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Teil VIII - Tired Joe

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Grundstrukturen und Leistungen des Nervensystems<br />

Neurophysiologie<br />

1. Rezeptoren (Sinneszellen)<br />

Einteilung der Rezeptoren nach Art des Reizes:<br />

Optischer Reiz Photorezeptoren (Lichtsinneszellen im Auge)<br />

Mechanischer Reiz Mechanorezeptoren (Tastkörperchen der Hand)<br />

Thermischer Reiz Termorezeptoren (Wärme-, Kälterezeptoren der Haut)<br />

Chemischer Reiz Chemorezeptoren (Geruchs- Geschmackszellen)<br />

Elektrischer Reiz Elektrorezeptoren z.B. bei Haien<br />

Die Reizart kann auch adäquat oder inadäquat sein!<br />

Beispiel Photorezeptoren: Photorezeptoren reagieren auch auf Druck „Sternchen sehen“<br />

Farbwahrnehmung<br />

<br />

Einteilung der Rezeptoren nach der Lage im Organismus:<br />

Exterorezeptoren: nach außen zur Umwelt gerichtet, Beispiel: Photorezeptoren<br />

Enterorezeptoren: im Körperinneren, Infos über den Innenzustand z.B. CO 2 -Rezeptor im arteriellen Blut<br />

(Halsschlagader)<br />

2. Neuronen und Synapsen<br />

Baustein des Nervensystems: Nervenzelle = Neuron = Ganglienzelle<br />

Einteilung nach der Zahl der Fortsätze<br />

Multi-, bi-, monopolares Neuron<br />

<br />

Einteilung nach Lage der Zellkörper<br />

bzw. Leitungsrichtung der Erregung<br />

a) Rezeptorneuron:<br />

Zellkörper in der Peripherie,<br />

Axon leitet zum ZNS<br />

= afferentes Neuron (hinführendes<br />

Neuron, z.B. Finger)<br />

b) Motoneuron:<br />

Zellkörper im Rückenmark,<br />

Axon leitet weg vom ZNS<br />

= efferentes Neuron (wegbzw.<br />

forttragendes Neuron)<br />

c) Schalt- oder Interneurone:<br />

Gesamtes Neuron innerhalb<br />

des ZNS (Hirn, Rückenmark)<br />

zeichnen können<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 208


Bau eines Motoneurons:<br />

Die Axone sind vom Gliazellen umgeben, die das Axon umhüllen, stützen und schützen, es ernähren. Bei den<br />

markhaltigen = myelinisierten Nervenfasern der Wirbeltiere heißt die Gliazelle Schwann´sche Zelle. Sie ist<br />

ganz platt und mehrfach um das Axon gewickelt (siehe Abbildung), so dass viele Membranen aufeinander zu<br />

liegen kommen = Myelinscheide (Myelin ist das Material, z.B. auch weiße Substanz im ZNS im Gegensatz zu<br />

den „kleinen grauen“ Zellkörpern). Sie isoliert das Axon elektrisch, daher hohe Geschwindigkeit der Erregungsleitung<br />

möglich!!<br />

Bei unmyelinisierten = marklosen Nervenfasern ist die Gliazelle nur eine einfache Hülle für 1 oder mehrere<br />

Axone. Leitungsgeschwindigkeit gering. Vorkommen bei Wirbellosen.<br />

Formenvielfalt von Neuronen<br />

Nur zum anschauen!<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 209


Synapsen<br />

Neuronale Versschaltung bzw. Möglichkeiten von Synapsen<br />

a) Zentrale Synapsen zwischen Nervenzellen<br />

- Axo - somatische Synapse , d.h. Synapse zwischen Axon und Soma<br />

- Axo – dentritische Synapse, d.h. Synapse zwischen Axon und Dentrit<br />

b) Synapse zwischen Axon und Muskel = neuromuskuläre Synapse = motorische Endplatte<br />

c) Synapse zwischen Axon und Drüsenzellen<br />

Neuromuskuläre Synapse = motorische Endplatte<br />

zeichnen können!!<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 210


Die unerregte Nervenfaser - Ruhepotential<br />

Versuchsanordnung zur Messung des Ruhepotentials<br />

Extracelluläre Ableitung,<br />

Potentialdifferenz = 0<br />

intracelluläre Ableitung<br />

Potentialdifferenz - 50 mV bis<br />

- 90 mV bei Wirbeltieren<br />

= RUHEPOTENTIAL<br />

Bei Wirbeltiernervenzellen misst man eine Potentialdifferenz von ca. -70 mV, d.h. Zellinneres negativ im Vergleich<br />

zu Außen.<br />

Weitere Beobachtung:<br />

Die Potentialdifferenz tritt bereits beim Durchdringen der Membran auf, sie ist also an der Membran angelegt<br />

deswegen spricht man von Membranpotential.<br />

Die Potentialdifferenz ist an allen Punkten der Ruhenden Nervenzelle messbar!<br />

Darstellung im Diagramm:<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 211


Entstehung (Aufbau) des Ruhepotentials<br />

Untersuchungen über die Art der Ionen innen und außen an der Axonmembran ergaben folgende Ergebnisse:<br />

1. Konzentrationsunterschiede (ungleiche Ionenverteilung)<br />

großer Buchstabe = viel vorhanden<br />

kleiner Buchstabe = wenig vorhanden<br />

sehr wichtig und zeichnen können!<br />

2. Selektive Permeabilität<br />

Die Nervenzellmembran ist für diese Ionen unterschiedlich durchlässig.<br />

Selektive Permeabilität für K + = 1<br />

Cl - = 0,1<br />

Na + = 0,01<br />

A - = 0<br />

Vorstellung: in der Membran sind kleine Poren, die die leinen K + -Ionen durchtreten lassen,<br />

auf die K + -Ionen wirken zwei Kräfte:<br />

a) Bestreben nach Konzentrationsausgleich: wegen guter Permeabilität diffundieren sie nach<br />

außen<br />

b) Die nun zunehmend unkompensierte negative Ladung (Org - !!) innen hält weitere K +<br />

durch elektrostatische Anziehung zurück, es kehren sogar manche K + nach innen zurück,<br />

so dass es nicht zu einem Konzentrationsausgleich der Ionen kommt, sondern zu einem<br />

