(2011): âDas Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim (ZI).
(2011): âDas Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim (ZI).
(2011): âDas Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim (ZI).
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das <strong>Zentral<strong>in</strong>stitut</strong> für <strong>Seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong><br />
Axel W. Bauer und Sigrid Wolff<br />
Das <strong>Zentral<strong>in</strong>stitut</strong> für <strong>Seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Mannheim</strong><br />
nen Psychiatrie unter e<strong>in</strong>em Dach vere<strong>in</strong>t.<br />
Das <strong>Zentral<strong>in</strong>stitut</strong> für <strong>Seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong> (<strong>ZI</strong>) ist e<strong>in</strong>e mit der<br />
Universität Heidelberg eng verbundene<br />
Landesstiftung öffentlichen Rechts.<br />
Geschichte und Aufgaben des<br />
Instituts<br />
Das <strong>ZI</strong> wurde von dem Heidelberger Psychiater<br />
Prof. em. Dr. Dr. He<strong>in</strong>z Häfner<br />
(geb. 1926), dem damaligen Leiter der<br />
Abteilung Sozialpsychiatrie und Rehabilitation<br />
der Psychiatrischen Universitätskl<strong>in</strong>ik,<br />
schon seit 1963 als Modell<strong>in</strong>stitut<br />
e<strong>in</strong>es psychiatrischen Versorgungs- und<br />
schen Krankenanstalten nahm zunächst<br />
e<strong>in</strong>e Außenstelle mit psychiatrisch-psychotherapeutischer<br />
und jugendpsychiatrischer<br />
Ambulanz, Konsultations- und Notfalldiensten<br />
ihre Arbeit auf. Der Inhaber<br />
des Heidelberger Lehrstuhls für Psychiatrie,<br />
Prof. Dr. Walter von Baeyer (1904-<br />
1987), überließ Häfner bis zum E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong><br />
das fertig gestellte <strong>Mannheim</strong>er <strong>Zentral<strong>in</strong>stitut</strong><br />
die sozialpsychiatrische Abteilung<br />
mit zwei Stationen, Tages- und Nachtkl<strong>in</strong>ik,<br />
verschiedenen sozialpsychiatrischen<br />
E<strong>in</strong>richtungen, e<strong>in</strong>er Forschungsgruppe<br />
für Psychiatrische Epidemiologie und dem<br />
Der Lehrstuhl für Psychosomatik<br />
wurde 1975 mit Prof. em. Dr. He<strong>in</strong>z Schepank<br />
(geb. 1930) besetzt. Den Lehrstuhl<br />
für K<strong>in</strong>der- und Jugendpsychiatrie erhielt<br />
1975 Prof. em. Dr. Dr. Mart<strong>in</strong> Schmidt<br />
(geb. 1937).<br />
Seit se<strong>in</strong>er Gründung erfüllt das <strong>ZI</strong> den<br />
satzungsgemäßen Auftrag der Versorgung<br />
psychisch Kranker der Stadt <strong>Mannheim</strong><br />
mit der ganzen Bandbreite stationärer,<br />
ambulanter sowie geme<strong>in</strong>denaher Versorgung.<br />
Der zentrale Standort des Instituts<br />
<strong>in</strong> der <strong>Mannheim</strong>er Innenstadt im Quadrat<br />
J5 ( Bild) signalisierte die Abkehr<br />
von der psychiatrischen Patientenversorgung<br />
<strong>in</strong> abgelegenen Landeskrankenhäusern<br />
h<strong>in</strong> zu modernen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong><br />
den Städten und Ballungsgebieten, wie<br />
sie 1975 <strong>in</strong> der Psychiatrie-Enquête gefordert<br />
worden war. Die hier realisierte Idee<br />
der kont<strong>in</strong>uierlichen psychiatrischen Versorgung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ballungszentrum wurde<br />
Vorbild für die weitere Entwicklung des<br />
