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zum Download als pdf-Datei - Lehrstuhl für Stahlbau der RWTH

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Dercks, Christian:<br />

„Momenten-Rotationstragfähigkeit von Spundwänden aus Z-Bohlen und U-Bohlen mit<br />

vermin<strong>der</strong>ter Schubkraftübertragung“<br />

Kurzfassung<br />

Im Eurocode 3 "Bemessung, Entwurf und Konstruktion im <strong>Stahlbau</strong>" Teil 1 ,,Allgemeine<br />

Regeln" wie auch im Eurocode 3 Teil 5 "Pfähle und Spundwände" ist für den Nachweis<br />

des Grenzzustandes <strong>der</strong> Tragfähigkeit die plastische Bemessung unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> plastischen Umlagerung <strong>der</strong> Schnittgrößen zugelassen.<br />

Die Eurocodes sind auf dem Teilsicherheitskonzept aufgebaut, das<br />

Teilsicherheitsfaktoren getrennt für die Einwirkungsseite und die Wi<strong>der</strong>standsseite<br />

vorsieht. Die Werte <strong>der</strong> Teilsicherheitsbeiwerte auf <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsseite γ M werden in<br />

den Nationalen Anhängen geregelt. Aufgrund <strong>der</strong> hohen Genauigkeit <strong>der</strong> Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stände und <strong>der</strong> hohen Güte und Qualität <strong>der</strong> Stahlprodukte verwenden viele<br />

Län<strong>der</strong> den Teilsicherheitsbeiwert γ M0 = 1,0 für die plastische Bemessung im <strong>Stahlbau</strong>.<br />

Dieser for<strong>der</strong>t auch für die Spundwandbauweise eine genaue Beschreibung <strong>der</strong><br />

Wi<strong>der</strong>standsseite wie im übrigen <strong>Stahlbau</strong>. Zur Zeit ist dies aber aus zwei Gründen<br />

noch nicht vollständig möglich:<br />

I. Derzeit wird die Rotationskapazität und damit die Eignung zur plastischen<br />

Bemessung von Spundwänden nur über die Querschnittsklassifizierung bzw. die<br />

Flanschschlankheit erfasst. Die Klassifizierung orientiert sich aber nur an <strong>der</strong><br />

maximalen Momententragfähigkeit und nicht am Momentenwi<strong>der</strong>stand in<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Rotation.<br />

II. Der Eurocode 3 Teil 5 enthält für Spundwände aus U-Bohlen Bemessungsregeln, die<br />

eine schubsteife Verbindung in den Schlössern voraussetzen. Zu Lieferformen mit<br />

Einfach-, Doppel- und Dreifachbohlen mit verschweißten o<strong>der</strong> verpressten<br />

Schlossausführungen wird darauf hingewiesen, dass die Tragfähigkeit vermin<strong>der</strong>t<br />

sein kann, und es werden die maßgebenden Einflussfaktoren <strong>der</strong> Vermin<strong>der</strong>ung<br />

genannt. Da jedoch bisher keine nationale Norm o<strong>der</strong> Studie die Größe <strong>der</strong><br />

Abmin<strong>der</strong>ung zuverlässig bestimmt, fehlt auch im Eurocode eine weitere Anleitung.<br />

Statt dessen verweist <strong>der</strong> Eurocode auf eine Reglung im Nationalen Anhang, da die<br />

Abmin<strong>der</strong>ungen auch von den lokalen Bodenverhältnissen abhängig sind. Folglich<br />

fehlen auch sämtliche Ansätze, um die Momenten-Rotationscharakteristik für die<br />

einzelnen Lieferformen <strong>der</strong> U-Bohle zu bestimmen, um eine plastische Bemessung<br />

zu ermöglichen.<br />

Gegenstand dieser Arbeit ist, diese fehlenden Ansätze zu liefern. Dazu werden folgende<br />

