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Ausführung von Deckenauflagern bei Ziegelmauerwerk

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Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft Mauerziegel<br />

im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V.<br />

AMz-Bericht 4/2000<br />

Ausführung <strong>von</strong> <strong>Deckenauflagern</strong> <strong>bei</strong> <strong>Ziegelmauerwerk</strong><br />

Allgemeines<br />

Dem Detailpunkt Deckenauflager<br />

muss im Mauerwerkbau<br />

besondere Beachtung<br />

geschenkt werden.<br />

Die Kombination <strong>von</strong><br />

Baustoffen mit sehr unterschiedlichen<br />

Verformungseigenschaften<br />

(Mauerwerk und Stahlbetondecken)<br />

muss unter<br />

Berücksichtigung sowohl<br />

statischer als auch bauphysikalischer<br />

Aspekte<br />

gelöst werden.<br />

Ein ganz wesentlicher<br />

Gesichtspunkt ist da<strong>bei</strong><br />

die Vermeidung <strong>von</strong> Rissen<br />

im Mauerwerk, die<br />

115 40<br />

Trennlage<br />

a > 100 mm<br />

durch die Durchbiegung<br />

sowie Schwindverkürzungen<br />

<strong>von</strong> Stahlbetondecken<br />

entstehen können.<br />

Die grundsätzlichen Voraussetzungen<br />

sind bereits<br />

seit langem bekannt<br />

und werden in den Anwendungsunterlagen<br />

der<br />

Ziegelindustrie empfohlen.<br />

In diesem Beitrag<br />

werden die wichtigsten<br />

Gesichtspunkte zur Ausführung<br />

eines schadensfreien<br />

Deckenauflagers<br />

im <strong>Ziegelmauerwerk</strong> noch<br />

einmal zusammengefasst.<br />

l i<br />

l h < 35<br />

i<br />

Bild 1: Anforderungen an Decken und Auflager nach<br />

DIN 1053, DIN 1045 und DIN 18530<br />

h<br />

Festlegungen in deutschen<br />

Normen<br />

Die Mauerwerknorm DIN<br />

1053-1 /1/ fordert für<br />

Umfassungswände den<br />

Anschluss an Decken<br />

entweder durch Zuganker<br />

oder durch Haftung und<br />

Reibung. Bei Auflagertiefen<br />

≤ 100 mm sind<br />

Zuganker erforderlich. In<br />

einschaligem <strong>Ziegelmauerwerk</strong><br />

sind problemlos<br />

größere Auflagertiefen<br />

ausführbar, s. Bild 1.<br />

Stahlbetondecken verkürzen<br />

sich durch Kriechen<br />

und<br />

Schwinden,<br />

Dachdecken unterliegen z.<br />

T. erheblichen Temperaturverformungen.<br />

In der<br />

„Dachdecken-Norm“ DIN<br />

18 530 /2/ aus dem Jahr<br />

1987 wird aufgrund der<br />

langjährigen praktischen<br />

Erfahrungen für Dachdecken<br />

gefordert, zur Vermeidung<br />

<strong>von</strong> Rissen in<br />

den Außenwänden eine<br />

Trennschicht (z. B. Bitumen-<br />

oder Kunststoffbahn)<br />

einzulegen. Da<strong>von</strong> darf nur<br />

abgewichen werden, wenn<br />

die Biegeschlankheiten der<br />

Decken extrem gering<br />

sind. Bei <strong>Ziegelmauerwerk</strong><br />

sind nur 50% des Wertes<br />

nach DIN 1045 zulässig, d.<br />

h. l i /h ≤ 17,5, s. Bild 2.<br />

Dies bedeutet z. B. für<br />

eine 200 mm dicke Decke<br />

eine maximal zulässige Ersatzstützweite<br />

1


Ringbalken als bewehrtes<br />

<strong>Ziegelmauerwerk</strong><br />

Bild 2: Begrenzung der Deckenschlankheit nach DIN 18530<br />

<strong>bei</strong> fehlender Trennlage im Deckenauflager<br />

l i<br />

l h < 17,5<br />

i<br />

h<br />

l i <strong>von</strong> weniger als 3 m.<br />

Wird diese Bedingung<br />

nicht eingehalten, ist nach<br />

DIN 18530 ein Nachweis<br />

der Unschädlichkeit der<br />

Verformungen zu führen.<br />

Durch die Regelungen in<br />

DIN 18 530 wird die<br />

Forderung der DIN 1053-1<br />

präzisiert. Decken mit geringer<br />

Auflast sollten<br />

grundsätzlich mit Trennschicht<br />

im Auflager ausgeführt<br />

werden, da sonst i.<br />

d. R. ein Verformungsnachweis<br />

zu führen ist.<br />

Zur Erhöhung der Ausführungssicherheit<br />

sollte<br />

diese Ausführung konsequent<br />