Faches <strong>in</strong> der Bundesrepublik.<br />
Die Berufung des zweiten Direktors,<br />
Prof. em. Dr. Dr. Fritz A. Henn (geb.<br />
1941, Direktor 1994-2006), erfolgte mit<br />
dem Ziel, e<strong>in</strong>e Neuausrichtung des Instituts<br />
h<strong>in</strong> auf die biologische Psychiatrie<br />
konsequent umzusetzen, was <strong>in</strong> den Folgejahren<br />
Schritt für Schritt realisiert wurde.<br />
Forschungs<strong>in</strong>stituts konzipiert. Die<br />
Grundidee des <strong>ZI</strong> entsprach den Reformbestrebungen<br />
der späteren „Psychiatrie-<br />
Enquête“, e<strong>in</strong>em 1975 abgeschlossenen<br />
Bericht über die Lage der Psychiatrie <strong>in</strong><br />
der Bundesrepublik Deutschland. Dieser<br />
Bericht wurde im Auftrag des Deutschen<br />
Bundestages von e<strong>in</strong>er Sachverständigenkommission<br />
aus rund 200 Mitarbeitern aller<br />
Bereiche der Psychiatrie <strong>in</strong> den Jahren<br />
1971 bis 1975 erstellt.<br />
Das Konzept des <strong>ZI</strong> konnte schließlich<br />
1975 mit Unterstützung der Stadt <strong>Mannheim</strong>,<br />
der Stiftung Volkswagenwerk, des<br />
Landes Baden-Württemberg und des Bundesforschungsm<strong>in</strong>isteriums<br />
gesamten Personal. 1971 empfahl der<br />
Wissenschaftsrat, dass sich das Land Baden-Württemberg<br />
zu e<strong>in</strong>em Drittel und<br />
der Bund zu zwei Dritteln an den Baukosten<br />
beteiligen sollten. 1972 erfolgte die<br />
Baufreigabe.<br />
Im Frühjahr 1975 wurde die offizielle<br />
Gründung des <strong>Zentral<strong>in</strong>stitut</strong>s von der<br />
Landesregierung beschlossen. In der Kab<strong>in</strong>ettsvorlage<br />
wurden auch die Stiftungszwecke<br />
Forschung, Lehre, Vorbeugung,<br />
Behandlung, Rehabilitation, Aus- und<br />
Fortbildung sowie Beratung von Institutionen<br />
auf dem Gebiet der seelischen <strong>Gesundheit</strong><br />
aufgeführt. Am 8. April 1975<br />
Bildgebende Verfahren <strong>in</strong> der<br />
Neurobiologie<br />
Die Entwicklung und Anwendung bildgebender<br />
Verfahren (NMR, fMRT, MRS, <br />
wurde zur Erforschung der Neurobiologie<br />
kognitiver und sozialer Vorgänge und ihren<br />
Störungen bei psychiatrischen Erkrankungen<br />
konsequent e<strong>in</strong>gesetzt. Heute<br />
hat der Schwerpunkt Bildgebung am <strong>ZI</strong><br />
mit zwei 3-Tesla Siemens Trio Kernsp<strong>in</strong>tomographen<br />
mit TIM-Technologie sowie<br />
e<strong>in</strong>em 9,4-Tesla Kle<strong>in</strong>tierscanner der Firma<br />
Bruker e<strong>in</strong>e europaweit herausragende<br />
Position.<br />
als öffentlich-<br />
rechtliche Stiftung mit Sitz <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong><br />
verwirklicht werden. Hierbei spielte der<br />
wurden der Kab<strong>in</strong>ettsbeschluss gefasst, die<br />
Stiftung gegründet und die Satzung verabschiedet,<br />
die am 24. Mai 1975 <strong>in</strong> Kraft<br />
Suchtforschung<br />
1998 wurde am <strong>ZI</strong> der erste Lehrstuhl für<br />
Suchtforschung <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>gedamalige<br />
<strong>Mannheim</strong>er Sozialbürgermeister<br />
trat. Am 25. und 26. September 1975 zo-<br />
Dr. Hans Mart<strong>in</strong>i (geb. 1927) e<strong>in</strong>e gen 42 Patient<strong>in</strong>nen und Patienten aus<br />
zentrale Rolle.<br />
den Städtischen Krankenanstalten<br />
Im Zuge der E<strong>in</strong>richtung und des Ausbaus<br />
