Anbau von Energiepflanzen - Ganzpflanzengewinnung mit ...
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<strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> - <strong>Ganzpflanzengewinnung</strong> <strong>mit</strong><br />
verschiedenen Beerntungsmethoden (ein- und mehrjährige<br />
Pflanzenarten); Schwachholzverwertung<br />
Abschlußbericht<br />
bearbeitet <strong>von</strong>:<br />
Jürgen Maier 1 ; Dr. Reinhold Vetter 1 ; Volker Siegle²; Dr. Hartmut Spliethoff²<br />
1 Institut für umweltgerechte Landbewirtschaftung (IfUL), Müllheim<br />
² Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD), Universität Stuttgart<br />
AB_energie
Forschungsvorhaben<br />
(Ord.-Nr. 22-94.11)<br />
Gefördert durch:<br />
Ministerium Ländlicher Raum Baden-Württemberg, Stuttgart (1994-97)<br />
Institut für umweltgerechte rentable Landbewirtschaftung ITADA, Colmar (1994-95)<br />
Alle Rechte, auch die der fotomechanischen Vervielfältigung und des auszugsweisen<br />
Nachdrucks, vorbehalten durch<br />
Ministerium Ländlicher Raum Baden-Württemberg, Stuttgart 1998
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Seite<br />
1 Einleitung 1<br />
2 Projektbeschreibung 1<br />
2.1 Projektziele 1<br />
2.2 Projektbeteiligte 1<br />
3 Versuchsstandorte 2<br />
4<br />
4.1<br />
4.2<br />
4.3<br />
4.4<br />
4.4.1<br />
4.4.2<br />
4.5<br />
Methode<br />
Auswahl der Pflanzenarten und Sorten<br />
Versuchsdurchführung <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />
Holzsortimente<br />
Untersuchungsmethoden<br />
Brennstoffanalyse<br />
Sonstige Untersuchungen<br />
Verbrennungsversuche<br />
3<br />
3<br />
4<br />
5<br />
5<br />
5<br />
7<br />
8<br />
5 Ergebnisse 12<br />
5.1 <strong>Energiepflanzen</strong>anbau 12<br />
5.1.1 Beerntungsmethoden 12<br />
5.1.2 Trockenmasseerträge 15<br />
5.1.3 Energiebilanz 21<br />
5.1.4 Lagerung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> 24<br />
5.1.5 Aspekte des umweltgerechten <strong>Anbau</strong>es <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> 26<br />
5.1.6 Inhaltliche Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> 28<br />
5.1.7 Kosten der Bereitstellung <strong>von</strong> Energieganzpflanzen 40<br />
5.1.8 Energieträgerpreise 42<br />
5.2 Versuche zur Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in einer Kohlestaubfeuerung 43<br />
5.2.1 Aufbereitung der Biomasse 43<br />
5.2.1.1 Verbrennungsverhalten unterschiedlich aufgemahlener Biomassen 48<br />
5.2.1.2 Einfluß der Korngröße bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse <strong>mit</strong> Steinkohle 50<br />
5.2.2 Ausbrand, Glührückstand und Glühverlust 57<br />
5.2.3 Emissionen bei der Biomasseverbrennung in einer Staubfeuerung 63<br />
5.2.3.1 CO-Emissionen 63<br />
5.2.3.2 NO x-Emissionen und primärseitige Minderungsmaßnahmen 68<br />
5.2.3.2.1 NO x-Minderung <strong>mit</strong>tels Brennerkonfigurationen 70
5.2.3.2.2 NO x-Minderung durch Luftstufung im Feuerraum 75<br />
5.2.3.3 SO 2-Emissionen 77<br />
5.2.3.4 Einordnung der Emissionen in bestehende Grenzwerte 78<br />
5.2.4 Biomasseverbrennung in einer Wirbelschichtfeuerung 84<br />
5.2.5 Wirtschaftliche Betrachtungen zur Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in<br />
Kohlekraftwerken<br />
88<br />
6 Zusammenfassung und Schlußfolgerungen 91<br />
6.1 Eignung der Pflanzenarten als Festbrennstoff für Kohlekraftwerke 91<br />
6.2 Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomassen in Kohlestaubfeuerungen 92<br />
Teilnahme an Veranstaltungen/ Posterausstellungen 95<br />
Literaturverzeichnis 95<br />
Anhang
1 Einleitung<br />
Im Zusammenhang <strong>mit</strong> der globalen Treibhausproblematik besteht eine Möglichkeit der Eindämmung<br />
der Entstehung des hauptverantwortlichen Treibhausgases CO 2 in der Nutzung erneuerbarer Energien<br />
zur Wärme- und Stromerzeugung. Neben Wasser, Wind, Sonne etc. wird der Biomasse das vielleicht<br />
größte nutzbare Potential erneuerbarer Energieträger zugeschrieben. Die weitgehend CO 2-neutrale Biomasse<br />
kann auf vielfältige Art als fester, flüssiger oder gasförmiger Brennstoff in kleinen, <strong>mit</strong>tleren oder<br />
großen Anlagen eingesetzt werden. Die Mitverbrennung <strong>von</strong> fester Biomasse in vorhandenen Steinkohlekraftwerken<br />
wird inzwischen als eine Möglichkeit diskutiert, schnell und <strong>mit</strong> geringerem Investitionsbedarf<br />
als bei neu einzurichtenden Biomasseanlagen die Ziele der Klimakonferenzen - d.h. vor allem die<br />
Reduktion des CO 2-Ausstoßes - kurz- bzw. <strong>mit</strong>telfristig umzusetzen. Neben sowieso vorhandenen Biomassen<br />
wie Restholz - z.B. in den Wäldern anfallendes Waldrestholz - und Stroh könnte durch speziell<br />
angebaute <strong>Energiepflanzen</strong> das verfügbare Potential an nutzbaren Biomassen im Umkreis eines Kraftwerkes<br />
erhöht werden. Darüber hinaus ermöglicht der umweltschonende <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> verschiedenen<br />
<strong>Energiepflanzen</strong> bzw. die Verwendung <strong>von</strong> Waldrestholz die Erhaltung der Kulturlandschaft sowie der<br />
Biodiversität in der Landbewirtschaftung. Gleichzeitig bietet die energetische Nutzung <strong>von</strong> regional<br />
'erzeugter' Biomasse Einkommensalternativen für die Land- und Forstwirtschaft sowie den Gewerbe- und<br />
Dienstleistungssektor.<br />
In zwei pedoklimatisch unterschiedlichen Regionen in Baden-Württemberg und im Elsaß wurden<br />
verschiedene ein- und mehrjährige Kulturarten angebaut, um ihre Eignung als Festbrennstoff für<br />
Kohlestaubfeuerungen zu prüfen.<br />
2 Projektbeschreibung<br />
2.1 Projektziele<br />
In dem Vorhaben soll geprüft werden, welche ein- und mehrjährigen landwirtschaftlichen Kulturen sowie<br />
in den Wäldern vor allem durch die Durchforstung anfallende Waldresthölzer qualitativ und technisch<br />
geeignet sind, um in Kohlekraftwerken <strong>mit</strong>verbrannt zu werden.<br />
Die wichtigsten Ziele sind daher im Einzelnen:<br />
• Auswahl geeigneter <strong>Energiepflanzen</strong> <strong>mit</strong> bekanntem <strong>Anbau</strong>verfahren,<br />
• Erprobung der <strong>Anbau</strong>technik,<br />
• Verbesserung der Ernte- und Lagerungstechnik,<br />
• Untersuchung der Brennstoffeigenschaften der einzelnen <strong>Energiepflanzen</strong>,<br />
• Prüfung des Verbrennungsverhaltens <strong>von</strong> Holz und <strong>Energiepflanzen</strong> in einer Kohlestaub-verbennungsanlage<br />
sowie<br />
• wirtschaftliche Betrachtungen.<br />
2.2 Projektbeteiligte<br />
Projektträger: Ministerium Ländlicher Raum Baden-Württemberg, 1994-97<br />
Institut für umweltgerechte rentable Landbewirtschaftung (ITADA), 1994-95<br />
Projektleiter:<br />
Projektpartner:<br />
Projektdauer: 1994 - 1997<br />
Dr. Reinhold Vetter; Jürgen Maier; IfUL Müllheim<br />
Volker Siegle; Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD), Universität<br />
Stuttgart<br />
Neuhard; Service d’Utilité Agricole de Développement (S.U.A.D.), Schiltigheim,<br />
Unterelsaß/Frankreich (1994 bis 1995)<br />
1
3 Versuchsstandorte<br />
Die <strong>Anbau</strong>versuche <strong>mit</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse) wurden <strong>von</strong> 1994 - 97 an insgesamt<br />
5 Standorten durchgeführt (s.Tab.1). Die vier zuerst aufgeführten Standorte liegen auf badischer und<br />
elsäßischer Seite der Rheinebene zwischen Müllheim und Straßburg. Der Standort Binsdorf liegt im Albvorland<br />
und unterscheidet sich hinsichtlich Klima und Boden <strong>von</strong> den anderen Standorten.<br />
Tab. 1: Angaben zu den Versuchstandorten<br />
S t a n d o r t e<br />
Müllheim<br />
(D)<br />
Grißheim<br />
(D)<br />
Vendenheim<br />
(F)<br />
Gambsheim<br />
(F)<br />
Binsdorf<br />
(D)<br />
Lage m ü. NN 232 230 150 129 600<br />
Niederschlag mm 650 681 ** 611 821 800<br />
Temperatur °C 9,5 9,8 11,9 * 10,6 6,8<br />
Boden<br />
- Ackerzahl 81 51<br />
- Bodentyp Parabraunerde Parabraunerde Aluvions<br />
rhénanes<br />
Pelosol<br />
(Schwarzjura)<br />
- Bodenart<br />
(% S, % U, % T)<br />
uL<br />
12, 66, 22<br />
sL<br />
lS<br />
54, 34, 12 25, 35, 37<br />
hhstL<br />
6, 28, 66<br />
- Besonderheiten tiefgründig flachgründig<br />
staunaß<br />
durchlässig<br />
D = Deutschland; F = Frankreich; * ø 1994; ** Station Bremgarten 1961-90<br />
Die Standorte in der Rheinebene zeichnen sich durch Böden <strong>mit</strong> guter Wasserführung (Müllheim), gutem<br />
bis <strong>mit</strong>tlerem Wasserhaltevermögen des Bodens (Vendenheim, Grißheim) bzw. einen stark dränierenden<br />
Boden (Grißheim) aus. Die jährliche Niederschlagsmenge ist <strong>mit</strong> Ausnahme des Standorts Gambsheim<br />
geringer als in Binsdorf. Dort wird die Bodenqualität hinsichtlich Wasserführung durch eine stauende<br />
Tonschicht in circa 60 cm Bodentiefe stark beeinträchtigt.<br />
Die Witterung im Jahr 1994 war durch einige Besonderheiten gekennzeichnet:<br />
- nasser Herbst und Winter 1993/94 und dadurch ungünstige Bedingungen für Saatbettbereitung und<br />
Aussaat (v.a. in Binsdorf) sowie hohe Frühjahrsniederschläge (Mai),<br />
- naßkalter Frühsommer (erste Junidekade) und subtropischer Sommer (warm, trocken, Hitzestreß),<br />
- Orkanböen im Dezember und milder Winter.<br />
Die Witterung im Jahr 1995 war gekennzeichnet durch:<br />
- normaler Winter und kühles Frühjahr,<br />
- trockener April und<br />
- außergewöhnlich nasser Mai.<br />
Im Jahr 1996 ist zur Witterung zu vermerken:<br />
- langer kalter und trockener Winter,<br />
- kalte und trockene Frühlingsmonate März und Mai,<br />
- überdurchschnittlich warmer April und kühler und nasser Mai,<br />
- unbeständiger Sommer und Herbst.<br />
Die Angaben zur Witterung an den Versuchsstandorten sind der Tabelle 2 zu entnehmen.<br />
2
Tab. 2: Wetterdaten der Versuchsstandorte 1994 - 96<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sept Okt Nov Dez Σ (mm)<br />
ø (°C)<br />
1994 M ü l l h e i m (Stat. Neuenburg)<br />
mm 50 47 9 82 136 35 68 62 124 53 16 na<br />
G r i ß h e i m (Stat. Eschbach)<br />
mm 49 43 15 64 140 59 64 64 107 44 14 43 704<br />
°C 4,3 3,7 10,3 9,0 14,5 18,6 22,5 20,3 15,1 9,7 8,9 5,5<br />
B i n s d o r f (* Stat. Rottweil)<br />
mm 46 34 21 90 135 75 105 70 91 17 34 56 774<br />
°C * 1,6 1,1 7,3 5,8 11,9 15,6 19,7 17,3 12,6 7,5 6,9 2,8<br />
1995 M ü l l h e i m (* Stat. Neuenburg)<br />
mm * 77 54 79 56 176 66 74 88 89 14 52 79 904<br />
°C 10,0 14,0 na na 18,4 13,2 13,6 4,3<br />
G r i ß h e i m (Stat. Eschbach)<br />
mm 60 52 na 61 177 50 40 138 88 31 74 73<br />
°C 2,2 7,2 na na 14,7 16,6 22,1 19,2 13,4 13,6 4,9 1,0<br />
B i n s d o r f (Stat. Rottweil)<br />
mm 113 71 108 49 116 62 136 79 73 31 87 62 985<br />
°C - 1,0 4,0 1,8 7,6 11,1 13,3 18,6 16,1 10,3 11,4 2,2 - 1,0<br />
1996 M ü l l h e i m (Stat. Neuenburg)<br />
mm 8 22 12 40 65 59 102 96 34 64 104 73 679<br />
G r i ß h e i m (Stat. Eschbach)<br />
mm 6,4 27,9 17,3 41,0 93,4 76,4 98,1 116,6 40,4 81,0 95,0 77,7 771,2<br />
°C 0,7 1,4 4,5 11,1 13,2 18,4 18,4 18,1 12,2 10,9 6,2 0,1 9,6<br />
Versuchsfeld (incl. Beregnung)<br />
mm 59 84 132 153 42 59 528<br />
B i n s d o r f (Stat. Rottweil)<br />
mm 5,9 32,6 24,0 25,3 115,5 75,7 108,8 106,9 32,2 62,1 90,9 62,4 742,3<br />
°C -1,3 -2,0 0,8 6,9 10,8 15,1 15,4 15,5 9,2 7,9 3,2 -2,6 6,6<br />
na = nicht gemessen<br />
4 Methode<br />
4.1 Auswahl der Pflanzenarten und Sorten<br />
In Tabelle 3 sind die an den einzelnen Versuchsstandorten untersuchten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen<br />
aufgeführt. Bei den einjährigen Kulturen wurden die Wintergetreidearten Gerste, Roggen und<br />
Triticale in Müllheim in allen drei Jahren geprüft. Die übrigen Arten wurden in einem oder zwei Jahren<br />
getestet. Bei den mehrjährigen Kulturen wurden in Müllheim (<strong>mit</strong> Ausnahme <strong>von</strong> Miscanthus und<br />
Paulownia) und Binsdorf in den Jahren 1993 bzw. 1994 Parzellen für das Vorhaben angelegt. Die mehrjährigen<br />
Kulturen in Grißheim wurden bereits 1988 <strong>von</strong> der Universität Hohenheim angepflanzt.<br />
Die Kulturarten wurden nach den folgenden Gesichtspunkten ausgewählt:<br />
- Standorteignung,<br />
- Vorhandensein der <strong>Anbau</strong>technik,<br />
- Kosten für Betriebs<strong>mit</strong>tel (Saatgut etc.),<br />
- hoher Energieertrag bzw. -gewinn bei niedriger <strong>Anbau</strong>intensität,<br />
- Eignung für umweltschonenden <strong>Anbau</strong> und<br />
- Erntefähigkeit in trockenem Zustand.<br />
Beim Getreide wurde auf den <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> Winterweizen verzichtet, da die ethischen Bedenken hinsichtlich<br />
seiner enrgetischen Verwendung häufig zitiert werden.<br />
3
Die Sorten wurden vor allem nach den Kriterien Frühreife, Ertragstreue bei extensiver Behandlung (Lowinput-Sorten),<br />
Krankheitsresistenz, Standfestigkeit, Pflanzenhöhe, Kornsitz und Zulassung (Sortenliste)<br />
ausgesucht. Die Sorten sind in Anhang Tabelle A 1 bis A 9 aufgeführt.<br />
Um möglichst praxisnahe Bedingungen zu gewährleisten, wurden Großparzellen angelegt, die darüber<br />
hinaus eine Erprobung der Erntetechnik ermöglichen:<br />
• Müllheim:<br />
6,5 ar (2 Wiederholungen) 1994; 13 ar (ohne Wiederholung) 1995-96<br />
1 - 2 ar (ohne Wiederholung)<br />
• Grißheim:<br />
16 ar (ohne Wiederholung)<br />
• Gambsheim:<br />
25 ar (ohne Wiederholung)<br />
• Binsdorf:<br />
Die Bestände wurden <strong>mit</strong> der vorhandenen ortsüblichen Maschinenausstattung. geführt, um zu zeigen,<br />
daß für den <strong>Energiepflanzen</strong>anbau keine zusätzlichen Investitionen auf Betriebsebene für Spezialmaschinen<br />
notwendig sind.<br />
Tab. 3: Übersicht über die Kulturarten an den Versuchsstandorten der Jahre 1994 - 96<br />
Kultur Müllheim Grißheim Vendenheim Gambsheim Binsdorf<br />
‘94 ‘95 ‘96 ‘94 ‘95 ‘96 ‘94 ‘95 ‘96 ‘94 ‘95 ‘96 ‘94 ‘95 ‘96<br />
e i n j ä h r i g<br />
Hafer ✔ ✔ ✔<br />
Sommerroggen ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Sommertriticale ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Wintergerste ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Winterroggen ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Wintertriticale ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Mais ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Hirse<br />
✔ ✔<br />
Sonnenblumen ✔<br />
Raps ✔<br />
Hanf ✔ ✔<br />
m e h r j ä h r i g<br />
Gras ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Miscanthus ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Topinambur ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Weiden ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Pappel ✔ ✔ ✔<br />
Paulownia<br />
✔<br />
4.2 Versuchsdurchführung <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />
Die <strong>Energiepflanzen</strong>bestände wurden vom Grundsatz her konventionell <strong>mit</strong> der Zielrichtung einer geringen<br />
Intensität geführt. Das bedeutet den Verzicht oder die Reduktion der Stickstoffdüngung (80 - 120 kg<br />
N/ha) und teilweise der Grunddüngung sowie des Pflanzenschutzes (beim Getreide nur Herbizideinsatz),<br />
Verzicht auf Halmverkürzer, geringere Bestandesdichten usw. (s. Anhang Tab. A 1 - A 20). Dadurch<br />
sollen vor allem der Energie-Input bzw. der Kostenaufwand verringert, die Umweltverträglichkeit des<br />
<strong>Anbau</strong>es gewährleistet und mögliche unerwünschte Verbrennungsprodukte aus eventuellen Pflanzenschutz<strong>mit</strong>telrückständen<br />
vermieden werden.<br />
4
4.3 Holzsortimente<br />
Die im Vorhaben auf ihre Brennstoffeigenschaften und ihr Verhalten in einer Kohlestaubfeuerung untersuchten<br />
Hölzer stammen aus der Durchforstung <strong>von</strong> Wäldern im Dienstbezirk des Forstamtes Stuttgart<br />
bzw. aus verschiedenen Schnellwuchsplantagen (s.Tab.4). Sie wurden als Hackschnitzel angeliefert und<br />
vom Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD) weiter für die Brennstoffanalysen und<br />
die Verbrennungsversuche aufbereitet. Von den einzelnen Baumarten wurden folgende Sortimente für die<br />
Versuche verwendet:<br />
Tab. 4: Übersicht über die untersuchten Holzarten<br />
Fichte Eiche Buche Pappel Weide<br />
Herkunft Df * Df * Df * SWP ** SWP **<br />
Stammbereich ✚ ✚ ✚<br />
Gipfel-/Astbereich ✚<br />
Mischsortiment<br />
(Ganzpflanze)<br />
* Durchforstung; ** Schnellwuchsplantage<br />
✚<br />
✚<br />
4.4 Untersuchungsmethoden<br />
4.4.1 Brennstoffanalyse<br />
Die o.g Kulturarten und Hölzer wurden vom IVD Stuttgart hinsichtlich ihrer stofflichen Zusammensetzung<br />
als Brennstoff untersucht. Die Pflanzenproben der Ganzpflanzen (Korn + Stroh bzw. oberirdische<br />
Biomasse) der einzelnen Jahre bzw. Standorte (s. Tab. 3) stammen stets aus den Großparzellen der<br />
<strong>Anbau</strong>versuche, aus denen jeweils eine Mischprobe zum Erntezeitpunkt entnommen wurde. Die Durchschnittswerte<br />
bzw. Mediane setzen sich aus 2 bis 6 Einzelwerten (wegen der unter schiedlichen Zahl der<br />
<strong>Anbau</strong>jahre bzw. Standorte) zusammen. Für die Untersuchungen der Zusammensetzung der Körner bei<br />
kornhaltigen Ganzpflanzen wurden repräsentative Mischproben aus den Großparzellen (ebenfalls zum<br />
Zeitpunkt der Ernte der Ganzpflanze) entnommen und gedroschen, um den reinen Kornanteil zu erhalten.<br />
Die Untersuchung der verschiedenen <strong>Energiepflanzen</strong> im Labor dienen der Charakterisierung ihrer Verbrennungseigenschaften.<br />
Durch die Kenntnis der Zusammensetzung der Brennstoffe können Aussagen<br />
über die Emissionen, die bei der Verbrennung entstehen, gemacht werden. Üblicherweise werden Festbrennstoffe<br />
auf ihren Gehalt an Feuchtigkeit (Wassergehalt), Asche, Flüchtigen sowie an Restkoks analysiert.<br />
Die Feuchtigkeit sowie der Flüchtigengehalt geben Hinweise auf die Zündwilligkeit des Brennstoffes.<br />
Diese aus der Kohleanalyse stammende Untersuchungsmethode erfolgt thermogravimetrisch. Die<br />
gewogene Probe wird dabei zunächst in Stickstoffatmosphäre bis auf 106 °C erhitzt und die Temperatur<br />
gehalten, bis nur noch eine vernachlässigbare Gewichtsabnahme stattfindet. Die Differenz zwischen dem<br />
Anfangs- und diesem "Zwischengewicht" ergibt den Wassergehalt. Nach diesem "Haltepunkt" erfolgt eine<br />
weitere Erwärmung der Probe bis auf 900 °C. Hierbei werden die Flüchtigen freigesetzt und es resultiert<br />
eine weiter Gewichtsabnahme. Die Temperatur <strong>von</strong> 900 °C wird 7 Minuten lang gehalten, und<br />
anschließend wird die Probe auf 600 °C abgekühlt. Nun erfolgt anstatt der Stickstoffspülung der Proben<br />
eine Sauerstoffbeaufschlagung und eine Temperaturerhöhung auf 815 °C. Der Restkoks verbrennt nun<br />
unter Sauerstoffatmosphäre. Zurück bleibt ein Mineralstoffanteil, der als Aschegehalt definiert wird.<br />
Die Biomassen werden desweiteren auf ihre elementare Zusammensetzung der Elemente Kohlenstoff<br />
(C), Wasserstoff (H), Stickstoff (N), Schwefel (S) und Chlor (Cl) untersucht. Die Analyse auf C, H,<br />
N und S erfolgt <strong>mit</strong>tels oxidativem Verbrennungsaufschluß. Die eingewogene Probe wird dabei in einem<br />
Verbrennungsrohr in Heliumatmosphäre und unter Sauerstoffzudosierung verbrannt. Die entstehenden<br />
Produkte sind CO 2, H 2O, NO, NO 2, SO 2, SO 3 und molekularer Stickstoff. Die Stickoxide und Schwefeloxide<br />
werden an einem nachgeschalteten Kupferkontakt bei 850 °C quantitativ zu molekularem Stickstoff<br />
und SO 2 reduziert. Außerdem wird überschüssiger Sauerstoff am Kupfer gebunden. Das Eindringen <strong>von</strong><br />
5
Luftstickstoff in das Analysensystem wird durch Spülzyklen und ständige Beaufschlagung des Gerätes <strong>mit</strong><br />
Helium unterbunden. So<strong>mit</strong> stammt der in den Analysator gelangende Stickstoff ausschließlich aus der<br />
Verbrennung der Probe.<br />
Die Rauchgase werden anschließend aufgefangen und <strong>mit</strong>tels eines Adsorptionssäulensystems in die Einzelkomponenten<br />
CO 2, H 2O, SO 2 und elementarer Stickstoff aufgetrennt. Diese Komponenten haben<br />
unterschiedliche Wärmeleitfähigkeiten. Sie werden einzeln einer Wärmeleitfähigkeitszelle zugeführt und<br />
die Massenanteile integrativ bestimmt. Aufgrund des bekannten Probengewichtes ist eine Rückrechnung<br />
auf die Gehalte an C, H, N und S des Brennstoffes möglich.<br />
Die in den Proben befindliche Chlormenge wird über eine naßchemische Analyse bestimmt.<br />
Da die Hauptbestandteile <strong>von</strong> Brennstoffen in ihrem Rohzustand Wasser (Feuchtigkeit), Kohlenstoff,<br />
Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel, Chlor, Mineralstoffe (Asche) sowie der bereits gebundene Sauerstoff<br />
sind und erstere durch Analysen bestimmt werden, läßt sich der Sauerstoffgehalt als Rest errechnen.<br />
Aus der Kohleanalytik sind empirische Formeln zur Bestimmung des unteren Heizwertes aus der Elementaranalyse<br />
bekannt. Unterschieden wird dabei zwischen älteren Brennstoffen wie Steinkohle und<br />
jüngeren Brennstoffen wie Braunkohlen. Für Biomassen, die in die Kategorie jüngste Brennstoffe einzuordnen<br />
wären, ergeben diese Berechnungsformeln jedoch keine hinreichend genauen Ergebnisse. Der<br />
Heizwert muß also über den Brennwert experimentell-rechnerisch er<strong>mit</strong>telt werden. Der Brennwert wird<br />
im Labor <strong>mit</strong>tels eines Bomben-Kalorimeters bestimmt. Der untere Heizwert H u wird <strong>mit</strong> folgender<br />
Formel, in die noch der Brennstoffwassergehalt und der Wasserstoffgehalt einfließen, errechnet:<br />
H u = H o - 24,41 x Wassergehalt (%) - 218,1 x H 2-Gehalt (%)<br />
Der Brennwert H o (oberer Heizwert) unterscheidet sich vom unteren Heizwert H u durch die Verdampfungsenthalpie:<br />
a.) des Wassers, das durch die Brennstoffeuchtigkeit in das Rauchgas gelangt,<br />
b.) des Wassers, das durch die Oxidation des im Brennstoff enthaltenen Wasserstoffes im Rauchgas<br />
enthalten ist.<br />
Der Brennwert H o unterscheidet sich so<strong>mit</strong> umso weniger vom Heizwert H u, je trockener ein Brennstoff<br />
ist und je niedriger der Wasserstoffgehalt des Brennstoffes ist. Bei der Verbrennung <strong>von</strong> reinem Kohlenstoff<br />
ist der Brennwert gleich dem Heizwert. Hierbei ist zu bemerken, daß beim Einsatz <strong>von</strong> modernen<br />
Brennwertkesseln, wie sie schon vielfach bei Gasheizungen anzutreffen sind (für die Holzverbrennung<br />
befinden sie sich momentan noch in der Entwicklungsphase), der im Rauchgas vorhandene Wasserdampf<br />
auskondensiert und die freiwerdende Wärme genutzt wird. So<strong>mit</strong> kann bei dieser Technik der "obere<br />
Heizwert" als zur Verfügung stehende Wärmemenge angesehen werden.<br />
In der landwirtschaftlichen Terminologie wird der Anteil an Wasser im Rohstoff in der Regel als Feuchte<br />
oder Feuchtigkeit angegeben. Dies ist der Wasseranteil bezogen auf die Trockensubstanz. In der Verfahrenstechnik<br />
wird üblicherweise <strong>mit</strong> dem Wassergehalt gerechnet. Dies ist der Anteil an Wasser auf die<br />
Rohprobe bezogen. Die Feuchtigkeit (u) bzw. der Wassergehalt (w) berechnen sich nach folgenden<br />
Formeln:<br />
Feuchtigkeit u = m Wasser / m Probe atro<br />
Wassergehalt w = m Wasser / m Probe roh<br />
m Wasser<br />
m Probe roh<br />
m Probe atro<br />
Gewicht des Wassers in der Probe<br />
Gewicht der Probe im Rohzustand<br />
Gewicht der Probe absolut trocken<br />
Der Zusammenhang zwischen dem Wassergehalt und der Feuchte verläuft nicht linear (s. Abb. 1). Für<br />
Werte kleiner 5 % unterscheiden sich Wassergehalt und Feuchte praktisch nicht. Dem Wassergehalt <strong>von</strong><br />
50 % entsprechen dagegen 100 % Feuchte. Alle in dieser Arbeit angegebenen Analysenwerte stellen den<br />
Wassergehalt w dar.<br />
6
60<br />
w = 100 * u / (100 + u)<br />
50<br />
Wassergehalt w (%)<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Feuchtigkeit u (%)<br />
Abb. 1: Zusammenhang zwischen Feuchtigkeit (u) und Wassergehalt (w)<br />
4.4.2 Sonstige Untersuchungen<br />
Die <strong>Energiepflanzen</strong> aus den <strong>Anbau</strong>versuchen wurden bei der Staatlichen Landwirtschaftlichen Untersuchungs-<br />
und Forschungsanstalt (LUFA) Augustenberg zusätzlich auf den Rohproteingehalt der Ganzpflanze<br />
(oberirdisch) sowie des Korns untersucht. Das angewandte Verfahren entspricht den dort<br />
üblichen, anerkannten Analysenmethoden. Dasselbe gilt für die durchgeführten Bodenuntersuchungen<br />
(Bodenstickstoffvorrat N min, Grundnährstoffe und Parameter wie pH, Humus usw.).<br />
Die Untersuchungen der Biomassepflanzen auf Lignin-, Holocellulose-, Cellulose-, Rohcellulose- und den<br />
Hemicellulose(Pentosan-)gehalt wurden vom Wilhelm-Klauditz-Institut der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für<br />
Holzforschung in Braunschweig nach genau definierten Analysemethoden durchgeführt.<br />
Die Kornverluste beim Ernteverfahren Schwadmäher und Quaderballenpresse für Getreideganzpflanzen<br />
wurde folgendermaßen bestimmt:<br />
Im Jahr 1994 wurden die Körner nach der Ernte <strong>mit</strong> der Ballenpresse in der beernteten Großparzellen auf<br />
vier zufällig verteilten Teilstücken à 1 m² gezählt. Dabei wurden die ‘Ballenabwurfstellen’ jedoch vermieden.<br />
Die Zahl der Körner wurde <strong>mit</strong> dem er<strong>mit</strong>telten Tausendkorngewicht (TKG) auf Trockenmasse pro<br />
Hektar (dt TM/ha.) umgerechnet.<br />
Im Jahr 1995 und 1996 wurden die Körner durch Absaugen <strong>mit</strong>tels Staubsauger auf 4x1m² erfaßt und<br />
durch Auswiegen der gesiebten und gereinigten Körner die Kornverluste errechnet.<br />
4.5 Verbrennungsversuche<br />
Die Versuche zur Mitverbrennung <strong>von</strong> Kohle und Biomasse wurden in der 500 kW-Kohlestaubverbrennungsanlage<br />
(KVSA) des IVD Stuttgart durchgeführt.<br />
7
Abb. 2: Aufbau der Versuchsbrennkammer<br />
Die Versuchsanlage wurde ursprünglich für die reine Kohlenstaubverbrennung konzipiert. Durch Modifikationen<br />
wurde die Anlage an die Belange der Mischverbrennung Kohle - Biomasse und die reine Biomasseverbrennung<br />
angepaßt. Die auf 500 kW thermische Leistung ausgelegte Versuchsanlage besteht aus<br />
einer 7,5 m langen Brennkammer (s. Abb. 2) <strong>mit</strong> einem Deckenbrenner (s. Abb. 3).<br />
Der obere, ausgemauerte Teil der Brennkammer bildet den Strahlungsraum eines Großkessels nach, so<br />
daß Temperatur-Verweilzeitbedingungen erreicht werden, die <strong>mit</strong> einer Großfeuerung vergleichbar sind.<br />
Der untere, nicht ausgemauerte Teil, stellt den konvektiven Teil einer Großanlage nach.<br />
Die Rauchgase werden am Ende der Brennkammer kontinuierlich abgesaugt und anschließend auf ihren<br />
Gehalt an O 2, CO 2, CO, NO x, C mH n und SO 2 analysiert. Außerdem können aus der Brennkammer<br />
Flugstaubproben isokinetisch abgesaugt werden, um sie im Labor auf ihren Gehalt an Brennbarem zu<br />
untersuchen und daraus den Ausbrand zu bestimmen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die<br />
Rauchgaszusammensetzung direkt in der Flamme zu messen. Dazu werden wassergekühlte Absaugsonden<br />
durch Meßöffnungen auf verschiedenen Ebenen senkrecht zur Flammenachse verschoben und so die<br />
radialen Konzentrationsprofile aufgenommen. Dadurch können detaillierte Untersuchungen zur<br />
Schadstoffentstehung sowie zur Schadstoffminderung innerhalb des Flammenbereiches durchgeführt<br />
werden.<br />
8
Abb. 3: Schematischer Brenneraufbau<br />
Der Brenner (s. Abb. 3) besteht aus drei konzentrisch angeordneten Rohren. Durch das zentrale Rohr<br />
wird zum Aufheizen oder bei der Mischverbrennung Erdgas in die Brennkammer eingedüst. Durch den<br />
inneren Ringspalt erfolgt die Zuführung des Biomasse-Kohle-Gemisches und der Primärluft. Der<br />
Brenner kann jedoch auch ohne Gaslanze betrieben werden, so daß durch das zentrale Rohr ebenfalls ein<br />
Festbrennstoff (wahlweise Kohle oder Biomasse) eingedüst wird. Dies wird im weiteren als<br />
Brennerkonfigurationen bezeichnet.<br />
Die auf bis zu 300 °C vorwärmbare Sekundärluft wird durch den äußersten Ringspalt zugeführt. In<br />
diesem Sekundärluftkanal befinden sich Drallkörper, <strong>mit</strong> denen sich der Drall <strong>von</strong> 0 (Strahlbrenner) bis<br />
0,5 (radiale Geschwindigkeitskomponente, ist etwa gleich groß wie die axiale) stufenlos verstellen läßt.<br />
Eine Variation in der Feuerungseinstellung stellt die Luftstufung im Feuerraum dar. Dabei wird nicht die<br />
ganze zur Verbrennung notwendige Luft als Sekundärluft zugegeben, sondern ein Teil als Ausbrandluft<br />
weiter unten über eine zentrale Lanze in den Brennraum eingeblasen. Da der Abstand vom Brenner zur<br />
Stufenluftlanze variabel ist, können verschiedene Verweilzeiten der Rauchgase in der unterstöchiometrischen<br />
Primärverbrennungszone eingestellt werden.<br />
Das Gesamtschema der Versuchsanlage <strong>mit</strong> der zum Betrieb nowendigen Peripherie ist in Abbildung 4<br />
dargestellt. Die Anlage kann in die folgenden Funktionsgruppen zusammengefasst werden:<br />
- Kohlemahlanlage,<br />
- Kohlemischvorrichtung,<br />
- Dosierorgane (Kohle und Zusatzbrennstoffe),<br />
- Brennkammer und Brenner sowie<br />
- Abgasweg <strong>mit</strong> Entstaubungseinrichtungen.<br />
9
Die Aufbereitung der Biomasse ist in dieser Anlagendarstellung nicht enthalten, da sie <strong>von</strong> der Anlage<br />
ausgelagert ist. Die Aufbereitung erfolgt im Versuchsbetrieb nicht "online", sondern im Vorfeld im<br />
"Batchbetrieb". Die Mühlen, <strong>mit</strong> denen die Aufbereitung erfolgte, sind in Abbildung 5 dargestellt.<br />
Rohkohle<br />
Erdgas<br />
Brennkammer<br />
und Brenner<br />
Rauchgasableitung<br />
Mahlung<br />
Trocknung<br />
1<br />
Metall-<br />
Detektor<br />
Hammermühle<br />
Luft<br />
Erdgas<br />
Luft<br />
Luft<br />
zum<br />
Kamin<br />
Brennkammer<br />
Stufungsluft<br />
Gebläse<br />
LuVo<br />
zum<br />
Kamin<br />
Rezirk.<br />
Ventilator<br />
Saugzug<br />
Ventilator<br />
Kamin<br />
Gewebefilter<br />
Kohlenstaub<br />
Zyklon<br />
Abscheider<br />
Zusatzbrennstoff<br />
Brennstoffmischung<br />
Dosierung<br />
Primärluft<br />
1<br />
Luft<br />
Kohlenstaub<br />
Preßluft<br />
Asche<br />
Kühlwasser<br />
Luft<br />
Kühlwasser<br />
Asche<br />
Verbrennungsluft<br />
Ventilator<br />
Asche<br />
Luft<br />
Asche<br />
Preßluft<br />
Versuchsanlage zum<br />
Einsatz <strong>von</strong> festen<br />
Brennstoffen in der<br />
Staubfeuerung KSVA<br />
Th. Leist. max. 500 kW<br />
Fließbild<br />
Abb. 4: Fließbild der Kohlenstaubverbrennungsanlage<br />
Die Aufbereitung der Biomassen für die Verbrennungsversuche erfolgte <strong>mit</strong> der Schneidmühle. Diese<br />
Mühle ist schematisch links in Abbildung 5 gezeigt. Die Biomasse wird in der Mühle zwischen den drei<br />
Rotor- und zwei Statormessern solange zerschnitten, bis sie durch das eingelegte Sieb fallen kann. Der<br />
Lochdurchmesser dieses Siebes bestimmt die Korngröße des Mahlgutes. Mit einem Sauggebläse wird Luft<br />
durch die Mühle gezogen, die einerseits als Kühlluft dient und andererseits die Biomasse <strong>mit</strong> dieser Luft<br />
pneumatisch in einen Filter fördert. Dort wird die Tragluft <strong>von</strong> den Biomassepartikeln getrennt und die<br />
Biomasse abgeschieden.<br />
Rohgut<br />
Biomasseaufgabe<br />
Feingut<br />
Abb. 5: Schneidmühle und Hammermühle<br />
Mahlgut<br />
10
Es wurden zusätzlich orientierende Versuche zum Mahlenergiebedarf an der rechts in Abbildung 5 dargestellten<br />
Hammermühle durchgeführt. Auch hier wird die Biomasse durch die Trag- und Kühlluft pneumatisch<br />
befördert und in einem Filter abgeschieden. Die Feinheit des Mahlgutes kann bei dieser Mühle<br />
<strong>mit</strong> dem Lochdurchmesser des Einlegesiebes, und in gewissen Grenzen durch die Rotordrehzahl, beeinflußt<br />
werden.<br />
In der folgenden Aufzählung sind die Einstellungsmöglichkeiten und Parameter der Versuchsanlage für<br />
die Verbrennungsversuche <strong>mit</strong> Biomasse-Kohle- bzw. reinen Biomasseflammen dargestellt, <strong>mit</strong> denen die<br />
Untersuchungen angestellt wurden:<br />
• Biomasseart,<br />
• Biomasseanteil,<br />
• Brennstoffkorngröße,<br />
• Brennstoffeindüsung über Lanze,<br />
• Brennerkonfigurationen,<br />
• Drallzahl und<br />
• Luftstufung im Feuerraum.<br />
11
5 Ergebnisse<br />
5.1 <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />
5.1.1 Beerntungsmethoden<br />
Die in den Jahren 1994 bis 1996 geprüften <strong>Energiepflanzen</strong> wurden <strong>mit</strong> unterschiedlichen Methoden<br />
beerntet. Die einzelnen Kulturen unterschieden sich in der Beerntungsmethode z.T. zwischen den Jahren<br />
und Standorten. Deswegen ist ein systematischer Vergleich der Erntetechnik zwischen Arten, Standorten<br />
und Jahren nur bei Getreide möglich. Bei der Ernte wurde die in der landwirtschaftlichen Praxis vorhandene<br />
Technik, also keine Spezialmaschinen oder Prototypen, eingesetzt. Rein manuelle Ernte, wie z.B.<br />
beim Topinambur 1994 und 1996 in Müllheim, wird hier nicht berücksichtigt, da sie nur der Ertragser<strong>mit</strong>tlung<br />
diente.<br />
Die eingesetzten Erntemethoden sollten zur Bergung <strong>von</strong> möglichst trockener, d.h. lagerfähiger und verdichteter<br />
und da<strong>mit</strong> lagerraum- und transportkostensparender Biomasse geeignet sein. Es wurden die in<br />
Tabelle 5 aufgeführten Maschinen und Geräte getestet.<br />
Beim Getreide eignet sich der Schwadmäher und die Quaderballenpresse um die Ganzpflanze bei Erntefeuchten<br />
<strong>von</strong> maximal 23 % (z.B. bei Roggen) zu bergen (s. Tab. 6 u. Abb.6). Aufgrund eines etwa 4 -<br />
5-fach größeren (gewichtsbezogenen) Lagervolumen im Vergleich zur Steinkohle haben Getreideballen<br />
bei einem geringeren Heizwert eine etwa 7- bis 9-fach geringere Energiedichte, d.h. einen 7 - 9-fach<br />
höheren Lagerraumbedarf für dieselbe Energiemenge wie die Steinkohle (s. Anhang Tab. A 21 - 32). Mit<br />
dem Verfahren waren bei allen Getreidearten und Standorten in den drei Untersuchungsjahren relativ<br />
