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Entwicklungs- und Handlungskonzept - Stadt Altena

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<strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 2


<strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong> <strong>Altena</strong><br />

Im Auftrag der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong><br />

Mit finanzieller Unterstützung durch die <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft AG<br />

den Kulturring <strong>Altena</strong> e. V. <strong>und</strong> den Tourismus- <strong>und</strong> Verkehrsverein <strong>Altena</strong> e. V.<br />

Gefördert mit den Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Architektur<strong>Stadt</strong>planung<strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

Hamerla I Ehlers I Gruß-Rinck I Wegmann<br />

Kanalstraße 28<br />

40547 Düsseldorf<br />

Tel 0211 – 55 02 460<br />

Fax 0211 – 57 96 82<br />

e-mail: due@archstadt.de<br />

Hans-Joachim Hamerla<br />

Henning Ehlers<br />

Jutta Gruß-Rinck<br />

Christine Wittemann<br />

Düsseldorf, Januar 2007<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 3


<strong>Altena</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 1


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 2


<strong>Entwicklungs</strong>konzept<br />

EHK <strong>Altena</strong> – Teil I<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 3


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 4


Inhalt<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept<br />

7 Ausgangssituation<br />

9 Partizipationsprozess<br />

11 Struktur <strong>und</strong> Methode<br />

21 Demografischer Wandel<br />

35 Bevölkerungsentwicklung<br />

45 Siedlungsentwicklung<br />

57 Innenstadtentwicklung<br />

57 Einzelhandel<br />

64 Städtebau <strong>und</strong> Architektur<br />

66 <strong>Stadt</strong>bild <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>gestalt<br />

71 Kultur<br />

75 Bildung - Berücksichtigung der<br />

Alters- <strong>und</strong> Sozialstruktur in der <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

82 Wirtschaft <strong>und</strong> Gewerbe<br />

91 Tourismus<br />

99 Wohnen<br />

105 Struktur- <strong>und</strong> Nutzungskonzept Innenstadt<br />

109 <strong>Entwicklungs</strong>konzept Innenstadt<br />

114 <strong>Entwicklungs</strong>konzept Bahnhofsumfeld<br />

117 „Stell dir vor“ – Leitprojekte<br />

117 Vitale Innenstadt<br />

121 Attraktiver Markaner<br />

123 Innenstadt zur Lenne – Lenne zur Innenstadt<br />

125 Zentrum der Begegnung<br />

127 Qualität für Städtebau <strong>und</strong> Architektur<br />

129 Aktionsbündnis Wirtschaft<br />

133 Entwicklung der Brachflächen<br />

137 Kommunales Baulandmanagement<br />

141 Wohnen in <strong>Altena</strong><br />

147 <strong>Altena</strong> – touristische Metropole im Märkischen Kreis<br />

151 Der Bahnhof <strong>und</strong> sein Umfeld<br />

Maßnahmenkonzept<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 5


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 6


Ausgangssituation<br />

Die idyllische Lage <strong>Altena</strong>s, nahezu im geografischen Mittelpunkt des Märkischen<br />

Kreises <strong>und</strong> im tief eingeschnittenen Flusstal der Lenne, kann nicht über die Folgen<br />

des erheblichen Strukturwandels der letzten Jahrzehnte hinweg täuschen.<br />

<strong>Altena</strong> leidet unter dem demografischen Konflikt, dem Rückgang der Einwohnerzahlen<br />

<strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Schrumpfung fast aller <strong>Stadt</strong>funktionen, des<br />

Wohnens, der öffentlichen <strong>und</strong> privaten Versorgung sowie der industriellen <strong>und</strong><br />

gewerblichen Wirtschaft.<br />

Die soziale, ökologische <strong>und</strong> ökonomische Modernisierung bedeutet eine große<br />

Herausforderung, der sich die <strong>Stadt</strong>gesellschaft <strong>und</strong> die Politik mit besonderem<br />

Engagement nun gemeinsam stellen müssen.<br />

Der unmittelbare Handlungsbedarf unter den geänderten Rahmenbedingungen<br />

ergibt Aufgaben, die mit tradierten Vorgehensweisen nicht mehr zu bewältigen<br />

sind. Das eigene Ego hat sich in der <strong>Stadt</strong>entwicklung dem Gemeinschaftswerk<br />

unterzuordnen <strong>und</strong> unter dem Motto „anders denken“ neue Wege zu gehen.<br />

<strong>Altena</strong> steht nicht allein mit den Problemen der internationalen Ausrichtung der Finanzmärkte,<br />

der Integration unterschiedlicher Länder in ein Europa <strong>und</strong> den weltweiten<br />

Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung. Aber wenn die Zukunftsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Lebensqualität der <strong>Stadt</strong> im Wettbewerb positiv gestaltet werden sollen,<br />

so sind besondere interdisziplinäre <strong>und</strong> partizipative Anstrengungen nötig, um<br />

flexibel die<br />

• Aufwertung innerstädtischer Funktionen <strong>und</strong> Nutzungen, besonders des<br />

Einzelhandels<br />

• Aufenthaltsqualität durch eine qualitätvolle Vielfalt des Angebots <strong>und</strong><br />

• städtebaulich-architektonische Vorzüge besonders der Innenstadt<br />

• Konzentration <strong>und</strong> Besonderheiten des kulturellen Angebots im regionalen<br />

Kontext<br />

• Entwicklung von Industrie <strong>und</strong> Gewerbe<br />

• Zusammenarbeit innerhalb der Industrie <strong>und</strong> mit gesellschaftlich engagierten<br />

Gruppen<br />

• Qualität <strong>und</strong> Quantität des Wohnraumangebots wie die<br />

• Steigerung von Tourismus als Wirtschaftsfaktor<br />

angehen zu können.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 7


Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist die Erarbeitung eines „<strong>Entwicklungs</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Handlungskonzept</strong>“, in dem die bisher erarbeiteten Gr<strong>und</strong>lagen, Perspektiven<br />

<strong>und</strong> Ziele mit den aktuell formulierten Programmen, Fachplanungen von Architektur<strong>Stadt</strong>planung<strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

HamerlaIEhlersIGruß-RinckIWegmann <strong>und</strong> Anregungen<br />

besonders aus den Foren (s. Partizipationsprozess) zusammengeführt<br />

<strong>und</strong> vernetzt werden. Zwei Schwerpunkte liegen dabei besonders in der Erarbeitung<br />

des touristisch bezogenen <strong>Stadt</strong>marketingkonzeptes <strong>und</strong> der Aktivierung des<br />

Bahnhofsumfelds.<br />

Die Bevölkerung der <strong>Stadt</strong> ist in die Formulierung eines aktiven <strong>und</strong> realistischen<br />

Vorgehens in der <strong>Stadt</strong>entwicklung kontinuierlich einzubinden <strong>und</strong> der bereits vorhandene<br />

bürgerschaftliche Einsatz zu forcieren <strong>und</strong> (öffentlich) anzuerkennen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 8


Partizipationsprozess<br />

Seit Ende des Jahres 2005 begleitet die Anstrengungen der <strong>Stadt</strong> zur Behebung<br />

der Auswirkungen des demografischen Wandels ein intensiver Partizipationsprozess,<br />

der einen elementaren Teil des <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>s darstellt.<br />

In ihn sind alle wichtigen Akteure in der <strong>Stadt</strong> involviert. Neben fachlich relevanten<br />

Aussagen wurden ebenso persönliche Meinungen zur <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

aufgenommen.<br />

Diese Vorgehensweise ergibt die Chance, vorhandene Leistungsfähigkeit zu bündeln<br />

<strong>und</strong> Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation zu fordern <strong>und</strong> zu fördern. Beides ergibt<br />

Synergien, die ein interdisziplinäres Miteinander statt des tradierten Nebeneinanders<br />

von Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Verbänden <strong>und</strong> Vereinen motivieren.<br />

Diese Strategie, gemeinsam die Erarbeitung des <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>s<br />

vom „ersten Tag“ an vorzunehmen, löste einen nachhaltigen <strong>Entwicklungs</strong>prozess<br />

aus. Die daraus abgeleiteten fachlichen Maxime wurden mit der<br />

Bürgerschaft diskutiert <strong>und</strong> sollten schrittweise im Sinne einer Selbstbindung von<br />

den städtischen Gremien mit möglichst breiter Mehrheit beschlossen werden. Bei<br />

engen finanziellen Spielräumen der öffentlichen Hand gibt sich die <strong>Stadt</strong> damit ein<br />

Programm, mit dem ihre Zukunftsfähigkeit durch inhaltliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Effizienz<br />

mittelfristig gewährleistet werden kann.<br />

Gespräche mit örtlichen Akteuren<br />

Parallel zu den Analysen <strong>und</strong> der Bewertung vorliegender Untersuchungen <strong>und</strong><br />

Gutachten wurden örtliche Akteure zu den Stärken <strong>und</strong> Schwächen der <strong>Stadt</strong> befragt.<br />

Die Fragen waren, thematisch differenziert, einzelnen Sektoren zugeordnet.<br />

Die Gespräche wurden im September 2005 mit 51 Schlüsselpersonen <strong>und</strong> besonderen<br />

Meinungsträgern in sechs R<strong>und</strong>en gestartet:<br />

• Kommunalpolitik<br />

• Gesamtstadt: Entwicklung, Dörfer, Vereine<br />

• Presse<br />

• <strong>Stadt</strong>entwicklung: Schwerpunkt Innenstadt; Wirtschaft, Gewerbe<br />

• Innenstadtentwicklung, <strong>Stadt</strong>marketing <strong>und</strong> Tourismus<br />

• Kultur, Bildung, Soziales<br />

Die einzelnen Akteure wurden nicht als Interessenvertreter ihrer jeweiligen Institution<br />

gesehen, sondern vielmehr als lokale <strong>und</strong> für <strong>Altena</strong> engagierte Experten.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 9


Zukunftserwartungen, Handlungsnotwendigkeiten <strong>und</strong> -ansätze wurden in die öffentliche<br />

Diskussion gestellt. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, sie zeigen<br />

jedoch deutlich das Meinungsspektrum <strong>und</strong> mehrheitlich getragene Auffassungen<br />

bzw. Problemdefinitionen (s. Dokumentation „Ergebnisse der Gespräche mit örtlichen<br />

Akteuren, Oktober 2005).<br />

Zusammen mit ersten Resultaten aus Analysen <strong>und</strong> sektoralen Untersuchungen<br />

von ASS wurden ein Leitbild, erste Beurteilungen <strong>und</strong> Zielvorstellungen <strong>und</strong> Handlungsfelder<br />

in einem Workshop, Anfang November 2005, den in den Prozess Involvierten<br />

vorgestellt. Dabei handelte es sich sowohl um die Einschätzung der Potenziale<br />

wie die Benennung der Defizite – besonders der Innenstadt – aus örtlicher<br />

wie der gutachterlichen „Außen“-Sicht.<br />

Gründung der Foren<br />

Die Ergebnisse wurden in das <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong> eingearbeitet.<br />

Die Dichte <strong>und</strong> Vielschichtigkeit der Probleme <strong>und</strong> Konflikte in <strong>Altena</strong> erforderte<br />

eine tiefergehende Ursachenforschung. Sie fand statt in mehreren Sitzungen<br />

der Foren zu den Themen<br />

• Innenstadt<br />

• Kultur<br />

• Wohnen <strong>und</strong><br />

• Gewerbe <strong>und</strong> Industrie<br />

<strong>und</strong> Einzelgesprächen zum Sektor Tourismus wie zur Nutzung <strong>und</strong> Gestaltung<br />

des Bahnhofsumfelds.<br />

Die Kreativität in Lösungsvorschlägen <strong>und</strong> der Ideenreichtum in den Foren mündete<br />

– inklusive der fachlichen Prämissen - in ein städtebauliches Konzept, das,<br />

zusammen mit den Untersuchungsergebnissen, im „Bürgerforum <strong>Altena</strong>“, Ende<br />

Oktober 2006 vom Büro ASS präsentiert <strong>und</strong> sehr positiv aufgenommen <strong>und</strong> diskutiert<br />

wurde.<br />

Leider wurden jedoch Jugendliche nicht in den Prozess eingeb<strong>und</strong>en. Die Gründe<br />

dafür sind zu erforschen <strong>und</strong> zukünftige Partizipationsmöglichkeiten zu benennen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 10


Struktur <strong>und</strong> Methode<br />

Das <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong> ist für <strong>Altena</strong> ein Orientierungsrahmen<br />

<strong>und</strong> strategisches Instrument in der Innenstadtentwicklung. Es ist fortschreib- <strong>und</strong><br />

modifizierbar, um auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren zu können bzw.<br />

zu agieren, bevor es zu spät ist, soll zielorientierte <strong>und</strong> vernetzte Lösungsansätze<br />

aufzeigen <strong>und</strong> fachübergreifende Arbeits- <strong>und</strong> Handlungsebenen schaffen.<br />

Voraussetzung war <strong>und</strong> ist weiterhin die interdisziplinäre Vorgehensweise mit einer<br />

überdurchschnittlich ausgeprägten Zusammenarbeit mit den Menschen der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Altena</strong>. Die intensive, offene <strong>und</strong> transparente Interaktion mit der Verwaltung <strong>und</strong><br />

den Akteuren aus Institutionen, Verbänden, Vereinen, Politik, Einzelhandel <strong>und</strong><br />

Bürgerschaft in den Foren ermöglichte das differenzierte Erkennen <strong>und</strong> Thematisieren<br />

von Problemen <strong>und</strong> Konflikten aber auch das Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten,<br />

konkreten Maßnahmen <strong>und</strong> persönlichem Engagement bzw. notwendigen<br />

Organisationsstrukturen zur Umsetzung des <strong>Handlungskonzept</strong>s.<br />

Aus den anfänglichen Gesprächsr<strong>und</strong>en, ersten Analysen der Bestandsuntersuchungen,<br />

der Bewertung der Potenziale <strong>und</strong> Restriktionen, Gutachten, Planungen<br />

<strong>und</strong> Programme <strong>und</strong> den daraus abgeleiteten ersten Beurteilungen ergaben sich<br />

das Leitbild <strong>und</strong> erste Ziele, die das Leitbild aufsplitten <strong>und</strong> die gesamte Bandbreite<br />

der entwicklungsrelevanten Themen aufzeigen. Ständige Rückkopplungen<br />

zwischen den erarbeiteten Inhalten <strong>und</strong> formulierten Zielen, Erfolgskontrolle <strong>und</strong><br />

Überarbeitungen führten im Gesamtverfahren zu einer stetigen Präzisierung durch<br />

das Planungsbüro <strong>und</strong> einer gemeinsam entwickelten <strong>und</strong> getragenen Basis, die<br />

im <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong> dokumentiert ist.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 11


Leitbild<br />

Tradition <strong>und</strong> Zukunft gründen<br />

in<br />

• Burg, Fluss, Landschaft <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong><br />

Tradition <strong>und</strong> Zukunft verbinden<br />

durch<br />

• eine historisch bewusste <strong>und</strong> funktional wie städtebaulich-architektonisch<br />

ausgeprägte Selbstdarstellung<br />

• eine eigenständige attraktive (Innen-)<strong>Stadt</strong> mit lebensfähigen Ortsteilen<br />

• ein vielfältiges, niveauvolles Einzelhandels-, Gastronomie- <strong>und</strong> Freizeitangebot<br />

• ein anziehendes Tourismusangebot<br />

• eine Stärkung der bestehenden als integraler Bestandteil einer innovativen<br />

Neuorientierung der Wirtschaft(-sstruktur)<br />

Tradition <strong>und</strong> Zukunft bewirken<br />

eine<br />

• hohe Wohn- <strong>und</strong> Lebensqualität für alle Teile der Bevölkerung<br />

Ziele<br />

1. Geschichte der <strong>Stadt</strong> mehr hervorheben <strong>und</strong> publizieren<br />

2. Historische <strong>Stadt</strong>kontur <strong>und</strong> Bebauung wahren <strong>und</strong> profilieren<br />

3. Eigenständigkeit <strong>und</strong> Unverwechselbarkeit durch Topographie, Burg, Lenne<br />

<strong>und</strong> Landschaft in sämtliche <strong>Entwicklungs</strong>ziele einbeziehen<br />

4. Auswirkungen des demografischen Wandels bei allen Perspektiven berücksichtigen<br />

5. Konzentration auf die Ges<strong>und</strong>heit der Innenstadt, ohne deren positive Entwicklung<br />

keine Synergien für die einzelnen Ortsteile möglich sind<br />

6. Lenne räumlich-funktional in die Innenstadt einbinden: <strong>Altena</strong> als <strong>Stadt</strong> am<br />

Fluss entwickeln<br />

7. <strong>Stadt</strong>bild verbessern, mit den Schwerpunkten Fußgängerzone, an der Lenneuferstraße<br />

<strong>und</strong> an den Eingangstoren der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> Innenstadt<br />

8. Zentralität der <strong>Stadt</strong> erhöhen, besonders die Attraktivität als Einkaufsstadt<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 12


9. Attraktivität der Innenstadt steigern, Leerstand beseitigen, räumliche Nutzungsschwerpunkte<br />

bilden, Tendenzen zur Beliebigkeit von Einzelhandel<br />

<strong>und</strong> Gastronomie – auch in räumlicher Zuordnung – minimieren sowie Qualität<br />

<strong>und</strong> Quantität der Angebote erhöhen<br />

10. Unter Berücksichtigung untergenutzter <strong>und</strong> brachliegender Gebäude <strong>und</strong><br />

Flächen, besonders auch des Bahnhofs die Nutzungsvielfalt – Einzelhandel,<br />

Gastronomie, Freizeit – erhöhen<br />

11. Räumlich-funktionale Verknüpfungen zwischen der Burg <strong>und</strong> der Innenstadt<br />

schaffen<br />

12. Urbanität in der Innenstadt erhöhen, Aufenthaltsqualität steigern<br />

13. Zentrale Angebote unter Berücksichtigung des spezifischen Standorts mit<br />

dem Ziel der Kaufkraftbindung in der Innenstadt konzentrieren<br />

14. Qualität des Wochenmarktes sichern bzw. erhöhen <strong>und</strong> Synergieeffekte für<br />

die gesamte Innenstadt ermöglichen<br />

15. Unter Berücksichtigung der Aktivierung entbehrlicher (Bahn-)Flächen <strong>und</strong><br />

des Bahnhofs die Nutzungsvielfalt – Einzelhandel, Gastronomie, Kultur –<br />

erhöhen<br />

16. Touristische Aktivitäten professionell steuern<br />

17. Beherbergungsgewerbe im Zusammenhang mit verstärkten Bemühungen<br />

im Fremdenverkehr ausbauen<br />

18. Freizeitwert der umgebenden Landschaft erhöhen<br />

19. Vielfältiges Kulturangebot zur Profilierung <strong>Altena</strong>s durch professionelle Konzentration<br />

<strong>und</strong> Koordination stärken<br />

20. Kulturelle <strong>und</strong> Freizeitangebote auch <strong>und</strong> besonders für alte Menschen,<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche schaffen<br />

21. Überdurchschnittliches Infrastruktur- <strong>und</strong> Kulturangebot erhalten <strong>und</strong> außenwirksam<br />

im Sinne der Anwerbung junger Familien publizieren<br />

22. Schul- <strong>und</strong> Bildungsangebot erhalten <strong>und</strong> durch Zuzüge von Schülern stärken<br />

bzw. weiter ausbauen<br />

23. Differenziertes Wohnraumangebot für unterschiedliche Nutzergruppen auch<br />

in der Innenstadt schaffen<br />

24. Bestehendes Wohnraumangebot erhalten, zum Teil qualifizieren <strong>und</strong> neuen<br />

Nutzungskonzepten zuführen <strong>und</strong> in Einzelfällen auch beseitigen<br />

25. Verbesserung der Wirtschaftskraft <strong>Altena</strong>s<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 13


26. Strukturwandel durch Diversifizierung der Branchen- <strong>und</strong> Größenstruktur<br />

der Betriebe, Mobilisierung von Brachflächen zur gewerblichen Nutzung<br />

<strong>und</strong> Verbesserung der Standortvoraussetzungen für das heimische Gewerbe<br />

bewältigen<br />

27. Zukunftsfähiges Image herausarbeiten <strong>und</strong> Imagekampagne durchführen<br />

28. Ehrenamtliches Engagement belohnen <strong>und</strong> publizieren<br />

29. Koordiniertes Handeln aller Akteure zur Entwicklung der Innenstadt auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage eines Gesamtkonzepts mit Zeit- <strong>und</strong> Finanzbezug vornehmen<br />

Die Durchnummerierung der Ziele dient lediglich der Übersichtlichkeit. Eine Rangfolge zwischen den<br />

einzelnen Zielen soll damit nicht begründet werden.<br />

Das Leitbild für <strong>Altena</strong> bildet den Rahmen für<br />

• Identität <strong>und</strong> Identifikation<br />

• zielgerichtetes, koordiniertes Handeln<br />

• Orientierung in Entscheidungsprozessen<br />

• Motivation <strong>und</strong> Mobilisierung von Politik <strong>und</strong> Zivilgesellschaft.<br />

Es bezieht sich auf die Potenziale der <strong>Stadt</strong>. Es beinhaltet die Rückbesinnung auf<br />

die Qualität der Geschichte, zeichnet die Perspektiven <strong>und</strong> Ziele der <strong>Stadt</strong> auf <strong>und</strong><br />

stößt Veränderungsprozesse an. Dabei werden soziale, kulturelle, wirtschaftliche,<br />

städtebaulich-architektonische Belange in den Kontext gestellt <strong>und</strong> ihre Relevanz<br />

überprüft bzw. bis zu Detailmaßnahmen ausformuliert.<br />

Das Leitbild mündet in 10 Themen, denen 71 Handlungsfelder zugeordnet sind.<br />

Diese wiederum werden in 314 Maßnahmen aufgeweitet, die mit den für die Umsetzung<br />

zuständigen Akteuren, Kosten <strong>und</strong> Prioritäten versehen werden. In einigen<br />

Bereichen sind Überschneidungen der Handlungsfelder wie Maßnahmen<br />

nicht zu vermeiden.<br />

Aus dem komplexen Katalog wurden 11 Leitprojekte gefiltert – Projekte, die eine<br />

herausragende Wertigkeit auch in der zeitlichen Realisierung besitzen <strong>und</strong> als Initialzündung<br />

für Motivation <strong>und</strong> (privates) Engagement zur weiteren Umsetzung<br />

von Maßnahmen/Vorhaben dienen sollen.<br />

Vor o. g. Hintergr<strong>und</strong> lassen sich die Ergebnisse des <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>s<br />

an dem vereinbarten Leitbild messen. Die Themen- <strong>und</strong> Handlungsfelder<br />

wie die Maßnahmen sind das konkrete, ziel- <strong>und</strong> umsetzungsorientierte<br />

Resultat der bisherigen Vorgehensweise. Sie werden miteinander verknüpft,<br />

Prioritäten zugeordnet <strong>und</strong> mit Zeit- <strong>und</strong> Finanzbezug versehen. Die Maßnahmen<br />

beinhalten sowohl materielle wie immaterielle Auswirkungen aber auch räumlichfunktionale<br />

Zuordnungen <strong>und</strong> Zuständigkeiten. Die besonders zu präsentierenden<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 14


Maßnahmen, die Leitprojekte – „stell dir vor“ – werden für ein zukunftsfähiges<br />

Handeln der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> herausgestellt.<br />

Das Leitbild <strong>und</strong> die Leitprojekte an erster Stelle aber das <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Handlungskonzept</strong> insgesamt sollten vom Rat als Selbstbindung beschlossen<br />

werden <strong>und</strong> als Gr<strong>und</strong>lage für die mittelfristige (Finanz-)Planung dienen. Die Maßnahmen<br />

des <strong>Handlungskonzept</strong>s sind im Einzelnen zu konkretisieren, zu beschließen<br />

<strong>und</strong> finanziell zu sichern.<br />

Das <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong> bietet Planungssicherheit – auch für<br />

Investoren – <strong>und</strong> erhöht durch seinen integrativen Ansatz die Chancen zur Bewilligung<br />

von Städtebauförderungsmitteln. Es ist kein statisches Instrument zur <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

sondern kontinuierlich fortzuschreiben. Der Partizipationsprozess ist –<br />

um fortlaufend Synergien ausschöpfen zu können – fortzuführen.<br />

Aufbau <strong>und</strong> Struktur, ASS Düsseldorf 2006<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 15


Themen <strong>und</strong> Handlungsfelder<br />

1. Städtebau <strong>und</strong> Architektur - Baukultur<br />

1.1 Erhaltung <strong>und</strong> Profilierung des historischen <strong>Stadt</strong>gefüges<br />

1.2 Sicherung <strong>und</strong> Akzentuierung der erhaltenswerten <strong>und</strong> denkmalgeschützten,<br />

historischen Bebauung <strong>und</strong> Merkmale<br />

1.3 Ausprägung der die Innenstadt bestimmenden Gestaltungsmerkmale<br />

1.4 Landschafts- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>bild sensibel in Einklang bringen<br />

1.5 Verbesserung des <strong>Stadt</strong>bildes, insbesondere in der Fußgängerzone <strong>und</strong> an<br />

der Lenneuferstraße<br />

1.6 Aufwertung der “Eingangstore” der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> der Innenstadt<br />

1.7 Behutsames Einfügen von Außen-Werbeanlagen<br />

1.8 Qualifizierung des Erscheinungsbilds des öffentlichen Raums in der Innenstadt,<br />

Plätze I Straßen<br />

1.9 Kontinuierliche Kommunikation der Qualitätsmaßstäbe der Baukultur<br />

1.10 Motivation zu qualitätvoller Architektur durch offensive Information<br />

1.11 Hervorhebung der Industriekultur<br />

2. Räumliche Entwicklung der Innenstadt<br />

2.1 Erhaltung <strong>und</strong> Sicherung der historischen Bebauung <strong>und</strong> Aufwertung des<br />

<strong>Stadt</strong>bilds <strong>und</strong> der <strong>Stadt</strong>gestalt<br />

2.2 Städtebauliche Neuordnung der Innenstadt<br />

2.3 Intensivierung <strong>und</strong> Qualifizierung der Verknüpfung von Innenstadt <strong>und</strong> Burg<br />

2.4 Entwicklung innerstädtischer Immobilien- <strong>und</strong> Flächenpotenziale<br />

2.5 Aufwertung, Aktivierung <strong>und</strong> Umstrukturierung des Bahnhofs <strong>und</strong> seines<br />

Umfelds<br />

3. Urbanität durch Aufenthaltsqualität<br />

3.1 Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt <strong>und</strong> im Bahnhofsumfeld<br />

3.2 Städtebauliche <strong>und</strong> funktionale Qualifizierung der Transferräume zwischen<br />

Bahnhof <strong>und</strong> Innenstadt<br />

3.3 Lenne(-ufer) für die (Innen-)<strong>Stadt</strong> erlebbar machen<br />

3.4 Schaffung <strong>und</strong> Attraktivierung von Plätzen zur Kommunikation <strong>und</strong> Ruhe<br />

sowie Rückzugsräumen für alle Altersgruppen<br />

3.5 Erweiterung <strong>und</strong> Qualifizierung der (Außen-)Gastronomie<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 16


4. Attraktivierung von Einzelhandel <strong>und</strong> Gastronomie<br />

4.1 Erhöhung der Zentralität der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong>, besonders der Attraktivität als<br />

Einkaufsstadt<br />

4.2 Steigerung der Nutzungsvielfalt <strong>und</strong> der Attraktivität des Angebots in Einzelhandel<br />

<strong>und</strong> Gastronomie<br />

4.3 Bildung von Nutzungsschwerpunkten in der Innenstadt<br />

4.4 Perspektiven für die Erhaltung <strong>und</strong> die Entwicklung des inhabergeführten<br />

Einzelhandels<br />

4.5 Erhaltung der Vielfalt <strong>und</strong> Qualifizierung des Wochenmarkts sowie Stärkung<br />

der Synergien für die Innenstadt<br />

4.6 Räumlich-funktionale <strong>und</strong> nutzungsbezogene Anbindung der Lenneuferstraße<br />

an die Fußgängerzone<br />

4.7 Bewältigung der Leerstands- <strong>und</strong> Zwischennutzerproblematik<br />

4.8 Lösungen zur Bereitstellung von Geschäftsflächen in zukunftsfähigen Größen<br />

5. Innovation in Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie<br />

5.1 Sicherung <strong>und</strong> Stärkung der Industrie <strong>und</strong> des Gewerbes an traditionellen<br />

Standorten<br />

5.2 Verbesserung der Standortvoraussetzungen für das heimische Gewerbe<br />

5.3 Imageentwicklung für das Interkommunale Gewerbegebiet Rosmart-Ost<br />

5.4 Regionale Zusammenarbeit in der Wirtschaft<br />

5.5 Förderung der kontinuierlichen Zusammenarbeit von Wirtschaftsunternehmen,<br />

Vereinen, Verbänden, Institutionen <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong><br />

5.6 Bewältigung des Strukturwandels durch Diversifizierung der Branchen- <strong>und</strong><br />

Größenstruktur der Betriebe <strong>und</strong> Forcierung von Innovationen<br />

5.7 Entwicklung von zukunftsfähigen Gewerbe-, Technologie- <strong>und</strong> Dienstleistungsgebieten<br />

unter Berücksichtigung der Standortgegebenheiten<br />

5.8 Mobilisierung von Brachflächen<br />

6. Kultur<br />

6.1 Stärkung <strong>und</strong> Profilierung durch Konzentration der <strong>Altena</strong>er Kulturangebote<br />

(an attraktiven Veranstaltungsorten)<br />

6.2 Erhaltung <strong>und</strong> Sicherung des Kulturangebotes durch lokale <strong>und</strong> regionale<br />

Kooperation<br />

6.3 Erhöhung der kulturellen Angebote für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

6.4 Sicherung <strong>und</strong> Qualifizierung kultureller Schwerpunkte in der Innenstadt<br />

6.5 Optimierung der Organisationsstrukturen im Freizeit- <strong>und</strong> Kulturbereich<br />

6.6 Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 17


7. Bildung - Berücksichtigung der Alters- <strong>und</strong> Sozialstruktur in der <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

7.1 Verbesserung der frühkindlichen Bildung, Betreuung <strong>und</strong> Erziehung<br />

7.2 Erhaltung, Ausbau <strong>und</strong> Qualifizierung der Bildungssituation in Kindergarten<br />

<strong>und</strong> Schule<br />

7.3 Erweiterung der Angebote (auch räumliche) für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

7.4 Verbesserung der Berufsausbildungsmöglichkeiten <strong>und</strong> der außerschulischen<br />

Jugendbildung sowie der Bildung älterer Menschen<br />

7.5 Verbesserung der Organisation für den Bereich der Bildung<br />

7.6 Stärkung der Präsenz der Schulen <strong>und</strong> Kindergärten, der Bildungseinrichtungen<br />

im städtischen Leben<br />

7.7 Integration/Beteiligung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in den Partizipations<strong>und</strong><br />

<strong>Stadt</strong>entwicklungsprozess<br />

7.8 Berücksichtigung aller Alters- <strong>und</strong> Sozialgruppen mit ihren Interessen <strong>und</strong><br />

Bedürfnissen – insbesondere Kinder, Jugendliche, alte Menschen, Menschen<br />

mit Behinderung <strong>und</strong> Migranten – bei der <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

7.9 Integration in allen Lebensbereichen ermöglichen<br />

8. Tourismus <strong>und</strong> Freizeit als Wirtschafts- <strong>und</strong> Imagefaktoren<br />

8.1 Profilierung <strong>und</strong> Förderung des Tourismus in der Region <strong>und</strong> der <strong>Stadt</strong><br />

8.2 Ausbau <strong>Altena</strong>s <strong>und</strong> Werbung für die <strong>Stadt</strong> als attraktiver Ort auf (über-)<br />

regionalen Wegen für Wanderer, Radwanderer, Wanderreiter, Wohnmobil<strong>und</strong><br />

Motorradtouristen <strong>und</strong> -ausflügler<br />

8.3 Sicherung <strong>und</strong> qualitätsbewusste, zeitgemäße Ergänzung der regionalen<br />

<strong>und</strong> lokalen Freizeitangebote <strong>und</strong> -einrichtungen, auch für ältere Menschen<br />

<strong>und</strong> Jugendliche<br />

8.4 Etablierung des historischen <strong>Stadt</strong>kerns als Kristallisationspunkt kultureller<br />

Aktivitäten<br />

8.5 Verbesserung der Verbindung zwischen Innenstadt <strong>und</strong> Burg <strong>und</strong> Gestaltung<br />

als Freizeiterlebnis<br />

8.6 Ausbau des Beherbergungsgewerbes, Schaffung von Standortvoraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Akquisition<br />

8.7 Verknüpfung der lokalen Gastronomie mit kulturellen Aktionen <strong>und</strong> Freizeiteinrichtungen/-aktivitäten<br />

8.8 Etablierung von Veranstaltungen an herausragenden Orten<br />

8.9. Forcierte Entwicklung <strong>Altena</strong>s als Ziel für Wochenend-/Kurzzeittouristen<br />

8.10 Aufwertung der von Gästen <strong>und</strong> Touristen genutzten Hauptwege (Ortseingänge-Kernstadt,<br />

Bahnhof-Innenstadt, Innenstadt-Burg, Innenstadt-, Wanderwege)<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 18


9. Wohnraum für Alle<br />

9.1 Nachhaltige <strong>Stadt</strong>entwicklung unter Berücksichtigung der Bevölkerungszielzahl<br />

9.2 Schaffung eines differenzierten Wohnraumangebots für unterschiedliche<br />

Nutzergruppen, besonders in der Innenstadt <strong>und</strong> in der Nähe zur Innenstadt<br />

9.3 Erhaltung <strong>und</strong> Aufwertung des Wohnraumbestands, Zuführung zu neuen<br />

Nutzungskonzepten<br />

9.4 Lösung für die Problemimmobilie auf dem Nettenscheid<br />

9.5 Gezielte Werbung <strong>und</strong> Ansiedlung junger Familien<br />

9.6 Sicherung <strong>und</strong> Ergänzung wohnungsnaher infrastruktureller Ausstattung<br />

10. Imagekampagne zur Identifikation <strong>und</strong> Akquisition<br />

10.1 Förderung der Identifikation der <strong>Altena</strong>er Bevölkerung mit ihrer <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong><br />

Aufbau eines positiv besetzten Images in der Region<br />

10.2 Nutzung der Ergebnisse des <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>es als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für Imagekampagnen<br />

10.3 Durchführung von Image- <strong>und</strong> Akquisitionskampagnen generell <strong>und</strong> für einzelne<br />

Zielgruppen<br />

10.4 Schaffung einer intensiven <strong>und</strong> niveauvollen Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 19


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 20


Demografischer Wandel<br />

Ursachen des demografischen Wandels<br />

Alle Erhebungen <strong>und</strong> Prognosen zur demografischen Entwicklung in Deutschland<br />

stimmen darin überein: Bedingt durch die Geburtenausfälle seit 1970 durch Zusammenwirken<br />

von geringen Jahrgangsstärken der nach 1940 geborenen Elternjahrgänge<br />

mit der nach Einführung der „Pille“ zurückgehenden Geburtenhäufigkeit<br />

ist es zu tief greifenden Veränderungen in der Bevölkerungs- <strong>und</strong> Altersstruktur<br />

gekommen.<br />

Die Dramatik dieser Entwicklung, zunächst festzumachen am Rückgang von Einwohnerzahlen,<br />

wurde lange Zeit durch Zuwanderung aus dem Ausland <strong>und</strong> Wanderung<br />

größerer Bevölkerungsteile von Ost- nach Westdeutschland überdeckt.<br />

Durch die niedrige Geburtenrate hat in der Vergangenheit die Kinder- <strong>und</strong> Jugendlichenzahl<br />

permanent abgenommen (Rückgang je nach Altersgruppe zwischen<br />

20-50 %). Zukünftig sind hier geringere Veränderungen zu erwarten, da sich<br />

inzwischen die Jahrgangsstärken der nach 1970 geborenen Elternjahrgänge auf<br />

niedrigerem Niveau stabilisiert haben. Die Deutschen werden aber älter: Die starken<br />

Jahrgänge der zwischen 1950 <strong>und</strong> 1970 Geborenen erreichen bereits 2015<br />

die Altersgruppe der über 65-Jährigen <strong>und</strong> werden zukünftig – auch durch die<br />

größere Lebenserwartung - den stärksten Anteil der Bevölkerungs- <strong>und</strong> Altersstruktur<br />

ausmachen.<br />

Dieser globale Trend trifft auch für NRW zu - bis 2015 wird ein Bevölkerungsrückgang<br />

von mehr als 1 % erwartet. In großen Städten <strong>und</strong> Ballungsräumen sinken<br />

die Einwohnerzahlen verstärkt. In kleineren Kommunen <strong>und</strong> ländlichen Kreisen<br />

zeigt sich ein differenziertes Bild: In der Rheinschiene <strong>und</strong> im Münsterland werden<br />

vorerst noch Zuwächse erwartet. Dagegen verzeichnet der Märkische Kreis bereits<br />

seit 1999 Einwohnerverluste. Noch stärker hat <strong>Altena</strong>, mit einem Bevölkerungsrückgang<br />

um 8,5 % allein von 1995 bis 2005, den höchsten Einwohnerverlust aller<br />

Kommunen in NRW hinnehmen müssen (Rückgang um 3.580 Einwohner, von<br />

24.026 im Jahr 1993 auf 20.440 Einwohner im Jahr 2005, Daten des Landesamtes<br />

für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik des Landes NRW - Landesdatenbank NRW).<br />

Ursache für diese Einwohnerverluste ist eine Überlagerung der „natürlichen Bevölkerungsbewegung“,<br />

bei der die Sterbeziffer die Geburtenrate übersteigt, mit<br />

Abwanderungen, ausgelöst durch die wirtschaftliche Entwicklung, den Strukturwandel<br />

in der metallverarbeitenden Industrie <strong>und</strong> damit dem Wegfall von Arbeitsplätzen.<br />

Hierbei ist die Entwicklung in <strong>Altena</strong> seit 1993 regelmäßig durch stärkere<br />

Wanderungsverluste geprägt als im Kreisgebiet. Dieser Trend kann zwar wegen<br />

des geringer werdenden „Abwanderungspotenzials“ nicht linear fortgeschrieben<br />

werden (danach würde <strong>Altena</strong> bis 2015 weitere r<strong>und</strong> 3.000 Einwohner verlieren),<br />

trotzdem ist bis 2015 ein Rückgang der Einwohnerzahlen um bis zu 2000 Perso-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 21


nen zu erwarten, wenn nicht durch ein Bündel von Maßnahmen der Abwanderungstrend<br />

umgekehrt oder mindestens angehalten wird.<br />

Ein weiteres Indiz des demografischen Wandels ist die Veränderung der Anteile<br />

der planungsbestimmenden Altersgruppen innerhalb der Bevölkerungsstruktur.<br />

Eine Veröffentlichung des B<strong>und</strong>esamtes für Statistik zeigt die Entwicklung des Altersaufbaus<br />

der Bevölkerung in Deutschland seit 1910 mit einer Prognose bis<br />

2050 <strong>und</strong> damit die Veränderung der Altersgruppenverteilung durch den demografischen<br />

Wandel sehr anschaulich. In den Schaubildern ist der Altersaufbau der<br />

Bevölkerung nach Altersjahrgängen <strong>und</strong> Geschlecht dargestellt (die Balkenlängen<br />

zeigen die jeweiligen Jahrgangsstärken an, aufsteigend von 1 bis 100 Jahre).<br />

Eine „Alterspyramide“ zeigt sich nur 1910 mit breiten Kinderjahrgängen <strong>und</strong> jungen<br />

Erwachsenen – damals war das Elternpaar mit fünf Kindern Normalität. Senioren<br />

über 80 Jahre sind wegen der gegenüber heute <strong>und</strong> zukünftig wesentlich geringeren<br />

Lebenserwartung kaum noch vertreten.<br />

1950 wirken sich bei den unter 50-Jährigen (bei den Männern stärker als bei den<br />

Frauen) die beiden Weltkriege aus – die starken Einschnitte bei den um 35- <strong>und</strong><br />

50-Jährigen zeigen insbesondere die geringen Geburtenzahlen in den Kriegsjahren.<br />

Ohne diese Einschnitte ähnelte die Alterspyramide derjenigen von 1910, allerdings<br />

mit geringeren Kinderjahrgangsstärken, mit denen sich die Tendenz zur<br />

kleineren Familie bereits abgezeichnet hätte.<br />

Im Schaubild 2001 wird dagegen der demografische Wandel durch die Veränderung<br />

des generativen Verhaltens der deutschen Bevölkerung deutlich. Mit Einführung<br />

der „Pille“ zeigen sich durch eine zurückgehende Geburtenhäufigkeit - Geburten<br />

je 1.000 Frauen im Alter zwischen 15 <strong>und</strong> 45 - schlagartig verringerte Jahrgangsstärken<br />

der unter 30-Jährigen – zunächst auch bewirkt durch den geringen<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 22


Umfang der nach 1940 geborenen Elternjahrgänge. Diese Entwicklung verdeutlicht,<br />

dass der in der Tendenz bereits vor 1950 sichtbar werdende Wunsch nach<br />

geringeren Familiengrößen <strong>und</strong> nach Selbstbestimmung der Frauen über das<br />

Austragen von Kindern (in Übereinstimmung mit den Wünschen der Männer) nun<br />

steuer- <strong>und</strong> realisierbar wird. Bei jungen Erwachsenen <strong>und</strong> Kindern sowie Jugendlichen<br />

über 10 Jahre bleiben die Jahrgangsstärken aufgr<strong>und</strong> der starken, um 1965<br />

geborenen Elternjahrgänge, gebremst durch die niedrige Geburtenhäufigkeit,<br />

weitgehend konstant. Danach gehen die Jahrgangsstärken der Kinder parallel zu<br />

den geringen Jahrgangsstärken der Elterngeneration weiter zurück. Bei den Senioren<br />

zeigt sich der durch die Weltkriege ausgelöste Frauenüberschuss, der sich<br />

bei den „geburtenstarken“ Jahrgängen der zwischen 1950 bis 1970 <strong>und</strong> später<br />

Geborenen umkehrt.<br />

Das Schaubild für 2050, überlagert mit dem Altersaufbau 2001, zeigt eine Bevölkerungsprognose<br />

unter Beibehaltung der niedrigen Geburtenhäufigkeit, aber<br />

wachsender Lebenserwartung. Die „geburtenstarken“ Jahrgänge der um 1965<br />

Geborenen haben nun ein Alter um 85 Jahre erreicht – die Lebenserwartung der<br />

Frauen bleibt höher als die der Männer. Aufgr<strong>und</strong> der Sterbewahrscheinlichkeit<br />

sind die Jahrgangsstärken der Senioren natürlich geringer als die der nachfolgenden<br />

Altersgruppen. Stärkste Altersgruppe sind nun die 60- bis 70-Jährigen, also<br />

diejenigen, die 2001 die „geburtenschwachen Jahrgänge“ ausmachten. Der dann<br />

folgende, permanente Rückgang der Jahrgangsstärken der 50-Jährigen <strong>und</strong> Jüngeren<br />

wird sich einstellen, wenn die Geburtenrate der Bevölkerung auf dem niedrigen<br />

Stand wie heute bleibt <strong>und</strong> keine Wege gef<strong>und</strong>en werden, die Attraktivität<br />

des Kinderkriegens zu verstärken.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 23


Die beschriebenen Änderungen des generativen Verhaltens beziehen sich nur auf<br />

die „natürliche Bevölkerungsbewegung“ <strong>und</strong> machen keine Aussagen zu möglichen<br />

Wanderungsbewegungen. Insofern ist die obige Aussage nur in dieser Hinsicht<br />

auf <strong>Altena</strong> übertragbar. Die im Abschnitt „Bevölkerungsentwicklung“ angestellte<br />

Analyse der bisherigen Entwicklung <strong>und</strong> die Vorausberechnung der Wohnbevölkerung<br />

in <strong>Altena</strong> für die kommenden 20 Jahre (2005 bis 2025) bestätigen die<br />

genannten Tendenzen. Aus der hohen Abwanderung jedoch „resultieren für <strong>Altena</strong><br />

schon heute Probleme, die viele andere Städte in Westdeutschland aufgr<strong>und</strong><br />

der demografischen Entwicklung erst in einigen Jahren haben werden. Ins Positive<br />

gewendet: Die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger <strong>Altena</strong>s haben bereits heute die Zukunftsprobleme<br />

vieler Städte von morgen zu lösen. Natürlich verfügt auch die<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> nicht über Patentrezepte. Doch die Lösungsansätze für diese Herausforderung<br />

sind vorhanden“. (Dr. A. Hollstein, „Demografischer Wandel“, Vortrag<br />

2005)<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 24


Demografischer Wandel in <strong>Altena</strong> im Vergleich zum Märkischen Kreis <strong>und</strong> zum<br />

Land Nordrhein-Westfalen<br />

Aufschlussreich für den demografischen Wandel in <strong>Altena</strong>, die zu erwartenden<br />

Folgen <strong>und</strong> die zu treffenden Maßnahmen sind die von der Bertelsmann Stiftung<br />

mit der Internetpräsentation des Projektes "Wegweiser Demographischer Wandel"<br />

(www.aktion2050.de/wegweiser) zur Verfügung gestellten Daten über die bisherige<br />

Bevölkerungsentwicklung in den deutschen Kommunen sowie deren Prognose<br />

bis 2015. Ausschnittsweise werden hier Vergleichsdaten zwischen <strong>Altena</strong>, dem<br />

Märkischen Kreis <strong>und</strong> NRW aus einem „Indikatorenpool“ zitiert <strong>und</strong> kurz kommentiert.<br />

Der Indikatorenpool stellt Kennzahlen zu den Themen Demografie, Wohnen,<br />

Wirtschaft & Arbeit <strong>und</strong> Soziale Lage bereit. Einschränkend muss betont werden,<br />

dass es sich hierbei um die bis Ende 2003 festgestellten Tendenzen handelt. Bei<br />

heute feststellbaren Abweichungen der Daten ist zu prüfen, ob eine Änderung der<br />

Tendenz vorliegt. Wenn beispielsweise die Arbeitslosenquote von über 12 % Ende<br />

2003 auf heute unter 9 % gesunken ist, handelt es sich nicht um eine Sonderentwicklung,<br />

sondern bestätigt einen b<strong>und</strong>esweiten Trend auch für <strong>Altena</strong>.<br />

1. Politikfeld "Demografische Entwicklung / Bevölkerungspotenzial"<br />

<strong>Altena</strong> MK NRW<br />

Bevölkerung 1996-2003 (in %) -11,2 -1,3 0,7<br />

Frauenanteil an den 20 bis 34-Jährigen (in %) 48,9 48,6 49,6<br />

Fertilitätsindex - Geburten pro Frau im Vergleich zum<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnitt (in %) 17,8 13,6 4,1<br />

Ausländeranteil (in %) 10,3 12,4 10,9<br />

Durchschnittsalter 2003 (Jahre) 42,9 41,2 41,6<br />

Anteil unter 18-Jährige 2003 (in %) 19,4 20,3 19,1<br />

Anteil 60- bis 79-Jährige 2003 (in %) 23,2 20,6 20,5<br />

Anteil ab 80-Jährige 2003 (in %) 4,5 4 4,1<br />

Familienwanderung - Wanderungssaldo der unter<br />

18-Jährigen <strong>und</strong> der 30- 49-Jährigen (pro 1000 Ew.) -14 0 1,9<br />

