Lernen im Grünen - Zs-online.ch
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<strong>Lernen</strong> <strong>im</strong> Grünen<br />
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ZS<br />
22.02.2008, 35’000 Auflage<br />
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#1/08
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Editorial<br />
ZS #1 / 08 — 22.02.2008<br />
Unter Wasser<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Was ma<strong>ch</strong>en eigentli<strong>ch</strong> Kolumnisten<br />
den lieben langen Tag? Das ist die Frage,<br />
wel<strong>ch</strong>e mir in den letzten Tagen<br />
häufig dur<strong>ch</strong> den Kopf ging. Gehen sie<br />
tagein, tagaus die Gänge auf und ab,<br />
s<strong>ch</strong>lürfen aus einer Tasse Kaffee und<br />
denken na<strong>ch</strong>? Oder müssen sie jedes<br />
der 2000 Zei<strong>ch</strong>en, die sie s<strong>ch</strong>reiben,<br />
wie eine Flas<strong>ch</strong>e Wein aus dem Keller<br />
holen? Zuverlässige Journalisten sind<br />
etwa so weit verbreitet wie knuts<strong>ch</strong>ende<br />
Hunde. Also habe au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> mir die<br />
rauen Sitten des Text-Eintreibens angewöhnt.<br />
Muss der Artikel spätestens am<br />
Donnerstag auf dem Pult liegen, rufe<br />
i<strong>ch</strong> den fehlbaren Kolumnisten s<strong>ch</strong>on<br />
am Montag an und sage, das Wasser<br />
stehe uns bis zum Hals. Am Dienstag<br />
sind wir kurz vor dem Ertrinken, am<br />
Mittwo<strong>ch</strong> kann uns wirkli<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong><br />
der entspre<strong>ch</strong>ende Journalist vor dem<br />
grauenvollen Ertrinkungstod retten, indem<br />
er uns den kolumnistis<strong>ch</strong>-humorvoll<br />
gestreiften Rettungsring zuwirft. So<br />
klappt das. Aber sagt das ja ni<strong>ch</strong>t unseren<br />
S<strong>ch</strong>reibenden.<br />
Ni<strong>ch</strong>t alles an unserer Arbeit ist so<br />
leidvoll wie das Warten auf Texte. Viel<br />
Spass s<strong>ch</strong>ien beispielsweise Joel Bedetti<br />
zu haben, als er mit den beiden<br />
ranghö<strong>ch</strong>sten Studierenden, Stefan Fis<strong>ch</strong>er<br />
(Präsident StuRa) und Gaby Blatter<br />
(Präsidentin VSETH) über Deuts<strong>ch</strong>e<br />
Professoren stritt. Oder die beiden<br />
eher streiten liess. Au<strong>ch</strong> Mirjam Sidler<br />
s<strong>ch</strong>ien die Arbeit an dieser Ausgabe<br />
zu gefallen. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> musste unsere<br />
Redaktorin (fast) nur zuhören: Die Cholesterin-Tabletten<br />
s<strong>ch</strong>luckte ja ETH-<br />
Student Mi<strong>ch</strong>ael, wel<strong>ch</strong>er sie alsbald<br />
an seinen Erlebnissen teilhaben liess.<br />
Au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> selber kam auf meine Kosten:<br />
I<strong>ch</strong> unterhielt mi<strong>ch</strong> mit einer s<strong>ch</strong>önen<br />
Oberleutnantin, während meine Kollegen<br />
die S<strong>ch</strong>weissarbeit zum Titelthema<br />
Militär und Studium erledigten, indem<br />
sie si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en Kasernen-KP und<br />
Uni-Kanzlei umhörten. Viel Spass bei<br />
der ersten Ausgabe <strong>im</strong> EM-Jahr!<br />
Andres Eberhard, Redaktionsleitung<br />
Inhalt<br />
Uni- / ETH-Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten 4<br />
Abers<strong>ch</strong>osi<strong>ch</strong>er 11<br />
Empirie 12<br />
Börsenspiel 13<br />
Thema 14<br />
Meinung 19<br />
Dublers Welt 19<br />
Treffpunkt 20<br />
Kultur 23<br />
Liaison Dangereuse 23<br />
Breitbild 24<br />
Duell 27<br />
Brief aus... 29<br />
Fernweh 29<br />
S<strong>ch</strong>neeberi<strong>ch</strong>t 31<br />
Vorhersage 31<br />
Fokus 33<br />
Uni-Jubiläum 41<br />
Wissen 44<br />
Leserbriefe 46<br />
Impressum 46<br />
Autogramm 47<br />
4 / 5 Zu viele deuts<strong>ch</strong>e Professoren?<br />
StuRa-Präsident Stefan Fis<strong>ch</strong>er löste<br />
kürzli<strong>ch</strong> eine Mediendebatte aus. Ein<br />
Streitgesprä<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en ihm und<br />
der VSETH-Präsidentin Gaby Blatter.<br />
14—17 Exper<strong>im</strong>ente mit dem Körper<br />
Ein einfa<strong>ch</strong>er Weg, ein Zubrot zu<br />
verdienen? Ein Proband beri<strong>ch</strong>tet<br />
über seine Erfahrungen mit<br />
Cholesterintabletten.<br />
21 100 Kinotickets zu gewinnen<br />
Mit der «ZS» an die exklusive Vorpremiere:<br />
Der s<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>e Episodenfilm<br />
«You, the living» ist absurd,<br />
tragikomis<strong>ch</strong> und grotesk.<br />
33—39 Militär und Studium<br />
WKs sind für Studierende eine Plage.<br />
An der Militärakademie der ETH<br />
wird derweil Kriegshandwerk gebüffelt.<br />
Was gibt es da zu studieren?<br />
47 Wem gehört der Pors<strong>ch</strong>e?<br />
Gegenstand des Rätselratens ist<br />
dieses Mal ein s<strong>ch</strong>neller Flitzer.<br />
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3 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008<br />
Titelbild: Lukas Messmer
U ni - /E T H - N a c hri c h t e n<br />
Internationalisierung, ni<strong>ch</strong>t Germanisierung<br />
Thema deuts<strong>ch</strong>e Professoren: Der Urheber der<br />
Debatte, StuRa-Präsident Stefan Fis<strong>ch</strong>er, diskutiert<br />
mit VSETH-Präsidentin Gaby Blatter.<br />
Interview: Joel Bedetti<br />
Bilder: Lukas Messmer<br />
Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Ansi<strong>ch</strong>ten: Gaby Blatter und Stefan Fis<strong>ch</strong>er.<br />
«Die Vorstellung,<br />
während der ganzen<br />
Doktoratszeit ho<strong>ch</strong>deuts<strong>ch</strong><br />
zu spre<strong>ch</strong>en,<br />
ist abs<strong>ch</strong>reckend.<br />
Ho<strong>ch</strong>deuts<strong>ch</strong> zu spre<strong>ch</strong>en<br />
ist anstrengend.»<br />
Am 20. Dezember gab der Präsident des<br />
Studierendenrates der Uni Züri<strong>ch</strong>, Stefan<br />
Fis<strong>ch</strong>er, dem Tages-Anzeiger ein Interview<br />
zum Thema deuts<strong>ch</strong>e Professoren.<br />
Fis<strong>ch</strong>er meinte, dass man «langsam<br />
die Grenze des Erträgli<strong>ch</strong>en» errei<strong>ch</strong>e. In<br />
den nä<strong>ch</strong>sten Wo<strong>ch</strong>en wurde das Thema<br />
zum Politikum. In diesem Streitgesprä<strong>ch</strong><br />
n<strong>im</strong>mt Stefan Fis<strong>ch</strong>er erstmals wieder<br />
öffentli<strong>ch</strong> Stellung. Kontrahentin ist Gaby<br />
Blatter, Präsidentin des Vereins der<br />
Studierenden an der ETH Züri<strong>ch</strong>. Beide<br />
vertreten hier ausdrückli<strong>ch</strong> nur ihre persönli<strong>ch</strong>e<br />
Meinung.<br />
Stefan, <strong>im</strong> Dezember hast du dem Tages-<br />
Anzeiger ein Interview gegeben und vor<br />
einer Germanisierung der Uni gewarnt.<br />
Am nä<strong>ch</strong>sten Tag bezei<strong>ch</strong>nete di<strong>ch</strong> die<br />
NZZ als kleinkariert. Was hast du für<br />
weitere Reaktionen erhalten? — Fis<strong>ch</strong>er:<br />
No<strong>ch</strong> am Tag, als das Interview ers<strong>ch</strong>ien,<br />
erhielt i<strong>ch</strong> einen Anruf eines prominenten<br />
Mitglieds des StuRa na<strong>ch</strong> dem Motto,<br />
«das kannst du ni<strong>ch</strong>t sagen, si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t<br />
<strong>im</strong> Namen des StuRa». Dabei habe i<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>ts <strong>im</strong> Namen des StuRa gesagt, sondern<br />
nur eine persönli<strong>ch</strong>e Eins<strong>ch</strong>ätzung<br />
abgegeben. Ein ehemaliges Ratsmitglied<br />
gab mir den Kommentar der NZZ mit der<br />
Bemerkung «peinli<strong>ch</strong>es Interview». Weiter<br />
fragte mi<strong>ch</strong> eine anonyme Person auf<br />
meiner Studi-VZ-Pinnwand, ob i<strong>ch</strong> das<br />
Parteibu<strong>ch</strong> der SD s<strong>ch</strong>on angeboten bekommen<br />
habe. Es gab au<strong>ch</strong> andere Reaktionen:<br />
I<strong>ch</strong> bekam von Un<strong>im</strong>itarbeitern<br />
in tieferen Chargen und von Leuten, die<br />
<strong>im</strong> Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulumfeld arbeiten, Feedbacks<br />
à la «endli<strong>ch</strong> sagt es mal jemand!»<br />
Von höheren Unistellen erfuhr i<strong>ch</strong> teilweise<br />
Zust<strong>im</strong>mung, meine Wortwahl sei<br />
aber unglückli<strong>ch</strong> gewesen. I<strong>ch</strong> hätte das<br />
Ansehen der Uni Züri<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ädigt. Mir<br />
wurde gar gesagt, für die Deuts<strong>ch</strong>en sei<br />
die Uni Züri<strong>ch</strong> jetzt gestorben. Zu Beginn<br />
gab es keinerlei inhaltli<strong>ch</strong>e Kritik. Mir<br />
wurde so bestätigt, dass es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
Probleme gibt.<br />
— Blatter: Trotzdem. Wo ist das Problem?<br />
Es ist do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t egal, wel<strong>ch</strong>en<br />
Pass ein Professor besitzt.<br />
— Fis<strong>ch</strong>er: Natürli<strong>ch</strong>, <strong>im</strong> Einzelfall. Aber<br />
wenn eine Nationalität sehr stark vertreten<br />
ist, errei<strong>ch</strong>t man irgendwann einen<br />
kritis<strong>ch</strong>en Punkt. Wir sind soweit, dass<br />
in einzelnen Fä<strong>ch</strong>ern die Verhältnisse<br />
na<strong>ch</strong> dem Motto «Wir S<strong>ch</strong>weizer Studis<br />
und die deuts<strong>ch</strong>en Profs» wahrgenommen<br />
werden.<br />
— Blatter: I<strong>ch</strong> gebe dir in Bezug auf die<br />
Spra<strong>ch</strong>e teilweise Re<strong>ch</strong>t. Die Deuts<strong>ch</strong>en<br />
spre<strong>ch</strong>en eine andere Spra<strong>ch</strong>e als wir<br />
S<strong>ch</strong>weizer, die sie viellei<strong>ch</strong>t arrogant<br />
ers<strong>ch</strong>einen lässt, obwohl sie es ni<strong>ch</strong>t so<br />
meinen.<br />
— Fis<strong>ch</strong>er: Dazu kommt die Abs<strong>ch</strong>ottung<br />
an der Uni. Wenn man in ein fremdes<br />
Land geht, merkt man s<strong>ch</strong>nell, dass<br />
es kulturelle Unters<strong>ch</strong>iede gibt, da man<br />
von Einhe<strong>im</strong>is<strong>ch</strong>en umgeben ist. Ist dies<br />
ni<strong>ch</strong>t der Fall, weil der Arbeitsplatz eine<br />
Enklave der eigenen Nation ist und man<br />
si<strong>ch</strong> fast nur <strong>im</strong> gehobenen Umfeld bewegt,<br />
findet keine ausrei<strong>ch</strong>ende Integration<br />
mehr statt. Deshalb haben wir au<strong>ch</strong><br />
einzelne langjährige Professoren, die<br />
kein S<strong>ch</strong>weizerdeuts<strong>ch</strong> verstehen. Wird<br />
das zur Regel, ist die Grenze des Erträgli<strong>ch</strong>en<br />
errei<strong>ch</strong>t.<br />
Unter den Deuts<strong>ch</strong>en bestehen starke<br />
Netzwerke. S<strong>ch</strong>reckt das den S<strong>ch</strong>weizer<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsna<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s ab? — Fis<strong>ch</strong>er:<br />
I<strong>ch</strong> frage jetzt mal ganz polemis<strong>ch</strong>:<br />
Mö<strong>ch</strong>te ein S<strong>ch</strong>weizer an einem Institut,<br />
in dem nur no<strong>ch</strong> ho<strong>ch</strong>deuts<strong>ch</strong> geredet<br />
wird, doktorieren? I<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Wenn i<strong>ch</strong><br />
ins Ausland gehe, passe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> selbstverständli<strong>ch</strong><br />
spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> an. Aber do<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t in der He<strong>im</strong>at.<br />
— Blatter: Belastet di<strong>ch</strong> das wirkli<strong>ch</strong>?<br />
Mir wäre das egal, solange die Leute in<br />
Ordnung sind. Wenn du den Mumm<br />
ni<strong>ch</strong>t hast, in eine Gruppe mit Deuts<strong>ch</strong>en<br />
zu gehen, hast du do<strong>ch</strong> einen Komplex.<br />
— Fis<strong>ch</strong>er: Wenn i<strong>ch</strong> meinen Dialekt reden<br />
kann, kein Problem. Die Vorstellung<br />
hingegen, während der ganzen Doktoratszeit<br />
dann ho<strong>ch</strong>deuts<strong>ch</strong> zu spre<strong>ch</strong>en,<br />
ist für mi<strong>ch</strong> abs<strong>ch</strong>reckend. Ho<strong>ch</strong>deuts<strong>ch</strong><br />
zu spre<strong>ch</strong>en ist anstrengend, wie jede<br />
Fremdspra<strong>ch</strong>e. I<strong>ch</strong> bin der Ansi<strong>ch</strong>t, dass<br />
ein sehr hoher Anteil einer einzigen Nationalität<br />
– i<strong>ch</strong> rede von viellei<strong>ch</strong>t 80 Prozent<br />
– an einem Institut hemmend sind<br />
für weiteres Engagement.<br />
— Blatter: Wenn man das ni<strong>ch</strong>t auf die<br />
Reihe kriegt, finde i<strong>ch</strong> das ziemli<strong>ch</strong> tragis<strong>ch</strong>.<br />
Bei uns wird in einigen Gruppen<br />
fast nur Englis<strong>ch</strong> gespro<strong>ch</strong>en. Das ma<strong>ch</strong>t<br />
es sogar no<strong>ch</strong> wesentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wieriger für<br />
einen S<strong>ch</strong>weizer als in einer «deuts<strong>ch</strong>en»<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsgruppe. Es ist do<strong>ch</strong> das Projekt,<br />
das zählt, und ni<strong>ch</strong>t die Spra<strong>ch</strong>e.<br />
— Fis<strong>ch</strong>er: Das ist eine andere Sa<strong>ch</strong>e.<br />
Wenn du in so einer Gruppe bist, hast du<br />
viellei<strong>ch</strong>t einen Inder, einen Franzosen<br />
und einen Deuts<strong>ch</strong>en. Dann spre<strong>ch</strong>en<br />
alle eine Fremdspra<strong>ch</strong>e. Wenn man als<br />
einziger S<strong>ch</strong>weizer in einer Gruppe mit<br />
vier Deuts<strong>ch</strong>en ist, sieht das anders aus.<br />
Gaby, du s<strong>ch</strong>aust ni<strong>ch</strong>t gerade verständnisvoll.<br />
— Blatter: Diesbezügli<strong>ch</strong><br />
herrs<strong>ch</strong>t an der ETH einfa<strong>ch</strong> eine andere<br />
Mentalität. Wir betreiben seit mehreren<br />
Jahren aktiv eine Internationalisierung.<br />
Aus allen Teilen der Welt werden Top-<br />
Fors<strong>ch</strong>er rekrutiert.<br />
— Fis<strong>ch</strong>er: Da haben wir gerade das<br />
Sti<strong>ch</strong>wort. An der Uni haben wir keine<br />
Internationalisierung. Ents<strong>ch</strong>eidend ist<br />
dafür ja au<strong>ch</strong> das Verhältnis der deuts<strong>ch</strong>en<br />
Profs zu anderen ausländis<strong>ch</strong>en<br />
Professoren, und da sieht es an der Uni<br />
anders aus als an der ETH. An der ETH<br />
sind die Professoren zu 40% aus dem gesamten<br />
Ausland, an der Uni sind sie zu<br />
30% aus Deuts<strong>ch</strong>land.<br />
— Blatter: Viellei<strong>ch</strong>t muss si<strong>ch</strong> die Uni<br />
au<strong>ch</strong> mal überlegen, ob sie attraktiv genug<br />
ist für internationale Spitzenkräfte.<br />
Ein Problem ist beispielsweise, dass die<br />
Unterri<strong>ch</strong>tsspra<strong>ch</strong>e Deuts<strong>ch</strong> ist. Viele<br />
Spitzenfors<strong>ch</strong>er spre<strong>ch</strong>en aber kein<br />
Deuts<strong>ch</strong>. Bei uns an der ETH ist es hingegen<br />
normal, dass spätestens <strong>im</strong> Masterstudiengang<br />
alle Vorlesungen auf Englis<strong>ch</strong><br />
gehalten werden, weil au<strong>ch</strong> viele<br />
Studenten aus dem Ausland kommen.<br />
— Fis<strong>ch</strong>er: Da gebe i<strong>ch</strong> dir vollkommen<br />
Re<strong>ch</strong>t. Viellei<strong>ch</strong>t ist die Situation in<br />
Deuts<strong>ch</strong>land einfa<strong>ch</strong> so viel s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter,<br />
dass so viele zu uns kommen wollen.<br />
Dabei muss si<strong>ch</strong> die Uni, will sie wirkli<strong>ch</strong><br />
die Besten, der ganzen Welt öffnen. Germanisierung<br />
ist quasi die Gegenthese<br />
zur Internationalisierung.<br />
4<br />
5 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
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Text: Lukas Messmer<br />
Bild: Lukas Messmer<br />
Als ob Petrus vom H<strong>im</strong>mel gepinkelt hätte<br />
Der viereckige Betonklotz vor dem Kollegiengebäude<br />
sti<strong>ch</strong>t ins Auge. In den letzten Jahren<br />
wandelte si<strong>ch</strong> dieses (Un)ding vom englis<strong>ch</strong>en<br />
Rasen zum urinfarbenen Wasserbecken.<br />
Erst pink, nun pinkelgelb. Was kommt wohl als nä<strong>ch</strong>stes?<br />
Corporate Publishing treibt man<strong>ch</strong>mal<br />
seltsame Blüten. Das «Unijournal» bezei<strong>ch</strong>nete<br />
das Becken in der letzten Ausgabe<br />
<strong>im</strong> Rahmen der Serie «Das Uniding»<br />
als «in Beton gegossene Grosszügigkeit»<br />
und als «konstruktiv-konkretes Kunstwerk».<br />
Die Bezei<strong>ch</strong>nung Wasserbecken<br />
ist irreführend, und konkret ist an dem<br />
Werk gar ni<strong>ch</strong>ts, denn <strong>im</strong> Winter enthält<br />
es wegen drohenden Frosts<strong>ch</strong>äden gar<br />
kein Wasser. Darum nennen wir es behelfsmässig<br />
einfa<strong>ch</strong> (Un)ding, in Anlehnung<br />
an die Serie des «Unijournals».<br />
Anfangs des neuen Jahrtausends<br />
baute die Universität Züri<strong>ch</strong> einen neuen<br />
Hörsaal mit 500 Plätzen: den KOH-B-10,<br />
<strong>im</strong> Unijargon liebevoll «Gummibärlisaal»<br />
genannt. Auf dessen Da<strong>ch</strong> kam das<br />
(Un)ding der Ar<strong>ch</strong>itekten Gigon / Guyer<br />
zu stehen und sollte «auf den darunterliegenden<br />
Hörsaal und dessen Künstli<strong>ch</strong>keit<br />
hinweisen». Als Inspiration<br />
dienten die Karpfentei<strong>ch</strong>e vor dem KO2.<br />
Den ehemaligen englis<strong>ch</strong>en Rasen vers<strong>ch</strong>oben<br />
die Ar<strong>ch</strong>itekten auf das Da<strong>ch</strong><br />
der Mensa, auf diesen grauen Betonklotz,<br />
wo es an S<strong>ch</strong>atten fehlt und man<br />
si<strong>ch</strong> <strong>im</strong> Sommer rösten lassen kann wie<br />
die Brathähn<strong>ch</strong>en, die eine Etage tiefer<br />
serviert werden. Ältere Semester mögen<br />
si<strong>ch</strong> erinnern: In den letzten se<strong>ch</strong>s Jahren<br />
morphte si<strong>ch</strong> das (Un)ding glei<strong>ch</strong><br />
mehrere Male in einen neuen Habitus.<br />
Vom englis<strong>ch</strong>en Rasen zum heutigen<br />
Wasserbecken, das zunä<strong>ch</strong>st aber eine<br />
andere Farbe hatte: rosa. Ein Konstruktionsfehler<br />
(das Rosa bildete Blasen und<br />
verfärbte si<strong>ch</strong> <strong>im</strong> UV-Li<strong>ch</strong>t) ma<strong>ch</strong>te einen<br />
neuen Anstri<strong>ch</strong> nötig. Aus dem «pfiffigen<br />
Rosa» wurde «Sonnenblumengelb» (Unijournal).<br />
Oder: Das Pink wurde zu Pinkelgelb.<br />
Zurzeit bedeckt ein s<strong>ch</strong>warzer<br />
Plastik den Boden des (Un)dings. Laut<br />
Raymond Bandle, der für Bauten und<br />
Räume <strong>im</strong> Unizentrum zuständig ist, soll<br />
dieser den Belag vor Rollbrettfahrern (!)<br />
s<strong>ch</strong>ützen.<br />
Klotz, Karpfen oder Kaffee?<br />
Wie soll die Universität ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong><br />
gestaltet werden? Studierendenfreundli<strong>ch</strong><br />
oder künstleris<strong>ch</strong> anspru<strong>ch</strong>svoll?<br />
Wir Studierenden vermissen Ruhe- und<br />
Arbeitsplätze, und so ist es unverständli<strong>ch</strong>,<br />
warum dieser wunders<strong>ch</strong>öne Platz<br />
für einen «konstruktiv-konkreten» Betonklotz<br />
verbrau<strong>ch</strong>t wird. Anstatt Petrus’<br />
Pissoir be<strong>im</strong> nä<strong>ch</strong>sten Umbau hellgrün<br />
zu strei<strong>ch</strong>en, hier ein paar alternative<br />
Vors<strong>ch</strong>läge: a) Bar und Café <strong>im</strong> Sommer,<br />
mit s<strong>ch</strong>attenspendenden Bäumen oder<br />
Sonnens<strong>ch</strong>irmen. b) Sprudelbad für die<br />
Studierenden, die dadur<strong>ch</strong> ihre <strong>im</strong> KOH-<br />
B-10 geholten Sitzkrämpfe lösen könnten.<br />
Im Winter dürften Hockeybegeisterte<br />
die Eisbahn nutzen. c) In Anlehnung<br />
an die Karpfentei<strong>ch</strong>e des Erbauers des<br />
Kollegiengebäudes: Ein Karpfentei<strong>ch</strong>! Zu<br />
Weihna<strong>ch</strong>ten könnten dann <strong>im</strong> Uniturm<br />
exklusive Weihna<strong>ch</strong>tskarpfen für die vielen<br />
deuts<strong>ch</strong>en Profs serviert werden. d)<br />
Mit einem Fe<strong>ch</strong>tplatz könnten die serbelnden<br />
Studentenverbindungen ihre<br />
traditionsrei<strong>ch</strong>en Praktiken einem breiten<br />
Publikum zugängli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en. Oder<br />
am einfa<strong>ch</strong>sten, weil es si<strong>ch</strong> während der<br />
letzten fast 100 Jahre wunderbar bewährte:<br />
Den Klotz s<strong>ch</strong>reddern und wieder saftigen<br />
englis<strong>ch</strong>en Rasen anpflanzen.<br />
7 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Text: Andres Eberhard<br />
Bild: Lukas Messmer<br />
Neu ausgewiesen<br />
Die neue Legi für Uni und ETH ist da. Die<br />
Glückseligkeit des Autors hielt si<strong>ch</strong> in Grenzen,<br />
als er die angebli<strong>ch</strong> so spassige Butterflykarte<br />
zum ersten Mal in den Händen hielt.<br />
No<strong>ch</strong> am Abkühlen: Die fris<strong>ch</strong> validierte Legi.<br />
renden vorbehalten ist. ETH-lern bleibt<br />
dieses Zückerli verwehrt, sie erhalten die<br />
Karte s<strong>ch</strong>on «vor-validiert». Sie werden es<br />
bereuen: Der Immatrikulationsvorgang<br />
ist aus rein physis<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nologis<strong>ch</strong>er<br />
Hinsi<strong>ch</strong>t eine ausgespro<strong>ch</strong>en interessante<br />
Sa<strong>ch</strong>e. Matrikelnummer und zugehörige<br />
Fakultät werden mit Wärme auf<br />
die Card gedruckt; der Text ers<strong>ch</strong>eint,<br />
wenn si<strong>ch</strong> die Karte wieder abgekühlt<br />
hat. Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eint die Karte also auf<br />
dem neusten Stand zu sein. Die Frage<br />
na<strong>ch</strong> dem Warum kam bei der Konzeptionierung<br />
und Operationalisierung wohl<br />
erst etwas später auf. Fakt ist, dass uns<br />
die neue Legi ab sofort – ni<strong>ch</strong>ts bringt!<br />
Die Nutzungsfunktionalitäten bes<strong>ch</strong>ränken<br />
si<strong>ch</strong> vorerst auf die «Identifikation<br />
<strong>im</strong> Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulumfeld» (Mensa) sowie<br />
den «Zugang zu Gebäuden und Räumli<strong>ch</strong>keiten»<br />
(ASVZ-Turnhallen).<br />
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<br />
<br />
Jetzt ist sie also draussen, die neue Legi<br />
für Uni und ETH. Angekündigt in einem<br />
lei<strong>ch</strong>t verwirrenden S<strong>ch</strong>reiben Ende Jahr,<br />
flatterte die Karte do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tzeitig<br />
vor Studienbeginn in die Briefkästen.<br />
Verwirrend darum, weil na<strong>ch</strong> dem Ankündigungsbrief<br />
eine Frage unbeantwortet<br />
blieb: «Ja, aber wo ist sie denn jetzt,<br />
die neue Legi?» S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> wollte i<strong>ch</strong><br />
die spassige Butterflykarte sofort selber<br />
beäugen und mit ihr prahlen gehen. Wobei<br />
ja neuerdings ni<strong>ch</strong>t mehr von der Legi,<br />
sondern von der UZH Card bzw. ETH-<br />
Karte gespro<strong>ch</strong>en werden sollte. Und mit<br />
der neuen Karte werden Studierende von<br />
Uni und ETH faktis<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>gestellt. Universität<br />
und ETH mit derselben Legi? Da<br />
kommen do<strong>ch</strong> unweigerli<strong>ch</strong> Fusionsgedanken<br />
auf. Wer weiss, was si<strong>ch</strong> hinter<br />
den Kulissen alles abspielt?<br />
Validieren zum Studieren<br />
Und die Karte ist gerüstet: Mit dem Thermodruckstreifen<br />
und dem eingebauten<br />
Chip ist es theoretis<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, massenhaft<br />
Informationen elektronis<strong>ch</strong> auf der<br />
Karte abzuspei<strong>ch</strong>ern. Bezahlen mit der<br />
Legi – es ist kein Traum mehr! Einzig die<br />
jedes Semester notwendig werdende Validierung<br />
s<strong>ch</strong>eint einen kleinen Bequemli<strong>ch</strong>keitsverlust<br />
für uns Studierende herbeizuführen.<br />
Ab sofort muss die Karte<br />
nämli<strong>ch</strong> zu Beginn jedes Semesters an<br />
einer der neun Validierungsstationen<br />
umges<strong>ch</strong>rieben werden. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te aber<br />
no<strong>ch</strong> einmal auf den vorzunehmenden<br />
Validierungsprozess zurückkommen,<br />
der übrigens den Universitätsstudie-<br />
Weltklasse auf der Ersatzbank<br />
Die Te<strong>ch</strong>nik ist der Bürokratie also wieder<br />
einmal meilenweit voraus! Denn<br />
die Karte kann ihr ganzes Potenzial gar<br />
