08.11.2014 Aufrufe

Regelung eines TDI-Motors am Beispiel des Leerlaufreglers

Regelung eines TDI-Motors am Beispiel des Leerlaufreglers

Regelung eines TDI-Motors am Beispiel des Leerlaufreglers

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ein gemeins<strong>am</strong>er Versuch der IAV GmbH, Gifhorn, und <strong>des</strong><br />

Instituts für Verkehrssicherheit und Automatisierungstechnik<br />

Vortrag:<br />

Versuchsbetreuung:<br />

Skript:<br />

Dr.-Ing. T. Lange<br />

Dr.-Ing. M. Sofsky<br />

Dipl.-Ing. V. Brandt<br />

Dr.-Ing. T. Lange,<br />

Dr.-Ing. K. Müller<br />

Institut für Verkehrssicherheit<br />

und Automatisierungstechnik:<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. E. Schnieder


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Übersicht<br />

1 Einführung 3<br />

2 Allgemeiner Regelkreis 3<br />

3 Aufgabengebiet <strong>eines</strong> Applikationsingenieurs 4<br />

4 EDC – Elektronische Diesel-<strong>Regelung</strong> 6<br />

4.1 Regelstrecke – der Viertakt-Dieselmotor . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

4.1.1 Viertaktprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

4.1.2 Erweiterung zum modernen Dieselmotor . . . . . . . . . . 10<br />

4.1.3 Motor als Regelstrecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

4.2 <strong>Regelung</strong>en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

4.3 <strong>Motors</strong>teuergerät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

4.4 Sollwertberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

4.5 Stellglied-<strong>Beispiel</strong> Einspritzsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

4.6 Pneumatische Stellgliedansteuerung über EPW . . . . . . . . . . . 25<br />

4.7 Elektrisch angesteuerte Stellglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

4.8 Lageregelung der Stellglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

4.9 Meßeinrichtung – <strong>Beispiel</strong> Drehzahlmessung . . . . . . . . . . . . 29<br />

4.9.1 Änderungen <strong>des</strong> Streckenverhaltens . . . . . . . . . . . . . 31<br />

4.9.2 Reglerstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

4.9.3 Groß- und Kleinsignalverhalten . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

4.9.4 Reglerdimensionierung – symmetrisches Optimum . . . . 33<br />

5 Versuchsvorbereitung 39<br />

6 Versuchsaufbau 40<br />

7 Versuchsdurchführung 40<br />

7.1 Änderung der Leerlaufdrehzahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

7.2 Reglerauslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

7.3 Lastaufschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

7.4 Sturzgas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Stand: 22. Juni 2011 2


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

1 Einführung<br />

Der Laborversuch ist eine Gemeinschaftsveranstaltung <strong>des</strong> Instituts mit der Industrie.<br />

Mit diesem Versuch sollen Probleme aufgezeigt werden, wie sie vielfach<br />

in der Praxis <strong>eines</strong> <strong>Regelung</strong>stechnikers auftreten.<br />

Es wird gezeigt, daß für die Lösung jeder regelungstechnischen Aufgabenstellung<br />

ein systemtechnisches Denken und Handeln notwendig ist. Aufgrund<br />

der immer höheren Anforderungen an das Aggregat in Bezug auf Emission,<br />

Komfort, Leistung, Akustik und Verbrauch werden die technischen Systeme<br />

zunehmend komplizierter und komplexer. Dies soll <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> der Leerlaufregelung<br />

<strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> gezeigt werden.<br />

Denken in Systemen<br />

2 Allgemeiner Regelkreis<br />

Das Ziel einer <strong>Regelung</strong> ist es, ein bestimmtes, im allgemeinen gegebenes technisches<br />

System mit Hilfe einer Regeleinrichtung so zu beeinflussen, daß die Regelgröße<br />

einen vorgeschriebenen Wert oder Verlauf annimmt. Hierzu wird der<br />

Wert der Regelgröße mit Hilfe einer Meßeinrichtung erfaßt und mit der Führungsgröße<br />

verglichen. Die Regeleinrichtung ermittelt aus der Regeldifferenz<br />

eine Stellgröße, die das zu regelnde System so beeinflußt, daß die an die <strong>Regelung</strong><br />

gestellten Anforderungen möglichst optimal erfüllt werden. Eine häufige<br />

Anforderung ist z. B. daß die Regeldifferenz nach kurzer Zeit verschwindet, so<br />

daß die Regelgröße der Führungsgröße entspricht.<br />

Anforderungen an<br />

<strong>Regelung</strong><br />

einsatzabhängig<br />

Bild 1: Allgemeiner Regelkreis.<br />

[DIN 19226]<br />

Die Zuordnung zwischen den im Bild 1 genannten prinzipiellen Blöcken<br />

<strong>eines</strong> Regelkreises und den Teilen <strong>eines</strong> realen Systems ist nicht immer scharf<br />

abgegrenzt, sondern stark vom jeweils betrachteten System abhängig. Ein handelsübliches<br />

Heizkörperthermostat könnte z. B. als Regeleinrichtung aufgefaßt<br />

abstrakte Blockgrenzen<br />

in Bild 1: Real manchmal<br />

unscharf und<br />

definitionsabhängig<br />

Stand: 22. Juni 2011 3


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

werden, da es sowohl den Regler (Bimetallfeder) als auch das Stellglied (Ventilverstellung)<br />

beinhaltet.<br />

In einem Kraftfahrzeug besteht die Regeleinrichtung im allgemeinen aus<br />

verschiedenen Komponenten. Die Regeldifferenz wird z. B. vom Steuergerät ermittelt,<br />

das auch den eigentlichen Regler als Softwarestruktur beinhaltet. Das<br />

Steuergerät hat Leistungsendstufen, die die Stellglieder entweder direkt oder<br />

über einen elektropneumatischen Wandler (EPW) ansteuern. Ein EPW setzt<br />

einen pulsweitenmodulierten Strom in Verbindung mit einer Unterdruckdose<br />

in eine Kraft um, die z. B. ein Ventil um einen bestimmten Weg öffnet.<br />

KFZ: Regelalgorithmus<br />

oft Software in einem<br />

Steuergerät<br />

3 Aufgabengebiet <strong>eines</strong> Applikationsingenieurs<br />

Bild 2:<br />

Applikationsingenieure<br />

bei der Arbeit.<br />

Die eigentliche Aufgabe <strong>eines</strong> Applikationsingenieurs (Bild 2) ist es, die<br />

Reglerpar<strong>am</strong>eter <strong>eines</strong> gegebenen Systems so auszulegen, daß das System in<br />

allen möglichen Betriebspunkten einen definierten Zustand hat bzw. möglichst<br />

schnell den gewünschten Zustand annimmt. Unter idealen Bedingungen müßte<br />

sich der Applikationsingenieur somit nur mit den Reglerpar<strong>am</strong>etern befassen.<br />

Diese ideale Vorstellung läßt sich in der Praxis nicht umsetzen, da sich reale<br />

Systeme im allgemeinen nicht ideal verhalten: Bestimmte Komponenten können<br />

ausfallen oder Sensoren bzw. Aktoren einfach falsch angeschlossen sein.<br />

Weiterhin können alle realen Systeme nur mit endlicher Genauigkeit gefertigt<br />

Kernaufgabe:<br />

Reglerpar<strong>am</strong>eter<br />

auslegen<br />

Notwendig:<br />

Systemverhalten<br />

betrachten<br />

Stand: 22. Juni 2011 4


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

werden und unterliegen einem Alterungsprozeß. Hierdurch ergeben sich bestimmte<br />

Streuungen, die bei der Applikation, also der Auslegung <strong>des</strong> Regelkreises,<br />

berücksichtigt werden müssen.<br />

Neben diesen vom technischen System vorgegebenen Einflüssen muß berücksichtigt<br />

werden, daß je<strong>des</strong> System äußeren Einflüssen unterliegt. So können<br />

sich z. B. die vom Menschen verfolgten Ziele ändern. In den ersten Jahren<br />

der Motorentwicklung war fast ausschließlich die Erhöhung <strong>des</strong> maximalen<br />

Drehmoments bzw. der Leistung das angestrebte Ziel. Im Laufe der Zeit<br />

wuchs das Umweltbewußtsein, weshalb derzeit viel Entwicklungsaufwand für<br />

die Senkung <strong>des</strong> Verbrauchs und der Emissionen <strong>eines</strong> Verbrennungsmotors<br />

aufgebracht wird.<br />

Neue, höher gesteckte Ziele lassen sich erreichen, wenn sich die Technik<br />

weiterentwickelt hat und leistungsfähigere Komponenten vorhanden sind. Dies<br />

können z. B. genauere Sensoren, schnellere Mikrocontroller oder leistungsfähigere<br />

Stellglieder sein. Die Aufgabe <strong>eines</strong> Applikationsingenieurs ist es, das ges<strong>am</strong>te<br />

System zu betrachten, mögliche Schwachstellen zu erkennen und das<br />

Ges<strong>am</strong>tsystem durch geeignete Maßnahmen zu verbessern.<br />

Vorgaben für<br />

Reglerverhalten ändern<br />

sich mit<br />

Zielvorstellungen<br />

Ziele wachsen mit<br />

Möglichkeiten<br />

Applikationsingenieur<br />

betrachtet Ges<strong>am</strong>tsystem<br />

Bild 3: Aufgabengebiete<br />

<strong>eines</strong> Applikationsingenieurs<br />

Ein System kann somit nur zielgerichtet beeinflußt – also geregelt – werden,<br />

wenn von allen im Bild 3 genannten Elementen der grundsätzliche Aufbau und<br />

<strong>des</strong>sen Verhalten bekannt ist.<br />

Zus<strong>am</strong>menfassend muß ein Applikationsingenieur folgende Fragen beantworten:<br />

• Welche Sollwertvorgaben müssen unter welchen Bedingungen getroffen<br />

werden?<br />

Auslegung <strong>des</strong> Reglers<br />

berücksichtigt<br />

Ges<strong>am</strong>tsystem<br />

Stand: 22. Juni 2011 5


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

• Was ist die geeignete Reglerstruktur für die gestellte Aufgabe und wie<br />

müssen die Reglerpar<strong>am</strong>eter ausgelegt werden?<br />

• Ist der Arbeitsbereich <strong>des</strong> Stellglie<strong>des</strong> ausreichend? Ist eine Vergrößerung<br />

evtl. möglich?<br />

• Wie können Störgrößen vermieden oder ihre Auswirkungen reduziert<br />

werden?<br />

• Wie ändert sich das Regelstreckenverhalten in den verschiedenen Betriebspunkten?<br />

Sind die Regler entsprechend robust ausgelegt?<br />

• Wie kann der Istwert hinreichend genau gemessen werden?<br />

4 EDC – Elektronische Diesel-<strong>Regelung</strong><br />

Die elektronische <strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> Dieselmotors ist durch die hohe Komplexität<br />

<strong>des</strong> Systems gekennzeichnet, die sich durch die verschiedenen Sensoren und<br />

Aktoren, die vielfältigen Anforderungen und die entsprechende Anzahl der Regelkreise<br />

ergibt.<br />

vielfältig<br />

rückgekoppeltes,<br />

nichtlineares System<br />

4.1 Regelstrecke – der Viertakt-Dieselmotor<br />

Die Regelstrecke stellt das technische System dar, <strong>des</strong>sen Verhalten durch die<br />

Bildung <strong>eines</strong> geschlossenen Regelkreises zielgerichtet beeinflußt werden soll.<br />

In diesem Versuch soll die Drehzahl <strong>eines</strong> Viertakt-Dieselmotors geregelt werden.<br />

Der Dieselmotor ist somit die Regelstrecke. Seine Funktion wird im folgenden<br />

erläutert.<br />

Regelstrecke<br />

Dieselmotor: Drehzahl<br />

ist Funktion der<br />

Einspritzmenge<br />

4.1.1 Viertaktprinzip<br />

Bild 4 zeigt den prinzipiellen Aufbau <strong>eines</strong> modernen Viertaktmotors 1 . In Bildmitte<br />

befindet sich der Kolben, der über das Pleuel mit der Kurbelwelle beweglich<br />

verbunden ist. Er bewegt sich im Zylinder auf und ab und treibt die Kurbelwelle<br />

an. Die Kurbelwelle ist im Kurbelgehäuse drehbar gelagert. Die Ölwanne,<br />

die das Kurbelgehäuse nach unten abschließt, nimmt den Ölvorrat <strong>des</strong> <strong>Motors</strong><br />

auf. Der Zylinder ist nach oben hin durch den Zylinderkopf abgeschlossen.<br />

Hier befinden sich zwei Ventile, die zu bestimmten Zeiten Einlaß- bzw. Auslaßkanal<br />

öffnen. Das Öffnen und Schließen dieser Ventile wird von der Nockenwelle<br />

über Übertragungselemente gegen den Druck der Ventilfedern gesteuert.<br />

Als Übertragungselemente dienen dabei Kipp- oder Schlepphebel, Tassen-<br />

Aufbau Viertaktmotor<br />

Diesel/Otto<br />

Nocken betätigen Einund<br />

Auslaßventil<br />

passend zum Arbeitstakt<br />

1 Mit Fremdzündung über eine Zündkerze erhält man einen Viertakt-Otto-, mit Selbstzündung<br />

nach Kraftstoffzufuhr über eine Einspritzdüse einen Viertakt-Dieselmotor.<br />

Stand: 22. Juni 2011 6


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Bild 4: Aufbau <strong>eines</strong><br />

