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egion DIe SüDoSTSchweIz | dIENSTAG, 7. OKTOBER 2014 6<br />
«Stehe täglich me<strong>in</strong>en Mann»<br />
Der Start <strong>in</strong>s Berufsleben ist<br />
nicht e<strong>in</strong>fach. Das lernen viele,<br />
die e<strong>in</strong>e neue Lehre begonnen<br />
haben. Lehrl<strong>in</strong>ge erzählen von<br />
ihrem Alltag. Heute die Automechaniker<strong>in</strong><br />
Cynthia Gallati<br />
aus dem Glarnerland.<br />
Von Anja Ruoss<br />
Weesen. –Am Empfang <strong>in</strong> der Autogarage<br />
Jörg <strong>in</strong> Weesen wartet bereits<br />
die 16-jährige Cynthia Gallati. Sie<br />
geht voraus <strong>in</strong> die Werkstatt. Mehrere<br />
Mechaniker arbeiten gleichzeitig an<br />
verschiedenen Autos. Genau wie Gallati<br />
tragen alle e<strong>in</strong> schwarzes T-Shirt<br />
mit roter Latzhose darüber. Schnell<br />
wird klar, sie ist die e<strong>in</strong>zige Frau hier.<br />
Der Alltag<br />
als Lehrl<strong>in</strong>g<br />
Weitere Infos: www.suedostschweiz.ch/dossier<br />
Während sich Gallati e<strong>in</strong>em Auto zuwendet,<br />
erzählt sie von ihren bisherigen<br />
Erfahrungen. Seit e<strong>in</strong>em Jahr arbeitet<br />
die Glarner<strong>in</strong> als Automechaniker<strong>in</strong>.<br />
Dass e<strong>in</strong>e Frau <strong>in</strong> diesem Beruf<br />
aussergewöhnlich ist, bemerkte sie<br />
schon früh. «Ich musste nur vier Bewerbungen<br />
schreiben, bis ich me<strong>in</strong>e<br />
Lehrstelle hatte.»<br />
Auf Vorurteile gestossen<br />
Zwei Garagen hätten sie abgelehnt,<br />
weil sie e<strong>in</strong>e Frau sei, erzählt Cynthia<br />
Gallati. <strong>Die</strong> Begründung sei gewesen,<br />
sie würde das Technische nicht verstehen.<br />
Ausserdem hätte sie zu wenig<br />
Kraft, um schwere Teile tragen zu können.<br />
Über solche Vorurteile kann<br />
Cynthia Gallati heute nur noch lachen:<br />
«Bisher hatte ich nie Probleme,<br />
etwas zu verstehen. Zudem arbeiten<br />
ja auch Männer hier. Wenn etwas<br />
wirklich zu schwer für mich wäre,<br />
könnte mir immer jemand helfen.»<br />
über den eigenen Schatten spr<strong>in</strong>gen<br />
Derart locker konnte sie mit den Vorurteilen<br />
nicht immer umgehen. Nachdenklich<br />
schaut sie auf den Schraubenschlüssel,<br />
den sie <strong>in</strong> ihrer Hand<br />
dreht, und erklärt: «Ich habe me<strong>in</strong>er<br />
Familie lange nicht gesagt, was ich<br />
nach der Schule machen möchte. Erst<br />
Sernifit heisst seit dem Sonntag Mart<strong>in</strong>srössli<br />
Sernifit nennen die Elmer den<br />
roten Ackerste<strong>in</strong> gerne,<br />
der neben der Dorfkirche steht.<br />
Seit der Taufe am Sonntag<br />
heisst er nun Mart<strong>in</strong>srössli.<br />
Von Kilian Marti (Text und Bild)<br />
Elm. –Begonnen hatte der Taufakt am<br />
Sonntag mit dem musikalischen Auftakt<br />
von Beni Böhni. Dann begrüsste<br />
der Präsident der Stiftung Pro Elm,<br />
Kaspar Rhyner, die ungefähr 100 Zuschauer<br />
und erzählte ihnen, dass im<br />