Bildungswanderung - Wanderungssaldo der 18- bis<br />

24-Jährigen (pro 1000 Ew.) -24,6 -9,7 15,4<br />

Der überdurchschnittliche Bevölkerungsrückgang in <strong>Altena</strong> ist bereits thematisiert<br />

worden. Der Frauenanteil der 20- bis 34-Jährigen weicht kaum vom Kreis <strong>und</strong><br />

Landeswert ab. Der gegenüber dem Landesdurchschnitt deutlich höhere Geburtenindex<br />

pro Frau, der sich als Tendenz bereits im Kreis andeutet, der aber nicht<br />

durch den unterdurchschnittlichen Ausländeranteil erklärt werden kann, ist möglicherweise<br />

Indiz für den hohen Anteil an Arbeiterhaushalten mit traditionell höheren<br />

Kinderzahlen. Dass trotzdem in <strong>Altena</strong> der relative Anteil der Senioren gegenüber<br />

den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen höher ist als im Kreis <strong>und</strong> in NRW erklärt sich<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 25


durch die Struktur der abwandernden Bevölkerung. Und zwar ist nicht nur die<br />

„Familienwanderung“ hoch (was allein schon den Einwohnerverlust <strong>Altena</strong>s erklären<br />

würde), dramatischer ist der Verlust an Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwerbspersonen,<br />

die in <strong>Altena</strong> keine Zukunftsperspektive sehen. Die gegenüber NRW unterdurchschnittliche<br />

Abwanderung aus dem Kreisgebiet deutet jedoch an, dass es<br />

im Umkreis von <strong>Altena</strong> um die Zukunftschancen der jungen Leute besser gestellt<br />

ist.<br />

2. Politikfeld "Wohnen"<br />

<strong>Altena</strong> MK NRW<br />

Wohnfläche pro Person (Quadratmeter) 40,7 36,5 38<br />

Anteil Wohnungen in Ein−/Zweifamilienhäusern (%) 44 45,6 42,5<br />

Zur Erläuterung der Daten im Politikfeld „Wohnen“ muss zunächst der nachweislich<br />

hohe Anteil an Geschosswohnungen in <strong>Altena</strong> erwähnt werden. Dass dem die<br />

überdurchschnittlich große Wohnfläche pro Person nicht widerspricht, erklärt sich<br />

durch den inzwischen hohen Anteil an 1- <strong>und</strong> 2-Personenhaushalten - Elternpaare,<br />

deren Kinder den Haushalt bereits verlassen haben <strong>und</strong> die große Gruppe der<br />

Senioren.<br />

3. Politikfeld "Wirtschaftsstruktur / Arbeitsmarkt"<br />

<strong>Altena</strong> MK NRW<br />

Arbeitsplatzentwicklung 1998−2003 (%) −12,4 −3,3 −0<br />

Erwerbstätigenquote (%) 56,1 53,6 49,6<br />

Frauenerwerbstätigenquote (%) 47,9 45,9 43,3<br />

Erwerbstätige 55- 64-Jährige (%) 31,7 29,9 26,5<br />

Anteil Hochqualifizierte am Arbeitsort (%) 4,4 5,6 8,5<br />

Anteil Hochqualifizierte am Wohnort (%) 4,5 5,5 8,6<br />

Anteil Schulabgänger ohne Abschluss (%) 9,4 10,6 6,9<br />

Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss 28,6 28,7 23,6<br />

Steuereinnahmen pro Einwohner (Euro) 747,5 817,8 808,7<br />

Investitionen pro Einwohner (Euro) 156,7 177,7 193,2<br />

Die überdurchschnittlichen Arbeitsplatzverluste in <strong>Altena</strong> sind eine Folge des<br />

Strukturwandels, der Schließung von Fabriken <strong>und</strong> der Rationalisierung in der metallverarbeitenden<br />

Industrie. Dass trotzdem die Erwerbsquote in <strong>Altena</strong> höher als<br />

vor allem im Landesdurchschnitt ist, erklärt sich durch die traditionell hohe Erwerbstätigkeit<br />

der Frauen aus Arbeiterfamilien in der verarbeitenden Industrie, die<br />

nach wie vor in <strong>Altena</strong> dominiert. Dies kann sich zumindest noch so lange erhalten,<br />

wie das am Ort vorhandene industrielle Kompetenzpotenzial der inzwischen<br />

überwiegend älteren Erwerbstätigen nicht aus dem Berufsleben ausscheidet. Die<br />

hohe Qualifikation der Arbeitskräfte in der Industrie darf nicht mit den in der obi-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 26


gen Tabelle angeführten „Hochqualifizierten“, Ingenieure <strong>und</strong> Akademiker, verwechselt<br />

werden. Für diesen Personenkreis bieten weder <strong>Altena</strong> noch der Märkische<br />

Kreis ein adäquates Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsfeld.<br />

Ob das auch den hohen Anteil Schulabgänger ohne Abschluss (in <strong>Altena</strong> wie im<br />

Kreisgebiet) erklärt, kann hier nicht beurteilt werden. Keiner Erklärung bedürfen<br />

die niedrigen Steuereinnahmen <strong>und</strong> Investitionen in der heutigen wirtschaftlichen<br />

Situation <strong>Altena</strong>s.<br />

4. Politikfeld "Soziale Lage / Soziale Stabilität"<br />

<strong>Altena</strong> MK NRW<br />

Anteil Einpersonen−Haushalte (%) 32,6 34,5 36,4<br />

Anteil Ausländer−Haushalte (%) 10,6 9,9 8,7<br />

Anteil Haushalte mit Kindern (%) 35,8 35,2 32<br />

Kaufkraft (Euro) 37.693,5 39.010,1 37.733,2<br />

Anteil Haushalte mit geringem Einkommen (%) 16,4 18,9 21,2<br />

Anteil Haushalte mit hohem Einkommen (%) 7 6,7 8,3<br />

Einkommenshomogenität (%) 60,3 57,5 57,9<br />

Arbeitslosenquote (%) 12,3 12,1 13,5<br />

Arbeitslosenquote Ausländer (%) 16,6 20,1 26,6<br />

Jugendarbeitslosigkeit (%) 14 12,1 12,9<br />

Quote der Langzeitarbeitslosen (%) 4,6 4,3 5<br />

Quote der Langzeitarbeitslosen Ausländer (%) 6,8 7,4 10,2<br />

Die Tabelle weist eine vergleichsweise befriedigende soziale Lage <strong>und</strong> Stabilität<br />

der Bevölkerung <strong>Altena</strong>s, auch für die ausländischen Mitbürger, aus. Hierbei darf<br />

die absteigende Tendenz vom ehemals prosperierenden Industriestandort nicht<br />

übersehen werden, die in der Momentaufnahme des Erhebungszeitpunkts nicht<br />

zum Ausdruck kommt. Anzeichen für eine Entwicklung, der gegengesteuert werden<br />

muss, ist die relativ hohe Jugendarbeitslosigkeit (die zur Abwanderung junger<br />

Erwerbspersonen führt).<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 27


Auswirkungen des demografischen Wandels<br />

Die direkten <strong>und</strong> indirekten Auswirkungen des demografischen Wandels zeigen<br />

sich in vielen Bereichen, beispielsweise der Wohnungsentwicklung, der Gestaltung<br />

der öffentlichen <strong>und</strong> privaten sozialen Infrastruktur, der gewerblichen <strong>und</strong> industriellen<br />

Entwicklung <strong>und</strong> des Arbeitsmarktes, der Infrastruktur für Senioren,<br />

schließlich auch in den Finanzen der <strong>Stadt</strong>.<br />

Wohnungsentwicklung<br />

Trotz des Einwohnerrückgangs um ca. 8,5 % seit 1990 stieg der Wohnungsbestand<br />

in <strong>Altena</strong> im gleichen Zeitraum um 2,3 %. Dies erklärt sich, ohne auf die steigende<br />

Anzahl von Wohnungsleerständen einzugehen, wesentlich durch sinkende<br />

Haushaltsgrößen entsprechend dem b<strong>und</strong>esweiten Trend zu mehr Haushalten<br />

von „Singles“ <strong>und</strong> Alleinerziehenden. So sank die durchschnittliche Haushaltsgröße<br />

in <strong>Altena</strong> in der Vergangenheit um ca. 13% von 2,3 EW/WE im Jahr 1990 auf<br />

r<strong>und</strong> 2,0 EW/WE 2005 (Landesdurchschnitt 2,1). Die durchschnittliche Wohnungsgröße<br />

liegt mit 77 m² deutlich unter der des Landes. Dies hat ihre Ursache<br />

einerseits im demografischen Wandel mit dem wachsenden Anteil der Seniorenhaushalte<br />

mit einer oder zwei Person(en). Der Vergleich mit dem Landesdurchschnitt<br />

deutet aber auch darauf hin, dass vor allem Familien mit Kindern <strong>Altena</strong><br />

verlassen haben.<br />

Das Problem ist somit auch spezifisch für <strong>Altena</strong>. So verfügt der größte Anbieter<br />

von Mietwohnungen, die <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft AG, mit zwar von ca. 2.800 auf<br />

r<strong>und</strong> 2.400 reduzierten Wohneinheiten immer noch über ca. 1/3 des Bestandes,<br />

überwiegend in den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren entstanden als seriell gefertigter Arbeiterwohnungsbau<br />

der prosperierenden metallverarbeitenden Industrie. Die Standardgr<strong>und</strong>risse<br />

dieser Wohnungen genügen hinsichtlich Größe <strong>und</strong> Ausstattung<br />

nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Damit fehlen trotz eines strukturellen Wohnungsüberangebots<br />

attraktive Mietwohnungen für junge Familien. Hinzu kommt<br />

durch das Überangebot eine sehr niedrige Mietpreissituation. Sie lockt auch sozialproblematische<br />

Familien <strong>und</strong> Einzelpersonen aus Nachbarstädten in bestimmte<br />

<strong>Stadt</strong>teile.<br />

Im Bereich des bisher unterrepräsentierten Einfamilienhausangebots in <strong>Altena</strong><br />

sind im Rahmen dieses <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>es Reserveflächen<br />

<strong>und</strong> Flächenpotenziale für den Wohnungsbau nach Größe, Lage, Nutzung, Umfeld,<br />

Erschließung, Topografie <strong>und</strong> Landschaftsbild sowie Eignung für den Wohnungsbau<br />

analysiert worden. Diese können bedarfs- <strong>und</strong> nachfragegerecht erschlossen<br />

<strong>und</strong> vermarktet werden (s. Abschnitt Siedlungsentwicklung - Reserveflächen<br />

<strong>und</strong> Flächenpotenziale Wohnungsbau).<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 28


Industrie<br />

Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Industrie <strong>Altena</strong>s sind für die<br />

Vergangenheit kaum nachzuweisen. Hauptgr<strong>und</strong> für deren Entwicklung ist die<br />

Umstrukturierung in der (Draht-) Industrie. Aufgr<strong>und</strong> globaler <strong>und</strong> struktureller Faktoren<br />

hat die Schließung von Produktionsstätten <strong>und</strong> die Rationalisierung in der<br />

metallverarbeitenden Industrie viele Arbeitsplätze gekostet. Darüber hinaus ist in<br />

<strong>Altena</strong> für die Unternehmen die schwierige topografische Lage (lange, tief eingeschnittene<br />

Täler mit Wasserläufen) problematisch, mit Gemengelagen von Wohnen<br />

<strong>und</strong> Arbeiten. Hinzu kommt, dass es in <strong>Altena</strong> seit über 30 Jahren keine Neuausweisung<br />

von Gewerbeflächen gegeben hat <strong>und</strong> immer noch nicht gibt. Auch<br />

fehlt eine qualifizierte Gewerbeansiedlungspolitik, die gezielt brachgefallene oder<br />

untergenutzte Gewerbeflächen vermarktet. Deshalb kam zur Schließung die Verlagerung<br />

von Firmen <strong>und</strong> Arbeitsplätzen hinzu. Von fast 9.000 sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigungsverhältnissen, die in der <strong>Stadt</strong> 1980 angeboten<br />

wurden, sind heute nur noch ca. 4.500 übrig geblieben.<br />

Mitte der 90er Jahre begann man nach Alternativen für die Ansiedlung von Industrie<br />

zu suchen. Zusammen mit den Nachbarstädten Lüdenscheid <strong>und</strong> Werdohl<br />

wird seit 1999 das interkommunale Gewerbegebiet Rosmart mit ca. 42 ha Nettoindustriefläche<br />

in unmittelbarer Nähe zur A 45 (Lüdenscheid Mitte) entwickelt (s.<br />

Abschnitt Wirtschaft <strong>und</strong> Gewerbe).<br />

Wenn festgestellt werden muss, dass der demografische Wandel kein wesentlicher<br />

Faktor für bisherige industrielle Entwicklung war, müssen doch zukünftig<br />

stärkere Auswirkungen befürchtet werden. Wie im Abschnitt Wirtschaft <strong>und</strong> Gewerbe<br />

(s. Seite 81) näher ausgeführt, sind <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> das Märkische Südwestfalen<br />

(die bei dieser Thematik im regionalen Zusammenhang betrachtet werden<br />

müssen) trotz des landesweit erheblichen Strukturwandels nach wie vor industriell<br />

geprägt. Das hängt auch damit zusammen, dass hier das für die hoch spezialisierte<br />

industrielle Arbeitsteilung ausgebildete Kompetenzpotenzial der Facharbeiter<br />

(das für Dienstleistungstätigkeiten in diesem Ausmaß nicht erforderlich ist)<br />

noch vorhanden ist. Diese Arbeiterschaft befindet sich aber zum überwiegenden<br />

Teil in der Altersgruppe der älteren Erwerbspersonen zwischen 40 <strong>und</strong> 59 Jahren.<br />

Die jüngeren Erwerbspersonen aufwändig <strong>und</strong> in der erforderlichen Kompetenz<br />

auszubilden, hat die Industrie in <strong>Altena</strong> jedoch versäumt, oder vorsichtiger formuliert,<br />

in der globalen Konkurrenz nicht leisten können. Hier ist in der Zukunft, wenn<br />

die Dominanz des industriellen <strong>und</strong> verarbeitenden Gewerbes als Standortqualität<br />

des Wirtschaftsraumes Märkisches Südwestfalen <strong>und</strong> damit auch <strong>Altena</strong>s infolge<br />

des Verlustes an Arbeitskräfte-Kompetenzpotenzial nicht verloren gehen soll,<br />

dringender Handlungsbedarf geboten.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 29


Soziale Infrastruktur<br />

Auf Gr<strong>und</strong> des nachlassenden Bedarfs durch den Bevölkerungsrückgang in den<br />

jeweiligen Altersgruppen <strong>und</strong> wegen des städtischen Haushaltsdefizits musste die<br />

Versorgung mit sozialer Infrastruktur reduziert werden, um die Qualität des<br />

verbleibenden Angebots zu erhalten. Mit einem Einsparkonzept der Verwaltung<br />

2001 wurden viele schmerzhafte Veränderungen vorgenommen. Beispielsweise<br />

entschloss man sich gegen den Widerstand einer Bürgerinitiative, das ältere der<br />

beiden Freibäder <strong>Altena</strong>s aufzugeben. Freiwillige Maßnahmen wie die Sportmittelförderung<br />

für Vereine <strong>und</strong> Zuschüsse an Seniorenkreise mussten eingestellt werden.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung wurde auch der Abbau<br />

von Kindergartenplätzen notwendig. Der jährliche Zuschussbedarf für die<br />

Musikschule, die man zusammen mit drei weiteren Städten betreibt, wurde verringert.<br />

Einsparmaßnahmen betrafen auch die <strong>Stadt</strong>verwaltung. Gleichwohl konnte die<br />

K<strong>und</strong>ennähe durch Bürgerbüro, Neubürgerempfänge, kostenloses Bürgertelefon<br />

<strong>und</strong> Präsenz der Verwaltung auf dem Wochenmarkt ausgebaut werden.<br />

Schullandschaft<br />

Bildung ist ein herausragender Standortfaktor. Neben vier Gr<strong>und</strong>schulen besitzt<br />

<strong>Altena</strong> mit Förderschule, Hauptschule, Realschule <strong>und</strong> Gymnasium, ein ausgewogenes<br />

Standortangebot im Bereich der weiterführenden Schulen. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>,<br />

dass gerade die Schulen eine wichtige Komponente bei der Standortwahl<br />

von jungen Familien sind, soll <strong>und</strong> muss hier ein gutes Angebot erhalten<br />

bleiben bzw. inhaltlich ausgebaut werden.<br />

Infrastruktur für Senioren<br />

Die Infrastruktur für ältere Mitbürger ist trotz des hohen Altersdurchschnitts auch<br />

ohne Inanspruchnahme der <strong>Stadt</strong> zufriedenstellend. Das an die Burg Holtzbrinck<br />

angrenzende Altenheim ermöglicht den Senioren, allein durch seine Lage, eine<br />

Teilnahme am öffentlichen Leben in der Innenstadt. Auch betreutes Wohnen ist direkt<br />

im Zentrum möglich. Ein Krankenhaus in Trägerschaft der katholischen Kirche<br />

bietet den älteren Mitbürgern nicht nur eine ortsnahe Versorgung, sondern beherbergt<br />

zudem ein weiteres Altenheim. Ein privater Träger plant zwischen dem alten<br />

Dorf <strong>und</strong> dem <strong>Stadt</strong>teil Nettenscheid weitere Altenheimplätze <strong>und</strong> altengerechte<br />

Wohnungen. Damit scheint die Versorgung mit Heim- <strong>und</strong> Pflegeplätzen für Senioren<br />

weitgehend gesichert zu sein. Das Angebot wird durch Seniorenkreise abger<strong>und</strong>et,<br />

die auf ehrenamtlicher Basis Kommunikation <strong>und</strong> Aktivitäten ermöglichen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 30


Der Initiativkreis „Neues Altern in der <strong>Stadt</strong>“ (NAiS) entwickelt mit Unterstützung<br />

der Bertelsmann Stiftung konkrete Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte, mit denen auf die<br />

besonderen Anforderungen der älteren Bürger an das Leben in der <strong>Stadt</strong> reagiert<br />

werden soll. Als bisherige Ergebnisse wurden vom Initiativkreis u.a. ein Leitbildentwurf<br />

formuliert, Schwerpunkte definiert, eine Bürgerbefragung der über 60 -<br />

jährigen <strong>Altena</strong>er durchgeführt <strong>und</strong> letztendlich Szenarien zur Zukunft <strong>Altena</strong>s geschrieben,<br />

aus denen „konkrete Projektideen“ entwickelt werden sollen. Sobald<br />

diese Ideen zu anwendbaren Maßnahmen formuliert wurden, sollten sie geprüft<br />

<strong>und</strong> mit den Maßnahmen des <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>es verzahnt<br />

werden. Der vom Initiativkreis NAiS im November 2006 veröffentlichte Leitbildentwurf<br />

für <strong>Altena</strong> 2015 formuliert hierzu in fünf Themenbereichen folgende Leitlinien<br />

• Vernetzung der sozialen Angebote (=Koordination):<br />

Alle Ges<strong>und</strong>heitsbereiche arbeiten zum Wohle des alten Menschen zusammen.<br />

Jeder Bürger hat Anspruch auf würdevolle Sterbebegleitung. Verständnis<br />

für unterschiedliche Sitten <strong>und</strong> Bräuche ist die ethische Richtschnur<br />

zur Annäherung der Kulturen.<br />

• Wohnen (im Alter)<br />

In <strong>Altena</strong> gibt es ein dem Bedarf entsprechendes Wohnungsangebot für<br />

Senioren, welches den allgemeinen Standards <strong>und</strong> den individuellen Bedürfnissen<br />

gerecht wird. Jeder Bürger hat die Möglichkeit, am Leben in der<br />

Gemeinschaft teilzunehmen. Die älteren Bürger fühlen sich in <strong>Altena</strong> sicher<br />

<strong>und</strong> geschützt.<br />

• Soziale <strong>und</strong> technische Infrastruktur<br />

Eine Einrichtung entwickelt ein umfangreiches Angebot, dass auch von den<br />

älteren Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern akzeptiert wird. Dinge des täglichen Bedarfs<br />

sind in allen <strong>Stadt</strong>teilen problemlos zu erhalten. Die medizinische Versorgung<br />

durch Fach- <strong>und</strong> Hausärzte ist sichergestellt <strong>und</strong> die häusliche<br />

<strong>und</strong> persönliche Beratung ist ausgebaut <strong>und</strong> entwickelt. Unsere Innenstadt<br />

ist fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> hell, barrierefrei eingerichtet <strong>und</strong> lädt zum Verweilen ein.<br />

• Gemeinsam statt Einsam<br />

Kein Mensch lebt in <strong>Altena</strong> ohne soziale Kontakte. Auch allein lebende<br />

Menschen ohne familiäre Bindung haben alternative Kontaktmöglichkeiten.<br />

• Generationensolidarität<br />

Die Kommunalpolitik schafft förderliche Rahmenbedingungen für die Ansiedlung<br />

<strong>und</strong> die Weiterentwicklung zukunftsfähiger <strong>und</strong> nachhaltiger Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftszweige. Alle <strong>Altena</strong>er schaffen <strong>und</strong> nutzen Gelegenheiten<br />

der Begegnung von Menschen jeder Altersstufe. Das Zusammenkommen<br />

unterschiedlicher Generationen wird gefördert.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 31


Perspektive<br />

"Wo liegt das Problem, wenn die Bevölkerungszahl schrumpft? Sollten wir uns<br />

nicht freuen, dass wir dann mehr Platz <strong>und</strong> weniger Staus haben werden? Dass<br />

wir nicht mehr die flächenfressende Betonierung fürchten müssen? Mehr naturbelassene<br />

Landschaften genießen können?" (Th. Straubhaar, Präsident des Hamburgischen<br />

Welt-Wirtschaftsarchivs).<br />

Weniger, älter, bunter! Um solche Prämissen in der <strong>Stadt</strong>entwicklung akzeptieren<br />

zu können, ist eine Orientierung weg von der Versorgungsstadt (Staat) <strong>und</strong> den<br />

bisherigen sozialstaatlichen Sicherungssystemen, die auf eine wachsende Bevölkerung<br />

ausgerichtet waren, hin zu offenen, regionalisierten/globalisierten Märkten<br />

mit Qualität statt Quantität nötig.<br />

Die gesellschaftlichen, politischen, ökologischen <strong>und</strong> ökonomischen Veränderungen<br />

werden durch die ständige Teilhabe aller Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger an den aktuellen<br />

<strong>und</strong> zukünftigen An- <strong>und</strong> Aussichten der Gesamtstadt reflektiert. Die Qualitätsdebatte<br />

mobilisiert die in <strong>Altena</strong> gelebte, traditionsreiche Eigeninitiative zunehmend<br />

<strong>und</strong> ermöglicht eine große Handlungsflexibilität sowohl bezüglich der intergenerativen<br />

wie auch interkulturellen Toleranz, Akzeptanz <strong>und</strong> Zusammenarbeit.<br />

Das Miteinander einer sozialen <strong>Stadt</strong> erfordert ein übergreifendes, umfassendes<br />

<strong>Stadt</strong>netzwerk.<br />

Alle Alters- <strong>und</strong> sozialen Gruppen werden in ein verantwortungsbewusstes, städtisches<br />

Handeln aufgenommen. Die Interessen <strong>und</strong> Bedürfnisse, besonders von<br />

(kleinen) Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in den Bereichen Bildung, Kultur <strong>und</strong> Sport,<br />

von alten Menschen, Migranten <strong>und</strong> Menschen mit Behinderungen werden, basierend<br />

auf Chancengleichheit, in den Diskurs zu allen Planungen eingeb<strong>und</strong>en, um<br />

die <strong>Stadt</strong> lebens- <strong>und</strong> liebenswert zu erhalten bzw. gestalten zu können.<br />

Die Realität der Überalterung der Einwohnerschaft zerpflückt die bisherigen Illusionen<br />

in der Entwicklung für den gesamten <strong>Stadt</strong>organismus wie für jeden Einzelnen.<br />

Der Rückzug vom Land in die <strong>Stadt</strong>, statt Wachstum Schrumpfung, statt Erhöhung<br />

eine Senkung des Lebensstandards - der Paradigmenwechsel bedeutet<br />

auch: vom Wettbewerb zur Kooperation.<br />

Was passiert mit dem Wohnungsbestand der mit einseitig strukturierten Nutzer<strong>und</strong><br />

Altersgruppen in den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren entstandenen Wohngebiete? Um<br />

einer „Vergreisung“ dieser Wohngebiete, aber auch der Innenstadt, entgegen zu<br />

wirken, sind vor dem genannten Hintergr<strong>und</strong> bei dem Umbau im Bestand sowie<br />

einer möglichen bedarfsgerechten Neuausweisung von Wohngebieten (s. Abschnitt<br />

Wohnsiedlungsentwicklung) Angebote für unterschiedliche Nutzergruppen<br />

vorzuhalten.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 32


Objektkonzeptionen müssen neutrale, multifunktionale Gr<strong>und</strong>risse enthalten, die<br />

dem Lebenszyklus angepasst werden können. Sonderwohnformen wie Mehrgenerationenwohnen,<br />

Wohngemeinschaften älterer Menschen oder betreutes Wohnen<br />

sind zu prüfen bzw. zu realisieren.<br />

Der Anteil der Migranten kann <strong>und</strong> muss (in einer arbeitsteiligen Wirtschaft) mittelbis<br />

langfristig zwangsläufig steigen, um die Einwohnerschaft <strong>und</strong> das städtische<br />

Leben auf einem "gewohnten" Niveau zu halten - nur einige Beispiele innovativen<br />

Operierens. <strong>Altena</strong> gewinnt, wenn die <strong>Stadt</strong> ein harmonisches Miteinander aller<br />

Nationalitäten, entsprechende Angebote z. B. in Bildung <strong>und</strong> Kultur wie Wirtschaft,<br />

<strong>und</strong> integrative Milieus anbieten bzw. fördern kann.<br />

Die Notsituation der <strong>Stadt</strong> hat immer mehr Teile der Bevölkerung zu bürgerschaftlichem<br />

Engagement animiert. Es dokumentiert sich in vielen Aktivitäten. Neue Fördervereine<br />

wurden gegründet. Bereits seit 1999 bringen ehrenamtliche Fahrer mit<br />

einem historischen Bürgerbus im Pendelverkehr Touristen zur Burg <strong>Altena</strong>. Darüber<br />

hinaus leistet der Bürgerbus auch vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Altersstruktur einen<br />

wertvollen Beitrag, denn <strong>Stadt</strong>teile, die bislang nicht vom ÖPNV erreicht wurden,<br />

konnten zusätzlich angeb<strong>und</strong>en werden. Von dieser Entwicklung profitieren<br />

gerade die älteren Mitbürger. Die Zusammenlegung von Vereinen, um inhaltlich<br />

<strong>und</strong> finanziell effizienter agieren zu können, ist <strong>und</strong> prüfen <strong>und</strong> anzugehen. Es<br />

geht nicht um Verschönerungen, sondern strukturelle Veränderungen, die in der<br />

<strong>Stadt</strong> jetzt überlegt <strong>und</strong> umgesetzt werden müssen, um <strong>Altena</strong> aus dem Tief herauszuholen.<br />

Dazu ist in erster Linie „Nachwuchs“ verantwortlich einzubinden.<br />

„Natürlich können die dargestellten Maßnahmen keine Patentrezepte sein. Die<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> hofft jedoch über diese Ansätze den unfreiwilligen demografischen<br />

Wandel mittelfristig abzufedern <strong>und</strong> der Bürgerschaft damit eine Neuausrichtung<br />

zu geben. Viel Flexibilität, mutige Entscheidungen, Eigeninitiative <strong>und</strong> die beständige<br />

Suche nach neuen Wegen sind für Politik, Verwaltung <strong>und</strong> besonders die<br />

Bürgerschaft für diesen Weg jedoch die Voraussetzung.“ (Dr. A. Hollstein, „Demografischer<br />

Wandel“, Vortrag 2005)<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 33


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 34


Bevölkerungsentwicklung<br />

Bisherige Entwicklung<br />

Noch Ende der 60er Jahre hatte der Einwohnerzuwachs infolge der wirtschaftlichen<br />

Prosperität <strong>Altena</strong>s, insbesondere durch industrielle Drahtproduktion <strong>und</strong><br />

den damit einhergehenden Siedlungsdruck durch wohnungssuchende Arbeitskräfte,<br />

solche Ausmaße, dass Planungen für großräumige Siedlungserweiterungen<br />

entwickelt wurden. Mit dem einsetzenden Strukturwandel, der Schließung von<br />

Fabriken, der Rationalisierung in der metallverarbeitenden Industrie <strong>und</strong> dem damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Wegfall von Arbeitsplätzen sank die Bevölkerungszahl seit 1980<br />

um r<strong>und</strong> 3.500 Einwohner, von r<strong>und</strong> 24.570 Einwohnern auf 20.440 Einwohner im<br />

Jahr 2005. Zwar verzeichnete die <strong>Stadt</strong> nach ersten Einwohnerverlusten bis 1985<br />

zwischenzeitlich von 1986 bis 1992 einen Anstieg der Einwohnerzahl, seit 1993<br />

schrumpft die Bevölkerung <strong>Altena</strong>s jedoch erneut (Daten des Landesamtes für<br />

Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik des Landes NRW - Landesdatenbank NRW (LDB<br />

NRW).<br />

Im Vergleich mit der Einwohnerentwicklung des Märkischen Kreises sind die relativen<br />

jährlichen Einwohnerbewegungen (Bewegungen gegenüber dem Vorjahr in<br />

Prozent) in <strong>Altena</strong> seit 1993 regelmäßig durch stärkere Verluste geprägt als im<br />

Kreisgebiet (das bis 1999 noch Einwohnerzuwächse verzeichnen konnte). Ursache<br />

für diese starken Einwohnerverluste ist eine Überlagerung von „natürlicher<br />

Bevölkerungsbewegung“, bei der die Sterbeziffer die Geburtenrate übersteigt, mit<br />

Abwanderungen. Weil davon auszugehen ist, dass die natürliche Bevölkerungsbewegung<br />

in <strong>Altena</strong> ähnlich verläuft wie im Kreisgebiet, muss für <strong>Altena</strong> eine<br />

überproportional hohe Abwanderungsbewegung konstatiert werden (vgl. Abschnitt<br />

Demografischer Wandel).<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 35


Bevölkerungsentwicklung in <strong>Altena</strong> 1980-2005<br />

25000<br />

24000<br />

23000<br />

22000<br />

21000<br />

20000<br />

19000<br />

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Vergleich Bevölkerungsentwicklung <strong>Altena</strong>-Märkischer Kreis<br />

gegenüber dem Vorjahr in Prozent<br />

6,00<br />

Volkszählung 1987<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

<strong>Altena</strong><br />

Märkischer Kreis<br />

0,00<br />

-1,00<br />

1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

-2,00<br />

-3,00<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 36


Natürliche Bevölkerungsentwicklung <strong>Altena</strong> 1995-2005<br />

350<br />

300<br />

250<br />

246<br />

299 301<br />

255<br />

267<br />

273<br />

224<br />

288 292<br />

213<br />

218<br />

265 264<br />

241<br />

277<br />

272<br />

260<br />

200<br />

150<br />

189<br />

157<br />

188<br />

173 175<br />

100<br />

Geburten<br />

Sterbefälle<br />

Saldo<br />

50<br />

0<br />

1995 1996 1997-6<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

-50<br />

-100<br />

-53<br />

-46<br />

-64<br />

-79<br />

-47<br />

-75<br />

-84<br />

-89<br />

-99<br />

-85<br />

-150<br />

Wanderungsstatistik <strong>Altena</strong> 1995-2005<br />

1500<br />

1300<br />

1100<br />

900<br />

1118<br />

1207<br />

1249<br />

1437<br />

1110<br />

1475<br />

1133<br />

1403<br />

1351 1350<br />

1379<br />

1290<br />

1289<br />

1236<br />

1041 1036 1047 1067<br />

950 955<br />

900<br />

1160<br />

700<br />

500<br />

Zuzüge<br />

Fortzüge<br />

Saldo<br />

300<br />

100<br />

-100<br />

-300<br />

-500<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

-89<br />

-188<br />

-189<br />

-222<br />

-270<br />

-260<br />

-365<br />

-340<br />

-309<br />

-396<br />

-343<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 37


Bevölkerungspyramide <strong>Altena</strong> 2005<br />

100<br />

90<br />

Frauen<br />

Männer<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

250 200 50 100 50 0 50 100 150 200 250<br />

-250 -200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200 250<br />

Altersstruktur der Wohnbevölkerung heute<br />

Um die zukünftige Einwohnerentwicklung in <strong>Altena</strong> nachvollziehen<br />

zu können, muss der Altersaufbau der Wohnbevölkerung<br />

betrachtet werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich entspricht auch die<br />

<strong>Altena</strong>er "Alterspyramide" der Situation im B<strong>und</strong>esgebiet,<br />

signifikant ist die Ausprägung der älteren weiblichen Altersgruppen<br />

(gegenüber den Verlusten der Männer in den Weltkriegen).<br />

Dies kehrt sich in den Altersgruppen der 40- bis 59-<br />

Jährigen <strong>und</strong> der 35- bis 45-Jährigen um. Die Altersjahrgänge<br />

in der Altersgruppe der 35- bis 45-Jährigen sind wegen<br />

der hohen Geburtenzahlen zwischen 1960 <strong>und</strong> 1970 stärker<br />

ausgeprägt. Bedingt durch die Geburtenausfälle seit 1970<br />

durch Zusammenwirken von geringen Jahrgangsstärken der<br />

nach 1940 geborenen Elternjahrgänge mit der nach Einführung<br />

der „Pille“ zurückgehenden Geburtenhäufigkeit verringern<br />

sich seitdem die Jahrgangsstärken. Bei jungen Erwachsenen<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen über 15 Jahre ist wieder ein leichter<br />

Anstieg der Jahrgangsstärken aufgr<strong>und</strong> der starken, um<br />

1965 geborenen Elternjahrgänge zu verzeichnen - gebremst<br />

durch die niedrige Geburtenhäufigkeit. Danach gehen die<br />

Jahrgangsstärken der Kinder parallel zu den geringen Jahrgangsstärken<br />

der 25-30-Jährigen weiter zurück. Aufgr<strong>und</strong><br />

der ins höhere Alter hineinwachsenden stärkeren Jahrgänge<br />

überwiegen nun die Sterbefälle die Geburtenzahlen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 38


Bevölkerungsvorausberechnung 2005-2015 (2025)<br />

Zur Vorausschätzung des Bedarfs an öffentlichen <strong>und</strong> privaten Versorgungseinrichtungen<br />

<strong>und</strong> zur Überprüfung der Kongruenz möglicher Wohnbauflächenentwicklung<br />

mit zukünftigem Wohnungsbedarf wird eine Vorausberechnung der<br />

Wohnbevölkerung in <strong>Altena</strong> aufgestellt. Eine erste Stufe hat 2015 als Zeitrahmen<br />

für kurzfristig zu fällende Entscheidungen. Mit einer Fortschreibung bis 2025 sollen<br />

langfristige <strong>Entwicklungs</strong>tendenzen schon heute abgeschätzt werden.<br />

Ausgangsbasis der Vorausberechnung für <strong>Altena</strong> ist die Gemeindezählung der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> vom Oktober 2005. Der Prognose liegt die Methode der Fortschreibung<br />

dieser Basisbevölkerung nach Geburtsjahrgängen <strong>und</strong> Geschlecht zugr<strong>und</strong>e.<br />

Hierbei sind in jedem Jahr des Prognosezeitraumes die Bestandszahlen der<br />

einzelnen Jahrgänge mit entsprechenden Sterbewahrscheinlichkeiten multipliziert.<br />

Die Zahl der Lebendgeborenen ergibt sich durch Multiplikation der jeweiligen Zahl<br />

der Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren mit altersspezifischen Geburtenhäufigkeiten.<br />

Des Weiteren sind die Auswirkungen von Wanderungsgewinnen durch Verrechnung<br />

mit einem nach Jahrgangsstärken <strong>und</strong> Geschlecht definierten Wanderungspotenzial<br />

enthalten, das aufgr<strong>und</strong> eines noch näher zu erläuternden Wanderungsmodells<br />

vorausgeschätzt wird. Während die Berechnung der natürlichen<br />

Entwicklung relativ problemlos ist, müssen bei der Vorausschätzung der Bevölkerungswanderungen<br />

Prämissen gesetzt werden:<br />

Die Variante A – kein Wanderungsgewinn - geht von einer ausgeglichenen Bilanz<br />

von Zuwanderung <strong>und</strong> Abwanderung aus – die Entwicklung ist weitgehend von<br />

der natürlichen Bevölkerungsbewegung bestimmt. Bereits diese Variante setzt<br />

voraus, dass der Abwanderungstrend der letzten Jahre durch Maßnahmen zur<br />

Gestaltung der Zukunftsfähigkeit <strong>und</strong> Lebensqualität <strong>Altena</strong>s angehalten wird.<br />

Handlungsfelder hierzu sind bereits einleitend aufgezählt worden.<br />

Die optimistische Variante B – mittlerer Wanderungsgewinn –, baut darauf auf,<br />

dass die Potenziale der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> der Region gestärkt werden <strong>und</strong> der Abwanderungstrend<br />

umgekehrt wird. Die Vorausberechnung geht davon aus, dass sich<br />

nach einer Stagnationsphase, in der die heute einzuleitenden Maßnahmen gegen<br />

die Abwanderung noch nicht greifen, ab 2008 Wanderungsgewinne mit einem<br />

Zuwanderungssaldo von 60 Personen im Jahr einstellen. Für die Altersstruktur des<br />

"Wanderungspotenzials" kann auf Auswertungen des LDS NW zurückgegriffen<br />

werden. Danach liegen die stärksten Jahrgänge bei den 25- bis 29-Jährigen. Aber<br />

auch die Gruppe der Kinder weist starke Jahrgänge auf, ein Beleg für die Wanderungsbereitschaft<br />

von jungen Familien. In den vergangenen Jahren spielte in <strong>Altena</strong><br />

die überdurchschnittlich hohe „Bildungswanderung“ (Wanderungssaldo der<br />

18- bis 24-Jährigen) eine besondere Rolle bei den Wanderungsverlusten (s. Abschnitt<br />

„Demografischer Wandel). In der Prognose wird davon ausgegangen,<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 39


dass es zukünftig gelingt, auch für diese Altersgruppe in <strong>Altena</strong> attraktive Zukunftsoptionen<br />

zu entwickeln.<br />

Die Ergebnisse der Vorausberechnung sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:<br />

Variante A<br />

kein Wanderungsgewinn<br />

Variante B<br />

mittlerer Wanderungsgewinn<br />

Anzahl Entw.rate Anzahl Entw.rate<br />

31.12.2005 20.444 100% 20.444 100%<br />

31.12.2010 19.711 97% 19.896 97%<br />

31.12.2015 18.973 93% 19.495 95%<br />

31.12.2020 18.288 89% 19.178 94%<br />

31.12.2025 17.599 86% 18.879 92%<br />

In der Variante A - kein Wanderungsgewinn – ergibt sich ein Rückgang der Einwohnerzahlen<br />

um r<strong>und</strong> 1.450 Personen von heute r<strong>und</strong> 20.450 Einwohner auf<br />

r<strong>und</strong> 19.000 Einwohner in 2015.<br />

Ausgehend von den Potenzialen <strong>und</strong> <strong>Entwicklungs</strong>chancen, die in den folgenden<br />

Analysen <strong>und</strong> Maßnahmeprogrammen des <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>s<br />

<strong>Altena</strong> konkret formuliert werden, wird der weiteren Zieldiskussion das Ergebnis<br />

der zu erreichenden Variante B - mittlerer Wanderungsgewinn – zugr<strong>und</strong>e<br />

gelegt. Hervorzuheben ist, dass bei diesem Prognosemodell mit Zuwanderung<br />

der jährliche Einwohnerverlust durch die „natürliche“ Bevölkerungsbewegung höher<br />

ist, als der Zuwanderungssaldo, so dass auch in der „optimistischen“ Variante<br />

ein der Rückgang der Einwohnerzahlen erfolgt. Damit lauten die Bevölkerungszielzahlen<br />

für den kurz- <strong>und</strong> mittelfristigen Zeitraum der Variante B,:<br />

• 2010 – Rückgang um 550 Personen auf 19.900 Einwohner<br />

• 2015 - Rückgang um 950 Personen auf 19.500 Einwohner<br />

In der der vorstehenden Tabelle sind zusätzlich zu der Einwohnerzielzahl 2015<br />

noch die langfristigen Vorausberechnungsergebnisse aufgeführt. Wie schon erwähnt,<br />

können mit einer Fortschreibung bis 2025 nur mögliche langfristige <strong>Entwicklungs</strong>tendenzen<br />

abgeschätzt werden, da sich eine Bevölkerungsprognose<br />

über einen so langen Zeitraum bereits in den Bereich der Spekulation hinein bewegt.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 40


Die folgenden Schaubilder zeigen den prognostizierten Altersaufbau der Wohnbevölkerung<br />

in <strong>Altena</strong> nach Altersjahrgängen <strong>und</strong> Geschlecht jeweils für 2005, 2015<br />

<strong>und</strong> 2025 (Variante B) mit der signifikanten Verschiebung der starken Jahrgänge<br />

in die Gruppe der älteren Erwerbstätigen <strong>und</strong> des Verharrens des Kinder- <strong>und</strong> Jugendlichenanteils<br />

auf niedrigem Niveau.<br />

Bevölkerungsentwicklung 2005 - 2015 mittlerer Wanderungsgewinn<br />

Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen<br />

Die nach Einzeljahrgängen vorliegenden Prognoseergebnisse werden in Übereinstimmung<br />

mit der Altersgruppenbetrachtung des Landesamtes für Datenverarbeitung<br />

<strong>und</strong> Statistik nach planungsrelevanten Altersgruppen unterteilt. In der Tabelle<br />

sind die Ergebnisse der Bevölkerungsprognose für die Variante B, wie sie sich unter<br />

den oben erläuterten Prämissen einstellen werden, für die Jahresstufen 2010,<br />

<strong>und</strong> 2015 aufgelistet. Zusätzlich sind die jährlichen Zuwachs- oder Abnahmeraten<br />

in den einzelnen Altersgruppen grafisch dargestellt.<br />

In den Altersgruppen im Baby- <strong>und</strong> Kindergartenalter ist mit Hineinwachsen der<br />

Altersgruppe junger Erwachsener in stärkere Altersjahrgänge bereits kurzfristig mit<br />

Zunahme der Kleinkinderzahlen zu rechnen. Dies verstärkt sich durch Wanderungsgewinn,<br />

wenn dieser sich als Zuwachs junger Familien realisieren lässt. Der<br />

Anteil dieser Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung steigt bereits kurzfristig.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 41


Bevölkerungsentwicklung 2005 - 2025 – Variante B, mittlerer Wanderungsgewinn<br />

Die Anzahl der Primarschüler wird in den nächsten 5 Jahren auch bei Zuwanderung<br />

abnehmen, um sich dann auf einem Niveau von 80% bis 90% der heutigen<br />

Schülerzahlen zu stabilisieren. In der Sek<strong>und</strong>arstufe I läuft die Verringerung der<br />

Schülerzahlen entsprechend der Altersverschiebung in den mittelfristigen Zeitraum<br />

hinein, um sich bei 80% zu stabilisieren. Dementsprechend ist kurz- <strong>und</strong> mittelfristig<br />

mit einem Rückgang des Infrastrukturbedarfs - Schuleinrichtungen der<br />

Sek<strong>und</strong>arstufe I, Spiel- <strong>und</strong> Bolzplätze, Jugendzentren, Sporteinrichtungen – zu<br />

rechnen. Der Anteil der Schüler an der Gesamtbevölkerung nimmt zunächst kräftig<br />

ab, steigt aber langfristig wieder geringfügig an.<br />

In der Altersgruppe der Sek<strong>und</strong>arstufe Il ist der maximale Bedarf bereits erreicht.<br />

Schon kurzfristig ist eine Umkehr des bisherigen Wachstums zu erwarten. Mittelbis<br />

langfristig sind Minderungen des Bedarfs bei den Schuleinrichtungen der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

II - Jugendzentren, Sporteinrichtungen - aber auch bei der Berufsausbildung<br />

bis zu 30% zu erwarten. Der Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung<br />

nimmt ab.<br />

Die Gruppe der jüngeren Erwerbspersonen wird von den schwachen Jahrgängen<br />

der nach 1975 Geborenen geprägt, wobei die starken Jahrgänge der zwischen<br />

1960 <strong>und</strong> 1970 Geborenen sich noch im Prognosezeitraum aus dieser Altersgruppe<br />

hinaus bewegen. Die vorausgeschätzte Zuwanderung kann diese natürliche<br />

Entwicklung kurz- <strong>und</strong> mittelfristig nicht ausgleichen, obwohl gr<strong>und</strong>sätzlich die<br />

Gruppe der 19- bis 39-Jährigen das Hauptwanderungspotenzial ausmacht. An<br />

der Gesamtbevölkerung bleibt der Anteil dieser Gruppe relativ konstant.<br />

In die Gruppe der älteren Erwerbspersonen wachsen zunächst noch starke Altersjahrgänge<br />

der in den 60er Jahren Geborenen hinein. Bereits nach 2010 wirkt sich<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 42


jedoch der Einbruch der Jahrgangsstärken nach 1970 aus - das Hineinwachsen<br />

schwacher Jahrgangsgruppen führt noch im Prognosezeitraum zur Abnahme.<br />

Die Altersgruppe „jüngeres Rentenalter“ verringert sich im Prognosezeitraum nur<br />

geringfügig, da sich die in diese Gruppe hinein- <strong>und</strong> herauswachsenden Jahrgänge<br />

weitgehend ausgleichen, wobei die Wanderungsbewegung sich kaum auswirkt.<br />

Nachdem die Gruppe der Senioren bisher von den schwachen Altersjahrgängen<br />

des 1. Weltkriegs bestimmt war, wachsen nun die nach 1930 Geborenen in diese<br />

Altersgruppe hinein. In Verbindung mit der höheren Lebenserwartung werden hier<br />

die Zuwächse zunächst größer sein als die Sterbefälle, so dass die Entwicklung in<br />

dieser Gruppe mittelfristig überproportional hoch sein wird, einschließlich ihres Anteils<br />

an der Gesamtbevölkerung.<br />

Dies führt im Rahmen der Gemeinbedarfsinfrastruktur zu wachsender Bedeutung<br />

der Altenpflege sowie zu spezifischen Wohnbedarfen, beispielsweise Mehrgenerationenwohnen<br />

Wohngruppen, betreutes Wohnen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 43


Perspektive<br />

Der Strukturwandel der Industrieproduktion <strong>und</strong> die Schrumpfung von <strong>Stadt</strong>funktionen<br />

in Verbindung mit Einwohnerabwanderung brachte den demografischen<br />

Wandel in <strong>Altena</strong> früher in das Bewusstsein als in jeder anderen <strong>Stadt</strong> in Nordrhein-Westfalen.<br />

Dem stehen Potenziale der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> der Region gegenüber, die<br />

gestärkt werden müssen, um eine Trendwende in der Bevölkerungsentwicklung<br />

herbeizuführen. Als Stichworte seien hier genannt:<br />

• Profilierung des historischen <strong>Stadt</strong>gefüges mit Verknüpfung von Innenstadt<br />

