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Materialien zum Modul Methoden der Demographie, Wirtschafts ...

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12 1 EINLEITUNG<br />

1 EINLEITUNG 13<br />

– man kann (stattdessen o<strong>der</strong> ergänzend) von Beziehungen ausgehen und<br />

soziale Netzwerke konstruieren;<br />

– man kann sich auf Institutionen und Organisationen beziehen und sie<br />

als Bedingungen des Lebens von Menschen in einer Gesellschaft thematisieren.<br />

Wir werden später diese drei Möglichkeiten genauer besprechen und auch<br />

versuchen, einige Zusammenhänge herzustellen.<br />

5. Modelle und modale Fragestellungen. Schließlich soll noch erläutert werden,<br />

wie in diesem Text von Modellen gesprochen wird. Denn in <strong>der</strong> Literatur<br />

findet man oft die Auffassung, dass Modelle als ”<br />

vereinfachende<br />

Beschreibungen“ von Ausschnitten <strong>der</strong> menschlichen Erfahrungswelt verstanden<br />

werden können; hier sind zwei typische Formulierungen:<br />

A scientific model is an abstract and simplified description of a given phenomena.“<br />

(Olkin, Gleser und Derman 1980: 2) A model of any set of phenomena<br />

”<br />

”<br />

is a formal representation thereof in which certain features are abstracted while<br />

others are ignored with the intent of providing a simpler description of the salient<br />

aspects of the chosen phenomena.“ (Hendry und Richard 1982: 4)<br />

Sehr ähnlich sind Formulierungen, in denen von ”<br />

Abbildungen“ gesprochen<br />

wird, <strong>zum</strong> Beispiel:<br />

Modelle können wir uns in erster Näherung denken als begriffliche Konstrukte<br />

”<br />

zur ‘Abbildung’ realer Systeme o<strong>der</strong> <strong>zum</strong> Umgang mit solchen.“ (Balzer 1997: 16)<br />

Ein Modell ist wohl immer aufzufassen als eine Abbildung. Die Frage ist nur, was<br />

”<br />

abgebildet wird, und wie die Abbildungsfunktion aussieht.“ (Frey 1961: 89) Ein ”<br />

Modell ist eine Abbildung von für die jeweilige Fragestellung bedeutsamen Teilaspekten<br />

<strong>der</strong> Wirklichkeit zu einem vereinfachten System.“ (Wirth 1979: 130f.)<br />

Ein Modell ist immer eine vereinfachte Abbildung eines interessierenden Realitätsausschnitts.“<br />

(Bossel 1992:<br />

”<br />

27)<br />

In vielen, vermutlich sogar den meisten Fällen haben jedoch Modelle, wie<br />

sie in <strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen Literatur konstruiert und diskutiert werden,<br />

nicht die Aufgabe, Ausschnitte unserer Erfahrungswelt zu beschreiben<br />

o<strong>der</strong> ”<br />

abzubilden“. Beispielsweise kann man an demographische Modelle<br />

denken, die dem Zweck dienen, mögliche Bevölkerungsentwicklungen vorstellbar<br />

zu machen, die aus hypothetischen Annahmen über Geburten, Todesfälle<br />

und Migrationen ableitbar sind. Offenbar kann man nicht sagen,<br />

dass durch Modelle dieser Art reale historische Prozesse beschrieben werden.<br />

13 Dieses Beispiel liefert auch einen allgemeinen Gesichtspunkt: In vie-<br />

len Fällen dienen Modelle dem Nachdenken über Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten;<br />

o<strong>der</strong> in einer kurzen Formulierung: Modelle sind Hilfsmittel<br />

zur Reflexion modaler Fragestellungen, wobei sich diese Fragestellungen<br />

sowohl auf zukünftige Möglichkeiten als auch auf die Beschaffenheit bereits<br />

realisierter Sachverhalte, über die nur unzureichende Informationen<br />

verfügbar sind, beziehen können. Die als Leitfaden dienenden modalen Fragestellungen<br />

können natürlich sehr unterschiedlich sein und müssen bei <strong>der</strong><br />

Konstruktion von Modellen erläutert werden.<br />

13 Hierbei setze ich ein bestimmtes Verständnis des Worts ‘beschreiben’ voraus, insbeson<strong>der</strong>e:<br />

dass nur Sachverhalte beschrieben werden können, die es in <strong>der</strong> menschlichen<br />

Erfahrungswelt tatsächlich gibt o<strong>der</strong> gegeben hat, so dass empirische Feststellungen<br />

möglich sind. Allerdings wird das Wort oft in einer weiteren Bedeutung verwendet, so<br />

dass auch Darstellungen fiktiver Sachverhalte als Beschreibungen bezeichnet werden<br />

können; dann sollte ggf. zwischen empirischen und fiktiven Beschreibungen unterschieden<br />

werden.

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