Ausgabe 01/2008 - ÖFOL
Ausgabe 01/2008 - ÖFOL
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„Orientierung“ - das Magazin<br />
des Österreichischen Fachver-<br />
bandes für Orientierungslauf<br />
Nr. 1/<strong>2008</strong><br />
1/08<br />
www.oefol.at<br />
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien<br />
Erscheinungsort Wien<br />
02Z034337 M<br />
Neue Damen-<br />
Elite-Trainerin:<br />
Gunnel Nilsson<br />
Staatsmeister<br />
Mitteldistanz <strong>2008</strong>:<br />
Gernot Kerschbaumer<br />
und Ursula Kadan<br />
Kenyan Sprint-<br />
Orienteering<br />
Championships<br />
<strong>2008</strong>:<br />
Thomas Krejci und<br />
Ursula Kadan berichten<br />
vom OL in Kenia<br />
Ski-OL 2007:<br />
Saisonüberblick<br />
MTB-O <strong>2008</strong>:<br />
Saisonauftakt!<br />
Trainer des<br />
Jahres 2007:<br />
Gerald Mayrhofer<br />
vom OLG Deutsch<br />
Kaltenbrunn
Inhalt<br />
04 Damen-Elite: Neuer Mut und frische Impulse<br />
Mit Gunnel Nilsson bekommt das junge Damen-Team<br />
endlich eine eigene Trainerin.<br />
06 Verheißungsvoller Saisonauftakt <strong>2008</strong><br />
Über 600 StarterInnen schafften es ins<br />
niederösterreichische Bad Fischau-<br />
Brunn zur „unbeliebten“ Ultralang-<br />
Meisterschaft.<br />
10 Schöcklland Open<br />
Vier Tage OL-Fest zwischen Kälte, Nässe<br />
und strahlendem Sonnenschein.<br />
12 SUSO-Jugend auf Erfolgskurs<br />
Im Jahr 2000 wurde mit Unterstützung<br />
des Dachverbandes ein attraktiver und<br />
erfolgreicher Club ins Leben gerufen.<br />
13 News aus aller OL-Welt<br />
16 Kenyan Sprint-Orienteering<br />
Championships <strong>2008</strong><br />
U. Kadan und T. Krejci (TV Fürstenfeld)<br />
leisten Hilfe beim Aufbau des OL-Sports<br />
in Kenia.<br />
18 Die lästigen kleinen Blutsauger<br />
Wie wichtig ist Zeckenschutz für den OL-Sportler?<br />
19 Trainer 2007: Gerald Mayrhofer<br />
Die erfolgreiche Jugendarbeit in<br />
seinem Verein OLG D. Kaltenbrunn<br />
hat ihm Aufmerksamkeit und Anerkennung<br />
gebracht.<br />
20 AWD-Wintertour<br />
„Genuss-OL“ auch im Winter<br />
21 Wiener Linien Wintersprintcup…<br />
… auf dem Weg zum sportlichen Wintergroßereignis!<br />
22 Kurz-News aus Österreich<br />
24 Ski-OL-Austria-Cup 2007/08<br />
David Hechl & Sonja Zinkl - Austria-<br />
Cup-Sieger in den Eliteklassen<br />
28 Ski-OL International<br />
Für Österreichs Spitzenläufer gab es im Jänner und Februar<br />
erstklassig besetzte Veranstaltungen.<br />
30 Slowenisches Wurzelgemüse<br />
In Kombination mit dem 1. und 2.<br />
MTB-O AC als WRE in den Eliteklassen<br />
lockte diese Veranstaltung so<br />
viele MTB-Oler wie noch nie.<br />
32 Termine, Termine<br />
Die Redaktion der “Orientierung”: Dipl-Ing. Hans Kolar: Text- und Bildredaktion, Inhalts- und Layoutplanung, Budget, Chefredakteur.<br />
Mag. Marina Skern: Inhalts- und Layout planung, Bildredaktion. Berichte aus internationalen Medien. Beiträge über<br />
das OL-Geschehen und zu grundsätzlichen, für den Orientierungsläufer relevanten Themen werden gerne angenommen. Kontakt:<br />
