ARBEIT UND GESUNDHEIT - HAUTSCHUTZ
ARBEIT UND GESUNDHEIT - HAUTSCHUTZ
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<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />
GES<strong>UND</strong>HEIT<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
SIE ATMET. SIE FÜHLT. SIE SCHÜTZT.<br />
Präventionskampagne Haut von:<br />
Fachmagazin für<br />
Sicherheit<br />
und Gesundheit<br />
bei der Arbeit
Inhalt Editorial<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
Kurz notiert 3<br />
Berufsspezifische Belastungen<br />
Haut im Alltagsstress<br />
Hautarztverfahren 7<br />
„Wir alle zahlen die Zeche“<br />
Rehabilitation 8<br />
Haut geheilt, Beruf erhalten<br />
Feuchtarbeit 10<br />
Mit heiler Haut<br />
Arbeiten im Freien 12<br />
Im Brennpunkt<br />
Auswahl von Schutzhandschuhen 14<br />
Handschuh drauf!<br />
Kommentar 17<br />
Ich bin doch nicht krank!<br />
Beste Praxis 18<br />
Hautschutz nach Plan<br />
Gefährdungsbeurteilung 20<br />
Der richtige Weg<br />
Händehygiene 22<br />
Eine saubere Sache?<br />
www.arbeit-und-gesundheit.de<br />
Impressum <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong> 2006<br />
ISSN 0946-7602. Herausgeber: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG), Sankt Augustin. Herausgeberbeirat:<br />
Dr. Wolfgang Damberg, Dr. Uwe von Diecken, Gregor Doepke, Helmut Ehnes (Vorsitzender), Dr. Manfred Fischer,<br />
Dr. Jens Jühling, Harald Claus Kiene, Albrecht Liese, Andreas Rentel, Jutta Vestring; Chefredaktion: Martin Rüddel (mr),<br />
HVBG, 53754 Sankt Augustin, E-Mail: martin.rueddel@hvbg.de, Internet: www.hvbg.de. Redaktion: Miriam Becker<br />
(mir/stv. Chefredakteurin), Christian Donner (CD), Gabriele Albert (Al), Stefanie Richter (SR); Verlag und Vertrieb: Universum<br />
Verlag GmbH 65175 Wiesbaden, Telefon: 0611/90 30-0, E-Mail: vertrieb@universum.de, Internet: www.universum.de;<br />
Anzeigen: Inge Funk-Stendel, Telefon: 0611/90 30-246, Fax -247; es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 5. Werbung und<br />
Verkauf: Gerhard Binz; Herstellung: Harald Koch; Repro: Otterbach Medien KG GmbH & Co., Würzburg; Druck: Echter Druck<br />
GmbH, Würzburg; Grafisches Konzept: a priori werbeagentur, Wiesbaden. Titelbild dieser Ausgabe: HVBG/Bellwinkel. Für<br />
unverlangte Einsendungen keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder.<br />
2 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
4<br />
Hau(p)tsache gesund<br />
Fritz Bindzius, Leiter der<br />
Abteilung Gesundheit der<br />
Berufsgenossenschaftlichen<br />
Zentrale für Sicherheit und<br />
Gesundheit (BGZ) im HVBG<br />
Gregor Doepke,<br />
Leiter Kommunikation des<br />
Hauptverbandes der<br />
gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
(HVBG)<br />
„Deine Haut. Die wichtigsten 2m2 deines Lebens.“ – So<br />
lautet das Motto der Präventionskampagne Haut, einer<br />
gemeinsamen Aktion von gesetzlicher Kranken- und<br />
Unfallversicherung.<br />
Ziel: eine gesunde Haut und weniger Hauterkrankungen!<br />
Die Kampagne will die Gesundheit der Haut stärker in<br />
das Bewusstsein rücken und die Prävention von Hauterkrankungen<br />
weiter verbessern. Für die Aufmerksamkeit<br />
wird die emotionale Ansprache sorgen. Die makellose<br />
nackte Haut von zwei Models – Mann und Frau – wird<br />
durch die Projektion des von roten Warnstreifen umrandeten<br />
Kampagnenlogos unter dem Motto gebrochen:<br />
„Deine Haut. Die wichtigsten 2m2 Deines Lebens“. Jeder<br />
Betrachter wird sich betroffen fühlen und erkennen,<br />
dass es um seine Haut geht, unabhängig von Alter,<br />
Aussehen und Hauttyp.<br />
An diese Betroffenheit knüpfen die Kampagnen der<br />
einzelnen Beteiligten mit ihren Präventionsschwerpunkten<br />
an. Durch branchen- und zielgruppenspezifische<br />
Aktionen sollen Hautgefährdungen verringert werden.<br />
Letztlich soll die Kampagne aber jeden erreichen.<br />
Deswegen wurde ein breites Bündnis geschmiedet:<br />
Neben 106 Trägern aus Kranken- und Unfallversicherung<br />
haben beispielsweise die Bundesländer,<br />
die Deutsche Krebshilfe sowie viele Fachgesellschaften<br />
wie die Deutsche Dermatologische Gesellschaft ihre<br />
ideelle Unterstützung zugesagt.<br />
Mit allen gemeinsam wollen wir in den nächsten zwei<br />
Jahren versuchen, unser Ziel zu erreichen. Damit wir<br />
auch in Zukunft im Sinne unserer Versicherten sagen<br />
können: „Deine Haut. Sie atmet. Sie fühlt. Sie schützt.“<br />
Fotos: HVBG
Lieber nicht<br />
einmassieren?<br />
Wenn Sonnencreme in die Haut ein-<br />
massiert wird, nehme ihre Schutzwirkung<br />
deutlich ab. Besser sei es, die<br />
Creme in einem dünnen Film aufzutragen<br />
und diesen trocknen zu lassen.<br />
Dies besagt eine Laborstudie, in der<br />
Foto: Ingram Publishing<br />
britische Wissenschaftler am Mount<br />
Vernen Hospital unterschiedlich vorbehandelte<br />
Haut mit simuliertem Sonnenlicht<br />
bestrahlt und anschließend<br />
den Anteil freier Radikale, die unter<br />
anderem für die Entstehung von Hautkrebs<br />
verantwortlich gemacht werden,<br />
verglichen hatten. Trugen die Forscher<br />
Sonnencreme vorsichtig und gleichmäßig<br />
auf, reduzierte sich die Radikalbildung.<br />
Wurde die Creme jedoch<br />
stark einmassiert, ging deren Schutzeffekt<br />
fast ganz verloren. Eine abschließende<br />
Erklärung zu den Ergebnissen<br />
konnte noch nicht gegeben<br />
werden (www.wissenschaft.de).<br />
Schwerelose Haut<br />
Wie wirkt sich ein Ausflug ins All auf<br />
die Haut aus? Dieser Frage wurde<br />
Foto: Photodisc<br />
erstmals beim Flug der russischen<br />
Sojus-Kapsel zur Internationalen Raum-<br />
station systematisch nachgegangen.<br />
In 400 Kilometern Höhe und bei einer<br />
Geschwindigkeit von 28.000 Kilometern<br />
pro Stunde sind die Astronauten<br />
extremen Bedingungen ausgesetzt.<br />
Diese wirken sich auf die<br />
Strukturen von Knochen und Muskeln<br />
aus, ebenso unterliegt das Herz-<br />
Kreislauf-System gravierenden Veränderungen.<br />
Aus vorherigen Missionen<br />
gibt es Hinweise, dass auch die Haut<br />
sehr stark strapaziert wird.<br />
Körper sauber,<br />
Gewissen rein?<br />
Ungewaschene Menschen fühlen<br />
sich unmoralisch – das jedenfalls ist<br />
das Ergebnis von amerikanischen<br />
Foto: Ingram Publishing<br />
Studien, die im Wissenschaftsjournal<br />
„Science" vorgestellt wurden. Demnach<br />
empfinden viele Menschen den<br />
Prozess des Waschens auch als Befreiung<br />
von einem schlechten Gewissen<br />
(dpa/ddp).<br />
Bedenkliche<br />
Testergebnisse für<br />
Gartenhandschuhe<br />
Öko-Test hat Gartenhandschuhe auf<br />
Schadstoffe hin untersucht. Die gute<br />
Nachricht: Das krebserzeugende<br />
Chrom VI, das noch vor kurzem in<br />
Lederhandschuhen oft nachzuweisen<br />
war, tauchte nicht mehr auf. Die<br />
schlechte: Bis auf eins waren alle<br />
geprüften Modelle belastet – das<br />
Spektrum reicht von Chrom, Nickel<br />
und Cadmium in Lederhandschuhen<br />
über Latexproteine und Nitrosamine<br />
in Modellen mit aufgerautem Latex<br />
Foto: Photodisc<br />
bis hin zu Weichmachern und zinnorganischen<br />
Verbindungen. Die Schadstoffe<br />
können beim Schwitzen der<br />
Hände sowie über kleine Hautverletzungen<br />
in den Körper eindringen.<br />
Mit Einkaufstipps tun sich die Tester<br />
schwer, da bei vielen Gartenhandschuhen<br />
gar keine Hinweise auf die<br />
verwendeten Materialien zu finden<br />
seien. Grundsätzlich gelte jedoch:<br />
• Handschuhe aus dem synthetischen<br />
Kautschuk Nitril sind im Allgemeinen<br />
nicht mit Schadstoffen belastet.<br />
• Sind Hinweise auf PVC zu finden,<br />
sollten die Handschuhe lieber<br />
nicht gekauft werden.<br />
• Vor dem Kauf sollte der Zweck der<br />
Handschuhe bedacht werden, da<br />
viele der handelsüblichen Modelle<br />
zu dünn sind, um beispielsweise<br />
gegen Dornen zu schützen.<br />
(Öko-Test 8/2006)<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />
GES<strong>UND</strong>HEIT<br />
Online<br />
Hautschutz ist immer ein Thema bei<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT.<br />
Aktuelle Informationen finden Sie<br />
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Kurz notiert<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT 3
Berufsspezifische Belastungen<br />
Pflege tut Not: In Gesundheitsberufen ist Sauberkeit sehr wichtig.<br />
Trotzdem sollte Händedesinfektion sparsam betrieben und der Haut<br />
besondere Pflege zuteil werden.<br />
In vielen Berufen ist die Haut Tag für Tag besonders gefordert. Mit der Zeit<br />
kann die Belastung zu groß werden und sie wird krank. <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />
GES<strong>UND</strong>HEIT gibt einen beispielhaften Überblick, was die Haut einzelner<br />
Berufsgruppen belastet und wie sie sich schützen können.<br />
Friseure<br />
Im Friseurhandwerk stehen die berufsbedingten Hauterkrankungen<br />
ganz oben auf der Liste der Gesundheitsgefahren.<br />
Der Kontakt mit Wasser spielt hier eine Rolle, aber auch<br />
der tägliche Umgang mit waschaktiven Substanzen, sensibilisierenden<br />
und Allergie auslösenden Stoffen – angefangen<br />
bei Pflegeprodukten für das Haar bis hin zu Dauerwellenflüssigkeit<br />
und Färbemittel. Da bewahren nur konsequenter<br />
Einsatz von Hautschutz- und Pflegemitteln nach einem<br />
Hautschutzplan sowie das Tragen von geeigneten Handschuhen<br />
bei bestimmten Tätigkeiten die Haut vor Schäden.<br />
Vor Friseurchemikalien schützen am besten Einmalhandschuhe<br />
aus Vinyl (PVC) oder Nitrilkautschuk.<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Tipp<br />
Erste Anzeichen für Hauterkrankungen<br />
• trockene und rissige Haut<br />
• juckende Hautrötung<br />
• Schwellungen<br />
• Bläschenbildung<br />
• nässende Wunden<br />
• Krustenbildung.<br />
Wer solche Anzeichen bei sich feststellt, sollte einen Arzt aufsuchen.<br />
4 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
Krankheit vorbeugen: Hauterkrankungen sind in der Reinigungsbranche die<br />
häufigsten berufsbedingten Erkrankungen. Am besten schützen flüssigkeitsdichte<br />
Handschuhe mit längerem Schaft samt Unterziehhandschuhen aus Baumwolle.<br />
Haut im All<br />
Zum Haarewaschen kann man einfache Haushaltshandschuhe<br />
aus Nitril verwenden. Zum Auswaschen von behandeltem<br />
Haar sind die Einmalhandschuhe zu verwenden.<br />
Auch eine durchdachte Organisation der Arbeit kann sehr<br />
entlasten: Die Mitarbeiter wechseln sich bei Feucht- (Haare<br />
waschen) und Trockenarbeit (Fönen, Telefondienst) möglichst<br />
häufig ab.<br />
Fliesen- und Estrichleger, Maurer<br />
sowie Steinmetz und -bildhauer<br />
Bei diesen Berufsgruppen können Hauterscheinungen, wie<br />
Hautrötungen, Bläschen oder sogar Ekzeme, durch mechanische<br />
Einflüsse (wie Sand) oder Gefahrstoffe (wie stark alkalischer<br />
Zement) ausgelöst werden. Auf Baustellen hat es<br />
die Haut nicht leicht: Der Kontakt mit rauen Mauersteinen<br />
und Sandkörnern im Mörtel greift sie an und macht sie verletzlich.<br />
Das häufige Reinigen von starker Verschmutzung<br />
sowie Witterungseinflüsse bei der Arbeit belasten die Haut<br />
zusätzlich. Hier lautet die Devise: Die Haut gründlich schützen<br />
und pflegen, den direkten Kontakt mit Nässe, rauen Materialien<br />
und gefährlichen Arbeitsstoffen vermeiden. Das gelingt<br />
vor allem durch das Tragen von Handschuhen – bei Maurer-,<br />
Abbruch- und Transportarbeiten sind Schutzhandschuhe aus<br />
nitrilbeschichteter Baumwolle zu empfehlen.
