queo Newsletter

26 queo group
Wer Severin Taranko
Womit Flugzeug
Wann September 2010
Was Festival/Selbstverwirklichung
Jedes Jahr Ende August finden sich zehntausende
Menschen mitten in der Wüste
Nevadas zusammen, um beim Burning
Man Festival Kunst zu schaffen, Kreativität
zu leben und sich selbst zu verwirklichen.
Aus der Idee einer kleinen Gruppe
um Larry Harvey 1986 entwickelte sich
ein riesiges Ereignis mit mehr als 50.000
Anhängern aus der ganzen Welt. Dieses
Jahr war ich Teil dieses einzigartigen
Spektakels, das mich faszinierte, seitdem
ich die ersten Videos bei Youtube
gesehen habe. Die Vorstellung mitten in
der Wüste zu sein, mit tausenden Leuten
eine Wahnsinnsparty zu feiern und
so viele verrückte und gleichzeitig inspirierende
Dinge hautnah zu erleben, ließ
mich nicht mehr los. Ich mag die Wüste,
ich mag das Gefühl unterwegs zu sein
und ich liebe ausgefallene Kunstinstallationen.
Also packte ich meinen Rucksack,
schnappte mir ein paar Freunde und fuhr
los, um dieses Event mit eigenen Augen
zu erleben. Mit dem Flugzeug ging es
nach San Francisco und von da aus mit
unserem gemieteten Jeep in die Black
Rock Dessert nach Nevada: der heutigen
Heimat des Burning Man. Hier, in einem
ausgetrockneten See, dem so genannten
Playa, lassen die Anhänger des Festivals
für acht Tage jedes Jahr aufs Neue eine
Stadt mitten in der Wüste entstehen, die
Black Rock City. Die Menschen dieses
Festivals bilden dabei eine Gemeinde, die
ihren Mitgliedern die Gelegenheit und
Herausforderung bietet, sich selbst auf
eine Weise darzustellen und zu verwirklichen,
für die der Alltag nicht genügend
Möglichkeiten bietet. Das Besondere ist
das warmherzige Miteinander innerhalb
der Community. Fast alles entsteht beim
Burning Man durch freiwillige Arbeit. Es
gibt hier weder Geld noch Konsum - nur
Austausch und viel Kreativität. Egoismus
ist hier Fehl am Platz: jeder zählt hier auf
die Hilfe der anderen und das funktioniert
gut. Ein Feuerzeug, das ich hier geschenkt
bekommen habe, erinnert mich
täglich an diese einmalige Stimmung.
Man kommt hier her um gemeinschaftlich
„Kunst zu atmen“ und etwas zu
schaffen. Niemand ist hier nur Zuschauer,
sondern kreiert etwas: ein Auto, das
so aussieht wie eine Haiflosse, ein Outfit
nur aus Lichtern – der Fantasie sind
keine Grenzen gesetzt. Die Location, die
bunten Art Cars auch Mutant Vehicles
genannt, die Art Installationen, die abgedrehten
Leute und die vielen Partys machen
das Burning Man Festival in seiner
Form einzigartig. Um dieses Event in seiner
Gesamtheit zu verstehen muss man
dabei gewesen sein. Auch ich hatte keine
Ahnung, was mich erwarten würde. Doch
was ich erlebt habe, hat mich schwer
Burning Man USA
beeindruckt: 50.000 Menschen, die aus
Idealismus alles tun, damit aus der Idee
des Burning Man diese schillernde und
lebensbejahende bunte Wirklichkeit wird,
das hat mich tief berührt.
Ein besonderer Moment war für mich die
Verbrennung des Tempels am letzten Tag.
Der Tempel ist ein Ort der Erinnerung und
Meditation, der jedes Jahr neu entsteht. Am letzten Tag versammeln
sich tausende Menschen um den Tempel und schauen zu,
wie die Flammen die Wünsche und Gedenkschreiben verzehren,
die die Besucher hinterlassen haben. Danach löst sich Black
Rock City wieder komplett auf. Das Burning Man Festival hinterlässt
keine Spuren. Etwas so wunderschönes wie die Burning
Man Community habe ich noch nie erlebt.
„Was beim Burning Man geschieht,
bleibt beim Burning Man!“