Viertakt-<strong>Motors</strong> (Zeichnung<br />

I. Schmitz-Wilke,<br />

IAV, angelehnt an: Peter<br />

Gerik, Detlef Bruhn,<br />

Dietmar Danner, Leonhard<br />

Endruschat, Jürgen<br />

Göbert, Heinrich Gross,<br />

Detlef Komoll: Kraftfahrzeugtechnik,<br />

Westermann<br />

Schulbuchverlag GmbH).<br />

oder Hydrostößel oder Stößelstangen – je ein Element pro Ein- bzw. Auslaßventil.<br />

Am Ende der Kurbel- und der Nockenwelle befindet sich jeweils ein<br />

Zahnrad (Kurbelwellenrad bzw. Nockenwellenrad), beide sind über ein Übertragungselement<br />

(Zahnriemen, Steuerkette, Königswelle, Stirnräder, . . . ) miteinander<br />

verbunden. Die Spannung <strong>des</strong> Zahnriemens (der Steuerkette) wird<br />

durch eine Spannrolle (einen Kettenspanner) aufrechterhalten. D<strong>am</strong>it treibt die<br />

Kurbelwelle die Nockenwelle an und die Ventilsteuerung ist zeitlich fest mit<br />

der Stellung <strong>des</strong> Kolbens gekoppelt – eine Nockenwellenumdrehung entspricht<br />

zwei Kurbelwellenumdrehungen.<br />

Im Raum zwischen Kolbenoberseite („Kolbenboden“) und Zylinderkopf findet<br />

der Verbrennungsvorgang statt, er wird daher als Brennraum bezeichnet. Um<br />

ein Entweichen der Verbrennungsgase zwischen Kolben und Zylinderwand zu<br />

vermeiden, dichten federnde Kolbenringe in Nuten <strong>des</strong> Kolbens diesen zum<br />

Zylinder hin ab. Beim Ottomotor gelangt über den Einlaßkanal ein zündfähiges,<br />

homogenes Luft-/Kraftstoffgemisch in den Brennraum. Die Verbrennung wird<br />

durch einen Hochspannungsfunken an einer Zündkerze eingeleitet (fremdgezündeter<br />

Motor). Beim im weiteren betrachteten Dieselmotor hingegen entzündet<br />

sich das Luft-/Kraftstoffgemisch allein durch die hohen Drücke und<br />

Temperaturen, die infolge der Kompression herrschen 2 . Über den Einlaßkanal<br />

wird nur Luft in den Brennraum geführt, eine (nicht gezeichnete) Einspritzdüse<br />

gasdichter Brennraum<br />

Ottomotor: Homogenes<br />

Gemisch<br />

Dieselmotor:<br />

Heterogenes Gemisch<br />

2 Daher bezeichnet man den Dieselmotor auch als Selbstzündungsmotor: Ein Dieselmotor<br />

erzeugt ein Drehmoment, solange er Kraftstoff und Luft zur Verbrennung hat.<br />

Stand: 22. Juni 2011 7


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

spritzt kurz vor dem gewünschten Zündzeitpunkt den Kraftstoff direkt in den<br />

Brennraum ein. Mit einem Zündverzug von etwa 1 ms nach dem Spritzbeginn<br />

entzündet sich das heterogene Gemisch 3 .<br />

Die heißen Verbrennungsgase drücken den Kolben nach unten. Die Kraft auf<br />

den Kolben wird über das Pleuel in den Kurbelzapfen der Kurbelwelle eingeleitet.<br />

Das an der Kurbelwelle anliegende Moment kann <strong>am</strong> Kurbelwellenende<br />

abgenommen werden.<br />

chemische Reaktion im<br />

Brennraum liefert<br />

mechanisches Moment<br />

an der Kurbelwelle<br />

3 Das Gemisch aus Kraftstofftröpfchen und Luft verbrennt nur dann vollständig, wenn auch<br />

lokal stets hinreichend Luftsauerstoff für die Verbrennung zur Verfügung steht. Daher<br />

wird der Dieselmotor mit seinem insges<strong>am</strong>t heterogenen Gemisch stets mit Sauerstoffüberschuß<br />

betrieben. Andernfalls steigen die Rußemissionen steil an.<br />

Stand: 22. Juni 2011 8


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

In vier aufeinander folgenden Arbeitstakten<br />

(Bild 5) wiederholt sich der Verbrennungsvorgang<br />

zyklisch.<br />

Ansaugen<br />

Im ersten Takt strömt bei abwärts wanderndem<br />

Kolben über das geöffnete Einlaßventil<br />

Luft ein.<br />

Verdichten<br />

Im zweiten wird sie vom wieder aufwärts<br />

strebenden Kolben verdichtet. Kurz vor dem<br />

Erreichen <strong>des</strong> oberen Totpunktes wird durch<br />

Einspritzen 4 <strong>des</strong> Kraftstoffes die Verbrennung<br />

eingeleitet.<br />

Arbeiten<br />

D<strong>am</strong>it beginnt der dritte Takt, in dem die<br />

expandierenden Verbrennungsgase Arbeit <strong>am</strong><br />

nach unten wandernden Kolben verrichten. Rumms. . . !<br />

Ausschieben<br />

Im letzten, dem Ausschiebetakt, drückt der<br />

Kolben auf dem Weg nach oben die Abgase<br />

aus dem nun geöffneten Auslaßventil.<br />

Bild 5: Zwei Umdrehungen <strong>eines</strong><br />

Viertaktmotors – ein Arbeitsspiel<br />

(Bild ANDREAS GROTE/IAV).<br />

4 Der Spritzbeginn wird vom Steuergerät festgelegt, das entsprechende Signale an das Einspritzbeginnventil<br />

der Einspritzpumpe liefert. Zur Einspritzpumpe siehe Abschnitt 4.4.<br />

Stand: 22. Juni 2011 9


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

4.1.2 Erweiterung zum modernen Dieselmotor<br />

Bild 6: Audi-2,0l-<strong>TDI</strong>-<br />

Motor mit Common-<br />

Rail-Einspritzsystem<br />

(Bild entnommen VW-<br />

Selbststudienprogr<strong>am</strong>m<br />

420: Audi-2,0l-<strong>TDI</strong>-<br />

Motor mit Common-Rail-<br />

Einspritzsystem).<br />

Leistung in kW<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

1000 2000 3000 4000 5000<br />

Drehzahl in 1/min<br />

Motorleistung und Drehmoment über Motordrehzahl<br />

440<br />

400<br />

360<br />

320<br />

280<br />

240<br />

200<br />

160<br />

Drehmoment in Nm<br />

Motorkennbuchstabe<br />

Bauart<br />

Hubraum in cm3<br />

Leistung in kW (PS)<br />

Drehmoment in Nm<br />

Anzahl Ventile pro Zylinder<br />

Bohrung in mm<br />

Hub in mm<br />

Verdichtung<br />

Motormanagement<br />

Abgasreinigung<br />

Abgasnorm<br />

CAGA<br />

4-Zylinder-Reihenmotor<br />

1968<br />

105 (143) bei 4200/min<br />

320 bei 1750 bis 2500/min<br />

4<br />

81<br />

95,5<br />

16,5 : 1<br />

Bosch EDC 17<br />

Oxidationskatalysator,<br />

wassergekühlte Abgasrückführung,<br />

wartungsfreier<br />

Dieselpartikelfilter<br />

Euro 4<br />

Bild 7: Technische Daten<br />

<strong>des</strong> Audi-2,0l-<strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong><br />

(Daten entnommen VW-<br />

Selbststudienprogr<strong>am</strong>m<br />

420: Audi-2,0l-<strong>TDI</strong>-<br />

Motor mit Common-Rail-<br />

Einspritzsystem, Zeichnung<br />

Miri<strong>am</strong> Gebhardt,<br />

IAV).<br />

Ein moderner Dieselmotor (Bilder 6 und 7) wird mit einer Vielzahl von Sensoren<br />

und Stellgliedern betrieben, um das vom Fahrer gewünschte Drehmoment<br />

unter Berücksichtigung von Emissionen, Komfort, Verbrauch u.a. zur Verfügung<br />

zu stellen. Teilweise sind die zugehörigen <strong>Regelung</strong>en recht komplex. Sie<br />

werden daher im folgenden teilweise etwas vereinfacht dargestellt.<br />

Der Spritzbeginn 5 ist eine variable Größe: Die Kurbelwelle legt in gleicher Zeit<br />

Sensoren und<br />

Stellglieder<br />

Spritzbeginnkennfeld<br />

liefert Sollwerte für<br />

Spritzbeginnregelung<br />

Stand: 22. Juni 2011 10


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Bild 8: Kennfeld für<br />

Spritzbeginn-Sollwert<br />

(Bosch). Je höher Drehzahl<br />

und Einspritzmenge<br />

sind, <strong>des</strong>to<br />

früher beginnt die<br />

Einspritzung (aus:<br />

Wolf-Peter Böttcher,<br />

Heinz Hermböding,<br />

Peter Klavon, Volkert<br />

Schlüter, Richard Skutnick,<br />

Axel Sprenger:<br />

Die Meisterprüfung im<br />

KFZ-Handwerk. Vogel<br />

Buchverlag, Würzburg,<br />

1998).<br />

bei höheren Drehzahlen größere Winkel zurück. Daher muß bei einem konstanten<br />

Zündverzug von etwa 1 ms für höhere Drehzahlen der Spritzbeginn um<br />

einen größeren Winkel vorverlegt werden. Für einen optimalen Wirkungsgrad<br />

<strong>des</strong> <strong>Motors</strong> sollte der Schwerpunkt der Verbrennung etwa bei 10 ◦ KW n. OT<br />

(Grad Kurbelwelle nach dem oberen Totpunkt) liegen. Der Mengenstrom durch<br />

die Einspritzdüse ist aber begrenzt. Entsprechend liegt bei großen Einspritzmengen<br />

der Spritzbeginn früher. Beide Zus<strong>am</strong>menhänge finden ihren Niederschlag<br />

im Spritzbeginnkennfeld (siehe Bild 8), das die Vorgaben für das Steuergerät<br />

enthält.<br />

Die Abgase entweichen im vierten Takt mit hohen Temperaturen und Überdruck<br />

aus den Auslaßventilen. Entläßt man sie über die Auspuffanlage direkt<br />

in die Umgebung, so bleibt die in ihnen enthaltenen Restenergie 6 ungenutzt.<br />

Andererseits könnte man die Leistung <strong>eines</strong> <strong>Motors</strong> bei unverändertem Hubraum<br />

7 , d<strong>am</strong>it kleinbleibendem Trägheitsmoment(schnellem Ansprechverhalten)<br />

und unveränderter Besteuerung steigern, wenn die Luftmenge erhöht wer-<br />

Abgasenergie kann<br />

Leistung und/oder<br />

Wirkungsgrad erhöhen<br />

5 Das ist der Zeitpunkt, an dem die Einspritzung <strong>des</strong> Kraftstoffes in den Brennraum beginnt.<br />

Er wird angegeben in ◦ KW v. OT (Winkel der Kurbelwelle vor dem oberen Totpunkt in ◦ ).<br />

6 Gegenüber der Umgebung sind Temperatur und Druck der Abgase erhöht.<br />

7 Der Hubraum ist das Volumen, das der Kolben auf seinem Weg vom unteren zum oberen<br />

Totpunkt überstreicht, also das Produkt aus Kolbenhub und kreisförmiger Kolbenfläche.<br />

Bei einem Mehrzylindermotor addieren sich dabei die Hubräume der einzelnen Zylinder.<br />

Stand: 22. Juni 2011 11


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

den könnte, die bei geöffnetem Einlaßventil und zurückwanderndem Kolben<br />

im Ansaugtakt vom Umgebungsdruck in den Zylinder gedrückt wird. Stünde<br />

so mehr Luft für die Verbrennung zur Verfügung, könnte mehr Kraftstoff eingespritzt<br />

und d<strong>am</strong>it mehr Leistung zur Verfügung gestellt werden 8 .<br />

Leitschaufeln<br />

Frischgas<br />

Verdichter<br />

Abgas<br />

Frischgas<br />

Turbine<br />

Abgas<br />

Stellhebel<br />

Bild 9: Schnittmodell VTG-Abgasturbolader mit verstellbarter Turbinengeometrie (Volkswagen<br />

V10 <strong>TDI</strong>).<br />

Mit einem Abgasturbolader (Bild 9) kann nun sowohl ein Teil der Restenergie<br />

der Abgase genutzt werden als auch der Luftfüllungsgrad erhöht werden:<br />

Es handelt sich beim Turbolader um zwei Schaufelräder in getrennten Gasräumen,<br />

die über eine gemeins<strong>am</strong>e Welle verbunden sind. Das eine Schaufelrad<br />

Abgasturbolader<br />

8 Die maximal eingespritzte Kraftstoffmenge muß stets nach der im Brennraum zur Verfügung<br />

stehenden Luftmenge geregelt werden: Zuviel eingespritzter Kraftstoff führt durch<br />

unvollständige Verbrennung zu einem steilen Anstieg der Partikel sowie <strong>des</strong> CO und der<br />

Kohlenwasserstoffe im Abgasstrom.<br />

Stand: 22. Juni 2011 12


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Bild 10: Blick auf Abgasturbine<br />

mit Leitschaufeln <strong>des</strong> VTG-<br />

Turboladers aus Bild 9.<br />

– das Turbinenrad, in Bild 9 links – wird vom Abgasstrom angetrieben, dabei<br />

werden die Abgase entspannt und Druck und Temperatur sinken. Das andere<br />

Schaufelrad – das Verdichterrad, in Bild 9 rechts – erhöht den Luftdruck auf der<br />

