong><br />

50 % entsprechen dagegen 100 % Feuchte. Alle in dieser Arbeit angegebenen Analysenwerte stellen den<br />

Wassergehalt w dar.<br />

6


60<br />

w = 100 * u / (100 + u)<br />

50<br />

Wassergehalt w (%)<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Feuchtigkeit u (%)<br />

Abb. 1: Zusammenhang zwischen Feuchtigkeit (u) und Wassergehalt (w)<br />

4.4.2 Sonstige Untersuchungen<br />

Die <strong>Energiepflanzen</strong> aus den <strong>Anbau</strong>versuchen wurden bei der Staatlichen Landwirtschaftlichen Untersuchungs-<br />

und Forschungsanstalt (LUFA) Augustenberg zusätzlich auf den Rohproteingehalt der Ganzpflanze<br />

(oberirdisch) sowie des Korns untersucht. Das angewandte Verfahren entspricht den dort<br />

üblichen, anerkannten Analysenmethoden. Dasselbe gilt für die durchgeführten Bodenuntersuchungen<br />

(Bodenstickstoffvorrat N min, Grundnährstoffe und Parameter wie pH, Humus usw.).<br />

Die Untersuchungen der Biomassepflanzen auf Lignin-, Holocellulose-, Cellulose-, Rohcellulose- und den<br />

Hemicellulose(Pentosan-)gehalt wurden vom Wilhelm-Klauditz-Institut der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für<br />

Holzforschung in Braunschweig nach genau definierten Analysemethoden durchgeführt.<br />

Die Kornverluste beim Ernteverfahren Schwadmäher und Quaderballenpresse für Getreideganzpflanzen<br />

wurde folgendermaßen bestimmt:<br />

Im Jahr 1994 wurden die Körner nach der Ernte <strong>mit</strong> der Ballenpresse in der beernteten Großparzellen auf<br />

vier zufällig verteilten Teilstücken à 1 m² gezählt. Dabei wurden die ‘Ballenabwurfstellen’ jedoch vermieden.<br />

Die Zahl der Körner wurde <strong>mit</strong> dem er<strong>mit</strong>telten Tausendkorngewicht (TKG) auf Trockenmasse pro<br />

Hektar (dt TM/ha.) umgerechnet.<br />

Im Jahr 1995 und 1996 wurden die Körner durch Absaugen <strong>mit</strong>tels Staubsauger auf 4x1m² erfaßt und<br />

durch Auswiegen der gesiebten und gereinigten Körner die Kornverluste errechnet.<br />

4.5 Verbrennungsversuche<br />

Die Versuche zur Mitverbrennung <strong>von</strong> Kohle und Biomasse wurden in der 500 kW-Kohlestaubverbrennungsanlage<br />

(KVSA) des IVD Stuttgart durchgeführt.<br />

7


Abb. 2: Aufbau der Versuchsbrennkammer<br />

Die Versuchsanlage wurde ursprünglich für die reine Kohlenstaubverbrennung konzipiert. Durch Modifikationen<br />

wurde die Anlage an die Belange der Mischverbrennung Kohle - Biomasse und die reine Biomasseverbrennung<br />

angepaßt. Die auf 500 kW thermische Leistung ausgelegte Versuchsanlage besteht aus<br />

einer 7,5 m langen Brennkammer (s. Abb. 2) <strong>mit</strong> einem Deckenbrenner (s. Abb. 3).<br />

Der obere, ausgemauerte Teil der Brennkammer bildet den Strahlungsraum eines Großkessels nach, so<br />

daß Temperatur-Verweilzeitbedingungen erreicht werden, die <strong>mit</strong> einer Großfeuerung vergleichbar sind.<br />

Der untere, nicht ausgemauerte Teil, stellt den konvektiven Teil einer Großanlage nach.<br />

Die Rauchgase werden am Ende der Brennkammer kontinuierlich abgesaugt und anschließend auf ihren<br />

Gehalt an O 2, CO 2, CO, NO x, C mH n und SO 2 analysiert. Außerdem können aus der Brennkammer<br />

Flugstaubproben isokinetisch abgesaugt werden, um sie im Labor auf ihren Gehalt an Brennbarem zu<br />

untersuchen und daraus den Ausbrand zu bestimmen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die<br />

Rauchgaszusammensetzung direkt in der Flamme zu messen. Dazu werden wassergekühlte Absaugsonden<br />

durch Meßöffnungen auf verschiedenen Ebenen senkrecht zur Flammenachse verschoben und so die<br />

radialen Konzentrationsprofile aufgenommen. Dadurch können detaillierte Untersuchungen zur<br />

Schadstoffentstehung sowie zur Schadstoffminderung innerhalb des Flammenbereiches durchgeführt<br />

werden.<br />

8


Abb. 3: Schematischer Brenneraufbau<br />

Der Brenner (s. Abb. 3) besteht aus drei konzentrisch angeordneten Rohren. Durch das zentrale Rohr<br />

wird zum Aufheizen oder bei der Mischverbrennung Erdgas in die Brennkammer eingedüst. Durch den<br />

inneren Ringspalt erfolgt die Zuführung des Biomasse-Kohle-Gemisches und der Primärluft. Der<br />

Brenner kann jedoch auch ohne Gaslanze betrieben werden, so daß durch das zentrale Rohr ebenfalls ein<br />

Festbrennstoff (wahlweise Kohle oder Biomasse) eingedüst wird. Dies wird im weiteren als<br />

Brennerkonfigurationen bezeichnet.<br />

Die auf bis zu 300 °C vorwärmbare Sekundärluft wird durch den äußersten Ringspalt zugeführt. In<br />

diesem Sekundärluftkanal befinden sich Drallkörper, <strong>mit</strong> denen sich der Drall <strong>von</strong> 0 (Strahlbrenner) bis<br />

0,5 (radiale Geschwindigkeitskomponente, ist etwa gleich groß wie die axiale) stufenlos verstellen läßt.<br />

Eine Variation in der Feuerungseinstellung stellt die Luftstufung im Feuerraum dar. Dabei wird nicht die<br />

ganze zur Verbrennung notwendige Luft als Sekundärluft zugegeben, sondern ein Teil als Ausbrandluft<br />

weiter unten über eine zentrale Lanze in den Brennraum eingeblasen. Da der Abstand vom Brenner zur<br />

Stufenluftlanze variabel ist, können verschiedene Verweilzeiten der Rauchgase in der unterstöchiometrischen<br />

Primärverbrennungszone eingestellt werden.<br />

Das Gesamtschema der Versuchsanlage <strong>mit</strong> der zum Betrieb nowendigen Peripherie ist in Abbildung 4<br />

dargestellt. Die Anlage kann in die folgenden Funktionsgruppen zusammengefasst werden:<br />

- Kohlemahlanlage,<br />

- Kohlemischvorrichtung,<br />

- Dosierorgane (Kohle und Zusatzbrennstoffe),<br />

- Brennkammer und Brenner sowie<br />

- Abgasweg <strong>mit</strong> Entstaubungseinrichtungen.<br />

9


Die Aufbereitung der Biomasse ist in dieser Anlagendarstellung nicht enthalten, da sie <strong>von</strong> der Anlage<br />

ausgelagert ist. Die Aufbereitung erfolgt im Versuchsbetrieb nicht "online", sondern im Vorfeld im<br />

"Batchbetrieb". Die Mühlen, <strong>mit</strong> denen die Aufbereitung erfolgte, sind in Abbildung 5 dargestellt.<br />

Rohkohle<br />

Erdgas<br />

Brennkammer<br />

und Brenner<br />

Rauchgasableitung<br />

Mahlung<br />

Trocknung<br />

1<br />

Metall-<br />

Detektor<br />

Hammermühle<br />

Luft<br />

Erdgas<br />

Luft<br />

Luft<br />

zum<br />

Kamin<br />

Brennkammer<br />

Stufungsluft<br />

Gebläse<br />

LuVo<br />

zum<br />

Kamin<br />

Rezirk.<br />

Ventilator<br />

Saugzug<br />

Ventilator<br />

Kamin<br />

Gewebefilter<br />

Kohlenstaub<br />

Zyklon<br />

Abscheider<br />

Zusatzbrennstoff<br />

Brennstoffmischung<br />

Dosierung<br />

Primärluft<br />

1<br />

Luft<br />

Kohlenstaub<br />

Preßluft<br />

Asche<br />

Kühlwasser<br />

Luft<br />

Kühlwasser<br />

Asche<br />

Verbrennungsluft<br />

Ventilator<br />

Asche<br />

Luft<br />

Asche<br />

Preßluft<br />

Versuchsanlage zum<br />

Einsatz <strong>von</strong> festen<br />

Brennstoffen in der<br />

Staubfeuerung KSVA<br />

Th. Leist. max. 500 kW<br />

Fließbild<br />

Abb. 4: Fließbild der Kohlenstaubverbrennungsanlage<br />

Die Aufbereitung der Biomassen für die Verbrennungsversuche erfolgte <strong>mit</strong> der Schneidmühle. Diese<br />

Mühle ist schematisch links in Abbildung 5 gezeigt. Die Biomasse wird in der Mühle zwischen den drei<br />

Rotor- und zwei Statormessern solange zerschnitten, bis sie durch das eingelegte Sieb fallen kann. Der<br />

Lochdurchmesser dieses Siebes bestimmt die Korngröße des Mahlgutes. Mit einem Sauggebläse wird Luft<br />

durch die Mühle gezogen, die einerseits als Kühlluft dient und andererseits die Biomasse <strong>mit</strong> dieser Luft<br />

pneumatisch in einen Filter fördert. Dort wird die Tragluft <strong>von</strong> den Biomassepartikeln getrennt und die<br />

Biomasse abgeschieden.<br />

Rohgut<br />

Biomasseaufgabe<br />

Feingut<br />

Abb. 5: Schneidmühle und Hammermühle<br />

Mahlgut<br />

10


Es wurden zusätzlich orientierende Versuche zum Mahlenergiebedarf an der rechts in Abbildung 5 dargestellten<br />

Hammermühle durchgeführt. Auch hier wird die Biomasse durch die Trag- und Kühlluft pneumatisch<br />

befördert und in einem Filter abgeschieden. Die Feinheit des Mahlgutes kann bei dieser Mühle<br />

<strong>mit</strong> dem Lochdurchmesser des Einlegesiebes, und in gewissen Grenzen durch die Rotordrehzahl, beeinflußt<br />

werden.<br />

In der folgenden Aufzählung sind die Einstellungsmöglichkeiten und Parameter der Versuchsanlage für<br />

die Verbrennungsversuche <strong>mit</strong> Biomasse-Kohle- bzw. reinen Biomasseflammen dargestellt, <strong>mit</strong> denen die<br />

Untersuchungen angestellt wurden:<br />

• Biomasseart,<br />

• Biomasseanteil,<br />

• Brennstoffkorngröße,<br />

• Brennstoffeindüsung über Lanze,<br />

• Brennerkonfigurationen,<br />

• Drallzahl und<br />

• Luftstufung im Feuerraum.<br />

11


5 Ergebnisse<br />

5.1 <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />

5.1.1 Beerntungsmethoden<br />

Die in den Jahren 1994 bis 1996 geprüften <strong>Energiepflanzen</strong> wurden <strong>mit</strong> unterschiedlichen Methoden<br />

beerntet. Die einzelnen Kulturen unterschieden sich in der Beerntungsmethode z.T. zwischen den Jahren<br />

und Standorten. Deswegen ist ein systematischer Vergleich der Erntetechnik zwischen Arten, Standorten<br />

und Jahren nur bei Getreide möglich. Bei der Ernte wurde die in der landwirtschaftlichen Praxis vorhandene<br />

Technik, also keine Spezialmaschinen oder Prototypen, eingesetzt. Rein manuelle Ernte, wie z.B.<br />

beim Topinambur 1994 und 1996 in Müllheim, wird hier nicht berücksichtigt, da sie nur der Ertragser<strong>mit</strong>tlung<br />

diente.<br />

Die eingesetzten Erntemethoden sollten zur Bergung <strong>von</strong> möglichst trockener, d.h. lagerfähiger und verdichteter<br />

und da<strong>mit</strong> lagerraum- und transportkostensparender Biomasse geeignet sein. Es wurden die in<br />

Tabelle 5 aufgeführten Maschinen und Geräte getestet.<br />

Beim Getreide eignet sich der Schwadmäher und die Quaderballenpresse um die Ganzpflanze bei Erntefeuchten<br />

<strong>von</strong> maximal 23 % (z.B. bei Roggen) zu bergen (s. Tab. 6 u. Abb.6). Aufgrund eines etwa 4 -<br />

5-fach größeren (gewichtsbezogenen) Lagervolumen im Vergleich zur Steinkohle haben Getreideballen<br />

bei einem geringeren Heizwert eine etwa 7- bis 9-fach geringere Energiedichte, d.h. einen 7 - 9-fach<br />

höheren Lagerraumbedarf für dieselbe Energiemenge wie die Steinkohle (s. Anhang Tab. A 21 - 32). Mit<br />

dem Verfahren waren bei allen Getreidearten und Standorten in den drei Untersuchungsjahren relativ<br />

kurze Erntefenster <strong>von</strong> circa 1 Monat <strong>von</strong> Ende Juli bis Ende August möglich. Die festgestellten Kornverluste<br />

waren bei Wintertriticale <strong>mit</strong> 1,6 % des Ganzpflanzenertrages am geringsten, am höchsten bei<br />

Hafer <strong>mit</strong> 9,2 %. Beim Wintergetreide waren die Verluste bei Gerste <strong>mit</strong> durchschnittlich 5,1 % höher als<br />

bei Roggen <strong>mit</strong> 3,6 %. Bei den Werten ist zu berücksichtigen, daß die Verluste in Binsdorf 1994 durch ein<br />

nicht verfahrensgerechtes Trocknen (zweimaliges Wenden der Schwade) überdurchschnittlich erhöht<br />

wurden. Grundsätzlich ist das Wenden der Schwade kein notwendiger Arbeitsschritt bei diesem Verfahren.<br />

Tab. 5: Übersicht über die eingesetzte Erntetechnik bei ausgewählten <strong>Energiepflanzen</strong><br />

Kulturart Einphasig Zweiphasig<br />

1. Phase 2. Phase<br />

Getreide - Schwadmäher Quaderballenpresse<br />

Mais Feldhäcksler Trommelmähwerk Quaderballenpresse<br />

Hirse Feldhäcksler Mähbalken Ladewagen<br />

Hanf - Mähbalken Rundballenpresse<br />

Ladewagen<br />

Raps - Schwadmäher Quaderballenpresse<br />

Gras - Trommelmähwerk<br />

Mähbalken<br />

Quaderballenpresse<br />

Hochdruckballenpresse<br />

Miscanthus Feldhäcksler - -<br />

Topinambur Feldhäcksler<br />

Trommelmähwerk Quaderballenpresse<br />

Schlegelmäher<br />

Weiden Feldhäcksler Motorsäge Anhänger<br />

Pappel Motorsäge Anhänger<br />

Für die Ernte <strong>von</strong> Ganzpflanzengetreide (bzw. anderen halmgutartigen <strong>Energiepflanzen</strong> <strong>mit</strong> ähnlichen<br />

Feuchtegehalten) existiert auch eine nahezu serienreife, selbstfahrende Pelletiermaschine, die in einem<br />

Arbeitsgang schneidet und das Erntegut zu Pellets formt (s. Anhang). Dabei wird gleichzeitig der Wassergehalt<br />

(Erntefeuchte) um wenige Prozentpunkte reduziert.<br />

12


Abb. 6: Schwadmäher und Quaderballenpresse bei der Ernte <strong>von</strong> Getreideganzpflanzen<br />

Beim Mais besteht neben dem Häckseln, wobei allerdings keine Verdichtung erfolgt, die Möglichkeit, die<br />

abgemähten Pflanzen <strong>mit</strong> der Ballenpresse zu ernten. Aufgrund des für eine Mahlung für Staubfeuerungen<br />

sowie der eingeschränkten Lagerfähigkeit zu hohen Wassergehaltes <strong>von</strong> über 25 % - selbst bei sehr<br />

später Ernte im Winter - wurde diese Variante nicht weiter verfolgt.<br />

Tab. 6: Daten zu Ernte und Mengen (Ballenlinie) bei ausgewählten Energieganzpflanzen<br />

Kultur<br />

Erntefenster<br />

Erntefeuchte<br />

Erntemenge 1) Ernte-<br />

/Lagervolumen ²)<br />

Einheit<br />

Tag/Monat<br />

(Ernte 1994-96)<br />

% dt TM/ha Ballen/ha m³/ha rel. zu<br />

Steinkohle ³)<br />

S-Triticale 01/8-23/8 7,9-15,6 90,72 30,5 51,2 4,5<br />

S-Roggen 04/8-23/8 6,8-11,1 78,46 25,3 42,5 4,3<br />

W-Triticale 25/7-19/8 4,7-18,9 116,32 37,7 63,3 4,3<br />

W-Roggen 25/7-19/8 6,2-23,2 106,65 34,9 58,6 4,4<br />

W-Gerste 08/7-19/8 11,2-20,1 104,79 29,0 48,7 3,7<br />

Mais 14/10-02/2 24,8-64,2 102,49 - - -<br />

Hirse 01/10-25/2 43,1-58,0 75,86 - - -<br />

Hanf 4 14/10-26/3 9,6-28,9 79,50 30,6 65,5 6,6<br />

Gras 24/6-18/7 3,7-29,8 57,86 23,5 39,5 5,5<br />

Miscanthus 8/2-18/3 11,1-25,1 101,60 - -<br />

Topinambur 16/1-08/4 11,2-43,2 56,67 - - -<br />

Weidenhäcksel 08/2-05/3 40,7-49,5 82,62 - - -<br />

1) Durchschnitt aus gebildetem und geerntetem Ertrag<br />

² ) Quaderballen 2,0 x 0,7 x 1,2m = 1,68 m³; ³ ) 1 m³ Steinkohle = ca. 800 kg; 4) Rundballen<br />

Die Ballenlinie kann dann interessant werden, wenn die eingesetzte Biomasse feuerungstechnisch höhere<br />

Wassergehalte aufweisen darf bzw. das Preisniveau für Biomassen eine Trocknung erlaubt. Die untersuchten<br />

Hirsen erreichten auch bei Ernteterminen im Winter keine Wassergehalte unter 40 % und dürften<br />

sich daher nur für Nutzungsverfahren <strong>mit</strong> feuchten Biomassen eignen.<br />

Beim Hanf wurde nur an einem Standort die zweiphasige Ernte <strong>mit</strong> Doppelmessermähbalken und Rundballenpresse<br />

getestet. Die geringere Verdichtung im Vergleich zu Quaderballen bedeutet ein um knapp<br />

7-fach höheres Lagervolumen und eine über 10-fach geringere Energiedichte als bei Steinkohle (s. Anhang<br />

Tab. A 28). Die Energiedichte <strong>von</strong> ungefähr 2,7 Gigajoule/m³ entspricht etwa der <strong>von</strong> Strohballen<br />

(SIEGLE, 1996). Durch die Bodentrocknung wurden Wassergehalte unter 20 % erreicht. Dagegen hatten<br />

13


die stehenden Hanfbestände bei der Ernte im Februar bzw. März Wassergehalte <strong>von</strong> 23 bzw. 10 %.<br />

Durch die gute Abtrocknung im Bestand kann die Bodentrocknung entfallen und der Hanf in einem<br />

einphasigen Verfahren in lagerfähigem Zustand geerntet werden.<br />

Die Grasernte entspricht, vom späteren Erntezeitpunkt abgesehen, der Ernte <strong>von</strong> Heu. Sie hat ein kurzes<br />

Erntefenster und gestattet normalerweise an allen Standorten eine Erntefeuchte <strong>von</strong> unter 20 %. Das<br />

Lagervolumen der Quaderballen liegt zwischen dem des Getreides und des Hanfes.<br />

Der Miscanthus konnte bei einem relativ kurzen Erntefenster Februar/März in der Rheinebene bei<br />

Feuchten <strong>von</strong> 11 bis 22 % geerntet werden. Die Ernte ist ein- oder zweiphasig möglich. Aufgrund der<br />

kleinen Versuchsfläche wurde lediglich gehäckselt. Andere Verfahren einschließlich speziell entwickelter<br />

Maschinen, wie z.B. spezielle Vollernter (s. Anhang), wurden <strong>von</strong> anderen Versuchsanstellern ausführlich<br />

getestet (HARTMANN und STREHLER 1995).<br />

Im Gegensatz zu Miscanthus erreicht der oberirdische Aufwuchs <strong>von</strong> Topinambur bereits ab Oktober<br />

Erntefeuchten <strong>von</strong> circa 20 %, die im Winter aufgrund <strong>von</strong> Lager jedoch wieder beträchtlich ansteigen<br />

können (s. Abb. 7). Die Ernte <strong>mit</strong> Mähbalken und Quaderballenpresse ist wegen hoher Bröckelverluste<br />

keine aussichtsreiche Option. Beim Einsatz des Schlegelmähers konnte der Topinambur in Binsdorf sehr<br />

verlustarm geborgen werden. Das Ernteverfahren bedeutet aber wie beim Feldhäcksler geringere Lagerdichten<br />

bzw. höhere Lagervolumina als bei der Ballenlinie und ist daher bei größeren Transportentfernungen<br />

eher ungeeignet.<br />

Die Weiden wurden zweiphasig <strong>mit</strong> Motorsäge und Anhänger sowie einphasig <strong>mit</strong> dem Feldhäcksler<br />

geerntet. Die Erntefeuchten im Februar/März liegen zwischen 40 und 50 %. Für die Ernte <strong>von</strong> schnellwachsenden<br />

Hölzern stehen ebenfalls speziell entwickelte Erntemaschinen zur Verfügung, die in einem<br />

Arbeitsgang entweder als Häckselgut (wie z.B. CLAAS-Vollernter; s. Anhang) oder als Ganzpflanze<br />

ernten.<br />

100<br />

% TS<br />

Hanf Topinambur Futterhirse Miscanthus<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

2.9. 16.9. 1.10. 14.10. 30.10. 19.11. 4.12. 17.12. 15.1. 3.2. 26.2. 10.03.<br />

Abb. 7: Verlauf des Trockensubstanzgehaltes im Bestand (Müllheim 1996)<br />

14


5.1.2 Trockenmasseerträge<br />

Von den untersuchten <strong>Energiepflanzen</strong> liegen Ergebnisse zu Hektarerträgen an Ganzpflanzentrockenmasse<br />

vor, die aus Großparzellen stammen und <strong>mit</strong> in der landwirtschaftlichen Praxis vorhandenen<br />

Maschinen geerntet wurden. Sie entsprechen daher weitgehend den im praktischen <strong>Anbau</strong> erzielbaren<br />

Erträgen. Darüber hinaus wurde nach Möglichkeit der gebildete Ertrag durch Probeschnitte <strong>von</strong> 4 bis 6<br />

m² auf den Großparzellen er<strong>mit</strong>telt. Diese Ertragswerte entsprechen weitgehend Kleinparzellenerträgen,<br />

da die Stoppellänge sehr gering ist sowie Ernteverluste und Fehlstellen fast vollständig vermieden werden.<br />

Die gebildeten Ganzpflanzenerträge bei den untersuchten einjährigen Pflanzenarten lagen in den Jahren<br />

1994 - 96 zwischen circa 90 und über 200 Dezitonnen (dt) Trockenmasse je Hektar (s. Abb. 8). Die höchsten<br />

Erträge wurden <strong>von</strong> Hirse (Faser- und Futterhirse), Mais und Hanf gebildet, wobei der Hanf in<br />

Müllheim den Mais übertraf (s. Anhang Tab. A 33). Beim Wintergetreide wurden im Mittel Erträge um<br />

circa 130 dt TM/ha (das entspricht etwa 150 dt/ha bei 86 % Trockensubstanz) er<strong>mit</strong>telt. Deutlich niedriger<br />

war der gebildete Ertrag beim Sommerroggen <strong>mit</strong> durchschnittlich über 90 dt TM/ha.<br />

dt TM/ha<br />

ø Gebildet ø Geerntet Median Median<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Hafer<br />

Sommertriticale<br />

Sommerroggen<br />

Wintertriticale<br />

Winterroggen<br />

Wintergerste<br />

Mais<br />

Hirse<br />

Winterraps<br />

Sonnenblumen<br />

Hanf<br />

Abb. 8: Spanne der Erträge oberirdischer Biomasse bei einjährigen <strong>Energiepflanzen</strong> 1994 - 96<br />

Auf den Großparzellen wurde verfahrenstechnisch bedingt nicht der gesamte gebildete Ganzpflanzenertrag<br />

geerntet: Der niedrigste Ertrag wurde bei Winterraps in Müllheim geerntet. Er wurde durch die<br />

hohe Stoppel infolge des angewandten Ernteverfahrens <strong>mit</strong> Schwadleger, den fast vollständigen Kornverlust<br />

sowie hohe Bröckelverluste beim Pressen beeinflußt (s. Anhang Tab. A 28). Der etwa gleich hohe<br />

Ertrag bei Sonnenblumenganzpflanzen wurde aufgrund des totalen Kornverlustes infolge des späten<br />

Erntetermins ausschließlich vom Stroh gebildet. Im Mittel ebenfalls niedrige Erträge zwischen circa 55 bis<br />

über 70 dt TM/ha wurden bei den Sommergetreidearten (Sommertriticale, -roggen) erzielt. Die große<br />

Spanne bei Sommertriticale ist auf den sehr niedrigen Ertrag 1995 <strong>mit</strong> knapp 30 dt in Gambsheim bzw.<br />

den höchsten Ertrag beim Sommergetreide <strong>mit</strong> fast 85 dt in Müllheim 1996 zurückzuführen (s. Anhang<br />

Tab. A 33). In Gambsheim wurde die Sommertriticale in Frässaat ausgebracht, wie alle Kulturen an<br />

diesem Standort Mitte März <strong>mit</strong> 100 kg N/ha auf einem sehr durchlässigen Boden gedüngt und nicht<br />

gegen Unkräuter behandelt (s. Anhang Tab. A 3). Der Median liegt zwischen dem <strong>von</strong> Hafer und<br />

Sommerroggen. Die Fähigkeit zur Bildung <strong>von</strong> Ganzpflanzenertrag nimmt demnach vom Hafer zum<br />

Sommerroggen ab.<br />

15


Höhere Ganzpflanzenerträge wurden beim Wintergetreide geerntet. Sie lagen im Schnitt zwischen 80 und<br />

knapp 100 dt TM/ha (entsprechend 93 und 115 dt bei 86 % TS) und nehmen <strong>von</strong> der Wintertriticale über<br />

den Winterroggen zur Wintergerste ab. Die große Spanne bei Wintertriticale ist wiederum auf den Standort<br />

Gambsheim zurückzuführen <strong>mit</strong> der dort angewandten sehr extensiven Bestandesführung. Dafür ist<br />

die Differenz zu den gebildeten Erträgen geringer als bei den beiden anderen Arten. Einerseits ist dies auf<br />

die geringeren Kornverluste beim angewandten Ernteverfahren <strong>von</strong> durchschnittlich 2 Prozent des Ganzpflanzenertrages<br />

gegenüber 4 % beim Roggen bzw. 5 % bei Gerste zurückzuführen (s. Anhang Tab. A 21<br />

- 23). Andererseits wies Triticale eine geringere Lagerneigung auf als der Roggen, der dadurch eine längere<br />

Stoppel <strong>von</strong> bis zu 30 cm in Müllheim 1995 (Durchschnitt des Bestandes) hinterließ (s. Anhang Tab. A 34<br />

- 46). Bei der Wintergerste ist die größere Differenz auch auf den in Relation zur Pflanzenhöhe <strong>von</strong> circa<br />

110 cm hohen ‘Ertragsanteil’ der durchschnittlich 18 cm hohen Stoppel zurückzuführen.<br />

140<br />

120<br />

dt TM/ha<br />

Müllheim Gambsheim Binsdorf<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1994 1995 1996 1997 1994 1995 1996 1994 1995 1996<br />

Wintertriticale Winterroggen Wintergerste<br />

Abb. 9: Ganzpflanzenerträge <strong>von</strong> Wintergetreide an drei Standorten 1994 - 97<br />

In Abbildung 9 ist deutlich der Standorteinfluß auf die Bildung des Ganzpflanzenertrags bei Wintergetreide<br />

zu sehen. Am kühleren und feuchteren Standort Binsdorf sind die geernteten Erträge bei allen drei<br />

Arten in allen Jahren höher als an den beiden Standorten der Rheinebene und erreichen bei Wintertriticale<br />

über 120 dt TM/ha (1995), bei Winterroggen knapp 100 dt sowie bei Wintergerste fast 80 dt TM/ha. Der<br />

höhere Ertrag in Binsdorf ist bei Triticale und Roggen offenbar auf eine höhere Strohbildung als an den<br />

anderen Standorten zurückzuführen. In Binsdorf weisen beide Arten zumindest im Jahr 1995 bzw. weist<br />

die Triticale 1996 ein weites Korn : Strohverhältnis <strong>von</strong> bis zu 1: 2,8 auf (s. Anhang Tab. A 21 - 23). Bei<br />

Wintergerste tritt dieser Effekt nicht auf. Der sehr niedrige Ertrag in Gambsheim ist auf die oben bereits<br />

beschriebene extensive Art der Bestandesführung zurückzuführen. Weiterhin ist in Abbildung 9 der Einfluß<br />

der Jahre auf den Ganzpflanzenertrag zu erkennen. Im ‘schlechteren’ Getreidejahr 1996 wurde bei<br />

Triticale gegenüber dem Vorjahr in Müllheim fast 30 dt, in Binsdorf fast 15 dt TM/ha weniger geerntet.<br />

Bei Wintergerste waren es in Müllheim über 20 dt weniger. Beim Winterroggen trat kein ertragsmindernder<br />

Jahreseinfluß an beiden Standorten auf. Die Großflächenerträge lagen im Bereich der in Bayern festgelegten<br />

Mindestablieferungsmenge für den <strong>Anbau</strong> nachwachsender Rohstoffe auf Stillegungsflächen zur<br />

Energieerzeugung bei Wintergetreide <strong>mit</strong> 70 bis 100 dt/ha bzw. bei Sommergetreide <strong>mit</strong> 35 bis 45 dt/ha<br />

(BLW 30/1997).<br />

Die geernteten Erträge bei Maisganzpflanzen liegen bei teilweise sehr späten Ernteterminen im Durchschnitt<br />

über vier Standorte (Müllheim, Vendenheim, Gambsheim, Binsdorf) und zwei Jahre bei über 100<br />

dt TM/ha bzw. bei 110 dt (ohne den Standort Gambsheim). Die späten Erntezeitpunkte Ende<br />

Januar/Anfang Februar führen zu den entsprechenden Trockenmasseverlusten gegenüber den gebildeten<br />

16


Erträgen <strong>von</strong> fast 160 dt Trockenmasse pro Hektar (s. Anhang Tab. A 27). Sie ermöglichen jedoch die<br />

Beerntung <strong>von</strong> fast lagerfähigem Gut <strong>mit</strong> z.B. 25 % Feuchte in Müllheim bzw. 28 % in Binsdorf im Jahr<br />

1994.<br />

Beim Hanf wurde im Versuchsjahr 1996 ungefähr die Hälfte des im September gemessenen Biomasseertrags<br />

<strong>von</strong> fast 150 dt TM/ha geerntet (bei unterschiedlicher Erntetechnik). Der hohe gebildete Ertrag<br />

war u.a. auf die enorme Wuchshöhe <strong>von</strong> knapp 370 cm zurückzuführen (s. Abb. 10). Der Unterschied ist<br />

zum einen im Ernteverfahren zu suchen, wo in Binsdorf durch das mehrmalige Wenden vor dem Pressen<br />

entsprechende Bröckelverluste auftraten. Zum anderen wurde bei den späten Ernteterminen im Februar/<br />

März, der im Hinblick auf eine Senkung des Wasser- und des Chlorgehaltes gewählt wurde, durch den fast<br />

völligen Blattverlust der Trockenmasseertrag reduziert.<br />

Die größte Differenz zwischen den beiden Erträgen<br />

(Probeschnitt, Großparzelle) weist die Hirse<br />

am Standort Müllheim auf. Die hohen Verluste<br />

sind überwiegend auf die sehr späten Erntezeitpunkte,<br />

die lange Stoppel infolge starken Lagers<br />

und die Erntetechnik (Mähbalken) zurückzuführen<br />

(s. Anhang Tab. A 28 u. A 41). Die unterschiedliche<br />

Bestandesführung entsprechend den<br />

zwei Nutzungsarten Faser- (geringere Bestandesdichte)<br />

und Futterhirse (höhere Bestandesdichte)<br />

hat einen entscheidenden Einfluß auf die Höhe<br />

der Erträge.<br />

Bei den untersuchten einjährigen Kulturarten<br />

bieten sich für eine hohe Biomasseproduktion bei<br />

lagerfähigem Erntegut vor allem die Wintergetreidearten<br />

in der Reihenfolge Triticale, Roggen<br />

und Gerste an. Dasselbe gilt für Hanf als Festbrennstoff,<br />

bei dem der günstigste Erntezeitpunkt<br />

und die entsprechende Erntetechnik noch zu<br />

testen sind. Falls der Wassergehalt bei der Ernte<br />

(Erntefeuchte) wegen nicht notwendiger Lagerung<br />

oder nachfolgender Verfahrensschritte nicht stark<br />

begrenzt ist, sind auch Mais bzw. Hirse auf Standorten<br />

in der Rheinebene geeignet, größere Biomassemengen<br />

als das Wintergetreide zu erzeugen.<br />

Bei den fünf untersuchten mehrjährigen Arten<br />

weist die Pappel am ‘Beregnungsstandort’ Grißheim<br />

die höchste jährliche Biomasseproduktion<br />

Abb. 10: Hanf bildet große Biomassemengen<br />

pro Hektar <strong>mit</strong> fast 150 Dezitonnen Trockenmasse auf (s. Abb. 11). Im Vergleich dazu ist die Leistung<br />

der Weiden im Mittel <strong>mit</strong> über 80 Dezitonnen geringer. Am Standort Grißheim liegt der Ertrag <strong>mit</strong><br />

durchschnittlich 116 dt TM/ha und Jahr weniger unter dem Pappelertrag als an den beiden nicht beregneten<br />

Standorten Müllheim und Binsdorf <strong>mit</strong> circa 67 Dezitonnen (s. Anhang Tab. A 33).<br />

Miscanthus liegt zwischen den beiden schnellwachsenden Baumarten <strong>mit</strong> durchschnittlich fast 125 dt<br />

TM/ha, wobei sich der 1988 gepflanzte Bestand in Grißheim <strong>mit</strong> 128 dt kaum <strong>von</strong> dem 1994 in Müllheim<br />

gepflanzten <strong>mit</strong> 120 dt unterscheidet. Das Gras ist <strong>mit</strong> im Mittel unter 60 dt TM/ha am ertragsärmsten<br />

und wird vom Topinambur <strong>mit</strong> unter 70 dt TM/ha leicht übertroffen. Beide weisen jedoch dieselben<br />

Höchsterträge <strong>mit</strong> circa 85 dt TM/ha bei einem Schnitt auf.<br />

17


200<br />

dt TM/ha/a<br />

Durchschnitt<br />

Median<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Gras Topinambur Miscanthus Weiden Pappel<br />

Abb. 11: Großparzellenerträge (Höchst-/Tiefstwerte) mehrjähriger <strong>Energiepflanzen</strong> 1994 - 96<br />

Beim Gras ist der Einfluß der Nutzungsjahre und des Standortes auf den Ertrag bei einer Schnittnutzung<br />

in Abbildung 12 deutlich zu erkennen. Er nahm bei dem an den Standort angepaßten Glatthaferbestand -<br />

der Glatthafer setzte sich zu fast 100 % gegenüber dem Mischungspartner bei der Aussaat, dem Rohrglanzgras,<br />

durch - in Müllheim <strong>von</strong> über 80 dt TM/ha bei jährlich gleicher Stickstoffdüngung kontinuierlich<br />

auf über 50 dt TM/ha ab. Neben dem Alterungseffekt dürfte auch die zunehmende Verunkrautung<br />

<strong>mit</strong> Beinwell, der 1995 einmal erfolglos chemisch bekämpft wurde, die Ursache für die Abnahme sein<br />

(s. Anhang Tab. A 43). Die zunehmende Verunkrautung durch Distel dürfte für den ähnlichen Effekt<br />

beim Deutschen Weidelgras in Binsdorf verantwortlich sein. Dort sank der Ertrag <strong>von</strong> über 50 dt auf<br />

beinahe 30 dt TM/ha im Jahr 1996. Die verwendeten Grasarten waren offenbar auch nicht an den Standort<br />

und die extensive Einschnittnutzung angepaßt.<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

dt TM/ha<br />

Müllheim<br />

Binsdorf<br />

1994 1995 1996 1994 1995 1996<br />

Gras<br />

Glatthafer (Müllheim); Dt. Weidelgras (Binsdorf)<br />

Topinambur<br />

Abb. 12: Erträge <strong>von</strong> Gras und Topinambur (oberirdische Biomasse) 1994 - 96<br />

18


Topinambur lag zunächst beim gleichen Ertragsniveau <strong>von</strong> über 80 Dezitonnen oberirdischer Trockenmasse<br />

pro Hektar wie das Gras in Müllheim. An beiden Standorten stabilisiert sich der Ertrag bei rund 60<br />

Dezitonnen.<br />

Das an den zwei Standorten der Rheinebene, Grißheim und Müllheim, untersuchte Chinaschilf<br />

(Miscanthus) unterscheidet sich beim <strong>Anbau</strong> durch unterschiedliche Pflanzjahre und die Beregnung auf<br />

dem sehr durchlässigen Boden am Standort Grißheim. Dort scheint sich der Ertrag des 1988 gepflanzten<br />

Bestandes auf einem Niveau <strong>von</strong> etwa 130 dt TM/ha zu halten (s. Abb. 13). Die dortige Beregnung ist an<br />

dt TM/ha<br />

1992 1993 1994 1995 1996 ø<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Grißheim '88 * Müllheim '94 ** Müllheim '95 **<br />

