02.11.2012 Aufrufe

„Gott widersteht den Hochmütigen, aber dem Demütigen gibt er Gnade

„Gott widersteht den Hochmütigen, aber dem Demütigen gibt er Gnade

„Gott widersteht den Hochmütigen, aber dem Demütigen gibt er Gnade

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Predigt in d<strong>er</strong> Hoffnungskirche B<strong>er</strong>lin-Pankow, am Sonntag, 04.09.2011<br />

Predigttext 1. Petrus 5, 5, von Pfarr<strong>er</strong>in i.E. M. Trende<br />

<strong>„Gott</strong> <strong>wid<strong>er</strong>steht</strong> <strong>den</strong> <strong>Hochmütigen</strong>, <strong>ab<strong>er</strong></strong> <strong>dem</strong> <strong>Demütigen</strong> <strong>gibt</strong> <strong>er</strong> <strong>Gnade</strong>.“ So lautete d<strong>er</strong> Spruch für<br />

diese Woche. Wir hörten ihn b<strong>er</strong>eits zu Beginn des Gottesdienstes. <strong>„Gott</strong> <strong>wid<strong>er</strong>steht</strong> <strong>den</strong> Hochmü-<br />

tigen, <strong>ab<strong>er</strong></strong> <strong>dem</strong> <strong>Demütigen</strong> <strong>gibt</strong> <strong>er</strong> <strong>Gnade</strong>.“<br />

Stimmt das <strong>den</strong>n? Ist das wirklich so? Es <strong>gibt</strong> doch so viele Beispiele aus d<strong>er</strong> Gegenwart und d<strong>er</strong><br />

Geschichte, die gegen diesen Satz sprechen. Da sind die Diktatoren auf allen Erdteilen d<strong>er</strong> Welt,<br />

die ganz unt<strong>er</strong>schiedlich ihren Hochmut gegenüb<strong>er</strong> ihren eigenem Volk zeigen. So <strong>gibt</strong> es in China<br />

seit Wochen unzählige V<strong>er</strong>haftungen von Oppositionellen aus Angst, das etwas vom arabischen<br />

Frühling auf das Land d<strong>er</strong> Mitte üb<strong>er</strong>greifen könnte. In Lateinam<strong>er</strong>ika v<strong>er</strong>schwin<strong>den</strong> Priest<strong>er</strong>, die<br />

sich gegen die Enteignung von Bau<strong>er</strong>n einsetzen. Und auch in uns<strong>er</strong>en europäischen Länd<strong>er</strong>n<br />

scheinen die <strong>Hochmütigen</strong> nichts von Gottes Wid<strong>er</strong>stand zu <strong>er</strong>fahren, wenn sie trotz Euro-Krise<br />

Millionenschw<strong>er</strong>e Boni in die eigene Tasche wirtschaften. Wo ist üb<strong>er</strong>all dort Gottes Wid<strong>er</strong>stand zu<br />

spüren und wo <strong>er</strong>fahren die <strong>Demütigen</strong> <strong>Gnade</strong>?<br />

D<strong>er</strong> Wochenspruch ist eine V<strong>er</strong>heißung an uns alle. Ein V<strong>er</strong>sprechen, das Gott uns Menschen <strong>gibt</strong><br />

und das schon heute gilt. Dieses V<strong>er</strong>sprechen sieht and<strong>er</strong>s aus als die Wirklichkeit. Ab<strong>er</strong> es kann<br />

uns helfen, die Wirklichkeit mit and<strong>er</strong>en Augen zu sehen. <strong>„Gott</strong> <strong>wid<strong>er</strong>steht</strong> <strong>den</strong> <strong>Hochmütigen</strong>, <strong>ab<strong>er</strong></strong><br />

<strong>dem</strong> <strong>Demütigen</strong> <strong>gibt</strong> <strong>er</strong> <strong>Gnade</strong>.“<br />

Gott ist d<strong>er</strong> Handelnde. Er <strong>wid<strong>er</strong>steht</strong> <strong>den</strong> <strong>Hochmütigen</strong>. Er <strong>gibt</strong> <strong>Gnade</strong> <strong>den</strong> <strong>Demütigen</strong>. Diese<br />

Worte aus d<strong>er</strong> Bibel zeigen uns deutlich auf welch<strong>er</strong> Seite Gott steht.<br />

Doch was bedeuten eigentlich die Worte Hochmut und Demut?<br />

D<strong>er</strong> Hochmütige stellt sich üb<strong>er</strong> and<strong>er</strong>e. Er trägt <strong>den</strong> Kopf so hoch, dass <strong>er</strong> nicht einmal mehr <strong>den</strong><br />

Kopf bewegen kann. Dabei sieht <strong>er</strong> nicht die Menschen neben, geschweige <strong>den</strong>n unt<strong>er</strong> sich. D<strong>er</strong><br />

Hochmütige hat nur sich selbst als inn<strong>er</strong>en Maßstab, so dass es ihm egal ist, ob und wie <strong>er</strong> auf<br />

and<strong>er</strong>en h<strong>er</strong>umtrampelt.<br />

Demut dagegen heißt die eigene Begrenztheit, die eigene Geschöpflichkeit wahrnehmen. Demut<br />

bedeutet ursprünglich „mit d<strong>er</strong> Gesinnung eines Dienen<strong>den</strong> leben“. Diese Bedeutung darf nicht<br />

missv<strong>er</strong>stan<strong>den</strong> w<strong>er</strong><strong>den</strong>, als würde d<strong>er</strong> <strong>dem</strong>ütige Mensch allem und je<strong>dem</strong> dienen und als würde<br />