Stark beansprucht: Auf Baustellen verletzen raue Mauersteine und Sandkörner<br />
die Hautoberfläche. Ein Übriges tut der Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen.<br />
Für die unterschiedlichen Aufgaben werden passende Schutzhandschuhe angeboten.<br />
Beschäftigte der Lebensmittelindustrie,<br />
im Gesundheitswesen<br />
sowie Gebäudereiniger<br />
Wo es auf Sauberkeit und Hygiene ankommt, ist die Haut<br />
stark belastet: Regelmäßige Feuchtarbeit steht ebenso an<br />
wie der Kontakt mit Gesundheit gefährdenden Arbeitsstoffen,<br />
zum Beispiel Reinigungsmittel mit stark saurer oder alkalischer<br />
Wirkung, organische Löse- oder Desinfektionsmittel.<br />
Im Reinigungsgewerbe sind Ekzeme die mit Abstand häufigsten<br />
arbeitsbedingten Erkrankungen. Damit es nicht so weit<br />
kommt, sollten Reinigungsbetriebe auf aggressive Reinigungsmittel<br />
verzichten und – wo es geht – milde Fußboden-, Flächenund<br />
Unterhaltsreiniger verwenden. Desinfektionsmittel sollten<br />
nur da eingesetzt werden, wo sie entsprechend dem Infektionsschutzgesetz<br />
gefordert sind, zum Beispiel in Arztpraxen<br />
oder Krankenhäusern. Beim Umgang mit konzentrierten<br />
Arbeitsstoffen sind chemikalienbeständige Handschuhe<br />
notwendig. Bei Tätigkeit mit Kontakt zu Reinigungsmitteln<br />
sollten flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe mit längerem<br />
Schaft zum Umstülpen samt Unterziehhandschuhen aus<br />
Baumwolle getragen werden.<br />
Floristen<br />
Berufsbedingte Hauterkrankungen bei Floristen werden vor<br />
allem durch Feuchtarbeit, Pflanzenallergie und Pflanzenreizstoffe<br />
hervorgerufen. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung<br />
haben Pflanzenschutzmittel nur einen sehr kleinen<br />
Anteil an den Hauterkrankungen bei Floristen. Wichtig ist<br />
es, die Haut zu schützen. Der direkte Kontakt mit Nässe<br />
kann oft durch das Tragen geeigneter Handschuhe vermeiden<br />
Saubere Sache: Hohe Hygieneanforderungen, wie sie in der Nahrungsmittelindustrie<br />
bestehen, dürfen nicht auf Kosten der Haut gehen. Schutz, Reinigung<br />
und Pflege nach einem Hautschutzplan sind hier angezeigt.<br />
tagsstress<br />
werden, anderenfalls helfen wasserabweisende<br />
Hautschutzmittel, die in<br />
Verbindung mit Hautreinigungs- und<br />
Hautpflegemitteln die Haut effektiv<br />
schützen. Auch im Umgang mit bekanntermaßen<br />
„reizenden“ Pflanzen<br />
wie Primeln oder Chrysanthemen<br />
sowie bei Arbeiten, die die Haut stark<br />
verschmutzen oder verletzen können,<br />
haben sich Schutzhandschuhe bewährt.<br />
Wer Fragen zum Hautschutz an<br />
seinem Arbeitsplatz hat, sollte am<br />
besten seine Vorgesetzten, die<br />
zuständige Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
oder den Betriebsarzt<br />
ansprechen. Branchenspezifische<br />
Informationen halten auch alle<br />
Berufsgenossenschaften bereit<br />
(www.berufsgenossenschaften.de).<br />
Beschäftigte der Pharma- und<br />
Chemieindustrie sowie<br />
der Textilveredelungsindustrie<br />
In der Pharma-, Chemie- und Textilveredelungsindustrie wird<br />
häufig mit Gefahrstoffen umgegangen, unter anderem mit<br />
Farbstoffen, Lackhärtern und organischen Lösemitteln.<br />
Durch die Wahl weniger gefährlicher Produkte lassen sich die<br />
Gesundheitsgefahren für die Beschäftigten stark reduzieren.<br />
So können Allergie auslösende Dispersionsfarbstoffe und<br />
Reaktivfarbstoffe in der Textilveredelung oft durch Säurefarbstoffe<br />
ersetzt werden. Beim Umgang mit Gefahrstoffen<br />
müssen Chemikalienschutzhandschuhe getragen werden.<br />
Welche Handschuhe geeignet sind, steht in der Betriebsanweisung,<br />
die an solchen Arbeitsplätzen vorhanden sein<br />
muss.<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT 5
Oft betroffen: Die Hände von Friseuren werden durch Wasser, Shampoo<br />
und dergleichen sehr stark belastet. Gegen die häufigen Hauterkrankungen in<br />
diesem Beruf helfen nur konsequenter Schutz und Pflege sowie eine kluge<br />
Arbeitsorganisation.<br />
Maler und Lackierer<br />
Maler und Lackierer haben häufig Kontakt mit Allergie<br />
auslösenden Stoffen wie Epoxid- und Polyurethanharzen<br />
sowie Lösemitteln, die unter anderem in Lacken vorkommen.<br />
Lacke enthalten zudem häufig Lösemittel, die die<br />
Haut ebenfalls schädigen können. Die Devise hier:<br />
Beschichtungsstoffe durch wasserverdünnbare Produkte<br />
ersetzen. Der direkte Kontakt mit Lösemitteln und anderen<br />
Haut reizenden Stoffen ist auf jeden Fall zu vermeiden, beziehungsweise<br />
die Hände sind mit den richtigen Handschuhen<br />
zu schützen, zum Beispiel mit solchen aus Nitrilkautschuk.<br />
Metallarbeiter<br />
Auslöser für Hauterkrankungen bei Metallarbeitern sind unter<br />
anderem Kühlschmierstoffe – auch ein ölverschmierter<br />
Lappen in der Hosentasche kann bereits Hautreizungen<br />
auslösen. Besonders gefährdet sind jedoch die Hände, die<br />
oft von Verschmutzungen wie Altöl oder Grafit unter Zuhilfenahme<br />
scharfer Mittel gereinigt werden. Zudem weisen die<br />
Hände oft kleine Verletzungen durch scharfe Kanten oder<br />
Metallsplitter auf. Da hilft nur, wo es geht, hautverträglichere<br />
Produkte zu verwenden, Hautschutz, -reinigung und -pflege<br />
nach einem Hautschutzplan zu betreiben sowie geschlossene<br />
Arbeitsbereiche für den Umgang mit Haut gefährdenden<br />
Stoffen zu schaffen. Bei vielen Tätigkeiten ist das Tragen von<br />
Schutzhandschuhen notwendig, jedoch nicht in der Nähe<br />
von rotierenden Teilen.<br />
Al/SR/mir, redaktion@arbeit-und-gesundheit.de<br />
6 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
Harter Job: In Werkstätten sind die Hände vielfältig beansprucht. Wo es um<br />
hartes Zupacken oder den Umgang mit Chemikalien, Ölen und Ähnlichem geht,<br />
sollten gut passende Schutzhandschuhe getragen werden.<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Wissen<br />
Wer braucht welchen Schutz?<br />
Wie man sich am besten vor Hauterkrankungen schützt, hängt<br />
von der berufsbedingten Belastung ab. Fünf Grundsätze gelten<br />
jedoch für alle:<br />
1. Gefährliche Arbeitsstoffe durch ungefährlichere ersetzen.<br />
Hierzu geben die Berufsgenossenschaften branchenspezifische<br />
Hinweise.<br />
2. Beim Umgang mit gefährlichen, unter Umständen Allergie<br />
auslösenden Arbeitsstoffen unbedingt die Sicherheitshinweise<br />
auf den Etiketten und im Sicherheitsdatenblatt beachten.<br />
3. Es gibt Hautschutzmittel, die auf bestimmte Belastungen, zum<br />
Beispiel Feuchtarbeit, zugeschnitten sind und vor der Arbeit<br />
aufgetragen werden. Wenn überhaupt nötig, nur milde Hautreinigungsmittel<br />
verwenden, die dem Grad der Verschmutzung<br />
entsprechen, und Hautpflegemittel benutzen. An vielen<br />
Arbeitsplätzen gibt über Hautschutz, -reinigung und -pflege<br />
ein so genannter Hautschutzplan Aufschluss.<br />
4. In vielen Fällen ist das Tragen von Handschuhen vorgeschrieben,<br />
darüber hinaus oft zu empfehlen. Es lohnt sich, die<br />
Wahl mit Bedacht zu treffen. Für alle Handschuhe gilt: Sie<br />
müssen gut passen und dürfen nicht zu lange getragen werden.<br />
Wichtig: Herstellerhinweise beachten.<br />
5. Finger weg: Wo die unten stehenden Zeichen zu sehen sind,<br />
ist direkter Hautkontakt mit dem Inhalt zu vermeiden. Hinsichtlich<br />
geeigneter Sicherheitsmaßnahmen sind die jeweiligen<br />
Betriebsanweisungen zu beachten beziehungsweise ist eine<br />
Rücksprache mit dem Vorgesetzten erforderlich.<br />
giftig gesundheitsschädlich ätzend<br />
Fotos: HVBG
„Wir alle zahlen die Zeche“<br />
Herr Blome, an die 15.000<br />
Menschen meldeten sich in<br />
den Jahren 2004 und 2005<br />
bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften,<br />
weil sie<br />
ständig Probleme mit der<br />
Haut hatten, so dass ihre<br />
berufliche Tätigkeit und der<br />
Arbeitsplatz auf Dauer gefährdet<br />
sind.<br />
Wie wird ihnen geholfen?<br />
Sobald sie informiert werden, leiten<br />
Experten der Berufsgenossenschaften<br />
eine Überprüfung des Arbeitsplatzes<br />
ein, ob und wie die Hautbelastung<br />
verringert werden kann, und es wird<br />
geprüft, ob eine berufsdermatologische<br />
Therapie hilft. Dabei wird zugleich<br />
der Zusammenhang zwischen Beruf<br />
und Erkrankung geprüft.<br />
Mit welchem Ziel?<br />
Zum einen wird geklärt, ob die Erkrankung<br />
tatsächlich beruflich bedingt ist.<br />
Das ist formal immer notwendig, wenn<br />
der Verdacht auf eine Berufskrankheit<br />
besteht. Zum anderen aber geht es<br />
darum – und das ist viel wichtiger –,<br />
dem Erkrankten eine berufliche Perspektive<br />
zu geben, zumal beim Thema<br />
Haut häufig junge Menschen betroffen<br />
sind. Deshalb sehen sich unsere<br />
Experten gemeinsam mit dem Betroffenen<br />
und dessen Arbeitgeber an, ob<br />
und wie der Arbeitsplatz erhalten werden<br />
kann. Alternativ werden in der<br />
Regel gegebenenfalls gesundheitspädagogische<br />
Maßnahmen geprüft und<br />
neben technischen Schutzmaßnahmen<br />
auch der hautschonende Umgang mit<br />
Substanzen trainiert.<br />
Wie erfolgreich sind Sie dabei?<br />
Nicht so sehr, wie wir es gerne wären.<br />
Hautschäden kosten unsere Volkswirtschaft<br />
pro Jahr zwischen 1,5 und 1,8<br />
Milliarden Euro. Das Geld geht durch<br />
Produktivitätsausfälle verloren und wird<br />
für Therapie und Berufshilfe ausgegeben.<br />
Leider sind die Erkrankungen oft<br />
schon so weit fortgeschritten, dass die<br />
Betroffenen ihren Beruf aufgeben müssen.<br />
Und bei der aktuellen Arbeitsmarktlage<br />
ist ihnen auch mit einer<br />
Umschulung nicht unbedingt geholfen.<br />
Mit anderen Worten:<br />
Sie erfahren zu spät von<br />
den Erkrankungen?<br />
Genau. Wenn Ekzeme, Dermatosen<br />
und Allergien bereits chronisch sind,<br />
ist kaum noch etwas zu retten. Die<br />
Betroffenen sind dann nicht nur beruflich,<br />
sondern auch privat stark eingeschränkt.<br />
Deshalb müssen die Beschäftigten<br />
Warnzeichen ihrer Haut wie<br />
Rötungen, Risse und Juckreiz ernst<br />
nehmen und sich schnell professionelle<br />
Hilfe suchen. Darauf machen wir auch<br />
in Schulungen und durch die aktuelle<br />
Kampagne aufmerksam.<br />
Und durch das so genannte<br />
Hautarztverfahren. Können<br />
Sie das kurz erklären?<br />
Das Hautarztverfahren beschreibt die<br />
Vorgehensweise, wenn jemand mit<br />