redaktion@oefol.at bzw. <strong>ÖFOL</strong>-Sekretariat, 1040 Wien, Prinz-Eugen Str. 12, Tel.: (<strong>01</strong>) 50503 93. Anzeigenverwaltung: <strong>ÖFOL</strong>-Sekretariat,<br />
1040 Wien, Prinz-Eugen Str. 12, Tel.: (<strong>01</strong>) 50503 93, oefol@utanet.at<br />
Impressum: Orientierung - Das Magazin des Österreichischen Fachverbandes für Orientierungslauf. Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Österreichischer Fachverband für Orientierungslauf (<strong>ÖFOL</strong>),<br />
1040 Wien, Prinz-Eugen Str. 12, Tel./Fax: (<strong>01</strong>) 50 50 393. Internet: http://www.oefol.at e-mail: redaktion@oefol.at. Für den Inhalt verantwortlich: Dipl.-Ing. Hans Kolar Redaktion: Dipl.-Ing. Hans Kolar, Mag.<br />
Marina Skern Mitarbeiter dieser <strong>Ausgabe</strong>: Tobias Breitschädel, Florian Elstner, Waltraud Fesselhofer, Erich Göschl, Marlene Habenicht, Thomas Krejci, Michael Melcher, Hannes Pacher, Erich Simkovics, Stephan<br />
Varga, Georg Wittberger, Georg Sengstschmid, Kurt Fesselhofer, Kristian Leonhardt ; Layout: ASSO-Werbung Oliver Seidler, Eggendorf. Erscheinen: Vierteljährlich. Blattlinie: Orientierung ist die offizielle<br />
Verbandszeitung des Österreichischen Fachverbandes für Orientierungslauf, sie dient zur Information der Mitglieder und der sportinteressierten Öffentlichkeit über die Belange des Orientierungslauf-Sports in<br />
Österreich. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Jahres-Abo-Preis: Euro 20,-<br />
Titelbild:<br />
Thomas Krejci<br />
(TV Fürstenfeld),<br />
Sieger von ÖM-<br />
Ultralang <strong>2008</strong>.<br />
Foto: Hans Kolar<br />
2 1/08
Editorial<br />
In eigener Sache<br />
Nach dem Abgang des früheren Betreuerund<br />
Trainerteams im Bereich des Leistungssports<br />
im OL war es die vordringlichste<br />
Aufgabe, rasch eine Betreuung für unsere<br />
Nationalmannschaft und die Juniorenmannschaft<br />
sicher zu stellen. Sofort nach<br />
der <strong>ÖFOL</strong>-Jahresversammlung in Henndorf<br />
wurden die notwendigen Weichen gestellt<br />
und bereits am 4. Jänner gab es in Wien eine<br />
Trainerklausur, wo die Arbeitsgebiete festgelegt<br />
wurden. Präsidium und Vorstand haben<br />
in der Folge das Schema Leistungssport im<br />
<strong>ÖFOL</strong> für <strong>2008</strong> - 2009 wie folgt beschlossen:<br />
<strong>ÖFOL</strong>-Präsident Erich Simkovics ist der<br />
Vertreter des Leistungssports im Präsidium,<br />
Richard Schuh ist Vorsitzender der Elitekommission<br />
und kümmert sich um Kadererstellungen,<br />
Kursabwicklung, Wettkampfbeschickungen<br />
und die Abrechnungen.<br />
Als ausländischer Trainer konnte wieder<br />
der Ungar Agoston Dosek gewonnen werden.<br />
Als Cheftrainer hat er die Aufgabe, unsere<br />
Nationalmannschaft auf die kommenden<br />
Weltmeisterschaften in Tschechien und<br />
Ungarn vorzubereiten, aber auch darüber<br />
hinaus Akzente zu setzen. Agoston kennt<br />
unsere Läufer und deren Einstellung sehr gut,<br />
hat er doch schon früher als Nationaltrainer<br />
mit unseren Läufern gearbeitet.<br />
Mit der Schwedin Gunnel Nilsson konnte<br />
endlich wieder eine Frau als Trainerin<br />