GGW-Zustand der treibenden Kräfte! D.h. bei einer bestimmten Spannung stellt sich ein<br />

GGW ein zwischen Konzentrationsgefälle und Potentialgefälle, siehe Abbildung!<br />

Das Ruhepotential (RP) ist ein<br />

„Kaliumpotential“<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 212


Zum Thema Leckströme<br />

Die Nervenzellmembran ist etwas durchlässig für Natriumkationen und Chloridionen.<br />

Folgen:<br />

- Geringer Chloridioneneinstrom stützt das Membranpotential.<br />

- Ständiges Einsickern von Natriumkationen ins Zellinnere (aufgrund des Konzentrationsgefälles und des<br />

Potentialgefälles) müsste eigentlich das Membranpotential schmälern. Kaliumionen können leichter nach<br />

außen treten, das Ruhepotential müsste irgendwann zusammenbrechen.<br />

Dies ist jedoch am intakten Axon nicht der Fall !!<br />

Ursache: gegenläufig arbeitende Natrium-Kalium-Ionenpumpe,<br />

ein aktiver Ionentransportmechanismus. Die Pumpe ist eine Membranstruktur , die unter Energieverbrauch<br />

(ATP-Verbrauch) Natriumionen aus dem zellinneren gegen Kaliumionen aus dem Außenmedium<br />

austauscht. Der Transport erfolgt gegen den jeweiligen Konzentrationsgradienten, also „bergauf“.<br />

Die erregte Nervenfaser – Auslösung und Entstehung von Aktionspotentialen<br />

Prinzip:<br />

Überschwelliger Reiz<br />

(gereizte Sinneszelle, Stromstoß)<br />

Erregung der Nervenzelle<br />

Folge: Membran wird kurzfristig umgepolt, die Umpolungswelle<br />

Pflanzt sich über das Axon fort. Diese Potentialänderung<br />

bezeichnet man als<br />

AKTIONSPOTENTIAL<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 213


Um Näheres über die Auslösebedingungen und die charakteristischen Eigenschaften eines Aktionspotentials zu<br />

erfahren, verwendet man die Versuchsanordnung zur gleichzeitigen intrazellulären Reizung und Ableitung von<br />

einem Axon.<br />

Auslösung von Aktionspotentialen<br />

1. Bei nicht aktivem Reizgerät erfasst das Messgerät das Ruhepotential von – 70 mV.<br />

2. Ist die Reizelektrode mit dem negativen Pol des Reizgerätes verbunden, so wird dem Axoninneren eine<br />

gewisse Menge negativer Ladung zugeführt. Diese bewirkt eine entsprechende Verschiebung des<br />

Membranpotentials in den Bereich stärker negativer Werte. Die „Antwort“ der Membran ist passiv.<br />

Diese Verstärkung des Ruhepotentials wird als Hyperpolarisation bezeichnet.<br />

3. Ebenfalls passive Antwort; die Größe der Hyperpolarisation ist der Reizspannung proportional.<br />

4. Ist die Reizelektrode mit dem positiven Pol des Reizgerätes verbunden, so wird dem Axoninneren eine<br />

gewisse menge positiver Ladung zugeführt. Diese bewirkt eine entsprechende Verschiebung des<br />

Membranpotentials in den Bereich weniger stark negativer Werte. Die „Antwort“ der Membran ist wie<br />

bei 2. und 3. passiv. Diese Abschwächung des Ruhepotentials wird als Depolarisation bezeichnet.<br />

5. & 6. Ebenfalls passive Antwort; die Größe der Depolarisation ist der Reizspannung proportional.<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 214


7. – 9. Ab einer bestimmten Reizschwelle kommt es zur Auslösung von Aktionspotentialen. Die „Antwort“<br />

der Membran ist aktiv. Dabei gilt die „Alles-oder-Nichts-Regel“. Sie gesagt, dass sämtliche überschwelligen<br />

Reize die Bildung eines Aktionspotentials bewirken, sämtliche Reize unterhalb der<br />

Schwelle hingegen nicht. Das Aktionspotential läuft in immer gleicher, starrer Weise ab.<br />

10. Am Ende jedes Aktionspotentials kann es zu sog. Nachpotentialen kommen.<br />

Also: Nur ein überschwelliger Reiz bewirkt eine überproportionale Depolarisation (aktive „Antwort“) der<br />

Axonmembran, und damit eine Potentialumkehr:<br />

Das Aktionspotential schnellt auf + 30 mV hoch.<br />

Die Höhe (+30 mV) des Aktionspotentials ist unabhängig von der Größe des überschwelligen Reizes<br />

Alles-oder-Nichts-Signal !!!<br />

Nur ein Aktionspotential wird über das Axon weitergeleitet !!<br />

Die Phasen eines Aktionspotentials<br />

Depolarisation: Sehr rasche positive Potentialänderung in 0,2 – 0,5 ms, negative Ruheladung geht verloren;<br />

positiver Anteil des Aktionspotential = Überschuss.<br />

Repolarisation: Normale Polarisation der Zellmembran wird wieder hergestellt, Prozess verläuft gegen Ende<br />

langsamer.<br />

Nachpotentiale: Bei der Rückkehr des Potentials von der Aktionspotentialspitze, schwingt es über den normalen<br />

Wert des Ruhepotential hinaus, erst nach hyper- & depolarisierten Nachpotential wird der<br />

Ruhewert erreicht.<br />

Ein Aktionspotential ist ein für jede Nervenzelle konstanter Ablauf von Depolarisation und Repolarisation,<br />

der immer dann selbsttätig auftritt, wenn die Membran über den Schwellenwert hinaus depolarisiert<br />

wird.<br />

Nachpotentiale: Bei der Rückkehr des Aktionspotentials von der Spitze stellen sich noch „Nachschwingungen“<br />

ein, danach wird der Wert des Ruhepotentials wieder erreicht!<br />

Hinweis: Wenn Sie die Phasen eines Aktionspotentials skizzieren, achten Sie darauf, dass Sie die Depolarisation<br />

steiler zeichnen als die Repolarisation!!<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 215


Refraktärzeiten<br />

Kommen zwei Reize zeitlich knapp hintereinander, so beobachtet man Refraktärzeiten.<br />

Absolute Refraktärzeit: Bei sehr enger zeitlicher Aufeinanderfolge (2 ms und weniger) löst der eigentlich<br />