<strong>Mannheim</strong> <strong>in</strong> die ersten drei Psychiatri-<br />
der 1964 gegründeten Fakultät für schen Stationen des <strong>ZI</strong> e<strong>in</strong>. Weitere Sta-<br />
Kl<strong>in</strong>ische Mediz<strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong> der Universität<br />
tionen und Abteilungen folgten schrittstuhl<br />
Heidelberg wurde 1968 der Lehrweise.<br />
Die Fachgebiete Psychosomatik sotionen<br />
für Psychiatrie mit Häfner besetzt. wie K<strong>in</strong>der- und Jugendpsychiatrie waren<br />
Auf dem Campus der damaligen Städti-<br />
im <strong>ZI</strong> von Anfang an mit der Allgemei-<br />
richtet. Prof. Dr. Karl Mann (geb. 1948)<br />
wurde 1999 auf diesen Lehrstuhl berufen<br />
und übernahm zugleich die Leitung der<br />
neu errichteten Kl<strong>in</strong>ik für Abhängiges<br />
Verhalten und Suchtmediz<strong>in</strong>. Über das <strong>ZI</strong><br />
h<strong>in</strong>aus hat Karl Mann als Mit<strong>in</strong>itiator<br />
und Leiter des Baden-Württembergischen<br />
Suchtforschungsverbunds im Bereich Abhängigkeitserkrankungen<br />
dieses Gebiet<br />
bundesweit nachhaltig etabliert und bereitete<br />
damit den Weg für die E<strong>in</strong>richtung<br />
weiterer Abteilungen für Suchtforschung<br />
bzw. Suchtmediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland. Im<br />
Jahre 2000 erfolgte die Besetzung der Professur<br />
für Psychopharmakologie mit dem<br />
präkl<strong>in</strong>ischen Suchtforscher Prof. Dr. Ra<strong>in</strong>er<br />
Spanagel (geb. 1961). Geme<strong>in</strong>sam gelang<br />
die E<strong>in</strong>werbung e<strong>in</strong>es BMBF-geförderten<br />
Suchtforschungsnetzes (Sprecher:<br />
Prof. Dr. Karl Mann) sowie verschiedener<br />
weiterer Verbundprojekte, gefördert durch<br />
Land, Bund, DFG und EU.<br />
Verhaltenstherapie<br />
Nach der Emeritierung des Lehrstuhl<strong>in</strong>habers<br />
für Psychosomatik und Psychotherapeutische<br />
Mediz<strong>in</strong> wurde 1998 be-<br />
ADHS – Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung<br />
ätiologisch – die Ursache von Krankheiten<br />
betreffend<br />
Borderl<strong>in</strong>e-Störung – e<strong>in</strong>e Persönlichkeitsstörung<br />
mit tiefgreifendem Muster<br />
von Instabilität <strong>in</strong> den zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen, im Selbstbild und <strong>in</strong><br />
den Affekten sowie deutliche Impulsivität<br />
(nach: Diagnostical and Statistical Manual<br />
of Mental Disorders, DSM-IV)<br />
Computational Neuroscience – <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer<br />
Forschungsbereich, der sich<br />
mit den <strong>in</strong>formationsverarbeitenden Eigenschaften<br />
des Zentralen Nervensystems<br />
beschäftigt<br />
fMRI, fMRT – funktionelle Magnetresonanz-Tomographie<br />
MRS – Magnetresonanz-Spektroskopie<br />
MRT – Magnetresonanz-Tomographie<br />
NMR – Nuclear Magnetic Resonance<br />
(Verfahren der Spektroskopie)<br />
PET – Positronen-Emissions-Tomographie<br />
TIM-Technologie – Total Imag<strong>in</strong>g Matrix,<br />
Möglichkeit von Ganzkörperaufnahmen<br />
<strong>in</strong> exzellenter Bildqualität <strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>zigen Untersuchung<br />
translational – den Überschneidungsbereich<br />
zwischen präkl<strong>in</strong>ischer Forschung<br />
und kl<strong>in</strong>ischer Entwicklung und Anwendung<br />
