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forum Aktuell - Katholische Hochschule Mainz

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Nr. 16 Dezember 2011<br />

Symposium „Für eine neue Solidarität!?”<br />

Stichworte aus der Jubiläumsveranstaltung der Hochschulgesellschaft <strong>forum</strong> sociale<br />

„Für eine neue Solidarität!?” war das Thema des Symposiums,<br />

zu dem unsere Hochschulgesellschaft <strong>forum</strong> sociale<br />

<strong>Mainz</strong> e.V. und das <strong>Katholische</strong> Büro <strong>Mainz</strong> aus Anlass des<br />

fünfundzwanzigjährigen Bestehens von <strong>forum</strong> sociale und<br />

des 200. Geburtstags des <strong>Mainz</strong>er Sozialbischofs Wilhelm<br />

Emanuel Freiherr von Ketteler (1811–1877) am 21. Oktober<br />

2011 in die <strong>Katholische</strong> Fachhochschule <strong>Mainz</strong> eingeladen<br />

hatten. Die Schirmherrschaft hatte für die Bischöfe der<br />

rheinland-pfälzischen Diözesen Bischof Dr. Stephan Ackermann<br />

von Trier übernommen.<br />

Das Symposium stieß auf breites Interesse. Der Einladung<br />

waren ca. 120 Personen gefolgt: Mitglieder der im<br />

rheinland-pfälzischen Landtag vertretenen Fraktionen mit<br />

Vizepräsident Heinz-Hermann Schnabel, Vertreter der Landesministerien,<br />

staatlicher Dienststellen und Institutionen,<br />

öffentlicher und kirchlicher Verbände, Lehrende und Studierende<br />

der <strong>Katholische</strong>n Fachhochschule sowie nicht zuletzt<br />

Mitglieder von <strong>forum</strong> sociale.<br />

Die Diskutanten im Podium<br />

Dank der Unterstützung durch den Leiter des <strong>Katholische</strong>n<br />

Büro <strong>Mainz</strong>, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, waren als<br />

Diskutanten im Podium Persönlichkeiten aus unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Verantwortungsbereichen und wissenschaftlichen<br />

Disziplinen gewonnen worden:<br />

Marcus Bocklet (MdL, Sprecher der Fraktion Bündnis 90/<br />

Die Grünen im Hessischen Landtag für Armutsbekämpfung,<br />

Arbeitsförderung, Familie, Kinder und Jugend), Lars Martin<br />

Klieve (Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Essen),<br />

Dr. Gerhard Kruip (Professor für christliche Anthropologie<br />

und Sozialethik an der Universität <strong>Mainz</strong>), Dr. Stefan Sell<br />

(Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften<br />

an der Fachhochschule Koblenz), Dr. Norbert<br />

Walter (Professor em. am Institut für Weltwirtschaft<br />

Kiel und langjähriger Chefvolkswirt der Deutschen Bank).<br />

Die Moderation hatte Dr. Ulrich Sarcinelli (Professor für Politikwissenschaft<br />

und Vizepräsident der Universität Koblenz-<br />

Landau) übernommen.<br />

Mit diesem Symposium, so erklärte der Vorsitzende Prof.<br />

Dr. Hans Zeimentz, stelle sich die Hochschulgesellschaft<br />

<strong>forum</strong> sociale ihrem Gründungsauftrag. Danach sollte sie<br />

die <strong>Katholische</strong> Fachhochschule nicht nur im Sinne einer<br />

Sponsorenvereinigung fördern. Vielmehr sollte sie sich<br />

als Forum des offenen Diskurses auch aktiv in den gesellschaftspolitischen<br />

Dialog einschalten und die verschiedenen<br />

Meinungs- und Handlungsträger mit den Mitgliedern und<br />

der Fachhochschule zusammenführen. Mit diesem Symposium<br />

wolle <strong>forum</strong> sociale einen Beitrag zu einer notwendigen<br />

gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung leisten.<br />

v. l. L. M. Klieve, S. Sell, N. Walter, U. Sarcinelli, M. Bocklet, G. Kruip<br />

v.l. Landtagsvizepräsident H.-H. Schnabel, B. Nacke, H. Zeimentz, P. Orth<br />

Der Rektor der <strong>Katholische</strong>n Fachhochschule, Professor Peter<br />

Orth, dankte <strong>forum</strong> sociale für die in fünfundzwanzig<br />

Jahren der Fachhochschule geleistete ideelle und materielle<br />

Unterstützung. Mit dem Hinweis auf „die soziale Schieflage”<br />

in unserer Gesellschaft sprach er einen zentralen Tatbestand<br />

für die Forderung nach einer neuen Solidarität an.<br />

Solidariät:<br />

eine drängende gesellschaftliche Herausforderung<br />

Einführend zeichnete Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke<br />

ein Tableau der Problemlage. Er wies auf die mit den Stichworten<br />

wie Pflegeentwicklung, Integration, Bildungsfragen<br />

oder europäische Sozialpolitik verbundenen Problemfelder<br />

hin. Er konzentrierte sich aber anhand vielfältiger Belege auf<br />

den Aufweis, dass in den letzten Jahrzehnten in Deutschland<br />

Wohlstand und Armut zunehmend auseinanderklaffen. Das<br />

Risiko, in Armut zu fallen und darin gefangen zu bleiben,<br />

ist stetig größer geworden. Andererseits ist die Zahl der<br />

Einkommensmillionäre von unter 10.000 im Jahre 2004 auf<br />

fast 17.000 im Jahre 2007 gestiegen. Mit kompetenten Zeitkritikern,<br />

die eine Destabilisierung der Gesellschaft konstatieren,<br />

forderte er die Aktivierung umfassender Solidarität<br />

in allen Lebensbereichen. In diesem Sinne plädierte er für<br />

eine grundlegende Überprüfung unserer Sozialsystems auf<br />

Unausgeglichenheiten und Widersprüche.<br />

(Fortsetzung auf Seite 2)


„Für eine neue Solidarität!?" (Fortsetzung von Seite 1)<br />

Zum Verständnis von Solidarität<br />

Der Moderator eröffnete die Diskussion mit der Frage nach<br />

dem Verständnis von Solidarität. Die Antworten der Diskutanten<br />

zeigten unterschiedliche Zugänge: Von ihren<br />

Wirkweisen wurde Solidarität bestimmt als Kitt, der Gesellschaften<br />

auf allen Ebenen zusammenhalte. Sie gelte den<br />

schwächeren Gesellschaftsgliedern, fordere gleichzeitig<br />

aber auch deren Aktivität (Klieve); Solidarität solle Teilhabe<br />

und Entwicklung ermöglichen (Walter); Solidarität<br />

sei das Gegenteil von Egoismus; sie sei nicht naturgeben,<br />

sondern müsse entwickelt, organisiert werden (Bocklet);<br />

Solidarität sei nicht selbstverständlich, sondern jeweils begründungspflichtig<br />

(Sell). Nach der zugrundeliegenden Motivation<br />

unterschied Kruip in Analogie zu den Stufen der<br />

moralischen Entwicklung nach L. Kohlberg drei Formen der<br />

Solidarität: Die in Gemeinschaften erlebte und praktizierte<br />

Solidarität, die aus Eigeninteresse geübte Solidarität und<br />

die aus moralischer Motivation, aus Achtung vor der Würde<br />

des Schwachen und Hilfsbedürftigen, gelebte Solidarität. Er<br />

warnte davor, aus Eigeninteresse geübte Solidarität zu diskreditieren.<br />

Soweit sie sich nicht über die Rechte anderer<br />

hinwegsetzte, in Fairness praktiziert werde, sei sie durchaus<br />

legitim. Im Rahmen sozialer Sicherungssysteme könne<br />

sie sogar hilfreich sein.<br />

Solidarität am Wendepunkt?<br />

Ändern sich die Räume, in denen Solidarität gelebt und vermittelt<br />

werden kann? Führen Individualisierung und Flexibilität<br />

in unserer Gesellschaft zu einer Erosion der Solidarität? Auf<br />

welche Ressourcen kann Solidarität sich stützen? Diese und<br />

ähnliche Fragen bestimmten eine weitere Diskussionsrunde.<br />

In dem Zwiespalt zwischen Freiheit und Sicherheit sei, so<br />

wurde betont, der in der modernen Gesellschaft gegebene<br />

Freiheitsraum als Gewinn zu werten (Kruip; Sell).<br />

Kruip führte Bischof Ketteler als Beispiel dafür an, wie veränderte<br />

gesellschaftliche Situationen neue Formen der Solidarität<br />

bedingen. Ketteler habe zunächst zur Lösung der<br />

sozialen Frage auf Caritas, geübte christliche Nächstenliebe<br />

gesetzt, bis er aufgrund der Analyse der Situation zur Forderung<br />

staatlicher Sozialpolitik gefunden habe.<br />

Sell wies darauf hin, dass Systeme der Solidarität sich<br />

im 19. Jahrhundert kleinräumig entwickelt hätten, diese<br />

aber heute nicht mehr tragfähig seien und durch<br />

großräumige Strukturen abgelöst würden. Dabei zeige<br />

ich, wie er am Beispiel des Pflege-TÜVs verdeutlichte,<br />

dass die erstrebte Sicherheit nur durch solidarisches<br />

Handeln des Nahbereichs gewährleistet werden könne.<br />

Walter vermerkte, dass der Familie in Politik und Gesellschaft<br />

weithin nicht der Rang eingeräumt werde, der ihr<br />

gebührt. Gegen ihre eigene Intention führe Emanzipation<br />

nicht zu mehr Freiheit, sondern zu einer „Welt von Ichlingen”,<br />

zu Vereinzelung und Einsamkeit. Unser Wohnungswesen<br />

schließe weitgehend aus, das drei Generationen<br />

zusammen in einer Familie leben. Damit fehle der heranwachsenden<br />

Generation die erlebte Solidarität der Älteren<br />

und mit den Älteren. Er fragte weiter, wie in der Schule<br />

Solidarität erlernt werden solle, wenn sie nicht in der Familie<br />

– mit mehreren Kindern - erlebt und selbstverständlich<br />

praktiziert werde. Überdies fehle unserer Gesellschaft die<br />

notwendige Dankkultur für diejenigen, die selbstverständlich<br />

ihren Pflichten gegenüber der Gesellschaft nachkommen.<br />

Walter wies nachdrücklich darauf hin, dass heutige<br />

Arbeitsstrukturen es in einem weiter höheren Maße als<br />

vielfach angenommen ermöglichen, Familie und Beruf in<br />

Einklang zu bringen. Hier sei von Arbeitgeber wie Arbeitnehmer<br />

Phantasie gefordert. Dazu aber sei, machte Bocklet<br />

geltend, ein Maß sozialer Sicherheit gefordert, das Leiharbeitsverhältnisse<br />

