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Arbeit<br />

IUSY-Festiv<br />

ival 2003


2RUBRIKEN<br />

Vorwort<br />

Liebe LeserInnen,<br />

früher war der kalte Winter an steigender Arbeitslosigkeit<br />

schuld, heute sagen sie, der Grund sei Herr Sommer. Sichtlich<br />

amüsiert zelebrieren es die Tageszeitungen, wie die üblichen<br />

Scharfmacher vom Schlage Merz und Westerwelle von den<br />

Gewerkschaften als "Fröschen" reden, die man nicht fragen<br />

dürfe, wenn man "den Sumpf austrocknen" wolle. Das<br />

Verächtlichmachen der gewerkschaftlichen Organisationen der<br />

Lohanbhängigen in der veröffentlichten Meinung ist nur ein<br />

logischer Schritt, wenn es darum geht, Tarifverträge, Mitbestimmung<br />

und Sozialstaatlichkeit sturmreif zu schießen. Doch<br />

bei den verbal klaren Kontern von Genossen wie Franz<br />

Müntefering, der über die "Formaldemokraten" aus der parlamentarischen<br />

Opposition wetterte, blieb der ungebremste Jubel<br />

der eigenen Fankurve aus. Denn auch der sozialdemokratische<br />

Bundeskanzler kündigt vor allem an, die effektiven Löhne<br />

müssten sinken, damit es mehr Arbeit geben könne. Was ist<br />

dran an dieser Logik? Und: Ist wirklich kein Job so hart wie<br />

keiner?<br />

<strong>Die</strong> Gelegenheit, die Themen der AJ zu vertiefen, bietet sich<br />

auch im SJ-Forum auf http://www.falken-info.de. Einige Auszüge<br />

aus dem "Thread" zum Nahost-Schwerpunkt der AJ 03/<br />

02 veröffentlichen wir in diesem Heft. Diskutiert doch mit!<br />

Impressum:<br />

AJ - <strong>Die</strong> Andere e <strong>Jugend</strong>zeitung<br />

ung<br />

Ausgabe: 1/03<br />

Herausgeber<br />

ausgeberin: <strong>Sozialistische</strong> <strong>Jugend</strong> <strong>Deutschlands</strong> –<br />

<strong>Die</strong> Falken, Bundesvorstand, Kaiserstr. 27, 53113 Bonn,<br />

Tel.: (02 28) 3 69 38-0, info@sjd-die-falken.de<br />

Redaktio<br />

ion: Arno Kunz, Veit <strong>Die</strong>terich, Hella Meyering, Jasmin-<br />

M. Christen<br />

Artikellief<br />

ikelliefer- er- und Unter<br />

erstüt<br />

stützungsdiens<br />

zungsdienst: Sophie Jänicke<br />

(MFK, LV Berlin), Olaf Cramm (Bz. Hannover), KV Regensburg,<br />

Bastian Zimmermann (Bz. Braunschweig), Björn<br />

Oellers (LV Hamburg), Thomas Jellite (LV Sachsen)<br />

Fotos: Indymedia, Arbeiterfotographie.com, Orange, Veit<br />

<strong>Die</strong>terich, Nikolas Karimi, Bezirk NO<br />

Namentlich gekennzeichnete e Artikel<br />

geben nicht in allen<br />

Fällen die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Der Bezug der AJ ist im Mitgliedsbeitrag der<br />

SJD – <strong>Die</strong> Falken enthalten.<br />

<strong>Die</strong> AJ wird aus Mitteln des Kinder- und <strong>Jugend</strong>planes des<br />

Bundes gefördert.<br />

Redaktionsschluß AJ 2/03:<br />

31. Juli 2003<br />

Layout: Orange, Essen<br />

Druc<br />

uck: Möller & Roche, Gelsenkirchen<br />

<strong>Die</strong> AJ wird natürlich auf Recyclingpapier gedruckt.<br />

Mit roten Grüßen und Freundschaft !<br />

Eure AJ-Redaktion<br />

Inhalt<br />

3Ende der Arbeitsgesellschaft?!<br />

Geht unserer Gesellschaft die Arbeit aus?<br />

4Arbeit, Arbeit, Arbeit!<br />

Der Widerspruch Markt, der Mythos Vollbeschäftigung,<br />

die Machtfrage und die Verteilung von Armut statt Reichtum<br />

...<br />

6Das Rezept ist falsch ...<br />

Kritische, etwas zynische Betrachtung von<br />

Kanzler Schröders „Erfolgsrezepten“<br />

7Uns’re Kraft ist die Gewerkschaft<br />

KV-Regensburg zm Thema Arbeit: Von Gemeinsamkeiten<br />

und Zusammenarbeiten mit<br />

Gewerkschaftsjugend<br />

11<br />

„Eine Stunde Demo<br />

... ist besser als zehn Stunden Politikunterricht!“<br />

Friedliche Hamburger Friendensdemo und knüppelnde<br />

Vertreter der Staatsgewalt ...<br />

12global action for peace<br />

IUSY-Festival 2003 in Kammena Vourla, Griechenland,<br />

23.7. – 29.7.03<br />

14<br />

Schöne neue Welt?<br />

Bericht von der europäischen <strong>Jugend</strong>konferenz<br />

2002 in Kopenhagen.<br />

15Hörspiele-Tipps!<br />

16Leserbriefe<br />

Zum Heftschwerpunkt „Nahost“ der AJ 3/02<br />

8<br />

<strong>Die</strong><br />

Arbeitsshow - alles nur ein Spiel<br />

<strong>Die</strong> Spielshow „recursos humanos“ vom „canal13“<br />

in Argentinien. Der Einsatz: die Menschenwürde ...<br />

10<strong>Die</strong> Idee zur Wir-AG<br />

... nur teilen ist schöner<br />

18Nie wieder Faschismus ...<br />

Veranstaltungshinweis auf das Antifaschismus-Seminar<br />

in Mauthausen, Österreich, am zweiten Maiwochenende<br />

19Aufgegabelt


THEMA: ARBEIT3<br />

Ende der<br />

Arbeitsgesellschaft?!<br />

Sophie Jänicke, Mädchen- und Frauenpolitische Kommission,<br />

LV Berlin<br />

Nehmen wir zum Beispiel meine<br />

Freundin Marion. Marion hat<br />

mal Drucker gelernt. Aber wo<br />

gibt es heute noch so richtig alte<br />

Druckmaschinen? Und wenn,<br />

wer lässt die schon von einer<br />

Frau bedienen? Marion wurde<br />

also arbeitslos.<br />

Deshalb hatte sie sich vor ein<br />

paar Jahren entschlossen, doch<br />

noch das Abitur zu machen und<br />

zu studieren. <strong>Die</strong> Zeiten wurden<br />

ja auch nicht besser, und AkademikerInnen<br />

finden immerhin<br />

ein bisschen leichter als andere<br />

einen Job.<br />

Jetzt ist Marion Politologin.<br />

Aber wer gibt schon einer 35jährigen<br />

Politologin einen Job?<br />

Deswegen bekommt Marion<br />

jetzt Sozialhilfe und fühlt sich<br />

zwar lebenserfahren und hochqualifiziert,<br />

aber nutzlos.<br />

Geht unserer Gesellschaft<br />

die Arbeit aus?<br />

Trotz Wirtschaftswachstums<br />

nimmt in der BRD die Zahl der<br />

in einem existenzsichernden<br />

Lohnarbeitsverhältnis stehenden<br />

Menschen ab.<br />

Anscheinend brauchen wir<br />

einfach nicht mehr so viele Menschen,<br />

die malochen gehen.<br />

Nicht schlecht eigentlich.<br />

Denn wer steht schon gerne in<br />

der Fabrik? Wär doch prima,<br />

wenn Maschinen jetzt unsere<br />

Arbeit tun könnten, während wir<br />

ein gutes Buch lesen oder mit<br />

der kleinen Nachbarstochter<br />

spielen. Wenn wir unsere Arbeitskraft<br />

nicht mehr verkaufen<br />

müssten, sondern selbstbestimmt<br />

über unser Tätigsein entscheiden<br />

könnten!<br />

Aber nein, stattdessen schallt<br />

es von überall her: „Wer essen<br />

will, muss auch arbeiten!“ Ohne<br />

Lohnarbeit sind wir in dieser<br />

Gesellschaft angeschmiert: Einkommen<br />

ist weitgehend an eine<br />

Arbeitsstelle gekoppelt und wer<br />

keine hat, der wird außerdem<br />

noch oft als Faulpelz oder Versager<br />

angesehen und fühlt sich<br />

selbst auch so.<br />

Marion hat jetzt doch<br />

einen Job.<br />

Sie pflegt eine alte Frau aus<br />

der Nachbarschaft für fünf Euro<br />

in der Stunde – schwarz natürlich.<br />

Mit Pflege kennt sie sich<br />

ein bisschen aus, denn ihre eigene<br />

Mutter musste sie auch<br />

schon versorgen, als die nach<br />

ihrem Krebs lange nicht wieder<br />

hoch kam. Wenn die Tochter der<br />

alten Frau allerdings ein<br />

schlechtes Gewissen hat, nimmt<br />

sie sich frei und kümmert sich<br />

selber um ihre Mutter. Dann hat<br />

Marion wieder mal kein Geld<br />

und muss sich zum Bier einladen<br />

lassen, wenn sie in die<br />

Kneipe geht.<br />

Nein, die Lohnarbeit geht<br />

uns leider nicht aus.<br />

Was zu Ende geht, ist nicht<br />

die Arbeitsgesellschaft, sondern<br />

eine spezifisch historische Gestalt<br />

des Kapitalismus in den<br />

westlichen Industrieländern, die<br />

gemeinhin als sozialstaatlicher<br />

Fordismus bezeichnet wird. Im<br />

Fordismus gingen meist Männer<br />

einer existenzsichernden<br />

Lonhnarbeit nach, die ihnen<br />

und ihren Familien ein zumindest<br />

vordergründig angenehmes<br />

Leben ermöglichte. Soziale Bereiche<br />

wie Erziehung und Altenpflege,<br />

wurden teilweise vom<br />

Staat organisiert und finanziert.<br />

Doch dass es immer schwerer<br />

wird, einen existenzsichernden<br />

Job zu finden, bedeutet ja nicht,<br />

dass es keine Lohnarbeit mehr<br />

gäbe. Nur die Art der Ausbeutung<br />

der Arbeitskraft ändert sich.<br />

Lohnarbeit findet immer mehr<br />

in ungesicherten, zeitlich begrenzten,<br />

tariflich nicht geschützten<br />

Beschäftigungsverhältnissen<br />

statt.<br />

Foto von „www.arbeiterfotografie.com“. Danke!<br />

Das gilt auch für die früher<br />

staatlich organisierte Arbeit im<br />

sozialen Bereich. Für die meisten<br />

Einrichtungen in diesem<br />

Bereich (z.B. Pflegedienst) gilt:<br />

Entweder werden sie abgebaut<br />

oder privatisiert und damit für<br />

die meisten unbezahlbar. Der<br />

Umbau in diesem Bereich trifft<br />

vor allem Frauen: Einerseits<br />

waren viele Frauen hier beschäftigt<br />

und verlieren nun ihren Job,<br />

andererseits gilt soziale Arbeit<br />

immer noch als typische, quasi<br />

natürliche „Frauentätigkeit“.<br />

Weil diese Tätigkeiten ja nicht<br />

einfach wegfallen können, werden<br />

sie daher weiterhin von<br />

Frauen ausgeführt – nur leider<br />

meist un(ter)bezahlt und nicht<br />

als Arbeit anerkannt.<br />

Wem diese Entwicklungen<br />

nützen und von wem sie vorangetrieben<br />

werden, liegt auf der<br />

Hand: Wenn jeder Job besser ist<br />

als kein Job, wie Clinton es vor<br />

einigen Jahren formulierte,<br />

wenn die Menschen jeden Job<br />

annehmen müssen, weil sie<br />

sonst keine Existenzgrundlage<br />

mehr haben, wie es die Hartz-<br />

Pläne vorsehen, wenn die Arbeitskraft<br />

immer billiger wird,<br />

dann steigen die Profite der Reichen,<br />

während die Armen immer<br />

ärmer werden.<br />

Ende der<br />

Arbeitsgesellschaft?<br />

„Ja super!“, sagt meine Freundin<br />

Marion. „Wann fangen wir<br />

damit an?“ Sie meint damit<br />

nicht, dass sie den ganzen Tag<br />

auf der faulen Haut liegen<br />

möchte. Träumerisch schwärmt<br />

sie mir vor:<br />

„Arbeitsgesellschaft, damit<br />

ist heute eine Gesellschaft gemeint,<br />

in der die Menschen einer<br />

Lohnarbeit nachgehen müssen,<br />

um überleben zu können.<br />

Aber wenn das erst mal vorbei<br />

ist! Dann ist die Erwerbsarbeit<br />

gar nicht mehr so wichtig! Niemand<br />

würde auf die Idee kommen,<br />

sich über seinen Job oder<br />

womöglich über sein Einkommen<br />

zu definieren! Wir würden<br />

ja auch alle viel weniger<br />

lohnarbeiten, vielleicht eine<br />

Woche im Monat, damit alles<br />

funktioniert, wie es funktionieren<br />

soll! Hausarbeit, Kindererziehung<br />

und soziale Kontakte<br />

haben einen viel höheren Wert!<br />

Männer und Frauen laufen zusammen<br />

mit ihren Kindern über<br />

blühende Blumenwiesen, während<br />

die Omma im Rollstuhl<br />

hinterherrollt!...“<br />

Jaja, eine Träumerin,<br />

meine Freundin Marion...<br />

Denn wer will schon so eine<br />

Welt? Sicher nicht die Herrschenden,<br />

und sicher nicht die<br />

derzeit amtierende Regierung,<br />

die den Sozialstaat aushebelt<br />

und die Arbeitsverhältnisse in<br />

vielen Bereichen den Interessen<br />

des Kapitals anpasst. Wer heute<br />

behauptet, die Arbeitsgesellschaft<br />

sei am Ende, der übersieht<br />

zynisch die große Masse der<br />

Bevölkerung, die unter immer<br />

härter werdenden Bedingungen<br />

einer Lohnarbeit nachgehen<br />

muss, hier und auch im Rest der<br />

Welt.<br />

Aber wessen Welt ist die<br />

Welt...!