Einlaßseite <strong>des</strong> <strong>Motors</strong> und sorgt d<strong>am</strong>it für die erwünschte Vergrößerung der<br />

angesaugten Luftmasse. Dabei muß darauf geachtet werden, daß ein maximaler<br />

Ladedruck nicht überschritten wird: Der Lader müßte mit unzulässig hohen<br />

Drehzahlen arbeiten, um ihn zu erzielen. In einer älteren Ausführung wird dies<br />

über ein direkt vom Ladedruck gesteuertes Bypassventil parallel zum Schaufelrad<br />

im Abgasstrom sichergestellt. Beim Versuchsfahrzeug ist die <strong>Regelung</strong><br />

aufwendiger (Bild 9): Ein Fühler liefert dem Steuergerät die Information über<br />

den Ladedruck (Istgröße), das Steuergerät steuert ggf. über ein EPW und Unterdruckdose<br />

oder einen elektrischen Stellmotor eine Reihe von Leitschaufeln<br />

(Bild 10 zeigt in der Mitte das Turbinenrad, außen herum den Kranz feststehender,<br />

verstellbarer Leitschaufeln) an, die den Abgasstrom mit variablem Schaufelabstand<br />

und d<strong>am</strong>it variabler Geschwindigkeit auf das Turbinenrad lenken<br />

(variable Turbinengeometrie, VTG).<br />

<strong>Regelung</strong> Turbolader<br />

Stand: 22. Juni 2011 13


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Ein Teil der Energie zum Betrieb <strong>des</strong> Turboladers st<strong>am</strong>mt nicht aus der ungenutzten<br />

Abgasrestenergie sondern muß vom Motor selbst aufgebracht werden:<br />

Durch die in den Abgastrakt eingefügte Turbine <strong>des</strong> Turboladers erhöht sich<br />

der Abgasgegendruck <strong>des</strong> <strong>Motors</strong> und d<strong>am</strong>it die vom Motor geleistete Ausschiebearbeit<br />

beim Ausschieben der Abgase. Andererseits verringert der erhöhte<br />

Ladedruck die vom Motor aufzubringende Ansaugarbeit. Im Idealfall sinkt<br />

durch entsprechende Abstimmung <strong>des</strong> Turboladers auf den Motor die Summe<br />

aus Ansaug- und Ausschiebearbeit und der Ges<strong>am</strong>twirkungsgrad <strong>des</strong> <strong>Motors</strong><br />

steigt.<br />

Beim Betrieb <strong>des</strong> Dieselmotors entstehen infolge unvollständiger Verbrennung<br />

insbesondere bei niedrigen Temperaturen Schadstoffe: Kohlenmonoxid (CO),<br />

Kohlenwasserstoffe (HC) und Partikel (Ruß mit angelagerten Kohlenwasserstoffen).<br />

Außerdem verbindet sich mit der Temperatur zunehmend der Luftstickstoff<br />

(N 2 ) mit dem Luftsauerstoff (O 2 ) zu Stickstoffdioxid (NO 2 ), Stickstoffmonoxid<br />

(NO) und Distickstoffoxid (N 2 O , Lachgas). Diese Stickstoffoxide<br />

werden im weiteren zus<strong>am</strong>mengefaßt als NO x bezeichnet. Bei schwefelhaltigen<br />

Kraftstoffen entsteht als zusätzlicher Schadstoff Schwefeldioxid (SO 2 ).<br />

Darüber hinaus produziert der Motor bereits bei idealer Verbrennung Wasserd<strong>am</strong>pf<br />

(H 2 O) und Kohlendioxid (CO 2 ).<br />

Schadstoffe <strong>des</strong><br />

Dieselmotors<br />

<strong>Motors</strong>teuergerät<br />

geregelter<br />

Unterdruck<br />

Luftmassenmesser<br />

Elektropneumatischer<br />

Wandler<br />

(EPW)<br />

Vom<br />

Luftfilter<br />

Frischluft,<br />

atmosphärischer<br />

Druck<br />

Ladeluft:<br />

erhöhter Druck,<br />

heißer,<br />

erhöhte Dichte<br />

Eingezeichnete Richtungen<br />

sind Signalflußrichtungen!<br />

Ladeluftkühler<br />

AGR-Ventil<br />

Abgasrückführung (AGR)<br />

Ladeluft: wieder kälter, daher<br />

weiter erhöhte Dichte<br />

AGR-Kühler<br />

Duosensor:<br />

Ladelufttemperatur<br />

/-druck<br />

gekühltes,<br />

rückgeführtes<br />

Abgas<br />

Abgasturbolader<br />

Abgas (hoher Druck, hohe Temperatur)<br />

gemessene Motordrehzahl<br />

Abgas<br />

(niedriger Druck,<br />

niedrige Temperatur)<br />

zur Abgasnachbehandlung<br />

und Schalldämpfung<br />

ungeregelter Unterdruck<br />

Unterdruckpumpe<br />

Motor<br />

Bild 11: Vom <strong>Motors</strong>teuergerät<br />

geregelte Abgasrückführung.<br />

Stand: 22. Juni 2011 14


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

SO 2 passiert einen nachfolgenden Katalysator unverändert 9 . Dieser Schadstoff<br />

kann nur durch Verringerung <strong>des</strong> Schwefelanteils im Kraftstoff verringert werden.<br />

CO und HC können durch einen Oxidationskatalysator in Gegenwart von<br />

Sauerstoff O 2 zu CO 2 und H 2 O oxidiert werden. Anders als beim Ottomotor<br />

ist eine gleichzeitige Reduktion der NO x jedoch nicht möglich, da der Dieselmotor<br />

mit Luftüberschuß arbeitet (λ > 1). Es ist ein Kompromiß zwischen den<br />

bei hohen Verbrennungstemperaturen entstehenden NO x und dem bei niedrigen<br />

Temperaturen entstehenden Ruß zu schließen, beide Schadstoffe können<br />

durch den Oxidationskatalysator nicht aus dem Abgasgemisch entfernt werden.<br />

10 Die Verbrennungstemperatur kann durch gezielte Rückführung von Abgas<br />

in den Ansaugtrakt (Bild 11) <strong>des</strong> <strong>Motors</strong> gesenkt werden (Absenkung <strong>des</strong><br />

NO x -Anteils, Erhöhung <strong>des</strong> Partikelanteils). Gleichzeitig veringert die Abgasbeigabe<br />

die Sauerstoffkonzentration, verlangs<strong>am</strong>t d<strong>am</strong>it die Verbrennung und<br />

verschiebt ihren Abschluß in einen Arbeitspunkt mit niedrigerer Kompression<br />

und d<strong>am</strong>it Temperatur. Nebenbei können unvollständig verbrannte Abgasanteile<br />

beim zweiten Durchlauf durch den Motor weiter oxidiert werden. D<strong>am</strong>it<br />

kann durch die Abgasrückführung (AGR) der Schadstoffanteil im Abgas optimiert<br />

werden.<br />

Die <strong>Regelung</strong> der Abgasrückführung erfolgt beim Fahrzeug für die Versuchsdurchführung<br />

ganz ähnlich wie die bereits beschriebene Ladedruckregelung:<br />

Eine Überströmleitung zwischen Ladedruck- und Abgasraum wird über das<br />

pneumatisch 11 betätigte AGR-Ventil nach den Vorgaben <strong>des</strong> Steuergeräts mehr<br />

oder weniger geöffnet. Das AGR-Ventil wird dabei durch einen vom Steuergerät<br />

gesteuerten EPW betätigt. Die Information über die rückgeführte Abgasmenge<br />

gewinnt man indirekt: Das über den Einlaßtrakt pro Arbeitsspiel in den<br />

Zylinder gespeiste Ges<strong>am</strong>tvolumen (Abgas + Frischluft) ist abhängig von Ladedruck<br />

und Drehzahl aus Prüfstandsläufen bekannt. Der Luftmassenmesser im<br />

Ansaugtrakt liefert die Information über die Frischluftmenge, die Abgasmenge<br />

kann aus diesen beiden Größen durch Subtraktion berechnet werden.<br />

Es wurde bereits erklärt, daß eine isolierte Betrachtung einzelner Komponenten<br />

<strong>eines</strong> Systems nur unter idealen Bedingungen zulässig wäre. Bei einem realen<br />

System muß nach Möglichkeit das Ganze betrachtet werden. Die Diagnose von<br />

Problemen sucht immer auch außerhalb <strong>des</strong> eigentlichen Teilsystems nach Ur-<br />

Schadstoffminderung<br />

durch<br />

Abgasrückführung und<br />

-nachbehandlung<br />

Abgasrückführungsregelung<br />

(AGR)<br />

Fehlersuche betrachtet<br />

stets das Ges<strong>am</strong>tsystem<br />

9 Bei Kraftstoffüberschuß (λ = zugeführte Luftmenge/theoretischer Luftbedarf < 1, z. B.<br />

beim Ottomotor kurz nach dem Start) kann SO 2 zu H 2 S (Geruch nach fauligen Eiern) reduziert<br />

werden. Dieser Fall tritt jedoch nur selten auf. Außerdem ist H 2 S ebenfalls ein Luftschadstoff.<br />

10 Diese Schadstoffe können aber durch einen NO x -Kat bzw. einen Rußfilter weiter reduziert<br />

werden.<br />

11 Heute werden bereits zunehmend auch elektrisch betätigte AGR-Ventile eingesetzt.<br />

Stand: 22. Juni 2011 15


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

sachen. In diesem Zus<strong>am</strong>menhang ist das Wissen wesentlich, daß der Motor ein<br />

Getriebe und dieses über verschiedene Wellen die Räder <strong>des</strong> Fahrzeugs antreibt<br />

und hierdurch ein Antriebsmoment aufgebaut wird. Das kann z. B. wichtig sein,<br />

falls es während der Fahrt zu Schwingungen kommt, da sich der Antriebsstrang<br />

unter bestimmten Bedingungen wie eine Feder verhält und sich aufziehen und<br />

entspannen kann.<br />

Welche Teile nun zur Regelstrecke gehören, hängt von der Aufgabenstellung<br />

und vom zu betrachtenden Betriebspunkt ab. Der Einfluß <strong>eines</strong> Abgasturboladers<br />

ist im Leerlauf z. B. so gering, daß dieser bei den weiteren Betrachtungen<br />

nicht berücksichtigt wird.<br />

Bei Luftüberschuß ist die Leistung <strong>eines</strong> Dieselmotors bei konstanter Drehzahl<br />

im wesentlichen nur von der Menge <strong>des</strong> eingespritzten Kraftstoffs abhängig.<br />

Dies setzt voraus, daß die Menge <strong>des</strong> zurückgeführten Abgases, der Spritzbeginn<br />

und der Ladedruck für den jeweiligen Betriebspunkt optimal angepaßt<br />

sind. Theoretisch ist das vom Motor erzeugte Drehmoment proportional zur<br />

eingespritzten Menge. In der Praxis setzt beispielsweise eine Verschiebung <strong>des</strong><br />

Spritzbeginns außerhalb <strong>des</strong> optimalen Punktes die Leistung <strong>des</strong> <strong>Motors</strong> trotz<br />

konstanter Einspritzmenge herab.<br />

Folgen<strong>des</strong> Gedankenexperiment verdeutlicht die Notwendigkeit einer Leerlaufregelung:<br />

Angenommen, ein Dieselmotor bekäme im Leerlauf immer die<br />

gleiche Kraftstoffmenge. Aufgrund der Erwärmung verringerte sich die interne<br />

Reibung <strong>des</strong> <strong>Motors</strong>. Da die eingespritzte Menge ungefähr proportional zum<br />

Abtriebsmoment <strong>des</strong> <strong>Motors</strong> ist, würde für diesen neuen Betriebspunkt weniger<br />

Kraftstoff benötigt. Erfolgte keine Reduzierung <strong>des</strong> Kraftstoffs, erhöhte der<br />

Motor permanent seine Drehzahl und zerstörte sich im Extremfall selbst.<br />

Umfang der<br />

Regelstrecke unscharf<br />

definiert<br />

Drehmoment ist<br />

Funktion der<br />

Einspritzmenge<br />

Leerlaufregelung sichert<br />

konstante Drehzahl bei<br />

äußeren Störungen und<br />

wegdriftendem<br />

Arbeitspunkt<br />

4.1.3 Motor als Regelstrecke<br />

Der im Motor durch chemische Reaktion <strong>des</strong> Kraftstoffs mit dem Sauerstoff<br />

der Luft erzeugte Druck im Brennraum wirkt über das Pleuel auf die Kurbelwelle.<br />

Dort erzeugt er unter Vernachlässigung der Drosselverluste ein inneres<br />

bzw. indiziertes Moment c in · m e (t), das der Einspritzmenge m e (t) proportional<br />

ist. Diesem Moment entgegen wirken ein durch das Trägheitsmoment<br />

Θ <strong>des</strong> <strong>Motors</strong> beschriebenes, kurbelwinkelbeschleunigungsproportionales<br />

