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die <strong>ZWIEBEL</strong> 06/2012 ein mensch<br />

Tage der Neuen Musik. Er plante das nächste<br />

Festival mit der Komposition „Buch der<br />

Sterne“ von Wilfried Hiller. Eine Stunde Musik<br />

mit vielen kurzen Stücken für Klavier, zum<br />

großen Teil recht dissonant, geplant als Kinderkonzert.<br />

„Die Aufgabe war, diese Stücke,<br />

in denen anscheinend kein Ton zum anderen<br />

passte, zu bebildern. Doch wie illustriert man<br />

zum Beispiel ‚Pegasus‘ nur mit Lichtbrechungen<br />

– und dann noch so, dass es Kinder interessiert?<br />

Darum haben wir eine Geschichte<br />

konstruiert um ein Raumschiff, das im Welt-<br />

„Ich haBE KEInE anGst Vor KonKurrEnZ. das Land Kann<br />

LocKEr noch 30 odEr 40 schattEnsPIELEr VErtraGEn.“<br />

all SOS-Signale aussendet und mit den Sternbildern<br />

als Leuchtfeuer heim gelotst wird. So<br />

hat es funktioniert!“<br />

Diese Inszenierung führt direkt zu den gegenwärtigen<br />

Projekten, an denen Götz arbeitet.<br />

„Ich will keine Geschichte mehr machen<br />

mit 20 bis 30 Figuren, sondern schauen, was<br />

passiert mit einem Objekt, wenn ich 10 verschiedene<br />

Lichter habe. Was macht Halogen<br />

damit, vieleicht mit Farbe oder Strukturglas?<br />

Was verändert sich durch LED-Licht? Was bewirkt<br />

ein sandgestrahltes Glas, das ich mit<br />

einem Laser so anleuchte, dass sich der Strahl<br />

teilt? Das betrifft schon mehr den Bereich der<br />

Lichtkunst.“<br />

dIE schönhEIt dEs LIchts<br />

Im WoLfsBurGEr musEum<br />

Doch will der Künstler dabei nicht in Richtung<br />

einer Ausstellung gehen, sondern zum<br />

Beispiel Lesungen oder Vorträge begleiten,<br />

wie kürzlich im E.T.A. Hoffmann-Theater bei<br />

„Bamberg liest“. Das ist nicht nur Lichtkunst<br />

an sich, sondern lässt thematische Arbeiten<br />

zu. „Wenn morgen die Floristen in Bamberg<br />

einen Kongress machen, kann ich ihnen passende<br />

Bilder liefern, die einen eigenen kulturellen<br />

Beitrag in ihrem Ablauf darstellen.“<br />

In Kürze wird eine Website entstehen mit<br />

Videos und Beispielen. Dazu passt auch das<br />

Engagement als Berater des Wolfsburger<br />

Wissenschaftsmuseums Phæno. Im November<br />

startet dort eine Ausstellung „Licht und<br />

Schatten“ unter Mitarbeit von Götz mit einer<br />

halbstündigen Show „best of light“, in der<br />

es vor allem darum geht, die Schönheit des<br />

Lichts zu zeigen.<br />

Mit zunehmender Erfahrung<br />

ist dem Lichtkünstler auch die<br />

Weitergabe seines Könnens<br />

wichtig. Schon seit 2004 gibt er gefragte<br />

Workshops auf dem Internationalen Schattentheaterfestival<br />

in Schwäbisch Gmünd,<br />

außerdem einwöchige Basiskurse in Bamberg<br />

zum Handwerkszeug: Lichtquellen und<br />

Finsternis. In einem Aufbaukurs lernen die<br />

Teilnehmer Dramaturgie, Erzählen, Timing<br />

und mehr. „Ich habe keine Angst vor Konkurrenz.<br />

Dieses Land kann locker noch 30 bis 40<br />

Schattenspieler vertragen. Ich finde das gut,<br />

wenn es so käme, darum gebe ich in den Kursen<br />

alles preis. Die Voraussetzungen sind nur<br />

Neugier und Feuer.“ Die Teilnehmerschar ist<br />

international: „Mit dem Rüstzeug aus meinen<br />

Workshops gehen die Teilnehmer auf<br />

ihre eigene Reise. In Cork, Irland und Kuala<br />

Lumpur, Malaysia entstehen gerade zwei<br />

Stadtgeschichten, wie ich sie spiele. In London<br />

ist ein festes Schattentheater gegründet<br />

worden, das erste in England. Alles meine<br />

Kursteilnehmer. Auf lange Sicht passiert was,<br />

und das ist schön!“<br />

In Bamberg hingegen sorgt die Stadtgeschichte<br />

in der Alten Hofhaltung auch im<br />

achten Jahr für ein volles Haus. Mit spannenden<br />

Erzählungen und Dialogen, mit Mu-<br />

sikeinspielungen, vor allem aber mit seinen<br />

faszinierenden Licht- und Schatteneffekten<br />

bringt Norbert Götz in drei Aufführungen<br />

pro Wochenende die Historie auf die kleine<br />

Bühne. Jede Epoche hat ihre Seite in seinem<br />

Geschichtsbuch der Stadt, und er sieht das<br />

Stück als Liebeserklärung an seine Wahlheimat,<br />

die auch die dunklen Kapitel nicht auslässt.<br />

Das macht das Schauspiel spannend<br />

wie einen Krimi – und bisweilen auch recht<br />

grausam, weshalb es eine Extrafassung für<br />

Kinder gibt. Für Einheimische wie Touristen<br />

ein kulturelles Highlight, für den Theatermacher<br />

ein großes Geschenk: „Die Stadtgeschichte<br />

gibt mir die Freiheit, mir für meine<br />

anderen Arbeiten so viel Zeit zu nehmen, wie<br />

ich sie brauche. Dafür bin ich sehr dankbar.“<br />

Sie ist oft, aber nicht immer ausverkauft, und<br />

das freut den Theatermacher, denn so haben<br />

Besucher tatsächlich noch eine Chance, auch<br />

Karten zu erhalten.<br />

Das helle morgendliche Licht ist praller Mittagssonne<br />

gewichen, das Frühstück abgeräumt.<br />

In welchem Licht sieht Norbert Götz<br />

seine Arbeit? „Ein älterer Freund hat einmal<br />

zu mir gesagt: ‚Du musst Dein Leben sehen<br />

wie ein einziges Werk. Was Du in Deinem<br />

Leben machst, ist Dein Lebenswerk. Darin<br />

gehst Du von Punkt zu Punkt weiter. Das hat<br />

mir sehr geholfen. Und als ich eines Tages –<br />

ohne besonders religiös zu sein – einmal die<br />

Bibel aufschlug, stand dort wie für mich geschrieben:<br />

Wie ein Licht soll Dein Werk leuchten<br />

vor dem Herrn. Daran arbeite ich täglich.“<br />

[hb] Fotos: Sonja Krebs<br />

Theater der Schatten – Norbert Götz<br />

Karten für die Bamberger Stadtgeschichte<br />

von Mai bis Oktober, Sa 17.00 und 19.30 Uhr,<br />

So 11.00 Uhr, nur beim TKS,<br />

Tel. 0951/2976-200<br />

www.theater-der-schatten.de<br />

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