Brief an die Delegierten - FDP NRW
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<strong>FDP</strong> <strong>NRW</strong> Sternstraße 44 40479 Düsseldorf<br />
An <strong>die</strong><br />
<strong>Delegierten</strong> und Ersatzdelegierten der<br />
nordrhein-westfälischen <strong>FDP</strong> auf dem<br />
59. Bundesparteitag in München<br />
Steuerpolitische Debatte auf dem Bundesparteitag<br />
<strong>die</strong> Steuerpolitik wird einer der Schwerpunkte des am kommenden Samstag in München<br />
beginnenden 59. Bundesparteitags sein. Im Vorfeld unserer Beratungen möchte ich Sie<br />
bereits heute über den aktuellen Sachst<strong>an</strong>d unterrichten.<br />
Sie konnten der Presse entnehmen, dass zur Beratung zwei alternative Papiere<br />
vorliegen: Einerseits ein Modell von Herm<strong>an</strong>n Otto Solms und <strong>an</strong>dererseits unser<br />
nordrhein-westfälisches Konzept, das eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Fr<strong>an</strong>k<br />
Schäffler erarbeitet und das der L<strong>an</strong>desparteitag einstimmig beschlossen hat. Die beiden<br />
Anträge haben <strong>die</strong> gleiche Stoßrichtung, das Steuersystem durch eine spürbare<br />
Entlastung der Steuerzahler und eine deutliche Vereinfachung des Steuerrechts<br />
insgesamt fairer zu machen. Die Konzepte setzen dafür aber auf unterschiedliche<br />
Instrumente. Ein dritter Vorstoß des L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>des Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz für eine "flat tax"<br />
hat Eing<strong>an</strong>g in beide Anträge gefunden. Der Bundesvorst<strong>an</strong>d hat in seiner Sitzung am 28.<br />
April das Papier von Herm<strong>an</strong>n Otto Solms <strong>an</strong> den Bundesparteitag als Leit<strong>an</strong>trag<br />
weitergeleitet, aber zugleich unterstrichen, dass <strong>die</strong> <strong>FDP</strong> in den strittigen Punkten offen<br />
und ohne Vorfestlegung der Führungsgremien in den Bundesparteitag geht.<br />
Der L<strong>an</strong>desvorst<strong>an</strong>d der <strong>FDP</strong> Nordrhein-Westfalen hat vor <strong>die</strong>sem Hintergrund am<br />
verg<strong>an</strong>genen Montag nochmals einmütig bekräftigt, dass wir für unsere Positionen auf<br />
dem Bundesparteitag entschieden eintreten werden. Die <strong>FDP</strong> muss <strong>die</strong> Debatte über eine<br />
faire Steuerreform nutzen, um zugleich ihr liberales Werte- und Gesellschaftsmodell zu<br />
vermitteln. Deshalb sollten unsere steuerpolitischen Vorschläge zeigen, dass <strong>die</strong> <strong>FDP</strong><br />
Partei für Familien, Leistungsträger der Mittelschicht und den wirtschaftlichen Mittelst<strong>an</strong>d<br />
ergreift. Diese Ziele werden nach unserer Überzeugung im <strong>NRW</strong>-Papier prägn<strong>an</strong>ter<br />
formuliert und durch innovativere steuerpolitische Instrumente besser erreicht. Drei<br />
wesentliche Diskussionspunkte sind:<br />
� Grundfreibetrag: Die <strong>FDP</strong> <strong>NRW</strong> ergreift Partei für Familien! Wir plä<strong>die</strong>ren für einen<br />
steuerfreien Grundfreibetrag von 10.000 Euro pro Person, der künftig auch für Kinder<br />
gelten soll. Das Alternativpapier sieht hier nur 8.000 Euro vor. Auch <strong>die</strong> CSU hat<br />
kürzlich einen Grundfreibetrag in <strong>die</strong>ser Höhe ins Gespräch gebracht, der in Folge<br />
des Existenzminimumsberichts der Bundesregierung voraussichtlich ohnehin Anf<strong>an</strong>g<br />
2009 geltendes Recht wird. Der Bundesparteitag sollte keinen Beschluss fassen, der<br />
eine derart kurze politische Halbwertszeit besitzt. Unser Vorschlag sieht dagegen<br />
eine wesentlich stärkere Entlastung für Familien vor als alle <strong>an</strong>deren Konzepte. Mit<br />
ihm könnte <strong>die</strong> <strong>FDP</strong> dauerhaft ein Alleinstellungsmerkmal behaupten.<br />
Christi<strong>an</strong> Lindner, MdL<br />
Generalsekretär<br />
Sternstraße 44<br />
40479 Düsseldorf<br />
Telefon: (0211) 49 709 – 0<br />
Telefax: (0211) 49 709 – 50<br />
E-Mail: info@fdp-nrw.de<br />
Web: www.fdp-lv-nrw.de<br />
www.das-neue-nrw.de<br />
Düsseldorf, 29. Mai 2008
� Steuertarif: Die <strong>FDP</strong> <strong>NRW</strong> ergreift Partei für Leistungsträger der Mittelschicht! Wir<br />
