Streitschlichten im Zeltlager - Sozialistische Jugend Deutschlands ...
Streitschlichten im Zeltlager - Sozialistische Jugend Deutschlands ...
Streitschlichten im Zeltlager - Sozialistische Jugend Deutschlands ...
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<strong>Streitschlichten</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />
Kinder unterstützen Kinder in Konflikten<br />
Ein Modellprojekt der<br />
<strong>Sozialistische</strong>n <strong>Jugend</strong> <strong>Deutschlands</strong><br />
Die Falken<br />
<strong>Sozialistische</strong> <strong>Jugend</strong> <strong>Deutschlands</strong> – Die Falken<br />
Bundesvorstand
Impressum<br />
Impressum<br />
<strong>Streitschlichten</strong> <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />
Kinder unterstützen Kinder in Konflikten<br />
Ein Modellprojekt der <strong>Sozialistische</strong>n <strong>Jugend</strong> <strong>Deutschlands</strong> – Die Falken<br />
1. Auflage 2000<br />
Herausgeberin:<br />
Redaktion:<br />
Texte:<br />
Satz und Layout:<br />
Druck:<br />
Redaktionsanschrift:<br />
SJD – Die Falken, Bundesvorstand<br />
Andrea Lummert<br />
Kerstin Bunte, Consolata Peyron, Kurt Faller<br />
Orange, Essen<br />
Druckerei Möller&Roche, Gelsenkirchen<br />
SJD – Die Falken<br />
Bundesvorstand<br />
Kaiserstr. 27<br />
53113 Bonn<br />
Tel.: (02 28) 22 10 55<br />
Fax: (02 28) 21 75 62<br />
e-mail: sjd.die.falken.buvo@t-online.de<br />
2
Inhalt<br />
Inhalt<br />
1. Vorwort<br />
2. Voraussetzungen des Modellprojektes<br />
3. Grundüberlegungen<br />
3.1. Eine andere Sicht auf Konflikte in der pädagogischen Arbeit<br />
3.2. Wir können unsere Konflikte selber lösen – Peer-Group-Education<br />
3.3. Eine neue Konfliktkultur einführen – Konfliktmanagement und Systemdesign<br />
3.4. Das Hexagon konstruktiver Konfliktbearbeitung<br />
3.4.1. Intervention<br />
3.4.2. Prävention<br />
3.4.3. Komptenzen<br />
3.4.4. Schlüsselpersonen<br />
3.4.5. Unterstützungssysteme<br />
3.4.6. Implementierung<br />
4. Auf die HelferInnen kommt es an<br />
4.1. Planung des Trainings für die HelferInnen<br />
4.1.1. Anknüpfen an den konkreten Bedarfen der TeilnehmerInnen<br />
4.1.2. Systemische Betrachtung der bestehenden Probleme<br />
4.1.3. Vermittlung von Techniken systemischer Gesprächsführung und Mediation<br />
4.1.4. Überlegungen zu strukturellen Veränderungen oder Modifizierung von Arbeitsabläufen<br />
4.2. Haltung und Arbeitsweise der Trainerin /des Trainers<br />
4.2.1. Ressourcenorientierung<br />
4.2.2. Prozessorientierung<br />
4.2.3. Beteiligungsorientierung<br />
4.3. Das Baustein-Konzept<br />
4.4. Durchführung des Trainings<br />
4.4.1. Einstieg<br />
4.4.2. Konflikt<br />
4.4.3. Konfliktanalyse<br />
4.4.4. Kommunikation<br />
4.4.5. Techniken der Vermittlung und Verhandlung<br />
4.4.6. Besonderheiten interkultureller Kommunikation<br />
4.4.7. Arbeit mit Gruppen<br />
4.4.8. Konfliktmanagement<br />
5. Die Kinder werden aktiv<br />
5.1. Die Ziele der Trainerinnen<br />
5.2. Die Vorbereitung der Kinder<br />
5.3. <strong>Streitschlichten</strong> <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />
5.3.1. Die Rahmenbedingungen <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />
5.3.2. Vernetzen und bekannt machen<br />
5.3.3. Die Gruppe<br />
5.3.4. Prinzipien und Regeln<br />
5.3.5. Üben und Praxis<br />
6. Die Auswertung<br />
6.1. Was hat es den Kindern gebracht?<br />
6.2. Die Auswertung durch die HelferInnen<br />
6.3. Auswertung der Trainerinnen<br />
6.4. Fazit<br />
7. Spiele und Übungen<br />
8. Literatur und Internet-Adressen<br />
3
Vorwort<br />
1.<br />
Vorwort<br />
Streiten gehört zum Alltag. Kinder wie Erwachsene<br />
haben damit Erfahrung. Manche<br />
erleben Streit als etwas befreiendes. Danach<br />
ist die Luft geklärt wie nach einem Gewitter.<br />
Manche Streitigkeiten nehmen jedoch kein<br />
Ende. Oder sie gehen auf Kosten des oder<br />
der Schwächeren. Manchmal kommt es zu<br />
Verletzungen – die Blessuren können körperlicher<br />
oder auch seelischer Natur sein.<br />
„Streitet ihr schon wieder?“ Oft müssen wir<br />
zusehen wie sich andere streiten. Viele, Erwachsene<br />
wie Kinder, finden das belastend.<br />
Manche kucken einfach weg. Wenn ein Streit<br />
eskaliert oder unfair verläuft, Schwächere zu<br />
Schaden kommen oder die gesamte Gruppenatmosphäre<br />
belastet, können wir nicht<br />
wegsehen. Aber was tun? Wenn Kinder streiten,<br />
finden manche Erwachsenen es hilfreich,<br />
die Streitenden zu trennen, „damit nichts<br />
schl<strong>im</strong>meres passiert.“ Sie zwingen sie zur<br />
Einigung, drohen ihnen Strafe an oder versuchen<br />
sie abzulenken. Im besten Fall lassen<br />
wir uns den Streit erläutern und versuchen<br />
zu schlichten.<br />
Kinder haben ein starkes Bedürfnis nach<br />
Gerechtigkeit und dass alle gleich behandelt<br />
werden. Wenn sie anderen Kindern be<strong>im</strong><br />
Streiten zukucken oder sich einmischen,<br />
kann es schon mal passieren, dass sie wie<br />
be<strong>im</strong> Fussballspiel den Schiedsrichter spielen.<br />
Einer muss ja recht haben!<br />
Wir wollten wissen, wie wir mit Streit von<br />
Kindern und Erwachsenen anders umgehen<br />
können. Ob es Methoden gibt, bei einem<br />
Streit den Streitenden zu helfen, ohne dass<br />
nachher eineR geschlagen vom Feld geht.<br />
Das Verfahren, das wir entdeckt haben, ist<br />
in den USA und Großbritannien entwickelt<br />
worden und nennt sich Mediation – das englische<br />
Wort für Vermittlung. Das Ziel der<br />
Mediation ist es, dass die Streitenden zu einer<br />
Einigung kommen, hinter der beide Seiten<br />
stehen. Es soll keine Sieger und Verlierer<br />
geben. Dazu kam die Idee, dass diese Vermittlung<br />
am besten läuft, wenn sie unter<br />
Gleichaltrigen passiert. Kinder also den Streit<br />
von Kindern schlichten.<br />
In der Bundesrepublik war dieses „Streitschlichter“-Verfahren<br />
bisher nur an Schulen<br />
und Kindergärten ausprobiert worden. Uns<br />
erschien die Idee, Mediation und Peer-<br />
Group-Education zu verbinden, wie geschaffen<br />
für unseren Verband – denn als Selbstorganisation<br />
von Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen,<br />
die sich Partizipation, Gleichberechtigung<br />
und solidarisches Miteinander auf die Fahnen<br />
geschrieben hat, bieten die Falken nicht<br />
nur gute ideelle Voraussetzungen, sondern<br />
mit ihrer Gruppenarbeit und ihren <strong>Zeltlager</strong>n<br />
auch ein gutes Praxisfeld. Das Bundeskinderlager<br />
1999 bot sich an, die Idee <strong>im</strong><br />
Verband bekannt zu machen und gleichzeitig<br />
auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen.<br />
4
Vorwort<br />
Deshalb hat der Bundesvorstand sich umgesehen<br />
und nach TrainerInnen gesucht, die<br />
die Methoden des friedlichen <strong>Streitschlichten</strong>s<br />
kennen und weitervermitteln können.<br />
Die Stiftung Deutsche <strong>Jugend</strong>marke e.V.<br />
hat uns dankenswerterweise finanziell unterstützt,<br />
damit wir vor dem Bundeskinderlager<br />
HelferInnen und Kinder aus verschiedenen<br />
Gliederungen trainieren und während<br />
des Bundeskinderlagers das Ganze in der<br />
Praxis erproben konnten. Auch dieses Buch<br />
wurde so erst möglich.<br />
Inzwischen haben wir die Erfahrung ausgewertet<br />
und aufgeschrieben. Mit der nun vorliegenden<br />
Dokumentation möchten wir euch<br />
die theoretischen Hintergründe des „<strong>Streitschlichten</strong>s“<br />
vermitteln, von den Helfertrainings<br />
berichten, den Ablauf der Streitschlichterausbildung<br />
für Kinder schildern und<br />
wie sie ihre Konflikte <strong>im</strong> Bundeskinderlager<br />
geklärt haben. Auf den Abdruck von Spielen<br />
und Übungen haben wir verzichtet. Es<br />
gibt umfangreiche Streitschlichter-Handbücher<br />
und Spielesammlungen, die detailliert<br />
Auskunft geben, welches Spiel an welchem<br />
Platz am besten eingesetzt werden kann. In<br />
dieser Ausführlichkeit würde der Abdruck<br />
hier den Rahmen sprengen. Andererseits<br />
sind viele Übungen urheberrechtlich geschützt<br />
und es ist schwierig, von Verlagen<br />
Abdruckgenehmigungen zu erhalten, wenn<br />
sie ihre Bücher selbst noch verkaufen wollen.<br />
Zum Schluss findet ihr daher eine ausführliche<br />
Literaturliste mit vielen Titeln, die für die<br />
Praxis sehr hilfreich sind. Wir möchten den<br />
Trainerinnen Kerstin Bunte und Consolata<br />
Peyron herzlich danken, die die Kinder trainiert<br />
und sie be<strong>im</strong> Schlichten unterstützt haben.<br />
Sie haben ihre Erfahrungen diesem<br />
Buch schriftlich beigesteuert. Wir möchten<br />
Kurt Faller danken, der die Helferinnen und<br />
Helfer in einem Basistraining auf ihre Aufgabe<br />
vorbereitet hat, den Kindern ein guter<br />
„Coach“ zu sein – damit niemand mit der<br />
„roten Karte“ den Zeltplatz verlassen muss.<br />
Und wir möchten den vielen Falken, den alten,<br />
mittelalten und ganz jungen danken,<br />
die sich auf das Exper<strong>im</strong>ent „<strong>Streitschlichten</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>“ eingelassen haben.<br />
Diesem Buch wünschen wir schließlich viele<br />
Leserinnen und Leser, die daraus Anregungen<br />
und Ideen beziehen und sich damit für<br />
eine verbesserte Konfliktkultur <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />
und <strong>im</strong> Verband einsetzen.<br />
Freundschaft!<br />
Hendrikje Adriani (Bundes-F-Ringleiterin)<br />
Andrea Lummert (Bundessekretärin)<br />
5
Voraussetzungen des Modellprojektes<br />
2.<br />
Voraussetzungen des<br />
Modellprojektes<br />
Jedes Jahr fahren Tausende von Kids mit den<br />
Falken ins <strong>Zeltlager</strong>. Sie erfahren dort in der<br />
Gemeinschaft mit anderen, wie sie gemeinsam<br />
ihren Alltag regeln, Spaß haben und<br />
sich für ein gemeinsames Ziel einsetzen können.<br />
Demokratie mit Kindern ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil der Falkenpädagogik, die<br />
ihre Wurzeln in der <strong>Sozialistische</strong>n Erziehung<br />
der Kinderfreundebewegung und Reformpädagogik<br />
der zwanziger Jahre hat.<br />
Aggressionen zwischen Kindern gehören<br />
zum Alltag – nicht nur – jeden <strong>Zeltlager</strong>s.<br />
Wenn Streitigkeiten zunehmen oder Kinder<br />
bei der Lösung ihrer Konflikte zu völlig unpassenden<br />
Mitteln körperlich und seelischer<br />
Gewalt greifen, fragen sich HelferInnen wie<br />
sie damit klar kommen sollen. Schwierigkeiten<br />
tauchen dann auf, wenn Kinder in<br />
ihrem sozialen Umfeld zuhause und in der<br />
Schule zu wenig Möglichkeiten haben, den<br />
Umgang mit anderen und das friedliche<br />
Lösen von Konflikten zu lernen.<br />
Wir wollen, dass die Kinder mitbest<strong>im</strong>men,<br />
sich selbst organisieren! Die Fähigkeit dazu<br />
hängt aber eng zusammen mit der Fähigkeit,<br />
eigene Interessen zu benennen, Konflikte<br />
zu erkennen und Kompromisse zu<br />
schließen.<br />
Das Modell „Streitschlichter <strong>im</strong> Kinderzeltlager“<br />
unterstützt Kinder darin, ihre Bedürfnisse<br />
selbstbewußt zu äußern, ihrem<br />
Zorn auf den Grund zu gehen, ihren Streit<br />
friedlich beizulegen und zu einem Interes-<br />
senausgleich zu kommen. Da die „Streitschlichter“<br />
Gleichaltrige sind, können Kinder<br />
deren Unterstützung eher annehmen.<br />
Kinder erweitern so ihre Kompetenzen und<br />
ihre Spielräume, in denen sie ihre Angelegenheiten<br />
ohne Erwachsene regeln können.<br />
Die Ziele <strong>im</strong> Einzelnen sind:<br />
1. Das Konzept der <strong>Zeltlager</strong>pädagogik der<br />
SJD – Die Falken über Methoden der<br />
Mediation und Peer-Group-Education weiterzuentwickeln,<br />
mit dem Ziel der Gewaltprophylaxe<br />
und der Verbesserung der<br />
Demokratiestrukturen <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>;<br />
2. ehrenamtliche GruppenhelferInnen zu<br />
qualifizieren, indem sie lernen, Konflikte früher<br />
zu erkennen, gezielter und effektiver auf<br />
sie zu reagieren und die Arbeit der „StreitschlichterInnen“<br />
zu fördern und abzusichern;<br />
3. Kindern mehr Partizipation zu ermöglichen,<br />
indem ihnen Formen konstruktiver<br />
Konfliktlösung vermittelt und sie zu „StreitschlichterInnen“<br />
ausgebildet werden.<br />
Die Diskussion um die <strong>Zeltlager</strong>grundsätze<br />
Zur Zeit wird <strong>im</strong> gesamten Verband über<br />
unsere Ansprüche an <strong>Zeltlager</strong> diskutiert, um<br />
die alten „<strong>Zeltlager</strong>grundsätze“ der SJD – Die<br />
Falken weiterzuentwickeln. Vom 19. Juli bis<br />
1. August 1999 fand daher erstmals seit<br />
zehn Jahren wieder ein bundesweites Kinder-<br />
6
Voraussetzungen des Modellprojektes<br />
zeltlager statt, um in der Vorbereitung und<br />
Durchführung dieses Bundeskinderlagers ein<br />
gemeinsames Praxisfeld für konzeptionelle<br />
Verbesserungen der <strong>Zeltlager</strong>pädagogik zu<br />
haben.<br />
Bei der ganzen Debatte kommen <strong>im</strong>mer<br />
wieder Themen hoch wie z.B. „Gewalt und<br />
Aggressionen abbauen“ oder „Demokratie<br />
mit Kindern besser gestalten“.<br />
Das Bundeskinderlager bot die einmalige<br />
Möglichkeit, das Modell „Streitschlichter <strong>im</strong><br />
Kinderzeltlager“ <strong>im</strong> Verband bekannt zu machen,<br />
mit mehreren Falkengliederungen vorzubereiten<br />
und in der Praxis zu erproben und<br />
auszuwerten.<br />
„Mediation“ und „Peer-Group-<br />
Education“ als methodische Grundlagen<br />
des „Streitschlichter“-Programms<br />
Das Konzept „Streitschlichter“ 1 baut auf Erfahrungen<br />
aus Großbritannien und den USA<br />
auf, wo in den 80er Jahren die „peermediation“<br />
in breitem Umfang an Schulen<br />
und anderen pädagogischen Einrichtungen<br />
eingeführt wurde. Dort und auch bei den<br />
ersten Versuchen hier in Deutschland (in<br />
Berlin, Bielefeld und Offenbach) hat sich<br />
gezeigt, dass SchülerInnen oft sehr viel<br />
schneller und effektiver in Konflikten unter<br />
Gleichaltrigen vermitteln können.<br />
Unter Mediation 2 versteht man Konfliktvermittlung<br />
durch Stärkung der Person und<br />
Förderung der Selbsterkenntnis. Sie hat zum<br />
Ziel, die Konfliktparteien zu befähigen, selbst<br />
eine Lösung für ihren Streit zu finden. Je<br />
besser die MediatorInnen die Situation der<br />
Streitenden kennen und erfassen können,<br />
um so leichter fällt es ihnen, den Gegnern<br />
zu helfen, die Lösung ihrer Probleme wieder<br />
selbst in die Hand zu nehmen.<br />
In der Peer-Group-Education wird davon<br />
ausgegangen, dass Kinder und <strong>Jugend</strong>liche<br />
sehr stark von Gleichaltrigen – von ihrer<br />
Peer-Group – beeinflußt werden. Mit Gleichaltrigen<br />
verbringen sie mehr Zeit als mit Erwachsenen<br />
und die Peer-Group wird mit<br />
wachsendem Alter <strong>im</strong>mer bedeutsamer für<br />
ihr Verhalten, ihre Wertmaßstäbe und ihre<br />
Lebensgestaltung. Dieser Einfluß wird in der<br />
Regel von Erwachsenen negativ gesehen und<br />
vor allem in Verbindung mit der Verführung<br />
zu Nikotin-, Alkohol- und Drogenkonsum<br />
bzw. zu antisozialem Verhalten gesehen.<br />
Hier setzt Peer-Group-Education an und<br />
n<strong>im</strong>mt den großen Einfluß, den Peer-Groups<br />
auf die Entwicklung von Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
haben, ernst und macht daraus<br />
ein positives pädagogisches Konzept. „Peer-<br />
Group-Education ist eine Methode zur Vermittlung<br />
von Informationen oder des Lernens<br />
am Modell, bei der best<strong>im</strong>mte Verhaltensweisen<br />
beeinflußt oder best<strong>im</strong>mte Inhalte<br />
vermittelt werden. Die Peer-educators sind<br />
der jeweiligen Zielgruppe sehr ähnlich: sei<br />
es in bezug auf ihr Alter, ihr Geschlecht, ihre<br />
soziale Herkunft usw.<br />
Wenn Kinder und <strong>Jugend</strong>liche diese Rolle<br />
der MediatorInnen übernehmen, dann benötigen<br />
sie Unterstützung. Zum einen muss<br />
ihr Beitrag und ihre Verantwortung von den<br />
Erwachsenen akzeptiert werden. Entsprechend<br />
ist be<strong>im</strong> Projekt „Streitschlichter <strong>im</strong><br />
Kinderzeltlager“ darauf zu achten, dass die<br />
am Bundeskinderlager beteiligten Gliederungen<br />
und die HelferInnen informiert sind<br />
und der Arbeit der „Streitschlichter“ positiv<br />
gegenüber stehen. Eine wichtige Voraussetzung<br />
ist ein gründliches Training der StreitschlichterInnen.<br />
Erforderlich ist auch eine beständige<br />
Betreuung durch HelferInnen, die<br />
als „Coaches“ ausgebildet und tätig sind.<br />
1<br />
Vgl. Faller, Kurt, Kerntke, Wilfried., Wackmann, Maria: Konflikte selber lösen. Ein Trainingsbuch für Mediation und Konfliktmanagement in<br />
Schule und <strong>Jugend</strong>arbeit. Verlag an der Ruhr, Mülhe<strong>im</strong> a.d. Ruhr, 1996<br />
2<br />
Vgl. Kurt Faller, Mediation in der pädagogischen Arbeit. Ein Handbuch für Kindergarten, Schule und <strong>Jugend</strong>arbeit. Verlag an der Ruhr, Mülhe<strong>im</strong><br />
a.d. Ruhr, 1998<br />
7
Voraussetzungen des Modellprojektes<br />
Darüberhinaus ist eine klare Vereinbarung<br />
erforderlich, welche Konflikte von den Kindern<br />
vermittelt werden und an welchen Punkten<br />
erwachsene HelferInnen einbezogen<br />
werden. Dann muß klar sein, wann und wo<br />
die Mediationen stattfinden und wie mit den<br />
Ergebnissen umgegangen wird. Diese Rahmenbedingungen<br />
sind erforderlich, um positive<br />
Impulse für das soziale Miteinander<br />
<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> erwarten zu können.<br />
Das Trainingsprogramm „Streitschlichter <strong>im</strong><br />
Kinderzeltlager“ verfolgte <strong>im</strong> Einzelnen drei<br />
Ziele:<br />
1. Kindern werden Formen konstruktiver<br />
Konfliktlösung vermittelt, die ihre persönlichen<br />
Fähigkeiten, in Konfliktsituationen auf<br />
Gewalt zu verzichten, erweitert.<br />
2. Kinder werden zu MediatorInnen ausgebildet.<br />
Dies betrifft nur Kinder aus ausgewählten<br />
Falkengliederungen, die vor dem<br />
Bundeskinderlager an entsprechenden Trainings<br />
teilnehmen können.<br />
3. Helferinnen und Helfer werden befähigt,<br />
Konflikte früher zu erkennen, gezielter und<br />
effektiver auf sie zu reagieren und die Arbeit<br />
der „StreitschlichterInnen“ zu fördern<br />
und abzusichern.<br />
Auf diese Weise wollten wir das Prinzip der<br />
Selbstbest<strong>im</strong>mung über Methoden der Peer-<br />
Group-Education und Mediation noch besser<br />
als bisher fördern und das Prinzip der<br />
Unterstützung Gleichaltriger qualifiziert ausbauen.<br />
Denn die gleichaltrigen „Streitschlichter“<br />
benötigen mehr als „Gleichaltrigkeit“:<br />
sie müssen pädagogische Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten erwerben. Selbst für jüngere<br />
Kinder sind solche Trainings möglich,<br />
8
Voraussetzungen des Modellprojektes<br />
wenn diese mit angemessenen Formen<br />
durchgeführt werden und die Betreuung<br />
gewährleistet ist. Denn für den Gedanken,<br />
anderen zu helfen, ihren Streit zu beenden,<br />
sind auch schon kleinere Kinder zu begeistern.<br />
Für Erwachsene ist es oft überraschend,<br />
wie schnell und unkonventionell<br />
Streitereien beendet werden können.<br />
Das Bundeskinderlager als Praxisfeld<br />
Das Modell der gleichaltrigen StreitschlichterInnen<br />
erfordert eine Struktur, in der die<br />
Kinder Freiräume für die Lösung ihrer Konflikte<br />
ebenso finden wie eine pädagogische<br />
Unterstützung, wenn sie sie benötigen. In<br />
diesem Sinne eignet sich der Rahmen eines<br />
Kinderzeltlagers für ein solches Modellprojekt.<br />
Das Bundeskinderlager, an dem fast 1 000<br />
Kinder aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen,<br />
eignete sich sehr gut für die Erprobung<br />
des Streitschlichtermodells. Das<br />
Bundeskinderlager fand <strong>im</strong> Sommer 1999<br />
auf dem Falken-Zeltplatz „Unsere Welt“ in<br />
Wyk auf der Nordseeinsel Föhr statt.<br />
Für die vorbereitenden Trainings wurden vor<br />
allem diejenigen Kinder angesprochen, die<br />
bereits länger bei den Falken aktiv sind, nicht<br />
zum ersten Mal in ein Falkenzeltlager fuhren<br />
und interessierte sowie ausgebildete<br />
ehrenamtliche HelferInnen zu ihrer Unterstützung<br />
hatten. Die Trainerinnen Kerstin<br />
Bunte und Consolata Peyron, die die Kindertrainings<br />
durchgeführt hatten, nahmen auch<br />
selbst am Bundeskinderlager teil, setzten dort<br />
die Trainings fort und unterstützten Kinder<br />
und HelferInnen bei der Umsetzung des<br />
Streitschlichterprogramms.<br />
Die Kinder wohnten in Gruppen von 6–8<br />
Kindern in einem Zelt und wurden von jeweils<br />
1–2 ehrenamtlichen HelferInnen betreut.<br />
Auf solchen großen <strong>Zeltlager</strong>n werden<br />
jeweils bis zu zehn Zelte in einem Rund um<br />
einen Platz zusammengestellt, so daß sich<br />
eine Dorfstruktur bildet. Selten leben mehr<br />
als 80 Personen in einem solchen Zeltdorf<br />
zusammen. Damit ist gewährleistet, dass<br />
selbst grosse <strong>Zeltlager</strong> mit mehreren hundert<br />
TeilnehmerInnen für die Kinder übersichtlich<br />
bleiben und Mitbest<strong>im</strong>mung möglich<br />
ist. In den Dörfern nehmen die Kinder<br />
ihre Mahlzeiten ein, dort sitzen sie abends<br />
gemeinsam am Lagerfeuer oder planen mit<br />
den HelferInnen Ausflüge und Dorffeste.<br />
Jeweils drei Dörfer bilden ein Dorfzentrum.<br />
Im Bundeskinderlager wurden vier Dorfzentren<br />