4<br />

THEMA: ARBEIT<br />

Arbeit,<br />

Arbeit, Arbeit!<br />

Olaf Cramm, Bezirk Hannover<br />

Foto von „www.arbeiterfotografie.com“. Danke!<br />

Foto von „www.arbeiterfotografie.com“. Danke!<br />

Mit dieser Drohkulisse auf seinen<br />

Plakaten bestritt Gerhard<br />

Schröder vor einigen Jahren einen<br />

Wahlkampf. Eine Drohkulisse,<br />

die sich auf den Markt,<br />

die heilige Kuh unseres Systems,<br />

und auf die von ihm Ausgeschlossenen<br />

bezieht. Zu<br />

Recht dürften die Arbeitslosen<br />

vor diesem plakativen Spruch<br />

zittern, wogegen die Aktiengesellschaften<br />

und Konzerne unnötig<br />

Krisenszenarien entwikkelten.<br />

Arbeitskraft wurde mit<br />

Schröder so billig, dass die Bedrohung<br />

der Lohnnebenkosten<br />

lächerlich klingt. Und die<br />

Gewinnsicherung der Konzerne<br />

wurde betrieben, das die Volkswirtschaft<br />

erzittern muss.<br />

Mit der Standortsicherung<br />

fing es an. <strong>Die</strong> olle Kohl- Regierung<br />

liebäugelte mit dem<br />

englischen Neoliberalismus,<br />

traute sich aber nur in kleinen<br />

Schritten, die organisierte Arbeitnehmerschaft<br />

zu kastrieren<br />

und zu privatisieren. Erinnern<br />

wir uns an das Arbeitsförderungsgesetz<br />

und das Bündnis für<br />

Arbeit. Unter dem Mythos, Arbeitsplätze<br />

zu schaffen, wurden<br />

den Konzernen große Gewinne<br />

organisiert. Immer ging<br />

es zu Lasten von Arbeit, Löhnen<br />

und sozialer Sicherung.<br />

Unter dem Motto, nicht ganz<br />

so schlimm zu sein, schaffte<br />

Schröder schnell Fakten. Seine<br />

Wortwahl, seine Strategie war<br />

geschickter und sein größter<br />

Wurf war die Steuerbefreiung<br />

der großen Gesellschaften und<br />

Konzerne. Dass gleichzeitig die<br />

Kommunen in die Pleite schlittern,<br />

ist billigend in Kauf genommen<br />

worden. Hier schließt<br />

sich der Kreis mit dem bedrohlichen<br />

Plakat. Arbeiten um jeden<br />

Preis, per Zwang, weil Sozialhilfe<br />

nun mal Schmarotzen<br />

ist. <strong>Die</strong> Gewinne der Großen<br />

steigen wie die Arbeitslosenzahlen<br />

und gleichzeitig sinken<br />

Realeinkommen.<br />

Widerspruch Markt<br />

Arbeit und Markt ist immer<br />

noch ein dialektisches Ding.<br />

Nicht umsonst hat Marx hier<br />

einen gesellschaftlichen Grundwiderspruch<br />

beschrieben, den<br />

eine am Menschen orientierte<br />

Gesellschaft vorrangig zu lösen<br />

hat. Vorrangig deshalb, weil die<br />

am Menschen orientierte Gesellschaft<br />

zu schaffen ist und<br />

nicht auf einer falschen Basis<br />

aufzubauen gelingt. Ein Grundwiderspruch<br />

ist es, weil die Basis<br />

der anderen Gesellschaft<br />

auch in weiteren grundlegenden<br />

Fragen entschieden wird.<br />

<strong>Die</strong> Dialektik zwischen<br />

Markt und Arbeit ist, dass ein<br />

kapitalistischer Markt vor den<br />

Menschen die Gewinne setzt.<br />

Da wäre es fatal, gäbe es nur arbeitende<br />

Menschen, die, sich<br />

ihrer geeinten Stärke bewusst,<br />

nach Teilhabe verlangen. Doch<br />

ist der Kapitalismus ein flexibles<br />

Ding und versteht immer<br />

wieder, die ArbeiterInnenbewegung<br />

erfolgreich zu spalten.<br />

Großverdiener bedienen sich,<br />

das Arbeitsvolk kämpft um ein<br />

paar Prozente und ihre Drohkulisse<br />

sind die Arbeitslosen.<br />

Und so lebt der Mythos der Vollbeschäftigung<br />

lustig und munter<br />

weiter!<br />

Foto von „www.arbeiterfotografie.com“. Danke!<br />

<strong>Die</strong>jenigen, die sich noch einen<br />

Rest sozialer Verantwortung<br />

erhalten haben, dürfen ihre Forderungen<br />

nach dem Stückchen<br />

aus der großen Torte Gewinn<br />

nur maßvoll einfordern und tun<br />

dies in minimalen Prozenten.<br />

Abgesehen davon, dass die Genügsamkeit,<br />

nur um ein Tortenstückchen<br />

zu streiten schon<br />

schlimm genug ist, sorgten die<br />

Prozente für eine wachsende<br />

Schere zwischen unteren und<br />

hohen Lohngruppen. Selbstverständlich<br />

gehören Verhandlungsführer<br />

beider Seiten zu<br />

denen, die mit den 2–3-Prozent-<br />

Abschlüssen die Kosten für den<br />

erfolgreichen Abschluss in einer<br />

Feier mit Freunden decken können.<br />

Mythos Vollbeschäftigung<br />

Den Mythos der Vollbeschäftigung<br />

pflegt eine große Träumerei<br />

der politisch Mächtigen.<br />

Noch immer wird die zu schaffende<br />

Arbeit als eine gesehen,<br />

die den Erwerb von Geld im


THEMA: ARBEIT<br />

5<br />

Schweiße seines Angesichtes<br />

propagiert. <strong>Die</strong> einen sehen den<br />

schwitzenden Arbeitnehmer,<br />

die fleißige Arbeitnehmerin<br />

(schwitzende Frauen sind nicht<br />

so romantisch), die anderen die<br />

in Dan<strong>kb</strong>arkeit schwelgenden<br />

WählerInnen, die nun endlich<br />

ihren eigenen Lebensunterhalt<br />

verdienen. Nur leider sieht es<br />

heute anders aus, wenn es um<br />

neue Arbeit geht.<br />

Toleriert wird Arbeit nur,<br />

wenn es um den Aktienindex<br />

geht. Neue Arbeit ist nur das, was<br />

den schnellen Gewinn bedient<br />

und danach richten sich dann<br />

gefälligst auch Arbeitsmarkt<br />

und Tageslaunen im Reformwillen.<br />

Vorrang in der Wirtschaftsförderung<br />

hat nach wie<br />

vor das produzierendes Gewerbe<br />

und die <strong>Die</strong>nstleistung. Tatsächlich<br />

ändern will jedoch niemand<br />

das meist noch ständische<br />

Modell von Arbeit und Beschäftigung.<br />

Hartz beweist die<br />

Schlichtheit des Denkens zwischen<br />

neuer Arbeit und reduzierter<br />

Arbeitslosenzahlen.<br />

Nun streben also alle politischen<br />

Kräfte danach zumindest<br />

nach einer Verringerung der Arbeitslosigkeit.<br />

Da inzwischen<br />

bekannt sein dürfte, dass als eigentliches<br />

Problem die Arbeitslosen<br />

und die damit verbundenen<br />

Monatszahlen ausgemacht<br />

sind, wird es wenig überraschen,<br />

hier für Veränderung zu sorgen.<br />

<strong>Die</strong> Statistik ist seit Jahren bereits<br />

so verfälscht, dass da kaum<br />

noch etwas zu machen ist, wie<br />

Schröder unlängst nach der Prüfung<br />

der Arbeitsverwaltung einsehen<br />

musste. Doch den Arbeitslosen<br />

kann noch Einiges mehr<br />

zugemutet werden, als in Fortbildungen<br />

versteckt zu werden.<br />

Fortbildungen, wo nun auch die<br />

großen Konzerne mit höchst<br />

zweifelhaften Kursangeboten<br />

absahnen.<br />

Heute arbeitslos zu sein bedeutet,<br />

sich seine Schuld einzugestehen.<br />

Das geht am einfachsten,<br />

wenn man regelmäßig im<br />

Arbeitsamt schikaniert wird,<br />

sich in Fortbildungen auf „Harmonie“<br />

trimmt, und sich besser<br />

selbst um einen Arbeitsplatz<br />

kümmert – nachweisbar - um<br />

nicht die Beihilfen gekürzt zu<br />

bekommen. Sollte Einen das<br />

Glück ereilen, tatsächlich mit<br />

einem Arbeitsangebot konfrontiert<br />

zu werden, ist es erschrekkend<br />

wenig Geld auf Zeit. Das<br />

dürftige Angebot sind Lohndumping,<br />

Billigarbeit und Zeitverträge.<br />

Da ist Mensch doch<br />

gern arbeitslos, ruht sich in der<br />

sozialen Hängematte aus!<br />

<strong>Die</strong> Machtfrage<br />

Tatsächlich geht es bei der<br />

Verteilung von Arbeit um die<br />

Machtfrage, die sich die IG<br />

Metall zu stellen mal getraut<br />

hat. <strong>Die</strong> Umverteilung, die wöchentliche<br />

bzw. die lebensbezogene<br />

Verkürzung von Arbeitszeit<br />

ist längst kein Thema<br />

mehr. Immerhin hat die Wiedervereinigung<br />

die Rentenkassen<br />

arg gebeutelt, so dass nun über<br />

eine Verlängerung nachgedacht<br />

wird. Da aber mit 45 Jahren –<br />

laut Arbeitgeber - alles an flexibler<br />

Anpassung aufgebraucht<br />

sein soll, wird das andere Kassen<br />

belasten. Also muss hier<br />

wohl das Geld anders verteilt<br />

werden. Nichts anderes passiert,<br />

wenn die Hilfe bei Arbeitslosigkeit<br />

gekürzt wird.<br />

In den letzten drei Jahren ist<br />

die Armut vor allem der Kinder<br />

deutlich gestiegen. Klar, wenn<br />

es sich um Arbeitslosigkeit<br />

dreht. In seinem Buch zur<br />

Kinderarmut (erschienen 1999)<br />

spricht Hurrelmann noch von<br />

jedem 6. Kind unter 18 Jahren.<br />

Der bearbeitete Aufsatz im<br />

Internet beschreibt, dass jedes<br />

5. unter 15 betroffen ist. Das<br />

Kinder zum Kostenfaktor werden,<br />

ist im Zusammenhang mit<br />

Sozialhilfe mehr als menschenverachtend.<br />

Dass hier aber auch<br />

die unteren Lohngruppen, von<br />

der kleinen Postangestellten bis<br />

zur VerkäuferIn betroffen sind,<br />

die mit ein, zwei Kindern und<br />

den prozentualen Lohsteigerungen<br />

nun mal nichts gewonnen<br />

haben, ist bezeichnend.<br />

Bezeichnend ist auch, dass<br />

dieses System uns sein Verwertungsinteresse,<br />

auf neudeutsch<br />

Humankapital, schamlos<br />

präsentiert und jedeR, unbedenklich<br />

reproduziert. Kinder<br />

sind ein negatives Humankapital,<br />

weil sie mehr kosten, als<br />

bringen. Gleiches gilt für Menschen<br />

über 45 Jahren (vielleicht<br />

auch schon früher). Da trotz<br />

überzeugender Beschlusslage<br />

von SPD und ver.di eine Vollbeschäftigung<br />

als schwierig anzusehen<br />

ist, wird wohl nichts anderes<br />

übrig bleiben, als das<br />

Humankapital mit geeigneten<br />

Maßnahmen zu optimieren.<br />

<strong>Die</strong>se Intention kommt mir<br />

bekannt vor, GenossInnen!<br />

Vergessenes<br />

Natürlich ist noch einiges<br />

dazu zu sagen, wer eigentlich<br />

Arbeitnehmer und wer Arbeitgeber<br />

ist. Aber diese Umkehrung<br />

von Geben und Nehmen war der<br />

Grundstein des glänzenden<br />

Wiederaufbaus und der Restauration<br />

der Machtverhältnisse.<br />

Viel ärgerlicher ist, wie wenig<br />

von dem Sozialen und Demokratischen,<br />

das uns selbst wichtig<br />

ist, solchen Mächtigen wie<br />

Clemens und der Firma SPD erhalten<br />

geblieben ist. Aber die<br />

Firmenleitung ist sich dessen<br />

sicherlich bewusst.<br />

Ganz anders ist es mit den<br />

vielen Ideen, die in den 80er<br />

Jahren erdacht wurden, wie Arbeit<br />

neu zu verteilen ist, sich<br />

Gesellschaft umbauen muss,<br />

damit sie noch den Menschen<br />

dient und nicht umgekehrt.<br />

Hierbei geht es nicht nur um die<br />

Verkürzung von Arbeitszeiten,<br />

sondern auch das Recht auf lebenslange<br />

kostenfreie Bildung<br />

und glaubwürdige Grundsicherung.<br />

Jeder Mensch erhält eine<br />

Grundsicherung zur Teilhabe<br />

am gesellschaftlichen Leben.<br />

Das ist vielleicht eine Utopie,<br />

aber eine humanistisch erdachte,<br />

die für das kapitalistische<br />

System tauglich erachtet wurde.<br />

Denn dabei wird jedes Tätigsein,<br />

auch Selbstbildung, familiäres<br />

und soziales Engagement,<br />

anerkannt und wer mehr<br />

braucht, für den/die ergeben<br />

sich reichliche Möglichkeiten<br />

ökonomischer Tätigkeit. Auch<br />

wenn es abenteuerlich klingt:<br />

noch sind die Menschen lieber<br />

vernünftig tätig als unvernünftig<br />

ohne Arbeit! Gleich reich<br />

Foto von „www.arbeiterfotografie.com“. Danke!<br />

sein ist aber ein angstvolles<br />

Gedankenspiel, weil Armut<br />

doch viel besser beherrschbar<br />

ist.<br />

Spätestens die 3 Stabilitäts-<br />

Prozent der EU sind nun mal ein<br />

Dogma, das uns sämtlicher gesellschaftspolitischer<br />

Autonomie<br />

beraubt und Menschen zu<br />

Sparstrümpfen degradiert. Es<br />

geht nicht gegen Europa, auch<br />

wenn sich hierzu Einiges sagen<br />

lässt, sondern darum, wie skrupellos<br />

hierzulande jede gesellschaftliche<br />

Grundlage niedergerissen<br />

wird. Von Generationenvertrag<br />

bis zur Solidargemeinschaft<br />

übernehmen es<br />

Populisten, sich mit abenteuerlichen<br />

Vorstellungen einer vom<br />

Ballast des Nachdenkens befreiten<br />

Journalistik zu bedienen.<br />

So unterhaltsam manches ihrer<br />

Statement auch ist, sie diskutieren<br />

unter sich, als Volksvertreter<br />

(- Innen).<br />

P.S.: Damit keiner gleich in<br />

tiefe Betroffenheit versinkt. In<br />

diesem Land laufen viele denkende<br />

Menschen herum. Wir<br />

sollten nur anfangen, offen unsere<br />

Kritik zu benennen und<br />

diese für uns wichtigen Fragen<br />

aufzudröseln. So manches offene<br />

Ohr ist noch da. Zum Beispiel<br />

ist die Armut der Kinder<br />

ein brisantes Thema, das alte<br />

SozialdemokratInnen (nicht<br />

WählerInnen sondern denkende)<br />

durchaus engagiert unterstützen.<br />

Nicht Betroffenheit,<br />

Kritik macht stark! Wir müssen<br />

nur querdenkend loslegen, in<br />

der Einheit von Theorie und<br />

Praxis!