Vorfeld 1300 Briefe an Unterstufenschulhäuser<br />
verschickt wurden, <strong>in</strong>sgesamt<br />
1200 Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
mitgemacht hätten, und 400 Namensvorschläge<br />
e<strong>in</strong>gegangen seien.<br />
Fünfmal der gleiche Vorschlag<br />
Nach se<strong>in</strong>er Rede bittet Rhyner den<br />
Sernftaler Pfarrer Beat Wüthrich und<br />
die Paten Werner Blumer und Maya<br />
Ziegler zu sich. Mit Elmer M<strong>in</strong>eralwasser<br />
taufen sie den Ste<strong>in</strong> auf den<br />
Namen Mart<strong>in</strong>srössli. An fünf Gew<strong>in</strong>ner<br />
kann Hansjürg Rhyner, Verwaltungsratspräsident<br />
der Bergbahnen<br />
Elm, den Hauptpreis von je sechs Tageskarten<br />
und sechs Essensgutsche<strong>in</strong>e<br />
übergeben. Denn diese fünf hatten<br />
den gleichen Namen vorgeschlagen.<br />
Zum Apéro spielt Beni Böhni nochmals<br />
auf se<strong>in</strong>em Schwizerörgeli.<br />
Unvorstellbar: E<strong>in</strong>en anderen Beruf ausüben will die Automechaniker<strong>in</strong><br />
Cynthia Gallati nicht.<br />
Bild Anja Ruoss<br />
nachdem ich mir wirklich sicher war,<br />
erzählte ich es.» Das habe viel Mut<br />
gebraucht. <strong>Die</strong> ersten Reaktionen seien<br />
verhalten gewesen. «Sie haben<br />
mich gefragt, ob ich mir sicher sei und<br />
ob ich nicht noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />
Beruf Schnuppern gehen möchte»,<br />
sagt Gallati. Heute stehe ihre Familie<br />
aber zu 100 Prozent h<strong>in</strong>ter ihr.<br />
Dass Cynthia Gallati <strong>in</strong> ihrem Beruf<br />
aufblüht, bemerkt man schnell. Sie<br />
kontert lässig die Sprüche ihrer Kollegen<br />
und macht Spässe, während sie<br />
konzentriert weiterarbeitet. Als<br />
Jüngste von sieben Mädchen ist sie<br />
sich gewöhnt, nie alle<strong>in</strong>e zu se<strong>in</strong>. «<strong>Die</strong><br />
Team-Arbeit gefällt mir am besten an<br />
diesem Beruf. <strong>Die</strong> Werkstatt ist gross<br />
genug, so dass alle geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Raum arbeiten können», sagt<br />
Gallati. Wie auch zu Hause werde es<br />
ihr daher nie langweilig.<br />
Muss sich jeden Tag beweisen<br />
Doch nicht nur die Arbeit im Team begeistert<br />
sie an diesem Beruf. «Ich erlebe<br />
jeden Tag etwas, das die Arbeit<br />
verschönert», so Gallati. Oft sei es e<strong>in</strong>e<br />
dankbare Reaktion e<strong>in</strong>es Kunden<br />
zu ihrer Arbeit oder e<strong>in</strong>e erfreute Bemerkung,<br />
dass sie als Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Männerberuf arbeite.<br />
Probleme habe sie bisher ke<strong>in</strong>e gehabt.<br />
Nur etwas stösst ihr manchmal<br />
auf: «Auch wenn ich mich daran gewöhnt<br />
habe, ich mag es nicht, immer<br />
wieder me<strong>in</strong> Können beweisen zu<br />
müssen.» Männer müssten sich nie<br />
anhören, dass sie dem Beruf nicht gewachsen<br />
seien, auch wenn sie noch so<br />
schlecht seien.<br />
Vielleicht sogar e<strong>in</strong>e Garage führen<br />
