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Der Instandhaltungs-Berater

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Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 1<br />

Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte<br />

Instandhaltung<br />

Zielsetzung<br />

Problembeschreibung<br />

von<br />

Stefan K. Lehmann<br />

In diesem Beitrag werden die Konzepte der zuverlässigkeits-<br />

und der risikoorientierten Instandhaltung vorgestellt.<br />

Dabei werden für das jeweilige Konzept die Nutzenaspekte<br />

dargestellt und die Voraussetzung für deren Anwendung<br />

wird herausgearbeitet.<br />

Innerhalb der Vielzahl der Konzepte und Theorien zur Instandhaltung<br />

nehmen die Begriffe der zuverlässigkeitsorientierten<br />

und der risikoorientierten Instandhaltung besonderen<br />

Raum ein.<br />

Für den Praktiker der industriellen Instandhaltung ergeben<br />

sich dabei drei Schlüsselfragen:<br />

- Leseprobe -<br />

• Was ist der genaue Inhalt der Konzepte?<br />

• Welches sind die Voraussetzungen für die Anwendung<br />

der Konzepte in der eigenen Tagesarbeit?<br />

• Wie sind die Ansätze in die Praxis umzusetzen?<br />

Im Folgenden werden zuerst die wesentlichen Elemente<br />

dieser Ansätze und die Bedingungen ihrer Anwendbarkeit<br />

erläutert. Anschließend folgt ein Überblick über Methoden<br />

und Arbeitsmittel zur Umsetzung.<br />

28. Akt.-Liefg. © <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong>


03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 2<br />

Arbeitsmittel<br />

für die Problemlösung<br />

• EN 13306 – Begriffe der Instandhaltung<br />

• DIN 31051 – Grundlagen der Instandhaltung<br />

Verfahren wie z. B.:<br />

Lösung/<br />

Lösungsweg<br />

Vier fundamentale<br />

IH-Konzepte<br />

<strong>Instandhaltungs</strong>strategie<br />

• Anlagenstrukturierung<br />

• Fehlerbaumanalyse<br />

• Risikoanalyse<br />

• Fehler-Möglichkeiten-Einfluss-Analyse (FMEA)<br />

• Auswahlmatrix zur Risikoanalyse<br />

1 Grundlegende Konzepte der Instandhaltung<br />

Die grundsätzlichen Möglichkeiten der Instandhaltung gemäß<br />

EN 13306 (Begriffe der Instandhaltung) sind in der<br />

Abb. 1 dargestellt.<br />

- Leseprobe -<br />

Während der Inhalt und die wesentlichen Vor- und Nachteile<br />

dieser Konzepte allgemein bekannt sind, stellt sich dem<br />

für die Instandhaltung Verantwortlichen die Frage, wie<br />

diese Konzepte für gegebene Anlagen zu kombinieren sind,<br />

um einen optimalen Erfolg der Instandhaltung zu erreichen.<br />

Die Kombination dieser Konzepte für die Instandhaltung<br />

bestimmter Objekte wird als <strong>Instandhaltungs</strong>strategie bezeichnet.<br />

Die <strong>Instandhaltungs</strong>strategie definiert dabei den Umfang<br />

und die Art, in der die vorbeugende Instandhaltung betrie-<br />

© <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong> 28. Akt.-Liefg.


Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 3<br />

Instandhaltung<br />

Vorausbestimmende<br />

Instandhaltung<br />

Abb. 1: Grundlegende Möglichkeiten der Instandhaltung gemäß EN 13306<br />

Vorbeugende<br />

IH ist direkt<br />

beeinflussbar- Leseprobe<br />

Vorbeugende<br />

Instandhaltung<br />

Vor einem entdeckten<br />

Fehler<br />

Zustandsorientierte<br />

Instandhaltung<br />

Korrektive<br />

Instandhaltung<br />

Geplante<br />

(aufgeschobene)<br />

Instandhaltung<br />

Sofortige<br />

Instandhaltung<br />

ben wird. Von Umfang und Erfolg der vorbeugenden Instandhaltung<br />

ist es abhängig, in welchem Umfang korrektive<br />

Instandhaltung erforderlich ist.<br />

-<br />

Nach einem entdeckten<br />

Fehler<br />

Die Bedeutung der richtigen <strong>Instandhaltungs</strong>strategie ergibt<br />

sich aus der Erfahrung, dass eine beliebige Erhöhung des<br />

Aufwandes für vorbeugende Instandhaltung weder minimale<br />

<strong>Instandhaltungs</strong>kosten noch eine maximale Verfügbarkeit<br />

oder Zuverlässigkeit der jeweiligen Objekte sicherstellt.<br />

Zwei besonders hervorzuhebende Ansätze zur Entwicklung<br />

einer <strong>Instandhaltungs</strong>strategie werden im Folgenden dargestellt.<br />