ni<strong>ch</strong>t ausspielen. Das ist wie eine Fussballmanns<strong>ch</strong>aft,<br />
die einen Weltklasse-<br />
Mittelstürmer in ihren Reihen weiss,<br />
der aber auf der Bank s<strong>ch</strong>mort, weil der<br />
defensiv orientierte Trainer seine Manns<strong>ch</strong>aft<br />
ohne Stürmer aufs Feld s<strong>ch</strong>ickt.<br />
In einem Jahr, in dem die EM in der He<strong>im</strong>at<br />
stattfindet, sei mir dieser etwas vage<br />
Querverglei<strong>ch</strong> erlaubt gewesen.<br />
9 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
„Handeln dur<strong>ch</strong> Verstehen –<br />
eine tägli<strong>ch</strong>e Herausforderung“<br />
Die BKW FMB Energie AG<br />
gehört zu den grössten<br />
Energieunternehmen der<br />
S<strong>ch</strong>weiz und versorgt über<br />
1 Million Einwohner zuverlässig<br />
mit Strom.<br />
Um diesen Service au<strong>ch</strong> in<br />
Zukunft dynamis<strong>ch</strong> weiterzuentwickeln,<br />
sind wir<br />
auf leistungsbereite und<br />
engagierte Mitarbeitende<br />
angewiesen.<br />
Olivier Crevoiserat, Analyst Energy Trading<br />
Wir gehen die Veränderungen in der Energiebran<strong>ch</strong>e proaktiv an. Es gilt, eine<br />
Reihe von herausfordernden und anspru<strong>ch</strong>svollen Projekten zu bewältigen.<br />
Dafür sind wir auf leistungsbereite und weiterbildungshungrige Mitarbeitende wie<br />
Olivier Crevoiserat angewiesen. Dies in den unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten Berufen.<br />
Im Gegenzug bieten wir faire und forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e Arbeitsbedingungen.<br />
Unsere Mitarbeitenden erhalten den nötigen Spielraum für Eigeninitiative und<br />
aktive Mitgestaltung. Die BKW ist eine Arbeitgeberin, die ihre Angestellten<br />
konsequent fördert und ihnen viele Entwicklungsmögli<strong>ch</strong>keiten bietet.<br />
Text: Nora Kohler und Joel Bedetti<br />
Bild: Lukas Messmer<br />
Traumpaar ETH-Hilti AG<br />
Früher benannte man Räume na<strong>ch</strong> berühmten<br />
Wissens<strong>ch</strong>aftlern, heute werden<br />
Konzerne beehrt. Am Hörsaal F3 der ETH<br />
hängt eine Dankestafel für die Hilti AG.<br />
Dezente Werbung an der ETH.<br />
«Die ETH Züri<strong>ch</strong> dankt der Firma Hilti<br />
AG für ihre Unterstützung», steht auf<br />
dem S<strong>ch</strong>ild. Laut ETH-Spre<strong>ch</strong>er Norbert<br />
Staub wurde die Tafel vor dem ETH-Tag<br />
<strong>im</strong> Oktober 2007 angebra<strong>ch</strong>t. Grund<br />
für diese Ehrung: Eine S<strong>ch</strong>enkung der<br />
Baute<strong>ch</strong>nik-Firma an die ETH in der Höhe<br />
von drei Milliarden <strong>im</strong> Herbst 2006.<br />
«Die ETH-S<strong>ch</strong>ulleitung hat als Anerkennung<br />
für die S<strong>ch</strong>enkung bes<strong>ch</strong>lossen,<br />
den Hörsaal F3 mit einer Dankestafel<br />
zu versehen», weiss Donald Tillman, Ges<strong>ch</strong>äftsführer<br />
der ETH Foundation Züri<strong>ch</strong>,<br />
wel<strong>ch</strong>e die S<strong>ch</strong>enkung von der Hilti<br />
AG entgegen nahm. Die ETH habe aber<br />
bes<strong>ch</strong>lossen, eine dezente Dankess<strong>ch</strong>rift<br />
anzubringen und kein Firmenlogo, so<br />
Tillman.<br />
Verflo<strong>ch</strong>tener Lebenslauf<br />
Die Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en der Baute<strong>ch</strong>nikfirma<br />
Hilti und der Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
besteht ni<strong>ch</strong>t erst seit gestern. Dur<strong>ch</strong><br />
viele gemeinsame Fors<strong>ch</strong>ungsprojekte<br />
sind die beiden Institutionen seit Jahren<br />
verbunden. Die enge Beziehung<br />
manifestiert si<strong>ch</strong> in der Person von Pius<br />
Bas<strong>ch</strong>era. Er absolvierte sein Studium<br />
als Mas<strong>ch</strong>inenbauingenieur und wurde<br />
1998 von der ETH mit einem Lehrauftrag<br />
betraut. Seit 2004 sitzt er in der Konzernleitung<br />
der Hilti AG. Im Dezember 2006<br />
beförderte der ETH-Rat Hilti-CEO Bas<strong>ch</strong>era<br />
zum ordentli<strong>ch</strong>en Professor für<br />
Unternehmensführung mit einem Anstellungsgrad<br />
von 25 Prozent. Auf den 1.<br />
Januar 2007 stieg er zum Verwaltungsratspräsidenten<br />
der Hilti AG auf.<br />
Künftig zunehmendes Labeling<br />
Für die Hersteller von Dankess<strong>ch</strong>ildern<br />
könnte bald ein goldenes Zeitalter anbre<strong>ch</strong>en.<br />
Bei der Ehrung für die Hilti AG<br />
soll es nämli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bleiben. «Au<strong>ch</strong> die<br />
ZKB, wel<strong>ch</strong>e das Sport- und Bewegungszentrum<br />
mit 12 Millionen Franken mitfinanziert<br />
hat, wird wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> in<br />
ähnli<strong>ch</strong>er Weise Anerkennung erfahren»,<br />
sagt Tillman. Sol<strong>ch</strong>e Formen der Ehrungen<br />
würden <strong>im</strong> Zuge der zunehmenden<br />
Drittmittelakquisition zunehmen, wird<br />
ETH-intern verlautet. Das «Labeling» der<br />
ETH beurteilt VSETH-Präsidentin Gaby<br />
Blatter jedo<strong>ch</strong> pragmatis<strong>ch</strong>. Die Studierenden<br />
störten si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t daran, dass in<br />
Power-Point-Präsentationen oder eben<br />
Hörsälen Firmensignete auftau<strong>ch</strong>en.<br />
An der ETH, sagt Blatter, werde «dezent»<br />
gelabelt – <strong>im</strong> Gegensatz zur TU Mün<strong>ch</strong>en<br />
beispielsweise, wo BMW und Mercedes<br />
in penetranter Weise ganze Hörsaalgebäude<br />
bewerben würden.<br />
Abers<strong>ch</strong>osi<strong>ch</strong>er<br />
Demontierte Dämonen<br />
Haifis<strong>ch</strong>e? Mag i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> mag Pottwale,<br />
Zackenbars<strong>ch</strong>e, den Napoleonfis<strong>ch</strong>,<br />
Seesterne, Felsenhummer und<br />
allerhand anderes Unterwassergetier,<br />
aber für den Hai hege i<strong>ch</strong> keinerlei<br />
Sympathie. Und so erstaunt es au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t, dass i<strong>ch</strong> bei dieser Gelegenheit<br />
eine leise Träne verdrücke, denn vor<br />
wenigen Tagen ist der grosse Roy S<strong>ch</strong>eider<br />
von uns gegangen und damit einer,<br />
der – wie er in den ersten beiden Filmen<br />
der «Jaws»-Serie bewies – ebenfalls<br />
kein Freund der marit<strong>im</strong>en Raubtiere<br />
war. Ein S<strong>ch</strong>auspieler, dessen Rolle<br />
als Officer Frank Murphy <strong>im</strong> Film «Blue<br />
Thunder» («Das fliegende Auge») leider<br />
nie angemessen gewürdigt wurde. Meine<br />
ewige Ehrerbietung ist ihm freili<strong>ch</strong><br />
si<strong>ch</strong>er.<br />
Glei<strong>ch</strong>es gilt natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> für<br />
John Rambo, den ungeliebten Vietnam-He<strong>im</strong>kehrer,<br />
der demnä<strong>ch</strong>st in<br />
sein letztes Gefe<strong>ch</strong>t ziehen und dann<br />
für <strong>im</strong>mer von den Leinwänden vers<strong>ch</strong>winden<br />
wird. No<strong>ch</strong> einmal spannt<br />
er seinen berü<strong>ch</strong>tigten Pfeilbogen und<br />
räumt <strong>im</strong> Ds<strong>ch</strong>ungel gründli<strong>ch</strong> auf. Der<br />
Erfolg des vierten Films s<strong>ch</strong>eint vorprogrammiert,<br />
und falls dies eintrifft,<br />
wird wohl au<strong>ch</strong> sein he<strong>im</strong>li<strong>ch</strong>er französis<strong>ch</strong>er<br />
Namensvetter Arthur wieder<br />
ins Bewusstsein der Massen rücken.<br />
Die Mens<strong>ch</strong>en stürmen die Bu<strong>ch</strong>handlungen<br />
und kaufen – zerrüttet zwis<strong>ch</strong>en<br />
Bildungsbürgertum und Ballerspektakel<br />
– R<strong>im</strong>bauds Gedi<strong>ch</strong>te. Oder aber sie<br />
investieren ihr Geld in Public-Viewing-<br />
Tickets für die Euro 2008. Dafür mögen<br />
sie zwar ihr Vermögen ausgeben, do<strong>ch</strong><br />
mögen mag man sie au<strong>ch</strong> dann nur unter<br />
Vorbehalten. Denn wer gemo<strong>ch</strong>t<br />
werden will, muss den Weg des geringsten<br />
Widerstands meiden. Und si<strong>ch</strong> mit<br />
mir gegen die Haie vers<strong>ch</strong>wören.<br />
10 Vers<strong>ch</strong>affen Sie si<strong>ch</strong> einen ersten Eindruck unter www.bkw-fmb.<strong>ch</strong><br />
11 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008<br />
oder s<strong>ch</strong>reiben Sie uns auf info@bkw-fmb.<strong>ch</strong><br />
Von Philippe Amrein
Empirie<br />
Makroökonomie: Betra<strong>ch</strong>ten Sie eine<br />
IS-LM-Ökonomie. Güter- und<br />
Geldmarkt sind wie folgt definiert:<br />
IS: Y = C(Y-T) + I (Y,i) + G<br />
LM: M / P = YL(i)<br />
Es gelten wie übli<strong>ch</strong> die Annahmen:<br />
0 < C’ + IY < 1, - ∞ < Ii < 0, - ∞ < L’ < 0.<br />
Wenn in Teilaufgaben davon abgewi<strong>ch</strong>en<br />
wird, wird darauf hingewiesen.<br />
Das Preisniveau P ist exogen gegeben.<br />
Ri<strong>ch</strong>tig oder Fals<strong>ch</strong>? (1) Eine Geldmenge<br />
senkt den Zinssatz. (2) Expansive<br />
Fiskalpolitik senkt die private<br />
Konsumna<strong>ch</strong>frage. (3) In der Liquiditätsfalle<br />
hat eine Steuersenkung<br />
keinen Effekt auf den Output.<br />
Prüfungen der Assessmentstufe <strong>im</strong> Sommersemester 2007.<br />
Betriebwirts<strong>ch</strong>aftslehre II<br />
Financial Reporting<br />
Makroökonomik I<br />
Mathematik II<br />
Statistik<br />
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
(in Prozent bestandene Prüfungen)<br />
60%<br />
61%<br />
78%<br />
77%<br />
79%<br />
Quelle: www.fvoec.<strong>ch</strong><br />
Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
Die Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Fakultät als sol<strong>ch</strong>e existiert erst seit<br />
1992. Damals wurde nämli<strong>ch</strong> die<br />
damalige Re<strong>ch</strong>ts- und Staatswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Fakultät aufgelöst und<br />
Wirts<strong>ch</strong>aft und Re<strong>ch</strong>t erhielten jeweils<br />
eine eigene Fakultät.<br />
An der Universität Züri<strong>ch</strong> Wirts<strong>ch</strong>aft<br />
zu studieren, klingt viellei<strong>ch</strong>t<br />
ni<strong>ch</strong>t so s<strong>ch</strong>ick, wie «I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e meinen<br />
MBA (Master in Business Administration)<br />
an der HSG (Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule St. Gallen)»<br />
(wobei si<strong>ch</strong> über die Formulierung<br />
natürli<strong>ch</strong> streiten lässt). Denno<strong>ch</strong><br />
tau<strong>ch</strong>t die Uni Züri<strong>ch</strong> regelmässig in<br />
den Top Ten der internationalen Wirts<strong>ch</strong>aftsstudienorte<br />
auf.<br />
Aber au<strong>ch</strong> den Zür<strong>ch</strong>er Wirts<strong>ch</strong>aftsstudierenden<br />
geht es am Anfang ihres<br />
Studiums ni<strong>ch</strong>t anders als allen übrigen<br />
Erstsemestrigen. Bis man si<strong>ch</strong><br />
ri<strong>ch</strong>tig einges<strong>ch</strong>rieben und vollständig<br />
angemeldet hat, kann es eine Weile<br />
dauern. Die erfolgrei<strong>ch</strong>e Immatrikulation<br />
und die geglückte Anmeldung auf<br />
Olat sind aber nur kleinere Hürden und<br />
ni<strong>ch</strong>ts <strong>im</strong> Verglei<strong>ch</strong> zu den Prüfungen<br />
am Ende jedes Semesters. Diese sind<br />
<strong>im</strong> Grundstudium besonders hart.<br />
Früher dauerte das Grundstudium<br />
für Liz-Studierende vier Semester und<br />
wurde mit a<strong>ch</strong>t Prüfungen beendet. Seit<br />
der Einführung von Bologna spri<strong>ch</strong>t<br />
man anstatt vom Grundstudium von<br />
der Assessment- und der Vertiefungsstufe.<br />
Das Assessment dauert zwei Semester<br />
und soll den Studierenden<br />
Grundkenntnisse in den Wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aften<br />
vermitteln. Glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
ist es eine Art Eignungstest für das<br />
wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Studium<br />
– na<strong>ch</strong>zulesen auf der offiziellen Website<br />
der Uni Züri<strong>ch</strong>. Mit anderen Worten<br />
dient sie dazu, rund die Hälfte der<br />
Studierenden auszusortieren. Im HS 06<br />
sind 48% der Studierenden dur<strong>ch</strong> die<br />
wi<strong>ch</strong>tigste Prüfung, Mikroökonomie 1,<br />
dur<strong>ch</strong>gerasselt. Wer es diesen Winter<br />
ges<strong>ch</strong>afft hat, darf si<strong>ch</strong> auf Makroökonomie<br />
I freuen – eine weitere Hürde,<br />
wie die Zahlen vom SS 07 zeigen (vgl.<br />
Statistik). Auf dieser Seite findet si<strong>ch</strong><br />
als kleine Einst<strong>im</strong>mung eine Prüfungsaufgabe<br />
dazu. [mir]<br />
(1) ri<strong>ch</strong>tig (2) fals<strong>ch</strong> (3) fals<strong>ch</strong><br />
Börsenspiel<br />
Text: Christian Kündig<br />
Bild: Lukas Messmer<br />
Danke, Marcel!<br />
In der Hoffnung, mit der UBS ein<br />
S<strong>ch</strong>näpp<strong>ch</strong>en zu ma<strong>ch</strong>en, verbrennt si<strong>ch</strong><br />
unser Wirts<strong>ch</strong>aftskolumnist die Finger.<br />
Im Börsenspiel belegt er nun Rang 2262.<br />
Ausharren auf dem sinkenden S<strong>ch</strong>iff.<br />
Harte Zeiten. Kaum ist das Weihna<strong>ch</strong>tsessen<br />
verdaut und der Silvesterkater<br />
dur<strong>ch</strong>gestanden, rasselts an den Börsen.<br />
Statt mit den Skis die Pisten, gehts mit<br />
den Aktien auf den Börsentickern runter.<br />
Während die Kleinanleger syn<strong>ch</strong>ron<br />
in Panik gerieten, bes<strong>ch</strong>loss i<strong>ch</strong> meine<br />
Januaroffensive: Weg mit meinen amerikanis<strong>ch</strong>en<br />
Papieren, die no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mal den Währungsverlust ausglei<strong>ch</strong>en<br />
können. Als i<strong>ch</strong> wieder einmal das etwas<br />
kleine, aber trotzdem unübersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Aktienangebot dur<strong>ch</strong>forstete, bes<strong>ch</strong>loss<br />
i<strong>ch</strong>, irgendwo einzusteigen, wo es ganz<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t läuft. Alles was runter geht,<br />
muss au<strong>ch</strong> wieder rauf kommen. S<strong>ch</strong>werkraft<br />
oder so. Der UBS lief es <strong>im</strong> letzten<br />
Jahr wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gut. Wegen den Turbulenzen<br />
in den letzten Quartalen des<br />
Jahres 2007 waren die Aktien der Bank<br />
gemeinsam mit Weihna<strong>ch</strong>tsbäumen<br />
und Christstollen <strong>im</strong> Ausverkauf. I<strong>ch</strong><br />
verkaufte also die Hälfte meiner Häusermarkt-Zertifikate<br />
und taus<strong>ch</strong>te sie gegen<br />
sol<strong>ch</strong>e, die dem UBS-Kurs folgen. Zusammen<br />
mit dem übergrossen Rettungspaket<br />
aus Singapur (knapp 10 Mrd. Dollar)<br />
wird Ospel das s<strong>ch</strong>on s<strong>ch</strong>aukeln.<br />
Grosser Fehler. Leider gab die UBS kurz<br />
darauf ihren ersten Jahresverlust in ihrer<br />
no<strong>ch</strong> jungen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te bekannt. Über<br />
20 Milliarden versenkten die amerikanis<strong>ch</strong>en<br />
Starhändler der Zür<strong>ch</strong>er Bank<br />
bis jetzt in faulen Hypotheken. Mit den<br />
Aktien ruts<strong>ch</strong>te nun au<strong>ch</strong> mein Portfolio<br />
langsam ins Januarlo<strong>ch</strong>. Aber man soll ja<br />
ni<strong>ch</strong>t verkaufen, wenn alles unten ist, irgendwann<br />
wird der Boden s<strong>ch</strong>on errei<strong>ch</strong>t<br />
sein. Zudem fordern nun Superbowl,<br />
Super Tuesday und Superleague wieder<br />
meine Aufmerksamkeit. I<strong>ch</strong> liess mein<br />
virtuelles Super-S<strong>ch</strong>eckbu<strong>ch</strong> also ruhen<br />
und wandte mi<strong>ch</strong> Interessanterem zu.<br />
Die New York Giants gewannen in einem<br />
Thrillerfinale gegen die in dieser Saison<br />
mit unges<strong>ch</strong>lagenen New England Patriots,<br />
Clinton und Obama wahlkämpfen<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Fotofinish und die Basler träumen<br />
vom Meistertitel (was sie no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
wissen: dieses Jahr gewinnt der FCZ).<br />
Rekonvaleszenz. Na<strong>ch</strong> einem Monat Erholung<br />
war es an der Zeit, na<strong>ch</strong>zus<strong>ch</strong>auen,<br />
ob die UBS-Titel auf dem Weg der<br />
Besserung sind. Naja, unterdessen fast<br />
20 Prozent <strong>im</strong> Minus – gesund ist anders.<br />
Zudem ist mein Bargeld irgendwie ins<br />
Minus geruts<strong>ch</strong>t, i<strong>ch</strong> bin jetzt also selber<br />
eine Subpr<strong>im</strong>e Liability. Danke, Marcel!<br />
Christian beri<strong>ch</strong>tet für die ZS regelmäs<br />
sig von seiner Teilnahme am Investment-Wettbewerb<br />
des Tages-Anzeigers.<br />
Publireportage<br />
Hobsons Career Summit<br />
S<strong>ch</strong>weizer Top-Arbeitgeber su<strong>ch</strong>en qualifizierten<br />
Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s am Hobsons Career<br />
Summit: Studierende und Absolventen,<br />
die eine Karriere <strong>im</strong> Consulting<br />
anstreben, treffen am Hobsons Career<br />
Summit am 16. Mai 2008 zwölf renommierte<br />
Unternehmen. Während des Recruiting-Events<br />
werben die Firmen um<br />
ho<strong>ch</strong>qualifizierte Einsteiger aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen.<br />
Ab sofort können si<strong>ch</strong> ambitionierte<br />
Akademiker für die Teilnahme<br />
am Anlass bewerben.<br />
Der Hobsons Career Summit ist für<br />
Studierende und Absolventen der erste<br />
S<strong>ch</strong>ritt zu einer Berater-Karriere. Vor<br />
Ort diskutieren die Kandidaten mit<br />
Top-Managern aus Unternehmen über<br />
aktuelle Wirts<strong>ch</strong>aftstrends und beweisen<br />
ihre analytis<strong>ch</strong>en Fähigkeiten be<strong>im</strong><br />
Lösen von Fallbeispielen aus der Praxis.<br />
An den Infoständen und während des<br />
gemeinsamen Business Lun<strong>ch</strong> können<br />
Kontakte unter den Teilnehmenden<br />
selbst und zwis<strong>ch</strong>en dem Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s<br />
und den potenziellen Arbeitgebern geknüpft<br />
werden.<br />
Im Gegensatz zum ebenfalls von<br />
Hobsons veranstalteten Absolventenkongress<br />
ist die Teilnehmerzahl am Career<br />
Summit bes<strong>ch</strong>ränkt, nur die besten<br />
Dossiers werden zur Teilnahme<br />
eingeladen. Wer in die Unternehmensberatung<br />
einsteigen mö<strong>ch</strong>te, sollte einen<br />
sehr guten Abs<strong>ch</strong>luss, qualifizierte<br />
Praktika, Englis<strong>ch</strong>kenntnisse und<br />
Teamfähigkeit mitbringen.<br />
Kurzinfo Hobsons Career Summit<br />
Termin: 16. Mai 2008, 8.00–20.00 Uhr<br />
Teilnehmende Firmen: Accenture, Bain &<br />
Company, The Boston Consulting Group, Booz<br />
Allen Hamilton, Capgemini, Credit Suisse,<br />
Deloitte, IBM, McKinsey & Company, Oliver<br />
Wyman, PricewaterhouseCoopers, Roland<br />
Berger Strategy Consultants<br />
Bewerbungss<strong>ch</strong>luss: 13. April 2008<br />
Ort: Hilton Zuri<strong>ch</strong> Airport Hotel<br />
Zielgruppe: Studierende aller Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tungen<br />
<strong>im</strong> Hauptstudium, ab 4. Ba<strong>ch</strong>elor-Semester<br />
und ab 1. Master-Semester, Absolventinnen<br />
und Absolventen, Young Professionals mit<br />
akademis<strong>ch</strong>en Abs<strong>ch</strong>luss und bis zu fünf<br />
Jahren Berufserfahrung<br />
Unter www.hobsons.<strong>ch</strong>/careersummit können<br />
si<strong>ch</strong> die Kandidaten über die einzelnen<br />
Firmen, die angebotenen Einstiegsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
und das Veranstaltungsprogramm<br />
informieren. Bis zum 13. April 2008 ist eine<br />
Bewerbung für den Event <strong>online</strong> mögli<strong>ch</strong>.<br />
Kontakt für Bewerber: Hobsons–Team<br />
Tel. +49 69 25537 172<br />
E-Mail summit@hobsons.<strong>ch</strong><br />
12 13 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Thema<br />
«I<strong>ch</strong> musste <strong>im</strong>mer alles aufessen»<br />
Mi<strong>ch</strong>ael fehlte die Zeit und das Geld. Also ma<strong>ch</strong>te<br />
der ETH-Student an einer zweiwö<strong>ch</strong>igen Studie mit<br />
und s<strong>ch</strong>luckte tägli<strong>ch</strong> Cholesterintabletten.<br />
Aufgezei<strong>ch</strong>net von Mirjam Sidler<br />
Bild: Lukas Messmer<br />
Pillen zum Frühstück: Mi<strong>ch</strong>ael verdiente 4000 Franken.<br />
«<br />
Worum es genau ging, wusste i<strong>ch</strong><br />
anfangs no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> meldete<br />
mi<strong>ch</strong> auf eines dieser Inserate <strong>im</strong> ‹20<br />
Minuten›. Die Firma Swiss Pharma Contract<br />
su<strong>ch</strong>te Leute für eine Studie.<br />
Die Versu<strong>ch</strong>sstation befand si<strong>ch</strong> in<br />
einem Bürogebäude in Alls<strong>ch</strong>wil bei<br />
Basel. Als i<strong>ch</strong> das erste Mal zur Voruntersu<strong>ch</strong>ung<br />
dort war, waren wir <strong>im</strong> dritten<br />
Stock. Die Klinik lag <strong>im</strong> obersten (fünften)<br />
Stock, was ziemli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>räg war, aber<br />
es hatte Spitalbetten und wirkte einigermassen<br />
überzeugend.<br />
Im Voraus ging es ja hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
darum, die Anforderungen zu erfüllen,<br />
dann rufst du mal an und kriegst ein<br />
Tonband zu hören, das herunterleiert,<br />
was du alles darfst und was ni<strong>ch</strong>t. Das<br />
dauert drei, vier Minuten und du denkst<br />
ständig, ja, ok, hab i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, ok, könnte<br />
mal aufhören. Und am S<strong>ch</strong>luss wird eine<br />
weitere Nummer genannt, auf die du<br />
anrufen sollst, wenn du das Gefühl hast,<br />
es st<strong>im</strong>me für di<strong>ch</strong>. Bei der Voruntersu<strong>ch</strong>ung<br />
bekam i<strong>ch</strong> dann ein Dossier, in<br />
dem alles über den Ablauf stand. Man<br />
konnte jederzeit aufhören und es wurde<br />
erklärt, was die Versi<strong>ch</strong>erung übernehmen<br />
würde und wer das Exper<strong>im</strong>ent<br />
überhaupt in Auftrag gegeben hatte.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> war i<strong>ch</strong> zwei Wo<strong>ch</strong>en<br />
dort und bekam jeden Morgen eine Tablette.<br />
An drei Tagen kamen die Ärzte alle<br />
zwei Stunden, um Blut abzunehmen,<br />
den Puls, Blutdruck und die Körpertemperatur<br />
zu messen. Das waren jeweils<br />
die s<strong>ch</strong>l<strong>im</strong>msten Tage. Aber was heisst<br />
s<strong>ch</strong>on s<strong>ch</strong>l<strong>im</strong>m – jedenfalls war dann<br />
<strong>im</strong>mer etwas los. An den anderen Tagen<br />
kamen sie jeweils zwei, drei Mal am Morgen<br />
vorbei und na<strong>ch</strong>her hatte man den<br />
ganzen Tag für si<strong>ch</strong>, was angenehmer<br />
war. Bei mir ging es um Cholesterin,<br />
es gibt offenbar gutes und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes<br />
Cholesterin und die Tabletten sollten<br />
das gute erhöhen. Dazu gab es se<strong>ch</strong>s Testreihen,<br />
bei denen jedes Mal die Dosis<br />
erhöht wurde. I<strong>ch</strong> war in der dritten. Sie<br />
haben uns gesagt, dass es in den ersten<br />
beiden Testreihen so gut gelaufen ist,<br />
dass sie sogar die erhöhte Dosis halbieren<br />
konnten. Das hat meine Hemmungen<br />
no<strong>ch</strong>mals abgebaut.<br />
Medikationstouristen aus Berlin<br />
Bei dieser Studie waren wir 15 Personen.<br />
Es sind ni<strong>ch</strong>t <strong>im</strong>mer so grosse Gruppen.<br />
In der Klinik waren au<strong>ch</strong> Einzelpersonen,<br />
die für eine zwei-, dreitägige Studie<br />
anwesend waren und es gab au<strong>ch</strong> kleinere<br />
Gruppen. Es ist au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t allzu<br />
übli<strong>ch</strong>, dass es 14 Tage dauert. Obwohl,<br />
diese spezifis<strong>ch</strong>e Studie ging na<strong>ch</strong> uns<br />
weiter, es kam wieder eine Gruppe.<br />
Als i<strong>ch</strong> ankam, war das Erste, was<br />
mir auffiel, dass es von Deuts<strong>ch</strong>en nur<br />
so w<strong>im</strong>melte. Es waren sogar wel<strong>ch</strong>e von<br />
Berlin da, sie kamen mir vor wie irgendwel<strong>ch</strong>e<br />
Medikationstouristen. Wir waren<br />
nur zwei aus der Region. Der andere war<br />
aber kein Student, sondern hatte vor kurzem<br />
ein Auto gekauft, das no<strong>ch</strong> einige<br />
Reparaturen benötigte und das Geld dafür<br />
verdiente er mit diesem Exper<strong>im</strong>ent.<br />
Ausser mir war nur ein anderer Student<br />
dort, der war so um die dreissig. Sowieso<br />
waren die meisten um die dreissig Jahre<br />
alt und älter. Am Anfang habe i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
so viel erwartet und mir einfa<strong>ch</strong> vorgenommen,<br />