* Misc. flor. japonicus (beregnet); ** Misc. sin. 'Gigantheus'<br />

Abb. 13: Erträge <strong>von</strong> Miscanthus in Grißheim und Müllheim 1992 - 97<br />

die Körner- bzw. Saatmaisproduktion angepaßt und setzt i.d.R. im Juni ein. Sie hat deswegen möglicherweise<br />

nicht die ertragssteigernde Wirkung wie eine den Austrieb fördernde Frühjahrsberegnung. Daneben<br />

ist eine Ertragsdepression durch die un<strong>mit</strong>telbar benachbarte Pappelparzelle <strong>mit</strong> ihrem dem Wachstum<br />

entsprechenden Wasserverbrauch zu erwarten. Die 1994 in Müllheim gepflanzte andere Miscanthusform<br />

(Miscanthus sinensis 'Giganteus') hat nach drei Aufwuchsjahren bereits einen Durchschnittsertrag <strong>von</strong><br />

120 dt Trockenmasse je Hektar. Dies dürfte auf den tiefgründigen Boden <strong>mit</strong> gutem Wasserhaltevermögen<br />

und die optimale Unkrautbekämfung in den ersten beiden Jahren zurückzuführen sein. Der 1994 am<br />

gleichen Standort gepflanzte Miscanthus entspricht praktisch einer Nullparzelle ‘Ohne Unkrautbekämpfung<br />

im Pflanzjahr’, da die Unkrautbekämpfung im 1. Jahr zu spät einsetzte und da<strong>mit</strong> nicht zur Wirkung<br />

kam. Durch die Unkrautbekämpfung im 2. Jahr konnte der Ertrag auf knapp 50 Dezitonnen gesteigert<br />

werden.<br />

Bei den an zwei Standorten in der Rheinebene und einem Standort im Albvorland (Binsdorf) angebauten<br />

Weiden ist in Abbildung 14 der Einfluß der Beregnung auf den Trockenmasseertrag zu erkennen. Der<br />

Standort Grißheim hat bei 2- und 3-jährigem Umtrieb etwa doppelt so hohe Erträge wie die zwei nicht<br />

beregneten Standorte Müllheim und Binsdorf. Der starke Abfall in Grißheim 1995 auf knapp<br />

70 dt TM/ha und Jahr ist vor allem auf die erstmalige Ertragser<strong>mit</strong>tlung ohne die weitaus stärker entwickelten<br />

Randreihen zurückzuführen. Außerdem hat die Verunkrautung durch Brombeeren beim letzten<br />

Umtrieb stark zugenommen (s. Anhang Tab. A 46). Der Bestand wurde ein Jahr früher (1988) gepflanzt<br />

als der <strong>mit</strong> 3-jährigen Umtrieb. In Abbildung 15 ist zu erkennen, daß die Parzelle <strong>mit</strong> 2-jährigem Umtrieb<br />

beim einjährigen Trieb trotz Beregnung ein geringeres Längenwachstum aufweist als der gleichaltrige<br />

Trieb in Müllheim. Der Ertragsanstieg in Müllheim bei der 2. Ernte auf fast 87 dt TM/ha/a (2-jähriger<br />

19


180<br />

dt TM/ha/a<br />

Grißheim (beregnet) Müllheim Binsdorf<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1989 1991 1993 1994 1995 1996 1991 1994 1995 1996<br />

2-jähriger Umtrieb<br />

3-jähriger Umtrieb<br />

Abb. 14: Erträge <strong>von</strong> Weiden an drei Standorten 1989 - 96<br />

Umtrieb) und knapp über 50 dt (3-jähriger Umtrieb) ist auf die 1996 verabreichte Stickstoffdüngung <strong>von</strong><br />

35 kg N/ha zurückzuführen. Nach CHRISTERSSON (1995) ist eine Düngung bei schnellwachsenden<br />

Hölzern für eine hohe Biomasseproduktion unabdingbar. Beim 3-jährigen Umtrieb wurde in Müllheim<br />

und Binsdorf bis zur ersten Ernte (bzw. in Grißheim grundsätzlich) kein Stickstoffdünger eingesetzt. Der<br />

400<br />

cm<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

01.04. 7.5. 31.05. 01.07. 01.08. 30.08. 01.10. 31.10.<br />

Weiden M U2 (W4, T2) Weiden G U2 (W7, T1) Weiden M U3 (W4, T1)<br />

Weiden G U3 (W8, T2) Paulownia M (W1, T1) Pappel G U4 (W8, T1)<br />

Abb. 15: Längenwachstum schnellwachsender Baumarten - Müllheim 1996<br />

20


Ertrag in Müllheim ist <strong>mit</strong> über 58 dt geringfügig höher als bei 2-jährigem Umtrieb. In Binsdorf wurden<br />

über 10 dt mehr Trockenmasse geerntet als in Müllheim. Dies kann auf die höheren Niederschläge und<br />

ihre günstigere Verteilung über das Jahr zurückgeführt werden.<br />

5.1.3 Energiebilanz<br />

Werden die Trockenmasseerträge (Großparzelle) der Biomassen <strong>mit</strong> dem Heizwert bewertet, der eng <strong>mit</strong><br />

der tatsächlichen Nutzenergie <strong>von</strong> Brennstoffen korreliert, errechnen sich die niedrigsten Bruttoenergieerträge<br />

<strong>mit</strong> ungefähr 50.000 MJ/ha (entsprechend circa 30 dt TM/ha) bei Sommertriticale (Gambsheim<br />

1995) bzw. 80.000 MJ/ha bei Sommerroggen (Müllheim 1995) <strong>mit</strong> einem Ertrag <strong>von</strong> über 40 dt TM/ha<br />

(s. Anhang Tab. A 47). Mit über 130 dt TM/ha bei Miscanthus (Müllheim 1996) werden knapp 250.000<br />

MJ/ha erzielt. Der Ertrag der Pappel <strong>von</strong> über 200 dt TM/ha/a in Grißheim 1992 bedeutet über 380.000<br />

MJ/ha/a.<br />

Bewertet man die Bruttoenergieerträge nach DEHLI et al. (1989) <strong>mit</strong> dem Heizwert <strong>von</strong> Heizöl Extra<br />

Leicht (circa 35,6 MJ/l), ergeben sich bei den einzelnen Kulturen auf der Basis der Großparzellenerträge<br />

Heizöläquivalente <strong>von</strong> durchschnittlich circa 2600 Liter pro Hektar beim Gras, 2.900 l bei Sommerroggen<br />

bzw. 3900 bis 4700 l/ha beim Wintergetreide und über 6800 l/ha bei Miscanthus (s. Abb. 16).<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

HÄ l/ha *<br />

Müllheim Venden-/Gambsheim Binsdorf ø<br />

0<br />

W-Triticale<br />

W-Roggen<br />

W-Gerste<br />

S-Triticale<br />

Mais<br />

Hanf<br />

Gras<br />

Miscanthus<br />

Topinambur<br />

Weiden<br />

Pappel<br />

* bezogen auf Heizöl EL (35,6 MJ/l)<br />

Abb. 16: Heizöläquivalente ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong><br />

Erfolgt die Bewertung auf Basis der gebildeten Erträge, ergeben sich wesentlich höhere Energieerträge<br />

<strong>von</strong> z.B. durchschnittlich über 6.500 l/ha Heizöläquivalent bei Wintertriticale (s. Anhang Tab. A 47).<br />

Dem Energieertrag bzw. -output ist der Energieaufwand bzw. -input gegenüberzustellen. Nach REIN-<br />

HARDT (1993) werden die Ergebnisse einer Energiebilanz üblicherweise <strong>mit</strong> sogenannten Input/Output-<br />

Faktoren wiedergegeben, d.h. es wird das Verhältnis der Summe aller Energien auf der Inputseite <strong>mit</strong> der<br />

Summe aller Energien auf der Outputseite gebildet. Hier wird nach DIEPENBROCK et al. (1995) ‘lediglich’<br />

Input und Output der Systeme quantitativ gegenübergestellt. Die Energiebilanzen der untersuchten <strong>Energiepflanzen</strong><br />

erlauben daher ‘nur’ eine Bewertung der ‘Effizienz’ der Energieerzeugung in Form des<br />

21


Energiegewinns und keine Bewertung gegenüber dem fossilen Substitut, wie sie REINHARDT (1993)<br />

exerziert. Die hier berücksichtigten Systemgrenzen der Bilanzierung beziehen sich auf die landwirtschaftliche<br />

Seite der Erzeugung, angefangen vom Energiebedarf für die Produktion <strong>von</strong> Betriebs<strong>mit</strong>teln wie<br />

Schlepper, Saatgut, Dünge<strong>mit</strong>tel etc. bis zum Transport der Biomasse zum Kraftwerk. Dabei wurde eine<br />

Transportentfernung <strong>von</strong> 50 km unterstellt, bei der nach KALTSCHMITT et al. (1995) z.B. für Quaderballen<br />

aus Getreideganzpflanzen circa 0,8 % des Energieinhaltes des Erntegutes verbraucht wird. Die<br />

Bilanz wurde für die durchschnittlichen, die niedrigsten und höchsten geernteten sowie gebildeten<br />

Erträge, die im Vorhaben gemessen wurden, errechnet. Dabei wurde die Höhe des mineralischen Stickstoffbedarfes,<br />

der <strong>mit</strong> den höchsten Anteil am Energieinput hat, in Abhängigkeit vom Ertrag berechnet.<br />

Eine Lagerung der Biomassen wurde nicht berücksichtigt.<br />

Die Angaben zu den Energiebilanzen beruhen auf den angewandten <strong>Anbau</strong>verfahren, den angegebenen<br />

Systemgrenzen und den aus der Literatur entnommenen Energieaufwendungen für die einzelnen Posten<br />

und gelten so<strong>mit</strong> für die Ergebnisse im Vorhaben. Die Ergebnisse sind daher nicht ohne weiteres <strong>mit</strong><br />

denen anderer Autoren zu vergleichen.<br />

Bei Wintergetreide wurde beim durchschnittlichen Großflächenertrag etwa 10mal mehr Energie gewonnen<br />

als für die Produktion (frei Kraftwerk, d.h. ohne Berücksichtigung der kraftwerkseitigen Verbrennung)<br />

aufgewendet wurde (s. Tab. 7). Die höheren Werte zwischen etwa 12 und 13 : 1 bei den gebildeten<br />

Tab. 7: Energie-Output:-Input-Verhältnis ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong><br />

Kultur<br />

Ertragsniveau<br />

dt TM/ha<br />

Bruttoenergieertrag<br />

MJ/ha<br />

Energie-Input<br />

MJ/ha<br />

Nettoenergieertrag<br />

MJ/ha<br />

Output:Input =<br />

x:1<br />

W-Triticale min 1<br />

ø 1 53 80<br />

99,30<br />

94 010<br />

173.482<br />

13 325<br />

16.555<br />

80 685<br />

156.927<br />

71<br />

10,5<br />

ø 2 133,36 233.033 19.469 213.565 12,0<br />

max 2 152,20 265.954 20.923 245.031 12,7<br />

W-Roggen min 1 71,01 124.963 13.953 111.011 9,0<br />

ø 1 84,05 147.911 114.541 133.370 10,2<br />

ø 2 129,61 228.088 117.866 210.222 12,8<br />

max 2 155,58 273.790 19.600 254.190 14,0<br />

W-Gerste min 1 71,50 123.466 14.339 109.127 8,6<br />

ø 1 80,32 138.697 14.690 124.006 9,4<br />

ø 2 130,32 225.037 18.561 206.475 12,1<br />

max 2 138,48 239.127 19.147 219.980 12,5<br />

Mais min 1 57,90 103.786 13.780 90.005 7,5<br />

ø 1 102,32 183.409 17.413 165.996 10,5<br />

ø 2 151,50 271.564 22.028 249.535 12,3<br />

max 2 151,80 272.102 22.055 250.047 12,3<br />

Hanf min 1 69,61 119.834 11.717 108.116 10,2<br />

ø 1 79,74 137.290 12.131 125.159 11,3<br />

ø 2 147,53 253.973 14.894 239.079 17,1<br />

max 2 175,86 302.743 16.049 286.694 18,9<br />

Gras min 1 33,30 57.033 8.962 48.071 6,4<br />

ø 1 57,87 99.114 10.527 88.587 9,4<br />

ø 2 77,75 133.162 11.794 121.369 11,3<br />

max 1 86,40 147.977 12.345 135.633 12,0<br />

Miscanthus min 1 89,69 162.473 10.516 151.957 15,5<br />

ø 1 124,27 225.115 12.022 213.093 18,7<br />

max 1 138,81 251.454 12.656 238.799 19,9<br />

Topinambur min 1 57,20 101.839 8.473 93.366 12,0<br />

ø 1 65,77 117.097 8.610 108.487 13,6<br />

ø 2 84,87 151.103 8.911 142.192 17,0<br />

max 2 100,34 178.645 9.155 169.490 19,5<br />

Weiden min 1 50,70 91.508 5.405 86.103 16,9<br />

ø 1 82,63 149.139 6.246 142.893 23,9<br />

max 1 86,83 156.719 6.357 150.362 24,7<br />

1 geernteter Ertrag; 2 gebildeter ~<br />

22


Erträgen zeigen den positiven Effekt der Ertragsteigerung auf die Energiebilanz, wie er auch <strong>von</strong><br />

DIEPENBROCK et al. (1995) sowie BECHER und KALTSCHMITT (1997) festgestellt wurde. Der Energieaufwand<br />

zur Bereitstellung <strong>von</strong> Getreideganzpflanzen (Quaderballen) frei Feuerungsanlage liegt bei den<br />

Durchschnittserträgen ungefähr zwischen 8 und 10 % des Energieinhaltes (s. Abb. 17). Den größten<br />

Anteil am Energieinput hat die Stickstoffdüngung <strong>mit</strong> etwa 1/4 bis 1/3 des Energieaufwands. Ähnliche<br />

Ergebnisse liegen bei Maisganzpflanzen bei der Ernte in Quaderballen vor. Bei einem höheren Energieoutput<br />

durch den höheren Flächenertrag ergibt sich auch ein höherer absoluter Aufwand beim Stickstoffdüngereinsatz.<br />

Ein weiteres Verhältnis <strong>von</strong> Output : Input hat der Hanf <strong>mit</strong> 11 bis 17 : 1 bei den Durchschnittserträgen<br />

(Großfläche, Parzellenschnitt) und der Ernte in Rundballen. Dies ist einerseits auf den<br />

geringen Stickstoffentzug pro Dezitonne Trockenmasse und den dadurch geringeren Energieaufwand und<br />

andererseits durch die hohen Trockenmasseerträge zurückzuführen. Der Anteil des gesamten<br />

Energieaufwandes am Energieinhalt des Hanfes liegt bei knapp 9 bzw. 6 % (s. Anhang Tab. 48 - 56).<br />

250000<br />

MJ/ha<br />

200000<br />

Saatgut Maschineneinsatz N P K Pestizide Energiegewinn<br />

10,5 : 1<br />

18,7 : 1<br />

150000<br />

10,0 : 1<br />

11,3 : 1<br />

13,6 : 1<br />

23,9 : 1<br />

100000<br />

9,4 : 1<br />

50000<br />

0<br />

Wintergetreide<br />

Mais<br />

Hanf<br />

Abb. 17: Energie-Output : -Input - Verhältnis bei ausgewählten Energieganzpflanzen<br />

(Großflächenertrag)<br />

Gras<br />

Miscanthus<br />

Topinambur<br />

Weiden<br />

Das Gras hat trotz niedrigem Energieinput beim durchschnittlichen Großflächenertrag das engste<br />

Output-Input-Verhältnis der dargestellten <strong>Energiepflanzen</strong>. Dies ist auf den niedrigen Großflächenertrag<br />

<strong>von</strong> durchschnittlich circa 58 dt TM/ha zurückzuführen, wodurch sich der Anteil des Energieaufwandes<br />

am Energieertrag erheblich bemerkbar macht (s. Anhang Tab. 53). Beim durchschnittlich gebildeten Ertrag<br />

<strong>von</strong> circa 78 dt/ha wird über 11-mal mehr Energie gewonnen als aufgewandt wurde. Bei Miscanthus<br />

ergibt sich durch einen ebenfalls niedrigen Energieinsatz bei der Produktion und dem hohen Flächenertrag<br />

<strong>von</strong> über 124 dt TM/ha ein knapp 19mal höherer Energiegewinn als Energieaufwand. Mit zunehmendem<br />

Ertrag erhöht sich der Quotient auf fast 20 (s. Tab. 7). Bei einem Energieaufwand <strong>von</strong> über 7 %<br />

des Bruttoenergieertrags für die Produktion und Bereitstellung <strong>von</strong> Topinamburkraut und bei einem<br />

Ertrag <strong>von</strong> circa 70 dt TM/ha wird etwa 17mal mehr Energie gewonnen. Dabei beeinflußen der geringe<br />

Stickstoffentzug bzw. die geringe Stickstoffdüngung, die aufgrund der Nährstoffrückfuhr durch die<br />

Blätter ausgelassene Grunddüngung und der fehlende Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teleinsatz das Verhältnis günstig.<br />

Dasselbe gilt für die Weiden, die bei einem relativ geringen Energieaufwand <strong>von</strong> etwas über 6.000 MJ pro<br />

23


Hektar und Jahr und einem Ertrag <strong>von</strong> über knapp 83 dt TM/ha und Jahr fast 24mal mehr Energie<br />

‘erwirtschaften’. Der geringe Energieinput ist dadurch bedingt, daß praktisch nur Energie für die alle zwei<br />

oder drei Jahre stattfindende Ernte eingesetzt wird, und sich der Aufwand für die Anlage auf die gesamte<br />

Nutzungsdauer <strong>von</strong> z.B. 15 Jahren ‘verteilt’.<br />

Beim Vergleich der Biomassen untereinander sind - aus Sicht der Energiebilanz - solche zu bevorzugen,<br />

die ein weites Verhältnis <strong>von</strong> Output zu Input bei hohem absolutem Energiegewinn haben. Dazu ist in<br />

den untersuchten Fällen vor allem Miscanthus zu zählen.<br />

Die Ergebnisse decken sich <strong>mit</strong> denen anderer Autoren, wobei für die einzelnen Kulturen allerdings große<br />

Schwankungsbreiten vorliegen. Für Getreideganzpflanzen, Miscanthus und Holz aus Kurzumtriebsplantagen<br />

errechnet KTBL (1995) ein Output:Input-Verhältnis <strong>von</strong> 8,5 : 1 sowie 19,7 : 1 bzw.<br />

14,2 : 1. DIEPENBROCK et al. (1995) weisen für Energiegetreide 9 bis 12 : 1 bzw. bei Triticale 14,5 : 1<br />

sowie 5 bis 27 : 1 bei Kurzumtriebshölzern aus. Bei BLOK et al. (1995) wird für den <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> Weiden<br />

ein Verhältnis <strong>von</strong> 23 bis 26:1 angegeben, das in der Zukunft durch Verbesserung des <strong>Anbau</strong>es auf etwa<br />

50 erhöht werden soll. Ebenfalls beachtliche Spannen sind in der Literaturrecherche <strong>von</strong> SCHOL und<br />

KAULFUß (1995) vorzufinden. Für schnellwachsende Hölzer wird eine Spanne <strong>von</strong> 17,3 : 1 bis 28,8 : 1; für<br />

Miscanthus <strong>von</strong> 7,6 : 1 (Pellets) bis 24,8 : 1 (Ballen); für Getreideganzpflanzen 4,5 bis 15,8 sowie für<br />

Heuballen 10 : 1 angegeben.<br />

Die absolute Höhe der Energiebilanzen sagt noch nichts darüber aus, ob die energetische Nutzung <strong>von</strong><br />

fester Biomasse - abgesehen vom Treibhauspotential aufgrund der weitgehenden CO 2-Neutralität - auch<br />

hinsichtlich der Emissionen gegenüber den fossilen Energieträgern zu bevorzugen ist. Nach BECHER und<br />

KALTSCHMITT (1997) kann feste Biomasse zu höheren Stoffreisetzungen im Vergleich zu substituierbaren<br />

fossilen Energieträgern führen. Dabei weisen Hölzer wegen ihrer stofflichen Zusammensetzung geringere<br />

Emissionen als halmgutartige Biomassen auf und sollten deshalb bevorzugt werden. Von den möglichen<br />

Nutzungskonzepten wäre zur Zeit die Zufeuerung <strong>von</strong> Biomasse in Stein- und Braunkohlekraftwerken<br />

aus energetischer und ökologischer Sicht sowie aus Kostengründen sinnvoll.<br />

5.1.4 Lagerung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong><br />

Bei den in Quaderballen geernteten <strong>Energiepflanzen</strong> (Getreide, Gras) wurde nach der Ernte die Temperatur<br />

gemessen, um mögliche Erwärmungen zu erkennen. Die Ballen wurden im Freien gelagert und <strong>mit</strong><br />

einer Kunststoffplane abgedeckt. Nach circa einem Jahr wurden einige Ballen geöffnet, um den Zustand<br />

zu kontrollieren.<br />

Die Ballen wiesen bei der Ernte Innentemperaturen <strong>von</strong> ungefähr 25 bis 40 °C auf (s. Tab. 8). Bei der<br />

Wintertriticale 1995 erwärmten sich die Ballen in der 2. und 3. Woche auf knapp unter 50°C, kühlten<br />

danach aber wieder auf etwa 30°C ab. Dies ist auf den im Vergleich zu den anderen Jahren und Arten<br />

höheren Wassergehalt <strong>von</strong> 19 % zurückzuführen.<br />

Bei der Wintertriticale 1995 erwärmte sich ein Ballen sogar kurzfristig auf 60 °C, kühlte aber innerhalb<br />

<strong>von</strong> ungefähr 2 Wochen auf ca. 30 °C ab. Die Erwärmung dürfte auf den beim Pressen noch nicht vollständig<br />

abgetrockneten Anteil <strong>von</strong> Quecke zurückzuführen sein. Der erwärmte Ballen wies beim Öffnen<br />

nach über 3 Monaten nesterartig verteilt Schimmel auf.<br />

Bei den Ballen aus der Ernte 1994 wurden nach einjähriger Lagerung Lang- oder Bodenwanzen<br />

(Rhyparochromus vulgaris), die allerdings keine Schäden verursachen, und ein niedriger Besatz an Mäusen<br />

vorgefunden. Bei den bei der Ernte 1995 geenrteten Ballen wurden nach einjähriger Lagerung unter undichten<br />

Stellen der Abdeckplane Verschimmelungen im Ballen festgestellt. Außerdem waren in den<br />

Ballenstapeln ein sehr starker Befall <strong>mit</strong> Ratten sowie ein schwacher Befall <strong>mit</strong> Mäusen festzustellen. Es<br />

spricht also einiges dafür, Getreideganzpflanzenballen nicht sehr lange und möglichst unter einem stabilen<br />

Regenschutz (Dach) <strong>mit</strong> entsprechender vorbeugender Bekämpfung <strong>von</strong> Vorratsschädlingen zu lagern. In<br />

Ballen, die zumindest ein Jahr ‘überwintern’, nimmt der Wassergehalt offenbar infolge nicht vermeidbaren<br />

Wasserzuganges geringfügig zu, was zu Gärvorgängen und da<strong>mit</strong> höheren Temperaturen als bei der Ernte<br />

führen kann.<br />

24


Die 1996 geernteten Weiden in Müllheim wurden direkt nach der Ernte als Ganzpflanze in Bündeln und<br />

aufgestapelt am Feldrand ohne jede Abdeckung gelagert, um den Verlauf der Abtrocknung zu verfolgen.<br />

Der bei der Ernte festgestellte Wassergehalt <strong>von</strong> ca. 50 % reduzierte sich bis Ende Mai auf 20 % (s. Abb.<br />

18). Er blieb bis Anfang Oktober konstant bzw. nahm noch geringfügig weiter ab. Der Wassergehalt <strong>von</strong><br />

Holz aus Schnellwuchsplantagen wird aus Gründen der Logistik diskutiert. Zum einen wirkt er sich<br />

nachteilig auf Transportkosten aus, zum anderen ist er hinsichtlich der Hygiene der Atemluft beim Bedienungspersonal<br />

einer Biomasseanlage bedenklich, da sich bei der Lagerung <strong>von</strong> feuchten Holzhackschnitzeln<br />

Pilze und deren Sporen bilden können (JIRJIS 1995).<br />

Tab. 8: Lagerung <strong>von</strong> Quaderballen in Müllheim 1994 - 96 (Feld, Abdeckplane)<br />

Ballentemperatur nach Ernte Zustand nach<br />

Jahr Wasser- 1.Woche 2. Woche 3. Woche 4. Woche 1 Jahr Lager<br />

gehalt<br />

Einheit % °C °C °C °C<br />

W-Triticale 1994 4,7 26-28 20-25 allgemein:<br />

1995 18,9 30-60 37-46 32-47 28-36<br />

1996 8,3 36-39 28 ca. 20 % Feuchte,<br />

W-Roggen 1994 6,2 25-29 25-27 58°C<br />

1995 6,2 33 22 29-30 Ratten, Mäuse<br />

1996 23,2 32-37 Bodenwanzen<br />

W-Gerste 1994 20,1 27-33 28-35 24-25 z.T. Schimmel<br />

1995<br />

1996 11,2 30-31<br />

Gras 1994 3,8 30-32 20-27 25-36 21-24<br />

1995 7,3 29-30 27 30 20 % Feuchte,<br />

1996 9,3 26-28 24 70°C<br />

Bei der Lagerung <strong>von</strong> Energieganzpflanzen ist für mögliche Kraftwerkbetreiber der höhere Lagerraumbe-<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

% H 2 O<br />

0<br />

29.2. 31.05. 03.07. 1.8. 30.08. 1.10.<br />

29.2.96 31.5.96 3.7.96 1.8.96 30.8.96 1.10.96<br />

(Ernte)<br />

Wassergehalt (%) 49,4 19,4 15,4 12,1 16,4 16,7<br />

Abb. 18: Trocknung <strong>von</strong> Weidentrieben in Müllheim 1996 (Feld, ohne Abdeckplane)<br />

25


darf im Vergleich zum fossilen Energieträger <strong>von</strong> Bedeutung. In Tabelle 9 ist die Energiedichte <strong>von</strong> in<br />

Ballen geernteten <strong>Energiepflanzen</strong> im Vergleich zu Weidenhäcksel dargestellt.<br />

Die Getreideganzpflanzen haben bei einem Raumgewicht zwischen etwa 200 und 250 kg pro Kubikmeter<br />

eine gegenüber Steinkohle fast 6-fach geringere Energiedichte, d.h. sie benötigen fast 6 mal soviel Lagerraum<br />

bei der gleichen Energiemenge. Die Gerste <strong>mit</strong> einem i.d.R. hohen Kornanteil im Ballen beansprucht<br />

weniger Volumen als Roggen und Triticale (s. auch Anhang Tab. A 21-32). Im Vergleich zu<br />

leichtem Heizöl benötigen Quaderballen <strong>mit</strong> Getreideganzpflanzen etwa 10-mal mehr Lagerraum.<br />

Der im Rundballen geerntete Hanf hat <strong>von</strong> den dargestellten Biomassen die geringste Energiedichte aufgrund<br />

des geringen Raumgewichtes. Sie liegt aber <strong>mit</strong> 2,7 GJ/m³ noch über einem Strohballen <strong>mit</strong> etwa 2<br />

GJ/m³. Die Energiedichte <strong>von</strong> Grasballen liegt zwischen Hanf und Getreide. Diejenige <strong>von</strong> Weidenhäckselgut<br />

ist <strong>mit</strong> der <strong>von</strong> Gersteganzpflanzen in Quaderballen vergleichbar.<br />

Tab. 9: Lagerraumbedarf ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong><br />

W-Triticale W-Roggen W-Gerste Hanf Gras Weide<br />

Raumgewicht dt/m³<br />

(86 % TS)<br />

Quaderballen 2,07 2,06 2,47 - 2,00 -<br />

Rundballen - - - 1,70 - -<br />

Häcksel - - - - - 2,50<br />

Heizwert H u J/g (lftr.) 15564 15795 15510 15576 15296 16566<br />

Energiedichte GJ/m³ 3,2 3,3 3,8 2,7 3,1 3,7<br />

rel. zu Steinkohle * x:1 6,3 6,3 5,3 7,4 6,5 5,4<br />

rel. zu Heizöl ** x:1 11,3 11,2 9,4 13,2 11,6 9,6<br />

* 1 m³ = ca. 800kg = ca. 20 GJ; ** Heizöl EL = 35,615 GJ/m³<br />

5.1.5 Aspekte des umweltgerechten <strong>Anbau</strong>es <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong><br />

Im folgenden Kapitel wird auf die zwei wichtigsten Aspekte einer umweltgerechten Landbewirtschaftung,<br />

den Einsatz <strong>von</strong> Dünge- und Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teln, eingegangen.<br />

Beim Pflanzenschutz darf vereinfacht da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß die Form - mechanisch oder<br />

chemisch - sowie die Art und die Zahl der Anwendungen <strong>von</strong> Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teln eine gewisse Aussagekraft<br />

über den Grad der umweltgerechten Bewirtschaftung besitzen.<br />

Bei Hanf und den mehrjährigen Kulturen Gras, Topinambur und Weiden wurden keine Pflanzenschutz<strong>mit</strong>tel<br />

eingesetzt (s. auch Anhang Tab. A 1 - 9). Bei Miscanthus wurde vor der Pflanzung und im 1. bzw.<br />

2. Aufwuchsjahr Unkraut chemisch sowie mechanisch bekämpft. Im 3. Jahr nach der Pflanzung war keine<br />

Unkrautbekämpfung mehr notwendig. Bei den übrigen Kulturen wurde das Unkraut <strong>mit</strong> ein bis zwei<br />

Herbizidanwendungen (Getreide) bzw. zusätzlich <strong>mit</strong> der Unkrauthacke (Mais, Hirse) bekämpft. Andere<br />

Pflanzenschutz<strong>mit</strong>tel als Herbizide kamen in keinem Fall zur Anwendung.<br />

Tab. 10: Pflanzenschutz bei ausgewählten <strong>Energiepflanzen</strong> an den Versuchsstandorten<br />

(Zahl der Anwendungen)<br />

Getreide Mais Hirse Hanf Gras Misc. Topinambur Weiden<br />

Unkrautbekämpfung<br />

- mechanisch 0 1 1 0 0 1<br />

0 0<br />

(1. Jahr)<br />

- chemisch 1 - 2 1 - 2 1 - 2 0 0 1<br />

0 0<br />

(vor<br />

Pflanz.)<br />

Sonst. Pflanzenschutz 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Um die Auswirkungen des <strong>Anbau</strong>s <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> und der Ernte <strong>von</strong> Ganzpflanzen auf die Bodenfruchtbarkeit<br />

und ggfs. auf die Grundwasserqualität zu erfassen, wurden im Rahmen des Vorhabens<br />

26


Bodenuntersuchungen durchgeführt. Es wurden jährlich die N min-Rückstände im Boden nach der Ernte<br />

gemessen sowie eine Grundbodenuntersuchung (P, K, Mg, pH-Wert, Humus, Gesamt-N) durchgeführt,<br />

um die Auswirkungen der vollständigen Abfuhr des oberirdischen Aufwuchses u. a. auch auf den<br />

Humusgehalt zu erfassen.<br />

In Tabelle 11 ist zu erkennen, daß der <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> hinsichtlich der Auswaschungsgefahr<br />

<strong>von</strong> Nitrat aus dem Boden ins Grundwasser nach der Ernte insgesamt eine eher geringe Gefahr darstellt,<br />

da die N min-Werte nach der Ernte zwischen 2 und 61 kg N/ha lagen. Eine Ausnahme hier<strong>von</strong> bildet<br />

Binsdorf, wo die N min-Werte bei Getreide im Jahr 1995 bei über 200 kg N bzw. in den beiden übrigen<br />

Jahren bei 55 bis über 80 kg N/ha und da<strong>mit</strong> höher als beim Getreide in Müllheim lagen. Dies dürfte vor<br />

allem auf die während der Vegetationsperiode lang anhaltende Mineralisierung <strong>von</strong> Stickstoff - also auch<br />

noch bei der Getreideernte - in dem stark humosen Boden zurückzuführen sein. Die Stickstoffdüngergaben<br />

beim Getreide waren in Binsdorf <strong>mit</strong> maximal 90 kg N/ha sogar niedriger als in Müllheim<br />

(s. Anhang Tab. A 17-20). Die niedrigsten N min-Werte in Müllheim wurden unter Gras <strong>mit</strong> Werten unter<br />

10 kg N/ha gemessen. Ebenfalls niedrige Werte wurden unter den Weiden vorgefunden, wo im Herbst<br />

bzw. Frühjahr die Werte zwischen 2 und 12 kg N/ha lagen.<br />

Tab. 11: Bodenuntersuchungen bei ausgewählten Versuchsparzellen bzw. <strong>Energiepflanzen</strong> in<br />

Müllheim und Binsdorf 1994 - 96<br />

Standort/ Kultur Jahr Humus pH P 2O 5 K 2O N min bei Ernte<br />

Parzelle % mg/100g mg/100g kg N/ha (0-90 cm)<br />

M ü l l h e i m<br />

Parz. 2 W-Gerste 1994 1,8 5,8 12 23 26<br />

W-Roggen 1995 1,7 6,6 13 30 34<br />

W-Triticale 1996 1,2 6,0 12 27 31<br />

Parz. 4 Mais 1994 1,7 6,8 11 17 61<br />

S-Triticale 1995 1,6 6,6 13 25 13<br />

W-Gerste 1996 1,4 6,2 10 22 17<br />

Parz. 8 W-Roggen 1994 1,8 6,1 16 19 16<br />

Miscanthus 1995 1,7 6,3 17 25 45<br />

Miscanthus 1996 1,9 6,3 15 24 4<br />

Parz. 9 Gras 1994 2,2 7,0 19 15 5<br />

1995 2,1 6,4 17 18 8<br />

1996 1,8 6,7 20 21 5<br />

Parz. 10 Topinambur 1994 n.a. 5,8 12 14 n.a.<br />

1995 2,3 6,7 15 22 43<br />

1996 2,6 6,5 15 24 23<br />

Parz. 11 Weiden 1994 2,4 6,5 15 15 10<br />

1995 2,2 6,5 19 19 12<br />

1996 2,7 6,7 18 20 2<br />

B i n s d o r f<br />

Parz. 1 S-Triticale 1994 8,5 6,5 5 8 73<br />

W-Roggen 1995 n.a. n.a n.a. n.a. 165<br />

W-Gerste 1996 8,5 .6,8 6 8 75<br />

Parz. 3 Hafer 1994 10,1 6,7 4 6 82<br />

W-Triticale 1995 n.a. n.a. n.a. n.a. 221<br />

W-Roggen 1996 9,9 6,2 7 9 55<br />

n.a. = nicht analysiert<br />

Weiterhin beachtenswert ist der Verlauf des Humusgehaltes bei den verschiedenen Fruchtfolgen bzw.<br />

Kulturen in den drei Untersuchungsjahren. Bei den reinen Getreidefruchtfolgen in Müllheim (ohne jeden<br />

27


Humusersatz wie z.B. Stroh oder Zwischenfrüchte) zeigt sich deutlich, daß bei der Ernte der Getreideganzpflanzen<br />

(Korn und Stroh) der Humusgehalt jährlich zurückgeht.<br />

In der Parzelle 8, wo auf Winterroggen zwei Jahre Miscanthus folgen, deutet sich dagegen eine Zunahme<br />

des Humusgehaltes an (s. Anhang Tab. A 13). Sie ist auf die bei der Ernte bereits überwiegend abgefallenen<br />

und auf dem Feld verbleibenden Blattreste, die Zunahme der Wurzelmasse sowie die fehlende<br />

Bodenbearbeitung zurückzuführen. Bei den übrigen mehrjährigen Kulturen Gras, Topinambur und<br />

Weiden, die 1993 bzw. 1994 auf Ackerland gesät bzw. gepflanzt wurden, ist ein ähnlicher Effekt zu<br />

beobachten.<br />

Bemerkenswert hinsichtlich der Versorgung des Bodens <strong>mit</strong> den Hauptnährstoffen Phosphor und Kalium<br />

ist ferner, daß bei den mehrjährigen Kulturen (wie z.B. bei den Weiden) auch bei fehlender Grunddüngung<br />

die Gehalte im Oberboden ansteigen. Dies dürfte vor allem bei den Weiden <strong>mit</strong> nicht jährlicher<br />

Ernte, aber auch beim Topinambur und Miscanthus, unter anderem auf eine Rückfuhr <strong>von</strong> Nährstoffen<br />

(die über die Wurzeln aus tieferen Schichten akkumuliert wurden) durch die auf dem Acker verbleibenden<br />

Blätter zurückzuführen sein.<br />

5.1.6 Inhaltliche Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong><br />

Brennstoffanalysen<br />

Um das Verbrennungsverhalten und die möglichen Auswirkungen der Verbrennung auf die Feuerungsanlage<br />

grob abschätzen zu können, wurden alle im Forschungsvorhaben geernteten <strong>Energiepflanzen</strong> hinsichtlich<br />

ihrer einen Brennstoff charakterisierenden Eigenschaften untersucht. Er<strong>mit</strong>telt wurden die<br />

Gehalte an Stickstoff, Schwefel und Chlor sowie an flüchtigen Bestandteilen, festem Kohlenstoff und<br />

Asche. Die Gehalte an Stickstoff, Schwefel und Chlor sind für die Emissionen <strong>von</strong> NO x, SO 2 und HCl<br />

verantwortlich und werden daher eher als unerwünschte Bestandteile eines Brennstoffs betrachtet. Das<br />

Chlor kann darüberhinaus zu Hochtemperaturkorrosion an Überhitzer- und Verdampferheizflächen <strong>von</strong><br />