betreffend
schlossen, den Lehrstuhl <strong>in</strong> neuer Ausrichtung<br />
zu besetzen und damit den<br />
Schwerpunkt dieser Kl<strong>in</strong>ik auf die moderne<br />
Verhaltenstherapie zu verschieben.<br />
Mit der Berufung von Prof. Dr. Mart<strong>in</strong><br />
Bohus (geb. 1956), e<strong>in</strong>em Experten auf<br />
dem Gebiet der Borderl<strong>in</strong>e-Störung ,<br />
begann neben der Implementierung e<strong>in</strong>er<br />
störungsspezifischen und evidenzbasierten<br />
Psychotherapie der Ausbau der psychosomatischen<br />
Ambulanz.<br />
Neuropsychologie<br />
Die Abteilung Neuropsychologie wurde<br />
1999 etabliert. Der Lehrstuhl für Neuropsychologie<br />
wurde im Jahr 2000 mit Prof.<br />
Dr. Herta Flor (geb. 1954) besetzt und<br />
zwischenzeitlich <strong>in</strong> „Institut für Neuropsychologie<br />
und Kl<strong>in</strong>ische Psychologie“<br />
umbenannt. Im Mittelpunkt der psychobiologischen<br />
Forschung des Instituts steht<br />
die Frage der Interaktion von Gehirn und<br />
Verhalten. Dies schließt die Frage e<strong>in</strong>,<br />
wie Verhalten und Erleben neuronale<br />
Prozesse bee<strong>in</strong>flussen und wie sich umgekehrt<br />
neuronale Veränderungen im Verhalten<br />
und Erleben auswirken.<br />
Gerontopsychiatrie<br />
Der seit Mitte der 1980er Jahre bestehende<br />
Bedarf e<strong>in</strong>er Abteilung für Gerontopsychiatrie<br />
konnte 2002 mit der Aufnahme<br />
von 44 gerontopsychiatrischen<br />
Betten <strong>in</strong> den Landesbettenplan umgesetzt<br />
werden. Mit der anschließenden<br />
Gründung der Abteilung Gerontopsychiatrie<br />
wurde Prof. Dr. Lutz Frölich (geb.<br />
1956) auf die Professur berufen und damit<br />
die Demenzforschung am <strong>ZI</strong> etabliert.<br />
Hyperscann<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den zwei Kernsp<strong>in</strong>tomographen: In so genannten Hyperscann<strong>in</strong>g-Experimenten können zwei<br />
Probanden, die e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Aufgabe bewältigen sollen, simultan <strong>in</strong> zwei Kernsp<strong>in</strong>tomographen untersucht<br />
werden. Dabei werden auch Videosignale übertragen, die es den Probanden ermöglichen, ihren Mitspieler während<br />
des Experimentes zu beobachten und aus der Mimik Schlüsse für ihr eigenes Verhalten abzuleiten.<br />
Hirnforschung am <strong>ZI</strong>: Das Real-time fMRI-Experiment der sequentiellen F<strong>in</strong>geroppositionsbewegungen im Block-Design<br />
zeigt e<strong>in</strong> erhöhtes BOLD Signal <strong>in</strong> jenen Hirnarealen, die für die Planung und Ausführung von F<strong>in</strong>gerbewegungen<br />
verantwortlich s<strong>in</strong>d.<br />
Ausbau der K<strong>in</strong>der- und Jugendpsychiatrie<br />
2006 hat die Mediz<strong>in</strong>strukturkommission<br />
Baden-Württemberg e<strong>in</strong>en weiteren Ausbau<br />
des <strong>ZI</strong> empfohlen, der auch zu e<strong>in</strong>em<br />
Kompetenzzentrum im Bereich der K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendpsychiatrie führen sollte.<br />
Prof. Dr. Dr. Tobias Banaschewski (geb.<br />
1961), derzeitiger Direktor der Kl<strong>in</strong>ik für<br />
Psychiatrie und Psychotherapie des K<strong>in</strong>des-<br />
und Jugendalters, ist Experte auf dem<br />
Gebiet der ADHS-Forschung . Er trat<br />
im Jahre 2006 die Nachfolge von Prof.<br />
Dr. Dr. Mart<strong>in</strong> Schmidt an.<br />