Hautproblemen zum Arzt kommt und<br />
ein Zusammenhang mit dem Beruf<br />
vermutet wird. Über dieses Verfahren<br />
wird die zuständige Berufsgenossenschaft<br />
eingeschaltet. Das ist für den<br />
Betroffenen sehr vorteilhaft, weil sich<br />
Experten seines Falles annehmen und<br />
alle geeigneten Mittel zur Lösung des<br />
Problems anstoßen und finanzieren.<br />
Neu ist jetzt, dass der Betroffene von<br />
einem niedergelassenen Hautarzt<br />
behandelt werden muss, wenn ein<br />
Zusammenhang zwischen Erkrankung<br />
und Beruf vermutet wird. Diese Ärzte<br />
erstellen auf Basis eines Fragebogens<br />
Hautarztverfahren<br />
Erkrankungen der Haut sind der häufigste Grund für gesundheitliche Probleme<br />
im Beruf. Wer rechtzeitig die richtige Behandlung erfährt, hat gute Chancen,<br />
trotzdem seinen Job zu behalten. Dabei hilft das Hautarztverfahren. Otto<br />
Blome, Leiter des Referates Berufskrankheiten beim Hauptverband der<br />
gewerblichen Berufsgenossenschaften, erklärt es.<br />
den mit vier Seiten recht umfangreichen<br />
Hautarztbericht. Dieses Verfahren<br />
garantiert, dass der Arzt den Fall<br />
unter den aktuellsten medizinischen<br />
Aspekten beleuchtet. Zugleich werden<br />
ihm Maßnahmen vorgeschlagen. Der<br />
Bericht dient der Berufsgenossenschaft<br />
als Entscheidungsgrundlage.<br />
Gilt das unabhängig<br />
davon, über welche<br />
Berufsgenossenschaft der<br />
Patient versichert ist?<br />
Auch dafür haben wir mit dem neuen<br />
Verfahren gesorgt. Übrigens soll der<br />
Behandlungsauftrag innerhalb von 14<br />
Tagen erteilt werden. Präventionsmaßnahmen<br />
am Arbeitsplatz sind unverzüglich<br />
durchzuführen, was zum Teil<br />
Termine am Arbeitsplatz erfordert.<br />
Was sagen denn<br />
die Arbeitgeber dazu?<br />
Meist ist auch ihnen die Situation<br />
nicht bewusst – gerade, wenn die<br />
Erkrankung des Mitarbeiters noch<br />
nicht zu vielen Ausfalltagen geführt<br />
hat. Aber unsere Experten machen<br />
klar, dass die gesundheitlichen Probleme<br />
zunehmen werden – und das<br />
ist für den Arbeitgeber zwangsweise<br />
mit Kosten und Ärger verbunden.<br />
Deshalb wird sich jeder kluge Unternehmer<br />
Vorschläge anhören, wie die<br />
Hautbelastung in seinem Betrieb verringert<br />
werden kann, oft durch einfache<br />
Maßnahmen. Bei Hauterkrankungen<br />
ist das A und O, möglichst früh<br />
gegenzusteuern. Denn die Zeche für<br />
chronische Erkrankungen – verbunden<br />
mit hohen medizinischen Kosten,<br />
Umschulungen und eventueller<br />
Arbeitslosigkeit – zahlen wir alle.<br />
Das Gespräch führte Miriam Becker<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT 7
Foto: BGF<br />
Rehabilitation<br />
Mario Bauer litt über fünf Jahre lang immer wieder an<br />
Problemen mit der Haut. Vor allem die Hände waren betroffen,<br />
aber auch das Gesicht, die Unterarme und der Oberkörper.<br />
Die Haut war gerissen, oft sogar blutig. Mehrfach<br />
musste er krankgeschrieben werden, um der Haut Zeit zu<br />
geben, wieder zu heilen. Als Kfz-Mechaniker ist Mario<br />
Bauer mechanischen Belastungen ausgesetzt und ständig<br />
in Kontakt mit Ölen und Schmierstoffen.<br />
Sein behandelnder Hautarzt vermutete<br />
deshalb, dass es sich um eine beruflich<br />
bedingte Hauterkrankung handeln könnte.<br />
Zumal in arbeitsfreien Zeiten wie im Urlaub<br />
eine Besserung eintrat.Die Werkstatt, in<br />
der Mario Bauer arbeitet, ist als Betriebsteil<br />
der Städtereinigung Annaberg GmbH bei der Berufsgenossenschaft<br />
für Fahrzeughaltungen (BGF) versichert.<br />
Die Anzeige des Hautarztes über den Verdacht einer<br />
Berufskrankheit (BK) schickte er deshalb an deren BK-<br />
Abteilung.<br />
Bei Hauterkrankungen ist schnelles Handeln erforderlich,<br />
um der Entstehung einer Berufskrankheit vorzubeugen. Die<br />
BGF veranlasste deshalb sofort nach Eingang der Verdachtanzeige<br />
in Absprache mit Mario Bauer eine ambulante<br />
hautfachärztliche Behandlung. Darüber hinaus wurde der<br />
Betriebsarzt informiert, und ein Technischer Aufsichtsbeamter<br />
der BGF besuchte Mario Bauer am Arbeitsplatz. Er klärte<br />
begleitend zur ärztlichen Behandlung, wie der Hautschutz<br />
vor Ort in der Werkstatt optimiert werden könnte.<br />
„Die Haut ist von Monat zu Monat besser geworden“,<br />
erinnert sich Mario Bauer an diese ersten Behandlungs-<br />
8 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
Gesunde Haut:<br />
Mario Bauer hat gelernt, seine Hände zu schützen.<br />
Haut<br />
geheilt,<br />
Beruf<br />
erhalten<br />
Berufsbedingte Hauterkrankungen<br />
müssen nicht zum Verlust des<br />
Arbeitsplatzes führen. Bei Mario<br />
Bauer half ein ausgeklügeltes Hautschutzprogramm.<br />
schritte. Trotz der Behandlung und obwohl er den Hautschutzplan<br />
am Arbeitsplatz befolgt, heilt die Haut jedoch<br />
nie vollständig ab.<br />
UV-Licht bringt es an den Tag<br />
Als nächsten Schritt veranlasste die BGF deshalb eine<br />
intensive Hautpflegeschulung am Hautschutzzentrum in<br />
Leipzig. Die Kosten für diese Schulung<br />
übernahm die BGF. Mario Bauer war<br />
anfangs skeptisch, schließlich nahm er<br />
den Hautschutz bereits sehr ernst. Der<br />
gleich zu Beginn der Schulung durchgeführte<br />
Lumineszenztest erstaunt<br />
aber auch ihn: „Ich dachte erst, die<br />
wollen mich veräppeln. Aber dann habe ich am Leuchten<br />
wirklich gesehen, dass man bei der Pflege der Hand Fehler<br />
machen kann.“<br />
Tatsächlich wird bei dem Test durch UV-Licht sichtbar, dass<br />
Mario Bauer beim Eincremen Zonen in den Fingerzwischenräumen<br />
nicht erreicht. Seine Cremetechnik konnte also<br />
noch verbessert werden.<br />
Auch das Händewaschen – in der Werkstatt unumgänglich<br />
– stellte sich als viel zu häufig heraus. Mario Bauer wusch<br />
sich täglich 20- bis 30- mal seine Hände. Das ist viel zu<br />
viel, denn jede Hautreinigung belastet die Haut zusätzlich.<br />
Dazu kommt, dass auch das Trocknen der Hände Sorgfalt<br />
erfordert. Um das Händewaschen zu vermeiden, erhält<br />
Mario Bauer Handschuhe für verschiedene Arbeitsbereiche.<br />
Sie sind gezielt ausgewählt für mechanische Arbeiten, die<br />
Fingergefühl erfordern, für scharfkantige Arbeitsstücke, für<br />
„Das Hautschutzzentrum<br />
ist eine Stelle, wo einem<br />
wirklich geholfen wird.<br />
Man kann dort viel für die<br />
Pflege der Haut lernen.“
schwere Tätigkeiten und für Feuchtarbeiten. „Die Handschuhe sind spitze“, stellt<br />
Mario Bauer fest, „damit kann ich sogar eine Schraube einfädeln. Man hat ein<br />
gutes Fingerspitzengefühl. Früher musste ich solche feinen Tätigkeiten ohne<br />
Handschuhe erledigen.”<br />
Am Ende der ersten Hautschulung erhält Bauer außerdem auf seine Hautprobleme<br />
und seine Arbeit abgestimmte Hautpflege- und Hautreinigungsmittel. Schon beim<br />
nächsten Kontrolltermin in Leipzig zeigt sich der Erfolg: Keinerlei Hauterscheinungen<br />
mehr. Auch den Lumineszenztest hat er diesmal „bestanden“. „Das Hautschutzzentrum<br />
ist eine Stelle, wo einem wirklich geholfen wird. Man kann dort viel für<br />
die Pflege der Haut lernen“, ist deshalb Mario Bauers Fazit.<br />
Ein Erfolg für alle Beteiligten<br />
Erfreulicherweise hat sich der Arbeitgeber von Mario Bauer sehr kooperativ<br />
gezeigt. Er akzeptierte und unterstützte alle notwendigen Maßnahmen und stellt<br />
zusammen mit der BGF alle vom Hautschutzzentrum Leipzig empfohlenen Handschuhe<br />
sowie Hautreinigungs- und -pflegemittel für den Arbeitsplatz zur Verfügung.<br />
Seit Mario Bauer das Hautschutzprogramm voll durchzieht, hat er keine Probleme<br />
mehr mit seiner Haut. Auch schwere Hauterscheinungen können also durch<br />
gezielte Maßnahmen dauerhaft geheilt werden. Für alle Beteiligten besteht der<br />
Erfolg aber nicht nur in der Wiederherstellung der Gesundheit. Der Städtereinigung<br />
Annaberg bleibt ein geschätzter Mitarbeiter erhalten und für Mario<br />
Bauer zählt wohl am meisten, dass er seinen Beruf nicht aufgeben muss.<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Wissen<br />
Marlen Klinkmann, redaktion@arbeit-und-gesundheit.de<br />
Häufigste Erkrankung: das Abnutzungsekzem<br />
Bei beruflich bedingten Hauterkrankungen handelt es sich meistens um Ekzeme an den<br />
Händen. Das sind nicht infektiöse und nicht ansteckende Entzündungen. Am häufigsten<br />
tritt das Abnutzungsekzem auf. Die immer wiederkehrende Reizung durch einen oder<br />
mehrere Stoffe greifen die Reparaturmechanismen der Haut an. Sie wird spröde, rau<br />
und schuppig, später treten Rötungen und kleine Risse auf.<br />
Verhaltensregeln:<br />
• Hautveränderungen wie Rötung, Schuppung, Risse, Jucken ernst nehmen und behandeln<br />
lassen.<br />
• Sobald die Haut sich erholt hat, noch mehrere Wochen Haut belastende Tätigkeiten,<br />
vor allem Feuchtarbeit, vermeiden.<br />
• Nach Wiederaufnahme der Tätigkeit, die zu dem Ekzem geführt hat, sorgfältig Hautschutz<br />
und -pflege betreiben. Bei der Hautreinigung schonend vorgehen, nicht rubbeln<br />
oder reiben.<br />
Schwerwiegend: das allergische Kontaktekzem<br />
Eine Allergie ist eine übersteigerte Reaktion des Immunsystems auf körperfremde Stoffe.<br />
Die Folgen sind Entzündungen oder Gewebsschädigungen. Dem geht immer eine Sensibilisierungsphase<br />
voraus, das heißt eine Zeitspanne, in der der Körper unmerklich<br />
gegen einen Stoff aufrüstet. Diese Phase beträgt mindestens fünf Tage, kann aber auch<br />
Jahre dauern. Deshalb vertragen viele Betroffene einen Stoff nach jahrelangem Umgang<br />
„plötzlich" nicht mehr. Typische Hautveränderungen sind Rötungen, Knötchen und<br />
Bläschen, Schwellungen sowie Oberflächenschäden mit Krustenbildung. Eine einmal<br />
erworbene Kontaktallergie gegen Berufsstoffe ist nicht heilbar und kann sogar zur Aufgabe<br />
des Berufes zwingen. Dabei muss die Sensibilisierung gegen einen bestimmten<br />
Stoff nicht im Beruf erfolgt sein, möglich ist dies auch in der Freizeit. Deshalb sind Schutz<br />
und Pflege der Haut so wichtig, so lange die Barrierefunktion der Haut noch intakt ist.<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT 9<br />
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Foto: Krzesclak<br />
Feuchtarbeit<br />
Mit<br />
heiler Haut<br />
Der Umgang mit Wasser ist häufig Auslöser für Hauterkrankungen.<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT gibt Tipps, wie man mit heiler Haut davonkommt.<br />