<strong>und</strong> Burg sowie Orientierung der Innenstadt zur Lenne<br />

• Wiederherstellung <strong>Altena</strong>s Attraktivität als Einkaufsstadt<br />

• Verbesserung der Berufsausbildungsmöglichkeiten <strong>und</strong> der außerschulischen<br />

Jugendbildung sowie der Bildung älterer Menschen<br />

• Sicherung <strong>und</strong> Stärkung der Industrie <strong>und</strong> des Gewerbes an traditionellen<br />

Standorten<br />

• Bewältigung des Strukturwandels durch Diversifizierung der Branchen- <strong>und</strong><br />

Größenstruktur der Betriebe <strong>und</strong> Forcierung von Innovationen<br />

• Erhaltung <strong>und</strong> Sicherung des Bildungs- <strong>und</strong> Kulturangebotes<br />

• Forcierte Entwicklung <strong>Altena</strong>s als Ziel für Wochenend-/Kurzzeittouristen<br />

• Erlebniseinkauf in der <strong>Altena</strong>er Innenstadt<br />

• Schaffung eines differenzierten Wohnraumangebots für unterschiedliche<br />

Nutzergruppen besonders in der Innenstadt <strong>und</strong> in der Nähe zur Innenstadt<br />

• Qualifizierung des Wohnungsbestandes (betrifft vor allem die <strong>Altena</strong>er<br />

Baugesellschaft), z.B. Gr<strong>und</strong>rissmodernisierung durch horizontales oder<br />

vertikales Zusammenlegen<br />

• Aufwertung des Wohnumfeldes<br />

• Schaffung von Freiräumen für den Betätigungsdrang der Kinder<br />

• Imagekampagne, um Einwohner zu akquirieren<br />

• Aufbau eines positiv besetzten Images für <strong>Altena</strong> in der Region<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 44


Siedlungsentwicklung<br />

Historische <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

Die Geschichte der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> ist eng verknüpft mit der Geschichte der gleichnamigen<br />

Burg auf der Wulfsegge, die vermutlich Anfang des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts von<br />

den Grafen von Berg errichtet wurde. 1367 erhielt die Siedlung am Fuße des<br />

Schlossberges die Freiheitsrechte (unter anderem Selbstverwaltungsrecht <strong>und</strong><br />

Zollfreiheit). 1753 wurde in der Grafschaft Mark der Kreis <strong>Altena</strong> als einer von vier<br />

Landkreisen gegründet, mit der Kreisstadt <strong>Altena</strong>, die erst seit Einführung des Allgemeinen<br />

Landrechts für die Preußischen Staaten von 1794 "<strong>Stadt</strong>" genannt wurde,<br />

obwohl ihr die eigentlichen <strong>Stadt</strong>rechte nie verliehen wurden. Nach dem Frieden<br />

von Tilsit 1807 wurde die Grafschaft Mark Teil des französischen Großherzogtums<br />

Berg <strong>und</strong> erst nach dem Wiener Kongress 1815 erneut preußisch. Die Kreisstadt<br />

<strong>Altena</strong> wurde in den neugegründeten Regierungsbezirk Arnsberg eingegliedert<br />

<strong>und</strong> nach Beendigung des 2. Weltkrieges 1946 Teil des neugebildeten Landes<br />

Nordrhein-Westfalen. Durch das Gesetz zur Neugliederung des Landkreises<br />

<strong>Altena</strong> <strong>und</strong> der kreisfreien <strong>Stadt</strong> Lüdenscheid vom 18. Dezember 1968 bildeten<br />

die <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong>, die Gemeinde Dahle (vorher Amt Neuenrade), der überwiegende<br />

Teil der Gemeinde Evingsen (vorher Amt Hemer, Kreis Iserlohn), sowie das Rahmedetal<br />

bis einschließlich Grünewiese (vorher Gemeinde Lüdenscheid-Land) <strong>und</strong><br />

Teile der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde mit Wirkung vom 1. Januar 1969 die<br />

neue <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong>. Lüdenscheid wurde, nach dem Zusammenschluss der ehemaligen<br />

Kreise <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> Lüdenscheid, neue Kreisstadt <strong>und</strong> blieb es auch nach Auflösung<br />

des Kreises Lüdenscheid <strong>und</strong> Neugründung des Märkischen Kreises<br />

1975. Der Umzug der Kreisbehörden nach Lüdenscheid erfolgte erst 1986. Es<br />

blieben nur das Kreiskulturamt mit seinen Abteilungen, das Sozialamt <strong>und</strong> das<br />

Ges<strong>und</strong>heitsamt in <strong>Altena</strong>. *<br />

Wohnsiedlungsentwicklung<br />

Während <strong>und</strong> nach Ende des 2. Weltkrieges siedelten sich in <strong>Altena</strong> zahlreiche<br />

Evakuierte, Flüchtlinge <strong>und</strong> Vertriebene an. Die dadurch im <strong>Stadt</strong>gebiet herrschende<br />

Wohnungsnot konnte weitestgehend durch das starke Engagement der<br />

<strong>Altena</strong>er Baugesellschaft, die Anfang der 50er bis Mitte der 60er Jahre die Siedlungen<br />

am Breitenhagen <strong>und</strong> am Pragpaul errichtete, behoben werden. Der<br />

Ortsteil Nettenscheid ist im Zuge des starken Zuwanderungsdrucks der 1960er<br />

Jahre als Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs als Gesamtplanung entwickelt<br />

worden. 1972 wurde mit der Besiedlung der zur Entlastung <strong>Altena</strong>s geplanten<br />

Wohn- <strong>und</strong> Schlafstadt für ursprünglich mehr als 10.000 Einwohner begonnen.<br />

Noch während der Aufbauphase musste man auf die nachlassende<br />

*Ausschnitt aus „<strong>Stadt</strong>info“, Offizielle Homepage der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> (Westf.), http://www.altena.de/<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 45


Wohnungsnachfrage <strong>und</strong> den sich bereits abzeichnenden demografischen Wandel<br />

mit geringeren Haushaltsgrößen junger Familien reagieren. Von den zunächst<br />

geplanten Geschosswohnungsbauten wurde nur das neungeschossige Hochhaus<br />

in der Siedlungsmitte („<strong>Stadt</strong>krone“) realisiert. Die übrigen, seitdem fertig<br />

gestellten Baugebiete wurden entsprechend der geänderten Nachfrage zu Einfamilienhausgebieten<br />

in überwiegend offener Bauweise umgeplant. Das Hochhaus<br />

wirkt deshalb um so mehr als Fremdkörper im Siedlungsbereich <strong>und</strong> der weitgehende<br />

Wohnungsleerstand wirkt sich negativ auf das Image des Ortsteils aus.<br />

Heute wird am Ostrand Nettenscheids das einzige größere, zusammenhängende<br />

Neubaugebiet in der <strong>Stadt</strong> realisiert.<br />

Wie in der Vergangenheit wird auch zukünftig ein Hauptaugenmerk der <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

auf dem Ausbau der Wohnfunktion liegen. Hinsichtlich der Wohnsiedlungs-<br />

<strong>und</strong> Wohnraumentwicklung in <strong>Altena</strong> sind vier Schwerpunktthemen zu diskutieren:<br />

• Qualifizierung des Bestandes der <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft,<br />

• Aktivierung des Wohnraums im Bestand, besonders in der Innenstadt<br />

• Erschließung neuer Wohnbaugebiete (Reserveflächen <strong>und</strong><br />

Flächenpotenziale),<br />

• Zukunftsfähiger Wohnungsmarkt<br />

- kommunales Baulandmanagement<br />

- neue Wohnformen<br />

Qualifizierung des Bestands der <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft<br />

"Es ziehen mehr Menschen weg als hinzu kommen" (R. Beitz, <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft).<br />

Ihrem Bericht vom März 2005 zufolge hat die Gesellschaft ihren Bestand von<br />

3.000 Wohnungen im Jahr 2002 auf 2.700 Wohnungen im Jahr 2005 reduziert<br />

Unter Berücksichtigung der 300 Wohnungen in Werdohl hat die Zahl der Wohnungen<br />

durch Zusammenlegung <strong>und</strong> Privatisierung von 2.772 Wohnungen auf 2371<br />

abgenommen. Momentan stehen 300 Wohnungen leer. Die <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft<br />

geht vor diesem Hintergr<strong>und</strong> davon aus, dass immer noch mind. 400 Wohnungen<br />

abgebaut werden müssen <strong>und</strong> verfolgt eine Zielzahl von ca. 2.000 Wohnungen.<br />

In sanierungsbedürftige Dachgeschosse wird bereits nicht mehr investiert.<br />

Die Priorität bei der Reduzierung liegt in der Zusammenlegung von Wohnungen.<br />

Dadurch werden die vorhandenen 50 m² großen Wohnungen auf mind.<br />

75 m² max. 100 m² vergrößert.<br />

Eine weitere Maßnahme liegt in der Privatisierung. Wenn etwas frei wird, werden<br />

da, wo es relevant ist, im Einzelfall Wohnungen verkauft.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 46


Der demografische Wandel erzeugt für die <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft eine nicht<br />

abzusehende Zwangslage, aus der heraus sie bisher in erster Linie reagiert hat.<br />

Es sind nun dringend Maßnahmen geboten, die ein zukunftsfähiges Agieren in<br />

Richtung einer nachhaltigen Entwicklung ermöglichen.<br />

Die Strategie liegt in einem Quartett von Maßnahmen:<br />

• Zusammenlegung, Umbau <strong>und</strong> Modernisierung,<br />

• Wohnumfeldverbesserung<br />

• Verkauf<br />

• Modellvorhaben, z. B. Mehrgenerationenwohnen<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong>, mit ihr die <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft, muss sowohl in der <strong>Stadt</strong>wie<br />

auch Quartiersentwicklung in Vernetzung aller Infrastruktur-, Sozial- <strong>und</strong> Bildungsmaßnahmen<br />

zusammen mit baulichen Anpassungen <strong>und</strong> innovativen Lösungen<br />

Bedingungen schaffen, die es auch für junge Familien <strong>und</strong> ältere Menschen<br />

attraktiv macht, in <strong>Altena</strong> zu leben. Die Wünsche der Bevölkerung gehen<br />

dabei von einer hohen Erlebnisqualität im Wohnumfeld aus (64 %) wie z. B.<br />

• pocket parks (kleine Erlebnisbereiche)<br />

• (selbst gestaltete) Spielmöglichkeiten für Kinder<br />

• Aufenthaltsalternativen für Jugendliche.<br />

(Aktuelle Repräsentativstudie des B•A•T Freizeitforschungsinstitut). Ein erster<br />

Schritt ist z. B. das Begegnungszentrum im Ortsteil Breitenhagen.<br />

Neue Wohnformen zur Miete oder zum Eigentum<br />

• Baugemeinschaften, Mehrgenerationenwohnen oder Senioren-<br />

Wohngemeinschaften<br />

sind gefragt <strong>und</strong> können eine nachhaltige Entwicklung einleiten. Dabei wird im<br />

besonderen das Zusammenleben von mehreren Generationen in Gemeinschaften,<br />

einem Haus bzw. Quartier, nachgefragt <strong>und</strong> eine Antwort auf den demografischen<br />

Wandel sein. Die Befriedigung verschiedener Ansprüche unter einem Dach<br />

oder in einem Quartier lässt individuelles Leben mit einem äußerst kommunikativen<br />

Charakter zu <strong>und</strong> wirkt der Einsamkeit von Singles <strong>und</strong> Senioren entgegen.<br />

Dieser Lebensstil sollte u. a. eine entscheidende zukünftige Offerte der <strong>Altena</strong>er<br />

Baugesellschaft sein.<br />

Aktivierung des Wohnraumes im Bestand 2005-2015<br />

Die Vorausschau der Entwicklung der Einwohneraufnahmekapazität im Wohnungsbestand<br />

<strong>Altena</strong> (einschließlich des Bestands der <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft)<br />

basiert auf der Angabe der Landesdatenbank NRW – LDS – zu Wohngebäuden,<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 47


Wohnungen <strong>und</strong> Wohnflächen nach Anzahl der Wohnungen vom 31.12.2005.<br />

Hierin stellt sich der Wohnungsbestand wie folgt dar:<br />

Gebäude Wohnungen Wohnfläche<br />

4.706 GB 11.160 WE 863.400 m²<br />

Messdaten für die Einwohneraufnahmefähigkeit sind die Wohnungszahl <strong>und</strong> die<br />

Wohnungsbelegungsziffer. Die Belegungsziffer unterliegt bestimmten Veränderungen<br />

(sie ist insofern kein Dichtemaß). Der nach wie vor zu beobachtende Trend<br />

zurückgehender Belegungsziffern betrifft zunächst die Altbaugebiete.<br />

Allgemein ist festzustellen, dass die Erstbelegung die höchsten Werte (im Durchschnitt<br />

eines Baugebietes) ausweist <strong>und</strong> dann abnimmt. Beispielsweise sinkt die<br />

Belegungsziffer in den älteren Baugebieten mit Auszug der Kinder aus den elterlichen<br />

Wohnungen. Aber auch veränderte Wohnansprüche bewirken diesen Trend,<br />

indem Familienwohnungen von Zwei- <strong>und</strong> Einpersonenhaushalten (die meist sogar<br />

zahlungskräftiger als Familien mit Kindern sind) belegt werden.<br />

Zur Feststellung der aktuellen Belegungsdichte muss die Wohnungszahl um die<br />

Wohnungsleerstände bereinigt werden – sie wird hier mit r<strong>und</strong> 10 %, d.h. ca.<br />

1.110 WE angenommen, das heißt, dass zur Zeit r<strong>und</strong> 10.050 Wohnungen in <strong>Altena</strong><br />

belegt sind. Bezogen auf die aktuelle Einwohnerzahl ergibt sich die Belegungsziffer<br />

mit 2,03 E/WE. Zukünftig ist durch Auflockerungsbedarf ein zusätzlicher<br />

Wohnflächenanspruch <strong>und</strong> damit in den nächsten 10 Jahren eine um r<strong>und</strong><br />

10 % sinkende Einwohnerdichte im Bestand zu erwarten. Mit der dann anzunehmenden<br />

Belegungsdichte von 1,83 E/WE ergäbe sich (bei gleicher Leerstandsquote)<br />

eine Aufnahmekapazität im Bestand von 18.400 Einwohnern, d.h. r<strong>und</strong><br />

2.000 Personen weniger als heute.<br />

Ziel des <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>es ist, durch Qualifizierungsmaßnahmen<br />

die hohe Leerstandsquote im Bestand zu reduzieren. Da hierbei durch<br />

Zusammenlegen von Wohnungen <strong>und</strong> Ausdünnung der Siedlungsbereiche durch<br />

Abriss des unvermietbaren Bestandes mit einem Rückgang der Wohnungszahlen<br />

(ohne Neubau) zu rechnen ist, ist im Saldo nur in geringem Umfang von zusätzlichem<br />

Wohnungsangebot im Bestand auszugehen.<br />

In der folgenden Tabelle ist die vorausgeschätzte Entwicklung der Einwohneraufnahmekapazität<br />

des Wohnungsbestands in <strong>Altena</strong> zusammengestellt.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 48


Wohnungszahl<br />

(belegt)<br />

Belegungsdichte<br />

Einwohnerkapazität<br />

Wohnungsbelegungsdichte <strong>und</strong> Einwohnerzahl<br />

im Bestand 2005 10.050 WE 2,03 E/WE 20.440 E<br />

Reduzierung der Einwohnerkapazität<br />

im Bestand durch sinkende Haushaltsgrößen<br />

bis 2015 10.050 WE 1,83 E/WE 18.400 E<br />

Zunahme belegter Wohnungen im<br />

Bestand durch Qualifizierung bis<br />

2015 10.250 WE 1,83 E/WE 18.750 E<br />

Stellt man dieser Entwicklung die in der Einwohnervorausberechnung Variante A<br />

(ausgeglichener Zu- <strong>und</strong> Abwanderungssaldo) ermittelte Einwohnerzahl 19.000 in<br />

2015 gegenüber, so ergibt sich in <strong>Altena</strong> ein zusätzlicher Bedarf an Wohnungen<br />

für r<strong>und</strong> 600 Personen. Dieser so genannte „Eigenbedarf“ kann nicht allein durch<br />

Qualifizierung der in <strong>Altena</strong> leer stehenden Wohnungen aufgefangen werden.<br />

Wird im <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong> <strong>Altena</strong> für das Jahr 2015 die Einwohnerzielzahl<br />

19.500 der Prognosevariante B (jährlicher Zuwanderungssaldo von<br />

60 Personen) zugr<strong>und</strong>e gelegt, ergibt sich ohne Aktivierung des Leerstands <strong>und</strong><br />

ohne Wohnungsneubau ein Fehlbedarf von Wohnungen für mehr als 1.000 Personen.<br />

Dieser kann durch Aktivierung der in <strong>Altena</strong> leer stehenden Wohnungen nicht<br />

aufgefangen werden. Um eine für die zukunftsfähige <strong>Stadt</strong>entwicklung nötige Zuwanderung<br />

zu initiieren, ist die Entwicklung von Wohnungsbauflächen, insbesondere<br />

für heute in <strong>Altena</strong> nicht oder zu wenig angebotene Einfamilienhäuser <strong>und</strong><br />

zukünftig nachgefragte innovative Wohnformen wie Mehrgenerationenwohnen, erforderlich.<br />

Reserveflächen <strong>und</strong> Flächenpotenziale Wohnungsbau<br />

Im Rahmen des <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>s sind in einer qualitativen<br />

Betrachtung (Anhang Tabellenmappe „Analyse der Wohnungsbaureserven in den<br />

Ortsteilen“) Größe, Lage, Nutzung, Umfeld, Erschließung, Topografie <strong>und</strong> Landschaftsbild<br />

sowie Eignung für den Wohnungsbau analysiert worden. Die hierauf<br />

aufbauende Ermittlung der Reserveflächen <strong>und</strong> Flächenpotenziale für den Wohnungsbau<br />

in <strong>Altena</strong> differenziert nach<br />

• kurzfristig aktivierbaren Parzellen im Bestand (Planungsrecht nach § 34<br />

BauGB), sowie Flächenreserven in noch nicht vollständig bebauten Bebauungsplangebieten,<br />

• mittelfristig aktivierbaren Bauflächen, für die verbindliche Bauleitplanverfahren<br />

(B-Plan, VEP) eingeleitet worden sind,<br />

• langfristig aktivierbaren Bauflächen, die im wirksamen Flächennutzungsplan<br />

<strong>Altena</strong> dargestellt sind, ohne verbindliche Bauleitplanung,<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 49


• Bauflächen, deren Aktivierung außerhalb des überschaubaren Planungszeitraums<br />

liegt, als Hinweis, in welche Richtung sich im Sinne von „Sondierungen<br />

für eine zukünftige Siedlungsentwicklung“ die Ortsteile <strong>Altena</strong>s entwickeln<br />

können.<br />

Beispielhaft sei hier das Tabellenblatt für das oben genannte Neubaugebiet Nettenscheid<br />

Höllsteiner Weg angeführt:<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 50


Flächenzuschnitt<br />

<strong>und</strong> Größe<br />

Ausweisung<br />

GEP/FNP/B-Plan<br />

Eigentum<br />

Nutzung<br />

Lage<br />

Umfeld<br />

Erschließung<br />

Topografie,<br />

Landschaftsbild,<br />

Städtebau<br />

Restriktionen<br />

Gesamtbewertung<br />

Realisierungszeitraum<br />

Fläche N2 - Nettenscheid Höllsteiner Weg<br />

Rechteckige bis Rautenförmige Fläche<br />

In der maximalen Ausdehnung 210 m breit <strong>und</strong> 280 m lang<br />

Größe ca. 5,3 ha<br />

GEP: Siedlungsfläche<br />

FNP: Wohnbaufläche<br />

Bebauungsplan 5.4 – Nettenscheid Höllsteiner Weg – von<br />

2002<br />

<strong>Stadt</strong><br />

Baugebiet<br />

Südöstlich angrenzend an die vorhandene Siedlungsstruktur<br />

Ca. 2,9 km Luftlinie von der Innenstadt entfernt<br />

Richtung Osten: Wiese<br />

Richtung Norden: Einfamilienhausstruktur hinter Hochhauskomplexen<br />

Richtung Westen: Wiese<br />

Richtung Süden: Wald<br />

Nettenscheider Straße<br />

Schwach Süden ansteigender Hang.<br />

Die Größe der Fläche hat einen deutlichen Eingriff in das<br />

Landschaftsbild zur Folge.<br />

Offene Einfamilienhausbebauung als Erweiterung des bestehenden<br />

Siedlungsbereichs.<br />

keine<br />

Die Bebauung befindet sich in der Realisierung. (ca. 15<br />

Gr<strong>und</strong>stücke von insgesamt 75 bebaut)<br />

Messdaten für die Wohnungsaufnahmefähigkeit der neuen Baugebiete sind die<br />

Größen der Bauflächen <strong>und</strong> die für die hierin geplante Bebauung typischen Wohnungsdichten<br />

bzw. deren durchschnittlicher Flächenbedarf (Bruttobaufläche einschließlich<br />

innerer Erschließung).<br />

Einzelhäuser<br />

ca. 800 m²/WE (14 WE/ha)<br />

Einzel- <strong>und</strong> Doppelhäuser ca. 600 m²/WE (18 WE/ha)<br />

Hausgruppen, Reihenhäuser ca. 400 m²/WE (25 WE/ha)<br />

In Neubaugebieten waren bis vor wenigen Jahren zurückgehende Belegungsziffern<br />

vorwiegend durch die Verringerung der durchschnittlichen Familiengröße begründet,<br />

die sich zwischenzeitlich auf niedrigem Niveau stabilisiert hat. Diese Stabilisierung<br />

übertrug sich in erster Linie auf den Erstbezug von Neubaugebieten.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 51


Hier lag seit längerem die Wohnungsbelegung bei<br />

Einzel- <strong>und</strong> Doppelhausbauweise ca. 3,0 E/WE<br />

Reihenhäuser <strong>und</strong> Baugruppen ca. 2,8 E/WE<br />

Neue Haushaltsstrukturen <strong>und</strong> Lebensformen werden aber auch zu einem Rückgang<br />

der Belegungsziffern in den Neubaugebieten gegenüber dem heute feststellbaren<br />

Niveau führen.<br />

Zur detaillierten Ermittlung der Aufnahmefähigkeiten der neuen Baugebiete für<br />

Wohnungen <strong>und</strong> Einwohner müssen deshalb zumindest mittelfristig die Wohnungsbelegungen<br />

gegenüber den oben genannten Messziffern verringert werden.<br />

Zugr<strong>und</strong>e gelegt werden für die mittelfristigen <strong>Entwicklungs</strong>stufen:<br />

Einzel- <strong>und</strong> Doppelhausbauweise ca. 2,8 E/WE<br />

Reihenhäuser <strong>und</strong> Baugruppen ca. 2,6 E/WE<br />

Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.<br />

Wohnbauflächen - Reserveflächen <strong>und</strong> Wohnbaupotenziale<br />

Gebiets-/Planbezeichnung;<br />

Planungsstand<br />

Gr<strong>und</strong>stücksgröße<br />

Hauszahl/<br />

Wohnungszahl<br />

Einwohnerzahl<br />

1. Reserven innerhalb der erschlossenen<br />

Gebiete (§ 34 BauGB) 0,60 ha 8 EFH 24 E<br />

2. Reserven innerhalb von rechtskräftigen<br />

Bebauungsplänen 8,84 ha 161 EFH 384 E<br />

Realisierung kurzfristig bis 2010 8,84 ha 169 EFH 408 E<br />

3. Bebauungspläne im Verfahren<br />

Realisierung mittelfristig 12,40 ha 169 EFH 473 E<br />

Summe Realisierung bis 2015 21,24 ha 338 EFH 881 E<br />

Danach können im mittelfristigen Zeitraum bis 2015 Flächenpotenziale von r<strong>und</strong><br />

21 ha für 340 Einfamilienhäuser <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 850 Einwohner ausgewiesen werden..<br />

Damit kann einer Wohnungsnachfrage, die aktiv zu steuern ist <strong>und</strong> bei der Einwohnerzielzahl<br />

19.500 Personen der Variante B der Bevölkerungsvorausberechnung<br />

im Betrachtungszeitraum bis 2015 zu erwarten ist, nachgekommen werden.<br />

Aufnahmekapazität der Baulandreserve in Realisierungsstufen<br />

Unter der Maßgabe des haushälterischen Baulandmanagements erfolgt der zeitliche<br />

<strong>und</strong> räumliche Ablauf der weiteren Besiedlung <strong>Altena</strong>s in <strong>Entwicklungs</strong>schritten.<br />

Ziel sind “<strong>Entwicklungs</strong>stufen”, deren Volumen <strong>und</strong> räumliche Zuordnung integrierte<br />

<strong>und</strong> identifizierbare Quartiere ergeben.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 52


Die Realisierung der Baulandreserven <strong>Altena</strong>s hängt einerseits von der Verfügbarkeit<br />

(Eigentumsrechte, Erschließungsaufwand aufgr<strong>und</strong> der topografischen Situation),<br />

andererseits von der gesteuerten Wohnungsnachfrage (innerörtlicher Auflockerungsbedarf<br />

<strong>und</strong> Zuwanderung gemäß Bevölkerungsvorausberechnung) ab.<br />

Zur tatsächlichen Realisierung dieser Flächenpotenziale werden deshalb zu den in<br />

der Bevölkerungsvorausberechnung genannten Zeitstufen (2010, 2015) für jedes<br />

der in der qualitativen Analyse aufgelisteten Baugebiete der Realisierungsumfang<br />

(in % des Gesamtumfangs) <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Einwohneraufnahmekapazität<br />

vernetzt. Bei den B-Plan-Reserven, den planungsrechtlich gesicherten, teilweise<br />

bereits erschlossenen Baugebieten, wird kurz- bis mittelfristig mit der Fertigstellung<br />

des überwiegenden Teils der Baumaßnahmen gerechnet. Die im FNP<br />

vorbereiteten Bauflächen kommen naturgemäß erst langfristig in die Realisierung.<br />

Das nach Baugebieten aufgeschlüsselte Ergebnis dieser Berechnung ist in der<br />

Tabelle „Einwohneraufnahmekapazität der Wohnungsbau-Reserveflächen in Zeitstufen“<br />

des Tabellenanhangs aufgeführt.<br />

Die Zusammenfassung der Berechnung zeigt im Vergleich mit der Bevölkerungsvorausberechnung,<br />

Variante B, dass die kurz- <strong>und</strong> mittelfristig realisierbaren Baugebietskapazitäten<br />

weitgehend der erwarteten bzw. intensiv zu akquirierenden<br />

Wohnungsnachfrage durch Einwohnerzuwanderungen entsprechen.<br />

Kapazität<br />

gesamt<br />

Gebiets-/Planbezeichnung; Planungsstand<br />

Kapazität<br />

Kapazität<br />

2010 2015<br />

1. § 34 BauGB 24 E 12 E 22 E<br />

2. rechtskräftige Bebauungspläne 384 E 193 E 338 E<br />

Realisierung kurzfristig bis 2010 408 E 205 E 360 E<br />

3. Bebauungspläne im Verfahren,<br />

Realisierung mittelfristig 473 E 11 E 130 E<br />

Summe Realisierung mittelfristig bis 2015 881 E 216 E 490 E<br />

Zuwanderungssaldo nach Bevölkerungsvorausberechnung<br />

Variante B 180 E 480 E<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 53


Perspektive<br />

In der Zukunftsvariante B mit der Einwohnerzielzahl 19.500 für das Jahr 2015 wird<br />

der durch Auflockerungsbedarf im Bestand entstehende zusätzliche Wohnflächenanspruch,<br />

wie weiter oben nachgewiesen, durch Qualifizierung der vorhandenen<br />

Baugebiete erfüllt. Insofern entwickelt sich keine Konkurrenz zwischen neuen<br />

Baugebieten in Konkurrenz <strong>und</strong> den bestehenden <strong>Stadt</strong>gebieten. In beiden<br />

Fällen sind im <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong> Prioritäten zur Baugebietsentwicklung<br />

/ -qualifizierung festgelegt, nach Auswahlkriterien, die aufgr<strong>und</strong> der<br />

weiterhin zunehmenden Differenzierung der Haushaltsstrukturen den individuellen<br />

aber auch gesamtgesellschaftlichen Bedürfnissen Rechnung tragen,<br />

• durch unterschiedlich große Wohnungen in einem überschaubar großen<br />

Quartier mit sozialer Differenzierung <strong>und</strong> Mischung des Alters <strong>und</strong> damit<br />

neuen <strong>und</strong> auch nötigen Formen nachbarschaftlichen Lebens,<br />

• über das Angebot an standardisierten Einfamilienhäusern hinaus mit qualitätvollen<br />

Wohnungstypen für Einpersonenhaushalte, Alleinerziehende, ältere<br />

Alleinlebende, die das Verbleiben in der Wohnung oder einen Wechsel in<br />

dem gewohnten Umfeld möglich machen,<br />

• durch kurze Wege zu öffentlichen <strong>und</strong> privaten Versorgungseinrichtungen.<br />

Realisierte Beispiele sind Anlagen für das Mehrgenerationenwohnen mit kindgerechten(m)<br />

Wohnungen <strong>und</strong> Umfeld sowie flexiblen, neutralen Gr<strong>und</strong>rissen, die<br />

auf persönliche Bedürfnisse zugeschnitten bzw. verändert werden können, als<br />

angemessene Reaktion auf die geänderten demografischen Herausforderungen –<br />

ältere Menschen können in einer verkleinerten Wohnung <strong>und</strong> auch in ihrer sozialräumlichen<br />

Verankerung bleiben. Dieser Kriterienkatalog gilt auch für die Qualifizierung<br />

bestehender Baugebiete. Davon sind sowohl das Wohnen in der Innenstadt<br />

betroffen, um ihre Lebendigkeit zu stärken, wie auch die Wohngebiete der<br />

<strong>Altena</strong>er Baugesellschaft. Je mehr Wohnungsmärkte sie erreicht, umso größer ist<br />

die Planungs- <strong>und</strong> Investitionssicherheit.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Finanzsituation der öffentlichen Haushalte können die<br />

formulierten Ansprüche nur bei konsequenter Verfolgung einer differenzierten Umsetzungsstrategie<br />

erfüllt werden. Hierzu gehört ein kommunales Baulandmanagement<br />

(siehe S. 133), das in der Regel immer dann greift, wenn die Maßnahme<br />

einen Flächenbezug hat <strong>und</strong> Planungsrecht geschaffen werden soll. Für den Themenkomplex<br />

Wohnen spielen die materiellen Auswirkungen beim Einsatz des<br />

kommunalen Baulandmanagements eine gewichtige Rolle. Es soll erreicht werden,<br />

dass sich Flächeneigentümer <strong>und</strong> Investoren/Entwickler an den Infrastrukturkosten<br />

<strong>und</strong> ihren Folgeaufwendungen beteiligen. Das Erreichen inhaltlicher Zielvorgaben<br />

<strong>und</strong> Qualitätsstandards ist aber mindestens genauso bedeutsam<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 54


Industrie- <strong>und</strong> Gewerbeflächenentwicklung<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der topografischen <strong>und</strong> geologischen Verhältnisse entwickelte sich lediglich<br />

auf den Höhen in geringem Umfang eine landwirtschaftliche Nutzung. Die<br />

natürlichen Standortvorteile wie Eisenerzvorkommen, Wasser <strong>und</strong> Holz begünstigten<br />

andererseits eine industrielle Ansiedlung. So wurde etwa seit 1300 nach Chr.<br />

Osem<strong>und</strong> (ein weiches, zähes Schmiedeeisen) gewonnen, das sich wiederum gut<br />

zur Eisendrahtherstellung eignete. Als im Lenneraum der Erzabbau immer geringer<br />

wurde, musste Roheisen aus dem Siegerland nach <strong>Altena</strong> transportiert werden,<br />

was durch die Eröffnung der Eisenbahnlinie <strong>Altena</strong>-Siegen 1861 wesentlich<br />

erleichtert wurde.<br />

In <strong>Altena</strong> wurde sowohl Eisen- als auch seit etwa 1600 monopolisiert Stahldraht,<br />

der meistens nach Aachen <strong>und</strong> England zur Herstellung von Nähnadeln verkauft<br />

wurde, gezogen. Die Drahtfabrikation wurde zum Haupterwerbszweig der <strong>Stadt</strong>.<br />

1784 konnte eine eigene Nähnadelfabrikation in <strong>Altena</strong> angesiedelt werden <strong>und</strong><br />

seit 1840 unter anderem die Herstellung von Nieten <strong>und</strong> Nägeln, so dass in immer<br />

stärkerem Maße auch weiterverarbeitende Drahtindustriebetriebe gegründet wurden.<br />

Neben der drahtverarbeitenden entwickelte sich die metallverarbeitende Industrie<br />

zu einem weiteren wichtigen Erwerbszweig. Trotz der schlechten räumlichen<br />

Situation in den engen Tälern, die den ortsansässigen Firmen kaum eine Expansion<br />

erlaubt, konnten sie ihre Produktpalette ständig erweitern <strong>und</strong> bis in die<br />

1980er Jahre konkurrenzfähig bleiben. *<br />

Heute verfügt <strong>Altena</strong> über Gewerbeflächenleerstände <strong>und</strong> untergenutzte Gewerbeflächen,<br />

ausgelöst insbesondere durch das Brachfallen von Industrieflächen infolge<br />

des Strukturwandels mit Schließung von Fabriken, für die aus unterschiedlichen<br />

Gründen bis heute keine Nachnutzung gef<strong>und</strong>en werden konnte, weil:<br />

• Eigentümer <strong>und</strong> mögliche Nutzer sich aus Angst vor finanzieller Belastung<br />

durch Altlasten nicht trauen, über neue Nutzungen nachzudenken oder Beratungsangebote<br />

anzunehmen,<br />

• Eigentümergemeinschaften eine Verwertung durch unterschiedliche Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> Interessenlagen blockieren,<br />

• Eigentümer städtebaulich nicht integrierbare Projekte (Ansiedlung von Discountern<br />

u.ä.) verfolgen.<br />

Frühere Industrieflächenplanungen im Auenbereich des südlichen Lennebogens<br />

in Verbindung zum Kommunalen Elektrizitätswerk „Mark“ sind heute nicht mehr<br />

realisierbar.<br />

*Ausschnitt aus „<strong>Stadt</strong>info“, Offizielle Homepage der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> (Westf.), http://www.altena.de/<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 55


Perspektive<br />

Eine Neuorientierung bedeutet der „Märkische Gewerbepark Rosmart“ als interkommunaler,<br />

gewerblich-industrieller Schwerpunktstandort der Städte <strong>Altena</strong>, Lüdenscheid<br />

<strong>und</strong> Werdohl mit ca. 42 ha Nettoindustriefläche in unmittelbarer Nähe<br />

zur A 45 (Lüdenscheid Mitte). Auch hier bestimmen die Reliefsituation <strong>und</strong> das<br />

darauf aufbauende Erschließungs- <strong>und</strong> Nutzungskonzept das Gr<strong>und</strong>stückgrößenraster.<br />

Großflächige Gr<strong>und</strong>stücke über 10.000 m² lassen sich wirtschaftlich nur in<br />

Teilbereichen realisieren. Überwiegend wird sich somit ein Spektrum von Gr<strong>und</strong>stücksgrößen<br />

von 2.000 m² bis 10.000 m² einstellen. Die Realisierung des Projekts<br />

geht allerdings nur sehr langsam voran. Deshalb ist eine Vermarktungskampagne<br />

mit Imagebroschüre <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweiter Anzeige gestartet worden, die weiterhin intensiv<br />

<strong>und</strong> professionell fortgeführt werden muss. Die politische Weichenstellung<br />

zur Qualifizierung von Gewerbe- <strong>und</strong> Industrieflächen für die heimische Industrie<br />

unter Ausschluss von Flächenfressern ist eingeleitet.<br />

Insgesamt leidet die Gewerbeflächenentwicklung <strong>Altena</strong>s an einer fehlenden <strong>und</strong><br />

auf den nationalen wie europäischen <strong>und</strong> auch weltweiten Markt nicht ausgerichteten<br />

Profil- <strong>und</strong> hochwertigen Adressbildung, insbesondere für das verarbeitende<br />

Gewerbe, für die das kompetente Arbeitskräftepotenzial (noch) besteht, aber auch<br />

für Dienstleistungsflächen.<br />

Die allgemeine Entwicklung in <strong>Altena</strong> muss das Ziel haben, Nutzungen, Funktionen<br />

<strong>und</strong> das optische Erscheinungsbild der <strong>Stadt</strong> zu profilieren <strong>und</strong> damit dem<br />

Lebensraum <strong>Altena</strong> mehr Wert zu geben. Das <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong><br />

verfolgt deswegen die Strategie, sich in der gewerblich-industriellen Entwicklung<br />

auf eine begrenzte Anzahl von Flächenangeboten <strong>und</strong> auch leerstehenden<br />

Gebäuden mit unterschiedlichen Standortqualitäten zu konzentrieren.<br />

Funktional weist der innerstädtische Bereich <strong>Altena</strong>s mit den bestehenden Nach<strong>und</strong><br />

Umnutzungspotenzialen brachliegender Gewerbeflächen <strong>und</strong> Gebäude hohe<br />

Kompetenz für Adressbildungen auf. Diese Standortentwicklungen sind gezielt zu<br />

verfolgen, imagebildend <strong>und</strong> imageprägend für die Innenstadtentwicklung zu nutzen<br />

<strong>und</strong> mit ihnen sind für die Gewerbeprofilierung Impulse zu geben. Eine sorgsame,<br />

abgestimmte, anspruchsvolle Flächenentwicklung muss insgesamt zum<br />

Thema gemacht werden, um die bestehenden Potenziale des Raumes nutzen zu<br />

können <strong>und</strong> die Attraktivität als Wohnstandort <strong>und</strong> für die touristische Vermarktung<br />

zu erhöhen. Hierzu ist eine qualifizierte Wirtschaftsförderung unbedingt nötig.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 56


Innenstadtentwicklung<br />

Einzelhandel<br />

<strong>Altena</strong> ist eine attraktive <strong>Stadt</strong> – wenn sie sich ihrer Stärken <strong>und</strong> Werte besinnt. Die<br />

topografische Situation, die „Präsenz“ zwischen Burg <strong>und</strong> Lenne, könnten ihr die<br />

Beschreibung Bilderbuchort geben, wenn die gravierenden Schwächen im Erscheinungsbild<br />

<strong>und</strong> im Einzelhandel nicht wären.<br />

Der Einzelhandel in <strong>Altena</strong> hat in den letzten 10 Jahren einen deutlichen Negativtrend<br />

vollzogen. Die Situation des Einzelhandels in <strong>Altena</strong> wird gekennzeichnet<br />

(Bezugsdaten 2005) durch eine einzelhandelsrelevante Kaufkraftziffer der Bevölkerung<br />

von 105,6 (Durchschnittliche Kaufkraft je Einwohner bezogen auf den<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnitt von 100 %), damit liegt sie höher als der Kreisdurchschnitt<br />

(104,3) <strong>und</strong> deutlich über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt. Die 21.126 Einwohner<br />

(01.01.2004) verfügten über eine einzelhandelsrelevante Kaufkraft von<br />

115,2 Mio. Euro. Geb<strong>und</strong>en wurde jedoch lediglich ein Umsatz von<br />

62,8 Mio. Euro. Die hieraus abgeleitete Umsatzkennziffer (Umsatz je Einwohner<br />

bezogen auf den B<strong>und</strong>esdurchschnitt von 100 %) der Gesellschaft für Konsumforschung<br />

(GfK), Nürnberg, hat sich von 1994 mit 77,9–%-Punkten kontinuierlich<br />

verschlechtert <strong>und</strong> weist 2005 nur noch 60,4–%-Punkte auf. Dieser Wert bedeutet,<br />

dass 40 % der <strong>Altena</strong>er Kaufkraft außerhalb ausgegeben werden <strong>und</strong> zwar bereits<br />

als Saldowert, unter Berücksichtigung der Zuflüsse. Auch die Zentralitätskennziffer<br />

(hiermit wird der "Bedeutungsüberschuss" von <strong>Altena</strong> gekennzeichnet) nahm von<br />

1994 von 0,71 bis 2005 auf 0,57 ab. Damit wird <strong>Altena</strong> als <strong>Stadt</strong> mit einer um 0,43<br />

Punkten "negativen" Zentralität charakterisiert. Die Umsatzkennziffer bzw. die Umsätze<br />

bewegen sich trotz überdurchschnittlicher Kaufkraft damit sehr deutlich unter<br />

dem Kreis- (87,5 %) bzw. B<strong>und</strong>esdurchschnitt. Die nachfolgende Übersicht<br />

vergleicht die Kennziffern 2005 der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> mit dem Märkischen Kreis <strong>und</strong><br />

Referenzgemeinden <strong>und</strong> -städten. Hier wird „eindrucksvoll“ vermittelt, wie eklatant<br />

gering die Kaufkraftbindung <strong>und</strong> damit die Bedeutung des Zentrums für <strong>Altena</strong><br />

<strong>und</strong> die Region ist. Selbstverständlich kann sich <strong>Altena</strong> nicht mit den Zentren in<br />

Iserlohn <strong>und</strong> Lüdenscheid messen (die Umsatzkennziffer beträgt hier jeweils<br />

115-%-Punkte <strong>und</strong> signalisiert einen starken Bedeutungsüberschuss!), Ziel sollte<br />

es jedoch sein, sich der Bedeutung von Hemer oder Meinerzhagen zumindest anzunähern,<br />

um einen Teil des Kaufkraftabflusses zukünftig (wieder) in <strong>Altena</strong> zu<br />

binden.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 57


Entwicklung der Einzelhandelskennziffern von 1994 bis 2005<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> 1994 1997 1999 2001 2003 2005<br />

Differenz<br />

94-05<br />

einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer<br />

109,80 101,10 101,30 103,20 101,90 105,60 -4,20<br />

Umsatzkennziffer 77,90 71,20 68,40 60,80 62,70 60,40 -17,50<br />

Zentralität 0,71 0,70 0,68 0,59 0,62 0,57 -0,14<br />

Vergleich der Kennziffern 2005<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> mit Märkischer Kreis <strong>und</strong> Referenzgemeinden <strong>und</strong> -städten<br />

<strong>Altena</strong><br />

Märkischer<br />

Kreis<br />

Hemer Iserlohn<br />

Lüdenscheid<br />

Meinerzhagen<br />

Werdohl<br />

einzelhandelsrelevante<br />

Kaufkraftkennziffer 105,6 104,3 101,6 103,6 105,7 105,1 99,6<br />

Umsatzkennziffer 60,4 91,3 77,9 115,0 115,2 88,0 55,3<br />

(Einzelhandels-)<br />

Zentralität<br />

57,2 87,5 76,7 111,0 109,0 83,7 55,6<br />

Quellen: GfK-Kennziffern für den Einzelhandel, GfK Marktforschung Nürnberg 2005 <strong>und</strong> Übersichten<br />

der SIHK zu Hagen <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong><br />

Ursachen für den in quantitativer wie qualitativer Hinsicht schwachen Einzelhandel<br />

sind die Längsausdehnung der Fußgängerzone mit ca. 1.000 m, mit den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen langen <strong>und</strong> unattraktiven Wegen, die nicht zukunftsfähigen Größen<br />

der Ladenlokale, die räumlichen Niveau-Unterschiede (Treppen), die geringe<br />

Dichte <strong>und</strong> nicht vorhandene Vielfalt des Angebots <strong>und</strong> der kontinuierliche trading-down-Effekt,<br />

der sich in einer Vielzahl leerstehender Ladenlokale – ca. 18 -<br />

20 –niedergeschlagen hat. Positive Einzelbeispiele <strong>und</strong> das Engagement Einzelner<br />

gehen in diesem Negativtrend weitgehend unter. Mit dem erfolgreich betriebenen<br />

Wochenmarkt besteht ein weiterer <strong>Entwicklungs</strong>impuls, der wieder K<strong>und</strong>schaft<br />

in die <strong>Stadt</strong> führt. Zur Sicherung des Erfolgs findet bereits eine laufende<br />

Pflege hinsichtlich der Auswahl der Anbieter statt.<br />

Im Haupteinkaufsbereich kommen ein desolates Erscheinungsbild der Fassaden<br />

im Erdgeschoss, fast auf der gesamten Lennestraße eine unzeitgemäße, langweilige<br />

Präsentation der Waren, disharmonische Öffnungszeiten bzw. (nach-)mittägliche<br />

Schließung der Geschäfte <strong>und</strong> geringe Aktivitäten mit innovativem Erlebnis-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 58


einkauf, ein introvertiertes „Stapel-Center“ <strong>und</strong> die zwischen dem „Markaner“ <strong>und</strong><br />

dem „Stapel-Center“ mangelnde Aufenthaltsqualität hinzu.<br />

Im <strong>Altena</strong>er Zentrum zeigt sich die räumlich unvorteilhafte Situation zweier weit<br />

auseinanderliegender Schwerpunktbereiche: die mittlere bis südliche Lennestraße<br />

<strong>und</strong> das „Stapel-Center“ mit einer nutzungsbezogenen Unterbrechung zwischen<br />

Mittlerer Brücke <strong>und</strong> Burg Holtzbrinck. Aus dieser Situation resultiert auch die von<br />

den Meinungsträgern geäußerte „Weitläufigkeit“ der Fußgängerzone bzw. des<br />

Einkaufsbereichs. Eine Bündelung der Kräfte <strong>und</strong> Angebote sowie eine in die Zukunft<br />

gerichtete Entwicklung des Einkaufsbereichs ist unter diesen Voraussetzungen<br />

eine zwingende Notwendigkeit.<br />

Einzelhandelsprognose<br />

Ziel für den örtlichen Einzelhandel soll sein, die Angebote im Zentrum zu konzentrieren.<br />

Ausgenommen hiervon sind die Nahversorgung <strong>und</strong> großflächige, nichtzentrenrelevante<br />

Warengruppen. Die vorhandene Kaufkraft stärker zu binden,<br />

setzt ein erheblich attraktiveres Zentrum, bezogen auf das Angebot, die Präsentation,<br />

die Aufenthaltsqualität, das Erscheinungsbild usw. voraus. Dies kann bei einer<br />

konzertierten Aktion, die gemeinsames <strong>und</strong> einschneidendes Gegenlenken<br />

bewirkt, gelingen. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Umsatzbindung, die einer<br />

Kaufkraftkennziffer von 70-%-Punkten entspricht, eine erreichbare Perspektive.<br />

Sie würde der Lage <strong>und</strong> Größe <strong>Altena</strong>s gerecht werden <strong>und</strong> die Werte von 1994<br />

<strong>und</strong> 1997 erreichen.<br />

2005 konnte der Einzelhandel in <strong>Altena</strong> 62,8 Mio. Euro 1) binden, das entspricht<br />