mi<strong>ch</strong> für die zwei Wo<strong>ch</strong>en einzuri<strong>ch</strong>ten,<br />
aber mit der Zeit kam i<strong>ch</strong> denno<strong>ch</strong><br />
in Kontakt mit den anderen. Dabei<br />
habe i<strong>ch</strong> gemerkt, dass viele dabei sind,<br />
die das s<strong>ch</strong>on zum x-ten Mal ma<strong>ch</strong>en<br />
und in ganz Europa herumtouren.<br />
Radiologis<strong>ch</strong>e Methoden<br />
Die zwei Wo<strong>ch</strong>en waren au<strong>ch</strong> eine gute<br />
Gelegenheit, um zu lernen, denn mit irgendetwas<br />
muss man si<strong>ch</strong> ja unterhalten<br />
und zuhause hätte i<strong>ch</strong> best<strong>im</strong>mt ni<strong>ch</strong>ts<br />
in der Hinsi<strong>ch</strong>t gema<strong>ch</strong>t. Zuerst habe<br />
i<strong>ch</strong> das au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>gezogen, aber mit der<br />
Zeit wurde das <strong>im</strong>mer s<strong>ch</strong>wieriger, denn<br />
das Angebot war ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, wir hatten<br />
Billardtis<strong>ch</strong>e und konnten fernsehen<br />
oder DVDs ausleihen. Wir durften au<strong>ch</strong><br />
spazieren gehen, aber nur in Begleitung<br />
einer Krankens<strong>ch</strong>wester. Einerseits um<br />
zu gewährleisten, dass wir ni<strong>ch</strong>t herumrennen,<br />
da wir keinen Sport treiben<br />
durften, andererseits um aufzupassen,<br />
dass wir ni<strong>ch</strong>t an irgendwel<strong>ch</strong>e unerlaubten<br />
Nahrungsmittel herankamen.<br />
Man musste au<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer alles aufessen,<br />
damit für alle die glei<strong>ch</strong>en Bedingungen<br />
herrs<strong>ch</strong>ten. Kaffee und Cola haben wir<br />
zum Beispiel au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gekriegt.<br />
«Wir durften au<strong>ch</strong> spazieren<br />
gehen, aber nur<br />
in Begleitung einer<br />
Krankens<strong>ch</strong>wester.»<br />
Es gab glei<strong>ch</strong>zeitig au<strong>ch</strong> eine Studie, bei<br />
der Krebsmedikamente getestet wurden.<br />
Dabei waren au<strong>ch</strong> radiologis<strong>ch</strong>e<br />
Untersu<strong>ch</strong>ungsmethoden <strong>im</strong> Spiel. Die<br />
Probanden waren selbst ni<strong>ch</strong>t erkrankt,<br />
was mi<strong>ch</strong> ziemli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ockiert hat. Sol<strong>ch</strong>e<br />
Sa<strong>ch</strong>en würde i<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>en.<br />
Aber es ist au<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer s<strong>ch</strong>wer<br />
abzus<strong>ch</strong>ätzen. Bei meinem Exper<strong>im</strong>ent<br />
hatte i<strong>ch</strong> jetzt das Gefühl, dass es kein<br />
Problem war, aber i<strong>ch</strong> kann natürli<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t sagen, was es jetzt genau bewirkt<br />
oder ausgelöst hat und ob na<strong>ch</strong> zwei Monaten<br />
alles wieder in Ordnung ist. Oder<br />
ob trotzdem no<strong>ch</strong> Auswirkungen folgen.<br />
Als i<strong>ch</strong> es gema<strong>ch</strong>t habe, hatte i<strong>ch</strong><br />
das Gefühl, ‹ok, jetzt ziehe i<strong>ch</strong> das dur<strong>ch</strong>,<br />
aber es ist das erste und letzte Mal.› I<strong>ch</strong><br />
denke, i<strong>ch</strong> habe au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so bald wieder<br />
die Gelegenheit dazu.<br />
Dieses Mal haben die Bedingungen<br />
einfa<strong>ch</strong> gest<strong>im</strong>mt, i<strong>ch</strong> hatte Zeit, es war<br />
viel Geld in nur zwei Wo<strong>ch</strong>en und i<strong>ch</strong><br />
hatte au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die Gelegenheit zum<br />
<strong>Lernen</strong>.<br />
I<strong>ch</strong> fühle mi<strong>ch</strong> jetzt aber ni<strong>ch</strong>t unbedingt<br />
wohl genug, um es no<strong>ch</strong> einmal zu<br />
ma<strong>ch</strong>en oder sogar weiter zu empfehlen.<br />
I<strong>ch</strong> habe zwar ni<strong>ch</strong>ts gemerkt, aber es<br />
ist halt do<strong>ch</strong> mein Körper und alles will<br />
i<strong>ch</strong> ihm jetzt au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t antun müssen.<br />
Dann verdiene i<strong>ch</strong> mein Geld lieber mit<br />
anderen Dingen. Trotzdem war es eine<br />
gute Erfahrung und es war au<strong>ch</strong> sehr<br />
lustig. Mit ein paar der anderen Probanden<br />
habe i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer Kontakt.<br />
Wir waren zwei Wo<strong>ch</strong>en eingesperrt.<br />
Dana<strong>ch</strong> hatten wir no<strong>ch</strong> vier ambulante<br />
Termine und unternahmen jeweils<br />
au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etwas miteinander.<br />
14<br />
15 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Gesu<strong>ch</strong>t: Turns<strong>ch</strong>uhliebende Re<strong>ch</strong>tshänder<br />
Wer diese oder ähnli<strong>ch</strong>e Voraussetzungen erfüllt, ist<br />
ein besonders gefragtes Versu<strong>ch</strong>skanin<strong>ch</strong>en und<br />
kann dabei viel Geld verdienen.<br />
Wer besser spielt, verdient mehr<br />
Exper<strong>im</strong>entiert wird au<strong>ch</strong> bei den Wirts<strong>ch</strong>aftlern. Am<br />
Computer werden typis<strong>ch</strong>e Situationen der<br />
Marktwirts<strong>ch</strong>aft na<strong>ch</strong>gespielt.<br />
Text: Mirjam Sidler<br />
Bild: Lukas Messmer<br />
Das s<strong>ch</strong>warze Brett ist voller Angebote.<br />
Text: Stefanie Pfändler<br />
Illustration: Sandra Kühne<br />
Au<strong>ch</strong> der Studierende ist ein Homo Oeconomicus.<br />
Das Bild des mittellosen Studierenden,<br />
der <strong>im</strong>mer pleite ist und seinen Eltern<br />
auf der Tas<strong>ch</strong>e liegt, ist in man<strong>ch</strong>en Fällen<br />
gar ni<strong>ch</strong>t mal so fals<strong>ch</strong>. Do<strong>ch</strong> mit<br />
einem voll gestopften Stundenplan und<br />
mit <strong>Lernen</strong> ausgefüllten Wo<strong>ch</strong>enenden,<br />
ist es man<strong>ch</strong>mal eben ni<strong>ch</strong>t so lei<strong>ch</strong>t, einer<br />
regelmässigen Arbeit na<strong>ch</strong>zugehen.<br />
Es geht also darum, innert kurzer Zeit,<br />
zum Beispiel in den Semesterferien,<br />
mögli<strong>ch</strong>st viel Geld zu verdienen.<br />
Eine Mögli<strong>ch</strong>keit ist es, si<strong>ch</strong> als<br />
psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>es, soziologis<strong>ch</strong>es, wirts<strong>ch</strong>aftswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />
oder medizinis<strong>ch</strong>es<br />
Versu<strong>ch</strong>skanin<strong>ch</strong>en zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Sieht man si<strong>ch</strong> einmal die s<strong>ch</strong>warzen<br />
Bretter in den Unigebäuden etwas genauer<br />
an, fallen glei<strong>ch</strong> mehrere Versu<strong>ch</strong>s-Inserate<br />
ins Auge. Im dritten Stock werden<br />
neben einer Mathena<strong>ch</strong>hilfe au<strong>ch</strong> Frauen<br />
mit Depressionen oder Re<strong>ch</strong>tshänder<br />
mit einer Vorliebe für Turns<strong>ch</strong>uhe<br />
gesu<strong>ch</strong>t. Ähnli<strong>ch</strong>e Angebote <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong><br />
der Exper<strong>im</strong>entteilnahme finden si<strong>ch</strong><br />
zum Beispiel auf dem «Marktplatz», einer<br />
Internetseite, die man über die offizielle<br />
Homepage der Uni Züri<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>t.<br />
Dort werden unter anderem gerade Probanden<br />
für eine vestibuläre St<strong>im</strong>ulation<br />
(ni<strong>ch</strong>t invasiv!) oder Probandinnen für<br />
eine Studie <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong> der Humanernährung<br />
gesu<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>e Maisporridge<br />
mit Vitamin- und Mineralstoffzusätzen<br />
zu si<strong>ch</strong> nehmen und dana<strong>ch</strong> eine Blutprobe<br />
abliefern müssen.<br />
Die Exper<strong>im</strong>ente auf dem «Marktplatz»<br />
werden sehr oft von Studierenden<br />
ausges<strong>ch</strong>rieben, die für eine Arbeit<br />
Feldfors<strong>ch</strong>ung betreiben müssen. Eine<br />
von ihnen ist Jasmin. Die Psy<strong>ch</strong>ologie-<br />
Studentin hat für eine Studie <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong><br />
Musik und <strong>Lernen</strong> ein Inserat auf dem<br />
«Marktplatz» aufges<strong>ch</strong>altet. Darauf haben<br />
si<strong>ch</strong> aber nur drei Personen gemeldet,<br />
die meisten ihrer insgesamt 75 Probanden<br />
wurden deshalb aus dem Kollegenkreis<br />
rekrutiert. Trotzdem würde sie<br />
den «Marktplatz» als Inserate-Plattform<br />
weiterempfehlen. «Es kommt halt <strong>im</strong>mer<br />
darauf an, was die Leute gerade su<strong>ch</strong>en»,<br />
meint Jasmin.<br />
4000 Franken in zwei Wo<strong>ch</strong>en<br />
Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur der Uni-Marktplatz ist<br />
eine Plattform für Inserate, wel<strong>ch</strong>e Probandinnen<br />
anwerben sollen. Die Firma<br />
Swiss Pharma Contract (siehe Erfahrungsberi<strong>ch</strong>t<br />
Seite 14) inseriert regelmässig<br />
in den Pendlerzeitungen wie «20 Minuten»<br />
oder «News». Das Unternehmen<br />
mit Sitz in Alls<strong>ch</strong>wil bei Basel testet Medikamente<br />
für pharmazeutis<strong>ch</strong>e Firmen.<br />
«Wir haben regelmässig Studierende, die<br />
an Exper<strong>im</strong>enten teilnehmen. Zwar ist<br />
es nur ein kleiner Teil, aber dieser bleibt<br />
konstant», heisst es auf Anfrage in Basel.<br />
Studierende seien zudem erwüns<strong>ch</strong>te<br />
Versu<strong>ch</strong>steilnehmer, da sie sehr flexibel<br />
seien. Die Teilnahme an den max<strong>im</strong>al<br />
zwei, drei Wo<strong>ch</strong>en dauernden Studien<br />
ist dabei sehr lukrativ. Mit 4000 Franken<br />
für eine Teilnahme kann man si<strong>ch</strong> innerhalb<br />
von zwei Wo<strong>ch</strong>en locker die Miete<br />
für mehr als ein halbes Jahr verdienen.<br />
Klein aber fein<br />
Der Stundenlohn ist zwar ni<strong>ch</strong>t <strong>im</strong>mer<br />
beraus<strong>ch</strong>end, aber eine Exper<strong>im</strong>entteilnahme<br />
kostet meist nur etwas Zeit,<br />
einige Nerven und <strong>im</strong> s<strong>ch</strong>l<strong>im</strong>msten Fall<br />
den Glauben an das Gute <strong>im</strong> Mens<strong>ch</strong>en.<br />
Das gilt jedenfalls für die kleineren Exper<strong>im</strong>ente,<br />
wie sie etwa das Institut für<br />
Empiris<strong>ch</strong>e Wirts<strong>ch</strong>aftsfors<strong>ch</strong>ung (IEW)<br />
regelmässig dur<strong>ch</strong>führt (siehe Artikel<br />
re<strong>ch</strong>ts). Die Teilnehmerzahlen s<strong>ch</strong>wanken<br />
je na<strong>ch</strong> Exper<strong>im</strong>ent zwis<strong>ch</strong>en 25 bis<br />
50 Personen. Meistens geht es darum,<br />
was man in einer vorgegebenen Situation<br />
und Rolle mit einer best<strong>im</strong>mten<br />
Menge Geld anstellen soll. Die Religionswissens<strong>ch</strong>afts-Studentin<br />
Noémie n<strong>im</strong>mt<br />
regelmässig an sol<strong>ch</strong>en Versu<strong>ch</strong>en teil.<br />
«Natürli<strong>ch</strong> wird man ein wenig ungeduldig,<br />
wenn man <strong>im</strong>mer warten muss,<br />
bis alle glei<strong>ch</strong> weit sind. Wenn man aber<br />
mal etwas mehr Ents<strong>ch</strong>eidungsfreiheit<br />
hat, wird es au<strong>ch</strong> spannend.» Ihr Anreiz<br />
teilzunehmen liege vor allem darin, dass<br />
man innert kurzer Zeit und ohne grossen<br />
Aufwand etwas Geld verdienen kann, das<br />
man praktis<strong>ch</strong>erweise au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong><br />
in bar ausbezahlt bekommt.<br />
Die Moral von der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t’<br />
Wenn die Bedingungen die ri<strong>ch</strong>tigen<br />
sind, ist die Teilnahme an einem Exper<strong>im</strong>ent<br />
– vor allem <strong>im</strong> medizinis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong><br />
– si<strong>ch</strong>er sehr lukrativ. Do<strong>ch</strong> je mehr<br />
Geld <strong>im</strong> Spiel ist, desto eher stellt si<strong>ch</strong> die<br />
Frage, wie viel man seinem Körper zumuten<br />
darf. Denno<strong>ch</strong> ist und bleibt die<br />
Teilnahme an einem Exper<strong>im</strong>ent eine<br />
gute Mögli<strong>ch</strong>keit, s<strong>ch</strong>nell und (meistens)<br />
einfa<strong>ch</strong> an etwas Geld zu kommen.<br />
Nis<strong>ch</strong>e an Nis<strong>ch</strong>e reihen si<strong>ch</strong> 36 triste<br />
Arbeitsplätze, jeder mit einem grauen<br />
Tis<strong>ch</strong> und einem Computer ausgestattet.<br />
Ein Grossraumbüro, das ni<strong>ch</strong>t sehr viel<br />
Wert auf eine produktive Atmosphäre<br />
legt. «Es ist wi<strong>ch</strong>tig, dass die Exper<strong>im</strong>ente<br />
anonym verlaufen und in einer neutralen<br />
Atmosphäre stattfinden», erklärt<br />
Nina Spiri, die Koordinatorin der Exper<strong>im</strong>ente<br />
am Institut für Empiris<strong>ch</strong>e Wirts<strong>ch</strong>aftsfors<strong>ch</strong>ung<br />
(IEW). Kommunikation<br />
ist ni<strong>ch</strong>t erlaubt und auf Diskretion<br />
legt das Institut viel Wert. «In den meisten<br />
Fällen studieren wir das individuelle<br />
Ents<strong>ch</strong>eidungsverhalten unter spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Rahmenbedingungen, beispielsweise<br />
Verhalten unter Risiko», erklärt<br />
der Doktorand Holger Herz, der selbst<br />
Exper<strong>im</strong>ente dur<strong>ch</strong>führt, «oft interagieren<br />
die Teilnehmer au<strong>ch</strong> miteinander.»<br />
So werden zum Beispiel Aktienmärkte<br />
oder au<strong>ch</strong> Situationen zwis<strong>ch</strong>en Arbeitgebern<br />
und Arbeitnehmern s<strong>im</strong>uliert. Je<br />
na<strong>ch</strong> eigenem Verhalten fällt der Lohn<br />
für den Einsatz höher oder tiefer aus.<br />
«Im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt jedo<strong>ch</strong> entspri<strong>ch</strong>t die<br />
Bezahlung einem angemessenen Studierendenlohn»,<br />
verspri<strong>ch</strong>t Spiri.<br />
Mehr will man <strong>im</strong> IEW ni<strong>ch</strong>t verraten,<br />
denn die Teilnehmer sollen mögli<strong>ch</strong>st<br />
unbelastet an die Exper<strong>im</strong>ente herangehen.<br />
Inzwis<strong>ch</strong>en hat si<strong>ch</strong> das IEW einen<br />
Pool von über 4000 Teilnehmern erarbeitet.<br />
4000 Personen, die bereit sind, hin<br />
und wieder zur Blümlisalpstrasse 10 zu<br />
fahren, zwei Stunden zu investieren und<br />
mit einem dickerem Portemonnaie wieder<br />
na<strong>ch</strong> Hause zu fahren. Dass si<strong>ch</strong> vorwiegend<br />
Studierende für die Exper<strong>im</strong>ente<br />
registrieren, könne gewisse Aussagen<br />
verfäls<strong>ch</strong>en, gibt Holger Herz zu. «Für die<br />
meisten unserer Fragestellungen ist das<br />
aber ni<strong>ch</strong>t unbedingt relevant», sagt er.<br />
Und bei den Studierenden sei wenigstens<br />
gewährleistet, dass sie die komplexen<br />
Fragestellungen verstehen.<br />
Exper<strong>im</strong>ente unter Hormoneinfluss<br />
Dass die Exper<strong>im</strong>ente von häufig Teilnehmenden<br />
oft als ähnli<strong>ch</strong> empfunden<br />
werden, sei eine Täus<strong>ch</strong>ung. «Jedes Exper<strong>im</strong>ent<br />
viele neue Fragen auf, die mit<br />
einem lei<strong>ch</strong>t modifizierten Exper<strong>im</strong>ent<br />
beantwortet werden können», erklärt<br />
Herz. Man<strong>ch</strong>e Wiederholungen dienen<br />
zudem als Kontrollme<strong>ch</strong>anismus, andere<br />
werden mit neurowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Exper<strong>im</strong>enten kombiniert oder unter<br />
Hormoneinfluss wiederholt. «So wollen<br />
wir die biologis<strong>ch</strong>en Grundlagen der<br />
Verhaltensmuster untersu<strong>ch</strong>en», erklärt<br />
Herz. Au<strong>ch</strong> für diese Exper<strong>im</strong>ente fehlt<br />
es nie an bereitwilligen Versu<strong>ch</strong>skanin<strong>ch</strong>en:<br />
«Natürli<strong>ch</strong> werden die Teilnehmer<br />
vorher ausführli<strong>ch</strong> informiert», betont<br />
Spiri. Zudem kommt bei diesen Spezialfällen<br />
zum übli<strong>ch</strong>en Lohn, den man si<strong>ch</strong><br />
be<strong>im</strong> Exper<strong>im</strong>ent erspielt, ein knapp<br />
dreistelliger Grundbetrag hinzu.<br />
Die Kosten der Exper<strong>im</strong>ente werden<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Fors<strong>ch</strong>ungsgelder<br />
gedeckt. «Die Mittel kommen häufig von<br />
einem universitären Fors<strong>ch</strong>ungss<strong>ch</strong>werpunkt,<br />
aus Nationalfondsprojekten oder<br />
von der Europäis<strong>ch</strong>en Union», erklärt<br />
Herz und betont, <strong>im</strong> Verglei<strong>ch</strong> zu den Naturwissens<strong>ch</strong>aften<br />
no<strong>ch</strong> <strong>im</strong>mer niedrige<br />
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16<br />
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Meinung<br />
«Patriotismus auf wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Ebene ist s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>.» «I<strong>ch</strong> kann den<br />
ganzen Rummel um die Deuts<strong>ch</strong>en<br />
ni<strong>ch</strong>t ganz verstehen.» «Die ETH<br />
hat eine andere Entwicklung dur<strong>ch</strong>gema<strong>ch</strong>t<br />
als die Uni und ist den<br />
Deuts<strong>ch</strong>en gegenüber au<strong>ch</strong> offener.»<br />
«Wir sind do<strong>ch</strong> eine s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule.» «Wenn sie kompetent<br />
sind ist es egal, woher sie kommen.»<br />
«I<strong>ch</strong> habe mit deuts<strong>ch</strong>en Professoren<br />
<strong>im</strong>mer gute Erfahrungen gema<strong>ch</strong>t.»<br />
«Es passt ni<strong>ch</strong>t ins S<strong>ch</strong>ema einer<br />
Universität, mit Nationalitäten zu<br />
argumentieren.»<br />
Gibt es zu viele deuts<strong>ch</strong>e Professoren in Züri<strong>ch</strong>?<br />
Andi, 28<br />
Germanistik und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
«Die Diskussion hängt zu einem<br />
grossen Teil mit einem Komplex<br />
der S<strong>ch</strong>weizer gegenüber den<br />
Deuts<strong>ch</strong>en zusammen. Diese beherrs<strong>ch</strong>en<br />
Ho<strong>ch</strong>deuts<strong>ch</strong> besser<br />
als wir und das ist für viele ein<br />
Problem. I<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> fühle<br />
mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bedroht von vielen<br />
Deuts<strong>ch</strong>en an der Uni, aber offenbar<br />
gibt es viele die da anders<br />
empfinden.»<br />
19 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008<br />
Brigit, 23<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
«Dass es diskutiert wird, finde i<strong>ch</strong><br />
gut. Es fällt mir nämli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> auf,<br />
dass es hier viele deuts<strong>ch</strong>e Professoren<br />
gibt. I<strong>ch</strong> finde s<strong>ch</strong>on, dass es<br />
irgendwann zu viele sind, s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
sind wir ja <strong>im</strong>mer no<strong>ch</strong> an<br />
einer S<strong>ch</strong>weizer Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule. In<br />
Deuts<strong>ch</strong>land werden au<strong>ch</strong> deuts<strong>ch</strong>e<br />
Professoren gegenüber<br />
S<strong>ch</strong>weizern bevorzugt. Das dürfte<br />
hier in der S<strong>ch</strong>weiz au<strong>ch</strong> so sein.»<br />
Vanessa, 24<br />
Skandinavistik<br />
«Die Diskussion in den Medien<br />
empfinde i<strong>ch</strong> als negativ. I<strong>ch</strong><br />
wurde von einer Studentin aus<br />
Konstanz darauf angespro<strong>ch</strong>en,<br />
die sagte, ihr S<strong>ch</strong>weizer hasst uns<br />
Deuts<strong>ch</strong>e sowieso. Den deuts<strong>ch</strong>en<br />
Umgangston sind wir uns einfa<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t gewohnt. Aber i<strong>ch</strong> glaube<br />
si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t, dass dieser s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter<br />
ist und i<strong>ch</strong> würde au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
irgendwel<strong>ch</strong>e Quoten einführen<br />
wollen.»<br />
Dublers Welt<br />
Reisezeit<br />
Jonathan Franzen benutzte einst als<br />
Metapher für einen unerklärbaren Instinkt,<br />
dem er folgt, die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von<br />
Kolibris. Diese überwintern in Mexiko,<br />
fressen si<strong>ch</strong> voll und fliegen na<strong>ch</strong> Texas<br />
zurück, wo sie komplett ers<strong>ch</strong>öpft ankommen.<br />
Aber dieser Flug gehört zu ihrem<br />
Leben.<br />
So ähnli<strong>ch</strong> ergeht es mir be<strong>im</strong> Reisen,<br />
au<strong>ch</strong> wenn dahinter natürli<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t ein existenzieller Reflex, sondern<br />
eine tiefe Sehnsu<strong>ch</strong>t steckt. Es ist für<br />
mi<strong>ch</strong> – so absurd es klingt – ni<strong>ch</strong>t eine<br />
Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den wunders<strong>ch</strong>önen Bildern,<br />
wel<strong>ch</strong>e in den Reiseführern wie<br />
Gemälde in einem Museum hängen<br />
oder die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den dunklen, melan<strong>ch</strong>olis<strong>ch</strong>en,<br />
gelangweilten oder von<br />
hars<strong>ch</strong>em Kl<strong>im</strong>a zerfur<strong>ch</strong>ten Lands<strong>ch</strong>aften,<br />
wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> in den fremden<br />
Gesi<strong>ch</strong>tern abzei<strong>ch</strong>nen, sondern in erster<br />
Linie eine Flu<strong>ch</strong>t aus den Zwängen,<br />
die mein Leben in mir fort produziert.<br />
In fremden Welten mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> eintau<strong>ch</strong>en<br />
und untertau<strong>ch</strong>en können. In<br />
ihrer Masse und der Anonymität beinahe<br />
ertrinken, mi<strong>ch</strong> auflösen, unsi<strong>ch</strong>tbar<br />
werden und ni<strong>ch</strong>t und für niemanden<br />
zu spre<strong>ch</strong>en sein. Die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />
haben, so zu tun, als sei man alleine auf<br />
der Welt. In jeder Sekunde das zu tun,<br />
was sie einem gebietet. Wenn es mir<br />
langweilig wird, beginne i<strong>ch</strong> zu träumen,<br />
gehe spazieren oder esse etwas.<br />
Wenn i<strong>ch</strong> Angst habe, meine St<strong>im</strong>me<br />
zu verlieren, summe i<strong>ch</strong> ein Lied oder<br />
rufe meine S<strong>ch</strong>wester an. Und wenn<br />
si<strong>ch</strong> die einbre<strong>ch</strong>ende Dunkelheit wie<br />
ein Sack, wel<strong>ch</strong>er si<strong>ch</strong> mehr und mehr<br />
zusammenzieht um das Z<strong>im</strong>mer, wel<strong>ch</strong>es<br />
i<strong>ch</strong> für den Bru<strong>ch</strong>teil eines Lebens<br />
bewohne, legt und es wirkli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eint,<br />
als sei i<strong>ch</strong> am Ende der Welt, beginne<br />
i<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>reiben.<br />
Solange, bis das Entfernen in Einsamkeit<br />
mündet und i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
Freunden, na<strong>ch</strong> Familie und Bekannts<strong>ch</strong>aften<br />
sehne. Dann wird die Reise<br />
zum Kampf und die Freiheit zur Qual.<br />
Aber: das S<strong>ch</strong>önste am Reisen überhaupt<br />
ist zurückzukehren.<br />
So hüpfe i<strong>ch</strong> jeweils, in Züri<strong>ch</strong>-Kloten<br />
gelandet, strahlend und federlei<strong>ch</strong>t<br />
der Gepäck-Zurückeroberung entgegen.<br />
S<strong>ch</strong>nauze an S<strong>ch</strong>nauze mit den<br />
wolkenweiss gestri<strong>ch</strong>enen, bellenden<br />
Riesenflughunden.<br />
Von Christoph Dubler
Treffpunkt<br />
Der Medienverein präsentiert:<br />
Text: S<strong>im</strong>on Eberhard<br />
Bild: PD<br />
Fettes Brot<br />
The Mars Volta<br />
Polyrocke 2008 – Finale<br />
Mein junges idiotis<strong>ch</strong>es Herz<br />
«Es ist genug jetzt. Die Kinder der<br />
Generation Oversexed und Underfucked<br />
kriegen eine überfällige<br />
Hymne unterges<strong>ch</strong>oben.» Doktor<br />
Renz, König Boris und S<strong>ch</strong>iffmeister<br />
sind na<strong>ch</strong> anderthalb Jahren<br />
Meditation in die Welt zurückgekommen,<br />
um sie zu belehren. Und<br />
das werden sie, da kann si<strong>ch</strong> jeder<br />
Fan si<strong>ch</strong>er sein, auf lustige Weise<br />
tun. Bereits in den Läden ist die<br />
Single-Auskopplung «Bettina,<br />
zieh dir bitte etwas an», das Album<br />
«Strom und Drang» wird am 14.<br />
März na<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>oben. Erste Erfolge<br />