<strong>Die</strong> leichte Wut <strong>in</strong> ihrer Stimme lässt<br />
darauf schliessen, dass ihr dieses Thema<br />
nahegeht. «Ich würde mir wünschen,<br />
als Automechaniker<strong>in</strong> angesehen<br />
zu werden und nicht immer nur<br />
als Frau», sagt sie.<br />
Ihr gefalle der Beruf, und sie könne<br />
sich nicht vorstellen, e<strong>in</strong>en anderen<br />
auszuüben. Vielleicht werde sie sogar<br />
e<strong>in</strong>es Tages e<strong>in</strong>e Garage übernehmen.<br />
Dazu fügt Cynthia Gallati allerd<strong>in</strong>gs<br />
gleich selber h<strong>in</strong>zu: «Als Frau<br />
e<strong>in</strong>e Garage zu führen, ist aber ziemlich<br />
schwierig.»<br />
Tipps zur Stellensuche<br />
als Automechaniker<br />
Der Beruf des Automechanikers<br />
ist für technisch Interessierte geeignet,<br />
welche sich nicht zu schade<br />
s<strong>in</strong>d, sich die Hände schmutzig zu<br />
machen. Zudem sollte man handwerklich<br />
geschickt se<strong>in</strong> und sorgfältig<br />
arbeiten können. Weitere Informationen<br />
zum Beruf des Automechanikers<br />
gibt es unter www.berufsberatung.ch.<br />
Hilfreiche Internetseiten<br />
bei der Lehrstellensuche s<strong>in</strong>d<br />
auch unter www.yousty.ch,<br />
www.jobsmart.ch, www.lehrstellenboerse.ch<br />
oder unter www.dielehrstelle.ch<br />
zu entdecken. (aru)<br />
reges Interesse: Insgesamt versammeln sich rund 100 Zuschauer<strong>in</strong>nen und Zuschauer zur Taufe des Ste<strong>in</strong>s.<br />
leSerbriefe<br />
War der eternitentscheid<br />
mutig oder kurzsichtig?<br />
Zum Kommentar «Trotzreaktion der<br />
<strong>Eternit</strong> ist fehl am Platz» <strong>in</strong> der Ausgabe<br />
vom Samstag.<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, mit<br />
gestrengem Blick erhebt Redaktor<br />
Daniel Fischli <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Kommentar<br />
vom Samstag den moralischen F<strong>in</strong>ger<br />
und ermahnt die <strong>Eternit</strong>, dass e<strong>in</strong>e<br />
«Trotzreaktion fehl am Platz» sei.<br />
Wie muss man das verstehen? <strong>Die</strong><br />
Stimmbürger s<strong>in</strong>d zwar frei, der <strong>Eternit</strong><br />
die Türe nicht nur vor der Nase zu,<br />
sondern direkt auf die Nase zu schlagen,<br />
aber die <strong>Eternit</strong> ihrerseits soll gefälligst<br />
alles unterlassen, was <strong>Arbeitsplätze</strong><br />
und Steuere<strong>in</strong>nahmen gefährden<br />
könnte? Abgesehen von weltfremd<br />
ist diese Haltung auch arrogant.<br />
Wenn weiter unterstellt wird, die <strong>Eternit</strong><br />
hätte das Land im Riet nur<br />
zum Aufstellen e<strong>in</strong>es Briefkastens gebraucht,<br />
mag das im besten Fall humorvoll<br />
geme<strong>in</strong>t gewesen se<strong>in</strong>, ist<br />
aber effektiv e<strong>in</strong> Zeugnis von mangelndem<br />
Verständnis für wirtschaftliche<br />
Vorgänge und Grundsätze.<br />
Ich b<strong>in</strong> überzeugt, dass sich der<br />
CEO der <strong>Eternit</strong> <strong>in</strong> <strong>Niederurnen</strong> auch<br />