für alle Geschosse<br />

<strong>bei</strong>behalten werden.<br />

Konstruktive Ausbildung<br />

<strong>von</strong> <strong>Deckenauflagern</strong><br />

In der Baupraxis besteht<br />

häufig bereits Unsicherheit<br />

in der Frage, ob<br />

überhaupt eine Trennschicht<br />

in ein Deckenauflager<br />

eingelegt werden<br />

darf. Diese Trennschicht<br />

wird in der DIN 18 530<br />

gefordert und <strong>von</strong> DIN<br />

1053 nicht ausgeschlossen.<br />

Es ist daher lediglich<br />

zu prüfen, ob diese<br />

Trennschicht einen Anschluss<br />

durch Haftung<br />

und Reibung im Sinne<br />

der DIN 1053-1 Gewähr<br />

leistet oder ob ein Gleitlager<br />

vorliegt, s. Bild 3.<br />

Ringbalken als bewehrtes<br />

<strong>Ziegelmauerwerk</strong> mit Lager<br />

fugenbewehrung<br />

Bild 3: Aussteifung des Wandkopfes <strong>bei</strong> Anordnung eines<br />

Gleitlagers im Deckenauflager<br />

Falls die Trennschicht<br />

als Gleitlager wirken sollte,<br />

sind zusätzliche<br />

Maßnahmen zur Ausbildung<br />

eines Ringbalkens<br />

vorzusehen. Eine rezeptartige<br />

Definition <strong>von</strong><br />

„Haftung und Reibung“<br />

wird dem Anwender in<br />

DIN 1053-1 nicht<br />

geboten. Daher besteht<br />

Unsicherheit, ob die Formulierung<br />

der DIN 1053<br />

- einen starren<br />

Anschluss Wand/Decke<br />

- ein Deckenauflager mit<br />

Mörtelabgleich am<br />

Wandkopf oder<br />

- ein Deckenauflager mit<br />

zusätzlicher Trennschicht<br />

(Pappe, Folie<br />

o.ä.) meint.<br />

2


Ein starrer Anschluss der<br />

Decke an das Mauerwerk<br />

führt dazu, dass Verformungen<br />

aus Durchbiegung,<br />

Schwinden und<br />

Kriechen der Decke direkt<br />

ins Mauerwerk eingetragen<br />

werden. Diese<br />

Verformungen können<br />

Größenordnungen erreichen,<br />

die ohne zusätzliche<br />

Auflasten die Zugbruchdehnung<br />

des Mauerwerks<br />

überschreiten.<br />

In diesem Fall können<br />

Horizontalrisse in den<br />

Außenwänden entstehen.<br />

Daher wird diese Ausführungsvariante<br />

für Dachdecken<br />

durch DIN 18530<br />

ausgeschlossen. Dies<br />

sollte sinngemäß auch für<br />

alle übrigen Deckenauflager<br />

in einem Gebäude<br />

berücksichtigt werden.<br />

Zu den <strong>bei</strong>den anderen<br />

möglichen Ausführungsvarianten<br />

liegen Versuchsergebnisse<br />

vor, die<br />

im folgenden zusammengefasst<br />

werden.<br />

Versuchsergebnisse<br />

und Materialeigenschaften<br />

Zur Bewertung eines<br />

Deckenauflagers ist die<br />

Kenntnis der Verbundeigenschaften<br />

Haftscherfestigkeit<br />

und Reibungs<strong>bei</strong>wert<br />

der Materialien<br />

erforderlich.<br />

Eine ideale Trennschicht<br />

sollte sich durch geringe<br />

Haftverbundfestigkeiten<br />

und ausreichend hohe<br />

Reibungs<strong>bei</strong>werte auszeichnen.<br />

Die Kombination<br />

dieser <strong>bei</strong>den Eigenschaften<br />

würde dazu führen,<br />

dass bereits <strong>bei</strong> geringen<br />

Deckenverformungen<br />

ein mäßiges<br />

Herausziehen der Decke<br />

aus dem Wand-Decken-<br />

Knoten möglich wäre.<br />

Durch einen ausreichenden,<br />

jedoch nicht zu hohen<br />

Reibungs<strong>bei</strong>wert<br />

würden weitere Verformungen,<br />

d. h. ein Gleiten<br />

der Decke auf dem<br />

Wandkopf behindert,<br />

ohne zu große zusätzliche<br />

Verformungen in<br />

den Wandkopf einzutragen.<br />

Untersuchungen zu Haftscherfestigkeiten<br />

und<br />

Reibungs<strong>bei</strong>werten <strong>von</strong><br />

Verbundprüfkörpern mit<br />

und ohne Feuchtesperrschichten<br />

im Mauerwerk<br />

liegen vor /3,4/. Untersucht<br />

wurden u.a. Prüfkörper<br />

aus Hochlochziegeln.<br />

Tabelle 1: Haftscherfestigkeiten und Reibungs<strong>bei</strong>werte für Hochlochziegel und Normalmörtel<br />