feierten die drei Hamburger in<br />
den frühen Neunzigern mit spassigen<br />
Songs wie «Nordis<strong>ch</strong> by Nature».<br />
Dass die drei Funrapper mit<br />
Sinn für Humor und Selbstironie<br />
in gewissen Teilen der Hip-Hop-<br />
Community, insbesondere bei<br />
goldkettenbes<strong>ch</strong>werten Gangsta-<br />
Na<strong>ch</strong>äffern, ni<strong>ch</strong>t auf Gegenliebe<br />
stiessen, ma<strong>ch</strong>t die Band nur no<strong>ch</strong><br />
sympathis<strong>ch</strong>er. Ins kollektive Gedä<strong>ch</strong>tnis<br />
der 15 bis 24-jährigen<br />
Popkonsumenten brannte si<strong>ch</strong><br />
die Combo spätestens mit dem<br />
Hit «S<strong>ch</strong>wule Mäd<strong>ch</strong>en» ein. Ni<strong>ch</strong>t<br />
allzu selten beehren die Fetten<br />
Brote au<strong>ch</strong> Züri<strong>ch</strong> mit ihrer Anwesenheit.<br />
Nur zwei Tage na<strong>ch</strong> ihrem<br />
Auftritt bei der Polyparty stehen<br />
die drei Spassvögel <strong>im</strong> Volkshaus<br />
auf der Bühne. [job]<br />
Was: Fettes Brot<br />
Wann: 28. April, 20 Uhr<br />
Wo: Volkshaus<br />
Verlosung: 2 x 2 Tickets. Sende<br />
eine E-Mail mit dem Betreff<br />
«Fettes Brot» bis 29. Februar an:<br />
verlosung@medienverein.<strong>ch</strong><br />
Die Musik von «The Mars Volta»<br />
wird gewöhnli<strong>ch</strong> mit Ausdrücken<br />
wie «Wahnsinn» und «Chaos» bes<strong>ch</strong>rieben,<br />
aber au<strong>ch</strong> als plakativer<br />
und beliebiger Post-Rock vers<strong>ch</strong>rien,<br />
der si<strong>ch</strong> nur dur<strong>ch</strong> seine<br />
Verweigerung gegenüber hergebra<strong>ch</strong>ten<br />
Musikkonzepten definiere.<br />
Der Frontmann von «The<br />
Mars Volta» wiederum, der exzentris<strong>ch</strong>e<br />
Omar Rodriguez-Lopez,<br />
sieht die Gruppe als Rockband, die<br />
eigentli<strong>ch</strong> gern Salsa spielen würde.<br />
Verwirrend, dieses Statement,<br />
denn aus dem ho<strong>ch</strong>komplexen<br />
Tongemälde der Band vermeint<br />
man alle Einflüsse und Stile herauszuhören,<br />
nur ni<strong>ch</strong>t Salsa. Ob<br />
Postrock oder Latin, speziell <strong>im</strong><br />
Falle von «The Mars Volta» gilt das<br />
Bonmot «Über Musik zu s<strong>ch</strong>reiben<br />
ist wie zu Ar<strong>ch</strong>itektur zu tanzen»<br />
mehr denn je.<br />
Diese Musik kann man si<strong>ch</strong><br />
nur dur<strong>ch</strong> Hören aneignen,<br />
s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e Ausführungen s<strong>ch</strong>affen<br />
nur Vorstellungen von einem<br />
Sound, der mit der Phantasie des<br />
dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Musikkonsumenten<br />
konstruiert werden kann.<br />
Wahnsinn und Chaos eben. Und<br />
das aus dem erzkonservativen Texas,<br />
genauer gesagt aus El-Paso.<br />
Gesagt sei deshalb folgendes: Als<br />
es mit der Hardcore-Legende «At<br />
the Drive-Inn» zu Ende ging, entstand<br />
aus deren Sänger und Gitarristen,<br />
Cedric Bixler und Omar<br />
Rodriguez-Lopez, «The Mars Volta».<br />
Ende Januar kam ihr viertes<br />
Album «The Bedlam in Goliath»<br />
heraus. Die Kritiken: Wie <strong>im</strong>mer<br />
gespalten. Soviel ist si<strong>ch</strong>er: Die<br />
Band bleibt ihrem Stil treu, grosse<br />
Entwicklungssprünge sind auf der<br />
Platte keine zu entdecken. Das ist<br />
au<strong>ch</strong> besser so. Würden «The Mars<br />
Volta» mit jedem Album von einem<br />
Universum des Chaos ins nä<strong>ch</strong>ste<br />
wandern, würde sie endgültig niemand<br />
mehr begreifen. [job]<br />
Was: The Mars Volta<br />
Wann: 26. Februar, 20.15 Uhr<br />
Wo: Volkshaus<br />
Verlosung: Fünf CDs des<br />
aktuellen Albums «The Bedlam in<br />
Goliath». Sende eine E-Mail mit<br />
dem Betreff «Mars Volta» bis<br />
29. Februar an:<br />
verlosung@medienverein.<strong>ch</strong><br />
Es wird wieder gerockt, vorbei sind<br />
die Zeiten der Electro-Diktatur!<br />
Nun wurde au<strong>ch</strong> die Polyparty<br />
von der Rockwelle erfasst. Zum<br />
ersten Mal in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />
ETH-Studentenparty dürfen si<strong>ch</strong><br />
Freunde der Gitarrenmusik auf<br />
einen Rockfloor freuen. Das Beste<br />
daran, es handelt si<strong>ch</strong> dabei um<br />
gute alte Handarbeit, um Live-<br />
Musik. Die Polyparty bietet in<br />
Zusammenarbeit mit dem Abart<br />
einer jungen Band die Chance, an<br />
der s<strong>ch</strong>weizweit grössten Studentenparty<br />
aufzutreten. Ein sol<strong>ch</strong>er<br />
Gig wird einem ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>enkt.<br />
Daher soll ein Wettbewerb ents<strong>ch</strong>eiden,<br />
wem die Ehre gebührt,<br />
einen glanzvollen Auftritt hinzulegen<br />
und die etwa 5000 Partybesu<strong>ch</strong>er<br />
für si<strong>ch</strong> zu gewinnen.<br />
Se<strong>ch</strong>s ausgewählte Studentenbands<br />
erkämpften si<strong>ch</strong> bereits<br />
mittels Online-Votings den<br />
Einzug ins Finale. Mit dabei sind<br />
«Marioncrane», «Nafta», «Blue<br />
Pearl», «Mäggi und die Brigitten»,<br />
«Pyle» und «77 bombaystreet»!<br />
Am 28. Februar no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts vor?<br />
Gut so! Einfa<strong>ch</strong> ins Abart pilgern<br />
und be<strong>im</strong> finalen Wettstreit der<br />
Studi-Rocker dabei sein! Es erwartet<br />
eu<strong>ch</strong> viel Punkrock aber au<strong>ch</strong><br />
der Gute-Laune-Pop von «77 bombaystreet»<br />
und lei<strong>ch</strong>te Tanzmusik<br />
von «Mäggi und die Brigitten». «Pyle»<br />
erfinden gar ein neues Genre:<br />
Chaos-Disco meets Bit<strong>ch</strong>Punk!<br />
Man darf gespannt sein. Mögen<br />
die Spiele beginnen! [cga]<br />
Was: Polyrocke 2008 Finale<br />
Wann: 28. Februar 2008, Türöffnung<br />
19 Uhr<br />
Wo: Abart<br />
Ein Na<strong>ch</strong>mittag in einem ganz<br />
normalen Mietshaus: Karin S<strong>ch</strong>lüter<br />
vom vierten Stock will si<strong>ch</strong><br />
umbringen und hofft, als s<strong>ch</strong>öne<br />
Lei<strong>ch</strong>e <strong>im</strong> roten Kleid gefunden<br />
zu werden. Do<strong>ch</strong> plötzli<strong>ch</strong> klingelt<br />
der Postbote und Hausmeister<br />
Zarter steht au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> auf der Türs<strong>ch</strong>welle,<br />
weil es in die Wohnung<br />
des Na<strong>ch</strong>bars Sandmann tropft.<br />
Währenddessen ko<strong>ch</strong>t eine Na<strong>ch</strong>barin<br />
einen Topf Gulas<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
dem andern. Und was will der<br />
Fru<strong>ch</strong>tsaftlieferant Miroslav, der<br />
zum Zeugen dieser Szenen wird?<br />
Frau S<strong>ch</strong>lüters Selbstmord misslingt<br />
– warum eigentli<strong>ch</strong>? Und<br />
was ist am S<strong>ch</strong>luss mit dem Postboten<br />
passiert? Die se<strong>ch</strong>s Figuren<br />
<strong>im</strong> Stück von Anja Hilling sind <strong>im</strong>mer<br />
abwe<strong>ch</strong>selnd Beoba<strong>ch</strong>ter und<br />
Beoba<strong>ch</strong>tete. Sie eröffnen se<strong>ch</strong>s<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Perspektiven auf Ereignisse,<br />
die an einem Na<strong>ch</strong>mittag<br />
zeitglei<strong>ch</strong> stattfinden. Eins<strong>ch</strong>neidende<br />
biographis<strong>ch</strong>e Erlebnisse<br />
dur<strong>ch</strong>ziehen die Erzählungen der<br />
Figuren und formen eine Reihe<br />
ungewöhnli<strong>ch</strong> komis<strong>ch</strong>er Bilder<br />
gemeinsam erlebter Einsamkeit.<br />
[lme]<br />
Was: Theateraufführung «Mein<br />
junges idiotis<strong>ch</strong>es Herz»<br />
Wann: 19. März, 20 Uhr<br />
Wo: S<strong>ch</strong>auspielhaus Pfauen,<br />
Bühne 5<br />
Verlosung: 2 x 2 Tickets. Sende eine<br />
E-Mail mit dem Betreff «MJH»<br />
bis 29. Februar an:<br />
verlosung@medienverein.<strong>ch</strong><br />
Exklusive Vorpremiere<br />
«You, the Living» ist absurd, tragikomis<strong>ch</strong><br />
und grotesk zuglei<strong>ch</strong>. ZS und der Filmverleih<br />
Look Now! verlosen 100 Tickets für den<br />
s<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>en Episodenfilm.<br />
Tuba or not Tuba, s<strong>ch</strong>eint hier die Frage zu sein.<br />
Ein zum Tode verurteilter Handwerker.<br />
Ein bitterli<strong>ch</strong> weinender Anwalt. Ein<br />
Tas<strong>ch</strong>endieb, der si<strong>ch</strong> mit seiner Beute<br />
einen Sarg finanziert. Si<strong>ch</strong> bierselig zuprostende<br />
Ri<strong>ch</strong>ter. Ein Chef, der mitten<br />
in einer Sitzung tot umfällt. Ein übendes<br />
Dixielandor<strong>ch</strong>ester. Eine Lehrerin mit<br />
Liebeskummer. Oder ein Mäd<strong>ch</strong>en, das<br />
si<strong>ch</strong> mit ihrem Freund, einem Rockmusiker,<br />
in einem Haus fortbewegt.<br />
Tuba als Leitmotiv<br />
Dies sind nur einige der Protagonisten<br />
in Roy Anderssons bizarrer Welt. Der<br />
S<strong>ch</strong>wede mit dem si<strong>ch</strong>eren Auge fürs<br />
Merkwürdige ist dem S<strong>ch</strong>weizer Publikum<br />
seit «Songs from the Second Floor»<br />
aus dem Jahr 2000 ein Begriff. Stilistis<strong>ch</strong><br />
ist «You, the Living» ein Zwillingsbruder<br />
seines Vorgängers: Aufreizend langsa-<br />
mes Tempo, düstere, mattgraue Farben,<br />
eine statis<strong>ch</strong>e Kamera, wenig Dialog.<br />
Allerdings ist «You, the Living» weniger<br />
pess<strong>im</strong>istis<strong>ch</strong> ausgelegt als «Songs from<br />
the Second Floor». Andersson selbst<br />
nennt seinen Film eine «Farce über die<br />
Conditio Humana». Farcenhaft mutet<br />
das merkwürdige Treiben von Anderssons<br />
Figuren zuweilen tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> an.<br />
Die Bandbreite der Episoden geht vom<br />
Kürzestsket<strong>ch</strong> bis zur romantis<strong>ch</strong>en<br />
Love Story. Einziges verbindendes Leitmotiv<br />
bildet dabei eine riesige Tuba, die<br />
in vers<strong>ch</strong>iedenen Szenen auftau<strong>ch</strong>t.<br />
So absurd wie das Leben<br />
«You, the Living» gewann <strong>im</strong> Juli 2007<br />
den Hauptpreis des Festival du Film<br />
Fantastique (NIFFF) in Neuenburg.<br />
Dieses erweist si<strong>ch</strong> je länger je mehr als<br />
Gehe<strong>im</strong>tipp für Liebhaber kleiner, aber<br />
feiner Film-Leckerbissen insbesondere<br />
aus Skandinavien. So haben zuvor s<strong>ch</strong>on<br />
«Adam’s Apples» aus Dänemark und<br />
«The Bothersome Man» aus Norwegen in<br />
Neuenburg ihre S<strong>ch</strong>weizer Premiere gefeiert.<br />
Au<strong>ch</strong> sonst bestehen zwis<strong>ch</strong>en diesen<br />
drei Filmen Parallelen. Dort wie hier<br />
steht das Groteske und Tragikomis<strong>ch</strong>e<br />
<strong>im</strong> Vordergrund. Sei es der Ku<strong>ch</strong>en backende<br />
Neonazi in «Adam’s Apples», der<br />
Anti-Held in einer kafkaesken Welt voller<br />
Möbelfetis<strong>ch</strong>isten in «The Bothersome<br />
Man» oder eben die einsamen Seelen in<br />
«You, The Living»: Überall s<strong>ch</strong>einen die<br />
Protagonisten na<strong>ch</strong> einem tieferen Sinn<br />
der Existenz zu fahnden. Und finden<br />
si<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> nur von der sinnlosen Pra<strong>ch</strong>t<br />
des Lebens geblendet. Diese zumindest<br />
wurde uns no<strong>ch</strong> selten so s<strong>ch</strong>mackhaft<br />
präsentiert.<br />
Was: Die ZS verlost 50 x 2 Eintritte zur<br />
exklusiven Vorpremiere mit ans<strong>ch</strong>liessendem<br />
Apéro<br />
Wann: 4. März, 21 Uhr<br />
Wo: Kino RiffRaff, Züri<strong>ch</strong><br />
Wie: Sende eine E-Mail mit Betreff<br />
«You, the living» bis 29. Februar an:<br />
verlosung@medienverein.<strong>ch</strong><br />
20<br />
21 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Preise <strong>im</strong><br />
Gesamtwert von<br />
Fr. 20 000.—<br />
Kultur<br />
Liaison Dangereuse<br />
Tristan<br />
<br />
Getränk<br />
zum<br />
Wa<strong>ch</strong>bleiben<br />
Hilfskraft<br />
eines<br />
Dozenten<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulkantine<br />
Bildungsinstitution<br />
engl.<br />
Abk. f.<br />
Freitag<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ultyp<br />
kir<strong>ch</strong>l.<br />
Knaben<strong>ch</strong>or<br />
Kanton<br />
und<br />
Studienri<strong>ch</strong>tung<br />
s<strong>ch</strong>weiz.<br />
Fussballer<br />
(Gökhan)<br />
akadem.<br />
Titel<br />
10<br />
Fakultätsabteilung<br />
Unterri<strong>ch</strong>tender<br />
an<br />
der Uni<br />
literar.<br />
Abhandlungen<br />
Strauss<br />
11<br />
Ort <strong>im</strong><br />
Kt. GR<br />
Zahl<br />
exot.<br />
Vogel<br />
6<br />
engl.:<br />
S<strong>ch</strong>ere<br />
Fakultätsvorsteher<br />
14<br />
Zwis<strong>ch</strong>enprüfung<br />
US-<br />
Tennisspieler<br />
† 1993<br />
europ.<br />
Mobilitäts-Programm<br />
NZZ-Abo<br />
gibt’s für<br />
Studierende<br />
mit…<br />
1<br />
Abk. f.<br />
Hauptsi<strong>ch</strong>erung<br />
finn. See<br />
(s<strong>ch</strong>wed.<br />
Name)<br />
Platz,<br />
Stelle<br />
7<br />
engl.: zu<br />
Stück v.<br />
Ganzen<br />
Mobiltelefon<br />
4<br />
Futtergefäss<br />
ital. TV-<br />
Sender<br />
Kreditpunktesystem<br />
(Abk.)<br />
Unters<strong>ch</strong>rift<br />
des<br />
Dozenten<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
13<br />
8<br />
frühere<br />
S<strong>ch</strong>weizer<br />
Partei<br />
argentin.<br />
Autor<br />
† 1990<br />
Abk. f. e.<br />
eh. Luzerner<br />
Tageszeitung<br />
Verhängnis<br />
CH-TV-<br />
Sender<br />
früher f.<br />
«Master<br />
of Science»<br />
Assoc. of University<br />
of Tri-<br />
African<br />
Universities,<br />
Abk. Tobago<br />
nidad and<br />
Ort für<br />
auswärtige<br />
Semester<br />
2<br />
Ackergerät<br />
S<strong>ch</strong>weizer<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
(Abk.)<br />
<strong>ch</strong>ines.<br />
philos.<br />
Begriff<br />
Abendaktivität<br />
Na<strong>ch</strong>teil<br />
3<br />
röm.<br />
Kaiser<br />
12<br />
span.:<br />
Sonne<br />
Wortteil f.<br />
«hinauf,<br />
wieder»<br />
(grie<strong>ch</strong>.)<br />
Walart<br />
(…wal)<br />
aktuell,<br />
<strong>im</strong> Trend<br />
Erbfaktor<br />
Faultier<br />
früh. dt.<br />
Bundespräsident<br />
† 2006<br />
Studienmodul<br />
ital.: ja<br />
Fluss<br />
dur<strong>ch</strong><br />
Bern<br />
9<br />
Studienmodell<br />
an Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen<br />
15<br />
virtueller<br />
Unterri<strong>ch</strong>t<br />
5<br />
Zweiergruppe<br />
<br />
Der Weltensammler<br />
Ilija Trojanow. 2006<br />
Eintau<strong>ch</strong>en in das Fremde, abtau<strong>ch</strong>en<br />
in ferne Welten: Indien, Arabien<br />
und die Gegenden Ostafrikas<br />
öffnen si<strong>ch</strong> in diesem Bu<strong>ch</strong> und laden<br />
ein zum Genuss fernöstli<strong>ch</strong>er<br />
Weisheit, zu langem, peinvollem<br />
Ausharren in der morgenländis<strong>ch</strong>en<br />
Hitze und zu einer ehrgeizigen<br />
Expedition in die unbekannten<br />
Tiefen des Ds<strong>ch</strong>ungels. Der<br />
Mann, auf dessen Spuren Ilija<br />
Trojanow uns <strong>im</strong>mer weiter weg<br />
von Europa führt, ist der britis<strong>ch</strong>e<br />
Offizier Sir Ri<strong>ch</strong>ard Burton.<br />
Kaum hat dieser den Boden der<br />
Kolonie unter den Füssen, beginnt<br />
er si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> anders zu benehmen,<br />
als seine Landsleute und die<br />
britis<strong>ch</strong>e Krone es für angebra<strong>ch</strong>t<br />
halten: Gelangweilt vom Dienst<br />
und abgestossen vom Betragen<br />
der Briten, ma<strong>ch</strong>t er si<strong>ch</strong> auf eigene<br />
Faust auf, das fremde Land zu<br />
entdecken. Er lernt si<strong>ch</strong> anzupassen<br />
und mehr und mehr mit dem<br />
Fremden zu vers<strong>ch</strong>melzen.<br />
Aber Ilija Trojanow zeigt dem<br />
Leser ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> unreflektiert<br />
eine Fantasiewelt, wie der Europäer<br />
sie si<strong>ch</strong> gerne bei fremden Kulturen<br />
ausmalt. Das Fremde behält<br />
in der Erzählung stets einen Kern<br />
Fremdheit und wird au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
naiv romantisiert. Die Mens<strong>ch</strong>en,<br />
denen Ri<strong>ch</strong>ard Burton als Burton<br />
Saheb, als anonym Verkleideter,<br />
als Sheikh Abdullah oder als<br />
Bwana Burton begegnet, bleiben<br />
Mens<strong>ch</strong>en – fremd und vertraut,<br />
liebenswert und voller Abgründe.<br />
Ihre Lebensges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten zei<strong>ch</strong>nen<br />
die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ihrer Länder – mit<br />
all ihrer S<strong>ch</strong>önheit und Grausamkeit.<br />
Was Ilija Trojanow seinem<br />
Leser offeriert, ist keine lei<strong>ch</strong>te<br />
Lektüre, aber eine Spra<strong>ch</strong>e voller<br />
Bilder und die Gelegenheit zu Gedanken<br />
über Kultur, Philosophie<br />
und Religion, die es si<strong>ch</strong> lohnt zu<br />
ma<strong>ch</strong>en. [zis]<br />
Jukebox<br />
Cat Power. 2008<br />
Dieses bezaubernde Ges<strong>ch</strong>öpf<br />
heisst mit bürgerli<strong>ch</strong>em Namen<br />
Chan Marshall. Worauf si<strong>ch</strong> ihr<br />
Bandname «Cat Power» bezieht,<br />
wissen wir ni<strong>ch</strong>t. Aber um es in<br />
der selbstgefälligen Art von Musikgourmets<br />
auszudrücken: In einen<br />
Mann, der si<strong>ch</strong> <strong>im</strong> Besitz von ein<br />
bis zwei Cat Power Alben wähnt,<br />
kann man si<strong>ch</strong> getrost verlieben.<br />
Bei ihrem vorletzten Gig in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz hatten die Unken der<br />
Zür<strong>ch</strong>er Musikagenden vor einem<br />
Desaster gewarnt. Konzerte von<br />
Cat Power können unter anderem<br />
tränenrei<strong>ch</strong> zu Ende gehen. Und<br />
so erfasste die kollektive Depression<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> den ganzen Kaufleutensaal,<br />
oder zumindest die<br />
vordersten Zus<strong>ch</strong>auerreihen. «I<br />
love you Chan», rief ein an die Bar<br />
gelehnter Mann mitten in die ehrfür<strong>ch</strong>tige<br />
Stille, die <strong>im</strong>mer dann<br />
eintrat, wenn die <strong>ch</strong>arakterstarke<br />
St<strong>im</strong>me verstummt war. Die Adressantin<br />
s<strong>ch</strong>ien irritiert, worauf<br />
der Bewunderer seine Bots<strong>ch</strong>aft<br />
wiederholte. Chan darauf erlei<strong>ch</strong>tert:<br />
«Oh, I first thought you said<br />
‹fuck you›.»<br />
Gegen die angeborene Bühnenunsi<strong>ch</strong>erheit<br />
von Chan Marshall<br />
ist jedo<strong>ch</strong> ein Kraut gewa<strong>ch</strong>sen:<br />
Es ist ihre Tourbegleitband<br />
«Dirty Delta Blue», mit der Chan<br />
ihr soeben ers<strong>ch</strong>ienenes Album<br />
«Jukebox» aufgenommen hat.<br />
Auf Grund der Befangenheit<br />
der S<strong>ch</strong>reiberin, die für Cat Power<br />
s<strong>ch</strong>on fast religiöse Verehrung<br />
empfindet, folgt zum S<strong>ch</strong>luss nur<br />
no<strong>ch</strong> ein kategoris<strong>ch</strong>er Imperativ:<br />
Kaufen. Anhören. Weinen vor<br />
Freude. [brak]<br />
Mio fratello è figlio unico<br />
Daniele Lu<strong>ch</strong>etti. 2007<br />
«Mein Bruder ist ein Einzelkind» –<br />
ein komis<strong>ch</strong>er Titel für einen Film<br />
über das Heranwa<strong>ch</strong>sen zweier<br />
Brüder, die in ihrer Art zwar unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />
ni<strong>ch</strong>t sein könnten,<br />
aber eigentli<strong>ch</strong> aus dem glei<strong>ch</strong>en<br />
Holz ges<strong>ch</strong>nitzt sind. Au<strong>ch</strong> wenn<br />
ihnen das erst bewusst wird, als es<br />
bereits zu spät ist.<br />
Accio, der jüngere Bruder ist<br />
die Hauptfigur. Er wird von allen<br />
«Ekel» genannt, sein älterer Bruder<br />
Manrico wird von allen (Frauen)<br />
angeh<strong>im</strong>melt. Die beiden<br />
wa<strong>ch</strong>sen in den 60er Jahren in der<br />
italienis<strong>ch</strong>en Provinzstadt Latina<br />
auf. Accio ist der jüngste Sohn einer<br />
fünfköpfigen Familie und rebelliert<br />
grundsätzli<strong>ch</strong> gegen alles<br />
(am liebsten gegen seine Familie).<br />
Er verlässt das Priesterseminar,<br />
da ihn Frauen plötzli<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> interessieren.<br />
Als sein Bruder zum<br />
Arbeiterführer wird, tritt Accio<br />
der fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Partei bei. Er<br />
provoziert Manricos Freundin<br />
Francesca und ist denno<strong>ch</strong> fasziniert<br />
von ihr. Streitereien s<strong>ch</strong>eint<br />
er magis<strong>ch</strong> anzuziehen und seine<br />
Familie ist in regelmässigen Abständen<br />
über ihn entsetzt. Trotzdem<br />
wird <strong>im</strong> Laufe des Filmes<br />
ni<strong>ch</strong>t Accio <strong>im</strong>mer fanatis<strong>ch</strong>er,<br />
sondern Manrico. Dank vieler unerwarteter<br />
Wendungen entwickelt<br />
si<strong>ch</strong> Accio zur eigentli<strong>ch</strong>en Stütze<br />
der Familie.<br />
Der Film überzeugt mit seinen<br />
authentis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>auspielern und<br />
dem konsequent einheitli<strong>ch</strong>en<br />
Soundtrack. Sitzenbleiben bis<br />
ganz zum S<strong>ch</strong>luss lohnt si<strong>ch</strong> – alleine<br />
s<strong>ch</strong>on wegen dem letzten<br />
Lied. [mir]<br />
Tristan gehörte lange zu den Männern,<br />
die wussten, wie das läuft mit so einer<br />
Beziehung. Du lernst jemanden kennen,<br />
magst ihn, liebst ihn viellei<strong>ch</strong>t und<br />
s<strong>ch</strong>nürst dir daraus ein samtig wei<strong>ch</strong>es<br />
Paket zusammen. «Wenn es zu s<strong>ch</strong>wer<br />
wird, s<strong>ch</strong>meisst du es einfa<strong>ch</strong> weg und<br />
ma<strong>ch</strong>st dir ein neues», la<strong>ch</strong>te er, s<strong>ch</strong>lug<br />
die Beine übereinander und bestellte<br />
si<strong>ch</strong> das nä<strong>ch</strong>ste Herrgöttli. Tristan<br />
warf seine Päck<strong>ch</strong>en ziemli<strong>ch</strong> oft weg.<br />
Alle vier oder fünf Monate sass ein Anderer<br />
an seiner Seite.<br />
Do<strong>ch</strong> einer blieb. Der war Borderliner.<br />
I<strong>ch</strong> hasse di<strong>ch</strong>, bitte verlass mi<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t. Sol<strong>ch</strong>e Leute sind das. Die ritzen<br />
si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> mit einer Rasierklinge. Das<br />
steht alles in den Ratgeberbü<strong>ch</strong>ern <strong>im</strong><br />
Orell Füssli. Die ticken etwas anders.<br />
Tristan wusste ni<strong>ch</strong>t wie. Er konnte das<br />
Paket plötzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr lässig in die<br />
Ecke stellen, sondern sass verängstigt<br />
in der Bar, während si<strong>ch</strong> der andere<br />
volllaufen liess, irgendwann die Gläser<br />
auf den Boden knallte und ihn bes<strong>ch</strong><strong>im</strong>pfte.<br />
Einmal, i<strong>ch</strong> sass mit Tristan<br />
am Tresen, kam sein Borderliner gerade<br />
aus dem Sexshop nebenan getorkelt,<br />
haute seinem verunsi<strong>ch</strong>erten Freund<br />
einen Dildo um die Ohren und bra<strong>ch</strong><br />
heulend zusammen. Die Inszenierung<br />
war perfekt. Tristan hasste diesen Mens<strong>ch</strong>en,<br />
der einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gehen wollte.<br />
Der ihn kein neues Päck<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>nüren<br />
liess. Trotzdem besu<strong>ch</strong>te Tristan seinen<br />
Freund am nä<strong>ch</strong>sten Tag in der Psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en<br />
Klinik, sah die aufgedunsenen<br />
Teenies, die zugedröhnt um den<br />
Kü<strong>ch</strong>entis<strong>ch</strong> sassen und Wurstbrote<br />
in si<strong>ch</strong> hineinstopften. Da wusste er,<br />
dass sie das gemeinsam dur<strong>ch</strong>stehen<br />
würden.<br />
Seitdem sehe i<strong>ch</strong> Tristan wieder<br />
entspannt lä<strong>ch</strong>eln, wenn er sein Herrgöttli<br />
trinkt. Es gibt keinen Stress mehr<br />
mit Päck<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>nüren. Sein Freund<br />
hat jetzt einen Job, eine Wohnung und<br />
trinkt ni<strong>ch</strong>t mehr. Viellei<strong>ch</strong>t gehen sie<br />
bald in die Ferien. Denn so läuft das<br />
do<strong>ch</strong> in einer Beziehung.<br />
www.myspace.com/liaisondangereuse<br />
<br />
<br />
<br />
22 23 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008<br />
Von Jan Strobel
Breitbild<br />
Text: Florian Frey<br />
Bild: Florian Frey<br />
Text: S<strong>im</strong>one Isliker<br />
Bild: Xandra Linsin<br />
Text: Marlies Aryani Rüegg<br />
Bild: Marlies Aryani Rüegg<br />
ab 250.—<br />
SMS-Protese<br />
Züri<strong>ch</strong>bergstrasse 93, 8044 Züri<strong>ch</strong><br />
Lukas, Ar<strong>ch</strong>itekturstudent<br />