Erforschung der Schizophrenie und<br />
Depression<br />
Seit 2007 ist Prof. Dr. Andreas Meyer-<br />
L<strong>in</strong>denberg (geb. 1965) neuer Direktor<br />
des <strong>ZI</strong>. Se<strong>in</strong> wissenschaftlicher Schwerpunkt<br />
ist die Erforschung der Schizophrenie<br />
und Depression mittels bildgebender<br />
(MRT, fMRI, PET), genetischer und psychopharmakologischer<br />
Methoden sowie<br />
Das <strong>Zentral<strong>in</strong>stitut</strong> für <strong>Seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong><br />
5
Gewichtete und ungewichtete<br />
Drittmittel <br />
Die Höhe der E<strong>in</strong>werbung von Drittmitteln<br />
gilt als besonders aussagekräftiger<br />
Indikator für die Qualität e<strong>in</strong>es Forschungs<strong>in</strong>stituts.<br />
Als Drittmittel werden<br />
all jene F<strong>in</strong>anzierungen bezeichnet, die<br />
weder vom regulären Geldgeber e<strong>in</strong>er Institution,<br />
noch von dieser selber aufgebracht<br />
werden. Mit „ungewichtet“ ist<br />
der tatsächliche Mittelzufluss geme<strong>in</strong>t, <strong>in</strong><br />
der Reihe „gewichtet“ werden die begutachteten<br />
Drittmittel vor allem öffentlicher<br />
Geldgeber doppelt, nicht begutachtete<br />
Drittmittel (primär Industrie) e<strong>in</strong>fach<br />
gewertet. Dass die Säule „gewichtet“ <strong>in</strong><br />
jüngerer Zeit annähernd doppelt so hoch<br />
ist, wie die Säule „ungewichtet“, zeigt,<br />
dass das <strong>ZI</strong> fast ausschließlich öffentliche<br />
Gelder e<strong>in</strong>wirbt .<br />
Verantwortlich für die Rekorde<strong>in</strong>nahmen<br />
im Jahr 2007 ist vor allem die F<strong>in</strong>anzierung<br />
e<strong>in</strong>es 9,4-Tesla MR-Scanners für<br />
Kle<strong>in</strong>tiere im Rahmen des Suchtforschungsverbundes<br />
mit 3 Mio. Euro (ungewichtet),<br />
außerdem der Start e<strong>in</strong>iger<br />
neuer EU-geförderter Projekte.<br />
Impactfactor <br />
e<strong>in</strong>e beachtliche Forschungskapazität für<br />
Wissenschaftsatlas Heidelberg<br />
Der Impactfactor e<strong>in</strong>er Fachzeitschrift<br />
misst, wie e<strong>in</strong> Artikel aus ihr <strong>in</strong> Relation<br />
6<br />
zur Gesamtzahl der dort veröffentlichten das Institut aufzubauen. Der SFB 116<br />
Artikel zitiert wird. Für die Bereiche Mediz<strong>in</strong>,<br />
Technik und Naturwissenschaften<br />
(Sprecher: Prof. em. Dr. Dr. Häfner von<br />
1972-1976, Prof. em. Dr. Dr. Schmidt von<br />
wird der Impactfactor aus dem Science<br />
1977-1985), beschäftigte sich mit epidemiologischen<br />
Inzidenz- und Prävalenzun-<br />
Citation Index berechnet. Das Institute<br />
for Scientific Information (ISI) veröffentlicht<br />
die Impactfactors e<strong>in</strong>mal im Jahr <strong>in</strong> tersuchungen psychiatrischer Störungen,<br />
den Journal Citation Reports (JCR) <strong>in</strong> zwei<br />
Ausgaben (Science Edition und Social Sciences<br />
der Versorgungsforschung sowie der Methodenentwicklung.<br />
Der zweite Sonderwissenschaftliche<br />
Edition). Mediz<strong>in</strong>ische und naturforschungsbereich<br />
(SFB 258) Indikatoren<br />
Forschungsrichtungen,<br />
und Risikomodelle für die Entstehung und<br />
deren wichtige Ergebnisse normalerweise<br />
nicht <strong>in</strong> Büchern, sondern ausschließlich<br />
Verlauf psychischer Störungen (Sprecher<br />
<strong>in</strong> Zeitschriften publiziert werden, wenden<br />
