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Magazin No.2

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4<br />

Strahlende Kinderaugen<br />

sind der schönste Lohn<br />

Aroldo ist sechseinhalb Jahre alt. Ein aufgewecktes Kind, das durch<br />

seinen Humor und seine Schlagfertigkeit verblüfft und seine Umgebung<br />

rasch für sich einnimmt. Ein Kind wie viele – und auch wieder<br />

nicht. Denn eines unterscheidet Aroldo von den meisten seiner<br />

Altersgenossen: Eine angeborene Erkrankung hindert ihn daran,<br />

es anderen Sechsjährigen gleichzutun.<br />

Rennen, hüpfen, Fußball spielen, kurz<br />

all das, wofür man sicher auf beiden<br />

Beinen stehen und gehen können<br />

muss, wird wohl nie auf Aroldos Freizeitplan<br />

stehen. Heute aber strahlt der<br />

Lockenkopf übers ganze Gesicht: Gerade<br />

hat er seine neue Orthese bekommen,<br />

ein abenteuerlich aussehendes<br />

Gestell aus Schienen, Gurten und Polstern,<br />

in dem seine Beine fixiert sind.<br />

Nicht gerade das, wovon ein Junge in<br />

seinem Alter träumt. Für Aroldo aber<br />

ist der Apparat der Schlüssel zu größerer<br />

Mobilität und damit mehr Unabhängigkeit.<br />

Spina bifida, auch bekannt<br />

als „Offener Rücken“, lautete die Diagnose,<br />

mit der man Aroldos Eltern nach<br />

der Geburt ihres Kindes konfrontierte.<br />

Hierbei handelt es sich um eine Neuralrohrfehlbildung<br />

– der Wirbelkanal der<br />

Wirbelsäule ist nicht vollständig ausgebildet<br />

– bei der es zur Aussackung von<br />

Rückenmark kommt. Die Krankheit kann<br />

verschiedene Ausprägungen haben und<br />

sich dementsprechend unterschiedlich<br />

auswirken – von nur geringfügigen Beeinträchtigungen<br />

bis hin zu schwersten<br />

Schäden wie Lähmungen, fehlender<br />

Kontrolle über Darm und Blase sowie<br />

der Bildung eines Hydrozephalus, besser<br />

bekannt als „Wasserkopf“.<br />

Gelähmt trotz OP<br />

Aufgrund der heutigen Möglichkeiten<br />

pränataler Diagnostik ist es möglich,<br />

die Erkrankung bereits im Mutterleib<br />

festzustellen. Die betroffenen Kinder<br />

werden in der Regel per Kaiserschnitt<br />

auf die Welt geholt und müssen – wegen<br />

des Infektionsrisikos – möglichst sofort<br />

von Neurochirurgen operiert werden.<br />

In Aroldos Fall wussten die Eltern vor<br />

seiner Geburt nichts von der Erkrankung.<br />

Wie eine Orthese entsteht<br />

Schritt 1: Am Anfang steht die Konzeption. Das heißt, es wird gefragt, was die Orthese können soll vielmehr, was das Kind<br />

oder der Erwachsene mit der Orthese können soll. Darüber hinaus ist es wichtig, das genaue Krankheitsbild zu kennen.<br />

Durch Palpation (Abtasten) verschafft sich der Orthopädietechniker einen aktuellen Eindruck, der mit in die Planung einfließt.<br />

Im Fall von Aroldo soll die Orthese das Knöchel-, Knie- und Hüftgelenk stabilisieren, hierdurch den Körper aufrichten<br />

und den Jungen in die Lage versetzen zu gehen.<br />

Schritt 2: Ein Gipsabdruck des zu korrigierenden Körperteils, hier<br />

Beine und Becken, wird genommen, und zwar in weitestgehend<br />

korrigierter Körperhaltung. Ein Gipsnegativ entsteht. Bereits in<br />

diesem Arbeitschritt wird ein Maßblatt für die spätere Anfertigung<br />

angelegt.<br />

Schritt 3: Am Gipsnegativ werden nach den ermittelten Maßen<br />

Schritt 2<br />

die Gelenkdrehpunkte von Knöchel-, Knie- und Hüftgelenk angezeichnet.<br />

Schritt 3<br />

Schritt 4: Das Negativ wird mit einem Gipsbrei ausgegossen.<br />

Nach der Aushärtung braucht nur die Außenform abgelöst zu<br />

werden und man erhält ein Gipspositiv, das bereits ein sehr<br />

detailliertes Abbild des zu versorgenden Körperteils darstellt.<br />

Schritt 4

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