Dies Academicus - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Inhalt der Abschlussarbeit<br />
Am Beispiel des Völkermordes in Ruanda 1994 behandelt Christian Nadler in seiner<br />
Prüfungsarbeit den Verantwortungsbegriff der Vereinten Nationen gegenüber einem<br />
Entwicklungsland. In einem historischen Teil setzt er sich mit der Geschichte des afrikanischen<br />
Staates und der Kolonialherrschaft durch europäische Mächte auseinander.<br />
Deren Einwirken begründe zwar nicht den Konflikt der beiden Bevölkerungsgruppen,<br />
verschärfe allerdings die Differenzen zwischen Tutsi und Hutu in Zentralafrika.<br />
Im zweiten Teil beschäftigt Nadler sich vor allem mit der Frage, was es bedeutet, für<br />
etwas verantwortlich zu sein. Aus philosophischer Sicht gebe es folgende Ansätze: „Verantwortung<br />
hat derjenige, der handelt, allerdings auch derjenige, der etwas geschehen<br />
lässt.“ Und: „Durch verantwortungsloses Handeln, beziehungsweise das Unterlassen<br />
einer Handlung, entsteht Schuld.“<br />
In der UN-„Konvention über Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“ vom<br />
9. Dezember 1948 heißt es, „dass Völkermord ein Verbrechen gemäß internationalem<br />
Recht ist, das dem Geist und den Zielen der Vereinten Nationen zuwiderläuft“. Als<br />
Völkermord wird „die Absicht [...] eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse<br />
Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“ definiert. Konkret bedeutet dies:<br />
die Tötung der Mitglieder einer Gruppe, die Beiführung schwerer körperlicher und<br />
seelischer Schäden, Auferlegung erschwerter Lebensbedingungen, die Verhängung<br />
von Maßnahmen, um Geburten einer Gruppe zu verhindern, und die gewaltsame<br />
Überführung der Kinder einer Gruppe – Vergehen, die laut Artikel 3 der Konvention<br />
zu bestrafen sind.<br />
„In Ruanda haben die Vereinten Nationen nicht nur verpasst, in den Konflikt einzugreifen,<br />
sondern am 21. April 1994 sogar ihre Friedenstruppen abgezogen“, führt Nadler<br />
aus. „<strong>Dies</strong>e Entscheidung gilt als eine der ,schändlichsten Taten’ des Sicherheitsrates.<br />
Gemessen an ihren politischen Zielen hat sich diese Völkervereinigung schuldig gemacht.<br />
Entschuldigungen und tröstende Worte sind in Ruanda für eine friedvollere Zukunft nicht<br />
ausreichend.“<br />
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