Arbeitsmarkt-Information - Pharmazie
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Interview mit Frau Prof. Dr. Barbara Sickmüller, BPI<br />
Prof. Dr. Barbara Sickmüller ist Vorsitzende des Zulassungsausschusses<br />
und des Ausschusses für Arzneimittelsicherheit des<br />
Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V.<br />
(BPI).<br />
Wie sehen Sie die aktuelle Lage Ihrer Branche in Deutschland?<br />
Insgesamt sehe ich die Zukunft optimistisch. Der Altersaufbau der deutschen<br />
Bevölkerung lässt für die nächsten Jahrzehnte einen erhöhten Bedarf<br />
an Medikamenten erwarten. Auch die neuere Entwicklung im Bereich<br />
der Bio- und Gentechnologie wirkt sich insgesamt positiv auf die Branche<br />
aus. Hinzu kommen wachsende Märkte in den Bereichen der Testverfahren<br />
und Diagnostika sowie der Medizintechnik-Produkte. Vieles hängt<br />
aber von der Ausgestaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen ab.<br />
Wie sehen derzeit die Chancen für Akademiker im Allgemeinen in der<br />
Pharmazeutischen Industrie aus - mit welchen Abschlüssen hat man die<br />
besten Einstiegschancen?<br />
Für Pharmazeuten und Mediziner sind die Einstiegsmöglichkeiten am<br />
besten. Vor allem promovierte Apotheker und Ärzte haben gute bis sehr<br />
gute Chancen. Für Tätigkeiten in der Pharmazeutischen Technologie, der<br />
Herstellung und der Forschung und Entwicklung ist die Promotion zwar<br />
nicht Voraussetzung, aber durchaus üblich. Für Tätigkeiten im Marketing<br />
werden auch gerne Hochschulabsolventen ohne Doktortitel genommen.<br />
Ist der Bedarf an Pharmazeuten in den vergangenen Jahren gleich<br />
geblieben, eher gestiegen oder hat er abgenommen?<br />
Insgesamt ist der Bedarf in den vergangenen Jahren leicht angestiegen,<br />
vor allem im Bereich Arzneimittelzulassung hat sich durch die erhöhten<br />
inhaltlichen Anforderungen auch ein etwas größerer Bedarf an Nachwuchspharmazeuten<br />
ergeben.<br />
Für welche Einsatzfelder werden Pharmazeuten besonders nachgefragt?<br />
Richtlinien ist in diesem Zusammenhang von „Qualified Persons“ die<br />
Rede, was aber in der Umsetzung auch bedeutet, dass Bewerber aus<br />
anderen Fachrichtungen im Grunde über den Kenntnisstand eines Apothekers<br />
verfügen müssen. In anderen Bereichen treten Absolventen anderer<br />
naturwissenschaftlicher Fachrichtungen, vor allem Chemiker und<br />
Biologen, sowie Mediziner als Konkurrenten auf, etwa in der Forschung<br />
und Entwicklung, der Arzneimittelsicherheit oder in der Funktion der <strong>Information</strong>sbeauftragten.<br />
Zunehmend werden in der Pharmazeutischen Industrie auch Experten für<br />
Erstattungsfragen im System der Gesetzlichen Krankenversicherung benötigt.<br />
Hierbei geht es insbesondere um den nachweisbaren Wirkungsgrad<br />
der Medikamente.<br />
Welche Rolle spielt eine Fachapothekerausbildung für eine Tätigkeit in<br />
der Pharmazeutischen Industrie?<br />
Anders als in Krankenhausapotheken oder öffentlichen Apotheken spielt<br />
die Fachapothekerausbildung in der Industrie eher eine untergeordnete<br />
Rolle. Hier ist in vielen Fällen eine Promotion von größerer Bedeutung<br />
oder/und der zweisemestrige Aufbaustudiengang, der von der Deutschen<br />
Gesellschaft für Regulatory Affairs und der Universität Bonn angeboten<br />
wird. Die Ausbildung schließt mit dem Titel „Master of Drug Regulatory<br />
Affairs“ ab und beinhaltet ein sechsmonatiges Praktikum, das z.B. in der<br />
Industrie oder bei Zulassungsbehörden oder anderen Einrichtungen abgeleistet<br />
werden kann. Zu diesem Studium können auch andere Naturwissenschaftler<br />
zugelassen werden.<br />
Woran liegt es, dass Pharmazeutinnen - gemessen an ihrem Gesamtanteil<br />
an der Zahl der berufstätigen Pharmazeuten - in der pharmazeutischen<br />
Industrie unterrepräsentiert sind, und werden Strategien verfolgt,<br />
den Frauenanteil zu erhöhen?<br />
Es ist sicherlich ein positives Zeichen, dass in den vergangenen Jahren<br />
der Anteil der Pharmazeutinnen in der Industrie zugenommen hat. Dazu<br />
beigetragen hat auch die zunehmende Bereitschaft vieler Unternehmen,<br />
auch auf Teilzeitwünsche einzugehen. Im regulatorischen Bereich und in<br />
der Arzneimittelinformation werden heute auch häufiger Mischarbeitsplätze<br />
mit einem hohen Anteil an Telearbeit angeboten, was der Lebensund<br />
Familienplanung jüngerer Frauen - zumindest zeitweise - sehr entgegenkommt.<br />
In den Bereichen Herstellungs- und Kontrollleitung und in der Arzneimittelzulassung<br />
können aufgrund der Vorschriften des Arzneimittelgesetzes<br />
praktisch nur approbierte Apotheker beschäftigt werden. Auch in den EU-<br />
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