den Impactfactor von Publikationen 1999 von der DFG gefördert und hatte <strong>in</strong><br />
Prof. em. Dr. Dr. Schmidt) wurde 1987-<br />
an, um Forschungsleistungen qualitativ<br />
zu bewerten. Je höher der Impactfactor,<br />
e<strong>in</strong>em Mehrebenenansatz die Entwicklung<br />
und Prüfung ätiologischer Modelle<br />
desto angesehener ist e<strong>in</strong>e Fachzeitschrift psychischer Störungen zum Inhalt. Im<br />
bzw. desto größer ist theoretisch der E<strong>in</strong>fluss<br />
e<strong>in</strong>es dort veröffentlichten Artikels<br />
Jahre 2004 wurde der dritte Sonderforschungsbereich<br />
(SFB 636) zum Thema<br />
auf die weitere Forschung. Der Impactfactor<br />
weist allerd<strong>in</strong>gs auch mehrere methodische<br />
Schwachpunkte auf, denn es hirns: Implikationen für die Psychopathologie<br />
Lernen, Gedächtnis und Plastizität des Ge-<br />
wird nicht unterschieden, ob e<strong>in</strong> Artikel<br />
als negatives oder als positives Beispiel zitiert<br />
e<strong>in</strong>geworben (Sprecher<strong>in</strong>: Prof. Dr. Herta<br />
Flor). Er beschäftigt sich mit der Frage,<br />
wird. Außerdem trifft die Annahme, wie Lern- und Gedächtnisprozesse und<br />
die Untersuchung biologischer Mechanismen<br />
des menschlichen Sozialverhaltens.<br />
damit e<strong>in</strong>hergehende plastische Verände-<br />
dass wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
ausschließlich <strong>in</strong> Zeitschriften publiziert<br />
werden, <strong>in</strong> vielen Diszipl<strong>in</strong>en nicht rungen des Gehirns an der Entstehung<br />
Die aktuelle Forschung ist <strong>in</strong> drei wesentliche<br />
Themenbereiche gegliedert: die Erforschung<br />
zu.<br />
psychischer Störungen (z.B. Angst, Depression<br />
psychischer Störungen über die<br />
Lebensspanne, neuronale Plastizität sowie<br />
Entwicklung und Evaluation <strong>in</strong>novativer<br />
Therapieformen. Der Bereich der neurobiologischen<br />
Forschung wird konsequent<br />
mit neuen Arbeitsgruppen, zum Beispiel<br />
im Bereich der translationalen Bildgebung<br />
rie- und Psychotherapieforschung“ zur<br />
zeitgemäßen Umsetzung translationaler<br />
Forschungsansätze <strong>in</strong> greifbare Fortschritte<br />
<strong>in</strong> der Psychiatrie- und Psychotherapieforschung<br />
etabliert. Explizit auf<br />
oder Abhängigkeit) beteiligt<br />
s<strong>in</strong>d. In e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Ansatz<br />
sollen, ausgehend vom Verständnis der<br />
Mechanismen des Lernens, neue Behandlungsmethoden<br />
bei der Therapie psychischer<br />
Störungen entwickelt und evaluiert<br />
werden.<br />
und für Computational Neurosci-<br />
die Therapieforschung ausgerichtete Prorie-<br />
ence , weiterentwickelt.<br />
fessuren konnten zeitgleich <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendpsychiatrie mit e<strong>in</strong>er<br />
Translationale Forschungsansätze Stiftungsprofessur der Firma Lilly, Prof.<br />
Neuer <strong>in</strong>stitutsweiter Schwerpunkt, der Dr. Dr. Ralf Dittmann (geb. 1950) und<br />
die bereits etablierten epidemiologischen <strong>in</strong>nerhalb der Psychiatrie mit Prof. Dr.<br />
und neurobiologischen Ansätze ergänzt F. Markus Leweke (geb. 1965) besetzt<br />
und auf das Ziel der Entwicklung und werden.<br />
Evaluation neuer Therapieformen fokussiert,<br />
ist die translationale Forschung. Sonderforschungsbereiche<br />
So wurde 2008 das von der Mediz<strong>in</strong>strukturkommission<br />