28. Akt.-Liefg. © <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong>


03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 4<br />

2 Zuverlässigkeitsorientierte Instandhaltung<br />

Definition<br />

Den Ausfall<br />

verstehen<br />

Sie beschreibt die Situation, dass die zu Beginn der Lebensdauer<br />

hohe Ausfallwahrscheinlichkeit auf einen niedrigeren<br />

Wert zurückgeht, dieser über einen großen Teil der Lebens-<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

Grundlage<br />

Statistik<br />

Ausfälle zu<br />

Beginn und zum<br />

Ende<br />

Die Definition der Zuverlässigkeit:<br />

„Zuverlässigkeit ist die Wahrscheinlichkeit, eine Anlage<br />

oder eine Einrichtung während einer (kurzen) Periode intakt<br />

anzutreffen, vorausgesetzt, sie war zu Beginn dieser Periode<br />

intakt.“<br />

macht das grundlegende Konzept der zuverlässigkeitsorientierten<br />

Instandhaltung deutlich: Da das Eintreten eines Ausfalls<br />

in vielen Fällen exakt nicht vorhergesagt werden kann,<br />

wird die exakte deterministische Betrachtung ersetzt durch<br />

eine statistische. In der Anwendung wird anstelle der Zuverlässigkeit<br />

meistens ihr Komplement, die Ausfallwahrscheinlichkeit,<br />

verwendet:<br />

„Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

eine Anlage oder eine Einrichtung während einer (kurzen)<br />

Periode nicht intakt anzutreffen, vorausgesetzt, sie war zu<br />

Beginn dieser Periode intakt.“<br />

- Leseprobe -<br />

2.1 Grundkonzept: Die Ausfallkurve<br />

Das primäre Hilfsmittel der zuverlässigkeitsorientierten Instandhaltung<br />

ist die Ausfallkurve. Die Ausfallkurve beschreibt<br />

die Ausfallwahrscheinlichkeit zu jedem Zeitpunkt.<br />

Die am weitesten bekannte Ausfallkurve ist die in der<br />

Abb. 2 dargestellte Badewannenkurve.<br />

© <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong> 28. Akt.-Liefg.


16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-1 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

0<br />

Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 5<br />

Badewannenkurve<br />

Ausfallrate<br />

Abb. 2: Badewannenkurve<br />

Zeit<br />

dauer konstant bleibt, bevor die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

gegen Ende der Lebensdauer wieder ansteigt. Diese Ausfallkurve<br />

beschreibt z. B. das Ausfallverhalten elektronischer<br />

Komponenten. Dabei treten Fehler vor allem in der Anfangsphase<br />

(Frühausfälle z. B. auf Grund von Fabrikationsfehlern)<br />

und gegen Ende der Lebensdauer (aufgrund von<br />

Alterung) auf.<br />

- Leseprobe -<br />

Die Kenntnis der Ausfallkurven der Anlage und ihrer Komponenten<br />

bildet die Grundlage, diese Ausfallkurven durch<br />

zielgerichtete Instandhaltung zu beeinflussen, insbesondere<br />

die vorbeugende Instandhaltung auf Komponenten zu konzentrieren,<br />

deren Zuverlässigkeit die Zuverlässigkeit des<br />

Gesamtsystems (der Anlage) am stärksten beeinflusst.<br />

28. Akt.-Liefg. © <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong>


03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 6<br />

2.2 Anwendungsvoraussetzungen<br />

Zwei Voraussetzungen<br />

Bestimmung<br />

von Ausfallkurven<br />

aufwändig<br />

Anwendbar auf<br />

viele vergleichbare<br />

Objekte<br />

Dieses Vorgehen ist an zwei Voraussetzungen gebunden:<br />

• Die Ausfallkurven müssen bekannt sein.<br />

• Die statistischen Aussagen auf der Grundlage der Ausfallkurven<br />

müssen relevant sein.<br />

Die erste Voraussetzung ist grundsätzlich erfüllbar, erfordert<br />

aber aufgrund der oft komplexen Struktur industrieller<br />

Anlagen einen sehr hohen Aufwand, um durch die korrekte<br />

Verknüpfung der Ausfallkurven von Komponenten die Ausfallkurve<br />

der Anlage zu ermitteln. Hierzu eingesetzt werden<br />

Verfahren der Fehlerbaumanalyse oder der Fehler-Möglichkeiten-Einflussanalyse<br />