2.972,- Euro 1) pro Einwohner. Die auf 70 % zu steigernde Kaufkraftbindung wird<br />

einen Umsatz von r<strong>und</strong> 3.500,- Euro/Einwohner bewirken.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der demografischen Voraussetzungen wird die Bevölkerung <strong>Altena</strong>s,<br />

selbst bei einem mittleren Wanderungsgewinn, bis 2015 auf r<strong>und</strong> 19.500 Einwohner<br />

abnehmen (vgl. Bevölkerungsentwicklung, Bevölkerungsprognose Variante B,<br />

Seite 40). Unter diesen Voraussetzungen wird der Umsatz in <strong>Altena</strong> im Jahr 2015<br />

r<strong>und</strong> 68 Mio. Euro <strong>und</strong> damit der Zuwachs r<strong>und</strong> 5 Mio. Euro (zwischen 4,5 Mio.<br />

Euro <strong>und</strong> 5,5 Mio. Euro) betragen.<br />

Zur Ermittlung des Verkaufsflächen(zusatz)bedarfs werden folgende Annahmen<br />

getroffen:<br />

1) GfK Nürnberg, 2005<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 59


• die Umsatzsteigerung (unabhängig von der Einwohnerentwicklung <strong>und</strong> der<br />

höheren Umsatzbindungsquote) <strong>und</strong> eine höhere Flächenproduktivität gleichen<br />

sich aus<br />

• das Umsatzplus von r<strong>und</strong> 5 Mio. Euro fließt zu 1/3 der Warengruppe „Nahrungs-<br />

<strong>und</strong> Genussmittel“ <strong>und</strong> zu 2/3 den „Konsumgütern“ zu<br />

• die Flächenproduktivität beträgt im Mittel bei „Nahrungs- <strong>und</strong> Genussmitteln“<br />

5.000,- Euro/m² VK <strong>und</strong> bei den „Konsumgütern“ 2.100,- Euro/m² VK<br />

Hiernach werden bis 2015 zusätzliche Verkaufsflächen für Nahrungs- <strong>und</strong> Genussmittel<br />

von lediglich 300 m² bis 350 m², für die Konsumgüter zwischen<br />

1.400 m² <strong>und</strong> 1.750 m², in der Summe 1.700 m² bis 2.100 m² Verkaufsfläche benötigt.<br />

Das entspricht einer Flächenausdehnung in der gesamten <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> von<br />

28.000 m² 1) auf 30.000 m² Verkaufsfläche <strong>und</strong> damit einem Zuwachs von 7 % in<br />

10 Jahren (!).<br />

Das Fazit aus dieser Prognose lautet, dass der Einzelhandel in <strong>Altena</strong> alle Anstrengungen<br />

unternehmen muss, eine höhere Kaufkraftbindung zu erzielen, damit<br />

das Verkaufsflächenangebot nicht noch weiter abnimmt, es stabilisiert <strong>und</strong> in ein<br />

behutsames Wachstum übergeleitet werden kann. Dies kann durch eine erhebliche<br />

Attraktivitätssteigerung des Angebotes <strong>und</strong> des Zentrums erreicht werden.<br />

1) GMA-Einzelhandelsgutachten für die <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong>, Köln, Dez. 1999, hier: Prognose 2005<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 60


Perspektive<br />

Das Zentrum ist der Kristallisationspunkt der <strong>Stadt</strong>. Die Funktionsfähigkeit der Innenstadt<br />

strahlt auf die gesamte <strong>Stadt</strong> – positiv <strong>und</strong> negativ – aus. Eine funktionierende<br />

<strong>und</strong> attraktive Innenstadt unterstützt die Nebenzentren, hebt das Image der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> die Zufriedenheit im Inneren, stärkt den Wirtschaftsstandort <strong>und</strong> bildet<br />

zusammen mit der sozialen <strong>und</strong> in <strong>Altena</strong> touristisch-kulturellen Infrastruktur die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für eine Nachfrage von außen nach Wohnbauflächen <strong>und</strong> Immobilien<br />

sowie gewerblichen Ansiedlungen. Schüchterne Einzelmaßnahmen, vereinzelte<br />

Privatinitiativen <strong>und</strong> Maßnahmen ohne durchschlagende Wirkung verpuffen <strong>und</strong><br />

sind nicht geeignet, die Probleme in <strong>Altena</strong> zu lösen. Die Einzelaktionen, auch von<br />

unterschiedlichen Vereinen, müssen dringend zu einer konzertierten Aktion zusammengeführt<br />

werden. Wenn nicht alle Beteiligten – Immobilieneigentümer,<br />

Handel <strong>und</strong> Gastronomie, Kreditinstitute, örtliche Gewerbebetriebe <strong>und</strong> die <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Altena</strong> – erkennen, dass spätestens jetzt ein nachhaltiger <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> damit<br />

Investitionsprozess einsetzen muss (!), wird es für ein Gegensteuern mit positiver<br />

Wirkung in wenigen Jahren zu spät sein.<br />

Die Auswirkungen des demografischen Wandels können auch als Chance begriffen<br />

werden. „Weniger, älter, bunter“ kann mehr Platz, mehr Freizeit, mehr Kommunikation<br />

– einer der entscheidenden Faktoren zur Revitalisierung <strong>Altena</strong>s – <strong>und</strong><br />

geändertes Nachfrageverhalten bedeuten. Dem Einzelhandel kommt zur Hilfe,<br />

dass vor dem genannten Hintergr<strong>und</strong> auch „die grüne Wiese“ umrüstet. Service<br />

ist gefragt – auch im Verkürzen von autogerechten, langen Wegen – <strong>und</strong> der liegt<br />

u.a. im Anliefern zur Privatadresse. Hinzu kommt, dass Kultur <strong>und</strong> Aufenthaltsqualität<br />

in der Innenstadt dem kommerziellen Angebot komplementär gegenüberstehen<br />

<strong>und</strong> in <strong>Altena</strong> im Zusammenhang total fehlen.<br />

Es sind also einschneidende Maßnahmen nötig, um das durchaus vorhandene<br />

räumliche <strong>und</strong> funktionale Potenzial zu stärken bzw. zu fördern. Besondere Bedeutung<br />

kommt einer Nutzungszonierung <strong>und</strong> -intensivierung des langgestreckten<br />

Zentrums zu. Der Einzelhandel ist aufgr<strong>und</strong> der Größe <strong>und</strong> Struktur nicht in der<br />

Lage, den gesamten erweiterten Fußgängerzonenbereich zwischen dem Markaner<br />

im Norden <strong>und</strong> dem „Stapel-Center“ im Süden mit Qualität <strong>und</strong> der notwendigen<br />

Dichte zu füllen. Die Bewertung alternativer Struktur- <strong>und</strong> Nutzungsszenarien<br />

führte zu folgender Zonierung:<br />

• Im Bereich um das „Stapel-Center“ soll insbesondere der großflächige Einzelhandel<br />

gestützt <strong>und</strong> konzentriert werden.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 61


• Der kleinteilige Einzelhandel wird im mittleren Fußgängerzonenabschnitt erhalten,<br />

attraktiviert <strong>und</strong> möglichst mit zusätzlichen Angeboten ergänzt. Dieser<br />

Bereich enthält noch eine Vielzahl von örtlichen Betrieben, die durch<br />

dieses Konzept unterstützt werden sollen.<br />

• Zwischen diesen Einzelhandelszonen werden, auch dem Bestand in besonderer<br />

Weise Rechnung tragend, die Orte der Begegnung als Thema<br />

herausgestellt. Die Burg Holtzbrinck, die Reformierte Kirche, der Bungern<strong>und</strong><br />

Zögerplatz sind zur Begegnung <strong>und</strong> für den sozialen Zusammenhalt<br />

auszubauen.<br />

• Ein Ort der Begegnung mit anderer Schwerpunktsetzung soll der Markaner<br />

werden. Ein Eingangstor zum Zentrum, Drehscheibe für den Busverkehr<br />

<strong>und</strong> die Fußgänger, mit Gastronomie <strong>und</strong> Angeboten, die zum Verweilen,<br />

auch <strong>und</strong> besonders für Jugendliche, einladen, sollen diesen Bereich prägen.<br />

• Zwischen dem Markaner <strong>und</strong> dem Haupteinkaufsbereich wird angestrebt,<br />

ein Tourismus-Krämerdorf mit einer Mischung von Einzelhandel, Gastronomie,<br />

Handwerk, Kunst <strong>und</strong> Wohnen zu entwickeln.<br />

Die Inhalte <strong>und</strong> Perspektiven für die einzelnen Bereiche sind in den Kapiteln<br />

„Struktur- <strong>und</strong> Nutzungskonzept Innenstadt“, S. 103ff <strong>und</strong> „<strong>Entwicklungs</strong>konzept<br />

Innenstadt“, S. 107ff, näher ausgeführt.<br />

Das Einzelhandels-Angebot, die Präsentation, die Dichte <strong>und</strong> Größenordnungen<br />

des Einzelhandels sind im gesamten Zentrum zu qualifizieren. Besonders das<br />

"Stapel-Center" erfordert eine attraktivere Präsentation, geänderte Anbindungen<br />

<strong>und</strong> zusätzliche Angebote, um die Immobilie zukunftsfähig zu machen. Dazu sind<br />

Gespräche mit erster Priorität mit den Eigentümern (es handelt sich um drei getrennte<br />

Immobilien) zu führen. Problematisch dabei ist sicherlich, dass sich in dem<br />

Komplex ca. 100 Mietwohnungen befinden.<br />

Neben den Gesprächen mit den Eigentümern des "Stapel-Centers" sind kontinuierlich<br />

weitere <strong>und</strong> moderierte, mit Einzelhändlern an der Lennestraße zu führen.<br />

Hier verkommen zum Teil die Immobilien wegen mangelnder bzw. mangelhafter<br />

Nutzung <strong>und</strong> Instandhaltung der Gebäude. Das muss auch auswärtige Eigentümer<br />

interessieren.<br />

In „Kooperation müssen sinnvolle Nutzungen geschaffen werden!“<br />

Die Flächenprognose für den Einzelhandel zeigt, dass im Wesentlichen der Bestand<br />

zu sichern <strong>und</strong> zu qualifizieren ist. Die Schaffung von zukunftsfähigen Ladengrößen<br />

für den Einzelhandel kann zu geringfügigen Erweiterungen führen. Eine<br />

Ausdehnung des Angebotes (Prognose = im Durchschnitt 200 m² Verkaufsfläche<br />

im Jahr) ist erwünscht, muss insbesondere für den langfristigen Bedarf im<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 62


Zentrum konzentriert werden, kann aber nur gelingen, wenn es die mehrfach angesprochene<br />

ganzheitliche Attraktivitätssteigerung gibt. Dort, wo es möglich ist,<br />

sollten horizontal Ladenlokale zusammengelegt werden. Dem gravierenden Kaufkraftabfluss<br />

muss mit Angebotsvielfalt <strong>und</strong> Qualität begegnet werden.<br />

Der Parkplatz an der Kirchstraße soll bebaut werden. Hier bietet sich eine ausreichend<br />

bemessene Fläche für den Einzelhandel, die barrierefrei erreicht werden<br />

kann.<br />

Neben dem Maßnahmenbündel zur Attraktivierung der Lennestraße durch eine<br />

Zonierung anspruchsvoller Nutzungen, das in fast allen Kapiteln <strong>und</strong> Leitprojekten<br />

thematisiert wird, ist es besonders wichtig, das teilweise verwahrloste Erscheinungsbild<br />

durch massive Leerstände zu beseitigen. Das dazu nötige Leerstandsmanagement<br />

bedeutet jedoch mehr als nur eine optische Aufwertung, es erfordert<br />

den Einstieg in eine nachhaltige Entwicklung.<br />

Dabei ist die Höhe der Ladenmieten zu prüfen <strong>und</strong> neu zu überlegen. Überzogene<br />

Mieten entziehen einer Immobilie häufig ihre Zukunft. Neben harmonisierten Öffnungszeiten,<br />

die evtl. auch über den Mittag gehen, tragen gemeinsame Aktionen<br />

z. B. im Zusammenhang mit dem Wochenmarkt oder einem samstäglichen Öko-<br />

Bauernmarkt zum Erlebniseinkauf bei.<br />

Weitere Synergien müssen gef<strong>und</strong>en bzw. bestehende ausgeschöpft werden wie<br />

der „Geburtenkoffer“, der nach der Devise „<strong>Altena</strong> früh am Ball“ an Eltern von<br />

Neugeborenen gegeben wird. Er enthält neben einem Gutschein für einen<br />

Sprachkurs z. B. im Rahmen des Frühwarnsystems auch Gutscheine für den Einkauf.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 63


Städtebau <strong>und</strong> Architektur<br />

Die <strong>Stadt</strong> hatte jederzeit eine hohe industrielle Bedeutung <strong>und</strong> ihre politische Entwicklung<br />

ist eng mit der Industriegeschichte verknüpft.<br />

Siedlungen <strong>und</strong> Wohnanlagen von großem städtebaulichen Wert (Knerling, Jahnstraße,<br />

Werdohler Straße) sind die baulichen Zeitzeugen. Ebenso sind dies die Industriegebäude,<br />

technischen Bauwerke (Wasserbauwerke) aber auch sonstige<br />

Profanbauten wie u. a . die herrschaftlichen Villen.<br />

Vom Mittelalter bis zum Nachklassizismus reichen die Entstehungszeiten der historischen<br />

Bebauung <strong>und</strong> besonders in der Achse der Lenne-, Kirch-, Freiheitstraße<br />

ist der im Märkischen Kreis herausragende städtebauliche <strong>und</strong> architektonische<br />

Gesamtzusammenhang ablesbar.<br />

Aber auch in <strong>Altena</strong> zeigt sich, in einer für die Größe der <strong>Stadt</strong> übermäßigen Dimension,<br />

dass die ökonomische Präferierung der Ausnutzung die Baukörper besonders<br />

in der Lennestraße <strong>und</strong> besonders im Erdgeschoss proportional geschädigt<br />

hat <strong>und</strong> die historisch sensible Gestaltung der Fassade mit maßstabsgerechten<br />

Anteilen von Fenster- <strong>und</strong> Wandfläche völlig aufgehoben wurde. Hinzu kommen<br />

teilweise Wandverkleidungen, denen es an Sterilität nicht mangelt. Es sind<br />

damit austauschbare, identitätslose Fassaden geworden, die die BürgerInnen der<br />

Identifikation mit ihrer <strong>Stadt</strong> berauben – diese besteht nicht nur aus der Burg.<br />

Baukultur bzw. die Anhebung des baukulturellen Niveaus sind als ein Teil einer<br />

langfristig angelegten Strukturpolitik zu verstehen. Städte <strong>und</strong> Regionen erhalten<br />

erst durch ihr eigenständiges, städtebaulich-architektonisches <strong>und</strong> landschaftliches<br />

Profil ihren unverwechselbaren Stellenwert. Neben baulichen Solitären –<br />

Wohn- <strong>und</strong> Gewerbebauten – dokumentieren auch die (Vor-)Gartenkultur wie die<br />

Gestaltung des öffentlichen <strong>und</strong> halböffentlichen Raums diesen Wert.<br />

Es müssen Bilder im Kopf entstehen, die Erinnerung <strong>und</strong> Motivation nähren <strong>und</strong><br />

damit auch Interesse <strong>und</strong> (Mit-)Verantwortung für baukulturelle Aufgaben stärken.<br />

Die Verantwortung lässt sich wahrnehmen, wenn die Qualitätsmaßstäbe der historischen<br />

wie aktuellen städtebaulichen Strukturen <strong>und</strong> architektonischen Formensprache<br />

kontinuierlich vermittelt <strong>und</strong> kommuniziert werden.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 64


Lassen sie sich einfügen oder widersprechen sie, passen sie sich historischen<br />

Vorgaben an oder entwickeln sie sich selbstbewusst weiter, reizen sie oder verhalten<br />

sie sich zurückhaltend – Städtebau <strong>und</strong> Architektur müssen sich erklären <strong>und</strong><br />

ihre Qualitätskriterien begründen. Ein permanenter Diskurs, besonders bei öffentlichen<br />

Vorhaben, gibt der Bevölkerung Instrumente an die Hand, mitreden <strong>und</strong><br />

mitgestalten zu können <strong>und</strong> bietet die Basis für eine nachhaltige Qualifizierung<br />

<strong>und</strong> damit Authentizität der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> im regionalen Vergleich.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 65


<strong>Stadt</strong>bild <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>gestalt<br />

<strong>Altena</strong> hat mit seiner Topografie, seiner Burg <strong>und</strong> industriellen Vergangenheit sowie<br />

der Lenne Merkmale mit außergewöhnlicher Qualität. Der weitgehend erhaltene<br />

städtebauliche Gr<strong>und</strong>riss in der Innenstadt, die historisch gewachsenen Strukturen<br />

untermauern sie noch.<br />

Die dichte, großbürgerliche Bebauung in der Innenstadt, die meistens drei, maximal<br />

fünf Geschosse mit einer häufig sechsachsigen Fassadenteilung aufweist,<br />

bildet im Zusammenhang mit einer in Farbe <strong>und</strong> Form ausgewogenen Dachlandschaft<br />

ein imposantes Zeugnis ihrer Geschichte <strong>und</strong> ein anspruchsvolles städtebaulich-architektonisches<br />

Ensemble.<br />

Durch die einheitliche, unmittelbar straßenbegleitende Bauflucht der Baukörper<br />

ergibt sich ein harmonischer Raum, der jedoch von gastronomisch genutzten, unattraktiv<br />

gestalteten Baulücken – Mülltonnen, billige Plastikmöbel <strong>und</strong> Jägerzaun<br />

nebeneinander – empfindlich gestört wird. Insgesamt leidet die Aufenthaltsqualität<br />

unter mangelnder Vielfalt qualitätvoller Nutzungen <strong>und</strong> wenig ansprechender Gestaltung<br />

des öffentlichen Raums.<br />

Die ablesbare städtebauliche <strong>und</strong> architektonische Unausgewogenheit sowohl bei<br />

der Dimensionierung (Stapel-Center, teilweise Neubebauung) wie Gestaltung von<br />

Gebäuden, besonders im Erdgeschoss, ergibt sich meist dann, wenn der hohe<br />

Wert des historisch gewachsenen <strong>Stadt</strong>gefüges <strong>und</strong> Baustils außer Acht gelassen<br />

werden.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 66


Perspektive<br />

Städtebau/Architektur<br />

Die zeitliche Spange der städtebaulichen <strong>und</strong> architektonischen Entwicklung der<br />

<strong>Stadt</strong> vom Mittelalter bis zum Nachklassizismus ist in der gesamten Längsausdehnung<br />

der Lennestraße sehr gut ablesbar. Von der Fachwerkbauweise bis zu<br />

den Fassaden der Gründerzeit kann man den liebevollen Umgang mit der gestalterischen<br />

Akzentuierung erfahren bzw. erleben. Der Maßstab der Kleinteiligkeit ist<br />

dabei eine entscheidende Gr<strong>und</strong>lage gewesen, die bei allen Um- <strong>und</strong> Neubaumaßnahmen<br />

beachtet werden sollte. Was nicht heißt, historisierend bauen zu<br />

müssen. Wir leben im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert, dem Zeitalter der Glasarchitektur – jede<br />

Zeit sollte ihre eigene Sprache sprechen. Nur auf eine maßstäblich ausgewogene<br />

Gliederung aller Geschosse ist zu achten.<br />

Die Stellung des Gebäudes, ob giebel- oder traufständig zur Straße, ist ein weiteres<br />

städtebaulich-architektonisch relevantes Kriterium.<br />

Eckgebäude bedürfen einer tiefergehenden Beachtung der Position einzelner<br />

Bauteile <strong>und</strong> ihrer gestalterischen Wirkung, da zu ihnen die erste einladende<br />

Blickbeziehung aufgenommen wird.<br />

Die Stärke der städtebaulichen wie im Einzelbaukörper architektonischen Ausgewogenheit<br />

liegt auch im gekonnten Zusammenwirken der Anzahl der Geschosse<br />

<strong>und</strong> der Dachform.<br />

Ein Wechsel unterschiedlicher Geschossigkeit ist kein Störfaktor, sondern kann<br />

den Straßenraum durchaus beleben, siehe Amsterdam. Dafür findet das Zusammenleben<br />

der Gebäude seine Harmonie in der sensiblen Fassadengestaltung.<br />

Der absolut individuelle Charakter der Innenstadt <strong>Altena</strong>s liegt u. a. auch in der<br />

Mischung der zwei- bis fünfgeschossigen Baukörper. Bei Um- <strong>und</strong> Neubaumaßnahmen<br />

sind Form <strong>und</strong> Neigung des Daches einfühlsam in die bestehende Dachlandschaft<br />

zu integrieren. Dacheinschnitte – nicht nur in der Innenstadt – beeinträchtigen<br />

die ausgewogen gestaltete Dachlandschaft, ein rudimentäres Krüppelwalmdach<br />

mindert nicht die voluminösen Ausmaße eines Baukörpers.<br />

Die strenge Bauflucht ohne extreme Versätze in der Innenstadt vermittelt Ruhe<br />

<strong>und</strong> versetzt Besucher in die Lage, sich zu orientieren <strong>und</strong> ihr Augenmerk auf die<br />

Warenpräsentation <strong>und</strong> die Gestaltung der Fassaden zu lenken. Mit Letzterem ist<br />

jedoch nur in der Lennestraße anzugeben <strong>und</strong> auch nur ab dem 1. Geschoss; mitleiderregend<br />

sind dagegen die Hinterhoffassaden, die Besucher entlang der Lenneuferstraße<br />

entgegentreten. Sie bedürfen ebenso wie die Erdgeschossfassaden<br />

einer Aufwertung, die anhand einer zu erarbeitenden gestalterischen Fassadenabwicklung<br />

über die gesamte Länge vorzunehmen ist.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 67


Ein Baustein qualitätvollen Städtebaus sind öffentliche <strong>und</strong> halböffentliche Räume.<br />

Straßen <strong>und</strong> Plätze – ihre Selbstinszenierung <strong>und</strong> ihr Dialog mit der angrenzenden<br />

Bebauung sind ein entscheidender Beitrag zur Urbanität. Aber auch der „quasi“<br />

öffentliche Raum in privatem Besitz, die Vorzone von Geschäften, lenkt Aufmerksamkeit<br />

auf sich <strong>und</strong> trägt mit seiner Qualität zur Identität der Innenstadt bei.<br />

<strong>Altena</strong>s Innenstadt besitzt einige Plätze unterschiedlicher Größe, deren Funktion<br />

im Zusammenhang mit umgebenden Angeboten <strong>und</strong> den sie verknüpfenden Wegen<br />

<strong>und</strong> Straßen untersucht, entsprechend gestaltet <strong>und</strong> genutzt werden sollten.<br />

Material<br />

Der städtebaulich-architektonische Kontext, die besondere Ausstrahlung der Innenstadt<br />

liegt auch in der Verwendung des Materials Putz. Sein heller, pasteuser<br />

Anstrich nimmt, besonders an dunklen Tagen, viel von der Tristesse, die sich<br />

dann über die <strong>Stadt</strong> legen kann. Auch in zeitgemäßer Architektur sollte das Material<br />

verwendet werden im Kombination mit einer Ziegeleindeckung des Dachs.<br />

Die durch ein ausgewogenes Verhältnis von Wand- zu Fensterflächen hauptsächlich<br />

vorhandene Lochfassade mit hoch rechteckig stehenden Fenstern, wurde in<br />

den Erdgeschossen, die gewerblich genutzt werden, mehrfach durch große<br />

Schaufenster maßstabslos aufgerissen. Damit geht die Identität des „Gesichts“<br />

verloren – die Beziehung zu den darüber liegenden Geschossen ist nicht mehr<br />

vorhanden.<br />

Diese „unehrliche Fassadenkosmetik“ (Prof. Dr. K. Ganser) macht <strong>Altena</strong> nicht<br />

einmalig, sondern reiht die Innenstadt uniform in die Aufzählung vieler Städte ein.<br />

Die Wahrung der Achsen <strong>und</strong> des hoch rechteckigen Fensterformats, das bis auf<br />

den Boden reichen kann, achtet die Architektur <strong>und</strong> auch die Ideen des Architekten<br />

<strong>und</strong> verschafft ausreichend große Schaufenster <strong>und</strong> Belichtung der Verkaufsräume.<br />

Untypische Baustoffe – wie Plastikfenster – sollten langsam aber sicher<br />

aus dem <strong>Stadt</strong>bild verschwinden.<br />

Werbung<br />

„Wenn alle leise reden, braucht niemand zu schreien!“<br />

Werbung kann unaufdringlich <strong>und</strong> trotzdem effizient sein, <strong>und</strong> es muss nicht qualitätsbewusster<br />

Architektur zugemutet werden, dahinter verschwinden zu müssen.<br />

Sowohl Größe, Material, Form wie Standort müssen überdacht werden.<br />

Gemeinsam mit betroffenen Eigentümern <strong>und</strong> Einzelhändlern sollten aktuell festzustellende<br />

Rahmenbedingungen, Veränderungen <strong>und</strong> neue Zielsetzungen überdacht<br />

<strong>und</strong> Gestaltleitlinien erarbeitet werden. Die Erneuerung <strong>und</strong> Verbesserung<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 68


durch Erkennen des baukulturellen Wertes der Innenstadt <strong>Altena</strong>s (auch ökonomisch<br />

nicht zu unterschätzen) bedürfen der Information <strong>und</strong> Motivation.<br />

Letzteres betrifft jedoch nicht nur die Innenstadt. Auch Siedlungsbereiche sind beredte<br />

Zeitzeugen. Sie bedürfen einer an ihre Erfordernisse angepasste Handhabung<br />

der Baukultur.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 69


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 70


Kultur<br />

„Der Begriff Kultur bedeutet bekanntlich einerseits die Gesamtheit der geistigen<br />

<strong>und</strong> künstlerischen Lebensäußerung einer Gemeinschaft, andererseits bezeichnet<br />

Kultur das Bebauen <strong>und</strong> Pflegen von vorhandenem Nährboden.“ (Prof. Dr. Udo<br />

Mainzer, Landeskonservator Rheinland)<br />

Kultur ist ein existenzieller Bestandteil der Lebens- <strong>und</strong> der Aufenthaltsqualität in<br />

der Innenstadt. Sie ist gleichwertig zu kommerziellen Angeboten zu sehen. Zunehmende<br />

Mobilität <strong>und</strong> Medialisierung haben bereits ein verändertes Einkaufsverhalten<br />

zur Konsequenz. Damit kommt der Innenstadt in puncto Aufenthalt <strong>und</strong><br />

Erlebnis eine erweiterte Funktion zu.<br />

Kultur schafft eine lebendige <strong>Stadt</strong>, ihre Originalität <strong>und</strong> Qualität formen Erinnerung<br />

<strong>und</strong> Erfahrung <strong>und</strong> geben besonders der Innenstadt ein anspruchsvolles<br />

Image <strong>und</strong> den Menschen ihre Identifikation mit <strong>Altena</strong>.<br />

Kultur hat in <strong>Altena</strong> einen hohen Stellenwert <strong>und</strong> trägt in besonderem Maß zur<br />

Attraktivität der <strong>Stadt</strong> als Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsstandort bei. Ob es die Museen <strong>und</strong><br />

Veranstaltungen sind, ein außergewöhnliches Kino, Konzerte von Klassik bis Rock<br />

oder <strong>Stadt</strong>führungen – alles steht für einen hohen Standard kultureller Aktionen,<br />

zum Teil an besonderen Orten wie der Burg <strong>Altena</strong> oder dem Haus Holtzbrinck<br />

aber auch in ehemals industriell genutzten Gebäuden.<br />

Das vielfältige Angebot ist sicherlich beispielgebend für Städte gleicher Größenordnung,<br />

erreicht jedoch immer wieder nur einen identischen Interessentenkreis<br />

von 200- 300 Personen. Allerdings ist festzustellen, dass die Konkurrenz der Gemeinden<br />

<strong>und</strong> Städte untereinander immer weniger auf dem Feld der harten ökonomischen<br />

Standortfaktoren, sondern denen von Aufenthaltsqualität <strong>und</strong> Kultur<br />

ausgetragen wird.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> bedarf es mehr denn je der detaillierten Analyse vorhandener<br />

Angebote bezüglich ihrer Originalität, Qualität <strong>und</strong> Finanzierbarkeit <strong>und</strong> des<br />

Bedarfs aller Nutzer- <strong>und</strong> Altersgruppen, um damit auch ihre Kontinuität <strong>und</strong> professionelle<br />

Vermarktung garantieren zu können.<br />

Kommunale Kulturförderung ist ein Verfassungsauftrag. <strong>Altena</strong> hat die Aufgabe,<br />

für die <strong>Stadt</strong> ein individuelles Kulturprofil zu entwickeln, das ihrer Identität, ihren<br />

Traditionen <strong>und</strong> Zukunftsperspektiven entspricht, seit jeher sehr ernst genommen,<br />

durch die finanziellen Engpässe der öffentlichen Hand – vorläufige Haushaltsführung<br />

– jedoch keine Mittel in den Investitionshaushalt eingestellt. Der Kulturring <strong>Altena</strong><br />

e.V., 1973 gegründet, ist in engagierter <strong>und</strong> qualitätvoller Arbeit bemüht, Kultur<br />

auch als Wirtschaftsförderung im Sinne touristischer Attraktivität in <strong>Altena</strong> zu<br />

verankern.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 71


Sollen neue Angebote geschaffen bzw. vorhandene weiter qualifiziert werden, ohne<br />

die öffentliche Hand zusätzlich zu belasten, so sind viele unterschiedliche Partner<br />

zu gewinnen <strong>und</strong> in einen partizipativen Prozess einzubinden.<br />

Die kontinuierliche Kommunikation aller Kulturschaffenden, der Vereine, Verwaltung<br />

<strong>und</strong> Politik sowie auch Ehrenamtlichen an einem jour fixe ergibt vielfältige<br />

Ideen, Kreativität, die Steigerung von Engagement, Effizienz <strong>und</strong> Leistungssicherheit<br />

in der Kulturarbeit. Dazu ist auch die Kooperation zu optimieren, nicht nur auf<br />

lokaler sondern ebenso regionaler Ebene, um Synergien zu nutzen <strong>und</strong> Management<br />

<strong>und</strong> Marketing zielorientierter einsetzen <strong>und</strong> Veranstaltungen konkurrenzloser<br />

ausrichten zu können. Eine effiziente Koordination gewährleistet u. a. die einzufordernde<br />

Qualität <strong>und</strong> Kontinuität des kulturellen Standards.<br />

Zeit <strong>und</strong> Geld sind effektiv zu verwenden, um eine „kulturelle Marke“ für <strong>Altena</strong> zu<br />

finden <strong>und</strong> in der Region zu positionieren. Sind Bedarfs- <strong>und</strong> Bestandserhebungen<br />

ausgewertet, bedarf es eines koordinierten Konzepts, das mit Hilfe eines professionellen<br />

Veranstaltungsmanagements (außerhalb der Verwaltung) realisiert<br />

werden kann. Dieses Konzept soll sowohl Aussagen zu Massenveranstaltungen<br />

wie auch „kleinen feinen“ Aktivitäten enthalten.<br />

Sponsoring sollte transparent gemacht werden, um Sponsoren – verantwortlich für<br />

ein Projekt – bekannt zu machen, ihre Tätigkeit anzuerkennen <strong>und</strong> sie weiter zu<br />

motivieren in Kultur <strong>und</strong> Bildung zu investieren, im Sinne der Entwicklung <strong>Altena</strong>s.<br />

Besondere Veranstaltungen wirken nur an besonderen Orten. Aber auch die Alltagskultur,<br />

wie das Kaffeetrinken nach dem Einkauf oder das gute Essen nach einem<br />

Konzert, bedarf eines ansprechenden Umfelds. Je mehr schöne Bilder sich<br />

in der Erinnerung verankern, desto eher bleiben die Menschen in <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> desto<br />

größer wird auch der Interessentenkreis für Ausstellungen <strong>und</strong> Veranstaltungen.<br />

Es ist demnach darüber nachzudenken, welcher Ort für welche Veranstaltung geeignet<br />

ist bzw. qualifiziert werden muss, <strong>und</strong> es müssen Gestaltungsleitlinien erarbeitet<br />

werden, die sowohl Gebäude wie auch öffentliche Räume – Plätze <strong>und</strong><br />

Straßen – <strong>und</strong> halböffentliche Zonen in ihrer Wertigkeit definieren <strong>und</strong> optisch stärken.<br />

Die Burg ist der herausragende Veranstaltungsort. In enger Zusammenarbeit mit<br />

dem Kreis ist ein Konzept zu entwickeln, durch das nicht nur <strong>Altena</strong>, besonders<br />

die Innenstadt, sondern die Region profitiert. Mit erster Priorität muss die Kommunikation<br />

mit den Verantwortlichen forciert werden. Die Wirtschaft ist als Sponsor für<br />

die Erarbeitung des Konzepts zu gewinnen; Kultur ist ein weicher Standortfaktor,<br />

der qualifizierte Arbeitskräfte anzieht.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 72


Der <strong>Stadt</strong> fehlt ein attraktiver Saal, der mehr als 200 Personen fasst. Im Zusammenhang<br />

mit der Entwidmung der reformierten Kirche sollte der Kirchenraum in<br />

die Nutzungsüberlegungen rechtzeitig einbezogen werden. Für die Umnutzung<br />

von Kirchen stellt das Land Fördermittel für Machbarkeitsstudien zur Verfügung.<br />

Die zukünftige Nutzung <strong>und</strong> Innenarchitektur sollte zum jetzigen Zeitpunkt noch<br />

nicht festgeschrieben, sondern im Rahmen des <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>es<br />

in Abhängigkeit von der Gesamtplanung Innenstadt (z. B. hochwertige<br />

Gastronomie in der Burg Holtzbrinck: catering) erstellt werden.<br />

Vielleicht können zum jetzigen Zeitpunkt auch die leerstehenden Erdgeschosse in<br />

der Lennestraße (<strong>und</strong> Gebäude gesamt) in ein (temporäres) Konzept aufgenommen<br />

werden, z. B. für experimentelle, kulturelle Vorhaben/Aktionen.<br />

"Kultur verleiht einer <strong>Stadt</strong> ein Gesicht". In Kombination mit einer guten Gastronomie<br />

kann beides zum Erlebnis werden.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 73


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 74


Bildung - Berücksichtigung der Alters- <strong>und</strong><br />

Sozialstruktur in der <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

Soziale Kompetenz <strong>und</strong> Chancengleichheit durch ausreichende Bildung für Alle<br />

sind das Zukunftskapital <strong>Altena</strong>s. Verantwortungsbewusstes städtisches Handeln<br />

bzw. eine integrierte <strong>Stadt</strong>entwicklung muss alle Alters- <strong>und</strong> Sozialgruppen im Fokus<br />

ihrer Betrachtungen haben. So ist es selbstverständlich, die Interessen <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse insbesondere von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen, alten Menschen,<br />

Migranten <strong>und</strong> Menschen mit Behinderung einzubeziehen. Um diese Prämissen<br />

wirksam umzusetzen, ist es notwendig, die bisher praktizierten Planungs- <strong>und</strong> Beteiligungsformen<br />

im Besonderen auf Chancengleichheit zu überprüfen <strong>und</strong> in angemessener<br />

Weise weiter zu entwickeln. Eine systematische, kontinuierliche Erhebung<br />

ihrer Wünsche <strong>und</strong> Bedarfe ebenso wie ihre Unterstützung bei der Interessenartikulation<br />

sind dazu wesentliche Voraussetzungen. Im Ergebnis sollten<br />

dann – neben Angeboten für „Jedermann“ – zielgruppenspezifische Angebote<br />

stehen, die den besonderen Bedürfnissen ihrer Nachfrager Rechnung tragen <strong>und</strong><br />

Chancengleichheit erzeugen.<br />

Ausgangslage<br />

Das soziale Angebot (Freizeit, Sport, Kultur, ...) wird von den <strong>Altena</strong>ern als gut bezeichnet.<br />

Es gibt ein Jugendzentrum in der Kernstadt sowie Bürgerbegegnungszentren<br />

in den Außenbezirken. Die <strong>Altena</strong>er beweisen in zahlreichen Vereinen<br />

überdurchschnittliches ehrenamtliches Engagement <strong>und</strong> der Zusammenhalt der<br />

Bevölkerung zeigt sich in einem starken <strong>und</strong> wachsenden „Wir-Gefühl“. Die sozialen<br />

Netzwerke sind über zahlreiche Vereine sehr stark ausgeprägt. Frühzeitige<br />

Vereinseintritte generieren lang anhaltende lokale Bezüge. Längst Abgewanderte<br />

kehren z.B. zu <strong>Stadt</strong>festen regelmäßig nach <strong>Altena</strong> zurück <strong>und</strong> würden bei entsprechenden<br />

beruflichen Perspektiven auch gerne bleiben.<br />

Die Schullandschaft in <strong>Altena</strong> ist vielfältig, das Bildungsangebot kann als sehr gut<br />

beurteilt werden. Es gibt im Gemeindegebiet vier Gr<strong>und</strong>schulen, eine Hauptschule,<br />

eine Realschule, das traditionsreiche Burggymnasium, benannt nach dem<br />

<strong>Stadt</strong>bild prägenden Wahrzeichen, der Burg <strong>Altena</strong>, eine Förderschule sowie ein<br />

Berufskolleg. In den 8 Kindergärten erfolgt die Kinderbetreuung bis 16 Uhr. Fast<br />

jeder Kindergarten <strong>und</strong> jede Schule wird durch einen Förderverein unterstützt.<br />

<strong>Altena</strong> werden durchschnittlich nur 30 Prozent aller Schüler für das Gymnasium<br />

empfohlen. Die Quote in NRW beträgt 40 Prozent. Das Abitur kann an zwei Schulen,<br />

dem Burggymnasium <strong>und</strong> einer weiteren Schule, dem Berufskolleg (Wirtschaftsgymnasium,<br />

höhere Handelsschule, Berufsschule für Dienstleistungs- <strong>und</strong><br />

Einzelhandelsberufe) erworben werden.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 75


Generell kritisch beurteilen die <strong>Altena</strong>er, dass die Lehrer an den Schulen mehrheitlich<br />

nicht ortsansässig sind, aus anderen Städten kommen <strong>und</strong> für die Vermittlung<br />

der Ortshistorie <strong>und</strong> Engagement über das Notwendige hinaus, weder das Wissen<br />

noch das Interesse besitzen. Die Schule hält sich aus dem Alltagsleben heraus,<br />

Zusammenarbeit gibt es wenig. Lediglich ein Austausch zwischen Schule,<br />

Industrie <strong>und</strong> Gewerbe in Form von Praktikumsstellen erfolgt. Die Wirtschaft ist<br />

durch mittelständische, ortsverhaftete Traditionsunternehmen geprägt. Diese sorgen<br />

isoliert über Ausbildungsplätze für ihren qualifizierten Nachwuchs.<br />

Besondere Bedeutung hat das Ausbildungszentrum des Ausbildungsgesellschaft<br />

Mittel-Lenne mit Unterstützung des regionalen Arbeitgeberverbands Metall. Hier<br />

werden Auszubildende des Metallgewerbes aus der gesamten Region praktisch<br />

geschult, Fortbildungen <strong>und</strong> Umschulungen sowie berufliche Integrationskurse für<br />

Aussiedler angeboten.<br />

Im Bereich der Erwachsenenbildung gibt es die VHS Lennetal sowie die VHS<br />

Rahmede .<br />

Der Anteil der ausländischen Bevölkerung in <strong>Altena</strong> beträgt r<strong>und</strong> 10% <strong>und</strong> entspricht<br />

dem Durchschnittswert in Nordrhein-Westfalen. Davon sind 44% türkischer<br />

Herkunft, 16% jugoslawischer Herkunft, 10% kasachischer Herkunft, 5% russischer<br />

Herkunft <strong>und</strong> 25% aus sonstigen Herkunftsländern. Am stärksten vertreten<br />

sind die Altersgruppen der 19-24jährige <strong>und</strong> 25-34jährigem.<br />

<strong>Altena</strong> ist in besonderem Maße vom demografischen Wandel betroffen <strong>und</strong> nimmt<br />

mit einem 15%-igen Bevölkerungsrückgang von 1990-2005 in Nordrhein-<br />

Westfalen eine Sonderstellung ein. Von der Bertelsmann-Stiftung ist <strong>Altena</strong> als Pilotkommune<br />

für das Projekt „NAiS – Neues Altern in der <strong>Stadt</strong>“ ausgewählt.<br />

Die unbedingte zum Handeln zwingende Situation <strong>Altena</strong>s wird als Chance betrachtet,<br />

sich mit frühzeitig eingeleiteten Lösungen zu allen stadtentwicklungsrelevanten<br />

Sektoren erhebliche Vorteile im Standortwettbewerb zu erarbeiten. Dazu<br />

dient in besonderer Weise das <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Handlungskonzept</strong>.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 76


Perspektive<br />

Mit den Veränderungen in der demografischen Entwicklung, die besonders in <strong>Altena</strong><br />

ablesbar sind, ändern sich auch die Vorzeichen des städtischen Handelns in<br />

der <strong>Stadt</strong>entwicklung gr<strong>und</strong>legend. Die bereits deutlich erkennbaren Überalterungstendenzen<br />

der Einwohnerschaft werden sich noch verstärken. Der Anteil der<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen in der <strong>Stadt</strong> wird weiter sinken. Die Zahl der Migranten<br />

wird mittel- bis langfristig steigen (müssen). Weitere umfassende Bedarfsveränderungen<br />

werden die Folge sein, auf die sich die <strong>Stadt</strong> zunehmend einzustellen <strong>und</strong><br />

zu reagieren hat. Besondere Merkmale der Anstrengungen <strong>und</strong> des Handelns<br />

sind jetzt Information, Kommunikation, Kooperation <strong>und</strong> Integration: Interessen<br />

<strong>und</strong> Konflikte werden frühzeitig sichtbar <strong>und</strong> eine interaktive Abwägung führt zu<br />

einer gemeinsam getragenen Lösung.<br />

Im Sinne einer vorausschauenden <strong>und</strong> vorsorgenden <strong>Stadt</strong>entwicklung bedarf es<br />

schon heute einer intensiven Diskussion der aus dem demografischen Wandel resultierenden<br />

Veränderungen. <strong>Altena</strong> reagiert offensiv auf die veränderten Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> startet mit NAiS das Pilotprojekt zur Neuorientierung in der<br />

kommunalen Seniorenpolitik. Doch die Aufgaben des demografischen Wandels<br />

können nicht in diesem Politikfeld enden. Vielmehr geht es darum, verstärkt alle<br />

Akteure <strong>und</strong> Gruppen in der Gesellschaft aufzurufen, ihre Ideen <strong>und</strong> Konzepte in<br />

die stadtentwicklungspolitischen, sozialen Prozesse einzubringen <strong>und</strong> gemeinsame<br />

Ziele zu definieren. Der Erfolg dieser integrierten nachhaltigen <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

beginnt zu aller erst in den Köpfen <strong>und</strong> je jünger diese Köpfe sind, umso<br />

stärker ist der Erfolg. Kinder <strong>und</strong> Jugendliche müssen möglichst früh damit vertraut<br />

gemacht werden, dass sie einen großen Anteil zum Gemeinwohl aller beitragen<br />

können. Die aktive Einbindung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in die Entscheidungsprozesse,<br />

die ihr Leben heute beeinflussen <strong>und</strong> Auswirkungen auf ihre<br />

Zukunft haben, ist unabdingbar <strong>und</strong> als Wert unersetzlich. Dazu müssen allerdings<br />

altersgerechte Beteiligungsformen in den Kommunen entwickelt werden.<br />

Diese sind umfassend in allen Bereichen des kommunalen Planens <strong>und</strong> Handelns<br />

zu verankern. Das beginnt in einem bildungsorientierten Kindergarten, in dem die<br />

Kinder für gesellschaftliche Zusammenhänge interessiert werden <strong>und</strong> geht weiter,<br />

indem die Anliegen <strong>und</strong> Bedürfnisse Jugendlicher beachtet <strong>und</strong> die Selbstorganisation<br />

gefördert werden.<br />

Persönliches Engagement ist das F<strong>und</strong>ament einer lebendigen Bürgergesellschaft.<br />

Dieses ist nicht nur in den Bereichen Sport, Kultur, Jugendarbeit <strong>und</strong> Umweltschutz<br />

<strong>und</strong> im Einsatz für eine älter werdende Gesellschaft oder für Menschen<br />

mit Behinderung gefordert, sondern in besonderem Maß auch im Rahmen der sozialen<br />

Integration der wachsenden Zahl von Migranten. Im künftigen Wettbewerb<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 77


um diese neuen Einwohner kann <strong>Altena</strong> nur „gewinnen“, wenn durch ein harmonisches<br />

Miteinander aller Nationalitäten, entsprechend attraktive Angebote <strong>und</strong> integrative<br />

Milieus geschaffen werden. Diese Formen der Integration müssen bereits<br />

heute initiiert, erlernt <strong>und</strong> gelebt werden, um langfristig zu funktionieren. Eine<br />

solidarische Gesellschaft wird in <strong>Altena</strong> also nur entstehen, wenn "ein generationen-<br />

(nationen) übergreifender Konsens über die zentralen gesellschaftlichen<br />

Werte in einem diskursiven Prozess entwickelt wird" (Dr. Adrian Reinert, Stiftung<br />

Mitarbeit, Bonn).<br />

Will die <strong>Stadt</strong>gesellschaft die Zukunft <strong>Altena</strong>s nachhaltig gestalten, so ist die Zukunftsfähigkeit<br />

des Einzelnen Voraussetzung. Bildung ist ein Bestandteil der Zukunftsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Basis für eine Vielzahl von Kompetenzen. Die Anforderungen,<br />

denen die Menschen zukünftig genügen müssen, sind sehr komplex: Bildung,<br />

Wissen, Fachkompetenz, soziale, kreative, mediale Kompetenz, Kommunikationspotenziale<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeit, mit einem hohen Quantum an Informationen,<br />

Wahl- <strong>und</strong> Entscheidungskriterien umzugehen. Die "Bildung ist als lebenslanges<br />

Lernen“ zu begreifen, um auf Veränderungen flexibel reagieren zu können <strong>und</strong><br />

beginnt bereits im Kindergartenalter.<br />

Für die <strong>Stadt</strong> sind der Bildungs- , Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsauftrag <strong>und</strong> die Erhaltung,<br />

der Ausbau <strong>und</strong> die Qualifizierung der Bildungssituation auch eine Statusfrage<br />

hinsichtlich der Positionierung in der Region. Das geht von der frühkindlichen<br />

Bildung, Betreuung <strong>und</strong> Erziehung, über Konzepte „Kinder in Bewegung“<br />

oder Förderung kontinuierlicher Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit bis hin zur Verbesserung<br />

der Berufsausbildungsmöglichkeiten <strong>und</strong> der außerschulischen Jugendbildung,<br />

sowie Weiterbildung älterer Menschen sowie Migranten. Eine besondere<br />

Bedeutung erlangt unter diesen Aspekten die <strong>Stadt</strong>bücherei. Sie dient der Bildung,<br />

Kultur <strong>und</strong> Freizeit <strong>und</strong> nimmt gleichfalls eine wichtige Rolle der gesellschaftlichen<br />

Integration <strong>und</strong> Chancengleichheit aller Bürger ein. So belegen aktuelle<br />

Studien den Zusammenhang zwischen Lesefähigkeit <strong>und</strong> schulischem sowie<br />

beruflichem Erfolg. „Gute“ Büchereien <strong>und</strong> Bibliotheken leisten einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Verbesserung der Bildungs- <strong>und</strong> Berufschancen für Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> für Kinder aus bildungsfernen gesellschaftlichen Gruppen. In<br />

den Bildungsauftrag <strong>und</strong> in die Verbesserung der Berufsbildungsmöglichkeiten<br />

muss die <strong>Stadt</strong> die Wirtschaft, die IHK, die Agentur für Arbeit, Wissenschaft, Kultur<br />