Hauterkrankungen werden oft von harmlos wirkenden Arbeitsmitteln<br />
ausgelöst – zum Beispiel Wasser oder Shampoo.<br />
Oft reizen nicht einzelne Stoffe die Haut, sondern die<br />
Kombination und immer wiederkehrende Wirkung von<br />
Feuchtarbeit und der Kontakt zu reizenden Stoffen. Die<br />
Betroffenen bekommen es mit ebenso schmerzhaften wie<br />
unansehnlichen Hauterkrankungen zu tun. Diese Fälle spiegeln<br />
sich in den Statistiken der Berufsgenossenschaften<br />
wider. So ist zum Beispiel mehr als jede<br />
Bei jedem Händewaschen zweite Berufskrankheit, die bei der Berufs-<br />
mit Waschlotion oder Seife genossenschaft für Gesundheitsdienst und<br />
werden auch immer haut- Wohlfahrtspflege (BGW) im Jahr 2005<br />
eigene Fette gelöst und gemeldet wurde, eine Hauterkrankung. Bei<br />
abgespült. Die Haut der BGW sind besonders stark von Haut-<br />
braucht bis zu drei Stunproblemen betroffene Berufsgruppen wie<br />
den, um die ursprüngliche Friseure und Pflegekräfte versichert. Aber<br />
Hautfettung und -feuchtig- auch Beschäftigte anderer Branchen haben<br />
keit wieder aufzubauen. berufsbedingt mit Hautproblemen zu<br />
kämpfen: Reinigungskräfte, Beschäftigte im<br />
Baugewerbe, Maler und Lackierer, Metallarbeiter, Gärtner<br />
sowie Beschäftigte der Textil- und Chemieindustrie. In diesen<br />
Berufen sind die Hände das wichtigste Werkzeug. Durch<br />
Feuchtigkeit, starke Verschmutzungen und aggressive<br />
Reinigungsmittel und Chemikalien wird die Regenerationsfähigkeit<br />
der Haut ständig überfordert. Die Folge sind<br />
Hauterkrankungen.<br />
10 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
Risiken: Was die Haut angreift<br />
Eine der Hauptursachen für berufsbedingte Dermatosen ist<br />
der häufige Kontakt mit Wasser. Die so genannte Feuchtarbeit<br />
mindert die Barrierefunktion der Haut. Ist sie schutzlos<br />
den täglichen Belastungen bei der Arbeit ausgesetzt,<br />
wird sie irgendwann richtig krank. Es besteht die Gefahr,<br />
dass sich ein Abnutzungsekzem (siehe auch S.9) entwickelt.<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Tipp<br />
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und<br />
Wohlfahrtspflege gibt fünf Tipps, die allen helfen, die<br />
häufig Handschuhe bei der Arbeit tragen müssen:<br />
• Tragen Sie Handschuhe nur so lange wie nötig, wechseln Sie<br />
zwischen Feucht- und Trockenarbeiten<br />
• Ziehen Sie dünne Baumwollhandschuhe unter, die den<br />
Schweiß aufnehmen<br />
• Handschuhe dürfen nur über vollständig trockene Hände<br />
gezogen werden<br />
• Verwenden Sie keine gepuderten Handschuhe. Puder stört in<br />
Verbindung mit Schweiß das physiologische Gleichgewicht<br />
der Haut<br />
• Wechseln Sie die Handschuhe, sobald sie beschädigt oder<br />
innen feucht geworden sind<br />
Ausführliche Informationen zum Hautschutz stellt die BGW auf<br />
ihrer Internetseite zur Verfügung: www.bgw-online.de<br />
–> Kundenzentrum –> Hauptsache Hautschutz
Profitipp:<br />
Nur richtiges Eincremen<br />
schützt die Haut tatsächlich.<br />
Erkennbar ist dies an geröteten, juckenden und schuppenden Hautstellen, oftmals<br />
zu Beginn in den Fingerzwischenräumen. Dringen Fremdstoffe in die vorgeschädigte<br />
Haut ein, wird die Entstehung einer Allergie begünstigt. Theoretisch<br />
kann es jeden treffen. Aber auch die Veranlagung spielt eine Rolle.<br />
Per-sonen mit einer anlagebedingt schwächeren Hautbarriere sind besonders<br />
gefährdet, ein Ekzem oder eine Allergie zu entwickeln. Werden die ersten<br />
Alarmsignale nicht frühzeitig erkannt und die erkrankte Haut behandelt, steht<br />
am Ende oft die Berufsaufgabe.<br />
Schutz und Pflege: Was man tun kann<br />
In jedem Fall sind bei häufigen Feuchtarbeiten Schutz und Pflege der Hände<br />
angezeigt. Hier kommt es auf die richtige Auswahl der Produkte an, die von der<br />
Tätigkeit und dem individuellen Hauttyp abhängt. Hautschutz- und Hautpflegeprodukte<br />
gehören zur Grundausstattung am Arbeitsplatz. Aus hygienischen Gründen<br />
sollten die Präparate in Tuben oder Spendern bereitstehen. Haut- und<br />
Betriebsärzte beraten bei der richtigen Auswahl. Auch die BGW bietet ihren<br />
Versicherten Beratung zum Hautschutz an. An sechs Standorten bieten die<br />
Schulungs- und Beratungszentren der BGW Rat und Hilfe rund um die Gesundheit<br />
im Beruf, ebenso die anderen Berufsgenossenschaften.<br />
Hautreinigung: Desinfizieren statt waschen<br />
Nicht immer ist eine Reinigung mit Wasser und Reinigungsmitteln notwendig.<br />
Nur bei sichtbaren Verschmutzungen ist das gründliche Waschen der Hände<br />
sinnvoll. In allen anderen Fällen genügt als Hygienemaßnahme in der Pflege<br />
und der Küche die Desinfektion. Allerdings sollten nur wirklich trockene Hände<br />
desinfiziert werden. Ist eine Reinigung nötig, eignet sich hierfür ein ph-neutrales<br />
Waschsyndet oder eine Lotion.<br />
Schutzhandschuhe: Die richtige Auswahl<br />
Handschuhe bieten den besten Schutz vor Feuchtigkeit, infektiösem Material<br />
und aggressiven Substanzen. Medizinische Einmalhandschuhe schützen vor<br />
Krankheitserregern, nicht jedoch vor Chemikalien. Für Reinigungsarbeiten und<br />
um den Kontakt mit aggressiven Stoffen zu vermeiden, eignen sich chemikaliendichte<br />
Haushaltshandschuhe. Besonders hautverträglich sind sie mit einer Baumwollinnenbeflockung,<br />
da bei längerem Tragen die Hände in den Handschuhen<br />
schwitzen und der Schweiß die Haut aufweicht. Alternativ zur Beflockung können<br />
auch dünne Baumwollhandschuhe darunter getragen werden. Grundsätzlich<br />
gilt, dass ein Handschuh für die spezielle Tätigkeit geeignet sein muss.<br />
Darüber hinaus sollte man auf die richtige Größe und eine gute Passform achten.<br />
Aber auch Schutzhandschuhe können Allergene enthalten. Latexarme oder<br />
latexfreie Handschuhe sind wegen des geringeren Allergiepotenzials deshalb<br />
die bessere Entscheidung. Auf gepuderte Latexhandschuhe sollte komplett verzichtet<br />
werden.<br />
mir/Al/SR/BGW, redaktion@arbeit-und-gesundheit.de<br />
Wählen Sie ein Produkt,<br />
das auf Ihre Anforderungen<br />
zugeschnitten ist.<br />
Tragen Sie die Creme<br />
zuerst da auf, wo der<br />
größte Effekt gewünscht<br />
ist. Das ist in der Regel<br />
der Handrücken.<br />
Verteilen Sie die Creme<br />
gleichmäßig. Achten Sie<br />
auf kritische Stellen wie<br />
Handgelenke, Fingerzwischenräume,Fingerkuppen<br />
und Nagelfalze.<br />
Massieren Sie die Creme<br />
so lange ein, bis sie eingezogen<br />
ist.<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT 11<br />
Fotos: Schuppelius
Arbeiten im Freien<br />
Im<br />
Brenn punkt<br />
Rund drei Millionen Beschäftigte<br />
in Deutschland sind in der heißen<br />
Jahreszeit häufig acht Stunden<br />
oder länger der prallen Sonne<br />
ausgesetzt. Wer sich nicht ausreichend<br />
schützt, dem können nach<br />
einigen Jahren ernst zu nehmende<br />
Hautschäden bis hin zu Krebs<br />
drohen.<br />
12 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
Foto: adpic<br />
Wären sie sichtbar, bekäme man es an wolkenlosen Sommertagen<br />
vermutlich mit der Angst zu tun: Ultraviolette Strahlen (UV-Strahlen)<br />
torpedieren jedes Fleckchen ungeschützte Haut und dringen in sie<br />
ein. Es ist unbestritten, dass häufige UV-Bestrahlung irreparable<br />
Hautschäden und als Spätfolge Hautkrebs verursachen kann. Weitere<br />
mögliche Folgen intensiver und übermäßiger Sonneneinstrahlung:<br />
vorzeitige Hautalterung inklusive Falten und Altersflecken, Horn- und<br />
Bindehautentzündungen des Auges sowie „Grauer Star“, Sonnenallergie<br />
mit Entzündungsreaktionen, Quaddelbildung und Juckreiz.<br />
Ein Index gibt Orientierung<br />
Wer sich schützen will, muss ab dem späten Frühjahr und den<br />
Sommer über bei wolkenlosem Himmel grundsätzlich von einem<br />
hohen UV-Strahlungsanteil ausgehen – besonders zur Mittagszeit.<br />
Vorsicht bei Bewölkung! Sie reduziert zwar die Stärke der UV-<br />
Strahlung, hebt sie aber nicht auf. Genauere Informationen liefert<br />
der so genannte UV-Index (UVI). Er beschreibt den am Boden<br />
erwarteten Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-<br />
Strahlung. Je höher sein Wert, desto größer die Gefahr für Haut<br />
und Augen. In Europa liegt er selten über acht, in Äquatornähe<br />
bei bis zu elf. In Deutschland kann man aktuelle Messwerte und<br />
Prognosen zum Beispiel dem Wetterbericht entnehmen, beim<br />
Bundesamt für Strahlenschutz oder Deutschen Wetterdienst abrufen.<br />
So ist der Index für UV-Strahlen zu interpretieren:<br />
• UVI 0 bis 1: niedrige UV-Belastung – Sonnenbrand<br />
unwahrscheinlich<br />
• UVI 2 bis 4: mittlere UV-Belastung – Sonnenbrand<br />
ab 30 Minuten möglich<br />
• UVI 5 bis 7: hohe UV-Belastung – Sonnenbrand<br />
ab 20 Minuten möglich<br />
• UVI 8 und mehr: sehr hohe UV-Belastung – Sonnenbrand<br />
in weniger als 20 Minuten möglich.<br />
Um sich beim Arbeiten im Freien vor UV-Strahlen zu schützen, ist ein<br />
wenig Erfindungsgeist gefragt: Bereits die Römer setzten Sonnensegel<br />
als Schattenspender beim Straßenbau ein. Das klappt auch<br />
heutzutage, zum Beispiel durch Abdeckungen und Planen als Sonnensegel<br />
an Baugerüsten. Auch Sonnenschirme und provisorische<br />
Überdachungen erfüllen ihren Zweck nicht nur am Strand.<br />
Foto: adpic
Keine schönen Aussichten: Haut, die über Jahre ungeschützt<br />
der Sonne ausgesetzt ist, sieht schneller alt aus und ist einem größerem<br />
Krebsrisiko ausgesetzt.<br />
Creme allein schützt nicht vor Krebs<br />
Wie gut Sonnencremes beim Arbeiten im Freien vor Hautkrebs<br />
schützen, hat sich das Berufsgenossenschaftliche<br />
Institut für Arbeitsschutz (BGIA) genau angesehen. Mit sehr<br />
uneinheitlichen Ergebnissen: Weniger<br />
Jährlich erkranken in gefährliche Formen von Hautkrebs lassen<br />
Deutschland mehr als sich durch Sonnenschutzmittel zum Teil<br />
130.000 Menschen an verhindern. Es gibt jedoch Hinweise,<br />
Hautkrebs. In etwa 11.000 dass sie nicht vor dem bösartigen ma-<br />
Fällen lautet die Diagnose lignen Melanom schützen.<br />
„malignes Melanom", die Dr. Harald Siekmann vom BGIA, erklärt:<br />
bösartigste Form, die „Die Benutzer wiegen sich in falscher<br />
deutschlandweit mehr als Sicherheit. Der Lichtschutzfaktor der<br />
2.000 Tote im Jahr fordert. Cremes ist kein Krebsschutzfaktor. Er<br />