überschwellige zweite Reiz kein Aktionspotential aus.<br />

Relative Refraktärzeit:<br />

In der Zeitspanne zwischen 5 und 2 ms nach der Auslösung eines Aktionspotentials<br />

Kann nur ein abgeschwächtes Aktionspotential ausgelöst werden.<br />

Die ursprüngliche Ionenverteilung wird durch die Na-K-Pumpe wiederhergestellt.<br />

Hinweis: Die Zahl der Ionen, die während eines Aktionspotentials die Membran passieren ist im Vergleich zur<br />

Gesamtzahl relativ gering. Deshalb können auch bei blockierter Na-K-Pumpe noch ca. 1000 Aktionspotentiale<br />

ausgelöst werden. Die Na-K-Pumpe hat also keinen Einfluss auf das Aktionspotential.<br />

Alles-oder-Nichts-Regel:<br />

Alle überschwelligen Reize lösen ein Aktionspotential aus, das für eine bestimmte<br />

Nervenzelle immer die gleiche Größe besitzt.<br />

Verschlüsselung der Reizstärke:<br />

Starke Reize lösen pro Zeiteinheit eine größere Zahl von Aktionspotentialen<br />

aus als schwache Reize.<br />

„Die Reizstärke ist durch die Frequenz der Aktionspotentiale codiert“.<br />

(max. Frequenz ca. 500 Aktionspotentiale pro Sekunde, begrenzt durch Refraktärzeit)<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 216


Die Rolle der Ionen beim Aktionspotential<br />

Erinnerung: Das Ruhepotential ist ein „Kaliumpotential“<br />

Das Aktionspotential ist ein „Natriumpotential“!<br />

Sie müssen jetzt wissen, dass die Nervenzellmembran neben den stets offenen Kaliumionenporen auch spannungsgesteuerte<br />

Ionenporen (Ionenkanäle) für Natriumkationen enthält !!!<br />

Und auch spannungsgesteuerte K + -Poren !<br />

Was passiert bei der Depolarisationsphase?<br />

Ein überschwelliger Reiz depolarisiert die Membran über den Schwellenwert hinaus,<br />

Spannungsgesteuerte Natriumionenporen öffnen sich schlagartig,<br />

Natriumkationen strömen schlagartig in das Axon ein<br />

(wegen Konzentrationsgefälle und Potentialgefälle (innen - )),<br />

führt zur Potentialumkehr an der Membran,<br />

die Membraninnenseite wird positiv geladen.<br />

Bei +30 mV schließen sich die Natriumionenkanäle.<br />

(Ein Ausgleich der Natriumionenkonzentration auf beiden Seiten der Membran wird dabei nicht erreicht.)<br />

Jetzt setzt die Repolarisation ein: Spannungsgesteuerte K + -Poren<br />

Kaliumionen diffundieren verstärkt aus der Zelle durch die Membran,<br />

(wegen Konzentrationsgefälle und negativer Ladung außen),<br />

bis das Ruhepotential (nach den Schwankungen der Nachpotentiale) wieder hergestellt ist.<br />

Tatsächlich ist experimentell eine unterschiedliche Membranleitfähigkeit für die Ionen während des Aktionspotentials<br />

messbar.<br />

Die Dauer eines Aktionspotentials (Depolarisation, Umpolung, Repolarisation, Nachpotential) beträgt 4 – 5 ms.<br />

Während der Depolarisation und der Repolarisation (ca. 2 ms) kann auch durch einen überschwelligen Reiz kein<br />

weiteres Aktionspotential ausgelöst werden (absolute Refraktärphase). Der Natriumionenporen-Öffnungsmechanismus<br />

ist ganz einfach nicht funktionsfähig.<br />

Während der relativen Refraktärzeit (von ca. 2 – 5 ms) ist sowohl die Natriumionen- als auch die Kaliumionenpermeabilität<br />

gebremst.<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 217


Zum Anschauen !<br />

Ionenverteilung nach einem Aktionspotential<br />

mehr Na + innen<br />

mehr K + außen<br />

als ursprünglich<br />

Doppelte Aufgabe der K + /Na + - Pumpe<br />

Sie transportiert die während eines Aktionspotentials<br />

eingeströmten Na + wieder<br />

nach außen und die K + nach innen.<br />

Mit dem PORENMODELL lassen sich weitere Sachverhalte für die Auslösung von Aktionspotentialen erklärt.<br />

Alles-oder-Nichts-Regel<br />

unterschwelliger Reiz:<br />

überschwelliger Reiz:<br />

Zahl der geöffneten Na + - Poren reicht nicht aus, um Entladung der Membran zu<br />

bewirken.<br />

schlagartige Öffnung aller Na + - Poren konstante Amplitudenhöhe von Aktionspotential.<br />

Eine noch höhere Reizstärke kann keine Amplitudenerhöhung bewirken, da<br />

die Zahl der Na + - Poren begrenzt ist.<br />

Refraktärzeiten<br />

absolute Refraktärzeit: Nach einem ausgelösten Aktionspotential ist der Na + - Porenöffnungsmechanismus<br />

1 – 2 ms nicht funktionsfähig.<br />

relative Refraktärzeit:<br />

Weitere 3 ms ist die Erregbarkeit der Nervenfaser noch herabgesetzt. Nur bei erhöhter<br />

Reizschwelle öffnen aller Poren.<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 218


Latenzzeit ≠ Reflektärzeit<br />

Weiterleitung von Aktionspotentialen<br />

Erregungsleitung in einer marklosen Nervenfaser<br />

skizzieren<br />

können<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

(1) An der Stelle, an der gerade ein Aktionspotential auftritt, wird das Membranpotential durch einen starken<br />

Einstrom von Na + - Ionen umgepolt.<br />

(2) An beiden Seiten der Membran stoßen damit positive und negative Ladungen direkt aufeinander.<br />

(3) Da sich entgegengesetzte Ladungen anziehen, kommt es zu einer Verschiebung der Ionen in Längsrichtung<br />

des Axons. Diese Ionenströme („Kreisströmchen“) bewirken eine Veränderung des Membranpotentials<br />

in der unmittelbaren Nachbarschaft der gerade umgepolten Stelle.<br />

(4) Die Nachbarstelle wird auf diese Weise überschwellig depolarisiert, und es bildet sich an ihr ein Aktionspotential<br />

aus.<br />

(5) An der ursprünglich umgepolten Stelle stellt sich wieder das Ruhepotential ein.<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 219