Demut so etwas wie unkritische Selbstv<strong>er</strong>leugnung bedeuten. Nein, Demut ist in <strong>er</strong>st<strong>er</strong> Linie eine<br />

Haltung gegenüb<strong>er</strong> Gott und von dort h<strong>er</strong> <strong>er</strong>st eine dienende Haltung gegenüb<strong>er</strong> and<strong>er</strong>en Men-<br />

schen. So geht d<strong>er</strong> <strong>dem</strong>ütige Mensch aufg<strong>er</strong>ichtet von Gott <strong>er</strong>hobenen Hauptes durch sein Leben,<br />

<strong>ab<strong>er</strong></strong> <strong>er</strong> blickt auch um sich h<strong>er</strong>um und vor allem auch nach unten. Dort, wo es and<strong>er</strong>en Menschen<br />

schlecht<strong>er</strong> geht. Aus d<strong>er</strong> Demut vor Gott wächst d<strong>er</strong> Mut für‘ s Leben.<br />

Für Lilja, die heute getauft wurde, ist zu wünschen, dass sie diesen Gott als jeman<strong>den</strong> <strong>er</strong>fährt, d<strong>er</strong><br />

ihr Mut für‘ s Leben <strong>gibt</strong>. Ja, Aus d<strong>er</strong> Demut vor Gott wächst d<strong>er</strong> Mut für‘ s Leben<br />

Das zeigen viele Beispiele von Menschen, die g<strong>er</strong>ade aus ihrem Glauben h<strong>er</strong>aus die Kraft und <strong>den</strong><br />

Mut besaßen, <strong>dem</strong> Bösen zu wid<strong>er</strong>stehen. So zum Beispiel d<strong>er</strong> katholische Priest<strong>er</strong> Paul Schnei-<br />

1


d<strong>er</strong> und d<strong>er</strong> evangelische Theologe. Beide <strong>er</strong>kannten <strong>den</strong> Hochmut des Naziregimes und <strong>er</strong>hoben<br />

ihre Stimme für die, die unt<strong>er</strong> diesem v<strong>er</strong>brech<strong>er</strong>ischem Hochmut z<strong>er</strong>trampelt wur<strong>den</strong>.<br />

Zu <strong>den</strong> Menschen, die <strong>den</strong> Hochmut d<strong>er</strong> Nazis v<strong>er</strong>achteten und die sich <strong>ab<strong>er</strong></strong> selb<strong>er</strong> in all<strong>er</strong> Demut<br />

für das, was die Deutschen getan hatten, v<strong>er</strong>antwortlich fühlten, gehörte Lothar Kreyssig. Lothar<br />

Kreyssig gründete Aktion Sühnezeichen. Er schrieb im April 1958 einen Aufruf mit <strong>den</strong> Worten:<br />

„Wir bitten die Völk<strong>er</strong>, die Gewalt von uns <strong>er</strong>litten haben, dass sie uns <strong>er</strong>lauben, mit uns<strong>er</strong>en Hän-<br />

<strong>den</strong> und uns<strong>er</strong>en Mitteln in ihrem Land Gutes zu tun.“ In diese Tradition stellt ihr euch, Hannah,<br />

Mona und Philipp, wenn ihr für ein Jahr mit euren Hän<strong>den</strong> und euren Mitteln Menschen, die in<br />

Frankreich, Belgien und <strong>den</strong> USA leben, etwas Gutes tut. Ja, Demut ist auch harte Arbeit. Die Ar-<br />

beit, das Leben and<strong>er</strong><strong>er</strong> in seinem ganzen Gewicht, mit all seinen Stärken und Schwächen <strong>er</strong>nst<br />

zu nehmen. Dort <strong>ab<strong>er</strong></strong> auch hi<strong>er</strong> bei uns.<br />

Ja, es sind imm<strong>er</strong> Menschen in uns<strong>er</strong><strong>er</strong> Nähe, die auf uns<strong>er</strong>e im besten Sinne des Wortes <strong>dem</strong>üti-<br />

ge <strong>ab<strong>er</strong></strong> harte Arbeit angewiesen sind. Menschen, die auf uns<strong>er</strong>en Blick nach unten warten.<br />

Doch, w<strong>er</strong> diese Arbeit tut, <strong>dem</strong> <strong>gibt</strong> Gott <strong>Gnade</strong>. Das hat <strong>er</strong> v<strong>er</strong>sprochen. Er, d<strong>er</strong> selbst am Kreuz<br />

die tiefste Tiefe durchlitten hat. Er, d<strong>er</strong> in d<strong>er</strong> Tiefe <strong>den</strong> Tod üb<strong>er</strong>wun<strong>den</strong> und gezeigt hat, dass das<br />

Leben stärk<strong>er</strong> ist als d<strong>er</strong> Tod, die Demut mächtig<strong>er</strong> als d<strong>er</strong> Hochmut. Dies<strong>er</strong> Gott v<strong>er</strong>spricht <strong>Gnade</strong><br />

allen, die sich umsehen, die ihren Blick nach unten wen<strong>den</strong> können und so and<strong>er</strong>en Mut zum<br />

Leben schenken. Amen<br />

Und d<strong>er</strong> Friede Gottes<br />

2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!