oder Kurzeitverträge nicht bieten.<br />

Klieve betonte die Wirksamkeit des christlichen Gebots der<br />

Nächstenliebe auch für die Entwicklung von Strukturen der<br />

Solidarität. Doch könne zwischenmenschliche Solidarität<br />

nicht allein durch Strukturen und Organisationen gewährleistet<br />

werde. Es bedürfe überzeugender Vorbilder, die Familie<br />

sei in diesem Kontext auch heute noch ein wichtiger<br />

Ort praktizierter Solidarität.<br />

Kein Erkenntnis, sondern ein Umsetzungsproblem<br />

Walter erläuterte die mit dem demografischen Wandel noch<br />

unzureichend bedachten Fragen der Betreuung alter und<br />

kranker Menschen. Hier müsse sich Deutschland mehr als<br />

bisher als ein für Fremde attraktives Land erweisen.<br />

Im Hinblick auf die ungelösten Probleme der Sozial- und<br />

Bildungspolitik machten Bocklet und Sell geltend, es bestehe<br />

hier kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.<br />

Es zeichne sich in unserer Gesellschaft eine<br />

„Exklusion der Reichen und Schönen” ab. Es mangele der<br />

Politik an Entscheidungskraft, die notwendigen finanz- und<br />

steuerpolitischen Fragen anzugehen. Hier bedürfe es eines<br />

breiten gesellschaftlichen Diskurses. Höhere Steuern seien<br />

unumgänglich – und in früheren Jahrzehnten, etwa nach<br />

dem Lastenausgleichgesetz, auch erhoben worden. Aus<br />

der Sicht des Stadtkämmerers sah auch Klieve entsprechenden<br />

Handlungsbedarf, zumal ein weiteres Anwachsen<br />

der öffentlichen Schuldenlast nicht vertretbar sei.<br />

Ausklang bei Gesprächen und Musik<br />

Die Diskussion lieferte hinreichend Anregungen zu anschließenden<br />

Gesprächen in kleinen Runden bei Imbiss und<br />

Wein. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von der Gruppe<br />

JazzThing unter Leitung von Professor Andreas Büsch.<br />

Dank – und wie geht’s weiter?<br />

Für die – nach allen bisher bekannten Stimmen – anregende<br />

und bereichernde Veranstaltung gebührt allen Beteiligten<br />

aufrichtiger Dank. In diesen Dank sei eingeschlossen<br />

auch die Vorbereitungsgruppe, der unter Leitung von Bernhard<br />

Nacke Dr. Elke Bruck, Clemens Frenzel-Göth, Wilfried<br />

H. Mönch und Prof. Hans Zeimentz angehörten. Für die Organisation<br />

ist Prof. Andreas Büsch mit seinen studentischen<br />

Helferinnen und Helfern und Dr. Elke Bruck, für die bewährte<br />

Kooperation dem Vorstand des SKFH zu danken. Die Veranstaltung<br />

wurde durch Zuwendungen der Wilhelm-Emanuel<br />

von Ketteler-Stiftung <strong>Mainz</strong> und der Pax-Bank-Stiftung Köln<br />

unterstützt. Dafür ein aufrichtiges „Danke”.<br />

Wie geht΄s weiter: Mehrfacher Anregung folgend, hat der<br />

Vorstand die bisherige Arbeitsgruppe gebeten, eine Folgeveranstaltung<br />

möglichst in 2012 zu konzipieren.<br />

Elke Bruck / Hans Zeimentz


KFH <strong>Mainz</strong> unter neuem Namen:<br />

<strong>Katholische</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Mainz</strong><br />

Mit dem 1. Januar 2012 hat die <strong>Katholische</strong> Fachhochschule<br />

<strong>Mainz</strong> ihren Namen in <strong>Katholische</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Mainz</strong><br />

(KH <strong>Mainz</strong>) geändert. Im Zuge des Bologna-Prozesses, der<br />

mit einer Annäherung zwischen Fachhochschulen und <strong>Hochschule</strong>n/Universitäten<br />

verbunden ist, haben viele Fachhochschulen,<br />

darunter die meisten kirchlichen Fachhochschulen,<br />

bereits ihren Namen in <strong>Hochschule</strong> geändert. Dazu trägt<br />

auch der Umstand bei, dass im internationalen Kontext die<br />

Bezeichnung „Fachhochschule″ weithin unbekannt ist und<br />

immer wieder erläutert werden muss.<br />

Neue Webseite und E-Mail-Anschrift lauten:<br />

www.kh-mz.de / e-mail@kh-mz.de<br />

Die bisherigen Seiten und Anschriften werden weiter bedient.<br />

* * *<br />

Bundeszentrale Förderung von Medienkompetenz<br />

an der KH <strong>Mainz</strong><br />

Zum 1. Januar 2012 wird die Clearingstelle Medienkompetenz<br />

der Deutschen Bischofskonferenz an der KH <strong>Mainz</strong><br />

unter Leitung von Prof. Andreas Büsch eröffnet. Die Bischofskonferenz<br />

hat sich nach entsprechenden Beratungen<br />

in der Publizistischen Kommission zu diesem auf drei Jahre<br />

angelegten Projekt entschlossen, um die Wahrnehmung katholischer<br />

Aktivitäten im Bereich Medienpädagogik zu bündeln<br />

und stärker als bisher nach außen sichtbar zu machen.<br />

Zugleich wird damit eine Selbstverpflichtung eingelöst aus<br />

der im Juli 2011 veröffentlichten Schrift „Virtualität und<br />

Inszenierung. Unterwegs in der digitalen Mediengesellschaft″<br />

(Die deutschen Bischöfe. Erklärungen der Kommissionen,<br />

Nr. 35).<br />

* * *<br />

Erste Bachelor-Studienabschlüsse<br />

An der KFH <strong>Mainz</strong> haben Studierende im Fachbereich Soziale<br />

Arbeit erstmals zum Ende des Wintersemesters 2010/11,<br />

im Fachbereich Praktische Theologie erstmals zum Ende des<br />

Sommersemesters 2011 ihr Studium mit dem akademischen<br />

Grad Bachelor of Arts (B.A.) abgeschlossen. Im Fachbereich<br />

Gesundheit und Pflege stehen die ersten Bachelor-Abschlüsse<br />

im Jahr 2012 an; hier wird der akademische Grad Bachelor<br />

of Science (B.Sc.) lauten. In allen Fachbereichen sind die<br />

Diplomstudiengänge inzwischen ausgelaufen.<br />

* * *<br />

Master-Studiengang im FB Soziale Arbeit<br />

eröffnet<br />

Im Sommersemester 2011 wurde an der KFH <strong>Mainz</strong> der neue<br />

Masterstudiengang „Soziale Arbeit – Beratung und Steuerung″<br />

(vgl. <strong>forum</strong> <strong>Aktuell</strong> 15. 2010, S. 2) mit 27 Studierenden<br />

eröffnet. Er führt als Präsenz- und Vollzeitstudium in drei<br />

Semestern zum akademischen Grad Master of Arts (M.A.).<br />

Zugangsvoraussetzung ist der Abschluss des Bachelor-Studiengangs<br />

Soziale Arbeit mit einem Notendurchschnitt von<br />

mindestens 2,3. Bewerbungen sind jeweils zum Sommersemester<br />

möglich. Studiengebühren werden nicht erhoben.<br />

Informationen unter<br />

www.kfh-mainz.de/fachbereiche/FB_SA/ma/sa_ma.htm<br />

Über 1.000 Studierende an der KFH<br />

Im Wintersemester 2011/12 zählt die KFH <strong>Mainz</strong> 1.055<br />

Studierende, die sich wie folgt auf die Fachbereiche aufteilen:<br />

Soziale Arbeit B.A. 442 Soziale Arbeit M.A. 27<br />

Praktische Theologie 82 Gesundheit & Pflege 504<br />

* * *<br />

Community <strong>Katholische</strong> Fachhochschule<br />

<strong>Mainz</strong> auf dem Sozialen Netzwerk Xing<br />

Wir berichteten in den letzten Jahren mehrfach über Überlegungen<br />

von <strong>forum</strong> sociale und KFH, im Internetportal der<br />

KFH einen internen Kommunikationsbereich für die Mitglieder<br />

von <strong>forum</strong> sociale einzurichten. Vorbild waren die in<br />

den Internetportalen der meisten deutschen <strong>Hochschule</strong>n<br />

eingerichteten Alumnibereiche, die nur den Mitgliedern zugänglich<br />

sind. Da das Vorhaben sich mit der Software der<br />

KFH nicht verwirklichen lässt, wurde nun – dank der Anregung<br />

und des Engagements unseres Beiratsmitglieds Andreas<br />

Görner – eine andere Kommunikationsmöglichkeit geschaffen:<br />

die Community <strong>Katholische</strong> Fachhochschule <strong>Mainz</strong><br />

auf dem Sozialen Netzwerk Xing. Die Community wurde im<br />

Februar 2011 eingerichtet. Sie zählt heute (Dez. 2011) 75<br />

Mitglieder. Um der Community eine breitere Basis zu geben<br />

und sie allen zu öffnen, die sich durch Studium, Beruf oder<br />

als Förderer mit der KFH verbunden wissen, wurde sie unter<br />

dem eben genannten Namen und nicht, wie zunächst<br />

beabsichtigt, unter dem Namen Community <strong>forum</strong> sociale<br />

eingerichtet. Andreas Görner hat dankenswerterweise die<br />

Aufgabe des Moderators der Community übernommen. Der<br />

Vorstand von <strong>forum</strong> sociale würde es sehr begrüßen, wenn<br />

möglichst viele Mitglieder sich zu einem Beitritt zur Community<br />

entschließen wollten. Auch eine kostenfreie Mitgliedschaft<br />

ist möglich. Nur durch den Beitritt vieler und deren<br />

Bereitschaft, Mitteilungen oder Beiträge einzustellen, kann<br />

eine lebendige Kommunikationsgemeinschaft entstehen.<br />

Der einfachste Weg zu Xing: Geben Sie unter Google Xing<br />

ein. Dann finden Sie verschiedene Links, die Ihnen den Weg<br />

zur Mitgliedschaft anzeigen. Wenn Sie sich zur Mitgliedschaft<br />

entschließen, geben Sie bitte unter den Organisationen, denen<br />

Sie angehören, <strong>forum</strong> sociale an.<br />

* * *<br />

Förderpreis <strong>forum</strong> sociale für<br />

Bachelor-Arbeiten ausgeschrieben<br />

Der mit 2.000 Euro dotierte Förderpreis der Hochschulgesellschaft<br />

<strong>forum</strong> sociale ist zum ersten Mal für Bachelor-Arbeiten<br />

ausgeschrieben, „die sich besonders durch die Qualität<br />

ihres Inhalts und ihrer Darstellung auszeichnen″. Bewerben<br />

können sich Absolventen/innen der <strong>Katholische</strong>n Fachhochschule<br />

<strong>Mainz</strong>, die ihr Studium in der Zeit vom 1. Januar 2011<br />

bis 31. Dezember 2012 mit dem Bachelorabschluss beendet<br />

haben. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Dezember 2012.<br />

Die Ordnung für die Vergabe des Preises ist im Rektorat der<br />

KFH erhältlich; sie ist auch im Internet zugänglich unter<br />

www.kfh-mainz.de/wir-ueber-uns/foerderpreis.htm<br />

Die Bewerbungsfrist für die letzte Vergabe des Preises für<br />

Diplomarbeiten ist am 31. Dezember 2011 abgelaufen.<br />

In zukünftigen Verfahren können Absolventen/innen der<br />

Bachelor- wie der Master-Studiengänge sich mit ihren<br />

Arbeiten um den Preis bewerben.