kurze Erntefenster <strong>von</strong> circa 1 Monat <strong>von</strong> Ende Juli bis Ende August möglich. Die festgestellten Kornverluste<br />
waren bei Wintertriticale <strong>mit</strong> 1,6 % des Ganzpflanzenertrages am geringsten, am höchsten bei<br />
Hafer <strong>mit</strong> 9,2 %. Beim Wintergetreide waren die Verluste bei Gerste <strong>mit</strong> durchschnittlich 5,1 % höher als<br />
bei Roggen <strong>mit</strong> 3,6 %. Bei den Werten ist zu berücksichtigen, daß die Verluste in Binsdorf 1994 durch ein<br />
nicht verfahrensgerechtes Trocknen (zweimaliges Wenden der Schwade) überdurchschnittlich erhöht<br />
wurden. Grundsätzlich ist das Wenden der Schwade kein notwendiger Arbeitsschritt bei diesem Verfahren.<br />
Tab. 5: Übersicht über die eingesetzte Erntetechnik bei ausgewählten <strong>Energiepflanzen</strong><br />
Kulturart Einphasig Zweiphasig<br />
1. Phase 2. Phase<br />
Getreide - Schwadmäher Quaderballenpresse<br />
Mais Feldhäcksler Trommelmähwerk Quaderballenpresse<br />
Hirse Feldhäcksler Mähbalken Ladewagen<br />
Hanf - Mähbalken Rundballenpresse<br />
Ladewagen<br />
Raps - Schwadmäher Quaderballenpresse<br />
Gras - Trommelmähwerk<br />
Mähbalken<br />
Quaderballenpresse<br />
Hochdruckballenpresse<br />
Miscanthus Feldhäcksler - -<br />
Topinambur Feldhäcksler<br />
Trommelmähwerk Quaderballenpresse<br />
Schlegelmäher<br />
Weiden Feldhäcksler Motorsäge Anhänger<br />
Pappel Motorsäge Anhänger<br />
Für die Ernte <strong>von</strong> Ganzpflanzengetreide (bzw. anderen halmgutartigen <strong>Energiepflanzen</strong> <strong>mit</strong> ähnlichen<br />
Feuchtegehalten) existiert auch eine nahezu serienreife, selbstfahrende Pelletiermaschine, die in einem<br />
Arbeitsgang schneidet und das Erntegut zu Pellets formt (s. Anhang). Dabei wird gleichzeitig der Wassergehalt<br />
(Erntefeuchte) um wenige Prozentpunkte reduziert.<br />
12
Abb. 6: Schwadmäher und Quaderballenpresse bei der Ernte <strong>von</strong> Getreideganzpflanzen<br />
Beim Mais besteht neben dem Häckseln, wobei allerdings keine Verdichtung erfolgt, die Möglichkeit, die<br />
abgemähten Pflanzen <strong>mit</strong> der Ballenpresse zu ernten. Aufgrund des für eine Mahlung für Staubfeuerungen<br />
sowie der eingeschränkten Lagerfähigkeit zu hohen Wassergehaltes <strong>von</strong> über 25 % - selbst bei sehr<br />
später Ernte im Winter - wurde diese Variante nicht weiter verfolgt.<br />
Tab. 6: Daten zu Ernte und Mengen (Ballenlinie) bei ausgewählten Energieganzpflanzen<br />
Kultur<br />
Erntefenster<br />
Erntefeuchte<br />
Erntemenge 1) Ernte-<br />
/Lagervolumen ²)<br />
Einheit<br />
Tag/Monat<br />
(Ernte 1994-96)<br />
% dt TM/ha Ballen/ha m³/ha rel. zu<br />
Steinkohle ³)<br />
S-Triticale 01/8-23/8 7,9-15,6 90,72 30,5 51,2 4,5<br />
S-Roggen 04/8-23/8 6,8-11,1 78,46 25,3 42,5 4,3<br />
W-Triticale 25/7-19/8 4,7-18,9 116,32 37,7 63,3 4,3<br />
W-Roggen 25/7-19/8 6,2-23,2 106,65 34,9 58,6 4,4<br />
W-Gerste 08/7-19/8 11,2-20,1 104,79 29,0 48,7 3,7<br />
Mais 14/10-02/2 24,8-64,2 102,49 - - -<br />
Hirse 01/10-25/2 43,1-58,0 75,86 - - -<br />
Hanf 4 14/10-26/3 9,6-28,9 79,50 30,6 65,5 6,6<br />
Gras 24/6-18/7 3,7-29,8 57,86 23,5 39,5 5,5<br />
Miscanthus 8/2-18/3 11,1-25,1 101,60 - -<br />
Topinambur 16/1-08/4 11,2-43,2 56,67 - - -<br />
Weidenhäcksel 08/2-05/3 40,7-49,5 82,62 - - -<br />
1) Durchschnitt aus gebildetem und geerntetem Ertrag<br />
² ) Quaderballen 2,0 x 0,7 x 1,2m = 1,68 m³; ³ ) 1 m³ Steinkohle = ca. 800 kg; 4) Rundballen<br />
Die Ballenlinie kann dann interessant werden, wenn die eingesetzte Biomasse feuerungstechnisch höhere<br />
Wassergehalte aufweisen darf bzw. das Preisniveau für Biomassen eine Trocknung erlaubt. Die untersuchten<br />
Hirsen erreichten auch bei Ernteterminen im Winter keine Wassergehalte unter 40 % und dürften<br />
sich daher nur für Nutzungsverfahren <strong>mit</strong> feuchten Biomassen eignen.<br />
Beim Hanf wurde nur an einem Standort die zweiphasige Ernte <strong>mit</strong> Doppelmessermähbalken und Rundballenpresse<br />
getestet. Die geringere Verdichtung im Vergleich zu Quaderballen bedeutet ein um knapp<br />
7-fach höheres Lagervolumen und eine über 10-fach geringere Energiedichte als bei Steinkohle (s. Anhang<br />
Tab. A 28). Die Energiedichte <strong>von</strong> ungefähr 2,7 Gigajoule/m³ entspricht etwa der <strong>von</strong> Strohballen<br />
(SIEGLE, 1996). Durch die Bodentrocknung wurden Wassergehalte unter 20 % erreicht. Dagegen hatten<br />
13
die stehenden Hanfbestände bei der Ernte im Februar bzw. März Wassergehalte <strong>von</strong> 23 bzw. 10 %.<br />
Durch die gute Abtrocknung im Bestand kann die Bodentrocknung entfallen und der Hanf in einem<br />
einphasigen Verfahren in lagerfähigem Zustand geerntet werden.<br />
Die Grasernte entspricht, vom späteren Erntezeitpunkt abgesehen, der Ernte <strong>von</strong> Heu. Sie hat ein kurzes<br />
Erntefenster und gestattet normalerweise an allen Standorten eine Erntefeuchte <strong>von</strong> unter 20 %. Das<br />
Lagervolumen der Quaderballen liegt zwischen dem des Getreides und des Hanfes.<br />
Der Miscanthus konnte bei einem relativ kurzen Erntefenster Februar/März in der Rheinebene bei<br />
Feuchten <strong>von</strong> 11 bis 22 % geerntet werden. Die Ernte ist ein- oder zweiphasig möglich. Aufgrund der<br />
kleinen Versuchsfläche wurde lediglich gehäckselt. Andere Verfahren einschließlich speziell entwickelter<br />
Maschinen, wie z.B. spezielle Vollernter (s. Anhang), wurden <strong>von</strong> anderen Versuchsanstellern ausführlich<br />
getestet (HARTMANN und STREHLER 1995).<br />
Im Gegensatz zu Miscanthus erreicht der oberirdische Aufwuchs <strong>von</strong> Topinambur bereits ab Oktober<br />
Erntefeuchten <strong>von</strong> circa 20 %, die im Winter aufgrund <strong>von</strong> Lager jedoch wieder beträchtlich ansteigen<br />
können (s. Abb. 7). Die Ernte <strong>mit</strong> Mähbalken und Quaderballenpresse ist wegen hoher Bröckelverluste<br />
keine aussichtsreiche Option. Beim Einsatz des Schlegelmähers konnte der Topinambur in Binsdorf sehr<br />
verlustarm geborgen werden. Das Ernteverfahren bedeutet aber wie beim Feldhäcksler geringere Lagerdichten<br />
bzw. höhere Lagervolumina als bei der Ballenlinie und ist daher bei größeren Transportentfernungen<br />
eher ungeeignet.<br />
Die Weiden wurden zweiphasig <strong>mit</strong> Motorsäge und Anhänger sowie einphasig <strong>mit</strong> dem Feldhäcksler<br />
geerntet. Die Erntefeuchten im Februar/März liegen zwischen 40 und 50 %. Für die Ernte <strong>von</strong> schnellwachsenden<br />
Hölzern stehen ebenfalls speziell entwickelte Erntemaschinen zur Verfügung, die in einem<br />
Arbeitsgang entweder als Häckselgut (wie z.B. CLAAS-Vollernter; s. Anhang) oder als Ganzpflanze<br />
ernten.<br />
100<br />
% TS<br />
Hanf Topinambur Futterhirse Miscanthus<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
2.9. 16.9. 1.10. 14.10. 30.10. 19.11. 4.12. 17.12. 15.1. 3.2. 26.2. 10.03.<br />
Abb. 7: Verlauf des Trockensubstanzgehaltes im Bestand (Müllheim 1996)<br />
14
5.1.2 Trockenmasseerträge<br />
Von den untersuchten <strong>Energiepflanzen</strong> liegen Ergebnisse zu Hektarerträgen an Ganzpflanzentrockenmasse<br />
vor, die aus Großparzellen stammen und <strong>mit</strong> in der landwirtschaftlichen Praxis vorhandenen<br />
Maschinen geerntet wurden. Sie entsprechen daher weitgehend den im praktischen <strong>Anbau</strong> erzielbaren<br />
Erträgen. Darüber hinaus wurde nach Möglichkeit der gebildete Ertrag durch Probeschnitte <strong>von</strong> 4 bis 6<br />
m² auf den Großparzellen er<strong>mit</strong>telt. Diese Ertragswerte entsprechen weitgehend Kleinparzellenerträgen,<br />
da die Stoppellänge sehr gering ist sowie Ernteverluste und Fehlstellen fast vollständig vermieden werden.<br />
Die gebildeten Ganzpflanzenerträge bei den untersuchten einjährigen Pflanzenarten lagen in den Jahren<br />
1994 - 96 zwischen circa 90 und über 200 Dezitonnen (dt) Trockenmasse je Hektar (s. Abb. 8). Die höchsten<br />
Erträge wurden <strong>von</strong> Hirse (Faser- und Futterhirse), Mais und Hanf gebildet, wobei der Hanf in<br />
Müllheim den Mais übertraf (s. Anhang Tab. A 33). Beim Wintergetreide wurden im Mittel Erträge um<br />
circa 130 dt TM/ha (das entspricht etwa 150 dt/ha bei 86 % Trockensubstanz) er<strong>mit</strong>telt. Deutlich niedriger<br />
war der gebildete Ertrag beim Sommerroggen <strong>mit</strong> durchschnittlich über 90 dt TM/ha.<br />
dt TM/ha<br />
ø Gebildet ø Geerntet Median Median<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Hafer<br />
Sommertriticale<br />
Sommerroggen<br />
Wintertriticale<br />
Winterroggen<br />
Wintergerste<br />
Mais<br />
Hirse<br />
Winterraps<br />
Sonnenblumen<br />
Hanf<br />
Abb. 8: Spanne der Erträge oberirdischer Biomasse bei einjährigen <strong>Energiepflanzen</strong> 1994 - 96<br />
Auf den Großparzellen wurde verfahrenstechnisch bedingt nicht der gesamte gebildete Ganzpflanzenertrag<br />
geerntet: Der niedrigste Ertrag wurde bei Winterraps in Müllheim geerntet. Er wurde durch die<br />
hohe Stoppel infolge des angewandten Ernteverfahrens <strong>mit</strong> Schwadleger, den fast vollständigen Kornverlust<br />
sowie hohe Bröckelverluste beim Pressen beeinflußt (s. Anhang Tab. A 28). Der etwa gleich hohe<br />
Ertrag bei Sonnenblumenganzpflanzen wurde aufgrund des totalen Kornverlustes infolge des späten<br />
Erntetermins ausschließlich vom Stroh gebildet. Im Mittel ebenfalls niedrige Erträge zwischen circa 55 bis<br />
über 70 dt TM/ha wurden bei den Sommergetreidearten (Sommertriticale, -roggen) erzielt. Die große<br />
Spanne bei Sommertriticale ist auf den sehr niedrigen Ertrag 1995 <strong>mit</strong> knapp 30 dt in Gambsheim bzw.<br />
den höchsten Ertrag beim Sommergetreide <strong>mit</strong> fast 85 dt in Müllheim 1996 zurückzuführen (s. Anhang<br />
Tab. A 33). In Gambsheim wurde die Sommertriticale in Frässaat ausgebracht, wie alle Kulturen an<br />
diesem Standort Mitte März <strong>mit</strong> 100 kg N/ha auf einem sehr durchlässigen Boden gedüngt und nicht<br />
gegen Unkräuter behandelt (s. Anhang Tab. A 3). Der Median liegt zwischen dem <strong>von</strong> Hafer und<br />
Sommerroggen. Die Fähigkeit zur Bildung <strong>von</strong> Ganzpflanzenertrag nimmt demnach vom Hafer zum<br />
Sommerroggen ab.<br />
15
Höhere Ganzpflanzenerträge wurden beim Wintergetreide geerntet. Sie lagen im Schnitt zwischen 80 und<br />
knapp 100 dt TM/ha (entsprechend 93 und 115 dt bei 86 % TS) und nehmen <strong>von</strong> der Wintertriticale über<br />
den Winterroggen zur Wintergerste ab. Die große Spanne bei Wintertriticale ist wiederum auf den Standort<br />
Gambsheim zurückzuführen <strong>mit</strong> der dort angewandten sehr extensiven Bestandesführung. Dafür ist<br />
die Differenz zu den gebildeten Erträgen geringer als bei den beiden anderen Arten. Einerseits ist dies auf<br />
die geringeren Kornverluste beim angewandten Ernteverfahren <strong>von</strong> durchschnittlich 2 Prozent des Ganzpflanzenertrages<br />
gegenüber 4 % beim Roggen bzw. 5 % bei Gerste zurückzuführen (s. Anhang Tab. A 21<br />
- 23). Andererseits wies Triticale eine geringere Lagerneigung auf als der Roggen, der dadurch eine längere<br />
Stoppel <strong>von</strong> bis zu 30 cm in Müllheim 1995 (Durchschnitt des Bestandes) hinterließ (s. Anhang Tab. A 34<br />
- 46). Bei der Wintergerste ist die größere Differenz auch auf den in Relation zur Pflanzenhöhe <strong>von</strong> circa<br />
110 cm hohen ‘Ertragsanteil’ der durchschnittlich 18 cm hohen Stoppel zurückzuführen.<br />
140<br />
120<br />
dt TM/ha<br />
Müllheim Gambsheim Binsdorf<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1994 1995 1996 1997 1994 1995 1996 1994 1995 1996<br />
Wintertriticale Winterroggen Wintergerste<br />
Abb. 9: Ganzpflanzenerträge <strong>von</strong> Wintergetreide an drei Standorten 1994 - 97<br />
In Abbildung 9 ist deutlich der Standorteinfluß auf die Bildung des Ganzpflanzenertrags bei Wintergetreide<br />
zu sehen. Am kühleren und feuchteren Standort Binsdorf sind die geernteten Erträge bei allen drei<br />
Arten in allen Jahren höher als an den beiden Standorten der Rheinebene und erreichen bei Wintertriticale<br />
über 120 dt TM/ha (1995), bei Winterroggen knapp 100 dt sowie bei Wintergerste fast 80 dt TM/ha. Der<br />
höhere Ertrag in Binsdorf ist bei Triticale und Roggen offenbar auf eine höhere Strohbildung als an den<br />
anderen Standorten zurückzuführen. In Binsdorf weisen beide Arten zumindest im Jahr 1995 bzw. weist<br />
die Triticale 1996 ein weites Korn : Strohverhältnis <strong>von</strong> bis zu 1: 2,8 auf (s. Anhang Tab. A 21 - 23). Bei<br />
Wintergerste tritt dieser Effekt nicht auf. Der sehr niedrige Ertrag in Gambsheim ist auf die oben bereits<br />
beschriebene extensive Art der Bestandesführung zurückzuführen. Weiterhin ist in Abbildung 9 der Einfluß<br />
der Jahre auf den Ganzpflanzenertrag zu erkennen. Im ‘schlechteren’ Getreidejahr 1996 wurde bei<br />
Triticale gegenüber dem Vorjahr in Müllheim fast 30 dt, in Binsdorf fast 15 dt TM/ha weniger geerntet.<br />
Bei Wintergerste waren es in Müllheim über 20 dt weniger. Beim Winterroggen trat kein ertragsmindernder<br />
Jahreseinfluß an beiden Standorten auf. Die Großflächenerträge lagen im Bereich der in Bayern festgelegten<br />
Mindestablieferungsmenge für den <strong>Anbau</strong> nachwachsender Rohstoffe auf Stillegungsflächen zur<br />
Energieerzeugung bei Wintergetreide <strong>mit</strong> 70 bis 100 dt/ha bzw. bei Sommergetreide <strong>mit</strong> 35 bis 45 dt/ha<br />
(BLW 30/1997).<br />
Die geernteten Erträge bei Maisganzpflanzen liegen bei teilweise sehr späten Ernteterminen im Durchschnitt<br />
über vier Standorte (Müllheim, Vendenheim, Gambsheim, Binsdorf) und zwei Jahre bei über 100<br />
dt TM/ha bzw. bei 110 dt (ohne den Standort Gambsheim). Die späten Erntezeitpunkte Ende<br />
Januar/Anfang Februar führen zu den entsprechenden Trockenmasseverlusten gegenüber den gebildeten<br />
16
Erträgen <strong>von</strong> fast 160 dt Trockenmasse pro Hektar (s. Anhang Tab. A 27). Sie ermöglichen jedoch die<br />
Beerntung <strong>von</strong> fast lagerfähigem Gut <strong>mit</strong> z.B. 25 % Feuchte in Müllheim bzw. 28 % in Binsdorf im Jahr<br />
1994.<br />
Beim Hanf wurde im Versuchsjahr 1996 ungefähr die Hälfte des im September gemessenen Biomasseertrags<br />
<strong>von</strong> fast 150 dt TM/ha geerntet (bei unterschiedlicher Erntetechnik). Der hohe gebildete Ertrag<br />
war u.a. auf die enorme Wuchshöhe <strong>von</strong> knapp 370 cm zurückzuführen (s. Abb. 10). Der Unterschied ist<br />
zum einen im Ernteverfahren zu suchen, wo in Binsdorf durch das mehrmalige Wenden vor dem Pressen<br />
entsprechende Bröckelverluste auftraten. Zum anderen wurde bei den späten Ernteterminen im Februar/<br />
März, der im Hinblick auf eine Senkung des Wasser- und des Chlorgehaltes gewählt wurde, durch den fast<br />
völligen Blattverlust der Trockenmasseertrag reduziert.<br />
Die größte Differenz zwischen den beiden Erträgen<br />
(Probeschnitt, Großparzelle) weist die Hirse<br />
am Standort Müllheim auf. Die hohen Verluste<br />
sind überwiegend auf die sehr späten Erntezeitpunkte,<br />
die lange Stoppel infolge starken Lagers<br />
und die Erntetechnik (Mähbalken) zurückzuführen<br />
(s. Anhang Tab. A 28 u. A 41). Die unterschiedliche<br />
Bestandesführung entsprechend den<br />
zwei Nutzungsarten Faser- (geringere Bestandesdichte)<br />
und Futterhirse (höhere Bestandesdichte)<br />
hat einen entscheidenden Einfluß auf die Höhe<br />
der Erträge.<br />
Bei den untersuchten einjährigen Kulturarten<br />
bieten sich für eine hohe Biomasseproduktion bei<br />
lagerfähigem Erntegut vor allem die Wintergetreidearten<br />
in der Reihenfolge Triticale, Roggen<br />
und Gerste an. Dasselbe gilt für Hanf als Festbrennstoff,<br />
bei dem der günstigste Erntezeitpunkt<br />
und die entsprechende Erntetechnik noch zu<br />
testen sind. Falls der Wassergehalt bei der Ernte<br />
(Erntefeuchte) wegen nicht notwendiger Lagerung<br />
oder nachfolgender Verfahrensschritte nicht stark<br />
begrenzt ist, sind auch Mais bzw. Hirse auf Standorten<br />
in der Rheinebene geeignet, größere Biomassemengen<br />
als das Wintergetreide zu erzeugen.<br />
Bei den fünf untersuchten mehrjährigen Arten<br />
weist die Pappel am ‘Beregnungsstandort’ Grißheim<br />
die höchste jährliche Biomasseproduktion<br />
Abb. 10: Hanf bildet große Biomassemengen<br />
pro Hektar <strong>mit</strong> fast 150 Dezitonnen Trockenmasse auf (s. Abb. 11). Im Vergleich dazu ist die Leistung<br />
der Weiden im Mittel <strong>mit</strong> über 80 Dezitonnen geringer. Am Standort Grißheim liegt der Ertrag <strong>mit</strong><br />
durchschnittlich 116 dt TM/ha und Jahr weniger unter dem Pappelertrag als an den beiden nicht beregneten<br />
Standorten Müllheim und Binsdorf <strong>mit</strong> circa 67 Dezitonnen (s. Anhang Tab. A 33).<br />
Miscanthus liegt zwischen den beiden schnellwachsenden Baumarten <strong>mit</strong> durchschnittlich fast 125 dt<br />
TM/ha, wobei sich der 1988 gepflanzte Bestand in Grißheim <strong>mit</strong> 128 dt kaum <strong>von</strong> dem 1994 in Müllheim<br />
gepflanzten <strong>mit</strong> 120 dt unterscheidet. Das Gras ist <strong>mit</strong> im Mittel unter 60 dt TM/ha am ertragsärmsten<br />
und wird vom Topinambur <strong>mit</strong> unter 70 dt TM/ha leicht übertroffen. Beide weisen jedoch dieselben<br />
Höchsterträge <strong>mit</strong> circa 85 dt TM/ha bei einem Schnitt auf.<br />
17
200<br />
dt TM/ha/a<br />
Durchschnitt<br />
Median<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Gras Topinambur Miscanthus Weiden Pappel<br />
Abb. 11: Großparzellenerträge (Höchst-/Tiefstwerte) mehrjähriger <strong>Energiepflanzen</strong> 1994 - 96<br />
Beim Gras ist der Einfluß der Nutzungsjahre und des Standortes auf den Ertrag bei einer Schnittnutzung<br />
in Abbildung 12 deutlich zu erkennen. Er nahm bei dem an den Standort angepaßten Glatthaferbestand -<br />
der Glatthafer setzte sich zu fast 100 % gegenüber dem Mischungspartner bei der Aussaat, dem Rohrglanzgras,<br />
durch - in Müllheim <strong>von</strong> über 80 dt TM/ha bei jährlich gleicher Stickstoffdüngung kontinuierlich<br />
auf über 50 dt TM/ha ab. Neben dem Alterungseffekt dürfte auch die zunehmende Verunkrautung<br />
<strong>mit</strong> Beinwell, der 1995 einmal erfolglos chemisch bekämpft wurde, die Ursache für die Abnahme sein<br />
(s. Anhang Tab. A 43). Die zunehmende Verunkrautung durch Distel dürfte für den ähnlichen Effekt<br />
beim Deutschen Weidelgras in Binsdorf verantwortlich sein. Dort sank der Ertrag <strong>von</strong> über 50 dt auf<br />
beinahe 30 dt TM/ha im Jahr 1996. Die verwendeten Grasarten waren offenbar auch nicht an den Standort<br />
und die extensive Einschnittnutzung angepaßt.<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
dt TM/ha<br />
Müllheim<br />
Binsdorf<br />
1994 1995 1996 1994 1995 1996<br />
Gras<br />
Glatthafer (Müllheim); Dt. Weidelgras (Binsdorf)<br />
Topinambur<br />
Abb. 12: Erträge <strong>von</strong> Gras und Topinambur (oberirdische Biomasse) 1994 - 96<br />
18
Topinambur lag zunächst beim gleichen Ertragsniveau <strong>von</strong> über 80 Dezitonnen oberirdischer Trockenmasse<br />
pro Hektar wie das Gras in Müllheim. An beiden Standorten stabilisiert sich der Ertrag bei rund 60<br />
Dezitonnen.<br />
Das an den zwei Standorten der Rheinebene, Grißheim und Müllheim, untersuchte Chinaschilf<br />
(Miscanthus) unterscheidet sich beim <strong>Anbau</strong> durch unterschiedliche Pflanzjahre und die Beregnung auf<br />
dem sehr durchlässigen Boden am Standort Grißheim. Dort scheint sich der Ertrag des 1988 gepflanzten<br />
Bestandes auf einem Niveau <strong>von</strong> etwa 130 dt TM/ha zu halten (s. Abb. 13). Die dortige Beregnung ist an<br />
dt TM/ha<br />
1992 1993 1994 1995 1996 ø<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Grißheim '88 * Müllheim '94 ** Müllheim '95 **<br />
* Misc. flor. japonicus (beregnet); ** Misc. sin. 'Gigantheus'<br />
Abb. 13: Erträge <strong>von</strong> Miscanthus in Grißheim und Müllheim 1992 - 97<br />
die Körner- bzw. Saatmaisproduktion angepaßt und setzt i.d.R. im Juni ein. Sie hat deswegen möglicherweise<br />
nicht die ertragssteigernde Wirkung wie eine den Austrieb fördernde Frühjahrsberegnung. Daneben<br />
ist eine Ertragsdepression durch die un<strong>mit</strong>telbar benachbarte Pappelparzelle <strong>mit</strong> ihrem dem Wachstum<br />
entsprechenden Wasserverbrauch zu erwarten. Die 1994 in Müllheim gepflanzte andere Miscanthusform<br />
(Miscanthus sinensis 'Giganteus') hat nach drei Aufwuchsjahren bereits einen Durchschnittsertrag <strong>von</strong><br />
120 dt Trockenmasse je Hektar. Dies dürfte auf den tiefgründigen Boden <strong>mit</strong> gutem Wasserhaltevermögen<br />
und die optimale Unkrautbekämfung in den ersten beiden Jahren zurückzuführen sein. Der 1994 am<br />
gleichen Standort gepflanzte Miscanthus entspricht praktisch einer Nullparzelle ‘Ohne Unkrautbekämpfung<br />
im Pflanzjahr’, da die Unkrautbekämpfung im 1. Jahr zu spät einsetzte und da<strong>mit</strong> nicht zur Wirkung<br />
kam. Durch die Unkrautbekämpfung im 2. Jahr konnte der Ertrag auf knapp 50 Dezitonnen gesteigert<br />
werden.<br />
Bei den an zwei Standorten in der Rheinebene und einem Standort im Albvorland (Binsdorf) angebauten<br />
Weiden ist in Abbildung 14 der Einfluß der Beregnung auf den Trockenmasseertrag zu erkennen. Der<br />
Standort Grißheim hat bei 2- und 3-jährigem Umtrieb etwa doppelt so hohe Erträge wie die zwei nicht<br />
beregneten Standorte Müllheim und Binsdorf. Der starke Abfall in Grißheim 1995 auf knapp<br />
70 dt TM/ha und Jahr ist vor allem auf die erstmalige Ertragser<strong>mit</strong>tlung ohne die weitaus stärker entwickelten<br />
Randreihen zurückzuführen. Außerdem hat die Verunkrautung durch Brombeeren beim letzten<br />
Umtrieb stark zugenommen (s. Anhang Tab. A 46). Der Bestand wurde ein Jahr früher (1988) gepflanzt<br />
als der <strong>mit</strong> 3-jährigen Umtrieb. In Abbildung 15 ist zu erkennen, daß die Parzelle <strong>mit</strong> 2-jährigem Umtrieb<br />
beim einjährigen Trieb trotz Beregnung ein geringeres Längenwachstum aufweist als der gleichaltrige<br />
Trieb in Müllheim. Der Ertragsanstieg in Müllheim bei der 2. Ernte auf fast 87 dt TM/ha/a (2-jähriger<br />
19
180<br />
dt TM/ha/a<br />
Grißheim (beregnet) Müllheim Binsdorf<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1989 1991 1993 1994 1995 1996 1991 1994 1995 1996<br />
2-jähriger Umtrieb<br />
3-jähriger Umtrieb<br />
Abb. 14: Erträge <strong>von</strong> Weiden an drei Standorten 1989 - 96<br />
Umtrieb) und knapp über 50 dt (3-jähriger Umtrieb) ist auf die 1996 verabreichte Stickstoffdüngung <strong>von</strong><br />
35 kg N/ha zurückzuführen. Nach CHRISTERSSON (1995) ist eine Düngung bei schnellwachsenden<br />
Hölzern für eine hohe Biomasseproduktion unabdingbar. Beim 3-jährigen Umtrieb wurde in Müllheim<br />
und Binsdorf bis zur ersten Ernte (bzw. in Grißheim grundsätzlich) kein Stickstoffdünger eingesetzt. Der<br />
400<br />
cm<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
01.04. 7.5. 31.05. 01.07. 01.08. 30.08. 01.10. 31.10.<br />
Weiden M U2 (W4, T2) Weiden G U2 (W7, T1) Weiden M U3 (W4, T1)<br />
Weiden G U3 (W8, T2) Paulownia M (W1, T1) Pappel G U4 (W8, T1)<br />
Abb. 15: Längenwachstum schnellwachsender Baumarten - Müllheim 1996<br />
20
Ertrag in Müllheim ist <strong>mit</strong> über 58 dt geringfügig höher als bei 2-jährigem Umtrieb. In Binsdorf wurden<br />
über 10 dt mehr Trockenmasse geerntet als in Müllheim. Dies kann auf die höheren Niederschläge und<br />
ihre günstigere Verteilung über das Jahr zurückgeführt werden.<br />
5.1.3 Energiebilanz<br />
Werden die Trockenmasseerträge (Großparzelle) der Biomassen <strong>mit</strong> dem Heizwert bewertet, der eng <strong>mit</strong><br />
der tatsächlichen Nutzenergie <strong>von</strong> Brennstoffen korreliert, errechnen sich die niedrigsten Bruttoenergieerträge<br />
<strong>mit</strong> ungefähr 50.000 MJ/ha (entsprechend circa 30 dt TM/ha) bei Sommertriticale (Gambsheim<br />
1995) bzw. 80.000 MJ/ha bei Sommerroggen (Müllheim 1995) <strong>mit</strong> einem Ertrag <strong>von</strong> über 40 dt TM/ha<br />
(s. Anhang Tab. A 47). Mit über 130 dt TM/ha bei Miscanthus (Müllheim 1996) werden knapp 250.000<br />
MJ/ha erzielt. Der Ertrag der Pappel <strong>von</strong> über 200 dt TM/ha/a in Grißheim 1992 bedeutet über 380.000<br />
MJ/ha/a.<br />
Bewertet man die Bruttoenergieerträge nach DEHLI et al. (1989) <strong>mit</strong> dem Heizwert <strong>von</strong> Heizöl Extra<br />
Leicht (circa 35,6 MJ/l), ergeben sich bei den einzelnen Kulturen auf der Basis der Großparzellenerträge<br />
Heizöläquivalente <strong>von</strong> durchschnittlich circa 2600 Liter pro Hektar beim Gras, 2.900 l bei Sommerroggen<br />
bzw. 3900 bis 4700 l/ha beim Wintergetreide und über 6800 l/ha bei Miscanthus (s. Abb. 16).<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
HÄ l/ha *<br />
Müllheim Venden-/Gambsheim Binsdorf ø<br />
0<br />
W-Triticale<br />
W-Roggen<br />
W-Gerste<br />
S-Triticale<br />
Mais<br />
Hanf<br />
Gras<br />
Miscanthus<br />
Topinambur<br />
Weiden<br />
Pappel<br />
* bezogen auf Heizöl EL (35,6 MJ/l)<br />
Abb. 16: Heizöläquivalente ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong><br />
Erfolgt die Bewertung auf Basis der gebildeten Erträge, ergeben sich wesentlich höhere Energieerträge<br />
<strong>von</strong> z.B. durchschnittlich über 6.500 l/ha Heizöläquivalent bei Wintertriticale (s. Anhang Tab. A 47).<br />
Dem Energieertrag bzw. -output ist der Energieaufwand bzw. -input gegenüberzustellen. Nach REIN-<br />
HARDT (1993) werden die Ergebnisse einer Energiebilanz üblicherweise <strong>mit</strong> sogenannten Input/Output-<br />
Faktoren wiedergegeben, d.h. es wird das Verhältnis der Summe aller Energien auf der Inputseite <strong>mit</strong> der<br />
Summe aller Energien auf der Outputseite gebildet. Hier wird nach DIEPENBROCK et al. (1995) ‘lediglich’<br />
Input und Output der Systeme quantitativ gegenübergestellt. Die Energiebilanzen der untersuchten <strong>Energiepflanzen</strong><br />
erlauben daher ‘nur’ eine Bewertung der ‘Effizienz’ der Energieerzeugung in Form des<br />
21
Energiegewinns und keine Bewertung gegenüber dem fossilen Substitut, wie sie REINHARDT (1993)<br />
exerziert. Die hier berücksichtigten Systemgrenzen der Bilanzierung beziehen sich auf die landwirtschaftliche<br />
Seite der Erzeugung, angefangen vom Energiebedarf für die Produktion <strong>von</strong> Betriebs<strong>mit</strong>teln wie<br />
Schlepper, Saatgut, Dünge<strong>mit</strong>tel etc. bis zum Transport der Biomasse zum Kraftwerk. Dabei wurde eine<br />
Transportentfernung <strong>von</strong> 50 km unterstellt, bei der nach KALTSCHMITT et al. (1995) z.B. für Quaderballen<br />
aus Getreideganzpflanzen circa 0,8 % des Energieinhaltes des Erntegutes verbraucht wird. Die<br />
Bilanz wurde für die durchschnittlichen, die niedrigsten und höchsten geernteten sowie gebildeten<br />
Erträge, die im Vorhaben gemessen wurden, errechnet. Dabei wurde die Höhe des mineralischen Stickstoffbedarfes,<br />
der <strong>mit</strong> den höchsten Anteil am Energieinput hat, in Abhängigkeit vom Ertrag berechnet.<br />
Eine Lagerung der Biomassen wurde nicht berücksichtigt.<br />
Die Angaben zu den Energiebilanzen beruhen auf den angewandten <strong>Anbau</strong>verfahren, den angegebenen<br />
Systemgrenzen und den aus der Literatur entnommenen Energieaufwendungen für die einzelnen Posten<br />
und gelten so<strong>mit</strong> für die Ergebnisse im Vorhaben. Die Ergebnisse sind daher nicht ohne weiteres <strong>mit</strong><br />
denen anderer Autoren zu vergleichen.<br />
Bei Wintergetreide wurde beim durchschnittlichen Großflächenertrag etwa 10mal mehr Energie gewonnen<br />
als für die Produktion (frei Kraftwerk, d.h. ohne Berücksichtigung der kraftwerkseitigen Verbrennung)<br />
aufgewendet wurde (s. Tab. 7). Die höheren Werte zwischen etwa 12 und 13 : 1 bei den gebildeten<br />
Tab. 7: Energie-Output:-Input-Verhältnis ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong><br />
Kultur<br />
Ertragsniveau<br />
dt TM/ha<br />
Bruttoenergieertrag<br />
MJ/ha<br />
Energie-Input<br />
MJ/ha<br />
Nettoenergieertrag<br />
MJ/ha<br />
Output:Input =<br />
x:1<br />
W-Triticale min 1<br />
ø 1 53 80<br />
99,30<br />
94 010<br />
173.482<br />
13 325<br />
16.555<br />
80 685<br />
156.927<br />
71<br />
10,5<br />
ø 2 133,36 233.033 19.469 213.565 12,0<br />
max 2 152,20 265.954 20.923 245.031 12,7<br />
W-Roggen min 1 71,01 124.963 13.953 111.011 9,0<br />
ø 1 84,05 147.911 114.541 133.370 10,2<br />
ø 2 129,61 228.088 117.866 210.222 12,8<br />
max 2 155,58 273.790 19.600 254.190 14,0<br />
W-Gerste min 1 71,50 123.466 14.339 109.127 8,6<br />
ø 1 80,32 138.697 14.690 124.006 9,4<br />
ø 2 130,32 225.037 18.561 206.475 12,1<br />
max 2 138,48 239.127 19.147 219.980 12,5<br />
Mais min 1 57,90 103.786 13.780 90.005 7,5<br />
ø 1 102,32 183.409 17.413 165.996 10,5<br />
ø 2 151,50 271.564 22.028 249.535 12,3<br />
max 2 151,80 272.102 22.055 250.047 12,3<br />
Hanf min 1 69,61 119.834 11.717 108.116 10,2<br />
ø 1 79,74 137.290 12.131 125.159 11,3<br />
ø 2 147,53 253.973 14.894 239.079 17,1<br />
max 2 175,86 302.743 16.049 286.694 18,9<br />
Gras min 1 33,30 57.033 8.962 48.071 6,4<br />
ø 1 57,87 99.114 10.527 88.587 9,4<br />
ø 2 77,75 133.162 11.794 121.369 11,3<br />
max 1 86,40 147.977 12.345 135.633 12,0<br />
Miscanthus min 1 89,69 162.473 10.516 151.957 15,5<br />
ø 1 124,27 225.115 12.022 213.093 18,7<br />
max 1 138,81 251.454 12.656 238.799 19,9<br />
Topinambur min 1 57,20 101.839 8.473 93.366 12,0<br />
ø 1 65,77 117.097 8.610 108.487 13,6<br />
ø 2 84,87 151.103 8.911 142.192 17,0<br />
max 2 100,34 178.645 9.155 169.490 19,5<br />
Weiden min 1 50,70 91.508 5.405 86.103 16,9<br />
ø 1 82,63 149.139 6.246 142.893 23,9<br />
max 1 86,83 156.719 6.357 150.362 24,7<br />
1 geernteter Ertrag; 2 gebildeter ~<br />
22
Erträgen zeigen den positiven Effekt der Ertragsteigerung auf die Energiebilanz, wie er auch <strong>von</strong><br />
DIEPENBROCK et al. (1995) sowie BECHER und KALTSCHMITT (1997) festgestellt wurde. Der Energieaufwand<br />
zur Bereitstellung <strong>von</strong> Getreideganzpflanzen (Quaderballen) frei Feuerungsanlage liegt bei den<br />
Durchschnittserträgen ungefähr zwischen 8 und 10 % des Energieinhaltes (s. Abb. 17). Den größten<br />
Anteil am Energieinput hat die Stickstoffdüngung <strong>mit</strong> etwa 1/4 bis 1/3 des Energieaufwands. Ähnliche<br />
Ergebnisse liegen bei Maisganzpflanzen bei der Ernte in Quaderballen vor. Bei einem höheren Energieoutput<br />
durch den höheren Flächenertrag ergibt sich auch ein höherer absoluter Aufwand beim Stickstoffdüngereinsatz.<br />
Ein weiteres Verhältnis <strong>von</strong> Output : Input hat der Hanf <strong>mit</strong> 11 bis 17 : 1 bei den Durchschnittserträgen<br />
(Großfläche, Parzellenschnitt) und der Ernte in Rundballen. Dies ist einerseits auf den<br />
geringen Stickstoffentzug pro Dezitonne Trockenmasse und den dadurch geringeren Energieaufwand und<br />
andererseits durch die hohen Trockenmasseerträge zurückzuführen. Der Anteil des gesamten<br />
Energieaufwandes am Energieinhalt des Hanfes liegt bei knapp 9 bzw. 6 % (s. Anhang Tab. 48 - 56).<br />
250000<br />
MJ/ha<br />
200000<br />
Saatgut Maschineneinsatz N P K Pestizide Energiegewinn<br />
10,5 : 1<br />
18,7 : 1<br />
150000<br />
10,0 : 1<br />
11,3 : 1<br />
13,6 : 1<br />
23,9 : 1<br />
100000<br />
9,4 : 1<br />
50000<br />
0<br />
Wintergetreide<br />
Mais<br />
Hanf<br />
Abb. 17: Energie-Output : -Input - Verhältnis bei ausgewählten Energieganzpflanzen<br />
(Großflächenertrag)<br />
Gras<br />
Miscanthus<br />
Topinambur<br />
Weiden<br />
Das Gras hat trotz niedrigem Energieinput beim durchschnittlichen Großflächenertrag das engste<br />
Output-Input-Verhältnis der dargestellten <strong>Energiepflanzen</strong>. Dies ist auf den niedrigen Großflächenertrag<br />
<strong>von</strong> durchschnittlich circa 58 dt TM/ha zurückzuführen, wodurch sich der Anteil des Energieaufwandes<br />
am Energieertrag erheblich bemerkbar macht (s. Anhang Tab. 53). Beim durchschnittlich gebildeten Ertrag<br />
<strong>von</strong> circa 78 dt/ha wird über 11-mal mehr Energie gewonnen als aufgewandt wurde. Bei Miscanthus<br />
ergibt sich durch einen ebenfalls niedrigen Energieinsatz bei der Produktion und dem hohen Flächenertrag<br />
<strong>von</strong> über 124 dt TM/ha ein knapp 19mal höherer Energiegewinn als Energieaufwand. Mit zunehmendem<br />
Ertrag erhöht sich der Quotient auf fast 20 (s. Tab. 7). Bei einem Energieaufwand <strong>von</strong> über 7 %<br />
des Bruttoenergieertrags für die Produktion und Bereitstellung <strong>von</strong> Topinamburkraut und bei einem<br />
Ertrag <strong>von</strong> circa 70 dt TM/ha wird etwa 17mal mehr Energie gewonnen. Dabei beeinflußen der geringe<br />
Stickstoffentzug bzw. die geringe Stickstoffdüngung, die aufgrund der Nährstoffrückfuhr durch die<br />
Blätter ausgelassene Grunddüngung und der fehlende Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teleinsatz das Verhältnis günstig.<br />
Dasselbe gilt für die Weiden, die bei einem relativ geringen Energieaufwand <strong>von</strong> etwas über 6.000 MJ pro<br />
23
Hektar und Jahr und einem Ertrag <strong>von</strong> über knapp 83 dt TM/ha und Jahr fast 24mal mehr Energie<br />
‘erwirtschaften’. Der geringe Energieinput ist dadurch bedingt, daß praktisch nur Energie für die alle zwei<br />
oder drei Jahre stattfindende Ernte eingesetzt wird, und sich der Aufwand für die Anlage auf die gesamte<br />
Nutzungsdauer <strong>von</strong> z.B. 15 Jahren ‘verteilt’.<br />
Beim Vergleich der Biomassen untereinander sind - aus Sicht der Energiebilanz - solche zu bevorzugen,<br />
die ein weites Verhältnis <strong>von</strong> Output zu Input bei hohem absolutem Energiegewinn haben. Dazu ist in<br />
den untersuchten Fällen vor allem Miscanthus zu zählen.<br />