Moment Θ · ∂2 ϕ(t)<br />

, ein Reibmoment M<br />

∂t 2<br />

reib entsprechend dem COULOMBschen<br />

Reibungsgesetz und ein der Kurbelwinkelgeschwindigkeit ∂ϕ(t)<br />

∂t<br />

proportionales<br />

Verlustmoment c verlust · ∂ϕ(t)<br />

∂t<br />

. Dieses Verlustmoment beschreibt näherungsweise<br />

die von Nebenaggregaten (Generator, Klimakompressor 12 , Lenkservopum-<br />

einfaches Modell für<br />

Motormechanik<br />

Stand: 22. Juni 2011 16


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

pe 12 , . . . ) abgenommenen Momente. 13 Diese vereinfachte Betrachtung liefert<br />

das Momentengleichgewicht<br />

c in · m e (t) = c verlust · ∂ϕ(t)<br />

∂t<br />

= 2π n(t) von Kurbelwinkelgeschwindigkeit in Mo-<br />

Mit der Umrechnung ∂ϕ(t)<br />

∂t<br />

tordrehzahl n läßt sich umstellen<br />

c in<br />

2π · c verlust<br />

·<br />

+ M reib + Θ · ∂2 ϕ(t)<br />

∂t 2 . (1)<br />

(<br />

m e (t) − M )<br />

reib<br />

= n(t) + Θ<br />

c in<br />

· ∂n(t) .<br />

c verlust ∂t<br />

Mit den Abkürzungen K S :=<br />

c in<br />

2π·c verlust<br />

, m e, korr (t) = m e (t) − M reib<br />

c in<br />

und T 0 := Θ<br />

c verlust<br />

ergibt sich im Zeitbereich die lineare Differentialgleichung erster Ordnung<br />

K S · m e, korr (t) = n(t) + T 0 · ∂n(t) .<br />

∂t<br />

Für die Anfangsbedingungen m e, korr (t = 0) = 0 und n(t = 0) = 0 ergibt eine<br />

LAPLACEtransformation in den (Kreis-)frequenzbereich 14 nach Umstellung die<br />

Übertragungsfunktion G M (jω) der Motormechanik, also im Grunde die Wirkung<br />

der im Brennraum verbrannten Einspritzmenge m e (jω) auf die Drehzahl<br />

n(jω) <strong>des</strong> <strong>Motors</strong><br />

K S · m e, korr (jω) = n(jω) + jωT 0 · n(jω)<br />

G M (jω) :=<br />

n(jω)<br />

m e, korr (jω) =<br />

K S<br />

1 + jωT 0<br />

. (2)<br />

Die Motormechanik weist also im Rahmen <strong>des</strong> beschriebenen Modells aus innerem,<br />

Reib- und Trägheitsmoment ein PT 1 -Verhalten zwischen im Brennraum<br />

verbrannter Einspritzmenge und Drehzahl <strong>am</strong> Motorausgang auf.<br />

Der Gleichgewichtszustand im Stationärbetrieb zeichnet sich dabei mit<br />

G M (ω = 0) = K S durch ein Gleichgewicht zwischen Reib- und innerem Moment<br />

aus. Das erklärt, warum bei geringer Erhöhung der eingespritzten Menge<br />

über das Fahrpedal („Gaspedal“) sich eine höhere, kurzfristig relativ stabile<br />

Drehzahl einstellt: Aufgrund s<strong>eines</strong> PT 1 -Verhaltens nähert der Motor sich<br />

PT 1 -Verhalten der<br />

Motormechanik<br />

stationär: Gleichgewicht<br />

zwischen innerem und<br />

Reibmoment<br />

12 Nebenaggregate werden heute zunehmend elektrisch betrieben. Dann belasten ihr Verlustmoment<br />

mittelbar über den Generator und d<strong>am</strong>it mit schlechterem Wirkungsgrad den Motor.<br />

Dafür kann ihre Leistungsaufnahme flexibler dem aktuellen Bedarf angepaßt werden,<br />

so daß die Energiebilanz der Umstellung auf elektrischen Betrieb in der Summe positiv ist.<br />

13 Die beschriebene Betrachtung gilt für den Betrieb im Leergang bzw. bei getretener Kupplung.<br />

Bei eingelegtem Gang wirkt das zum Betrieb <strong>des</strong> Fahrzeugs notwendige Moment als<br />

weitere, hier nicht berücksichtigte Last und verändert so das Streckenverhalten.<br />

14 die Kreisfrequenz ω beschreibt hier den Kehrwert der Periodendauer, mit dem die Kurbelwellendrehzahl<br />

sich ändert. Sie ist nicht zu verwechseln mit der zuvor betrachteten<br />

Kurbelwinkelgeschwindigkeit ∂ϕ<br />

∂t .<br />

Stand: 22. Juni 2011 17


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

nach einer Änderung der Einspritzmenge diesem Endzustand asymptotisch<br />

entsprechend einer e-Funktion. Infolge der Erwärmung <strong>des</strong> Öls und Betriebszustandsänderungen<br />

der Nebenaggregate bildet sich so aber keine dauerhaft<br />

stabile Drehzahl aus, <strong>des</strong>halb benötigt man auch einen Leerlaufdrehzahlregler.<br />

Und für deutlich erhöhte Einspritzmengen liegt der Gleichgewichtszustand<br />

erheblich über der Abregeldrehzahl <strong>des</strong> <strong>Motors</strong>. Für das dyn<strong>am</strong>ische Verhalten<br />

<strong>des</strong> <strong>Motors</strong> sind in erster Linie das Trägheitsmoment Θ und das Verlustmoment<br />

c verlust · ∂ϕ(t)<br />

∂t<br />

bestimmend, nicht das Reibmoment M reib .<br />

Für die spätere Leerlaufreglerauslegung wäre ein weiter vereinfachtes Streckenmodell<br />

günstig. Dazu kann man Gleichung (1) durch Näherung noch einmal<br />

deutlich vereinfachen: Man vernachlässigt den Einfluß von Reibung und Verlusten<br />

mit c verlust = 0, M reib = 0, mit ∂ϕ(t)<br />

∂t<br />

= 2πn ergibt sich<br />

c in · m e (t) ≃ 2π · Θ · ∂n(t) .<br />

∂t<br />

Mit der Abkürzung K S<br />

T 0<br />

= c in<br />

2π·Θ<br />

ergibt das<br />

K S<br />

· m e (t) = ∂n(t) .<br />

T 0 ∂t<br />

LAPLACEtransformation liefert die Übertragungsfunktion <strong>eines</strong> Integrators<br />

G S (jω) := n(jω)<br />

m e (jω) =<br />

K S<br />

jωT 0<br />

. (3)<br />

vereinfachtes<br />

Streckenmodell<br />

Jetzt lassen sich auch die eben als Abkürzung eingeführten Größen K S und T 0<br />

interpretieren: T 0 ist die Zeitkonstante <strong>des</strong> Integrators und K S wurde eingeführt,<br />

um die unterschiedlichen Dimensionen von Ein- und Ausgangssignal ineinander<br />

zu überführen. Die Vernachlässigung der Reibung läßt also die Übertragungsfunktion<br />

der Motormechanik in die <strong>eines</strong> Integrators übergehen, das<br />

entspricht einer Betrachtung von Gleichung (2) für große (Größenordnung in<br />

der Realität: Sekundenbereich) Zeitkonstanten T 0 .<br />

Die Einspritzmenge wird aber nicht sofort im Brennraum verbrannt, sobald der<br />

Regelalgorithmus in der Steuergerätesoftware sie anfordert. Hinzu kommen geringe<br />

Totzeiten und Verzögerungen <strong>des</strong> Einspritzsystems auf dem „Signalweg“<br />

bis zur Einspritzdüse. Darauf addiert sich als Totzeit die sogenannte Zündverzugszeit<br />

von etwa 1 ms zwischen der Einspritzung in den Brennraum bis zur<br />

Entzündung <strong>des</strong> Luft-Kraftstoff-Gemischs. Vor allem aber erfolgt die Einspritzung<br />

selbst nicht schlagartig sondern über einen gewissen Zeitraum verteilt,<br />

und ist zudem nur in bestimmten mechanischen Stellungen <strong>des</strong> <strong>Motors</strong> mit optimalem<br />

Wirkungsgrad möglich.<br />

Faßt man alle diese Totzeiten und Verzögerungen in einer Ersatzzeitkonstan-<br />

Verbrennung reagiert<br />

verspätet auf<br />

Reglerausgang<br />

Einspritzsystem verhält<br />

sich näherungsweise wie<br />

PT 1 -Glied<br />

Stand: 22. Juni 2011 18


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

ten 15 T E zus<strong>am</strong>men, so kann man das Verhalten der Einspritzung vom Ausgang<br />

<strong>des</strong> Regleralgorithmus bis zum verbrannten Kraftstoff im Brennraum beschreiben<br />

mit der Übertragungsfunktion<br />

G E (jω) =<br />

1<br />

1 + jωT E<br />

.<br />

D<strong>am</strong>it und mit Gleichung (3) ergibt sich aus Sicht <strong>des</strong> Regelalgorithmus’<br />

als Übertragungsfunktion für die Ges<strong>am</strong>tstrecke zwischen Einspritzmengenwunsch<br />

<strong>am</strong> Reglerausgang und Drehzahl <strong>am</strong> Motorausgang<br />

G S (jω) = G E (jω) · G M (jω) =<br />

K S<br />

jωT 0 · (1 + jωT E ) . (4)<br />

Es ergibt sich die Übertragungsfunktion einer IT 1 -Strecke mit einer Zeitkonstanten<br />

<strong>des</strong> Integralanteils von T 0<br />

K S<br />

. Wegen unterschiedlicher Dimension von<br />

Ein- und Ausgangsgröße wird im folgenden aber auch die Proportionalitätskonstante<br />

K S beibehalten.<br />

näherungsweise reagiert<br />

Motor mit Einspritzung<br />

wie IT 1 -Glied<br />

n 0 + K S · m e, sprung<br />

n<br />

n 0<br />

0 T E T E + T 0 t<br />

Bild 12: Sprungantwort<br />

<strong>eines</strong> IT 1 -Glie<strong>des</strong> und<br />

charakteristische Größen.<br />

Bild 12 auf Seite 19 zeigt die Sprungantwort der IT 1 -Strecke nach Gleichung<br />

(4) mit charakteristischen Größen. Aus einer gemessenen Antwort auf einen<br />

Sprung der Einspritzmenge um m e, sprung kann die Größe T E und aus der Steigung<br />

K S<br />

T 0<br />

bestimmt werden, d<strong>am</strong>it ist das Verhalten der Strecke im Rahmen <strong>des</strong><br />

Modells quantitativ bekannt.<br />

4.2 <strong>Regelung</strong>en<br />

Die wesentlichen <strong>Regelung</strong>en <strong>eines</strong> Dieselmotors sind:<br />

15 Prinzipiell geht hier auch eine Totzeit <strong>des</strong> Steuergeräts aufgrund seiner abtastenden Arbeitsweise<br />

ein. Dann wäre aber strenggenommen die Rechnung mit Z-Transformation<br />

anstelle von LAPLACEtransformation durchzuführen. Darauf wurde unter der Annahme<br />

verzichtet, diese Totzeit sei vernachlässigbar.<br />

Stand: 22. Juni 2011 19


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

• Spritzbeginnregelung,<br />

• Ladedruckregelung,<br />

• Abgasrückführungsregelung,<br />

• Leerlaufregelung,<br />

• Laufruheregelung,<br />

• aktive Ruckeldämpfung und<br />

• Fahrgeschwindigkeitsregelung.<br />

Die Spritzbeginnregelung legt den Beginn der Einspritzung und d<strong>am</strong>it der<br />

etwa 1 ms später beginnenden Verbrennung fest. Der Spritzbeginn wird beispielsweise<br />

beim Motor mit Verteilereinspritzpumpe über einen Nadelbewegungsfühler<br />

(NBF) erfaßt, der an einem Zylinder die Bewegung der Nadel einer<br />

Einspritzdüse überwacht. Der Vergleich dieses Istwerts mit dem im Spritzbeginnkennfeld<br />

(Bild 8) festgelegten Sollwert legt den Zeitpunkt fest, zu dem<br />

das Steuergerät das Ventil für den Einspritzbeginn (Bild 15) betätigt.<br />

Spritzbeginnregelung<br />

Beim PumpeDüse-Verfahren 16 überwacht das Steuergerät den Strom, mit dem<br />

es über Magnetventile die PumpeDüse-Elemente ansteuert. Den Beginn der<br />

Förderung zeigt das Einschlagen der Magnetventilnadel in ihren Sitz an, das<br />

sich in einem auffälligen Knick im Stromverlauf äußert.<br />

Das Common-Rail-System stellt den Kraftstoff mit konstantem, hohem Druck<br />

zur Verfügung. Dadurch ist ein rein kennfeldgesteuerter Betrieb möglich, der<br />

keiner <strong>Regelung</strong> <strong>des</strong> Einspritzbeginn und somit auch keiner Messung bedarf.<br />

Das Prinzip von Ladedruck-, Abgasrückführungs- und Leerlaufregelung wurde<br />

bereits erläutert.<br />

Durch Fertigungstoleranzen und Alterung gelangen auch bei gleicher Vorgabe<br />

nicht identische Kraftstoffmengen in die einzelnen Zylinder. Die entstehende<br />

Ungleichförmigkeit im Motorlauf (Schütteln) wird als zylinderabhängige Drehzahländerung<br />

erfaßt und durch zylinderspezifische Mengenanpassung vom<br />

Laufruheregler ausgeglichen.<br />

Plötzliche Lastwechsel können den Antriebsstrang zum Schwingen anregen.<br />

Diese Schwingungen werden vom aktiven Ruckeldämpfer ausgeregelt.<br />

Schließlich wird von verschiedenen Herstellern optional eine Einrichtung angeboten,<br />

die die Fahrgeschwindigkeit auf einen vom Fahrer vorgegebenen Wert<br />

regelt. Hierfür wird die Fahrgeschwindigkeit mit einem Geschwindigkeitssen-<br />