Renate Stemmer / Eva Quack<br />

Fachbereichsübergreifende Demenzforschung<br />

Angesichts der demografischen Entwicklung ist das Thema<br />

‚Versorgung von Menschen mit einer Demenzerkrankung’<br />

auch in den Fachbereichen Gesundheit und Pflege der KH<br />

<strong>Mainz</strong> in Lehre und Forschung sehr präsent. Es werden<br />

mehrere Forschungsprojekte zu dieser Thematik durchgeführt.<br />

Eines dieser Projekte trägt den etwas sperrigen Titel<br />

„Angehörige aktivieren alltagspraktisch und externe Personen<br />

aktivieren kognitiv‟ (ANAA und KO).<br />

Nach aktuellen Studien leben derzeit ca. 60 Prozent der<br />

rund 1,2 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung<br />

zu Hause und werden dort von ihren Angehörigen betreut.<br />

Durch den allmählichen Verlust der alltagspraktischen und<br />

kognitiven Fähigkeiten der demenzerkrankten Person sind<br />

häufig vermehrt die Defizite und nicht die Ressourcen im<br />

Blick der Angehörigen. Diese übernehmen daher immer<br />

mehr alltägliche Aktivitäten für die erkrankte Person. Auch<br />

kognitive Kompetenzen der erkrankten Person werden<br />

häufig nicht mehr ausreichend gefördert. Diese Verhaltensweisen<br />

sind verständlich, tragen aber zum Verlust von<br />

Autonomie und damit zur Minderung von Lebensqualität<br />

bei der erkrankten Person bei. Pflegende Angehörige selbst<br />

fühlen sich oft allein gelassen und erleben die Betreuung<br />

als eine hohe Belastung.<br />

ANAA+KO setzt hier an. Ziel<br />

dieses Forschungsprojektes ist<br />

es, Vorgehensweisen zur Aktivierung<br />

von Menschen mit einer<br />

Demenzerkrankung, die zu<br />

Hause leben, zu erproben und<br />

zugleich die betreuenden Angehörigen zu entlasten. Es gibt<br />

zwar bereits in diesem Kontext eine Vielzahl von Konzepten,<br />

aber diese sind in ihrer Wirksamkeit nur unzureichend<br />

untersucht.<br />

Das Forschungsvorhaben geht von der Annahme aus,<br />

dass eine regelmäßige Aktivierung der alltagspraktischen<br />

und kognitiven Kompetenzen dazu führt, dass an Demenz<br />

erkrankte Personen länger in der Lage sind, zumindest<br />

Teilaspekte ihres Lebens weitgehend eigenständig und<br />

mit mehr Lebensqualität zu gestalten. Das primäre Untersuchungsziel<br />

ist daher der Nachweis der Wirksamkeit einer<br />

alltagspraktischen und kognitiven Aktivierung auf die<br />

Aktivitäten des täglichen Lebens und die kognitiven Fähigkeiten<br />

von Menschen mit Demenz. An sechs Tagen in<br />

der Woche wird die alltagspraktische Aktivierung (jeweils<br />

60 Minuten) durch Angehörige auf der Grundlage eines individuellen<br />

und manualisierten Aktivierungsplanes durchgeführt.<br />

Die kognitive Aktivierung findet an einem Tag<br />

in der Woche (jeweils 30 Minuten) durch eine geschulte<br />

Projektmitarbeiterin statt. Die Angehörigen erhalten zudem<br />

kontinuierliche, begleitende Schulung und kleinteilige<br />

Beratung durch Gesundheits- und Krankenpfleger/innen<br />

bzw. Altenpfleger/innen. So kommt es in diesem Projekt<br />

zu einer gezielten Vernetzung der Kompetenzen der professionell<br />

Pflegenden und der betreuenden Angehörigen.<br />

Zur Sicherung des Effektivitätsnachweises gibt es neben<br />

der Interventionsgruppe auch eine Kontrollgruppe, die<br />

keine spezifische Aktivierung erhält. Der Wirkungsnachweis<br />

erfolgt im Rahmen einer multizentrischen, randomisiert-kontrollierten<br />

Verlaufsuntersuchung. Bei den in<br />

die Studie eingeschlossenen Personen liegt eine leichte<br />

bis mittlere degenerative Demenzerkrankung vor. Diese<br />

Eingrenzung wurde vorgenommen, da das Ansprechen<br />

nichtmedikamentöser Therapieverfahren bei Personen mit<br />

leichter bis mittelschwerer Demenz wahrscheinlicher ist.<br />

Zur Messung der Studienergebnisse werden validierte Messinstrumente<br />

eingesetzt. Die primäre Ergebnismessung erfolgt<br />

bei den an Demenz erkrankten Personen in den Bereichen<br />

Kognition und Funktionsfähigkeit. Die Wirkung der<br />

Maßnahmen wird bei den Angehörigen in den Bereichen<br />

Lebensqualität und Belastung gemessen. Es wird erwartet,<br />

dass alltagspraktische und kognitive Fähigkeiten in der Interventionsgruppe<br />

im Durchschnitt länger konstant bleiben,<br />

während diese in einer nicht spezifisch aktivierten Kontrollgruppe<br />

weiter nachlassen. Weiterhin wird angenommen,<br />

dass sich das Ausmaß an Pflegebedürftigkeit bei den aktivierten<br />

Teilnehmer/innen der Studie günstiger entwickelt.<br />

Wenn sich diese Annahme bestätigt, hat dies konkrete<br />

Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschen mit einer<br />

Demenzerkrankung im häuslichen Setting, da sie durch<br />

den Erhalt alltagspraktischer Fähigkeiten ein höheres Maß<br />

an Autonomie im Alltag bewahren können.<br />

Das Projekt ANAA+KO wird in Kooperation mit zahlreichen<br />

Projektpartnern u.a. ambulanten Pflegediensten, Demenzinitiativen<br />

und der Gedächtnisambulanz der Universitätsmedizin<br />

<strong>Mainz</strong> durchgeführt. Es ist im Mai 2009 gestartet und<br />

wird Ende September 2012 beendet sein. Im Rahmen der<br />

Durchführung dieses Projektes haben Studierende Gelegenheit<br />

z.B. im Rahmen von Praktika oder durch studentische<br />

Mitarbeit Erfahrungen in einem Forschungsprojekt zu sammeln<br />

oder Bachelorarbeiten zu Teilfragestellungen zu verfassen.<br />

Die Durchführung dieses Projekts ist ein gelungenes<br />

Beispiel für fachbereichsübergreifende Kooperation. Renate<br />

Stemmer (FB Gesundheit und Pflege) und Martin Schmid<br />

(Fachbereich Soziale Arbeit) haben gemeinsam die Projektleitung<br />

inne. Es ist ebenfalls ein Beispiel für erfolgreiche<br />

Alumniarbeit, denn mit Eva Quack ist eine Absolventin der<br />

KH <strong>Mainz</strong> federführend für die Projektumsetzung zuständig.<br />

Sie wird von Veronika Enders, die ihrerseits in einem weiteren<br />

fachbereichsübergreifende Demenzforschungsprojekt<br />

maßgeblich die Umsetzung gestaltet, unterstützt.<br />

ANAA+KO wird vom BM für Bildung und Forschung mit<br />

einem Drittmittelvolumen von ca. 320.000 Euro gefördert.<br />

Dr. Renate Stemmer ist Professorin für Pflegewissenschaft und Pflegemanagement im FB Gesundheit und Pflege der KFH;<br />

Dipl.-Pflegepädagogin (FH) Eva Quack ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt ANAA+KO.


Petra Tietjen / Theresa Bausch / Wolfgang Feuerhelm<br />

SofiT – Sofort im Team<br />

Ein Projekt zwischen Jugendarrest, Wohngemeinschaft<br />

für Demenzkranke und Fachhochschule ¹<br />

1. Die Idee zu SofiT<br />

Das Projekt „SofiT‟ befasst sich mit der Praxis des Jugendarrestes.<br />

Trotz bereits seit Jahren vorgetragener<br />

Kritik an der bis zu vier Wochen dauernden Einschließung<br />

von verurteilten Jugendlichen und Heranwachsenden²<br />

setzt die Jugendstrafrechtspraxis nahezu konstant<br />

auf diese Sanktion.³ Die Anstöße zur Veränderung des<br />

Vollzugs des Jugendarrests und damit zu SofiT gehen<br />

zurück auf den rheinland-pfälzischen Jugendgerichtstag<br />

2010.<br />

Grundgedanke war hierbei die Suche nach Tätigkeiten<br />

bzw. Erlebnissen, in denen die Arrestanten Wertschätzung<br />

erfahren können. Das Projekt folgt der These, dass<br />

die Insassen bislang häufig Situationen erlebt haben, in<br />

denen ihr Tun als negativ oder auffällig bewertet wurde.<br />

Dem will das Projekt ein – wenn auch kurzes – positives<br />

Erlebnis entgegen setzen. Dieser Ansatz verbindet sich<br />

mit der Hoffnung, dass dem Arrestanten bei seiner Tätigkeit<br />

bewusst wird, dass er Stärken und Ressourcen<br />

besitzt.<br />

2. Kooperationspartner und Ziele<br />

Der Rahmen von SofiT wird von drei Kooperationspartnern<br />

gebildet. Konkret geht es dabei um den Studiengang Soziale<br />

Arbeit der <strong>Katholische</strong>n Fachhochschule <strong>Mainz</strong>, die Jugendarrestanstalt<br />