6<br />

THEMA: ARBEIT<br />

Das Rezept ist falsch ...<br />

Veit <strong>Die</strong>terich, Bundes-SJ-Ring<br />

<strong>Die</strong> Arbeitslosenzahlen wollen<br />

und wollen nicht sinken. Auch<br />

an die Gesetze der jahreszeitlichen<br />

Schwankungen will sich<br />

die Statistik nicht so recht halten.<br />

Böse Zahlen. Es ist also<br />

weniger Arbeit zu verteilen? Eigentlich<br />

prima, könnte man<br />

meinen, wenn man das als Zeichen<br />

dafür nimmt, dass insgesamt<br />

einfach weniger Anstrengung<br />

von Menschen erforderlich<br />

sei, um die nötigen Dinge<br />

zu produzieren und zu erledigen.<br />

Aber halt, erstmal ist hohe<br />

Arbeitslosigkeit ein Zeichen<br />

dafür, dass immer mehr Menschen<br />

in wirklich miese Lebensbedingungen<br />

gezwungen werden<br />

und dort nicht mehr rauskommen.<br />

Weniger Arbeit müsste weniger<br />

Stress für alle bedeuten,<br />

wenn sie richtig verteilt würde.<br />

Also: Überstundenabbau, Arbeitszeitverkürzung,<br />

freien<br />

Nachmittag im Biergarten machen,<br />

den Kindern vorlesen,<br />

gemütlich kochen – und die<br />

anderen auch mal im Betrieb<br />

ranlassen. Klingt doch nicht so<br />

schlecht. Damit mehr Freizeit<br />

aber nicht weniger Wohlstand<br />

bedeutet, ist für die allermeisten<br />

ein Lohnausgleich nötig. Illusorisch?<br />

Wenn es stimmt, dass<br />

in weniger Zeit mit weniger<br />

menschlichem Einsatz mehr<br />

produziert wird, dann hieße das<br />

doch rein rechnerisch, dass die<br />

Lohnkosten pro Stück entsprechend<br />

sinken müssten. <strong>Die</strong> Forderung<br />

nach vollem Lohnausgleich<br />

wäre also gar keine Umverteilung<br />

„nach unten“, sondern<br />

nur die Vermeidung einer<br />

weiteren Umverteilung „nach<br />

oben“. Logisch? Unterm Strich:<br />

Eine Machtfrage. Starke Gewerkschaften<br />

müssten das<br />

durchsetzen.<br />

Originell, wenn die Krokodilstränen<br />

fließen: Man würde<br />

ja gern mehr Leute anstellen,<br />

und denen auch mehr zahlen,<br />

aber es kauft ja keiner ein! Das<br />

Weihnachtsgeschäft sei früher<br />

einfach besser gewesen. Da<br />

beißt sich die Katze nun in den<br />

Schwanz: Kein Lohn – keine<br />

Ausgaben – keine Einnahmen<br />

– kein Lohn ...<br />

Und stimmt das denn überhaupt,<br />

dass immer weniger zu<br />

tun ist? <strong>Die</strong> Schulgebäude<br />

gammeln vor sich hin, die Klassen<br />

werden größer, weil nicht<br />

genug LehrerInnen am Start<br />

sind, <strong>Jugend</strong>clubs schließen aus<br />

Personalmangel. Nanu? Es sei<br />

kein Geld da. Sparen, sparen,<br />

sparen, sagen sie. Wegen der<br />

schlechten Steuereinnahmen.<br />

Sparen an unseren Interessen?<br />

Obwohl genug Leute da sind,<br />

die die Arbeit tun wollen? Obwohl<br />

genug Reichtum produziert<br />

wird, mit dem sich alle ein<br />

nettes Leben machen könnten?<br />

Da ist sie wieder, die Machtfrage:<br />

„<strong>Die</strong> Frage konkret gestellt<br />

- Wessen Welt ist die Welt?“<br />

Auch dem Bundeskanzler ist<br />

nicht wohl mit der Arbeitslosenstatistik.<br />

So trat er, mit Spannung<br />

erwartet, am 14. März an<br />

das Redepult im Deutschen<br />

Bundestag, um sein Erfolgsrezept<br />

zu verkünden. Den schönen<br />

Namen „Agenda 2010“ soll<br />

es tragen. Da gab es erstmal klare<br />

Worte gegen die unverschämten<br />

Frontalangriffe der Neoliberalen<br />

aus CDU/CSU und<br />

FDP auf die gewerkschaftlichen<br />

Organisationen der Lohnabhängigen,<br />

auf Mitbestimmung und<br />

Sozialstaatlichkeit. Gut gebrüllt.<br />

Vernünftig und überfällig war<br />

auch die Ankündigung, den<br />

Beitrag der Unternehmen zum<br />

dualen Ausbildungssystem<br />

nicht nur einzufordern, sondern<br />

notfalls gesetzlich sicherzustellen.<br />

Wir wissen ja, dass dieser<br />

Notfall längst der Normalfall ist.<br />

Deshalb verlangen die Falken<br />

die sofortige Einführung der<br />

gesetzlichen Ausbildungsumlage.<br />

Wir fordern eine Ausbildungsgarantie<br />

unter Beachtung<br />

der Berufswahlfreiheit.<br />

Den Worten müssen Taten folgen:<br />

Wer nicht ausbildet soll<br />

zahlen!<br />

Aber insgesamt fand der<br />

Kanzler es richtig, vor allem<br />

Vorschläge zu unterbreiten, wie<br />

Arbeit auf Kosten der Arbeitenden<br />

billiger gemacht werden<br />

könnte. Klar, Lohnnebenkosten<br />

runter. Und zwar durch Einschnitte<br />

in die Versicherungsleistungen.<br />

<strong>Die</strong> Verkürzung des<br />

Arbeitslosengelds und die Streichung<br />

des Krankengelds sind<br />

u.U. gefährliche Privatisierungen<br />

von Lebensrisiken, aber<br />

auch direkter Lohnraub! Bei<br />

den Langzeitarbeitslosen soll<br />

gespart werden, indem die Arbeitslosenhilfe<br />

(die nach dem<br />

Auslaufen des Arbeitslosengelds<br />

gezahlt wird) auf das<br />

Sozialhilfeniveau sinkt. Gleichzeitig<br />

warten wir aber noch auf<br />

Ansagen, ob und wie das System<br />

der Sozialhilfe armutsfest<br />

gemacht werden soll. So wird<br />

nicht Arbeit geschaffen, sondern<br />

Armut!<br />

Und wo er schon dabei ist:<br />

Der Kündigungsschutz soll aufgeweicht<br />

werden, eine gefährliche<br />

Drohung für viele ArbeitnehmerInnen.<br />

Und nebenbei<br />

die Umkehrung der Losung, mit<br />

der man 1998 Helmut Birne<br />

Kohl aus dem Amt gejagt hatte.<br />

Führende Regierungspolitiker<br />

geben zu: Mehr Beschäftigung<br />

bringt das nicht, aber es beweist<br />

Reformwillen. Sehr schön.<br />

Schließlich: Wenn der Kanzler<br />

seine Ankündigung wahr<br />

macht, den Flächentarifvertrag<br />

durch gesetzliche Maßnahmen<br />

auszuhebeln, untergräbt er damit<br />

eines der wichtigsten Instrumente<br />

der Gewerkschaft, um im<br />

ganzen Land hinnehmbare<br />

Lohnhöhen und Arbeitsbedingungen<br />

durchzusetzen. Ob das<br />

die Arbeitslosigkeit beseitigt?<br />

<strong>Die</strong> Grundannahme, dass sich<br />

Arbeitslosigkeit durch Sozialabbau<br />

bekämpfen ließe, ist nach<br />

16 Jahren Kohl eindrucksvoll<br />

widerlegt. Nicht die Dosis war<br />

zu schwach, das Rezept ist<br />

falsch!


