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performance & creativity II<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong><br />

Corporate Book • Magazine • Communication


<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> ist eine Manufaktur für Medien.<br />

Wir entwickeln, konzipieren, gestalten, schreiben und produzieren<br />

Bücher, Magazine, Broschüren, Chroniken und Geschäfts berichte.<br />

Wir organisieren und planen Fotoausstellungen und beraten Sie<br />

in allen Fragen der Unternehmens-Kommunikation.<br />

Wir machen aus Bildern und Texten erfolgreiche Botschaften.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> is a manufacture of media.<br />

We develop,conceptualize, design and produce books, magazines,<br />

brochures, chronicles and business reports. We arrange and plan<br />

photo exhibits and provide consulting in all matters of<br />

corporate communication.<br />

We turn images and texts into successful messages.<br />

Titel:<br />

Foto Frieder Blickle, aus dem Buch<br />

„Antonella Mei-Pochtler: Acupuncture for Management“


Wolfgang <strong>Behnken</strong><br />

Langjähriger Art Direktor und<br />

Mitglied der Chefredaktion des Stern.<br />

Mitherausgeber und Art Direktor<br />

der Zeitschrift Max. Autor und<br />

Heraus geber von diversen Büchern.<br />

2003 bis 2007 Büro für Magazin-<br />

Entwicklung mit Dr. Werner Funk.<br />

2007 Gründung <strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong>.<br />

Leonard <strong>Prinz</strong><br />

Langjähriger Autor Die Welt, Gala,<br />

Go Sixt, GQ, Max, Maxim.<br />

Freier Textchef. Mitglied der Chefredaktion<br />

des People-Magazins Revue.<br />

Berater der Chef redaktion InTouch.<br />

Autor für Arte, National Geographic<br />

Channel, SPIEGEL TV Magazin.<br />

2006 Mitbegründer von FMPmedia.<br />

Mitglied des Art Directors Club<br />

Deutschland und der Deutschen<br />

Gesellschaft für Fotografie.<br />

Diverse Goldmedaillen für<br />

Zeitschriften-Design und Fotografie<br />

vom Art Directors Club N.Y.,<br />

ADC Europe und dem ADC Deutschland<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong><br />

Long-time art director and member<br />

of the editorial board Stern. Co-publisher<br />

and art director of the magazine Max.<br />

2003–2007 office for magazinedevelopment<br />

with Dr. Werner Funk.<br />

2007 Founded <strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong>.<br />

Member Art Directors Club Deutschland<br />

(ADC) and Deutsche Gesellschaft für<br />

Foto grafie.<br />

Various gold medals for magazine-design<br />

and photography, Art Directors Club N.Y.,<br />

ADC Europe and ADC Germany.<br />

2007 Gründung <strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong>.<br />

Auszeichnung mit dem Axel Springer<br />

Preis für Junge Journalisten 1999.<br />

Leonard <strong>Prinz</strong><br />

Long-time author with Die Welt, Gala,<br />

Go Sixt, GQ, Max, Maxim.<br />

Freelance text editor.<br />

Member of the editorial board for the<br />

women’s people-magazine Revue.<br />

Consultant InTouch.<br />

Author for Arte, National Geographic<br />

Channel, SPIEGEL TV Magazin.<br />

2006 Founder of FMPmedia.<br />

2007 Founded <strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong>.<br />

Awarded the Axel Springer Prize for<br />

Young Journalists 1999.<br />

Seit 2010 sind wir Mitglied im Forum Corporate Publishing. Der FCP ist Europas<br />

größte Vereinigung von Corporate Publishing-Dienstleistern.<br />

Since 2010 we have been members of the Forum Corporate Publishing.<br />

The FCP is Europe’s largest organization of corporate publishing service providers.


agazines<br />

ooks<br />

hotography +<br />

xhibition<br />

onsulting<br />

....................... 48<br />

........................... 6<br />

........................... 120<br />

Entwicklung und Produktion eines Kundenmagazins<br />

......................................... 134


agazines<br />

Entwicklung und Produktion eines Kundenmagazins<br />

Corporate publishing, newspapers, magazines, supplements<br />

Journalismus ist unser Handwerk.<br />

Zeitschriften und Zeitungen, die sich am Kiosk verkaufen müssen,<br />

kämpfen genauso wie Kunden magazine um die Aufmerksamkeit und<br />

Zeit der Leser. Das Problem von Kundenmagazinen ist aber allzu oft,<br />

dass sie gar nicht erst gelesen werden. Sie sehen vielleicht schön aus,<br />

werden aber inhaltlich als Werbung wahrgenommen.<br />

Wir sehen jede Art von Publikation als journalistische Herausforderung:<br />

Erstklassige Optik, anspruchsvolle Texte und individuelles Layout<br />

erschaffen ein maßgeschneidertes Produkt, das die Leser begeistert –<br />

und positiv auf den Absender ausstrahlt.<br />

Ein Kundenmagazin muss so gut sein, dass man es am Kiosk<br />

verkaufen kann.<br />

Journalism is our craft.<br />

Magazines and newspapers that are sold at news stands and customers’<br />

magazines alike compete for the readers’ attention and time. The problem<br />

of customers’ magazines, however, is that all too often they are not even<br />

read at all. The problem: they are beautiful, yet their content is perceived<br />

as pure advertisement.<br />

We treat every kind of publication as a jounalistic challenge: First-class<br />

visual effect, ambitious texts and a distinct layout create a tailor-made<br />

product that delights the customer – and reflects positively upon the<br />

addressor.<br />

A client magazine has to be good enough to sell at the newsstands.


wErtE Konzeption, Art Direktion, Chefredaktion<br />

Initial Concept, Art direction, chief editorship<br />

KEINE ANDERE UHRENMANUFAKTUR KANN DIESES PHOTO ZEIGEN.<br />

CORPORATE & INVESTMENT BANKING I ASSET MANAGEMENT I PRIVATE WEALTH MANAGEMENT I PRIVAT- UND GESCHÄFTSKUNDEN<br />

KEINE ANDERE UHRENMANUFAKTUR KANN DIESES PHOTO ZEIGEN.<br />

We proudly present:<br />

Die Berliner Philharmoniker –<br />

live im Internet<br />

no. 2 – 2010<br />

Das Magazin für Geist, Geld & Gesellschaft<br />

P r i v a t e W e a l t h M a n a g e m e n t<br />

Private Wealth Management<br />

WERTE SCHAFFEN<br />

W E R T E B E W A H R E N<br />

D a s M a g a z i n f ü r G e i s t , G e l d & G e s e l l s c h a f t<br />

Wir wollen, dass große Kunst allen zugänglich ist. Dafür engagieren<br />

wir uns seit Jahrzehnten. Denn das unmittelbare Erlebnis ist durch nichts<br />

zu ersetzen.<br />

Unsere Kollektion mechanischer Uhrwerke, vollständig selbst entwickelt, ist weltweit<br />

einzigartig – nicht nur rein zahlenmäßig betrachtet, sondern auch hinsichtlich der einmaligen<br />

Vielfalt des Designs, der Formen und des Niveaus der Komplikationen: Jede<br />

Uhr besitzt ihr eigenes Kaliber. Die aktuelle Kollektion umfasst über 60 Kaliber, von<br />

denen die außergewöhnlichsten hier zu sehen sind - seit Gründung der Manufaktur im<br />

Jahr 1833 wurden über 1.000 verschiedene Uhrwerke entwickelt. Eine unübertroffene<br />

Leistung in der Geschichte der Uhrmacherei.<br />

HABEN SIE JEMALS EINE RICHTIGE UHR GETRAGEN?<br />

Manufaktur Jaeger-LeCoultre, Vallée de Joux, Schweiz, seit 1833.<br />

www.jaeger-lecoultre.com<br />

MYTHOS GOLD<br />

wie gold seit jahrtausenden die menschheit verzaubert<br />

wirtschaftsminister zu guttenberg über die zukunft der marktwirtschaft<br />

porträt des pforzheimer familienunternehmens wellendorff<br />

abt gregor henckel donnersmarck und professor norbert walter<br />

sprechen über gott, geld und gier<br />

no.2 – 2010<br />

Mit der Digital Concert Hall ermöglicht die Deutsche Bank eine inno -<br />

vative Unsere Art Kollektion der Konzertübertragung, mechanischer Uhrwerke, durch vollständig die Klassik selbst entwickelt, fans die ist Berliner weltweit<br />

Philharmoniker einzigartig – nicht nur live rein genießen zahlenmäßig können. betrachtet, sondern auch hinsichtlich der einmaligen<br />

Vielfalt des Designs, der Formen und des Niveaus der Komplikationen: Jede<br />

no. 2 – 2010<br />

Uhr besitzt ihr eigenes Kaliber. Die aktuelle Kollektion umfasst über 60 Kaliber, von<br />

Die denen Deutsche die außergewöhnlichsten Bank lädt auch hier Sie Das<br />

zu sehen ein: www.berliner-philharmoniker.de<br />

Magazin für Geist, Geld & Gesellschaft<br />

sind - seit Gründung der Manufaktur im<br />

Jahr 1833 wurden über 1.000 verschiedene Uhrwerke entwickelt. Eine unübertroffene<br />

Leistung in der Geschichte der Uhrmacherei.<br />

HABEN SIE JEMALS EINE RICHTIGE UHR GETRAGEN?<br />

Manufaktur Jaeger-LeCoultre, Vallée de Joux, Schweiz, seit 1833.<br />

www.jaeger-lecoultre.com<br />

MYTHOS GOLD<br />

wie gold seit jahrtausenden die menschheit DAS GEHEIMNIS DER K FRAUEN<br />

verzaubert<br />

wirtschaftsminister zu guttenberg über die zukunft der marktwirtschaft<br />

frauen in führungspositionen – ein modell mit zukunft<br />

werte-gespräch porträt des pforzheimer mit enoch familienunternehmens zu guttenberg über klimaschutz,<br />

wellendorff<br />

erziehung und seinen sohn karl-theodor<br />

abt gregor henckel donnersmarck und professor norbert walter<br />

brasilien auf sprechen dem sprung über an gott, die spitze geld und der gier<br />

weltwirtschaft<br />

schaffe, net schwätze – porträt der unternehmer bettina und reinhold würth<br />

Foto: Monika Rittershaus<br />

210x297 Calibre-DE.indd 1<br />

19.02.2009 15:03:46 Uhr<br />

SU_WERTE_02_10.indd 1<br />

Schutzumschlag, Titelbild WERTE No.1 | Dust cover, cover WERTE No. 1<br />

210x297 Calibre-DE.indd 1<br />

U1-U4_WERTE_02_10.indd 1<br />

19.02.2009 15:03:46 Uhr<br />

08.04.2010 13:44:42 Uhr<br />

Schutzumschlag, Titelbild WERTE No. 2 | Dust cover, cover WERTE No. 2<br />

08.04.2010 13:22:51 Uhr<br />

WERTE setzt unter Kundenmagazinen<br />

exklusiv produziert. Für das<br />

WERTE (values) sets a new standard for<br />

phers work for the magazine. WERTE<br />

einen neuen Maßstab. Das Magazin<br />

Magazin arbeiten renommierte<br />

client magazines. The magazine repre­<br />

appears twice annually in a circulation of<br />

steht für exzellentes Handwerk und<br />

Autoren und Fotografen.<br />

sents excellent craftsmanship and clear<br />

10 000 copies and is distributed exclu­<br />

eine klare journalistische Umsetzung.<br />

WERTE erscheint zwei Mal<br />

journalistic implementation. The focus<br />

sively to the clients of the Deutsche Bank<br />

Im Mittelpunkt stehen Menschen,<br />

im Jahr in einer Auflage von<br />

is on people who create values, who live<br />

Private Wealth Management.<br />

die Werte schaffen, Werte leben und<br />

10.000 Exemplaren und wird<br />

values and who preserve values. The lay­<br />

WERTE has been well received:<br />

Werte bewahren. Auch die Gestaltung des<br />

exklusiv an die Kunden des<br />

out of the magazine exhibits a premium<br />

The very first edition garnered the Best<br />

Magazins steht für einen hohen Wert –<br />

Private Wealth Management der<br />

value as well – that of beauty.<br />

of Corporate Publishing Award 2010.<br />

für Schönheit.<br />

Deutschen Bank ausgegeben.<br />

The magazine’s editors­in­chief are<br />

Erfinder und Chefredakteure des<br />

Gleich das erste WERTE­Heft wurde<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong> and Leonard <strong>Prinz</strong>.<br />

Magazins sind Wolfgang <strong>Behnken</strong> und<br />

mit dem Best of Corporate Publishing­<br />

All the stories are produced exclusively.<br />

Leonard <strong>Prinz</strong>. Alle Geschichten werden<br />

Award 2010 ausgezeichnet.<br />

Only renowned authors and photogra­<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 8 | 9


wErtE Konzeption, Art Direktion, Chefredaktion<br />

Initial Concept, Art direction, chief editorship<br />

Für Menschen, die niemals eine<br />

Digitaluhr tragen würden.<br />

no. 3 – 2010<br />

PWM INTERNATIONAL Das Private Wealth Management (PWM) der Deutschen Bank steht für die umfassende,<br />

ganzheitliche Betreuung vermögender Privatpersonen und ihrer Familien sowie ausgewählter institutioneller Kunden. Das strategische<br />

Management anspruchsvoller Vermögensstrukturen mit oftmals internationaler Ausrichtung geht von Vermögensplanung, -verwaltung und<br />

-übertragung über Fragen der Unternehmensnachfolge bis hin zur Errichtung und Verwaltung von Stiftungen.<br />

PWM betreut derzeit mit fast 3600 Mitarbeitern an 109 Standorten in 31 Ländern ein Anlagevermögen von rund 319 Milliarden Euro (per<br />

30. Juni 2010, inklusive Sal. Oppenheim).<br />

no. 3 – 2010<br />

BERLIN • 52°30´34” N, 13°22´33” O<br />

no.3 – 2010 D a s M a g a z i n f ü r G e i s t , G e l d & G e s e l l s c h a f t<br />

P r i v a t e W e a l t h M a n a g e m e n t<br />

Das die Magazin Erfolgsgeschichte für Geist, des wirtschaftlichen Geld & Gesellschaft<br />

Aufschwungs in<br />

Deutschland basiert auf Werten und Einstellungen, die als<br />

„typisch deutsche Eigenschaften“ weltweit Anerkennung<br />

finden. Durch die schwierigen Wochen und Monate der<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise haben uns der gesellschaftliche<br />

Zusammenhalt und der demokratische Gemeinsinn über<br />

Parteigrenzen hinweg getragen. Maßgeblichen Anteil daran<br />

hatte die verantwortungsvolle Haltung der Entscheider in<br />

der Industrie, aber vor allen Dingen der Weitblick der Unternehmer<br />

im deutschen Mittelstand. Ich bin überzeugt, dass<br />

der bemerkenswert gleichgerichtete Ansatz von Politik und<br />

Wirtschaft die nun spürbare Wachstumsdynamik in unserem<br />

Land erst ermöglicht hat.<br />

Auch auf globaler Ebene hat sich das „Handeln mit Augenmaß“,<br />

das die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt,<br />

bewährt. Allerdings wird immer deutlicher sichtbar, dass die<br />

Folgen der Finanzkrise die Staatengemeinschaft noch lange<br />

beschäftigen werden. Die Verschuldungssituation und die<br />

Interaktionen an den Währungsmärkten unterstreichen die<br />

Divergenz der Interessenlagen und sind somit Ausdruck einer<br />

spürbaren Ausweitung der wirtschaftlichen Ungleichgewichte.<br />

Der Ruf nach einem globalen Wertekonsens, der im Sinne<br />

einer Selbstverpflichtung die Wirtschaftsakteure zur Stabilität<br />

auf der Basis gegenseitigen Vertrauens verpflichtet, wird<br />

lauter. Nur ein Bündnis, welches das Vertrauen untereinander<br />

stärkt, wird nachhaltig beruhigend auf die Märkte wirken.<br />

Im Private Wealth Management arbeiten wir Tag für Tag<br />

Bei der Entwicklung der LANGE ZEITWERK haben wir alles in Frage gestellt –<br />

darauf hin, dass uns unsere Kunden ihr Vertrauen in allen<br />

bis auf den mechanischen Antrieb. Dabei entstand eine digital anzeigende Uhr,<br />

die wohl zu den fortschrittlichsten der Gegenwart zählt. Ihre exakt springenden<br />

Ziffern überzeugen Private selbst Wealth jene, die niemals Management<br />

eine Digitaluhr tragen würden.<br />

Dieses Meisterwerk erhalten Sie bei den besten Juwelieren der Welt.<br />

joachim häger<br />

Vorsitzender der Geschäftsleitung Deutsche Bank<br />

Private Wealth Management Deutschland<br />

Entdecken Sie die LANGE ZEITWERK bei:<br />

A. Lange & Söhne Dresden • Quartier an der Frauenkirche<br />

Töpferstraße 8 • 01067 Dresden • Tel. +49 (0)351 4818 5050 • www.lange-soehne.de<br />

Vermögensfragen schenken. Auf der Suche nach attraktiven<br />

Investments nutzen wir das Potenzial der verschiedenen<br />

Anlageklassen und Märkte weltweit, in denen die Deutsche<br />

Bank zu Hause ist. Dies vor allem unter Risikoaspekten, denn<br />

die Vermögensstrukturierung bestimmt den Anlageerfolg.<br />

In unserem letzten WERTE-Magazin haben wir Brasilien<br />

präsentiert, dessen wirtschaftliches Wachstum weiter nachhaltig<br />

überzeugt. Auch Deutschland punktet mit einem<br />

Anstieg des BIP von mehr als drei Prozent wie seit der<br />

Wiedervereinigung nicht mehr.<br />

Deutschland ist ein Land, das durch besondere Unternehmerpersönlichkeiten<br />

geprägt ist. In dieser Ausgabe porträtieren<br />

wir neben anderen Berthold Beitz, Andrea Schauer und Max<br />

Schön. Freuen Sie sich auf das Interview mit Friedhelm Loh,<br />

der uns Einblick in sein Werteverständnis als Unternehmer<br />

gibt. Der Vorstandsvorsitzende unseres Hauses, Dr. Josef<br />

Ackermann, beschreibt, dass wir als eine der weltweit führenden<br />

Banken eine besondere gesellschaftliche Verantwortung<br />

tragen. Es gilt, die richtige Balance für unser Tun zu finden<br />

– zum eigenen Wohl wie auch zu dem der Allgemeinheit.<br />

Vertrauen auf der Basis von Leistung aus Leidenschaft, das<br />

ist das Selbstverständnis Ihrer Beraterin und Ihres Beraters<br />

im Private Wealth Management. Wir wollen mit Ihnen die<br />

Chancen in den immer dynamischeren Kapitalmärkten ergreifen,<br />

ohne dabei die Risiken aus den Augen zu verlieren.<br />

Eines kann ich Ihnen dabei versprechen: Mit der Lektüre dieser<br />

Ausgabe sind keine Risiken verbunden. Aber es besteht<br />

Dort wird man Ihnen auch die Geschichte von F. A. Lange erzählen. Vor 165 Jahren<br />

die Chance auf spannende und unterhaltsame Eindrücke.<br />

zog er nach Glashütte und begründete die deutsche Feinuhrmacherei. Mit dem<br />

Ziel, die besten Zeitmesser der Welt zu bauen, trieb er die Entwicklung der mechanischen<br />

Uhr maßgeblich voran. Von seinem<br />

visionären Geist lassen wir uns inspirieren.<br />

Foto: RUI CAMILO<br />

PWM DEUTSCHLAND Erster Ansprechpartner in allen Vermögensfragen ist der persönliche Berater. Er liefert<br />

fundierte Informationen aus erster Hand, verschafft Zugang zu den Ressourcen einer weltweit führenden Investmentbank und stellt den<br />

direkten Kontakt zu den Experten her. Kontinuität vor Ort, Kompetenz in der persönlichen Betreuung, Engagement und absolute Diskretion<br />

sind im Private Wealth Management der Anspruch, um eine vertrauensvolle Beziehung zu den Kunden aufzubauen und dauerhaft zu<br />

pflegen. Unsere 650 Mitarbeiter an 36 Standorten erreichen Sie in den folgenden Regionen:<br />

Berlin<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Dietmar Wischnewski<br />

Unter den Linden 13–15<br />

10117 Berlin<br />

Tel. 030 3407-2971<br />

Bielefeld<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Dr. Bernd-Christian Balz<br />

Herforder Straße 23<br />

33602 Bielefeld<br />

Tel. 0521 592-573<br />

Bremen<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Dr. Martin Klinkhammer<br />

Domshof 25<br />

28195 Bremen<br />

Tel. 0421 3674-212<br />

Düsseldorf<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Uwe Bork<br />

Königsallee 45–47<br />

40189 Düsseldorf<br />

Tel. 0211 883-2566<br />

Essen<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Sven Olderdissen<br />

Lindenallee 29<br />

45127 Essen<br />

Tel. 0201 822-3400<br />

Frankfurt<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

WÜRZBURG • 49°47´23 N, 9°55´17 O<br />

Leitung: Daniel Hoster<br />

Roßmarkt 18<br />

60311 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069 910-22879<br />

Freiburg<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Michael Hahl<br />

Rotteckring 1–3<br />

79098 Freiburg<br />

Tel. 0761 2184-200<br />

Hamburg<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Frank Schriever<br />

Alter Wall 37<br />

20457 Hamburg<br />

Tel. 040 3701-4656<br />

Hannover<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Helmut Tusch<br />

Georgsplatz 20<br />

30159 Hannover<br />

Tel. 0511 365-2230<br />

Köln<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Nicolas von Loeper<br />

An den Dominikanern 11–27<br />

50668 Köln<br />

Tel. 0221 142-3366<br />

Mainz<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Wolfgang Hempler<br />

Ludwigsstraße 8–10<br />

55116 Mainz<br />

Tel. 06131 203-800<br />

Mannheim<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Ulrich Kern<br />

P7 10–15<br />

68161 Mannheim<br />

Tel. 0621 169-2095<br />

München<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Stephan Jugenheimer<br />

Promenadeplatz 15<br />

80333 München<br />

Tel. 089 2390-2862<br />

Nürnberg<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Hubert Weigand<br />

Karolinenstraße 30<br />

90402 Nürnberg<br />

Tel. 0911 2014-246<br />

Stuttgart<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Armin Eiche<br />

Theodor-Heuss-Straße 3<br />

70174 Stuttgart<br />

Tel. 0711 125-2260<br />

Wuppertal<br />

Deutsche Bank AG<br />

Private Wealth Management<br />

Leitung: Ralf Ehser<br />

Friedrich-Ebert-Straße 1–11<br />

42097 Wuppertal<br />

Tel. 0202 390-2225<br />

LEUCHTTURM DORNBUSCH, HIDDENSEE • 54°35´57” N, 13°7´10” O<br />

STANDORT DEUTSCHLAND<br />

deutschlands weg in die zukunft – ein bericht zur lage der nation<br />

gespräch mit dem unternehmer friedhelm loh über leistung,<br />

mut und gottvertrauen / berthold beitz und krupp – ein stück deutsche<br />

industriegeschichte / vier berühmte sammler und die frage:<br />

kann man mit kunst geld verdienen?<br />

WICHTIGE<br />

HINWEISE<br />

Diese Publikation enthält lediglich<br />

generelle Einschätzungen,<br />

welche auf der Grundlage einer<br />

fundamentalen sowie technischen<br />

Analyse der Deutsche Bank AG<br />

getroffen wurden. Diese Einschätzungen<br />

stellen keine Anlageberatung<br />

dar. Sie sind insbesondere<br />

keine auf die individuellen Verhältnisse<br />

des Kunden abgestimmte<br />

Handlungsempfehlung. Sie<br />

geben lediglich die aktuelle Einschätzung<br />

der Deutsche Bank AG<br />

wieder, die auch sehr kurzfristig<br />

und ohne vorherige Ankündigung<br />

geändert werden kann. Wertentwicklungen<br />

in der Vergangenheit<br />

sind kein verlässlicher Indikator<br />

für die künftige Wertentwicklung.<br />

Soweit die im Dokument<br />

enthaltenen Daten von Dritten<br />

stammen, übernimmt die Deutsche<br />

Bank AG für die Richtigkeit<br />

und Vollständigkeit dieser Daten<br />

keine Gewähr, auch wenn sie<br />

nur solche Quellen verwendet,<br />

die sie als zuverlässig erachtet.<br />

Dieses Dokument darf nur mit<br />

ausdrücklicher Zustimmung der<br />

Deutsche Bank AG vervielfältigt,<br />

an Dritte weitergegeben oder<br />

verbreitet werden.<br />

© Deutsche Bank AG 2010<br />

WERTE No. 3<br />

WERTE No. 3<br />

U1-U4_No.3_WERTE SU 3_WERTE_No.3_innen_Editorial_281010.indd 5_Titel_LP_CS5_fi.indd 1 1 26.10.1028.10.10 15:23 11:40<br />

27.10.10 14:52<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 10 | 11


menschen und werte Von Joachim Gauck bis Maria Furtwängler 6<br />

standort deutschland Berthold Beitz und Krupp –<br />

ein Stück deutsche Industriegeschichte 12<br />

standort deutschland Die Jacobs University in Bremen,<br />

Porträt einer Schule für Weltbürger 18<br />

standort deutschland Werte-Gespräch mit dem Unternehmer<br />

Friedhelm Loh über Leistung, Mut und Gottvertrauen 36<br />

4<br />

„DEUTSCHLAND STEHT IN DER WELT BEISPIELHAFT FÜR<br />

QUALITÄT UND PRÄZISION, FÜR HIGHTECH, KREATIVITÄT<br />

UND LEISTUNGSBEREITSCHAFT.“<br />

renate köcher, institut für demoskopie allensbach<br />

STANDORT DEUTSCHLAND<br />

GEIST<br />

WERTE<br />

no. 3 – 2010<br />

24<br />

Deutschland ist<br />

im Kommen. Mit<br />

gestärkter Wirtschaft.<br />

Voller Ideen<br />

und Tatendrang –<br />

nicht nur in der<br />

Finanz metropole<br />

Frankfurt am Main.<br />

Ein Bericht zur<br />

Lage der Nation.<br />

standort deutschland Warum die Wirtschaft gestärkt aus<br />

der Krise geht und für neue Herausforderungen gut gerüstet ist 24<br />

standort deutschland Interview mit Joachim Häger<br />

über Chancen und Risiken für Deutschlands Wirtschaft 35<br />

menschen hinter marken Die Herrin über Playmobil 42<br />

zwischenruf Professor Harold James über Europa ohne Euro 44<br />

kolumne Deutsche Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer warnt:<br />

„Die Euro-Krise ist noch nicht ausgestanden” 47<br />

interview Wie man mit Kunst Geld verdienen kann 57<br />

engagement Dr. Josef Ackermann über die soziale<br />

Verantwortung von Unternehmen 10<br />

kunst & geld Vier deutsche Kunstkenner im Porträt 48<br />

erfolg Wie Apple zum Mythos wurde 58<br />

standort deutschland Wie Max Schön mit Desertec<br />

Europas Energieprobleme lösen will. Porträt eines Visionärs 60<br />

kolumne Fritz und Franz Keller über den Wert des Essens 64<br />

standort deutschland Die Sportwagen-Manufaktur AMG 66<br />

wertvoll, zeitlos, schön Das Abc der Klassiker 70<br />

verantwortung zeigen Das Engagement der<br />

Deutschen Bank für Kunst, Musik und Gesellschaft 74<br />

GELD<br />

BANK INTERN<br />

GESELLSCHAFT<br />

5<br />

Das WERTE-Titelbild<br />

zeigt drei Panoramen,<br />

die beispielhaft<br />

für den Standort<br />

Deutschland stehen:<br />

den Potsdamer Platz<br />

in Berlin, die Festung<br />

Marienberg bei<br />

Würzburg und die<br />

Küste von Hiddensee.<br />

Der Bericht<br />

zur Lage der Nation<br />

beginnt auf Seite 24.<br />

5 12<br />

VILLA HÜGEL, 1954<br />

Das Direktorium des Krupp-Konzerns hat sich zum Gruppenfoto im<br />

Eingangssaal der Villa Hügel in Essen-Bredeney versammelt. Vorne<br />

links steht Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, rechts neben ihm<br />

Berthold Beitz, sein Generalbevollmächtigter und Vertrauter.<br />

13<br />

HAUS DER<br />

GESCHICHTE<br />

BERTHOLD BEITZ UND KRUPP –<br />

EIN STÜCK DEUTSCHE INDUSTRIEGESCHICHTE<br />

44<br />

WARUM DIE GANZE WELT<br />

DEN EURO BRAUCHT<br />

HAROLD JAMES, PROFESSOR FÜR FINANZ- UND WIRTSCHAFTSGESCHICHTE AN DER<br />

BERÜHMTEN UNIVERSITÄT PRINCETON, SAGT DEM EURO EINE GLÄNZENDE<br />

KARRIERE VORAUS: EIN EUROPA OHNE EURO DARF UND WIRD ES NICHT GEBEN. DENN<br />

DER EURO PRÄGT SCHON HEUTE DIE GELDPOLITIK DER GANZEN WELT.<br />

Eine moderne<br />

Interpretation der Europa –<br />

auf dem Stier in voller Fahrt.<br />

45<br />

Text:<br />

Illustration:<br />

Asien gilt die europäische Gemeinschaft<br />

als Zukunftsmodell.<br />

Der zweite wichtige Beitrag des Euro<br />

ist, dass mit der Einführung der gemeinsamen<br />

Währung ein völlig neues Konzept<br />

der Geldpolitik und der internationalen<br />

Zusammenarbeit konzipiert und umgesetzt<br />

wurde, dessen Bedeutung weit über<br />

die Grenzen der EU hinaus geht.<br />

Die Gründung der europäischen<br />

Währungsunion fand außerhalb der Rahmenbedingungen<br />

eines konventionellen<br />

Staates statt. In den Diskussionen über<br />

den Verbund ging es nicht um die Frage,<br />

wer die neue Währung ausgeben würde,<br />

sondern wie sie ausgestattet sein, welche<br />

Merkmale sie haben müsste – in erster<br />

Linie: wie ihre Stabilität hergestellt und<br />

gesichert werden könnte.<br />

der supranationale charakter<br />

des neuen geldes ist ein wichtiges<br />

Instrument zur Inflationsbekämpfung.<br />

Nationale Währungen können vor allem<br />

in schwachen und unsicheren politischen<br />

Systemen durch nationale wirtschaftliche<br />

oder politische Präferenzen manipuliert<br />

werden.<br />

Die Entstehung einer supranationalen<br />

Währung war so lange nicht möglich,<br />

wie die einzelnen Länder unterschiedliche<br />

Inflationsraten tolerierten, mit anderen<br />

Worten: so lange es keinen Konsens über<br />

die Notwendigkeit einer Anti-Inflations-<br />

Politik gab. Der Prozess der monetären<br />

Integration wurde also begleitet von intensiven<br />

Reflexionen über die Frage, was<br />

Geld eigentlich ist und was es können<br />

sollte.<br />

Deshalb ist auch die Europäische Zentralbank<br />

(EZB) als völlig neuer Typ von<br />

Notenbank konstruiert worden. Zentralbanken<br />

sind entweder die Verwalter von<br />

Staatschulden oder die Garanten für die<br />

Stabilität des Finanzsystems. Die EZB war<br />

weder das eine noch das andere. Sie wurde<br />

stattdessen als eine Art nichtstaatlicher<br />

Institution geschaffen, deren vornehmste<br />

Aufgabe es war, Geld bereitzustellen. Vor<br />

Staatsverschuldung dramatisch ansteigen<br />

würden.<br />

Schon aus diesem Grund ist es schwer<br />

vorstellbar, dass sich gerade die Krisenstaaten<br />

freiwillig aus der Währungsunion<br />

verabschieden könnten. Ohne begleitende<br />

Maßnahmen wie einen Zahlungsaufschub<br />

würden die Schulden (die dann in<br />

der neuen nationalen Währung beglichen<br />

werden müssten) dramatisch ansteigen<br />

und dadurch fatale Schieflagen in den Bilanzen<br />

der verschuldeten Unternehmen<br />

wie des öffentlichen Sektors verursachen.<br />

Für die notleidenden EU-Staaten wäre es<br />

viel besser, genau den entgegengesetzten<br />

Kurs einzuschlagen und eine Umschuldung<br />

ohne Währungswechsel durchzuführen.<br />

sollte allerdings die deutsche<br />

unzufriedenheit weiterwachsen, könnten<br />

notorische Gegner der großen Eurozone<br />

durchaus mit der Idee liebäugeln,<br />

dass sich Deutschland und seine direkten<br />

Nachbarn aus der Gemeinschaftswährung<br />

zurückziehen und einen Nord-Euro<br />

einführen. Der „Nuro“ würde vermutlich<br />

dem Währungsverbund der 1970er Jahre<br />

ähneln. Allerdings müssten die Nuro-<br />

Lander dann auf die Vorteile des breiten<br />

Integrationsprozesses – Handelszuwächse<br />

und vielfältigere Investmentangebote<br />

– verzichten. Wegen dieser positiven<br />

Effekte aber wird das Euro-Modell gerade<br />

jenseits der EU-Grenzen mit großem<br />

Interesse beobachtet. Der Prozess der europäischen<br />

Integration hat längst in anderen<br />

Teilen der Welt den Wunsch nach engerer<br />

Kooperation geweckt. Vor allem in<br />

Lateinamerika, in den Golfstaaten und in<br />

im frühjahr dieses jahres waren viele<br />

Experten und Wirtschaftsjournalisten<br />

fest davon überzeugt, dass die europäische<br />

Gemeinschaftswährung nicht mehr<br />

zu retten sei. Die Krisenstimmung wurde<br />

weiter angefacht, als das Rettungspaket<br />

für Griechenland im Deutschen Bundestag<br />

mit dem Argument vorgestellt wurde,<br />

der Euro sei gefährdet.<br />

Natürlich kann man sich vorstellen,<br />

dass der Euro scheitern könnte. Die aktuelle<br />

Finanzkrise hat bereits ein Klima<br />

von Wirtschaftsnationalismus geschaffen.<br />

Vielen Steuerzahlern gefällt nicht, dass<br />

ihr Geld für die Rettung anderer Staaten<br />

ausgegeben wird.<br />

Auf beiden Seiten sorgen Klischees<br />

und Stereotype für Missverständnisse.<br />

Die Griechen finden mitunter, dass<br />

die Deutschen ohnehin am meisten vom<br />

Euro profitieren, weil er ihnen hohe Exportüberschüsse<br />

verschafft. Die Deutschen<br />

wiederum irritiert die griechische<br />

Sozialpolitik mit ihren – auf den ersten<br />

Blick – unverhältnismäßig großzügigen<br />

Zuwendungen und Regelungen. Auf beiden<br />

Seiten drohen die von Volkes Stimme<br />

immer wieder beschworenen Klischees die<br />

Umsetzung von Reformen, die für die Lebensfähigkeit<br />

des Euro notwendig sind, zu<br />

behindern.<br />

Vergessen wird dabei nur zu leicht,<br />

dass der Euro zwei fundamentale Beiträge<br />

für einen historisch einmaligen Vorgang<br />

abgeliefert hat, der weltweit als europäische<br />

Erfolgsgeschichte gefeiert wird.<br />

Erstens hat der Euro die europäische<br />

Integration vertieft. Das Ende der Währungsschwankungen<br />

hat die Kapitalmärkte<br />

zusammenwachsen lassen. Aber auch<br />

die Regierungen der einzelnen EU-Staaten<br />

konnten erheblich vom Euro profitieren.<br />

Bis 2009 haben niedrige Kreditzinsen die<br />

nationalen Haushaltsbudgets der südeuropäischen<br />

Länder deutlich entlastet. Das<br />

allein war für viele Länder Anreiz genug,<br />

um der Eurozone beizutreten. Ein Ausstieg<br />

würde bedeuten, dass die Kosten der<br />

48<br />

Frieder Burda vor dem<br />

Bild „Amerikanisch-<br />

Mexikanische Grenze<br />

1984“ von Sigmar Polke.<br />

Auch Burdas Museum<br />

in Baden-Baden ist ein<br />

modernes Kunstwerk.<br />

49<br />

Die Sammlung von Frieder Burda, 74, mit weit über 1000 Werken zählt zu den bedeutendsten<br />

Sammlungen zeitgenössischer Malerei weltweit. Neben dem Werk Gerhard<br />

Richters und Sigmar Polkes bilden die abstrakten Expressionisten wie Jackson Pollock<br />

oder Mark Rothko einen weiteren Schwerpunkt. Das im Oktober 2004 in Baden-Baden<br />

eröffnete Museum Frieder Burda, errichtet von dem kalifornischen Stararchitekten Richard<br />

Meier, bezeichnet Burda als „mein Lebenswerk“. Komplett aus eigenen Mitteln finanziert<br />

und unterhalten, schuf er damit ein bis dahin einmaliges Finanzierungsmodell, das<br />

ihm bundesweite Anerkennung als Mäzen und Kunstförderer einbrachte.<br />

Museum Frieder Burda / Lichtentaler Allee 8b / 76530 Baden-Baden / www. museum-frieder-burda.de<br />

VON DER<br />

KUNST<br />

ZU SAMMELN<br />

WERTE porträtiert vier bekannte deutsche<br />

Kunstkenner und geht der Frage nach, ob man mit<br />

Kunst Geld verdienen kann.<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

FRIEDER BURDA<br />

„Das Sammeln wird zur Passion, von der man nicht weiß,<br />

wie sie endet. Man muss aufpassen, dass sich daraus nicht<br />

eine Obsession entwickelt.“<br />

DEUTSCHLAND IST ROMANTIK // FESTUNG MARIENBERG, BEI WÜRZBURG // 49°47´23 N, 9°55´17 O<br />

DEUTSCHLAND IST WELTKULTUR // KONZERT AUF DEM GENDARMENMARKT, BERLIN // 52°30´48 N, 13°23´35 O<br />

24<br />

KEIN SCHÖNER LAND<br />

DER STANDORT DEUTSCHLAND GEHT GESTÄRKT AUS DER<br />

WIRTSCHAFTSKRISE. UND ER IST GUT GERÜSTET FÜR NEUE HERAUSFORDERUNGEN.<br />

EIN BERICHT ZUR LAGE DER NATION.<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

25<br />

DEUTSCHLAND IST INTERNATIONALES FINANZZENTRUM // BANKENVIERTEL FRANKFURT // 50°6´49 N, 8°40´5 O<br />

DEUTSCHLAND IST NACHHALTIG // BLICK AUF DEN WATZMANN, BERCHTESGADEN // 47°38´N, 13°0´O<br />

DEUTSCHLAND IST GELEBTE TRADITION // OSTSEEBAD HEILIGENDAMM // 54°9´N, 11°51´O<br />

26 27<br />

DAS IST DESERTEC<br />

Ziel der Desertec-Stiftung ist es, in den Wüsten der MENA-Region –<br />

Naher Osten und Nordafrika – mit solarthermischen Kraftwerken (Grafik<br />

oben) und Windparks Strom zu gewinnen, um diese Länder mit Energie<br />

und Wohlstand zu versorgen. Rund 15 Prozent dieser gewonnenen Energie<br />

sollen per Fernleitungen nach Europa transportiert werden. 2050 könnten<br />

so bis zu 25 Prozent des europäischen Strombedarfs aus den Wüsten<br />

gedeckt werden. Unterstützer von Desertec sind unter anderem ABB,<br />

Deutsche Bank, E.ON, Münchener Rück, RWE und Siemens.<br />

61<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

MANN<br />

DES<br />

LICHTS<br />

DIE ENERGIEPROBLEME<br />

EUROPAS LÖSEN UND<br />

LICHT NACH AFRIKA<br />

BRINGEN – NICHTS<br />

ANDERES ALS DAS WILL<br />

MAX SCHÖN ERREICHEN.<br />

EIN PORTRÄT DES<br />

UNTERNEHMERS UND DER<br />

STIFTUNG DESERTEC.<br />

auf einmal legt er sich hin, der Ruhelose, alle viere von<br />

sich gestreckt. Unter ihm Wüstensand, um ihn herum 38 Grad<br />

heiße Luft, vor ihm die Lehmhütten eines Tuareg-Dorfs, irgendwo<br />

im Nirgendwo zwischen Sahara und Sahel. Wie im Traum<br />

ziehen Bilder vorbei: Männer holen Wasser in Ledersäcken aus<br />

einem siebzig Meter tiefen Brunnen, Frauen stampfen Hirse in<br />

steinernen Mörsern. Eine alte Frau erinnert sich an den einstigen<br />

Reichtum des Landes – an Giraffen, Antilopen, Löwen, an einen<br />

Fluss und an Regen. Nichts davon ist mehr da.<br />

Max Schön wird wieder Tatmensch, springt auf und verlässt<br />

die hundertsiebzig Quadratmeter Wüste im Klimahaus Bremerhaven.<br />

„Aman iman – Wasser ist Leben“ steht in Leuchtschrift<br />

an der Wand, daneben zeigen Filmaufnahmen Szenen des Dorflebens.<br />

Viele solcher Szenen präsentiert dieser Bau aus Glas und<br />

Stahl: Auf fast zwölftausend Quadratmeter Fläche führt er seine<br />

Besucher durch die Klimazonen der Erde, durch die Wechselwetter<br />

Norddeutschlands, die Gluthitze der Sahelzone und die Eiseskälte<br />

der Antarktis. Schon im ersten Jahr nach der Eröffnung<br />

2009 gingen 800 000 Besucher auf diese Weltreise.<br />

Max Schön tritt sie alle paar Wochen an, im Schlepptau meist<br />

Journalisten, Unternehmer, Politiker. Schließlich gibt es nicht<br />

viele, die sich in Klimafragen besser auskennen als er, zumindest<br />

nicht im Kreis erfolgreicher Unternehmer. Allerdings: Max<br />

Schön, 49, dieser schlaksige Typ mit randloser Brille, wirkt nicht<br />

so ganz wie ein Geschäftsmann. Aber auch nicht wie ein engagierter<br />

Umweltschützer. Und doch ist er beides.<br />

seine idee klingt simpel: Es geht darum, Solarstrom in<br />

Wüstenregionen zu gewinnen und per Fernleitung nach Europa<br />

zu transportieren. Ausgebrütet wurde das Projekt im Rahmen<br />

des Netzwerkes TREC, zu dem der Club of Rome gehört, für<br />

den Max Schön als Präsident in Deutschland fungiert. Mit dem<br />

Hamburger Klimaschutz-Fonds und dem Jordanischen Energieforschungszentrum<br />

startete er 2003 das Projekt und setzte sich<br />

für einen griffigen Markennamen ein, der die englischen Begriffe<br />

für Wüste und Technik verbindet – Desertec. Die wissenschaftlichen<br />

Studien entwickelte das Deutsche Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt. Im Juli 2009 gelang es, zwölf Unternehmen für die<br />

Industrie-Initiative (Dii GmbH) zu gewinnen, darunter Asea<br />

Brown Boveri (ABB), Deutsche Bank, E.ON, Münchener Rück,<br />

RWE und Siemens. Inzwischen beteiligen sich vierzig Unternehmen,<br />

sie verfolgen das Ziel, fünfzehn Prozent des europäischen<br />

Strombedarfs aus Afrika zu beziehen. Im Jahr 2050 könnte es so<br />

weit sein.<br />

„Wir sind kein Solar- und Windkraftkonzern, sondern Netzwerker<br />

und Wegbereiter“, betont Schön, inzwischen Vorsitzender<br />

des Aufsichtsrats der Desertec-Stiftung, wobei sich schon beim<br />

Stromtransfer via Europa das Problem stellt, unterschiedliche<br />

Kulturen und Interessen unter einen Hut zu bringen. Fünfmal<br />

ist er deshalb nach Afrika gereist. Die vorläufige Erfolgsbilanz<br />

lässt hoffen: „Marokko und Tunesien haben beschlossen, in den<br />

nächsten Jahren Kraftwerke mit Solarthermie, Photovoltaik und<br />

Windkraft zu installieren. Erste Ausschreibungen laufen schon.“<br />

Als Extrabonus zählt für Schön das beschlossene Unterseekabel<br />

36<br />

Friedhelm Loh an seinem Schreibtisch. Das Bild<br />

hinter ihm ist von einem Maler aus der Region.<br />

Es symbolisiert die verschiedenen Firmen unter<br />

dem Dach der Friedhelm Loh Group.<br />

37<br />

WERTE SPRACH MIT DEM UNTERNEHMER FRIEDHELM LOH<br />

ÜBER DEN STANDORT DEUTSCHLAND, ÜBER LEISTUNG, MUT<br />

UND GOTTVERTRAUEN.<br />

„WIR BRAUCHEN<br />

IN DEUTSCHLAND MEHR MENSCHEN<br />

MIT GRÜNDERMENTALITÄT“<br />

6<br />

Dieser Mann hat viel erlebt, viel<br />

erdulden müssen, tatenlos aber war<br />

er nie. Denn er hatte stets ein Ziel<br />

vor Augen – Freiheit.<br />

„Die Rolle des Zuschauers liegt<br />

mir einfach nicht“, sagt Joachim<br />

Gauck, 70, im WERTE-Gespräch.<br />

„Wenn man mit Einschränkungen<br />

aufwächst, versucht man besonders<br />

intensiv, eigene, selbstbestimmte<br />

Wege zu gehen.“ Und das zieht<br />

sich wie ein roter Faden durch sein<br />

ganzes Leben: Als er, der Sohn antikommunistischer<br />

Eltern, Journalist<br />

werden wollte, durfte er das in der<br />

DDR nicht – Gauck studierte Theologie.<br />

Obwohl er gegen das politische<br />

System war, blieb er seiner Heimat<br />

treu, fand seinen Weg in einer Art<br />

Gegenkultur – als Pastor in Rostock.<br />

„An die Freiheit zu glauben, kann<br />

einen im Kern befriedigen“, sagt er,<br />

doch erst ab 1989 erlebte er gelebte,<br />

gestaltende Freiheit – er führte in<br />

Rostock die Bürgerbewegung, war<br />

Abgeordneter in der frei gewählten<br />

Volkskammer und leitete zehn Jahre<br />

lang die Stasi-Unterlagen-Behörde.<br />

Die Freiheit hat er bis heute nie aus<br />

den Augen verloren. Als Vorsitzender<br />

des Vereins „Gegen Vergessen<br />

– für Demokratie“ reist er durch<br />

Deutschland: „Wir alle begreifen das<br />

Glück der Freiheit stärker, wenn wir<br />

uns beteiligen“, sagt er und mahnt,<br />

nie zu vergessen, dass Freiheit auch<br />

eine Verantwortung ist.<br />

EIN REISENDER<br />

IN SACHEN FREIHEIT<br />

UND DEMOKRATIE<br />

Dr. Joachim Gauck<br />

MENSCHEN ÜBER LEISTUNG<br />

UND LEIDENSCHAFT<br />

GESCHICHTEN AUS DER WELT DER MUSIK, DER POLITIK UND DES SPORTS<br />

7<br />

MUSIK IST EIN GRUNDBEDÜRFNIS<br />

FÜR ALLE MENSCHEN<br />

Sir Simon Rattle<br />

Vier Jahre war Sir Simon Rattle alt, als er die Leidenschaft<br />

zur Musik entdeckte: „Ich bekam ein Schlagzeug. Von da<br />

an gab es keinen Tag mehr, an dem ich nicht Musik machte.“<br />

Seit 2002 ist er Chefdirigent und Künstlerischer Leiter der<br />

Berliner Philharmoniker. Und der Brite will die Musik<br />

mit allen Menschen teilen: Im Rahmen der Initiative<br />

„Zukunft@Bphil“ zum Beispiel können jährlich Hunderte<br />

Kinder unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft<br />

Musik machen. Ein anderes Beispiel ist die ebenfalls von<br />

der Deutschen Bank unterstützte digitale Konzerthalle:<br />

Nach Anmeldung unter www.digitalconcerthall.com kann<br />

man die Berliner Philharmoniker an jedem Ort der Welt<br />

hören. „Musik ist kein Luxus“, sagt Rattle, „Musik ist ein<br />

Grundbedürfnis der Menschen.“<br />

„Mit einer guten Idee, einer großen<br />

Portion Risikobereitschaft, viel Glück<br />

und vor allem dank der Kreativität vieler<br />

Menschen habe ich es zu Reichtum gebracht“,<br />

sagt SAP-Mitbegründer Dietmar<br />

Hopp, 70. Und weil er den Menschen<br />

und seiner Heimat etwas zurückgeben<br />

wollte, gründete er vor 15 Jahren eine<br />

Stiftung, die sich für Bildung, Gesundheit<br />

und Sport (u. a. TSG 1899 Hoffen-<br />

„Ich hatte eine schöne und glückliche<br />

Kindheit“, sagt Philipp Lahm. Doch der<br />

Außenverteidiger des FC Bayern München<br />

weiß, dass nicht allen Kindern dieses<br />

Glück vergönnt ist. Nach einem Besuch<br />

der Townships in Südafrika vor drei<br />

Jahren gründete er deshalb die „Philipp<br />

Lahm-Stiftung für Sport und Bildung“.<br />

Sie ermöglicht Kindern Computerkurse<br />

und Schulungen in Werkstätten. „Ich<br />

will Kindern eine Perspek tive bieten“,<br />

heim) engagiert. Besonders stolz aber ist<br />

er auf die Entwicklung des Neugeborenen-<br />

Screenings, das dank seiner Hilfe deutschlandweit<br />

eingesetzt wird: „Bei Neugeborenen<br />

wird ein Tropfen Blut auf seltene<br />

Stoffwechsel- und Hormon störungen<br />

untersucht. So können Krankheiten, die zu<br />

Organschäden, körperlicher oder geistiger<br />

Behinderung oder sogar zum Tod führen,<br />

frühzeitig entdeckt werden.“<br />

so Lahm, dessen Stiftung seit diesem<br />

Jahr auch in Deutschland aktiv ist. Sie<br />

organisierte beispielsweise zwei Sommercamps,<br />

die 160 Kinder besuchten: „Ziel<br />

ist, die Kinder zu stärken – im Sport, bei<br />

der Ernährung und in ihren persönlichen<br />

Fähigkeiten“, sagt der 27-Jährige. „Auch<br />

Werte spielen dabei eine wichtige Rolle:<br />

Die Kinder setzen sich spielerisch mit<br />

Werten auseinander und begreifen dabei,<br />

welche für sie besonders wichtig sind.“<br />

HILFE FÜR ARME KINDER –<br />

IN AFRIKA UND DEUTSCHLAND<br />

Philipp Lahm<br />

STIFTER AUS DANKBARKEIT<br />

Dietmar Hopp<br />

18<br />

PROFESSOR SPRINGER lehrt Zellbiologie mit Laptop und Humor.<br />

PROFESSOR SPRINGER lehrt Zellbiologie mit Laptop und Humor.<br />

19<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

EINE SCHULE<br />

FÜR WELTBÜRGER<br />

DIE JACOBS UNIVERSITY IN BREMEN ZEIGT BEISPIELHAFT,<br />

WIE BILDUNG AM STANDORT DEUTSCHLAND SEIN KANN:<br />

MODERN, VERNETZT UND WELTOFFEN, FÜR<br />

MENSCHEN MIT RESPEKT UND VERANTWORTUNG.<br />

JACOBS UNIVERSITY BREMEN<br />

50<br />

KATHRIN WEISHAUPT-THEOPOLD<br />

Andy Warhol hat ihren Großvater porträtiert, der Künstler war ein<br />

gerngesehener Gast auf dem Anwesen der Familie. Kathrin Weishaupt-<br />

Theopold, 33, schrieb über Warhol ihre Magisterarbeit. Fast zwangsläufig<br />

musste es so kommen, dass sie nun der Sammlung vorsteht, die ihr Vater<br />

Siegfried und dessen Frau Jutta in rund 40 Jahren zusammentrugen.<br />

Der Heizungs-Spezialist, dessen Brenner auch die Sixtinische Kapelle<br />

in Rom und das Schloss Neuschwanstein wärmen, sammelt neben Pop<br />

Art und der amerikanischen Farbfeldmalerei insbesondere die konstruktive<br />

und konkrete Kunst. Im November 2007 feierte die Kunsthalle<br />

Weishaupt Eröffnung, unmittelbar neben dem Ulmer Museum, mit dem<br />

es über einen Steg verbunden ist.<br />

„In meinem Kinderzimmer hing ein Keith Haring. An unserem<br />

Esszimmertisch hat er eine Einladungskarte für den Geburtstag<br />

meines Vaters gezeichnet. Wenn man so aufwächst, ist es<br />

eine Selbstverständlichkeit, sich mit Kunst zu beschäftigen.“<br />

Kunsthalle Weishaupt / Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 1 / 89073 Ulm /<br />

www.kunsthalle-weishaupt.de<br />

Kathrin Weishaupt-Theopold vor<br />

einem Werk von Max Bill. Die Kunsthistorikerin<br />

leitet das Museum in<br />

Ulm, die Bilder und Plastiken stammen<br />

aus dem Besitz ihrer Familie.<br />

51<br />

Professor Hanstein im Esszimmer<br />

seiner Wasserburg. An der<br />

Wand hängt ein Bild des Malers<br />

Imi Knoebel. Hanstein leitet das<br />

Auktionshaus Lempertz in Köln.<br />

HENRIK HANSTEIN<br />

Professor Henrik Hanstein, 60, leitet in fünfter Generation das<br />

Auktionshaus Lempertz in Köln – es ist das größte in Deutschland<br />

und das weltweit älteste in Familien besitz. So weit wie das<br />

Spektrum der Kunst, die Hanstein als Auktionator versteigert,<br />

ist auch das seiner privaten Sammlung. Von ostasiatischem Porzellan<br />

bis zur zeitgenössischen Fotografie reicht Hansteins Expertise<br />

als Verkäufer – und seine Leidenschaft als Sammler. Auch<br />

wenn er manches Werk, das er unter den Hammer bringt, gern<br />

selbst besäße, muss der Kunde berufsbedingt Vorrang haben.<br />

Wobei es bisweilen vorkommen kann, dass Stücke, die keinen<br />

Käufer finden, am Ende von ihm erworben werden. Sie finden<br />

dann einen Platz in seiner Wohnung oder in seiner Wasserburg<br />

bei Köln.<br />

„Die meisten Sammler spezialisieren sich auf ein bestimmtes<br />

Gebiet oder Genre. Ich dagegen sammle planlos.“<br />

Kunsthaus Lempertz / Neumarkt 3 / 50667 Köln /<br />

www.lempertz.com<br />

OB iPAD, iPOD ODER iPHONE, APPLE SCHAFFT ES IMMER WIEDER, ERFOLGREICH<br />

NEUE MÄRKTE ZU ERSCHLIESSEN UND ANDERE WELTKONZERNE VORZUFÜHREN. DIE ERFOLGS-<br />

GESCHICHTE DES ANGEBISSENEN APFELS – UND WAS SIE MIT DEUTSCHLAND ZU TUN HAT.<br />

Der Aufstieg von Apple scheint unaufhaltsam.<br />

An manchen Börsentagen ist<br />

der US-Konzern mit dem angebissenen<br />

Apfel als Markenzeichen das<br />

zweitwertvollste Unternehmen<br />

der Welt. Es vergeht auch<br />

kaum ein Tag, an dem es<br />

keine Meldungen von irgendeinem<br />

neuen Erfolg<br />

oder Rekord gibt: „Apple<br />

ist Liebling der Medien“,<br />

heißt es da. Oder: „Apple-Konkurrenz<br />

stolpert<br />

dem iPhone hinterher.“<br />

Oder: „Drei Millionen<br />

verkaufte iPads in einer<br />

Woche!“ Oder: „Konzerne<br />

fürchten großes<br />

Zeitungssterben<br />

durch<br />

das iPad.“<br />

Die Welt scheint verrückt<br />

nach Apple zu sein.<br />

Dabei bauen auch andere<br />

Unternehmen<br />

Computer<br />

– und verkaufen auch mehr davon.<br />

Und auch andere Konzerne<br />

haben gute Handys im Programm.<br />

Doch wenn es um Apple und iPod,<br />

um iPad, iPhone und die Computer<br />

iBook und iMac geht, scheint all das<br />

vergessen zu sein.<br />

Marketing-Experten sagen, es liegt an<br />

dem Mythos, den Apple um seine Marke<br />

geschaffen hat. Es ist der Mythos vom<br />

kleinen Rebellen, der gegen die großen<br />

Konzerne wie Dell oder Microsoft aufbegehrt.<br />

Wer einen Apple kauft, der erwirbt<br />

das Gefühl, anders zu sein als<br />

die Masse. „Apple verkauft<br />

nicht einfach Computer,<br />

sondern eine<br />

Identität“,<br />

erklärt<br />

Markus Giesler, der<br />

an der Universität<br />

Toronto Konsumkultur<br />

lehrt. „Der angebissene<br />

Apfel verkörpert einen Wertekanon,<br />

vom Kreativen und<br />

Rebellischen bis hin zur moralischen<br />

Überlegenheit. Apple<br />

hat es geschafft, Menschen<br />

emotional zu binden. Auf diese<br />

Weise macht der Konzern<br />

aus Kunden Verbündete.“<br />

Auch das klare,<br />

oft als edel empfundene<br />

Design spielt<br />

eine Rolle. Wer einen<br />

Apple<br />

besitzt,<br />

zeigt ihn gern. Während<br />

so manch grauer<br />

Computer im Schrank verschwindet,<br />

stellen sich Leute<br />

ihren strahlend weißen iMac<br />

schon mal mitten ins Wohnzimmer.<br />

„Keine andere Marke inspiriert<br />

die Konsumenten so stark wie Apple“,<br />

bestätigt eine Umfrage unter 2000<br />

Marketingprofis weltweit. „Apple ist in<br />

DER iMYTHOS<br />

58 59<br />

diesem Sinne die wirkungsvollste Marke<br />

weltweit – vor Coca-Cola und Nike.“<br />

Dass Design den Erfolg einer Marke<br />

maßgeblich ausmachen kann, ist –<br />

ausnahmsweise – mal keine Erfindung<br />

von Steve Jobs. Die Idee wurde von dem<br />

deutschen Architekten Dieter Rams, einst<br />

Chefdesigner des Elektronikkonzerns<br />

Braun, perfektioniert. Die von Rams entworfenen<br />

Stereoanlagen, Radios, Wecker,<br />

Taschenrechner und Lautsprecher sind<br />

Ikonen deutschen Designs, sie haben einen<br />

festen Platz im Museum of Modern<br />

Art in New York.<br />

Jonathan Ive, Chefdesigner von Apple,<br />

macht auch gar keinen Hehl daraus,<br />

dass er sich am Braun-Design aus dem<br />

Taunus orientiert hat. Einmal schrieb er<br />

Dieter Rams sogar einen Brief, er dankte<br />

ihm und schickte einen iPod mit. „Es<br />

war immer unsere Vorgabe bei Braun,<br />

Dinge so zu gestalten, dass sie leicht begreifbar<br />

sind. Wir haben Wert gelegt auf<br />

Produktgrafik, auf Skalen und Beschriftungen<br />

am Gerät. Das ist auch bei Apple<br />

ganz wesentlich. Nicht das vordergründige<br />

Aufpolieren eines Gerätes, sondern<br />

es gebrauchstauglich zu machen. Firmen,<br />

die Design wirklich ernst nehmen, kann<br />

man an zehn Fingern abzählen. Apple gehört<br />

dazu“, sagt Rams. „Das Design trägt<br />

maßgeblich dazu bei, ein Produkt bekannt<br />

zu machen. Bei Apple haben sie das perfektioniert.“<br />

Steve Jobs hat ein Gespür für neue<br />

Märkte. Als er 2001 den iPod auf den<br />

Markt brachte, gab es schon andere MP3-<br />

Spieler. Aber keiner war so ästhetischschlicht<br />

wie der von Apple. Jobs war es<br />

auch, der früh begriff, dass Menschen mit<br />

einem Handy nicht nur telefonieren, sondern<br />

auch spielen, Musik hören und Bücher<br />

lesen wollen. Sechs Jahre nach dem<br />

iPod folgte sein iPhone. Ein Telefon, das<br />

sich per Fingerstreich bedienen lässt und<br />

das so viele zusätzliche Funktionen hat<br />

wie kein anderes Handy.<br />

Wieder gelang Apple ein Auftritt<br />

auf einem neuen Markt. Wieder war es<br />

ein Angriff auf die etablierten Hersteller.<br />

Palm und Black Berry funktionieren<br />

auch, das iPhone aber macht auch noch<br />

Spaß. Microsoft-Manager, die ein Windows-Handy<br />

nutzen müssen, werden<br />

nicht müde zu betonen, dass ihr Gerät<br />

alles bietet, was ein iPhone auch hat. Es<br />

lässt sie nur nicht cool erscheinen.<br />

In diesem Jahr nun hat Apple zum<br />

dritten Streich angesetzt: Das iPad könnte<br />

das Geschäft mit Büchern, Magazinen und<br />

Zeitungen revolutionieren. In den Medienkonzernen<br />

weltweit wird überlegt, wie<br />

man das gedruckte Wort am besten vom<br />

Papier auf das Pad retten könnte. Technologiekonzerne<br />

liefern sich ein Wettrennen<br />

um das beste Konkurrenzprodukt. Im<br />

Mai 2010, keinen Monat nach der Markteinführung<br />

des iPads in den USA, waren<br />

bereits eine Million Exemplare verkauft.<br />

Apple hatte sich selbst übertrumpft: „Eine<br />

Million iPads in 28 Tagen, das ist nicht<br />

einmal halb so viel wie die 74 Tage, die es<br />

brauchte, um diesen Meilenstein mit dem<br />

iPhone zu erreichen“, jubelte Steve Jobs.<br />

Das iPad scheint mehr als jedes andere<br />

Produkt aus der i-Familie einen hochprofitablen<br />

Markt zu erschaffen: Mehr<br />

als 250 000 Apps, kleine Programme für<br />

iPhone und iPad, gibt es im iTunes-Store<br />

zu kaufen. Man kann mit ihnen in fremden<br />

Städten nach Geldautomaten suchen,<br />

sich beim Binden einer Krawatte helfen<br />

lassen oder bei einer Autopanne via GPS<br />

einen Notruf absetzen. Wann immer<br />

ein App heruntergeladen wird, verbucht<br />

Apple 30 Prozent des Kaufpreises für sich,<br />

70 Prozent gehen an die Entwickler. Einer<br />

Prognose des Marktforschungsinstitutes<br />

Gartner zufolge werden in diesem Jahr<br />

weltweit 6,2 Milliarden Dollar für Apps<br />

ausgegeben, das ist ein Zuwachs von 60<br />

Prozent binnen eines Jahres; in drei Jahren<br />

werden es 29,5 Milliarden Dollar sein.<br />

„Steve Jobs ist gelungen, Apple-Kunden<br />

das Gefühl zu geben, Teil einer Werte-Gemeinschaft<br />

zu sein“, sagt Konsumforscher<br />

Giesler. Jobs hat seine Geräte mit<br />

Werten aufgeladen – das Rebellische, das<br />

Avantgardistische, das Schöne, das Angesagte.<br />

Und so sind sie schließlich auch zu<br />

einem Wert an sich geworden. Wer einen<br />

iMac, ein iBook, iPod, iPhone oder iPad<br />

besitzt, der gehört zu dieser Werte-Gemeinschaft<br />

dazu.<br />

varinia bernau<br />

STEVE JOBS<br />

bei der Weltpräsentation des iPad.<br />

Der Apple-Gründer trägt nie Anzug.<br />

Sein Markenzeichen sind Jeans und Rollkragenpullover.<br />

VON BRAUN ZU APPLE<br />

Das Design von iPod und iMac<br />

(oben rechts) hat verblüffende Ähnlichkeit<br />

mit dem Taschenradio T3 und dem<br />

Lautsprecher LE1 von Braun.<br />

wErtE Seiten aus dem Magazin<br />

52<br />

HARALD FALCKENBERG<br />

2000 Werke in 16 Jahren! Ginge es um einen Wettbewerb im Schnellsammeln,<br />

Harald Falckenberg, 67, zählte zu den Favoriten. Für die Qualität gilt<br />

das genauso. Das Fachorgan „Artnews“ listet die Sammlung Falckenberg<br />

in Hamburg unter die 200 bedeutendsten Kollektionen moderner Kunst<br />

weltweit. Kaum eines der Werke, das er in einem alten Fabrikgelände ausstellt,<br />

ist älter als dreißig Jahre, die meisten Künstler kennt er persönlich.<br />

Er mag das Anarchische, Kunst, die vom Punk inspiriert ist. Und er will, sagt<br />

er lächelnd, „zeigen, dass es auch Alternativen zu Caspar David Friedrich<br />

gibt“. 2007 veröffentlichte er ein Buch über seine Sammelleidenschaft:<br />

„Aus dem Maschinenraum der Kunst“.<br />

„Durch die Kunst will ich etwas in mir aufbrechen.<br />

Wie für den Künstler ist Kunst auch für den Sammler<br />

ein Stück Selbsterfahrung.“<br />

Der Unternehmer<br />

Harald Falckenberg<br />

in „Balthys Zimmer“,<br />

das von Jonathan<br />

Meese gestaltet<br />

worden ist. Falckenberg<br />

ist einer der<br />

größten Sammler<br />

des 1970 geborenen<br />

Künstlers.<br />

Sammlung Falckenberg (Besichtigung nur nach Anmeldung) / Wilstorfer<br />

Straße 71, Tor 2 / 21073 Hamburg-Harburg / www.sammlung-falckenberg.de<br />

53<br />

urfürst August I. von Sachsen, genannt<br />

der Starke, musste im Jahr 1717 eine schwierige Entscheidung<br />

treffen. Sollte er sein stolzes Dragonerregiment behalten, 600<br />

Elitesoldaten hoch zu Ross; oder sollte er sie gegen 151 ostasiatische<br />

Porzellane tauschen, darunter achtzehn einen Meter<br />

hohe Deckelvasen? Friedrich Wilhelm I. von Preußen, genannt<br />

der Soldatenkönig und kein großer Freund der Künste, hatte<br />

bereits Statuen aus dem Lustgarten<br />

zu Kanonenkugeln einschmelzen<br />

lassen und brauchte im Krieg gegen<br />

die Schweden nun dringend weiteres<br />

kampfstarkes Personal. Vetter<br />

August stimmte dem Vorschlag des<br />

Preußen zu und entsandte seine Soldaten.<br />

Friedrich Wilhelm gewann,<br />

errang Pommern und Stettin. Doch<br />

bis heute überlebt haben weder die<br />

Dragoner noch das preußische Reich.<br />

Was hingegen blieb und im Dresdner<br />

Zwinger zu bewundern ist, sind<br />

die Vasen. Wie zum Ausdruck ihres<br />

Sieges über das schnöde Militär heißen<br />

sie seither „Dragonervasen“.<br />

Schwer zu sagen, ob sich August<br />

der Starke letztlich mehr an<br />

dem zarten Porzellan erfreut hat als<br />

Friedrich Wilhelm I. an der Erweiterung seiner Grenzen. Sicher<br />

ist aber, dass der preußische Sieg schnell in Vergessenheit geriet,<br />

während die Kunstsammlung Augusts seit Jahrhunderten den<br />

Ruhm des Monarchen mehrt und Hunderttausende beglückt<br />

hat, die seitdem in die Sammlungen strömten. An dem langfristigen<br />

Wert einer Kunstsammlung, dem Stolz und der Freude,<br />

die sie seinem Besitzer verschafft, hat sich bis heute nichts<br />

geändert.<br />

Der deutsche Kunst- und Sammlermarkt ist dennoch eher<br />

bescheiden geblieben. Von den Top 200 der internationalen<br />

Kunstsammler, zu denen August der Starke seinerzeit wie heute<br />

mit Sicherheit gezählt hätte, entfallen über die Hälfte auf die<br />

USA, gefolgt von Großbritannien, Frankreich und der Schweiz.<br />

Neue Sammler drängen aus China, Russland, Indien und Brasilien<br />

auf den Markt. Das hat historische Gründe. Anders als<br />

in vergleichbaren Ländern, insbesondere den USA, wo die Unternehmerfamilien<br />

Rockefeller oder Frick Kollektionen von<br />

Weltrang besaßen, haben Industrielle hierzulande mit wenigen<br />

Ausnahmen erst recht spät begonnen, Kunst zu sammeln.<br />

Den Beginn umfangreichen Kunsthandels in Deutschland<br />

kann man auf das neunzehnte Jahrhundert<br />

datieren. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss<br />

des Heiligen<br />

Römischen Reiches verlor die<br />

Kirche 1803 den Großteil ihrer Länder<br />

und ihres Besitzes. Viele Klöster<br />

wurden aufgelöst, ihre Kunstschätze<br />

verkauft. Die Werke mittelalterlicher<br />

Kunst, die in ihnen lagerten,<br />

hatten seinerzeit nur geringen Wert.<br />

Als derb und unansehnlich wurden<br />

sie im klassizistischen Zeitalter betrachtet,<br />

und wer wollte, konnte sie<br />

für einen vergleichsweise geringen<br />

Betrag kaufen. Zu den Leuten, die<br />

dies taten, gehörten die Brüder Melchior<br />

und Sulpiz Boisserée aus Köln<br />

sowie die Familie Heberle aus Bonn.<br />

Die Brüder Boisserée verkauften<br />

ihre 215 Tafelgemälde im Jahr 1827 weiter an Ludwig I., König<br />

von Bayern – sie bilden die Basis einer der heute bedeutendsten<br />

Sammlungen Alter Meister, der Alten Pinakothek in München.<br />

A<br />

us der Familie Heberle ging 1845 die Kunsthandlung<br />

Heberle-Lempertz in Bonn hervor, die sich bis heute<br />

zum größten deutschen Auktionshaus entwickelt hat.<br />

Peter Hanstein erwarb es 1875 von der Familie Lempertz, Josef<br />

Hanstein führte das Haus durch die schwierigen Jahre Nachkriegsdeutschlands,<br />

sein Enkel Henrik Hanstein leitet es heute<br />

in fünfter Generation.<br />

In Hansteins Büro in Köln lehnen Grafiken der Klassischen<br />

Moderne neben chinesischen Vasen aus der Tang-Dynastie, die<br />

K<br />

Eine Dragonervase, seit 1717 Symbol für den<br />

Sieg der Kunst über den Krieg. August der Starke, 1720<br />

von Guillaume Coustou in Marmor verewigt.<br />

72<br />

H„Wenn das Pferd zufrieden ist, sind<br />

wir es auch“, heißt es bei Hermès.<br />

Auf diesen Sattel trifft es zu: Der<br />

Sattelbaum besteht aus Karbon,<br />

Polyamiden und Titan, so dass er<br />

ca. 1,5 Kilogramm leichter ist als<br />

traditionelle Sättel. Das dürfte Ross<br />

und Reiter gefallen.<br />

73<br />

Tut man es oder lässt man es? Es ist<br />

keine Gewissensfrage, sondern eine<br />

Frage der Lebensart. Der Handkuss<br />

ruft bei vielen Deutschen – anders<br />

als etwa bei Österreichern, Spaniern<br />

oder Türken – Verunsicherung hervor.<br />

Selbstverständlich ist er nur noch im<br />

Adel und bei Katholiken, wo vom Bischof<br />

bis zum Papst der Kuss auf den<br />

Ring das angezeigte Grüß Gott ist.<br />

Als Angela Merkel 2005 ihren Antrittsbesuch<br />

in Frankreich machte,<br />

begrüßte Präsident Jacques Chirac sie<br />

mit Handkuss – den Fotos nach dürfte<br />

es ihr erster gewesen sein. Inzwischen<br />

streckt sie mit der vom Knigge<br />

geforderten „unverkrampften Gewohnheitsmäßigkeit“<br />

dem polnischen<br />

Präsidenten oder auch schon mal<br />

einem Schüler aus Berlin-Neukölln<br />

die Rechte zum Handkuss hin.<br />

Der Handkuss ist eine Geste, die<br />

nichts kostet und nach dem <strong>Prinz</strong>ip<br />

„kleine Ursache – große Wirkung“<br />

funktioniert. Und wie geht er richtig?<br />

„Der Mann beugt sich so weit hinunter,<br />

bis er einen Abstand von etwa<br />

zwei Zentimetern zum Handrücken<br />

der Dame erreicht hat“, heißt es im<br />

Knigge. „Seine Lippen dürfen ihre<br />

Hand aber keinesfalls berühren.“<br />

Früher begnügten sich Frauen mit<br />

Stöckelschuhen oder Pumps. Klingt<br />

altbacken, seit durch den Almodóvar-<br />

Film „High Heels“ 1991 sowie durch<br />

die weltweit erfolgreiche US-Serie<br />

„Sex and the City“ das Stiletto-<br />

Fieber ausbrach. Die Könige der<br />

High-Heel-Schusterei lassen sich<br />

an einer Hand abzählen, und auch<br />

Männer sollten diese Namen kennen,<br />

falls diese mal in Gesprächen fallen.<br />

Denn: Manolo Blahnik oder Jimmy<br />

Choo nicht zu kennen ist wie in einer<br />

Fußball-Runde zuzugeben, dass man<br />

nicht weiß, wer Lukas Podolski ist.<br />

Die Nummer 1 der Stiletto-Stars<br />

ist seit Jahren Christian Louboutin.<br />

Seine Kreationen, Schuhe mag man<br />

das schon gar nicht mehr nennen,<br />

sind sofort zu erkennen an den roten<br />

Sohlen. Die seien ein Pendant zum<br />

Lippenstift, erklärt Louboutin: „Wie<br />

ein Abschiedskuss, wenn sie auf<br />

schwindelhohen Absätzen davoneilt.“<br />

Die Werke des Pariser Schuhmachers<br />

sind auf dem besten Weg zum Mythos:<br />

Oprah Winfrey huldigte ihnen<br />

eine ganze TV-Sendung lang. Und die<br />

US-Sängerin Jennifer Lopez widmete<br />

den Favoriten aus ihrem Schuhschrank<br />

das Liebeslied „Louboutins“.<br />

Was ist viereckig, wiegt 65 Gramm,<br />

kommt jeden Monat mit einem<br />

neuen Bild auf den Markt und ist seit<br />

1937 ein Must-Have? Das legendäre<br />

Seidentuch von Hermès natürlich,<br />

mit dem sich die Dame von Welt<br />

schmückt, egal ob sie Marilyn Monroe,<br />

Madonna oder Queen Elizabeth<br />

heißt. Noch begehrter sind nur noch<br />

die Mütter aller It-Bags des Familienunternehmens<br />

Hermès: Die „Kelly“<br />

(benannt nach Grace Kelly, die damit<br />

1956 auf einem Titelbild von „Life“<br />

posierte) und die „Birkin-Bag“, 1986<br />

für die Schauspielerin Jane Birkin<br />

entworfen. Trotz des stolzen Preises<br />

ist die Begehrlichkeit für diese<br />

Taschen-Ikonen so groß, dass die<br />

Kundschaft monatelange Wartezeiten<br />

in Kauf nimmt. Victoria Beckham soll<br />

hundert Birkins im Gesamtwert von<br />

1,3 Millionen Euro besitzen.<br />

Urahn Thierry Hermès begann 1837<br />

mit Couture für Pferde: Edelste<br />

Ledersättel und Zaumzeug sind auch<br />

heute noch im Angebot. Seit dreißig<br />

Jahren macht Hermès auch Kleider,<br />

angeblich weil eine Stammkundin<br />

moniert hatte: „Ich habe es satt, dass<br />

mein Pferd besser angezogen ist als<br />

ich.“ Von 2004 bis letzten Sommer<br />

zeichnete Jean-Paul Gaultier verantwortlich<br />

für die Hermès-Kollektion<br />

mit Faltenröcken aus Ponyfell und anderen<br />

Extravaganzen. Gaultier durfte<br />

übrigens auch das Hermès-Hochzeitskleid<br />

für Carla Bruni entwerfen.<br />

handkuss<br />

high heel<br />

hermès<br />

Handkuss zum Antrittsbesuch 2005.<br />

Jacques Chirac überrascht Angela Merkel.<br />

High Heels haben<br />

per Definition<br />

zehn Zentimeter<br />

hohe Absätze, wie<br />

die hier von Christian<br />

Louboutin.<br />

High Heels ha<br />

High Heels ha<br />

per Definition<br />

per Definition<br />

zehn Zentime<br />

zehn Zentime<br />

hohe Absätze<br />

hohe Absätze<br />

die hier von C<br />

die hier von C<br />

tian Loubouti<br />

tian Loubouti<br />

DEUTSCHLAND IST TOR ZUR WELT // FEUERWERK ÜBER DEM HAMBURGER HAFEN // 53°31´18 N, 9°56´18 O<br />

DEUTSCHLAND IST GASTGEBER DER WELT // SONY-CENTER AM POTSDAMER PLATZ, BERLIN // 52°30´36 N, 13°22´25 O<br />

28 29<br />

30<br />

W<br />

er etwas über Deutschlands Stärken lernen will, der<br />

muss Geschichten von außergewöhnlichen Unternehmen<br />

in Erfahrung bringen. Von Firmen, die auf<br />

bestimmten Märkten der Welt ganz vorn sind, weil sie Unmögliches<br />

möglich machen. Von diesen Weltmarktführern gibt es in<br />

Deutschland mehr als 1500, hat Bernd Venohr, Unternehmensberater<br />

und Professor am Institute of Management der FHW<br />

Berlin, ermittelt. „Diese Unternehmen, oft in Familienbesitz, dominieren<br />

Marktnischen weltweit. Sie entwickeln qualitativ hochwertige<br />

Produkte und Dienstleistungen, von der Werkzeugmaschine<br />

über Küchengeräte bis hin zu Software. Das Geheimnis<br />

ihres Erfolges sind ihre enorme Innovationskraft und ein langer<br />

Atem beim Aufbau weltweiter Vertriebs- und Servicenetze und,<br />

wann immer möglich, der direkte Kontakt zu ihren Kunden.“<br />

Einer dieser Weltmarktführer<br />

ist Martin Herrenknecht aus dem<br />

südbadischen Allmannsweier. Der<br />

Sohn eines Polsterers hat sich 1975<br />

mit einem Ingenieurbüro selbständig<br />

gemacht – mit Startkapital, das<br />

er sich von seiner Mutter und seinem<br />

Bruder geliehen hatte. Heute<br />

ist Herrenknecht der König der<br />

Tunnelbohrer. Mit seinen gigantischen<br />

Vortriebsmaschinen macht er<br />

auf der ganzen Welt ehrgeizige Infrastrukturprojekte<br />

überhaupt erst<br />

möglich. Ohne Herrenknechts Erfindungen<br />

hätte die vierte Elbtunnel-Röhre<br />

bei Hamburg vermutlich nie gebaut werden können.<br />

Gleiches gilt für den 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel<br />

in der Schweiz. Herrenknechts Programm an Tunnelbohrern<br />

deckt Querschnitte von neunzehn Zentimeter bis zwanzig Meter<br />

ab. Rund 90 Prozent dieser Maschinen kommen im Ausland<br />

zum Einsatz, von den 3165 Mitarbeitern arbeiten 500 in China,<br />

wo fünfzehn Prozent des Umsatzes – im vergangenen Jahr 866<br />

Millionen Euro – erwirtschaftet werden.<br />

Auf einem ganz anderen hochspezialisierten Gebiet ist das<br />

Unternehmen Otto Bock HealthCare aus dem niedersächsischen<br />

Duderstadt führend: Keine andere<br />

Firma auf der Welt stellt so viele<br />

innovative Arm- und Beinprothesen<br />

her. Der Weltmarktanteil im<br />

Bereich Technische Orthopädie<br />

liegt bei 60 Prozent! Für das 1919<br />

gegründete Unternehmen Otto<br />

Bock arbeiten rund 4200 Menschen,<br />

sie erwirtschafteten 2009<br />

einen Umsatz von 499,7 Millionen<br />

Euro. Mehr noch als alle wirtschaftlichen<br />

Kennzahlen machen<br />

Eigentümer und Geschäftsführer<br />

Hans Georg Näder die medizinischen<br />

Wunder Freude, die seine Ingenieure immer wieder vollbringen.<br />

So konnte beispielsweise eine Arm- und Handprothese<br />

entwickelt werden, die sich einzig mit Gedanken steuern lässt<br />

– eine medizinische Sensation aus Deutschland, die weltweit Beachtung<br />

und Anerkennung fand.<br />

Ein anderer Weltmarktführer hat seinen Sitz im mittelhessischen<br />

Haiger: Das zur Friedhelm Loh Group gehörende Unternehmen<br />

Rittal ist Lieferant für hochtechnologische Schaltschränke<br />

und Gehäusesysteme für Industrie und IT-Branche.<br />

Wenn man an die weltweit immer enger vernetzte Welt denkt,<br />

wird einem erst bewusst, dass ohne diese Schaltschränke von<br />

Rittal gar nichts mehr funktionieren würde. Denn sie bilden die<br />

elektronischen Knotenpunkte, an denen das ganze System zusammenläuft<br />

– oder wo es seinen Anfang nimmt (mehr zu Friedhelm<br />

Loh und Rittal im WERTE-Gespräch ab Seite 34).<br />

Vielfalt, Erfindungsreichtum, Kre ativität, Wille und Leidenschaft<br />

– das sind die Charakteristika jener Menschen, die mit ih-<br />

Dr. Martin Herrenknecht<br />

aus Allmannsweier ist<br />

Weltmarktführer im Tunnelbau.<br />

Seine Maschinen<br />

sind weltweit im Einsatz.<br />

DEUTSCHLAND IST INDUSTRIESTANDORT // MITTELDEUTSCHE ERDÖL-RAFFINERIE, LEUNA // 51°19´N, 12°1´O<br />

Prof. Hans Georg Näder ist<br />

mit seinem Unternehmen<br />

aus Duderstadt Weltmarktführer<br />

im Hightech-Segment<br />

Technische Orthopädie.<br />

31<br />

ren Unternehmen die Grundlage von Deutschlands Wohlstand<br />

bilden. Sie finden ihre Basis unter anderem auch in der jahrhundertealten<br />

Kultur- und Wertegesellschaft, die der Standort<br />

Deutschland zu bieten hat. Anders als fast alle anderen großen<br />

Industrienationen auf der Welt ist Deutschland außerdem mittelständisch<br />

geprägt. Die Unternehmen sind zu 95 Prozent in<br />

Familienbesitz. Diese industrielle Kompetenz, die über das ganze<br />

Land verstreut ist, ist der Nukleus des deutschen Wohlstandes.<br />

M<br />

an könnte sich auf eine Reise begeben, vom Bodensee<br />

bis nach Oldenburg, von Rosenheim bis ins Saarland.<br />

Überall würde man diese hochspezialisierten Weltmarktführer<br />

finden. „Wenn wir an die deutschen Stärken denken,<br />

dann fallen uns immer die Autos ein“, sagt Hermann Simon,<br />

Professor für Betriebswirtschaftslehre und Autor des<br />

Buches „Hidden Champions“. „Aber kaum einer nimmt wahr,<br />

dass die Welt aus Tausenden von Einzelmärkten für Produkte besteht<br />

und dass diese vor allem von Deutschen hergestellt und<br />

geliefert werden.“ Wer denkt schon über hochwiderstandsfähige<br />

Schrauben nach, mit denen Herrenknecht seine Tunnelvortriebsmaschinen<br />

montiert? Auch die kommen aus Deutschland.<br />

Das deutsche System wird immer mehr zum Vorbild. Im<br />

Ausland sinnt man auf Nachahmung. Frankreich zum Beispiel<br />

will mittelständische Unternehmen stärker fördern. Oder Südkorea:<br />

Das Land hat ein milliardenschweres Mittelstandsprogramm<br />

aufgelegt, um die enorme Abhängigkeit der Volkswirtschaft und<br />

damit des gesellschaftlichen Wohlstands von ein paar Großkonzernen<br />

zu reduzieren. Ob tatsächlich mittelfristig gelingen<br />

kann, was in Deutschland aus einer jahrhundertealten Tradition<br />

erwuchs, ist fraglich. Hierzulande arbeiten über 57 Prozent aller<br />

Beschäftigten im sogenannten Mittelstand. Sie erwirtschaften<br />

gemeinsam rund 41,5 Prozent des Gesamtumsatzes der deutschen<br />

Wirtschaft überhaupt.<br />

Dabei ist Deutschland noch immer ein Industrieland. Und<br />

genau das ist eine weitere dieser spezifischen Stärken, um die uns<br />

selbst die Amerikaner beneiden. Denn in keinem anderen Land<br />

hat die klassische Industrieproduktion auch nur eine annähernd<br />

vergleichbare Bedeutung. Rund 25 Prozent trägt die industrielle<br />

Produktion zur Wirtschaftsleistung bei. Etwa 14,4 Millionen<br />

Beschäftigte und damit mehr als ein Drittel aller Erwerbstätigen<br />

arbeiten indirekt oder direkt für oder in der industriellen<br />

Produktion. Die wiederum umfasst nicht nur Autos, sondern vor<br />

allem Maschinen.<br />

eutschlands Unternehmen rüsten die Fabriken der<br />

ganzen Welt mit Maschinen aus. Sie liefern zum Beispiel<br />

die Produk tionstechnologie, wenn irgendwo auf<br />

der Welt ein Unternehmer beschließt, eine Fabrik zu bauen.<br />

Die Herstellung aller Güter, seien es einfache Gebrauchsgegenstände<br />

oder komplexe Hightech-<br />

Produkte, ist ohne die entsprechenden<br />

Maschinen aus Deutschland mitunter<br />

nicht möglich.<br />

„Hinzu kommt die starke Position<br />

vieler deutscher Firmen bei Konsum-<br />

und Gebrauchsgütern der Premiumklasse.<br />

Vor allem die weltweite Dominanz<br />

von Autoherstellern wie Audi,<br />

BMW und Mercedes trägt zu einem<br />

hervorragenden Image deutscher Produkte<br />

bei der Mittel- und Oberschicht<br />

in den rapide wachsenden Ländern<br />

China und Indien bei“, erklärt Professor<br />

Bernd Venohr. Ein schnelles Ende<br />

dieser starken Nachfrage nach deutschen<br />

Produkten sei seiner Meinung nach nicht erkennbar. Ganz<br />

neue Impulse sieht der Unternehmensberater darüber hinaus in<br />

den Bereichen Erneuerbare Energie und Energie effizienz. „Hier<br />

gibt es nach meinen Erkenntnissen, auch aufgrund weitsichtiger<br />

gesetzlicher Regelungen in Deutschland, mehrere Hundert<br />

Prof. Dr. Bernd Venohr<br />

ist Unternehmensberater,<br />

Wissenschaftler und<br />

Herausgeber des 2011<br />

erscheinenden „Lexikons<br />

der deutschen<br />

Weltmarktführer“.<br />

D<br />

Pages from the magazine<br />

13<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 12 |


004_WERTE_02_2010 4<br />

006_WERTE_02_2010 6<br />

WERTE<br />

WERTE<br />

Foto: KONRAD R. MÜLLER/AGENTUR FOCUS<br />

08.04.2010 17:09:38 Uhr<br />

08.04.2010 12:56:24 Uhr<br />

005_WERTE_02_2010 5<br />

007_WERTE_02_2010 7<br />

Titelfoto: MATHIAS BOTHOR<br />

INHALT<br />

Fotos: BERTELSMANN STIFTUNG; ULLSTEIN BILD-DDP; BISKUP/LAIF; LANA GROSSA/PEPLIES CONSULT/OLONETZKY<br />

08.04.2010 12:56:22 Uhr<br />

08.04.2010 12:56:30 Uhr<br />

wErtE Seiten aus dem Magazin<br />

Pages from the magazine<br />

CORPORATE & INVESTMENT BANKING I ASSET MANAGEMENT I PRIVATE WEALTH MANAGEMENT I PRIVAT- UND GESCHÄFTSKUNDEN<br />

28<br />

WERTE sprach mit Bettina und<br />

Reinhold Würth über Kinder, Kunst<br />

und Kommerz. Es ist das erste<br />

Interview, das Vater und Tochter<br />

je gemeinsam gegeben haben.<br />

WERTE<br />

no. 2 – 2010<br />

We proudly present:<br />

GEIST<br />

menschen und werte Von Liz Mohn bis Oliver Kahn 6<br />

zeitgeschehen Besuch bei Helmut Kohl in Ludwigshafen –<br />

ein Porträt des Menschenfischers und Architekten der Einheit 8<br />

werte-gespräch Der Dirigent Enoch zu Guttenberg über<br />

Bildung, Erziehung und seinen Sohn Karl-Theodor 24<br />

zwischenruf Die Management-Berater Kjell Nordström<br />

und Stuart Crainer blicken in die Zukunft 46<br />

Die Berliner Philharmoniker –<br />

GELD<br />

live im Internet<br />

familienunternehmer Porträt Bettina und Reinhold Würth 28<br />

interview Über den Sinn und Zweck der Vermögensverwaltung 34<br />

menschen hinter marken Das Wunder von Tipp-Kick 38<br />

länder-report Brasilien, Land der Zukunft 48<br />

rohstoff zucker Treibstoff der brasilianischen Wirtschaft 60<br />

interview Wie ein Family Office Anlegern hilft 72<br />

kolumne Deutsche Bank-Chefvolkswirt Dr. Thomas Mayer<br />

über Chancen und Risiken auf dem Immobilienmarkt 73<br />

no. 2 – 2010<br />

Das Magazin für Geist, Geld & Gesellschaft<br />

GESELLSCHAFT<br />

48<br />

Brasilien ist reich an Bodenschätzen, Erz, Erdöl<br />

und Zucker, es strotzt vor Vitalität. Präsident Lula<br />

da Silva (auf dem Foto mit Fahne) hat Brasilien<br />

zu einem Wirtschaftsland der Zukunft gemacht.<br />

bildung Die Kronberg Academy, Musikschule für die Weltelite 14<br />

schönheit Peter Tamm öffnet seine Schatzkammer –<br />

mit Schiffen aus Elfenbein, Gold und Knochen 18<br />

frauen und karriere Das Geheimnis der K-Frauen 40<br />

auto-biographie Wiesmann – ein Maßanzug auf Rädern 62<br />

kolumne Eckart Witzigmann über den Wert des Essens 65<br />

wertvoll, zeitlos, schön Das Abc der Klassiker 66<br />

BANK INTERN<br />

verantwortung zeigen Das Engagement der Deutschen Bank<br />

für Kunst, Kultur und Gesellschaft 74<br />

Der Titel zeigt Angela<br />

Merkel, die beispielhaft<br />

für alle Karrierefrauen<br />

in Deutschland steht.<br />

Was die Bundeskanzlerin<br />

und andere Frauen<br />

in Führungspositionen<br />

besser machen als Männer,<br />

klärt der Report<br />

ab Seite 40.<br />

4<br />

Fotos: OLIVER MARK für WERTE; LAIF/REDUX/ENGLE<br />

5<br />

MENSCHEN UND WERTE<br />

GESCHICHTEN VON GOLDSUCHERN, STIFTERN UND LEGENDEN<br />

Unternehmerin<br />

LIZ MOHN MAHNT UNTERNEHMER<br />

ZU MEHR VERANTWORTUNG<br />

Liz Mohn ist Mitglied des Aufsichtsrats der Bertelsmann AG und des<br />

Vorstands der Bertelsmann Stiftung. So weit die offiziellen Titel. Darüber<br />

hinaus ist die Witwe von Reinhard Mohn – er verstarb im Oktober<br />

2009 – ein großes Beispiel dafür, wie man Einfluss und Vermögen<br />

zum Wohle aller einsetzen kann: „Die aktuelle Finanzkrise und der<br />

sichtbare Vertrauensverlust in die Wirtschaft und ihre Lenker ist ein<br />

Beleg dafür, dass das Werte-Fundament unserer Gesellschaft bröckelt“,<br />

mahnt Liz Mohn im Gespräch mit WERTE und zeigt einen Weg aus<br />

dieser Vertrauenskrise: „Wie jeder Einzelne tragen auch Unternehmen<br />

Verantwortung für die Gesellschaft – dieses Denken muss nach meiner<br />

Auffassung Teil jedes ökonomischen Handelns sein“, sagt Liz Mohn,<br />

die mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und ihrer Kultur- und<br />

