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Schultereckgelenksprengung - Engelhardt Lexikon Orthopädie und ...

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PDF 01806<br />

<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />

<strong>Lexikon</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

<strong>Schultereckgelenksprengung</strong><br />

Synonyme<br />

ACG-Sprengung; Akromioklavikulargelenksprengung; Klavikulaluxation; Klavikulainstabilität<br />

Englischer Begriff<br />

Acromioclavicular separation; Acromioclavicular dislocation; Dislocation of the clavicula<br />

Definition<br />

Traumatische (Sub-)Luxation des Schultereckgelenks mit Zerreißung der akromioklavikularen Gelenkkapsel mit<br />

zugehörigem Bandapparat, Verletzung des Discus articularis, gegebenenfalls der korakoklavikulären Bänder <strong>und</strong><br />

der Fascia deltoideotrapezoidalis. Siehe auch Rockwood-Einteilung der <strong>Schultereckgelenksprengung</strong>;<br />

Klavikulainstabilität, horizontale.<br />

Zur Einteilung der lateralen Klavikulainstabilitäten siehe Tabelle 1 <strong>und</strong> Abb. 1.<br />

Tabelle 1.<br />

Die Einteilung der lateralen Klavikulainstabilitäten erfolgt nach der Klassifikation von Rockwood I–VI.<br />

Rockwood I<br />

Distorsion<br />

Rockwood II<br />

Subluxation mit Partialläsion der AC-Bänder<br />

Rockwood III Luxation mit Ruptur der AC- <strong>und</strong> CC-Bänder<br />

Rockwood IV Luxation der lateralen Klavikula nach dorsal mit Ruptur der AC- <strong>und</strong> CC-<br />

Bänder <strong>und</strong> Interposition des Trapeziusmuskels gleichbedeutend mit einer<br />

horizontalen Instabilität<br />

Rockwood V<br />

Luxation mit Zerreißung der AC- <strong>und</strong> CC-Bänder <strong>und</strong> Abriss der<br />

deltotrapezoidalen Faszie<br />

Rockwood VI Luxation mit Dislokation der distalen Klavikula unter den Processus<br />

coracoideus bzw. unter das Akromion<br />

Abb. 1.<br />

file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to035120.html[12.10.2010 08:02:08]


PDF 01806<br />

ACG-Klassifikation nach Rockwood-Matsen.<br />

Siehe auch Rockwood-Einteilung der <strong>Schultereckgelenksprengung</strong>.<br />

Pathogenese<br />

Direkter Sturz auf die Schulter oder Anpralltrauma (Eishockeyspieler an Bande). In selteneren Fällen auch als<br />

Abstütztrauma bei Sturz auf den ausgestreckten <strong>und</strong> adduzierten Arm möglich.<br />

Symptome<br />

Schmerzangabe in der Schulterhöhenregion, häufig mit Schürf- oder Prellmarken. Der Verletzte hält den Arm<br />

am Körper. In Abhängigkeit vom Ausmaß Hochstand der lateralen Klavikula (eigentlich Tiefstand des<br />

Akromions) mit positivem Klaviertastenphänomen (laterales Klavikulaende wird wie eine Klaviertaste nach<br />

unten gedrückt zur Reposition der eingetretenen Luxation). Aktive Flexion <strong>und</strong> Abduktion werden<br />

schmerzreflektorisch ab 130–150° abgebrochen (so genannter hoher schmerzhafter Bogen).<br />

Diagnostik<br />

Die Diagnose wird klinisch anhand der Schmerzlokalisation <strong>und</strong> der Instabilität (Klaviertastenphänomen)<br />

gestellt. Sonographie zur Darstellung der Vertikalverschiebung der Klavikula, insbesondere aber bei frischen<br />

Verletzungen zur Darstellung der Deltotrapezoidalfaszie. Zur Bestätigung Anfertigung von Röntgenaufnahmen<br />

beider Schultergelenke mit Belastung (so genannte Wasserträger- oder Panoramaaufnahme). Dabei ist zu<br />

beachten, dass das nach unten ziehende Gewicht (meist 10 kp) nicht vom Patienten gehalten, sondern an den<br />

Handgelenken angeb<strong>und</strong>en werden sollte, damit muskuläre Anspannungen nicht eine geringere Luxation<br />

vortäuschen. In Abhängigkeit vom Ausmaß der Klavikulaverschiebung Einteilung in verschiedene Stadien. Heute<br />

ist die Einteilung nach Rockwood wegen der daraus besser umsetzbaren Konsequenzen für die Therapie die<br />

weltweit gebräuchlichste.<br />

Differenzialdiagnose<br />

Schulterprellung, mediale oder laterale Klavikulafraktur, Akromionfraktur (selten; cave: Os acromiale),<br />

Schulterluxation mit Spontanreposition, Rotatorenmanschettenruptur, Sternoklavikularluxation.<br />

Therapie<br />

Die Instabilitäten nach Rockwood I–III werden am besten konservativ mit einer schmerzlindernden Bandage<br />

versorgt, die Instabilitäten nach Rockwood IV–VI operativ.<br />

Akuttherapie<br />

Ruhigstellung, Analgetika, Eisanwendung.<br />

Konservative/symptomatische Therapie<br />

Kurzfristige Ruhigstellung (Desault-, Gilchrist-Verband, PSI-Bandage), Kräftigung der skapulothorakalen<br />

Muskulatur.<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Analgetika bzw. Antiphlogistika.<br />

Operative Therapie<br />

Reposition des Akromioklavikulargelenks, Retention durch Cerclage, Platten oder resorbierbaren Kordeln,<br />

Rekonstruktion des akromioklavikularen Kapsel-Band-Apparats, der korakoklavikulären Bänder <strong>und</strong> der<br />

Deltotrapezoidalfaszie.<br />

Dauertherapie<br />

Keine spezifische Dauertherapie erforderlich.<br />

Bewertung<br />

Trotz widersprüchlicher chirurgischer Meinungen bezüglich der Versorgung des Instabilitätstyps Rockwood III<br />

ergibt die Literaturdatenlage eine deutliche Empfehlung zur konservativen Behandlung, da konservative wie<br />

auch eine operative Versorgung 85 % gleich gute bzw. 15 % gleich schlechte Ergebnisse erzielen. Die Sport<strong>und</strong><br />

aber auch die Berufsrückkehr nach Operationen sind bei der Rockwood-III-Läsion deutlich länger als bei<br />

konservativer Therapie.<br />

file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to035120.html[12.10.2010 08:02:08]


PDF 01806<br />

Prognostisch führt die Verletzung des Akromioklavikulargelenks ab einem Dislokationsgrad II in fast allen Fällen<br />

zur Zerstörung des Diskus <strong>und</strong> daraus resultierend zur Konsumation des intraartikulären Puffers. Die<br />

resultierenden Beschwerden sind unabhängig vom Dislokationsgrad bzw. von der konsekutiven Arthrose.<br />

Bei persistierenden Beschwerden sek<strong>und</strong>är gegebenenfalls Resektionsinterpositionsarthroplastik nach Mumford<br />

oder bei persistierenden klinisch relevanten Instabilitäten Bandplastik nach Weaver-Dunn erforderlich.<br />

Nachsorge<br />

Sechswöchige Bewegungslimitierung zur Möglichkeit der Narbenbildung, dann normale Bewegungen erlaubt.<br />

Physiotherapie mit Refraktion des Schultergürtels <strong>und</strong> Dehnung, Massage des Trapeziusoberrands.<br />

Autor<br />

Hans-Gerd Pieper, Klaus Dann<br />

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