Uns’re Kraft ist die Gewerkschaft...<br />

THEMA: ARBEIT<br />

7<br />

KV-Regensburg<br />

„Wer schafft Arbeitsplätze her<br />

Uns’re Kraft ist die Gewerkschaft<br />

... wie erreichen wir noch<br />

mehr? Wenn wir mit ihr kämpfen!<br />

Hey Ho, wieso nur so? Ist<br />

nur Kraft in der Gewerkschaft?<br />

Hey Ho, nur so, nur so! Wenn<br />

wir mit ihr kämpfen!“<br />

Was ihr hier lesen könnt, ist<br />

eine Strophe aus dem Lied<br />

„Uns’re Kraft ist die Gewerkschaft“.<br />

Gesungen haben es die<br />

Falken aus Regensburg zusammen<br />

mit IG-Metall-<strong>Jugend</strong>lichen<br />

und BMW Vertrauensleuten,<br />

am 1.Mai und bei vielen<br />

anderen Gelegenheiten. <strong>Die</strong><br />

Aussage dieser Strophe war<br />

auch die Motivation für diese<br />

Zusammenarbeit.<br />

Vielen von uns ging es doch<br />

schon mal durch den Kopf:<br />

„Whoops, ich bin ja Mitglied<br />

der Gewerkschaft. Das ich sie<br />

anrufen kann, wenn mein Boss<br />

mich mal wieder verarscht oder<br />

die fristlose Kündigung im Postkasten<br />

liegt, weiß ich. Und<br />

sonst?“<br />

Nicht nur, dass viele Falken<br />

der Gewerkschaft angehören,<br />

auch die Interessen, die Ziele<br />

und Aufgaben überschneiden<br />

sich.<br />

Also begann vor ein paar Jahren<br />

(wieder) die intensive Zusammenarbeit<br />

mit der Gewerkschaftsjugend.<br />

Da gab es Doppelmitgliedschaften,<br />

es wurde<br />

sich beschnuppert und auf Demos<br />

gefahren und letztendlich<br />

traf man/frau sich, um zusammen,<br />

ein Kulturprogramm für<br />

den 1.Mai 2000 aufzustellen.<br />

Ihr könnt euch sicher lebhaft<br />

vorstellen, wie das dann klingt<br />

und aussieht, wenn ein wild zusammengewürfelter<br />

Haufen von<br />

Leuten aus allen Altersstufen<br />

miteinander Lieder trällert.<br />

Um uns auf einen gemeinsamen<br />

Nenner zu bringen, holten<br />

wir uns Unterstützung durch<br />

eine Agit-Prop-Gruppe aus<br />

München. Das Ziel war klar: Ein<br />

Kulturprogramm über die Geschichte<br />

der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung<br />

für den<br />

1.Mai. Der Weg dahin: Etliche<br />

Diskussionen, mitunter ziemlich<br />

lustig und chaotisch und<br />

der ein oder andere Biergartenbesuch.<br />

Eine wichtige Freizeitgestaltung<br />

hier in Regensburg.<br />

Neben dem Auftritt auf dem<br />

gut gefüllten Kundgebungsplatz<br />

sprang noch mehr für alle<br />

Beteiligten heraus: Man hatte<br />

sich kennen gelernt, Haltungen<br />

ausgetauscht und Gemeinsamkeiten<br />

gefunden.<br />

„Sie besitzen die Maschinen.<br />

Was du schaffst stecken sie ein.<br />

Solang sie dein Geld verdienen,<br />

wirst du niemals reicher sein!“<br />

Strophe aus „Streiklied“ Peter<br />

Hacks 1970, Musik Klaus<br />

Schneider.<br />

2001: <strong>Die</strong> Auseinandersetzung<br />

um das neue „Betriebsverfassungsgesetz“.<br />

<strong>Die</strong> Bundeswehr<br />

marschiert in weitere Län-<br />

der. <strong>Die</strong> Schily-Pakete. 2002:<br />

Der Tarifkampf im Metallbereich.<br />

<strong>Die</strong> Aktion der Gewerkschaftsjugend<br />

„Her mit dem<br />

schönen Leben“. Aktivitäten zu<br />

„Stoppt Stoiber“ in Regensburg.<br />

Nach diesen Aktionen gab<br />

es in vielen Bereichen kein Zögern<br />

mehr gemeinsam aufzutreten.<br />

Ging es bei den genannten<br />

Punkten doch um Dinge die uns<br />

alle betreffen und mit denen wir<br />

uns beide auseinandersetzen.<br />

So einfach wie es klingt ist es<br />

natürlich nicht, es braucht einiges<br />

an „Spucke“ um gemeinsam<br />

in die Gänge zu kommen. Nicht<br />

nur Aktionen und gemeinsame<br />

Auftritte verbinden uns. Es gibt<br />

viel voneinander zu lernen.<br />

BMW- Vertrauensleute besuchen<br />

unsere Gruppenstunden,<br />

Gewerkschaftsjugendliche fahren<br />

auf unsere Zeltlager und es<br />

gab ein gemeinsames Seminar.<br />

„Vorwärts Kollegen, jetzt<br />

aber ran! Hartz und Schröder,<br />

die greifen uns an. Wir müssen<br />

uns wehren gegen diesen<br />

Dreck! <strong>Die</strong> Hartz-Gesetze die<br />

müssen weg!“ Strophe aus dem<br />

aktuell gesungenen Lied „Hartz<br />

muß weg!“ auf die Melodie von<br />

„16 tons“.<br />

Auch 2003 gibt es viel zu tun.<br />

Einig sind wir uns in der Ablehnung<br />

gegen Hartz’ns „Personal-<br />

Service-Agenturen“ und „Ausbildungszeitwertpapiere“,<br />

gegen<br />

Westerwelles Angriffe auf<br />

die Gewerkschaften und gegen<br />

Struck’s Aufrüstung der Bundeswehr.<br />

Trotz der Situation in<br />

diesem Land, andauernden Abwehrkämpfen<br />

und dem Strampeln<br />

ums (verbandliche) „Überleben“<br />

haben wir eins gemeinsam<br />

mit den Gewerkschaftskollegen<br />

festgestellt:<br />

Nix Schnauze halten! Solidarität<br />

gewinnt!<br />

Schaut doch vorbei bei:<br />

www.songgruppe.arbeiterlieder.de<br />

und www.falken-regensburg.de


8<br />

THEMA: ARBEIT<br />

<strong>Die</strong><br />

Arbeitsshow<br />

-<br />

Hella Meyering, Bundes-SJ-Ring<br />

Schon seit mehreren Monaten<br />

läuft in Argentinien die neue<br />

Fernsehshow „Recursos Humanos“<br />

im „Canal 13“. In der täglich<br />

laufenden Sendung treten<br />

zwei Arbeitslose im Wettbewerb<br />

um einen Arbeitsplatz gegeneinander<br />

an. Ihnen ist jedes Mittel<br />

recht, um im wirtschaftskrisengeschüttelten<br />

Argentinien<br />

einen Job zu erhaschen.<br />

Schonungslos wird jedes noch<br />

so intime Detail aus dem Privatleben<br />

vor dem Millionenpublikum<br />

ausgebreitet, nur um einen<br />

meist schlecht bezahlten und<br />

befristeten Arbeitsplatz zu erbetteln.<br />

Menschen, die einen Job<br />

zu vergeben haben, melden sich<br />

einfach beim Sender und bieten<br />

einen auf ein halbes Jahr befristeten<br />

Arbeitsplatz an. Dafür bekommen<br />

sie nicht nur in der<br />

Show genügend Werbung für ihr<br />

Unternehmen, sondern können<br />

sich gleichzeitig als humanitäre<br />

Retter in der Not aufspielen.<br />

Geduldig warten Morgen für<br />

Morgen bis zu 400 Menschen<br />

vor dem heruntergekommenen<br />

Theater, in dem die Castings für<br />

die Show laufen. Über Stunden<br />

sitzen die potentiellen KandidatInnen<br />

auf harten Theaterbänken,<br />

um endlich auf die<br />

Bühne zum Gespräch gerufen<br />

zu werden. Sie wollen nicht berühmt<br />

werden. Das Einzige was<br />

sie erhoffen ist Arbeit: wenigstens<br />

ein halbes Jahr irgendeinen<br />

Job haben, um überleben zu<br />

können. Mit Hilfe einer eigens<br />

angeheuerten Personalvermittlungsagentur<br />

werden die 10 –<br />

15 „fernsehtauglichsten“ KandidatInnen<br />

ausgewählt. Zusammen<br />

entscheiden dann die Arbeitgeber<br />

und die Redaktion der<br />

Show darüber, wer in der Show<br />

gegeneinander antreten darf;<br />

die Arbeitgeber nach dem<br />

Aspekt, ob sie den Anforderungen<br />

des Jobs gewachsen sind<br />

und der Sender ob sich ihre Lebensgeschichte<br />

gut vermarkten<br />

lässt. Jeder Pflegefall in der Familie,<br />

jedes Familiendrama und<br />

jedes noch so intime Detail wird<br />

vor dem Publikum ausgebreitet.<br />

Je emotionaler die Beiträge der<br />

Arbeitssuchenden, desto höher<br />

die Chance die Gunst der<br />

ZuschauerInnen bei der Ted-<br />

Auswahl zu erringen.<br />

Der Moderator von „recursos humanos“<br />

Bis in die 90er Jahre galt Argentinien<br />

noch als das wirtschaftliche<br />

Musterkind von Internationalem<br />

Währungsfond<br />

und der Weltbank in Lateinamerika.<br />

Das Land schien auf<br />

dem Weg in die „Erste Welt“.<br />

Aber nach mehreren Jahren Rezession<br />

kollabierte die Wirtschaft<br />

Ende 2001. Lebensmittel<br />

wurden gehortet und Supermärkte<br />

geplündert. <strong>Die</strong> Innenstadt<br />

von Buenos Aires wurde<br />

bei Unruhen verwüstet. Der Präsident<br />

musste im Hubschrauber<br />

vor der wütenden Masse fliehen.<br />

<strong>Die</strong> Regierung verhängte<br />

den Ausnahmezustand. Mit ca.<br />

150 Milliarden Dollar Schulden<br />

erklärte sich das Land zahlungsunfähig.<br />

Eine Folge<br />

der Wirtschaftskrise war<br />

die explodierende Arbeitslosigkeit.<br />

Mitte<br />

letzten Jahres wurde<br />

in dem 37 Millionen<br />

Einwohner zählenden<br />

Land die drei<br />

Millionen Grenze<br />

der Arbeitslosen<br />

durchbrochen und<br />

die Quote kletterte<br />

auf über 20%. Dabei<br />

stieg die Arbeitslosigkeit<br />

der Berufsgruppe der<br />

Menschen ohne Ausbildung mit<br />

17% noch recht wenig. <strong>Die</strong> Arbeitslosigkeit<br />

unter Akademikern<br />

in Buenos Aires stieg hingegen<br />

in nur einem Jahr um über<br />

50 %.<br />

<strong>Die</strong> Menschen versuchen<br />

sich irgendwie über Wasser zu<br />

halten. Seit Mitte der 90er Jahre<br />

immer mehr Arbeitsplätze in<br />

der Industrie verloren gingen,<br />

schnellte die Zahl der Taxifahrer<br />

mit eigenem Auto und die<br />

Zahl der Kioske in die Höhe. <strong>Die</strong><br />

Abfindungen wurden genutzt,<br />

um sich mit kleinem Gewerbe<br />

selbstständig zu machen, da in<br />

der Industrie keine neuen Jobs<br />

geschaffen wurden. Inzwischen<br />

sieht man in der Hauptstadt immer<br />

mehr Menschen, die sich<br />

versuchen mit irgendetwas über<br />

Wasser zu halten: mit Bauchläden<br />

voller Krimskrams wird auf<br />

den Straßen um die letzten Kunden<br />

gekämpft, Kinder verkaufen<br />

in den U-Bahnen Jesusbildchen<br />

und die Rotphasen<br />

der Ampeln werden<br />

vielfältig genutzt, um Zeitungen<br />

zu verkaufen, Fenster zu<br />

putzen oder eine kleine<br />

Showeinlage mit Jonglierbällen<br />

zu geben. Um argentinische Pesos<br />

bei den Banken in sichere<br />

US-Dollar umzutauschen, müssen<br />

die Menschen oft tagelang<br />

anstehen. Besonders findige Arbeitslose<br />

betätigen sich für ein<br />

paar Pesos als „Platzhalter“.<br />

Nächtelang harren sie in der<br />

Kälte in Decken gehüllt vor<br />

Botschaften und Banken aus,<br />

um den Wartenden den Platz frei


THEMA: ARBEIT<br />

9<br />

alles nur ein<br />

Spiel<br />

zu halten. <strong>Die</strong>se Menschen zeigen,<br />

wie sehr sie sich darum bemühen<br />

zu arbeiten und nicht in<br />

die Kriminalität abzurutschen.<br />

Dabei verdienen die meisten<br />

dieser Menschen so wenig, dass<br />

sie die offizielle Armutsgrenze<br />

von 60 Euro Einkommen im<br />

Monat nicht erreichen, die für<br />

einen erwachsenen Menschen<br />

veranschlagt werden.<br />

In dieser Situation kam der<br />

Sender „Canal 13“ auf die Idee,<br />

die hoffnungslose<br />

Suche nach Arbeitsplätzen<br />

in einer Show gewinnbringend<br />

zu vermarkten.<br />

Der Moderator der Show sieht<br />

allerdings nur Gutes, die Sendung<br />

biete doch eine würdige<br />

Arbeit in einem Land, in dem<br />

menschliche Werte nichts mehr<br />

zählen. Mit der Sendung würde<br />

das „Licht der Hoffnung durch<br />

die Würde einer Arbeit entzündet“.<br />

Ganz anders wird dies von<br />

der argentinischen Presse gesehen,<br />

die meint, dass das Programm<br />

„ein Kratzfuß vor dem<br />

großzügigen Arbeitgeber, die-<br />

sem guten argentinischen Patron,<br />

der nach den Plünderungen<br />

wieder aufersteht und Leute<br />

inmitten der Krise einstellt.<br />

Der Kandidat, ein Beispiel an<br />

Tugend und Loyalität, muss<br />

nach vorindustrieller Logik sein<br />

Privatleben in die Arbeitssuche<br />

mit einbringen, um von seinen<br />

Fähigkeiten zu überzeugen“.<br />

Jeden Nachmittag um 17.00<br />

Uhr geht die Show auf Sendung.<br />

Zunächst erklingt die Hymne<br />

der Sendung: „Wenn wir sehen,<br />

dass am Horizont die Sonne aufgeht,<br />

wird die Hoffnung im Herzen<br />

wiedergeboren. Männer<br />

und Frauen, zusammen können<br />

wir etwas verändern und<br />

uns helfen, uns zum Arbeiten<br />

erheben. “<br />

<strong>Die</strong> KandidatInnen sitzen<br />

auf erhöhten Stühlen,<br />

auf Podesten hinter<br />

ihnen sitzen ihre Familienangehörigen.<br />

Zunächst<br />

werden kleine<br />

Filme gezeigt, die die<br />

KandidatInnen im Kreise ihrer<br />

Lieben zeigen und den täglichen<br />

Kampf ums Überleben veranschaulichen.<br />

Es folgen Interviews<br />

mit Freunden oder Familienangehörigen,<br />

die alle möglichen<br />

und unmöglichen Gründe<br />

vorbringen, warum gerade<br />

diese KandidatIn den Arbeitsplatz<br />

wirklich verdient habe. Es<br />

folgt ein Video, das die<br />

KandidatInnen bei ihren liebsten<br />

Tätigkeiten zeigt und in<br />

dem die KandidatIn ihren größten<br />

Wunsch nennen darf. Und<br />

wen wundert’s; „Recursos<br />

Humanos“ macht es möglich:<br />

<strong>Die</strong> Tochter, die im Ausland lebt<br />

wird zur Sendung eingeflogen,<br />

der Bruder, der in Italien wohnt,<br />

wünscht seiner Schwester am<br />

Telefon alles Gute ... untermalt<br />

wird das Ganze von sentimentaler<br />

Gitarrenmusik, die auch<br />

dem resistentesten Zuschauer<br />

die Tränen des Mitgefühls über<br />

die Wangen laufen lassen soll.<br />

Im dritten Teil der Sendung dürften<br />

die KandidatInnen schon<br />

mal „Probe arbeiten“. Ausgestattet<br />

mit dem betriebseigenem<br />

Kittel – auf dem natürlich das<br />

Firmenlogo weithin sichtbar<br />

prangt – schwingen sie je nach<br />

Beschäftigung Besen und<br />

Feudel oder karren Tabletts<br />

durch die Gegend. Mit glücklichen<br />

Gesichtern erzählen sie,<br />

wie schön es doch gewesen sei,<br />

wieder zu arbeiten. Danach<br />

stellt der zukünftige Chef noch<br />

einige Fragen und nach einer<br />

Showeinlage gibt es ein kurzes<br />

Fachgespräch z.B. darüber, wie<br />

sich Arbeitssuchende bei einem<br />

Bewerbungsgespräch verhalten<br />

sollten. Danach kommt es zum<br />

großen Finale: Das Fernsehpublikum<br />

darf per Ted entscheiden,<br />

welche/r KandidatIn diesmal<br />

die Nase vorn hat. <strong>Die</strong> Entscheidungen<br />

sind meist knapp<br />

und die Zuschauer wählen häufig<br />

die KandidatIn, die unter<br />

den schwersten Lebensbedingungen<br />

zu leiden hat. Der wirk-<br />

liche Gewinner ist allerdings<br />

der Arbeitgeber, er spart sich<br />

nicht nur Annoncen in der Zeitung,<br />

die Bearbeitung der Bewerbungsunterlagen<br />

und die<br />

Bewerbungsgespräche, sondern<br />

hat eine Stunde lang zur besten<br />

Fernsehzeit die beste Werbung,<br />

die er sich vorstellen kann. Der<br />

Betrieb und das Produkt werden<br />

ausgiebig vorgestellt und er<br />

darf sich der Masse als humanitärer<br />

Wohltäter präsentieren.<br />

Den krönenden Abschluss<br />

der Sendung bildet die feierliche<br />

Unterzeichnung des offiziellen<br />

Arbeitsvertrages über ein<br />

halbes Jahr mit durchschnittlichem<br />

Einkommen und einer 40-<br />

Stunden-Woche. <strong>Die</strong> VerliererIn<br />

erhält als Trostpflaster wenigstens<br />

eine ½ jährige Krankenversicherung,<br />

die sich die meisten<br />

Menschen in Argentinien<br />

nicht mehr leisten können.<br />

<strong>Die</strong> ersten Nachahmer gibt es<br />

schon: in Hongkong spielen<br />

gleich drei KanditatInnen beim<br />

Sender ATV um einen Arbeitsplatz<br />

und auch in Deutschland<br />

soll die neue Game-Show um<br />

den Existenzkampf beim Sender<br />

NEUN LIVE in naher Zukunft<br />

über den Äther gehen. Na<br />

dann: Schöne neue Fernseh-<br />

Welt.


10<br />

GLIEDERUNGEN<br />

<strong>Die</strong> Idee zur<br />

Wir-AG... nur teilen ist schöner<br />

Bastian Zimmermann, Bezirk<br />

Braunschweig<br />

<strong>Die</strong> Braunschweiger Falken haben<br />

in diesem Jahr eine Wir-AG<br />

gegründet, weil es bei uns Falken<br />

um die Teilhabe an Gesellschaft,<br />

an Tätigkeit und am<br />

Reichtum kollektiver Selbstbildung<br />

geht. Uns ist wichtig,<br />

die Menschen und ihr Tätigsein<br />

in den Vordergrund zu stellen.<br />

Das wird mit dem Hartz-Papier<br />

verhöhnt! Seine „Ich-AG“<br />

diffamiert Arbeitslosigkeit und<br />

Armut als individuelle Verweigerung.<br />

Ein Individuum soll<br />

eine Gesellschaft bilden, erzwungene<br />

Untätigkeit auf eigenes<br />

Risiko überwinden. Ein<br />

höchst menschenverachtender<br />

Missgriff sozialpolitischer Steuerung<br />

des Arbeitsmarktes. Dabei<br />

wird von überbezahlten Mächtigen<br />

das Ziel einer Vollbeschäftigung<br />

vorgegaukelt, die nicht<br />

machbar ist. Sie erklären uns,<br />

dass die Arbeitslosen das Ziel<br />

verhindern, nicht etwa die fehlenden<br />

Jobs.<br />

<strong>Die</strong> WIR-AG ist eine kleine<br />

Antwort der Falken auf einen<br />

„Casinokapitalismus“, der weder<br />

funktioniert, noch Teilhabe<br />

erlaubt. Unser Kollektiv ist eine<br />

menschliche Antwort auf die<br />

Bilanzfälschung der Politik,<br />

Menschen betriebswirtschaftlich<br />

auszusondern.<br />

Wir Falken geben vielen jungen<br />

Menschen die Möglichkeit,<br />

in kollektiver Selbstbildung<br />

miteinander und voneinander<br />

ein Menschenbild zu<br />

erfahren, in dem Respekt und<br />

Solidarität wesentlich sind. Sich<br />

selbstorganisiert die Welt anzueignen<br />

bringt vielschichtiges<br />

soziales Erleben und Kompetenz.<br />

Wer so etwas erleben konnte,<br />

würde wahrscheinlich darauf<br />

verzichtet haben, Menschen<br />

derart zu verhöhnen!<br />

Kinder sind heute die Altersgruppe,<br />

die am häufigsten von<br />

Armut bedroht ist. Etwa 2,8<br />

Millionen Kinder wachsen in<br />

der Bundesrepublik in Armut<br />

auf, also jedes fünfte Kind (bis<br />

15 Jahren). Dagegen wäre viel<br />

zu tun, in einem reichen Land.<br />

Doch was heißt denn nun eigentlich<br />

einkommensschwach<br />

in Deutschland?<br />

Schwach, benachteiligt, irgendwie<br />

abwertend, oder? Ist es<br />

das Gegenteil von reich? Gibt<br />

es nicht auch Reichtum, der<br />

nichts mit Geld zu tun hat?<br />

Reichtum, der das Leben der<br />

Menschen, zumal der jüngsten,<br />

bereichert? Und ist der nicht<br />

wichtig? Fragen über Fragen,<br />

die nach Antworten verlangten.<br />

Eine fanden wir relativ<br />

schnell – es gibt ein reiches<br />

Erbe an sozialem Reichtum in<br />

unserem Kinder- und <strong>Jugend</strong>verband.<br />

<strong>Die</strong> solidarische Gemeinschaft,<br />

der selbstbestimmte<br />

Freiraum und das, was unser<br />

Gruß „Freundschaft“ alles ausdrückt,<br />

ist ein Reichtum, den<br />

wir gern weitergeben wollen. Es<br />

wäre doch schade, wenn er dort<br />

bliebe. Denn er vermehrt sich,<br />

wenn wir ihn teilen. Doch schon<br />

waren wir in der Realität angekommen.<br />

Damit Kinder unseren<br />

Reichtum z. B. in unserem Zeltlager<br />

erleben können, braucht<br />

es Geld, das zu finanzieren.<br />

Geld, das die Eltern vieler Kinder<br />

nicht haben. So schließt<br />

sich der Kreis. Ein günstiges<br />

Zeltlager ist eben nicht genug.<br />

Und deshalb gründeten wir die<br />

„Wir-AG“, um unserer Umwelt<br />

zu zeigen, dass unser Reichtum<br />

es wert ist, geteilt zu werden.<br />

Daran kann sich jeder beteiligen.<br />

Wir wollen kollektiv etwas<br />

beitragen, für unser Zeltlager<br />

und die Kinder, die einfach daran<br />

beteiligt gehören, Unterstützung<br />

zu finden. Wir können<br />

unseren Reichtum teilen.<br />

Den ersten Beitrag leisten wir<br />

HelferInnen mit je 100 Euro Unterstützung,<br />

statt irgendeine<br />

Aufwandsentschädigung zu<br />

nehmen. Wir sind schließlich<br />

freiwillig Arbeitende mit solidarischem<br />

Ziel!<br />

„Armut ist kein Schicksal,<br />

das man hinnehmen muss“<br />

Mit diesen Worten stellten<br />

die Braunschweiger Falken<br />

am 25. März ihre Aktion<br />

„Nur teilen ist schöner“, auf<br />

der Delegiertenversammlung<br />

der Braunschweiger IG Metall<br />

vor. <strong>Die</strong> Betriebsräte und<br />

Vertrauensleute der IG Metall<br />

kamen der Bitte um eine<br />

Spende gerne nach: Rund<br />

500 Euro kamen so bei der<br />

Delegiertenversammlung zusammen.<br />

Was bisher geschah ...<br />

Unser reiches Erbe verdanken<br />

wir zu großen Teilen Rosa Luxemburg<br />

und Karl Liebknecht.<br />

Sie sind zwei ermordete GenossInnen,<br />

die für kritische<br />

Selbstbestimmung der Menschen<br />

und gegen Militarismus<br />

und Ausgrenzung standen. Sie<br />

trugen bei, dass die Arbeiterjugend<br />

sich einstmals organisieren<br />

konnte.<br />

Ihr Sinnbild war der Auftakt<br />

in Form von Weinflaschen, die<br />

in einer kleinen Aktion zur Teilhabe<br />

an unserer Kampagne begrüßte.<br />

Mittlerweile gibt es ein<br />

großartiges Team, das die Aktion<br />

weiterhin trägt und voran<br />

treibt. Gerade wird fleißig an<br />

den „Wertpapieren“ und dem<br />

weiteren Ablauf gebastelt. Mit<br />

diesen gezeichneten „Wertpapieren“<br />

sollen unsere Ziele und<br />

Ideen unterstützt, Kinder beteiligt<br />

werden an dem Zeltlager,<br />

HelferInnen sich besonders<br />

qualifizieren und die Kindergruppen<br />

einen neuen Erlebnishorizont<br />

bekommen.<br />

Weitere Infos im Netz unter:<br />

www.rosa-und-Karl.de


„Eine<br />

StundeDemo ...<br />

als zehn Stunden Politikunterricht.“<br />

... ist besser<br />

Zitat von Stephanie<br />

Odenwald, Vorsitzende der<br />

GEW Hamburg<br />

GLIEDERUNGEN<br />

Weitere Bilder findet ihr auf: http://www.de.indymedia.org/2003/03/46570.shtml<br />