<strong>und</strong> sonstige Bildungseinrichtungen in Form einer Qualifizierungsstrategie <strong>und</strong> einer<br />

lokalen Interaktion kontinuierlich einbinden <strong>und</strong> verpflichten.<br />

Dazu gehört auch, dass die Bildungseinrichtungen eigenständige, qualifizierte<br />

Profile entwickeln <strong>und</strong> eine strategische Vernetzung, Organisation <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />

aufbauen. Das bedingt auch für die Einrichtungen, eine stärkere Präsenz<br />

im städtischen Leben einzunehmen <strong>und</strong> eine stärkere Verzahnung mit der<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 78


lokalen Wirtschaft, im Zusammenhang mit außerschulischen Lernorten, zu forcieren.<br />

Das heißt aber auch, dass die <strong>Stadt</strong> alles daran setzen muss, die jungen, ausgebildeten<br />

<strong>und</strong> qualifizierten Menschen in <strong>Altena</strong> zu halten, sowie verstärkt nach <strong>Altena</strong><br />

zu holen bzw. nach der Ausbildung (Studium) auch wieder zurück zu holen.<br />

Diese Art der Integrationsarbeit sollte zur Chefsache erklärt werden. Die Stabilisierung<br />

der Lebensqualität für Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene, ihre Erfahrung<br />

mit dem gesamten Angebot – besonders einem qualitativen Bildungsangebot -<br />

der <strong>Stadt</strong> sind gr<strong>und</strong>legende Faktoren für die Identifikation. Sie beginnt im Kindergarten<br />

<strong>und</strong> stützt sich auf ein vielfältiges Angebot im Erwachsenenleben. Unterschiedliche<br />

Vereine, Institutionen, Selbsthilfegruppen können dazu in schulische<br />

Projektwochen eingeb<strong>und</strong>en werden <strong>und</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis frühzeitig verzahnen.<br />

Die Bindung Jugendlicher an die <strong>Stadt</strong> setzt besonders die kontinuierliche Kooperation<br />

bzw. Interaktion von Schule <strong>und</strong> der lokalen Wirtschaft, z.B. im vermitteln<br />

von spezifischen Belangen, Erwartungen <strong>und</strong> Kenntnissen aber auch im Angebot<br />

von Praktikums- <strong>und</strong> Ausbildungsplätzen, voraus.<br />

Eine robuste lokale Identität kann neben vielen anderen stützenden Faktoren e-<br />

benso durch eine große Verlässlichkeit in der Schul- <strong>und</strong> Ausbildung <strong>und</strong> Erziehung<br />

gestützt werden. Basis bildet dazu eine größtmögliche Transparenz der<br />

schulischen Entscheidungen durch mehr Mitsprache <strong>und</strong> Mitwirkung der Eltern.<br />

Im Sinne einer vorausschauenden <strong>und</strong> vorsorgenden <strong>Stadt</strong>entwicklung bedarf es<br />

heute einer intensiven Diskussion der aus dem demografischen Wandel heraus<br />

resultierenden Veränderungen. Neben der Veränderung der Bevölkerungsstruktur<br />

sind auch die parallel verlaufenden Prozesse einer zunehmenden Individualisierung<br />

von Lebensweisen unterschiedlicher Gruppen – junge Familien, ältere Menschen,<br />

Migranten, Menschen mit Behinderung, sowie für alternative Lebensformen<br />

wie Alleinerziehende oder Patchwork-Familien, junge oder alte Wohngemeinschaften,<br />

Mehrgenerationenhäuser zu berücksichtigen. Um diese im Kontext <strong>Altena</strong>s<br />

zukünftig konstruktiv <strong>und</strong> kreativ gestalten zu können, müssen die Änderungen<br />

„täglich“ Eingang in die Prämissen <strong>und</strong> Ziele des städtischen Handelns <strong>und</strong> in die<br />

gesamte Bandbreite der Integrationsarbeit haben. Wichtig ist, dass die kommunalen<br />

Entscheidungsträger die veränderten Vorzeichen als Herausforderung annehmen<br />

<strong>und</strong> mit kreativen Ideen, in neuen Allianzen (re-)agieren. Denn über die gezielte<br />

Förderung der bürgerlichen <strong>und</strong> gegenseitigen Verantwortung füreinander,<br />

kann die Bindung <strong>und</strong> Identifikation mit dem Lebensraum <strong>Altena</strong> ganz neue<br />

Chancen <strong>und</strong> Qualitäten generieren.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 79


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 80


Wirtschaft <strong>und</strong> Gewerbe<br />

Wirtschaftsstruktur<br />

nach sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatzverhältnissen<br />

<strong>Altena</strong> galt in den durch wirtschaftliche Prosperität geprägten 60er Jahren als<br />

Zentrum der industriellen Drahtproduktion. Der ab 1980 einsetzende Strukturwandel<br />

mit Schließung von Fabriken <strong>und</strong> Rationalisierungen in der metallverarbeitenden<br />

Industrie hat zum Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatzverhältnisse<br />

zwischen 1980 <strong>und</strong> 1990 um r<strong>und</strong> 30 % geführt. Dieses setzte sich<br />

nach einer kurzen Erholungsphase in den 90er Jahren fort. Die Anzahl der Beschäftigten<br />

sank von 6.692 im Jahr 1995 über 6.620 im Jahr 1999, 5.857 im Jahr<br />

2002 auf 4.462 im Jahr 2005, d.h. auf 82 % des Standes von 1995.<br />

<strong>Altena</strong> <strong>und</strong> der Märkische Kreis sind traditionell industriell geprägt. Dies hat sich<br />

auch durch den erheblichen Strukturwandel nicht geändert. Nach wie vor arbeitet,<br />

in <strong>Altena</strong> stärker ausgeprägt als im Märkischen Kreis, mehr als jeder zweite sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte im produzierenden Gewerbe. Im Landesdurchschnitt<br />

NRW ist dies dagegen weniger als ein Drittel.<br />

Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Prozent für 2004<br />

im Vergleich <strong>Altena</strong> – Märkischer Kreis - NRW<br />

70,0<br />

60,0<br />

57,2<br />

55,1<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

31,6<br />

28,0<br />

26,1<br />

40,5<br />

<strong>Altena</strong><br />

Märkischer Kreis<br />

Land NRW<br />

22,6<br />

20,0<br />

14,9<br />

10,0<br />

10,1<br />

4,7<br />

4,0<br />

5,3<br />

0,0<br />

Gewerbe Handel, Gastronomie, Verkehr sonstige Dienstleistungen öffentliche Verwaltung<br />

In <strong>Altena</strong> verteilen sich im Jahr 2004 die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

zu 57,2 % auf produzierendes Gewerbe gegenüber 55,1 % im Märkischen Kreis<br />

<strong>und</strong> 31,6 % in NRW. In der Sparte Handel, Gastronomie, Verkehr ist der Beschäftigtenanteil<br />

mit 10,1 % geringer als im MK mit 14,9 % <strong>und</strong> gegenüber NRW mit<br />

22,6 % stark unterrepräsentiert. Dieser Anteil wird auch nicht durch die in dieser<br />

Sparte hinzuzurechnenden nicht sozialversicherungspflichtig Beschäftigten <strong>und</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 81


Selbständigen wesentlich geändert. In der Sparte sonstige Dienstleistungen liegt<br />

der Beschäftigtenanteil mit 28,0 % geringfügig über dem Anteil 26,1 % im MK, fällt<br />

jedoch deutlich gegenüber dem Landesmittel von 40,5 % ab. Bei der öffentlichen<br />

Verwaltung sind die Verhältnisse ausgeglichener: <strong>Altena</strong> 4,7 %, MK 4,0 %, NRW<br />

5,5 %. (Quelle: Statistisches Jahrbuch NRW (LDS), Datenspektrum <strong>Altena</strong>, LDS<br />

2005)<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen in <strong>Altena</strong><br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

verarbeitendes Gewerbe<br />

Baugewerbe<br />

Handel, Gastgewerbe <strong>und</strong> Verkehr<br />

sonstige Dienstleistungen<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Die nach wie vor bestehende Dominanz des produzierenden Gewerbes in <strong>Altena</strong>,<br />

insbesondere in der Betrachtung des, um das b<strong>und</strong>esweit rückläufige Baugewerbe<br />

bereinigte, verarbeitenden Gewerbes, zeigt sich auch in der Arbeitsplatzentwicklung<br />

der letzten Jahre. Danach verläuft der Rückgang der Beschäftigtenzahlen<br />

im verarbeitenden Gewerbe etwa parallel zum Rückgang der Gesamtbeschäftigtenzahl.<br />

Lediglich die Sparte sonstige Dienstleistungen (dazu gehören die Betriebe<br />

der Datenverarbeitung) kann bis 2001 Zuwächse verzeichnen, um dann<br />

wieder abzusinken. In der Sparte Handel, Dienstleistungen, Verkehr sind die Verluste<br />

sogar höher als im verarbeitenden Gewerbe.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 82


Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Prozent<br />

- zeitlicher <strong>und</strong> regionaler Vergleich<br />

70<br />

60<br />

58,958,2<br />

57,2<br />

55,1<br />

50<br />

40<br />

30<br />

37,4<br />

31,6<br />

22,4<br />

22,6<br />

25,8<br />

23,6<br />

34,9<br />

28<br />

26,1<br />

40,5<br />

1998 <strong>Altena</strong><br />

1998 Märkischer Kreis<br />

1998 NRW<br />

1998 NRW<br />

2004 <strong>Altena</strong><br />

2004 Märkischer Kreis<br />

2004 NRW<br />

20<br />

14,2<br />

14,9<br />

10<br />

10,8<br />

10,1<br />

4,5 5,2<br />

3,9<br />

4,7 4<br />

5,3<br />

0<br />

Gewerbe Handel, Gastronomie, Verkehr sonstige Dienstleistungen öffentliche Verwaltung<br />

Der Vorrang des produzierenden Gewerbes in <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> im Märkischen Kreis<br />

zeigt sich ebenso im zeitlichen <strong>und</strong> regionalen Vergleich der Entwicklung der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten. Während in <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> im MK zwischen<br />

1998 <strong>und</strong> 2004 im gewerblichen Bereich die Beschäftigtenzahlen (<strong>und</strong> damit das<br />

Kompetenzpotenzial) sich lediglich parallel zur Gesamtbeschäftigung verringerten,<br />

sind landesweit die relativen Verluste in dieser Sparte deutlich höher. Dies<br />

kehrt sich um im Bereich der sonstigen Dienstleistungen, obwohl hier in <strong>Altena</strong><br />

<strong>und</strong> im MK geringfügige Zuwächse zu verzeichnen sind.<br />

Aufmerksamkeit verlangt dagegen die Entwicklung in der Sparte Handel, Gastronomie<br />

, Verkehr. Hier bleibt <strong>Altena</strong> hinter dem MK zurück, obwohl <strong>Altena</strong> dem Tourismus<br />

mit Naherholung einen wichtigen Stellenwert als Wirtschaftsfaktor beimisst.<br />

Die Verluste erklären sich jedoch auch durch die Einzelhandelsprobleme der <strong>Altena</strong>er<br />

Innenstadt.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 83


Perspektive<br />

Die Verbesserung der Lebensqualität ist eine zentrale Aufgabe für die <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong>.<br />

Sie ist nur zu erreichen, wenn umfassende Beschäftigung <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Prosperität die Gr<strong>und</strong>lagen der zukünftigen Wertschöpfung darstellen. Die städtische<br />

Wirtschaftspolitik muss hierzu günstige Rahmenbedingungen für die Wirtschaft<br />

schaffen <strong>und</strong> den Dialog zwischen Wirtschaft, <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> den weiteren, den<br />

Wirtschaftsstandort prägenden Beteiligten in <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> der Region, fördern.<br />

Einbindung in die Industrieregion Märkisches Südwestfalen<br />

Stärker als andere Sachbereiche der <strong>Stadt</strong>entwicklung sind Wirtschaft <strong>und</strong> Gewerbe<br />

in das Profil <strong>und</strong> die <strong>Entwicklungs</strong>chancen der Region eingeb<strong>und</strong>en. <strong>Altena</strong><br />

liegt im Zentrum der Industrieregion Märkisches Südwestfalen. Hierzu gehören die<br />

<strong>Stadt</strong> Hagen, der Märkische Kreis sowie – mit Ausnahme von Hattingen <strong>und</strong> Witten<br />

– der Ennepe-Ruhr-Kreis. Auf einer Fläche von 1.484 km² leben über 833.000<br />

Einwohner. Auf das produzierende Gewerbe entfallen 142,5 Beschäftigte je 1.000<br />

Einwohner. Damit gehört das Märkische Südwestfalen zu den Regionen mit der<br />

höchsten Industriedichte in Deutschland.<br />

Welche Perspektiven haben Wirtschaft <strong>und</strong> Gewerbe im Märkischen Südwestfalen<br />

<strong>und</strong> speziell <strong>Altena</strong>? Hierzu hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW<br />

Köln) gemeinsam mit der SIHK zu Hagen im Mai 2006 eine Studie vorgelegt. Danach<br />

ist eine Strategie der Stärkung der Industrieregion durch Ausbau des (vorhandenen)<br />

Industrienetzwerkes das Szenario mit der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit<br />

für die Zukunft. Dieses Szenario setzt an den vorhandenen Potenzialen der<br />

Region <strong>und</strong> der <strong>Stadt</strong> an. Die Basis hierfür ist das oben beschriebene Profil, nach<br />

dem die tragende Säule der wirtschaftlichen Entwicklung nach wie vor das produzierende<br />

Gewerbe ist, mit bedeutenden industriellen Branchen, gut ausgebildeten<br />

Fachkräften <strong>und</strong> leistungsfähigen mittelständischen Unternehmen.<br />

Bei den Indikatoren der Standortattraktivität, Arbeitskosten <strong>und</strong> Produktivität, Verkehrsinfrastruktur,<br />

Qualifizierung der Beschäftigten, Forschungs- <strong>und</strong> Bildungseinrichtungen<br />

sowie attraktiven Lebens- <strong>und</strong> Freizeitbedingungen, zeigen sich im<br />

Märkischen Südwestfalen Stärken <strong>und</strong> Schwächen. Ein Standortvorteil der Region<br />

ist die gute Lage zu interessanten Absatzmärkten, verb<strong>und</strong>en durch ein insgesamt<br />

leistungsfähiges überregionales Schienen- <strong>und</strong> Straßenverkehrsnetz, das allerdings<br />

eines weiteren Ausbaus <strong>und</strong> der Lückenschlüsse bedarf. Die Arbeitskosten<br />

liegen zwar knapp unter dem westdeutschen Durchschnitt, da die Produktivität<br />

aber gleichzeitig deutlich unterdurchschnittlich ist, ergibt sich eine ungünstige<br />

Lohn-Produktivitäts-Relation. Hinsichtlich der steigenden Bedeutung eines qualifizierten<br />

Arbeitskräftepotenzials zeigt das Märkische Südwestfalen offensichtliche<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 84


Schwächen. Der Anteil der Hochqualifizierten an den Beschäftigten, die Ingenieursdichte,<br />

die Patentintensität <strong>und</strong> die Zahl der Studienplätze sind unterdurchschnittlich<br />

– typisch für viele Industrieregionen, die lange Zeit auf das in früheren<br />

Jahren ausgebildete Kompetenzpotenzial ihrer Arbeiter <strong>und</strong> Ingenieure zurückgreifen<br />

konnten <strong>und</strong> die Ausbildung der jüngeren Generation vernachlässigt haben.<br />

Schließlich wird die interne Entwicklung in der Region durch den Mangel an<br />

verfügbaren Industrie- <strong>und</strong> Gewerbeflächen, insbesondere bei Flächengrößen ü-<br />

ber 10.000 m², gebremst. Flächenverbräuche stammen überwiegend aus lokaler<br />

Nachfrage, Angebote für Neuansiedlungen größerer Betriebe stehen kaum zur<br />

Verfügung. Bei den Baulandpreisen liegt das Märkische Südwestfalen zwar unter<br />

den Metropolregionen, doch deutlich höher als im westdeutschen Durchschnitt.<br />

Strukturwandel <strong>und</strong> regionale Zukunftsstrategie<br />

„Da Wachstum aber immer stärker im Zusammenspiel von Industrie <strong>und</strong> begleitenden<br />

Dienstleistungen stattfindet, müssen im Rahmen einer Zukunftsstrategie<br />

sowohl die Rahmenbedingungen für die Industrie als auch das Angebot an wirtschaftsnahen<br />

Dienstleistungen ausgebaut werden. Dies stärkt die Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> gibt Impulse für den Arbeitsmarkt“. * (Studie „Märkisches Südwestfalen<br />

- Zukunft mit Industrie“, Mai 2006, Vorwort).<br />

Strukturwandel ist ein Zeichen jeder dynamischen Wirtschaft. Die seit einem Vierteljahrh<strong>und</strong>ert<br />

zu beobachtende Tertiärisierung der Wirtschaft zu Lasten der industriellen<br />

Produktion scheint unter dem Stichwort „Deindustrialisierung“ scheinbar<br />

unaufhaltsam fortzuschreiten. Diese These verkennt jedoch, dass die Industrie<br />

immer noch die zentrale Drehscheibe der Wirtschaft ist. Viele Dienstleistungen<br />

gibt es nur, weil es Industrie gibt. Industrie <strong>und</strong> Dienstleistungen sind zu einem<br />

engen Beziehungsgeflecht verschmolzen.<br />

Gefragt werden in Zukunft fachübergreifende Kompetenzen in einer wissens- <strong>und</strong><br />

informationsbasierten Volkswirtschaft. Neben Effizienz, Zuverlässigkeit, Qualität<br />

sowie Technikbeherrschung werden folgende Kernkompetenzen an Bedeutung<br />

zunehmen: *<br />

• Innovationsfähigkeit:<br />

Zur Behauptung im internationalen Wettbewerb müssen ständig Produkt<strong>und</strong><br />

Verfahrensinnovationen stattfinden.<br />

*Institut der deutschen Wirtschaft Köln: Studie „Märkisches Südwestfalen - Zukunft mit Industrie“, Mai<br />

2006, Vorwort)<br />

*aus: Institut der deutschen Wirtschaft Köln, a.a.O. S. 30, 38, 39<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 85


• Internationalität:<br />

Fachkräfte der Unternehmen müssen in einer zunehmend globalisierten<br />

Welt interkulturelle Kompetenzen ausbauen.<br />

• Selbstverantwortung:<br />

Selbständigkeit <strong>und</strong> Eigeninitiative werden gefragte Eigenschaften der Mitarbeiter.<br />

• Teamfähigkeit:<br />

Experten verschiedener Fachrichtungen werden für wechselnde Aufgaben<br />

in immer neuen Arbeitsgruppen zusammengestellt.<br />

• Schnelligkeit <strong>und</strong> Flexibilität:<br />

Vorhandenes Wissen veraltet schnell. Immer bedeutsamer wird deshalb die<br />

Fähigkeit, ständig neues <strong>und</strong> weit verstreutes Wissen so aufzunehmen,<br />

dass es rasch in der alltäglichen Arbeit genutzt werden kann.<br />

• Netzwerkfähigkeit:<br />

Unternehmen müssen in der Lage sein, mit anderen Unternehmen <strong>und</strong><br />

Forschungseinrichtungen zu kooperieren.<br />

Die Beherrschung dieser Fachkompetenzen ist eingeb<strong>und</strong>en in globale Entwicklungen,<br />

die als übergreifende „Megatrends“ die Zukunft von Wirtschaft <strong>und</strong> Gewerbe<br />

bestimmen werden. Auf der Gr<strong>und</strong>lage der bedeutenden wirtschaftlichen,<br />

technologischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Veränderungen werden für das Märkische<br />

Südwestfalen im Ausbau des Industrienetzwerkes folgende ausgewählte Megatrends<br />

wirken:<br />

• Globalisierung<br />

Für Unternehmen wird der Weltmarkt immer stärker zum Heimatmarkt. Sie<br />

ist durch eine gegenseitige, steigende Marktdurchdringung gekennzeichnet<br />

mit neuen Absatzmärkten <strong>und</strong> kostengünstigen Beschaffungsquellen.<br />

• Tertiärisierung<br />

Die Dienstleistungen an der Wertschöpfung werden weiter steigen. Wachsende<br />

Bedeutung hat der der Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungsverb<strong>und</strong>. Die<br />

Nachfrage wird immer mehr nach Komplettlösungen <strong>und</strong> maßgeschneiderten<br />

Produkten verlangen.<br />

• Beschleunigung <strong>und</strong> Differenzierung<br />

von Produkten <strong>und</strong> Märkten - die Lebenszyklen von Produkten werden sich<br />

weiter verkürzen.<br />

• Ressourcenknappheit<br />

Hierdurch verstärkte Nachfrage nach Technologien für alternative Energien<br />

<strong>und</strong> material- <strong>und</strong> rohstoffsparenden Einsatz.<br />

• Netzwerkbildung<br />

Industrie, Dienstleistungen, Bildung <strong>und</strong> Wirtschaft wachsen immer stärker<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 86


zusammen. Studien zeigen, dass die in Netzwerken organisierten Branchen<br />

eine deutlich bessere Beschäftigungsentwicklung aufweisen als andere.<br />

• Miniaturisierung <strong>und</strong> Digitalisierung<br />

Laut der Fraunhofer-Gesellschaft könnte die miniaturisierte Elektronik in<br />

Gebrauchsgegenständen zur Leitinnovation werden.<br />

• Akademisierung <strong>und</strong> Flexibilisierung<br />

Hochqualifizierte <strong>und</strong> ständig weiterqualifizierte Facharbeiter werden für die<br />

Unternehmen immer wichtiger.<br />

Aus dem demografischen Wandel wird sich auch ein positiver, wirtschaftlicher<br />

Megatrend entwickeln,<br />

• die Alterung<br />

Durch die älter werdende <strong>und</strong> länger aktiv bleibende Bevölkerung entstehen<br />

neue Märkte. Pflegeberufe oder altengerechte Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

sind Bespiele hierfür.<br />

Qualifizierungsstrategie für den Wirtschaftsstandort <strong>Altena</strong><br />

Einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des gesamten Wirtschaftsstandortes <strong>Altena</strong><br />

soll eine Qualifizierungsstrategie zur bedarfsgerechten <strong>und</strong> profilierten Gewerbeflächenentwicklung<br />

<strong>und</strong> -vermarktung – „für jeden Betrieb der richtige<br />

Standort“ – leisten. Imagewerbung <strong>und</strong> offensives Standortmarketing für die gesamte<br />

Wirtschaftsregion müssen verstärkt werden. Die lokale <strong>und</strong> regionale Zusammenarbeit<br />

in der Wirtschaftsregion <strong>Altena</strong> Werdohl, Lüdenscheid, Iserlohn<br />

(Märkischer Kreis) ist zu initiieren, institutionalisieren <strong>und</strong> umsetzungsorientiert zu<br />

praktizieren. Dabei sind die überregionalen Standortqualitäten des Wirtschaftsraumes<br />

glaubhaft herauszustellen <strong>und</strong> neue Kooperationsformen zwischen öffentlichen<br />

<strong>und</strong> privaten Akteuren zu finden. Die traditionelle Tourismusregion Märkisches<br />

Südwestfalen ist perspektivisch über die Landesgrenzen hinweg auszudehnen.<br />

<strong>Altena</strong>s Wirtschaft <strong>und</strong> Industrie kann der Motor der Kooperation sein.<br />

Im Zuge einer aktiven Arbeitsmarktpolitik soll ein Qualifizierungspakt in der beruflichen<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung die einzelnen Träger zusammenführen <strong>und</strong> durch<br />

eine permanente Interaktion den Arbeitsmarkt unterstützen.<br />

Der Ausbau wirtschaftsfördernder Infrastrukturen hat hohe Priorität für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung <strong>Altena</strong>s <strong>und</strong> der Region. Ein vordringliches Projekt ist dabei,<br />

<strong>Altena</strong> als Standort der Berufsausbildung – insbesondere im industriellen <strong>und</strong><br />

verarbeitenden Gewerbe – weiterzuentwickeln. Kristallisationspunkt könnte die älteste<br />

überbetriebliche Ausbildungsstätte Deutschlands sein, die in <strong>Altena</strong> zurzeit<br />

am Standort Winkelsen von der Ausbildungsgesellschaft Mittel-Lenne betrieben<br />

wird. Unterstützt vom Märkischen Kreis, örtlichem Sozialamt, kooperierenden Be-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 87


trieben <strong>und</strong> dem Arbeitgeberverband Ruhr/Lenne werden hier im Rahmen der<br />

Eingliederungsqualifizierung (EQJ) für Jugendliche, aber auch für Langzeitarbeitslose<br />

Gr<strong>und</strong>fertigkeiten der Metall- <strong>und</strong> Elektroberufe wie Werkzeugmechaniker, Industriemechaniker,<br />

Verfahrensmechaniker, Drahtzieher <strong>und</strong> Mechatroniker bis<br />

hinzu Kursen in CNC-gesteuertem Drehen <strong>und</strong> Fräsen sowie Qualifizierungsmaßnahmen<br />

in neuen Technologien.<br />

Generelles Ziel der Berufsausbildung ist die Bündelung von Fachkenntnissen vor<br />

Ort. Zunehmende Transparenz im Personalbereich steigert die Effizienz in der<br />

Produktherstellung aber auch die Verantwortung gegenüber Auszubildenden, ihre<br />

Weiterbeschäftigung in <strong>Altena</strong> sichern: Wenn über den Bedarf ausgebildet wird,<br />

besteht eine Möglichkeit zur Weiterbeschäftigung in der Gründung eines Personalpools,<br />

auf den die Unternehmen zurückgreifen können, wenn der Bedarf besteht.<br />

Weitere wichtige Wachstumsimpulse wird eine Profilierung des Wirtschaftsstandorts<br />

<strong>Altena</strong> geben. Es geht darum, themenbezogene Profilierungen für Einzelstandorte<br />

festzulegen <strong>und</strong> für bestehende Gewerbegebiete Qualifizierungs- <strong>und</strong><br />

Verdichtungsoptionen herauszustellen. Gewerbliche „Altstandorte“ <strong>und</strong> neue Flächen,<br />

wie der interkommunale, gewerblich-industrielle Schwerpunktstandort der<br />

Städte <strong>Altena</strong>, Lüdenscheid <strong>und</strong> Werdohl „Märkischer Gewerbepark Rosmart“ unterliegen<br />

generell einem Qualifizierungs- <strong>und</strong> Profilierungsziel. Dazu ist nach professionellen<br />

Marketinggesichtspunkten ein Gewerbeflächenführer unter dem Motto<br />

„Für jeden Betrieb der richtige Standort“ zu erstellen. Denn wechselseitige<br />

Kenntnisse über lokale Standortbedingungen oder betriebliche Aktivitäten <strong>und</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>absichten fehlen häufig. Dies hemmt die Schaffung <strong>und</strong> Nutzung von<br />

Synergien <strong>und</strong> die Wahrnehmung gemeinsamer Interessen. Gerade in <strong>Altena</strong><br />

können die Unternehmen in vielerlei Hinsicht miteinander kooperieren z.B. durch<br />

gemeinsame Personalbuchhaltung, firmenübergreifenden Materialeinkauf u.a., um<br />

die Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen <strong>und</strong> den Wirtschaftsstandort dadurch zu<br />

stärken <strong>und</strong> auszubauen.<br />

Die Kooperation muss sich insbesondere durch einen schnellen <strong>und</strong> umfassenden<br />

Wissenstransfer auszeichnen. Auch hier kann ein Personalpool helfen <strong>und</strong><br />

geeignetes Fachpersonal untereinander vermittelt werden. Weiter können bestehende<br />

Gebäude- <strong>und</strong> Flächenpotenziale, z.B. für Lagerbereiche, unkompliziert<br />

<strong>und</strong> temporär genutzt oder bestehende technische Ausrüstungen einzelner Betriebe<br />

untereinander eingesetzt werden, z.B. im Bereich der Messtechnik. Schon<br />

solche Kooperationen wirken sich zeit- <strong>und</strong> kostensparend auf jeden Betrieb aus.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 88


Das bezieht sich nicht nur auf <strong>Altena</strong> selbst, sondern soll auch in der regionalen<br />

Kooperation mit den Nachbarkommunen kommuniziert werden. Von ersten Einzelaktivitäten<br />

abgesehen, gibt es auf kommunaler Ebene kaum Initiativen zur Kooperation,<br />

Entwicklung gemeinsamer Zielsetzungen sowie zur Profilierung <strong>und</strong><br />

Vermarktung des Wirtschaftsraumes mit seinen Gewerbe- <strong>und</strong> Brachflächenpotenzialen.<br />

Im Bemühen um die Schaffung zukunftsfähiger Gewerbestandorte ist<br />

der gesamte Wirtschaftsraum um <strong>Altena</strong> in einen internationalen Wettbewerb zu<br />

stellen <strong>und</strong> in der lokalen wie regionalen Zusammenarbeit sind gemeinsame Ziele<br />

zu formulieren <strong>und</strong> aktive Partnerschaften einzugehen – nichts mehr ist auszusitzen<br />

aber umso mehr ist mit Qualität <strong>und</strong> qualifiziert aktiv zu entwickeln.<br />

Gewerbeflächenentwicklungsmaßnahmen haben größeren Erfolg, wenn die Ausrichtung<br />

modifiziert <strong>und</strong> neue <strong>Entwicklungs</strong>optionen entwickelt werden. Dies gilt<br />

insbesondere für das "Interkommunale Gewerbegebiet Rosmart" mit der Notwendigkeit<br />

einer deutlichen Zielformulierung <strong>und</strong> offensiven Vermarktungskampagne.<br />

<strong>Altena</strong> besitzt Standortvoraussetzungen mit einem umfassenden Gewerbeflächenpotenzial.<br />

Erforderlich ist eine Qualifizierungsstrategie für Gewerbe- <strong>und</strong> Industriegebiete,<br />

die bedarfsgerecht <strong>und</strong> mit Schwerpunktbildung zu entwickeln <strong>und</strong><br />

zu vermarkten sind. Nach wie vor ist die Drahtverarbeitung die industrielle Kernkompetenz<br />

<strong>Altena</strong>s. Die zukunftsfähige Produktpalette der Klein- <strong>und</strong> Mittelindustrie<br />

<strong>Altena</strong>s umfasst beispielsweise die Herstellung extrem dünner Drähte, medizinische<br />

Gerätschaften wie Kanülen oder Akupunkturnadeln, oder als Ergebnis industrieller<br />

Veredelung von Drahtprodukten Fahrradteile bis hin zu Schmuck. In die<br />

durch den Bebauungsplan als Industriegebiet festgesetzten Bereiche des Interkommunalen<br />

Gewerbegebiets Rosmart kann die Galvanisierung in die Region zurückgeholt<br />

werden.<br />

Die Kompetenzen <strong>und</strong> endogenen Kräfte vor Ort sind zwingend differenziert zu<br />

aktualisieren <strong>und</strong> zukunftsfähig einzusetzen bzw. zu nutzen – dies wird die Einrichtung<br />

eines „R<strong>und</strong>en Tischs" als Informations- <strong>und</strong> Steuerungsplattform unterstützen.<br />

Know-how von außen ist (trotzdem) notwendig. Es wird angeregt, ein Beratungsfachgremium<br />

mit Personenkontinuität zu installieren.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 89


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 90


Tourismus<br />

<strong>Altena</strong>s Entwicklung wird in besonderer Weise zukünftig durch das Thema Tourismus,<br />

Freizeit, Naherholung als eine Schlüsselfunktion getragen. Ein entscheidendes<br />

Ziel wird die Stärkung der Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsfunktion durch den Ausbau<br />

<strong>und</strong> die Qualifizierung der touristischen Angebote sein, um den Fremdenverkehr<br />

zu fördern <strong>und</strong> als Wirtschaftsfaktor zu etablieren. Eine attraktive touristisch<br />

orientierte Kulturlandschaft, mit einem guten <strong>und</strong> qualitativ hochwertigen Freizeitangebot,<br />

ist als nicht zu unterschätzender weicher Standortfaktor für den Wirtschaftsstandort<br />

zu verstehen. Dazu ist <strong>Altena</strong> mit der Burg, der Lenne, den städtebaulich-bauhistorisch<br />

<strong>und</strong> landschaftsräumlichen Gegebenheiten als touristisches<br />

Markenzeichen der Region zu entwickeln. Gleichzeitig kann die <strong>Stadt</strong> an<br />

der Lenne durch qualitativ ansprechende touristische Angebote die Lebensqualität<br />

in <strong>Altena</strong> entscheidend prägen, zum besonderen Imageträger in der Region<br />

werden <strong>und</strong> die Identifikation der Einwohner <strong>und</strong> auch der Jugendlichen mit ihrer<br />

<strong>Stadt</strong> generieren.<br />

Ausgangslage<br />

Der einzigartige Charakter der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> mit ihrer Einbettung in die Topografie,<br />

der Burg <strong>und</strong> ihre <strong>Stadt</strong>ansichten von der Lenne aus, wird wohl durch die Bezeichnung<br />

„Klein-Heidelberg“ am exemplarischsten beschrieben. Im Gegensatz<br />

zu den umgebenden Mittelzentren, die als wenig tourismusgeeignet wahrgenommen<br />

werden, nimmt <strong>Altena</strong> eine Sonderrolle ein. Mit der Burg „besitzt“ die <strong>Stadt</strong><br />

ein überregional wirksames, historisches Wahrzeichen, mit der Nutzung als Museum<br />

<strong>und</strong> Jugendherberge ist die Burg Teil der Identität <strong>und</strong> ein wesentlicher Baustein<br />

des Außen-Images der <strong>Stadt</strong>. Doch die <strong>Stadt</strong> nutzt dieses Potenzial nicht.<br />

In weiten Teilen der Kernstadt haben sich die historische Bebauung <strong>und</strong> der kleinteilige<br />

<strong>Stadt</strong>gr<strong>und</strong>riss erhalten. Die Innenstadtnutzung <strong>und</strong> Gestaltung des <strong>Stadt</strong>bildes<br />

entspricht aber in weiten Teilen nicht dem Ideal eines attraktiv gestalteten<br />

Tourismusortes.<br />

Der historische <strong>Stadt</strong>kern mit der Lage an der Lenne stellt einen besonderen Teil<br />

der Lebensqualität in <strong>Altena</strong> dar. Dieses Ambiente ist „wertvolles Kapital“, das als<br />

Standortfaktor für den Tourismus <strong>und</strong> positiver Imageträger bisher nicht genügend<br />

gewürdigt <strong>und</strong> genutzt wird.<br />

Bisher erfolgt kein Austausch zwischen Burg <strong>und</strong> Innenstadt. Die Gäste der Jugendherberge<br />

<strong>und</strong> die Besucher der Burg werden nicht in die <strong>Stadt</strong> geleitet, es<br />

fehlen attraktive Routen <strong>und</strong> Wegebeziehungen. Eine Verknüpfung der Sehenswürdigkeiten<br />

im Burgbereich mit dem Museum der Grafschaft Mark, dem Museum<br />

Weltjugendherberge, dem Deutschen Wandermuseum, dem Märkischen<br />

Schmiedemuseum sowie im <strong>Stadt</strong>bereich mit dem Deutschen Drahtmuseum, der<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 91


Burg Holtzbrinck <strong>und</strong> der historischen Kernstadt an <strong>und</strong> mit der Lenne besteht<br />

nicht. Unterstützt wird dieser Zustand durch das verkehrlich unstrategisch angeordnete<br />

Parkplatzangebot an der Burg, <strong>und</strong> durch fehlende bzw. schlechte Ausschilderungen<br />

<strong>und</strong> Wegweiser in die Innenstadt <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Ein extremes Hemmnis in der Verknüpfung der touristischen Nutzungspotenziale<br />

<strong>und</strong> Synergien zwischen Burg <strong>und</strong> Innenstadt besteht darin, dass die Belange der<br />

Burg auf Kreisebene vertreten werden. Nicht nur die Kommunikation, sondern<br />

auch die Kooperation für gemeinsame touristische <strong>Entwicklungs</strong>ziele erfolgt ungenügend.<br />

Die Burg ist daher nicht nur ein baulicher Solitär auf dem Berg, sondern<br />

auch ein funktionaler Solitär im gesamtstädtischen Kontext.<br />

<strong>Altena</strong> verfügt, bezogen auf seine Größe, über überdurchschnittlich hohe Kulturaktivitäten.<br />

Dennoch, Jugendliche <strong>und</strong> einheimische Bürger fühlen sich vom Programm<br />

zu wenig angesprochen, touristische Attraktionen gibt es nicht für alle<br />

Nutzergruppen.<br />

Besonders augenscheinlich werden die touristischen Defizite auch im qualifizierten<br />

Gastronomie- <strong>und</strong> Außengastronomieangebot, sowie in fehlenden ebensolchen<br />

innerstädtischen Übernachtungsmöglichkeiten. Das gesamte innerstädtische<br />

Angebot ist bisher nicht auf eine exponierte Gastgeberrolle <strong>und</strong> -aufgabe mit<br />

explizit überörtlicher Orientierung <strong>und</strong> Ausstrahlung ausgerichtet.<br />

Die Lenne bietet für <strong>Altena</strong> einen besonderen Anziehungspunkt, der die Lebensqualität<br />

in <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Landschaftsraum besonders prägen könnte. Bisher ist der<br />

Fluss städtebaulich nicht in die <strong>Stadt</strong> integriert <strong>und</strong> funktional als Bindeglied zwischen<br />

baulicher <strong>und</strong> landschaftlicher Substanz ungenügend gestaltet <strong>und</strong> genutzt.<br />

Insbesondere unter der Tatsache, dass <strong>Altena</strong> mit der die <strong>Stadt</strong> umgebende<br />

waldreiche Landschaft einen besonders reizvollen Naturraum besitzt <strong>und</strong> der Fokus<br />

der touristischen Entwicklung insbesondere der Bereich „Wandern“ ist, ist die<br />

„Benutzung“ der Lenne entlang ihres Verlaufs auszubauen. Unter dem Motto „<strong>Altena</strong><br />

macht Wanderlust“ kann man auf über 250 km gezeichneten Wanderwegen<br />

(Drahthandelsweg, Fuelbecker Talsperre, <strong>Altena</strong>er R<strong>und</strong>wanderweg) die Natur<br />

r<strong>und</strong> um <strong>Altena</strong> entdecken. Wörtlich genommen ist dies auch das eigentliche<br />

Manko. Die Strecken <strong>und</strong> Routen verlaufen r<strong>und</strong> um <strong>Altena</strong>, die Wanderer werden<br />

regelrecht an der <strong>Stadt</strong>/Innenstadt vorbeigeführt. Diese Schwäche wird zudem<br />

noch durch städtebaulich <strong>und</strong> gestalterisch desolate Ortseingangsbereiche nicht<br />

gemildert. Somit entspricht der erste Eindruck, den man von <strong>Altena</strong> bekommt,<br />

nicht dem eines einladenden Tourismusortes. Ebenso muss man den Zustand<br />

des Bahnhofs <strong>und</strong> sein Umfeld, als ein Entree in die <strong>Stadt</strong>, als vernachlässigt bezeichnen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 92


Vor Jahren wurde in <strong>Altena</strong> ein R<strong>und</strong>er Tisch zur touristischen Entwicklung eingerichtet<br />

<strong>und</strong> es wurden Ideen <strong>und</strong> Maßnahmen definiert; die fachliche Begleitung<br />

hatte Prof. Wassenberg (FH Gelsenkirchen). Es wurden nur die Maßnahmen umgesetzt,<br />

die wenig Geld kosteten.<br />

Die Belange des Tourismus werden teilamtlich vertreten <strong>und</strong> koordiniert <strong>und</strong> durch<br />

die Wirtschaftsförderung unterstützt. <strong>Altena</strong> fehlen wichtige Kooperationspartner in<br />

der Region <strong>und</strong> ein gemeinsames räumlich-inhaltliches Tourismuskonzept, in dem<br />

touristische (Naherholungs-)Potenziale, Funktionszuordnungen <strong>und</strong> räumliche<br />

Schwerpunkte <strong>und</strong> Verknüpfungen sowie <strong>Entwicklungs</strong>- <strong>und</strong> Schutzräume <strong>und</strong><br />

Zielvorstellungen definiert werden.<br />

Perspektive<br />

Tourismus, Freizeit <strong>und</strong> Naherholung stellen wichtige Wirtschaftsfaktoren dar, sie<br />

fördern das Wachstum in der Region <strong>und</strong> bieten Chancen für die Erhaltung von<br />

Arbeitsplätzen <strong>und</strong> die Schaffung von neuen Einnahmequellen. National trägt der<br />

Tourismus mit 8 % zur Bruttowertschöpfung bei <strong>und</strong> nimmt nach der Automobil<strong>und</strong><br />

Elektroindustrie den 3. Platz innerhalb der Rangliste der bedeutenden Wirtschaftszweige<br />

ein.<br />

In Deutschland unternehmen ca. dreiviertel der über 18-Jährigen mindestens eine<br />

Urlaubsreise mit mind. 4 Übernachtungen. Da jedoch nur 30 % der Haupturlaubsreisen<br />

ins Inland erfolgen, gewinnt Deutschland für den stark zunehmenden Geschäftsreiseverkehr,<br />

die Zweit- <strong>und</strong> Drittreise <strong>und</strong> speziell für Kurztrips an Bedeutung.<br />

Besonders Städte <strong>und</strong> Städte in reizvoller Landschaft - wie <strong>Altena</strong> - werden<br />

für diesen zweiten Reisemarkt entdeckt, bei dem verstärkt Spaß, Erlebnis, Lebensgenuss<br />

<strong>und</strong> Sozialkontakte die ausschlaggebenden Freizeitwerte bestimmen.<br />

Experten gehen davon aus, dass sich zukünftig die Lage für den Inlandstourismus<br />

verbessern wird. Unterstützt wird diese Aussage durch den Trend, dass<br />

immer mehr Deutsche ihren Urlaub im eigenen Land verbringen <strong>und</strong> dabei auch<br />

Nordrhein-Westfalen als Reiseziel entdecken. Der Tourismus ist also auch hier ein<br />

Zukunftsmarkt für die heimische Wirtschaft mit besonderen <strong>Entwicklungs</strong>chancen.<br />

Bereits jetzt sind mehr als 45.000 kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen mit mehr als<br />

240.000 Beschäftigten in diesem Sektor tätig. Zur Bewältigung des Strukturwandels<br />

wird die Tourismus-, Freizeit- <strong>und</strong> Naherholungsbranche eine entscheidende<br />

Rolle spielen. Das gilt besonders auch für <strong>Altena</strong>.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 93


<strong>Altena</strong> ist eine <strong>Stadt</strong>, die bedingt durch ihre Historie <strong>und</strong> den Landschaftsraum,<br />

über ein reiches Kapital verfügt. Hier treffen großstädtische Bausteine, wie imposante<br />

Baukörper in der Innenstadt, auf beschauliche, kleinstädtische Strukturen<br />

<strong>und</strong> formen, gemeinsam mit der landschaftlich hochattraktiven Einbettung, eine<br />

Szene, die ihresgleichen sucht. Dieser kulturell <strong>und</strong> auch für die lokale Lebensqualität<br />

<strong>und</strong> den Tourismus äußerst interessante Spagat sollte im Hinblick auf eine<br />

positive <strong>Stadt</strong>entwicklung <strong>und</strong> Positionierung innerhalb der Städtekonkurrenz genutzt<br />

werden. Und <strong>Altena</strong> handelt, im Gegensatz zu den Nachbarkommunen,<br />

klug, wenn die <strong>Stadt</strong> der Tourismusaufgabe als bedeutendem Wirtschaftsfaktor<br />

einen großen Stellenwert beimisst.<br />

Trotz der Aussagen zum wachsenden deutschen Tourismusmarkt wird <strong>Altena</strong> als<br />

Neuling besondere Energien in außergewöhnliche <strong>und</strong> besonders attraktive Angebote<br />

investieren müssen, um auf sich aufmerksam zu machen <strong>und</strong> um vom<br />

Städte- <strong>und</strong> Erholungstourismus profitieren zu können. Insbesondere aus dieser<br />

Tatsache heraus, muss <strong>Altena</strong> ein klares, überregional wirksames Profil entwickeln<br />

<strong>und</strong> sich positionieren. Mit der Burg besitzt <strong>Altena</strong> ein überregional bekanntes<br />

Wahrzeichen. Mit der Funktion als erste Jugendherberge besitzt diese eine<br />

einzigartige Bedeutung. Zwischen Burg <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong> soll ein besserer Austausch erfolgen.<br />

Es müssen verstärkt Synergien erzeugt werden. Insbesondere auf die Tatsache,<br />

dass die Burg als erste Jugendherberge besonders Jugendliche <strong>und</strong> junge<br />

Besucher nach <strong>Altena</strong> bringt, muss die <strong>Stadt</strong> mit passenden Angeboten reagieren.<br />

D.h. speziell auch Jugend-Programme <strong>und</strong> interessante Nutzungen für<br />

Jugendliche in der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> an der Lenne entwickeln. Programme wie „Vom<br />

Knappen zum Ritter“ müssen mit städtischen Angeboten (z.B. Ritteressen, historisches<br />

Zeltlager für Kinder an der Lenne, Ritterkampf, <strong>Stadt</strong>führungen <strong>und</strong> Picknick<br />

bei Nacht etc.) kombiniert werden. Handlungsbedarf besteht spätestens zum großen<br />

100-jährigen Jubiläum (2009) des Jugendherbergwerkes.<br />

Für die Innenstadt als Kristallisationspunkt gilt eine stärkere Aktivierung <strong>und</strong><br />

Attraktivierung mit Kultur- <strong>und</strong> Einzelhandelsbelebung, Angebotsvielfalt, Atmosphäre<br />

<strong>und</strong> eine stärkere Ausrichtung auf tourismusspezifische Nutzungen (Combiticket<br />

Burg-Essen-Kultur, Brauchtumsveranstaltungen in der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> an der<br />

Lenne, Krämerdorf mit <strong>Altena</strong>er Kunsthandwerk u.a. (siehe Maßnahmenkatalog<br />

8.1 ff) im Kontext mit Burg <strong>und</strong> Lenne. Dann wird das historische Zentrum wieder<br />

zum lebhaften, urbanen <strong>und</strong> kulturellen <strong>Stadt</strong>mittelpunkt - kann es eine eigene Anziehungskraft<br />

herausbilden <strong>und</strong> als Gegenpol zur Burg neue touristische Synergien<br />

<strong>und</strong> Qualitäten erzeugen. Dazu gehört in erster Linie nicht nur ein solides,<br />

sondern auch ein ausgefallenes Einzelhandels- <strong>und</strong> Kulturangebot, das örtliche<br />

<strong>und</strong> regionale Besonderheiten integriert <strong>und</strong> an besonderen Orten in der <strong>Stadt</strong> e-<br />

tabliert. Das Ziel wird besonders durch das geplante Tourismus-Krämerdorf ver-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 94


folgt, das u.a. als kleinteilige (Kunst-)Handwerkermeile zwischen Burg <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong><br />

auszubauen ist <strong>und</strong> als Bindeglied fungieren kann.<br />

Einen großen Schwerpunkt in der touristischen Infrastruktur bildet der Aufbau eines<br />

geeigneten Gastronomie- <strong>und</strong> Beherbergungsangebotes. Es sind zentrale<br />

