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porno? infos zur pornografisierung - Uns geht's ums Ganze

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ALLES PORNO?<br />

INFOS ZUR PORNOGRAFISIERUNG<br />

Basics zum Pornokonsum<br />

Pornos sind normal und Bestandteil des<br />

alltäglichen Medienkons<strong>ums</strong> männlicher<br />

Jugendlicher. Die Zahlen über Jugendliche, die<br />

schon einmal mit <strong>porno</strong>grafischen Internetseiten<br />

in Berührung gekommen sind, schwanken:<br />

JIM-Studie: 2000 – 30%, 2001 – 38%, 2004 –<br />

45%.<br />

2007/08: 93% der männlichen und 61% der<br />

weiblichen jugendlichen (16-19 Jahre). 47%<br />

der Jungen „(fast) täglich“ oder „mehrmals<br />

täglich“. (Studie von Weber/Daschmann, 2010)<br />

BRAVO-Dr. Sommer-Studie, 2009: 2/3 der<br />

Jugendlichen (11-17 Jahre)<br />

Die Häufigkeit der Nutzung ist abhängig von<br />

Zustimmung bzw. Ablehnung, Alter und einer<br />

aktuellen sexuellen Beziehung. In der Regel<br />

beginnt der Pornokonsum bei Jungen mit 12/13<br />

Jahren und dient Erregung/Masturbation,<br />

Wissensgewinn, sozialer Integration sowie<br />

Unterhaltung/gegen Langeweile.<br />

Definition „Pornografie“ (BGH)<br />

„Einfache“ Pornografie<br />

Als <strong>porno</strong>grafisch ist eine Darstellung anzusehen,<br />

wenn sie unter Ausklammerung aller sonstigen<br />

menschlichen Bezüge sexuelle Vorgänge in grob<br />

aufdringlicher, anreißerischer Weise in den<br />

Vordergrund rückt und ihre Gesamttendenz<br />

ausschließlich oder überwiegend auf das lüsterne<br />

Iinteresse des Betrachters an sexuellen Dingen<br />

abzielt.“<br />

Harte Pornografie<br />

Kinder-, Gewalt- und Tier<strong>porno</strong>grafie<br />

Auch Mädchen erleben Pornografie als alltägliche<br />

Interneterfahrung, mit der sie in Berührung<br />

kommen, sie lehnen sie aber als „eklig“ und<br />

„abstoßend“ ab und haben geringere Kenntnisse.<br />

Begründet wird der Konsum von Mädchen als<br />

auch Jungs mit einem biologistischen<br />

Geschlechtermodell: Jungen haben Triebe und<br />

sind „notgeil“, Mädchen haben diese Triebe nicht<br />

und brauchen demnach auch keine Pornos.<br />

Unterschiedliche Definition und Bewertung von Pornos bei<br />

Mädchen und Jungen<br />

Jungen:<br />

Für sie sind „Erotik“ (=Fotos von Körpern) und<br />

„Pornografie“ (=Videos von Geschlechts-verkehr<br />

oder Masturbation) im Rahmen des Normalen.<br />

Eine Grenze wird dann überschritten, wenn es um<br />

„Abstoßendes/Extremes“ wie Gewalt- oder<br />

Ekel<strong>porno</strong>s geht.<br />

Mädchen:<br />

Akzeptabel ist für sie „schöne“ Erotik/ Soft<strong>porno</strong>s,<br />

abgelehnt werden „nuttige“/ “<strong>porno</strong>grafische“<br />

Darstellungen von Nacktheit sowie „Pornografie“<br />

(= Geschlechts-verkehr, Sodomie, Fäkal<strong>porno</strong>s)