gebildet. Die Kinder haben in ihrer<br />
Zeltgruppe und ihrem Dorf die Möglichkeit,<br />
über ihre Belange demokratisch zu beraten<br />
und abzust<strong>im</strong>men. Zu Versammlungen der<br />
Dorfzentren und des Gesamtcamps schikken<br />
sie Delegierte.<br />
Unter dem Motto „Auf die Zukunft – fertig –<br />
los!“ konnten sie vormittags auf Zelt- und<br />
Dorfebene und nachmittags in den Aktionszentren<br />
auf Lagerebene an vielfältigen Aktivitäten<br />
teilnehmen. Sie spielten Theater,<br />
machten in der Radio- oder Zeitungsredaktion<br />
mit und beteiligten sich an verschiedenen<br />
musischen und kreativen Aktivitäten, bei<br />
denen es <strong>im</strong>mer um Ideen für eine kindgerechte<br />
Zukunft ging.<br />
Die „Streitschlichter“ wurden <strong>im</strong> überschaubaren<br />
Rahmen der Dörfer aktiv, in denen<br />
sie mit ihren Gliederungen wohnten. So<br />
konnten zunächst diejenigen Kinder das Angebot<br />
nutzen, die sich bereits aus ihrer Gruppe<br />
oder aus einem anderen <strong>Zeltlager</strong> kannten.<br />
9
Grundüberlegungen<br />
3.<br />
Grundüberlegungen<br />
Kurt Faller<br />
Allgemeine Zielsetzung des Projekts ist es,<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>liche zu befähigen, auf<br />
Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten<br />
zu verzichten und Konflikte konstruktiv zu bewältigen.<br />
Durch Vermittlung von Grundregeln<br />
konstruktiver Konfliktlösung und Erweiterung<br />
der Handlungskompetenz in kritischen<br />
und aggressiven Situationen sollen<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>liche in Trainings lernen,<br />
mit Konflikten in einer anderen, kreativen<br />
Weise umzugehen und in Konfliktsituationen<br />
bei anderen Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen zu<br />
vermitteln.<br />
Gleichzeitig sollen Helferinnen und Helfer<br />
befähigt werden, Konflikte frühzeitig zu erkennen<br />
und entsprechend zu reagieren.<br />
Um diese Ziele umzusetzen, wurden bei den<br />
Trainings Herangehensweisen und Techniken<br />
aus dem Konzept der systemischen<br />
Mediation angewandt, das Kurt Faller in<br />
seiner langjährigen Praxis entwickelt hat. 3<br />
Bei der Entwicklung des Projekts „Streitschlichter<br />
<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>“ waren folgende Elemente<br />
dieses Konzepts hilfreich:<br />
3.1<br />
Eine andere Sicht auf<br />
Konflikte in der pädagogischen<br />
Arbeit<br />
Konflikte werden meist als störend, bedrohlich,<br />
zerstörerisch und schmerzvoll erlebt.<br />
Daher versuchen die Beteiligten oft, Konflikten<br />
auszuweichen oder sie schnell mit administrativen<br />
Mitteln zu lösen.<br />
In dem Konzept der systemischen Mediation<br />
(Mediation = Vermittlung) wird bewusst von<br />
einem positiven Konfliktbegriff ausgegangen.<br />
Konflikte sind in der pädagogischen Arbeit<br />
etwas Normales. Konflikte – früh wahrgenommen<br />
– sind ein wichtiges Signal, dass<br />
etwas nicht st<strong>im</strong>mt und sie bieten eine Chance<br />
zur Entwicklung und Verbesserung der gegenseitigen<br />
Beziehungen. Gefährlich sind<br />
die ungelösten Konflikte, die zwar oft in<br />
harmlosen Meinungsverschiedenheiten, unterschiedlichen<br />
Interessen oder Missverständnissen<br />
ihren Ursprung haben, aber<br />
derart eskalieren (eskalieren = sich steigern)<br />
können, dass die Beteiligten sehr darunter<br />
leiden. Die entscheidende Frage ist, wie<br />
3<br />
Kurt Faller war Leiter des <strong>Jugend</strong>bildungswerkes der Stadt Offenbach und ist jetzt Geschäftsführer des Instituts MEDIUS – Institut für Mediation,<br />
Beratung und Systemdesign. Er wirkt als Dozent in der Aus- und Fortbildung für Führungskräfte in Mediation und Konfliktmanagement, in<br />
postgradualen Ausbildungsgängen an der Universität Oldenburg, den Fachhochschulen Aargau und Luzern , dem Institut für Sozialarbeit und<br />
Sozialpädagogik in Frankfurt und dem Institut für systemische Entwicklung und Fortbildung in Zürich.<br />
10
Grundüberlegungen<br />
schnell Konflikte zur Kenntnis genommen<br />
und bearbeitet werden. Nicht der Konflikt<br />
ist das Problem, sondern die Art und Weise,<br />
wie wir damit umgehen.<br />
3.2<br />
Wir können unsere<br />
Konflikte selber lösen:<br />
Peer-Group-Education<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>liche werden sehr stark<br />
von Gleichaltrigen – von ihrer Peer-Group –<br />
beeinflusst. Allerdings wird dieser Einfluss<br />
von Eltern und Pädagogen oft negativ betrachtet.<br />
Peer-Group-Education setzt genau an diesem<br />
Punkt – dem großen Einfluss, den die<br />
Peer-Group auf die Entwicklung von Kindern<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen hat – an und macht daraus<br />
ein positives pädagogisches Konzept. Es<br />
geht darum, Kinder und <strong>Jugend</strong>liche nicht<br />
nur als Problemverursacher zu sehen, sondern<br />
ihre Problemlösungskompetenzen in<br />
den Erziehungsprozess einzubeziehen. In<br />
diesem Prozess verändert sich auch die Rolle<br />
des Lehrers oder der Lehrerin, die als<br />
„Coach“ anders arbeiten muss. Paulo Freire,<br />
der in den Alphabetisierungskampagnen in<br />
Lateinamerika mit Peer-Group-Education<br />
gearbeitet hat, hat das so formuliert: „Der<br />
Lehrer ist nicht länger der Einzige, der lehrt,<br />
sondern einer der selbst <strong>im</strong> Gespräch mit<br />
den Schülern belehrt wird … Sie sind gemeinsam<br />
verantwortlich für einen Prozess,<br />
in dem alle wachsen“.<br />
Die Peer-Group-Education hat eine lange<br />
Geschichte. Breit angewandt wurde sie erstmals<br />
Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
in England und Amerika. Denn mit<br />
der Industrialisierung wurden damals Kenntnisse<br />
in Lesen und Schreiben für die Arbeiter<br />
unumgänglich. Es fehlten jedoch die<br />
dafür erforderlichen Strukturen. In dieser Zeit<br />
begann man, pädagogische Ansätze wie<br />
etwa das „Madras“-System von Andrew Bell<br />
und das Monitoring-System von Joseph Lancaster<br />
in die Praxis umzusetzen. Die Methode<br />
bestand darin, dass Lehrer einige Schüler<br />
zu Tutoren ausbildeten, die dann ihre<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten an andere Kinder<br />
weitergaben. Mit der Entwicklung des<br />
Bildungssystems verlor das Monitoring an<br />
Bedeutung.<br />
Es wurde wieder in den 50er Jahren unseres<br />
Jahrhunderts in den Alphabetisierungskampagnen<br />
in Entwicklungsländern aufgenommen.<br />
In den letzten 20 Jahren wurden<br />
die Vorteile der Peer-Group-Education in der<br />
pädagogischen Diskussion wieder entdeckt,<br />
besonders in Großbritannien und den USA.<br />
In unserem entwickelten Bildungssystem in<br />
Europa haben wir keine größeren Probleme<br />
mit Lehrermangel oder geeigneten Schulen,<br />
um die Vermittlung von Grundwissen<br />
abzusichern. Aber wenn es um komplexere<br />
Probleme der Erziehung geht, reichen die<br />
traditionellen Methoden nicht aus. Die Mitglieder<br />
der Peer-Group haben oft einen<br />
wichtigeren Einfluss auf das Verhalten der<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen als Erwachsene.<br />
Diese Gruppendynamik zu nutzen, ist das<br />
Ziel der „Peer-Group-Education“ (PGE). In<br />
den USA, Großbritannien und einigen anderen<br />
europäischen Ländern gibt es inzwischen<br />
umfangreiche PGE-Programme <strong>im</strong><br />
Bereich der Gesundheitserziehung wie Anti-<br />
Raucher oder Anti-Drogenprogramme. Im<br />
Bereich der Gewaltprävention werden vor<br />
allem Projekte zur „peer-mediation“ ange-<br />
11
Grundüberlegungen<br />
wandt. Vor allem in den USA wird „peermediation“<br />
seit den 80er Jahren in breitem<br />
Umfang an Schulen und anderen pädagogischen<br />
Einrichtungen praktiziert. Auch wir<br />
können aus unserer Erfahrung die positive<br />
Einschätzung bestätigen:<br />
■ SchülerInnen können oft sehr viel schneller<br />
und effektiver <strong>im</strong> Konflikt unter Gleichaltrigen<br />
vermitteln.<br />
■ Sie verstehen in der Regel die Positionen<br />
der einzelnen Konfliktbeteiligten besser als<br />
Erwachsene.<br />
■ Sie können sich leichter in ihre Situation<br />
versetzen und sprechen vor allem ihre Sprache.<br />
■ Gleichaltrige werden sehr viel leichter als<br />
neutrale Person anerkannt als Lehrkräfte<br />
oder SozialarbeiterInnen.<br />
Allerdings ergibt sich das nicht automatisch.<br />
„Streitschlichter-Programme“ müssen sorgfältig<br />
vorbereitet und begleitet werden. Wenn<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>liche Verantwortung für<br />
das soziale Kl<strong>im</strong>a an den Schulen und pädagogischen<br />
Einrichtungen übernehmen, ist<br />
es unabdingbar, dass dieser Beitrag auch<br />
entsprechend akzeptiert wird. Die Streitschlichter<br />
müssen gründlich trainiert und begleitet<br />
werden. Es muss klar verabredet werden,<br />
in welchen Fällen sie aktiv werden und<br />
wann sie Unterstützung von Erwachsenen<br />
einholen können.<br />
Inzwischen gibt es in Deutschland an vielen<br />
Schulen Streitschlichterprogramme. Viele<br />
SchülerInnen werden in Projekttagen und<br />
Trainings mit den kommunikativen Grundkompetenzen<br />
zur Vermittlung und Verhandlung<br />
in Konflikten vertraut gemacht. Diese<br />
Erfahrungen sind eine gute Grundlage für<br />
die Entwicklung von Streitschlichterprogrammen<br />
in der außerschulischen pädagogischen<br />
Arbeit.<br />
3.3<br />
Eine neue Konfliktkultur<br />
einführen –<br />
Konfliktmanagement<br />
und Systemdesign<br />
Konstruktive Konfliktbearbeitung in der pädagogischen<br />
Arbeit von Kinder- und <strong>Jugend</strong>verbänden<br />
bezieht sich nicht nur auf Veränderungen<br />
<strong>im</strong> individuellen Verhalten, sondern<br />
auch auf Veränderungen in Gruppenund<br />
Verbandsstrukturen.<br />
Gerade in pädagogischen Prozessen haben<br />
wir es häufig mit Konflikten zu tun, die sich<br />
wiederholen oder vergleichbare Ursachen<br />
haben. Manchmal sind es auch äußere Einflüsse,<br />
die <strong>im</strong>mer wieder zu Problemen führen.<br />
Besonders bei verbandlich organisierten<br />
Freitzeitaktivitäten ist es daher wichtig,<br />
allgemein akzeptierte Formen der Konfliktregulierung<br />
zu haben. Denn, so heißt es in<br />
der entsprechenden wissenschaftlichen Literatur:<br />
„Defizite der Konfliktregulierung markieren<br />
die Einbruchsstellen für Gewalt“.<br />
Berechnung der Konfliktkosten<br />
Um ein System konstruktiver Konfliktbearbeitung<br />
zu entwickeln, macht es Sinn, sich<br />
erst einmal mit den auftretenden Konfliktsituationen<br />
zu beschäftigen und festzustellen,<br />
wie hoch die „Kosten“ für Konflikte sind. Zur<br />
Berechnung dieser Konfliktkosten schlägt<br />
W.Ury, einer der Begründer des Harvard-<br />
Konzepts, in seinem Buch: „Konfliktmanagement<br />
– Wirksame Strategien für den<br />
sachgerechten Interessenausgleich“ vier Kriterien<br />
vor:<br />
12
Grundüberlegungen<br />
1. Transaktionskosten<br />
Als Transaktionskosten bezeichnen wir all die<br />
aus Konflikten resultierenden und nachvollziehbaren<br />
Kosten: nervliche Belastungen,<br />
Geld, Arbeitszeit und andere Ressourcen, die<br />
unnötig verbraucht wurden.<br />
2. Zufriedenheit mit dem Ergebnis<br />
bisheriger Konfliktlösung<br />
Eine wesentliche Frage ist, wie zufrieden die<br />
Beteiligten – in unserem Fall die HelferInnen<br />
und die Kinder - mit den bisherigen Formen<br />
der Konfliktlösung sind. Welcher Weg der<br />
Konfliktlösung ist bisher best<strong>im</strong>mend:<br />
a) Werden die auftretenden Konflikte durch<br />
Interessenausgleich und die Suche nach einer<br />
für beide Seiten befriedigenden Lösung<br />
bearbeitet?<br />
b) Steht der Verweis auf verabredete oder<br />
von oben best<strong>im</strong>mte Regeln <strong>im</strong> Vordergrund?<br />
c) Oder werden die Konflikte zwischen den<br />
Kindern durch ein „Machtwort“ der<br />
HelferInnen entschieden?<br />
Dabei ist es sinnvoll, einige typische Konflikte<br />
genau zu analysieren, um ein Bild zu<br />
bekommen, wie hoch die Zufriedenheit mit<br />
der bisherigen Konfliktlösung ist.<br />
3. Auswirkungen auf die Beziehung<br />
Wie wirken sich die bisherigen Formen der<br />
Konfliktlösung auf die weitere Gestaltung der<br />
Beziehungen in der Gruppe und zu anderen<br />
Gruppen aus?<br />
4. Neuaufflammen der Konflikte<br />
Hier geht es um die Frage, ob die gefundenen<br />
Lösungen auch dauerhaft wirken und<br />
den Konflikt tatsächlich beenden oder bei<br />
welchen Fällen oder Gruppenkonstellationen<br />
der Stress bald wieder von vorne<br />
los geht.<br />
3.4<br />
Das Hexagon konstruktiver<br />
Konfliktbearbeitung<br />
Um das Ziel zu erreichen, die Konfliktkosten<br />
eines Systems zu senken, wird nun ein<br />
Konfliktmanagement-Systemdesign erarbeitet.<br />
Ein derartiges Systemdesign umfasst all<br />
die Elemente und Einzelprogramme, die<br />
sinnvoll erscheinen, um z. B. <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />
Konfliktsituationen zu vermeiden, auftretende<br />
Konflikte konstruktiv zu bearbeiten und<br />
Kinder in die Bearbeitung von Konflikten einzubeziehen.<br />
Um ein derartiges Systemdesign praktisch<br />
erarbeiten zu können, hat der Autor das<br />
Hexagon konstruktiver Konfliktbearbeitung<br />
entwickelt. Das Hexagon umfasst sechs Elemente,<br />
die auch alle untereinander in Beziehung<br />
stehen. Damit ist es möglich, einzelne<br />
Aspekte des Umgangs mit Konflikten<br />
in Systemen getrennt zu betrachten und entsprechende<br />
Programme zu entwickeln. (Siehe<br />
Abb.1, S.14)<br />
3.4.1 Intervention<br />
Dieses Element beschreibt das System der<br />
Konfliktbearbeitung. Untersuchungsfragen<br />
sind: Welche Konflikte gibt es? Wer sind die<br />
Konfliktbeteiligten? Wie werden bisher die<br />
Konflikte gelöst? Warum werden diese Verfahren<br />
gewählt? Wie hoch sind die Kosten?<br />
Welche interessensorientierten Verfahren<br />
sind denkbar?<br />
13
Grundüberlegungen<br />
Hexagon konstruktiver Konfliktbearbeitung<br />
3.4.2 Prävention<br />
Dieses Element beschreibt die Möglichkeiten,<br />
bei häufig auftretenden Konflikten <strong>im</strong><br />
Vorfeld, also präventiv zu reagieren.<br />
Untersuchungsfragen sind: Gibt es Probleme,<br />
die alters- oder strukturbedingt <strong>im</strong>mer<br />
wieder auftreten? Wie wird mit diesen Störungen<br />
umgegangen? An welchen Stellen<br />
wären begleitende oder vorbereitende Programme<br />
sinnvoll? Können beispielsweise als<br />
Teil der Gesamtvorbereitung auf die <strong>Zeltlager</strong><br />
auch einfache Formen des konstruktiven<br />
Umgangs mit Konflikten geübt werden?<br />
3.4.3 Kompetenzen<br />
Dieses Element befasst sich mit den Fähigkeiten<br />
der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen, mit<br />
Konflikten umzugehen.<br />
Untersuchungsfragen sind: Welche Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten haben die Kinder und<br />
<strong>Jugend</strong>lichen zum konstruktiven Umgang<br />
mit Konflikten? Welche Möglichkeiten gibt<br />
es <strong>im</strong> Rahmen der verbandlichen Arbeit,<br />
derartige Kenntnisse zu vermitteln? Wie können<br />
Lernziel zur sozialen Kompetenz in andere<br />
pädagogische Programme integriert<br />
werden?<br />
3.4.4 Schlüsselpersonen<br />
Dieses Element befasst sich mit den Kompetenzen<br />
der Schlüsselpersonen – in unserem<br />
Fall der Helferinnen und Helfer- <strong>im</strong><br />
Umgang mit Konflikten.<br />
14
Grundüberlegungen<br />
Untersuchungsfragen sind: Inwieweit haben<br />
sich die HelferInnen mit Methoden konstruktiver<br />
Konfliktlösung befasst? Inwieweit werden<br />
soziale Kompetenzen in der Vorbereitung<br />
geschult? An welchen Punkten könnten<br />
derartige Techniken in die Vorbereitung<br />
integriert werden? Welche Möglichkeiten gibt<br />
es, den HelferInnen Trainings anzubieten?<br />
Welche Unterstützung durch Beratung und<br />
Supervision ist notwendig und möglich?<br />
3.4.5 Unterstützungssysteme<br />
Dieses Element befasst sich mit den Möglichkeiten,<br />
be<strong>im</strong> Umgang mit schwierigen<br />
Situationen Unterstützung von anderen<br />
Gruppen, Institutionen oder Einrichtungen<br />
zu erhalten.<br />
Untersuchungsfragen sind: Welche Möglichkeiten<br />
der Kooperation mit den Institutionen<br />
wie Schulen, Horte oder <strong>Jugend</strong>einrichtungen,<br />
die die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen normalerweise<br />
betreuen, gibt es? Welche speziellen<br />
Konfliktlagen entstehen möglicherweise<br />
durch das soziale und familiäre Umfeld?<br />
Gibt es Kontakte zu Beratungsinstitutionen?<br />
Welche Unterstützung gibt es innerhalb<br />
des Verbandes? Wie könnten vor Ort<br />
Kontakte zu anderen unterstützenden Gruppen<br />
aufgebaut werden? Wie könnten Stiftungen,<br />
Fördervereine oder andere Gruppen<br />
zur finanziellen Unterstützung der Programme<br />
gewonnen werden?<br />
Dieses Element befasst sich mit der Frage,<br />
inwieweit die entwickelten Formen konstruktiver<br />
Konfliktbearbeitung und entsprechende<br />
Programme in die reguläre Tätigkeit der<br />
Organisation <strong>im</strong>plementiert werden können.<br />
Untersuchungsfragen sind: Inwieweit können<br />
die entwickelten Formen, wie z.B. das<br />
Streitschlichterprogramm, auf Dauer in die<br />
Vorbereitung, Durchführung und Planung<br />
der <strong>Zeltlager</strong> einbezogen werden? Welche<br />
strukturellen und inhaltlichen Änderungen<br />
sind notwendig? Welche Gremien müssen<br />
dazu welche Beschlüsse fassen? Welche<br />
Materialien müssen zur Unterstützung der<br />
einzelnen Landesverbände erarbeitet werden?<br />
Wie werden die Ergebnisse evaluiert?<br />
Die umfangreichen Erfahrungen mit dem<br />
Hexagon in Schulen, Kindertagesstätten und<br />
<strong>Jugend</strong>einrichtungen zeigen, dass man mit<br />
dieser Herangehensweise Systeme konstruktiver<br />
Konfliktlösung entwickeln kann, die die<br />
Logik des pädagogischen Prozesses <strong>im</strong> Allgemeinen<br />
und die Struktur und Organisation<br />
der pädagogischen Arbeit in einem speziellen<br />
Bereich berücksichtigen.<br />
3.4.6 Implementierung<br />
15
Auf die HelferInnen kommt es an<br />
4.<br />
Auf die HelferInnen<br />
kommt es an<br />
Kurt Faller<br />
4.1<br />
Planung der Trainings<br />
für die HelferInnen<br />
Für die Planung und die Erstellung des Trainings-Designs<br />
ergaben sich auf der Basis<br />
der Grundüberlegungen und des Konzepts<br />
folgende allgemeine Punkte:<br />
4.1.1 Anknüpfen an den<br />
konkreten Bedarfen der<br />
TeilnehmerInnen<br />
„Die Menschen dort abholen, wo sie momentan<br />
sind“, ist eine Grundregel für Trainings<br />
zu sozialer Kompetenz.<br />
Es ist deshalb wichtig, zu Beginn einen Rahmen<br />
zu schaffen, in dem die Teilnehmer-<br />
Innen die Sicherheit gewinnen, dass die Probleme<br />
bearbeitet werden, die für sie wichtig<br />
sind und ihnen nicht allgemeine Verhaltensmaßregeln<br />
übergestülpt werden.<br />
Für den Trainer bedeutet dies, mit dem Material<br />
zu arbeiten, das die TeilnehmerInnen<br />
anbieten und sich mit ihnen gemeinsam auf<br />
einen Prozess der Bearbeitung und des Suchens<br />
nach Lösungen einzulassen. Was auch<br />
bedeuten kann, ein gut vorbereitetes Programm<br />
zu verändern, wenn die Bedarfe der<br />
TeilnehmerInnen es erfordern.<br />
4.1.2 Systemische Betrachtung<br />
der bestehenden<br />
Probleme<br />
Wenn ein klarer und sicherer Rahmen für<br />
die gemeinsame Arbeit geschaffen wurde,<br />
ist es möglich, in einer Abfolge von Einzelarbeit,<br />
Kleingruppen- und Plenumsarbeit<br />
eine Problemlandkarte zu erstellen und eine<br />
Entscheidung zu treffen, welche Fragen dann<br />
intensiver bearbeitet werden sollen. Für diese<br />
Bearbeitung ist es sinnvoll, mit Techniken und<br />
Übungen zu arbeiten, die von vorneherein<br />
die Sichtweise der anderen Partei in den<br />
Prozess einbauen. Das kann in unterschiedlichen<br />
Formen geschehen. Wichtig ist jedenfalls,<br />
schon in der Darstellung des Problems<br />
die Sichtweise der Kinder oder anderen Helfer<br />
zu erkunden und dabei die Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschiede dieser Sichtweisen<br />
und die unterschiedlichen Wahrnehmungen<br />
herauszuarbeiten.<br />
16
Auf die HelferInnen kommt es an<br />
Problemlandkarte<br />
4.1.3 Vermittlung von<br />
Techniken systemischer<br />
Gesprächsführung und<br />
Mediation<br />
Die Einbeziehung anderer Sichtweisen führt<br />
oft zu „Irritationen“ und einer gewissen<br />
Nachdenklichkeit, dass man die Dinge „so<br />
nicht“ gesehen oder nicht bemerkt habe,<br />
welche unterschiedlichen Wahrnehmungen<br />
bestanden hätten. Dies ist der Punkt, wo<br />
Übungen zu systemischer Gesprächsführung<br />
eingeführt werden können, die helfen, komplexere<br />
Zusammenhänge zu erfassen, andere<br />
Sichtweisen zu erkennen und in den<br />
Lösungsprozess einzubeziehen. Dazu gehören<br />
auch Grundtechniken von Mediation, um<br />
Vermittlungsgespräche professioneller zu gestalten.<br />
4.1.4 Überlegungen zu<br />
strukturellen Veränderungen<br />
oder Modifizierung<br />
von Arbeitsabläufen<br />
Gerade bei den Problemlagen, die sich häufig<br />
wiederholen oder strukturell bedingt sind,<br />
können Lösungsvorschläge entwickelt werden,<br />
die nach dem Training in der praktischen<br />
Arbeit erprobt werden können. Es hat<br />
sich bewährt, dafür Formen der Begleitung<br />