Musikstiftung aktiv einen Beitrag für die Gesellschaft leistet: „Eigentum<br />

verpflichtet – Menschlichkeit gewinnt.“<br />

Fußball-Legende<br />

OLIVER KAHN ENTDECKT DIE TUGEND<br />

FÜR SICH UND ANDERE<br />

„Arroganz und übertriebenes Selbstvertrauen<br />

gehören zu einem Torhüter“, hilfe und der Sepp-Herberger Stiftung.<br />

Botschafter der Justin-Rockola-Sofort-<br />

sagt Oliver Kahn. „Der Sympathikus Sein Ziel: Jugendliche bei ihren Wünschen<br />

und Visionen zu unterstützen<br />

der Nation wollte ich nie sein.“ Doch<br />

die Zeiten ändern sich. Seit Kahn nicht und ihnen neue Wege aufzuzeigen.<br />

mehr im Tor steht, sieht er die Welt mit „Werte“, sagt der neue Kahn, „regulieren<br />

unser Verhalten. Es ist wichtig, sein<br />

anderen Augen: Er engagiert sich als<br />

6<br />

Bildhauer<br />

Mäzenin<br />

Biathletin<br />

Wir wollen, dass große Kunst allen zugänglich ist. Dafür engagieren<br />

RAINER FETTING –<br />

FÜRSTIN GLORIA –<br />

MAGDALENA NEUNER –<br />

REVOLUTIONÄRE KUNST WANDEL DURCH WERTE GOLD FÜR 186 EURO<br />

wir uns seit Jahrzehnten. Denn das unmittelbare Erlebnis ist durch nichts<br />

zu ersetzen.<br />

individuelles Wertepaket zu schnüren<br />

und bei sich zu tragen. Wir müssen<br />

mit unserem Verhalten nicht immer<br />

das ideal Richtige treffen. Wir sollten<br />

ein Gefühl für das Spannungsfeld entwickeln,<br />

in dem sich unser Verhalten<br />

einpendelt …“<br />

Foto: Monika Rittershaus<br />

Der wahre Wert der Kunst erschließt<br />

sich nicht sofort, sagt Bildhauer Rainer<br />

Fetting, der das oft am eigenen Werk<br />

erfahren hat: Als 1996 seine 3,70<br />

Meter hohe Skulptur von Willy Brandt<br />

enthüllt wurde, herrschte entsetztes<br />

Schweigen. Heute ist sie sein berühmtestes<br />

Werk. „Kunst wird erst als schön<br />

empfunden, wenn sich der Betrachter<br />

an ihren Anblick gewöhnt hat. Sie ist<br />

immer revolutionär.“ Sein bronzener<br />

Brandt schmückt heute die SPD-Zentrale<br />

in Berlin und zieht Besucher aus<br />

der ganzen Welt an.<br />

Kaum jemand ist ein besseres Beispiel<br />

dafür, wie man sich durch Werte<br />

wandeln kann: Einst jugendlich bunt,<br />

steht Gloria von Thurn und Taxis<br />

heute für Frömmigkeit, Management<br />

in Einklang mit Traditionen und Mäzenatentum.<br />

Der Schutz des Lebens ist<br />

ihr ein großes Anliegen, so unterstützt<br />

sie viele Stiftungen und engagiert sich<br />

für eine würdige Sterbebegleitung im<br />

christlichen Sinne. „Sie hat sich ihren<br />

Aufgaben mit strammem Blick nach<br />

vorn zugewandt“, bewundert Tochter<br />

Elisabeth, 28, ihre Mutter Gloria.<br />

Mit der Digital Concert Hall ermöglicht die Deutsche Bank eine inno -<br />

vative Art der Konzertübertragung, durch die Klassik fans die Berliner<br />

Philharmoniker live genießen können.<br />

Die Deutsche Bank lädt auch Sie ein: www.berliner-philharmoniker.de<br />

Von zehn Goldmedaillen für Deutschland<br />

haben bei den Olympischen Winterspielen<br />

in Vancouver acht Frauen<br />

geholt. Die 23-jährige Biathletin Magdalena<br />

Neuner hat gleich zweimal Gold<br />

gewonnen: „Mit einer Goldmedaille<br />

kann man Legende werden“, sagt sie.<br />

Und der materielle Wert ist ihr dabei<br />

herzlich egal. Goldmedaillen bestehen<br />

übrigens größtenteils aus Silber, der<br />

Goldanteil beträgt nur sechs Gramm<br />

– Handelswert im März rund 93 Euro.<br />

Der ideelle Wert der Medaillen hingegen<br />

ist unendlich …<br />

7<br />

DAS GEHEIMNIS DER K FRAUEN<br />

frauen in führungspositionen – ein modell mit zukunft<br />

werte-gespräch mit enoch zu guttenberg über klimaschutz,<br />

erziehung und seinen sohn karl-theodor<br />

brasilien auf dem sprung an die spitze der weltwirtschaft<br />

schaffe, net schwätze – porträt der unternehmer bettina und reinhold würth<br />

U1-U4_WERTE_02_10.indd 1<br />

WERTE No. 2<br />

08.04.2010 13:22:51 Uhr<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 14 | 15


12<br />

HELMUT KOHL 2010<br />

Der Kanzler der Einheit zu Hause<br />

in Oggersheim. Er sitzt am<br />

offenen Fenster, mächtig wie eh und je,<br />

das Haupt mit den forschenden<br />

Augen unter den dunklen Brauen.<br />

13<br />

dahinströmenden Rhein, über Vergangenheit<br />

und Zukunft Europas sprachen,<br />

muss eine Art Sternstunde der europäischen<br />

Geschichte stattgefunden haben:<br />

Die beiden Staatsmänner saßen auf der<br />

Mauer, drunten flanierten die Liebespaare,<br />

winkten erstaunt hinauf, und die<br />

Vision eines befriedeten Kontinents erschien<br />

ganz handgreiflich. Von da an war<br />

der Weg zu großen Entscheidungen offen<br />

– Helmut Kohl deutet ihre Dimensionen<br />

in dem genial hintersinnigen Bild an, das<br />

Konrad Rufus Müller am Nachmittag des<br />

14. Juni 1989 gelungen ist.<br />

Der Fotograf hat Helmut Kohl als Porträtist<br />

über Jahrzehnte begleitet. Keiner<br />

kennt Gestalt und Antlitz des Einheitskanzlers<br />

so lang und so genau. Müller, ursprünglich<br />

Maler, hat Kohls Persönlichkeit<br />

immer jenseits der Tagespolitik gedeutet.<br />

Die tiefste Schicht ist gesammelter Ernst,<br />

unverändert, in allen Höhen und Tiefen.<br />

Der junge Kohl am Telefon: Zuhören ist<br />

oft wichtiger als Reden.<br />

Kohls Hände am Notizbuch: Sorgfalt<br />

für das Kleine, Persönliche. Kohl über den<br />

Wolken, Kohl auf einem Felsen gelagert:<br />

Da ist einer im Frieden mit der Schöpfung.<br />

Kohl im Kuhstall: die Haltung so<br />

respektvoll, als sei die Begegnung mit<br />

Bauernkind und Tieren ein Staatsakt.<br />

Und jetzt Helmut Kohl im Februar<br />

2010, acht Wochen vor seinem 80. Geburtstag:<br />

Der Kanzler der Einheit sitzt<br />

mit der Zeitung im Wohnzimmer seines<br />

Ludwigshafener Hauses, neben einem<br />

eingehüllten Oleanderstrauch, der auf<br />

den Frühling wartet. Es ist Kohls Einfamilienhaus.<br />

Kein Geschenk der „dankbaren<br />

Nation“ wie das Friedrichsruh Bismarcks.<br />

Der Bürger, der die Weltpolitik gestaltet<br />

hat, ist wieder dort, von wo er einst ausgezogen<br />

war. Unsichtbar hinter ihm das<br />

Wohnzimmer des Bildungsmenschen mit<br />

der Überfülle der Bücher, den alten Kupferstichen<br />

mit Stadtansichten, den zeitgenössischen<br />

Bildern und Skulpturen.<br />

Helmut Kohl ist verändert und doch<br />

der Gleiche: mächtig wie immer das Haupt<br />

mit den forschenden Augen unter dunklen<br />

Brauen. Die Lebenskrise, der er im<br />

vergangenen Jahr begegnet ist, hat seine<br />

Züge weicher gemacht. In dem großartigen<br />

Profilbild blickt Kohl in Gelassenheit<br />

gleichsam nach innen. Diszipliniert<br />

der geschlossene Mund, halb weise, halb<br />

entsagungsvoll. Die Summe des Lebens:<br />

Milde. Mit ein wenig Phantasie kann man<br />

ihn sich als Bauern oder Winzer vorstellen,<br />

der zuvor in die kultivierte, blühende<br />

Landschaft geschaut hat und sich sagt: Es<br />

ist gut. All die Mühe hat sich gelohnt.<br />

Man kann „Landschaft“ aber auch als<br />

Sinnbild von Kohls Europa nehmen. Wer<br />

in früheren Tagen einmal die Gelegenheit<br />

hatte, Kohl beim Erzählen darüber zuzuhören,<br />

der erinnert sich an so etwas wie<br />

einen großen, aus Tausenden von farbigen<br />

Fäden zusammengewebten Bilderteppich.<br />

Alles hat seinen Platz, nichts kommt von<br />

ungefähr, und die Menschen, ihre Schicksale,<br />

ihre Leistungen und Misserfolge,<br />

ihr Handeln und Denken, schließlich ihr<br />

künstlerisches Gestalten fügen sich zu einem<br />

mächtigen Muster zusammen.<br />

So groß die Vergangenheit, so groß<br />

kann deshalb auch die Zukunft Europas<br />

sein. Und mittendrin der Rhein, an dem<br />

Kohl sein Leben verbracht hat, über den<br />

er alles gelesen hat, was es gibt, der seine<br />

Heimat ist und der im entscheidenden<br />

Gespräch mit Gorbatschow im Juni 1989<br />

zum Sinnbild für das unaufhaltsame Fließen<br />

der Geschichte wurde, die einst die<br />

deutsche Einheit bringen würde.<br />

Dass in der Politik ein Mann mitten<br />

im Trubel der „Forderungen des Tages“<br />

historisch begründet, warum er so und<br />

nicht anders handelt, ist selten genug.<br />

Dass aber die Politik eines ganzen Lebens<br />

anknüpft an einen erzählbaren Sinn, der<br />

in der longue durée von Europas Werden<br />

festen Grund hat, von Anfang an, das<br />

ist so selten, dass wir dergleichen Exempel<br />

alle auswendig erzählen können:<br />

Churchill, Adenauer, de Gaulle, Brandt,<br />

Kohl. Es sind die Menschen, die mit Jacob<br />

Burckhardt wissen, dass Geschichte nicht<br />

klug macht für ein andermal, sondern<br />

weise für immer.<br />

Zur Person<br />

DR. HELMUT KOHL<br />

Helmut Kohl wurde am 3. April<br />

1930 in Ludwigshafen geboren,<br />

er studierte Geschichte und<br />

Staatswissenschaften. Von 1969 bis<br />

1976 war er Ministerpräsident von<br />

Rheinland-Pfalz, von 1973 an 25<br />

Jahre Parteivorsitzender der CDU.<br />

In seine Zeit als Bundeskanzler<br />

(1982 bis 1998) fielen die deutsche<br />

Einheit und der europäische Einigungsprozess.<br />

Kohl ist Vater zweier<br />

Söhne und lebt in zweiter Ehe in<br />

Ludwigshafen-Oggersheim.<br />

professor christoph stölzl<br />

Der Historiker und ehemalige Berliner Kultursenator<br />

kennt Helmut Kohl seit vielen Jahren.<br />

Zum 1. Juli 2010 wird Stölzl Präsident der<br />

Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar.<br />

MOMENT DER EINKEHR<br />

Helmut Kohl auf einer Bergwiese<br />

am Wolfgangsee, 1989. Im Frieden mit<br />

der Schöpfung blickt er auf das Tal.<br />

18<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

PETER TAMMS<br />

GEHEIME<br />

SCHATZKAMMER<br />

EIN MANN UND SEINE LEIDENSCHAFT.<br />

IN ÜBER SIEBEN JAHRZEHNTEN HAT PETER TAMM<br />

DIE GRÖSSTE MARITIME PRIVATSAMMLUNG DER WELT<br />

ZUSAMMENGETRAGEN. FÜR WERTE ÖFFNETE DER EHEMALIGE<br />

VORSTANDSVORSITZENDE DES AXEL SPRINGER VERLAGS<br />

SEINE SCHATZKAMMER MIT SCHIFFEN AUS ELFENBEIN,<br />

GOLD UND PLATIN.<br />

Das russische Linienschiff mit über 100 Kanonen an Bord wurde<br />

1841 auf der Marinewerft in Nikolajew in Russland gebaut. 1853<br />

war die „Zwölf Apostel“ in der Seeschlacht bei Sinope (Foto oben)<br />

gegen die Türken im Einsatz, eine Schlacht, die die Russen gewannen.<br />

Das Modell, das hier zu sehen ist, wurde im 19. Jahrhundert<br />

aus verzinktem Messing im Maßstab 1:200 gefertigt und ist eines der<br />

Prunkstücke in der maritimen Schatzkammer von Peter Tamm.<br />

LINIENSCHIFF „ZWÖLF APOSTEL“<br />

19 20<br />

Der „Adler von Lübeck“ war ein Kriegsschiff<br />

der Hansestadt Lübeck, 80 Meter<br />

lang, mit 150 Artilleriekanonen und 2000<br />

Tonnen Wasserverdrängung eines der größten<br />

seiner Zeit. Im Nordischen Krieg gegen<br />

Schweden war der Viermaster 1567 als<br />

Führungsschiff im Einsatz. Nach Kriegsende<br />

wurde es zum Frachtschiff umgebaut und<br />

transportierte fortan Salz zwischen Lübeck<br />

und der Iberischen Halbinsel.<br />

Schiffsmodelle aus Bernstein sind sehr<br />

wertvoll und Ausdruck höchster Handwerkskunst:<br />

Die Wölbungen erzielte der<br />

Bernsteinschnitzer, indem er den Stein erhitzte<br />

und mit speziellen Werkzeugen formte.<br />

Die Takelage besteht aus Goldfäden.<br />

BERNSTEINSCHIFF „ADLER VON LÜBECK“<br />

Das Original lief 1722 vom Stapel und trug<br />

den Beinamen „Barockpalast“. 15 Jahre fuhr<br />

das Schiff unter der Flagge der Hansestadt<br />

Hamburg. 1737 wurde es an eine Reederei<br />

verkauft, die es zu einem bewaffneten<br />

Handelsschiff umbauen ließ. 1796 soll der<br />

Segler, mit einer Ladung Tee von Indien<br />

kommend, in einem Sturm vor der Südküste<br />

Arabiens gestrandet sein. Der Kapitän<br />

Erich Schulze baute den Dreimaster im<br />

20. Jahrhundert nach – aus wertvollem<br />

Elfenbein und mit viel Liebe zum Detail.<br />

Die meisten der weltweit noch existierenden<br />

Elfenbeinmodelle entstanden in der<br />

zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und<br />

sind absolut maßstabsgetreu.<br />

KONVOISCHIFF „WAPPEN VON HAMBURG III“<br />

21<br />

die Erfahrung der Finanzexpertin Mechthild<br />

Upgang: „Geld ist Frauen nicht so wichtig,<br />

sondern das, was am Geld hängt – die Beziehungsebene.<br />

Männern ist Geld vor allem ein<br />

Statussymbol.“<br />

Schweizer Wissenschaftler räumten mit<br />

einem bislang überwiegend von Männern<br />

kolportierten Vorurteil auf, wonach Erfolg<br />

in der Chefetage mit Kinderlosigkeit bezahlt<br />

werden müsse. Das Gegenteil scheint richtig<br />

zu sein: Schweizer Unternehmerinnen haben<br />

mehr Kinder als Frauen in schlechter bezahlten<br />

Positionen. Und dieser Nachwuchs wird<br />

die Arbeitswelt weiter umkrempeln: „Bereits<br />

sechs- bis zwölfjährige Mädchen“, so Klaus<br />

Hurrelmann, Sozialwissenschaftler an der<br />

Universität Bielefeld, „haben eine sehr hohe<br />

Motivation. Sie wollen Karriere und Familie.<br />

Sie wollen alles.“ Frauen seien flexibler,<br />

„Frauen sind der Megatrend des 21. Jahrhunderts“,<br />

sagt auch Trendforscher Matthias<br />

Horx. Und verweist auf die USA, wo Konzerne<br />

wie Pepsi, Xerox oder eBay seit Jahren<br />

von Frauen geleitet werden, während sie sich<br />

hierzulande noch des Öfteren mit der Basis-<br />

Forderung „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“<br />

rumschlagen müssten. Jüngste Untersuchungen<br />

beweisen, dass in Deutschland immer<br />

noch die Gehaltsschere mit fünfundzwanzig<br />

Prozent zu Ungunsten der Frauen klafft.<br />

Die gute Nachricht ist: Karrierefrauen<br />

werden weltweit zu immer besser erforschten<br />

Wesen. In Kanada bestätigen Untersuchungen,<br />

dass frauengeführte Unternehmen<br />

weitaus weniger konkursgefährdet sind.<br />

Weil Frauen eine gesunde Abneigung gegen<br />

Selbstüberschätzung haben. Und sie haben<br />

ein anderes Verhältnis zum Geld, das ist auch<br />

44<br />

Niemand macht seine<br />

Hausaufgaben in der Bundesregierung<br />

so geräuschlos,<br />

effi zient und dabei<br />

so charmant wie Ursula<br />

von der Leyen, 51, Mutter<br />

von sieben Kindern.<br />

Mit 147 Milliarden Euro<br />

verwaltet sie den größten<br />

Geldtopf des Staates<br />

und hat zugleich eine der<br />

schwierigsten Aufgaben:<br />

die Modernisierung des<br />

aus den Fugen geratenen<br />

Sozialstaats. „Ich habe<br />

unendlich viel zu tun und<br />

unendlich viel vor“, sagt<br />

die Ministerin, und es klingt<br />

fast so, als strebe sie noch<br />

nach einem anderen,<br />

einem höheren Amt.<br />

URSULA VON<br />

DER LEYEN<br />

anpassungsfähiger, sie durchschauen Spielregeln<br />

schneller und können Herausforderungen<br />

daher besser meistern, stellt Sozialwissenschaftler<br />

Hurrelmann fest.<br />

Fakt ist: K-Frauen verstecken sich nicht<br />

mehr hinter der ihnen traditionell zugedachten<br />

Rolle. Sie haben gelernt, sich nicht emotional<br />

erpressen zu lassen. Nicht bei jedem<br />

Elternabend muss frau sich sehen lassen. Da<br />

kann auch mal der Mann hingehen. Wer eine<br />

Schraubenfabrik mit Hunderten Blaumännern<br />

führen kann oder ein Ministerium wie<br />

Ursula von der Leyen, der hat auch die Fähigkeit,<br />

sein Privatleben mit sieben Kindern zu<br />

organisieren.<br />

Natürlich machen auch K-Frauen mal<br />

eine midlife-crisis durch. Und natürlich setzen<br />

auch Karrierefrauen mal das ein oder<br />

andere Projekt in den Sand und reden den<br />

Misserfolg hinterher als logisches Ergebnis<br />

der Umstände schön. Aber die Ego-Explosionen<br />

eines Dany Dattel, Nick Leeson oder<br />

Jérôme Kerviel, die mit wilden Spekulationen<br />

ehrwürdige Bankhäuser in den Ruin getrieben<br />

haben, die sind und bleiben Männersache.<br />

Oder wer hat je von einer Frau gehört, die<br />

durch Selbstüberschätzung ihren Arbeitgeber<br />

mal eben um fünf Milliarden Euro ärmer gemacht<br />

hat?<br />

Frauen in Führungspositionen – das ist<br />

ein Geschäftsmodell mit Zukunft, gesellschaftlich<br />

und wirtschaftlich notwendig. Und<br />

politisch gewünscht: Denn die Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt<br />

ist längst als Motor des Wirtschaftswachstums<br />

erkannt worden: „Wenn Frauen<br />

und Männer in den Führungspositionen der<br />

Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche in<br />

einem ausgewogenen Verhältnis vertreten<br />

wären, würde dies Wachstum schaffen. Die<br />

Beseitigung der geschlechtsspezifischen Unterschiede<br />

bei der Beschäftigung in den einzelnen<br />

EU-Mitgliedstaaten kann zu einem<br />

Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 15<br />

bis 45 Prozent führen“, so das Ergebnis einer<br />

am 25. März veröffentlichten Studie der EU-<br />

Kommission.<br />

Wie wichtig die Gleichstellung von Frauen<br />

in Führungspositionen ist, erkannte man<br />

in Norwegen bereits vor mehr als sieben Jahren:<br />

2003 erließ der damalige Wirtschaftsminister<br />

Ansgar Gabrielsen – ein Mann – ein<br />

Gesetz, wonach keine Aktiengesellschaft<br />

mehr gegründet werden darf, wenn sie nicht<br />

wenigstens 40 Prozent Frauen im Vorstand<br />

hat. Bestehende Aktiengesellschaften hatten<br />

bis 2007 Zeit, sich anzupassen, andernfalls<br />

drohte ihnen die Auflösung. Die Patriarchen<br />

fanden das lächerlich, mancher unkte, es gebe<br />

doch gar nicht genügend qualifizierte Frauen<br />

in Norwegen. „Doch wie sich herausstellte,<br />

waren die talentierten Frauen schon längst<br />

da“, sagt Marit Hoel, Direktorin des Center<br />

for Corporate Diversity in Oslo, die die Wirkung<br />

der staatlich verordneten Quotenregelung<br />

untersucht hat. „Diese Frauen waren bis<br />

dahin nur irgendwie unsichtbar …“<br />

45<br />

Ihr Start als Aufsichtsratsvorsitzende<br />

bei Henkel<br />

2009 markiert eine Zeitenwende<br />

in der Wirtschaft:<br />

Mit Simone Bagel-Trah, 40,<br />

Ururenkelin des Konzerngründers,<br />

führt zum<br />

ersten Mal eine Frau den<br />

Aufsichtsrat eines DAX-<br />

Unternehmens. Die Mutter<br />

von zwei Kindern hat in Mikrobiologie<br />

mit „sehr gut“<br />

promoviert und gilt als sehr<br />

gewissenhaft, analytisch und<br />

ehrgeizig. Unternehmerische<br />

Erfahrung hat sie auch:<br />

Mit 31 gründete sie eine<br />

Firma, die Antibiotika erforscht.<br />

Bei Henkel wünscht<br />

sie sich nun mehr Frauen in<br />

Führungs positionen.<br />

SIMONE<br />

BAGEL-TRAH<br />

Die Unternehmerin, 47,<br />

wählt immer den geraden<br />

Weg, sie agiert dabei besonnen,<br />

lautlos, zurückhaltend.<br />

Als Unternehmerin<br />

(Altana, BMW, Nordex, SGL<br />

Carbon) und als Managerin<br />

ihrer Familie. Sie investiert<br />

gern in „forschungs starke<br />

und technologieorientierte“<br />

Unternehmen, also in<br />

Märkte mit Potenzial.<br />

SUSANNE<br />

KLATTEN<br />

Die Bratschistin Peijun Xu, 25, studiert<br />

in Kronberg (Foto unten rechts) bei<br />

Nobuko Imai. Im Januar erhielt sie den<br />

ersten Preis des 6. Internationalen Yuri<br />

Bashmet Viola Wettbewerbs in Moskau.<br />

Eine Auszeichnung für sie und die<br />

Kronberg Academy.<br />

14 15<br />

„Der Mensch repräsentiert einzeln ebenso das Gesamtleben der<br />

Gesellschaft, wie die Gesellschaft nur ein etwas größeres Individuum<br />

darstellt“, sagte einst Ludwig van Beethoven – und seine<br />

Ansicht hat mehr denn je Bestand. Man kann die Gesellschaft repräsentieren<br />

in Form einer vita passiva – oder durch die Anstrengungen<br />

einer vita activa. Durch das Durchschnittliche wahrt die<br />

Welt ihren Bestand, durch das Außergewöhnliche bekommt sie<br />

ihren Wert. Jene Außergewöhnlichen und künstlerisch Hochbegabten,<br />

die – so ein Paradox des Dirigenten Bruno Walter – mit<br />

„einer angeborenen Technik auf die Welt gekommen sind“, sind<br />

ein Geschenk der Natur an die Gesellschaft.<br />

In der Bildungsdiskussion, die nicht selten auf eine „humandemokratische<br />

Nivellierung“ (Thomas Mann) hinausläuft, wird<br />

oft vergessen, dass die Förderung außergewöhnlicher Begabungen<br />

zu den wichtigsten Aufgaben einer Gesellschaft gehört, die<br />

zukunftsfähig sein will. Diese Förderung setzt die Einsicht voraus,<br />

dass nichts ungerechter ist als die Gleichbehandlung von<br />

Ungleichen; auch die Einsicht, dass die richtige Behandlung hoher<br />

Begabungen spezieller Institutionen bedarf.<br />

Die Kronberg Academy ist so eine Einrichtung zur Förderung<br />

hochbegabter junger Musiker. Die nicht nur in Deutschland<br />

einzigartige Institution geht zurück auf eine Initiative des<br />

Cellisten Raimund Trenkler. Nach dem Studium an der Musikakademie<br />

von Basel, der Essener Folkwangschule und am Royal<br />

College of Music in London wurde er 1990 erster Solocellist des<br />

Seoul Symphony Orchestra. Ein Jahr später gründete er mit vier<br />

Kollegen das Ensemble Cellissimo. Die Erfahrungen, die er im<br />

Orchester wie als Solist gesammelt hatte, ließen ihn erkennen,<br />

dass die Ausbildung hochbegabter junger Musiker in Deutschland<br />

verbessert werden müsse. Der Plan, herausragende Cellisten<br />

zu einem regelmäßigen Festival in den Taunus zu holen, führte<br />

schließlich zur Gründung der Internationalen Kammermusik-<br />

Akademie Kronberg e. V.<br />

Im Jahre 1994 wurden die ersten Violoncello-Meisterkurse<br />

abgehalten. 1995 brachte ein dreitägiges Festival, 1996 folgten<br />

einwöchige Meisterkurse, 1997 wurde eine Cello-Stiftung im<br />

Namen von Mstislaw Rostropowitsch ins Leben gerufen. Binnen<br />

weniger Jahre war Kronberg, wie der russische Meister hervorhob,<br />

zur „Welthauptstadt des Cello-Spiels geworden“. Ins Jahr<br />

1998 fiel die Gründung der Yuri Bashmet Viola Foundation und<br />

des Emanuel Feuermann-Konservatoriums. 1999 wurde der Gidon<br />

Kremer Instrumenten Fonds ins Leben gerufen.<br />

Festivals oder Erinnerungsveranstaltungen – wie zum Beispiel<br />

ein Festkonzert zum 60. Geburtstag von Gidon Kremer oder<br />

„Remembering Slawa“ zur Erinnerung an den vor drei Jahren<br />

gestorbenen Mstislaw Rostropowitsch im April – dienen der Außenwirkung,<br />

immer aber ohne die für viele Festi vals typischen<br />

gleißenden Effekte. Im Zentrum steht die auf Plato zurückgehende<br />

Idee einer Akademie, einer Schule, in der die besten zusammenkommen.<br />

Die Akademie ist dabei einer Maxime von Bert<br />

Brecht gefolgt: „Wirklicher Fortschritt ist nicht Fortgeschrittensein,<br />

sondern Fortschreiten.“ So ist aus der „Welthauptstadt des<br />

Cello-Spiels“ eine Hochburg für Streicher geworden.<br />

Von Anfang an wurden Großmeister ihrer Instrumente für<br />

die Lehrtätigkeit gewonnen. Es gilt, ein Dutzend Meisterschüler<br />

während ihres dreijährigen Studiengangs neben dem normalen<br />

MUSIK<br />

FÜR DIE<br />

WELT<br />

Text:<br />

DIE KRONBERG ACADEMY IM<br />

TAUNUS IST EIN GELUNGENES BEI-<br />

SPIEL DAFÜR, WIE DIE FÖRDERUNG<br />

HOCHBEGABTER MUSIKER<br />

IN DEUTSCHLAND SEIN SOLLTE –<br />

DIE BESTEN SCHÜLER TREFFEN HIER<br />

AUF DIE BESTEN LEHRER.<br />

24<br />

„GEISTIGE FREIHEIT<br />

IST DER WICHTIGSTE AUFTRAG<br />

AN ALLE MENSCHEN“<br />

DIE JOURNALISTIN ERNA LACKNER SPRACH FÜR WERTE<br />

MIT DEM DIRIGENTEN ENOCH ZU GUTTENBERG ÜBER BILDUNG,<br />

ERZIEHUNG, GLAUBEN UND VERANTWORTUNG.<br />

DIE FAMILIE<br />

„ICH MUSSTE FÜR MEINEN VATER KOFFER PACKEN,<br />

SCHUHE PFLEGEN – WEIL MAN WISSEN MUSS, WIE SCHWER<br />

DIE ARBEIT IST, DIE MAN VON ANDEREN VERLANGT.“<br />

Baron Guttenberg, ist der Titel Freiherr eine Vorgabe, ein Auftrag?<br />

Klar! Aber eigentlich auch ein Schmarrn, weil man da hineingeboren<br />

wird, darauf ja keinen Einfluss hat. Doch so ein Wort hat<br />

natürlich eine Magie und hat in der Erziehung eine Riesenrolle<br />

gespielt. Und im Fall unserer Familie, wenn man fast tausend<br />

Jahre auf demselben Fleck hockt und<br />

engen Kontakt mit der Bevölkerung<br />

hat, ergeben sich daraus zwar keine<br />

freiherrlichen, aber doch Verpflichtungen.<br />

Und zum „frei“ im Freiherrn:<br />

In letzter Konsequenz müssten wir<br />

alle Frei-Herren sein. Ich wehre mich<br />

gegen die Ansicht, dass einer den<br />

Mund nur aufmachen kann, wenn er<br />

finanziell unabhängig ist. In der Nazi-Zeit<br />

gab es viele sogenannte kleine<br />

Leute, die unglaublich tapfer waren.<br />

Geistige Freiheit, egal unter welchen<br />

Umständen, ist der wichtigste Auftrag<br />

an alle Menschen.<br />

Kann man innere Freiheit denn trainieren?<br />

Meine Schwestern und ich sind von<br />

unserem Vater konsequent dazu erzogen<br />

worden, schon jung Verantwortung<br />

zu übernehmen. Dass man<br />

sich zum Klassensprecher aufstellen<br />

lässt, dass man in seinem Sportverein<br />

Verantwortung übernimmt. Und<br />

auch zu Hause: Das Haus ist so groß,<br />

dass es ohne Personal nicht zu führen<br />

ist, aber auch ic h musste als Kind<br />

zum Beispiel die Arbeit des Butlers<br />

üben, wurde angelernt von unserem<br />

Personal – und das habe ich mit meinen<br />

Söhnen auch so gemacht.<br />

Was haben Ihre Söhne lernen müssen?<br />

Servieren zum Beispiel, mit weißen Handschuhen, wenn Gäste<br />

zu Besuch bei uns waren. Ich musste beispielsweise für meinen<br />

Vater die Koffer packen, die Schuhe pflegen – weil man wissen<br />

muss, wie schwer die Arbeit ist, die man von anderen verlangt.<br />

Dann hat man dazu ein völlig anderes Verhältnis. Das gibt einem<br />

auch innere Freiheit, das fördert den gegenseitigen Respekt. Eine<br />

ganz tolle Schulung, und ich habe das dann mit meinem heute<br />

berühmten Ministersohn Karl-Theodor und seinem Bruder<br />

Phil ipp auch so gemacht. So lernt man schon früh mit Menschen<br />

umzugehen, auf gleicher Augenhöhe.<br />

Welchen Wert hat Familie?<br />

Im christlichen Abendland, in Europa, ist die Familie die Wurzel,<br />

das Moment, worauf sich ein Staat aufbaut und verlassen<br />

kann. Oder muss man sagen: verlassen konnte!? Wir haben<br />

von Verantwortung gesprochen: Als junger Mensch lernt man<br />

nirgends besser als in einer Familie,<br />

füreinander Verantwortung zu tragen.<br />

Auch meinen kleinen Kindern<br />

– ich bin wieder verheiratet und habe<br />

noch mal zwei Söhne – versuche ich<br />

das zu vermitteln. Die Aufgabe des<br />

Vierjährigen ist nur der Kindergarten,<br />

aber für ein kleines Kind ist der<br />

Kindergarten eine Riesengeschichte.<br />

Da geht er hin, auch wenn mal das<br />

oder das weh tut. In einer Familie<br />

geht es auch nicht allein um die Autorität<br />

der Eltern, sondern man lernt<br />

zu antworten, muss auch sich selber<br />

verantworten.<br />

Die Familie ist nach wie vor eine<br />

Grundfeste, aber auch grundsätzliche<br />

Liberalität halte ich für sehr wichtig.<br />

Ich gehöre nicht zu denen, die homosexuelle<br />

Paare verurteilen, ich habe<br />

einen engen Mitarbeiter, der eine<br />

Männerehe führt, auch das ist einleuchtend.<br />

Für falsch hielte ich nur,<br />

und das ist ein bisschen die Gefahr,<br />

wenn durch das Zulassen gleichgeschlechtlicher<br />

Gemeinschaften der<br />

Wert der traditionellen Ehe abgeknapst<br />

werden würde. Dieser Wert<br />

muss hochgehalten werden, aber was<br />

mir da auch fehlt, ist das historische<br />

Bewusstsein.<br />

Die Wurzeln unserer Gesellschaft werden nicht mehr gesehen:<br />

die Herkunft aus der christlichen Religion, ohne die Europa nicht<br />

denkbar ist. Deswegen ist es wichtig, dass Jugendliche eine fundierte<br />

religiöse Bildung haben. Das hat nichts damit zu tun, ob<br />

ich persönlich ein gläubiger oder ungläubiger Mensch bin. Man<br />

soll auch die negativen Seiten beleuchten, aber nur zu sagen,<br />

meine Kinder sollen später mal selbst entscheiden, das ist falsch.<br />

Man kann nur dann entscheiden, wenn man etwas kennt.<br />

Sie würden Kinder nicht abtauchen lassen in den Ethikunterricht?<br />

Auf gar keinen Fall! Das lasse ich nicht zu. Auch meine Kleinen<br />

sind recht bibelfest, weil wir das einfach jeden Abend lesen.<br />

Das hat mit Frömmigkeit nichts zu tun, sondern mit fundiertem<br />

Der Freiherr mit seiner Frau Ljubka, selbst<br />

Dirigentin, Sohn Karl-Theodor und<br />

dessen Frau Stephanie.<br />

28<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

„SCHAFFE, NET<br />

SCHWÄTZE“<br />

REINHOLD WÜRTH ÜBERNAHM MIT NEUNZEHN DEN SCHRAUBENHANDEL<br />

SEINES VATERS UND MACHTE DARAUS EINEN WELTKONZERN.<br />

HEUTE STEHT BETTINA WÜRTH AN DER SPITZE. HIER SPRECHEN VATER UND<br />

TOCHTER ÜBER DEN GENERATIONENWECHSEL UND IHR ENGAGEMENT<br />

FÜR KUNST UND KULTUR.<br />

Bettina Würth vor dem<br />

„Bildnis des Pfalzgrafen<br />

Ottheinrich“, Tuschfeder<br />

von Peter Gertner, 1535.<br />

29<br />

eigentlich müsste dies ein feierlicher augenblick<br />

sein, wenn der weißhaarige Herr die Kirche betritt. Schließlich<br />

ist Reinhold Würth ein gläubiger Mann und seit Kindesbeinen<br />

Mitglied der Neuapostolischen Kirche. Schon zu Lebzeiten des<br />

Vaters gehörte der Gottesdienst zum Familien ritual, an dem er<br />

bis heute festhält. Ebenso an den Grundsätzen seiner Kirche,<br />

deren Lehre besagt, dass Gott seine treuen Diener belohnt. Aber<br />

von Feierlichkeit keine Spur. „Grüß Gott“, sagt er kurz und<br />

drängt sofort geschäftig zur Tat: „So, was machen wir jetzt?“<br />

Und: „Schaffe, net schwätze.“<br />

Die Antwort liegt so nah wie die Bilder an den Wänden des<br />

800 Jahre alten Gemäuers: Dutzende Werke alter Meister zieren<br />

die Räume, darunter Skulpturen von Tilman Riemenschneider<br />

und Tafelbilder von Lucas Cranach dem Älteren. Eines davon<br />

zeigt Jesus, der Kinder inmitten einer Schar Mütter segnet, ein<br />

anderes präsentiert Adam und Eva kurz vorm Sündenfall, beide<br />

noch paradiesisch nackt. Davor verharrt Reinhold Würth einen<br />

Moment. „Wo soll man hinschauen?“, sagt er und zwinkert ein<br />

Lächeln um die Augen. „Wenn ich die Eva anstarre, bin ich ein<br />

Voyeur, und wenn ich den nackten Kerl angucke?“ Ursprünglich<br />

hatte er mit den alten Meistern nichts am Hut. „Um Himmels<br />

willen! Spätmittelalterliche Kunst ist mir irgendwie zu<br />

heilig.“ Als er aber die Bilder in all ihrer Pracht hier hängen sah,<br />

„fiel mir doch der Unterkiefer runter“.<br />

fünfzig millionen euro, so schätzen Kunstexperten, hat<br />

Reinhold Würth für die Schätze aus dem 15. und 16. Jahrhundert<br />

investiert, und weil er sie ja irgendwie angemessen unterbringen<br />

musste, kaufte er die Johanniter-Kirche in Schwäbisch Hall<br />

gleich dazu, ließ das ehrwürdige, allerdings auch schon ein wenig<br />

mürbe gotische Gotteshaus vom Fundament bis zum Dachstuhl<br />

restaurieren und freut sich inzwischen darüber. Er verschweigt<br />

auch nicht, dass ihm seine Frau Carmen arg zugesetzt hat, diese<br />

Sammlung zu kaufen, nicht zu vergessen Christoph Graf Douglas,<br />

ein ehemaliger Mitarbeiter des englischen Auktionshauses<br />

Sotheby‘s, der im Auftrag des Donaueschinger Adelshauses<br />

Fürstenberg einen Käufer für die Gemäldesammlung suchte.<br />

Graf Douglas agierte unwiderstehlich und erntet dafür ein Lob,<br />

das aus dem Munde Würths einem zweiten Ritterschlag gleichkommt:<br />

„Der Douglas verkauft Kühlschränke am Nordpol!“<br />

Vom Verkaufen, davon versteht der Würth was, das hat er<br />

von klein auf praktiziert, das macht ihm so leicht keiner nach.<br />

Gelegentlich hat er sich schon mal den Spaß erlaubt, seinen Leuten<br />

zu zeigen, wie alles anfing, hat einen Haufen Kartons voller<br />

Schrauben in einen alten Handkarren gepackt und ist mit ihm<br />

durch die Gassen seiner Heimatstadt Künzelsau gezogen – vorbei<br />

an den monumentalen Plastiken vor seinem Museum, vorbei<br />

an seinem Unternehmen, das Jahr für Jahr Milliarden erwirtschaftet,<br />

bis hin zur Schlossmühle, wo sein Vater die Handelsfirma<br />

gründete.<br />

Die war vor 50 Jahren noch klein, dem Vater gingen zwei<br />

Gesellen und ein Lehrling zur Hand. Der Lehrling war Reinhold<br />

selbst, und zu seinen Aufgaben gehörte es, den Karren von Tür<br />

Reinhold Würth vor dem<br />

Gemälde „Adam und Eva,<br />

der Sündenfall“, 1546 von<br />

Lucas Cranach gemalt.<br />

30<br />

zu Tür zu ziehen und zu verkaufen, was die Welt zusammenhält:<br />

Nägel und Schrauben. Vierzehn Jahre alt war er damals in diesem<br />

Deutschland, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Fugen geraten<br />

war. Da ließ sich einiges unter die Leute bringen, die Haus und<br />

Hof wiederaufbauen mussten, und einiges von dieser neuen D-Mark<br />

einfahren, die nach der Währungsreform dem Land ein Wirtschaftswunder<br />

ermöglichte. Heute, aus der Distanz seiner 75 Jahre und<br />

seines 65. Firmenjubiläums, blickt er mit einer gewissen Rührung<br />

auf diese Zeit damals zurück: „Ich glaube, manche Handwerker nahmen<br />

mir das Zeug nur ab, weil es ihnen imponierte, dass so ein Bubi<br />

Schrauben verkauft.“<br />

als der bube neunzehn war, starb der Vater, und der Sohn<br />

übernahm den Betrieb. Seitdem gilt er als Symbolfigur des Wirtschaftswunders,<br />

gehört zu den Deutschen der ersten Stunde, die<br />

den Karren aus dem Dreck gezogen und damit ein märchenhaftes<br />

Vermögen erarbeitet haben. Aber was ihn vor anderen Wirtschaftsführern<br />

auszeichnet, ist sein Credo, dass sich das Wunder fortsetzen<br />

lässt. Er verkündet es in Büchern, Vorträgen und sogar als Dozent<br />

der Uni Karlsruhe, wo er, der nur die Volksschule besuchen konnte,<br />

den Lehrstuhl für Unternehmensführung innehielt. Vor allem aber<br />

realisiert er sein Bekenntnis auf höchst eindrucksvolle Weise, die<br />

sich in nackten Zahlen aufschlüsseln lässt: 58 000 Menschen in 84<br />

Ländern arbeiten in 400 Gesellschaften für sein Unternehmen, das<br />

im vergangenen Jahr einen Umsatz von 7,8 Milliarden Euro erwirtschaftete.<br />

Mit einem Sortiment, das 100 000 Produkte umfasst. Laut<br />

Forbes-Liste der reichsten Deutschen rangiert Reinhold Würth mit<br />

einem Vermögen von 7,7 Milliarden Dollar auf Platz neun. Wie man<br />

das wird? „Ich verlange viel von meinen Leuten, aber nichts, was ich<br />

nicht selbst könnte.“<br />

Gelegentlich begleitet der Patriarch einen seiner Außendienstmitarbeiter<br />

während einer Verkaufstour: „Verkaufen, das ist für<br />

mich wie ein Tag Urlaub.“ Einmal musste Würth zehn Minuten<br />

im Auto warten, während es betankt wurde. Tags drauf wurde eine<br />

neue Regel eingeführt: Getankt wird nur nach Feierabend. Ist das<br />

nicht kleinliche Erbsenzählerei? Der Schraubenkönig schüttelt den<br />

Kopf: „Ich habe fast 30 000 Außendienstmitarbeiter. Zehn Minuten<br />

Tanken sind zwei Prozent Verkaufszeit. Ich bezahle doch nicht 600<br />

Verkäufer täglich nur fürs Tanken!“ Imposante Umsatzsteigerungen<br />

pro Jahr, die sein Unternehmen seit Menschengedenken einfährt,<br />

geben ihm recht.<br />

Das zeigt sich bereits in seiner Künzelsauer Zentrale, die sich als<br />

postmodernes Konglomerat aus Kunst und Kommerz präsentiert. In<br />

der Eingangshalle, die er schon mal von Christo verhüllen ließ, empfangen<br />

den Besucher derzeit Werke von Baselitz, Botero, Picasso,<br />

Chagall und so ziemlich allen Malern, die in der Moderne Rang und<br />

Namen haben. Ein „Gegenpol zur Rationalität des Kaufmanns“, wie<br />

„MANCHE BILDER SCHAUE ICH HEUTE AN<br />

UND WEISS GENAU, OB ES AN<br />

DEM TAG REGNETE, ALS ICH SIE KAUFTE,<br />

ODER WIE ES ROCH IM RAUM.“<br />

Reinhold Würth<br />

31<br />

KUNST, KIRCHE<br />

UND KOMMERZ<br />

Kunst und Kultur gehören zum<br />

Unternehmen Würth, sie sind ein<br />

Ausdruck gelebter Unternehmensphilosophie.<br />

Würths Sammlung<br />

zählt rund 12 500 Werke, darunter<br />

die „Schmerzensmutter Maria“<br />

(Meister der Blutenburger Apostel,<br />

1480), die in der Johanniterhalle zu<br />

sehen ist. Insgesamt zeigt Würth<br />

seine Kunst in vierzehn Museen in<br />

ganz Europa. Sein Vermögen hat<br />

Reinhold Würth vor über zwanzig<br />

Jahren in vier Familienstiftungen<br />

eingebracht. Der 75-Jährige ist<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrats<br />

dieser Stiftungen. Tochter Bettina:<br />

„Eine weise Regelung.“<br />

48<br />

„BRASILIEN,<br />

LAND<br />

DER ZUKUNFT“<br />

Für Europa war Brasilien lange Zeit kaum mehr als ein fast kindliches<br />

Wunderland voller Samba, Sonne und Fußball, hochverschuldet<br />

und mit großen Gräben zwischen Arm und Reich. Doch Brasilien<br />

ist erwachsen geworden. Mit seinen Rohstoffschätzen, seinem<br />

großen Binnenmarkt und seinen boomenden Metropolen gilt das<br />

Land heute als Motor für die Weltwirtschaft.<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

49<br />

Das andere Gesicht der pulsierenden<br />

Weltmetropole São Paulo:<br />

ein kleines Mädchen in der Favela<br />

von Sambaiatuba.<br />

66<br />

66<br />

DWas Dior in zehn Jahren gelang, schaffen<br />

andere Schneider in einem ganzen<br />

Leben nicht: Der Franzose baute ein<br />

Imperium auf. Und erfand den Frauen<br />

Jahr für Jahr bis zu seinem Tod 1957<br />

neue Modetrends. Das Foto zeigt<br />

Christian Diors letzte Entwürfe.<br />

67<br />

Diamanten stehen für Drama. Für das<br />

Fluchtgepäck von Diktatoren. Und für<br />

große Liebe. Wie die von Kaufhaus-<br />

Unternehmer Helmut Horten zu<br />

seiner späteren Ehefrau Heidi, für die<br />

er 1966 den „Blauen Wittelsbacher“<br />

erwarb. Wie die explosive Liebe zwischen<br />

Elizabeth Taylor und Richard<br />

Burton, die einem weltberühmten<br />

Stein den Namen gab: Taylor-Burton.<br />

Ein gigantischer Rohdiamant war<br />

in Südafrika ausgebuddelt und von<br />

dem berühmten New Yorker Juwelier<br />

Harry Winston erworben worden. Ein<br />

halbes Jahr betrachtete sein Spalter<br />

den Stein, täglich, stundenlang. Dann<br />

schritt er unter dem Blitzlichtgewitter<br />

der Presse zur Tat. Das beste Stück,<br />

einen herzförmigen Brillanten, ergatterte<br />

Richard Burton 1969 für eine<br />

Million Dollar. Liz trug ihn strahlend<br />

auf der Geburtstagsparty von Fürstin<br />

Gracia von Monaco. Nach der zweiten<br />

Scheidung von Burton verkaufte Liz<br />

Taylor das Juwel für fünf Millionen<br />

Dollar. Diamanten bringen Unheil?<br />

Diamanten machen alt? Marilyn<br />

Monroe wusste es besser, als sie 1953<br />

„Diamonds Are a Girl's Best Friend“<br />

zum musikalischen Klassiker machte.<br />

Der Dufflecoat – sein eingedeutschter<br />

Name Düffelmantel konnte sich<br />

selbst in Hamburg, wo man ihn liebt,<br />

nicht durchsetzen – ist weder ein<br />

Ami noch ein Engländer. Südlich von<br />

Antwerpen liegt die Stadt Duffel,<br />

einst berühmt im Weben und Handeln<br />

mit flämischem Tuch.<br />

Im Ersten Weltkrieg stattete die<br />

britische Marine ihre Matrosen mit<br />

einem warmen Mantel aus Duffel-<br />

Wolle aus. Die typische Dufflecoat-<br />

Kapuze war so trickreich geschneidert,<br />

dass das Matrosen-Käppi<br />

darunterpasste. Als genial erwies sich<br />

die Idee, die Knöpfe und Knopflöcher<br />

des Mantels durch Knebel zu ersetzen,<br />

die durch Schlaufen gefriemelt<br />

wurden (Horn und Leder für den<br />

Herrn, Holz und Jute für den Seemann).<br />

Das konnte man selbst mit<br />

Fäustlingen oder froststeifen Fingern<br />

in eisiger Gischt bewerkstelligen.<br />

Im Zweiten Weltkrieg trug Feldmarschall<br />

Montgomery gern demonstrativ<br />

den Dufflecoat, was dem<br />

Kleidungsstück auch den Spitznamen<br />

„Monty“ einbrachte. Es gibt<br />

den Dufflecoat mittlerweile zum<br />

Glück auch für Frauen und in modernen<br />

Farben.<br />

diamanten<br />

dufflecoat<br />

dior<br />

WERTVOLL, ZEITLOS, SCHÖN<br />

Seine Vorfahren hatten im wahrsten<br />

Sinn des Wortes aus Dreck Gold gemacht:<br />

Sie kauften im normannischen<br />

Granville den Inhalt der Sickergruben<br />

auf und machten daraus Dünger.<br />

Diors Vater hatte dann schon eine<br />

stattliche Fabrik für Kunstdünger,<br />

eine romantische Villa auf den Klippen<br />

und eine elegante Frau. Ihr Lieblingssohn<br />

Christian, geboren 1905,<br />

wurde für den Diplomatischen Dienst<br />

ausgebildet. Stattdessen eröffnete er<br />

in Paris eine Kunstgalerie. Väterliche<br />

Finanznöte und Kriegsausbruch<br />

zwangen ihn in einen Brotberuf. Er<br />

lernte Schneider. Wagte sich nach<br />

Kriegsende mit 42 Jahren in die Selbständigkeit.<br />

Und die Modewelt hielt<br />

den Atem an.<br />

Es begann mit dem New Look, der<br />

den Frauen alles gab, wonach sie sich<br />

in ihren aus Gardinen und Uniformjacken<br />

gefriemelten Kleidern gesehnt<br />

hatten: schwingende Röcke, schmale<br />

Taille, göttliche Corsagen. Und Jahr<br />

für Jahr erfand Dior den Frauen etwas<br />

Neues: Die A-Linie. Das Sackkleid.<br />

Die Maiglöckchen-Silhouette. Das<br />

Parfum dazu. Hervorragend für Dior,<br />

den Grandseigneur, arbeitete nicht<br />

nur sein Mode-Instinkt, sondern auch<br />

sein Vermarktungstalent. Als Absolvent<br />

einer Elite-Uni konnte er brillant<br />

schreiben und perfekt rechnen – war<br />

also nicht wie all seine Nachfolger<br />

und Epigonen auf Werbeleute und<br />

Buchhalter angewiesen. Nur zehn<br />

Jahre, von 1947 bis zu seinem Tod<br />

1957, funkelte sein Stern – das reichte<br />

Christian Dior zur Unsterblichkeit<br />

und zur Gründung eines Imperiums.<br />

Dufflecoat neu<br />

interpretiert:<br />

Der japanische<br />

Designer Yohji<br />

Yamamoto schickte<br />

ihn 2009 auf<br />

den Laufsteg.<br />

Elizabeth Taylor mit dem herzförmigen<br />

Brillanten „Taylor-Burton“, 1969.<br />

EINE STIL- UND WARENKUNDE DER BESONDEREN ART: GESCHICHTEN VON<br />

MENSCHEN UND PRODUKTEN, DIE DAS LEBEN SCHÖNER MACHEN.<br />

WAS IN WERTE NO. 1 MIT A BIS C BEGANN, SETZT SICH HIER MIT D BIS F FORT.<br />

wErtE Seiten aus dem Magazin<br />

50 51<br />

chon schien das Bild, das<br />

der österreichische Schriftsteller Stefan<br />

Zweig vom Riesenland zwischen Pampa<br />

und Amazonas entworfen hatte, zum<br />

Fluch zu werden: „Brasilien, Land der Zukunft“.<br />

Ein ewig unerfülltes Versprechen,<br />

ein ferner Traum, niedergehalten durch<br />

eine verschlafene Elite, riesige soziale Kontraste,<br />

hohes Bevölkerungswachstum.<br />

Doch jetzt, im Nachgang der Finanzkrise,<br />

gilt Brasilien mit seinen Rohstoffschätzen<br />

und Landreserven plötzlich als<br />

ein Motor des weltweiten Wirtschaftswachstums.<br />

Makroökonomische Stabilität,<br />

ein großer und rasch wachsender<br />

Binnenmarkt, weitgehend funktionierende<br />

demokratische Institutionen machen<br />

Brasilien zu einem attraktiven Ziel für<br />

Investoren. Präsident Luiz Inácio Lula da<br />

Silva, beflügelt von der Entdeckung der<br />

weltweit größten Ölvorkommen vor der<br />

Küste des Landes, will Brasilien auch auf<br />

der politischen Bühne zu einem globalen<br />

Hauptdarsteller machen. Seine Diplomatie<br />

strebt einen Sitz im UN-Sicherheitsrat<br />

an. Für Lula da Silva gibt es keinen Zweifel<br />

mehr: Die Zukunft ist angebrochen.<br />

Brasilien, urteilte einst der französische<br />

Präsident de Gaulle, ist kein ernst-<br />

Der Amazonas ist ein Ökosystem mit großer,<br />

teilweise unentschlüsselter Biodiversität.<br />

An seinem Schutz wird sich zeigen, ob Brasilien<br />

globale Verantwortung übernehmen will.<br />

S<br />

70<br />

70<br />

FWer Fahrräder liebt, der<br />

wählt nur beste Zutaten:<br />

Den Sattel z. B. von Selle<br />

Italia, die Nabe von<br />

Rohloff, die Felge von<br />

Mavic, den Lenker von<br />

Viva, Schuhe von Sidi.<br />

Gibt’s alles bei „Radsport<br />

von Hacht“ in Hamburg.<br />

71<br />

Fast jeder Fotoapparat wurde bei<br />

seiner Einführung als revolutionär<br />

bezeichnet – von der Plattenkamera<br />

bis zur Kodak Instamatic. Revolutiönchen,<br />

von denen heute keiner<br />

mehr spricht. Nur die Polaroid wird<br />

bis heute betrauert. Aber trotz David<br />

Hockney (seine Polaroids erzielen auf<br />

Auktionen sechsstellige Beträge) sind<br />

die Kameras weg vom Schaufenster.<br />

Die Hasselblads des Astronauten Neil<br />

Armstrong liegen verlassen auf dem<br />

Mond, ihre kostspieligen Schwestern<br />

haben ein ähnliches Schicksal auf Erden.<br />

Anders die Leica-Messsucherkameras,<br />

deren Halbwertzeit gegen null<br />

tendiert. Die meisten Leicas überleben<br />

ihre Besitzer – vorausgesetzt sie stehen<br />

nicht unbenutzt in der Vitrine,<br />

wo Verschlussgardine und Schmierstoffe<br />

erhärten. Die Leica I wurde ab<br />

1925 ausgeliefert, Folgemodelle bis<br />

Mitte der 1950er Jahre. 1954 kam die<br />

Leica M. Die wird bis heute von Profis<br />

privat verwendet. Auch die Queen<br />

knipst mit Leica. Leider hatte sie aber<br />

auf ihrem Foto, das eine Briefmarke<br />

von 1986 ziert, den Tragriemen falsch<br />

in die Öse eingehängt. Leica – auch<br />

Kamera-Adel verpflichtet – hat den<br />

Hof entsprechend getadelt und die<br />

Sache richtiggestellt.<br />

Die SMS-Generation bestaunt Leute,<br />

die mit Tintenfüllern schreiben,<br />

bisweilen wie einen Reiter auf der<br />

Autobahn. Aber Staatsverträge und<br />

Liebesschwüre unterschreibt man<br />

nicht mit Kuli. Da greifen Frau und<br />

Mann von Welt zum Caran d' Ache,<br />

Montblanc, Parker, Sheaffer, Waterman<br />

oder wie all die traditionsreichen<br />

Füllfederhalter heißen. Einen Füller<br />

kann man sich auch maßschneidern<br />

lassen – z. B. bei Stefan Fink in Hamburg.<br />

Der fertigt kleine Kunstwerke<br />

ab 900 Euro. Für ein Original aus<br />

3500-jähriger Mooreiche legen seine<br />

Kunden aber auch dankbar 6000 Euro<br />

hin, schließlich arbeitet Fink bis zu<br />

drei Jahre an seinen Meisterwerken.<br />

Ein Oldtimer ist schön – wenn<br />

man noch ein zweites Auto für den<br />

Alltag hat. Ein guter Füllfederhalter<br />

schreibt auch nach einem Jahrhundert<br />

noch so perfekt wie am ersten<br />

T a g .Hauptsache, man übt keinen<br />

Druck aus auf die Goldfeder, sondern<br />

läßt Tinte und Gedanken gleiten …<br />

Es war einmal das Fortbewegungsmittel<br />

des kleinen Mannes, deshalb<br />

auch Drahtesel genannt. Heute ist<br />

das Fahrrad zunehmend entweder<br />

politisches Credo oder ein Lifestyle-<br />

Accessoire, ähnlich wie Golfspielen<br />

oder Slow Food: Ist öko, hält schlank<br />

und erlaubt herrliches Fachsimpeln<br />

mit Gleichgesinnten. Egal ob Rennrad,<br />

Holländer oder Mountainbike.<br />

Weil für den Fahrgenuss nicht nur<br />

Lenker- und Sattelhöhe stimmen<br />

müssen, sondern die ganze Rahmengeometrie,<br />

lässt sich der Liebhaber<br />

sein Rad nach Maß bauen. Wählt<br />

Schaltung, Kette und Nabe selber aus.<br />

Qual der Wahl: Shimano oder Campagnolo?<br />

Oder Rohloff? Rohloff?<br />

Ein kleiner Familienbetrieb in Kassel<br />

wurde in den letzten fünfzehn Jahren<br />

zur Radler-Legende. Die Rohloff-<br />

Speedhub 500/14 ist eine kleine,<br />

leichte, butterweiche Nabenschaltung<br />

mit 14 Gängen – Weltkonzerne<br />

versuchten sie bislang vergeblich zu<br />

kopieren. Rohloffs Firmenphilosophie<br />

ist so hochwertig wie das Produkt<br />

selbst: 125 Einzelteile bewegen sich<br />

in einem Ölbad, wo drei wälzgelagerte<br />

Planetengetriebe 526 Prozent<br />

Gesamtübersetzung bieten. Für dieses<br />

Schätzchen deutscher Ingenieurkunst<br />

muss man 1000 Euro ausgeben;<br />

fertige Fahrräder (z. B. von Wanderer,<br />

über Manufactum zu beziehen)<br />

kosten dann 3000 Euro.<br />

www.radsportvonhacht.de<br />

www.rohloff.de<br />

www.manufactum.de<br />

fotoapparat<br />

füllfederhalter<br />

fahrrad<br />

Ritterschlag mit Schönheitsfehler:<br />

Die Queen mit Leica (Mitte) auf<br />

einer Briefmarke von 1986.<br />

paula almqvist war Kolumnistin bei<br />

„Stern“ und „Brigitte Woman“.<br />

Füllfederhalter<br />

nach Maß stellt<br />

Stefan Fink in<br />

seiner Hamburger<br />

Manufaktur her:<br />

www.stefanfink.de<br />

Ecuado<br />

Exportmenge in Mrd. Tonnen<br />

200<br />

100<br />

1980 1990 2000 2010<br />

EXPORT Wichtigste Handelspartner und Handelsgüter 2009<br />

Inflation in Prozent<br />

3.000<br />

Inflation 2008:<br />

5,9 %<br />

USA: 10,2 %<br />

Argentinien: 8,4 %<br />

Nahrungsmittel und<br />

lebende Tiere<br />

19,4 %<br />

17,2 %<br />

16,4 %<br />

12,2 %<br />

8,3 %<br />

7,5 %<br />

6,0 %<br />

Maschinen, Elektronik<br />

Rohstoffe (ohne Brennstoffe)<br />

Bearbeitete Waren<br />

Automobile<br />

Eisen und Stahl<br />

Chemie<br />

Deutschland: 4,0 %<br />

China: 10,2 %<br />

Niederlande: 5,3 %<br />

Übrige: 61,9 %<br />

WIRTSCHAFT<br />

2.000<br />

1.000<br />

BIP in Milliarden US-Dollar<br />

BIP-Prognose bis 2020<br />

Infla<br />

2009: 2024<br />

(Schätzung)<br />

Sonstige<br />

2008: 218<br />

(Schätzung)<br />

Brasilien ist mit einer Fläche von 8,547 Millionen Quadratkilometern und 191 Millionen<br />

Einwohnern das fünftgrößte Land der Erde. Brasilien ist weltweit der wichtigste Exporteur<br />

von Eisenerz, Kaffee, Soja, Rindfleisch, Zucker und Ethanol. 2009 wurden Waren für Waren<br />

für 153 Milliarden US-Dollar exportiert.<br />

BRASILIEN<br />

Vor einem Jahr sagte Dr.<br />

Elke Speidel-Walz in WERTE<br />

treffend vor aus, dass China<br />

am besten aus der Finanzkrise<br />

hervorgehen werde. Hier<br />

bewertet sie nun Brasilien:<br />

„Brasilien hat enormes<br />

Entwicklungspotenzial, das<br />

sich aus seiner jungen und<br />

wachsenden Bevölkerung<br />

und dem Reichtum an<br />

Rohstoffen ergibt. Größere<br />

Infrastruk tur-Investitionen<br />

im Vorfeld der Fußball-WM<br />

und der Olympiade dürften<br />

die Investitionstätigkeit noch<br />

ankurbeln. In vielen Langfriststudien<br />

zur Projektion<br />

der Wirtschaftskraft hat<br />

Brasilien rasantes Aufstiegspotenzial.<br />

Im Krisenjahr war<br />

Brasilien vom Einbruch der<br />

Rohstoffnachfrage betroffen,<br />

litt aber weniger als andere<br />

Emerging Markets, da Exporte<br />

nur rund 10 Prozent am<br />

BIP ausmachen.<br />

Im Gegensatz zu China kam<br />

in Brasilien der stärkste<br />

Impuls nicht von riesigen<br />

Ausgabeprogrammen, sondern<br />

von der Geldpolitik.<br />

Die Zentralbank senkte die<br />

Zinsen 2009 von 13,75 auf<br />

knapp unter 8,75 Prozent.<br />

Langfristiges Renditepotenzial<br />

bietet der Bankensektor,<br />

der von der starken Inlandsnachfrage<br />

und erheblichem<br />

Aufholpotenzial profitiert.“<br />

„ENORMES<br />

POTENZIAL“<br />

58<br />

dr. elke speidel-walz<br />

investment strategy group<br />

deutsche bank ag<br />

private wealth management<br />

tel: +49 (0)69 910 31 741<br />

e-mail: elke.speidel-walz@db.com<br />

Deutschland<br />

ist 24-mal kleiner<br />

als Brasilien<br />

GRÖSSENVERGLEICH<br />

Venezuela At<br />

At<br />

At<br />

At<br />

At<br />

A la<br />

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an<br />

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an<br />

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an<br />

an<br />

an<br />

a<br />

Kolumbien<br />

uador<br />

Peru<br />

Chile<br />

Paraguay<br />

Uruguay<br />

Einwohner in Mio.<br />

DIE WICHTIGSTEN<br />

ROHSTOFFE DES<br />

LANDES<br />

Kaffee<br />

Produktions-/Fördermengen<br />

Welt im Vergleich<br />

Zucker<br />

Soja<br />

Rind<br />

Erdöl<br />

Erdgas<br />

Eisenerz<br />

2,2<br />

7,7 Mio. t<br />

32,3<br />

163 Mio. t<br />

57,9<br />

220 Mio. t<br />

7,1<br />

59,9 Mio. t<br />

93,9<br />

3.920 Mio. t<br />

13,9<br />

3.126 Mrd. m<br />

318<br />

1.800 Mio. t<br />

belo horizonte 3,1<br />

rio de janeiro 6,1<br />

são paulo 11,1<br />

Naturschutzgebiet<br />

Pantanal<br />

Naturschutzgebiet<br />

Pantanal<br />

Wasserfälle<br />

Iguaçú<br />

pôrto alegre 1,43<br />

salvador 2,9<br />

recife 1,53<br />

fortaleza<br />

rio branco<br />

campo grande<br />

boa vista<br />

manaus<br />

pôrto velho<br />

palmas<br />

belém<br />

são luís<br />

macapá<br />

2,43<br />

0,96<br />

1,4<br />

0,34<br />

0,24<br />

0,29<br />

0,73<br />

1,7<br />

0,38<br />

0,18<br />

brasília 2,5<br />

Am<br />

Am<br />

Ama<br />

Am<br />

Am<br />

Am<br />

Am<br />

Am<br />

Am<br />

A on<br />

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Amazonas<br />

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Rio<br />

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Rio<br />

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Rio Grande<br />

São<br />

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an<br />

anc<br />

anc<br />

a isc<br />

isc<br />

isco<br />

São Francisco<br />

DIE GRÖSSTEN DEUTSCHEN UNTERNEHMEN IN BRASILIEN<br />

Umsatz<br />

in Mio. $<br />

Anzahl der<br />

Mitarbeiter<br />

São Bernardo do Campo<br />

São Bernardo do Campo<br />

São Paulo<br />

Campinas<br />

São Paulo<br />

São Paulo<br />

São Paulo<br />

Mogi Guaçu<br />

Duque de Caixas<br />

22.018<br />

14.000<br />

3.496<br />

10.646<br />

3.657<br />

5.298<br />

1.101<br />

6.988<br />

400<br />

14.414,3<br />

6.111,9<br />

2.390,4<br />

2.164,1<br />

1.671,9<br />

1.501,7<br />

1.084,3<br />

822,0<br />

886,3<br />

Volkswagen<br />

Mercedes<br />

BASF<br />

Bosch<br />

Bayer<br />

Siemens<br />

Hamburg Süd<br />

Mahle<br />

Lanxess<br />

Campo Limpo Paulista<br />

São Paulo<br />

São Paulo<br />

São Paulo<br />

São Leopoldo<br />

São Paulo<br />

São Paulo<br />

São Paulo<br />

Rio de Janeiro<br />

3.058<br />

791<br />

316<br />

1.032<br />

1.636<br />

319<br />

857<br />

251<br />

1.012<br />

461,6<br />

458,7<br />

352,2<br />

325,0<br />

302,2<br />

275,6<br />

233,5<br />

205,7<br />

332,3<br />

ThyssenKrupp<br />

SAP<br />

Evonik Degussa<br />

Voith<br />

Stihl<br />

Melitta<br />

Voith Hydro<br />

Cognis<br />

Merck<br />

Hauptsitz<br />

Automobil Chemie Anlagegüter Sonstige<br />

59 62<br />

MASSANZUG AUF RÄDERN<br />

EIN WIESMANN IST DER INBEGRIFF AN MOBILER INDIVIDUALITÄT.<br />

UND DAMIT VON UNSCHÄTZBAREM WERT FÜR SEINEN BESITZER.<br />

EIN BESUCH IN DER DEUTSCHEN SPORTWAGEN-MANUFAKTUR.<br />

63<br />

Wer einen wirklich guten Anzug will, der<br />

lässt bei einem berühmten Schneider Maß<br />

nehmen, er wählt aus Hunderten Stoffen,<br />

sucht sich passende Knöpfe aus, vom Ärmelschlitz<br />

bis zur Farbe des Unterkragens<br />

lässt sich alles individuell gestalten.<br />

Bei einem Sportwagen ist das auch<br />

möglich. Aber bei großen Herstellern ist<br />

die Individualität eingeschränkt, Controller<br />

achten dort darauf, dass die Individualität<br />

nicht ausufert – weil sie kostspielig<br />

ist. Über die Farbwahl innen und<br />

außen und mit Glück noch für die Bremssättel<br />

lässt sich der Traumwagen kaum<br />

nach eigenem Geschmack gestalten. Ganz<br />

anders bei Wiesmann.<br />

Jeder der mehr als 1200 bis heute in<br />

je rund 350 Stunden Handarbeit gebauten<br />

Sportwagen ist ein Unikat. Bis hin<br />

zu den Zifferblattfarben der Rundinstrumente<br />

kann man fast alles selbst bestimmen.<br />

Man wählt aus über 400 Leder- und<br />

Stoffsorten, jede erdenkliche Farbe für<br />

die Nähte der Sitze oder des belederten<br />

Cockpits ist möglich, ob die Beleuchtung<br />

in Eisblau, Grasgrün oder Feuerrot sein<br />

soll – das darf sich der Kunde aussuchen.<br />

Um sich diesen individuellen Traum<br />

erfüllen zu können, muss man nicht in<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

Die Brüder Wiesmann in mattweißen<br />

GT MF5: Martin ist Ingenieur und<br />

Designchef, Friedhelm (rechts)<br />

verantwortet Finanzen und Vertrieb.<br />

Pages from the magazine<br />

17<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 16 |


Fotos: GEORGE STEINMETZ/ AGENTUR FOCUS; KONRAD R. MÜLLER; HEINER MÜLLER-ELSNER; ULLSTEIN BILD<br />

WERTE<br />

Titel: AKG-IMAGES/ERICH LESSING<br />

INHALT<br />

W E R T E S C H A F F E N – W E R T E B E W A H R E N<br />

wErtE Seiten aus dem Magazin<br />

Pages from the magazine<br />

KEINE ANDERE UHRENMANUFAKTUR KANN DIESES PHOTO ZEIGEN.<br />

WERTE<br />

april 2009<br />

50<br />

China zwischen Armut und Wohlstand,<br />

zwischen Tradition und Fortschritt. Ein<br />

Bericht zur Lage der Nation mit beeindruckenden<br />

Bildern aus der Luft.<br />

8<br />

Abt Gregor Henckel<br />

Donnersmarck trifft<br />

in Frankfurt Professor<br />

Norbert Walter<br />

und spricht mit ihm<br />

über Werte.<br />

GEIST<br />

menschen und werte Von Daniell Porsche bis Juli Zeh 6<br />

werte-gespräch Abt Gregor Henckel Donnersmarck und<br />

Norbert Walter sprechen über Gott, Geld und Gier 8<br />

essay Der Philosoph Peter Prange erklärt, warum ein Leben ohne<br />

Werte nicht möglich ist 28<br />

bildung Die Bucerius Law School als Vorbild für Deutschland 40<br />

GELD<br />

60 jahre marktwirtschaft Deutschland in der Wirtschaftskrise<br />

– was würde Ludwig Erhard heute tun? 14<br />

interview Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg<br />

spricht über die Zukunft der Marktwirtschaft 20<br />

familienunternehmer Die Schmuckmanufaktur Wellendorff 22<br />

interview Über den Wert familiengeführter Unternehmen 27<br />

porträt Das Gesicht hinter der Marke Pustefix 31<br />

mythos gold Wie das Edelmetall seit jeher verzaubert 32<br />

GESELLSCHAFT<br />

14<br />

Ludwig Erhard, der Vater<br />

des Wirtschaftswunders.<br />

Was würde er in der Krise<br />

tun? Eine Spurensuche.<br />

70<br />

Unternehmerpaar<br />

Dauphin im Fiat<br />

Topolino von 1940.<br />

Autos sind für sie<br />

eine Wertanlage.<br />

porträt Bertrand Piccard, Flieger zur Sonne 46<br />

länderreport China – der Weg aus der Krise 50<br />

interview Warum China wieder zu den Top-Performern gehört 61<br />

kostbare meisterwerke Haute Couture in Porzellan 62<br />

auto-biografie Unternehmer zeigen ihre Chromjuwelen 70<br />

kolumne Vincent Klink über den Wert des Essens 73<br />

wertvoll, zeitlos, schön Das ABC der Klassiker 74<br />

BANK INTERN<br />

nachhaltigkeit Die Zentrale der Deutschen Bank wird grün 80<br />

verantwortung zeigen Engagement für Kultur und Gesellschaft 81<br />

digital concert hall Sir Simon Rattle über Klassik im Internet 82<br />

Der Titel zeigt ein 1540<br />

von Benvenuto Cellini<br />

geschaffenes Salzfässchen<br />

aus Gold und<br />

Ebenholz (Höhe 26 cm,<br />

Breite 33,5 cm), sein<br />

Wert wird auf 50 Millionen<br />

Euro geschätzt.<br />

Die Saliera wurde 2003<br />

aus dem Kunsthistorischen<br />

Museum in Wien<br />

gestohlen. Der Dieb<br />

erpresste das Museum,<br />

wurde dann aber<br />

gefasst.<br />

4<br />

5<br />

MENSCHEN UND WERTE<br />

geschichten von goldsuchern, stiftern und weltenrettern<br />

EZB-Präsident<br />

Klimaforscher<br />

PROFESSOR SCHELLNHUBER<br />

VERTEIDIGT DAS GRÖNLAND-EIS<br />

Hans Joachim Schellnhuber, 58, Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung<br />

und einer der renommiertesten Klimaforscher der Welt, befürchtet fatale<br />

Akzentverschiebungen in der Politik. „Alle sprechen über die Finanzkrise, einen<br />

Vorgang, bei dem virtuelle Werte abschmelzen. Beim Klimawandel geht es um reale<br />

Werte wie das Grönland-Eis. Wenn das abgeschmolzen ist, kann man es nicht mehr<br />

ersetzen. Wir spielen russisches Roulette mit unserem Planeten.“<br />

JEAN-CLAUDE TRICHET<br />

Musiktherapeut<br />

FINDET GEDICHTE SO<br />

DA N I E L L P O R S C H E –<br />

W E RT VO L L W I E G O L D<br />

DER GUTE MENSCH<br />

„Gedichte werden – wie Goldmünzen<br />

VON ST. JAKOB<br />

– geschaffen, um die Zeit zu überdauern“,<br />

sagte EZB-Präsident Jean-Claude<br />

Um eines gleich vorwegzunehmen: Der<br />

Trichet, 66, auf einer Veranstaltung über<br />

Urenkel des VW-Käfer-Erfinders Ferdinand<br />

Porsche ist kein Luftikus, der sein<br />

damit eine Parallele zwischen materiellen<br />

„Kulturelle Identität in Europa“ und zog<br />

Erbe aufs Spiel setzt. Im Gegenteil. „Ich<br />

und immateriellen Werten: „Gedichte<br />

stehe hinter der Firma“, sagt er in einem<br />

dienen ebenfalls als Wertaufbewahrungsmittel,<br />

wie Münzen streben sie Unver-<br />

Interview, fügt aber hinzu: „Die Industrie<br />

ist dazu da, etwas zu erwirtschaften,<br />

änderlichkeit an. Beide sind zum Umlauf<br />

um soziale Prozesse zu fördern.“ Und:<br />

bestimmt; die einen von Hand zu Hand,<br />

„Ohne Porsche hätte ich nicht das Geld,<br />

die anderen von Geist zu Geist.“<br />

Schriftstellerin<br />

um helfen zu können.“<br />

Daniell Porsche, 36, kümmert sich um<br />

FÜR JULI ZEH H AT G E L D<br />

„seelenpflegebedürftige“ Kinder. 2004<br />

EINE SEELE<br />

kam er als Lehrer und Musiktherapeut<br />

an die Paracelsus-Schule Unsere Salzburg, Kollektion in der mechanischer Uhrwerke, vollständig selbst entwickelt, ist weltweit<br />

Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen,<br />

einzigartig Lernschwierigkeiten – nicht nur rein zahlenmäßig betrachtet, sondern in Kulturszene. auch Sie hat Jura hinsichtlich – zu von Freiheit, der mit ein-<br />

1000 Mark im Monat<br />

Juli Zeh ist eine Ausnahmeerscheinung lebte studentisch, es gab mir ein Gefühl<br />

und Sozialisierungsproblemen unterrichtet<br />

werden.<br />

Ende – studiert, sie promoviert, schreibt auszukommen. Als das Geld von den<br />

maligen<br />

Die Schule war<br />

Vielfalt<br />

damals<br />

des Designs, der Formen und des Niveaus<br />

Essays für Magazine,<br />

der<br />

hält<br />

Komplikationen:<br />

Vorträge über Büchern kam,<br />

Jede<br />

habe ich es jahrelang nicht<br />

zu klein, darum baute Daniell Porsche<br />

Ethik und Moral. In nur sieben Jahren angerührt. Das Geld passte einfach nicht<br />

Uhr besitzt ihr eigenes Kaliber. Die aktuelle Kollektion umfasst über 60 Kaliber, von<br />

(Foto unten) in St. Jakob eine neue – mit<br />

hat sie zehn Bücher veröffentlicht (u. a. zu mir.“<br />

Klassen für denen maximal sechs die Kinder, außergewöhnlichsten mit<br />

hier zu sehen sind - „Schilf“, seit Gründung „Corpus Delicti“). Die der Feuil-Manufaktuletonisten verehren sie: Für die „Neue auf ihrem Konto akzeptiert – weil sie<br />

Mittlerweile habe im Juli Zeh das Geld<br />

einem Bauernhof, mit Schulgarten und<br />

Mode-Designerin<br />

Kulturzentrum. Jahr Er trug 1833 die Baukosten wurden über 1.000 verschiedene Uhrwerke Zürcher entwickelt. Zeitung“ ist Juli Zeh Eine ein „Wunderkind“,<br />

die „Berliner Zeitung“ lobt ihr sie im Wirtschaftsteil der „Süddeut-<br />

unübertroffene<br />

seinen wahren Wert erkannt habe, wie<br />

und steuert noch heute einen großen Teil<br />

JIL SANDER MACHT<br />

des jährlichen Leistung Unterhalts bei. in Außerdem der Geschichte der Uhrmacherei.<br />

„fulminantes Talent“.<br />

schen Zeitung“ erklärte: „Geld ist kein<br />

arbeitet er nach wie vor als Musiktherapeut<br />

an der Schule – unentgeltlich.<br />

die 34-Jährige oft Kritik: weil sie gern Geld verdiene, steht es für gute Leistung.<br />

QUALITÄT PREISWERT Von anderen Schriftstellern indes erntet Selbstzweck. Es steht für etwas. Wenn ich<br />

HABEN SIE JEMALS Jil EINE Sander, 65, steht RICHTIGE für zeitlose Mode, über den UHR Wert des Geldes GETRAGEN?<br />

spricht – und Wenn ich es ausgebe, dann steht es für<br />

für Stoffe und Verarbeitung erster Güte. damit im Kulturbetrieb ein ungeschriebenes<br />

Gesetz zu brechen scheint: „Es gibt Juli Zeh gibt sogar zu, ihr Geld „mit Be-<br />

meine Wertschätzung.“<br />

Bis 1999, als die Designerin Marke und<br />

Namen verkaufte. Jetzt ist sie wieder da, Leute, die denken, dass Kunst Versagen geisterung zu verprassen“. Sie investiere<br />

in Japan. Sie macht nun Mode für „Uni- voraussetzt. Sie glauben, dass man ein einen Großteil davon in ein altes Haus<br />

Qlo“ (Oben: Jil Sander mit CEO Tadashi gesellschaftlicher Außenseiter sein muss, im Havelland: „Ich habe gern schöne<br />

Manufaktur Jaeger-LeCoultre, Yanai): Sie Vallée will im Massenmarkt de Joux, etwas Schweiz, um kreativ zu sein. seit Die haben 1833. dann ein Sachen. Um sie zu bekommen, muss ich<br />

schaffen, das den Träger nicht billig wir-<br />

lässt, und gibt dafür Werte vor wie erklärt Juli Zeh.<br />

Gedanken und Mühe. Und dadurch be-<br />

Problem, wenn sie Geld verdienen“, rumfahren, planen. Ich investiere also<br />

www.jaeger-lecoultre.comken<br />

„Authentizität, Originalität und Qualität“,<br />

auch bei einer Bluse ab 29 Euro. lange Zeit, wenig Geld zu haben: „Ich<br />

Auch zu ihrem Selbstbild gehörte es kommen die Dinge auch eine Seele, eine<br />

Bedeutung.“<br />

MYTHOS GOLD<br />

wie gold seit jahrtausenden die menschheit verzaubert<br />

wirtschaftsminister zu guttenberg über die zukunft der marktwirtschaft<br />

porträt des pforzheimer familienunternehmens wellendorff<br />

abt gregor henckel donnersmarck und professor norbert walter<br />

sprechen über gott, geld und gier<br />

6<br />

7<br />

210x297 Calibre-DE.indd 1<br />

19.02.2009 15:03:46 Uhr<br />

WERTE No. 1<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 18 | 19


8 9<br />

werte: Beginnen wir das Gespräch über Werte mit dem Handgreiflichen.<br />

Brauchen wir Eigentum?<br />

walter: „Die Antwort ist für mich so klar wie Kloßbrühe, ja!<br />

Wir haben die Lebenserfahrung als gute Begründung. Und es<br />

gab da einen, der uns gemeinsam auch sonst leitet, er sagte: Gib<br />

dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist. Das sind<br />

klare Zuordnungen. Ich halte privates Eigentum sowohl für die<br />

pflegliche Behandlung von Ressourcen für wichtig als auch für<br />

die Motivation, das eigene Leistungspotential auszuschöpfen.<br />

Wenn einem das Recht auf die Früchte nicht zusteht, ist die Neigung<br />

groß, Ausreden zu nutzen.“<br />

Trägt Eigentum auch zur Persönlichkeitsbildung bei?<br />

walter: „Eigentum stellt für die Verantwortlichkeit einer Person<br />

nicht die einzige, aber eine wichtige Voraussetzung dar. Ja, Eigentum<br />

ist charakterbildend. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass<br />

jedes Eigentum immer zu guten Ergebnissen führt. Es gibt schon<br />

einen guten Grund für den Artikel 14 unseres Grundgesetzes,<br />

dass den Bürgern neben dem Recht auf Eigentum auch die damit<br />

verbundene soziale Pflicht ins Stammbuch geschrieben wurde:<br />

Eigentum verpflichtet. Auch Adam Smith hat deutlich gemacht,<br />

dass es der Schranken für die Eigenliebe bedarf, um zu einem<br />

guten Gebrauch derselben zu kommen.“<br />

Herr Abt, wie ist es mit dem Eigentum aus Ihrer Sicht?<br />

henckel donnersmarck: „Ich bin fast traurig, dass mir der Herr<br />

Professor das Grundgesetz aus dem Mund genommen hat. Als<br />

Österreicher wollte ich da meine Captatio machen. Aber auch<br />

schon das Gebot ‚Du sollst nicht stehlen!‘ setzt voraus, dass jemand<br />

berechtigt ist, etwas zu besitzen. Diese Möglichkeit, Eigentum<br />

zu haben, ist ein Grundrecht in der katholischen Soziallehre.<br />

Interessant ist, dass in den Entwürfen zu Rerum Novarum, der<br />

1891 veröffentlichten Sozialenzyklika von Leo XIII., ursprünglich<br />

„heiliges Eigentum“ geschrieben stand. Und ausgerechnet<br />

dieser Papst aus einer aristokratischen, vermögenden Familie hat<br />

das Wort „heilig“ mit Rotstift durchgestrichen. Eigentum ist ein<br />

gutes Recht, aber kein absolutes. Es löst erstens eine moralische<br />

Verpflichtung aus, einen inneren Auftrag, dass man mit seinem<br />

Vermögen auch etwas vermag und tut. Und Eigentum kann<br />

zweitens im Interesse des Gemeinwohls beansprucht werden,<br />

gegen gerechte Entschädigung.“<br />

Es gibt also Werte, die das Eigentum relativieren können.<br />

henckel donnersmarck: „Ein absolut kapitalistischer Begriff<br />

des Eigentums, das unantastbar wäre, wird von der Soziallehre<br />

sicherlich nicht vertreten. Ich sehe eine Parallele zu einer Lieblingsthese<br />

von mir: Der Markt ist nützlich, aber nicht heilig.“<br />

Verraten Sie uns Sachwerte, an denen Ihr Herz hängt.<br />

walter: „Auch Sachwerte enthalten Immaterielles. Meine Mutter<br />

war geradezu entsetzt, als ich unser Haus – ich war der Erste<br />

in der Familie, der Wohneigentum erworben hat – nach einem<br />

abt gregor henckel donnersmarck und<br />

prof. norbert walter sprechen über<br />

GOTT, GELD UND GIER<br />

ABT GREGOR HENCKEL DONNERSMARCK<br />

Er wurde 1943 in Breslau geboren, studierte Welthandel in Wien und war vier<br />

Jahre Geschäftsführer der Spedition Schenker in Spanien. 1977 wurde er Novize<br />

im Stift Heiligenkreuz, „weil ich mehr Zeit für den Glauben haben wollte“.<br />

Abt Gregor Henckel Donnersmarck im<br />

Kreuzgang des österreichischen Zisterzienserklosters<br />

Heiligenkreuz.<br />

Es ist klar, dass Staaten jetzt als Feuerwehren eingreifen. Nur<br />

müssen sie vorsichtig sein. Eine Krise hat ja auch die Funk-<br />

tion, nicht wettbewerbsfähige Unternehmen auszuscheiden.<br />

WIE ALLES BEGANN...<br />

Eine schnell sichtbare Folge der<br />

Marktwirtschaft war das vielfältige<br />

Warenangebot. Immer wieder<br />

blieben staunende Menschen vor<br />

Geschäften mit reichen Auslagen<br />

stehen, wie vor diesem Fleischerladen<br />

in Berlin-Kreuzberg.<br />

1952<br />

VOR 60 JAHREN WURDE DIE BUNDESREPUBLIK<br />

GEGRÜNDET, LUDWIG ERHARD SCHENKTE DEN DEUTSCHEN<br />

DIE MARKTWIRTSCHAFT UND LEGTE DAMIT DEN GRUND-<br />

STEIN FÜR ARBEIT UND WOHLSTAND.<br />

14 15<br />

der berühmte amerikanische fotograf george steinmetz<br />

zeigt das alte und das neue china aus der luft.<br />

janis vougioukas, langjähriger korrespondent in<br />

peking, berichtet, warum das land gestärkt aus der<br />

wirtschaftskrise hervorgehen wird …<br />

50 51<br />

AM LI-JIANGzeigt China noch sein traditionell ländliches Gesicht. Die Menschen in den Dörfern am Fuß der Kalksteinberge<br />

leben vom Reis und Gemüse ihrer Felder – und vom Fisch, den sie seit jeher mit abgerichteten Kormoranen jagen.<br />

CHINA<br />

54 55<br />

LEITERN ZUM HIMMEL nennen die Menschen in Yuanyang die Terrassen, die sie den Bergen seit Jahrhunderten von Hand<br />

abtrotzen, um ihren Reis anzubauen. Sie wohnen in Lehmhäusern, ohne Strom, ohne Wasser, vom neuen Reichtum Chinas wissen sie hier nichts.<br />