Die Ergebnisse decken sich <strong>mit</strong> denen anderer Autoren, wobei für die einzelnen Kulturen allerdings große<br />
Schwankungsbreiten vorliegen. Für Getreideganzpflanzen, Miscanthus und Holz aus Kurzumtriebsplantagen<br />
errechnet KTBL (1995) ein Output:Input-Verhältnis <strong>von</strong> 8,5 : 1 sowie 19,7 : 1 bzw.<br />
14,2 : 1. DIEPENBROCK et al. (1995) weisen für Energiegetreide 9 bis 12 : 1 bzw. bei Triticale 14,5 : 1<br />
sowie 5 bis 27 : 1 bei Kurzumtriebshölzern aus. Bei BLOK et al. (1995) wird für den <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> Weiden<br />
ein Verhältnis <strong>von</strong> 23 bis 26:1 angegeben, das in der Zukunft durch Verbesserung des <strong>Anbau</strong>es auf etwa<br />
50 erhöht werden soll. Ebenfalls beachtliche Spannen sind in der Literaturrecherche <strong>von</strong> SCHOL und<br />
KAULFUß (1995) vorzufinden. Für schnellwachsende Hölzer wird eine Spanne <strong>von</strong> 17,3 : 1 bis 28,8 : 1; für<br />
Miscanthus <strong>von</strong> 7,6 : 1 (Pellets) bis 24,8 : 1 (Ballen); für Getreideganzpflanzen 4,5 bis 15,8 sowie für<br />
Heuballen 10 : 1 angegeben.<br />
Die absolute Höhe der Energiebilanzen sagt noch nichts darüber aus, ob die energetische Nutzung <strong>von</strong><br />
fester Biomasse - abgesehen vom Treibhauspotential aufgrund der weitgehenden CO 2-Neutralität - auch<br />
hinsichtlich der Emissionen gegenüber den fossilen Energieträgern zu bevorzugen ist. Nach BECHER und<br />
KALTSCHMITT (1997) kann feste Biomasse zu höheren Stoffreisetzungen im Vergleich zu substituierbaren<br />
fossilen Energieträgern führen. Dabei weisen Hölzer wegen ihrer stofflichen Zusammensetzung geringere<br />
Emissionen als halmgutartige Biomassen auf und sollten deshalb bevorzugt werden. Von den möglichen<br />
Nutzungskonzepten wäre zur Zeit die Zufeuerung <strong>von</strong> Biomasse in Stein- und Braunkohlekraftwerken<br />
aus energetischer und ökologischer Sicht sowie aus Kostengründen sinnvoll.<br />
5.1.4 Lagerung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong><br />
Bei den in Quaderballen geernteten <strong>Energiepflanzen</strong> (Getreide, Gras) wurde nach der Ernte die Temperatur<br />
gemessen, um mögliche Erwärmungen zu erkennen. Die Ballen wurden im Freien gelagert und <strong>mit</strong><br />
einer Kunststoffplane abgedeckt. Nach circa einem Jahr wurden einige Ballen geöffnet, um den Zustand<br />
zu kontrollieren.<br />
Die Ballen wiesen bei der Ernte Innentemperaturen <strong>von</strong> ungefähr 25 bis 40 °C auf (s. Tab. 8). Bei der<br />
Wintertriticale 1995 erwärmten sich die Ballen in der 2. und 3. Woche auf knapp unter 50°C, kühlten<br />
danach aber wieder auf etwa 30°C ab. Dies ist auf den im Vergleich zu den anderen Jahren und Arten<br />
höheren Wassergehalt <strong>von</strong> 19 % zurückzuführen.<br />
Bei der Wintertriticale 1995 erwärmte sich ein Ballen sogar kurzfristig auf 60 °C, kühlte aber innerhalb<br />
<strong>von</strong> ungefähr 2 Wochen auf ca. 30 °C ab. Die Erwärmung dürfte auf den beim Pressen noch nicht vollständig<br />
abgetrockneten Anteil <strong>von</strong> Quecke zurückzuführen sein. Der erwärmte Ballen wies beim Öffnen<br />
nach über 3 Monaten nesterartig verteilt Schimmel auf.<br />
Bei den Ballen aus der Ernte 1994 wurden nach einjähriger Lagerung Lang- oder Bodenwanzen<br />
(Rhyparochromus vulgaris), die allerdings keine Schäden verursachen, und ein niedriger Besatz an Mäusen<br />
vorgefunden. Bei den bei der Ernte 1995 geenrteten Ballen wurden nach einjähriger Lagerung unter undichten<br />
Stellen der Abdeckplane Verschimmelungen im Ballen festgestellt. Außerdem waren in den<br />
Ballenstapeln ein sehr starker Befall <strong>mit</strong> Ratten sowie ein schwacher Befall <strong>mit</strong> Mäusen festzustellen. Es<br />
spricht also einiges dafür, Getreideganzpflanzenballen nicht sehr lange und möglichst unter einem stabilen<br />
Regenschutz (Dach) <strong>mit</strong> entsprechender vorbeugender Bekämpfung <strong>von</strong> Vorratsschädlingen zu lagern. In<br />
Ballen, die zumindest ein Jahr ‘überwintern’, nimmt der Wassergehalt offenbar infolge nicht vermeidbaren<br />
Wasserzuganges geringfügig zu, was zu Gärvorgängen und da<strong>mit</strong> höheren Temperaturen als bei der Ernte<br />
führen kann.<br />
24
Die 1996 geernteten Weiden in Müllheim wurden direkt nach der Ernte als Ganzpflanze in Bündeln und<br />
aufgestapelt am Feldrand ohne jede Abdeckung gelagert, um den Verlauf der Abtrocknung zu verfolgen.<br />
Der bei der Ernte festgestellte Wassergehalt <strong>von</strong> ca. 50 % reduzierte sich bis Ende Mai auf 20 % (s. Abb.<br />
18). Er blieb bis Anfang Oktober konstant bzw. nahm noch geringfügig weiter ab. Der Wassergehalt <strong>von</strong><br />
Holz aus Schnellwuchsplantagen wird aus Gründen der Logistik diskutiert. Zum einen wirkt er sich<br />
nachteilig auf Transportkosten aus, zum anderen ist er hinsichtlich der Hygiene der Atemluft beim Bedienungspersonal<br />
einer Biomasseanlage bedenklich, da sich bei der Lagerung <strong>von</strong> feuchten Holzhackschnitzeln<br />
Pilze und deren Sporen bilden können (JIRJIS 1995).<br />
Tab. 8: Lagerung <strong>von</strong> Quaderballen in Müllheim 1994 - 96 (Feld, Abdeckplane)<br />
Ballentemperatur nach Ernte Zustand nach<br />
Jahr Wasser- 1.Woche 2. Woche 3. Woche 4. Woche 1 Jahr Lager<br />
gehalt<br />
Einheit % °C °C °C °C<br />
W-Triticale 1994 4,7 26-28 20-25 allgemein:<br />
1995 18,9 30-60 37-46 32-47 28-36<br />
1996 8,3 36-39 28 ca. 20 % Feuchte,<br />
W-Roggen 1994 6,2 25-29 25-27 58°C<br />
1995 6,2 33 22 29-30 Ratten, Mäuse<br />
1996 23,2 32-37 Bodenwanzen<br />
W-Gerste 1994 20,1 27-33 28-35 24-25 z.T. Schimmel<br />
1995<br />
1996 11,2 30-31<br />
Gras 1994 3,8 30-32 20-27 25-36 21-24<br />
1995 7,3 29-30 27 30 20 % Feuchte,<br />
1996 9,3 26-28 24 70°C<br />
Bei der Lagerung <strong>von</strong> Energieganzpflanzen ist für mögliche Kraftwerkbetreiber der höhere Lagerraumbe-<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
% H 2 O<br />
0<br />
29.2. 31.05. 03.07. 1.8. 30.08. 1.10.<br />
29.2.96 31.5.96 3.7.96 1.8.96 30.8.96 1.10.96<br />
(Ernte)<br />
Wassergehalt (%) 49,4 19,4 15,4 12,1 16,4 16,7<br />
Abb. 18: Trocknung <strong>von</strong> Weidentrieben in Müllheim 1996 (Feld, ohne Abdeckplane)<br />
25
darf im Vergleich zum fossilen Energieträger <strong>von</strong> Bedeutung. In Tabelle 9 ist die Energiedichte <strong>von</strong> in<br />
Ballen geernteten <strong>Energiepflanzen</strong> im Vergleich zu Weidenhäcksel dargestellt.<br />
Die Getreideganzpflanzen haben bei einem Raumgewicht zwischen etwa 200 und 250 kg pro Kubikmeter<br />
eine gegenüber Steinkohle fast 6-fach geringere Energiedichte, d.h. sie benötigen fast 6 mal soviel Lagerraum<br />
bei der gleichen Energiemenge. Die Gerste <strong>mit</strong> einem i.d.R. hohen Kornanteil im Ballen beansprucht<br />
weniger Volumen als Roggen und Triticale (s. auch Anhang Tab. A 21-32). Im Vergleich zu<br />
leichtem Heizöl benötigen Quaderballen <strong>mit</strong> Getreideganzpflanzen etwa 10-mal mehr Lagerraum.<br />
Der im Rundballen geerntete Hanf hat <strong>von</strong> den dargestellten Biomassen die geringste Energiedichte aufgrund<br />
des geringen Raumgewichtes. Sie liegt aber <strong>mit</strong> 2,7 GJ/m³ noch über einem Strohballen <strong>mit</strong> etwa 2<br />
GJ/m³. Die Energiedichte <strong>von</strong> Grasballen liegt zwischen Hanf und Getreide. Diejenige <strong>von</strong> Weidenhäckselgut<br />
ist <strong>mit</strong> der <strong>von</strong> Gersteganzpflanzen in Quaderballen vergleichbar.<br />
Tab. 9: Lagerraumbedarf ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong><br />
W-Triticale W-Roggen W-Gerste Hanf Gras Weide<br />
Raumgewicht dt/m³<br />
(86 % TS)<br />
Quaderballen 2,07 2,06 2,47 - 2,00 -<br />
Rundballen - - - 1,70 - -<br />
Häcksel - - - - - 2,50<br />
Heizwert H u J/g (lftr.) 15564 15795 15510 15576 15296 16566<br />
Energiedichte GJ/m³ 3,2 3,3 3,8 2,7 3,1 3,7<br />
rel. zu Steinkohle * x:1 6,3 6,3 5,3 7,4 6,5 5,4<br />
rel. zu Heizöl ** x:1 11,3 11,2 9,4 13,2 11,6 9,6<br />
* 1 m³ = ca. 800kg = ca. 20 GJ; ** Heizöl EL = 35,615 GJ/m³<br />
5.1.5 Aspekte des umweltgerechten <strong>Anbau</strong>es <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong><br />
Im folgenden Kapitel wird auf die zwei wichtigsten Aspekte einer umweltgerechten Landbewirtschaftung,<br />
den Einsatz <strong>von</strong> Dünge- und Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teln, eingegangen.<br />
Beim Pflanzenschutz darf vereinfacht da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß die Form - mechanisch oder<br />
chemisch - sowie die Art und die Zahl der Anwendungen <strong>von</strong> Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teln eine gewisse Aussagekraft<br />
über den Grad der umweltgerechten Bewirtschaftung besitzen.<br />
Bei Hanf und den mehrjährigen Kulturen Gras, Topinambur und Weiden wurden keine Pflanzenschutz<strong>mit</strong>tel<br />
eingesetzt (s. auch Anhang Tab. A 1 - 9). Bei Miscanthus wurde vor der Pflanzung und im 1. bzw.<br />
2. Aufwuchsjahr Unkraut chemisch sowie mechanisch bekämpft. Im 3. Jahr nach der Pflanzung war keine<br />
Unkrautbekämpfung mehr notwendig. Bei den übrigen Kulturen wurde das Unkraut <strong>mit</strong> ein bis zwei<br />
Herbizidanwendungen (Getreide) bzw. zusätzlich <strong>mit</strong> der Unkrauthacke (Mais, Hirse) bekämpft. Andere<br />
Pflanzenschutz<strong>mit</strong>tel als Herbizide kamen in keinem Fall zur Anwendung.<br />
Tab. 10: Pflanzenschutz bei ausgewählten <strong>Energiepflanzen</strong> an den Versuchsstandorten<br />
(Zahl der Anwendungen)<br />
Getreide Mais Hirse Hanf Gras Misc. Topinambur Weiden<br />
Unkrautbekämpfung<br />
- mechanisch 0 1 1 0 0 1<br />
0 0<br />
(1. Jahr)<br />
- chemisch 1 - 2 1 - 2 1 - 2 0 0 1<br />
0 0<br />
(vor<br />
Pflanz.)<br />
Sonst. Pflanzenschutz 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Um die Auswirkungen des <strong>Anbau</strong>s <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> und der Ernte <strong>von</strong> Ganzpflanzen auf die Bodenfruchtbarkeit<br />
und ggfs. auf die Grundwasserqualität zu erfassen, wurden im Rahmen des Vorhabens<br />
26
Bodenuntersuchungen durchgeführt. Es wurden jährlich die N min-Rückstände im Boden nach der Ernte<br />
gemessen sowie eine Grundbodenuntersuchung (P, K, Mg, pH-Wert, Humus, Gesamt-N) durchgeführt,<br />
um die Auswirkungen der vollständigen Abfuhr des oberirdischen Aufwuchses u. a. auch auf den<br />
Humusgehalt zu erfassen.<br />
In Tabelle 11 ist zu erkennen, daß der <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> hinsichtlich der Auswaschungsgefahr<br />
<strong>von</strong> Nitrat aus dem Boden ins Grundwasser nach der Ernte insgesamt eine eher geringe Gefahr darstellt,<br />
da die N min-Werte nach der Ernte zwischen 2 und 61 kg N/ha lagen. Eine Ausnahme hier<strong>von</strong> bildet<br />
Binsdorf, wo die N min-Werte bei Getreide im Jahr 1995 bei über 200 kg N bzw. in den beiden übrigen<br />
Jahren bei 55 bis über 80 kg N/ha und da<strong>mit</strong> höher als beim Getreide in Müllheim lagen. Dies dürfte vor<br />
allem auf die während der Vegetationsperiode lang anhaltende Mineralisierung <strong>von</strong> Stickstoff - also auch<br />
noch bei der Getreideernte - in dem stark humosen Boden zurückzuführen sein. Die Stickstoffdüngergaben<br />
beim Getreide waren in Binsdorf <strong>mit</strong> maximal 90 kg N/ha sogar niedriger als in Müllheim<br />
(s. Anhang Tab. A 17-20). Die niedrigsten N min-Werte in Müllheim wurden unter Gras <strong>mit</strong> Werten unter<br />
10 kg N/ha gemessen. Ebenfalls niedrige Werte wurden unter den Weiden vorgefunden, wo im Herbst<br />
bzw. Frühjahr die Werte zwischen 2 und 12 kg N/ha lagen.<br />
Tab. 11: Bodenuntersuchungen bei ausgewählten Versuchsparzellen bzw. <strong>Energiepflanzen</strong> in<br />
Müllheim und Binsdorf 1994 - 96<br />
Standort/ Kultur Jahr Humus pH P 2O 5 K 2O N min bei Ernte<br />
Parzelle % mg/100g mg/100g kg N/ha (0-90 cm)<br />
M ü l l h e i m<br />
Parz. 2 W-Gerste 1994 1,8 5,8 12 23 26<br />
W-Roggen 1995 1,7 6,6 13 30 34<br />
W-Triticale 1996 1,2 6,0 12 27 31<br />
Parz. 4 Mais 1994 1,7 6,8 11 17 61<br />
S-Triticale 1995 1,6 6,6 13 25 13<br />
W-Gerste 1996 1,4 6,2 10 22 17<br />
Parz. 8 W-Roggen 1994 1,8 6,1 16 19 16<br />
Miscanthus 1995 1,7 6,3 17 25 45<br />
Miscanthus 1996 1,9 6,3 15 24 4<br />
Parz. 9 Gras 1994 2,2 7,0 19 15 5<br />
1995 2,1 6,4 17 18 8<br />
1996 1,8 6,7 20 21 5<br />
Parz. 10 Topinambur 1994 n.a. 5,8 12 14 n.a.<br />
1995 2,3 6,7 15 22 43<br />
1996 2,6 6,5 15 24 23<br />
Parz. 11 Weiden 1994 2,4 6,5 15 15 10<br />
1995 2,2 6,5 19 19 12<br />
1996 2,7 6,7 18 20 2<br />
B i n s d o r f<br />
Parz. 1 S-Triticale 1994 8,5 6,5 5 8 73<br />
W-Roggen 1995 n.a. n.a n.a. n.a. 165<br />
W-Gerste 1996 8,5 .6,8 6 8 75<br />
Parz. 3 Hafer 1994 10,1 6,7 4 6 82<br />
W-Triticale 1995 n.a. n.a. n.a. n.a. 221<br />
W-Roggen 1996 9,9 6,2 7 9 55<br />
n.a. = nicht analysiert<br />
Weiterhin beachtenswert ist der Verlauf des Humusgehaltes bei den verschiedenen Fruchtfolgen bzw.<br />
Kulturen in den drei Untersuchungsjahren. Bei den reinen Getreidefruchtfolgen in Müllheim (ohne jeden<br />
27
Humusersatz wie z.B. Stroh oder Zwischenfrüchte) zeigt sich deutlich, daß bei der Ernte der Getreideganzpflanzen<br />
(Korn und Stroh) der Humusgehalt jährlich zurückgeht.<br />
In der Parzelle 8, wo auf Winterroggen zwei Jahre Miscanthus folgen, deutet sich dagegen eine Zunahme<br />
des Humusgehaltes an (s. Anhang Tab. A 13). Sie ist auf die bei der Ernte bereits überwiegend abgefallenen<br />
und auf dem Feld verbleibenden Blattreste, die Zunahme der Wurzelmasse sowie die fehlende<br />
Bodenbearbeitung zurückzuführen. Bei den übrigen mehrjährigen Kulturen Gras, Topinambur und<br />
Weiden, die 1993 bzw. 1994 auf Ackerland gesät bzw. gepflanzt wurden, ist ein ähnlicher Effekt zu<br />
beobachten.<br />
Bemerkenswert hinsichtlich der Versorgung des Bodens <strong>mit</strong> den Hauptnährstoffen Phosphor und Kalium<br />
ist ferner, daß bei den mehrjährigen Kulturen (wie z.B. bei den Weiden) auch bei fehlender Grunddüngung<br />
die Gehalte im Oberboden ansteigen. Dies dürfte vor allem bei den Weiden <strong>mit</strong> nicht jährlicher<br />
Ernte, aber auch beim Topinambur und Miscanthus, unter anderem auf eine Rückfuhr <strong>von</strong> Nährstoffen<br />
(die über die Wurzeln aus tieferen Schichten akkumuliert wurden) durch die auf dem Acker verbleibenden<br />
Blätter zurückzuführen sein.<br />
5.1.6 Inhaltliche Zusammensetzung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong><br />
Brennstoffanalysen<br />
Um das Verbrennungsverhalten und die möglichen Auswirkungen der Verbrennung auf die Feuerungsanlage<br />
grob abschätzen zu können, wurden alle im Forschungsvorhaben geernteten <strong>Energiepflanzen</strong> hinsichtlich<br />
ihrer einen Brennstoff charakterisierenden Eigenschaften untersucht. Er<strong>mit</strong>telt wurden die<br />
Gehalte an Stickstoff, Schwefel und Chlor sowie an flüchtigen Bestandteilen, festem Kohlenstoff und<br />
Asche. Die Gehalte an Stickstoff, Schwefel und Chlor sind für die Emissionen <strong>von</strong> NO x, SO 2 und HCl<br />
verantwortlich und werden daher eher als unerwünschte Bestandteile eines Brennstoffs betrachtet. Das<br />
Chlor kann darüberhinaus zu Hochtemperaturkorrosion an Überhitzer- und Verdampferheizflächen <strong>von</strong><br />
Dampferzeugern führen. Die Anteile an flüchtigen Bestandteilen und festem Kohlenstoff charakterisieren<br />
den Brennstoff in seiner Verbrennungs- und Entgasungseigenschaft. Als weitere wichtige Größe wurde<br />
der obere Heizwert (Brennwert) der Brennstoffe er<strong>mit</strong>telt, aus dem wiederum der untere Heizwert<br />
berechnet wurde. Der Rohprotein- bzw. der Stickstoffgehalt wurde untersucht, um Anhaltswerte über den<br />
Stickstoffentzug <strong>von</strong> Ganzpflanzen zu erhalten. Ferner wurden die Lignin- und Cellulosegehalte der<br />
Ganzpflanzen analysiert. Hohe Zellulose- (und Trockensubstanz-gehalte) erlauben Aussagen über die<br />
Eignung <strong>von</strong> Biomassen zur energetischen und stofflichen Verwertung unter Minimaleinsatz <strong>von</strong> Produktions<strong>mit</strong>teln.<br />
Um die Eignung der Biomasse für eine Zufeuerung in einer Kohlenstaubfeuerung zu er<strong>mit</strong>teln, müssen<br />
nach SIEGLE et al. (1996) die Auswirkungen auf die Verbrennungsanlage und die Rauchgasreinigung<br />
geprüft werden. Basierend auf den Brennstoffanalysen kann durch Vergleich der Biomassen <strong>mit</strong> dem<br />
Auslegungsbrennstoff Steinkohle abgeschätzt werden, ob Auswirkungen auf den Kessel und die nachgeschalteten<br />
Rauchgasreinigungen zu erwarten sind. In Tabelle 12 sind die Kennwerte für die Brennstoffbreite<br />
dargestellt, für die Steinkohletrockenfeuerungen im allgemeinen ausgelegt sind. Die Einschränkung<br />
des Heizwertes und des Wassergehaltes der Kohle geht dabei auf die Auslegung der Kohlemühlen zurück.<br />
Der Aschegehalt bestimmt die Größe der Entstaubungs- und Entschlackungseinrichtung, wird aber auch<br />
durch einen Sicherheitszuschlag bei der Auslegung der Berührungsheizflächen aufgrund der<br />
Erosionsbeanspruchung berücksichtigt. Der Schwefelgehalt ist Auslegungsgrundlage für die Rauchgasentschwefelungsanlage<br />
(REA) und die Luftvorwärmer. Die Feuerraumendtemperatur wird nach der zu<br />
erwartenden Ascheerweichungstemperatur ausgelegt. Vor Eintritt in die Konvektivheizflächen sollte die<br />
Rauchgastemperatur die Erweichungstemperatur der Asche nicht wesentlich überschreiten, um eine Verschlackung<br />
der Berührungsheizflächen zu vermeiden.<br />
28
Tab. 12: Auslegungsgrundlagen für eine Steinkohlenfeuerung<br />
Heizwert MJ/kg 24,7 - 30,5<br />
Wassergehalt % max. 13<br />
Aschegehalt % max. 16<br />
Schwefelgehalt % max. 1,4<br />
Feuerraumendtemperatur °C 1150 - 1300<br />
Brennwert<br />
Der Brennwert der untersuchten Ganzpflanzen liegt bei den nicht holzartigen <strong>Energiepflanzen</strong> durchschnittlich<br />
zwischen ca. 18.500 und 19.500 J/g (Joule/Gramm), bei den holzartigen zwischen 19.500 und<br />
knapp 21.000 J/g (s. Tab. 14). Er unterscheidet sich bei Getreide- und Maisganzpflanzen nicht <strong>von</strong> dem<br />
der Körner (s. Abb. 19). Bei den Ölpflanzen Sonnenblume und Raps ist der Brennwert der ölhaltigen<br />
Körner deutlich höher und liegt im Bereich der Steinkohle. Die Werte der Ganzpflanzen sind aufgrund<br />
des sehr geringen Kornanteils im Erntegut bzw. in der Probe nicht höher als bei Getreideganzpflanzen.<br />
Sie streuen bei den einzelnen Kulturen in einem sehr engen Bereich (s. Anhang Tab. A 63). Der Brennwert<br />
des Strohs entspricht in etwa dem der Getreide- bzw. Maiskörner (s. Tab. 13).<br />
35000<br />
J/g (wasserfei)<br />
Ganzpflanze<br />
Korn<br />
30000<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
Hafer<br />
S-Triticale<br />
S-Roggen<br />
W-Triticale<br />
W-Roggen<br />
W-Gerste<br />
Mais<br />
Sonnenblumen<br />
Raps<br />
Steinkohle Gött.<br />
Abb. 19: Durchschnittlicher Brennwert <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanzen und Korn)<br />
Tab. 13: Brennstoffanalysen <strong>von</strong> Stroh (Werte auf wasserfrei bezogen)<br />
Sommer-<br />
Gerste<br />
Flüchtige<br />
%<br />
Asche<br />
%<br />
Fixed C<br />
%<br />
S<br />
%<br />
S<br />
g/MJ<br />
N<br />
%<br />
N<br />
g/MJ<br />
Cl<br />
%<br />
Cl<br />
g/MJ<br />
Brennwert<br />
Ho (J/g)<br />
78,65 4,27 17,08 0,12 0,06 0,61 0,29 0,4 0,2 20.544<br />
Mais 78,51 4,74 16,75 0,11 0,06 0,84 0,45 0,31 0,17 18.470<br />
Somnnenbumen<br />
79,99 4,28 15,72 0,05 0,023 0,91 0,43 0,14 0,08 21.023<br />
29
Flüchtigengehalt<br />
Die durchschnittlichen Flüchtigengehalte (in der Trockenmasse) der untersuchten Biomassen liegen im<br />
Bereich <strong>von</strong> 75 % bei Glatthafer und über 87 % bei Hanf (s. Tab. 14). Die Kornanalysen ergeben Werte<br />
im gleichen Bereich (s. Tab. 15). Die Spanne der Werte bei den einzelnen Kulturen ist sehr eng (s. Anhang<br />
Abb. A 58). Der niedrigste Einzelwert liegt bei Glatthafer bei 74 %, der höchste bei Hanf <strong>mit</strong> knapp<br />
89 %. Die Hölzer liegen im gleichen Bereich <strong>mit</strong> Ausnahme der Eiche, die 73 % aufweist. Dagegen<br />
wurden in den untersuchten Chargen der Steinkohle Flüchtigengehalte <strong>von</strong> durchschnittlich etwas mehr<br />
als 30 % gemessen.<br />
Durch den hohen Flüchtigengehalt der Biomassen erfolgt die Verbrennung zu einem größeren Anteil in<br />
homogenen Gasreaktionen. Verbunden <strong>mit</strong> der früheren Freisetzung der Flüchtigen bei bereits 300 °C<br />
(Steinkohle bei 450 bis 500 °C) wird zunächst eine schnellere Zündung der Biomasse vermutet. Diese<br />
weist jedoch einen höheren Wassergehalt auf, der beim Eintritt in die Brennkammer zunächst (isotherm)<br />
verdampft werden muß. Deshalb erfolgt eine im Vergleich zur Kohle verzögerte Zündung, gefolgt <strong>von</strong><br />
einem rascheren Abbrand.<br />
Aschegehalt<br />
Die Aschegehalte (bezogen auf die Trockenmasse) bei nicht verholzten Ganzpflanzen sind <strong>mit</strong> durchschnittlichen<br />
Werten zwischen knapp 2 % bei Hanf und über 9 % beim Weidelgras weit gestreut (s. Tab.<br />
14). Die Hölzer liegen <strong>mit</strong> Werten unter 0,5 % am niedrigsten, wobei Fichtenreisig und die Hölzer aus<br />
Schnellwuchsplantagen höhere Aschegehalte aufweisen, die im Bereich <strong>von</strong> Hanf und darüber liegen. Bei<br />
den einzelnen Kulturen (Ganzpflanzen) streuen die Werte z.T. erheblich (s. Anhang Abb. A 59). Am<br />
stärksten bei den Sonnenblumen, die <strong>mit</strong> dem Höchstwert <strong>von</strong> 9,8 % im Bereich der Steinkohle liegen.<br />
Der zweithöchste Einzelwert wurde beim Deutschen Weidelgras <strong>mit</strong> 9,5 % gemessen, der niedrigste <strong>mit</strong><br />
1,5 % beim Hanf. In den Körnern <strong>von</strong> Getreide und Mais wurden niedrige Aschegehalte zwischen ca. 1,8<br />
und 3 % vorgefunden (s. Abb. 20).<br />
10<br />
Asche % (wasserfrei)<br />
Ganzpflanze<br />
Korn<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Hafer<br />
S-Triticale<br />
S-Roggen<br />
W-Triticale<br />
W-Roggen<br />
W-Gerste<br />
Mais<br />
Sonnenblumen<br />
Raps<br />
Steinkohle Gött.<br />
Abb. 20: Aschegehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanze und Korn)<br />
Sie liegen da<strong>mit</strong> im Bereich der Hölzer aus Schnellwuchsplantagen, während die ölhaltigen Körner <strong>von</strong><br />
Sonnenblumen und Raps Gehalte um 4 % aufweisen. Die Gehalte bei Stroh <strong>von</strong> Sommergerste, Mais und<br />
30
Sonnenblume liegen zwischen 4,3 und 4,8 % (s. Tab. 13). Der Restkoksgehalt weist Werte zwischen 11 %<br />
für das Sonnenblumenstroh und 19 % für das Fichtenreisig auf. Auch die Weide liegt <strong>mit</strong> über 18 % im<br />
oberen Wertebereich.<br />
Gesamtkohlenstoffgehalt<br />
Bei den einzelnen <strong>Energiepflanzen</strong> weisen sowohl die Ganzpflanze als auch die Körner beim Gesamtkohlenstoff,<br />
durchschnittliche Gehalte (bezogen auf die Trockenmasse) zwischen ca. 44 % (Pappel) und<br />
über 53 % (Kiefer und Fichte) auf (s. Tab. 14 u. 15). Die Hölzer liegen <strong>mit</strong> Ausnahme <strong>von</strong> Weiden und<br />
Pappel über 50 %.<br />
Wasserstoff<br />
Der Wasserstoffgehalt in der Trockenmasse liegt bei allen untersuchten Ganzpflanzen und Kornteilen<br />
zwischen 5,5 und 6,5 % ohne Unterschied zwischen verholzten und nicht verholzten Pflanzen.<br />
Stickstoff<br />
In Abbildung 21 ist der deutlich höhere Stickstoffgehalt (bezogen auf den Brennwert) der Körner im<br />
Vergleich zu den Ganzpflanzen zu erkennen. Er liegt im Durchschnitt bei 0,8 und 1,1 g/MJ bzw. 1,7 und<br />
2,7 Gew. % i. TM. In den körnerhaltigen Ganzpflanzen incl. Gras sind durchschnittlich zwischen 0,5 und<br />
1,0 g/MJ bzw. 0,9 und 1,8 % vorzufinden. Bei samenlos geernteten und analysierten Faserpflanzen liegt<br />
der Stickstoffgehalt zwischen 0,4 % bei Miscanthus und 0,6 % bei Hanf. Der hier untersuchte Kenaf<br />
enthält etwa 1,1 % Stickstoff. Die Waldresthölzer weisen <strong>mit</strong> circa 0,1 % sehr niedrige Werte auf und<br />
unterscheiden sich untereinander nur sehr geringfügig. Lediglich die Vertreter der Schnellwuchsplantagen,<br />
Weide und Pappel, sowie das Fichtenreisig haben einen etwas höheren Stickstoffgehalt. Dies ist auf den<br />
hohen Rindenanteil dieser sehr dünnastig geernteten Biomassen sowie die beim Fichtenreisig <strong>mit</strong>untersuchten<br />
Fichtennadeln zurückzuführen. Die Gehalte der Ganzpflanzen streuen erheblich (s. Anhang Abb.<br />
A 60). Beim Getreide liegen die Tiefstwerte um 0,3 g/MJ und bewegen sich da<strong>mit</strong> im Bereich der<br />
Höchstwerte der ‘strohartigen’ Pflanzen Hanf, Miscanthus und Topinambur bzw. der Plantagenhölzer<br />
Weide und Pappel. Die Höchstwerte des Getreides kommen an den unteren Bereich der Werte des<br />
Deutschen Weidelgrases heran. Im untersuchten Stroh lagen die Werte zwischen 0,6 und 0,9 % bzw. 0,3<br />
und 0,4 g/MJ und da<strong>mit</strong> unter den Werten der Ganzpflanzen bzw. im Bereich der ‘strohartigen’ Ganzpflanzen<br />
(s. Tab. 13).<br />
1,20<br />
N g/MJ (wasserfrei)<br />
Ganzpflanze<br />
Korn<br />
1,00<br />
0,80<br />
0,60<br />
0,40<br />
0,20<br />
0,00<br />
Hafer<br />
S-Triticale<br />
S-Roggen<br />
W-Triticale<br />
W-Roggen<br />
W-Gerste<br />
Mais<br />
Sonnenblumen<br />
Raps<br />
Steinkohle Gött.<br />
Abb. 21: Stickstoffgehalte <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanze und Korn)<br />
31
Tab. 14: Mittlere Brennstoffeigenschaften <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> an 5 Standorten (oberirdische Biomasse)<br />
1993-96 G a n z p f l a n z e n (Werte bezogen auf wasserfrei)<br />
Flüchtige<br />
%<br />
Asche<br />
%<br />
Fixed C<br />
%<br />
C<br />
%<br />
H<br />
%<br />
O<br />
%<br />
S<br />
%<br />
S<br />
g/MJ *<br />
N<br />
%<br />
N<br />
g/MJ *<br />
Cl<br />
%<br />
Cl<br />
g/MJ *<br />
Brennwert<br />
Ho (J/g)<br />
Hafer 77,31 6,28 16,40 46,76 5,62 39,63 0,17 0,09 1,23 0,66 0,48 0,26 18658 17556<br />
S-Triticale 77,57 5,46 17,04 46,61 5,72 40,97 0,11 0,08 1,21 0,65 0,39 0,21 18598 17534<br />
S-Roggen 78,66 4,41 16,93 48,04 5,60 40,77 0,12 0,06 1,31 0,67 0,30 0,15 19492 18228<br />
W-Triticale 79,02 4,06 16,91 47,48 5,84 41,63 0,10 0,05 1,13 0,61 0,37 0,20 18614 17475<br />
W-Roggen 79,53 3,92 16,55 48,70 5,70 40,59 0,10 0,06 0,90 0,48 0,47 0,28 18771 17598<br />
W-Gerste 78,69 4,56 16,76 48,47 5,77 39,94 0,10 0,06 0,98 0,53 0,40 0,22 18479 17268<br />
Mais 79,97 4,17 15,86 46,99 5,16 41,97 0,14 0,07 1,17 0,62 0,34 0,18 18996 17925<br />
Hirse 77,80 6,62 15,61 46,38 5,64 38,58 0,12 0,06 1,10 0,57 0,46 0,24 19173 17942<br />
Hanf 87,34 1,96 11,72 47,68 5,87 43,80 0,06 0,03 0,56 0,30 0,12 0,06 18490 17215<br />
Kenaf 79,82 4,63 15,56 45,94 0,19 0,09 1,09 0,55 0,30 0,15 19519 18338<br />
Raps ** 80,86 6,02 13,12 47,92 5,68 38,70 0,39 0,20 1,20 0,62 0,19 0,10 19087 17848<br />
Sonnenblumen ** 79,23 7,04 13,74 44,55 4,91 38,87 0,12 0,07 1,17 0,65 0,21 0,12 18755 15415<br />
Heizwert<br />
Hu (J/g)<br />
Malve *** 79,83 3,79 16,80 0,13 0,07 0,37 0,20
Tab. 15: Mittlere Brennstoffeigenschaften <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> an 5 Standorten (Korn)<br />
1993-96 K o r n (Werte bezogen auf wasserfrei)<br />
Flüchtige<br />
%<br />
Asche<br />
%<br />
Fixed C<br />
%<br />
C<br />
%<br />
H<br />
%<br />
O<br />
%<br />
S<br />
%<br />
S<br />
g/MJ *<br />
N<br />
%<br />
N<br />
g/MJ *<br />
Cl<br />
%<br />
Cl<br />
g/MJ *<br />
Brennwert<br />
Ho (J/g)<br />
Hafer 79,84 2,92 17,24 49,40 5,58 39,98 0,16 0,08 1,96 1,02
0,35<br />
S g/MJ (wasserfrei)<br />
Ganzpflanze<br />
Korn<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,00<br />
Hafer<br />
S-Triticale<br />
S-Roggen<br />
W-Triticale<br />
W-Roggen<br />
W-Gerste<br />
Mais<br />
Sonnenblumen<br />
Raps<br />
Steinkohle Gött.<br />
Abb. 22: Durchschnittlicher Schwefelgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanzen und Korn)<br />
Schwefel<br />
Die Schwefelgehalte der untersuchten Biomassen liegen im Vergleich zur Steinkohle insgesamt auf einem<br />
deutlich niedrigerem Niveau (s. Abb. 22). Die Hölzer haben, <strong>von</strong> der Eiche abgesehen, eine etwa halb so<br />
hohe Konzentration an Schwefel aufzuweisen wie die übrigen Biomassen. Eine Ausnahme unter den<br />
einjährigen landwirtschaftlichen Kulturarten bildet der Hanf, der ähnliche Gehalte wie die Hölzer aufweist.<br />
Die Streubreite der einzelnen Kulturen ist deutlich geringer als bei den vorliegenden Steinkohlechargen<br />
(s. Anhang Abb. A 61). Der Gehalt an Schwefel in den Körnern entspricht weitgehend dem der<br />
kornhaltigen Ganzpflanzen bzw. ist teilweise etwas niedriger. Daraus läßt sich ableiten, daß Korn und<br />
Stroh weitgehend die gleichen Schwefelgehalte haben.<br />
Von allen Biomassen hebt sich der Raps ab, der in den Ganzpflanzen sowie im Korn <strong>mit</strong> etwa 0,4 % bzw.<br />
0,2 % wesentlich höhere Schwefelkonzentrationen in der Trockenmasse aufweist. Sie liegen etwa<br />
zwischen denen der anderen landwirtschaftlichen Kulturarten und der Steinkohle. Bei allen Biomassen ist<br />
der Schwefelgehalt aufgrund seiner niedrigen Konzentration hinsichtlich einer Begrenzung bei der Mitverbrennung<br />
zu vernachlässigen. Er liegt an der unteren Meßgrenze der angewandten Bestimmungsmethode.<br />
Chlor<br />
Eine Schlüsselrolle unter den Inhaltsstoffen hat das Chlor für die technische Verbrennung. Es ist für die<br />
Hochtemperaturchlorkorrosion verantwortlich, kann aber auch an der Dioxin- und Furanbildung beteiligt<br />
sein und sollte deswegen in möglichst geringer Konzentration im Biobrennstoff vorliegen. Letztere stehen<br />
im Verdacht, kanzerogen zu sein.<br />
34
Die Chlorkonzentration - bezogen auf den für die Zufeuerung relevanten Brennwert - ist in der oberirdischen<br />
Biomasse der untersuchten <strong>Energiepflanzen</strong> im Durchschnitt, bei großen Schwankungen zwischen<br />
und innerhalb der Kulturen, höher als bei der Steinkohle (s. Abb. 23). Der höchste Wert <strong>von</strong> 0,84 g/MJ<br />
wurde im Deutschen Weidelgras nachgewiesen. Dies ist möglicherweise auf die Tatsache zurückzuführen,<br />
daß an dem Standort Binsdorf eine Straße direkt an der Grasparzelle vorbeiführt. Die Durchgangsstraße<br />
wird im Winter <strong>mit</strong> Streusalz (Chloridsalz) freigehalten, wobei das Schmelzwasser größtenteils auf die<br />
Parzelle abfließt. Dennoch scheinen Gräser generell höhere Chlorkonzentrationen als die übrigen <strong>Energiepflanzen</strong><br />
zu haben, da im Glatthafer aus Müllheim der zweithöchste Extremwert gemessen wurde. Die<br />
untersuchten Hölzer einschließlich Pappel enthielten die geringsten Chloranteile <strong>mit</strong> weniger als 0,1 %<br />
i. TM (Nachweisgrenze). Ähnlich niedrige Werte <strong>von</strong> kleiner 0,02 bis 0,17 % wurden im Hanf gefunden.<br />
0,9<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
Cl g/MJ (wasserfrei)<br />
Höchst-/Tiefstwert Median Mittelwert<br />
0,0<br />
Hafer<br />
S-Triticale<br />
S-Roggen<br />
W-Triticale<br />
W-Roggen<br />
W-Gerste<br />
Mais<br />
Hirse<br />
Hanf<br />
Kenaf<br />
Sonnenblumen *<br />
Raps *<br />
Glatthafer<br />
Dt. Weidelgras<br />
Miscanthus<br />
Topinambur<br />
Weiden<br />
Pappel<br />
Buche<br />
Eiche<br />
Fichte<br />
Kiefer<br />
Steinkohle Gött.<br />
Abb. 23: Chlorgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
Er liegt da<strong>mit</strong> im Bereich der Steinkohle. Beim Hanf wurde auch der Einfluß der Erntezeit auf den<br />
Chlorgehalt deutlich. Die Gehalte beim zweiten Erntetermin im Februar bzw. März liegen an beiden<br />
Standorten um das 6- bis 8-fache niedriger als im Oktober. Dies ist nach LEWANDOWSKY (1996) infolge<br />
der Chlorauswaschung aus den Pflanzen durch die Niederschläge zu erwarten, die am Standort Binsdorf<br />
(<strong>mit</strong> der 8-fachen Verringerung der Chlorkonzentration) höher sind als am Standort Müllheim.<br />
Im Durchschnitt liegen die Chlorgehalte der Getreideganzpflanzen über denen der ‘Faserpflanzen’ bzw.<br />
strohreichen Ölpflanzen. Auffallend sind die großen Schwankungen bei den einzelnen Kulturen. Sie sind<br />
in den Unterschieden zwischen den Jahren und Standorten zu suchen (s. Anhang Tab. A 63). Am Standort<br />
Binsdorf weisen im Durchschnitt der Jahre Sommerroggen, Wintertriticale und Winterroggen niedrigere<br />
Gehalte auf als die in Müllheim angebauten Kulturen. Die Ursachen könnten die höheren und da<strong>mit</strong><br />
Chloridauswaschung fördernden Niederschläge in Binsdorf sowie der dort in geringerem Umfang eingesetzte<br />
Kalidünger sein (s. Anhang Tab. A 17 ff).<br />
Die Chlorkonzentration in den untersuchten stärke- und ölhaltigen Körnern liegt im Durchschnitt deutlich<br />
unter denen der Ganzpflanzen (s. Abb. 24). Am niedrigsten wurde sie beim Rapskorn <strong>mit</strong> 0,01 g/MJ<br />
35
vorgefunden. Diese Konzentration liegt noch unter dem niedrigsten Wert, der bei Kohle <strong>mit</strong> 0,05 g/MJ<br />
gemessen wurde. Eine ebenfalls geringe Konzentration wurde im Haferkorn <strong>mit</strong> unter 0,1 % festgestellt.<br />
Die höchsten durchschnittlichen Gehalte im Korn wurden bei Wintertriticale, Winterroggen, Sommertriticale<br />
und Mais gemessen. In den Körnern sind die Chlorgehalte i.d.R. geringer als in der Ganzpflanze<br />
(vgl. Anhang Tab. A 63 und A 64). Die höheren Konzentrationen in den Ganzpflanzen sind also durch<br />
die chlorreicheren Strohanteile zu begründen. Dagegen unterscheidet sich der auf den Brennwert bezogene<br />
Chlorgehalt <strong>von</strong> Stroh bzw. Korn bei Sonnenblumen und Mais nicht bzw. nur geringfügig (vgl.<br />
Tabellen 13 und 15).<br />
Das Korn:Strohverhältnis hat bei Getreide möglicherweise einen Einfluß auf den Chlorgehalt der Ganzpflanzen.<br />
Der Hafer weist die höchste Chlorkonzentration in der Ganzpflanze und die niedrigste aller<br />