Übernachtungsmöglichkeiten für unterschiedlich „betuchte“ Nutzer auch für kurze<br />

Aufenthalte, zu schaffen <strong>und</strong> das bestehende gastronomische Angebot ist zu<br />

qualifizieren, auszuweiten <strong>und</strong> räumlich optimaler mit attraktiveren Umfeldern zu<br />

lokalisieren – d.h. Mülltonnen verstecken, einheitliche Abtrennungen <strong>und</strong> Sonnenschirme<br />

in der gesamten Innenstadt, hochwertige Möblierung. Wichtig ist dabei<br />

die Verknüpfung der Gastronomie mit kulturellen Aktionen <strong>und</strong> Freizeiteinrichtungen.<br />

Zum Markenzeichen könnte dazu die Burg Holtzbrinck mit hochwertiger<br />

Gastronomie <strong>und</strong> einem Erweiterungsbau zur Lenne hin entwickelt <strong>und</strong> in Kooperation<br />

mit der reformierten Kirche zu einem Kultur- <strong>und</strong> Veranstaltungszentrum<br />

ausgebaut werden.<br />

Entscheidende Differenzierungsmerkmale in der touristischen Qualifizierung der<br />

Innenstadt sind speziell der Ausbau von Qualität <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>lichkeit. Gerade diese<br />

Kriterien erzeugen als „kostenlose Werbung“ eine positive M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>-<br />

Propaganda.<br />

Zudem sind ein positives Tourismusbewusstsein <strong>und</strong> ein starkes Identitätsgefühl<br />

der <strong>Altena</strong>er mit ihrer <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> der Region, Gr<strong>und</strong>voraussetzungen dafür, dass<br />

sich Gäste willkommen fühlen.<br />

Neben den funktionalen Kernmaßnahmen mit der Aufwertung der Innenstadt gilt<br />

es besonders, die städtebaulichen Missstände an den Hauptwegen nicht nur zwischen<br />

Innenstadt <strong>und</strong> Burg, sondern auch zwischen den Ortseingängen <strong>und</strong> der<br />

Kernstadt sowie zwischen dem Bahnhof <strong>und</strong> der Innenstadt zu beseitigen <strong>und</strong> die<br />

Räume gestalterisch aufzuwerten. Hinzu kommt u. a. ein durchgängiges Leitsystem<br />

zu entwickeln mit Hinweisschildern, Informationsbroschüren, Kartenwerken<br />

etc.<br />

Eine rasche Umgestaltung des Bahnhofsbereiches zu einer attraktiven Visitenkarte<br />

<strong>Altena</strong>s ist aus Sicht des Tourismus eine vordringliche Aufgabe. Neben dem Umbau<br />

des Bahnhofsgebäudes mit neuer Bahnhofsgastronomie, Kiosk- <strong>und</strong> Schalterbereichen<br />

evtl. Fahrradverleih, Tourismusinformation, ist die Neuordnung der<br />

Bahnhofsvor-/Bahnhofsrückbereiche eine dringliche Pflicht. Die Uferzone am<br />

Bahnhof kann dabei mit (temporären) Nutzungen für Jugendliche die Attraktivität<br />

bedeutend stärken (siehe städtebauliches Konzept im EHK).<br />

Ein weiteres Ziel ist weiter der Ausbau <strong>Altena</strong>s als attraktiver Ort auf überregionalen<br />

Wegen für Wanderer, Radwanderer, Wanderreiter, Wohnmobil- <strong>und</strong> auch Motorradtouristen<br />

<strong>und</strong> -ausflügler. Dazu ist die <strong>Stadt</strong> funktional in den Landschafts-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 95


aum einzubinden <strong>und</strong> das touristische Profil <strong>Altena</strong>s als Markenzeichen oder als<br />

Impulsgeber in der gesamten Region herauszustellen. Dazu gehört in erster Linie,<br />

dass <strong>Altena</strong> auf den unterschiedlichen Wegerouten als Endpunkt ausgebaut <strong>und</strong><br />

sein gastronomisches <strong>und</strong> Beherbergungsgewerbe drauf ausgerichtet wird.<br />

Für den Rad- <strong>und</strong> Wandertourismus soll eine Radwegeverbindung Ruhr-Lenne im<br />

überregionalen Zusammenspiel entwickelt <strong>und</strong> durch regionale gastronomische<br />

Angebote (z.B. Biergärten, Picknickplätze) ergänzt werden. Gleichzeitig soll auch<br />

der Wanderweg Höhenflug überregional ausgebaut werden. Einen besonderen<br />

lokalen Stellenwert soll die Entwicklung der Lenneroute erhalten. Im städtischen<br />

Kontext geschieht der Ausbau im Zusammenhang mit den städtebaulichen Vorhaben<br />

entlang der Lenne – Umbau der Lenneuferstraße mit Fahrradwegen, Bereinigung<br />

der Grünstrukturen, Wegeausbau, Beleuchtung des westlichen Ufers - im<br />

landschaftlichen Raum sollte eine sinnvolle Kombination mit der Freiraumentwicklung,<br />

z.B. mit der Lenkung von Eingriffs- <strong>und</strong> Ausgleichsmaßnahmen an der Lenne<br />

für die Realisierung des Gewerbegebietes Rosmart erfolgen.<br />

Bisher ungenutzte touristische Potenziale bieten die Halbinsel „Am Hünengraben“<br />

mit einem flachen Lenneufer <strong>und</strong> imposanter Felskulisse, die Lennewiese Stortel<br />

für die Freizeitnutzung oder auch der bisher schlecht erschlossene Verkehrslandeplatz<br />

<strong>Altena</strong>-Hegenscheid z.B. für Paragliding, Segelflug, Motorflieger. Weiter<br />

gilt es, geeignete <strong>Entwicklungs</strong>perspektiven für Sportwettkämpfe an der Lenne –<br />

z.B. Kanuwettbewerb, Drachenbootrennen, Wasserpolo - zu prüfen <strong>und</strong> umzusetzen<br />

<strong>und</strong> besonders für die Jugend in <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> die jungen Gäste Angebote zu<br />

schaffen.<br />

Neben der reizvollen landschaftlichen <strong>und</strong> baulichen Eigenart <strong>Altena</strong>s, spielt besonders<br />

auch die standörtliche Lage – unmittelbar an das Ruhrgebiet angrenzend<br />

– als Erholungsort eine wichtige Rolle. Mit der Nähe zu den B<strong>und</strong>esautobahnen<br />

A45 <strong>und</strong> A46 <strong>und</strong> den Direktverbindungen nach Hagen, Siegen <strong>und</strong> Essen ist <strong>Altena</strong><br />

gut an das überregionale Verkehrsnetz angeschlossen. Die Erreichbarkeit mit<br />

der Bahn insbesondere sollte forciert werden. Die Tatsache, dass <strong>Altena</strong> nur zwei<br />

Stationen außerhalb des Verkehrsverb<strong>und</strong>es Rhein-Ruhr liegt, ist aus Sicht der<br />

Tourismusentwicklung ein Manko, das einer regionalen Lösung bedarf.<br />

Durch die Schaffung von Reiseanlässen <strong>und</strong> besonders attraktiven Angeboten<br />

kann die <strong>Stadt</strong> Nachfrage erzeugen. Dazu müssen die Besonderheiten der <strong>Stadt</strong><br />

herausgearbeitet, weiterentwickelt sowie bereits bestehende <strong>Altena</strong>er Tourismus<strong>und</strong><br />

Freizeitaktivitäten optimiert <strong>und</strong> offensiv nach außen kommuniziert werden. <strong>Altena</strong><br />

muss durch Kreativität, geschicktes strategisches Marketing mit starken<br />

Partnern (<strong>Stadt</strong>, Tourismus- <strong>und</strong> Verkehrsverein, Wirtschaft) <strong>und</strong> eine professionelle<br />

Öffentlichkeitsarbeit neues Interesse erzeugen. In Anbetracht des geringen E-<br />

tats des öffentlichen Haushalts besteht die Herausforderung darin, die Touris-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 96


musarbeit an einer strategischen Planung auszurichten, sowie Chancen <strong>und</strong> Investitionen<br />

in bisherige <strong>und</strong> geplante Themen <strong>und</strong> Vertriebswege besonders zu<br />

prüfen.<br />

Es ist ein Tourismuskonzept zu erarbeiten, dessen Kosten <strong>Stadt</strong>, Tourismus- <strong>und</strong><br />

Verkehrsverein <strong>und</strong> die Wirtschaft gemeinsam tragen <strong>und</strong> mit dem Märkischen<br />

Kreis abstimmen. Unter den Partnern ist die lokale Wirtschaft für das Thema zu<br />

sensibilisieren. Denn gerade dieser Sektor profitiert von Investitionen in eine besondere<br />

touristische Infrastruktur <strong>und</strong> in die Schaffung von attraktiven Freizeit- <strong>und</strong><br />

Erholungsangeboten für Mitarbeiter <strong>und</strong> Führungskräfte. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollte<br />

man sich verstärkt bemühen, die lokale Wirtschaft bei der touristischen Planung<br />

<strong>und</strong> beim Ausbau der touristischen Infrastruktur finanziell mit in die Verantwortung<br />

zu nehmen.<br />

Der Ausbau des Tourismusgeschäftes setzt eine zielgruppengerichtete, auf die<br />

Stärken der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> Landschaft aufbauende Tourismuspolitik voraus. Die Chancen,<br />

Nutzen, Bedarfe <strong>und</strong> Auswirkungen für unterschiedliche Touristengruppen<br />

z.B. Wanderer, Radwanderer, Geschichts-Interessierte, Erholungssuchende <strong>und</strong><br />

besonders auch Jugendliche sollen gegenübergestellt <strong>und</strong> anhand der Verträglichkeit,<br />

der typischen Stärken, der Identität <strong>und</strong> Eigenart <strong>Altena</strong>s <strong>und</strong> der Region<br />

bewertet werden. Daraus können innerhalb des regionalen Tourismuskonzepts erfolgversprechende<br />

Nischenbesetzungen entwickelt werden, die in nationalem<br />

Vergleich Vorteile schaffen, Aufmerksamkeit am Markt erzeugen.<br />

Das Tourismusgeschäft kann nur professionell erfolgen. Dafür sind die Strukturen<br />

zu schaffen <strong>und</strong> die Wirtschaft <strong>und</strong> sonstige Private <strong>und</strong> die Kommune zu sensibilisieren.<br />

Die adäquate Nutzung <strong>und</strong> Weiterentwicklung der vorhandenen Leistungsfähigkeit<br />

muss darauf abzielen, dass <strong>Altena</strong> einen führenden Part im regionalen<br />

Verb<strong>und</strong> übernimmt <strong>und</strong> den touristischen <strong>Entwicklungs</strong>prozess anstößt<br />

<strong>und</strong> etabliert. Dazu ist ein Tourismusbeauftragter zu institutionalisieren.<br />

Tourismus als „Querschnittsdisziplin“ involviert viele Branchen <strong>und</strong> ist umso erfolgversprechender,<br />

je mehr sich die breite Öffentlichkeit, Einzelhandel, Kulturschaffende,<br />

Wirtschaft, Private, Weitere <strong>und</strong> die politischen Entscheidungsträger<br />

über die Bedeutung des Wirtschaftszweiges im Klaren sind. Die Nutzung der<br />

Chancen, die sich für den <strong>Altena</strong>-Tourismus ergeben <strong>und</strong> die Erreichung der Ziele<br />

fordert eine strategische Zusammenarbeit. Die Aufgabe von Politik <strong>und</strong> Verwaltung<br />

ist es dabei, die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliches <strong>und</strong> freiwilliges<br />

Handeln zu verbessern, die Verzahnung Wirtschafts- <strong>und</strong> Tourismusförderung<br />

zu erkennen <strong>und</strong> die jeweiligen Instrumente in der Standort-, <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Wirtschaftsentwicklung<br />

darauf auszurichten <strong>und</strong> somit auch die Mitfinanzierung des<br />

<strong>Altena</strong>er Tourismusmarketing langfristig sicher zu stellen. Die Aufgabe von lokaler,<br />

(tourismusbezogener) Wirtschaft, wie Gastgewerbe, Einzelhandel, Kulturanbieter,<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 97


Sport- <strong>und</strong> Freizeitgewerbe, Verkehrsträger, Dienstleistungen u.a. ist es, durch die<br />

Beobachtung von Trends, Märkten <strong>und</strong> durch kreative Ideen zielgruppenspezifische<br />

<strong>und</strong> auf <strong>Altena</strong> bezogene Produkte zu entwickeln. Dazu gehört auch im Besonderen<br />

Qualitätssicherung <strong>und</strong> Serviceorientierung auf allen Ebenen umzusetzen,<br />

mit dem Tourismusmarketing <strong>und</strong> weiteren Partnern zu kooperieren <strong>und</strong> sich<br />

an der Finanzierung des Tourismusmarketings zu beteiligen. Aufgabe des institutionalisierten<br />

städtischen Tourismusmarketings ist es, Wettbewerbsvorteile herauszuarbeiten<br />

<strong>und</strong> die Positionierung der <strong>Stadt</strong> im Wettbewerb zu schärfen, das<br />

Themenmarketing auszubauen, die Angebote der verschiedenen Anbieter zu<br />

bündeln, k<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> serviceorientiert zu agieren (Innen- <strong>und</strong> Außenmarketing)<br />

bestehende <strong>und</strong> neue Märkte für <strong>Altena</strong> zu erschließen, effiziente Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Vertriebsinstrumente zu nutzen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 98


Wohnen<br />

Qualität des <strong>Altena</strong>er Wohnungsbestandes<br />

In <strong>Altena</strong> gab es am 31.12.2005 11.160 Wohnungen in 4.706 Gebäuden. Mit 1.973<br />

Wohnungen in Einfamilienhäusern, 2.954 Wohnungen in Wohngebäuden mit 2<br />

Wohnungen <strong>und</strong> 6.233 Wohnungen in Wohngebäuden mit 3 <strong>und</strong> mehr Wohnungen,<br />

ist der Wohnungsbestand durch einen überdurchschnittlichen Anteil an<br />

Mehrfamilienhäusern gekennzeichnet.<br />

Nach Baualtersklassen beträgt der Anteil älterer, vor 1948 entstandener Wohnungen<br />

15 %, fast die Hälfte des Wohnungsbestandes (r<strong>und</strong> 49 %) ist zwischen 1949<br />

<strong>und</strong> 1968 entstanden, zwischen 1969 <strong>und</strong> 1989 sind r<strong>und</strong> 29,5 % <strong>und</strong> nach 1990<br />

lediglich ca. 6,5 % der Wohnungen erstellt worden. Die Wohnquartiere in <strong>Altena</strong><br />

aus den 50er Jahren befinden sich vielfach in attraktiven Lagen, weisen jedoch mit<br />

teilweisem Schlichtwohnungsbau eine mangelhafte, nicht immer renovierbare<br />

Bausubstanz auf. <strong>Altena</strong> hat einen wesentlichen Anteil von Baugebieten aus den<br />

60er Jahren, deren Wohnbevölkerung noch nicht durch Neuzuzug verjüngt worden<br />

ist – ein „Vergreisen“ ist die Folge. Seit 1995 ist ein ständig wachsender<br />

Überhang an Wohnungen zu verzeichnen, die Leerstandsquote von r<strong>und</strong> 10 %<br />

liegt weit über der des Märkischen Kreises <strong>und</strong> auch über dem Landesdurchschnitt.<br />

Die <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft (ABG) verfügt über 2.370 Wohnungen. Die typische<br />

Baustruktur besteht aus zweigeschossigen Mehrfamilienhauszeilen. Diese sind<br />

überwiegend zwischen 1952 <strong>und</strong> 1965 erstellt worden <strong>und</strong> haben entsprechenden<br />

Erneuerungsbedarf hinsichtlich der Ausstattung <strong>und</strong> der Wärmedämmung. Mit<br />

durchschnittlich 57 m² Wohnfläche sind die Wohneinheiten überwiegend für heutige<br />

Wohnflächenansprüche zu klein. Ca. 10 % des Bestandes der ABG sind von<br />

Leerstand betroffen.<br />

Wohnen ist ein menschliches Gr<strong>und</strong>bedürfnis. Eine sozialverantwortliche Wohnungsversorgung,<br />

eine umweltgerechte Modernisierung <strong>und</strong> ein ressourcenschonendes<br />

Neubau- <strong>und</strong> Bestandsmanagement gehören dabei zu den wesentlichen<br />

zukunftsbeständigen Aufgaben einer Kommune. Insbesondere der demografische<br />

Wandel mit dem für <strong>Altena</strong> relevanten Bevölkerungsrückgang, die Alterung <strong>und</strong><br />

Heterogenisierung der Gesellschaft werden zukünftig die Wohnraumnachfrage<br />

<strong>und</strong> den Wohnungsmarkt verändern <strong>und</strong> im Wesentlichen bestimmen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 99


Perspektive<br />

In <strong>Altena</strong> ist ein unausgeglichener Wohnungsmarkt offensichtlich, auch wenn dies<br />

nicht durch eine ganzheitliche, institutionalisierte Wohnungsbeobachtung nachgewiesen<br />

worden ist. Mit einer unterdurchschnittlichen Wohnnutzung in der Innenstadt,<br />

mit Vergreisungstendenzen in den Wohngebieten der 50 – 70er Jahre, mit<br />

einem starken Gefälle zwischen einzelnen Wohngebieten mit unterschiedlichem<br />

sozialen Rang, ist der Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienmarkt in <strong>Altena</strong> in eine strukturelle<br />

Anpassungskrise geraten. Aber nicht nur in räumlich-quantitativer, sondern<br />

auch in substanziell-qualitativer Hinsicht werden sich die Wohnungsteilmärkte differenzieren.<br />

Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass sich die Struktur der<br />

Wohnungsnachfrage bereits gewandelt hat <strong>und</strong> zukünftig erheblich wandeln wird.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung, aber besonders auch aufgr<strong>und</strong> der<br />

gesellschaftlichen Differenzierung, stellen immer kleinere Zielgruppen immer spezifischere<br />

Anforderungen an „gutes Wohnen“.<br />

Die veränderten wohnungsmarktrelevanten Rahmenbedingungen aus der demografischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Entwicklung bereiten der Kommune Probleme, können<br />

aber genauso gut auch Chancen bieten. Um die Erwartungen an den Wohnungsmarkt<br />

zukünftig erfüllen zu können, bedarf es der Informationen zum aktuellen<br />

<strong>und</strong> sicherer Prognosen zum zukünftigen Wohnungsmarkt. Eine laufende<br />

Wohnungsmarktbeobachtung darf dabei nicht nur die quantitative, sondern muss<br />

besonders die zielgruppenspezifischen, qualitativen Aspekte aufnehmen. Zudem<br />

ist es von Bedeutung, dass ein kontinuierlicher Erfahrungs- <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />

der am Wohnungsmarkt beteiligten, auch privaten Akteure in <strong>Altena</strong> erfolgt,<br />

um die Gr<strong>und</strong>lage für eine zukunftssichere <strong>und</strong> bedarfsgerechte Wohnungsversorgung<br />

zu sichern.<br />

Wohnungswirtschaft <strong>und</strong> Wohnungspolitik haben die Aufgabe, für unterschiedliche<br />

Nachfragegruppen wie junge Familien, ältere Menschen, Migranten oder<br />

Menschen mit Behinderung sowie für alternative Lebensformen passende Angebote<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> anzubieten. Das Wohnungsangebot in <strong>Altena</strong> soll zukünftig<br />

verstärkt auch neue Wohnformen in unterschiedlichen Lebensphasen ermöglichen,<br />

barrierefreie <strong>und</strong> innovative, generationsübergreifende Wohnprojekte stärker<br />

hervorheben <strong>und</strong> besonders fördern. Denn solch ein Mehrgenerationenwohnen<br />

kann als kleine Einheit einer gemeinschaftlichen Lebensform mit Ehrenamt <strong>und</strong><br />

Nachbarschaftshilfe die Folgen des sozialen Wandels <strong>und</strong> finanzieller Engpässe<br />

(der öffentlichen Hand) erleichtern.<br />

Die Modernisierung <strong>und</strong> Anpassung des Wohnraumes an jetzige <strong>und</strong> zukünftige<br />

Wohnbedürfnisse gewinnt mehr <strong>und</strong> mehr an Bedeutung. Das zukünftige Handeln<br />

wird bedeutend weniger als bisher durch Neubau bestimmt sein.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 100


Der große Modernisierungsbedarf liegt dabei nicht nur in der Modernisierung <strong>und</strong><br />

Pflege älterer, innerstädtischer Bausubstanz, sondern auch auf den Wohngebieten<br />

<strong>und</strong> Quartieren aus den 50er bis 70er Jahren. Hier besteht ein hoher Bedarf an<br />

technischer Werterhaltung. Um diese Quartiere für die Zukunft zu sichern <strong>und</strong><br />

damit die wirtschaftliche Tragfähigkeit auf längere Dauer zu erhalten, müssen diese<br />

Quartiere baulich an die aktuellen <strong>und</strong> künftigen Ansprüche des Wohnens angepasst<br />

<strong>und</strong> sozial vor Überalterung durch eine stabile, gemischte Bewohnerstruktur<br />

geschützt werden. Dabei geht es besonders auch darum, Qualitätsziele<br />

<strong>und</strong> -richtlinien für Quartiere <strong>und</strong> Gebäude zu definieren, die als „Gütesiegel“ den<br />

Wohnstandort <strong>und</strong> die Wohnform qualifizieren.<br />

Darüber hinaus stellt das Thema Wohnen einen wichtigen Aspekt in der Innenstadt<br />

dar. Die Innenstadt bietet kurze Wege zu den hier vorhandenen Einrichtungen<br />

der öffentlichen <strong>und</strong> privaten Infrastruktur. Hier ist Wohnen als fester Bestandteil<br />

des innerstädtischen, individuellen Nutzungsangebotes als Urbanitätsfaktor zu<br />

sichern <strong>und</strong> eine Qualitätsoffensive zum bevorzugten Wohnstandort zu starten.<br />

Eine Integration der Wohnnutzung bei Umbaumaßnahmen hat hohe Priorität.<br />

Wohnumgebung <strong>und</strong> das gesellschaftliche Wohnumfeld spielen eine immer größere<br />

Rolle bei der Wahl eines Wohnstandortes. Während altengerechte, barrierefreie<br />

Wohnungen in hochwertigen, urbanen Lagen Nachfragepotenziale bieten,<br />

weisen insbesondere benachteiligte Gebiete, wie Siedlungsbestände der <strong>Altena</strong>er<br />

Baugesellschaft aus den 50er bis 70er Jahren, neben den oben genannten baulichen<br />

Defiziten, besonders Mängel im Wohnumfeld, geringe Gestaltqualität <strong>und</strong><br />

mangelnde (auch soziale) Infrastruktur auf. Hier bestehen Problemgebiete, für die<br />

individuelle Lösungsstrategien zur Wohnumfeldverbesserung <strong>und</strong> Sicherung/Ausbau<br />

der sozialen Infrastruktur entwickelt werden müssen. Aber <strong>Altena</strong> hat auch die<br />

Möglichkeit, schnell eine sichtbare Aufwertung einzuleiten <strong>und</strong> die Bewohner direkt<br />

in den Planungs- <strong>und</strong> Umsetzungsprozess zu integrieren. Dazu gehören<br />

Maßnahmen, wie die Umgestaltung von öffentlichen Plätzen, die Schaffung von<br />

multifunktionalen Freiflächen sowie von Mieter- <strong>und</strong> Vorgärten.<br />

Solche Investitionen in ein qualitativ <strong>und</strong> infrastrukturell gut ausgestattetes Wohnumfeld<br />

sowie eine breite Integration <strong>und</strong> Beteiligung der BewohnerInnen dienen in<br />

hohem Maß der Steigerung der Attraktivität <strong>und</strong> der Wohnzufriedenheit. Besonders<br />

unterstützen solche Maßnahmen die Nachbarschaft <strong>und</strong> Identifikation <strong>und</strong><br />

mobilisieren die Ressourcen wie Eigenengagement <strong>und</strong> Eigenkreativität, von denen<br />

die gesamte <strong>Stadt</strong> profitiert.<br />

So muss die <strong>Altena</strong>er Wohnungsbaugesellschaft, um die Leerstandsquote zu verringern<br />

<strong>und</strong> Zuwanderung insbesondere von jungen Familien aber auch der großen<br />

Gruppe der Wohnungssuchenden, Alleinstehenden in die <strong>Stadt</strong> zu initiieren,<br />

ihren Wohnungsbestand für alle Segmente des Wohnungsmarktes qualifizieren.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 101


Hierzu gehören<br />

• geeignete(re) Gr<strong>und</strong>risse z.B. durch horizontales oder vertikales Zusammenlegen<br />

der Wohnungen,<br />

• gezielte Verkäufe <strong>und</strong> Umwandlung von Beständen in Eigentumswohnungen,<br />

• Wohnumfeldverbesserung zur Aufwertung einzelner Wohnbereiche – auch<br />

durch Teilabrisse in zu hoch verdichteten Bereichen,<br />

• Verbesserung der Parksituation auf geeigneten Freiflächen,<br />

• Spielmöglichkeiten in Freiräumen, die von Kindern in Anspruch genommen<br />

werden können,<br />

• in die Wohnumgebung integrierte „Pocket-Parks“ als Naherholungszonen<br />

für alle Altersgruppen.<br />

Beispiele für horizontales Zusammenlegen der ABG-Wohnungen (ASS)<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 102


Potenzielle Zuwanderer sind mobile Bevölkerungsgruppen, die sich vor allem<br />

durch Ausbildung <strong>und</strong> intellektuelle Beweglichkeit auszeichnen. Das Zuwanderungsmotiv<br />

„Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze“ entfaltet seine Wirkung nicht<br />

nur im Raum <strong>Altena</strong>, sondern auch in der Region. Wohnen in der Nähe des Arbeitsplatzes<br />

bedeutet, dass Wohnkosten durch Arbeitswegereduzierung niedrig<br />

gehalten werden können. Um attraktive Wohnmöglichkeiten zu bieten, müssen<br />

deshalb alle Nachfragemärkte bedient werden, d. h. es müssen trotz zurückgehender<br />

Wohnungsnachfrage in <strong>Altena</strong> auch neue Wohnbaugebiete mit hochwertigem<br />

Wohnumfeld <strong>und</strong> innovativen Wohnformen erschlossen werden, an denen es<br />

bisher in <strong>Altena</strong> noch fehlt. Ein Fehler der Vergangenheit war das zu geringe Angebot<br />

an Einfamilienhäusern. Sie sind auch in <strong>Altena</strong> marktfähig, insbesondere<br />

wenn sie sich am Gr<strong>und</strong>satz der „Nachhaltigkeit“ <strong>und</strong> hier vor allem am energiesparenden<br />

Bauen orientieren. Auch dadurch sind Wohnungen bezahlbar, d.h.<br />

kostengünstig, da die permanent steigende „Zweitmiete“ durch Energieverbrauch<br />

begrenzt werden kann.<br />

Durch den Gleichklang eines qualifizierten Wohnungsangebotes in einem attraktiven<br />

Wohnumfeld, einem hochwertigen Angebot für alle Nutzergruppen – insbesondere<br />

Jugendliche <strong>und</strong> junge Familien - an kultureller <strong>und</strong> sozialer Infrastruktur,<br />

der Neuorientierung der Innenstadt <strong>und</strong> einem adäquaten Arbeitsplatzangebot<br />

kann die Umkehrung des bisherigen Abwanderungstrends durch kräftige Zuwanderung<br />

erreicht werden. Hierzu sind die Wohnbauflächen für unterschiedliche<br />

Nutzergruppen mit einer integrierten Vermarktungsstrategie anzubieten.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 103


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 104


Struktur- <strong>und</strong> Nutzungskonzept Innenstadt<br />

Das ehemals bedeutende Zentrum <strong>Altena</strong>s spiegelt sich in der momentan unbefriedigenden<br />

Situation von Einzelhandel/Gastronomie <strong>und</strong> weiteren zentralen Angeboten<br />

aber auch dem unsensiblen Umgang mit den Hausfassaden nicht wider.<br />

Zum Teil qualitätlose Billigangebote, eine hohe Anzahl von leerstehenden Ladenlokalen,<br />

fast-food-Imbissschuppen sowie eine lieblose Präsentation der Waren<br />

<strong>und</strong> des architektonischen Erscheinungsbilds laden nicht zum Bummeln ein <strong>und</strong><br />

versprechen kaum bis keine Aufenthaltsqualität. Dass die Darstellung in besonderem<br />

Maß mit der dramatischen demografischen Entwicklung in <strong>Altena</strong> verb<strong>und</strong>en<br />

ist, ist niemandem verborgen geblieben. Mit dem Rückgang der Bevölkerung haben<br />

sich die Strukturen verändert. Es ist höchste Zeit, sie neu zu definieren –<br />

räumlich wie funktional – <strong>und</strong> das mit Mut zur Selbstkritik <strong>und</strong> einem hohen Einsatz<br />

Aller mit viel Kreativität.<br />

Die Erhebung <strong>und</strong> Auswertung der einzelnen Nutzungen in der <strong>Altena</strong>er Innenstadt<br />

zeigen in der gesamten Längsausdehnung vom „Markaner“ bis zum „Globus“<br />

mit ca. 1 km! eine willkürliche Mischung von Einzelhandel, Dienstleistung<br />

<strong>und</strong> Gastronomie. Dadurch entstehen lange Wege, die an Attraktivität auch bzw.<br />

besonders durch viele leerstehende Ladenlokale noch zunehmend verlieren.<br />

Es wurde geprüft, inwieweit Nutzungsschwerpunkte gebildet <strong>und</strong> wie diese mit der<br />

Burg <strong>und</strong> der Lenne - zwei entscheidende Identifikationsmerkmale für die Bewohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Bewohner der <strong>Stadt</strong> - verknüpft werden können.<br />

Anspruchsvoller Einzelhandel wie ebensolche Gastronomie sind entscheidend für<br />

die Qualität <strong>und</strong> Atmosphäre in der Innenstadt. Ein diversifiziertes Angebot belebt<br />

sie <strong>und</strong> macht sie zu einer guten Adresse für die Region. Eine Innenstadt kann nur<br />

Attraktivität entfalten, wenn sie Vielfalt bietet.<br />

Eine zukunftsfähige Entwicklung des Zentrums setzt die Berücksichtigung der<br />

Auswirkungen des demografischen Wandels voraus. Die Bevölkerungszahl<br />

schrumpft, die Bevölkerung wird älter. Die älteren Menschen haben mehr Freizeit,<br />

die Gesellschaft hat andere Ansprüche.<br />

Mit den Angeboten im Herzen der Innenstadt<br />

• Burg Holtzbrinck<br />

• Reformierte Kirche/Kultur <strong>und</strong> Gastronomie<br />

• Draht-Museum<br />

• Bücherei/Bungernplatz<br />

• Zögerplatz / Mittlere Brücke<br />

sind die Voraussetzungen günstig.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 105


Dieser Bereich kann <strong>und</strong> sollte mit dem Schwerpunkt Kultur, unterstützt durch ein<br />

gastronomisches Angebot, zum „Zentrum der Begegnung“ ausgebaut werden.<br />

Von hier aus - auch als räumlicher Kristallisations- <strong>und</strong> Verknüpfungspunkt mit der<br />

Burg <strong>und</strong> der Lenne - können die zentralen Angebote, insbesondere der Einzelhandel,<br />

bestehen bleiben, ausgebaut <strong>und</strong> ein kompaktes Angebot attraktiviert<br />

werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der bisherigen Bevölkerungsentwicklung - aber auch in perspektivischer<br />

Sicht – zeigen Szenarien für die „Untere Lennestraße“ Nutzungsalternativen auf.<br />

Die Untere Lennestraße ist geprägt durch Leerstände <strong>und</strong> qualitätlose gastronomische<br />

Angebote, die bis zum „Markaner“ reichen.<br />

Dem Struktur- <strong>und</strong> Nutzungskonzept lag für diesen Bereich die Abwägung von 4<br />

Nutzungsszenarien zu Gr<strong>und</strong>e:<br />

• Einzelhandel<br />

Die Bewertung lässt aufgr<strong>und</strong> der negativen Entwicklung des Zentrums in<br />

den letzten 10 Jahren <strong>und</strong> der räumlichen Gegebenheiten eine weitere Einzelhandelsausdehnung<br />

nach Norden, ungefähr ab Haus Nr. 32 nicht zu. Er<br />

soll konzentriert nördlich des Zögerplatzes bis zum südlichen Ende der<br />

Lennestraße (Haus Nr. 84) verdichtet, ausgebaut <strong>und</strong> qualifiziert werden.<br />

• Wohnen<br />

Eine reine bzw. hauptsächliche Wohnnutzung ist wegen der Lärmbelastung,<br />

wenig Belichtung, geringer Rendite für aufwändigen Umbau irrelevant.<br />

• Gastronomie<br />

Ein reiner Gastronomiestandort ist dann nicht realisierbar, wenn nicht ein<br />

umfassendes Angebot in "einem Rutsch" verwirklicht werden kann.<br />

Es existieren in der Lennestraße <strong>und</strong> der Lenne zugewandt einige Plätze,<br />

die für Außengastronomie mit attraktiver Möblierung (keine billigen Plastikmöbel<br />

<strong>und</strong> Jägerzauneingrenzung) sehr gut geeignet sind: Blick auf den<br />

Fluss <strong>und</strong> Sonnenseite.<br />

• Tourismus – Krämerdorf<br />

Im Sinne der Tourismusstärkung <strong>und</strong> Stützung des Einzelhandels bietet<br />

sich der Bereich zur Ansiedlung von Kunsthandwerk (das mit Draht zu tun<br />

hat), Kunstgewerbe (eventuell auch Antiquitäten, qualitätvoller An- <strong>und</strong> Verkauf),<br />

Glasbläsern, Honig- <strong>und</strong> (besonderes) Gebäck-(Waffel-) Verkauf mit<br />

Gastronomie, wie einem Brauhaus, an.<br />

Der Bereich bedarf der Anbindung an die Burg <strong>und</strong> ist im Zusammenspiel von<br />

Gastronomie <strong>und</strong> Attraktionen mit ihr zu entwickeln, auch wenn der/die Hauptzugang/-zufahrt<br />

über die Fritz-Thoméestraße erfolgt. (Siehe Maßnahmenkatalog<br />

Punkt 2.3).<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 106


Perspektive<br />

Die fachliche Abwägung <strong>und</strong> die im Innenstadtforum ergab ein deutliches Votum<br />

für das „Tourismus-Krämerdorf“.<br />

Das Areal „Am Markaner“ ist nach wie vor eine Problemzone. Es galt früher als<br />

Drogenumschlagplatz <strong>und</strong> hat dieses Image bis heute nicht überw<strong>und</strong>en. Es gibt<br />

Spannungen zwischen Jugendlichen, die hier einen Treffpunkt haben <strong>und</strong> älteren<br />

Menschen, die dort auf den Bus warten. Insgesamt ist es durch unqualifizierte<br />

Randnutzungen <strong>und</strong> zugeparkten Freiraum städtebaulich ungeordnet (Brücke)<br />

<strong>und</strong> führt ein Schattendasein, obwohl es den nördlichen Eingang zur Lennestraße<br />

darstellt. Zur Qualifizierung sind Umbaumaßnahmen unerlässlich.<br />

Auch <strong>und</strong> besonders dieses Quartier muss ein Anziehungspunkt <strong>und</strong> „Ort der Begegnung“<br />

mit gastronomischen Angeboten für BesucherInnen von außen <strong>und</strong><br />

EinwohnerInnen aller Altersgruppen – besonders Jugendlichen – in <strong>Altena</strong> werden.<br />

An den Ort der Begegnung grenzt südlich das „Tourismus-Krämerdorf“ das sowohl<br />

der Stärkung des Tourismus, als ein hervor zu hebender Wirtschaftsfaktor,<br />

wie den EinwohnerInnen dienen soll. Mit Angeboten aus dem Kunsthandwerk,<br />

Glasbläser, Keramiker etc. <strong>und</strong> Kunstgewerbe, von Galerien, einem Buchantiquariat<br />

bzw. Landkarten, von regionalen typischen Waren, einem qualitätvollen An<strong>und</strong><br />

Verkauf <strong>und</strong> einem Brauhaus kann eine Attraktion in <strong>Altena</strong> entstehen, die den<br />

Einzelhandel in der gesamten Innenstadt stützt <strong>und</strong> Synergien ermöglicht.<br />

Es wird weiterhin in der Lennestraße bis zum „Stapel-Center“ im Süden Einzelhandel<br />

geben, die quantitative wie qualitative Konzentration wird sich allerdings<br />

zwischen dem Tourismus-Krämerdorf im Norden <strong>und</strong> dem Zentrum der Begegnung<br />

um die Burg Holtzbrinck <strong>und</strong> die Reformierte Kirche ergeben – also den<br />

Hausnummern 32 <strong>und</strong> 84.<br />

Die Burg Holtzbrinck ist verstärkt als Kultur- <strong>und</strong> Veranstaltungszentrum mit hochwertiger<br />

Gastronomie mit Außenangebot im Hof <strong>und</strong> einer baulichen Erweiterung<br />

zur Lenne hin zu entwickeln. Die Reformierte Kirche wird zu einem Tagungszentrum<br />

umgebaut <strong>und</strong> profitiert vom catering der Gastronomie der Burg Holtzbrinck,<br />

sie kann damit ihre Räume für Tagungen <strong>und</strong> Veranstaltungen maximal nutzen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 107


Die Bücherei mit dem zur Lenne orientierten Bungernplatz erhält im Sommer ein<br />

Außencafé unter den imposanten Bäumen <strong>und</strong> kann so in die Alltagskultur mit<br />

Aufenthaltsqualität eingeb<strong>und</strong>en werden. Besonders für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

ist dieser Platz im Zusammenhang mit Veranstaltungen der Bücherei ein geeigneter<br />

Aufenthaltsort. Ebenso wie der Zögerplatz, dessen Außengastronomie in ihrer<br />

Möblierung aufgewertet wird. In Verbindung mit dem Wochen- <strong>und</strong> einem Bauernmarkt,<br />

auf dem Produkte aus der Region angeboten werden, ergeben sich<br />

gemeinsam entwickelte Schwerpunkte für die anzustrebende qualitätsbewusste<br />

Nutzungspalette.<br />

Das „Stapel-Center“ als Ankerpunkt im Süden wird funktional <strong>und</strong> ästhetischarchitektonisch<br />

aufgewertet, um für Interessenten vom Langen Kamp (mit Bussen)<br />

kommend einen attraktiven „Einstieg“ in die Innenstadt zu geben.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 108


<strong>Entwicklungs</strong>konzept Innenstadt<br />

<strong>Altena</strong>s Attraktivität <strong>und</strong> Stärke liegen in der besonderen topografischen<br />

Lage, seiner industriellen Herkunft <strong>und</strong> der damit<br />

verb<strong>und</strong>enen historisch wertvollen Bebauung <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

in seiner Symbiose mit der Lenne <strong>und</strong> der das Tal <strong>und</strong> die<br />

<strong>Stadt</strong> überstrahlenden Burg. Diese Bausteine seiner Identität<br />

sind zu wahren <strong>und</strong> wo nötig (weiter) zu verbessern, neue Potenziale<br />

zu eruieren <strong>und</strong>, um eine nachhaltige Zukunftsperspektive<br />

zu thematisieren, ganzheitlich, unter Bündelung aller<br />

Kräfte, weiter zu entwickeln.<br />

In dem <strong>Entwicklungs</strong>konzept werden die Ergebnisse der sektoralen<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> Fachplanungen, die städtebaulichen<br />

Konzepte für Teilbereiche <strong>und</strong> die Maßnahmen von herausragender<br />

Bedeutung, die Leitprojekte, zusammengeführt.<br />

Damit werden der integrative Ansatz <strong>und</strong> die Synergien, die<br />

die Realisierung des Konzepts ermöglicht, besonders deutlich.<br />

Das städtebauliche Konzept bezieht sich auf die gesamte<br />

Längsausdehnung der <strong>Altena</strong>er Innenstadt unter Einbeziehung<br />

des Markaner im Norden, der Lenne- <strong>und</strong> Lenneuferstraße<br />

<strong>und</strong> des „Stapel-Centers“ inklusive südlich angrenzender<br />

Flächen. Aufgr<strong>und</strong> der eingezwängten aber attraktiven Lage<br />

der Innenstadt zwischen der Lenne <strong>und</strong> dem Burgberg besteht<br />

der „große Wurf“ in <strong>Altena</strong> in einer Vielzahl <strong>und</strong> Addition<br />

kleiner aber gewichtiger Maßnahmen mit klar abgegrenzten<br />

Zonierungen der Funktionen <strong>und</strong> Nutzungen <strong>und</strong> mit besonderer<br />

Intensität in der gestalterischen Aufwertung. Bei allen<br />

Vorschlägen wurde berücksichtigt, dass Burg <strong>und</strong> Lenne Identifikationsmerkmale<br />

von hoher Bedeutung sind <strong>und</strong> auf ihre<br />

Verknüpfung mit der Innenstadt, bzw. umgekehrt, ein großes<br />

Augenmerk gelegt werden muss.<br />

Im Mittelpunkt des <strong>Entwicklungs</strong>konzepts steht die Innenstadt<br />

von <strong>Altena</strong> mit den baukulturell bedeutenden Gebäuden, deren<br />

Geschichte vom Mittelalter bis zum Nachklassizismus<br />

reicht <strong>und</strong> deren Architektur den ehemaligen Reichtum der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> ihrer BürgerInnen symbolisiert.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 109


Die Ausstrahlung der Innenstadt, des Nucleus, kommt der<br />

Gesamtstadt zu Gute; ihre Funktionsfähigkeit liegt in der anspruchsvollen<br />

Vielfalt der Nutzungen <strong>und</strong> Präsentation der<br />

Waren, der Aufwertung der öffentlichen Räume <strong>und</strong> der Bauwerke<br />

in der Lennestraße. Ihre Präsenz unterstützt die Aufenthaltsqualität,<br />

deren synergetische Komponente in der Alltagskultur<br />

liegt.<br />

Die bandförmige, ca. 1 km lange Achse vom Markaner bis<br />

zum "Stapel-Center" bedarf der räumlichen <strong>und</strong> funktionalen<br />

Reize, um Konsumenten wie Touristen anzulocken <strong>und</strong> im<br />

Zentrum zu halten.<br />

„Am Markaner“ reicht eine Businsel. Die zweite kann in eine<br />

ca. 12 m breite Vorzone der östlich liegenden Bebauung eingeplant<br />

<strong>und</strong> dadurch ein Bereich geschaffen werden, der mit<br />

gastronomischen Angeboten, besonders auch für Jugendliche,<br />

das Tourismus-Krämerdorf im Norden räumlich <strong>und</strong> funktional<br />

abr<strong>und</strong>et. Dazu sind die Nutzungen <strong>und</strong> das architektonische<br />

Bild gr<strong>und</strong>legend zu qualifizieren.<br />

In Höhe der unteren Lennestraße werden dort, wo das touristisch<br />

orientierte Krämerdorf (s. Struktur- <strong>und</strong> Nutzungskonzept,<br />

S. 95) entstehen soll, zwei Lenneterrassen angeordnet,<br />

die über eine gestalterisch pointierte Querung der Lenneuferstraße<br />

<strong>und</strong> in ihrem Erscheinungsbild aufgewertete Durchgänge<br />

zur Lennestraße mit ihr verb<strong>und</strong>en sind. Die Terrassen<br />

sind mit ca. 250 m² groß genug, um sie für Außengastronomie<br />

nutzen zu können.<br />

Den umgestalteten „Markaner“ als Startpunkt für eine im nördlichen<br />

Abschnitt der Lenneuferstraße maximal 9 m breite Lennepromenade<br />

nutzend, wird sie auf das notwendige Fahrbahnmaß<br />

von 6,5 m reduziert <strong>und</strong> die westliche Seite zum<br />

„Flanieren am Wasser“ umgebaut. Die Parkplätze liegen auf<br />

der westlichen Seite der Straße in Schrägaufstellung entlang<br />

der Lennepromenade. Die östliche Seite wird von einem 2 m<br />

breiten, erhabenen, überfahrbaren Bürgersteig <strong>und</strong> den privaten<br />

Stellplatzflächen, die nicht verändert werden, begrenzt.<br />

Pflanzflächen mit grünen Bäumen bilden das Pendant zu den<br />

Drahtbäumen <strong>und</strong> mit neuen Straßenleuchten entstehen räumliche<br />

Leitlinien, die die zukünftige Ordnung des gesamten<br />

Straßenverlaufs unterstützen. Im südlichen Bereich der Pro-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 110


menade werden die Parkplätze in Längsausrichtung von der<br />

westlichen auf die der Innenstadt zugewandten Seite gelegt.<br />

Insgesamt entstehen mehr als jetzt vorhanden sind. Die Fahrrad-„Lenneroute“<br />

kann innerhalb des Querschnitts beidseitig<br />

abmarkiert werden.<br />

Die Promenade als Teil eines animierenden R<strong>und</strong>wegs durch<br />

die Innenstadt mit optisch „aufpolierten“ Passagen „endet“ an<br />

einem eingeschossigen Glaskorpus, geeignet als Bistro, der<br />

über die Lenneuferstraße <strong>und</strong> die Lenne herausragt <strong>und</strong> von<br />

der Promenade über eine Treppe begehbar ist. Weniger mobile<br />

Menschen erreichen ihn über den gestalteten, für die Außengastronomie<br />

nutzbaren Platz der Burg Holtzbrinck.<br />

Näher kann die Lenne kaum rücken. Sie ist in einem R<strong>und</strong>umblick<br />

zu genießen <strong>und</strong> auch die Burg, dieses imposante Zeugnis<br />

der Geschichte, befindet sich von dort im Blickfeld.<br />

Wie der Platz des Hauses Holtzbrinck öffnet sich auch der<br />

Bungernplatz optisch zur Lenne <strong>und</strong> für Nutzungen, die mit<br />

der Bücherei zusammenhängen. Dieser Platz sollte verstärkt<br />

als innerstädtischer Platz Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen als Aufenthaltsmöglichkeit<br />

dienen. Neben dem Spiel können Außenaktionen<br />

der Bücherei genossen werden, die der jungen Generation<br />

Wissen näher bringen – in Zusammenarbeit mit Schulen.<br />

Ein temporäres Café im Sommer zieht auch Erwachsene<br />

an.<br />

Der Bungern- <strong>und</strong> der Holtzbrinckplatz werden so beleuchtet,<br />

dass auch abends Aufenthalt möglich ist. In puncto Beleuchtung<br />

ist für die Innenstadt ein Gesamtkonzept zu erarbeiten,<br />

das auch Akzente durch die Illumination von besonderen Orten<br />

beinhaltet. (Wichtiger als die einer Brücke)<br />

Pflanzflächen in der Innenstadt sind intensiver zu pflegen – an<br />

manchen Orten stellen sie nur städtebauliche Restflächen dar<br />

– wie östlich der Bücherei. Diese Fläche sollte ein städtischer<br />

Vorplatz der Bücherei <strong>und</strong> des „Stapel-Centers“ werden, der<br />

auch für Außengastronomie genutzt werden kann. Ohne die<br />

Sicht versperrende Pflanzen mit Lichtstelen als Leitlinie können<br />

die Achse von dem Haus Holtzbrinck zum „Stapel-Center“<br />

<strong>und</strong> dessen Eingang an der Marktstraße besser wahrgenommen<br />

werden. Wichtig ist dazu auch die Verlegung des Holz-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 111


verschlages am Altersheim <strong>und</strong> die Bereinigung des nördlichen,<br />

gestalterischen Eingangs-Durcheinanders vom „Stapel-<br />

Center“. Die Baulücke an der Kirchstraße, der jetzige Parkplatz,<br />

wird baulich geschlossen, was der Kirchstraße räumlich<br />

mehr Halt gibt.<br />

Das „Stapel-Center“ ist ein autistisches, introvertiertes Gebäude,<br />

das sich nicht präsentiert <strong>und</strong> mit seinen Dimensionen<br />

den kleinteiligen Maßstab der Innenstadt hemmungslos<br />

sprengt. Sämtliche potenziellen Nutzungen ließen sich nicht<br />

realisieren, da die Interessenten bei näherer (Rendite-)Betrachtung<br />

wieder „abgesprungen“ sind. Somit ist es von Unattraktivität<br />

<strong>und</strong> Leerstand geprägt. Mit vereinten Kräften <strong>und</strong><br />

starkem Engagement seitens der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> der Eigentümer<br />

sind Nutzungen zu etablieren, die einen südlichen Ankerpunkt<br />

zur Ausschöpfung der möglichen Fühlungsvorteile mit den<br />

nördlich angrenzenden Nutzungen in der Lennestraße darstellen.<br />

Die Aufwertung fängt bei den drei Eingangssituationen <strong>und</strong> ihrer<br />