Die Zahl der Neuerkran- beschreibt die Schutzwirkung vor<br />
kungen steigt stetig.<br />
Sonnenbrand, nicht aber vor Hautkrebs.“<br />
Wie gut Sonnenschutzprodukte<br />
wirken, hängt zudem davon ab, wie sie angewendet werden.<br />
„Das ist gar nicht so einfach“, beklagt der Physiker. „Zum<br />
einen ist eine große Menge erforderlich. Für den ganzen<br />
Körper bräuchte man 40 Gramm, das ist etwa eine Viertelflasche<br />
Sonnenmilch. Zum anderen müssen die Hautflächen<br />
vollständig und gleichmäßig eingecremt werden, was<br />
eigentlich nie richtig gelingt.“ Auch rechtzeitiges Auftragen<br />
GREVEN. Gesunde Haut – Sichere Arbeit.<br />
Foto:Photodisc<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Tipp<br />
Hautschutz beim Arbeiten im Freien<br />
• Nackte Haut kann sich gegen Sonnenstrahlen nur wehren,<br />
wenn sie langsam an die UV-Bestrahlung gewöhnt wird.<br />
Deshalb: In den ersten Sommertagen möglichst im Schatten<br />
bleiben, dann langsam die Sonnendosis erhöhen.<br />
• Zwischen 11 und 15 Uhr ist die UV-Strahlung am höchsten.<br />
Nach Möglichkeit organisatorische Schutzmaßnahmen nutzen:<br />
Zum Beispiel Ladevorgänge nicht in die Mittagszeit legen.<br />
Wer trotzdem raus muss, sollte technische Schutzmaßnahmen<br />
ergreifen: Baugerüste durch Abdeckungen verschatten, Sonnenschirme<br />
und Sonnensegel einsetzen, feste Unterstellmöglichkeiten<br />
einrichten usw.<br />
• In der Sonne nicht ausziehen, sondern anziehen. Je dichter das<br />
Gewebe, desto besser ist sein UV-Schutz. Lange, leichte Jeans,<br />
lange Ärmel, Kopfbedeckung mit Nackenschutz und eine<br />
100 Prozent UV-undurchlässige Sonnenbrille, die das Auge<br />
gut abschließt, bieten Schutz. Sinnvoll sind auch spezielle<br />
Sonnenschutz-Textilien mit hohem UV-Schutzfaktor.<br />
• Auf die freien Hautstellen dick Sonnenschutzmittel mit hohem<br />
Lichtschutzfaktor auftragen und mehrmals täglich erneuern.<br />
Durch Schwitzen kann sich die schützende Wirkung reduzieren.<br />
Aber: Nachcremen verlängert nicht die Schutzwirkung.<br />
• Vorsicht bei regelmäßiger Einnahme von Medikamenten. Einige<br />
Antibiotika, Bluthochdruckmittel oder Johanniskraut können<br />
die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Vor UV-Strahlung<br />
und der Wechselwirkung folgender Substanzen sei ebenfalls<br />
gewarnt: ätherische Öle, Parfüms und Kosmetika, optische<br />
Aufheller in Waschmitteln (als Rückstände in der Kleidung).<br />
Auch Pflanzenbestandteile, zum Beispiel Bärlapp oder Petersilie,<br />
können die Haut schädigen und phototoxische oder<br />
photoallergische Reaktionen auslösen, wenn man mit ihnen<br />
unter Sonneneinwirkung in Berührung kommt.<br />
• Regelmäßiger Body-Check kann Leben retten. Wenn sich ein<br />
Hautfleck oder Muttermal verändert, umgehend Arzt aufsuchen.<br />
und regelmäßiges Erneuern im Zweistundenrhythmus seien<br />
wichtig. Aber Achtung: Schutzfaktor und Schutzzeit erhöhen<br />
sich dadurch nicht! Sonne zu meiden und körperbedeckende<br />
Kleidung zu tragen, ist also allemal der bessere Schutz.<br />
CD/mir, redaktion@arbeit-und-gesundheit.de<br />
Peter Greven Hautschutz GmbH & Co. KG<br />
Procter-&-Gamble-Str. 26<br />
D-53881 Euskirchen<br />
Fon: +49 (0) 2251 77617-0<br />
Fax: +49 (0) 2251 77617-44<br />
hautschutz@peter-greven.de<br />
www.peter-greven.de<br />
Anzeige<br />
Das professionelle<br />
Hautschutzprogramm
Auswahl von Schutzhandschuhen<br />
Handschuh drauf!<br />
Fotos: Uebele<br />
Die Hände des Menschen sind sein wichtigstes Werkzeug. So vielfältig ihre<br />
Fähigkeiten, so vielfältig sind auch die Gefährdungen, denen die Hände<br />
vor allem im Arbeitsalltag ausgesetzt sind. Zum Glück gibt es Schutzhandschuhe.<br />
Das Schwierige ist nur, die richtigen zu finden.<br />
Wer braucht überhaupt einen Schutzhandschuh? Diese Frage<br />
muss zum Glück nicht der einzelne Mitarbeiter beantworten<br />
können. Dafür gibt es Leute vom Fach, die im Auftrag des<br />
Unternehmers die Gefährdung bei den verschiedenen<br />
Arbeiten ermitteln. Kommt dabei heraus, dass die Hände in<br />
Gefahr sind und diese Gefährdungen nicht durch technische<br />
oder organisatorische Maßnahmen beseitigt werden können,<br />
ist eine Tragepflicht angezeigt. An solchen Arbeitsplätzen<br />
hängt oder klebt das Gebotszeichen „Schutzhandschuhe<br />
benutzen“. Wer Sorge um seine Hände hat und keinen Hinweis<br />
darauf findet, dass an seinem Arbeitsplatz die Gefährdung<br />
geprüft wurde, sollte seinen Vorgesetzten darauf<br />
ansprechen.<br />
Den Einen für alles gibt es nicht<br />
Einen „Universalhandschuh“, der vor allen Gefährdungen<br />
schützt und mit dem zugleich gutes Arbeiten möglich ist,<br />
kann es nicht geben. Was es aber gibt, ist ein passender<br />
Schutz zu den jeweiligen Gefährdungen, denen Hände<br />
bei der Arbeit ausgesetzt sein können. Und zwar jeweils<br />
in unterschiedlicher Qualität und Ausführung – auch der<br />
Tragekomfort und das Preis-/Leistungsverhältnis spielen<br />
wichtige Rollen. Die Auswahl der Schutzhandschuhe<br />
erfolgt arbeitsplatz- und tätigkeitsbezogen.<br />
Anforderungen an die Gebrauchseigenschaften sind:<br />
• möglichst große Schutzwirkung gegen auftretende<br />
Gefährdungen<br />
• geringe Behinderung beim Arbeiten<br />
• leichte Reinigungsmöglichkeiten.<br />
Bei den Trageeigenschaften geht es um:<br />
• Komfort<br />
• Hautverträglichkeit<br />
14 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
• Passform<br />
• möglichst gutes Tastempfinden<br />
• ansprechende Optik.<br />
Die gute Nachricht lautet also: Es gibt für jeden den richtigen<br />
Schutzhandschuh. Die schlechte: In der anwachsenden<br />
Masse des Angebotes ist „der richtige“ schwerlich<br />
auszumachen. Der Kunde steht vor einer schier unüberschaubaren<br />
Auswahl. Die Tendenz ist steigend, denn es<br />
drängen aus Fernost Billigprodukte auf den europäischen<br />
Markt. Tatsächlich tobt ein starker Konkurrenzkampf, in<br />
dem sich die Anbieter durch zwei Strategien zu behaupten<br />
suchen: zum einen durch knallharte Dumpingpreise, zum<br />
anderen durch neue raffinierte Materialien. Meist gelingt<br />
es der Konkurrenz jedoch sehr schnell, innovative Produkte<br />
billig zu imitieren – und so geht der Kampf immer weiter.<br />
Orientierung beim Einkauf geben die vorgeschriebenen<br />
Kennzeichnungen: Schutzhandschuhe müssen mit Form<br />
und Größe, Typenbezeichnung und Namen oder Zeichen<br />
des Herstellers oder Lieferanten gekennzeichnet sein. Piktogramme<br />
informieren über die Gefahrenklasse beziehungsweise<br />
das Anwendungsgebiet. Die CE-Kennzeichnung<br />
dokumentiert die Übereinstimmung des Erzeugnisses mit<br />
den einschlägigen Bestimmungen des Anhangs der Herstellerrichtlinie<br />
zu Persönlichen Schutzausrüstungen.<br />
Leder oder Kunststoff bevorzugt?<br />
Nun könnte sich der Verbraucher ja über manch günstiges<br />
Angebot freuen. Doch leider erfüllen die billigen Kopien,<br />
die auf vielen Baumarktwühltischen zu<br />
finden sind, oft nicht die Mindestanforderungen<br />
an das in Europa gel-
tende Schutzniveau oder sind sogar mit Schadstoffen<br />
belastet. Das haben die Tester der Zeitschrift Öko-Test<br />
mehrfach nachgewiesen. Wer beispielsweise bei Lederhandschuhen<br />
auf der sicheren Seite sein will, sollte ungefärbte<br />
Modelle wählen, da gerade beim Färben viele Schadstoffe<br />
auftreten, oder auf das Kürzel der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Körperschutzimporteure AGKI achten. Bei<br />
Produkten mit dieser Kennzeichnung wurde ebenfalls auf<br />
den Färbeprozess verzichtet.<br />
Wer nicht mehr zum Naturprodukt Leder greifen will, sollte<br />
nitrilgetränkte Baumwollhandschuhe wählen. Diese sind<br />
mechanisch beständiger und schützen im vorgegebenen<br />
Rahmen ausreichend vor Chemikalien. Die höheren Anschaffungskosten<br />
für Nitrilhandschuhe machen sich durch<br />
längere Haltbarkeit bezahlt.<br />
Eine Wissenschaft für sich:<br />
Chemikalienschutz<br />
Handschuhe aus Kunststoff sind vor allem aus der Medizin<br />
und Chemie nicht mehr wegzudenken. Der Vorteil bestimmter<br />
Kunststoffe besteht in ihrer Beständigkeit gegen Öle, Fette,<br />
Säuren, Laugen und Lösemittel. Die richtige Wahl ist auch<br />
hier nicht einfach, denn die Schutzwirkung hängt von der<br />
Art, Konzentration und Einwirkungszeit des schädigenden<br />
Stoffes ab. Eine besondere Rolle spielt dabei die „Durchdringung“,<br />
Fachleute sagen Permeation, des Handschuhmaterials.<br />
Gummi, Naturlatex, Naturkautschuk und Nitril<br />
sind in unterschiedlichen Graden flüssigkeits- und luftundurchlässig.<br />
Gewebeeinlagen machen sie zudem reißfest<br />
und widerstandsfähig gegen scharfe und spitze<br />
Gegenstände.<br />
Bei der Wahl des richtigen Handschuhs für den Umgang<br />
mit Chemikalien helfen detaillierte Angaben zum empfohlenen<br />
Handschutz, die auf dem Sicherheitsdatenblatt nachzulesen<br />
sein sollten, das zu jeder Chemikalie vorliegen<br />
muss – im Zweifelsfall den Vorgesetzten, die Fachkraft für<br />
Arbeitssicherheit oder den Betriebsarzt fragen. Das Blatt<br />
sollte Hinweise geben, welches Handschuhmaterial beim<br />
Umgang mit dem Stoff geeignet, welche Materialstärke<br />
erforderlich und welche Tragedauer unter Praxisbedingungen<br />
empfehlenswert ist. Noch<br />
nicht alle Hersteller chemischer Substanzen liefern diese<br />
Informationen auf dem Datenblatt mit, aber eine entsprechende<br />
Nachfrage kann dazu beitragen.<br />
Auch auf dem Segment Chemikalienschutzhandschuhe<br />
machen sich Billiganbieter breit, deren Produkte nur augenscheinlich<br />
einen Schutz bieten. Nach Europäischen Normen<br />
sollen die Chemikalienschutzhandschuhe geprüft und<br />
gekennzeichnet sein, und diese Kennzeichnung soll dem<br />
Nutzer helfen, die richtige Wahl zu treffen.<br />
Chemikalienschutzhandschuhe, die Bei Arbeiten an Maschinen<br />
die Anforderungen der DIN EN 374 erfül- mit rotierenden Werklen,<br />
sind dann mit einem Erlenmeyerkolben stücken oder Werkzeugen<br />
im Piktogramm und Kennbuchstaben<br />
dürfen keine Schutzhand-<br />
gekennzeichnet.<br />
schuhe getragen werden,<br />
Grundsätzlich gibt es zwei Kategorien von sofern die Gefahr besteht,<br />
Chemikalienschutzhandschuhen – deutlich dass der Handschutz er-<br />
erkennbar durch einen Aufdruck auf dem fasst wird, beispielsweise an<br />