Im Rahmen des von der DFG 1973-1985<br />
Baden-Württemberg geförderten Sonderforschungsbereichs<br />
für das <strong>ZI</strong> e<strong>in</strong>geworbene Exzellenzzentrum<br />
116 Psychiatrische Epidemiologie war es<br />
als „Exzellenzzentrum für Psychiat-<br />
möglich, schon <strong>in</strong> der<br />
Gründungsphase<br />
Drittmittele<strong>in</strong>nahmen des <strong>ZI</strong><br />
Die <strong>in</strong> 2010 zugeflossenen Drittmittel<br />
stammten zu 33% von der Deutschen<br />
Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft. 2/3 davon<br />
entfallen auf den SFB 636 Lernen, Gedächtnis<br />
und Plastizität des Gehirns, der<br />
Rest auf die verschiedensten Projekte.<br />
Der Bund unterstützt primär Forschungsverbünde;<br />
hier ist <strong>in</strong>sbesondere<br />
das seit Mai 2010 geförderte Bernste<strong>in</strong>zentrum<br />
<strong>Mannheim</strong>-Heidelberg für<br />
Computationale Neurowissenschaften<br />
zu nennen. Dort wird untersucht,<br />
welche Auswirkungen genetische Variationen<br />
auf die neuronale Informationsverarbeitung<br />
haben, <strong>in</strong>sbesondere im<br />
H<strong>in</strong>blick auf psychiatrische Erkrankungen<br />
wie Schizophrenie und Depression.<br />
Außerdem s<strong>in</strong>d zwei Verbünde im Nationalen<br />
Genomforschungsnetz von Bedeutung,<br />
von denen e<strong>in</strong>er (Genetik der<br />
Alkoholsucht) durch das <strong>ZI</strong> deutschlandweit<br />
koord<strong>in</strong>iert wird, an e<strong>in</strong>em weiteren<br />
ist das <strong>ZI</strong> mit zwei Projekten beteiligt<br />
(Systematische Untersuchungen der<br />
molekularen Ursachen bei affektiven<br />
und schizophrenen Störungen). Von zunehmender<br />
Bedeutung auch für das <strong>ZI</strong><br />
s<strong>in</strong>d von der EU geförderte Projekte.<br />
Während diese vor e<strong>in</strong>igen Jahren noch<br />
die Ausnahme bildeten, wurden <strong>in</strong><br />
2010 gleich acht neue Vorhaben bewilligt.<br />
Die meisten EU-Projekte s<strong>in</strong>d Verbundprojekte,<br />
<strong>in</strong> denen m<strong>in</strong>destens fünf<br />
Partner aus verschiedenen Ländern an<br />
e<strong>in</strong>em Thema arbeiten und so ihre<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten bündeln.<br />
Als Beispiel hierfür kann NEWMEDS angeführt<br />
werden: Fünf universitäre Partner<br />
und zwölf Pharmafirmen kooperieren,<br />
um auf der Basis von neuen Methoden<br />
neue Medikamente gegen Depression<br />
und Schizophrenie zu entwickeln.<br />
Aber auch exzellente Projekte<br />
e<strong>in</strong>zelner Forscher werden durch das<br />
European Research Council der EU gefördert,<br />
als Beispiel hierfür sei e<strong>in</strong> Projekt<br />
genannt, das Phantomschmerzen<br />
untersucht (PHANTOMMIND – Phantom<br />
phenomena: A w<strong>in</strong>dow to the m<strong>in</strong>d<br />
and the bra<strong>in</strong>, Bild). In der Abbildung<br />
s<strong>in</strong>d unter „Sonstige mit Begutachtung“<br />
verschiedene Geldgeber zusammengefasst,<br />
<strong>in</strong>sbesondere Stiftungen,<br />
aber auch Landesm<strong>in</strong>isterien, die ausnahmsweise<br />
auch Projekte fördern, z.B.<br />
die Erforschung der Glücksspielsucht. In<br />
den Bereich „Ohne Begutachtung“ fallen<br />
vor allem Kooperationen mit der Industrie<br />
oder auch mit anderen öffentlichen<br />
E<strong>in</strong>richtungen.