in Worms und ein Altenwohnheim in Worms.<br />

Grundlegendes Ziel des Praxisprojekts ist die Durchführung<br />

von Besuchskontakten der Arrestanten bei Senioren aus der<br />

Wohngemeinschaft unter Anleitung von Studierenden. Bei<br />

den Arrestanten soll durch den Kontakt mit den Senioren<br />

und mit den Studierenden ein Reflektieren des eigenen Handelns<br />

angeregt werden. Die Interaktion mit den Senioren<br />

erfordert von Seiten der Arrestanten Einfühlungsvermögen<br />

und Perspektivenübernahme. Die Arrestanten erleben, dass<br />

sie eine wertgeschätzte Tätigkeit ausüben.<br />

Für die Senioren bietet das Zusammentreffen mit den Arrestanten<br />

ebenfalls neue Erfahrungen. Sie profitieren durch<br />

die Interaktion, da sie durch die Einsätze der jungen Menschen<br />

Abwechslung und geistige Anregung erfahren. Auch<br />

für die Studierenden sind die Lernchancen vielfältig, z.B. im<br />

Hinblick auf Methoden, die sie in Lehrveranstaltungen erarbeitet<br />

haben.<br />

3. Rahmenbedingungen<br />

Damit alle Kooperationspartner von SofiT profitieren können,<br />

hat sich die Einhaltung bestimmter Rahmenbedingungen<br />

als sinnvoll erwiesen:<br />

In der Jugendarrestanstalt sorgen neben der pädagogischen<br />

Fachkraft, die Vollzugsbeamten und der verantwortliche<br />

Richter für die Auswahl von geeigneten Arrestanten. Voraussetzung<br />

bei deren Auswahl ist, dass der Jugendarrest<br />

mindestens drei Wochen dauert, um mehrfache Besuche zu<br />

ermöglichen. Die Studierenden werden als ehrenamtliche<br />

Vollzugshelfer bestellt. Die Besuche finden in Teams statt,<br />

d.h. jeweils zwei Studierende begleiten zwei Arrestanten.<br />

Regelmäßige Supervisionstermine stellen die Verbindung zur<br />

<strong>Hochschule</strong> her.<br />

4. SofiT in der Praxis<br />

Beim ersten Besuch in der Wohngemeinschaft erfolgt eine<br />

Einweisung durch die Hausleitung. Der Projektname „SofiT‟<br />

steht für „Sofort im Team‟, da die Arrestanten sofort<br />

nach ihrer Ankunft zum Team gehören. Die Aufgaben, die<br />

die Arrestanten übernehmen, sind vielfältig. Hierzu gehören<br />

Spielen, Basteln, Vorlesen oder Singen. Hinzu kommt eine<br />

Unterstützung bei pflegerischen Arbeiten. Diese Tätigkeiten<br />

trauen sich nicht alle Arrestanten bereits zu Beginn der Besuche<br />

zu. Bei späteren Besuchen werden die meisten aber<br />

sicherer im Umgang mit den Senioren und übernehmen anspruchsvollere<br />

Aufgaben.<br />

Für die Studierenden ist vorgesehen, dass sie sich nur dann<br />

motivierend einschalten, wenn sich der Arrestant sehr zögerlich<br />

verhält. Zeigt sich ein Arrestant unfreundlich, ist es<br />

Aufgabe des Studierenden, positiv einzuwirken und Grenzen<br />

aufzuzeigen.<br />

Seit Projektbeginn fanden in der Zeit von Juni bis Dezember<br />

2010 insgesamt 20 Besuche in der Wohngemeinschaft<br />

statt. Die Jugendarrestanten, die am Projekt beteiligt waren,<br />

besuchten die Wohngemeinschaft jeweils zweimal.<br />

Die Grenzen des Projekts liegen vor allem in der Struktur<br />

des Jugendarrests. Die Erlebnisse der Jugendarrestanten<br />

im Umgang mit demenzkranken Menschen und den Studierenden<br />

stellen nur eine punktuelle Erfahrung dar. Zwei<br />

Elemente sind es, die auf die Arrestanten positiv einwirken<br />

können: Einmal die Erkenntnis, dass ihre Tätigkeit in<br />

der Wohngemeinschaft auf einhelliges Lob gestoßen ist und<br />

zum Zweiten ein Einblick in ein möglicherweise unbekanntes<br />

Tätigkeits- und Berufsfeld.<br />

Bei der Durchführung von SofiT wurde nicht verkannt, dass<br />

bei der Durchführung des Projekts auch Gefahren bestehen<br />

können. So kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass<br />

die Jugendarrestanten während der Projektzeit fliehen oder<br />

Straftaten begehen könnten. Hier hat sich aber die Auswahl<br />

von geeigneten Personen durch den Vollzug in vollem Umfang<br />

bewährt. Das Projekt wird ab 2012 fortgesetzt.<br />

¹ Das Projekt wurde gefördert von der Hochschulgesellschaft <strong>forum</strong> sociale<br />

<strong>Mainz</strong> e.V.; hierfür herzlichen Dank.<br />

² Vgl. Laubenthal/Baier: Jugendstrafrecht, Berlin, Heidelberg 2006, Rnr. 665;<br />

Böhm/Feuerhelm: Einführung in das Jugendstrafrecht, München 2004, S. 214 f.<br />

³ Fast konstant lauten etwa 18% aller Verurteilungen zu Jugendstrafrecht auf<br />

Jugendarrest, vgl. Strafverfolgungstatistiken, www.destatis.de<br />

Dipl.-Päd. Petra Tietjen ist Lehrbeauftragte KFH; Dr. jur., Dipl.-Päd. Wolfgang Feuerhelm ist Professor für Sozialrecht<br />

und Strafrecht KFH; Theresa Bausch, BA Soziale Arbeit, ist stud. jur. Universität <strong>Mainz</strong>.


Anne Amann-Kaiser<br />

Rückblick auf 20 Jahre als Psychologische Studierendenberaterin an der KFH <strong>Mainz</strong><br />

In Deutschland gibt es seit<br />

den 1970er Jahren eigene Psychologische<br />

und Psychotherapeutische<br />

Beratungsstellen an<br />

den <strong>Hochschule</strong>n. In der <strong>Katholische</strong>n<br />

Fachhochschule <strong>Mainz</strong><br />

waren bereits in den 1980er<br />

Jahren Psychologinnen auf Honorarbasis<br />

tätig, die Sprechstunden<br />

abhielten und mit<br />

denen Beratungstermine vereinbart<br />

werden konnten. 1991<br />

führte dann eine Initiative des<br />

studentischen Vereins SKFH, die von Hochschulleitung und<br />

Trägergesellschaft aufgegriffen wurde, zur Einrichtung einer<br />

festen 50%-Stelle durch den CV <strong>Mainz</strong>.<br />

Braucht eine <strong>Hochschule</strong> eine Psychologische<br />

Beratungsstelle?<br />

Aus psychologischer Sicht geht die Zeit des Studiums einher<br />

mit wichtigen, über das ganze spätere Leben entscheidenden<br />

Entwicklungsaufgaben und deshalb auch mit einer<br />

erhöhten Krisenanfälligkeit. Im Grunde ist es die Zeit, in<br />

der die jungen Erwachsenen alle Wünsche, Träume und Anforderungen,<br />

die sie seit der Kindheit entwickelt haben, auf<br />

dem Hintergrund dessen, was das Leben ihnen an Ressourcen<br />

gab und gibt, in die Realität bringen müssen.<br />

Eine Vielzahl rechtlicher und sozialer Sachregelungen, die<br />

durchschaut und gehandhabt werden müssen, und/oder<br />

die Notwendigkeit, zusätzlich für ein ausreichendes Einkommen<br />

sorgen zu müssen, erschweren oft die Situation.<br />

Verpflichtungen und Verbindlichkeiten, die einengen, aber<br />

auch Halt gaben, sind anders und weniger vorhanden. Solche<br />

Freiheit ist wenig erprobt, oft verunsichernd, manchmal<br />

ängstigend. Auf Hilfen aus dem Elternhaus ist nicht immer<br />

Verlass, Bewältigungsmuster aus Kindheit und Schulzeit<br />

funktionieren nicht mehr, Ideale und Illusionen sind oft eher<br />

überfordernd.<br />

Natürlich sind all diese Herausforderungen richtig und notwendiger<br />

Teil des Erwachsenwerdens, letztlich reift der<br />

Mensch gerade daran. Aber es geschieht auch, dass lebensgeschichtlich<br />

angelegte Konflikte, noch nicht genügend entwickelte<br />

Bewältigungsstrategien und aktuelle Belastungen<br />

sich unheilvoll miteinander verbinden. Psychologische Beratung<br />

in der <strong>Hochschule</strong> bietet hier einen niederschwelligen,<br />

unbürokratischen Zugang zu Reflexions- und Lösungsfindungsmöglichkeiten,<br />

ein fachliches und persönliches Gegenüber,<br />

Ort und Zeit für Auseinandersetzung und Begleitung<br />

der Prozesse zur Überwindung der Probleme.<br />

Die Eigenart der an der KFH angebotenen Studiengänge erfordert<br />

von allen Studierenden eine oft intensive Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Person und Lebensgeschichte.<br />

Dies kann zu einer Verstärkung bereits angelegter Probleme<br />

führen, durch eine erfolgreiche Auseinandersetzung und<br />

Lösung wird die spätere Professionalität jedoch gestärkt.<br />

Durch das Entstehen einer veränderten und eigenständigen<br />

Erwachsenenidentität wird auch die früher oft selbstverständliche<br />

Orientierung an Kirche, Glauben und Religiosität<br />

in Frage gestellt, muss neu begründet werden.<br />

Ein Miteinander von glaubwürdiger Professionalität und<br />

Konfessionalität hat hier auch Modellfunktion für die Weiterentwicklung<br />

der Studierenden im Hinblick auf diese Fragen<br />

der persönlichen religiösen Ausrichtung.<br />

Entwicklungen in der Beratungsarbeit<br />

War es im Jahr 1991 noch eine relativ geringe Anzahl von<br />

Studierenden, die die Angebote der Stelle annahm, so stieg<br />

diese Zahl in den folgenden Jahren stetig an. Nach dem<br />

Umzug in das neue Gebäude, 1995, stabilisierte sich der<br />

Schwerpunkt Einzelberatung zunehmend. Die Gruppenangebote,<br />

die der Verbesserung der Studienleistung dienen<br />

(Prüfungsvorbereitung, Rhetorik, wissenschaftliches<br />

Schreiben) wurden immer besser angenommen.<br />

Mit der Einführung der Bachelor-Studiengänge ging jedoch<br />

die Nachfrage nach den Gruppen deutlich zurück. Grund<br />

war einerseits, dass Teile des Angebotes in die Module und<br />

in die Angebote der Praxisreferate integriert wurden, teilweise<br />

ist der Rückgang auch darin begründet, dass die Studierenden<br />

durch die Veränderung der Anforderungen des<br />

Studiums deutlich weniger Zeit für freiwillige Angebote aufbringen<br />

wollen.<br />

Der insgesamt steigenden Nachfrage nach Beratung konnte<br />

bis heute dadurch Rechnung getragen werden, dass die<br />

Einzelberatungen in größeren Abständen stattfinden und<br />

die Dauer der Beratungen insgesamt verkürzt wurde. So<br />

kann bis heute eine ständige Erreichbarkeit der Psychologin<br />

für die Studierenden gewährleistet sowie längere Wartezeit<br />

vermieden werden.<br />

Auch die Beratungsanlässe waren im Verlauf der Jahre einem<br />

Wandel unterworfen. Waren es in den ersten Jahren in<br />

erster Linie soziale und persönliche Probleme, die die Liste<br />

der Beratungsanlässe anführten, so nahmen mit den Jahren<br />

die rein studienbezogenen Probleme in der Beratungsarbeit<br />

immer mehr Raum ein. In den Jahren 2003–2008 verstärkte<br />

sich diese Entwicklung, ebenso ergab sich im Bereich<br />

des Übergangs von Studium zu Beruf ein erhöhter Beratungsbedarf<br />

als Antwort auf eine als unsicher empfundene<br />

berufliche Zukunft und den durch die damalige Arbeitsmarktsituation<br />

erschwerten Einstieg in den Beruf.<br />

<strong>Aktuell</strong>e Situation: Psychologische Beratung in einer<br />

veränderten Hochschullandschaft<br />

Im Wintersemester 2006/07 wurde an der KFH <strong>Mainz</strong> der<br />

erste Bachelorstudiengang im FB Soziale Arbeit eröffnet,<br />

die anderen Fachbereiche folgten, Masterstudiengänge<br />

wurden eingerichtet.<br />

Anne Amann-Kaiser ist Diplompsychologin und Psychologische Psychotherapeutin.<br />

Seit 1991 ist sie in der KFH <strong>Mainz</strong> tätig.