Dampferzeugern führen. Die Anteile an flüchtigen Bestandteilen und festem Kohlenstoff charakterisieren<br />

den Brennstoff in seiner Verbrennungs- und Entgasungseigenschaft. Als weitere wichtige Größe wurde<br />

der obere Heizwert (Brennwert) der Brennstoffe er<strong>mit</strong>telt, aus dem wiederum der untere Heizwert<br />

berechnet wurde. Der Rohprotein- bzw. der Stickstoffgehalt wurde untersucht, um Anhaltswerte über den<br />

Stickstoffentzug <strong>von</strong> Ganzpflanzen zu erhalten. Ferner wurden die Lignin- und Cellulosegehalte der<br />

Ganzpflanzen analysiert. Hohe Zellulose- (und Trockensubstanz-gehalte) erlauben Aussagen über die<br />

Eignung <strong>von</strong> Biomassen zur energetischen und stofflichen Verwertung unter Minimaleinsatz <strong>von</strong> Produktions<strong>mit</strong>teln.<br />

Um die Eignung der Biomasse für eine Zufeuerung in einer Kohlenstaubfeuerung zu er<strong>mit</strong>teln, müssen<br />

nach SIEGLE et al. (1996) die Auswirkungen auf die Verbrennungsanlage und die Rauchgasreinigung<br />

geprüft werden. Basierend auf den Brennstoffanalysen kann durch Vergleich der Biomassen <strong>mit</strong> dem<br />

Auslegungsbrennstoff Steinkohle abgeschätzt werden, ob Auswirkungen auf den Kessel und die nachgeschalteten<br />

Rauchgasreinigungen zu erwarten sind. In Tabelle 12 sind die Kennwerte für die Brennstoffbreite<br />

dargestellt, für die Steinkohletrockenfeuerungen im allgemeinen ausgelegt sind. Die Einschränkung<br />

des Heizwertes und des Wassergehaltes der Kohle geht dabei auf die Auslegung der Kohlemühlen zurück.<br />

Der Aschegehalt bestimmt die Größe der Entstaubungs- und Entschlackungseinrichtung, wird aber auch<br />

durch einen Sicherheitszuschlag bei der Auslegung der Berührungsheizflächen aufgrund der<br />

Erosionsbeanspruchung berücksichtigt. Der Schwefelgehalt ist Auslegungsgrundlage für die Rauchgasentschwefelungsanlage<br />

(REA) und die Luftvorwärmer. Die Feuerraumendtemperatur wird nach der zu<br />

erwartenden Ascheerweichungstemperatur ausgelegt. Vor Eintritt in die Konvektivheizflächen sollte die<br />

Rauchgastemperatur die Erweichungstemperatur der Asche nicht wesentlich überschreiten, um eine Verschlackung<br />

der Berührungsheizflächen zu vermeiden.<br />

28


Tab. 12: Auslegungsgrundlagen für eine Steinkohlenfeuerung<br />

Heizwert MJ/kg 24,7 - 30,5<br />

Wassergehalt % max. 13<br />

Aschegehalt % max. 16<br />

Schwefelgehalt % max. 1,4<br />

Feuerraumendtemperatur °C 1150 - 1300<br />

Brennwert<br />

Der Brennwert der untersuchten Ganzpflanzen liegt bei den nicht holzartigen <strong>Energiepflanzen</strong> durchschnittlich<br />

zwischen ca. 18.500 und 19.500 J/g (Joule/Gramm), bei den holzartigen zwischen 19.500 und<br />

knapp 21.000 J/g (s. Tab. 14). Er unterscheidet sich bei Getreide- und Maisganzpflanzen nicht <strong>von</strong> dem<br />

der Körner (s. Abb. 19). Bei den Ölpflanzen Sonnenblume und Raps ist der Brennwert der ölhaltigen<br />

Körner deutlich höher und liegt im Bereich der Steinkohle. Die Werte der Ganzpflanzen sind aufgrund<br />

des sehr geringen Kornanteils im Erntegut bzw. in der Probe nicht höher als bei Getreideganzpflanzen.<br />

Sie streuen bei den einzelnen Kulturen in einem sehr engen Bereich (s. Anhang Tab. A 63). Der Brennwert<br />

des Strohs entspricht in etwa dem der Getreide- bzw. Maiskörner (s. Tab. 13).<br />

35000<br />

J/g (wasserfei)<br />

Ganzpflanze<br />

Korn<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

Hafer<br />

S-Triticale<br />

S-Roggen<br />

W-Triticale<br />

W-Roggen<br />

W-Gerste<br />

Mais<br />

Sonnenblumen<br />

Raps<br />

Steinkohle Gött.<br />

Abb. 19: Durchschnittlicher Brennwert <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanzen und Korn)<br />

Tab. 13: Brennstoffanalysen <strong>von</strong> Stroh (Werte auf wasserfrei bezogen)<br />

Sommer-<br />

Gerste<br />

Flüchtige<br />

%<br />

Asche<br />

%<br />

Fixed C<br />

%<br />

S<br />

%<br />

S<br />

g/MJ<br />

N<br />

%<br />

N<br />

g/MJ<br />

Cl<br />

%<br />

Cl<br />

g/MJ<br />

Brennwert<br />

Ho (J/g)<br />

78,65 4,27 17,08 0,12 0,06 0,61 0,29 0,4 0,2 20.544<br />

Mais 78,51 4,74 16,75 0,11 0,06 0,84 0,45 0,31 0,17 18.470<br />

Somnnenbumen<br />

79,99 4,28 15,72 0,05 0,023 0,91 0,43 0,14 0,08 21.023<br />

29


Flüchtigengehalt<br />

Die durchschnittlichen Flüchtigengehalte (in der Trockenmasse) der untersuchten Biomassen liegen im<br />

Bereich <strong>von</strong> 75 % bei Glatthafer und über 87 % bei Hanf (s. Tab. 14). Die Kornanalysen ergeben Werte<br />

im gleichen Bereich (s. Tab. 15). Die Spanne der Werte bei den einzelnen Kulturen ist sehr eng (s. Anhang<br />

Abb. A 58). Der niedrigste Einzelwert liegt bei Glatthafer bei 74 %, der höchste bei Hanf <strong>mit</strong> knapp<br />

89 %. Die Hölzer liegen im gleichen Bereich <strong>mit</strong> Ausnahme der Eiche, die 73 % aufweist. Dagegen<br />

wurden in den untersuchten Chargen der Steinkohle Flüchtigengehalte <strong>von</strong> durchschnittlich etwas mehr<br />

als 30 % gemessen.<br />

Durch den hohen Flüchtigengehalt der Biomassen erfolgt die Verbrennung zu einem größeren Anteil in<br />

homogenen Gasreaktionen. Verbunden <strong>mit</strong> der früheren Freisetzung der Flüchtigen bei bereits 300 °C<br />

(Steinkohle bei 450 bis 500 °C) wird zunächst eine schnellere Zündung der Biomasse vermutet. Diese<br />

weist jedoch einen höheren Wassergehalt auf, der beim Eintritt in die Brennkammer zunächst (isotherm)<br />

verdampft werden muß. Deshalb erfolgt eine im Vergleich zur Kohle verzögerte Zündung, gefolgt <strong>von</strong><br />

einem rascheren Abbrand.<br />

Aschegehalt<br />

Die Aschegehalte (bezogen auf die Trockenmasse) bei nicht verholzten Ganzpflanzen sind <strong>mit</strong> durchschnittlichen<br />

Werten zwischen knapp 2 % bei Hanf und über 9 % beim Weidelgras weit gestreut (s. Tab.<br />

14). Die Hölzer liegen <strong>mit</strong> Werten unter 0,5 % am niedrigsten, wobei Fichtenreisig und die Hölzer aus<br />

Schnellwuchsplantagen höhere Aschegehalte aufweisen, die im Bereich <strong>von</strong> Hanf und darüber liegen. Bei<br />

den einzelnen Kulturen (Ganzpflanzen) streuen die Werte z.T. erheblich (s. Anhang Abb. A 59). Am<br />

stärksten bei den Sonnenblumen, die <strong>mit</strong> dem Höchstwert <strong>von</strong> 9,8 % im Bereich der Steinkohle liegen.<br />

Der zweithöchste Einzelwert wurde beim Deutschen Weidelgras <strong>mit</strong> 9,5 % gemessen, der niedrigste <strong>mit</strong><br />

1,5 % beim Hanf. In den Körnern <strong>von</strong> Getreide und Mais wurden niedrige Aschegehalte zwischen ca. 1,8<br />

und 3 % vorgefunden (s. Abb. 20).<br />

10<br />

Asche % (wasserfrei)<br />

Ganzpflanze<br />

Korn<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Hafer<br />

S-Triticale<br />

S-Roggen<br />

W-Triticale<br />

W-Roggen<br />

W-Gerste<br />

Mais<br />

Sonnenblumen<br />

Raps<br />

Steinkohle Gött.<br />

Abb. 20: Aschegehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanze und Korn)<br />

Sie liegen da<strong>mit</strong> im Bereich der Hölzer aus Schnellwuchsplantagen, während die ölhaltigen Körner <strong>von</strong><br />

Sonnenblumen und Raps Gehalte um 4 % aufweisen. Die Gehalte bei Stroh <strong>von</strong> Sommergerste, Mais und<br />

30


Sonnenblume liegen zwischen 4,3 und 4,8 % (s. Tab. 13). Der Restkoksgehalt weist Werte zwischen 11 %<br />

für das Sonnenblumenstroh und 19 % für das Fichtenreisig auf. Auch die Weide liegt <strong>mit</strong> über 18 % im<br />

oberen Wertebereich.<br />

Gesamtkohlenstoffgehalt<br />

Bei den einzelnen <strong>Energiepflanzen</strong> weisen sowohl die Ganzpflanze als auch die Körner beim Gesamtkohlenstoff,<br />

durchschnittliche Gehalte (bezogen auf die Trockenmasse) zwischen ca. 44 % (Pappel) und<br />

über 53 % (Kiefer und Fichte) auf (s. Tab. 14 u. 15). Die Hölzer liegen <strong>mit</strong> Ausnahme <strong>von</strong> Weiden und<br />

Pappel über 50 %.<br />

Wasserstoff<br />

Der Wasserstoffgehalt in der Trockenmasse liegt bei allen untersuchten Ganzpflanzen und Kornteilen<br />

zwischen 5,5 und 6,5 % ohne Unterschied zwischen verholzten und nicht verholzten Pflanzen.<br />

Stickstoff<br />

In Abbildung 21 ist der deutlich höhere Stickstoffgehalt (bezogen auf den Brennwert) der Körner im<br />

Vergleich zu den Ganzpflanzen zu erkennen. Er liegt im Durchschnitt bei 0,8 und 1,1 g/MJ bzw. 1,7 und<br />

2,7 Gew. % i. TM. In den körnerhaltigen Ganzpflanzen incl. Gras sind durchschnittlich zwischen 0,5 und<br />

1,0 g/MJ bzw. 0,9 und 1,8 % vorzufinden. Bei samenlos geernteten und analysierten Faserpflanzen liegt<br />

der Stickstoffgehalt zwischen 0,4 % bei Miscanthus und 0,6 % bei Hanf. Der hier untersuchte Kenaf<br />

enthält etwa 1,1 % Stickstoff. Die Waldresthölzer weisen <strong>mit</strong> circa 0,1 % sehr niedrige Werte auf und<br />

unterscheiden sich untereinander nur sehr geringfügig. Lediglich die Vertreter der Schnellwuchsplantagen,<br />

Weide und Pappel, sowie das Fichtenreisig haben einen etwas höheren Stickstoffgehalt. Dies ist auf den<br />

hohen Rindenanteil dieser sehr dünnastig geernteten Biomassen sowie die beim Fichtenreisig <strong>mit</strong>untersuchten<br />

Fichtennadeln zurückzuführen. Die Gehalte der Ganzpflanzen streuen erheblich (s. Anhang Abb.<br />

A 60). Beim Getreide liegen die Tiefstwerte um 0,3 g/MJ und bewegen sich da<strong>mit</strong> im Bereich der<br />

Höchstwerte der ‘strohartigen’ Pflanzen Hanf, Miscanthus und Topinambur bzw. der Plantagenhölzer<br />

Weide und Pappel. Die Höchstwerte des Getreides kommen an den unteren Bereich der Werte des<br />

Deutschen Weidelgrases heran. Im untersuchten Stroh lagen die Werte zwischen 0,6 und 0,9 % bzw. 0,3<br />

und 0,4 g/MJ und da<strong>mit</strong> unter den Werten der Ganzpflanzen bzw. im Bereich der ‘strohartigen’ Ganzpflanzen<br />

(s. Tab. 13).<br />

1,20<br />

N g/MJ (wasserfrei)<br />

Ganzpflanze<br />

Korn<br />

1,00<br />

0,80<br />

0,60<br />

0,40<br />

0,20<br />

0,00<br />

Hafer<br />

S-Triticale<br />

S-Roggen<br />

W-Triticale<br />

W-Roggen<br />

W-Gerste<br />

Mais<br />

Sonnenblumen<br />

Raps<br />

Steinkohle Gött.<br />

Abb. 21: Stickstoffgehalte <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanze und Korn)<br />

31


Tab. 14: Mittlere Brennstoffeigenschaften <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> an 5 Standorten (oberirdische Biomasse)<br />

1993-96 G a n z p f l a n z e n (Werte bezogen auf wasserfrei)<br />

Flüchtige<br />

%<br />

Asche<br />

%<br />

Fixed C<br />

%<br />

C<br />

%<br />

H<br />

%<br />

O<br />

%<br />

S<br />

%<br />

S<br />

g/MJ *<br />

N<br />

%<br />

N<br />

g/MJ *<br />

Cl<br />

%<br />

Cl<br />

g/MJ *<br />

Brennwert<br />

Ho (J/g)<br />

Hafer 77,31 6,28 16,40 46,76 5,62 39,63 0,17 0,09 1,23 0,66 0,48 0,26 18658 17556<br />

S-Triticale 77,57 5,46 17,04 46,61 5,72 40,97 0,11 0,08 1,21 0,65 0,39 0,21 18598 17534<br />

S-Roggen 78,66 4,41 16,93 48,04 5,60 40,77 0,12 0,06 1,31 0,67 0,30 0,15 19492 18228<br />

W-Triticale 79,02 4,06 16,91 47,48 5,84 41,63 0,10 0,05 1,13 0,61 0,37 0,20 18614 17475<br />

W-Roggen 79,53 3,92 16,55 48,70 5,70 40,59 0,10 0,06 0,90 0,48 0,47 0,28 18771 17598<br />

W-Gerste 78,69 4,56 16,76 48,47 5,77 39,94 0,10 0,06 0,98 0,53 0,40 0,22 18479 17268<br />

Mais 79,97 4,17 15,86 46,99 5,16 41,97 0,14 0,07 1,17 0,62 0,34 0,18 18996 17925<br />

Hirse 77,80 6,62 15,61 46,38 5,64 38,58 0,12 0,06 1,10 0,57 0,46 0,24 19173 17942<br />

Hanf 87,34 1,96 11,72 47,68 5,87 43,80 0,06 0,03 0,56 0,30 0,12 0,06 18490 17215<br />

Kenaf 79,82 4,63 15,56 45,94 0,19 0,09 1,09 0,55 0,30 0,15 19519 18338<br />

Raps ** 80,86 6,02 13,12 47,92 5,68 38,70 0,39 0,20 1,20 0,62 0,19 0,10 19087 17848<br />

Sonnenblumen ** 79,23 7,04 13,74 44,55 4,91 38,87 0,12 0,07 1,17 0,65 0,21 0,12 18755 15415<br />

Heizwert<br />

Hu (J/g)<br />

Malve *** 79,83 3,79 16,80 0,13 0,07 0,37 0,20


Tab. 15: Mittlere Brennstoffeigenschaften <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> an 5 Standorten (Korn)<br />

1993-96 K o r n (Werte bezogen auf wasserfrei)<br />

Flüchtige<br />

%<br />

Asche<br />

%<br />

Fixed C<br />

%<br />

C<br />

%<br />

H<br />

%<br />

O<br />

%<br />

S<br />

%<br />

S<br />

g/MJ *<br />

N<br />

%<br />

N<br />

g/MJ *<br />

Cl<br />

%<br />

Cl<br />

g/MJ *<br />

Brennwert<br />

Ho (J/g)<br />

Hafer 79,84 2,92 17,24 49,40 5,58 39,98 0,16 0,08 1,96 1,02


0,35<br />

S g/MJ (wasserfrei)<br />

Ganzpflanze<br />

Korn<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

Hafer<br />

S-Triticale<br />

S-Roggen<br />

W-Triticale<br />

W-Roggen<br />

W-Gerste<br />

Mais<br />

Sonnenblumen<br />

Raps<br />

Steinkohle Gött.<br />

Abb. 22: Durchschnittlicher Schwefelgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanzen und Korn)<br />

Schwefel<br />

Die Schwefelgehalte der untersuchten Biomassen liegen im Vergleich zur Steinkohle insgesamt auf einem<br />

deutlich niedrigerem Niveau (s. Abb. 22). Die Hölzer haben, <strong>von</strong> der Eiche abgesehen, eine etwa halb so<br />

hohe Konzentration an Schwefel aufzuweisen wie die übrigen Biomassen. Eine Ausnahme unter den<br />

einjährigen landwirtschaftlichen Kulturarten bildet der Hanf, der ähnliche Gehalte wie die Hölzer aufweist.<br />

Die Streubreite der einzelnen Kulturen ist deutlich geringer als bei den vorliegenden Steinkohlechargen<br />

(s. Anhang Abb. A 61). Der Gehalt an Schwefel in den Körnern entspricht weitgehend dem der<br />

kornhaltigen Ganzpflanzen bzw. ist teilweise etwas niedriger. Daraus läßt sich ableiten, daß Korn und<br />

Stroh weitgehend die gleichen Schwefelgehalte haben.<br />

Von allen Biomassen hebt sich der Raps ab, der in den Ganzpflanzen sowie im Korn <strong>mit</strong> etwa 0,4 % bzw.<br />

0,2 % wesentlich höhere Schwefelkonzentrationen in der Trockenmasse aufweist. Sie liegen etwa<br />

zwischen denen der anderen landwirtschaftlichen Kulturarten und der Steinkohle. Bei allen Biomassen ist<br />

der Schwefelgehalt aufgrund seiner niedrigen Konzentration hinsichtlich einer Begrenzung bei der Mitverbrennung<br />

zu vernachlässigen. Er liegt an der unteren Meßgrenze der angewandten Bestimmungsmethode.<br />

Chlor<br />

Eine Schlüsselrolle unter den Inhaltsstoffen hat das Chlor für die technische Verbrennung. Es ist für die<br />

Hochtemperaturchlorkorrosion verantwortlich, kann aber auch an der Dioxin- und Furanbildung beteiligt<br />

sein und sollte deswegen in möglichst geringer Konzentration im Biobrennstoff vorliegen. Letztere stehen<br />

im Verdacht, kanzerogen zu sein.<br />

34


Die Chlorkonzentration - bezogen auf den für die Zufeuerung relevanten Brennwert - ist in der oberirdischen<br />

Biomasse der untersuchten <strong>Energiepflanzen</strong> im Durchschnitt, bei großen Schwankungen zwischen<br />

und innerhalb der Kulturen, höher als bei der Steinkohle (s. Abb. 23). Der höchste Wert <strong>von</strong> 0,84 g/MJ<br />

wurde im Deutschen Weidelgras nachgewiesen. Dies ist möglicherweise auf die Tatsache zurückzuführen,<br />

daß an dem Standort Binsdorf eine Straße direkt an der Grasparzelle vorbeiführt. Die Durchgangsstraße<br />

wird im Winter <strong>mit</strong> Streusalz (Chloridsalz) freigehalten, wobei das Schmelzwasser größtenteils auf die<br />

Parzelle abfließt. Dennoch scheinen Gräser generell höhere Chlorkonzentrationen als die übrigen <strong>Energiepflanzen</strong><br />

zu haben, da im Glatthafer aus Müllheim der zweithöchste Extremwert gemessen wurde. Die<br />

untersuchten Hölzer einschließlich Pappel enthielten die geringsten Chloranteile <strong>mit</strong> weniger als 0,1 %<br />

i. TM (Nachweisgrenze). Ähnlich niedrige Werte <strong>von</strong> kleiner 0,02 bis 0,17 % wurden im Hanf gefunden.<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

Cl g/MJ (wasserfrei)<br />

Höchst-/Tiefstwert Median Mittelwert<br />

0,0<br />

Hafer<br />

S-Triticale<br />

S-Roggen<br />

W-Triticale<br />

W-Roggen<br />

W-Gerste<br />

Mais<br />

Hirse<br />

Hanf<br />

Kenaf<br />

Sonnenblumen *<br />

Raps *<br />

Glatthafer<br />

Dt. Weidelgras<br />

Miscanthus<br />

Topinambur<br />

Weiden<br />

Pappel<br />

Buche<br />

Eiche<br />

Fichte<br />

Kiefer<br />

Steinkohle Gött.<br />

Abb. 23: Chlorgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

Er liegt da<strong>mit</strong> im Bereich der Steinkohle. Beim Hanf wurde auch der Einfluß der Erntezeit auf den<br />

Chlorgehalt deutlich. Die Gehalte beim zweiten Erntetermin im Februar bzw. März liegen an beiden<br />

Standorten um das 6- bis 8-fache niedriger als im Oktober. Dies ist nach LEWANDOWSKY (1996) infolge<br />

der Chlorauswaschung aus den Pflanzen durch die Niederschläge zu erwarten, die am Standort Binsdorf<br />

(<strong>mit</strong> der 8-fachen Verringerung der Chlorkonzentration) höher sind als am Standort Müllheim.<br />

Im Durchschnitt liegen die Chlorgehalte der Getreideganzpflanzen über denen der ‘Faserpflanzen’ bzw.<br />

strohreichen Ölpflanzen. Auffallend sind die großen Schwankungen bei den einzelnen Kulturen. Sie sind<br />

in den Unterschieden zwischen den Jahren und Standorten zu suchen (s. Anhang Tab. A 63). Am Standort<br />

Binsdorf weisen im Durchschnitt der Jahre Sommerroggen, Wintertriticale und Winterroggen niedrigere<br />

Gehalte auf als die in Müllheim angebauten Kulturen. Die Ursachen könnten die höheren und da<strong>mit</strong><br />

Chloridauswaschung fördernden Niederschläge in Binsdorf sowie der dort in geringerem Umfang eingesetzte<br />

Kalidünger sein (s. Anhang Tab. A 17 ff).<br />

Die Chlorkonzentration in den untersuchten stärke- und ölhaltigen Körnern liegt im Durchschnitt deutlich<br />

unter denen der Ganzpflanzen (s. Abb. 24). Am niedrigsten wurde sie beim Rapskorn <strong>mit</strong> 0,01 g/MJ<br />

35


vorgefunden. Diese Konzentration liegt noch unter dem niedrigsten Wert, der bei Kohle <strong>mit</strong> 0,05 g/MJ<br />

gemessen wurde. Eine ebenfalls geringe Konzentration wurde im Haferkorn <strong>mit</strong> unter 0,1 % festgestellt.<br />

Die höchsten durchschnittlichen Gehalte im Korn wurden bei Wintertriticale, Winterroggen, Sommertriticale<br />

und Mais gemessen. In den Körnern sind die Chlorgehalte i.d.R. geringer als in der Ganzpflanze<br />

(vgl. Anhang Tab. A 63 und A 64). Die höheren Konzentrationen in den Ganzpflanzen sind also durch<br />

die chlorreicheren Strohanteile zu begründen. Dagegen unterscheidet sich der auf den Brennwert bezogene<br />

Chlorgehalt <strong>von</strong> Stroh bzw. Korn bei Sonnenblumen und Mais nicht bzw. nur geringfügig (vgl.<br />

Tabellen 13 und 15).<br />

Das Korn:Strohverhältnis hat bei Getreide möglicherweise einen Einfluß auf den Chlorgehalt der Ganzpflanzen.<br />

Der Hafer weist die höchste Chlorkonzentration in der Ganzpflanze und die niedrigste aller<br />

Getreidearten im Korn auf (s. Tab. 16). Bei dem Korn : Strohverhältnis <strong>von</strong> 1 : 0,9 ist zu vermuten, daß<br />

das nicht analysierte Stroh wesentlich höhere Werte aufweist als z.B. Sommertriticale und Sommerroggen.<br />

Sommertriticale hat bei etwa 2,5-mal höherem Strohanteil den gleichen Chlorgehalt in der Ganzpflanze,<br />

obwohl sie mehr als doppelt so hohe Werte im Stroh aufweist. Vergleicht man Sommerroggen und<br />

Wintergerste, kann vermutet werden, daß bei etwa gleicher Konzentration <strong>von</strong> Chlor im Korn (und<br />

möglicherweise im Stroh) der 2,5-mal höhere Strohanteil beim Roggen den etwa doppelt so hohen Chlorgehalt<br />

in der Ganzpflanze bewirkt.<br />

0,30<br />

Cl g/MJ (wasserfei)<br />

Ganzpflanze<br />

Korn<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

Hafer<br />

S-Triticale<br />

S-Roggen<br />

W-Triticale<br />

W-Roggen<br />

W-Gerste<br />

Mais<br />

Sonnenblumen<br />

Raps<br />

Steinkohle Gött.<br />

Abb. 24: Chlorkonzentration in <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanzen bzw. Korn)<br />

Zur Abschätzung des Einflusses der Kalidüngerform auf die Chlorkonzentration in <strong>Energiepflanzen</strong><br />

wurde 1995 ein Tastversuch (54m²-Parzellen ohne Wiederholung) <strong>mit</strong> Sommerroggen in Müllheim<br />

durchgeführt. Der Roggen wurde <strong>mit</strong> Kaliumchlorid- sowie Kaliumsulfatdünger im späten Frühjahr<br />

(27.4.1995) gedüngt (s. Tab.17).<br />

36


Tab. 16: Einfluß des Korn:Strohverhältnisses auf den Chlorgehalt der Getreideganzpflanzen<br />

(Median)<br />

Einheit Hafer S-Triticale S-Roggen W-Triticale W-Roggen W-Gerste<br />

Korn:Stroh 1: 0,9 2,4 2,5 1,5 1,6 1,0<br />

(Erntegut)<br />

Chlorgehalt<br />

Korn % *


Anhand der Brennstoffanalysen ist zu erkennen, daß die Energiegräser im Vergleich zu den übrigen<br />

untersuchten Biomassen die höheren Konzentrationen an unerwünschten Bestandteilen sowie die größeren<br />

Streubreiten aufweisen. Der Schwefelgehalt aller untersuchter Biomassen ist wesentlich niedriger als<br />

bei der Steinkohle.<br />

Die Gehalte der Biomassen in den Abbildungen sind auf die Brennwerte (in MJ=Megajoule) bezogen, da<br />

die Mitverbrennung auf der thermischen Leistung der Brennstoffe basiert. Die Konzentrationen dieser<br />

Inhaltsstoffe bei den Biomassen sind dann wegen des niedrigeren Brennwertes höher als bei der Steinkohle.<br />

Lignin- und Cellulosegehalte<br />

Die untersuchten Biomassen unterscheiden sich in ihren Ligningehalten z.T. erheblich (s. Abb. 25). Die<br />

Getreidearten und Mais sowie die Gräser weisen die niedrigsten Gehalte <strong>mit</strong> 10 bis 15 % auf. Allerdings<br />

streuen die Gehalte bei derselben Kultur in verschiedenen Jahren erheblich, wie z.B. bei Wintertriticale in<br />

Müllheim (s. Anhang Tab. A 73). Der Ligningehalt im Jahr 1994 betrug 20 %, im Jahr 1996 9 %. Der<br />

höchste Wert bei Getreide wurde <strong>mit</strong> 22 % bei Winterroggen in Müllheim 1994 er<strong>mit</strong>telt. Da bei allen<br />

Getreidearten der höchste Gehalt im Jahr 1994 auftrat, ist anzunehmen, daß die Witterung großen Einfluß<br />

auf den Ligningehalt hat. Die übrigen Pflanzen wiesen Ligningehalte zwischen 15 und 28 % auf. Die<br />

höchsten Durchschnittswerte wurden bei Miscanthus, Topinambur, Raps, Sonnenblumen und der Weide<br />

gemessen.<br />

90<br />

% (atro)<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Hafer<br />

S-Triticale<br />

S-Roggen<br />

W-Triticale<br />

W-Roggen<br />

W-Gerste<br />

Mais<br />

Hirse<br />

Hanf<br />

Kenaf<br />

Raps<br />

Sonnenblumen<br />

Glatthafer<br />

Dt. Weidelgras<br />

Miscanthus<br />

Topinambur<br />

Weiden<br />

Pappel<br />

Lignin Hemicellulose (Pentosan) Holocellulose Rohcellulose Reincellulose<br />

Abb. 25: Lignin- und Cellulosegehalte <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

Als weitere chemische Bestandteile der oberirdischen Biomassen wurden die Cellulosegehalte untersucht.<br />

Der festgestellte Cellulosegehalt (Holocellulose) war beim Hanf <strong>mit</strong> durchschnittlich 85 % am höchsten.<br />

Dieser Wert liegt sogar über den in der Literatur angegebenen Werten <strong>von</strong> 60 bis 67 % (HESCH et al.<br />

1996). Ebenfalls <strong>mit</strong> hohen Gehalten zwischen 65 und 80 % war Cellulose der Hauptbestandteil bei<br />

Weide, Miscanthus, Topinambur, Raps und Sonnenblumen sowie dem Glatthafer. Die übrigen Pflanzen-<br />

38


arten wiesen niedrigere Cellulosegehalte zwischen 34 und 65 % auf. Die Anteile an Rohcellulose betragen<br />

in etwa die Hälfte der Werte der Cellulose. Von allen untersuchten Pflanzen hatte Hanf im Durchschnitt<br />

den höchsten Gehalt an den Bestandteilen Cellulose, Roh- sowie auch Reincellulose.<br />

Rohprotein- bzw. Stickstoffgehalte<br />

Bei den landwirtschaftlichen Kulturen werden üblicherweise die Rohproteingehalte als Qualitätsmerkmal<br />

für Nahrungs- bzw. Futter<strong>mit</strong>tel festgestellt. Sie leiten sich direkt aus den untersuchten Stickstoffgehalten<br />

ab. Sie dienen auch der Er<strong>mit</strong>tlung der Stickstoffentzüge durch die Pflanzen pro Mengeneinheit und geben<br />

Anhaltspunkte für eine bedarfsgerechte Stickstoffdüngung der Pflanzen.<br />

Die bei der Untersuchung durch die LUFA festgestellten Sickstoffgehalte decken sich tendenziell <strong>mit</strong><br />

denen der Brennstoffanalysen durch das IVD, wie z.B. bei Miscanthus <strong>mit</strong> 0,4 % (s. Anhang Tab. A 74).<br />

Häufig liegen sie aber leicht darüber, was möglicherweise auf die unterschiedlichen Untersuchungsmethoden<br />

zurückzuführen ist. Die Höhe der Stickstoffkonzentration in der Kulturpflanze ist zum einen<br />

abhängig <strong>von</strong> der Pflanzenart, zum anderen <strong>von</strong> dem Stickstoffangebot an die Pflanze, vornehmlich über<br />

die Lieferung des Bodens und der Düngung.<br />

In Tabelle 19 sind die durchschnittlichen Stickstoffentzüge einiger <strong>Energiepflanzen</strong> auf den untersuchten<br />

Standorten zu erkennen. Der Einfluß des N-Angebots auf die Stickstoffkonzentration in der Pflanze wird<br />

ebenfalls sichtbar.<br />

Tab. 19: Stickstoffgehalte und -entzüge ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

Kulturart Ertrag dt TM/ha N-Angebot kg N/ha N- N-Entzug *<br />

Gehalt<br />

Gebildet Geerntet N min Frühj.+Düngung % (i.TS) kg N/ha kg N/dt TM<br />

Wintergerste 135,09 87,93 139 1,27 97 1,1<br />

Wintertriticale 133,36 107,23 151 1,22 129 1,2<br />

Winterroggen 129,62 85,39 100 1,11 85 1,0<br />

Mais 151,50 104,83 150 1,33 147 1,4<br />

Hanf 147,53 86,59 120 0,38 26 0,3<br />

Miscanthus 128,96 93 0,37 65 0,5<br />

Topinambur 114,03 61,05 77 0,45 18 0,3<br />

Gras 77,75 50,74 83 1,40 46 0,9<br />

* bezogen auf Großparzellenertrag<br />

Die höchsten Entzugswerte bei Ganzpflanzen weisen Mais und Wintertriticale <strong>mit</strong> 1,4 bzw. 1,2 kg N pro<br />

Dezitonne Trockenmasseertrag auf. Die Werte liegen zwischen dem <strong>von</strong> HARTMANN und STREHLER<br />

(1995) angegebenen Wert für Winterweizen <strong>von</strong> 1,4 kg/dt TM und denen der LAP (1995) <strong>von</strong> 1,2 bzw.<br />

1,1 kg N/dt TM bei Wintertriticale bzw. Wintergerste. Der Winterroggen liegt <strong>mit</strong> 1,0 kg N/dt TM<br />

(Ganzpflanze) bei dem für die Düngungsberechnung zugrunde gelegten Entzugswert. Auch bei Mais<br />

entspricht der gemessene Wert dem Literaturwert. Der Einfluß des Gesamtstickstoffangebots auf den N-<br />

Gehalt der Pflanze und da<strong>mit</strong> den Entzugswert ist in Anhang Tab. A 75 erkennbar. Der Zusammenhang<br />

wird z.B. beim Wintertricale im Jahr 1996 deutlich, wo bei einer N-Versorgung <strong>von</strong> insgesamt 125 kg<br />

N/ha in Müllheim ein N-Gehalt in der Ganzpflanze <strong>von</strong> 0,91 %, in Binsdorf bei 180 kg N/ha ein Gehalt<br />

<strong>von</strong> 1,38 % analysiert wurde.<br />

Der festgestellte N-Entzug der Gräser <strong>mit</strong> durchschnittlich 0,9 kg N/dt TM bei einer Schnittnutzung liegt<br />

deutlich unter den Angaben der LAP <strong>mit</strong> 1,7 kg bei zwei Nutzungen. Der Entzug bei Miscanthus <strong>von</strong><br />

0,5 kg N/dt deckt sich <strong>mit</strong> den Angaben <strong>von</strong> HARTMANN und STREHLER (1995). Gleiche Werte wurden<br />

bei Hanf und Topinambur er<strong>mit</strong>telt (s. Anhang Tab. A 75).<br />

Die Konzentration des Stickstoffs in der Pflanze läßt sich über das N-Angebot beeinflußen. Sie ist aus<br />

feuerungstechnischer Sicht - wie in Kapitel 5.2 noch ausführlich erläutert wird - kein ausschließlich<br />

begrenzender Faktor für den Brennstoffeinsatz. Da der Stickstoff aus pflanzenbaulicher Sicht maßgeblich<br />

die Höhe des Ertrags - Ganzpflanze und Korn - beeinflußt, sollte sich die Höhe der Stickstoffdüngung<br />

nach dem pflanzenbaulich, ökologisch und ökonomisch sinnvollen Ertrag richten.<br />

39


5.1.7 Kosten der Bereitstellung <strong>von</strong> Energieganzpflanzen<br />

Der Einsatz <strong>von</strong> speziell angebauten <strong>Energiepflanzen</strong> wird neben der technischen Eignung stark <strong>von</strong> den<br />

Preisen für die Bereitstellung bzw. dem Energieinhalt abhängen. Für die untersuchten und potentiell in<br />

Frage kommenden <strong>Energiepflanzen</strong> wurden die notwendigen Kosten der Bereitstellung, d.h. dem Erzeugerpreis<br />

für eine Dezitonne Trockenmasse auf der Basis <strong>von</strong> 500 DM/ha bzw. 1.000 DM/ha Deckungsbeitrag<br />

beim <strong>Anbau</strong> auf Stillegungsflächen berechnet. Bei Bereitstellungskosten auf dem niedrigeren<br />

Deckungsbeitragsniveau können sich die Landwirte statt der Stillegung auch für den <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />

entscheiden. Beim höheren Deckungsbeitrag kann der <strong>Anbau</strong> ggfs. auch <strong>mit</strong> Marktfrüchten konkurrieren.<br />

Um den Landwirten einen Anreiz zum <strong>Anbau</strong> zu geben, müßte ein Deckungsbeitrag etwa im<br />

Bereich der aufgezeigten Spanne zwischen 500 und 1.000 DM/ha zu erzielen sein.<br />

Die betriebswirtschaftlichen Berechnungen wurden auf der Grundlage der im Forschungsvorhaben in<br />

Müllheim praktizierten <strong>Anbau</strong>verfahren für drei Ertragsniveaus (Minimum und Median Großparzelle,<br />

Maximum Ertragsschnitt bzw. Großparzelle) vorgenommen (s. Anhang Tab. A 76 u. 77). Die variablen<br />

Kosten bewerten die Düngermenge nach den Entzügen und steigen so<strong>mit</strong> <strong>mit</strong> dem Ertrag an (s. Anhang<br />

Tab. A 78). Für den Transport zum Kraftwerk wurden hier 10 km Transportentfernung zum Kraftwerk<br />

bei 20 km/h unterstellt (s. Anhang Tab. A 79). Die errechneten Kosten gelten deshalb nur für die unterstellten<br />

Techniken sowie Annahmen und sind nicht ohne weiteres übertragbar. Sie stellen vor allem einen<br />

Anhaltspunkt für einen Vergleich der <strong>Energiepflanzen</strong> untereinander dar. Bei den einjährigen Kulturen<br />

weist die Wintertriticaleganzpflanze unter den Getreidearten bei einem <strong>mit</strong>tleren Ertragsniveau die niedrigsten<br />

Bereitstellungskosten zwischen knapp 12 und 16 DM je Dezitonne Trockenmasse auf (s. Abb. 28).<br />

Dies liegt etwas unter den Angaben <strong>von</strong> HARTMANN und STREHLER (1995), die für Triticale Bereitstellungskosten<br />