22 23<br />

WELLENDORFF<br />

W ERTE<br />

BEGINNEN<br />

IN DER<br />

FAMILIE<br />

FAMILIENUNTERNEHMER SIND GROSSE<br />

ARBEITGEBER, SIE SIND INNOVATIV,<br />

SIE ENGAGIEREN SICH FÜR LAND UND<br />

LEUTE. UND SIE SIND DER GARANT FÜR DEN<br />

ERHALT VON TRADITIONEN,<br />

WIE FAMILIE WELLENDORFF SEIT VIER<br />

GENERATIONEN BEWEIST.<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

Eva und Hanspeter Wellendorff am<br />

Eingang ihrer Schmuckmanufaktur<br />

in Pforzheim. Das Familienunternehmen<br />

besteht seit 1893.<br />

„<br />

„<br />

24 25<br />

iese Gelassenheit, dieses Understatement<br />

– das macht ihm so leicht keiner<br />

nach! Doch wenn der Hausherr im<br />

grauen Maßanzug die Panzerglastür öffnet<br />

und sein wertvollstes Schmuckstück<br />

präsentiert, zeigt er Emotionen, die an<br />

Schwärmerei grenzen. „Das ist ein etruskisches<br />

Schwert“, erklärt Hanspeter Wellendorff.<br />

„Zweieinhalb Jahrtausende alt.<br />

Mein Vater hat es einst aus der Schweiz<br />

mitgebracht.“ Einen halben Meter lang<br />

ist das gute Stück. Golden schimmernde<br />

Gravuren auf dem Griff verewigen Feldherren<br />

und kampfbereite, mit Speeren bewaffnete<br />

Krieger. „Feinste Goldschmiedekunst!“,<br />

lobt er. „So etwas könnten selbst<br />

wir nicht mehr herstellen.“<br />

Dabei hat doch auch er Preziosen zu<br />

bieten, die seiner Manufaktur so schnell<br />

keiner nachmacht. In den Vitrinen seines<br />

Schauraums, der einen Tennisplatz beherbergen<br />

könnte, leuchten neben brilliantenbesetzten<br />

Ringen, Armbändern und<br />

Ohrringen auch die berühmten Colliers,<br />

die goldenen Seidenkordeln. Seine Frau<br />

Eva hat ihnen Namen wie „Venus“, „Vergissmeinnicht“<br />

und „Seidenblüte“ gegeben.<br />

„Mein Lieblingsstück ist die <strong>Prinz</strong>esskordel<br />

mit der Sternennacht-Ronde“,<br />

gesteht sie und blickt lächelnd über die<br />

Vitrinen des Saals.<br />

Er prunkt mit Marmorsäulen und<br />

Marmorboden, einem smaragdgrünen<br />

Teppich und einer Parklandschaft, die ein<br />

Bühnenbildner des Pforzheimer Stadttheaters<br />

an die Wände gemalt hat. „Eine<br />

Atmosphäre zum Wohlfühlen“, sagt Eva<br />

Wellendorff, die auserwählten Kunden<br />

hier schon mal ein Vier-Gänge-Menü<br />

servieren lässt, das ein Pianist am Flügel<br />

begleitet, während Models die Kollektion<br />

vorführen und Schauspieler mit kleinen<br />

Theaterstücken unterhalten. „Das ist unser<br />

Marketing.“ Rund 70 solcher Shows<br />

zelebriert sie jedes Jahr für die exklusive<br />

Schar der Juweliere, die Kreationen aus<br />

der Manufaktur führen. Handverlesene<br />

Kunden aus Japan, den USA, China,<br />

Russland und Europa verwöhnt der Familienbetrieb<br />

Wellendorff obendrein mit<br />

Fahrten nach Baden-Baden, ins Spa des<br />

Friedrichsbades oder zum Pferderennen.<br />

Die Familie, das sind die Brüder Christoph,<br />

45, zuständig für den Vertrieb, und<br />

Georg, 42, Leiter der Manufaktur. Seine<br />

Frau Claudia verantwortet an der Seite<br />

von Schwiegermutter Eva das Marketing,<br />

während sich Seniorchef Hanspeter um<br />

die Finanzen kümmert. Jede Entscheidung<br />

wird in der Familienrunde diskutiert:<br />

Farbnuancen für die kommende<br />

Kollektion, die Ausstattung des Schauraums,<br />

Motive für Anzeigen. „Wir haben<br />

fünf Familienmitglieder in Führungspositionen,<br />

fünf Chefs aus verschiedenen Generationen,<br />

wir haben verschiedene Geschlechter,<br />

unterschiedliche Charaktere<br />

und Ausprägungen – das ist wie ein nützlicher<br />

Filter, wenn es um Entscheidungen<br />

geht“, erklärt Christoph Wellendorff.<br />

Dennoch stellt sich die Frage, ob es<br />

tatsächlich immer möglich ist, sich zu<br />

einigen, wenn fünf Personen mitreden?<br />

„Familienmitglieder in führenden Postitionen,<br />

das hat für uns nur Vorteile:<br />

Wir sind selbstlos, uns geht es nur um<br />

die Sache, nicht um die Karriere“, sagt<br />

Sohn Christoph, während Mutter Eva<br />

aber doch zugibt, dass hin und wieder<br />

schon mal „die Fetzen fliegen“. Und wer<br />

hat dann das letzte Wort? Nicht doch ihr<br />

Mann, der mit 73 immer noch nicht ans<br />

Aufhören denkt? „Das hätte er gern“,<br />

sagt seine Frau.<br />

Unbestritten ist jedoch, dass der Familienbetrieb<br />

ohne den Patriarchen längst<br />

untergegangen wäre. Dreh- und Angelpunkt<br />

seines Rettungswerks war dabei<br />

ein kleines, goldenes „W“ mit einem<br />

Brillanten in der Mitte, ein signifikantes<br />

Logo, das seit nahezu vier Jahrzehnten an<br />

jedem Schmuckstück hängt. „Das war der<br />

Coup“, doziert Senior Wellendorff, „ohne<br />

ihn hätten wir nicht überlebt.“ Und doch<br />

gibt es in der deutschen Wirtschaftsgeschichte<br />

vermutlich kein Markenzeichen,<br />

das so oft verhöhnt und bekämpft wurde<br />

wie dieses „W“.<br />

Als Wellendorff im Alter von 24 Jahren<br />

ins Unternehmen eintrat, bestand noch<br />

kein Anlass, sich über Marketingstrategien<br />

Gedanken zu machen. Damals gab es<br />

noch an die fünfhundert Schmuckmanufakturen<br />

in Pforzheim, das seit jeher Zentrum<br />

der Bijouteriefabrikation war, eine<br />

Goldstadt, die ihre Produkte in alle Welt<br />

exportierte. Doch Anfang der siebziger<br />

Jahre überschwemmte billiges Gold aus<br />

Italien den Markt. Überall in Deutschland<br />

boten Ladenketten Goldware zu Grammpreisen<br />

an. „Egal ob Ohrringe oder Halsketten,<br />

man warf sie auf die Waage und<br />

berechnete Gewicht mal Preis“, zürnt<br />

Hanspeter Wellendorff. „Wie Mehl oder<br />

Leberwurst! Ich geriet mit meinem wertvollen<br />

Schmuck ins Abseits und regte<br />

mich fürchterlich auf, wenn mal jemand<br />

fragte, was das Gramm kostet.“<br />

Aufregung allein half nicht, also beschloss<br />

er, sich zu wehren. „Wir entwickelten<br />

ein W, wie Wellendorff, setzten einen<br />

Vollschliffbrillanten in die Mitte und<br />

hängten es an jedes Schmuckstück, das die<br />

Manufaktur verließ.“ Die Reaktion war<br />

anders als erwartet: „Sie war furchtbar!“,<br />

erinnert sich Eva Wellendorff. Die Juweliere<br />

zeigten sich fassungslos, weil allein<br />

das „W“ mehr kostete als zehn billige<br />

Goldringe zusammen, und zudem signalisierte<br />

es, dass sie die Ware nicht selbst<br />

entworfen und hergestellt hatten. Außerdem<br />

waren sie überzeugt, dass Frauen<br />

keine Marke am Hals oder anderswo<br />

dulden würden, schließlich sei Schmuck<br />

etwas ganz und gar Individuelles.<br />

Einige Juweliere zwickten das „W“<br />

mit der Zange ab und zogen das teure<br />

Ding vom Preis ab. „Ich blieb stur“, sagt<br />

Wellendorff. Und verlor so gut wie alle<br />

Kunden. „Es war ein Boykott. Von meinen<br />

angestammten neunzig Juwelieren in<br />

Deutschland blieb mir nur ein Dutzend.“<br />

Damit nicht genug. Banker und Berater<br />

versuchten, Wellendorff umzustimmen.<br />

Zwecklos. Statt aufzugeben, heckte<br />

er noch eine provozierende Idee aus: Er<br />

ließ seinen Schmuck von dunkelhäutigen<br />

Fotomodellen präsentieren und veröffentlichte<br />

Anzeigen in Mode-Magazinen.<br />

„Das war das zweite Sakrileg.“ Denn bis<br />

dahin hielten Schmuckfabrikanten neue<br />

Kollektionen so lange wie möglich unter<br />

der Decke, aus Angst, die Konkurrenz<br />

könnte sie kopieren. Auf Messen wurden<br />

die Schaukästen bis zum letzten Augenblick<br />

verhängt und erst gelüftet, wenn die<br />

Juweliere durch die Hallen gingen. „Und<br />

nun kam da einer und veröffentlichte seinen<br />

Schmuck in Magazinen!“<br />

Und Wellendorff setzte noch einen<br />

obendrauf: In seinen Anzeigen listete er<br />

die Adressen der wenigen Juweliere auf,<br />

die noch seinen Schmuck führten. Daraufhin<br />

kündigten seine Vertreter, denn<br />

es gab für sie nichts mehr zu tun, nicht<br />

zuletzt, weil er seine Kollektion umgestellt<br />

hatte. Statt Hunderte verschiedene<br />

Ketten, Ringe und Armreife zu produzieren,<br />

wollte er Wellendorff lieber zu einer<br />

unverwechselbaren Marke machen. Mit<br />

wenigen, aber umso wertvolleren Krea-<br />

tionen. Die Rechnung ging auf. Rund<br />

hunderttausend Frauen in aller Welt besitzen<br />

heute eines seiner Colliers und<br />

gehören damit zur Wellendorff-Familie.<br />

„Wir sind kein glitzernder Luxusmulti“,<br />

erklärt Sohn Christoph mit Blick auf<br />

Konkurrenten wie Bulgari und Cartier, die<br />

auch Kosmetik und Taschen im Sortiment<br />

haben. „Wir sind leise und echt, bodenständig<br />

und wertkonservativ.“ Und das in<br />

der vierten Generation. Schon der russische<br />

Zarenhof und die britische Königsfamilie<br />

gehörten zu Wellendorffs Kunden,<br />

nachdem Urgroßvater Ernst Alexander<br />

die Manufaktur 1893 gegründet hatte.<br />

Pforzheim war damals noch ein<br />

schmuckes, verwinkeltes Städtchen mit<br />

Hunderten von Fachwerkhäusern am<br />

Ufer der Enz. Ein Bombenangriff Ende<br />

des Zweiten Weltkriegs zerstörte fast die<br />

komplette Stadt, die heute weitgehend<br />

D<br />

Links: Das berühmte Wellendorff-Collier<br />

wird aus haarfeinen Goldfäden geflochten.<br />

Unten: Pinzette, Präzisionsmesser und<br />

Polierscheiben sind das Rüstzeug der<br />

Goldschmiede.<br />

Oben: Im Schauraum empfangen Wellendorffs<br />

regelmäßig auserwählte Kunden zu<br />

einer familiären Schmuckpräsentation.<br />

Links: Brillanten werden in die Fassungen<br />

eines Anhängers gesetzt. Wellendorff bildet<br />

Mitarbeiter in einer eigenen Akademie aus.<br />

„FAMILIENMITGLIEDER IN<br />

FÜHRUNGSPOSITIONEN – DAS<br />

HAT FÜR UNS NUR V ORTEILE:<br />

WIR SIND SELBSTLOS, ES GEHT<br />

UNS NUR UM DIE SACHE.“<br />

18 19<br />

Goethe einst der Eckermann, ist Erhard heute der Neckermann.“<br />

Den Neckermann-Katalog betrachtete Erhard als Preisspiegel<br />

für die wichtigsten Konsumgüter und als hervorragendes Informationsmittel<br />

für den Verbraucher.<br />

Wer Erhard wirklich war? Ein „Fabeltier“ nannten ihn seine<br />

Freunde schon zu Lebzeiten, einen „Anachronismus im politischen<br />

Feld“. Mit seinem marktwirtschaftlichen Konzept war Erhard<br />

der kreative Kopf im Bundeskabinett von Konrad Adenauer<br />

– aber als isolierter Querdenker, dem Machtpolitik fremd blieb<br />

und der ohne Machtbasis in der CDU war, ja nicht einmal ihr<br />

Mitglied, fiel er aus dem Rahmen. Mehrmals spielte Adenauer<br />

mit dem Gedanken, seinen Wirtschaftsminister abzulösen, aber<br />

der war nicht nur introvertiert, anerkennungsbedürftig und wenig<br />

beeinflussbar, sondern auch erstaunlich standfest und schwer<br />

zu ersetzen. In den Bundestagswahlen 1953 und 1957 spielte er<br />

als Zugpferd der CDU die ausschlaggebende Rolle.<br />

Schwer zu schaffen machte Erhard auch den Industriellen.<br />

Als ihnen 1949 klar wurde, dass er ein Kartellverbot ansteuerte,<br />

stürzte für die Herren an Rhein und Ruhr eine Welt ein. Er<br />

sei ein Gegner von Kartellen, erklärte er ihnen lapidar, weil sie<br />

Fremdkörper in einer Marktwirtschaft seien. Das war mutig. Zur<br />

deutschen Industriestruktur gehörten seit der Kaiserzeit Kartelle.<br />

Deutschland war das am stärksten kartellisierte Land der<br />

Welt. Mitte der zwanziger Jahre waren es zwischen 1500 und<br />

2000 Kartelle.<br />

Deutschland war so gründlich kartellisiert, dass man die<br />

Kartellgeschäftsführer nur zu Regierungsräten machen musste,<br />

pflegte der Ökonom Franz Böhm seinen Studenten das Organisationssystem<br />

der Totalen-Kriegs-Wirtschaft zu erklären – und<br />

fertig war die Planwirtschaft. Die Nationalsozialisten taten nichts<br />

anderes, als die vorgefundenen Kartelle in Staatsorganisationen<br />

umzuwandeln und die gesamte Planwirtschaft des Krieges auf<br />

dieser Grundlage zu instrumentalisieren.<br />

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass der Kampf<br />

um das Kartellverbot ein veritabler Machtkampf war: zwischen<br />

dem was Erhard und die ordoliberalen Professoren die Wettbewerbsordnung<br />

nannten, und dem, was die Industrie – wie zuvor<br />

auch die Nazis – als „Selbstverwaltung der Wirtschaft“ bezeichnete.<br />

Der Kampf beherrschte in den fünfziger Jahren die<br />

politische Walstatt und endete schließlich 1957 im Gesetz gegen<br />

Wettbewerbsbeschränkung. Als es verabschiedet wurde, waren<br />

ihm viele Zähne gezogen. Es konnte nur durchgesetzt werden,<br />

weil Ludwig Erhard mit Rücktritt drohte. Einen strahlenden<br />

Sieg errang er damit nicht mehr. Dass dieser Kampf nicht ganz<br />

vergeblich war, bezeugt das europäische Wettbewerbsrecht, das<br />

1958 im Vertrag von Rom weitgehend nach deutschem Vorbild<br />

ausgestaltet wurde.<br />

Damit war Erhards außerordentliche historische Mission erfüllt.<br />

Der Kampf für die Marktwirtschaft und gegen ihre Feinde hatte<br />

ihn zermürbt und seine Kräfte erschöpft. Seine dreijährige<br />

Kanzlerschaft blieb eine Episode ohne Glanz. Als 1966 eine vergleichsweise<br />

kleine Delle im Wirtschaftswachstum die Gemüter<br />

erregte, entledigte sich die Partei seiner ohne Verzug und ohne<br />

großes Bedauern.<br />

Manchmal tauchte er später noch auf Empfängen und Veranstaltungen<br />

der Bonner Politprominenz auf. Loki Schmidt, damals<br />

Ministerfrau, erinnert sich daran, dass er bei diesen Anlässen<br />

meistens einsam am Rand stand. Er war zwar ein glänzender<br />

Redner, aber wenn es nicht um seine Mission ging, blieb er wortkarg.<br />

Loki Schmidt gelang es dennoch, ihn in Gespräche zu zievon<br />

großer Intuition und leidenschaftlich von seiner Sache überzeugt.<br />

Die Marktwirtschaft betrieb er aus Passion. Deshalb zögert<br />

man, ihm das Wort Theoretiker anzuhängen. Dafür war er<br />

nicht cool genug.“ Kein Wunder, dass Volkswirte nichts mit ihm<br />

anfangen können. War Erhard naiv? Das Wort findet Guth zu<br />

billig. „Er war idealistisch. So ein Charakter in der Politik ist gar<br />

nicht mehr vorstellbar.“<br />

Auch die Fantasie der Historiker ist von Ludwig Erhard kaum<br />

bewegt worden. Als Machtfigur hat er ihnen nicht imponiert. In<br />

ihren Augen war er kein richtiger Politiker. Erst allmählich beginnen<br />

sie, sich mit seiner Wirkungsgeschichte zu beschäftigen.<br />

Ein potenter Biograf hat sich für Erhard nie interessiert.<br />

Kein Wissenschaftler? Kein Politiker? Was war Ludwig Erhard<br />

dann? Ein komischer Heiliger?<br />

Ich wusste es nicht, als ich ihn als junge Journalistin Ende<br />

der fünfziger Jahre einmal besuchen durfte. In Erinnerung blieb<br />

mir ein korpulenter Buddha, der bereitwillig auf meine Fragen<br />

einging und mehr sagte, als ich verstand. Während unseres Gesprächs<br />

paffte er eine dicke Zigarre, die, wie damals jeder wusste,<br />

„schwarze Weisheit“ hieß und die er als Symbol für den frisch<br />

errungenen Wohlstand nutzte.<br />

Seine großen Tage lagen damals schon hinter ihm. Ich interviewte<br />

ihn für eine Fernsehsendung im Nachmittagsprogramm<br />

des WDR, die „Meine Groschen – Deine Groschen“ hieß, eine<br />

Verbrauchersendung nach dem Geschmack des Ministers. Sein<br />

Publikum waren die Verbraucher. Ihnen fühlte er sich verpflichtet.<br />

Der Konsum müsse Priorität vor den Investitionen haben,<br />

forderte er, weil man das „bisherige Maß an Opferfreudigkeit<br />

dem Volke einfach nicht mehr zumuten“ könne.<br />

Sein fränkischer Landsmann Josef Neckermann erschien ihm<br />

geradezu als die Verkörperung des marktwirtschaftlichen Elans,<br />

den er immer predigte. Dass die beiden, der Versandhauskönig<br />

und der Wirtschaftsminister, durchaus als eine Art Duo wahrgenommen<br />

wurden, zeigt ein damals gängiges Scherzwort: „Was<br />

hen, und sei es über den „Rosenkavalier“, den er liebte. Als er<br />

1977 starb, erhielt sie einen Brief von einem seiner Getreuen. Er<br />

dankte ihr dafür, dass sie sich um ihn gekümmert hatte.<br />

Das ist alles lange her. Aber Fans hat Ludwig Erhard immer<br />

noch. Sie pilgern an sein Grab in Gmund, als wollten sie von ihm<br />

gerettet werden: „Heiliger Erhard, bitte für uns.“<br />

Kundige Leute können sich Ludwig Erhard in der globalisierten<br />

Welt allerdings nur schwer vorstellen. Er sah nur den Nationalstaat<br />

in der Lage, die Ordnung zu gewährleisten, die in der<br />

Marktwirtschaft notwendig ist. Deshalb glaubte er auch nicht an<br />

Europa. Denn auch den Nachbarn der Bundesrepublik traute er<br />

wirtschaftlichen Ordnungssinn nicht zu.<br />

Hätte Ludwig Erhard heute noch etwas zu sagen? Einer, der<br />

ihn als junger Mann noch kannte, weil er die „Brigade Erhard“<br />

damals als Öffentlichkeitsarbeiter beriet, ist der Hamburger Rudolf<br />

Stilcken: „Ich kann mir einfach nicht vorstellen“, sinniert er,<br />

„dass er die Banken heute hätte gewähren lassen.“ Hätte Erhard<br />

die Steuern gesenkt? Da er auch nicht entfernt Keynesianer gewesen<br />

ist, wären ihm Steuersenkungen wohl kaum in den Sinn<br />

gekommen.<br />

Was aber würde heute ein Ordnungspolitiker tun, fragt sich<br />

der Münchner Wirtschaftshistoriker Knut Borchardt, der primär<br />

der Steuerungslogik von Märkten vertraut hat, wenn es diese offenbar<br />

so gar nicht mehr gibt? Vielleicht würde er darauf setzen,<br />

was er am besten konnte: reden, reden, reden. Und den Menschen<br />

das kleine Einmaleins der Marktwirtschaft eintrichtern, ein Fach,<br />

das bei ihnen noch nie zur Allgemeinbildung gehörte – und sie<br />

würden ihm zuhören und womöglich auch diesmal vertrauen.<br />

nina grunenberg zählt zu den renommiertesten deutschen Wirtschaftsjournalistinnen.<br />

Mehr als 30 Jahre gehörte sie der Redaktion der<br />

Wochenzeitung „Die Zeit“ an. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher, ist<br />

profunde Kennerin der Sozialen Marktwirtschaft und kannte Ludwig Erhard<br />

persönlich.<br />

1966 2005<br />

1994 2000 2009<br />

Adenauer, Kiesinger, Erhard<br />

– drei Kanzler auf einem Bild.<br />

Erhard nannte seine Zigarre<br />

ein Symbol des Wohlstands.<br />

1969 wird Willy<br />

Brandt Kanzler<br />

2002 löst der Euro die<br />

D-Mark als Bargeld ab.<br />

ERHARD SPIELTE IN ZWEI BUNDESTAGSWAHLEN<br />

DIE AUSSCHLAGGEBENDE ROLLE.<br />

DER KAMPF FÜR DIE MARKTWIRTSCHAFT<br />

UND GEGEN IHRE FEINDE HAT ERHARD ZERMÜRBT.<br />

1982 bis 1998: Helmut Kohl ist Kanzler der<br />

Einheit und europäischen Integration.<br />

1973<br />

1968 1989<br />

1977<br />

Die DDR ist am Ende, die<br />

Mauer fällt. 1990 kommt die<br />

deutsche Einheit. Milliarden<br />

werden im Osten investiert.<br />

Höhepunkt des RAF-<br />

Terrors: Hanns-Martin<br />

Schleyer wird entführt<br />

und ermordet.<br />

Die Ölkrise sorgt für<br />

steigende Arbeitslosigkeit,<br />

höhere Sozialausgaben –<br />

und autofreie Straßen.<br />

Rudi Dutschke<br />

ist Wortführer<br />

der Studentenproteste.<br />

Christo verhüllt den Reichstag.<br />

Aus der ganzen Welt<br />

strömen die Besucher. Berlin<br />

ist ein großes Volksfest.<br />

60 Jahre Marktwirtschaft. Die<br />

Republik aber steckt in tiefer<br />

Krise. Die Abwrackprämie ist<br />

Teil des Konjunkturprogramms.<br />

Großdemonstrationen<br />

gegen Hartz IV. Schröder<br />

geht, Merkel wird<br />

erste Bundeskanzlerin.<br />

Zwei Millionen feiern in Berlin<br />

das Millennium. Wenige Monate<br />

später platzt die Internetblase,<br />

die Börsen brechen ein.<br />

20 21<br />

„JEDE AUSGABE DES STAATES IST<br />

EIN VERZICHT DES BÜRGERS“<br />

mainhardt graf nayhauss und leonard prinz sprachen mit bundeswirtschaftsminister<br />

karl-theodor zu guttenberg über ludwig erhard, die marktwirtschaft und werte.<br />

werte: Herr Minister, Sie haben einmal gesagt, dass Sie sich<br />

an Ludwig Erhard orientieren. Was, glauben Sie, würde Erhard<br />

in der Wirtschaftskrise heute machen?<br />

„Ludwig Erhard war immer davon überzeugt, dass die Marktwirtschaft<br />

Wohlstand bringen und den Menschen ein Leben in<br />

Freiheit ermöglichen könne. Er verlangte vom Staat, den Einzelnen<br />

in die Lage zu versetzen, das Risiko seines Lebens selbst zu<br />

tragen, für sein Schicksal selbst verantwortlich zu sein und sich<br />

aus eigener Kraft zu bewähren. In dieser Überzeugung hielt er<br />

in seiner Zeit zum Beispiel bei der Abschaffung der Bewirtschaftungs-<br />

und Preisvorschriften dem Druck der Alliierten ebenso<br />

wie der fehlenden Unterstützung aus der Politik und dem Unverständnis<br />

in der Bevölkerung stand. Er ließ sich also von den<br />

Befindlichkeiten in der Politik, ob im eigenen Lager oder beim<br />

politischen Gegner, nicht beirren.<br />

Genauso würde er nach meiner Überzeugung auch heute<br />

verfahren: Bei seinen Entscheidungen würde sich Ludwig Erhard<br />

nicht von Momentaufnahmen und Stimmungen leiten lassen,<br />

sondern Entscheidungen treffen, die auf ‚Optimierung des Ertrags<br />

der Volkswirtschaft‘ gerichtet sind. Dem öffentlichen Urteil<br />

würde er sich gelassen stellen. Denn, um es in seinen Worten<br />

zu sagen: ‚Der Markt ist der einzig demokratische Richter, den es<br />

überhaupt in der modernen Wirtschaft gibt.‘ “<br />

Erhard war gegen staatliche Regulierungen. Das Gegenteil aber<br />

geschieht. Der Staat greift immer mehr ein …<br />

„Hier muss man zwischen Eingriffen zur Überbrückung einer<br />

kurzfristig auftretenden Notlage und einem möglicherweise<br />

drohenden schleichenden Übergang in eine Art Staatswirtschaft<br />

unterscheiden. Vor Letzterem kann man nur warnen, denn der<br />

Staat ist nicht der bessere Unternehmer. Staatliche Einmischung<br />

über einen längeren Zeitraum würde wesentliche Anreiz- und<br />

Sanktionsmechanismen wie die Haftung für unternehmerische<br />

Entscheidungen außer Kraft setzen. Deshalb trete ich für strenge<br />

Befristungen ein. Im Übrigen gilt auch heute noch die Feststellung<br />

Erhards, dass jede Ausgabe des Staates ein Verzicht des<br />

Bürgers ist.“<br />

Was macht für Sie den Kern der Sozialen Marktwirtschaft aus?<br />

„Die Soziale Marktwirtschaft traut dem Einzelnen im Hinblick<br />

auf Urteilskraft und Entscheidungsfähigkeit mehr zu als einer<br />

vermeintlich allwissenden Bürokratie. Sie baut auf Wettbewerb,<br />

Eigeninitiative und Selbstverantwortung. Das Ideal der Sozialen<br />

Marktwirtschaft ist eine Gesellschaft von Teilhabern mit<br />

dem Zweck, die menschliche Wohlfahrt zu fördern. Eine solche<br />

Marktwirtschaft erfüllt bei funktionierendem Wettbewerb mit<br />

ihrem Ordnungsrahmen selbst bereits wichtige soziale Funktionen.<br />

Die Soziale Marktwirtschaft ist deshalb keine exklusive<br />

Veranstaltung für Unternehmer oder Arbeitnehmer, sondern sie<br />

sieht alle Individuen als Bürger und Verbraucher.“<br />

Wie wollen Sie die Wirtschaft wieder zurückführen in die Soziale<br />

Marktwirtschaft, wie sie Ihr Vorbild Erhard wollte?<br />

„Die Soziale Marktwirtschaft ist in meinen Augen weiterhin ein<br />

alternativloses Erfolgsmodell. Deshalb orientiere ich mein politisches<br />

Handeln an ihren Grundsätzen. Es geht darum, schon<br />

jetzt die Weichen so zu stellen, dass unsere Volkswirtschaft<br />

nach Überwindung von Finanzmarktkrise und zyklischem Abschwung<br />

wieder auf einen stabilen Wachstumspfad einschwenken<br />

kann. Als Beispiel für solche Weichenstellungen sehe ich<br />

etwa die strenge Befristung der Enteignungsmöglichkeit im<br />

Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz ebenso wie die<br />

Verabredungen zur Schuldenbremse. Im Übrigen gilt für mich,<br />

dass – ganz in der Tradition Walter Euckens – die Kontinuität<br />

der Wirtschaftspolitik die Vertrauensbasis für unternehmerische<br />

Entscheidungen bildet.“<br />

Welche Wirtschaftszweige werden aus der Krise gestärkt hervorgehen,<br />

welche nicht?<br />

„Die deutschen Unternehmen haben in den letzten Jahren ihre<br />

Hausaufgaben gemacht und die Globalisierung nicht als Bedrohung,<br />

sondern als Chance begriffen. Durch eine erhöhte unternehmerische<br />

Flexibilität und die Bereitschaft, sich den weltweiten<br />

Märkten zu öffnen, wurde erreicht, dass die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Standorts Deutschland so stark ist wie seit langem nicht<br />

mehr. Auf diese Stärke können und müssen wir bauen. Sobald<br />

die weltweite Schwäche der Konjunktur überwunden ist, wird<br />

Qualität Made in Germany wieder überall gefragt sein.“<br />

Neben der Wirtschaftskrise gibt es eine Klimakrise. Wäre jetzt<br />

nicht der Zeitpunkt, noch intensiver Technologien zu fördern,<br />

die umweltschonend und innovativ sind?<br />

„Deutschland nimmt im Klimaschutz weltweit eine Vorreiterrolle<br />

ein. Das soll auch in Zukunft so bleiben: Deutschland als<br />

modernes Land steht für erneuerbare Energien, für Energie-<br />

Effizienz und für zukunftsweisende Energietechnologien. Auch<br />

hier ist die richtige Devise: nur so viel Staat wie nötig und so viel<br />

Markt wie möglich. Die Menschen brauchen keine überzogene<br />

staatliche Gängelung.<br />

Mit Haushaltsmitteln in einer Größenordnung von 3,75 Milliarden<br />

Euro wurde ein Investitionsvolumen von über 35 Milliarden<br />

Euro angeschoben. Dies ist mittelstandsfreundlich, hilft<br />

der Konjunktur und spart dauerhaft CO ein. Deshalb haben wir<br />

dieses Programm auch deutlich aufgestockt.“<br />

Sie haben die Soziale Marktwirtschaft als einen Wert an sich<br />

bezeichnet. Fehlen uns Werte, um Krisen zu bestehen?<br />

„Es sind nicht so sehr die Werte selbst, die uns fehlen, um Krisen<br />

zu bestehen, sondern das Bewusstsein für die Werte, die das<br />

Leben in einer Gesellschaft in Freiheit und Wohlstand überhaupt<br />

erst möglich gemacht haben, ist teilweise geschwunden beziehungsweise<br />

zu einer unauffälligen Selbstverständlichkeit geworden.<br />

Nur eine Gesellschaft, in der die Werte der Aufklärung,<br />

des Humanismus und des Christentums so lebendig sind, dass<br />

man sich jederzeit auf sie besinnt, kann aus einer Krise gestärkt<br />

hervorgehen.“<br />

Welche Werte sind Ihnen in der Familie wichtig?<br />

„Ich bin als Kind liebevoll im christlichen Glauben erzogen worden.<br />

Auch als Erwachsener trägt mich mein Glaube und gibt<br />

mir Wurzeln. Gemeinsam mit meiner Frau möchte ich dieses<br />

Geschenk an unsere Kinder weitergeben. Dazu gehört vor allem<br />

Wahrhaftigkeit. Kinder merken sehr schnell, wenn Wort und Tat<br />

nicht zusammenpassen. Wir ermutigen unsere Kinder dazu, für<br />

sich selbst zu denken, sich ein eigenes Urteil zu bilden, danach zu<br />

handeln und dafür Verantwortung zu übernehmen.“<br />

Karl-Theodor zu Guttenberg in seinem<br />

neuen Büro in Berlin. Der CSU-Politiker<br />

ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />

56 57<br />

DER NEUE WOHLSTANDzeigt sich in China nicht anders als einst in den deutschen Wirtschaftswunderjahren. Die<br />

Menschen bauen sich Häuser, wie hier in Shenyang, die neuen Statussymbole sind Doppelgaragen, Erker und Satellitenschüsseln.<br />

58 59<br />

M I T M AO<br />

IN DIE ZUKUNFT?<br />

CHINA IST EIN LAND DER GEGENSÄTZE. AUF DER EINEN SEITE<br />

DER KOMMUNISMUS, AUF DER ANDEREN DAS KAPITAL.<br />

AUF DER EINEN SEITE TRADITION, AUF DER ANDEREN GIGAN-<br />

TISCHER FORTSCHRITT. EIN BERICHT ZUR LAGE DER NATION.<br />

Das Porträt des Großen Vorsitzenden<br />

misst fünf mal sechs Meter und wiegt<br />

fast zwei Tonnen. Seit 60 Jahren hängt<br />

Mao Zedong als Ölgemälde über dem Tor<br />

des Himmlischen Friedens am Eingang<br />

zur Verbotenen Stadt, gleich gegenüber<br />

des Tiananmen-Platzes. Jeden Tag kommen<br />

Tausende Touristen und posieren<br />

hier für ihre Erinnerungsfotos. Das<br />

Porträt ist selbst zur Sehenswürdigkeit<br />

geworden, und zu einem der wichtigsten<br />

Symbole der Volksrepublik.<br />

auch lange nach seinem tod ist<br />

der revolutionär chinas bekanntestes<br />

gesicht geblieben, obwohl<br />

der Mao-Anzug heute längst aus dem<br />

Straßenbild verschwunden ist – die<br />

Menschen im neuen China tragen<br />

Louis Vuitton und Gucci. Dabei reichte<br />

zu Maos Zeiten schon der Besitz einer<br />

Armbanduhr, um als „Kapitalist“ ins<br />

Umerziehungslager geschickt zu werden.<br />

Der zwölfspurige Chang’an Boulevard,<br />

der gleich vor dem Mao-Bild verläuft,<br />

hat sich in eine Prachtstraße verwandelt<br />

und führt vorbei an den Glasfassaden der<br />

Hochhäuser, den glitzernden Luxusboutiquen<br />

und den Prachtbauten der westlichen<br />

Star-Architekten, die rechtzeitig zu<br />

den Olympischen Spielen im vergangenen<br />

Jahr fertig wurden.<br />

Im Februar 1949 marschierten die<br />

Truppen der Volksbefreiungsarmee in<br />

Peking ein. Chiang Kai-sheks Nationalisten<br />

waren nach Taiwan geflohen. Und<br />

gleich nachdem die Bauernrevolutionäre<br />

die alte Kaiserstadt erobert hatten,<br />

hängten sie ein hastig gezeichnetes Bild<br />

ihres Anführers über dem Torbogen auf.<br />

Seitdem hängt Mao dort; doch das Gemälde<br />

ist in all den Jahren immer wieder<br />

ausgetauscht und erneuert worden – und<br />

wurde so zum Spiegelbild der gewaltigen<br />

Veränderungen, die China in den vergangenen<br />

60 Jahren erlebte.<br />

das erste gemälde hing nur ein<br />

paar monate. Im Oktober 1949 rief<br />

Mao auf dem Platz des Himmlischen<br />

Friedens die Gründung der Volksrepublik<br />

aus. Millionen Menschen jubelten ihm<br />

zu. Die Parteiführung hatte ein neues<br />

Bild in Auftrag gegeben. Vorlage war ein<br />

Foto. Es zeigt Mao 1945 im kommunistischen<br />

Hauptquartier in den Höhlen von<br />

Yan’an. Mao wirkt jugendlich und blickt<br />

über die Köpfe der Betrachter hinweg. Er<br />

trägt eine schlichte Armeeuniform, wie<br />

damals üblich ohne Rangabzeichen, dazu<br />

eine eckige Stoffmütze. Sein Kopf ist<br />

leicht geneigt, so dass nur das linke Ohr<br />

zu sehen ist, der Mund ist geöffnet, als<br />

wolle er etwas sagen.<br />

Es herrschte Aufbruchsstimmung. Nach<br />

jahrzehntelangen Kriegen und Bürgerkriegen<br />

hatte Mao das Land geeint und<br />

von den ausländischen Besatzern und<br />

Kolonialherren befreit. Vor allem die<br />

unterdrückte Landbevölkerung hoffte<br />

auf einen Neuanfang. Mao beendete den<br />

Opiumhandel und die Herrschaft der<br />

Warlords und Großgrundbesitzer. Er versprach<br />

auch den Frauen die „Hälfte des<br />

Himmels“, niemand sollte jungen Mädchen<br />

künftig mehr die Füße verkrüppeln.<br />

Die Atmosphäre war ansteckend. Viele<br />

intellektuelle Chinesen, die während des<br />

Bürgerkriegs ins Ausland geflohen waren,<br />

kehrten zurück. Und Maos schlichter<br />

Anzug wurde für Millionen Chinesen<br />

zur Alltagskleidung.<br />

kritiker bemängelten, der „große<br />

steuermann“ habe „den blick<br />

von den volksmassen abgewandt“.<br />

Daher wurde das Gemälde zum ersten<br />

Jahrestag der Staatsgründung ausgetauscht.<br />

Die Regierung beauftragte ein<br />

Komitee aus 30 Propaganda-Experten<br />

und Künstlern mit der Produktion eines<br />

neuen Porträts, verantwortlich war der<br />

Pekinger Kunstlehrer Zhang Zhenshi.<br />

Mao wirkte älter auf dem neuen Bild.<br />

Er sah dem Betrachter nun direkt in<br />

die Augen. Die Armeeuniform hatte er<br />

abgelegt – in Friedenszeiten schien das<br />

passender. Es gab auch eine Diskussion,<br />

ob er den charakteristischen Kragen<br />

seines Anzuges offen oder geschlossen<br />

tragen sollte – seine Berater entschieden<br />

sich für die letzte Variante. Bis Mitte der<br />

sechziger Jahre blieb Zhang der offizielle<br />

Porträtmaler. Kopien des Bildes wurden<br />

bei Studentendemonstrationen im<br />

Westen durch die Straßen getragen. Und<br />

als in China der Wahnsinn der Kulturrevolution<br />

begann, hing das Mao-Bild in<br />

jedem Haus. Es waren Chinas schwerste<br />

Jahre. Millionen Menschen verhungerten<br />

oder starben in Arbeitslagern.<br />

Vielleicht war Mao damals der einzige<br />

dicke Chinese.<br />

Mao starb 1976, und sein Land fiel<br />

in eine Schockstarre. Das Porträt<br />

wurde durch ein Schwarzweiß-Foto<br />

ausgetauscht, eine Aufnahme aus den<br />

Archiven der amtlichen Nachrichtenagentur<br />

Xinhua („Neues China“). Als<br />

die Trauerzeit vorbei war, wurde das<br />

alte Farbgemälde wieder aufgehängt.<br />

Ein Machtkampf um Maos Nachfolge<br />

hatte da bereits begonnen. Und ein<br />

kleiner Mann namens Deng Xiaoping<br />

konnte sich durchsetzen.<br />

Deng war es, der vor genau 30 Jahren<br />

den Reformkurs einleitete. Und durch<br />

die vorsichtige Öffnung begann ein<br />

Boom, der in der Geschichte der<br />

Weltwirtschaft einmalig geblieben ist.<br />

Kein anderes Entwicklungsland hat es<br />

bisher geschafft, sich aus eigener Kraft<br />

aus der Armut zu befreien. China ist<br />

heute die drittgrößte Volkswirtschaft<br />

der Welt, größte Internet-Nation,<br />

größte Handy-Nation und der wichtigste<br />

Absatzmarkt für fast alles.<br />

die weltweite finanzkrise hat<br />

auch china getroffen. doch es<br />

gibt bereits erste anzeichen der<br />

besserung. Die Inflation ist gestoppt.<br />

460 Milliarden Dollar will die<br />

Regierung in ein gewaltiges Infrastrukturprogramm<br />

investieren, selbst<br />

der Ausbau der Transrapid-Trasse in<br />

Shanghai ist wieder geplant. Hinzu<br />

kommen Pipelines, Atomkraftwerke<br />

und Autobahnen – China will die<br />

Krise für eine gründliche Modernisierung<br />

des Landes nutzen. Der Boom<br />

hat sich verlangsamt, doch vorbei ist<br />

er nicht.<br />

Deng Xiaoping fand auch die neue<br />

Formel für den Umgang mit Maos<br />

Erbe: „70 Prozent waren richtig, 30<br />

Prozent waren falsch.“ Maos Gemälde<br />

wird noch immer jedes Jahr erneuert.<br />

Und seitdem hat es viele kleine Änderungen<br />

gegeben. Mao ist älter geworden,<br />

sein Blick wirkt väterlicher, der<br />

leichte Schatten auf seinem Gesicht<br />

ist verschwunden, der bittere Aus-<br />

Text:<br />

Mao über dem Tor des Himmlischen Friedens.<br />

Der Ausdruck seines Gesichts wird<br />

regelmäßig der Lage im Land angepasst.<br />

„DER WIRTSCHAFTSBOOM HAT<br />

SICH VERLANGSAMT, VORBEI IST ER<br />

ABER NICHT. CHINA NUTZT DIE<br />

KRISE FÜR EINE GRÜNDLICHE<br />

MODERNISIERUNG DES LANDES.“<br />

Bis in die 1960er Jahre hinein sah<br />

Mao auf offiziellen Bildern über<br />

die Köpfe der Menschen hinweg, er<br />

trug Armeejacke und Mütze.<br />

Mao im Wandel der Zeit. Auf dem<br />

offiziellen Bild von 1969 sieht er<br />

den Menschen in die Augen. Er trägt<br />

keine Uniform mehr.<br />

KOSTBARE MEISTERWERKE<br />

H AU T E C O U T U R E<br />

IN PORZELLAN<br />

ANLÄSSLICH IHRES 260-JÄHRIGEN BESTEHENS HAT SICH<br />

DIE PORZELLAN MANUFAKTUR NYMPHENBURG<br />

ETWAS BESONDERES EINFALLEN LASSEN: SIE BAT SECHZEHN<br />

MODESCHÖPFER AUS DER GANZEN WELT, DIE BERÜHMTEN FIGUREN<br />

DER COMMEDIA DELL'ARTE NEU EINZUKLEIDEN.<br />

Gareth<br />

PUGH<br />

Der Londoner Modedesigner ist berühmt dafür, dass<br />

er aus Kleidern abstrakte Kunstwerke macht. Dem<br />

capitano spavento (großes Foto links) schneiderte<br />

Pugh ein geometrisches Muster auf den eigentlich<br />

weißen Leib, es symbolisiert für ihn das geheimnisvolle<br />

Spiel von Licht und Dunkelheit.<br />

Der Edelmann<br />

Capitano Spavento<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

62 63<br />

63<br />

77<br />

76<br />

B barcelona-sessel brot brille<br />

Nero betrachtete die Gladiatorenkämpfe<br />

am liebsten durch einen<br />

Smaragd. Weil er kurzsichtig war.<br />

Smaragde gehören zur Familie des<br />

Halbedelsteins Beryll, welcher der<br />

deutschen Brille später den Namen<br />

gab. Heutzutage würde ein eitler<br />

Machtmensch wie Nero vielleicht<br />

Kontaktlinsen tragen oder sich die<br />

Augen lasern lassen. Aber nicht<br />

nur medizinische Gründe sprechen<br />

manchmal dagegen.<br />

Woran denken Sie bei den Namen<br />

Elton John, Norbert Blüm oder John<br />

Lennon? Ziemlich bald auch an die<br />

Brille. Interessante Brillen sind,<br />

außer einem guten Friseur und einer<br />

anständigen Krawatte, die wenigen<br />

Styling-Tricks, die Männern auf Passfotos<br />

oder hinter dem Rednerpult zur<br />

Verfügung stehen. Den hoffentlich<br />

guten Anzug und die Schuhe sieht<br />

man ja nicht.<br />

„Bonjour lunettes, adieu fillettes“ –<br />

Grüß Gott, Brille, tschüs Mädels, der<br />

traurige französische Satz aus der<br />

Frühzeit der Brillen-Ungetüme hat<br />

heute keine Berechtigung mehr …<br />

Franzosen sind stolz auf ihren Champagner<br />

und Käse, Iraner produzieren<br />

den besten Kaviar auf Erden. Die<br />

Belgier brüsten sich zu Recht mit<br />

ihren Pralinen. Und was haben wir?<br />

Keine Nation der Welt kann so gutes<br />

Brot backen. Kein Land kennt so<br />

viele Sorten (600 sollen es sein). Brot<br />

ist und war das Grundnahrungsmittel<br />

der Europäer; tief imprägniert von<br />

Religion und Politik. Was sich widerspiegelt<br />

im Vaterunser, dem weltweit<br />

populärsten Gebet der Christenheit:<br />

„Unser täglich Brot gib uns heute“,<br />

über die Devise der alten Römer<br />

„Brot und Spiele!“ bis zur modernen<br />

Entwicklungshilfe-Organisation<br />

„Brot für die Welt“. Auch wenn man<br />

in Asien lieber Reis und in Südamerika<br />

lieber Mais isst – die Botschaft<br />

wird verstanden.<br />

Deutsches Schwarzbrot – zur Not<br />

in Dosen – ist das Nostalgie-Nahrungsmittel<br />

der Emigranten, steckt<br />

im Fluggepäck der Mallorca-Rentner,<br />

steht in den Feinschmecker-Läden<br />

von Paris bis New York. Gutes<br />

deutsches Brot, wenn ohne Pfusch<br />

und Gewinnsucht auf Sauerteigbasis<br />

gebacken, ist gesund, haltbar und<br />

ein Kulturgut. Weswegen es in der<br />

Bundesrepublik ja auch mehrere<br />

Brotmuseen gibt.<br />

a ) J o h n L e n n o n , b ) N o r b e r t B l ü m ,<br />

c ) E l t o n J o h n<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

Es war die kühnste Interpretation<br />

eines Thronsessels, die die Welt bis<br />

dato gesehen hatte: Entworfen fürs<br />

spanische Königspaar vom deutschen<br />

Architekten Mies van der Rohe<br />

anlässlich der Weltausstellung 1929 in<br />

Barcelona. Und seither eine Stil-Ikone<br />

für Luxushotels, Firmenfoyers und<br />

Modearztpraxen. Was seine Schönheit<br />

nicht schmälert. Design-Studenten<br />

sparen sich den Barcelona-Sessel vom<br />

Munde ab. „Inkarnation der Zeitlosigkeit<br />

in Stahl und Leder“, schwärmen<br />

die Nachbauer von heute über<br />

das Mobiliar des Deutschen Pavillons<br />

von damals, der seiner Zeit so weit<br />

voraus war, dass man ihn abriss – und<br />

erst 1983 andächtig wieder aufbaute.<br />

Das legendäre deutsche Bauhaus, zu<br />

dessen Spitzenprodukten der Barcelona-Sessel<br />

zählt, feiert in diesem Jahr<br />

seinen 90. Geburtstag. Mies van der<br />

Rohe war der letzte Direktor vor der<br />

Schließung durch die Nationalsozialisten,<br />

deren „Blubo-Geschmack“<br />

(volkstümlich für: Blut & Boden) mit<br />

der zukunftsweisenden Formensprache<br />

des Bauhauses nichts anfangen<br />

konnte. Mies van der Rohe emigrierte<br />

und baute Weltkulturerbe in Amerika.<br />

PS: „Gott steckt im Detail“ ist ein<br />

Ausspruch Mies van der Rohes, der<br />

sich bis heute auf jeden guten Entwurf<br />

anwenden lässt …<br />

Jeder Architekt von Rang muss<br />

mal einen Stuhl entwerfen –<br />

nicht jeder gerät so zeitlos wie<br />

der weltberühmte Barcelona-<br />

Sessel, den Mies van der Rohe<br />

vor 80 Jahren schuf.<br />

Berlin, August 1945: Große Freude über<br />

das erste Weißbrot seit Kriegsende.<br />

wErtE Seiten aus dem Magazin<br />

65<br />

Die Anmutige<br />

Leda<br />

Pascal<br />

MILLET<br />

Anmutig und beschwingt wirkt die dame leda<br />

im Kleid von Pascal Millet. Das florale Muster<br />

zitiert einen Stoff aus der aktuellen Kollektion<br />

des traditionsreichen Modehauses Carven, für<br />

das Millet in Paris arbeitet.<br />

Der Eingebildete<br />

Dottore<br />

Gustavo<br />

LINS<br />

Der in Paris lebende Brasilianer arbeitet normalerweise<br />

für Gaultier oder Kenzo. Für den eingebildeten<br />

dottore aus der Commedia dell'Arte wählte er<br />

ein Muster, das den snobistischen Charakter der<br />

Figur herausstellen soll. Die Nähte sorgen für ein<br />

filigranes und abstraktes Muster, unter dem der<br />

Grundton des Stoffes hindurchscheint.<br />

64<br />

79<br />

C<br />

castell 9000<br />

chronometer<br />

coco chanel<br />

Bei der Oscar-Verleihung 2009 dankte<br />

Preisträger Kunio Kato nicht so sehr<br />

der Jury oder seiner Frau, sondern:<br />

„Ich danke meinem Bleistift.“ Denn<br />

auch im Computer-Zeitalter gehe<br />

nichts über einen guten Beistift …<br />

Was viele Künstler und Kreative<br />

schon immer wussten – und sei es<br />

nur, dass sie in Denkpausen „am<br />

Bleistift kauen“. Was ungefährlich<br />

ist, weil ein Bleistift nie Blei enthielt.<br />

Sondern den Bodenschatz Graphit.<br />

Die Geschichte des modernen Bleistifts<br />

beginnt im 19. Jahrhundert,<br />

als man in England entdeckte, dass<br />

Graphit gemischt mit Öl und Kaolin<br />

ein subtileres Schreibwerkzeug ergibt.<br />

Und dass ein Mäntelchen aus gut<br />

spitzbarem Zedernholz ihn langlebiger<br />

macht. Je mehr Ton zugesetzt<br />

wird, desto härter der Stift. In der<br />

Nürnberger Gegend mit ihren Ton-<br />

Gruben sprossen die Bleistiftmanufakturen<br />

wie Pilze.<br />

Viele wurden Opfer von Kuli und<br />

Filzschreiber. Nicht so die gräfliche<br />

Firma Faber-Castell, die 1839 einen<br />

simplen Bleistift als „erstes Markenschreibgerät<br />

der Welt“ etablierte und<br />

heute noch zwei Milliarden davon<br />

herstellt. Ein Klassiker ist der 1905<br />

geborene Castell 9000 in grünem<br />

Wasserlack. Zu haben in allen Härtegraden,<br />

mit und ohne Radiergummi,<br />

Häubchen und Spitzer, immer noch<br />

billiger als zwei Tassen Cappuccino …<br />

Ein must-have, ein Modewort, ein<br />

Missverständnis. Denn theoretisch ist<br />

jede Uhr ein Chronometer, nämlich<br />

ein Zeitmessgerät. Erst seit 1936, als<br />

sich die Schweizer Uhrenfabrikanten<br />

gegen damals lausige Billiguhren abgrenzen<br />

wollten, versteht man unter<br />

Chronometer eine auf „Ganggenauigkeit“<br />

geprüfte Uhr mit amtlicher<br />

Bescheinigung.<br />

Heute gilt ISO-Norm 3159. Besagt,<br />

verkürzt, dass sich jede Armbanduhr<br />

Chronometer nennen darf, wenn<br />

sie pro Tag nicht mehr als sechs<br />

Sekunden vor- oder nachgeht. Das<br />

leisten auch die meisten Quarzuhren.<br />

Das war die gute Nachricht. Die<br />

aber keinen Uhrenliebhaber richtig<br />

interessiert. Denn die verstehen unter<br />

Chronometer eine mechanische<br />

Uhr. Damit die einen „Gangschein“<br />

bekommt, ist allerfeinste Handarbeit<br />

vonnöten. Und das kostet. Erst recht,<br />

wenn das hohe C der Zeitmessung<br />

am Handgelenk ins Spiel kommt:<br />

Chronograph, Complication, Grande<br />

Complication … Je mehr C, desto<br />

mehr kann die Uhr: auf Knopfdruck<br />

Glockengeläut, Mondphasen<br />

und Sternbilder anzeigen sowie die<br />

Tageszeit in Tokio oder Toronto.<br />

Braucht das wer? Das ist die falsche<br />

Frage. Uhrenfreaks halten es mit<br />

dem eminenten Mathematiker Blaise<br />

Pascal, der schon vor 350 Jahren die<br />

Grenzen seiner Zunft erkannte und<br />

schrieb: „Das Herz hat Gründe, die<br />

der Verstand nicht kennt.“<br />

Coco Chanel (1883 – 1971) war die<br />

bedeutendste Modeschöpferin des<br />

20. Jahrhunderts. Stilvorbild, geniale<br />

Geschäftsfrau – und Feministin eher<br />

wider Willen. Sie lebte lieber in Hotels<br />

als an Heim & Herd und führte<br />

an den Brennpunkten der eleganten<br />

Welt am eigenen Leib die Prototyp-<br />

Mode vor, die sie kreierte, da konnte<br />

ihr kein Dior oder Yves St. Laurent<br />

das Wasser reichen.<br />

Die Liste ihrer Moderevolutionen ist<br />

lang: Coco Chanel hat Jersey, zuvor<br />

der Männerunterwäsche vorbehalten,<br />

salonfähig gemacht, das Kleine<br />

Schwarze erfunden und das erste<br />

synthetische Parfum. Sie hat im<br />

Alleingang die Umhängetasche (das<br />

berühmte Teil aus gestepptem Leder<br />

an der Kette) durchgesetzt, wie zuvor<br />

Bademoden und Hosen auch für<br />

die Dame von Welt. Sie hat falsche<br />

Perlen geadelt, obwohl sie genügend<br />

reiche Liebhaber hatte, die ihr echte<br />

spendierten.<br />

Nicht jeder Frau steht ein altrosa<br />

Chanel-Kostüm – an vielen sieht es<br />

zopfig aus. Nicht jede mag wie Marilyn<br />

Monroe nur den Duft Chanel<br />

No. 5 statt Nachthemd tragen. Aber<br />

der Mythos von „Mademoiselle<br />

Chanel“ – auf die Anrede legte die<br />

Vielgeliebte, nie Verheiratete großen<br />

Wert – hatte das Glück, die richtigen<br />

Nachfolger zu finden. Seit 1983 zeichnet<br />

Karl Lagerfeld verantwortlich, der<br />

sich liebevoll mit ihrer Biographie<br />

auseinandersetzt und daraus Neuigkeiten<br />

schafft, so als ob Mademoiselle<br />

quasi übers Grab hinaus entwürfe …<br />

PS: Was kaum jemand weiß: Coco<br />

Chanel hatte ein männliches Hobby<br />

– sie liebte es, Lachse zu angeln!<br />

Werbung von<br />

1905: Faber-<br />

Castell bricht eine<br />

Lanze für den<br />

Bleistift.<br />

paula almqvist war Reporterin und<br />

Kolumnistin für den „Stern“. Sie arbeitet<br />

als Autorin u. a. für „Mare“ und hat<br />

mehrere Bücher geschrieben.<br />

Coco Chanel in ihrer Wohnung<br />

in der Rue Cambon, Paris. Ihre<br />

Mode ist zeitlos, stilbildend, auf<br />

ewig wertvoll.<br />

78<br />

70 71<br />

Wie bitte, es gibt keine Zeitmaschinen? Die<br />

Dauphins besitzen Hunderte davon. Klassische<br />

Automobile, die abgesehen von ihrer<br />

Wertsteigerung noch etwas vermögen: Wenn<br />

Friedrich-Wilhelm Dauphin den Blick über<br />

seine Schätze schweifen lässt, dann begibt<br />

er sich auf eine Zeitreise in die Anfangsjahre<br />

seiner Karriere. Damals, in den 1960er<br />

Jahren, als er seine Frau in einer Straßenbahn<br />

kennengelernt hatte, als er eher durch Zufall<br />

Importeur englischer Büromöbel wurde und<br />

privat an Autos bastelte.<br />

Heute kann er sich alle seine Traumwagen<br />

von damals leisten, obwohl sie inzwischen<br />

viel teurer sind als je zuvor. Die Dauphin<br />

HumanDesign Group zählt heute zu den führenden<br />

Herstellern von Bürositzmöbeln und<br />

System-Büromöbeln in Europa. Seine Schätze<br />

empfindet Friedrich-Wilhelm Dauphin als<br />

Beweis dafür, dass er etwas richtig gemacht<br />

hat in seinem Leben. Und: „ich sehe in den<br />

autos eine glänzende möglichkeit,<br />

mein vermögen vernünftig und sicher<br />

anzulegen“, sagt Dauphin: „Vor allem aber<br />

geht es mir um das Kulturgut Automobil.“<br />

Bei den Dauphins stehen in einer ehemaligen<br />

Fahrstuhlfabrik im fränkischen Hersbruck<br />

Autos von Alfa Romeo, Aston Martin, Bugatti,<br />

Ferrari, Maserati, insgesamt ca. 130 Autos<br />

und 200 Motorräder. Wertvollstes Stück ist<br />

der Bugatti 57 SC Atalante, von dem nur 17<br />

gebaut wurden. Ein noch selteneres Exemplar<br />

dieser Baureihe, das Modell T57 SC, wurde<br />

kürzlich in einer Scheune in England gefunden<br />

und für 3,4 Millionen Euro verkauft.<br />

DEUTSCHE UNTERNEHMER ÖFFNEN<br />

IHRE GARAGEN UND ZEIGEN DIE<br />

OLDTIMER, DIE IN DEN LETZTEN ZEHN<br />

JAHREN AN WERT GEWONNEN HABEN.<br />

CHROM-<br />

JUWELEN<br />

Text:<br />

– ELKE & FRIEDRICH-WILHELM DAUPHIN –<br />

Die Möbelhersteller und ihr Bugatti, einer von<br />

130 wertvollen Oldtimern.<br />

Bugatti<br />

57 SC ATALANTE<br />

baujahr 1938<br />

hubraum<br />

3257 ccm<br />

leistung<br />

200 ps<br />

wert 1999<br />

ca. 1 mio. eur<br />

wert 2009<br />

ca. 2 mio. eur<br />

2 Mio.*<br />

EURO<br />

75<br />

74<br />

aga<br />

auster<br />

abendkleid<br />

WERTVOLL, ZEITLOS, SCHÖN<br />

eine stil- und warenkunde der besonderen art: geschichten von<br />

menschen und produkten, die das leben schöner machen.<br />

Der AGA wird fälschlich als Küchenherd<br />

bezeichnet. Er ist jedoch<br />

eine halbe Tonne Weltanschauung<br />

in Gusseisen. Ein scheinbar altmodisches,<br />

unpraktisches, teures Teil,<br />

das Haus und Seele, Teller und das<br />

Badewasser wärmt, Kaffeewasser<br />

und Marmeladen kocht, Wäsche und<br />

Tränen trocknet und Toast röstet. Und<br />

das seit 80 Jahren. Es gibt im Internet<br />

Fan-Blogs für den AGA, in denen der<br />

Herd mit den Rubens-Formen zärtlich<br />

als „Familienmitglied“ bezeichnet<br />

wird – Küchen-Lyrik für einen Herd<br />

mit anrührender Geschichte.<br />

AGA steht für „Aktiebolaget<br />

Gas-Accumulator“, die Firma des<br />

Physik-Nobelpreisträgers Gustaf<br />

Dalén. Der Schwede, Erfinder der sich<br />

selbst illuminierenden Leuchttürme,<br />

erblindete 1912 bei einem Experiment<br />

und tastete sich im wahrsten Sinn des<br />

Wortes an den idealen Herd vor, als<br />

er im Ruhestand erstmals wahrnahm,<br />

wie seine Frau sich in der Küche<br />

abrackerte und dabei obendrein die<br />

Energie zum Fenster hinausflog.<br />

Um das Beste aus einem AGA<br />

herauszuholen, muss man eine Art<br />

Herd-Führerschein machen. Das<br />

ultimative Conversation-Piece in der<br />

Küche kostet so viel wie ein Mittelklasse-Wagen,<br />

ist aber werthaltiger,<br />

denn es überdauert locker drei Ehen<br />

– die von Großeltern, Eltern und<br />

Kindern.<br />

Man braucht keinen Fernsehkoch<br />

und keine Molekularschäume, um sie<br />

zu genießen: Austern sind das Sushi<br />

der Alten Welt. Und das schon seit<br />

der Steinzeit. In Asien gibt es zwar<br />

viel mehr davon, doch werden sie<br />

dort traditionell gekocht, gebraten<br />

oder zu Austernsauce massakriert,<br />

statt roh geschlürft. Austern sind<br />

ein vollkommen zeitloses und sehr<br />

kalorienarmes Genussmittel, dessen<br />

beliebteste Zutat Ammenmärchen<br />

sind: Nein, es stimmt nicht, dass Austern<br />

nur in Monaten mit R gesund<br />

sind. Nein, eine aphrodisiakische<br />

Wirkung konnte den Austern nie<br />

nachgewiesen werden, höchstens im<br />

Kopf des Konsumenten. Genau wie<br />

Hühnereier schmecken auch Austern<br />

am allerbesten leicht ausgeruht. Und:<br />

Die gemunkelte Austern-Vergiftung<br />

ist Küstenbewohnern so gut wie<br />

unbekannt – ein Gesundheitsrisiko<br />

steckt eher im nostalgisch-dekorativen<br />

Verpackungsmaterial, den<br />

Algen …<br />

PS: Komplizierte Spezialgeräte<br />

zum Austernöffnen taugen höchstens<br />

zum Verlegenheitsgeschenk.<br />

Ein Abendkleid gehört zwar nicht<br />

in den Überlebenskoffer, aber zu<br />

den Anschaffungen, die einem Mut<br />

zuflüstern wie die berühmte Champagner-Reklame:<br />

„Und wenn es nur<br />

einmal im Leben ist …“<br />

Ein gutes Abendkleid ist das Gegenteil<br />

vom Bikini. Die Geschmackspapst-Parole<br />

„Weniger ist mehr“ gilt<br />

nicht für den Stoff, sondern für die<br />

ausgestellten Körperteile. Deswegen<br />

ist eine Ballrobe so schmeichelhaft.<br />

Sie zeigt lediglich, was eine Frau<br />

zeigen will – und verspricht den Rest.<br />

Weltberühmte Abendkleider verhüllen<br />

nicht nur die Beine, sondern auch<br />

Dekolletee und Arme der Trägerin,<br />

wie schon bei Marlene Dietrich, deren<br />

Figur auch als Großmutter großartig<br />

war, die aber über genug Selbstkritik<br />

verfügte, ihre Haut nicht mehr zu<br />

Markte zu tragen.<br />

Perfekte Abendkleider haben kein<br />

Verfallsdatum, sondern können auch<br />

nach 50 Jahren noch aufs Parkett oder<br />

ihre Gestehungskosten auf Vintage-<br />

Auktionen wieder hereinholen. Das<br />

richtige Abendkleid bringt genau wie<br />

ein Frack das Beste in seinem Träger<br />

hervor. Nämlich Haltung. Selbst<br />

Männer ohne jede Ähnlichkeit mit<br />

Hollywood-Stars sehen im Frack –<br />

anders als in Freizeitkleidung – nie<br />

lächerlich aus.<br />

PS: Das Abendkleid hat auch eine<br />

jüngere Schwester. Die heißt das<br />

„Kleine Schwarze“.<br />

Brät Hasen, wärmt<br />

Herz und Haus –<br />

und knausert mit<br />

wertvoller Energie.<br />

Noch viel mehr<br />

über die Perle unter<br />

den Meeresfrüchten:<br />

www.wikipedia.de.<br />

ADass Abendkleider Kunstwerke<br />

sein können, beweist diese<br />

Ballrobe von John Galliano für<br />

das Modehaus Dior.<br />

Pages from the magazine<br />

21<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 20 |


Lestrud min ut lorem ad magnit velisis heni<br />

dipis dipiscidunt laortie<br />

rostrud cidunt lao sequam<br />

z<br />

Das Magazin für die Kunden, Mitarbeiter und Freunde von XYZ<br />

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Sommer 2007<br />

n a tUR<br />

sequam tulputate ex eliquipit wisit utat iqu t ipsu... Seite 4<br />

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BrillE + MEhr Konzeption, Art Direktion, Gestaltung eines Zeitungssupplements<br />

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Brille+mehr<br />

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Eine Sonderveröffentlichung der XYZ<br />

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Sommer 2007<br />

Sommer Trends 2007<br />

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Der Mythos Ray Ban<br />

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AUFGABE WAR ES, eine Zeitung zu entwerfen,<br />

THE OBJECTIVE WAS to create a news journal<br />

die Werbung für Brillen macht und das<br />

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vielfältige Engagement eines führenden<br />

time introduced the reader the optician’s<br />

Optik­Unter nehmers einem breiten<br />

many charitable causes. Leonard <strong>Prinz</strong><br />

Publikum vorstellt. BRILLE+MEHR von<br />

and Wolfgang <strong>Behnken</strong> designed the<br />

Leonard <strong>Prinz</strong> und Wolfgang <strong>Behnken</strong> ist<br />

Journal to follow the theme „See the<br />

auf der einen Seite ein schickes Lifestyle­<br />

world through the optician’s eyes.”<br />

Magazin, mit Mode, Style, People, Tipps<br />

On the one hand, BRILLE+MEHR is a<br />

und Trends. Auf der anderen Seite ist<br />

trendy lifestyle magazine that presents<br />

Brille+mehr eine moderne Zeitung, die<br />

fashion, style, people, tips and trends. On<br />

über Baumpflanzungen, Schulspeisungen,<br />

Förderung von Handwerk, heimischer<br />

Wirtschaft und ökologischer Landwirtschaft<br />

berichtet; alles Themen, die diesem<br />

the other hand is it a modern journal that<br />

presents in­depths views of planting<br />

of thousand trees and free school lunch<br />

programs, as well as describing the<br />

LeBen<br />

Styling, Mode, Accessoires<br />

Die Top 10 des Sommers<br />

Mit dem Rad zu einem Picknick im Grünen, riesige Taschen<br />

mit bunten Blumenmustern, hauchzarte Strandkleider und<br />

viele andere Anregungen für einen herrlichen Sommer...<br />

Seite 8<br />

Optiker besonders am Herzen liegen.<br />

optician’s efforts in favor of organic<br />

BRILLE+MEHR macht Werbung mit den<br />

farming and trades.<br />

Mitteln des Journalismus und stellt einen<br />

ganz neuen, attraktiven Typ von Kundenmagazin<br />

dar. BRILLE+MEHR sollte<br />

BRILLE+MEHR is advertisement in the<br />

form of journalism and in this way creates<br />

a revolutionary new form of customer<br />

natur<br />

Arche-Hof Lütjensee<br />

Is auguerostrud et, vel<br />

dipis dipiscidunt laortie<br />

rostrud cidunt lao sequam<br />

z ... Seite 4<br />

GeSeLLSchaft<br />

Stiftung Schloss Plön<br />

Is auguerostrud et, vel<br />

dipis dipiscidunt laortie<br />

rostrud cidunt lao sequam<br />

z ... Seite 4<br />

Mode<br />

Der Mythos Ray Ban<br />

Is auguerostrud et, vel<br />

dipis dipiscidunt laortie<br />

rostrud cidunt lao sequam<br />

z ... Seite 4<br />

Zeitungen als Supplement beiliegen.<br />

magazine.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 22 | 23


BrillE + MEhr Seiten aus dem Dummy im Zeitungsformat<br />

Pages from the newspaper-dummy<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 24 | 25


BErEnBErg Entwicklung und Produktion eines Kundenmagazins<br />

Development and production of a customer magazine<br />

BerenBerg<br />

DAS MAgAzin für Wirtschaft, Gesellschaft & lebensart<br />

BERENBERG wurde von Dr. Werner Funk<br />

BERENBERG was developed by Dr. Werner<br />

und Wolfgang <strong>Behnken</strong> (Art Direktion<br />

bis Ausgabe No. 5) entwickelt und<br />

galt von Anfang als neuer Maßstab für<br />

Premium­Kundenmagazine.<br />

Einerseits ist BERENBERG ein Kundenmagazin,<br />

das sich an eine exklusive<br />

Leserschaft, an Meinungsführer und Multiplikatoren,<br />

vor allem aber an Geschäftspartner<br />

und Kunden der Privatbank richtet.<br />

Andererseits ist es ein unhabhängiger<br />

General­Interest­Titel, dessen Beiträge<br />

hohen Ansprüchen gerecht werden.<br />

BERENBERG erscheint zweimal im<br />

Jahr. Die Titelmotive sind Teil einer<br />

Berenberg­Edition für Fotosammler.<br />

2008 wurde das Kundenmagazin<br />

Funk and Wolfgang <strong>Behnken</strong> (art direction<br />

until No. 5) and was considered a new<br />

standard for premium client magazines.<br />

On the one hand, BERENBERG is a<br />

customer magazine that reaches an exclusive<br />

readership of opinion leaders and<br />

multipliers; but, above all, it specifically<br />

addresses company’s business partners<br />

and clients. On the other hand, BEREN-<br />

BERG is an independent general interest<br />

title that presents contributions of the<br />

highest journalistic caliber.<br />

The title pictures are part of<br />

a Berenberg Bank edition for<br />

collectors of fine photography.<br />

The magazine garnered the BCP<br />

BerenBerg n o 5 DAS MAgAzin für Wirtschaft, Gesellschaft & lebensart<br />

n o 5A<br />

mit dem BCP Award ausgezeichnet.<br />

Award 2008.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 26 | 27


„Mein Spiel ist besonders gut, wenn ich traurig<br />

oder wütend bin.“<br />

B e r e n B e r g - P r e i s t r ä g e r i n<br />

K At r i n g O r D O n<br />

P O R T R ä T<br />

<br />

<br />

Inhalt<br />

Größer, einflussreicher und<br />

konservativer ist keine Wirtschaftspublikation<br />

der Welt:<br />

Das „Wall Street Journal“ ist<br />

mehr als eine Zeitung, es ist<br />

eine Institution. Der Buchautor<br />

und künftige Ressortleiter<br />

der „Süddeutschen Zeitung“<br />

Andrian Kreye hat die Kollegen<br />

der publizistischen Großmacht<br />

besucht.<br />

W I R t S c h A f t S p R e S S e<br />

46<br />

In den großen Marken<br />

der Welt spiegelt sich das<br />

Lebensgefühl, die Lebensart<br />

einer epoche auf überraschend<br />

klare Art wider. Im<br />

„Journal des Luxus und der<br />

Marken“ erzählt Kisch-preisträger<br />

emanuel eckardt die<br />

bizarren Geschichten einiger<br />

Supermarken.<br />

L u x u S<br />

58<br />

I n h A Lt<br />

B e R e n B e R G –<br />

e D I t I o n 6<br />

p o R t R ä t 8<br />

B e R e n B e R G -<br />

I n t e R n 12<br />

B e R e n B e R G -<br />

p o L o - e v e n t 14<br />

B e R e n B e R G -<br />

h I St o R I e 16<br />

K I St e n S t A Dt<br />

h A M B u R G 18<br />

e n e R G I e -<br />

R e S e R v e n 26<br />

M A G I e<br />

D e R Z A h L e n 36<br />

K o L u M n e 37<br />

B I L D -<br />

B e S c h R e I B u n G 60<br />

M o n e y-tA L K 64<br />

I M p R e S S u M 8<br />

er kann reden, diskutieren,<br />

konzipieren, polemisieren. und<br />

doch ist es um friedrich Merz,<br />

einen der begabtesten politiker<br />

der union, still geworden. Im<br />

Gespräch mit Berenberg n <br />

erklärt er, warum er sich so<br />

ruhig verhält. und wie er die<br />

Zukunft der Großen Koalition<br />

einschätzt.<br />

nur über die Kanzlerin mag er<br />

sich nicht äußern.<br />

p o L I t I K<br />

28<br />

Friedrich Merz, Werner Funk<br />

und Hans Peter Schütz.<br />

Fotos Jim Rakete<br />

Wallfahrt zu den Gralshütern<br />

des Golf. Schottland ist das<br />

Königreich dieses köstlichen<br />

Spiels und seine beste Adresse<br />

ist der 85 gegründete prestwick<br />

Golf club. Dort legte der<br />

legendäre old tom Morris die<br />

ersten Bahnen an, spielte man<br />

860 die ersten „British open“<br />

und pflegt ein Stück unsterblichkeit<br />

nach der Maßgabe:<br />

„verbessere alles, ändere<br />

nichts“.<br />

G o L f<br />

38<br />

Golf natürlich, aber vor allem<br />

fabelhafte Gastfreundschaft:<br />

Autor hans Borchert (3. v.l.) mit<br />

den Gentlemen von prestwick.<br />

Lohnt das Sammeln alter,<br />

hochwertiger Armbanduhren<br />

aus dem letzten Jahrhundert?<br />

Gerd Gregor feth, Spezialist<br />

der fAZ für uhren und alles<br />

was tickt, ist dieser frage<br />

nachgegangen. er stieß auf<br />

verblüffende trends.<br />

u h R e n<br />

52<br />

Gerd Gregor Feth (links),<br />

Fotograf Olaf Tamm<br />

Andrian Kreye<br />

Emanuel Eckardt<br />

Wallfahrt zu den<br />

Gralshütern des Golf<br />

Clubdinner, eingerahmt von Bildern aus 156 Jahren Geschichte:<br />

Die Mitglieder des 1851 gegründeten Prestwick Golf Club<br />

sind ebenso legendär wie ihr Platz, einst Geburtsstätte der British Open.<br />

S p o r t<br />

<br />

Die Geschichte der Ildikó von Kürthy ist eine Erfolgsstory,<br />

ein Beispiel dafür, wie ein Talent scheinbar schwerelos ans<br />

Licht kommt und sich mit Leichtigkeit behauptet. Die Erfolgsautorin<br />

versteht es, Millionen Frauen zum Lachen zu<br />

bringen, über sich selbst, über den Schlankheitswahn und<br />

darüber, wie schwer es ist, einen Mann zu erobern, dem sie<br />

dann irgendwann in die behaarten Arme stolpert. Ihre Romane<br />

heißen „Mondscheintarif“, „Herzsprung“, „Freizeichen“,<br />

„Blaue Wunder“ und „Höhenrausch“, und weil sie alle<br />

hinreißend komisch sind, wurden sie über vier Millionen Mal<br />

verkauft und in zwanzig Sprachen übersetzt. „Mondscheintarif“<br />

wurde bereits fürs Kino verfilmt, „Freizeichen“ und<br />

„Blaue Wunder“ folgen.<br />

Ildikó von Kürthy, geboren am 20. Januar 1968 in Aachen,<br />

hat an der Henri-Nannen-Schule Journalismus gelernt,<br />

schreibt für „Eltern“, „Brigitte“ und den „stern“ und lebt<br />

in Hamburg-Harvestehude. Ihr neuer Lebensmittelpunkt<br />

ist eine schöne, schneeweiße Wiege, ein Erbstück. Da passt es<br />

gut, dass sie auch schon ein Kinderbuch („Karl Zwerglein“)<br />

geschrieben hat. Ildiokó von Kürthy über die Stadt, in der<br />

sie lebt:<br />

Wenn ich von der Autobahn komme, nach Hamburg<br />

reinfahre und auf der Lombardsbrücke zwischen den beiden<br />

Alstern durchfahre, bin ich total glücklich. Ein Alsterspaziergang<br />

ist für mich das Schönste. Ein Platz zum Träumen ist<br />

für mich der kleine Steg im Eichenpark am Ende der Heilwigstraße.<br />

Dort sitze ich gern mit einem Buch mit Blick auf<br />

die Krugkoppelbrücke. Wie im Urlaub. Ich bin ein Zuhause-<br />

Mensch, muss nicht verreisen. Italien, Frankreich, New York,<br />

das ist nicht, wonach ich mich sehne. Für eine Urlaubsreise<br />

genügt mir Schleswig-Holstein, mein Lieblingsbundesland.<br />

Ich fahre gern nach Sylt, und zwar mittenrein, nach Westerland.<br />

Ich habe eine Schwäche für das Hotel Stadt Hamburg,<br />

weil ich meine Hochzeitsreise da verbracht habe. Wenn ich<br />

ein Urlaubsziel in der Nähe suche, lande ich unweigerlich<br />

bei Ikea in Schnelsen, Am Wunderbrunnen 1. Früher habe<br />

ich bei Ikea meine Billy-Regale gekauft. Für mich ist das ein<br />

bunter Erinnerungshaufen mit Raststättencharakter. Ich liebe<br />

Raststätten. Und ich liebe Kaufhäuser. Bei Karstadt in der<br />

Eppendorfer Landstraße 77 kann ich stundenlang herumlaufen,<br />

vor allem in der Süßwarenabteilung. Die allerallerallerbeste<br />

Schokolade gibt es allerdings bei Aldi am Grindelberg<br />

27-31, Aldis Kinderschokolade.<br />

Wenn ich abends essen gehen will, fühle ich mich im „La<br />

Scala“ am Falkenried 54 wie zu Hause. Ich muss gar nichts<br />

Besonderes bestellen, die Spaghetti con Alio e Olio sind<br />

phantastisch. Zwei-, dreimal im Jahr gehe ich ins Restaurant<br />

Louis C. Jacobs an der Elbchaussee 401. Egal, was auf der<br />

Karte steht, und wenn es paniertes Telefonbuch sein sollte, es<br />

schmeckt immer. Ich denke weder über Kalorien nach noch<br />

darüber, was das Ganze kostet. Ich bin verführbar, leider.<br />

Den absolut besten Blechkuchen gibt es im „Petit Café“ an<br />

der Hegestraße 29. Und in der Confiserie „Sweet Dreams“<br />

am Lehmweg 41 gibt es wahre Paradieskuchen. Ich arbeite<br />

hart daran, die Kalorien wieder loszuwerden. Das Freibad in<br />

der Kaifu Lodge an der Bundesstraße 107 ist meine zweite<br />

Heimat. Ich schwimme jeden Tag eine Stunde, trockne in der<br />

Sonne, gehe dort ins Fitnesscenter oder in die Sauna. Nach 15<br />

Jahren stelle ich fest, dass sich einige Männerkörper sehr zu<br />

ihrem Nachteil entwickelt haben, aber es kommt auch immer<br />

wieder mal Frischfleisch dazu. Spannend.<br />

In Buchhandlungen suche ich keine Intimität. Ich mag<br />

es, wenn sie groß sind wie ein Kaufhaus. Heymann am Eppendorfer<br />

Baum 27 finde ich super. Ich will stöbern und nicht<br />

angesprochen werden, ich lass mich nicht beraten, such so<br />

lange, bis ich das Buch gefunden habe, das mich interessiert,<br />

oder ich gehe hinaus, ohne zu kaufen. Das schaffe ich allerdings<br />

nicht in Schreibwarengeschäften. Die großen sind die<br />

besten. Bei Schacht und Westrich an den Großen Bleichen 36<br />

bin ich verloren. Allein der Geruch des Schreibmaschinenpapiers<br />

macht mich süchtig, für Stifte gebe ich Geld aus, ohne<br />

nachzudenken.<br />

Neuerdings kaufe ich Babysachen, beim „Nasenbär“ an<br />

der Stresemannstraße 71, Ecke Juliusstraße. Schöne Sachen<br />

für Kinder finde ich auch bei „Sieben Sachen“, dem Kinderkaufhaus<br />

am Eppendorfer Weg 103.<br />

Neulich habe ich bei Anita Hass an der Eppendorfer<br />

Landstraße 60 bewusst eine taillierte Lederjacke gekauft, die<br />

mir nicht passte, weil ich schon im siebten Monat war. Die<br />

hänge ich mir in den Kreißsaal. Als Belohnung und als Ziel.<br />

Wenn ich alles hinter mir und das Kind in der Wiege in den<br />

Schlaf geschaukelt habe, will ich da reinpassen.<br />

Ildikó von Kürthy,<br />

Journalistin und Buchautorin<br />

M e i n H a M B u r g<br />

„In Hamburg bin<br />

ich total glücklich“<br />

4 4 4 5<br />

Einfach auf die Pferde und los<br />

S p o r t<br />

Die schnellsten Pferde, die besten Plätze, die stärksten Spieler der Welt – in Argentinien ist Polo Volkssport und zugleich Faszination pur<br />

4 6 4 7<br />

Diese Geschichte erzählt von einem weiten<br />

Land, den unendlich scheinenden argentinischen Pampas,<br />

wo es schwer fällt, jenen Punkt zu bestimmen, an dem das<br />

Ende der Welt erreicht ist und der Himmel beginnt. Dort,<br />

südwestlich von Buenos Aires nahe dem staubigen Städtchen<br />

Canuelas, liegt die Estanzia La Dolfina. Eine behütete, gesicherte<br />

Festung im Irgendwo: mannshohe Zäune, dösender<br />

Wachposten, verrammelt die<br />

Tore. Weit dahinter, bequem<br />

in einen uralten Lederstuhl<br />

gegossen, sitzt ein Mann vor<br />

seinem Stall, den Matebecher<br />

in der Hand. Aus dem Trinkstab,<br />

der Bombilla, saugt<br />

er die gesüßte, leicht bitter<br />

schmeckende Flüssigkeit wie<br />

eine Biene ihren Nektar und<br />

hält dabei Zwiesprache mit<br />

sich und dem Schöpfer von<br />

Himmel und Erde. Ein Gespräch<br />

unter Kollegen. Denn<br />

auch Adolfo Cambiaso, 31,<br />

der zurzeit und seit langem<br />

beste Polospieler der Welt,<br />

wird „Gott“ genannt.<br />

Ein Ritual. Es wiederholt<br />

sich Abend für Abend zur<br />

Stunde des Sonnenuntergangs<br />

und will man Guillermo Valente<br />

glauben, so schöpft sein Herr in dieser stillen Versenkung<br />

die spirituelle Kraft für seine unwiderstehlichen Siegeszüge.<br />

Guillermo, getreuer Knappe des Adolfo Gambiaso,<br />

wacht seit nunmehr fünfzehn Jahren über seinen Herrn. Hütet<br />

Haus und Stallungen des weitläufigen, 50 Hektar großen<br />

Landguts. Führt den Betrieb. Sorgt sich um Pferde, Weiden,<br />

Spielfelder. Spricht sogar für ihn, wenn Besucher kommen.<br />

„Es war nie anders“, sagt Guillermo. „Adolfo ist ein einfacher,<br />

aber scheuer Mann. Nicht zu unterscheiden von Stallburschen<br />

und Pferdepflegern.“<br />

Auf dem Polofeld ist er unumschränkter Herrscher, gewinnt<br />

er Spiele im Alleingang, ein König aller Könige in<br />

einem Sport, der eigentlich ein Teamsport ist, Familiensache<br />

wie bei den Heguys, deren Väter und Onkel und Söhne und<br />

Vettern lange Zeit das Spiel beherrschten, oder den Brüdern<br />

Astrada. Cambiaso ist eine Ausnahmeerscheinung, ein begnadeter<br />

Individualist und zugleich – ein Revolutionär.<br />

„Polo ist seit Cambiaso ein anderes Spiel“, sagt Gonzalo<br />

Pieres, der mit ihm und seiner Equipo La Ellerstina gleich<br />

drei Mal das „Abierto Argentino“ gewann, aber seitdem nie<br />

wieder. Seit 2002 spielt Cambiaso mit seinen Amigos Lucas,<br />

Mariano und Bartolome als Team Dolfina auf eigene Rechnung.<br />

„Nie zuvor hat es einen<br />

Mann wie ihn gegeben“,<br />

spricht Eduardo Heguy, selbst<br />

einstmals Superstar. „So komplett,<br />

so gut beritten, so wenig<br />

abhängig von seinen Mitspielern.<br />

Wenn jemand mehr als<br />

die Zehn verdient, dann Adolfito.“<br />

Die magische Zehn ist im<br />

Ranking des Polo das höchste<br />

aller Gefühle. Nur 35 Spieler<br />

erhielten seit 1913 diese Spielstärke<br />

von einer unabhängigen<br />

Kommission zuerkannt.<br />

Adolfo Cambiaso bekam die<br />

Idealnote schon mit 19 Jahren<br />

und damit als jüngster Spieler<br />

aller Zeiten. 1994 gewinnt er<br />

bei den drei größten Turnieren<br />

(Abierto de Tortugas, Abierto<br />

de Hurlingham, Abierto Argentino de Palermo) die „Triple<br />

Corona“ und reitet fortan ins Reich der Legenden.<br />

Ungezählt die Triumphe und Ehrungen, die Trophäen,<br />

Becher und Pokale. Irgendwie achtlos beiseite gestellt verstauben<br />

sie in einem alten Schrank von Cambiasos erster Behausung<br />

auf La Dolfina. Nicht so wichtig, scheinbar.<br />

Es ist nicht mehr als ein ausgebauter Stall, aber noch immer<br />

pflegt der Champion die letzte Nacht vor großen Endspielen<br />

hier zu verbringen – allein, nur sich und seinen Träumen<br />

überlassen. Fern jedenfalls seiner bildhübschen Frau<br />

Maria, einem südamerikanischen Topmodell. Fern auch der<br />

neu erbauten schicken Villa mit Swimmingpool und Porsche<br />

Cayenne in der Garage.<br />

Davor grast Colibri. Die 25 Jahre alte Stute war über Jahre<br />

Cambiasos bestes Pferd im Stall und trug ihn zu zahllosen<br />

S p o r t<br />

Heimspiel trainingsstätte und refugium eines Superstars:<br />

die Estanzia La Dolfina. Inmitten von 50 Hektar<br />

bestem Grasland liegen vier polofelder.<br />

König der Könige Die Legende lebt und spielt:<br />

polo-profi Adolfo Cambiaso, genannt „der Göttliche“<br />

(Foto rechts)<br />

tExt: HA n S BorCHErt | FotoS : AnIBAL GrECo<br />

3 0 3 1<br />

Der Glanz des Goldes<br />

Mythisches Urmetall, Symbol der Macht und der<br />

Herrlichkeit, Sinnbild menschlicher Gier<br />

und göttlicher Vollkommenheit, unermesslichen<br />

Reichtums und tragischer Verblendung.<br />

Das Porträt einer rätselhaften Währungsreserve<br />

G o l d<br />

El Dorado<br />

Eine präkolumbianische Gottheit aus reinem Gold. Auf der Suche nach<br />

solchen Schätzen richteten Konquistadoren das Reich der Inkas zugrunde<br />

3 2 3 3<br />

G o l d<br />

Fauler Zauber. Gold arbeitet nicht. Liegt tatenlos<br />

herum. Bringt keine Zinsen. Kostet Nerven. Gilt als schlechteste<br />

Vermögensanlage der Welt. Nein, in der Welt der Banken<br />

ist Gold kein Schlager. Es läuft am Rande mit, mal mehr,<br />

mal weniger, von der Zehntelunze bis zum Kilobarren. Der<br />

kostet, etwa so groß wie ein schlanker Marsriegel, derzeit<br />

rund 15 800 Euro und dient ängstlichen Naturen als stille<br />

Reserve. Auch für Spekulanten ist Gold uninteressant. In<br />

den weltweiten Geldströmen spielt es als schmales Rinnsal<br />

kaum noch eine Rolle.<br />

Nur wer 1970 Gold gekauft hat, steht gut da. Damals lag<br />

der Preis bei 36 Dollar für die Feinunze. 1980 schoss er himmelwärts,<br />

auf 850 Dollar. Die Russen waren in Afghanistan<br />

einmarschiert, der Ost-West-Konflikt fieberte einem neuen<br />

Höhepunkt entgegen, und die zweite Ölkrise verunsicherte<br />

die Industriestaaten. Nun steht er bei 660 Dollar pro Feinunze<br />

(31,1 Gramm), argwöhnisch beobachtet von findigen<br />

Spekulanten im Staatsdienst. Nirgendwo lagert so viel Gold<br />

wie in den Tresoren der Notenbanken; mehr als zwölf Jahresproduktionen<br />

sollen es sein. Ein großer Teil des Goldes<br />

der Deutschen Bundesbank ruht in den Kellern der Federal<br />

Savings Bank in Manhattan, Liberty Street 33, nur wenige<br />

Meter vom Ground Zero entfernt, doch angeblich bomben-<br />

Marokko, Allahs Goldküste die goldenen Tore des königlichen Palastes in Fez künden vom Reichtum des Königshauses.<br />

die junge Braut glänzt in der Gewissheit, dass ihr Ja-Wort in eine goldene Hochzeit mündet<br />