gewonnen werden. Bekanntlich hat Helga<br />
Kolb viele Jahre erfolgreich mit unserem<br />
Team gearbeitet. Im vergangenen Jahr wurden<br />
die Weltmeisterschaften nicht mehr mit<br />
Frauen beschickt - und das in einem Sport, in<br />
dem – siehe Austria-Cup-Wertung – mindestens<br />
1/3 Frauen teilnehmen! Dass bei den<br />
Frauen ein hohes Potenzial vorhanden ist,<br />
zeigt die Tatsache, dass Weltmeistertitel im<br />
Orientierungssport bisher nur von ÖsterreicherINNEN<br />
für den <strong>ÖFOL</strong> errungen wurden.<br />
Lucie Böhm-Rothauer und Michaela Gigon<br />
sind Weltmeisterinnen. Dass Gunnel als Damentrainerin<br />
bereits eine Trendwende eingeleitet<br />
hat, erkennt man an der hohen Beteiligung<br />
von Frauen an den Trainingskursen.<br />
Hier war in Tschechien bereits eine Parität<br />
Herren und Frauen gegeben!<br />
Richard Schuh kümmert sich als Trainer<br />
speziell um die Belange der Herren. Zusammen<br />
mit dem Heeresleistungszentrum 11 in<br />
Seebenstein kann er als <strong>ÖFOL</strong>-Trainer das<br />
Training der Herren entsprechend koordinieren.<br />
Markus Kössler hat als Juniorentrainer<br />
das Training der Gruppe der 19-20-Jährigen<br />
übernommen. Besonders bei den Juniorinnen<br />
wird Markus von Gunnel<br />
unterstützt.<br />
Wolfgang Pötsch ist mit<br />
dem Orientierungslauf in<br />
Österreich mitgewachsen<br />
und viele Veranstalter nutzen<br />
sein „Know-how“. Viele<br />
Bahnen in Österreich werden<br />
von ihm geplant. Er steht<br />
allen Bereichen von Jugend<br />
bis Elite als Techniktrainer<br />
zur Verfügung. Bahn- und<br />
Routenwahlbesprechungen<br />
sind neben der Vorbereitung<br />
von Trainingseinheiten sein Aufgabengebiet.<br />
Und was auch ein Mal gesagt werden muss:<br />
Er steht auch in Notlagen uneingeschränkt<br />
zur Verfügung. Es wissen oft nur die Veranstalter,<br />
aber z. B. musste der „Schöckl-OL“<br />
kurzfristig umgeplant werden, und in einer<br />
„unauffälligen“ Nachtschicht rettete „Goggi“<br />
die Veranstaltung.<br />
Die bisherigen Aktivitäten unserer Trainer<br />
haben zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und einer Aufbruchstimmung geführt.<br />
Ein Aufbruch zu verbesserter Leistung und zu<br />
Erfolgen!<br />
Grundlage für die Arbeit im Bereich des<br />
Leistungssports sind Läufer, die im Jugendalter<br />
entsprechend ausgebildet wurden und<br />
den Aufstieg in die höchste Leistungsgruppe<br />
schaffen.<br />
Mit dem Jugendkader arbeiten Roland<br />
Arbter, Franz Helminger und Günter Kradischnig,<br />
unterstützt von den Regionaltrainern.<br />
Dass Leistung nur ein, wenn auch - besonders<br />
nach außen hin - wichtiger Teil ist, ist<br />
unbestritten. Gute Nachbarschaft ist aber<br />
auch wichtig. Es liegt mir viel daran, dass<br />
wir bei den Weltmeisterschaften in Tschechien<br />
und Ungarn mit großen und leistungsstarken<br />
Teams antreten. Dass große Teams<br />
möglich sind, zeigt uns eine Veranstaltung<br />
in Edinburgh/Schottland! Österreich war<br />
mit 40 Schülern beim „ISF World Schools Orienteering“.<br />
Obwohl hier schulische, soziale,<br />