<strong>von</strong> 17 DM/dt (bei 85 % Trockensubstanz) frei Hof zuzüglich circa 13 DM/Tonne Transportkosten<br />

angeben. Bei niedrigeren Erträgen steigen, bei höheren sinken die Kosten pro Dezitonne entsprechend.<br />

Bei den übrigen Wintergetreidearten Gerste und Roggen liegen die Kosten etwas höher, <strong>mit</strong><br />

demselben Einfluß der Ertragshöhe. Insgesamt werden die Kosten stärker durch das Ertragsniveau als<br />

durch die Getreideart beeinflußt. Folglich liegen die Kosten bei Sommertriticale bei einem <strong>mit</strong>tleren<br />

Niveau <strong>von</strong> etwa 60 dt TM/ha höher als bei Wintertriticale <strong>mit</strong> 108 dt TM/ha. Im Vergleich zu den o.g.<br />

Arten sind die zwei C4-Getreidearten Mais und Hirse (Sorghum spec.) zu sehen, deren Mitverbrennung<br />

im Vorhaben allerdings nicht weiter untersucht wurde. Beim Mais sind bei ähnlichen Ertragsverhältnissen<br />

(aufgrund der sehr späten Ernte im Winter) wie bei Wintertriticale ungefähr dieselben Kosten für die<br />

Bereitstellung der Biomasse zu veranschlagen. Dabei wurde eine Verwendung ohne weitere Trocknung<br />

(bei Trockensubstanzgehalten <strong>von</strong> fast 70 %) unterstellt. Im Gegensatz zum Mais wäre die Hirse aufgrund<br />

des hohen maximalen Ertrags trotz angenommener Trocknung ‘günstig’. Der Hanf, dessen aufbereitungstechnische<br />

Eignung für eine Mitverbrennung allerdings noch nicht abschließend geklärt ist, stellt<br />

im Vergleich zu den bereits beschriebenen einjährigen Arten eine kostengünstigere Biomasse dar. Das<br />

liegt z.T. an den etwas niedrigeren variablen Kosten und dem (allerdings nur in einem Versuchsjahr<br />

untersuchten und festgestellten) hohen Maximalertrag. Wird beim Hanf zugrundegelegt, daß er nach dem<br />

derzeitigen Stand auch bei Zahlung der Faserprämie <strong>von</strong> 1.510 DM/ha als Biomasse genutzt werden<br />

kann, liegen die Bereitstellungskosten bzw. der Erzeugerpreis beim Maximalertrag lediglich bei 5 bzw. 8<br />

DM/dt Trockenmasse und da<strong>mit</strong> niedriger als beim <strong>Anbau</strong> auf Stillegungsflächen <strong>mit</strong> 710 DM/ha Prämie<br />

(s. Anhang Tab. A 76).<br />

Bei den mehrjährigen Arten stellt das Gras die kostengünstigste Bereitstellungsform der Biomasseerzeugung<br />

auf Stillegungsflächen dar (s. Abb. 29). Das liegt an den als niedrig er<strong>mit</strong>telten variablen Kosten, die<br />

beim maximalen Ertrag <strong>von</strong> über 80 dt TM/ha aufgrund der höheren Erntekosten die Stillegungsprämie<br />

allerdings übersteigen und dadurch die Bereitstellungskosten entgegen dem Verlauf bei den anderen einjährigen<br />

Kulturen erhöhen. Sie liegen dennoch günstig zwischen etwa 10 und 16 DM/dt Trockenmasse.<br />

Miscanthus schneidet trotz höherer Erträge wegen der wesentlich höheren variablen Kosten ungünstiger<br />

ab. Bei einem <strong>mit</strong>tleren festgestellten Ertragsniveau <strong>von</strong> 130 dt TM/ha liegen die Bereitstellungskosten<br />

etwa zwischen 14 und 18 DM. Das entspricht ungefähr den Angaben <strong>von</strong> HARTMANN und STREHLER<br />

(1995) <strong>von</strong> 19 DM/dt bei 15 % Wassergehalt (frei Hof). Bei der Nutzung des oberirdischen Topinamburs<br />

fallen aufgrund der fehlenden Inanspruchnahme der Stillegungsprämie hohe Erzeugerpreise an, die einen<br />

<strong>Anbau</strong> lediglich zur Nutzung als feste Biomasse nicht lohnend machen. Seine Verwendung als Festbrennstoff<br />

wird sich auf solche Flächen beschränken, wo die Knolle genutzt wird und das Topinamburstroh als<br />

Nebenprodukt anfällt. Der <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> Weiden in Kurzumtriebsplantagen auf Stillegungsflächen bedeutet<br />

40


200<br />

dt TM/ha<br />

DM/dt TM<br />

35<br />

180<br />

160<br />

30<br />

140<br />

25<br />

120<br />

100<br />

80<br />

20<br />

15<br />

60<br />

10<br />

40<br />

20<br />

5<br />

0<br />

Wintergerste<br />

Wintertriticale<br />

Winterroggen<br />

Sommertriticale<br />

Mais<br />

Hirse<br />

Hanf<br />

0<br />

dt TM/ha DB II (1000 DM/ha) DB I (500 DM/ha)<br />

Abb. 28: Bereitstellungskosten einjähriger <strong>Energiepflanzen</strong> bei unterschiedlichem Ertragsniveau<br />

und Deckungsbeitrag (<strong>Anbau</strong> auf Stillegungsfläche)<br />

bei einem <strong>mit</strong>tleren Ertragsniveau <strong>von</strong> etwa 70 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar und Jahr Bereitstellungskosten<br />

zwischen circa 15 und 22 DM/dt Trockenmasse. Sie liegen im Bereich der Angaben <strong>von</strong><br />

HARTMANN und STREHLER (1995) <strong>mit</strong> etwa 15 DM/dt (15 % Wassergehalt) frei Hof.<br />

250<br />

dt TM/ha<br />

DM/dt TM<br />

30<br />

200<br />

25<br />

20<br />

150<br />

15<br />

100<br />

10<br />

50<br />

5<br />

0<br />

Gras<br />

Miscanthus<br />

Topinambur<br />

Weiden<br />

0<br />

dt TM/ha DB II (1000 DM/ha) DB I (500 DM/ha)<br />

Abb. 29: Bereitstellungskosten mehrjähriger <strong>Energiepflanzen</strong><br />

41


5.1.8 Energieträgerpreise<br />

Die Energieträgerpreise ergeben sich als Folge der im vorhergehenden Kapitel festgestellten Bereitstellungskosten<br />

resp. Erzeugerpreise und des (bei den einzelnen Biomassen praktisch identischen) Heizwertes.<br />

Die Spanne bezieht sich ebenfalls auf die beiden Deckungsbeiträge <strong>von</strong> 500 und 1.000 DM/ha.<br />

Die <strong>Energiepflanzen</strong> müssen sich hinsichtlich ihrer Energieträgerpreise an der zu ersetzenden Steinkohle<br />

messen. Bei der inländischen Steinkohle (Göttelborn) kostet die Bereitstellung einer Kilowattstunde - also<br />

ohne Berücksichtigung der technischen Energieausnutzung - 3,7 Pfennig. Die untersuchten Biomassen<br />

liegen <strong>mit</strong> ihren Energieträgerpreisen bei der Deckungsbeitragsschwelle <strong>von</strong> 500 DM/ha alle - <strong>mit</strong> Ausnahme<br />

des nicht <strong>von</strong> der Stillegungsprämie profitierenden Topinamburs - unter dem der heimischen<br />

Steinkohle (s. Tab. 20). Beim höheren Deckungsbeitrag und dem minimalen Ertragsniveau sind alle Biomassen<br />

teurer als die deutsche Steinkohle. Für eine zukünftige Preisfindung bei <strong>Energiepflanzen</strong> als Festbrennstoff<br />

bedeutet dies, daß sie bei entsprechender Ertragslage größtenteils zu einem Preis angeboten<br />

werden könnten, der im Bereich der heimische Steinkohle liegt und den Landwirten vom Deckungsbeitrag<br />

einen Anreiz zum <strong>Energiepflanzen</strong>anbau anstelle einer Stillegung <strong>von</strong> Flächen geben würde.<br />

Beim Einsatz <strong>von</strong> Importkohle, die etwa zu einem Drittel des Preises für deutsche Steinkohle angeboten<br />

wird und bei 1,2 Pfennig pro Kilowattstunde (frei Kraftwerk) liegt, sind die <strong>Energiepflanzen</strong> nur in Einzelfällen<br />

beim niedrigsten Deckungsbeitrag und hohen Erträgen annähernd wettbewerbsfähig.<br />

Tab. 20: Energieträgerpreise ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong> bei unterschiedlichem Ertragsniveau<br />

(auf Stillegungsfläche; frei Kraftwerk; DB I = 500 DM/ha; DB II = 1.000 DM/ha)<br />

Ertrag Bereitstellungskosten (DM/dt TM) Energieträgerpreise (Pf/kWh)<br />

dt TM/ha DB DB II DB I DB II<br />

Wintertriticale 54 15,52 24,78 3,2 5,1<br />

108 11,45 16,08 2,4 3,3<br />

152 10,30 13,59 2,1 2,8<br />

Wintergerste 72 12,82 19,76 2,7 4,1<br />

76 12,53 19,11 2,6 4,0<br />

138 10,27 13,89 2,1 2,9<br />

Winterroggen 71 12,45 19,49 2,5 4,0<br />

84 11,81 17,76 2,4 3,6<br />

156 10,47 13,68 2,1 2,8<br />

Sommertriticale 29 17,59 34,83 3,6 7,1<br />

60 13,93 22,27 2,9 4,6<br />

128 8,43 12,34 1,7 2,5<br />

Mais 84 14,06 20,01 2,8 4,0<br />

108 12,07 16,70 2,4 3,4<br />

152 10,95 14,24 2,2 2,9<br />

Hirse 68 14,97 22,32 3,0 4,5<br />

76 14,30 20,88 2,9 4,2<br />

190 10,87 13,51 2,2 2,7<br />

Hanf 70 10,54 17,69 2,2 3,7<br />

74 10,50 17,26 2,2 3,6<br />

176 9,16 12,01 1,9 2,5<br />

Gras 33 10,64 25,79 2,2 5,4<br />

54 10,28 19,54 2,2 4,1<br />

86 10,05 15,86 2,1 3,3<br />

Miscanthus 90 16,21 21,77 3,2 4,3<br />

130 14,21 18,05 2,8 3,6<br />

223 12,33 14,57 2,5 2,9<br />

Topinambur 57 20,32 29,09 4,2 6,0<br />

66 18,12 25,70 3,8 5,3<br />

100 13,42 18,42 2,8 3,8<br />

Weiden 51 17,35 27,16 3,4 5,3<br />

69 14,86 22,10 2,9 4,3<br />

163 13,60 16,67 2,6 3,2<br />

42


5.2 Versuche zur Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in einer Kohlestaubfeuerung<br />

5.2.1 Aufbereitung der Biomasse<br />

Die Versuchsbrennstoffe müssen aufgemahlen werden, um in der Kohlenstaubverbrennungsanlage<br />

(KSVA) verfeuert werden zu können. Von der Mahlfeinheit hängt der spätere Ausbrand ab, der wiederum<br />

die CO-Emissionen beeinflußt. Die Biomassen werden <strong>mit</strong> einer Schneidmühle zwischen rotierenden<br />

Messern solange zerkleinert, bis sie durch ein eingelegtes Sieb fallen. Durch die Siebmaschenweite kann<br />

die Korngröße beeinflußt werden.<br />

450<br />

Energiebedarf kWh/t<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Stroh Schneidmühle 10 % Feuchte<br />

Stroh Schneidmühle 20 % Feuchte<br />

Stroh Schneidmühle 30 % Feuchte<br />

Misc. Schneidmühle 10 % Feuchte<br />

Stroh Hammermühle 10 % Feuchte<br />

Holz Hammermühle 10 % Feuchte<br />

0<br />

0 2 4 6 8<br />

Siebdurchmesser in mm<br />

Abb. 28: Energiebedarf bei der Mahlung<br />

Die Korngröße ist in erster Linie dafür verantwortlich, wie vollständig ein Brennstoff in einer vorgegebenen<br />

Verweilzeit in der heißen Verbrennungszone der Staubfeuerung ausbrennt. Je feiner der Brennstoff<br />

aufgemahlen ist, desto schneller kann er <strong>mit</strong> der vorhandenen Verbrennungsluft reagieren und umso<br />

besser wird sein Ausbrand sein. Die feine Aufmahlung bedeutet jedoch einen größeren Energieverbrauch<br />

bei der Zerkleinerung und einen größeren Mühlenverschleiß. In Abbildung 28 ist der Energiebedarf für<br />

die Zerkleinerung einiger Biomassen <strong>mit</strong> der Schneidmühle und <strong>mit</strong> der Hammermühle über der Maschenweite<br />

des in den Mahlraum eingelegten Einlegesiebes dargestellt. Der Energiebedarf zur Mahlung<br />

der Biomassen bewegt sich für die interessanten Feinheiten zwischen 20 und 50 kWh je Tonne Brennstoff.<br />

Erst wenn feiner als 1,5 mm aufgemahlen wird, steigt die Mahlenergie stark an. Vergleicht man die<br />

Schneidmühle <strong>mit</strong> der Hammermühle, so ist für die Hammermühle ein etwas geringerer Mahlenergieaufwand<br />

zu erkennen. Um einen möglichst geringen energetischen Aufwand bei der Brennstoffaufbereitung<br />

zu haben, aber auch um den Mühlenverschleiß zu minimieren, soll der Brennstoff nur so fein wie unbedingt<br />

nötig aufgemahlen werden, da<strong>mit</strong> noch ein guter Ausbrand gewährleistet ist.<br />

Da es sich bei der Versuchsanlage um eine stehende Brennkammer <strong>mit</strong> Deckenbrenner handelt, wird<br />

erwartet, daß die Anforderungen an die Mahlfeinheit der Biomassen größer sind als bei den Staubfeuerungen<br />

der Kohlekraftwerke, bei denen der Brennstoff üblicherweise waagerecht eingeblasen wird. Bei der<br />

Eindüsung des Brennstoffes über den Deckenbrenner können große Teilchen schnell durch die heiße<br />

Verbrennungszone fallen und so<strong>mit</strong> nur unvollständig ausbrennen. Bei waagerechter Eindüsung des<br />

43


Brennstoffes und einem nach oben gerichteten Rauchgasweg strömt das Rauchgas der Sinkgeschwindigkeit<br />

der Teilchen entgegen und kann diese in Schwebe halten. Dadurch kann die Verweilzeit größerer<br />

Teilchen etwas verlängert werden.<br />

Die wichtigste Charakterisierung des Mahlgutes ist die Korngrößenverteilung. Die einfachste und am<br />

häufigsten durchgeführte Korngrößenmessung ist die Siebanalyse <strong>mit</strong> Prüfsieben. Dabei werden Siebe <strong>mit</strong><br />

aufsteigender Maschenweite auf eine Siebmaschine gespannt. Auf dem obersten Sieb wird die Probe aufgebracht.<br />

Nach dem Siebvorgang werden die Rückstände auf den einzelnen Sieben durch Wiegen er<strong>mit</strong>telt<br />

und in Massenprozente umgerechnet. Man erhält so bei n Siebböden n+1 Korngrößenklassen sowie<br />

deren prozentualen Anteil an der Gesamtmasse. Mit diesen Daten läßt sich ein Stufendiagramm zeichnen,<br />

in dem die relative Häufigkeit über der jeweiligen Korngröße aufgetragen ist (s. Abb.29). Bei mehr als 10<br />

Stufen ist der Übergang <strong>von</strong> einem Stufendiagramm zu einer stetigen Kurve berechtigt, da dann die<br />

Fehler, die durch diesen Übergang entstehen, vergleichsweise gering sind.<br />

Diese Häufigkeitsverteilung beschreibt zwar die Korngrößenverteilung recht anschaulich, läßt jedoch<br />

nicht jede Fragestellung direkt beantworten. Für viele verfahrenstechnische Prozesse, unter anderem auch<br />

in dieser Arbeit, sind Angaben darüber notwendig, wieviel Massenprozente größer beziehungsweise kleiner<br />

als eine bestimmte Korngröße sind. Die Häufigkeitsverteilung liefert diese Information durch die<br />

entsprechenden Flächen unter der Kurve. Geeigneter zur Beantwortung dieser Frage ist jedoch eine<br />

Kennungslinie, aus der der prozentuale Massenanteil jedes Kornbereiches direkt abzulesen ist. Dies führt<br />

zur Rückstands- und Durchgangssummenkurve.<br />

rel. Häufigkeit [%]<br />

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Klasse<br />

Korngröße d [µm]<br />

Abb. 29: Korngrößenverteilung zur Charakterisierung <strong>von</strong> Mahlgut<br />

Im Gegensatz zur Häufigkeitskurve werden nicht die relativen Häufigkeiten in den einzelnen Klassen<br />

aufgetragen, sondern die Summen der relativen Klassenmassen. Beginnt man die Aufsummierung <strong>von</strong><br />

d max aus, so ergibt sich die Rückstandssummenkurve R(d), führt man die Aufsummierung <strong>von</strong> d min ausgehend<br />

durch, erhält man die Durchgangssummenkurve. Da in der Verfahrenstechnik üblicherweise die<br />

Rückstandssummenkurve verwandt wird, soll auch hier die Durchgangssummenkurve unberücksichtigt<br />

bleiben. Aus dieser Rückstandskurve läßt sich dann die Mediankorngröße d 50 er<strong>mit</strong>teln. Es handelt sich<br />

hierbei um die Korngröße, bei der 50 % der analysierten Teilchen größer bzw. kleiner sind.<br />

Grundsätzlich stellt die Er<strong>mit</strong>tlung der Korngrößenverteilung durch Siebung bei Biomassen eine starke<br />

Vereinfachung dar, da sie strenggenommen nur für sphärische Partikel gilt. Bei Biomassen liegen die Partikel<br />

jedoch eher stäbchenförmig oder länglich vor. Bei einer Siebanalyse kann ein Teilchen also einmal<br />

der Länge nach durch die Siebmasche fallen oder auch im Sieb liegenbleiben. Der Vergleich <strong>von</strong> holz- <strong>mit</strong><br />

strohartigen Biomassen ist besonders für die gröberen Aufmahlungen kritisch, da die Strohteilchen dann<br />

44


zwar länger werden, der Durchmesser jedoch weiterhin klein bleibt. Die Holzspäne werden dagegen eher<br />

sphärisch.<br />

Je nach Siebdauer erhält man unterschiedliche Ergebnisse, da die Wahrscheinlichkeit, daß ein Teilchen <strong>mit</strong><br />

seinem kleineren Durchmesser durch das Sieb fällt, <strong>mit</strong> der Siebdauer ansteigt. Nach sehr langer Siebzeit<br />

erhält man also einen Mediankorndurchmesser, der zu klein ausfällt. Desweiteren kann durch die<br />

mechanische Beanspruchung während des Siebens eine Zerkleinerung des Gutes stattfinden. Diese Zersiebung<br />

nimmt <strong>mit</strong> steigender Siebdauer zu und führt ebenfalls zu einer Fehlbeurteilung der Korngrößenverteilung.<br />

Die Siebzeit muß also so festgelegt werden, daß die Auftrennung der Kornklassen vollständig<br />

ist, eine Zersiebung jedoch vermieden wird. In DIN 66165 wird z.B. vorgeschlagen, die Siebung zu beenden,<br />

wenn die Masse des Siebdurchgangs pro Minute weniger als 0,1 % der Masse des Aufgabegutes<br />

beträgt.<br />

Mittels einiger Probesiebungen wurde die Siebdauer auf 10 Minuten festgelegt. Siebt man alle Proben<br />

gleich lang, erhält man Zahlenwerte die sich gut untereinander vergleichen lassen und qualitative Aussagen<br />

über die Zerkleinerung möglich machen.<br />

In der Tabelle 21 ist das Ergebnis zweier Siebdurchgänge aufgezeigt. Hierzu wurden <strong>von</strong> demselben<br />

Mahlgut (Winterroggen) zwei Proben gezogen und jeweils 10 Minuten gesiebt. Es zeigt sich, daß die<br />

Ergebnisse tatsächlich nur geringfügig differieren (+/- 5 %) und so<strong>mit</strong> ein Vergleich untereinander zulässig<br />

ist.<br />

Für den Vergleich <strong>von</strong> gleichartigen Biomassen, also jeweils holzartige oder strohartige untereinander, die<br />

dazu noch <strong>mit</strong> derselben Mühle aufbereitet wurden, ist diese Kenngröße als Anhaltswert so<strong>mit</strong> ausreichend.<br />

Beim Energiegras wurden drei Aufmahlungen durchgeführt. Bei der gröbsten Aufmahlung waren alle<br />

Teile kleiner als 6 mm, bei der <strong>mit</strong>tleren kleiner als 4 mm und bei der feinsten Aufmahlung kleiner als 1,5<br />

mm.<br />

Tab. 21: Korngrößenverteilung bei zwei Siebdurchgängen (Winterroggenganzpflanze)<br />

Siebmaschenweite<br />

[mm]<br />

Rückstand<br />

1. Siebung [%]<br />

Rückstand<br />

2.Siebung [%]<br />

Differenz<br />

absolut<br />

0 100 100,02 0.02<br />

50 95,7 97,09 2,61<br />

75 93,51 94,72 1.21<br />

90 92,13 92,90 0,77<br />

120 89,84 90,58 0.74<br />

200 82,09 83,48 1,39<br />

300 75,89 75,43 -0.46<br />

400 67,54 67,72 0.18<br />

500 60,95 61,75 0.80<br />

600 56,99 57,18 0,19<br />

800 40,09 39,24 -0.85<br />

1000 35,49 31,59 -3.90<br />

1400 2.53 4,07 1.54<br />

2000 0.24 0,68 0.44<br />

3150 0.12 0 -0.12<br />

4000 0 0 0<br />

In Abbildung 30 sind die Rückstandssummenverteilungen der gemahlenen strohartigen Brennstoffe aufgetragen.<br />

45


R.ORG<br />

Rückstandssumme [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

W.Triti1.5<br />

HaferGP1.5<br />

Roggen1.5<br />

Raps1.5<br />

EG1.5<br />

EG4<br />

EG6<br />

Mais 2,5<br />

Hafer 2,5<br />

0<br />

100 1000<br />

Maschenweite [µm]<br />

Abb. 30: Korngrößenverteilung der gemahlenen Ganzpflanzen<br />

Die <strong>mit</strong>tlere Korngröße (d 50), definiert bei 50 % Rückstand, liegt bei den kleiner 1,5 mm aufgemahlenen<br />

Biomassen zwischen 400 und 500 µm. Die Triticale stellt hier einen Sonderfall dar, da sie zunächst <strong>mit</strong><br />

einem 4 mm Sieb und anschließend nochmals <strong>mit</strong> einem 1,5 mm Einlegesieb gemahlen wurde. Dies ergab<br />

eine deutlich feinere Körnung. Die kleiner 4 mm bzw. 6 mm aufgemahlenen Energiegräser weisen eine<br />

<strong>mit</strong>tlere Korngröße <strong>von</strong> 750 bzw. 1300 µm auf.<br />

Die Getreideganzpflanzen wurden alle auf die feinste Aufmahlung (alle Teilchen kleiner 1,5 mm) gemahlen.<br />

Dies ist <strong>mit</strong> der Inhomogenität des "Stroh-Korn-Gemisches" hinsichtlich der spezifischen und da<strong>mit</strong><br />

auch Energiedichte der Fraktionen Stroh und Korn zu begründen. Die Körner weisen durch ihre höhere<br />

gewichtsspezifische Dichte einen wesentlich höheren volumenbezogenen Energiegehalt als das Stroh auf.<br />

Für den Zündvorgang und die Verbrennung in einer Staubfeuerung ist die Oberfläche und der Energiegehalt<br />

eines Teilchens maßgeblich. Daher müssen die Getreidekörner wesentlich feiner aufgemahlen<br />

werden als das Stroh. Für reines Stroh ist eine Mahlung kleiner 4 mm ausreichend.<br />

Die Korngrößenverteilung der hölzernen, hinsichtlich Energiedichte homogenen Brennstoffe sind in Abbildung<br />

31 dargestellt. Um die notwendige Mahlfeinheit der Holzbrennstoffe für die Verbrennung an der<br />

Versuchsanlage er<strong>mit</strong>teln zu können, wurde Buchenholz auf drei verschiedene Korngrößen aufgemahlen.<br />

Bei der groben Aufmahlung waren alle Teilchen kleiner 6 mm, bei der <strong>mit</strong>tleren kleiner 4 mm und bei der<br />

feinen kleiner 2 mm. Diese Fraktionen wurden <strong>mit</strong> unterschiedlichen thermischen Anteilen zusammen<br />

<strong>mit</strong> Kohle verbrannt, um über den Ausbrand die zulässige Höchstkorngröße zu er<strong>mit</strong>teln. Die <strong>mit</strong>tleren<br />

Korngrößen der aufgemahlenen Brennstoffe sind in Tabelle 22 zusammengefaßt.<br />

46


100<br />

KGVHOLZ.ORG<br />

Rückstandssumme [%]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Buche2<br />

Buche4<br />

Buche6<br />

Weide2.5<br />

Pappel2.5<br />

Eiche1.5<br />

FiRe1.5<br />

0<br />

100 1000<br />

Partikelgröße in µm<br />

Abb. 31: Korngrößenverteilung der aufgemahlenen Holzbrennstoffe<br />

Tab. 22: Mittlere Korngröße der Biomassebrennstoffe<br />

Brennstoff Aufmahlung <strong>mit</strong>tlere Korngröße d 50<br />

Energiegras 1,5 mm SM 530<br />

4 mm SM 750<br />

6 mm SM 1300<br />

Stroh 4 mm HM 770<br />

Stroh 1,5 mm SM 570<br />

2,5 mm SM 650<br />

4 mm SM 800<br />

Haferganzpflanze 1,5 mm SM 400<br />

2,5 mm SM 400<br />

Roggenganzpflanze 1,5 mm SM 500<br />

1,5 mm HM 340<br />

4 mm HM 680<br />

Rapsganzpflanze 1,5 mm SM 400<br />

Körnermaisganzpflanze 2,5 mm SM 600<br />

Triticaleganzpflanze 4 + 1,5 mm SM 110<br />

Buche 2,5 mm SM 780<br />

4 mm SM 1200<br />

6 mm SM 1250<br />

Weide 2,5 mm SM 500<br />

Pappel 2,5 mm SM 410<br />

Eiche 1,5 mm SM 360<br />

Fichtenreisig 1,5 mm SM 280<br />

SM = Schneidmühle; HM = Hammermühle<br />

47


5.2.1.1 Verbrennungsverhalten unterschiedlich aufgemahlener Biomassen<br />

Grundsätzlich sind für die Zündwilligkeit <strong>von</strong> Brennstoffen bei vorhandener ausreichender Aktivierungsenergie<br />

die drei Parameter Flüchtigengehalt, Wassergehalt und Korngröße, <strong>mit</strong> der die spezifische Oberfläche<br />

korreliert, verantwortlich.<br />

Nach Erreichen der Entgasungstemperatur entweichen aus dem Brennstoff die flüchtigen Bestandteile.<br />

Die Aufheizzeit ist hierbei vom Wassergehalt, insbesondere aber <strong>von</strong> der Korngröße der Teilchen abhängig.<br />

Beim Eintritt der Teilchen in die Brennkammer werden diese hauptsächlich durch Wärmestrahlung<br />

erhitzt. Je kleiner die Korngröße ist, desto größer ist die spezifische Oberfläche, auf die die Strahlung<br />

wirken kann und umso mehr Wärmeleistung wird auf die Brennstoffmasse übertragen. Bei Erreichen <strong>von</strong><br />

100 °C Oberflächentemperatur beginnt dort die Trocknung. Die Trocknungsfront wandert dann <strong>von</strong><br />

außen nach innen. Während die Biomasse innen noch trocknet, beginnt an der Oberfläche die Entgasung.<br />

Bei Biomassen beginnt die Entgasung bei etwa 200 °C, bei Steinkohle dagegen erst bei circa 450 °C.<br />

Die ausgetriebenen Flüchtigen eines Brennstoffes reagieren <strong>mit</strong> dem zur Verfügung stehenden Sauerstoff<br />

in einer homogenen Gasreaktion. Dazu kann das gesamte, durch die Reaktionspartner eingenommene<br />

Volumen (im Gegensatz zur heterogenen Reaktion) genutzt werden. Diese Teilreaktion ist weitgehend<br />

unabhängig <strong>von</strong> der Vermischung der Brennstoffteilchen im Feuerraum.<br />

Nach der Freisetzung der Flüchtigen bleibt der Anteil an festem Kohlenstoff (Fixed C) zurück. Dieser<br />

reagiert bei der Verbrennung in heterogenen Gas-Feststoff-Reaktionen. D.h. am festen Reaktionspartner<br />

ist so lange Stoff zu- bzw. abzuführen, bis die ganze feste Masse reagiert hat. Diese Reaktionen sind so<strong>mit</strong><br />

abhängig vom Stofftransport des Sauerstoffes zum Teilchen und der Verbrennungsprodukte vom<br />

Teilchen weg. Dieser Transport erfolgt zunächst durch die laminare Strömungsgrenzschicht, die das Korn<br />

umgibt, und weiter in das poröse Teilchen. Dieser Vorgang wird durch Grenzschicht- und Porendiffusion<br />

überlappt. Der Vorgang ist auch <strong>von</strong> der Größe der vorhandenen Oberfläche und <strong>von</strong> der Reaktionsgeschwindigkeit<br />

an der Feststoffoberfläche abhängig. Alle diese Mechanismen sind temperaturabhängig, und<br />

der langsamste dieser Teilschritte bestimmt die Gesamtreaktionsgeschwindigkeit. Für Temperaturen<br />

unterhalb <strong>von</strong> 700 °C ist die Reaktionsgeschwindigkeit am Teilchen geschwindigkeitsbestimmend. Bei<br />

hohen Temperaturen (> 900 °C) sind die Diffusionsvorgänge zum und im Teilchen begrenzend. Bei der<br />

untersuchten Staubfeuerung werden in der Hauptverbrennungszone in Abhängigkeit vom Brennstoff<br />

Temperaturen in der Größenordnung <strong>von</strong> 1200 - 1300 °C erreicht. Die Rauchgase werden bis zum Ende<br />

der Brennkammer auf 650 - 700 °C abgekühlt. Findet die Verbrennung des festen Kohlenstoffes im<br />

oberen Teil der Brennkammer statt, sind die Stofftransportvorgänge geschwindigkeitsbestimmend. Größere<br />

Teilchen können jedoch auch nicht vollständig ausgebrannt die heiße Hauptreaktionszone verlassen.<br />

Bei diesen Teilchen kann dann der Übergang zur reaktionsgeschwindigkeitbestimmten Reaktion stattfinden.<br />

Reine Biomasseverbrennung<br />

Um das unterschiedliche Verbrennungsverhalten <strong>von</strong> Biomassen verschiedener Feinheiten untersuchen<br />

zu können, wurde eine reine Biomasseflamme <strong>mit</strong> Eichenholz (1,5 mm Aufmahlung) und eine Weidenflamme<br />

(2,5 mm Aufmahlung) im Flammenraum vermessen. Es wurden die Gaskonzentrationen <strong>von</strong> O 2,<br />

CO, NO und CO 2 über die Feuerraumhöhe und über den Radius er<strong>mit</strong>telt. Das Sauerstoffprofil der<br />

beiden Flammen ist in Abbildung 32 gegenübergestellt. Zur Veranschaulichung wurden die reinen Meßwerte<br />

zusätzlich durch Interpolation in einem Farbkontur-Diagramm dargestellt. Hohe<br />

Sauerstoffkonzentrationen sind dabei durch dunkle Felder gekennzeichnet, niedrige O 2-Konzentrationen<br />

durch helle Felder. Die linke Seite der Darstellung, entsprechend einer Hälfte der Brennkammer, ist<br />

jeweils die Eichenflamme; die rechte Seite die Weidenflamme. Beim Vergleich beider Flammen ist zu<br />

erkennen, daß die feiner aufgemahlene Eiche schneller zündet und durch den Verbrennungsvorgang den<br />

ihr zur Verfügung stehenden Sauerstoff schneller aufbraucht. Das Sauerstoffgefälle in axialer und radialer<br />

Strömungsrichtung ist sehr gut an den eng liegenden Iso-Linien zu sehen. Das sauerstoffreiche Feld in<br />

un<strong>mit</strong>telbarer Brennernähe ist bei der Weidenflamme deutlich größer. Dies deutet darauf hin, daß nur ein<br />

Teil des Brennstoffes gezündet hat und der Rest erst in brennerferneren Gebieten brennt und Sauerstoff<br />

verbraucht. Dies ist auch an den weit auseinanderliegenden Iso-Linien erkennbar.<br />

48


In Abbildung 33 sind die CO-Konzentrationen in verschiedenen Abständen zum Brenner dargestellt. Das<br />

CO wird neben anderen Kohlenwasserstoffen bei der Entgasung des Brennstoffes freigesetzt und reagiert<br />

<strong>mit</strong> dem in der Verbrennungsluft enthaltenen Luftsauerstoff weiter zu CO 2. Um den Verdünnungseffekt<br />

durch die bei beiden Flammen in unterschiedlichen Mengen vorhandene Verbrennungsluft auszuschließen,<br />

wurden die gemessenen Werte anhand der Formel [1] auf 0 % Bezugssauerstoff umgerechnet. Dadurch<br />

wird die Vergleichbarkeit der Eichen- und Weidenflamme gewährleistet.<br />

C bez = C mess x (21 - O bez) / (21 - O mess) [1]<br />

C bez = bezogene Messwertkonzentration<br />

C mess = gemessene Konzentration<br />

O bez = Bezugssauerstoffgehalt (hier 0)<br />

O mess = gemessene Sauerstoffkonzentration<br />

Vergleicht man die Höhe der auftretenden CO-Konzentrationen zwischen den Ebenen, muß beachtet<br />

werden, daß in den ersten beiden Ebenen die Skalierung <strong>von</strong> 0 - 4 % geht, bei den darunter liegenden<br />

Ebenen 0 - 2,5 %. Es ist zu erkennen, daß bei dem feiner aufgemahlenen Brennstoff Eichenholz schon in<br />

Brennernähe mehr CO freigesetzt wird. Ein CO-Peak läuft <strong>mit</strong> zunehmendem Brennerabstand <strong>von</strong> innen<br />

nach außen. Entlang dieser Linie sind auch stark abnehmende Sauerstoffkonzentrationen (s. Abb. 32) zu<br />

verzeichnen. Im Vergleich hierzu sind bei der Weide die Konzentrationen an CO weitaus geringer. Ein<br />

O2 [%] O2 [%]<br />

180<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Eiche 1,5mm<br />

5<br />

5<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

330<br />

480<br />

630<br />

Weide 2,5 mm<br />

5<br />

5<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0 5<br />

0<br />

250 0 50 100 150 200 250 200 150 100 50<br />

20<br />

15<br />

10<br />

20<br />

15<br />

10<br />

20<br />

15<br />

10<br />

20<br />

15<br />

10<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Entfernung zum Brenner (mm)<br />

0<br />

500<br />

1000<br />

1500<br />

Sauerstoffprofil<br />

Eiche 1,5 SM<br />

Sauerstoffprofil<br />

Weide 2,5 SM<br />

0<br />

500<br />

1000<br />

1500<br />

% O 2<br />

17.0 -- 18.0<br />

16.0 -- 17.0<br />

15.0 -- 16.0<br />

14.0 -- 15.0<br />

13.0 -- 14.0<br />

12.0 -- 13.0<br />

11.0 -- 12.0<br />

10.0 -- 11.0<br />

9.00 -- 10.0<br />

8.00 -- 9.00<br />

7.00 -- 8.00<br />

6.00 -- 7.00<br />

5.00 -- 6.00<br />

4.00 -- 5.00<br />

3.00 -- 4.00<br />

2.00 -- 3.00<br />

1.00 -- 2.00<br />

0 -- 1.00<br />

5<br />

5<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

20<br />

15<br />

990<br />

20<br />

15<br />

2000<br />

2000<br />

10<br />

10<br />

5<br />

5<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

Radius [mm]<br />

Abstand vom<br />

Brenner [mm]<br />

Radius [mm]<br />

2500<br />

2500<br />

300 200 100 0 100 200 300<br />

Radius (mm) Radius (mm)<br />

Abb. 32: Sauerstoffprofile der fein und grob gemahlenen Biomassen im Vergleich<br />

schwach ausgeprägtes Maximum läuft auch hier <strong>von</strong> innen nach außen, erreicht aber, verglichen <strong>mit</strong> der<br />

Eichenflamme erst in der doppelten Entfernung den Wandbereich. Ursache für die nach außen gerichtete<br />

Strömung ist die verdrallt zugegebene Sekundärluft. Die Drallzahl, die strenggenommen das Verhältniss<br />

des axialen zum radialen Impuls der Strömung darstellt, war bei diesen Flammen auf 0,5 eingestellt. Dies<br />

49


entspricht einer etwa gleich großen axialen wie radialen Gasgeschwindigkeitskomponente. Die rotierende<br />

Strömung erfährt Zentrifugalkräfte, die sie nach außen zieht. Die in die Brennkammer geblasenen<br />

Brennstoffteilchen werden <strong>von</strong> der Strömung in ihrer Bewegung beeinflußt und <strong>mit</strong>gerissen. Der feiner<br />

aufgemahlene Eichenstaub folgt schneller der Strömung und wird schneller zur Wand gezogen als die<br />

gröberen Weidenteilchen. Der Kegel der Entgasung und CO-Freisetzung ist deshalb bei dem gröberen<br />

