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Herstellung und Gebrauch von Japanpapier-Laminaten in der

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<strong>Herstellung</strong> <strong>und</strong> <strong>Gebrauch</strong> <strong>von</strong> <strong>Japanpapier</strong>-<strong>Lam<strong>in</strong>aten</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>bandrestaurierung<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

In <strong>der</strong> Restaurierung gibt es allgeme<strong>in</strong> berufs-ethische Gr<strong>und</strong>sätze, die sich mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Spezialisierung entwickelt haben, <strong>und</strong> die meistens auf Erfahrungen<br />

zurückzuführen s<strong>in</strong>d, die sich für die Orig<strong>in</strong>ale als negativ erwiesen haben.<br />

Es gehört zu den positiven Merkmalen <strong>der</strong> noch jungen Buch- <strong>und</strong> Papierrestaurierung, dass<br />

Gr<strong>und</strong>sätzliches unter nationalen, <strong>in</strong>ternationalen o<strong>der</strong> Objekt-spezifischen Aspekten<br />

diskutiert <strong>und</strong> neu bewertet wird. Schnell stellt sich dann heraus, dass Gr<strong>und</strong>sätze<br />

beibehalten werden, aber modifiziert werden müssen.<br />

E<strong>in</strong> solcher Gr<strong>und</strong>satz ist die For<strong>der</strong>ung nach Material-Gleichheit, wenn es um<br />

Ausbesserungen o<strong>der</strong> Ergänzungen geht.<br />

Trotzdem wird man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis mit Situationen konfrontiert, <strong>in</strong> denen es nicht nur legitim,<br />

son<strong>der</strong>n geboten ist, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es als das historische Material zu verwenden, wenn zum<br />

Beispiel<br />

• die Erfahrung gezeigt hat, dass e<strong>in</strong> bestimmtes Material sich im Laufe se<strong>in</strong>er<br />

natürlichen Alterung als nicht dauerhaft haltbar erwiesen hat;<br />

• e<strong>in</strong> Material als Ergänzung an e<strong>in</strong>er bestimmten Position des Buche<strong>in</strong>bandes<br />

(Rücken, Gelenk) so be- <strong>und</strong> verarbeitet werden müsste, dass langfristig <strong>und</strong> im<br />

<strong>Gebrauch</strong> des Objektes die gewünschte Haltbarkeit nicht zu erwarten ist.<br />

Denn es ist ebenso e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>satz, den Zeitpunkt e<strong>in</strong>er erneuten Restaurierung so weit wie<br />

möglich h<strong>in</strong>auszuschieben.<br />

Wurde entschieden, vom orig<strong>in</strong>alen Material abzuweichen, bieten sich sogenannte<br />

‚<strong>Japanpapier</strong>-Lam<strong>in</strong>ate’ an, die sehr vorteilhaft <strong>und</strong> vielfältig e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d.<br />

Ihre Anfertigung <strong>und</strong> ihr <strong>Gebrauch</strong> werden nun beschrieben.<br />

<strong>Herstellung</strong><br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Herstellung</strong> <strong>der</strong> ‚<strong>Japanpapier</strong>-Lam<strong>in</strong>ate’ s<strong>in</strong>d für ihre Qualität folgende Parameter<br />

ausschlaggebend:<br />

• Ausgangsmaterialien<br />

• Klebstoffe<br />

• Vorbehandlung <strong>der</strong> Ausgangsmaterialien<br />

• Nachbehandlung des Lam<strong>in</strong>ates<br />

1) Ausgangsmaterialien<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens zwei Sorten <strong>Japanpapier</strong> für die Anfertigung e<strong>in</strong>es Lam<strong>in</strong>ates<br />

als Ergänzungsmaterial zu verwenden:<br />

• e<strong>in</strong> dickeres, ‚falsch’ laufendes bildet den Kern<br />

• e<strong>in</strong> dünneres, ‚richtig’ laufend, wird beidseitig auf den Kern kaschiert<br />

• selbstverständlich kann die gewünschte Dicke auch durch weitere Schichten erreicht<br />

werden, wobei die Laufrichtung jeweils wechselt; die Reißfestigkeit wird dadurch<br />

wesentlich erhöht<br />

Dag-Ernst Petersen Wolfenbüttel 1<br />

September 2011


• bei Ergänzungen o<strong>der</strong> dem Schließen <strong>von</strong> Rissen ‚<strong>in</strong> situ’ wird freier verfahren<br />

(siehe unten)<br />

2) Klebstoffe<br />

• Weizenstärke-Kleister, japanische Zubereitung<br />

• Eiweißklebstoffe (Gelat<strong>in</strong>e, Hausenblase)<br />

• Cellulosen (z.B. Tylose, Klucel etc.)<br />

• <strong>und</strong> Mischungen dieser Klebstoffe untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

• die Konzentration <strong>der</strong> Klebstoffe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Klebstoffauftrag bee<strong>in</strong>flussen ebenfalls die<br />

Eigenschaften des Lam<strong>in</strong>ates.<br />

3) Vorbehandlung <strong>der</strong> Ausgangsmaterialien<br />

Der Klebstoff wird auf die trockenen o<strong>der</strong> gefeuchteten Papiere aufgetragen.<br />

4) Nachbehandlung des Lam<strong>in</strong>ates<br />

es gibt mehrere Möglichkeiten, die alle die Eigenschaften Lam<strong>in</strong>ates bee<strong>in</strong>flussen:<br />

