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Platzhirsch am Stadtrand - GS Frachtlogistik

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<strong>Platzhirsch</strong> <strong>am</strong> <strong>Stadtrand</strong><br />

„DAS STÜCKGUTGESCHÄFT IST heute unser<br />

Hauptstandbein. Das haben wir uns vor<br />

zwanzig Jahren so nicht vorgestellt“, versichert<br />

Roland Gigl, geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Spedition <strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong><br />

GmbH, durchaus glaubhaft. „Denn das<br />

Stückgutgeschäft, bei dem Warensendungen<br />

mit einem Gewicht von bis zu drei Tonnen<br />

befördert werden, ist kostenintensiv<br />

und schwierig.“ Schwierig vor allem<br />

deshalb, weil die Sendungen einer Ausgangsregion<br />

gebündelt, zu einem<br />

Empfangs depot oder zentralen Umschlagpunkt<br />

gefahren, dort entsprechend den<br />

Empfängerregionen zus<strong>am</strong>mengestellt<br />

und anschließend verteilt werden. Dazu<br />

braucht ein Spediteur entweder ein Netz<br />

an eigenen Filialen oder Kooperationspartner.<br />

D<strong>am</strong>it konnten Roland Gigl und Roland<br />

Schopp, die bis zum Sprung in die<br />

Selbstständigkeit als Führungskräfte bei<br />

einer großen Spedition tätig waren, in der<br />

Anfangsphase noch nicht aufwarten. Im<br />

Jahr 1991 gründeten sie die <strong>GS</strong> Frachtagentur<br />

GmbH und spezialisierten sich auf<br />

Komplett- und Teilladungen. Dabei lasten<br />

die zu befördernden Sendungen die Ladekapazitäten<br />

eines Lkw ganz oder zumindest<br />

zum großen Teil aus und werden in<br />

der Regel direkt vom Absender zum Empfänger<br />

transportiert.<br />

Eigene Fahrzeuge hatte die Spedition<br />

zunächst keine, die Transportkapazitäten<br />

mieteten Gigl und Schopp bei Fuhrunternehmen<br />

an. Kurz nach der Wiedervereinigung<br />

gab es mehr als genug Aufträge, die<br />

Margen waren auskömmlich. Doch nach<br />

und nach verschärften sich die Marktbedingungen,<br />

zugleich stiegen die Anforderungen<br />

der Kunden an das junge Unternehmen.<br />

Bereits in der Startphase wurden<br />

die beiden Gründer von ihren Kunden<br />

gefragt, ob sie nicht doch den einen oder<br />

anderen Spezialauftrag übernehmen könn-<br />

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2011<br />

<strong>GS</strong> FRACHTLOGISTIK l UNTERNEHMEN + MÄRKTE<br />

Seit nahezu zwanzig Jahren kann die <strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong> aus Garching mit stabilen<br />

Wachstumsraten in einem hart umkämpften Markt aufwarten. Hinter dem Erfolg<br />

stehen die klassischen mittelständischen Tugenden Zuverlässigkeit, Flexibilität<br />

und Kundennähe. EVA ELISABETH ERNST<br />

Der Verbindungstechnikspezialist Bölhoff setzt auf <strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong>.<br />

ten, auch die Themen Stückgut und logistische<br />

Zusatzdienstleistungen spielten<br />

immer öfter eine Rolle in den Kundengesprächen.<br />

„Um flexibler zu werden, haben<br />

wir daher bereits 1993 in eigene Fahrzeuge<br />

investiert und Flächen für Umschlag,<br />

Lagerung und Kommissionierung angemietet“,<br />

berichtet Gigl. Auch das Stückgutgeschäft<br />

wurde in Angriff genommen und<br />

entwickelte eine gewisse Eigendyn<strong>am</strong>ik.<br />

Heute erwirtschaftet die Spedition, die<br />

1993 in <strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong> umfirmierte, in<br />

diesem Geschäftsfeld zwei Drittel ihres<br />

MARGEN IM STÜCKGUTGESCHÄFT<br />

Umsatzes, Tendenz weiter steigend. Auf<br />

Teil- und Komplettladungen entfallen rund<br />

17 Prozent, auf Logistik, Lagerei und Zu-<br />

satzdienstleistungen wie etwa Kommissionierung,<br />

Verpackung, Qualitätsprüfung<br />

oder Produktionszulaufsteuerung etwa 13<br />

Prozent. Die restlichen fünf Prozent kommen<br />

durch Palettenhandel, Untervermietungen<br />

sowie See- und Luftfrachtaktivitäten<br />

für St<strong>am</strong>mkunden zus<strong>am</strong>men.<br />

Gigl rechnet d<strong>am</strong>it, dass die Stückgutaktivitäten<br />

seines Unternehmens auch<br />

künftig überproportional wachsen werden,<br />

worüber er mittlerweile ausgesprochen<br />

froh ist. Denn bei diesem einst ungeliebten<br />

unternehmerischen Standbein sind die<br />

Margen derzeit <strong>am</strong> höchsten. Das starke<br />

und profitable Wachstum des Stückgutgeschäfts<br />

basiert nicht zuletzt auf<br />

der Kooperation Online Systemlogistik,<br />

der sich die <strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong> im Jahr 2000<br />

anschloss. Auch heute noch ist Gigl froh


UNTERNEHMEN + MÄRKTE l <strong>GS</strong> FRACHTLOGISTIK<br />

Punkten mit kontinuierlichem Wachstum: Geschäftsführer Roland Schopp (l.), Roland Gigl<br />