Wahrnehmbarkeit an.<br />

Vom Parkplatz Langer Kamp ist der <strong>Stadt</strong>eingang nicht ortbar.<br />

Ungepflegte Pflanzungen verhindern Sichtbeziehungen.<br />

Nicht nur sie sondern auch das Gebäude mit dem jetzigen<br />

Kindergarten werden entfernt <strong>und</strong> durch einen Baukörper mit<br />

ausladendem Dach ersetzt, der auf einem in die <strong>Stadt</strong> einladenden<br />

Platz steht. Hier können touristische(s) Informationen<br />

erfragt, Material, Zeitschriften <strong>und</strong> Getränke gekauft werden,<br />

bzw. An- <strong>und</strong> Abreisende warten auf die Gruppe oder den<br />

Bus. Nordwestlich davon befinden sich öffentliche Toiletten,<br />

deren Design in einem Wettbewerb von Designstudenten entwickelt<br />

<strong>und</strong> die von der <strong>Altena</strong>er Drahtindustrie zum Bau in<br />

Auftrag gegeben werden. An der großen Wand des „Stapel-<br />

Centers“ wird mit einem Plakat für <strong>Altena</strong> oder eine Veranstaltung<br />

oder Aktionen im „Stapel-Center“ geworben.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 112


<strong>Entwicklungs</strong>konzept Bahnhofsumfeld<br />

„Bahnhöfe <strong>und</strong> Bahnflächen zur <strong>Stadt</strong> machen“. Wer es mit<br />

der Nachhaltigkeit auch innerstädtischer Entwicklungen ernst<br />

meint, muss sich der Qualifizierung von Empfangsgebäuden<br />

ebenso annehmen wie innerstädtischer, entbehrlicher Bahnflächen.<br />

Bahnhöfe haben mittlerweile vielfältige Funktionen. Wie in der<br />

Vergangenheit auch dienen sie dem Reisen. Häufig aber auch<br />

waren <strong>und</strong> sind sie für den Reisenden ein Eingangstor in die<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> damit kommt auch ihrem Umfeld eine besondere<br />

Bedeutung zu. Ihre moderne Selbstdarstellung besteht in einem<br />

Angebot von Einzelhandel, Bistros, Buchhandlungen o-<br />

der Dienstleistungen.<br />

Der Bahnhof der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> liegt westlich der Lenne, der der<br />

Innenstadt abgewandten Seite <strong>und</strong> ist sowohl von seiner Lage<br />

<strong>und</strong> auch dem Zuschnitt der umgebenden Flächen eine Herausforderung<br />

an die räumliche wie funktionale Entwicklung.<br />

Bestehende Nutzungen in seiner Umgebung zeigen ein äußerst<br />

heterogenes, teilweise desolates Erscheinungsbild. Leider<br />

wurde es seitens der <strong>Stadt</strong> versäumt, ALDI ein der Einfahrt<br />

in die Bahnhofstraße angemessenes städtebauliches <strong>und</strong><br />

Grünkonzept zu „verpassen“, sodass umso mehr darauf geachtet<br />

werden muss, weitere Flächen in einem Konzept zu<br />

ordnen, das der Entwicklung der gesamten <strong>Stadt</strong> zugute<br />

kommt.<br />

Das imposante, ehemalige Empfangsgebäude des Bahnhofs<br />

von <strong>Altena</strong> steht unter Denkmalschutz. Seine Architektur leidet<br />

momentan unter den unsensibel daran „geklatschten“ Anbauten<br />

an der nördlichen <strong>und</strong> südlichen Seite.<br />

Der südliche Anbau sollte ersatzlos abgerissen werden. Der<br />

nördliche sollte ebenfalls abgerissen, aber evtl. durch einen<br />

transparenten Anbau in Verbindung mit gastronomischen Angeboten<br />

– auch für Jugendliche – ersetzt werden. Von dieser<br />

Seite wird das Gebäude, von Norden kommend, besonders in<br />

Augenschein genommen <strong>und</strong> sollte somit einen ästhetisch<br />

anspruchsvollen Akzent setzen.<br />

Mittlerweile wurde das Bahnhofsgebäude von der <strong>Stadt</strong> an<br />

private Investoren verkauft, die sowohl Gastronomie als auch<br />

Dienstleistungen <strong>und</strong> weiterhin eine Buchhandlung etablieren<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 113


möchten. Insgesamt eine tragfähige <strong>und</strong> marktgerechte Nutzung<br />

für <strong>Altena</strong>, denn zentrenrelevante Angebote scheiden an<br />

diesem Standort aus.<br />

Nördlich davon, an der Bahnhofstraße – auch unter synergetischen<br />

Aspekten im Kontext mit den vorgenannten Angeboten<br />

<strong>und</strong> Nutzungen sinnvoll – entsteht eine Park+Ride Fläche mit<br />

einer Anzahl von r<strong>und</strong> 30 Plätzen.<br />

Von der nördlichen Spitze, in unmittelbarer Nähe zu einem individuell<br />

gestalteten Kreisverkehr, bis zur Fritz-Berg-Brücke<br />

entwickelt sich auf dem entbehrlichen Bahngelände ein offener,<br />

durchgehender Talraum – der „Lennepark“ –, der mit lockeren<br />

freizeit- <strong>und</strong> sportgeb<strong>und</strong>enen Nutzungen in Kombination<br />

mit Gastronomie standortgerecht aufgewertet wird. Ein<br />

durchlaufender Uferweg innerhalb des zukünftigen „Lenneparks“<br />

macht die Lenne erlebbar.<br />

Im Einmündungsbereich entsteht, der Einfahrt in die <strong>Stadt</strong> auf<br />

der Westseite der Lenne <strong>und</strong> der gegenüberliegenden Bebauung<br />

angemessen, ein ca. viergeschossiges Gebäude, das<br />

im Zusammenhang mit südlich liegenden Freizeit- <strong>und</strong> Sportmöglichkeiten<br />

adäquate Angebote aufnehmen kann. Fitness,<br />

Rehabilitation oder auch Prävention sind einige Stichworte zu<br />

Nutzungsmöglichkeiten. Der Schrottplatz bedarf der Verlagerung<br />

in einen weniger sensiblen Bereich.<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen stehen in <strong>Altena</strong> außerhalb der Jugendzentren<br />

nur wenige Aufenthaltsbereiche zur Verfügung.<br />

Die. o.a. Angebote sollen in erster Linie auf sie ausgerichtet<br />

werden. Motorisch ausgeglichene Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

sind lernfreudig, kognitive Fähigkeiten lassen sich leichter verstärken.<br />

Beachvolleyball, ein Soccerfeld, eine Skatingbahn,<br />

ein Bouleplatz etc. können entlang der Lenne ihren Platz finden.<br />

Hier ist Raum, um auch mal Krach zu machen, die Bebauung<br />

an der westlichen Bahnhofstraße ist ungefähr 70 m<br />

entfernt. Sowohl die <strong>Altena</strong>er Vereine als auch die Wirtschaft<br />

kann <strong>und</strong> sollte sich an den Investitionen maßgeblich beteiligen<br />

nach dem Motto: “Jugendliche in <strong>und</strong> für <strong>Altena</strong>“ zu halten.<br />

Die Zufahrt bzw. Zuwegung in das Gebiet erfolgt im Norden<br />

<strong>und</strong> gilt auch für die Stellplätze <strong>und</strong> zusätzlich nötigen P+R-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 114


Plätze nordöstlich des Bahnhofsgebäudes. Sie sind über die<br />

nach Norden verlängerte, bestehende Personenunterführung<br />

an die Bahngleise 1 <strong>und</strong> 2 angeb<strong>und</strong>en. Im Rahmen der Modernisierungsoffensive<br />

der Bahn AG sollen sie ab 2010 behindertengerecht<br />

über Aufzüge erreichbar sein. Damit ist es<br />

sinnvoll, auch die westlichen P+R-Plätze über eine Rampe für<br />

weniger mobile Menschen <strong>und</strong> eine repräsentative Treppenanlage,<br />

um Angsträume zu vermeiden, direkt anzubinden.<br />

Westlich der beiden weiterhin benötigten Bahngleise werden<br />

die Baulücken bzw. untergenutzten Flächen qualitätvoll baulich<br />

genutzt. Entweder mit Dienstleistungen, die im Zusammenhang<br />

mit denen im ehemaligen Empfangsgebäude oder<br />

denen der Freizeit- <strong>und</strong> Sportnutzung stehen. Langfristig sollte<br />

auch das Gr<strong>und</strong>stück der Tankstelle in diesem Sinne zur Disposition<br />

stehen. Angebote für Motor-, Fahrrad- sowie Wassersport<br />

<strong>und</strong> Trekking, d. h. eine Kombination aus Einkauf,<br />

Dienstleistung <strong>und</strong> Ausprobieren vor Ort <strong>und</strong> Freizeitgestaltung<br />

ist einzigartig in der Region <strong>und</strong> spricht die Menschen<br />

von nah <strong>und</strong> fern an.<br />

Über die verlängerte Personenunterführung aber auch über<br />

den Uferweg, u. a. als Lenneroute <strong>und</strong> somit Fahrradweg, der<br />

dem Verlauf des Flusses – bei Respektierung ökologisch<br />

wertvoller Zonen – folgt, kann die Lenne auf ihrer Westseite erlebbar<br />

werden <strong>und</strong> <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> seiner Bevölkerung wieder näher<br />

rücken.<br />

Mit unterschiedlichen gastronomischen Angeboten entlang<br />

der Lenne in unmittelbarer östlicher Nachbarschaft zum ehemaligen<br />

Bahnhofsgebäude mit seiner qualitativ guten (Außen-<br />

)Gastronomie ergibt sich ein (räumlich-funktionales) Ziel mit<br />

überörtlicher Anziehungskraft.<br />

Am Lenneufer präsentieren sie sich mit besonderem, lukullischem<br />

Anspruch (was nicht teuer heißt) in architektonisch unterschiedlich<br />

witzigen, auch temporären Solitär“gebäuden“ :<br />

klein <strong>und</strong> fein. Wettbewerbe an Architektur- <strong>und</strong> Gestaltungshochschulen<br />

fördern die Originalität.<br />

Die „Kioske“ in moderner Formensprache stehen (auf der<br />

Wiese) innerhalb von Räumen, die durch Hecken gestaltet<br />

<strong>und</strong> geschützt werden.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 115


Diese von Nord bis Süd standortrelevant differenzierten, funktionalen<br />

Zuordnungen ergeben maximale Synergien, die in<br />

diesen weitgehend städtebaulich abgestorbenen Bereich Leben<br />

bringen. Leben, an dem in besonderer Weise Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche teilnehmen können.<br />

Eine „Fähre“ in Höhe des Bouleplatzes auf der West- <strong>und</strong> des<br />

Parkplatzes auf der Ostseite ermöglicht einen schnellen<br />

Transfer zwischen beiden Lenneseiten.<br />

Der nach Süden fortlaufende Uferweg ist über Straßenbrücken,<br />

eine Unterführung <strong>und</strong> eine Brücke für Fußgänger <strong>und</strong><br />

Radfahrer mit der Innenstadt <strong>und</strong> den westlich liegenden Bereichen<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

In die westlich <strong>und</strong> östlich der Gleise liegenden P+R-Flächen,<br />

die über eine Rampe behindertengerecht angeb<strong>und</strong>en werden,<br />

sind öffentliche Toiletten zu integrieren <strong>und</strong> in das gesamte<br />

Gestaltungskonzept einzubeziehen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 116


Leitprojekt 1<br />

Vitale Innenstadt<br />

Die Entwicklung der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> ging in der Vergangenheit, geht heute <strong>und</strong> zukünftig<br />

von der Innenstadt aus. Sie ist der Nucleus gesellschaftlichen, geistigen ,<br />

kulturellen <strong>und</strong> kommerziellen Wohlstands.<br />

Alle Prämissen greifen ineinander – umso stärker sind die Intentionen aller Verantwortlichen<br />

auf die Attraktivierung bzw. Reanimierung innerstädtischen Lebens<br />

auszurichten.<br />

Die Zentralität kann durch den Ausbau der Nutzungsvielfalt von Einzelhandel <strong>und</strong><br />

Gastronomie, Kultur, Bildung, ges<strong>und</strong>heitlicher Versorgung, administrativen <strong>und</strong><br />

sozialen Einrichtungen sowie des Wohnens in den Obergeschossen gehoben<br />

werden. Die Konzentration der Nutzungen <strong>und</strong> damit die räumlichen <strong>und</strong> funktionalen<br />

Schwerpunkte verteilen sich über die gesamte Längsachse der Lenne-,<br />

Kirch- <strong>und</strong> Freiheitstrasse mit u. a. gastronomischen Angeboten „Am Markaner“,<br />

denen des südlich anschließenden „Tourismus-Krämerdorfs“, des Einzelhandels,<br />

dem Zentrum der Begegnung, dem „Stapel-Center“ <strong>und</strong> der Intention in der Innenstadt<br />

zu wohnen. Die Chance, dass <strong>Altena</strong>s Innenstadt <strong>und</strong> damit der Einzelhandel<br />

profitieren, ist groß.<br />

Neben der konsequenten Umsetzung der räumlich-funktionalen Ziele sind drei<br />

Maximen der Entwicklung besonders zu beachten bzw. in die Tat umzusetzen:<br />

• konzertierte Aktion<br />

• Wohnen in der Innenstadt<br />

• Innenstadt an die Lenne<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 117


Konzertierte Aktion<br />

Das Engagement der BürgerInnen in <strong>Altena</strong> ist groß. Es ist gebündelt wesentlich<br />

ziel- <strong>und</strong> umsetzungsorientierter einsetzbar.<br />

In einer konzertierten Aktion aller Beteiligten können Kommunikation <strong>und</strong> Kooperation<br />

umfassend gefördert werden, um sie im Sinne der Innenstadt <strong>und</strong> der Stärkung<br />

der Angebotsvielfalt zu nutzen.<br />

Nachhaltige Verbesserungen sind auf Kontinuität <strong>und</strong> Ausdauer angelegt. Die<br />

Stärkung der Innenstadt ist mit einem Zeithorizont bis zum Jahr 2015 belegt. Es<br />

besteht aber die Chance, die bereits begonnene Kooperation zwischen öffentlichen<br />

<strong>und</strong> privaten Akteuren mit einer weiteren Mobilisierung bzw. der Unterstützung<br />

lokaler Selbsthilfe fortzusetzen.<br />

Es sollten sich drei Arbeitsgruppen zu den Themen<br />

• Umbau Markaner<br />

• Einzelhandel<br />

• Baukultur<br />

bilden <strong>und</strong> in ein Innenstadtforum integriert werden. Dieses kann sich unterschiedlich<br />

organisieren: als „loser“ Zusammenschluss, Verein (e.V.) oder als Dachverband<br />

mit den bereits bestehenden Vereinen. Gr<strong>und</strong>lage für die Institution sind jedoch<br />

immer konkrete Regeln <strong>und</strong> Zuständigkeiten, was für eine Institutionalisierung<br />

spricht.<br />

Ausgelöst durch die demografische Entwicklung <strong>und</strong> die Wirkung der Medien<br />

werden sich die Kaufgewohnheiten noch stärker verändern. Daraus erwachsen<br />

Erwartungen an die Innenstadt, die sich in hoher Aufenthaltsqualität, einem umfassenden<br />

attraktiven Angebot einer Gastronomie für unterschiedliche Ansprüche,<br />

Freizeiteinrichtungen <strong>und</strong> Kulturangeboten orientieren werden. Wenn die Möglichkeit<br />

besteht, die Nutzung der Angebote mit einem Besuch beim Arzt oder der<br />

Bürgerinformation zu verknüpfen, kann eine Mischung von Funktionen wahrgenommen<br />

werden, die die Urbanität der Innenstadt stärkt. Die Ziele der Innenstadtentwicklung<br />

sind als public-private-partnership erreichbar. Die Kooperation ist besonders<br />

intensiv nötig bei der<br />

• Aktivierung von Wohnraum<br />

• Reanimierung des Einzelhandels<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 118


• Verbesserung der Aufenthaltsqualität<br />

– „Am Markaner“<br />

– Zögerplatz<br />

– Bungernplatz<br />

– Bereich südlich des „Stapel-Centers“<br />

– Lennestraße<br />

• Sicherung <strong>und</strong> Ergänzung kultureller <strong>und</strong> freizeitorientierter Schwerpunkte<br />

• Umbau bzw. Rückbau Lenneuferstraße<br />

• Erarbeitung von Werbe- <strong>und</strong> Imagekampagnen.<br />

Wohnen in der Innenstadt<br />

Ihre Vitalität, die Bindung der Kaufkraft werden daneben von den Menschen unterstützt,<br />

die in ihr wohnen. Immer mehr wird das Wohnen in der <strong>Stadt</strong> mit den<br />

Vorzügen der kurzen Wege, des Angebots sozialer Infrastruktur in unmittelbarer<br />

Nähe, verkehrlicher Anbindung an Bus <strong>und</strong> Bahn, wiederentdeckt. Dazu sind die<br />

Voraussetzungen zu schaffen <strong>und</strong> die Rahmenbedingungen zu verbessern. Das<br />

Spektrum der Lösungsvorschläge reicht von der Qualifizierung der Wohnungen in<br />

den leerstehenden Obergeschossen <strong>und</strong> der Integration von Mehrgenerationenwohnen,<br />

über Stellplatzangebote <strong>und</strong> die Schaffung <strong>und</strong> Gestaltung familien- <strong>und</strong><br />

altersgerechter Freiräume als „Offensive Wohnen in der Innenstadt“. In <strong>Altena</strong> leben<br />

überdurchschnittlich viele ältere Frauen. Der demografische Wandel, der<br />

auch darin besteht, dass junge Frauen zunehmend ins Berufsleben streben <strong>und</strong><br />

auf die genannten Annehmlichkeiten der Innenstadt angewiesen sind, verändert<br />

die Lebensgewohnheiten <strong>und</strong> die Nachfrage nach kleineren Wohnungen <strong>und</strong> A-<br />

partments.<br />

Die Entwicklung zum Wohnen in der Innenstadt kann durch die Immobilieneigentümer<br />

zusammen mit der <strong>Stadt</strong> initiiert werden.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 119


Innenstadt an die Lenne<br />

Der Name einer <strong>Stadt</strong> wird häufig in Verbindung mit dem des Flusses, an dem sie<br />

liegt, in einem Atemzug genannt. Ihre Identität <strong>und</strong> die Identifikation der in <strong>Altena</strong><br />

lebenden Menschen ist durch ihn geprägt. <strong>Altena</strong> hat jedoch nicht nur ein besonderes<br />

Merkmal sondern ein zweites: die Burg.<br />

Letztere kann man ausgiebig erleben, sie ist über schöne Wege an die Innenstadt<br />

angeb<strong>und</strong>en, während der Fluss an der Innenstadt, im wahrsten Sinn, vorbeifließt.<br />

Historisch war er die Kloake der <strong>Stadt</strong>, somit hat sie ihr Gesicht von ihm abgewandt<br />

<strong>und</strong> sich später in erster Linie vor seinem Hochwasser durch eine Mauer<br />

geschützt. Die Lenneuferstraße hinterlässt demnach ein trauriges Bild – <strong>und</strong> das<br />

obwohl sie ein Entree in die <strong>Stadt</strong> ist. Wenn es gelingt, die Lenne für die Innenstadt<br />

erlebbar zu machen, ist die Attraktivität der Innenstadt erheblich zu steigern<br />

(s. Kapitel „<strong>Entwicklungs</strong>konzept“).<br />

Der <strong>Entwicklungs</strong>prozess „Innenstadt an die Lenne“ ist als Gemeinschaftsaufgabe<br />

aller Akteure in <strong>Altena</strong> zu verstehen. Sie betrifft im übrigen auch das westliche<br />

Ufer der Lenne, denn hier ist der Fluss zum Greifen nah – nur man muss herankommen.<br />

Dazu sind besonders zu realisieren:<br />

• die Lennepromenade<br />

• die Lenneuferterrassen mit gestalterischer Anbindung an die Innenstadt<br />

• die Überbauung der Lenneuferstraße <strong>und</strong> teilweise der Lenne mit einem<br />

transparenten Baukörper (Höhe Burg Holtzbrinck)<br />

• Aufenthaltsflächen am westlichen Ufer schaffen <strong>und</strong> das Ufer qualifizieren<br />

(Grünstruktur, Beleuchtung, Wege).<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.3, 1.4, 1.5, 1.6, 1.7, 1.8, 2.1, 2.2, 2.3, 2.4, 3.1.6, 6.1.4, 6.2.3, 6.3.2, 7.3.2, 7.6.4,<br />

8.3.6<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 120


Leitprojekt 2<br />

Attraktiver Markaner<br />

Der emotionale Auftakt einer <strong>Stadt</strong> ist ein repräsentatives Entree.<br />

Weder die Gestaltung des „Markaner“ noch die der unteren Lennestraße, nördliches<br />

Eingangstor der Innenstadt, lassen einladende Empfindungen zu.<br />

Zugestellt mit parkenden Fahrzeugen, unattraktive Hausfassaden in den Erdgeschossen,<br />

in den meisten Fällen ebensolche Angebote, wird keinerlei Aufenthaltsqualität<br />

signalisiert.<br />

Hier ist ein ganz neuer Raum zu entwerfen, wenn er EinwohnerInnen <strong>und</strong> BesucherInnen<br />

in die Innenstadt ziehen soll: Ein Anziehungspunkt mit gastronomischen<br />

<strong>und</strong> touristischen Angeboten für alle Altersgruppen in attraktiver Umgebung<br />

mit einer anspruchsvollen neuen Identität. Die Belange der angrenzenden Sparkasse<br />

sind frühzeitig in die Planungen einzustellen.<br />

Am Markaner wird nur eine Businsel benötigt. Dadurch ergibt sich die Chance,<br />

den Bürgersteig auf der Ostseite bis auf 12 m zu erweitern <strong>und</strong> der Gastronomie<br />

Raum für Außenpräsentation mit qualitätvoller Möblierung zu geben. Auf den Bus<br />

warten bei einem Espresso, Jugendliche, die sich treffen können, vor dem Aufstieg<br />

zur Burg einen Snack zu sich nehmen – der „Markaner bietet sich an“. Das<br />

Wenigste, aber sicherlich Spektakulärste, wäre der Rückbau der Billigfassaden zu<br />

ihrer, den Zeitgeist der historischen Architektur präsentierenden Ansicht. Sensibel<br />

modifiziert, kann sie sowohl der Gastronomie als auch dem Einzelhandel <strong>und</strong><br />

sonstigen Angeboten genug Belichtung <strong>und</strong> auch Ausstellungsfläche bieten.<br />

Der „Markaner“ ist nicht nur der Empfang für K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Gäste in die Lennestraße,<br />

seine gestalterische Aussagekraft bezieht sich auch auf seine Funktion als<br />

Eingangsraum der Lennepromenade. Bereits hier muss die Attraktion angekündigt<br />

werden durch die Gestaltung der Straßenfläche <strong>und</strong> die Beleuchtung <strong>und</strong> Bepflanzung.<br />

Ein attraktives, informatives Leitsystem mit deutlichen Hinweisen zu Burg hilft bei<br />

der Orientierung.<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.5, 1.6, 1.8, 1.9, 1.10, 2.1, 2.2, 2.3, 2.4, 3.1.1, 3.1.5, 3.1.6, 3.4, 3.5, 4.3.1, 7.3.5,<br />

8.4.2<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 121


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 122


Leitprojekt 3<br />

Innenstadt zur Lenne<br />

Lenne zur Innenstadt<br />

Die Lenne hat mit der Innenstadt – <strong>und</strong> umgekehrt – nichts zu tun. Getrennt durch<br />

die ungeordneten Funktionen der Lenneuferstraße mit teilweise Hinterhoffassaden<br />

der Gebäude führt sie ein einsames Dasein.<br />

Beide, Innenstadt <strong>und</strong> Lenne, müssen sich miteinander in Szene setzen, voneinander<br />

profitieren <strong>und</strong> nach Außen ihre Anziehungskraft deutlich machen.<br />

Das städtische Ufer, die harte Kante bleibt erhalten. Gegenüber den zur Innenstadt<br />

geöffneten <strong>und</strong> aufzuwertenden Passagen werden an pointierten Standorten<br />

zwei „Lenneterrassen“ positioniert, die mit ca. 250 m² Größe über dem Fluss<br />

schweben. Die Querung der Lenneuferstraße wird durch eine hervorgehobene<br />

Pflasterung verdeutlicht. Sie können als Aufenthaltsflächen dienen – sinnvoller,<br />

besonders zum Nutzen der Innenstadt, ist Außengastronomie zu etablieren, die<br />

von gegenüberliegenden, auch zur Lennestraße orientierten Cafés, Restaurants<br />

<strong>und</strong> Bistros bedient wird. Erreichbar sind die Terrassen über die Lennepromenade,<br />

die mit einer Breite von maximal 9 m ihrem Namen gerecht wird. Dazu wird die<br />

Lenneuferstraße in ihrem gesamten Querschnitt anders aufgeteilt <strong>und</strong>, auch im<br />

Sinne von Optimierung der Orientierung, aufgewertet. Die Fahrbahnbreite ist mit<br />

6,50 m für den Begegnungsverkehr ausreichend bemessen. Sie wird auf der östlichen<br />

Seite von einem 2 m breiten, erhöht liegenden, überfahrbaren Bürgersteig<br />

<strong>und</strong> den privaten Stellplatzflächen, die unverändert bleiben, begrenzt. Sämtliche<br />

öffentlichen Parkplätze werden entlang der Uferpromenade in Schrägaufstellung<br />

untergebracht <strong>und</strong> durch Platanen, Linden oder Eichen unterteilt. Die Lenneterrassen<br />

werden durch Pflanzungen <strong>und</strong> Beleuchtung besonders betont. Die Drahtbäume<br />

bleiben an der Lenneseite als ein Symbol für <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> seine industrielle<br />

Herkunft erhalten <strong>und</strong> stehen im Wechsel mit grünen Bäumen <strong>und</strong> Lichtstelen, die<br />

die Promenade beleuchten.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 123


Die Promenade wird in Höhe der Burg Holtzbrinck auf ihr ursprüngliches Maß von<br />

1,80 m zurückgeführt aber gleichzeitig über eine über der Lenne schwebende<br />

Treppe in ein eingeschossiges Glasgebäude geleitet, das zum Teil auf dem gestalteten<br />

Platz der Burg Holtzbrinck ruht <strong>und</strong> zum Teil über die Lenneuferstraße<br />

<strong>und</strong> die Lenne ragt. Mit dem Blick auf die Lenne <strong>und</strong> ihr gegenüberliegendes Ufer<br />

<strong>und</strong> auf die Burg bei gehobener Gastronomie – in Verbindung mit der Burg<br />

Holtzbrinck – kann ein unwiderstehliches Ambiente entstehen.<br />

Sämtliche Stationen liegen an einem R<strong>und</strong>weg über die Lennepromenade <strong>und</strong><br />

Lennestraße, Einzelhandel <strong>und</strong> Gastronomie, mit besonderer Aufenthaltsqualität in<br />

der Innenstadt, profitieren davon.<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.3, 1.4.1, 1.4.3, 1.5, 1.6.2, 1.8, 2.2.2, 2.4, 3.1.1, 3.5.1, 4.6, 8.2.5, 8.5.2, 8.5.3,<br />

8.7.1, 8.8.1<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 124


Leitprojekt 4<br />

Zentrum der Begegnung<br />

Im Zentrum der Begegnung liegt die Burg Holtzbrinck – ein Baudenkmal von besonderem<br />

Rang. Bereits heute ist sie neben den Kirchen, der <strong>Stadt</strong>galerie, der<br />

Bücherei <strong>und</strong> dem Drahtmuseum ein Ort des kulturellen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Lebens.<br />

Die reformierte Kirche soll entwidmet werden. Sie kann in Zukunft für Tagungen<br />

<strong>und</strong> kulturelle Veranstaltungen umgebaut werden. Das Umnutzungskonzept sollte<br />

in enger Abstimmung mit dem Konzept zu den zukünftigen Nutzungen der Burg<br />

Holtzbrinck entwickelt werden, um Synergien ausschöpfen zu können.<br />

Im Kontext mit neuen, gastronomisch anspruchsvollen Akzenten in der Burg<br />

Holtzbrinck –inklusive der zur Lenne ausgerichteten Gastronomie im Glaskörper -<br />

lassen sich Orte mit hoher Qualität entwickeln.<br />

In die Aktivierung des Zentrums der Begegnung sind historisch, städtebaulich <strong>und</strong><br />

architektonisch anspruchsvolle, bisher nicht kommerziell genutzte Immobilien wie<br />

die Post, die Bücherei mit dem Bungernplatz <strong>und</strong> evtl. weitere Gebäude einzubeziehen.<br />

In die Bücherei kann ein Tee- oder Coffeeshop einbezogen werden – im<br />

Sommer auf dem Bungernplatz ein temporäres Café entstehen, das auch Jugendliche<br />

anzieht, denn „Es fehlen normale Dinge, die den Alltag gestalten.“<br />

Neben der Lennepromenade kann hier ein weiteres Glanzlicht der Innenstadt gestaltet<br />

werden. Um dieses zu positionieren, sollten sich alle Akteure in das zu gründende<br />

Innenstadtforum einbinden, um frühzeitig gemeinsame Interessen zu formulieren<br />

<strong>und</strong> privates Engagement zu akquirieren.<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.4.3, 2.1, 2.2, 2.3, 2.4.1, 3.1.3, 3.1.5, 3.1.6, 3.4, 3.5.1, 4.2.2, 4.3.1, 6.2.4, 6.4.1,<br />

8.1.4, 8.1.5, 8.1.6, 8.1.7, 8.3.4, 8.3.6, 8.3.8, 8.4.1, 8.4.2, 8.4.3, 8.4.5, 8.7, 8.8<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 125


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 126


Leitprojekt 5<br />

Qualität für Städtebau <strong>und</strong> Architektur<br />

Von Norden, auf die <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> zufahrend, bietet sich jeder Besucherin <strong>und</strong> jedem<br />

Besucher ein beeindruckendes Bild. Die Topografie der <strong>Stadt</strong> – mit der überragenden<br />

Burg <strong>und</strong> direkt an der Lenne gelegen – verheißt ein vielversprechendes<br />

Erlebnis.<br />

Der besonderen Bedeutung <strong>Altena</strong>s als Draht- <strong>und</strong> Burgenstadt wird die <strong>Stadt</strong> mit<br />

ihren Gestaltungsmerkmalen, städtebaulich veränderten Strukturen <strong>und</strong> Architekturen,<br />

öffentlichen <strong>und</strong> halböffentlichen Räumen sowie Einfallstraßensituationen<br />

derzeit nicht gerecht. Der „Imagefaktor <strong>Altena</strong>“ ist für die Region <strong>und</strong> darüber hinaus<br />

(die Wirtschaft <strong>Altena</strong>s handelt global) bisher nicht formuliert worden, weder<br />

textlich, noch z.B. baulich vor Ort mit Vorbildcharakter visuell erlebbar. Es fehlen<br />

sichtbare <strong>und</strong> „gelebte“ Qualitätsmaßstäbe.<br />

Das städtebaulich-architektonische Erscheinungsbild einer <strong>Stadt</strong> ist ein Potenzial,<br />

das nicht nur im engeren Sinn ein wichtiger Bestandteil der Aufenthaltsqualität,<br />

sondern auch als Wirtschafts-/Tourismusfaktor zu verstehen ist. Wenn sich die<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> <strong>und</strong> ihre BewohnerInnen ihrer Geschichte als bedeutende Industriestadt<br />

seit dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> ihrer daraus resultierenden, großbürgerlichen<br />

Architektur wieder bewusst werden, so wird es ihnen auch gelingen, die Innenstadt<br />

wieder zu dem zu machen, was sie in gestalterischer Hinsicht einmal war,<br />

bevor ihre einmaligen Erkennungsmerkmale durch missverstandene Modernisierungen<br />

–besonders in den Erdgeschossen der Lennestraße – verunstaltet wurden:<br />

ein Kleinod!.<br />

Städtebau, Architektur <strong>und</strong> Gartenkunst hinterlassen Bilder <strong>und</strong> Erinnerungen im<br />

Kopf <strong>und</strong> sind wichtige Teile der Identifikation der Menschen mit ihrer <strong>Stadt</strong>. Der<br />

städtebauliche Gr<strong>und</strong>riss wie auch die Gestaltungsmerkmale der Obergeschosse<br />

geben ein Abbild der qualitätvollen Baukunst der Vergangenheit!<br />

Besonders in dieser schnelllebigen Zeit ist das Vergessen der Qualität bzw. ihre<br />

Nichtbeachtung aufzuhalten durch Hinweise, Tafeln, Informationsbroschüren oder<br />

Fahnen in historischen Anlagen oder (öffentlichen) Gebäuden.<br />

Die BürgerInnen, privaten Bauherren <strong>und</strong> Investoren müssen erreicht werden, sich<br />

interessieren <strong>und</strong> engagieren<br />

• für die geschichtliche Entwicklung<br />

• die Nachhaltigkeit von Vorhaben<br />

• die Identität <strong>und</strong> Identifikation<br />

• die regionale Einbettung <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

• die ästhetische Prägnanz<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 127


Dies bedeutet (sich) permanent die Qualitäten vom Mittelalter bis zum Klassizismus<br />

<strong>und</strong> weiter bis zur Neuzeit bewusst zu machen, sie zu schützen <strong>und</strong> den<br />

Nachkommen den Zeitgeist auf hohem Niveau weiterzugeben. Dazu sind das<br />

baukulturelle Erbe, der jetzige Stand <strong>und</strong> die Veränderung der Gestaltkriterien zu<br />

untersuchen, pro <strong>und</strong> contra gegenüber zu stellen <strong>und</strong> aktuelle Qualitäten zu formulieren.<br />

Standardisierungen in der Architektur <strong>und</strong> dem öffentlichen Raum sind<br />

häufig das Ergebnis eines kommunal begrenzten Austauschs <strong>und</strong> häufig bestimmt<br />

von lokalen Kalkülen. Qualität in der Baukultur bedeutet Authentizität im<br />

regionalen Kontext <strong>und</strong> veranlasst bzw. festigt die Nachfrage als Wohnstandort.<br />

Außerdem dokumentiert sie den kulturellen Anspruch der <strong>Stadt</strong>.<br />

Zur Sicherung des Bestehenden <strong>und</strong> als Gr<strong>und</strong>lage für die Wiederherstellung bzw.<br />

Neuplanung von Gebäuden bzw. öffentlichen Räumen <strong>und</strong> Werbeanlagen sind<br />

Leitlinien der Gestaltung, die ein Spektrum an Möglichkeiten aufzeigen, zu erarbeiten.<br />

Sie sind mit Eigentümern <strong>und</strong> Bauwilligen zu diskutieren.<br />

Information schult das Auge <strong>und</strong> das Gr<strong>und</strong>wissen, um eine städtebauliche Planung,<br />

ein Bauvorhaben, Freiraumgestaltung oder Innenarchitektur beurteilen zu<br />

können. Die Vermittlung fängt im Kindergarten an.<br />

Ein Gestaltungshandbuch für die Innenstadt bzw. ein Gestaltungsbeirat leisten<br />

wertvolle Hilfe. Ein erster Schritt in diesem Sinne ist mit der Gründung einer Arbeitsgruppe,<br />

die sich (später) in das Innenstadtforum integriert, getan.<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.1, 1.2, 1.3, 1.4, 1.5, 1.6, 1.7, 1.8, 1.9, 1.10, 1.11, 2.1, 2.3, 2.4, 2.5, 3.1, 3.2, 3.3,<br />

3.4, 5.1.2, 5.3.1, 5.3.2, 5.8, 9.2, 9.3, 9.4, 10.1.10, 10.2.1, 10.3.1<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 128


Leitprojekt 6<br />

Aktionsbündnis Wirtschaft<br />

Die Wirtschaft in <strong>Altena</strong> ist monostrukturiert aber ebenso hochspezialisiert <strong>und</strong> sie<br />

agiert global; der Weltmarkt wird immer stärker zum Heimatmarkt. Allerdings hat<br />

der Wirtschaftsstandort <strong>Altena</strong> zur weiteren Qualifizierung nur eine Möglichkeit: Es<br />

muss gelingen, eine Kooperation zwischen den Unternehmen vor Ort einzurichten<br />

<strong>und</strong> ihn damit konkurrenzfähig weiterzuentwickeln. Wenn jedes Unternehmen weiterhin<br />

eine eigene, standortunabhängige Firmenpolitik betreibt, wird der Standort<br />

<strong>Altena</strong> in 10 Jahren nicht mehr existieren (Dr. R. Hölper).<br />

Bisher wird eher ein Gegen- als ein Miteinander der einzelnen Firmen forciert.<br />

Aber gerade in <strong>Altena</strong> können die Unternehmen in vielerlei Hinsicht kooperieren<br />

<strong>und</strong> den Wirtschaftsstandort, insbesondere durch einen schnellen <strong>und</strong> umfassenden<br />

institutionalisierten Wissenstransfer, stärken <strong>und</strong> ausbauen. Bisher erfolgt der<br />

Austausch eher nach dem Zufälligkeitsprinzip.<br />

Die Wirtschaftsförderung in <strong>Altena</strong> in der Bestandspflege wie Akquisition von Interessenten<br />

<strong>und</strong> die Vermarktung von Industrieimmobilien muss professionell betrieben<br />

<strong>und</strong> noch stärker intensiviert werden.<br />

Der Vorteil "dass man sich kennt" muss genutzt werden, um zu einer eng abgestimmten<br />

Kooperation, z. B. bei den Faktoren<br />

• gemeinsame Energienutzung<br />

• gemeinsamer Einkauf von Rohmaterial<br />

• komplexe Fertigung<br />

• gemeinsame Nutzung von selten benötigten Dingen:<br />

– Messtechnik<br />

– Galvanisierung<br />

– Entsorgung<br />

– Einbindung der Zulieferindustrie<br />

zu kommen<br />

Voraussetzung <strong>und</strong> Folge ist, die Fachkenntnisse vor Ort zu bündeln.<br />

Außerdem sollte eine zunehmende Transparenz im Personalbereich u. a. die Effizienz<br />

in der Produktherstellung steigern aber auch die Verantwortung gegenüber<br />

Auszubildenden <strong>und</strong> ihrer Weiterbeschäftigung in <strong>Altena</strong> sichern. Es wird über den<br />

Bedarf ausgebildet. Eine Möglichkeit zur Weiterbeschäftigung besteht in der<br />

Gründung eines Personalpools, auf den die Unternehmen zurückgreifen können,<br />

wenn der Bedarf besteht.<br />

<strong>Altena</strong> braucht „payback“ – Auszubildende <strong>und</strong> auch qualifizierte MitarbeiterInnen<br />

sind in der <strong>Stadt</strong> zu halten.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 129


Die Hilfe <strong>und</strong> der Weg dorthin, d. h. die Kooperation zwischen den Gewerbetreibenden<br />

<strong>und</strong> den Industriellen sollte ein Ziel<br />

• zur Anwerbung von qualifiziertem Personal <strong>und</strong><br />

• zur Effizienzsteigerung sein,<br />

<strong>und</strong> um zu prüfen ob bzw. wie<br />

• eine Zulieferung von Waren auch von Ortsansässigen erledigt werden kann<br />

• rechtliche Probleme (BImSchG) von einem gemeinsam beauftragten Spezialisten<br />

bearbeitet werden können (SIHK einbinden)<br />

• hochwertige, effektive Werbung gemeinsam durchgeführt <strong>und</strong> bezahlt werden<br />

kann<br />

• heimische Handwerker, Versicherungen, Dienstleistungen beauftragt werden<br />

können<br />

• durch Akquisition über intensive qualitätvolle, gemeinsame Werbung Bauwillige,<br />

Architekten, Bauträger, Bauunternehmer auf das vorhandene<br />

Handwerkerpotenzial aufmerksam gemacht <strong>und</strong> Bedarf geschaffen werden<br />

kann! (Dazu gehört auch, dass ein Immobilienmarkt geschaffen werden<br />

muss <strong>und</strong> nicht nur reagiert werden darf!)<br />

• Angebote für qualifiziertes Personal gemeinsam definiert, formuliert <strong>und</strong><br />

umgesetzt werden können<br />

• die professionelle Vermarktung von Brachflächen <strong>und</strong> ungenutzten Immobilien<br />

durchgeführt werden kann<br />

• der Tourismus als Wirtschaftsfaktor vorangetrieben werden kann<br />

• mehr Transparenz der Entscheidungen die Effektivität wirtschaftlichen Handelns<br />

steigern hilft<br />

• Innovationen die Monostruktur zukunftsfähig beleben<br />

• ein bereits angesprochener Personalpool Auszubildende <strong>und</strong> Arbeitskräfte<br />

an den Wirtschaftsstandort <strong>Altena</strong> binden hilft<br />

• der Einzelhandel in der Innenstadt durch die Wirtschaft als Partnerin gestärkt<br />

bzw. qualifiziert werden kann <strong>und</strong><br />

• konkrete Maßnahmen wie ein Tourismus- <strong>und</strong> Kulturkonzept mit persönlichem,<br />

finanziellen Einzelengagement umgesetzt werden können.<br />

Wirtschaftsförderung liegt nicht im Reagieren auf den Markt, sie muss den Markt<br />

mit steuern <strong>und</strong> aggressiv für den Standort <strong>Altena</strong> werben.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 130


Dazu ist ein qualifiziertes Strategieprogramm zu erarbeiten:<br />

• wo will die Wirtschaft in <strong>Altena</strong> hin<br />

• welche innovativen Technologien sollen entwickelt werden<br />

• wie <strong>und</strong> für welches Gewerbe werden leerstehende Gebäude <strong>und</strong> brachliegende<br />

Flächen für Existenzgründer z. B. entwickelt<br />

• wo gibt es den richtigen Standort für Gewerbe <strong>und</strong> Industrie? etc.<br />

Umfassende Beschäftigung <strong>und</strong> wirtschaftliche Prosperität sind die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der zukünftigen Wertschöpfung in der <strong>Stadt</strong>. Die Wirtschaft muss sich engagieren<br />

<strong>und</strong> in den gesamtstädtischen <strong>Entwicklungs</strong>prozess verstärkt einbringen, um den<br />

„Lebensraum <strong>Altena</strong>“ <strong>und</strong> das Angebot zu qualifizieren – als Sponsor für Kultur,<br />

Bildung insbesondere <strong>und</strong> Tourismus. Nur so sind Führungskräfte <strong>und</strong> deren Familien<br />

dazu zu bringen, sich mit der <strong>Stadt</strong> zu identifizieren, hier zu wohnen <strong>und</strong><br />

hier einzukaufen.<br />

Industrie, Dienstleistungen, Bildung <strong>und</strong> Wirtschaft wachsen immer stärker zusammen.<br />

In Netzwerken organisierte Branchen weisen eine deutlich bessere Beschäftigungsentwicklung<br />

auf. Gemeinsam ist eine <strong>Entwicklungs</strong>strategie zu erarbeiten,<br />

die auf einen starken Kooperationsprozess gründet <strong>und</strong> zum Gemeinwesen<br />

beiträgt. Nur so gelingt es dem Wirtschaftsstandort <strong>Altena</strong> in Zeiten globaler<br />

wirtschaftlicher Dynamik sein Renommee zu behalten.<br />

Alle hier angerissenen Maßnahmen sollen der Stärkung des Wirtschaftsstandortes<br />

<strong>Altena</strong> dienen, um u. a. den Kaufkraftabfluss zu stoppen. Bei der Umsetzung darf<br />

sich nicht einer auf den anderen verlassen, es muss eine organisierte Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Kooperation in mehreren synergetischen Sektoren geben, um <strong>Altena</strong>,<br />

selbst bei leeren Kassen der öffentlichen Hand, handlungsfähig zu machen.<br />

Das Image, innen wie außen, ist zu stärken –<br />

dazu sind Führungskräfte <strong>und</strong> „der Unterbau“ zu gewinnen, die Lebensqualität zu<br />

erhöhen, Wohnen für alle Märkte zu ermöglichen, die Bildungs- <strong>und</strong> soziale Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> der Einzelhandel zu stärken.<br />

Eine Entpolitisierung der Aufgabe <strong>und</strong> von Partikularinteressen ist dabei von e-<br />

normer Bedeutung.<br />

Einzelmaßnahmen<br />

5.1.1, 5.2, 5.3, 5.4, 5.6, 5.7, 6.1.4, 7.2.1, 7.2.2, 7.2.4, 7.4.2, 7.4.3, 7.5.1, 7.5.2,<br />

7.5.3, 7.6.6, 8.1.2, 10.1.3, 10.1.4, 10.1.5, 10.1.9, 10.1.10<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 131


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 132


Leitprojekt 7<br />

Entwicklung der Brachflächen<br />

Die <strong>Stadt</strong>entwicklung in <strong>Altena</strong> erfährt schon seit Jahrzehnten gravierende Veränderungen,<br />

Auslöser hierfür war der Strukturwandel. Weitere Änderungen werden<br />

folgen. Denn die Prognosen über die mittel- <strong>und</strong> langfristigen demografischen<br />

Entwicklungen stellen die <strong>Stadt</strong> auch zukünftig vor neue Herausforderungen. Die<br />

Folgen sind unter anderem, das Freisetzten von nicht mehr benötigten Flächen<br />

<strong>und</strong> Gebäuden, früher des produzierenden Gewerbes, inzwischen auch aus dem<br />

Wohnungsbau <strong>und</strong> den Infrastruktur- <strong>und</strong> sozialen Einrichtungen. In diesem Prozess<br />

ist die integrierte Entwicklung von Brachflächen eine notwendige <strong>und</strong> langfristige<br />