Brennstoff schmaler und <strong>mit</strong> kleinerem Öffnungswinkel. Er erreicht so<strong>mit</strong> erst in größerer Brennerentfernung<br />

den Wandbereich.<br />

Da bei der Weidenflamme aufgrund der gröberen Körnung zusätzlich die Entgasung und Zündung langsamer<br />

eintritt, wird CO über einen längeren Zeitraum, entsprechend einem größeren Raum in der Brennkammer,<br />

freigesetzt. Zum einen werden durch die Verteilung nur eine geringere CO-Konzentration<br />

erreicht, zum anderen ist in diesem Bereich auch mehr Sauerstoff vorhanden, der das CO zu CO 2 aufoxidiert.<br />

In Abbildung 34 sind die Stickoxidprofile der beiden Flammen gegenübergestellt. Um Verdünnungseffekte<br />

auszuschließen sowie die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden auch hier die NO x- Meßwerte<br />

<strong>mit</strong> dem korrespondierenden Sauerstoffmeßwert nach Formel [1] auf 0 % O 2 umgerechnet. Es ist zu<br />

erkennen, daß bei der Weidenflamme auch schon in Brennernähe viel mehr NO x gebildet wird als bei der<br />

Eiche. Der Unterschied bleibt dann auch bis zum Brennkammerende erhalten, obwohl bei beiden Flammen<br />

<strong>von</strong> der untersten dargestellten Rauchgasprofilmessung bis zum Ende der Brennkammer die<br />

Stickoxidkonzentration noch um 300 ppm abgebaut wird. Die Endkonzentration betrug bei der Eichenflamme<br />

knapp 200 ppm, bei der Weide etwas über 400 ppm (jeweils auf 0 % Restsauerstoff bezogen). Der<br />

Grund für die höheren Stickoxidkonzentrationen sind in dem fast 4-fach höheren Brennstoffstickstoffgehalt<br />

der Weide <strong>mit</strong> 0,39 g N/MJ gegenüber 0,1 g N/MJ der Eiche zu finden. Desweiteren wird bei<br />

der Eichenflamme vermehrt CO freigesetzt und es treten lokal sauerstoffärmere Zonen auf als bei der<br />

Weide. In Brennernähe, wo die CO-Werte hoch sind, werden nur geringe NO x-Konzentrationen gemessen.<br />

Das CO reagiert dort <strong>mit</strong> NO x zu CO 2 und N 2.<br />

5.2.1.2 Einfluß der Korngröße bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse <strong>mit</strong> Steinkohle<br />

Um den Einfluß der Biomasseaufmahlung auf das Verbrennungs- und Zündverhalten <strong>von</strong> Kohle-<br />

Biomasse-Mischflammen zu untersuchen, wurde eine reine Kohleflamme, eine Kohleflamme <strong>mit</strong> Beimischung<br />

<strong>von</strong> 25 % (thermisch) Stroh (4 mm <strong>mit</strong> einer <strong>mit</strong>tleren Korngröße <strong>von</strong> 800 µm) und eine Flamme<br />

<strong>mit</strong> 25 % (thermisch) Fichtenreisig (1,5 mm <strong>mit</strong> einer <strong>mit</strong>tleren Korngröße <strong>von</strong> 280 µm) im Feuerraum<br />

vermessen. Die Sauerstoffprofile sind in Abbildung 35 dargestellt.<br />

Vergleicht man die reine Kohleflamme <strong>mit</strong> der Kohle-Strohflamme, erkennt man einen langsameren<br />

Sauerstoffabbau im Brennernahbereich bei der Mitverbrennung des groben Strohs. Dies deutet darauf<br />

hin, daß der Strohanteil erst später zündet und Sauerstoff verbraucht. Beim weiteren Verlauf in der<br />

Brennkammer wird der Sauerstoff bei der Mischflamme jedoch zügig abgebaut und liegt ab etwa 0,5 m<br />

Brennerentfernung (4. Ebene <strong>von</strong> oben) etwas unter dem Sauerstoffgehalt der Kohleflamme. Betrachtet<br />

man die Mischflamme <strong>mit</strong> dem fein aufgemahlenen Fichtenreisig, weist diese schon in der ersten Meßebene<br />

geringe Sauerstoffgehalte auf, die in 0,5 m Brennerentfernung schon auf etwa 4 % abgebaut sind.<br />

Daran ist eine schnelle Zündung und eine heftige Reaktion des Brennstoffes <strong>mit</strong> dem Sauerstoff zu<br />

erkennen. Da beide Biomassen die gleichen Wassergehalte aufweisen, ist die schnellere Zündung vor<br />

allem der kleineren Korngröße des Fichtenreisig zuzuschreiben.<br />

Insgesamt kann die reine Kohleflamme in ihrer Zündschnelligkeit und "Reaktionsge-schwindigkeit"<br />

zwischen den Mischflammen <strong>mit</strong> der groben und der feinen Aufmahlung ein-geordnet werden. Betrachtet<br />

man die CO-Freisetzung im Feuerraum bei der Biomasse-Mitverbrennung im Vergleich zur reinen<br />

Kohleflamme, fällt auf, daß bei letzterer die höchsten CO-Konzentrationen zu messen sind (s. Abb. 36).<br />

Besonders in der inneren Rezirkulationszone, wo auch kein Sauerstoff vorhanden ist, tritt ein CO-Peak<br />

auf. Die CO-Konzentration nimmt <strong>mit</strong> zunehmender Brennerentfernung langsam ab. Bei der<br />

Mitverbrennung des groben Strohs kann auch in Brennernähe so gut wie kein CO gemessen werden. Bei<br />

50


4<br />

3<br />

Eiche 1,5 mm<br />

180<br />

Weide 2,5 mm<br />

4<br />

3<br />

CO (in % auf 0% O 2<br />

gerechnet)<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

4<br />

3<br />

2<br />

330<br />

1<br />

1<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

2,5<br />

2,0<br />

480<br />

4<br />

3<br />

2<br />

2,5<br />

2,0<br />

CO (in % auf 0% O 2<br />

gerechnet)<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

630<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

990<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0,0<br />

Radius [mm]<br />

Abstand vom<br />

Brenner [mm]<br />

Radius [mm]<br />

Abb. 33: CO-Konzentrationen in der Verbrennungszone (links bei der fein aufgemahlenen Biomasse,<br />

rechts gröber aufgemahlen)<br />

51


800<br />

600<br />

400<br />

Eiche<br />

180<br />

Weide<br />

800<br />

600<br />

400<br />

NO x<br />

(ppm auf 0% O 2<br />

gerechnet)<br />

200<br />

200<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

800<br />

600<br />

400<br />

330<br />

200<br />

200<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

800<br />

600<br />

480<br />

800<br />

600<br />

400<br />

800<br />

600<br />

NO x<br />

(ppm auf 0% O 2<br />

gerechnet)<br />

400<br />

400<br />

200<br />

200<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

800<br />

600<br />

400<br />

630<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

200<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

800<br />

990<br />

800<br />

600<br />

400<br />

600<br />

400<br />

200<br />

200<br />

0<br />

250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />

Radius [mm]<br />

Abstand vom<br />

Brenner [mm]<br />

Radius [mm]<br />

Abb. 34: NO x-Konzentrationen bei fein und grob aufgemahlener Biomasse<br />

52


KO-STRO2.ORG<br />

Kohle 100%<br />

25 % Stroh 4mm<br />

25 % Fichtenreisig 1,5mm<br />

16<br />

16<br />

14<br />

14<br />

12<br />

12<br />

10<br />

10<br />

8<br />

8<br />

6<br />

6<br />

4<br />

4<br />

2<br />

2<br />

O 2<br />

Konzentration in %<br />

0<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

16<br />

14<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

0<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

16<br />

14<br />

O 2<br />

Konzentration in %<br />

12<br />

12<br />

10<br />

10<br />

8<br />

8<br />

6<br />

6<br />

4<br />

4<br />

2<br />

2<br />

0<br />

16<br />

14<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

0<br />

16<br />

14<br />

12<br />

12<br />

10<br />

10<br />

8<br />

8<br />

6<br />

6<br />

4<br />

4<br />

2<br />

2<br />

0<br />

16<br />

14<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

0<br />

16<br />

14<br />

12<br />

12<br />

10<br />

10<br />

8<br />

8<br />

6<br />

6<br />

4<br />

4<br />

2<br />

2<br />

0<br />

300 200 100 0 100 200 300<br />

0 100 200 300<br />

0<br />

Radius (mm)<br />

Radius (mm)<br />

Radius (mm)<br />

Abb. 35: Sauerstoffprofile bei der Mitverbrennung <strong>mit</strong> Steinkohle<br />

53


KO-STRO2.ORG<br />

Kohle 100%<br />

25 % Stroh 4mm<br />

25 % Fichtenreisig 1,5mm<br />

6<br />

6<br />

4<br />

4<br />

2<br />

2<br />

CO in % auf 0 % O 2<br />

gerechnet<br />

0<br />

1<br />

0<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

0<br />

1<br />

0<br />

CO in % auf 0 % O 2<br />

gerechnet<br />

1<br />

1<br />

0<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

300 200 100 0 100 200 300<br />

0 100 200 300<br />

0<br />

Radius (mm)<br />

Radius (mm)<br />

Radius (mm)<br />

Abb. 36: CO-Profilmessungen bei der Mitverbrennung<br />

54


KO-STRNO.ORG<br />

Kohle 100%<br />

25 % Stroh 4mm<br />

25 % Fichtenreisig 1,5mm<br />

1600<br />

1600<br />

1400<br />

1400<br />

1200<br />

1200<br />

1000<br />

1000<br />

800<br />

800<br />

600<br />

600<br />

NO x<br />

in ppm auf 0% O 2<br />

gerechnet<br />

400<br />

200<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

400<br />

200<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

NO x<br />

in ppm auf 0% O 2<br />

gerechnet<br />

1000<br />

1000<br />

800<br />

800<br />

600<br />

600<br />

400<br />

400<br />

200<br />

1600<br />

1400<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

200<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1200<br />

1000<br />

1000<br />

800<br />

800<br />

600<br />

600<br />

400<br />

400<br />

200<br />

1600<br />

1400<br />

300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />

200<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

Endkonzentration 990 ppm<br />

auf 0% O 2 bezogen<br />

Endkonzentration 880 ppm<br />

auf 0% O 2 bezogen<br />

Endkonzentration 1070 ppm<br />

auf 0% O 2 bezogen<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

400<br />

200<br />

200<br />

300 200 100 0 100 200 300<br />

Radius (mm)<br />

Radius (mm)<br />

0 100 200 300<br />

Radius (mm)<br />

Abb. 37: NO x-Profilmessungen bei der Mitverbrennung<br />

55


der Fichtenreisig Flamme kann direkt nach Brenneraustritt eine erhöhte CO-Konzentration beobachtet<br />

werden, obwohl in diesem Bereich genügend Sauerstoff vorhanden ist. Weiter entfernt ist kein CO mehr<br />

vorhanden. Obwohl bei den Biomassen im Rohbrennstoff bereits die Mehrzahl der C-Atome <strong>mit</strong> einem<br />

Sauerstoffatom teiloxidiert sind, führt dies im Feuerraum nicht zu hohen CO-Konzentrationen bei der<br />

Mitverbrennung. Dafür sind mehrere Vorgänge denkbar. Bei der Mitverbrennung des groben Strohs zündet<br />

dieses erst nach der Kohle; dadurch ist überall genügend Sauerstoff vorhanden, um das freigesetzte<br />

CO aufzuoxidieren. Bei der Zudosierung des fein aufgemahlenen Fichtenreisig setzt dieses so schnell<br />

Flüchtige frei, daß diese trotz vorhandenem Sauerstoff nicht aufoxidiert werden. Diese Vorgänge in un<strong>mit</strong>telbarer<br />

Brennernähe haben auch einen großen Einfluß auf die Stickoxidbildung der Flammen.<br />

Um die Stickoxidentstehung in der Flamme verfolgen zu können, wurden bei diesen Flammen auch die<br />

Stickoxidkonzentrationen im Feuerraum vermessen. Um Verdünnungseffekte ausschließen zu können<br />

und die Flammen vergleichbar zu machen, wurden die gemessenen Werte auf 0 % Sauerstoff umgerechnet.<br />

In der ersten Ebene der Kohleflamme werden in der Brennerachse nur sehr geringe NO x-Konzentrationen<br />

gemessen (s. Abb. 37). Grund hierfür sind der niedrige Sauerstoffgehalt und der hohe CO-Gehalt in<br />

diesem Bereich. Das NO x reagiert hier <strong>mit</strong> CO zu N 2 und CO 2. Bei den Biomasse-Kohle-Mischflammen<br />

tritt dieser Effekt nicht auf, da auch keine ausgeprägte unterstöchiometrische Zone vorhanden ist. Bei der<br />

Fichte entsteht in diesem Bereich zwar genügend CO als Reaktionspartner für die Stickoxide, es ist jedoch<br />

Sauerstoff im Überschuß vorhanden, der deshalb bevorzugt <strong>mit</strong> CO zu CO 2 reagiert. Auch für die freigesetzten<br />

Stickstoffverbindungen findet sich genügend Sauerstoff als Reaktionspartner, so daß sie in der<br />

Flammenwurzel zu NO x oxidiert werden. Im weiteren Flammenverlauf wird das NO x noch abgebaut. Für<br />

die Kohleflamme ergibt sich ein Endwert <strong>von</strong> 990 ppm bezogen auf 0 % Sauerstoff, für die Kohle-Stroh-<br />

Flamme <strong>von</strong> 880 ppm und für die Kohle-Fichtenreisig Mischung <strong>von</strong> 1070 ppm. Die Höhe der Endkonzentrationen<br />

korellieren <strong>mit</strong> dem Anteil an Brennstoffstickstoff in dem Brennstoff-Mix. Die reine Kohle<br />

hat einen auf den Energieinhalt bezogenen Stickstoffgehalt <strong>von</strong> 410 mg/MJ, die Kohle - Stroh Mischung<br />

<strong>von</strong> 382 mg/MJ und 75 % Kohle - 25 % Fichtenreisig <strong>von</strong> 530 mg/MJ. Setzt man nun den Stickstoffgehalt<br />

und die NO x-Emissionen der Kohleflammen jeweils als Referenz zu 100 % und setzt die Mischungen<br />

dazu ins Verhältnis, so erhält man für die Stroh-Kohle-Mischung einen N-Gehalt <strong>von</strong> 93 % und eine<br />

Emission <strong>von</strong> 89 %. Die Fichtenreisig-Mischung weist dann einen N-Gehalt <strong>von</strong> 129 %, aber eine NO x-<br />

Emission <strong>von</strong> nur 108 % auf. Die Konversion des Biomassestickstoffes zu NO x ist also geringer als die<br />

der reinen Kohleflamme.<br />

Weiterhin wurden die Einflüsse des Biomasseanteils und der Aufmahlung auf das Zündverhalten untersucht.<br />

Dazu wurde Buchenholz auf drei Feinheiten gemahlen, <strong>mit</strong> unterschiedlichen Anteilen der thermischen<br />

Leistung zusammen <strong>mit</strong> Kohle verbrannt und die Sauerstoffkonzentrationen auf der<br />

Brennkammerebene 330 (330 mm vom Brenner) er<strong>mit</strong>telt. Die Ergebnisse sind in Abbildung 38 dargestellt.<br />

Links sind die 2 mm- und die 4 mm-Aufmahlungen <strong>mit</strong> unterschiedlichen Anteilen <strong>mit</strong>einander zu<br />

vergleichen. Es ist zu erkennen, daß bei der feinen Aufmahlung <strong>mit</strong> zunehmendem Anteil keine Änderung<br />

des Sauerstoffgehaltes auf dieser Ebene erfolgt. Man kann deshalb da<strong>von</strong> ausgehen, daß hier eine<br />

gleichmäßige Zündung <strong>von</strong> Kohle und Holz stattfindet. Im Gegensatz dazu erhöhen sich bei der 4 mm<br />

Aufmahlung die O 2-Konzentrationen <strong>mit</strong> zunehmendem Biomasseanteil. Dies weist darauf hin, daß das<br />

grobe Holz noch nicht gezündet hat und der Sauerstoffverbrauch bis hier allein durch die Kohle erfolgt<br />

ist. Dies wird auch durch den Vergleich der 4 mm Aufmahlung <strong>mit</strong> der 6 mm Aufmahlung bestätigt.<br />

Dieser Vergleich ist rechts in Abbildung 38 dargestellt. Die Sauerstoffkonzentrationen sind hier jeweils für<br />

die gleichen Anteile annähernd deckungsgleich. Durch die noch gröbere Aufmahlung wird das Zündverhalten<br />

also nicht noch weiter verzögert. Dies zeigt, daß das grob gemahlene Holz an dieser Stelle tatsächlich<br />

noch nicht gezündet hat.<br />

56


10<br />

10<br />

KOBUPROF.ORG<br />

9<br />

8<br />

7<br />

10 % Buche 4mm<br />

20 % Buche 4mm<br />

30 % Buche 4mm<br />

48 % Buche 4mm<br />

10 % Buche 2<br />

20 % Buche 2<br />

30 % Buche 2<br />

9<br />

8<br />

7<br />

10% Buche 6mm<br />

20% Buche 6mm<br />

10% Buche 4mm<br />

20% Buche 4mm<br />

O 2<br />

in %<br />

6<br />

O 2<br />

in %<br />

6<br />

5<br />

5<br />

4<br />

4<br />

3<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

3<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Radius in mm<br />

Radius in mm<br />

Abb. 38: Sauerstoffprofile auf Brennkammerebene 330 mm <strong>mit</strong> unterschiedlichen Holzanteilen<br />

und -aufmahlungen<br />

5.2.2 Ausbrand, Glührückstand und Glühverlust<br />

Anhand des Glührückstandes <strong>von</strong> Ascheproben wird der Ausbrand und da<strong>mit</strong> die Vollständigkeit der<br />

Verbrennung beurteilt. Der Ausbrand errechnet sich in Abhängigkeit des Glührückstandes und des<br />

Aschegehaltes des Ausgangsbrennstoffes nach folgender Formel.<br />

Ao<br />

1 -<br />

1 - Aa<br />

Au =<br />

1 - Ao<br />

Au = Ausbrand<br />

Ao = Aschegehalt absolut des Ausgangsbrennstoffes<br />

Aa = Glührückstand absolut der Ascheprobe<br />

Der Glührückstand wird durch die Gewichtsabnahme (entsprechend dem Glühverlust) bei der Erhitzung<br />

der Aschen auf 900 °C unter Sauerstoffatmosphäre bestimmt. Ein großer Glührückstand, respektive ein<br />

kleiner Glühverlust, bedeutet einen kleineren organischen, brennbaren Restanteil und so<strong>mit</strong> einen besseren<br />

Ausbrand.<br />

In Abbildung 39 ist der Ausbrand über dem Glührückstand in Abhängigkeit des Brennstoffaschegehaltes<br />

graphisch dargestellt. Es ist zu erkennen, daß bei geringen Brennstoffaschegehalten auch bei kleiner<br />

werdendem Glührückstand, also größerem Glühverlust, der Ausbrand nahezu bei 100 % liegt. D.h. die im<br />

Brennstoff enthaltene Energie wurde annähernd vollständig umgesetzt. Grundvoraussetzung für eine<br />

Weiterverwertung, aber auch für eine Deponierung der Aschen nach dem Abfallwirtschaftsgesetz ist ein<br />

Glührückstand <strong>von</strong> größer als 95 Gew%. Für Brennstoffe <strong>mit</strong> kleinem Ascheanteil wie Hölzer bedeutet<br />

dies, daß selbst bei sehr gutem Ausbrand noch zu viel Brennbares in der zurückbleibenden Asche enthalten<br />

sein kann und eine Deponierung so<strong>mit</strong> eventuell nicht möglich ist.<br />

57


100,0<br />

99,8<br />

99,6<br />

Ausbrand in %<br />

99,4<br />

99,2<br />

99,0<br />

98,8<br />

0,5 % Asche<br />

2 % Asche<br />

5 % Asche<br />

10 % Asche<br />

98,6<br />

90 92 94 96 98 100<br />

Glührückstand in %<br />

Abb. 39: Ausbrand in Abhängigkeit des Glührückstandes und des Aschegehaltes<br />

In Abbildung 40 sind die Glührückstände der Ascheproben bei der Mischverbrennung <strong>von</strong> Buchenholz<br />

und Energiegras unterschiedlicher Aufmahlungen <strong>mit</strong> Steinkohle dargestellt. Der Anteil an Biomasse in %<br />

100<br />

95<br />

90<br />

Glührückstand (%)<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

Glührückst. Buche 2<br />

Glührückst. Buche 4<br />

Glührückst. Buche 6<br />

Glührückst. EG 1,5<br />

Glührückst. EG 4<br />

Glührückst. EG 6<br />

65<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Anteil Biomasse in % thermisch<br />

Abb. 40: Glührückstand in Abhängigkeit vom Biomasseanteil und der Aufmahlung<br />

(EG = Energiegras)<br />

58


ist auf die thermische Leistung bezogen. Bei der Buchen-Mitverbrennung bleibt der Glührückstand nur<br />

bei der feinsten Aufmahlung über 95 %, bei dem gröber aufgemahlenen Holz sinkt er stark ab. Bei den<br />

Kohle-Energiegras-Flammen bleibt der Glührückstand auch bei gröberer Aufmahlung auf höherem<br />

Niveau.<br />

100<br />

99<br />

Ausb. Buche 2<br />

Ausb. Buche 4<br />

Ausb. Buche 6<br />

140<br />

120<br />

100<br />

Ausbrand (%)<br />

98<br />

80<br />

60<br />

CO (mg/m 3 )<br />

97<br />

40<br />

CO Buche 2mm<br />

CO Buche 4mm<br />

CO Buche 6mm<br />

20<br />

96<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Anteil Buche in % thermisch<br />

0<br />

Abb. 41: Ausbrand und CO-Emission in Abhängigkeit vom Biomasseanteil und der Aufmahlung<br />

In Abbildung 41 sind der Ausbrand und die CO-Emissionen der Mischflammen in Abhängigkeit des<br />

thermischen Anteils der Buche an der Gesamtfeuerungsleistung dargestellt.<br />

Bei der feinen Ausmahlung bleibt der Ausbrand <strong>mit</strong> zunehmendem Bucheanteil konstant hoch. Die <strong>mit</strong>tlere<br />

Ausmahlung zeigt dagegen ein schwaches Abfallen des Ausbrandes <strong>mit</strong> zunehmender Biomassemenge.<br />

Bei 50 % Anteil wird noch ein Ausbrand <strong>von</strong> 98,5 % erreicht. Wie sich aus Abbildung 40 gezeigt<br />

hat, ist der Glührückstand jedoch schon sehr gering und in der gleichen Höhe wie bei der 10 %igen 6<br />

mm-Bucheflamme. Der Grund hierfür ist der abnehmende Aschegehalt <strong>mit</strong> zunehmendem Holzanteil.<br />

An dieser Stelle wird nochmals die Problematik beim Vergleich <strong>von</strong> Glührückstand und Ausbrand<br />

deutlich. Trotz gleich geringem Glührückstand ist der Ausbrand der 6 mm Flamme deutlich schlechter.<br />

Der Ausbrand bei der 6 mm Aufmahlung fällt schon bei 10 % Anteil auf 96,5 % und ist so<strong>mit</strong> nicht mehr<br />

genügend. Ein schlechter Ausbrand kündigt sich bei einer Staubfeuerung in der Regel durch hohe CO-<br />

Emissionen an. Sie laufen dem Ausbrand genau entgegen.<br />

Durch die Einblasung der Biomassen über eine Lanze entgegen der Kohleflamme wurde versucht, den<br />

Ausbrand bei gleicher Partikelgröße zu erhöhen. Mit dieser Technik kann die Verweilzeit der Partikel<br />

erhöht werden, da sie zweimal durch die heiße Verbrennungszone geleitet werden. In Abbildung 42 ist<br />

diese Eindüsevariante schematisch dargestellt. Mit dem Abstand der Lanze zum Brenner sowie der Eindüsegeschwindigkeit<br />

muß das System so optimiert werden, daß die Brennstoffpartikel so hoch wie<br />

möglich fliegen, jedoch nicht an der Brennkammerdecke zurückprallen. Die Lanze kann auch nicht<br />

beliebig weit vom Brenner entfernt eingebaut werden, da es sich bei den Brennstoffen um keinen<br />

monodispersen, sondern einen Stoff <strong>mit</strong> einer Korn-<br />

59


Abb. 42:<br />

Biomasseeindüsung über Lanze<br />

größenverteilung handelt. Wird nun der Brennstoff entgegen der Hauptströmungsrichtung geblasen, wird<br />

er <strong>von</strong> dieser abgebremst und die Flugrichtung der Teilchen kehrt sich um. Während große Teilchen <strong>mit</strong><br />

ihrer entsprechend höheren Masse und da<strong>mit</strong> größerem <strong>mit</strong>gebrachtem Impuls weit gegen die Strömung<br />

fliegen können, werden kleine Teilchen nach Verlassen der Biomasselanze schnell <strong>von</strong> der Hauptströmung<br />

abgebremst und <strong>mit</strong>gerissen. Ist nun die Lanze zu weit vom Brenner entfernt, gelangen feine Teilchen<br />

nicht in die Verbrennungszone. Für den Versuch wurde Pappelholz auf 4 mm aufgemahlen und<br />

einerseits <strong>mit</strong> der Kohle vorgemischt über den Brenner eingeblasen sowie andererseits über die Brennstofflanze<br />

entgegen der Kohleflamme.<br />

In Abbildung 43 ist der Glührückstand der jeweiligen Mischflammen in Abhängigkeit des Biomasseanteils<br />

dargestellt. Man erkennt bei der Brennereindüsung ein Abfallen des Glührückstandes bei 50 %<br />

Pappelanteil auf ca. 70 %. Derselbe Wert wurde auch schon bei der 50 %igen 4 mm-Buchenflamme<br />

erreicht (s. Abb. 41). Bei Eindüsung über Lanze bleibt der Ausbrand über den ganzen untersuchten<br />

Bereich der Biomassebeimischung konstant hoch. Dies ist einmal durch etwas höhere Verweilzeit im Flug<br />

der Teilchen begründet, Beobachtungen zeigten jedoch auch, daß Teilchen durch die entgegengerichtete<br />

Drallströmung nach außen abgelenkt werden, und an die Wand fliegen. Dort findet der vollständige Ausbrand<br />

statt. Durch die Verwendung der Brennstofflanze können die Biomassen also gröber verbrannt<br />

werden als bei der Zugabe über Brenner.<br />

Die in Abbildung 43 eingetragene reine Pappelflamme zeigt, daß bei Zugabe über den Brenner eine Ausmahlung<br />

auf 2,5 mm genügt, um einen hohen Glührückstand zu erreichen. Bei der Eindüsung über die<br />

Lanze ist dagegen schon eine Ausmahlung <strong>von</strong> 4 mm ausreichend. In Abbildung 44 ist der Glührückstand<br />

der Ausbrandproben bei Flammen <strong>mit</strong> Getreide- und Rapsganzpflanzen über dem Biomasseanteil<br />

dargestellt. Die Gersteflammen weisen auch schon für geringere Anteile einen etwas niedrigeren Glührückstand<br />

auf. Der Glührückstand der Gerste- und Haferflamme fällt jedoch bei 100 % Biomasseanteil<br />

stark ab. Die Flammen <strong>mit</strong> Raps und Roggen zeigen einen größeren Glührückstand und so<strong>mit</strong> auch besseren<br />

Ausbrand. Dies liegt an dem geringeren Kornanteil beider Brennstoffe im Erntegut bzw. nach der<br />

60


100<br />

Ausmahlung 2,5 mm<br />

90<br />

Glührückstand (%)<br />

80<br />

70<br />

Ausmahlung 4 mm<br />

Pappel über Brenner<br />

Pappel über Lanze<br />

60<br />

50<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Biomasseanteil (% thermisch)<br />

Abb. 43: Glührückstand bei Pappel in Abhängigkeit der Eindüsevariante<br />

100<br />

EGROWRV6.ORG<br />

Glührückstand der Ausbrandprobe<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

Hafer<br />

Roggen<br />

Raps<br />

Gerste<br />

Triticale<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Biomasseanteil (% thermisch)<br />

Abb. 44: Glührückstand bei der Ganzpflanzen - Kohle Mischvergrennung<br />

61


Glühverlust %<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Triti+Kohle außen<br />

Triti Mitte-Kohle außen<br />

Triti außen-Kohle Mitte<br />

Triti+Kohle Mitte<br />

Kohle außen-Kohle Mitte<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Biomasseanteil % thermisch<br />

8<br />

KOFIVW53.ORG<br />

7<br />

6<br />

Glühverlust (%)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Anteil Fichte in % thermisch<br />

Kohle Mitte - Fichte außen<br />

Kohle außen - Fichte Mitte<br />

Kohle + Fichte außen<br />

Abb. 45: Glührückstand der Aschen bei den Versuchsflammen<br />

Zerkleinerung. Der variierende Ausbrand und die entsprechenden CO-Emissionen (s. Abb. 50) sind<br />

darauf zurückzuführen, daß bei der Brennstoffaufbereitung <strong>mit</strong> der Schneidmühle bei den Getreideganz-<br />

62


pflanzen etwa gleich große Partikel Stroh und Korn entstehen, die aber unterschiedliche Dichten haben.<br />

Um Getreideganzpflanzen als alleinigen Brennstoff in der Staubfeuerung verbrennen zu können, muß die<br />

Aufbereitung deutlich verbessert werden. Die Körner müssen deutlich feiner aufgemahlen werden als das<br />

Stroh. Dies bedeutet im Umkehrschluß, daß das Stroh stark übermahlen werden muß und so<strong>mit</strong> unnötig<br />

Energie für die Aufbereitung verbraucht wird. Ein erfolgversprechender Ansatz wird in einem Nachfolgeprojekt<br />

verfolgt, in dem die Verwendung einer Hammermühle <strong>mit</strong> einer nachgeschalteten Fliehkraftsichtung<br />

zur Aufbereitung <strong>von</strong> Ganzpflanzen untersucht wird. Diese Mühlenart ist sowohl für die<br />

Strohzerkleinerung als auch zur Zerkleinerung <strong>von</strong> Getreidekörnern zu Mehl im Einsatz.<br />

In Abbildung 45 ist der Glühverlust der bei den Versuchen <strong>mit</strong> unterschiedlichen Brennerkonfigurationen<br />

erhaltenen Aschen über dem Biomasseanteil dargestellt. Die Versuche wurden <strong>mit</strong> Fichte und Triticale<br />

durchgeführt. Ziel dieser Versuche ist die Er<strong>mit</strong>tlung der NO x-Emissionen bei den unterschiedlichen<br />

Brennerkonfigurationen. Es ist zu erkennen, daß bei den meisten Aschen dieser Flammen weniger als 5 %<br />

Glühverlust verbleibt. Dies bedeutet auch einen guten Ausbrand des Brennstoffes. Es ist insbesondere bei<br />

der Mitverbrennung <strong>von</strong> Triticale die Tendenz zu erkennen, daß bei zunehmendem Ganzpflanzenanteil<br />

der Glühverlust zunimmt.<br />

8<br />

6<br />

Triti Mitte - Kohle außen<br />

Triti außen - Kohle Mitte<br />

Kohle außen- Kohle Mitte<br />

Glühverlust (%)<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil Brennstoff zentral (% thermisch)<br />

Abb. 46: Glührückstand der Aschen über dem Anteil an zentral eingeblasenem Brennstoff<br />

In Abbildung 46 ist der Glühverlust über dem Anteil an Brennstoff, der zentral eingeblasen wird, aufgetragen.<br />

Der Glühverlust nimmt <strong>mit</strong> zunehmendem Anteil an zentral eingeblasenem Brennstoff, sowohl<br />

Biomasse als auch Kohle, tendenziell zu.<br />

5.2.3 Emissionen bei der Biomasseverbrennung in einer Staubfeuerung<br />

5.2.3.1 CO-Emissionen<br />

Bei der Verbrennung <strong>von</strong> Festbrennstoffen muß zwischen dem Partikelausbrand und dem Gasausbrand<br />

unterschieden werden. Während der Partikelausbrand anhand des Glührückstandes und des Ausbrandes<br />

beurteilt wird, wird der Gasausbrand durch die Leitkomponente Kohlenmonoxid angezeigt. In einer<br />

Staubfeuerung sind jedoch beide aneinander gekoppelt. Ist genügend Sauerstoff vorhanden und die<br />

63


Temperatur hoch genug, reagiert das Kohlenmonoxid <strong>mit</strong> dem Sauerstoff zu CO 2. Die CO-Emissionen<br />

werden am Ende der Brennkammer gemessen, d.h. die Temperaturen sind niedrig genug, um keine weiteren<br />

Reaktionen <strong>von</strong> Kohlenwasserstoffen mehr stattfinden zu lassen. Werden die Brennstoffpartikel zu<br />

grob in die Brennkammer eingebracht, reicht die vorgegebene Verweilzeit der Teilchen nicht aus, um<br />

vollständig zu verbrennen, d.h. sie setzen auch noch am Ende der Brennkammer Kohlenwasserstoffe und<br />

CO frei, die dann als Emissionen aufgezeichnet werden. Die CO-Emissionen sind also <strong>von</strong> dem vollständigen<br />

Partikelausbrand der Biomasse abhängig und steigen <strong>mit</strong> sinkendem Ausbrand, der wiederum maßgeblich<br />

<strong>von</strong> der Korngröße des Brennstoffs beeinflußt wird.<br />

In Abbildung 47 ist ein Beispiel für die Abhängigkeit der CO-Emissionen vom Restsauerstoffgehalt im<br />

Rauchgas dargestellt. Es handelt sich hierbei um zwei reine Energiegrasflammen <strong>mit</strong> einer 1,5 mm Aufmahlung.<br />

Bei der einen wurde durch die Einstellung der Brennstoffmenge der Endsauerstoffgehalt<br />

zwischen 5 und 6 % variiert, bei der anderen Flamme zwischen 5,5 und 4,4 % O 2. Unterhalb <strong>von</strong> 5 %<br />

Restsauerstoffgehalt steigt in diesem Fall die CO-Emission stark an. Üblicherweise stellt man bei einer<br />

Kohlenstaubfeuerung die Sauerstoffendkonzentrationen auf 3,5 % (entsprechend einer Luftzahl <strong>von</strong> 1,2)<br />

ein. In diesem Fall ist jedoch eine Luftzahl <strong>von</strong> 1,3 notwendig, um einen vollständigen Gasausbrand zu<br />

bekommen.<br />

400<br />

PAOGES.ORG<br />

300<br />

Energiegras 100 %<br />

CO<br />

CO in mg/m³<br />

200<br />

100<br />

0<br />

4,4 4,6 4,8 5,0 5,2 5,4 5,6 5,8 6,0 6,2<br />

O 2<br />

in %<br />

Abb. 47: Einfluß des Restsauerstoffgehaltes auf die CO- Emissionen bei reiner Grasflamme<br />

Der im Vergleich zur Kohle frühe Anstieg der CO-Emissionen bei dieser Energiegrasflamme kann verschiedene<br />

Gründe haben. Gröbere Biomasseteilchen können schnell durch die heiße Verbrennungszone<br />

fallen. Sie entgasen zwar vollständig, setzen jedoch beim Koksabbrand noch weit unten in der Brennkammer<br />

bei niedrigeren Temperaturen CO frei. Dieses CO wird aufgrund der geringen Reaktionsgeschwindigkeit<br />

nicht mehr zu CO 2 aufoxidiert und erscheint als Emission. Die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> CO nach CO 2 ist insbesondere <strong>von</strong> der Temperatur, aber auch <strong>von</strong> der Sauerstoffkonzentration abhängig.<br />

Da die unterschiedlichen Sauerstoffkonzentrationen durch kurzfristige Schwankungen in der<br />

Brennstoffzufuhr verursacht werden und die Brennkammer <strong>mit</strong> ihrer großen erhitzten Masse sehr viel<br />

Wärme speichert, kann man da<strong>von</strong> ausgehen, daß die Temperaturen am Brennkammerende nicht beeinflußt<br />

werden. Dieser Einfluß wäre auch gerade entgegengesetzt. Bei geringerem Sauerstoffüberschuß wird<br />

64


die Verbrennungstemperatur höher und da<strong>mit</strong> die Reaktionsgeschwindigkeit <strong>von</strong> CO nach CO 2 größer,<br />

vorausgesetzt, das CO findet noch genügend Sauerstoff als Reaktionspartner. Die Abhängigkeit der<br />

Reaktionsgeschwindigkeit <strong>von</strong> CO nach CO 2 <strong>von</strong> Temperatur und Restsauerstoffgehalt ist in Abbildung<br />

48 dargestellt. Die Reaktion springt erst bei 605 °C an, am Ende der Brennkammer wird die Reaktion<br />

daher nahezu zum Erliegen kommen. Bei vorgegebener Temperatur erhöht sich die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

<strong>mit</strong> höherem Sauerstoffgehalt im Rauchgas. So verdoppelt sich die Reaktionsgeschwindigkeit bei<br />

700 °C beim Übergang <strong>von</strong> 1 % auf 5 % Restsauerstoff. Dies entspricht einer Temperaturerhöhung <strong>von</strong><br />

700 auf 750 °C. Die allgemein bekannte Faustregel der Verdopplung der Reaktionsgeschwindigkeit bei<br />

einer Temperaturerhöhung um 10 °C gilt hier nicht, da man sich noch sehr nahe an der Starttemperatur<br />

befindet.<br />

5000<br />

1 % O 2<br />

Reaktionsgeschwindigkeit (m³/kmol s)<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

3 % O 2<br />

5 % O 2<br />

0<br />

600 650 700 750 800<br />

Reaktionstemperatur (°C)<br />

Abb. 48: Reaktionsgeschwindigkeit <strong>von</strong> CO in Abhängigkeit der Temperatur und des<br />

O 2-Gehaltes<br />

Es handelt sich hier so<strong>mit</strong> um einen Grenzfall, bei dem durch die Erhöhung des Restsauerstoffgehaltes<br />

die CO-Emissionen noch aufgefangen werden können. Es liegt die Vermutung nahe, daß die CO-Emissionen<br />

bei einem längeren Betrieb <strong>mit</strong> hohem Sauerstoffgehalt wieder ansteigen, da die Temperaturen<br />

absinken werden.<br />

Bei Energiegras und Buchenholz wurden drei unterschiedlich aufgemahlene Chargen zusammen <strong>mit</strong><br />