über die Entscheidung zur Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit anderen mittelständischen inhabergeführten<br />

Speditionen. „Die Zus<strong>am</strong>mensetzung<br />

der Partner, aber auch die<br />

Qualitätsorientierung der Online-Systemlogistik<br />

haben uns dazu bewogen“, erinnert<br />

sich Gigl.<br />

Während die Logistikbranche im Stückgutgeschäft<br />

in den vergangenen zehn Jahren<br />

mit rückläufigen Umsätzen und Margen<br />

zu kämpfen hatte, gelang es der <strong>GS</strong><br />

<strong>Frachtlogistik</strong>, ihren Umsatz zwischen<br />

1999 und 2008 von 3,5 Millionen auf 11 Millionen<br />

Euro zu steigern. Das kontinuierliche<br />

Wachstum führt Gigl auf ein hohes<br />

Maß an Zuverlässigkeit, Kundennähe und<br />

Flexibilität zurück. Mit diesen drei Schlagworten<br />

wirbt zwar nahezu jedes Unternehmen.<br />

Doch in den vergangenen 19 Jahren<br />

hatte die mittelständische Spedition fast<br />

täglich Gelegenheit, zu beweisen, dass es<br />

BREITES ANGEBOT AN ZUSATZDIENSTLEISTUNGEN<br />

sich dabei nicht nur um Worthülsen handelt.<br />

Die Kernkompetenz der <strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong><br />

ist die Kombination klassischer speditioneller<br />

Leistungen mit einem breiten<br />

Angebot an Zusatzdienstleistungen, die für<br />

jeden Kunden maßgeschneidert werden.<br />

Von Just-in-Time-Lieferungen für Automotive-Zulieferer<br />

und Maschinenbau-Unternehmen<br />

über zeitkritische Messetransporte<br />

bis hin zur Baustellenbelieferung reicht<br />

die Palette im Bereich Transport. Dazu<br />

bietet das Unternehmen umfassende logistische<br />

Leistungen bis hin zur Abwicklung<br />

komplexer Logistikprojekte. Zum langjährigen<br />

Kundenkreis zählen bekannte N<strong>am</strong>en<br />

wie die staatliche Lotterieverwaltung,<br />

Dallmayr, Burkhof, Voith-Turbo, Reifen<br />

Nabholz, Trumpf Medizin Systeme sowie<br />

die Wilhelm Böllhoff GmbH & Co. KG. Die<br />

meisten Auftraggeber finden sich in einem<br />

Radius von rund 150 Kilometern um München.<br />

„Im Krisenjahr 2009 ging unser Umsatz<br />

um elf Prozent zurück, der Branchendurchschnitt<br />

liegt allerdings bei minus 15<br />

Prozent“, sagt Gigl. Im zweiten und dritten<br />

Quartal meldete<br />

das Unternehmen<br />

Kurzarbeit an, wodurch<br />

es gelang, den Personalst<strong>am</strong>m von<br />

derzeit 65 Mitarbeitern zu halten. Das war<br />

Gigl wichtig. Schließlich lebt ein Dienstleister<br />

vom Know-how und dem Engagement<br />

seiner Mitarbeiter. Daher investiert<br />

<strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong> regelmäßig in die Aus-<br />

und Fortbildung der Mitarbeiter. Mit Profit-Centern,<br />

Prämien-Systemen, Transparenz<br />

über die wirtschaftlichen Entwicklungen<br />

und nicht zuletzt einem guten Betriebsklima<br />

gelingt es, die Motivation hoch<br />

und die Fluktuation bei null zu halten.<br />

„Das Jahr 2009 war hart“, so Gigl rückblickend.<br />

„Wir hatten allerdings Glück,<br />

weil wir selbst in der Krise keinen einzigen<br />

Kunden verloren haben.“ Im Gegenteil:<br />

Durch eine Vertriebsoffensive konnten im<br />

Krisenjahr sogar neue Kunden gewonnen<br />

werden. Ein Stand auf der Messe transport<br />

logistic, der Ausbau der Vertriebsmannschaft<br />

und d<strong>am</strong>it eine noch bessere Kundenbetreuung<br />

leisteten dazu einen wesentlichen<br />

Beitrag. Als wesentlich „nervenaufreibender“<br />

als 2009 bezeichnet der Spediteur<br />

die Jahre 2003 und 2004. Ende 2003<br />

bezog <strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong> das Firmendomizil<br />