und Supervision zu finden. Dies können Trainings<br />
mit derselben Gruppe in einem gewissen<br />
zeitlichen Abstand oder begleitende<br />
Sitzungen sein. Dies ermöglicht, dass die Ergebnisse<br />
der Trainings sorgsam und nachhaltig<br />
in die Arbeit einfließen.<br />
17
Auf die HelferInnen kommt es an<br />
4.2<br />
Haltung und Arbeitsweise<br />
deR TrainerIn<br />
Für ein erfolgreiches Training ist natürlich<br />
die Haltung und die Arbeitsweise des Trainers<br />
oder der Trainerin von großer Bedeutung.<br />
Gerade bei Trainings zu sozialer Kompetenz<br />
schauen die TeilnehmerInnen v.a. in<br />
der ersten Phase des Trainings sehr genau<br />
auf die Person, die das Training leitet. Versteht<br />
der Trainer etwas von meiner Arbeit?<br />
Kann er die Schwierigkeiten verstehen, mit<br />
denen wir konfrontiert sind? Ist es möglich,<br />
über persönliche Probleme <strong>im</strong> Umgang mit<br />
Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen zu sprechen, ohne<br />
sich gleich rechtfertigen zu müssen? Will er<br />
uns belehren, wie wir uns verhalten sollen?<br />
Diese und ähnliche Fragen stehen zu Beginn<br />
eines Trainings <strong>im</strong> Raum, ob sie nun<br />
direkt formuliert werden oder nicht. Es ist<br />
Teil der Professionalität eines Trainers, diese<br />
völlig berechtigten Fragen und Vorbehalte<br />
aufzunehmen, mit ihnen zu arbeiten und sie<br />
<strong>im</strong> Prozess des Trainings produktiv einzusetzen.<br />
Wenn der Trainer – wie <strong>im</strong> vorliegenden Fall<br />
– von dem systemischen Ansatz ausgeht,<br />
zeigt sich dies in seiner Haltung und seiner<br />
Arbeitsweise. Bezogen auf die Haltung des<br />
Trainers sind folgende Prinzipien handlungsleitend:<br />
4.2.1 Ressourcenorientierung<br />
Ressourcenorientiert mit Menschen arbeiten<br />
heißt, von vorneherein mit einer positiven<br />
Grundhaltung auf sie zuzugehen und die<br />
Problemlandkarte<br />
18
Auf die HelferInnen kommt es an<br />
Leistungen, die sie in ihrer Arbeit mit Kunden<br />
erbringen, wertzuschätzen. Dabei ist es<br />
ein wichtiger Grundsatz, gerade bei der Bearbeitung<br />
von schwierigen Situationen erst<br />
einmal an den Dingen anzuknüpfen, die<br />
bisher schon positiv gelungen sind. Dadurch<br />
können die in den Personen liegenden „Ressourcen“<br />
aktiviert, gestärkt und erweitert werden.<br />
Diese Herangehensweise unterscheidet sich<br />
deutlich von der sog. Defizitorientierung, die<br />
den Blick vor allem darauf lenkt, was die<br />
Person nicht kann, wo sie also „Defizite“ hat,<br />
die behoben werden müssen.<br />
4.2.2 Prozessorientierung<br />
Trainings zu systemischer Mediation zielen<br />
auf Verhaltensänderung in der pädagogischen<br />
Arbeit. Veränderungen <strong>im</strong> Verhalten<br />
sind aber keine kurzfristigen und schon gar<br />
keine linear ablaufenden Prozesse. Jede Person<br />
und jede Gruppe hat dabei ihr eigenes<br />
Tempo und geht ihre eigenen Wege.<br />
Professionelle Trainingsarbeit beinhaltet die<br />
Kompetenz, den Punkt zu erkennen, an dem<br />
sich die jeweilige Person oder Gruppe befindet<br />
und sie Schritt für Schritt vorwärts zu<br />
begleiten. Das heißt natürlich auch, dass<br />
dabei das vorgesehene Programm entsprechend<br />
der jeweiligen Situation verändert<br />
werden muss. Für den Trainer bedeutet dies,<br />
dass er auf der einen Seite gut vorbereitet<br />
sein muss, aber auf der anderen Seite sofort<br />
das Programm ändern kann, wenn es<br />
die Situation erfordert.<br />
4.2.3 Beteiligungsorientierung<br />
Ob Menschen bereit sind, ihr Verhalten zu<br />
ändern, entscheiden sie letztlich allein. Training<br />
und Beratung kann dazu Anstöße geben,<br />
unterstützen und den Prozess der Veränderung<br />
begleiten. Es ist und kann kein<br />
Ersatz für das eigene Bemühen sein.<br />
Daher ist es für den Erfolg des Trainings<br />
wichtig, von vorneherein die Wünsche und<br />
Erwartungen der TeilnehmerInnen in das<br />
Programm aufzunehmen und an den Themen<br />
zu arbeiten, die für die jeweilige Gruppe<br />
wichtig sind. Denn wenn man an den<br />
Themen arbeitet, die die TeilnehmerInnen in<br />
ihrer Arbeit und oft auch in ihrer Freizeit beschäftigen,<br />
dann kann man mit ihnen daran<br />
arbeiten, selbst zu formulieren, was sie<br />
verändern und wie sie es verändern wollen.<br />
Damit wird auch deutlich, dass die Verantwortung<br />
für Veränderung bei der jeweiligen<br />
Person liegt und dass sie sich dafür in Training<br />
und Beratung Unterstützung holen<br />
kann.<br />
Diese systemische Arbeitsweise erfordert<br />
nicht nur ein hohes Maß an Klarheit, Genauigkeit<br />
und Flexibilität, sondern auch eine<br />
vielfältige Methodenkompetenz. Denn <strong>im</strong><br />
Prozess ist es häufig notwendig, den vorbereiteten<br />
Plan und die vorbereiteten Übungen<br />
zur Seite zu legen und andere Übungen<br />
und Techniken zu benutzen, die für die<br />
jeweilige Gruppe und den jeweiligen Prozess<br />
besser geeignet sind.<br />
Gleichzeitig ist es wichtig, mit Kommunikationsübungen<br />
sehr sorgsam umzugehen<br />
und sie der Gruppe oder der Situation entsprechend<br />
zu variieren. Dabei gilt der<br />
Grundsatz, dass <strong>im</strong>mer nur so tief wie für<br />
den jeweiligen Arbeitsauftrag notwendig<br />
gearbeitet wird, und nicht so tief wie möglich.<br />
19
Auf die HelferInnen kommt es an<br />
Für einen professionell arbeitenden Trainer<br />
ist es entscheidend, <strong>im</strong> Training die Grenzen<br />
zu jeglichen therapeutischen Ansätzen<br />
und Methoden zu kennen und diese Grenzen<br />
auch einzuhalten.<br />
4.3<br />
Das Bausteinkonzept<br />
Um den beiden – sich vordergründig widersprechenden<br />
– Anforderungen gerecht zu<br />
werden, nämlich auf der einen Seite eine<br />
klare Konzeption und Vorbereitung der Seminare<br />
zu gewährleisten und auf der anderen<br />
Seite sich in der Arbeitsweise auf Gruppe<br />
und Prozess einzulassen, hat sich in der<br />
Praxis des Autors das Baustein-Konzept bewährt.<br />
(Siehe auch: Kurt Faller, „Konflikte selber<br />
lösen – Ein Trainigsprogramm für Schule<br />
und <strong>Jugend</strong>arbeit“.)<br />
Für die Trainings zu systemischer Mediation<br />
in der sozialen und pädagogischen Arbeit<br />
wurden folgende Bausteine entwickelt und<br />
eingesetzt:<br />
Baustein: Einstieg<br />
Um einen gemeinsamen Einstieg in das Training<br />
zu finden, werden schon in der Phase<br />
des gegenseitigen Kennenlernens Übungen<br />
eingesetzt, die die TeilnehmerInnen ermuntern,<br />
ihre Erwartungen möglichst genau zu<br />
formulieren. Erst nach der Darstellung der<br />
Wünsche und Erwartungen – auch der Befürchtungen<br />
– präsentiert der Trainer das vorgesehene<br />
Programm und bemüht sich dabei,<br />
die geäußerten Erwartungen schon <strong>im</strong><br />
Programm zu berücksichtigen, bzw. das Programm<br />
schon jetzt zu modifizieren.<br />
Baustein: Konflikt<br />
In diesem Baustein werden Übungen eingesetzt,<br />
um in Kleingruppen-und Plenumsphasen<br />
eine Übersicht über die schwierigen<br />
Situationen, Probleme und Konflikte zu bekommen,<br />
die die TeilnehmerInnen beschäftigen.<br />
Ebenso werden Übungen eingesetzt,<br />
um das eigene Konfliktverhalten zu reflektieren.<br />
In diesem Baustein werden die Themen benannt<br />
und festgehalten, die dann <strong>im</strong> Verlauf<br />
des Trainings weiter bearbeitet werden.<br />
Baustein: Konfliktanalyse<br />
Dabei geht es <strong>im</strong> ersten Schritt darum,<br />
Grundlagen zu erarbeiten und Techniken zu<br />
erlernen, um eine schwierige Situation besser<br />
verstehen und die Position, Interessen und<br />
Bedürfnisse der Beteiligten analysieren zu<br />
können.<br />
Baustein: Kommunikation<br />
In diesem Baustein geht es darum, in Übungen<br />
zum Aktiven Zuhören, Spiegeln, Nichtverletzend-Reagieren,<br />
hilfreich Fragen und<br />
zu systemischer Gesprächsführung kommunikative<br />
Grundkompetenzen zu verstärken.<br />
Dabei wird in der Regel mit konkreten Fällen<br />
aus dem Bereich der TeilnehmerInnen<br />
gearbeitet, die mit den Instrumenten der<br />
Konfliktanalyse genauer betrachtet wurden.<br />
Ebenso werden die TeilnehmerInnen ermuntert,<br />
Situationen aus ihrem Arbeitsalltag in<br />
diese Übungen einzubeziehen.<br />
Baustein: Besonderheiten<br />
interkultureller Kommunikation<br />
Gleichzeitig werden die allgemeinen kulturell<br />
unterschiedlichen Herangehensweisen<br />
und spezielle Erfahrungen und Informationen<br />
zu einzelnen ethnischen Gruppen vermittelt<br />
und in praktischen vertiefenden Übungen<br />
an konkreten Beispielen erprobt.<br />
20
Auf die HelferInnen kommt es an<br />
Problemlandkarte<br />
Baustein: Techniken der Vermittlung<br />
und Verhandlung<br />
Im nächsten Schritt sollen die kommunikativen<br />
Grundtechniken in Rollenspielen zur<br />
Vermittlung und Verhandlung eingesetzt<br />
werden. Geübt werden Vermittlungs- und<br />
Verhandlungstechniken nach dem Setting<br />
der transformativen Mediation und des Harvard-Konzepts.<br />
Dabei werden nur die Teile<br />
mediativer Techniken eingesetzt, die für die<br />
jeweilige Gruppe und den jeweiligen Arbeitsauftrag<br />
sinnvoll sind.<br />
Baustein: Konfliktmanagement<br />
Im letzten Schritt werden anhand der bearbeiteten<br />
Fälle die Elemente herausgearbeitet,<br />
die nicht durch Veränderungen <strong>im</strong> individuellen<br />
Verhalten verbessert werden können,<br />
sondern in den Strukturen und Arbeitsabläufen<br />
liegen. Also die Frage, wie schwierige<br />
Situationen durch Veränderungen der<br />
Arbeitsabläufe, entsprechende Informationen<br />
oder präventive Maßnahmen entschärft<br />
werden können. Wenn sich solche Ideen<br />
herausschälen, wird daran gearbeitet, welche<br />
Schritte notwendig sind, was zu beachten<br />
und in Gang zu setzen ist, um zu erreichen,<br />
dass manche Probleme entweder gar<br />
nicht mehr auftreten oder Formen gefunden<br />
werden, dass sie dann, wenn sie auftreten,<br />
schnell und konstruktiv bearbeitet werden.<br />
Bei Trainings mit „Schlüsselpersonen“ kann<br />
man ein „Systemdesign“ zum Konfliktmanagement<br />
erarbeiten, das als Teil von<br />
Organisations- oder Konzeptionsentwicklung<br />
<strong>im</strong>plementiert wird.<br />
21
Auf die HelferInnen kommt es an<br />
4.4 Durchführung der<br />
Trainings<br />
Auf der Grundlage dieser konzeptionellen<br />
Überlegungen wurden <strong>im</strong> Rahmen des Projekts<br />
zwei Trainings mit einer Gruppe von<br />
20 Personen durchgeführt. Das Basistraining<br />
wurde in 24 Trainingsstunden an zwei Wochenenden<br />
durchgeführt. An dem Training<br />
nahmen vor allem für das Bundeszeltlager<br />
vorgesehene HelferInnen teil.<br />
4.4.1 Einstieg<br />
In der Klärung der Wünsche und Erwartungen<br />
zu Beginn des Trainings wurden die in<br />
der Vorbereitung geäußerten Vorstellungen<br />
bestätigt. Zusätzlich wurde noch der Wunsch<br />
geäußert, die Themen „Arbeit mit Gruppen”<br />
und Auseinandersetzung mit interkulturellen<br />
Konflikten in das Programm mit aufzunehmen.<br />
Dies wurde auch von anderen TeilnehmerInnen<br />
unterstützt und in das vorgesehene<br />
Programm integriert.<br />
4.4.2 Konflikt<br />
Im ersten Schritt des Trainings stand das<br />
Thema „Verhalten in Stress-Situationen“ <strong>im</strong><br />
Vordergrund. In lockeren Eingangsübungen<br />
wie dem Meinungsbarometer 4 wurden das<br />
eigene Verhalten und die Erfahrungen mit<br />
dem Verhalten der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
in der speziellen Situation in einer Freizeitmaßnahme<br />
wie einem <strong>Zeltlager</strong> reflektiert.<br />
Dies wurde durch Inputs zu „zwei extreme<br />
Verhaltensweisen <strong>im</strong> Konflikt“ und den Faktoren,<br />
die <strong>im</strong> Stress unsere Fähigkeit der<br />
Wahrnehmung behindern, vertieft.<br />
Die Reflexion eigenen Verhaltens in<br />
Stresssituationen wurde durch Übungen wie<br />
„Mein Feind“ 5 und in Gesprächen in Kleingruppen<br />
angeregt.<br />
Im nächsten Schritt wurden Arbeitsgruppen<br />
entsprechend der verschiedenen Arbeitsfelder<br />
gebildet, die schwierige Situationen in<br />
ihrem Bereich notierten. Diese Beispiele wurden<br />
zusammengetragen und damit eine<br />
Problemlandkarte zusammengestellt.<br />
4.4.3 Konfliktanalyse<br />
Anschließend ging es darum, eine Situation<br />
genauer zu analysieren und die Instrumente<br />
der Konfliktanalyse kennen zu lernen. Für<br />
diesen Lernschritt brachte der Trainer einen<br />
interkulturellen Fall aus dem schulischen<br />
Umfeld ein. An dem Fall „Mehmet will nicht<br />
spülen“ wurden die einzelnen Instrumente<br />
wie Spinnwebanalyse 6 , Punkte-Liste,<br />
Eskalationsskala und Erarbeiten eines<br />
Bearbeitungsplans praktisch geübt.<br />
Danach bestand die Aufgabe darin, jeweils<br />
einen Fall aus der Problemlandkarte zu nehmen<br />
und ihn in Gruppen mit den oben genannten<br />
Instrumenten zu analysieren. Die<br />
Ergebnisse wurden dann in Form eines<br />
Beratungssettings vorgetragen. Der Trainer<br />
führte mit jeder Gruppe ein Gespräch über<br />
ihren Fall, in dem er modellhaft die wichtigsten<br />
Fragetechniken aus der systemischen<br />
Gesprächsführung anwandte. Die anderen<br />
Gruppen erhielten Beobachtungsaufgaben,<br />
die dann in der Schlussreflexion dieser<br />
Übung ausgewertet wurden.<br />
4<br />
„Meinungs- oder Konfliktbarometer“ siehe: Faller, K. u.a. „Konflikte selber lösen“, S.41f. In unseren Trainings haben wir neue zeltlagerbezogene<br />
Situationsbeschreibungen entwickelt, bei denen die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen entscheiden sollen, ob es sich dabei um einen Konflikt handelt.<br />
Zum Beispiel:<br />
a) Albert, Mehmet und Bernd spielen Fussball. Nora möchte mitmachen, doch die drei ignorieren sie. Erst als die Helferin Alexandra dazu<br />
kommt, willigen sie murrend ein; b) Anna und Martina sprechen nicht mehr miteinander. Die Helferin erfährt von den anderen in der Gruppe,<br />
dass Martina sich mit Annas Freundin Tanja angefreundet hat; c) Johannes und Kerstin haben gemeinsam Spüldienst. Kerstin ärgert sich<br />
darüber, dass Johannes nicht gründlich genug spült.<br />
5<br />
Die Übung „Mein Feind“ ist eine Kommunikationsübung, in der das eigene Verhalten <strong>im</strong> Konflikt reflektiert wird (in: Faller, K. u.a., „Konflikte<br />
selber lösen“, S.51)<br />
6<br />
Bei der Konfliktanalyse werden die Fragen gestellt, a) Wer daran beteiligt ist, b) Was jedeR in dem Konflikt tut und c) ergründet, warum die<br />
Einzelnen so handeln und was sie damit erreichen wollen. (Vgl. Faller, „Konflikte selber lösen“, S. 47)<br />
22
Auf die HelferInnen kommt es an<br />
4.4.4 Kommunikation<br />
Damit war auch der Übergang zu vertiefenden<br />
kommunikativen Übungen geschaffen.<br />
In Kleingruppen übten die TeilnehmerInnen<br />
anhand von Beispielen aus ihrem Arbeitsalltag<br />
verschiedene Techniken. Zwei schwierige<br />
Situationen wurden in der Gesamtgruppe<br />
besprochen und der Trainer übernahm<br />
die Rolle des Helfers. Dies führte zu<br />
einer intensiven Diskussion über mögliche<br />
Alternativen in der pädagogischen Arbeit <strong>im</strong><br />
<strong>Zeltlager</strong>.<br />
4.4.5 Techniken der Vermittlung<br />
und Verhandlung<br />
Nach einer Einführung in die Grundlagen<br />
der Mediation wurden in Rollenspielen verschiedene<br />
Situationen in Kleingruppen<br />
durchgespielt und damit die Phasen eines<br />
Mediationsgesprächs kennen gelernt. Im<br />
Vordergrund stand das Einüben von<br />
Mediation, in der pädagogischen Arbeit.<br />
4.4.6 Besonderheiten<br />
interkultureller Kommunikation<br />
Da bei den <strong>Zeltlager</strong>n auch viele Kinder aus<br />
unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlicher<br />
ethnischer Herkunft sind, wurde an<br />
speziellen Fällen die besondere Dynamik<br />
interkultureller Konflikte herausgearbeitet<br />
und Formen des Umgangs diskutiert und in<br />
Rollenspielen geübt.<br />
4.4.7 Arbeit mit Gruppen<br />
Anhand von Fällen aus den Gruppen wurden<br />
Übungen durchgeführt, wie die Helfer-<br />
Innen die gruppendynamischen Prozesse,<br />
den Entwicklungsstand einer Gruppe und die<br />
sozialen Kompetenzen deutlicher erkennen,<br />
sogenannte Prozessorientierte Lernziele für<br />
die Gruppe und einzelne Personen entwikkeln<br />
und in Fördergesprächen umsetzen<br />
können. Inputs und Übungen zu Peer-<br />
Group-Education führten zu der Frage, wie<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>liche sich in der Gruppe<br />
gegenseitig unterstützen könnten und welche<br />
Möglichkeiten sich dadurch in Buddy-<br />
Projekten und speziell dem Streitschlichterprogramm<br />
eröffneten.<br />
4.4.8 Konflikt-Management<br />
Im letzten Teil des Trainings stand vor allem<br />
die Planung und Vorbereitung des Streitschlichterprogramms<br />
<strong>im</strong> Vordergrund.<br />
Durch das „Basistraining“ für HelferInnen<br />
konnte gewährleistet werden, dass eine<br />
Gruppe von Ehrenamtlichen die Projektidee<br />
mit trug und in der Lage war, an der Umsetzung<br />
<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> mitzuwirken sowie die Kinder<br />
entsprechend zu unterstützen. Die<br />
GruppenleiterInnen wurden befähigt, in ihren<br />
Kindergruppen Übungen, Spiele und<br />
Regeln einzuführen und zu erproben, die das<br />
„Streitkl<strong>im</strong>a“ und die Kommunikationsfähigkeit<br />
in der Gruppe verbessern. Da die TeilnehmerInnen<br />
den gegenseitigen Austausch<br />
und die gemeinsame Arbeit an den Fällen<br />
als besonders positiv empfunden hatten, entstand<br />
die Idee, auch auf dem <strong>Zeltlager</strong> einzelne<br />
Fälle intensiv zu besprechen, dabei die<br />
erlernten Techniken zu vertiefen und so Formen<br />
der Kollegialen Beratung zu entwickeln,<br />
die auf Dauer und auch ohne externe Begleitung<br />
praktiziert werden können.<br />
23
Die Kinder werden aktiv<br />
5.<br />
Die Kinder werden aktiv<br />
Consolata Peyron und Kerstin Bunte<br />
5.1<br />
Die Ziele der<br />
TrainerInnen<br />
Klar definiertes Ziel für uns war es, eine andere<br />
Streitkultur auf dem Zeltplatz zu installieren.<br />
Für dieses Ziel spielten für uns mehrere<br />
Faktoren eine Rolle, die nicht getrennt<br />
voneinander gesehen werden können. Für<br />
uns persönlich waren drei besonders wichtig,<br />
um von einer gelungenen Arbeit sprechen<br />
zu können:<br />
1. den Kindern Mediation zu vermitteln<br />
2. die Verankerung/Installation auf dem<br />
Zeltplatz<br />
3. die Atmosphäre in der wir arbeiten<br />
In erster Linie war es uns wichtig mit den<br />
Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen, die wir zu<br />
StreitschlichterInnen ausbildeten, in einer<br />
gewaltfreien konstruktiven Weise zu arbeiten.<br />
Konkret ging es uns um eine Beteiligung<br />
der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen. Wir legten<br />
Wert auf die Förderung von Eigenverantwortlichkeit<br />
und eine gleichberechtigte Arbeitsweise,<br />
in der bei Entscheidungen in Bezug<br />
auf das Projekt (beispielsweise die Gestaltung<br />
des Zeltes) die St<strong>im</strong>men der Kinder<br />
genauso viel zählten wie unsere. Ziel während<br />
des Trainings war es, neben dem Er-<br />
lernen von Mediation <strong>im</strong>mer auch eine Stärkung<br />
des Selbstwertgefühls der Einzelnen zu<br />
erreichen. Freiwilligkeit ist einer der Grundsätze<br />
der Mediation. Sie ist auch eine wichtige<br />
Voraussetzung für diese Art von Trainingsarbeit.<br />
Für uns war es ein ausgesprochen<br />
positiver Aspekt, dass diese Grundvoraussetzung<br />
der Mediation auch in unseren<br />
Trainings zum Tragen kam. Wir konnten bei<br />
den Falken, anders als es manchmal in<br />
Schulen üblich ist, auf Freiwilligkeit setzen,<br />
denn während des Ferienlagers entschieden<br />
die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen je nach Zeiteinteilung<br />
und Interessen selbst, ob sie an<br />
weiteren Übungsstunden und Streitschlichtungen<br />
teilnahmen.<br />
5.2<br />
Die Vorbereitung der<br />
Kinder<br />
Die zukünftigen StreitschlichterInnen erfahren<br />
<strong>im</strong> Training, was in den fünf Phasen des<br />
<strong>Streitschlichten</strong>s zu beachten ist. Dabei üben<br />
sie in Rollenspielen, worauf es in jeder Phase<br />
ankommt. Besonders wichtig sind die<br />
Übungen zum Aktiven Zuhören und das Erlernen<br />
der Allparteilichkeit. Sie lernen, welche<br />
Haltungen und Verhaltensweisen be<strong>im</strong><br />
Vermitteln in einem Konflikt hilfreich sind.<br />
Sie lernen mit Störungen und Unterbrechun-<br />
24
Die Kinder werden aktiv<br />
Alter<br />
Unsere StreitschlichterInnen waren zwischen<br />
8 und 15 Jahren alt. Be<strong>im</strong> Training<br />
sollten bei den Jüngeren mehr Spiele eingesetzt<br />
werden und auch die Konfliktfälle<br />
7 für die Rollenspiele sind altersgemäß<br />
auszuwählen. Die Konfliktbeispiele können<br />
auch aus der Gruppe selbst kommen.<br />
Die Fähigkeit, Streit zu schlichten, können<br />
Kinder erst ab einem best<strong>im</strong>mten Alter bzw.<br />
einem entsprechenden Entwicklungsstand<br />
erlernen. Voraussetzung zum <strong>Streitschlichten</strong><br />
sind Fähigkeiten a) zum Perspektivenwechsel<br />
und b) zwischen Menschen zu<br />
verhandeln. Dabei gibt es verschiedene<br />
Entwicklungsstufen, die in Studien zur kognitiven<br />