Mädchen und Druck – Auswirkungen des Pornokons<strong>ums</strong><br />

Jugendliche erleben ihr Erstes Mal im Schnitt mit<br />

16/17 Jahren und damit nicht früher als in den<br />

letzten Jahrzehnten.<br />

Pornokonsum führt nicht unbedingt <strong>zur</strong> häufig<br />

prophezeiten sexuellen Verwahrlosung (wie etwa<br />

Bernd Siggelkow und Wolfgang Büscher von der<br />

Berliner „Arche“ in ihrem Buch „Die sexuelle<br />

Tragödie“), sondern eher zu einer sexuellen<br />

Verunsicherung.<br />

Mädchen und Jungen orientieren sich an Pornos<br />

und vergleichen ihr Sexualleben und Aussehen<br />

mit dem, was sie dort sehen.<br />

Super-Porno-Sex vs. romantisierte Liebe – Der Umgang mit Sexualität<br />

Sexuelle Inhalte in Medien drängen zu frühem<br />

Sex. Je höher der Pornokonsum, desto eher ist<br />

Sex etwas, das man eben aus Spass macht.<br />

Pornos verwirren die gegenseitigen Erwartungen<br />

von Mädchen und Jungen. Mädchen wollen sexy<br />

sein und den Jungs gefallen, sie wollen mit Sex<br />

warten, die Jungen nicht und Mädchen tun es<br />

dann für die Jungs.<br />

Mädchen stehen zwischen Super-Porno-Sex und<br />

einer romantisierten Liebe (siehe die riesigen<br />

Erfolge von „Twilight“ mit einer klaren „Kein Sex<br />

vor der Ehe“-Botschaft), sie stehen zwischen<br />

verschiedenen Erwartungen und haben nur die<br />

altbekannte Alternative „Hure oder Heilige“. Die<br />

Angst vor einem Schlampen-Image ist groß.<br />

Die sexuelle Verunsicherung ist auch ein<br />

Schichtenproblem. V.a. Hauptschülerinnen suchen<br />

Sex in festen, aber häufig instabilen und<br />

wechselnden Beziehungen. Der erste Sex findet<br />

dann im Schnitt nach 4 Wochen statt. Aufklärung<br />

findet oft nicht statt, weil „die ja schon alles<br />

wissen“.<br />

„Are you hot or not?“ – Pornochic / Pornoästhetik<br />

Attraktivität und Sexy-sein ist sehr wichtig,<br />

Mädchen sehen sich von außen, mit männlichem<br />

Blick und dem ständigen Gefühl, unter<br />

Beobachtung zu stehen und bewertet zu werden<br />

(wie es ja auf Facebook & Co. durchaus der Fall<br />

ist). Sie nehmen sich als Objekt wahr.<br />

Nahezu jede Frauendarstellung in Filmen,<br />

Musikclips, Werbung, Magazinen etc. ist<br />

sexualisiert.<br />

Mädchen (und ebenso Jungen) werden von dieser<br />

„Datenbank voller visueller Forderungen“ (Ariadne<br />

von Schirach) im Kopf unter Druck gesetzt, die<br />

Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen sinkt.<br />

2006 waren noch 70% der 16/17-jährigen mit<br />

ihrem Äußeren zufrieden, 2009 nur noch 55%.<br />

(BRAVO-Studie).<br />

Mädchen versuchen, dem Körperideal, einem<br />

„Plastiktraum in Pink“ (Johannes Gernert), zu<br />

entsprechen und reagieren mit Essstörungen und<br />

einem wachsenden Wunsch nach Schönheits-OPs.<br />

Fast 1/3 der 11-17-jährigen Mädchen haben<br />

Essstörungen, Schönheits-OPs werden in<br />

Sendungen wie „I want a famous face“ oder „The<br />

swan“ als normale Möglichkeit dargestellt.<br />

Die Übersexualisierung beginnt schon bei kleinen<br />

Mädchen, für die es bereits Netzstrümpfe,<br />

Kunstnägel oder Strip-Stangen-Sets zu kaufen<br />

gibt. Kinderfernseh-Charaktere entsprechen völlig<br />

wahnsinnigen Schönheitsidealen.


Das Normale wird eklig - Intimzone<br />

Je häufiger der Pornokonsum, desto eher rasieren<br />

sich Mädchen und junge Frauen im Intimbereich.<br />

81% der 18-25-jährigen Frauen epilieren sich die<br />

Schamhaare (Studie der Uni Leipzig) und 65% der<br />

Mädchen (BRAVO-Studie).<br />

Schamhaare werden als ekelig empfunden, sie<br />

sind unhygienisch und stören beim Sex.<br />

Durch Intimrasur werden plötzlich bisher<br />

verhüllte „Problemzonen“ sichtbar (z.B. zu große<br />

innere Schamlippen) und führt zum steigenden<br />

Wunsch nach Intimchirurgie („Designer-Vagina“).<br />

Der verhängnisvolle Zusammenhang <strong>zur</strong><br />

Genitalverstümmelung macht nachdenklich.<br />

Mädchen wollen aussehen wie sexy Mädchen und<br />

manche Frauen wie kleine Lolitas.<br />

Hinter dem Trend <strong>zur</strong> Intimrasur steckt neben<br />

dem Einfluss der Pornografie auch der Versuch,<br />

Erwachsene zu schocken (so der Sexualpädagoge<br />

Michael Hummert), sowie wirtschaftliche<br />

Interessen von Enthaarungscreme-Firmen etc.<br />

„Irgendwo da unten“ – Distanz zum eigenen Körper<br />

Beeinflusst durch Schönheitsideale, ist Hygiene<br />

für Mädchen sehr wichtig, Körpergerüche sind<br />

tabu, es geht darum, rein und neutral zu sein.<br />

Viele Mädchen haben sich noch nie im<br />

Intimbereich angefasst, bevor sie das erste Mal<br />

erleben.<br />

Beim Sex erleben sie häufig keinen Orgasmus und<br />

simulieren ihn dann laut stöhnend nach dem<br />

Porno-Vorbild aus Angst, dass mit ihnen etwas<br />

nicht stimmt. Mit ihrem Partner reden sie nicht<br />

über Sex.<br />

„Du bist so <strong>porno</strong>!“ - Sprache<br />

Sexualisierten Sprachspiele sind an sich keine<br />

Erfindung des 21. Jahrhunderts. Jugendsprache<br />

sucht schon immer nach Grenzen und dazu<br />

gehört Pornografie und Sexualität.<br />

Worte haben nicht mehr ihre sexuelle ursprüngliche<br />

Bedeutung, „gangbang“, „Blowjob“, „Bitch“<br />

oder eben „<strong>porno</strong>“ (im Sinne von „toll“, aber auch<br />

„scheiße“) sind Teil der alltäglichen Sprache.<br />

Texte von „Porno-Rappern“ wie Frauenarzt, King<br />

Orgasmus One, Sido oder Bushido unterstützen<br />

die Pornografisierung von Sprache,<br />

Geschlechterrollen und Wertvorstellungen.<br />

Wenn das Private öffentlich wird – „Sexting“ und sexuelle Übergriffe im<br />

Netz<br />

„Sexting“, also das (un)freiwillige Verbreiten von<br />

Fotos oder Videos, nimmt zu, v.a. als Form der<br />

Rache nach Trennung. Angezeigt wird kaum,<br />

obwohl es seit 2008 mit dem Straftatbestand der<br />

Verbreitung von Jugend<strong>porno</strong>grafie möglich wäre.<br />

Fast die Hälfte der Mädchen haben in Chats<br />

sexualisierte Namen („Porno-Barbie“ etc.) und<br />

haben keine Ahnung, wen sie damit anziehen.<br />

Über 50% der Jugendlichen haben bereits<br />

Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen in Chats.

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