Anne Amann-Kaiser, Rückblick auf 20 Jahre als...<br />

(Fortsetzung von Seite 6)<br />

Die Anforderungen dieser Studiengänge, die häufig auf Erwartungen<br />

der Studierenden trafen, die noch von den Erfahrungen<br />

früherer Studierendengenerationen geprägt waren,<br />

führten zunächst häufiger als in den Jahren zuvor zu<br />

Anpassungsproblemen.<br />

Aus Sicht der Studierenden haben in den letzten Jahren<br />

die Leistungsanforderungen stark angezogen und sind<br />

einseitiger auf den Erwerb von Faktenwissen ausgerichtet<br />

(11. Studierendensurvey des BM für Forschung und Bildung,<br />

April 2011). Die relativ eng aufeinander folgenden<br />

Prüfungen erschweren eine intensive Verarbeitung des<br />

Lernstoffes. Ein gutes bis sehr gutes Examen ist für die<br />

Studierenden wichtiger denn je, auch um sich den Weg in<br />

einen der Masterstudiengänge offen zu halten. Durch die<br />

als ungünstig empfundene Situation wird die Erfüllung eigener<br />

Leistungsansprüche erschwert, oft sind bereits im<br />

1. Semester starke Zweifel da, ob das Studium so erfolgreich<br />

wie gewünscht abgeschlossen werden kann. Diese<br />

Veränderungen in Situation und Befindlichkeit der Studierenden<br />

spiegeln sich in den Anfragen an die Beratungsstelle.<br />

Die Nachfrage nach Gruppenangeboten, mit Ausnahme<br />

der Gruppe „Lern- und Arbeitstechniken‟, geht mittlerweile<br />

gegen Null, die studienbezogenen Probleme, die auch mit<br />

anderen psychischen Schwierigkeiten einhergehen können,<br />

nehmen fast 80% der Beratungsarbeit ein, die Zahl<br />

der Einzelberatungen stieg an. Einige wenige Stunden reichen<br />

meist aus, es gibt klare Problemstellungen und Ziele,<br />

oft wird die Beratungsstelle mehrmals während des Studiums<br />

für solch kurze Zeit in Anspruch genommen. Vermehrt<br />

sind Schlafstörungen, körperliche und psychische Erschöpfungszustände,<br />

Überforderungsgefühle, Perfektionismus,<br />

depressive Verstimmungen/Depressionen, Konsum von<br />

Medikamenten Anlass zum Aufsuchen der Stelle. Weiterhin<br />

haben Beratungen per E-Mail deutlich zugenommen.<br />

Im Jahr 2011 sind die Bedingungen der nun nicht mehr so<br />

neuen Studiengänge für die Studierenden zu normalem Alltag<br />

geworden. Die Psychologische Beratungsstelle ist in der<br />

jetzt „<strong>Katholische</strong>n <strong>Hochschule</strong>‟ eine feste, gut integrierte<br />

Institution, die für jährlich ca. 15% der Studierenden Unterstützung<br />

und Hilfen bereitstellt, die gut bis sehr gut angenommen<br />

werden.<br />

* * *<br />

Thorsten Becker<br />

„Mehr Qualität durch Europäisierung?”<br />

<strong>Mainz</strong>er Tagung zum Thema Studium, Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit<br />

„Es lässt sich wohl nicht<br />

mit Ja oder Nein beantworten‟,<br />

so Werner<br />

Keggenhoff, Präsident<br />

des Landesamtes für<br />

Soziales, Jugend und<br />

Versorgung, in seinen<br />

einführenden Worten in<br />

Replik auf eine umfassende<br />

Frage, die<br />

zugleich als Titel einer Fachtagung fungierte, die am<br />

11. November 2010 vom rheinland-pfälzischen Ministerium<br />

für Arbeit, Soziales, Familie, Gesundheit und Frauen, dem<br />

Sozialpädagogischen Fortbildungszentrum (SPFZ), der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der Praxisämter/Praxisreferate,<br />

dem Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge<br />

und der <strong>Katholische</strong>n Fachhochschule <strong>Mainz</strong> (KFH) in<br />

der Akademie der Wissenschaften und der Literatur <strong>Mainz</strong><br />

veranstaltet wurde: „Mehr Qualität durch Europäisierung?<br />

Studium, Ausbildung und Praxis in der Sozialen Arbeit‟.<br />

Werner Keggenhoff weiter: „Die Umstellung auf Bachelor<br />

und Master ist viel zu frisch.‟ Kinderkrankheiten gelte es<br />

abzustellen, manche Verschlankung des Stoffes sei zu radikal<br />

gewesen und auch über die Richtigkeit der Verzahnung<br />

von Theorie und Praxis ließe sich trefflich streiten.<br />

„Wir sind gleichwohl mit Bachelor und Master auf einem<br />

guten Weg‟, es müsse eben an den Schwächen gearbeitet<br />

werden. So konnte die Fachtagung, die von etwa 100<br />

Aktiven und Gästen begleitet wurde, durchaus im Kontext<br />

einer solchen Arbeit an möglichen Schwächen des Studiums,<br />

der Ausbildung und der Praxis der Sozialen Arbeit im<br />

Rahmen der neuen Studienabschlüsse des Bologna-Prozesses<br />

gedeutet werden.<br />

Agenda<br />

Auf der Agenda der Fachtagung standen diverse Vorträge,<br />

eine Podiumsdiskussion zum Thema „Was braucht die Praxis?”<br />

sowie ein nachmittägliches „World-Café‟. Durch den<br />

Tag führte die Leiterin des SPFZ, Susanne Kros; musikalisch<br />

begleitet wurde die Tagung von der Gruppe „JazzThing‟.<br />

In einem ersten Vortrag verwies der Vorsitzende der BAG<br />

der Praxisämter/Praxisreferate, Heinz Gabler, u.a. darauf,<br />

dass aus seiner Sicht nicht „Bologna‟ das Problem sei,<br />

(Fortsetzung auf Seite 8)<br />

Thorsten Becker, Historiker M.A. und Sozialarbeiter B.A. (KFH <strong>Mainz</strong> 2011),<br />

ist im Stadtjugendamt Koblenz (ASD) tätig.


Thorsten Becker, Mehr Qualität durch Europäisierung?<br />

(Fortsetzung von Seite 7)<br />

sondern die nationale Umsetzung des Bologna-Prozesses:<br />

„Das deutsche Credo scheint zu lauten: mehr Studierende<br />

in kürzerer Zeit mit weniger Ressourcen viel besser zu<br />

qualifizieren‟. Sodann formulierte er Bedenken der Praxis<br />

in Bezug auf die Qualifizierung der Absolventen/innen des<br />

Studiengangs Sozialer Arbeit und leitete daraus indirekt als<br />

mögliche Lösungen möglicher Qualifizierungsmängel eine<br />

bessere Finanzierung der <strong>Hochschule</strong>n und der Praxis sowie<br />

qualifizierte Konzepte der Praxis zur Personalentwicklung<br />

ab.<br />

Vorträge<br />

Nachdem sich Ulrich Bartosch, Professor an der <strong>Katholische</strong>n<br />

Universität Eichstätt-Ingolstadt und Vorsitzender des<br />

Fachbereichstags, im Rahmen des Themas „Soziale Arbeit<br />

und das europäische Ziel vom ‚dynamischsten wissensbasierten<br />

Wirtschaftsraum’ ‟ der bzgl. des Bologna-Prozesses<br />

bildungstheoretischen, ökonomischen und sozialen Metaebene<br />

der Lissabon Strategie der Europäischen Union gewidmet<br />

hatte, ging Peter Buttner, Professor an der <strong>Hochschule</strong><br />

München und Mitglied im Fachausschuss für Soziale<br />

Berufe des Deutschen Vereins, in seinem Vortrag zum Thema<br />

„Sind die Studiengänge Soziale Arbeit für die aktuellen<br />

Herausforderungen gerüstet?‟ dem bereits angedeuteten<br />

Pfad der Ausgestaltung des Studiengangs bzw. der Studiengänge<br />

Sozialer Arbeit weiter nach. Buttner: „Wenn man<br />

jetzt fragt: Sind die Studiengänge für die Herausforderungen<br />

wirklich gerüstet, dann wäre meine Antwort: ja, im<br />

Wesentlichen schon, sonst wäre es schon zum Skandal gekommen‟.<br />

Deutlich machte er allerdings, dass die neuen<br />

Studiengänge relativ verschult seien und eine größere Konzentration<br />

auf Kernkompetenzen, wie Koordination, Information,<br />

Beratung und Ressourcenmobilisierung sowie Soziale<br />

Diagnostik bei gleichzeitiger Beibehaltung inhaltlicher<br />

Orientierung stattfinden müsse. Buttner abschließend. „Die<br />

eigentliche Qualität ist die Professionalität.”<br />

Diskussion<br />

Wie diese Professionalität der Absolventen/innen der Studiengänge<br />

Sozialer Arbeit von der Praxis gesehen wird, darum<br />

ging es u.a. in der anschließenden Podiumsdiskussion.<br />

Beteiligt an dieser waren Carolin Bormann, Studierende<br />

der KFH, Thomas Muth, Jugendamt Koblenz, Peter Weiler,<br />

Stadt <strong>Mainz</strong>, Karl Züfle, Heilpädagogium Schillerhain, sowie<br />

Heinz Gabler. Erwartungsgemäß gestalteten sich die<br />

Antworten auf diesen Zusammenhang so heterogen, wie<br />

es die Soziale Arbeit selbst ist, es kristallisierten sich jedoch<br />

Schwerpunkte bzgl. des Bedarfs der Praxis und damit<br />

verbundener Ansprüche an die (Fach-)<strong>Hochschule</strong>n heraus.<br />

Im Anschluss an die von Buttner formulierten Kernkompetenzen<br />

von Sozialarbeiter/innen machte Karl Züfle auf<br />

die anfänglichen Schwierigkeiten vieler Absolventen/innen<br />

der Studiengänge Sozialer Arbeit aufmerksam, „das theoretische<br />

Wissen in praktisches Handeln umzusetzen‟. Fast<br />

einhelliger Tenor war weiterhin, dass in der Praxis Sozialer<br />

Arbeit Fachkräftemangel zu erwarten ist bzw. in einigen<br />

Tätigkeitsfeldern bereits herrscht und dass darüber hinaus<br />

die Anforderungen an die Fachkräfte höher werden. In diesem<br />

Zusammenhang wurde von einigen Diskutierenden<br />

das sinkende Alter der Absolventen/innen der Studiengänge<br />

Sozialer Arbeit bzw. sinkende Praxiszeiten während des<br />

Studiums als kritisch eingestuft. Thomas Muth: „Es existiert<br />

weniger Zeit für Persönlichkeitsentwicklung während<br />

des Studiums”. Daher wurde von fast allen Diskutierenden<br />

die Vernetzung von Studium und Praxis u.a. über Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