Getreidearten im Korn auf (s. Tab. 16). Bei dem Korn : Strohverhältnis <strong>von</strong> 1 : 0,9 ist zu vermuten, daß<br />
das nicht analysierte Stroh wesentlich höhere Werte aufweist als z.B. Sommertriticale und Sommerroggen.<br />
Sommertriticale hat bei etwa 2,5-mal höherem Strohanteil den gleichen Chlorgehalt in der Ganzpflanze,<br />
obwohl sie mehr als doppelt so hohe Werte im Stroh aufweist. Vergleicht man Sommerroggen und<br />
Wintergerste, kann vermutet werden, daß bei etwa gleicher Konzentration <strong>von</strong> Chlor im Korn (und<br />
möglicherweise im Stroh) der 2,5-mal höhere Strohanteil beim Roggen den etwa doppelt so hohen Chlorgehalt<br />
in der Ganzpflanze bewirkt.<br />
0,30<br />
Cl g/MJ (wasserfei)<br />
Ganzpflanze<br />
Korn<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,00<br />
Hafer<br />
S-Triticale<br />
S-Roggen<br />
W-Triticale<br />
W-Roggen<br />
W-Gerste<br />
Mais<br />
Sonnenblumen<br />
Raps<br />
Steinkohle Gött.<br />
Abb. 24: Chlorkonzentration in <strong>Energiepflanzen</strong> (Ganzpflanzen bzw. Korn)<br />
Zur Abschätzung des Einflusses der Kalidüngerform auf die Chlorkonzentration in <strong>Energiepflanzen</strong><br />
wurde 1995 ein Tastversuch (54m²-Parzellen ohne Wiederholung) <strong>mit</strong> Sommerroggen in Müllheim<br />
durchgeführt. Der Roggen wurde <strong>mit</strong> Kaliumchlorid- sowie Kaliumsulfatdünger im späten Frühjahr<br />
(27.4.1995) gedüngt (s. Tab.17).<br />
36
Tab. 16: Einfluß des Korn:Strohverhältnisses auf den Chlorgehalt der Getreideganzpflanzen<br />
(Median)<br />
Einheit Hafer S-Triticale S-Roggen W-Triticale W-Roggen W-Gerste<br />
Korn:Stroh 1: 0,9 2,4 2,5 1,5 1,6 1,0<br />
(Erntegut)<br />
Chlorgehalt<br />
Korn % *
Anhand der Brennstoffanalysen ist zu erkennen, daß die Energiegräser im Vergleich zu den übrigen<br />
untersuchten Biomassen die höheren Konzentrationen an unerwünschten Bestandteilen sowie die größeren<br />
Streubreiten aufweisen. Der Schwefelgehalt aller untersuchter Biomassen ist wesentlich niedriger als<br />
bei der Steinkohle.<br />
Die Gehalte der Biomassen in den Abbildungen sind auf die Brennwerte (in MJ=Megajoule) bezogen, da<br />
die Mitverbrennung auf der thermischen Leistung der Brennstoffe basiert. Die Konzentrationen dieser<br />
Inhaltsstoffe bei den Biomassen sind dann wegen des niedrigeren Brennwertes höher als bei der Steinkohle.<br />
Lignin- und Cellulosegehalte<br />
Die untersuchten Biomassen unterscheiden sich in ihren Ligningehalten z.T. erheblich (s. Abb. 25). Die<br />
Getreidearten und Mais sowie die Gräser weisen die niedrigsten Gehalte <strong>mit</strong> 10 bis 15 % auf. Allerdings<br />
streuen die Gehalte bei derselben Kultur in verschiedenen Jahren erheblich, wie z.B. bei Wintertriticale in<br />
Müllheim (s. Anhang Tab. A 73). Der Ligningehalt im Jahr 1994 betrug 20 %, im Jahr 1996 9 %. Der<br />
höchste Wert bei Getreide wurde <strong>mit</strong> 22 % bei Winterroggen in Müllheim 1994 er<strong>mit</strong>telt. Da bei allen<br />
Getreidearten der höchste Gehalt im Jahr 1994 auftrat, ist anzunehmen, daß die Witterung großen Einfluß<br />
auf den Ligningehalt hat. Die übrigen Pflanzen wiesen Ligningehalte zwischen 15 und 28 % auf. Die<br />
höchsten Durchschnittswerte wurden bei Miscanthus, Topinambur, Raps, Sonnenblumen und der Weide<br />
gemessen.<br />
90<br />
% (atro)<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Hafer<br />
S-Triticale<br />
S-Roggen<br />
W-Triticale<br />
W-Roggen<br />
W-Gerste<br />
Mais<br />
Hirse<br />
Hanf<br />
Kenaf<br />
Raps<br />
Sonnenblumen<br />
Glatthafer<br />
Dt. Weidelgras<br />
Miscanthus<br />
Topinambur<br />
Weiden<br />
Pappel<br />
Lignin Hemicellulose (Pentosan) Holocellulose Rohcellulose Reincellulose<br />
Abb. 25: Lignin- und Cellulosegehalte <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
Als weitere chemische Bestandteile der oberirdischen Biomassen wurden die Cellulosegehalte untersucht.<br />
Der festgestellte Cellulosegehalt (Holocellulose) war beim Hanf <strong>mit</strong> durchschnittlich 85 % am höchsten.<br />
Dieser Wert liegt sogar über den in der Literatur angegebenen Werten <strong>von</strong> 60 bis 67 % (HESCH et al.<br />
1996). Ebenfalls <strong>mit</strong> hohen Gehalten zwischen 65 und 80 % war Cellulose der Hauptbestandteil bei<br />
Weide, Miscanthus, Topinambur, Raps und Sonnenblumen sowie dem Glatthafer. Die übrigen Pflanzen-<br />
38
arten wiesen niedrigere Cellulosegehalte zwischen 34 und 65 % auf. Die Anteile an Rohcellulose betragen<br />
in etwa die Hälfte der Werte der Cellulose. Von allen untersuchten Pflanzen hatte Hanf im Durchschnitt<br />
den höchsten Gehalt an den Bestandteilen Cellulose, Roh- sowie auch Reincellulose.<br />
Rohprotein- bzw. Stickstoffgehalte<br />
Bei den landwirtschaftlichen Kulturen werden üblicherweise die Rohproteingehalte als Qualitätsmerkmal<br />
für Nahrungs- bzw. Futter<strong>mit</strong>tel festgestellt. Sie leiten sich direkt aus den untersuchten Stickstoffgehalten<br />
ab. Sie dienen auch der Er<strong>mit</strong>tlung der Stickstoffentzüge durch die Pflanzen pro Mengeneinheit und geben<br />
Anhaltspunkte für eine bedarfsgerechte Stickstoffdüngung der Pflanzen.<br />
Die bei der Untersuchung durch die LUFA festgestellten Sickstoffgehalte decken sich tendenziell <strong>mit</strong><br />
denen der Brennstoffanalysen durch das IVD, wie z.B. bei Miscanthus <strong>mit</strong> 0,4 % (s. Anhang Tab. A 74).<br />
Häufig liegen sie aber leicht darüber, was möglicherweise auf die unterschiedlichen Untersuchungsmethoden<br />
zurückzuführen ist. Die Höhe der Stickstoffkonzentration in der Kulturpflanze ist zum einen<br />
abhängig <strong>von</strong> der Pflanzenart, zum anderen <strong>von</strong> dem Stickstoffangebot an die Pflanze, vornehmlich über<br />
die Lieferung des Bodens und der Düngung.<br />
In Tabelle 19 sind die durchschnittlichen Stickstoffentzüge einiger <strong>Energiepflanzen</strong> auf den untersuchten<br />
Standorten zu erkennen. Der Einfluß des N-Angebots auf die Stickstoffkonzentration in der Pflanze wird<br />
ebenfalls sichtbar.<br />
Tab. 19: Stickstoffgehalte und -entzüge ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
Kulturart Ertrag dt TM/ha N-Angebot kg N/ha N- N-Entzug *<br />
Gehalt<br />
Gebildet Geerntet N min Frühj.+Düngung % (i.TS) kg N/ha kg N/dt TM<br />
Wintergerste 135,09 87,93 139 1,27 97 1,1<br />
Wintertriticale 133,36 107,23 151 1,22 129 1,2<br />
Winterroggen 129,62 85,39 100 1,11 85 1,0<br />
Mais 151,50 104,83 150 1,33 147 1,4<br />
Hanf 147,53 86,59 120 0,38 26 0,3<br />
Miscanthus 128,96 93 0,37 65 0,5<br />
Topinambur 114,03 61,05 77 0,45 18 0,3<br />
Gras 77,75 50,74 83 1,40 46 0,9<br />
* bezogen auf Großparzellenertrag<br />
Die höchsten Entzugswerte bei Ganzpflanzen weisen Mais und Wintertriticale <strong>mit</strong> 1,4 bzw. 1,2 kg N pro<br />
Dezitonne Trockenmasseertrag auf. Die Werte liegen zwischen dem <strong>von</strong> HARTMANN und STREHLER<br />
(1995) angegebenen Wert für Winterweizen <strong>von</strong> 1,4 kg/dt TM und denen der LAP (1995) <strong>von</strong> 1,2 bzw.<br />
1,1 kg N/dt TM bei Wintertriticale bzw. Wintergerste. Der Winterroggen liegt <strong>mit</strong> 1,0 kg N/dt TM<br />
(Ganzpflanze) bei dem für die Düngungsberechnung zugrunde gelegten Entzugswert. Auch bei Mais<br />
entspricht der gemessene Wert dem Literaturwert. Der Einfluß des Gesamtstickstoffangebots auf den N-<br />
Gehalt der Pflanze und da<strong>mit</strong> den Entzugswert ist in Anhang Tab. A 75 erkennbar. Der Zusammenhang<br />
wird z.B. beim Wintertricale im Jahr 1996 deutlich, wo bei einer N-Versorgung <strong>von</strong> insgesamt 125 kg<br />
N/ha in Müllheim ein N-Gehalt in der Ganzpflanze <strong>von</strong> 0,91 %, in Binsdorf bei 180 kg N/ha ein Gehalt<br />
<strong>von</strong> 1,38 % analysiert wurde.<br />
Der festgestellte N-Entzug der Gräser <strong>mit</strong> durchschnittlich 0,9 kg N/dt TM bei einer Schnittnutzung liegt<br />
deutlich unter den Angaben der LAP <strong>mit</strong> 1,7 kg bei zwei Nutzungen. Der Entzug bei Miscanthus <strong>von</strong><br />
0,5 kg N/dt deckt sich <strong>mit</strong> den Angaben <strong>von</strong> HARTMANN und STREHLER (1995). Gleiche Werte wurden<br />
bei Hanf und Topinambur er<strong>mit</strong>telt (s. Anhang Tab. A 75).<br />
Die Konzentration des Stickstoffs in der Pflanze läßt sich über das N-Angebot beeinflußen. Sie ist aus<br />
feuerungstechnischer Sicht - wie in Kapitel 5.2 noch ausführlich erläutert wird - kein ausschließlich<br />
begrenzender Faktor für den Brennstoffeinsatz. Da der Stickstoff aus pflanzenbaulicher Sicht maßgeblich<br />
die Höhe des Ertrags - Ganzpflanze und Korn - beeinflußt, sollte sich die Höhe der Stickstoffdüngung<br />
nach dem pflanzenbaulich, ökologisch und ökonomisch sinnvollen Ertrag richten.<br />
39
5.1.7 Kosten der Bereitstellung <strong>von</strong> Energieganzpflanzen<br />
Der Einsatz <strong>von</strong> speziell angebauten <strong>Energiepflanzen</strong> wird neben der technischen Eignung stark <strong>von</strong> den<br />
Preisen für die Bereitstellung bzw. dem Energieinhalt abhängen. Für die untersuchten und potentiell in<br />
Frage kommenden <strong>Energiepflanzen</strong> wurden die notwendigen Kosten der Bereitstellung, d.h. dem Erzeugerpreis<br />
für eine Dezitonne Trockenmasse auf der Basis <strong>von</strong> 500 DM/ha bzw. 1.000 DM/ha Deckungsbeitrag<br />
beim <strong>Anbau</strong> auf Stillegungsflächen berechnet. Bei Bereitstellungskosten auf dem niedrigeren<br />
Deckungsbeitragsniveau können sich die Landwirte statt der Stillegung auch für den <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />
entscheiden. Beim höheren Deckungsbeitrag kann der <strong>Anbau</strong> ggfs. auch <strong>mit</strong> Marktfrüchten konkurrieren.<br />
Um den Landwirten einen Anreiz zum <strong>Anbau</strong> zu geben, müßte ein Deckungsbeitrag etwa im<br />
Bereich der aufgezeigten Spanne zwischen 500 und 1.000 DM/ha zu erzielen sein.<br />
Die betriebswirtschaftlichen Berechnungen wurden auf der Grundlage der im Forschungsvorhaben in<br />
Müllheim praktizierten <strong>Anbau</strong>verfahren für drei Ertragsniveaus (Minimum und Median Großparzelle,<br />
Maximum Ertragsschnitt bzw. Großparzelle) vorgenommen (s. Anhang Tab. A 76 u. 77). Die variablen<br />
Kosten bewerten die Düngermenge nach den Entzügen und steigen so<strong>mit</strong> <strong>mit</strong> dem Ertrag an (s. Anhang<br />
Tab. A 78). Für den Transport zum Kraftwerk wurden hier 10 km Transportentfernung zum Kraftwerk<br />
bei 20 km/h unterstellt (s. Anhang Tab. A 79). Die errechneten Kosten gelten deshalb nur für die unterstellten<br />
Techniken sowie Annahmen und sind nicht ohne weiteres übertragbar. Sie stellen vor allem einen<br />
Anhaltspunkt für einen Vergleich der <strong>Energiepflanzen</strong> untereinander dar. Bei den einjährigen Kulturen<br />
weist die Wintertriticaleganzpflanze unter den Getreidearten bei einem <strong>mit</strong>tleren Ertragsniveau die niedrigsten<br />
Bereitstellungskosten zwischen knapp 12 und 16 DM je Dezitonne Trockenmasse auf (s. Abb. 28).<br />
Dies liegt etwas unter den Angaben <strong>von</strong> HARTMANN und STREHLER (1995), die für Triticale Bereitstellungskosten<br />
<strong>von</strong> 17 DM/dt (bei 85 % Trockensubstanz) frei Hof zuzüglich circa 13 DM/Tonne Transportkosten<br />
angeben. Bei niedrigeren Erträgen steigen, bei höheren sinken die Kosten pro Dezitonne entsprechend.<br />
Bei den übrigen Wintergetreidearten Gerste und Roggen liegen die Kosten etwas höher, <strong>mit</strong><br />
demselben Einfluß der Ertragshöhe. Insgesamt werden die Kosten stärker durch das Ertragsniveau als<br />
durch die Getreideart beeinflußt. Folglich liegen die Kosten bei Sommertriticale bei einem <strong>mit</strong>tleren<br />
Niveau <strong>von</strong> etwa 60 dt TM/ha höher als bei Wintertriticale <strong>mit</strong> 108 dt TM/ha. Im Vergleich zu den o.g.<br />
Arten sind die zwei C4-Getreidearten Mais und Hirse (Sorghum spec.) zu sehen, deren Mitverbrennung<br />
im Vorhaben allerdings nicht weiter untersucht wurde. Beim Mais sind bei ähnlichen Ertragsverhältnissen<br />
(aufgrund der sehr späten Ernte im Winter) wie bei Wintertriticale ungefähr dieselben Kosten für die<br />
Bereitstellung der Biomasse zu veranschlagen. Dabei wurde eine Verwendung ohne weitere Trocknung<br />
(bei Trockensubstanzgehalten <strong>von</strong> fast 70 %) unterstellt. Im Gegensatz zum Mais wäre die Hirse aufgrund<br />
des hohen maximalen Ertrags trotz angenommener Trocknung ‘günstig’. Der Hanf, dessen aufbereitungstechnische<br />
Eignung für eine Mitverbrennung allerdings noch nicht abschließend geklärt ist, stellt<br />
im Vergleich zu den bereits beschriebenen einjährigen Arten eine kostengünstigere Biomasse dar. Das<br />
liegt z.T. an den etwas niedrigeren variablen Kosten und dem (allerdings nur in einem Versuchsjahr<br />
untersuchten und festgestellten) hohen Maximalertrag. Wird beim Hanf zugrundegelegt, daß er nach dem<br />
derzeitigen Stand auch bei Zahlung der Faserprämie <strong>von</strong> 1.510 DM/ha als Biomasse genutzt werden<br />
kann, liegen die Bereitstellungskosten bzw. der Erzeugerpreis beim Maximalertrag lediglich bei 5 bzw. 8<br />
DM/dt Trockenmasse und da<strong>mit</strong> niedriger als beim <strong>Anbau</strong> auf Stillegungsflächen <strong>mit</strong> 710 DM/ha Prämie<br />
(s. Anhang Tab. A 76).<br />
Bei den mehrjährigen Arten stellt das Gras die kostengünstigste Bereitstellungsform der Biomasseerzeugung<br />
auf Stillegungsflächen dar (s. Abb. 29). Das liegt an den als niedrig er<strong>mit</strong>telten variablen Kosten, die<br />
beim maximalen Ertrag <strong>von</strong> über 80 dt TM/ha aufgrund der höheren Erntekosten die Stillegungsprämie<br />
allerdings übersteigen und dadurch die Bereitstellungskosten entgegen dem Verlauf bei den anderen einjährigen<br />
Kulturen erhöhen. Sie liegen dennoch günstig zwischen etwa 10 und 16 DM/dt Trockenmasse.<br />
Miscanthus schneidet trotz höherer Erträge wegen der wesentlich höheren variablen Kosten ungünstiger<br />
ab. Bei einem <strong>mit</strong>tleren festgestellten Ertragsniveau <strong>von</strong> 130 dt TM/ha liegen die Bereitstellungskosten<br />
etwa zwischen 14 und 18 DM. Das entspricht ungefähr den Angaben <strong>von</strong> HARTMANN und STREHLER<br />
(1995) <strong>von</strong> 19 DM/dt bei 15 % Wassergehalt (frei Hof). Bei der Nutzung des oberirdischen Topinamburs<br />
fallen aufgrund der fehlenden Inanspruchnahme der Stillegungsprämie hohe Erzeugerpreise an, die einen<br />
<strong>Anbau</strong> lediglich zur Nutzung als feste Biomasse nicht lohnend machen. Seine Verwendung als Festbrennstoff<br />
wird sich auf solche Flächen beschränken, wo die Knolle genutzt wird und das Topinamburstroh als<br />
Nebenprodukt anfällt. Der <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> Weiden in Kurzumtriebsplantagen auf Stillegungsflächen bedeutet<br />
40
200<br />
dt TM/ha<br />
DM/dt TM<br />
35<br />
180<br />
160<br />
30<br />
140<br />
25<br />
120<br />
100<br />
80<br />
20<br />
15<br />
60<br />
10<br />
40<br />
20<br />
5<br />
0<br />
Wintergerste<br />
Wintertriticale<br />
Winterroggen<br />
Sommertriticale<br />
Mais<br />
Hirse<br />
Hanf<br />
0<br />
dt TM/ha DB II (1000 DM/ha) DB I (500 DM/ha)<br />
Abb. 28: Bereitstellungskosten einjähriger <strong>Energiepflanzen</strong> bei unterschiedlichem Ertragsniveau<br />
und Deckungsbeitrag (<strong>Anbau</strong> auf Stillegungsfläche)<br />
bei einem <strong>mit</strong>tleren Ertragsniveau <strong>von</strong> etwa 70 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar und Jahr Bereitstellungskosten<br />
zwischen circa 15 und 22 DM/dt Trockenmasse. Sie liegen im Bereich der Angaben <strong>von</strong><br />
HARTMANN und STREHLER (1995) <strong>mit</strong> etwa 15 DM/dt (15 % Wassergehalt) frei Hof.<br />
250<br />
dt TM/ha<br />
DM/dt TM<br />
30<br />
200<br />
25<br />
20<br />
150<br />
15<br />
100<br />
10<br />
50<br />
5<br />
0<br />
Gras<br />
Miscanthus<br />
Topinambur<br />
Weiden<br />
0<br />
dt TM/ha DB II (1000 DM/ha) DB I (500 DM/ha)<br />
Abb. 29: Bereitstellungskosten mehrjähriger <strong>Energiepflanzen</strong><br />
41
5.1.8 Energieträgerpreise<br />
Die Energieträgerpreise ergeben sich als Folge der im vorhergehenden Kapitel festgestellten Bereitstellungskosten<br />
resp. Erzeugerpreise und des (bei den einzelnen Biomassen praktisch identischen) Heizwertes.<br />
Die Spanne bezieht sich ebenfalls auf die beiden Deckungsbeiträge <strong>von</strong> 500 und 1.000 DM/ha.<br />
Die <strong>Energiepflanzen</strong> müssen sich hinsichtlich ihrer Energieträgerpreise an der zu ersetzenden Steinkohle<br />
messen. Bei der inländischen Steinkohle (Göttelborn) kostet die Bereitstellung einer Kilowattstunde - also<br />
ohne Berücksichtigung der technischen Energieausnutzung - 3,7 Pfennig. Die untersuchten Biomassen<br />
liegen <strong>mit</strong> ihren Energieträgerpreisen bei der Deckungsbeitragsschwelle <strong>von</strong> 500 DM/ha alle - <strong>mit</strong> Ausnahme<br />
des nicht <strong>von</strong> der Stillegungsprämie profitierenden Topinamburs - unter dem der heimischen<br />
Steinkohle (s. Tab. 20). Beim höheren Deckungsbeitrag und dem minimalen Ertragsniveau sind alle Biomassen<br />
teurer als die deutsche Steinkohle. Für eine zukünftige Preisfindung bei <strong>Energiepflanzen</strong> als Festbrennstoff<br />
bedeutet dies, daß sie bei entsprechender Ertragslage größtenteils zu einem Preis angeboten<br />
werden könnten, der im Bereich der heimische Steinkohle liegt und den Landwirten vom Deckungsbeitrag<br />
einen Anreiz zum <strong>Energiepflanzen</strong>anbau anstelle einer Stillegung <strong>von</strong> Flächen geben würde.<br />
Beim Einsatz <strong>von</strong> Importkohle, die etwa zu einem Drittel des Preises für deutsche Steinkohle angeboten<br />
wird und bei 1,2 Pfennig pro Kilowattstunde (frei Kraftwerk) liegt, sind die <strong>Energiepflanzen</strong> nur in Einzelfällen<br />
beim niedrigsten Deckungsbeitrag und hohen Erträgen annähernd wettbewerbsfähig.<br />
Tab. 20: Energieträgerpreise ausgewählter <strong>Energiepflanzen</strong> bei unterschiedlichem Ertragsniveau<br />
(auf Stillegungsfläche; frei Kraftwerk; DB I = 500 DM/ha; DB II = 1.000 DM/ha)<br />
Ertrag Bereitstellungskosten (DM/dt TM) Energieträgerpreise (Pf/kWh)<br />
dt TM/ha DB DB II DB I DB II<br />
Wintertriticale 54 15,52 24,78 3,2 5,1<br />
108 11,45 16,08 2,4 3,3<br />
152 10,30 13,59 2,1 2,8<br />
Wintergerste 72 12,82 19,76 2,7 4,1<br />
76 12,53 19,11 2,6 4,0<br />
138 10,27 13,89 2,1 2,9<br />
Winterroggen 71 12,45 19,49 2,5 4,0<br />
84 11,81 17,76 2,4 3,6<br />
156 10,47 13,68 2,1 2,8<br />
Sommertriticale 29 17,59 34,83 3,6 7,1<br />
60 13,93 22,27 2,9 4,6<br />
128 8,43 12,34 1,7 2,5<br />
Mais 84 14,06 20,01 2,8 4,0<br />
108 12,07 16,70 2,4 3,4<br />
152 10,95 14,24 2,2 2,9<br />
Hirse 68 14,97 22,32 3,0 4,5<br />
76 14,30 20,88 2,9 4,2<br />
190 10,87 13,51 2,2 2,7<br />
Hanf 70 10,54 17,69 2,2 3,7<br />
74 10,50 17,26 2,2 3,6<br />
176 9,16 12,01 1,9 2,5<br />
Gras 33 10,64 25,79 2,2 5,4<br />
54 10,28 19,54 2,2 4,1<br />
86 10,05 15,86 2,1 3,3<br />
Miscanthus 90 16,21 21,77 3,2 4,3<br />
130 14,21 18,05 2,8 3,6<br />
223 12,33 14,57 2,5 2,9<br />
Topinambur 57 20,32 29,09 4,2 6,0<br />
66 18,12 25,70 3,8 5,3<br />
100 13,42 18,42 2,8 3,8<br />
Weiden 51 17,35 27,16 3,4 5,3<br />
69 14,86 22,10 2,9 4,3<br />
163 13,60 16,67 2,6 3,2<br />
42
5.2 Versuche zur Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in einer Kohlestaubfeuerung<br />
5.2.1 Aufbereitung der Biomasse<br />
Die Versuchsbrennstoffe müssen aufgemahlen werden, um in der Kohlenstaubverbrennungsanlage<br />
(KSVA) verfeuert werden zu können. Von der Mahlfeinheit hängt der spätere Ausbrand ab, der wiederum<br />
die CO-Emissionen beeinflußt. Die Biomassen werden <strong>mit</strong> einer Schneidmühle zwischen rotierenden<br />
Messern solange zerkleinert, bis sie durch ein eingelegtes Sieb fallen. Durch die Siebmaschenweite kann<br />
die Korngröße beeinflußt werden.<br />
450<br />
Energiebedarf kWh/t<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Stroh Schneidmühle 10 % Feuchte<br />
Stroh Schneidmühle 20 % Feuchte<br />
Stroh Schneidmühle 30 % Feuchte<br />
Misc. Schneidmühle 10 % Feuchte<br />
Stroh Hammermühle 10 % Feuchte<br />
Holz Hammermühle 10 % Feuchte<br />
0<br />
0 2 4 6 8<br />
Siebdurchmesser in mm<br />
Abb. 28: Energiebedarf bei der Mahlung<br />
Die Korngröße ist in erster Linie dafür verantwortlich, wie vollständig ein Brennstoff in einer vorgegebenen<br />
Verweilzeit in der heißen Verbrennungszone der Staubfeuerung ausbrennt. Je feiner der Brennstoff<br />
aufgemahlen ist, desto schneller kann er <strong>mit</strong> der vorhandenen Verbrennungsluft reagieren und umso<br />
besser wird sein Ausbrand sein. Die feine Aufmahlung bedeutet jedoch einen größeren Energieverbrauch<br />
bei der Zerkleinerung und einen größeren Mühlenverschleiß. In Abbildung 28 ist der Energiebedarf für<br />
die Zerkleinerung einiger Biomassen <strong>mit</strong> der Schneidmühle und <strong>mit</strong> der Hammermühle über der Maschenweite<br />
des in den Mahlraum eingelegten Einlegesiebes dargestellt. Der Energiebedarf zur Mahlung<br />
der Biomassen bewegt sich für die interessanten Feinheiten zwischen 20 und 50 kWh je Tonne Brennstoff.<br />
Erst wenn feiner als 1,5 mm aufgemahlen wird, steigt die Mahlenergie stark an. Vergleicht man die<br />
Schneidmühle <strong>mit</strong> der Hammermühle, so ist für die Hammermühle ein etwas geringerer Mahlenergieaufwand<br />
zu erkennen. Um einen möglichst geringen energetischen Aufwand bei der Brennstoffaufbereitung<br />
zu haben, aber auch um den Mühlenverschleiß zu minimieren, soll der Brennstoff nur so fein wie unbedingt<br />
nötig aufgemahlen werden, da<strong>mit</strong> noch ein guter Ausbrand gewährleistet ist.<br />
Da es sich bei der Versuchsanlage um eine stehende Brennkammer <strong>mit</strong> Deckenbrenner handelt, wird<br />
erwartet, daß die Anforderungen an die Mahlfeinheit der Biomassen größer sind als bei den Staubfeuerungen<br />
der Kohlekraftwerke, bei denen der Brennstoff üblicherweise waagerecht eingeblasen wird. Bei der<br />
Eindüsung des Brennstoffes über den Deckenbrenner können große Teilchen schnell durch die heiße<br />
Verbrennungszone fallen und so<strong>mit</strong> nur unvollständig ausbrennen. Bei waagerechter Eindüsung des<br />
43
Brennstoffes und einem nach oben gerichteten Rauchgasweg strömt das Rauchgas der Sinkgeschwindigkeit<br />
der Teilchen entgegen und kann diese in Schwebe halten. Dadurch kann die Verweilzeit größerer<br />
Teilchen etwas verlängert werden.<br />
Die wichtigste Charakterisierung des Mahlgutes ist die Korngrößenverteilung. Die einfachste und am<br />
häufigsten durchgeführte Korngrößenmessung ist die Siebanalyse <strong>mit</strong> Prüfsieben. Dabei werden Siebe <strong>mit</strong><br />
aufsteigender Maschenweite auf eine Siebmaschine gespannt. Auf dem obersten Sieb wird die Probe aufgebracht.<br />
Nach dem Siebvorgang werden die Rückstände auf den einzelnen Sieben durch Wiegen er<strong>mit</strong>telt<br />
und in Massenprozente umgerechnet. Man erhält so bei n Siebböden n+1 Korngrößenklassen sowie<br />
deren prozentualen Anteil an der Gesamtmasse. Mit diesen Daten läßt sich ein Stufendiagramm zeichnen,<br />
in dem die relative Häufigkeit über der jeweiligen Korngröße aufgetragen ist (s. Abb.29). Bei mehr als 10<br />
Stufen ist der Übergang <strong>von</strong> einem Stufendiagramm zu einer stetigen Kurve berechtigt, da dann die<br />
Fehler, die durch diesen Übergang entstehen, vergleichsweise gering sind.<br />
Diese Häufigkeitsverteilung beschreibt zwar die Korngrößenverteilung recht anschaulich, läßt jedoch<br />
nicht jede Fragestellung direkt beantworten. Für viele verfahrenstechnische Prozesse, unter anderem auch<br />
in dieser Arbeit, sind Angaben darüber notwendig, wieviel Massenprozente größer beziehungsweise kleiner<br />
als eine bestimmte Korngröße sind. Die Häufigkeitsverteilung liefert diese Information durch die<br />
entsprechenden Flächen unter der Kurve. Geeigneter zur Beantwortung dieser Frage ist jedoch eine<br />
Kennungslinie, aus der der prozentuale Massenanteil jedes Kornbereiches direkt abzulesen ist. Dies führt<br />
zur Rückstands- und Durchgangssummenkurve.<br />
rel. Häufigkeit [%]<br />
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Klasse<br />
Korngröße d [µm]<br />
Abb. 29: Korngrößenverteilung zur Charakterisierung <strong>von</strong> Mahlgut<br />
Im Gegensatz zur Häufigkeitskurve werden nicht die relativen Häufigkeiten in den einzelnen Klassen<br />
aufgetragen, sondern die Summen der relativen Klassenmassen. Beginnt man die Aufsummierung <strong>von</strong><br />
d max aus, so ergibt sich die Rückstandssummenkurve R(d), führt man die Aufsummierung <strong>von</strong> d min ausgehend<br />
durch, erhält man die Durchgangssummenkurve. Da in der Verfahrenstechnik üblicherweise die<br />
Rückstandssummenkurve verwandt wird, soll auch hier die Durchgangssummenkurve unberücksichtigt<br />
bleiben. Aus dieser Rückstandskurve läßt sich dann die Mediankorngröße d 50 er<strong>mit</strong>teln. Es handelt sich<br />
hierbei um die Korngröße, bei der 50 % der analysierten Teilchen größer bzw. kleiner sind.<br />
Grundsätzlich stellt die Er<strong>mit</strong>tlung der Korngrößenverteilung durch Siebung bei Biomassen eine starke<br />
Vereinfachung dar, da sie strenggenommen nur für sphärische Partikel gilt. Bei Biomassen liegen die Partikel<br />
jedoch eher stäbchenförmig oder länglich vor. Bei einer Siebanalyse kann ein Teilchen also einmal<br />
der Länge nach durch die Siebmasche fallen oder auch im Sieb liegenbleiben. Der Vergleich <strong>von</strong> holz- <strong>mit</strong><br />
strohartigen Biomassen ist besonders für die gröberen Aufmahlungen kritisch, da die Strohteilchen dann<br />
44
zwar länger werden, der Durchmesser jedoch weiterhin klein bleibt. Die Holzspäne werden dagegen eher<br />
sphärisch.<br />
Je nach Siebdauer erhält man unterschiedliche Ergebnisse, da die Wahrscheinlichkeit, daß ein Teilchen <strong>mit</strong><br />
seinem kleineren Durchmesser durch das Sieb fällt, <strong>mit</strong> der Siebdauer ansteigt. Nach sehr langer Siebzeit<br />
erhält man also einen Mediankorndurchmesser, der zu klein ausfällt. Desweiteren kann durch die<br />
mechanische Beanspruchung während des Siebens eine Zerkleinerung des Gutes stattfinden. Diese Zersiebung<br />
nimmt <strong>mit</strong> steigender Siebdauer zu und führt ebenfalls zu einer Fehlbeurteilung der Korngrößenverteilung.<br />
Die Siebzeit muß also so festgelegt werden, daß die Auftrennung der Kornklassen vollständig<br />
ist, eine Zersiebung jedoch vermieden wird. In DIN 66165 wird z.B. vorgeschlagen, die Siebung zu beenden,<br />
wenn die Masse des Siebdurchgangs pro Minute weniger als 0,1 % der Masse des Aufgabegutes<br />
beträgt.<br />
Mittels einiger Probesiebungen wurde die Siebdauer auf 10 Minuten festgelegt. Siebt man alle Proben<br />
gleich lang, erhält man Zahlenwerte die sich gut untereinander vergleichen lassen und qualitative Aussagen<br />
über die Zerkleinerung möglich machen.<br />
In der Tabelle 21 ist das Ergebnis zweier Siebdurchgänge aufgezeigt. Hierzu wurden <strong>von</strong> demselben<br />
Mahlgut (Winterroggen) zwei Proben gezogen und jeweils 10 Minuten gesiebt. Es zeigt sich, daß die<br />
Ergebnisse tatsächlich nur geringfügig differieren (+/- 5 %) und so<strong>mit</strong> ein Vergleich untereinander zulässig<br />
ist.<br />
Für den Vergleich <strong>von</strong> gleichartigen Biomassen, also jeweils holzartige oder strohartige untereinander, die<br />
dazu noch <strong>mit</strong> derselben Mühle aufbereitet wurden, ist diese Kenngröße als Anhaltswert so<strong>mit</strong> ausreichend.<br />
Beim Energiegras wurden drei Aufmahlungen durchgeführt. Bei der gröbsten Aufmahlung waren alle<br />
Teile kleiner als 6 mm, bei der <strong>mit</strong>tleren kleiner als 4 mm und bei der feinsten Aufmahlung kleiner als 1,5<br />
mm.<br />
Tab. 21: Korngrößenverteilung bei zwei Siebdurchgängen (Winterroggenganzpflanze)<br />
Siebmaschenweite<br />
[mm]<br />
Rückstand<br />
1. Siebung [%]<br />
Rückstand<br />
2.Siebung [%]<br />
Differenz<br />
absolut<br />
0 100 100,02 0.02<br />
50 95,7 97,09 2,61<br />
75 93,51 94,72 1.21<br />
90 92,13 92,90 0,77<br />
120 89,84 90,58 0.74<br />
200 82,09 83,48 1,39<br />
300 75,89 75,43 -0.46<br />
400 67,54 67,72 0.18<br />
500 60,95 61,75 0.80<br />
600 56,99 57,18 0,19<br />
800 40,09 39,24 -0.85<br />
1000 35,49 31,59 -3.90<br />
1400 2.53 4,07 1.54<br />
2000 0.24 0,68 0.44<br />
3150 0.12 0 -0.12<br />
4000 0 0 0<br />
In Abbildung 30 sind die Rückstandssummenverteilungen der gemahlenen strohartigen Brennstoffe aufgetragen.<br />
45
R.ORG<br />
Rückstandssumme [%]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
W.Triti1.5<br />
HaferGP1.5<br />
Roggen1.5<br />
Raps1.5<br />
EG1.5<br />
EG4<br />
EG6<br />
Mais 2,5<br />
Hafer 2,5<br />
0<br />
100 1000<br />
Maschenweite [µm]<br />
Abb. 30: Korngrößenverteilung der gemahlenen Ganzpflanzen<br />
Die <strong>mit</strong>tlere Korngröße (d 50), definiert bei 50 % Rückstand, liegt bei den kleiner 1,5 mm aufgemahlenen<br />
Biomassen zwischen 400 und 500 µm. Die Triticale stellt hier einen Sonderfall dar, da sie zunächst <strong>mit</strong><br />
einem 4 mm Sieb und anschließend nochmals <strong>mit</strong> einem 1,5 mm Einlegesieb gemahlen wurde. Dies ergab<br />
eine deutlich feinere Körnung. Die kleiner 4 mm bzw. 6 mm aufgemahlenen Energiegräser weisen eine<br />
<strong>mit</strong>tlere Korngröße <strong>von</strong> 750 bzw. 1300 µm auf.<br />
Die Getreideganzpflanzen wurden alle auf die feinste Aufmahlung (alle Teilchen kleiner 1,5 mm) gemahlen.<br />
Dies ist <strong>mit</strong> der Inhomogenität des "Stroh-Korn-Gemisches" hinsichtlich der spezifischen und da<strong>mit</strong><br />
auch Energiedichte der Fraktionen Stroh und Korn zu begründen. Die Körner weisen durch ihre höhere<br />
gewichtsspezifische Dichte einen wesentlich höheren volumenbezogenen Energiegehalt als das Stroh auf.<br />
Für den Zündvorgang und die Verbrennung in einer Staubfeuerung ist die Oberfläche und der Energiegehalt<br />
eines Teilchens maßgeblich. Daher müssen die Getreidekörner wesentlich feiner aufgemahlen<br />
werden als das Stroh. Für reines Stroh ist eine Mahlung kleiner 4 mm ausreichend.<br />
Die Korngrößenverteilung der hölzernen, hinsichtlich Energiedichte homogenen Brennstoffe sind in Abbildung<br />
31 dargestellt. Um die notwendige Mahlfeinheit der Holzbrennstoffe für die Verbrennung an der<br />
Versuchsanlage er<strong>mit</strong>teln zu können, wurde Buchenholz auf drei verschiedene Korngrößen aufgemahlen.<br />
Bei der groben Aufmahlung waren alle Teilchen kleiner 6 mm, bei der <strong>mit</strong>tleren kleiner 4 mm und bei der<br />
feinen kleiner 2 mm. Diese Fraktionen wurden <strong>mit</strong> unterschiedlichen thermischen Anteilen zusammen<br />
<strong>mit</strong> Kohle verbrannt, um über den Ausbrand die zulässige Höchstkorngröße zu er<strong>mit</strong>teln. Die <strong>mit</strong>tleren<br />
Korngrößen der aufgemahlenen Brennstoffe sind in Tabelle 22 zusammengefaßt.<br />
46
100<br />
KGVHOLZ.ORG<br />
Rückstandssumme [%]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Buche2<br />
Buche4<br />
Buche6<br />
Weide2.5<br />
Pappel2.5<br />
Eiche1.5<br />
FiRe1.5<br />
0<br />
100 1000<br />
Partikelgröße in µm<br />
Abb. 31: Korngrößenverteilung der aufgemahlenen Holzbrennstoffe<br />
Tab. 22: Mittlere Korngröße der Biomassebrennstoffe<br />
Brennstoff Aufmahlung <strong>mit</strong>tlere Korngröße d 50<br />
Energiegras 1,5 mm SM 530<br />
4 mm SM 750<br />
6 mm SM 1300<br />
Stroh 4 mm HM 770<br />
Stroh 1,5 mm SM 570<br />
2,5 mm SM 650<br />
4 mm SM 800<br />
Haferganzpflanze 1,5 mm SM 400<br />
2,5 mm SM 400<br />
Roggenganzpflanze 1,5 mm SM 500<br />
1,5 mm HM 340<br />
4 mm HM 680<br />
Rapsganzpflanze 1,5 mm SM 400<br />
Körnermaisganzpflanze 2,5 mm SM 600<br />
Triticaleganzpflanze 4 + 1,5 mm SM 110<br />
Buche 2,5 mm SM 780<br />
4 mm SM 1200<br />
6 mm SM 1250<br />
Weide 2,5 mm SM 500<br />
Pappel 2,5 mm SM 410<br />
Eiche 1,5 mm SM 360<br />
Fichtenreisig 1,5 mm SM 280<br />
SM = Schneidmühle; HM = Hammermühle<br />
47
5.2.1.1 Verbrennungsverhalten unterschiedlich aufgemahlener Biomassen<br />
Grundsätzlich sind für die Zündwilligkeit <strong>von</strong> Brennstoffen bei vorhandener ausreichender Aktivierungsenergie<br />
die drei Parameter Flüchtigengehalt, Wassergehalt und Korngröße, <strong>mit</strong> der die spezifische Oberfläche<br />
korreliert, verantwortlich.<br />
Nach Erreichen der Entgasungstemperatur entweichen aus dem Brennstoff die flüchtigen Bestandteile.<br />
Die Aufheizzeit ist hierbei vom Wassergehalt, insbesondere aber <strong>von</strong> der Korngröße der Teilchen abhängig.<br />
Beim Eintritt der Teilchen in die Brennkammer werden diese hauptsächlich durch Wärmestrahlung<br />
erhitzt. Je kleiner die Korngröße ist, desto größer ist die spezifische Oberfläche, auf die die Strahlung<br />
wirken kann und umso mehr Wärmeleistung wird auf die Brennstoffmasse übertragen. Bei Erreichen <strong>von</strong><br />
100 °C Oberflächentemperatur beginnt dort die Trocknung. Die Trocknungsfront wandert dann <strong>von</strong><br />
außen nach innen. Während die Biomasse innen noch trocknet, beginnt an der Oberfläche die Entgasung.<br />
Bei Biomassen beginnt die Entgasung bei etwa 200 °C, bei Steinkohle dagegen erst bei circa 450 °C.<br />
Die ausgetriebenen Flüchtigen eines Brennstoffes reagieren <strong>mit</strong> dem zur Verfügung stehenden Sauerstoff<br />
in einer homogenen Gasreaktion. Dazu kann das gesamte, durch die Reaktionspartner eingenommene<br />
Volumen (im Gegensatz zur heterogenen Reaktion) genutzt werden. Diese Teilreaktion ist weitgehend<br />
unabhängig <strong>von</strong> der Vermischung der Brennstoffteilchen im Feuerraum.<br />
Nach der Freisetzung der Flüchtigen bleibt der Anteil an festem Kohlenstoff (Fixed C) zurück. Dieser<br />