(FMEA).<br />

Die zweite Voraussetzung ist nach den Gesetzen der Statistik<br />

dann erfüllt, wenn die Aussagen für eine große Anzahl<br />

von Objekten/Fällen gelten.<br />

Daraus ergibt sich, dass die Anwendung der Zuverlässigkeit<br />

als Steuergröße der Instandhaltung sinnvoll ist, wenn z. B.<br />

das Restrisiko beim Einsatz einer Flotte von Verkehrsflugzeugen<br />

abzuschätzen ist oder die notwendigen Rückstellungen<br />

für Garantiereparaturen bei Autos zu kalkulieren sind.<br />

In diesen beiden Fällen interessiert nicht, an welchem Objekt<br />

der Ausfall eintritt, sondern der Umfang von Ausfällen<br />

über alle Objekte. Diese Steuergröße ist weniger geeignet<br />

für die Planung der Instandhaltung für einzelne Objekte.<br />

- Leseprobe -<br />

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Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 7<br />

2.3 Durchführung der Zuverlässigkeitsorientierten<br />

Instandhaltung<br />

Durchführung<br />

in zwei<br />

Schritten<br />

Kennzeichnende<br />

Eigenschaften<br />

Konzentration<br />

auf relevante<br />

Komponenten- Leseprobe<br />

Die Durchführung der Zuverlässigkeitsorientierten Instandhaltung<br />

erfolgt in den folgenden Schritten:<br />

• Bestimmung der Ausfallkurven (die Alterungsabhängigkeit<br />

der Zuverlässigkeit ist weit weniger bedeutend<br />

als ursprünglich gedacht);<br />

• Klassifizierung der Bedeutung einer Komponente (was<br />

passiert bei einem Ausfall?).<br />

Die so entwickelte <strong>Instandhaltungs</strong>strategie ist gekennzeichnet<br />

durch folgende Eigenschaften:<br />

• Gleiche Komponenten werden nicht unbedingt in gleicher<br />

Weise instand gehalten;<br />

• manche Komponenten werden nicht instand gehalten –<br />

weil es nicht möglich ist oder weil es nicht sinnvoll ist;<br />

-<br />

• eindeutige Identifikation der Ansatzpunkte für Verbesserungen<br />

durch Ermittlung von Komponenten, die die<br />

Zuverlässigkeit der Anlage wesentlich beeinflussen.<br />

Bei korrekter Anwendung und Vorliegen der Anwendungsvoraussetzungen<br />

führt die zuverlässigkeitsorientierte Instandhaltung<br />

dazu, dass <strong>Instandhaltungs</strong>aufwand (einschließlich<br />

Verbesserungen) auf die Komponenten konzentriert<br />

wird, die für die Zuverlässigkeit des Gesamtsystems<br />

bestimmend sind.<br />

28. Akt.-Liefg. © <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong>


03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 8<br />

In der Luftfahrt gelang es vor allem durch diesen Ansatz die<br />

Verlustrate von 60/1 Million Starts auf weniger als 2/1 Million<br />

Starts zu reduzieren.<br />

Beobachtungen<br />

der Praxis<br />

Ausfall auf<br />

Grund von<br />

Verschleiß<br />

vorhersagbar<br />

Verschleißteile/<br />

Schwachstellen<br />

2.4 Praktischer Nutzen – Die realen Ausfallkurven<br />

Das beobachtete Ausfallverhalten von Anlagen lässt sich in<br />

sehr vielen Fällen durch eine der in der Abb. 3 dargestellten<br />

Ausfallkurven beschreiben.<br />

Die Abb. 3 links beschreibt ein Ausfallverhalten, bei dem<br />

der Ausfall ziemlich exakt zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

bzw. bei einer bestimmten Abnutzung eintritt. Dies ist die<br />

Folge von Verschleiß. Die rechte Kurve beschreibt dagegen<br />

die Situation, dass die Ausfälle ohne erkennbare Tendenz<br />

und Systematik erfolgen.<br />

Die Ursachen dieser beiden typischen Ausfallkurven werden<br />

Verschleißteile (links) und Schwachstellen (rechts) genannt.<br />

Während der Ausfall aufgrund von Schwachstellen<br />

der Badewannenkurve im größten Teil der Lebensdauer entspricht,<br />

folgt der Ausfall aufgrund von Verschleiß grundsätzlich<br />

anderen Gesetzen.<br />

- Leseprobe -<br />

Das Verständnis dieser Zusammenhänge ermöglicht es,<br />

Handlungsoptionen<br />

• die Ursachen der Ausfälle auf der Grundlage einer<br />

durchgängigen Schadensregistrierung zu klassifizieren<br />

– ohne die Notwendigkeit, die exakten Ursachen zu<br />

kennen,<br />

© <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong> 28. Akt.-Liefg.