Ergebnisse und Zusammenhänge erarbeitet:<br />

• Entwicklung des Γ-α-Verfahrer) zur Bestimmung von effektiven Querschnittswerten<br />

(Flächenträgheitsmoment, elastisches und plastisches Wi<strong>der</strong>standsmoment) für<br />

verpresste U-Bohlen auf <strong>der</strong> Grundlage nachgiebiger Schlossverbindungen Das


Verfahren berücksichtigt die maßgebenden Einflussfaktoren, wie sie im Eurocode 3<br />

Teil 5 genannt werden.<br />

• Herleitung profilabhängiger Momenten-Rotationskurven, die alle maßgebenden<br />

Querschnittseigenschaften, welche eine Auswirkung auf das Momenten-<br />

Rotationsverhalten haben, berücksichtigen. Es werden die Momenten-<br />

Rotationskurven für Spundwände verschiedener Lieferformen aus warmgewalzten Z-<br />

Bohlen und U-Bohlen hergeleitet. Dabei wird nach den maßgebenden<br />

Beulmechanismen im Flansch und im Steg unterschieden. Es wird gezeigt, dass <strong>der</strong><br />

Momentenwi<strong>der</strong>stand bei zunehmen<strong>der</strong> plastischer Rotation maßgebend von <strong>der</strong><br />

Steggeometrie abhängig ist.<br />

• Bestätigung vorausgegangener Untersuchungen für U-Bohlen mit Hilfe des Γ-α-<br />

Verfahrens, die zeigen, dass eine erhöhte Schubkraftübertragung durch<br />

Reibungseffekte infolge eingedrungener Erdpartikel in den Schlössern so gering ist,<br />

dass ihre Berücksichtigung keinen nennenswerten Vorteil ergibt.<br />

• Vergleich <strong>der</strong> Erkenntnisse und Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeit mit den Vorgehensweisen <strong>der</strong><br />

europäischen Regelungen zur Bestimmung <strong>der</strong> Querschnittswerte von<br />

Spundwänden aus U-Bohlen. Dabei zeigt sich, dass die Tragfähigkeit und die<br />

Biegesteifigkeit von U-Bohlen, bei denen nicht jedes Schloss verschweißt ist,<br />

generell überschätzt werden.<br />

• Die Arbeit behandelt hauptsächlich Fragestellungen <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standseite, betrachtet<br />

jedoch auch die Ergebnisse und Schlussfolgerung zusammen mit aktuellen<br />

Forschungsergebnissen aus dem Grundbau zur Ermittlung des Erddrucks. Dadurch<br />

wird erkennbar, dass die bisherige Überschätzung <strong>der</strong> Tragfähigkeit von<br />

Spundwandbauwerken aus U-Bohlen nur wegen <strong>der</strong> gleichzeitigen Überschätzung<br />

<strong>der</strong> Lasteinwirkungen gerechtfertigt war. Da dies jedoch nicht in Übereinstimmung<br />

mit <strong>der</strong> Grundanfor<strong>der</strong>ungen des Eurocodes nach realistischen<br />

Einwirkungsbeschreibungen steht und auch ein Sicherheitsrisiko beim Nachweis des<br />

Erdauflagers entsteht, wird eine genauere Bestimmung des Erddrucks gefor<strong>der</strong>t und<br />

eine Lösungsmöglichkeit angegeben.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeit liefern einen wirtschaftlichen Vorteil bei <strong>der</strong> plastischen<br />

Bemessung von Spundwänden, da damit eine Traglastberechnung für jedes<br />

Spundwandprofil unabhängig von <strong>der</strong> Querschnittsklasse vorgenommen werden kann.<br />

Des weiteren lassen die Ansätze <strong>der</strong> Arbeit eine genauere Bemessung von<br />

Spundwänden aus verpressten U-Bohlen zu, da nun effektive Querschnittswerte auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> maßgebenden Einflussfaktoren bestimmbar sind.

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