und moralischen Entwicklung untersucht<br />
worden sind. Die Ausbildung dieser<br />
Fähigkeiten kann durch Übungen gefördert<br />
werden.<br />
Die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel und<br />
Verhandlungskompetenz bedeutet in einfacher<br />
Form beispielsweise, dass ein Kind<br />
(etwa <strong>im</strong> Alter zwischen 8 und 10 Jahren)<br />
seine Gedanken und sein Verhalten aus<br />
der Sicht einer anderen Person betrachten<br />
kann und Strategien entwickeln kann, die<br />
Bedürfnisse beider Parteien über Tausch,<br />
Austausch und Verhandlung zu befriedigen.<br />
Ältere Kinder können darüber hinaus<br />
die „Perspektiven zweier (oder mehrerer)<br />
Personen gleichzeitig wahrzunehmen und<br />
quasi aus der Sicht einer außenstehenden<br />
Person betrachten. Kinder und <strong>Jugend</strong>liche<br />
dieser Entwicklungsstufe können über<br />
sich, den anderen un die Beziehung zwischen<br />
sich und anderen reflektieren und<br />
Kompomisse und gemeinsame Ziele entwickeln,<br />
die beide Interessen berücksichtigen“.<br />
8<br />
gen konstruktiv umzugehen. Sie erfahren,<br />
wie sie Ärger und verletzende Botschaften<br />
der Streitenden auffangen können. Und sie<br />
erfahren, wie Empowerment-Übungen bei<br />
sich selbst und bei anderen das Selbstbewusstsein<br />
stärken können.<br />
Im folgenden möchten wir eines der<br />
Trainingswochenenden für Kinder beschreiben,<br />
zu dem wir Kinder aus Falkengruppen<br />
<strong>im</strong> Bezirk Hessen-Süd in ein<br />
Tagungshaus in der Region eingeladen hatten.<br />
Für die Kinder war klar, dass sie zum<br />
Bundeskinderlager fahren würden. Sie waren<br />
<strong>im</strong> Alter zwischen 8 und 15 Jahren. Das<br />
Training ging von Freitagnachmittag bis<br />
Sonntagnachmittag.<br />
Die Altersspanne der am Training interessierten<br />
Kinder machte uns die Aufgabe nicht<br />
leicht. Es bedarf eben anderer Methoden,<br />
einer Achtjährigen Streitschlichtung beizubringen<br />
als einer Fünfzehnjährigen. So standen<br />
wir <strong>im</strong>mer in dem Spannungsfeld, keine<br />
Überforderung für die Jüngeren und keine<br />
Langeweile oder Vorurteile („So ein Babykram!“)<br />
bei den Älteren aufkommen zu lassen.<br />
Insgesamt gesehen gelang uns das sehr<br />
gut, wenn auch einige Jüngere über Anstrengung<br />
klagten und bei ein oder zwei Spielen<br />
die Älteren meinten, so toll wäre das nicht<br />
gewesen. Für die spätere Streitschlichtungspraxis<br />
auf Föhr hatte diese Altersspanne insofern<br />
Vorteile, als alle auf dem <strong>Zeltlager</strong><br />
7<br />
Kindergechte Konfliktbeispiele findet ihr z.B. in Jefferys-Duden, Karin: „Das Streitschlichterprogramm“, Beltz-Verlag, 1999<br />
8<br />
Vgl.: Jefferys-Duden, Karin: „Das Streitschlichterprogramm“, S. 143 ff.<br />
25
Die Kinder werden aktiv<br />
anwesenden Altersgruppen auch <strong>im</strong> StreitschlichterInnenteam<br />
vertreten waren.<br />
a) Kennenlernen und Erwartungen<br />
klären<br />
Am Freitagnachmittag begannen wir mit<br />
dem Kindertraining. Die Zeit bis zum Abendessen<br />
war für das gegenseitige Kennenlernen<br />
vorgesehen. Einige Kinder kannten sich<br />
schon besser, andere jedoch kaum. Zum<br />
strukturierten Kennenlernen hatten wir aus<br />
Zeitschriften verschiedene Bilder ausgeschnitten,<br />
auf denen Gegenstände, Landschaften,<br />
Tiere oder Personen abgebildet<br />
waren. Jedes Kind durfte sich drei der Zeitungsausschnitte<br />
auswählen (nach dem Kriterium,<br />
welches ihnen gefällt oder etwas mit<br />
ihnen zu tun hat) und auf ein Blatt kleben.<br />
Anhand der entstandenen Bilder konnte sich<br />
jedes Kind mit Namen und Interessen vorstellen.<br />
Bei dieser ersten Übung entstand eine<br />
unschöne St<strong>im</strong>mung, weil einige über andere<br />
und deren Bilder Witze gemacht haben.<br />
Wir haben darauf hingewiesen, dass<br />
Witze machen nicht angesagt sei, was die<br />
St<strong>im</strong>mung aber nur wenig verbesserte. Bevor<br />
das nächste Kind sein Bild vorstellen<br />
durfte, haben wir dann jedes Mal etwas gewartet,<br />
so dass die Unruhe und das Witze<br />
machen etwas nachließen. Wir haben vermutet,<br />
dass die Unruhe und das Witze machen<br />
vielleicht mit der Fremdheit der Situation<br />
und der Unsicherheit der Einzelnen in<br />
Zusammenhang stehen könnte. Im Verlauf<br />
des Trainings veränderte sich die Atmosphäre<br />
<strong>im</strong>mer mehr zu einer akzeptierenden hin.<br />
Nach dem Kennenlernen anhand von Zeitschriftenausschnitten<br />
haben wir mit den Kindern<br />
„Welcome Diversity“ (siehe Kapitel 7)<br />
gespielt. Bei diesem Spiel geht es darum,<br />
die Unterschiede bzw. die Unterschiedlichkeit<br />
Willkommen zu heißen. Lernziel ist es,<br />
andere Meinungen auszuhalten und nicht<br />
zu bewerten.<br />
Vor dem Abendbrot spielten wir schließlich<br />
noch einige Pantom<strong>im</strong>en, wobei die anderen<br />
raten mussten, was vorgespielt wurde.<br />
Dies machte allen sehr viel Spaß. Unsere<br />
Idee war, durch das Pantom<strong>im</strong>espiel die Kinder<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen langsam an Rollenspiele<br />
heranzuführen und mögliche Hemmungen<br />
vor Rollenspielen abzubauen.<br />
Anleitungen für Pantom<strong>im</strong>en und Rollenspiele<br />
findet ihr in Spielekarteien und Büchern.<br />
Auf einige weisen wir <strong>im</strong> Literaturverzeichnis<br />
hin. Es ist dabei wichtig, darauf zu achten,<br />
ob die Spiele für Kinder <strong>im</strong> Grundschulalter<br />
geeignet sind oder nur für <strong>Jugend</strong>liche.<br />
Nach dem Abendbrot ging es dann um<br />
19.30 weiter. Nach einer Aufwärmübung<br />
(warming up) befragten wir die Teilnehmenden<br />
über ihre Vorstellungen und Erwartungen.<br />
Uns war es wichtig, die Meinung jedes<br />
Kindes bzw. <strong>Jugend</strong>lichen zu hören, um ein<br />
genaues Bild von der Gruppe zu erhalten.<br />
So konnten wir <strong>im</strong> Verlauf der Tage auf einige<br />
Erwartungen gezielt eingehen. Bei anderen<br />
konnten wir aber auch schon klarstellen,<br />
dass ihre Vorstellungen teilweise nicht<br />
der Realität der Streitschlichtung entsprechen,<br />
um so Enttäuschungen vorzubeugen.<br />
Als Einst<strong>im</strong>mung auf das Thema Mediation<br />
haben wir eine Zuhörübung gemacht. Zum<br />
Ausklang des Tages gab es noch ein Spiel.<br />
Konflikte sind nichts Schl<strong>im</strong>mes!<br />
Konflikte werden häufig als Erfahrungen<br />
gesehen, die lieber vermieden werden<br />
oder ignoriert werden sollten (beispielsweise<br />
aus Angst oder Hilflosigkeit). In der<br />
kreativen Konfliktbearbeitung werden<br />
Konflikte als Erfahrungen, die helfen zu<br />
wachsen und zu lernen, und als Teil unseres<br />
Lebens betrachtet.<br />
(Kerstin und Consolata)<br />
26
Die Kinder werden aktiv<br />
Kennenlernen<br />
Kennenlernspiele gibt es viele. Weitere Beispiele<br />
findet ihr auch in Büchern, die in<br />
unserer Literaturliste stehen. Spiele funktionieren<br />
am besten, wenn ihr sie vorher<br />
einmal selbst ausprobiert habt. Kennenlernspiele<br />
beziehen sich manchmal einfach<br />
nur auf die Namen, andere gehen „tiefer“<br />
und beziehen auch das Kennenlernen<br />
von Interessen und persönlichen Eigenheiten<br />
mit ein.<br />
Beispiele:<br />
■ Sich kreuz und quer einen Ball oder ein<br />
Stofftier zuwerfen und be<strong>im</strong> Werfen den<br />
eigenen Namen und z.B. ein Hobby nennen.<br />
Der nächste wiederholt die Angaben,<br />
fügt die eigenen hinzu und wirft den Ball<br />
weiter<br />
■ JedeR interviewt hintereinander drei Personen,<br />
der er dann <strong>im</strong> Plenum kurz vorstellt.<br />
■ Sich gegenseitig Namensschilder basteln<br />
■ Thematisches Vorstellen: in Dreiergruppen<br />
(durch Abzählen finden) sammeln alle<br />
auf einem DIN-A3-Blatt positive Erfahrungen<br />
mit dem Lösen von Streitigkeiten, machen<br />
sich dabei miteinander bekannt und<br />
stellen ihr Plakat dann der Großgruppe vor.<br />
b) Was ist ein Konflikt?<br />
Am Samstag haben wir dann begonnen, an<br />
den Inhalten der Streitschlichtung zu arbeiten.<br />
Zunächst befassten wir uns mit dem<br />
Thema „Was ist ein Konflikt?“, um deutlich<br />
zu machen, wie unterschiedlich Situationen<br />
von verschiedenen Personen wahrgenommen<br />
werden. Hilfreich war hier die Übung<br />
„Konfliktbarometer“.<br />
Um Konflikte und die dahinter liegenden<br />
Gefühle besser wahrnehmen zu können,<br />
sind Kommunikationsübungen sinnvoll, z.B.<br />
die Übung „Wenn ich dich richtig verstehe<br />
…“. Ähnliche Übungen finden sich in verschiedenen<br />
Büchern und Broschüren und<br />
können dort nachgelesen werden. Achtet <strong>im</strong>mer<br />
auch darauf, für welche Altersstufe die<br />
Übungen gedacht sind.<br />
c) Wie schlichte ich einen Streit?<br />
Danach sind wir konkret zur Mediation bzw.<br />
Streitschlichtung gekommen. Anhand von<br />
Rollenspielen erarbeiteten wir mit den Kindern<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen die fünf Phasen der<br />
Mediation in Theorie und Praxis. 9<br />
Die Streitschlichtung läuft in klar definierten<br />
Schritten oder Phasen ab, die aufeinander<br />
folgen sollten. Es ist für die Streitschlichter-<br />
Innen wichtig, einen solchen „roten Faden“<br />
zu haben, da es die Mediation erleichtert.<br />
Unterschiedliche AutorInnen gehen von unterschiedlichen<br />
Stufenmodellen aus. Gemeinsam<br />
ist allen Modellen, dass zunächst<br />
die Rahmenbedingungen geklärt, die Positionen<br />
ausgetauscht und dann vertiefend<br />
durchleuchtet werden. Schließlich werden<br />
Lösungen gesucht und Vereinbarungen ge-<br />
9<br />
Spiele und Übungen zur Erarbeitung der Phasen findet ihr in dem Buch von Faller, Kerntke, Wackmann “Konflikte selber lösen”, das be<strong>im</strong> Verlag<br />
an der Ruhr erschienen ist. (siehe Literaturverzeichnis)<br />
27
Die Kinder werden aktiv<br />
troffen. Nähere Informationen zu den teilweise<br />
unterschiedlich differenzierten Stufenmodellen<br />
findet ihr in den <strong>im</strong> Literaturverzeichnis<br />
aufgeführten Büchern von Kurt Faller<br />
(Baustein-Modell), von Karin Jefferys-Duden<br />
(„Friedensbrücke“) oder auch <strong>im</strong> Standardwerk<br />
von Friedrich Glasl.<br />
Diese sehr wichtige Grundlage für die Streitschlichtung<br />
nahm einen Großteil der Zeit des<br />
Samstags ein. In der verbleibenden Zeit bis<br />
Sonntagmittag übten wir die Mediation in<br />
weiteren Rollenspielen. Bei den Rollenspielen<br />
haben wir jeweils in zwei Gruppen gearbeitet,<br />
wobei wir als BetreuerInnen jeweils<br />
eine Gruppe begleiteten. Grundsätzlich haben<br />
wir Co-Mediation durchgeführt, d.h. in<br />
den Rollenspielen (und auch später <strong>im</strong> Streitschlichtungsalltag)<br />
waren die Kinder und<br />
<strong>Jugend</strong>lichen jeweils zu zweit als StreitschlichterInnen<br />
tätig. Dabei haben jeweils<br />
zwei StreitschlichterInnen <strong>im</strong> Tandem ge-<br />
schlichtet; zwei andere Kinder bzw. <strong>Jugend</strong>liche<br />
erhielten Rollen zugewiesen und spielten<br />
die Streitenden. Im Rollenspiel müssen<br />
die beiden „Streitenden“ möglichst realistisch<br />
den Streit spielen, den sie mit der Spielbeschreibung<br />
erhalten und sich entsprechend<br />
benehmen. Die StreitschlichterInnen<br />
versuchen dann zu vermitteln.<br />
Das Spielen der Rollenspiele machte allen<br />
Spaß und sie waren begeistert bei der Sache,<br />
was wiederum uns sehr gefreut hat.<br />
5.3<br />
<strong>Streitschlichten</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>Zeltlager</strong><br />
Vorschlag für den Ablauf des <strong>Streitschlichten</strong>s<br />
<strong>im</strong> Bundeskinderlager (entwickelt auf dem<br />
Basistraining für HelferInnen)<br />
Was ist Mediation?<br />
„Mediation, die eine Methode der kreativen Konfliktbearbeitung ist, hat zum Ziel, eine<br />
Lösung /Annäherung zwischen den Konfliktparteien zu erreichen. Idee ist, dass durch<br />
Verständnis für die jeweils andere Seite kooperativ nach anderen Wegen für die Zukunft<br />
gesucht werden kann. Im Rahmen der Streitschlichtung sind die Streitenden für die Inhalte<br />
verantwortlich. Lösungsvorschläge werden von den Streitenden selber gemacht.<br />
So ist es auch wahrscheinlicher, dass sie sich an die Vereinbarungen halten, wenn diese<br />
auf ihren eigenen Ideen beruhen. Im Vordergrund steht die Entwicklung eines Verständnis<br />
von Konflikten als etwas, mit dem man positiv umgehen und von dem man lernen<br />
kann. Bei Konflikten werden die Standpunkte der verschiedenen Konfliktparteien nicht<br />
als richtig oder falsch sondern als verschieden (ohne Bewertung oder ohne Suche eines<br />
Schuldigen) angesehen. Zuhören, sich in andere einfühlen, neutral bleiben, vermitteln<br />
und mit problematischen Situationen umgehen können werden in der Streitschlichtung<br />
gestärkt.<br />
Mediation ist die Vermittlung in Streitfällen durch unparteiische Dritte, die von beiden<br />
Konfliktparteien akzeptiert werden. Die Streitschlichterinnen helfen den Streitenden, eine<br />
für beide zufrieden stellende Lösung zu finden. Sie stellen wieder eine direkte Verbindung<br />
zwischen den Konfliktparteien her. Die Streitenden können in dem Mediationsverfahren<br />
erfahren was die Probleme, Gefühle, Interessen und Wünsche der anderen<br />
Seite sind.“<br />
(Kerstin Bunte und Consolata Peyron)<br />
28
Die Kinder werden aktiv<br />
0. Zu Beginn des <strong>Zeltlager</strong>s können die<br />
HelferInnen, die am Basistraining teilgenommen<br />
haben, mit den Kindern in ihrer Zeltgruppe<br />
Spiele und Übungen ausprobieren,<br />
die zur Verbesserung der Konfliktfähigkeit<br />
beitragen.<br />
1. Interessierte Kinder können am Schnuppertraining<br />
teilnehmen (wenn sie nicht bereits<br />
vorher die Möglichkeit hatten, an einem<br />
Kindertraining teilzunehmen) und die<br />
Grundlagen des <strong>Streitschlichten</strong>s lernen.<br />
2. HelferInnen und Kinder überlegen sich<br />
gemeinsam Regeln, was <strong>im</strong> Fall eines Streits<br />
am besten passieren soll. Sie beziehen dafür<br />
auch das Streitschlichterzelt ein und überlegen<br />
sich, wie sie das Zelt ausstatten können.<br />
3. Das Streitschlichter-Zelt ist eine Art „Ruhezone“,<br />
in die Kinder (auch mit ihren<br />
HelferInnen) sich zurückziehen können, um<br />
über ihren Streit zu sprechen oder um sich<br />
eine „Auszeit“ zu gönnen. Der Aufenthalt<br />
<strong>im</strong> Streitschlichterzelt ist absolut freiwillig! Die<br />
Initiative dazu ergreifen die Kinder selbst!<br />
4. Wenn es ausgebildete Streitschlichter-<br />
Innen <strong>im</strong> Dorfzentrum gibt, setzen sich diese<br />
mit ihren HelferInnen zusammen und vereinbaren,<br />
ob sie feste Sprechzeiten möchten<br />
oder nach Bedarf die Schlichtung durchführen.<br />
Das geben sie dann in der Dorfversammlung<br />
oder <strong>im</strong> Dorfzentrumsrat bekannt.<br />
5. Wer in Streit gerät kann und Hilfe möchte,<br />
kann<br />
a) die Helferin oder den Helfer um Unterstützung<br />
bitten. Falls der Streit zu heftig<br />
ist, die Streitenden nicht gleich stark sind<br />
oder es zu Verletzungen gekommen ist,<br />
wird die Helferin oder der Helfer den Streit<br />
schlichten.<br />
b) ist ein Kind in der Nähe, das die Grundbegriffe<br />
des <strong>Streitschlichten</strong>s kennt und <strong>im</strong><br />
Streit nicht parteilich ist, dann kann dieses<br />
Kind um Unterstützung gefragt werden.<br />
c) auch andere Kinder und HelferInnen um<br />
Rat fragen, wie das sonst auch üblich ist.<br />
5.3.1 Die Rahmenbedingungen<br />
<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> –<br />
Streitschlichterzelt und<br />
Stundenplan<br />
Während des Bundeskinderlagers wurde das<br />
Modell in drei Dorfzentren mit unterschiedlicher<br />
Intensität erprobt. Die Kinder vereinbarten<br />
in den Trainingsseminaren, wie sie<br />
genau während des Bundeskinderlager vorgehen<br />
möchten. Sie entschieden, dass sie<br />
in ihrem Dorfzentrum ein Streitschlichterzelt<br />
errichten und dort „Sprechstunden“ anbieten<br />
wollen. Außerdem wünschten sich die<br />
Kinder bedruckte T-Shirts und Buttons, um<br />
sich während des <strong>Zeltlager</strong>s sichtbar als<br />
„Streitschlichter“ auszuweisen und um so anderen<br />
Kindern auch außerhalb der Sprechzeiten<br />
Unterstützung anzubieten. Während<br />
des <strong>Zeltlager</strong>s war es jedoch etwas komplizierter<br />
und langwieriger bis Kinder, Helfer-<br />
Innen und Trainerinnen miteinander die Rahmenbedingungen<br />
des <strong>Streitschlichten</strong>s geklärt<br />
hatten. Diese organisatorischen Entscheidungen<br />
wurden weitgehend in den ersten<br />
zwei Tagen des <strong>Zeltlager</strong>s getroffen.<br />
Zunächst stellte sich die Zeltfrage. Wir hatten<br />
die Möglichkeit, zwischen einem größeren<br />
und einem kleineren Zelt zu wählen. Die<br />
Streitschlichtergruppe aus Hessen-Süd zum<br />
Beispiel entschied für ihr Dorfzentrum, dass<br />
ein kleineres Zelt wohl gemütlicher sei. Von<br />
Anfang an haben wir die Bedeutung einer<br />
29
Die Kinder werden aktiv<br />
angenehmen „Atmosphäre“ betont: Der äußerliche<br />
Rahmen beeinflusst stark den Einstieg<br />
in das Konfliktgespräch und somit die<br />
gesamte Konfliktbearbeitung. Dieses weiße<br />
Zelt wurde zu dem zentralen Anlaufpunkt<br />
der StreitschlichterInnengruppe und ihrer<br />
Aktivitäten: morgens fanden darin die Trainings<br />
statt, mittags standen die StreitschlichterInnen<br />
zur Verfügung um Unterstützung für<br />
Streitende zu bieten und dort fanden auch<br />
die Besprechungen des Teams und weitere<br />
Planungen statt. Eine weitere Frage war wie<br />
das Zelt eingerichtet werden sollte. So sollte<br />
es gemütlich sein und gleichzeitig aus praktischen<br />
Gründen für die Mediation Sitzgelegenheiten<br />
bieten. Die StreitschlichterInnen –<br />
bereits geübt <strong>im</strong> Finden von Konsenslösungen<br />
– entschieden sich schließlich, sowohl<br />
Tische und Bänke ins Zelt zu stellen<br />
wie auch einige Matratzen mit Spannbettlaken,<br />
so dass allen gedient war.<br />
Zusammen mit den StreitschlichterInnen<br />
planten wir in den ersten Tagen, wie die praktische<br />
Arbeit aussehen könnte. Dabei war<br />
es uns sehr wichtig, die Wünsche der Kinder<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen zu berücksichtigen und eigene<br />
Ideen von ihnen zu fördern, um auch<br />
dadurch zu verdeutlichen, dass dies „ihr“<br />
Projekt ist und nicht ein Projekt, welches ausschließlich<br />
von Erwachsenen erarbeitet wurde.<br />
Gemeinsam überlegten die StreitschlichterInnen,<br />
wie sie das Angebot bekannt<br />
machen wollten. Es wurde beschlossen, dass<br />
Treffen für die Gruppe an der Infowand <strong>im</strong><br />
Dorfzentrum befestigt würden. Nach ein<br />
paar Tagen hatten einige von ihnen vor dem<br />
Eingang zum Zelt der StreitschlichterInnen<br />
in Hessen-Süd ein selbstgebasteltes gelbes<br />
Schild mit bunter Schrift aufgestellt und das<br />
Innere des Zeltes war von anderen mit viel<br />
Kreativität geschmückt worden.<br />
Die fünf Phasen der Mediation:<br />
1. Begrüßung und für eine freundliche Atmosphäre<br />
sorgen. Die MediatorInnen stellen<br />
sich vor und erläutern ihre Rolle. Dabei<br />
erläutern sie, dass sie „allparteilich“<br />
sind, also für niemanden Partei ergreifen<br />
werden. Sie bemühen sich um ein Verstehen<br />
beider Seiten. Die MediatorInnen sind<br />
verantwortlich für den Prozess, die Streitenden<br />
für die Inhalte und die Lösung. Sie tragen<br />
vor, was sie bereits über den Konflikt<br />
wissen und vergewissern sich durch Rückfragen,<br />
ob ihr Wissen zutreffend ist.<br />
2. Die Sichtweisen der Konfliktparteien werden<br />
dargestellt. Die Konfliktparteien tragen<br />
nacheinander ihre Standpunkte vor.<br />
Die jeweils nicht vortragende Partei kann<br />
sich Notizen machen, darf aber nicht unterbrechen<br />
oder kommentieren. Die<br />
MediatorIn fasst jeweils das Gesagte zusammen<br />
und fragt nach, ob alles richtig<br />
wiedergegeben wurde.<br />
3. Jetzt folgt die Konflikterhellung. Hierbei<br />
geht es um die Vertiefung einzelner Punkte.<br />
Die Hintergründe, Gefühle, Interessen<br />
und Bedürfnisse werden herausgearbeitet.<br />
Wünsche und Idealvorstellungen können<br />
ausgesprochen werden.<br />
4. In der Problemlösungsphase kann das<br />
Problem eventuell in besser handhabbare<br />
Teilprobleme aufgesplittet werden. Danach<br />
können die Konfliktparteien eine Ideensammlung<br />
(Brainstorming) zur Entwicklung<br />
von Lösungsideen durchführen. Die Lösungsvorschläge<br />
werden diskutiert und bewertet.<br />
Gemeinsam wird nach einem Konsens<br />
gesucht.<br />
5. In der Vereinbarungsphase findet eine<br />
Einigung auf die beste Lösung statt. Es wird<br />
eine Vereinbarung formuliert und von allen<br />
unterzeichnet.<br />
(Kerstin Bunte, Consolata Peyron)<br />
30
Die Kinder werden aktiv<br />
Auch die Klärung der Öffnungszeiten des<br />
Streitschlichterzeltes und der Übungszeiten<br />
war nicht so einfach. Schließlich waren die<br />
Kinder nicht nur zum <strong>Streitschlichten</strong> ins <strong>Zeltlager</strong><br />
gefahren, sondern wollten wie alle<br />
anderen Kinder auch am Alltag des Camps<br />
teilnehmen. Sie hatten Spüldienst oder wollten<br />
<strong>im</strong> Meer baden, sie machten mit ihrer<br />