Diese drei Sonderforschungsbereiche haben<br />
zusammen mit den anderen Drittmittelprojekten<br />
maßgeblich dazu beigetragen,<br />
dass das <strong>ZI</strong> nicht nur <strong>in</strong>nerhalb der<br />
Bundesrepublik Deutschland e<strong>in</strong> Zentrum<br />
für sozialpsychiatrische Forschung und<br />
Therapie wurde, sondern weltweit mit<br />
vielen renommierten Forschungszentren<br />
und Kl<strong>in</strong>iken vernetzt ist. Bis 1998 kamen<br />
die meisten Drittmittel noch aus<br />
den Sonderforschungsbereichen . Nach<br />
2002 wurden das Gesamtvolumen der<br />
Drittmittele<strong>in</strong>nahmen und die E<strong>in</strong>werbungen<br />
im Bereich Verbundprojekte des<br />
BMBF und der EU deutlich vermehrt ,<br />
, und .<br />
Wissenschaftliche Ausstrahlung und<br />
<strong>in</strong>ternationale Vernetzung<br />
Die wissenschaftliche Ausstrahlung e<strong>in</strong>es<br />
Instituts kann je nach Diszipl<strong>in</strong> durch<br />
verschiedene Indikatoren beschrieben<br />
werden. E<strong>in</strong>er der Indikatoren bezieht<br />
sich auf den beruflichen Erfolg der Nachwuchswissenschaftler.<br />
Die Dozenten und<br />
Professoren des <strong>ZI</strong> haben zwischen 1977<br />
und 2008 Rufe auf 23 Lehrstühle des Inund<br />
Auslandes angenommen, darunter 17<br />
<strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland, vier<br />
Visualisierungsverfahren <strong>in</strong> der Hirnforschung:<br />
Selektive und <strong>in</strong>dividualisierte Fluoreszenzprote<strong>in</strong>expression<br />
<strong>in</strong> Seroton<strong>in</strong>-produzierenden<br />
Neuronen des Gehirns von genetisch<br />
modifizierten Mäusen.<br />
Neuronen <strong>in</strong> bestimmten Kerngebieten<br />
des Mittelhirns produzieren Seroton<strong>in</strong> als<br />
Botenstoff, welches bei der Regulation vieler<br />
physiologischer Prozesse (u.a. Schlaf, Körpertemperatur,<br />
Stimmung, Aggression) und bei<br />
der Entwicklung und Aufrechterhaltung von<br />
psychiatrischen Erkrankungen beteiligt ist. Im<br />
ganzen Mausgehirn s<strong>in</strong>d weniger als 20.000<br />
solcher Neuronen vorhanden. Diese Neuronen<br />
s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nur schwer von benachbarten<br />
Zellen zu unterscheiden. Um e<strong>in</strong>zelne dieser<br />
Neuronen e<strong>in</strong>deutig identifizieren und verfolgen<br />
zu können, haben wir gleichzeitig blau,<br />
gelb und rot fluoreszierende Prote<strong>in</strong>e (JW<br />
Lichtman, Harvard Medical School) ausschließlich<br />
<strong>in</strong> serotonergen Neuronen angeschaltet,<br />
wobei durch Zufallsrekomb<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> jedem<br />
e<strong>in</strong>zelnen Neuron e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Mischung<br />
von blauen bis gelben Fluoreszenzen entsteht.<br />
Somit ist e<strong>in</strong>e Zuordnung der Axone und<br />
Dendriten zu e<strong>in</strong>er bestimmten seroton<strong>in</strong>-produzierenden<br />
Nervenzelle <strong>in</strong> vivo möglich. Die<br />
nicht seroton<strong>in</strong>-produzierenden Nachbarzellen<br />
s<strong>in</strong>d als H<strong>in</strong>tergrundfluoreszenz mit e<strong>in</strong>em rot<br />
fluoreszierenden Prote<strong>in</strong> markiert.<br />
<strong>in</strong> der Schweiz, e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Großbritannien<br />
und e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Brasilien . E<strong>in</strong> zweiter Indikator<br />
ist das Ausmaß der <strong>in</strong>ternationa-<br />
len wissenschaftlichen Kooperationen.<br />
Das <strong>ZI</strong> kooperierte im Jahr 2009 mit 62<br />
Universitäten, Kl<strong>in</strong>iken und Laboratorien<br />
<strong>in</strong> 16 Staaten, wobei die Schwerpunkte <strong>in</strong><br />
den USA und Großbritannien lagen .<br />
Die Psychiatrie gehört zu jenen Diszipl<strong>in</strong>en,<br />
<strong>in</strong> denen auch die Impactfactoren<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Aussagekraft über die <strong>in</strong>ternationale<br />
Beachtung der Forschungsergebnisse<br />
haben. Abbildung zeigt den<br />
steilen Anstieg der Impactfactoren zwischen<br />
2001 und 2009.<br />
Das <strong>Zentral<strong>in</strong>stitut</strong> für <strong>Seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong><br />
7