Thailand, Buddhas Liegenschaft lächelnd gleitet Buddha ins Nirwana. die Botschaft ist global: die 45 Meter lange Statue<br />

im Wat Pho Tempel in Bangkok symbolisiert wie die präkolumbianischen Statuetten aus lima göttlichen Charakter<br />

sicher. Ein geringer Vorrat an Kilobarren liegt auf sandigem<br />

Grund in den Tresoren der Bundesbank in Frankfurt am<br />

Main, so gut gesichert, dass nicht mal der Finanzminister<br />

heran könnte. Weil das Gold eine Währungs- und keine Finanzierungsreserve<br />

ist, darf er damit keine Löcher stopfen.<br />

Niemand hortet so viel Gold wie die US-Notenbank.<br />

Full House. Sie verkauft nicht eine Feinunze und ist erst<br />

bei einem (zur Zeit von Richard Nixon festgelegten) Goldpreis<br />

von 42,22 Dollar vepflichtet, unbegrenzt Gold aus dem<br />

Markt zu nehmen. Der Markt steht unter latenter Spannung,<br />

das gehört zum Spiel. Dabei ist überhaupt nicht sicher, ob<br />

Goldreserven wirklich Goldreserven sind. Seit einem Jahrzehnt<br />

wird zunehmend Gold an Investmentbanken verliehen.<br />

Es gibt beim Thema Gold nur eine sichere Konstante: Es ist<br />

nie genug da. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Abnehmer<br />

stehen Schlange. Der Schmuckindustrie fehlen rund<br />

600 Tonnen. Woher nehmen? Theoretisch ist genug da für<br />

alle: rund dreißig Milliarden Tonnen, mehr als fünf Tonnen<br />

für jeden Erdenbewohner. In der Erdkruste lagern gewaltige<br />

Vorräte, aber in einer Konzentration von 0,005 Gramm pro<br />

Tonne Gestein. Gemein: Goldadern sind nahezu unsichtbar,<br />

hauchzarte Einschlüsse im Fels. Gewaltige Gesteinsmassen<br />

müssen bewegt werden, um ein paar Gramm zu gewinnen.<br />

Der Abraum, der bei der jährlichen Goldproduktion entsteht,<br />

würde einen Konvoi von Müllautos füllen, ein Stau,<br />

der Stoßstange an Stoßstange einmal rund um den Globus<br />

reicht. Die Menge an Gestein, die gebrochen und umgewälzt<br />

wird, um das Gold für ein Paar Eheringe zu gewinnen, ergibt<br />

ein drei Meter tiefes Loch im Garten Eden, etwa so groß<br />

wie ein klassisches Himmelbett. So gesehen ist jeder Ehering<br />

ein Versprechen, das etwa drei Tonnen wiegt.<br />

Gold wiegt schwer, symbolisiert den Glanz der Sonne<br />

und königliche Macht. Gold ist ewig. Aurum, edelstes aller<br />

Metalle, seit siebentausend Jahren zu Kult- und Schmuckgegenständen<br />

getrieben und geschmolzen, wird die Menschheit<br />

überleben und die menschliche Gier. Sagen und Märchen,<br />

Legenden und verbürgte Geschichte erzählen von<br />

Raffsucht und Verblendung, von der Suche nach dem geilsten<br />

aller Metalle, nach El Dorado und der Goldenen Gans.<br />

Ob „Rheingold“ oder „Golden Eye“: Der Zauber wirkt.<br />

Der Mythos vom unsterblichen Reichtum bewegte die<br />

Welt. Auf der Suche nach dem Stein derWeisen, der alles in<br />

Gold verwandelt, erfanden die Alchimisten das Schwarzpulver<br />

und – zumindest in Europa – das Porzellan. Die Jagd<br />

nach Gold brachte unermeßlichen Reichtum und zerstörte<br />

ganze Zivilisationen. Um den Preis von sechs Tonnen Gold<br />

versank das Inkareich. Gold war das Letzte, was die Barbaren<br />

des „Tausendjährigen Reichs“ aus den Zähnen ihrer<br />

Opfer brachen.<br />

Gold ist überall und nirG ends. Es ruht<br />

verborgen unter mächtigen Gesteinsmassen alter Kontinentalkerne<br />

oder als kaum wahrnehmbarer Flitter in Kieseln<br />

und Sanden der Flüsse. Gold ist im Meer, im Menschen und<br />

im Müll. Zehn Milliarden Tonnen Gold schweben im Wasser<br />

der Ozeane oder am Grund der Tiefsee, Spuren des Elements<br />

finden sich in der Leber, im Gehirn und im menschlichen<br />

Herzen.<br />

Gold heilt. Im Altertum wurde Gold in Pulverform gegen<br />

Melancholie und Herzleiden angewandt. Die Homöopathie<br />

verwendet gereinigtes Gold, Aurum metallicum, bei<br />

Phasen depressiver Verstimmung, Angst und Mutlosigkeit,<br />

aber auch bei Liebeskummer und unterdrücktem Verdruss.<br />

Aurum hilft gegen Polyarthritis und gegen die Trunksucht.<br />

Der Heiligen Hildegard von Bingen diente Gold als Breitbandtherapeutikum<br />

und Prophylaxe bei Rheuma und Gicht,<br />

Magenkatarrh und Grippeanfälligkeit. Ihr Rezept: Am ersten<br />

Tag bereite man eine Goldpaste aus 0,6 g Goldpulver,<br />

TexT: NoN o voN v a R laR<br />

4 2 4 3<br />

B u g at t i t y p 4 1<br />

R o ya l e<br />

Eines der exaltiertesten Automobile<br />

der Geschichte: Nur ganz<br />

selten kommt ein Exemplar auf<br />

den Markt.<br />

8 Zylinder,<br />

12,8 Liter Hubraum,<br />

Bauzeit 1929<br />

bis 1932,<br />

6 Exemplare gebaut<br />

über<br />

8 Mio.<br />

Euro€<br />

(1987)<br />

g e l d a n l a g e<br />

Lohnen Investitionen in Oldtimer?<br />

Nur wenn ausgesuchte Stücke gekauft und<br />

die eisernen Regeln des Gewerbes beachtet<br />

werden. Totalverluste sind allerdings selten:<br />

Immerhin bleibt dem Sammler der Spaß an<br />

seinem guten Stück – wenn es denn läuft<br />

Auf Touren gekommen<br />

4 4 4 5<br />

G e l d a n l a G e<br />

er Hammer fiel Mitte August 2007 in Kalifornien,<br />

und er fiel bei 2,3 Millionen Dollar<br />

(über 1,7 Millionen Euro). Diese Summe gab<br />

ein unbekannter Bieter aus, um den Ferrari<br />

250 GT Lusso zu ersteigern, der einst „King<br />

of Cool“ Steve McQueen gehörte – annähernd das Dreifache<br />

dessen, was die Experten des Auktionshauses Christie’s erwartet<br />

hatten.<br />

Oldtimer machen das Rennen. Die traditionellen August-Auktionen<br />

an der US-Westküste verzeichnen Rekordergebnisse.<br />

Trotz falscher Motornummer ging ein Porsche<br />

Carrera RS Touring bei 271.000 Dollar (rund 200.000 Euro)<br />

durchs Ziel, und das Bietgefecht um einen Lamborghini<br />

Countach LP400 fand erst bei 533.500 Dollar (rund 395.00<br />

Euro) sein Ende. Im Mai ersteigerte ein Sammler in Maranello,<br />

der Heimat von Ferrari, für knapp 6,9 Millionen Euro<br />

den 330 TRI, der 1962 das Rennen in Le Mans gewonnen<br />

hatte. Gar 20 Millionen Dollar (rund 14,8 Millionen Euro)<br />

soll ein Liebhaber aus Asien für den Ferrari 375 MM des Regisseurs<br />

Roberto Rosselini geboten haben. Derlei Gerüchte<br />

heben die Stimmung. In der Szene herrscht beste Laune. Die<br />

Experten hatten anziehende Preise prophezeit, seit Jahren<br />

geht die Preiskurve nach oben.<br />

Die einzige Ausnahme, die diesen Trend durchschnitt,<br />

liegt schon etwas zurück, war aber äußerst spektakulär.<br />

Ende der achtziger Jahre feierte die noch pubertierende<br />

Oldtimerbranche ihr erstes turbulentes Jahrzehnt mit einem<br />

gewaltigen Feuerwerk. 1987 erzielte ein Bugatti Royale mit<br />

rund 16 Millionen Mark (rund 8,2 Millionen Euro) einen<br />

einsamen Rekord. Dann schossen die Preise einzelner Ferrari-Modelle<br />

nach oben, rissen in ihrem Sog den kompletten<br />

Sportwagen-Fuhrpark der Automobilgeschichte mit sich,<br />

eine Hyperinflation geriet ins gleißende Scheinwerferlicht<br />

der Auktionsbühnen. Kein Wert hatte Bestand über den Tag<br />

hinaus. Die globale Sammlerszene deckte sich in Panikkäufen<br />

mit Ware ein.<br />

Was war passiert? Nichts wirklich Überraschendes: In<br />

Italien war ein 90jähriger Mann gestorben. Und diese Nachricht<br />

vom 14. August 1988 genügte, den begrenzten Markt<br />

gründlich durcheinander zu bringen. Der Name des Mannes:<br />

Enzo Ferrari. Der „Commendatore“ hatte als Patriarch<br />

alter Schule geherrscht. Mit dem Übervater, so ging die Sorge,<br />

würde auch sein Werk verlöschen. Ohne Ferrari schien<br />

Ferrari undenkbar. Der Mann war die Marke.<br />

Nun brannte das Feuer lichterloh. Der Super-Sportwagen<br />

F40, den Enzo Ferrari sich selbst zum 90. Geburtstag, seiner<br />

Firma zum 40. Jubiläum und den Kunden zum Fahrvergnügen<br />

geschenkt hatte, ging als limitierte Auflage für 444.000<br />

Mark (rund 230.000 Euro) an gute Kunden und eine Handvoll<br />

Prominenz. Die nicht bedachten Interessenten boten<br />

Summen bis zu einer Million Mark (rund 510.000 Euro), die<br />

Kurse stiegen weiter. Selbst als Modellauto war der F40 damals<br />

knapp.<br />

Spekulanten ritten auf der Welle mit, die auch reichlich<br />

vorhandene Modelle wie Ferrari 328 oder Testarossa erfasste,<br />

andere rafften altes Blech zusammen, wenn es nur einen<br />

bekannten Namen trug. Standards wie ein Austin Healey<br />

D<br />

M e r c e d e s - B e n z<br />

3 0 0 s l<br />

Seit Jahren weist der legendäre<br />

Flügeltürer steigende Preise<br />

auf. Auf dem Markt sind gute<br />

Exemplare verfügbar.<br />

6 Zylinder,<br />

3 Liter Hubraum,<br />

Bauzeit 19564 bis 1957,<br />

1400 Exemplare gebaut<br />

ca.<br />

1/2 Mio.<br />

Euro€<br />

Die Hersteller integrierten die<br />

Geschichte der eigenen Marke in<br />

ihre Marketingstrategien<br />

3 4 3 5<br />

S p o r t<br />

Ein Tag<br />

im Leben<br />

der<br />

Isabell<br />

Werth<br />

Schon bei Sonnenaufgang,<br />

hat Isabell Werth gesagt, könne man sie in<br />

ihrem Stall antreffen, aber mit dem Sonnenaufgang<br />

ist es heute so eine Sache. Das<br />

Tageslicht kriecht nur zögerlich durch den<br />

milchweißen Schleier, Wolken und Nebel<br />

haben sich offenbar verbündet und hängen<br />

nun so tief über den Wiesen am Niederrhein,<br />

als wollten sie gemeinsam die<br />

Grashalme zählen. Erst, wenn man schon<br />

direkt davor steht, auf dem sauber eingefassten<br />

Kiesweg, zeichnen sich der Pferdestall<br />

und die angrenzende Reithalle vor<br />

dem fahlen Hintergrund ab. Der Übergang<br />

von dunkelgrau zu hellgrau, das ist<br />

heute also der Sonnenaufgang.<br />

Die Stalluhr zeigt kurz nach sieben<br />

und Isabell Werth sitzt schon im Sattel.<br />

Sie trägt eine dunkelbraune Reithose und<br />

t ext: Claudio Catuogno |<br />

FotoS : JaC queS t o FFi<br />

Herr Merz, wie fühlen Sie sich als<br />

politischer Frühpensionär?<br />

Ich bin kein Frühpensionär. Ich werde zwar<br />

im nächsten Frühjahr Großvater, aber ich bin<br />

weit davon entfernt, mich als politischer Pensionär zu fühlen.<br />

Ich nehme mein Wahlkreismandat ernst. Ich mache meine<br />

Ausschussarbeit im Bundestag, und ich gehe wieder mehr<br />

als früher meinem Beruf nach.<br />

Geben Sie doch zu, dass es Sie immer noch juckt, wenn es<br />

im Parlament richtig zur Sache geht.<br />

Ich gebe zu, mich hat es in der Zeit gejuckt, als wir noch in der<br />

Opposition waren und ich gemerkt habe, da waren wir nicht<br />

gut genug, da hätte ich vielleicht manches besser machen<br />

können. Aber ich habe immer politische Ämter als Mandat<br />

auf Zeit verstanden. Ich habe immer gesagt, wer reingeht in<br />

die Politik, muss im Hinterkopf haben, dass er auch irgendwann<br />

wieder rausgehen muss. Insofern bin ich mit mir völlig<br />

im Gleichgewicht.<br />

Um irgendwann mal wieder einzusteigen?<br />

Das ist nicht ausgeschlossen, aber noch einmal: Politik ist<br />

Amt auf Zeit. Ich habe immer für mich in Anspruch genommen,<br />

von der Politik wirtschaftlich nicht abhängig sein zu<br />

müssen. Politik ist eine große Herausforderung, aber sie<br />

muss Spaß machen. Und sie muss aus einer Situation der<br />

Unabhängigkeit heraus gemacht werden können. Insofern:<br />

Mich betrübt zwar manches, aber nicht mein persönliches<br />

politisches Schicksal.<br />

Lassen Sie uns vom Schicksal der Nation sprechen, Stichwort<br />

Globalisierung.Führt sie zu einem nachhaltigen Machtverlust<br />

für die Politik, gar ein Ende der Politik?<br />

Diese These wird immer wieder vorgetragen. Ich widerspreche<br />

ihr, obwohl eines richtig ist: Die Volkswirtschaften in einer<br />

globalen Welt haben nicht mehr jede Option. Die Handlungsmöglichkeiten<br />

und Alternativen sind kleiner geworden,<br />

die Handlungsnotwendigkeiten allerdings umso größer.<br />

Was überwiegt: Risiken oder Chancen?<br />

Ich sehe in der Globalisierung viel mehr Chancen als Risiken.<br />

Aber wenn man diese Chancen wirklich nutzen will, muss<br />

man eine bestimmte Politik umsetzen, und die hat etwas<br />

mit offenen Märkten, mit liberalen Gesellschaften, auch mit<br />

offenen Volkswirtschaften zu tun. Das ist in hohem Maße erklärungsbedürftig.<br />

Politik heute muss viel mehr erklären als<br />

sie noch vor 20, 30 Jahren erklären musste.<br />

Brauchen wir neue, maßgeschneiderte Konzepte in allen<br />

wichtigen Bereichen, von der Wirtschafts- über die Struktur-<br />

und Sozialpolitik bis zur Bildungspolitik?<br />

Jedes Land hat durchaus Möglichkeiten der eigenen Gestaltung.<br />

Sehen Sie sich einmal die Sozialstaatsdiskussion an.<br />

Die skandinavischen Länder haben gesagt, wir wollen einen<br />

hohen Teil unseres Sozialstaats über Steuern finanzieren.<br />

Die Briten haben eine ganz andere Philosophie: niedrige<br />

G e S P R Ä C H<br />

„Die Bevölkerung darf an uns nicht<br />

verzweifeln. Aber da stehen wir<br />

möglicherweise kurz davor.”<br />

Wenn D ie grosse koAliton unD ihre kAnzlerin Am enD e sinD, könnte D ie stunD e D es frieD rich merz schlAgen.<br />

3 <br />

5 8 5 9<br />

Z u k u n f ts b r a n c h e L a n d W i r ts c h a f t<br />

Warum raten Sie Ihren Kunden, in Ackerland zu investieren?<br />

Farm-Investments machen Sinn, wenn Sie Ihr Portfolio<br />

langfristig stärker diversifizieren, dauerhaft an steigenden<br />

Agrarrohstoffpreisen teilhaben und sich gegen die Inflation<br />

absichern wollen.<br />

Ein Vorstoß in Neuland?<br />

Keineswegs. Diese Investmentform hat bereits in der Vergangenheit<br />

bewiesen, dass sie funktioniert und langfristig<br />

Renditen abwirft. Sollten die Prognosen der Preisentwicklung<br />

bei Agrarrohstoffen eintreffen, besteht für Ihren Acker<br />

ein hohes Gewinnpotential.<br />

Vergleichbar mit anderen Investments?<br />

Das Thema ist eindeutig auf der Überholspur. Werte mit<br />

Etiketten wie „Öko“, „Nachhaltig“, „Regenerativ“ oder<br />

„Nachwachsend“ liegen im Trend. Einige Fonds und Aktien<br />

haben aufgrund großer Nachfrage bereits enorme Kursgewinne<br />

verbucht. Das erinnert schon sehr an den Internet-<br />

Hype um die Jahrtausendwende.<br />

Mit ähnlichen Aussichten?<br />

Das muss die Zukunft erst beweisen. Fest steht: Im Windschatten<br />

des „Nachhaltigkeits-Hypes“ sind Agrarrohstoffe<br />

in den Fokus der Anleger gerückt und inzwischen über zahlreiche<br />

Zertifikate handelbar.<br />

Wenn Sie eine stabile, sichere Kapitalanlage suchen, sprechen<br />

viele gute Gründe dafür, in Grund und Boden, speziell<br />

Ackerland, zu investieren.<br />

Welche Gründe?<br />

Die Weltbevölkerung wächst und braucht mehr Getreide.<br />

Die landwirtschaftlichen Flächen nehmen weltweit ab. Die<br />

Bewässerung der Flächen wird zunehmend zum Problem.<br />

Biokraftstoffe stehen in Konkurrenz zu Nahrungs- und Fute<br />

in Gespräch mit JürG en r aeke,<br />

Geschäftsführer der b erenberG p rivate c apitaL Gmbh<br />

termitteln und treiben zusätzlich die Nachfrage nach Anbauflächen<br />

nach oben. In der Landwirtschaft steckt viel mehr<br />

Renditepotenzial als bisher angenommen. Denn Investoren<br />

profitieren künftig nicht nur von steigenden Bodenpreisen,<br />

sondern auch von Preissteigerungen bei den Agrarrohstoffen.<br />

Und das sind keine kurzfristig auftretenden Phänomene,<br />

sondern strukturelle Veränderungen, die auf nachhaltigen<br />

und dauerhaften Trends beruhen.<br />

Was macht Sie da so sicher?<br />

Allein das Bevölkerungswachstum sorgt für steigende Nachfrage.<br />

Heute leben 6,5 Milliarden Menschen auf der Erde,<br />

bis 2050 werden es mehr als 9 Milliarden sein. Nehmen Sie<br />

das Beispiel Indien. Das Land, zweitgrößter Weizenanbauer<br />

der Welt, musste im letzten Jahr Weizen importieren,<br />

um die eigene Nachfrage zu decken. Ähnlich verhält es sich<br />

in China und anderen asiatischen und auch lateinamerikanischen<br />

Wachstumsländern. Hinzu kommt der zunehmende<br />

Fleischkonsum in Ländern wie China und Indien. Diese<br />

Trends setzen eine Kettenreaktion in Gang, die bisher nur<br />

wenige auf ihrer Rechnung haben. Wenn die Nachfrage nach<br />

Fleisch steigt, klettern auch die Getreidepreise. Für die Produktion<br />

von einem Kilogramm Rindfleisch werden über 8<br />

Kilogramm Getreide als Futter benötigt. Und übrigens über<br />

1000 Liter Wasser.<br />

Die Flächen für Getreideanbau sind begrenzt ...<br />

Eben. Die landwirtschaftlichen Flächen werden knapper.<br />

Durch Erosion, durch zunehmende Urbanisierung, durch<br />

den Ausbau der Infrastruktur und Versalzung verringert<br />

sich die nutzbare Anbaufläche massiv und dauerhaft.<br />

Laut UNO und der Food and Agriculture Organisation<br />

(FAO) reduziert sich die Fläche um rund 7 Millionen<br />

Hektar pro Jahr.<br />

Armer Bauer –<br />

Reicher Bauer<br />

Für Investitionen<br />

in den Agrarsektor<br />

sprechen viele,<br />

überwiegend<br />

nachhaltige Argumente<br />

1 2<br />

Der Mann ist einmalig. Kein anderer kann eine vergleichbare<br />

Ämterfülle als Lebensbilanz vorweisen wie<br />

Roman Herzog. Er war Professor für Strafrecht in Berlin<br />

und Speyer, Staatssekretär in Rheinland-Pfalz, Kultus-<br />

und Innenminister in Baden-Württemberg, Präsident des<br />

Bundesverfassungsgerichts und Bundespräsident. Hat er<br />

sich nach Ämtern gedrängt? Aber nein, lächelt er, nur zugegriffen<br />

habe er immer, „wenn gerade ein passendes Angebot<br />

vorbeigeschwommen ist.“<br />

Fast ein Wunder, dass der heute 73-Jährige dabei nie die<br />

Bodenhaftung verloren hat. Davor hat den siebten Präsidenten<br />

der Republik vielleicht seine von keinem anderen<br />

Bundespräsidenten erreichte Fähigkeit bewahrt, jederzeit<br />

neben sich treten zu können. Sich unprätentiös und<br />

selbstironisch zu kommentieren. „Unstillbare Spottlust“<br />

P o l i t i k<br />

1 3<br />

G e s P r ä c h m i t<br />

r o m a n h e r z o G<br />

„Das muss<br />

durchgezogen<br />

werden, auch<br />

wenn links<br />

und rechts<br />

die Wände<br />

wackeln.“<br />

2 0 2 1<br />

W i r ts c h a f ts p r e s s e t e i l 3 : t h e e c o n o m i st<br />

Auslandsressortleiter Peter David Redaktionsflur Textredakteur<br />

London Redaktions-und Verlagshaus<br />

Seit 164 Jahren<br />

analysiert der „Economist“<br />

unideologisch und<br />

meinungsstark die Welt<br />

St. James Street Chefredakteur John Micklethwait Grafikressort<br />

Nachrufredakteurin Anne Wroe Titelauslage im Empfang Bildchefin Celina Dunlop Garderobe<br />

Die radikale<br />

Mitte<br />

5 2 5 3<br />

C H A M PA G N E R<br />

Sie brachten die Keller auf Vordermann. Die<br />

FRAUEN DER<br />

CHAMPAGNE<br />

setzten Maßstäbe. Bis heute<br />

Weinbau ist Männersache. Kellertechnik erst<br />

recht. Doch gibt es kein Weinbaugebiet der Welt, das so sehr<br />

von Frauen geprägt wurde, wie die Champagne, eine der komplexesten<br />

und zugleich exklusivsten Weinregionen der Welt.<br />

Witwen machten die Champagne berühmt, holten Familienbetriebe<br />

aus dem Keller und verwandelten sie mit Energie,<br />

Phantasie und Intuition in Champagnerhäuser von Weltruf.<br />

Und als wäre dies eine unverrückbare Tradition, bestimmt<br />

noch heute eine Witwe den Kurs eines der bedeutendsten Familienunternehmen.<br />

Im Norden Frankreichs war Weinbau vor allem Sache der<br />

Priester und Abteien. Nach der französischen Revolution geriet<br />

alles in Bewegung, Zuwanderer kauften Land und nahmen<br />

die Arbeit auf sich, nicht selten mit deutschen Namen: Mumm,<br />

Deutz, Geldermann, Schneider, Krug und Heidsieck, junge<br />

Männer, die aus dem Rheinland und aus Württemberg zuwanderten.<br />

Taittingers kamen aus Österreich.<br />

Es war eine Gründerzeit, in der hart arbeitende Familienväter<br />

die Weichen für die Zukunft stellten. Frauen arbeiteten<br />

nicht weniger hart, blieben aber im Hintergrund. Als François<br />

Cliquot 1805 starb, hinterließ er ein Champagnerhaus,<br />

eine 27jährige Witwe und eine kleine Tochter. Nicole­Barbe<br />

Cliquot, geborene Ponsardin, nahm das Unternehmen in die<br />

Nicole-Barbe Clicquot-Ponsardin, Marie-Louise Lanson<br />

de Nonancourt, Louise Pommery (v. li.)<br />

T E x T: EMANu E l EC k ARd T<br />

BErEnBErg Seiten aus den Ausgaben No.1 bis 5 Pages from the Berenberg-Volumes No.1 to 5<br />

29<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 28 |


Titel_Balken mit Rand, kleiner 13.07.2004 11:24 Uhr Seite 1<br />

Italien EUR 7,20<br />

Spanien EUR 7,20<br />

Frankreich EUR 7,20<br />

BeNeLux EUR 6,80<br />

Titel_angeschnitten links 13.07.2004 11:09 Uhr Seite 1<br />

ManagEr Magazin Redesign des Titelauftritts<br />

Redesign of the title appearance<br />

m ag er<br />

Wir tschaft aus erster Hand<br />

www.manager-magazin.de<br />

m a g a z i n<br />

HANDYS<br />

Angriff auf<br />

die Kultmarke<br />

Nokia<br />

COACHING<br />

Was Ihnen<br />

Karrieretrainer<br />

wirklich bringen<br />

COMMERZBANK<br />

Ein Großaktionär<br />

packt aus<br />

CHEF HARTMUT MEHDORN<br />

Überschätzt<br />

und überfordert<br />

06_04<br />

Deutschland EUR 6,00<br />

Schweiz sfr 11,00<br />

Österreich EUR 6,50<br />

DER WIRTSCHAFTSTITEL sollte moderner,<br />

jünger und verkaufsattraktiver werden,<br />

ohne den publizistischen Anspruch<br />

infrage zu stellen. Auf dieser Basis<br />

entwickelten Dr. Werner Funk und<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong> 2004 eine der<br />

Corporate Identity entsprechende<br />

Neuinterpretation des<br />

Titelbildes. Die Grundphilosophie<br />

– Wirtschaft<br />

aus erster Hand – wurde<br />

reaktiviert, das Magazin<br />

im neuen Design<br />

unverwechselbarer<br />

und entschlossener.<br />

m a n a g e r<br />

33. Jahrgang, 06_04, Deutschland EUR 6,00 www.manager-magazin.de<br />

W i r t s c h a f t a u s e r s t e r H a n d<br />

HANDYS<br />

Angriff auf die<br />

Kultmarke Nokia<br />

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wirklich bringen<br />

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Ein Großaktionär<br />

packt aus<br />

Österreich EUR 6,50_Schweiz sfr 11,00_BeNeLux EUR 6,80_Frankreich, Italien, Spanien EUR 7,20<br />

CHEF HARTMUT MEHDORN<br />

Überschätzt und überfordert<br />

magazin<br />

THIS ECONOMICS MAGAZINE was to appear<br />

younger, more modern, and more<br />

attractive to the buyer while keeping<br />

the high journalistic claim intact. On the<br />

basis of this idea, Dr. Werner Funk and<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong> developed a title page<br />

for the magazine that was both innovative<br />

and in keeping with its corporate<br />

identity. The journal’s basic<br />

principle – economics first<br />

hand – was re­activated.<br />

Vor dem Redesign<br />

Before the redesign<br />

Alternative Titel­Konzepte<br />

Alternative title­concepts<br />

manager<br />

Wirtschaft aus erster Hand<br />

www.manager-magazin.de<br />

Handys<br />

Angriff auf die<br />

Kultmarke Nokia<br />

CoaCHing<br />

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CHef Hartmut meHdorn<br />

Überschätzt<br />

und überfordert<br />

magazin<br />

Österreich EUR 6,50_Schweiz sfr 11,00_BeNeLux EUR 6,80_Frankreich, Italien, Spanien EUR 7,20<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 30 | 31


VolKswagEn Magazin Ausschreibung des Kundenmagazins<br />

Open competitive bidding of the customers’ magazine<br />

www.voLk s w a g e n . d e<br />

Volkswagen<br />

das auto + das Magazin Nº 0 . 2007<br />

DAS VOLKSWAGEN-MAGAZIN wird an rund<br />

700.000 Kunden des Autoherstellers<br />

verschickt. Es erscheint vierteljährlich<br />

und berichtet über News aus dem<br />

Konzern, über neue Modelle und Technologien.<br />

2007 wurde das Magazin neu<br />

ausgeschrieben. Es sollte emotionaler<br />

werden und die Kunden in all ihren<br />

Lebensbereichen ansprechen. Wie das<br />

aussehen könnte, wird schon auf dem<br />

Titel dieses Dummys sichtbar: Mensch<br />

und Volkswagen in emotionaler Symbiose.<br />

Unser Vorschlag außerdem: VW<br />

besinnt sich wieder auf die<br />

Kraft des berühmten Logos<br />

und stellt dieses auf dem<br />

Cover an zentrale Stelle.<br />

Das optische Konzept wurde<br />

in Zusammen arbeit mit<br />

FMPmedia entwickelt, aber<br />

so leider nie realisiert.<br />

VOLKSWAGEN-MAGAZIN is sent to some of<br />

the auto manufacturer’s customers.<br />

It appears quarterly and reports<br />

company news, introduces new<br />

models and describes new technologies.<br />

In 2007 an invitation went out to<br />

compete for the magazine. It was to<br />

become more emotional and should<br />

reach its readers in all facets of their lives.<br />

The title of this dummy shows how this<br />

could be done: Man and VW in an<br />

emotional symbiosis. Our further<br />

idea: Volkswagen once again has to remember<br />

the power of its famous<br />

corporate logo and places it<br />

in the center of the cover.<br />

This concept was developed in<br />

cooperation with FMPmedia.<br />

Vor dem Redesign<br />

Before the redesign<br />

neuvorstellung Golf Variant<br />

serie Deutschland erfahren<br />

interview VW-Chef Winterkorn über seine Ziele<br />

Generation Cross<br />

Modelle für ein neues Lebensgefühl<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 32 | 33


VolKswagEn Magazin Seiten aus dem Dummy<br />

Pages from the dummy<br />

INHALT // Magazin X.07<br />

DAS AUTO + Die MenSchen<br />

autogrammstunde:<br />

Diego Klimowicz, Rekord-<br />

Torschütze des VfL Wolfsburg,<br />

hält die Jugend bei Laune<br />

DAs AuTO<br />

+ DIe TecHNIk<br />

12 Genial: Golf Variant<br />

Einfach alles einpacken: Der neue Variant<br />

sieht gut aus und schafft eine Menge weg<br />

+ DIe MeNscHeN<br />

24 Geht nicht? Gibts nicht!<br />

Bei Volkswagen Individual erfüllen<br />

ausgewählte Mitarbeiter bei Bedarf auch<br />

die ausgefallensten Wünsche<br />

78 Sentimental: Allrad-Geschichte<br />

Von Paris über Dakar nach Wolfsburg:<br />

Es war ein langer Weg zum Allrad-Gipfel,<br />

auf dem der Touareg jetzt thront.<br />

83 Spezial: Das 4MOTION-<strong>Prinz</strong>ip<br />

Wir zeigen im Detail, wie es funktioniert.<br />

Außerdem: alle Modelle im Überblick<br />

36 Cross – der neue Trend<br />

CrossPolo, CrossGolf und CrossTouran:<br />

Wir zeigen die Modelle – und die<br />

Menschen, die auf sie abfahren<br />

68 Volkswagen ist mein Leben<br />

Die goldene Hochzeit hat er lange<br />

hinter sich: Vor 61 Jahren schloss Heribert<br />

Harmeling mit VW den Bund fürs Leben<br />

Wolfsburgs neuer<br />

star: der Touran<br />

Der neueste im Bunde:<br />

Wahlweise für die ganze<br />

Familie – oder eine halbe<br />

Fußballmannschaft...<br />

+ DIe weLT<br />

+ DIe rubrIkeN<br />

Die etwas andere<br />

Perspektive: Volkswagen<br />

zum Abheben<br />

GENErATION CrOSS: Polo, Golf und Touran für Individualisten b Seite 36<br />

Fotos: Ulli Sonntag (2), Oskar Blindmeier/Visum, Jochen Blindewald<br />

52 China im<br />

Endspurt<br />

In 14 Monaten muss<br />

alles fertig sein: Wie<br />

sich Peking auf die<br />

Olympiade vorbereitet<br />

66 Wohin fährt VW?<br />

Der Chef blickt in die Zukunft<br />

Zum 70. Geburtstag der Marke blickt<br />

Konzernchef Dr. Martin Winterkorn kurz<br />

zurück und optimistisch nach vorn<br />

88 Ostseestrand oder Alpenrand?<br />

In der ersten Folge unserer Serie stellen wir<br />

Mecklenburg-Vorpommern und Bayern vor<br />

06 Nachrichten<br />

Nicht nur aus Wolfsburg<br />

20 Service<br />

Wozu braucht man Sommerreifen?<br />

32 Zubehör<br />

Die besten Kindersitze<br />

48 Veranstaltungen<br />

Volkswagen Open im AutoMuseum,<br />

2000 km durch Deutschland<br />

74 Großes Preisrätsel<br />

33 tolle Preise zu gewinnen<br />

84 Meinung<br />

Was Leser und Presse so schreiben<br />

98 Vorschau / Impressum<br />

4 Volkswagen Magazin 4.07 Volkswagen Magazin X.07 5<br />

42 Volkswagen Magazin X.07<br />

Volkswagen Magazin X.07 43<br />

DAS AUTO + Die MenSchen<br />

Das auto + Die menscHen<br />

»Bei diesem<br />

Auto konnten<br />

wir die Grenzen<br />

des Möglichen<br />

austesten«<br />

BOdO PhiliPP<br />

Projektmanager<br />

Alles ist möglich...<br />

Ob länger oder schöner, stärker oder individueller – bei den Spezialisten<br />

von VOlkSwAgen inDiViDUAl kann jeder Kunde nach seiner Façon glücklich<br />

werden. Nur mit goldenen Tachonadeln gibt es ein kleines Problem<br />

zeItzeugnIs:<br />

sein Lehrvertrag von<br />

1946 beweist: Herbert<br />

Harmeling ist mit VW<br />

groß geworden<br />

VW ist<br />

mein Leben<br />

Volkswagen ist mehr als nur eine Automarke.<br />

Volkswagen ist für viele Wolfsburger Heimat und<br />

Geborgenheit. So auch für Heribert Harmeling.<br />

In der serie zum VW-geburtstag nimmt er uns<br />

mit auf eine Zeitreise durch 70 Jahre Familiengeschichte<br />

text: Leonard <strong>Prinz</strong><br />

Fotos: Christian Irrgang<br />

TexT: Andreas Molitor<br />

FOTOS: Bernd Jonkmanns<br />

24 Volkswagen Magazin X .07<br />

Volkswagen Magazin X.07 4.07 25<br />

68 Volkswagen Magazin X.07 Volkswagen Magazin X.07 69<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 34 | 35


VolKswagEn Magazin Seiten aus dem Dummy<br />

Pages from the dummy<br />

DAS AUTO + DIe TechnIk<br />

Dummy mit Technik­Supplement<br />

und Aufklappseiten: Das Allrad­<br />

<strong>Prinz</strong>ip im VW Touareg.<br />

sPezial<br />

Das<br />

allraD-<br />

<strong>Prinz</strong>iP<br />

Selbst gute Autos fahren<br />

nicht in den Himmel. Aber mit<br />

4XMotion kommen sie so<br />

ziemlich überall hin. Wir zeigen<br />

Ihnen, wie das funktioniert<br />

teXt: Hermann J. Müller<br />

illustrationen: Jan Schwochow<br />

Dummy with supplement and pages<br />

to be opened from the middle<br />

(right): The all­wheel technology.<br />

4XMOTION IN AKTION:<br />

Auch hohe Dünen und<br />

tiefer Sand können den<br />

Touareg nicht stoppen<br />

II Volkswagen Magazin X.07<br />

Volkswagen Magazin X.07<br />

III<br />

VW 4Motion: Alle Modelle im Überblick<br />

VW 4Motion: So funktioniert der Allrad-Antrieb<br />

VW 4Motion: Die Technik im Detail<br />

VW Golf 4Motion<br />

Golf und Allradantrieb, das ist eine Kombination<br />

mit Tradition. Seit mehr als 20 Jahren bringt<br />

der kompakte Bestseller seine Kraft auf Wunsch<br />

über alle Viere auf den – gern auch glatten<br />

– Untergrund. Eine elektronisch gesteuerte<br />

Haldex-Kupplung sorgt für die variable Verteilung<br />

des Antriebsmoments zwischen Vorder- und<br />

Hinterachse und sorgt so bei jedem Wetter<br />

für mehr Traktion und Sicherheit. Und wer sich<br />

VW Passat 4Motion<br />

Im Passat gehört der Allradantrieb sogar zum<br />

serienmäßigen Lieferumfang – zumindest beim<br />

Spitzenmodell der Baureihe, dem 3.2 V6 FSI.<br />

Souveräner und sicherer als mit 184 kW und<br />

vier angetriebenen Rädern lässt es sich kaum<br />

noch reisen, vom Phaeton einmal abgesehen.<br />

Doch auch die beiden anderen Allrad-<br />

Alternativen, der 2.0 FSI mit 110 kW und der<br />

2.0 TDI mit 103 kW, sind ihren frontgetriebenen<br />

auch mal abseits befestiger Pfade bewegen will,<br />

kann den Golf 4MOTION mit Unterfahrschutz<br />

sowie einem Schlechtwegepaket (straffere<br />

Dämpfung, 20 mm mehr Bodenfreiheit) ordern.<br />

Für den Antrieb stehen drei Alternativen zur<br />

Wahl: Zwei drehmomentstarke TDI-Motoren<br />

mit 77 oder 103 kW oder aus der Benziner-<br />

Fraktion der Zweiliter-Direkteinspritzer 2.0 FSI<br />

mit ebenso strammen wie sparsamen 110 kW.<br />

Kollegen in vielerlei Hinsicht überlegen<br />

– zum Beispiel beim Anhängerbetrieb: So<br />

kann und darf der Passat 2.0 TDI 4MOTION<br />

bis zu zwei Tonnen schwere Anhänger über<br />

zwölfprozentige Steigungen ziehen. Die<br />

Antriebskraftverteilung via Haldex-Kupplung ist<br />

weitgehend baugleich mit der des Golf. Darüber<br />

hinaus verfügt jeder allradgetriebene Passat<br />

über eine elektronische Differenzialsperre.<br />

Vereinfachte Darstellung<br />

Vorderachsdifferenzial<br />

VORDERRAD RECHTS<br />

Funktionsweise der Lamellenkupplung<br />

Entscheidend für die stufenlose<br />

Außenlamelle<br />

Verteilung der Antriebskraft ist die<br />

im Zentraldifferenzial integrierte<br />

Lamellenkupplung, in der die Ausgangswelle<br />

Antriebswellen für Vorder- und<br />

Hinterachse in Lamellenpaketen<br />

enden. Sobald unerwünschte<br />

Drehzahl-Unterschiede zwischen<br />

den Achsen auftreten, werden<br />

die in einem Ölbad laufenden Trieblingskopf<br />

Außen- und Innenlamellen von<br />

einer elektronisch angesteuerten<br />

Eingangswelle<br />

Pumpe hydraulisch zusammengepresst,<br />

was im Extremfall zu einem<br />

Innenlamelle<br />

starren Durchtrieb führt.<br />

Hubscheibe<br />

Das Sechsgang-Automatikgetriebe<br />

Der 4XMOTION-Antrieb ist serienmäßig mit<br />

einem Sechsgang-Getriebe kombiniert – mit<br />

manueller Schaltung im TDI und V6 TDI, in allen<br />

anderen Modellen stets automatisch (siehe Abbildung).<br />

Bemerkenswert ist das dynamische<br />

Schaltprogramm, das den persönlichen Fahrstil<br />

des Fahrers erkennt und dementsprechend die<br />

Gänge wechselt. Beim 4XMotion-Antrieb ist das<br />

Getriebe mit dem Bergabfahr-Assistent vernetzt,<br />

mit dem sich auch steile Gefälle sicher bewältigen<br />

lassen. Voraussetzung: Das ESP ist nicht deaktiviert,<br />

ein Gang oder eine Fahrstufe ist eingelegt<br />

und die Geschwindigkeit liegt unter<br />

20 km/h. In Verbindung mit der ESP-Funktion<br />

hält der Bergabfahr-Assistent die Geschwindigkeit<br />

konstant, überwacht die Haftung aller Räder<br />

und überträgt die Bremskräfte automatisch<br />

über die Reifen mit dem besten Grip.<br />

VW Sharan 4Motion<br />

Auch in Deutschlands meistverkauftem Van muss<br />

niemand auf vier angetriebene Räder verzichten.<br />

Das vielseitige Reisemobil für die große Familie<br />

lässt sich wahlweise mit dem ökonomischen<br />

85-kW-TDI-Motor oder dem 150 kW starken<br />

Sechszylinder-Benziner in der Allradvariante<br />

ordern. Wie bei Golf und Passat wird auch im<br />

Sharan die Antriebskraft über eine Haldex-<br />

Lamellenkupplung je nach Traktionsbedarf<br />

VW Phaeton 4Motion<br />

Gar keine Frage: Zum Flaggschiff der<br />

Modellpalette gehört der Allradantrieb<br />

serienmäßig. Ob V6, V8, V10 TDI oder W12<br />

– sämtliche Varianten der luxuriösen Oberklasse-<br />

Limousine sind mit 4MOTION-Technologie<br />

bestückt. Wegen der längs eingebauten Motoren<br />

kommt hier allerdings eine etwas andere Technik<br />

zum Einsatz: Statt einer Lamellenkupplung ist im<br />

Phaeton ein Torsen-Differenzial für die variable<br />

VW Multivan 4Motion<br />

Für ein Multitalent wie den Multivan ist der<br />

Allradantrieb die Krönung. Jede Menge Platz,<br />

perfekte Variabilität, hoher Fahrkomfort – hier<br />

macht 4MOTION die Sache richtig rund. Der<br />

Raumkreuzer, aus dem bei Bedarf ein Esszimmer<br />

oder ein Schlafraum wird, mutiert so auch<br />

noch zu einem Fast-Alles-Überwinder. Wie<br />

bei den anderen Quermotor-Modellen ist im<br />

Multivan eine Haldex-Kupplung für die variable<br />

zwischen Vorder- und Hinterachse variabel<br />

verteilt, was sich vor allem bei der Reise in<br />

den Wintersport als ausgesprochen sinnvoll<br />

erweist. Und wer seinen Kindern die Fahrt mit<br />

dem optional erhältlichen Multimediasystem<br />

mit einem oder zwei Flachbildschirmen in<br />

den Kopfstützen von Fahrer- und Beifahrersitz<br />

verkürzt, sollte sich auch ruhig ein zusätzliches<br />

Plus an Sicherheit und Antriebskomfort gönnen.<br />

Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse<br />

zuständig. Und im Unterschied zu den übrigen<br />

Modellen fällt hier auch die Verteilung des<br />

Antriebsmoments etwas anders aus: Während<br />

bei Golf & Co normalerweise 90 Prozent der<br />

Leistung über die Vorderachse auf den Boden<br />

kommen, bringt der Phaeton unter optimalen<br />

Bedingungen je 50 Prozent der Antriebskraft an<br />

jede Achse, was die Fahrstabilität noch erhöht.<br />

Kraftverteilung zwischen den Achsen zuständig.<br />

Doch das ist noch nicht alles. Ein mechanisches<br />

Sperrdifferenzial an der Hinterachse sichert<br />

auch im Gelände den Vortrieb – und die üppige<br />

Bodenfreiheit verhilft ihm zu überraschender<br />

Geländetauglichkeit: 36prozentige Steigungen<br />

überwindet er locker, und mit dem maximalen<br />

Böschungswinkel von 22 Grad lässt sich<br />

auch schon mal ein Graben durchqueren.<br />

VORDERRAD LINKS<br />

Dem Touareg ist<br />

kein Weg mehr zu steil<br />

4XMOTION heißt das Zauberwort, bei dem das X signalisiert,<br />

dass es sich hier um die aufwändigste und effizienteste Art des<br />

Allradantriebs handelt. Vom Motor fließt die Antriebskraft über<br />

ein sperrbares Zentraldifferenzial an das Verteilergetriebe –<br />

und von dort weiter an die Vorder- und Hinterachsdifferenziale.<br />

Während die Kraft im Normalfall zu je 50 Prozent auf beide Achsen<br />

fließt, können bei unterschiedlichen Reibwerten an den Rädern bis zu<br />

100 Prozent der Antriebskraft auf die Achse mit der besten Haftung<br />

übertragen werden. Um die bestmögliche Traktion muss sich der<br />

Fahrer nicht kümmern. Zuständig dafür ist ein Zentralrechner, der mit<br />

der Motorelektronik und den Radsensoren vernetzt ist und bei Bedarf<br />

blitzschnell für Änderungen in der Kraftverteilung sorgt. Für den<br />

Geländeeinsatz kann der Touareg-Fahrer eine Getriebe-Untersetzung<br />

aktivieren. Darüber hinaus lassen sich sowohl das Zentral- wie auch das<br />

Hinterachsdifferenzial manuell sperren. Damit wühlt sich der Touareg nicht<br />

nur durch tiefstes Geläuf, sondern erklettert auch Berge, die ansonsten<br />

allenfalls von Reinhold Messner zu bezwingen sind. In Zahlen: Die Steigfähigkeit<br />

beträgt stolze 100 Prozent, was einem Winkel von 45 Grad entspricht.<br />

Getriebe<br />

Verteilergetriebe<br />

Antriebswelle<br />

Hauptwelle<br />

HINTERRAD LINKS<br />

HINTERRAD RECHTS<br />

Funktionsweise eines<br />

Kegelraddifferenzials<br />

Über die Antriebsseite<br />

(A) wird das Tellerrad,<br />

welches fest mit<br />

Tellerrad<br />

dem Differenzialkorb (B)<br />

B<br />

verbunden ist, angetrieben.<br />

Somit wird die<br />

C<br />

gesamte Achse (C)<br />

angetrieben.<br />

A<br />

Unterschiedlichen Planetenräder<br />

Drehzahlen der<br />

Räder (D,E) werden<br />

D<br />

E<br />

durch die Planetenräder<br />

ausgegleichen.<br />

Diese müssen die<br />

Bewegung des Differenzialkorbs<br />

mitmachen.<br />

Eingangswelle<br />

Reduktionsgetriebe<br />

Das Verteilergetriebe mit Lamellensperre<br />

Herzstück des 4XMOTION-Antriebs im Touareg ist das Verteilergetriebe<br />

Lamellensperre<br />

mit integrierter Lamellensperre. Hier verzweigt sich die Kraft über eine<br />

Zahnkette zwischen Vorder- und Hinterachse, im normalen Fahrbetrieb zu<br />

je 50 Prozent. Meldet die Steuerelektronik jedoch Schlupf an einem oder<br />

mehreren Rädern, leitet die Lamellensperre die Kraft an die Achse mit dem<br />

besten Grip – wenn es sein muss, zu 100 Prozent. Oder der Fahrer wählt<br />

am Allrad-Wahlschalter schon beim Einfahren in schwieriges Gelände die<br />

Position „Mitteldifferenzial gesperrt“, dann werden beide Achsen in jedem<br />

Hauptwelle<br />

Fall mit der gleichen Portion Drehmoment versorgt. Mit dem Wahlschalter<br />

steuert der Fahrer auch das integrierte Reduktionsgetriebe. In Position<br />

LOW liegt die Geschwindigkeit in jedem Gang 2,66-fach niedriger, im<br />

gleichen Verhältnis steigt die Zugkraft – genau richtig für das Fahren mit<br />

Zahnkette<br />

Anhänger im Gelände sowie für schwierigste Verhältnisse.<br />

Antriebswelle<br />

Das Hinterachs-Differenzial<br />

Aufgabe eines Differenzial-Getriebes ist es,<br />

Sperre<br />

Drehzahlunterschiede auszugleichen. Diese treten<br />

beispielsweise zwischen dem linken und dem<br />

Stellmotor<br />

rechten Rad einer Achse auf, wenn das Fahrzeug<br />

um eine Kurve fährt. Im Gelände könnte dies dazu<br />

führen, dass ein Rad durchdreht, während das<br />

andere keine Kraft mehr überträgt.<br />

Der 4XMOTION-Allradantrieb begegnet dieser<br />

Gefahr auf mehreren Ebenen: Serienmäßig bremst<br />

die im ESP integrierte EDS-Funktion (Elektronische<br />

Differenzialsperre) das zum Durchdrehen neigende<br />

Rad ab und leitet die Kraft so an das andere Rad<br />

mit der besseren Haftung. Optional sorgt eine von<br />

einem Stellmotor betätigte mechanische Sperre<br />

für optimale Kraftverteilung auf beide Hinterräder,<br />

im Extremfall wird das Differenzial zu 100 Prozent<br />

gesperrt, beide Räder sind also starr miteinander<br />

verbunden.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 36 | 37


MazDa Magazin Redesign, Neupositionierung des Kundenmagazins<br />

Redesign, re-positioning<br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

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Titel (Dummy) aufgeklappt | Title page (dummy) flipped open<br />

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19<br />

AUTOKAUF IST EINE FAMILIEN-ENTSCHEIDUNG.<br />

Das sollte im neuen Magazin von Mazda deutlich<br />

werden. Das Konzept von Dr. Werner Funk und<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong> setzte auf die Kraft der Bilder,<br />

auf Reportagen, Technik­Berichte und Nutzwert<br />

rund um die Marke. Die Mazda­Community<br />

sollte ihre Fortsetzung im Internet finden.<br />

Anders als bei den meisten Kundenmagazinen,<br />

standen hier die handwerklichen Tugenden<br />

des Journalismus im Vordergrund.<br />

BUYING A CAR IS A FAMILY MATTER.<br />

This idea was to come across in the<br />

new customers’ magazine by Mazda.<br />

Dr. Werner Funk and Wolfgang <strong>Behnken</strong><br />

developed a concept that relies on the<br />

power of unusual images, on fresh, in­depth<br />

stories, on technical reports, and the brand<br />

value. The Mazda­Community was to be<br />

continued online.<br />

Titel (Dummy) geschlossen, zum Aufklappen in der Mitte<br />

Sonder-Titel<br />

Title page (dummy) closed, to be opened from the middle<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 38 | 39


MazDa Magazin Seiten aus dem Dummy<br />

Pages from the dummy<br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

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Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

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Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

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Ein ist romantisch.<br />

Ein ist dynamisch<br />

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Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

Funk<br />

<strong>Behnken</strong><br />

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<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 40 | 41<br />

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ul – zEitsChriFt FÜr urBanEs lEBEn Idee, Konzeption, Art Direktion, Gestaltung<br />

Idea, initial concept,art direction, layout<br />

Titel aufgeklappt<br />

Title page flipped open<br />

UL – unter diesem Arbeitstitel haben<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong> und Dr. Werner Funk<br />

im Auftrag eines großen deutschen<br />

Verlags einen ganz neuen Typ von Magazin<br />

erfunden. UL vereint zwei Zeitschriften in<br />

einer: Ein Regionalteil liefert Service und<br />

Informationen, vom Kino­ und Kulturkalender<br />

bis zum Restaurant­ und Nightlife­<br />

Guide. Der globale Teil bietet den Lesern<br />

eine intelligente und informative Mischung<br />

aus gut recherchierten Geschichten und<br />

Porträts, Interviews und Kolumnen.<br />

UL sollte das Magazin für das urbane<br />

Leben sein, das die Gesellschafts­<br />

Philosophie „think global – act local“ in<br />

einem Konzept bündelt.<br />

UL – the working title denotes a<br />

comple tely new type of publication that<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong> and Dr. Werner Funk<br />

invented at the instigation of a major<br />

German publishing house. UL combines<br />

two magazines in one: a regional section<br />

offers service and information, ranging<br />

from a movie­ and cultural calendar to<br />

a restaurant – and nightlife guide.<br />

The global section offers readers an<br />

intelligent and informative mixture of<br />

well researched stories and portraits,<br />

interviews and colums. UL is intended<br />

as the magazine for urban living that<br />

bundles the social philosophy “think<br />

global – act local” into one concept.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 42 | 43


auto FoCus Redesign, Neupositionierung<br />

Redesign, re-positioning<br />

AUFTRAG für Wolfgang <strong>Behnken</strong> und<br />

Dr. Werner Funk war es 2004, das<br />

Magazin aus dem Verlag Motorpresse<br />

Stutt gart, neu zu positionieren. Leitmotiv<br />

des in seiner Grundstimmung positiven<br />

und hedonistischen Blatts sollte die<br />

Faszination Auto sein: Autos als Gegenstand<br />

von Träumen und Phantasien, als<br />

Klassen ausweis und Kultobjekt, als Designprodukt<br />

und wichtigster Wirtschaftsfaktor<br />

des Landes – und als unerschöpflicher<br />

Gegenstand von Diskussionen. Ziel<br />

war: Was VOGUE für Frauen ist, muss AUTO<br />

FOCUS<br />

für Männer werden.<br />

COMEBACK OF A LEGEND. In 2004 Wolfgang<br />

<strong>Behnken</strong> and Dr. Werner Funk received<br />

the assignment to re­position this magazine.<br />

The leading motto of this positive,<br />

even hedonistic, magazine was to remain<br />

the fascination with cars: The automobile<br />

as the subjects of young dreams and<br />

male fantasies. The car is status symbol<br />

and style icon, a product of high­tech and<br />

design; it is the most important economic<br />

factor of the country – and an inexhaustible<br />

topic of conversation. The goal of<br />

<strong>Behnken</strong> and Funk was: What VOGUE does<br />

for women; AUTO FOCUS should do for men.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 44 | 45


auto FoCus Seiten aus dem Dummy<br />

Pages from the dummy<br />

alle Aufmacher 18.06.2004 15:13 Uhr Seite 22<br />

alle Aufmacher 18.06.2004 15:04 Uhr Seite 2<br />

autofocus<br />

Legenden+Lebensart<br />

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Nachrichten+Neuheiten<br />

Custom Cars_023<br />

Jaguar Club Köln_032<br />

Text und so weiter_023<br />

Von Sinnen, Schmidt_023<br />

Klamotten der Hersteller_023<br />

Mode und mehr und_023<br />

Thema und mehr_023<br />

Wolkenstürmer sind die Flieger der Nation<br />

und so weiter. Und weil es so schön ist, steht hier irgendwann noch mehr Schrift,<br />

Buchstaben, Wörter und Schrift. Alles was möglich ist. Denn nur irgend etwas hier hin zu<br />

schreiben, wäre nicht sinnvoll. Aber weil es so wunderbar Spaß macht, fange ich an<br />

noch mehr zu texten. obwohl ich kein texter bin. Bla bla und so weiter.<br />

Custom Cars_023<br />

Jaguar Club Köln_032<br />

Text und so weiter_023<br />

Von Sinnen, Schmidt_023<br />

Klamotten der Hersteller_023<br />

Mode und mehr und_023<br />

Thema und mehr_023<br />

Bella machina ein<br />

wundervoller Name für ein<br />

wundervolles Auto. Hier steht einmal richtiger Text. Was das sein wird, wissen wir noch<br />

nicht. Auf jeden Fall ein Dreizeiler, der läuft besser und so. Man muss nur sehen, das man<br />

es auch gut lesen kann mit dieser Schrift vielleicht.<br />

04 autofocus autofocus 137<br />

autofocus 11<br />

alle Aufmacher 18.06.2004 15:21 Uhr Seite 20<br />

alle Aufmacher 18.06.2004 15:20 Uhr Seite 14<br />

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Legenden+Lebensart<br />

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Sport+Style<br />

Custom Cars_023<br />

Schumi II zu Toyota_084<br />

Jaguar Club Köln_032<br />

Frenzen vor dem Rauschschmiss_084<br />

Text und so weiter_023<br />

Audis Le-Maus-Plan_085<br />

Von Sinnen, Schmidt_023<br />

Alpen-Classic_085<br />

Klamotten der Hersteller_023<br />

Ralley-As Grouholm will Michael Schumacher im<br />

Mode und mehr und_023<br />

AF-Gespräch: Die privaten Seiten<br />

Thema und mehr_023<br />

des Champions_096<br />

Heizen in Hockenheim: Was sie auf einem<br />

Fahrerlehrgang erleben können.<br />

Autonomie einer perfekten Runde_102<br />

Abfahrt<br />

Tages auch etwas tolles. Super Text, der<br />

sich die super zur Brust nimmt. Denn die<br />

Beauties sind ein grandioses Thema,<br />

die Autos, für die es sich zu leben lohnt.<br />

Ich kann texten,was?! Und hier steht<br />

ncoh mehr Blindtext und so weiter und<br />

so weiter und so.<br />

Michael I<br />

beherrscht wie Keiner seiner Vorgänger das<br />

Formel-Reich; kühl, kompetent, kollegial.<br />

Und unerhört schnell. In einem AF-Gespräch<br />

beschribt der Champion ebenso offen wie<br />

nachdenklich seine Erfoglsstrategie, seine<br />

Versuchungen und seine Pläne.<br />

04 autofocus<br />

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92 autofocus<br />

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<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 46 | 47


OOKs<br />

Entwicklung und Produktion eines Kundenmagazins<br />

CORPORATE BOOKS, CHRONICLES, ANNUAL REPORTS, BOOKAZINES,<br />

COFFEE-TABLE BOOKS, BIOGRAPHIES<br />

Werte schaffen mit Büchern, das ist unser Anspruch. Denn Bücher<br />

stehen für gelebte Werte und Traditionen, für Nach haltigkeit und<br />

Exklusivität. In Zeiten des allgemeinen Kommunikations überflusses<br />

erlebt das „altmodische“ Buch eine Renaissance.<br />

Wir verstehen Bücher als konsequente Fort schreibung inhaltlich<br />

und optisch hochwertiger Premium-Magazine.<br />

Ein gut gemachtes Buch ist die nachhaltigste Art der Kommunikation.<br />

Our aspiration is to create values through books. This is possible<br />

because books stand for lasting values and traditions, for a lasting<br />

impact and for exclusiveness. In these times of the internet and an<br />

excess in the means of communication, the “old-fashioned” book is<br />

experiencing a renaissance. We consider books to be the consistent<br />

visual and textual extention of high-quality premium-magazines.<br />

A well-made book is the most lasting form of communication.


nOrDsee / Ostsee – COFFEE-TABLE BOOK Gestaltung, Redaktion, Produktion, Herausgeber<br />

Design, editing, production, publisher<br />

Herausgeber: Wolfgang <strong>Behnken</strong> & Leonard <strong>Prinz</strong><br />

Herausgeber: Wolfgang <strong>Behnken</strong> & Leonard <strong>Prinz</strong><br />

NORDSEE LAND UND LEUTE WIE MAN SIE NOCH NIE SAH<br />

NORDSEE<br />

LAND UND LEUTE WIE MAN SIE NOCH NIE SAH<br />

OSTSEE LAND UND LEUTE WIE MAN SIE NOCH NIE SAH<br />

OSTSEE<br />

LAND UND LEUTE WIE MAN SIE NOCH NIE SAH<br />

EINE FASZINIERENDE BILDERREISE zwischen<br />

Fünf Fotografen waren ein Jahr an Nordsee und<br />

A FASCINATING VISUAL JOURNEY between two<br />

photographers traveled along the German North<br />

zwei Buchdeckeln: Wolfgang <strong>Behnken</strong> und<br />

Ostsee unterwegs und brachten einzigartige<br />

covers: Wolfgang <strong>Behnken</strong> and Leonard<br />

Sea and Baltic Sea and returned with unique aerial<br />

Leonard <strong>Prinz</strong> sind die Herausgeber dieser<br />

Luftbilder, Landschaftsaufnahmen und Porträts<br />

<strong>Prinz</strong> are the editors of these photo-text<br />

views, landscape shots and portraits. The German<br />

Bildtextbände über Deutschlands Küsten.<br />

mit. Der Stern war so begeistert, dass er im Juli<br />

books about Germany’s coasts. The<br />

weekly magazine Stern was so impressed that in<br />

Die Bücher entstanden in Zusammenarbeit<br />

2010 zwei Fotoserien gedruckt hat. Die Bücher<br />

books were created in collaboration<br />

July 2010 it printed two photo series. The books are<br />

mit der renommierten Agentur FOCUS.<br />

sind bei Delius Klasing erschienen.<br />

with the renowned Agentur FOCUS. Five<br />

published by Delius Klasing.<br />

BEHNKEN & PRINZ 50 | 51


nOrDsee / Ostsee – COFFEE-TABLE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Papenburg – Bremerhaven<br />

Bremerhaven<br />

An der Nordsee weiß man Feste zu<br />

feiern. Feuerwerk über Bremerhaven<br />

anlässlich der Sail 2010 und zu Ehren<br />

der berühmten Windjammer gorch fock,<br />

krusenstern und amerigo vespucci.<br />

28<br />

Prolog | 29<br />

BEHNKEN & PRINZ 52 | 53


nOrDsee / Ostsee – COFFEE-TABLE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Kappeln<br />

Die Ostseeküste ist ein Farbenmeer.<br />

Die Wiesen sind saftig grün. Der Raps<br />

leuchtet gelb. Blau blühen die Kornblumen.<br />

Und rot der Klatschmohn. Letzterer wächst<br />

nirgendwo in Deutschland schöner als hier.<br />

BEHNKEN & PRINZ 54 | 55


2<br />

6 7<br />

16 | Prolog<br />

Wacken<br />

Menschen, Meer und Mythen | 17<br />

2<br />

6 7<br />

98 von Brunsbüttel nach Niebüll | 99<br />

nOrDsee / Ostsee – COFFEE-TABLE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

NORDSEE LAND UND LEUTE WIE MAN SIE NOCH NIE SAH<br />

OSTSEE LAND UND LEUTE WIE MAN SIE NOCH NIE SAH<br />

IDEE:<br />

PETER BARDEHLE<br />

FOTOS:<br />

THOMAS HEGENBART<br />

CHRISTIAN IRRGANG<br />

AXEL MARTENS<br />

HEINER MÜLLER-ELSNER<br />

HEIKE OLLERTZ<br />

HERAUSGEBER:<br />

WOLFGANG BEHNKEN<br />

LEONARD PRINZ<br />

IDEE:<br />

PETER BARDEHLE<br />

FOTOS:<br />

THOMAS HEGENBART<br />

CHRISTIAN IRRGANG<br />

AXEL MARTENS<br />

HEINER MÜLLER-ELSNER<br />

HEIKE OLLERTZ<br />

HERAUSGEBER:<br />

WOLFGANG BEHNKEN<br />

LEONARD PRINZ<br />

Seehund Fiete guckt aus dem Bullauge des Auswilderungsschiffs<br />

etta von dangast. Fiete wird aufs<br />

Meer hinaus zur Kaiserbalje gebracht, nachdem er in<br />

der Seehundstation Norden aufgepäppelt worden ist.<br />

DELIUS KLASING VERLAG<br />

Der Leuchtturm Dornbusch ist nicht nur das<br />

Wahrzeichen von Hiddensee, er bietet Besuchern<br />

auch eine einzigartige Aussicht auf die Ostsee.<br />

DELIUS KLASING VERLAG<br />

INHALT<br />

INHALT<br />

VORWORT<br />

PROLOG<br />

So haben Sie die Nordsee noch nie gesehen – eine Reise in Bildern<br />

MEINE NORDSEE – EINE LIEBESERKLÄRUNG<br />

Menschen, Meer und Mythen – eine Reportage von Hans Borchert<br />

EIN LANDSTRICH VON HERBER SCHÖNHEIT<br />

1. Route: Von Papenburg nach Bremerhaven<br />

VOM WURSTER LAND IN DIE WEITE WELT<br />

2. Route: Von Bremerhaven nach Hamburg<br />

ZWISCHEN WATT UND WIRTSCHAFT<br />

Erfolgsgeschichte Nordsee – ein Report von Hans Borchert<br />

VON NORDROCKERN UND WELTNATURERBEN<br />

3. Route: Von Brunsbüttel nach Niebüll<br />

VON EINSIEDLERN UND REICHEN SEERÄUBERN<br />

4. Route: Die Halligen, Amrum, Föhr und Sylt<br />

NORDSEEFREUNDE<br />

Autoren, Fotografen, Mitarbeiter, Impressum – wer dieses Buch gemacht hat<br />

S. 5<br />

S. 8<br />

S. 30<br />

S. 38<br />

S. 60<br />

S. 88<br />

S. 96<br />

S. 120<br />

S. 142<br />

VORWORT<br />

PROLOG<br />

So haben Sie die Ostsee noch nie gesehen – eine Reise in Bildern<br />

MEINE OSTSEE – EINE LIEBESERKLÄRUNG<br />

Menschen, Meer und Mythen – eine Reportage von Marc Bielefeld<br />

WO WIKINGER UND AMAZONEN WOHNEN<br />

1. Route: Von Flensburg nach Heiligenhafen<br />

VON HERRENHÄUSERN UND WACHTELKÖNIGEN<br />

2. Route: Von Fehmarn nach Lübeck<br />

ZWISCHEN TRADITION UND ZUKUNFT<br />

Die Erfolgsgeschichte der Ostsee – ein Report von Marc Bielefeld<br />

AUGE IN AUGE MIT ADLERN UND SEETEUFELN<br />

3. Route: Von Boltenhagen nach Stralsund<br />

ZWISCHEN KÖNIGSSTUHL UND KAISERBAD<br />

4. Route – von Hiddensee nach Ahlbeck<br />

SCHNEEGESTÖBER ÜBERM BODDEN<br />

Die Ostsee im Winter<br />

S. 5<br />

S. 8<br />

S. 30<br />

S. 38<br />

S. 58<br />

S. 78<br />

S. 88<br />

S. 110<br />

S. 128<br />

OSTSEEFREUNDE<br />

Autoren, Fotografen, Mitarbeiter, Impressum – wer dieses Buch gemacht hat<br />

S. 128<br />

Papenburg – Bremerhaven<br />

Die Nordsee rockt. Jeden Sommer<br />

suchen rund 80 000 Menschen das Dorf<br />

Wacken heim, zum größten Heavy-Metal-<br />

Festival der Welt. Kult ist hier auch das<br />

Frühstück für Frühaufsteher bis 13 Uhr.<br />

Heiligendamm ist Deutschlands ältestes<br />

Seebad, es wurde 1793 von Herzog Friedrich<br />

Franz I. gegründet. Ein Teil der »weißen Stadt<br />

am Meer« wurde bereits von privaten Investoren<br />

saniert, er beherbergt ein Luxushotel.<br />

Bald sollen auch die sieben Logierhäuser in<br />

neuem Glanz erstrahlen.<br />

BEHNKEN & PRINZ 56 | 57


18 | Prolog<br />

Bremerhaven<br />

Menschen, Meer und Mythen | 19<br />

126 die Halligen, Amrum, Föhr und Sylt | 127<br />

26<br />

Westerland<br />

Prolog | 27<br />

8 | Prolog Prolog | 9<br />

Warnemünde<br />

28 | Prolog Prolog | 29<br />

48 Von Flensburg nach Heiligenhafen | 49<br />

nOrDsee / Ostsee – COFFEE-TABLE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Papenburg – Bremerhaven<br />

Papenburg – Bremerhaven<br />

Die Nordsee ist Exportmeister.<br />

50 Millionen<br />

Tonnen Ware aus aller<br />

Welt wird im Containerterminal<br />

von Bremerhaven<br />

im Jahr umgeschlagen.<br />

Riesige Kräne lassen 35<br />

Tonnen schwere Stahlkisten<br />

schweben.<br />

Die Ostsee ist Meer. Sie ist 413 000<br />

Quadratkilometer weit, bis zu 459 Meter<br />

tief, ein Tummelplatz für Wasserfreunde<br />

aller Art. Segler, Schwimmer und Schweinswale<br />

fühlen sich hier in ihrem Element.<br />

Papenburg – Bremerhaven<br />

Die Ostsee feiert sich. Bis zu 300<br />

Groß- und Traditionssegler, Kreuzfahrtschiffe,<br />

Fähren und Frachter kommen<br />

an jedem zweiten Wochenende im<br />

August zur Hanse Sail nach Rostock.<br />

Höhepunkt sind zwei parallel gezündete<br />

Höhenfeuerwerke über Warnemünde<br />

und dem Stadthafen.<br />

DER POSTBOTE VON LANGENESS<br />

Wer einen Brief an die Postleitzahl 25869 schickt, kann sicher sein, dass Fiede Nissen ihn<br />

mit Leib und Leben gegen peitschenden Regen und hohe Wellen verteidigt. Der Mann ist seit<br />

33 Jahren Postbote in dem Zustellbezirk, zu dem die Halligen Gröde, Habel, Langeneß und<br />

Oland gehören. Ein gelber Wimpel am Mast der störtebekker weist sein Boot als Postschiff<br />

aus. »Wenn es mit dem Schiff bei Niedrigwasser, Nebel oder bei Sturm nicht mehr geht, fahre<br />

ich mit meiner Lore«, sagt Nissen, der auch noch Bauer mit 20 Kühen, Hotelier, Theatergruppenleiter<br />

und Bürgermeister von Langeneß und Oland ist. Seine Lore, das ist ein offener<br />

Wagen mit Viertaktmotor. Mit ihm knattert er über den fünf Kilometer langen Lorendamm<br />

nach Oland. »Kann auch die Lore nicht mehr fahren, dann geht hier gar nichts mehr …«<br />

Papenburg – Bremerhaven<br />

Die Nordsee ist ein Paradies für Surfer.<br />

Über 200 000 Menschen besuchen jedes<br />

Jahr den Windsurf World Cup auf Sylt<br />

und staunen über waghalsige Loopings<br />

und Sprünge der Freestyle-Weltelite.<br />

Schleswig-Holstein ist landschaftlich abwechslungsreich und nur auf der Nordseeseite<br />

platt und grün. Entlang der Ostsee wechseln sich flache Ebenen und Hügel ab,<br />

kurvige Straßen verbinden uralte Dörfer, zwischen Bäumen lugen aus Felsquadern<br />

erbaute Kirchen hervor, Buchten der Ostsee und Flüsse schneiden immer wieder tief<br />

ins Land. Der Boden ist hier mitunter sehr fruchtbar. Die Bauern leben vom Anbau von<br />

Getreide, Raps und von der Viehzucht. Einzig die Schottischen Hochlandrinder mit<br />

ihrem zotteligen Fell muten neben den schwarz-bunten Holsteiner Kühen exotisch an.<br />

BEHNKEN & PRINZ 58 | 59


enerGie sYsteMe ZuKunFt – CORPORATE BOOKAZINE Konzept, Art Direktion, Produktion<br />

Initial concept, art direction, production<br />

DAS BOOKAZINE Energie Systeme Zukunft<br />

wurde von <strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> entwickelt<br />

und mit Jürgen Petermann, ehemals<br />

Ressortleiter Wissenschaft und Technik<br />

beim SPIEGEL, zum zehnjährigen<br />

Jubiläum der Deutschen Energie-Agentur<br />

(dena) realisiert. Das Buch wartet mit<br />

zahlreichen aufwendigen Infografiken<br />

auf und ist im Stil eines Magazins gestaltet.<br />

Es liefert wertvolle Informationen zur<br />

Energiediskussion und gewährt Einblick<br />

in die Betätigungsfelder der dena.<br />

Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft<br />

und Wirtschaft haben Standpunkte<br />

geschrieben.<br />

THE BOOKAZINE Energie Systeme Zukunft<br />

(Future Energy Systems) was developed<br />

by <strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> and realized<br />

in collaboration with Jürgen Petermann,<br />

former Head of Science and Technology<br />

of SPIEGEL on the occasion of the tenth<br />

anniversary of the Deutschen Energie-<br />

Agentur (dena). The book features many<br />

complex information graphics and is fashioned<br />

like a magazine. It provides valuable<br />

information on the energy debate and<br />

provides insight into the domain of<br />

responsibilities of dena. Important figures<br />

from politics, science and industry posted<br />

their viewpoints.<br />

BEHNKEN & PRINZ 60 | 61


Mrd. toe (Tonnen Erdöl-Äquivalent)<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1980<br />

1990<br />

2000<br />

andere erneuerbare Energien<br />

2010 2020<br />

Biomasse<br />

Wasser<br />

Kernenergie<br />

Gas<br />

Öl<br />

Kohle<br />

2030<br />

P J/a<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

2050<br />

Geothermie<br />

Solarstrahlung<br />

Wind-, Wasserkraft<br />

Biomasse<br />

Erdgas<br />

Mineralöl<br />

Steinkohle, Sonstige<br />

TWh/a<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

2010<br />

2030 2050<br />

Geothermie<br />

Solarstrahlung<br />

Biomasse<br />

Windkraft<br />

Wasserkraft<br />

enerGie sYsteMe ZuKunFt – CORPORATE BOOKAZINE Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Energie Systeme Zukunft<br />

Energieeffizienz zwischen Markt und Politik<br />

Energie Systeme Zukunft<br />

Ausblick auf die Energiesysteme der Zukunft<br />

1.<br />

ENERGIEEFFIZIENZ<br />

ZWISCHEN<br />

MARKT UND POLITIK<br />

Wie der Wind in die Steckdose kommt<br />

Wie sehen die Energiesysteme 2050 aus? Schon jetzt ist klar: Ohne massive Effizienzgewinne und<br />

ohne „Smart Grids“, die mit intelligenter Informationstechnik den ständig fluktuierenden Stromfluss<br />

zwischen Erzeugern und Verbrauchern steuern, kann das regenerative Zeitalter nicht anbrechen.<br />

Strom – der perfekte Energieträger<br />

„Technik“, sagt der Ulmer Informatik-Professor Franz Josef<br />

Radermacher, „ist eine Chance.“ Wenn man „intelligent mit<br />

den Grenzen des ökologisch Möglichen umgeht, wird ein<br />

neuer Aufbruch möglich“.<br />

Die ökologischen Grenzen sind erkannt, der Aufbruch in<br />

ein neues Energiezeitalter hat begonnen. Wie weit er trägt<br />

und ob er den wachsenden Herausforderungen wird begeg-<br />

erreichen ist dieses Ziel, wie eine Siemens-Studie aufzeigt,<br />

wenn drei Komponenten in einem integrierten Gesamtsystem<br />

zusammengeführt werden:<br />

• Effizienzsteigerungen bei allen Schritten der Energieumwandlungskette,<br />

angefangen vom Verbrauch in<br />

Gebäuden, Industrie und Verkehr über den Energietransport<br />

bis hin zu den Kraftwerken,<br />

• eine optimale Zusammensetzung des Energiemixes und<br />

nen können, kann nur die Zukunft zeigen – und Zukunft ist<br />

nicht vorhersagbar. Wohl aber zeichnen sich Chancen und<br />

• eine ganzheitliche Optimierung der Energie-Infrastruk-<br />

Entwicklungstrends ab, die in ein nachhaltiges System der<br />

tur über regionale und nationale Grenzen hinweg.<br />

WIR MÜSSEN TEMPO MACHEN<br />

Herausforderungen,<br />

Ziele und Instrumente der dena<br />

Energieversorgung führen können, wenn der politische Wille,<br />

die Bereitschaft zu Investitionen und die Entschlossenheit<br />

aller, ihren Umgang mit der Ressource Energie zu ändern,<br />

dafür ausreichen.<br />

Wie wir 2050 Strom erzeugen<br />

Energiemix Primärenergien<br />

LEBEN IN DER HALBLEITERZEIT<br />

Prof. Dr. Armin Reller über<br />

Ressourcenknappheit als Menschheitsproblem<br />

DIE DENA UND DER URKNALL<br />

Prof. Dr. Günter Altner über<br />

die „Weisheit im Effizienzkalkül“<br />

und die Dynamik der Natur<br />

RIESENMARKT FÜR SAUBERE ENERGIEN<br />

Prof. Dr. Klaus Töpfer:<br />

Warum sich die Chinesen für deutsche<br />

Energietechnik interessieren<br />

VERTRAUENSBEWEISE AUS MOSKAU UND PEKING<br />

Die Zusammenarbeit der dena<br />

mit Russland und China<br />

Schon einmal, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,<br />

gab es in der Alten und der Neuen Welt ein Zeitalter der<br />

Pioniere, die unsere Lebensbedingungen nachhaltig verändert<br />

haben. 1886 entdeckte Werner von Siemens das dynamoelektrische<br />

<strong>Prinz</strong>ip und damit das wirtschaftlichste Verfahren<br />

zur Erzeugung elektrischer Energie. Thomas Alva Edison<br />

versorgte Häuserblocks mit seiner Glühfadenlampe, und<br />

eine ganze Armada von Erfindern trug dazu bei, den Alltag<br />

in Haushalten, Fabriken und auf den Straßen zu revolutionieren<br />

und damit das tägliche Leben zu erleichtern. Unter den<br />

zahlreichen Geräten, die Werner von Siemens entwickelt<br />

hat, war auch der Kutschenwagen mit Elektroantrieb – ein<br />

Vorläufer des Elektroautos, von dem heute alle Welt redet.<br />

Eine ähnliche Umbruchszeit steht jetzt bevor – an der<br />

Schwelle zur Epoche von Energieeffizienz und regenerativen<br />

Energien. Bevölkerungswachstum und Ressourcenknappheit,<br />

vor allem aber auch die Erkenntnis, dass CO 2 -<br />

Emissionen drastisch gesenkt werden müssen, sind die<br />

Quelle: BMU Leitszenario 2009<br />

Zuwachs regenerativer Energien<br />

Bis 2050, so lässt sich jedenfalls als Zielvorstellung konstatieren,<br />

hat sich Energieeffizienz auf allen Ebenen durchge-<br />

VORSORGE FÜR DIE NACH-ÖL-ZEIT<br />

Frank-Walter Steinmeier über<br />

Energiesicherheit als Ziel der Außenpolitik<br />

treibenden Kräfte der energetischen Zeitenwende. Wie<br />

unsere Energiesysteme um 2050 aussehen könnten, zeichnet<br />

sich freilich erst in Umrissen ab.<br />

setzt. Das heißt, die Energieproduktivität wird wesentlich<br />

höher, der Pro-Kopf-Verbrauch an Energie um 25 bis 30 Prozent<br />

geringer sein als heute – und das, obwohl der Bedarf an<br />

Energiedienstleistungen mit zunehmendem Wohlstand und<br />

In einem nachhaltigen Energiesystem stehen Umwelt-<br />

Komfort gewachsen ist. Mit dem Energieverbrauch werden<br />

Kunstinstallation „Stromfresser“<br />

auf dem Hamburger<br />

Gänsemarkt: Ein Iglu aus<br />

Kühlschränken als Appell<br />

gegen Energieverschwendung<br />

8<br />

9<br />

76<br />

Windräder: Neues Zeitalter der Pioniere<br />

freundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit<br />

in einem ausgewogenen Zieldreieck beisammen. Zu<br />

auch die Energiekosten, sowohl für Haushaltskunden als<br />

auch für Großhandelskunden, durch den Einsatz effizienter<br />

77<br />

Energie Systeme Zukunft<br />

Energieeffizienz zwischen Markt und Politik<br />

Energie Systeme Zukunft<br />

dena: Wir über uns<br />

Wir müssen Tempo machen<br />

Die Menschen mitzunehmen auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter, die Akteure zu beraten und<br />

Märkte für Energieeffizienz zu erschließen – an diesen Aufgaben und Zielen arbeitet die Deutsche Energie-<br />

Agentur seit ihrer Gründung vor zehn Jahren. Ein breiter Mix von Instrumenten wurde dafür entwickelt.<br />

Grenzen der Belastbarkeit<br />

of Rome erschienen, deren Autoren anhand einfacher Computersimulationen<br />

darauf hingewiesen hatten, dass bei<br />

Auf Satellitenfotos der Nasa bot der Blaue Planet einen anhaltendem exponentiellem Wachstum von Wirtschaft,<br />

alarmierenden Anblick. Auf allen fünf Kontinenten fraßen Bevölkerung und Ressourcenverbrauch die Erde zwangsläufig<br />

an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen würde.<br />

sich Flächenbrände durch Wälder und Savannen. In Russland,<br />

wo monatelang kein Regen fiel, drangen die Flammen<br />

bis in die Nähe Moskaus vor. In Pakistan dagegen setzte sint- Und spätestens seit 2007, das mit dem von 187 Teilnehmern<br />

flutartiger Monsunregen eine Fläche von der Größe Italiens besuchten Klimagipfel auf Bali endete, war im Bewusstsein<br />

unter Wasser – der größte Süßwassersee der Welt entstand. der Öffentlichkeit und bei den Spitzen der Weltpolitik die<br />

Die Fluten des Indus, Lebensader der einheimischen Landwirt- alarmierende Botschaft der Klimawissenschaftler angekommen:<br />

Die vom Menschen verursachte Erwärmung des Plane-<br />

schaft, rissen Vieh und Ernte mit sich, mehr als 14 Millionen<br />

Menschen verloren ihre Habe. Zur gleichen Zeit war es Tech- ten schreitet schneller voran als angenommen.<br />

Energieeffizienz und erneuerbare<br />

Energien erobern die Welt:<br />

Internationale Kooperationen<br />

sind der Schlüssel für globale<br />

Energieeffizienzmärkte.<br />

Events &<br />

Networking<br />

Internationale<br />

Kooperation<br />

Kampagnen &<br />

Initiativen<br />

Energieeffiziente<br />

Verkehrssysteme<br />

Bundesrepublik<br />

Deutschland 50 %<br />

Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung<br />

für ökonomische Entwicklung und<br />

persönliche Entfaltung. Aber der Verkehr<br />

ist auch ein großer Energieverbraucher<br />

mit großem Potenzial für eine Steigerung<br />

der Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer<br />

Energien.<br />

Handlungsfelder<br />

Geschäftsbereiche<br />

Die Gesellschafter der Deutschen Energie-Agentur<br />

DENA:<br />

EFFIZIENZ<br />

ENTSCHEIDET<br />

Deutsche<br />

Bank AG 8 %<br />

Consulting &<br />

Contracting<br />

Allianz SE 8 %<br />

Energieeffiziente<br />

Gebäude<br />

Die größten Energieeinsparpotenziale<br />

liegen in Deutschland im Bestand:<br />

Bestehende Gebäude brauchen etwa<br />

dreimal so viel Energie zur Beheizung<br />

wie Neubauten.<br />

Studien &<br />

Strategien<br />

5.<br />

DENA:<br />

WIR ÜBER UNS<br />

nikern im Golf von Mexiko gerade gelungen, die größte Ölpest<br />

aller Zeiten zu stoppen. Nach der Explosion der Bohrinsel<br />

„Deepwater Horizon“ waren aus einem Leck in 1500 Meter<br />

Meerestiefe 780 Millionen Liter Erdöl in die See gesprudelt.<br />

Feuerstürme und Flutwellen, langanhaltende Naturschäden<br />

Der Energieverbrauch wächst<br />

Fossile Energien wie Kohle, Öl und Erdgas werden noch für längere<br />

Zeit die wichtigste Rolle im globalen Energiemix spielen.<br />

Servicebereiche<br />

KfW Bankengruppe<br />

26 %<br />

DZ BANK AG 8 %<br />

Regenerative<br />

Energien<br />

KNOW-HOW FÜR DIE ZUKUNFT<br />

dena-Geschäftsführer Stephan Kohler<br />

über Leistungen, Kompetenzen und Aufgaben<br />

der Deutschen Energie-Agentur<br />

Überschwemmung in Pakistan: Wetterextreme nehmen zu<br />

Waldbrand in Russland: Der Treibhauseffekt verschiebt die Klimazonen<br />

durch ausströmendes Öl – dichter als je zuvor reihten sich<br />

im Sommer 2010 Schadensmeldungen, die auf seit langem<br />

angekündigte Veränderungen hinweisen: Während der<br />

Treibhauseffekt Klimazonen verschiebt und vielerorts Wetterextreme<br />

verursacht, suchen Ölprospektoren mit immer<br />

riskanteren Methoden Öl- und Erdgaslager etwa am Meeresgrund<br />

aufzuspüren, bevor die fossilen Quellen versiegen.<br />

Zugleich wächst der Energiehunger der Erdbevölkerung,<br />

die noch in diesem Jahrhundert auf mehr als neun Milliarden<br />

Menschen anwachsen wird. Seit 1850 ist der globale<br />

Energieverbrauch um das Vierzigfache gestiegen. Rund 110<br />

Billionen Liter Erdöl, 87 Milliarden Tonnen Kohle und 50<br />

Billionen Kubikmeter Erdgas verfeuerte die Weltwirtschaft<br />

allein zwischen 1970 und 2000, und der Verbrauch wächst<br />

weiter. An die 800 Milliarden Tonnen Kohlendioxid haben<br />

sich seit Beginn des Industriezeitalters in der Biosphäre angesammelt,<br />

30 Milliarden Tonnen kommen jährlich hinzu<br />

und heizen das Erdklima weiter auf.<br />

Die Erkenntnis, dass die vor rund zwei Jahrhunderten be-<br />

Quelle: IEA 2009<br />

IEA-Prognose<br />

Beide Probleme – die sich abzeichnende weltweite Brennstoff-<br />

und Rohstoffverknappung und die ebenso epochale<br />

Bedrohung durch den Klimawandel – sind untrennbar miteinander<br />

verschränkt. Beide zusammen stellen die vermutlich<br />

größten Herausforderungen dar, denen sich die Menschheit<br />

Die Servicebereiche<br />

unterstützen die Fachbereiche<br />

bei der Koordination,<br />

Abwicklung<br />

und Kommunikation<br />

ihrer Projekte und<br />

Kampagnen.<br />

Pilotprojekte &<br />

Publikationen<br />

Energiesysteme und<br />

Energiedienstleistungen<br />

Labelling &<br />

Zertifizieren<br />

Welche Maßnahmen sind<br />

erforderlich, um die Energieversorgung<br />

auch zukünftig<br />

preiswert und klimaschonend<br />

sicherzustellen? Gefragt ist<br />

eine Strategie für eine nachhaltige<br />

Energieversorgung<br />

und Energieanwendung.<br />

Deutschland setzt auf Sonne,<br />

Wind und Wasser: Klimaschutz,<br />

Versorgungssicherheit und regionale<br />

Wertschöpfung sind nur<br />

drei Stichwörter für eine energiepolitische<br />

Strategie, die unter<br />

anderem auf dem konsequenten<br />

Ausbau der regenerativen Energien<br />

basiert.<br />

MEILENSTEINE 2000 BIS 2010<br />

Die wichtigsten Projekte der dena<br />

ZEHN JAHRE<br />

DEUTSCHE ENERGIE-AGENTUR<br />

Festakt zum zehnjährigen Bestehen der dena<br />

ENERGIE – SYSTEME – ZUKUNFT<br />

Der dena-Energieeffizienzkongress 2010<br />

gonnene Ära der fossilen Energieträger demnächst ein wo-<br />

im 21. Jahrhundert gegenübersieht.<br />

möglich desaströses Ende finden könnte, gehört in den<br />

Industrieländern schon zum Grundwissen von Schulkindern. Die Politik hat darauf reagiert, Klimaschutz und Energiepolitik<br />

wurden weltweit zur Chefsache erklärt. Die Aufgaben,<br />

Vor nunmehr fast vier Jahrzehnten, 1972, war unter dem Titel<br />

„Die Grenzen des Wachstums“ eine Zukunftsstudie des Club denen sich Regierungen und Wissenschaftler, Wirtschafts-<br />

• Vertreten durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

im Einvernehmen mit:<br />

• Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

• Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

• Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

10<br />

11<br />

90<br />

91<br />

BEHNKEN & PRINZ 62 | 63


LVR-LandesMuseum Bonn<br />

KOnraD ruFus MÜLLer – CORPORATE BOOK Konzeption, Art Direktion, Redaktion<br />

Initial concept, art direction, production<br />

Konrad rufus Müller licht gestalten<br />

fotografien von 1960 – 2010<br />

23.3.2010 – 30.5.2010, LVR-Landesmuseum Bonn<br />

KONRAD RUFUS MÜLLER ist einer der<br />

renommiertesten Porträtfotografen<br />

unserer Zeit. Sein Lebenswerk umfasst<br />

über 2800 Bilder. Eine Auswahl zeigt<br />

dieses Buch, das bei <strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong><br />

entstand und im Kehrer Verlag erschienen<br />

ist. Auftraggeber war das LVR Landes-<br />

Museum Bonn.<br />

Das Buch ist einerseits als Katalog des<br />

Museums zu verstehen, andererseits ist es<br />

ein vollwertiger Bildtextband mit Beiträgen<br />

namhafter Autoren wie dem Historiker<br />

Christoph Stölzl. Das Buch ist wie ein<br />

Lexikon aufgebaut und beschränkt sich<br />

auf die Farben Grau, Schwarz und Weiß.<br />

Die zweite Auflage des 352 Seiten umfassenden<br />

und 48 Euro teuren Werks ist seit<br />

November 2010 im Handel. Das Buch hat<br />

die Auszeichnung Deutscher Fotobuchpreis<br />

– Nominiert 2011 erhalten. Fotos aus<br />

dem Buch wurden in Bonn und Nürnberg<br />

ausgestellt.<br />

KONRAD RUFUS MÜLLER is one of the most<br />

renowned portrait photographers of our<br />

time. His life’s work includes more than<br />

2800 images. A selection of his best photographs<br />

is presented in this book, which<br />

was created by <strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> and<br />

published by the Kehrer Verlag. The client<br />

was the LVR LandesMuseum Bonn. The<br />

book is partly intended as a high-quality<br />

catalog of the museum, on the other hand<br />

it is a complete text-volume with contributions<br />

from recognized authors like the<br />

historian Professor Christoph Stölzl. The<br />

book is structured like an encyclopedia,<br />

ranging from A to Z and is limited in its<br />

design to the colors gray, black and white.<br />

Since November 2010 the second edition<br />

of the 352-page book has been sold for<br />

Euro 48 in bookstores. The book received<br />

the distinction German Photo Book Prize<br />

– Nominee 2011. Photos from the book<br />

were exhibited in Bonn and Nuremberg.<br />

.<br />

FotograFien 1960 – 2010<br />

Konrad<br />

rufus<br />

Müller<br />

licht gestalten<br />

BEHNKEN & PRINZ 64 | 65


KOnraD ruFus MÜLLer – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Adorf, Mario<br />

AktentAsche<br />

Brandt, Willy<br />

Keinen PolitiKer habe ich länger beobachtet als<br />

Willy brandt. ich war noch in der Jungen Union berlin-<br />

Marienfelde, als ich begann, mich für das gesicht des<br />

Mannes zu interessieren, der sich gerade anschickte, im<br />

dritten anlauf die Kanzlerschaft zu erringen.<br />

Fast ein Vierteljahrhundert habe ich diesen Kopf studiert,<br />

18 19<br />

der an expressivität dem des alten von rhöndorf immer<br />

54 ähnlicher wurde. ich habe diesen Mann verehrt, doch ist<br />

55<br />

mir der von Millionen so genannte „Willy“ in all den Jahren<br />

auch immer fremd geblieben, ein einsamer, ein grübler,<br />

unnahbar und schroff. aber es gab auch den charmanten<br />

Plauderer, geschichtenerzähler und Sangesbruder auf unseren<br />

Wanderungen durch deutsche landschaften Mitte<br />

der siebziger Jahre. Mein letztes Porträt entstand wenige<br />

Monate vor seinem tod in bonn.<br />

SchauSpieler Mario adorf („Der Schattenmann“) im hotel Vier Jahreszeiten in München, 1999.<br />

berühMteSte aktentaSche. Mindestens so bekannt wie herbert Wehners pfeife. Der SpD-politiker transportierte in ihr akten, briefe, sein notizbuch,<br />

pflaster und eine Schnur.<br />

Konrad rufus müllEr wie ihn arnim Jepsen, student der fachhochschule Kiel, sieht.<br />

Alles Müller – oder nichts Versuch über einen schwierigen freund von hartmut Palmer<br />

Kröte<br />

Król, Joachim<br />

Es ist schwiErig, mit Konrad müllEr bEfrEundEt zu<br />

sEin. noch schwieriger allerdings ist es, mit ihm befreundet zu<br />

sein ding, er sei nun mal „nur der Knipser“. aber das stimmt nicht.<br />

Er schreibt gut – so wie er redet. Es liest sich flott und unterhalt-<br />

bleiben. ich habe es in den mehr als drei Jahrzehnten, in denen wir sam. und dass er „nur der Knipser“ sei, sagt er, weil er eitel ist<br />

uns kennen, mit ach und auch Krach bis heute geschafft. unsere<br />

freundschaft brauchte zwischendurch immer mal eine auszeit.<br />

und widerspruch erwartet. denn dieser „Knipser“ hat mit seinen<br />

schwarz-weiß-bildern fotogeschichte geschrieben. genau das will<br />

denn Konrad müller hat eine ganz besondere art, gerade die leute er, bitte schön, gelegentlich auch hören.<br />

vor den Kopf zu stoßen, die ihm wohlgesinnt sind. Vor allem dann,<br />

Er fand sehr bald heraus, dass er mit der alten Vorkriegs-rollei<br />

wenn er – aus welchen gründen auch immer – das gefühl hat, von<br />

seines Vaters bessere bilder machen konnte als viele andere be-<br />

ihnen nicht gebührend als der Künstler, der er zweifellos ist, akzeptiert,<br />

respektiert, geliebt und bewundert zu werden.<br />

das gilt aber nicht nur für freunde oder gute bekannte. Konrad<br />

müller fordert zuwendung, applaus und anerkennung von<br />

allen menschen, die ihm begegnen – auch von gänzlich fremden,<br />

die noch nie etwas von ihm gehört oder gesehen haben. wenn er<br />

solche ahnungslose trifft, sorgt er umgehend dafür, dass er ihnen<br />

rufsfotografen, die mit zehn verschiedenen Kameras, objektiven,<br />

scheinwerfern und einer ausgeklügelten beleuchtungstechnik hantieren.<br />

müller braucht nur diese eine Kamera, er braucht tageslicht,<br />

und er hat die geduld des Jägers auf dem ansitz: Er sitzt und wartet,<br />

wartet und sitzt. und dann drückt er irgendwann auf den auslöser.<br />

Er tut es in dem moment, wo alles genau zueinander passt:<br />

das licht, die Position und die Person oder der gegenstand, den er<br />

nachhaltig im gedächtnis bleibt: mal als charmeur, mal als fiesling,<br />

fotografieren will. das ist der sichtbare teil seiner arbeit.<br />

332 mal als spaßvogel, mal als rabauke, mal als wunderbarer anekdo-<br />

der andere, unsichtbare, von der außenwelt sorgsam abge-<br />

333<br />

187<br />

tenerzähler, mal als angeberischer Prahlhans. Er kann ungeheuer<br />

witzig und frech erzählen, aber auch unglaublich aufschneiden.<br />

Er hat – selbst im umgang mit den mächtigen dieser welt – seine<br />

grundsätzliche respektlosigkeit vor bonzen und hierarchien behalten.<br />

Er ist höflich zu seiner Kundschaft, aber kein höfling, und er<br />

hat sich – bei aller zeitweisen nähe – immer seine unabhängigkeit<br />

bewahrt. Er schert sich einen dreck um Konventionen und geht<br />

keinem streit aus dem weg, auch wenn ihm das mehr schadet als<br />

schottete teil findet in einer winzigen dunkelkammer im Keller<br />

seines hauses in Königswinter-rauschendorf statt. dort wird der<br />

„Knipser“ zum zauberer. dort erst macht er aus den entwickelten<br />

negativen seine berühmten schraffuren aus licht und schatten.<br />

hier, in der Einsamkeit der dunkelkammer, sind seine berühmten<br />

gesichtslandschaften entstanden (adenauer, brandt, Kreisky,<br />

mitterrand, sadat), seine stillleben, seine landschafts- und seine<br />

menschenbilder. die dunkelkammer ist sein „Kreißsaal“. hier<br />

nützt. Es ist manchmal anstrengend und nervenaufreibend, mit ihm<br />

bringt der Künstler müller seine Kreationen zur welt. in diese kleine<br />

zusammen zu sein – aber langweilig ist es nie.<br />

denn Konrad müller ist in seinem metier einer der ganz großen.<br />

seine fotografien sind so unverwechselbar, wie die gemälde<br />

großer maler unverwechselbar sind. Einen echten müller erkennt<br />

man unter tausend anderen, so wie man einen echten rembrandt<br />

oder einen echten Picasso erkennt.<br />

Er ist nicht nur ein herausragender fotograf, sondern auch ein<br />

Kammer lässt er nicht einmal gute freunde hineinschauen. hier<br />

ist er ganz still und ganz bei sich.<br />

so unauffällig und geräuschlos der Künstler müller seine arbeit<br />

macht, so auffällig und geräuschvoll führt sich der „öffentliche“<br />

müller auf. Es ist, als müsse er die schmach kompensieren, beim<br />

arbeiten nicht wahrgenommen zu werden, hinter der Kamera und<br />

und in seiner seiner dunkelkammer unsichtbar unsichtbar geworden geworden zu sein. zu sein. müller müller ist<br />

guter geschichtenerzähler. Er behauptet zwar, schreiben sei nicht ist ein ein Kommunikations-Junkie. Er kann Er kann nicht nicht lange lange still still in einem<br />

einem<br />

Kröte in umbrien, 1999.<br />

SchauSpieler Joachim Król, 2005.<br />

BEHNKEN & PRINZ 66 | 67


KOnraD ruFus MÜLLer – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Dall, Karl<br />