<strong>in</strong> Zukunft für se<strong>in</strong> Werk und den<br />
Standort <strong>Niederurnen</strong> e<strong>in</strong>setzen wird.<br />
Aber die Gruppe muss ihre Investitionen<br />
dort tätigen, wo sie am meisten<br />
Früchte tragen können. Mit dem Entscheid<br />
von Glarus Nord wird das nicht<br />
<strong>in</strong> <strong>Niederurnen</strong> se<strong>in</strong>. Mittelfristig werden<br />
daher die <strong>Arbeitsplätze</strong> unweigerlich<br />
an den neuen, modernen und effizienten<br />
Standort abwandern.<br />
Spätestens dann wird sich weisen,<br />
ob der «mutige» Entscheid der<br />
Stimmbürger, den «nicht messbaren<br />
Wert der unverbauten Landschaft»<br />
stärker zu gewichten als messbare<br />
300<strong>Arbeitsplätze</strong> und Investitionen<br />
<strong>in</strong> Millionenhöhe, vielleicht doch<br />
eher kurzsichtig war.<br />
Frank P. Gross, Netstal<br />
Danke für alle Stimmen<br />
zugunsten des Tschachen<br />
Zur Geme<strong>in</strong>deversammlung vom<br />
2. Oktober <strong>in</strong> Glarus Nord<br />
Geschätzte Stimmbürger<strong>in</strong>nen und<br />
Stimmbürger, ich danke Ihnen für die<br />
Unterstützung an der Geme<strong>in</strong>deversammlung<br />
zum Traktandum Tschachen<br />
Bilten – dies mit 102 Initianten,<br />
die den Antrag unterschrieben haben,<br />
dass dort ke<strong>in</strong> Entwicklungsschwerpunkt<br />
für Industrie geplant werden<br />
kann. Ebenso geht der Dank an alle<br />
Helfer, die mit Unterschriftenbögen<br />
und Flyern unterwegs waren.<br />
Laut Zeitung müssen 2,6 Hektaren<br />
Bauland rückgezont werden. Das<br />
stimmt so nicht. Man hätte gerne<br />
2,6 Hektaren im Tschachen e<strong>in</strong>gezont,<br />
um dann die <strong>in</strong>sgesamt 15 Hektaren<br />
als Entwicklungsschwerpunkt<br />
im Richtplan e<strong>in</strong>zeichnen zu können.<br />
<strong>Die</strong>s ist im Geme<strong>in</strong>debullet<strong>in</strong> auf Seite<br />
115 ersichtlich.<br />
<strong>Die</strong> Biltner Bevölkerung hat sich<br />
aber schon immer dafür entschieden,<br />
dass die Entwicklung nicht unter den<br />
Dorfbach im Tschachen gehen soll. In<br />
Bilten will man nicht nur Industrie,<br />
sondern auch Wohnqualität. Wir<br />
möchten den Tschachen erhalten, der<br />
breit genutzt wird für Aktivitäten und<br />
als Verb<strong>in</strong>dung zum Naherholungsgebiet<br />
L<strong>in</strong>thdamm und Niederriet mit<br />
dem Torfstichsee. Schliesslich s<strong>in</strong>d wir<br />
das Tor zum Glarnerland, das bekanntlich<br />
schön macht. Dabei soll es<br />
doch <strong>bleiben</strong>.<br />
Lisabeth Schnyder, Bilten<br />
In Kürze<br />
e<strong>in</strong>bruch. Zwischen Freitagabend und<br />
Sonntagmittag haben unbekannte Täter<br />
<strong>in</strong> Weesen (SG) die Sitzplatztür e<strong>in</strong>es<br />
E<strong>in</strong>familienhauses aufgebrochen<br />
und Geld sowie Schmuck im Gesamtwert<br />
von mehreren Tausend Franken<br />
gestohlen. Der Schaden beträgt mehrere<br />
Hundert Franken. (kapo)