reagiert bei der Verbrennung in heterogenen Gas-Feststoff-Reaktionen. D.h. am festen Reaktionspartner<br />
ist so lange Stoff zu- bzw. abzuführen, bis die ganze feste Masse reagiert hat. Diese Reaktionen sind so<strong>mit</strong><br />
abhängig vom Stofftransport des Sauerstoffes zum Teilchen und der Verbrennungsprodukte vom<br />
Teilchen weg. Dieser Transport erfolgt zunächst durch die laminare Strömungsgrenzschicht, die das Korn<br />
umgibt, und weiter in das poröse Teilchen. Dieser Vorgang wird durch Grenzschicht- und Porendiffusion<br />
überlappt. Der Vorgang ist auch <strong>von</strong> der Größe der vorhandenen Oberfläche und <strong>von</strong> der Reaktionsgeschwindigkeit<br />
an der Feststoffoberfläche abhängig. Alle diese Mechanismen sind temperaturabhängig, und<br />
der langsamste dieser Teilschritte bestimmt die Gesamtreaktionsgeschwindigkeit. Für Temperaturen<br />
unterhalb <strong>von</strong> 700 °C ist die Reaktionsgeschwindigkeit am Teilchen geschwindigkeitsbestimmend. Bei<br />
hohen Temperaturen (> 900 °C) sind die Diffusionsvorgänge zum und im Teilchen begrenzend. Bei der<br />
untersuchten Staubfeuerung werden in der Hauptverbrennungszone in Abhängigkeit vom Brennstoff<br />
Temperaturen in der Größenordnung <strong>von</strong> 1200 - 1300 °C erreicht. Die Rauchgase werden bis zum Ende<br />
der Brennkammer auf 650 - 700 °C abgekühlt. Findet die Verbrennung des festen Kohlenstoffes im<br />
oberen Teil der Brennkammer statt, sind die Stofftransportvorgänge geschwindigkeitsbestimmend. Größere<br />
Teilchen können jedoch auch nicht vollständig ausgebrannt die heiße Hauptreaktionszone verlassen.<br />
Bei diesen Teilchen kann dann der Übergang zur reaktionsgeschwindigkeitbestimmten Reaktion stattfinden.<br />
Reine Biomasseverbrennung<br />
Um das unterschiedliche Verbrennungsverhalten <strong>von</strong> Biomassen verschiedener Feinheiten untersuchen<br />
zu können, wurde eine reine Biomasseflamme <strong>mit</strong> Eichenholz (1,5 mm Aufmahlung) und eine Weidenflamme<br />
(2,5 mm Aufmahlung) im Flammenraum vermessen. Es wurden die Gaskonzentrationen <strong>von</strong> O 2,<br />
CO, NO und CO 2 über die Feuerraumhöhe und über den Radius er<strong>mit</strong>telt. Das Sauerstoffprofil der<br />
beiden Flammen ist in Abbildung 32 gegenübergestellt. Zur Veranschaulichung wurden die reinen Meßwerte<br />
zusätzlich durch Interpolation in einem Farbkontur-Diagramm dargestellt. Hohe<br />
Sauerstoffkonzentrationen sind dabei durch dunkle Felder gekennzeichnet, niedrige O 2-Konzentrationen<br />
durch helle Felder. Die linke Seite der Darstellung, entsprechend einer Hälfte der Brennkammer, ist<br />
jeweils die Eichenflamme; die rechte Seite die Weidenflamme. Beim Vergleich beider Flammen ist zu<br />
erkennen, daß die feiner aufgemahlene Eiche schneller zündet und durch den Verbrennungsvorgang den<br />
ihr zur Verfügung stehenden Sauerstoff schneller aufbraucht. Das Sauerstoffgefälle in axialer und radialer<br />
Strömungsrichtung ist sehr gut an den eng liegenden Iso-Linien zu sehen. Das sauerstoffreiche Feld in<br />
un<strong>mit</strong>telbarer Brennernähe ist bei der Weidenflamme deutlich größer. Dies deutet darauf hin, daß nur ein<br />
Teil des Brennstoffes gezündet hat und der Rest erst in brennerferneren Gebieten brennt und Sauerstoff<br />
verbraucht. Dies ist auch an den weit auseinanderliegenden Iso-Linien erkennbar.<br />
48
In Abbildung 33 sind die CO-Konzentrationen in verschiedenen Abständen zum Brenner dargestellt. Das<br />
CO wird neben anderen Kohlenwasserstoffen bei der Entgasung des Brennstoffes freigesetzt und reagiert<br />
<strong>mit</strong> dem in der Verbrennungsluft enthaltenen Luftsauerstoff weiter zu CO 2. Um den Verdünnungseffekt<br />
durch die bei beiden Flammen in unterschiedlichen Mengen vorhandene Verbrennungsluft auszuschließen,<br />
wurden die gemessenen Werte anhand der Formel [1] auf 0 % Bezugssauerstoff umgerechnet. Dadurch<br />
wird die Vergleichbarkeit der Eichen- und Weidenflamme gewährleistet.<br />
C bez = C mess x (21 - O bez) / (21 - O mess) [1]<br />
C bez = bezogene Messwertkonzentration<br />
C mess = gemessene Konzentration<br />
O bez = Bezugssauerstoffgehalt (hier 0)<br />
O mess = gemessene Sauerstoffkonzentration<br />
Vergleicht man die Höhe der auftretenden CO-Konzentrationen zwischen den Ebenen, muß beachtet<br />
werden, daß in den ersten beiden Ebenen die Skalierung <strong>von</strong> 0 - 4 % geht, bei den darunter liegenden<br />
Ebenen 0 - 2,5 %. Es ist zu erkennen, daß bei dem feiner aufgemahlenen Brennstoff Eichenholz schon in<br />
Brennernähe mehr CO freigesetzt wird. Ein CO-Peak läuft <strong>mit</strong> zunehmendem Brennerabstand <strong>von</strong> innen<br />
nach außen. Entlang dieser Linie sind auch stark abnehmende Sauerstoffkonzentrationen (s. Abb. 32) zu<br />
verzeichnen. Im Vergleich hierzu sind bei der Weide die Konzentrationen an CO weitaus geringer. Ein<br />
O2 [%] O2 [%]<br />
180<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Eiche 1,5mm<br />
5<br />
5<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
20<br />
15<br />
10<br />
330<br />
480<br />
630<br />
Weide 2,5 mm<br />
5<br />
5<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0 5<br />
0<br />
250 0 50 100 150 200 250 200 150 100 50<br />
20<br />
15<br />
10<br />
20<br />
15<br />
10<br />
20<br />
15<br />
10<br />
20<br />
15<br />
10<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Entfernung zum Brenner (mm)<br />
0<br />
500<br />
1000<br />
1500<br />
Sauerstoffprofil<br />
Eiche 1,5 SM<br />
Sauerstoffprofil<br />
Weide 2,5 SM<br />
0<br />
500<br />
1000<br />
1500<br />
% O 2<br />
17.0 -- 18.0<br />
16.0 -- 17.0<br />
15.0 -- 16.0<br />
14.0 -- 15.0<br />
13.0 -- 14.0<br />
12.0 -- 13.0<br />
11.0 -- 12.0<br />
10.0 -- 11.0<br />
9.00 -- 10.0<br />
8.00 -- 9.00<br />
7.00 -- 8.00<br />
6.00 -- 7.00<br />
5.00 -- 6.00<br />
4.00 -- 5.00<br />
3.00 -- 4.00<br />
2.00 -- 3.00<br />
1.00 -- 2.00<br />
0 -- 1.00<br />
5<br />
5<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
20<br />
15<br />
990<br />
20<br />
15<br />
2000<br />
2000<br />
10<br />
10<br />
5<br />
5<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
Radius [mm]<br />
Abstand vom<br />
Brenner [mm]<br />
Radius [mm]<br />
2500<br />
2500<br />
300 200 100 0 100 200 300<br />
Radius (mm) Radius (mm)<br />
Abb. 32: Sauerstoffprofile der fein und grob gemahlenen Biomassen im Vergleich<br />
schwach ausgeprägtes Maximum läuft auch hier <strong>von</strong> innen nach außen, erreicht aber, verglichen <strong>mit</strong> der<br />
Eichenflamme erst in der doppelten Entfernung den Wandbereich. Ursache für die nach außen gerichtete<br />
Strömung ist die verdrallt zugegebene Sekundärluft. Die Drallzahl, die strenggenommen das Verhältniss<br />
des axialen zum radialen Impuls der Strömung darstellt, war bei diesen Flammen auf 0,5 eingestellt. Dies<br />
49
entspricht einer etwa gleich großen axialen wie radialen Gasgeschwindigkeitskomponente. Die rotierende<br />
Strömung erfährt Zentrifugalkräfte, die sie nach außen zieht. Die in die Brennkammer geblasenen<br />
Brennstoffteilchen werden <strong>von</strong> der Strömung in ihrer Bewegung beeinflußt und <strong>mit</strong>gerissen. Der feiner<br />
aufgemahlene Eichenstaub folgt schneller der Strömung und wird schneller zur Wand gezogen als die<br />
gröberen Weidenteilchen. Der Kegel der Entgasung und CO-Freisetzung ist deshalb bei dem gröberen<br />
Brennstoff schmaler und <strong>mit</strong> kleinerem Öffnungswinkel. Er erreicht so<strong>mit</strong> erst in größerer Brennerentfernung<br />
den Wandbereich.<br />
Da bei der Weidenflamme aufgrund der gröberen Körnung zusätzlich die Entgasung und Zündung langsamer<br />
eintritt, wird CO über einen längeren Zeitraum, entsprechend einem größeren Raum in der Brennkammer,<br />
freigesetzt. Zum einen werden durch die Verteilung nur eine geringere CO-Konzentration<br />
erreicht, zum anderen ist in diesem Bereich auch mehr Sauerstoff vorhanden, der das CO zu CO 2 aufoxidiert.<br />
In Abbildung 34 sind die Stickoxidprofile der beiden Flammen gegenübergestellt. Um Verdünnungseffekte<br />
auszuschließen sowie die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden auch hier die NO x- Meßwerte<br />
<strong>mit</strong> dem korrespondierenden Sauerstoffmeßwert nach Formel [1] auf 0 % O 2 umgerechnet. Es ist zu<br />
erkennen, daß bei der Weidenflamme auch schon in Brennernähe viel mehr NO x gebildet wird als bei der<br />
Eiche. Der Unterschied bleibt dann auch bis zum Brennkammerende erhalten, obwohl bei beiden Flammen<br />
<strong>von</strong> der untersten dargestellten Rauchgasprofilmessung bis zum Ende der Brennkammer die<br />
Stickoxidkonzentration noch um 300 ppm abgebaut wird. Die Endkonzentration betrug bei der Eichenflamme<br />
knapp 200 ppm, bei der Weide etwas über 400 ppm (jeweils auf 0 % Restsauerstoff bezogen). Der<br />
Grund für die höheren Stickoxidkonzentrationen sind in dem fast 4-fach höheren Brennstoffstickstoffgehalt<br />
der Weide <strong>mit</strong> 0,39 g N/MJ gegenüber 0,1 g N/MJ der Eiche zu finden. Desweiteren wird bei<br />
der Eichenflamme vermehrt CO freigesetzt und es treten lokal sauerstoffärmere Zonen auf als bei der<br />
Weide. In Brennernähe, wo die CO-Werte hoch sind, werden nur geringe NO x-Konzentrationen gemessen.<br />
Das CO reagiert dort <strong>mit</strong> NO x zu CO 2 und N 2.<br />
5.2.1.2 Einfluß der Korngröße bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse <strong>mit</strong> Steinkohle<br />
Um den Einfluß der Biomasseaufmahlung auf das Verbrennungs- und Zündverhalten <strong>von</strong> Kohle-<br />
Biomasse-Mischflammen zu untersuchen, wurde eine reine Kohleflamme, eine Kohleflamme <strong>mit</strong> Beimischung<br />
<strong>von</strong> 25 % (thermisch) Stroh (4 mm <strong>mit</strong> einer <strong>mit</strong>tleren Korngröße <strong>von</strong> 800 µm) und eine Flamme<br />
<strong>mit</strong> 25 % (thermisch) Fichtenreisig (1,5 mm <strong>mit</strong> einer <strong>mit</strong>tleren Korngröße <strong>von</strong> 280 µm) im Feuerraum<br />
vermessen. Die Sauerstoffprofile sind in Abbildung 35 dargestellt.<br />
Vergleicht man die reine Kohleflamme <strong>mit</strong> der Kohle-Strohflamme, erkennt man einen langsameren<br />
Sauerstoffabbau im Brennernahbereich bei der Mitverbrennung des groben Strohs. Dies deutet darauf<br />
hin, daß der Strohanteil erst später zündet und Sauerstoff verbraucht. Beim weiteren Verlauf in der<br />
Brennkammer wird der Sauerstoff bei der Mischflamme jedoch zügig abgebaut und liegt ab etwa 0,5 m<br />
Brennerentfernung (4. Ebene <strong>von</strong> oben) etwas unter dem Sauerstoffgehalt der Kohleflamme. Betrachtet<br />
man die Mischflamme <strong>mit</strong> dem fein aufgemahlenen Fichtenreisig, weist diese schon in der ersten Meßebene<br />
geringe Sauerstoffgehalte auf, die in 0,5 m Brennerentfernung schon auf etwa 4 % abgebaut sind.<br />
Daran ist eine schnelle Zündung und eine heftige Reaktion des Brennstoffes <strong>mit</strong> dem Sauerstoff zu<br />
erkennen. Da beide Biomassen die gleichen Wassergehalte aufweisen, ist die schnellere Zündung vor<br />
allem der kleineren Korngröße des Fichtenreisig zuzuschreiben.<br />
Insgesamt kann die reine Kohleflamme in ihrer Zündschnelligkeit und "Reaktionsge-schwindigkeit"<br />
zwischen den Mischflammen <strong>mit</strong> der groben und der feinen Aufmahlung ein-geordnet werden. Betrachtet<br />
man die CO-Freisetzung im Feuerraum bei der Biomasse-Mitverbrennung im Vergleich zur reinen<br />
Kohleflamme, fällt auf, daß bei letzterer die höchsten CO-Konzentrationen zu messen sind (s. Abb. 36).<br />
Besonders in der inneren Rezirkulationszone, wo auch kein Sauerstoff vorhanden ist, tritt ein CO-Peak<br />
auf. Die CO-Konzentration nimmt <strong>mit</strong> zunehmender Brennerentfernung langsam ab. Bei der<br />
Mitverbrennung des groben Strohs kann auch in Brennernähe so gut wie kein CO gemessen werden. Bei<br />
50
4<br />
3<br />
Eiche 1,5 mm<br />
180<br />
Weide 2,5 mm<br />
4<br />
3<br />
CO (in % auf 0% O 2<br />
gerechnet)<br />
2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
4<br />
3<br />
2<br />
330<br />
1<br />
1<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
2,5<br />
2,0<br />
480<br />
4<br />
3<br />
2<br />
2,5<br />
2,0<br />
CO (in % auf 0% O 2<br />
gerechnet)<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
630<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
990<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0,0<br />
Radius [mm]<br />
Abstand vom<br />
Brenner [mm]<br />
Radius [mm]<br />
Abb. 33: CO-Konzentrationen in der Verbrennungszone (links bei der fein aufgemahlenen Biomasse,<br />
rechts gröber aufgemahlen)<br />
51
800<br />
600<br />
400<br />
Eiche<br />
180<br />
Weide<br />
800<br />
600<br />
400<br />
NO x<br />
(ppm auf 0% O 2<br />
gerechnet)<br />
200<br />
200<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
800<br />
600<br />
400<br />
330<br />
200<br />
200<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
800<br />
600<br />
480<br />
800<br />
600<br />
400<br />
800<br />
600<br />
NO x<br />
(ppm auf 0% O 2<br />
gerechnet)<br />
400<br />
400<br />
200<br />
200<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
800<br />
600<br />
400<br />
630<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
200<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
800<br />
990<br />
800<br />
600<br />
400<br />
600<br />
400<br />
200<br />
200<br />
0<br />
250 200 150 100 50 0 50 100 150 200 250 0<br />
Radius [mm]<br />
Abstand vom<br />
Brenner [mm]<br />
Radius [mm]<br />
Abb. 34: NO x-Konzentrationen bei fein und grob aufgemahlener Biomasse<br />
52
KO-STRO2.ORG<br />
Kohle 100%<br />
25 % Stroh 4mm<br />
25 % Fichtenreisig 1,5mm<br />
16<br />
16<br />
14<br />
14<br />
12<br />
12<br />
10<br />
10<br />
8<br />
8<br />
6<br />
6<br />
4<br />
4<br />
2<br />
2<br />
O 2<br />
Konzentration in %<br />
0<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
16<br />
14<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
0<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
16<br />
14<br />
O 2<br />
Konzentration in %<br />
12<br />
12<br />
10<br />
10<br />
8<br />
8<br />
6<br />
6<br />
4<br />
4<br />
2<br />
2<br />
0<br />
16<br />
14<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
0<br />
16<br />
14<br />
12<br />
12<br />
10<br />
10<br />
8<br />
8<br />
6<br />
6<br />
4<br />
4<br />
2<br />
2<br />
0<br />
16<br />
14<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
0<br />
16<br />
14<br />
12<br />
12<br />
10<br />
10<br />
8<br />
8<br />
6<br />
6<br />
4<br />
4<br />
2<br />
2<br />
0<br />
300 200 100 0 100 200 300<br />
0 100 200 300<br />
0<br />
Radius (mm)<br />
Radius (mm)<br />
Radius (mm)<br />
Abb. 35: Sauerstoffprofile bei der Mitverbrennung <strong>mit</strong> Steinkohle<br />
53
KO-STRO2.ORG<br />
Kohle 100%<br />
25 % Stroh 4mm<br />
25 % Fichtenreisig 1,5mm<br />
6<br />
6<br />
4<br />
4<br />
2<br />
2<br />
CO in % auf 0 % O 2<br />
gerechnet<br />
0<br />
1<br />
0<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
0<br />
1<br />
0<br />
CO in % auf 0 % O 2<br />
gerechnet<br />
1<br />
1<br />
0<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0<br />
300 200 100 0 100 200 300<br />
0 100 200 300<br />
0<br />
Radius (mm)<br />
Radius (mm)<br />
Radius (mm)<br />
Abb. 36: CO-Profilmessungen bei der Mitverbrennung<br />
54
KO-STRNO.ORG<br />
Kohle 100%<br />
25 % Stroh 4mm<br />
25 % Fichtenreisig 1,5mm<br />
1600<br />
1600<br />
1400<br />
1400<br />
1200<br />
1200<br />
1000<br />
1000<br />
800<br />
800<br />
600<br />
600<br />
NO x<br />
in ppm auf 0% O 2<br />
gerechnet<br />
400<br />
200<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
400<br />
200<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
NO x<br />
in ppm auf 0% O 2<br />
gerechnet<br />
1000<br />
1000<br />
800<br />
800<br />
600<br />
600<br />
400<br />
400<br />
200<br />
1600<br />
1400<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
200<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1200<br />
1000<br />
1000<br />
800<br />
800<br />
600<br />
600<br />
400<br />
400<br />
200<br />
1600<br />
1400<br />
300 200 100 0 100 200 300 0 100 200 300<br />
200<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
Endkonzentration 990 ppm<br />
auf 0% O 2 bezogen<br />
Endkonzentration 880 ppm<br />
auf 0% O 2 bezogen<br />
Endkonzentration 1070 ppm<br />
auf 0% O 2 bezogen<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
400<br />
200<br />
200<br />
300 200 100 0 100 200 300<br />
Radius (mm)<br />
Radius (mm)<br />
0 100 200 300<br />
Radius (mm)<br />
Abb. 37: NO x-Profilmessungen bei der Mitverbrennung<br />
55
der Fichtenreisig Flamme kann direkt nach Brenneraustritt eine erhöhte CO-Konzentration beobachtet<br />
werden, obwohl in diesem Bereich genügend Sauerstoff vorhanden ist. Weiter entfernt ist kein CO mehr<br />
vorhanden. Obwohl bei den Biomassen im Rohbrennstoff bereits die Mehrzahl der C-Atome <strong>mit</strong> einem<br />
Sauerstoffatom teiloxidiert sind, führt dies im Feuerraum nicht zu hohen CO-Konzentrationen bei der<br />
Mitverbrennung. Dafür sind mehrere Vorgänge denkbar. Bei der Mitverbrennung des groben Strohs zündet<br />
dieses erst nach der Kohle; dadurch ist überall genügend Sauerstoff vorhanden, um das freigesetzte<br />
CO aufzuoxidieren. Bei der Zudosierung des fein aufgemahlenen Fichtenreisig setzt dieses so schnell<br />
Flüchtige frei, daß diese trotz vorhandenem Sauerstoff nicht aufoxidiert werden. Diese Vorgänge in un<strong>mit</strong>telbarer<br />
Brennernähe haben auch einen großen Einfluß auf die Stickoxidbildung der Flammen.<br />
Um die Stickoxidentstehung in der Flamme verfolgen zu können, wurden bei diesen Flammen auch die<br />
Stickoxidkonzentrationen im Feuerraum vermessen. Um Verdünnungseffekte ausschließen zu können<br />
und die Flammen vergleichbar zu machen, wurden die gemessenen Werte auf 0 % Sauerstoff umgerechnet.<br />
In der ersten Ebene der Kohleflamme werden in der Brennerachse nur sehr geringe NO x-Konzentrationen<br />
gemessen (s. Abb. 37). Grund hierfür sind der niedrige Sauerstoffgehalt und der hohe CO-Gehalt in<br />
diesem Bereich. Das NO x reagiert hier <strong>mit</strong> CO zu N 2 und CO 2. Bei den Biomasse-Kohle-Mischflammen<br />
tritt dieser Effekt nicht auf, da auch keine ausgeprägte unterstöchiometrische Zone vorhanden ist. Bei der<br />
Fichte entsteht in diesem Bereich zwar genügend CO als Reaktionspartner für die Stickoxide, es ist jedoch<br />
Sauerstoff im Überschuß vorhanden, der deshalb bevorzugt <strong>mit</strong> CO zu CO 2 reagiert. Auch für die freigesetzten<br />
Stickstoffverbindungen findet sich genügend Sauerstoff als Reaktionspartner, so daß sie in der<br />
Flammenwurzel zu NO x oxidiert werden. Im weiteren Flammenverlauf wird das NO x noch abgebaut. Für<br />
die Kohleflamme ergibt sich ein Endwert <strong>von</strong> 990 ppm bezogen auf 0 % Sauerstoff, für die Kohle-Stroh-<br />
Flamme <strong>von</strong> 880 ppm und für die Kohle-Fichtenreisig Mischung <strong>von</strong> 1070 ppm. Die Höhe der Endkonzentrationen<br />
korellieren <strong>mit</strong> dem Anteil an Brennstoffstickstoff in dem Brennstoff-Mix. Die reine Kohle<br />
hat einen auf den Energieinhalt bezogenen Stickstoffgehalt <strong>von</strong> 410 mg/MJ, die Kohle - Stroh Mischung<br />
<strong>von</strong> 382 mg/MJ und 75 % Kohle - 25 % Fichtenreisig <strong>von</strong> 530 mg/MJ. Setzt man nun den Stickstoffgehalt<br />
und die NO x-Emissionen der Kohleflammen jeweils als Referenz zu 100 % und setzt die Mischungen<br />
dazu ins Verhältnis, so erhält man für die Stroh-Kohle-Mischung einen N-Gehalt <strong>von</strong> 93 % und eine<br />
Emission <strong>von</strong> 89 %. Die Fichtenreisig-Mischung weist dann einen N-Gehalt <strong>von</strong> 129 %, aber eine NO x-<br />
Emission <strong>von</strong> nur 108 % auf. Die Konversion des Biomassestickstoffes zu NO x ist also geringer als die<br />
der reinen Kohleflamme.<br />
Weiterhin wurden die Einflüsse des Biomasseanteils und der Aufmahlung auf das Zündverhalten untersucht.<br />
Dazu wurde Buchenholz auf drei Feinheiten gemahlen, <strong>mit</strong> unterschiedlichen Anteilen der thermischen<br />
Leistung zusammen <strong>mit</strong> Kohle verbrannt und die Sauerstoffkonzentrationen auf der<br />
Brennkammerebene 330 (330 mm vom Brenner) er<strong>mit</strong>telt. Die Ergebnisse sind in Abbildung 38 dargestellt.<br />
Links sind die 2 mm- und die 4 mm-Aufmahlungen <strong>mit</strong> unterschiedlichen Anteilen <strong>mit</strong>einander zu<br />
vergleichen. Es ist zu erkennen, daß bei der feinen Aufmahlung <strong>mit</strong> zunehmendem Anteil keine Änderung<br />
des Sauerstoffgehaltes auf dieser Ebene erfolgt. Man kann deshalb da<strong>von</strong> ausgehen, daß hier eine<br />
gleichmäßige Zündung <strong>von</strong> Kohle und Holz stattfindet. Im Gegensatz dazu erhöhen sich bei der 4 mm<br />
Aufmahlung die O 2-Konzentrationen <strong>mit</strong> zunehmendem Biomasseanteil. Dies weist darauf hin, daß das<br />
grobe Holz noch nicht gezündet hat und der Sauerstoffverbrauch bis hier allein durch die Kohle erfolgt<br />
ist. Dies wird auch durch den Vergleich der 4 mm Aufmahlung <strong>mit</strong> der 6 mm Aufmahlung bestätigt.<br />
Dieser Vergleich ist rechts in Abbildung 38 dargestellt. Die Sauerstoffkonzentrationen sind hier jeweils für<br />
die gleichen Anteile annähernd deckungsgleich. Durch die noch gröbere Aufmahlung wird das Zündverhalten<br />
also nicht noch weiter verzögert. Dies zeigt, daß das grob gemahlene Holz an dieser Stelle tatsächlich<br />
noch nicht gezündet hat.<br />
56
10<br />
10<br />
KOBUPROF.ORG<br />
9<br />
8<br />
7<br />
10 % Buche 4mm<br />
20 % Buche 4mm<br />
30 % Buche 4mm<br />
48 % Buche 4mm<br />
10 % Buche 2<br />
20 % Buche 2<br />
30 % Buche 2<br />
9<br />
8<br />
7<br />
10% Buche 6mm<br />
20% Buche 6mm<br />
10% Buche 4mm<br />
20% Buche 4mm<br />
O 2<br />
in %<br />
6<br />
O 2<br />
in %<br />
6<br />
5<br />
5<br />
4<br />
4<br />
3<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
3<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Radius in mm<br />
Radius in mm<br />
Abb. 38: Sauerstoffprofile auf Brennkammerebene 330 mm <strong>mit</strong> unterschiedlichen Holzanteilen<br />
und -aufmahlungen<br />
5.2.2 Ausbrand, Glührückstand und Glühverlust<br />
Anhand des Glührückstandes <strong>von</strong> Ascheproben wird der Ausbrand und da<strong>mit</strong> die Vollständigkeit der<br />
Verbrennung beurteilt. Der Ausbrand errechnet sich in Abhängigkeit des Glührückstandes und des<br />
Aschegehaltes des Ausgangsbrennstoffes nach folgender Formel.<br />
Ao<br />
1 -<br />
1 - Aa<br />
Au =<br />
1 - Ao<br />
Au = Ausbrand<br />
Ao = Aschegehalt absolut des Ausgangsbrennstoffes<br />
Aa = Glührückstand absolut der Ascheprobe<br />
Der Glührückstand wird durch die Gewichtsabnahme (entsprechend dem Glühverlust) bei der Erhitzung<br />
der Aschen auf 900 °C unter Sauerstoffatmosphäre bestimmt. Ein großer Glührückstand, respektive ein<br />
kleiner Glühverlust, bedeutet einen kleineren organischen, brennbaren Restanteil und so<strong>mit</strong> einen besseren<br />
Ausbrand.<br />
In Abbildung 39 ist der Ausbrand über dem Glührückstand in Abhängigkeit des Brennstoffaschegehaltes<br />
graphisch dargestellt. Es ist zu erkennen, daß bei geringen Brennstoffaschegehalten auch bei kleiner<br />
werdendem Glührückstand, also größerem Glühverlust, der Ausbrand nahezu bei 100 % liegt. D.h. die im<br />
Brennstoff enthaltene Energie wurde annähernd vollständig umgesetzt. Grundvoraussetzung für eine<br />
Weiterverwertung, aber auch für eine Deponierung der Aschen nach dem Abfallwirtschaftsgesetz ist ein<br />
Glührückstand <strong>von</strong> größer als 95 Gew%. Für Brennstoffe <strong>mit</strong> kleinem Ascheanteil wie Hölzer bedeutet<br />
dies, daß selbst bei sehr gutem Ausbrand noch zu viel Brennbares in der zurückbleibenden Asche enthalten<br />
sein kann und eine Deponierung so<strong>mit</strong> eventuell nicht möglich ist.<br />
57
100,0<br />
99,8<br />
99,6<br />
Ausbrand in %<br />
99,4<br />
99,2<br />
99,0<br />
98,8<br />
0,5 % Asche<br />
2 % Asche<br />
5 % Asche<br />
10 % Asche<br />
98,6<br />
90 92 94 96 98 100<br />
Glührückstand in %<br />
Abb. 39: Ausbrand in Abhängigkeit des Glührückstandes und des Aschegehaltes<br />
In Abbildung 40 sind die Glührückstände der Ascheproben bei der Mischverbrennung <strong>von</strong> Buchenholz<br />
und Energiegras unterschiedlicher Aufmahlungen <strong>mit</strong> Steinkohle dargestellt. Der Anteil an Biomasse in %<br />
100<br />
95<br />
90<br />
Glührückstand (%)<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
Glührückst. Buche 2<br />
Glührückst. Buche 4<br />
Glührückst. Buche 6<br />
Glührückst. EG 1,5<br />
Glührückst. EG 4<br />
Glührückst. EG 6<br />
65<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Anteil Biomasse in % thermisch<br />
Abb. 40: Glührückstand in Abhängigkeit vom Biomasseanteil und der Aufmahlung<br />
(EG = Energiegras)<br />
58
ist auf die thermische Leistung bezogen. Bei der Buchen-Mitverbrennung bleibt der Glührückstand nur<br />
bei der feinsten Aufmahlung über 95 %, bei dem gröber aufgemahlenen Holz sinkt er stark ab. Bei den<br />
Kohle-Energiegras-Flammen bleibt der Glührückstand auch bei gröberer Aufmahlung auf höherem<br />
Niveau.<br />
100<br />
99<br />
Ausb. Buche 2<br />
Ausb. Buche 4<br />
Ausb. Buche 6<br />
140<br />
120<br />
100<br />
Ausbrand (%)<br />
98<br />
80<br />
60<br />
CO (mg/m 3 )<br />
97<br />
40<br />
CO Buche 2mm<br />
CO Buche 4mm<br />
CO Buche 6mm<br />
20<br />
96<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Anteil Buche in % thermisch<br />
0<br />
Abb. 41: Ausbrand und CO-Emission in Abhängigkeit vom Biomasseanteil und der Aufmahlung<br />
In Abbildung 41 sind der Ausbrand und die CO-Emissionen der Mischflammen in Abhängigkeit des<br />
thermischen Anteils der Buche an der Gesamtfeuerungsleistung dargestellt.<br />
Bei der feinen Ausmahlung bleibt der Ausbrand <strong>mit</strong> zunehmendem Bucheanteil konstant hoch. Die <strong>mit</strong>tlere<br />
Ausmahlung zeigt dagegen ein schwaches Abfallen des Ausbrandes <strong>mit</strong> zunehmender Biomassemenge.<br />
Bei 50 % Anteil wird noch ein Ausbrand <strong>von</strong> 98,5 % erreicht. Wie sich aus Abbildung 40 gezeigt<br />
hat, ist der Glührückstand jedoch schon sehr gering und in der gleichen Höhe wie bei der 10 %igen 6<br />
mm-Bucheflamme. Der Grund hierfür ist der abnehmende Aschegehalt <strong>mit</strong> zunehmendem Holzanteil.<br />
An dieser Stelle wird nochmals die Problematik beim Vergleich <strong>von</strong> Glührückstand und Ausbrand<br />
deutlich. Trotz gleich geringem Glührückstand ist der Ausbrand der 6 mm Flamme deutlich schlechter.<br />
Der Ausbrand bei der 6 mm Aufmahlung fällt schon bei 10 % Anteil auf 96,5 % und ist so<strong>mit</strong> nicht mehr<br />
genügend. Ein schlechter Ausbrand kündigt sich bei einer Staubfeuerung in der Regel durch hohe CO-<br />
Emissionen an. Sie laufen dem Ausbrand genau entgegen.<br />
Durch die Einblasung der Biomassen über eine Lanze entgegen der Kohleflamme wurde versucht, den<br />
Ausbrand bei gleicher Partikelgröße zu erhöhen. Mit dieser Technik kann die Verweilzeit der Partikel<br />
erhöht werden, da sie zweimal durch die heiße Verbrennungszone geleitet werden. In Abbildung 42 ist<br />
diese Eindüsevariante schematisch dargestellt. Mit dem Abstand der Lanze zum Brenner sowie der Eindüsegeschwindigkeit<br />
muß das System so optimiert werden, daß die Brennstoffpartikel so hoch wie<br />
möglich fliegen, jedoch nicht an der Brennkammerdecke zurückprallen. Die Lanze kann auch nicht<br />
beliebig weit vom Brenner entfernt eingebaut werden, da es sich bei den Brennstoffen um keinen<br />
monodispersen, sondern einen Stoff <strong>mit</strong> einer Korn-<br />
59
Abb. 42:<br />
Biomasseeindüsung über Lanze<br />
größenverteilung handelt. Wird nun der Brennstoff entgegen der Hauptströmungsrichtung geblasen, wird<br />
er <strong>von</strong> dieser abgebremst und die Flugrichtung der Teilchen kehrt sich um. Während große Teilchen <strong>mit</strong><br />
ihrer entsprechend höheren Masse und da<strong>mit</strong> größerem <strong>mit</strong>gebrachtem Impuls weit gegen die Strömung<br />
fliegen können, werden kleine Teilchen nach Verlassen der Biomasselanze schnell <strong>von</strong> der Hauptströmung<br />
abgebremst und <strong>mit</strong>gerissen. Ist nun die Lanze zu weit vom Brenner entfernt, gelangen feine Teilchen<br />
nicht in die Verbrennungszone. Für den Versuch wurde Pappelholz auf 4 mm aufgemahlen und<br />
einerseits <strong>mit</strong> der Kohle vorgemischt über den Brenner eingeblasen sowie andererseits über die Brennstofflanze<br />
entgegen der Kohleflamme.<br />
In Abbildung 43 ist der Glührückstand der jeweiligen Mischflammen in Abhängigkeit des Biomasseanteils<br />
dargestellt. Man erkennt bei der Brennereindüsung ein Abfallen des Glührückstandes bei 50 %<br />
Pappelanteil auf ca. 70 %. Derselbe Wert wurde auch schon bei der 50 %igen 4 mm-Buchenflamme<br />
erreicht (s. Abb. 41). Bei Eindüsung über Lanze bleibt der Ausbrand über den ganzen untersuchten<br />
Bereich der Biomassebeimischung konstant hoch. Dies ist einmal durch etwas höhere Verweilzeit im Flug<br />
der Teilchen begründet, Beobachtungen zeigten jedoch auch, daß Teilchen durch die entgegengerichtete<br />
Drallströmung nach außen abgelenkt werden, und an die Wand fliegen. Dort findet der vollständige Ausbrand<br />
statt. Durch die Verwendung der Brennstofflanze können die Biomassen also gröber verbrannt<br />
werden als bei der Zugabe über Brenner.<br />
Die in Abbildung 43 eingetragene reine Pappelflamme zeigt, daß bei Zugabe über den Brenner eine Ausmahlung<br />
auf 2,5 mm genügt, um einen hohen Glührückstand zu erreichen. Bei der Eindüsung über die<br />
Lanze ist dagegen schon eine Ausmahlung <strong>von</strong> 4 mm ausreichend. In Abbildung 44 ist der Glührückstand<br />
der Ausbrandproben bei Flammen <strong>mit</strong> Getreide- und Rapsganzpflanzen über dem Biomasseanteil<br />
dargestellt. Die Gersteflammen weisen auch schon für geringere Anteile einen etwas niedrigeren Glührückstand<br />
auf. Der Glührückstand der Gerste- und Haferflamme fällt jedoch bei 100 % Biomasseanteil<br />
stark ab. Die Flammen <strong>mit</strong> Raps und Roggen zeigen einen größeren Glührückstand und so<strong>mit</strong> auch besseren<br />
Ausbrand. Dies liegt an dem geringeren Kornanteil beider Brennstoffe im Erntegut bzw. nach der<br />
60
100<br />
Ausmahlung 2,5 mm<br />
90<br />
Glührückstand (%)<br />
80<br />
70<br />
Ausmahlung 4 mm<br />
Pappel über Brenner<br />
Pappel über Lanze<br />
60<br />
50<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Biomasseanteil (% thermisch)<br />
Abb. 43: Glührückstand bei Pappel in Abhängigkeit der Eindüsevariante<br />
100<br />
EGROWRV6.ORG<br />
Glührückstand der Ausbrandprobe<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
Hafer<br />
Roggen<br />
Raps<br />
Gerste<br />
Triticale<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Biomasseanteil (% thermisch)<br />
Abb. 44: Glührückstand bei der Ganzpflanzen - Kohle Mischvergrennung<br />
61
Glühverlust %<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Triti+Kohle außen<br />
Triti Mitte-Kohle außen<br />
Triti außen-Kohle Mitte<br />
Triti+Kohle Mitte<br />
Kohle außen-Kohle Mitte<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Biomasseanteil % thermisch<br />
8<br />
KOFIVW53.ORG<br />
7<br />
6<br />
Glühverlust (%)<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Anteil Fichte in % thermisch<br />
Kohle Mitte - Fichte außen<br />
Kohle außen - Fichte Mitte<br />
Kohle + Fichte außen<br />
Abb. 45: Glührückstand der Aschen bei den Versuchsflammen<br />
Zerkleinerung. Der variierende Ausbrand und die entsprechenden CO-Emissionen (s. Abb. 50) sind<br />
darauf zurückzuführen, daß bei der Brennstoffaufbereitung <strong>mit</strong> der Schneidmühle bei den Getreideganz-<br />
62
pflanzen etwa gleich große Partikel Stroh und Korn entstehen, die aber unterschiedliche Dichten haben.<br />
Um Getreideganzpflanzen als alleinigen Brennstoff in der Staubfeuerung verbrennen zu können, muß die<br />
Aufbereitung deutlich verbessert werden. Die Körner müssen deutlich feiner aufgemahlen werden als das<br />
Stroh. Dies bedeutet im Umkehrschluß, daß das Stroh stark übermahlen werden muß und so<strong>mit</strong> unnötig<br />
Energie für die Aufbereitung verbraucht wird. Ein erfolgversprechender Ansatz wird in einem Nachfolgeprojekt<br />
verfolgt, in dem die Verwendung einer Hammermühle <strong>mit</strong> einer nachgeschalteten Fliehkraftsichtung<br />
zur Aufbereitung <strong>von</strong> Ganzpflanzen untersucht wird. Diese Mühlenart ist sowohl für die<br />
Strohzerkleinerung als auch zur Zerkleinerung <strong>von</strong> Getreidekörnern zu Mehl im Einsatz.<br />
In Abbildung 45 ist der Glühverlust der bei den Versuchen <strong>mit</strong> unterschiedlichen Brennerkonfigurationen<br />
erhaltenen Aschen über dem Biomasseanteil dargestellt. Die Versuche wurden <strong>mit</strong> Fichte und Triticale<br />
durchgeführt. Ziel dieser Versuche ist die Er<strong>mit</strong>tlung der NO x-Emissionen bei den unterschiedlichen<br />
Brennerkonfigurationen. Es ist zu erkennen, daß bei den meisten Aschen dieser Flammen weniger als 5 %<br />
Glühverlust verbleibt. Dies bedeutet auch einen guten Ausbrand des Brennstoffes. Es ist insbesondere bei<br />
der Mitverbrennung <strong>von</strong> Triticale die Tendenz zu erkennen, daß bei zunehmendem Ganzpflanzenanteil<br />
der Glühverlust zunimmt.<br />
8<br />
6<br />
Triti Mitte - Kohle außen<br />
Triti außen - Kohle Mitte<br />
Kohle außen- Kohle Mitte<br />
Glühverlust (%)<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil Brennstoff zentral (% thermisch)<br />
Abb. 46: Glührückstand der Aschen über dem Anteil an zentral eingeblasenem Brennstoff<br />