• direkt pressen <strong>und</strong> unter Druck trocknen lassen<br />

• direkt pressen <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Zeit beschwert trocknen lassen<br />

• beschweren <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Zeit gepresst trocknen lassen<br />

• nur beschwert trocknen lassen<br />

• auf e<strong>in</strong>er Edelstahlplatte selbst-spannend auftrocknen lassen<br />

• die Oberfläche des Lam<strong>in</strong>ates wird bestimmt durch die Pressmaterialien:<br />

<strong>von</strong> glatt-glänzend bis matt strukturiert ist alles möglich. (Die Imitation <strong>von</strong><br />

Gewebestrukturen für die Gewebeband-Restaurierung ist ebenfalls denkbar.)<br />

5) Möglichkeiten, das Spalten <strong>der</strong> Lam<strong>in</strong>ate zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n (e<strong>in</strong> wesentliches Moment für<br />

Ergänzungen im Rücken- <strong>und</strong> Falzbereich)<br />

• sehr gute Ergebnisse erzielt man durch den zusätzlichen E<strong>in</strong>satz sehr dünner<br />

<strong>Japanpapier</strong>e (3 – 5 g/m²) <strong>und</strong> das Klopfen mit e<strong>in</strong>er Bürste mit Borsten aus Mess<strong>in</strong>g<br />

o<strong>der</strong> Kupfer. Alle Schichten werden dabei <strong>von</strong> beiden Seiten geklopft.<br />

Von den Drähten werden Fasern regelrecht herausgerissen, die so zu e<strong>in</strong>er<br />

verbesserten Querverb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Schichten untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> beitragen.<br />

6) Färben<br />

Der Farbton für Ergänzungen an Pergamentbänden wird meist bereits durch die Wahl <strong>der</strong><br />

entsprechenden <strong>Japanpapier</strong>e erreicht.<br />

Die Klebstoffe <strong>und</strong> die Nachbehandlung bee<strong>in</strong>flussen ebenfalls die Farbe des Lam<strong>in</strong>ates.<br />

Für die Restaurierung <strong>von</strong> Le<strong>der</strong>-, Papier- <strong>und</strong> Gewebebänden können die jeweils äußeren<br />

Schichten vor dem Verkleben mit Aquarell- o<strong>der</strong> Acrylfarben e<strong>in</strong>gefärbt werden.<br />

E<strong>in</strong> nachträgliches Färben mit wasserlöslichen Farben, beson<strong>der</strong>s wenn es um <strong>in</strong>tensive<br />

Farbtöne geht, ist nicht zu empfehlen.<br />

Sehr gute Ergebnisse wurden bei Ergänzungen an Pergamentbänden durch e<strong>in</strong><br />

nachträgliches E<strong>in</strong>färben mit re<strong>in</strong>en Pigmenten (ohne zusätzliche B<strong>in</strong>demittel) erzielt.<br />

Bewährt hat sich das E<strong>in</strong>färben <strong>der</strong> dünneren Schichten vor ihrer Verklebung, <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

nachträgliches, punktuelles Färben zur besseren Anpassung an die Orig<strong>in</strong>almaterialien im<br />

Dag-Ernst Petersen Wolfenbüttel 2<br />

September 2011


S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Retusche, zum Beispiel um e<strong>in</strong>en gealterten, verschossenen o<strong>der</strong><br />

verschmutzten Charakter zu erreichen.<br />

Lam<strong>in</strong>ate, wie sie bei <strong>der</strong> Almanach-Restaurierung e<strong>in</strong>gesetzt werden, lassen sich<br />

anfertigen, <strong>in</strong>dem man die vorletzte Schicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> benötigten Farbe e<strong>in</strong>färbt <strong>und</strong> darüber e<strong>in</strong><br />

dünnes, weißes Papier verwendet, wodurch <strong>der</strong> Pastell-Charakter entsteht.<br />

<strong>Gebrauch</strong><br />

Die beschriebenen Techniken <strong>der</strong> <strong>Herstellung</strong> bee<strong>in</strong>flussen die Qualität des Endproduktes<br />

<strong>und</strong> können zweckentsprechend variiert o<strong>der</strong> komb<strong>in</strong>iert werden:<br />

• Dicke<br />

• Steifheit o<strong>der</strong> Flexibilität<br />

• Farbe<br />

• Zusammenhalt zwischen den Schichten<br />

• Reißfestigkeit<br />

• Falzfestigkeit<br />

So können Ergänzungsmaterialien gezielt auf den jeweiligen Verwendungszweck h<strong>in</strong><br />

angefertigt werden:<br />

• für die unterschiedlichen E<strong>in</strong>bandarten: Pergament, Le<strong>der</strong>, Papier, Gewebe<br />

• <strong>und</strong> für die Position e<strong>in</strong>er Ergänzung am E<strong>in</strong>band: Deckelfläche, Ecken, Kanten,<br />

Gelenke, gesamter Rücken.<br />

Auf die Angabe <strong>von</strong> konkreten Rezepturen, zum Beispiel für die Klebstoffe, wurde bewusst<br />

verzichtet. Die persönliche Beschäftigung mit <strong>der</strong> Thematik <strong>und</strong> die dabei gewonnenen<br />

Erkenntnisse haben nach me<strong>in</strong>en langjährigen Erfahrungen zu optimalen Ergebnissen<br />

geführt.-<br />

Dag-Ernst Petersen Wolfenbüttel 3<br />

September 2011

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