(6 & 7) Ionenströme bewirken wiederum die überschwellige Depolarisation der Membran in der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft der aktuell umgepolten Stelle.<br />

(8) An der Nachbarstelle entsteht erneut ein Aktionspotential, das in der beschriebenen Form auf die neue<br />

Nachbarstelle einwirkt.<br />

Das Aktionspotential breitet sich unter Beibehaltung seiner vollen Stärke entlang der gesamten Nervenfaser<br />

aus (kontinuierliche Erregungsleitung).<br />

Die Leitungsgeschwindigkeit (ca. 10 m s ) ist abhängig von der Dicke des Axons.<br />

Aufgabe:<br />

In welcher Richtung kann die Erregung<br />

a) bei künstlicher Reizung eines Axons laufen?(vom Soma zum Endknöpfchen)<br />

b) im Körper nehmen? (in beide)<br />

Erregungsleitung in einer markhaltigen Nervenfaser<br />

Bei der markhaltigen Nervenfaser sind weite Bereiche des Axons durch eine Markscheide isoliert. Nur an einem<br />

RANVIER-Schnürring können sich Ionen durch die Membran bewegen.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

(1) An der Einschnürung, an der gerade ein Aktionspotential auftritt, wird das Membranpotential durch den<br />

Einstrom von Na + - Ionen umgepolt.<br />

(2) Die Ionenströme (Kreisströmchen) können wegen der isolierend wirkenden Markscheide erst am<br />

nächsten Schnürring eine Depolarisation bewirken.<br />

(3) Dort wird ein Aktionspotential gebildet, während sich an der ursprünglich umgepolten Stelle wieder das<br />

Ruhepotential einstellt.<br />

(4) Die Ionenströme führen dann zur Weitergabe des Aktionspotentials an den nächstfolgenden Schnürring.<br />

Die Erregung springt gleichermaßen von Schnürring zu Schnürring. Man spricht deshalb auch von saltatorischer<br />

Erregungsleitung.<br />

Die Leitungsgeschwindigkeit beträgt ca. 100 m s.<br />

Aufgabe:<br />

Geben Sie drei Gründe an, weshalb sich markhaltige Nervenfasern gegenüber marklosen Nervenfasern im Verlauf<br />

der Evolution durchgesetzt haben?<br />

- Materialersparnis bei gleicher Leistung (Platzersparnis)<br />

- ATP-Verbrauch geringer weniger Na + / K + - Pumpen werden benötigt (Energieersparnis)<br />

- Schneller (Zeitersparnis)<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 220


Vorgänge an der neuromuskulären Synapse, chemische Erregungsübertragung<br />

durch Transmitter<br />

1. Ein Aktionspotential kommt an der präsynaptischen Membran an, löst über Calciumioneneinstrom die Ausschüttung<br />

des Transmitterstoffs Acetylcholin, das in den synaptischen Bläschen gespeichert ist, aus.<br />

2. Die Acetylcholinmoleküle diffundieren über den synaptischen Spalt (Dauer: max. 1 ms).<br />

3. Die Acetylcholinmoleküle setzen sich an der subsynaptischen Membran weist wie die Membran der Nervenzelle<br />

ein Ruhepotential auf.<br />

4. Durch eine Konformationsänderung der Rezeptormoleküle kommt es zu einer Permeabilitätsänderung der<br />

Membran für Natrium- und Kaliumkationen.<br />

5. Als Folge wird die subsynaptische Membran depolarisiert, es entsteht ein sog. „Endplattenpotential“, das<br />

sich in den postsynaptischen Membranbereich der Muskelfasermembran hinein ausbreitet und letzendlich<br />

die Kontraktion einer Muskelfaser auslöst.<br />

6. Ein an der subsynaptischen Membran befindliches Enzym – die Cholinesterase – löst die Acetylcholinmoleküle<br />

augenblicklich wieder ab, indem es sie in Cholin und Essigsäure spaltet.<br />

7. Diese Moleküle diffundieren zur präsynaptischen Membran zurück, werden ins Endknöpfchen aufgenommen,<br />

wieder zu Acetylcholin verbunden und in die synaptischen Bläschen verpackt!<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 221


Störung der Synapsenfunktion durch Gifte<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 222


Beeinflussung der synaptischen Erregungsübertragung<br />

1. Hemmung der Erregungsübertragung durch Giftstoffe<br />

Hemmstoff Angriffsort Wirkungsart<br />

Botulinus-Toxin<br />

Curare und<br />

Derivate<br />

E 606<br />

Sarin<br />

präsynaptische<br />

Membran<br />

subsynaptische<br />

Membran<br />

Acetylcholinesterase<br />

Hemmt die Acetylcholinfreisetzung<br />

Blockade der Erregung Lähmung<br />

Besetzt Ach-Rezeptoren, ohne eine Erregung auszulösen,<br />

kann nicht von Enzymen gespalten werden Lähmung<br />

Hemmung der Acetylcholinesterase, erst Erregung<br />

Krämpfe, dann Lähmung (Kompetitiver Hemmstoff)<br />

2. Wirkung von Psychopharmaka und Drogen<br />

Substanzen, die die Aktivität des Nervensystems, insbesondere des Gehirns beeinflussen. Sie wirken<br />

dadurch auf psychische Prozesse ein.<br />

(nur zum anschauen)<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 223


Das Gehirn<br />

(Wirbeltiere)<br />

Bildung der Neurula mit Verschluss des Neuralrohres.<br />

V = Vorder-<br />

M = Mittel-<br />

H = Hinterhirnbläschen<br />

Die Entwicklung des menschlichen Gehrins<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 224


© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 225


Längsschnitt durch das Gehirn des Menschen<br />

1 = Großhirn = Vorderhirn<br />

2 = Balken<br />

3 = Zwischenhirn<br />

4 = Mittelhirn<br />

5 = Kleinhirn = Hinterhirn<br />

6 = Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)<br />

7 = Nachhirn = verlängertes Mark<br />

Zwischen-, Mittel- & Nachhirn wird als<br />

Stammhirn bezeichnet.<br />

Das Gehirn des Menschen<br />

„Die Größe des Gehirns sagt nichts über die Intelligenz aus!“<br />

‣ Das Gehirn ist <strong>Teil</strong> des Zentralnervensystems, der bei Wirbeltieren<br />

im Schädel liegt. Beim Menschen ist es etwa eine 1,3 kg schwere<br />

Masse aus rosa-grauem Gewebe, mit ca. 10 Milliarden Nervenzellen,<br />

die untereinander verknüpft sind.<br />

1. Großhirn (= Vorderhirn)<br />

Es besteht aus 2 Hälften, der linken und der rechten Großhirnhemisphäre, und macht etwa 85 % der gesamten<br />

Hirnmasse aus. Hier liegt der Sitz der Gedächtnisleistung (Motivation, Lernen/Speicher) und Intelligenzleistung,<br />

sowie des Bewusstseins und des Willens.<br />

2. Balken (Corpus Callosum)<br />

Ein Faserbündel, das die beiden Großhirnhemisphären miteinander verbindet und Informationsaustausch<br />

untereinander ermöglicht.<br />

3. Zwischenhirn<br />

Es umfasst den Thalamus, Hypothalamus und die Hypophyse.<br />

Thalamus: spielt bei allen Sinnesreizen außer dem Geruchssinn eine Rolle. Vielerlei für die Großhirnrinde<br />

bestimmte Signale durchlaufen diese Struktur. Verbindung zwischen Sinnesorganen und Großhirn<br />

(Filter!)<br />

Hypothalamus: steuert die Anpassung von Funktionen wie Herzfrequenz und Körpertemperatur. Darüber<br />

hinaus bestimmt er Schlafrhythmus und Hormonkonzentration. Er ist das Steuerzentrum für das vegetative<br />

Nervensystem.<br />

4. Mittelhirn<br />

Leitet sensorische Impulse aus dem Rückenmark in andere Hirnabschnitte und steuert Reflexantworten<br />

auf bestimmte Reize. Steuerung von Aktivität und Ruhe.<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 226


5. Kleinhirn (= Hinterhirn)<br />

Ist für Gleichgewicht und Haltung verantwortlich, es verarbeitet Informationen über das Raumgefühl<br />

und koordiniert alle Bewegungen des Menschen.<br />

6. Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)<br />

Setzt unter der Kontrolle des Hypothalamus Hormone frei, die im Körper zirkulieren und wiederum die<br />

Tätigkeit anderer Drüsen steuern.<br />

7. Nachhirn (verlängertes Mark)<br />

Unterstützt die Regulation von Atmung, Schlucken, Blutdruck und Reaktionen wie Niesen ebenso wie<br />

den Schlaf. Sitz vieler Reflexzellen.<br />

8. Rückenmark<br />

Übermittelt Impulse aus dem Gehirn an andere Körperabschnitte und leitet von dort aus Nachrichten<br />

zurück an verschiedene Hirnstrukturen.<br />

„ Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache. Es funktioniert vom Moment der Geburt an – bis zu dem<br />

Zeitpunkt, wo du aufstehst, um eine Rede zu halten.“<br />

(Mark Twain)<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 227


Rückenmark: Querschnitt (im Bereich zwischen zwei Wirbeln)<br />

Rückenmarkwurzeln:<br />

Hinterwurzel: alle afferenten Nervenfasern treten über sie ein; Zellkörper der afferenten Nervenfasern<br />

befinden sich im Hinterwurzel- oder Spinalganglion.<br />

Vorderwurzel: alle efferenten Nervenfasern treten über sie aus! Zellkörper der efferenten Nervenfasern<br />

liegen im vorderem <strong>Teil</strong> der grauen Substanz des Rückenmarks.<br />

Spinalnerv: beide Wurzeln vereinigen sich zum „gemischten“ Nerv, teilt sich aber bald wieder auf<br />

und versorgt somatisches und vegetatives Nervensystem.<br />

Das Rückenmark<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 228


Das Nervensystem der Wirbeltiere und des Menschen<br />

Zentrales<br />

Nervensystem<br />

Gehirn<br />

Rückenmark<br />

Nervensystem<br />

Peripheres<br />

Nervensystem<br />

somatisches<br />

Nervensystem<br />

vegetatives<br />

Nervensystem<br />

Motorische Nervenbahnen<br />

Afferenzen<br />

Sensorische Nervenbahnen<br />

Efferenzen<br />

Versorgt die inneren Organe<br />

animales Nervensystem<br />

vegetatives Nervensystem<br />

Autonomes = vegetatives Nervensystem<br />

Das vegetative Nervensystem innerviert die glatte Muskulatur der inneren Organe und zwar antargonistisch. Es<br />

regelt unter anderem die Funktion von:<br />

- Atmung<br />

- Kreislauf<br />

- Verdauung<br />

- Stoffwechsel<br />

- Drüsen<br />

Die zentralen Bereiche liegen im Gehirn, Rückenmark und dem sog. Grenzstrang. Sie sind über den peripheren<br />

Bereich mit den inneren Organen verbunden.<br />

2 Systeme<br />

Sympathikus<br />

Parasympathikus<br />

- Mobilisiert den Körper - fördert Erholung + Verdauung<br />

(Angriff, Kampf, Flucht)<br />

- Ausgleich des inneren Gleichgewichts<br />

- tagaktiv - nachtaktiv<br />

- „aggressiv“ - „friedlich“<br />

Transmitter:<br />

- Adrenalin Acetylcholin<br />

- Noradrenalin<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

Seite 229


Wenn wir schnell viele Treppen hochsteigen, kommen wir leicht „außer Atem“. Unser Herz klopft und wir atmen<br />

sehr hastig. Nach wenigen Minuten haben sich Herz- und Lungentätigkeit wieder normalisiert. Unser Wille<br />

war an diesen Vorgängen nicht beteiligt. Die Steuerung erfolgte über selbstständig arbeitende Nervenzentren und<br />

Nervenbahnen, die man unter der Bezeichnung „vegetatives Nervensystem“ zusammenfasst.<br />