In Abbildung 46 ist der Glühverlust über dem Anteil an Brennstoff, der zentral eingeblasen wird, aufgetragen.<br />
Der Glühverlust nimmt <strong>mit</strong> zunehmendem Anteil an zentral eingeblasenem Brennstoff, sowohl<br />
Biomasse als auch Kohle, tendenziell zu.<br />
5.2.3 Emissionen bei der Biomasseverbrennung in einer Staubfeuerung<br />
5.2.3.1 CO-Emissionen<br />
Bei der Verbrennung <strong>von</strong> Festbrennstoffen muß zwischen dem Partikelausbrand und dem Gasausbrand<br />
unterschieden werden. Während der Partikelausbrand anhand des Glührückstandes und des Ausbrandes<br />
beurteilt wird, wird der Gasausbrand durch die Leitkomponente Kohlenmonoxid angezeigt. In einer<br />
Staubfeuerung sind jedoch beide aneinander gekoppelt. Ist genügend Sauerstoff vorhanden und die<br />
63
Temperatur hoch genug, reagiert das Kohlenmonoxid <strong>mit</strong> dem Sauerstoff zu CO 2. Die CO-Emissionen<br />
werden am Ende der Brennkammer gemessen, d.h. die Temperaturen sind niedrig genug, um keine weiteren<br />
Reaktionen <strong>von</strong> Kohlenwasserstoffen mehr stattfinden zu lassen. Werden die Brennstoffpartikel zu<br />
grob in die Brennkammer eingebracht, reicht die vorgegebene Verweilzeit der Teilchen nicht aus, um<br />
vollständig zu verbrennen, d.h. sie setzen auch noch am Ende der Brennkammer Kohlenwasserstoffe und<br />
CO frei, die dann als Emissionen aufgezeichnet werden. Die CO-Emissionen sind also <strong>von</strong> dem vollständigen<br />
Partikelausbrand der Biomasse abhängig und steigen <strong>mit</strong> sinkendem Ausbrand, der wiederum maßgeblich<br />
<strong>von</strong> der Korngröße des Brennstoffs beeinflußt wird.<br />
In Abbildung 47 ist ein Beispiel für die Abhängigkeit der CO-Emissionen vom Restsauerstoffgehalt im<br />
Rauchgas dargestellt. Es handelt sich hierbei um zwei reine Energiegrasflammen <strong>mit</strong> einer 1,5 mm Aufmahlung.<br />
Bei der einen wurde durch die Einstellung der Brennstoffmenge der Endsauerstoffgehalt<br />
zwischen 5 und 6 % variiert, bei der anderen Flamme zwischen 5,5 und 4,4 % O 2. Unterhalb <strong>von</strong> 5 %<br />
Restsauerstoffgehalt steigt in diesem Fall die CO-Emission stark an. Üblicherweise stellt man bei einer<br />
Kohlenstaubfeuerung die Sauerstoffendkonzentrationen auf 3,5 % (entsprechend einer Luftzahl <strong>von</strong> 1,2)<br />
ein. In diesem Fall ist jedoch eine Luftzahl <strong>von</strong> 1,3 notwendig, um einen vollständigen Gasausbrand zu<br />
bekommen.<br />
400<br />
PAOGES.ORG<br />
300<br />
Energiegras 100 %<br />
CO<br />
CO in mg/m³<br />
200<br />
100<br />
0<br />
4,4 4,6 4,8 5,0 5,2 5,4 5,6 5,8 6,0 6,2<br />
O 2<br />
in %<br />
Abb. 47: Einfluß des Restsauerstoffgehaltes auf die CO- Emissionen bei reiner Grasflamme<br />
Der im Vergleich zur Kohle frühe Anstieg der CO-Emissionen bei dieser Energiegrasflamme kann verschiedene<br />
Gründe haben. Gröbere Biomasseteilchen können schnell durch die heiße Verbrennungszone<br />
fallen. Sie entgasen zwar vollständig, setzen jedoch beim Koksabbrand noch weit unten in der Brennkammer<br />
bei niedrigeren Temperaturen CO frei. Dieses CO wird aufgrund der geringen Reaktionsgeschwindigkeit<br />
nicht mehr zu CO 2 aufoxidiert und erscheint als Emission. Die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
<strong>von</strong> CO nach CO 2 ist insbesondere <strong>von</strong> der Temperatur, aber auch <strong>von</strong> der Sauerstoffkonzentration abhängig.<br />
Da die unterschiedlichen Sauerstoffkonzentrationen durch kurzfristige Schwankungen in der<br />
Brennstoffzufuhr verursacht werden und die Brennkammer <strong>mit</strong> ihrer großen erhitzten Masse sehr viel<br />
Wärme speichert, kann man da<strong>von</strong> ausgehen, daß die Temperaturen am Brennkammerende nicht beeinflußt<br />
werden. Dieser Einfluß wäre auch gerade entgegengesetzt. Bei geringerem Sauerstoffüberschuß wird<br />
64
die Verbrennungstemperatur höher und da<strong>mit</strong> die Reaktionsgeschwindigkeit <strong>von</strong> CO nach CO 2 größer,<br />
vorausgesetzt, das CO findet noch genügend Sauerstoff als Reaktionspartner. Die Abhängigkeit der<br />
Reaktionsgeschwindigkeit <strong>von</strong> CO nach CO 2 <strong>von</strong> Temperatur und Restsauerstoffgehalt ist in Abbildung<br />
48 dargestellt. Die Reaktion springt erst bei 605 °C an, am Ende der Brennkammer wird die Reaktion<br />
daher nahezu zum Erliegen kommen. Bei vorgegebener Temperatur erhöht sich die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
<strong>mit</strong> höherem Sauerstoffgehalt im Rauchgas. So verdoppelt sich die Reaktionsgeschwindigkeit bei<br />
700 °C beim Übergang <strong>von</strong> 1 % auf 5 % Restsauerstoff. Dies entspricht einer Temperaturerhöhung <strong>von</strong><br />
700 auf 750 °C. Die allgemein bekannte Faustregel der Verdopplung der Reaktionsgeschwindigkeit bei<br />
einer Temperaturerhöhung um 10 °C gilt hier nicht, da man sich noch sehr nahe an der Starttemperatur<br />
befindet.<br />
5000<br />
1 % O 2<br />
Reaktionsgeschwindigkeit (m³/kmol s)<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
3 % O 2<br />
5 % O 2<br />
0<br />
600 650 700 750 800<br />
Reaktionstemperatur (°C)<br />
Abb. 48: Reaktionsgeschwindigkeit <strong>von</strong> CO in Abhängigkeit der Temperatur und des<br />
O 2-Gehaltes<br />
Es handelt sich hier so<strong>mit</strong> um einen Grenzfall, bei dem durch die Erhöhung des Restsauerstoffgehaltes<br />
die CO-Emissionen noch aufgefangen werden können. Es liegt die Vermutung nahe, daß die CO-Emissionen<br />
bei einem längeren Betrieb <strong>mit</strong> hohem Sauerstoffgehalt wieder ansteigen, da die Temperaturen<br />
absinken werden.<br />
Bei Energiegras und Buchenholz wurden drei unterschiedlich aufgemahlene Chargen zusammen <strong>mit</strong><br />
Steinkohle (Göttelborn) verbrannt, um die erforderliche Mahlfeinheit für einen befriedigenden Ausbrand<br />
festzustellen. In Abbildung 49 sind die CO-Emissionen der Mischflammen über dem thermischen Biomasseanteil<br />
dargestellt. Bis 30 % Biomasseanteil sind die CO-Emissionen beim Energiegras für alle Ausmahlungen<br />
auf einem niedrigen Niveau ähnlich der reinen Kohleflamme. Darüber steigen jedoch für die<br />
gröberen Ausmahlungen die CO-Emissionswerte an. Für eine Mitverbrennung bis 30 % sind so<strong>mit</strong> auch<br />
die gröberen Ausmahlungen ausreichend. Soll jedoch ein höherer Anteil an Energiegras <strong>mit</strong>verfeuert<br />
werden, muß eine feinere Ausmahlung gewählt werden. Für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Holz bis zu 30 %<br />
thermisch ist ebenfalls die 4 mm-Aufmahlung ausreichend, danach steigen die CO-Emissionen deutlich<br />
an. Die 6 mm Aufmahlung hat schon bei 10 %iger Mitverbrennung erhöhte CO-Emissionen.<br />
In Abbildung 49 sind noch einige Mischflammen <strong>von</strong> Hanf <strong>mit</strong> Kohle eingetragen. Der Hanf nimmt in<br />
dieser Darstellung einen Sonderplatz ein, da er als Faserpflanze <strong>von</strong> seinem morphologischen Aufbau her<br />
65
nicht un<strong>mit</strong>telbar zu den ‘homogenen’ Biomassen wie Holz, Stroh und Gras gezählt werden kann. Er<br />
kann aber auch nicht zu den weiter unten behandelten kornhaltigen Ganzpflanzen zugeordnet werden, da<br />
keine Hanfsamen enthalten waren. Der Hanfstengel, wie er bei später Ernte als Biomasse vom Feld anfällt,<br />
setzt sich aus einem verholzten Teil (Schäben) und den ihn umgebenden Faseranteil zusammen.<br />
Der Hanf wurde auf 2,5 mm gemahlen und bis zu einem Anteil <strong>von</strong> 50 % thermisch <strong>mit</strong>verbrannt. Die<br />
CO-Emissionen blieben auch für die höheren Anteile niedrig und das optische Flammenbild war sehr<br />
kompakt, was auf eine unverzügliche Zündung hindeutet. Diese Aufmahlung ist sicher auch für größere<br />
Anteile ausreichend. Für größere Anteile konnten jedoch keine Versuche durchgeführt werden, da der<br />
Faseranteil zur extremen Verfilzung führt und so<strong>mit</strong> ein äußerst schlecht dosierbares Schüttgut darstellt.<br />
Von den Hanffasern wurde schließlich die unter der Dosierung angebrachte Zellradschleuse durch Zusetzung<br />
der Spaltabstände zwischen dem Zellenrad und dem Gehäuse blockiert. Die Zellradschleuse konnte<br />
nur durch eine Komplettdemontage wieder gängig gemacht werden. Insgesamt hat der Hanf in der kurzen<br />
Versuchszeit sehr gute verbrennungstechnische Eigenschaften aufgewiesen. Für einen Dauerbetrieb<br />
müssen jedoch die hier aufgetretenen Probleme durch konstruktive wie auch verfahrenstechnische Änderungen<br />
verbessert werden.<br />
CO (mg/m³ bei 6 % O 2<br />
)<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
EG1.5 mm<br />
EG4 mm<br />
EG6 mm<br />
Buche 2 mm<br />
Buche 4 mm<br />
Buche 6 mm<br />
Hanf 2,5 mm<br />
KOBU.ORG<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Anteil Biomasse thermisch (%)<br />
Abb. 49: CO- Emissionen der Energiegras- (EG), Hanf- und Buche- Kohle-Mischungen<br />
Die CO-Emissionen bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Getreide- und Rapsganzpflanzen sind in Abbildung 50<br />
dargestellt. Bei der reinen Gerste- und Haferflamme steigen sie besonders stark an. Die beiden maximalen<br />
Werte stellen die obere Meßgrenze des verwendeten Meßgerätes dar. Die Werte liegen also nicht "zufällig"<br />
aufeinander. Die Mahlung der Gerste und des Hafers erfolgte <strong>mit</strong> nicht optimal scharfen Messern in der<br />
Schneidmühle. Im Mahlgut befanden sich daher ca. 0,5-0,8 mm große "rundgeschliffene" Körnerteilchen.<br />
Diese Teilchen, die eine Energiedichte vergleichbar <strong>mit</strong> Kohle aufweisen, können in der vorgegebenen<br />
Verweilzeit nicht ausbrennen. Es resultiert eine hohe CO-Emission. Der Raps und der Roggen wurden<br />
<strong>mit</strong> frisch geschliffenen Messern gemahlen. Dabei war eine Anreicherung <strong>von</strong> Körnern im Mahlraum der<br />
Mühle auffällig. Der Mahlraum mußte sogar geräumt werden, da auch nach längerer Betriebszeit das<br />
verbleibende Mahlgut nicht zerkleinert werden konnte. Die Körner waren teilweise hal-<br />
66
1400<br />
EGROWRV6.ORG<br />
CO (mg/m³ bei 6 % O 2<br />
)<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
CORog<br />
CORaps<br />
COHafer<br />
COGerste<br />
COTriti<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Biomasseanteil (% thermisch)<br />
Abb. 50: CO-Emissionen der Ganzpflanzen-Kohle-Mischungen<br />
CO (mg/m 3 bei 6% O 2<br />
)<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Triti+Kohle außen<br />
Triti Mitte-Kohle außen<br />
Triti außen- Kohle Mitte<br />
Triti+Kohle Mitte<br />
Kohle Mitte-Kohle außen<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Biomasseanteil (% th<br />
)<br />
Abb.51: CO-Emissionen bei verschiedenen Brennerkonfigurationen und<br />
zunehmendem Ganzpflanzenanteil<br />
biert und/oder geschält. Beim Raps und Roggen kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß nicht das im<br />
Erntegut (Häcksel beim Raps bzw. Quaderballen beim Roggen) festgestellte Verhältnis <strong>von</strong> Korn zu<br />
67
Stroh im eingeblasenen Brennstoff vorlag, sondern der Kornanteil durch ‘Ausschütteln’ während des<br />
Transportes und der Ausschleusung bei der Aufbereitung niedriger war. Da die hohen CO-Emissionen<br />
durch nicht ausbrennende Körnerteilchen hervorgerufen werden, können bei den reinen Raps- und<br />
Roggenflammen auch niedrigere CO-Werte beobachtet werden, wie auch zuvor schon ein höherer Glührückstand<br />
gemessen wurde.<br />
Die CO-Emissionen über dem Biomasseanteil bei den Versuchen <strong>mit</strong> Wintertriticale-Ganzpflanzen und<br />
unterschiedlichen Brennerkonfigurationen sind in Abbildung 51 dargestellt. Es ist eine leichte Tendenz zu<br />
steigenden CO-Emissionen <strong>mit</strong> Ganzpflanzenanteilen über 60 % zu erkennen.<br />
5.2.3.2 NOx-Emissionen und primärseitige Minderungsmaßnahmen<br />
Die NO x-Emissionen in Kohlestaubverbrennungsanlagen werden, wenn keine primären Minderungsmaßnahmen<br />
ergriffen werden, in erster Linie vom Stickstoffgehalt des eingesetzten Brennstoffs bestimmt. Da<br />
dieser vor allem bei den untersuchten einjährigen Energieganzpflanzen höher als bei Steinkohle liegt,<br />
wurde bei den Verbrennungsversuchen getestet, inwieweit durch primärseitige NO x-Minderungsmaßnahmen<br />
die Stickoxidbildung in der Flammenzone durch geeignete Feuerungstechnik vermindernt werden<br />
kann. Dies kann zum einen durch die gestufte Luftzuführung, die Brennstoffstufung, über geeignete Eindüsung<br />
der Brennstoffe am Brenner, oder einer Kombination dieser Maßnahmen erfolgen. Sie sind allerdings<br />
erst dann sinnvoll, wenn man einen vollständigen Ausbrand und entsprechend niedrige CO-<br />
Emissionen bei den Versuchsflammen erreicht hat. Im Gegensatz dazu stehen Sekundärmaßnahmen, die<br />
bereits gebildete Stickoxide reduzieren sollen.<br />
In Abbildung 52 sind die NO x-Emissionen bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Raps-, Wintergerste-, Hafer- und<br />
Roggenganzpflanzen <strong>mit</strong> der Göttelborn-Steinkohle dargestellt. Die Brennstoffe unterscheiden sich in<br />
ihrem Stickstoffgehalt und so<strong>mit</strong> auch die Flammen in ihrem Stickstoffinput. Der Vergleich der Stickstoffgehalte<br />
der Biomassen und der Steinkohle in Tabelle 23 zeigt, daß die auf den Heizwert bezogenen<br />
Gehalte, die die Höhe des Stickstoffinputs in die Flamme bestimmen, bei Gras, Raps, dem Sommergetreide<br />
Hafer und den Wintergetreidearten Gerste und Triticale höher sind als bei Steinkohle. Bei Hanf<br />
und Holz sind die Gehalte niedriger. Bei den verschiedenen Chargen der Göttelborn Steinkohle treten<br />
Schwankungen der Stickstoffgehalte zwischen 1,28 und 1,59 % auf. Dies entspricht auf den Energiegehalt<br />
(Heizwert) bezogenen Stickstoffgehalten <strong>von</strong> 0,42 und 0,51 g/MJ.<br />
Tab. 23: Stickstoffgehalt <strong>von</strong> Steinkohle und Biomassen (Werte bezogen auf wasserfrei)<br />
Brennstoff N-Gehalt in Gew % N-Gehalt in g/MJ<br />
Buche 0,1 0,04<br />
Topinambur 94 0,2 0,11<br />
Pappel 0,44 0,24<br />
Hanf 0,55 0,31<br />
Göttelborn 05 94 1,28 0,42<br />
Göttelborn 12 94 1,59 0,51<br />
Göttelborn 10 95 1,49 0,51<br />
Winterroggen * 0,90 0,48<br />
Wintertriticale * 1,13 0,61<br />
Wintergerste * 0,98 0,61<br />
Energiegras (Glatthafer) 1,03 0,57<br />
Winterraps * 1,20 0,62<br />
Hafer * 1,23 0,66<br />
* Ganzpflanzen<br />
Man erkennt in Abbildung 52, daß sich die Biomassen <strong>mit</strong> den höheren Stickstoffgehalten (Triticale,<br />
Raps, Roggen, Hafer) in der Feuerung ähnlich verhalten. Mit Ausnahme des Winterroggen weisen diese<br />
Biomassen höhere Stickstoffgehalte als die Kohle auf. Dies führt bei der Mischverbrennung auch zu vergleichbaren<br />
NO x-Emissionen. Bei den reinen Biomasseflammen (100 % Biomasseanteil) fallen insbesondere<br />
bei der Gersten- und der Haferflamme die NO x-Emissionen sehr stark ab. Die Gründe dafür sind<br />
die sehr hohen CO-Emissionen (s. Abb. 50 im vorherigen Kapitel), die bei beiden Flammen gemessen<br />
68
wurden. Das CO reagiert <strong>mit</strong> dem NO x zu CO 2 und molekularem Stickstoff. Die hohen CO-Werte resultieren<br />
jedoch aus dem schlechten Ausbrand, der bei diesen Flammen erreicht wurde. Dadurch bleibt zusätzlich<br />
ein Teil des Brennstoffstickstoffes im Brennstoff gebunden und kann nicht als Stickoxidemission<br />
auftreten. Bei der Wintertriticaleflamme wurden die höchsten NO x-Emissionen gemessen. Wintertriticale<br />
war auch gemeinsam <strong>mit</strong> Raps und Roggen der Brennstoff <strong>mit</strong> dem höchsten Stickstoffgehalt. Außerdem<br />
war er, aufgrund der besonderen Brennstoffaufbereitung, die einzige Ganzpflanze <strong>mit</strong> einem vollständigen<br />
Ausbrand. Bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Topinamburkraut sinken die NO x-Emissionen aufgrund des<br />
geringen Brennstoffstickstoffgehaltes stärker ab als bei den übrigen hier dargestellten Biomassen.<br />
EGROWRV6.ORG<br />
800<br />
NO x<br />
(ppm, 6% O 2<br />
)<br />
600<br />
400<br />
200<br />
NOxRoggen<br />
NOxRaps<br />
NOxGerste<br />
NOxHafer<br />
NOxHanf<br />
NOxTriticale<br />
NOxTopinambur<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Biomasseanteil (% thermisch)<br />
Abb. 52: NO x-Emissionen bei Ganzpflanzen-Kohle-Mischungen<br />
Um den Ausbrand gröber ausgemahlener Biomassen, hier am Beispiel <strong>von</strong> Pappel, zu verbessern, wurde<br />
die Biomasse auch über eine Lanze entgegen der Hauptflamme in der Brennraum geblasen. Die NO x-<br />
Emissionen dieser Flammen, verglichen <strong>mit</strong> der Eindüsung über Brenner, sind in Abbildung 53 dargestellt.<br />
Für Biomasseanteile bis 40 % ergaben sich für die Lanzeneindüsung niedrigere NO x-Werte. Für die<br />
Eindüsung über die Lanze wird ein über dem Biomasseanteil konstanter Luftstrom <strong>von</strong> der Hauptverbrennungsluft<br />
abgezweigt. Für kleine Biomassemengen (und entsprechend große Kohlemenge) steht am<br />
Brenner zu wenig Verbrennungsluft zur Verfügung, was einen Stufungseffekt bewirkt und die NO x-<br />
Emissionen auf niedrigerem Niveau hält. Mit zunehmendem Biomasseanteil herrschen in Brennernähe<br />
überstöchiometrische Verhältnisse, d.h. dort wird vermehrt Stickoxid gebildet. Die Reduktion des eingebrachten<br />
Brennstoffstickstoffes durch die Substitution der Kohle durch die Pappel wird durch die höhere<br />
Stickoxidproduktion am Brenner beinahe kompensiert. Daher fallen die Emissionen bei der Zugabe der<br />
Biomasse über Lanze deutlich geringer ab als bei der Zugabe über Brenner.<br />
69
NO x<br />
bei 6% O 2<br />
(ppm)<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Pappel über Brenner<br />
Pappel über Lanze<br />
PAPPVW51.ORG<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Biomasseanteil (% thermisch)<br />
Abb. 53: NO x-Emissionen bei der Eindüsung der Biomasse über Lanze<br />
5.2.3.2.1 NOx-Minderung <strong>mit</strong>tels Brennerkonfigurationen<br />
Der Brenner der Staubverbrennungsanlage ist prinzipiell aus drei ineinandergeschobenen Rohren aufgebaut.<br />
Das zentrale Rohr ist für die Erdgaseindüsung zum Aufheizen der Brennkammer oder zur Mischverbrennung<br />
vorgesehen. Durch den umliegenden Ringspalt wird Festbrennstoff <strong>mit</strong> der Primärluft<br />
eingeblasen. Der äußere Ringspalt ist für die vorgewärmte und ggf. verdrallte Sekundärluft reserviert<br />
(s. Abb. 54 links). Der Brenner kann jedoch auch so modifiziert werden, daß das zentrale Rohr ebenfalls<br />
zur Festbrennstoffeindüsung zur Verfügung steht. Es ergeben sich so<strong>mit</strong> die vier dargestellten Brennerkonfigurationen.<br />
Abb. 54: Bei Wintertricaleganzpflanzen untersuchte Multi-Fuel-Brennerkonfigurationen<br />
Die verschiedenen Brennerkonfigurationen verursachen unterschiedliche Strömungsbilder in der Brennkammer.<br />
Bei der Zugabe der Brennstoffe über den inneren Ringspalt, wird die innere Rezirkulationszone,<br />
die aus der verdrallten Sekundärlufteindüsung resultiert, nicht beeinflußt. Wird ein Brennstoff jedoch über<br />
das <strong>mit</strong>tlere Rohr eingeblasen, gelangt dieser direkt in die unterstöchiometrische innere Rezirkulationszone<br />
und drückt sie <strong>von</strong> oben etwas ein.<br />
70
In Abbildung 55 sind die grundsätzlichen Strömungsverhältnisse bei den unterschiedlichen Eindüsungsvarianten<br />
schematisch gezeichnet. In der Mitte ist die innere Rezirkulationszone dargestellt. Diese bildet<br />
sich durch die Drallströmung der Sekundärluft aus. Durch die Tangential-geschwindigkeit und die resultierende<br />
Zentrifugalkraft wird der eintretende Luftstrahl aufgeweitet, wodurch in der Mitte ein Unterdruck<br />
entsteht, der heiße Rauchgase <strong>von</strong> unten ansaugt. Es entsteht eine nach oben gerichtete Rückströmung<br />
und eine unterstöchiometrische, d.h. sauerstoffarme innere Rezirkulationszone.<br />
Die rechte Bildhälfte stellt die Flugbahnen <strong>von</strong> Brennstoffteilchen dar, die durch den Ringspalt eingeblasen<br />
wurden. Sie tangieren die innere Rezirkulationszone nur leicht und mischen sich in die Sekundärluft<br />
ein. Die linke Bildhälfte stellt die Flugbahn zentral eingedüster Partikel dar. Sie werden zunächst in die<br />
innere Rezirkulationszone eingedüst, werden dann durch die nach oben gerichtete Rückströmung umgekehrt<br />
und verlassen die Rezirkulationszone. Im Vergleich zur Ringspalteindüsung verbringt der zentral<br />
eingebrachte Brennstoff eine längere Zeit in der Rezirkulationszone, wo er unter sauerstoffarmen Bedingungen<br />
zünden und teilweise verbrennen kann und durch den Mangel an Sauerstoff weniger Stickoxide<br />
bildet.<br />
Abb. 55: Strömungsverhältnisse bei unterschiedlichen Eindüseorten, rechts Ringspalteindüsung,<br />
links zentrale Eindüsung<br />
In Abbildung 56 sind die Konsequenzen der Brennerkonfigurationen auf die NO x-Emissionen in Abhängigkeit<br />
des Biomasseanteils dargestellt. Die vorgemischte Zugabe der Brennstoffe Fichte<br />
(ca. 0,04 g N/MJ) und Kohle (ca. 0,42 g N/MJ) über Ringspalt ergeben dabei die höchsten<br />
NO x-Emissionen, da sofort Luftüberschuß vorhanden ist und der eingebrachte Brennstoffstickstoff vermehrt<br />
zu Stickoxiden aufoxidiert wird. Die niedrigsten NO x-Emissionen erhält man bei der zentralen<br />
Eindüsung der Kohle und der Zugabe der Fichte über den Ringspalt. In diesem Fall gelangt die Kohle als<br />
stickstoffreicherer Brennstoff in die luftarme innere Rezirkulationszone und der eingetragene Brennstoffstickstoff<br />
wird vermehrt zu elementarem Stickstoff reduziert. Die Variante, bei der die Fichte in der<br />
Mitte und die Kohle über Ringspalt eingeblasen wird, liegt in den NO x-Emissionen zwischen den<br />
beschriebenen Extremen. Die Erhöhung des Fichtenanteils an der thermischen Leistung der Flamme hat<br />
im Verhältnis zu den Auswirkungen der drei Konfigurationen nur noch geringen Einfluß. Die NO x-<br />
Emissionen nehmen jedoch durch den geringeren Brennstoffstickstoffeintrag <strong>mit</strong> zunehmendem Fichtenanteil<br />
ab.<br />
Bei Triticaleganzpflanzen wurde eine weitere, vorher nicht berücksichtigte Brennerkonfiguration als<br />
primäre NO x-Minderungsmaßnahme untersucht, bei der beide Brennstoffe zentral eingedüst wurden.<br />
71
Interessant für diese Untersuchungen ist weiterhin, daß Triticaleganzpflanzen einen höheren Stickstoffgehalt<br />
aufweisen als die Kohle. In Abbildung 54 ist diese weitere Möglichkeit der Brennstoffeindüsung bei<br />
einem Multi-Fuel-Brenner dargestellt. Bei der Konfiguration "vorgemischt" (= Triticale+Kohle außen)<br />
werden die Brennstoffe gemeinsam über Ringspalt <strong>mit</strong> jeweils 50 m³/h Förderluft eingeblasen. Dies stellt<br />
die Grundkonfiguration dar. Bei den Konfigurationen "Kohle zentral" (2. <strong>von</strong> links) und "Biomasse zentral"<br />
(2. <strong>von</strong> rechts) wird jeweils der genannte Brennstoff über die zentrale Öffnung, der andere über den<br />
Ringspalt eingeblasen. Bei der 4. Konfiguration (ganz rechts) werden beide Brennstoffe gemischt und<br />
gemeinsam zentral eingedüst. Für jede Konfiguration wurden Versuche <strong>mit</strong> 0 - 100 % Biomasseanteil,<br />
gerechnet als Feuerungswärmeleistung, durchgeführt. Als Hauptbrennstoff wurde die Saarsteinkohle<br />
Göttelborn eingesetzt.<br />
1000<br />
KOFIVW53.ORG<br />
900<br />
NO x<br />
bei 6% O 2<br />
(ppm)<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
Kohle Mitte - Fichte außen<br />
Kohle außen - Fichte Mitte<br />
Kohle + Fichte außen<br />
300<br />
200<br />
0 10 20 30 40<br />
Fichteanteil (% thermisch)<br />
Abb. 56:<br />
NO x-Emissionen bei unterschiedlichen Brennerkonfigurationen<br />
Die Auswirkungen aller vier Brennerkonfigurationen auf die NO x-Emissionen bei unterschiedlichen<br />
Anteilen <strong>von</strong> Triticaleganzpflanzen sind in Abbildung 57 dargestellt. Die reine Kohleflamme bedeutet<br />
wiederum 0 % Biomassebeimischung. Entsprechend wird <strong>mit</strong> zunehmendem Biomasseanteil die Kohle<br />
durch Triticaleganzpflanzen ersetzt. Der Brennstoffstickstoff, der insgesamt in die Feuerung eingebracht<br />
wird, steigt <strong>mit</strong> zunehmendem Ganzpflanzenanteil, da die Triticaleganzpflanzen <strong>mit</strong> ca. 1,13 % N bzw.<br />
0,61 g N/MJ einen höheren auf den Heizwert bezogenen Stickstoffgehalt aufweisen als die Kohle. Bei der<br />
Eindüsung <strong>von</strong> Triticale, vorgemischt <strong>mit</strong> Kohle, über Ringspalt ist der Brennstoff bei der ersten<br />
Reaktionsphase bereits gut <strong>mit</strong> der verdrallten, sauerstoffreichen Sekundärluft vermischt. Dies führt zu<br />
einer vermehrten Oxidation des Brennstoffstickstoffes zu NO x. Bei dieser Konfiguration nimmt die NO x-<br />
Emission <strong>mit</strong> zunehmendem Biomasseanteil trotz des erhöhten Stickstoffinputs leicht ab. Der Grund<br />
hierfür ist die unterschiedliche Stickstoffeinbindung beider Brennstoffe und die da<strong>mit</strong> geringere Neigung<br />
des Biomassestickstoffes zu NO x zu konvertieren.<br />
72
900<br />
TRIGES65.ORG<br />
800<br />
NO x<br />
in ppm bei 6 % O 2<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Triti+ K ohle außen<br />
Triti Mitte-Kohle außen<br />
Triti außen-Kohle Mitte<br />
Triti+ Kohle Mitte<br />
Kohle außen-Kohle Mitte<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Biomasseanteil % thermisch<br />
Abb. 57: NO x-Emissionen der Triticaleganzpflanzen im Multi-Fuel-Brenner<br />
Bei der Eindüsung ‘Triticale zentral+Kohle über Ringspalt’ entspricht die reine Kohleflamme<br />
(0 % Biomasse) prinzipiell der vorgemischten Flamme. Die über den Ringspalt eingeblasene Kohle wird<br />
<strong>mit</strong> der halben Primärluftmenge gegenüber der vorgemischten Flamme eingeblasen. Die zweite Primärluft<br />
steht in der Mitte für die Biomasseneindüsung bereit. Daher ergibt sich eine etwas geringere NO x-Emission.<br />
Für geringe Ganzpflanzenanteile steigt die NO x-Emission zunächst etwas an, bis die Biomassemenge<br />
die ihr zur Verfügung stehende Primärluftmenge aufgebraucht hat. Ab einem Biomasseanteil <strong>von</strong><br />
20 % thermischer Leistung fallen die NO x-Emissionen stark ab, da der Brennstoff in die unterstöchiometrische<br />
innere Rezirkulationszone eingeblasen wird und ein Teil des Brennstoffstickstoffes zu elementarem<br />
Stickstoff reduziert wird.<br />
Wird Triticale außen über Ringspalt und die Kohle zentral eingeblasen, e<strong>mit</strong>tiert die reine Kohleflamme<br />
die geringste Menge an NO x, da der gesamte Brennstoffstickstoff in die unterstöchiometrische innere<br />
Rezirkulationszone gelangt. Mit zunehmendem Biomasseanteil steigen die NO x-Emissionen an, da vermehrt<br />
Brennstoff in sauerstoffreichere Gebiete eingebracht wird. Die Steigung bleibt jedoch bis zu einem<br />
Biomasseanteil <strong>von</strong> etwa 40 % unter der Kurve des vorherigen Falls.<br />
Bei der vierten Konfiguration wird der gesamte Brennstoffmix Triticale und Kohle zentral und da<strong>mit</strong> der<br />
gesamte Brennstoffstickstoff in die innere Rezirkulationszone eingebracht. Die NO x-Emissionen verhalten<br />
sich für Biomasseanteile bis 40 % wie die vorhergehende Konfiguration "Triticale außen - Kohle<br />
zentral". Bei mehr als 40 % Biomasse nehmen die NO x-Emissionen jedoch ab. Der Grund hierfür ist, daß<br />
mehr Brennstoffstickstoff über die Biomasse als durch den verbleibenden Kohleanteil eingebracht wird.<br />
Bei dieser Brennerkonfiguration wird bei der 100 % Triticale-Flamme die niedrigste NO x-Emission der<br />
gesamten Versuchsreihe erreicht. Der Brennstoff wird bei diesen Flammen <strong>mit</strong> der doppelten Primärluft,<br />
d.h. hohem Impuls in die innere Rezirkulationszone geblasen. Durch den fehlenden Sauerstoff in dieser<br />
Zone wird nur wenig Brennstoffstickstoff zu NO x aufoxidiert.<br />
73
Bei 40 % Anteil Triticale im Brennstoffmix treffen sich die drei zuletzt beschriebenen Kurven, bei denen<br />
einer oder beide Brennstoffe zentral eingedüst werden. In diesem Punkt werden <strong>von</strong> der Kohle und <strong>von</strong><br />
der Biomasse jeweils gleichviel Brennstoffstickstoff in die Flamme eingetragen.<br />
Um den Effekt der Biomasse<strong>mit</strong>verbrennung bei den unterschiedlichen Brennerkonfigurationen herausarbeiten<br />
zu können, wurden diese Konfigurationen auch <strong>mit</strong> der reinen Kohleflamme gefahren (s. Abb.<br />
58). Dazu wurde der Kohlestrom geteilt und über zwei Dosierorgane über die zentrale Öffnung und den<br />
Ringspalt eingeblasen. Die Skalierung der Abszisse bezieht sich hierbei auf den zentral eingeblasenen<br />
Anteil der Kohle. Für zunehmenden Anteil zentral eingebrachter Kohle ist zunächst ein geringfügiger<br />
Anstieg, dann ein Abfallen der NO x-Emissionen zu erkennen. Dieser Verlauf wurde auch bei der äquivalenten<br />
Flamme "Triticale Mitte - Kohle außen" beobachtet, nur, daß dort ein viel steilerer Abfall und bei<br />
allen Anteilen deutlich geringere NO x-Konzentrationen gemessen wurden. Werden die NO x-Emissionen<br />
über dem Anteil an Brennstoffstickstoff, der zentral eingedüst wird, aufgetragen, so ergeben sich für<br />
größer werdende Anteile an zentral eingebrachtem Stickstoff sinkende NO x-Emissionen.<br />
Die Grundemissionen sind bei der "100 % Kohle außen"- Flamme höher als bei der "100 % Triticale<br />
außen"- Flamme. Mit zunehmender Verschiebung der Brennstoffe in die zentrale Brenneröffnung<br />
nehmen die NO x-Emissionen ab. Die Kurven treffen sich zwischen 40 und 60 % Brennstoff-N zentral<br />
eingebracht. Das heißt, ab diesem Bereich spielt es keine Rolle, welcher der beiden Brennstoffe zentral<br />
eingebracht wird, da sich die gleichen NO x-Emissionen ergeben. Die Emissionen der Mischverbrennung<br />
sind immer geringer als die der reinen Kohleverbrennung, solange mindestens ein Brennstoff zentral eingebracht<br />
wird.<br />
900<br />
800<br />
100% Kohle<br />
TRIGES65.ORG<br />
NOx (ppm bei 6% O2)<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100% Triti<br />
Triti außen-Kohle Mitte<br />
Triti Mitte-Kohle außen<br />
Kohle Mitte-Kohle außen<br />
100% Kohle<br />
100% Triti<br />
100<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Anteil Brennstoff N zentral eingeblasen (%)<br />
Abb. 58: NO x-Emissionen in Abhängigkeit des zentral eingebrachten Brennstoff-Stickstoffs<br />
74
5.2.3.2.2 NOx-Minderung durch Luftstufung im Feuerraum<br />
Eine sehr effektive Möglichkeit zur NO x-Minderung stellt die Luftstufung im Feuerraum dar. Dabei wird<br />
nicht die gesamte zur Verbrennung notwendige Luft als Sekundärluft über den Brenner zugegeben,<br />
sondern ein Teil über eine Luftlanze als Tertiärluft in den Brennraum geblasen. In der ganzen Primärverbrennungszone<br />
ergeben sich so<strong>mit</strong> unterstöchiometrische Verbrennungsbedingungen. Durch die Zugabe<br />
der Ausbrandluft wird die Gesamtluftzahl auf 1,2 eingestellt. Die Luftstufung im Feuerraum ist in Abbildung<br />
59 schematisch dargestellt.<br />
Durch den Luftmangel in der Primärverbrennungszone wird vermehrt Brennstoffstickstoff zu molekularem<br />
Stickstoff reduziert, und es entsteht weniger NO x. In Abbildung 60 sind die NO x-Emissionen <strong>von</strong><br />
luftgestuften 25 %igen Fichtenflammen (75 % Kohle) in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Luftzahl in der Primärverbrennungszone<br />
in Kombination <strong>mit</strong> der Brennerkonfiguration dargestellt.<br />
Die Werte bei Lambda 1,2 entsprechen den ungestuften 25 % Flammen, die bereits in Abbildung 56<br />
dargestellt sind. Mit größerem Luftmangel in der Primärverbrennungszone nehmen die Stickoxidemissionen<br />
ab. Auch die Differenz der Emissionen der drei Konfigurationen nimmt bei kleiner werdenden Luftzahlen<br />
in der Primärzone ab. Ab einem Lambda <strong>von</strong> 1 treffen die Kurven aufeinander, bei noch stärkerer<br />
Luftstufung unterscheiden sich die Stickoxidemissionen der Brennerkonfigurationen nicht mehr. Dies läßt<br />
sich dadurch erklären, daß ab Lambda kleiner 1 der gesamte Brennstoff, nicht nur der durch das zentrale<br />
Rohr in die innere Rezirkulationszone eingeblasene Brennstoff, zunächst in eine Luftmangelzone gelangt.<br />
Biomasse + Primärluft<br />
Kohle + Primärluft<br />
Sekundärluft<br />
Luftzahl
NO x<br />
in ppm bei 6 % O 2<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Fichte (0,1% N) Außen<br />
Fichte (0,1% N) Mitte<br />
Fichte (0,1% N) Preblend<br />
Gb 5.94 Preblend<br />
0<br />
0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3<br />
l prim<br />
Abb. 60: NO x-Emissionen bei Luftstufung im Feuerraum<br />
800<br />
NOx (ppm bei 6% O2)<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Fichte 0,1% N<br />
Pappel 0,34% N<br />
Stroh 0,46% N<br />
0<br />
0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3<br />
Luftzahl der Reduktionszone<br />
Abb. 61:<br />
NO x-Emissionen bei reiner Biomassefeuerung<br />
76
Auch reine Biomasseflammen wurden auf ihr NO x-Minderungspotential durch Luftstufung im Feuerraum<br />
untersucht. Es wurden die Biomassen Fichte, Pappel und Stroh eingesetzt. Die drei Biomassen haben der<br />
Reihenfolge nach steigende Stickstoffgehalte. In Abbildung 61 sind die NO x-Emissionen über der Luftzahl<br />
Lambda in der Reduktionszone dargestellt. Man erkennt beim Stroh als dem stickstoffreichsten<br />
dieser drei Brennstoffe bei Lambda im Bereich um 1,2 die höchsten Stickoxidemissionen, die jedoch <strong>mit</strong><br />
kleiner werdendem Lambda stark abnehmen. Die Fichte hat in jedem Fall die niedrigsten Emissionen, die<br />
sich auch <strong>von</strong> der Luftzahl nicht mehr beeinflußen lassen. Bei einer einfachen Gasflamme (nicht optimiert)<br />
liegen die Stickoxidwerte in der gleichen Größenordnung wie bei dieser Fichtenflamme. Die<br />
Pappelverbrennung verursacht NO x-Emissionen, die zwischen denen der Fichte und der Strohfeuerung<br />
liegen.<br />
5.2.3.3 SO2-Emissionen<br />
Durch den im Vergleich zur Kohle sehr geringen Schwefelgehalt der Biomassen sind für zunehmende<br />