11<br />

Björn Oellers, LV Hamburg<br />

<strong>Die</strong>ser Ausspruch wurde anlässlich<br />

Einkesselungen und Prügeleien<br />

gemacht, mit denen die<br />

Polizei gegen eine Friedensdemonstration<br />

gegen den Irak-<br />

Krieg vorging.<br />

Zwischen 20 000 (Polizeiangabe)<br />

und 50 000 (Organisatorenangabe)<br />

SchülerInnen gingen<br />

am 24.3.03 in Hamburg auf<br />

die Straße, um ihre Ablehnung<br />

dieses Krieges kundzutun. Gegen<br />

ihre Transparente, Spruchschilder<br />

und Parolen ging die<br />

Polizei mit Schlagstöcken, Wasserwerfern<br />

und Kabelbindern als<br />

Handfesseln vor.<br />

<strong>Die</strong> Bezeichnung dieses<br />

Skandals als Politikunterricht<br />

durch die GEW Vorsitzende ist<br />

gewiss bitter satirisch, aber<br />

nicht falsch. Es steht Staatskunde<br />

auf dem Stundenplan.<br />

Was sind Inhalt und Lehrmittel?<br />

Linke Staatskritik greift häufig<br />

auf folgenden Satz Friedrich<br />

Engels’ zurück: „Der moderne<br />

Staat, was auch seine Form, ist<br />

eine wesentlich kapitalistische<br />

Maschine, Staat der Kapitalisten,<br />

der ideelle Gesamtkapitalist.“<br />

1 <strong>Die</strong>s als Ansatzpunkt<br />

genommen, dient das Verhalten<br />

des Staats den „Gesamtkapitalisten,<br />

d.h. der Klasse der Kapitalisten“.<br />

2 Was von Kapitalisten<br />

zu erwarten ist kann am Verhalten<br />

der Staatsgewalt abgelesen<br />

werden. Im Falle des 24.3.03<br />

in Hamburg sieht dieses folgendermaßen<br />

aus:<br />

<strong>Die</strong> SchülerInnen „sahen<br />

hinter sich Polizisten in Kampfmontur,<br />

die einen <strong>Jugend</strong>lichen<br />

mit Knüppeln zusammenschlugen.<br />

Obwohl der Junge längst<br />

am Boden lag, traten die Polizisten<br />

immer wieder nach.“ Einige<br />

mussten dem Wasserwerfer<br />

weichen: „Es brach Panik aus –<br />

gerade bei den Elf- und Zwölfjährigen.<br />

Durch die Wucht des<br />

Wassers stürzten sie, manche<br />

wurden übertrampelt.“ Andere<br />

wurden von den Polizisten in<br />

Kampfmontur zusammengetrieben:<br />

„Im Kessel befanden<br />

sich Mädchen und Jungen im<br />

Alter ab etwa zwölf Jahren. Sie<br />

waren verängstigt und völlig<br />

ruhig. Dann begannen die Polizisten<br />

die Kinder mit Handschellen<br />

gefesselt in einen HVV-<br />

Gelen<strong>kb</strong>us zu bringen.“ <strong>Die</strong>se<br />

Beschreibungen entstammen<br />

nicht etwa einer linken Berichterstattung,<br />

sondern sind aus der<br />

Springerpresse (Hamburger Abendblatt<br />

vom 27.3.03), die bekanntlich<br />

über jede kritische<br />

Neigung erhaben ist.<br />

Mit dem Abtransport der Kinder<br />

und <strong>Jugend</strong>lichen war die<br />

Tortur nicht zu Ende. <strong>Die</strong> Hamburger<br />

Morgenpost (27.3.03)<br />

berichtet, dass den SchülerInnen<br />

die Handys entwendet und auf<br />

der Polizeiwache Tascheninhalte<br />

und Schmuck abgenommen<br />

wurden. Dem folgte, dass<br />

Mädchen und junge Frauen sich<br />

vor Polizisten entkleiden und<br />

Leibesvisitationen über sich ergehen<br />

lassen mussten, wie im<br />

Fall einer 16 Jährigen: „Auf der<br />

Wache musste sie sich ausziehen<br />

und in die Unterwäsche sehen<br />

lassen. Dabei hatte sie ihre<br />

Regel und seit Stunden keinen<br />

Hygienewechsel machen dürfen.“<br />

<strong>Die</strong> trockene Erkenntnis aus<br />

diesem skandalösen Lehrstück<br />

über Staatsmacht könnte folgendermaßen<br />

lauten:<br />

Zur Herrschaft des Kapitals<br />

gehören grobe Gewalt, Willkür<br />

und Schikanierung. Wer ihr ausgesetzt<br />

ist, kann auf keinerlei<br />

Rücksicht oder Recht hoffen. Je<br />

größer die Bewegung auf der<br />

Strasse, desto härter wird zugeschlagen.<br />

Eine Dynamisierung<br />

der Bewegung gilt es auf alle<br />

Fälle zu verhindern.<br />

Der Politikunterricht ist noch<br />

nicht abgeschlossen, auch das<br />

Nachspiel kann für eine Lektion<br />

herhalten. Reaktion von<br />

Polizeisprecher R.Fallak: „<strong>Die</strong>se<br />

Vorwürfe gehen am Thema<br />

vorbei.“ Das Problem sind nicht<br />

prügelnde Polizisten, sondern<br />

telefonierende SchülerInnen:<br />

„Mit den Handys hätten die <strong>Jugend</strong>lichen<br />

ja statt ihrer Eltern<br />

auch Verstärkung anfordern<br />

können, das ist problematisch.“<br />

Sie hätten andere 11- und 12<br />

Jährige angerufen und die hätten<br />

den Polizisten in Kampfmontur,<br />

wenn man dem Polizeisprecher<br />

glaubt, so richtig eingeheizt.<br />

Zur Ohnmacht der Schikanierten<br />

kommt der Hohn der<br />

Bemächtigten.<br />

Es gilt auch, die Möglichkeit<br />

der Wiederholung im Keim zu<br />

ersticken. Gegen Lehrer sollen<br />

Disziplinarmaßnahmen eingeleitet<br />

werden, weil sie Schüler-<br />

Innen während der Unterrichtszeit<br />

auf die Demonstration gelassen<br />

haben. Schulleiter sind<br />

zur Denunziation aufgerufen,<br />

indem sie aufgefordert werden,<br />

Listen mit den Namen der entsprechenden<br />

Lehrer an die<br />

Schulbehörde zu geben. Gleichzeitig<br />

wird eine Aufklärung der<br />

Geschehnisse verhindert: die<br />

Videoaufzeichnungen der Polizei<br />

bleiben verschlossen. Zudem<br />

versucht die kapitalfreundliche<br />

Springerpresse, die<br />

Bewegung zu spalten, indem sie<br />

gegen linke Gruppen hetzt, die<br />

Demonstrationen für eigene<br />

Ziele missbrauchen würden.<br />

Der „ideelle Gesamtkapitalist“<br />

zeigt sich dieser Tage in<br />

markanter Pracht. Der eine lässt<br />

in Irak morden und zerstören,<br />

der andere in Hamburg prügeln,<br />

schikanieren und denunzieren.<br />

Was im einen Falle kapitalistischen<br />

Interessen dient, muss im<br />

anderen die Artikulation von<br />

Interessen verhindern. Das Problem<br />

sind nicht ‚gute’ und<br />

‚schlechte’ Demonstrierende:<br />

Neben den seit Monaten stattfindenden<br />

Demonstrationen für<br />

den Bauwagenplatz Bambule,<br />

dem wachsenden Unmut über<br />

Kürzungen im Sozialbereich<br />

und der wachsenden Kritik am<br />

Olympia-Schwachsinn ist nicht<br />

auch noch eine kritische <strong>Jugend</strong><br />

zu gebrauchen. Solche Konflikte<br />

aber sind ein Schlüssel zum<br />

Verständnis des Kapitalismus.<br />

Ihre Erfahrung ist in der Tat besser<br />

als jedes Lehrbuch. Lasst<br />

uns gewissenhaft die Hausaufgaben<br />

machen.<br />

1<br />

F. Engels, ‚<strong>Die</strong> Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft’ in MEW 19, S.222<br />

2<br />

K.Marx, Das Kapital, in MEW 23, S.249


12<br />

peace<br />

globalaction for<br />

IUSY-Festival 2003 in Kammena Vourla, Griechenland,<br />

INTERNATIONALES<br />

23.7. – 29.7.2003<br />

Das Festival in<br />

Griechenland<br />

„Welcome to the IUSYfestival<br />

– festival de la<br />

IUSY”<br />

Wer auf dem letzten IUSY-Festival<br />

in Malmö dabei war, erinnert<br />

sich garantiert an diesen<br />

Spruch, der mindestens 20 Mal<br />

am Tag per Lautsprecher über<br />

das Festivalgelände gellte.<br />

Auch wenn ich damals ziemlich<br />

genervt war, immer wieder<br />

den gleichen neun Worte zu<br />

hören, habe ich heute, wenn ich<br />

etwas über das IUSY-Festival<br />

höre, sofort diesen Spruch in<br />

meinen Ohren und die Bilder<br />

vom letzten Festival vor Augen:<br />

Tausende von jungen Sozialist-<br />

Innen, die sich eine Woche in<br />

Malmö getroffen haben um gemeinsam<br />

zu diskutieren, zu feiern<br />

und politisch aktiv zu werden.<br />

Da war z.B. die Eröffnungsveranstaltung,<br />

bei der wir uns<br />

darüber aufgeregt haben, dass<br />

wir keine Fahnen mit ins Großzelt<br />

nehmen durften und einer<br />

von uns am Zeltmast hochgeklettert<br />

ist, um unsere Fahne<br />

hoch oben anzubinden oder die<br />

Internationale, die wir mit tausenden<br />

Menschen gesungen<br />

haben und das in zig verschiedenen<br />

Sprachen – ein echtes<br />

Erlebnis. Bei Großveranstaltungen<br />

konnten wir den Ministerpräsidenten<br />

aus Südafrika<br />

Thabo Mbeki sprechen hören<br />

oder mitbekommen, wie unsere<br />

Freunde von der <strong>Sozialistische</strong>n<br />

<strong>Jugend</strong> Österreich den SPÖ-Vorsitzenden<br />

Gusenbauer bei einer<br />

Veranstaltung im Falkenzelt<br />

buchstäblich auseinander genommen<br />

haben. Spitze waren<br />

auch die Riesenparty mit „44<br />

Leningrad“ im Falkenzelt, bei<br />

der wir hinter der Theke der<br />

Drushbar die Nacht beim Bier<br />

ausschenken durchgetanzt haben<br />

oder das Kennen lernen<br />

von Menschen aus der ganzen<br />

Welt - nachmittags beim Boomerang<br />

bauen im Art & Craft Zelt.<br />

Menschen kennen lernen - das<br />

war das wichtigste überhaupt.<br />

Wann hat man denn sonst schon<br />

die Möglichkeit, SozialistInnen<br />

aus Argentinien, Nepal,<br />

Gambia, Indonesien, Barbados,<br />

Weißrussland, Armenien, Finnland<br />

oder Swasiland kennenzulernen?<br />

Und mit denen konnte<br />

man nicht nur den normalen<br />

„Urlaubs smalltalk“ machen,<br />

sondern viel über Kultur, Gesellschaft<br />

und Politik in ihren Heimatländern<br />

herausfinden.<br />

Tagsüber gibt es in den verschiedenen<br />

Themenzelten unterschiedliche<br />

Workshops und<br />

Seminare, in denen man sich<br />

intensiv mit Menschen aus aller<br />

Welt zu den verschiedensten<br />

Themen austauschen kann. <strong>Die</strong><br />

Themen sind untern anderem<br />

Frauen, Queer, Studierende,<br />

Frieden, Kampagnen oder Arbeit.<br />

Jeden Tag wird es am frühen<br />

Abend im Großzelt eine zentrale<br />

Podiumsdiskussionsveranstaltung<br />

geben. Zu diesen Veranstaltungen<br />

werden sehr interessante<br />

DiskutantInnen erwartet.<br />

Zum Festival nach Kammena<br />

Vourla sind viele PolitikerInnen,<br />

Intellektuelle und andere interessante<br />

Leute eingeladen. <strong>Die</strong><br />

Hauptthemen des IUSY-Festivals<br />

sind in diesem Jahr: Frieden,<br />

Menschenrechte, Gleichheit<br />

und zur Zukunft des Sozialismus<br />

geben.<br />

Im Abendbereich wird es ein<br />

sehr breites kulturelles Angebot<br />

von Disco, Konzerten, Kino und<br />

natürlich spontanen Strandparties<br />

geben, da das Festivalgelände<br />

direkt am Mittelmeer<br />

liegt.<br />

Das IUSY-Festival findet auf<br />

einem Campingplatz in Kammena<br />

Vourla, 100 km nördlich<br />

von Athen statt. Das baumreiche<br />

schattige Gelände liegt außerhalb<br />

des Ortes direkt am Mittelmeer,<br />

der leicht wehende<br />

Wind vom Meer sorgt für Abkühlung<br />

in der Mittagshitze.<br />

Wir werden dort mit 12-20 Personen<br />

in einem Zelt schlafen.<br />

Während des IUSY-Festivals<br />

wird es Halbpension geben,<br />

Frühstück und Abendbrot. Zudem<br />

bestehen zahlreiche Möglichkeiten,<br />

sich auf eigene Kosten<br />

auf dem Festivalgelände<br />

zusätzlich zu verpflegen.