seitens der Träger Sozialer<br />

Arbeit als wichtige Weiterentwicklung der Ausbildung gewertet.<br />

Es lässt sich als Fazit der Diskussion festhalten,<br />

dass eine stärkere Vernetzung zwischen <strong>Hochschule</strong>n und<br />

Praxis, die zu einer eingehenderen Kommunikation bzgl.<br />

qualitativer Verbesserungen der Ausbildung führen könnte,<br />

von allen Beteiligten als Wunsch betrachtet werden kann.<br />

World-Café<br />

Eifrig diskutiert wurde auch beim „World-Café‟ am Nachmittag.<br />

Praktiker/innen, Lehrende und Lernende der Sozialen<br />

Arbeit widmeten sich gruppenweise unterschiedlichen<br />

Fragen, die von Susanne Kros im Einklang mit der<br />

leitenden Fragestellung der Tagung formuliert wurden. Die<br />

Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:<br />

Im Kern ging es in vielen unterschiedlichen Formulierungen<br />

um die eine, die Soziale Arbeit bereits seit Jahrzehnten<br />

bewegende Frage, wie sich Professionalität vorantreiben<br />

lässt, d.h. wie sich die Profession Soziale Arbeit (weiter-)<br />

entwickeln könne. Da wurden einerseits Vorschläge gemacht,<br />

Praxis und Ausbildung weiter zu verzahnen, andererseits<br />

wurde die Forderung einer standardisierten Ausbildung<br />

aufgestellt. Dass die Praxis Sozialer Arbeit angesichts<br />

größer werdender sozialer Probleme nicht nur gut ausgebildete<br />

Fachkräfte, sondern auch mehr staatliche Geldtransfers<br />

braucht, was auf Grund der Finanzkrise immer<br />

leerer werdender öffentlicher Kassen zunehmend schwierig<br />

wird, wurde kurioserweise nur von wenigen Gruppen diskutiert,<br />

zumal sich die Verknappung fiskalischer Mittel auch<br />

auf die Ausbildung auswirkt. Möglicherweise bedarf es, wie<br />

ein Diskutant es ausdrückte, einer Repolitisierung der Sozialen<br />

Arbeit, um diese Zusammenhänge formulieren zu<br />

können, und nicht, wie ein anderer es sagte, eines Abrückens<br />

vom auch karitativen Berufsinhalt Sozialer Arbeit,<br />

beispielsweise aus einem finanziellen Aspekt heraus.<br />

Abschließend lässt sich sagen, dass sich die Frage, ob mehr<br />

Qualität durch Europäisierung entstehe, in allen Vorträgen<br />

und Diskussionen naturgemäß nicht definitiv beantwortet<br />

werden konnte, doch gingen alle Teilnehmer/innen mit<br />

dem guten Gefühl nach Hause, dass der Dialog zwischen<br />

Ausbildung und Praxis fruchtbar und weiterführend ist und<br />

dass die Soziale Arbeit insbesondere in ihrer Bachelor-Ausbildung<br />

deutlich besser aufgestellt ist, als der mediale Ruf<br />

des Bachelors suggerieren mag. Eine Fortsetzung des Dialogs<br />

ist dabei durchaus erwünscht.


Martin Klose<br />

Hauptsache gesund!?<br />

Zur aktuellen Kontroverse um die Präimplantationsdiagnostik<br />

Gesundheit – ein absoluter Wert!?<br />

Um die Gesundheit dreht sich vieles, mitunter sogar Alles.<br />

Kein Geburtstag ohne den obligatorischen Glückwunsch<br />

„vor allem Gesundheit”, kein Urlaubskatalog ohne Hinweis<br />

auf zahllose Fitness- und Wellnessangebote, kein Lebensmittel,<br />

das nicht gern mit dem Prädikat „gesundheitsfördernd”<br />

für sich wirbt. Die Sorge um die Gesundheit treibt<br />

den Menschen um, prägt seine Sicht aufs Leben und findet<br />

mannigfachen Niederschlag auch in der Sprache, etwa wenn<br />

heutzutage aus der Krankenschwester offiziell die Gesundheits-<br />

und Krankenpflegerin geworden ist.<br />

Auf den ersten Blick scheint eine solche Denkweise kein<br />

Problem zu sein. Gesundheit ist ein hoher Wert und jeder,<br />

der schon einmal krank oder gar schwer krank gewesen ist,<br />

weiß diesen Wert zu schätzen, weiß, was er an seiner Gesundheit<br />

hat, weiß, welche Bedeutung der Gesundheit im<br />

Leben zukommt. Stimmt also die Auffassung, der man nicht<br />

selten begegnet, dass Gesundheit alles und ohne Gesundheit<br />

alles nichts ist? Hat der Recht, der der Maxime folgt:<br />

Hauptsache gesund?<br />

An dieser Stelle beginnt die ethische Diskussion, denn dass<br />

Gesundheit ein hoher Wert ist, heißt noch nicht, dass sie<br />

auch ein absoluter Wert ist, ein Wert also, dem konkurrenzlos<br />

alles unterzuordnen ist, ein Wert, der im Konfliktfall immer<br />

und unter allen Umständen den Vorzug verdient. Letztlich<br />

ist es diese Frage nach dem Stellenwert der Gesundheit<br />

im Gesamt menschlicher Existenz, die auch den Kern der<br />

ethischen Kontroverse um die Zulässigkeit der Präimplantationsdiagnostik<br />

ausmacht.<br />

Präimplantationsdiagnostik –<br />

ein Verfahren, an dem sich die Geister scheiden<br />

Die Präimplantationsdiagnostik (PID) ist ein Verfahren, das<br />

künstlich befruchtete Embryonen vor ihrer Übertragung in<br />

die Gebärmutter der Frau einer genetischen Untersuchung<br />

unterzieht. Erstmals vor gut zwanzig Jahren durchgeführt,<br />

galt die PID bisher in der Bundesrepublik Deutschland als<br />

durch das Embryonenschutzgesetz von 1990 verboten, wurde<br />

aber in der Vergangenheit, unbeschadet dieser Tatsache,<br />

in Politik und Gesellschaft immer wieder heftig diskutiert.<br />

Eine neue Qualität bekam diese Auseinandersetzung durch<br />

ein Urteil des Bundesgerichtshofes vom 6. Juli 2010, wonach<br />

die Präimplantationsdiagnostik zur Entdeckung schwerer<br />

genetischer Schäden des Embryos keine Strafbarkeit nach<br />

dem Embryonenschutzgesetz begründet.<br />

Mit dieser Entscheidung des Bundesgerichtshofes rückte<br />

die Diskussion um das Für und Wider der PID schlagartig<br />

wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses und<br />

zeigte einmal mehr, dass sich in dieser Frage die Geister<br />

scheiden. In einem „Memorandum zur Präimplantationsdiagnostik”<br />

spricht sich die Bundesärztekammer etwa für eine<br />

Zulassung der PID für Paare mit einem bekannten hohen<br />

genetischen Risiko aus, die<br />

Deutsche Bischofskonferenz<br />

äußert sich klar im Sinne eines<br />

strikten Verbots der PID, der<br />

Rat der Evangelischen Kirche<br />

Deutschlands (EKD) positioniert<br />

sich in dieser Frage ähnlich, der<br />

Deutsche Ethikrat wiederum ist<br />

in sich gespalten und votiert mit<br />

elf Stimmen für ein Verbot der<br />

PID und mit dreizehn Stimmen<br />

für ihre Durchführung unter bestimmten<br />

Bedingungen. Entsprechend<br />

diesem gesellschaftlichen Dissens kommt es<br />

im Laufe des Frühjahrs 2011 zu drei verschiedenen interfraktionellen<br />

Gesetzentwürfen zur Regelung der Präimplantationsdiagnostik<br />

in Deutschland. Nur ein Gesetzentwurf<br />

tritt für ein völliges Verbot der PID ein, die beiden anderen<br />

Gesetzentwürfe halten zwar am grundsätzlichen Verbot der<br />

PID fest, lassen aber ihre Durchführung unter bestimmten<br />

Bedingungen zu, wobei die Bedingungen unterschiedlich restriktiv<br />

gefasst sind. Am 7. Juli 2011 entscheidet sich der<br />

Bundestag mehrheitlich für den Gesetzentwurf, der gemeinhin<br />

als der liberalste gilt. Demnach ist eine PID nicht rechtswidrig,<br />

wenn auf Grund „der genetischen Disposition der<br />

Eltern oder eines Elternteiles für deren Nachkommen eine<br />

hohe Wahrscheinlichkeit für eine schwerwiegende Erbkrankheit”<br />

besteht oder die PID „zur Feststellung einer schwerwiegenden<br />

Schädigung des Embryos” vorgenommen wird,<br />

die „mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Tot- oder Fehlgeburt<br />

führen wird”. Rückgebunden ist die Erlaubtheit der<br />

PID an eine medizinische und psychosoziale Beratung, an<br />

die schriftliche Einwilligung der Mutter und an das positive<br />

Votum einer interdisziplinär besetzten Ethikkommission.<br />

Ethische Prima-facie-Plausibilitäten<br />

und ihre Fragwürdigkeiten<br />

Mit der nun getroffenen rechtlichen Regelung zur Handhabung<br />

der PID ist die ethische Diskussion nicht beendet. Es<br />

lohnt sich vielmehr, die Frage nach den Gründen zu stellen,<br />

wonach für die einen PID gerechtfertigt werden kann, während<br />

sie für die anderen keine ethisch akzeptable Option<br />

darstellt.<br />

Plausibel scheint zunächst vor allem eine ethische Rechtfertigung<br />

der PID zu sein. Welche Eltern wünschen sich<br />

nicht ein gesundes Kind? Sollen nicht auch genetisch vorbelastete<br />

Eltern die Chance auf ein gesundes Kind haben,<br />

ja fordert das nicht sogar ihre reproduktive Autonomie?<br />

Ist es nicht unbarmherzig, Eltern, die bereits ein schwer<br />

behindertes Kind haben, ein Wiederholungsrisiko zuzumuten?<br />

Ist Gesundheit nicht eine wesentliche Voraussetzung<br />

für ein glückliches Leben? Muss Leid nicht verhindert wer-<br />

(Fortsetzung auf Seite 10)<br />

Dr. Martin Klose ist Professor für Moraltheologie und Christliche Gesellschaftslehre an der KFH.


