30 Jahre Schweizerisches Landesforstinventar - LFI
30 Jahre Schweizerisches Landesforstinventar - LFI
30 Jahre Schweizerisches Landesforstinventar - LFI
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
simo 3» waldbaulich speziell behandelt: Beim Erreichen<br />
der Hiebsreife werden sie alle zehn <strong>Jahre</strong><br />
durchforstet, wobei bei einem Eingriff in den kollinen<br />
und montanen Höhenstufen jeweils 40%, in der<br />
subalpinen Stufe <strong>30</strong>% der Basalfläche entnommen<br />
wird. Die Mortalität wird im Modell getrennt nach<br />
einzelnen Ursachen berechnet. In vorliegendem Artikel<br />
wird nur die Mortalität, die wegen zu grosser<br />
Bestandesdichte entsteht, separat ausgewiesen.<br />
Nach einer Durchforstung verlagert sich der<br />
Zuwachs der ausscheidenden Bäume allmählich auf<br />
die verbleibenden Bestandesglieder. Im Modell zeigt<br />
für jeden abgehenden Oberschichtbaum ein verbleibender<br />
Oberschichtbaum auf der gleichen Probefläche<br />
eine Zuwachsreaktion. Die Stärke dieser Reaktion<br />
wurde empirisch aus <strong>LFI</strong>Daten hergeleitet und<br />
ist Bestandteil des Wachstumsmodelles. Die Einwuchsraten<br />
werden ebenfalls mithilfe von <strong>LFI</strong>Daten<br />
abgeschätzt. In verjüngten Probeflächen werden<br />
Jungwalddaten eingesetzt, die aus einer zufällig ausgewählten<br />
Jungwaldprobefläche des <strong>LFI</strong> auf einem<br />
Standort mit vergleichbaren Wuchsbedingungen<br />
stammen, wobei die Baumartenanteile neu festgelegt<br />
werden können.<br />
In «Massimo» werden der Brutto und der Nettozuwachs<br />
analog zu Husch et al (1982) nach folgenden<br />
Gleichungen ermittelt:<br />
Bruttozuwachs (inkl. Einwuchs)<br />
G g+i = V 2 – V 1 + C + M = V s2 – V s1 + I (1)<br />
Nettozuwachs (inkl. Einwuchs)<br />
G n+i = V 2 – V 1 + C = V s2 – V s1 + I – M (2)<br />
wobei:<br />
V 1: Vorrat der stehenden, lebenden Bäume zum Zeitpunkt 1<br />
V 2: Vorrat der stehenden, lebenden Bäume zum Zeitpunkt 2<br />
G: Zuwachs<br />
C: Nutzung<br />
M: Mortalität<br />
I: Einwuchs<br />
s: Bäume, die zu beiden Inventurzeitpunkten leben<br />
Definition der szenarien<br />
Es wurden sechs Szenarien definiert, die unterschiedliche<br />
Bewirtschaftungsstrategien beinhalten.<br />
Bei drei Szenarien wird der Vorrat auf dem Niveau<br />
des <strong>LFI</strong>3 konstant gehalten. Die Bewirtschaftung<br />
in diesen Szenarien unterscheidet sich aber hinsichtlich<br />
des waldbaulichen Konzepts (Szenario A: Basis,<br />
Szenario E: Überführung in Dauerwald, Szenario F:<br />
naturnaher Nadelholzanteil). In zwei Szenarien wird<br />
ein Teil der Waldfläche aus ökologischen Gründen<br />
(Szenario B: Reservate) respektive ökonomischen<br />
Gründen (Szenario C: Erntekosten) nicht mehr bewirtschaftet.<br />
Mit dem Szenario D (Verkürzung der<br />
Umtriebszeiten) sollen die Auswirkungen einer Erhöhung<br />
der Nutzungsmenge (und damit der Verkürzung<br />
der Umtriebszeiten) untersucht werden.<br />
Gesamtwuchsleistung<br />
kg Ts/(Jahr × ha)<br />
≤ 1125 1<br />
1125–2250 1<br />
2250–3375 1<br />
3375–4500 2<br />
> 4500 2<br />
> 50<br />
< 50<br />
> 50<br />
< 50<br />
> 50<br />
< 50<br />
> 50<br />
< 50<br />
> 50<br />
< 50<br />
Szenario B (Reservate)<br />
Die Waldreservatspolitik von Bund und Kantonen<br />
zielt darauf ab, 10% der Waldfläche der Schweiz<br />
als Reservate auszuscheiden. Dabei sollen 5% als Naturwaldreservate<br />
mit Nutzungsverzicht und 5% als<br />
Sonderwaldreservate mit auf das Schutzziel abgestimmten<br />
Eingriffen ausgewiesen sein. 2 Um die Auswirkung<br />
eines naturschutzfachlich begründeten<br />
Nutzungsverzichts auf den Holzertrag quantifizieren<br />
zu können, werden in diesem Szenario circa 10%<br />
des zugänglichen Waldes ohne Gebüschwald als<br />
Reservatsfläche ohne Nutzungseingriffe ausgeschieden.<br />
Dazu wurden im Modell die seltenen Waldge<br />
standortgüteklasse<br />
nadelholzanteil<br />
Umtriebszeit<br />
180<br />
180<br />
1<strong>30</strong><br />
150<br />
110<br />
1<strong>30</strong><br />
110<br />
1<strong>30</strong><br />
90<br />
110<br />
Tab 1 Im Modell «Massimo» für den gleichförmigen Hochwald<br />
festgelegte Standortgüteklassen und Umtriebszeiten. TS: Trockensubstanz.<br />
Alle nachfolgend präsentierten Resultate beziehen<br />
sich auf die gemeinsame Fläche an zugänglichem<br />
Wald ohne Gebüschwald der Inventuren <strong>LFI</strong>2<br />
und <strong>LFI</strong>3. Diese beträgt 1.11 Mio. ha.<br />
Szenario A (Basis)<br />
Dieses Szenario ist die Basis für alle weiteren<br />
Szenarien. In diesem wird die Bewirtschaftungsart,<br />
wie sie sich im <strong>LFI</strong>3 (Brändli 2010) zeigt, differenziert<br />
nach Wirtschaftsregionen und Standortgüteklassen<br />
(Tabelle 1) weitergeführt. Die Hektarvorräte<br />
werden auf dem Niveau des <strong>LFI</strong>3 konstant gehalten.<br />
Die Mortalität beträgt 15% der Abgänge. Sie entspricht<br />
damit dem im Zeitraum 1986 bis 1995 festgestellten<br />
Anteil (Brassel & Brändli 1999). Die jährlichen<br />
Verjüngungsflächen im gleichförmigen<br />
Hochwald ergeben sich aus den im Modell angenommenen<br />
Umtriebszeiten (Tabelle 1). Die Nadelholzanteile<br />
in den Verjüngungen entsprechen denjenigen<br />
der Jungwalddaten des <strong>LFI</strong>3. Für die Baumklasse mit<br />
4–8 cm BHD beliefen sie sich im Mittelland beispielsweise<br />
auf 36%. Sie sind damit geringer als im <strong>LFI</strong>2<br />
(54%).<br />
2 BUWAL, FDK (2001) Leitsätze einer Waldreservatspolitik<br />
Schweiz. Bern: Bundesamt Umwelt Wald Landschaft. 2 p.<br />
www.bafu.admin.ch/dokumentation/medieninformation/00962/index.html?lang?de&msgid=8290<br />
(22.6.2011)<br />
<strong>30</strong>2 wissen Schweiz Z Forstwes 162 (2011) 9: <strong>30</strong>0–311