•-0.5<br />

•-1.5<br />

•2<br />

•1.5<br />

•1<br />

•0.5<br />

•0<br />

•-1<br />

•-2<br />

•-15 •-10 •-5 •0 •5 •10 •15<br />

•7<br />

•6.8<br />

•6.6<br />

•6.4<br />

•6.2<br />

•6<br />

•5.8<br />

•5.6<br />

•5.4<br />

•5.2<br />

•5<br />

•-15 •-10 •-5 •0 •5 •10 •15<br />

Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 9<br />

Die Kenntnis, dass Verschleißteil und Schwachstelle die in<br />

der Praxis häufigsten, aber nicht die einzig möglichen Ausfallkurven<br />

sind, ermöglicht es schließlich, das Auftreten anderer<br />

Ausfallmechanismen (z. B. Alterungsvorgänge) zu erkennen.<br />

Ausfallrate<br />

Ausfallrate<br />

Verschleißteile<br />

Abb. 3: Reale Ausfallkurven<br />

Diagnose gezielt<br />

einsetzen<br />

Zeit<br />

Schwachstellen<br />

• den Ausfall von Verschleißteilen durch die Anwendung<br />

vorbeugender Instandhaltung zu minimieren – insbesondere<br />

durch den Einsatz von Methoden der zustandsorientierten<br />

Instandhaltung –,<br />

• Schwachstellen durch technische Verbesserungen zu<br />

beseitigen oder die Behebung der entsprechenden Ausfälle<br />

zu optimieren.<br />

- Leseprobe -<br />

Die Kenntnis der Ausfallkurven gestattet es daher, den Einsatz<br />

von Diagnosemethoden auf die Objekte zu konzentrieren,<br />

bei denen dieser Einsatz sinnvoll ist.<br />

Zeit<br />

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03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 10<br />

3 Risikoorientierte Instandhaltung<br />

3.1 Grundkonzept: Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit,<br />

Risiko<br />

Die Sicht des<br />

Anlagennutzers<br />

Weitere Faktoren<br />

Definition<br />

Während Zuverlässigkeit eine Aussage darüber trifft, wie<br />

wahrscheinlich es ist, ein System oder eine Anlage zu einem<br />

Zeitpunkt intakt anzutreffen (die Ausfallkurve stellt das<br />

Komplement der Zuverlässigkeit über der Zeitachse graphisch<br />

dar), berücksichtigt die Verfügbarkeit weitere Faktoren,<br />

die die Einsetzbarkeit einer Anlage für die Produktion<br />

bestimmen:<br />

• Eine Anlage kann, obwohl sie intakt ist, nicht für die<br />

Produktion nutzbar sein, z. B. weil vorbeugende Instandhaltung<br />

ausgeführt wird.<br />

• Eine Anlage ist nach einem Ausfall nicht dauerhaft<br />

nicht nutzbar. Sie wird vielmehr von der Instandhaltung<br />

in einer bestimmten Zeit in den nutzbaren Zustand zurückgeführt.<br />

- Leseprobe -<br />

Um diese Faktoren insgesamt zu erfassen, definiert die<br />

(Technische) Verfügbarkeit den Zeitanteil, zu dem eine Anlage<br />

der Produktion zur Verfügung steht.<br />

Die hier betrachtete Technische Verfügbarkeit berücksichtigt<br />

keine Zeitanteile, in dem die Anlage zwar technisch<br />

nutzbar, aber aus anderen Gründen (keine Rohmaterialien,<br />

kein Lagerplatz für Produkte) nicht genutzt werden kann.<br />

Aus der Definition der Verfügbarkeit ergeben sich drei Faktoren,<br />

um die Verfügbarkeit eines Objektes zu erhöhen:<br />

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Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 11<br />