350.— ca. 1175.—<br />
SMS s<strong>ch</strong>reiben steigert die Fingerfertigkeit.<br />
Sagen gewisse Studien. Wenn i<strong>ch</strong><br />
in der S<strong>ch</strong>weiz wohne, muss i<strong>ch</strong> allerdings<br />
zu jeder Jahreszeit damit re<strong>ch</strong>nen,<br />
von einem Kälteeinbru<strong>ch</strong> überras<strong>ch</strong>t zu<br />
werden. Mit klamm gefrorenen Fingern<br />
lässt si<strong>ch</strong> bekanntli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t sms-len.<br />
Erst re<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t, wenn i<strong>ch</strong> auf wärmende<br />
Hands<strong>ch</strong>uhe ni<strong>ch</strong>t verzi<strong>ch</strong>ten will.<br />
Salomon hat das Problem erkannt.<br />
Die Traditionsmarke in Sportware hat<br />
aber ni<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>lossen, <strong>im</strong> Handy-Business<br />
mitzumis<strong>ch</strong>eln; kein Mobiltelefon<br />
mit übergrosser Tastatur ist entworfen<br />
worden. Stattdessen wurden diese Saison<br />
gewisse Jacken mit dem so genannten<br />
«Dialing Tool» ausgerüstet. Das ist sozusagen<br />
eine SMS-Protese, die mit Hands<strong>ch</strong>uhen<br />
getragen die Zielsi<strong>ch</strong>erheit der<br />
sms-wütigen Finger bei niedrigen Temperaturen<br />
si<strong>ch</strong>er stellt. Das Teil hält si<strong>ch</strong><br />
wie ein etwas dicker Kugels<strong>ch</strong>reiber und<br />
liegt ausserordentli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>meidig in<br />
der Hand. Zugegeben: Die vielfa<strong>ch</strong> gewohnte<br />
Bedienung mit nur einer Hand<br />
ist ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong>. In einer Hand<br />
muss das Telefon gehalten werden, die<br />
andere tippt si<strong>ch</strong> über die zwölf Tasten.<br />
Ein kleiner Nippel an der Spitze ist genau<br />
so gross d<strong>im</strong>ensioniert, dass au<strong>ch</strong> be<strong>im</strong><br />
kleinsten Lady-Handy nur eine Taste auf<br />
einmal gedrückt wird. Vorausgesetzt<br />
natürli<strong>ch</strong>, dass die Treffsi<strong>ch</strong>erheit des<br />
«S<strong>ch</strong>reibenden» gegeben ist. Damit die<br />
unverzi<strong>ch</strong>tbare Hilfe für Kommunikation<br />
bei Minus-Temperaturen si<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t<br />
verloren geht, ist das «Dialing Tool» mittels<br />
eines praktis<strong>ch</strong> dehnbaren Gummibandes<br />
an die Jacke fixiert.<br />
Eine serienmässige Produktion<br />
dieses Gadgets, die ausserhalb von Salomonjacken<br />
best<strong>im</strong>mt grossen Absatz<br />
einfahren würde, ist ni<strong>ch</strong>t geplant, wie<br />
es auf Anfrage hiess. S<strong>ch</strong>ade eigentli<strong>ch</strong>.<br />
Oder eine Chance für all jene, die eine<br />
Marktlücke wittern. Und falls Frau <strong>im</strong><br />
kleinen Gummi-Teil sonstige Verwendung<br />
erkennt, dann ist das Ding best<strong>im</strong>mt<br />
ni<strong>ch</strong>t nur bei Tief-Temperaturen<br />
als steter Begleiter eines jeden Täs<strong>ch</strong><strong>ch</strong>ens<br />
vorstellbar.<br />
Neun Einzelz<strong>im</strong>mer verteilt auf drei Stockwerke, den Keller und ein<br />
Gartenhäus<strong>ch</strong>en, teilweise mit Blick auf die Stadt und den Züri<strong>ch</strong>see.<br />
Drei Klos, Wohnz<strong>im</strong>mer, Billardz<strong>im</strong>mer, Riesenestri<strong>ch</strong> vollgestopft<br />
mit alten Möbeln, Keller mit Bar, Terrasse, Garten. Na<strong>ch</strong> dem zweiten<br />
Weltkrieg eine Auffangsstation für Flü<strong>ch</strong>tlinge, dann zur WG umfunktioniert<br />
und ab Herbst 2008 vermutli<strong>ch</strong> ein Behindertenhe<strong>im</strong>.<br />
T-Shirt: Local Celebrity, 60 USD Jeans: Diesel 320 Fr. Gurt: Levis,<br />
ca. 80 Fr. S<strong>ch</strong>uhe: Goodyear von Adistar 190 Fr. Jacke: Navyboot 500 Fr.<br />
Uhr: Casio, aus Italien 15 Euro<br />
24
Duell<br />
Porno<br />
«WENN WIR IM LEBEN VOM TOD UMGEBEN SIND,<br />
SO AUCH IN DER GESUNDHEIT DES VERSTANDS<br />
VOM WAHNSINN.» (WITTGENSTEIN)<br />
WAHNSINNIG NORMAL<br />
Das Programm des Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulforums <strong>im</strong> Frühlingssemester:<br />
Dokfilme zum Thema und Diskussion mit Regisseuren:<br />
/// Halleluja! Der Herr ist verrückt von Alfredo Knu<strong>ch</strong>el<br />
/// Someone Beside You von Edgar Hagen<br />
/// SeelenS<strong>ch</strong>atten von Dieter Gräni<strong>ch</strong>er<br />
Vorträge, Diskussionen, Begegnungen:<br />
/// Hans Joas, Religionssoziologe<br />
/// Arno Gruen, Psy<strong>ch</strong>oanalytiker<br />
/// Heinz Stefan Herzka, Kinderpsy<strong>ch</strong>iater<br />
/// Georg S<strong>ch</strong>mid, Religionswissens<strong>ch</strong>aftler und Sektenspezialist<br />
››› Programm und Infos: www.ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulforum.<strong>ch</strong><br />
Mö<strong>ch</strong>ten Sie Ihre Arbeitstage selber best<strong>im</strong>men?<br />
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Angewandte Linguistik<br />
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ni<strong>ch</strong>t so genau, wozu? Es gibt eine Alternative:<br />
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Berei<strong>ch</strong> der Sozial-, Medien- und Marktfors<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong><br />
und zwar vorwiegend in deuts<strong>ch</strong>er teilweise au<strong>ch</strong> in französis<strong>ch</strong>er<br />
und italienis<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e. Wir su<strong>ch</strong>en dafür PER SOFORT Damen<br />
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der deuts<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> die albanis<strong>ch</strong>e, serbokroatis<strong>ch</strong>e oder türkis<strong>ch</strong>e<br />
Spra<strong>ch</strong>e in Wort und S<strong>ch</strong>rift beherrs<strong>ch</strong>en. (Die Bewilligung<br />
C ist Voraussetzung).<br />
Wir arbeiten vorwiegend am Abend von 17.30 bis 21.00 Uhr.<br />
Zusätzli<strong>ch</strong>e Tageseinsätze sind vor allem in den Monaten April, Mai<br />
und Juni mögli<strong>ch</strong>. Sie best<strong>im</strong>men die Abende / Tage an denen Sie<br />
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mögli<strong>ch</strong> sein.<br />
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Frau Trix Bleuler jederzeit gerne zur Verfügung.<br />
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und informieren Sie si<strong>ch</strong>!<br />
Tag der offenen Tür:<br />
Samstag, 8. März 2008, 10.00 - 16.00 Uhr<br />
Info-Na<strong>ch</strong>mittag:<br />
Mittwo<strong>ch</strong>, 2. April 2008, 14.30 - 16.30 Uhr<br />
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Theaterstrasse 15c, 8401 Winterthur, Telefon +41 58 934 60 60<br />
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Dafür<br />
Kaum zu glauben, dass es heute no<strong>ch</strong> Leute<br />
gibt, die ein Problem mit Pornographie haben.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> hatten sie über 2000 Jahre Zeit, si<strong>ch</strong><br />
daran zu gewöhnen. Die «unzü<strong>ch</strong>tige Darstellung»<br />
ist fast so alt wie die Mens<strong>ch</strong>heit selbst und<br />
hat si<strong>ch</strong> in ihrer Entstehungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, die bis<br />
in die Vorantike zurück rei<strong>ch</strong>t, zum erfolgrei<strong>ch</strong>sten<br />
Kulturgut überhaupt gemausert. Kein Wunder,<br />
hat sie do<strong>ch</strong> die sexuelle Erregung des Betra<strong>ch</strong>ters<br />
zum Ziel. Und Hand aufs Herz, was gibt<br />
es S<strong>ch</strong>öneres?<br />
Erstaunli<strong>ch</strong>erweise sind es meist Frauen, die<br />
si<strong>ch</strong> mit aller moralis<strong>ch</strong>er Ma<strong>ch</strong>t gegen die Pornographie<br />
stellen und si<strong>ch</strong> dabei als Spra<strong>ch</strong>rohr<br />
des unterdrückten, viel zu wenig gea<strong>ch</strong>teten weibli<strong>ch</strong>en<br />
Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts aufspielen. Oder dann sind<br />
es s<strong>ch</strong>einheilige Männer, die entweder eine verkorkste<br />
Kindheit erleben mussten oder dur<strong>ch</strong> ihre<br />
zü<strong>ch</strong>tige Haltung die Chance wittern, si<strong>ch</strong> bei den<br />
Frauen einzus<strong>ch</strong>le<strong>im</strong>en. Mit missionaris<strong>ch</strong>em Eifer<br />
und dogmatis<strong>ch</strong>er Selbstgere<strong>ch</strong>tigkeit bringen<br />
sie so über 50 Prozent der Mens<strong>ch</strong>heit in Verruf.<br />
Do<strong>ch</strong> sie irren si<strong>ch</strong>, wenn sie denken, dass diese<br />
letztendli<strong>ch</strong> frauenfeindli<strong>ch</strong>e Prüderie den grössten<br />
Anklang in der Masse findet, denn die meisten<br />
Frauen und Männer auf dieser Welt betreiben<br />
die Unzu<strong>ch</strong>t mit Freuden, was die Mens<strong>ch</strong>heit erst<br />
überleben lässt. Wieso also sollte die Darstellung<br />
derselben so fals<strong>ch</strong> sein? Man muss sie si<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t antun, wenn man ni<strong>ch</strong>t will! Do<strong>ch</strong> das rei<strong>ch</strong>t<br />
der lustnegierenden Fraktion der Porno-Gegner<br />
offenbar ni<strong>ch</strong>t. Ihre Abneigung gegen das Leben<br />
wollen sie auf ihre Umwelt übertragen, wenn’s<br />
sein muss, mit Gewalt. Dabei übersehen sie die<br />
positive Wirkung der Pornographie: I<strong>ch</strong> bin überzeugt,<br />
dass sie so man<strong>ch</strong>es Teenagerleben erst erträgli<strong>ch</strong><br />
gema<strong>ch</strong>t und so man<strong>ch</strong>e Ehe gerettet hat.<br />
Die Pornographie auf ihre alltägli<strong>ch</strong>e, allgemein<br />
verständli<strong>ch</strong>e Ebene zu reduzieren, wird ihr<br />
ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>t, sie kann sehr viel mehr als ein Amateur-Porno<br />
oder S<strong>ch</strong>muddelheft<strong>ch</strong>en sein, was die<br />
pornographis<strong>ch</strong>en Passagen in Henry Millers oder<br />
Philippe Djians Werken beweisen, wie Letzterer in<br />
einem Interview erklärt: «Das Vokabular von Pornographie,<br />
das emotionale Niveau, ist sehr, sehr<br />
stark. So etwas zu s<strong>ch</strong>reiben ist ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong><br />
meine, man kann do<strong>ch</strong> Pornografie ni<strong>ch</strong>t denen<br />
überlassen, die Pornofilme und -heft<strong>ch</strong>en produzieren.<br />
Man kann sie do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t denen überlassen,<br />
die keine Ahnung haben, wie man Action kreiert.<br />
Lies Miller, Mann, das ist wunderbar!»<br />
Dagegen<br />
Wer si<strong>ch</strong> der Pornographie vers<strong>ch</strong>reibt, kann bös<br />
auf die Welt kommen. Die Pornographie lehrt junge<br />
Männer, dass die Welt extrem viel besser sei,<br />
als sie dann wirkli<strong>ch</strong> ist.<br />
Der Konsum von Pornographie hat viele ni<strong>ch</strong>t<br />
zu unters<strong>ch</strong>ätzende negative Auswirkungen. So<br />
lernt man zum Beispiel Dinge, die einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
st<strong>im</strong>men. Bevor i<strong>ch</strong> erstmals ri<strong>ch</strong>tigen Sex hatte,<br />
da<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> ernsthaft, dass alle Frauen be<strong>im</strong> Beis<strong>ch</strong>laf<br />
die Highheels anbehalten. Dass au<strong>ch</strong> alle<br />
Frauen den Ges<strong>ch</strong>mack von Sperma lieben und<br />
über keinen Würgereflex verfügen. I<strong>ch</strong> habe au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t gewusst, dass es au<strong>ch</strong> kleine Brüste gibt.<br />
I<strong>ch</strong> habe gemeint, dass alle Mäd<strong>ch</strong>en am Tag ihres<br />
18. Geburtstages wilden Sex haben wollen und<br />
dass weibli<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>amhaar gar ni<strong>ch</strong>t existiert.<br />
Na<strong>ch</strong> fünf Jahren pubertären Pornokonsums war<br />
au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> der festen Überzeugung, dass Sekretärin<br />
und Krankens<strong>ch</strong>wester die einzigen Frauenberufe<br />
sind und dass bei denen Netzstrümpfe zur Berufskleidung<br />
gehören. Dass es überhaupt männli<strong>ch</strong>e<br />
Asiaten gibt, weiss i<strong>ch</strong> erst, seit i<strong>ch</strong> Donghua<br />
Li das erste Mal am Fersehen gesehen habe. Zudem<br />
hat mi<strong>ch</strong> die Pornographie an meiner anatomis<strong>ch</strong>en<br />
Normalität zweifeln lassen. Dass au<strong>ch</strong><br />
Penislängen von unter 25 Zent<strong>im</strong>etern ni<strong>ch</strong>t unbedingt<br />
Missbildungen sind, hat mir dann mein<br />
Hausarzt erklärt. Als meine erste Freundin mir eines<br />
Tages eröffnete, sie hätte jetzt ein paar Tage<br />
Blutungen und könne keinen Sex haben, bin i<strong>ch</strong><br />
sehr ers<strong>ch</strong>rocken. I<strong>ch</strong> wusste ni<strong>ch</strong>t, dass es sowas<br />
gibt. Später bekam sie man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> überras<strong>ch</strong>end<br />
Kopfweh, wenn i<strong>ch</strong> mit ihr s<strong>ch</strong>lafen wollte.<br />
I<strong>ch</strong> war völlig unvorbereitet. Und diese bequeme<br />
Missionarsstellung habe i<strong>ch</strong> überhaupt ni<strong>ch</strong>t<br />
gekannt.<br />
Zür<strong>ch</strong>er Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
Von Vanessa Georgoulas<br />
27<br />
Von Maurice Thiriet
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Studierendenzeitung<br />
seit 1923<br />
ZSZür<strong>ch</strong>er<br />
Wir liefern den 33’000 Studierenden an der ETH und Universität Züri<strong>ch</strong> News<br />
aus dem Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulberei<strong>ch</strong>, Beri<strong>ch</strong>te zum studentis<strong>ch</strong>en Leben, Tipps zu<br />
Karriere, Kultur und Konsum; kurz: Unterhaltung auf hohem Niveau. Unser<br />
Team besteht auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aus Studierenden und tickt darum ganz<br />
nah am Puls unserer Leser.<br />
Mit dem Relaun<strong>ch</strong> vom September 2007 haben wir die traditionsrei<strong>ch</strong>e<br />
«ZS» optis<strong>ch</strong> und inhaltli<strong>ch</strong> aufgewertet und au<strong>ch</strong> die Distribution ausgeweitet:<br />
Neu senden wir die «ZS» allen Studierenden direkt na<strong>ch</strong> Hause.<br />
Wir legen viel Wert auf die Förderung unserer Journalisten: Fast alle finden<br />
ans<strong>ch</strong>liessend an die Zeit bei der «ZS» eine Stelle in einem der renommierten<br />
S<strong>ch</strong>weizer Medienhäuser.<br />
Wir freuen uns, wenn Sie uns in unserem Engagement unterstützen!<br />
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medienverein<br />
Zür<strong>ch</strong>er Studierendenzeitung<br />
Rämistrasse 62 | CH–8001 Züri<strong>ch</strong><br />
Fernweh<br />
Text: Beni Magnin<br />
Bild: Beni Magnin<br />
Fris<strong>ch</strong>er Wind in Pariser Kneipen<br />
Verbannte As<strong>ch</strong>enbe<strong>ch</strong>er <strong>im</strong> «Les Embruns».<br />
Wer von eu<strong>ch</strong> hats si<strong>ch</strong> selbst ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>on mal ges<strong>ch</strong>woren, au<strong>ch</strong> wenn ni<strong>ch</strong>t<br />
laut ausgespro<strong>ch</strong>en, oder kennt irgendjemanden,<br />
der si<strong>ch</strong> das vorgenommen<br />
hat und ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong>gezogen hat – das<br />
Aufgeben des Rau<strong>ch</strong>ens. In unzähligen<br />
Studenten-WGs hab i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on Alan Carrs<br />
Bestseller «Endli<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>trau<strong>ch</strong>er» gesehen.<br />
Mein Mitbewohner hat das Bu<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>on vier Mal gelesen und jedes Mal<br />
au<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> aufgehört zu rau<strong>ch</strong>en.<br />
Dafür ist sein Cannabis-Konsum gestiegen.<br />
Zufrieden, aber do<strong>ch</strong> unzufrieden<br />
sitzt er da aufm Sofa und greift zum Tabak,<br />
um si<strong>ch</strong> seinen Pétard zu drehn.<br />
Tabak, so sagen uns die Gutmens<strong>ch</strong>en,<br />
Neo-Ökos (wegen den Feinpartikeln in<br />
der Luft) und Ni<strong>ch</strong>t-Rau<strong>ch</strong>er, s<strong>ch</strong>ädige<br />
ni<strong>ch</strong>t nur die eigene Gesundheit, sondern<br />
vor allem au<strong>ch</strong> die Gesundheit der<br />
Mitmens<strong>ch</strong>en.<br />
Neuli<strong>ch</strong> in der Bretagne. Ein kalter<br />
Wind trägt feu<strong>ch</strong>te, salzhaltige Luft vom<br />
Meer heran, Nebel wird zu Nieselregen,<br />
dunkle Gestalten hus<strong>ch</strong>en vorbei in den<br />
Gassen und vers<strong>ch</strong>winden s<strong>ch</strong>nell in der<br />
nä<strong>ch</strong>sten kleinen Türe. Um einen anderen<br />
Ges<strong>ch</strong>mack als Salz in den Mund zu<br />
bekommen, verkrie<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in<br />
t +41 28 44 261 05 54 | www.medienverein.<strong>ch</strong><br />
29 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008<br />
eine Kneipe auf ein lauwarmes Leffe. Fis<strong>ch</strong>er<br />
und Dorfbewohner sind am Comptoir.<br />
Alles s<strong>ch</strong>eint völlig normal und alltägli<strong>ch</strong>.<br />
Feierabendbier vor dem Na<strong>ch</strong>hausegehen.<br />
Do<strong>ch</strong> irgendwas ist anders.<br />
Seit Neujahr gibt der Staat dem Bürger<br />
Na<strong>ch</strong>hilfe be<strong>im</strong> Aufhören des Rau<strong>ch</strong>ens.<br />
Flä<strong>ch</strong>endeckendes Rau<strong>ch</strong>verbot, ni<strong>ch</strong>t<br />
nur in allen öffentli<strong>ch</strong>en Bauten wie bei<br />
uns, sondern in allen Kneipen, Bars, Restaurants<br />
und Discos. Es ist ein trauriges<br />
Bild <strong>im</strong> «Les Embruns» in Concarneau.<br />
Anstatt Zigarettenrau<strong>ch</strong> rie<strong>ch</strong>t man jetzt<br />
abgestandenes Bier und den S<strong>ch</strong>weiss<br />
der Arbeiter.<br />
I<strong>ch</strong> denke an die unzähligen französis<strong>ch</strong>en<br />
Filme der 60er Jahre, wo Zigarettenrau<strong>ch</strong><br />
das Bild der Pariser Bars<br />
prägt. Kann man si<strong>ch</strong> Lino Ventura ohne<br />
eine «clope» vorstellen? I<strong>ch</strong> kann das<br />
Ges<strong>ch</strong>wärme meiner ni<strong>ch</strong>t-rau<strong>ch</strong>enden<br />
Mitstudierenden ni<strong>ch</strong>t mehr hören, die<br />
sagen, dass das do<strong>ch</strong> ein super Gesetz<br />
sei, man stinke na<strong>ch</strong> dem Ausgehen<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr na<strong>ch</strong> Rau<strong>ch</strong>, es sei do<strong>ch</strong> viel<br />
angenehmer bla bla bla. Dann hört do<strong>ch</strong><br />
auf in Bars zu gehen, setzt eu<strong>ch</strong> zu Hause<br />
vor den Fernseher und s<strong>ch</strong>aut «Gesundheitsspre<strong>ch</strong>stunde»,<br />
aber lasst mi<strong>ch</strong> mit<br />
eurem Gesundheitsdiktat in Ruhe! Verbietet<br />
do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> den Alkohol, der<br />
ist au<strong>ch</strong> überaus s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>. Und wenn<br />
wir grad dabei sind: I<strong>ch</strong> beantrage ein<br />
absolutes Fleis<strong>ch</strong>verzehrverbot. Wisst<br />
ihr, wie viele Tiere erbärmli<strong>ch</strong> krepieren<br />
wegen unserem tägli<strong>ch</strong>en Bedürfnis<br />
na<strong>ch</strong> Fleis<strong>ch</strong>? Und lässt die Fettleibigkeit<br />
ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> die Krankenkassenprämien<br />
in die Höhe steigen? Was darfs als nä<strong>ch</strong>stes<br />
sein, Madame Gesundheitsministerin<br />
Ba<strong>ch</strong>elot?<br />
Brief aus…<br />
Wien<br />
Könnt ihr eu<strong>ch</strong> an die Kolumne #1 erinnern?<br />
Da sollte i<strong>ch</strong> über etwas s<strong>ch</strong>reiben,<br />
das mir ni<strong>ch</strong>t bekannt war. Jetzt<br />
steht #4 an. Und i<strong>ch</strong> soll über etwas<br />
s<strong>ch</strong>reiben, das mir ni<strong>ch</strong>t vertraut ist.<br />
Die Wiener Uni. Nein, keine Sorge<br />
Mamma, i<strong>ch</strong> studiere ja s<strong>ch</strong>on – bloss<br />
ni<strong>ch</strong>t an der Uni. Wieso au<strong>ch</strong>? Da hat es<br />
ni<strong>ch</strong>t einmal Tis<strong>ch</strong>e <strong>im</strong> Seminarraum,<br />
die Bibliotheken sind <strong>im</strong>mer überfüllt<br />
und die se<strong>ch</strong>s Euro fürs Mensaessen<br />
werden halt au<strong>ch</strong> lieber in Falafel vom<br />
Mas<strong>ch</strong>u und einen Mélange <strong>im</strong> Café Jelinek<br />
investiert.<br />
Was also wollt ihr hören? Dass die<br />
Zulassungsbes<strong>ch</strong>ränkungen an der<br />
Meduni zu Hörsaals<strong>ch</strong>lägereien zwis<strong>ch</strong>en<br />
deuts<strong>ch</strong>en und österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Studierenden führen? Dass jeden Mittwo<strong>ch</strong><br />
vor der Hauptuni ein Stelldi<strong>ch</strong>ein<br />
von Burs<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aftlern, Polizisten und<br />
einzelnen Antifas<strong>ch</strong>isten beoba<strong>ch</strong>tet<br />
werden kann, während einem das Mittagessen<br />
be<strong>im</strong> Chinesen vis-à-vis verleidet?<br />
Dass das Betreuungsverhältnis am<br />
Institut für Publizistik s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter ist als<br />
in Züri<strong>ch</strong>? Dass das IPK auf vier Häuser<br />
in drei Bezirken verteilt ist und dass<br />
au<strong>ch</strong> hier die Bü<strong>ch</strong>er in der Bibliothek<br />
bleiben? Oder wollt ihr eu<strong>ch</strong> fragen,<br />
wieso eine Seminararbeit von sieben<br />
Seiten einen S<strong>ch</strong>ein einbringt und ein<br />
Literaturbezug bei einer empiris<strong>ch</strong>en<br />
Arbeit einfa<strong>ch</strong> nur wüns<strong>ch</strong>enswert ist?<br />
I<strong>ch</strong> könnte au<strong>ch</strong> von der traditionellen,<br />
si<strong>ch</strong>erheitsorientierten Wiener<br />
Frau Professor beri<strong>ch</strong>ten, die si<strong>ch</strong> in jeder<br />
Seminarsitzung auf Wertediskussionen<br />
mit dem hedonistis<strong>ch</strong>en Göttinger<br />
Doktoranden einlässt und die<br />
Studierenden dabei völlig vergisst, was<br />
mi<strong>ch</strong> irritiert, da si<strong>ch</strong> die Österrei<strong>ch</strong>er<br />
(gemäss dem European Social Survey)<br />
den Wert Spass ganz gross aufs Leiberl<br />
s<strong>ch</strong>reiben, was mi<strong>ch</strong> wiederum zu<br />
dem Wert führt, der in den Wiener Gassen<br />
von Videokameras gejagt und gefangen<br />
genommen wird, und über den<br />
i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reiben will, aber ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>reiben<br />
werde, da dies der grosse Wiener<br />
Liederma<strong>ch</strong>er auf wunderbarste Weise<br />
s<strong>ch</strong>on getan hat.<br />
Georg Danzer, Freiheit: Was ganz<br />
Feines aus Wien!<br />
Von Sandro Quadri
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29 February 2008<br />
25 April 2008<br />
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Guaraná-Reto grüsst<br />
aus dem Amazonas<br />
Lieber „Iwan“,<br />
Ja, es ist s<strong>ch</strong>on eine Weile her,<br />
seit wir uns am See getroffen hatten<br />
und Du mir erzähltest, dass<br />
Du bald Deine Liz-Prüfung absolvieren<br />
müsstest. Es freut mi<strong>ch</strong><br />
natürli<strong>ch</strong> riesig, jetzt erfahren zu<br />
dürfen, dass Du damals Dank der<br />
Konzentration fördernden Wirkung<br />
meines Guaraná-Pulvers<br />
fokussiert lernen konntest und<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> mit grossem Erfolg<br />
bestanden hast. Wie Du weisst,<br />
reiste i<strong>ch</strong> damals <strong>im</strong>mer wieder<br />
in den Amazonas, um das beste<br />
Guarana-Pulver zu bes<strong>ch</strong>affen<br />
– das tue i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong>!<br />
Gerade jetzt, wo viele Anbieter<br />
Guaraná als Marketing-Gag<br />
entdecken und deshalb ihren<br />
Produkten geringe Spuren eines<br />
undefinierten Guaraná-Extraktes<br />
be<strong>im</strong>is<strong>ch</strong>en, ist es wi<strong>ch</strong>tiger denn<br />
je, die ursprüngli<strong>ch</strong>e, von den<br />
Indios verwendete Herkunft und<br />
Bes<strong>ch</strong>affenheit zu garantieren.<br />
Du weißt ja, dass nur die Amazonas-Liane,<br />
Paullinia cupana<br />
varietas sorbilis, eine na<strong>ch</strong>haltige<br />
und aktivierende Wirkung<br />
von bis zu 6 Stunden und länger<br />
erzeugt. Das Samenpulver dieser<br />
‚Urform’, einer über Jahrhunderte<br />
hinweg kultivierten botanis<strong>ch</strong>en<br />
Varietät, ist in Drogerien,<br />
Apotheken und Reformläden der<br />
ganzen S<strong>ch</strong>weiz unter dem Label<br />
Guaraná-Swing® erhältli<strong>ch</strong>. Um<br />