mit verschiedenen Trennschichten /3/<br />

Trennschicht Haftscherfestigkeit Reibungs<strong>bei</strong>wert 1)<br />

N/mm²<br />

HLz/MG II HLz/MG III HLz/MG II HLz/MG III<br />

Ohne 0,23 0,32 1,1 bis 1,5 -<br />

Zementgebundene 0,18 0,23 1,0 bis 1,4 0,5 bis 1,2<br />

Dichtungsschlämme<br />

Bitumendachbahn 0,27 0,38 0,6 bis 1,0 0,4 bis 0,5<br />

DIN 52128-R500<br />

PVC-Dichtungsbahn 0,05 0,07 0,4 bis 0,7 0,8 bis 0,9<br />

1) ermittelt aus Regressionsrechnungen mit unterschiedlichen Annahmen<br />

Die Ergebnisse der Haftscherfestigkeitsprüfungen<br />

in /3/ ohne Auflast sowie<br />

die aus Versuchen mit<br />

unterschiedlichen Auflasten<br />

abgeleiteten „Reibungs<strong>bei</strong>werte“<br />

sind in<br />

der Tabelle 1 zusammengefasst<br />

Der Haftverbund wird<br />

durch Dichtungsschlämmen<br />

oder die Einlage <strong>von</strong><br />

Bitumendachbahnen DIN<br />

52128 - R 500 offenbar<br />

nicht nennenswert beeinflusst,<br />

der Reibungs<strong>bei</strong>wert<br />

wird jedoch z. T.<br />

deutlich reduziert.<br />

In /4/ wurden Vergleichsversuche<br />

zwischen einer<br />

0,4 mm dicken Polyolefin-<br />

Kunststoffbahn und einer<br />

Bitumendachbahn R 500<br />

durchgeführt. Die Prüfkörper<br />

wurden aus Kalksandsteinen<br />

mit MG IIa<br />

hergestellt. Es ergaben<br />

sich keine signifikanten<br />

Unterschiede zwischen<br />

<strong>bei</strong>den Produkten, insbesondere<br />

im Hinblick auf<br />

den Reibungs<strong>bei</strong>wert. Für<br />

Trennschichten aus einer<br />

Dachdichtungsbahn R<br />

500 bzw. einer Polyolefin-<br />

Bahn liegen die ermittelten<br />

Reibungs<strong>bei</strong>werte<br />

zwischen 0,4 und 1,0.<br />

Damit ist ein Gleiten der<br />

Decke auf einer solchen<br />

Trennschicht sehr unwahrscheinlich,<br />

wenn<br />

eine ausreichend große<br />

Auflast vorhanden ist.<br />

3


Daher sind <strong>bei</strong>de Trennlagen<br />

auch für die horizontale<br />

Abdichtung des<br />

Wandquerschnitts im Kellermauerwerk<br />

grundsätzlich<br />

geeignet.<br />

Diese Abdichtung sollte<br />

standardmäßig in der<br />

Mörtelausgleichsschicht<br />

unter der 1. Steinlage<br />

erfolgen.<br />

Erforderliche Auflasten<br />

am Wandkopf zur Vermeidung<br />

des Gleitens<br />

der Decke auf einer<br />

Trennschicht<br />

In /5/ wurden auf der<br />

Grundlage der Versuchsergebnisse<br />

aus /3/ die<br />

erforderlichen Auflasten<br />

zur Vermeidung des<br />

Gleitens der Decke auf<br />

der Trennschicht rechnerisch<br />

ermittelt. Maßgebend<br />

war in allen Fällen<br />

die Lastkombination „maximaler<br />

Winddruck + Lotabweichung“.<br />

Die Ergebnisse<br />

der Berechnungen<br />

aus /5/ sind unter Berücksichtigung<br />

eines Sicherheits<strong>bei</strong>werts<br />

γ = 3 in der<br />