in Garching, das ausreichend Platz für<br />

weiteres Wachstum bietet. „Wir haben einen<br />

langfristigen Mietvertrag abgeschlossen,<br />

unsere Fixkosten sind deutlich gestiegen“,<br />

so Gigl. Am neuen Standort waren<br />

zudem hohe Investitionen in Technik und<br />

Equipment fällig. Dafür boten sich ganz<br />

neue Möglichkeiten für logistische Zusatzdienstleistungen,<br />

die das Unternehmen<br />

auch nach Kräften nutzt.<br />

„Das Standbein Logistik dient vor allem<br />

zur Kundenbindung“, erklärt Gigl. „Ein<br />

Dienstleister, der das Lager bewirtschaftet<br />

oder Qualitätskontrollen durchführt, ist<br />

nicht ganz so schnell austauschbar wie ein<br />

reiner Transporteur.“ Die hohen Einstandskosten<br />

bei neuen Projekten, aber<br />

auch die überdurchschnittlich hohen Personal-<br />

und Gebäudekosten, die im Großraum<br />

München fällig werden, drücken jedoch<br />

die Rendite dieses Geschäftsfelds.<br />

Aufs Land hinaus zu ziehen, kommt für Roland<br />

Gigl allerdings nicht in Frage: „Wir<br />

sind ein Münchner Unternehmen und wollen<br />

das auch bleiben.“ Auch mit einer weiteren<br />

Herausforderung des Standorts<br />

kann die <strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong> gut leben:<br />

„München ist eine Verbraucherstadt, in die<br />

mehr Waren transportiert werden als herausgehen<br />

– und um dieses relativ geringe<br />

Aufkommen ab München ist der Wettbewerb<br />

intensiv“, so Gigl.<br />

Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten<br />

erweist sich die hohe Eigenkapitalquo-<br />

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2011


te von rund 50 Prozent als großer Vorteil.<br />

Darüber hinaus achten Gigl und Schopp<br />

auf einen ausgewogenen Kundenmix aus<br />

großen und kleinen Unternehmen verschiedenster<br />

Branchen. „Erwirtschaften<br />

wir mit einem Kunden mehr als zehn Prozent<br />

unseres Umsatzes, arbeiten wir daran,<br />

die Balance wieder herzustellen und mit<br />

bestehenden oder neuen Kunden entsprechend<br />

zu wachsen.“ Angesichts des Preis-<br />

LANGFRISTIGE KUNDENBEZIEHUNG<br />

k<strong>am</strong>pfs in der Speditionsbranche ist das<br />

nicht immer leicht. „Der Frachtpreis allein<br />

ist für eine langfristige Kundenbeziehung<br />

aber nicht ausschlaggebend“, betont Gigl.<br />

Mindestens genauso wichtig seien die<br />

Qualität der Leistungserstellung, der Organisation<br />

und schließlich auch der Informationstechnologie,<br />

die beste Verbindungen<br />

Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 02/2011<br />

<strong>GS</strong> FRACHTLOGISTIK l UNTERNEHMEN + MÄRKTE<br />

zwischen einer Spedition und ihren Kunden<br />

schafft und dafür sorgt, dass nicht nur<br />

die Sendungen, sondern auch die Informationen<br />

pünktlich und in der gewünschten<br />

Form ankommen.<br />

Zur Stabilität des Unternehmens trägt<br />

letztlich auch die Gesellschafterstruktur<br />

bei. Nach wie vor halten Gigl und Schopp<br />

jeweils die Hälfte der Anteile. „Eine Geschäftspartnerschaft<br />

ist wie eine Ehe: Auch<br />

hier zählen Fairness, Vertrauen,<br />

Toleranz und gemeins<strong>am</strong>e Ziele“,<br />

sagt Gigl. Eindeutig formulierte<br />

Geschäftsführerverträge sorgen für eine<br />

klare Aufgabenverteilung: Roland Gigl ist<br />

verantwortlich für Vertrieb, Finanzen, Controlling<br />

und fungiert als Sprecher der Geschäftsleitung.<br />

Roland Schopp sorgt dafür,<br />

dass das operative Geschäft läuft. „Bei uns<br />

gibt es keine endlosen Diskussionen, Entscheidungen<br />

werden schnell getroffen –<br />

was auch unsere Kunden als klaren Vorteil<br />

gegenüber den großen Mitbewerbern<br />

empfinden“, betont Gigl.<br />

Auch künftig soll die <strong>GS</strong> <strong>Frachtlogistik</strong><br />

<strong>am</strong> Standort München-Garching weiter organisch<br />

wachsen. Eigene Niederlassungen<br />

oder Übernahmen anderer Unternehmen<br />

sind nicht geplant. „In den letzten Jahren<br />

ist die Zahl der mittelständischen, inhabergeführten<br />

Speditionen in und um München<br />

rapide dahingeschmolzen“, sagt Gigl.<br />

„Wir werden jedoch auch künftig den Beweis<br />

antreten, dass ein mittelständischer<br />

<strong>Platzhirsch</strong> den großen Speditionskonzernen<br />

durchaus etwas entgegensetzen kann.“<br />

www.gs-frachtlogistik.com<br />

➜ IHK-ANSPRECHPARTNER<br />

Sabine Lehmann, Tel. 089 5116-345<br />

E-Mail: lehmann@muenchen.ihk.de

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