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Schmuckkästchen und als Sahnehäubchen ein paar Tücher,<br />
die entweder ums Handgelenk, als Haarband oder um die<br />
Hüfte getragen werden: Fertig ist das Zigeuner-Outfit der<br />
etwas gehobeneren Art! Eigentlich für jeden machbar, denn<br />
etwas von alledem hat so ziemlich jeder im Schrank.<br />
as Röcke angeht – ob Mini, Midi oder Maxi, ob<br />
mit Stiefeln oder hohen Sandalen kombiniert, mit<br />
reingesteckter Schluppen-Bluse und großem Schlapphut<br />
oder zu Batikshirts –, waren die 70er <strong>Jahre</strong> äußerst vielfältig<br />
und im Gegensatz zu den Mini-versessenen 60s<br />
für jeden Figur-Typ geeignet. Bei einem weiteren Trend<br />
für Untenrum sah das schon ganz anders aus: der<br />
Schlaghose. Am Oberschenkel schön eng, spätestens<br />
auf Höhe des Knöchels dann aber mit ausladendem<br />
Schlag – oft sogar schon ab Kniehöhe. Mal war<br />
der Schlag außen bestickt, mit Spitze besetzt oder<br />
andersfarbig, mal war die<br />
Hose aus Jeansstoff, mal<br />
aus dem – heute wieder<br />
beliebten – Cord. Was dazu<br />
passte? Eigentlich alles. Am coolsten waren<br />
aber auf Bundhöhe endende oder reingesteckte<br />
(!) Blusen, Plateauschuhe (der Schlag<br />
musste im Stehen aber die Schuhe komplett<br />
bedecken), Westen mit Fellbesatz oder auch<br />
aus Wildleder mit langen Fransen.<br />
tliche Männer, die zuvor noch die in den<br />
60ern so begehrten Röhren getragen hatten,<br />
griffen im kunterbunten Modejahrzehnt<br />
wie selbstverständlich zu Schlaghosen. Sogar<br />
Schuhe oder Stiefel mit Plateausohlen trugen<br />
die Herren der Schöpfung dazu. Wie sexy<br />
das aussehen konnte, zeigen heute nicht nur<br />
Fotos, sondern auch DVDs mit Kultserien à la<br />
„Die Straßen von San Francisco" oder „Kojak".<br />
Michael Douglas als Inspektor neben seinem<br />
Kollegen Karl Malden? Ein Traum! Die Haare<br />
waren eh nicht mehr raspelkurz oder wie ein<br />
Pilzkopf geschnitten, sondern etwas länger, vielleicht auf Nackenhöhe<br />
h<br />
fallend. Genau richtig für frau, die gern durch die männliche Haarpracht<br />
streicht. Und jedesmal, wenn Michael Douglas aus dem coolen 70er-<br />
<strong>Jahre</strong>-Auto steigt, freut sich das Auge über die schlanken Beine in den<br />
wohlformenden Schlaghosen. Neben diesem hat auch ein – zugegeben<br />
– nicht mehr so junger und auch ohne Haarpracht agierender anderer<br />
US-Fernsehermittler die Schlaghose <strong>am</strong> Mann salonfähig gemacht:<br />
Lieutenant Kojak. Auch er trug sie mal zu gelackten schwarzen Schuhen,<br />
mal zu leichten Plateaus. Und beide – Douglas wie auch Telly Savallas<br />
in seiner Paraderolle – kombinierten einen weiteren Trend für den Mann<br />
beim 70s-Look: die breite und etwas kürzere Krawatte (im Gegensatz zu<br />
den sehr schmalen und längeren Modellen aus den 60s). Lange hielt der<br />
Schlaghosen-Wahn beim Mann allerdings nicht vor, wenngleich auch<br />
die Gl<strong>am</strong>-Rocker zum Schlag griffen, da allerdings auch<br />
schriller, bunter, ausgeflippter.<br />
nd heute – nachdem die Schlaghose immer wieder<br />
mal mehr, mal weniger ausladend als Trend<br />
aufploppt – ist das Hosenmodell wieder en vogue.<br />
An Frauen! Die Designergrößen der Mode-<br />
Metropolen machen es vor: Die D<strong>am</strong>en tragen<br />
wieder viel Schlag. Nicht mehr so verspielt,<br />
nicht mehr mit komischem Spitzenbesatz oder<br />
bunten Figuren <strong>am</strong> Schlag, sondern wieder<br />
lässig-cool als pure Jeans- oder Cordhose<br />
in dezenten Farben. In jedem Fall<br />
mit Plateaus kombiniert. Aber die<br />
Männer? Für die ist der in den<br />
70er <strong>Jahre</strong>n große Hosentrend<br />
definitiv passé.<br />
© Claudia Tupeit © Pressefoto<br />
emein? Keineswegs! Dafür sind die Parkas<br />
wieder da. Getragen werden darf, was die<br />
Military-Asservatenk<strong>am</strong>mer hergibt. Grüntöne<br />
