16 bewohner erzählen rj. Ein erfülltes Leben, geprägt von Kummer, Sorgen aber auch viel Freude und grosser Dankbarkeit Benedicta Jörg-Schuoler 1921 als 6. von 10 Kindern in Disentis geboren, wurde ich mit 2 Jahren von meiner Gotta, welche selber keine Kinder hatte, aufgezogen, das vor allem um meine eigene Familie zu entlasten. Der Kontakt zu meinen Eltern und Geschwistern habe ich jedoch immer aufrecht erhalten und auch gepflegt. Als ich 7 Jahre alt war, starb meine Mutter kurz nach der Geburt von Drillingen. Am Beerdigungstag von 2 der 3 Kindern läuteten die Kirchenglocken für meine Mutter. Ich höre meinen Vater noch heute auf romanisch sagen: „Tge fetsch jau ussa?“ (Was mache ich nun?) Selbstverständlich haben wir alle mitgeholfen. Bis ich 15 Jahre alt war, bestand mein Leben nur aus arbeiten, in die Schule springen, daheim den Haushalt führen, Wäsche waschen und das bei klirrenden Temperaturen am Brunnen vor dem Hause. Nebenbei half ich noch einer benachbarten Familie, welche auf noch mehr Hilfe angewiesen war. All die Arbeit war für mich aber nie zu schwer, solange die Familien gut zu mir waren und das war fast immer der Fall. Später, als unser Vater wieder heiratete, bekamen meine kleineren Geschwister wieder eine liebe Mutter und mein Vater eine liebe Ehefrau. Sie legte grossen Wert darauf, dass sie den Kleineren eine Mutter sein durfte, was sie bei den Älteren nicht beanspruchen wollte. Mit 15 zog ich nach Rueun zu einer grossen Familie. Auch hier war ich für alles alleine verantwortlich, da die Mutter krank war und wenn wieder gesund, immer unterwegs war. Ich blieb 1 Jahr an dieser Stelle. Meine ältere Schwester holte mich dann nach Sargans ins Hotel Pizol, weil sie fand, ich sollte eine Lehre machen und etwas lernen. Mein dortiger Chef war sehr streng und sagte dabei immer, dass das Bad so sauber sein müsse, dass man aus dem Waschbecken essen könnte. Mit 20 Jahren kam ich nach Ems und pflegte zuerst eine gelähmte Frau, was für mich nicht so einfach war. Zum Glück holte mich dann der ehemalige Arbeitgeber meiner zwei älteren Schwester zu sich. Ich hatte es dort vor allem mit den Kindern gut, welche mich auch mit meinem späteren Mann Toni Jörg bekannt machten. Ich sah Toni in einem Restaurant während der Fasnacht und konnte meine Augen nicht mehr von ihm abwen- den. Bald schon machten wir unseren ersten Spaziergang miteinander und ich würde noch heute den Stein erkennen, wo wir uns niederliessen und uns unsere Lebensgeschichten erzählten. 1944 , es herrschte noch Krieg, heirateten wir in Einsiedeln und verbrachten dort 3 wunderschöne Tage. Zurück in Ems zogen wir in eine kleine Wohnung. Möbel hatten wir noch wenige. Bald schon ist unsere kleine Rosa Elisabeth geboren und wir waren eine kleine glückliche Familie. Ein tragischer Unglücksfall beendete dieses Glück jäh, als die Kleine eine heisse Kaffeekanne kippen konnte und sich dadurch schwerste Verbrennungen zuzog. Zur heutigen Zeit hätte man das Mädchen retten können, doch die damalige Zeit mit den damaligen Kenntnissen über Verbrennungen war gegen uns und so starb unser kleines Mädchen nach 3 Wochen Leidenszeit. Damals war ich bereits wieder schwanger von unserem ersten Sohn, welchem noch sechs weitere Brüder folgten, bis zuletzt noch ein Mädchen zur Knabenschaft dazu kam. Die Zeit mit der grossen Familie war schön, doch sehr hart und mein Leben geprägt von viel Arbeit. Mein Mann war leider damals immer wieder durch Brustfellentzündungen geplagt und arbeitsunfähig. Als unsere Kinder langsam aus dem Gröbsten raus waren, ereilte uns schon der nächste Schicksalsschlag. Nichtsahnend war ich mit Flickarbeiten beschäftigt, als ein guter Freund mir die Hiobsbotschaft brachte, dass mein Mann von einem Auto angefahren worden war und mit schweren Kopfverletzungen ins Spital eingeliefert wurde. Eine lange Leidenszeit mit Hoffen und Bangen begann. Leider mussten wir unseren Bab, nur gerade 56jährig, gehen lassen. Obwohl er durch seine schweren Kopfverletzungen praktisch immer im Koma war, so erlangte er kurz vor seinem Tod nochmals das Bewusstsein um mir zu sagen, dass ich alles recht gemacht hätte und er vollstes Vertrauen in mich setze und überzeugt sei, dass ich es packe. Ich war damals 49ig und der Satz meines Vaters kam mir sofort wieder in den Sinn: „Tge fetsch jau ussa?“ Als ich vor nicht so langer Zeit noch meine geliebte Schwiegertochter und einen Sohn verlor, hätte ich alles nicht mehr ertragen können, wenn ich nicht immer wieder durch das Gebet Kraft und Trost erhalten hätte. Nachdem meine Knie- und Hüftschmerzen immer stärker geworden sind und ich mich alleine daheim nicht mehr zurecht gefunden hatte, habe ich mich immer mehr mit dem Gedanken befasst, ins Altersheim einzutreten. Als ein Plätzchen frei wurde, habe ich keinen Moment gezögert. Nun bin ich bereits 2 Jahre hier und ich habe es noch keinen einzigen Augenblick bereut. Ich könnte es nicht besser haben und alle sind so lieb zu mir. Meine ganze Familie beglückt mich mit ihren zahlreichen Besuchen und ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich es noch erleben darf, einfach glücklich und zufrieden sein zu können. Zudem erfüllen mich meine 13 Enkel und 14 Urenkel immer wieder mit viel Freude und Stolz.
17 willkommen & abschied Willkommen in der Casa Falveng Feriengäste Anita Rohrer 15.09.<strong>2014</strong> Wir heissen Sie herzlich willkommen und wünschen Ihnen die Ruhe und die Zeit, sich bei uns einzuleben. Im letzten Quartal mussten wir von niemandem Abschied nehmen.