INTERNATIONALES<br />

13<br />

Falken mischen sich ein<br />

Wir als SJD - <strong>Die</strong> Falken haben<br />

uns in der Vergangenheit<br />

immer aktiv in das Festivalprogramm<br />

eingebracht. Das<br />

werden wir auch dieses Mal tun.<br />

Ob nun durch die Mitgestaltung<br />

des Frauenzeltes oder des<br />

Queerdoms oder durch Workshops<br />

in den Themenzelten und<br />

peppige Aktionen. Wir beteiligen<br />

uns aktiv und prägen dadurch<br />

auch die IUSY. Außerdem<br />

werden wir gemeinsam mit der<br />

SJÖ ein Zelt haben, in dem<br />

abends Falkenkultur live zu erleben<br />

sein wird ... Zur Planung<br />

des Falkenbeitrages auf dem<br />

Festival gibt es vom 16. –<br />

18.05.2003 ein Vorbereitungsseminar<br />

im Salvador- Allende-<br />

Haus (SBZ).<br />

... Fotos von damals und heute<br />

... IUSY-Festival - Politik, Party und Freundschaft<br />

... wir sind dabei!<br />

Wie kann ich dabei sein?<br />

Frage in deiner Gliederung,<br />

ob ihr mit ein paar Leuten gemeinsam<br />

hinfahren wollt, wenn<br />

ja, kümmert sich deine Falkengliederung<br />

vor Ort um die Organisation<br />

der Fahrt.<br />

Wenn deine Gliederung keine<br />

eigene Fahrt organisiert,<br />

wende dich einfach an Hajo<br />

Ruttke im Bundesbüro: Tel:<br />

(0228)3 69 38-15 oder Mail:<br />

hajo.ruttke@sjd-die-falken.de.<br />

Aktuelle Festival-Infos findest<br />

du auf der IUSY-Homepage<br />

(www.iusy.org ) oder direkt auf<br />

der Festival-Homepage:<br />

www.iusyfestival2003.gr<br />

Wenn du immer über den<br />

Stand der Vorbereitungen informiert<br />

werden möchtest, kannst<br />

du dich bei hella.meyering-<br />

@sjd-die-falken.de melden, um<br />

in den IUSY-Festival Info-E-<br />

Mail -Verteiler aufgenommen zu<br />

werden.<br />

Das ist die IUSY, die<br />

International Union of<br />

Socialist Youth.<br />

1907 wurde auf Initiative<br />

von Karl Liebknecht die <strong>Sozialistische</strong><br />

<strong>Jugend</strong>internationale<br />

(SJI) in Stuttgart gegründet. <strong>Die</strong><br />

Internationale war zunächst vor<br />

allem auf Westeuropa beschränkt.<br />

<strong>Die</strong> Hauptmotivation<br />

bei der Gründung der SJI war<br />

der Kampf gegen die Militarisierung.<br />

<strong>Die</strong> SJI zerfiel 1914 mit<br />

dem Ausbruch des 1. Weltkrieges.<br />

Nach dem Krieg wurde sie<br />

zwar wiedergegründet, erlangte<br />

aber nicht wieder ursprüngliche<br />

Bedeutung. Bis zum deutschen<br />

Faschismus war das Sekretariat<br />

der SJI abwechselnd in<br />

Deutschland und Österreich,<br />

was auch die herausragende<br />

Stellung der SAJ und SJÖ herausstrich.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wurde<br />

sie 1946 als Internationale<br />

Union der <strong>Sozialistische</strong>n <strong>Jugend</strong><br />

(IUSY) wiedergegründet.<br />

In den 50er Jahren wurden viele<br />

außereuropäische Organisationen<br />

in die IUSY aufgenommen,<br />

die auch in Führungsfunktionen<br />

kamen. Heute sind<br />

mehr als 140 Organisationen aus<br />

mehr als 100 Ländern Mitglied<br />

von IUSY und damit ist IUSY<br />

die organisatorisch umfassendste<br />

<strong>Jugend</strong>organisation der<br />

Welt. Ebenso breit ist die politische<br />

Fächerung der IUSY. Sie<br />

reicht von Young Labour<br />

Grossbritannien bis hin zu <strong>Jugend</strong>organisationen<br />

von<br />

(Ex)Befreiungsbewegungen aus<br />

Afrika oder Lateinamerika.<br />

Inhaltliche Arbeit der IUSY<br />

... ist durch eine Kampagnenorientierung<br />

geprägt. <strong>Die</strong><br />

Kampagnen stehen im Zusammenhang<br />

mit dem jeweiligen<br />

inhaltlichen Zweijahresschwerpunkt.<br />

Für die Jahre 2001-2003<br />

ist der inhaltliche Schwerpunkt<br />

„Global Governance for Peace<br />

– Globale Herrschaft für den<br />

Frieden“. Der Höhepunkt der<br />

Arbeit der IUSY ist alle 3-4 Jahre<br />

das IUSY-Festival. Daneben<br />

gibt es eine Reihe von regionalen<br />

Aktivitäten im Rahmen des<br />

Schwerpunkt, wie etwa den Balkan<br />

Round Table, dem regelmäßigen<br />

Treffen aller Organisationen<br />

aus der Balkanregion<br />

oder etwa dem Nahen Osten.<br />

Auch hier gibt es einen<br />

Dialogprozess zwischen den israelischen<br />

und palästinensischen<br />

Organisationen, der von<br />

der IUSY moderiert wird.<br />

Wir als SJD-<strong>Die</strong> Falken beteiligen<br />

uns zudem an zwei<br />

Arbeitszusammenhängen innerhalb<br />

des IUSY-Netzwerkes: Der<br />

LesBiGay-Working Group, vergleichbar<br />

mit dem Queerforum<br />

der SJD-<strong>Die</strong> Falken auf IUSY-<br />

Ebene, und der Feminist<br />

Working, dem Arbeitszusammenhang<br />

aller Frauen in der<br />

IUSY.


14<br />

Wer von uns kennt das nicht?<br />

Man sitzt abends gemütlich in<br />

einer Kneipe und trinkt ein Bier,<br />

man will gehen, ruft den Kellner,<br />

um zu bezahlen und dieser<br />

eröffnet einem, dass man für das<br />

soeben getrunkene Bier acht<br />

Euro bezahlen soll. <strong>Die</strong>s ist dann<br />

meistens der Augenblick, an<br />

dem man schweißgebadet und<br />

mit einem Angstschrei aufwacht,<br />

von seinem Partner oder<br />

seiner Partnerin in den Arm genommen<br />

und einem versichert<br />

wird, dass alles nur ein schlimmer<br />

Traum war. Leider half mir<br />

vor kurzem weder der Befreiungsschrei,<br />

noch war es ein<br />

Traum, nein, ich befand mich<br />

in Kopenhagen, der Kellner bestand<br />

auf den acht Euro und ich<br />

zahlte.<br />

<strong>Die</strong>s war aber nur einer der<br />

unzähligen Eindrücke, von denen<br />

ich Euch hier berichten will<br />

und – um ehrlich zu sein – der<br />

wohl unwichtigste.<br />

An dem Wochenende vom 5.<br />

bis 8. Dezember 2002, eine<br />

Woche vor den Verhandlungen<br />

über die EU-Osterweiterung,<br />

fand in Kopenhagen eine europäische<br />

<strong>Jugend</strong>konferenz mit<br />

280 <strong>Jugend</strong>lichen aus allen europäischen<br />

Ländern statt, die<br />

den Titel „YOUROPA – the<br />

future of Europe“ trug, und an<br />

der ich als Vertreter der SJD –<br />

<strong>Die</strong> Falken teilnehmen durfte.<br />

Veranstalter waren das dänische<br />

Bildungsministerium, das<br />

Danish Youth Council in Zusammenarbeit<br />

mit dem European<br />

Youth Forum. Damit auch<br />

Ihr einen Eindruck von dem bekommt,<br />

was dort wie diskutiert<br />

wurde, schreibe ich diesen Artikel.<br />

Schon am Anreisetag, überraschten<br />

uns die Veranstalter,<br />

indem sie uns eröffneten, dass<br />

noch für den gleichen Tag ein<br />

von 18.00 bis 4.00 Uhr dauerndes<br />

Rollenspiel vorgesehen war,<br />

was den TeilnehmerInnen aus<br />

den entfernteren Ländern wie<br />

Spanien, Portugal und Griechenland<br />

etwas unangenehm zu<br />

sein schien.<br />

Auch die Ausgangssituation<br />

des Rollenspiels war etwas gewöhnungsbedürftig.<br />

Wir schrieben<br />

inzwischen das Jahr 2020,<br />

waren Mitglieder des Europäischen<br />

<strong>Jugend</strong>-Parlaments und<br />

feierten den zehnten Geburtstag<br />

der europäischen Verfassung.<br />

<strong>Die</strong> EU umfasste inzwischen<br />

alle europäischen Länder, mit<br />

Ausnahme von Schweden,<br />

Schweden war nach einem Konflikt<br />

mit der EU, der zeitweise<br />

auch bewaffnet ausgetragen<br />

worden war, ausgetreten. Auch<br />

Schottland war kein Mitglied.<br />

<strong>Die</strong> europäische Regierung sah<br />

durch die extrem hohen Auswanderungszahlen<br />

von <strong>Jugend</strong>lichen<br />

die Wirtschaftskraft der<br />

EU bedroht, und hatte, anstatt<br />

etwas gegen die Gründe für die<br />

Abwanderung zu unternehmen,<br />

ein Gesetz erlassen, welches die<br />

EU-BürgerInnen bei Auswanderung<br />

verpflichten sollte, die in<br />

ihre Bildung investierten Gelder<br />

zurückzuzahlen. <strong>Die</strong>s führte<br />

zu großer Unzufriedenheit,<br />

besonders unter jungen Menschen,<br />

welche in ständigen<br />

Massendemonstrationen und<br />

Straßenschlachten mit der Polizei<br />

gipfelten.<br />

Um uns diese Konflikte zu<br />

verdeutlichen, waren eigens zu<br />

diesem Zweck Soldaten der dänischen<br />

Nationalgarde herangeholt<br />

worden, die dann, in Demonstranten<br />

und Polizei geteilt,<br />

Straßenschlachten in unserem<br />

Gebäude live aufführten. Besonders<br />

angenehm dabei war, dass<br />

die Soldaten, die die Polizei<br />

darstellten, in ihren eigenen<br />

Uniformen auftraten. Des Weiteren<br />

kam es dabei zu massiver<br />

Gewaltanwendung, die, wie einige<br />

von uns wohl auch schon<br />

am eigenen Leib erfahren haben<br />

dürften, durchaus real sind. Uns<br />

dies ständig vor Augen zu führen<br />

war meiner Meinung nach<br />

ebenso unnötig wie für das Rollenspiel<br />

irrelevant. Man bekam<br />

den Eindruck, als wollten die<br />

Veranstalter noch ein paar Action-Szenen<br />

einfließen lassen,<br />

damit uns nicht langweilig<br />

wird.<br />

Am Ende des Planspiels wurden<br />

wir zu guter letzt noch darüber<br />

informiert, dass die USA<br />

inzwischen einen Krieg gegen<br />

den Irak und zwei gegen China<br />

geführt hatte. Beide Kriege wurden<br />

in dem Eingangsvideo eindrucksvoll<br />

mit Bildern unterlegt,<br />

die mich ein wenig an die<br />

Berichterstattung während der<br />

Golf-Kriege und dem Angriff auf<br />

Afghanistan erinnerten. Wenn<br />

man die Äußerungen der Vertreter<br />

der amerikanischen Regierung<br />

bedenkt, ist dies nicht einmal<br />

so weit hergeholt; ich frage<br />

mich allerdings auch hier, ob<br />

das wirklich nötig war.<br />

Das Rollenspiel an sich verlief<br />

dann auch so, wie man es<br />

gemäß der Ausgangssituation<br />

erwarten konnte. Wir bekamen<br />

Varianten vorgesetzt, über die<br />

wir dann abstimmen konnten,<br />

aber allein der Fakt, dass nach<br />

jeder Abstimmung schon eine<br />

neue, im voraus aufgezeichnete<br />

Videobotschaft über die Leinwand<br />

flimmerte, und unsere<br />

Abstimmungsvarianten immer<br />

vorgegeben wurden, ließ mich<br />

zu dem Schluss kommen, dass<br />

nicht wir es waren, die den Ausgang<br />

des Spiels bestimmten.<br />

Schöne Welt?<br />

... auf der europäischen <strong>Jugend</strong>konferenz verprügelt die dänische Nationalgarde sich selbst.<br />

INTERNATIONALES<br />

Thomas Jelitte, LV Sachsen<br />

neue<br />

Zum Schluss wurde dann<br />

auch beschlossen, dass die<br />

schwedischen Separatisten, die<br />

das Europäische Parlament besetzt<br />

hielten und die Mitglieder<br />

der Regierung als Geiseln genommen<br />

hatten, angegriffen<br />

werden sollten. Damit hatte sich<br />

dann auch das Problem, das die<br />

EU mit Schweden hatte, gleich<br />

im selben Atemzug erledigt. Alles<br />

in allem ja ziemlich realistisch<br />

- aber wenn das die Zukunft<br />

Europas sein soll wie die<br />

Veranstalter sie sich vorstellen,<br />

na dann prost Mahlzeit.<br />

Am zweiten Tag begannen<br />

dann die Workshops, die eher<br />

an Referate erinnerten und in<br />

denen die Möglichkeit zur Diskussion<br />

nicht wirklich gegeben<br />

war. Das lag wohl zum einen an<br />

der Auswahl der Referent-<br />

Innenen, - meist Mitglieder des<br />

EU-Konvents - und zum anderen<br />

an der zu großen Anzahl der<br />

TeilnehmerInnen.<br />

Am dritten Tag, fanden wir<br />

uns noch einmal zu verschiedenen<br />

Workshops zusammen, die<br />

diesmal zumindest die Möglichkeit<br />

der Auseinandersetzung<br />

boten, denn die Anzahl der<br />

Workshops war größer, und somit<br />

die Zahl der Teilnehmenden<br />

geringer, außerdem waren wir<br />

diesmal unter uns, und mussten<br />

uns keine „Gehirnwäsche-Alles-ist-super-Reden“<br />

von irgendwelchen<br />

Politikern über<br />

uns ergehen lassen.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse dieser Workshops<br />

wurden dann dem Plenum<br />

vorgetragen, zusammengefasst<br />

und am letzten Tag einem Mitglied<br />

des EU-Konvents übergeben.<br />

Inzwischen ist dieses Papier<br />

wahrscheinlich schon in<br />

einer der vielen EU-Schubladen<br />

verkramt, oder im Reißwolf gelandet.