Oberstes Steuerungszentrum des vegetativen<br />

Nervensystems ist ein <strong>Teil</strong> des Zwischenhirns,<br />

der Hypothalamus. Von hier aus ziehen zwei<br />

Nervenstränge links und rechts der Wirbelsäule<br />

entlang, die man als Grenzstränge bezeichnet.<br />

Neben jedem Wirbelkörper verdicken sie sich<br />

zu Nervenknoten, von denen Nervenfasern zu<br />

den inneren Organen ziehen. Im Bauchraum<br />

und im Unterbauch werden ganze Geflechte von<br />

Nervenknoten gebildet. Bekannt ist der „Solarplexus“<br />

(„Sonnengeflecht“) im Bauchraum, bei<br />

Boxern ein Ziel für einen möglichen K.O.-<br />

Schlag.<br />

Man nennt den bisher beschriebenen <strong>Teil</strong> des<br />

vegetativen Nervensystems den Sympathikus.<br />

Ein zweiter <strong>Teil</strong> des vegetativen Nervensystems<br />

besteht aus mehreren Einzelnerven, die im Hypothalamus<br />

und anderen <strong>Teil</strong>en des Stammhirns<br />

entspringen und zu den inneren Organen<br />

führen. Der bekannteste Nerv in diesem System<br />

ist der Vagus. Man nennt das System den Parasympathikus.<br />

Wieso besteht das vegetative Nervensystem<br />

aus zwei <strong>Teil</strong>en?<br />

Jedes innere Organ ist sowohl mit dem Sympathikus<br />

als auch mit dem Parasympathikus<br />

verbunden. Der Sympathikus treibt z. B. den<br />

Herzschlag an, der Parasympathikus verlangsamt ihn. Andererseits regt der Vagus (<strong>Teil</strong> des Parasympathikus)<br />

die Magendrüsen zur Sekretion an, und der Sympathikus bremst diesen Prozess. Die beiden Systeme sind also<br />

Gegenspieler und regeln so die Tätigkeit der inneren Organe unabhängig vom Großhirn. Der Sympathikus fördert<br />

die Aktivierung des Körpers; er bringt den Körper „in Schwung“. Der Parasympathikus bremst dagegen<br />

viele Organe, er fördert die Erholung und damit diejenigen Organe, die in der Erholungsphase aktiv sind, wie<br />

z. B. der Verdauungstrakt.<br />

Wieso läuft es uns bei Angst „kalt den Rücken hinunter“?<br />

Jeder kennt diese Redensart, doch kaum einer weiß, dass sie ihre Ursache in der Sympathikus-Tätigkeit hat. Das<br />

vegetative Nervensystem ist nicht völlig unabhängig vom Großhirn. Wenn wir plötzlich erschrecken, wird über<br />

das Großhirn der Sympathikus aktiviert. Die Impulse breiten sich relativ langsam (1 bis 2 m s) über das Rückenmark<br />

nach unten aus und bewirken von oben nach unten absteigend eine Kontraktion der peripheren Blutgefäße.<br />

Dies wird von Nervenendigungen in der Haut registriert.<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

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+ = aktiv - = nicht aktiv<br />

Beispiele:<br />

Alle Emotionen z.B. Angst, Aggression, Freude usw. finden immer mit Beteiligung des vegetativen Nervensystems<br />

statt.<br />

Jäger in der Steinzeit liegt am Lagerfeuer, als er plötzlich ein Knacken hört:<br />

Knacken löst Erbrecken und Stress aus; es kommt zur Denkblockade; die Wahrnehmung „Angst“ wird an das<br />

Zwischen (Hypothalamus) gesendet; der Sympathikus wird aktiviert – Nebenniere schüttet Adrenalin und Noradrenalin<br />

aus; dies bewirkt eine Beschleunigung des Herzschlags, der Blutdruck steigt, der Kreislauf verändert<br />

sich; Jäger spring auf!<br />

Zucker und Fettreserven werden angezapft, um die Muskelversorgung zu decken; Jäger rennt davon oder ist nun<br />

auch bereit zu kämpfen; (= akute Phase). Danach folgt Ruhezustand = sog. Erholungsphase.<br />

Ein Mensch aus der heutigen Zeit befindet sich in einem Dauerstresszustand;<br />

Der permanente Stress ist nicht abbaubar, dies bedeutet einen nicht lösbaren Widerstand; auf die akute Phase<br />

kann keine Erholungsphase folgen, daher kommt es zur Erschöpfung (Magengeschwüre, Herzinfarkt)<br />

Lösungsmöglichkeit: z.B. durch Entspannungstraining = eine willentliche Einflussnahme auf das vegetative<br />

Nervensystem. Besonders Atemübungen haben eine gute Wirkung auf den Parasympathikus („Abschalten“ üben,<br />

Verspannungen lösen)<br />

Jedoch erfolgt dadurch keine Ursachenänderung, sondern nur eine Anpassung an den Stress. Ebenso wichtig eine<br />

Veränderung der Ursachen, soweit als möglich.<br />

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Reflexbogen<br />

= Bezeichnung für die Nervenschaltung eines Reflexes<br />

Eine über Nervenzellen laufende Verbindung zwischen Sinnesorganen und Muskeln bezeichnet man als Reflexbogen,<br />

die durch den Reiz ausgelöste Reaktion als Reflex.<br />

Reflexe<br />

Reflexe sind einfache Reaktionen, die dann in immer gleicher, stereotyper und rascher Weise auf spezifische<br />

Reize hin eintreten, wenn der Reiz eine bestimmte Stärke aufweist. Reflexe sind stets funktionsbereit. Es scheint<br />

für Reflexe ein genetisch fixiertes Programm zu geben, daher bezeichnet man sie als angeboren.<br />

Zu den Schutzreflexen zählt man z.B. den Kratz-, Rückzieh-, Liedschluss-, Nieß-, Husten-, Brechreflex und<br />

Kniesehnenreflex.<br />

Im Zusammenhang mit der Ernährung wirkt der Schluck- und Speichelflussreflex. Lebenserhaltender Reflex ist<br />

z.B. der Atemreflex.<br />

Reflexe kann man unterteilen in Fremdreflexe und Eigenreflexe<br />

Fremdreflex bedeutet, dass der Weg von einem Rezeptororgan über normalerweise mehrere afferente und efferente<br />

Nervenbahnen zum Effektororgan führt. Rezeptor und Effektor liegen in verschiedenen Organen, meist<br />

polysynaptisch, z.B. Rückziehreflex bei heißer Herdplatte<br />

Eigenreflex bedeutet, dass von der Muskelspindel als Rezeptor der Weg zum gleichen Muskel als Effektor zurükführt.<br />

