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CERNAVODA 111 BOLERAZ

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kaum für möglich gehaltene Westausdehnung, die für die absolute Chronologie der Badener<br />

Kultur bedeutsam ist, aber jenseits von chronologischen Fragen einer Erklärung bedarf. Wir<br />

haben argumentiert, daß eine Verbindung zwischen der Westausdehnung von keramischen<br />

Elelnenten der Boleraz-Stufe und der Ausbreitung des frühesten Horizontes von<br />

Räderfahrzeugen in Mitteleuropa bestehen könnte. Als das Motiv für die schnelle Ausbreitung<br />

dieser technologischen Innovation betrachten wir die Bedeutung der Fahrzeuge für die<br />

Landwirtschaft und halten es für möglich, daß aus diesem spezifischen Einsatzbereich ein<br />

Potential für sozialen Wandel en.vuchs. Abschließend haben wir uns dem Problem des<br />

Mechanislnus der Ausbreitung der Wagen technologie und der Boleraz-Elelnente zugewandt<br />

und dabei zwei konkurrierende Erklärungsansätze enhvorfen. Gemäß des ersten, hätte die<br />

Prestigehaftigkeit der Fahrzeuge eine Influx weiterer östlicher Kulturelemente im Rahmen<br />

eines Austauschsystems zwischen Süddeutschland und Ostmitteleuropa nach sich gezogen.<br />

Der zweite Erklärungsansatz hingegen macht eine Bevölkerungszuwanderung für das<br />

Auftreten östlicher Kulturelemente fernab ihres Verbreitungsschwerpunktes verantwortlich.<br />

Es gehört nun zu den dringenden Aufgaben der Forschung zum Neolithikum in<br />

Süddeutschland und der Schweiz, sich dem klar hervortretenden Beziehungssysteln nach<br />

Osten zuzuwenden und das Fundmaterial dahingehend zu befragen, in welche der beiden<br />

skizzierten Richtungen zukünftig die Interpretation zu gehen hat.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1. So schon Gleser 1995, 300. Bedauerlich ist, daß die Auffassung einer zeitlichen Überschneidung der Facies<br />

Wallerfing mit der Badener Kultur selbst in neueste Handbücher Eingang fand: Hille 1999, 79. Vor kurzem hat<br />

Kreiner 1993, 16ff.; bes. 21 f. Gefäße des klassischen Baden aus der Siedlung von Mamming (Niederbayern)<br />

einem mit der Facies Wallerfing gleichzeitigen Horizont zwischen Münchshöfen und Altheim zugeordnet. Soweit<br />

der Publikation zu entnehmen ist, waren mit den aus "Objekt 66" stammenden Badener Tassen - Kreiner 1993,<br />

44, Abb. 17 - jedoch weder Münchshöfener Scherben noch solche der Facies Wallerfing vergesellschaftet,<br />

weshalb die Gründe für diese Einschätzung und die weitreichenden chronologischen Schlußfolgerungen des<br />

Autors nicht nachzuvollziehen sind. Mit dem Verweis auf die Keramik aus einem im ostböhmischen Plotiste<br />

freigelegten Grubenkomplex - Vokolek und Zapotocky 1990, 28ff. - will Kreiner 1993, 22 sogar eine zeitliche<br />

Überschneidung der Baalberger Kultur mit der spätest-Baden-zeitlichen Bosaca-Gruppe belegen, obwohl aus den<br />

Ausführungen von Vokolek und Zapotocky hervorgeht, daß das Fundmaterial aus diesem Grubenkomplex nicht<br />

als geschlossener Fund angesehen werden darf.<br />

2. Kolb 1998, 138f. erwähnt für frühes Horgen am Bodensee keine Badener Keramik. Östliche Beziehungen<br />

könnten, so Kolb, allerdings die Spinnwirtel anzeigen.<br />

3. Maran 1998, 517ff. Ähnlich schon Sherratt 1986, 1 ff. Für einen Ausbreitungshorizont der Räderfahrzeuge "um<br />

3500 v. ehr." plädieren auch Bakker u.a. 1999, 778ff., wobei sie, wie Sherratt, von einer vorderorientalischen<br />

Herkunft der Innovation ausgehen.<br />

4. Hierzu bereits Shen-att 1986, 1; Vosteen 1996, 19 mit Anm. 46; Maran 1998, 520 mit Anm. 78. Hinsichtlich<br />

der von Dinu 1981, 1 ff. publizierten Terrakotta-"Räder" aus neolithischen und kupferzeitlichen Zusammenhängen<br />

Südosteuropas äußern sich Drenth und Lanting 1997, 60 mit Anm. 13 zurecht kritisch. Die gleichen<br />

Vorbehalte müssen dann allerdings auch für die von Bakker u.a 1999, 782f., Abb. 4-5 angefiihrten radförmigen,<br />

aus Terrakotta oder Stein bestehenden Objekte aus lebel Aruda (Syrien) und Arslantepe (Osttürkei) gelten ..<br />

5. Die mögliche Rolle der nordpontischen Steppen als Entstehungsgebiet der Räderfahrzeuge und als Bindeglied<br />

zwischen den frühen Wagenvorkommen in Mesopotamien und Mitteleuropa - Maran 1998, 523f. - wird durch<br />

Funde von Tier-Ten-akotten auf Rädern aus Siedlungen der Tripol'e-Kultur unterstrichen: Gusev 1998, 15ff.;<br />

Abb. 5,1-4; Abb. 6 - Rekonstruktion; Rassamakin 1999, 137ff., Abb. 3, 51; 8-9,11. Auch wenn Vergleiche aus<br />

Mittelamerika (Gusev 1998, 24f., Abb. 7, 3-4; Piggott 1983, 15) zeigen, daß die Herstellung von Tier-Terrakotten<br />

auf Rädern nicht unbedingt mit der Übertragung dieses Prinzips auf Fahrzeuge verbunden gewesen sein muß,<br />

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