sprachliche, kulturelle, interkulturelle und<br />
freundschaftliche Aspekte im Vordergrund<br />
standen, sind die sportlichen Erfolge unserer<br />
Schüler beachtlich. Die Erfolge zeigten auch<br />
das Potenzial unseres Sportes auf.<br />
Ein hohes Potenzial hat MTB-Orienteering.<br />
Unser kleines Team ist von Veranstaltung zu<br />
Veranstaltung unterwegs und berichtet uns<br />
von Erfolgen. Dabei kommen die Österreicher<br />
im Wesentlichen aus wenigen Orten!<br />
Wieso ist Klagenfurt nicht Villach, Puchberg<br />
nicht Aspang, Linz nicht<br />
Wien, St. Pölten nicht Wr.<br />
Neustadt, ...? - Weil uns in<br />
den „alternativen Orten“<br />
leider jene Personen fehlen,<br />
die als Funktionäre und<br />
Trainer den MTB-O aus dem<br />
Schatten des OL gebracht<br />
haben. Als <strong>ÖFOL</strong>-Präsident<br />
war es für mich eine Freude,<br />
bei der Verleihung des<br />
„Großen Sportpreises der<br />
Stadt Wien“ an unsere Weltmeisterin<br />
durch die Vizebürgermeisterin<br />
Grete Laska dabei zu sein. Eine<br />
Anerkennung erfährt MTB-O auch dadurch,<br />
dass erstmals zwei Biker in ein Heeresleistungszentrum<br />
Aufnahme finden. Kevin<br />
Haselsberger und Martin Moser werden das<br />
Gelände rund um Faak/See „unsicher“ machen!<br />
„Unsicher“? - Vor dem 2. und 3. AC gab es<br />
in der steirischen <strong>Ausgabe</strong> einer Tageszeitung<br />
mehrere Artikel betreffend die Bewerbe<br />
„Schöcklland Open“. Inhaltlich schlecht recherchiert,<br />
äußerlich durch das verwendete<br />
Bildmaterial stark manipuliert, stellten die<br />
Berichte eine Bedrohung des Bewerbes, aber<br />
auch des OL in der Steiermark dar. Obwohl<br />
zunächst ein aggressives Vorgehen gegen<br />
die Veranstaltung denkbar war, konnten<br />
die Gemüter der Betreiber doch besänftigt<br />
werden. Etwas Schuld an solchen Situationen<br />
muss ich doch auch an uns sehen. Stolz<br />
berichten wir von 900 Teilnehmern. Wer<br />
den OL nicht kennt, nimmt an, dass da 900<br />
Läufer plötzlich und auf ein Mal in den Wald<br />
geschickt werden. Es wäre Aufgabe für eine<br />
Studie oder einen geschickten Mathematiker,<br />
festzustellen, wie viele Orientierungsläufer<br />
wirklich gerade im Wald sind. Einige warten<br />
auf den Start, einige laufen gerade (vielleicht<br />
nur kurze Bahnen), einige sind unter der Dusche<br />
und andere bereits im Verpflegungszelt.<br />
Tatsächlich waren wahrscheinlich beim<br />
Schöcklland Open zu jeder Zeit gerade so<br />
viele Läufer leise im Wald unterwegs wie jeden<br />
Donnerstag beim Lauftreff plaudernd<br />
durch den Wald laufen ...<br />
Eigentlich traurig, dass Hannes Pacher<br />
und sein Team nach dem Sturm „Paula“ neben<br />
den umfangreichen Umplanungen sich<br />
auch noch mit den Angriffen seitens eines<br />
Grundbesitzers, einer Redakteurin und eines<br />
vermeintlichen Tierschützers beschäftigen<br />
mussten.<br />
Erich Simkovics<br />
Liebe Leser,<br />
… ja(!), es gibt sie nach wie vor, die „Orienteering Austria“. Für alle, die es noch nicht wissen sollten, behinderten mich an der zügigen Fertigstellung<br />