(Rezeptor und Effektor im selben Organ, meist monosynaptisch!)<br />

Ein beliebtes Beispiel ist der Kniesehnenreflex<br />

Dieser monosynaptische Reflex wird an einem „Dehnungsfühler“, den Muskelspindel der Wade wahrgenommen.<br />

Er wird über afferente Nervenbahnen durch elektrische Impulse (Rezeptorneuron) zum zentralen Nervensystem<br />

übertragen und dort verarbeitet. Auf efferenten Nervenbahnen gelangt die Antwort auf diesen Reiz zu<br />

einem Effektor (Muskel, Drüse), der dadurch aktiviert wird und eine Reaktion bedingt.<br />

Den gesamten Weg bezeichnet man als Reflexbogen<br />

Reflexe von Neugeborenen sind z.B. Lippen-, Saug-, Hand- bzw. Fußgreifreflex; Augenschluss-, Stütz- und<br />

Gehreflex.<br />

Einige dieser Neugeborenen Reflexe verlieren sich in den ersten Wochen bis Monaten.<br />

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= Interneuron<br />

Verschaltungen in Reflexbögen<br />

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Sarko = Fleisch<br />

(Sarkorak = Fleischfresser)<br />

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© Florian Zeller 08 / 09<br />

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Bau der Quergestreiften Muskulatur<br />

Eine Muskelfaser ist aus vielen Myofibrillen zusammengesetzt.<br />

Bau einer Myofibrille: Die Myofibrille wird durch sog. Z-Scheiben in ca. 2,5 μm lange Abschnitte gegliedert,<br />

die Sarkomere. Die Sarkomere sind die kontraktilen Einheiten des Muskels. Sie bestehen<br />

aus Eiweißfilamenten:<br />

dicke Eiweißfilamente = Myosin<br />

dünne Eiweißfilamente = Actin<br />

Die besondere Anordnung der Myosin- und Actinfilamente ergibt eine Streifung<br />

quergestreifte Muskulatur.<br />

Aktinfilamente<br />

Myoisnfilamente<br />

(zeichnen können!)<br />

Mechanismus der Muskelkontraktion<br />

Eine Muskelzelle besitzt wie jede Zelle Organellen, besonders auffällig sind jedoch<br />

- viele Mitochondrien (hoher Stoffwechselumsatz)<br />

- zwei Hohlraumsysteme, die nicht ineinander übergehen und verschiedene Aufgaben erfüllen:<br />

a) Endoplasmatisches Reticulum, hier Sarkoplasmatisches Reticulum genannt, mit Ca 2+ -Speicher<br />

b) T-System = Transversales Tubuli-System, die tubuli verlaufen quer auf Höhe der Z-Scheiben,<br />

leiten Depolarisation ins Innere<br />

Feinstruktur des Sarkomers:<br />

Aktinfilamente: Aktin: zwei Keten von Nonomeren<br />

Tropomyosin: stäbchenförmiges Molekül<br />

Troponin: am Ende des Tropomyosins<br />

Myosinfilamente: langgestreckte Moleküle mit Köpfchen, die seitlich herausragen<br />

Molekularer Mechanismus der Kontraktion<br />

Die Länge der Actin- und Myosinfilamente ändert sich dabei nicht!!!<br />

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Ruhender Muskel:<br />

Die Interaktion zwischen Myosinköpfchen und Aktin ist durch das Troponin behinder.<br />

Aktiver Muskel:<br />

Über die Muskelfasermembran trifft eine Erregung ein, das T-System leitet die Depolarisation ins Innere<br />

Ca 2+ -Permeabilität der Sarkomer-Membran wird erhöht, Ca 2+ diffundiert aus dem Sarkomer zu<br />

den Filamenten und startet den Bewegungsmechanismus = Gleitfilamentmechanismus:<br />

Die hundertfach erhöhte Ca 2+ -Konzentration bewirkt eine Konformationsänderung des Troponins, das<br />

eine Strukturänderung des Tropomyosins, nun können Myosin und Aktin Kontakt aufnehmen.<br />

Die Myosinköpfchen heften am Aktin an, winkeln sich um 45° ab (ATP notwendig !!) und ziehen dadurch<br />

das Aktin über sich hinweg. Unter ATP-Verbrauch und mit Hilfe von Mg 2+ lösen sich die Köpfchen<br />

und schwingen zurück 1. „Ruderschlag“ ist beendet.<br />

Solange die Ca 2+ -Konzentration erhöht ist, erfolgten viele „Ruderschläge“ das Sarkomer verkürzt<br />

sich der Muskel verkürzt sich.<br />

Nach Reizende werden die Ca 2+ wieder ins Sarkomer zurückgepumpt, das Troponin-Hemmsystem wird wieder<br />

wirksam.<br />

Weichmacherwirkung von ATP / Totenstarre:<br />

Die Bindung der Myorinköpfchen ans Aktin ist starr! ATP löst diese starre Bindung! Fehlt ATP oder sinkt der<br />

ATP-Spiegel bleiben die Muskeln hart. Das ist auch nach dem Tod der Fall.<br />

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Biologische Regelung<br />

Begriffe zum Regelkreisschema (am Beispiel des Kühlschranks)<br />

Wer kennt das nicht? Sie reißen die Kühlschranktüre auf, danach brummt der Motor!!!<br />

Führungsgröße: bestimmt den Sollwert (das sind Sie, sie stellen den Thermostat ein)<br />

Sollwert:<br />

ist die Information über den Endzustand der Regelgröße<br />

(also wie es sein soll, z.B. wenn Sie unentschlossen die Kühlschranktüre aufreißen und während Ihrer kulinarischen<br />

Überlegungen die Temperatur im Kühlschrank auf 15 °C ansteigt, dann soll nachher die Temperatur im Kühlschrank<br />

Doch wieder ca. 8°C sein, oder?)<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

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Regelgröße: ist ein konstant zu haltender Vorgang oder Zustand (also was soll geregelt werden, hier die 8°C)<br />

Regelglied: vergleicht Sollwert und Istwert und löst eine Steuerung aus<br />

(der Thermostat im Kühlschrank vergleicht 8°C mit 15°C und löst letztendlich den Kühlschrankmechanismus aus)<br />