diese Qualität si<strong>ch</strong>er zu stellen,<br />
verweile i<strong>ch</strong> einmal mehr hier<br />
<strong>im</strong> Amazonas: Die Ernte ist bald<br />
abges<strong>ch</strong>lossen und i<strong>ch</strong> kann Dir<br />
versi<strong>ch</strong>ern, dass die Qualität<br />
2007/2008 wiederum sehr gut<br />
ist. Und was i<strong>ch</strong> Dir no<strong>ch</strong> gar<br />
ni<strong>ch</strong>t gesagt habe, mittlerweile<br />
wurde mein Pulver von Ecocert<br />
als ‚Organic Product’ zertifiziert!<br />
Du siehst, dass i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> 20<br />
Jahren unermüdli<strong>ch</strong> – Guaraná<br />
sei dank – das Beste vom Besten<br />
für den S<strong>ch</strong>weizer Markt und die<br />
Studis an den CH-Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen<br />
bes<strong>ch</strong>affe. I<strong>ch</strong> freue mi<strong>ch</strong> auf ein<br />
Wiedersehen bei einem e<strong>ch</strong>ten<br />
Guaraná-Swing in Züri<strong>ch</strong>. Bis dahin<br />
meine besten Grüsse.<br />
Guaraná-Reto Kaspar, Amazonas<br />
www.guaranaswing.com<br />
S<strong>ch</strong>neeberi<strong>ch</strong>t<br />
Smashing Pumpkins<br />
Die 4000 Rockfans <strong>im</strong> Hallenstadion<br />
haben Glück. Keine Vorband,<br />
dafür umso mehr Smashing<br />
Pumpkins, und das zum ersten<br />
Mal seit fast a<strong>ch</strong>t Jahren. Im grössenwahnsinnigen<br />
Delirium hat<br />
die Basler Band «Navel», wel<strong>ch</strong>e<br />
fünf Konzerte der Kürbisse hätte<br />
eröffnen sollen, einige Tage vor<br />
dem Konzert den Rockgiganten<br />
mit folgendem Statement den<br />
Korb gegeben: «Unser Debut-Album<br />
ist zu unserer aller Überras<strong>ch</strong>ung<br />
so stark geworden, dass<br />
wir uns ni<strong>ch</strong>t mehr vorstellen<br />
können, mit so abgehalfterten<br />
Rockopas wie ‹Smashing Pumpkins›<br />
zu touren.» Der Rockgott sei<br />
gepriesen. Sonst müssten die angereisten<br />
Fans eine halbe Stunde<br />
das nervtötende Geheule dieses<br />
grottens<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Nirvana-Plagiats<br />
über si<strong>ch</strong> ergehen lassen.<br />
Erst mag der Funke ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig<br />
zünden, die Enttäus<strong>ch</strong>ung<br />
über das nur halb gefüllte Stadion<br />
ist den Musikern ins Gesi<strong>ch</strong>t<br />
ges<strong>ch</strong>rieben. Au<strong>ch</strong> das Publikum<br />
begegnet der Band verhalten. Es<br />
ist die Begegnung mit einer alten<br />
Liebs<strong>ch</strong>aft, die man s<strong>ch</strong>on lange<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr gesehen hat. Langsam<br />
bri<strong>ch</strong>t das Eis, das Feuer entflammt<br />
mit dem Epos «Tonight<br />
Tonight».<br />
Nun ist alles ist wieder wie früher:<br />
Die dröhnenden Gitarren und<br />
die nörgelnde St<strong>im</strong>me von Sänger<br />
und Bandleader Billy Corgan, die<br />
angsterfüllten Blicke seiner Mitmusiker<br />
auf den Big Boss in der<br />
Mitte. Nur etwas ist anders: der<br />
tödli<strong>ch</strong>e Ernst ist aus dem Gesi<strong>ch</strong>t<br />
von Billy Corgan vers<strong>ch</strong>wunden.<br />
Der Mann zieht keine perfekt or<strong>ch</strong>estrierten,<br />
pseudoreligiösen<br />
Rock-Zeremonien mehr dur<strong>ch</strong>,<br />
sondern lockert die tiefe Melan<strong>ch</strong>olie<br />
seiner Musik mit musikalis<strong>ch</strong>en<br />
Gags auf: So gibt er ein<br />
sei<strong>ch</strong>tes Fahrstuhllied namens<br />
«My Blue Heaven» zum Besten und<br />
soliert mit s<strong>ch</strong>elmis<strong>ch</strong>em Grinsen<br />
frei na<strong>ch</strong> «Iron Maiden». Na<strong>ch</strong> sagenhaften<br />
zweieinhalb Stunden<br />
hat Corgan genug und legt die Gitarre<br />
beiseite: «I’m gonna do cocaine<br />
now.» [job]<br />
Cagaloglu Hamami<br />
In Thailand sei das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
besser, beteuern<br />
die beiden Österrei<strong>ch</strong>er <strong>im</strong><br />
Vorraum. Egal, wir gehen rein.<br />
S<strong>ch</strong>ummriges Li<strong>ch</strong>t. Hitze. Feu<strong>ch</strong>tigkeit.<br />
Nackte Körper, nur mit einem<br />
Tu<strong>ch</strong> bedeckt. Stöhnen. Das<br />
rot-weiss karierte Tu<strong>ch</strong> wird längs<br />
gefaltet und zwis<strong>ch</strong>en den Ars<strong>ch</strong>backen<br />
platziert. Ein s<strong>ch</strong>nauzbärtiger<br />
Türke packt meinen Arm und<br />
befiehlt mir, mi<strong>ch</strong> auf die grosse<br />
Steinplatte zu legen. Er greift si<strong>ch</strong><br />
meine Beine und knetet sie. Zieht<br />
an meinen Fingern, seine Hände<br />
gleiten meinem Körper entlang.<br />
Blick zum Kollegen nebenan, der<br />
in derselben Position ist, allerdings<br />
wird er von einem grösseren<br />
und s<strong>ch</strong>wärzeren S<strong>ch</strong>nauz<br />
betats<strong>ch</strong>t. Stellungswe<strong>ch</strong>sel. Der<br />
S<strong>ch</strong>nauz klopft mir den Rücken.<br />
Knacken. Na<strong>ch</strong> einigen Minuten<br />
s<strong>ch</strong>nauzt er mi<strong>ch</strong> an: «Go over<br />
there!». We<strong>ch</strong>sel zu den Wasserbecken.<br />
S<strong>ch</strong>nauz s<strong>ch</strong>nappt si<strong>ch</strong><br />
die Seife, reibt mi<strong>ch</strong> ein. S<strong>ch</strong>wafelt<br />
etwas in unverständli<strong>ch</strong>em<br />
Englis<strong>ch</strong>. «Special Service», dafür<br />
will er aber 15 Lira mehr. Also,<br />
S<strong>ch</strong>nauz seift mi<strong>ch</strong> ein. Dana<strong>ch</strong><br />
Abkühlen be<strong>im</strong> Bier. Tee und Zigaretten.<br />
Zum krönenden Abs<strong>ch</strong>luss<br />
kriegen wir fris<strong>ch</strong>e Unterhosen<br />
ges<strong>ch</strong>enkt. Gay-Party in Istanbul?<br />
Weit gefehlt. Hamam-Besu<strong>ch</strong> in<br />
Istanbul, Abzocke inklusive. [job]<br />
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Wann — 22. Februar, 22.00 Uhr<br />
Wo — Acqua<br />
Wer — campusparty.<strong>ch</strong><br />
Polyrocke Band Contest<br />
Wann — 28. Februar, 19.00 Uhr<br />
Wo — Abart<br />
Wer — students.<strong>ch</strong><br />
Item und The Sixpack Stompers<br />
Wann — 29. Februar, 21.30 Uhr<br />
Wo — Mehrspur, Lokalbühne<br />
Wer — ZHdK<br />
Funky Monkey – Semesterstartparty<br />
Wann — 29. Februar, 22.00 Uhr<br />
Wo — X-tra<br />
BiUZ-Skiweekend<br />
Wann — 29. Februar, 17.00 Uhr bis<br />
3. März, 15.00 Uhr<br />
Wo — Savognin<br />
Wer — Fa<strong>ch</strong>verein Biologie UZH<br />
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Fors<strong>ch</strong>ung zum Anfassen<br />
Wann — 2. März, 11.00 bis 16.00 Uhr<br />
Wo — Science City, Hönggerberg<br />
Wer — ETH Züri<strong>ch</strong><br />
Vernissage Z(w)eitwissen<br />
Wann — 3. März, 18.15 Uhr<br />
Wo — Li<strong>ch</strong>thof Uni Züri<strong>ch</strong><br />
Wer — StuRa-Jubiläumsprojekt<br />
Tanzna<strong>ch</strong>t und Friday Night Fever 2<br />
Wann — 8. März, 18.00 Uhr<br />
Wo — StuZ2<br />
Wer — TSETH<br />
Polyparty<br />
Wann — 15. März, 20.00 Uhr<br />
Wo — ETH Züri<strong>ch</strong><br />
Students Slam Bern<br />
Wann — 10. April, 20.00 Uhr<br />
Wo — Sous-soul, Bern<br />
Wer — Slam it<br />
31 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Fokus<br />
Illustration: Luis Navarro<br />
A<strong>ch</strong>tung! Wks gefährden das Studium 34<br />
Zu Besu<strong>ch</strong> in der Offiziersfabrik 36<br />
Sie boxte si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>s Militär 38<br />
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Militär und Studium – da prallen zwei<br />
Kosmen aufeinander, die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />
ni<strong>ch</strong>t sein könnten. Ordnung und<br />
Kontrolle auf der einen, Freiheit und<br />
Selbstverantwortung auf der anderen Seite.<br />
Wir haben uns ents<strong>ch</strong>lossen, dieses<br />
Spannungsfeld in der «ZS» auszuleu<strong>ch</strong>ten.<br />
«ZS» ist übrigens ni<strong>ch</strong>t nur unser Kürzel.<br />
In der Militärspra<strong>ch</strong>e stehen die beiden<br />
Konsonanten für einen ordentli<strong>ch</strong>en<br />
«Zämes<strong>ch</strong>iss». Dieser «ZS» soll aber ni<strong>ch</strong>t<br />
unser Programm sein, wir haben uns dem<br />
Thema kritis<strong>ch</strong>, aber sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> genähert.<br />
Dienst <strong>im</strong> Weg. Die RS verzögert den<br />
Beginn des Studiums, die Wiederholungskurse<br />
sitzen den gestressten Studenten<br />
<strong>im</strong> Nacken. 34<br />
Zackige Kadetten. Die 62 Studenten,<br />
wel<strong>ch</strong>e an der ETH den Studiengang Berufsoffizier<br />
absolvieren verdienen<br />
mindestens 4000 Franken monatli<strong>ch</strong>.<br />
Na<strong>ch</strong> Studienabs<strong>ch</strong>luss wartet ein<br />
si<strong>ch</strong>erer Job. 36<br />
«Blöde Antenne». Oberleutnantin<br />
Deborah Sigrist findet längst ni<strong>ch</strong>t alles<br />
am Militär gut. Ein Interview. 38<br />
33 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Text: Lukas Messmer<br />
Bild: Lukas Messmer<br />
Wer trotzdem hingeht, muss wohl oder übel <strong>im</strong> Dienst büffeln.<br />
«Na<strong>ch</strong> drei verpassten<br />
WKs ist ein Soldat weg<br />
vom Fenster. Das in<br />
der RS erworbene Wissen<br />
geht verloren.»<br />
A<strong>ch</strong>tung! WKs gefährden das Studium<br />
Na<strong>ch</strong> drei Wo<strong>ch</strong>en Abwesenheit ist der<br />
Zug abgefahren. Die verlorene Studienzeit<br />
ist s<strong>ch</strong>wer aufzuholen. Die Ents<strong>ch</strong>ädigung:<br />
Mickrige 54 Franken am Tag.<br />
Väter<strong>ch</strong>en Staat ist unerbittli<strong>ch</strong>. Na<strong>ch</strong><br />
absolvierter Rekrutens<strong>ch</strong>ule (RS) trudelt<br />
der Mars<strong>ch</strong>befehl jährli<strong>ch</strong> in den Briefkasten,<br />
und das mindestens se<strong>ch</strong>s Mal.<br />
Drei Wo<strong>ch</strong>en grüne Ferien sind Pfli<strong>ch</strong>t;<br />
egal ob während oder neben dem Semester,<br />
der Student muss einrücken. Und<br />
wer Pe<strong>ch</strong> hat, muss no<strong>ch</strong> eine Wo<strong>ch</strong>e vor<br />
dem Wiederholungskurs (WK) als Handlanger<br />
zum sogenannten Kadervorkurs<br />
einrücken. Drei oder vier Wo<strong>ch</strong>en von<br />
insgesamt 14 <strong>im</strong> Semester sind viel, eine<br />
Abwesenheit in dieser Länge rei<strong>ch</strong>t aus,<br />
um Prüfungen zu vermasseln. Auf die Semesterferien<br />
kann die Militärmas<strong>ch</strong>inerie<br />
keine Rücksi<strong>ch</strong>t nehmen: «Das ist unmögli<strong>ch</strong>,<br />
nur 10-12% der Armeeangehörigen<br />
sind Studierende. Ausserdem würde<br />
zuviel Infrastruktur bra<strong>ch</strong> liegen und die<br />
Bereits<strong>ch</strong>aft wäre ni<strong>ch</strong>t gewährleistet»,<br />
erklärt Felix Helbling, Chef Personelles<br />
der Territorialregion Osts<strong>ch</strong>weiz.<br />
Dazu kommt, dass Studierende<br />
normalerweise ni<strong>ch</strong>t soviel arbeiten,<br />
als dass si<strong>ch</strong> der Erwerbsersatz lohnen<br />
würde. Während Angestellten ihr Lohn<br />
meistens weiter gezahlt wird, zei<strong>ch</strong>net<br />
si<strong>ch</strong> für die Studierenden ein tristes Bild.<br />
Die mickrigen 54 Franken pro Tag sind<br />
ein Butterbröt<strong>ch</strong>en <strong>im</strong> Verglei<strong>ch</strong> zum<br />
Lohn, den man in diesen drei Wo<strong>ch</strong>en<br />
mit einem Nebenjob erzielen würde.<br />
Und während in der Privatwirts<strong>ch</strong>aft Arbeitskollegen<br />
aushelfen, kann niemand<br />
anders die liegengebliebenen Studienleistungen<br />
erbringen.<br />
Wei<strong>ch</strong>enstellung na<strong>ch</strong> Matura<br />
Einmal <strong>im</strong> Rang eines Soldaten, ist es<br />
unglei<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wieriger, von der Dienstpfli<strong>ch</strong>t<br />
wieder loszukommen als in der<br />
RS oder bei der Aushebung. Das Geld<br />
und die Zeit, das die Armee in den Rekruten<br />
investiert hat, verliert sie ni<strong>ch</strong>t gerne<br />
wieder. «Na<strong>ch</strong> drei verpassten WKs ist<br />
ein Soldat weg vom Fenster. Das in der<br />
RS erworbene Wissen geht verloren»,<br />
sagt Helbling. Es lohnt si<strong>ch</strong> also, na<strong>ch</strong><br />
erfolgrei<strong>ch</strong>er Matur gut zu überlegen,<br />
wie man seinen Dienst absolvieren will<br />
– oder eben ni<strong>ch</strong>t. Das Dur<strong>ch</strong>dienen ist<br />
eine Mögli<strong>ch</strong>keit, spätere WKs während<br />
dem Studium zu verhindern. Na<strong>ch</strong> 300<br />
Tagen am Stück ist die Sa<strong>ch</strong>e ein für allemal<br />
erledigt. Wer keinen Dienst leisten<br />
mag, kann si<strong>ch</strong> heutzutage ohne grosse<br />
Mühe untaugli<strong>ch</strong> stempeln lassen oder<br />
Zivildienst leisten. Letzterer ist frei einteilbar<br />
und verträgt si<strong>ch</strong> somit gut mit<br />
dem Studium, dauert aber anderthalb<br />
mal so lang. Lassen si<strong>ch</strong> die WKs ni<strong>ch</strong>t<br />
umgehen, kann man versu<strong>ch</strong>en, si<strong>ch</strong><br />
die Diensttage angenehm zu gestalten.<br />
Eine Umteilung ist aber s<strong>ch</strong>wierig, dazu<br />
brau<strong>ch</strong>t es vor allem Vitamin B: Entweder<br />
kann ein Offizier glaubhaft ma<strong>ch</strong>en,<br />
dass man in seiner Spezial-Einheit gebrau<strong>ch</strong>t<br />
wird, oder man geht den Weg<br />
des Gesu<strong>ch</strong>s. Beliebte Orte sind etwa die<br />
Militärbibliothek (Historiker), Ausgrabungsstätten<br />
auf Militärboden (Ar<strong>ch</strong>äologen)<br />
oder Stellen <strong>im</strong> Kommunikationsberei<strong>ch</strong><br />
(Medienwissens<strong>ch</strong>aftler).<br />
Aufs<strong>ch</strong>ieben als letzte Hoffnung<br />
Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> dann: «Militärdienst und<br />
Studium lassen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vereinbaren»,<br />
ist Student Thomas überzeugt. Drei Wo<strong>ch</strong>en<br />
Absenz würden ausrei<strong>ch</strong>en, um<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr mit dem Stoff mitzukommen.<br />
«Und in den Ferien müssen Arbeiten<br />
ges<strong>ch</strong>rieben werden. Es geht einfa<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t», erklärt er. Als letzter Ausweg<br />
bleibt die Dienstvers<strong>ch</strong>iebung, wel<strong>ch</strong>e<br />
rege beanspru<strong>ch</strong>t wird.<br />
Rund 30% der Angehörigen der Armee<br />
würden ihre WKs vers<strong>ch</strong>ieben, darunter<br />
sei ein «grosser Teil Studierender»,<br />
bestätigt Armeespre<strong>ch</strong>er Felix Endri<strong>ch</strong>.<br />
Laut Militärverordnung ist für eine<br />
Bewilligung des Gesu<strong>ch</strong>s eine wi<strong>ch</strong>tige<br />
Prüfung innerhalb von zwölf Wo<strong>ch</strong>en<br />
na<strong>ch</strong> dem WK nötig. Weil aber Leistungsna<strong>ch</strong>weise<br />
wie Arbeiten oder Vorträge<br />
ni<strong>ch</strong>t unter diese Regelung fallen, wird<br />
au<strong>ch</strong> einmal ein Auge zugedrückt. «Für<br />
die Universität Züri<strong>ch</strong> ist das Studium<br />
prioritär», sagt Thomas Ts<strong>ch</strong>ümperlin<br />
von der Abteilung Studierende, «da sind<br />
wir grosszügig.»<br />
Au<strong>ch</strong> bei der Armee hat man unterdessen<br />
gemerkt, dass die Situation für<br />
Studierende untragbar ist.<br />
«Für die Universität<br />
Züri<strong>ch</strong> ist das Studium<br />
prioritär, da sind wir<br />
grosszügig.»<br />
Vom Paragraphen zur Weisung<br />
«Das Problem ist akut. Die Koordination<br />
von Studium und Militärdienst klappt<br />
momentan gar ni<strong>ch</strong>t», erklärt Helbling.<br />
Allerdings verortet er das Problem bei<br />
den Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen. Weil die Studienzeiten<br />
und Prüfungssessionen sehr heterogen<br />
seien, könne man unmögli<strong>ch</strong><br />
darauf eingehen. Zur Zeit würden alle<br />
Dienstvers<strong>ch</strong>iebungsgesu<strong>ch</strong>e als Einzelfälle<br />
beurteilt. «Wir s<strong>ch</strong>auen an, was<br />
zur Errei<strong>ch</strong>ung der ECTS-Punkte nötig<br />
ist und ents<strong>ch</strong>eiden dann», sagt er. Damit<br />
diesbezügli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Grundlagen vorhanden<br />
sind, werde die entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Militärverordnung zur Zeit überarbeitet.<br />
Der Paragraph 31, der die Gründe für die<br />
Bewilligung eines Gesu<strong>ch</strong>s festhält, wird<br />
rausgekippt. Dessen Inhalt soll neu in<br />
einer Weisung stehen, die <strong>im</strong> Februar<br />
in Kraft treten wird Die gute Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t:<br />
Anstatt von Prüfungen wird fortan von<br />
«Qualifikationen» gespro<strong>ch</strong>en, die Armee<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigt also au<strong>ch</strong> andere<br />
Leistungsna<strong>ch</strong>weise. Die s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te<br />
Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t: Die Frist von zwölf Wo<strong>ch</strong>en<br />
fällt weg. Ob und wann ein Gesu<strong>ch</strong> bewilligt<br />
wird, hängt in Zukunft also von<br />
der beurteilenden Person ab.<br />
Heute bleibt bei einer Ablehnung –<br />
wenn man ni<strong>ch</strong>ts verpassen will – nur<br />
no<strong>ch</strong> der Weg in die Illegalität: Verweigern<br />
und hoffen, dass die Militärpolizei<br />
ni<strong>ch</strong>t vor der Türe steht. Wiedererstattbare<br />
Flugtickets kaufen und Auslandsreisen<br />
vorgaukeln. Module bu<strong>ch</strong>en und<br />
wieder stornieren. Klar ist auf jeden Fall:<br />
Jährli<strong>ch</strong>e WKs gefährden ein erfolgrei<strong>ch</strong>es<br />
Studium.<br />
34<br />
35 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Text: Joel Bedetti<br />
Bild: Lukas Messmer<br />
Zukünftige Berufsoffiziere lernen an der Militärakademie das Kriegshandwerk.<br />
« ‹Wir sind viellei<strong>ch</strong>t<br />
etwas bürgerli<strong>ch</strong>er›,<br />
meint Olaf Niederberger,<br />
MILAK-Student<br />
mit zackiger Offiziersst<strong>im</strong>me.»<br />
Zu Besu<strong>ch</strong> in der Offiziersfabrik<br />
Volles Portemonnaie, ein si<strong>ch</strong>erer Job<br />
und kaum Ferien: Die Berufsoffizier-<br />
Studenten an der ETH ticken anders.<br />
Ihre Haare sind kurz ges<strong>ch</strong>nitten, ihre<br />
Spra<strong>ch</strong>e ist knapp und korrekt. Ihre<br />
Lieblingsfilme sind «Gladiator und<br />
«Black Hawk Down». Die Gruppen, in<br />
denen sie si<strong>ch</strong> <strong>im</strong> Studi-VZ eingetragen<br />
haben, heissen «GruppefüreineS<strong>ch</strong>wei-<br />
zohneeineGruppefüreineS<strong>ch</strong>weizohne-<br />
Armee», «Anti-Friedensbewegung» oder<br />
au<strong>ch</strong> «konservativ tut gut». Die Rede ist<br />
von den angehenden Berufsmilitärs an<br />
der ETH Züri<strong>ch</strong>. 62 Männer absolvieren<br />
zurzeit den Ba<strong>ch</strong>elor-Studiengang<br />
Berufsoffizier, der <strong>im</strong> Departement<br />
Geistes-, Sozial- und Staatswissens<strong>ch</strong>aft<br />
der ETH (D-GESS) angesiedelt ist. Das<br />
D-GESS führt den Studiengang in enger<br />
Zusammenarbeit mit der Militärakademie<br />
MILAK dur<strong>ch</strong>.<br />
Im dreijährigen Studium, das die<br />
Anwärter mit einem Ba<strong>ch</strong>elor in Staatswissens<strong>ch</strong>aften<br />
und einem Diplom als<br />
Berufsoffizier abs<strong>ch</strong>liessen, wird ein<br />
äusserst breites Fa<strong>ch</strong>wissen vermittelt:<br />
Die angehenden Armeekader pauken<br />
die Grundlagen in Volkswirts<strong>ch</strong>aftslehre<br />
und Re<strong>ch</strong>t, besu<strong>ch</strong>en Vorlesungen zu<br />
Politologie und Sozialpsy<strong>ch</strong>ologie (Ziel:<br />
«die Grundlagen von Konformität und<br />
Gehorsam gegenüber Autorität zu kennen»,<br />
ist <strong>im</strong> Studienbes<strong>ch</strong>rieb zu lesen).<br />
Sie diskutieren in soziologis<strong>ch</strong>en und<br />
militärges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Seminaren und<br />
können si<strong>ch</strong> wahlweise in Fä<strong>ch</strong>ern wie<br />
Geomatik oder Te<strong>ch</strong>nikges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te weiterbilden.<br />
Hürdenlauf zum Studium<br />
Wer das vielseitige Studium in Angriff<br />
nehmen will, muss allerdings einiges<br />
mehr aufweisen als eine Matura. Die MI-<br />
LAK verlangt einen einwandfreien Leumund<br />
und ein gutes militäris<strong>ch</strong>es Zeugnis.<br />
Die Studenten müssen mindestens<br />
den Grad eines Leutnants aufweisen und<br />
den praktis<strong>ch</strong>en Dienst, das sogenannte<br />
Abverdienen, absolviert haben. Au<strong>ch</strong> ein<br />
bestehender Vertrag mit der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Armee ist Voraussetzung; die meisten<br />
dienen vorher deshalb einige Jahre als<br />
Zeitmilitär. Zu guter Letzt prüft die Armee<br />
die Kandidaten in einem mehrtätigen<br />
Assessment-Test mit Diskussionen,<br />
Vorträgen und Gruppengesprä<strong>ch</strong>en auf<br />
ihre Studiumstaugli<strong>ch</strong>keit. Rund ein<br />
Viertel fällt dur<strong>ch</strong> diese Prüfung. Die<br />
Armee will keine Versager an die ETH<br />
s<strong>ch</strong>icken. «Dur<strong>ch</strong> die vielen Selektionshürden<br />
gibt es unter unseren Studierenden<br />
fast keine Verluste dur<strong>ch</strong> Studienausfall»,<br />
meint Bernhard Stadlin, Oberst<br />
<strong>im</strong> Generalstab und Verbindungsoffizier<br />
der Militärakademie zur ETH.<br />
Dass si<strong>ch</strong> die Berufsoffizier-Studenten<br />
ni<strong>ch</strong>t nur in diesem Punkt von ihren<br />
Kommilitonen an Uni und ETH unters<strong>ch</strong>eiden,<br />
bestreiten ledigli<strong>ch</strong> sie selbst,<br />
und au<strong>ch</strong> das eher halbherzig. «Wir sind<br />
viellei<strong>ch</strong>t etwas bürgerli<strong>ch</strong>er», meint<br />
Olaf Niederberger, MILAK-Student mit<br />
zackiger Offiziersst<strong>im</strong>me. Geprägt dur<strong>ch</strong><br />
den langen Militärdienst leben die Berufsoffizier-Anwärter<br />
Werte, wel<strong>ch</strong>e bei<br />
den Geniessern des Studentenlebens am<br />
unteren Ende der Popularitätsskala rangieren.<br />
«Sie sind diszipliniert und zielbewusst»,<br />
weiss Rudolf Jaun, Professor für<br />
Militärges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an der ETH. Das hänge<br />
damit zusammen, dass sie in erster<br />
Linie auf ihren Beruf hinarbeiteten, und<br />
ni<strong>ch</strong>t wegen dem Studium an si<strong>ch</strong> die<br />
Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>ten.«Sie sind si<strong>ch</strong>er<br />
au<strong>ch</strong> einen Tick autoritätsbewusster eingestellt<br />
als andere Studierende», merkt<br />
Jaun an. Das s<strong>ch</strong>einen sie in der Tat zu<br />
sein. Da nur wenige das Fa<strong>ch</strong> studieren,<br />
sind die Berufsoffizier-Studenten eines<br />
Jahrgangs in einer Klasse organisiert. Zu<br />
Beginn einer Stunde meldet der Klassen<strong>ch</strong>ef<br />
dem Dozenten den Klassenbestand.<br />
«Das ist für uns eine Selbstverständli<strong>ch</strong>keit»,<br />
meint Olaf Niederberger. Das Kollektiv<br />
bedeutet viel, der Zusammenhalt<br />
ist gross. «Wir haben gegenüber unseren<br />
Kameraden eine Verantwortung», so Berufsoffizier-Anwärter<br />
Reto Niedermann.<br />
«Vers<strong>ch</strong>lafen liegt ni<strong>ch</strong>t drin.»<br />
Grosses Sackgeld, wenig Ferien<br />
Verpfli<strong>ch</strong>tet fühlen si<strong>ch</strong> die Studenten<br />
ni<strong>ch</strong>t nur einander, sondern au<strong>ch</strong> der<br />
Armee. Die Bindung mit der Institution<br />
ist nämli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur mentaler, sondern<br />
au<strong>ch</strong> juristis<strong>ch</strong>er Art. Die angehenden<br />
Berufsoffiziere sind vertragli<strong>ch</strong> angestellte<br />
Studenten des Bundes. Damit verpfli<strong>ch</strong>ten<br />
sie si<strong>ch</strong>, ihrem Studium gewissenhaft<br />
na<strong>ch</strong>zukommen. Ferien gibt’s<br />
nur vier Wo<strong>ch</strong>en <strong>im</strong> Jahr. «Den grössten<br />
Teil der vorlesungsfreien Zeit verbringen<br />
wir in militäris<strong>ch</strong>en Kursen», sagt Olaf<br />
Niederberger. Das klassis<strong>ch</strong>e Studentenleben<br />
bleibt den ETH-Kadetten somit<br />
verwehrt. Dafür kommen sie in den<br />
Genuss von Leistungen, von denen ihre<br />
Kommilitonen nur träumen können. Der<br />
Bund entlöhnt seine Militär-Studenten<br />
in der Lohnklasse 15. Je na<strong>ch</strong> Alter verdienen<br />
sie so mehr oder weniger 4000<br />
Franken <strong>im</strong> Monat. Damit die künftigen<br />
Berufsoffiziere au<strong>ch</strong> mobil sind, kriegen<br />
sie obendrein gratis ein Generalabonnement.<br />
Au<strong>ch</strong> einen Laptop stellt die Armee<br />