Aufgabe, die Vorrang vor der Erschließung neuer Gebiete besitzt.<br />

Die im Flächennutzungsplan der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> dargestellten Gewerbe- <strong>und</strong> Industrieflächen<br />

umfassen r<strong>und</strong> 166 ha. Der Umfang der hiervon brach liegenden oder<br />

untergenutzten Flächen <strong>und</strong> die Verwertbarkeit unter Beachtung der jeweils besonderen<br />

Problematik ist zu analysieren, um eine Zukunftsoption zu entwickeln.<br />

Einer modernen Industrienutzung steht die topografische Situation der „historischen“<br />

<strong>Altena</strong>er Industrie- <strong>und</strong> Gewerbeflächen in den engen Tallagen (an der<br />

Lenne <strong>und</strong> als industrielle Bandstrukturen entlang der Nette <strong>und</strong> der Rahmedestraße)<br />

entgegen, die großflächige Hallenanlagen kaum zulassen. Generell sollen<br />

die industriellen Brachflächen innerhalb der Siedlungskörper zwar entsprechend<br />

ihrer Eignung durch die gewerbliche Entwicklung aktiviert werden, vorausgehend<br />

sind aber planungsrechtliche Belange zu prüfen. Für eine Entwicklung<br />

bzw. Herausnahme von Industriebrachen aus der baulichen Nutzung – beispielsweise<br />

in landschaftlich wertvoller Zone entlang der Nette – muss ein Gesamtkonzept<br />

entwickelt werden. Hierzu ist ein Gewerbeflächenkataster mit Qualitätsmerkmalen<br />

einzurichten <strong>und</strong> ein Gewerbeflächenkonzept für die gesamte <strong>Stadt</strong> zu erarbeiten.<br />

So ist bei den leergezogenen oder untergenutzten Industrieflächen die<br />

komplette Infrastruktur vorhanden. Wiedernutzung oder Umnutzung von Industriegebäuden<br />

schafft preiswerten Gewerberaum beispielsweise für Handwerks- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsbetriebe, die in <strong>Altena</strong> unterrepräsentiert sind. Eine umsatzbezogene<br />

Mietpreisstaffelung könnte den Start junger Unternehmen <strong>und</strong> Existenzgründer<br />

unterstützen. Hierzu ist das konkrete Anwerben entsprechender Betriebe nötig.<br />

Gesamtstädtisch betrachtet stellen die Brachflächen in <strong>Altena</strong> umfangreiche <strong>Entwicklungs</strong>potenziale<br />

dar. Je nach Dimension <strong>und</strong> aus der jeweiligen standörtlichen<br />

Situationen heraus, ist die Brachflächenentwicklung kein „Selbstläufer“.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 133


Bestehende Werte an Gebäuden, Flächen <strong>und</strong> Infrastrukturen zu sichern, Investitionen<br />

auf bestimmte Flächen bzw. Brachflächen zu lenken, ist durch den verschärften<br />

Wettbewerb um Industrie- <strong>und</strong> Gewerbeansiedlungen, aber auch bei der<br />

Wohnbaulandbereitstellung erschwert. Das bezieht sich speziell auf die Konkurrenzsituation<br />

mit den Nachbarkommunen, aber auch auf die bestehenden eigenen<br />

Siedlungsflächenangebote. Die Inwertsetzung von Brachflächen stellt deswegen<br />

besondere Anforderungen an geeignete Strategien.<br />

Die Brachflächen sind in städtebaulicher, sozialer, ökonomischer sowie ökologischer<br />

Hinsicht zu qualifizieren. In Abhängigkeit zur Lage <strong>und</strong> geplanten Folgenutzung<br />

kann dies zur Aktivierung <strong>und</strong> baulichen Nachnutzung, ebenso aber auch in<br />

Form von Renaturierungen <strong>und</strong> Freiflächennutzungen durch Rückbau, erfolgen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte dazu eine detaillierte Analyse der standortspezifischen Potenziale<br />

<strong>und</strong> Restriktionen für die bestehenden Flächen- <strong>und</strong> Gebäudepotenziale sowie<br />

für die Folgenutzung erfolgen. Dazu ist es unerlässlich, die Betrachtung des<br />

städtischen <strong>und</strong> regionalen Bedarfes an diesen Folgenutzungen vorher zu recherchieren<br />

<strong>und</strong> abzuwägen. Denn gerade in <strong>Altena</strong> ist die Nachfrage nach den klassischen<br />

Nutzungen wie Wohnen oder Gewerbe, insbesondere auch infolge der<br />

Auswirkungen des demografischen Wandels, neu zu formulieren. D. h. auch, dass<br />

die strategische Brachflächenentwicklung in Einklang mit dem kommunalen Bauland-<br />

<strong>und</strong> Immobilienmanagement zu bringen ist, um gegenseitig konkurrierende<br />

Flächenpotenziale auf dem Markt zu vermeiden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es notwendig,<br />

passende Folgenutzungen mit spezifischen Standortqualitäten herauszustellen<br />

<strong>und</strong> nicht generelle, sondern standortspezifische <strong>und</strong> differenzierte <strong>Entwicklungs</strong>strategien<br />

zu erarbeiten. Das bezieht sich insbesondere auf die Wohnnutzung<br />

Innenstadtnaher Altstandorte. So soll das Wohnungsangebot in <strong>Altena</strong><br />

zukünftig verstärkt neue Wohnformen in unterschiedlichen Lebensphasen ermöglichen,<br />

barrierefreie <strong>und</strong> innovative, generationsübergreifende Wohnprojekte stärker<br />

hervorheben <strong>und</strong> besonders fördern. Gerade die Entwicklung brachliegender<br />

Flächen oder leerstehender Gebäude sollte darauf Bezug nehmen.<br />

Die <strong>Entwicklungs</strong>strategie kann jedoch gr<strong>und</strong>sätzlich nie ohne eine vorausgehende<br />

Kosten-Erlös-Betrachtung <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeitsprüfung festgelegt werden.<br />

Eine Nutzungsstrategie, die Markterfordernisse <strong>und</strong> Effizienzkriterien missachtet,<br />

führt nicht zum Ziel. Hilfreich ist es dabei, wenn frühzeitig in den <strong>Entwicklungs</strong><strong>und</strong><br />

Planungsprozess potenzielle Interessenten eingeb<strong>und</strong>en werden. Investorenbörsen<br />

oder speziell der geplante „R<strong>und</strong>e Tisch“ mit Persönlichkeiten aus der<br />

Wirtschaft sollten nicht nur zur Aktivierung von immobilienwirtschaftlichem Fachwissen<br />

genutzt werden, sondern als Plattform, besonders auch zur Akquisition für<br />

konkrete Brachflächenentwicklungsprojekte, agieren.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 134


Angesichts der stagnierenden <strong>und</strong> rückläufigen Nachfragen in vielen Segmenten<br />

des Immobilienmarktes, ist es nicht nur notwendig, Standortentwicklungskonzepte<br />

mit spezifischen Qualitätskriterien zu erarbeiten, sondern für die verstärkte Innenentwicklung<br />

Ressourcen zu bündeln. Entscheidungen zugunsten bestimmter<br />

Standortentwicklungen auf Brachflächen bedeuten im Umkehrschluss auch, ein<br />

Zurückstellen anderer Flächeninanspruchnahmen.<br />

Brachflächenentwicklung ist in erster Linie ein multidisziplinärer Prozess. Kooperatives<br />

Vorgehen zwischen der Kommune, den Flächeneigentümern, der Bezirksregierung<br />

<strong>und</strong> Kreisverwaltung, aber auch besonders die Transparenz nach Außen<br />

<strong>und</strong> die Einbindung der Öffentlichkeit ist von immenser Bedeutung. Durch die<br />

Komplexität der Aufgabe ist ein kooperativer Planungsprozess entscheidend. Aus<br />

dieser Tatsache heraus sollte die <strong>Stadt</strong> alles daran setzten, frühzeitig alle Akteure<br />

zusammenzuführen. In <strong>Altena</strong> wird es in Zukunft verstärkt darauf ankommen, die<br />

Instrumente in der Siedlungsentwicklung <strong>und</strong> städtebaulichen Planung auf eine<br />

zielgerichtete, dynamische Brachflächenentwicklung zu stellen <strong>und</strong> modellhaft im<br />

regionalen Kontext umzusetzen. Folgende Vorgehensweise für brachliegende Flächen<br />

<strong>und</strong> leerstehende Gebäude gilt es zu vereinbaren:<br />

• Allgemeingültige Bewertungsparameter festlegen<br />

• Gr<strong>und</strong>stücksbewertung von neutralen Sachverständigen zum frühen Zeitpunkt<br />

durchführen<br />

• Such- <strong>und</strong> Findungsraster/Nutzungsperspektiven erstellen<br />

• <strong>Entwicklungs</strong>gruppe einrichten <strong>und</strong> Bewertung durchführen<br />

• gegenseitige Unterstützung bei der Umsetzung<br />

• Städtebauförderung einbeziehen<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.4.2, 1.9.2, 1.10.2, 1.11, 2.1.1, 2.4, 2.5, 4.7, 4.8, 5.1.2, 5.1.3, 5.1.4, 5.5.2, 5.7, 5.8,<br />

6.2.3, 7.3.2, 8.8.1, 9.1, 9.2, 9.3, 9.4<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 135


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 136


Leitprojekt 8<br />

Kommunales Baulandmanagement<br />

Die Realisierung der angestrebten nachhaltigen Entwicklung der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong><br />

kann durch ein kommunales Baulandmanagement unterstützt werden. Es greift in<br />

der Regel immer dann, wenn die Maßnahme einen Flächenbezug hat <strong>und</strong> Planungsrecht<br />

geschaffen <strong>und</strong> geändert werden soll. Gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

der Finanzsituation der öffentlichen Haushalte können die formulierten Ansprüche<br />

nur bei konsequenter Verfolgung einer differenzierten Umsetzungsstrategie erfüllt<br />

werden. Dies betrifft sowohl die Wohn- als auch Gewerbeflächenentwicklung <strong>und</strong><br />

in besonderer Weise die Aktivierung von Flächen im Ortskern.<br />

Eingesetzt wird das Instrument vorrangig bei der Wohnsiedlungsentwicklung, es<br />

kann in <strong>Altena</strong> aber auch wichtige Hilfestellung bei Maßnahmen im Ortskern<br />

<strong>und</strong>/oder der (Re-)Aktivierung von brachliegenden oder untergenutzten Gewerbe<strong>und</strong><br />

Industriearealen leisten.<br />

Für den Themenkomplex Wohnen spielen die materiellen Auswirkungen beim Einsatz<br />

des kommunalen Baulandmanagements eine gewichtige Rolle. Es soll erreicht<br />

werden, dass sich Flächeneigentümer <strong>und</strong> Investoren/Entwickler an den Infrastrukturkosten<br />

<strong>und</strong> ihren Folgeaufwendungen beteiligen. Das Erreichen inhaltlicher<br />

Zielvorgaben <strong>und</strong> Qualitätsstandards ist aber mindestens genauso bedeutsam.<br />

Dies betrifft die technische <strong>und</strong> soziale Infrastruktur wie Straßen, Wege, Plätze,<br />

Grünflächen, Sport- <strong>und</strong> Spielanlagen sowie Kindergartenplätze <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

für junge <strong>und</strong> ältere Menschen <strong>und</strong> die Etablierung von Bildungs- <strong>und</strong><br />

Kulturangeboten, aber auch den Einfluss auf die Wohnungsmärkte <strong>und</strong> -angebote.<br />

Das aufgezeigte Spektrum der Wohnbaupotenziale bietet der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> Chancen,<br />

auf veränderte Voraussetzungen des Wohnungsmarktes flexibel reagieren zu<br />

können. Gleichzeitig steigt hierdurch die Notwendigkeit, die Siedlungsentwicklung<br />

durch die Kommune verantwortungsvoll zu steuern.<br />

Bei der Entwicklung von Flächen ist eine Standort-Fokussierung <strong>und</strong> Priorisierung<br />

der Ansiedlungspolitik in sämtlichen Sektoren vorzunehmen. Zeitlich parallel verlaufende<br />

Maßnahmen mit gleichen Nutzungsspektren können die Handlungsposition<br />

der Kommune gegenüber Investoren <strong>und</strong> Bauherren insbesondere dann<br />

schwächen, wenn der jeweilige Bedarf die Vermarktung mehrerer Standorte nicht<br />

zulässt <strong>und</strong>/oder ungleiche Voraussetzungen wie kostengünstigere Entwicklung<br />

von Flächen in Randlagen gegenüber der Realisierung im Bestand vorliegen. In<br />

diesen Fällen können Qualitäten nur eingefordert werden, wenn sie nicht durch<br />

ungleiche Konkurrenzsituationen verhindert bzw. erschwert werden.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 137


Der Kommune stehen zwei gr<strong>und</strong>sätzliche Möglichkeiten zur Verfügung, um positiv<br />

auf die zu realisierenden Maßnahmen einzuwirken <strong>und</strong> negative Folgen von<br />

vorneherein auszuschließen. Dies sind zum einen rechtliche <strong>und</strong> vertragliche Instrumente<br />

bei rein “privatwirtschaftlichen Modellen”, zum anderen die Steuerung<br />

durch den Flächen(zwischen)erwerb, je nach Umsetzungsstrategie auch mit keinem<br />

oder nur geringem finanziellen Risiko für die Kommune.<br />

Informelle Planungen, wie eine städtebauliche Rahmenplanung <strong>und</strong> Realisierungs-<br />

<strong>und</strong> Gestaltungshandbücher stellen die Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen dar <strong>und</strong><br />

bereiten den Prozess vor. Durch die Überführung der Inhalte in Planungsrecht,<br />

Bauleitplanung <strong>und</strong> Städtebauliche Verträge, werden die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

eindeutig definiert. Gleichzeitig dienen sie auch der Qualitätssicherung<br />

<strong>und</strong> der finanziellen Beteiligung des Investors/des Maßnahmenträgers an den öffentlichen<br />

(Folge-)Kosten. Städtebauliche Verträge <strong>und</strong> vorhabenbezogene Bebauungspläne<br />

bieten darüber hinaus die Möglichkeit, die Qualitäten <strong>und</strong> den Realisierungszeitraum<br />

zu definieren.<br />

Geregelt werden können z.B. bei einer Wohnsiedlungsentwicklung<br />

• die Gr<strong>und</strong>stücksgrößen sowie gestalterische <strong>und</strong> ökologische Maßnahmen,<br />

• der Nutzungsmix des Wohnraumangebots mit Festlegung eines Anteils für<br />

“einheimische” Wohnraumsuchende bzw. ein finanzieller Nachlass,<br />

• Regelungen für die Übernahme von Kosten (für Einzelmaßnahmen),<br />

• sowie Folgekostenregelungen <strong>und</strong> der Infrastrukturkostenausgleich.<br />

Erwirbt die <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> dagegen frühzeitig Flächen, um die beabsichtigten Maßnamen<br />

nach durchgeführten Planungsprozessen durch Dritte realisieren zu lassen,<br />

so ist von einer reinen Angebotsplanung abzusehen. Hier ist ein enges Zusammenspiel<br />

zwischen der Gemeinde <strong>und</strong> den übrigen Beteiligten notwendig.<br />

Der Erwerb der Fläche(n) ermöglicht über privatrechtliche Gr<strong>und</strong>stücksverträge<br />

eine große Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten - auch über die oben aufgeführten<br />

Kriterien hinaus.<br />

Finanziell günstiger ist der Weg, den die <strong>Stadt</strong> Dortm<strong>und</strong> mit großem Erfolg beschreitet.<br />

Sie erwartet von den an der Flächenentwicklung Interessierten ein Angebot,<br />

dass sie 20 % der Nettobaulandflächen zum „unentwickelten“ Bodenwert<br />

(z. B. einer nur mit Flächennutzungsplan-Ausweisung versehenen Bauerwartung)<br />

zum Zeitpunkt der Realisierung erwerben kann. Mit diesen Flächen hat die <strong>Stadt</strong><br />

Dortm<strong>und</strong> in den letzten Jahren den Bodenmarkt beeinflussen, Modellvorhaben<br />

umsetzen <strong>und</strong> Angebotslücken schließen können. Diese Vorgehensweise hat die<br />

Baulandentwicklung nicht negativ beeinflusst, sondern im Gegenteil diese aktivieren<br />

<strong>und</strong> qualifizieren können.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 138


Auch wenn die <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> bereits Eigentümerin entwickelter bzw. entwicklungsfähiger<br />

Gr<strong>und</strong>stücke ist, sollte zukünftig ein umfassendes kommunales Baulandmanagement<br />

betrieben werden. Es schafft vom Zeitpunkt eines Gr<strong>und</strong>satzbeschlusses<br />

an, gleiche Voraussetzungen für alle zu entwickelnden privaten Flächen<br />

<strong>und</strong> lässt es zu, die Konkurrenzsituation zwischen den privaten <strong>und</strong> städtischen<br />

Flächen zu steuern. Anzustreben ist eine echte Public-Private-Partnership, um den<br />

örtlichen Wohnungsmarkt zu aktivieren <strong>und</strong> eine Inwertsetzung von „Problemimmobilien“<br />

zu erreichen.<br />

Empfohlen wird, den städtischen Immobilienbestand inhaltlich zu bewerten, Grobkonzepte<br />

<strong>und</strong> plakative Perspektiven zu erstellen <strong>und</strong> mit diesen Materialien eine<br />

Akquisitionskampagne (möglichst zusammen mit weiteren Partnern, z. B. mit Kreditinstituten<br />

<strong>und</strong>/oder größeren Immobilienbüros sowie größeren Flächeneigentümern)<br />

durchzuführen.<br />

Eine besondere Chance wird in einer engen Kooperation zwischen der <strong>Altena</strong>er<br />

Baugesellschaft (ABG) <strong>und</strong> der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> gesehen, Flächenpotenziale gemeinsam<br />

zu aktivieren, sei es zur Gestaltung eines zukunftsfähigen Wohnungsmarktes<br />

für <strong>Altena</strong> (vgl. Leitprojekt 9), der Entwicklung von Brachflächen (vgl. Leitprojekt 7)<br />

oder Unterstützung bei der Entwicklung der Innenstadt.<br />

Weiterhin sollten ältere Bebauungspläne überprüft, ggf. Festsetzungen geändert<br />

<strong>und</strong> ggf. mit privaten Eigentümern die Aktivierung der Flächen mit dem freiwilligen<br />

Abschluss von städtebaulichen Verträgen vereinbart sowie im äußersten Fall auch<br />

bestehende Baurechte aufgehoben (wenn dies entschädigungsfrei möglich ist)<br />

werden. Die rechtlichen Instrumente begleiten den Prozess, bestimmen soll ihn<br />

die Motivation zur Beteiligung <strong>und</strong> zur Umsetzung.<br />

Die verschiedenen Modelle müssen nicht isoliert angewandt werden, sondern<br />

können, ausgerichtet auf die Ziele, miteinander kombiniert werden. Gerade Kombinationen<br />

von “reinen privatwirtschaftlichen Modellen” <strong>und</strong> der Einbeziehung von<br />

öffentlichen Fördermitteln <strong>und</strong> damit auch der Verantwortung der Kommune lassen<br />

eine zügige, qualitätvolle Umsetzung erwarten.<br />

Selbstverständlich ist allen Beteiligten bewusst, dass in der heutigen Zeit dem finanziellen<br />

Engagement der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> sehr enge Grenzen gesetzt sind. Jedoch<br />

gerade in Zeiten knapper Finanzen ist eine Prioritätensetzung <strong>und</strong> der Einsatz einer<br />

differenzierten Strategie unerlässlich, sollen die Perspektiven der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> -<br />

wenn auch zeitlich gestreckt - genutzt werden. Kommunales Baulandmanagement<br />

kostet - richtig eingesetzt - nicht vorrangig kommunale Mittel, sondern hilft,<br />

die Zukunftsfähigkeit der <strong>Stadt</strong> zu erwirtschaften. Flächen können auch erst dann<br />

erworben werden, wenn die Maßnahme <strong>und</strong> damit die (teilweise) Weiterveräußerung<br />

gesichert ist. Vorkaufsrechte können eingeräumt werden, bevor ein Projekt<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 139


is zu einem gewissen “Reifegrad” gebracht wird. Maßnahmen können so durchgeführt<br />

werden, dass sie “sich rechnen” oder bei unrentierlichen Kosten, zumindest<br />

Teile der städtischen Eigenmittel bei einer Förderungsmaßname von Dritten<br />

erbracht werden, die von ihrer Folgewirkung profitieren.<br />

In vielen Städten sind gute Erfahrungen mit stadteigenen <strong>Entwicklungs</strong>gesellschaften<br />

gemacht worden. Eine Beteiligung z.B. der örtlichen Kreditinstitute kann<br />

dann vorteilhaft sein, wenn als vorrangiges Ziel vereinbart wird, Baulandmanagement<br />

zu betreiben, um Maßnahmen zu befördern, die die Attraktivität <strong>und</strong> die Wirtschaftskraft<br />

der <strong>Stadt</strong> insgesamt steigern. Es wird empfohlen, die Voraussetzungen<br />

hierzu zu prüfen.<br />

Auf der Basis der anvisierten Ziele <strong>und</strong> vor dem Hintergr<strong>und</strong> leerer Kassen sollte<br />

die <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> intensiv die aufgezeigten Strategien verfolgen, wobei neben den<br />

wirtschaftlichen Aspekten auch die sozialen, ökologischen, demographischen <strong>und</strong><br />

kulturellen einzubeziehen sind.<br />

Daraus resultieren konkret zu formulierende Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Handlungsvorgaben,<br />

die Leitlinien für eine neue Tradition des Baulandmanagements<br />

darstellen. Der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> wird empfohlen, als ersten Schritt einen Gr<strong>und</strong>satzbeschluss<br />

zum kommunalen Baulandmanagement zu fassen.<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.10, 2.4, 2.5, 3.1, 3.2.1, 3.4, 4.3, 4.7, 4.8, 5.1, 5.2, 5.3, 5.4, 5.7, 5.8, 6.2.3, 6.3.3,<br />

7.2.5, 7.3.2, 8.2.1, 8.2.2, 8.2.5, 8.3.1, 8.3.3, 8.3.4, 8.3.7, 8.4.2, 8.6.3, 9.1, 9.2, 9.3,<br />

9.4, 9.5, 10.1.10<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 140


Leitprojekt 9<br />

Wohnen in <strong>Altena</strong><br />

Zukunftsfähiger Wohnungsmarkt <strong>Altena</strong><br />

Weniger Menschen, langfristig auch in <strong>Altena</strong>, bedürfen einer geringeren Anzahl<br />

an Wohnungen <strong>und</strong> Wohnfolgeinfrastrukturen. Der Wohnungsmarkt wird bei demografischen<br />

Veränderungen von tendenziell rückläufigen Bedarfen ausgehen<br />

müssen - selbst, wenn bedarfssteigernde Entwicklungen z.B. durch Haushaltsverkleinerungen<br />

berücksichtigt werden <strong>und</strong> in <strong>Altena</strong> relevant sind. Dem Wandel der<br />

Altersstruktur entsprechend verändert sich die Nachfrage auf den Wohnungsmärkten.<br />

Das Potenzial an Ersthaushaltsgründungen (20- bis 30-Jährige) <strong>und</strong> Eigenheimerwerbern<br />

(30- bis 45-Jährige) wird in den kommenden Jahrzehnten stark<br />

zurückgehen. Mehrgenerationenwohnen, um sich gegenseitig, auch finanziell, zu<br />

stützen, betreutes Wohnen, das Wohnen in Wohn- bzw. Hausgemeinschaften wird<br />

dagegen erheblich an Bedeutung gewinnen, da die Anzahl der über 75-jährigen<br />

weit über dem heutigen Stand liegen wird.<br />

Die komprimierte Aufzählung der Probleme soll nicht abschrecken sondern motivieren,<br />

den Wandel auf dem Wohnungsmarkt in <strong>Altena</strong> konzentriert <strong>und</strong> in konzertierter<br />

Aktion anzugehen. Ein regelmäßig tagender „R<strong>und</strong>er Tisch" mit der Beteiligung<br />

der wichtigsten, auf dem Wohnungsmarkt tätigen Akteure <strong>und</strong> Gesellschaften<br />

betreibt kontinuierlich Informations- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch <strong>und</strong> bindet das<br />

Angebotsverhalten der Kommune auf dem Bauland- <strong>und</strong> Immobilienmarkt mit ein.<br />

Gr<strong>und</strong>lage des Austauschs <strong>und</strong> notwendiger Zielvereinbarungen ist die permanente<br />

Beobachtung des Marktgeschehens bzw. der Marktentwicklung vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> des demografischen Wandels <strong>und</strong> daraus resultierender Nachfragetrends<br />

<strong>und</strong> ihrer Motive.<br />

Die Ergebnisse des „R<strong>und</strong>en Tischs" sollten allen Wohnungsmarktbeteiligten zur<br />

Verfügung gestellt <strong>und</strong> mit ihnen motiviert werden, sich neuer Wohnformen <strong>und</strong> ihrer<br />

Umsetzung (endlich) anzunehmen.<br />

Dazu gehören die Mischung eines bedarfs- <strong>und</strong> zielgruppengerechten Wohnungsangebots<br />

einschließlich der Einrichtung von Gemeinschaftsflächen, um junge<br />

Familien, Alleinerziehende, SeniorInnen gleichermaßen zu berücksichtigen <strong>und</strong><br />

der „Vergreisung“ von Wohngebieten entgegen zu wirken.<br />

Hier ist vor allem die <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft gefragt. Obwohl bei den ABG-<br />

Wohnungen die Kündigungsrate in den letzten Jahren gesunken ist, bleibt der<br />

Leerstandssaldo konstant, da die Neuvermietungsrate im gleichen Maße gesunken<br />

ist. Diese Situation konnte bis heute weder durch geringe Mietpreise (unter<br />

Kreisdurchschnitt) noch durch aktive Unterstützung der Wohnungsnachfrage z. B.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 141


durch Entlastung von Neumietern durch Umzugsmanagement mit Kostenerstattungen<br />

oder Nichtanrechnung von Kinderzimmern bei der Wohnungsmiete geändert<br />

werden.<br />

Die beschriebene Zwangslage ist durch demografischen Wandel <strong>und</strong> Abwanderung<br />

erzeugt, auf die die ABG (bisher) nur reagiert <strong>und</strong> nicht agiert hat. Da die natürliche<br />

Bevölkerungsentwicklung im absehbaren Zeitraum kaum beeinflusst werden<br />

kann, muss aktiv eine Steuerung des Wanderungsverhaltens erfolgen. Eine<br />

Trendumkehr des Einwohnerverlustes durch Abwanderung kann nur erreicht werden,<br />

wenn ABG gemeinsam mit der <strong>Stadt</strong> <strong>Altena</strong> in Vernetzung aller Ressourcen,<br />

sowohl in der <strong>Stadt</strong>- wie auch Quartiersentwicklung, bei Infrastruktur-, Sozial- <strong>und</strong><br />

Bildungsmaßnahmen zusammen mit baulichen Anpassungen <strong>und</strong> innovativen Lösungen<br />

Bedingungen schafft, die es für wanderungsbereite jüngere Bevölkerungsgruppen,<br />

insbesondere für junge Familien attraktiv macht, in <strong>Altena</strong> zu leben.<br />

Selbstverständlich bleibt es unerlässlich, auch weniger mobilen Bevölkerungsgruppen,<br />

wie der wachsenden Zahl der Senioren, in <strong>Altena</strong> qualitätvolles<br />

Wohnen zu bieten.<br />

Hierzu muss die ABG ein umfassendes Programm zur Modernisierung Qualifizierung<br />

sowohl ihrer Wohnungen als auch des Wohnumfeldes auflegen, um zur Zukunftssicherung<br />

ihres Wohnungsbestandes heutigen <strong>und</strong> zukünftigen Wohnansprüchen<br />

nachzukommen. Maßnahmen in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung<br />

des Wohnungsbestandes (nicht nur) der ABG sind beispielsweise:<br />

a) Qualitätsverbesserung durch Teilmodernisierung, insbesondere energiesparende<br />

Umbaumaßnahmen,<br />

b) geeignete(re) Gr<strong>und</strong>risse durch horizontales oder vertikales Zusammenfassen<br />

von Kleinwohnungen zu größeren Wohneinheiten,<br />

c) Rückbau von Dachgeschosswohnungen (Kubatur bleibt langfristig als Reserve<br />

bestehen),<br />

d) Herausnahme von nicht vermietbaren Wohnungen aus dem Bestand,<br />

e) Umwandlung <strong>und</strong> Verkauf von geeigneten Objekten in Einfamilienhäuser.<br />

Um Entscheidungen über Maßnahmen gegen den Wohnungsleerstand auf eine<br />

breitere Basis zu stellen, wird zur Zeit von der ABG ihr gesamtes Wohnungsangebot<br />

(Portfolio) hinsichtlich seiner Qualität analysiert. Hieraus wird die Prioritätenfolge<br />

des Handlungsbedarfs zur Aufwertung des Wohnungsbestandes abgeleitet.<br />

Problemfälle sind dabei gut ausgestattete Wohnungen in schlechter Lage. Hier ist<br />

zu klären, inwieweit beispielsweise durch lokale Wohnumfeldverbesserungen eine<br />

stadträumlich begründete Problemlage kompensiert werden kann. Objekte in<br />

schlechter Lage <strong>und</strong> mit schlechter Ausstattung schließlich sind als möglicher Abgang<br />

aus dem Wohnungsbestand einzuordnen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 142


Die Aktivitäten sind kurzfristig gemeinsam zu starten <strong>und</strong> umfassen neben den<br />

Gr<strong>und</strong>rissänderungen in bestehenden Gebäuden in der der Planung multifunktionaler<br />

Gr<strong>und</strong>risse im Neubau sowie der Schaffung von qualitätvollen Freiflächen.<br />

Beide letztgenannten Intentionen sind ggf. auch durch Abriss zu realisieren.<br />

Soziale Dienste erleichtern integrative Milieus - auch die Eingliederung von<br />

Migranten durch näheres Kennenlernen <strong>und</strong> Vertrauenszuwachs- <strong>und</strong> Nachbarschaftshilfe,<br />

z.B. das Wohnen mit Kindern. Letztere ersetzt jedoch nicht Spielmöglichkeiten<br />

auf Spielplätzen <strong>und</strong> Straße bzw. die Einrichtung von Kindergärten <strong>und</strong><br />

die Planung eines bedarfsorientierten Wohnumfelds z.B. in Form von pocket<br />

parks.<br />

Ein Anreiz <strong>und</strong> auch ein Lob zum Neu- bzw. Umdenken bei Wohnansprüchen <strong>und</strong><br />

ihrer Realisierung besteht in dem Schaffen <strong>und</strong> Vergeben eines Qualitätssiegels<br />

seitens eines zu gründenden Fördervereins.<br />

Die städtebauliche, architektonische <strong>und</strong> soziale Qualität solcher Vorhaben ist zu<br />

kommunizieren <strong>und</strong> attraktiv zu publizieren: Der Öffentlichkeit sind die Vorzüge zu<br />

vermitteln, um verstärkt Nachfrage <strong>und</strong> Angebot zu motivieren.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 143


Mehrgenerationenwohnen<br />

Die weiterhin zunehmende Differenzierung der Haushaltsstrukturen hat Bauvorhaben<br />

zur Folge, die den individuellen aber auch gesamtgesellschaftlichen Bedürfnissen<br />

Rechnung tragen müssen. Einzelpersonenhaushalte, Alleinerziehende,<br />

immer mehr Ältere <strong>und</strong> ältere Alleinlebende benötigen Wohnungstypen <strong>und</strong> -<br />

gr<strong>und</strong>risse, die einen Wechsel in dem gewohnten Umfeld möglich machen. Derart<br />

zukunftsweisende Bauvorhaben gehen auf aktuelle Bedürfnisse der Gesellschaft<br />

ein.<br />

Unterschiedlich große Wohnungen in einem Gebäude oder einem überschaubar<br />

großen Quartier ergeben eine soziale <strong>und</strong> Mischung des Alters <strong>und</strong> damit neue<br />

(<strong>und</strong> auch aus individuellen, finanziellen Erwägungen nötige) Formen nachbarschaftlichen<br />

Lebens. Ein Angebot von Miet- <strong>und</strong> Eigentumswohnungen fördert die<br />

Kontakte. Sowohl kindgerechte Wohnungen wie das Umfeld lassen Kinder angstfrei<br />

groß werden.<br />

Statt standardisierte Wohnungsgrößen für die „traditionelle“ Familie mit 1 – 2 Kindern<br />

ist eine hohe Flexibilisierung des Wohnraums <strong>und</strong> ein neutrales Angebot an<br />

Gr<strong>und</strong>rissen zu realisieren. Je individueller Wohnraum auf die persönlichen Bedürfnisse<br />

zugeschnitten bzw. verändert werden kann, um so eher kann Eigentum<br />

erhalten bleiben <strong>und</strong> ein Wohnviertel sich den sich wandelnden Anforderungen<br />

stellen <strong>und</strong> damit nicht überaltern.<br />

Flexible Wohnformen erfordern keinen oder nur geringen baulichen Mehraufwand,<br />

sie bewirken eher eine hohe Werthaltigkeit der Immobilie. Annähernd gleich große<br />

Räume, eine geräumige Wohnküche ergeben vielfältige Nutzungsmöglichkeiten<br />

für unterschiedliche Bewohnergruppen. Zu- oder wegschaltbare Räume bzw. kleine<br />

Wohnungen lassen eine angemessene Reaktion auf die geänderten demografischen<br />

Herausforderungen zu – ältere Menschen können in einer verkleinerten<br />

Wohnung <strong>und</strong> auch in ihrer sozial-räumlichen Verankerung bleiben.<br />

Die Qualität zukunftsweisenden Wohnungsbaus liegt u.a. auch darin, kurze Wege<br />

zu öffentlichen <strong>und</strong> privaten Versorgungseinrichtungen zu schaffen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 144


In <strong>Altena</strong> geht es in erster Linie um die Qualifizierung im Bestand. Davon sind sowohl<br />

das Wohnen in der Innenstadt betroffen, um ihre Lebendigkeit zu stärken,<br />

wie auch die Wohngebiete der <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft. Bestehende Wohnanlagen<br />

können in ein aktuelles Konzept einbezogen werden. Je mehr Wohnungsmärkte<br />

sie erreichen kann, um so größer ist die Planungs- <strong>und</strong> Investitionssicherheit.<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.4.3, 2.4, 5.7.2, 7.8, 7.8.7, 7.9, 9.1, 9.2, 9.3, 9.4, 9.5, 9.6, 10.1.10, 10.2.2<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 145


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 146


Leitprojekt 10<br />

<strong>Altena</strong> -<br />

Touristische Metropole im Märkischen Kreis<br />

Tourismus ist ein Wirtschaftsfaktor!<br />

Das tief eingeschnittene Tal der Lenne <strong>und</strong> die über der <strong>Stadt</strong> thronende, mächtige<br />

Burg machen <strong>Altena</strong> zu einem städtebaulichen <strong>und</strong> kulturlandschaftlichen<br />

Kleinod im Märkischen Kreis.<br />

Freizeit <strong>und</strong> kulturelle Angebote sowie jährlich wiederkehrende qualitätvolle Veranstaltungen/Events/Festivals<br />

tragen zum Bekanntheitsgrad der <strong>Stadt</strong> bei. Die Erhaltung<br />

<strong>und</strong> ein qualitätsbewusster Ausbau der Kultur- <strong>und</strong> Freizeiteinrichtungen gehen<br />

einher mit der Klärung der Frage nach den Adressaten.<br />

Die privilegierte Lage innerhalb einer ökologisch, ästhetisch wie topografisch abwechslungsreichen<br />

Kulturlandschaft mit baugeschichtlich interessanten Profan<strong>und</strong><br />

Industriebauwerken sind in der Aufzählung von Besonderheiten weitere Komponenten.<br />

Sie verdeutlichen die Leistungsfähigkeit der <strong>Stadt</strong> in puncto Naherholung<br />

<strong>und</strong> Kurzzeittourismus.<br />

Unterschiedliche gastronomische Einrichtungen in der Innenstadt auf den Lenneterrassen<br />

<strong>und</strong> eine Qualitätsgastronomie in der Burg Holtzbrinck sowie vorhandene,<br />

deutlich qualifizierte, gastronomische Angebote tragen als Orte der Kommunikation<br />

zur Alltagskultur <strong>und</strong> Stärkung der Innenstadt bei.<br />

Eine Ganztagsgastronomie im ehemaligen Empfangsgebäude des Bahnhofs mit<br />

einem tage- <strong>und</strong> teilweise nachtaktiven Angebot, die, wie die hochwertige Individualgastronomie<br />

ihre Angebote ständig publiziert, hält <strong>und</strong> lockt (auch jugendliche)<br />

BesucherInnen in der/die <strong>Stadt</strong>.<br />

„Die <strong>Stadt</strong> muss sich der Burg <strong>und</strong> der Lenne bedienen“, (Michael Krause, GWS,<br />

MK), um beide als touristische Glanzlichter in das tägliche Geschehen einbeziehen<br />

zu können. Mit finanzieller Unterstützung des Tourismus- <strong>und</strong> Verkehrsvereins<br />

<strong>und</strong> der Wirtschaft ist ein Gesamtkonzept zu erarbeiten, in dem u. a. Aktivitäten<br />

von Burg <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong> symbiotisch verzahnt werden.<br />

Um die Interaktion zwischen der Innenstadt <strong>und</strong> der Burg verstärken zu können,<br />

sind u. a. neue Wege im Transportsystem zu gehen: Neben dem Bürgerbus können<br />

Kutschen zur Burg fahren oder Oldtimer, mit denen auch der R<strong>und</strong>weg entlang<br />

der Promenade, durch Innenstadt/Krämerdorf zum Markaner gewählt wird.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 147


Auf neuen Wegen muss sich die <strong>Stadt</strong> in Szene setzen: ein attraktives Erscheinungsbild,<br />

gut gestaltete Plätze <strong>und</strong> Außengastronomie <strong>und</strong> eine anspruchsvolle<br />

zeitgemäße Präsentation von Waren, bei harmonisierten, längeren Öffnungszeiten<br />

des Einzelhandels.<br />

Dazu bedarf es eines intensiven ziel- <strong>und</strong> umsetzungsorientierten Austauschs der<br />

Einzelhändler <strong>und</strong> Gastronomen mit dem Tourismus- <strong>und</strong> Verkehrsverein <strong>und</strong><br />

dem Kulturring zur Absprache gemeinsamer Aktionen, z. B. auch im Zusammenhang<br />

mit einem samstäglichen Bauernmarkt mit regionaltypischen Waren.<br />

Wenn es gelingt, die Lenne auf der stadtzugewandten Seite über eine Promenade<br />

<strong>und</strong> Lenneterrassen, <strong>und</strong> auf der westlichen mit einem Park am Ufer „zum Anfassen“,<br />

also erlebbar zu machen, dann ist der Fluss endlich ein Bestandteil der<br />

<strong>Stadt</strong>. Aktionen auf dem Fluss: „Lenne in Flammen“, Schlauchbootrennen für Kinder,<br />

jährliches Flussfest mit Gauklern <strong>und</strong> anschließendem Feuerwerk, nächtliches<br />

Picknick für Jugendliche mit Musik (Klassik), (catering: Bahnhofsrestaurant) – <strong>und</strong><br />

dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt – fördern die Attraktivität der<br />

<strong>Stadt</strong>.<br />

Besondere Orte – mit besonderen kulturellen Angeboten – sind in ein Tourismus<strong>und</strong><br />

Freizeitkonzept der Region einzubinden. Da <strong>Altena</strong> im Märkischen Kreis Tourismus<br />

als Wirtschaftsfaktor begreift, sollte die <strong>Stadt</strong> in der Region die Vorreiterrolle<br />

einnehmen.<br />

Als weicher Standortfaktor sind touristische <strong>und</strong> Freizeitangebote <strong>und</strong> ihre Qualität<br />

Akzente, die qualifizierte Arbeitskräfte <strong>und</strong> Wohnungssuchende in die <strong>Stadt</strong> ziehen.<br />

Die <strong>Altena</strong>er Baugesellschaft wie die Wirtschaft sind kooperative Partner in<br />

der Entwicklung einer regionalen Strategie, die durch gemeinsame, auch <strong>und</strong><br />

durch kostenintensive Angebote, die Koordinierung <strong>und</strong> damit terminliche Abstimmung<br />

Synergieeffekte schafft <strong>und</strong> überflüssige Konkurrenzsituationen verhindert.<br />

Die rasante Veränderung des Alltags – auch durch technische Innovationen – bedeutet<br />

für viele Menschen, in immer kürzerer Zeit immer mehr Arbeit zu bewältigen.<br />

Die Inanspruchnahme bedeutet für viele Zivilisationsgeplagte, den Ausgleich<br />

in der Natur zu suchen. <strong>Altena</strong> ist eine attraktive Station auf überregionalen Wegen<br />

<strong>und</strong> kann sich als touristisch markante Station für Radwanderer auf der Lenneroute,<br />

für Wanderer auf dem Sauerland-Höhenflug. im Märkischen Kreis positionieren.<br />

Zu allem gehört ein bisschen Zeit, Zeit zum Genießen, Verweilen, Verarbeiten, z. B.<br />

in einem schönen Hotel, familiengeführt <strong>und</strong> individuell als Themenhotel ausgerichtet.<br />

Die Einrichtung weiterer Hotels für Radfahrer oder Wanderer <strong>und</strong> Golfer in-<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 148


klusive einer Nobelherberge in der Burg sind im Kontext der Gesamtentwicklung<br />

zu prüfen.<br />

Zunehmend ist bei allen Investitionen auf Einzigartigkeit abzustellen – es gibt bereits<br />

zu viele austauschbare Angebote ringsum – <strong>und</strong> sie ist in dieser <strong>Stadt</strong> auch<br />

angemessen!<br />

Die herausgehobene Lage <strong>und</strong> die besonderen Stärken wie das (zukünftige)<br />

<strong>Stadt</strong>bild, die Burg <strong>und</strong> als <strong>Stadt</strong> am Fluss sind nicht „einfach nur da“ – sie müssen<br />

gelebt werden, nach innen wie außen – <strong>Altena</strong> braucht eine professionell gestaltete<br />

Imagekampagne <strong>und</strong> Marken im öffentlichen Auftritt. Dazu gehören ein<br />

qualifizierter Internetauftritt wie ein modernes Leitsystem in der Innenstadt <strong>und</strong> eine<br />

unbedingt nötige Aufwertung der Einfallstraßen. Letztere bestimmen mit ihrem<br />

Erscheinungsbild den ersten Eindruck <strong>und</strong> das Image der Gesamtstadt wie der<br />

<strong>Stadt</strong>teile.<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.1, 1.2, 1.3, 1.4, 1.5, 1.6, 1.7, 1.8, 1.9, 1.10, 1.11, 2.1, 2.2, 2.3, 2.4, 2.5, 3.1, 3.2,<br />

3.3, 3.4, 3.5, 4.1, 4.2, 4.3, 4.4, 4.5, 4.6, 4.7, 4.8, 5.1.3, 5.6.1, 6.1,6.2, 6.3, 6.4, 6.5,<br />

6.6, 7.3.5, 8.1, 8.2, 8.3, 8.4, 8.5, 8.6, 8.7, 8.8, 8.9, 8.10, 10.1, 10.3.5, 10.3.6, 10.3.7,<br />

10.4<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 149


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 150


Leitprojekt 11<br />

Der Bahnhof <strong>und</strong> sein Umfeld<br />

Das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Empfangsgebäude der Bahn ist<br />

ein imposantes Zeugnis der Bahngeschichte <strong>und</strong> ein nicht minder bedeutendes<br />

Stück der Identität <strong>Altena</strong>s <strong>und</strong> der Identifikation für die BewohnerInnen der <strong>Stadt</strong>.<br />

Es war <strong>und</strong> ist ein besonderer Anziehungspunkt neben seiner Funktion als Eingangstor<br />

in die <strong>Stadt</strong> für Reisende. Insofern müssen seine zukünftige Nutzung<br />

<strong>und</strong> seine architektonische Ausstrahlung inmitten eines funktional <strong>und</strong> gestalterisch<br />

aufpolierten Umfelds im Fokus des Interesses der <strong>Stadt</strong>entwicklung stehen.<br />

Sowohl im Norden im Einfahrtsbereich in die <strong>Stadt</strong> auf der Westseite der Lenne,<br />

die nicht mehr als trennender, sondern durch die Vielfalt <strong>und</strong> Qualität der angrenzenden<br />

Angebote als Bindeglied zur Innenstadt verstanden wird, als auch auf weiteren<br />

untergenutzten Gr<strong>und</strong>stücken an der Bahnhofstraße bildet anspruchsvolle<br />

Bebauung eine Leitlinie durch eine klar definierte Bauflucht.<br />

Nutzungen sowohl auf dieser Seite der Bahnlinie wie auf der östlichen Seite müssen<br />

so abgestimmt werden, dass Synergien Lebendigkeit <strong>und</strong> u.a. damit auch<br />

Wirtschaftlichkeit ergeben. Einzellösungen <strong>und</strong> Partikularinteressen stehen einem<br />

Nutzen für die Gesamtstadt entschieden entgegen. Zentrenrelevante Angebote<br />

sind an diesem Standort ausgeschlossen, um die Funktionsfähigkeit der Innenstadt<br />

nicht zu gefährden. Dagegen können Freizeit-, Sport-, medizinische <strong>und</strong><br />

gastronomische Funktionen die Attraktivität der <strong>Stadt</strong>, in der Region <strong>und</strong> somit<br />

den Tourismus als Wirtschaftsfaktor im Besonderen stärken. Prävention, Rehabilitation<br />

sind zwei Prämissen der Entwicklung.<br />

850 m lang <strong>und</strong> im Mittel 38 m breit, also knapp 3,3 ha groß, ist die entbehrliche<br />

Bahnfläche auf der Westseite der Lenne, die für die <strong>Stadt</strong> zurück gewonnen werden<br />

kann. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Lage ist sie zur Steigerung der touristischen Attraktionen<br />

<strong>Altena</strong>s <strong>und</strong> mit der Erst- <strong>und</strong> Einmaligkeit der Freizeit- <strong>und</strong> Sportnutzungen für<br />

EinwohnerInnen <strong>und</strong> BesucherInnen aller Altersklassen zukünftig ein besonderes<br />

Ziel.<br />

Der Lennestrand, eingebettet in den durchgehenden Lennepark, östlich des ehemaligen<br />

unter Denkmalschutz stehenden Empfangsgebäudes der Bahn bietet<br />

Aufenthalt, Freizeitgestaltung <strong>und</strong> Gastronomie, Entspannung, Kommunikation<br />

<strong>und</strong> auf der Lenneroute eine attraktive willkommene Station.<br />

Einzelmaßnahmen<br />

1.2, 1.3.1, 1.3.2, 1.4.1, 1.4.3, 1.8.1, 1.9, 1.9.2, 1.9.4, 1.10, 1.11, 2.1.1, 2.1.2, 2.1.3,<br />

2.1.6, 2.5, 3.1, 3.2, 3.4.1, 3.5.2, 4.2.1, 4.7, 5.8, 6.3.3, 6.4, 6.5, 6.6, 7.3.1, 7.3.2,<br />

7.3.5, 7.7.2, 8.2.1, 8.2.3, 8.3.4, 8.3.7, 8.3.8, 8.7.1, 8.7.2, 8.10, 10.1.2, 10.2<br />

<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 151


<strong>Entwicklungs</strong>konzept - 152

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