(Fortsetzung von Seite 9)<br />

Martin Klose<br />

Hauptsache gesund!?<br />

Zur aktuellen Kontroverse um die Präimplantationsdiagnostik<br />

den, wenn man es verhindern kann? Es fällt schwer, solche<br />

Fragen nicht auf Anhieb im Sinne der Befürworter der PID<br />

zu beantworten. Das gilt umso mehr, wenn man bedenkt,<br />

dass die PID nicht grundsätzlich erlaubt sein soll, sondern<br />

nur ausnahmsweise unter eng umgrenzten Bedingungen,<br />

dass also Embryonen lediglich auf schwerwiegende Erbkrankheiten<br />

untersucht werden sollen und nicht etwa der<br />

Wunsch nach dem Designerbaby bei der PID Pate stehen<br />

darf. Hinzu kommt überdies, dass man für Deutschland pro<br />

Jahr nur mit ca. 200–400 Paaren rechnet, die für eine PID<br />

in Frage kommen, und deshalb meint, das ganze Verfahren<br />

für eine zu vernachlässigende Größe halten zu können.<br />

Schließlich vergleichen nicht wenige die Untersuchung von<br />

Embryonen durch PID und – bei entsprechendem Befund –<br />

ihre Vernichtung mit einem Schwangerschaftsabbruch nach<br />

pränataler Diagnostik. Bei diesem Vergleich erscheint die<br />

PID humaner und damit als das kleinere Übel; auch verweist<br />

man auf einen Wertungswiderspruch in der deutschen<br />

Rechtsordnung, wenn man die PID für unzulässig erklärt,<br />

den Schwangerschaftsabbruch nach pränataler Diagnostik<br />

im Zusammenhang der medizinischen Indikation aber als<br />

nicht rechtswidrig einordnet.<br />

So einleuchtend diese Argumentation zugunsten der PID<br />

prima facie auch sein mag, so sehr wird sie durch ernsthafte<br />

ethische Bedenken in Frage gestellt, ja entkräftet, Bedenken,<br />

die nicht nur, aber vor allem die christliche Ethik<br />

ins Feld führt.<br />

Da ist zunächst die Einordnung der PID als eine Art ethischer<br />

quantité négligeable, weil es ja „nur” um 200–400<br />

betroffene Paare pro Jahr gehen soll. Hier ist zu entgegnen,<br />

dass sich die ethische Relevanz einer Handlung nicht primär<br />

daran entscheidet, wie häufig sie vorkommt, sondern<br />

in erster Linie daran, was qualitativ auf dem Spiel steht.<br />

Darüber hinaus muss die ethische Bedeutung der PID im<br />

Gesamtkontext der Fragen eines verantworteten Umgangs<br />

mit dem menschlichen Leben an seinem Anfang und seinem<br />

Ende gesehen werden – und hier weitet sich der Blick<br />

durchaus auf eine weitaus größere Zahl von Betroffenen.<br />

Auch das Argument, das die PID als eine Art antizipierte<br />

pränatale Diagnostik mit Schwangerschaftsabbruch aufgrund<br />

medizinischer Indikation sieht, will nicht recht überzeugen,<br />

denn hier wird eine Vergleichbarkeit der Situation<br />

behauptet, die so nicht vorliegt, denn es besteht weder<br />

eine Schwangerschaft noch ein Schwangerschaftskonflikt,<br />

weshalb von einem Wertungswiderspruch in der deutschen<br />

Rechtsordnung ebenfalls keine Rede sein kann.<br />

Vor allem aber, und da stehen wir beim eigentlichen Kern<br />

der aktuellen Kontroverse um die PID, ist es fragwürdig,<br />

den ethischen Blick exklusiv auf die Gesundheit zukünftiger<br />

Kinder von Risikopaaren zu konzentrieren und andere<br />

konkurrierende Gesichtspunkte nicht zu berücksichtigen.<br />

Selbstverständlich ist es legitim, wenn sich – gerade auch<br />

genetisch vorbelastete Eltern – ein gesundes Kind wünschen<br />

und selbstverständlich gilt es auch, Leid – wo immer<br />

möglich – zu verhindern. Aber nicht weniger selbstverständlich<br />

ist die Berücksichtigung sämtlicher ethisch relevanter<br />

Gesichtspunkte einer Handlung und ihres Kontextes; und<br />

ebenso selbstverständlich ist eine Verhinderung von Leid<br />

nur dann ethisch akzeptabel, wenn sie nicht größere Übel<br />

als das Leid, das verhindert werden soll, verursacht. Unter<br />

diesen Voraussetzungen zeigt sich die PID in einem wenig<br />

günstigen Licht, sodass aus ethischer Sicht mehr gegen als<br />

für dieses Verfahren spricht. In diesem Zusammenhang sind<br />

es vor allem drei Überlegungen, die nachdenklich machen.<br />

Zum einen steht zu befürchten, dass es nicht bei der PID<br />

unter eng umgrenzten Bedingungen bleibt, sondern die Indikationsliste<br />

beständig erweitert wird. Für eine solche Prognose<br />

muss man kein Prophet sein, sondern nur bei dem<br />

Ausdruck „schwerwiegende Erbkrankheit” ansetzen. Dieser<br />

zentrale Terminus lässt sich kaum objektiv und eindeutig<br />

definieren, ja lädt – wie etwa in Großbritannien bereits geschehen<br />

– dazu ein, das Spektrum potentieller Krankheiten<br />

beständig auszuweiten. Darüber hinaus liegt es in der Natur<br />

der künstlichen Befruchtung selbst, die PID vermehrt einzusetzen,<br />

werden doch schon heute laut Bericht der European<br />

Society for Human Reproduction (ESHR) gut sechzig Prozent<br />

aller Präimplantationsdiagnostiken als qualitatives Embryonenscreening<br />

zur Optimierung der künstlichen Befruchtung<br />

durchgeführt. Zum Zweiten bedeutet PID gezielte Selektion.<br />

Menschliche Embryonen werden künstlich erzeugt, um sie<br />

einer Qualitätskontrolle zu unterwerfen; bestehen sie diese<br />

nicht, werden sie aussortiert und verworfen. Menschen<br />

urteilen hier über Menschen, Menschen nehmen bei ihresgleichen<br />

eine Einteilung in lebenswert und lebensunwert<br />

vor und entscheiden für und über andere, ob es sich zu leben<br />

lohnt oder nicht. Es ist zu befürchten, dass eine solche<br />

präimplantative Praxis Folgewirkungen für die Beurteilung<br />

geborener Menschen hat und zur Diskriminierung von Menschen<br />

mit Behinderung führen wird. Zum Dritten schließlich<br />

ist der PID eine Instrumentalisierung des menschlichen Embryos<br />

immanent. Der einzelne Embryo wird nicht um seiner<br />

selbst willen gewollt und anerkannt; seine Annahme steht<br />

unter dem Vorbehalt, dass die Untersuchung keine Auffälligkeiten<br />

ans Licht bringt, dass er also gesund ist. Seine Erzeugung<br />

ist mithin nicht Selbstzweck, sondern allein Mittel<br />

zu einem seiner Existenz fremden Zweck. Der menschliche<br />

Embryo aber hat schon von der Befruchtung an das Recht,<br />

gegen Verzweckung und Vernutzung geschützt zu sein, weil<br />

die Befruchtung einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess<br />

initiiert und so das willkürärmste Kriterium für den Beginn<br />

eines umfassenden Lebensschutzes ist, der jedem Menschen<br />

aufgrund der ihm eigenen Menschenwürde zusteht.<br />

Hauptsache gesund? „Was für ein Unsinn”, antwortet der<br />

Münchner Philosoph Michael Bordt SJ. Man kann es auch<br />

weniger polemisch sagen: Der Wunsch, gesund zu sein ist<br />

wie der nach einem gesunden Kind verständlich und ehrenwert.<br />

Ein Recht auf Gesundheit oder auf ein gesundes Kind<br />

um jeden Preis lässt sich daraus aber nicht ableiten, übersieht<br />

vielmehr, was auf dem Spiel steht für das Bild vom<br />

Menschen, den Respekt vor seiner Würde, das Verständnis<br />

von Elternschaft, die Humanität der Gesellschaft. Daran erinnert<br />

die christliche Ethik, wenn sie sich gegen die PID ausspricht.


Wir gratulieren unseren Mitgliedern …<br />

Prof. Andreas Büsch zur Berufung zum Leiter der<br />

Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz<br />

(DBK), die zum 1. Januar 2012 an der<br />

KFH für drei Jahre „ad experimentum‟ eingerichtet wird.<br />

Prof. Büsch ist seit 2006 Berater der Publizistischen Kommission<br />

der DBK und in dieser Eigenschaft im Auftrag der<br />

<strong>Katholische</strong>n Kirche Gutachter bei der Freiwilligen Filmselbstkontrolle<br />

(FSK). Er ist Mitverfasser des von der Publizistischen<br />

Kommission 2011 herausgegebenen medienethischen<br />

Impulspapiers „Virtualität und Inszenierung″.<br />

… zur Ernennung zum Geistlichen Rat<br />

Prof. Dr. Martin Klose am 11. November;<br />

… zur Wiederwahl<br />

Rektor Prof. Peter Orth und Prorektorin Prof. Ruth<br />

Remmel-Faßbender für die Amtszeit vom 1. September<br />

2011 bis 31. August 2014;<br />

... zum 60. Jahrestag der Priesterweihe<br />

Anton Kalteyer, Pfarrer i. R., langjähriger Lehrbeauftragter<br />

im FB PT der KFH (15. Juli);<br />

… zum 50. Jahrestag der Priesterweihe<br />

Prälat Dr. Josef Huber, Richter an der Rota Romana,<br />

1978–1992 Lehrbeauftragter an der KFH (25. Februar);<br />

Dr. Helmut Schwalbach, Pfarrer, 1975–2001 Professor<br />

für Pastoraltheologie an der KFH (30. Juli);<br />

… zum 90. Geburtstag<br />

Prof. Emil Wachter, Gründungs- und Ehrenmitglied von<br />

<strong>forum</strong> sociale (29. April);<br />

… zum 85. Geburtstag<br />

Prof. Dr. Irene Willig, die 1972–1989 an der KFH Dogmatik<br />

und Fundamentaltheologie lehrte und 1975–1981 Rektorin<br />

der KFH war (4. November);<br />

… zum 80. Geburtstag<br />

Dompropst em. Hermann Josef Leininger, Ordinariatsdirektor<br />

i. R., der 1972–1996 Personaldezernent des<br />

Bistums Trier war (02. Mai);<br />

Franz Stoffl, Seniorchef der Dombuchhandlung <strong>Mainz</strong><br />

(27. August);<br />

… zum 75. Geburtstag<br />

Prof. Helga Bader, die 1977–1992 Systematik und Methodik<br />

der Sozialen Arbeit an der KFH lehrte (28. Mai);<br />

Prof. Dr. Helmut Schwalbach (16. Juli); ihm gelten auch<br />

für den Ruhestand als Pfarrer, den er im Oktober 2011 antrat,<br />

die besten Wünsche; ;<br />

… zum 70. Geburtstag<br />

Prof. Dr. Helga Maasberg, die 1972–2004 an der KFH<br />

Soziologie lehrte (12. Oktober).<br />

Personelle Veränderungen an der KFH<br />

Am Ende des WS 2010/11 trat Prof. Dr. Christa Olbrich,<br />

Dipl.-Pädagogin und Supervisorin, die am 18. September<br />

2010 ihr 65. Lebensjahr vollendet hatte, in den Ruhestand.<br />

Sie lehrte seit SS 2002 im FB Gesundheit und Pflege die<br />

Fächer Pflegewissenschaft und Pflegepädagogik.<br />

Thomas Roering, Dipl.-Sozialpädagoge (FH), der seit März<br />

1982 für das Praktikantenamt Sozialpädagogik bzw. – nach<br />

Umorganisation der Fachbereiche – für das Praxisreferat Soziale<br />

Arbeit verantwortlich war, trat Ende Januar 2011 in<br />

den Ruhestand. Er war elf Jahre Mitglied des Senats und<br />

neun Jahre aktiv in der Studiengangkommission „Master<br />

Gerontomanagement‟. Zudem engagierte er sich in der Mitarbeitervertretung.<br />

Er ist Gründungsmitglied der BAG der<br />

Praxisämter/-referate an <strong>Hochschule</strong>n für Soziale Arbeit und<br />

war 1992–1997 deren Vorsitzender.<br />

Mit Ende des SS 2011 beendete Prof. Dr. Philipp Müller,<br />

Prof. für Pastoraltheologie, seine Lehrtätigkeit an der KFH.<br />

Er folgte einem Ruf an die Universität <strong>Mainz</strong>.<br />

Als Nachfolgerin von Thomas Roering ist seit 1. April 2011<br />

Dipl.-Sozialpädagogin (FH) Petra Schorr-Medler im Praxisreferat<br />

Soziale Arbeit tätig. Zu ihren Aufgaben zählen<br />

die Organisation und Vorbereitung der Praxismodule, die<br />

Beratung und Begleitung der Studierenden in allen die Praxissemester<br />

betreffenden Fragen und die Kooperation mit<br />

den Praxisstellen. Nach ihrem Studium an der KFH <strong>Mainz</strong><br />

(1982–1986) war sie in der Arbeit mit behinderten Menschen,<br />

in der Allgemeinen Lebensberatung/Schwangerenberatung<br />

und – nach einer Familienphase – in der stadtteilorientierten<br />

Gemeinwesenarbeit tätig.<br />

Am 21. März 2011 wurde Dr. med. Hans-Jürgen Hennes,<br />

MBA, zum Honorarprofessor im Fachbereich Gesundheit und<br />

Pflege der KFH ernannt. Dr. Hennes, der bereits seit 2007<br />

einen Lehrauftrag „Gesundheitswissenschaften‟ wahrnahm,<br />

ist Geschäftsführer des Caritas-Werkes St. Martin/<strong>Katholische</strong>s<br />