Ladedruck-,<br />

Abgasrückführungsund<br />

Leerlaufregelung<br />

Laufruheregelung<br />

aktiver Ruckeldämpfer<br />

GRA, Tempomat<br />

16 Die PumpeDüse ist ein Einspritzsystem, bei dem für einen Zylinder Druckerzeugung und<br />

Einspritzung in einem Bauteil zus<strong>am</strong>mengefaßt sind. Anders als bei anderen Verfahren<br />

sind also Einspritzpumpe und -düse keine getrennten Bauteile. Einspritzbeginn und -ende<br />

können bei der PumpeDüse über ein Magnetventil durch elektrische Signale bestimmt<br />

werden (vgl. auch Abschnitt 4.5).<br />

Stand: 22. Juni 2011 20


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

sor erfaßt und im Steuergerät mit dem Vorgabewert <strong>des</strong> Fahrers verglichen.<br />

Die Marketingabteilungen der Hersteller haben für dieses System verschiedene<br />

N<strong>am</strong>en ersonnen, beispielsweise „Geschwindigkeitsregelanlage“ (GRA) oder<br />

„Tempomat“.<br />

4.3 <strong>Motors</strong>teuergerät<br />

Bild 13: <strong>Motors</strong>teuergerät<br />

MSA 15 von Bosch.<br />

Das <strong>Motors</strong>teuergerät (Bild 13) ist die wesentliche Komponente im Regelkreis<br />

bei elektronischer <strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> Dieselmotors. Es bildet aus der Sollwertvorgabe<br />

und dem gemessenen Istwert die Regeldifferenz und wandelt sie über die<br />

Reglerstruktur in eine Reglerausgangsgröße um. Solche Berechnungen erfolgen<br />

für eine Vielzahl von Eingangsgrößen zeitlich quasiparallel. Leistungsendstufen<br />

wandeln die Reglerausgangsgrößen in ein für das jeweilige Stellglied geeignetes<br />

Leistungssignal um. Zur Ansteuerung <strong>eines</strong> PumpeDüse-Elements kann<br />

dies ein konstanter Strom oder zur Ansteuerung <strong>eines</strong> elektropneumatischen<br />

Wandlers auch ein pulsweitenmoduliertes Signal sein.<br />

Das <strong>Motors</strong>teuergerät bereitet nicht nur die Ausgangsgrößen für die Aktoren<br />

auf, es sind auch Komponenten integriert, die die Sensorsignale hardwaremäßig<br />

vorverarbeiten. Das Drehzahlsignal wird z. B. von einem speziellen IC so<br />

umgesetzt, daß das <strong>Motors</strong>teuergerät die Zeit zwischen zwei Signalen abfragen<br />

und hieraus ohne großen Rechenaufwand die aktuelle Motordrehzahl berech-<br />

Regler befinden sich im<br />

<strong>Motors</strong>teuergerät<br />

Signalverarbeitung im<br />

<strong>Motors</strong>teuergerät<br />

Stand: 22. Juni 2011 21


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Bild 14: Blockschaltbild<br />

<strong>eines</strong> Steuergeräts mit<br />

Ein- und Ausgängen für<br />

Sensoren und Aktoren<br />

(Zeichnung M. Gebhardt,<br />

IAV).<br />

nen kann. Die wesentlichen Aufnehmer und Stellglieder <strong>des</strong> <strong>Motors</strong>teuergeräts<br />

sind in Bild 14 dargestellt.<br />

4.4 Sollwertberechnung<br />

Der Sollwert der Leerlaufdrehzahl <strong>eines</strong> Dieselmotors ist von verschiedenen<br />

Bedingungen abhängig und grundsätzlich einstellbar. Die wesentlichen Einflußgrößen<br />

sind die Wassertemperatur und die Batteriespannung. Weiterhin<br />

kann die Leerlaufdrehzahl angehoben werden, wenn z. B. der Pedalwertgeber 17<br />

(PWG) als defekt erkannt wird oder die Wassertemperatur bestimmte Temperaturen<br />

unterschreitet.<br />

Die Erhöhung der Leerlaufdrehzahl bei defektem PWG hat den Hintergrund,<br />

daß auf jeden Fall vermieden werden soll, daß ein Fahrzeug liegenbleibt. Bei<br />

Leerlaufdrehzahlsollwert<br />

erhöhte<br />

Leerlaufdrehzahl bei<br />

defektem PWG<br />

17 Sensor für die Stellung <strong>des</strong> Gaspedals<br />

Stand: 22. Juni 2011 22


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

einem Dieselmotor ist es möglich, nur mit dem Leerlaufregler zu fahren; eine<br />

Erhöhung der Leerlaufdrehzahl für diesen Fall bewirkt eine proportional höhere<br />

Geschwindigkeit.<br />

4.5 Stellglied-<strong>Beispiel</strong> Einspritzsystem<br />

Ein Stellglied hat die Aufgabe, die Eingangsgröße der Regelstrecke nach Vorgabe<br />

<strong>des</strong> Reglers festzulegen und d<strong>am</strong>it das Verhalten der Regelstrecke zu bestimmen.<br />

Die Drehzahl <strong>eines</strong> Dieselmotors kann – wie erläutert – durch die eingespritzte<br />

Kraftstoffmenge beeinflußt werden. Das wesentliche Stellglied <strong>eines</strong><br />

Dieselmotors ist somit <strong>des</strong>sen Einspritzsystem. Ihm kommt eine entscheidende<br />

Bedeutung für die Motorfunktion und deren Qualität in Bezug auf Leistung<br />

und Schadstoff zu.<br />

Das Einspritzsystem übernimmt die Dosierung <strong>des</strong> Kraftstoffs und <strong>des</strong>sen<br />

gleichmäßige Verteilung im Brennraum bei allen Drehzahlen und Lasten. Außerdem<br />

muß der Zustand der Ansaugluft hinsichtlich Druck und Temperatur<br />

mit berücksichtigt werden.<br />

Stellglied<br />

Einspritzsystem<br />

arbeitspunktabhängige<br />

Kraftstoffdosierung<br />

Jeder Betriebspunkt benötigt somit:<br />

• die richtige Kraftstoffmenge<br />

• zur richtigen Zeit<br />

• im richtigen zeitlichen Verlauf<br />

• an der richtigen Stelle <strong>des</strong> Brennraums<br />

• mit dem richtigen Druck.<br />

Das Einspritzsystem kann etwa eine Verteilerpumpe mit Einspritzdüse, das System<br />

Common-Rail, PumpeDüse oder Pumpe-Leitung-Düse sein. Eine Verteilereinspritzpumpe<br />

erreicht bei Drehzahlen bis etwa 2 400 min −1 im Hochdruckraum<br />

der Pumpe ca. 700-800 bar. Common-Rail- und PumpeDüse-Systeme können<br />

deutlich höhere Drücke von 2 500 bar bzw. bis zu 2 200 bar erreichen. In<br />

Kombination mit feineren Düsenöffnungen ergibt sich eine homogenere Verteilung<br />

<strong>des</strong> Kraftstoffes im Brennraum. Das dient einer besseren Verbrennung und<br />

d<strong>am</strong>it einem geringeren Schadstoffausstoß.<br />

In Bild 15 ist eine elektronisch geregelte Verteilereinspritzpumpe dargestellt.<br />

Für die Kraftstoffmengenregelung ist der Mengensteller ein wesentliches Bauteil.<br />

Die Aufgabe <strong>des</strong> Mengenstellers ist es, aus den Steuersignalen die richtige<br />

Einspritzmenge zu erzeugen. Der Mengensteller ist ein Drehmagnet, eine Art<br />

Elektromotor, der über eine Exzenterwelle die Position <strong>des</strong> Regelschiebers verändert<br />

und somit die Kraftstoffmenge stufenlos von Null- bis Maximalförderung<br />

freigibt.<br />

verschiedene<br />

Einspritzsysteme, aber<br />

gleiche<br />

<strong>Leerlaufreglers</strong>truktur<br />

elektronisch geregelte<br />

Einspritzpumpe<br />

Stand: 22. Juni 2011 23


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Bild 15:<br />

Verteilereinspritzpumpe.<br />

Hochdruck<br />

< 1800 bar<br />

Druckregelventil<br />

Drossel<br />

Rail<br />

Rail-Druck-<br />

Sensor<br />

Hochdruckpumpe<br />

Drossel<br />

Drossel<br />

Drossel<br />

Drossel<br />

Hochdruck<br />

Saugdruck<br />

<strong>Motors</strong>teuergerät<br />

Kraftstofffilter<br />

Vorfilter<br />

Rücklaufniederdruck<br />

andere<br />

Sensoren<br />

andere<br />

Aktoren<br />

Tank<br />

Aktoren<br />

Sensoren<br />

Rücklaufhochdruck<br />

Kurbelwellendrehzahlgeber<br />

Druckhalteventil<br />

Zumesseinheit<br />

Nockenwellendrehzahlgeber<br />

Pedalwertgeber<br />

Injektor<br />

Nur ein<br />

Injektor<br />

gezeichnet<br />

Bild 16: Common-Rail-<br />

System.<br />

Bild 16 zeigt dagegen die Übersicht über ein Common-Rail-System: Eine Hochdruckpumpe<br />

saugt über Vor- und Kraftstoffilter Kraftstoff aus dem Tank an und<br />

fördert ihn mit einem Druck von bis zu 2 500 bar in das Rail. Von dort gelangt er<br />

über eine Drossel und einen elektrisch steuerbaren Injektor (nur für einen Zy-<br />

Common-Rail-System<br />

Stand: 22. Juni 2011 24


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

linder gezeichnet) feinverteilt in den Brennraum <strong>des</strong> <strong>Motors</strong>. Das Steuergerät<br />

erfaßt über Sensoren unter anderem den Raildruck, die Stellung <strong>des</strong> Gaspedals<br />

sowie Kurbel- und Nockenwellendrehzahl <strong>des</strong> <strong>Motors</strong>, es steuert über Aktoren<br />

die geförderte Kraftstoffmenge, den Raildruck und die Einspritzung <strong>des</strong> Injektors.<br />

Im Rahmen dieser Veranstaltung können Sensoren und Stellglieder nur beispielhaft<br />

dargestellt und besprochen werden. Ziel ist, mit einigen Komponenten<br />

zu zeigen, daß ein <strong>Regelung</strong>stechniker beim realen System alle Komponenten<br />

<strong>des</strong> ges<strong>am</strong>ten Regelkreises betrachten muß und es nicht richtig ist, die Grenzen<br />

<strong>des</strong> betrachteten Systems einfach um den Regler zu legen. Vielmehr sind Systemtechniker<br />

gefragt, die Interesse daran haben, sich mit dem Zus<strong>am</strong>menspiel<br />

aller Komponenten zu beschäftigen. Aufgrund der hohen Komplexität ist es in<br />

diesem Bereich nicht möglich, auf allen Gebieten vertiefte Kenntnisse zu haben.<br />

Ein Zus<strong>am</strong>menarbeiten verschiedener Experten im Te<strong>am</strong> ist unabdingbar, um<br />

das Ges<strong>am</strong>tsystem zu beherrschen.<br />

Aufgrund der begrenzten Zeit dieses Laborversuchs muß außerdem davon ausgegangen<br />

werden, daß das Einspritzsystem hinreichend genau funktioniert.<br />

Abweichungen und Störgrößen können nicht weiter berücksichtigt werden. D<strong>am</strong>it<br />

ist im Rahmen <strong>des</strong> Versuchs auch das eingesetzte Einspritzsystem (Verteilerpumpe,<br />

PumpeDüse, Common Rail) ohne Belang. Nicht vernachlässigt<br />

werden dürfen aber die maximale und speziell die minimale Menge, die von<br />

der Einspritzpumpe eingespritzt werden können und die bei der Einspritzung<br />

auftretenden Totzeiten (Spritzverzug zwischen Förderbeginn und Spritzbeginn,<br />

Zündverzug zwischen Spritzbeginn und Brennbeginn). Auf diesen Punkt wird<br />

bei der Versuchsdurchführung noch genauer eingegangen.<br />

weite Systemgrenzen<br />

Laborversuch:<br />

Einspritzsystem<br />

idealisiert<br />

4.6 Pneumatische Stellgliedansteuerung über EPW<br />

Die Ausgänge <strong>des</strong> Steuergeräts können nur begrenzte Leistungen liefern. Oft<br />

reicht das nicht aus, um einen Steller zu betätigen. Dann muß das Signal entweder<br />

im Steller oder auf dem Weg dorthin verstärkt werden.<br />

<strong>Beispiel</strong>sweise für den Bremskraftverstärker wird ohnedies eine vom Motor angetriebene<br />

Unterdruckpumpe benötigt. Diese stellt einen Unterdruck zur Verfügung<br />

mit zwar schwankender Amplitude aber hinreichend hoher Leistung.<br />

Mithilfe <strong>eines</strong> elektropneumatischen Wandlers kann dieser Unterdruck genutzt<br />

und nach Maßgabe <strong>eines</strong> vom Steuergerät gelieferten, pulsweitenmodulierten<br />

Signals geregelt werden. Der so geregelte Druck kann anschließend über eine<br />