für die Studiendauer zur Verfügung<br />
– und eine langfristige, si<strong>ch</strong>ere Berufsperspektive.<br />
Das Leben dana<strong>ch</strong><br />
Den Laptop will das Militär na<strong>ch</strong> dem<br />
Abs<strong>ch</strong>luss nämli<strong>ch</strong> ebenso zurück wie<br />
ihre Investition. Vier Jahre müssen die<br />
eidgenössis<strong>ch</strong> diplomierten Berufsoffiziere<br />
na<strong>ch</strong> dem Abs<strong>ch</strong>luss <strong>im</strong> Militär<br />
dienen, um ihr Studium abzuverdienen.<br />
Wer vorher geht, zahlt entspre<strong>ch</strong>end. Für<br />
den Grossteil der Absolventen kommt<br />
ein Jobwe<strong>ch</strong>sel aber erst später in Frage.<br />
«Als Berufsoffizier erhalte i<strong>ch</strong> die Chance,<br />
in einem äusserst abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>en<br />
Berufsumfeld Erfahrungen in der Mens<strong>ch</strong>enführung<br />
zu sammeln», sagt Reto<br />
Niedermann. «Im Grunde ist Berufsoffizier<br />
eine Berufung, kein Job», meint<br />
Bernhard Stadlin von der MILAK. Früher<br />
habe ein Grossteil der Berufsmilitärs ihr<br />
Arbeitsleben bis zur Pensionierung in der<br />
Armee verbra<strong>ch</strong>t. Mit der zunehmenden<br />
Flexibilisierung <strong>im</strong> Arbeitsmarkt werde<br />
si<strong>ch</strong> das aber künftig wohl ändern. Gerade<br />
jetzt aber wäre die Armee mehr denn<br />
je auf die Treue ihrer professionellen<br />
Führungskräfte angewiesen, denn die<br />
Berufsoffizier-Absolventen können den<br />
Bedarf der Streitkräfte zurzeit ni<strong>ch</strong>t decken.<br />
«Es müssten momentan ungefähr<br />
20 Berufsoffiziere mehr pro Jahr ausgebildet<br />
werden», weiss Bernhard Stadlin.<br />
Deshalb seien Bestrebungen <strong>im</strong> Gange,<br />
die Attraktivität des Berufs zu erhöhen.<br />
Die Arbeitsbedingungen seien ni<strong>ch</strong>t nur<br />
angenehm, die unregelmässigen Arbeitszeiten<br />
verlangten au<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong>e<br />
Opfer. «Man lebt nur einmal, da muss die<br />
Lebenssituation irgendwie au<strong>ch</strong> st<strong>im</strong>men»,<br />
sinniert der Generalstabsoberst<br />
mit sanfter St<strong>im</strong>me.<br />
www.milak.<strong>ch</strong><br />
36<br />
37 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Inerview: Andres Eberhard<br />
Bild: Mi<strong>ch</strong>ael Orlik<br />
«Es gibt <strong>im</strong> Militär überall Probleme zu bewältigen, au<strong>ch</strong> in Bezug auf Männer.»<br />
«I<strong>ch</strong> kann ni<strong>ch</strong>t befehlen,<br />
die blöde Antenne<br />
aufzustellen, einfa<strong>ch</strong><br />
weil es so ist.»<br />
Sie boxte si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>s Militär<br />
Oberleutnantin Deborah Sigrist war von<br />
der Rekrutens<strong>ch</strong>ule enttäus<strong>ch</strong>t. Weil sie<br />
ni<strong>ch</strong>t streng genug war. Eine zivile<br />
Begegnung.<br />
Deborah, viele Männer klagen, wenn sie<br />
ins Militär müssen. Da nehme i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />
selber ni<strong>ch</strong>t aus. Du musst als Frau ni<strong>ch</strong>t,<br />
gehst aber trotzdem. Warum? — I<strong>ch</strong><br />
glaube, wenn man ents<strong>ch</strong>eiden kann, ist<br />
es <strong>im</strong>mer etwas anderes. I<strong>ch</strong> bin damals<br />
mit meinem Bruder von Ungarn zurück<br />
in die S<strong>ch</strong>weiz gekommen und wollte<br />
ni<strong>ch</strong>t sofort anfangen zu studieren. I<strong>ch</strong><br />
hatte die Vorstellung, das Militär sei körperli<strong>ch</strong><br />
sehr anstrengend. Und i<strong>ch</strong> wollte<br />
etwas Neues ma<strong>ch</strong>en. So habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />
spontan fürs Militär ents<strong>ch</strong>ieden. Es war<br />
dann aber re<strong>ch</strong>t enttäus<strong>ch</strong>end. Na<strong>ch</strong> fünf<br />
Kilometern mars<strong>ch</strong>ieren klagten s<strong>ch</strong>on<br />
alle: «Ah nein, es tut weh.» I<strong>ch</strong> habe etwas<br />
ganz anderes erwartet als dieses ewige<br />
Klönen. Darum habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ieden,<br />
weiter zu ma<strong>ch</strong>en, denn Soldatin<br />
wollte i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bleiben.<br />
Warum bist du na<strong>ch</strong> der RS ni<strong>ch</strong>t ausgestiegen?<br />
— Das geht ni<strong>ch</strong>t. An der Aushebung<br />
erhältst du ein Formular. Wenn<br />
du das unters<strong>ch</strong>reibst, dann akzeptierst<br />
du au<strong>ch</strong> die Bedingung, dass du in jedem<br />
Fall bleiben musst.<br />
Du warst in der Offizierss<strong>ch</strong>ule die<br />
einzige Frau der Kompanie und während<br />
der Wo<strong>ch</strong>e abges<strong>ch</strong>ottet in der Kaserne.<br />
Für di<strong>ch</strong> kein Problem? — Also gewisse<br />
Männer s<strong>ch</strong>auen s<strong>ch</strong>on blöd. Sie denken,<br />
«die hat do<strong>ch</strong> eine Macke». Man<br />
muss si<strong>ch</strong> denen beweisen als Frau. Du<br />
kommst in eine Gruppe und jeder hat<br />
von Anfang an dir gegenüber eine negative<br />
Einstellung. In der RS tritt au<strong>ch</strong> das<br />
Problem auf, dass viele Frauen ihr Gepäck<br />
und ihr Gewehr abgeben und die<br />
Männer dann die grössere Last tragen,<br />
als wenn die Frau ni<strong>ch</strong>t dabei wäre. Aber<br />
wie gesagt, anfangs sind die Männer sehr<br />
distanziert. Diese 15 Wo<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>weissen<br />
dann aber denno<strong>ch</strong> sehr zusammen.<br />
Gibt es au<strong>ch</strong> Avancen, seitens der<br />
Männer? — Also in der Offizierss<strong>ch</strong>ule<br />
ni<strong>ch</strong>t. Das ist dann eher wie eine Beziehung<br />
zwis<strong>ch</strong>en Bruder und S<strong>ch</strong>wester.<br />
Dort habe i<strong>ch</strong> nie das Gefühl gehabt, dass<br />
jemand etwas in die Ri<strong>ch</strong>tung versu<strong>ch</strong>t.<br />
Aber in der RS s<strong>ch</strong>on? Oder <strong>im</strong> WK?<br />
— Im WK ist das etwas anderes. Dort sind<br />
die Männer älter und haben eine gewisse<br />
Lebenserfahrung. Man<strong>ch</strong>mal fällt da<br />
s<strong>ch</strong>on ein blöder Spru<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> habe Zeiten<br />
erlebt, da versu<strong>ch</strong>en sies und denken<br />
si<strong>ch</strong>, die Frau, die zieht ihre Linie ni<strong>ch</strong>t<br />
dur<strong>ch</strong>. Anfangs hatte i<strong>ch</strong> diesbezügli<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>on Lampenfieber. Aber es gibt <strong>im</strong><br />
Militär überall Probleme zu bewältigen,<br />
au<strong>ch</strong> in Bezug auf Männer. Einer hat das<br />
einmal gema<strong>ch</strong>t <strong>im</strong> WK, gefragt, wo i<strong>ch</strong><br />
wohne und wohin i<strong>ch</strong> ausgehe.<br />
Ist das lästig? — Nein, das ni<strong>ch</strong>t, aber<br />
man muss si<strong>ch</strong> etwas abgrenzen. Das<br />
Problem ist, wenn man si<strong>ch</strong> zu fest abgrenzt<br />
und gar ni<strong>ch</strong>ts von si<strong>ch</strong> preis gibt,<br />
wird man als arrogant bezei<strong>ch</strong>net.<br />
Hast du nun eine positive Einstellung<br />
gegenüber dem Militär? — Ja, i<strong>ch</strong><br />
persönli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on. Klar gibt es <strong>im</strong>mer Sa<strong>ch</strong>en,<br />
denen du ni<strong>ch</strong>t zust<strong>im</strong>men kannst,<br />
aber als Kader eigentli<strong>ch</strong> solltest. I<strong>ch</strong><br />
befürworte lange ni<strong>ch</strong>t alles, wofür das<br />
Militär einsteht.<br />
Aber <strong>im</strong> Grundsatz findest du das<br />
Militär, so wie es ist, ri<strong>ch</strong>tig? — Das ist<br />
s<strong>ch</strong>wierig zu sagen. Wir haben einfa<strong>ch</strong><br />
ein zu kleines Budget. In unserem Zug<br />
haben wir zu wenig Material und keine<br />
Fahrzeuge. Von fünf Panzern sind drei<br />
defekt, bei einem fehlt ein Netz. I<strong>ch</strong> kann<br />
ni<strong>ch</strong>t befehlen, die blöden Antennen<br />
aufzustellen, einfa<strong>ch</strong> weil es so ist.<br />
Das sehe i<strong>ch</strong> etwas anders. Ist das<br />
ni<strong>ch</strong>t gerade das Motto des Militärs?<br />
Man ma<strong>ch</strong>t es, weil es so ist? — Ja, aber<br />
in einem sol<strong>ch</strong>en Fall kann i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t dahinter stehen. Anfangs des WKs<br />
ma<strong>ch</strong>t so etwas Sinn, wenn alles aufgefris<strong>ch</strong>t<br />
werden muss, aber ni<strong>ch</strong>t in<br />
einer Übung. Es ist s<strong>ch</strong>on ein biss<strong>ch</strong>en<br />
s<strong>ch</strong>ade; die S<strong>ch</strong>weiz steht einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr hinter dem Militär. Ob es <strong>im</strong> Ernstfall<br />
funktioniert, kann i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sagen.<br />
Wenn es funktionieren soll, müssen die<br />
S<strong>ch</strong>weizer mehr dahinter stehen.<br />
Militär ist ja etwas sehr männli<strong>ch</strong>es,<br />
wohingegen eine andere Bes<strong>ch</strong>äftigung<br />
von dir, das Modeln, sehr feminin ist.<br />
Würdest du di<strong>ch</strong> als jemanden bezei<strong>ch</strong>nen,<br />
der gerne das Heft in die Hand<br />
n<strong>im</strong>mt? — Nein, das glaube i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.<br />
Gut, i<strong>ch</strong> bin von Sternzei<strong>ch</strong>en Löwe.<br />
I<strong>ch</strong> arbeitete au<strong>ch</strong> als Hostess, oder an<br />
Events. Dort kommt es man<strong>ch</strong>mal vor,<br />
dass i<strong>ch</strong> die Zügel in die Hand nehme,<br />
wenn i<strong>ch</strong> merke, dass es niemand besser<br />
kann als i<strong>ch</strong>. Aber vor dem Militär war<br />
i<strong>ch</strong> extrem s<strong>ch</strong>eu.<br />
S<strong>ch</strong>eu? Also man brau<strong>ch</strong>t ja s<strong>ch</strong>on<br />
ein gewisses Mass an Selbstvertrauen,<br />
um als Frau freiwillig ins Militär zu gehen.<br />
— Ja, gut. I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>meisse mi<strong>ch</strong> oft<br />
selbst ins kalte Wasser. Ma<strong>ch</strong>e Sa<strong>ch</strong>en,<br />
die i<strong>ch</strong> mir gar ni<strong>ch</strong>t zutraue. Wenns<br />
funktioniert, dann funktionierts. Und<br />
meistens kommt es gut. Aber i<strong>ch</strong> bin<br />
ni<strong>ch</strong>t jemand, der <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />
stehen muss.<br />
Gibt es etwas, bei dem du denkst, das<br />
verstehen Männer <strong>im</strong>mer fals<strong>ch</strong>, wenn<br />
sie von deiner Militärkarriere hören? —<br />
I<strong>ch</strong> habe es oft erlebt, dass Männer ri<strong>ch</strong>tig<br />
wütend werden. Sie verstehen es eben<br />
ni<strong>ch</strong>t und reden dann no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter<br />
übers Militär, als sie es sowieso s<strong>ch</strong>on<br />
würden. Einige ma<strong>ch</strong>en die RS s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
und führen si<strong>ch</strong> blöd auf. Dafür werden<br />
sie dann natürli<strong>ch</strong> bestraft. Zu mir sagen<br />
sie dann, ma<strong>ch</strong> du das, du bist ja freiwillig<br />
da. Man<strong>ch</strong>e Männer denken einfa<strong>ch</strong>,<br />
Frauen gehören ni<strong>ch</strong>t ins Militär.<br />
Deborah Sigrist (23) studiert Psy<strong>ch</strong>ologie<br />
an der Universität Züri<strong>ch</strong>. Früher<br />
lebte sie mit ihrer Familie in Ungarn,<br />
wo sie professionell Tennis spielte. Sie<br />
stand zu dieser Zeit s<strong>ch</strong>on für einen<br />
Brautmode-Katalog vor der Kamera.<br />
Zurück in der S<strong>ch</strong>weiz, gewann sie 2006<br />
einen Modelwettbewerb.<br />
38<br />
39 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Uni-Jubiläum<br />
Kommentar: Florian Frey<br />
Bild: Lukas Messmer<br />
Alle (25) Jahre wieder<br />
Gerade mal 175 Jähr<strong>ch</strong>en – <strong>im</strong> Verglei<strong>ch</strong> zu Basel<br />
mit bald 550 Jahren ist das D<strong>im</strong>inutiv angebra<strong>ch</strong>t<br />
– hat die Universität Züri<strong>ch</strong> auf dem Buckel. Das<br />
wird unter dem Motto «Wissen teilen» gefeiert.<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
Fahnens<strong>ch</strong>muck zum 175. Geburtstag.<br />
Das 175-Jubiläum war als «bes<strong>ch</strong>eidenes»<br />
Fest angekündigt worden. Eine<br />
Eröffnungsfeier <strong>im</strong> S<strong>ch</strong>iffsbau mit 1800<br />
geladenen Gästen ist da nur ein Beispiel.<br />
Diverse «Creative Teams» haben<br />
si<strong>ch</strong> während einem guten Jahr daran<br />
gema<strong>ch</strong>t, ein Budget von 16 Millionen<br />
Franken (je na<strong>ch</strong> Quellen au<strong>ch</strong> «nur» 12<br />
Millionen) zu verbraten.<br />
Bes<strong>ch</strong>eiden s<strong>ch</strong>eint uns allenfalls<br />
der Output. Unter dem Motto «Wissen<br />
teilen» wendet man si<strong>ch</strong> ein biss<strong>ch</strong>en der<br />
Bevölkerung zu (Parcours des Wissens),<br />
öffnet tageweise ein paar Türen und lässt<br />
Raum für etwas Studentis<strong>ch</strong>es (StuRa-<br />
Projekt «Z(w)eitwissen»). Das Ganze will<br />
<br />
<br />
www.stura.uzh.<strong>ch</strong>/jubilaeum<br />
www.175jahre.uzh.<strong>ch</strong>/zweitwissen<br />
41 ZS Inserat # 1 ZS.indd / 08 — 1 22.02.2008<br />
zeigen, dass «Wissen Brücken s<strong>ch</strong>lagen»<br />
und «die Gesells<strong>ch</strong>aft verändern» kann.<br />
Bei allem Respekt gegenüber den<br />
Organisatoren und Mitwirkenden: Wo<br />
bleiben die Visionen? Wo der Mut? Werden<br />
Jung und Alt, Büezer und Bauer,<br />
Hund und Katz, Kind und Kegel dank<br />
diesem Jubiläum einen neuen, positiven<br />
Eindruck von den Elfenbeintürmen<br />
erhalten?<br />
Man wird das Gefühl ni<strong>ch</strong>t los, dass<br />
der wi<strong>ch</strong>tigste Antrieb des Jubiläums<br />
s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t der Sa<strong>ch</strong>zwang war: 175 Jahre<br />
s<strong>ch</strong>einen rund genug zu sein, dass gefeiert<br />
werden muss. Die ETH hats vor zwei<br />
Jahren vorgema<strong>ch</strong>t, jetzt kann si<strong>ch</strong> die<br />
Uni ni<strong>ch</strong>t lumpen lassen.<br />
Aber warten wirs ab. Die Hoffnung<br />
stirbt ja bekanntli<strong>ch</strong> zuletzt. Wir werden<br />
artig mitfeiern und hoffen, dass von den<br />
16 Millionen das eine oder andere Apéro-Häppli<br />
oder ein halb ausgetrunkenes<br />
Cüpli für uns Studierende übrig bleibt.<br />
Student hat si<strong>ch</strong> mit anderen Problemen<br />
rumzus<strong>ch</strong>lagen: Die neuen Semester-Anspielzeiten<br />
verlangen eine total<br />
veränderte Jahresplanung. Na<strong>ch</strong> Ostern<br />
lümmelt eine Wo<strong>ch</strong>e Ferien mitten <strong>im</strong><br />
Ni<strong>ch</strong>ts. Immerhin: Die Semesterferien<br />
sind just auf Beginn der Euro 08, gelegt.<br />
Chapeau! Das ist do<strong>ch</strong> ein Jubiläumsges<strong>ch</strong>enk!<br />
I n f o r m a t i o n<br />
Die Uni als elitäre und von der Stadt Züri<strong>ch</strong><br />
abges<strong>ch</strong>ottete Bildungsfabrik – dieses<br />
Bild soll mit den Jubiläumsveranstaltungen<br />
aus der Welt ges<strong>ch</strong>afft werden.<br />
Der Elfenbeinturm am Züri<strong>ch</strong>berg<br />
will si<strong>ch</strong> öffnen und sein Wissen mit<br />
der Bevölkerung teilen. So kann man<br />
es jedenfalls auf der offiziellen Homepage<br />
zum Jubiläum na<strong>ch</strong>lesen. Daher<br />
laden die sieben Fakultäten zu Tagen<br />
der offenen Tür ein und die Uni-Museen<br />
veranstalten Sonderausstellungen. Projekte<br />
auf der Se<strong>ch</strong>seläutenwiese und <strong>im</strong><br />
Hauptbahnhof sollen au<strong>ch</strong> die Stadt mit<br />
einbeziehen. Als besondere Attraktion<br />
wurde ein Tram der Linie 9 als «Wissenstram»<br />
gestaltet, das den Studierenden<br />
und anderen Interessierten s<strong>ch</strong>on auf<br />
dem Weg zur Uni Denkanstösse liefern<br />
soll. [mir]<br />
AUSSTELLUNG & PUBLIKATION DER STUDIERENDEN<br />
Anlässli<strong>ch</strong> des -Jahr-Jubiläums der Universität Züri<strong>ch</strong><br />
Vernissage: . März . Uhr, Aula Zentrum<br />
Ausstellung Zentrum: . März bis . März, Li<strong>ch</strong>thof Zentrum<br />
Ausstellung Ir<strong>ch</strong>el: . März bis . April, Li<strong>ch</strong>thof Ir<strong>ch</strong>el<br />
Die Publikation «Wir sind, was wir erinnern. Zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
der Studierenden der Uni Züri<strong>ch</strong> von bis » ist <strong>im</strong><br />
Bu<strong>ch</strong>handel bestellbar.<br />
8.2.2008 10:01:47 Uhr
Text: Mirjam Sidler<br />
Bild: S<strong>im</strong>on Brühlmann<br />
«wissen teilen»<br />
programmübersi<strong>ch</strong>t der jubiläumsveranstaltungen<br />
29. februar bis 29. april 2008<br />
«Parcours des Wissens»<br />
Sa, 8.3., bis So, 16.3.2008<br />
Se<strong>ch</strong>seläutenplatz, 8001 Züri<strong>ch</strong><br />
BrainFair 2008: «Emotionen»<br />
Sa, 8.3., bis So, 16.3.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong>, Rämistrasse 71, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />
Se<strong>ch</strong>seläutenplatz, 8001 Züri<strong>ch</strong>, <strong>im</strong> Rahmen des<br />
«Parcours des Wissens»<br />
Symposium «Universitäres Wissen teilen –<br />
Fors<strong>ch</strong>ende <strong>im</strong> Dialog»<br />
Mo, 17.3., und Di, 18.3.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong>, Rämistrasse 71, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />
«Zuri<strong>ch</strong> Football Forum»<br />
Do, 5.6., und Fr, 6.6.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong>, Rämistrasse 71, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />
«Re<strong>ch</strong>t als S<strong>ch</strong>utz und Grenze»,<br />
Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fakultät<br />
Mo, 3.3., bis So, 9.3.2008<br />
Re<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fakultät, Rämistrasse 74,<br />
8001 Züri<strong>ch</strong><br />
«Medizinis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung – unsere Gesundheit<br />
von morgen», Medizinis<strong>ch</strong>e Fakultät<br />
Fr, 14.3., und Sa, 15.3.2008<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Lokalitäten<br />
«Weiter denken», Philosophis<strong>ch</strong>e Fakultät<br />
Mo, 31.3., bis Fr, 4.4.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong>, Rämistrasse 71, 8006 Züri<strong>ch</strong>;<br />
weitere Lokalitäten<br />
«Religion und ihre Wege: eine Spurensu<strong>ch</strong>e»,<br />
Theologis<strong>ch</strong>e Fakultät<br />
Fr, 4.4.2008; Do, 3., 10., 17. und 24.4.2008<br />
Theologis<strong>ch</strong>e Fakultät, Kir<strong>ch</strong>gasse 9; Grossmünster,<br />
8001 Züri<strong>ch</strong><br />
«Wissen s<strong>ch</strong>afft Wirts<strong>ch</strong>aft, Wirts<strong>ch</strong>aft s<strong>ch</strong>afft<br />
Wissen», Wirts<strong>ch</strong>aftswissen s<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Fakultät<br />
Sa, 5.4.; Mo, 7.4., bis Fr, 11.4.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong>, Rämistrasse 71, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />
«Natur·wissen·s<strong>ch</strong>aft. Staunen. Erleben.<br />
Begreifen», Mathematis<strong>ch</strong>-naturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Fakultät<br />
Sa, 19.4., bis So, 20.4.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong> Ir<strong>ch</strong>el, Winterthurerstrasse 190,<br />
8057 Züri<strong>ch</strong><br />
«Veterinärmedizin für Tier und Mens<strong>ch</strong>»,<br />
Vetsuisse-Fakultät<br />
Do, 17.4., und Fr, 18.4.2008<br />
Halle des Hauptbahnhofs Züri<strong>ch</strong><br />
«Alea 08», Akademis<strong>ch</strong>er Sportverband<br />
Züri<strong>ch</strong> (ASVZ)<br />
Do, 10.4., bis Do, 17.4.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong>, Rämistrasse 71, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />
«Blüten und ihre Bestäuber», Botanis<strong>ch</strong>er<br />
Garten<br />
Di, 22.4., bis So, 19.10.2008<br />
Botanis<strong>ch</strong>er Garten, Zollikerstrasse 107, 8008 Züri<strong>ch</strong><br />
«Campus-Promenade Ir<strong>ch</strong>el»<br />
Fr, 29.2., bis Do, 24.4.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong> Ir<strong>ch</strong>el, Winterthurerstrasse 190,<br />
8057 Züri<strong>ch</strong><br />
«Wel<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>önheit, Erhabenheit und Grösse<br />
… Die Ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e Sammlung <strong>im</strong> Zentrum<br />
der Universität Züri<strong>ch</strong>», Ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e<br />
Sammlung<br />
Di, 4.3., bis Sa, 31.5.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong>, Rämistrasse 71, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />
«Tier… Arzt», Museum zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />
Veterinärmedizin und Mahler-Lee Microscope<br />
Collection<br />
Sa, 1.3., bis Mi, 30.4.2008<br />
Tierspital Züri<strong>ch</strong>, Diagnostikzentrum, Winterthurerstrasse<br />
272, 8057 Züri<strong>ch</strong><br />
«Z(w)eitwissen» –<br />
Studierende ma<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
Mo, 3.3., bis Mi, 12.3.2008,<br />
Universität Züri<strong>ch</strong>, Rämistrasse 71, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />
Mo, 17.3., bis Sa, 26.4.2008,<br />
Universität Züri<strong>ch</strong> Ir<strong>ch</strong>el, Winterthurerstrasse 190,<br />
8057 Züri<strong>ch</strong><br />
«Life Science Art», Life Science Zuri<strong>ch</strong><br />
Sa, 19.4., bis So, 20.4.2008<br />
Halle des Hauptbahnhofs Züri<strong>ch</strong><br />
«Könige am Tigris»,<br />
Ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e Sammlung<br />
Do, 17.4., bis So, 31.8.2008<br />
Ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e Sammlung, Rämistrasse 73,<br />
8006 Züri<strong>ch</strong><br />
«Rekonstruktion der Vergangenheit»,<br />
Anthropologis<strong>ch</strong>es Museum<br />
Ab Sommer 2008<br />
Anthropologis<strong>ch</strong>es Museum, Winterthurerstrasse 190,<br />
8057 Züri<strong>ch</strong><br />
«Rund ums Objekt», Völkerkundemuseum<br />
Mi, 5.3., bis So, 14.9.2008<br />
Völkerkundemuseum, Pelikanstrasse 40, 8001 Züri<strong>ch</strong><br />
«Sammelsurium der Tiere», Zoologis<strong>ch</strong>es<br />
Museum<br />
Mo, 3.3., bis So, 28.9.2008<br />
Zoologis<strong>ch</strong>es Museum, Karl-S<strong>ch</strong>mid-Strasse 4,<br />
8006 Züri<strong>ch</strong><br />
«S<strong>ch</strong>riftRäume», Nationaler Fors<strong>ch</strong>ungss<strong>ch</strong>werpunkt<br />
«Medienwandel –<br />
Medienwe<strong>ch</strong>sel –Medienwissen.<br />
Historis<strong>ch</strong>e Perspektiven»<br />
Mo, 3.3., bis So, 13.7.2008: Zentralbibliothek Züri<strong>ch</strong><br />
Juni bis September 2008: Museum Burg Zug<br />
September bis November 2008: Strauhof Züri<strong>ch</strong><br />
Dezember 2007 bis November 2008: Stiftsbibliothek<br />
St. Gallen<br />
«Vom Grüns<strong>ch</strong>nabel zum Weisskittel –<br />
175 Jahre Medizinstudium in Züri<strong>ch</strong>»,<br />
Medizinhistoris<strong>ch</strong>es Ar<strong>ch</strong>iv<br />
Fr, 7.3., bis Sa, 31.5.2008<br />
Universität Züri<strong>ch</strong>, Rämistrasse 71, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />
«Vom Wissen zum Können: 175 Jahre<br />
medizinis<strong>ch</strong>e Therapie», Medizinhistoris<strong>ch</strong>es<br />
Museum<br />
Do, 13.3. bis Di, 30.9.2008<br />
Medizinhistoris<strong>ch</strong>es Museum, Rämistrasse 69,<br />
8001 Züri<strong>ch</strong><br />
Programmänderungen vorbehalten. Ausführli<strong>ch</strong>e Informationen auf:<br />
www.175jahre.uzh.<strong>ch</strong><br />
«Wir sind, was wir erinnern»<br />
Der Name der Publikation des Studierendenrates<br />
verspri<strong>ch</strong>t Tiefgang. Eine Ausstellung<br />
ergänzt den studentis<strong>ch</strong>en Beitrag zum<br />
Uni-Jubiläum.<br />
Carol Ribi leitet das Studierendenprojekt.<br />
Es war ein bes<strong>ch</strong>werli<strong>ch</strong>er Weg, bis das<br />
studentis<strong>ch</strong>e Projekt gesi<strong>ch</strong>ert war.<br />
Diskussionen um die Budgetierung ers<strong>ch</strong>werten<br />
die Realisierung (Die «ZS»<br />
beri<strong>ch</strong>tete). Mit 100’000 Franken ist das<br />
Budget für Bu<strong>ch</strong> und Ausstellung <strong>im</strong>mer<br />
no<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>eiden, vergli<strong>ch</strong>en mit den 16<br />
Millionen, wel<strong>ch</strong>e die Uni gesamthaft in<br />
ihr Jubiläum mit dem Namen «Wissen<br />
teilen» investiert.<br />
Das Projekt der Studierenden heisst<br />
«Z(w)eitwissen». «Der Name spielt einerseits<br />
auf die Zeitzeugen an, deren pr<strong>im</strong>äres<br />
Wissen vermittelt wird. Andererseits<br />
ist es au<strong>ch</strong> Secondhand-Wissen, was<br />