Klinikum <strong>Mainz</strong>.<br />

Zum WS 2011/12 ist auf die im FB Gesundheit und Pflege<br />

neu eingerichtete Professur für Hebammenwissenschaft<br />

Dr. phil. Monika Greening berufen worden. Schwerpunkte<br />

ihrer Tätigkeit werden sein „Betreuung der physiologischen<br />

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett durch Hebammen‟<br />

und „Sportliche Aktivitäten während Schwangerschaft<br />

und Wochenbett‟. Dr. Greening hat nach dem Studium der<br />

Pflegewissenschaft berufliche Erfahrungen insbesondere in<br />

den Arbeitsbereichen Belastung und Beanspruchung während<br />

der Berufsausbildung zur Hebamme gemacht. Sie war<br />

zuletzt als Professorin für Pflegewissenschaft an der Ev.<br />

<strong>Hochschule</strong> Nürnberg tätig.<br />

Zum WS 2011/12 wurde auf die von der Ketteler-Stiftung<br />

getragene Professur für Kinder- und Jugendhilfe im FB Soziale<br />

Arbeit (mit 50% Beschäftigungsumfang) Dipl.-Sozialpädagoge,<br />

Dipl.-Pädagoge Dr. Gerald Weidner berufen. Er<br />

hat mit einer Arbeit über Selbstevaluation in Tübingen bei<br />

M. Heiner und H. Thiersch promoviert. Er ist Direktor und pädagogischer<br />

Leiter des St. Josephshauses, einer stationären<br />

Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in Klein-Zimmern.<br />

Wir gedenken unserer Toten<br />

Am 10. Juni 2011, wenige Wochen nach seinem 80. Geburtstag,<br />

starb Clemens Bendowski. Seit Gründung der<br />

KFH (1972) bis zum Eintritt in den Ruhestand (1992) war er<br />

deren Verwaltungsleiter. Am Auf- und Ausbau der KFH hatte<br />

er maßgeblichen Anteil. Er war Gründungsmitglied unserer<br />

Hochschulgesellschaft<br />

Am 9. November 2011 starb im Alter von 86 Jahren Architekt<br />

Hans Karl Lutz, der unserer Gesellschaft seit deren<br />

Gründung angehörte. R. i. p.


Jens Arnold / Thomas Hermsen / Peter Löcherbach /<br />

Hugo Mennemann / Markus Poguntke-Rauer<br />

Erfolgreiche Hilfesteuerung<br />

im Jugendamt<br />

St. Ottilien: EOS-Verlag 2011<br />

Die Veröffentlichung basiert auf einem Forschungsvorhaben,<br />

das in den Jahren 2005 bis 2008 vom Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung gefördert wurde. In Zusammenarbeit<br />

mit acht Jugendämtern wurde die Effektivität und Effizienz<br />

des Case Managements im Bereich der Hilfen zur Erziehung<br />

untersucht und ein neues Softwareprogramm zur Dokumentation<br />

und Auswertung der Hilfen entwickelt.<br />

Bernhard Nacke (Hg.)<br />

Identität und Relevanz<br />

Glaube und Kirche an der Schnittstelle<br />

zu Staat und Gesellschaft<br />

Erkelenz: Altius Verlag 2011<br />

Dieser vom Leiter des <strong>Katholische</strong>n Büro <strong>Mainz</strong> herausgegebene<br />

Sammelband vereinigt die von den Bischöfen der<br />

in Rheinland-Pfalz gelegenen Diözesen, gelegentlich auch<br />

von Gastrednern beim St. Martin-Jahresempfang des <strong>Katholische</strong>n<br />

Büros <strong>Mainz</strong> gehaltenen Ansprachen aus fast drei<br />

Jahrzehnten. In der Vielfalt der angesprochenen Themen<br />

suchen die Beiträge jeweils nach grundsätzlichen Orientierungen<br />

aus der Option des Glaubens. Das macht die Beiträge<br />

jenseits der aktuellen Problematik auch nach Jahren<br />

lesenswert. Darüber hinaus ist es von eigenem Interesse,<br />

zu sehen, welche Themen den Bischöfen in der jeweiligen<br />

Zeitsituation in den politischen und gesellschaftlichen Dialog<br />

einzubringen wichtig waren.<br />

Bernhard Nacke<br />

Potenziale für Gesellschaftspolitik?<br />

Ein Zwischenruf in zehn Thesen<br />

angesichts der globalen<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

Mit einem Geleitwort von Karl Kardinal Lehmann<br />

Erkelenz: Altius Verlag 2011<br />

Im Blick auf die derzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise legt<br />

Verf. eine Reflexion auf die Ziele und Grundforderungen gesellschaftspolitischen<br />

Handelns vor. Denn, so führt er aus<br />

und gibt damit die Zielrichtung seiner Überlegungen an:<br />

„Reflexionen über die politischen Problemlagen im Grundsätzlichen<br />

sind immer dann angebracht, wenn zur Diskussion<br />

eine Orientierungshilfe für das konkrete politische<br />

Handeln beigesteuert werden soll″ (11). Er fordert eine ordnungspolitische<br />

Orientierung „von der Ebene der Gemeinde<br />

bis zur Weltgesellschaft‟ (55), die – wertgebunden – an den<br />

Prinzipien der Subsidiarität, Solidarität und des Gemeinwohls<br />

ausgerichtet ist, und plädiert in diesem Sinne für eine<br />

Reform der Sozialen Marktwirtschaft auf der Grundlage der<br />

sozialen Gerechtigkeit. Dabei werde „das unmittelbar solidarische,<br />

das ehrenamtliche und das bürgerschaftliche Engagement<br />

einen neuen Stellenwert bekommen müssen‟ (54).<br />

Bernd Jochen Hilberath / Johannes Kohl /<br />

Jürgen Nikolay (Hg.)<br />

Grenzgänge sind Entdeckungsreisen<br />

Lebensraumorientierte Seelsorge und<br />

kommunikative Theologie im Dialog:<br />

Projekte und Reflexionen<br />

(Kommunikative Theologie 14)<br />

Ostfildern: Matthias-Grünewald-Verlag 2011<br />

Den Band eröffnen kurze Vorstellungen der Kommunikativen<br />

Theologie (KT) und der Lebensorientierten Seelsorge (LOS).<br />

Herzstück ist der mit „Dialoge″ überschriebene zweite Teil.<br />

Hier werden – in der Dokumentation realer E-Mail-Korrespondenzen<br />

– Projekte aus <strong>Mainz</strong>, St. Gallen, Innsbruck und<br />

Salzburg, die nach dem Konzept LOS durchgeführt wurden,<br />

von Teilnehmern/innen vorgestellt und mit Vertretern/innen<br />

der KT in einem Dialog wechselseitiger Befragung und Reflexion<br />

kommuniziert. Sie zeigen eine beispielhafte Argumentationskultur<br />

und sind allein schon – auch für mit LOS und<br />

KT nicht Vertraute – eine spannende und gewinnbringende<br />

Lektüre. Aber auch die „Perspektiven″ des dritten Teils, die<br />

einzelne Aspekte der „Dialoge″ vertiefen und weiterführen,<br />

rentieren nicht weniger eine aufmerksame Lektüre.<br />

Brigitta Dewald-Koch<br />

Am falschen Ort<br />

Roman<br />

<strong>Mainz</strong>: André Thiele Verlag 2011<br />

Die Verfasserin, Referentin im rheinland-pfälzischen Ministerium<br />

für Integration, Frauen, Kinder und Jugend, legt hier<br />

ihren zweiten Roman vor. Der Titel „Am falschen Ort″ ist<br />

in mehrfacher Hinsicht Metapher für das Romangeschehen:<br />

Eine scheinbar „normale″ Familie bricht auseinander: Senta,<br />

Arnos Ehefrau und Mutter der beiden Töchter Lily und<br />

Paula, verlässt ihre Familie und folgt einem Theaterregisseur,<br />

der sie zu einer gefeierten Schauspielerin „macht″. In eindringlichen<br />

Szenen verfolgt man die Verlassenheit und das<br />

Arrangement der Kinder, schließlich die nach Jahren erfolgte<br />

Begegnung Paulas mit ihrer Mutter, den psychischen Zusammenbruch<br />

Sentas und das erneute Zusammenfinden Arnos<br />

mit seiner in „den weißen Nebeln″ der Demenz versunkenen<br />

Ehefrau. Der Roman zeigt in spannungsvoller Dramatik wie<br />

Menschen, auf der Suche nach sich selbst, nach Erfolg und<br />

Anerkennung, sich um die Erfüllung ihrer Sehnsucht nach<br />

Zuwendung und Liebe bringen. Er zeigt die Wirkungen der<br />

Sprachlosigkeit, Angst und Einsamkeit, aber auch die Nähe<br />

und Begegnung schaffende Wirkung des Gesprächs und die<br />

Tragkraft der Liebe. Die eindringlichen Schilderungen und<br />

tiefgründigen Reflexionen verlangen ein bedachtsames Lesen,<br />

das die Komposition und die „Signale″ der Darstellung<br />

beachtet. Der Roman entlässt einen nachdenklichen Leser.<br />

Herausgeber:<br />

Verantwortlich:<br />

Satz und Druck:<br />

I M P R E S S U M<br />

Hochschulgesellschaft <strong>forum</strong> sociale <strong>Mainz</strong> e.V., Saarstraße 3, 55122 <strong>Mainz</strong><br />

Clemens Frenzel-Göth, Winfried Piel, Ruth Remmel-Faßbender, Hans Zeimentz<br />

Christa Scharnagl, Rüsselsheim, tanamana@gmx.net

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