Erhöhung der<br />

Verfügbarkeit<br />

• Erhöhung der Zuverlässigkeit,<br />

• Minimierung der Zeit zur Instandsetzung nach einem<br />

Ausfall,<br />

Risiko = Kosten<br />

Ausfall muss<br />

akzeptabel sein<br />

• Minimierung der Zeit, in der das Objekt zur Durchführung<br />

vorbeugender Instandhaltung nicht zur Verfügung<br />

steht.<br />

Die für den Anlagenbetreiber wesentliche Kenngröße sind<br />

die wahrscheinlichen Kosten, die aufgrund der Nichtverfügbarkeit<br />

von Anlagen zu erwarten sind. Diese Kosten, das<br />

Risiko, bilden die wesentliche Steuergröße bei den Verfahren<br />

der risikoorientierten Instandhaltung. Bei der Bestimmung<br />

dieser Kosten geht zusätzlich der Umfang ein, in dem<br />

das Objekt der Produktion zur Verfügung stehen muss.<br />

3.2 Anwendungsvoraussetzungen<br />

Die wesentliche Voraussetzung für die Anwendung der Verfahren<br />

der risikoorientierten Instandhaltung ist die grundsätzliche<br />

Akzeptanz eines Ausfalls.<br />

- Leseprobe -<br />

Diese Voraussetzung ist dann nicht gegeben, wenn<br />

• ein Ausfall zu grundsätzlich nicht akzeptablen Konsequenzen<br />

führt,<br />

• der Ausfall von Einrichtungen zu nicht akzeptablen<br />

Schäden an Anlagen oder hohem Aufwand für An- und<br />

Abfahrvorgänge führt.<br />

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03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 12<br />

Bei grundsätzlicher Akzeptanz sind die Folgen eines Ausfalls<br />

zu bewerten, um die Auswirkungen verschiedener Ausfälle<br />

vergleichbar zu machen.<br />

Unverzichtbare<br />

Voraussetzung<br />

Strukturierung<br />

in mehreren<br />

Ebenen<br />

3.3 Durchführung der Risikoorientierten Instandhaltung<br />

1. Schritt: Anlagenstrukturierung<br />

Eine prozessorientierte Strukturierung der Objekte der Instandhaltung<br />

nach [2], wie in der Abb. 4 dargestellt, ist<br />

grundsätzlich sinnvoll. Für die Anwendung der Verfahren<br />

der risikoorientierten Instandhaltung ist ein solches Vorgehen<br />

unverzichtbar, um die sich ergebenden Vorgaben systematisch<br />

und transparent den Komponenten der Anlage zuordnen<br />

zu können. Die Verwendung einer Anlagenstruktur<br />

ermöglicht es, auch die Untersuchungen mit einem der Aufgabenstellung<br />

angepassten Detaillierungsgrad durchzuführen.<br />

Dabei wird die Anlage in mehreren Ebenen strukturiert, wobei<br />

jede Ebene die gesamte Anlage beschreibt. Die Anzahl<br />

der Ebenen hängt dabei vom Anwendungsfall ab, wird in<br />

vielen Fällen zwischen drei und fünf liegen. Die Zahl der<br />

Ebenen muss nicht über die gesamte betrachtete Anlage<br />

identisch sein (s. a. Kap. 04410).<br />

- Leseprobe -<br />

2. Schritt: Risikoanalyse<br />

Auf der Grundlage der Anlagenstrukturierung wird das Risiko<br />

bei Ausfall von Komponenten bewertet. Zur Durchführung<br />

der Risikoanalyse wurden zahlreiche Verfahren vorge-<br />

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Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 13<br />

Prinzip der<br />

Anlagenstrukturierung<br />

Anlagenkomplex<br />

besteht aus<br />

Anlage<br />

besteht aus<br />

besteht aus<br />

besteht aus<br />

Teilanlage<br />

Anlageteil<br />

Teil<br />

Abb. 4: Prinzip der prozessorientierten Anlagenstrukturierung [2]<br />

schlagen. Viele dieser Verfahren arbeiten mit quantitativen<br />

Werten für Ausfallwahrscheinlichkeit und Folgen. Neben<br />

dem mathematischen Aufwand stellt sich dabei die Frage<br />

von Bestimmung und Relevanz der Ausfallwahrscheinlichkeit.<br />

- Leseprobe -<br />

hat<br />

Technische<br />

Einrichtung<br />

Vereinfachtes<br />

qualitatives<br />

Verfahren<br />

Es wurden daher vereinfachte Verfahren entwickelt, wie das<br />

hier dargestellte [1]. Dabei wird die grundsätzlich notwendige<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit nicht aus Ausfallkurven<br />