wir dur<strong>ch</strong> unsere Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en zusammengetragen<br />
haben», erklärt Carol Ribi<br />
wel<strong>ch</strong>e die künstleris<strong>ch</strong>e Leitung des<br />
Projekts übernommen hat. Zusammen<br />
mit der ehemaligen StuRa-Präsidentin<br />
Ulla Blume, wel<strong>ch</strong>e für die Administration<br />
zuständig ist, leitet Ribi ein aus rund<br />
26 Leuten bestehendes Team. Dieses besteht<br />
aus den AutorInnen, der Redaktionsleitung,<br />
Film- und Gamedesignstudenten<br />
von der Zür<strong>ch</strong>er Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule der<br />
Künste (ZHdK) und Historikern, wel<strong>ch</strong>e<br />
die Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>earbeit übernommen haben.<br />
Daraus entstanden eine Publikation,<br />
die si<strong>ch</strong> mit dem studentis<strong>ch</strong>en<br />
Engagement der letzten vierzig Jahre befasst<br />
und eine Ausstellung zum selben<br />
Thema.<br />
Idee bereits vorhanden<br />
Der Gedanke, eine eigene Publikation zu<br />
realisieren, geisterte s<strong>ch</strong>on seit einigen<br />
Generationen <strong>im</strong> StuRa-Büro herum.<br />
Nur die passende Gelegenheit hatte si<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t geboten. Als dann die Unileitung<br />
<strong>im</strong> Winter 06 anfragte, ob der Stu-<br />
Ra <strong>im</strong> Rahmen des 175-Jahr-Jubiläums<br />
ebenfalls ein Projekt realisieren wolle,<br />
habe man die Chance genutzt. «Damit es<br />
ni<strong>ch</strong>t allein bei der trockenen Publikation<br />
bleibt, haben wir au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine Ausstellung<br />
eingegeben», erzählt Ribi. Na<strong>ch</strong>dem<br />
fest stand, dass ein Projekt realisiert<br />
würde, hat Ribi mit den Professoren Tanner,<br />
Linke und Kriesi Kontakt aufgenommen,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Rolle der Supervisoren<br />
übernahmen. Sie gaben Inputs bei der<br />
Themenfindung und standen bei Fragen<br />
mit Feedback zur Seite. Ribi betont<br />
aber, dass diese keine Kontrollfunktion<br />
für si<strong>ch</strong> beanspru<strong>ch</strong>t hätten.<br />
Unveröffentli<strong>ch</strong>te Fests<strong>ch</strong>rift entdeckt<br />
Im Zuge der Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en stiess man zum<br />
Beispiel auf eine Gegenfests<strong>ch</strong>rift, wel<strong>ch</strong>e<br />
Studierende von 1983 zum 150-Jahr-<br />
Jubiläum veröffentli<strong>ch</strong>en wollten. Die<br />
Fests<strong>ch</strong>rift war alternativ zur offiziellen<br />
Publikation der Uni geplant, wurde jedo<strong>ch</strong><br />
nie veröffentli<strong>ch</strong>t. Diese Entdeckung<br />
nahm man in die Publikation<br />
auf. Sie ist jetzt in Form eines Interviews<br />
mit einem der damaligen Federführer<br />
enthalten. Die Ausstellung dagegen bemüht<br />
si<strong>ch</strong> das Zeitwissen anhand von<br />
Interviews mit damals polarisierenden<br />
Figuren zu erfassen. Dazu gehören alt<br />
Regierungsrat Alfred Gilgen und der<br />
ehemalige Psy<strong>ch</strong>ologie-Dozent Berthold<br />
Roths<strong>ch</strong>ild. Dabei wird ni<strong>ch</strong>t nur die studentis<strong>ch</strong>e<br />
Si<strong>ch</strong>t, sondern au<strong>ch</strong> diejenige<br />
der Professoren und Politiker berücksi<strong>ch</strong>tigt.<br />
Das dürfte die Stadtbevölkerung<br />
ebenfalls interessieren. Dieser Meinung<br />
ist au<strong>ch</strong> Andi Gredig, der für die Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e<br />
zuständig war und sowohl Texte für<br />
die Ausstellung als au<strong>ch</strong> für die Publikation<br />
verfasst hat: «Heutzutage geht<br />
politis<strong>ch</strong>es Engagement sehr s<strong>ch</strong>nell<br />
vergessen, was au<strong>ch</strong> mit dem s<strong>ch</strong>nellen<br />
Personalwe<strong>ch</strong>sel zusammenhängt. Interessant<br />
ist dieses Projekt deshalb für<br />
alle, die einmal unipolitis<strong>ch</strong> aktiv waren<br />
– oder es no<strong>ch</strong> sein werden. Zudem<br />
ist es ein Teil Stadtges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und somit<br />
au<strong>ch</strong> interessant für die Bevölkerung.»<br />
Aus diesen Gründen wird auf der offiziellen<br />
Homepage zum Projekt au<strong>ch</strong> die<br />
breite Öffentli<strong>ch</strong>keit als Zielpublikum<br />
genannt.<br />
www.stura.uzh.<strong>ch</strong>/jubilaeum<br />
www.175jahre.uzh.<strong>ch</strong>/zweitwissen<br />
42 43 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Wissen<br />
Big Bang in a Box<br />
Wissens<strong>ch</strong>aftler am CERN vers<strong>ch</strong>ieben mit<br />
dem weltgrössten Teil<strong>ch</strong>enbes<strong>ch</strong>leuniger<br />
die Grenzen der Physik.<br />
Text: David Noth*<br />
Bild: CERN<br />
Der Ort des Aufpralls: Blick in einen Detektor des LHC während der Bauphase.<br />
Alles begann vor 13,7 Milliarden Jahren,<br />
als in einer gewaltigen Explosion Raum,<br />
Zeit und Materie ers<strong>ch</strong>affen wurden.<br />
Das Universum war damals unglaubli<strong>ch</strong><br />
heiss und di<strong>ch</strong>t.<br />
Zustände wie kurz na<strong>ch</strong> dem Urknall<br />
werden bald au<strong>ch</strong> wieder am CERN bei<br />
Genf herrs<strong>ch</strong>en, denn hier wird zurzeit<br />
der weltweit grösste Teil<strong>ch</strong>enbes<strong>ch</strong>leuniger<br />
fertig gestellt, der LHC.<br />
Muttertheorie<br />
Worum geht es eigentli<strong>ch</strong>? Die fundamentale<br />
Frage der Physik ist die na<strong>ch</strong><br />
den kleinsten Bausteinen unseres Universums,<br />
den Elementarteil<strong>ch</strong>en wie<br />
Elektronen oder Quarks, und wie diese<br />
untereinander we<strong>ch</strong>selwirken. Das<br />
heisst mittels wel<strong>ch</strong>er Kräfte diese vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Teil<strong>ch</strong>en kommunizieren.<br />
Bislang sind vier Kräfte bekannt: Der<br />
Elektromagnetismus ist dafür verantwortli<strong>ch</strong>,<br />
dass si<strong>ch</strong> Protonen und Elektronen<br />
zu Atomen zusammensetzen; die<br />
starke Kraft bindet Quarks zu Protonen<br />
und Neutronen zusammen; die s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>e<br />
Kraft wirkt bei radioaktiven Zerfällen<br />
und ermögli<strong>ch</strong>t indirekt der Sonne das<br />
Leu<strong>ch</strong>ten; die Gravitation s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
lässt den Mond um die Erde kreisen. Für<br />
si<strong>ch</strong> genommen sind diese Kräfte gut<br />
verstanden. Da Physiker aber monistis<strong>ch</strong><br />
veranlagt sind, glauben sie, dass all diese<br />
We<strong>ch</strong>selwirkungen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Manifestationen eines Grundprinzips<br />
sind. Dieses wird häufig mit dem s<strong>ch</strong>önen<br />
Namen Weltformel betitelt, wel<strong>ch</strong>er<br />
der Tatsa<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>nung trägt, dass die<br />
Welt der physikalis<strong>ch</strong>en Theorien heute<br />
mehr einer Pat<strong>ch</strong>workdecke glei<strong>ch</strong>t,<br />
während die Physiker si<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong><br />
eine Theorie von allem wüns<strong>ch</strong>en, eine<br />
Vereinheitli<strong>ch</strong>ung, eine Muttertheorie,<br />
aus der si<strong>ch</strong> dann all die Stofffetzen als<br />
Spezialfälle ableiten lassen, deren jeder<br />
seine Gültigkeit für einen begrenzten<br />
Anwendungsberei<strong>ch</strong> in der Vergangenheit<br />
bewiesen hat.<br />
Unterirdis<strong>ch</strong>er Ring<br />
Die Werkzeuge zur Erfors<strong>ch</strong>ung des Mikrokosmos<br />
sind Teil<strong>ch</strong>enbes<strong>ch</strong>leuniger.<br />
Ab diesem Jahr sollen hier <strong>im</strong> Exper<strong>im</strong>ent<br />
Kollisionen zwis<strong>ch</strong>en Protonen<br />
Bedingungen s<strong>ch</strong>affen, wie kurz na<strong>ch</strong><br />
dem Urknall: Mini Big Bangs. Der LHC,<br />
der Large Hadron Collider, ist das neue<br />
Flaggs<strong>ch</strong>iff des CERN. Der seit dem Jahr<br />
1999 <strong>im</strong> Bau befindli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>leuniger<br />
hat die Form eines gigantis<strong>ch</strong>en Rings,<br />
27 km <strong>im</strong> Umfang in 100 m Tiefe, in dem<br />
Protonen in entgegengesetzten Ri<strong>ch</strong>tungen<br />
mittels elektromagnetis<strong>ch</strong>en Fel<br />
dern auf hohe Energien bes<strong>ch</strong>leunigt<br />
und an einer best<strong>im</strong>mten Stelle zur Kollision<br />
gebra<strong>ch</strong>t werden. Dort befindet si<strong>ch</strong><br />
ein Detektor, der das Resultat jeder Kollision<br />
misst und aufzei<strong>ch</strong>net. Bei 600 Millionen<br />
Kollisionen pro Sekunde, die bei<br />
voller Leistung errei<strong>ch</strong>t werden sollen,<br />
kommen hier gigantis<strong>ch</strong>e Datenmengen<br />
zusammen. Gegenüber seinem Vorgänger,<br />
dem LEP Exper<strong>im</strong>ent (Large Electron<br />
Positron Collider), werden be<strong>im</strong> LHC<br />
höhere Energien errei<strong>ch</strong>t, und je höher<br />
die Energie ist, umso genauer kann der<br />
Mikrokosmos vermessen werden.<br />
Zusammenstösse<br />
Was ges<strong>ch</strong>ieht bei einer sol<strong>ch</strong>en Teil<strong>ch</strong>enkollision?<br />
Elementarteil<strong>ch</strong>en sind<br />
wie Blasen reiner Energie mit gewissen<br />
internen Eigens<strong>ch</strong>aften. Dass diese au<strong>ch</strong><br />
massiv sind, ist aufgrund von Einsteins<br />
berühmter Formel E=mc 2 zu verstehen,<br />
denn diese besagt, dass die Energie E<br />
eine Masse m besitzt. Eine altmodis<strong>ch</strong>e<br />
Armbanduhr, die man aufziehen muss,<br />
bringt na<strong>ch</strong> dem Aufziehen mehr Gewi<strong>ch</strong>t<br />
auf die Waage als vorher, denn<br />
dur<strong>ch</strong> das Aufziehen wurde Energie in<br />
ihr gespei<strong>ch</strong>ert.<br />
Werden nun zwei Energieblasen zur<br />
Kollision gebra<strong>ch</strong>t, so materialisieren<br />
si<strong>ch</strong> aus der kombinierten Energie beider<br />
Blasen neue Teil<strong>ch</strong>en. Ges<strong>ch</strong>ieht dies<br />
rein zufällig? Ja und nein. Ja, denn das<br />
Resultat einer Kollision ist tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
zufällig. Nein, denn sowohl diese Zufälligkeit<br />
als au<strong>ch</strong> die mögli<strong>ch</strong>en Kollisionsergebnisse<br />
folgen einem Gesetz, und<br />
die Aufgabe der Physiker ist es, diesem<br />
Gesetz auf die S<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e zu kommen. Ein<br />
Physiker überlegt si<strong>ch</strong> eine Theorie, einen<br />
Satz von Formeln wenn man so will,<br />
und bere<strong>ch</strong>net mit ihr die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit<br />
eines Kollisionsergebnisses.<br />
Können die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keiten vorhergesagt<br />
werden, dann ist die Theorie<br />
ri<strong>ch</strong>tig, sonst ni<strong>ch</strong>t und die Su<strong>ch</strong>e geht<br />
weiter.<br />
Terra incognita<br />
Heute gibt es viele hypothetis<strong>ch</strong>e Theorien,<br />
und der LHC soll helfen, diese zu bestätigen<br />
oder zu widerlegen. Viele dieser<br />
Hypothesen sagen die Existenz von bisher<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gefundenen Teil<strong>ch</strong>en voraus,<br />
beispielsweise die des legendären<br />
Higgs-Teil<strong>ch</strong>ens, von dessen Vorhandensein<br />
fast alle Physiker überzeugt sind, das<br />
«Eine altmodis<strong>ch</strong>e<br />
Armbanduhr bringt<br />
na<strong>ch</strong> dem Aufziehen<br />
mehr Gewi<strong>ch</strong>t auf die<br />
Waage als vorher.»<br />
aber no<strong>ch</strong> nie in einem Exper<strong>im</strong>ent gesehen<br />
wurde. Andere Physiker glauben an<br />
die Existenz von Extrad<strong>im</strong>ensionen, die<br />
wir zwar ni<strong>ch</strong>t direkt wahrnehmen können,<br />
in denen si<strong>ch</strong> aber zum Beispiel die<br />
Gravitationskraft ungehindert tummeln<br />
kann. Selbst die Erzeugung von kleinen<br />
S<strong>ch</strong>warzen Lö<strong>ch</strong>ern wird ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen.<br />
Alles ist mögli<strong>ch</strong> am LHC,<br />
denn die Physiker dringen in bisher unbekannte<br />
Energieberei<strong>ch</strong>e vor, die Terra<br />
incognita der Teil<strong>ch</strong>enphysik.<br />
*David Noth ist Physik-Doktorand an<br />
der Universität Züri<strong>ch</strong>.<br />
w a s i s t d a s c e r n ?<br />
CERN steht für Conseil Européen pour<br />
la Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e Nucléaire. Die internationale<br />
Einri<strong>ch</strong>tung in der Nähe von Genf<br />
hatte si<strong>ch</strong> zu ihrer Gründung 1954 der<br />
Erfors<strong>ch</strong>ung der Atomkerne (Nucleus)<br />
und seiner Konstituenten, den Protonen<br />
und Neutronen, vers<strong>ch</strong>rieben.<br />
Sieben Jahre später begann man zu verstehen,<br />
dass au<strong>ch</strong> diese eine Substruktur<br />
besitzen, si<strong>ch</strong> nämli<strong>ch</strong> aus Quarks<br />
zusammensetzen. Heute bes<strong>ch</strong>äftigen<br />
si<strong>ch</strong> die Fors<strong>ch</strong>er dort ni<strong>ch</strong>t mehr mit<br />
Kernen, sondern dringen mit <strong>im</strong>mer<br />
höheren Energien in den Mikrokosmos<br />
vor, und dieser wird von so vielen<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Elementarteil<strong>ch</strong>en<br />
(elementar, weil ni<strong>ch</strong>t zusammengesetzt)<br />
und Teil<strong>ch</strong>en bevölkert, dass<br />
inzwis<strong>ch</strong>en von einem Teil<strong>ch</strong>enzoo gespro<strong>ch</strong>en<br />
wird. Konsequenterweise lautet<br />
der gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Titel daher heute<br />
au<strong>ch</strong> European Laboratory for Particle<br />
Physics, allerdings wurde das Akronym<br />
CERN beibehalten.<br />
44<br />
45 ZS # 1 / 08 — 22.02.2008
Leserbriefe<br />
«Ritalin, klar. Und<br />
<strong>im</strong>mer s<strong>ch</strong>ön mit<br />
Kokain <strong>im</strong> selben Satz<br />
verwenden. Super.»<br />
I<strong>ch</strong> war s<strong>ch</strong>on genervt, als i<strong>ch</strong> den Titel<br />
«Doping an der Uni» las, denn i<strong>ch</strong> ahnte<br />
bereits, worauf das hinaus läuft. Ritalin,<br />
klar. Und <strong>im</strong>mer s<strong>ch</strong>ön zusammen mit<br />
Kokain <strong>im</strong> selben Satz verwenden. Super.<br />
Kompl<strong>im</strong>ent au<strong>ch</strong> an Mary*, die Medikamentenmissbrau<strong>ch</strong>erin<br />
mit se<strong>ch</strong>s Tabletten<br />
Erfahrung und Jonas*, den Dealer<br />
von Mary*, der trotz Ritalin die Prüfungen<br />
verhauen hat. Was rege i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> so<br />
auf?<br />
Die Artikel über «Doping an der Uni»<br />
wären ni<strong>ch</strong>t weiter problematis<strong>ch</strong>, wäre<br />
man etwas sensibler mit dem Thema<br />
umgegangen und hätte erwähnt, dass<br />
es au<strong>ch</strong> Mens<strong>ch</strong>en – und Studenten, die<br />
Mens<strong>ch</strong>en sind – gibt, die auf Medikamente<br />
wie Ritalin angewiesen sind, um<br />
ihren ganz normalen Alltag zu bewältigen.<br />
Das hat dann etwa so viel mit Doping<br />
zu tun wie Kontaktlinsen.<br />
Sollte jemand, der eine Brille zum<br />
Lesen brau<strong>ch</strong>t, aufhören mit dem Studium?<br />
ADHS wä<strong>ch</strong>st si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aus, wie<br />
man früher da<strong>ch</strong>te. Viele Erwa<strong>ch</strong>sene<br />
sind no<strong>ch</strong> erhebli<strong>ch</strong> davon betroffen. Es<br />
handelt si<strong>ch</strong> bei ADHS au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um eine<br />
Erfindung der Pharmaindustrie oder<br />
um eine Modediagnose, mit der unbequeme<br />
Kinder etikettiert werden. Es<br />
ist lei<strong>ch</strong>t, von si<strong>ch</strong> auf andere zu s<strong>ch</strong>liessen<br />
und viele Mens<strong>ch</strong>en überlegen<br />
si<strong>ch</strong> deshalb nie, dass jemand viellei<strong>ch</strong>t<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> etwas anders funktioniert<br />
als sie. Und so ist gegenüber vermeintli<strong>ch</strong><br />
harmlosen Symptomen faktis<strong>ch</strong><br />
keinerlei Toleranz vorhanden, da man<br />
s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t und einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t akzeptiert,<br />
dass jemand etwas ni<strong>ch</strong>t kann, was er<br />
können muss, weil das angebli<strong>ch</strong> jeder<br />
kann, wenn er nur will. Immer wieder zu<br />
unbere<strong>ch</strong>enbar, zu unzuverlässig und<br />
auf unents<strong>ch</strong>uldbare Art und Weise ein<br />
«Freak» zu sein, das erzeugt einen enormen<br />
Leidensdruck. Unbeda<strong>ch</strong>t verbreitete<br />
Halbfals<strong>ch</strong>heiten über hilfrei<strong>ch</strong>e<br />
Medikamente verunsi<strong>ch</strong>ern und belasten<br />
<strong>im</strong>mer wieder zusätzli<strong>ch</strong>.<br />
Nila Tir<br />
«I<strong>ch</strong> bin überzeugt,<br />
dass man beide Fä<strong>ch</strong>er<br />
problemlos erfolgrei<strong>ch</strong><br />
ohne dieses lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong>e<br />
Überbleibsel studieren<br />
könnte.»<br />
S<strong>ch</strong>ön wärs, was ihr da s<strong>ch</strong>reibt. Bloss<br />
passiert das Gegenteil. No<strong>ch</strong> vor einem<br />
Semester hätte i<strong>ch</strong> als Liz-Studierender<br />
Sozial- und Wirts<strong>ch</strong>aftsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te als 1.<br />
Nebenfa<strong>ch</strong> ohne Latein studieren können.<br />
Als i<strong>ch</strong> aufs aktuelle Semester hin<br />
in den Ba<strong>ch</strong>elorstudiengang we<strong>ch</strong>selte<br />
und genau dasselbe Nebenfa<strong>ch</strong> erneut<br />
belegen wollte, hiess es: Geht ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr. Im Bologna-System brau<strong>ch</strong>en Sie<br />
jetzt zwingend Latein. Als Spätberufener<br />
(54) würden mi<strong>ch</strong> sowohl Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te wie<br />
Germanistik sehr interessieren.<br />
Do<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> werde natürli<strong>ch</strong> kein Latinum<br />
mehr na<strong>ch</strong>holen; dafür fehlt mir<br />
die Kraft und – offen gestanden – au<strong>ch</strong><br />
die Einsi<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> bin überzeugt, dass<br />
man beide Fä<strong>ch</strong>er problemlos und ebenso<br />
erfolgrei<strong>ch</strong> ohne dieses lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong>e<br />
Überbleibsel studieren könnte. Diese<br />
Vorgaben sind do<strong>ch</strong> reine S<strong>ch</strong>ikane. Viellei<strong>ch</strong>t<br />
müsste man in der Tat zuerst die<br />
dafür verantwortli<strong>ch</strong>en ewiggestrigen<br />
Uni-Profs abs<strong>ch</strong>affen.<br />
Lieber Gruss, H. Lenzi<br />
Impressum<br />
Zür<strong>ch</strong>er Studierendenzeitung<br />
86. Jahrgang<br />
Ausgabe #1 / 08<br />
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Die ZS – Zür<strong>ch</strong>er Studierendenzeitung<br />
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Mitarbeit<br />
Philippe Amrein, Christian Kündig,<br />
Christoph Dubler, Jan Strobel, Sandro<br />
Quadri, Beni Magnin, Stefanie Pfändler,<br />
Vanessa Georgoulas, Nora Kohler, Christine<br />
Gaillet, S<strong>im</strong>on Eberhard, Stefanie Ziegler,<br />
Katharina Bra<strong>ch</strong>er, Maurice Thiriet, David<br />
Noth<br />
Bilder und Illustrationen<br />
Lukas Messmer, Sandra Kühne, Stefanie<br />
Pfändler, Luis Navarro, Marlies Aryani Rüegg,<br />
Xandra Linsin, Florian Frey<br />
Gestaltung<br />
Kerstin Landis, Christoph Senn<br />
Lektorat<br />
Vanessa S<strong>im</strong>ili<br />
Autogramm<br />
Text: Vanessa Georgoulas<br />
Bild: Stefanie Pfändler<br />
Traumhafte Bes<strong>ch</strong>leunigungswerte<br />
Ein Gefährt für die Amazone der Moderne.<br />
Wel<strong>ch</strong>em Dozent oder wel<strong>ch</strong>er Dozentin gehört<br />
wohl dieser Pors<strong>ch</strong>e? Unsere Expertin s<strong>ch</strong>liesst<br />
vom Auto auf den Besitzer.<br />
Geeignet, um Grenzen zu dur<strong>ch</strong>bre<strong>ch</strong>en und Rollenbilder zu entstauben.<br />
Es gibt – zugegebenermassen stark vereinfa<strong>ch</strong>t<br />
gesagt – zwei Sorten von weibli<strong>ch</strong>en<br />
Autoträumen: Jene, die einen<br />
VW-Käfer, einen Picknickkorb voller<br />
vegetaris<strong>ch</strong>er Köstli<strong>ch</strong>keiten und eine<br />
«Best-of-Coldplay»-Kassette gepaart mit<br />
einer holprigen Landstrasse <strong>im</strong> Spätsommer<br />
beinhalten. Und dann gibt es<br />
au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> jene, die von qualmenden<br />
Reifen und traumhaften Bes<strong>ch</strong>leunigungswerten<br />
träumen. Au<strong>ch</strong> wenn die<br />
Erstgenannten Letztere als plumpe<br />
Männerfantasien s<strong>ch</strong>muddeliger Pornofilme<br />
abtun (weil i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t die Einzige<br />
mit Hang zur starken Vereinfa<strong>ch</strong>ung<br />
bin), gibt es sie do<strong>ch</strong>: Jene Amazonen der<br />
Moderne, die si<strong>ch</strong> verstaubten Rollenbildern<br />
entziehen und Grenzen dur<strong>ch</strong>bre<strong>ch</strong>en.<br />
Egal, was sie ma<strong>ch</strong>en, sie ma<strong>ch</strong>en<br />
es gut und sind somit erfolgrei<strong>ch</strong>, allen<br />
<strong>ch</strong>auvinistis<strong>ch</strong>en Vorurteilen in den Teppi<strong>ch</strong>etagen<br />
zum Trotz. Die Lenkerin dieses<br />
S<strong>ch</strong>muckstücks könnte von der Gen-<br />
Fors<strong>ch</strong>ung bis hin zum Mas<strong>ch</strong>inenbau<br />
in sämtli<strong>ch</strong>en te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> angehau<strong>ch</strong>ten<br />
Fa<strong>ch</strong>gebieten unterwegs sein. Warum<br />
i<strong>ch</strong> mir so si<strong>ch</strong>er bin, dass es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
um die Kompensation s<strong>ch</strong>windender<br />
Manneskraft handelt? Alternde Männer<br />
übers<strong>ch</strong>ätzen meist ihre jugendli<strong>ch</strong>e Potenz,<br />
was sie mit dem Kauf eines 911er<br />
zum Ausdruck bringen; hier steht aber<br />
ein Pors<strong>ch</strong>e Cayman.<br />
Auflösung in der nä<strong>ch</strong>sten ZS.<br />
A u f l ö s u n g a u s d e r l e t z t e n «ZS»<br />
Wem gehörte der s<strong>ch</strong>warze Mini in der<br />
letzten Ausgabe? Unsere Autorin tippte<br />
auf jemanden <strong>im</strong> Berei<strong>ch</strong> Publizistik.<br />
Das Auto fährt Prof. Dr. Georg Kohler,<br />
dem Vorsteher des philosophis<strong>ch</strong>en Seminars<br />
der Universität Züri<strong>ch</strong>.<br />
Liebe Leser, Tja, diese Vorurteile... Also<br />
erstens ist der damalige und eher kurzzeitige<br />
Besitzer des «Mini» (ni<strong>ch</strong>t sein Eigentümer<br />
also!) Philosoph, ni<strong>ch</strong>t Publizist. Zweitens<br />
besitzt und benutzt der Philosoph <strong>im</strong><br />
Normalfall, d.h. wenn sein Auto ni<strong>ch</strong>t fotografiert<br />
wird, einen todlangweiligen «Ford<br />
Mondeo Kombi», hatte diesen aber damals<br />
– zum Fototermin – grad einer Freundin<br />
ausgeliehen, die als Kleinverlegerin eine<br />
grössere Bü<strong>ch</strong>ersendung transportieren<br />
musste. Drittens erklärt besagte Kleinverlegerin,<br />
dass ihr «Mini» Fr. 26’000.— koste<br />
und für ca. Fr. 300.— per Monat geleast<br />
sei. Was rein finanziell betra<strong>ch</strong>tet nie für<br />
eine luxuriöse Reiss<strong>ch</strong>üssel rei<strong>ch</strong>en würde.<br />
Viertens war die Kleinverlegerin empört,<br />
ihren «Mini» als «Spielzeugauto» tituliert<br />
zu sehen. Sie meint, er sei a) <strong>ch</strong>arakterli<strong>ch</strong><br />
ein ganz Grosser, b) für die Stadt bestens<br />
geeignet, c) das hervorragende Exempel<br />
von dezent gutem Ges<strong>ch</strong>mack und d) ein<br />
ents<strong>ch</strong>lossenes Gegenprogramm zur Seu<strong>ch</strong>e<br />
der Agglo-Panzer, das zu verwirkli<strong>ch</strong>en<br />
dur<strong>ch</strong>aus persönli<strong>ch</strong>en Mut verlange.<br />
Fünftens muss i<strong>ch</strong> gestehen, dass i<strong>ch</strong> mindestens<br />
so wirkungsästhetis<strong>ch</strong> reflektiert<br />
wie irgendein Publizist oder Kommunikationswissens<strong>ch</strong>aftler<br />
bin, bloss bin i<strong>ch</strong><br />
leider ni<strong>ch</strong>t (wie einer der prominentesten<br />
Vertreter dieser Fa<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tung) in der Lage,<br />
eine «Moto-Guzzi» oder «Yamaha» zu beherrs<strong>ch</strong>en.<br />
Mit herzli<strong>ch</strong>en Grüssen, Georg Kohler<br />
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