82 83<br />

Der KomöDiant und entertainer Karl Dall, 1994.<br />

BEHNKEN & PRINZ 68 | 69


104<br />

Fischer, Joschka<br />

Münchner PhilharMoniker<br />

Brigitte, ihrer Familie und unseren Freunden gewidmet<br />

Im Januar 1998 begleIte Ich Joseph, genannt Joschka,<br />

Fischer bei seiner täglichen rennerei durch Frankfurt. noch<br />

ist er nicht außenminister der ersten rot-grünen Koalition<br />

in bonn, noch rennt er allein, ohne sicherheitsbeamte. er<br />

rennt auch ohne mich. Ich fahre mit dem Wagen und fotografiere<br />

ihn während seiner kurzen pausen. nach einem<br />

dieser läufe entsteht das bild im baum.<br />

Wir kennen uns seit langem, sind aber nie miteinander warm<br />

geworden. Wenn Fischer der Kellner des Kochs schröder<br />

war, dann durfte ich den tellerwäscher von Joschka geben.<br />

er hat zwar selbst eine Fotografenlehre absolviert – das<br />

hat er mir voraus –, aber der egomane mit den vier gescheiterten<br />

ehen war sich immer selbst genug, da gab es keinen<br />

platz für menschen wie mich. auch wenn ich ihn auf reisen<br />

begleitete, sollte ich mir immer der besonderen ehre bewusst<br />

sein, einem der größten autodidakten dieses landes<br />

bei der arbeit zuzusehen.<br />

dirigent James levine vor einem Konzert in der Hamburger laeiszhalle, 2000.<br />

Schäuble, Wolfgang<br />

Seit dem AttentAt vom 12. oktober 1990 ist Wolfgang<br />

Schäuble querschnittgelähmt. ein gutes Jahr später<br />

mache ich Aufnahmen bei einem Gespräch zwischen ihm<br />

und dem Schauspieler Peter radtke. der leidet seit seiner<br />

S. 8<br />

S. 96<br />

S. 192<br />

Mitglieder der Münchner Philharmoniker nutzen die letzte gelegenheit vor dem Konzert im Barbican Centre, london, 2000.<br />

274 Geburt an der Glasknochenkrankheit.<br />

275<br />

der kontakt zu Schäuble ist seither nie ganz abgerissen.<br />

1994 reiste er in seiner Funktion als Fraktionschef der<br />

CdU/CSU im deutschen bundestag nach Washington. das<br />

bild auf der rechten Seite zeigt ihn vor dem Capitol.<br />

S. 270<br />

Inhalt<br />

<br />

105<br />

231<br />

<br />

AccA rdo, Salvatore<br />

Acher, Micha<br />

AdenAuer, Konrad<br />

Adorf, Mario<br />

AktentAsche<br />

Ali, ältester Mensch<br />

ArA fAt, Jassir<br />

Arme l e u t e<br />

Armenien<br />

AutowerkstAt t<br />

BA renB oim, Daniel<br />

BA rlog, Boleslaw<br />

BAuernfA m i l i e<br />

BeAchy h e A d, englische Südküste<br />

Berlin<br />

Beck, Kurt<br />

Beichtstuhl<br />

Bernstein, Leonard<br />

Blüm, Norbert<br />

Borsody, Suzanne von<br />

Bosnien<br />

BrA ndt, Willy<br />

BrAvo<br />

Brederlow, Bobby<br />

Breloer, Heinrich<br />

BriefmA rken<br />

Brunnet, Bruno<br />

BudA pest<br />

c eliB idAche, Sergiu<br />

c oolsA et, B o<br />

c r Ac o<br />

dAhrendorf, Ralf<br />

dAl A i lAm A<br />

dAll, Karl<br />

di stefA no, Giuseppe<br />

d ie d reizehnjährigen<br />

d rechsler, Heidi<br />

d umont, Sky<br />

dürrenmAtt, Friedrich<br />

88 89<br />

222<br />

Mitterrand, François<br />

Steeger, ingrid<br />

AuF mein Bitten hin schrieB Willy BrAndt im herbst<br />

des Jahres 1981 einen Brief an François mitterrand, der<br />

seit einem halben Jahr Präsident der Franzosen war, und<br />

empfahl mich als Autor für ein fotografisches Porträt.<br />

nach der angemässenen Wartezeit von einem Jahr empfing<br />

mich der staatspräsident im Élysée, und ich durfte<br />

ihm meine Wünsche unterbreiten.<br />

ich habe ihn dann fast ein Jahr lang begleitet, und auch<br />

später haben wir uns nie ganz aus den Augen verloren. ein<br />

letztes mal sah ich mitterrand am 14. Juli 1994, als er auf<br />

der Place de la concorde die militärparade aus Anlass des<br />

französischen nationalfeiertages abnahm. der Krebs, dem<br />

er anderthalb Jahre später erliegen sollte, hatte ihn schon<br />

sichtlich gezeichnet.<br />

c linton, Bill<br />

In gedanken Ostie dionsenim nonsequi ea feuguercip ea con henibh eratio do dit nostrud dolenibh eummolo reetumsan volorem doloreet, velessed<br />

300 301<br />

Fast vierzig Jahre liegen zwischen diesen beiden Fotos von Konrad rufus Müller. Links: ingrid steeger 1969. rechts: 2007 in ihrer Wohnung in München.<br />

223<br />

Beachy head, englische südküste<br />

34 35<br />

Der höchste KreiDefelsen an der englischen südküste ist eine traurige Berühmtheit. Mit seinen 162 Metern zieht Beachy head immer wieder<br />

lebensmüde an. Wohl nicht ohne Grund rät ein schild bei der nahen telefonzelle um Anruf bei der telefonseelsorge.<br />

172<br />

252<br />

letzter Besuch in Oggersheim am 12. Januar 2010. helmut Kohl sitzt im rollstuhl an der offenen terrassentür.<br />

Rau, Johannes<br />

Bundespräsident Johannes rau im Garten von schloss Bellevue, März 2000.<br />

173<br />

253<br />

168 171<br />

Hinter Den Kulissen Der MaCHt: Kohl in seinem Büro im adenauer-Haus in Bonn, 1973 (oben links), auf reisen in die oberlausitz und 1994 mit Katze<br />

zu Hause in oggersheim.<br />

Der grosse Kanzler. allein in den auen des altrheins, 1988. Beim staatsbesuch in australien. im Kuhstall eines Bauern in st. gilgen. und als<br />

Hauptgast bei Medienmogul rupert Murdoch in Beverly Hills, 2000.<br />

270<br />

Briefmarke<br />

66 67<br />

Zu Konrad adenauers fünfundZwanZigstem todestag legte die Post 1992 diese sonderbriefmarke mit einem foto von müller auf.<br />

Lafontaine, Oskar<br />

Oskar LafOntaine hat seinen Platz in diesem Buch, weil<br />

er zur deutschen nachkriegsgeschichte gehört.<br />

Das Bild auf der rechten seite zeigt Lafontaine am 26. april<br />

Mittagessen Mit Bauern in st. gilgen, 1989. Verleihung der ehrendoktorwürde an den universitäten Berkeley 1991 und Cambridge 1998.<br />

Mit Wolfgang schäuble in seinem Büro in Bonn, 1997.<br />

galerist Bruno Brunnet, director Contemporary fine arts, vor einem gemälde von Peter doig, Berlin im februar 2009.<br />

augenBliCKe Der stille: Helmut Kohl im rollstuhl, zu Hause in oggersheim am offenen Fenster, Januar 2010. an der Copacabana, 1991. ruhend an<br />

einen Felsen auf einer Bergwiese am Wolfgangsee, 1989. und bei der täglichen lektüre der „Faz“, 2010.<br />

Brunnet, Bruno<br />

204 1990 mit seiner späteren ehefrau Christa Müller in der<br />

205<br />

kölner Universitätsklinik. am tag zuvor war der sPD-kanzlerkandidat<br />

bei einer Wahlveranstaltung in köln-Mülheim<br />

von einer geistig verwirrten frau niedergestochen worden.<br />

sadat, Anwar ass<br />

chäuble, Wolfgang<br />

s chily, Otto<br />

s chmidt, Harald<br />

s chmidt, Helmut<br />

s c h r e i bt i s c h e<br />

s igusch, Volkmar<br />

s olana, Javier<br />

s prague, Erik<br />

s chröder, Gerhard<br />

steeger, Ingrid<br />

s pinnennetZ<br />

steinmeier, Frank-Walter<br />

stillleben<br />

ströbele, Hans-Christian<br />

s üskind, Patrick<br />

t itel<br />

toiletten<br />

t r ä ume<br />

t renker, Luis<br />

Venedig<br />

Väth, Sven<br />

Vidal, Gore<br />

WeiZ säcker, Richard von<br />

WesterW elle, Guido<br />

Will, Anne<br />

WitW e r<br />

WitZ igmann, Eckart<br />

Zypressen<br />

KOnraD ruFus MÜLLer – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

a<br />

– D e–k<br />

l–r<br />

S–z<br />

A –<br />

d<br />

s –<br />

BEHNKEN & PRINZ 70 | 71


enerGie ZuKunFt – CORPORATE BOOK Konzeption, Art Direktion, Produktion<br />

Initial concept, art direction, production<br />

ENERGIE ZUKUNFT wurde von Wolfgang<br />

<strong>Behnken</strong> gemeinsam mit dem Herausgeber<br />

Jürgen Petermann für Viessmann entwickelt<br />

und gestaltet. Das 248 Seiten dicke Buch,<br />

von dem es eine deutsche und eine englische<br />

Ausgabe gibt, richtet sich an Kunden<br />

und Freunde des Unternehmens sowie an<br />

eine interessierte Öffentlichkeit. Es leistet<br />

einen Beitrag zur Energiediskussion und<br />

beantwortet drängende Fragen zum Thema<br />

Klima und Umweltschutz. Das Buch bereitet<br />

komplizierte Sachverhalte populär auf.<br />

Das Corporate Book kann man exklusiv bei<br />

Amazon kaufen, es ist das erste<br />

von <strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> als Verlag<br />

vertriebene Buch. ENERGIE<br />

ZUKUNFT wurde mit dem iF<br />

Design Award 2009 und dem<br />

BCP Award 2010 ausgezeichnet<br />

und für den Designpreis der<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

2010 nominiert.<br />

ENERGY FUTURE was developed and designed<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong> in collaboration with the<br />

editor Juergen Petermann for Viessmann.<br />

The 248-page volume exists in a German<br />

and an English edition and is aimed at customers<br />

and friends of the Viessmann company<br />

and an interested public. It contributes<br />

to the energy debate and answers pressing<br />

questions on climate and environmental<br />

protection. The book makes complicated<br />

issues accessible to a general readership.<br />

This corporate book may be purchased exclusively<br />

at Amazon; it is the first book that<br />

is marketed by <strong>Behnken</strong><br />

& <strong>Prinz</strong> as publisher.<br />

ENERGIE ZUKUNFT was<br />

awarded the iF Design<br />

Award 2009 and the BCP<br />

Award 2010 and was<br />

nominated for the Design<br />

Award of Germany 2010.<br />

Jürgen Petermann<br />

energIe<br />

ZukunFt<br />

eFFIZIenZ und<br />

erneuerbare energIen<br />

Im Wärmesektor<br />

Öl gas<br />

solarenergIe<br />

bIoenergIe naturWärme<br />

BEHNKEN & PRINZ 72 | 73


enerGie ZuKunFt – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

TREIBHAUSEFFEKT<br />

Ein großer Teil der von der Sonne eintreffenden<br />

Strahlung wird in den Weltraum reflektiert. Klimawirksame<br />

Spurengase wie Kohlendioxid oder<br />

Methan hemmen die Wärmeabstrahlung der<br />

Erde ins All – ähnlich wie das gläserne Dach eines<br />

Treibhauses. Die Atmosphäre heizt sich auf.<br />

WELTKLIMA<br />

IM WANDEL<br />

Die Erde wird wärmer. Drei Viertel des bis<br />

heute gemessenen CO 2-Anstiegs gehen auf das<br />

Verbrennen fossiler Energien zurück.<br />

1<br />

7<br />

8<br />

4<br />

3<br />

W E L T A L L<br />

5<br />

2<br />

REFLEXION<br />

30%<br />

S T R A T O S P H Ä R E<br />

TROPOPAUSE<br />

Z U S A M M E N S E T Z U N G D E R L U F T<br />

T R O P O S P H Ä R E<br />

5<br />

4<br />

GLOBALES<br />

FÖRDERBAND<br />

Kaltes Wasser, das vor Grönland<br />

und Labrador in die Tiefe sinkt,<br />

ist Motor des maritimen<br />

„Energieförderbandes“, das den<br />

Golfstrom nährt. Dieses System<br />

wird gestört, wenn erhöhter<br />

Süßwassereintrag die Dichte<br />

des Wassers vermindert.<br />

K A L T E R ,<br />

S A L Z R E I C H E R<br />

T I E F E N S T R O M<br />

G O L F -<br />

S T R O M<br />

4<br />

1<br />

7<br />

7<br />

MESSBARE<br />

VERÄNDERUNGEN<br />

3<br />

6<br />

2<br />

21%<br />

Sauerstoff<br />

O2<br />

1%<br />

78%<br />

Stickstoff<br />

N2<br />

SPURENGASE<br />

Methan<br />

CH4<br />

Kohlendioxid<br />

CO2<br />

18<br />

55<br />

Distickstoffoxid<br />

N2O,<br />

Lachgas<br />

SONNEN-<br />

STRAHLUNG<br />

(KURZWELLIG)<br />

WÄRME-<br />

STRAHLUNG<br />

(LANGWELLIG)<br />

ZUSAMMEN-<br />

SETZUNG<br />

12<br />

10<br />

%<br />

Ozon<br />

O3<br />

Fluorchlorkohlenwasserstoff<br />

FCKW<br />

1 ERWÄRMUNG DER POLE, GLETSCHERSCHMELZE<br />

Gebirgsgletscher schrumpfen. In der Arktis löst sich<br />

das Meereis auf. Ein neu entstandenes Strömungssystem<br />

schafft aus dem Süden Warmluft heran.<br />

Permafrostböden tauen auf.<br />

2 STEIGENDE MEERESSPIEGEL, ÜBERFLUTUNGEN<br />

Tiefliegende Inseln in der Südsee werden regelmäßig<br />

überflutet.<br />

3 HEFTIGE STÜRME UND STARKREGENFLUTEN<br />

Wetterturbulenzen wie Wirbelstürme, Dauerregen,<br />

Hochwasser, Erdrutsche treten gehäuft auf.<br />

4 WANDERNDE VEGETATIONSZONEN<br />

Pflanzen- und Tierarten dringen nach Norden<br />

oder in die Höhe vor, andere sind vom Aussterben<br />

bedroht.<br />

5 AUSBREITUNG VON KRANKHEITEN<br />

Der Anstieg der Temperaturen begünstigt Schädlinge<br />

und Krankheitsüberträger.<br />

5<br />

PROJEKTION<br />

6<br />

°C<br />

5,5<br />

5<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

6<br />

8<br />

I N D I S C H E R<br />

O Z E A N<br />

6 VERSCHIEBUNG DER JAHRESZEITEN<br />

Der Frühling beginnt früher, Tiere verlassen vorzeitig<br />

ihre Winterquartiere, Vögel überwintern im Norden.<br />

ATMOSPHÄRISCHE<br />

LEBENSDAUER VON<br />

TREIBHAUSGASEN<br />

Jahre<br />

A T L A N T I K<br />

W A R M E R<br />

O B E R F L Ä C H E N -<br />

S T R O M<br />

7 DÜRREPERIODEN UND HITZEWELLEN<br />

In vielen Regionen Afrikas sanken die Niederschlagsmengen<br />

um 50 Prozent. Busch- und Waldbrände in<br />

Afrika und Südeuropa nehmen zu.<br />

8 ÜBERSÄUERUNG DER MEERE<br />

Die Weltmeere versauern, kalkbildende Meeresbewohner<br />

sind gefährdet, Korallenriffe sterben ab.<br />

1,5<br />

1<br />

KIPP-PUNKTE DES GLOBALEN KLIMA-<br />

SYSTEMS UND MÖGLICHE FOLGEN<br />

1 ABSCHMELZEN DES GRÖNLANDEISES: An-<br />

stieg des Meeresspiegels um 7 Meter. 2 AUF-<br />

TAUEN DER PERMAFROSTBÖDEN: Freisetzung<br />

der Treibhausgase CO2 und Methan. 3 ABSTER-<br />

BEN DER NORDISCHEN NADELWÄLDER: Ver-<br />

lust eines Drittels der weltweiten Waldfläche.<br />

erzeugt. 5 DESTABILISIERUNG DES INDISCHEN<br />

MONSUNS: extreme Dürren und Flutkatastrophen.<br />

6 AMAZONAS-WALDSTERBEN: Rückgang der<br />

Niederschläge, Verlust an Biodiversität. 7 VER-<br />

SAUERUNG UND SCHICHTENSTABILISIERUNG<br />

DER OZEANE: Schwächung einer der größten<br />

mehrere<br />

hundert<br />

CO2<br />

Distickstoffoxid<br />

N2O<br />

114<br />

Kohlendioxid<br />

Tetrachlor-<br />

Methan<br />

CCl4<br />

85 12<br />

Methan<br />

CH4<br />

TEMPERATURANSTIEG<br />

Bezugsgröße Durchschnittstemperatur 1906<br />

Seit Beginn des Industriezeitalters<br />

1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800<br />

stieg die globale Durchschnittstemperatur um<br />

Beginn<br />

der Industrialisierung<br />

1900 2000<br />

0,5<br />

0<br />

Quelle: PIK, IFM-Geomar<br />

4 STÖRUNG DER ATLANTISCHEN TIEFEN-<br />

WASSERBILDUNG: Erlahmen des maritimen<br />

Strömungssystems, das den Golfstrom und<br />

damit das milde Klima in Nordwest-Europa<br />

natürlichen Kohlendioxid-Senken. 8 WIEDER-<br />

ERGRÜNEN DER SAHARA: Versiegen der über<br />

den Atlantik gewehten Staubstürme, die den<br />

Amazonas-Regenwald mit Nährstoffen versorgen.<br />

0,76 Grad Celsius. Abhängig von der<br />

Zuwachsrate der Treibhausgase rechnet der<br />

Weltklimarat bis 2100 mit einem weiteren<br />

Temperaturanstieg zwischen 1,1 und 6,4 Grad.<br />

– 0,5<br />

BEHNKEN & PRINZ 74 | 75


Aufbruch zur EnErgiEwEndE<br />

hurrikan „Katrina“ (2005)<br />

Entziehungskur für den Planeten?<br />

1. DIE HERAUSFORDERUNGEN<br />

Virtuelles Kraftwerk<br />

In der Energiewirtschaft der Zukunft<br />

könnten Großunternehmen nicht mehr<br />

nur als Stromlieferanten auftreten,<br />

sondern als Manager von hochkomplexen<br />

Stromnetzen, an denen eine Vielzahl<br />

von Erzeugern und Verbrauchern hängt.<br />

Industrie<br />

EnERGIE-ZUKUnFt<br />

ORT 1<br />

Steuerzentrale<br />

Zentralisierte Kraftwerksblöcke erzeugen<br />

Strom und verteilen ihn an Haushalte und<br />

Industrie. Leitungsverluste und Umweltbelastungen<br />

sind unvermeidlich.<br />

2. Aufbruch dEr wärmEmArkt zur EnErgiEwEndE<br />

infrarot-Aufnahme eines wohnhauses<br />

Die stärksten Wärmeverluste schimmern gelb und rot<br />

Vorwort<br />

Vorhandene Potenziale nutzen 4<br />

Das Konzept der Nachhaltigkeit – eine Frage des Überlebens 6<br />

Motor der Weltwirtschaft – das Ende der Verschwendung<br />

Die Zeiten der billigen Energie sind vorbei 12<br />

Mutter Erde im Fieber – der Klimawandel und die Folgen<br />

Extremwetterlagen häufen sich 24<br />

Gifte und Gegengifte – im Wettlauf mit dem Klimaschock<br />

Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber über Gefährdung des Zwei-Grad-Zieles 38<br />

„Warten auf den Umwelt-Gorbi“<br />

Prof. Dr. Mojib Latif über Erderwärmung und Klimaschutz 44<br />

Fossile Energien – auch weiterhin nummer eins im Energiemix<br />

Öl und Gas bleiben noch lange unverzichtbar 52<br />

Chancen und Grenzen der erneuerbaren Energien<br />

Alle Wachstumsprognosen übertroffen 72<br />

Boom der Bioenergie – auswege aus der nutzungskonkurrenz<br />

Florian Schöne, NABU, über naturverträglichen Anbau von Biomasse 96<br />

„Verpulverte Energie – verschenktes Geld“<br />

Sanierungsbedarf im Gebäudebestand 104<br />

Der „Wärmemüll“ kann häuser heizen<br />

Bessere Energieausnutzung durch Kraft-Wärme-Kopplung 120<br />

„Mutter, der Mann mit dem Koks ist da ...“<br />

Die Geschichte des Heizens und der Wärmenutzung 122<br />

Energieeffizienz in Gebäuden – sanieren mit vereinten Kräften<br />

Stephan Kohler über nachhaltige Investitionen im Wohnungsmarkt 130<br />

Bürogebäude<br />

Kraftwerksanlage<br />

Energiespeicher<br />

Stromgenerator<br />

Kommunikationsnetz<br />

Öffentliches Gebäude<br />

mit eigener Strom-<br />

versorgung<br />

Haushalte<br />

Solarenergie<br />

Windkraft<br />

Mehrfamilienhaus mit<br />

Blockheizkraftwerk<br />

Modellprojekt „Effizienz Plus“ – Viessmann setzt Maßstäbe<br />

Innovationen bestimmen die Erfolgsgeschichte des Unternehmens 138<br />

„Wir leben noch in der Eisenzeit“<br />

Prof. Eberhard Jochem über Hürden bei der Steigerung der Energieeffizienz 152<br />

Von den Indianern lernen<br />

Heizen und Kühlen in den Städten von morgen 158<br />

Ein haus lässt sich heizen mit der Energie eines toasters<br />

Viessmann-Ingenieure entwickeln die Zukunftstechniken des Heizens 168<br />

Mit Zuckerbrot und Peitsche<br />

Was tut die Politik, um Klimaschutz und Energieeffizienz voranzubringen? 176<br />

„Wir müssen am Ball bleiben“<br />

Prof. Dr. Claudia Kemfert über Klimapolitik und deutsche Weltmarktchancen 184<br />

Was ist und wie funktioniert ...?<br />

Alphabetisches Glossar der modernen Energietechnik 196<br />

Ein Drehbuch für die haussanierung<br />

Erfahrungsbericht eines Energieberaters 214<br />

„Stimmt es eigentlich, dass ...?“<br />

Verbreitete Vorurteile im Umgang mit der Gebäudesanierung 222<br />

Wann ist der Kesselaustausch fällig?<br />

Häufig gestellte Fragen zur energetischen Modernisierung 228<br />

Viessmann-Komplettprogramm 242<br />

Referenzen 244<br />

Impressum 250<br />

beim Freiburger Öko-Institut, „wird durch eine<br />

deutlich ausgeweitete Dimension und eine erheblich<br />

größere Vielfalt von Systemdienstleistungen<br />

geprägt sein.“<br />

Haushalte Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat vor<br />

einigen Jahren den Leitungsbedarf untersucht.<br />

Land-/<br />

Demnach müssten bis 2015 rund 850 Kilometer<br />

Forstwirtschaft<br />

neue Hochspannungstrassen gebaut, weitere<br />

400 Kilometer Fernleitungen verstärkt werden.<br />

Proteste der Anwohner gegen Hochspannungsmasten<br />

könnte man – zu einem<br />

Vielfachen der Kosten – mit Erdkabeln<br />

umgehen, die das <strong>Prinz</strong>ip der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung<br />

(HGÜ)<br />

nutzen. HGÜ arbeitet deutlich verlustärmer als<br />

die normale Wechselstromtechnik und erlaubt<br />

ORT 2 Kabellängen von mehr als 1000 Kilometern, was<br />

mit Wechselstrom aus physikalischen Gründen<br />

problematisch ist.<br />

Biomassekraftwerk<br />

Einen wesentlichen Beitrag zu einer besseren<br />

Nutzung der erneuerbaren Energien wollen<br />

die Anrainerstaaten der Nordsee leisten. 2009<br />

beschlossen sie, unter dem Meer ein neues<br />

Offshore-Netz zu bauen, das die zahlreichen geplanten<br />

Windparks auf See, aber auch norwegische<br />

Wasserkraft- und Pumpspeicher-Kraftwerke<br />

miteinander verbinden soll.<br />

Ziel ist vor allem eine Stabilisierung der<br />

schwankenden Windkraft-Ausbeute. Wasserkraftwerke<br />

und Pumpspeicheranlagen liefern<br />

Viele dezentrale Stromerzeuger sind<br />

in einem Netz zusammengefasst.<br />

kontinuierlich Strom. Dieser „Puffer“ wie auch<br />

Auch Kleinkraftwerke in Wohnhäusern<br />

sowie parkende Brennstoff-<br />

über Großbritannien, Belgien, die Niederlande,<br />

die regionale Streuung der Offshore-Windparks<br />

zellenautos können Strom ins Netz<br />

Deutschland und Dänemark soll die erneuerbaren<br />

Energien näher an das Ziel heranbringen,<br />

einspeisen. Moderne Steuer- und<br />

Speichertechnik sorgt dafür, dass<br />

„grundlastfähig“ zu sein, das heißt: Strom<br />

sich Stromangebot und -nachfrage<br />

immer dann liefern zu können, wenn er gebraucht<br />

stets die Waage halten.<br />

wird.<br />

Inhalt<br />

1.2 dEr KlimAwAndEl und diE folgEn<br />

1.6 ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

2.1 SAniErung im gEbäudEbEStAnd<br />

ENERGIE-ZUKUNFT<br />

1. DIe HerausforDerungen<br />

Überschwemmung (in südengland): „Die beste aller Welten werden wir nicht mehr haben“<br />

1. DIE HERAUSFORDERUNGEN<br />

ENERGIE-ZUKUNFT<br />

Rapsfeld: Sind Bioenergien die Alleskönner unter den Erneuerbaren?<br />

Zum Internationalen Tag der Umwelt in Berlin durch Biomasse nur so viel CO freigesetzt, wie<br />

unternahmen im Juni 2008 einige zehntausend zuvor durch das Pflanzenwachstum aus der Luft<br />

Radfahrer eine Sternfahrt zum Brandenburger gebunden wurde; allerdings müssen der Einsatz<br />

Tor. Ein buntes Treiben – doch in der Menge von Energie und der Ausstoß von Schadstoffen<br />

sah man auch einige rabenschwarze T-Shirts. bei der Produktion in die Umweltbilanz mit einbezogen<br />

werden.<br />

Die Aufschriften: „Biosprit macht Hunger“ oder<br />

„Landwirtschaft global – Hunger egal“.<br />

Die Techniken zu Wärme- und Stromerzeugung<br />

und auch zur Kraftstoffgewinnung aus<br />

Vom „Agrarenergie-Wahn“ und von der<br />

„Biosprit-Lüge“ sprechen Regenwaldkämpfer Biomasse sind vorhanden. Anders als Wind<br />

neuerdings, die sich früher vor allem gegen Soja und Sonne steht Biomasse rund um die Uhr<br />

fürs Vieh und T-Bone-Steaks aus Argentinien engagiert<br />

haben. Der Schweizer Jean Ziegler, wort-<br />

Es handelt sich um einen heimischen Energie-<br />

zur Verfügung und kann eingelagert werden.<br />

gewaltiger UN-Berichterstatter für das Recht auf träger, der nicht aus entfernten Regionen der<br />

Nahrung, nennt Agrosprit gar „ein Verbrechen Erde importiert werden muss. Die Ressourcen<br />

gegen die Menschlichkeit“.<br />

sind nur dann erschöpfbar, wenn man sie exzessiv<br />

nutzt, wenn also die Abbaurate höher ist<br />

Wie konnte es geschehen, dass die Energie<br />

vom Acker, lange Zeit Hoffnungsträger vieler als die Menge der nachwachsenden Rohstoffe.<br />

Bauern, der Autoindustrie und auch der meisten Rein rechnerisch könnten schon zwei Millionen<br />

Umweltaktivisten, in ihrem Ansehen so tief gefallen<br />

ist? Hauptangriffspunkt ist die Konkurrenz Waldfläche den jetzigen Jahreserdölbedarf aller<br />

Quadratkilometer nachhaltig bewirtschafteter<br />

zwischen Biosprit- und Nahrungsmittelproduktion.<br />

Leerer Teller, voller Tank: Statt Reis und Zur Biomasse im weiteren Sinne zählen ne-<br />

Erdbewohner decken.<br />

Mais für die Bedürftigen, so der Vorwurf, produzieren<br />

skrupellose Agrarmultis Biosprit für die Gemüse- und Zierpflanzenanbau, von Wiesen<br />

ben Holz auch Rückstände aller Art aus dem<br />

Limousinen und Luxusjeeps der Reichen. „Wie und Weiden, Abfälle aus der Landschaftspflege<br />

ein Staubsauger“, mahnte die SPD-Politikerin und Stroh, aber auch speziell angebaute Energiepflanzen<br />

wie Raps oder Zuckerrohr. Ob Schilf<br />

Wieczo rek-Zeul, sauge die überzogene Biospritquote<br />

in Europa die für die Nahrungsmittelproduktion<br />

unverzichtbaren Ackerflächen leer. Gülle, Kuh- oder Hühnermist: kein organisches<br />

oder Pflanzenöl, Sägerestholz oder Baumrinde,<br />

Es gibt einen weitverbreiteten Konsens, die Material, das nicht von den Biokraftwerkern<br />

Bioenergien seien so etwas wie die Alleskönner auf seinen Energiegehalt geprüft worden wäre.<br />

unter den Erneuerbaren, gleich nützlich für die Biomasse stellt annähernd 70 Prozent der erneuerbaren<br />

Energien in der Welt. Wenn aller-<br />

Erzeugung von Elektrizität, Wärme und Kraftstoffen,<br />

gleichermaßen sinnvoll als Ersatz für fossile dings von Biomasse-Nutzung in der Dritten Welt<br />

Energien wie beim Klimaschutz. Wahr ist: Bei die Rede ist, heißt das meist nichts anderes als<br />

herkömmlicher energetischer Verwendung wird „Kochen mit Holz“ auf primitiven Feuerstätten.<br />

Die Zeiten der billigen Energie sind vorbei 12<br />

Mutter Erde im Fieber – der Klimawandel und die Folgen<br />

Extremwetterlagen häufen sich 24<br />

Gifte und Gegengifte – im Wettlauf mit dem Klimaschock<br />

Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber über die Gefährdung des Zwei-Grad-Zieles 38<br />

„Warten auf den Umwelt-Gorbi“<br />

Prof. Dr. Mojib Latif über unabwendbare Konsequenzen der Erderwärmung 44<br />

Fossile Energien – auch weiterhin Nummer eins im Energiemix<br />

Öl und Gas bleiben noch lange unverzichtbar 52<br />

Chancen und Grenzen der erneuerbaren Energien<br />

Alle Wachstumsprognosen übertroffen 72<br />

Boom der Bioenergie – Auswege aus der Nutzungskonkurrenz<br />

Florian Schöne, NABU, über naturverträglichen Anbau von Biomasse 96<br />

Klima-experte Mojib Latif über unabwendbare folgen des Klimawandels<br />

und die schwäche internationaler Klimaschutzkonferenzen<br />

Herr Professor Latif, das Polareis schmilzt, der CO -Ausstoß, bezogen auf 1990, um etwa fünf<br />

seeweg von Hamburg nach japan wird um Prozent senken sollen. Tatsächlich ist der weltweite<br />

Ausstoß von Kohlendioxid inzwischen um<br />

40 Prozent kürzer als durch den suezkanal. Ist<br />

das nicht prima?<br />

fast 40 Prozent angestiegen. Man kann also<br />

LATIF: Vordergründig und nur unter diesem feststellen, dass die internationalen Anstrengungen<br />

zu nichts oder, wenn man es böse<br />

einen Aspekt betrachtet, ist das vielleicht prima.<br />

Aber die Tatsache, dass das Eis der Arktis sagen will, zum genauen Gegenteil dessen<br />

schmilzt, ist ja nur Teil einer Gesamtproblematik,<br />

nämlich der globalen Erwärmung, für die wollte. Auch die Europäer werden vermutlich<br />

geführt haben, was man eigentlich erreichen<br />

wir Menschen zu einem großen Teil verantwortlich<br />

sind und deren Folgen sich nun schon hundertprozentig zu ihren selbstgesetzten<br />

unter dem Eindruck der Finanzkrise nicht mehr<br />

überall bemerkbar machen.<br />

Zielen stehen.<br />

vor gut zehn jahren, mit dem Protokoll von<br />

Kyoto, wurden zum ersten Mal eine globale<br />

begrenzung des treibhauseffekts konzipiert.<br />

Hat sich seitdem die Lage verbessert oder<br />

verschlechtert?<br />

LATIF: Im Kyoto-Protokoll wurde festgelegt,<br />

dass die Unterzeichner-Staaten bis 2012 ihren<br />

PHOTO-<br />

O2<br />

SYNTHESE<br />

Dabei wird der Energiegehalt<br />

des Holzes nicht effektiv<br />

genutzt, und es entstehen<br />

viele gesundheitsgefährdende<br />

Stoffe.<br />

Prof. Dr. MojIb LatIf Ist Leiter des Forschungsbereichs Ozeanzirkulation<br />

und Klimadynamik am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften und lehrt<br />

an der Universität Kiel. Er ist Autor zahlreicher Fachpublikationen und mehrerer<br />

populärwissenschaftlicher Bücher, darunter „Herausforderung Klimawandel.<br />

Was wir jetzt tun müssen“, erschienen 2007 im Heyne Verlag.<br />

Wald<br />

Holz und<br />

Tierdung<br />

Die eu will ihren Co -ausstoß bis 2020 um<br />

mindestens 20 Prozent senken.<br />

LATIF: Ja. Aber lassen Sie doch all diese Gipfeltreffen<br />

mal Revue passieren, zum Beispiel<br />

den G-8-Gipfel in Heiligendamm. Die offizielle<br />

Erklärung damals lautete sinngemäß, dass man<br />

„ernsthaft in Erwägung zieht“, den Ausstoß<br />

Futter<br />

Verdunstung<br />

Regen<br />

Durch Photosynthese werden mit Hilfe des Sonnenlichts<br />

Kohlendioxid und Wasser in Biomasse, vor allem in Form<br />

von Kohlenhydraten, umgewandelt. Dabei wird<br />

Sauerstoff freigesetzt. Die in der Biomasse gespeicherte<br />

Energie wird zur Gewinnung von Strom, Wärme,<br />

Kraftstoffen, Bioöl und Biogas genutzt.<br />

Asche<br />

1.4 IntervIew MojIb LatIf<br />

1.6 ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

CO2<br />

2<br />

Sonnenstrahlung<br />

BLOCKHEIZ-<br />

KRAFTWERK<br />

Deutschland erlebte in den letzten<br />

Jahren, wie die Forschungsabtei-<br />

KRAFTSTOFF<br />

Landwirtschaft Dünger<br />

lung der Deutschen Bank analysierte, ein<br />

BIOÖL<br />

BIOGAS<br />

geradezu „stürmisches Wachstum der Biomasse“,<br />

vor allem am Wärmemarkt. Pelletheizkessel,<br />

die Biostoffe vollautomatisch in Form von Press- durch Steuerbefreiung und Zwangsbeimischung<br />

Pillen verbrennen, erfreuen sich wachsender fördern zu wollen“, schrieb das Nachrichtenmagazin<br />

Spiegel, „hat sich als Irrweg Beliebtheit, Haus- und Hofbesitzer machen sich<br />

erwiesen.“<br />

damit unabhängig von Öl und Gas. Aber auch die Den „Absturz eines Hoffnungsträgers“ nannte<br />

Erzeugung von Biogas spielt eine zunehmend es das in Berlin erscheinende Umweltmagazin<br />

wichtige Rolle: Nahezu 4000 Biogasanlagen, die zeo2.<br />

gleichzeitig Strom und Wärme liefern, sind schon Wenige Zeit zuvor hatte die Bundesregierung<br />

in Betrieb. Bis 2020 könnte deren Leistung laut noch gemeinsam mit der Autoindustrie eine<br />

einer dena-Studie auf mehr als 3000 Megawatt „Roadmap Biokraftstoffe“ vorgestellt. Mindestens<br />

acht Prozent des Autosprits sollten ab 2015<br />

ausgebaut werden, entsprechend einem Beitrag<br />

von knapp vier Prozent zur gesamten deutschen direkt aus Pflanzen gewonnen werden. Auch die<br />

Stromerzeugung.<br />

EU hatte beschlossen, den Anteil von Biosprit<br />

Zu einer nachhaltigen Glaubwürdigkeitskrise am Gesamtverbrauch bis 2020 auf zehn Prozent<br />

kam es dagegen bei den Biokraftstoffen. „Sie zu erhöhen. Doch dann kam die „Ökorolle rück-<br />

STROM<br />

WÄRME<br />

TREIB-<br />

STOFF<br />

Innovationen bestimmen die Erfolgsgeschichte des Unternehmens 138<br />

„Wir leben noch in der Eisenzeit“<br />

Prof. Eberhard Jochem über Hürden bei der Steigerung der Energieeffizienz 152<br />

Von den Indianern lernen<br />

Heizen und Kühlen in den Städten von morgen 158<br />

Ein Haus lässt sich heizen mit der Energie eines Toasters<br />

Viessmann-Ingenieure entwickeln die Zukunftstechniken des Heizens 168<br />

Mit Zuckerbrot und Peitsche<br />

Was tut die Politik, um Klimaschutz und Energiewende voranzubringen? 176<br />

„Wir müssen am Ball bleiben“<br />

Prof. Dr. Claudia Kemfert über Klimapolitik und deutsche Weltmarktchancen 184<br />

Aufbruch zur EnErgiEwEndE<br />

beleuchtetes Manhattan<br />

Energie im Überfluss<br />

Aufbruch zur EnErgiEwEndE<br />

Sonneneruption: Ultimative Antwort auf die<br />

Energiefragen der Menschheit?<br />

Aufbruch zur EnErgiEwEndE<br />

Das Erdreich ist ein guter Wärmespeicher. In<br />

zwei Meter Tiefe herrschen das ganze Jahr über<br />

relativ gleichmäßige Temperaturen zwischen<br />

7 und 13 °C. Über ein großflächig verlegtes<br />

Kunststoffrohrsystem wird dem Erdreich die<br />

Wärme entzogen und mit einem Gemisch aus<br />

Wasser und Frostschutzmittel (Sole) zur Wärmepumpe<br />

gefördert. Die dort erzeugte Heizwärme<br />

wird in den Hauskreislauf eingespeist.<br />

Erdkollektor<br />

floriAn schönE ist Referent für<br />

Agrarpolitik & Bioenergie und Stellvertretender<br />

Fachbereichsleiter Naturschutz und<br />

Umweltpolitik beim NABU – Naturschutzbund<br />

Deutschland e. V.<br />

Internet<br />

Server<br />

Voice/SMS<br />

Faxmeldung<br />

1<br />

Soleverteiler<br />

SCHLAF-<br />

ZIMMER<br />

Heizung<br />

Wärmepumpe<br />

KELLER<br />

er Kampf um die landwirtschaftliche Fläche wird härter, die<br />

Nutzungskonkurrenz verschärft sich. Weltweit wächst der<br />

Druck zur Ausweitung von Agrarflächen durch die steigende<br />

Nachfrage nach Lebensmitteln und Viehfutter – aber auch<br />

verstärkt durch den Anbau von Energiepflanzen.<br />

Der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen als Energiequelle<br />

hat sich zu einem beachtlichen Wirtschaftszweig im ländlichen Raum<br />

entwickelt. Für die Landwirtschaft sind dadurch neue Einkommensmöglichkeiten<br />

entstanden. Für den Umwelt- und Naturschutz kann die<br />

Produktion unter bestimmten Bedingungen Chancen bieten, sie birgt<br />

jedoch auch erhebliche Risiken.<br />

Über die Frage, ob die Nutzung von Biomasse für energetische<br />

Zwecke die Probleme des Hungers in der Welt verstärkt, ist viel<br />

2<br />

Solarzellen<br />

1<br />

Wärmepumpe<br />

Hauptsicherung<br />

1<br />

Verbrauchsund<br />

Einspeisezähler<br />

24<br />

41<br />

62<br />

ANLAGE<br />

2<br />

Flachkollektor<br />

Strom<br />

75<br />

SOLARER<br />

DECKUNGSANTEIL<br />

J F M A M J J A S O N D<br />

für die Warmwasserbereitung eines<br />

Einfamilienhauses im Jahresverlauf<br />

KÜCHE<br />

2<br />

Wärmepumpe<br />

BAD<br />

Heizwasserpufferspeicher<br />

Warmwasser<br />

1.1 EnErgiE Als Motor dEr wEltwirtschAft<br />

1.7 AuswEgE Aus dEr nutzungskonkurrEnz<br />

4<br />

1 Mit Photovoltaik-Systemen wird die<br />

Energie der Sonne zur Stromerzeugung<br />

genutzt. Der Strom wird im Haus verwendet<br />

oder ins öffentliche Netz eingespeist.<br />

2 Sonnenkollektoren dienen der Trinkwassererwärmung<br />

und der Heizungsunterstützung.<br />

Sie können auf dem Dach, an Fassaden oder<br />

freistehend montiert werden.<br />

Heizung<br />

3<br />

Förderbrunnen<br />

mit Saugpumpe<br />

WC<br />

WOHNZIMMER<br />

Abluft-<br />

Zuluftkanal<br />

1.6 ErnEuErbArE EnErgiEn<br />

FLIESSRICHTUNG<br />

Strom<br />

Wärmepumpe<br />

Schluckbrunnen<br />

Wechselrichter<br />

Speicherwassererwärmer<br />

Soleverteiler<br />

FERNÜBERWACHUNG<br />

Datenanbindung<br />

von Heizsystemen<br />

an alle gängigen Fachbetrieb<br />

Kommunikationsnetze<br />

Heizungsanlage<br />

Grundwasser<br />

Fußbodenheizung<br />

Zwischenkreiswärmetauscher<br />

Erdsonde<br />

Verkehr<br />

28,7<br />

Industrie<br />

und Gewerbe<br />

42,5<br />

Haushalte<br />

28,8<br />

1. diE hErausfordErungEn<br />

Den geringsten Aufwand erfordert die Wärmegewinnung<br />

aus der Umgebungsluft. Die<br />

Außenluft wird über einen Zuluftkanal angesaugt,<br />

im Verdampfer der Wärmepumpe<br />

abgekühlt und anschließend wieder an die<br />

Umgebung abgegeben. Bis zu einer Außenlufttemperatur<br />

von minus 20 °C kann eine moderne<br />

Wärmepumpe noch Heizwärme erzeugen.<br />

Allerdings kann sie dann den Wärmebedarf<br />

nicht mehr ohne Zusatzheizung decken.<br />

Mit modernen Bohrgeräten ist das Einbringen<br />

einer Erdsonde innerhalb weniger Stunden<br />

möglich. Meist werden vier Rohre parallel<br />

eingesetzt. Für ein typisches Einfamilienhaus<br />

in Niedrigenergie-Bauweise ist zur komfortablen<br />

Beheizung mit einer Wärmepumpen-<br />

Heizleistung von 6 kW eine Bohrtiefe von etwa<br />

95 m erforderlich. Damit ergeben sich Bohrkosten<br />

von ca. 3000 bis 5000 €.<br />

Selbst an kalten Wintertagen hält Grundwasser<br />

eine konstante Temperatur von 7 bis 12 °C.<br />

Über einen Förderbrunnen wird Grundwasser<br />

entnommen und zum Verdampfer der Wärmepumpe<br />

transportiert. Um die schwankende<br />

Qualität des Grundwassers auszugleichen,<br />

wird ein Zwischenkreiswärmetauscher vorgeschaltet.<br />

Das abgekühlte Wasser wird anschließend<br />

über einen Schluckbrunnen in die Erde<br />

zurückgeführt.<br />

gangen. Rückblickend wird das halbe Jahrhundert Motor der Weltwirtschaft, der Schmierstoff im<br />

nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs womöglich<br />

als Goldenes Zeitalter beschrieben werden – empfindlichen Nervensystem der postindu-<br />

Getriebe der modernen Konsumwelt und im<br />

als eine glückliche Ära allgemeinen Wachstums, striellen Informationsgesellschaft. Nur wenn die<br />

das in den Industrieländern zu einem historisch Menschheitsaufgabe bewältigt wird, auch den<br />

beispiellosen Massenwohlstand führte. Nie zuvor<br />

in der Geschichte waren die Menschen, die Gut in ausreichender Menge und umweltverträg-<br />

nachfolgenden Generationen dieses elementare<br />

in den entwickelten Weltregionen lebten, besser lich zur Verfügung zu stellen, kann der Wohlstand<br />

geschützt gegen Hunger und Armut, Krankheiten<br />

und zermürbende Knochenarbeit. Energie im ren Bewohner heute noch in Armut leben.<br />

wachsen – am Ende auch in jenen Ländern, de-<br />

Überfluss bestimmt das Leben in den Industriestaaten<br />

und unterscheidet es von traditionellen ansehnlich weit entwickeln konnte, war nur<br />

Dass sich die menschliche Zivilisation so<br />

Lebensweisen.<br />

möglich, weil das Klima auf dem Planeten über<br />

Die Versorgung mit Energie zählt zu den Urbedürfnissen<br />

des Menschen. Ohne sie wäre kein zi-<br />

Ganzen stabil blieb. Das hat sich geändert – seit<br />

mehrere Jahrtausende hinweg im Großen und<br />

vilisatorischer Fortschritt denkbar, ohne sie gäbe der Mensch dazu überging, die in gigantischen<br />

es kein Licht in der Dunkelheit und keine warme Lagerstätten gespeicherten fossilen Energieträger<br />

massenhaft zu verbrennen. Über Kraftwerksschlote,<br />

Haushaltsschornsteine und die<br />

Hans-Joachim Kümpel, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe: Auspuffrohre von 900 Millionen Autos in der<br />

Welt wird jetzt der Kohlenstoff, der dem Ökosystem<br />

über Jahrmillionen hinweg entzogen<br />

und in Erdöl-, Gas- und Kohlelagerstätten gebunden<br />

wurde, in einem sehr kurzen Zeitraum<br />

wieder in die Biosphäre zurückgepumpt. Zu<br />

kurz, als dass das empfindliche Raumschiff Erde<br />

diese CO -Last unbeschadet verkraften könnte.<br />

So ist das globale Klimasystem – als Folge des<br />

Treibhauseffekts – in Gefahr, massiv aus dem<br />

Gleichgewicht zu geraten.<br />

Die Weltpolitik hat erste Anstrengungen unternommen,<br />

dieser Menschheitsbedrohung zu<br />

begegnen. Klimaschutz und Energiepolitik wurden<br />

zur Chefsache erklärt. Ob bei den Zusam-<br />

Mahlzeit, keinen Schutz gegen Winterkälte und<br />

Sommerhitze, keine modernen Werkzeuge, Maschinen,<br />

Transport- und Kommunikationsmittel. („G8-Gipfel“) oder bei den regelmäßigen Spitmenkünften<br />

der wichtigsten Industriestaaten<br />

Energie – auch wenn sie nun wieder ein zentreffen der EU-Regierungschefs, ob bei der<br />

knapperer Rohstoff wird – ist und bleibt der Nobelpreisträgertagung 2007 in Potsdam oder<br />

1. DiE HErausforDErungEn<br />

1. Die HerausforDerungen 1 . 7 auswege aus Der nutzungskonkurrenz<br />

2 Licht<br />

9 Haushaltsgeräte<br />

12 Warmwasser<br />

77 Heizung<br />

demonstrant auf Bali 2007: „Save Our Planet“ VW-Produktion (um 1960): Goldenes Zeitalter Planet Erde bei nacht: Das empfindliche Raumschiff kann die CO -Last nicht verkraften<br />

sonneneruption: Wie lässt sich der Energiestrom …<br />

Heizung und Warmwasserbereitung<br />

sind<br />

die größten Energieverbraucher<br />

im Haushalt.<br />

… auf der Erde nutzen?: Energiequelle Wind<br />

strom von der Sonne, Quell allen Lebens auf unserem<br />

Planeten, unerschöpflich. Sonnenenergie<br />

in all ihren Facetten wird für mehr als vier Milliarden<br />

Jahre zur Verfügung stehen. Auch wenn wir<br />

mit fossilen Energien unseren Bedarf an Wärme,<br />

schrieb das Blatt in einem Leitartikel, „geht jeden<br />

Morgen auf und jeden Abend unter.“ Wahrheit Sonnenenergie – in einer hochkonzen-<br />

Elektrizität und Treibstoffen decken, nutzen wir in<br />

Mit der unvorstellbaren Kraft von mehr als 150 trierten gespeicherten Form, die im Laufe von<br />

Billionen Kilowatt scheint die Sonne auf die Erde. Jahrmillionen entstanden ist: als Kohle, Erdöl<br />

Sie treibt die ozeanischen Strömungen an, bringt oder Gas.<br />

gewaltige Wassermengen zum Verdunsten, wirbelt<br />

die Winde in jede Ecke des Globus und verglichen<br />

mit der hohen Energiedichte, wie sie<br />

Die Sonne liefert Energie im Überfluss. Versorgt<br />

die grünen Lungen des Planeten, Wälder, den fossilen Kraftquellen eigen ist, trifft die Sonnenstrahlung<br />

jedoch in einem sehr verdünnten<br />

Wiesen und Felder, mit Energie. „Praktisch jede<br />

einzelne Kalorie“, so Nature, „die jemals auf der „Aggregatzustand“ auf die Erdoberfläche. Sie in<br />

Erde verbraucht wurde, stammt von der Sonne.“ Form von Strahlung, Wind, Wasser und Biomasse<br />

einzufangen, zu konzentrieren und nutzbar zu<br />

Nach menschlichem Maßstab ist der Energie-<br />

machen, erfordert einen hohen Technologie-, Material-<br />

und Kapitalaufwand. Hier liegen die technischen<br />

und wirtschaftlichen Herausforderungen<br />

Anteile am Energieverbrauch in Deutschland für den Einsatz regenerativer Energien. „Die<br />

Welt verfügt über unbegrenzte Vorräte erneuerbarer<br />

Energien“, konstatierte Nature, „die Frage<br />

Bis 2020 soll der Anteil erneuerbarer<br />

ist nur, wie diese nutzbar zu machen sind.“<br />

Energien am Primärenergieverbrauch von Mit diesem Vorhaben steht die Menschheit<br />

derzeit 10 auf 20 Prozent verdoppelt<br />

erst am Anfang. Der Beitrag der erneuerbaren<br />

werden.<br />

Energien zum weltweiten Energiemix<br />

liegt derzeit bei 13<br />

Kernenergie<br />

Mineralöl<br />

Prozent. Davon liefert<br />

17<br />

die Biomasse nahezu<br />

drei Viertel (darin<br />

34<br />

Wind<br />

eingeschlossen die<br />

11<br />

9<br />

10 davon:<br />

Wasser ineffiziente Nutzung<br />

von Brenn-<br />

9<br />

12 22<br />

holz und Dung zum<br />

70<br />

Biomasse<br />

Heizen in Entwicklungsländern),<br />

gefolgt<br />

Braunkohle<br />

Steinkohle<br />

Erdgas<br />

von der Wasserkraft mit<br />

ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

diskutiert worden. Tatsache ist, dass schon jetzt ein großer Teil der<br />

Bioenergie und der Futtermittel aus Entwicklungsländern importiert<br />

wird, mit gravierenden Folgen für die Ernährungssicherheit in den dortigen<br />

Ländern. Wertvolle Flächen für den Anbau von Nahrungsmitteln<br />

werden dort in industriell bewirtschaftete Plantagen und Monokulturen<br />

umgewandelt. Die Nutzung und die staatliche Förderung von Bioenergie<br />

müssen sich also daran messen lassen, welchen Nettobeitrag sie<br />

zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten, ohne gleichzeitig die Ernährungssicherheit<br />

und die biologische Vielfalt (Biodiversität) zu gefährden.<br />

it dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und der Beimischungspflicht<br />

für Biokraftstoffe hat die Bundesrepublik<br />

Zeichen gesetzt für einen zunehmenden Einsatz von Biomasse<br />

als Ersatz für fossile Energie. Das hat die Nutzung von Ackerflächen<br />

in Deutschland bereits stark geprägt. Innerhalb von drei Jahren<br />

hat sich die Anbaufläche von Mais zur Verwertung in Biogasanlagen<br />

fast verzwanzigfacht, auf nunmehr eine halbe Million Hektar. Auch der<br />

Rapsanbau zur Produktion von Biodiesel nahm in den letzten Jahren<br />

stetig zu und macht heute mit rund 1,1 Millionen Hektar den Hauptteil<br />

der nachwachsenden Rohstoffe aus. An der gesamten Ackerfläche in<br />

Deutschland hat der Anbau von Energiepflanzen mit rund 1,75 Millionen<br />

Hektar einen Anteil von gut 14 Prozent. Mittlerweile wird jedoch<br />

deutlich, dass sich durch den rasanten Anstieg der Biomasseproduktion<br />

und insbesondere durch die einseitige Ausrichtung auf Monokulturen<br />

aus Raps und Mais die Natur- und Umweltsituation zum Teil<br />

drastisch verschlechtert.<br />

So wurde auf ertragreichen Standorten vielerorts die Fruchtfolge<br />

extrem verengt, um die Wirtschaftlichkeit der Anlagen sicherzustellen.<br />

Aus demselben Grund werden zunehmend Brachen und weniger<br />

ertragreiche Anbauflächen sowie extensiv bewirtschaftetes Grünland<br />

für den Anbau von Biomasse genutzt. Die Flächenkonkurrenz zwischen<br />

Lebensmittel- und Energieerzeugung hat auch Auswirkungen auf die<br />

Pachtpreise, dadurch verlieren bewährte Agrarumweltprogramme an<br />

Attraktivität, und der Druck auf Naturschutzflächen steigt. Aus Sicht<br />

des Naturschutzes sind eine Reihe von Risiken mit einem intensiven<br />

Anbau von Energiepflanzen verbunden:<br />

• grünlandumbruch und gewässerbelastung: Trotz gegenteiliger<br />

EU-Vorschriften wird derzeit zunehmend Grünland in Ackerland umgewandelt.<br />

Das betrifft insbesondere Feuchtgrünland in Nord- und Westdeutschland,<br />

das für den Anbau von Mais genutzt wird, und macht<br />

auch vor Naturschutzgebieten nicht halt. Die hohen Düngemittelgaben,<br />

die der Mais benötigt, führen überdies zu erheblichen Nährstoffbelastungen<br />

von Grundwasser und Oberflächengewässern.<br />

• grünlandintensivierung: Aus der Biomasse von Wiesen lässt sich<br />

Energie erzeugen. Für die Biogasproduktion wird nährstoffreiches<br />

Intensivgrünland bevorzugt, das pro Jahr viermal und öfter gemäht<br />

wird. So gehen traditionelle, artenreiche Wiesen zunehmend verloren.<br />

• Vorgezogene erntetermine: Beim Anbau von zwei Kulturen in<br />

einem Jahr (z. B. Mais nach Grünroggen) erfolgt die erste Ernte Anfang<br />

Juni, zur wichtigsten Vermehrungszeit vieler Tier- und Pflanzenarten.<br />

Dieser ackerbauliche Eingriff bedroht die Bodenbrüter (wie zum Beispiel<br />

die Feldlerche) und führt zu einer ungenügenden Aussamung von<br />

Ackerwildkräutern.<br />

• Vermehrte nutzung von stilllegungsflächen: Die Flächenstilllegung<br />

hatte bislang eine große Bedeutung zur Schaffung von Rückzugsräumen<br />

für viele Tier- und Pflanzenarten in Ackerbauregionen. Von<br />

1,2 Millionen Hektar stillgelegter Flächen wurden jedoch allein im Jahr<br />

2006 rund 450000 Hektar zum Anbau nachwachsender Rohstoffe<br />

genutzt. Nach dem Wunsch der Agrarpolitiker in Brüssel und Berlin soll<br />

die obligatorische Flächenstilllegung in den kommenden Jahren völlig<br />

abgeschafft werden.<br />

• Veränderung des Landschaftsbildes: Durch die Vereinheitlichung<br />

der Fruchtfolgen sowie durch den Anbau neuer Kulturen (schnellwachsende<br />

Hölzer, Schilfgras u. a.) kann sich das Erscheinungsbild der<br />

bisher vielfältigen Kulturlandschaften erheblich verändern.<br />

iomasse kann durchaus einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz<br />

und zu einer nachhaltigen Energieversorgung leisten.<br />

Bei Flächenknappheit, Nutzungskonkurrenz und Risiken für<br />

die Umwelt ist es aber nicht mehr gerechtfertigt, die Nutzung und die<br />

staatliche Förderung von Bioenergie per se als positiv darzustellen.<br />

Vielmehr geht es darum, Biomasse möglichst effizient zu nutzen.<br />

1.1 EnErgiE als Motor dEr WElt Wirtschaft<br />

der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg im eines Dreiecks veranschaulichen lässt: „Umweltverträglichkeit“,<br />

„Wirtschaftlichkeit“ und<br />

selben Jahr – stets standen und stehen (neuerdings<br />

neben der Neuordnung des Finanzgebarens)<br />

die Themen „globale Energiesicherheit“ Einklang zu bringen. Die Verantwortung, die Um-<br />

„Versorgungssicherheit“ gilt es miteinander in<br />

und „Schutz des Weltklimas“ ganz oben auf der welt zu erhalten, und die Verpflichtung, eine bezahlbare<br />

und zugleich verlässliche Energieversor-<br />

Tagesordnung.<br />

Besonders der Begriff der Energiesicherheit gung zu gewährleisten, sind gleichrangige Ziele.<br />

rückte prominent nach vorn – mit Recht. Denn Und alle Beteiligten haben eine moralische Bringschuld<br />

für die Zukunft: Beim gegenwärtig gera-<br />

weltweit wachsen die Befürchtungen, die Energieproduktion<br />

könnte schon in naher Zukunft dezu rauschhaften Umgang mit den Ressourcen<br />

hinter der steigenden Nachfrage zurückbleiben, leben wir eindeutig auf Kosten der nachfolgenden<br />

Genera-<br />

was eine weitere Verteuerung zur Folge hätte.<br />

VERSORGUNGSSICHERHEIT<br />

Unter den gegebenen weltpolitischen Umständen<br />

wird ein Land wie die Bundesrepublik richten schon<br />

tionen – und<br />

durch seine Abhängigkeit von Energieimporten jetzt unumkehrbare<br />

Schäden an,<br />

Zieldreieck Energiepolitik<br />

verwundbar. Ein ausgewogener Energiemix und<br />

die Diversifikation von Energieträgern sind der die das ökologische<br />

Politik steht<br />

einzige Ausweg aus diesem Dilemma.<br />

Gleichgewicht der Erde<br />

im Spannungsfeld<br />

empfindlich stören.<br />

dreier gleichrangiger<br />

Dabei gibt es durchaus<br />

Zukunftsziele.<br />

Wir VErBrauchEn rEssourcEn<br />

Parallelen zwischen Finanzwelt<br />

auf KostEn sPÄtErEr gEnEr a t i o nEn und Umweltpolitik. Das gleiche<br />

auf schnelle Renditemaximierung<br />

Es ist ein schier unlösbares Unterfangen, ausgerichtete Denken, das im Handel<br />

mit „Finanzprodukten“ weder die<br />

dem sich die Politiker und Wissenschaftler,<br />

Wirtschaftslenker und Ingenieure da gegenübersehen:<br />

Wie lassen sich Klimaverträglichkeit, terns einkalkulierte, findet sich wieder bei<br />

realen Risiken noch die Kosten des Schei-<br />

vernünftige Strompreise und die Sorge um genügend<br />

Energienachschub zusammenbringen? von ökologischem Kapital betreiben. Wer kost-<br />

jenen, die unbedenklich das Verschleudern<br />

In welche Richtung müssen wir unsere Energiesysteme<br />

umsteuern? Wie bekommen wir indu-<br />

des Erdklimas aufs Spiel setzt, handelt nicht<br />

bare Rohstoffreserven und das Gleichgewicht<br />

striell aufstrebende Schwellenländer wie China weniger riskant als der leichtsinnigste Börsenspekulant.<br />

Gegen den anhaltenden Ausverkauf<br />

und Indien beim Klimaschutz mit ins Boot? Auf<br />

welchem Wege lässt sich unsere wachsende der Ressourcen halfen auch die eiligen Krisengipfel<br />

zum Abfedern der Bankenmisere nicht.<br />

Abhängigkeit von politisch unsicheren Rohstoffquellen<br />

vermindern?<br />

„Die Welt ist gerade wieder einmal dabei, den<br />

Jede Energiepolitik steht in einem Spannungsfeld,<br />

das sich durch die drei Eckpunkte Hans-Joachim Schellnhuber, Leiter des<br />

Wald vor lauter Bäumen zu übersehen“, klagte<br />

Pots-<br />

Begrenztes Potenzial der erneuerbaren Energien<br />

Noch sind die Potenziale der meisten erneuerbaren Energien nur<br />

zu einem geringen Teil ausgeschöpft. Doch auch langfristig werden<br />

Erneuerbare allein den Energiebedarf in Deutschland nicht decken<br />

können. Bis 2050 wird ihr Gesamtpotenzial auf rund 1400 Terawattstunden<br />

(TWh) geschätzt.<br />

Bisher genutzte<br />

Potenziale<br />

83<br />

Wasser<br />

Biomasse<br />

46<br />

Wind<br />

17<br />

… liefern 13 Prozent des Weltverbrauchs: geysir<br />

Photovoltaik<br />

4<br />

1 1<br />

thermie<br />

Solartherminahe<br />

Oberflächen-<br />

Geothermie<br />

59,2<br />

%<br />

Tiefengeo-<br />

1393<br />

TWh<br />

1.6 ErnEuErbarE EnErgiEn<br />

0<br />

BEDARF*<br />

2353<br />

TWh<br />

960<br />

TWh<br />

Unausgeschöpfte<br />

Potenziale<br />

40,8<br />

%<br />

enerGie ZuKunFt – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

1<br />

2<br />

diE<br />

h E r a u s -<br />

f o r d Er u n g En:<br />

KLi m a s c h u t z<br />

und<br />

s i c hErE E nEr g iE<br />

d E rwä r m E-<br />

m a r Kt –<br />

Ei n<br />

s c h La f En d Er<br />

riEsE<br />

3<br />

4<br />

EnEr g iE E f f i z iEnz –<br />

d iE w i c h t i g s tE<br />

r E s s o u r c E<br />

L ö s u n g En<br />

f ü r d iE P r a x i s –<br />

dEr V iEs s m a n n<br />

wä r m E-<br />

r at g EbEr<br />

D i e H e r a u s ­<br />

01<br />

f o r De r u n g e n :<br />

K l i m a s cHu t z<br />

u n D s i cHe r e<br />

en e r g i e<br />

1Motor der Weltwirtschaft – das Ende der Verschwendung<br />

EnErgiE als<br />

Motor dEr<br />

WEl tWi r t s c h a f t –<br />

das EndE dEr<br />

VErschWEndung<br />

Allzu sorglos hat die Menschheit die fossilen<br />

Vorräte verschleudert. Sichere Energieversorgung<br />

und die Sorge um den Klimaschutz erfordern ein<br />

Umdenken. Fossile Brennstoffe wie Öl und Gas<br />

effizienter als bisher zu nutzen und sie zunehmend<br />

durch erneuerbare Energien zu ersetzen, ist dabei<br />

oberstes Ziel.<br />

„Bei Erdöl steht die Ampel<br />

auf Gelb. Es wird der<br />

erste Energierohstoff sein,<br />

bei dem echte Verknappung<br />

spürbar wird.“<br />

UMWELTSCHUTZ<br />

WIRTSCHAFTLICHKEIT<br />

Mut ter erde<br />

iM Fieber –<br />

der KliMawandel<br />

und<br />

die Folgen<br />

An die 800 Milliarden Tonnen zusätzliches CO 2<br />

haben sich seit Beginn des Industriezeitalters<br />

in der Atmosphäre angesammelt. Die Symptome<br />

einer schleichenden Erderwärmung häufen sich.<br />

Gerät das Weltklima aus den Fugen?<br />

Was können wir tun, um den Temperaturanstieg<br />

zu bremsen und den drohenden Klimakollaps<br />

abzuwenden?<br />

„Warten<br />

auf den<br />

umWelt- Gorbi“<br />

„grüner“<br />

Wohlstand –<br />

ChanCen und<br />

grenzen der<br />

erneuerbaren<br />

energien<br />

Die Sonne liefert Energie im Überfluss – aber wie<br />

können wir sie am besten nutzen? Beim Erschließen<br />

von Wind- und Solarenergie steht Deutschland<br />

technologisch an der Weltspitze. Alle Wachstumsprognosen<br />

wurden übertroffen. Der Nutzung<br />

von Biomasse kommt steigende Bedeutung zu.<br />

amerikanische Wissenschaftszeitschrift<br />

Nature, normalerweise für<br />

ihren staubtrockenen Ton bekannt,<br />

Dgeriet ins Schwärmen. „Die ultimative<br />

Antwort für alle Energiefragen der Menschheit“,<br />

%<br />

GESAMTPOTENZIAL<br />

NICHT SUBSTITUIERBAR<br />

Standpunk t<br />

Bioenergie – Vorfahrt für Strom und Wärme<br />

CO 2<br />

H 2O<br />

BIOMASSE<br />

BIOMASSE-KREISLAUF<br />

Boom der<br />

Bioenergie –<br />

auSwege auS<br />

der nutzungSkonkurrenz<br />

D<br />

M<br />

B<br />

VerpulVerte<br />

energie,<br />

Verschenktes<br />

geld –<br />

sanierungsbedarf<br />

im<br />

gebäudebestand<br />

Über fünf Millionen Kessel in deutschen Häusern sind älter<br />

als 15 Jahre. Gerade mal zwölf Prozent der 17 Millionen Heizungsanlagen<br />

entsprechen dem Stand der Technik. Nirgends<br />

sonst lässt sich mit so wenig Aufwand so viel fossile Energie<br />

einsparen: Durch Sanierung der Gebäudehülle und der<br />

Anlagentechnik ließen sich die Heizkosten halbieren.<br />

E n Er g iE<br />

01<br />

Ef f i z iEnz –<br />

DiE WiC H T i gS T E<br />

rE S S OU rC E<br />

3Modellprojekt „Effizienz Plus“ – Viessmann setzt Maßstäbe<br />

H E I Z E N<br />

M I T G E W I N N<br />

Moderne Heizungstechniken sind geeignet, den Wärmebedarf<br />

eines Hauses effizient und umweltfreundlich zu decken.<br />

Hier eine Auswahl der verschiedenen Möglichkeiten:<br />

1 ERDKOLLEKTOR-<br />

WÄRMEPUMPE<br />

PHOTOVOLTAIK-<br />

ANLAGE<br />

SONNEN-<br />

KOLLEKTOR-<br />

86 86 89 86 83<br />

59<br />

29 24<br />

%<br />

NUTZUNG DER<br />

SONNENENERGIE<br />

ENERGIEVERBRAUCH<br />

%<br />

2 AUSSENLUFT-<br />

WÄRMEPUMPE<br />

3 ERDSONDE-<br />

WÄRMEPUMPE<br />

4 GRUNDWASSER-<br />

WÄRMEPUMPE<br />

BEHNKEN & PRINZ 76 | 77


Die WeLt Der superYaCHten – CORPORATE BOOK Konzeption, Gestaltung, Text, Produktion<br />

Initial concept, layout, text, production<br />

„Kein normaler Bildband. Er bietet<br />

Augenschmaus und Lesefreude”<br />

Amazon<br />

„Die spektakulärsten Motoryachten<br />

der Welt”<br />

Sueddeutsche Zeitung<br />

DIE WELT DER SUPERYACHTEN ist ein<br />

Not an ordinary photo-book; it is both<br />

eye-candy and delightful reading”<br />

Amazon<br />

“The most spectacular superyachts<br />

in the world”<br />

Sueddeutsche Zeitung<br />

THE WORLD OF SUPERYACHTS is an excel-<br />

gelungenes Beispiel dafür, wie wir uns ein<br />

Corporate Book vorstellen. Unser Kunde,<br />

der deutsche Superyacht-Hersteller<br />

Nobiskrug, hat eine Teilauflage mit individualisiertem<br />

Umschlag und Vorwort erhalten.<br />

Der andere Teil der Auflage wurde ab<br />

Oktober 2009 vom Verlag Delius Klasing<br />

für 68 Euro im Buchhandel vertrieben –<br />

im April 2010 war die Auflage ausverkauft.<br />

Der opulente Bildtextband widmet sich<br />

auf 280 Seiten sowohl der Faszination<br />

Superyacht, als auch dem<br />

Lebensgefühl Yachting.<br />

Er zeigt und beschreibt<br />

beein druckende Yachten,<br />

erzählt die mehr als 2000<br />

Jahre alte Geschichte des<br />

Yachting, präsentiert<br />

die Hotspots der internationalen<br />

Yacht society<br />

und gewährt einen<br />

lent example of our notion of Corporate<br />

Books. Our client, Nobiskrug, the German<br />

manufacturer of superyachts, received<br />

an individualized edition with a clientspecific<br />

cover and foreword. The rest of<br />

the printing was published as a separate<br />

edition by the DeliusKlasing Verlag and<br />

sold in bookstores for 68 Euro beginning<br />

in October 2009; this print run was sold<br />

out by April 2010.<br />

On 280 pages, the opulent photo-text<br />

book explores man’s<br />

fascination with superyachts<br />

and the spirit of<br />

yachting. It shows and<br />

describes distinguished<br />

yachts, tells the 2000-some<br />

year-long history of yachting,<br />

showcases the hotspots<br />

of the yachting society and<br />

provides an insight into<br />

Einblick in die Arbeit<br />

der Nobiskrug-Werft.<br />

Cover Corporate Book<br />

Nobiskrug<br />

the work at the Nobiskrug<br />

Shipyard.<br />

WolfgAng <strong>Behnken</strong> & leonArd <strong>Prinz</strong> (hrsg.)<br />

die Welt der<br />

suPeryAchten<br />

the World of suPeryAchts<br />

A A<br />

BEHNKEN & PRINZ 78 | 79


1 2 3 4<br />

5 6 7<br />

8 9 10 11<br />

12 13 14 15<br />

Die WeLt Der superYaCHten – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Das Meer, eine Bühne der Freiheit<br />

Ein Essay von Marc Bielefeld, HD-Videobilder von Michael Douglas Hawk<br />

The Sea, Freedom’s Stage<br />

An essay by Marc Bielefeld, HD video images by Michael Douglas Hawk<br />

yacht hotspots<br />

Die Welt der Superyachten ist<br />

The world of the superyachts is vast.<br />

riesig. Und doch dreht sich alles<br />

And yet it is always concerned with<br />

immer wieder um die gleichen<br />

the same beautiful sites. Like the<br />

schönen Orte. Wie das Mittelmeer Mediterranean (Photo: Portofino,<br />

(Foto: Portofino, Italien), die<br />

Italy), the Caribbean and,<br />

Karibik und immer öfter Alaska,<br />

increasingly more often, Alaska,<br />

der weite Indische Ozean mit den the wide Indian Ocean with the<br />

Malediven, Seychellen und<br />

Maldives, Seychelles and Thailand,<br />

Thailand sowie der Südpazifik<br />

as well as the South Pacific with<br />

mit Bora Bora, Australien und<br />

Bora Bora, Australia and New<br />

Neuseeland. Kein Ziel ist zu weit … Zealand. No destination is too far …<br />

8 9<br />

12 13<br />

YACHT HISTORY<br />

Die Geschichte des Yachting ist mehr als 2000 Jahre alt. Sie beginnt in Ägypten<br />

und handelt von Herrschern, Tycoonen und Playboys, sie erzählt von Liebe,<br />

Luxus und Macht. Es ist die Geschichte einer Welt, in der alles möglich scheint.<br />

The history of Yachting is 2,000 years old. It begins in Egypt and concerns<br />

sovereigns, tycoons and playboys; it tells of love, luxury and power. It is the<br />

story of a world in which anything seems to be possible.<br />

1– Athina Onassis, 1958<br />

9– Königin Kleopatra<br />

2– Gracia Patricia, Rainier, 1956 10– Superyacht Octopus, 2005<br />

3– Taylor/Burton-Yacht Kalizma 11– Eddie Fisher, Liz Taylor, 1959<br />

4– Models, CÔte d’Azur, 1955 12– Queen Elizabeth, Fiji, 1977<br />

5– Lady Diana, Portofino, 1997 13– Superyacht Christina O.<br />

6– Jacqueline Onassis, 1971<br />

14– Sir Winston Churchill, 1959<br />

7– Royal Yacht Britannia, 1990 15– Superyacht Atlantis II, 1996<br />

8– Yachtpeople, Monaco, 1934<br />

M<br />

an könnte von einem leisen, undefinierbaren Kitzeln<br />

We could talk of a slight, hard-to-define thrill. A<br />

im Bauch sprechen. Einem seltsamen Reiz, der einen<br />

strange excitement that washes over us. It happens<br />

übermannt. Dann nämlich, wenn das Boot aus dem<br />

the instant the boat leaves the harbour, carried out<br />

Hafen gleitet, wie von Geisterhand getragen, hinaus<br />

onto the great water as if by invisible hands where<br />

aufs große Wasser, das bald nur noch vom Horizont<br />

soon it will be bound only by the horizon. A curious<br />

begrenzt ist. Eine sonderbare Mischung aus Ehrfurcht und Angst, mixture of awe and respect, of adventure and happiness sets in. A feeling<br />

that every yacht owner has likely sensed as soon as land disappears<br />

Abenteuerlust und Glück macht sich breit. Ein Gefühl, das wohl jeder<br />

Yachteigner schon einmal gespürt hat, sobald sich das Land in der Ferne in the distance and he is surrounded entirely by water.<br />

auflöst und nur mehr Wasser ihn umgibt.<br />

The sea. This place of dreams. Sphere of fantasies and desires. Our<br />

Das Meer. Dieser Ort der Träume. Sphäre der Phantasien und view of the oceans has been coloured by many great books. Innumerable<br />

Sehnsüchte. Viele große Bücher haben unser Bild von den Ozeanen pieces of music and sailors’ songs have sounded the praise of the sea;<br />

geprägt. Unzählige Musikstücke und Matrosenlieder haben das Meer dozens of painters have tried to capture its moods. And yet, despite all<br />

besungen, Dutzende Maler versucht, seine Stimmungen einzufangen. of these facsimiles, none of the thinkers and artists has arrived at a tenable<br />

solution. For what, finally, defines the oceans? Wherein lies their<br />

Und doch ist trotz all dieser Annäherungen keiner der Denker und<br />

Künstler zu einer greifbaren Lösung gekommen. Denn was macht die attraction? What do the seas mean to us humans, apart from serving as<br />

Ozeane am Ende aus? Worin liegt ihr Reiz? Was bedeuten die Meere a source for food and as a roadway between the continents?<br />

dem Menschen, abgesehen davon, dass sie als Nahrungsquelle dienen<br />

und ihm das Reisen zwischen den Kontinenten ermöglichen?<br />

If you are looking for a deeper meaning, you have to go out onto<br />

Wer nach einer tieferen Bedeutung sucht, begibt sich aufs Meer the sea itself. There the possible insights are as numerable as the waves<br />

selbst. Denn die möglichen<br />

and as varied as the shores the sea<br />

Erkenntnisse sind so zahlreich wie<br />

laps upon. The sea as metaphor for<br />

die Wellen und so mannigfaltig wie<br />

the incomprehensible? For life itself ?<br />

die Ufer, an denen die See leckt.<br />

“The sea yields to the slightest,<br />

Das Meer als Sinnbild für das Unergründliche?<br />

Das Leben selbst?<br />

observed, “yet it carries the heavi-<br />

weakest pressure,” a wise man once<br />

„Das Meer gibt dem leisesten,<br />

est burdens.” These words capture<br />

schwächsten Druck nach“, sagte<br />

the wondrous ambivalence, this<br />

mal ein Weiser. „Und doch trägt<br />

contradictory charm of the sea. Of<br />

es die schwersten Lasten.“ Worte,<br />

course we have solved the mysteries<br />

die die wundersame Ambivalenz,<br />

of its physics long ago. Archimedes<br />

diesen widersprüchlichen Reiz der<br />

developed the formula of buoyancy<br />

See gut greifen. Und natürlich haben<br />

wir auch die Geheimnisse der<br />

can numbers really tell us?<br />

200 years before Christ. But what<br />

Physik längst ergründet. Schon über 200 Jahre vor Christus formulierte<br />

Archimedes die Formel des Auftriebs. Aber was sind schon Zahlen?<br />

No Scientist has ever been able to reduce the desires of man to a<br />

formula; to encapsulate the passion that draws man out to sea in his<br />

Kein Wissenschaftler wird jemals die Sehnsucht in eine Formel boat. For there he becomes a traveler between worlds, leaving behind<br />

pressen können, die den Menschen übermannt, wenn es ihn auf seinem the safety of land. He opens himself up to the elements. Here he exchanges<br />

the world of man for that realm that has been sloshing around<br />

Schiff hinaus auf das Meer zieht. Denn dann wird er zum Grenzgänger.<br />

Verlässt das sichere Land. Offenbart sich den Elementen. Tauscht die the planet for millennia. Perhaps this is the source of the magic? Only<br />

Menschenwelt gegen jenes Reich, das seit dem Anbeginn der Zeit den when we look upon the sea can we be certain to experience earth in its<br />

Planeten umschwappt. Vielleicht liegt ja darin die Magie: Einzig beim primordial state. No distracting house. No noisy car. No telephone wire<br />

Blick aufs Meer können wir gewiss sein, die Erde im Schöpfungszustand<br />

zu erleben. Kein störendes Haus. Kein lärmendes Auto. Keine the world as it has looked for eons.<br />

to clutter the view. Even airplanes are rarely spied far out at sea. This is<br />

Telefonleitung, die den Blick stört. Selbst nach Flugzeugen späht man<br />

weit draußen auf See meist vergeblich. Hier ist die Welt, wie sie schon Many experience a feeling of magnanimous forgiveness for the<br />

vor Urzeiten aussah.<br />

world when they set out in a boat. For the sea easily wipes away the<br />

bothers of land. The noise, the hustle and bustle, the masses of people.<br />

Viele durchströmt eine gewisse Versöhnlichkeit, wenn sie mit dem The sea as a refuge. The stage for freedom.<br />

Boot hinausfahren. Denn das Meer wischt mit Leichtigkeit davon, was<br />

an Land zunehmend zur Last wird. Hektik. Lärm. Rummel. Menschenmassen.<br />

Das Meer als Refugium. Als Bühne der Freiheit.<br />

mariner than the American writer Herman Melville who cruised<br />

Few have more effectively captured the romantic vision of a<br />

the<br />

Es dürfte kaum Worte geben, die die romantische Stimmung eines Atlantic and the South Seas on a whaler for three years. In chapter 35<br />

Seemannes besser einfangen als ein paar Zeilen des amerikanischen of his novel “Moby Dick” he writes, “There you stand, a hundred feet<br />

Schriftstellers Herman Melville, der selbst drei Jahre auf Walfängern above the silent decks, striding along the deep. There you stand, lost in<br />

Atlantik und Südsee durchkreuzte. Die Zeilen sind zu lesen in Kapitel the infinite series of the sea, with nothing ruffled but the waves. The<br />

35 seines Romans „Moby Dick“: „Da steht man hundert Fuß hoch tranced ship indolently rolls; the drowsy trade winds blow; everything<br />

über dem stillen Deck, es ist, als schreite man auf Riesenstelzen über die resolves you into languor.”<br />

Tiefe. Man verliert sich ganz an die Unendlichkeit der See. Nichts regt<br />

sich als die Wellen, träumerisch entrückt treibt das Schiff seinen Weg, We see the sea before us. Vast. Wide. Mighty. An infinite tapestry<br />

schläfrig weht der Passat, und alles sinkt in Schweigen und Vergessenheit.“<br />

Man sieht das Meer vor sich. Groß. Weit. Mächtig. Ein endloser<br />

Saint-Exupéry, usually more of a poet of air and aviator's affairs,<br />

of silver foil that absorbs all thought.<br />

Teppich aus Silberpapier, während die Gedanken darin versinken. sends this thoughts afloat. Apropos of this and that, he postulates<br />

Einzig ein Saint-Exupéry, eigentlich Dichter der Lüfte, mag diese metaphorically, “if you want to build a boat, don’t call men together to<br />

Gedanken womöglich sogar noch beflügeln. In übertragendem Sinne find wood, prepare tools, to assign duties and to divide up the labors;<br />

formulierte er: „Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht instead teach the men the yearning for the wide, infinite sea!” Poetic<br />

Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeug vorzubereiten, thoughts, indeed.<br />

Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die<br />

Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.“<br />

But wait. Any sailor knows that the sea can not be explained in this<br />

Doch gemach. Ein jeder Kapitän weiß, dass dem Meer auch so way either. For how quickly it can end all reveries! The barometer falls,<br />

nicht beizukommen ist. Denn wie jäh kann es jede Träumerei beenden! angry, black clouds like steel wool roll in: storm! An unnamed sailor of<br />

Das Barometer sinkt, grimmige Wolken wie aus schwarzer Putzwolle the past century remembers in his memoirs: “We secured our lives by<br />

wälzen sich heran: Sturm! Ein<br />

the power of our bare hands. But<br />

namenloser Matrose aus dem<br />

soon the mighty roar of the wind in<br />

vorletzten Jahrhundert erinnert sich<br />

the rigging was no mere threat but<br />

in seinen Memoiren: „Mit der Kraft<br />

rose up to a symphony of might.”<br />

unserer bloßen Hände sicherten wir<br />

No, not only romanticism. Seafaring<br />

is always also a gamble with<br />

unser Leben. Doch bald war das<br />

mächtige Brausen des Windes im<br />

one’s life.<br />

Rigg nicht mehr nur Bedrohung,<br />

sondern schwoll an zu einer Sinfonie<br />

der Macht.“ Nein, nicht nur<br />

oceans claimed in their history?<br />

How many victims have the<br />

Romantik. Die Seefahrt war immer<br />

Tens of thousands? Hundreds of<br />

auch ein Spiel mit dem eigenen<br />

thousands? For this, too, is an aspect<br />

of the sea: cruel and merciless.<br />

Un t e r g a n g .<br />

Wie viele Opfer mögen die<br />

In commemoration of all those who<br />

Meere im Laufe ihrer Geschichte gefordert haben? Zehntausende? have supplied our table with the delectable fruit of the sea for centuries,<br />

Hunderttausende? Denn auch dies kann die See sein: grausam und Sir Walter Scott reminded buyers at a market in ten terse words, “it is<br />

gnadenlos. Wie sagte noch Sir Walter Scott, über einen Markt schlendernd<br />

und mit zehn kargen Worten jenen Männern gedenkend, die uns<br />

not fish you purchase here but men’s lives.”<br />

die köstlichen Bewohner des Meeres seit Jahrhunderten auf die Teller Fates. And yet, the sea remains a place of desire. A canvas for<br />

zaubern: „Das ist kein Fisch, den ihr kauft, es sind Menschenleben.“ beauty; other than the tested professional mariners and fishers, most<br />

Schicksale. Und doch ist und bleibt das Meer ein Ort der Sehnsucht.<br />

Eine Projektionsfläche der Schönheit – außer den Seeleuten und shows itself as ripped by storm, or as a mild, green lagoon glittering in<br />

of us carry exactly this image of the sea within our hearts. Whether it<br />

Fischern tragen die meisten gerade dieses Bild vom Meer in der Brust. the sun.<br />

Ob es sich vom Sturm zerrissen zeigt oder als mildgrüne Lagune unter<br />

der Sonne leuchtend.<br />

Perhaps the sea is merely witness to man’s eternal musings? These<br />

and similar questions have to shape any discourse on the sea. For while<br />

Ist das Meer vielleicht nur ein Zeuge, dass der Mensch ein ewiger the sea poses many questions it yields but few answers. Looking at its<br />

Träumer ist? Solche und ähnliche Fragen müssen jede Abhandlung colour alone no interpreter will ever succeed with just a simple blue.<br />

über das Meer durchziehen. Denn Fragen wirft das Meer viele auf, Antworten<br />

hingegen hält es nur wenige parat. Betrachten wir allein seine swoon.<br />

The sea, after all, knows such a variety of blue tones to make any painter<br />

Farbe: Mit einem simplen Blau kommt hier kein Experte aus. Das Meer<br />

nämlich kennt allein so viele Blautöne, dass jedem Maler schwindelig<br />

Aquamarine. Ultramarine. Cobalt blue. Parisian blue. Azure.<br />

werden dürfte.<br />

Sky-blue. Dark blue. Light-blue. Grey-blue. Blue-green. Pale blue.<br />

10 11<br />

14<br />

15<br />

BEHNKEN & PRINZ 80 | 81


HOHER bESucH. Die Pelorus auf der Elbe, vor dem Treppenviertel von Blankenese. Sie ist auf dem Rückweg von einer Wartung im Hamburger Hafen.<br />

Für den reibungslosen Ablauf an Bord gibt es eine 46-köpfige Crew. Allein sieben Mechaniker und Elektriker beaufsichtigen die Technik. Dazu gehören<br />

auch vier Kräne, zwei Fahrstühle, drei hydraulische Klappen der Tendergaragen, sechs Kräne und drei Gangways.<br />

Builder / Year Lürssen / 2003<br />

Naval Architect<br />

Designer Exterior<br />

Designer Interior<br />

Construction Material<br />

Length Overall / Beam / Draught<br />

Displacement<br />

Engine<br />

Speed / Range<br />

Lürssen<br />

Tim Heywood<br />

Terence Disdale<br />

Steel<br />

115 m / 17.2 m / 4.5 m<br />

4.160 t<br />

2 x 3.900 kw Wärtsilä 12V26<br />

20 kts / 6.000 nm<br />

„Das Meer ist nur ein Behälter für all die ungeheuren, übernatürlichen Dinge, die<br />

darin existieren. Es ist nicht nur Bewegung und Liebe. Es ist die lebende Unendlichkeit…“<br />

Zitat aus „20 000 Meilen unter dem Meer“, von Jules Verne<br />

“ The Sea is but a vessel for all the weird, supernatural things that exist.<br />

It is not only movement and love. It is infinity alive…”<br />

Quote from “20.000 Leagues Under the Sea” by Jules Verne<br />

as Mittelmeer ist seit jeher das Lieblingsspielfeld im<br />

Yachting. Egal wie weit man weg wohnt, wer mit seinem<br />

Schiff nicht einmal im Mittelmeer war, der wurde – und<br />

wird – in der Welt der Yachten nur milde belächelt.<br />

Der Amerikaner George Crowninshield segelte 1816 zum<br />

Beispiel von Boston bis nach Rom. Cornelius Vanderbilt fuhr 1853 mit<br />

seiner Dampfyacht nicht etwa nach Cape Cod oder Martha’s Vineyard,<br />

was beides quasi vor seiner New Yorker Haustür gelegen hätte, sondern<br />

ins Mittelmeer.<br />

Die Europäer des ausgehenden 19. Jahrhunderts kamen mit ihren<br />

Yachten jedes Frühjahr an die Riviera, nacheinander machte man vor<br />

Monte Carlo, Portofino, Capri und Venedig fest, bevor man vor der<br />

Sommerhitze in die Ostsee flüchtete.<br />

Auch heute noch zieht es die Yachtgesellschaft ins Mittelmeer, in<br />

diese rund 2,5 Millionen Quadratkilometer große und im Calypsotief<br />

südlich der griechischen Halbinsel Peloponnes 5 267 Meter tiefe, von<br />

drei Kontinenten umschlossene See. Was macht das Mittelmeer denn<br />

bloß so reizvoll?<br />

Historiker erklären es so: Der Mittelmeerraum ist die Wiege der<br />

abendländischen Kultur. Die ersten Hochkulturen entstanden vor rund<br />

5 000 Jahren am Nil und an der Levanteküste. Die moderne westliche<br />

Wissenschaft, Philosophie, Literatur und das ganze Staatswesen haben<br />

hier ihre Wurzeln. Und wer lebte nicht alles rund um das Mittelmeer<br />

und bewegte die Geschichte: Ägypter, Phönizier, Hebräer, Griechen,<br />

Römer, Karthager, Byzantiner, Mauren, Osmanen, Genueser, Venezianer<br />

– um nur einige zu nennen.<br />

Seefahrer erklären das Mittelmeer natürlich mit Blick auf Wind<br />

und Wellen: Da es ein Binnenmeer sei, habe es nicht den Wellengang<br />

der Ozeane, Orkane kenne das Mittelmeer auch nicht und sei daher<br />

sicher zu befahren.<br />

Nur das Mittelmeer, so erklärt es der Kapitän einer Superyacht,<br />

bietet die drei großen G – Geschichte, Gesellschaft und Glücksspiel.<br />

Was es auch ist, was den Reiz dieses Meeres für die Yachtgesellschaft<br />

bis heute ausmacht, eines ist sicher: In keiner anderen Region der<br />

Welt ist die Dichte an historisch bedeutsamen Stätten höher als hier.<br />

Nirgends ist die kulturelle Vielfalt größer: so viele verschiedene Länder<br />

und Lebensarten, und das alles mit einer Yacht schnell erreichbar – das<br />

gibt’s nur im Mittelmeer …<br />

VISITOR OF HIGH REGARD. The Pelorus on the Elbe River in front of the picturesque village of Blankenese. She is returning from a maintenance<br />

visit in the harbour of Hamburg. A crew of 46 persons takes care that everything runs smoothly on board. Seven mechanics and engineers alone manage<br />

the technical aspects. These include two elevators, three hydraulic doors, six cranes and three gangways.<br />