INTERNATIONALES, KULTUR<br />

15<br />

Hörspiele<br />

Wenn ihr bei euch daheim die Sender nicht empfangen könnt, oder eh den ganzen Tag vor dem<br />

Rechner verbringt, können wir euch nur die freeware auf www.ir2.de zum Radiohören übers Internet<br />

empfehlen. <strong>Die</strong> UKW und MW Frequenzen lassen sich auf den Webseiten der Sender finden. Noch<br />

Fragen? Schreibt uns doch ne Mehl ...<br />

Alles in allem war es eine<br />

schöne Alibi-Veranstaltung der<br />

Dänischen Ratspräsidentschaft,<br />

wo viele nette Fotos von Politikern<br />

mit <strong>Jugend</strong>lichen gemacht<br />

wurden, und auf der die Politiker<br />

ganz interessiert waren, was<br />

wir, die <strong>Jugend</strong>lichen, über verschiedene<br />

Themen denken.<br />

Es gibt aber glücklicherweise<br />

auch erfreuliches zu berichten,<br />

womit die Veranstalter allerdings<br />

nicht allzu viel zu tun<br />

haben. Ich hatte die Möglichkeit,<br />

viele junge Menschen aus<br />

verschiedenen Ländern Europas<br />

kennen zu lernen, mich mit<br />

ihnen über ihre Erfahrungen und<br />

Ideen bei der Umsetzung der<br />

verschiedensten Ziele zu unterhalten,<br />

und den einen oder anderen<br />

darüber aufzuklären, wer<br />

die Falken sind.<br />

Auch wenn die Hoffnung<br />

vielleicht übertrieben ist, werden<br />

wir eventuell auf einer anderen<br />

Konferenz unter anderen<br />

Voraussetzungen eine Erklärung<br />

erarbeiten, auf der nicht<br />

„Visionen und Ideen über die<br />

Zukunft Europas“ steht, sondern<br />

in der wir das tun, was wir<br />

schon lange tun müssten.<br />

Wie sollen wir in Anbetracht<br />

der Tatsache, dass Millionen<br />

Euro jährlich in dunklen Kanälen<br />

versickern, in Form von<br />

Subventionen in die Taschen<br />

von Industriebonzen fließen<br />

oder dafür ausgegeben werden,<br />

Waffen zu bauen und Mörder<br />

auszubilden, denn weiter Bittsteller<br />

bleiben? Hoffentlich<br />

wird irgendwann über einer Resolution<br />

das Wort „Forderungen“<br />

stehen, und hoffentlich ist<br />

die Masse der Fordernden dann<br />

so groß, dass man ihnen auch<br />

Nachdruck verleihen kann.<br />

Mein erster Sony<br />

Als der zehnjährige Jotam einen<br />

Kassettenrekorder bekommt,<br />

ist keiner mehr vor<br />

ihm sicher. <strong>Die</strong> Liebesaffären<br />

seines Vaters, die Sitzungen<br />

beim Familientherapeuten,<br />

nichts entgeht seinem Sony.<br />

Auch die Erzählungen des<br />

polnischen Großvaters über<br />

seinen langen Weg in das<br />

neugegründete Israel und das<br />

Zerwürfnis mit dem<br />

fundamentalistischen Onkel<br />

hält er auf Tonband fest. So<br />

wächst Kassette für Kassette<br />

eine Chronik israelischer Geschichte<br />

der 80er Jahre.<br />

9.5., 16.5. zweiteilges Hörspiel,<br />

19.05 Uhr<br />

DeutschlandRadio Berlin,<br />

www.dradio.de<br />

„Wir sind ihre billige<br />

Reserve“. „Reform“ des<br />

Arbeitsmarkts in GBR<br />

Großbritannien gilt als Vorbild.<br />

Dort hat sich die Zahl<br />

der Erwerbslosen in 10 Jahren<br />

halbiert. Doch zu einem<br />

hohen Preis: Wer Arbeit hat,<br />

verdient noch lange nicht<br />

genug zum Leben. Eine der<br />

„aktivierenden Maßnahmen“,<br />

mit denen zur Annahme<br />

einer Arbeit gezwungen<br />

wird, ist der völlige Leistungsentzug.<br />

Ein Ausblick<br />

auf Schröders „Fördern und<br />

Fordern“ hierzulande?<br />

13.5. Feature, 19:15 Uhr,<br />

Deutschlandfunk,<br />

www.dradio.de<br />

TOP HIT leicht gemacht.<br />

In 50 Minuten an die<br />

Spitze der Charts<br />

Ihr wolltet schon immer mal<br />

eine Nummer 1 HIT schreiben<br />

und hatte nur Angst es<br />

wäre viel zu schwer. Blödsinn!<br />

Musikalisches Talent,<br />

eine schöne Stimme ...<br />

braucht ihr nicht! Und wenn<br />

ihr ein Instrument spielen<br />

könnt, solltet ihr es schnellstens<br />

an den Nagel hängen.<br />

Das einzige was ihr wirklich<br />

braucht ist ein paar Tage zeit<br />

und ein gähnend leeres Konto.<br />

In diesem Hörspiel erfahrt ihr<br />

alles was ihr für euren eigenen<br />

Superhit brauch. Also<br />

Zettel und Stift bereitlegen.<br />

27.5. Hörspiel, 20:10 Uhr<br />

Deutschlandfunk,<br />

www.dradio.de<br />

<strong>Die</strong> Reise nach<br />

Petuschki<br />

Wenedikt säuft sich durch<br />

Moskau, will endlich den<br />

Kreml sehen, gelangt jedoch<br />

immer nur zum Kursker<br />

Bahnhof. Endlich sitzt er im<br />

Zug nach Petuschki, bald im<br />

hochprozentigen „Dunstkreis“,<br />

die sich tragisch-komische<br />

und wirre Geschichten<br />

erzählen. Gogol, Lenin,<br />

Marx, Tschechow – sie alle<br />

nisten in Wenedikts Gedanken,<br />

die immer mehr verschwimmen<br />

bis in revolutionäre<br />

Phantasien. Ein grotesker<br />

Blick in den sowjetischen<br />

Alltag.<br />

21.6. Hörspiel, 20.05 Uhr<br />

Deutschlandfunk,<br />

www.dradio.de<br />

Projekt RAF<br />

Der Briefwechsel der RAF-<br />

Gefangen die in den siebziger<br />

Jahren in Stammheim im<br />

Hochsicherheitstrakt wird in<br />

diesem Hörspiel akustisch<br />

verarbeitet. RAF meets Slam<br />

Poetry und Funk. “Der Versuch,<br />

die Texte als Sprachund<br />

Musikmaterial zu verstehen,<br />

war die einzige Möglichkeit,<br />

abseits von sympathisierenden<br />

oder denunzierenden<br />

Kategorien an das<br />

Phänomen RAF heranzugehen.“<br />

Schrieb der Autor<br />

selbst.<br />

16.6. Hörspiel, 23:05 Uhr<br />

WDR 3, www.wdr3.de


16<br />

LESERBRIEFE<br />

Leserbriefe<br />

... zum Heftschwerpunkt „Nahost“<br />

der AJ 03/02<br />

Leserbriefe und Auszüge aus der Diskussion im<br />

SJ-Forum auf www.falken-info.de<br />

Florian Heiß, Bezirk Niederbayern<br />

- Oberpfalz<br />

„Ohne Auschwitz kein Staat<br />

Israel“ wäre meiner Meinung<br />

nach die Ausgangslage für die<br />

Debatte. Mit der industriellen<br />

Vernichtung von über 6 Millionen<br />

Menschen jüdischen Glaubens,<br />

dem Versuch der vollständigen<br />

Zerstörung der jüdischen<br />

Kultur, der Beteiligung eines<br />

Großteiles der deutschen Bevölkerung<br />

an der Vernichtung und<br />

Beraubung ihrer jüdischen Mitbürger,<br />

war bei Überlebenden<br />

und deren Angehörigen die<br />

Notwendigkeit eines eigenen<br />

Staates, in dem Menschen jüdischen<br />

Glaubens problemlos vor<br />

Verfolgung Zuflucht finden<br />

können, vollständig durchgesetzt.<br />

<strong>Die</strong> z.B. in der revolutionären,<br />

jüdischen Arbeiterbewegung<br />

vorhandenen Widerstände<br />

gegen den vor dem 2.Weltkrieg<br />

in großen Teilen bürgerlichen<br />

Zionismus waren gefallen.<br />

In dem amerikanischen Film<br />

„Tobruk“ (der den Einsatz jüdischer<br />

Brigaden gegen den Hitlerfaschismus<br />

mit zum Thema<br />

hat) findet sich folgender Satz,<br />

gesprochen von einem Mitglied<br />

der Brigade: „Wir gehen nach<br />

Hause, nach Israel. Wenn jemand<br />

in Zukunft Streit sucht,<br />

weiß er, wo er uns finden kann“.<br />

Natürlich gab es innerhalb<br />

der jüdischen Einwanderer reaktionäre<br />

Kräfte. Schweigen<br />

darf man frau/man allerdings<br />

nicht von den ebenso reaktionären<br />

Kräften, Terrororganisationen<br />

etc. die die panarabische<br />

Bewegung aufzubieten<br />

hatte. Ein großer Teil der Einwanderer<br />

hatte mit Militanz<br />

nichts am Hut - sie saßen auf<br />

Schiffen und warteten oder wurden<br />

zurückgeschickt. Wenn<br />

von der PLO auf der einen Seite<br />

geredet wird, muss von den jüdischen,<br />

den Terror ablehnenden<br />

und auf eine Regelung<br />

drängenden und einflussreichen,<br />

Arbeiterparteien auch gesprochen<br />

werden.<br />

Zum Teilungsplan (1947):<br />

Mit der palästinensischen Bevölkerung<br />

wurde dieser nicht<br />

abgestimmt – genauso wenig<br />

übrigens wie mit den jüdischen<br />

Einwanderern. Abgestimmt wurde<br />

er, wie so oft in der Geschichte,<br />

mit den herrschenden Eliten.<br />

Es ist einfach nicht richtig wenn<br />

Uwe schreibt: „Den ... Einwanderern<br />

war der Teilungsplan jedoch<br />

nicht genug“. <strong>Die</strong> „jüdischen“<br />

Verhandlungspartner<br />

nahmen vielmehr den Plan der<br />

UN postwendend an, die „palästinensischen“<br />

lehnten ihn kategorisch<br />

ab. Du schreibst: „Sie<br />

riefen 1948 den Staat Israel<br />

aus“. Richtig. Bitte schreibe<br />

aber hinzu: Sie riefen ihn in den<br />

Grenzen des Teilungsplans der<br />

UN von 1947 aus. <strong>Die</strong> palästinensische<br />

Seite rief den Staat<br />

„Palästina“ nach den Grenzen<br />

des Teilungsplans nicht aus.<br />

Uwe Ostendorf schreibt: „<strong>Die</strong><br />

arabischen Nachbarn entschieden<br />

daraufhin ihren palästinensischen<br />

Nachbarn zur Hilfe<br />

zu eilen und der erste Krieg<br />

bricht mit der Unabhängigkeit<br />

Israels vom Zaun.“ Du sprichst<br />

von „zur Hilfe eilen“. Das ist<br />

eine etwas abenteuerliche Auslegung<br />

der Situation. Der nach<br />

dem Teilungsplan gegründete<br />

israelische Staat wurde von<br />

ägyptischen, jordanischen, syrischen,<br />

irakischen und libanesischen<br />

Truppen angegriffen.<br />

<strong>Die</strong> jeweiligen Staatsführungen<br />

hatten dabei unterschiedliche<br />

Interessen, es bestand auch Uneinigkeit<br />

zwischen den angreifenden<br />

Staaten, ein Interesse<br />

hatten dabei alle nicht: Der palästinensischen<br />

Bevölkerung<br />

zur Hilfe zu eilen.<br />

Eine stetige Auseinandersetzung<br />

und Diskussion wäre, gerade<br />

wegen der fortschreitenden<br />

Angriffe auf das Existenzrecht<br />

Israels unbedingt von Nöten.<br />

Froh wäre ich natürlich sehr,<br />

wenn mir jemand die Intention<br />

dieser veränderten Fotografie<br />

auf der AJ-Rückseite erklären<br />

könnte!? 1. Weil ich den vermeintlichen<br />

Witz nicht verstehe.<br />

2. Weil ich da nur was reininterpretieren<br />

kann, und das<br />

wäre eine ziemlich fatale Aussage.<br />

3. Weil ich bei so einer auffälligen<br />

Rückseite richtiggehend<br />

Probleme kriege, die AJ<br />

noch Leuten in die Hand zu<br />

drücken...