aller Art – von Khaki über Olivgrün bis hin zum<br />
wieder sehr angesagten C<strong>am</strong>ouflage-Look<br />
– können bei Wind und Wetter in jeglicher<br />
Form übergezogen werden. Wer Glück hat,<br />
ergattert auf Londons Portobello Road Market<br />
oder an den Ständen des Old Spitalfields Market im<br />
East-End eine Originalvariante. Zum Beispiel mit <strong>am</strong> oberen Ärmelteil<br />
aufgestickter Nationalflagge. Die modernen Versionen, die in New York,<br />
Berlin oder London an It-Girls, Bloggerinnen, Mode-Redakteurinnen<br />
oder Schauspielerinnen zu sehen sind, haben Fellkragen oder sind innen<br />
warm mit L<strong>am</strong>mfell gefüttert. Sie haben Goldknöpfe, sind unterschiedlich<br />
lang. Aber auf keinen Fall fehlen dürfen der obligatorische Tunnelzug,<br />
der Reißverschluss und natürlich die nötige Attitude. D<strong>am</strong>als wie heute<br />
tragen Mädels ihren Parka als Stilbruch mit Doc Martens zum leichten<br />
Blümchenkleid oder sportlich zur Jeans. Und<br />
– ebenfalls d<strong>am</strong>als wie heute – tragen selbst<br />
Männer Militärisches, die eigentlich politisch<br />
links stehen und stolze Kriegsdienstverweigerer<br />
oder erklärte Kriegsgegner sind. Wen stört’s?<br />
Der coole Look ist die Hauptsache.<br />
ährend die einen noch in den<br />
Ausläufern der Hippiezeit mit Flower-<br />
Power und überdimensionierten Sonnenbrillen<br />
zu Weltmucke mit dem Peace-Zeichen durch<br />
die Gegend liefen, sind die Trendsetter längst<br />
in einem anderen Zug unterwegs – mit mehreren<br />
Waggons: Gl<strong>am</strong>, Punk und Disco. Und<br />
die Kl<strong>am</strong>ottentrends konnten unterschiedlicher<br />
nicht sein: Die Gl<strong>am</strong>-Rocker und Disco-<br />
Fanatiker glitzerten und leuchteten eindeutig<br />
aus der Masse hervor. Je mehr, desto besser,<br />
lautete die Devise. Extreme Farben im Gesicht,<br />
jede Menge Haarspray und Schaumfestiger für<br />
den Schopf, Strass auf Tops, Blazern, Hosen,<br />
Röcken und natürlich an den Schuhen. Auf<br />
Hosen und Jacken Sterne oder – wie bei<br />
Dave Hill von Slade – kleine Schminkspiegel. Dazu bunte Shirts, die oft<br />
andersfarbige Blitze zierten, an den Frauen Minikleider, Miniröcke und<br />
Hot-Pants, aber nix mehr Wallekleid oder A-Linie wie in den 60s. Hauteng<br />
sollte es sein, wie ein Schlauch den Körper einhüllen. Nun allerdings weniger<br />
Flower-Power und fester Stoff, sondern mehr Polyesterschwitz, Seide<br />
und Sonstiges, was irgendwie glänzte und glitzerte. Die Gl<strong>am</strong>-Rocker<br />
trugen weiter Schlaghosen und manchmal höhere Plateaus als Mädchen.<br />
Sie schminkten sich mit blauem oder grünem Lidschatten, statt Rouge<br />
malten sie silberfarbene oder weiße Striche über die Wangen.<br />
Der Lidstrich saß natürlich perfekter als bei manchem Girl.<br />
nhänger dieses Trends mussten improvisieren.<br />
Jungs, die wenigstens zu Konzerten oder<br />
Partys den Aufputz ihrer Idole imitieren wollten,<br />
mopsten die entsprechende Pflege für das<br />
Haarstyling und dezente Schminkaktionen Mutti oder Schwester aus<br />
dem Kosmetikschrank. Ach, und übrigens: Gerade die schwedische<br />
Gruppe Abba haben wohl die meisten sofort vor Augen,<br />
wenn es um den typischen Look der 70er <strong>Jahre</strong> geht, der<br />
von Disco- und Gl<strong>am</strong>-Kleidung beherrscht wird. Aber Benny,<br />
Agnetha, Frieda und Björn sind – um beim Anfangsbild zu<br />
bleiben – in erster Linie auf den bereits fahrenden Zug aufgesprungen.<br />
Dafür sind ihre Kl<strong>am</strong>otten extrem cool, die Schuhe<br />
und Accessoires stilvoll, teils exzentrisch und für so manch<br />
weibliches Auge nachahmenswert. Und die Designer bewiesen<br />
vor allem einen enormen Einfallsreichtum, weshalb einzelne<br />
Kreationen durchaus für Aufsehen und entsprechenden<br />
Nachhall sorgten.<br />
Seite 18 ■ GoodTimes 1/2015