„Was wir wissen, ist ein Tropfen; was wir nicht wissen, ein Ozean.“<br />

Isaak Newton, 1643 – 1727<br />

Made in Germany – kaum eine Superyacht in diesem Buch verdient diese Auszeichnung<br />

mehr als die Siren. Sie wurde von Designern aus Hamburg bis ins kleinste Detail entworfen.<br />

Sie wurde von der Traditionswerft Nobiskrug in Rendsburg gebaut. Ob Möbel oder Motor,<br />

vieles an Bord dieser Yacht steht ebenfalls für deutsche Wertarbeit. Entstanden ist auf<br />

diese Weise ein preisgekröntes Schiff, ästhetisch im Design und voller technischer Innovationen.<br />

er Indische Ozean grenzt im Süden an den Antarktischen<br />

Ozean, sein Wasser spült im Westen an die Ufer Afrikas,<br />

im Norden an die Küsten Asiens und im Osten an Australiens<br />

Strände. Dieser riesige Ozean fasst ein Volumen<br />

von etwa 291,9 Millionen Kubikkilometern Wasser und<br />

er ist mit einer Fläche von 74,9 Millionen Quadratkilometern – das<br />

sind rund 14,7 Prozent der Erdoberfläche – das drittgrößte Meer der<br />

Welt. Sein tiefster Punkt wurde bei 8047 Metern gemessen. So weit die<br />

geographischen Fakten.<br />

Mitten in diesem gewaltigen Ozean liegt ein Paradies des Yachting.<br />

Es verteilt sich über unzählige Inseln und Atolle, die sich gegenseitig<br />

Konkurrenz machen mit herrlichen Gebieten für Taucher und<br />

Schnorchler, phantastischen weißen Sandstränden, türkisblauem,<br />

glasklarem Wasser, farbenprächtigen Korallen und Fischen und sündhaft<br />

teuren Ferienresorts – ein herrliches Gebiet.<br />

Um den Indischen Ozean in seiner faszinierenden Gesamtheit<br />

kennenzulernen, reicht ein Leben nicht aus. Schon gar nicht, wenn<br />

man als normaler Tourist reist. Wer indes eine Yacht hat, dem liegt der<br />

Indische Ozean im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen: Hier die rund<br />

1200 Inseln und Inselchen der Malediven. Dort die Seychellen mit<br />

berühmten Felsformationen und Stränden. Mauritius ist zu nennen.<br />

Oder Réunion mit spektakulären Bergen, einem undurchdringlichen<br />

Urwald und einem manchmal feuerspeienden Vulkan.<br />

Durch die zunehmende Bedrohung durch Piraten in manchen<br />

Seegebieten des Indischen Ozeans bekam das Image als Paradies Risse.<br />

Doch manche Crew an Bord der Superyachten weiß sich zu helfen, wie<br />

ein Kapitän verraten hat: Eine Art akustische Kanone strahlt bei einem<br />

Angriff Töne im Hochfrequenzbereich von der Yacht ab und verursacht<br />

bei den Piraten Ohren­ und Kopfschmerzen, während man an Bord<br />

davon gar nichts mitbekommt. Einige Yachten sollen mit einem Raketenabwehrsystem<br />

ausgerüstet sein, andere schießen mit Wasser.<br />

Der Indische Ozean ist eine der Hauptstrecken von Yachten auf<br />

dem Weg in die Südsee oder nach Australien – und umgekehrt zum<br />

Mittelmeer. Von ein paar Piraten will man sich daher nicht verschrecken<br />

lassen …<br />

Made in Germany –hardly a yacht in this book deserves this distinction more than the Siren.<br />

She was conceptualized to the last detail by designers in Hamburg. She was built by the<br />

renowned yard Nobiskrug in Rendsburg. Be it furniture or engine, much onboard of this<br />

yacht represents German craftsmanship. Thus evolved an award-winning vessel, a ship of<br />

aesthetic design and various technical innovations.<br />

he Mediterranean has been the arena of the first order<br />

for yachting for ages. No matter how far away home lies,<br />

anyone who has not been in the Mediterranean at least<br />

one time was – and is – disdained mildly within the<br />

yachting world.<br />

The American George Crowninshield, for instance, sailed in 1816 from<br />

Boston all the way to Rome. In 1853, Cornelius Vanderbilt did not<br />

steam to Cape Cod or Martha’s Vineyard – both destinations practically<br />

at the doorstep of his New York home; instead he piloted his yacht<br />

to the Mediterranean. In the late 19th century, the Europeans came<br />

to the Riviera aboard their yachts each spring, anchoring in turn off<br />

Monte Carlo, Portofino, Capri and Venice, before they steered toward<br />

the Baltic Sea in escape of the summer’s heat.<br />

To this day the yachting community is drawn to the Mediterranean,<br />

these roughly 2.5 million square kilometres of azure water that<br />

plunge to a depth of 5,267 meters in the Calypso Deep South of the<br />

Greek Peloponnese peninsula and are enclosed by three continents.<br />

What makes the Mediterranean so enticing?<br />

Historians interpret it in this way: The Mediterranean region is the<br />

birthplace of Occidental culture. The first advanced civilizations developed<br />

about 5,000 years ago along the Nile River and the Levant Coast.<br />

Modern Western science, philosophy, literature and the entire political<br />

system are rooted here. And how numerous are those who lived along<br />

the Mediterranean shores and influenced history: The Egyptians, Phoenicians,<br />

Hebrews and Greeks, the Romans, Carthaginians, Byzantines<br />

and Moors, the Ottomans, Genoese and Venetians – to name but a few.<br />

Mariners naturally decipher the Mediterranean in terms of wind<br />

and waves: because it is an inland sea it does not have the swell of an<br />

ocean; the Mediterranean does not experience hurricanes and, therefore,<br />

is easily navigated.<br />

Whatever the allure of this sea may be, one thing is certain: in<br />

no other region of the world are historically significant sites scattered<br />

more densely. Nowhere will you find greater tolerance and cultural<br />

diversity: so many different countries and ways of life, and all this so<br />

quickly accessible by yacht – that may only be had in the Mediterranean.<br />

“Everything we know is but a drop; all that we do not know is an ocean.”<br />

Isaac Newton 1643 – 1727<br />

he Indian Ocean with its span of 74.9 million square<br />

meters – that is roughly 14.7 percent of the earth’s<br />

surface – is the third largest ocean on Earth. It borders<br />

on the Antarctic Ocean, the African, the Asian and the<br />

Australian continents and contains a volume of about<br />

291.9 million cubic kilometres of water. The largest part of the Indian<br />

Ocean is located on the Southern hemisphere. Its deepest point reaches<br />

some 8,047 metres. So far the geographical facts.<br />

In the middle of this vast ocean lies Paradise. It is spread over<br />

innumerable islands and atolls that outdo each other in their display of<br />

spectacular white sandy beaches, glassy, turquoise water, magnificent<br />

sites for diving and snorkeling, colourful coral and fish, sinfully expensive<br />

resorts.<br />

In order to get to know the Indian Ocean in all its fascinating<br />

entirety one entire lifetime will not suffice. Definitely not if you travel<br />

as a regular tourist. Lucky are those one who own their own yacht. In<br />

the true sense of the word, the Indian Ocean lies at their feet: here the<br />

roughly 1,200 islands and islets of the Maldives; there the Seychelles<br />

with famous rock formations and deserted beaches. Remember<br />

Mauritius with its lagoons protected by coral reefs. Or Réunion with<br />

spectacular, craggy mountains, an impenetrable rain forest and a firespitting<br />

volcano.<br />

Due to the threat of piracy, the Indian Ocean has<br />

fallen into disrepute in recent years. But some crews of superyachts<br />

know how to protect themselves, as one captain revealed: in an attack,<br />

a type of acoustic canon blares high­frequency sounds at the attackers<br />

causing intense ear­ and headaches among the pirates though not<br />

onboard the yacht. Some yachts are said to be equipped with rocket<br />

defense systems, others shoot with water.<br />

The Indian Ocean is too important for yachts finding their<br />

route that connects the South Seas and Australia with the Mediterranean<br />

to be scared away by a few pirates …<br />

62 19 | 19<br />

1 8 | 19<br />

82 83<br />

54<br />

| 55<br />

140 1 4 1<br />

grosszügige sitzecken laden zum Entspannen ein. „Die breiten Wege auf den Decks ermöglichen paarweises Flanieren und sich<br />

Begegnen”, erklärt Designer Frank Neubelt von Newcruise: „Diesen Luxus können normalerweise nur weitaus größere Giga-Yachten bieten.”<br />

Traumhafte Malediven-Atolle, nur mit einer Yacht erreichbar.<br />

Breathtaking Maldive atolls, accessible only by a yacht.<br />

generoUs sitting AREAS promise relaxation. “The wide paths on deck allow guests to stroll and to mingle side-by-side,” designer<br />

Frank Neubelt of Newcruise explains. “This luxury is usually afforded only on board significantly larger giga yachts.”<br />

Ure min ea adio odolor sim duis nullam delis niam, suscinci tio odigna corpera esequat<br />

lummolorem iustissed tate venissim nismodi amconsed modolor ad magnissenim quissed<br />

dolobore min esequis nullaortie modolum zzriusto erat. Minis nullum dip ex et euisl er si.<br />

Per sisl dolent incinci tismod eui blan velisi ex ea facilit lam in ullaorpero odolore<br />

Yacht Slipstream vor der Costa Smeralda.<br />

Slipstream at the Costa Smeralda.<br />

22<br />

| 23<br />

84 85<br />

Ure min ea adio odolor sim duis nullam delis niam, suscinci tio odigna corpera esequat<br />

lummolorem iustissed tate venissim nismodi amconsed modolor ad magnissenim quissed<br />

dolobore min esequis nullaortie modolum zzriusto erat. Minis nullum dip ex et euisl er<br />

si. Per sisl dolent incinci tismod eui blan velisi ex ea facilit lam in ullaorpero odolore<br />

111 62 | 111<br />

1 1 0<br />

| 111<br />

142 143<br />

der jacuzzi kann in drei Farben illuminiert werden. Aus versteckten Lautsprechern kommt leise Musik.<br />

wis eui blaor spraestis autpat, sequipit acillum nostisl ipit la faccum dolorti onullam etue ea cor sum dunt loreetum aci blam, quat augait<br />

lummolobore enisciliquat lortisis nullam, commodipit vulpute tis dolore vendipit min venia<br />

THe jacuzzi may be illuminated in three different colors. Soft music plays from hidden speakers.<br />

Diese Yacht ist eine Institution, ein Vorbild für eine ganze Generation von Superyachten.<br />

Das zeitlos elegante Exterieur stammt aus der Feder von Tim Heywood, das Interieur hat das<br />

Flair einer exotischen Strandvilla und wurde von Terence Disdale geschaffen. Spezialisten aus<br />

der ganzen Welt arbeiteten jahrelang unter größter Diskretion an der 115 Meter langen Pelorus,<br />

die ganze Dimension ihrer Arbeit wird jetzt deutlich…<br />

This yacht is an institution; a paradigm for a whole generation of superyachts.<br />

The timelessly elegant exterior sprang from the pen of Tim Heywood; the interior<br />

has the flair of an exotic beach villa and was created by Terence Disdale. For years,<br />

specialists from around the world worked in complete discretion on the 115 m Pelorus.<br />

The full magnitude of their work becomes apparent now …<br />

wis eui blaor spraestis autpat, sequipit acillum nostisl ipit la faccum dolorti onullam etue ea cor sum dunt loreetum aci blam, quat augait<br />

lummolobore enisciliquat lortisis nullam, commodipit vulpute tis dolore vendipit min venia<br />

In der Welt der Superyachten waren es immer wieder Griechen, die Meilensteine setzten.<br />

Die Christina O von Aristoteles Onassis beispielsweise war die erste Superyacht in der<br />

Geschichte, die selbst ein Superstar wurde. Die Guilt y des Industriellen Dakis Joannou nun<br />

ist die erste Superyacht, die ein schwimmendes Kunstwerk ist. Der Künstler Jeff Koons klebte<br />

ihr ein buntes Pop-Art Gemälde auf den Körper. Und im Interieur schuf Ivana Porfiri viele<br />

weiße Räume, in denen Designermöbel und seltene Kunst erst so richtig zur Geltung kommen.<br />

28<br />

| 29<br />

62 43 | 43<br />

42 | 43<br />

1 1 2<br />

| 113<br />

The world of superyachts milestones were set time and again by Greeks. Aristoteles<br />

Onassis’s Christina O, for instance, was the first superyacht in history to become a super<br />

star in her own right. The Guilt y, belonging to industrialist Dakis Joannou, is the first<br />

superyacht to be a swimming work of art. The artist Jeff Koons glued a colorful pop-art<br />

painting onto her body. And in the interior, Ivana Porfiri created many white rooms that<br />

most successfully accentuate designer furniture and rare art.<br />

173 62 | 173<br />

1 7 | 2<br />

173<br />

grosses kino, vermutlich das größte, das es je auf einer privaten Yacht gegeben hat: Riesige Einzel- und Doppelsessel sowie üppige<br />

Sitzsäcke für Kinder versprechen Filmgenuss erster Güte. Der ganze Raum und die Möbel sind eine Maßanfertigung von Fitz Interior.<br />

wis eui blaor spraestis autpat, sequipit acillum nostisl ipit la faccum dolorti onullam etue ea cor sum dunt loreetum aci blam, quat augait<br />

lummolobore enisciliquat lortisis nullam, commodipit vulpute tis dolore vendipit min venia<br />

eine innovation im Yachtbau ist das klappbare Helipad (links). Ist der Hubschrauber nicht an Bord, kann es als Tanzfläche, Bühne oder<br />

zusätzliches Sonnendeck genutzt werden. Oder es wird auf die Hälfte zusammengeklappt, um dem darunter liegenden Beachclub mehr Höhe zu geben.<br />

Die Premierenfahrt nach Auslieferung bei Nobiskrug führte die Siren in die Fjorde Norwegens (oben), der stolze Kapitän machte das Erinnerungsfoto.<br />

an innovation in yacht construction is the foldable helipad (left). If the helicopter is not on board, the pad serves as dance floor, stage, or additional<br />

sun deck. Or it may be folded up to half its size to lend more height to the beach club below. The first voyages after delivery by Nobiskrug led into the<br />

fjords of Norway (above); the proud captain snapped this souvenir photo<br />

Builder / Year Nobiskrug / 2008<br />

Naval Architect<br />

Designer Exterior<br />

Designer Interior<br />

Construction Material<br />

Length Overall / Beam / Draught<br />

Displacement<br />

Engine<br />

Nobiskrug<br />

Newcruise<br />

Newcruise<br />

Steel / Composite<br />

7 4m / 12,5 m / 3 , 6 m<br />

1.512 t<br />

2 x 1.760 kw MTU 16V4000 M60 Diesel<br />

Speed / Fuel Capacity / Range 1 kn 7 /, 1 7 0 . 5 0 0 0 l / 7.300 nm<br />

Charter<br />

Camper & Nicholsons International, Monaco<br />

CineMA on A GRAND SCALE, probably the grandest ever experienced on a private yacht: enormous single and double recliners as well as<br />

copious bean bags for children promise first class cinematic pleasures. The entire room and the furniture are custom-designed by Fitz Interior.<br />

wis eui blaor spraestis autpat, sequipit acillum nostisl ipit la faccum dolorti onullam etue ea cor sum dunt loreetum aci blam, quat augait<br />

lummolobore enisciliquat lortisis nullam, commodipit vulpute tis dolore vendipit min venia<br />

40<br />

| 41<br />

46<br />

| 47<br />

1 1 8<br />

| 119<br />

so viel design lässt fast vergessen, dass die Guilty auch eine Yacht ist. Unter ihrem Camouflage-Kleid von Jeff Joons steckt ein aggressiver Bug, zweimal<br />

2.720 KW beschleunigen das 35 Meter lange Kunstwerk auf maximal 27 Knoten. Neun Gäste können mitreisen, eine sechsköpfige Crew steht bereit.<br />

THis MUCH design nearly lets us forget that Guilty is also a yacht. Beneath the camouflage costume by Jeff Koons hides an aggressive bow; two times<br />

2.720 KW propel this 35 m art work to a top speed of 27 knots. Nine guests may come along; a crew of six is waiting in the wings.<br />

Builder / Year Cantieri Navali Rizzardi / 2008<br />

Exterior Camouflage Design<br />

Exterior & Interior Design<br />

Jeff Koons<br />

Ivana Porfiri (Assistant Paola Gorla)<br />

Length Overall / Beam / Draught 35.3 m / 7 m . / 1.5 4 m<br />

Displacement / Speed<br />

Engine<br />

178 t / 27 kts<br />

2 x 2 . 7 2 0kw MTU<br />

184<br />

| 185<br />

Die WeLt Der superYaCHten – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Siren<br />

Siren<br />

Mittelmeer<br />

Mediterranean Sea<br />

D T<br />

Pelorus<br />

Sea Force One<br />

Pelorus<br />

Indischer Ozean<br />

Indian Ocean<br />

D T<br />

Guilty<br />

Guilty<br />

BEHNKEN & PRINZ 82 | 83


GÜnter prinZ – ein HerZ FÜr Leser Konzeption, Gestaltung, Produktion<br />

Initial concept, layout, production<br />

Günter <strong>Prinz</strong> ein Herz für Leser<br />

EIN HERZ FÜR LESER und EIN HERZ FÜR EIN HERZ FÜR KINDER and EIN HERZ FÜR<br />

KINDER sind zwei Bücher zum<br />

KINDER are two books celebrating the<br />

80. Geburtstag des Journalisten<br />

80th birthday of the journalist Günter<br />

Günter <strong>Prinz</strong>. In dem einen Buch<br />

<strong>Prinz</strong>. In EIN HERZ FÜR LESER friends,<br />

schreiben Freunde, Kollegen und Weggefährten<br />

über den ehemaligen Bild-Chef-<br />

the former editor-in-chief of the German<br />

colleagues and companions write about<br />

redakteur, Erfinder zahlreicher Zeitungen daily Bild-Zeitung, the inventor of several<br />

und Zeitschriften (u. a. AutoBild, Bild der newspapers and magazines (AutoBild,<br />

Frau) und ehemaligen<br />

Bild der Frau, among others)<br />

and the former CEO<br />

Vorstandsvorsitzenden<br />

des Axel Springer Verlags.<br />

of the Axel Springer Verlag.<br />

Im anderen, ganz privaten<br />

Buch beschreibt die Familie<br />

den privaten Günter<br />

<strong>Prinz</strong>. Das Layout spielt<br />

mit den archaischen Stilmitteln<br />

der Bild-Zeitung,<br />

zum Beispiel mit deren<br />

Farbigkeit.<br />

Günter <strong>Prinz</strong> ein Herz für Kinder<br />

Günter <strong>Prinz</strong> ein Herz für Kinder<br />

In EIN HERZ FÜR KINDER,<br />

the family describes the<br />

private man Günter <strong>Prinz</strong>.<br />

The layout plays with the<br />

archaic stylistic elements<br />

of the Bild-Zeitung, in<br />

particular the newspaper’s<br />

color scheme.<br />

Günter <strong>Prinz</strong> ein Herz für Leser<br />

BEHNKEN & PRINZ 84 | 85


GÜnter prinZ – ein HerZ FÜr Leser Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Helmut ScHmidt ein SympatHiScHer zeitgenoSSe<br />

„Die Sprache muss sinnlich sein.<br />

Die Leser müssen fühlen, frieren, lachen,<br />

betroffen oder ergriffen sein von dem,<br />

was sie in BILD lesen.“<br />

Günter <strong>Prinz</strong>, 1972<br />

ass Günter <strong>Prinz</strong> demnächst<br />

achtzig Jahre alt<br />

sein wird, kommt mir<br />

einigermaßen erstaunlich<br />

vor. Denn ich habe<br />

ihn als jungen Mann in<br />

Erinnerung. Damals war er<br />

Chefredakteur der Bild-Zeitung. Die Bild-<br />

Zeitung war eindeutig gegen die Nazis und<br />

gegen die Neo-Nazis, ansonsten hatte sie<br />

einen kleinen Drall nach rechts von der Mitte,<br />

so wie auch heute noch. Aber der Chefredakteur<br />

war mir in Hamburg ein sympathischer<br />

Zeitgenosse und Gesprächspartner.<br />

Einmal hat er mich auf eine aufstrebende,<br />

aber noch sehr jungenhafte Band aufmerksam<br />

gemacht, die später weltberühmt geworden<br />

ist. Er hat mich in den Star-Club auf<br />

St. Pauli geschleppt. Dort haben wir dann mit<br />

Vergnügen die Beatles gehört. Wenngleich<br />

das inzwischen fast ein halbes Jahrhundert<br />

zurückliegt, so ist es gleichwohl Grund genug,<br />

dem Geburtstagskind zuzurufen: Herzlichen<br />

Glückwunsch für Günter <strong>Prinz</strong>.<br />

BILD-Interview mit Bundeskanzler Schmidt am Brahmsee. Loki Schmidt serviert Kaffee. 1974<br />

14 15<br />

16<br />

17<br />

Kai DieKmann wenn ich an günter prinz DenKe…<br />

Horst Keiser Heute sucHe icH den wein aus<br />

BamS-Volontär Kai Diekmann trifft Günter <strong>Prinz</strong>, damals Redaktionsdirektor BILD-Gruppe.<br />

er Tag eines BILD-Chefredakteurs<br />

beginnt mit einer Er stellte die Maschine auf ein Kissen, damit<br />

der Schreibmaschine leise Storys hämmerte?<br />

ungeheuren Freiheit. Der Tag das Baby schlafen konnte. Das Leben und die<br />

ist neu, das Blatt ist neu und Karriere von Günter <strong>Prinz</strong> sind so faszinierend<br />

unschuldig und du hast keine und unglaublich, dass Franz Josef Wagner vielleicht<br />

doch ein Buch daraus machen sollte.<br />

Schlagzeile. BILD ist schön und<br />

schrecklich.<br />

Wenn ich an Günter <strong>Prinz</strong> denke, sehe<br />

Als ich vor neun Jahren den Job des BILD- ich immer Szenen eines rastlosen Newspaperman.<br />

Als wir mit Claus Larass die BILD<br />

Chefs übernahm, zeigte mir Claus Jacobi zwei<br />

Fotos von Günter <strong>Prinz</strong>. Es gab keinen großen mal wieder neu erfinden sollten – alles ganz<br />

Unterschied. Beide Bilder zeigten einen gut geheim – hasteten wir über 100 Stufen in<br />

aussehenden, sportlichen, energischen, eleganten<br />

Gentleman. Nur seine Haare waren auf Dachstuhl über den Alster-Akaden: Wir keuch-<br />

das idyllische Privatbüro von Günter <strong>Prinz</strong> im<br />

dem 1. Foto schwarz und auf dem 2. Foto weiß. ten, er lachte. Wir konzipierten und sein Geist<br />

Jacobi: „Das sind 10 Jahre BILD. BILD-Jahre schwebte über Allem. Auch damals blickte er<br />

zählen doppelt.“<br />

oft aus dem Fenster über die Terrasse hinaus<br />

Wenn ich heute Günter <strong>Prinz</strong> treffe, bin ich zur Alsterfontäne oder zum Rathaus.<br />

immer noch baff. Wie gut er aussieht, wie<br />

Wenn Günter <strong>Prinz</strong> an BILD dachte, war er<br />

strahlend, voller Energie und mit diesen durchdringenden,<br />

neugierigen, leuchtenden, blauen und der Polizei-Reporter. Der Politiker, der sich<br />

eine Ein-Mann-Redaktion. Der Chefredakteur<br />

Augen. Ich glaube, dass Günter <strong>Prinz</strong> vom von Politik fern hielt. Der Fußball-Fan, der<br />

heiligen Gral der Neugier getrunken hat. lieber Tennis spielte.<br />

Wenn Günter <strong>Prinz</strong> über BILD nachdachte, Er war der ewige Gärtner dieser riesigen<br />

trat er oft ans Fenster und spähte mit seinem BILD-Zeitung (800 Redakteure, 35 Ausgaben),<br />

Adlerblick über die Stadt: „Da draußen leben die alles gleichzeitig ist: Dschungel und Rosenbeet,<br />

Unkraut und Golfplatz, FKK-Strand und<br />

Millionen Menschen, Millionen Geschichten.“<br />

Günter <strong>Prinz</strong> erfand die BILD-Zeitung neu Südkurve, Bellevue und St. Pauli, Kunstgalerie<br />

und führte BILD zu einsamen, eisigen Auflagenhöhen.<br />

Günter <strong>Prinz</strong> denke, höre ich seinen ewigen<br />

und Roter Teppich. Und immer wenn ich an<br />

Immer wenn ich Günter <strong>Prinz</strong> traf, war er kategorischen Imperativ: „Nur wer an seinen<br />

oben. Ich war „Bild am Sonntag“-Volontär, als Leser denkt, kann eine gute Zeitung machen!“<br />

er BILD-Herausgeber war. Ich ging zur „Bunten“<br />

und er saß schon im Penthouse. Ich ging aus wie 59, lacht wie 39 und spielt jeden Tag<br />

Günter <strong>Prinz</strong> wird 80 – wirklich? Er sieht<br />

zur „BZ“ und er kehrte zurück zu Springer und Tennis wie Boris Becker. Man ist nur so alt, wie<br />

krönte sein ewiges Reporter-Leben als Vorstandsvorsitzender.<br />

An seinem 80. Geburtstag wird Günter<br />

man sich fühlt.<br />

Ob er davon geträumt hat als er als Polizei- <strong>Prinz</strong> voller Neugier erwachen. Und hoffentlich<br />

Reporter für die „BZ“ in seiner Wohnung auf haben wir eine gute BILD gemacht!<br />

Horst Keiser: „Das Wohl der Blätter stand bei <strong>Prinz</strong> im Vordergrund.”<br />

„Günter <strong>Prinz</strong> knüpfte wieder an die Tradition<br />

und das Selbstverständnis des Hauses Springer an und<br />

rückte die Priorität des Verlegerischen nach vorn.”<br />

ünter <strong>Prinz</strong> hatte ich noch nie für weitere große Erfolge blieben natürlich<br />

getroffen, nicht einmal gesehen. erhalten oder wurden geschaffen. In dieser<br />

Und doch war er von Anfang Phase lernten wir uns in einem fairen und<br />

an präsent. Die spektakulären offenen Austausch immer intensiver kennen<br />

Erfolge der Zeitschriftenmacher und bildeten gegenseitiges Vertrauen. Und<br />

von Kindler & Schiermeyer das erwies sich als gut so.<br />

ließen Lichtgestalten wachsen In den späteren Jahren gab es leider an<br />

und Legenden wuchern. Eine fast exotische überraschenden, sehr speziellen Konstellationen<br />

in der Branche und im Verlag keinen<br />

Faszination. Aber dann erlebte ich den Wundermann<br />

doch eigentlich ganz umgänglich. Mangel. In schwierigen und problematischen<br />

Umweht vom Charme des Erfolgs zeigte er Zeiten kam Günter <strong>Prinz</strong> an die Spitze des Unternehmens.<br />

Er knüpfte wieder an die Tradition<br />

sich konsequent und aufgeschlossen.<br />

Der absurde Verkauf der Kreativschmiede<br />

im damaligen politischen Umfeld war ein rückte die Priorität des Verlegerischen wieder<br />

und das Selbstverständnis des Hauses an und<br />

tiefer strategischer Einschnitt für den Verlag. nach vorn. So ergab sich die Chance, dabei<br />

Er eröffnete aber 1971 die Chance, den brillianten<br />

journalistischen Kopf im Zentrum der wirkte noch souveräner, toleranter und aus-<br />

noch einen späten <strong>Prinz</strong> kennenzulernen. Er<br />

Probleme wirken zu lassen: BILD schwächelte gleichender, noch vielfältiger und liebenswürdiger.<br />

Dies war eine glückliche Konstellation<br />

erheblich und benötigte dringend eine Reanimierung.<br />

Und wieder löste Günter <strong>Prinz</strong> die für den Verlag. Dieser Günter <strong>Prinz</strong> mit seinem<br />

massive Herausforderung mit Bravour. Sein unglaublichen Erfahrungsschatz und seiner<br />

überzeugendes Konzept und kompromisslose<br />

Energie brachten das Blatt wieder auf über eine längere Wegstrecke gutgetan.<br />

emotionalen Bindung hätte dem Haus auch<br />

Erfolgskurs und später weiter zu beachtlichen Inzwischen beschäftigen wir uns schon<br />

Auflagenhöhen.<br />

sehr lange mit anderen Dingen. Die Erinnerung<br />

an die Jahrzehnte bei Springer schim-<br />

In dieser Zeit fügte es die Verlagsstruktur,<br />

dass ich unmittelbarer als bisher mit unserem<br />

Star zusammenarbeiten musste. Mir war denkt man vor allem an besondere Menschen,<br />

mert aber immer mal wieder durch. Und dann<br />

natürlich vollkommen klar, dass Stars Unabhängigkeit<br />

und Freiheiten brauchen und auch auch an pralles Leben bis hin zu Bedrohungen<br />

an die Arbeit für wunderbare Objekte. Aber<br />

verteidigen. So lernte ich nun zwangsläufig und Lebensgefahr.<br />

den gefürchteten <strong>Prinz</strong> kennen: „Am besten Die exzeptionellen Momente tauchen<br />

werden wir uns verstehen, wenn Sie uns einfach<br />

machen lassen und nicht stören.“<br />

einer gewissen Altersmilde überstrahlt. Und so<br />

jedoch alles in weicheres Licht, vieles wird von<br />

Es entwickelte sich trotzdem eine solide bewährt sich unser Vertrauensverhältnis immer<br />

noch. Das geht heute sogar so weit, dass<br />

an den Fakten orientierte Basis. Das Wohl<br />

der Blätter stand immer im Vordergrund und ich bei unseren Essen den Wein aussuchen<br />

bildete das gemeinsame Ziel. Und Spielräume d a r f – h o f f e n t l i c h n o c h v i e l e J a h r e …<br />

24 25<br />

99<br />

BEHNKEN & PRINZ 86 | 87


AcUPUnctUre For MAnAGeMent – CORPORATE BOOK Konzeption, Redaktion, Gestaltung<br />

Initial concept, art direction, layout<br />

Die autorin Dr. Antonella Mei-Pochtler<br />

„Acupuncture for MAnAgeMent IST DAS, WAS SCHon DER<br />

TITEL nAHE LEGT: EInE SAMMLUnG SCHARfER, zIELGERICHTETER<br />

EInBLICKE, DIE DAS GESCHäfT IM WAHRSTEn SInnE DES WoRTES<br />

BESSER MACHEn SoLLEn.“<br />

Andrew Gowers – VormAls ChefredAkteur, finAnCiAl times<br />

ist Senior Partnerin und Geschäftsführerin<br />

der Boston Consulting Group.<br />

Seit 2003 schreibt sie in der österreichischen<br />

Tageszeitung „Der Standard“<br />

über Managementfragen. Eine Auswahl<br />

dieser Texte wurde hier zusammengefasst.<br />

Das Buch entstand 2006 in Zusammenarbeit<br />

mit der Agentur Friederike<br />

Heyne (Textbearbeitung) und ist eine<br />

bewusste Grenzüberschreitung: Wort<br />

und Bild, Rationalität und Gefühl, Logik<br />

und Intuition. Die Bilder sind nicht, wie<br />

üblich, Ornament oder kommentierendes<br />

ISBN-10: 3-8327-9132-9<br />

Beiwerk, sondern wie die Texte ISBN-13: 978-3-8327-9132-2<br />

gezielte<br />

Reiz- und Inspirationspunkte.<br />

“Acupuncture for MAnAgeMent IS WHAT THE TITLE<br />

SUGGESTS: the A CoLLECTIon author Dr. Antonella<br />

of SHARP,<br />

Mei-Pochtler<br />

WELL-TARGETED InSIGHTS<br />

DESIGnED To MAKE BUSInESS BETTER, In EVERy SEnSE<br />

is senior partner and CEO with Boston<br />

of THE WoRD.”<br />

Consulting Group. Since 2003, she has<br />

been writing on the topic of management<br />

for the Austrian daily paper “Der Standard.”<br />

This book is a compilation of some of<br />

these texts. It is a collaborative effort with<br />

Friederike Heyne in 2006 and a conscious<br />

crossing of lines: word and image, reason<br />

and emotion, logic and intuition. Here, the<br />

images are not decoration or comment;<br />

instead, like the texts, they provide acute<br />

impulses and inspiration.<br />

Client:<br />

Hendrik teNeues, Verleger<br />

Andrew Gowers—former editor-in-Chief, finAnCiAl times<br />

ACUPUNCTURE FOR MANAGEMENT<br />

Antonella<br />

Mei-Pochtler<br />

AnTonELLA MEI-PoCHTLER<br />

ACUPUNCTURE<br />

FOR MANAGEMENT<br />

nEUE PERSPEKTIVEn fÜR STRATEGIE UnD fÜHRUnG<br />

nEW PERSPECTIVES on STRATEGy AnD LEADERSHIP<br />

ACU<br />

Acupun<br />

it rouse<br />

effects<br />

Mei-Po<br />

questio<br />

changin<br />

porary<br />

sound m<br />

to deal<br />

new, cr<br />

www.teneues.com<br />

Auftraggeber:<br />

Hendrik teNeues, Verleger<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 88 | 89


„Mitleid bekoMMt Man geschenkt,<br />

neid Muss Man sich hart erarbeiten“<br />

Porsche-chef Wendelin Wiedeking<br />

“PitY is giVen to You Free, but You Must<br />

Work hard For enVY”<br />

Porsche Boss Wendelin Wiedeking<br />

AcUPUnctUre For MAnAGeMent – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

42 43<br />

Auf Erfolgskurs: Sir Richard Branson, Chairman der Virgin Group, auf der internationalen Automesse in New York 2005<br />

oN THE PATH To suCCEss: Sir Richard Branson, chairman of the Virgin Group, at the International Auto Show in New York, 2005<br />

or a long time now Benetton has<br />

earned its revenue not only from<br />

sweaters, but from highway rest<br />

stops, sports articles, supermarkets,<br />

insurance, freeways, and<br />

railway stations as well. Since opening his<br />

first music shop in 1971, Sir Richard Branson<br />

has established over 200 companies,<br />

quite a few of which he’s since sold off; today<br />

his portfolio extends from bridal gowns<br />

to banks. Li Ka-Shing, a Hong Kong tycoon,<br />

combines harbors, hotels, and cell phones<br />

under the umbrella of his company Hutchison<br />

Whampoa Limited; with a fortune topping<br />

$18 billion, he is one of the ten richest<br />

men in the world.<br />

Just like Scrooge McDuck, these entrepreneurs<br />

have a good nose for good business:<br />

flexible, opportunistic, and able to<br />

fly into action quickly, they enter and exit<br />

lucrative markets rapidly.<br />

Systematically identifying profit pools and exploiting them<br />

is not, however, a privilege reserved strictly for entrepreneurs<br />

good at making decisions. This skill can be learned:<br />

1. Be first to sniff out developments<br />

The art of tracking down trends lies in being able to recognize<br />

the flash in the pans as such and to focus instead on sustainable<br />

developments. If you intend to tap profit sources, you cannot<br />

afford to extrapolate from the past; you need to anticipate new<br />

social and economic developments again and again and act accordingly.<br />

This is how Swarovski recognized the new desire for<br />

luxury early on and very successfully emphasized steady trading<br />

up in the fashion industry. Consumer electronics specialists<br />

Medion and Gericom are successful in the PC business through<br />

their consistent trading down. In sales and marketing, Sony<br />

Just like scrooge McDuck<br />

In search of “profit pools”<br />

enetton erwirtschaftet seine Umsätze<br />

längst nicht mehr nur mit<br />

Pullovern, sondern mit Raststätten,<br />

Sportartikeln, Supermärkten,<br />

Versicherungen, Autobahnen<br />

und Bahnhöfen. Richard Branson hat seit<br />

der Eröffnung seines Musikshops 1971<br />

mehr als 200 Firmen aufgebaut und etliche<br />

wieder abgestoßen; heute reicht sein Portfolio<br />

vom Brautkleid bis zur Bank. Li Ka-<br />

Shing, Tycoon aus Hongkong, vereint unter<br />

seinem Konzern Hutchison Whampoa Häfen,<br />

Hotels und Handys. Mit einem Vermögen<br />

von über 18 Milliarden Dollar gehört er<br />

zu den zehn reichsten Männern der Welt.<br />

Wie Dagobert Duck haben diese Unternehmer<br />

ein feines Näschen für gute<br />

Geschäfte: Flexibel, opportunistisch und<br />

schnell steigen sie in lukrative Märkte ein,<br />

genauso schnell wieder aus.<br />

Profit-Pools systematisch zu identifizieren<br />

und auszuschöpfen ist jedoch kein Privileg entscheidungsstarker<br />

Unternehmer, sondern kann erlernt werden:<br />

1. Trends als Erste erschnüffeln<br />

Die Kunst besteht darin, die Eintagsfliege als solche zu erkennen<br />

und sich auf nachhaltige Entwicklungen zu fokussieren. Wer Gewinnquellen<br />

anzapfen will, der darf nicht aus der Vergangenheit<br />

extrapolieren, sondern muss immer wieder aufs Neue gesellschaftliche<br />

und wirtschaftliche Entwicklungen antizipieren und<br />

danach handeln. So hat Swarovski die neue Liebe zum Luxus<br />

früh erkannt und setzt mit großem Erfolg auf konsequentes<br />

Trading-up in der Modebranche. Die Unterhaltungselektronikanbieter<br />

Medion und Gericom sind im PC-Geschäft durch konsequentes<br />

Trading-down erfolgreich, Sony und Dell setzen im<br />

Vertrieb auf das starke Markenvertrauen ihrer Kunden.<br />

ganz wie Dagobert Duck<br />

Auf der Suche nach den „Profit-Pools“<br />

B<br />

Dagobert Duck liebt sein tägliches Bad<br />

im Geld<br />

Scrooge McDuck loves his daily bath<br />

in money<br />

F<br />

165<br />

„Ich möchte nIemals<br />

zu langsam gewesen<br />

seIn, nur weIl Ich<br />

mIch nIcht genug<br />

angestrengt habe“<br />

Michael SchuMacher<br />

“I never want to have<br />

been too slow only<br />

because I dIdn’t Push<br />

myself hard enough”<br />

Michael SchuMacher<br />

15<br />

Plakativ bringt bMW<br />

sein „Mission-Statement“<br />

zum Ausdruck: mit einem preisgekrönten<br />

Foto von Mats Cordt<br />

aus dem Jahre 2004<br />

graPHiCallY bMW EXPrESSES<br />

its mission statement, and<br />

forcefully: with a prize-winning<br />

photo from Mats Cordt, 2004<br />

INHALT<br />

CONTENT<br />

1 Plädoyer für Strategie | Pleading for Strategy<br />

Von Tauben und Falken | Of Hawks and Doves<br />

Wahl der Werte | A Choice of Values<br />

Devisenkrise – Devisenkriege? | Currency Crisis—Currency War?<br />

David als Goliath | David as Goliath<br />

Eine Weihnachtsgeschichte | A Christmas Story<br />

Die Geheimnisse des Phönix | The Secrets of the Phoenix<br />

Ganz wie Dagobert Duck | Just like Scrooge McDuck<br />

2 Jazz statt Symphonie | Forget the Score—Improv!<br />

Siegen à la Alinghi | Winning à la Alinghi<br />

Porsche gewinnt – trotzdem | Porsche Wins—“Nevertheless”<br />

Hominis est errare ... | Hominis est errare ...<br />

Im Hochzeitsfieber | Marriage Fever<br />

Die Tyrannei des Zufalls | The Tyranny of Chance<br />

Systemfehler | System Error<br />

Abschied von der AG? | Farewell to the Corporation?<br />

3 Anleitung zum Glücklichsein | A “How-to” Guide to Being Happy<br />

Wenn Manager narzisstisch werden | Escaping the Curse of Narcissism<br />

Die (Rationalitäts-)Revolution | The (Rationality-)Revolution<br />

Die Kraft der Liebe | The Power of Love<br />

Freud für Manager | Freud for Managers<br />

Fußball als Superstar | Football’s a Superstar<br />

Out of Austria | Out of Austria<br />

Goodbye, Gurus? | Good bye, Gurus?<br />

6 Überflieger China | High Flyer China<br />

Europas Zukunft sieht alt aus | Europe’s Future Looks Old<br />

Das Auto als Lebensnerv | The Car as Global Driving Force<br />

Europa – ein Sommernachts-Albtraum? | Europe—a Midsummer Night’s (Bad) Dream?<br />

Der Kindersegen hängt schief | No Kids? No Future!<br />

Ich google – Sie auch? | I Google—Do You?<br />

Reformwind von Osten | Reform Wind from the East<br />

Der Seele auf der Spur | In Search of Soul<br />

Modern für die Ewigkeit | Modern for All Eternity<br />

Höchst gesunde Aussichten | Very Healthy Prospects<br />

5<br />

4 Wohlstand für Viele | Well-being for Many<br />

Gegen die Plage | Countering the Plague<br />

Liberalisierung verpflichtet | Liberalization “Oblige”<br />

Im Krieg der Bilder | The War of Images<br />

Der afrikanische Patient | The African Patient<br />

Von Pleiten, Pannen, Prüfern | Of Bankruptcies, Breakdowns, and Bookkeeping<br />

Verspieltes Vertrauen | Blown Trust<br />

Zu viel des Guten? | Too Much of a Good Thing?<br />

Aufruhr der Ausgeschlossenen | Revolt of the Excluded<br />

Andrew Gowers | Former Editor-in-Chief, Financial Times Deutschland<br />

Prof. Dr. Bolko von Oetinger | Senior Partner, The Boston Consulting Group<br />

Vorwort / foreword 6<br />

Strategie & Handeln / Strategy & action 12<br />

Zum auftakt: gegen die endZeitStimmung 10<br />

aS Prelude: countering tHe tone of gloom and doom<br />

organiSation & Vielfalt / organiZation & diVerSity 46<br />

füHrung & glück / leaderSHiP & HaPPineSS 80<br />

wettbewerb & Verantwortung / comPetition & reSPonSibility 114<br />

leiStung & kreatiVität / Performance & creatiVity 152<br />

wacHStum & identität / growtH & identity 186<br />

Zu guter letZt: ein gebet / finally: a Prayer 230<br />

(Kreativ-)Klasse statt (Mittel-)Masse | (Creative) Class instead of (Middle) Mass<br />

Arme Alma (Mater) | Poor Alma (Mater)<br />

Bleiben wir kindisch! | Let’s Stay Childish<br />

Berechenbare Helden | Predictable Heroes<br />

Wie viel Dienen können wir uns leisten? | How Much Service Will Serve Us?<br />

Sag mir, wo die Frauen sind | Where Have All the Women Gone?<br />

Fastfood fürs Gehirn | Fast Food for the Brain<br />

Wie kommt das Neue in die Welt? | The Wellsprings of Innovation<br />

dankSagung / acknowledgmentS 234<br />

inSPirationSquellen / SourceS of inSPiration 236<br />

Plädoyer für Strategie | Pleading for Strategy<br />

Von Tauben und Falken | Of Hawks and Doves<br />

Wahl der Werte | A Choice of Values<br />

Devisenkrise – Devisenkriege? | Currency Crisis—Currency War?<br />

David als Goliath | David as Goliath<br />

Eine Weihnachtsgeschichte | A Christmas Story<br />

Die Geheimnisse des Phönix | The Secrets of the Phoenix<br />

Ganz wie Dagobert Duck | Just like Scrooge McDuck<br />

I. STRATEGY &<br />

ACTION<br />

I .<br />

STRATEGIE &<br />

HANdElN<br />

Abgehoben? – Manager laufen Gefahr, den direkten Kontakt zu ihren Mitarbeitern zu verlieren<br />

Too high up?—Managers run the risk of losing direct contact with their employees<br />

22 23<br />

och nie war das persönliche Engagement für oder gegen<br />

einen Kandidaten in den USA so groß, schlugen die<br />

Emotionen in Europa und in aller Welt so hohe Wogen<br />

wie bei der Präsidentschaftswahl im November 2004,<br />

der ersten nach dem Elften September. Dabei ging es<br />

keineswegs nur um die Entscheidung zwischen Republikanern<br />

und Demokraten, repräsentiert durch den elegant-kühlen John<br />

Kerry und den „neugeborenen Christen“ George W. Bush. Es ging<br />

um einen Glaubenskrieg der Werte, dem – zu Recht – großer Einfluss<br />

auf die Weltgeschicke zugeschrieben wurde, eine Entscheidung<br />

zwischen dem „harten Kurs“ des amtierenden Präsidenten<br />

oder einer als „weich“ verspotteten, kooperativen Haltung mit<br />

Blick auf die Rolle der USA innerhalb der Staatengemeinschaft.<br />

Nicht nur in der Politik, auch in der Wirtschaft bleibt „Hardball“<br />

die Devise. Mit Verweis auf den harten Wettbewerb werden<br />

Maßnahmen aggressiv durchgedrückt und Konflikte unerbittlich<br />

ausgefochten. Streiks auf der einen Seite, harsche Töne auf der<br />

anderen: Die Mitbestimmung gehöre als „Irrtum der Geschichte“<br />

abgeschafft, das konstruktive Miteinander sei nichts als „Konsens-<br />

soße“, die die notwendigen Entscheidungen erschwere. Wahr<br />

ist: Gerade in der heutigen, politisch wie wirtschaftlich hoch vernetzten<br />

Welt leitet sich Stärke nicht mehr aus Härte ab, sondern<br />

von der situativ richtigen Wahl der besten Mittel. Mit Henry Fords<br />

Worten: „Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten<br />

hat, die im Moment gefragt sind.“<br />

1. „Hart“ ist – immer seltener – stark<br />

Für Rituale, Blockaden und endlose Debatten ist in einer Welt, die<br />

schnelle, effektive Entscheidungen erfordert, tatsächlich kein Platz<br />

mehr. Das gilt für den Kampf gegen Terror ebenso wie für die von<br />

Kostendruck und Absatzkrisen geplagte Wirtschaft. Hart muss man<br />

beim Einfordern von Transparenz und Leistung und bei der Analyse<br />

der Situation sein, nicht aber bei der Umsetzung von Lösungen.<br />

„Harte Manager“ wie Jack Welch beweisen: Die Kraft muss in den<br />

gemeinsamen Kampf um zufriedene Kunden und höhere Marktanteile<br />

fließen, nicht in die Bewältigung interner Widerstände.<br />

he personal allegiance or opposition to a US presidential<br />

candidate has never been so great—and the waves<br />

of emotion in Europe and the rest of the world never so<br />

high—as in the November 2004 presidential elections,<br />

the first since 9/11. This is not just about deciding between<br />

Republicans and Democrats, the latter represented by the<br />

elegant, cool John Kerry and the former by “born-again Christian”<br />

George W. Bush. No, this election is a religious war on values that<br />

will have great impact on the fate of the world. It is a decision between<br />

an incumbent president’s “hard” line and a scoffed-at “soft”<br />

cooperative stance concerning the role of the United States in the<br />

community of nations.<br />

This is not just happening in politics. In business, too, “hardball”<br />

is the name of the game. Referring to the toughness of competition,<br />

hard measures are aggressively pushed through and<br />

conflicts obdurately fought out to the bitter end. Strikes on the<br />

one side, harsh words on the other: Workers’ participation, a “historical<br />

error,” that should be abolished; constructive cooperation,<br />

nothing more than “consensus stew,” that hampers vital decision<br />

making. The real truth is: in today’s highly networked political and<br />

economic world, strength is no longer derived from toughness,<br />

but rather from the right choice of means for each given situation,<br />

or in Henry Ford’s words, “Success is a matter of adjusting<br />

one’s efforts to obstacles and one’s abilities to a service needed<br />

by others.”<br />

1. “Being tough” means—less and less—“being strong”<br />

In a world demanding fast, effective decisions, there is no longer<br />

room for rituals, blockades, and endless debates. This applies to<br />

the war on terrorism as much as to an economy plagued by cost<br />

pressure and sales crises. We need to be tough when calling for<br />

transparency and performance and in the analysis of the situation,<br />

but not, when implementing solutions. “Tough” managers such<br />

as Jack Welch confirm this: Power has to pour into the collective<br />

struggle to win satisfied clients and higher market share, not into<br />

resolving internal conflicts.<br />

Wahl der Werte<br />

Nicht Härte gewinnt, sondern Kraft – und Kooperation<br />

a ChoiCe of Values<br />

Toughness doesn’t win, but strength—and cooperation—do<br />

N<br />

T<br />

Es gEnügt nicht, harte Entscheidungen zu treffen, sie müssen auch akzeptiert werden<br />

it is nOt EnOUgh to make tough decisions, they must also be accepted<br />

32 33<br />

er Coup kostete den „weißen<br />

Ritter“ am ersten Tag 1,25 Milliarden<br />

Euro Börsenwert: Mit einem<br />

11-prozentigen Kurseinbruch bestraften<br />

Anleger die Ankündigung<br />

von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking,<br />

3,4 Milliarden Euro zu investieren, um einen<br />

20-prozentigen Anteil an VW zu übernehmen.<br />

Porsche, alias „David“ (6,6 Mrd.<br />

Euro Umsatz, 11.800 Beschäftigte), tut<br />

dem „Goliath“ VW (89 Mrd. Euro Umsatz,<br />

343.500 Beschäftigte) gut: Die VW-Aktie<br />

schoss in der Woche vor dem Deal um 13<br />

Prozent in die Höhe – und der langjährige<br />

Entwicklungspartner wird vor einer feindlichen<br />

Übernahme durch die internationalen<br />

Hedgefonds in Sicherheit gebracht. Die mit<br />

1,1 Milliarden Euro Ertrag gleich profitablen<br />

Partner versprechen sich vor allem Vorteile<br />

durch eine langfristige Entwicklungsstrategie,<br />

gepaart mit Effizienzverbesserungen<br />

und gegenseitigem Lernen. Das Beispiel<br />

zeigt, dass die echten „Goliaths“ nicht groß,<br />

sondern in erster Linie profitabel, innovativ und markenstark<br />

sind – nicht nur in der Autowelt –, indem sie drei Regeln befolgen:<br />

1. Nischen strategisch nutzen<br />

Sie sind selten so berühmt wie Porsche, dafür genauso erfolgreich:<br />

die so genannten „Hidden Champions“, meist mittelständische<br />

Nischenweltmeister. So ist beispielsweise die inzwischen<br />

durch Akquisitionen zwei Milliarden Euro schwere österreichische<br />

Böhler-Uddeholm mit einem Weltmarktanteil von 35 Prozent bei<br />

Werkzeugstahl führend. Ähnliches gilt für den Anlagenbauer Andritz<br />

dank Spezialisierung auf Papiermaschinen und Stahlwerkausrüstungen.<br />

Die „Hidden Champions“ zeigen, dass die Konzentration<br />

auf ein kleines Segment, kombiniert mit Ausdauer<br />

he coup cost the “white knight”<br />

€1.25 billion in market value on<br />

the first day: With its stock’s value<br />

plunging 11 percent, investors<br />

chastised the announcement<br />

from Porsche boss Wendelin Wiedeking<br />

that the sports-car manufacturer would<br />

invest €3.4 billion in Volkswagen, buying a<br />

20-percent share in the German carmaker.<br />

Porsche, alias “David,” (€6.6 billion turnover,<br />

11,800 employees) is very good for<br />

“Goliath” Volkswagen (€89 billion turnover,<br />

343,500 employees): VW shares shot up<br />

by 13 percent in the week before the deal,<br />

and Porsche’s longtime development partner<br />

found itself snatched from the jaws of a<br />

hostile takeover bid by international hedge<br />

funds. The equally profitable partners—<br />

each with €1.1 billion in earnings—have high<br />

hopes for the advantages they can gain by<br />

having a long-term joint development strategy<br />

coupled with a drive for efficiency and<br />

mutual learning. This example shows that<br />

real Goliaths are not just large, rather they’re largely profitable,<br />

innovative, and have enormous brand strength—not just in the<br />

automotive world—as they follow three rules:<br />

1. Strategically exploiting niches<br />

Seldom as famous as Porsche, “hidden champions” are nevertheless<br />

just as successful. These companies are typically medium-sized<br />

niche world champions, such as the Austrian specialty<br />

steelmaker Böhler-Uddeholm, who after a €2 billion acquisition<br />

leads its segment with a 35-percent global market share in tool<br />

steel. Or consider the plant manufacturer Andritz, another niche<br />

winner thanks to specializing in paper mills and equipment for<br />

steel production. Hidden champions show that concentrating<br />

D a v iD als Goliath<br />

In Nischen werden gute Ideen groß<br />

D a v iD as Goliath<br />

In niches, good ideas become great<br />

D<br />

und einem klaren Fokus auf Qualität und Kunden, zum Erfolg<br />

führt. Auch an der Börse. So haben die so genannten „Small-<br />

Cap“-Werte in den vergangenen Jahren Durchschnittserträge<br />

von 20 Prozent und mehr erzielt. Dank Nischenstrategie und Osteuropa-Phantasie<br />

gehört die Wiener Börse seit einigen Jahren zu<br />

den Gewinnern: In den vergangenen zwölf Monaten stieg das<br />

Börsenbarometer ATX um mehr als 50 Prozent und schlug seit<br />

Ende 2000 die großen Leitindizes Dow Jones, FTSE, DAX und Co.<br />

Mittlerweile beträgt die Börsenkapitalisierung in Wien über 100<br />

Milliarden Euro.<br />

2. Auf Innovation setzen<br />

Es ist kein Zufall, dass die Davids der Wirtschaft vor allem in<br />

Technologiebranchen zu Goliaths werden, wenn sie mit einem<br />

innovativen Angebot einen neuen Markt schaffen: Google, eBay,<br />

Apple und Skype führen vor, dass große Ideen im Kleinen bessere<br />

Chancen haben. Weder bürokratische Hindernisse noch der<br />

Erfolg etablierter Produkte behindern eine konsequente Ausrichtung<br />

auf disruptive Innovation und deren schnelles Ausrollen. Ein<br />

Beispiel ist Skype, das mit Internet-Telefonie (VoIP) bis zu 80 Prozent<br />

Einsparungen bei Gesprächsgebühren ermöglicht.<br />

3. Kraft aus Unabhängigkeit schöpfen<br />

Wenige Manager leisten sich so viel Widerspruchsgeist – gegenüber<br />

dem Mainstream, dem Kapitalmarkt und der Politik – wie<br />

Porsche-Chef Wiedeking. Sein Motto: Mitleid bekommt man<br />

geschenkt, Neid muss man sich hart erarbeiten. Vierteljahresberichte<br />

gibt es keine, staatliche Subventionen lehnt er ab. Nur<br />

Unabhängigkeit schaffe den nötigen Handlungsspielraum, um<br />

langfristig richtige Entscheidungen zu treffen – und in einer sich<br />

konsolidierenden Branche Innovationszwang auszuüben. „Nicht<br />

Shareholder-Value, Kostensenken und ,Geiz-ist-geil‘-Mentalität<br />

schaffen Wert, sondern Kreativität, Intelligenz und hart arbeitende,<br />

hoch motivierte Mitarbeiter.“ Wiedekings Bilanz – seit<br />

seinem Antritt 1992 vervielfachte sich der Börsenwert des damaligen<br />

Sanierungsfalles von 350 Millionen Euro auf heute<br />

9,8 Milliarden (!) – bestätigt seine Grundhaltung.<br />

Wenige Manager leisten sich so viel<br />

Widerspruchsgeist – gegenüber dem<br />

Mainstream, dem Kapitalmarkt und der<br />

Politik – wie Porsche-Chef Wiedeking<br />

Few managers can afford so much contradictoriness—against<br />

the mainstream,<br />

the capital market, and politics—as<br />

Porsche boss Wiedeking.<br />

on a small segment, cultivating endurance, and clearly focusing<br />

on quality and clients leads to success—also in the stock<br />

market. Small-cap values over the last few years have achieved<br />

average earnings of 20 percent and higher. Because of a niche<br />

strategy and eastern Europe fantasy, the Vienna Stock Exchange<br />

has for some years now belonged to the winners: Over the past<br />

12 months alone the ATX stock index rose by more than 50 percent;<br />

and since the end of 2000, it beat the big-name leading<br />

indexes Dow Jones, FTSE, DAX, and the like. Meanwhile, market<br />

capitalization in Vienna totals over €100 billion.<br />

2. Focusing on innovation<br />

It is no coincidence that the Davids of the economy become the<br />

Goliaths in high-tech sectors chiefly by creating new markets<br />

with a new innovative offer: Google, eBay, Apple, and Skype demonstrate<br />

that big ideas have a better chance in a smaller environment.<br />

Neither bureaucratic hurdles nor established products’<br />

success can hinder the consequent pursuit of disruptive innovation<br />

and its quick rollout. Skype serves as a good example: with<br />

Internet telephony (VoIP) the company has enabled up to<br />

80 percent savings on phone-call fees.<br />

3. Creating strength from independence<br />

Few managers can afford to display so much spirit of contradiction—with<br />

regard to the mainstream, the capital market, and<br />

politics—as Porsche boss Wiedeking. His motto: Pity is given to<br />

you for free, but you have to work hard for envy. Porsche doesn’t<br />

issue quarterly reports, and rejects state-sponsored support.<br />

Only independence gives you the necessary freedom to make the<br />

right long-term decisions—and also to exert internal pressure for<br />

more innovation in a consolidating industry. “Focusing on shareholder<br />

value, reducing costs, and cultivating a stinginess-is-cool<br />

mentality is not what creates value, rather creativity, intelligence,<br />

and hard-working, highly motivated employees.” Wiedeking’s<br />

balance sheet certainly confirms his stance: Since his arrival in<br />

1992, the market value of former turnaround candidate Porsche<br />

has compounded from then €350 million to €9.8 billion (!) today.<br />

T<br />

(Kreativ-)Klasse statt (Mittel-)Masse | (Creative) Class instead of (Middle) Mass<br />

Arme Alma (Mater) | Poor Alma (Mater)<br />

Bleiben wir kindisch! | Let’s Stay Childish<br />

Berechenbare Helden | Predictable Heroes<br />

Wie viel Dienen können wir uns leisten? | How Much Service Will Serve Us?<br />

Sag mir, wo die Frauen sind | Where Have All the Women Gone?<br />

Fastfood fürs Gehirn | Fast Food for the Brain<br />

Wie kommt das Neue in die Welt? | The Wellsprings of Innovation<br />

V. PERFORMANCE &<br />

CREAtiVity<br />

GeschwindiGkeit ist manchmal auch eine Frage der Kreativität<br />

speed is sometimes a question of creativity<br />

V. LEistuNg &<br />

KREAtiVität<br />

121<br />

„Ein UntErnEhmEn ist<br />

nUr dann langfristig<br />

ErfolgrEich, wEnn<br />

Es sEinE rollE als<br />

vErantwortUngsbEwUsstEs<br />

mitgliEd<br />

dEr gEsEllschaft<br />

Ernst nimmt“<br />

Wolfgang ReithofeR,<br />

Vo Rstandschef<br />

deR WieneRbeRgeR ag<br />

“a comPanY is onlY<br />

sUccEssfUl in thE long<br />

tErm if it takEs its<br />

rolE as a rEsPonsiblE<br />

mEmbEr of sociEtY<br />

sErioUslY”<br />

WieneRbeRgeR’s chief eXecUtiVe<br />

Wolfgang ReithofeR<br />

76 77<br />

Januar 2000: Ted Turner<br />

spricht beim Merger von<br />

AOL mit Time Warner<br />

von einem „Glücksgefühl,<br />

wie beim ersten<br />

Sex“. Pixelpark war so viel wert wie Continental,<br />

die HypoVereinsbank (HVB)<br />

15-mal so viel wie die Erste Bank und<br />

WorldCom das Zehnfache aller ATX-Unternehmen;<br />

die Wiener Börse wurde als Provinzbörse<br />

belächelt und der Neue Markt<br />

in Frankfurt als Raketenrampe für tolle<br />

IPOs (Initial Public Offerings) gepriesen.<br />

Heute wird sich Ted Turner fragen, ob er<br />

geblendet war, so wie bei der ersten Liebe:<br />

Pixelpark ist ein Hundertstel von Continental,<br />

die Erste Bank ist so viel wert wie die HVB und WorldCom<br />

pleite; wir lieben die Wiener Börse und vermissen den Neuen<br />

Markt nicht. Die wilden Neunziger haben ihre Kinder gefressen.<br />

Kein Wunder daher, dass immer mehr Unternehmen – so<br />

wie unlängst Hilti oder Rolf Benz – flugs vom Börsenparkett entschwinden.<br />

„Delisting“, „Going private“ oder „P2P“ (Public to Private)<br />

heißen die Schlagworte.<br />

In Boomzeiten viel Kapital einsammeln, in der Flaute eigene<br />

Anteile wieder günstig zurückkaufen, das ärgert die Anleger<br />

zu Recht, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es genügend<br />

seriöse Gründe für den Rückzug gibt: unzureichende<br />

Marktkapitalisierung, hohe Publizitätskosten, mangelndes Verständnis<br />

durch Analysten und dadurch verzerrte Bewertungen.<br />

Gerade zum Höhepunkt des Hypes gab es daher die meisten<br />

P2P-Transaktionen – fast doppelt so viele wie heute.<br />

„AG ade“, sagen die Börsenflüchtlinge. Sie wollen Strategien<br />

und nicht mehr „Equity-Storys“ umsetzen und ohne Analystendruck<br />

ihre langfristigen Ziele verwirklichen. So auch Porsche, dessen<br />

Vorstand gegen die Deutsche Börse geklagt hat: Abgesehen<br />

von den Quartalsberichten würden alle Kriterien für den Prime-<br />

anuary 10, 2000: Ted Turner speaks<br />

of AOL’s merger with Time Warner<br />

as holding “more excitement …<br />

[than] when I first made love ….”<br />

Pixelpark was worth as much as<br />

Continental; HypoVereinsbank (HVB) 15<br />

times Erste Bank, and WorldCom ten times<br />

that of all ATX (Austrian Trade Index) companies;<br />

the Vienna Stock Exchange was<br />

laughed at as a provincial bourse and the<br />

Neuer Markt in Frankfurt was praised as a<br />

launch pad for cool IPOs (initial public offerings).<br />

Today Ted Turner would ask himself if he<br />

had been bewitched, just like the first time<br />

being in love: Pixelpark is worth a hundredth<br />

of Continental, Erste Bank as much as HVB, and WorldCom is<br />

bankrupt. And we love the Vienna Stock Exchange and don’t miss<br />

the Neue Markt at all. The wild 90s devoured its own children.<br />

It’s no wonder then that more and more companies—like, for<br />

instance, Hilti and Rolf Benz not long ago—have disappeared in<br />

a puff from the trading floor. Delisting, going private, and P2P<br />

(public to private) are the current catch phrases.<br />

In boom times, acquire capital; in slack times, cheaply buy<br />

back shares again: This irks investors, and rightly so. But this<br />

doesn’t change the fact that there are enough very good reasons<br />

for a withdrawal from the stock exchange: insufficient market<br />

capitalization, high publicity costs, and a lack of analyst understanding<br />

resulting in distorted evaluations.<br />

The majority of P2P transactions took place, then, right at the<br />

hype’s high point—with almost twice as many as today.<br />

“Hasta la vista, Corps.,” the stock-exchange exiles say. They<br />

want to implement “strategies,” not “equity stories,” and realize<br />

their long-term goals without pressure from the analysts.<br />

Porsche wants this as well. That’s why its management took legal<br />

action against the Deutsche Börse: They fulfill all Prime Standard<br />

Abschied von der AG?<br />

Private Equity fördert die Handlungsfreiheit<br />

FArewell to the corporAtion?<br />

Learning from private equity<br />

10.<br />

Volle Kontrolle über das eigene schicKsal: Unternehmen wie Würth verlassen sich lieber auf das eigene Potenzial<br />

FUll control oVer one’s oWn Fa t e : Companies such as Würth prefer to rely on their own potential<br />

„ Der Preis, Den wir<br />

für Das GelD bezahlen,<br />

ist Die freiheit<br />

“<br />

ROBERT LOUIS STEVENSON<br />

(1850–1894)<br />

“<br />

the Price we have<br />

to Pay for money is<br />

sometimes liberty<br />

”<br />

ROBERT LOUIS STEVENSON<br />

(1850–1894)<br />

J<br />

53<br />

Sieg deS Schweizer Alinghi-<br />

Teams beim America’s Cup 2003<br />

VicTOrY OF The SwiSS Alinghi<br />

team in the America’s Cup 2003<br />

122 123<br />

ie sind eine der sieben Plagen – in<br />

der Bibel und laut Franz Müntefering<br />

auch im Kapitalismus: Heuschrecken!<br />

Eiskalt, unkontrollierbar,ohne<br />

jede Rücksicht fallen sie heute in<br />

Gestalt von Investmentfonds über wehrlose<br />

Unternehmen her, setzen die Politik unter<br />

Druck und die Menschen auf die Straße. So<br />

schrill die Worte und Warnungen klingen,<br />

sie treffen nicht nur auf breite Zustimmung,<br />

sondern auch einen Nerv: Der Kapitalismus<br />

entwickelt sich in seinem zweihundertjährigen<br />

Siegeszug zur Gefahr – und zwar für sich<br />

selbst. So steht der Kapitalismus nicht zum<br />

ersten Mal vor einer Metamorphose. Viele<br />

seiner Kritiker hat er überlebt und ist meist<br />

gestärkt aus den Krisen hervorgegangen: Angefangen<br />

vom Frühkapitalismus, der mit der<br />

Einführung von Sozialgesetzen und Arbeitnehmerrechten schließlich<br />

in der Industriegesellschaft mündete, die wiederum durch die<br />

Globalisierung und die Informationsgesellschaft in eine neue Stufe<br />

überging. Der „alte“ Kapitalismus geht. Wie der „neue“ aussieht,<br />

hängt davon ab, wie gut es gelingt, das „Gute“ an ihm zu retten.<br />

1. Auswüchse eindämmen. Immerhin 18 Prozent der deutschen<br />

Arbeitnehmer rechnen auch ihren Arbeitgeber zu den<br />

Heuschreckenkapitalisten. Maßlosigkeit und Narzissmus haben<br />

zusammen mit einigen spektakulären Skandalen das Ansehen<br />

der Wirtschaftsführer und das Vertrauen der Menschen in<br />

ökonomische Prozesse nachhaltig geschädigt. Auf allen Ebenen<br />

muss daher gegengesteuert werden: Angefangen mit der<br />

ethischen Ausbildung für die zukünftigen Manager über aktivere<br />

Aufsichtsräte, solidere Corporate Governance bis hin zu einer<br />

gestärkten Rolle supranationaler Organisationen wie Weltbank<br />

und WTO. „Ein Unternehmen ist nur dann langfristig erfolgreich,<br />

wenn es seine Rolle als verantwortungsbewusstes Mitglied der<br />

hey are one of the seven plagues—<br />

not only in the Bible but—according<br />

to German Minister of Labor and<br />

Social Affairs Franz Müntefering—<br />

also in capitalism: locusts! Taking<br />

the shape of private-equity funds they hardheartedly,<br />

irrepressibly, and “with no sense<br />

of responsibility,” “graze” on defenseless<br />

companies, put pressure on politics, and<br />

throw people out on the streets.<br />

As shrill as the words and warnings<br />

sound, they’ve not only met with broad acceptance,<br />

they’ve touched a nerve: Over<br />

its two-hundred-year-long march to victory,<br />

capitalism has indeed developed into<br />

a menace—to itself, and has thus reached<br />

the brink of yet another metamorphosis.<br />

It has outlasted many of its critics, on the<br />

whole emerging from its crises all the more strengthened: Starting<br />

from early capitalism which through social-welfare legislation<br />

and employment rights led to the industrial society, which again<br />

through globalization and the information society entered a new<br />

stage. “Old” capitalism is fading away. What the “new capitalism”<br />

will look like depends on how well we succeed in salvaging the<br />

“good” from it.<br />

1. Contain excesses. A remarkable 18 percent of German<br />

employees count their own employer among Müntefering’s locust<br />

capitalists. Along with a few spectacular scandals, excess and narcissism<br />

have severely damaged business leaders’ standing as well<br />

as people’s trust in economic processes. We need to implement<br />

countermeasures in all areas: beginning with ethics training for future<br />

managers, to establishing more-active supervisory boards and<br />

sounder corporate governance, right up to an increased role for supranational<br />

organizations such as the World Bank and WTO. Wolfgang<br />

Reithofer, Chief Executive Officer of the Austrian corporation<br />

GeGen die PlaGe<br />

Wir müssen das „Gute“ im Kapitalismus retten<br />

CounterinG the PlaGue<br />

We have to salvage the “good” from capitalism<br />

S<br />

Gesellschaft ernst nimmt“, so formulierte es Wolfgang Reithofer,<br />

Vorstandschef des österreichischen Wienerberger-Konzerns . Der<br />

„freie Markt“ ist das Gegenteil von „freier Wildbahn“ und setzt damit<br />

Regeln voraus, die der Korruption, Umweltverschmutzung und<br />

menschenverachtenden Arbeitsbedingungen Einhalt gebieten.<br />

2. Vorteile bewusstmachen. Eine erfolgreiche Gesellschaft<br />

braucht erfolgreiche Unternehmen und diese brauchen (Risiko-)<br />

Kapital, gerade wenn sie innovativ sein wollen. Das gilt auch für<br />

die viel gescholtenen, mächtigen Private-Equity-Fonds: Sie kontrollieren<br />

allein in Deutschland Unternehmen mit einem Wert von<br />

21,5 Milliarden Euro und sichern dadurch knapp 800.000 Jobs.<br />

Auch neue Arbeitsplätze kamen hinzu: zum Beispiel mehr als<br />

3.000 beim Geldautomaten-Hersteller Wincor Nixdorf. Die Kleinanleger<br />

profitierten ebenfalls vom Börsengang mit einem Kursplus<br />

von mehr als 50 Prozent. Für viele Neuunternehmer sind Management-Buy-out<br />

(MBO)-Fonds unverzichtbar. Zum Beispiel für<br />

den Nudelproduzenten Birkel, dessen erfolgreicher Fortbestand<br />

dadurch gesichert wurde.<br />

3. Ängste abbauen. Dass der Pay-TV-Anbieter Premiere wohl<br />

ohne den britischen Private-Equity-Investor Permira nicht mehr<br />

existieren würde, es kein Amazon, kein Google, kein betapharm<br />

gäbe, baut noch keine Ängste ab. Wo die Sorge angesichts der<br />

mangelnden Kontrollierbarkeit einer fortschreitenden Kommerzialisierung<br />

und Globalisierung am größten ist, hilft ein Blick auf das<br />

gemeinsam Erreichte und vor allem auf das nah Erlebte: So wird<br />

Deutschlands Lebensstandard durch die Export(weltmeister)<br />

leistung gesichert und Österreichs Wohlstand vor allem von der<br />

Ostexpansion genährt. Wichtig wäre auch, dass die vielen Vorzeigeunternehmer<br />

wie Reinhold Würth, August Oetker oder Dietrich<br />

Mateschitz die Gründe und Folgen unternehmerischer Entscheidungen<br />

deutlich machen, um pauschale Vorurteile und Ängste<br />

abzubauen. Provokante Sprache mit Anleihen aus einem dunklen<br />

historischen Kapitel hilft uns nicht bei diesem Unterfangen.<br />

Damit erst gar keine Plage auf uns zukommt, müssen wir dafür<br />

sorgen, dass sich der Wind in der Diskussion dreht.<br />

Wienerberger, recently articulated these sentiments this way: “A<br />

company is only successful in the long term if it takes its role as a<br />

responsible member of society seriously.” The “free market” is the<br />

opposite of “free license to do anything” and presumes the existence<br />

of rules to prevent corruption, environmental pollution, and<br />

inhumane working conditions.<br />

2. Stress the advantages. A successful society requires successful<br />

companies, and they need (venture) capital, particularly if<br />

they want to be innovative. This also goes for the much-berated,<br />

powerful private-equity funds: In Germany alone, they control companies<br />

valued at €21.5 billion, thereby securing almost 800,000<br />

jobs. In addition, they create new jobs—for example, more than<br />

3,000 new positions alone at the ATM manufacturer Wincor Nixdorf.<br />

And small investors profited from the initial public offering too,<br />

with a stock price increase of more than 50 percent. For many new<br />

companies, management-buy-out (MBO) funds are indispensable.<br />

The German pasta producer Birkel, for example, was able to secure<br />

its ongoing success by tapping such funding.<br />

3. Dispel fears. Knowing that the German pay-TV provider Premiere<br />

would most likely have ceased to exist without the British private-equity<br />

investor Permira and that there would be no Amazon,<br />

no Google, no betapharm and the like, doesn’t chase away fears.<br />

Where the anxiety is increasingly driven by lack of control of a rampant<br />

commercialization and globalization, a holistic view and local<br />

experience can help: so, Germany is securing its standard of living<br />

by being a world champion in exports and Austria’s prosperity is<br />

nourished by its successful eastward expansion. It would be equally<br />

important that the many commendable entrepreneurs—such<br />

as Reinhold Würth, August Oetker or Dietrich Mateschitz—would<br />

make clear the reasons and consequences of their entrepreneurial<br />

decisions to reduce overall misperceptions and general fears.<br />

Provocative language that borrows rhetoric from a dark chapter in<br />

history is absolutely disfunctional for this endeavour.<br />

To thwart a plague swarming down on us in the first place, we<br />

need to see to it that the wind of change blows into the discussion.<br />

T<br />

Müntefering warnt vor Heuschrecken<br />

Müntefering warns of the locusts<br />

54 55<br />

enn du ein Schiff bauen willst,<br />

dann trommle nicht Männer<br />

zusammen, um Holz zu beschaffen,<br />

Aufgaben zu vergeben<br />

und die Arbeit einzuteilen,<br />

sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem<br />

weiten, endlosen Meer.“ Ob Ernesto Bertarelli<br />

an diese Zeilen von Saint-Exupéry dachte,<br />

als er die begehrteste Segeltrophäe der<br />

Welt in Händen hielt? Bertarelli und seine<br />

Mannschaft haben Geschichte geschrieben.<br />

Was Teemagnat Sir Thomas Lipton, der Kugelschreiber-Baron<br />

Marcel Bich und Prada-<br />

Boss Patrizio Bertelli vergeblich versucht<br />

hatten – die Schweizer „Alinghi“ hat es<br />

gleich beim ersten Versuch geschafft: den<br />

America’s Cup 2003 nach 152 Jahren für<br />

Europa zu erobern.<br />

Jeder von uns träumt davon, etwas<br />

Großes zu leisten. Der Erfolg der „Alinghi“<br />

zeigt uns die Voraussetzungen, um das Unmögliche<br />

möglich zu machen.<br />

1. Gegen alle Widerstände und Skeptiker verfolgte Bertarelli<br />

das Ziel, die Welt mit dem Gewinn des America’s Cup zu<br />

überraschen. Er schaffte es, Passion und Vision durch ein herausforderndes<br />

Ziel zu katalysieren, Hoffnung in leidenschaftliche<br />

Arbeit für den Erfolg umzusetzen.<br />

2. Das Unerreichbare stimuliert die Träume, aber erst der<br />

ausgeklügelte Plan macht daraus umsetzbare Visionen. Mit<br />

einem Budget von 70 Millionen Dollar über einen Zeitraum von<br />

zweieinhalb Jahren und unter Einbindung von 15 Forschern von<br />

zwei Top-Unis ließ Bertarelli das wohl weltbeste Boot bauen. Es<br />

wurde geklotzt statt gekleckert. Wie ein globales Unternehmen<br />

hat Bertarelli das 95-köpfige Team aus 15 Ländern geführt – seine<br />

Erfahrung als CEO von Serono war dafür entscheidend.<br />

f you want to build a ship, don’t drum<br />

up people to collect wood and don’t<br />

assign them tasks and work, but rather<br />

teach them to long for the endless<br />

immensity of the sea.” Was Ernesto<br />

Bertarelli perhaps thinking of these words<br />

from Saint-Exupéry as he was holding the<br />

world’s most-coveted sailing trophy in his<br />

hands? Bertarelli and his crew have written<br />

history: what tea magnate Sir Thomas<br />

Lipton, ballpoint-pen innovator Baron Marcel<br />

Bich, and Prada boss Patrizio Bertelli<br />

attempted in vain with their yachts—the<br />

Swiss boat “Alinghi” successfully managed<br />

to accomplish in its first attempt: to win the<br />

America’s Cup for Europe in 2003 after 152<br />

years.<br />

All of us dream of succeeding at something<br />

great one day. The “Alinghi” success<br />

shows us the prerequisites for making the<br />

impossible possible.<br />

1. Passionately pursue the goal: Against all opposition and<br />

skepticism, Bertarelli pursued his goal to take the whole world by<br />

surprise with a Swiss victory in the America’s Cup. By dint of his<br />

daring dream, Bertarelli managed to catalyze passion and vision,<br />

turning hope into impassioned work for a great achievement.<br />

2. Realize the dream with an ingenious plan: The unattainable<br />

induces the dream, but only an ingenious plan transforms<br />

it into a realizable vision. With a budget of $70 million over a period<br />

of two and a half years and the involvement of 15 researchers<br />

from two top universities, Bertarelli saw to it that arguably<br />

the world’s best boat ever got built. They invested big-time, and<br />

didn’t fiddle around. Bertarelli led his 95-member team from 15<br />

different nations just like a global enterprise, and his expertise as<br />

CEO of Serono proved a decisive factor.<br />

Winning à la alinghi<br />

Dream teams combine discipline and passion<br />

Siegen à la alinghi<br />

Dream-Teams verbinden Disziplin und Leidenschaft<br />

I<br />

W<br />

Die Alinghi-Crew war bei jedem Manöver ein eingespieltes Team<br />

The Alinghi Crew was a well-coordinated team in every maneuver<br />

Ein strahlender, weil leidenschaftlicher<br />

Sieger: Ernesto Bertarelli beim<br />

America’s Cup 2003<br />

A radiant winner, since he’s a passionate<br />

winner: Ernesto Bertarelli in the<br />

America’s Cup 2003<br />

Anleitung zum Glücklichsein | A “How-to” Guide to Being Happy<br />

Wenn Manager narzisstisch werden | Escaping the Curse of Narcissism<br />

Die (Rationalitäts-)Revolution | The (Rationality-)Revolution<br />

Die Kraft der Liebe | The Power of Love<br />

Freud für Manager | Freud for Managers<br />

Fußball als Superstar | Football’s a Superstar<br />

Out of Austria | Out of Austria<br />

Goodbye Gurus? | Good bye Gurus?<br />

III. LeadershIp &<br />

happIness<br />

III. Führung &<br />

gLück<br />

Ein Kuss untErm röntgEnschirm – auch das kann Glück sein<br />

A Kiss BEnEAth thE X rA Y s—this too can bring happiness<br />

154<br />

ein Tag ohne Umfrage, die uns<br />

sagt, wie gut oder schlecht die Zukunftschancen,<br />

der Reichtum, die<br />

Bildung im Land sind: So erfahren<br />

wir, dass die Zahl der Millionäre gestiegen<br />

ist (ebenso der Anteil der Armen),<br />

aber dass wir zu wenig Kreative haben. Auf<br />

Platz fünf liegt Deutschland im Reichtumsranking,<br />

aber nur auf Platz 19 in Richard Floridas<br />

„Global Creative Class Index“ (GCCI),<br />

der das Verhältnis der kreativ Tätigen zu<br />

allen Berufstätigen misst. Spitzenreiter ist<br />

Irland, gefolgt von Belgien und Australien.<br />

Österreich schafft es nur auf Platz 25 (!).<br />

Bemerkenswert auch die Definition von<br />

„Kreativklasse“: Wissenschaftler, Designer,<br />

Künstler und auch Lehrende zählen dazu.<br />

Zu Recht, denn: „Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt<br />

in großem Maße von der Einbildungskraft jener ab, die gerade lesen<br />

lernen“, formulierte einmal Astrid Lindgren.<br />

Wozu eine Kreativklasse gut ist, lässt sich am Beispiel der<br />

USA zeigen: Wachstum und Wohlstand entwickeln sich dort, wo<br />

die Kreativen sind, resümiert die GCCI-Studie. Aber: Die USA,<br />

einst das gelobte Land der unbegrenzten Möglichkeiten, mutiert,<br />

so der Verfasser, immer mehr zu einer Festung, die mangels<br />

Austausch und Offenheit kollektiv verdummt. Die ausufernden<br />

Sicherheitsmaßnahmen haben innerhalb kurzer Zeit die Zahl<br />

ausländischer Studierender um mehr als ein Drittel sinken lassen.<br />

Ein Exodus in die andere Richtung zeichnet sich ab: US-<br />

Studenten bewerben sich an europäischen Universitäten – eine<br />

große, noch nicht genutzte Chance für Europa.<br />

1. Kreativklasse gesucht<br />

Elite ist vor allem eine Frage der Haltung. Gebraucht werden<br />

Talente, die nicht nur über eine exzellente Ausbildung und hohe<br />

Leistungsbereitschaft verfügen, sondern vor allem Neugierde<br />

ot a day without a survey telling us<br />

how good or bad the prospects for<br />

future wealth and for education<br />

are in a country: So we hear that<br />

the number of millionaires has<br />

gone up (as well as the number of poor),<br />

but that we have too few creative people.<br />

Germany for example ranks fifth in terms<br />

of wealth but only garnered nineteenth on<br />

Richard Florida’s “Global Creative Class<br />

Index” (GCCI), which measures the ratio of<br />

the creative elite to all employed people. The<br />

index’s frontrunner is Ireland, followed by<br />

Belgium then Australia. Austria only ranks<br />

25 (!). Interesting as well is its definition<br />

of the “creative class”: scientists, designers,<br />

artists, and teachers rank among this<br />

group. Rightly so, since “what the world of tomorrow will look like<br />

depends to a great extent on the imaginativeness of those who<br />

are presently learning to read,” as Astrid Lindgren once put it.<br />

The US provides a good example of what a creative class is<br />

good for: growth and prosperity develop where the creative can<br />

be found, states the GCCI study. But, says the study’s author: The<br />

US, once praised as the land of unlimited possibilities, is mutating<br />

more and more into a fortress which, due to lack of openness<br />

and exchange, is collectively letting itself become addlebrained.<br />

The country’s excessive security measures have reduced the<br />

total number of foreign students by more than a third within a<br />

short period of time. An exodus in the other direction is emerging:<br />

US students applying to European universities—a big, not<br />

yet tapped, chance for Europe.<br />

1. Wanted: the creative class<br />

“Elite” is primarily a question of mindset. Talent is needed that<br />

doesn’t just make use of an excellent education and strong motivation<br />

but draws on inquisitiveness and open-mindedness as<br />

(Kreativ-)Klasse statt (Mittel-)Masse<br />

Der Kampf um kluge Köpfe muss früh beginnen<br />

(Creative) Class instead of (Middle) Mass<br />

The war for creative minds has to start early<br />

K<br />

„ Kreativität<br />

ist weit mehr als<br />

der grandiose<br />

geistesblitz<br />

“<br />

BOLKO VON OETINGER<br />

“<br />

CreativitY is<br />

mUCh more than<br />

a grandiose Flash<br />

oF thoUght<br />

”<br />

BOLKO VON OETINGER<br />

„Ich habe keIne besondere begabung. Neugier und Besessenheit haben mich zu meinen Gedanken gebracht.“ Albert Einstein<br />

“I haVe no sPecIaL T aLenT. Curiosity and obsession have brought me to my ideas.” Albert Einstein<br />

N<br />

91<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 90 |


|<br />

Ein Weinberg mitten in Berlin, Rebhänge für Hörer, ein Talkessel, in dem ein Orchester spielt, darüber<br />

ein Himmelszelt für den Klang: die Berliner Philharmonie, schwingendes Meisterwerk der Architektur,<br />

Geniestreich des Architekten Hans Scharoun, 1963 ins Stadtbild gesetzt, ein wunderbarer<br />

Klangraum, in dem dann und wann Kuhglocken ertönen. Aber nicht bei Brahms.<br />

A vineyard in the midst of Berlin, slopes for the audience, a hollow for the orchestra, and<br />

above this a special acoustics canopy: The Berlin Philharmonie, resonating architectural<br />

masterpiece, a stroke of genius by architect Hans Scharoun, integrated into the<br />

cityscape 1963, a wonderful soundscape, in which now and again cowbells sound.<br />

Not for Brahms, though.<br />

von | By EmanuEl Eckardt<br />

Simon Rattle bedankt sich nach einem Gastspiel 2006 in der<br />

New Yorker Carnegie Hall bei seinen Philharmonikern<br />

Simon Rattle thanks his Philharmonic Orchestra after a guest<br />

performance in 2006 at Carnegie Hall in New York<br />

mit lEidEnschaft | with passion<br />

44 | | 45<br />

„Rhythm is it“ – das Education-Projekt<br />

Lebhaft, Lebendig |<br />

Rhythm is it–the Education Project<br />

„Wenn wir nichts tun, wenn wir nicht die Menschen an uns heranholen,<br />

die freiwillig nicht mehr kommen, wenn es uns nicht gelingt, longer come to us voluntarily, if we don’t succeed in ridding them of<br />

“If we do nothing, if we do not get hold of those people who no<br />

die Schwellenangst abbauen, dann werden wir eines Tages mit unserer their fear, then one day we and our music will disappear,” says violinist<br />

Musik verschwinden“, sagt der Geiger Rüdiger Liebermann. Er sitzt Rüdiger Liebermann. He is in the Humboldthain elementary school,<br />

in der Humboldthain-Grundschule, im tiefsten Wedding, als Gast im in the middle of Wedding district, attending the 5d music lesson. With<br />

Musikunterricht der Klasse 5d. Mit ihm kamen der Trompeter Martin him are trumpeter Martin Kretzer, French horn player Sarah Willis,<br />

Kretzer, die Hornistin Sarah Willis, erste Frau im Blech, wie sie stolz first female in the brass, as she proudly relates. Together they are gaining<br />

their first experience in professional musicians and school kids<br />

erzählt. Gemeinsam sammeln sie erste Erfahrungen im Zusammenspiel<br />

von Profimusikern und Schulkindern. Die Kinder bestaunen und playing together. The latter admire and touch the instruments that have<br />

befühlen die mitgebrachten Instrumente, sitzen im Kreis, klatschen been brought along, sit around in circles, clap rhythmically, and practice<br />

syncopes with the musicians. They listen to the unusual sounds of<br />

im Rhythmus, üben gemeinsam mit den Musikern Synkopen ein. Sie<br />

hören auf die ungewohnten Klänge der Instrumente, musizieren dazu, the instruments, make music with them, come closer, excited, and with<br />

finden zusammen, aufgeregt, mit<br />

bright eyes.<br />

leuchtenden Augen.<br />

The Berlin Philharmonic<br />

Das Education-Projekt der<br />

Education Project goes to<br />

Berliner Philharmoniker geht<br />

schools in search of tomorrow’s<br />

auf der Suche nach den Fans<br />

fans. The ambassadors of the<br />

von morgen in die Schulen. Die<br />

“Big Band”, which is relatively<br />

Abgesandten der hier ziemlich<br />

unknown here, encounter a mix<br />

unbekannten „Big Band” treffen<br />

of well-tempered multicultural<br />

auf multikulturelle Neugier, gut<br />

curiosity. Children from the Caribbean<br />

and Sri Lanka, Turkish<br />

gelaunt, gut gemischt. Kinder<br />

aus der Karibik und aus Sri Lanka,<br />

Türkenkinder, Polenkinder,<br />

and Italians. Around half of the<br />

and Polish children, Spaniards<br />

kleine Spanier und Italiener.<br />

pupils are German. The children<br />

Etwa die Hälfte der Schüler<br />

Simon Rattle und Choreograph Royston of this school have experience of<br />

sind Deutsche. Die Kinder dieser<br />

Schule sind musikerfahren, Carmina Burana von Carl Orff ein. Arena, Berlin-Treptow 2006 and nationalities, play instru-<br />

Maldoom studieren mit Berliner Jugendlichen das Tanz-Projekt music, sing songs of all colors<br />

singen Lieder aller Farben und<br />

Simon Rattle and choreograph Royston Maldoom<br />

rehearse the dance project Carmina Burana by Carl Orff pHop. Roystom Maldoom gets<br />

ments, write Rap and dance Hi-<br />

Nationalitäten, spielen Instrumente,<br />

dichten Rap und tanzen<br />

with young people from Berlin. Arena, Berlin-Treptow 2006<br />

them going. The English choreographer<br />

has previously fetched<br />

HipHop. Roystom Maldoom<br />

bringt sie in Bewegung. Der englische Choreograph hat in Äthiopien children from the Ethiopian desert to dance.<br />

schon Kinder aus der Wüste zum Tanz geholt.<br />

The Berlin Philharmonic has left the ivory tower of elite art. Simon<br />

Die Berliner Philharmoniker haben den Elfenbeinturm elitärer wanted it that way, and they want it too. A new era is dawning. Enterprise<br />

future. They win over fourth, fifth and tenth graders, get tru-<br />

Kunst verlassen. Simon Rattle wollte es so, und sie wollen es auch.<br />

Aufbruchstimmung. Unternehmen Zukunft. Sie gewinnen vierte, ants and teenagers who don’t give a damn to become involved. They<br />