Istwert:<br />

Fühler:<br />

Störgröße:<br />

Stellwert:<br />

augenblicklicher Zustand der Regelgröße<br />

(im Moment Temperatur von 15°C)<br />

Messeinrichtung für den Istwert, leitet den Istwert an das Regelglied weiter<br />

(Temperaturfühler im Kühlschrank)<br />

störender Außeneinfluss auf die Regelgröße<br />

(Erwärmung der normalen Kühlschranktemperatur)<br />

Information, was das Stellglied zu tun hat, oder welche Tätigkeit das Stellglied auszulösen hat<br />

(Info, um welchen Betrag die Temperatur verstellt werden muss)<br />

Stellglied: ist der Korrekturmechanismus (der Motor des Kühlschranks)<br />

Stellgröße:<br />

Regelstrecke:<br />

Tätigkeit des Korrekturmechanismus (Laufzeit des Motors des Kühlschranks)<br />

best. Bereich, innerhalb dessen die Regelgröße verändert werden kann<br />

(Der Kühlschrank kann innerhalb eines bestimmten Temperaturbereiches kühlen, aber Sie können ihn nicht als<br />

Backofen verwenden)<br />

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Regelung der Pupillenöffnung<br />

Durch die Beleuchtungsstärke<br />

Pfeildiagramm:<br />

Lichteinfall (Ursache)<br />

-<br />

+<br />

Verengung der Pupille (Wirkung)<br />

Reitz und Reaktion bzw. Ursache und Wirkung sind zu einem Kausalkreis mit negativer Rückkoppelung<br />

geschlossen<br />

Regelung über das Nervensystem<br />

1. Regelung der Atemgaskonzentration im Blut<br />

Pfeildiagramm:<br />

+<br />

CO 2 -Gehalt im Blut<br />

-<br />

Atemtätigkeit<br />

Kausalkreis mit negativer Rückkoppelung<br />

Regelstrecke Blut<br />

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Seite 240


2. Regelung der Körpertemperatur<br />

Pfeildiagramm:<br />

zweiseitige Regelung (Körpertemp. Erhöhen & senken)<br />

Muskelzittern zur<br />

Wärmeproduktion<br />

Verengung der<br />

Blutgefäße<br />

(Grundumsatz<br />

erhöht sich)<br />

-<br />

+<br />

Außentemperatur<br />

+<br />

Körpertemperatur<br />

-<br />

+<br />

Schweißabsonderung<br />

Erweiterung der Blut-<br />

Kapillaren<br />

(Senkung des Grundumsatzes<br />

(GU) )<br />

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Hormone<br />

Hormone sind Botenstoffe, die der Körper selbst erzeugt. Sie sind bereits in geringsten Mengen wirksam.<br />

Sie stellen neben dem Nervensystem ein zweites Informationssystem dar.<br />

Chemischer Bau<br />

1. Steroide (Sexualhormone)<br />

2. Aminosäurederivate (Thyroxin, Adrenalin) uneinheitlich<br />

3. Peptide / Proteine (Insulin, Glucagon)<br />

Orte der Produktion:<br />

1. Endokrine (innersekretorische) Drüsen<br />

(Hypophyse, Schilddrüse, Thymus, Pankreas,<br />

Nebennieren, Keimdrüsen)<br />

2. Gewebshormone<br />

Hypothalamus bildet Releasing-Hormone<br />

Haut bildet Histamine<br />

Drüsen Hormon Funktion<br />

Hypophyse Tyhreotropin (TSH) Stimuliert Schilddrüse<br />

Schilddrüse Thyroxin Stimuliert Stoffwechselprozesse<br />

Wirkt auf Grundumsatz<br />

Nebennierenrinde<br />

Glucocorticoide<br />

heben glucosespiegel im Blut<br />

Nebennierenmark<br />

Pankreas<br />

Adrenalin<br />

Insulin<br />

Glucagon<br />

Stresshormon, erhöht Stoffwechsel<br />

senkt Glucosespiegel im Blut<br />

hebt Glucosespielgel im Blut<br />

Zusammenhang zwischen Hormonsystem und Nervensystem<br />

Hormonsystem und Nervensystem sind bei der Aufrechterhaltung der Homöostase (inneres Gleichgewicht), der<br />

Entwicklung und der Fortpflanzung oft untrennbar verwoben.<br />

1. Strukturelle Beziehungen: Der Hypothalamus und die Hypophyse bestehen aus Nervengewebe, das<br />

Nebennierenmark hat sich aus Nervengewebe entwickelt.<br />

2. Chemische Beziehung: Mehrere Hormone werden auch als Neurotransmitter verwendet (z.B. Adrenalin).<br />

3. Funktionelle Beziehung: Viele Körperfunktion werden von beiden Systemen reguliert (z.B. Stressreaktionen,<br />

Säugen der Jungen).<br />

© Florian Zeller 08 / 09<br />

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Regelung über das Hormonsystem<br />

Regelung des Grundumsatzes bzw. des Schilddrüsen-Hormons Thyroxin<br />

Pfeildiagramm:<br />

Hypothalamus<br />

Neurohormon TRH<br />

-<br />

-<br />

+<br />

Hypophyse<br />

Steuerhormon TSH<br />

+<br />

-<br />

Thyroxinkonzentration<br />

im Blut<br />

+<br />

Grundumsatz, Höhe<br />

des Energiestoffwechsels<br />

und der<br />

Wärmeproduktion<br />

+<br />

SCHILDDRÜSE<br />

THYROXIN<br />

Regelung der Zuckerkonzentration im Blut<br />

durch Adrenalin Insulin: Glycogenaufbau (holt Zucker aus dem Blut)<br />

Glycogenabbau zu Glucose<br />

Glucagon<br />

Pfeildiagramm:<br />

Glucagonfreisetzung -<br />

+<br />

Glycogenzerlegung<br />

Muskeltätigkeit<br />

-<br />

+<br />

Glucosespiegel<br />

im Blut<br />

Kohlenhydratverdauung<br />

(Zufuhr von Glucose)<br />

+<br />

-<br />

+<br />

Insulinfreisetzung<br />

+<br />

Glycogenaufbau<br />

2 Regler beteiligt: 1. Hypothalamus + Hypophyse<br />

2. Bauchspeicheldrüse<br />

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Seite 243


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