unserer OL-Zeitung schwere gesundheitliche Probleme. Dass es trotzdem gelang, verdanke ich vor allem der Unterstützung durch<br />
Marina und unseren Grafiker Oliver Seidler. Sie sind mittlerweile, nach über 20 <strong>Ausgabe</strong>n, ein eingespieltes und erfahrenes Team, das auch<br />
ohne mich die „Orienteering“, speziell in der Abschlussphase, fertig stellen kann.<br />
Zwei Punkte sind bemerkenswert an der aktuellen <strong>Ausgabe</strong>: Zum einen ist sie vom Textumfang so stark wie noch nie und zum anderen ist<br />
sie – soweit ich mich erinnern kann – die erste <strong>Ausgabe</strong> in der alle drei OL-Sparten in Österreich vorkommen!<br />
Liebe Grüße, Hans Kolar<br />
Foto: Hans Kolar<br />
1/08 3
OL<br />
Neuer Mut und frische Impulse für<br />
Österreichs<br />
Damen-Elite<br />
Seit Beginn des Jahres dürfen sich Österreichs Elite-Damen nach langer Zeit wieder über eine eigene<br />
Trainerin freuen. Mit Gunnel Nilsson, die bereits vor einigen Jahren erfolgreich das Junioren-Team<br />
gecoacht hatte, bekommt das junge Team ab sofort nicht nur eine erfahrene Spezialistin aus dem<br />
Mutterland des Orientierungslaufs, sondern auch höchste Motivation für neue Ziele, Freude am Laufen<br />
und Spitzenleistungen.<br />
Text & Fotos: Florian Elstner<br />
Grimstad/Norwegen, 1997: Lucie<br />
Böhm holt den ersten und bislang einzigen<br />
Weltmeistertitel für<br />
Österreich. Kiew/Ukraine,<br />
2007: Frau Böhm heißt mittlerweile<br />
Rothauer und bei<br />
der WM ist nicht eine einzige<br />
österreichische Dame<br />
am Start. Viele in der österreichischen<br />
OL-Gemeinde<br />
haben dieses Faktum kaum<br />
registriert, oder es einfach<br />
beiläufig zur Kenntnis genommen.<br />
Viele, aber nicht<br />
alle. Besonders nicht eine<br />
„Grande Dame“ des OL in<br />
unserem Lande, deren Wiege in der Heimat<br />
der Erfinder dieser Sportart stand.<br />
Für Gunnel Nilsson war spätestens zu<br />
diesem Zeitpunkt klar: Es muss sich etwas<br />
ändern.<br />
Gunnel Nilsson: Professionelle Einstellung und<br />
Einfühlungsvermögen<br />
Die erfolgreiche Langläuferin,<br />
die es als Juniorin<br />
bis unter die Top 6 in<br />
Schweden gebracht hat,<br />
hatte mit 25 ihr Sportstudium<br />
abgeschlossen und<br />
war dann Vereins- und<br />
Landestrainerin im Langlauf,<br />
sowie Ausbildnerin für<br />
Vereins- und Regionstrainer.<br />
Zum Orientierungslauf kam<br />
sie ursprünglich wegen des<br />
Karin Leonhardt<br />
Ursula Polzer<br />
Querlaufens, das als Abwechslung in ihrem<br />
Trainingsprogramm eingebaut war.<br />
Nach Österreich übersiedelt, nutzte sie<br />
diese Fähigkeiten und Erfahrungen als<br />
Jugend- und Juniorencoach<br />
im <strong>ÖFOL</strong> und erinnert sich<br />
gerne an eine erfolgreiche<br />
Zeit: „Mit Wolfgang Pötsch,<br />
der für das technische Training<br />
verantwortlich war,<br />
und Erich Simkovics habe<br />
ich bereits in meinen ersten<br />
Jahren in Österreich sehr<br />
erfolgreich gearbeitet.<br />
Die<br />
Ergebnisse<br />
damals bei der<br />
Junioren-EM<br />
in Ungarn, ein 4. Platz in der<br />
Herren-Staffel und viele gute<br />