Handschuh. Der Vollwertige schützt vor Bohr-, Dreh-, Fräs-, Sicken-<br />
mindestens drei von zwölf ausgewählten und Bördel- und Rollen-<br />
Prüfchemikalien mindestens 30 Minuten richtmaschinen sowie<br />
lang. Auf dem Handschuh ist durch die Rundwalzen.<br />
Kennbuchstaben zu vermerken, welche<br />
Chemikalien das sind. Handschuhe mit geringem Schutz<br />
gegen chemische Gefahren sind am Becherglas im Piktogramm<br />
zu erkennen. Sie bieten „Spritzschutz“ – sind also<br />
wasserdicht und bieten keinen spezifischen Schutz gegen<br />
chemische Gefahren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage<br />
der Wiederverwendbarkeit des Handschuhs. Es muss<br />
geprüft werden, ob ein am Vortag verwendeter Handschuh<br />
auch am nächsten Tag noch benutzt werden kann. Heutige<br />
Daten zu Chemikalienschutzhandschuhen machen lediglich<br />
Aussagen zur Verwendung der Handschuhe über einen Zeitraum<br />
von höchstens acht Stunden, also in der Regel<br />
einem Arbeitstag. Wichtig ist natürlich auch, dass die Handschuhe<br />
keine Undichtigkeiten aufweisen. Zur richtigen Auswahl<br />
von Chemikalienschutzhandschuhen sind grundsätzlich<br />
Quellung, Penetration, Permeation und Wiederverwendbarkeit<br />
zu prüfen. Einzelheiten dazu enthalten die Informationsbroschüre<br />
zum Schutzhandschuh und die DIN EN 374.<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT 15
Anzeige<br />
Quelle: BGR 195<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Tabelle<br />
Handschutz – Kennzeichnung von Schutzhandschuhen (Beispiele)<br />
sich insbesondere Schlingenwaren<br />
und Abfütterungen bewährt. Als letzte<br />
Kennzeichnung<br />
Bedeutung<br />
(z.B. Gefahrenklasse)<br />
Kennzeichnung<br />
Bedeutung<br />
(z.B. Gefahrenklasse)<br />
Kategorie der Schutzhandschuhe<br />
sind Metallringflechthandschuhe zu<br />
Schutz gegen<br />
mechanische Gefahren<br />
Schutz gegen Kälte<br />
nennen. Sie sind meist aus korrosionsbeständigem<br />
Material gefertigt und<br />
bieten einen hohen Schutz gegen<br />
Schutz gegen<br />
Schutz gegen Hitze Stich- und Schnittverletzungen. Sie<br />
Schnitte und Stiche<br />
und Flammen<br />
werden häufig bei Arbeiten mit<br />
Schutz gegen<br />
ionisierende Strahlen<br />
Schutz gegen<br />
bakteriologische<br />
Kontamination<br />
scharfen Messern oder Beilen eingesetzt,<br />
zum Beispiel in Schlachthöfen,<br />
Metzgereien oder Großküchen.<br />
Schutzausrüstung<br />
für Feuerwehrleute<br />
Schutz gegen<br />
chemische Gefahren<br />
nach DIN EN 374-1<br />
Für alle Arten von Schutzhandschuhen<br />
gilt: Höherwertige Produkte können<br />
in der Anschaffung zwar teurer, aber<br />
auf die Dauer preiswerter sein als<br />
die billigen. Grund: Höhere Akzep-<br />
Griffige Gewebe<br />
tanz bei den Mitarbeitern, längere Haltbarkeit und bessere<br />
Häufig im Einsatz sind auch Textilhandschuhe. Sie bestehen Fingerfertigkeit können unterm Strich eine echte Kosten-<br />
üblicherweise aus Geweben oder Gewirken von Baumwolle ersparnis für das Unternehmen sein. Darauf geben die<br />
in verschiedenen Bindungsarten wie Trikot, Köper, Segeltuch,<br />
Drill, Strick- oder Schlingenwaren. Durch die Verarbeitung<br />
Markenhersteller gerne die Hand.<br />
des Gewebes nehmen die Hersteller Einfluss auf die Entflammbarkeit,<br />
Wärmeisolierung und Festigkeit. Hier haben<br />
Miriam Becker, redaktion@arbeit-und-gesundheit.de
Ich bin doch<br />
nicht krank!<br />
Wer sagt, ein anderer habe eine dicke Haut oder ein dickes Fell, will damit<br />
ausdrücken, dass dieser Mensch einiges aushält. An seiner Schutzhülle<br />
prallen Angriffe von außen ab. Die Redewendung verdeutlicht, welch wichtige<br />
Rolle die Haut spielt – zum Beispiel für den Erhalt des Arbeitsplatzes.<br />
Viele Menschen gebrauchen im Beruf<br />
in erster Linie ihre Hände. Sie packen<br />
zu, kommen mit allerlei Stoffen in<br />
Berührung, machen sich die Hände<br />
schmutzig und müssen sie immer wieder<br />
waschen. Wer so sein Geld verdient,<br />
trägt das Risiko, früher oder später<br />
mit Hautproblemen konfrontiert zu<br />
werden – auch wenn viele Jahre keine<br />
Beschwerden auftreten. Ein weit verbreiteter<br />
Irrtum ist, dass durchdachter<br />
Hautschutz, -reinigung und -pflege nur<br />
etwas für Kranke sei. Noch ist die Haut<br />
an den Händen intakt und gesund.<br />
Nach der Devise „Ich<br />
bin doch nicht krank!“<br />
wird kein weiterer Gedanke<br />
an sie verschwendet.<br />
Okay – manchmal sind<br />
die Hände gerötet oder<br />
fühlen sich rau an. Aber wo gehobelt<br />
wird, da fallen Späne. Bei dem<br />
Einen dauert es länger, bis er die Veränderungen<br />
wahrnimmt, als beim<br />
Anderen: Aus rauer wird rissige Haut<br />
und schließlich ein nicht mehr zu verbergendes<br />
Ekzem. Jetzt ist für alle sichtbar:<br />
Der Mitarbeiter ist krank. Aber<br />
es gibt doch Medizin! Eine Creme<br />
oder Salbe und alles wird wieder gut.<br />
Wenn es nur so einfach wäre. Was<br />
jahrelang versäumt wurde, lässt sich<br />
nicht innerhalb kurzer Zeit wieder gut<br />
machen. Die geschädigte Haut braucht<br />
Zeit, um zu heilen. Wer sich erst in<br />
dieser Situation an den Hautschutzplan<br />
oder die Schutzhandschuhe erinnert, ist<br />
zu spät dran. Ein vermehrter, vielleicht<br />
Hautschutz ist in<br />
erster Linie etwas<br />
für Gesunde, nicht<br />
für Kranke.<br />
sogar übertriebener Einsatz von Hautschutz-<br />
und Pflegecremes bewirkt<br />
ebenso wenig Wunder wie der oft<br />
geschmähte Schutzhandschuh. Hautschutz<br />
ist in erster Linie etwas für<br />
Gesunde, nicht für Kranke. Der<br />
Spruch „Vorbeugen ist besser als heilen“<br />
bringt es auf den Punkt. Im Alltag<br />
sieht es trotzdem anders aus: So lange<br />
die Haut sich nicht durch Beschwerden<br />
bemerkbar macht,<br />
schenken wir ihr kaum Beachtung.<br />
Im Gesicht erfährt sie allerdings mehr<br />
Aufmerksamkeit als an den Händen.<br />
Und auch auf das<br />
Geschlecht des Trägers<br />
kommt es an:<br />
Männer haben mit<br />
Hautpflege meistens<br />
nicht viel am Hut,<br />
Kosmetik ist eher was für Frauen.<br />
Der Begriff Kosmetik mag auf das<br />
Gesicht noch zutreffen, an den Händen<br />
ist er fehl am Platz. Kosmetik mag verzichtbar<br />
sein, Hautschutz und -pflege<br />
sind es nicht. Obwohl die Hände für<br />
viele Menschen im Beruf ihr wichtigstes<br />
Werkzeug sind, lassen sie ihren<br />
Maschinen mehr Aufmerksamkeit zukommen.<br />
Es gehört zu den Aufgaben<br />
der Führungskräfte, die Hautschutzmaßnahmen<br />
für Tätigkeit in ihrem Verantwortungsbereich<br />
festzulegen. Und es<br />
ist für die Mitarbeiter verpflichtend,<br />
diese Maßnahmen einzuhalten.<br />
Bei manchen Beschäftigungverhältnissen<br />
sind Hautprobleme Ausdruck für<br />
schlechte Arbeitsbedingungen.<br />
Wo dies zutrifft, sollte Unterstützung<br />
– beispielsweise von den Berufsgenossenschaften<br />
– hinzugezogen werden.<br />
Häufiger jedoch führen – oft genug<br />
gepaart mit mangelnder Aufklärung<br />
– Sorglosigkeit und Bequemlichkeit<br />
der Mitarbeiter zu handfesten Hauterkrankungen.<br />
Während die Auslöser<br />
von allergischen Reaktionen sehr<br />
komplex sind, gehört das „Schrubben“<br />
der Hände, also eine unsachgemäße<br />
Anwendung von Reinigungsmitteln<br />
und Waschtechnik, zu den<br />
vermeidbaren Belastungen.<br />
Wer<br />
Hautprobleme hat,<br />
muss zum Arzt.<br />
Was aber nützt<br />
ein Attest, in<br />
dem bescheinigt<br />
wird, dass der<br />
Mitarbeiter diese<br />
oder jene Tätigkeit<br />
nicht mehr ausüben<br />
kann – vor allem, wenn der<br />
Arbeitgeber keine alternativen<br />
Aufgaben anbieten kann?<br />
Gerade im Kleinbetrieb<br />
kann das<br />
den Verlust des<br />
Jobs bedeuten.<br />
Deswegen lohnt<br />
es sich, etwas<br />
zu tun, bevor man<br />
krank wird.<br />
Peter Hackenberg (BGMS)/mir,<br />
redaktion@arbeit-und-gesundheit.de<br />
Kommentar<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT 17<br />
Foto: Photodisc
Beste Praxis<br />
Hautschutz<br />
nach Plan<br />
In vielen Berufen lässt sich der direkte Kontakt mit Stoffen nicht vermeiden,<br />
die auf Dauer die Haut angreifen. Geschützt werden kann sie durch Hautschutz<br />
nach Plan.<br />
Säuren und Laugen, Kühlschmierstoffe, Fette und Reinigungsmittel<br />
sowie viele andere Arbeitsmittel, aber auch der häufige<br />
Kontakt zu Wasser greifen die Haut nachhaltig an. Die<br />
Folgen sind Trockenheit, Risse, Ekzeme und allergische<br />
Reaktionen. Eine Möglichkeit<br />
ist, zum Schutz Handschuhe<br />
bei der Arbeit zu<br />
tragen. In der Praxis ist das<br />
aber oft nicht möglich, weil<br />
Schutzhandschuhe stören oder beispielsweise bei der<br />
Arbeit an rotierenden Maschinen sogar gefährlich werden<br />
können, wenn der Handschuh erfasst wird. Außerdem ist<br />
das Tragen von Schutzhandschuhen nicht unproblematisch:<br />
Bei flüssigkeitsdichten Handschuhen sammelt sich innen<br />
durch Schwitzen Feuchtigkeit. Hierdurch quillt die Haut und<br />
verliert ihre natürliche Schutzfunktion.<br />
Hilfe aus der Tube<br />
Wo die Haut besonders beansprucht wird, braucht sie<br />
angemessenen Schutz, schonende Reinigung und nachhaltige<br />
18 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
Bei jedem Händewaschen mit Waschlotion<br />
oder Seife werden etwa 25 Prozent<br />
des körpereigenen Fettes weggespült.<br />
Cartoon: Hüter<br />
Pflege aus der Tube. Und zwar alles zu seiner Zeit. Wie<br />
das im Einzelnen funktioniert, zeigt der Hautschutzplan.<br />
Einen solchen Plan muss jeder Betrieb erstellen, wenn eine<br />
Gefährdungsbeurteilung gezeigt hat, dass an bestimmten<br />
Arbeitsplätzen die Haut der<br />
Mitarbeiter belastet wird.<br />
Der Hautschutzplan legt für<br />
diese Tätigkeiten oder Tätigkeitsbereiche<br />
fest, welches<br />
Hautschutzmittel geeignet, welche Mittel für die Handreinigung<br />
bestimmt sind und welche zur Hautpflege benutzt<br />
werden sollen.<br />
Sowohl die Informationen dazu in Form des Hautschutzplans<br />
als auch die Schutz-, Reinigungs- und Pflegeprodukte müssen<br />
den Beschäftigten in der Nähe ihrer Arbeitsplätze zur Verfügung<br />
stehen. Und jedem, der dort neu ist, muss der Umgang<br />
damit erläutert werden. Dies hat der Arbeitgeber,<br />
gegebenenfalls mit Unterstützung der Fachkraft für<br />
Arbeitssicherheit und dem Betriebsarzt, sicherzustellen.