Gruppe eine Wattwanderung, bauten <strong>im</strong><br />
Internet-Café an der Bundeskinderlager-<br />
Homepage oder wollten ganz einfach nur<br />
rumhängen. Sie hatten eben Ferien. Schließlich<br />
einigten wir uns doch auf Öffnungs- und<br />
Übungszeiten, bei denen möglichst viele ihre<br />
Interessen verwirklichen konnten.<br />
So wurde z.B. <strong>im</strong> Dorfzentrum der „Hessen-<br />
Süd´ler“ entschieden, das Streitschlichter-<br />
Innenzelt täglich eine Stunde von 14.00 bis<br />
15.00 Uhr (es erschien uns allen als die günstigste<br />
Zeit, da es die einzige war, in der kein<br />
dorfgebundenes Programm angeboten wurde)<br />
zu öffnen. In dieser Zeit konnten alle<br />
kommen, die sich mit Problemen an die<br />
StreitschlichterInnen wenden wollten. Wir als<br />
Betreuerinnen waren während dieser Zeit<br />
auch <strong>im</strong>mer anwesend. Der Dienst für Streitende<br />
wurde von den StreitschlichterInnen<br />
so organisiert, dass täglich mindestens zwei<br />
und bis zu vier von ihnen anwesend waren.<br />
Bei diesen Diensten von 14.00 bis 15.00<br />
Uhr konnte jeder aus der Streitschlichter-<br />
Innengruppe mindestens einmal als Mediatorin<br />
tätig sein. Wer einen solchen Dienst<br />
übernahm, musste am Vortag jedoch be<strong>im</strong><br />
Training mitgemacht haben.<br />
In einem anderen Dorfzentrum fand ein so<br />
genanntes „niederschwelliges“ Angebot statt.<br />
Hier wurde ein Zelt eingerichtet, in dem Wut<br />
und Konflikte einen Platz haben konnten,<br />
ohne dass „richtige“ Streitschlichtergespräche<br />
stattfinden mussten. Die Idee war, hier<br />
einen Ort zu schaffen, an dem Streitende<br />
zusammenkommen und in Ruhe gemeinsam<br />
reden konnten. Auch dieses Zelt wurde <strong>im</strong><br />
Laufe des <strong>Zeltlager</strong> gut angenommen.<br />
Das braucht ihr <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>:<br />
■ Der Ort<br />
Es ist für die Konfliktparteien am besten,<br />
wenn sie ungestört sind und auch nicht beobachtet<br />
werden können. Am besten ist ein<br />
eigenes Streitschlichterzelt (SG 20 oder Jurte)<br />
– wenn das nicht möglich ist, könnt ihr euch<br />
auch einen „Friedensplatz“ unter einem<br />
schönen Baum aussuchen oder die Streitschlichtung<br />
zu best<strong>im</strong>mten Zeiten <strong>im</strong> Komm-<br />
Zelt durchführen.<br />
■ Die Zeit<br />
StreitschlichterInnen sind <strong>Zeltlager</strong>teilnehmer<br />
wie andere auch. Sie möchten genauso wie<br />
die Konfliktparteien am <strong>Zeltlager</strong>alltag teilnehmen,<br />
müssen ihren Spüldienst machen<br />
oder wollen baden gehen. Überlegt also<br />
gemeinsam, welche Öffnungszeiten oder<br />
Sprechzeiten außerhalb des Programms am<br />
besten sind. Und haltet die Zeiten dann auch<br />
ein, damit die Streitenden nicht vor dem<br />
verschlossenen Zelt stehen.<br />
■ Schön und bekannt!<br />
Am besten überlegt ihr euch bereits vor dem<br />
<strong>Zeltlager</strong>, wie ihr euer Streitschlichterzelt<br />
gestalten wollt und packt das entsprechende<br />
Deko-Material ein. Wenn ihr billige oder<br />
alte Stoffbahnen und Laken habt, die ihr<br />
vorher in hellen Farben einfärbt, könnt ihr<br />
diese <strong>im</strong> Zelt am Gestänge befestigen und<br />
herunter hängen lassen. Auch Moskitonetze<br />
oder alte Gardinen können für die Dekoration<br />
genutzt werden. Eine „Biertisch“-<br />
Garnitur eignet sich gut für Besprechungen.<br />
Und unter die „Vorhänge“ könnt ihr<br />
Matrazen legen, die mit Spannbetttüchern<br />
bezogen sind. Auch Bücher, Malzeug,<br />
Massageutensilien, Musik oder ähnliches<br />
können zur Selbst-Beruhigung der Streitenden<br />
bereit liegen, die vielleicht für eine „Auszeit“<br />
ins Zelt gehen wollen. Natürlich müsst<br />
ihr euer Angebot auch bekannt machen. Am<br />
besten gehen die Streitschlichter selbst gleich<br />
31
Die Kinder werden aktiv<br />
zu Beginn des <strong>Zeltlager</strong> zu den Dorfvollversammlungen<br />
und stellen sich vor. Sie<br />
erläutern die Regeln und dass Vertraulichkeit<br />
und Verschwiegenheit herrscht<br />
5.3.2 Vernetzen und bekannt<br />
machen<br />
Es ging darum, das Projekt fest auf dem<br />
<strong>Zeltlager</strong> zu verankern. Notwendig dafür, ist<br />
Streitschlichtung in die schon bestehenden<br />
Strukturen einzupassen. Wenn dies gut gelingt,<br />
besteht die Möglichkeit, dass das Projekt<br />
in Zukunft sich langfristig selber trägt<br />
und externe TrainerInnen <strong>im</strong>mer weniger<br />
wichtig werden und unsere Aufgaben in<br />
Zukunft durch die HelferInnen übernommen<br />
werden können.<br />
Um eine Verankerung in den Strukturen zu<br />
erreichen erschien es uns wichtig das Verstehen<br />
und die Umsetzung der Mediationsidee<br />
bekannt zu machen. Die Öffentlichkeitsarbeit<br />
war also ein wichtiger Bestandteil<br />
unserer Arbeit.<br />
Öffentlichkeit <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />
In unserer Vorbereitung auf das Bundeskinderlager<br />
spielte Öffentlichkeitsarbeit eine<br />
große Rolle. Auf Vorbereitungstreffen, durch<br />
Rundschreiben und in Publikationen hatte<br />
der Bundesvorstand bereits über das Projekt<br />
informiert. In dem Bewusstsein, dass<br />
unser Projekt das erste dieser Art war und<br />
wir die Akzeptanz <strong>im</strong> Bundeskinderlager mit<br />
wachsender Bekanntheit steigern konnten,<br />
überlegten wir von Beginn an wie wir am<br />
besten über Ideen und Möglichkeiten der<br />
Streitschlichtung von Kindern für Kinder aufklären<br />
konnten. Wir gingen davon aus, dass<br />
die Unterstützung der HelferInnen und das<br />
Interesse bei Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
durch gründliche Information wachsen würden.<br />
Als wir auf dem Bundeskinderlager ankamen,<br />
wurde uns klar, dass es nicht leicht sein<br />
würde, angesichts der Weitläufigkeit des<br />
Geländes und der weitgehend dezentralen<br />
Strukturen unser Projekt so bekannt zu machen,<br />
wie wir es uns vorgestellt hatten. Wie<br />
wir die Öffentlichkeitsarbeit organisieren<br />
würden, stellte sich als eine der wichtigsten<br />
Fragen während der ganzen Dauer des<br />
Bukilas.<br />
Der erste Schritt in diese Richtung bestand<br />
darin, das Projekt in den Dorfversammlungen<br />
vorzustellen: Wir versuchten dabei,<br />
Rolle und Ziele eines Streitschlicherprogramms<br />
sowohl den Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
als auch den HelferInnen so klar wie<br />
möglich zu vermitteln. Besonders betonten<br />
wir, dass die Einrichtung der Streitschlichtung<br />
eine Einrichtung für die Kinder ist, eine Idee,<br />
die ihnen Hilfe und Unterstützung bietet und<br />
auf keinen Fall als eine Form von Strafe gehandhabt<br />
werden darf – „Wenn ihr nicht aufhört<br />
zu streiten, müsst ihr ins Streitschlichterzelt!“<br />
(Was leider sowohl für einige Kinder<br />
und <strong>Jugend</strong>liche wie auch für einige Helfer-<br />
Innen nicht selbstverständlich zu sein schien.)<br />
Be<strong>im</strong> Lagerrat am ersten Abend ging es auch<br />
darum, unsere Rolle und Aufgaben den<br />
VertreterInnen der anderen Dorfzentren zu<br />
erläutern und mit den <strong>im</strong> voraus ausgebildeten<br />
und interessierten HelferInnen die<br />
Konkretisierung des Projektes abzust<strong>im</strong>men.<br />
Um die vorhandenen Ressourcen am besten<br />
zu nutzen, einigten wir uns darauf, <strong>im</strong> Dorfzentrum<br />
4 ein zentrales Streitschlichter-<br />
Innenzelt für die Kinder aller Dörfer anzubieten.<br />
Auch wir bezogen in diesem Dorfzentrum<br />
unser Zelt und wohnten damit in<br />
direkter Nachbarschaft zu den Kindern und<br />
<strong>Jugend</strong>lichen aus Hessen-Süd, die wir als<br />
erstes trainiert hatten. Somit hatten wir relativ<br />
viel Kontakt zu den StreitschlichterInnen.<br />
Eine weitere Gelegenheit, einen Eindruck von<br />
unserem Projekt zu vermitteln, bot sich am<br />
zweiten Tag während eines „Stationenspiels“,<br />
32
Die Kinder werden aktiv<br />
das für alle Kinder zum Kennenlernen des<br />
Platzes organisiert wurde. Das Mediationszelt<br />
bildete eine Station, durch die viele<br />
Kinder, <strong>Jugend</strong>liche und HelferInnen gingen.<br />
Die Aufgabe der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
bei dieser Station war ein Kooperationsspiel,<br />
bei dem die Kommunikation eine große Rolle<br />
spielte. Über den Einstieg der Wichtigkeit der<br />
Kommunikation hatten die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
die Möglichkeit, mehr über<br />
StreitschlichterInnen zu erfahren. Wir erzählten<br />
genau, was <strong>im</strong> Zelt passieren wird, und<br />
luden sie ein ins StreitschlichterInnenzelt zu<br />
kommen.<br />
Über das Bundeskinderlager-Radio „Venceremos“<br />
kündigte ein Streitschlichter in den<br />
ersten Tagen die Öffnungszeiten des Konfliktbearbeitungszeltes<br />
an und erklärte kurz,<br />
worin die Aufgabe der StreitschlichterInnen<br />
bestehe. Bei einem längeren Radiobeitrag<br />
über das Projekt am Tag der Offenen Tür<br />
hatten alle MediatorInnen die Möglichkeit<br />
mit einem selbst ausgedachten Spruch das<br />
<strong>Streitschlichten</strong> darzustellen, um allen Zuhörenden<br />
deutlich zu machen, was sie persönlich<br />
mit Mediation verbinden:<br />
„<strong>Streitschlichten</strong> macht Spaß!“, „Streiten ist<br />
was Normales!“, „Keine Blamage be<strong>im</strong><br />
Kommen!“, „1,2,3 der Streit ist vorbei!“,<br />
„Streiten ist cool, <strong>Streitschlichten</strong> ist obercool!“,<br />
„Streitschlichter sind ganz normale<br />
Leute!“, „Es gibt fast <strong>im</strong>mer eine Lösung!“,<br />
„Keiner ist schuldig!“, „Es gibt verschiedene<br />
Sichtweisen!“, „Streiten ist wichtig!“, „Kinder<br />
streiten sich unter sich. Kinder lösen es<br />
unter sich!“, „Auch HelferInnen können sich<br />
streiten!“<br />
Aus organisatorischen Gründen fiel kurzfristig<br />
die Präsentation des Projektes durch die<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen auf dem Eröffnungsabend<br />
aus, was aus zweierlei Gründen<br />
schade war. Einerseits hatten die StreitschlichterInnen<br />
Ideen gesammelt und vorbereitet,<br />
wie sie das Streitschlichter-Angebot<br />
auf dem Eröffnungsabend präsentieren<br />
könnten. Zum anderen hatten wir uns durch<br />
die Vorstellung am Eröffnungsabend erhofft,<br />
das Angebot noch weiter bekannt zu machen<br />
und so einige Kinder und <strong>Jugend</strong>liche<br />
zu ermuntern, den Weg zur Mediation in den<br />
nächsten Tagen zu suchen.<br />
Eine andere Art wie das Projekt auch in der<br />
Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde, war<br />
ein Artikel, der in der Lokalzeitung der Insel<br />
erschien.<br />
Zur Öffentlichkeitsarbeit in weiterem Sinne<br />
gehörten auch die „Schnuppertrainings“ zur<br />
Mediation für Kinder und <strong>Jugend</strong>liche, die<br />
das <strong>Streitschlichten</strong> noch gar nicht kannten.<br />
Diese Einführungstrainings boten wir während<br />
des Bundeskinderlagers an. In diesem<br />
Sinne waren alle Kinder und HelferInnen,<br />
die an Trainings oder Streitschlichtungen teilgenommen<br />
hatten, auch MultiplikatorInnen<br />
für die Idee.<br />
Zur Öffentlichkeitsarbeit zählte auch das<br />
Treffen mit zwei Mitarbeiterinnen des Deutschen<br />
<strong>Jugend</strong>institut (DJI), Frau Zinser und<br />
Frau Winklhofer, die <strong>im</strong> Rahmen einer Studie<br />
zur Beteiligung von <strong>Jugend</strong>lichen in Kinder-<br />
und <strong>Jugend</strong>verbänden mit uns die Zusammenhänge<br />
zwischen dem Mediationsansatz<br />
und Partizipationsmodellen besprachen<br />
und einige der StreitschlichterInnen zu<br />
ihren Erfahrungen interviewten.<br />
Vernetzung mit interessierten<br />
HelferInnen<br />
Einen wichtigen Punkt bei der Einführung des<br />
Streitschlichterprogramms <strong>im</strong> Bundeskinderlager<br />
stellte die Vernetzung mit interessierten<br />
Erwachsenen dar, die eine tragende Rolle<br />
bei der Unterstützung der Arbeit der Kinder<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen spielen können.<br />
Die HelferInnen haben zum einen eine wichtige<br />
Vorbildfunktion. Die Kinder achten genau<br />
darauf, wie die Erwachsenen mit ihren<br />
Konflikten umgehen, ob sie sie verschwei-<br />
33
Die Kinder werden aktiv<br />
gen oder bearbeiten. Wenn sie sie bearbeiten,<br />
ist natürlich die Art und Weise von großem<br />
Interesse.<br />
Die HelferInnen aus Hessen-Süd, die wir zum<br />
Teil vom Kindertraining in Seehe<strong>im</strong> kannten,<br />
waren eine große Hilfe, um einen Überblick<br />
über die Falken- und Bukilaorganisation<br />
zu bekommen. Dadurch, dass wir <strong>im</strong><br />
selben Dorf wohnten ergaben sich mit ihnen<br />
häufige Gespräche auch über das Projekt.<br />
Wir bekamen zu einzelnen Punkten<br />
Rückmeldung, von denen einige für Durchführung<br />
des Projektes sehr hilfreich waren.<br />
Besonders <strong>im</strong> Hinblick auf organisatorische<br />
Aspekte war uns dieser Austausch eine große<br />
Unterstützung.<br />
Der direkte Kontakt mit den interessierten<br />
HelferInnen aus den anderen Dörfern gestaltete<br />
sich schwieriger. Für die Dauer des<br />
Lagers organisierten wir zusammen mit Andrea<br />
Lummert regelmäßige Treffen am<br />
Abend mit den HelferInnen, die am Basistraining<br />
teilgenommen hatten oder interessiert<br />
am Projekt waren. Diese Treffen wurden<br />
geplant, um einen Austausch über die<br />
praktische Umsetzung des Projektes in jedem<br />
Dorf zu ermöglichen. Bald merkten wir<br />
jedoch, dass diese Treffen eine Extrabelastung<br />
für die schon angespannten<br />
HelferInnen darstellten, so dass es für sie –<br />
trotz vorhandenem Interesse – selten möglich<br />
war, daran teilzunehmen. Einzelne<br />
HelferInnen nutzten während dieser Treffen<br />
die Möglichkeit, mit uns Fragen des<br />
StreitschlichterInnenprogramms zu besprechen.<br />
Wichtig für alle organisatorischen Fragen<br />
war außerdem das Bundesbüro der Falken,<br />
mit dem häufige Treffen stattfanden, um<br />
<strong>im</strong>mer wieder die nächsten Schritte zu diskutieren<br />
und zu planen.<br />
5.3.3 Die Gruppe<br />
Das Konzept der Peer-Group-Education (siehe<br />
oben) geht davon aus, dass die „peers“<br />
dann am wirkungsvollsten agieren können,<br />
wenn sie möglichst viele Ähnlichkeiten in<br />
Bezug auf Alter, Geschlecht, soziale Gruppierung<br />
und Kulturkreis mit der Gruppe aufweisen,<br />
in der sie Unterstützung anbieten<br />
wollen. Deshalb ist es be<strong>im</strong> Aufbau einer<br />
Streitschlichtergruppe gut, wenn es sich bei<br />
den Vermittelnden um ein Spiegelbild der<br />
Gruppe handelt, in der sie vermitteln wollen.<br />
Unsere StreitschlichterInnen aus Hessen-<br />
Süd z.B. waren fünf Jungen und neun Mädchen<br />
<strong>im</strong> Alter zwischen acht und fünfzehn<br />
Jahren. Diese heterogene Aufteilung kam<br />
uns bei der Besetzung der Streitschlichtungstandems<br />
zur Hilfe. Wir achteten darauf,<br />
dass die Teams der Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen,<br />
die als Vermittelnde tätig waren, zu dem Geschlecht<br />
und dem Alter der Streitenden in<br />
Beziehung standen (beispielsweise die Vermittelnden<br />
sollten nicht viel jünger sein als<br />
die Streitenden oder nicht zwei Jungen sollten<br />
für zwei streitende Mädchen vermitteln).<br />
Das Wichtigste ist, dass die Streitparteien<br />
zufrieden sind und sich von ihren Vermittelnden<br />
verstanden fühlen.<br />
Die Motivation der StreitschlichterInnen war<br />
unterschiedlich hoch. Mehrheitlich räumten<br />
die beteiligten Kinder ihrer Aufgabe als<br />
StreitschlichterInen eine hohe Priorität ein,<br />
für die sie sehr viel Initiative zeigten und auf<br />
die sie stolz waren. Für andere (wenige)<br />
wurde aus unserer Sicht die Rolle der StreitschlichterIn<br />
bald zu einer Nebensächlichkeit<br />
bis hin zur Lästigkeit, da die Treffen in Konkurrenz<br />
zu anderen Freizeitangeboten standen<br />
und bei einigen die erste große Begeisterung<br />
für die StreitschlichterInnen-Idee<br />
bald nachließ. Zwischen diesen zwei Extremen<br />
bewegte sich die größte Zahl der Kinder,<br />
für die die Motivation je nach Wetter,<br />
34
Die Kinder werden aktiv<br />
Laune und anderen Angeboten jeden Tag<br />
schwankte. Aus unserer Erfahrung ist es<br />
normal, dass einige mehr bei der Sache bleiben<br />
als andere. Immer standen jedoch genügend<br />
StreitschlichterInnen zur Verfügung,<br />
sodass das Angebot in der gesamten Zeit<br />
sichergestellt war. Insgesamt waren wir sehr<br />
zufrieden mit der Motivation der Gruppe.<br />
Trotz der erschwerenden Umstände mit Hitze<br />
und Unruhe und vieler zu erledigender<br />
organisatorischer Dinge in den ersten Tagen,<br />
hatten wir das Gefühl, dass aus den<br />
einzelnen Beteiligten der Streitschlichtergruppe<br />
<strong>im</strong>mer mehr eine Gruppe entstand,<br />
die sich gemeinsam einer Aufgabe stellte.<br />
Immer seltener wurden Witze übereinander<br />
gemacht oder Einzelne ausgelacht, ein Problem,<br />
das be<strong>im</strong> ersten Training besonders<br />
am ersten Tag häufig zu beobachten war,<br />
so dass wir ein Spiel sogar fast abgebrochen<br />
hätten. Die Scherze übereinander verloren<br />
an Schärfe und klangen eher lustig.<br />
Es entwickelte sich eine St<strong>im</strong>mung des gegenseitigen<br />
Akzeptierens. Best<strong>im</strong>mt ist es<br />
auch darauf zurückzuführen, dass besonders<br />
bei der Gestaltung des Zeltes und der<br />
Planung der Öffentlichkeitsarbeit klar wurde,<br />
welch unterschiedliche Fähigkeiten in der<br />
Gruppe vorhanden waren und dass wir alle<br />
Beteiligten zum Gelingen unseres Projektes<br />
brauchten. Ein weiteres Merkmal für das Zusammenwachsen<br />
zu einer vertrauensvollen<br />
Atmosphäre und einer arbeitsfähigen Gruppe<br />
war, dass es bei den Rollenspielen <strong>im</strong>mer<br />
selbstverständlicher wurde, dass Jungen<br />
und Mädchen, Jüngere und Ältere quer<br />
gemischt jeweils zu zweit das MediatorInnenteam<br />
bilden konnten. Die StreitschlichterInnen<br />
guckten <strong>im</strong>mer weniger darauf, wer<br />
ihre Freundin oder ihr Freund ist, den sie<br />
schon von früher kannten, sondern sie wurden<br />
mehr und mehr bereit, mit allen aus<br />
der Gruppe diese Aufgabe zusammen anzugehen.<br />
Trotz dieses Zusammenhalts kapselte<br />
sich die Gruppe nicht von den anderen<br />
ab. Viel Zeit außerhalb der StreitschlichterInnengruppe<br />
verbrachten sie mit Kindern<br />
bzw. <strong>Jugend</strong>lichen aus ihren Schlaf- und<br />
Gruppenzelten oder mit anderen FreundInnen.<br />
5.3.4 Prinzipien und Regeln<br />
Regeln, die für die Mediation gelten:<br />
■ Selbstverantwortlichkeit<br />
■ Freiwilligkeit<br />
■ Vertraulichkeit<br />
■ keine Besch<strong>im</strong>pfungen<br />
■ nicht unterbrechen<br />
■ Für die MediatorInnen: Die Konfliktparteien<br />
fragen, ob sie bereits sind, am Verfahren<br />
teilzunehmen. Widerstände ernst<br />
nehmen!<br />
■ Allparteilichkeit. Die MediatorInnen dürfen<br />
keiner der beiden Konfliktparteien<br />
Recht geben. Es geht aber um mehr, als<br />
nur neutral zu sein. Ziel ist es, beide Seiten<br />
zu verstehen und nicht, beiden Seiten<br />
Gleichgültigkeit und Neutralität entgegenzubringen.<br />
Wichtige Voraussetzung für Allparteilichkeit<br />
ist, das Gesagte nicht zu<br />
bewerten. Also nicht sagen: „Das ist richtig“<br />
oder „Das ist falsch“.<br />
Freiwilligkeit<br />
Freiwilligkeit ist ein zentrales Prinzip der<br />
Mediation und ein wichtiger Aspekt konstruktiver<br />
Konfliktbearbeitung. Freiwilligkeit sollte<br />
auch ein Bestandteil unserer Trainingskultur<br />
sein. Daher war es uns bei allen Trainings<br />
wichtig, dass die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
selbständig entscheiden konnten, ob<br />
sie während des <strong>Zeltlager</strong>s noch zu Übungsstunden<br />
kamen. Wir eröffneten ihnen die<br />
Möglichkeit, die Gruppe kurzzeitig zu verlassen,<br />
wenn sie merkten, dass ihre Kon-<br />
35
Die Kinder werden aktiv<br />
zentration oder ihr Interesse nachliessen.<br />
Damit wollten wir auch der Tatsache Rechnung<br />
tragen, dass sie extra Kräfte und Zeit<br />
in eine zusätzliche Tätigkeit einfließen ließen.<br />
Diese Haltung führte zu sehr guten Ergebnissen.<br />
Einige Kinder kamen fast zu jedem<br />
Training, andere kamen seltener. Die<br />
meisten kamen regelmäßig jeden zweiten<br />
oder dritten Tag, womit wir in Anbetracht der<br />
Konkurrenz von Sonne, Strand, Meer und<br />
vielen anderen Angeboten sehr zufrieden<br />
waren.<br />
Um den verschiedenen Bedürfnissen so gut<br />
wie möglich gerecht zu werden, gestalteten<br />
wir ein flexibles Angebot für alle StreitschlichterInnen.<br />
Die Teilnahme an allen unseren<br />
Angeboten war freiwillig. Bis auf eine<br />
Ausnahme: wer am nächsten Tag die<br />
„Schicht“ als StreitschlichterIn übernehmen<br />
wollte, war verpflichtet, am Tag davor zur<br />
Übungsstunde zu kommen. So war für uns<br />
gewährleistet, dass nur solche Kinder und<br />
<strong>Jugend</strong>liche Streit schlichteten, die <strong>im</strong> Training<br />
waren. Auch wollten wir durch diese<br />
Regelung verhindern, dass das Training seinen<br />
Stellenwert verlor. Wir waren der Meinung,<br />
dass das Üben in Rollenspielen sehr<br />