Biomasseanteile im Brennstoffmix abnehmende SO 2-Emissionen zu erwarten. Dies konnte durch<br />
Messungen auch bestätigt werden. In Abbildung 62 sind die Schwefeldioxidemissionen bei der<br />
Mitverbrennung <strong>von</strong> Ganzpflanzen <strong>mit</strong> Steinkohle dargestellt, in Ab-bildung 63 für die Mitverbrennung<br />
<strong>von</strong> Hölzern. Für alle Ganzpflanzen und Hölzer nehmen die SO 2-Emissionen <strong>mit</strong> zunehmenden Biomasseanteilen<br />
ab. Die Hauptunterschiede sind in den Grundemissionen der einzelnen Kohleflammen zu<br />
sehen. Dies liegt an den Schwefelgehalten der verschiedenen Kohlechargen. Es handelt sich zwar immer<br />
um Saarkohle aus der Zeche Göttelborn, doch auch hier schwanken die Inhaltstoffe etwas.<br />
2200<br />
SO 2<br />
bei 6% O 2<br />
(mg/m 3 )<br />
2000<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Hanf<br />
Triti Mitte Gb 10/95 1,0% S<br />
Triti Außen<br />
TriKo Außen<br />
EG<br />
WG Gb 12/94 1,3% S<br />
Ha Gb 12/94 1,3% S<br />
HA2 Gb12/93 1,0% S<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Anteil Biomasse in % thermisch<br />
Abb. 62: SO 2-Emissionen bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Ganzpflanzen<br />
Bei den reinen Holzflammen liegen die SO 2-Emissionen unter 50 mg/m³, der Schwefelgehalt im Brennstoff<br />
ist hierbei <strong>mit</strong> rund 0,05 Gew% auch sehr gering und an der unteren Nachweisgrenze. Die 100 %-<br />
Ganzpflanzenflammen liegen in ihren Emissionen unter 100 mg/m³. Dies ist durch den im Vergleich zu<br />
Holz höheren Schwefelgehalt <strong>von</strong> 0,1 - 0,2 Gew% zu erklären. Die Winter-gerstenflamme liegt <strong>mit</strong> 150<br />
mg/m³ SO 2 etwas über den übrigen Werten. Die SO 2-Emissionen nahmen bei dieser Flamme über der<br />
Zeit jedoch noch ab. D.h. die Flamme wurde nicht lange genug gefahren, so daß sich die endgültigen SO 2-<br />
77
Werte eingestellt hätten. Grund für dieses zeitlich verzögerte Abfallen der Schwefelemissionen liegt in der<br />
Speicherwirkung der an der Ausmauerung der Brennkammer anhaftenden Schlacken.<br />
SO 2<br />
bei 6% O 2<br />
(mg/m 3 )<br />
2000<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
SO2HOLZ.ORG<br />
Fichte außen Gb5/94 0,91<br />
Fichte <strong>mit</strong>te<br />
Fichte preblend<br />
Pappel üb. Brenner Gb5/94 0,91<br />
Pappel üb Lanze<br />
Buche 2 Gb5/94 0,91<br />
Buche 4<br />
Eiche Gb 12/94 1,3% S<br />
Weide Gb 12/93 1,03% S<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Anteil Biomasse in % thermisch<br />
Abb. 63: SO 2-Emissionen bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> holzartigen Biomassen<br />
100<br />
SO2KOHO.ORG<br />
Schwefelkonversionsrate in %<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Pappel 0,05 - Gb 0,9% S<br />
Fichte 0,01 - Gb 0,9% S<br />
Eiche 0,01 - Gb 1,3% S<br />
Weide 0,07 - Gb 1,03% S<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Anteil Biomasse in % thermisch<br />
Abb. 64: Schwefelkonversionsrate bei Biomasse-Kohle-Mischfeuerung<br />
78
In den Abbildungen 62 und 63 sind sowohl die Flammen <strong>mit</strong> unterschiedlichen Brennerkonfigurationen,<br />
als auch die Eindüsevarianten dargestellt. Diese haben jedoch auf die SO 2-Emissionen keinen Einfluß.<br />
Wie bereits angeführt, liegt die Abnahme der SO 2-Emissionen bei der Mitverbrennung zum einen am<br />
geringeren Schwefeleintrag durch die Brennstoffmischung. Zum anderen besitzt die Biomasse durch ihren<br />
Kalziumgehalt die Fähigkeit, Schwefel in der Asche zu binden. Dies vermindert die Schwefeldioxidemission<br />
zusätzlich.<br />
In Abbildung 64 ist die Schwefelkonversionsrate über dem Biomasseanteil dargestellt. Die Konversionsrate<br />
beschreibt das Verhältnis aus der tatsächlichen SO 2-Emission zu der durch die Brennstoffe aus dem<br />
Schwefeleintrag maximal möglichen Emission. Der unterschiedliche Schwefelgehalt der Mischungen ist<br />
also herausgerechnet. Die Konversionsrate ist bei Kohlen <strong>mit</strong> niedrigem Schwefelgehalt üblicherweise<br />
größer als bei hohen Schwefelgehalten. Es wurden drei unterschiedliche Kohlechargen <strong>mit</strong> Schwefelgehalten<br />
<strong>von</strong> 0,9 - 1,3 % zur Mitverbrennung verwendet. Bei der reinen Kohleverbrennung (in der Abbildung<br />
ganz links bei 0 % Biomasse) weisen die Kohlen <strong>mit</strong> niedrigerem Schwefelgehalt auch hier höhere<br />
Konversionsraten auf.<br />
Durch die Zumischung der Biomassen wird der Gesamtschwefelgehalt des Brennstoffes herabgesetzt.<br />
Die Konversionsraten steigen jedoch nicht wie bei der reinen Kohleverbrennung an, sondern sinken. Aus<br />
der sinkenden Konversionsrate erkennt man, daß weniger SO 2 e<strong>mit</strong>tiert wird, als aus dem Schwefel-Input<br />
zu erwarten wäre. Bei den reinen Biomasseflammen (ganz rechts im Schaubild) ist wieder die Tendenz für<br />
höhere Konversionsraten <strong>mit</strong> niedrigem Brennstoffschwefelgehalt gegeben. Hier muß jedoch einschränkend<br />
gesagt werden, daß größere Streuungen aufgrund <strong>von</strong> Meßfehlern auftreten können. Zum einen<br />
befindet man sich in der Nähe der unteren Nachweisgrenze für den Schwefelgehalt des Brennstoffes, zum<br />
anderen ist man an der unteren Meßgrenze des Emissionsmeßgerätes für SO 2. Beide Werte gehen in die<br />
Berechnung der Konversionsrate ein.<br />
5.2.3.4 Einordnung der Emissionen in bestehende Grenzwerte<br />
Bei der Einordnung der Emissionen in die momentan gültigen Grenzwerte muß nach der reinen Biomasseverbrennung<br />
und der Mitverbrennung unterschieden werden. Für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Regelbrennstoffen<br />
in Kohlekraftwerken sind die Emissionsgrenzwerte in der 13. BImSchV geregelt. Diese<br />
unterscheidet zwischen Anlagen <strong>mit</strong> 50 - 300 MW thermischer Feuerungsleistung und Anlagen größer als<br />
300 MW. Eine Zusammenstellung der Emissionsgrenzwerte für alle Brennstoffe und Feuerungsleistungen<br />
ist in Tabelle 24 dargestellt.<br />
Durch die Mitverbrennung <strong>von</strong> Regelbrennstoffen ändern sich die Emissionsgrenzwerte nach der<br />
13. BImSchV nicht. Der Bezugssauerstoffgehalt beträgt für eine Trockenstaubfeuerung 6 %, darum<br />
wurden alle Messwerte auf diesen Bezugswert umgerechnet. Für die Wirbelschichtfeuerung beträgt der<br />
Bezugswert 7 %. Bei den Versuchen zur Wirbelschichtfeuerung sind die Emissionsgrenzwerte gleich in<br />
die Schaubilder der Versuchergebnisse <strong>mit</strong> eingetragen und sollen hier nicht weiter diskutiert werden. Die<br />
Grenzwerte für Anlagen kleiner bzw. größer 300 MW Feuerungswärmeleistung unterscheiden sich bei den<br />
Stickoxiden, beim Chlor- und beim Fluorwasserstoff.<br />
Bei der Beurteilung und Einordnung der gemessenen Emissionswerte <strong>mit</strong> den Grenzwerten bei der Mitverbrennung<br />
in Kraftwerken ist zu beachten, daß diese Anlagen fast ausschließlich <strong>mit</strong> Rauchgasreinigungssystemen<br />
zur Entstaubung, Entstickung und Entschwefelung ausgerüstet sind.<br />
Die Höhe der CO-Emissionen kann durch nachgeschaltete Anlagen nicht beeinflußt werden. Diese sind<br />
durch eine ausreichend feine Ausmahlung und so<strong>mit</strong> einem schnellen Ausbrand zu beeinflussen. Bei kleinen<br />
Biomasseanteilen bis ca. 20 % konnte bei den Versuchen gezeigt werden, daß die CO-Emissionen<br />
problemlos unter dem Grenzwert <strong>von</strong> 250 mg/m³ gehalten werden können.<br />
Wie bei den Verbrennungsversuchen gezeigt wurde, erhöhen sich die NO x- und SO 2-Werte bei der Mitverbrennung<br />
nicht. Dagegen kann bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> Halmpflanzen die HCl-Emission nach<br />
Kessel ansteigen. Die Salzsäure (HCl) läßt sich jedoch bei einem vorhandenen Naßwäscher in der Rauchgasentschwefelungsanlage<br />
problemlos herauswaschen.<br />
79
Genauso wichtig wie die Höhe der Rohemissionen aus dem Kessel sind die Inhaltstoffe der Aschen, die<br />
auf den Betrieb der Feuerungsanlage und der nachgeschalteten Rauchgasreinigungssysteme Einfluß<br />
haben. Details hierüber sind bei SIEGLE (1997) nachzulesen.<br />
Die reine Biomasseverbrennung in Staubfeuerungen wird in Leistungsbereichen <strong>von</strong> 1 - 50 MW thermischer<br />
Leistung stattfinden. Für kleinere Leistungen ist die Staubfeuerungstechnik aufgrund ihrer Komplexität<br />
kaum wirtschaftlich, größere Leistungseinheiten erfordern entsprechende Abnehmer der erzeugten<br />
Wärmemenge; beim Strom kann momentan da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß er über das Einspeisegesetz<br />
abgesetzt wird. Zum anderen muß für Anlagen großer Leistung ein entsprechender logistischer Aufwand<br />
zur Brennstoffversorgung betrieben werden, und je nach Biomasseanfall der umliegenden Region müssen<br />
auch größere Transportstrecken in Kauf genommen werden. Für die weitere Diskussion der Emissionsgrenzwerte<br />
wird <strong>von</strong> Anlagengrößen zwischen 1 und 50 MW Feuerungsleistung ausgegangen.<br />
Bei der Monoverbrennung kann nicht <strong>mit</strong> der Nutzung vorhandener Rauchgasreinigungssysteme gerechnet<br />
werden. Sie wird speziell für die Biomassen gebaut werden, wodurch die Rohemissionen des Kessels<br />
maßgeblich für die Erforderlichkeit <strong>von</strong> Rauchgasreinigungssystemen verantwortlich sind. Man wird<br />
daher besonderes Augenmerk auf niedrige Rohemissionen richten.<br />
Für Anlagen in dieser Leistungsklasse sind die Grenzwerte der TA-Luft heranzuziehen. Für Brennstoffe<br />
wie Stroh und Holz wird hier ein Bezugssauerstoffgehalt <strong>von</strong> 11 % vorgegeben. Da eine kontinuierlich<br />
betriebene Staubfeuerung jedoch kaum bei 11 % O 2 betrieben wird, und eine Verdünnungsrechnung nicht<br />
statthaft ist, sind bei den Verbrennungsversuchen auch die reinen Biomasseflammen für einen<br />
Sauerstoffgehalt <strong>von</strong> 6 % angegeben.<br />
Die Emissionsgrenzwerte liegen für Anlagen bis 5 MW für Staub bei 150 mg/m³, über 5 MW bei<br />
50 mg/m³. Staubkonzentrationsmessungen wurden bei den Verbrennungsversuchen nicht durchgeführt.<br />
Naturgemäß liegen die Staubkonzentrationen im Rohgas einer Staubfeuerung über diesen Werten. Es ist<br />
in jedem Fall eine Entstaubungseinrichtung erforderlich. Diese kann als Einfach- oder Multizyklonanlage,<br />
als Elektrofilter oder als Gewebefilter ausgeführt sein, wobei beim letzteren aufgrund der Brandgefahr<br />
Funkenflug in den Filter sicher verhindert werden muß. Der CO-Grenzwert liegt für alle hier betrachteten<br />
Anlagengrößen bei 250 mg/m³, bei Anlagen <strong>mit</strong> weniger als 2,5 MW Feuerungswärmeleistung muß dieser<br />
Wert jedoch nur bei Nennlast eingehalten werden. Durch die entsprechende Aufbereitung des Brennstoffes<br />
kann dieser Grenzwert problemlos eingehalten werden.<br />
Für Stickoxide gilt bei der Staubfeuerung nach TA-Luft ein Grenzwert <strong>von</strong> 500 mg/m³, sofern nicht<br />
mehrere Anlagen zusammengeschaltet werden, in diesem Fall gilt der Grenzwert <strong>von</strong> 400 mg/m³. Durch<br />
feuerungstechnische Maßnahmen, wie der Luftstufung im Feuerraum, können bei der reinen Biomasseverbrennung<br />
auch beim relativ stickstoffreichen Stroh NO x-Werte <strong>von</strong> 200 ppm entsprechend 400<br />
mg/m³ (Umrechnungsfaktor <strong>von</strong> ppm nach mg/m³: ppm x 2,05) erreicht werden. Die stickstoffärmeren<br />
Holzbrennstoffe liegen in ihren NO x-Werten niedriger. Durch entsprechende primärseitige feuerungstechnische<br />
Maßnahmen lassen sich die Verbrennungsbedingungen so weit beeinflussen, daß die Vorgaben<br />
der TA-Luft auch ohne rauchgasseitige Entstickung eingehalten werden können.<br />
Die SO 2- Grenzwerte der TA-Luft liegen bei 2000, ab 20 MW Feuerungsleistung bei 1000 mg/m³. Durch<br />
den geringen Schwefelgehalt der Biomassen, so konnte bei den Verbrennungsversuchen gezeigt werden,<br />
sind die SO 2-Emissionen bei allen untersuchten Biomassen weit unter den Grenzwerten.<br />
In der TA-Luft ist weiterhin ein Grenzwert für Gesamtkohlenstoff <strong>von</strong> 50 mg/m³ angegeben. In den<br />
Untersuchungen konnten bisher jedoch keine unverbrannten Kohlenwasserstoffe am Ende der Brennkammer<br />
nachgewiesen werden.<br />
Für Salzsäure (HCl) bestehen für ausschließlich <strong>mit</strong> unbehandelten Hölzern oder <strong>mit</strong> Stroh befeuerten<br />
Anlagen in der TA-Luft keine Emissionsbeschränkungen. Ganzpflanzen sind jedoch nicht als Regelbrennstoff<br />
in der TA-Luft aufgeführt. Daher kommt Absatz 3.1.6 der Vorschrift hier zum Ansatz. Bei<br />
einer HCl-Fracht <strong>von</strong> größer oder gleich 0,3 kg/h muß ein Grenzwert <strong>von</strong> 30 mg/m³ eingehalten werden.<br />
80
1. BImSchV
Anmerkungen zu Emissionsgrenzwerten (s. Tab. 24):<br />
/1/ - Keine Holzschutz<strong>mit</strong>tel , keine Beschichtungen <strong>mit</strong> halogenorganischen Verbindungen<br />
/2/ -
Dies ist nur <strong>mit</strong> einer sekundären Rauchgasreinigung entweder durch Trockensorption oder durch einen<br />
Naßwäscher möglich. Bei gemessenen Chlorgehalten der Ganzpflanzen <strong>von</strong> 0,1 - 0,17 g Cl/MJ und einer<br />
angenommenen vollständigen Konversion des Chlors zu HCl ist ab einer Anlagengröße <strong>von</strong> 0,5 MW<br />
thermischer Leistung <strong>mit</strong> einer Überschreitung der HCl-Fracht zu rechnen, d.h., für die hier betrachteten<br />
Anlagen größer 1 MW Feuerungsleistung muß der Grenzwert <strong>mit</strong> großer Wahrscheinlichkeit herangezogen<br />
und eine Chlorabscheidung installiert werden.<br />
Der Ausschluß der Ganzpflanzen <strong>von</strong> den Regelbrennstoffen erscheint im Zusammenhang <strong>mit</strong> der HCl-<br />
Emission nicht besonders sinnvoll zu sein, da bei den Brennstoffanalysen gezeigt wurde, daß Ganzpflanzen<br />
geringere Chlorgehalte aufweisen als das Stroh. Es ist jedoch zu beachten, daß die Grenzwerte in der<br />
TA-Luft Mindestgrenzwerte darstellen, die <strong>von</strong> der genehmigenden Behörde in der Regel verschärft<br />
werden. Es kann daher da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß auch reine Strohfeuerungen diesen Grenzwert<br />
auferlegt bekommen und den Ganzpflanzen kein wirtschaftlicher Nachteil daraus entsteht.<br />
Die Grenzwerte nach TA-Luft können so<strong>mit</strong> bei der reinen Biomasseverbrennung in einer Staubfeuerung<br />
durch die Anwendung <strong>von</strong> feuerungstechnischen, primären Stickoxidminderungsmaßnahmen, Zugabe<br />
<strong>von</strong> Kalk zur Adsorption <strong>von</strong> Chlorverbindungen bei der Stroh- und Getreideganzpflanzenverbrennung<br />
sowie einer Rauchgasentstaubung eingehalten werden.<br />
83
5.2.4 Biomasseverbrennung in einer Wirbelschichtfeuerung<br />
Neben der Staubfeuerung ist die Wirbelschichtverbrennung die am weitesten verbreitete Technik zur<br />
Energieerzeugung aus Festbrennstoffen. Die energetische Nutzung <strong>von</strong> nachwachsenden Rohstoffen in der<br />
Wirbelschichtfeuerung stellt daher auch ein sinnvolles Anwendungsgebiet dieser Technik dar. Bei den<br />
nachfolgend beschriebenen Untersuchungen sollen die Machbarkeit und die vielversprechenden<br />
Möglichkeiten der Biomasseverbrennung in der Wirbelschicht grob aufgezeigt werden. Detaillierte<br />
Untersuchungen <strong>mit</strong> Parameterstudien wurden im Rahmen dieses Projektes nicht durchgeführt.<br />
Entsprechende Untersuchungen müssen in einer separaten Studie erfolgen.<br />
Schauglas<br />
Freeboard<br />
D = 135 mm<br />
Filter<br />
Stutzen für Druck/<br />
Temperaturmessung<br />
und für Sekundärluftzugabe<br />
Zyklon<br />
5 Heizzonen<br />
<strong>mit</strong> je 3,8 kW<br />
2 Kühlzonen<br />
<strong>mit</strong> je 3 kW<br />
Reaktionsrohr D = 108 mm<br />
Brennstoffzufuhrstutzen<br />
Gasverteilerboden<br />
Luftvorwärmer<br />
Bettmaterialabzug<br />
Abb. 65: Hauptkomponenten der Wirbelschichtanlage<br />
Die Abbildung 65 zeigt die Gesamtansicht der stationären Wirbelschichtversuchsanlage ELWIRA (elektrisch<br />
beheizte Wirbelschicht Anlage) des IVD Stuttgart: In Tabelle 25 sind die Betriebsdaten ersichtlich. Der<br />
Feuerraum wird <strong>von</strong> einem hochtemperaturbeständigen Stahlrohr <strong>mit</strong> einem Durchmesser <strong>von</strong> 110 mm<br />
gebildet. Zur Kompensation <strong>von</strong> Wärmeverlusten und zur Aufheizung der Anlage dient eine elektrische<br />
Beheizung, <strong>mit</strong> der die Rohrtemperatur in fünf getrennten Heizzonen auf maximal 950 °C eingestellt werden<br />
kann. Die Gesamthöhe der Anlage beträgt 3 Meter. Eine Vielzahl <strong>von</strong> Stutzen entlang des Feuerraumes<br />
ermöglicht die Zugabe <strong>von</strong> Sekundär- und Tertiärluft sowie die Messung <strong>von</strong> Drücken, Temperaturen und<br />
Gaskonzentrationen. Zur Staubabscheidung dient ein Zyklon. Der Feinstaub wird in einem hinter dem<br />
Zyklon angeordneten Keramikfilter abgeschieden. Zyklonasche und Filterasche werden jeweils in<br />
Probenbehältern gesammelt und können auf unverbrannten Kohlenstoff untersucht werden. Die Messung<br />
der Abgaskonzentration erfolgt hinter dem Zyklon. Ein Teilstrom des Rauchgases wird dazu den Online-<br />
Meßgeräten zugeführt. Gemessen werden die Konzentrationen <strong>von</strong> O 2, CO, CO 2, SO 2, NO x sowie N 2O.<br />
Die Brennstoffdosierung erfolgt <strong>mit</strong>tels eines Schneckenförderes. Eine weitere Schnecke transportiert den<br />
Brennstoff in die Anlage. Dabei kann sowohl unter als auch auf das Bett gefördert werden. In Tabelle 26<br />
sind die wichtigsten Betriebsparameter zusammengefaßt.<br />
84
Tab. 25: Betriebsdaten der Wirbelschichtanlage des IVD Stuttgart<br />
Typ<br />
Thermische Leistung<br />
Brennstoffmassenstrom<br />
Kohlen<br />
Biomassen<br />
Fluidisierungsgeschwindigkeit<br />
Gasverweilzeit bis Zyklon<br />
Bettmaterial<br />
Betthöhe<br />
stationäre atmosphärische Wirbelschicht<br />
3 - 15 kW<br />
0,5 - 2 kg/h<br />
1 - 4 kg/h<br />
0,4 - 1,2 m/s<br />
2 - 6 s<br />
Quarzsand 0,2 - 1,2 mm<br />
0,3 - 0,7 m<br />
In einer Versuchsreihe wurde die Verbrennung der Biomassen Buchenholz, Winterraps- und<br />
Wintergersteganzpflanzen sowie <strong>von</strong> gepreßten Strohpellets in der Wirbelschicht untersucht. Die drei<br />
erstgenannten wurden in drei unterschiedlich feinen Aufmahlungen bei verschiedenen Luftüberschüssen<br />
verbrannt. Außerdem wurde das Verhältnis <strong>von</strong> Primär- zu Sekundärluft (bzw. Tertiärluft) optimiert. Die<br />
Tabelle 26 enthält die Versuchsparameter der durchgeführten Experimente.<br />
Tab. 26: Parameter der durchgeführten Versuche in der Wirbelschichtfeuerung<br />
Brennstoffe<br />
Buche<br />
Winterraps<br />
Wintergerste<br />
Strohpellets<br />
Massenstrom 1,2 kg/h 1,2 kg/h<br />
Aufmahlungen 2,5 / 4 / 6 mm Pellets d = 10 mm<br />
Luftüberschuß 1,2 - 1,6 2,0<br />
Verhältnis Primär/<br />
Sekundärluft<br />
1/0 , 1/1, 1/2 1/2<br />
Die Versuche haben gezeigt, daß sich Biomassen in der Wirbelschicht <strong>mit</strong> sehr niedrigen Emissionen<br />
verbrennen lassen. Die Abbildung 66 zeigt die Emissionen <strong>von</strong> Kohlenmonoxid und <strong>von</strong> Stickoxiden in<br />
Abhängigkeit des Luftüberschusses bei der Verbrennung <strong>von</strong> Buche. Es zeigt sich eine sehr starke Abnahme<br />
der CO-Emissionen <strong>mit</strong> zunehmender Luftzahl. Bereits ein Luftüberschuß <strong>von</strong> λ = 1,25 reicht aus, um die<br />
Grenzwerte der TA Luft einzuhalten. Für die Stickoxidemissionen, die insgesamt auf sehr niedrigem Niveau<br />
liegen, ergibt sich <strong>mit</strong> zunehmender Luftzahl nur ein mäßiger Anstieg.<br />
DieGrenzwerte werden in allen Fällen deutlich unterschritten. Schwefeldioxid-Emissionen treten bei<br />
der Verbrennung <strong>von</strong> Buche in der Wirbelschicht nicht auf. Der im Holz in geringen Mengen vorhandene<br />
Schwefel wird vollständig in die Asche eingebunden. Die gemessenen Emissionen <strong>von</strong> N 2O lagen im Bereich<br />
<strong>von</strong> wenigen ppm und sind im Rahmen der Meßgenauigkeit zu vernachlässigen.<br />
Die Abbildung 67 zeigt einen Vergleich der Emissionen <strong>von</strong> Buchenholz bei unterschiedlich feiner<br />
Aufmahlung. Bei einer Aufmahlung <strong>mit</strong> dem 6 mm-Sieb wird der Grenzwert für CO bei einem<br />
Luftüberschuß <strong>von</strong> 1,2 überschritten. Bereits bei dem 4 mm-Sieb wird der Grenzwert eingehalten. Eine noch<br />
feinere Aufmahlung bewirkt eine weitere deutliche Abnahme der CO-Emissionen. Die Stickoxidemissionen<br />
bleiben dabei weitgehend unbeeinflußt.<br />
85
Buche 6mm<br />
[mg/m 3 ] bezogen auf 7% O 2<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Grenzwert für CO nach TA Luft<br />
NOx<br />
CO<br />
0<br />
1,20 1,25 1,30 1,35 1,40 1,45 1,50<br />
Luftüberschuß<br />
Abb. 66: Einfluß des Luftüberschusses auf CO- und NO x-Emissionen bei der Verbrennung <strong>von</strong><br />
Buchenholz<br />
In Abbildung 68 sind die Emissionen bei jeweils optimalen Einstellungen für die eingesetzten Biomassen<br />
verglichen. Die Emissionen <strong>von</strong> Kohlenmonoxid liegen für die drei Brennstoffe Buche, Raps- und Gersten-<br />
400<br />
Buche, Lambda 1.2<br />
Konzentration in ppm<br />
300<br />
200<br />
100<br />
CO<br />
NO x<br />
0<br />
2,5 mm 4,0 mm 6,0 mm<br />
Aufmahlung<br />
Abb. 67: Einfluß der aufmahlung auf die Emissionen<br />
86
Vergleich der Brennstoffe<br />
CO, NOx in ppm, SO 2<br />
in mg/m 3<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
CO<br />
NO x<br />
SO 2<br />
0<br />
Buche Winterraps Wintergerste Strohpellets<br />
Abb. 68: Vergleich der Emissionen der untersuchten Biomassen<br />
ganzpflanze sehr niedrig. Für die Strohpellets hingegen konnte auch bei hohem Luftüberschuß (Lambda = 2)<br />
keine befriedigende Verbrennung erzielt werden. Die Stickoxidemissionen liegen für alle Brennstoffe auf<br />
demselben Niveau und zeigen eine leichte gegenläufige Abhängigkeit <strong>von</strong> der CO-Konzentration. Aufgrund<br />
des höheren Schwefelgehalts <strong>von</strong> Winterraps und Wintergerste (geringfügig auch bei Stroh) treten<br />
Emissionen <strong>von</strong> SO 2 auf, die eine Beimischung <strong>von</strong> Kalkstein erforderlich machen. Versuche wurden hierzu<br />
nicht durchgeführt.<br />
87
5.2.5 Wirtschaftliche Betrachtungen der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in Kohlekraftwerken<br />
Die Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in Steinkohlekraftwerken wird nicht nur wegen der möglichen<br />
schnellen Realisierung, sondern auch wegen den voraussichtlich geringeren Investitionskosten bei der<br />
Umrüstung vorhandener Kraftwerke im Vergleich zu rein <strong>mit</strong> Biomasse befeuerten Anlagen favorisiert.<br />
Eine gute Abschätzung der Wirtschaftlichkeit der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse läßt sich aus einer konkreten<br />
Machbarkeitsstudie zu einem bestehenden Steinkohlekraftwerk <strong>mit</strong> 700 MW el in Baden-Württemberg<br />
ableiten (SIEGLE et al., 1996).<br />
Bei der Studie wurde das Potential der Biomassen Stroh, Wald- und Industrierestholz, Altholz, feste<br />
organische Abfälle aus Haushalten etc. und Straßenbegleitgrün im Umkreis <strong>von</strong> 50 km um das Kraftwerk<br />
abgeschätzt. Zur Mitverbrennung im Kraftwerk wurden die beiden Biomassen <strong>mit</strong> hohem erschließbarem<br />
Aufkommen - Waldrestholz und Stroh - hinsichtlich Bereitstellungs-verfahren untersucht und es wurden<br />
Logistikkonzepte erstellt. Mit dem verfügbaren Potential an Waldrestholz und Stroh ließen sich im vorliegenden<br />
Fall bei Vollast 8 % der thermischen Feuerwärmeleistung des Kraftwerkes erzeugen.<br />
Die Kosten der Biomassebereitstellung frei Kraftwerk resultieren nach SONTOW et al. (1996) aus den<br />
Verfahrensabschnitten Ernte, Lagerung und Transport. Sie hängen wesentlich <strong>von</strong> den eingesetzten<br />
Techniken und den unterstellten Verfahrensabläufen ab. Da sie wiederum einen großen Anteil der<br />
Gesamtkosten für die Biomassezufeuerung stellen, entscheiden sie u.a. über die Wirtschaftlichkeit und<br />
Durchführbarkeit der Zufeuerung.<br />
Die Tabelle 27 zeigt die bei den untersuchten Bereitstellungsketten anfallenden Kosten der für die Zufeuerung<br />
betrachteten Biomassefraktionen. Waldhackschnitzel werden unterteilt in Hackschnitzel aus<br />
Waldrestholz, aus Durchforstungen sehr junger Bestände (Erstdurchforstungen - Bestandesalter ca. 30<br />
Jahre) und aus Durchforstungen älterer Bestände (Zweitdurchforstungen - Bestandesalter ca. 60 Jahre).<br />
Tab. 27: Kosten der Biomassebereitstellung frei Kraftwerk (nach Kaltsch<strong>mit</strong>t et al., 1996)<br />
Aufkommen<br />
t atro/a<br />
Bereitstellung<br />
DM/t atro<br />
Lagerung<br />
DM/t atro<br />
Transport<br />
DM/t atro<br />
Summe<br />
DM/t atro<br />
Waldrestholz 65 000 200 0 38 238<br />
Erstdurchforstung 29 000 146 0 38 184<br />
Zweitdurchforstung 18 000 99 0 38 137<br />
Stroh 100 000 110 9 40 159<br />
Bei einer Biomassezufeuerung in Höhe <strong>von</strong> 8 % der thermischen Leistung, die jeweils zur Hälfte durch<br />
Holz und Stroh realisiert werden soll, ergeben sich bei einer Liefermenge <strong>von</strong> 121 000 t atro/a <strong>mit</strong>tlere<br />
Bereitstellungskosten für Waldhackschnitzel <strong>von</strong> 179 DM/t atro und für Stroh <strong>von</strong> 159 DM/t atro. Da<strong>mit</strong><br />
liegen die <strong>mit</strong>tleren Brennstoffkosten <strong>von</strong> 53 600 t atro/a Holz und 67 200 t atro/a Stroh bei rund<br />
167 DM/t atro.<br />
Eine Biomassezufeuerung in einer Kohlenstaubfeuerung kann sich potentiell in der Abnutzung der Verbrennungsanlage<br />
und der Rauchgasreinigung auswirken. Da<strong>von</strong> ausgehend wurden in der Machbarkeitsstudie<br />
Konzepte für die notwendigen Biomasseaufbereitungsanlagen und die entsprechenden<br />
Umrüstungsmaßnahmen an der Kohlenstaubfeuerung erstellt, um die voraussichtlichen Investitionskosten<br />
einer Umrüstung ableiten zu können. Als vorteilhafte Technik der Mitverbrennung erwies sich das<br />
Einblasen in den Brenner über 4 der insgesamt 8 Ölbrennerlanzen. Dies bedingt eine entsprechende Aufbereitung<br />
der Biomasse <strong>mit</strong>tels Hammermühle und entsprechende Fördertechniken. Bei einer Biomassezufeuerung<br />
in der untersuchten Anlage <strong>von</strong> weniger als 10 % der eingesetzten Brennstoffenergie ist nach<br />
SONTOW et al. (1996) aus gegenwärtiger Sicht ohne über das gewohnte Maß hinausgehende Verschleißerscheinungen<br />
an der Anlage möglich. Bei einer Biomassezusammensetzung <strong>von</strong> jeweils rund 50 % Holz<br />
und Stroh gleichen sich die in die Feuerungsanlage eingebrachten Problemstoffe wie z.B. Chlor soweit<br />
aus, daß sie letztlich innerhalb einer Bandbreite liegen, wie sie auch <strong>von</strong> der eingesetzten Steinkohle her<br />
bekannt ist.<br />
88
Aus den notwendigen Umrüstungen auf die Mitverbrennung <strong>von</strong> je 20 t roh/h Holz und Stroh resultieren<br />
bei dem untersuchten Kraftwerk Bruttoinvestitionen <strong>von</strong> insgesamt 23,4 Mio. DM (s. Tab. 28). Werden<br />
zu den daraus resultierenden jährlichen Kapitaldienstkosten die Betriebskosten (Wartungs-, Reparatur-,<br />
Personal- und Energiekosten) addiert, erhält man jährliche Kosten für die Aufbereitung der Biomassen<br />
<strong>von</strong> 2,1 Mio. DM/a bzw. 39 DM/t atro für Holz und <strong>von</strong> 3,0 Mio. DM/a bzw. 45 DM/t atro für Stroh.<br />
Tab. 28: Kosten für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Holz und Stroh (n. KALTSCHMITT et al., 1996)<br />
Holz Stroh<br />
Gesamte Bruttoinvestition 1 in TDM 9 039 14 325<br />
Kapitaldienst der Bruttoinvestition in TDM/a 1 056 1 673<br />
Wartung und Reparatur in TDM/a 340 510<br />
Versicherung und Steuern in TDM/a 157 249<br />
Personalkosten in TDM/a 160 160<br />
Energiekosten in TDM/a 375 435<br />
Gesamtkosten ohne Brennstoffkosten in 2 088 3 027<br />
TDM/a<br />
Gesamtkosten ohne Brennstoffkosten in<br />
39 45<br />
DM/t atro<br />
1 inklusive Projektmanagement und Anlaufkosten<br />
Für die hier angenommene Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse <strong>mit</strong> 8 % der installierten thermischen Leistung<br />
werden - wird <strong>von</strong> keiner Veränderung des Wirkungsgrades bei Biomassezufeuerung ausgegangen - auch<br />
8 % der elektrischen Leistung durch Biomasse bereitgestellt. Da<strong>mit</strong> sind die entstehenden Biomassekosten<br />
auf 8 % der in der Anlage bereitgestellten elektrischen Energie zu beziehen.<br />
Bei einer Gegenüberstellung der Stromgestehungskosten zeigt sich, daß die Strombereitstellung in einer<br />
Einzelanlage zur Biomassefeuerung im Vergleich zu der Zufeuerung in einem Steinkohlekraftwerk sehr<br />
viel höhere Kosten verursacht (s. Tab. 29). Sie belaufen sich bei der Zufeuerung auf rund 11,2 Pf/kWh,<br />
während sie bei der hier unterstellten Einzelanlage <strong>mit</strong> 24,3 Pf/kWh fast doppelt so hoch liegen.<br />
Tab. 29: Spezifische Kosten einer Biomassezufeuerung und einem Biomasseeinsatz in einer<br />
Einzelanlage<br />
Zufeuerung<br />
Einzelanlage<br />
jährliche Fixkosten<br />
bezogen auf installierte thermische 28,7 TDM/MW th,inst 288 TDM/MW th,inst<br />
Leistung<br />
bezogen auf installierte elektrische 76,9 TDM/MW el, inst 993 TDM/MW el, inst<br />
Leistung<br />
Energiegestehungskosten<br />
bezogen auf elektrische Arbeit 11,2 Pf/kWh 24,3 Pf/kWh<br />
Die Zufeuerung <strong>von</strong> Biomasse in umgerüsteten Steinkohlekraftwerken ermöglicht da<strong>mit</strong> im Vergleich zu<br />
neuzubauenden, ausschließlich <strong>mit</strong> Biomasse gefeuerten Anlagen eine deutliche Senkung der Strombereitstellungskosten.<br />
Dies liegt einerseits darin begründet, daß ein wesentlicher Teil der notwendigen Feuerungstechnik<br />
bereits <strong>mit</strong> der Kohlefeuerung zur Verfügung steht und darüber auch abgeschrieben wird.<br />
Andererseits wird eine Stromerzeugung ausschließlich aus Biomasse meist in Anlagen geringer installierter<br />
Leistung realisiert; dies führt bei gleichzeitig geringerem <strong>mit</strong>tleren Wirkungsgrad zu erheblich höheren<br />
spezifischen Anlagen- und Betriebskosten im Vergleich zu einer Zufeuerung in vorhandenen Kohlekraftwerken.<br />
Bei einem aus der zugefeuerten Biomasse resultierenden Stromaufkommen aus Biomasse <strong>von</strong><br />
226 GWh/a in der beschriebenen Anlage errechnen sich daraus Stromgestehungskosten <strong>von</strong><br />
11,2 Pf/kWh ohne Berücksichtigung der sowieso für den Betrieb des Kraftwerks anfallenden Kosten<br />
(d. h. Anlagenabschreibung, Betriebskosten) und der möglichen Kosteneinsparungen (z. B. durch reduzierten<br />
Kalksteineinsatz). Eine moderne Anlage zur Stromerzeugung ausschließlich aus Biomasse könnte<br />
89
nach SONTOW et al. (1996) heute beispielsweise als Wirbelschichtfeuerung <strong>mit</strong> einer installierten thermischen<br />
Leistung <strong>von</strong> 30 MW th und einer elektrischen Leistung <strong>von</strong> 8,7 MW el konzipiert werden. Dafür<br />
wären derzeit rund 53,3 Mio. DM zu veranschlagen. Dies entspricht jährlichen Kapitalkosten <strong>von</strong> ca.<br />
6 Mio. DM und inklusive Verbrauchskosten, Betriebskosten und sonstigen Aufwendungen jährlichen<br />
Gesamtkosten ohne Brennstoffkosten <strong>von</strong> etwa 8,8 Mio. DM. Daraus ergeben sich <strong>mit</strong> den bisherigen<br />
Brennstoffaufwendungen die bereits erwähnten Stromgestehungskosten <strong>von</strong> rund 24,3 Pf/kWh.<br />
Da Biomasse im wesentlichen Importkohle substituieren würde, können auch die Mehrkosten gegenüber<br />
einer (Import-)Kohleverstromung angegeben werden (s. Tab. 30). Sie liegen unter Berücksichtigung der<br />
Kalksteinersparnis bei etwa 7,5 Pf/kWh. Daraus ergeben sich CO 2-Minderungskosten <strong>von</strong> rund 70 DM/t<br />
CO 2. Umgekehrt würde dies einem Subventionsbedarf <strong>von</strong> rund 145 DM/t atro bei Holz und etwa<br />
136 DM/t atro bei Stroh entsprechen. Bei der Einführung einer CO 2-Steuer in der Größenordnung <strong>von</strong> 50<br />
- 100 DM/tCO 2, wie sie nach FLAIG und MOHR (1993) für möglich und sinnvoll gehalten wird, wäre die<br />
Biomasse<strong>mit</strong>verbrennung auch bei nachfragebedingten Preissteigerungen der Biomasse, wirtschaftlich.<br />
Die momentane Biomasse-Preisgrenze für die Wirtschaftlichkeit liegt unter den dargestellten Voraussetzungen<br />
bei ca. 100 DM/t roh.<br />
Tab. 30: Mehrkosten im Vergleich zu Importkohle (nach KALTSCHMITT et al., 1996)<br />
Holz<br />
Stroh<br />
Gesamtkosten der Mitverbrennung in TDM/a 11 682 13 712<br />
Kohleersparnis in TDM/a (Importkohle 100 DM/t) -3 865 -4 545<br />
Kalksteineinsparung in TDM/a (Kalkstein 30 DM/t) -38 -19<br />
jährlicher Mehraufwand in TDM/a 7 779 9 148<br />
zusätzliche Stromkosten in Pf/kWh el 7,5 7,5<br />
Verglichen <strong>mit</strong> anderen Möglichkeiten der Biomassenutzung (Wärmebereitstellung in Kleinanlagen aus<br />
<strong>Energiepflanzen</strong> im Vergleich zu Erdgas <strong>mit</strong> CO 2-Minderungskosten <strong>von</strong> bis zu 550 DM/t CO 2 (nach<br />
BECHER et al.; 1995)) sind die Mehrkosten der Mitverbrennung wesentlich geringer. Im Vergleich dazu<br />
sind die CO 2-Minderungskosten bei der Stromerzeugung <strong>mit</strong> Photovoltaik <strong>mit</strong> bis zu 3 700 DM/t CO 2<br />
bzw. 260 DM/t CO 2 bei der windtechnischen Bereitstellung elektrischer Energie (WIESE und<br />
KALTSCHMITT, 1994) wesentlich kostenungünstiger.<br />
Da<strong>mit</strong> stellt die Zufeuerung <strong>von</strong> Biomasse in Kohlekraftwerken nach SONTOW et al. (1996) durchaus eine<br />
vielversprechende Möglichkeit der umweltschonenden Energieerzeugung dar, die im Gegensatz zu<br />
anderen Optionen zur Nutzung regenerativer Energien technisch einfach und trotz allem kostengünstig<br />
umsetzbar erscheint. Die <strong>mit</strong> der Zufeuerung notwendigerweise verbundenen Mehrkosten könnten dabei<br />