oder statistischen Betrachtungen, sondern durch qualitative<br />

Abschätzung ermittelt. In gleicher Weise werden die Folgen<br />

eines Ausfalls qualitativ klassifiziert in<br />

28. Akt.-Liefg. © <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong>


03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 14<br />

Folgen eines<br />

Ausfalls<br />

• Personenschäden,<br />

• Umweltschäden und<br />

• Sachschäden.<br />

Praxisbewährtes<br />

Vorgehen<br />

Auswahlmatrix<br />

Die Durchführung der Risikoanalyse kann auf jeder Ebene<br />

der Anlagenstruktur erfolgen. In der Praxis hat sich folgendes<br />

Vorgehen bewährt:<br />

• Die Risikoanalyse wird auf der höchsten Ebene der Anlagenstruktur<br />

(auf der Ebene der Teilanlagen bei Nutzung<br />

der Bezeichnungen der Abb. 4) begonnen.<br />

• Die Risikoanalyse wird für die Teilanlage(n) wiederholt,<br />

die wesentlich zum Risiko beitragen.<br />

• Gegebenenfalls wird die Untersuchung auf weitere<br />

Ebenen ausgedehnt.<br />

Hilfsmittel bei der Risikoanalyse ist die in der Abb. 5 dargestellte<br />

Auswahlmatrix. In der Kopfzeile dieser Matrix sind<br />

die zulässigen Werte der Ausfallwahrscheinlichkeit, in der<br />

linken Spalte die Klassifizierungen der Ausfallfolgen dargestellt.<br />

Das Ausfallrisiko jeder Komponente (Teilanlage, Anlagenteil<br />

oder Teil) wird durch ein Feld der Auswahlmatrix<br />

charakterisiert. Dabei sinkt das Risiko von oben nach unten<br />

und von links nach rechts.<br />

- Leseprobe -<br />

Dieses Risiko ist die wesentliche Größe für die Definition<br />

der Anforderungen an die Instandhaltung.<br />

© <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong> 28. Akt.-Liefg.


Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 15<br />

03205-a.xls<br />

Schadensart.<br />

und -höhe.<br />

Personenschäden<br />

groß<br />

mittel<br />

gering<br />

Umweltschäden<br />

groß<br />

mittel<br />

gering<br />

Sachschäden<br />

groß<br />

mittel<br />

gering<br />

hoch mittel gering<br />

Abb. 5: Auswahlmatrix bei der Risikoanalyse – Anwendung auf Teilanlagen, Anlagenteile<br />

oder Teile [1]<br />

Darstellung der<br />

Anforderung<br />

Wahrscheinlichkeit des Ereigniseintritts<br />

3. Schritt: Bestimmung der Reaktionszeiten<br />

- Leseprobe -<br />

Neben dem Risiko werden die Vorgaben an die Instandhaltung<br />

bestimmt durch die Zeit, innerhalb deren die Instandhaltung<br />

auf einen Ausfall reagieren muss. Es wird daher zusätzlich<br />

die Reaktionszeit vorgegeben. Dazu sind die nachfolgenden<br />

Fragen zu beantworten:<br />

Checkliste<br />

Reaktionszeitbestimmung<br />

• In welcher Zeit nach einem Ausfall treten Folgeschäden<br />

an Anlagen oder Einrichtungen auf?<br />

• Wie ist die Reichweite der Bestände in den Lägern?<br />

28. Akt.-Liefg. © <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong>


03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 16<br />

• Wie ist die Reichweite der Puffer im Prozess?<br />

• Sind redundante Einrichtungen vorhanden?<br />

• Wie lange benötigen wir zum Beschaffen der Ersatzteile?<br />

• Wie lange benötigen wir, bis die richtigen Vorrichtungen<br />

verfügbar sind?<br />

• Wie lange benötigen wir, bis die richtigen Mitarbeiter<br />

verfügbar sind?<br />

• Wie lange benötigen wir, bis die richtigen Werkzeuge<br />

verfügbar sind?<br />

Mit Hilfe der aufgeführten Kriterien werden die Reaktionszeiten<br />

nach Ausfall von Komponenten definiert. Dabei wird<br />

neben technischen Faktoren (Vermeidung von Folgeschäden)<br />

auch berücksichtigt, welche Bedeutung die Anlage für<br />

die Lieferfähigkeit hat. Zur Bestimmung der Reaktionszeit<br />

sind daher Produktionsplan, Auslastung und Pufferkapazitäten<br />

heranzuziehen.<br />

- Leseprobe -<br />

Diese Daten werden auch herangezogen, wenn abschließend<br />

die erforderlichen Verfügbarkeiten bestimmt werden.<br />

Resultat: Definition der <strong>Instandhaltungs</strong>strategie<br />

Anwendung der<br />

Vorgaben<br />

Nach der Vorgabe von Risiken und Reaktionszeiten lässt<br />

sich die Strategie der vorbeugenden Instandhaltung aus der<br />

in der Abb. 6 dargestellten Auswahlmatrix ableiten.<br />

© <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong> 28. Akt.-Liefg.


Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 17<br />

hoch<br />

Risikoklasse<br />

gering<br />

Vorbeugende<br />

Instandhaltung<br />

durchführen<br />

gering<br />

(Zyklen eventuell<br />

verkürzen)<br />

Partieller<br />

Leistungsverzicht<br />

Abb. 6: Auswahlmatrix zur Festlegung der Strategie [1]<br />

IH-Strategie<br />

festlegen<br />

(Zyklen verlängern,<br />

Wartungsverträge<br />

überprüfen, eventuell<br />

kündigen)<br />

Partieller<br />

Leistungsverzicht<br />

im Bereich<br />

Sachschäden<br />

(Zyklen verlängern,<br />

Wartungsverträge<br />

überprüfen)<br />

Leistungsverzicht<br />

(Vollständiger Verzicht auf<br />

vorbeugende<br />

Instandhaltung)<br />

hoch<br />

Reaktionszeit<br />

zur Behebung von<br />

Schäden<br />

Die vorbeugende Instandhaltung wird auf Elemente hoher<br />

Risikoklasse und geringer zulässiger Reaktionszeit konzentriert<br />

(links oben). Bei geringem Risiko und langen Reaktionszeiten<br />

wird auf vorbeugende Instandhaltung vollständig<br />

verzichtet, sofern es gesetzliche und behördliche Vorschriften<br />

zulassen (rechts unten). Bei hohem Risiko, aber<br />

auch langer zulässiger Reaktionszeit kann der Aufwand für<br />

vorbeugende Instandhaltung reduziert werden, sofern Sachschäden<br />

betroffen sind (rechts oben). Eine kritische Überprüfung<br />

des Aufwandes ist auch bei geringem Risiko und<br />

kurzer zulässiger Reaktionszeit sinnvoll. In diesem Fall sind<br />

insbesondere die Folgen einer Überschreitung der zulässigen<br />

Reaktionszeit zu betrachten.<br />

- Leseprobe -<br />

28. Akt.-Liefg. © <strong>Der</strong> <strong>Instandhaltungs</strong>-<strong>Berater</strong>


03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 18<br />

Örtliche Zuordnung<br />

der IH<br />

Wirksamkeit<br />

ständig<br />

verfolgen<br />

Was ist zu<br />

erfassen/<br />

analysieren?<br />

Die definierten Reaktionszeiten bestimmen darüber hinaus<br />

die Organisation und zweckmäßige örtliche Zuordnung der<br />

Instandhaltung. Je kürzer die zulässigen Reaktionszeiten<br />

sind, desto näher ist die Instandhaltung an der Produktion<br />

anzuordnen.<br />

Umgekehrt besteht bei durchweg langen zulässigen oder<br />

durch andere Bedingungen (z. B. Auskühlen der Anlage)<br />

gegebene Reaktionszeiten keine Notwendigkeit, die Instandhaltung<br />

physisch in der Nähe der Anlagen anzuordnen.<br />

Schadensregistrierung und Schadensanalyse<br />

Die Entwicklung einer <strong>Instandhaltungs</strong>strategie mit den<br />

Methoden der risikoorientierten Instandhaltung beruht in<br />

vielen Fällen auf Abschätzungen und qualitativen Einschätzungen.<br />

Es ist daher unverzichtbar, die resultierende Strategie<br />

ständig auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und gegebenenfalls<br />

anzupassen.<br />

Grundlage dieser Überprüfung sind eine systematische Erfassung<br />

und Analyse aller Schäden. Zu erfassen ist dabei<br />

mindestens:<br />

- Leseprobe -<br />

• Zuordnung des Schadens zur Anlagenstruktur<br />

• Eintrittszeitpunkt und Dauer des Schadens<br />

• Schadensbild und Schadensursache<br />

• Maßnahmen und Aufwand (Zeit, Kosten) zur Beseitigung<br />

des Schadens<br />

• Folgen des Schadens<br />

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Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 19<br />

Maßnahmen<br />

Verschleiß<br />

Maßnahmen<br />

Schwachstellen<br />

Mit Hilfe dieser Schadensregistrierung lässt sich überprüfen,<br />

• ob die vorgegebenen Verfügbarkeiten erreicht werden<br />

und<br />

• ob die Schäden durch Verschleiß oder durch Schwachstellen<br />

verursacht werden.<br />

Etwa erforderliche Maßnahmen werden entscheidend dadurch<br />

bestimmt, ob sie durch Verschleißteile oder Schwachstellen<br />

verursacht werden. Zur Reduktion der Schäden<br />

durch Verschleißteile können die Zyklen der vorbeugenden<br />

Instandhaltung angepasst und/oder verbesserte Verfahren<br />

zur Diagnose des Verschleißes eingesetzt werden.<br />

Bei Verursachung der Schäden durch Schwachstellen sind<br />

dagegen die Schwachstellen zu ermitteln und durch technische<br />

Verbesserungen zu beseitigen. Ist dies nicht mit<br />

vertretbarem Aufwand möglich, ist die Instandhaltung so<br />

zu organisieren, dass die Zeit zur Beseitigung der so verursachten<br />

Schäden minimal wird (Instandhalter nahe an der<br />

Anlage, Ersatzteile sofort verfügbar, optimale Werkzeuge<br />

und Vorrichtungen, Training). Ob eine Schwachstelle beseitigt<br />

wird oder die Folgen der entsprechenden Ausfälle<br />

minimiert werden, wird durch Vergleich der Kosten entschieden.<br />

- Leseprobe -<br />

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03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