hilfreich bleiben würde. Hinzu kam, dass wir<br />
bei einigen Kindern befürchteten, sie könnten<br />
sich überschätzen und die Trainings nicht<br />
mehr so ernst nehmen.<br />
Regeln für die Gruppe<br />
Während der gesamten Zeit war es uns wichtig,<br />
dass best<strong>im</strong>mte Grundregeln für die<br />
Gruppe galten. Diese Grundregeln tragen<br />
dazu bei, eine vertrauensvolle Atmosphäre<br />
und eine Atmosphäre zur Selbstwertstärkung<br />
zu erreichen. Zusammenfassend kann gesagt<br />
werden, dass das Ernst-Nehmen jeder<br />
Person und die Vertraulichkeit <strong>im</strong> Training<br />
Grundvoraussetzung der Arbeit sind. Vertraulichkeit<br />
bedeutete konkret, dass Fallbeispiele,<br />
die in unserer Trainingsarbeit besprochen<br />
wurden, nicht weitererzählt werden<br />
sollten. Dies war notwendig, um best<strong>im</strong>mte<br />
Themen überhaupt besprechen zu können.<br />
Gleichzeitig war dies eine gute Übung für<br />
den „Ernstfall“ des Mediationsgesprächs.<br />
Schließlich durften die StreitschlichterInnen<br />
auf keinen Fall weitererzählen, was ihnen<br />
während einer Mediation von den Konfliktparteien<br />
anvertraut wurde.<br />
Besonders wichtig war uns bei unserer<br />
Trainingsarbeit auch, dass alle zu Wort kommen<br />
konnten. Dafür haben wir regelmäßige<br />
Gesprächsrunden durchgeführt, um best<strong>im</strong>mte<br />
Themen zu besprechen und Meinungen<br />
auszutauschen. Dabei wurde ein<br />
Ball <strong>im</strong> Kreis weitergegeben. JedeR, der oder<br />
die den Ball hatte, durfte etwas sagen und<br />
wurde von den anderen nicht unterbrochen.<br />
Jede Person kam auf diese Weise einmal an<br />
die Reihe und konnte etwas zum Thema sagen.<br />
Natürlich achteten wir auch darauf, daß<br />
alle ausreden durften und nicht unterbrochen<br />
wurden und jeder sozusagen für sich<br />
selbst gesprochen hat.<br />
Vor der Eröffnung des ersten Streitschlichter-<br />
Zeltes organisierten wir eine Runde mit den<br />
angehenden StreitschlichterInnen, um noch<br />
einmal gemeinsam ihre Stärken und Schwächen<br />
zu besprechen. Die angehenden StreitschlichterInnen<br />
konnten dabei ansprechen,<br />
ob sie sich schon sicher für ihre Aufgabe<br />
fühlten und wer noch mehr üben wollte. Jedes<br />
Kind beantwortete für sich die Fragen<br />
„Was traue ich mir zu?“ und „Wo brauche<br />
ich noch Unterstützung?“ Die Streitschlichter-<br />
Innen waren sich sicher, neutral bleiben zu<br />
können, die Vertraulichkeit der Gespräche<br />
bewahren zu können und die Konflikte der<br />
36
Die Kinder werden aktiv<br />
anderen Kinder ernst zu nehmen. Einige von<br />
ihnen hatten noch Bedenken, ob sie schwere<br />
Fälle lösen könnten, ob sie nicht nervös<br />
werden würden, falls die Streitenden nichts<br />
sagen würden und ob sie bei dem Gespräch<br />
ernst bleiben könnten.<br />
5.3.5 Üben und Praxis<br />
Das Üben<br />
Wir boten allen StreitschlichterInnen täglich<br />
vormittags von 11.00 bis 12.30 Uhr ein<br />
Mediationstraining an, um auf der einen<br />
Seite alte Kenntnisse und Fähigkeiten aufzufrischen<br />
und auf der anderen Seite neue<br />
zu erwerben. Einfühlendes Zuhören und<br />
nichtbewertendes Zusammenfassen standen<br />
<strong>im</strong>mer wieder <strong>im</strong> Mittelpunkt unserer<br />
Übungen. 10 Wir hatten dieses als ein freiwilliges<br />
Angebot geplant, um die StreitschlichterInnen<br />
nicht mit Extrastunden zu<br />
überfordern. Die StreitschlichterInnen waren<br />
nur dann verpflichtet zu kommen, wenn sie<br />
am selben Nachmittag Dienst hatten, um<br />
noch mal mit uns das wichtigste in Ruhe zu<br />
besprechen.<br />
Regelmäßiges Üben mit eigenen<br />
Fällen und Rollenspielen<br />
Wir übten <strong>im</strong>mer wieder Rollenspiele, bei<br />
denen zwei <strong>Jugend</strong>liche Konfliktpartei spielten<br />
und zwei vermittelten. Die Themen der<br />
Konflikte kamen aus der alltäglichen Erfahrung<br />
der Kinder <strong>im</strong> Bundeskinderlager, also<br />
Konflikte, die sie selber erlebt oder beobachtet<br />
hatten. Dies verfolgte den Zweck, Situationen<br />
zu bearbeiten, die sehr stark mit<br />
dem alltäglichen Leben <strong>im</strong> Lager zu tun hatten.<br />
Beispiele für Konflikte, die wir besprachen,<br />
waren die folgenden:<br />
■ Ein Junge ist wegen seiner Freundin eifersüchtig<br />
■ Einige FreundInnen haben sich mit einem<br />
anderen Kind verabredet und kommen<br />
nicht zur vereinbarten Zeit. Das Kind ist<br />
sehr enttäuscht und sauer wegen des langen<br />
Wartens.<br />
■ Ein älteres Kind ärgert ein Kleineres, das<br />
<strong>im</strong> gleichen Zelt schläft und n<strong>im</strong>mt ihm<br />
sein Kuscheltier weg. Durch die Streiterei<br />
bekommt das ganze Zelt Ärger und alle<br />
müssen früher ins Bett.<br />
■ Zwei Freundinnen streiten sich, weil eine<br />
auf die andere eifersüchtig ist.<br />
■ Ein Junge wird von allen ausgelacht. Er<br />
rastet ab und zu aus und wird dabei auf<br />
die anderen Jungs aggressiv.<br />
■ Ein Mädchen „verknallt“ sich in einen Helfer<br />
und ist auf alle anderen Mädchen eifersüchtig.<br />
■ Ein Mädchen oder Junge spült nicht so<br />
wie es von den anderen erwartet wird.<br />
■ Die <strong>Jugend</strong>lichen, die alle <strong>im</strong> gleichen Zelt<br />
schlafen, können sich nicht darüber einigen,<br />
wo wer <strong>im</strong> Zelt liegen wird. Daraus<br />
entstehen <strong>im</strong>mer wieder heftige Streitereien.<br />
■ Ein Junge hat <strong>im</strong>mer wieder zwei Mädchen<br />
angefasst, daraufhin haben die beiden<br />
ihn verprügelt.<br />
Das <strong>Streitschlichten</strong> beginnt<br />
Am dritten Tag wurde das Zelt zum ersten<br />
mal mittags geöffnet und die Vermittlungstätigkeit<br />
begann. Unsere Aufgaben als<br />
BetreuerInnen fielen je nach Bedarf sehr unterschiedlich<br />
aus. Wir haben die StreitschlichterInnen<br />
beraten und jeweils eine von uns<br />
war auch bei Schlichtungen anwesend, um<br />
den Kindern über die Anfangsschwierigkeiten<br />
hinweg zu helfen. Damit unterstützten<br />
10<br />
Beispiele für Übungen wie das „Reflektierende Zuhören“ oder die „Nichtverletzende Ärgermitteilung“ finden sich in dem Buch „Konflikte selber<br />
lösen“ von Kurt Faller u. a. Weitere Übungen gibt es in „Kommunikationstraining“ von Heinz Klippert und in anderen Büchern, die ihr in der<br />
Literaturliste findet.<br />
37
Die Kinder werden aktiv<br />
wir bei Bedarf die StreitschlichterInnen, die<br />
noch keine Übung <strong>im</strong> Vermitteln hatten. Uns<br />
war es sehr wichtig, dass sie sich nicht überfordert<br />
fühlten und dadurch eventuell auch<br />
die Lust verlieren könnten.<br />
Die meisten Streitigkeiten der Kinder bezogen<br />
sich auf den <strong>Zeltlager</strong>alltag. Sehr zahlreich<br />
waren Konflikte um unterschiedliche<br />
Sauberkeitsansprüche und Ordnungsvorstellungen.<br />
Streit entbrannte hier besonders<br />
dann, wenn einzelne Kinder ein Amt und<br />
damit Verantwortung für eine Aufgabe übernommen<br />
hatten, die sie nach Ansicht von<br />
Gruppenmitgliedern nicht entsprechend erfüllten.<br />
Konfliktträchtig war auch das gemeinsame<br />
Schlafen in einem Zelt. Der<br />
Schlafplatz und die Nachtruhe waren dabei<br />
die zentralen Fragen. Auch gegenseitige<br />
Besch<strong>im</strong>pfungen waren Anlass, ins Streitschlichterzelt<br />
zu gehen.<br />
In einem Fall haben wir auch selbst mediiert.<br />
Der Streit schwelte schon lange Zeit. Am letzten<br />
Abend, als das Streitschlichterzelt bereits<br />
geschlossen war, kam eine Helferin direkt<br />
auf uns zu und bat uns um Unterstützung.<br />
Wir haben uns dann mit den zwei betroffenen<br />
Jungen ans Meer gesetzt. Der abendliche<br />
ruhige Strand bot einen sehr angenehmen<br />
Rahmen für die Vermittlung zwischen<br />
den beiden, die sich <strong>im</strong>mer wieder ziemlich<br />
heftig gestritten hatten.<br />
Streitschlichtungen fanden<br />
spontan statt<br />
Mehrere Streitschlichtungen fanden nicht in<br />
dem vorhergesehenen Rahmen statt, sondern<br />
eher spontan. StreitschlichterInnen berichteten<br />
uns zum Beispiel, sie hätten zwei<br />
Streitende gesehen und ihnen angeboten:<br />
„Ich bin StreitschlichterIn. Soll ich euch helfen,<br />
euren Streit zu lösen?“ Einige sind dann<br />
mit den Streitenden ins Schlichterzelt gegangen,<br />
andere haben direkt vor Ort ein Gespräch<br />
angeboten. Mehrere Streitschlichter-<br />
Innen berichteten, dass sie in dieser Form<br />
außerhalb des Zeltes vermittelt haben. Uns<br />
hat das sehr gefreut. Es schien uns ein guter<br />
Weg, die scheinbare Hemmschwelle für<br />
Streitende, nämlich ins Streitschlichter-Zelt<br />
zu kommen, zu umgehen und Streitschlichtung<br />
<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> mehr zu verbreiten. Leider<br />
kam das Projek erst in den letzten Tagen<br />
so richtig in Gang. Es dauerte eine Weile,<br />
bis die Einzelnen Vertrauen in das Projekt<br />
gefasst hatten. So kamen in den ersten Tagen<br />
nur wenige zur Streitschlichtung. Manchmal<br />
kamen auch Anfragen, ob wir als Betreuende<br />
uns auch vorstellen könnten zwischen<br />
HelferInnen zu vermitteln. Letztendlich<br />
haben diese jedoch ihre Konflikte unter<br />
sich beigelegt oder gar nicht geklärt.<br />
Intervision und weitere Organisation<br />
am Abend<br />
Abends boten wir eine Art „Intervision“ für<br />
die StreitschlichterInnen an, damit sie Fragen,<br />
die sie beschäftigten, miteinander und<br />
bei Bedarf mit uns besprechen konnten. Der<br />
Termin war nach dem Abendessen angesetzt.<br />
Zu diesem Extraangebot kamen an den<br />
meisten Abenden nur zwei bis drei StreitschlichterInnen.<br />
So war nicht nur Zeit für Erfahrungsaustausch,<br />
sondern auch für entspannte<br />
Spiele. Der Abend schien für die<br />
meisten die Zeit zu sein, wo sie ohne<br />
Programmstress in Ruhe etwas mit FreundInnen<br />
machen konnten. Für einige wäre es<br />
sogar der dritte „Streitschlichter“-Termin an<br />
diesem Tag gewesen. So blieb die Teilnehmerzahl<br />
an diesen Treffen begrenzt. Für uns<br />
waren diese Abende trotzdem interessant.<br />
Sie boten uns die Möglichkeit, mit denen die<br />
38
Die Kinder werden aktiv<br />
gekommen waren, einmal in Ruhe ins Gespräch<br />
zu kommen, ohne dass wir für ein<br />
best<strong>im</strong>mtes Programm verantwortlich waren.<br />
An diesen Abenden erfuhren wir manchmal<br />
mehr über die StreitschlichterInnen und was<br />
sie beschäftigte, als während des „offiziellen“<br />
Programms.<br />
Einige dieser Themen konnten wir dann<br />
aufnehmen und mit allen noch einmal bearbeiten.<br />
Manchmal waren es auch Anmerkungen<br />
zu organisatorischen Punkten, die<br />
wir mit einbeziehen konnten. Während der<br />
Übungszeiten am Morgen, der Schlichtungszeit<br />
am Nachmittag und der Intervisionsgruppe<br />
am Abend ergaben sich spontan<br />
<strong>im</strong>mer wieder Gespräche unter den Kindern<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen oder zwischen ihnen und<br />
uns über aktuelle Streitereien oder Konflikte:<br />
Wir hatten <strong>im</strong>mer ein offenes Ohr, um<br />
die Erfolge oder Schwierigkeiten der StreitschlichterInnen<br />
aufzunehmen. Dabei ergaben<br />
sich auch <strong>im</strong>mer wieder Gespräche über<br />
das Projekt.<br />
Hier einige der Punkte, die wir aus Sicht der<br />
StreitschlichterInnen mitbekommen haben<br />
(man darf dabei nicht vergessen, dass dieses<br />
die Punkte sind, die uns – Begleiterinnen<br />
des Projekts – mitgeteilt wurden. Es ist<br />
davon auszugehen, dass es trotz unserer Bemühungen<br />
eine vertrauensvolle Atmosphäre<br />
zu schaffen, Punkte oder Themen gab,<br />
die sie aus verschiedenen Gründen nicht mit<br />
uns Erwachsenen besprechen wollten.)<br />
Als wir die Frage diskutierten, wieso die Kinder<br />
sich nicht trauen würden ins Zelt zu kommen<br />
(und gerade die aus dem gleichen Dorf,<br />
in dem das Zelt stand), gaben einige<br />
StreitschlichterInnen zu bedenken, dass viele<br />
Kinder wahrscheinlich Angst hätten, sich<br />
dadurch lächerlich zu machen und ausgelacht<br />
zu werden, gerade wenn man die<br />
StreitschlichterInnen vom eigenen Dorf<br />
kennt. Fehlendes Vertrauen wurde als ein<br />
weiterer Punkt genannt, in dem Sinne, dass<br />
die Kinder, die kommen, Vertrauen in die<br />
Kompetenzen der StreitschlichterInnen haben<br />
sollten und die Sicherheit, dass die<br />
StreitschlichterInnen schon andere Streitereien<br />
gelöst haben. Auch die Tatsache, dass<br />
HelferInnen bei Streitigkeiten untereinander<br />
oder mit Kindern nie zur Streitschlichtung<br />
gingen, schien die Glaubwürdigkeit der Vermittlung<br />
zu belasten. Dadurch entstand für<br />
manche Kinder der Eindruck, dass das Streitschlichterzelt<br />
es nur eine Einrichtung für Kinder<br />
war, für „richtige“ Streitereien von Erwachsenen<br />
also nicht tauglich. Gerade um<br />
die Motivation bei Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
zu Streitschlichtung zu gehen zu erhöhen,<br />
müsste über den Gedanken der Streitschlichtung<br />
zwischen HelferInnen oder zwischen<br />
HelferInnen und Kindern bzw. <strong>Jugend</strong>lichen<br />
weiter nachgedacht werden.<br />
39
Die Auswertung<br />
6.<br />
Die Auswertung<br />
6.1<br />
Was hat es den Kinder<br />
gebracht?<br />
Noch <strong>im</strong> Bundeskinderlager fand eine Auswertungsrunde<br />
der TrainerInnen mit den<br />
StreitschlichterInnen statt. Was das Projekt<br />
den Kindern, die mit einem Problem zu den<br />
StreitschlichterInnen gekommen waren, gebracht<br />
hat, kann hier nur über die Einschätzungen<br />
der StreitschlichterInnen und Eindrücke<br />
der HelferInnen beurteilt werden.<br />
Eine systematische Befragung zu den Wirkungen<br />
konnte nicht stattfinden.<br />
Um einen Überblick über die Eindrücke der<br />
StreitschlichterInnen zu erhalten, stellten die<br />
Trainerinnen gegen Ende des Aufenthaltes<br />
den Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen die folgenden<br />
zwei Fragen: „Was hat euch am <strong>Streitschlichten</strong><br />
gefallen? Was hat euch nicht gefallen?”<br />
Die StreitschlichterInnen machten in der<br />
Auswertung deutlich, dass für sie das Projekt<br />
weitgehend positiv war. Für einige Kinder<br />
war diese Erfahrung sehr wichtig gewesen,<br />
weil sie dadurch den Eindruck gewonnen<br />
hatten, „anderen helfen“ zu können.<br />
Damit veränderte sich ihre Rolle in der Gruppe<br />
und <strong>im</strong> Zeltdorf in eine positive Richtung,<br />
sie erhielten dafür Anerkennung. Für einige<br />
Kinder war die Erfahrung in Föhr einfach<br />
spannend: Ein Satz, wie „Cool, dass doch<br />
jemand (ins Streitschlichterzelt) gekommen<br />
ist.“, drückt das Erstaunen darüber aus, dass<br />
das <strong>Streitschlichten</strong>, das sie eher in Rollenspielen<br />
erlernt und geübt hatten, wirklich<br />
eine Entsprechung be<strong>im</strong> Leben <strong>im</strong> Ferienlager<br />
und somit in der Realität hatte. Die Tatsache,<br />
dass die Arbeitsmethoden auf Föhr<br />
praxisbezogener waren als bei den vorausgegangenen<br />
Trainings (es wurden jetzt<br />
Mediationsrollenspiele anhand erlebter Streitigkeiten<br />
geübt), erhöhte in Föhr die Motivation<br />
und die Lust am Mitmachen deutlich.<br />
Für einige StreitschlichterInnen war „alles“<br />
gut, während von mehreren die Rollenspiele<br />
bei den positiven Rückmeldungen an erster<br />
Stelle genannt wurden. Für einige der<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen war es auch wichtig,<br />
dass sie viel gelernt haben, neue Methoden<br />
erfahren haben und nun besser Streit<br />
schlichten konnten.<br />
In drei Punkten lässt sich zusammenfassen,<br />
was den StreitschlichterInnen nicht gefallen<br />
hat: die Übungszeiten überschnitten sich mit<br />
der Badezeit oder mit dem anderen Programm,<br />
was natürlich die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
jeden Tag wieder in eine schwierige<br />
Entscheidungssituation brachte. Die<br />
Hitze machte einigen Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
zu schaffen und vielleicht ist die von<br />
einigen bei der Auswertung geäußerte zeitweilige<br />
Langeweile darauf zurückzuführen,<br />
dass einige Kinder und <strong>Jugend</strong>liche bei der<br />
40
Die Auswertung<br />
Hitze zwar zu den Treffen der StreitschlichterInnen<br />
kamen, aber dann manchmal erschöpft<br />
auf den Matratzen <strong>im</strong> StreitschlichterInnenzelt<br />
lagen. Einigen Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
erschien die Umsetzung des Erlernten<br />
in der Praxis noch zu „schwierig“.<br />
Von einem wurde auch geäußert, dass die<br />
Rollenspiele zur Vorbereitung einfacher gewesen<br />
seien als die realen Fälle auf Föhr.<br />
Am vorletzten Tag veranstalteten die Trainerinnen<br />
<strong>im</strong> Zelt eine kleine Abschlussparty mit<br />
den StreitschlichterInnen. Wie <strong>im</strong>mer war es<br />
schwierig, einen zusätzlichen Termin – diesmal<br />
für eine Party – zu finden. So einigten<br />
sie sich darauf, ein gemeinsames Abendessen<br />
mit kleiner Abschlussparty zu verbinden.<br />
Musik gab es natürlich auch. Es war ein<br />
netter Ausklang für die StreitschlichterInnen<br />
und ihre Arbeit auf dem Bukila.<br />
6.2<br />
Die Auswertung durch<br />
die HelferInnen<br />
Mit den HelferInnen fanden sowohl auf dem<br />
Bundeskinderlager als auch in der Nachfolge<br />
auf einem Seminar Auswertungsgespräche<br />
statt.<br />
Am letzen Tag des Bundeskinderlagers fand<br />
eine Austauschrunde mit HelferInnen statt,<br />
die am Projekt direkt beteiligt waren oder es<br />
eher am Rande beobachtet hatten. Die Trainerinnen<br />
waren natürlich sehr gespannt auf<br />
das „Feedback“ der HelferInnen. Insgesamt<br />
wurde das Modellprojekt als wichtig und interessant<br />
beurteilt, wenn es auch von einigen<br />
als „gewöhnungsbedürftig“ bezeichnet<br />
wurde. Als sehr positiv wurde hervorgehoben,<br />
dass viele der beteiligten Kinder vom<br />
Projekt begeistert waren und dass die<br />
StreitschlichterInnen in ihren jeweiligen<br />
Gruppen das erlernte „Werkzeug“ eingebracht<br />
haben.<br />
Nach Ansicht von HelferInnen hätte das<br />
Streitschlichterprojekt schneller und früher<br />
seine Wirkung erreicht, wenn die innerverbandliche<br />
Öffentlichkeitsarbeit für das<br />
Projekt intensiver gewesen wäre. Es hatte<br />
doch eine Weile gedauert, bis Erwachsene<br />
und Kinder Vertrauen in das ihnen zunächst<br />
fremde Projekt und die StreitschlichterInnen<br />
gefasst hatten. Angemerkt wurde auch, dass<br />
die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen die Streitschlichtung<br />
vielleicht ernster nehmen würden,<br />
„wenn die HelferInnen es vormachen<br />
würden und auch an Streitschlichtungen bei<br />
eigenen Streitereien teilnehmen würden“.<br />
Die HelferInnen waren der Auffassung, dass<br />
für sie selbst das Konfiktpotential schon allein<br />
dadurch vermindert werden könnte,<br />
wenn <strong>im</strong> stressigen <strong>Zeltlager</strong>alltag mehr<br />
Raum und Zeit für Zuhören und Austausch<br />
gegeben wäre. Es wird der Wunsch formuliert,<br />
mehr verlässliche Ansprechpartner-<br />
Innen für HelferInnen <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> zu finden,<br />
die einfühlend zuhören und geäußerte<br />
Probleme nicht bewertend akzeptieren können.<br />
Es wird überlegt, dass Übungen zur „Allparteilichkeit“<br />
mit allen HelferInnen vor dem<br />
<strong>Zeltlager</strong> durchgeführt werden könnten. Hilfreich<br />
kann eine Mediation auch für Konflikte<br />
zwischen HelferInnen und Kindern sein,<br />
wobei hier ein neutraler Erwachsener die<br />
Mediation durchführen sollte.<br />
Die am Basistraining beteiligten HelferInnen<br />
äußerten sich <strong>im</strong> nachhinein weitgehend<br />
positiv über die Wirksamkeit der Streitschlichtermethoden<br />
in ihrer Gruppenarbeit.<br />
In dem Maße, indem „ihre“ Gruppenkinder<br />
bei alltäglichen Zankereien zur Selbsthilfe<br />
schritten, konnten sie eine konkrete Entlastung<br />
erfahren und den Kindern mehr Freiräume<br />
gewähren. Die Häufigkeit mit der sie<br />
bei Streitigkeiten in der Gruppe intervenieren<br />
mussten, ließ nach Aussage der GruppenleiterInnen<br />
<strong>im</strong> Bundeskinderlager nach.<br />
41
Die Auswertung<br />
Sie veränderten darüber hinaus ihre Interventionen<br />
in der Art, dass sie sich stärker<br />
bemühten, sich mit Bewertungen und Parteinahme<br />
zurückzuhalten, das aktive Zuhören<br />
zu verbessern und die Lösungskompetenz<br />
der Kinder zu stärken.<br />
Zusätzlich erlebten es die HelferInnen als hilfreich,<br />
Beratung und Unterstützung in Konfliktfällen<br />
durch die beiden ausgebildeten<br />
Mediatorinnen <strong>im</strong> Bundeskinderlager zu erhalten.<br />
Auswertung der Trainerinnen<br />
Die erstmalige Erprobung des Streitschlichtermodells<br />
in einem <strong>Jugend</strong>verband und auf<br />
einem <strong>Zeltlager</strong> war für uns eine spannende<br />
Erfahrung, aus der wir insgesamt eine<br />
positive Bilanz ziehen. Ein grundlegendes<br />
Kennzeichen konstruktiver Konfliktbearbeitungsmethoden<br />
besteht darin, dass Auseinandersetzungen,<br />
Konflikte, Streiten und „wütend<br />
werden“ nicht als „negativ“ oder<br />
„schlecht“ an sich, sondern als übliche Erscheinung<br />
jedes Zusammenlebens angesehen<br />
werden.<br />