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Tipp<br />
• Das beste Produkt ist das, welches geeignet ist und auch<br />
benutzt wird.<br />
• Produkte, die keine Duftstoffe enthalten, sollten vorgezogen<br />
werden, da einige Duftstoffe Allergien verursachen können.<br />
Hier ist aber darauf zu achten, dass unparfümierte Produkte<br />
akzeptiert werden.<br />
• Die Menge des Hautschutzmittels wird oft zu hoch dosiert,<br />
dadurch sinkt die Akzeptanz wegen Schmiergefühls oder<br />
Abdrückens auf den Arbeitsmaterialien oder Werkstoffen.<br />
• Reinigungsmittel werden oft falsch benutzt, zum Beispiel unter<br />
fließendem Wasser, was die Reinigungskraft stark herabsetzt.<br />
Immer die Gebrauchsanweisung beachten!<br />
• Nach dem Waschen die Hände gründlich mit einem weichen<br />
Papiertuch trocknen. Es strapaziert die Haut zusätzlich, wenn<br />
Restfeuchtigkeit an der Luft oder durch Heißluft trocknet. Druckluft<br />
ist absolut tabu (Verletzungsgefahr).<br />
Die richtige Wahl<br />
bei Schutzprodukten<br />
Noch bevor Hand an die Arbeit gelegt wird, beginnt der<br />
Hautschutz mit dem sorgfältigen Auftragen der laut Hautschutzplan<br />
vorgesehenen Creme (siehe auch S.11). Es gibt<br />
verschiedene Produkte, die wahlweise vor Hauterweichung<br />
– auch unter Handschuhen –, UV-Strahlen, wassergemischten<br />
oder wasserunlöslichen Stoffen (Öle, Fette) schützen.<br />
Schutzprodukte gibt es beispielsweise gegen:<br />
• Hauterweichung: Sie werden eingesetzt, wenn unter<br />
Handschuhen geschwitzt wird.<br />
• UV-Strahlen: Sie werden unter anderem beim Lichtbogenschweißen<br />
verwendet. Eine normale Sonnenschutzmilch<br />
bietet gegen die hier entstehenden UV-C-Strahlen keinen<br />
Schutz.<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Tabelle<br />
Schema für einen allgemeinen Hautschutzplan<br />
Hautgefährdung nach:<br />
• Betriebsbericht<br />
• Arbeitsverfahren<br />
• Stoffen<br />
Hautschutzmittel vor Arbeitsbeginn,<br />
auch nach Pausen<br />
Schutzhandschuhe soweit nicht generell vorgesehen,<br />
Hinweise auf speziellen<br />
Einsatzbereich<br />
Hautreinigungsmittel nach der Arbeit, auch vor Pausen<br />
Hautpflegemittel nach Arbeitsende<br />
und Hautreinigung<br />
• Wasserunlösliche Stoffe: Sie erleichtern die Hautreinigung.<br />
Verschmutzungen bleiben an der Creme und nicht an<br />
der Haut haften, was vor allem im Bereich des Nagelbetts<br />
vorteilhaft ist.<br />
• Wasserlösliche Stoffe: Die Creme bildet einen Schutzfilm<br />
aus Fett, der wie ein „Regenmantel“ wasserabweisend<br />
wirkt.<br />
Hautreinigung so schonend<br />
wie möglich<br />
Oberstes Gebot bei der Hautreinigung: Sie muss schonend<br />
sein. Die richtige Wahl ist das jeweils mildeste Mittel, das<br />
die Verschmutzung entfernen kann, und nicht das Produkt,<br />
mit dem es am schnellsten geht. In manchen Fällen müssen<br />
daher verschiedene Hautreiniger zur Verfügung stehen, die<br />
an den Verschmutzungsgrad angepasst werden können.<br />
Es gibt reibemittelhaltige und lösemittelhaltige Waschlotionen.<br />
Bei leichten Verschmutzungen genügt es, die Hände mit einer<br />
Waschlotion zu reinigen. Nur bei starken, fest anhaftenden<br />
Verschmutzungen sollen reibemittelhaltige Präparate sparsam<br />
eingesetzt werden. Bei hartnäckigem Schmutz wie Farben<br />
und Lacke werden lösungsmittelhaltige Hautreiniger benötigt.<br />
Im Vergleich zu Waschlotionen entfetten sie die Haut allerdings<br />
stärker. Deshalb sollten sie nur benutzt werden, wenn<br />
es wirklich notwendig ist. Ungeeignet sind Mittel, die nicht<br />
zur Hautreinigung gedacht sind wie Terpentinersatz und<br />
Benzin. Sie können die Haut ernsthaft schädigen.<br />
Pflegemittel für die Widerstandskraft<br />
Je nach Hauttyp und Ausmaß der Hautentfettung wird ein<br />
fettärmeres Hautpflegemittel, zumeist eine Öl-in-Wasser-<br />
Emulsion, oder ein fettreicheres Produkt wie eine Wasserin-Öl-Emulsion<br />
benötigt. Die Hautpflege mit fettenden<br />
Substanzen hilft, die beanspruchte Haut zu regenerieren.<br />
Beginnende Störungen wie kleine<br />
Einrisse und Entzündungen können<br />
durch eine gute Hautpflege<br />
günstig beeinflusst werden. Die<br />
Pflegeprodukte sollten für die Haut<br />
Untergliederung nützliche Fette enthalten, das sind<br />
ist vom Einzelfall solche, die den natürlichen Horn-<br />
abhängig<br />
schichtfetten ähneln. Auch hier gilt<br />
Zurückhaltung bei stark parfü-<br />
Der Produktname mierten Produkten aufgrund der<br />
oder die interne<br />
möglichen Allergieauslösung.<br />
Werksbezeichnung<br />
sind einzutragen,<br />
Dr. Juliane Steinmann<br />
ebenfalls Angaben<br />
wo und von wem<br />
(Rheinischer GUVV)/<br />
die Mittel bzw. die<br />
Claudia Wirtz (MMBG)/mir,<br />
Schutzhandschuhe redaktion@arbeit-und-gesundheit.de<br />
erhältlich sind.<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT 19
Gefährdungsbeurteilung<br />
Foto: Ingram Publishing<br />
Der<br />
richtige Weg<br />
Hauterkrankungen gehören zu den häufigsten Berufskrankheiten überhaupt.<br />
Der Arbeitgeber steht in der Pflicht, seine Mitarbeiter zu schützen, indem<br />
er die Gefährdungen an seinen Arbeitsplätzen ermittelt und gegebenenfalls<br />
Schutzmaßnahmen einleitet. Dabei hilft ihm eine Technische Regel<br />
namens „Gefährdung durch Hautkontakt“.<br />
Die Technische Regel für Gefahrstoffe TRGS 401 macht<br />
sehr gut deutlich, welche Vorgaben bei Tätigkeiten mit<br />
hautgefährdenden, hautresorptiven oder hautsensibilisierenden<br />
Stoffen einschließlich Feuchtarbeit zu beachten<br />
sind. Sie unterstützt den Unternehmer sowohl bei der Informationsermittlung<br />
und Gefährdungsbeurteilung als auch<br />
bei der Festlegung von Maßnahmen. Vor allem für die Auswahl<br />
und Bewertung von Persönlichen Schutzausrüstungen<br />
und Hautschutzmitteln liefert die TRGS wertvolle Hinweise.<br />
Sie ist bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />
unter www.baua.de -> Gefahrstoffe abrufbar.<br />
Stoffbezogene Informationen<br />
Bei der Gefährdungsermittlung stehen die Einstufungen sowie<br />
Art, Ausmaß und Dauer der Exposition in Vordergrund.<br />
Auskunft über die gefährlichen Eigenschaften eines Stoffs<br />
geben als erstes die Kennzeichnung auf dem Gebinde und<br />
das Sicherheitsdatenblatt des Herstellers (Abschnitt 3, 8 oder<br />
11). Die TRGS 401 zeigt auf, welche R-Sätze (Gefahrenhinweise)<br />
auf eine hautgefährdende, resorptive, sensibilisierende<br />
und sonstige hautschädigende Wirkung aufmerksam<br />
machen. Die gefährdende Eigenschaft eines Stoffs<br />
verrät auch die Angabe des pH-Werts im Sicherheitsdatenblatt.<br />
So führen pH-Werte ≤ 2 oder ≥11,5 zur Einstufung<br />
„ätzend“. Selbst wenn diese Werte nicht erreicht werden,<br />
kann saures beziehungsweise alkalisches Milieu bei längerem<br />
Hautkontakt irritativ wirken.<br />
Tätigkeitsbezogene<br />
Gefährdungsfaktoren<br />
Zu den tätigkeitsbezogenen Gefährdungsfaktoren zählen<br />
nicht nur Ausmaß und Dauer des Hautkontakts. Der Arbeitgeber<br />
muss sich auch Klarheit über die Arbeitsbedingungen<br />
verschaffen. Starke Verschmutzungen und mechanische<br />
Beanspruchungen, etwa durch scharfkantige Partikel, können<br />
die Haut vorschädigen. Es kann eine Exposition gegen-<br />
20 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
über anderen Stoffen bestehen, die zwar nicht nach Maßgabe<br />
der Gefahrstoffverordnung eingestuft sind, aber<br />
dennoch schädigend wirken wie entfettende Lösemittel und<br />
Desinfektionsmittel. Außerdem muss geklärt sein, ob die<br />
Kriterien für Feuchtarbeit erfüllt sind. Darunter fallen Arbeiten,<br />
die regelmäßig mehr als zwei Stunden im feuchten<br />
Milieu erfolgen, häufiges Händewaschen und -desinfizieren<br />
sowie das längere Tragen von flüssigkeitsdichten Handschuhen<br />
erfordern.<br />
Die Zusammenhänge bei Gefährdungen durch Hautkontakt<br />
sind sehr komplex. So können noch Randbedingungen auftreten,<br />
die eine Hautresorption begünstigen. Mit einer erhöhten<br />
Gefährdung muss zum Beispiel bei Arbeiten in Hitze, bei<br />
Wärmestrahlung oder bei körperlicher Anstrengung gerechnet<br />
werden, weil die Haut stärker durchblutet wird. Eine<br />
vermehrte Aufnahme von Stoffen über die Haut ist auch<br />
möglich bei gleichzeitiger oder vorheriger Einwirkung verschiedener<br />
Stoffe. Das Gleiche gilt, wenn fetthaltige Stoffe<br />
mit verschiedener Feuchtebindung aufgetragen wurden<br />
wie Kosmetika und Arbeitsschutzprodukte.<br />
Da die Hornschicht der Haut hautresorptiven Stoffen als<br />
Depot dient, kann auch nach dem Kontakt mit dem Gefahrstoff<br />
dieser noch vom Körper aufgenommen werden. Eine<br />
intensive Hautreinigung, etwa mit lösemittelhaltigen Produkten<br />
oder heißem Wasser, kann die Freisetzung noch verstärken.<br />
Dieser Aspekt muss bei der Wahl der Reinigungsmittel<br />
berücksichtigt werden.<br />
Gefährdungskategorien<br />
von gering bis hoch<br />
Nach der TRGS 401 wird die Gefährdung in drei Kategorien<br />
eingeteilt: geringe, mittlere und hohe Gefährdung durch<br />
Hautkontakt. Lautet das Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung<br />
„geringe Gefährdung“, sind ausschließlich allgemeine<br />
Hygienemaßnahmen erforderlich. Sie entsprechen den<br />
Schutzmaßnahmen der TRGS 500 „Mindeststandards“.