fordern einen Steuertarif mit den drei Stufen 10 Prozent bis 30.000 Euro<br />
Bruttoeinkommen, mit 20 Prozent sollen <strong>die</strong> Einkommens<strong>an</strong>teile zwischen 30.000<br />
Euro und 60.000 Euro versteuert werden und über 60.000 Euro sollen 30 Prozent<br />
Einkommensteuer fällig werden. Analog zu den Beschlüssen der <strong>FDP</strong> zum<br />
Wettbewerbsföderalismus sollten <strong>die</strong> Länder unserer Auffassung nach berechtig sein,<br />
auf jede der drei Stufen einen Tarifaufschlag von bis zu 5 Prozent zu erheben. Das<br />
Alternativpapier will dagegen das zu versteuernde Einkommen bis 15.000 Euro mit<br />
10 Prozent, zwischen 15.000 Euro und 40.000 Euro mit 25 Prozent und<br />
Einkommens<strong>an</strong>teile ab 40.000 Euro mit 35 Prozent belasten. Die Steuerautonomie<br />
der Länder wird dort nur unkonkret als Programmziel <strong>an</strong>gegeben. Der Vorschlag der<br />
<strong>FDP</strong> <strong>NRW</strong> belässt den Steuerzahlern demnach mehr von ihrem wirtschaftlichen Erfolg<br />
und stellt auch <strong>die</strong> Länder in eine Konkurrenz um eine effizientere öffentliche<br />
Haushaltsführung.<br />
� Zinsbereinigung und Einmalbesteuerung: Die <strong>FDP</strong> <strong>NRW</strong> ergreift Partei für den<br />
wirtschaftlichen Mittelst<strong>an</strong>d! Mit einer Spar- und Zinsbereinigung haben wir<br />
innovativere Instrumente zur Stärkung der Eigenkapitalbildung der Unternehmen und<br />
für den Vermögensaufbaus der Bürger im Programm. Nach unserem Konzept wird<br />
der Einsatz von Fremd- und Eigenkapital zur Unternehmensfin<strong>an</strong>zierung steuerlich<br />
gleich beh<strong>an</strong>delt: Mithin soll eine marktübliche Verzinsung eingesetzten<br />
Eigenkapitals von der Bemessungsgrundlage der Steuern abgezogen werden, um <strong>die</strong><br />
Eigenkapitalbildung mittelständischer Unternehmen zu forcieren. Für Privatpersonen<br />
setzen wir auf eine Sparbereinigung: Die Steuerzahler würden berechtigt, auf<br />
qualifizierten Konten aus ihrem Bruttoeinkommen zu sparen. Erst bei der Verrentung<br />
unterliegen <strong>die</strong> Erträge der Einkommensteuer bzw. Auszahlungen einer<br />
Abgeltungssteuer von 20 Prozent.<br />
Darüber hinaus hat sich der nordrhein-westfälische Antrag <strong>die</strong> Forderung des<br />
Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle nach einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz<br />
auf Energie zu Eigen gemacht. Als steuerpolitisches Sofortprogramm fordern wir <strong>die</strong><br />
umgehende Senkung des Solidaritätszuschlags von 5,5 Prozent auf 3,3 Prozent, um<br />
<strong>die</strong> Sonderbelastung den zur Fin<strong>an</strong>zierung des Aufbaus Ost nur noch in geringerem<br />
Umf<strong>an</strong>g benötigten Mitteln <strong>an</strong>zupassen.<br />
Mit dem steuerpolitischen Leit<strong>an</strong>trag würde ein Entlastungsvolumen von 25 Milliarden<br />
Euro erreicht. Vor dem Hintergrund der beispiellosen Steuererhöhungen der Großen<br />
Koalition von 37 Milliarden Euro, jährlicher Subventionszahlungen von 143 Milliarden<br />
Euro und <strong>an</strong>gesichts der von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos bis 2012 auf 63<br />
Milliarden Euro bezifferten Mehreinnahmen des Staates allein durch <strong>die</strong> so gen<strong>an</strong>nte<br />
kalte Progression ist <strong>die</strong>ses Ziel aus unserer Sicht noch zu wenig couragiert, um bei den<br />
gebeutelten Steuerzahlern Begeisterung auslösen und <strong>die</strong> Meinungsführerschaft der <strong>FDP</strong><br />
in der Steuerpolitik behaupten zu können. Unsere nordrhein-westfälischen Vorschläge für<br />
eine Einkommensteuerreform würden <strong>die</strong> Steuerzahler deshalb um gut 35 Milliarden<br />
Euro entlasten. Für uns ist nicht <strong>die</strong> Frage, wie viel Steuerentlastung sich der Staat<br />
leisten k<strong>an</strong>n, sondern wie viel Staat sich <strong>die</strong> Steuerzahler leisten können.<br />
Ich bitte Sie namens des L<strong>an</strong>desvorst<strong>an</strong>ds sehr herzlich, <strong>die</strong> Position des<br />
L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>des Nordrhein-Westfalen auf dem Bundesparteitag aktiv zu unterstützen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Christi<strong>an</strong> Lindner, MdL<br />
Generalsekretär