Durch das Pilotprojekt „<strong>Streitschlichten</strong> <strong>im</strong><br />
Kinderzeltlager“ wurde ein Schritt in diese<br />
Richtung getan: Es ist normal, dass es Streitereien<br />
<strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong> gibt und es geht darum,<br />
sowohl die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen als<br />
auch die HelferInnen mit Handlungsalternativen<br />
vertraut zu machen. So kann mit auftauchenden<br />
Konflikten konstruktiver, zielgerichteter<br />
und effektiver umgangen werden.<br />
Die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen denen wir begegnet<br />
sind, haben von Anfang an Neugier<br />
und Interesse für dieses erst einmal ungewöhnliche<br />
Thema gezeigt. Gesehen aus<br />
unserer Rolle als Trainerinnen fanden wir es<br />
sehr angenehm, mit Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
zusammenzuarbeiten, die freiwillig an<br />
diesem Programm teilnahmen. Die Kinder<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen haben sich ziemlich<br />
schnell auf ungewöhnliche Arbeitsmethoden<br />
wie Mediationsrollenspiele eingelassen.<br />
Auch war es für sie nichts ungewöhnliches,<br />
in einer Gruppe mit anderen Kindern zu kooperieren.<br />
So konnten wir uns in der Zeit,<br />
die wir zur Verfügung hatten, auf die für sie<br />
neuen Inhalte konzentrieren und uns sehr<br />
umfassend und intensiv mit dem Thema<br />
Mediation und Streitschlichtung befassen.<br />
Auch die HelferInnen zeigten <strong>im</strong> Verlauf des<br />
Bundeskinderlagers ein wachsendes Interesse<br />
an unserer Arbeit und an der Konfliktthematik<br />
insgesamt. Wir erhielten zunehmend<br />
Anfragen von Seiten der HelferInnen,<br />
ob wir ihnen bei einigen Streitigkeiten in ihren<br />
Gruppen Unterstützung geben könnten.<br />
Dies kann als ein Zeichen gedeutet werden,<br />
dass ein Bedürfnis nach anderen Mitteln zur<br />
Konfliktbearbeitung vorhanden ist.<br />
Welche konkreten positiven Auswirkungen<br />
hat das Projekt gehabt? Hier folgen die unserer<br />
Meinung nach wichtigsten Punkten:<br />
■ Für viele Kinder und <strong>Jugend</strong>liche und eine<br />
Reihe von HelferInnen war die Begegnung<br />
mit der Mediation eine neue und von vielen<br />
als Bereicherung beurteilte Erfahrung, da sie<br />
dabei eine andere Art des Umgangs mit<br />
Konflikten kennenlernen konnten.<br />
■ Die Mediation wurde in den verschiedenen<br />
Trainings den Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
auf eine lebendige Art vermittelt. Vor allem<br />
die Rollenspielen machten den meisten Kindern<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen Spaß, nachdem die<br />
erste Scheu überwunden war. Auch auf den<br />
ersten Blick schüchterne Kinder entpuppten<br />
sich oft als begeisterte „Streitparteien“ bzw.<br />
StreitschlichterInnen.<br />
■ Durch lebendige Kooperations- und Kommunikationsspiele<br />
sowie Übungen kann der<br />
Gruppenprozess eine neue Qualität erhalten:<br />
durch die Mediation und die dazugehörende<br />
Haltung wird eine Atmosphäre der<br />
Akzeptanz von Vielfalt und ein respektvoller<br />
Umgang mit Unterschieden gefördert.<br />
42
Die Auswertung<br />
■ Ansätze einer anderen Konfliktkultur zeigten<br />
sich dadurch, dass dem Thema Konflikt<br />
und Konfliktbearbeitung eine größere Bedeutung<br />
beigemessen wurde: das zentrale<br />
StreitschlichterInnenzelt war jeden Tag geöffnet.<br />
Hier fanden die ersten Mediationen<br />
statt. Es gab aber auch noch ein weiteres<br />
Zelt, in das Kinder gehen konnten, wenn sie<br />
in Streitigkeiten verwickelt waren. Hier gab<br />
es andere Kinder, die ihnen zuhörten, oder<br />
die Möglichkeit, sich mit alternativen Beschäftigungen<br />
zu beruhigen, abzulenken<br />
oder zur Ruhe zu kommen.<br />
Zur veränderten Konfliktkultur trugen auch<br />
die Trainings bei und natürlich die Schlichtungen<br />
selbst. Mehrere Mediationstrainings<br />
wurden vor und während des Bundeskinderlagers<br />
angeboten. So gab es die ausgebildeten<br />
StreitschlichterInnen, die jugendlichen<br />
TeilnehmerInnen der Schnuppertrainings<br />
sowie die HelferInnen, die sich vorher <strong>im</strong><br />
Basistraining als „Coach für Kids“ ausbilden<br />
ließen. Darüber hinaus erfuhren andere<br />
HelferInnen durch persönliches Erleben und<br />
die Öffentlichkeitsarbeit vom Projekt. Abschließend<br />
sind natürlich die Kinder zu nennen,<br />
die an Streitschlichtungen teilnahmen<br />
und dies für sich als hilfreich erlebten.<br />
■ Durch das Projekt StreitschlichterInnen bot<br />
sich den Kindern eine weitere Partizipationsmöglichkeit<br />
<strong>im</strong> Bukila. Durch ihre dabei<br />
wachsenden Kompetenzen erweiterten sich<br />
ihre Mitsprache- und Beteiligungsmöglichkeiten.<br />
Sie können mehr Verantwortung für<br />
ihre eigenen Probleme übernehmen, sind<br />
weniger abhängig von Erwachsenen und<br />
überlassen den Umgang mit ihren Angelegenheiten<br />
und die Lösung ihrer Konflikte<br />
nicht anderen. Sie erweitern ihre persönliche<br />
Konfliktfähigkeit.<br />
Aus den konkreten Erfahrungen mit dem<br />
Modellprojekt ergeben sich einige Punkte,<br />
die uns für mögliche zukünftige Projekte verbesserungswürdig<br />
erscheinen, um das bereits<br />
sehr erfolgreiche Projekt noch zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />
Die Vorschläge beruhen entweder<br />
auf unseren Erfahrungen als Trainerinnen<br />
und Begleiterinnen des Projektes oder sie<br />
kommen von den <strong>Jugend</strong>lichen bzw. den<br />
HelferInnen.<br />
■ Vor dem <strong>Zeltlager</strong> sollten HelferInnen und<br />
Kinder über Ziel und Zweck eines Mediationsprojektes<br />
und über die Rollen der unterschiedlichen<br />
Akteure noch besser informiert<br />
werden. Was ist die Aufgabe der Trainerinnen?<br />
Die Trainerinnen als „falkenfremde“<br />
Personen. Welche Erwartungen<br />
könnten geweckt werden, die nicht erfüllt<br />
werden können? Was machen die Coaches?<br />
Wer wird StreitschlichterIn?<br />
■ Die Ausbildung der StreitschlichterInnen<br />
sollte am besten vor dem <strong>Zeltlager</strong> abgeschlossen<br />
sein. Bei der tiefergehenden Ausbildung<br />
der StreitschlichterInnen stellte es<br />
sich als problematisch heraus, dass wir in<br />
Konkurrenz zu Meer, Sonne und Strand und<br />
vielen anderen Freizeitangeboten standen.<br />
Eine Stunde pro Tag wollten die Kinder gerne<br />
investieren. Sie sind aber schnell zeitlich<br />
überfordert, wenn zusätzlich zu den Sprechzeiten<br />
<strong>im</strong> Streitschlichterzelt und eventuellen<br />
Koordinierungs- und Supervisionstreffen<br />
noch Übungsstunden oder gar Ausbildungseinheiten<br />
hinzu kommen.<br />
■ Vor dem <strong>Zeltlager</strong> fand die Ausbildung<br />
für HelferInnen an zwei Wochenenden statt.<br />
Es wäre hilfreich gewesen, wenn mehr HelferInnen<br />
in dem Projekt aktiv eingebunden<br />
gewesen wären. Mehr ausgebildete und informierte<br />
HelferInnen hätte für das Projekt<br />
eine größere Unterstützung gebracht. So<br />
hätten mehr HelferInnen z.B. ihre zu betreuenden<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen ermuntern<br />
können, an einer Streitschlichtung teilzunehmen.<br />
In Zukunft könnte es hilfreich sein, noch<br />
mehr Wert darauf zu legen, erst mit den<br />
HelferInnen und danach mit den Kindern<br />
und <strong>Jugend</strong>lichen zu arbeiten, so dass das<br />
43
Die Auswertung<br />
Projekt eine breitere Akzeptanz findet und<br />
HelferInnen das Projekt stärker unterstützen<br />
können, zumindest indem sie die Kinder und<br />
<strong>Jugend</strong>lichen aus ihren Gruppen darüber<br />
informieren können.<br />
Aus Gesprächen mit verschiedenen Beteiligten<br />
sind wir zu dem Schluss gekommen, dass<br />
das Zelt an einer zentraleren Stelle vorteilhafter<br />
gestanden hätte. An einem zentralen<br />
Platz wäre das StreitschlichterInnenzelt wahrscheinlich<br />
von mehr Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen<br />
entdeckt und vielleicht auch aufgesucht<br />
worden. In zukünftigen kleineren und weniger<br />
dezentral strukturierten <strong>Zeltlager</strong>n kann<br />
dies leichter beachtet werden.<br />
■ Mediation bzw. konstruktive Konfliktbearbeitung<br />
könnte ein fester Bestandteil der<br />
HelferInnenausbildung werden, um den HelferInnen<br />
praktisches Werkzeug für die Bewältigung<br />
ihrer Arbeit vermitteln zu können.<br />
Somit können einige Elemente der Mediation<br />
die übliche pädagogische Arbeit erweitern.<br />
■ Wenn die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen in ihren<br />
Gliederungen von der Mediationsarbeit<br />
erfahren, können sie sich freiwillig für eine<br />
StreitschlichterInnenausbildung anmelden.<br />
■ Für Kinder, die noch nicht mit dem Thema<br />
in Berührung gekommen sind, können<br />
Schnupperkurse in Mediation auf zukünftigen<br />
<strong>Zeltlager</strong>n angeboten werden.<br />
■ Idealerweise sollte die Ausbildung zwei<br />
oder am besten sogar drei Wochenenden<br />
umfassen. In der ersten Einheit würde es um<br />
ein besseres Verständnis von Konflikten gehen,<br />
um einen Einblick in Mediation und<br />
erste Kommunikationsübungen. Die beiden<br />
folgenden Wochenenden müssten dann<br />
dafür genutzt werden, intensiv das Vermitteln<br />
in Konflikten zu üben und vorzubereiten,<br />
wie die StreitschlichterInnengruppe sich<br />
auf dem Zeltplatz darstellt und wie alles organisiert<br />
werden soll.<br />
Für die Weiterführung des Streitschlichter-<br />
Innenprojektes sollte überlegt werden, bei<br />
welchen Punkten Verbesserungen vorgenommen<br />
werden sollten. Wir hoffen, dass<br />
unsere Anregungen dazu eine Grundlage<br />
bilden werden. Wünschenswert für ein Projekt<br />
dieser Art wäre, wenn auf Dauer mehr<br />
Kinder und <strong>Jugend</strong>liche zu Streitschlichter-<br />
Innen ausgebildet werden, die dann mit auf<br />
das <strong>Zeltlager</strong> fahren. Es könnte selbstverständlich<br />
werden, dass auf jedem <strong>Zeltlager</strong><br />
ein StreitschlichterInnenzelt vorhanden ist.<br />
Mit der Zeit könnte es dann zur Normalität<br />
werden, mit einem vorgefallenen Streit als<br />
Erstes zu den StreitschlichterInnen zu gehen.<br />
Es bedarf wohl noch einiger Zeit und Erfahrungen<br />
bis die Kinder und <strong>Jugend</strong>lichen erkennen,<br />
dass das Streitschlichterprojekt ein<br />
Projekt für sie ist, das ihnen wirklich eine<br />
Unterstützung bietet. Zu groß ist häufig noch<br />
die Angst vor Bestrafung. An vielen Schulen<br />
hat sich auch gezeigt, dass die Streitschlichtung<br />
eine gewisse Anlaufzeit brauchte<br />
bis die Kinder bzw. <strong>Jugend</strong>lichen Streitschlichtung<br />
als ein Instrument anerkannt<br />
haben, dass sie unterstützt.<br />
Wenn ein solches Projekt weiter gefördert<br />
wird, könnte es zur Regel werden, dass es<br />
bei jedem <strong>Zeltlager</strong> einen best<strong>im</strong>mten Ort<br />
gibt, an dem Konflikte und Wut einen Platz<br />
haben, so dass deren Bearbeitung die Bedeutung<br />
zugemessen wird, die ihr zusteht.<br />
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass<br />
das StreitschlichterInnenmodell sich gut für<br />
<strong>Zeltlager</strong> eignet. Aus unseren Erfahrungen<br />
ist vieles zur Zufriedenheit verlaufen, einige<br />
(der von uns geschilderten) Aspekte könnten<br />
für zukünftige Projekte modifiziert und<br />
an die gegebene Situation angepasst werden.<br />
Grundsätzlich ist Streitschlichtung <strong>im</strong><br />
<strong>Zeltlager</strong> ein sehr viel versprechendes Projekt,<br />
gerade weil ein <strong>Zeltlager</strong> viele Strukturen<br />
bietet, die für ein Streitschlichterprojekt<br />
44
Die Auswertung<br />
notwendig sind. Es bedarf keiner großartigen<br />
Umstrukturierung des <strong>Zeltlager</strong>s, sondern<br />
ist ein sinnvolle Erweiterung, die sich<br />
in die <strong>Zeltlager</strong>kultur einfügt. In diesem Sinne<br />
beurteilen wir das Projekt als nachahmenswert<br />
und hoffen, dass es von den Falken<br />
<strong>im</strong> Rahmen anderer Ferienfreizeiten fortgeführt<br />
und auf den positiven gemachten<br />
Erfahrungen aufgebaut wird.<br />
6.4<br />
Unser Fazit<br />
In der Auswertung des Projektes „<strong>Streitschlichten</strong><br />
<strong>im</strong> Kinderzeltlager“ kamen die<br />
beteiligten Gliederungen und der Bundesvorstand<br />
der SJD – Die Falken zu einem weitgehend<br />
positiven Urteil. Allen Beteiligten<br />
konnten wichtige Impulse gegeben werden,<br />
doch gilt es nun in der Folgezeit – auch mit<br />
Hilfe dieser Dokumentation – das Projekt <strong>im</strong><br />
Verband breiter bekannt zu machen und<br />
noch mehr Personen eine Beteiligung zu ermöglichen,<br />
um so eine stärkere Breiten- und<br />
Tiefenwirkung <strong>im</strong> Verband zu erzielen. Es<br />
konnten wichtige Schritte auf diesem Weg<br />
gegangen werden, da bei den bereits ausgebildeten<br />
HelferInnen und Kindern großes<br />
Interesse an einer Fortsetzung des Projektes<br />
besteht. Als ein Ergebnis des Projektes haben<br />
auch die beiden Bundesbildungsstätten<br />
der SJD – Die Falken „Streitschlichtung“ in<br />
ihr Programm aufgenommen. Das „Salvador-Allende-Haus“<br />
in Oer-Erkenschwick bietet<br />
sowohl Basistrainings für HelferInnen als<br />
auch Fortgeschrittenenseminare an. Die<br />
<strong>Jugend</strong>bildungsstätte Kurt Löwenstein in<br />
Werftpfuhl bei Berlin vermittelt Referentinnen<br />
und Referenten und organisiert auf Anfrage<br />
Trainings und Fortbildungen zum Thema.<br />
Uns ist natürlich bewusst, dass Mediation<br />
kein Allheilmittel für Konflikte <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />
ist. Sind die Konfliktparteien nicht gleichberechtigt<br />
und haben wir es mit Hierarchien<br />
zu tun, so können die Schwächeren <strong>im</strong> Konflikt<br />
„den Kürzeren“ ziehen. Auch wenn Gewalt<br />
<strong>im</strong> Spiel ist, muss uns klar sein, dass<br />
zunächst das Opfer geschützt werden muss.<br />
Bei rassistischen Vorurteilen und auf interkulturellen<br />
oder geschlechtsspezifischen Verständigungsschwierigkeiten<br />
aufbauenden<br />
Konflikten kann es ebenfalls schwierig sein,<br />
einen gleichberechtigten Interessensausgleich<br />
zu finden. Überall dort wo strukturelle<br />
Gewalt <strong>im</strong> Spiel ist, kann Mediation an<br />
Grenzen stossen. Uns geht es darum, die<br />
Beteiligten am <strong>Zeltlager</strong> konfliktfähiger zu<br />
machen, sie stärker zu beteiligen und ihnen<br />
Mittel an die Hand zu geben, mit noch mehr<br />
Respekt einander gegenüber zu treten.<br />
Alle Beteiligten haben durch das Projekt einen<br />
Kompetenzzuwachs erlebt. Unter anderem<br />
haben wir gelernt, dass es bei Streitigkeiten<br />
keine Gewinner und Verlierer geben<br />
muss und Lösungen gefunden werden können,<br />
die für alle Beteiligten befriedigend<br />
sind. Dies hatte positive Auswirkungen auf<br />
das Zusammenleben in der Kindergruppe<br />
und <strong>im</strong> Zeltdorf – und damit zukünftig für<br />
den gesamten Verband. In diesem Sinne ist<br />
das Streitschlichterprojekt ein wichtiges Element,<br />
um unsere <strong>Zeltlager</strong>pädagogik weiterzuentwickeln.<br />
45
Übungen und Spiele<br />
7. Übungen und Spiele<br />
Die folgenden Übungen und Spiele sollen<br />
nur einen Einblick geben, wie ein Streitschlichter-Training<br />
vorbereitet werden kann.<br />
Ausführliche Spiel- und Trainingsanleitungen<br />
findet ihr in den <strong>im</strong> Literaturverzeichnis angegebenen<br />
Büchern.<br />
7.1 Vorstellen und<br />
Kennenlernen<br />
Kennenlernspiele gibt es viele. Weitere Beispiele<br />
findet ihr auch in Büchern, die in unserer<br />
Literaturliste stehen. Spiele funktionieren<br />
am besten, wenn ihr sie vorher einmal<br />
selbst ausprobiert habt. Kennenlernspiele<br />
beziehen sich manchmal einfach nur auf die<br />
Namen, andere gehen „tiefer“ und beziehen<br />
auch das Kennenlernen von Interessen<br />
und persönlichen Eigenheiten mit ein. Ihr<br />
könnt darüber auch einen Einstieg ins Thema<br />
finden.<br />
Ideen für kurze Spiele<br />
■ JedeR interviewt hintereinander drei Personen,<br />
der er dann <strong>im</strong> Plenum kurz vorstellt.<br />
■ Sich gegenseitig Namensschilder basteln.<br />
■ Thematisches Vorstellen: in Dreiergruppen<br />
(durch Abzählen finden) sammeln alle<br />
auf einem DIN-A3-Blatt (z.B.) positive Erfahrungen<br />
mit dem Lösen von Streitigkeiten,<br />
machen sich dabei miteinander bekannt und<br />
stellen ihr Plakat dann der Großgruppe vor.<br />
Namensball<br />
Vermittelt nur die Namen und führt<br />
dazu, dass jeder jeden einmal anspricht<br />
Alter: ab 8 Jahre<br />
TN-Zahl: ab 10<br />
Ihr braucht dazu einen weichen Stoffball<br />
oder eine zusammengerollte Socke.<br />
Alle stehen oder sitzen <strong>im</strong> Kreis. In der ersten<br />
Runde wirfst du den Ball einem Teilnehmer<br />
zu und rufst deinen eigenen Namen.<br />
Dieser wirft den Ball weiter und ruft seinen<br />
Namen. Das geht so weiter bis alle ein oder<br />
zwei Mal dran waren und ihren eigenen Namen<br />
gesagt haben. In der zweiten Runde<br />
wirfst du den Ball und nennst den Namen<br />
derjenigen, der du den Ball zuwirfst. Diese<br />
wirft den Ball weiter und nennt dabei ebenfalls<br />
den Namen der Person, die den Ball<br />
fängt. In der dritten Runde wird es noch kom-<br />
46
Übungen und Spiele<br />
plizierter, denn du wirfst den Ball jemandem<br />
zu und rufst den Namen derjenigen, an die<br />
der Ball weitergeworfen werden soll.<br />
(Gefunden in: „Der Europäische Paß gegen<br />
Rassismus.“ Unterrichtsmaterialien, zusammengestellt<br />
von Dr. Wilfried Kerntke und Kurt<br />
Faller, S. 51)<br />
Welcome, diversity!<br />
Ein St<strong>im</strong>mungsmacher – ziemlich amerikanisch,<br />
aber wirkungsvoll<br />
Alter: ab 7 Jahre<br />
TN-Zahl: ab 10<br />
Ihr stellt euch alle <strong>im</strong> Kreis auf. Die TrainerIn<br />
fordert dazu auf, dass alle diejenigen in die<br />
Mitte gehen, „die schon einmal <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong><br />
waren“ (oder ähnliches). Sie heisst sie willkommen<br />
und klatscht zusammen mit den<br />
anderen <strong>im</strong> äußeren Kreis Beifall. Jetzt gehen<br />
alle wieder zurück in den Kreis. Danach<br />
erhalten alle nach diesem Muster für die verschiedensten<br />
Eigenschaften, Fähigkeiten und<br />
Handicaps viel Beifall. Zum Beispiel könnt<br />
ihr all diejenigen auffordern, in die Kreismitte<br />
zu treten,<br />
■ die grösser (oder kleiner) sind als 160 cm,<br />
■ die Wurstbrote nicht leiden können,<br />
■ die nachts nicht gerne alleine schlafen,<br />
■ wer schon einmal einen Streit angezettelt<br />
hat, usw.<br />
Bald können die TeilnehmerInnen selber Dinge<br />
vorschlagen, die sie von den anderen gerne<br />
wissen möchten. JedeR sollte mindestens<br />
einmal <strong>im</strong> Kreis gewesen sein. Das Spiel<br />
kann einen guten Eindruck vom Wert der<br />
Vielfalt in einer Gruppe vermitteln und hilft<br />
gleichzeitig be<strong>im</strong> gegenseitigen Kennenleren.<br />
(In Anlehnung an Spielbeschreibung in: „Der<br />
Europäische Paß gegen Rassismus“, S. 52)<br />
7.2 Auflockerung und<br />
Konzentration<br />
Anarcho-Fangen<br />
Dieses Spiel ist wild und lustig und eignet<br />
sich bestens für eine aktive Pause!<br />
Spielt es am besten draussen.<br />
TN-Zahl: ab 10<br />
Alter: ab 8 Jahre<br />
Überall stehen Zweiergruppen herum, die<br />
PartnerInnen haben sich eingehakt. Zwei<br />
sind übrig, ein Jäger und ein Gejagter. Wenn<br />
es dem Gejagten zu gefährlich oder zu anstrengend<br />
ist, rettet er sich zu einem der stehenden<br />
Paare. In dem Moment, wo er sich<br />
unterhakt, wird aus dem Paar eine Dreiergruppe<br />
und die andere außen stehende Person<br />
muss wegrennen. Diese Person wird die<br />
neue Jägerin. Der bisherige Jäger wird der<br />
Gejagte. Damit der neue Gejagte gleich<br />
ganz eingeschüchtert wird, stösst die neue<br />
Jägerin einen markerschütternden Schrei<br />
aus.<br />
(Gefunden in: „Der Europäische Paß gegen<br />
Rassismus“, S. 56)<br />
47
Übungen und Spiele<br />
Pinguine und Kraniche<br />
Es ist zunächst lustig, wird aber mit der<br />
Zeit <strong>im</strong>mer meditativer<br />
TN-Zahl: ab 18, je mehr desto besser<br />
Alter: ab 8 Jahre<br />
Alle TeilnehmerInnen sind zunächst Pinguine.<br />
Die Pinguine stehen stocksteif <strong>im</strong> Raum,<br />
Arme an den Körper gepresst, Füsse nach<br />
außen gekehrt. Sie gehen auf den Hacken,<br />
mit winzigen Trippelschrittchen. Alle probieren<br />
diese Bewegung und versuchen auch,<br />
sie als Körpergefühl wahrzunehmen.<br />
Dann kommt ein Kranich dazu. Er schreitet<br />
würdevoll mit langen staksigen Schritten,<br />
wobei sein langer Schnabel, dargestellt<br />
durch die ausgestreckten Arme, <strong>im</strong> Rhythmus<br />
der Schritte auf und zu klappt. Auch in<br />
die Kranichbewegung sollte man sich einfühlen<br />
und ihrem ruhigen Rhythmus nachspüren.<br />
Berührt ein Kranich be<strong>im</strong> Gehen einen Pinguin,<br />
so verwandelt der sich sofort in einen<br />
Kranich und n<strong>im</strong>mt dessen Bewegungsweise<br />
an.<br />
So verwandelt sich das Bewegungsbild <strong>im</strong><br />
Raum – und damit auch die St<strong>im</strong>mung.<br />
Bei der Auswertung könnt ihr darüber sprechen,<br />
wie sich der Übergang von der einen<br />
zur anderen Bewegung angefühlt hat, wie<br />