Ekke Schröder, OV Darmstadt<br />

Nach dem 2 Weltkrieg verbanden<br />

auch viele nichtjüdische<br />

Linke mit der Gründung<br />

Israels, zumindest aber mit<br />

den Kibuzzen, die Hoffnung auf<br />

Impulse für eine sozialistische<br />

Gesellschaft. Eine Sicht, welche<br />

sich in den 70ern Jahren vor allem<br />

infolge des Palästinensischen<br />

und internationalen Terrorismus<br />

änderte.<br />

Terroristische Gruppen wie<br />

die RAF, 2. Juni bildeten sich<br />

relativ spontan und waren dementsprechend<br />

was die militärische<br />

Ausbildung anging meist<br />

recht schlecht vorbereitet. <strong>Die</strong><br />

PLO konnte hier Abhilfe schaffen,<br />

da sie sich unter anderem<br />

durch Ausbildungskurse für den<br />

bewaffneten Kampf finanzierte.<br />

Hierdurch wurden auch Sympathien<br />

für die „palästinensische<br />

Uwe Ostendorff, IFM-SEI, OV Merkstein<br />

Sache“ und internationale Vernetzung<br />

vorangetrieben. Auch<br />

waren deutsche Terroristen<br />

beteiligt,als ein israelisches<br />

Flugzeug nach Entebbe entführt<br />

wurde und die Geiseln<br />

nach Juden und Nichtjuden getrennt<br />

wurden. Und die Besetzer<br />

der Hamburger Hafenstrasse bestritten<br />

die Existenzberechtigung<br />

des Judenstaates, wie es<br />

einige „Linke“ wie der „Linksruck“<br />

heute noch tun. Bis zum<br />

Jahr 1972 war der israelisch-palästinensische<br />

Konflikt für die<br />

Weltöffentlichkeit ein Drittweltkonflikt<br />

wie jeder andere.<br />

Und wenn man mit offenen Augen<br />

durch die Welt geht fragt<br />

man sich ob heute die tägliche<br />

Dokumentation jeder Straßenschlacht<br />

Stein gegen Tränengas<br />

im Gaza-Streifen kein Zerbild<br />

LESERBRIEFE<br />

liefert es im vergleich zum täglichen<br />

Tod in Schwarz-Afrika,<br />

Kaschmir oder Sri Lanka. Dramatisch<br />

ändern sollte sich dies<br />

als bei den Olympischen Spielen<br />

in München das palästinensische<br />

Kommando „Schwarzer<br />

September“ israelische Sportler<br />

als Geiseln nahm. Auch wenn<br />

das Ziel Gefangene freizupressen<br />

nicht erreicht worden war:<br />

18 Monate nachdem die Weltöffentlichkeit<br />

live die deutsche<br />

Polizei bei dem Verpfuschen der<br />

Befreiung der israelischen Geiseln<br />

beobachten konnte, redete<br />

Arafat das erste mal vor der UN-<br />

Vollversammlung.<br />

Wenn man über Israel redet<br />

muss man auch über Israels<br />

Nachbarn reden, Autoritäre Regimes<br />

welche allzu oft gerne<br />

„die Juden ins Mittelmeer treiben“<br />

würden und gegen welche<br />

Israel sein Existenzrecht mit<br />

Waffengewalt durchsetzen musste.<br />

Länder wie der Libanon<br />

stellten oft genug Rückzugsraum<br />

für arabische Terroristen<br />

zur Verfügung. <strong>Die</strong> Bedrohung<br />

durch diese Nachbarn ist nicht<br />

zu unterschätzen. Ein Blick in<br />

den Atlas verrät beim Vergleich<br />

der Landfläche mit den Nachbarn,<br />

dass ein einziger für Israel<br />

verlorener Krieg das Ende der<br />

israelischen Existenz bedeutet<br />

und das im Gegenzug die arabische<br />

Landmasse für Israel ein<br />

unbezwingbarer Riese ist. Der<br />

Preis, den Israel hierfür zahlt, ist<br />

eine Existenz in ständiger Nervosität<br />

und ein riesiger Militärhaushalt<br />

um eine schlagkräftige<br />

Armee einsatzbereit zu halten.<br />

Viele Israelis würden dieses<br />

Geld wohl lieber in den Sozialstaat<br />

investieren.<br />

Häufig wird das Verhältnis<br />

Israels und der palästinensischen<br />

Flüchtlinge thematisiert.<br />

Aber an der Tragödie der Flüchtlinge<br />

wirken mindestens ebenso<br />

die arabischen Nachbarstaaten<br />

mit. <strong>Die</strong> Lösung des<br />

Flüchtlingsproblems war von<br />

arabischer Seite nicht erwünscht,<br />

sollte doch das Elend<br />

arabische Gebietsansprüche<br />

manifestieren und Israel international<br />

an den Pranger stellen.<br />

Zudem dient den feudalistischautoritären<br />

arabischen Regimes<br />

der demokratische Staat Israel<br />

als äußerer Feind, welcher auf<br />

die eigene Bevölkerung nach<br />

innen formierend und stabilisierend<br />

wirkt. Und ob die arabischen<br />

Regimes wirklich ein<br />

„freies“ und womöglich demokratisches<br />

Palästina akzeptieren<br />

werden ist fraglich, wäre dies<br />

dann doch womöglich in den<br />

Augen der Herrschenden ein<br />

gefährliches Gesellschaftsmodell<br />

auch für ihr eigenes Land.<br />

17<br />

Meine Einschätzung basiert auf<br />

regelmäßigen Kontakten in die<br />

Region und eigene Erfahrungen<br />

auch in den besetzen Gebieten.<br />

Daher bin ich so anmaßend zu<br />

sagen „ich weiß wovon ich<br />

rede“. Sicherlich könnte ich gelegentlich<br />

über die Aktivitäten<br />

der IFM-SEI in Israel/Palästina<br />

bzw. mit unseren Partnerorganisationen<br />

vor Ort berichten.<br />

In jedem Fall nehme ich es<br />

mal als Arbeitsauftrag, sowie<br />

meine Zeit es zulässt etwas mehr<br />

über das Falken-Projekt Middle<br />

East Youth For Peace zu berichten<br />

einschließlich deren Einschätzung<br />

der Lage. Zum anderen<br />

kann man sich zwar Objektivität<br />

nähern, aber diese nicht<br />

erreichen. Sich der Realität in<br />

Israel und Palästina zu nähern<br />

sollte dadurch geschehen, dass<br />

die verschiedenen Standpunkte,<br />

Erfahrungen und Lebensrealitäten<br />

einfließen.<br />

Das Zurückdrängen all jener<br />

linken Ideen und Institutionen,<br />

die einst Israel so einzigartig<br />

machten hat die dortige Linke<br />

mit ihrer Politik in Kauf genommen<br />

und wundert sich jetzt über<br />

ihre Schwäche. <strong>Die</strong> jetzige Situation<br />

nutzt nur den Reaktionären<br />

auf beiden Seiten. Auch<br />

wurde versäumt Brücken zur<br />

Linken nach Palästina zu schlagen.<br />

Denn auch dort gibt es mehr<br />

als genug KritikerInnen des<br />

Terrors und der undemokratischen<br />

Regierung Arafats. Gäbe<br />

es einen Staat Palästina, gäbe es<br />

Arafat nicht mehr. Der Sündenbock<br />

für alles Elend „Israel“<br />

würde wegfallen, sowie dies ja<br />

auch umgekehrt der Fall wäre.<br />

Genügend fähige Köpfe gibt es<br />

auf palästinensischer Seite. Und<br />

wer selbst Palästina besucht, der<br />

wird mehr Gemeinsamkeiten in<br />

Kultur u.ä. feststellen als offiziell<br />

existieren.<br />

Dass ich es mir mit der Aussage<br />

„der Schlüssel liegt in Israel“<br />

zu einfach mache bestreite<br />

ich. Nicht nur, dass ich hier Israelis<br />

von Avi Primor bis zu unseren<br />

GenossInnen von Hashomer<br />

Hatzair zitieren könnte. Das<br />

Kräfteverhältnis ist eindeutig.<br />

Wichtig bleibt festzuhalten,<br />

dass es ohne Auschwitz keinen<br />

Staat Israel gäbe und dementsprechend<br />

Israel ein Existenzrecht<br />

hat. <strong>Die</strong> Forderung nach<br />

einem palästinensischen Staat<br />

steht dem nicht entgegen. <strong>Die</strong>s<br />

sollte unumstößliche Meinung<br />

aller Falken sein.<br />

Der flache Witz auf der Rückseite<br />

wird der Ausgabe nicht<br />

gerecht und schreckt vielleicht<br />

Menschen ab, sich mit den ernsthaften<br />

Beiträgen im Inneren zu<br />

beschäftigen. Schade.


18VERANSTALTUNGEN<br />

Nie wieder<br />

Faschismus!<br />

Krieg<br />

Nie wieder<br />

Antifaschistisches Seminar in Mauthausen, Österreich<br />

Am zweiten Maiwochenende findet am Attersee wieder ein<br />

antifaschistische Seminar anlässlich der Befreiungsfeierlichkeiten<br />

des ehemaligen Konzentrationslagers statt. Hierzu<br />

laden die SJD – <strong>Die</strong> Falken und die <strong>Sozialistische</strong> <strong>Jugend</strong> Österreich<br />

alle interessierten <strong>Jugend</strong>lichen ein. Wir fahren nun schon<br />

seit mehreren Jahren Anfang Mai nach Österreich. Auch dieses<br />

Jahr werden wir die Gelegenheit nutzen, uns mit den Genossinnen<br />

und Genossen unserer Schwesterorganisation, der <strong>Sozialistische</strong>n<br />

<strong>Jugend</strong> Österreich (SJÖ) zu einem gemeinsamen<br />

Antifaschistischen Seminar mit über 150 TeilnehmerInnen aus<br />

der BRD und Österreich zu treffen. Am Samstag werden wir<br />

uns mit antifaschistischen Themen wie Kriegspropaganda,<br />

Asylpolitik, rechte <strong>Jugend</strong>kulturen, Widerstand oder der Geschichte<br />

des Konzentrationslagers Mauthausen auseinander<br />

setzen und am Sonntag gemeinsam die Befreiungsfeierlichkeiten<br />

im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen<br />

besuchen.<br />

<strong>Die</strong> Bayrischen GenossInnen wenden sich bitte direkt an das<br />

Büro der Falken aus NO (SJD – <strong>Die</strong> Falken Ndb. / Opf. Telefon:<br />

(0941) 582 65, email: buero@falken-in-no.de). Alle anderen<br />

Interessierten melden sich bitte schnellstmöglich im Bundesbüro<br />

unter der Nummer (02 28)3 6938-13 oder mailen an<br />

hella.meyering@sjd-die-falken.de.<br />

Gemeinsame Demo von SJD und SJÖ<br />

Das Krematorium<br />

Der Gefangenen-Alltag<br />

Eine Gaskammer<br />

Djihad und<br />

Judenhass<br />

Der Antisemitismus ist keine<br />

Beigabe zum Islamismus, sondern<br />

dessen Kern.<br />

Was treibt die Islamisten in<br />

Jerusalem und Moskau, Bali<br />

und New York zum suizidalen<br />

Massenmord? Was sind die ideologischen<br />

Grundlagen des<br />

Islamismus? Welche Bedeutung<br />

hat darin der traditionelle Antisemitismus<br />

und die Feindschaft<br />

zum Staate Israel? <strong>Die</strong>sen Fragen<br />

soll auf der Grundlage von<br />

Quellentexten wie der Charta<br />

der Hamas Terrororganisation<br />

nachgegangen werden.<br />

Seminar mit Matthias Küntzel,<br />

Politologe und Buchautor,<br />

am 31. Mai 2003, 10:00 Uhr bis<br />

17:00 Uhr, im Falkenhaus in<br />

Burgdorf, Mittelstr. 6, 31303<br />

Burgdorf.<br />

Das Seminar kostet inkl. Mittagessen<br />

10 Euro. Infos bekommt<br />

ihr bei den Hannoveraner<br />

Falken:<br />

Telefon 0511 - 62 82 97/98.<br />

Äktschen<br />

à la Card<br />

Gruppenstunde und keinen Bock abzuhängen? Noch nichts bei<br />

Falken gemacht aber Lust mit einigen Freunden ein Aktion zu<br />

starten? Dann ist die Aktionskartei genau richtig. Hier findet ihr<br />

nicht nur Ideen für gute Aktionen mit denen ihr bei Passanten<br />

punkten könnt, sondern auch Ideen, wie ihr im Zeltlager einen<br />

Tag mit eurer Gruppe verbringen könnt.<br />

<strong>Die</strong> Kartei bietet mehr als andere Karteien, sie ist nicht nur eine<br />

wilde Aufzählung von Methoden und Spielen, sondern bietet auf<br />

vielen Karten Aktionsvorschläge, die ihr mit den Methoden eurer<br />

Wahl mit euren Gruppen nutzen könnt.<br />

Dazu gibt es eine kleine Broschüre über Gruppenarbeit. Dort<br />

erfahrt ihr, was ihr beim Aufbau einer Gruppe beachten solltet und<br />

wie Gruppen funktionieren.<br />

<strong>Die</strong> Kartei ist noch lange nicht fertig, sie soll ein- bis zweimal<br />

im Jahr ergänzt werden. Und dazu brauchen wir eure Hilfe. Wenn<br />

ihr schon einmal eine supergute Aktion durchgeführt habt oder<br />

eine klasse Methode kennt, die noch nicht in der Kartei ist, schreibt<br />

sie einfach auf und schickt sie zum Bundesbüro (die Adresse steht<br />

im Impressum) Je mehr Aktionen und Methoden ihr uns schickt,<br />

desto besser wird die Kartei. Und je mehr Aktionen stattfinden,<br />

desto bunter werden die Innenstädte und Menschen auf die Falken<br />

aufmerksam!<br />

<strong>Die</strong> Kartei ist kostenlos (nur die Versandkosten müssen getragen<br />

werden) bei eurer Falkengliederung oder dem Bundesverband<br />

(Tel: 0228 369380) erhältlich.<br />

Irak-Krieg<br />

... und dann?<br />

Irakische StudentInnen und Falken aus Rheinland-Pfalz verbindet<br />

bereits eine längere Freundschaft. Jetzt organisieren<br />

die Falken gemeinsam mit der „Vereinigung Irakischer<br />

Stundenten e.V.“ eine internationale Sommerschule, zu der sie<br />

<strong>Jugend</strong>liche und junge Erwachsene zwischen 15 und 27 Jahren,<br />

AraberInnen, Deutsche und KurdInnen in die Eifel einladen,<br />

um über das Leben im Irak nach dem Krieg zu diskutieren.<br />

Politik, Kultur und gemeinsame Freizeit stehen auf dem<br />

Programm. <strong>Die</strong> VeranstalterInnen versprechen, dass alle Teilnehmenden<br />

„voneinander lernen und Spaß haben werden und<br />

dabei über zentrale Aspekte demokratischer Entwicklung diskutieren<br />

können“.<br />

1. 4. 2003: Internationale Sommerschule im Naturfreundehaus<br />

„Laacherseehaus“, Mendig/Eifel vom 3. bis 10. 8.2003. <strong>Die</strong><br />

Seminarsprachen sind Deutsch und Arabisch. Das Infoblatt<br />

zum Seminar könnt ihr bei den Rheinland-Pfälzer Falken, Tel:<br />

(0 6131) 68 93 39 oder auf unserer Homepage www.wirfalken.de<br />

bekommen.


Portraits von<br />

dabbelyu & co:<br />

Auch wenn das was sie tun<br />

nicht zum Lachen ist, hier<br />

zwei Links mit den schönsten<br />

Portraits von dabbelyu<br />

& co:<br />

AUFGEGABELT<br />

Neuer Internetauftritt<br />

der SJD-<strong>Die</strong> Falken<br />

<strong>Die</strong> Kommunikation im Internet wird eine zunehmend wichtigere<br />

Aufgabe.<br />

Mit dem Internetportal www.wir-falken.de (die alte Adresse<br />

www.sjd-die-falken.de führt dorthin) präsentiert der Bundesvorstand<br />

den Verband sich seit Ende Februar in einem neuen Design.<br />

Aber nicht nur das Design ist überarbeitet und modernisiert worden,<br />

auch der Umfang der Seite ist deutlich gewachsen.<br />

19<br />

http://winstars.free.fr/<br />

english/bush.html<br />

http://www.stopesso.com/<br />

funstuff/nose.html<br />

Das Mad-Magazine schlägt wieder zu ...<br />

Familienfeindlich,<br />

ungerecht, hinterlistig<br />

15. 1.2003, die Bundesregierung will die Mehrwertsteuer<br />

für Katzen- und Hundefutter von bislang 7 auf künftig 16<br />

Prozent anheben. Dazu erklärt Petra Pau, haustierpolitische<br />

Sprecherin der PDS im Bundestag:<br />

<strong>Die</strong> geplante Erhöhung wird mit „Mehreinnahmen“ und<br />

„Gleichbehandlung“ begründet. Dabei wird unterschlagen:<br />

Hündinnen und Hunde sowie Katzen und Kater galten<br />

bislang als Sozial-Partnerinnnen und -Partner. Deshalb<br />

wurden sie steuerbegünstigt. <strong>Die</strong> geplanten Mehreinnahmen<br />

durch Preiserhöhungen für spezifische Grundnahrungsmittel<br />

sind daher familienfeindlich.<br />

<strong>Die</strong> vermeintliche Gleichbehandlung ist für Millionen Frauchen<br />

und Herrchen eine Verschlechterung. Eine Alternative<br />

wäre, die zu hohe Mehrwertsteuer für Fisch- und Vogelfutter<br />

zu halbieren. Der rot-grüne Vorschlag hingegen ist sozial ungerecht.<br />

Er ist obendrein hinterlistig. Katzen und Hunde sind<br />

keine juristischen Personen, sie verfügen de facto auch<br />

über kein Streikrecht. Rot-Grün saniert sich wieder einmal<br />

auf dem Rücken Wehrloser.<br />

„Wir sehen die neue Seite wir-falken.de als Anlaufpunkt für<br />

politikinteressierte Menschen im Internet“, beschreibt der Bundesvorsitzende<br />

Marten Jennerjahn das neue Medium. „Unser Verband<br />

wendet viel Kraft und Zeit für inhaltliche Debatten, Positionen<br />

und die Vorbereitung unserer Aktionen aus. Mit der neuen<br />

Webpräsenz wollen wir in Zukunft unsere Arbeit transparenter<br />

gestalten und allen interessierten Menschen die Möglichkeit<br />

geben, sich umfassend und aktuell zu informieren.“<br />

Mit der neuen Internetpräsenz haben die Falken neue Möglichkeiten,<br />

für Veranstaltungen zu werben und Kampagnen durchzuführen.<br />

E-Cards und ein SMS-Modul sind ebenso vorgesehen<br />

wie Banner für politische Schwerpunktthemen.

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