Steinkohle (Göttelborn) verbrannt, um die erforderliche Mahlfeinheit für einen befriedigenden Ausbrand<br />

festzustellen. In Abbildung 49 sind die CO-Emissionen der Mischflammen über dem thermischen Biomasseanteil<br />

dargestellt. Bis 30 % Biomasseanteil sind die CO-Emissionen beim Energiegras für alle Ausmahlungen<br />

auf einem niedrigen Niveau ähnlich der reinen Kohleflamme. Darüber steigen jedoch für die<br />

gröberen Ausmahlungen die CO-Emissionswerte an. Für eine Mitverbrennung bis 30 % sind so<strong>mit</strong> auch<br />

die gröberen Ausmahlungen ausreichend. Soll jedoch ein höherer Anteil an Energiegras <strong>mit</strong>verfeuert<br />

werden, muß eine feinere Ausmahlung gewählt werden. Für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Holz bis zu 30 %<br />

thermisch ist ebenfalls die 4 mm-Aufmahlung ausreichend, danach steigen die CO-Emissionen deutlich<br />

an. Die 6 mm Aufmahlung hat schon bei 10 %iger Mitverbrennung erhöhte CO-Emissionen.<br />

In Abbildung 49 sind noch einige Mischflammen <strong>von</strong> Hanf <strong>mit</strong> Kohle eingetragen. Der Hanf nimmt in<br />

dieser Darstellung einen Sonderplatz ein, da er als Faserpflanze <strong>von</strong> seinem morphologischen Aufbau her<br />

65


nicht un<strong>mit</strong>telbar zu den ‘homogenen’ Biomassen wie Holz, Stroh und Gras gezählt werden kann. Er<br />

kann aber auch nicht zu den weiter unten behandelten kornhaltigen Ganzpflanzen zugeordnet werden, da<br />

keine Hanfsamen enthalten waren. Der Hanfstengel, wie er bei später Ernte als Biomasse vom Feld anfällt,<br />

setzt sich aus einem verholzten Teil (Schäben) und den ihn umgebenden Faseranteil zusammen.<br />

Der Hanf wurde auf 2,5 mm gemahlen und bis zu einem Anteil <strong>von</strong> 50 % thermisch <strong>mit</strong>verbrannt. Die<br />

CO-Emissionen blieben auch für die höheren Anteile niedrig und das optische Flammenbild war sehr<br />

kompakt, was auf eine unverzügliche Zündung hindeutet. Diese Aufmahlung ist sicher auch für größere<br />

Anteile ausreichend. Für größere Anteile konnten jedoch keine Versuche durchgeführt werden, da der<br />

Faseranteil zur extremen Verfilzung führt und so<strong>mit</strong> ein äußerst schlecht dosierbares Schüttgut darstellt.<br />

Von den Hanffasern wurde schließlich die unter der Dosierung angebrachte Zellradschleuse durch Zusetzung<br />

der Spaltabstände zwischen dem Zellenrad und dem Gehäuse blockiert. Die Zellradschleuse konnte<br />

nur durch eine Komplettdemontage wieder gängig gemacht werden. Insgesamt hat der Hanf in der kurzen<br />

Versuchszeit sehr gute verbrennungstechnische Eigenschaften aufgewiesen. Für einen Dauerbetrieb<br />

müssen jedoch die hier aufgetretenen Probleme durch konstruktive wie auch verfahrenstechnische Änderungen<br />

verbessert werden.<br />

CO (mg/m³ bei 6 % O 2<br />

)<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

EG1.5 mm<br />

EG4 mm<br />

EG6 mm<br />

Buche 2 mm<br />

Buche 4 mm<br />

Buche 6 mm<br />

Hanf 2,5 mm<br />

KOBU.ORG<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Anteil Biomasse thermisch (%)<br />

Abb. 49: CO- Emissionen der Energiegras- (EG), Hanf- und Buche- Kohle-Mischungen<br />

Die CO-Emissionen bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Getreide- und Rapsganzpflanzen sind in Abbildung 50<br />

dargestellt. Bei der reinen Gerste- und Haferflamme steigen sie besonders stark an. Die beiden maximalen<br />

Werte stellen die obere Meßgrenze des verwendeten Meßgerätes dar. Die Werte liegen also nicht "zufällig"<br />

aufeinander. Die Mahlung der Gerste und des Hafers erfolgte <strong>mit</strong> nicht optimal scharfen Messern in der<br />

Schneidmühle. Im Mahlgut befanden sich daher ca. 0,5-0,8 mm große "rundgeschliffene" Körnerteilchen.<br />

Diese Teilchen, die eine Energiedichte vergleichbar <strong>mit</strong> Kohle aufweisen, können in der vorgegebenen<br />

Verweilzeit nicht ausbrennen. Es resultiert eine hohe CO-Emission. Der Raps und der Roggen wurden<br />

<strong>mit</strong> frisch geschliffenen Messern gemahlen. Dabei war eine Anreicherung <strong>von</strong> Körnern im Mahlraum der<br />

Mühle auffällig. Der Mahlraum mußte sogar geräumt werden, da auch nach längerer Betriebszeit das<br />

verbleibende Mahlgut nicht zerkleinert werden konnte. Die Körner waren teilweise hal-<br />

66


1400<br />

EGROWRV6.ORG<br />

CO (mg/m³ bei 6 % O 2<br />

)<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

CORog<br />

CORaps<br />

COHafer<br />

COGerste<br />

COTriti<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Biomasseanteil (% thermisch)<br />

Abb. 50: CO-Emissionen der Ganzpflanzen-Kohle-Mischungen<br />

CO (mg/m 3 bei 6% O 2<br />

)<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Triti+Kohle außen<br />

Triti Mitte-Kohle außen<br />

Triti außen- Kohle Mitte<br />

Triti+Kohle Mitte<br />

Kohle Mitte-Kohle außen<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Biomasseanteil (% th<br />

)<br />

Abb.51: CO-Emissionen bei verschiedenen Brennerkonfigurationen und<br />

zunehmendem Ganzpflanzenanteil<br />

biert und/oder geschält. Beim Raps und Roggen kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß nicht das im<br />

Erntegut (Häcksel beim Raps bzw. Quaderballen beim Roggen) festgestellte Verhältnis <strong>von</strong> Korn zu<br />

67


Stroh im eingeblasenen Brennstoff vorlag, sondern der Kornanteil durch ‘Ausschütteln’ während des<br />

Transportes und der Ausschleusung bei der Aufbereitung niedriger war. Da die hohen CO-Emissionen<br />

durch nicht ausbrennende Körnerteilchen hervorgerufen werden, können bei den reinen Raps- und<br />

Roggenflammen auch niedrigere CO-Werte beobachtet werden, wie auch zuvor schon ein höherer Glührückstand<br />

gemessen wurde.<br />

Die CO-Emissionen über dem Biomasseanteil bei den Versuchen <strong>mit</strong> Wintertriticale-Ganzpflanzen und<br />

unterschiedlichen Brennerkonfigurationen sind in Abbildung 51 dargestellt. Es ist eine leichte Tendenz zu<br />

steigenden CO-Emissionen <strong>mit</strong> Ganzpflanzenanteilen über 60 % zu erkennen.<br />

5.2.3.2 NOx-Emissionen und primärseitige Minderungsmaßnahmen<br />

Die NO x-Emissionen in Kohlestaubverbrennungsanlagen werden, wenn keine primären Minderungsmaßnahmen<br />

ergriffen werden, in erster Linie vom Stickstoffgehalt des eingesetzten Brennstoffs bestimmt. Da<br />

dieser vor allem bei den untersuchten einjährigen Energieganzpflanzen höher als bei Steinkohle liegt,<br />

wurde bei den Verbrennungsversuchen getestet, inwieweit durch primärseitige NO x-Minderungsmaßnahmen<br />

die Stickoxidbildung in der Flammenzone durch geeignete Feuerungstechnik vermindernt werden<br />

kann. Dies kann zum einen durch die gestufte Luftzuführung, die Brennstoffstufung, über geeignete Eindüsung<br />

der Brennstoffe am Brenner, oder einer Kombination dieser Maßnahmen erfolgen. Sie sind allerdings<br />

erst dann sinnvoll, wenn man einen vollständigen Ausbrand und entsprechend niedrige CO-<br />

Emissionen bei den Versuchsflammen erreicht hat. Im Gegensatz dazu stehen Sekundärmaßnahmen, die<br />

bereits gebildete Stickoxide reduzieren sollen.<br />

In Abbildung 52 sind die NO x-Emissionen bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Raps-, Wintergerste-, Hafer- und<br />

Roggenganzpflanzen <strong>mit</strong> der Göttelborn-Steinkohle dargestellt. Die Brennstoffe unterscheiden sich in<br />

ihrem Stickstoffgehalt und so<strong>mit</strong> auch die Flammen in ihrem Stickstoffinput. Der Vergleich der Stickstoffgehalte<br />

der Biomassen und der Steinkohle in Tabelle 23 zeigt, daß die auf den Heizwert bezogenen<br />

Gehalte, die die Höhe des Stickstoffinputs in die Flamme bestimmen, bei Gras, Raps, dem Sommergetreide<br />

Hafer und den Wintergetreidearten Gerste und Triticale höher sind als bei Steinkohle. Bei Hanf<br />

und Holz sind die Gehalte niedriger. Bei den verschiedenen Chargen der Göttelborn Steinkohle treten<br />

Schwankungen der Stickstoffgehalte zwischen 1,28 und 1,59 % auf. Dies entspricht auf den Energiegehalt<br />

(Heizwert) bezogenen Stickstoffgehalten <strong>von</strong> 0,42 und 0,51 g/MJ.<br />

Tab. 23: Stickstoffgehalt <strong>von</strong> Steinkohle und Biomassen (Werte bezogen auf wasserfrei)<br />

Brennstoff N-Gehalt in Gew % N-Gehalt in g/MJ<br />

Buche 0,1 0,04<br />

Topinambur 94 0,2 0,11<br />

Pappel 0,44 0,24<br />

Hanf 0,55 0,31<br />

Göttelborn 05 94 1,28 0,42<br />

Göttelborn 12 94 1,59 0,51<br />

Göttelborn 10 95 1,49 0,51<br />

Winterroggen * 0,90 0,48<br />

Wintertriticale * 1,13 0,61<br />

Wintergerste * 0,98 0,61<br />

Energiegras (Glatthafer) 1,03 0,57<br />

Winterraps * 1,20 0,62<br />

Hafer * 1,23 0,66<br />

* Ganzpflanzen<br />

Man erkennt in Abbildung 52, daß sich die Biomassen <strong>mit</strong> den höheren Stickstoffgehalten (Triticale,<br />

Raps, Roggen, Hafer) in der Feuerung ähnlich verhalten. Mit Ausnahme des Winterroggen weisen diese<br />

Biomassen höhere Stickstoffgehalte als die Kohle auf. Dies führt bei der Mischverbrennung auch zu vergleichbaren<br />

NO x-Emissionen. Bei den reinen Biomasseflammen (100 % Biomasseanteil) fallen insbesondere<br />

bei der Gersten- und der Haferflamme die NO x-Emissionen sehr stark ab. Die Gründe dafür sind<br />

die sehr hohen CO-Emissionen (s. Abb. 50 im vorherigen Kapitel), die bei beiden Flammen gemessen<br />

68


wurden. Das CO reagiert <strong>mit</strong> dem NO x zu CO 2 und molekularem Stickstoff. Die hohen CO-Werte resultieren<br />

jedoch aus dem schlechten Ausbrand, der bei diesen Flammen erreicht wurde. Dadurch bleibt zusätzlich<br />

ein Teil des Brennstoffstickstoffes im Brennstoff gebunden und kann nicht als Stickoxidemission<br />

auftreten. Bei der Wintertriticaleflamme wurden die höchsten NO x-Emissionen gemessen. Wintertriticale<br />

war auch gemeinsam <strong>mit</strong> Raps und Roggen der Brennstoff <strong>mit</strong> dem höchsten Stickstoffgehalt. Außerdem<br />

war er, aufgrund der besonderen Brennstoffaufbereitung, die einzige Ganzpflanze <strong>mit</strong> einem vollständigen<br />

Ausbrand. Bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Topinamburkraut sinken die NO x-Emissionen aufgrund des<br />

geringen Brennstoffstickstoffgehaltes stärker ab als bei den übrigen hier dargestellten Biomassen.<br />

EGROWRV6.ORG<br />

800<br />

NO x<br />

(ppm, 6% O 2<br />

)<br />

600<br />

400<br />

200<br />

NOxRoggen<br />

NOxRaps<br />

NOxGerste<br />

NOxHafer<br />

NOxHanf<br />

NOxTriticale<br />

NOxTopinambur<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Biomasseanteil (% thermisch)<br />

Abb. 52: NO x-Emissionen bei Ganzpflanzen-Kohle-Mischungen<br />

Um den Ausbrand gröber ausgemahlener Biomassen, hier am Beispiel <strong>von</strong> Pappel, zu verbessern, wurde<br />

die Biomasse auch über eine Lanze entgegen der Hauptflamme in der Brennraum geblasen. Die NO x-<br />

Emissionen dieser Flammen, verglichen <strong>mit</strong> der Eindüsung über Brenner, sind in Abbildung 53 dargestellt.<br />

Für Biomasseanteile bis 40 % ergaben sich für die Lanzeneindüsung niedrigere NO x-Werte. Für die<br />

Eindüsung über die Lanze wird ein über dem Biomasseanteil konstanter Luftstrom <strong>von</strong> der Hauptverbrennungsluft<br />

abgezweigt. Für kleine Biomassemengen (und entsprechend große Kohlemenge) steht am<br />

Brenner zu wenig Verbrennungsluft zur Verfügung, was einen Stufungseffekt bewirkt und die NO x-<br />

Emissionen auf niedrigerem Niveau hält. Mit zunehmendem Biomasseanteil herrschen in Brennernähe<br />

überstöchiometrische Verhältnisse, d.h. dort wird vermehrt Stickoxid gebildet. Die Reduktion des eingebrachten<br />

Brennstoffstickstoffes durch die Substitution der Kohle durch die Pappel wird durch die höhere<br />

Stickoxidproduktion am Brenner beinahe kompensiert. Daher fallen die Emissionen bei der Zugabe der<br />

Biomasse über Lanze deutlich geringer ab als bei der Zugabe über Brenner.<br />

69


NO x<br />

bei 6% O 2<br />

(ppm)<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Pappel über Brenner<br />

Pappel über Lanze<br />

PAPPVW51.ORG<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Biomasseanteil (% thermisch)<br />

Abb. 53: NO x-Emissionen bei der Eindüsung der Biomasse über Lanze<br />

5.2.3.2.1 NOx-Minderung <strong>mit</strong>tels Brennerkonfigurationen<br />

Der Brenner der Staubverbrennungsanlage ist prinzipiell aus drei ineinandergeschobenen Rohren aufgebaut.<br />

Das zentrale Rohr ist für die Erdgaseindüsung zum Aufheizen der Brennkammer oder zur Mischverbrennung<br />

vorgesehen. Durch den umliegenden Ringspalt wird Festbrennstoff <strong>mit</strong> der Primärluft<br />

eingeblasen. Der äußere Ringspalt ist für die vorgewärmte und ggf. verdrallte Sekundärluft reserviert<br />

(s. Abb. 54 links). Der Brenner kann jedoch auch so modifiziert werden, daß das zentrale Rohr ebenfalls<br />

zur Festbrennstoffeindüsung zur Verfügung steht. Es ergeben sich so<strong>mit</strong> die vier dargestellten Brennerkonfigurationen.<br />

Abb. 54: Bei Wintertricaleganzpflanzen untersuchte Multi-Fuel-Brennerkonfigurationen<br />

Die verschiedenen Brennerkonfigurationen verursachen unterschiedliche Strömungsbilder in der Brennkammer.<br />

Bei der Zugabe der Brennstoffe über den inneren Ringspalt, wird die innere Rezirkulationszone,<br />

die aus der verdrallten Sekundärlufteindüsung resultiert, nicht beeinflußt. Wird ein Brennstoff jedoch über<br />

das <strong>mit</strong>tlere Rohr eingeblasen, gelangt dieser direkt in die unterstöchiometrische innere Rezirkulationszone<br />

und drückt sie <strong>von</strong> oben etwas ein.<br />

70


In Abbildung 55 sind die grundsätzlichen Strömungsverhältnisse bei den unterschiedlichen Eindüsungsvarianten<br />

schematisch gezeichnet. In der Mitte ist die innere Rezirkulationszone dargestellt. Diese bildet<br />

sich durch die Drallströmung der Sekundärluft aus. Durch die Tangential-geschwindigkeit und die resultierende<br />

Zentrifugalkraft wird der eintretende Luftstrahl aufgeweitet, wodurch in der Mitte ein Unterdruck<br />

entsteht, der heiße Rauchgase <strong>von</strong> unten ansaugt. Es entsteht eine nach oben gerichtete Rückströmung<br />

und eine unterstöchiometrische, d.h. sauerstoffarme innere Rezirkulationszone.<br />

Die rechte Bildhälfte stellt die Flugbahnen <strong>von</strong> Brennstoffteilchen dar, die durch den Ringspalt eingeblasen<br />

wurden. Sie tangieren die innere Rezirkulationszone nur leicht und mischen sich in die Sekundärluft<br />

ein. Die linke Bildhälfte stellt die Flugbahn zentral eingedüster Partikel dar. Sie werden zunächst in die<br />

innere Rezirkulationszone eingedüst, werden dann durch die nach oben gerichtete Rückströmung umgekehrt<br />

und verlassen die Rezirkulationszone. Im Vergleich zur Ringspalteindüsung verbringt der zentral<br />

eingebrachte Brennstoff eine längere Zeit in der Rezirkulationszone, wo er unter sauerstoffarmen Bedingungen<br />

zünden und teilweise verbrennen kann und durch den Mangel an Sauerstoff weniger Stickoxide<br />

bildet.<br />

Abb. 55: Strömungsverhältnisse bei unterschiedlichen Eindüseorten, rechts Ringspalteindüsung,<br />

links zentrale Eindüsung<br />

In Abbildung 56 sind die Konsequenzen der Brennerkonfigurationen auf die NO x-Emissionen in Abhängigkeit<br />

des Biomasseanteils dargestellt. Die vorgemischte Zugabe der Brennstoffe Fichte<br />

(ca. 0,04 g N/MJ) und Kohle (ca. 0,42 g N/MJ) über Ringspalt ergeben dabei die höchsten<br />

NO x-Emissionen, da sofort Luftüberschuß vorhanden ist und der eingebrachte Brennstoffstickstoff vermehrt<br />

zu Stickoxiden aufoxidiert wird. Die niedrigsten NO x-Emissionen erhält man bei der zentralen<br />

Eindüsung der Kohle und der Zugabe der Fichte über den Ringspalt. In diesem Fall gelangt die Kohle als<br />

stickstoffreicherer Brennstoff in die luftarme innere Rezirkulationszone und der eingetragene Brennstoffstickstoff<br />

wird vermehrt zu elementarem Stickstoff reduziert. Die Variante, bei der die Fichte in der<br />

Mitte und die Kohle über Ringspalt eingeblasen wird, liegt in den NO x-Emissionen zwischen den<br />

beschriebenen Extremen. Die Erhöhung des Fichtenanteils an der thermischen Leistung der Flamme hat<br />

im Verhältnis zu den Auswirkungen der drei Konfigurationen nur noch geringen Einfluß. Die NO x-<br />

Emissionen nehmen jedoch durch den geringeren Brennstoffstickstoffeintrag <strong>mit</strong> zunehmendem Fichtenanteil<br />

ab.<br />

Bei Triticaleganzpflanzen wurde eine weitere, vorher nicht berücksichtigte Brennerkonfiguration als<br />

primäre NO x-Minderungsmaßnahme untersucht, bei der beide Brennstoffe zentral eingedüst wurden.<br />

71


Interessant für diese Untersuchungen ist weiterhin, daß Triticaleganzpflanzen einen höheren Stickstoffgehalt<br />

aufweisen als die Kohle. In Abbildung 54 ist diese weitere Möglichkeit der Brennstoffeindüsung bei<br />

einem Multi-Fuel-Brenner dargestellt. Bei der Konfiguration "vorgemischt" (= Triticale+Kohle außen)<br />

werden die Brennstoffe gemeinsam über Ringspalt <strong>mit</strong> jeweils 50 m³/h Förderluft eingeblasen. Dies stellt<br />

die Grundkonfiguration dar. Bei den Konfigurationen "Kohle zentral" (2. <strong>von</strong> links) und "Biomasse zentral"<br />

(2. <strong>von</strong> rechts) wird jeweils der genannte Brennstoff über die zentrale Öffnung, der andere über den<br />

Ringspalt eingeblasen. Bei der 4. Konfiguration (ganz rechts) werden beide Brennstoffe gemischt und<br />

gemeinsam zentral eingedüst. Für jede Konfiguration wurden Versuche <strong>mit</strong> 0 - 100 % Biomasseanteil,<br />

gerechnet als Feuerungswärmeleistung, durchgeführt. Als Hauptbrennstoff wurde die Saarsteinkohle<br />

Göttelborn eingesetzt.<br />

1000<br />

KOFIVW53.ORG<br />

900<br />

NO x<br />

bei 6% O 2<br />

(ppm)<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

Kohle Mitte - Fichte außen<br />

Kohle außen - Fichte Mitte<br />

Kohle + Fichte außen<br />

300<br />

200<br />

0 10 20 30 40<br />

Fichteanteil (% thermisch)<br />

Abb. 56:<br />

NO x-Emissionen bei unterschiedlichen Brennerkonfigurationen<br />

Die Auswirkungen aller vier Brennerkonfigurationen auf die NO x-Emissionen bei unterschiedlichen<br />

Anteilen <strong>von</strong> Triticaleganzpflanzen sind in Abbildung 57 dargestellt. Die reine Kohleflamme bedeutet<br />

wiederum 0 % Biomassebeimischung. Entsprechend wird <strong>mit</strong> zunehmendem Biomasseanteil die Kohle<br />

durch Triticaleganzpflanzen ersetzt. Der Brennstoffstickstoff, der insgesamt in die Feuerung eingebracht<br />

wird, steigt <strong>mit</strong> zunehmendem Ganzpflanzenanteil, da die Triticaleganzpflanzen <strong>mit</strong> ca. 1,13 % N bzw.<br />

0,61 g N/MJ einen höheren auf den Heizwert bezogenen Stickstoffgehalt aufweisen als die Kohle. Bei der<br />

Eindüsung <strong>von</strong> Triticale, vorgemischt <strong>mit</strong> Kohle, über Ringspalt ist der Brennstoff bei der ersten<br />

Reaktionsphase bereits gut <strong>mit</strong> der verdrallten, sauerstoffreichen Sekundärluft vermischt. Dies führt zu<br />

einer vermehrten Oxidation des Brennstoffstickstoffes zu NO x. Bei dieser Konfiguration nimmt die NO x-<br />

Emission <strong>mit</strong> zunehmendem Biomasseanteil trotz des erhöhten Stickstoffinputs leicht ab. Der Grund<br />

hierfür ist die unterschiedliche Stickstoffeinbindung beider Brennstoffe und die da<strong>mit</strong> geringere Neigung<br />

des Biomassestickstoffes zu NO x zu konvertieren.<br />

72


900<br />

TRIGES65.ORG<br />

800<br />

NO x<br />

in ppm bei 6 % O 2<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Triti+ K ohle außen<br />

Triti Mitte-Kohle außen<br />

Triti außen-Kohle Mitte<br />

Triti+ Kohle Mitte<br />

Kohle außen-Kohle Mitte<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Biomasseanteil % thermisch<br />

Abb. 57: NO x-Emissionen der Triticaleganzpflanzen im Multi-Fuel-Brenner<br />

Bei der Eindüsung ‘Triticale zentral+Kohle über Ringspalt’ entspricht die reine Kohleflamme<br />

(0 % Biomasse) prinzipiell der vorgemischten Flamme. Die über den Ringspalt eingeblasene Kohle wird<br />

<strong>mit</strong> der halben Primärluftmenge gegenüber der vorgemischten Flamme eingeblasen. Die zweite Primärluft<br />

steht in der Mitte für die Biomasseneindüsung bereit. Daher ergibt sich eine etwas geringere NO x-Emission.<br />

Für geringe Ganzpflanzenanteile steigt die NO x-Emission zunächst etwas an, bis die Biomassemenge<br />

die ihr zur Verfügung stehende Primärluftmenge aufgebraucht hat. Ab einem Biomasseanteil <strong>von</strong><br />

20 % thermischer Leistung fallen die NO x-Emissionen stark ab, da der Brennstoff in die unterstöchiometrische<br />

innere Rezirkulationszone eingeblasen wird und ein Teil des Brennstoffstickstoffes zu elementarem<br />

Stickstoff reduziert wird.<br />

Wird Triticale außen über Ringspalt und die Kohle zentral eingeblasen, e<strong>mit</strong>tiert die reine Kohleflamme<br />

die geringste Menge an NO x, da der gesamte Brennstoffstickstoff in die unterstöchiometrische innere<br />

Rezirkulationszone gelangt. Mit zunehmendem Biomasseanteil steigen die NO x-Emissionen an, da vermehrt<br />

Brennstoff in sauerstoffreichere Gebiete eingebracht wird. Die Steigung bleibt jedoch bis zu einem<br />

Biomasseanteil <strong>von</strong> etwa 40 % unter der Kurve des vorherigen Falls.<br />

Bei der vierten Konfiguration wird der gesamte Brennstoffmix Triticale und Kohle zentral und da<strong>mit</strong> der<br />

gesamte Brennstoffstickstoff in die innere Rezirkulationszone eingebracht. Die NO x-Emissionen verhalten<br />

sich für Biomasseanteile bis 40 % wie die vorhergehende Konfiguration "Triticale außen - Kohle<br />

zentral". Bei mehr als 40 % Biomasse nehmen die NO x-Emissionen jedoch ab. Der Grund hierfür ist, daß<br />

mehr Brennstoffstickstoff über die Biomasse als durch den verbleibenden Kohleanteil eingebracht wird.<br />

Bei dieser Brennerkonfiguration wird bei der 100 % Triticale-Flamme die niedrigste NO x-Emission der<br />

gesamten Versuchsreihe erreicht. Der Brennstoff wird bei diesen Flammen <strong>mit</strong> der doppelten Primärluft,<br />

d.h. hohem Impuls in die innere Rezirkulationszone geblasen. Durch den fehlenden Sauerstoff in dieser<br />

Zone wird nur wenig Brennstoffstickstoff zu NO x aufoxidiert.<br />

73


Bei 40 % Anteil Triticale im Brennstoffmix treffen sich die drei zuletzt beschriebenen Kurven, bei denen<br />

einer oder beide Brennstoffe zentral eingedüst werden. In diesem Punkt werden <strong>von</strong> der Kohle und <strong>von</strong><br />

der Biomasse jeweils gleichviel Brennstoffstickstoff in die Flamme eingetragen.<br />

Um den Effekt der Biomasse<strong>mit</strong>verbrennung bei den unterschiedlichen Brennerkonfigurationen herausarbeiten<br />

zu können, wurden diese Konfigurationen auch <strong>mit</strong> der reinen Kohleflamme gefahren (s. Abb.<br />

58). Dazu wurde der Kohlestrom geteilt und über zwei Dosierorgane über die zentrale Öffnung und den<br />

Ringspalt eingeblasen. Die Skalierung der Abszisse bezieht sich hierbei auf den zentral eingeblasenen<br />

Anteil der Kohle. Für zunehmenden Anteil zentral eingebrachter Kohle ist zunächst ein geringfügiger<br />

Anstieg, dann ein Abfallen der NO x-Emissionen zu erkennen. Dieser Verlauf wurde auch bei der äquivalenten<br />

Flamme "Triticale Mitte - Kohle außen" beobachtet, nur, daß dort ein viel steilerer Abfall und bei<br />

allen Anteilen deutlich geringere NO x-Konzentrationen gemessen wurden. Werden die NO x-Emissionen<br />

über dem Anteil an Brennstoffstickstoff, der zentral eingedüst wird, aufgetragen, so ergeben sich für<br />

größer werdende Anteile an zentral eingebrachtem Stickstoff sinkende NO x-Emissionen.<br />

Die Grundemissionen sind bei der "100 % Kohle außen"- Flamme höher als bei der "100 % Triticale<br />

außen"- Flamme. Mit zunehmender Verschiebung der Brennstoffe in die zentrale Brenneröffnung<br />

nehmen die NO x-Emissionen ab. Die Kurven treffen sich zwischen 40 und 60 % Brennstoff-N zentral<br />

eingebracht. Das heißt, ab diesem Bereich spielt es keine Rolle, welcher der beiden Brennstoffe zentral<br />

eingebracht wird, da sich die gleichen NO x-Emissionen ergeben. Die Emissionen der Mischverbrennung<br />

sind immer geringer als die der reinen Kohleverbrennung, solange mindestens ein Brennstoff zentral eingebracht<br />

wird.<br />

900<br />

800<br />

100% Kohle<br />

TRIGES65.ORG<br />

NOx (ppm bei 6% O2)<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100% Triti<br />

Triti außen-Kohle Mitte<br />

Triti Mitte-Kohle außen<br />

Kohle Mitte-Kohle außen<br />

100% Kohle<br />

100% Triti<br />

100<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Anteil Brennstoff N zentral eingeblasen (%)<br />

Abb. 58: NO x-Emissionen in Abhängigkeit des zentral eingebrachten Brennstoff-Stickstoffs<br />

74


5.2.3.2.2 NOx-Minderung durch Luftstufung im Feuerraum<br />

Eine sehr effektive Möglichkeit zur NO x-Minderung stellt die Luftstufung im Feuerraum dar. Dabei wird<br />

nicht die gesamte zur Verbrennung notwendige Luft als Sekundärluft über den Brenner zugegeben,<br />

sondern ein Teil über eine Luftlanze als Tertiärluft in den Brennraum geblasen. In der ganzen Primärverbrennungszone<br />

ergeben sich so<strong>mit</strong> unterstöchiometrische Verbrennungsbedingungen. Durch die Zugabe<br />

der Ausbrandluft wird die Gesamtluftzahl auf 1,2 eingestellt. Die Luftstufung im Feuerraum ist in Abbildung<br />

59 schematisch dargestellt.<br />

Durch den Luftmangel in der Primärverbrennungszone wird vermehrt Brennstoffstickstoff zu molekularem<br />

Stickstoff reduziert, und es entsteht weniger NO x. In Abbildung 60 sind die NO x-Emissionen <strong>von</strong><br />

luftgestuften 25 %igen Fichtenflammen (75 % Kohle) in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Luftzahl in der Primärverbrennungszone<br />

in Kombination <strong>mit</strong> der Brennerkonfiguration dargestellt.<br />

Die Werte bei Lambda 1,2 entsprechen den ungestuften 25 % Flammen, die bereits in Abbildung 56<br />

dargestellt sind. Mit größerem Luftmangel in der Primärverbrennungszone nehmen die Stickoxidemissionen<br />

ab. Auch die Differenz der Emissionen der drei Konfigurationen nimmt bei kleiner werdenden Luftzahlen<br />

in der Primärzone ab. Ab einem Lambda <strong>von</strong> 1 treffen die Kurven aufeinander, bei noch stärkerer<br />

Luftstufung unterscheiden sich die Stickoxidemissionen der Brennerkonfigurationen nicht mehr. Dies läßt<br />

sich dadurch erklären, daß ab Lambda kleiner 1 der gesamte Brennstoff, nicht nur der durch das zentrale<br />

Rohr in die innere Rezirkulationszone eingeblasene Brennstoff, zunächst in eine Luftmangelzone gelangt.<br />

Biomasse + Primärluft<br />

Kohle + Primärluft<br />

Sekundärluft<br />

Luftzahl


NO x<br />

in ppm bei 6 % O 2<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Fichte (0,1% N) Außen<br />

Fichte (0,1% N) Mitte<br />

Fichte (0,1% N) Preblend<br />

Gb 5.94 Preblend<br />

0<br />

0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3<br />

l prim<br />

Abb. 60: NO x-Emissionen bei Luftstufung im Feuerraum<br />

800<br />

NOx (ppm bei 6% O2)<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Fichte 0,1% N<br />

Pappel 0,34% N<br />

Stroh 0,46% N<br />

0<br />

0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3<br />

Luftzahl der Reduktionszone<br />

Abb. 61:<br />

NO x-Emissionen bei reiner Biomassefeuerung<br />

76


Auch reine Biomasseflammen wurden auf ihr NO x-Minderungspotential durch Luftstufung im Feuerraum<br />

untersucht. Es wurden die Biomassen Fichte, Pappel und Stroh eingesetzt. Die drei Biomassen haben der<br />

Reihenfolge nach steigende Stickstoffgehalte. In Abbildung 61 sind die NO x-Emissionen über der Luftzahl<br />

Lambda in der Reduktionszone dargestellt. Man erkennt beim Stroh als dem stickstoffreichsten<br />

dieser drei Brennstoffe bei Lambda im Bereich um 1,2 die höchsten Stickoxidemissionen, die jedoch <strong>mit</strong><br />

kleiner werdendem Lambda stark abnehmen. Die Fichte hat in jedem Fall die niedrigsten Emissionen, die<br />

sich auch <strong>von</strong> der Luftzahl nicht mehr beeinflußen lassen. Bei einer einfachen Gasflamme (nicht optimiert)<br />

liegen die Stickoxidwerte in der gleichen Größenordnung wie bei dieser Fichtenflamme. Die<br />

Pappelverbrennung verursacht NO x-Emissionen, die zwischen denen der Fichte und der Strohfeuerung<br />

liegen.<br />

5.2.3.3 SO2-Emissionen<br />

Durch den im Vergleich zur Kohle sehr geringen Schwefelgehalt der Biomassen sind für zunehmende<br />

Biomasseanteile im Brennstoffmix abnehmende SO 2-Emissionen zu erwarten. Dies konnte durch<br />

Messungen auch bestätigt werden. In Abbildung 62 sind die Schwefeldioxidemissionen bei der<br />

Mitverbrennung <strong>von</strong> Ganzpflanzen <strong>mit</strong> Steinkohle dargestellt, in Ab-bildung 63 für die Mitverbrennung<br />

<strong>von</strong> Hölzern. Für alle Ganzpflanzen und Hölzer nehmen die SO 2-Emissionen <strong>mit</strong> zunehmenden Biomasseanteilen<br />

ab. Die Hauptunterschiede sind in den Grundemissionen der einzelnen Kohleflammen zu<br />

sehen. Dies liegt an den Schwefelgehalten der verschiedenen Kohlechargen. Es handelt sich zwar immer<br />

um Saarkohle aus der Zeche Göttelborn, doch auch hier schwanken die Inhaltstoffe etwas.<br />

2200<br />

SO 2<br />

bei 6% O 2<br />

(mg/m 3 )<br />

2000<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Hanf<br />

Triti Mitte Gb 10/95 1,0% S<br />

Triti Außen<br />

TriKo Außen<br />

EG<br />

WG Gb 12/94 1,3% S<br />

Ha Gb 12/94 1,3% S<br />

HA2 Gb12/93 1,0% S<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Anteil Biomasse in % thermisch<br />

Abb. 62: SO 2-Emissionen bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Ganzpflanzen<br />

Bei den reinen Holzflammen liegen die SO 2-Emissionen unter 50 mg/m³, der Schwefelgehalt im Brennstoff<br />

ist hierbei <strong>mit</strong> rund 0,05 Gew% auch sehr gering und an der unteren Nachweisgrenze. Die 100 %-<br />

Ganzpflanzenflammen liegen in ihren Emissionen unter 100 mg/m³. Dies ist durch den im Vergleich zu<br />

Holz höheren Schwefelgehalt <strong>von</strong> 0,1 - 0,2 Gew% zu erklären. Die Winter-gerstenflamme liegt <strong>mit</strong> 150<br />

mg/m³ SO 2 etwas über den übrigen Werten. Die SO 2-Emissionen nahmen bei dieser Flamme über der<br />

Zeit jedoch noch ab. D.h. die Flamme wurde nicht lange genug gefahren, so daß sich die endgültigen SO 2-<br />

77


Werte eingestellt hätten. Grund für dieses zeitlich verzögerte Abfallen der Schwefelemissionen liegt in der<br />

Speicherwirkung der an der Ausmauerung der Brennkammer anhaftenden Schlacken.<br />

SO 2<br />

bei 6% O 2<br />

(mg/m 3 )<br />

2000<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

SO2HOLZ.ORG<br />

Fichte außen Gb5/94 0,91<br />

Fichte <strong>mit</strong>te<br />

Fichte preblend<br />

Pappel üb. Brenner Gb5/94 0,91<br />

Pappel üb Lanze<br />

Buche 2 Gb5/94 0,91<br />

Buche 4<br />

Eiche Gb 12/94 1,3% S<br />

Weide Gb 12/93 1,03% S<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Anteil Biomasse in % thermisch<br />

Abb. 63: SO 2-Emissionen bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> holzartigen Biomassen<br />

100<br />

SO2KOHO.ORG<br />

Schwefelkonversionsrate in %<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Pappel 0,05 - Gb 0,9% S<br />

Fichte 0,01 - Gb 0,9% S<br />

Eiche 0,01 - Gb 1,3% S<br />

Weide 0,07 - Gb 1,03% S<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Anteil Biomasse in % thermisch<br />

Abb. 64: Schwefelkonversionsrate bei Biomasse-Kohle-Mischfeuerung<br />

78


In den Abbildungen 62 und 63 sind sowohl die Flammen <strong>mit</strong> unterschiedlichen Brennerkonfigurationen,<br />

als auch die Eindüsevarianten dargestellt. Diese haben jedoch auf die SO 2-Emissionen keinen Einfluß.<br />