im Rahmen <strong>von</strong> “Green Electricity”-Modellen, wie sie bereits <strong>von</strong> einigen Energie-Versorgungs-Unternehmen<br />
in Deutschland angeboten werden, an den Verbraucher weitergegeben werden. Hier ist bei einigen<br />
Verbrauchern durchaus die Bereitschaft erkennbar, für elektrische Energie aus regenerativen Energien<br />
einen merklich über den gegenwärtigen Tarifen liegenden Preis zu zahlen. Im Vergleich beispielsweise zur<br />
Photovoltaik ist hier die Biomasse “kosteneffizient”, d.h. pro zusätzlich eingesetzter Geldeinheit ist hier<br />
eine vergleichsweise weitgehende Umweltentlastung realisierbar.<br />
90
6 Zusammenfassung und Schlußfolgerungen<br />
6.1 Eignung <strong>von</strong> Pflanzenarten und Schwachholz als Biomassefestbrennstoffe<br />
Untersucht wurde die Eignung <strong>von</strong> insgesamt 17 Kulturarten als Energieganzpflanzen. Ergänzend hierzu wurden<br />
bei den Betrachtungen zum Emissionsverhalten auch Durchforstungshölzer berücksichtigt. Von den 1994 - 96 in<br />
Südwestdeutschland und dem Nordostelsaß angebauten Kulturarten sind folgende hinsichtlich eines hohen<br />
Trockenmasseertrages <strong>von</strong> über 50 dt/ha für einen <strong>Energiepflanzen</strong>anbau unter den vorgefundenen regionalen<br />
Bedingungen geeignet:<br />
Bei den einjährigen Kulturen ragt die Hirse und der Hanf <strong>mit</strong> Ertragspotentialen <strong>von</strong> über 200 bzw. 150 dt TM/ha<br />
heraus. Dem Hanf vergleichbar sind die gebildeten Erträge <strong>von</strong> Maisganzpflanzen, die da<strong>mit</strong> auf etwas höherem<br />
Ertragsniveau als die untersuchten Wintergetreideganzpflanzen liegen. Das Sommergetreide liegt <strong>mit</strong> seinen<br />
Ganzpflanzenerträgen im Bereich zwischen 50 und 100 dt TM/ha und da<strong>mit</strong> unter dem Niveau des<br />
Wintergetreides. Bei diesem zeigt Wintertriticale das höhere Ertragspotential gegenüber Winterroggen und<br />
Wintergerste. Winterweizen wurde aufgrund ethischer Bedenken in der Öffentlichkeit nicht in die Untersuchung<br />
<strong>mit</strong> einbezogen. Die für den Getreideanbau weniger geeigneten Standorte der Rheinebene weisen im Vergleich<br />
zum günstigeren Standort des Albvorlandes geringfügig niedrigere Ganzpflanzenerträge auf.<br />
Bei den mehrjährigen Arten erreichen alle Arten im Schnitt der drei Untersuchungsjahre Trockenmasseerträge<br />
über 50 dt/ha und Jahr. Beim einschürigen Gras <strong>mit</strong> im Schnitt knapp über 50 dt kann in 3 Nutzungsjahren ein<br />
Ertragsrückgang festgestellt werden Demgegenüber ist beim Topinambur <strong>mit</strong> einem leicht höheren<br />
Durchschnittsertrag kein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten. Dem Topinambur überlegen sind die Weiden<br />
aus Kurzumtriebsplantagen, die im Schnitt aller Standorte und Jahre zwischen 50 und 100 dt TM/ha und Jahr<br />
liegen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß an den beiden unberegneten Standorten das Ertragsniveau zwischen 50<br />
und 80 dt/ha lag, während an dem Beregnungsstandort die Erntemengen bis auf die letzte Nutzung deutlich über<br />
100 dt/ha lagen. Die höchsten Erträge sind bei der Pappel unter Beregnung festzustellen; Miscanthus liegt<br />
einschließlich erst 1995 beflanzten Flächen und eines Beregnungsstandortes zwischen Pappel und Weide. Unter<br />
den beiden pedoklimatisch unterschiedlichen Standortbedingungen können <strong>mit</strong> den unterschiedlichen ein- und<br />
mehrjährigen Kulturen Erträge <strong>von</strong> 50 bis 150 dt TM/ha Energieganzpflanzen erzielt werden.<br />
Der für eine Mitverbrennung in Kohlekraftwerken wegen des Mahlvorganges und der Lagerung erforderlichen<br />
niedrigen Wassergehaltes im Festbrennstoff kann bei den Kulturen Getreide, Hanf, Gras, Miscanthus und Weiden<br />
ohne künstliche Trocknung durch entsprechende Ernteverfahren erreicht werden. Bei letzteren ist hierzu<br />
allerdings eine Freilufttrocknung erforderlich. Hirse und Mais erreichen jedoch ohne künstliche Nachtrocknung<br />
keine für eine längere Lagerung ausreichend niedrige Gutfeuchte. Für die Ernte sind in der Praxis vorhandene<br />
Maschinen einsetzbar. Beim Getreide kann der Schwadleger plus Ballenpresse, beim Hanf Mähbalken und<br />
Ballenpresse, beim Gras entsprechende Heuwendemaschinen, bei Miscanthus Feldhäcksler oder Mähwerk und<br />
Ballenpresse und bei den Kurzumtriebshölzern reihenunabhängige Feldhäcksler (Umbauten) oder Motorsäge <strong>mit</strong><br />
anschließendem stationären Häcksler verwendet werden. Für eine längere Lagerung <strong>von</strong> Ballen <strong>mit</strong><br />
Getreideganzpflanzen empfiehlt sich das Unterbringen in überdachten Lagerstätten. Die Hölzer können dagegen<br />
nach der Ernte ungeschützt im Freien gelagert werden, wo sie weiter abtrocknen.<br />
Der geringste Energieaufwand zur Erzeugung <strong>von</strong> Festbrennstoffen wurde bei den Weiden festgestellt, wo das<br />
24-fache der eingesetzten Energie gewonnen wurde. Ein ebenfalls günstiges Verhältnis <strong>von</strong> Energieinput zu -<br />
output konnte bei Miscanthus festgestellt werden, der einen circa 19-fach höheren Energieertrag als -einsatz<br />
bringt. Bei oberirdischem Topinamburaufwuchs, Getreideganzpflanzen, Hanf und Gras liegt der Energieertrag im<br />
Bereich zwischen dem etwa 14- und 9-fachen des Energieaufwandes. Die Bilanz der einzelnen Kulturen wird<br />
durch die Höhe des Trockenmasseertrages beeinflußt. Bei niedrigen Erträgen steigt der Energieaufwand relativ<br />
an und ‘verschlechtert’ die Energieausbeute. Die relative Energiebilanz sagt aber nichts über die Höhe des<br />
tatsächlichen Energiegewinns aus. Bei den Weiden <strong>mit</strong> der positivsten Bilanz der untersuchten Kulturen werden<br />
bei 80 dt Trockenmasseertrag/ha umgerechnet etwa 4.000 Liter Heizöl je Hektar gewonnen. Bei Wintertriticale<br />
<strong>mit</strong> einer weniger positiven Energiebilanz entspricht der Energiegewinn bei einem Ertrag <strong>von</strong> 130 dt/ha etwa<br />
6.000 Liter Heizöl.<br />
Hinsichtlich einer umweltgerechten Erzeugung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> kann festgehalten werden, daß bei einer<br />
reduzierten Intensität des Dünge- bzw. Pflanzenschutz<strong>mit</strong>teleinsatzes bei Getreideganzpflanzen sowie bei einem<br />
kulturartbedingten geringen Betriebs<strong>mit</strong>teleinsatz bei mehrjährigen Kulturen ein positiver Effekt hinsichtlich der<br />
Gefahr <strong>von</strong> Nährstoff- und Pflanzenschutz<strong>mit</strong>telausträgen zu erwarten ist. Je nach Kultur und Fruchtfolge kann<br />
der <strong>Energiepflanzen</strong>anbau neben einer Humusanreicherung aber auch zum Humusabbau führen.<br />
91
Für die Eignung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> zur Verbrennung als Festbrennstoff in Kohlekraftwerken spielen die einen<br />
Brennstoff charakterisierenden Inhaltsstoffe eine entscheidende Rolle. Der Brennwert der untersuchten<br />
Biomassen liegt bei Holz, Stroh, Ganzpflanzen und Korn (<strong>mit</strong> Ausnahme der Ölsaaten) etwa um ein Viertel bis<br />
ein Drittel unter dem der Steinkohle. Entscheidend für die Emissionen <strong>von</strong> NO x , SO 2 und HCl sind die<br />
Inhaltsstoffe Stickstoff, Schwefel und Chlor. Letzteres ist auch wegen zusätzlicher Korrosion der<br />
Verbrennungsanlage unerwünscht. In Bezug auf den Stickstoffgehalt liegen die einjährigen Energieganzpflanzen<br />
<strong>mit</strong> Ausnahme <strong>von</strong> Hanf über dem Gehalt der Steinkohle (bezogen auf die Energieeinheit). Die mehrjährig<br />
angebauten Kulturarten liegen, ausgenommen die Gräser, unter den Werten der Steinkohle. Die<br />
Durchforstungshölzer haben im Vergleich zu Steinkohle sehr geringe Stickstoffgehalte. Lediglich das untersuchte<br />
Fichtenreisig erreicht Werte wie Wintergerste oder Winterroggen. Beim Schwefelgehalt weisen die Biomassen<br />
(außer Raps) eine etwa fünf- bis zwölffach geringere Konzentration als die Steinkohle auf. Die Gehalte an Chlor<br />
waren bei den untersuchten <strong>Energiepflanzen</strong> im Durchschnitt deutlich über denen der Steinkohle. Eine Abstufung<br />
in Bezug auf unerwünschten Chlorgehalt kann in der Reihenfolge Waldholz, Kurzumtriebsholz, Körner (Raps,<br />
Getreide etc.), ‘Faserpflanzen’ (Hanf, Kenaf, Topinambur, Miscanthus), Getreideganzpflanzen, Getreidestroh<br />
und Süßgräser erfolgen. Lediglich die Waldresthölzer sowie die Pappel aus Kurzumtriebsplantagen sind<br />
chlorärmer als Kohle. Vergleichbar <strong>mit</strong> Kohle ist ebenfalls der Hanf. Die übrigen Kulturen weisen eine hohe<br />
Spanne in ihrer Chlorkonzentration auf, die bei den unteren Werten im Bereich der Kohle liegen. Bei den<br />
Höchstwerten kann der Chlorgehalt der Steinkohle um ein Vielfaches übertroffen werden.<br />
Bei der Betrachtung der Kosten für die Bereitstellung der Biomassen wird vor allem der Einfluß des<br />
Ertragsniveaus deutlich. Beim <strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> den hier beispielhaft genannten Wintertriticaleganzpflanzen und einem<br />
<strong>mit</strong>tleren Ertragsniveau <strong>von</strong> 108 dt TM/ha muß bei den unterstellten Bedingungen die Dezitonne Trockenmasse<br />
frei Kraftwerk mindestens einen Erzeugerpreis <strong>von</strong> 13 DM erbringen, um dem Landwirt einen Anreiz zur<br />
<strong>Energiepflanzen</strong>produktion anstelle der Stillegung zu bieten. Ähnlich verhält es sich beim übrigen Getreide; beim<br />
Hanf ist das Preisniveau insgesamt etwas geringer. Die mehrjährigen Kulturarten weisen größere Unterschiede in<br />
der Höhe der notwendigen Erzeugerpreise (Bereitstellungskosten) auf. Die Gräser liegen trotz niedrigerer Erträge<br />
unter dem Preisniveau des Getreides. Aufgrund höherer variabler Kosten liegt der Miscanthus trotz höherer<br />
Erträge darüber. Der Topinambur hat aufgrund der nicht beanspruchbaren Stillegungsprämie die höchsten<br />
Bereitstellungskosten. Aus den Bereitstellungskosten resultieren für die verschiedenen <strong>Energiepflanzen</strong><br />
Energieträgerpreise, die bei den niedrigsten erzielten Erträgen sowie bei der Mindestpreisstufe (Schwellenpreis<br />
Stillegung) <strong>von</strong> 2,2 (Hanf) bis circa 3,5 Pfennig pro Kilowattstunde (Sommertriticale, Weiden) reichen (ohne<br />
Betrachtung des Topinambur). Die Energieträgerpreise, die über diesem Niveau liegen, könnten ggf. <strong>mit</strong><br />
inländischer (ca. 3,7 Pf/kWh), aber nicht mehr <strong>mit</strong> importierter Steinkohle (1,2 Pf/kWh) konkurrieren.<br />
6.2 Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomassen in Kohlestaubfeuerungen<br />
Für die Mitverbrennung in Kohlekraftwerken kommen aufgrund ihrer Mahlfähigkeit, abhängig <strong>von</strong> der<br />
Erntefeuchte, und stofflichen Zusammensetzung verschiedene Kulturpflanzen in Frage. Ein für die Verbrennungsvorgänge,<br />
und da<strong>mit</strong> verbunden die Emissionen (v.a. die CO-Emissionen) entscheidender Prozeßschritt<br />
ist die Aufbereitung, d.h. das Mahlen, der Brennstoffe. Je nach der spezifischen, respektive energetischen, Dichte<br />
und stofflichen Zusammensetzung sind für die Brennstoffe entsprechende Korngrößen zu bestimmen. Aus<br />
Gründen des Energieaufwandes und des Mühlenverschleißes soll der Brennstoff nur so grob als nötig<br />
aufgemahlen werden.<br />
Die <strong>mit</strong>tlere Korngröße bestimmt, zusammen <strong>mit</strong> dem Flüchtigen- und Wassergehalt, die Zündwilligkeit bzw.<br />
Reaktionsgeschwindigkeit des Brennstoffs bei dem Verbrennungsvorgang. Die Vollständigkeit des Ausbrandes<br />
entscheidet darüber, wieviel CO (bzw. da<strong>von</strong> beeinflußt NO x ) am Ende des Verbrennungsprozeßes freigesetzt<br />
wird. Ein feines Biomassekorn (z.B. auf 1,5 mm gemahlene Eiche) zündet schnell, verbraucht schnell den<br />
Sauerstoff und bildet anfangs CO. Da die Flüchtigen sehr schnell frei werden, können sie nicht sofort zu CO 2<br />
aufoxidiert werden. Der Ausbrand ist hoch, auch bei zunehmendem Biomasseanteil in der Brennstoffmischung.<br />
Für die Entstehung <strong>von</strong> NO x bedeutet dies, daß dieses <strong>mit</strong> CO zu N 2 reagieren kann und so<strong>mit</strong> die Emission<br />
mindert. Bei einem gröberen Biomassekorn (z.B. 2,5 - 4 mm bei Weide bzw. Stroh) wird duch die langsamere<br />
Entgasung das Zwischenprodukt Kohlenmonoxid un<strong>mit</strong>telbar zu CO 2 oxidiert, so daß die CO-Konzentrationen in<br />
Brennernähe geringer sind. Die Folge sind - in diesem Fall auch bedingt durch höhere N-Gehalte - höhere<br />
NO x -Werte, da dem NO x das CO als Reaktionspartner für CO 2 und N 2 fehlt. Bei Kohleflammen werden die<br />
höchsten CO-Werte im Brennraum gemessen. Dadurch wird die Bildung <strong>von</strong> NO x partiell vermindert. Die<br />
Schlußfolgerungen für das Aufmahlen der unterschiedlichen Biomassen sind, daß z.B. bei der reinen<br />
Pappelverbrennung eine Aufmahlung auf 2,5 mm genügt, um einen hohen Ausbrand <strong>mit</strong> den erwünschten<br />
92
geringen Emissionen zu erzielen. Bei Gras reicht eine gröbere Aufmahlung <strong>von</strong> 4 - 6 mm bis zu einer<br />
Zumischung <strong>von</strong> 30% aus. Darüber hinaus sind feinere Aufmahlungen <strong>von</strong> 1,5 mm nötig, um einen<br />
befriedigenden Ausbrand zu erreichen. Bei Getreideganzpflanzen, die sich aus dem Korn- und Strohteil <strong>mit</strong><br />
unterschiedlicher Energiedichte zusammensetzen, konnte im Vorhaben die optimale Aufmahlung (= hoher<br />
Ausbrand) nicht endgültig geklärt werden. Hierfür sind technische Möglichkeiten zu suchen, die diesen<br />
Sachverhalt berücksichtigen.<br />
Die NO x -Emissionen einer Verbrennungsanlage werden zunächst <strong>von</strong> dem über den Brennstoff eingebrachten<br />
Stickstoff bestimmt. Der Stickstoffgehalt der untersuchten Biomassen liegt bei Buchenholz (0,04 g N/MJ) und<br />
Hanf (0,30 g N/MJ) unter dem <strong>von</strong> Steinkohle (0,41 g N/MJ), bei Getreideganzpflanzen (0,66 g N/MJ) deutlich<br />
darüber. Bei vollständiger Verbrennung, d.h. hohem Ausbrand der Biomassen und da<strong>mit</strong> geringer CO-Emission,<br />
nehmen die NO x -Emissionen ohne zusätzliche feuerungstechnische Maßnahmen <strong>mit</strong> zunehmendem<br />
Stickstoffgehalt zu.<br />
Mittels primärseitiger Maßnahmen in der Flammenzone des Brennraumes kann die Entstehung <strong>von</strong> NO x<br />
vermindert werden. Durch Einblasen des Biomassebrennstoffes über eine Lanze entgegen der abwärts gerichteten<br />
Flamme kann bei einer Beimischung <strong>von</strong> bis zu 40 % Biomasse die Entstehung <strong>von</strong> NO x reduziert werden. Der<br />
Haupteffekt dieser Maßnahme ist jedoch, daß der Brennstoff bei gleichem oder besserem Ausbrand gröber in die<br />
Brennkammer eingebracht werden kann.<br />
Eine weitere primärseitige Möglichkeit zur Beeinflussung der NO x -Emission besteht in der Art der Zuführung<br />
des Brennstoffes über Brenner (Brennerkonfiguration). Von den vier Möglichkeiten der Kombination (Kohle-<br />
Biomasse gemischt oder getrennt; zentrale oder äußere Eindüsung) ergibt die zentrale Einblasung des<br />
vorgemischten Brennstoffes die günstigsten NO x -Emissionen. Eine pneumatische Mischung der Brennstoffe ist<br />
jedoch anfällig gegen Verstopfung und Erosion, eine Vermischung vor der Mühle meist verfahrenstechnisch<br />
nicht möglich. Bei getrennter Eindüsung muß der N-reichere Brennstoff zentral und der N-ärmere<br />
Brennstoffpartner außen über Ringspalt eingedüst werden, um die NO x -Emissionen niedrig zu halten.<br />
Die dritte Möglichkeit besteht in der Luftstufung im Feuerraum, d.h. der Regulierung der Primärluftzahl λ<br />
(Lambda) in der Hauptverbrennungszone im Feuerraum. Die Gesamtluftzahl ist wie bei den übrigen Versuchen<br />
auf λ = 1,2 eingestellt. Bei genügender Absenkung der Primärluftzahl spielt dabei die Brennerkonfiguration keine<br />
Rolle mehr. Der Haupteffekt bei der Biomasse(<strong>mit</strong>)verbrennung liegt in der NO x Absenkung bei bereits höheren<br />
Primärluftzahlen, verglichen <strong>mit</strong> der reinen Kohleverbrennung.<br />
Aufgrund des im Vergleich zur Steinkohle sehr geringen Schwefelgehaltes <strong>von</strong> Biomassen - <strong>mit</strong> einer Abstufung<br />
<strong>von</strong> Ölpflanzen (Ganzpflanzen) über andere landwirtschaftliche Kulturarten zu den Hölzern - sinken <strong>mit</strong><br />
zunehmendem Anteil der Biomassen bei der Mitverbrennung die SO 2 -Emissionen. Sie nehmen sogar<br />
überproportional ab, da die Biomassen durch ihren Kalziumgehalt den Schwefel in der Asche binden können.<br />
Insgesamt sind hinsichtlich der Einhaltung <strong>von</strong> Emissionsgrenzwerten nach der für Kohlekraftwerke geltenden<br />
13. BImSchV bei der Mitverbrennung bzw. der reinen Verbrennung <strong>von</strong> Biomassen in Staubfeuerungsanlagen<br />
bisher folgende Schlußfolgerungen aus den Erkenntnissen der Verbrennungsversuche zu ziehen: Der CO-<br />
Grenzwert <strong>von</strong> 250 mg/m³ ist auch bei der Mitverbrennung <strong>von</strong> gröberer Biomasse bis zu circa 20 % Anteil<br />
problemlos einzuhalten. Bei den NO x - und SO 2 -Emissionen ist keine Erhöhung der Emissionswerte bei einer<br />
Mitverbrennung zwingend. Erstere können durch primärseitige Maßnahmen 'in Grenzen' gehalten werden,<br />
letztere nehmen <strong>mit</strong> zunehmendem Biomasseanteil sogar ab. Für HCl-Emissionen, die vor allem bei Biomassen<br />
<strong>mit</strong> Strohanteil zunehmen, muß für (Getreide)Ganzpflanzen nach der TA-Luft ein Grenzwert <strong>von</strong> 30 mg/m³<br />
eingehalten werden. Dies ist technisch einfach durch eine sekundäre Rauchgasreinigung möglich. Bei der<br />
landwirtschaftlichen Erzeugung <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> kann die Stickstoffdüngung letztlich ohne Rücksicht auf<br />
den N-Gehalt der Pflanze erfolgen. Beim Chlor sind Einflüsse der Düngung, Sorte etc. auf den Chlorgehalt der<br />
Pflanze zu untersuchen.<br />
Bei einer Versuchsreihe zur Biomasseverbrennung in einer Wirbelschichtfeuerung konnte aufgezeigt werden, daß<br />
bei der reinen Verbrennung <strong>von</strong> Biomasse sehr niedrige CO- und NO x -Emissionen entstehen. SO 2 -Emissionen<br />
treten z.B. beim Einsatz <strong>von</strong> Buche nicht auf. Der Grad der Aufbereitung (Aufmahlung) hat einen Einfluß auf die<br />
Höhe der Emissionen bei CO, aber kaum bei den Stickoxiden.<br />
Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse in Kohlekraftwerken ist, wie in einer<br />
Machbarkeitsstudie zu einer Umrüstung eines Kraftwerkes errechnet wurde, bei einer Zufeuerung <strong>von</strong> 8 %<br />
Waldrestholz und Stroh - die technisch ohne über das gewohnte Maß hinausgehende Verschleißerscheinungen<br />
93
möglich ist - <strong>mit</strong> Stromgestehungskosten <strong>von</strong> 11,2 Pf/kWh zu rechnen. In einer neu zu errichtenden<br />
Biomasseanlage müßten dafür 24,3 Pf/kWh angesetzt werden. Die Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomassen in<br />
Kohlekraftwerken ist demnach ceteris paribus der kostengünstigere Weg zur klimaschützenden Stromerzeugung<br />
aus Biomasse als <strong>mit</strong> neu einzurichtenden Biomassekraftwerken.<br />
94
Teilnahme an Veranstaltungen<br />
Posterausstellungen:<br />
Siegle, V.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Aufbereitung und Mitverbrennung <strong>von</strong> Ganzpflanzen <strong>mit</strong> Steinkohle in<br />
einer Staubfeuerung. DGMK-Fachbereichstagung, Velen II; 22.-24. März 1997.<br />
Siegle, V. et al: Preparation and Co-Combustion of Cereals with Hard Coal in a 500 kW Pulverized-Fuel Test<br />
Unit. 9th European Bioenergy Conference, Kopenhagen, Dänemark; 24.-27.Juni 1996.<br />
Vetter, R.; Maier, J.: Production of energy crops in summerdry regions of Southwest-Germany for solid fuel. 9th<br />
European Bioenergy Conference, Kopenhagen, Dänemark; 24.-27.Juni 1996.<br />
Vetter, R.; Maier, J.: Annual and perennial crops for local production of solid fuels in Southwest-Germany.<br />
Konferenz ‘Sustainable Agriculture for Food, Energy and Industrie, Braunschweig; 22.-28.Juni 1997.<br />
Vetter, R.; Maier, J.; Siegle, V.: Annual and perennial crops as solid fuels for local energy supply and cocombustion<br />
in a pulverized-fuel test unit. Third Biomass Conference of the Americas, Montreal, Kanada; 24.-26.<br />
August 1997.<br />
Literaturverzeichnis<br />
Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt (BLW): „Repräsentative Erträge“ angehoben. (187); Heft 30, 12;<br />
1997.<br />
Becher, S.; Frühwald, A.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.: CO 2 -Substitutionspotential und CO 2 -Minderungskosten einer<br />
energetische Nutzung fester Biomasse in Deutschland. BWK 47, 1/2, 33-38; 1995.<br />
Becher, S.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.: Biogene Festbrennstoffe als Alternative zu fossilen Brennstoffen - Vergleich anhand<br />
<strong>von</strong> Energie- und Stoffbilanzen. In: Ganzheitliche Bilanzierung <strong>von</strong> Energiesystemen. VDI Berichte 1328, 91-<br />
111; 1997.<br />
Blok, K.; Turkenburg, W.C.; Eichhammer, W.; Farinelli, U.; Johansson,T.B.: Overview of energy RD&D options<br />
for a suitable future. European Comission; DG Xll; 1995.<br />
Christersson, L.: Energiewaldanbau in Schweden. In: Logistik bei der Nutzung biogener Festbrennstoffe;<br />
Schriftenreihe „Nachwachsende Rohstoffe“, Landwirtschaftsverlag Münster; 1995.<br />
Dehli, et al.; Energiewirtschaftliche Tagesfragen, Heft 5, 39. Jahrgang; 1989.<br />
Diepenbrock, W.; Pelzer, B.; Radke, J.: Energiebilanz im Ackerbaubetrieb. KTBL-Arbeitspapier 211; 1995.<br />
Flaig, H.; Mohr, H. (Hrsg.): Energie aus Biomasse - eine Chance für die Landwirtschaft; Springer Berlin-<br />
Heidelberg; 1993.<br />
Hartmann, H.; Strehler, A.: Die Stellung der Biomasse - im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieträgern<br />
aus ökologischer, ökonomischer und technischer Sicht. Schriftenreihe „Nachwachsende Rohstoffe“ Band 3;<br />
Landwirtschaftsverlag Münster; 1995.<br />
Hesch, R.; Meyer, A.; Beckmann, F.; Hesch, K.: Hanf-Perspektiven für eine ökologische Zukunft-Eine<br />
realistische Betrachtung. TAOSIS; 1997.<br />
Howard, J.B.; Williams, G.C.; Fine, D.H.: Kinetics of Carbon Monoxide Oxidation in Postflame Gases, 14th<br />
Symp. (Int.) on Combustion, Combustion Institute, pp. 975-986; 1972.<br />
Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.; Kolarik, F.; Siegle, V.; Sontow, J.; Spliethoff, H.: Analyse einer Biomassenutzung in<br />
kohlebefeuerten Kraftwerken am Beispiel eines Heizkraftwerkes, IER und IVD, Universität Stuttgart; 1996.<br />
KTBL-Arbeitspapier 235: Energieversorgung und Landwirtschaft. Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup; 1996.<br />
LAP: Beratungsgrundlagen für die Düngung im Ackerbau und auf Grünland 1995, Hrsg. Landesanstalt für<br />
Pflanzenbau Forchheim; 1995.<br />
95
Lewandowski, I.: Einflußmöglichkeiten der Pflanzenproduktion auf die Brennstoffeigenschaften am Beispiel <strong>von</strong><br />
Gräsern. In: Biomasse als Festbrennstoff, Schriftenreihe „Nachwachsende Rohstoffe“, Landwirtschaftsverlag<br />
Münster; 1996.<br />
Reinhardt, G.A.: Energie- und CO 2 -Bilanzierung nachwachsender Rohstoffe. Braunschweig, Vieweg; 1993.<br />
Scholz,V.; Kaulfuß,P.: Energiebilanz für Biofestbrennstoffe. Forschungsbericht 1995/3; Institut für Agrartechnik<br />
Bornim; 1995.<br />
Siegle, V. et al.: Mitverbrennung <strong>von</strong> Schwachholz und Energieganzpflanzen in einer Staubfeuerung. 1.<br />
Zwischenbericht; 1994.<br />
Siegle, V. et al.: Mitverbrennung <strong>von</strong> Schwachholz und Energieganzpflanzen in einer Staubfeuerung. 2.<br />
Zwischenbericht; 1995.<br />
Siegle, V. et al.: Mitverbrennung <strong>von</strong> Schwachholz und Energieganzpflanzen in einer Staubfeuerung. 3.<br />
Zwischenbericht; 1996.<br />
Siegle, V.; Kicherer, A.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Verbrennung <strong>von</strong> Biomasse in Staubbrennern, 3.<br />
Holzenergiesymposium, Zürich, Schweiz; 21.10.94.<br />
Siegle, V.; Kicherer, A.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Biomass Co-Combustion for the Pollutant Control in<br />
Pulverized Coal Units. Third Int. Conference on Combustion Technologies for a Clean Environment, Lissabon,<br />
Portugal; 03.-06.07.95.<br />
Siegle, V.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Aufbereitung und Mitverbrennung <strong>von</strong> Ganzpflanzen <strong>mit</strong> Steinkohle in<br />
einer Staubfeuerung. DGMK-Fachbereichstagung, Velen II; 22.-24. März 1996.<br />
Siegle, V.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.; Sontow, J.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M. und Voß, A.: Machbarkeitsstudie zur<br />
Umrüstung eines deutschen Steinkohlekraftwerkes für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse. Fachtagung:<br />
"Energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe", Freiberg/Sachsen; Sep. 1996.<br />
Siegle, V. ; Frötsch, D.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.; Sontow, J.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.; Maier, H. und Reinecke, B.:<br />
Untersuchungen zur Umrüstung eines Steinkohlekraftwerkes für die Mitverbrennung <strong>von</strong> Biomasse. VDI-GET<br />
Tagung: "Fortschrittliche Energiewandlung und -anwendung", Bochum; 11.-12. März 1996.<br />
Siegle, V.; Schweitzer, B.; Spliethoff, H.; Hein, K.R.G.: Preparation and co-combustion of cereals with hard coal<br />
in a 500 kW pulverized-fuel test unit. 9th Bioenergy conference, Copenhagen; 1996.<br />
Sontow, J.; Siegle, V.; Spliethoff, H.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.. Biomassezufeuerung in Steinkohlekraftwerken,<br />
Energiewirtschaftliche Tagesfragen S. 338-344, Heft 6; 1996.<br />
Spliethoff, H.; Siegle, V.; Hein, K.R.G.: Erforderliche Eigenschaften holz- und halmgutartiger Biobrennstoffe bei<br />
einer Zufeuerung in existierender Kohlekraftwerken. Tagung: "Eigenschaften fester Bioenergieträger -<br />
Beeinflussungsmöglichkeiten, Anforderung, Normung", Stuttgart; 8.-9. Mai 1995.<br />
Spliethoff, H.; Siegle, V.; Hein, K.R.G.: Zufeuerung <strong>von</strong> Biomasse in Kohlekraftwerken: Auswirkungen auf<br />
Betrieb, Emissionen, Rückstände und Kosten. 4. Holzenergiesymposium, Zürich; 1996.<br />
Wiese, A.; Kaltsch<strong>mit</strong>t, M.: CO 2 -Substitutionspotential und -Minderungskosten regenerativer Energieträger zur<br />
Stromerzeugung in Deutschland; 9. Internationales Sonnenforum, Juni/Juli 1994, Stuttgart, Tagungsband; 1994.<br />
96
Anhang<br />
Abschlußbericht<br />
zum<br />
Forschungsvorhaben<br />
(Ord.-Nr. 22-94.11)<br />
<strong>Anbau</strong> <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> -<br />
<strong>Ganzpflanzengewinnung</strong> <strong>mit</strong> verschiedenen<br />
Beerntungsmethoden (ein- und mehrjährige<br />
Pflanzenarten); Schwachholzverwertung<br />
97
Anhang<br />
A 1 Müllheim - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen (einjährige Kulturen) 1994<br />
A 2 Vendenheim - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen 1994<br />
A 3 Gambsheim - Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflegemaßnahmen, Bodenuntersuchung und<br />
Düngung 1995<br />
A 4 Binsdorf - Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzung und Pflegemaßnahmen 1994<br />
A 5 Binsdorf - Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzung und Pflegemaßnahmen 1995<br />
A 6 Binsdorf - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen 1996<br />
A 7 Müllheim - Aussaat, Pflanzung und Pflegemaßnahmen (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 8 Müllheim - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen (einjährige Kulturen) 1995<br />
A 9 Müllheim - Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflegemaßnahmen (einjährige Kulturen) 1996<br />
A 10 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 11 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 12 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 13 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (ein- und mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 14 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 15 M ü l l h e i m Bodenuntersuchung und Düngung (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 16 V e n d e n h e i m, B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung 1994<br />
A 17 B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 18 B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung (einjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 19 B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 20 B i n s d o r f Bodenuntersuchung und Düngung (mehrjährige Kulturen) 1994 - 96<br />
A 21 Daten zur Ernte - W i n t e r t r i t i c a l e 1994 - 97<br />
A 22 Daten zur Ernte - W i n t e r g e r s t e 1994 - 96<br />
A 23 Daten zur Ernte - W i n t e r r o g g e n 1994 - 96<br />
A 24 Daten zur Ernte - S o m m e r t r i t i c a l e 1994 - 96<br />
A 25 Daten zur Ernte - S o m m e r r o g g e n 1994 - 96<br />
A 26 Daten zur Ernte - H a f e r 1994<br />
A 27 Daten zur Ernte - M a i s 1994 - 95<br />
A 28 Daten zur Ernte - A n n u e l l e K u l t u r e n 1994 - 96<br />
A 29 Daten zur Ernte - G r ä s e r 1994 - 96<br />
A 30 Daten zur Ernte - T o p i n a m b u r 1994 - 96<br />
A 31 Daten zur Ernte - M i s c a n t h u s 1994 - 96<br />
A 32 Daten zur Ernte - W e i d e, P a p p e l 1994 - 96<br />
A 33 Energieganzpflanzen - Ertrag Ganzpflanze (Großparzelle, gebildeter Ertrag)<br />
98
A 34<br />
A 35<br />
A 36<br />
A 37<br />
A 38<br />
A 39<br />
A 40<br />
A 41<br />
A 42<br />
A 43<br />
A 44<br />
A 45<br />
A 46<br />
A 47<br />
A 48<br />
A 49<br />
A 50<br />
A 51<br />
A 52<br />
A 53<br />
A 54<br />
A 55<br />
A 56<br />
A 57<br />
A 58<br />
A 59<br />
A 60<br />
W i n t e r t r i t i c a l e Müllheim, Gambsheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />
Ertragskomponenten und Krankheiten<br />
W i n t e r r o g g e n Müllheim, Gambsheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />
Ertragskomponenten und Krankheiten<br />
W i n t e r g e r s t e Müllheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />
Ertragskomponenten und Krankheiten<br />
S o m m e r t r i t i c a l e Müllheim, Gambsheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />
Ertragskomponenten und Krankheiten<br />
S o m m e r r o g g e n Müllheim, Vendenheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />
Ertragskomponenten und Krankheiten<br />
H a f e r Müllheim, Vendenheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />
Ertragskomponenten und Krankheiten<br />
M a i s Müllheim, Vendenheim, Gambsheim, Binsdorf (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />
Ertragskomponenten und Krankheiten<br />
R a p s, S o n n e n b l u m e, H i r s e Müllheim (1994 - 96) - Pflanzenmerkmale,<br />
Ertragskomponenten und Krankheiten<br />
H a n f Müllheim, Binsdorf (1996) - Pflanzenmerkmale, Ertragskomponenten und<br />
Krankheiten<br />
G r a s Müllheim, Binsdorf (1994-96) - Pflanzenmerkmale, Ertragskomponenten und<br />
Krankheiten<br />
T o p i n a m b u r Müllheim, Binsdorf (1994-96) - Pflanzenmerkmale, Ertragskomponenten<br />
und Krankheiten<br />
M i s c a n t h u s Müllheim, Grißheim (1994-96) - Pflanzenmerkmale, Ertragskomponenten<br />
und Krankheiten<br />
W e i d e, P a p p e l, P a u l o w n i a Müllheim, Grißheim (1994-96) - Pflanzenmerkmale,<br />
Ertragskomponenten und Krankheiten<br />
Energieganzpflanzen - Heizöläquivalent (Basis gebildeter Ertrag)<br />
Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Wintertriticale<br />
Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Winterroggen<br />
Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Wintergerste<br />
Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Hanf<br />
Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Mais<br />
Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Gras<br />
Energiebilanz Energieganzpflanzen - Berechnungsgrundlagen Miscanthus<br />
Energiebilanz - Energieganzpflanzen (oberirdische Biomasse) - Berechnungsgrundlagen<br />
Topinambur<br />
Energiebilanz - Energieganzpflanzen (oberirdische Biomasse) - Berechnungsgrundlagen<br />
Weide<br />
Brennwert H o <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
Flüchtigenanteil bei <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
Aschegehalt bei <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
Stickstoffgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
99
A 61<br />
A 62<br />
A 63<br />
A 64<br />
A 65<br />
A 66<br />
A 67<br />
A 68<br />
A 69<br />
A 70<br />
A 71<br />
A 72<br />
A 73<br />
A 74<br />
A 75<br />
A 76<br />
A 77<br />
A 78<br />
A 79<br />
Schwefelgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
Chlorgehalt <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
Energieganzpflanzen (Korn) - Elementaranalyse (Werte auf wasserfrei bezogen)<br />
Energieganzpflanzen - Elementaranalyse (Werte auf wasserfrei bezogen)<br />
Elementaranalyse Hölzer (Gesamte Werte)<br />
Elementargehalte der analysierten Hölzer (wasserfrei)<br />
Elementaranalye Energieganzpflanzen (Gesamte Werte)<br />
Elementaranalyse Energieganzpflanzen (Werte wasserfrei)<br />
Elementaranalyse strohartige Biomassen (Gesamte Werte)<br />
Elementargehalte der analysierten strohartigen Energieganzpflanzen (wasserfrei)<br />
Elementaranalyse Körner (Gesamte Werte)<br />
Elementargehalte der analysierten Körner (Werte wasserfrei)<br />
Lignin- und Cellulosegehalte Energieganzpflanzen<br />
Protein- bzw. N-Gehalte Energieganzpflanzen<br />
N-Entzug bei <strong>Energiepflanzen</strong> (oberirdische Biomasse)<br />
Bereitstellungskosten und Energieträgerpreise <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> - Annuelle Kulturen<br />
Bereitstellungskosten und Energieträgerpreise <strong>von</strong> <strong>Energiepflanzen</strong> - Mehrjährige Kulturen<br />
Deckungsbeitrag Pflanzliche Produktion (<strong>Energiepflanzen</strong>)<br />
Variable Maschinenkosten und Transportkosten <strong>Energiepflanzen</strong>anbau<br />
AB_energiepfloA<br />
100