Unterdruckdose Steller mit höherem Leistungsbedarf ansteuern.<br />

begrenzte<br />

Ausgangsleistung<br />

Unterdruck: Hohe<br />

Leistung<br />

Stand: 22. Juni 2011 25


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Bild 17:<br />

Elektropneumatischer<br />

Wandler (EPW). Das für<br />

Anschauungszwecke<br />

aufgeschnittene Gehäuse<br />

(links) enthält eine<br />

PWM-gesteuerte Spule,<br />

die den Weicheisenkolben<br />

in Bildmitte anzieht. Dieser<br />

steuert das Verhalten<br />

der Unterdruckk<strong>am</strong>mer<br />

(rechts im Bild).<br />

Bild 17 zeigt den inneren Aufbau <strong>eines</strong> elektropneumatischen Wandlers (EPW):<br />

Links sieht man das aufgeschnittene Gehäuse mit einer vom pulsweitenmodulierten<br />

Signal angesteuerten Spule, die von einer Weicheisenschale umgeben<br />

ist. Im Innern dieser Spule ist der in Bildmitte gezeigte Weicheisenkolben beweglich<br />

montiert. Er ist fest angekoppelt an eine Membran, die sich zwischen<br />

Gehäuse und rechts im Bild gezeigter Unterdruckk<strong>am</strong>mer befindet. Außen an<br />

dieser Unterdruckk<strong>am</strong>mer befinden sich zwei Schlauchstutzen. Der rechte liefert<br />

den Unterdruck von der Unterdruckpumpe und führt auf dem rot gezeichneten<br />

Weg in ein kl<strong>eines</strong> Messingröhrchen, das zentral in der K<strong>am</strong>mer verläuft.<br />

Der linke ist direkt mit dem Inneren der K<strong>am</strong>mer verbunden und liefert auf<br />

dem grünen Weg den geregelten Unterdruck zur Druckdose <strong>des</strong> Stellers. Links<br />

auf dem Bild – weitgehend vom Gehäuse verdeckt – befindet sich ein weiterer<br />

Stutzen und ein Steckanschluß. Der Steckanschluß versorgt die Spule mit dem<br />

PWM-Signal <strong>des</strong> Steuergeräts, der Schlauchstutzen das Gehäuse mit atmosphärischem<br />

Druck, der auf dem blauen Weg auf die Membranrückseite wirkt.<br />

Im eingeregelten Zustand befinden sich drei Kräfte an der Membran im Gleichgewicht.<br />

Von links wirkt auf die Membran das Produkt p 0 · A aus atmosphärischem<br />

Druck und Membranfläche, von rechts das Produkt (p 0 − ∆p) · A aus eingeregeltem<br />

Unterdruck p 0 − ∆p und Membranfläche A. Zusätzlich wirkt über<br />

den Kolben die vom Spulenstrom und d<strong>am</strong>it vom Tastverhältnis <strong>des</strong> PWM-<br />

Signals bestimmte Kraft F PWM ∼ n · I PWM ∼ TV auf die Membrane. Unter<br />

Berücksichtigung der Vorzeichen der Kräfte ergibt sich also<br />

Aufbau EPW<br />

Gleichgewicht<br />

p 0 · A − (p 0 − ∆p) · A − F PWM = 0 =⇒ ∆p = F PWM<br />

A<br />

Stand: 22. Juni 2011 26


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Bild 18: Zur Funktion <strong>eines</strong><br />

elektropneumatischen<br />

Wandlers. Das Doppelventil<br />

im Kolben wirkt<br />

wie ein pneumatischer<br />

Regler, der die Druckdifferenz<br />

∆p proportional<br />

zur elektrisch erzeugten<br />

Kraft F PWM einregelt.<br />

Bild 18 zeigt, wie die <strong>Regelung</strong> funktioniert, die dafür sorgt, daß sich dieses<br />

Kräftegleichgewicht einstellt: Im Inneren <strong>des</strong> Weicheisenkolbens befindet sich<br />

ein Zweiwegeventil, das bei entspannter Membran in jeder Richtung geschlossen<br />

ist. Ist das Kräftegleichgewicht nicht erfüllt, weil dafür der auf die Membran<br />

wirkende geregelte Differenzdruck ∆p zu klein ist, so wandert die Membran<br />

nach links. D<strong>am</strong>it ist das gelb eingezeichnete Röhrchen, über das der ungeregelte<br />

Pumpenunterdruck zugeführt wird, nicht mehr durch das rote Gummistück<br />

verschlossen. Der Druck in der EPW-K<strong>am</strong>mer rechts von der Membran sinkt,<br />

bis das Gleichgewicht wiederhergestellt, die Membran wieder in der Ruhelage<br />

und das Röhrchen wieder verschlossen ist. Ist der Differenzdruck dagegen zu<br />

groß, so wandert die Membran nach rechts. Das gelbe Röhrchen drückt jetzt<br />

das rote Gummistück gegen die Federkraft nach links. Dadurch kann unter Atmosphärendruck<br />

stehende Luft über die Druckausgleichsbohrungen an Feder,<br />

Gummistück und gelben Röhrchen vorbei in die EPW-K<strong>am</strong>mer gelangen und<br />

der Druck steigt. Sobald das Gleichgewicht wiederhergestellt ist, läßt die Kraft<br />

<strong>des</strong> Röhrchens auf das Gummi wieder nach und die Öffnung wird wieder geschlossen.<br />

D<strong>am</strong>it stellt das Zweiwegeventil aus Feder, Gummi und Röhrchen einen pneumatischen<br />

Regler dar, der selbständig den Unterdruck in der EPW-K<strong>am</strong>mer so<br />

nachregelt, daß das Gleichgewicht zwischen Unterdruck und elektrischer Ansteuerung<br />

abgesehen von dyn<strong>am</strong>ischen Regelabweichungen eingehalten wird.<br />

Wird der erzeugte Unterdruck nun der auf der anderen Seite mit Atmosphärendruck<br />

belasteten Membran einer Druckdose zugeführt, wirkt dort wieder<br />

dieselbe Druckdifferenz wie <strong>am</strong> EPW, nur auf die größere Membranfläche der<br />

Dose. Diese betätigt daher den Steller mit der im EPW von der Spule elek-<br />

Regelalgorithmus<br />

Druck zu niedrig<br />

Druck zu hoch<br />

pneumatischer Regler<br />

Stand: 22. Juni 2011 27


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

trisch aufgebrachte Kraft, allerdings um den Faktor <strong>des</strong> Flächenverhältnisses<br />

von Druckdosen- zu EPW-Membran vergrößert.<br />

Durch den pneumatischen Regler ist von der Druckdose <strong>am</strong> Steller aufgebrachte<br />

Kraft entsprechend dem vom Steuergerät gelieferten Steuersignal unabhängig<br />

vom Umgebungsdruck, der insbesondere in Abhängigkeit von der Höhe<br />

über dem Meeresspiegel schwanken kann. Wirkt als Last an der Druckdose eine<br />

rein stellwegabhängige, also nicht umgebungsdruckabhängige Kraft – z. B.<br />

eine Feder – so ist auch der Stellweg umgebungsdruckunabhängig.<br />

höhenunabhängige Kraft<br />

an der Druckdose<br />

4.7 Elektrisch angesteuerte Stellglieder<br />

Bild 19: Modell einer<br />

Gleichstrommaschine<br />

aus Leiterschleife im Magnetfeld<br />

mit Kommutator<br />

(näheres siehe Text)<br />

Zunehmend wird die Betätigung von Aktoren <strong>am</strong> Kraftfahrzeug durch Unterdruck<br />

über EPW ersetzt durch eine Betätigung durch Elektromotoren. Eine<br />

Gleichstrommaschine (Bild 19) besteht im einfachsten Fall aus einem Permanentmagneten,<br />

der ein magnetisches Feld erzeugt (violetter Pfeil), in dem sich<br />

eine drehbar gelagerte, stromdurchflossene (roter und blauer Pfeil) Drahtschleife<br />

befindet, und einem Kommutator, der regelmäßig deren Strom umkehrt. Der<br />

Strom durch die Leiterschleife bewegt Ladungsträger (Elektronen) senkrecht<br />

zum Magnetfeld. Dadurch wirkt senkrecht zu Magnetfeld und Bewegungsrichtung<br />

der Ladungsträger gleichermaßen die Lorentzkraft (gelbe Pfeile). Beide<br />

Anteile der Lorentzkraft bewirken ein Moment auf die Leiterschleife, das bemüht<br />

ist, sie waagerecht zu stellen. Sobald die waagerechte Stellung erreicht<br />

wird, vertauscht der Kommutator die beiden Anschlüsse der Leiterschleife und<br />

das Spiel beginnt von vorn.<br />

Zur Erzielung größerer Momente wird die Leiterschleife ersetzt durch Spulen<br />

mit mehreren Windungen. Für einen gleichmäßigeren Momentenverlauf wird<br />

der Kommutator in mehr als zwei leitende Felder unterteilt und abwechselnd<br />

Elektromotor: Prinzip<br />

Elektromotor: Praktische<br />

Ausführung<br />

Stand: 22. Juni 2011 28


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

verschiedene Spulen bestromt. Das Magnetfeld wird entweder durch einen Permanentmagneten<br />

erzeugt oder durch eine zusätzliche Spule auf dem Statorkern.<br />

Diese zusätzliche Spule kann mit der Spule <strong>des</strong> Rotors wahlweise im<br />

Serien- oder Parallelschluß betrieben werden.<br />

Der Elektromotor <strong>eines</strong> Aktors kann im einfachsten Fall direkt mit dem PWM-<br />

Signal <strong>des</strong> Steuergeräts betrieben werden. Dabei belastet er aber die schwachen<br />

Steuergeräteausgänge. Alternativ kann das PWM-Signal auch nur als Steuersignal<br />

genutzt werden, eine zusätzliche Elektronik im Aktor übernimmt dann<br />

die Ansteuerung <strong>des</strong> <strong>Motors</strong> nach Maßgabe <strong>des</strong> PWM-Signals, der Strom zum<br />

Betrieb <strong>des</strong> <strong>Motors</strong> st<strong>am</strong>mt direkt aus dem Bordnetz <strong>des</strong> Fahrzeugs, der Steuergeräteausgang<br />

wird nicht belastet.<br />

Elektromotor:<br />

Ansteuerung<br />

4.8 Lageregelung der Stellglieder<br />

Im einfachsten Fall arbeitet ein Stellglied ohne einen Sensor für die Messung<br />

seiner eingestellten Lage („ohne Lagemeldung“). D<strong>am</strong>it ist es auch nicht möglich,<br />

seine Lage zu regeln, nur eine Steuerung kommt in Betracht. Integriert<br />

man aber einen Lagesensor in den Steller, so ist bereits eine Lageregelung im<br />

<strong>Motors</strong>teuergerät möglich. Das Steuergerät übernimmt dabei neben der <strong>Regelung</strong><br />

auch die Umrechnung <strong>des</strong> Sensorsignals in die entsprechende Lage und<br />

die Diagnose <strong>des</strong> Sensors. Zusätzlich kann man auch die Aufbereitung der Sensorsignale<br />

und die <strong>Regelung</strong> in den Steller verlagern, man spricht dann von<br />

einem intelligenten Steller.<br />

ohne Lageregelung,<br />

Lageregelung im<br />

Steuergerät, intelligenter<br />

Steller<br />

4.9 Meßeinrichtung – <strong>Beispiel</strong> Drehzahlmessung<br />

Die Drehzahl <strong>des</strong> Dieselmotors kann mit einem induktiven Drehzahlsensor<br />

(Bild 20) gemessen werden. Hierzu ist an der Kurbelwelle ein Geberzahnrad<br />

mit einer bekannten Anzahl Zähne angebracht. Der Sensor besteht aus einem<br />

Stabmagneten mit weichmagnetischem Polstift, der auf der magnetabgewandten<br />

Seite eine Spule trägt. Dreht sich vor diesem Aufnehmer ein ferromagnetisches<br />

Zahnrad, so variiert das Magnetfeld in der Spule und in der Induktivität<br />

wird eine Spannung induziert, die der zeitlichen Änderung <strong>des</strong> Magnetflusses<br />

proportional ist. Die Drehzahl wird aus dem zeitlichen Abstand der Nulldurchgänge<br />

dieser Spannung ermittelt. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die<br />

Amplitude der induzierten Spannung proportional zur Drehzahl ist. Bei kleinen<br />

Drehzahlen werden somit nur kleine Spannungen induziert. Dies kann<br />

z. B. beim Starten zu Problemen führen: Hier müssen aufgrund der geringen<br />

Drehzahlen kleine Spannungen ausgewertet werden, die wegen <strong>des</strong> sehr ho-<br />

induktiver<br />

Drehzahlsensor<br />

U i ∼ n mot<br />

Stand: 22. Juni 2011 29


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Leitung zum<br />

Steuergerät<br />

Sensorgehäuse<br />

Befestigungsschraube<br />

S<br />

Kurbelgehäuse<br />

Permanentmagnet<br />

N<br />

Weicheisenkern<br />

Spule<br />

Geberzahnrad<br />

auf Kurbelwelle<br />

Bild 20: Induktiver Drehzahlsensor,<br />

benötigt keine Betriebsspannung,<br />

liefert drehzahlabhängige Ausgangsspannung.<br />

Leitung zum<br />

Steuergerät<br />

Sensorgehäuse<br />

Befestigungsschraube<br />

Kurbelgehäuse<br />

Permanentmagnet<br />

S<br />

N<br />

Auswerteelektronik<br />

Sensorelement<br />

Geberzahnrad<br />

auf Kurbelwelle<br />

Bild 21: Hall-Drehzahlsensor, benötigt<br />

Betriebsspannung, integrierte<br />

Auswertung liefert direkt drehzahlunabhängige<br />

Ausgangsspannung<br />

(Digitalsignal).<br />

Ua<br />

High<br />

Low<br />

Ausgangssignal<br />

t<br />

hen Stroms durch den Anlasser starken Störungen ausgesetzt sind. Zu den bereits<br />

angesprochenen Aufgaben <strong>eines</strong> Applikationsingenieurs gehört die Minimierung<br />

der Störgrößen, was hier durch richtiges Verlegen der entsprechenden<br />

Leitungen erreicht werden kann.<br />

Die Auswertung der Impulse wird durch ein separates IC im <strong>Motors</strong>teuergerät<br />

