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12<br />
Falknerei<br />
Tochter Jennyfer Heepen mit<br />
ihrem Wüstenbussard Kasper.<br />
Sie begleitet ihren Vater auf<br />
der Jagd. <strong>Das</strong> »Grüne Abitur«<br />
hat sie noch vor sich. Wenn<br />
Sie dann aber die Jägerprüfung<br />
abgelegt hat, will sie<br />
auch Falknerin werden.<br />
Der gelernte Tierpfleger und Tierpräparator<br />
der im Westerwald aufgewachsen ist lebt<br />
seit 24 Jahren mit Ehefrau Caroline, Tochter<br />
Jennyfer und der achtjährigen Enkeltochter<br />
Finja in Spreda. Zeitgleich mit dem Erwerb<br />
des Jagdscheins legte der 54-jährige 1998<br />
auch die Falknerprüfung ab: »Diese natürliche<br />
Art des Jagens hat mich<br />
schon immer sehr interessiert.<br />
<strong>Das</strong> liegt wohl an meiner Vorliebe<br />
<strong>für</strong> Vögel.« Schon als Kind<br />
hat er aus dem Nest gefallene<br />
Jungvögel mit der Hand aufgezogen.<br />
Heute flattern in seinen<br />
großzügigen Volieren Habichte,<br />
Wüstenbussarde, europäische<br />
und indische Uhus sowie eine<br />
Schneeeule, zahme Kolkraben,<br />
Kanarienvögel und Zebrafinken.<br />
Auch in unseren Gefilden eher<br />
selten anzutreffende Exemplare<br />
wie den Gersacker – eine Kreuzung<br />
aus Gerfalke und Sakerfalke<br />
– und australische Eisvögel,<br />
die wegen ihrer einem Lachen<br />
ähnelnden Schreie auch »lachende<br />
Hänse« genannt werden,<br />
gehören zum Bestand.<br />
Beizjagd im Zitadellenpark<br />
Anders als Jäger, die in der Regel ein Revier<br />
pachten, jagen Falkner vor allem im<br />
Auftrag. So ist Heepen mit seinen Vögeln<br />
<strong>für</strong> die Stadt und den Landkreis <strong>Vechta</strong><br />
unter anderem im Zidatellenpark, Hochzeitswald<br />
oder auf Friedöfen unterwegs:<br />
»Ich bin überwiegend auf befriedeten Flächen,<br />
in denen es Publikumsverkehr gibt.«<br />
Deshalb müssen seine Tiere auch an alles<br />
Mögliche gewöhnt werden: Kinderwagen,<br />
Jogger, tobende Kinder, Regenschirme,<br />
bunte Kleidung dürfen sie nicht irritieren.<br />
Die Ausbildung der sensiblen und durchaus<br />
auch eigenwilligen Tiere erfordert viel<br />
Geduld: »Mit Hektik oder Zwang geht gar<br />
nichts. Ich bin einmal Freitagsnachmittag<br />
zur Beiz gegangen - nur mal kurz - und bin<br />
Sonntagnachmittag wieder gekommen.<br />
Der Vogel saß im Baum und wollte nicht<br />
runter kommen,« erzählt Heepen mit einem<br />
Schmunzeln. Als ob er es gehört hätte,<br />
will Wüstenbussard »Kira« auch an diesem<br />
Nachmittag nicht direkt aus seinem Baum<br />
kommen. Mit Engelsgeduld lockt Heepen<br />
länger als eine halbe Stunde mit Futter in<br />
der ausgestreckten Hand den Vogel, der<br />
seinen Namen der Falknertradition entsprechend<br />
bei seiner ersten Beizjagd bekommen<br />
hat.<br />
Strenge Auflagen<br />
Der Erwerb der Beizvögel unterliegt<br />
in Deutschland strikten<br />
Bestimmungen. Sie werden<br />
aus Nachzuchten von Falknern<br />
angeboten oder in Ausnahmefällen<br />
als sogenannte Naturentnahmen<br />
aus einem Horst<br />
entnommen: »Diese Entnahmen<br />
muss man anmelden und genehmigen<br />
lassen.« Dabei dürfen<br />
nur die als »Ästlinge« bezeichneten<br />
Jungtiere, die schon von<br />
den Elterntieren geprägt wurden,<br />
zur weiteren Aufzucht und<br />
Ausbildung aus dem Nest genommen<br />
werden. Dabei dürfen<br />
nur Habichte ausgehorstet werden.<br />
Jedes Tier wird vom Falkner<br />
beringt oder gechipt, darf nicht<br />
wieder ausgewildert und nur in<br />
Ausnahmefällen weiter verkauft<br />
werden: »Die Vögel werden<br />
rund 28 Jahre alt – so lange ist man <strong>für</strong> sie<br />
verantwortlich.«<br />
Gezielte Jagd<br />
Auch bei der Beizjagd, die ausschließlich<br />
in den Herbst- und Wintermonaten stattfindet,<br />
ist gezieltes Jagen möglich: »Die<br />
Vögel werden auf bestimmte Tiere eingeflogen.<br />
<strong>Das</strong> wird mit einem Federspiel oder