sich die St<strong>im</strong>mung verändert hat.<br />
(Gefunden in: „Der Europäische Paß gegen<br />
Rassismus“, S. 57)<br />
7.3 Kommunikation<br />
und Gefühle<br />
Wenn Stifte tanzen<br />
Alter: ab 8 Jahren<br />
TN-Zahl: gerade Zahl, mindestens 2<br />
Ihr braucht für jedes Paar einen Stift oder<br />
ähnliches.<br />
Für ein aktives gutes Zuhören ist es wichtig,<br />
die Aufmerksamkeit auf den Partner lenken<br />
zu können. In dieser Übung geht es darum,<br />
diese Fähigkeit spielerisch zu schulen. Abwechselnd<br />
übernehmen die Partner die Führung<br />
oder lassen sich führen.<br />
Immer zwei Spieler stehen einander gegenüber<br />
und halten einen Stift zwischen den<br />
Kuppen ihrer Zeigefinger gespannt. Aufgabe<br />
ist es, sich durch den Raum zu bewegen,<br />
ohne dass der Stift herunterfällt. Die Spieler<br />
dürfen nicht miteinander reden. Je extremer<br />
und gewagter die Bewegungen sind, desto<br />
mehr Spaß macht es.<br />
In der Auswertung fragst du danach, wie gut<br />
jedeR mit seinem Partner klar gekommen ist.<br />
Ist ein Miteinander gelungen oder war es<br />
eher ein Gegeneinander? Woran lag es?<br />
War die Führung ungleich verteilt oder wechselte<br />
sie? Wie war es, sich auf den anderen<br />
einzustellen? (Gefunden in: W. Kneip,<br />
K. Faller, M. Seidel: „Ein Auftrag für Buddys.<br />
Eine Präventionsmappe zum Thema<br />
,Straßenkinder in Deutschland‘ für die<br />
Sekundarstufe 1“, S. 56)<br />
48
Übungen und Spiele<br />
Gefühle fühlen<br />
Da es vielen <strong>Jugend</strong>lichen schwer fällt, Gefühle<br />
zu äußern – die inder Regel hinter<br />
„Coolness“ versteckt werden – kann mit dieser<br />
nonverbalen Übung das Eis gebrochen<br />
werden.<br />
Die TeilnehmerInnen finden sich in Dreiergruppen<br />
zusammen. Sie erfahren vom<br />
Teamer, dass die Aufgabe lautet, Gefühle<br />
auszudrücken, ohne ein Wort zu sprechen.<br />
Zuerst soll dies mit M<strong>im</strong>ik (d.h. mit Veränderungen<br />
des Gesichts) geschehen, später<br />
dann nur mit den Händen. Nenne nun mit<br />
ausreichend Pausen dazwischen langsam<br />
die Begriffe „Freude“ – „Hass“ – „Einsamkeit“<br />
– „Wut“ – „Trauer“ – „stilles Glück”. Die<br />
<strong>Jugend</strong>lichen sollen mit dem entprechenden<br />
Gesichtsausdruck reagieren. Auch wenn´s<br />
albern wird, bitte die TeilnehmerInnen, möglichst<br />
ernsthaft zu bleiben.<br />
Für die Weiterführung rücken <strong>im</strong>mer drei<br />
TeilnehmerInnen eng beieinander, geben<br />
sich die Hände, so dass sie einen geschlossenen<br />
Kreis bilden, und schließen die Augen.<br />
Nenne wieder die Gefühls-Begriffe. Die<br />
<strong>Jugend</strong>lichen versuchen, zu jedem Begriff<br />
das enstprechende Gefühl in Handbewegung<br />
und Händedruck zu übertragen und<br />
es ihren jeweiligen Nachbarn zu vermitteln,<br />
wobei sie parallel von diesen auch Äußerungen<br />
empfangen und wahrnehmen.<br />
In der Auswertung kannst du fragen, ob es<br />
angenehm oder unangenehm war, die nonverbalen<br />
Gefühle über die Hände zu vermitteln.<br />
Wäre es leichter gefallen, über die<br />
Gefühle zu reden? Welche Gefühle ließen<br />
sich leicht und problemlos ausdrücken, welchen<br />
waren nur schwer oder überhaupt nicht<br />
zu verstehen? (Gefunden in: W. Kneip,<br />
K. Faller, Markus Seidel: „Ein Auftrag für<br />
Buddys. Eine Präventionsmappe zum Thema<br />
,Straßenkinder in Deutschland‘ für die<br />
Sekundarstufe 1“, S. 60)<br />
„Wenn ich dich richtig<br />
verstehe …“<br />
Ziel: Sich anvertrauen und aktiv zuhören<br />
lernen<br />
Es ist nicht einfach, sich jemandem anzuvertrauen.<br />
Um so schwieriger ist es, wenn<br />
der Zuhörende nur die Hälfte mitbekommt,<br />
weil er be<strong>im</strong> Zuhören nur die Dinge wahrn<strong>im</strong>mt,<br />
die er kennt oder versteht. Diese<br />
Übung schult deshalb nicht nur das „sich<br />
einem anderen anvertrauen“, sondern auch<br />
das offene ungefilterte Zuhören.<br />
Inhalt: Das Thema, über das jedeR sprechen<br />
soll, kann (je nach Vertrautheit der Gruppe<br />
miteinander) ganz unverfänglich sein („Mein<br />
letzter Urlaub“), von den TeilnehmerInnen<br />
selbst gewählt werden („Etwas persönliches<br />
von mir erzählen“) oder in einer bereits vertrauter<br />
miteinander umgehenden Gruppe<br />
sehr konkret formuliert werden, z. B. „Wie<br />
ich einmal in einem Streit den Kürzeren gezogen<br />
habe“ oder „Wie ich mich einmal geärgert<br />
habe“.<br />
Ablauf: Je zwei TeilnehmerInnen sitzen einander<br />
gegenüber. EineR von beiden ist<br />
ErzählerIn, der/die andere ist ZuhörerIn.<br />
Der/die Erzählende soll nun innerhalb von<br />
10 Minuten (kann bei weniger vertrauten<br />
Gruppen auf 3 Minuten verkürzt werden)<br />
über sein/ihr Thema (siehe oben) sprechen.<br />
Dabei soll angesprochen werden,<br />
■ welche Gefühle das bei ihm/ihr auslöste,<br />
wie er/sie darauf reagiert hat<br />
Ziel: die (Selbst-)wahrnehmung zu Gefühl(-säußerungen)<br />
verbessern<br />
■ was er/sie dann unternommen hat und<br />
vielleicht die Situation für sich gemeistert<br />
hat Ziel: das Wissen über die eigenen<br />
Kompetenzen und Lösungsstrategien stärken<br />
49
Übungen und Spiele<br />
Der/die Zuhörende hat dabei die Aufgabe,<br />
genau zuzuhören und <strong>im</strong>mer wieder zwischendurch<br />
das Erzählte mit den geäußerten<br />
und be<strong>im</strong> Erzähler wahrgenommenen<br />
Gefühle in eigenen Worten wiederzugeben:<br />
„Wenn ich dich richtig verstehe, hast du gerade<br />
gesagt …“ Ist der Erzählende mit der<br />
Zusammenfassung nicht einverstanden,<br />
kann er sie korrigieren.<br />
Nach 10 Minuten stehen alle Zuhörenden<br />
auf (die Erzähler bleiben sitzen) und wechseln<br />
zu einem neuen Partner. Hier werden<br />
die Rollen getauscht: Die ehemaligen Zuhörer<br />
erzählen, und die ehemaligen<br />
ErzählerInnen hören zu.<br />
Auswertung: Wie schwer oder leicht ist es<br />
gefallen, einem anderen seine privaten Gefühle<br />
anzuvertrauen? War es anstrengend<br />
zuzuhören? Ist es gut gelungen, neutral zu<br />
bleiben und nicht zu kommentieren?<br />
Diese Übung sollte <strong>im</strong>mer wieder einmal<br />
durchgeführt werden – mit wechselnden<br />
Themen. (Gefunden in: W. Kneip, K. Faller,<br />
Markus Seidel: „Ein Auftrag für Buddys. Eine<br />
Präventionsmappe zum Thema ,Straßenkinder<br />
in Deutschland‘ für die Sekundarstufe<br />
1“, S. 58)<br />
7.4 Konflikte klären<br />
und Konflikten vorbeugen<br />
Logbuch der Wünsche<br />
Eine gute Atmosphäre in der Gruppe und<br />
gemeinsame Gruppenziele können helfen,<br />
ein besseres „Konfliktkl<strong>im</strong>a“ zu schaffen.<br />
Gemeinsame Ziele können von allen mitbest<strong>im</strong>mt<br />
und verändert werden – ein Schritt<br />
zu mehr Selbstbest<strong>im</strong>mung und Verantwortung.<br />
Welche Wünsche und Regeln hat die Gruppe<br />
für ihr Zusammenleben, z.B. <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>?<br />
Das „Logbuch der Wünsche“ macht die<br />
Vorstellungen der Einzelnen sichtbar. Wenn<br />
die Gruppe mit dem „Logbuch“ ein Schiff<br />
oder Raumschiff assoziiert, kann es nett sein,<br />
ein Plakat des „Raumschiffs Gruppe“ zu malen<br />
und später die Logbuchblätter daran zu<br />
befestigen.<br />
Die Gruppe spricht darüber, was sie sich für<br />
das Zusammenleben <strong>im</strong> „Raumschiff <strong>Zeltlager</strong>gruppe“<br />
wünschen, wie alle miteinander<br />
umgehen sollten, welche Regeln und<br />
welche Ordnung herrschen könnte.<br />
JedeR TeilnehmerIn erhält ein „Logbuchblatt“,<br />
das jedeR mit einem persönlichen<br />
Symbol oder Zeichen in Besitz nehmen kann.<br />
Dann schreibt jedeR ihren/seinen Wunsch<br />
an die Gruppe und eine Regel auf das Blatt,<br />
das sie gerne eingeführt sähen. Nun werden<br />
alle Blätter zu dem Raumschiffbild gehängt<br />
und jedeR hat die Möglichkeit, seinen<br />
Wunsch und seine Regel zu erklären.<br />
Gemeinsam werden alle Wünsche und Regeln<br />
besprochen, Gemeinsamkeiten herausgearbeitet<br />
und strukturiert. Wie ließen sich<br />
die einzelnen Wünsche verwirklichen – sind<br />
sie realistisch oder nicht? Was würde passieren,<br />
wenn man die Regeln anwenden<br />
würde?<br />
Die Kids machen eine Wunsch-Rangliste<br />
(z.B. durch Bepunktung, indem jedeR drei<br />
Punkte an die aufgelisteten Wünsche vergeben<br />
kann, sodass sich höher und weniger<br />
hoch bepunktete Wünsche ergeben) und<br />
machen einen Plan, wie sich peu à peu die<br />
Wünsche verwirklichen lassen. Welche Regeln<br />
sollen nach übereinst<strong>im</strong>mender Meinung<br />
in der Gruppe zur Probe für drei Tage<br />
eingeführt werden? Zwei „Regelwächter“<br />
sollen auf die Einhaltung der Regeln achten.<br />
50
Übungen und Spiele<br />
Was noch dazu kommen kann: JedeR überlegt<br />
sich, was er oder sie zur Gemeinschaft<br />
beisteuern kann. Er versucht, dies in der folgenden<br />
Woche zu tun. Am Ende der Woche<br />
wird über alle Beiträge geredet.<br />
(Gefunden in: W. Kneip, K. Faller, Markus<br />
Seidel: „Ein Auftrag für Buddys. Eine<br />
Präventionsmappe zum Thema ,Straßenkinder<br />
in Deutschland‘ für die Sekundarstufe<br />
1“, S. 64)<br />
Wie schlichte ich einen<br />
Streit in vier Schritten?<br />
(Kurt Faller)<br />
1. Schritt: Schlichtung einleiten<br />
■ Vorstellen<br />
■ Namen der Kontrahenten ermitteln<br />
■ Vertraulichkeit und Neutralität zusichern<br />
■ Ziel formulieren: gemeinsam nach Lösungen<br />
suchen<br />
■ Regeln erklären:<br />
1. JedeR kommt zu Wort<br />
2. sich nicht unterbrechen<br />
3. sich nicht besch<strong>im</strong>pfen<br />
2. Schritt: Klärung des Vorfalls<br />
■ Festlegen, wer anfängt<br />
■ JedeR trägt nacheinander den Vorfall aus<br />
einer Sicht in Ruhe vor<br />
■ Aktives Zuhören des Schlichters bzw. der<br />
Schlichterin ist erforderlich<br />
■ Nachfragen bei Unklarheiten durch den<br />
Schlichter<br />
■ Herausfinden der Motive durch den<br />
Schlichter – Ärger und Aggressionen abbauen<br />
■ Nachfragen, wie die Kontrahenten sich<br />
jetzt fühlen<br />
3. Schritt: Lösungen finden (Stifte und<br />
Kärtchen bereitlegen)<br />
■ Lösungen durch die Kontrahenten aufschreiben<br />
lassen.<br />
■ Jeden Vorschlag auf ein Kärtchen schreiben.<br />
■ Schlichter schreibt auch Lösungsvorschläge<br />
auf.<br />
■ Vorlesen der Lösungen durch Kontrahenten.<br />
■ Gemeinsam Vorschläge bewerten.<br />
■ Aussortieren der unbrauchbaren Vorschläge.<br />
■ Festlegen, welche Vorschläge angenommen<br />
werden.<br />
■ Erklärung der Kontrahenten, dass sie einverstanden<br />
sind.<br />
4. Schritt: Vereinbarungen aufschreiben<br />
■ Schlichter trägt die Vereinbarungen ins<br />
Formular ein und liest laut vor.<br />
■ Nachfragen, ob etwas ergänzt oder geändert<br />
werden soll.<br />
■ Unterschreiben der getroffenen Vereinbarung<br />
durch alle TeilnehmerInnen.<br />
■ Anfertigen von Kopien und Aushändigen<br />
eines Exemplars an die Kontrahenten.<br />
■ Beendigung des Streits mit Händedruck.<br />
■ Dank an die Beteiligten – Vernichtung der<br />
Kärtchen.<br />
51
Literatur und Internetadressen<br />
8.<br />
Literatur und<br />
Internetadressen<br />
8.1<br />
Literatur<br />
Diese Bücher könnt ihr in jeder Buchhandlung<br />
bestellen, in Stadt- und Universitätsbibliotheken<br />
ausleihen oder einfach in<br />
eurem nächsten Falkenbüro nachfragen,<br />
ob dort eines davon <strong>im</strong> Regal steht!<br />
Akin, Terri u.a.: Selbstvertrauen und<br />
soziale Kompetenz. Übungen, Aktivitäten<br />
und Spiele für Kids ab 10. Verlag an<br />
der Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong> a.d. Ruhr, 2000<br />
Arbeitsgruppe SOS-Rassismus NRW (Hrsg.):<br />
Spiele, Impulse und Übungen zur<br />
Thematisierung von Gewalt und Rassismus<br />
in der <strong>Jugend</strong>arbeit, Schwerte, 1996<br />
(Bezug: AG SOS-Rassismus NRW, Haus<br />
Villigst, 58239 Schwerte)<br />
Beins, Hans-Jürgen; u.a.: Wenn Kinder<br />
durchdrehen. Vom Wert des „Fehlers“ in<br />
der Psychomotorik. Borgmann-Verlag,<br />
1996<br />
Sammlung unterschiedlicher theoretischer<br />
und praktischer Beiträge aus verschiedenen<br />
Berufsfeldern. Sie suchen Wege,<br />
Kinder zu fördern und dem „Durchdrehen“<br />
vorzubeugen.<br />
Besemer, Christoph: Mediation. Vermittlung<br />
in Konflikten. Veröffentlicht von der<br />
Stiftung Gewaltfreies Leben (Königsfeld)<br />
und der Werkstatt für gewaltfreie Aktion,<br />
Baden (Heidelberg, Freiburg), 1993<br />
Ein empfehlenswertes Grundlagenwerk.<br />
Besemer, Christoph: Mediation in der<br />
Praxis. Erfahrungen aus den USA. Hrsg.:<br />
Werkstatt für gewaltfreie Aktion,<br />
Baden /Freiburg, 1996<br />
Boal, Augusto: Der Regenbogen der<br />
Wünsche. Zur Praxis des „Theaters der<br />
Unterdrückten“. Kallmeyer Verlag, 1999<br />
DOMINO. Ein Handbuch zur Anwendung<br />
von Peergruppen-Erziehung. Hrsg.:<br />
Europarat, <strong>Jugend</strong>abteilung. F-67075<br />
Strassbourg, CEDEX, Frankreich (kostenlos)<br />
Dulabaum, Nina L.: Mediation. Das ABC.<br />
Die Kunst, in Konflikten erfolgreich zu<br />
vermitteln. Beltz-Verlag, Weinhe<strong>im</strong>, Basel,<br />
1998<br />
52
Literatur und Internetadressen<br />
Faller, Kurt; u.a.: Konflikte selber lösen.<br />
Trainingsbuch für Mediation und<br />
Konfliktmanagement in Schule und<br />
<strong>Jugend</strong>arbeit. Verlag an der Ruhr,<br />
Mühlhe<strong>im</strong> a. d. Ruhr, 1996<br />
Das „Streitschlichter“-Programm berücksichtigt<br />
die Interessen der Konfliktparteien,<br />
es bewertet nicht; es will tragfähige Kompromisse<br />
und keine Machtworte. Das Buch<br />
bietet grundlegende Infos zum Thema<br />
Streitschlichtung, sofort einsetzbare<br />
Übungsprogramme für <strong>Jugend</strong>liche und<br />
Erwachsene, organisatorische Hilfen und<br />
Erfahrungsberichte.<br />
Faller, Kurt: Mediation in der pädagogischen<br />
Arbeit. Verlag an der Ruhr,<br />
Mühlhe<strong>im</strong> a.d. Ruhr, 1998<br />
Mehr und noch umfassendere Informationen<br />
zu den Grundlagen des Streitschlichter-Konzeptes,<br />
zu Konflikten und<br />
ihren Lösungen sowie zum pädagogischen<br />
Hexagon.<br />
Fisher, Roger; Ury, William; Patton, Bruce<br />
M.: Das Harvard-Konzept. Frankfurt/<br />
Main, New York, 17. Auflage, 1998<br />
Wie „win-win-Lösungen“ geschaffen werden.<br />
Glasl, Friedrich: Konfliktmanagement.<br />
Verlag Freies Geistesleben, Bern, 1994<br />
Ein weiteres Grundlagenwerk.<br />
Glasl, Friedrich: Selbsthilfe in Konflikten.<br />
Bern, 1999<br />
Wenn man vom Kapitel zur<br />
antroposophischen Weltanschauung absieht,<br />
ist das Buch sehr hilfreich.<br />
Gordon, Thomas: Die neue Familienkonferenz.<br />
Deinbek, 1994<br />
Hagedorn, Ortrud: Konfliktlotsen. Klett-<br />
Verlag, Stuttgart 1994<br />
Haumersen, Petra; Liebe, Frank:<br />
Multikulti: Konflikte konstruktiv.<br />
Trainingshandbuch Mediation in der<br />
interkulturellen Arbeit. Verlag an der<br />
Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong> a. d. Ruhr, 1999<br />
Die hier vorgestellten Szenarios wurden<br />
mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen<br />
erprobt. S<strong>im</strong>ulationsspiele und<br />
Rollenspiele stellen Konfliktsituationen dar<br />
und decken den Kern der Verständigungsschwierigkeiten<br />
auf. Die verwendeten<br />
Fallbeschreibungen beziehen sich auf<br />
Konflikte zwischen Erwachsenen. Ein Buch,<br />
um interkulturelle Konflikte zu reflektieren.<br />
Kein Rezeptebuch!<br />
Jefferys-Duden, Karin: Das Streitschlichterprogramm.<br />
Mediatorenausbildung<br />
für Schülerinnen und Schüler<br />
der Klassen 3 bis 6. Beltz Fachbuch-<br />
Verlag, Weinhe<strong>im</strong>, 1999<br />
Das Buch enthält kindgerechte Beispiele<br />
für Mediationsgespräche, Arbeitsblätter<br />
zum Üben und Erarbeiten von Streitschlichtung.<br />
Mit Anleitungen für<br />
Unterrichtsgespräche.<br />
Jefferys, Karin; Noack, Ute: Streiten,<br />
Vermitteln, Lösen. Schüler-Streitschlichter-Programm<br />
mit Kopiervorlagen.<br />
AOL-Verlag, Lichtenau, 1995<br />
Kerntke, Wilfried; Faller, Kurt: Courage<br />
zeigen. Unterrichtsmaterialien zum<br />
Europäischen Paß gegen Rassismus für<br />
Schule und <strong>Jugend</strong>arbeit. Hrsg. Aktion<br />
Courage, Postfach 2644, 53016 Bonn,<br />
Tel.: (02 28) 21 30 61<br />
53
Literatur und Internetadressen<br />
Klippert, Heinz: Kommunikations-Training.<br />
Übungsbausteine für den Unterricht.<br />
Beltz Fachbuch-Verlag, Weinhe<strong>im</strong>,<br />
2000<br />
Kneip, Winfried; Faller, Kurt; Seidel, Markus:<br />
Ein Auftrag für Buddys. Eine<br />
Präventionsmappe zum Thema<br />
„Straßenkinder in Deutschland“ für die<br />
Sekundarstufe 1. Mannesmann Mobilfunk<br />
GmbH (Hrsg.), Düsseldorf, 1999<br />
(siehe auch: www.buddy-projekt.de) Mit<br />
Spiel- und Übungsbeschreibungen, z.B.<br />
zum Verstehen und Zuhören<br />
Krowatschek, Dieter: Wenn Kinder rot<br />
sehen.Aggressionen erfahren, austragen<br />
und verhindern. AOL-Verlag, 1999<br />
Mit Hilfen und Tipps für SchülerInnen der<br />
Klassen 4–8.<br />
McKee, David: Du hast angefangen.<br />
Nein du. Verlag Sauerländer, 1998<br />
Bilderbuch über zwei streitende Ungeheuern.<br />
Gut geeignet für die Medienarbeit mit<br />
Kindern <strong>im</strong> <strong>Zeltlager</strong>.<br />
Lisner, Susanne: Der wütende Willi. Verlag<br />
an der Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong> a. d. Ruhr<br />
1996<br />
Gefühle erkunden und Aggressionen<br />
abbauen. Arbeitsmappe.<br />
Nolting, Hans-Peter: Lernfall Aggression.<br />
Wie sie entsteht – Wie sie zu vermindern<br />
ist. Rowolt Taschenbuchverlag, Reinbek<br />
1987<br />
Ist sehr zu empfehlen, bietet einen guten<br />
Überblick und kostet „nur“ 12,90 DM.<br />
Potthoff, Ulrike; u.a.: Gespräche mit<br />
Kindern. Gesprächssituationen, Methoden,<br />
Übungen, Kniffe und Ideen. Verlag<br />
Cornelson-Scriptor, 1996<br />
Prutzmann, Priscilla; u.a.: Das freundliche<br />
Klassenz<strong>im</strong>mer – Gewaltlose Konfliktlösungen<br />
<strong>im</strong> Schulalltag. Kassel, 1996<br />
Reichel, Auguste; Reichel, René: Mit Angst,<br />
Lust und Aggression – Heilsame Gedanken<br />
und Methoden für Erziehung und<br />
Beratung. Ökotopia Verlag, Münster,<br />
1997<br />
Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander<br />
Reden (Bd. 1–3). Rowohlt Taschenbuch<br />
Verlag, Reinbek, 1999<br />
Smith, Charles A.: Hauen ist doof - 162<br />
Spiele gegen Aggression in Kindergruppen.<br />
Verlag an der Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong><br />
a. d. Ruhr, 1994<br />
Ury, William L.: Konfliktmanagement.<br />
Wirksame Strategien für den sachgerechten<br />
Interressenausgleich. Verlag<br />
Wilh. Heyne, München 1996<br />
Einer der Begründer des „Harvard-Konzepts“<br />
Völkening, Martin: Meine schönsten<br />
Entspannungsspiele. Bezugsadresse: AA-<br />
Verlag für Pädagogik, Ursulaplatz 8, D-<br />
50668 Köln, Tel.: (02 21) 1 30 15 39<br />
Völkening, Martin: Meine schönsten<br />
kooperativen Spiele. AA-Verlag (s.o.)<br />
Vopel, Klaus W.: Kinder können kooperieren.<br />
Interaktionsspiele für die Grundschule.<br />
Iskopress 1996<br />
Es sind vier Bücher erschienen, die aufeinander<br />
aufbauen und die wichtigsten<br />
Entwicklungsbedürfnisse von Kindern <strong>im</strong><br />
Grundschulalter aufgreifen. Teil 1: Dazugehören,<br />
Teil 2: Kommunikation, Teil 3:<br />
Innere Kompetenz entwickeln, Teil 4:<br />
Probleme lösen.<br />
54
Literatur und Internetadressen<br />
Walker, Jamie: Gewaltfreier Umgang mit<br />
Konflikten in der Grundschule.<br />
Cornelsen Verlag Scriptor, Frankfurt<br />
a. M.,1995<br />
Das strukturierte Spielangebot lädt ein zur<br />
sofortigen Umsetzung.<br />
Z<strong>im</strong>mermann, W.-D.; u.a.: Aus Erfahrung<br />
lernen - Mit Erfahrung spielen. Verlag an<br />
der Ruhr, Mühlhe<strong>im</strong> a. d. Ruhr<br />
Rollenspielvorschläge zu Alltagskonflikten<br />
in Schule und Elternhaus. Mit systematischer<br />
Anleitung zum Einsatz von Rollenspielen,<br />
die besonders für EinsteigerInnen<br />
viele wissenswerte Anregungen enthält.<br />
8.2<br />
Internetadressen<br />
Berghof Forschungszentrum für<br />
konstruktive Konfliktbearbeitung<br />
http://www.berghof-center.org/<br />
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung<br />
http://www.hsfk.de<br />
Informations- und Dokumentationszentrum<br />
für Antirassismusarbeit e.V.<br />
http://www.IDAev.de<br />
ReferentInnenverzeichnisse und<br />
vieles mehr<br />
<strong>Jugend</strong>bildungsstätte Kurt Löwenstein,<br />
zweite Bundesbildungsstätte der SJD-Die<br />
Falken in Werftpfuhl (Brandenburg)<br />
http://www.werftpfuhl.de<br />
Vermittlung von ReferentInnen für Streitschlichter-Seminare<br />
Kölner Trainingskollektiv für gewaltfreie<br />
Aktion und kreative Konfliktlösung<br />
http://www.ndh.net/home/dilg/index.htm<br />
Kurve Wustrow – Bildungs- und Begegnungsstätte<br />
für gewaltfreie Aktion e.V.<br />
http://www.kurvewustrow.org<br />
National Building Institute – NCBI<br />
http://www.ncbi.org<br />
Workshops zum Thema „Vorurteile“ und<br />
„Konfliktlösung“<br />
Salvador-Allende-Haus<br />
Bundesbildungsstätte der SJD-Die Falken<br />
in Oer-Erkenschwick (NRW)<br />
http://www.allende-haus.de<br />
Trainingsseminare für StreitschlichterInnen<br />
Verein für Friedenspädagogik<br />
Tübingen e. V.<br />
http://www.friedenspaedagogik.de<br />
55
<strong>Sozialistische</strong> <strong>Jugend</strong> <strong>Deutschlands</strong> – Die Falken<br />
Bundesvorstand