IC für Sensorauswertung<br />

Stand: 22. Juni 2011 30


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

durchgeführt. Der Mikrocontroller bekommt die Drehzahl für seine Bedürfnisse<br />

aufbereitet zur Verfügung gestellt, so daß Rechenzeit eingespart werden kann.<br />

Die Umwelt wird zum einen durch die Wünsche <strong>des</strong> Menschen und zum anderen<br />

durch vom Menschen nicht zu beeinflussende Größen gebildet. Ein Wunsch<br />

<strong>des</strong> Menschen ist z. B. die Erhöhung der Drehzahl <strong>des</strong> Dieselmotors, wenn der<br />

Pedalwertgeber durchgetreten wird. Die Wünsche werden als Sollwertvorgabe<br />

bezeichnet.<br />

Sollwertvorgabe<br />

Gaspedal<br />

TP-<br />

Filterung<br />

Ermittlung<br />

Wunschmoment<br />

Ruckeldämpfer<br />

+<br />

Moment/<br />

Einspritzmenge<br />

+<br />

Korrektur LLR<br />

LLR-Sollwertermittlung<br />

-<br />

LLR<br />

Ansteuerung<br />

Einspritzdüsen<br />

Drehzahlgeber<br />

Bild 22: Einbindung <strong>des</strong><br />

<strong>Leerlaufreglers</strong> in die Reglerstruktur<br />

<strong>des</strong> Steuergeräts<br />

(Zeichnung Manfried<br />

Sofsky, IAV).<br />

In diesem Laborversuch wird der Leerlaufregler behandelt. Der Leerlaufregler<br />

(LLR) hat die Aufgabe, die Drehzahl bei fehlendem Mengenwunsch konstant<br />

zu halten bzw. möglichst schnell und mit möglichst geringem Überschwingen<br />

auf die Leerlaufsolldrehzahl einzuregeln. Mengenwünsche können zum einen<br />

vom Fahrer durch Betätigung <strong>des</strong> PWG (Pedalwertgeber) oder von anderen<br />

Steuergeräten (Antriebsschlupfregelung ASR oder Momentenschlupfregelung<br />

MSR) geäußert werden. Bild 22 zeigt die Einbindung <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong> in die<br />

Steuergerätestruktur.<br />

Laborversuch<br />

Leerlaufregler<br />

4.9.1 Änderungen <strong>des</strong> Streckenverhaltens<br />

An die Auslegung der Reglerstruktur und der <strong>Regelung</strong>spar<strong>am</strong>eter werden besondere<br />

Anforderungen gestellt. Dieselmotoren werden in Großserie mit mehreren<br />

100 000 Stück pro Jahr gefertigt. Fertigungstoleranzen <strong>des</strong> ganzen Regelkreises<br />

und aller Komponenten können sich addieren, die Alterung ist zu berücksichtigen.<br />

Für die Applikation <strong>des</strong> LLR müssen folgende Aspekte betrachtet<br />

werden:<br />

Einflüsse auf<br />

Applikation<br />

• Fertigungstoleranzen,<br />

Stand: 22. Juni 2011 31


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

• Alterung (Motor und Getriebe),<br />

• Betriebsbedingungen: warm/kalt, Änderung <strong>des</strong> Luftdrucks,<br />

• nichtlineares Strecken- und Stellgrößenverhalten,<br />

• Fahren in unterschiedlichen Gängen,<br />

• Kupplung getreten / nicht getreten,<br />

• unbekannte Störsignale,<br />

• Öl-, Wasser-, Saugrohrtemperatur,<br />

• Belastung durch elektrische Verbraucher, Klimaanlage,<br />

• Abgasrückführung, Spritzbeginn,<br />

• Hydraulik,<br />

• Fahrzeuggewicht,<br />

• Getriebeart (Handschalter, Automatik, Syncro, Quattro, . . . ) und<br />

• Anforderung durch Pedalwertgeber<br />

Aufgrund dieser starken und nicht berechenbaren Änderungen <strong>des</strong> Streckenverhaltens<br />

muß die <strong>Regelung</strong> sehr robust ausgelegt werden. Eine optimal an<br />

einen bestimmten Betriebspunkt angepaßte <strong>Regelung</strong> kann in der Serie unter<br />

den erwähnten wechselnden Bedingungen zu einer instabilen <strong>Regelung</strong> an anderen,<br />

eventuell nur selten auftretenden Betriebspunkten führen.<br />

robuste Auslegung<br />

4.9.2 Reglerstruktur<br />

Bild 23: Struktur<br />

<strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

(Zeichnung<br />

Miri<strong>am</strong> Gebhardt,<br />

IAV).<br />

Die beschriebene Aufgabe der Drehzahlregelung im Leerlauf, also ohne externen<br />

Mengenwunsch, kann durch einen PI-Regler mit DT 1 -Vorsteuerung realisiert<br />

werden (Bild 23). Durch den I-Anteil ist gewährleistet, daß es keine<br />

bleibende Regelabweichung gibt und die Solldrehzahl erreicht werden kann,<br />

wenn die maximal zulässige Menge nicht überschritten werden muß. Die DT 1 -<br />

Vorsteuerung ist nur bei fallenden Drehzahlen aktiv und wird wieder abgeschaltet,<br />

sobald die gemessene Drehzahl kleiner als die Solldrehzahl ist.<br />

PI-Regler<br />

Stand: 22. Juni 2011 32


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

4.9.3 Groß- und Kleinsignalverhalten<br />

Bild 24: Negative Regeldifferenz,<br />

Signalbereich,<br />

positive Regeldifferenz.<br />

Um ein möglichst schnelles Erreichen der Solldrehzahl zu erreichen, wird die<br />

Regeldifferenz in drei Bereiche eingeteilt (Bild 24). Für jeden Bereich stehen unabhängig<br />

voneinander einstellbare Par<strong>am</strong>eter für den PI-Regler zur Verfügung.<br />

Weiterhin gibt es ein Label für die Fensterbreite. Als Label werden die einstellbaren<br />

Par<strong>am</strong>eter in der Software bezeichnet.<br />

drei Linearregler<br />

ergeben nichtlinearen<br />

Regler<br />

4.9.4 Reglerdimensionierung – symmetrisches Optimum<br />

Bereits in Abschnitt 4.1.3 wurde gezeigt, daß die Regelstrecke „Motor“ in erster Regelstreckenmodell IT 1<br />

Näherung als verzögerter Integrator (IT 1 -Glied) modelliert werden kann mit<br />

der Integratorzeitkonstanten T 0 , der Ersatzzeitkonstanten T E , der Streckenverstärkung<br />

K S und einer Übertragungsfunktion nach Gleichung (4). Dort wurde<br />

außerdem gezeigt, wie man die Streckenpar<strong>am</strong>eter meßtechnisch bestimmen<br />

kann.<br />

Dabei ist die Eingangsgröße der Strecke die eingespritzte Kraftstoffmenge und<br />

die Ausgangsgröße die sich einstellende Motordrehzahl. Wird diese Strecke mit<br />

einem PI-Regler mit der Übertragungsfunktion<br />

(<br />

G R (jω) = K P · 1 + 1 )<br />

= K P · 1 + jωT i<br />

=: K P + K i<br />

jωT i jωT i<br />

jω<br />

geregelt, so ergibt sich d<strong>am</strong>it und mit Gleichung (4) die Übertragungsfunktion<br />

<strong>des</strong> offenen Kreises<br />

G K (jω) = G R (jω) · G S (jω) =<br />

K S<br />

jωT 0 · (1 + jωT E ) · KP · (1 + jωT i )<br />

jωT i<br />

= − K S · K P<br />

ω 2 T 0 · T i<br />

· 1 + jωT i<br />

1 + jωT E<br />

(5)<br />

Hier ist die für andere Strecken übliche Auslegung T i = T E ungünstig, d<strong>am</strong>it<br />

ergibt sich nämlich die instabile (Frage an den Leser: warum?) Übertragungs-<br />

Sprungantwort und die<br />

Folgen<br />

Übertragungsfunktion<br />

<strong>des</strong> offenen Kreises<br />

Stand: 22. Juni 2011 33


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

funktion <strong>des</strong> offenen Kreises<br />

G K (jω) = − K S · K P<br />

ω 2 T 0 · T E<br />

auf der negativen reellen Achse mit einer konstanten Phase ϕ = −π. Für<br />

sehr kleine und sehr große Werte der Kreisfrequenz ω läßt sich diese Phase<br />

nach Gleichung (5) nicht vermeiden. Wichtig ist aber, daß die Phase bei<br />

der Durchtrittskreisfrequenz ω d , bei der der Betrag der Übertragungsfunktion<br />

gerade eins ist, sich möglichst stark von ϕ = −π unterscheidet, d<strong>am</strong>it der<br />

stabilitätskritische Punkt -1 auf der negativen reellen Achse möglichst weiträumig<br />

umgangen wird. Um diese Instabilität zu vermeiden, berechnet man daher<br />

die Phase ϕ der Übertragungsfunktion <strong>des</strong> offenen Kreises aus Gleichung (5)<br />

Punkt -1 möglichst<br />

großräumig umgehen<br />

ϕ(ω) = arctan(ωT i ) − π 2 − arctan(ωT E) − π 2 .<br />

Diese Phase wird maximal, wenn ihre Ableitung verschwindet<br />

∂ϕ(ω)<br />

T i<br />

T<br />

∂ω ∣ =<br />

ω=ωmax<br />

1 + ωmaxT 2 i<br />

2 − E !<br />

= 0<br />

1 + ωmaxT 2 2 E<br />

=⇒ T i + ω 2 maxT i T E 2 = T E + ω 2 maxT 2 i T E,<br />

also bei<br />

ω 2 max =<br />

T E − T i<br />

T i T E 2 − T 2 i T E<br />

= 1<br />

T i · T E<br />

(6)<br />

Für einen möglichst großen Abstand der Übertragungsfunktion <strong>des</strong> offenen<br />

Kreises vom nach NYQUIST stabilitätskritischen Punkt -1 in der komplexen Ebene<br />

sollte der Maximalwert der Phase gerade dann erreicht werden, wenn der<br />

Betrag der Kreisübertragungsfunktion den Wert 1 erreicht. Mit den Gleichungen<br />

(5) und (6) ergibt sich also die Forderung<br />

K<br />

|G K | (ω max ) = P · K S<br />

T i · T 0 · ωmax<br />

2 ·<br />

= K P · K S · T E<br />

· √<br />

T 0<br />

√<br />

1 + ω 2 maxT 2 i<br />

1 + ω 2 maxT E<br />

2<br />

1 + T i<br />

T E<br />

!<br />

1 + T E<br />

T i<br />

Mit einer neu eingeführten, zunächst unbekannten, reellen Größe a kann man<br />

ohne Beschränkung der Allgemeinheit die beiden positiven Zeitkonstanten T i<br />

und T E entsprechend<br />

= 1<br />

Forderung: Phase<br />

maximal für Betrag 1<br />

rein formal eingeführte<br />

Größe a<br />

T i = a 2 · T E (7)<br />

Stand: 22. Juni 2011 34


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

verknüpfen und diesen Zus<strong>am</strong>menhang einsetzen, um die Forderung zu<br />

K P · K S · T E<br />

· √ 1 + a2<br />

T 0 1 + 1 = K P · K S · T E<br />

· a = ! 1<br />

T 0<br />

a 2<br />

zu vereinfachen. Umstellung sowie Einsetzen von Gleichung (7) liefert die gesuchten<br />

Reglerpar<strong>am</strong>eter<br />

K P =<br />

T 0<br />

a · K S · T E<br />

,<br />

K i := K P<br />

T i<br />

= K P<br />

a 2 · T E<br />

(8)<br />

allerdings in Abhängigkeit vom immer noch unbekannten Par<strong>am</strong>eter a. Setzt<br />

man die beiden so gefundenen Reglerpar<strong>am</strong>eter und Gleichung (7) in die Übertragungsfunktion<br />

<strong>des</strong> offenen Kreises nach Gleichung (5) ein<br />

1<br />

G K (jω) = −<br />

ω 2 a 3 2<br />

T · 1 + jωa2 T E<br />

(9)<br />

E 1 + jωT E<br />

so kann man daraus die Übertragungsfunktion <strong>des</strong> geschlossenen Kreises berechnen<br />

G G (jω) =<br />

1<br />

1 + 1<br />

G K (jω)<br />

=<br />

1<br />

1 − ω2 a 3 T E2 · (1 + jωT E )<br />

1 + jωa 2 T E<br />

Reglerpar<strong>am</strong>eter<br />

Übertragungsfunktion<br />

<strong>des</strong> offenen Kreises<br />

Übertragungsfunktion<br />

<strong>des</strong> geschlossenen<br />

Kreises<br />

=<br />

1 + jωa 2 T E<br />

1 + jωa 2 T E − ω 2 a 3 T E 2 − jω 3 a 3 T E<br />

3<br />

=<br />

1 + jωa 2 T E<br />

(1 + jωaT E ) · (1 + jωaT E (a − 1) − ω 2 a 2 T E 2 ) . (10)<br />

Das der Nullstelle s 0 = − 1<br />

a 2 T E<br />

entsprechende Zählerpolynom sorgt infolge sei- Nullstelle kann stören<br />

ner differenzierenden Wirkung für ein starkes Überschwingen bei Änderungen<br />

<strong>des</strong> Sollwertes. Daher wird oft der Sollwert mit einem PT 1 -Filter der Übertragungsfunktion<br />