90 | | 91<br />

Vacious, V i LiVeLy<br />

mit wärme | with warmth<br />

230 | | 231<br />

| <br />

Berliner PHilHArMoniKer – CORPORATE BOOK Art Direktion, Gestaltung, Herausgeber<br />

Art direction, layout, production<br />

Intrada<br />

affettuoso<br />

sInnlIch, mIt vIel Gefühl | sensually, wIth Great feelInG<br />

appassionato<br />

Ein Sekundenphänomen – Ewig<br />

A phenomenon within seconds–eternal<br />

vivace<br />

Finale<br />

con calore<br />

anlÄssliCh des 125-jährigen Jubiläums<br />

der Philharmoniker feiert dieser opulente<br />

Bild- und Textband eines der berühmtesten<br />

Orchester der Welt. Dieter Blum hat die<br />

Philharmoniker begleitet und gewann ungewöhnliche<br />

fotografische Einblicke in das<br />

Zusammenwirken dieses einmaligen Klangkörpers.<br />

Als Autoren konnten Richard von<br />

Weizsäcker, Wolfgang Schäuble und andere<br />

Persönlichkeiten gewonnen werden, Herausgeber<br />

sind Wolfgang <strong>Behnken</strong> und Jürgen<br />

Dormann. Die Produktion des Buches wurde<br />

von der Aventis-Foundation unterstützt.<br />

Fotos aus dem Buch wurden 2007<br />

in Berlin gezeigt (mehr dazu auf Seite 108).<br />

on the oCCasion of their 125th anniversary,<br />

this opulent volume celebrates the Berlin<br />

Philharmonic Orchestra with texts and rich<br />

photos. Dieter Blum joined the Philharmonic<br />

Orchestra and shares here his unusual<br />

insights into the cooperative effort of this<br />

unique sound body. Among the illustrious<br />

authors are former president Richard von<br />

Weizsäcker and Wolfgang Schäuble; editors<br />

are Wolfgang <strong>Behnken</strong> and Jürgen Dormann.<br />

The book was published with the support<br />

of the Aventis-Foundation. Photos from the<br />

book were exhibited in Berlin (see page 108).<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 92 | 93


sicHere enerGie iM 21. JAHrHUndert – CORPORATE BOOK Art Direktion, Gestaltung<br />

Art direction, layout<br />

„Ein Wegweiser in die Zukunft und<br />

ein umfassender Almanach.“<br />

Süddeutsche Zeitung<br />

„Informativ und anschaulich. Ein<br />

hervorragendes Nachschlagewerk.“<br />

Bild der Wissenschaft<br />

“A guide post for the future and<br />

an all-encompassing almanac.”<br />

Süddeutsche Zeitung<br />

“Informative and graphic. An<br />

extraordinary reference volume.”<br />

Bild der Wissenschaft<br />

Die enerGie-BiBel FÜr JeDermann.<br />

Verständ lich geschrieben, mit aufwendigen<br />

Info grafiken. Sachkundige Journalisten<br />

und prominente Wissenschaftler<br />

lie fern Fakten, Einsichten und Standpunkte<br />

und beantworten drängende<br />

Fragen wie zum Beispiel: Wie sichern wir<br />

den Energie nachschub? Wie begegnen<br />

wir der Ressourcen-Knappheit? Was<br />

kommt nach dem Ölzeitalter?<br />

Herausgeber ist Jürgen Petermann,<br />

ehemals Leiter des Ressorts Wissenschaft<br />

und Technik beim SPIEGEL.<br />

Das Buch entstand mit Unterstützung<br />

des Energie versorgers RWE.<br />

Es wurde mit dem BCP Award 2008<br />

ausgezeichnet.<br />

the enerGY-BiBle For eVerYone.<br />

Written in an accessible style,<br />

illustrated with detailed infographics.<br />

Competent<br />

journalists and well known<br />

scientists offer facts, insights,<br />

and viewpoints and answer such pressing<br />

questions as: How do we ensure the energy<br />

supply? What can we do about the shrinking<br />

of resources? What comes after oil?<br />

The editor is Jürgen Petermann, former<br />

chief of the editorial departments economics<br />

and technology with DER SPIEGEL.<br />

The book was published with the support<br />

of the energy supplier RWE.<br />

It garnered the BCP Award 2008.<br />

Auftraggeber:<br />

Manfred Bissinger,<br />

Dr. Andreas Siefke,<br />

Hoffmann und Campe Verlag, 2006<br />

Client:<br />

Manfred Bissinger,<br />

Dr. Andreas Siefke,<br />

Hoffmann und Campe Verlag, 2006<br />

Der Titel der 2. Auflage<br />

The title of the second edition.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 94 | 95


New York bei Nacht: Energie im Überfluss<br />

bestimmt das Leben in den Industriestaaten<br />

Blackout in new York am 14. august 2003: Stromausfälle dieses Ausmaßes schienen nur in Entwicklungsländern möglich<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Klima<br />

„Save Our Planet“. Der Indonesier, der im Dezember 2007 vor<br />

dem US-Konsulat auf Bali demonstrierte, hatte sich die Parole<br />

mit roten Lettern quer über sein weiß geschminktes Gesicht geschrieben.<br />

Sein Appell galt den Unterhändlern aus 186 Staaten,<br />

die im vollklimatisierten Kongresszentrum des balinesischen<br />

Badeortes Nusa Dua zwei Wochen lang um Kommuniqués und<br />

Kompromisse rangen.<br />

10000 Delegierte, darunter 120 Umweltminister und ein<br />

halbes Dutzend Regierungschefs, waren zum Weltklimagipfel<br />

auf die tropenheiße Insel angereist. „Wir sind hier, weil wir die<br />

Hoffnungen von sechs Milliarden Menschen erfüllen müssen,<br />

die auf unserem Planeten leben“, beschwor Indonesiens Staatspräsident<br />

Susilo Bambang Yudhoyono die Konferenzteilnehmer.<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Konzepte<br />

„Die Zeit des Zögerns ist vorbei“, bekräftigte UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki-Moon, „die Zeit zum Handeln ist gekommen.“<br />

Während sich Wohlstandsbürger in Europa und den USA mit<br />

Myriaden von Glühlampenketten und Lichterschläuchen auf<br />

den Weihnachtskonsum einstimmten, ging es in Bali hart auf<br />

hart: Arm gegen Reich, Entwicklungs- und Schwellenländer gegen<br />

Industrienationen – in sechs offiziellen Verhandlungsforen,<br />

36 Kontaktgruppen und einer Vielzahl exklusiver Gesprächszirkel<br />

schacherten Regierungsvertreter und Lobbyisten, Umweltschützer<br />

und Wirtschaftsbosse um Schmutzfrachten in der<br />

Atmosphäre und um die ökologische Zukunft dieser Erde.<br />

Berichte von der Großveranstaltung im fernen Bali lasen sich<br />

wie Sportreportagen: Die Schlussphase wurde „zur Achterbahn<br />

13<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Inhalt<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Konzepte<br />

Von den Anfängen durchs Mittelalter bis<br />

weit in die Neuzeit war Energie ein<br />

knappes Gut. Erst mit Dampfmaschine<br />

und Elektrizität, gespeist durch fossile<br />

Kerzen – 3000<br />

Energieträger, gelang sprunghafter<br />

technischer Fortschritt auf allen Gebieten.<br />

Die Kunst des Feuermachens – Energiesicherheit als Überlebensfrage<br />

JüRGEN PETERMANN _ 13<br />

Chronik des Mangels – die Entwicklung der Energienutzung<br />

KLAUS FRANKE _ 25<br />

Standpunkt: Bewegung im Energiestreit – reicht die Zeit?<br />

GERD ROSENKRANZ _ 37<br />

Streitgespräch: „Energiewende – was bedeutet das?“<br />

GERD ROSENKRANZ / CARL CHRISTIAN vON wEIZSäCKER _ 51<br />

Kostbarer Rohstoff Energie – wie weit reichen die Ressourcen?<br />

PETER BöLKE _ 63<br />

Der Energiehunger wächst – China erschüttert die Märkte<br />

FRANK SIEREN _ 75<br />

Standpunkt: Energie-Armut in der Dritten Welt – Auswege aus der Misere?<br />

KLAUS TöPFER _ 87<br />

Weltklima auf der Kippe – Herausforderung für die Energiepolitik<br />

KLAUS FRANKE _ 95<br />

Standpunkt: Ein „Global Deal“ für den Klimaschutz<br />

OTTMAR EDENHOFER _ 113<br />

Standpunkt: Was kommt nach Kyoto?<br />

HERMANN OTT _ 121<br />

Perspektiven der Kohle – „saubere“ Kraftwerke<br />

CHRISTOPH PECK _ 131<br />

Erdgas – Brennstoff der Zukunft oder Option des Übergangs?<br />

wOLFGANG KADEN _ 141<br />

Standpunkt: Die Welt kommt an der Kohle nicht vorbei<br />

FRANK UMBACH _ 151<br />

Kernkraft gegen Klimaschäden? _ MANFRED KRIENER _ 159<br />

Wohin mit dem Atommüll? _ MATTHIAS URBACH _ 171<br />

Kernfusion – die ewige Verheißung<br />

ROLF S. MüLLER _ 179<br />

Standpunkt: Braucht die Welt Atomkraft?<br />

FRITZ vAHRENHOLT _ 187<br />

Zwischen der frühzeitlichen Gemeinschaft von Jägern und Sammlern und der<br />

modernen Industriegesellschaft hat sich der durchschnittliche Energieverbrauch<br />

pro Kopf und Jahr nahezu verzwanzigfacht.<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Klimawandel<br />

Jahrzehnten begonnen hat, dass er Menschenwerk ist, mittlerweile<br />

rasch fortschreitet und in absehbarer Zukunft nicht zu<br />

stoppen sein wird. Selbst bei einer drastischen Verminderung<br />

der CO -Emissionen wird, laut IPCC-Report, die globale Durchschnittstemperatur<br />

bis zum Jahr 2100 um weitere ein bis drei<br />

Grad, im schlimmsten Fall um 2,4 bis 6,4 Grad Celsius steigen;<br />

damit verbunden wäre ein Anstieg des Meeresspiegels um 26<br />

bis 59 Zentimeter.<br />

Noch zeichNet sich erst in Umrissen ab, was die<br />

Messergebnisse und Hochrechnungen der Experten für die<br />

Lebenswirklichkeit im künftigen Treibhausklima bedeuten.<br />

Fest steht immerhin, dass ein Meeresspiegelanstieg von 25<br />

1 JÄGER UND<br />

SAMMLER<br />

Biomasse aus natürlichen<br />

Ökosystemen<br />

Pferde<br />

und Wagen<br />

(Ägypten)<br />

keltische<br />

Prunkwagen mit<br />

Speichenrädern<br />

Heißluftballon<br />

(Montgolfier)<br />

Pferde-<br />

bahnen in<br />

England<br />

Bau der<br />

Pyramiden<br />

Wasserräder zur<br />

Feldbewässerung<br />

(Babylonien)<br />

– 2800<br />

– 1700<br />

Hebelprinzip<br />

und Flaschenzug<br />

(Archimedes) – 260<br />

Getreidemühle<br />

mit Wasserrad- – 90<br />

antrieb<br />

(Kleinasien)<br />

1430<br />

Wassermühle<br />

1712<br />

mit senkrechter<br />

Achse<br />

Dampfmaschine<br />

von<br />

Newcomen<br />

Zentimetern Gefahren für Abermillionen Menschen mit sich<br />

bringt: Rund 50 Prozent der Erdbevölkerung, derzeit etwa drei<br />

Milliarden Menschen, siedeln an Meeresküsten, Seeufern oder<br />

Flussmündungen; sie sind demnächst zunehmend von Überschwemmungen<br />

bedroht. Wo die Ozeane vordringen, sickert<br />

Salz ins Grundwasser, Trinkwasserknappheit wird die Folge<br />

sein. Sie wird sich in vielen Weltregionen durch die verbreitete<br />

Eisschmelze verschärfen. Im Himalaya, wo in den letzten drei<br />

Jahrzehnten die Temperaturen viermal schneller steigen als im<br />

globalen Durchschnitt, schwinden die Gletscher besonders rapide.<br />

Ihre Wasservorräte speisen bislang Asiens Fruchtbarkeit<br />

spendende Ströme wie Jangtse, Mekong, Ganges, Indus und<br />

Brahmaputra, deren Wasserstände stetig sinken – ihr Versiegen<br />

1798<br />

Über-<br />

gang<br />

von<br />

Walze<br />

zu Rad<br />

Otto-Motor<br />

Dampf-<br />

U-Boot lokomotive<br />

(Fulton)<br />

(Stephenson)<br />

erster<br />

Industrieroboter<br />

auf<br />

dem Markt<br />

ziviler Atomreaktor<br />

1962<br />

(Sowjetunion)<br />

1954<br />

1778<br />

Drehbank<br />

Super-<br />

tanker<br />

Überschall-<br />

flugzeug<br />

1814<br />

1904<br />

Düsentriebwerk<br />

(Whittle)<br />

Automobil<br />

(Benz)<br />

Fotozelle<br />

1839<br />

Brennstoffzelle<br />

1831<br />

<strong>Prinz</strong>ip des<br />

Elektromotors<br />

2 AGRARGESELLSCHAFTEN<br />

Biomasse, Konversion über Nutztiere<br />

BIOMASSE<br />

Aufbruch zur Energiewende _ CLAUS PETER SIMON _ 197<br />

Sonne – Kraft im Überfluss _ CLAUS PETER SIMON _ 203<br />

Die Zukunft der Windkraft _ BERNwARD JANZING _ 213<br />

Boom der Bioenergie _ CLAUS PETER SIMON _ 225<br />

Erdwärme: die vergessene Reserve _ BERNwARD JANZING _ 231<br />

Strom aus der Kraft des Wassers _ BERNwARD JANZING _ 237<br />

Die neue „Leitbranche“ _ OLAF PREUSS _ 245<br />

Standpunkt: Vom Traum zur Realität _ HANS-JOACHIM ZIESING _ 253<br />

Netze für Europas Energieverbund<br />

FELIx CHRISTIAN MATTHES _ 265<br />

Wasserstoffwirtschaft: Lösung oder Illusion?<br />

TORSTEN MEISE _ 273<br />

Das Auto der Zukunft _ BERNHARD SCHMIDT _ 279<br />

Kraftwerke im Keller_ BERNwARD JANZING _ 291<br />

Feldzug gegen die Verschwendung<br />

MATTHIAS URBACH _ 299<br />

Vervierfachung der Energieproduktivität ist möglich<br />

ERNST ULRICH vON wEIZSäCKER _ 308<br />

Standpunkt: Energie besser nutzen – das unentdeckte Potenzial<br />

EBERHARD JOCHEM _ 311<br />

Öl aus dem Pulverfass – Risiken für Europa<br />

SABINE ROSENBLADT _ 321<br />

Standpunkt: Russland – ein sicherer Partner? _ A LExANDER RAHR _ 333<br />

Terrorismus: die unwägbare Gefahr _ EGMONT R. KOCH _ 341<br />

Großbritannien – ein Vorbild? _ GERD ZITZELSBERGER _ 351<br />

Standpunkt: Energiesicherheit für Europa _ FRANK UMBACH _ 359<br />

Geo-Green – Amerikas neue politische Farbe _ SABINE ROSENBLADT _ 373<br />

Standpunkt: Deutschland als Schrittmacher der Energiewende?<br />

ADAM S. POSEN _ 381<br />

Standpunkt: Effizienz und Erneuerbare – die siamesischen Zwillinge der Energie<br />

PETER HENNICKE _ 391<br />

Standpunkt: Auf dem Weg zum Energiemix der Zukunft _ CLAUDE MANDIL _ 407<br />

CaRl ChRIsTIaN voN WEIZsäCKER<br />

Sprechrohrleitungen<br />

in römischen<br />

Palästen<br />

optischer Telegraf<br />

mit Feuerzeichen von<br />

Berg zu Berg<br />

(Griechenland)<br />

Reiterstaffeln<br />

Caesars zur Übermittlung<br />

von Siegesmeldungen<br />

– 430<br />

– 47<br />

0<br />

1837<br />

Morse-Telegraf<br />

1858<br />

erstes<br />

atlantisches<br />

Seekabel<br />

1876<br />

Telefon<br />

(Bell)<br />

erstes<br />

kommerzielles<br />

Mobiltelefon<br />

erste<br />

1983<br />

Computer-Maus<br />

auf dem Markt<br />

1982<br />

1931<br />

TV mit<br />

Kathodenstrahlröhre<br />

3<br />

INDUSTRIEGESELLSCHAFT<br />

Zu mehr als zwei Dritteln fossile Energieträger<br />

BIOMASSE,<br />

FOSSILENERGIE,<br />

KERNENERGIE<br />

ETC.<br />

1 Gigajoule = 1 Milliarde Joule = 278 KWh<br />

Mandron-adamello-Gletscher in trentino (italien) 1988: Für die Forscher ist „Ötzi“ ein Unglücksbote ... ... der von der Erderwärmung kündet: abgeschmolzener Mandron-adamello-Gletscher 2003<br />

1971<br />

1935<br />

Radar<br />

Mikroprozessor<br />

Zuse 3<br />

1941 (erster<br />

Computer)<br />

98 99<br />

GIGAJOULE<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Klimawandel<br />

käme für Millionen Menschen einer verheerenden Naturkatastrophe<br />

gleich.<br />

kamen zum Erliegen, die mykenischen Paläste versanken, die<br />

zum Untergang mehrerer großer Kulturen: „Warentransporte<br />

Katastrophal muten die allermeisten Prognosen der Fachleute Hethiter gaben ihre Hauptstadt auf, Hafenstädte in der Levante<br />

an; Gründe zur Zuversicht bieten sie kaum. Schon ein Blick gingen zugrunde, in Troja ging die bedeutendste Blütephase zu<br />

in die Vergangenheit, glauben die Gelehrten, stimme eher Ende, und aus Ägypten wird über Völkerwanderungen berichtet,<br />

ausgelöst durch Hunger und Missernten.“<br />

pessimistisch – richtig ist: Auch früher, lange vor der Industrialisierung,<br />

gab es den Chroniken zufolge immer wieder Klimaschwankungen,<br />

die der Menschheit überwiegend schwer Bereits 2000 Jahre vorher hatte sich die früher mit üppiger<br />

Vegetation gesegnete Sahara-Region in eine öde, gottver-<br />

zusetzten. „Seit dem Beginn der Landwirtschaft vor etwa<br />

7000 Jahren“, so berichtet etwa der Paläoklimatologe Augusto lassene Wüste verwandelt; Ursache war ein Klimasturz, der die<br />

Mangini über den Mittelmeerraum, „folgten nach Blütephasen Monsunzirkulation aus der Bahn warf. Ein ähnliches Schicksal<br />

immer wieder lange Trockenperioden mit Armut und Auswanderung.“<br />

Vor 3300 Jahren kam es dort durch Klimaänderungen Jahrhunderte währte, die Maya-Kultur für immer<br />

ereilte um 900 n. Chr. Mittelamerika, wo eine Dürre, die zwei<br />

auslöschte.<br />

Erdgas-Förderplattform „Sleipner“ vor Norwegen: Unterseeischer Stauraum für die Klimagase aller Kraftwerke Europas<br />

Glasschmelze (zum Einschließen radioaktiver abfälle): Bis die Strahlung abgeklungen ist, vergeht eine Viertelmillion Jahre<br />

brennende Ölfelder in Kuweit 1991: „Das Ziel, das Öl weiter fließen zu lassen, rechtfertigt militärische Gewalt“<br />

Sonneneruption: Vor viereinhalb Milliarden Jahren entzündete sich das nukleare Feuer als kolossaler Ausbruch elementarer Energien<br />

Was für eine gewaltige Anlage! Mehr als 200 Meter ragt die<br />

Gasförderplattform „Sleipner“ aus den Wellen der Nordsee empor:<br />

ein Verbund von Bohrtürmen, Plattformen, Röhren, Verbindungsstegen,<br />

im Zentrum ein ausgewachsenes Hochhaus<br />

mit Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, und überall ein<br />

Gewirr von Röhren, Pumpen, Ventilen und Stangen. Die Bohrinsel,<br />

im Jahr 2000 rund 250 Kilometer vor der norwegischen<br />

Küste erbaut, eröffnete ein neues Kapitel in der Geschichte der<br />

Energiegewinnung.<br />

Denn „Sleipner“ ist nicht nur eine normale Offshore-Plattform,<br />

die täglich Erdgas aus einer Tiefe von 3000 Metern unter dem<br />

Meeresspiegel fördert, sondern auch Modell und Hoffnungsträger<br />

für die Lösung eines der größten Umweltprobleme im<br />

Zu Beginn des zivilen Atomzeitalters war den strahlenden<br />

Rückständen nur wenig Bedeutung beigemessen worden. In<br />

seiner Rede „Atoms for Peace“ hatte US-Präsident Dwight D.<br />

Eisenhower im Herbst 1953 vor der UN-Vollversammlung<br />

verkündet, es gelte „die größte jemals von Menschenhand<br />

entwickelte Zerstörungskraft zum Segen der gesamten<br />

Menschheit“ einzusetzen. Der Präsident bot an, die Vereinigten<br />

Staaten würden allen nuklearen Habenichtsen spaltbares<br />

Material einschließlich der zugehörigen Technologie liefern,<br />

wenn sich die Empfänger nur verpflichteten, auf Atomwaffen<br />

zu verzichten. Den übrigbleibenden Müll würden die Vereinigten<br />

Staaten dann, wie eine Brauerei das Leergut, einfach<br />

zurücknehmen.<br />

Es war ein kühl koordinierter, strategischer Angriff von Al<br />

Qaida. Und er traf die Supermacht ins Herz. Am 19. Januar<br />

legten mehrere große Bomben die Gasfabrik im saudi-arabischen<br />

Haradh lahm.<br />

Ein zweiter großer Anschlag im Hafen von Ras Tanura, dem<br />

größten Ölverladehafen der Welt, scheiterte zwar. Doch am<br />

anderen Ende der Welt, in Valdez/Alaska, flogen zur selben<br />

Stunde zwei Tanker und mehrere riesige Öllagertanks in die<br />

Luft: Alles lag still, die Transalaska-Pipeline transportierte keinen<br />

Tropfen Öl mehr nach Süden und wurde geschlossen.<br />

An den Börsen lief der Ölpreis Amok: 87, 98, 102 Dollar ...<br />

Am Ende dieses schrecklichen Tages blieb er bei 120 Dollar<br />

pro Barrel stehen. Ökonomen warnten, dass dieser Schock<br />

Ohne die Sonne wäre die Erde „wüst und leer“. Das ahnten<br />

die Autoren, die im ersten Buch Mose den Schöpfungsakt beschrieben,<br />

und das wussten intuitiv fast alle archaischen Gesellschaften,<br />

weshalb sie – in Ehrfurcht und Dankbarkeit – das<br />

Zentralgestirn als Gottheit verehrten.<br />

Die Sonne ist die Quelle allen Lebens auf der Erde. Ihr Energiestrom<br />

ist – nach menschlichem Maßstab – unerschöpflich.<br />

Sie entstand vor fünf Milliarden Jahren, 400 Millionen Jahre<br />

später entzündete sich ihr nukleares Feuer als kolossale Eruption<br />

elementarer Energien. Aus Staub und Asche bildeten sich<br />

die Planeten des Sonnensystems. Aber nur die Erde umkreist<br />

das Zentralgestirn in einem so günstigen Abstand, dass dessen<br />

Strahlung die Evolution des Lebens möglich werden ließ.<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Kohle<br />

21. Jahrhundert: für die problemlose Beseitigung des Treibhausgases<br />

Kohlendioxid (CO ). Nicht nur durch Verbrennen<br />

fossiler Energieträger in Motoren, Kraftwerken und Haushalten<br />

wird das Gas freigesetzt und sorgt so für die Aufheizung des<br />

Klimas, auch bei der Förderung von Erdgas fallen bis zu neun<br />

Prozent CO an. Da man es nicht gebrauchen kann, lässt man<br />

es normalerweise in die Luft entweichen.<br />

Genau das wollte der norwegische Staat mit einer Strafsteuer<br />

unterbinden, weswegen „Sleipner“-Betreiber Statoil über eine<br />

unschädliche Beseitigungsmethode nachdachte. So entstand<br />

auf der Plattform eine 12 000 Tonnen schwere, kirchturmhohe<br />

Anlage, die das CO vom Erdgas trennt, es anschließend unter<br />

Druck verflüssigt und dann über eine Pipeline in die „Utsira“-<br />

131<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Atommüll<br />

Allzu optimistisch urteilten selbst renommierte Physiker in<br />

den Nachkriegsjahren über die Problematik des Atommülls.<br />

Es genüge, befand 1955 der Nobelpreisträger Werner Heisenberg,<br />

„den Atommüll … in einer Tiefe von drei Metern<br />

zu vergraben, um ihn vollkommen unschädlich zu machen“.<br />

Noch 14 Jahre später glaubte sein Kollege Carl Friedrich von<br />

Weizsäcker fest daran, dass der „gesamte Atommüll, der in<br />

der Bundesrepublik im Jahr 2000 vorhanden sein“ werde, in<br />

einen Kasten passe, „der einem Kubus von 20 Meter Seitenlänge“<br />

entspreche, sich „gut versiegeln“ lasse und „in einem<br />

Bergwerk versteckt“ werden könne.<br />

Die Pioniere der Kernphysik irrten sich gründlich. Gut sechs<br />

Jahrzehnte nachdem der erste zivile Kernreaktor der Welt (in<br />

171<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Geopolitik<br />

die US-Wirtschaft in eine schwere Rezession stürzen und<br />

mindestens zwei Millionen Jobs kosten würde. Jeder amerikanische<br />

Haushalt, rechneten Analysten sofort aus, müsse<br />

nun doppelt so viel wie bisher für Benzin, Diesel, Heizöl<br />

ausgeben – im Durchschnitt 5214 Dollar pro Jahr. Alles, alles<br />

würde nun teurer. Die Weltwirtschaft erzitterte in ihren<br />

Grundfesten.<br />

Im War Room des Weißen Hauses versammelte sich das Kabinett<br />

zur Krisensitzung. Mehrere Szenarien wurden durchgespielt.<br />

Rasch war klar: Die „strategische Ölreserve“, von<br />

den Vereinigten Staaten nach der großen Ölkrise in den 70er<br />

Jahren angelegt, wäre mit ihren 700 Millionen Barrel nur<br />

ein Notvorrat, der – bei rund 20 Millionen Barrel täglichem<br />

321<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Erneuerbare<br />

Erst für einen Augenblick der Erdgeschichte ist der Homo sapiens<br />

auf der Welt. Als einziges Lebewesen nahm er spürbaren<br />

Einfluss auf die natürlichen Energiekreisläufe und den Stoffhaushalt<br />

der Erde, für viele Jahrtausende nur lokal, dann regional,<br />

neuerdings global.<br />

Zunächst entdeckten die Menschen das Feuer. Holz diente<br />

ihnen als Brennmaterial, ein Rohstoff, der unter dem steten<br />

Energiestrom der Sonne nachwächst. So begann das erste Solarzeitalter.<br />

Mit dem Eintritt in die industrielle Revolution, mit<br />

der Erfindung von Dampfmaschine und Eisenbahn explodierte<br />

der Energiebedarf. Der Mensch brauchte und entdeckte die fossilen<br />

Brennstoffe, erst die Kohle, später Öl und Erdgas. Was er<br />

fand, war gespeicherte Sonnenenergie in Form von ungeheuren<br />

197<br />

GESPEICHERTES<br />

CO<br />

in den OZEANEN:<br />

39 000 Gt<br />

im BODEN:<br />

1500 bis 2000 Gt<br />

in der ATMOSPHÄRE:<br />

730 Gt<br />

(Zunahme pro Jahr 3,2 Gt)<br />

in der VEGETATION:<br />

460 bis 650 Gt<br />

Periode der Eiszeiten<br />

(vor 125 000 Jahren)<br />

Meere, Böden und Wälder sind riesige natürliche Senken für CO .<br />

Durch Aufforsten und gezieltes Grünflächenmanagement ließen sich<br />

bis zu 100 Gigatonnen Kohlenstoff zusätzlich in den terrestrischen<br />

Ökosystemen einlagern. Auch die Speicherfähigkeit der Meere<br />

kann noch stärker genutzt werden.<br />

z. B. über einzellige Algen:<br />

90 Gt/Jahr<br />

letzte Eiszeit<br />

(vor 20 000 Jahren)<br />

Die Ursachen für die starken<br />

Schwankungen des CO -Gehalts in der Atmosphäre<br />

während der Eiszeiten sind noch ungeklärt.<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Biomasse<br />

NATÜRLICHE CO -SPEICHER<br />

z.B. durch Fotosynthese:<br />

160 Gt/Jahr<br />

Kohlenstoff<br />

MENSCHLICHEN EINFLUSS<br />

z.B. Verbrennung fossiler Energieträger,<br />

Rodung, Landnutzungsänderung:<br />

11,5 Gt/Jahr<br />

CO -ABTRENNUNG<br />

Weltweit suchen Wissenschaftler<br />

nach geeigneten Verfahren, das<br />

Kohlendioxid, wo es in großen Mengen<br />

anfällt, abzuscheiden und so<br />

aufzubereiten, dass es klimaneutral<br />

entsorgt werden kann.<br />

1<br />

Kohleflöz<br />

2<br />

Öl-/Erdgasreservoir<br />

Saline Aquifere<br />

rund um die Uhr zur Verfügung. Biologische<br />

wirten“ mutierten, dann erhalte einerseits<br />

Energieressourcen sind zwar – ähnlich<br />

die zukunftsträchtige Bioenergie die gehörige<br />

„fachmännische Unterstützung“,<br />

wie fossile Energien – erschöpfbar, aber<br />

nur wenn man sie exzessiv nutzt,<br />

und zugleich würden „die Einkommensperspektiven<br />

im ländlichen<br />

wenn also die Abbaurate höher ist<br />

als die Menge der nachwachsenden<br />

Raum stabilisiert“. Vor allem<br />

Rohstoffe.<br />

am Wärmemarkt hätten<br />

Drei Tonnen pflanzlicher Trockenmasse<br />

entsprechen energetisch etwa einer<br />

die Bio-Rohstoffe<br />

Tonne Erdöl. Rein rechnerisch könnten<br />

demnach zwei Millionen Quadratkilometer<br />

nachhaltig bewirtschafteter Waldfläche den jetzigen<br />

Jahreserdölbedarf der Erdbewohner decken.<br />

Zur Biomasse zählen neben Holz auch Rückstände aller Art<br />

aus Gemüse- und Zierpflanzenanbau, von Wiesen und Weiden,<br />

Abfälle aus der Landschaftspflege, Stroh und speziell angebaute „günstige<br />

Energiepflanzen wie Raps oder Zuckerrohr. Ob Schilf oder Perspektiven“.<br />

Pflanzenöl, Sägerestholz oder Baumrinde, Gülle, Kuh- oder Zur Wärmeerzeugung<br />

Hühnermist: kein organisches Material, das nicht von den Biokraftwerkern<br />

auf seinen Energiegehalt geprüft worden wäre. tragen sie schon jetzt zu über<br />

aus erneuerbaren Energien<br />

Wenn allerdings von „Biomasse-Nutzung“ in der Dritten Welt 90 Prozent bei. Insbesondere sogenannte<br />

Pellets-Anlagen, die Biostoffe in<br />

die Rede ist, heißt das meist nichts anderes als „Kochen mit<br />

Holz“. Dabei wird der Energiegehalt des Holzes nicht effektiv handlicher Form verwerten, erfreuen sich<br />

genutzt, und es entstehen viele gesundheitsgefährdende Stoffe. wachsender Beliebtheit, Haus- oder Hofbesitzer<br />

Wie die Weltgesundheitsorganisation errechnet hat, sterben machen sich damit unabhängig von Öl und Gas. Auch<br />

jährlich 1,6 Millionen Menschen an Emissionen aus der Verbrennung<br />

von Biomasse und Kohle in Innenräumen.<br />

Stadtwerker in Jühnde – zeigen sich an Biomasse-Heizwerken,<br />

gewerbliche und kommunale Wärmeversorger – wie die<br />

die mit Nahwärmesystemen gekoppelt sind, zunehmend interessiert.<br />

In DeutschlanD spIelt inzwischen die Erzeugung<br />

von Biogas eine wichtige Rolle: Hierzulande wurden im Jahr Ein besonderer Vorteil der Biomasse gegenüber Sonnen- und<br />

2006 etwa 3500 Biogasanlagen (1999 waren es noch 850) mit Windkraft besteht darin, das sich auch Treibstoffe aus ihr<br />

einer Leistung von rund 1100 Megawatt betrieben, die etwa herstellen lassen. Auch diese werden durch staatliche Subventionen<br />

gefördert. „Kraftstoffe aus Biomasse“, notierten die<br />

fünf Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugten. Bis 2020<br />

könnte die Leistung bis auf 9500 Megawatt ausgebaut werden, Ökonomen der Deutschen Bank nicht ohne Poesie, „wachsen<br />

was dann mit etwa 17 Prozent zur gesamten Stromerzeugung aus der Nische.“<br />

beitragen könnte. Die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) lagen für das Jahr 2006 in einer Bandbreite nal ist auch das Sortiment der biogenen Treibstoffe: Es umfasst<br />

So vielfältig wie das zu seiner Herstellung verwendete Bio-Arse-<br />

zwischen 8,72 Cent und 15,75 Cent pro ins Netz eingespeister Biodiesel, Bioethanol, Biogas, Biomethanol, Pflanzenöl und<br />

Kilowattstunde. Nach einer aktuellen Studie von EWI/Prognos synthetische Biokraftstoffe.<br />

werden mittelfristig die Stromgestehungskosten in Biogasanlagen<br />

(im Ein-Megawatt-Leistungsbereich) zwischen 7,5 und 12 wird inzwischen in Deutschland an rund 1900 Zapfsäulen (bei<br />

Der aus großflächig angebautem Raps gewonnene Biodiesel<br />

Cent je Kilowattstunde liegen.<br />

insgesamt rund 15000 Tankstellen im Bundesgebiet) angeboten.<br />

Seit 2004 dürfen die Mineralölgesellschaften dem traditio-<br />

Schon im Sommer 2005 berichtete die Forschungsabteilung<br />

der Deutschen Bank in einer Untersuchung von einem „stürmischen<br />

Wachstum der Biomasse“. Dadurch könnten gleich diesen zweiten Vertriebsweg, stieg der Absatz von Biodiesel in<br />

nellen Diesel 5 Prozent Biodiesel beimischen. Begünstigt durch<br />

„zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden“: Wenn Deutschland 2007 auf rund 2,8 Millionen Tonnen an. Gegenüber<br />

traditionellen Treibstoffen sind Biokraftstoffe bei weitem<br />

etablierte Land- und Forstwirte künftig zu modernen „Energie-<br />

226<br />

3<br />

ANTEILE AM CO -AUSSTOSS<br />

ÖL<br />

SONSTIGE<br />

ERNEUERBARE 2<br />

26<br />

KOHLE<br />

4<br />

3<br />

CO -LAGERUNG<br />

WASSERKRAFT<br />

7<br />

KERNKRAFT<br />

23<br />

GAS<br />

Das vor oder nach dem Verbrennungsprozess<br />

abgetrennte CO wird in flüssiger Form oder als<br />

T rockeneis abtransportiert und im Meer oder<br />

in unterirdischen Hohlräumen endgelagert,<br />

um es für möglichst lange Zeit der<br />

Atmosphäre zu entziehen.<br />

Sonnenstrahlung<br />

Tierdung<br />

BIOMASSE<br />

Landwirtschaft<br />

5<br />

FOTO-<br />

SYNTHESE<br />

CO<br />

O<br />

Holz<br />

Regen<br />

H O<br />

6<br />

Der CO -Gehalt der Atmosphäre hat sich seit Beginn der<br />

Industrialisierung um rund ein Drittel erhöht. Bei weiter wie bisher<br />

wachsendem Energieverbrauch ergäbe sich bis 2030 gegenüber 1990<br />

eine weitere Zunahme um mehr als 80 Prozent. Ein durchschnittlicher<br />

V e rdunstung<br />

1 AUFGELASSENE BERGWERKE<br />

Stillgelegte Kohleflöze oder Erzbergwerke.<br />

Ob sie dicht bleiben,<br />

wird derzeit erprobt.<br />

2 ÖL- ODER ERDGASSPEICHER<br />

Wird CO in noch gefüllte Erdöl-Reservoire<br />

gepumpt, erhöht sich die Fördermenge.<br />

3 GEOLOGISCHE FORMATIONEN<br />

Nach oben dichte, tiefe, wasserführende<br />

Schichten z. B. aus Sandstein oder in<br />

Salzstöcken (saline Aquifere).<br />

4 VERKLAPPUNG IM MEER<br />

Unterhalb von 950 Meter löst sich gasförmiges<br />

oder verflüssigtes CO im W a sser<br />

wie „Kohlensäure“ in der Seltersflasche.<br />

5 LAGERN AM MEERESBODEN<br />

In mehreren Tausend Meter Tiefe bleibt<br />

das verflüssigte Gas als CO -See am<br />

Meeresgrund liegen. Immer mehr Wissenschaftler<br />

halten die CO -Speicherung<br />

im Meer für zu riskant.<br />

6 OFFSHORE-PLATTFORM<br />

Das bei der Förderung von Erdöl<br />

und Erdgas mitgeförderte CO wird<br />

in tiefe Sandsteinschichten zurückverpresst<br />

(z. B. Sleipner-<br />

Plattform).<br />

Wärme<br />

Strom<br />

Kraftstoff<br />

HEIZ-<br />

KRAFTWERK<br />

KRAFT-<br />

STOFF-<br />

GEWINNUNG<br />

Asche<br />

Düngung<br />

Drei-Personen-Haushalt in Deutschland verursacht<br />

pro Jahr ca. 31,2 Tonnen CO .<br />

Beginn der Industrialisierung<br />

CO -EMISSION<br />

Gegenwart<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Biomasse<br />

noch nicht konkurrenzfähig. Die Produktionskosten von einem doch die Ölpreise sanken, und die Zuckermühlen lieferten wieder<br />

Zucker statt Ethanol. Inzwischen aber haben zwei Drittel<br />

Liter Biokraftstoff liegen je nach Verfahren und eingesetztem<br />

Ausgangsmaterial zwischen 45 und knapp über 60 Cent. Vergleichbare<br />

fossile Kraftstoffe sind zurzeit – zieht man die Steu-<br />

Flex-Fuel-Motor, nun können sie Ethanol und herkömmlichen<br />

aller in Brasilien neu zugelassenen Pkw einen sogenannten<br />

erlast ab – noch wesentlich günstiger.<br />

Treibstoff nach Belieben mischen. 25 000 Tankstellen im Lande<br />

Neben Biodiesel, der dank staatlicher Subventionen unterm bieten Ethanol an, rund 17,5 Milliarden Liter werden jährlich<br />

Strich an der Tankstelle deutlich weniger kostet als traditioneller<br />

Dieselkraftstoff, spielt Bioethanol im Spektrum der<br />

produziert, bis 2014 soll es die doppelte Menge sein.<br />

Biokraftstoffe eine immer wichtigere Rolle. Der auch als Kraftstoffzusatz<br />

(Additiv) verwendbare Bioalkohol wird aus zulich<br />

rund 10000 Liter Ethanol gewinnen. Brasilien möchte den<br />

BeI BIs zu fünf Ernten lassen sich auf einem Hektar jährcker-<br />

und stärkehaltigem Rohmaterial wie etwa Zuckerrüben, Treibstoff künftig auch in die EU exportieren. Doch Ökologen<br />

Weizen, Roggen und künftig auch Zellulose gewonnen. Brasilien<br />

zum Beispiel produziert in großem Umfang Ethanol aus der wasserintensivsten Kulturpflanzen, ihr Anbau hat oft eine<br />

sehen auch die Kehrseite der Expansion: Zuckerrohr ist eine<br />

Zuckerrohr. Schon Mitte der 1970er Jahre hatte das Erosion des Bodens zur Folge, eine Ausweitung des Anbaus<br />

Land auf den Bioalkohol gesetzt,<br />

würde mit neuen Flächenrodungen weitere Regenwaldgebiete<br />

bedrohen. Inzwischen<br />

werden Verfahren<br />

entwickelt, bei denen<br />

sich auch das<br />

Stroh und<br />

Die in der Biomasse gespeicherte<br />

Sonnenenergie<br />

wird für die Gewinnung<br />

von Strom, Wärme und<br />

Kraftstoff genutzt. Dabei<br />

wird nur so viel CO ausgestoßen,<br />

wie zuvor<br />

biochemisch (durch F o tosynthese)<br />

gebunden<br />

wurde. Pro Jahr entstehen<br />

auf der Erde 173 Milliarden<br />

T onnen Biomasse,<br />

ein Drittel davon im Meer.<br />

36 37<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Erneuerbare<br />

Lagerstätten, die sich unter gewaltigem Druck und hohen Temperaturen<br />

in Jahrmillionen aus der Biomasse von Pflanzen und<br />

Tieren gebildet hatten. Seit 200 Jahren bedient sich der Mensch<br />

dieses einmaligen Erbes und verschwendet es mit ständig steigenden<br />

Verbrauchsraten.<br />

Aber das Erbe ist endlich. Seine Nutznießer werden alles daransetzen<br />

müssen, es so weit wie möglich zu strecken. Unterdessen<br />

wächst die Sorge, das fossile Erbe könnte aufgezehrt oder<br />

mindestens dramatisch knapp werden, bevor neue Energiequellen<br />

in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen. Hinzu kommt<br />

der drohende Klimawandel, der dem ungezügelten Verbrauch<br />

fossiler Brennstoffe schon zu einem früheren Zeitpunkt Grenzen<br />

setzen muss. Beides zusammen bedeutet: Der Zeitpunkt<br />

der Wende rückt näher.<br />

Je dramatischer die fossilen Vorräte schrumpfen und je teurer<br />

die daraus gewonnenen Produkte werden, umso dringlicher<br />

müssen die Menschen den Übergang zu solaren<br />

Energien schaffen – sie müssen lernen, den größten<br />

Teil ihres Energiehaushalts mit dem zu bestreiten,<br />

was die Sonne liefert. Mit Biomasse, die im Rhythmus<br />

der Jahreszeiten ständig neu entsteht. Mit<br />

den Kräften des Wassers und des Windes. Und<br />

schließlich mit der direkten Strahlung, die der<br />

Fusionsreaktor Sonne über 150 Millionen Kilometer<br />

Entfernung in Richtung Erde schickt.<br />

Langfristig wird sich nur auf diese Weise der bereits<br />

heute einsetzende Klimawandel abmildern<br />

lassen.<br />

Sonnenenergie in all ihren Facetten wird<br />

noch für mehr als vier Milliarden Jahre zur Verfügung<br />

stehen. Ihr Angebot übersteigt den Bedarf der<br />

Menschheit bei weitem. Die Energiemenge, die die<br />

Sonne liefert, reicht theoretisch aus für mehrere tausend<br />

Erden, bevölkert von jeweils sechs Milliarden Menschen.<br />

Zwar erreicht ein Drittel der Sonnenstrahlung gar nicht erst<br />

die Erdoberfläche, sondern wird an den äußeren Schichten der<br />

Atmosphäre in den Weltraum zurückgespiegelt. Doch zwei<br />

Drittel durchdringen die gasförmige Schutzhülle. Auf jedem<br />

Quadratmeter Erdoberfläche kommen im Durchschnitt rund<br />

1000 Kilowattstunden jährlich an – eine Energiemenge, so groß<br />

wie der Energieinhalt von 100 Litern Öl.<br />

Der größte Teil der Sonnenstrahlung erwärmt die Ozeane. Gewaltige<br />

Wassermengen verdunsten, Hoch- und Tiefdruckgebiete entstehen<br />

und lösen sich wieder auf. Winde sorgen für den Ausgleich<br />

von Druckunterschieden in der Atmosphäre. Meeresströmungen<br />

und Flusssysteme werden von der großen Klimamaschine ange-<br />

198<br />

Die Energiemenge, die die Sonne liefert, übersteigt den<br />

Bedarf der Menschheit bei weitem. Auf jedem Quadratmeter<br />

Erdoberfläche kommen im Durchschnitt pro Jahr 1000<br />

Kilowattstunden an.<br />

ls Donella und Dennis Meadows um 1970 über die Zukunft der<br />

Menschheit nachdachten, kostete das Barrel Öl knapp zwei Dollar.<br />

Es war eine Zeit des rauschhaften Wachstums in den Industrieländern.<br />

In den Entwicklungsländern sollten Entkolonialisierung<br />

und neu gewonnene Freiheit die Menschen aus der Not befreien.<br />

Im realen Sozialismus hatte der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht<br />

die kapitalistische Konkurrenz mit waghalsigen Parolen („Überholen, ohne<br />

einzuholen“) mehr amüsiert als erschreckt. System- und kontinentübergreifend<br />

herrschte unbekümmerter Optimismus, ein anhaltendes Wirtschaftswachstum<br />

werde den Wohlstand gleichsam naturwüchsig rund um den Globus verbreiten.<br />

Schneeschmelze<br />

Ve rdunstung<br />

We lenbewegung<br />

Meeresströmung<br />

Erwärmung<br />

der Erdoberfläche<br />

und Atmosphäre<br />

Strahlung<br />

Biomasse-Produktion<br />

Niederschlag<br />

WASSERKRAFTWERK<br />

MEERESSTRÖMUNGS-<br />

KRAFTWERK<br />

WINDENERGIE-<br />

ANLAGE<br />

WASSERKRAFTWERK<br />

KOLLEKTOR, SOLARTHER-<br />

MISCHES KRAFTWERK<br />

WÄRMEPUMPEN<br />

MEERESWÄRME-<br />

KRAFTWERK<br />

SOLARZELLE, FOTO-<br />

VOLTAIK-KRAFTWERK<br />

FOTOLYSE<br />

HEIZKRAFTWERK<br />

KONVERSIONSANLAGE<br />

227<br />

ENERGIE ZUKUNFT _ Debatte<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

sicHere enerGie iM 21. JAHrHUndert – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

0 1<br />

0 2<br />

Energie – Motor der Wirtschaft<br />

Schrumpfende Vorräte – steigender Bedarf<br />

0 3 Energieversorgung im Zeichen des Klimawandels<br />

0 6<br />

0 7<br />

0 8<br />

Was können die erneuerbaren Energien?<br />

Energietechniken der Zukunft<br />

Energieeffizienz – Eckpfeiler der Energiewende<br />

Perspektiven<br />

der Kohle –<br />

„sauberer“ Strom?<br />

Kohle bleibt auch in Zukunft das Rückgrat der weltweiten Energieversorgung.<br />

Gleichzeitig ist sie Hauptquelle des klimaschädlichen Gases CO 2 . Forscher in<br />

aller Welt fahnden nach Möglichkeiten, das lästige Abgas sicher zu verwahren,<br />

zum Beispiel unter Tage oder in den Tiefen des Meeres. ChriStoPh PeCK<br />

Wohin mit dem CO 2?<br />

PROBLEM KOHLENDIOXID<br />

AUSTAUSCH<br />

OZEAN – ATMOSPHÄRE<br />

AUSTAUSCH<br />

VEGETATION – ATMOSPHÄRE<br />

EINTRAG IN DIE<br />

ATMOSPHÄRE DURCH<br />

38 %<br />

PROGNOSE-BEREICH<br />

ppm<br />

„Illuminiert wie ein Vergnügungsdampfer,<br />

rauscht der Planet durchs All.“<br />

0 4 Fossiles Erbe – wohin mit dem CO 2 ?<br />

0 5 Renaissance der Atomkraft?<br />

0 9 Aufgaben der Politik – Sicherheit der Versorgung<br />

1 0 Energiepfade ins 21. Jahrhundert<br />

Gt<br />

= Gigatonnen<br />

140 000 0<br />

1700 1800 1900<br />

2000<br />

2100<br />

0 1<br />

Energie –<br />

Motor<br />

der Wirtschaft<br />

Die Kunst des Feuermachens _ JüRGEN PETERmaNN<br />

Chronik des Mangels _ KlaUs FRaNKE<br />

Bewegung im Energiestreit _ GERd RosENKRaNZ<br />

„Energiewende – was bedeutet das?“ _ GERd RosENKRaNZ /<br />

Wohin mit<br />

dem Atommüll?<br />

Seit 60 Jahren ist die nukleare Technik in der Welt. Aber noch immer<br />

gibt es keine nachhaltige Lösung für ein Kardinalproblem: Die Reaktorbetreiber<br />

wissen nicht wohin mit den auf lange Zeit gefährlichen<br />

Abfällen ihrer Kernkraftwerke. Matthias Urbach<br />

CO2<br />

KREISLAUF_BIOMASSE<br />

Die Kunst<br />

des Feuermachens<br />

Die Energiewirtschaft steht vor einer Umbruch: Der CO 2 -Ausstoß bedroht das<br />

Weltklima, die Vorräte an Erdöl gehen zur Neige, die Abhängigkeit von wenigen<br />

Öllieferländern gefährdet die Sicherheit des Nachschubs. Für welche Energiepfade<br />

in die Zukunft entscheidet sich die Gesellschaft? Jürgen Petermann<br />

Motor des<br />

F o rtschritts<br />

GESCHICHTE DER ENERGIENUTZUNG<br />

DER MENSCH BRAUCHT<br />

ENERGIE ...<br />

frühzeitliche Feuerste le – 750 000<br />

Ö lampen – 20 000<br />

römische Heißluftheizung – 500<br />

Öllampen als Straßenbeleuchtung 800<br />

Gasbeleuchtung 1786<br />

QUANTENSPRUNG<br />

DES ENERGIEVERBRAUCHS<br />

Petroleumlampen ab 1850<br />

... FÜR LICHT UND HEIZUNG<br />

Glühlampe von Edison 1879<br />

erstes Elektrizitätswerk (New York) 1882<br />

1947 Mikrowe lenherd<br />

1962 Leuchtdiode<br />

... FÜR DEN TRANSPORT<br />

... ZUM VERRICHTEN VON ARBEIT<br />

10 – 20<br />

BIOMASSE<br />

– 750<br />

1783<br />

– 1700<br />

1797<br />

– 4000<br />

1968<br />

1947<br />

1877<br />

65<br />

1937<br />

1885<br />

... ZUR KOMMUNIKATION<br />

250<br />

ENERGIE-VERBRAUCH<br />

Öl aus dem<br />

Pulverfass –<br />

Risiken für Europa<br />

70 Prozent der Ölreserven lagern in der instabilen Region vom Nahen Osten bis nach<br />

Westsibirien. Die steigende Nachfrage nach Erdöl verändert die Machtverteilung<br />

in der Welt radikal. Wenn der Westen weiter eine Führungsrolle spielen will, muss er<br />

seine Abhängigkeit vom Öl verringern. Sabine RoSenbladt<br />

Standpunkt<br />

Die Fronten<br />

im Energiestreit –<br />

Trägheit der<br />

Systeme<br />

Drei Lager, analysiert Gerd rosenkranz, stehen einander im Streit<br />

um die Zukunft der Energie gegenüber: die „Hardliner“, die Strom wie<br />

bisher fossil-nuklear erzeugen wollen, eine mittlere Schule, die auf<br />

keine Option verzichten will, und die Verfechter des „sanften Pfades“.<br />

A<br />

0 3<br />

Energieversorgung<br />

im Zeichen des<br />

Klima wandels<br />

Aufbruch<br />

zur Energiewende<br />

Während der Klimawandel spürbar wird und die fossilen Vorräte schrumpfen, erkennen<br />

mehr und mehr Menschen die Vorzüge nachhaltiger Energiequellen:<br />

Windkraft und Biomasse, Erdwärme und Wasserkraft, vor allem aber – auf lange Sicht<br />

– die direkte Strahlungsenergie der Sonne. ClAus PEtEr simon<br />

ENERGIE-SPENDER_SONNE<br />

1 ›<br />

2 ›<br />

3 ›<br />

WASSERKRAFT<br />

WINDKRAFT<br />

SOLARSTRAHLUNG<br />

Windbewegung<br />

Weltklima auf der Kippe _ KLaUS FRaNKE<br />

Ein „Global Deal“ für den Klimaschutz _ OTTmaR EdENhOFER<br />

Was kommt nach Kyoto? _ hERmaNN OTT<br />

4 ›<br />

BIOMASSE<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 96 | 97


lUXUrY PriVAte islAnds – CORPORATE BOOK Konzeption, Redaktion und Produktion<br />

Initial concept, editing and production<br />

ein kataloG muss nicht aussehen wie ein<br />

Katalog. Er kann auch ein fantastischer<br />

Bildband sein. Das beweist dieses in<br />

Ausstattung und Qualität prachtvolle<br />

Buch von 2006, das Vladi Private Islands,<br />

der weltweit führende Makler für den Verkauf<br />

und die Vermietung privater Luxusinseln,<br />

als exklusiver Katalog dient. Dieser<br />

Bild-Textband von Wolfgang <strong>Behnken</strong><br />

a CataloGue does not have to look like a<br />

catalogue. It may be a fantastic coffee table<br />

book. Examples of this notion are the<br />

exquisite layout and high caliber design<br />

of this gorgeous volume from 2006. It is<br />

used as an exclusive catalogue by Vladi<br />

Private Islands, the world-wide leader in<br />

sales and rentals of private luxury islands.<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong>’s photo-text book<br />

LUXURY PRIVATE ISLANDS<br />

LUXURY<br />

PRIVATE ISLANDS<br />

erlaubt einen Blick auf die exklusivsten<br />

provides a glimpse at the world’s most<br />

Privatinseln der Welt.<br />

exclusive private islands.<br />

Auftraggeber:<br />

www.teneues.com<br />

Dr. Farhad Vladi, Unternehmer<br />

Clients:<br />

Dr. Farhad Vladi, Unternehmer<br />

Hendrik teNeues, Verleger<br />

Hendrik teNeues, Verleger<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 98 | 99


nseln faszinieren die Menschen seit jeher. Schon in der Antike<br />

wurde das von Meeren umtoste Land besungen, die Sagen der<br />

griechischen Mythologie rankten sich um die Eilande rund um<br />

den Peleponnes. Autoren aller Epochen ließen die Helden ihrer<br />

Geschichten an fremde Ufer spülen. Odysseus und Sindbad<br />

stehen für ein Heer von gestrandeten Protagonisten.<br />

Orte, die dem Menschen unerreichbar und geheimnisvoll<br />

scheinen, beflügeln seine Phantasie. Allerdings galten Inseln, gerade da es<br />

immer einer strapaziösen Bootsreise bedurfte, um sie zu erreichen, jahrhundertelang<br />

als unwirtlich. Aus diesem Grund waren sie lange Zeit Orte<br />

zur Verbannung von Gefangenen, Kranken und anderen Unerwünschten.<br />

Höchstens ein Schiffbrüchiger erkannte in ihnen eine Zufluchtsstätte. Nicht<br />

selten sprach ein heimgekehrter Abenteurer stolz von entlegenen Eilanden,<br />

die zuweilen gar nicht existierten – schließlich garantierte eine Inselentdeckung<br />

den Heldenstatus.<br />

Im 18. Jahrhundert wandelte sich der Blick allmählich: Forscher und<br />

Künstler, Philosophen und Literaten ergingen sich in romantischen Lobpreisungen<br />

der Landschaften im Meer. Das Leben in den großen Städten<br />

Europas wurde zunehmend von Beengtheit und Tristesse geprägt, als die<br />

paradiesisch klingenden Berichte des französischen Schriftstellers Louis­<br />

Antoine de Bougainville den Heimatkontinent erreichten. Der Weltumsegler<br />

war um einen wissenschaftlichen Ansatz bemüht und weit davon<br />

entfernt, Seemannsgarn zu spinnen. Doch nach Krankheiten und wachsender<br />

Verdrossenheit an Bord bedeutete der Aufenthalt auf Tahiti für die<br />

Schiffscrew einen Besuch im Garten Eden – und de Bougainville verklärte<br />

die polynesischen Inseln zu Orten des Friedens und der freien Liebe, ohne<br />

Eifersucht, Schuld oder Sünde. Ihre Ufer verhießen singende, gastfreundliche<br />

Menschen, sinnlich duftende Gärten und fruchtbehängte Palmen.<br />

Den philosophischen Grundstein für eine Bewegung der Menschen zurück<br />

zur Natur hatte einige Jahre vor de Bougainvilles Schilderungen Tahitis<br />

der französisch­schweizerische Staatstheoretiker Jean­Jacques Rousseau<br />

gelegt. Seine Theorie des gesellschaftlichen Urzustandes vor dem zerstörenden<br />

Einfluss der Kultur stärkte den neuen Drang der urbanen Gesellschaft<br />

hinaus aus den freudlosen Städten. Inseln schienen hierfür der optimale<br />

Zufluchtsort zu sein. Auf ihnen, so hoffte man, könne ein idealer Staat<br />

möglich sein, wie ihn bereits Thomas Morus Anfang des 16. Jahrhunderts in<br />

„Utopia“ beschrieb: eine geschlossene, harmonische Gesellschaft, in der ein<br />

optimales Leben geführt wird.<br />

Die leuchtenden Gemälde Paul Gauguins etwa ein Jahrhundert später<br />

vollendeten schließlich das Bild der Insel – und Tahitis im Besonderen<br />

– als Paradies auf Erden. Gauguin malte anmutig lächelnde Frauen und<br />

verschwenderisch bunte Blüten, seine Bilder erzählten von einem ungezähmten<br />

Leben. In den Sehnsuchtsvollen weckte jedes lockende Gemälde<br />

und jedes schwärmende Wort das Bedürfnis nach dem vollkommenen Ort:<br />

Der Mythos der ursprünglichen Insel als Stätte der Erfüllung war endgültig<br />

geboren. Tahiti ist bis heute die Mutter aller Orte romantischer Sehnsüchte<br />

– und alle Inseln der Welt sind Tahitis Kinder. Sie laden zum Träumen und<br />

Verweilen ein, hier kann man der Hektik und den Strapazen des Alltags<br />

entfliehen.<br />

Wer mit der Natur in Einklang lebt, gilt als geduldiger, lernender und<br />

weiser Mensch. Wer sich von seiner Insel und dem Meer herum ernähren<br />

kann, fühlt sich dankbar vom Himmel beschenkt. Der Inselbewohner ist<br />

sein eigener Herr, er selbst bestimmt die Regeln, nach denen er lebt.<br />

Unangemeldete Besucher gibt es kaum. Und falls doch einmal jemand<br />

das Ufer betritt, sind es naturliebende Segler, Fischer oder Einsamkeit<br />

suchende Liebende.<br />

Denn Inseln sind erotisch. Nirgends ist die Liebe ungestörter und ursprünglicher,<br />

unberührte Strände sind nicht nur im Mondenschein der begehrteste<br />

Ort für romantische Beteuerungen und Liebesschwüre. So mancher<br />

Traum von glücklich ohne Zwänge aufwachsenden Kindern spielt auf<br />

Inseln, die weitab von allem Bösen dieser Welt Geborgenheit versprechen.<br />

So setzte schon Friedrich Schiller in „Der spielende Knabe“ den Mutterschoß<br />

einem Eiland mit schützenden Ufern gleich.<br />

Inseln schenken demnach eine Ahnung von Sicherheit: Kämpfe zwischen<br />

Kulturen und Religionen, Aufruhr und Krieg, Epidemien oder Hungersnöte<br />

finden im Inseltraum nicht statt. Zugleich verheißen die Eilande<br />

auch Abenteuer: Wer sie bereist, ist stets Entdecker und Forscher. Daniel<br />

Defoes Klassiker „Robinson Crusoe“, der in fast alle Sprachen unserer Welt<br />

übersetzt wurde, entfacht die Abenteuerlust seit dreihundert Jahren stets<br />

aufs Neue.<br />

Aber nicht nur Abenteurer oder Erholung Suchende sind von Inseln fasziniert.<br />

Auch vielen Landschaftsplanern dienen sie als Vorlage für künstlich<br />

geschaffenes Land, auf welchem neuer Lebensraum entstehen soll.<br />

Inseln sind extreme Orte, mit denen der Mensch einerseits dunkle Geheimnisse<br />

und bedrohliche Wildheit assoziiert, andererseits kommen sie der<br />

menschlichen Vorstellung des irdischen Paradieses sehr nahe. Der Faden,<br />

aus dem all die Legenden gesponnen sind, die sich um Inseln ranken,<br />

besteht aus einem Teil Wahrheit, ein wenig Hoffnung, einer Hand voll Träumen<br />

und nicht zuletzt aus der alten Sehnsucht nach dem perfekten Ort.<br />

Martina Matthiesen<br />

In the year 1893, the Polish<br />

mathematician, inventor and<br />

engineer Bruno Abakanowicz<br />

erected the picturesque castle<br />

on the Breton island of Costaérèz,<br />

one of Europe’s most<br />

beautiful islands. This was<br />

where Abakanowicz’close<br />

friend, the Polish writer Henryk<br />

Sienkiewicz wrote his<br />

Henryk Sienkiewicz<br />

historical novel “Quo Vadis”,<br />

for which he was awarded the Nobel price for literature<br />

in the year 1905. The castle contains a magnificently<br />

decorated knight’s hall and a gallery where ballad mongers<br />

used to perform in former times.<br />

Auf der bretonischen Insel Costaérèz, eine der schönsten<br />

Inseln Europas, erbaute der polnische Mathematiker,<br />

Erfinder und Ingenieur Bruno Abakanowicz im Jahr 1893<br />

das pittoreske Schloss. Dort schrieb Abakanowicz’ enger<br />

Freund, der polnische Schriftsteller Henryk Sienkiewicz,<br />

seinen historischen Roman „Quo Vadis“, für den er im Jahr<br />

1905 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet<br />

wurde. In dem Schloss finden sich eine prachtvoll dekorierte<br />

Ritterhalle und eine Galerie, auf der in vergangenen<br />

Zeiten Bänkelsänger auftraten.<br />

Sur la Costaérèz bretonne qui est l’une des plus belles<br />

îles d’Europe, le mathématicien, inventeur et ingénieur<br />

polonais, Bruno Abakanowicz, a construit en 1893 un<br />

château pittoresque. C’est là que son très proche ami,<br />

l’écrivain polonais Henryk Sienkiewicz, rédigea son<br />

roman historique « Quo Vadis » auquel fut décerné le prix<br />

Nobel de Littérature en 1905. Le château abrite une salle<br />

des chevaliers décorée avec faste et une galerie accueillant<br />

autrefois les chanteurs des rues.<br />

En la isla bretona Costaérèz, una de las más bellas de<br />

Europa, el matemático, inventor e ingeniero polaco Bruno<br />

Abakanowicz encargó construir el pintoresco castillo en<br />

el año 1893. Allí, el escritor polaco Henryk Sienkiewicz,<br />

íntimo amigo de Abakanowicz, escribió su novela histórica<br />

“Quo Vadis”, por el que en 1905 fue distinguido con el<br />

Premio Nobel de Literatura. En el castillo puede verse<br />

una sala de caballeros decorada suntuosamente y una<br />

galería en la que en tiempos pasados cantaban copleros<br />

medievales.<br />

Sull’isola bretone di Costaérèz, una delle più belle<br />

d’Europa, il matematico, inventore ed ingegnere polacco<br />

Bruno Abakanowicz ha costruito nel 1893 il pittoresco<br />

castello. Qui lo scrittore polacco Henryk Sienkiewicz,<br />

caro amico di Abakanowicz, scrisse il romanzo storico<br />

“Quo Vadis”, per il quale nel 1905 fu insignito del premio<br />

Nobel per la letteratura. Il castello racchiude la sala dei<br />

Cavalieri, splendidamente decorata, ed una galleria su cui,<br />

in passato, si esibivano i cantastorie.<br />

12 | 13 23 | 23<br />

124 | 125<br />

In the year 1893, the Polish<br />

mathematician, inventor and<br />

engineer Bruno Abakanowicz<br />

erected the picturesque castle<br />

on the Breton island of Costaérèz,<br />

one of Europe’s most<br />

beautiful islands. This was<br />

where Abakanowicz’close<br />

friend, the Polish writer Henryk<br />

Sienkiewicz wrote his<br />

Henryk Sienkiewicz<br />

historical novel “Quo Vadis”,<br />

for which he was awarded the Nobel price for literature<br />

in the year 1905. The castle contains a magnificently<br />

decorated knight’s hall and a gallery where ballad mongers<br />

used to perform in former times.<br />

Auf der bretonischen Insel Costaérèz, eine der schönsten<br />

Inseln Europas, erbaute der polnische Mathematiker,<br />

Erfinder und Ingenieur Bruno Abakanowicz im Jahr 1893<br />

das pittoreske Schloss. Dort schrieb Abakanowicz’ enger<br />

Freund, der polnische Schriftsteller Henryk Sienkiewicz,<br />

seinen historischen Roman „Quo Vadis“, für den er im Jahr<br />

1905 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet<br />

wurde. In dem Schloss finden sich eine prachtvoll dekorierte<br />

Ritterhalle und eine Galerie, auf der in vergangenen<br />

Zeiten Bänkelsänger auftraten.<br />

Sur la Costaérèz bretonne qui est l’une des plus belles<br />

îles d’Europe, le mathématicien, inventeur et ingénieur<br />

polonais, Bruno Abakanowicz, a construit en 1893 un<br />

château pittoresque. C’est là que son très proche ami,<br />

l’écrivain polonais Henryk Sienkiewicz, rédigea son<br />

roman historique « Quo Vadis » auquel fut décerné le prix<br />

Nobel de Littérature en 1905. Le château abrite une salle<br />

des chevaliers décorée avec faste et une galerie accueillant<br />

autrefois les chanteurs des rues.<br />

En la isla bretona Costaérèz, una de las más bellas de<br />

Europa, el matemático, inventor e ingeniero polaco Bruno<br />

Abakanowicz encargó construir el pintoresco castillo en<br />

el año 1893. Allí, el escritor polaco Henryk Sienkiewicz,<br />

íntimo amigo de Abakanowicz, escribió su novela histórica<br />

“Quo Vadis”, por el que en 1905 fue distinguido con el<br />

Premio Nobel de Literatura. En el castillo puede verse<br />

una sala de caballeros decorada suntuosamente y una<br />

galería en la que en tiempos pasados cantaban copleros<br />

medievales.<br />

Sull’isola bretone di Costaérèz, una delle più belle<br />

d’Europa, il matematico, inventore ed ingegnere polacco<br />

Bruno Abakanowicz ha costruito nel 1893 il pittoresco<br />

castello. Qui lo scrittore polacco Henryk Sienkiewicz,<br />

caro amico di Abakanowicz, scrisse il romanzo storico<br />

“Quo Vadis”, per il quale nel 1905 fu insignito del premio<br />

Nobel per la letteratura. Il castello racchiude la sala dei<br />

Cavalieri, splendidamente decorata, ed una galleria su cui,<br />

in passato, si esibivano i cantastorie.<br />

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Diary and organizer are confined to the suitcase as the Terminkalender und Organizer müssen im Koffer Les agendas et les organisers n’ont pas leur place ici.<br />

daily rhythm on Bedarra Island is determined solely by bleiben, allein der Lauf der Sonne bestimmt den Lebensrhythmus<br />

auf Bedarra Island. Die Geräuschkulisse des Bedarra Island. Le bruit de fond de la forêt tropicale<br />

Seule la course du soleil détermine le rythme de vie sur<br />

the movement of the sun. The background noise coming<br />

from the luscious rainforest, the steady sound of the üppigen Regenwaldes, die stetige Brandung und die luxuriante, l’incessant déferlement des vagues et les<br />

breakers and the picturesque sunsets help to forget the malerischen Sonnenuntergänge lassen jeden Gedanken couchers de soleil pittoresques empêchent de penser au<br />

rest of the world. Two exclusive resorts—Bedarra Bay an den Rest der Welt schwinden. Zwei exklusive Resorts reste du monde. Deux complexes hôteliers exclusifs<br />

and Bedarra Hideaway—are stylish havens of relaxation – Bedarra Bay und Bedarra Hideaway – bilden stilvolle – Bedarra Bay et Bedarra Hideaway – constituent des<br />

whose luxurious villas fit harmoniously into the<br />

Erholungsoasen, deren luxuriöse Villen sich harmonisch oasis de repos de bon goût et leurs villas luxueuses s’intègrent<br />

harmonieusement au paysage gorgeous landscape.<br />

in die prächtige Landschaft einfügen.<br />

somptueux.<br />

186 | 187<br />

Que la agenda se quede en la maleta: en Bedarra Island Agenda e organizer devono restare in valigia: solo la<br />

el ritmo de vida lo determina el sol. El espectáculo de posizione del sole segna il ritmo della vita a Bedarra Island.<br />

sonidos que ofrece la selva tropical, el continuo romper I rumori della lussureggiante foresta tropicale, il continuo<br />

de las olas y las idílicas puestas de sol difuminan todo infrangersi delle onde ed i pittoreschi tramonti fanno<br />

pensamiento que tenga que ver con el resto del mundo. dimenticare completamente il resto del mondo. Due<br />

Dos resorts exclusivos, Bedarra Bay y Bedarra Hideaway, resort esclusivi – Bedarra Bay e Bedarra Hideaway – sono<br />

con sus lujosas villas cargadas de estilo insertadas armónicamente<br />

en un paisaje exuberante, constituyen auténti­<br />

paesaggio di sogno.<br />

eleganti oasi di riposo con lussuose ville immerse in un<br />

cos oasis de placer.<br />

m Morgengrauen des 14. November 1963 hielten die Fischer<br />

vor Islands Südküste den Atem an, unterbrachen ihre Arbeit<br />

und starrten über die eisige See. Das Meer kochte und tobte<br />

und spie ungestüm Lava, Aschesäulen stiegen aus den Wellen<br />

in den Himmel auf. Fünf Tage lang kämpften Erde und Meer,<br />

bis unter gewaltigen Detonationen ein Vulkankrater ans Tageslicht<br />

trat – eine Insel war geboren. Man taufte das neue<br />

Land Surtsey, nach Surtur, dem mächtigen Feuerriesen aus der nordischen<br />

Mythologie.<br />

Solche dramatischen, geologisch betrachtet rasanten Inselgeburten sind<br />

äußerst selten. Meist vergehen für eine solche Entwicklung Jahrtausende.<br />

Unser Planet ist in stetem Wandel begriffen, in einem unendlichen und<br />

trägen Gleitprozess werden die Kontinente durch innere Erdkräfte verschoben,<br />

ein Vorgang, der zum Werden und Vergehen von Inseln erheblich<br />

beiträgt.<br />

500 000 Eilande aller Formen und Größen erheben sich heute aus den<br />

Meeren, Seen und Flüssen unserer Erde. Wo sich Vulkane wie Surtsey ihren<br />

Weg aus der Tiefsee brechen, der Meeresspiegel absinkt und Grund freigibt,<br />

wo die Fluten Landvorsprünge von Küsten trennen und Millionen<br />

winziger Polypen Korallenriffe zu Ufern aufbauen – überall dort erschafft<br />

die Natur neue Inseln. So vielfältig die Entstehungsgeschichte von Inseln<br />

ist, so abwechslungsreich ist ihre Erscheinung. Inseln finden ihre Gestalt in<br />

palmengesäumten Atollen mit feinem Sandstrand, in kahlen Felsenformationen<br />

vor Steilküsten oder auch in idyllisch bewaldeten Hügellandschaften.<br />

Eine Eigenschaft jedoch vereint alle Inseln dieser Erde: Jede ist einzigartig<br />

und ein wahres Kunstwerk der Natur.<br />

Geologisch unterteilt man Inseln nach ihrer Entstehung grob in zwei<br />

übergeordnete Kategorien: kontinentale und ozeanische Inseln.<br />

K o NTINENTALE INSELN<br />

Viele heutige Eilande waren einst Hügel, die aus einer weiten Ebene<br />

hervorragten, wie beispielsweise die Seychellen. Im Lauf der Jahrtausende<br />

steigt oder sinkt der Meeresspiegel, Inseln werden geboren oder versinken<br />

in der Tiefe. Während der Eiszeit vor rund 16 000 Jahren – geologisch<br />

betrachtet fast noch heute – lag der Spiegel der Weltmeere noch um rund<br />

130 Meter tiefer, große Mengen von Meereswasser waren in Form von Eis<br />

auf dem Land gebunden. Weite Teile der Kontinente lagen trocken, heutige<br />

Meerengen wie den Bosporus konnte man trockenen Fußes überqueren<br />

und England war keine Insel, sondern Teil des europäischen Festlandes.<br />

Und die Bahamas ragten derweil als hoher Korallenkalkwall über das Tiefseebecken<br />

des Westatlantik.<br />

Wenn Kontinente aufeinander stoßen und Meeresablagerungen sich<br />

übereinander schieben, entstehen unterseeisch Gebirge, deren Gipfel aus<br />

dem Wasser ragen und so ebenfalls neue kontinentale Inseln bilden. Beispielhaft<br />

dafür ist der Faltenbogen, der vom Peloponnes über Kreta bis nach<br />

Anatolien verläuft – seine größeren und kleineren Gipfel ragen aus dem<br />

Mittelmeer, werden sich eines Tages zu riesigen Inseln entwickeln und viele<br />

Jahrtausende später Teil eines großen Gebirges zwischen Europa und Afrika<br />

sein. Andere Inseln dieser Art sind die Balearen und Kuba. Ähnlich wachsen<br />

die langen Inselgürtel ostasiens: Die ozeanische Kruste des Pazifik schiebt<br />

sich unter den Kontinent, Meeresablagerungen türmen sich auf und bilden<br />

Inseln – so entstand unter anderem Japan.<br />

In derart bewegten Regionen der kontinentalen Erdkruste bilden sich<br />

zudem Vulkane: Ablagerungen von ehemaligem Meeresboden schieben sich<br />

tief unter die Kontinente, heizen sich auf, bis sie schließlich schmelzen und<br />

durch die Erdkruste brechen. Eine berühmte Vulkaninsel ist das nördlich<br />

von Sizilien gelegene Stromboli.<br />

Kontinentale Inseln können ferner durch Anschwemmung gebildete<br />

Aufschüttungen sein. Die Flüsse unserer Erde tragen seit Jahrmillionen von<br />

Jahren Erdmassen aus dem Inneren der Kontinente bis an den Rand des<br />

Meeres – in den Flussdeltas häufen sich Schwebstoffe auf und neue Inseln<br />

entstehen. Solche Flussinseln finden sich im Nildelta oder in der Mündung<br />

des Mississippi, in der Elbe oder vor Venedig.<br />

Kontinentale Inseln sind von Anbeginn begrünt und Heimat einer<br />

eigenen Tier- und Pflanzenwelt.<br />

ozEANIScHE INSELN<br />

Diese Inseln sind vulkanischen Ursprungs oder Korallenbauten. Sie ragen<br />

weit entfernt vom Festland aus der Tiefsee und sind vom Meeresklima<br />

und der Brandung geprägt. Ihre Gestalt kann steil aufragend wie Mauritius<br />

im südlichen Indischen ozean sein oder auch unter der Last wachsender<br />

Korallenriffe eingesunken wie D’Arros in der Amiranten-Gruppe der<br />

Seychellen.<br />

Bei ihrer Entstehung sind Vulkaninseln bar jeglicher Lebenswelt, unter<br />

den Küsten der Koralleninseln leben nur Riffbildner und andere marine<br />

Faunen. Erst Wind und Wellen befördern Samen, Eier und Larven über das<br />

offene Meer – und Landpflanzen und -tiere zu ihrem neuen Lebensraum.<br />

Deshalb benötigen ozeanische Eilande viele Jahre, um einem eigenen Inselvolk<br />

Heimat zu werden. Auf ozeanischen Inseln finden sich selten eigene<br />

Amphibien- oder Landsäugetierarten, hingegen eine Vielfalt an Vögeln und<br />

Insekten sowie allerlei Reptilien.<br />

SAUMRIFFE<br />

Solche Riffe aus stetig wachsenden Korallenriffen sind zum Beispiel<br />

die mit ihren zahllosen Inseln in tropischen Breiten vertretenen Keys, die<br />

Bahamas und das Great Barrier Reef vor der ostküste Australiens. Saumriffe<br />

bilden sich an den Ufern ozeanischer, meist vulkanischer Inseln, aber<br />

auch am Rand der Kontinente und ihrer Schelfe.<br />

Martina Matthiesen / Dipl.-Geologe Firouz Vladi<br />

144 | 145<br />

178 | 179<br />

Elegant stilt buildings over a picturesque lagoon—the<br />

guests of Soneva Gilis reside above the sea. Nestled harmoniously<br />

among palm trees, the island also includes a<br />

restaurant, bar, cleaners, library, kindergarten and even<br />

a jeweler.<br />

Elegante Pfahlbauten in einer malerischen Lagune –<br />

die Gäste Soneva Gilis wohnen über dem Meer.<br />

Auf der Insel befinden sich, harmonisch zwischen<br />

Palmen gelegen, Restaurant, Bar, Reinigung, Bücherei,<br />

Kindergarten und sogar ein Juwelier.<br />

Des constructions élégantes sur pilotis dans une lagune<br />

pittoresque : les hôtes de Soneva Gili vivent sur la mer.<br />

L’île abrite aussi, harmonieusement disposés entre les<br />

palmiers, un restaurant, un bar, un pressing, une bibliothèque,<br />

une garderie d’enfants et même un bijoutier.<br />

Elegantes construcciones de pilotes se erigen sobre una<br />

laguna fascinante. De esta forma los huéspedes de Soneva<br />

Gili viven sobre el mar. Insertados armoniosamente<br />

entre palmeras se ubican restaurante, bar, tintorería,<br />

librería, jardín de infancia e incluso una joyería.<br />

Una pittoresca laguna in cui si ergono eleganti palafitte:<br />

gli ospiti di Soneva Gili abitano sopra il mare. Sull’isola<br />

si trovano, cinti da splendidi palmeti, un ristorante, un<br />

bar, una tintoria, una libreria, un asilo infantile e addirittura<br />

una gioielleria.<br />

During the last century, Frégate Island served as a<br />

vegetable and fruit plantation while today it is smothered<br />

in flowers. Its name derives from the rare frigate bird to<br />

which it is home. According to the “New York Times”,<br />

the best beach on the planet is found on Frégate Island.<br />

Frégate Island diente im vergangenen Jahrhundert als<br />

Gemüse- und Obstplantage und ist heute über und über<br />

bewachsen mit Blumen. Sie ist benannt nach dem seltenen<br />

Fregattvogel, der hier lebt. Laut der „New York<br />

Times“ befindet sich der schönste Strand der Welt auf<br />

Frégate Island.<br />

Au siècle dernier, Frégate Island était une plantation<br />

d’arbres fruitiers et de légumes. Elle est aujourd’hui<br />

couverte de fleurs et porte le nom des frégatidés, oiseaux<br />

rares qui vivent ici. D’après le « New York Times » ,<br />

la plus belle plage du monde est à Frégate Island.<br />

Marlon Brando discovered the beauty of Polynesia in<br />

the early 1960’s during the shooting of the film classic<br />

“Mutiny on the Bounty”. Brando found his personal<br />

paradise on the Society Island Tetiaroa Atoll, “The Bird<br />

Island”, located 26 miles north of Tahiti. He purchased<br />

the island from a British dentist. Until his death in the<br />

year 2004, Brando held a protective hand over the island<br />

and financed environmental protection projects on the<br />

coral archipelago. Tetiaroa Atoll was once the hideaway<br />

of the Tahitian royal family. This was the site where they<br />

fattened their women until they matched the full-bodied<br />

beauty ideal of their time.<br />

Marlon Brando entdeckte die Schönheit Polynesiens<br />

Anfang der sechziger Jahre während der Dreharbeiten<br />

zu dem Filmklassiker „Meuterei auf der Bounty“. Auf<br />

der Gesellschaftsinsel Tetiaroa, „Die Vogelinsel“, 42<br />

Kilometer nördlich von Tahiti gelegen, fand Brando sein<br />

persönliches Paradies; er erwarb die Insel von einem<br />

englischen Zahnarzt. Bis Brando im Jahre 2004 verstarb,<br />

hielt er seine schützende Hand über die Insel und finanzierte<br />

auf dem Korallenarchipel Umweltschutzprojekte.<br />

Tetiaroa war einst Refugium der tahitianischen Königsfamilie:<br />

Hier mästeten sie ihre Frauen, damit sie dem<br />

wohlgenährten Schönheitsideal entsprachen.<br />

Marlon Brando découvrit la beauté de la Polynésie au<br />

début des années 1960 pendant le tournage du grand<br />

classique « Les Révoltés du Bounty ». Brando trouva son<br />

paradis personnel sur l’île de la Société Tetiaroa Atoll,<br />

« l’île aux oiseaux », située à 42 kilomètres au nord de<br />

Tahiti ; il l’acheta à un dentiste anglais. Jusqu’à sa mort<br />

en 2004, Brando protégea l’île et finança des projets de<br />

protection de l’environnement sur l’archipel corallien.<br />

Tetiaroa Atoll était autrefois le refuge de la famille royale<br />

tahitienne : là, ils engraissaient leurs femmes afin qu’elles<br />

correspondent à leur idéal de beauté.<br />

Si en el siglo pasado Frégate Island era una plantación<br />

de verdura y fruta, hoy el lugar está inundado de flores.<br />

El nombre se lo debe al atípico pájaro Fragata, que habita<br />

aquí. Según el “New York Times” en Frégate Island se<br />

encuentra la playa más bella del mundo.<br />

Nel secolo scorso vi si coltivavano frutta e verdura: oggi<br />

Frégate Island è completamente ricoperta di fiori. Deve<br />

il suo nome all’uccello-fregata, una rara specie di uccello<br />

marino che vive sull’isola. Secondo il “New York Times”<br />

la spiaggia più bella del mondo è quella di Frégate Island.<br />

156 | 157<br />

Marlon Brando descubrió la belleza de Polinesia a<br />

comienzos de los años sesenta, durante el rodaje del<br />

clásico del celuloide, “El motín de la Bounty”. En la isla<br />

de la sociedad Tetiaroa Atoll, “la isla de los pájaros”, 42<br />

kilómetros al norte de Tahití, Brando encontró su paraíso<br />

personal. El lugar se lo compró a un dentista británico.<br />

Hasta su muerte en el año 2004, Brando ejerció de mano<br />

protectora y financió diversos proyectos para la conservación<br />

del medio ambiente en el archipiélago de coral.<br />

Tetiaroa Atoll en su día fue refugio de la familia real tahitiana.<br />

Aquí los hombres cebaban a sus mujeres para que<br />

estuvieran bien alimentadas y correspondieran así al ideal<br />

de belleza.<br />

Marlon Brando ha scoperto la bellezza della Polinesia<br />

all’inizio degli anni sessanta, durante le riprese del celebre<br />

film “Gli ammutinati del Bounty”. A Tetiaroa Atoll,<br />

“l’isola degli uccelli”, una delle Isole della Società, a 42<br />

chilometri a nord di Tahiti, Brando trovò il proprio paradiso<br />

personale: acquistò l’isola da un dentista inglese.<br />

Fino alla sua morte, avvenuta nel 2004, Brando ha protetto<br />

l’isola finanziando progetti di salvaguardia dell’ambiente<br />

nell’arcipelago corallino. Tetiaroa Atoll è stata un<br />

tempo il rifugio della famiglia reale di Tahiti: qui le<br />

donne venivano fatte ingrassare affinché corrispondessero<br />

all’ideale di bellezza prosperosa comune in questi luoghi.<br />

214 | 215<br />

lUXUrY PriVAte islAnds – CORPORATE BOOK Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Inseln:<br />

ein Menschheitstraum<br />

I<br />

Bahamas<br />

Musha Cay<br />

Maledives, Nord Male Atoll<br />

Soneva Gili<br />

France<br />

Costaérèz<br />

French Polynesia, Tahiti<br />

Tetiaroa Atoll<br />

Great Britain<br />

Tresco Island<br />

France<br />

Costaérèz<br />

Kunstwerke der Natur:<br />

die Entstehung von Inseln<br />

I<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 100 | 101


lUXUrY eQUestriAn desiGn Gestaltung, Redaktion, Produktion, Herausgeber<br />

Layout, editing, production, publisher<br />

„Im Königreich der Pferde“<br />

View<br />

„Eine brillante Bilder-Auslese,<br />

die zum lustvollen Schauen und<br />

Bewundern einlädt”<br />

Wohnen<br />

„In the Kingdom of Horses“<br />

View Magazine<br />

„A brilliant selection of images,<br />

inviting you to gaze indulgently<br />

and with admiration“<br />

Wohnen<br />

LUXURY<br />

EQUESTRIAN DESIGN<br />

Die sChillernDe Welt des Reitsports blickt<br />

auf eine lange und erhabene Tradition<br />

zurück. Kaum eine andere Sportart bietet<br />

einen ähnlich elitären Rahmen, in dem<br />

sich Aristokraten neben Filmstars und<br />

Landesfürsten tummeln. Dieser prächtige<br />

Bild-Textband von Wolfgang <strong>Behnken</strong><br />

präsentiert die verschiedenen Aspekte<br />

des kostspieligen Hobbys: die Pferdezucht,<br />

das Pferderennen, das Polospiel,<br />

Auktionen und vieles mehr. Ebenfalls<br />

gezeigt werden außergewöhnliche Reitkleidung<br />

und Luxus-Accessoires.<br />

Auftraggeber:<br />

Hendrik teNeues, Verleger<br />

the Brilliant WorlD of equestrian sports<br />

has a long and noble history. No other<br />

type of sport can quite match the elitist<br />

environment of these “horsy” aristocrats,<br />

film stars and sovereigns. This gorgeous<br />

coffee table book from 2006 presents<br />

the different aspects of this costly hobby:<br />

horse breeding, and -racing, polo,<br />

auctions, and much more. Another part<br />

are unusual riding attire and luxurious<br />

accessories.<br />

Client:<br />

Hendrik teNeues, Verleger<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 102 | 103


Introduction 4–17<br />

Polo:_The_Royal_Sport,_Text by Emanuel Eckardt 140–149<br />

Photo_credits_&_Imprint _220<br />

ts evolution took place relatively late—the cute, marmot-like<br />

hoofed animal that resembles a Cape Hyrax. The rabbit-sized<br />

forest dweller mutated into the Eohippus, the aurora horse, the<br />

steppe animal, the runner. Around six million years ago, Equus<br />

caballus, the prototype of today’s domestic horse, emerged in<br />

America. Together with its relatives, it hiked towards the West<br />

via Alaska and the Bering Land Bridge to Asia, Europe and as<br />

far as Africa. One mystery remains: the primeval horse of America became<br />

extinct around 8,000 years ago and no one knows why.<br />

Initially, the relationship between humans and horses was of a rather remote<br />

nature. Horses became companions of humans much later than cows<br />

and donkeys, sheep and goats, pigs and dogs. This took place not in the rich<br />

high cultures, but rather in the vast expanses of barren, pathless steppes.<br />

Nomads caught and tamed horses and soon recognized their immeasurable<br />

advantages. Their raids almost caused the ruin of some wealthy<br />

nations. Speed led to victory. Armies on horseback were unbeatable. The art<br />

of war picked up speed, chariots thundered through antiquity. Hethites and<br />

Assyrians, Scythians and the nations of Israel trampled their enemies. King<br />

Solomon the wise allegedly owned 40,000 carriage horses in addition to<br />

12,000 riding horses.<br />

Horses elevated the fighting spirit and self-worth of warriors to a superhuman<br />

level. The legendary stallion Bucephalos carried Alexander the Great<br />

all the way to India, where he named a flourishing city after his horse—<br />

Bucephala, today’s Jaipur. Caligula, the Roman emperor who was crazy<br />

about horses and also enjoyed being a gladiator, race driver, dancer and<br />

singer, made his horse Incitatus (“hothead”) a senator and endowed it with a<br />

marble palace with a manger made of ivory and its own domestic staff.<br />

The Bible states that the son of God was satisfied with a donkey. But<br />

there is also another story. One day, Allah took a handful of wind and blew<br />

His breath into it. This is how He created the horse. It was meant to fly without<br />

wings and win without a sword. Subsequently, Prophet Muhammad<br />

flew on the back of the winged mare Al Burak from Medina to Jerusalem.<br />

From there, it took him up to the seventh heaven, where there is no lack of<br />

beautiful women and horses.<br />

Without horses, Islam would have never been able to conquer a world<br />

empire in the course of a few centuries. Horses carried the new faith into<br />

the world, kept the powerful firmly established in their seats and communicated<br />

the latest news. As early as the 6 century Before Christ, postal riders<br />

on horseback galloped across the 1,654-mile long king’s highway between<br />

Lydia and Mesopotamia. In the vast empire of Genghis Khan, a courier service<br />

of fast horses served a network of 36,000 miles with 1,400 stations.<br />

This was a world record! Long since, the Chinese had also discovered that a<br />

Great Wall could not stop the nations on horseback from the North. Therefore<br />

they themselves banked on horses, offering up to 40 bales of silk for a<br />

valuable animal and also started to breed horses.<br />

Around the world, there are around 300 different breeds of horses.<br />

Three wild species are considered to be the ancestors of modern horses.<br />

In addition to the above-mentioned forest horse, these are the Asian<br />

Przewalski’s horse that exists to this day, and its lighter subspecies, the<br />

Tarpan. Once upon a time, the Przewalski’s horse roamed the steppes of<br />

Asia. It owes its name to the Russian traveller who discovered the light<br />

yellow, enduring wild horses in 1879 at the edge of the Gobi desert.<br />

The Equus przewalskii przewalskii Poljakoff is the ancestor of the wild<br />

Mongolian horses with which Genghis Khan stormed the Christian<br />

Occident. He is said to have owned 10,000 white horses.<br />

When Columbus discovered the New World, many exotic animals lived<br />

there, but not a single horse. In 1519, Hernán Cortés arrived in Mexico<br />

with 600 foot soldiers and 16 horses, enough to conquer the Aztec empire.<br />

“ We owe our victory not only to God, but also to our horses”, he<br />

allegedly called out. Shortly thereafter, Francisco Vásquez de Coronado and<br />

Hernando de Soto travelled to the Mississippi in search of gold with a few<br />

hundred horses. However, they only had two mares along, which was not<br />

exactly conducive to the spread of the species. It was only the Christian missionaries<br />

that established horses once again on the continent of its origin.<br />

Around the year 1600, a large horse breeding area emerged near the Santa<br />

Fe region. Possibly some horses simply ran away from there or maybe also<br />

some native American stablelads were instrumental in this.<br />

By the late 18 century already, the era of pedestrians ended on the<br />

American continent. Within barely 200 years the number of Mustangs<br />

reached hundreds of thousands and native Americans became the last horseback<br />

riding nation on earth. The descendants of Arabian horses became the<br />

symbol for freedom and adventure.<br />

England’s famous horses also descended from Arabian horses, the<br />

Godolphin Barb, the Darley Arabian and the Byerley Turk, who were mated with<br />

local mares on the British isles in the 17 century. Globally, there are around<br />