Einzelergebnisse auch bei<br />
den Damen, waren für mich,<br />
frisch aus Schweden gekommen,<br />
irgendwie eine Selbstverständlichkeit.<br />
Wir haben<br />
dafür auch oft<br />
Anita Seeböck<br />
im Ausland trainiert, zum<br />
Beispiel in Italien, Ungarn,<br />
Tschechien oder Schweden,<br />
und es war eine sehr positive<br />
Stimmung in einer erfolgreichen<br />
Mannschaft.“<br />
Seit Beginn des Jahres<br />
ist Gunnel Nilsson wieder<br />
Nationaltrainerin im <strong>ÖFOL</strong>.<br />
Als Damencoach konzentriert<br />
sie sich im Betreuerstab<br />
ab sofort ganz auf die<br />
Arbeit mit den Elite-Damen der Kategorien<br />
D21E und D20E.<br />
Die Schülergruppe der Musikhauptschule Henndorf<br />
trommelt die Gala ein.<br />
Wo liegt nun heute, 10 Jahre nach<br />
Grimstad, das Problem? Für die Herren<br />
im Lande ist das HLSZ Seebenstein seit<br />
längerem ein Sammel- und Integrationspunkt,<br />
der sowohl mit seiner technischen<br />
als auch mit seiner personellen Ausstattung<br />
den jungen Läufern einiges zu bieten<br />
hat. Bei den Damen sah es da in den<br />
letzten Jahren eher finster aus. Jede mehr<br />
oder weniger auf sich alleine gestellt im<br />
Wald, kaum Unterstützung, kaum Motivation,<br />
keine gezielte Integration in einem<br />
gemeinsamen Team.<br />
Aber wie wichtig ist überhaupt Teamgeist<br />
in einer<br />
Einzelkämpfersportart?<br />
Erfolgreiche<br />
Trainer und<br />
Betreuer kümmern<br />
sich neben<br />
der körperlichen<br />
Fitness<br />
und Technik vor<br />
allem auch um<br />
Geist und Seele<br />
Thea Lillehov<br />
ihrer Athleten.<br />
Hier liegt auch der Hauptansatzpunkt<br />
von Gunnel Nilsson. Unterstützt von Nationaltrainer<br />
Agoston Dosek hat sie in ihrer<br />
Planung zwei Schwerpunkte gesetzt.<br />
Warum Frauen anders trainieren müssen als<br />
Männer<br />
Einer ist der Aufbau von Strukturen,<br />
die den Damen im Laufe der Jahre eine Art<br />
Trainings-Kompetenzzentrum als Pendant<br />
zu Seebenstein bieten soll,<br />
aber eben abgestimmt auf<br />
die speziellen Erfordernisse<br />
von Frauen im Leistungssport.<br />
Das diese nun einmal<br />
anders sind als jene von<br />
Männern, hat sich in vielen<br />
anderen Sportarten schon<br />
längst herumgesprochen.<br />
So wie man zum Beispiel<br />
Foto: K. Fesselhofer<br />
im Mountainbike-Bereich<br />
mittlerweile erkannt hat,<br />
dass die Geometrie eines<br />
Damenrahmens etwas deutlich Anderes<br />
ist als nur ein „kleiner Männerrahmen“,<br />
soll auch beim OL in Zukunft mehr darauf<br />
geachtet werden, dass Trainings für<br />
Damen individuell gestaltet werden. Die<br />
Herrenstrecke mit „Abkürzen“ oder halt<br />
einem „großzügigeren“ Zeitlimit wird da<br />
sicher nicht reichen. Denn schließlich<br />
sollen unsere Elitedamen international<br />
erstklassige Frauen und nicht nur national<br />
zweitklassige Männer werden.<br />
Der zweite Punkt betrifft die mentale<br />
Stärkung der Damen und den gezielten<br />
Aufbau eines größeren Teams, das trotz<br />
Foto: K. Leonhardt<br />
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