Seite 20<br />

4 Typische Anwendungsgebiete<br />

4.1 Zuverlässigkeitsorientierte Instandhaltung<br />

Anwendung,<br />

wenn …<br />

Klassische<br />

Anwendungsgebiete<br />

Entsprechend den Anwendungsvoraussetzungen wird die<br />

zuverlässigkeitsorientierte Instandhaltung zweckmäßig angewandt,<br />

wenn<br />

• die Instandsetzung nach einem Ausfall nicht akzeptabel<br />

ist bzw. die Verfügbarkeit nicht wesentlich erhöht,<br />

• eine Instandsetzung zwar möglich ist, die Instandsetzungszeit<br />

aber nicht oder nur wenig beeinflussbar ist,<br />

• die Zahl der vergleichbaren Objekte die Anwendung<br />

statistischer Verfahren ermöglicht.<br />

Ein Hauptanwendungsgebiet der zuverlässigkeitsorientierten<br />

Instandhaltung ist die Luftfahrtindustrie, in der sie ursprünglich<br />

entwickelt wurde.<br />

Eine vergleichbare Anwendung ist die Instandhaltung einer<br />

Flotte von Speditionsfahrzeugen. Bei festen Orten der<br />

Werkstätten werden die Kosten des Betriebes der Fahrzeuge<br />

wesentlich durch deren Zuverlässigkeit bestimmt.<br />

- Leseprobe -<br />

Das Verfahren der zuverlässigkeitsorientierten Instandhaltung<br />

ist auch dann anzuwenden, wenn eine Anlage zwar<br />

grundsätzlich instand gesetzt werden kann, solche Instandsetzungen<br />

aber – z. B. aufgrund hoher Kosten – wenn irgend<br />

möglich vermieden werden sollen.<br />

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Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH 03205<br />

Seite 21<br />

Ein Beispiel für solche Anlagen sind komplexe verfahrenstechnische<br />

Anlagen, deren An- und Abfahren sehr hohe<br />

Kosten verursacht.<br />

Typisch für Anlagen, deren Instandhaltung nach den Methoden<br />

der zuverlässigkeitsorientierten Instandhaltung erfolgt,<br />

ist:<br />

• Ausfälle werden durch anlagentechnische Mittel (Redundanz)<br />

verhindert.<br />

• Die Nähe der Instandhalter zur Anlage ist nicht erforderlich.<br />

4.2 Risikoorientierte Instandhaltung<br />

Grundlegende Voraussetzung für die Anwendung der risikoorientierten<br />

Instandhaltung ist die Akzeptanz von Ausfällen.<br />

Wenn Ausfälle grundsätzlich akzeptabel (bzw. mangels Alternative<br />

zu akzeptieren) sind, spielt die Reaktionszeit der<br />

Instandhaltung eine entscheidende Rolle. In solchen Anlagen<br />

sind die Instandhalter daher möglichst in der Nähe der<br />

Anlagen zu platzieren, wenn nicht sogar in die Produktion<br />

zu integrieren.<br />

- Leseprobe -<br />

Klassische<br />

Anwendungsgebiete<br />

Typisches Anwendungsbeispiel der risikoorientierten Instandhaltung<br />

sind sehr komplizierte Anlagen (Anlagen mit<br />

sehr vielen einzelnen Teilen), bei denen die sichere Vermeidung<br />

aller Ausfälle aus Gründen des Aufwandes nicht sinnvoll<br />

ist. Typische Anlagen dieser Art sind Montagestraßen<br />

und Anlagen der Getränkeabfüllung.<br />

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03205 Zuverlässigkeits- oder risikoorientierte IH<br />

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Literaturverzeichnis<br />

[1] Geibig, Karl-Friedrich; Risikobetrachtung in der Instandhaltung,<br />

Vortrag auf den Weinheimer Instandhaltertagen,<br />

2002<br />

[2] Interessengemeinschaft Automatisierungstechnik der<br />

Prozessindustrie; NAMUR Empfehlung NE 33: Anforderungen<br />

an Systeme zur Rezeptfahrweise, 1993<br />

- Leseprobe -<br />

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