Wie bereits angeführt, liegt die Abnahme der SO 2-Emissionen bei der Mitverbrennung zum einen am<br />

geringeren Schwefeleintrag durch die Brennstoffmischung. Zum anderen besitzt die Biomasse durch ihren<br />

Kalziumgehalt die Fähigkeit, Schwefel in der Asche zu binden. Dies vermindert die Schwefeldioxidemission<br />

zusätzlich.<br />

In Abbildung 64 ist die Schwefelkonversionsrate über dem Biomasseanteil dargestellt. Die Konversionsrate<br />

beschreibt das Verhältnis aus der tatsächlichen SO 2-Emission zu der durch die Brennstoffe aus dem<br />

Schwefeleintrag maximal möglichen Emission. Der unterschiedliche Schwefelgehalt der Mischungen ist<br />

also herausgerechnet. Die Konversionsrate ist bei Kohlen <strong>mit</strong> niedrigem Schwefelgehalt üblicherweise<br />

größer als bei hohen Schwefelgehalten. Es wurden drei unterschiedliche Kohlechargen <strong>mit</strong> Schwefelgehalten<br />

<strong>von</strong> 0,9 - 1,3 % zur Mitverbrennung verwendet. Bei der reinen Kohleverbrennung (in der Abbildung<br />

ganz links bei 0 % Biomasse) weisen die Kohlen <strong>mit</strong> niedrigerem Schwefelgehalt auch hier höhere<br />

Konversionsraten auf.<br />

Durch die Zumischung der Biomassen wird der Gesamtschwefelgehalt des Brennstoffes herabgesetzt.<br />

Die Konversionsraten steigen jedoch nicht wie bei der reinen Kohleverbrennung an, sondern sinken. Aus<br />

der sinkenden Konversionsrate erkennt man, daß weniger SO 2 e<strong>mit</strong>tiert wird, als aus dem Schwefel-Input<br />

zu erwarten wäre. Bei den reinen Biomasseflammen (ganz rechts im Schaubild) ist wieder die Tendenz für<br />

höhere Konversionsraten <strong>mit</strong> niedrigem Brennstoffschwefelgehalt gegeben. Hier muß jedoch einschränkend<br />

gesagt werden, daß größere Streuungen aufgrund <strong>von</strong> Meßfehlern auftreten können. Zum einen<br />

befindet man sich in der Nähe der unteren Nachweisgrenze für den Schwefelgehalt des Brennstoffes, zum<br />

anderen ist man an der unteren Meßgrenze des Emissionsmeßgerätes für SO 2. Beide Werte gehen in die<br />

Berechnung der Konversionsrate ein.<br />

5.2.3.4 Einordnung der Emissionen in bestehende Grenzwerte<br />

Bei der Einordnung der Emissionen in die momentan gültigen Grenzwerte muß nach der reinen Biomasseverbrennung<br />

und der Mitverbrennung unterschieden werden. Für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Regelbrennstoffen<br />

in Kohlekraftwerken sind die Emissionsgrenzwerte in der 13. BImSchV geregelt. Diese<br />

unterscheidet zwischen Anlagen <strong>mit</strong> 50 - 300 MW thermischer Feuerungsleistung und Anlagen größer als<br />

300 MW. Eine Zusammenstellung der Emissionsgrenzwerte für alle Brennstoffe und Feuerungsleistungen<br />

ist in Tabelle 24 dargestellt.<br />

Durch die Mitverbrennung <strong>von</strong> Regelbrennstoffen ändern sich die Emissionsgrenzwerte nach der<br />

13. BImSchV nicht. Der Bezugssauerstoffgehalt beträgt für eine Trockenstaubfeuerung 6 %, darum<br />

wurden alle Messwerte auf diesen Bezugswert umgerechnet. Für die Wirbelschichtfeuerung beträgt der<br />

Bezugswert 7 %. Bei den Versuchen zur Wirbelschichtfeuerung sind die Emissionsgrenzwerte gleich in<br />

die Schaubilder der Versuchergebnisse <strong>mit</strong> eingetragen und sollen hier nicht weiter diskutiert werden. Die<br />

Grenzwerte für Anlagen kleiner bzw. größer 300 MW Feuerungswärmeleistung unterscheiden sich bei den<br />

Stickoxiden, beim Chlor- und beim Fluorwasserstoff.<br />

Bei der Beurteilung und Einordnung der gemessenen Emissionswerte <strong>mit</strong> den Grenzwerten bei der Mitverbrennung<br />

in Kraftwerken ist zu beachten, daß diese Anlagen fast ausschließlich <strong>mit</strong> Rauchgasreinigungssystemen<br />

zur Entstaubung, Entstickung und Entschwefelung ausgerüstet sind.<br />

Die Höhe der CO-Emissionen kann durch nachgeschaltete Anlagen nicht beeinflußt werden. Diese sind<br />

durch eine ausreichend feine Ausmahlung und so<strong>mit</strong> einem schnellen Ausbrand zu beeinflussen. Bei kleinen<br />

Biomasseanteilen bis ca. 20 % konnte bei den Versuchen gezeigt werden, daß die CO-Emissionen<br />

problemlos unter dem Grenzwert <strong>von</strong> 250 mg/m³ gehalten werden können.<br />

Wie bei den Verbrennungsversuchen gezeigt wurde, erhöhen sich die NO x- und SO 2-Werte bei der Mitverbrennung<br />

nicht. Dagegen kann bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Halmpflanzen die HCl-Emission nach<br />

Kessel ansteigen. Die Salzsäure (HCl) läßt sich jedoch bei einem vorhandenen Naßwäscher in der Rauchgasentschwefelungsanlage<br />

problemlos herauswaschen.<br />

79


Genauso wichtig wie die Höhe der Rohemissionen aus dem Kessel sind die Inhaltstoffe der Aschen, die<br />

auf den Betrieb der Feuerungsanlage und der nachgeschalteten Rauchgasreinigungssysteme Einfluß<br />

haben. Details hierüber sind bei SIEGLE (1997) nachzulesen.<br />

Die reine Biomasseverbrennung in Staubfeuerungen wird in Leistungsbereichen <strong>von</strong> 1 - 50 MW thermischer<br />

Leistung stattfinden. Für kleinere Leistungen ist die Staubfeuerungstechnik aufgrund ihrer Komplexität<br />

kaum wirtschaftlich, größere Leistungseinheiten erfordern entsprechende Abnehmer der erzeugten<br />

Wärmemenge; beim Strom kann momentan da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß er über das Einspeisegesetz<br />

abgesetzt wird. Zum anderen muß für Anlagen großer Leistung ein entsprechender logistischer Aufwand<br />

zur Brennstoffversorgung betrieben werden, und je nach Biomasseanfall der umliegenden Region müssen<br />

auch größere Transportstrecken in Kauf genommen werden. Für die weitere Diskussion der Emissionsgrenzwerte<br />

wird <strong>von</strong> Anlagengrößen zwischen 1 und 50 MW Feuerungsleistung ausgegangen.<br />

Bei der Monoverbrennung kann nicht <strong>mit</strong> der Nutzung vorhandener Rauchgasreinigungssysteme gerechnet<br />

werden. Sie wird speziell für die Biomassen gebaut werden, wodurch die Rohemissionen des Kessels<br />

maßgeblich für die Erforderlichkeit <strong>von</strong> Rauchgasreinigungssystemen verantwortlich sind. Man wird<br />

daher besonderes Augenmerk auf niedrige Rohemissionen richten.<br />

Für Anlagen in dieser Leistungsklasse sind die Grenzwerte der TA-Luft heranzuziehen. Für Brennstoffe<br />

wie Stroh und Holz wird hier ein Bezugssauerstoffgehalt <strong>von</strong> 11 % vorgegeben. Da eine kontinuierlich<br />

betriebene Staubfeuerung jedoch kaum bei 11 % O 2 betrieben wird, und eine Verdünnungsrechnung nicht<br />

statthaft ist, sind bei den Verbrennungsversuchen auch die reinen Biomasseflammen für einen<br />

Sauerstoffgehalt <strong>von</strong> 6 % angegeben.<br />

Die Emissionsgrenzwerte liegen für Anlagen bis 5 MW für Staub bei 150 mg/m³, über 5 MW bei<br />

50 mg/m³. Staubkonzentrationsmessungen wurden bei den Verbrennungsversuchen nicht durchgeführt.<br />

Naturgemäß liegen die Staubkonzentrationen im Rohgas einer Staubfeuerung über diesen Werten. Es ist<br />

in jedem Fall eine Entstaubungseinrichtung erforderlich. Diese kann als Einfach- oder Multizyklonanlage,<br />

als Elektrofilter oder als Gewebefilter ausgeführt sein, wobei beim letzteren aufgrund der Brandgefahr<br />

Funkenflug in den Filter sicher verhindert werden muß. Der CO-Grenzwert liegt für alle hier betrachteten<br />

Anlagengrößen bei 250 mg/m³, bei Anlagen <strong>mit</strong> weniger als 2,5 MW Feuerungswärmeleistung muß dieser<br />

Wert jedoch nur bei Nennlast eingehalten werden. Durch die entsprechende Aufbereitung des Brennstoffes<br />

kann dieser Grenzwert problemlos eingehalten werden.<br />

Für Stickoxide gilt bei der Staubfeuerung nach TA-Luft ein Grenzwert <strong>von</strong> 500 mg/m³, sofern nicht<br />

mehrere Anlagen zusammengeschaltet werden, in diesem Fall gilt der Grenzwert <strong>von</strong> 400 mg/m³. Durch<br />

feuerungstechnische Maßnahmen, wie der Luftstufung im Feuerraum, können bei der reinen Biomasseverbrennung<br />

auch beim relativ stickstoffreichen Stroh NO x-Werte <strong>von</strong> 200 ppm entsprechend 400<br />

mg/m³ (Umrechnungsfaktor <strong>von</strong> ppm nach mg/m³: ppm x 2,05) erreicht werden. Die stickstoffärmeren<br />

Holzbrennstoffe liegen in ihren NO x-Werten niedriger. Durch entsprechende primärseitige feuerungstechnische<br />

Maßnahmen lassen sich die Verbrennungsbedingungen so weit beeinflussen, daß die Vorgaben<br />

der TA-Luft auch ohne rauchgasseitige Entstickung eingehalten werden können.<br />

Die SO 2- Grenzwerte der TA-Luft liegen bei 2000, ab 20 MW Feuerungsleistung bei 1000 mg/m³. Durch<br />

den geringen Schwefelgehalt der Biomassen, so konnte bei den Verbrennungsversuchen gezeigt werden,<br />

sind die SO 2-Emissionen bei allen untersuchten Biomassen weit unter den Grenzwerten.<br />

In der TA-Luft ist weiterhin ein Grenzwert für Gesamtkohlenstoff <strong>von</strong> 50 mg/m³ angegeben. In den<br />

Untersuchungen konnten bisher jedoch keine unverbrannten Kohlenwasserstoffe am Ende der Brennkammer<br />

nachgewiesen werden.<br />

Für Salzsäure (HCl) bestehen für ausschließlich <strong>mit</strong> unbehandelten Hölzern oder <strong>mit</strong> Stroh befeuerten<br />

Anlagen in der TA-Luft keine Emissionsbeschränkungen. Ganzpflanzen sind jedoch nicht als Regelbrennstoff<br />

in der TA-Luft aufgeführt. Daher kommt Absatz 3.1.6 der Vorschrift hier zum Ansatz. Bei<br />

einer HCl-Fracht <strong>von</strong> größer oder gleich 0,3 kg/h muß ein Grenzwert <strong>von</strong> 30 mg/m³ eingehalten werden.<br />

80


1. BImSchV


Anmerkungen zu Emissionsgrenzwerten (s. Tab. 24):<br />

/1/ - Keine Holzschutz<strong>mit</strong>tel , keine Beschichtungen <strong>mit</strong> halogenorganischen Verbindungen<br />

/2/ -


Dies ist nur <strong>mit</strong> einer sekundären Rauchgasreinigung entweder durch Trockensorption oder durch einen<br />

Naßwäscher möglich. Bei gemessenen Chlorgehalten der Ganzpflanzen <strong>von</strong> 0,1 - 0,17 g Cl/MJ und einer<br />

angenommenen vollständigen Konversion des Chlors zu HCl ist ab einer Anlagengröße <strong>von</strong> 0,5 MW<br />

thermischer Leistung <strong>mit</strong> einer Überschreitung der HCl-Fracht zu rechnen, d.h., für die hier betrachteten<br />

Anlagen größer 1 MW Feuerungsleistung muß der Grenzwert <strong>mit</strong> großer Wahrscheinlichkeit herangezogen<br />

und eine Chlorabscheidung installiert werden.<br />

Der Ausschluß der Ganzpflanzen <strong>von</strong> den Regelbrennstoffen erscheint im Zusammenhang <strong>mit</strong> der HCl-<br />

Emission nicht besonders sinnvoll zu sein, da bei den Brennstoffanalysen gezeigt wurde, daß Ganzpflanzen<br />

geringere Chlorgehalte aufweisen als das Stroh. Es ist jedoch zu beachten, daß die Grenzwerte in der<br />

TA-Luft Mindestgrenzwerte darstellen, die <strong>von</strong> der genehmigenden Behörde in der Regel verschärft<br />

werden. Es kann daher da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß auch reine Strohfeuerungen diesen Grenzwert<br />

auferlegt bekommen und den Ganzpflanzen kein wirtschaftlicher Nachteil daraus entsteht.<br />

Die Grenzwerte nach TA-Luft können so<strong>mit</strong> bei der reinen Biomasseverbrennung in einer Staubfeuerung<br />

durch die Anwendung <strong>von</strong> feuerungstechnischen, primären Stickoxidminderungsmaßnahmen, Zugabe<br />

<strong>von</strong> Kalk zur Adsorption <strong>von</strong> Chlorverbindungen bei der Stroh- und Getreideganzpflanzenverbrennung<br />

sowie einer Rauchgasentstaubung eingehalten werden.<br />

83


5.2.4 Biomasseverbrennung in einer Wirbelschichtfeuerung<br />

Neben der Staubfeuerung ist die Wirbelschichtverbrennung die am weitesten verbreitete Technik zur<br />

Energieerzeugung aus Festbrennstoffen. Die energetische Nutzung <strong>von</strong> nachwachsenden Rohstoffen in der<br />

Wirbelschichtfeuerung stellt daher auch ein sinnvolles Anwendungsgebiet dieser Technik dar. Bei den<br />

nachfolgend beschriebenen Untersuchungen sollen die Machbarkeit und die vielversprechenden<br />

Möglichkeiten der Biomasseverbrennung in der Wirbelschicht grob aufgezeigt werden. Detaillierte<br />

Untersuchungen <strong>mit</strong> Parameterstudien wurden im Rahmen dieses Projektes nicht durchgeführt.<br />

Entsprechende Untersuchungen müssen in einer separaten Studie erfolgen.<br />

Schauglas<br />

Freeboard<br />

D = 135 mm<br />

Filter<br />

Stutzen für Druck/<br />

Temperaturmessung<br />

und für Sekundärluftzugabe<br />

Zyklon<br />

5 Heizzonen<br />

<strong>mit</strong> je 3,8 kW<br />

2 Kühlzonen<br />

<strong>mit</strong> je 3 kW<br />

Reaktionsrohr D = 108 mm<br />

Brennstoffzufuhrstutzen<br />

Gasverteilerboden<br />

Luftvorwärmer<br />

Bettmaterialabzug<br />

Abb. 65: Hauptkomponenten der Wirbelschichtanlage<br />

Die Abbildung 65 zeigt die Gesamtansicht der stationären Wirbelschichtversuchsanlage ELWIRA (elektrisch<br />

beheizte Wirbelschicht Anlage) des IVD Stuttgart: In Tabelle 25 sind die Betriebsdaten ersichtlich. Der<br />

Feuerraum wird <strong>von</strong> einem hochtemperaturbeständigen Stahlrohr <strong>mit</strong> einem Durchmesser <strong>von</strong> 110 mm<br />

gebildet. Zur Kompensation <strong>von</strong> Wärmeverlusten und zur Aufheizung der Anlage dient eine elektrische<br />

Beheizung, <strong>mit</strong> der die Rohrtemperatur in fünf getrennten Heizzonen auf maximal 950 °C eingestellt werden<br />

kann. Die Gesamthöhe der Anlage beträgt 3 Meter. Eine Vielzahl <strong>von</strong> Stutzen entlang des Feuerraumes<br />

ermöglicht die Zugabe <strong>von</strong> Sekundär- und Tertiärluft sowie die Messung <strong>von</strong> Drücken, Temperaturen und<br />

Gaskonzentrationen. Zur Staubabscheidung dient ein Zyklon. Der Feinstaub wird in einem hinter dem<br />

Zyklon angeordneten Keramikfilter abgeschieden. Zyklonasche und Filterasche werden jeweils in<br />

Probenbehältern gesammelt und können auf unverbrannten Kohlenstoff untersucht werden. Die Messung<br />

der Abgaskonzentration erfolgt hinter dem Zyklon. Ein Teilstrom des Rauchgases wird dazu den Online-<br />

Meßgeräten zugeführt. Gemessen werden die Konzentrationen <strong>von</strong> O 2, CO, CO 2, SO 2, NO x sowie N 2O.<br />

Die Brennstoffdosierung erfolgt <strong>mit</strong>tels eines Schneckenförderes. Eine weitere Schnecke transportiert den<br />

Brennstoff in die Anlage. Dabei kann sowohl unter als auch auf das Bett gefördert werden. In Tabelle 26<br />

sind die wichtigsten Betriebsparameter zusammengefaßt.<br />

84


Tab. 25: Betriebsdaten der Wirbelschichtanlage des IVD Stuttgart<br />

Typ<br />

Thermische Leistung<br />

Brennstoffmassenstrom<br />

Kohlen<br />

Biomassen<br />

Fluidisierungsgeschwindigkeit<br />

Gasverweilzeit bis Zyklon<br />

Bettmaterial<br />

Betthöhe<br />

stationäre atmosphärische Wirbelschicht<br />

3 - 15 kW<br />

0,5 - 2 kg/h<br />

1 - 4 kg/h<br />

0,4 - 1,2 m/s<br />

2 - 6 s<br />

Quarzsand 0,2 - 1,2 mm<br />

0,3 - 0,7 m<br />

In einer Versuchsreihe wurde die Verbrennung der Biomassen Buchenholz, Winterraps- und<br />

Wintergersteganzpflanzen sowie <strong>von</strong> gepreßten Strohpellets in der Wirbelschicht untersucht. Die drei<br />

erstgenannten wurden in drei unterschiedlich feinen Aufmahlungen bei verschiedenen Luftüberschüssen<br />

verbrannt. Außerdem wurde das Verhältnis <strong>von</strong> Primär- zu Sekundärluft (bzw. Tertiärluft) optimiert. Die<br />

Tabelle 26 enthält die Versuchsparameter der durchgeführten Experimente.<br />

Tab. 26: Parameter der durchgeführten Versuche in der Wirbelschichtfeuerung<br />

Brennstoffe<br />

Buche<br />

Winterraps<br />

Wintergerste<br />

Strohpellets<br />

Massenstrom 1,2 kg/h 1,2 kg/h<br />

Aufmahlungen 2,5 / 4 / 6 mm Pellets d = 10 mm<br />

Luftüberschuß 1,2 - 1,6 2,0<br />

Verhältnis Primär/<br />

Sekundärluft<br />

1/0 , 1/1, 1/2 1/2<br />

Die Versuche haben gezeigt, daß sich Biomassen in der Wirbelschicht <strong>mit</strong> sehr niedrigen Emissionen<br />

verbrennen lassen. Die Abbildung 66 zeigt die Emissionen <strong>von</strong> Kohlenmonoxid und <strong>von</strong> Stickoxiden in<br />

Abhängigkeit des Luftüberschusses bei der Verbrennung <strong>von</strong> Buche. Es zeigt sich eine sehr starke Abnahme<br />

der CO-Emissionen <strong>mit</strong> zunehmender Luftzahl. Bereits ein Luftüberschuß <strong>von</strong> λ = 1,25 reicht aus, um die<br />

Grenzwerte der TA Luft einzuhalten. Für die Stickoxidemissionen, die insgesamt auf sehr niedrigem Niveau<br />

liegen, ergibt sich <strong>mit</strong> zunehmender Luftzahl nur ein mäßiger Anstieg.<br />

DieGrenzwerte werden in allen Fällen deutlich unterschritten. Schwefeldioxid-Emissionen treten bei<br />

der Verbrennung <strong>von</strong> Buche in der Wirbelschicht nicht auf. Der im Holz in geringen Mengen vorhandene<br />

Schwefel wird vollständig in die Asche eingebunden. Die gemessenen Emissionen <strong>von</strong> N 2O lagen im Bereich<br />

<strong>von</strong> wenigen ppm und sind im Rahmen der Meßgenauigkeit zu vernachlässigen.<br />

Die Abbildung 67 zeigt einen Vergleich der Emissionen <strong>von</strong> Buchenholz bei unterschiedlich feiner<br />

Aufmahlung. Bei einer Aufmahlung <strong>mit</strong> dem 6 mm-Sieb wird der Grenzwert für CO bei einem<br />

Luftüberschuß <strong>von</strong> 1,2 überschritten. Bereits bei dem 4 mm-Sieb wird der Grenzwert eingehalten. Eine noch<br />

feinere Aufmahlung bewirkt eine weitere deutliche Abnahme der CO-Emissionen. Die Stickoxidemissionen<br />

bleiben dabei weitgehend unbeeinflußt.<br />

85


Buche 6mm<br />

[mg/m 3 ] bezogen auf 7% O 2<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Grenzwert für CO nach TA Luft<br />

NOx<br />

CO<br />

0<br />

1,20 1,25 1,30 1,35 1,40 1,45 1,50<br />

Luftüberschuß<br />

Abb. 66: Einfluß des Luftüberschusses auf CO- und NO x-Emissionen bei der Verbrennung <strong>von</strong><br />

Buchenholz<br />

In Abbildung 68 sind die Emissionen bei jeweils optimalen Einstellungen für die eingesetzten Biomassen<br />

verglichen. Die Emissionen <strong>von</strong> Kohlenmonoxid liegen für die drei Brennstoffe Buche, Raps- und Gersten-<br />

400<br />

Buche, Lambda 1.2<br />

Konzentration in ppm<br />

300<br />

200<br />

100<br />

CO<br />

NO x<br />

0<br />

2,5 mm 4,0 mm 6,0 mm<br />

Aufmahlung<br />

Abb. 67: Einfluß der aufmahlung auf die Emissionen<br />

86


Vergleich der Brennstoffe<br />

CO, NOx in ppm, SO 2<br />

in mg/m 3<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

CO<br />

NO x<br />

SO 2<br />

0<br />

Buche Winterraps Wintergerste Strohpellets<br />

Abb. 68: Vergleich der Emissionen der untersuchten Biomassen<br />

ganzpflanze sehr niedrig. Für die Strohpellets hingegen konnte auch bei hohem Luftüberschuß (Lambda = 2)<br />

keine befriedigende Verbrennung erzielt werden. Die Stickoxidemissionen liegen für alle Brennstoffe auf<br />

demselben Niveau und zeigen eine leichte gegenläufige Abhängigkeit <strong>von</strong> der CO-Konzentration. Aufgrund<br />

des höheren Schwefelgehalts <strong>von</strong> Winterraps und Wintergerste (geringfügig auch bei Stroh) treten<br />

Emissionen <strong>von</strong> SO 2 auf, die eine Beimischung <strong>von</strong> Kalkstein erforderlich machen. Versuche wurden hierzu<br />

nicht durchgeführt.<br />

87


5.2.5 Wirtschaftliche Betrachtungen der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in Kohlekraftwerken<br />

Die Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in Steinkohlekraftwerken wird nicht nur wegen der möglichen<br />

schnellen Realisierung, sondern auch wegen den voraussichtlich geringeren Investitionskosten bei der<br />

Umrüstung vorhandener Kraftwerke im Vergleich zu rein <strong>mit</strong> Biomasse befeuerten Anlagen favorisiert.<br />

Eine gute Abschätzung der Wirtschaftlichkeit der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse läßt sich aus einer konkreten<br />

Machbarkeitsstudie zu einem bestehenden Steinkohlekraftwerk <strong>mit</strong> 700 MW el in Baden-Württemberg<br />

ableiten (SIEGLE et al., 1996).<br />

Bei der Studie wurde das Potential der Biomassen Stroh, Wald- und Industrierestholz, Altholz, feste<br />

organische Abfälle aus Haushalten etc. und Straßenbegleitgrün im Umkreis <strong>von</strong> 50 km um das Kraftwerk<br />

abgeschätzt. Zur Mitverbrennung im Kraftwerk wurden die beiden Biomassen <strong>mit</strong> hohem erschließbarem<br />

Aufkommen - Waldrestholz und Stroh - hinsichtlich Bereitstellungs-verfahren untersucht und es wurden<br />

Logistikkonzepte erstellt. Mit dem verfügbaren Potential an Waldrestholz und Stroh ließen sich im vorliegenden<br />

Fall bei Vollast 8 % der thermischen Feuerwärmeleistung des Kraftwerkes erzeugen.<br />

Die Kosten der Biomassebereitstellung frei Kraftwerk resultieren nach SONTOW et al. (1996) aus den<br />

Verfahrensabschnitten Ernte, Lagerung und Transport. Sie hängen wesentlich <strong>von</strong> den eingesetzten<br />

Techniken und den unterstellten Verfahrensabläufen ab. Da sie wiederum einen großen Anteil der<br />

Gesamtkosten für die Biomassezufeuerung stellen, entscheiden sie u.a. über die Wirtschaftlichkeit und<br />

Durchführbarkeit der Zufeuerung.<br />

Die Tabelle 27 zeigt die bei den untersuchten Bereitstellungsketten anfallenden Kosten der für die Zufeuerung<br />

betrachteten Biomassefraktionen. Waldhackschnitzel werden unterteilt in Hackschnitzel aus<br />

Waldrestholz, aus Durchforstungen sehr junger Bestände (Erstdurchforstungen - Bestandesalter ca. 30<br />

Jahre) und aus Durchforstungen älterer Bestände (Zweitdurchforstungen - Bestandesalter ca. 60 Jahre).<br />

Tab. 27: Kosten der Biomassebereitstellung frei Kraftwerk (nach Kaltsch<strong>mit</strong>t et al., 1996)<br />

Aufkommen<br />

t atro/a<br />

Bereitstellung<br />

DM/t atro<br />

Lagerung<br />

DM/t atro<br />

Transport<br />

DM/t atro<br />

Summe<br />

DM/t atro<br />

Waldrestholz 65 000 200 0 38 238<br />

Erstdurchforstung 29 000 146 0 38 184<br />

Zweitdurchforstung 18 000 99 0 38 137<br />

Stroh 100 000 110 9 40 159<br />

Bei einer Biomassezufeuerung in Höhe <strong>von</strong> 8 % der thermischen Leistung, die jeweils zur Hälfte durch<br />

Holz und Stroh realisiert werden soll, ergeben sich bei einer Liefermenge <strong>von</strong> 121 000 t atro/a <strong>mit</strong>tlere<br />

Bereitstellungskosten für Waldhackschnitzel <strong>von</strong> 179 DM/t atro und für Stroh <strong>von</strong> 159 DM/t atro. Da<strong>mit</strong><br />

liegen die <strong>mit</strong>tleren Brennstoffkosten <strong>von</strong> 53 600 t atro/a Holz und 67 200 t atro/a Stroh bei rund<br />

167 DM/t atro.<br />

Eine Biomassezufeuerung in einer Kohlenstaubfeuerung kann sich potentiell in der Abnutzung der Verbrennungsanlage<br />

und der Rauchgasreinigung auswirken. Da<strong>von</strong> ausgehend wurden in der Machbarkeitsstudie<br />

Konzepte für die notwendigen Biomasseaufbereitungsanlagen und die entsprechenden<br />

Umrüstungsmaßnahmen an der Kohlenstaubfeuerung erstellt, um die voraussichtlichen Investitionskosten<br />

einer Umrüstung ableiten zu können. Als vorteilhafte Technik der Mitverbrennung erwies sich das<br />

Einblasen in den Brenner über 4 der insgesamt 8 Ölbrennerlanzen. Dies bedingt eine entsprechende Aufbereitung<br />

der Biomasse <strong>mit</strong>tels Hammermühle und entsprechende Fördertechniken. Bei einer Biomassezufeuerung<br />

in der untersuchten Anlage <strong>von</strong> weniger als 10 % der eingesetzten Brennstoffenergie ist nach<br />

SONTOW et al. (1996) aus gegenwärtiger Sicht ohne über das gewohnte Maß hinausgehende Verschleißerscheinungen<br />

an der Anlage möglich. Bei einer Biomassezusammensetzung <strong>von</strong> jeweils rund 50 % Holz<br />

und Stroh gleichen sich die in die Feuerungsanlage eingebrachten Problemstoffe wie z.B. Chlor soweit<br />

aus, daß sie letztlich innerhalb einer Bandbreite liegen, wie sie auch <strong>von</strong> der eingesetzten Steinkohle her<br />

bekannt ist.<br />

88


Aus den notwendigen Umrüstungen auf die Mitverbrennung <strong>von</strong> je 20 t roh/h Holz und Stroh resultieren<br />

bei dem untersuchten Kraftwerk Bruttoinvestitionen <strong>von</strong> insgesamt 23,4 Mio. DM (s. Tab. 28). Werden<br />

zu den daraus resultierenden jährlichen Kapitaldienstkosten die Betriebskosten (Wartungs-, Reparatur-,<br />

Personal- und Energiekosten) addiert, erhält man jährliche Kosten für die Aufbereitung der Biomassen<br />

<strong>von</strong> 2,1 Mio. DM/a bzw. 39 DM/t atro für Holz und <strong>von</strong> 3,0 Mio. DM/a bzw. 45 DM/t atro für Stroh.<br />

Tab. 28: Kosten für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Holz und Stroh (n. KALTSCHMITT et al., 1996)<br />

Holz Stroh<br />

Gesamte Bruttoinvestition 1 in TDM 9 039 14 325<br />

Kapitaldienst der Bruttoinvestition in TDM/a 1 056 1 673<br />

Wartung und Reparatur in TDM/a 340 510<br />

Versicherung und Steuern in TDM/a 157 249<br />

Personalkosten in TDM/a 160 160<br />

Energiekosten in TDM/a 375 435<br />

Gesamtkosten ohne Brennstoffkosten in 2 088 3 027<br />

TDM/a<br />

Gesamtkosten ohne Brennstoffkosten in<br />

39 45<br />

DM/t atro<br />

1 inklusive Projektmanagement und Anlaufkosten<br />

Für die hier angenommene Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse <strong>mit</strong> 8 % der installierten thermischen Leistung<br />

werden - wird <strong>von</strong> keiner Veränderung des Wirkungsgrades bei Biomassezufeuerung ausgegangen - auch<br />

8 % der elektrischen Leistung durch Biomasse bereitgestellt. Da<strong>mit</strong> sind die entstehenden Biomassekosten<br />

auf 8 % der in der Anlage bereitgestellten elektrischen Energie zu beziehen.<br />

Bei einer Gegenüberstellung der Stromgestehungskosten zeigt sich, daß die Strombereitstellung in einer<br />

Einzelanlage zur Biomassefeuerung im Vergleich zu der Zufeuerung in einem Steinkohlekraftwerk sehr<br />

viel höhere Kosten verursacht (s. Tab. 29). Sie belaufen sich bei der Zufeuerung auf rund 11,2 Pf/kWh,<br />

während sie bei der hier unterstellten Einzelanlage <strong>mit</strong> 24,3 Pf/kWh fast doppelt so hoch liegen.<br />

Tab. 29: Spezifische Kosten einer Biomassezufeuerung und einem Biomasseeinsatz in einer<br />

Einzelanlage<br />

Zufeuerung<br />

Einzelanlage<br />

jährliche Fixkosten<br />

bezogen auf installierte thermische 28,7 TDM/MW th,inst 288 TDM/MW th,inst<br />

Leistung<br />

bezogen auf installierte elektrische 76,9 TDM/MW el, inst 993 TDM/MW el, inst<br />

Leistung<br />

Energiegestehungskosten<br />

bezogen auf elektrische Arbeit 11,2 Pf/kWh 24,3 Pf/kWh<br />

Die Zufeuerung <strong>von</strong> Biomasse in umgerüsteten Steinkohlekraftwerken ermöglicht da<strong>mit</strong> im Vergleich zu<br />

neuzubauenden, ausschließlich <strong>mit</strong> Biomasse gefeuerten Anlagen eine deutliche Senkung der Strombereitstellungskosten.<br />

Dies liegt einerseits darin begründet, daß ein wesentlicher Teil der notwendigen Feuerungstechnik<br />

bereits <strong>mit</strong> der Kohlefeuerung zur Verfügung steht und darüber auch abgeschrieben wird.<br />

Andererseits wird eine Stromerzeugung ausschließlich aus Biomasse meist in Anlagen geringer installierter<br />

Leistung realisiert; dies führt bei gleichzeitig geringerem <strong>mit</strong>tleren Wirkungsgrad zu erheblich höheren<br />

spezifischen Anlagen- und Betriebskosten im Vergleich zu einer Zufeuerung in vorhandenen Kohlekraftwerken.<br />

Bei einem aus der zugefeuerten Biomasse resultierenden Stromaufkommen aus Biomasse <strong>von</strong><br />

226 GWh/a in der beschriebenen Anlage errechnen sich daraus Stromgestehungskosten <strong>von</strong><br />

11,2 Pf/kWh ohne Berücksichtigung der sowieso für den Betrieb des Kraftwerks anfallenden Kosten<br />

(d. h. Anlagenabschreibung, Betriebskosten) und der möglichen Kosteneinsparungen (z. B. durch reduzierten<br />

Kalksteineinsatz). Eine moderne Anlage zur Stromerzeugung ausschließlich aus Biomasse könnte<br />

89


nach SONTOW et al. (1996) heute beispielsweise als Wirbelschichtfeuerung <strong>mit</strong> einer installierten thermischen<br />

Leistung <strong>von</strong> 30 MW th und einer elektrischen Leistung <strong>von</strong> 8,7 MW el konzipiert werden. Dafür<br />

wären derzeit rund 53,3 Mio. DM zu veranschlagen. Dies entspricht jährlichen Kapitalkosten <strong>von</strong> ca.<br />

6 Mio. DM und inklusive Verbrauchskosten, Betriebskosten und sonstigen Aufwendungen jährlichen<br />

Gesamtkosten ohne Brennstoffkosten <strong>von</strong> etwa 8,8 Mio. DM. Daraus ergeben sich <strong>mit</strong> den bisherigen<br />

Brennstoffaufwendungen die bereits erwähnten Stromgestehungskosten <strong>von</strong> rund 24,3 Pf/kWh.<br />

Da Biomasse im wesentlichen Importkohle substituieren würde, können auch die Mehrkosten gegenüber<br />

einer (Import-)Kohleverstromung angegeben werden (s. Tab. 30). Sie liegen unter Berücksichtigung der<br />

Kalksteinersparnis bei etwa 7,5 Pf/kWh. Daraus ergeben sich CO 2-Minderungskosten <strong>von</strong> rund 70 DM/t<br />

CO 2. Umgekehrt würde dies einem Subventionsbedarf <strong>von</strong> rund 145 DM/t atro bei Holz und etwa<br />

136 DM/t atro bei Stroh entsprechen. Bei der Einführung einer CO 2-Steuer in der Größenordnung <strong>von</strong> 50<br />

- 100 DM/tCO 2, wie sie nach FLAIG und MOHR (1993) für möglich und sinnvoll gehalten wird, wäre die<br />

Biomasse<strong>mit</strong>verbrennung auch bei nachfragebedingten Preissteigerungen der Biomasse, wirtschaftlich.<br />

Die momentane Biomasse-Preisgrenze für die Wirtschaftlichkeit liegt unter den dargestellten Voraussetzungen<br />

bei ca. 100 DM/t roh.<br />

Tab. 30: Mehrkosten im Vergleich zu Importkohle (nach KALTSCHMITT et al., 1996)<br />

Holz<br />

Stroh<br />

Gesamtkosten der Mitverbrennung in TDM/a 11 682 13 712<br />

Kohleersparnis in TDM/a (Importkohle 100 DM/t) -3 865 -4 545<br />

Kalksteineinsparung in TDM/a (Kalkstein 30 DM/t) -38 -19<br />

jährlicher Mehraufwand in TDM/a 7 779 9 148<br />

zusätzliche Stromkosten in Pf/kWh el 7,5 7,5<br />

Verglichen <strong>mit</strong> anderen Möglichkeiten der Biomassenutzung (Wärmebereitstellung in Kleinanlagen aus<br />

<strong>Energiepflanzen</strong> im Vergleich zu Erdgas <strong>mit</strong> CO 2-Minderungskosten <strong>von</strong> bis zu 550 DM/t CO 2 (nach<br />

BECHER et al.; 1995)) sind die Mehrkosten der Mitverbrennung wesentlich geringer. Im Vergleich dazu<br />

sind die CO 2-Minderungskosten bei der Stromerzeugung <strong>mit</strong> Photovoltaik <strong>mit</strong> bis zu 3 700 DM/t CO 2<br />

bzw. 260 DM/t CO 2 bei der windtechnischen Bereitstellung elektrischer Energie (WIESE und<br />

KALTSCHMITT, 1994) wesentlich kostenungünstiger.<br />

Da<strong>mit</strong> stellt die Zufeuerung <strong>von</strong> Biomasse in Kohlekraftwerken nach SONTOW et al. (1996) durchaus eine<br />

vielversprechende Möglichkeit der umweltschonenden Energieerzeugung dar, die im Gegensatz zu<br />

anderen Optionen zur Nutzung regenerativer Energien technisch einfach und trotz allem kostengünstig<br />

umsetzbar erscheint. Die <strong>mit</strong> der Zufeuerung notwendigerweise verbundenen Mehrkosten könnten dabei<br />

im Rahmen <strong>von</strong> “Green Electricity”-Modellen, wie sie bereits <strong>von</strong> einigen Energie-Versorgungs-Unternehmen<br />

in Deutschland angeboten werden, an den Verbraucher weitergegeben werden. Hier ist bei einigen<br />