1<br />

G F (jω) =<br />

1 + jωa 2 T E<br />

gerade so vorgefiltert, daß sich die Wirkung <strong>des</strong> Zählerpolynoms herauskürzt.<br />

− a−1±√ a 2 −2a−3<br />

2aT E<br />

Das erste der beiden Nennerpolynome beschreibt einen reell gedämpften Pol<br />

s 1 = − 1<br />

aT E<br />

. Ein für 1 < a < 3 konjugiert komplexes Polpaar s 2, 3 =<br />

trägt das quadratische Nennerpolynom bei. D<strong>am</strong>it ist das System<br />

für a ≥ 3 reell bedämpft, für 1 < a < 3 (nach-)schwingungsfähig und für<br />

a < 1 instabil! Die Wirkung der Koeffizienten <strong>des</strong> quadratischen Nennerpolynoms<br />

ergibt sich aus einem Vergleich mit dem Nennerpolynom der allgemeinen<br />

Vorfilter kompensiert<br />

Nullstelle<br />

schwingfähiger<br />

Regelkreis<br />

Stand: 22. Juni 2011 35


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

Übertragungsfunktion<br />

G G<br />

!<br />

≃<br />

K PT2<br />

1 + jω ω 0<br />

2D − ω2<br />

ω 2 0<br />

<strong>eines</strong> PT 2 -Glie<strong>des</strong>. Der Vergleich liefert neben ω 0 = 1<br />

aT E<br />

eine Beziehung für den<br />

gesuchten Wert a:<br />

a − 1 = 2D =⇒ a = 2D + 1<br />

Für die Größe a > 1 (Frage an den Leser: Was passiert für a = 1?) hat sich in der<br />

Praxis der Wert a = 3 entsprechend einer aperiodischen Dämpfung als günstig<br />

erwiesen. D<strong>am</strong>it können die Größen K P und K i = K P /T i für den Regler jetzt<br />

endgültig entsprechend Gleichung (8) festgelegt werden.<br />

aperiodische Dämpfung<br />

Bild 25: Bodediagr<strong>am</strong>m<br />

der Übertragungsfunktion<br />

<strong>des</strong> offenen Kreises bei einer<br />

Auslegung nach dem<br />

Kriterium <strong>des</strong> symmetrischen<br />

Optimums entsprechend<br />

Gleichung (9) mit<br />

a = 3 (Quelle: Schuhmacher,<br />

Leonhard: Grundlagen<br />

der <strong>Regelung</strong>stechnik,<br />

Vorlesungskript).<br />

Bild 25 zeigt das Bodediagr<strong>am</strong>m der Übertragungsfunktion <strong>eines</strong> offenen Regelkreises,<br />

der nach dem Kriterium <strong>des</strong> symmetrischen Optimums mit a = 3<br />

ausgelegt wurde. Man erkennt, daß der Abfall der Amplitudenübertragungsfunktion<br />

sich gerade um die Durchtrittskreisfrequenz ω d verringert und ihr<br />

Phasengang dementsprechend dort ein Maximum erreicht. Man erkennt auch<br />

den Grund dafür, daß das Verfahren den N<strong>am</strong>en „symmetrisches Optimum“ erhielt:<br />

Entsprechend Gleichung (6) liegt in üblicher doppellogarithmischer Dar-<br />

BODEdiagr<strong>am</strong>m<br />

Stand: 22. Juni 2011 36


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

stellung die Durchtrittskreisfrequenz ω d , bei der der Betrag der Kreisübertragungsfunktion<br />

<strong>des</strong> offenen Kreises gerade den Wert 1 erreicht, exakt zwischen<br />

1/T E und 1/T i , jeweils durch den Faktor a von beiden Grenzen getrennt.<br />

Bild 26: Wurzelortskurve<br />

der Übertragungsfunktion<br />

<strong>des</strong> geschlossenen Kreises<br />

bei einer Auslegung nach<br />

dem Kriterium <strong>des</strong> symmetrischen<br />

Optimums<br />

(angelehnt an [2, S. 406] [2,<br />

S. 406]).<br />

1<br />

Bild 26 zeigt das auf<br />

T E<br />

normierte Pol-Nullstellendiagr<strong>am</strong>m (Wurzelortskur- Wurzelortskurve der<br />

ve) der Übertragungsfunktion <strong>eines</strong> geschlossenen Regelkreises nach dem Kriterium<br />

Übertragungsfunktion<br />

<strong>des</strong> symmetrischen Optimums für den Bereich 1 ≤ a ≤ 3 entspre-<br />

<strong>eines</strong> geschlossenen<br />

Regelkreises mit<br />

chend Gleichung (10). In diesem Bereich liefert das konjugiert komplexe Polpaar<br />

Auslegung nach<br />

das Verhalten einer abklingenden Schwingung, die zuvor über die Dämp-<br />

fung D = 1 2<br />

(a − 1) beschrieben wurde. Für a = 1 ergibt sich der Grenzfall der<br />

symmetrischem<br />

Optimum<br />

stabilen Schwingung, für a = 3 geht das Verhalten gerade in eine aperiodische<br />

Dämpfung über.<br />

Weiterführende Literatur zur Reglerdimensionierung:<br />

[1] Holger Lutz, Wolfgang Wendt: Taschenbuch der <strong>Regelung</strong>stechnik.<br />

2. Auflage, Verlag Harri Deutsch, Thun, Frankfurt <strong>am</strong> Main, 1998.<br />

Stand: 22. Juni 2011 37


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

[2] Heinz Mann, Horst Schiffelgen, Rainer Froriep: Einführung in die<br />

<strong>Regelung</strong>stechnik. 7. Auflage, Carl Hanser Verlag, München, Wien, 1997.<br />

[3] Franz Kolb, Otto Künzel: <strong>Regelung</strong>stechnik, Teil 1 – Grundlagen. Hermann<br />

Schroedel Verlag, Hannover, 1977.<br />

[4] Werner Leonhard: Einführung in die <strong>Regelung</strong>stechnik. 6. Auflage, Verlag<br />

Vieweg, Braunschweig, 1992.<br />

Stand: 22. Juni 2011 38


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

5 Versuchsvorbereitung<br />

Diese Teilaufgabe sollte bereits vor Versuchsbeginn gelöst werden!<br />

Bild 27: Drehzahlanstieg<br />

nach einem Mengensprung<br />

(Bild MIKE EICH-<br />

HORN, IAV).<br />

Für einen Motor wurde eine Messung nach Bild 27 durchgeführt. Bestimmen<br />

Sie aus der Messung die Streckenpar<strong>am</strong>eter T E und K S /T 0 . Legen Sie die Reglerpar<strong>am</strong>eter<br />

K P , K i und a fest.<br />

K S /T 0 =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

T E =.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

K P =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

K i =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

a =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Stand: 22. Juni 2011 39


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

6 Versuchsaufbau<br />

Bild 28:<br />

Applikationssteuergerät<br />

mit elektronischem Tastkopf<br />

(ETK), Anpaßglied<br />

(ES 690) und Laptop für<br />

die Softwareentwicklung<br />

(Controller).<br />

Der Versuchsaufbau (Bild 28) besteht neben dem Fahrzeug aus drei Teilen: einem<br />

Laptop, einer Anpaßelektronik (ES 690) und einem modifizierten Steuergerät,<br />

einem sogenannten Applikationssteuergerät.<br />

Das Applikationssteuergerät unterscheidet sich von einem normalen Steuergerät<br />

durch den elektronischen Tastkopf (ETK), der ein Beschreiben der Speicherzellen<br />

<strong>des</strong> Steuergeräts mit modifizierten Progr<strong>am</strong>men und Daten erlaubt. Die<br />

ES 690 stellt die Verbindung zwischen dem ETK und der Netzwerk-Schnittstelle<br />

<strong>des</strong> Laptops her. Die Software wird nun auf dem Laptop modifiziert, in das (im<br />

Auto eingebaute) Steuergerät hinuntergeladen und anschließend getestet.<br />

7 Versuchsdurchführung<br />

7.1 Änderung der Leerlaufdrehzahl<br />

a) Stellen Sie die Solldrehzahl auf 900 min −1 ein.<br />

b) Erhöhen Sie die Solldrehzahl von 900 min −1 auf 1 200 min −1 .<br />

c) Wie weit kann die Solldrehzahl erhöht werden? Was ist dafür zu tun?<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

d) Was wäre zu beachten, wenn die Solldrehzahl auf Werte unter 900 min −1<br />

verringert werden sollte?<br />

Stand: 22. Juni 2011 40


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

7.2 Reglerauslegung<br />

Der Leerlaufregler soll nach dem Symmetrischen Optimum ausgelegt werden:<br />

a) Durch welche Maßnahmen kann ein Sprung der Einspritzmenge erzeugt<br />

werden?<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

b) Nehmen Sie die Sprungantwort der Motordrehzahl nach einem Sprung<br />

der Einspritzmenge auf.<br />

c) Berechnen Sie die Reglerpar<strong>am</strong>eter KP und KI. Welche den Sprung charakterisierenden<br />

Größen müssen dabei berücksichtigt werden?<br />

T 1 =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

K S /T 0 =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

K P =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

K i =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

a =. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

7.3 Lastaufschaltung<br />

Es ist das Ziel der <strong>Regelung</strong>, die Solldrehzahl auch bei Motorlaständerungen<br />

(Störgröße) möglichst genau einzuhalten.<br />

a) Mit welchen Maßnahmen ist es im Stand möglich, die Qualität <strong>des</strong> Reglers<br />

zu überprüfen? Welche Störgrößen können aufgeschaltet werden?<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Stand: 22. Juni 2011 41


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

b) Vergleichen Sie nun durch Messungen folgende Par<strong>am</strong>eter zwischen der<br />

Serienauslegung und dem von Ihnen ausgelegten Regler:<br />

• Drehzahlschwankung bei unbelastetem Motor<br />

• Drehzahländerung bei Be-/Entlastung<br />

• Zeitkonstante für das Wiedereinschwingen auf die Solldrehzahl (Be-<br />

/Entlastung)<br />

• Tritt ein Überschwingen nach Belastung auf? In welcher Höhe?<br />

Stellen Sie die Unterschiede in der nachfolgenden Tabelle dar:<br />

Qualitätsmerkmal eigene Auslegung Serienauslegung<br />

Drehzahlschwankung<br />

bei unbelastetem<br />

Motor . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/min . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/min<br />

Drehzahländerung<br />

bei Be-/Entlastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/min . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/min<br />

Zeitkonstante bei<br />

Be-/Entlastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ms<br />

Überschwingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/min . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/min<br />

Diskutieren Sie Vor- und Nachteile der von Ihnen gefundenen Reglerauslegung<br />

gegen die Serienauslegung:<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

7.4 Sturzgas<br />

Eine weiteres Merkmal der Reglerqualität besteht im Verhalten nach abrupter<br />

Gaswegnahme (Sturzgas).<br />

a) Messen Sie den Drehzahlverlauf, der sich ergibt, wenn die Motordrehzahl<br />

mittels PWG (Gaspedal) auf über 3 000 min −1 erhöht wird und das PWG<br />

schlagartig losgelassen wird (bei Serienauslegung <strong>des</strong> Reglers).<br />

Stand: 22. Juni 2011 42


<strong>Regelung</strong> <strong>eines</strong> <strong>TDI</strong>-<strong>Motors</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>des</strong> <strong>Leerlaufreglers</strong><br />

b) Messen Sie das entsprechende Verhalten bei abgeschalteter DT 1 -<br />

Vorsteuerung.<br />

Skizzieren Sie den Verlauf für a) und b)!<br />

Welche Vorteile bietet die DT 1 -Vorsteuerung?<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Stand: 22. Juni 2011 43


Liebhaber gesucht! ∗<br />

Wenn Sie darauf brennen, Ihre Leidenschaft zum Automobil<br />

endlich auszuleben und d<strong>am</strong>it sogar noch Karriere<br />

machen möchten, dann gibt es in der Automobilbranche<br />

keinen besseren Ansprechpartner als uns, die IAV. Wir<br />

arbeiten mit über 4 000 Mitarbeitern weltweit – in allen<br />

Bereichen der Automobilentwicklung:<br />

// Fahrzeug-Entwicklung<br />

// Fahrzeug-Elektronik<br />

// Powertrain-Entwicklung<br />

// Powertrain-Mechatronik<br />

Skript und Vortrag:<br />

Dr.-Ing. Thorsten Lange<br />

E-Mail: thorsten.lange@iav.de<br />

Praktischer Versuch:<br />

Dr.-Ing. Manfried Sofsky<br />

E-Mail: dr.manfried.sofsky@iav.de<br />

Wir suchen Studenten, Praktikanten, Studienarbeiter,<br />

Diplomanden und Ingenieure mit Leidenschaft und Herzblut<br />

für spannende Projekte in der Automobilentwicklung.<br />

Fragen dazu beantworten Ihnen gerne die beiden Verantwortlichen<br />

<strong>des</strong> Leerlaufreglerlabors unter den oben rechts<br />

aufgeführten E-Mail-Adressen.<br />

∗ Natürlich sprechen wir ausdrücklich Automobilliebhaber<br />

und Automobilliebhaberinnen an!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!