Tabelle 2 zusammengefasst.<br />

Tabelle 2: Erforderliche Auflasten zur Vermeidung des Gleitens der Trennlage am Wand-<br />

Decken-Knoten /5/. Baustoffe: Hochlochziegel, Bitumenbahn R 500 - DIN 52 128<br />

Wanddicke<br />

in mm<br />

erforderliche Auflast<br />

in kN/m<br />

175 11,2<br />

240 11,2<br />

300 14,7<br />

365 17,9<br />

Die Werte der Tabelle 2 entsprechen etwa den am Wandkopf unterhalb der Dachdecke vorhandenen<br />

Auflasten <strong>bei</strong> üblichen Mauerwerkbauten mit geneigtem Dach.<br />

Zusammenfassung<br />

Zur Vermeidung <strong>von</strong> Horizontalrissen<br />

in Außenwänden<br />

ist <strong>bei</strong> monolithischem<br />

<strong>Ziegelmauerwerk</strong><br />

immer eine Trennung<br />

im Wand-Decken-<br />

Knoten vorzusehen.<br />

Diese Trennung sollte im<br />

Regelfall durch das Einlegen<br />

einer geeigneten<br />

Trennlage, z. B. Dachdichtungsbahn<br />

R 500,<br />

erfolgen. Ähnliche Effekte<br />

sind auch mit einer sehr<br />

exakt ausgeführten Mörtelabgleichschicht<br />

zu erreichen.<br />

Keinesfalls darf<br />

eine Ortbeton-Dachdecke<br />

direkt in die Lochungen<br />

der Ziegeln betoniert<br />

werden.<br />

Bei einer zusätzlich eingelegten<br />

Trennschicht ist<br />

sicherzustellen, dass<br />

diese Schicht nicht als<br />

Gleitlager wirken kann<br />

und damit eine<br />

grundlegende Forderung<br />

der DIN 1053-1 verletzt.<br />

In diesem Fall müsste am<br />

Wandkopf ein Ringbalken<br />

ausgeführt werden.<br />

Wenn die Mindestauflasten<br />

nach Tabelle 2<br />

eingehalten werden, ist<br />

da<strong>von</strong> auszugehen, dass<br />

eine Trennschicht aus<br />

Dachdichtungsbahnen<br />

R500 oder Polyoefin-<br />

Bahnen nicht als Gleitlager<br />

wirkt und damit<br />

keine zusätzlichen Maßnahmen<br />

am Wandkopf (z.<br />

B. Ringbalken) erforderlich<br />

sind.<br />

Literatur<br />

1/ DIN 1053-1 11.1996<br />

Mauerwerk<br />

/2/ DIN 18530 3.1987 Massive<br />

Deckenkonstruktionen<br />

für Dächer. Planung und<br />

Ausführung.<br />

/3/ Kirtschig, K.; Anstötz,<br />

W.: Ermittlung der Reibungs<strong>bei</strong>werte<br />

<strong>von</strong> Feuchtesperrschichten.<br />

Hannover,<br />

1990<br />

/4/ Bestimmung der Scherfestigkeit<br />

<strong>von</strong> Feuchtesperrschichten<br />

im Mauerwerk:<br />

Prüfbericht Nr. 972120 der<br />

MPA Bau Hannover.<br />

/5/ IB Zilch + Bierwirth: Gutachten<br />

zur Ausbildung des<br />

Wand-Dec??ken-Knotens<br />

mit Trennlage.<br />

Bonn, 18. Januar 1999<br />

Dr. My-GdJ AMz<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft Mauerziegel e. V., Schaumburg-Lippe-Str. 4, 53113 Bonn, Tel. 0228-91493-24, Fax -91493-12<br />

Email: argemauerziegel@ziegel.de Internet: http://www.ziegel.de<br />

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