300 horse breeds divided into thoroughbreds, crossbreeds, carthorses and<br />

ponies. All crossbreeds, whether Trakehner, Lipizzaner, Hanoverians or<br />

Anglo-Normans, carry the genes of Arabian thoroughbreds in them. In the<br />

sport of show jumping, primarily Holstein Horses and Hanoverians have<br />

established themselves. The latter also dominate dressage, while galloping<br />

races are the domain of the English thoroughbred.<br />

The world’s largest breed is considered to be the English Shire Horse,<br />

with a withers height of 6 feet and a weight of up to 2,420 pound, the same<br />

weight as a medium-sized car.<br />

The carthorse is its most powerful relative. One HP, i.e. horsepower,<br />

became the basic measure of power in the mobile society. It is the power<br />

needed to move 75 kilograms in one second the distance of 3,28 feet. It is<br />

worth mentioning that a well-trained carthorse can reach up to 25 HP.<br />

But nowadays primarily crossbreeds, leisure horses, are bred. They are<br />

four-legged athletes, jumping, riding, racing and dressage horses for leisure<br />

and sports. Globally, there are five million registered sports horses. Of the<br />

American Quarter Horse alone, there are three million animals in existence.<br />

Their name derives from a popular sport, short sprint races across a<br />

quarter of a mile. On February 5, 1945 in Mexico City, one of these racers,<br />

“Big Racket”, reached a speed of 43,15 miles per hour, making it the world’s<br />

fastest horse, unbeaten to this day.<br />

98 | 99<br />

Turf Club, Kentucky: Extravagant headgear in front of the portraits of famous jockeys.<br />

Turf Club, Kentucky: Extravagante Kopfbedeckungen vor den Porträts berühmter Jockeys.<br />

Turf Club du Kentucky : d’extravagants couvre-chefs devant les portraits de jockeys célèbres.<br />

Turf Club, Kentucky: Extravagantes sombreros delante de los retratos de famosos jinetes.<br />

Turf Club, Kentucky: copricapo stravaganti davanti ai ritratti di illustri fantini.<br />

Cold shower<br />

Sterile feed<br />

Fitness bath<br />

Treadmill<br />

Luxurious creatures : The Arabian racehorses of Sheikh Muhammad enjoy special treatment. On average, twice the number of keepers attend<br />

to the horses than in other stables. In addition, it is the world’s most beautiful and noble estate for horses.<br />

Luxusgeschöpfe: Die arabischen Rennpferde von Scheich Mohammed genießen eine besondere Behandlung. Im Schnitt kümmern sich doppelt<br />

so viele Pfleger um die Tiere als in anderen Ställen. Zudem gibt es auf dieser Welt kein schöneres oder edleres Anwesen für Pferde.<br />

Créatures de luxe : Les chevaux de course arabes du Cheikh Mohammed bénéficient d’un traitement spécial. En moyenne, deux fois plus de<br />

soigneurs que dans les autres écuries s’occupent des animaux. En outre, il n’y a pas, au monde, de propriété plus belle et plus noble pour les<br />

chevaux.<br />

Criaturas de lujo: Los caballos árabes de carreras del jeque Mohammed disfrutan de un cuidado especial. De media se ocupan de ellos el doble<br />

de personal que en otros establos. Además, están alojados en las cuadras más bellas y nobles del mundo.<br />

Creature di lusso: i cavalli da corsa arabi dello sceicco Mohammed godono di un trattamento particolare: in media, un numero di artieri doppio<br />

rispetto a quello di altre scuderie si occupa di loro. Questa è inoltre la tenuta per cavalli più bella ed elegante del mondo.<br />

Beauty: The horse behind the divider belongs to one<br />

of the world’s most noble breeds: the Carthujanos.<br />

The Spanish breed owes its name to the Carthusian order<br />

of Jerez de la Frontera. In the 15 century, the monks<br />

were granted 9,900 acres by the Spanish royal family for<br />

the establishment of a stud farm. It is estimated that<br />

around 1,000 horses of this ancient breed still exist<br />

around the world today.<br />

Schönheit: Das Pferd hinter dem Paravent gehört zu den<br />

edelsten der Welt, den Cartujanos. Die spanische Rasse<br />

verdankt ihren Namen dem Kartäuserorden von Jerez de<br />

la Frontera. Die Mönche bekamen im 15. Jahrhundert<br />

vom Spanischen Königshaus 4000 Hektar zur Gründung<br />

eines Gestüts vermacht. Weltweit soll es noch etwa<br />

1000 Pferde aus dieser alten Zucht geben.<br />

Beauté : le cheval derrière le paravent fait partie des plus<br />

nobles au monde, les Cartujanos. Cette race espagnole<br />

doit son nom à l’ordre des Chartreux de Jerez de la<br />

Frontera. Au 15 siècle, la maison royale légua aux<br />

moines Chartreux 4000 hectares pour la fondation d’un<br />

haras. Il semblerait qu’il y ait encore, de par le monde,<br />

1000 de chevaux issus de cet ancien élevage.<br />

Belleza: El caballo de detrás del biombo pertenece a una<br />

de las razas más exquisitas del mundo; los Cartujanos.<br />

Esta raza española debe su nombre a la Orden Cartujana<br />

de Jerez de la Frontera. Los monjes de esta orden<br />

recibieron en el siglo XV de la casa real española 4.000<br />

hectáreas para crear un criadero de caballos. En todo<br />

el mundo debe haber todavía unos 1.000 caballos de esta<br />

antigua cría.<br />

Bellezza: il cavallo dietro il paravento è un Cartujano,<br />

uno degli esemplari più pregiati del mondo. Questa razza<br />

spagnola deve il proprio nome all’ordine dei Certosini<br />

di Jerez de la Frontera. Nel XV secolo questi monaci<br />

ricevettero dalla casa reale di Spagna 4000 ettari da<br />

destinare all’allevamento equino. Pare che al mondo<br />

esistano ancora circa 1000 cavalli provenienti da questo<br />

antico allevamento.<br />

uel magnifique animal ! L’élégance de ses mouvements<br />

nous va droit au cœur, ses talents sont évi-<br />

Salman, un prince saoudien, qui s’adjuge la couronne de roses rouges de<br />

lors Kentucky Derby, c’est War Emblem d’Arabie, le fier cheval d’Ahmed bin<br />

dents. Son museau de velours hume l’eau à des centaines<br />

de mètres. 16 muscles tournent vers la source Sang bleu ou rouge : cela dépend de l’écurie. Charlotte Casiraghi, la<br />

la victoire.<br />

du son ses longues oreilles, localisant des fréquences fille de la princesse Caroline de Hanovre et du pilote de vedettes rapides<br />

Stefano Casiraghi, est une cavalière passionnée, tout comme Athina<br />

de 25000 Hertz, inaudibles pour le cavalier qui est<br />

sur son dos. Celui-ci chevauche un animal dont les Onassis, la plus jeune milliardaire du monde, et son mari Ivaro de Miranda<br />

alvéoles pulmonaires couvrent la surface d’un parc, Neto. Qu’ils soient top modèle, groupie allumeuse de F1, marchand d’art,<br />

à savoir 2500 mètres carrés, presque vingt fois plus prince du pétrole ou milliardaire, ils ont tous succombé à ce coûteux passetemps,<br />

la chasse au Große Preis von Aachen, au Große Volkswagen Preis von Baden<br />

que chez l’homme. Une créature étonnante.<br />

Catherine la Grande fut observée en train d’entremêler une pierre ou au Prix de l’Arc de Triomphe. Des chevaux galopent sur le lac gelé de Saintprécieuse<br />

dans le bandeau de son étalon préféré, ce qui nuisit à vrai dire Maurice, la piste blanche attire des milliers de personnalités sur la glace, le<br />

beaucoup à sa réputation. Dans son Phèdre, le philosophe Platon choisit la Gotha ici présent dégage un charme international et s’en délecte à la fois.<br />

figure de deux chevaux pour dépeindre la dichotomie de l’âme humaine, Quiconque gagne trois courses est nommé « Roi de l’Engadine », un titre<br />

noire et laide, indomptée et passionnée, d’une part, cheval blanc racé, soumis,<br />

docile et cherchant l’élévation, d’autre part. Parce qu’ils sont tous Le cheval est un article à succès. La race marche bien. Les fonds de<br />

audacieux dans cette république des Alpes si amoureuse des titres !<br />

les deux attelés par la vie à une charrette, il arrive qu’éclatent les conflits. partage des risques pour les étalons arabes font fureur. Vingt acheteurs<br />

L’homme en selle, soulevé par le cheval, fait meilleure impression. Pour mettent 15 millions de dollars dans un tronc commun pour l’étalon arabe<br />

l’homme de petite taille qu’était Napoléon, le cheval blanc arabe Marengo Aladin. La semence du noble animal est cotée, mise aux enchères, expédiée<br />

et congelée pour une reproduction fructueuse.<br />

faisait figure de trône trottant majestueusement. Il était impossible de ne<br />

pas remarquer l’empereur.<br />

Aujourd’hui, le Brésil, nouveau pays industrialisé, vient secouer le business<br />

exclusif de l’élevage du pur-sang arabe. 30000 magnifiques chevaux<br />

Dans la mythologie grecque, les centaures représentent la symbiose<br />

parfaite de l’homme et du cheval, une espèce avide de vengeance. Ils ont paissent le long de l’Amazone, la nouvelle terre des rois du vent. Pour les<br />

même le grand Héraclès sur la conscience, empoisonné. Le contraire d’une arabes, il y a des règles particulières. De telles œuvres d’art ne pratiquent<br />

référence pour le succès.<br />

pas de sport de haut niveau. Ces princes de la beauté avec leur incomparable<br />

cou de cygne et leurs yeux de velours noir gambadent uniquement<br />

Cela va beaucoup mieux avec des roues. Les courses de chars constituent<br />

l’un des premiers sports de l’histoire mondiale et sont la discipline pour le plaisir, font des démonstrations de dressage classique ou de danses<br />

reine des Jeux Olympiques depuis 680 avant Jésus Christ. Le macédonien latino-américaines ; ce sont les tops modèles de race du monde animal, rasés,<br />

huilés, maquillés et d’une beauté de chirurgie esthétique. Le bonheur<br />

Philippe II (« Un royaume pour un cheval ! »), père d’Alexandre le Grand,<br />

fut plusieurs fois vainqueur de courses de chars olympiques ; quant au futur sur terre.<br />

empereur Tibère, il remporta une victoire pour Rome. Néron aussi prit<br />

le départ. Il tomba même du char, mais une régie intelligente le déclara<br />

pourtant vainqueur car ce fou paya un million de sesterces et exonéra la<br />

province de la Grèce de tout impôt. Plus tard cependant, ces 211 Jeux<br />

Olympiques disparurent des archives.<br />

« J’ai foi dans le cheval. La voiture n’est qu’une apparition passagère »,<br />

déclara l’empereur allemand Guillaume II, un amateur bien connu de monuments<br />

à cheval. Mais les pronostics fiables n’ont jamais été sa spécialité.<br />

Les jours du cheval de trait étaient comptés. Devenus inutiles, ils sont au<br />

chômage. On élève désormais des sauteurs, des chevaux de course et de<br />

dressage pour le loisir et le sport, le nouveau domaine exclusif de ce noble<br />

animal.<br />

Magie de l’orient : le cheikh Mohammed bin Rashid al-Maktoum de<br />

Dubai construit le septième ciel sur terre, épouse la princesse Haya de<br />

Jordanie, la plus belle des filles de roi sous le soleil. Pourtant, sa passion a<br />

pour nom Singspiel, Street Cry et Moon Ballad, ses merveilleux chevaux, ses<br />

Million Dollar Babies galopant sur des pelouses vertes ou du sable chaud.<br />

30 millions de dollars sont en jeu. Sur l’hippodrome de Nad al-Sheba, le<br />

monde arabe se mesure au monde occidental, à égalité, le souffle chaud,<br />

côte à côte, les Etats-Unis déchaînant une tempête du désert au galop. Une<br />

fois, c’est Captain Steve qui gagne, une autre fois, Roses in May. Par contre,<br />

The large stud farms and breeding regions from Kentucky to Trakehnen, the most important breeding families,<br />

the classic riding schools.<br />

Die großen Gestüte und Zuchtgebiete von Kentucky bis Trakehnen, die bedeutendsten Züchterfamilien,<br />

die klassischen Reitschulen.<br />

Les grands haras et domaines d’élevage du Kentucky à Trakehnen, les grandes familles d’éleveurs,<br />

les écoles d’équitation classiques.<br />

Los mayores acaballaderos y zonas de cría de Kentucky a Trakehnen, las familias más relevantes de la cría de caballos,<br />

las clásicas escuelas de equitación.<br />

I maggiori allevamenti e le zone in cui si trovano dal Kentucky a Trakehnen, le famiglie di allevatori più importanti e le scuole<br />

classiche di equitazione.<br />

Home of the winners: The breeders of the Claiborne<br />

Farm have produced many derby winners.<br />

Heimat der Sieger: Die Züchter der Claiborne-Farm<br />

haben viele Derbysieger hervorgebracht.<br />

Patrie des vainqueurs : les éleveurs de la Claiborne Farm<br />

ont produit de nombreux vainqueurs de derby.<br />

La patria del campeón: Los criadores de la granja<br />

Claiborne han conseguido criar a muchos campeones<br />

del derby.<br />

Terra di vincitori: gli allevatori della Claiborne Farm<br />

hanno prodotto molti vincitori di derby.<br />

Head wash<br />

Massage<br />

6 | <br />

22 | 23<br />

Following Page<br />

Luxury residence: This estate in Kentucky is home of the award-winning stallion<br />

Thunder Gulch. The breeder had bridges built on the premises as well as stables<br />

of stone that occasionally are even equipped with chandeliers.<br />

Luxusbehausung: Auf diesem Anwesen in Kentucky lebt der preisgekrönte<br />

Hengst Thunder Gulch. Der Züchter ließ auf dem Gelände Brücken bauen und<br />

Ställe aus Stein, die teilweise sogar mit Kronleuchtern ausgestattet sind.<br />

Demeure de luxe : c’est sur cette propriété dans le Kentucky que vit<br />

l’étalon primé Thunder Gulch. L’éleveur y a fait construire des ponts<br />

et des écuries en pierre, en partie éclairées par des lustres.<br />

Cuadras de lujo: En estas instalaciones en Kentucky vive el semental Thunder<br />

Gulch, ganador de varios premios. El criador hizo levantar en los terrenos puentes<br />

y cuadras de piedra que, en algunos casos, están decoradas con lámparas de araña.<br />

Un alloggio di lusso: in questa tenuta del Kentucky vive lo stallone Thunder Gulch,<br />

vincitore di diversi premi. Su quest’area l’allevatore ha fatto costruire ponti e<br />

scuderie di pietra addirittura provviste, in parte, di lampadari di cristallo.<br />

30 | 31<br />

The largest equestrian festivities, equestrian games, prominent riders and Carthujanos, the horses of monks.<br />

Die größten Pferdefeste, Reiterspiele, prominente Reiter und Cartujanos, die Pferde der Mönche.<br />

Les plus grandes fêtes hippiques, des concours de cavaliers, d’éminents cavaliers et des Cartujanos, les chevaux des moines.<br />

Las mayores fiestas ecuestres, juegos con jinetes, jinetes famosos y Cartujanos, los caballos de los monjes.<br />

Feste famose e giochi che hanno come protagonista il cavallo, cavalieri celebri e i Cartujanos, i cavalli dei monaci.<br />

Piece of Gold: The fiesta Caballos del Vino located in Murcia in Spain.<br />

Goldstück: Fiesta Caballos del Vino im spanischen Murcia.<br />

Trésor : la fête Caballos del Vino à Murcie en Espagne.<br />

Obra de oro: Fiesta Caballos del Vino en Murcia, España.<br />

Prezioso come l’oro: la festa Caballos del Vino a Murcia, in Spagna.<br />

166 | 167<br />

The large race courses, the fashionable trial gallop, the important turf fields of the old and the new world,<br />

the million-dollar champions.<br />

Die großen Rennbahnen, der modische Aufgalopp, die wichtigen Rennbahnen der alten und neuen Welt,<br />

die Champions im Wert von Millionen.<br />

Les grands hippodromes, le galop de préparation moderne, les champs de course importants de l’ancien et du nouveau monde,<br />

les champions qui valent des millions.<br />

Los grandes hipódromos, el moderno paseillo antes de la salida, las importantes carreras en el mundo viejo y nuevo,<br />

campeones millonarios.<br />

I grandi ippodromi, il galoppo iniziale all’insegna dello stile, le piste più importanti del vecchio e del nuovo mondo,<br />

i campioni che valgono milioni.<br />

Fascination: whenever the best three-year old horses compete on Churchill Downs,<br />

more than 140,000 spectators are present and the public life in Kentucky comes to a stand.<br />

Faszination: Wenn auf Churchill Downs die besten Dreijährigen antreten, sind mehr als<br />

140000 Zuschauer anwesend, und das öffentliche Leben in Kentucky kommt zum Erliegen.<br />

Fascination : quand les meilleurs trois ans se présentent sur Churchill Downs, il y a plus de<br />

140000 spectateurs et la vie publique s’arrête dans le Kentucky.<br />

Fascinación: Cuando los mejores caballos de tres años hacen su entrada en Churchill Downs,<br />

los 140.000 espectadores y la vida pública de Kentucky se quedan paralizados.<br />

Fascino: quando i migliori esemplari di tre anni gareggiano nell’ippodromo di Churchill Downs<br />

davanti a più di 140000 spettatori, la vita pubblica del Kentucky si ferma.<br />

The world of competition: Steeplechase, show jumping, eventing, dressage, reining, drag hunting and polo,<br />

the sport of kings.<br />

Die Welt des Wettkampfs: Steeplechase, Springreiten, Eventing, Dressur, Westernreiten, Jagdreiten und Polo,<br />

der Sport der Könige.<br />

Le monde des concours : Steeple-chase, saut d’obstacles, concours complet, dressage, équitation western,<br />

chasse à courre et polo, le sport des rois.<br />

El mundo de la competición: Carreras de obstáculos, saltos, eventing, doma, hípica del oeste, caza y polo,<br />

el deporte de los reyes.<br />

Il mondo delle gare: lo steeplechase, il salto, l’eventing, il dressage, la cavalcata western, la caccia a cavallo e il polo,<br />

lo sport dei re.<br />

Concentration: The Swedish rider Marie Carlerbeck on Onyx.<br />

Konzentration: die schwedische Reiterin Marie Carlerbeck auf Onyx.<br />

Concentration : la cavalière suédoise Marie Carlerbeck sur Onyx.<br />

Concentración: La jinete sueca Marie Carlerbeck sobre Onyx.<br />

Concentrazione: l’amazzone svedese Marie Carlerbeck su Onyx.<br />

Very British: Time seems to stand still for a few days and<br />

the British society celebrates itself. Men wear a Morning<br />

Suit (tuxedo or a formal dark suit with striped trousers),<br />

women and children are dressed accordingly.<br />

Very british: Für ein paar Tage scheint die Zeit stehen<br />

geblieben zu sein und die britische Gesellschaft feiert<br />

sich selbst. Männer tragen einen Morning suit (Frack<br />

oder Stresemann), Frauen und Kinder entsprechende<br />

Kleidung.<br />

Très british : le temps semble s’arrêter pour quelques<br />

jours et la société britannique s’autocélébre. Les hommes<br />

portent un Morning suit (queue-de-pie ou costume<br />

Stresemann), les femmes et les enfants une tenue<br />

adéquate.<br />

Muy británico: Durante un par de días parece que si<br />

se parara el tiempo y la sociedad británica se celebra a<br />

sí misma. Los hombres llevan un morning suit (frac o<br />

stresemann), y las mujeres y los niños también se visten<br />

de acuerdo con la ocasión.<br />

Very british: il tempo sembra fermarsi per alcuni giorni,<br />

mentre la società inglese celebra se stessa. Gli uomini<br />

indossano la morning suit (il frac o il tight), e anche le<br />

donne e i bambini sono vestiti elegantemente.<br />

64 | 65<br />

96 | 97<br />

104 | 105<br />

Horses as cult objects: On Menorca, during the Fiesta<br />

Jaleo, that takes place every year in June, the stallions are<br />

frenetically cheered. During the Fiesta Caballos de Vino,<br />

richly decorated horses are paraded through town every<br />

year in May.<br />

Pferde als Kult: Auf Menorca bei der Fiesta Jaleo, die<br />

jedes Jahr im Juni stattfindet, werden die Hengste frenetisch<br />

bejubelt. Bei der Fiesta Caballos de Vino werden jedes<br />

Jahr im Mai reich geschmückte Pferde durch den Ort<br />

geführt.<br />

Culte des chevaux : à Ménorque, lors de la fête Jaleo<br />

qui se tient chaque année en juin, les étalons sont<br />

frénétiquement acclamés. Pour la fête des Caballos de<br />

Vino, chaque année en mai, des chevaux richement parés<br />

sont promenés à travers la ville.<br />

Los caballos como objeto de culto: En Menorca se<br />

celebra todos los años la fiesta Jaleo en el mes de junio,<br />

donde los caballos son frenéticamente aclamados. En la<br />

fiesta Caballos de Vino, que tiene lugar anualmente en<br />

mayo, los animales son ricamente adornados y paseados<br />

por el pueblo.<br />

Il cavallo come culto: a Minorca si svolge ogni anno, nel<br />

mese di giugno, l’entusiasmante festa del Jaleo, in onore<br />

degli stalloni. Alla festa Caballos de Vino, che ha luogo ogni<br />

anno in maggio, cavalli riccamente bardati sfilano<br />

attraverso il paese.<br />

168 | 169<br />

lUXUrY eQUestriAn desiGn Seiten aus dem Buch<br />

Th e _Legend,_Text by Emanuel Eckardt 18–29<br />

Studs & Breeding 30–63<br />

Racing & Society 64–97<br />

Th e _Royals,_Text by Emanuel Eckardt 84–87<br />

Th e _Evolution,_Text by Emanuel Eckardt 98–103<br />

Trial 104–165<br />

Cult 166-187<br />

Fashion & Accessories 188-219<br />

CONTENT<br />

CONTENT<br />

Pages from the book<br />

Racing & Society<br />

Le mythe<br />

Q<br />

Studs & Breeding<br />

Trial<br />

The Evolution<br />

I<br />

Cult<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 104 | 105


Horst KöHler – der MenscH, der Präsident Konzeption, Gestaltung, Herausgeber<br />

Initial concept, layout, publisher<br />

Edition Braus<br />

Wo BleiBt Der mensCh Horst Köhler in<br />

der Enge des Protokolls? Welches sind<br />

seine Momente der Entscheidung,<br />

seine Augenblicke des Zweifels?<br />

Auftritte und Rückzüge, gesellige<br />

Momente und einsame Stunden – das<br />

alles wurde mit der Kamera eingefangen.<br />

Im Stil berühmter White-House-<br />

Fotografen hat Christian Irrgang den<br />

Politiker und Menschen Horst Köhler<br />

ein Jahr lang beobachtet. Als Autoren<br />

konnten Henning Mankell, James D.<br />

Wolfensohn und andere Freunde und<br />

Weggefährten des Bundespräsidenten<br />

gewonnen werden.<br />

Fotos aus dem Buch waren in zwei Ausstellungen<br />

zu sehen: 2007 in Hamburg,<br />

2009 in Berlin (mehr dazu auf Seite 110).<br />

Where Can We FinD Horst Köhler,<br />

the man, within the dry log of politics?<br />

What are his deciding moments, his<br />

instances of doubt? Appearances and<br />

retreats, social moments and hours<br />

spent alone – the camera captured it all.<br />

Like a white house photographer,<br />

Christian Irrgang watched the<br />

German Bundespräsident Horst Köhler,<br />

the politician and the man, for a whole<br />

year. Contributing authors are Henning<br />

Mankell and James D. Wolfensohn.<br />

Photos from the book were shown in two<br />

exhibits: in 2007 in Hamburg and in 2009<br />

in Berlin (page 110).<br />

Horst KöHlEr<br />

dEr MEnscH,<br />

dEr PräsidEnt<br />

Fotografien von christian irrgang<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 106 | 107


Horst Köhler – der Mensch, der Präsident<br />

Entwicklung und Produktion eines Kundenmagazins<br />

Ohne Worte Chobe River, Botsuana, 11. April 2006


28 |<br />

¡BUENOS DIAS! Bundespräsident Horst Köhler wird auf dem Madrider Flughafen<br />

Barajas mit militärischem Gruß empfangen, 12. Dezember 2005<br />

V o r w o r t V o n r i c h a r d S c h r ö d e r<br />

er dem Bundespräsidenten Horst Köhler in Zusammenhang bringen.“ Dies „dürfte aber einen Bundespräsidenten<br />

Köhler auf manchen Stationen seiner Auslands­<br />

begegnet, ist wohl zuerst von seiner offenen<br />

Herzlichkeit berührt. Fast ein wenig schüchtern, reisen in Verlegenheit bringen – und an diesen Plätzen dem<br />

zugleich aber heiter und gänzlich ungekünstelt Ansehen der Bundesrepublik nicht gerade nützen“. Nichts davon<br />

wirkt er. Er hat etwas Bodenständiges. Auf den ist eingetreten. Ein großer Philosoph ist eben nicht unbedingt<br />

ersten Blick will das gar nicht zu seiner Biographie passen. Denn ein großer Prophet. Es kommt aber noch dicker. „Der eigentliche<br />

die hat ihm eine beständige Heimat verwehrt. Er ist ein Kind der Skandal besteht darin, dass die Westerwelles nun auch noch<br />

Flüchtlingsgeneration. Seine Eltern wurden in der Nazizeit als mit einem passend zurechtgestutzten Image des Bundespräsidenten<br />

für eine Politik werben möchten, die zentrale gesellschaft­<br />

Auslandsdeutsche von Rumänien in den eroberten „Wartegau“<br />

umgesiedelt. Dort wurde er 1943 geboren. Er war noch ein<br />

liche Bereiche einer Regulierung durch den Markt überlässt“<br />

Kleinkind, als seine Eltern vor den heranrückenden sowjetischen – wie sich der kleine Max einen Ökonomen vorstellt: effizient,<br />

Truppen fliehen mussten. Fast zehn Jahre hat er in Markkleeberg herzlos rechnend und berechnend.<br />

nahe Leipzig gelebt. Dann floh die Familie nach Westdeutschland.<br />

Dort hat er das Abitur abgelegt, studiert, promoviert und In seiner Rede beim Arbeitgeberforum „Wirtschaft und<br />

seine berufliche Karriere gestartet, erst als wissenschaftlicher Gesellschaft“ (15. März 2005) hat Bundespräsident Köhler<br />

Mitarbeiter an der Universität, dann als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium<br />

(1990–1993), als Präsident des Sparkas­<br />

sei es, „am Markt erfolgreich zu sein und Gewinne zu machen“,<br />

gesagt: Die Hauptaufgabe von Unternehmen und Betrieben<br />

sen­ und Giroverbandes, als Präsident der Europäischen Bank für denn nur dann kann der Unternehmer „den Fortbestand seines<br />

Wiederaufbau und seit 2000 in der Direktion des Weltwährungsfonds<br />

(IWF). Er ist somit der erste Bundespräsident mit Ausland­<br />

weiterbeschäftigen und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.<br />

Unternehmens durch Investitionen sichern, seine Mitarbeiter<br />

serfahrungen in einer der großen internationalen Organisationen. Gerade erfolgreiche Unternehmer wissen, wie wichtig ein offenes<br />

Und trotzdem ist da ebendieses Bodenständige. Vielleicht ist Betriebsklima und ein partnerschaftlicher Umgang mit den<br />

es Familienerbe, dem der häufige Ortswechsel nichts anhaben Mitarbeitern sind. Wer auf das private Umfeld seiner Mitarbeiter<br />

konnte. Horst Köhler ist Bauernsohn. Der „dumme Bauer“ ist seit achtet und ein familienfreundliches Klima schafft, der fördert<br />

alters der Spott der Städter – oft zu Unrecht. Denn es gibt auch Engagement und Loyalität, und auch das zahlt sich aus.“ Ja, es<br />

den selbstbewussten Bauern, der sich kein X für ein U vormachen gibt das Gute, das sich auch ökonomisch auszahlt. Nur kurzsichtige<br />

Ökonomen machen aus dem wirtschaftlich Gebotenen<br />

lässt und das Solide vom Firlefanz genau zu unterscheiden weiß,<br />

dessen Orientierungskoordinaten vom jeweils modischen<br />

und dem sozial Gebotenen einen Gegensatz. Das jedenfalls kann<br />

Geschwafel unberührt bleiben – und der weiß, woran er glaubt. man Horst Köhler nicht vorwerfen. Innenpolitisch hat er immer<br />

wieder gefordert: Vorrang für Arbeit. Die hohe Arbeitslosigkeit in<br />

Als Horst Köhler zur allgemeinen Überraschung nominiert Deutschland – und keineswegs nur in Ostdeutschland – ist für<br />

wurde – er war ja tatsächlich damals nur Insidern bekannt –,<br />

versahen ihn manche flugs mit dem Etikett des herzlosen Ökonomen.<br />

Ein nicht ganz unbekannter Sozialphilosoph erklärte:<br />

Nach dem SommermärcheN<br />

„Wenn man Köhler als Politiker betrachten will, kann man ihn<br />

Der Bundespräsident im Gespräch mit dem deutschen<br />

allenfalls mit der umstrittenen Strategie des Weltwährungsfonds<br />

Nationalspieler Gerald Asamoah, 14. August 2006<br />

Alte BekAnnte<br />

HansTietmeyer amtierte von 1992<br />

bis 1999 als Präsident der Deutschen<br />

Bundesbank. Sein Nachfolger als<br />

Staatssekretär im Finanzministerium<br />

war von 1990 bis 1993 Horst Köhler.<br />

Beim Empfang zu Ehren Tietmeyers<br />

ist auch Helmut Kohl anwesend, der<br />

als Bundeskanzler von 1982 bis 1998<br />

die Geschicke des Landes lenkte.<br />

Als dessen persönlicher Vertreter<br />

bereitete Köhler die Wirtschaftsgipfel<br />

in Houston (1990), London (1991),<br />

München (1992) und Tokio (1993) vor,<br />

7. September 2006<br />

ABräumer Während nach dem Empfang die letzten Gläser aufs Tablett wandern,<br />

unterhalten sich Horst und Eva Luise Köhler noch ungezwungen mit Tietmeyer und<br />

dem früheren Innenminister Gerhart Baum, 16. Januar 2006<br />

GROSSER AUFTRITT der Kellner.<br />

Nach der Ordensverleihung setzt man<br />

sich zu Tisch, durch den Türspalt<br />

erkennt man den geehrten James<br />

D. Wolfensohn, 1. Dezember 2005<br />

| 45<br />

U Up , and away Mit dem Hubschrauber<br />

geht’s nach einem Besuch im sächsischen<br />

Hoyerswerda wieder zurück nach Berlin,<br />

27. April 2006<br />

H o r s t K ö H l e r<br />

in die damals fast menschenleere Gegend gerufen. Das Kalkül von der Wehrmacht besetzten Polen angesiedelt. Das deutsche<br />

des Zaren: Die Kolonisten aus deutschen Landen sollten auf den Generalgouvernement des Nazi-Statthalters Hans Frank soll zur<br />

fruchtbaren Böden Bessarabiens eine Landwirtschaft aufbauen neuen Heimat der Bessarabien-Deutschen werden.<br />

und dadurch helfen, das unterentwickelte Gebiet erblühen zu lassen.<br />

Die russische Krone schenkte den Einwanderern Land und Welt, einer tausend Einwohner zählenden Ortschaft 70 Kilometer<br />

Und so kommt das siebte Kind der Köhlers in Skierbieszów zur<br />

garantierte ihnen Steuerfreiheit für mehrere Jahre. Etwa 9000 östlich von Lublin. In dem Dorf hat man der Familie Köhler einen<br />

Menschen folgten dem Ruf und zogen nach Osten. Diese Siedler Hof zugewiesen, deren Besitzer zuvor durch die SS vertrieben<br />

waren mutige, freiheitsliebende Menschen, die in die Ferne zogen, worden waren. So erhalten die Köhlers, denen man ihre Heimat in<br />

um etwas Neues zu beginnen. Einer von ihnen war ein Köhler. Bessarabien geraubt hatte, nun zur „Entschädigung“ das Zuhause<br />

und die Existenz einer anderen Familie.<br />

Horst Köhlers Mutter ist ebenfalls eine Nachfahrin deutscher Die Eltern hegen wohl Sympathien für den „nationalen Aufbruch“.<br />

Als Eduard und Elisabeth Köhler 1937 ihr fünftes Kind be-<br />

Kolonisten, allerdings entstammt sie einer anderen Einwanderergruppe<br />

als ihr Ehemann. Elisabeth Köhler, geborene Bernhardt, kommen, nennen sie den Sohn Adolf. Und Horst Köhler verdankt<br />

ist eine Siebenbürger Sächsin aus Kronstadt. Die Siebenbürger seinen Vornamen vermutlich Horst Wessel, dem 1930 ums Leben<br />

Sachsen sind deutsche Siedler, deren erste Welle schon 1150 nach gekommenen SA-Sturmführer, dessen Lied („Die Fahne hoch, die<br />

Ungarn strömte. Ähnlich wie in späteren Jahrhunderten der russische<br />

Zar, so wollten auch die ungarischen Könige mit der Zahl nalhymne geworden war. Parteimitglieder waren Köhlers Eltern<br />

Reihen fest geschlossen ...“) im Dritten Reich zur zweiten Natio-<br />

und der Wirtschaftskraft ihrer Untertanen den eigenen Reichtum allerdings nicht.<br />

und die eigene Macht steigern. Und der Plan ging auf. Mit Fleiß Polen bleibt nicht lange die neue Heimat der Familie. Im Januar<br />

und Können brachten die Sachsen das Siebenbürger Land voran. 1945 müssen die Köhlers vor der anrückenden Roten Armee nach<br />

Dabei muss man die Bezeichnung „Sachsen“ allerdings mehr als Markkleeberg-Zöbigker in die Nähe von Leipzig fliehen. Eduard<br />

Ehrentitel denn als Herkunftsbezeichnung sehen. In Wirklichkeit Köhler bekommt einen Neubauernhof auf altem Junkerland zugeteilt<br />

und beginnt ein weiteres Mal, sich eine Existenz aufzubauen.<br />

stammten die meisten Kolonisten aus Moselfranken. Bis 1919<br />

waren die Siebenbürger Sachsen Untertanen der österreichischungarischen<br />

Doppelmonarchie. Im Frieden von Trianon nach dem In Bessarabien waren er und seine Vorfahren immer Bauern<br />

In einem neuen Staat: 1949 gründet sich die DDR.<br />

Ersten Weltkrieg wurde dieser Landesteil dann dem Königreich auf eigener Scholle gewesen. In der kollektivierten Landwirtschaft<br />

Rumänien zugesprochen.<br />

der DDR (Motto: „Vom Ich zum Wir“) mag die Familie bald nicht<br />

Köhlers Eltern lernen sich in den früher zwanziger Jahren in mehr leben. Die Köhlers fühlen sich wie viele andere Bauern<br />

Kronstadt kennen. Nach ihrer Heirat leben sie auf einem Bauernhof<br />

in Bessarabien. Zwischen 1925 und 1939 kommen sechs geschlachteten Sau muss Eduard Köhler 1952 einige Tage in ei-<br />

drangsaliert im Sozialismus. Wegen einer illegal gehaltenen und<br />

Kinder zur Welt. Dann aber greift die Politik in ihr Leben ein. Hitler ner Gefängniszelle verbringen. Da entschließen sich die Eltern zur<br />

und Stalin vereinbaren 1940, den Landesteil Bessarabien von Rumänien<br />

abzutrennen und der Sowjetunion zuzuschlagen. Die dort Ostern 1953 ist es so weit. Mit dem Zug geht es zunächst nach<br />

Flucht in den Westen.<br />

lebenden Volksdeutschen, deren Zahl im Lauf der Zeit auf etwas Ost-Berlin, mit der S-Bahn nach West-Berlin, und schließlich<br />

mehr als 90.000 angewachsen ist, werden zunächst „heim ins gelangt die Familie auf dem Luftweg in die Bundesrepublik. Niemand<br />

wartet im Westen auf sie. Vier Jahre verbringen die Reich“, also nach Deutschland, geholt, bald darauf aber in dem<br />

Köhlers<br />

v o n R ü d i g e R J u n g b l u t h<br />

Demokratischer aufbruch<br />

Viktor Juschtschenko, Führer der „orangefarbenen<br />

Revolution“ und Staatspräsident der Ukraine, trägt<br />

sich auf Schloss Bellevue ins Gästebuch ein.<br />

An der Wand ein Porträt Friedrich Eberts, des ersten<br />

Präsidenten eines demokratischen Deutschland,<br />

4. Oktober 2006<br />

enn der Bundespräsident bei seinen Reisen Als Horst Köhler noch ein Junge war, nannte ihn seine Mutter<br />

und Besuchen die Menschen auf seine spezielle „Guter“. Er war das siebte von acht Kindern und achtzehn Jahre<br />

Weise anstrahlt, bleibt kaum jemand reserviert. jünger als der erstgeborene Sohn der Familie. Auf Horst ruhte die<br />

Bei Begegnungen mit den Bürgern fliegen Köhler Hoffnung der Mutter. Er war dasjenige ihrer Kinder, das es von der<br />

die Herzen zu. Er weiß, dass er diese Wirkung erzielen<br />

kann. Köhler lacht sich die Menschen regelrecht herbei. Es konnte, das spürte sie. Von seiner Mutter hat Horst Köhler die Ei-<br />

Anlage und den Umständen her im Leben am weitesten bringen<br />

ist nicht die Würde des hohen Amtes, die dann wirkt, sondern die genschaft geerbt, sich nicht zu schnell zufrieden zu geben. Auch<br />

Ausstrahlung eines ungewöhnlichen Mannes. Wenn Köhler strahlt, nicht mit den eigenen Leistungen.<br />

zeigt sein Gesicht die helle Freude, den schieren Optimismus.<br />

Horst Köhler kommt am 22. Februar 1943 im Osten Polens zur<br />

Die Deutschen mögen ihren Präsidenten. Drei Viertel der Welt. Es hätte auch Rumänien sein können, es hätte Ungarn sein<br />

Bürger haben eine gute Meinung von ihm. Dabei ist Horst Köhler können oder Russland. Der Krieg tobt in Europa. Köhlers Vater<br />

ein Bundespräsident, wie ihn Deutschland noch nicht hatte. Und war auf dem Gebiet des russischen Zarenreiches geboren worden,<br />

die Mutter in Ungarn. Kennengelernt haben sich die Eltern<br />

zwar in mehrfacher Beziehung. Es gilt für die Herkunft, es gilt für<br />

den Berufsweg, und es gilt für die Amtsführung. Köhler ist in fast in Kronstadt, zu einer Zeit, als diese Stadt nicht mehr zu Ungarn,<br />

jeder Beziehung anders als seine Vorgänger.<br />

sondern wieder zu Rumänien gehört. Beide Eltern sind Deutsche,<br />

Augenfällig ist als Erstes, dass Köhler die Präsidentschaft mit jedenfalls in dem Sinne, dass ihre Vorfahren aus Deutschland<br />

einer sportlichen Leichtigkeit ausübt wie kein anderer vor ihm. stammen. Aus einem Deutschland allerdings, das es zu Lebzeiten<br />

Wer ihm begegnet, bemerkt sofort, dass das hohe Amt dem Mann der Vorfahren als Nationalstaat noch gar nicht gab, aus einem<br />

keine Bürde ist. Wer ihn länger beobachtet, spürt die Dynamik, die Deutschland, das eine Ansammlung unzähliger Kleinstaaten und<br />

in ihm steckt. Ein wenig wirkt er wie ein großer Junge. Die schlanke Fürstentümer war.<br />

Gestalt, die beim Gehen federt, die nicht selten zerzausten Haare, Der Vater des Bundespräsidenten, Eduard Köhler, ist ein sogenannter<br />

Bessarabien-Deutscher. Seine Vorfahren waren Bauern<br />

dieser eigentümlich schüchterne Habitus – all das trägt dazu bei,<br />

dass dieser Präsident den Bürgern nicht wie ein Politiker jenseits aus Schwaben, die im frühen 19. Jahrhundert auf der Suche nach<br />

der sechzig vorkommt, sondern eher wie ein Jugendlicher. Ein einem besseren Leben nach Bessarabien ausgewandert waren.<br />

Junggebliebener als Staatsoberhaupt.<br />

Bessarabien, diese Landschaft mit dem merkwürdig orientalisch<br />

anmutenden Namen (er leitet sich von einem Fürstenhaus<br />

Horst Köhler kann nicht anders. Das Bedächtige liegt ihm nicht,<br />

es entspricht einfach nicht seinem Temperament. Köhler ist von namens Basarab ab und hat mit Arabien nichts zu tun) liegt im<br />

seinem ganzen Wesen her ein zupackender Mensch, kein zurückgelehnter.<br />

Ein Macher, kein Beobachter. Ein fröhlicher Mann ist er, Dnister, im Süden grenzend an das Schwarze Meer. Dieses Bes-<br />

Südosten Europas, eingezwängt zwischen die Flüsse Pruth und<br />

aber auch ein ungeduldiger. Horst Köhler ist ein Staatsoberhaupt sarabien war in seiner Geschichte eine Pufferregion zwischen den<br />

neuen Typs für Deutschland. Er versieht sein Amt ohne gravitätisches<br />

Gehabe, ohne Pathos, ohne Wortgeklingel. An der Spitze Land teils zu Moldawien, teils zur Ukraine.<br />

Großmächten Russland, Österreich und Türkei. Heute gehört das<br />

des Staates angekommen, ist Horst Köhler derjenige geblieben, Als die ersten Köhlers aus Schwaben dort ankamen, war<br />

der er auch vorher war. Ein kluger, ein unermüdlich fleißiger Mann. Bessarabien ein Teil Russlands. Der Zar in Moskau hatte im Jahr<br />

Ein bodenständiger, bescheidener Mensch.<br />

1813 arme, umzugswillige Bauern aus deutschen Kleinstaaten<br />

Ausflug Horst Köhler und Schwester Uschi im Beiwagen, auf dem Motorrad Vater Eduard und Mutter Elisabeth<br />

102 | | 103<br />

| 101<br />

112 |<br />

Home sweet Home In der Privatwohnung, Berlin-Dahlem. Bei einer<br />

Insalata Caprese und einem guten Glas Wein tauscht sich das Ehepaar<br />

über die Ereignisse des Tages aus, 4. Oktober 2006<br />

KüchenKabinett<br />

Eva Luise Köhler bereitet in der<br />

Küche ihrer Privatwohnung in<br />

Berlin-Dahlem das Abendbrot zu.<br />

Bei einer Insalata Caprese lässt man<br />

dann gemeinsam den Tag Revue<br />

passieren, 4. Oktober 2006<br />

Ökonomen, nicht zugetraut hätten: „Gute Bildung geht nicht in<br />

erster Linie von gesellschaftlichen Bedürfnissen oder den Anforderungen<br />

der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes aus.“ Herzensbildung<br />

sei nicht weniger wichtig als Wissen, sagt der Bundespräsident.<br />

Es ist eine außerordentlich eindringliche Rede, die Köhler<br />

da hält, ein einfühlsam vorgetragenes Plädoyer für das Lernen<br />

und das Lehren.<br />

Offenheit ist für Köhler ein wichtiger Wert. In manchen Kommentaren<br />

war zu lesen, dass dieser Bundespräsident seine Rolle<br />

noch nicht gefunden habe. Köhler selbst sieht das anders. Zugleich<br />

räumt er aber auch im Gespräch über seine Präsidentschaft freimütig<br />

ein: „Ich bin tatsächlich auf der Suche. Das Land ist auf der<br />

Suche. Niemand hat fertige Antworten auf alles.“ An sich selbst<br />

hat er beobachtet, dass seine Neugier im Laufe der Amtszeit noch<br />

gewachsen sei.<br />

Köhler ist nicht nur geistig beweglich geblieben. Er hält sich<br />

auch körperlich fit. In seiner Jugend hat er Handball gespielt. In<br />

den achtziger Jahren lernte er reiten, um seine pferdebegeisterte<br />

Tochter begleiten zu können. Heute trainiert er an Geräten, joggt<br />

jeden dritten Tag und fährt im Winter Ski. Er hat angefangen, Golf<br />

zu lernen, aber eigentlich ist ihm das zu gemächlich. Gerade hat er<br />

das Bundessportabzeichen erworben. Mit Ausnahme Richard von<br />

Weizsäckers war kein Bundespräsident so sportlich wie Köhler.<br />

Und so passt es perfekt, dass es gerade dieser Präsident ist, der<br />

als Staatsoberhaupt des Gastgeberlandes im Sommer 2006 die<br />

Fußballweltmeisterschaft eröffnet.<br />

Schon in seiner Antrittsrede im Juli 2004 hatte Köhler von den<br />

„guten Gründen“ gesprochen, „unser Land, unsere Heimat zu lieben“.<br />

Damit nahm der Präsident gleichsam vorweg, was sich als<br />

ein neuartiger unverkrampfter Patriotismus im Jahr der Fußballweltmeisterschaft<br />

2006 auf den Straßen und Plätzen der Republik<br />

1962 in Brühl geboren,<br />

RüdigeR Jungbluth<br />

zeigen sollte. Köhler nimmt diese Stimmung während der sommerleichten<br />

WM-Wochen auf. Er freue sich, dass er nicht mehr der die Kölner Journalistenschule. Er arbeitet<br />

studierte Volkswirtschaft und absolvierte<br />

Einzige sei, der in einem Auto mit einer Deutschlandflagge fahre, als Journalist („Stern“, „Der Spiegel“,<br />

scherzt er. Und setzt hinzu: „Die Deutschen identifizieren sich mit „Capital“, „Die Zeit“) und freier Publizist<br />

ihrem Land und seinen Nationalfarben. Das finde ich großartig.“<br />

(„Die Quandts“, „Die Oetkers“)<br />

uf die<br />

KRAFTAKT Horst Köhler beginnt den Tag<br />

gern im Fitnessstudio, 26. April 2006<br />

Small Talk<br />

Mit Henning Mankell<br />

im Garten des Völkerkunde­Museums,<br />

Berlin­Dahlem,<br />

7. September 2006<br />

H o r s t K ö H l e r a u f d i e f r a g e , Wa s e r a n s e i n e r f r a u b e s o n d e r s s c H ä t z t<br />

Weihnachten Zum zweiten Mal wünscht<br />

Bundespräsident Köhler seinen „lieben Landsleuten“<br />

ein frohes und gesegnetes Fest, 20. Dezember 2005<br />

v o n U l r i k e P o S C H e<br />

s gibt Menschen, die haben ein Dienstlachen und es nun einmal. So war es bei allen Präsidenten-Gattinnen von Elly<br />

eines für den privaten Gebrauch. Ein Fassadenlächeln Heuss-Knapp bis heute. Manchen von ihnen sah man an, wie sie<br />

für draußen, ein Bis-hierher-und-nicht-weiter-Lächeln die plötzliche Öffentlichkeit verunsicherte, wie sie auf Distanz gingen;<br />

andere wirkten fast beleidigt in den Pflichten des Protokolls,<br />

bei Empfängen, ein höfliches Lachen für die große Gesellschaft<br />

und ein ganz herzliches für zu Hause. Eva wieder andere gaben sich gar präsidialer als der Präsident selbst.<br />

Köhler lacht immer, und immer auf die gleiche Weise. Es ist das<br />

große Ich-kann-gar-nicht-anders-Lachen, das alle Zähne, auch Es hilft, wenn man als First Lady ein freundliches Gemüt hat<br />

die hinteren, entblößt. Das sich an der Nasenwurzel in kleinen Rillen<br />

bricht und die Augen zu schmalen Sicheln verzieht. Es ist ein Umgangston beherrscht und die Menschen liebt. Es hilft vielleicht<br />

mit positiver Grundstimmung, wenn man einen verbindlichen<br />

Lachen, das aus der Tiefe des Bauches kommt, das explodieren auch, wenn man von einer gewissen Weltläufigkeit profitieren<br />

kann, manchmal aus geringem Anlass. Es ist ein Strahlen, das kann, wenn man gesehen hat, wie geschmeidig amerikanische<br />

ohne Leuchtstoff funktioniert, das Menschen schon bei der Begrüßung<br />

wärmt und einen Saal erhellen kann. Die Frage ist nur: Key-Note-Speeches aus dem Ärmel schütteln und Eröffnungsre-<br />

Funktionärs-Gattinnen präsentieren und repräsentieren; Wie sie<br />

Hat sie es von ihm oder er von ihr?<br />

den halten können, ohne einmal aufs Blatt zu gucken. Wie der Fall<br />

Man weiß ja, dass sich langjährige Ehepartner mit der Zeit von Eva Köhler zeigt, nützt es offenbar auch, wenn man Lehrerin<br />

angleichen, selten jedoch hat man ein Ehepaar erlebt, das auf so war, wenn man mit Kindern musiziert und gerechnet hat, und<br />

ähnliche Art so sehr um die Wette lachen kann wie das Ehepaar auch über deren Witze gelacht. Eva Luise Köhler war Lehrerin,<br />

Köhler. Und selten gab sich ein Präsidentenpaar mit solcher Ebenbürtigkeit<br />

sympathisch und offen und lebensfroh. Seit den legen-<br />

Übrigens ist es auch nicht verkehrt, wenn man ein Hut-Gesicht<br />

aber dazu kommen wir später.<br />

dären Lachsalven der Mildred Scheel jedenfalls hat keine Frau im besitzt. Denn in keinem anderen Amt der Republik ist so oft Gelegenheit<br />

für „oben mit“ wie bei dem des Präsidenten. Fast über-<br />

Präsidentenpalais mehr eine solch schallende Lebensfreude zur<br />

Schau gestellt wie die Gattin des neunten Bundespräsidenten. flüssig zu sagen, dass Eva Köhler das perfekte Hut-Gesicht hat,<br />

ein bisschen rundlich sitzt es inmitten eines klassisch geschnittenen<br />

Pagenkopfs. Neben Königinnen, wie Silvia von Schweden, die<br />

Mit Eva Luise Köhler auf Dienstfahrt. „Guten Tag, Herr<br />

Minischterpräsident“, sagt sie mit dem zarten Schwäbeln, das die neulich Greifswald besuchte, oder Beatrix der Niederlande, wirkt<br />

gebürtige Ludwigsburgerin trotz lebenslangen Vagabundierens Eva Köhler königlich und niemals anmaßend oder gar verkleidet.<br />

durch die Welt nie abgelegt hat. Eva Köhler ist wieder einmal für Es ist so, als habe sie nie etwas anderes gemacht, wenn sie in Hut<br />

Deutschland auf Reisen. Dunkelblauer Anzug, Pilotenkoffer, einen<br />

dekorativen Schal hat sie sich wie zufällig über die Schulter dische Staatskarosse wartet, wenn sie neben Italiens Präsident<br />

und Kostüm am Ende eines roten Teppichs auf irgendeine auslän-<br />

geworfen. Ihr ganzer Auftritt wirkt, als wolle er sagen, dass es der Napolitano fürs offizielle Foto posiert oder wenn sie neben ihrem<br />

Schwäbin zwar gerade „mordsmäßich pressiert“, aber er wirkt Mann das Sommerfest auf Schloss Bellevue eröffnet. Eva Köhler<br />

dennoch nicht gehetzt. Mehr wie bei einem emsigen Tier, das „au ist in allem, was sie tut, unprätentiös und bewusst selbstverständlich.<br />

Klar, dass sie barfuß durch den Sand läuft, wenn sie sich mit<br />

emmr am Schaffa“ ist und „älls fleißig“ seine Vorräte ins Trockene<br />

bringen will. Kofferraum auf, Koffer rein, Tür zu, zack, weg.<br />

Horst Köhler eine DLRG-Station ansieht. Dann trägt sie weiß und<br />

Es steht zwar nirgends, dass auch die Ehefrau plötzlich einen rot gestreift, und er trägt hellblau. Es scheint immer, als habe<br />

neuen Zusatzjob hat, wenn der Mann Präsident wird, aber so ist Eva Köhler kurz vorm Rausgehen noch einmal die Farbabnahme<br />

| 193<br />

Horst KöHler – der MenscH, der Präsident Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Prolog<br />

„Ihre Natürlichkeit, ihren<br />

gesunden Menschenverstand<br />

und ihre Aufmerksamkeit<br />

für Menschen. Sie spürt,<br />

was die Leute umtreibt oder<br />

beschwert.“<br />

Neben Königinnen, wie Silvia von Schweden, die neulich<br />

Greifswald besuchte, oder Beatrix der Niederlande, wirkt Eva Köhler<br />

E<br />

königlich<br />

Bundespräsident Köhler hat angekündigt, ein unbequemer<br />

Präsident sein zu wollen, der sich einmischt. Er hat es auch oft schon<br />

getan. Aber das ist, der Grenzen dieses Amtes wegen, immer eine<br />

W<br />

Gratwanderung<br />

„Die Menschen<br />

sollen spüren, hier kümmert<br />

sich einer.“<br />

Es ist das strahlende Lachen, mit dem dieser Bundespräsident die<br />

Menschen gewinnt. Wenn Horst Köhler lacht, falten sich die Wangen, und<br />

die Mundwinkel streben himmelwärts, seine Augen leuchten und<br />

die Zähne blitzen. Dieses Lachen ist mehr als ein freundlicher<br />

Gesichtsausdruck. Es offenbart eine Persönlichkeit. Das Lachen ist<br />

ungewöhnlich direkt. Ungekünstelt.<br />

W<br />

Herzlich<br />

Als er aus dem Kino kommt, regnet es in<br />

Strömen. Aber da ist ein Mädchen aus der<br />

Nachbarschaft, das hat einen Schirm. Köhler<br />

kennt sie vom Sehen. Siebzehn Jahr, dunkles<br />

Haar. Horst Köhler verliebt sich in das<br />

Mädchen mit dem Schirm.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 110 | 111


018<br />

ABGESPANNT Schröder auf dem Flug von Chang Chun nach Tokio, 09.12.2004<br />

TIRED Schröder on the flight from Chang Chun to Tokyo, 9th December 2004<br />

GENOSSE DER BOSSE Zwischen Jürgen und Lydia Schrempp im Mercedes-Benz-Museum beim Festakt „Zehn Jahre Demokratie<br />

Südafrika“, Stuttgart 2004<br />

THE BOSSES’ COMRADE Between Jürgen and Lydia Schrempp in the Mercedes Benz Museum at a ceremony of “Ten Years of<br />

Democracy in South Africa”, Stuttgart 2004<br />

Damals gar nicht wenig Geld für einen Halbwüchsigen. Er aber after the apprenticeship he commits himself again to a good<br />

baut sich eines Tages vor seinem Kollegen Friedel Stille auf, zerrt half year in the Meier-Tönies ironmongery in Lage. He earns<br />

demonstrativ mit beiden Händen an seinem Kittel und deklamiert: 150 marks per month, really not such a small amount for a<br />

„Mein lieber Stille, Eisen und Nägel, das ist nichts für Schröder!“ teenager at that time. However, one day he plants himself<br />

Wenig später meldet er sich am Göttinger „Institut für<br />

in front of his colleague Friedel Stille, demonstratively tugs<br />

Erziehung und Unterricht“ an. Der Zugang zur höheren Bildung<br />

war für ihn „ein unerhörtes Privileg, was ich immer<br />

le, ironware and nails, these are not things for Schröder!”<br />

with both hands on his workcoat and spouts: “My dear Stil-<br />

haben wollte“. Tagsüber arbeitet er, abends büffelt er für die<br />

A little later he registers at the Göttingen “Institute for Learning<br />

and Instruction.” Access to higher education was for him “an<br />

Mittlere Reife - und nimmt sofort danach die nächste Stufe<br />

auf dem Weg nach oben in Angriff: Erst bei Siegen, dann in<br />

unheard of privilege, that I had always wanted”. In the daytime he<br />

Bielefeld macht er auf dem Kolleg das ersehnte Abitur nach. works, and in the evenings he mugs up on the intermediate high<br />

Auf den erwachsenen Schülern, die fast alle einem Unterschicht-Schicksal<br />

entfliehen wollen, lastet immenser Druck. step on the way to the top: At first near Siegen, then in Bielefeld<br />

school certificate – and immediately after this, he tackles the next<br />

„Wer aus dem Dreck rauswill, muss das Doppelte leisten“, sagt at the college he is able to belatedly acquire the longed for certifi -<br />

Mitschüler Willi Wetzel, heute Professor für Zahnmedizin.<br />

cate. There is immense pressure on the adult students, almost all<br />

Gerhard Schröder, das Kind eines Kirmesarbeiters, quält of whom wish to escape a lower class destiny. “Whoever wants to<br />

sich durch Cicero und Plinius-Briefe, erscheint mit dem „Spiegel“<br />

unterm Arm im Unterricht und politisiert - mittlerweile in says classmate Willi Wetzel, today a professor for dentistry.<br />

pull himself out of the dirt, must accomplish a twofold amount”,<br />

die SPD eingetreten - mit den Lehrern. Auf dem Bau, wo er in<br />

Gerhard Schröder, the child of a fairground worker, torments<br />

den Ferien jobbt, verspotten sie ihn nun als „Doktor Schröder“. himself through Cicero and Pliny letters, appears in class with a copy<br />

„Sein unbedingter Wille, etwas Besonderes zu werden, war of ‘Der Spiegel‘ under his arm and politicizes – meanwhile he has<br />

mir völlig fremd und ängstigte mich“, sagt sein Halbbruder Lothar become an SPD member – with the tutors. On building sites where he<br />

Vosseler, der bis heute im Lipperland geblieben ist - wie fast alle works during vacations, they now tease him with “Doktor Schröder.”<br />

von Schröders Mitschülern und Mitspielern. Sie wollten nicht<br />

“His absolute determination to become something special,<br />

mehr vom Leben als ihr Auskommen. Acker wollte es allen zeigen. was completely strange for me and scared me”, says his half-brother<br />

Kurz vor dem Abitur, im Bus auf dem Weg ins Bielefelder Lothar Vosseler who has to this day remained in Lipperland – like<br />

Kolleg, stößt Gerhard Schröder beim Abzweig nach Bexten seinen almost all Schröder’s classmates and team mates. They wanted<br />

Doppelkopfpartner Manfred Möller an, deutet auf die Tanzlinde nothing more from life than to pull through. ‘Acker’ wanted to show<br />

und den alten Kotten dahinter und sagt voller Ernst: „An dem them all.<br />

Haus da soll mal eine Tafel stehen, dass ich da gewohnt habe.“<br />

Shortly before his high school graduation, on the bus on the way<br />

to the college in Bielefeld, at the turning to Bexten, Gerhard Schröder<br />

elbows his card-playing partner Manfred Möller, points at the old lime<br />

tree and the old cottage behind it, and says in all earnestness: “There<br />

should be a sign on that house some time, s t a t i n g t h a t I l i ve d t h e re.”<br />

PROLOG – DIE FOTOGRAFEN<br />

PROLOGUE – THE PHOTOGRAPHERS<br />

KONRAD R. MÜLLER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 – 29 KONRAD R. MÜLLER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 – 29<br />

DIETER BLUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 – 50 DIETER BLUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30 – 50<br />

DIE DEUTSCHEN BUNDESKANZLER von M. Bissinger . .006 THE GERMAN CHANCELLORS by M. Bissinger . . . . . . . . . . .006<br />

SCHRÖDER UND ICH von Michael Jürgs . . . . . . . . . . . . . . . . .051 SCHRÖDER AND I by Michael Jürgs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .051<br />

Lorenz Wolf-Doettinchem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 056 and Lorenz Wolf-Doettinchem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .056<br />

DEM KANZLER EINE DICKE HAUT von Bodo Hombach .082 THICK SKIN FOR THE CHANCELLOR by B. Hombach . . . .082<br />

ANRUF VOM KANZLER von Werner Müller . . . . . . . . . . . . . . 084 A CALL FROM THE CHANCELLOR by Werner Müller . . . . . .084<br />

VON DER TIEFE DES RAUMES Peter Struck . . . . . . . . . . . . 088 FROM DEEP FIELD by Peter Struck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .088<br />

VERÄNDERN UM SICH TREU BLEIBEN von H. Scherf .. .090 CHANGE TO REMAIN TRUE TO YOURSELF by H. Scherf . 090<br />

ES GEHT IMMER WEITER von Dariusz Michalczewski . . . .096 AND SO IT GOES EVER ON by Dariusz Michalczewski . . . . 096<br />

„DIE FRAU NEBEN IHNEN . . .“ von Walter Mennekes . . . 098 „THE WOMAN NEXT TO YOU . . .“ by Walter Mennekes . . . 098<br />

SITZBLOCKADE IN MOSKAU von Klaus U. Benneter . . . . 103 SIT-DOWN DEMO IN MOSCOW by Klaus U. Benneter . . . . . 103<br />

DREIMAL ROTWEIN von Jürgen Großmann . . . . . . . . . . . . . . 113 THREE RED WINES by Jürgen Grossmann . . . . . . . . . . . . . . . . .113<br />

PARTNER FÜR INNOVATION von Ekkehard Schulz . . . . . . .116 A PARTNER FOR INNOVATION by Ekkehard Schulz . . . . . . . 116<br />

FÖRDERER DER WIRTSCHAFT von Martin Schöller . . . . . 126 PROMOTER OF THE ECONOMY by Martin Schöller . . . . . . . 126<br />

DIE MARKE SCHRÖDER von Antonella Mei-Pochtler . . . . .140 THE SCHRÖDER BRAND by Antonella Mei-Pochtler . . . . . . . 140<br />

VOM KAP INS KANZLERAMT von Claas E. Daun . . . . . . . . 148 FROM THE CAPE TO . . . by Claas E. Daun . . . . . . . . . . . . . . . . . 148<br />

LEGENDE DER PRINZIPIENLOSIGKEIT von C. Keese . . . 150 THE LEGEND OF THE UNPRINCIPLED by C. Ke e s e . . . . . . . 1 5 0<br />

EIN MEDIENKANZLER ZEIGT NERVEN von Peter Frey . . 158 A CHANCELLOR LOSES HIS COMPOSURE by P. Frey . . . . 158<br />

DAS GESICHT DER ALTEN MITTE von Hans-J. Jakobs . . .176 NEW FACE OF THE OLD ‘CENTER‘ by Hans-J. Jakobs . . . . . 176<br />

AGENDA MACHTLOS von Cordt Schnippen . . . . . . . . . . . . . 182 AGENDA POWERLESS by Cordt Schnippen . . . . . . . . . . . . . . .182<br />

EIN MUTIGER BUNDESKANZLER von Roland Berger . . . .190 A DARING CHANCELLOR by Roland Berger . . . . . . . . . . . . . . .190<br />

DER MEISTER DES AUGENBLICKS Michael Rogowski . . .194 THE MASTER OF THE MOMENT by Michael Rogowski . . . . 194<br />

ZUNEIGUNG FÜR DIE KÜNSTE von Michael Naumann. . . 201 A FONDNESS FOR THE ARTS by Michael Naumann. . . . . . . 201<br />

IM JAHR DES AFFEN von Tillmann Spengler<br />

IN THE YEAR OF THE MONKEY by Tillmann Spengler<br />

und Jörg Immendorff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 and Jörg Immendorff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .211<br />

LETZTE EINSÄTZE IM KANZLERKASINO<br />

LAST BETS IN THE CHANCELLOR CASINO<br />

von Christoph Schwennicke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 by Christoph Schwennicke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .228<br />

068 069<br />

003<br />

MenscH, scHröder Konzeption, Gestaltung, Redaktion<br />

Initial concept, layout, editing<br />

„Im Jahr 1990 flog ich mit<br />

dem damaligen Kanzlerkandidaten<br />

Oskar Lafontaine nach<br />

Paris - in seiner Begleitung<br />

Gerhard Schröder,<br />

Oppositionsführer in Hannover.<br />

Damals glaubte ich an eine<br />

freundschaftliche Geste, heute<br />

kann ich mir gut vorstellen, dass<br />

Lafontaine Schröder vorführen wollte.<br />

Er ließ den des Französischen<br />

nicht mächtigen Schröder während<br />

der Audienz bei Mitterrand<br />

regelrecht verhungern.<br />

Beim Betrachten der Bilder<br />

heute allerdings hat man den<br />

Eindruck, dem französischen<br />

Staatspräsidenten säßen<br />

zwei verschüchterte<br />

Milchgesichter gegenüber.<br />

“In 1990 I accompanied the<br />

then chancellor candidate<br />

Oskar Lafontaine to Paris, who<br />

traveled with Gerhard Schröder,<br />

opposition leader in Hanover.<br />

At that time I was thinking of a<br />

friendly gesture, today I can imagine<br />

that Lafontaine wanted to make a fool<br />

of Schröder.<br />

During the audience with<br />

Mitterrand he pushed Schröder,<br />

who could not speak French,<br />

onto the sidelines. Looking at it today<br />

however, one has the impression<br />

that two shy, pale faces sat in front<br />

of the French president.”<br />

INHALT<br />

DER ACKER – KINDHEIT IM LIPPERLAND<br />

Fotos Konrad R. Müller, Text Andreas Hoidn-Borchers und<br />

DER GERHARD – EHEMANN, VATER UND FREUND<br />

Fotos Konrad R. Müller<br />

DER KANZLER – REISEN FÜR DEUTSCHLAND<br />

Fotos Dieter Blum<br />

DER MEDIENKANZLER<br />

Fotos Konrad R. Müller und Dieter Blum<br />

DER KANZLER – BEGEGNUNGEN MIT DEUTSCHEN<br />

Fotos Dieter Blum<br />

IM ZENTRUM DER MACHT – DAS KANZLERAMT<br />

Fotos Konrad R. Müller<br />

CONTENTS<br />

THE PLOW HORSE – CHILDHOOD IN LIPPERLAND<br />

Photos by Konrad R. Müller, text Andreas Hoidn-Borchers<br />

GERHARD – HUSBAND, FATHER AND FRIEND<br />

Photos by Konrad R. Müller<br />

THE CHANCELLOR – JOURNEYS FOR GERMANY<br />

Photos by Dieter Blum<br />

THE MEDIA CHANCELLOR<br />

Photos by Konrad R. Müller and Dieter Blum<br />

THE CHANCELLOR – AN ENCOUNTER WITH GERMANS<br />

Photos by Dieter Blum<br />

IN THE CENTER OF POWER – THE CHANCELLERY<br />

Photos by Konrad R. Müller<br />

Die BilDer der Fotografen Dieter Blum<br />

und Konrad Rufus Müller zeigen den<br />

früheren Bundeskanzler aus nächster<br />

Nähe und bieten einen faszinierenden<br />

Einblick in den inneren Zirkel der Macht.<br />

Textbeiträge von Manfred Bissinger, Roland<br />

Berger, Jürgen Großmann, Bodo Hombach<br />

und weiteren Persönlichkeiten runden das<br />

Bild des Menschen und Politikers Gerhard<br />

Schröder ab.<br />

Fotos aus dem Buch wurden 2005<br />

in Berlin gezeigt (mehr dazu auf Seite 106).<br />

Auftraggeber:<br />

Hendrik teNeues, Verleger<br />

DER GERHARD – EHEMANN, VATER UND FREUND<br />

Fotos von Konrad R. Müller<br />

GERHARD – HUSBAND, FATHER AND FRIEND<br />

Photos by Konrad R. Müller<br />

the photoGraphers Dieter Blum und<br />

Konrad Rufus Müller show the former<br />

German Chancellor close-up and offer a<br />

fascinating insight into the inner circle of<br />

power. Texts by Manfred Bissinger, Roland<br />

Berger, Jürgen Großmann, Bodo Hombach,<br />

and other public figures complete the<br />

image of Gerhard Schröder, the man and<br />

politician.<br />

Photos from the book were exhibited in<br />

Berlin (see page 106).<br />

Client:<br />

Hendrik teNeues, Verleger<br />

Dieter Blum und Konrad R. Müller<br />

MENSCH, SCHRÖDER<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 112 | 113


AUGenBlicK deUtscHlAnd – CORPORATE BOOK Art Direktion, Konzeption, Herausgeber<br />

Art direction, initial concept, publisher<br />

„Sie haben ein begeisterndes Deutschland-<br />

Bild zwischen zwei Buchdeckel gepackt.”<br />

Designers Digest<br />

„Eine selten schöne Liebeserklärung an<br />

Land und Leute.”<br />

FürSie<br />

unGeWÖhnliCh, frisch und individuell<br />

präsentiert der zweisprachige Bildband<br />

anlässlich der Fußball-WM Land und Leute<br />

“You have captured an inspiring image<br />

of Germany between these two covers.”<br />

Designers Digest<br />

“An unusually beautiful declaration of love of<br />

the people and our country.”<br />

FürSie<br />

this Book oF photoGraphs, occasioned by<br />

the 2006 Soccer World Championship, is<br />

unusual, fresh and distinctive in its presen-<br />

AUGENBLICK DEUTSCHLAND<br />

VISUAL MOMENTS OF GERMANY<br />

AUGENBLICK DEUTSCHLAND<br />

37 Fotografen und ein unbekanntes Land | 37 photographers and an unknown country<br />

VISUAL MOMENTS OF GERMANY<br />

DER BILDERBERG<br />

Verlag der Fotografen<br />

– 37 Fotografen der Agentur Bilderberg<br />

tation of the country and the people who<br />

sind dafür ausgeschwärmt. Vom Panora-<br />

hosted it. Thirty-seven photographers<br />

mabild bis zum Porträt erzählt jede Mo-<br />

associated with the Agentur Bilderberg<br />

mentaufnahme ihre eigene Geschichte. Ob<br />

Berlin oder Neuschwanstein, die typische<br />

ISBN-10: 3-00-018935-1<br />

Blaskapelle, ISBN-13: 978-3-00-018935-7 Kohlekumpel aus Bergkamen<br />

oder ein Parkscheinautomat im Wald –<br />

eines haben alle Fotos gemeinsam: sie<br />

covered all of Germany; from the<br />

Southern snowy Zugspitze to the Northern<br />

resort island Sylt. Whether panorama<br />

or portrait, each snapshot tells its own<br />

story. Berlin or Neuschwanstein; a typical<br />

DER BILDERBERG<br />

Verlag der Fotografen<br />

zeigen Deutschland, wie man es nicht alle<br />

brass band and a coal miner from<br />

Tage sieht.<br />

Bergkamen – all these photos have one<br />

thing in common: they show a<br />

Auftraggeber:<br />

Germany we do not see every day.<br />

Bilderberg – Verlag der Fotografen<br />

Client:<br />

Bilderberg – Verlag der Fotografen<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 114 | 115


Prominenz Celebrities 10-13 | Dialekt Dialect 14 | Hochzeit Wedding 16-18 | Völkerwanderung Migration 18 | Typen Characters 20 | Wallfahrt Pilgrimage 22<br />

Im Winter Winter time 24 | Heimkehr Back home 26 | Im Museum In a museum 28-31 | Tanz Dance 32 | Boogie Boogie 34-37 Derby | Horse-race 38 Fasching | Carnival 40-43<br />

Ein Einsiedler An hermit 44 | Boxen Boxing 45-51 | Freizeit Leisure 52<br />

7 4<br />

Lustigsein ist schwer<br />

Auch beim Münchner Fasching<br />

ist die Verkleidung Pflicht:<br />

Manchmal reicht eine rote Nase,<br />

hin und wieder ein Palästinensertuch.<br />

Doch eigentlich nützt<br />

die Maske nichts. Die Menschen<br />

sehen aus wie immer. Und<br />

wirklich fröhlicher wirken sie<br />

dadurch auch nicht.<br />

Being merry is not easy<br />

During the carnival in Munich<br />

fancy dress is compulsory:<br />

sometimes a red nose is sufficient,<br />

perhaps occasionally a<br />

Palestinian scarf. But really the<br />

mask is of no help. The people<br />

look the same as ever. And they<br />

don’t even look much merrier<br />

than usual.<br />

<br />

Weite und Enge<br />

Links: Der Strand von Sankt Peter-<br />

Ording an der Nordsee<br />

Rechts: Das Unileverhaus in Hamburg<br />

Spaciousness and restriction<br />

Left: The beach at Sankt Peter-<br />

Ording by the North Sea<br />

Right: Unilever House in Hamburg<br />

110 111<br />

120<br />

Deutsche<br />

Schlafzimmer<br />

Ein Drittel seines Lebens verbringt<br />

der Mensch im Bett.<br />

Und wie sehen die Orte aus,<br />

an denen wir (fast) die meiste<br />

Lebenszeit verweilen?<br />

Links: Das Schlafzimmer eines<br />

38-jährigen Mathematiklehrers<br />

aus Stuttgart.<br />

Rechts: Das Bett eines 41-jährigen<br />

Sportfotografen, der am<br />

liebsten mit dem Kopf auf der<br />

Fensterbank schläft.<br />

German bedrooms<br />

A person spends a third of his life<br />

in bed. So what do the places look<br />

like in which we spend (almost)<br />

the major part of our lives?<br />

Left: The bedroom of a 38-yearold<br />

mathematics teacher from<br />

Stuttgart.<br />

Right: The bed of a 41-year-old<br />

sport photographer who prefers to<br />

lie with his head on the window-sill.<br />

Schule der Skiflieger<br />

Den Körper 45 Grad zum Boden<br />

neigen und keine Angst, wenn’s<br />

ernst wird: Trainer Helmut<br />

Reichertz übt mit seinen Skischülern<br />

mitten im Sommer die<br />

Sprunghaltung und das Springen<br />

von der 19 Meter hohen<br />

Mattenschanze in Wernigerode<br />

(nächste Doppelseite).<br />

Ski-jumping school<br />

The body inclined at an angle<br />

of 45 degrees to the ground<br />

and fearless once the action<br />

starts: Trainer Helmut Reichertz<br />

practices the jump position with<br />

his skiing pupils in the middle<br />

of summer – and jumping from<br />

the 19-metre-high mat-covered<br />

ski jump in Wernigerode (next<br />

double page).<br />

Ein Wintermärchen<br />

Das „Brandenburger Tor“ ist der<br />

Star aller Postkartenmotive, das<br />

Symbol Berlins. Dabei war es<br />

lange Zeit ein unbedeutendes<br />

Monument am Stadtrand. 1793,<br />

nach 13-jähriger Bauzeit, erschien<br />

Friedrich Wilhelm II. nicht<br />

einmal zur Einweihung.<br />

A winter’s tale<br />

The „Brandenburg Gate“ is<br />

the star of all postcard motifs,<br />

the most famous landmark in<br />

Berlin. To think that the Gate<br />

was an insignificant monument<br />

on the outskirts of the town for<br />

many years. In 1793, after a 13-<br />

year building period, Frederick<br />

William II. of Prussia did not<br />

even bother to appear for its<br />

inauguration ceremony.<br />

177<br />

233<br />

AUGenBlicK deUtscHlAnd Seiten aus dem Buch<br />

Pages from the book<br />

Die Deutschen<br />

the Germans<br />

Der Ball ist rund …<br />

The ball is round ...<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 116 | 117


CHRONIK – CORPORATE BOOK Art Direktion, Gestaltung, Redaktion, Produktion<br />

Art direction, layout, editing, production<br />

Diskretion und Vertrauen waren die<br />

Grundvoraussetzungen für das Entstehen<br />

dieser Familien- und Unternehmens-Chronik.<br />

Aufgabe war es, mit den Mitteln des<br />

Qualitätsjournalismus ein hochwertiges<br />

Buch für den Gesellschafter kreis eines<br />

internationalen Konzerns zu erstellen.<br />

Die von Art Direktor Wolfgang <strong>Behnken</strong><br />

gestaltete und von Autorin Barbara<br />

Brauda geschriebene Familien-Chronik<br />

ist als der Rolls Royce unter den Corporate<br />

Books zu verstehen. Diskretion und<br />

Vertrauen gehen über die abgeschlossene<br />

Arbeit hinaus: Wir haben uns verpflichtet,<br />

dieses einzigartige Buch nicht aus den<br />

Händen zu geben, gleichwohl dürfen wir<br />

es persönlich präsentieren.<br />

This premium volume was created as a<br />

private book for the stockholders of an<br />

international pharmaceutical corporation.<br />

With the understanding that the research<br />

for this book was to be handled in complete<br />

confidence, this collection of texts<br />

and images remains unavailable outside<br />

the closed circle of its initial recipients.<br />

This trust in our discretion goes beyond<br />

the journalistic portion of the work: while<br />

we have agreed not to lend this unique<br />

book to others we may offer it for personal<br />

inspection in our presence. Art Director<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong> designed the layout;<br />

Barbara Brauda researched and authored<br />

the family history of this Rolls Royce<br />

among corporate books.<br />

Streng vertraulich*<br />

Top Secret*<br />

Die Chronik umfasst 350 Seiten und<br />

ist in einer nummerierten Auflage von<br />

100 Exemplaren gedruckt worden.<br />

The chronicle comprises 350 pages and<br />

appeared in a limited, numbered edition<br />

of 100 volumes.<br />

* Diese Chronik dürfen wir Ihnen nur persönlich zeigen<br />

* We are under obligation to present this Chronicle in person only<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 118 | 119


hotography+<br />

Entwicklung und Produktion eines Kundenmagazins<br />

xhibition<br />

ART DIRECTION, DESIGN, INITIAL CONCEPT, IMPLEMENTATION, INTEGRATED COMMUNICATION<br />

Einladungen für Geist, Herz und Seele – Bilder sind Botschafter,<br />

sie erzählen Geschichten, regen an zum Träumen, zum Diskutieren,<br />

zum Nachdenken. Bilder richtig eingesetzt, sind ein bislang<br />

unterschätztes Mittel der integrierten Kommunikation, im Rahmen<br />

einer Ausstellung, eines Foto wett bewerbs, in einem Bild-Textband,<br />

im Internet.<br />

Wir wissen, wie man Bilder zu Botschaftern macht.<br />

Invitations for the mind, the heart, and the soul – images are<br />

ambassadors; they tell stories, encourage dreams; they invite<br />

discussion and contemplation. Images, when implemented correctly,<br />

are an undervalued means of integrated communication: within<br />

the frame work of an exhibition or a competition, in a book of fine<br />

photos and texts and in the internet.<br />

We know how to turn images into ambassadors.


Aus der Ausstellung „Mensch, Schröder“. Foto: Dieter Blum<br />

Entwicklung und Produktion eines Kundenmagazins<br />

Keine Angst vor großen tieren. Wir arbeiten mit den besten Fotografen aus<br />

no fear of big shots. We collaborate with the best photographers in the areas<br />

den Bereichen Reportage, porträt, mode, Lifestyle und Werbung zusammen.<br />

of features, portraits, fashion, life style and advertisement.


exhibition mensch schröder, Berlin Konzeption, Realisation<br />

Initial concept, organisation<br />

Bundeskanzler Gerhard Schröder und Fotograf Dieter Blum mit dem Buch „Mensch Schröder“.<br />

German Chancellor Schröder and Photographer Dieter Blum with the book “Mensch Schröder.”<br />

Die Ausstellung im KulturKaufhaus Dussmann sahen sich rund 3000 Menschen an.<br />

The exhibition in the KulturKaufhaus Dussmann drew about 3000 visitors.<br />

Signierstunde im KulturKaufhaus Dussmann in der Friedrichstraße.<br />

The photographers signing Schröder-books.<br />

Konrad R. Müller ist der einzige, der alle Kanzler der Bundesrepublik fotografiert hat.<br />

Only Konrad R. Müller has taken portrait photos of all the chancellors of the Federal Republic.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 124 | 125


Exhibition bErlinEr PhilharMoniKEr Konzeption, Realisation<br />

Initial concept, organisation<br />

Die AuSSteLLung „Visions of Sound“ mit Fotos<br />

aus dem Bildtextband BeRlineR PHilHAR-<br />

MOniKeR (mehr zum Buch auf Seite 74) lockte<br />

tausende Besucher in die Galerie vom Café<br />

einstein. ehrengast Wolfgang Schäuble, der im<br />

Buch über seine Beziehung zur Musik und zu<br />

den Philharmonikern geschrieben hat, sagte:<br />

„Das Orchester bietet unvergleichliche<br />

Begegnungen mit der Musik.“<br />

the eXhiBition „Visions of Sounds”, with photos<br />

from the photo-text book BeRlineR PHilHAR-<br />

MOniKeR (cover below; more about the book on<br />

page 74), attracted thousands of visitors to the<br />

gallery of the Café einstein. in his essay on his<br />

relationship to music and to the philharmonists,<br />

guest of honor Wolfgang Schäuble wrote that<br />

„the orchestra affords incomparable encounters<br />

with music.”<br />

Ausstellung Visions of Sound, Galerie im Café einstein, 2007.<br />

exhibition Visions of Sound, gallery in the Café einstein, in 2007.<br />

Das Buch zur Ausstellung<br />

The book for the exhibition<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 126 | 127


exhibition Horst Köhler, BERLIN Konzeption, Realisation<br />

Initial concept, organisation<br />

Zum Konzept des Bildtextbandes Horst Köhler<br />

– der Mensch, der Präsident gehörte von<br />

Anfang an eine Wanderausstellung mit den 150<br />

besten Bildern aus dem Buch (Seite 88). Die<br />

erste Ausstellung fand 2007 im Atrium der Hanse-<br />

Merkur Versicherung in Hamburg statt, die zweite<br />

2009 im Museum für Kommunikation in Berlin.<br />

The concept of the book about Horst Köhler<br />

included a traveling exhibition with 150 of the<br />

finest photos. One exhibit opened in the atrium<br />

of HanseMerkur, the second was displayed in the<br />

Museum für Kommunikation in Berlin.<br />

Eröffnung der Ausstellung „Horst Köhler – der Mensch, der Präsident“, im Museum für Kommunikation.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 128 | 129


exhibition Horst Köhler, Hamburg Konzeption, Realisation<br />

Initial concept, organisation<br />

Eva Luise Köhler lässt sich von Christian Irrgang die Ausstellung zeigen.<br />

Eva Luise Köhler, enjoying a tour of the exhibit with Christian Irrgang.<br />

Eröffnung der Wanderausstellung im Atrium der HanseMerkur mit 600 Gästen.<br />

Grand Opening of the traveling exhibit in the atrium of the HanseMerkur with 600 guests.<br />

Großes Lob für die Ausstellung. Die Einträge im Gästebuch sprechen für sich.<br />

Great acclaim for the exhibition. The entries in the visitors’ book speak for themselves.<br />

Die 150 Bilder zeigen Horst Köhler als Mensch und Präsident.<br />

The 150 pictures show Horst Köhler as a private man and as President.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 130 | 131


Photography Beratung, Art Direktion, Organisation<br />

Consulting, art direction, organisation<br />

AutoBeziehungen dokumentieren die Kompetenz,<br />

einen deutschlandweiten Fotowettbewerb<br />

zu organisieren, ihn journalistisch zu begleiten,<br />

Medienpartnerschaften zu knüpfen und das<br />

Ergebnis in einer großen Ausstellung zu verewigen.<br />

In diesem Fall geht es um Menschen und ihre<br />

Leidenschaft für Autos. Auftraggeber war Aufsess<br />

Kommunikation, Hauptsponsor die Nürnberger<br />

Versicherungs gruppe, die außer gewöhnlichen<br />

Motive wurden von André Rival in Szene gesetzt.<br />

Ausstellungsort: Galerie im Café Einstein, Berlin.<br />

AutoBeziehungen (car-relations) documents once<br />

again our high competence, to organize a<br />

nationwide photocontests, media partnerships<br />

and exhibitions. In this case the photos show<br />

different people in Germany and their extraordinary<br />

passion for cars.<br />

Werner Brehm, Trachtenhändler, Mercedes 220 SE B-Cabriolet<br />

The Making of „AutoBeziehungen“<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 132 | 133


onsU lting<br />

Entwicklung und Produktion eines Kundenmagazins<br />

EDITORIAL BOARDS, PUBLISHING HOUSES, AGENCIES, COMPANIES<br />

Analysis + Know How +<br />

Creativity = Consulting<br />

Wir beraten Sie bei allen Fragen rund um Ihre Kommunikation.<br />

Wir analysieren Schwachstellen in Redaktionen, überprüfen<br />

interne Abläufe, durchleuchten Strukturen, Konzepte und Inhalte.<br />

Wir coachen Ihre Mitarbeiter und geben Rat in Personalfragen.<br />

We will offer you advice in all matters of communication. We analyze<br />

weak spots in editorial departments; we examine internal procedures;<br />

we investigate structures, concepts, and matters of content.<br />

We will coach your staff and will counsel you in personnel matters.


<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> ist ein kleines Unternehmen, mit kurzen Wegen und schnellen<br />

Entscheidungen. Wer hier anruft, hat direkt Wolfgang <strong>Behnken</strong> oder Leonard <strong>Prinz</strong><br />

am Telefon. Gleichwohl haben wir ein großes Team von erfahrenen und talentierten<br />

Mitarbeitern. Auf dieser Seite möchten wir einige von ihnen vorstellen:<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> is a small company, with short routes and quick decisions. Always, a<br />

caller will speak directly with either Wolfgang <strong>Behnken</strong> or Leonard <strong>Prinz</strong>. However, we have<br />

a large team of highly experienced and talented employees. On this page, we would like to<br />

introduce some of them:<br />

Annette Bergmann ist unsere Anzeigenexpertin. Sie arbeitet bei Life!Mediahouse<br />

und verantwortet u. a. das erfolgreiche Anzeigengeschäft von WERTE.<br />

Annette Bergman works for Life!Mediahouse and is responsible for the successful<br />

advertisement acquisition of WERTE.<br />

Alexandra Engelhard hat an der Blocherer Schule Kommunikationsdesign studiert.<br />

Die Art Direktorin wurde bereits mehrfach ausgezeichnet – u. a. Red Dot Award,<br />

iF Design Award, BCP Award (WERTE).<br />

Alexandra Engelhard studied communication design at the Blocherer Schule.<br />

The art director has already won several awards, including the Red Dot Award,<br />

iF Design Award, BCP Award (WERTE).<br />

Andreas Feßer ist seit 25 Jahren als Schlussredakteur und Lektor tätig. Zu den<br />

von ihm betreuten Autoren zählen Bob Dylan, die Literatur-Nobelpreisträgerin<br />

Doris Lessing sowie Patricia Cornwell, die Erfinderin der Gerichtsmedizin-Thriller.<br />

Andreas Feßer has 25 years of experience as final editor and proof reader.<br />

The list of his authors includes Bob Dylan, the Nobel-prize winner Doris Lessing<br />

and Patricia Cornwell, the creator of the forensic thriller.<br />

Claudia Haas hat in Hamburg Editorial Design studiert und u. a. bei<br />

Werbeagenturen und in der Redaktion von Grund Genug gearbeitet.<br />

Sie gehört seit 2009 zu unserem Team.<br />

Claudia Haas studied editorial design in Hamburg and has also worked in<br />

advertising agencies and in the editorial room of the real estate magazine<br />

Grund Genug. She joined our team in 2009.<br />

Marc Henk ist unser erster Ansprechpartner für alle Web-Entwicklungen<br />

und -Projekte. Er betreibt in Hamburg die Agentur bureaudigital.<br />

Marc Henk is our first point of contact for all web developments and -projects.<br />

He runs the Hamburg agency bureaudigital.<br />

Dr. Karoline Kirst hat an der University of Wisconsin Germanistik studiert<br />

und lebt heute als Übersetzerin abwechselnd in Hamburg und Madison, USA.<br />

Hoffmann und Campe und die Uni Gießen zählen zu ihren weiteren Kunden.<br />

Dr. Karoline Kirst studied German literature at the University of Wisconsin<br />

and now works as a translator alternately in Hamburg and in Madison, USA.<br />

Her clients include Hoffmann und Campe and the University of Giessen.<br />

Roswitha Knye hat an der Hochschule der Medien in Stuttgart Verlagswirtschaft und<br />

Verlagsherstellung studiert. Danach war sie für zahlreiche Buch- und Zeitschriftenverlage,<br />

u.a. Hoffmann und Campe und Gruner + Jahr, tätig.<br />

Roswitha Knye studied print and publishing at the Stuttgart Media University. Since then she<br />

worked for various publishing houses including Hoffmann und Campe and Gruner + Jahr.<br />

Constanze Lemke hat Modedesign studiert und arbeitet seit 2006 als Grafikerin für uns.<br />

Arbeiten von ihr wurden u. a. mit dem BCP Award (Berenberg) und dem iF Design Award<br />

ausgezeichnet.<br />

Constanze Lemke has worked for us since 2006. Her work has been honored with the BCP<br />

Award (Berenberg) and the iF Design Award, among others.<br />

Jan Schwochow ist einer der besten Infografiker Deutschlands. Zu den Kunden<br />

seiner Agentur Golden Section Graphics zählen auch Geo, Stern und Welt am Sonntag.<br />

Jan Schwochow is one of Germany’s best infographic artists. He runs the agency<br />

Golden Section Graphics in Berlin. His clients include Geo, Stern und Welt am Sonntag.<br />

Gesche Wendt hat am Art Institute of Philadelphia Fotografie studiert und viele Jahre<br />

als Fotoredakteurin gearbeitet. Sie betreibt die Agentur TANK Management in<br />

Hamburg und betreut viele renommierte Fotografen.<br />

Gesche Wendt studied photography at the Art Institute of Philadelphia and worked for<br />

many years as photo editor. Today, she runs the agency TANK Management in Hamburg.<br />

Nadine Yun war Beauty- und Moderedakteurin bei verschiedenen Zeitschriften.<br />

Sie unterstützt uns seit 2010 bei Fotorecherchen und Fotoproduktionen.<br />

Nadine Yun was beauty- and fashion editor for various magazines and has supported<br />

us in photo research and productions since 2010.<br />

Bei der Produktion von Büchern und Magazinen vertrauen wir darüber hinaus auf die<br />

Arbeit renommierter Autoren, Fotografen und Grafiker.<br />

In the production of books and magazines, we also rely on the work of renowned<br />

authors, photographers and graphic artists.<br />

<strong>Behnken</strong> & <strong>Prinz</strong> 136 | 137


Impressum<br />

Redaktion:<br />

Wolfgang <strong>Behnken</strong>, Leonard <strong>Prinz</strong>, Karoline Kirst (Übersetzung)<br />

Layout:<br />

Constanze Lemke<br />

Druck:<br />

LangebartelsDruck, Hamburg<br />

BEHNKEN & PRINZ GmbH & Co. KG<br />

Hohe Bleichen 24<br />

D-20354 Hamburg<br />

www.behnkenprinz.com<br />

Fon: +49 (0)40 35016660<br />

Fax: +49 (0)40 35016688<br />

Mail: info@behnkenprinz.com

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