Verbrauchern durchaus die Bereitschaft erkennbar, für elektrische Energie aus regenerativen Energien<br />

einen merklich über den gegenwärtigen Tarifen liegenden Preis zu zahlen. Im Vergleich beispielsweise zur<br />

Photovoltaik ist hier die Biomasse “kosteneffizient”, d.h. pro zusätzlich eingesetzter Geldeinheit ist hier<br />

eine vergleichsweise weitgehende Umweltentlastung realisierbar.<br />

90


6 Zusammenfassung und Schlußfolgerungen<br />

6.1 Eignung <strong>von</strong> Pflanzenarten und Schwachholz als Biomassefestbrennstoffe<br />

Untersucht wurde die Eignung <strong>von</strong> insgesamt 17 Kulturarten als Energieganzpflanzen. Ergänzend hierzu wurden<br />

bei den Betrachtungen zum Emissionsverhalten auch Durchforstungshölzer berücksichtigt. Von den 1994 - 96 in<br />

Südwestdeutschland und dem Nordostelsaß angebauten Kulturarten sind folgende hinsichtlich eines hohen<br />

Trockenmasseertrages <strong>von</strong> über 50 dt/ha für einen <strong>Energiepflanzen</strong>anbau unter den vorgefundenen regionalen<br />

Bedingungen geeignet:<br />

Bei den einjährigen Kulturen ragt die Hirse und der Hanf <strong>mit</strong> Ertragspotentialen <strong>von</strong> über 200 bzw. 150 dt TM/ha<br />

heraus. Dem Hanf vergleichbar sind die gebildeten Erträge <strong>von</strong> Maisganzpflanzen, die da<strong>mit</strong> auf etwas höherem<br />

Ertragsniveau als die untersuchten Wintergetreideganzpflanzen liegen. Das Sommergetreide liegt <strong>mit</strong> seinen<br />

Ganzpflanzenerträgen im Bereich zwischen 50 und 100 dt TM/ha und da<strong>mit</strong> unter dem Niveau des<br />

Wintergetreides. Bei diesem zeigt Wintertriticale das höhere Ertragspotential gegenüber Winterroggen und<br />

Wintergerste. Winterweizen wurde aufgrund ethischer Bedenken in der Öffentlichkeit nicht in die Untersuchung<br />

<strong>mit</strong> einbezogen. Die für den Getreideanbau weniger geeigneten Standorte der Rheinebene weisen im Vergleich<br />

zum günstigeren Standort des Albvorlandes geringfügig niedrigere Ganzpflanzenerträge auf.<br />

Bei den mehrjährigen Arten erreichen alle Arten im Schnitt der drei Untersuchungsjahre Trockenmasseerträge<br />

über 50 dt/ha und Jahr. Beim einschürigen Gras <strong>mit</strong> im Schnitt knapp über 50 dt kann in 3 Nutzungsjahren ein<br />

Ertragsrückgang festgestellt werden Demgegenüber ist beim Topinambur <strong>mit</strong> einem leicht höheren<br />

Durchschnittsertrag kein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten. Dem Topinambur überlegen sind die Weiden<br />

aus Kurzumtriebsplantagen, die im Schnitt aller Standorte und Jahre zwischen 50 und 100 dt TM/ha und Jahr<br />

liegen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß an den beiden unberegneten Standorten das Ertragsniveau zwischen 50<br />

und 80 dt/ha lag, während an dem Beregnungsstandort die Erntemengen bis auf die letzte Nutzung deutlich über<br />

100 dt/ha lagen. Die höchsten Erträge sind bei der Pappel unter Beregnung festzustellen; Miscanthus liegt<br />

einschließlich erst 1995 beflanzten Flächen und eines Beregnungsstandortes zwischen Pappel und Weide. Unter<br />

den beiden pedoklimatisch unterschiedlichen Standortbedingungen können <strong>mit</strong> den unterschiedlichen ein- und<br />

mehrjährigen Kulturen Erträge <strong>von</strong> 50 bis 150 dt TM/ha Energieganzpflanzen erzielt werden.<br />

Der für eine Mitverbrennung in Kohlekraftwerken wegen des Mahlvorganges und der Lagerung erforderlichen<br />

niedrigen Wassergehaltes im Festbrennstoff kann bei den Kulturen Getreide, Hanf, Gras, Miscanthus und Weiden<br />

ohne künstliche Trocknung durch entsprechende Ernteverfahren erreicht werden. Bei letzteren ist hierzu<br />

allerdings eine Freilufttrocknung erforderlich. Hirse und Mais erreichen jedoch ohne künstliche Nachtrocknung<br />

keine für eine längere Lagerung ausreichend niedrige Gutfeuchte. Für die Ernte sind in der Praxis vorhandene<br />

Maschinen einsetzbar. Beim Getreide kann der Schwadleger plus Ballenpresse, beim Hanf Mähbalken und<br />

Ballenpresse, beim Gras entsprechende Heuwendemaschinen, bei Miscanthus Feldhäcksler oder Mähwerk und<br />

Ballenpresse und bei den Kurzumtriebshölzern reihenunabhängige Feldhäcksler (Umbauten) oder Motorsäge <strong>mit</strong><br />

anschließendem stationären Häcksler verwendet werden. Für eine längere Lagerung <strong>von</strong> Ballen <strong>mit</strong><br />

Getreideganzpflanzen empfiehlt sich das Unterbringen in überdachten Lagerstätten. Die Hölzer können dagegen<br />

nach der Ernte ungeschützt im Freien gelagert werden, wo sie weiter abtrocknen.<br />

Der geringste Energieaufwand zur Erzeugung <strong>von</strong> Festbrennstoffen wurde bei den Weiden festgestellt, wo das<br />

24-fache der eingesetzten Energie gewonnen wurde. Ein ebenfalls günstiges Verhältnis <strong>von</strong> Energieinput zu -<br />

output konnte bei Miscanthus festgestellt werden, der einen circa 19-fach höheren Energieertrag als -einsatz<br />

bringt. Bei oberirdischem Topinamburaufwuchs, Getreideganzpflanzen, Hanf und Gras liegt der Energieertrag im<br />

Bereich zwischen dem etwa 14- und 9-fachen des Energieaufwandes. Die Bilanz der einzelnen Kulturen wird<br />

durch die Höhe des Trockenmasseertrages beeinflußt. Bei niedrigen Erträgen steigt der Energieaufwand relativ<br />

an und ‘verschlechtert’ die Energieausbeute. Die relative Energiebilanz sagt aber nichts über die Höhe des<br />

tatsächlichen Energiegewinns aus. Bei den Weiden <strong>mit</strong> der positivsten Bilanz der untersuchten Kulturen werden<br />

bei 80 dt Trockenmasseertrag/ha umgerechnet etwa 4.000 Liter Heizöl je Hektar gewonnen. Bei Wintertriticale<br />

<strong>mit</strong> einer weniger positiven Energiebilanz entspricht der Energiegewinn bei einem Ertrag <strong>von</strong> 130 dt/ha etwa<br />

6.000 Liter Heizöl.<br />

Hinsichtlich einer umweltgerechten Erzeugung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> kann festgehalten werden, daß bei einer<br />

reduzierten Intensität des Dünge- bzw. Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teleinsatzes bei Getreideganzpflanzen sowie bei einem<br />

kulturartbedingten geringen Betriebs<strong>mit</strong>teleinsatz bei mehrjährigen Kulturen ein positiver Effekt hinsichtlich der<br />

Gefahr <strong>von</strong> Nährstoff- und Pflanzenschutz<strong>mit</strong>telausträgen zu erwarten ist. Je nach Kultur und Fruchtfolge kann<br />

der <strong>Energiepflanzen</strong>anbau neben einer Humusanreicherung aber auch zum Humusabbau führen.<br />

91


Für die Eignung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> zur Verbrennung als Festbrennstoff in Kohlekraftwerken spielen die einen<br />

Brennstoff charakterisierenden Inhaltsstoffe eine entscheidende Rolle. Der Brennwert der untersuchten<br />

Biomassen liegt bei Holz, Stroh, Ganzpflanzen und Korn (<strong>mit</strong> Ausnahme der Ölsaaten) etwa um ein Viertel bis<br />

ein Drittel unter dem der Steinkohle. Entscheidend für die Emissionen <strong>von</strong> NO x , SO 2 und HCl sind die<br />

Inhaltsstoffe Stickstoff, Schwefel und Chlor. Letzteres ist auch wegen zusätzlicher Korrosion der<br />

Verbrennungsanlage unerwünscht. In Bezug auf den Stickstoffgehalt liegen die einjährigen Energieganzpflanzen<br />

<strong>mit</strong> Ausnahme <strong>von</strong> Hanf über dem Gehalt der Steinkohle (bezogen auf die Energieeinheit). Die mehrjährig<br />

angebauten Kulturarten liegen, ausgenommen die Gräser, unter den Werten der Steinkohle. Die<br />

Durchforstungshölzer haben im Vergleich zu Steinkohle sehr geringe Stickstoffgehalte. Lediglich das untersuchte<br />

Fichtenreisig erreicht Werte wie Wintergerste oder Winterroggen. Beim Schwefelgehalt weisen die Biomassen<br />

(außer Raps) eine etwa fünf- bis zwölffach geringere Konzentration als die Steinkohle auf. Die Gehalte an Chlor<br />

waren bei den untersuchten <strong>Energiepflanzen</strong> im Durchschnitt deutlich über denen der Steinkohle. Eine Abstufung<br />

in Bezug auf unerwünschten Chlorgehalt kann in der Reihenfolge Waldholz, Kurzumtriebsholz, Körner (Raps,<br />

Getreide etc.), ‘Faserpflanzen’ (Hanf, Kenaf, Topinambur, Miscanthus), Getreideganzpflanzen, Getreidestroh<br />

und Süßgräser erfolgen. Lediglich die Waldresthölzer sowie die Pappel aus Kurzumtriebsplantagen sind<br />

chlorärmer als Kohle. Vergleichbar <strong>mit</strong> Kohle ist ebenfalls der Hanf. Die übrigen Kulturen weisen eine hohe<br />

Spanne in ihrer Chlorkonzentration auf, die bei den unteren Werten im Bereich der Kohle liegen. Bei den<br />

Höchstwerten kann der Chlorgehalt der Steinkohle um ein Vielfaches übertroffen werden.<br />

Bei der Betrachtung der Kosten für die Bereitstellung der Biomassen wird vor allem der Einfluß des<br />

Ertragsniveaus deutlich. Beim <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> den hier beispielhaft genannten Wintertriticaleganzpflanzen und einem<br />

<strong>mit</strong>tleren Ertragsniveau <strong>von</strong> 108 dt TM/ha muß bei den unterstellten Bedingungen die Dezitonne Trockenmasse<br />

frei Kraftwerk mindestens einen Erzeugerpreis <strong>von</strong> 13 DM erbringen, um dem Landwirt einen Anreiz zur<br />

<strong>Energiepflanzen</strong>produktion anstelle der Stillegung zu bieten. Ähnlich verhält es sich beim übrigen Getreide; beim<br />

Hanf ist das Preisniveau insgesamt etwas geringer. Die mehrjährigen Kulturarten weisen größere Unterschiede in<br />

der Höhe der notwendigen Erzeugerpreise (Bereitstellungskosten) auf. Die Gräser liegen trotz niedrigerer Erträge<br />

unter dem Preisniveau des Getreides. Aufgrund höherer variabler Kosten liegt der Miscanthus trotz höherer<br />

Erträge darüber. Der Topinambur hat aufgrund der nicht beanspruchbaren Stillegungsprämie die höchsten<br />

Bereitstellungskosten. Aus den Bereitstellungskosten resultieren für die verschiedenen <strong>Energiepflanzen</strong><br />

Energieträgerpreise, die bei den niedrigsten erzielten Erträgen sowie bei der Mindestpreisstufe (Schwellenpreis<br />

Stillegung) <strong>von</strong> 2,2 (Hanf) bis circa 3,5 Pfennig pro Kilowattstunde (Sommertriticale, Weiden) reichen (ohne<br />

Betrachtung des Topinambur). Die Energieträgerpreise, die über diesem Niveau liegen, könnten ggf. <strong>mit</strong><br />

inländischer (ca. 3,7 Pf/kWh), aber nicht mehr <strong>mit</strong> importierter Steinkohle (1,2 Pf/kWh) konkurrieren.<br />

6.2 Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomassen in Kohlestaubfeuerungen<br />

Für die Mitverbrennung in Kohlekraftwerken kommen aufgrund ihrer Mahlfähigkeit, abhängig <strong>von</strong> der<br />

Erntefeuchte, und stofflichen Zusammensetzung verschiedene Kulturpflanzen in Frage. Ein für die Verbrennungsvorgänge,<br />

und da<strong>mit</strong> verbunden die Emissionen (v.a. die CO-Emissionen) entscheidender Prozeßschritt<br />

ist die Aufbereitung, d.h. das Mahlen, der Brennstoffe. Je nach der spezifischen, respektive energetischen, Dichte<br />

und stofflichen Zusammensetzung sind für die Brennstoffe entsprechende Korngrößen zu bestimmen. Aus<br />

Gründen des Energieaufwandes und des Mühlenverschleißes soll der Brennstoff nur so grob als nötig<br />

aufgemahlen werden.<br />

Die <strong>mit</strong>tlere Korngröße bestimmt, zusammen <strong>mit</strong> dem Flüchtigen- und Wassergehalt, die Zündwilligkeit bzw.<br />

Reaktionsgeschwindigkeit des Brennstoffs bei dem Verbrennungsvorgang. Die Vollständigkeit des Ausbrandes<br />

entscheidet darüber, wieviel CO (bzw. da<strong>von</strong> beeinflußt NO x ) am Ende des Verbrennungsprozeßes freigesetzt<br />

wird. Ein feines Biomassekorn (z.B. auf 1,5 mm gemahlene Eiche) zündet schnell, verbraucht schnell den<br />

Sauerstoff und bildet anfangs CO. Da die Flüchtigen sehr schnell frei werden, können sie nicht sofort zu CO 2<br />

aufoxidiert werden. Der Ausbrand ist hoch, auch bei zunehmendem Biomasseanteil in der Brennstoffmischung.<br />

Für die Entstehung <strong>von</strong> NO x bedeutet dies, daß dieses <strong>mit</strong> CO zu N 2 reagieren kann und so<strong>mit</strong> die Emission<br />

mindert. Bei einem gröberen Biomassekorn (z.B. 2,5 - 4 mm bei Weide bzw. Stroh) wird duch die langsamere<br />

Entgasung das Zwischenprodukt Kohlenmonoxid un<strong>mit</strong>telbar zu CO 2 oxidiert, so daß die CO-Konzentrationen in<br />

Brennernähe geringer sind. Die Folge sind - in diesem Fall auch bedingt durch höhere N-Gehalte - höhere<br />

NO x -Werte, da dem NO x das CO als Reaktionspartner für CO 2 und N 2 fehlt. Bei Kohleflammen werden die<br />

höchsten CO-Werte im Brennraum gemessen. Dadurch wird die Bildung <strong>von</strong> NO x partiell vermindert. Die<br />

Schlußfolgerungen für das Aufmahlen der unterschiedlichen Biomassen sind, daß z.B. bei der reinen<br />

Pappelverbrennung eine Aufmahlung auf 2,5 mm genügt, um einen hohen Ausbrand <strong>mit</strong> den erwünschten<br />

92


geringen Emissionen zu erzielen. Bei Gras reicht eine gröbere Aufmahlung <strong>von</strong> 4 - 6 mm bis zu einer<br />

Zumischung <strong>von</strong> 30% aus. Darüber hinaus sind feinere Aufmahlungen <strong>von</strong> 1,5 mm nötig, um einen<br />

befriedigenden Ausbrand zu erreichen. Bei Getreideganzpflanzen, die sich aus dem Korn- und Strohteil <strong>mit</strong><br />

unterschiedlicher Energiedichte zusammensetzen, konnte im Vorhaben die optimale Aufmahlung (= hoher<br />

Ausbrand) nicht endgültig geklärt werden. Hierfür sind technische Möglichkeiten zu suchen, die diesen<br />

Sachverhalt berücksichtigen.<br />

Die NO x -Emissionen einer Verbrennungsanlage werden zunächst <strong>von</strong> dem über den Brennstoff eingebrachten<br />

Stickstoff bestimmt. Der Stickstoffgehalt der untersuchten Biomassen liegt bei Buchenholz (0,04 g N/MJ) und<br />

Hanf (0,30 g N/MJ) unter dem <strong>von</strong> Steinkohle (0,41 g N/MJ), bei Getreideganzpflanzen (0,66 g N/MJ) deutlich<br />

darüber. Bei vollständiger Verbrennung, d.h. hohem Ausbrand der Biomassen und da<strong>mit</strong> geringer CO-Emission,<br />

nehmen die NO x -Emissionen ohne zusätzliche feuerungstechnische Maßnahmen <strong>mit</strong> zunehmendem<br />

Stickstoffgehalt zu.<br />

Mittels primärseitiger Maßnahmen in der Flammenzone des Brennraumes kann die Entstehung <strong>von</strong> NO x<br />

vermindert werden. Durch Einblasen des Biomassebrennstoffes über eine Lanze entgegen der abwärts gerichteten<br />

Flamme kann bei einer Beimischung <strong>von</strong> bis zu 40 % Biomasse die Entstehung <strong>von</strong> NO x reduziert werden. Der<br />

Haupteffekt dieser Maßnahme ist jedoch, daß der Brennstoff bei gleichem oder besserem Ausbrand gröber in die<br />

Brennkammer eingebracht werden kann.<br />

Eine weitere primärseitige Möglichkeit zur Beeinflussung der NO x -Emission besteht in der Art der Zuführung<br />

des Brennstoffes über Brenner (Brennerkonfiguration). Von den vier Möglichkeiten der Kombination (Kohle-<br />

Biomasse gemischt oder getrennt; zentrale oder äußere Eindüsung) ergibt die zentrale Einblasung des<br />

vorgemischten Brennstoffes die günstigsten NO x -Emissionen. Eine pneumatische Mischung der Brennstoffe ist<br />

jedoch anfällig gegen Verstopfung und Erosion, eine Vermischung vor der Mühle meist verfahrenstechnisch<br />

nicht möglich. Bei getrennter Eindüsung muß der N-reichere Brennstoff zentral und der N-ärmere<br />

Brennstoffpartner außen über Ringspalt eingedüst werden, um die NO x -Emissionen niedrig zu halten.<br />

Die dritte Möglichkeit besteht in der Luftstufung im Feuerraum, d.h. der Regulierung der Primärluftzahl λ<br />

(Lambda) in der Hauptverbrennungszone im Feuerraum. Die Gesamtluftzahl ist wie bei den übrigen Versuchen<br />

auf λ = 1,2 eingestellt. Bei genügender Absenkung der Primärluftzahl spielt dabei die Brennerkonfiguration keine<br />

Rolle mehr. Der Haupteffekt bei der Biomasse(<strong>mit</strong>)verbrennung liegt in der NO x Absenkung bei bereits höheren<br />

Primärluftzahlen, verglichen <strong>mit</strong> der reinen Kohleverbrennung.<br />

Aufgrund des im Vergleich zur Steinkohle sehr geringen Schwefelgehaltes <strong>von</strong> Biomassen - <strong>mit</strong> einer Abstufung<br />

<strong>von</strong> Ölpflanzen (Ganzpflanzen) über andere landwirtschaftliche Kulturarten zu den Hölzern - sinken <strong>mit</strong><br />

zunehmendem Anteil der Biomassen bei der Mitverbrennung die SO 2 -Emissionen. Sie nehmen sogar<br />

überproportional ab, da die Biomassen durch ihren Kalziumgehalt den Schwefel in der Asche binden können.<br />

Insgesamt sind hinsichtlich der Einhaltung <strong>von</strong> Emissionsgrenzwerten nach der für Kohlekraftwerke geltenden<br />

13. BImSchV bei der Mitverbrennung bzw. der reinen Verbrennung <strong>von</strong> Biomassen in Staubfeuerungsanlagen<br />

bisher folgende Schlußfolgerungen aus den Erkenntnissen der Verbrennungsversuche zu ziehen: Der CO-<br />

Grenzwert <strong>von</strong> 250 mg/m³ ist auch bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> gröberer Biomasse bis zu circa 20 % Anteil<br />

problemlos einzuhalten. Bei den NO x - und SO 2 -Emissionen ist keine Erhöhung der Emissionswerte bei einer<br />

Mitverbrennung zwingend. Erstere können durch primärseitige Maßnahmen 'in Grenzen' gehalten werden,<br />

letztere nehmen <strong>mit</strong> zunehmendem Biomasseanteil sogar ab. Für HCl-Emissionen, die vor allem bei Biomassen<br />

<strong>mit</strong> Strohanteil zunehmen, muß für (Getreide)Ganzpflanzen nach der TA-Luft ein Grenzwert <strong>von</strong> 30 mg/m³<br />

eingehalten werden. Dies ist technisch einfach durch eine sekundäre Rauchgasreinigung möglich. Bei der<br />

landwirtschaftlichen Erzeugung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> kann die Stickstoffdüngung letztlich ohne Rücksicht auf<br />

den N-Gehalt der Pflanze erfolgen. Beim Chlor sind Einflüsse der Düngung, Sorte etc. auf den Chlorgehalt der<br />

Pflanze zu untersuchen.<br />

Bei einer Versuchsreihe zur Biomasseverbrennung in einer Wirbelschichtfeuerung konnte aufgezeigt werden, daß<br />

bei der reinen Verbrennung <strong>von</strong> Biomasse sehr niedrige CO- und NO x -Emissionen entstehen. SO 2 -Emissionen<br />

treten z.B. beim Einsatz <strong>von</strong> Buche nicht auf. Der Grad der Aufbereitung (Aufmahlung) hat einen Einfluß auf die<br />

Höhe der Emissionen bei CO, aber kaum bei den Stickoxiden.<br />

Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in Kohlekraftwerken ist, wie in einer<br />

Machbarkeitsstudie zu einer Umrüstung eines Kraftwerkes errechnet wurde, bei einer Zufeuerung <strong>von</strong> 8 %<br />

Waldrestholz und Stroh - die technisch ohne über das gewohnte Maß hinausgehende Verschleißerscheinungen<br />

93


möglich ist - <strong>mit</strong> Stromgestehungskosten <strong>von</strong> 11,2 Pf/kWh zu rechnen. In einer neu zu errichtenden<br />

Biomasseanlage müßten dafür 24,3 Pf/kWh angesetzt werden. Die Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomassen in<br />

Kohlekraftwerken ist demnach ceteris paribus der kostengünstigere Weg zur klimaschützenden Stromerzeugung<br />

aus Biomasse als <strong>mit</strong> neu einzurichtenden Biomassekraftwerken.<br />

94


Teilnahme an Veranstaltungen<br />

Posterausstellungen:<br />

Siegle, V.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Aufbereitung und Mitverbrennung <strong>von</strong> Ganzpflanzen <strong>mit</strong> Steinkohle in<br />

einer Staubfeuerung. DGMK-Fachbereichstagung, Velen II; 22.-24. März 1997.<br />

Siegle, V. et al: Preparation and Co-Combustion of Cereals with Hard Coal in a 500 kW Pulverized-Fuel Test<br />

Unit. 9th European Bioenergy Conference, Kopenhagen, Dänemark; 24.-27.Juni 1996.<br />

Vetter, R.; Maier, J.: Production of energy crops in summerdry regions of Southwest-Germany for solid fuel. 9th<br />

European Bioenergy Conference, Kopenhagen, Dänemark; 24.-27.Juni 1996.<br />

Vetter, R.; Maier, J.: Annual and perennial crops for local production of solid fuels in Southwest-Germany.<br />

Konferenz ‘Sustainable Agriculture for Food, Energy and Industrie, Braunschweig; 22.-28.Juni 1997.<br />

Vetter, R.; Maier, J.; Siegle, V.: Annual and perennial crops as solid fuels for local energy supply and cocombustion<br />

in a pulverized-fuel test unit. Third Biomass Conference of the Americas, Montreal, Kanada; 24.-26.<br />

August 1997.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt (BLW): „Repräsentative Erträge“ angehoben. (187); Heft 30, 12;<br />

1997.<br />

Becher, S.; Frühwald, A.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.: CO 2 -Substitutionspotential und CO 2 -Minderungskosten einer<br />

energetische Nutzung fester Biomasse in Deutschland. BWK 47, 1/2, 33-38; 1995.<br />

Becher, S.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.: Biogene Festbrennstoffe als Alternative zu fossilen Brennstoffen - Vergleich anhand<br />

<strong>von</strong> Energie- und Stoffbilanzen. In: Ganzheitliche Bilanzierung <strong>von</strong> Energiesystemen. VDI Berichte 1328, 91-<br />

111; 1997.<br />

Blok, K.; Turkenburg, W.C.; Eichhammer, W.; Farinelli, U.; Johansson,T.B.: Overview of energy RD&D options<br />

for a suitable future. European Comission; DG Xll; 1995.<br />

Christersson, L.: Energiewaldanbau in Schweden. In: Logistik bei der Nutzung biogener Festbrennstoffe;<br />

Schriftenreihe „Nachwachsende Rohstoffe“, Landwirtschaftsverlag Münster; 1995.<br />

Dehli, et al.; Energiewirtschaftliche Tagesfragen, Heft 5, 39. Jahrgang; 1989.<br />

Diepenbrock, W.; Pelzer, B.; Radke, J.: Energiebilanz im Ackerbaubetrieb. KTBL-Arbeitspapier 211; 1995.<br />

Flaig, H.; Mohr, H. (Hrsg.): Energie aus Biomasse - eine Chance für die Landwirtschaft; Springer Berlin-<br />

Heidelberg; 1993.<br />

Hartmann, H.; Strehler, A.: Die Stellung der Biomasse - im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieträgern<br />

aus ökologischer, ökonomischer und technischer Sicht. Schriftenreihe „Nachwachsende Rohstoffe“ Band 3;<br />

Landwirtschaftsverlag Münster; 1995.<br />

Hesch, R.; Meyer, A.; Beckmann, F.; Hesch, K.: Hanf-Perspektiven für eine ökologische Zukunft-Eine<br />

realistische Betrachtung. TAOSIS; 1997.<br />

Howard, J.B.; Williams, G.C.; Fine, D.H.: Kinetics of Carbon Monoxide Oxidation in Postflame Gases, 14th<br />

Symp. (Int.) on Combustion, Combustion Institute, pp. 975-986; 1972.<br />

Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.; Kolarik, F.; Siegle, V.; Sontow, J.; Spliethoff, H.: Analyse einer Biomassenutzung in<br />

kohlebefeuerten Kraftwerken am Beispiel eines Heizkraftwerkes, IER und IVD, Universität Stuttgart; 1996.<br />

KTBL-Arbeitspapier 235: Energieversorgung und Landwirtschaft. Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup; 1996.<br />

LAP: Beratungsgrundlagen für die Düngung im Ackerbau und auf Grünland 1995, Hrsg. Landesanstalt für<br />

Pflanzenbau Forchheim; 1995.<br />

95


Lewandowski, I.: Einflußmöglichkeiten der Pflanzenproduktion auf die Brennstoffeigenschaften am Beispiel <strong>von</strong><br />

Gräsern. In: Biomasse als Festbrennstoff, Schriftenreihe „Nachwachsende Rohstoffe“, Landwirtschaftsverlag<br />

Münster; 1996.<br />

Reinhardt, G.A.: Energie- und CO 2 -Bilanzierung nachwachsender Rohstoffe. Braunschweig, Vieweg; 1993.<br />

Scholz,V.; Kaulfuß,P.: Energiebilanz für Biofestbrennstoffe. Forschungsbericht 1995/3; Institut für Agrartechnik<br />

Bornim; 1995.<br />

Siegle, V. et al.: Mitverbrennung <strong>von</strong> Schwachholz und Energieganzpflanzen in einer Staubfeuerung. 1.<br />

Zwischenbericht; 1994.<br />

Siegle, V. et al.: Mitverbrennung <strong>von</strong> Schwachholz und Energieganzpflanzen in einer Staubfeuerung. 2.<br />

Zwischenbericht; 1995.<br />

Siegle, V. et al.: Mitverbrennung <strong>von</strong> Schwachholz und Energieganzpflanzen in einer Staubfeuerung. 3.<br />

Zwischenbericht; 1996.<br />

Siegle, V.; Kicherer, A.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Verbrennung <strong>von</strong> Biomasse in Staubbrennern, 3.<br />

Holzenergiesymposium, Zürich, Schweiz; 21.10.94.<br />

Siegle, V.; Kicherer, A.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Biomass Co-Combustion for the Pollutant Control in<br />

Pulverized Coal Units. Third Int. Conference on Combustion Technologies for a Clean Environment, Lissabon,<br />

Portugal; 03.-06.07.95.<br />

Siegle, V.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Aufbereitung und Mitverbrennung <strong>von</strong> Ganzpflanzen <strong>mit</strong> Steinkohle in<br />

einer Staubfeuerung. DGMK-Fachbereichstagung, Velen II; 22.-24. März 1996.<br />

Siegle, V.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.; Sontow, J.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M. und Voß, A.: Machbarkeitsstudie zur<br />

Umrüstung eines deutschen Steinkohlekraftwerkes für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse. Fachtagung:<br />

"Energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe", Freiberg/Sachsen; Sep. 1996.<br />

Siegle, V. ; Frötsch, D.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.; Sontow, J.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.; Maier, H. und Reinecke, B.:<br />

Untersuchungen zur Umrüstung eines Steinkohlekraftwerkes für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse. VDI-GET<br />

Tagung: "Fortschrittliche Energiewandlung und -anwendung", Bochum; 11.-12. März 1996.<br />

Siegle, V.; Schweitzer, B.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Preparation and co-combustion of cereals with hard coal<br />

in a 500 kW pulverized-fuel test unit. 9th Bioenergy conference, Copenhagen; 1996.<br />

Sontow, J.; Siegle, V.; Spliethoff, H.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.. Biomassezufeuerung in Steinkohlekraftwerken,<br />

Energiewirtschaftliche Tagesfragen S. 338-344, Heft 6; 1996.<br />

Spliethoff, H.; Siegle, V.; Hein, K.R.G.: Erforderliche Eigenschaften holz- und halmgutartiger Biobrennstoffe bei<br />

einer Zufeuerung in existierender Kohlekraftwerken. Tagung: "Eigenschaften fester Bioenergieträger -<br />

Beeinflussungsmöglichkeiten, Anforderung, Normung", Stuttgart; 8.-9. Mai 1995.<br />

Spliethoff, H.; Siegle, V.; Hein, K.R.G.: Zufeuerung <strong>von</strong> Biomasse in Kohlekraftwerken: Auswirkungen auf<br />

Betrieb, Emissionen, Rückstände und Kosten. 4. Holzenergiesymposium, Zürich; 1996.<br />

Wiese, A.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.: CO 2 -Substitutionspotential und -Minderungskosten regenerativer Energieträger zur<br />

Stromerzeugung in Deutschland; 9. Internationales Sonnenforum, Juni/Juli 1994, Stuttgart, Tagungsband; 1994.<br />

96


Anhang<br />

Abschlußbericht<br />

zum<br />

Forschungsvorhaben<br />

(Ord.-Nr. 22-94.11)<br />

<strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> -<br />

<strong>Ganzpflanzengewinnung</strong> <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Beerntungsmethoden (ein- und mehrjährige<br />

Pflanzenarten); Schwachholzverwertung<br />

97


Anhang<br />

A 1 Müllheim - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen (einjährige Kulturen) 1994<br />

A 2 Vendenheim - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen 1994<br />

A 3 Gambsheim - Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflegemaßnahmen, Bodenuntersuchung und<br />

Düngung 1995<br />

A 4 Binsdorf - Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzung und Pflegemaßnahmen 1994<br />

A 5 Binsdorf - Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzung und Pflegemaßnahmen 1995<br />

A 6 Binsdorf - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen 1996<br />

A 7 Müllheim - Aussaat, Pflanzung und Pflegemaßnahmen (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 8 Müllheim - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen (einjährige Kulturen) 1995<br />

A 9 Müllheim - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen (einjährige Kulturen) 1996<br />

A 10 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 11 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 12 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 13 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (ein- und mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 14 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 15 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 16 V e n d e n h e i m, B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung 1994<br />

A 17 B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 18 B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 19 B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 20 B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />

A 21 Daten zur Ernte - W i n t e r t r i t i c a l e 1994 - 97<br />

A 22 Daten zur Ernte - W i n t e r g e r s t e 1994 - 96<br />

A 23 Daten zur Ernte - W i n t e r r o g g e n 1994 - 96<br />

A 24 Daten zur Ernte - S o m m e r t r i t i c a l e 1994 - 96<br />

A 25 Daten zur Ernte - S o m m e r r o g g e n 1994 - 96<br />

A 26 Daten zur Ernte - H a f e r 1994<br />

A 27 Daten zur Ernte - M a i s 1994 - 95<br />

A 28 Daten zur Ernte - A n n u e l l e K u l t u r e n 1994 - 96<br />

A 29 Daten zur Ernte - G r ä s e r 1994 - 96<br />

A 30 Daten zur Ernte - T o p i n a m b u r 1994 - 96<br />

A 31 Daten zur Ernte - M i s c a n t h u s 1994 - 96<br />

A 32 Daten zur Ernte - W e i d e, P a p p e l 1994 - 96<br />

A 33 Energieganzpflanzen - Ertrag Ganzpflanze (Großparzelle, gebildeter Ertrag)<br />

98


A 34<br />

A 35<br />

A 36<br />

A 37<br />

A 38<br />

A 39<br />

A 40<br />

A 41<br />

A 42<br />

A 43<br />

A 44<br />

A 45<br />

A 46<br />

A 47<br />

A 48<br />

A 49<br />

A 50<br />

A 51<br />

A 52<br />

A 53<br />

A 54<br />

A 55<br />

A 56<br />

A 57<br />

A 58<br />

A 59<br />

A 60<br />

W i n t e r t r i t i c a l e Müllheim, Gambsheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />

Ertragskomponenten und Krankheiten<br />

W i n t e r r o g g e n Müllheim, Gambsheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />

Ertragskomponenten und Krankheiten<br />

W i n t e r g e r s t e Müllheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />

Ertragskomponenten und Krankheiten<br />

S o m m e r t r i t i c a l e Müllheim, Gambsheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />

Ertragskomponenten und Krankheiten<br />

S o m m e r r o g g e n Müllheim, Vendenheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />

Ertragskomponenten und Krankheiten<br />

H a f e r Müllheim, Vendenheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />

Ertragskomponenten und Krankheiten<br />

M a i s Müllheim, Vendenheim, Gambsheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />

Ertragskomponenten und Krankheiten<br />

R a p s, S o n n e n b l u m e, H i r s e Müllheim (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />

Ertragskomponenten und Krankheiten<br />

H a n f Müllheim, Binsdorf (1996) - Pflanzenmerkmale, Ertragskomponenten und<br />

Krankheiten<br />

G r a s Müllheim, Binsdorf (1994-96) - Pflanzenmerkmale, Ertragskomponenten und<br />

Krankheiten<br />

T o p i n a m b u r Müllheim, Binsdorf (1994-96) - Pflanzenmerkmale, Ertragskomponenten<br />

und Krankheiten<br />

M i s c a n t h u s Müllheim, Grißheim (1994-96) - Pflanzenmerkmale, Ertragskomponenten<br />

und Krankheiten<br />

W e i d e, P a p p e l, P a u l o w n i a Müllheim, Grißheim (1994-96) - Pflanzenmerkmale,<br />

Ertragskomponenten und Krankheiten<br />

Energieganzpflanzen - Heizöläquivalent (Basis gebildeter Ertrag)<br />

Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Wintertriticale<br />

Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Winterroggen<br />

Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Wintergerste<br />

Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Hanf<br />

Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Mais<br />

Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Gras<br />

Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Miscanthus<br />

Energiebilanz - Energieganzpflanzen (oberirdische Biomasse) - Berechnungsgrundlagen<br />

Topinambur<br />

Energiebilanz - Energieganzpflanzen (oberirdische Biomasse) - Berechnungsgrundlagen<br />

Weide<br />

Brennwert H o <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

Flüchtigenanteil bei <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

Aschegehalt bei <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

Stickstoffgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

99


A 61<br />

A 62<br />

A 63<br />

A 64<br />

A 65<br />

A 66<br />

A 67<br />

A 68<br />

A 69<br />

A 70<br />

A 71<br />

A 72<br />

A 73<br />

A 74<br />

A 75<br />

A 76<br />

A 77<br />

A 78<br />

A 79<br />

Schwefelgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

Chlorgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

Energieganzpflanzen (Korn) - Elementaranalyse (Werte auf wasserfrei bezogen)<br />

Energieganzpflanzen - Elementaranalyse (Werte auf wasserfrei bezogen)<br />

Elementaranalyse Hölzer (Gesamte Werte)<br />

Elementargehalte der analysierten Hölzer (wasserfrei)<br />

Elementaranalye Energieganzpflanzen (Gesamte Werte)<br />

Elementaranalyse Energieganzpflanzen (Werte wasserfrei)<br />

Elementaranalyse strohartige Biomassen (Gesamte Werte)<br />

Elementargehalte der analysierten strohartigen Energieganzpflanzen (wasserfrei)<br />

Elementaranalyse Körner (Gesamte Werte)<br />

Elementargehalte der analysierten Körner (Werte wasserfrei)<br />

Lignin- und Cellulosegehalte Energieganzpflanzen<br />

Protein- bzw. N-Gehalte Energieganzpflanzen<br />

N-Entzug bei <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />

Bereitstellungskosten und Energieträgerpreise <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> - Annuelle Kulturen<br />

Bereitstellungskosten und Energieträgerpreise <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> - Mehrjährige Kulturen<br />

Deckungsbeitrag Pflanzliche Produktion (<strong>Energiepflanzen</strong>)<br />

Variable Maschinenkosten und Transportkosten <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />

AB_energiepfloA<br />

100

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