Bei mittlerer und hoher Gefährdung verpflichtet die TRGS<br />
den Arbeitgeber, eine Substitution durchzuführen. Kann er<br />
den Gefahrstoff nicht ersetzen, muss er bei hoher Gefährdung<br />
vorrangig prüfen, ob die Anwendung einer geschlossenen<br />
Anlage möglich ist. Die TRGS 401 liefert eine Beispielliste<br />
mit solchen technischen Lösungen.<br />
Allgemeine Hygienemaßnahmen<br />
Zu den allgemeinen Hygienemaßnahmen zählen:<br />
• Es stehen Waschgelegenheiten mit temperierbarem Wasseranschluss<br />
sowie Handtücher zur Verfügung.<br />
• Kontaminierte Haut muss sofort, aber möglichst schonend<br />
gereinigt und abgetrocknet werden.<br />
• Wässrige Lösungen, die hautgefährdende, -sensibilisierende<br />
oder -resorptive Stoffe enthalten, dürfen nicht auf<br />
der Haut trocknen, sondern müssen abgewaschen werden,<br />
da durch die Verdunstung des Wassers die Gefahrstoffkonzentration<br />
auf der Hautoberfläche erheblich ansteigt.<br />
Kontaminierte Kleidung muss sofort gewechselt werden<br />
und Arbeitsflächen/-geräte sind sofort zu reinigen.<br />
• Reinigungstücher für Maschinen dürfen nicht für die Reinigung<br />
der Hände benutzt werden.<br />
• Bei Feuchtarbeit sollte die Arbeit möglichst auf mehrere<br />
Beschäftigte verteilt werden, um die Exposition für den<br />
Einzelnen zu reduzieren. Anzustreben ist ein Wechsel zwischen<br />
Feucht- und Trockenarbeit.<br />
Persönliche Schutzmaßnahmen<br />
Ist weder eine Substitution noch die Anwendung einer<br />
geschlossenen Anlage möglich und können auch keine<br />
Arbeits- und Hilfsmittel den Hautkontakt mit Gefahrstoffen<br />
verhindern, kommen Persönliche Schutzmaßnahmen zum<br />
Einsatz. Sie umfassen Schutzhandschuhe sowie Haut-<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Tipp<br />
Eine Orientierungshilfe für die Einordnung von Stoffeigenschaften<br />
in die drei Gefährdungskategorien gering, mittel und hoch<br />
bietet eine Gefährdungsmatrix. Sie ist unter www.arbeit-und-<br />
gesundheit.de eingestellt. Die Matrix enthält eine grobe Zuordnung<br />
der Schutzmaßnahmen. Als weitere Zusatzinformation<br />
enthält der Internetauftritt eine Erklärung der Begriffe hautgefährdend,<br />
hautresorptiv und hautsensibilisierend.<br />
schutz-, Hautreinigungs- und Hautpflegemittel. Die TRGS<br />
401 enthält eine detaillierte Anleitung für den Arbeitgeber,<br />
wie er anhand der Angaben in Abschnitt 8 des Sicherheitsdatenblatts<br />
ausreichend schützende Handschuhe ermitteln<br />
kann. Bei der Auswahl ist auch eine mögliche Sensibilisierung<br />
der Beschäftigten durch das Handschuhmaterial<br />
zu berücksichtigen. Hilfreich ist dabei eine Allergenliste,<br />
die im Internet unter www.gisbau.de einzusehen ist.<br />
Das Tragen flüssigkeitsdichter Schutzhandschuhe wird als<br />
Feuchtarbeit eingestuft. Daher sollte ein regelmäßiger<br />
Wechsel stattfinden zwischen Arbeiten, bei denen Handschuhe<br />
getragen werden müssen und Arbeiten, bei denen<br />
kein Handschutz erforderlich ist. Nach der Gefahrstoffverordnung<br />
ist das Tragen von Schutzhandschuhen über mehr<br />
als vier Stunden als belastend anzusehen.<br />
Die Auswahl geeigneter Hautschutzmittel soll anhand der<br />
Wirksamkeitsnachweise der Hersteller erfolgen. Nähere<br />
Hinweise dazu gibt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />
Arbeitsmedizin (www.baua.de) auf ihrer Homepage.<br />
Ingrid Thullner<br />
(Unfallkasse Hessen)/mir, redaktion@arbeit-und-gesundheit.de<br />
"Hautnah"<br />
sind wir für beruflich belastete Hände da.<br />
Wir informieren Sie gern!<br />
URSULA RATH<br />
Hautschutz . Hautreinigung . Hautpflege<br />
Ursula Rath GmbH . Messingweg 11 . D-48308 Senden<br />
Tel.: 0 25 97 / 96 24-0 . Fax: 0 25 97 / 63 70 . Mail: info@rath.de . Web: www.rath.de<br />
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Händehygiene<br />
Eine saubere<br />
Sache?<br />
Der Einsatz von Einmalhandschuhen, beispielsweise an Wurst- und Käsetheken,<br />
bringt keinen Vorteil für die Hygiene der Lebensmittel. Aber einen<br />
Nachteil für die Gesundheit der Mitarbeiter: Viele haben mit Hautproblemen<br />
zu kämpfen.<br />
„Geschnitten oder am Stück?“, fragt die Frau hinter der<br />
Theke. Als sie den Wunsch kennt, greift sie nach einem<br />
großen Rund Käse und hievt es auf die Schneidemaschine.<br />
Fein säuberlich legt sie mit behandschuhten Fingern jede<br />
Scheibe auf ein Papierchen – das sieht alles ganz hygienisch<br />
aus. Muss es aber gar nicht sein, wie eine Untersuchung<br />
der Berufsgenossenschaft für den Einzelhandel<br />
(BGE) zeigt: Der Einsatz von Einmalhandschuhen beim<br />
Verkauf von unverpackten Lebensmitteln führt nicht zu einer<br />
verbesserten Hygiene! Er führt jedoch zu mehr Hauterkrankungen<br />
beim Verkaufspersonal.<br />
Beispielsweise zeigten Proben von bloßen und behandschuhten<br />
Händen, die mithilfe der so genannten RODAC-<br />
22 <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT <strong>HAUTSCHUTZ</strong><br />
Abklatschplatte während der Arbeit genommen wurden,<br />
keinen statistisch signifikanten Unterschied in der Anzahl<br />
der Krankheit verursachenden Erreger und Indikatorbakterien.<br />
Das heißt: Einmalhandschuhe sind nicht hygienischer<br />
als die Haut der Hände beim untersuchten Verkaufspersonal.<br />
Ein größeres hygienisches Problem als die Hände sind<br />
die Arbeitsflächen. Die untersuchten Schneidebretter zeigten<br />
eine höhere Verunreinigung mit Bakterien auf als Hände<br />
und Handschuhe der Mitarbeiter.<br />
Gesundheitsfolgen für die Mitarbeiter<br />
Bei der Studie stand nicht die Hygiene der Lebensmittel im<br />
Mittelpunkt – die in den Proben gefundenen Erreger gaben<br />
Foto: Buschardt
keinen Grund zur Besorgnis. Vielmehr hat die Berufsgenossenschaft<br />
die Gesundheit der Mitarbeiter im Blick.<br />
Denn Hautprobleme sind eine häufige Folge, wenn bei<br />
der Arbeit ständig Handschuhe getragen werden. Diese<br />
Probleme – Allergien und Ekzeme – können so schlimm<br />
werden, dass die Verkäufer ihren Beruf zeitweise oder gar<br />
nicht mehr ausüben können.<br />
Sichtbare Erreger:<br />
Aus arbeitsmedizinischer Sicht<br />
Für den Hygienetest wur- stellt sich deshalb die regelmäßige<br />
den so genannte RODAC- Verwendung von Einmalhand-<br />
Abklatschplatten benutzt schuhen als äußerst problematisch<br />
und auf Erreger hin unter- dar. Die Ergebnisse der aktuellen<br />
sucht.<br />
Studie passen ins Bild: Insgesamt<br />
gaben mehr als 20 Prozent der<br />
Mitarbeiter an, unter Hautproblemen an den Händen zu<br />
leiden. Die erhobenen Daten belegen eindrücklich, dass<br />
regelmäßige Träger von Einmalhandschuhen mehr als dreimal<br />
so häufig an Hautproblemen der Hände leiden als<br />
Personal, das nur gelegentlich oder nie Handschuhe trägt.<br />
Zwei Drittel der Personen mit Hauterkrankungen gaben<br />
an, dass die Probleme in Verbindung mit ihrem Beruf als<br />
Thekenverkäufer aufkamen.<br />
Auf Handschuhe lieber verzichten<br />
Das Fazit der Studie ist eindeutig: Auf das Tragen von Ein-<br />
malhandschuhen kann aus hygienischer Sicht verzichtet<br />
werden. Sinnvoll ist der Einsatz von Handschuhen nur dann,<br />
wenn sie die Hände vor aggressiven Stoffen schützen, zum<br />
Beispiel bei Reinigungsarbeiten. Hier lautet die Empfehlung<br />
der Berufsgenossenschaft: Handschuhe nur gezielt und<br />
<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT Wissen<br />
Händedesinfektion und Hautschutz<br />
Händedesinfektion soll Keime und Krankheitserreger von der<br />
Hautoberfläche entfernen. Da Desinfektionsmittel die Haut<br />
angreifen können, sollten sie nur angewandt werden, wenn die<br />
Händereinigung den normalen Anforderungen an die Keimreduktion<br />
nicht genügt. Dabei müssen Hautschutzmittel angewandt<br />
und beim Desinfizieren der Arbeitsgegenstände Schutzhandschuhe<br />
getragen werden.<br />
Tipps für die Auswahl von Händedesinfektionsmitteln:<br />
• Geprüfte Präparate nach aktueller Liste der Deutschen Gesellschaft<br />
für Hygiene und Mikrobiologie verwenden<br />
• Präparate auf alkoholischer Basis bevorzugen<br />
• Auf kombinierte Reinigungs- und Desinfektionspräparate verzichten,<br />
da diese weniger hautverträglich sind. (Nicht bei<br />
jeder Händereinigung ist eine gleichzeitige Desinfektion nötig).<br />
Tipps für eine schonende Hautdesinfektion:<br />
• Haut sanft reinigen<br />
• Hände gut abtrocknen<br />
• Hautschutz auftragen und etwa fünf Minuten einwirken lassen<br />
• Händedesinfektionspräparat auf der Haut verreiben und 30<br />
bis 60 Sekunden einwirken lassen.<br />
Foto: Robert-Koch-Institut<br />
Biotop: Auf der so genannten Abklatschplatte wird sichtbar,<br />
welche Bakterien der Abdruck einer Handfläche hinterlassen hat.<br />
nur kurzfristig verwenden – vor allem zum Schutz der Haut.<br />
Um die Hygiene der Lebensmittel sicherzustellen, gibt es<br />
bessere Maßnahmen als das Tragen von Handschuhen.<br />
Sinnvoll ist es, zum Aufnehmen von Lebensmitteln Gabeln,<br />
Folien und andere Hilfsmittel zu benutzen. Wer an seinen<br />
Wursttheken keine Einmalhandschuhe mehr benutzen will,<br />
sollte seine Kunden – zum Beispiel über Aushänge an der<br />
Käse- und Wursttheke – darüber aufklären, dass sie dadurch<br />
keinen Hygienenachteil haben.<br />
Geschult in Sachen Hygiene<br />
Die Untersuchungen der Proben haben gezeigt, dass die<br />
Arbeitsflächen eine höhere Verunreinigung mit Erregern<br />
aufwiesen als die Hände der Beschäftigten. Dies bedeutet,<br />
dass die persönliche Händehygiene eine wirkungsvolle<br />
Maßnahme ist und konsequent und gezielt angewendet<br />
werden sollte. Hier kann des Guten jedoch zu viel getan<br />
werden – und auch das schadet der Haut. Deshalb muss<br />
das Personal regelmäßig geschult werden, wie es seine<br />
Hände richtig desinfiziert und pflegt – Stichwort Hygieneschulung.<br />
In einem Fall ist das Tragen von Handschuhen<br />
zumindest vorübergehend dringend angezeigt: Wenn die<br />
Haut an den Händen verletzt ist – auch wenn es nur kleine<br />
Risse sind.<br />
Simone Baier (Fachhochschule Albstadt-Sigmaringen),<br />
Stefan Brockmann (Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg),<br />
Dr. Peter Schiefen (BGE)/mir, redaktion@arbeit-und-gesundheit.de<br />
<strong>HAUTSCHUTZ</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> GES<strong>UND</strong>HEIT 23
Deine Haut.<br />
Die wichtigsten 2m 2<br />
Deines Lebens.<br />
Das Motto der gemeinsamen Präventionskampagne von gesetzlicher<br />
Kranken- und Unfallversicherung bringt die Bedeutung der Haut auf<br />
den Punkt. Als größtes Organ des Menschen bietet sie mit einer durchschnittlichen<br />
Fläche von zwei Quadratmetern essenziellen Schutz und<br />
Versorgung. Erkrankt sie jedoch, verliert die Haut diese wichtigen<br />
Funktionen – und bringt sowohl private und berufliche Einbußen als<br />
auch wirtschaftliche und soziale Folgen mit sich.<br />
„Gesunde Haut – weniger Hauterkrankungen!”<br />
Mit 8.460 Fällen entfielen bei den Berufsgenossenschaften beispielsweise<br />
im Jahr 2004 alleine mehr als ein Drittel der bestätigten Berufskrankheiten<br />
auf Hauterkrankungen. Die geschätzten gesamtwirtschaftlichen<br />
Kosten betrugen hierbei etwa 1,25 Milliarden Euro. Die Krankenkassen<br />
zählen darüber hinaus je 100 Pflichtmitglieder durchschnittlich 21<br />
Arbeitsunfähigkeitstage, die auf Hauterkrankungen zurückzuführen sind.<br />
Im Jahr 2002 beliefen sich die direkten Kosten hierfür auf vier Milliarden<br />
Euro. „Gesunde Haut – weniger Hauterkrankungen“ lautet daher das Ziel<br />
der Präventionskampagne Haut.<br />
Die Kampagne auf einen Blick<br />
Motto: „Deine Haut. Die wichtigsten 2m 2 Deines Lebens.“<br />
Laufzeit: Januar 2007 bis Dezember 2008<br />
Initiator: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
Träger: Alle gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
Der Bundesverband der Unfallkassen<br />
Die Landwirtschaftliche Sozialversicherung<br />
Der AOK-Bundesverband<br />
Der BKK Bundesverband.<br />
Aktuelle Informationen: www.2m2-haut.de<br />
SIE ATMET. SIE FÜHLT. SIE SCHÜTZT.<br />
Präventionskampagne Haut von: