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Propädeutik beim Schwein

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Propädeutik <strong>beim</strong><br />

<strong>Schwein</strong><br />

T. Sattler/A. Uhlig


Allgemeines<br />

‣ <strong>Schwein</strong> als Einzelpatient eher selten<br />

‣ <strong>Schwein</strong>e in der Regel immer in größeren Gruppen gehalten,<br />

oder einzeln in einem größeren Stall<br />

‣ schädigende Einflüsse oder Infektionserreger betreffen<br />

somit immer mehrere Tiere oder den gesamten Bestand<br />

Bestandsprobleme!!!<br />

Diagnostik am Einzeltier<br />

Aussagen zum Bestand


Untersuchung auf Maul- und Klauenseuche<br />

‣ wie bei allen Klauentierarten<br />

‣ <strong>Schwein</strong> besonders Klauen betroffen (Bläschen,<br />

Aphten, Erosionen)<br />

‣ Rüsselscheibe Bläschenbildung<br />

‣ Zunge


Fixation und Zwangsmaßnahmen<br />

‣ <strong>Schwein</strong>e haben Charakter!<br />

‣ Beobachtung in gewohnter Umgebung<br />

‣ Anpassung des Untersuchers an das <strong>Schwein</strong><br />

ruhige Annäherung erforderlich<br />

keine Hektik, …


Fixation und Zwangsmaßnahmen<br />

Muttersau, Eber, Mastschweine<br />

‣ ruhige Ausgangssituation, Vertrautheit<br />

‣ zur Beruhigung Rücken kraulen<br />

‣ Massage der Gesäugeleiste bei Sauen<br />

‣ Schutzbretter<br />

‣ Oberkieferschlinge<br />

‣ …


Fixation und Zwangsmaßnahmen<br />

Oberkieferschlinge<br />

Schutzbrett; aus Baumgartner: Klinische Pr. …


Fixation und Zwangsmaßnahmen<br />

‣ junge <strong>Schwein</strong>e (Saugferkel, Absatzferkel, Läufer)<br />

‣ zunächst Flucht, dann Neugierde<br />

‣ kleine Kiste<br />

‣ soweit möglich an Hinterbeinen hochheben


Aufheben der Ferkel


Nationale (Kennzeichen, Signalement)<br />

Rasse<br />

Nutzungsrichtung<br />

‣ Mast<br />

‣ Zucht


Dtsch. Edelschwein


Landrasse


Pietrain


Dtsch. Cornwallschwein


Sattelschweine


Hängebauchschwein


Nationale (Kennzeichen, Signalement)<br />

Geschlecht:<br />

‣ Sau<br />

‣ Eber<br />

‣ kastrierter Eber<br />

‣ Kryptorchide<br />

‣ Zwitter


Nationale (Kennzeichen, Signalement)<br />

Alter/Körpermasse<br />

‣ Saugferkel (1-4 Wochen) 1,5-8 kg<br />

‣ Läufer (4-12 Wochen) 8-30 kg<br />

‣ Anfangsmast (12-20 Wochen) 30-50 kg<br />

‣ Endmastschwein (21-30Wochen) 50-120 kg<br />

‣ Jungsau (7-12 Monate) 125-200 kg<br />

‣ Zuchtsau 150-200 kg<br />

‣ Eber 250-300 kg


Nationale (Kennzeichen, Signalement)<br />

Altersbestimmung/Zahnalter<br />

‣ Zahnaltersbestimmung <strong>beim</strong> <strong>Schwein</strong><br />

möglich, aber meist unnötig<br />

‣ unter den Haustieren besitzt das <strong>Schwein</strong> mit<br />

44 die meisten Zähne<br />

‣ Zahnformel: I 3, C1, P4, M3 (OK,UK)


Nationale (Kennzeichen, Signalement)<br />

Zahnalter<br />

‣ Geburt: Milcheckzahn (I 3 )<br />

Milchhakenzahn (C) vorhanden<br />

‣ 2.-4. Lebenswoche: Milchzangen I 1<br />

‣ 5.-12. Lebenswoche: Milchmittelzähne I 2<br />

‣ 7.-9. Lebensmonat: Wechsel I 3<br />

‣ 11.-12. Lebensmonat: Wechsel I 1<br />

‣ 16.-18. Lebensmonat: Wechsel I 2


Nationale (Kennzeichen, Signalement)<br />

Abzeichen (erworbene)<br />

‣ Ohrmarken, Tätowierungen<br />

‣ kupierte Schwänze<br />

‣ Einkerbungen


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Allgemeinverhalten/Körperhaltung<br />

ruhig, aufmerksam bzw. lebhaft, aufmerksam, Belastung<br />

aller vier Gliedmaßen im Stand


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Ernährungszustand<br />

Beschreibung<br />

Körperform<br />

5<br />

mastig<br />

Hüften und Rückgrat stark bedeckt<br />

rund<br />

4<br />

fett<br />

Hüften und Rückgrat nicht ertastbar<br />

rundlich<br />

3,5<br />

sehr gut<br />

Hüften und Rückgrat nur schwer<br />

ertastbar<br />

Röhrenform<br />

3<br />

gut<br />

Hüften und Rückgrat nur mit festem<br />

Handflächendruck tastbar<br />

Röhrenform<br />

2,5<br />

geringgradig<br />

mager<br />

Hüften und Rückgrat ohne<br />

Handflächendruck tastbar<br />

Röhrenform aber<br />

flache Seiten<br />

2<br />

mager<br />

Hüften und Rückgrat sichtbar und<br />

leicht tastbar<br />

Rippen und Wirbel<br />

tastbar<br />

1<br />

abgemagert<br />

Hüften und Rückgrat deutlich<br />

sichtbar<br />

Knochenstruktur<br />

sichtbar (Rippen und<br />

Rückgrat)


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Borstenkleid<br />

physiologischer Befund: o.B.<br />

‣ Haut nur von spärlichem Grannenhaar bedeckt<br />

gut zugänglich<br />

‣ Wollhaar fehlt vollständig


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Hautoberfläche<br />

physiologischer Befund: glatt, leicht glänzend, hellrosa<br />

‣ meiste Rassen unpigmentiert<br />

‣ Pigemtierung bei im Freien gehaltenen Rassen<br />

Schutz vor Sonnenbrand<br />

‣ Pigemtierung des Epithels verschwindet <strong>beim</strong> Brühen<br />

‣ Hautelastizität nur <strong>beim</strong> Saugferkel möglich<br />

‣ Hauttemperatur


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Hautoberfläche - pathologische Befunde<br />

‣ faltig, schuppig, borkig, Erosionen, Ekzeme<br />

‣ Blässe: Anämie, Schock, Durchblutungsstörungen<br />

‣ gerötet: aktive Hyperämie<br />

‣ blau-rötlich: bes. Ohren, Gesäuge = passive Hyperämie<br />

bei Herz-Kreislaufinsuffizienz<br />

‣ Zyanose: mangelhafte Sauerstoffsättigung Nekrose


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

innere Körpertemperatur<br />

‣ pauschal: 39,6°C – (0,008 x Gewicht in kg) ± 0,3 °C<br />

‣ Saugferkel: 39,5°C (39,0 bis 40,0°C)<br />

‣ Alteber: 38,3 °C (37,5 – 39,2°C)


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Konjunktiven<br />

physiologisch: Konjunktiven ziegelrot<br />

pathologisch:<br />

‣Augenausfluß (serös, schleimig, eitrig)<br />

‣blasse Konjunktiven


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Nase, Rüsselscheibe, Maul<br />

physiologisch: o.B., Schleimhäute blaßrosa,<br />

Rüsselscheibe feucht<br />

pathologisch<br />

‣ Nase verformt<br />

‣ Nasenausfluß (serös, schleimig, eitrig)<br />

‣ Nießen, Schniefen, Prusten<br />

‣ Maul: schäumen, speicheln, schmatzen


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Kniefaltenlymphknoten (Ln. subiliaci)vom<br />

Kniegelenk aus von caudal nach cranial streichen<br />

Leistenlymphknoten (Ln. Inguinalis)<br />

Beiderseits des letzten Zitzenpaares<br />

Abb. aus Baumgartner: Klin. Propädeutik …


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Puls<br />

kleine <strong>Schwein</strong>e - A. femoralis


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Puls größere <strong>Schwein</strong>e:<br />

A. auricularis magna<br />

A. coccygea mediana


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Pulsfreqenz:<br />

‣ Saugferkel (1-4 Wochen) 128-250/min<br />

‣ Läufer (4-12 Wochen) 100-128/min<br />

‣ Anfangsmast (12-20 Wochen) 84-100/min<br />

‣ Endmast (21-30Wochen) 76-84/min<br />

‣ adultes <strong>Schwein</strong><br />

68-76/min


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Atmung<br />

‣ Frequenz, Intensität, Rhythmus, Typ<br />

‣ Saugferkel 20-50/min<br />

‣ Läufer<br />

20-40/min<br />

‣ Mastschwein 15-30/min<br />

‣ erwachsenes <strong>Schwein</strong> 10-20/min<br />

‣ costoabdominaler Typ<br />

‣ Perkussion nur zur Auslösung des Hustenreflexes


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Atmung, pathologisch<br />

‣ Dyspnoe (verstärkt abdominal)<br />

‣ Husten (Beurteilung)<br />

‣ Frequenzerhöhung<br />

‣ Verbindung mit Nasenausfluss<br />

‣ kostaler Typ – schmerzhafte Zustände im Abdomen<br />

‣ Rasselgeräusche, Giemen


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Herz<br />

‣ Frequenz, Intensität, Rhythmus, Abgesetztheit,<br />

Herzgeräusche<br />

‣ Auskultation auf Höhe Ellenbogenhöcker weit<br />

cranial<br />

‣ physiologisch<br />

„kräftig, regelmäßig, gleichmäßig, gut abgesetzt<br />

und ohne Herzgeräusche“


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Abdomen<br />

Bauchdeckenspannung<br />

‣ Bauchdecken caudal des Xyphoids nach<br />

oben drücken<br />

‣ physiologisch: Bauchdecken weich<br />

‣ erhöhte Spannung: Schmerzen im Abdomen<br />

Gesäuge: o.B.<br />

Geschlechtsorgane: o.B.<br />

rektale Untersuchung möglich ab 150 kg KM<br />

zur Untersuchung der Geschlechtsorgane


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Futteraufnahme/Harn- und Kotabsatz<br />

‣ Futteraufnahme gut<br />

‣ Erbrechen möglich<br />

‣ Kotabsatz physiologisch geformt<br />

‣ pathologisch: Diarrhoe/Verstopfung<br />

‣ Kotfarbe, Konsistenz, Beimengungen, Geruch


Futteraufnahme


Kotabsatz


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

Gliedmaßen<br />

‣ Gliedmaßenstellung<br />

‣ Lahmheiten<br />

‣ Aufstehen<br />

‣ Gelenke<br />

Rötung, Schwellung, Wärme, Schmerz,<br />

Funktionsminderung


Klinische Untersuchung (Einzeltier)<br />

weiterführende Untersuchungen<br />

‣ labordiagnostische Untersuchung<br />

‣ bakteriologische Untersuchung<br />

‣ Ultraschall<br />

‣ Röntgen


Applikationstechniken<br />

orale Applikation<br />

‣ bei ungestörter Futteraufnahme Einmischen in<br />

Futter oder Tränkwasser<br />

‣ orale Zwangsbehandlung bei Saugferkeldiarrhoe<br />

‣ schonender als Injektionen (Nekrosen)<br />

‣ Applikator über Zungenwulst hinwegführen<br />

‣ Pasten mit Spatel auf Rugae palatinae<br />

‣ Dragees mit Kornzange über Zungenwulst


Applikationstechniken<br />

Injektionen<br />

‣ Injektionsort nur bei stärkerer Verschmutzung<br />

reinigen bzw. desinfizieren<br />

‣ sauberes Arbeiten, desinfiziertes Instrumentarium<br />

‣ bei Massenimpfungen nach jeder Bucht Kanüle<br />

wechseln


Applikationstechniken<br />

subkutane Injektion<br />

Saugferkel Kniefalte


Applikationstechniken<br />

subkutane Injektion<br />

erwachsene <strong>Schwein</strong>e<br />

wenig behaarte Haut am<br />

Ohrgrund<br />

flach einstechen


Applikationstechniken<br />

Intramuskuläre Injektion<br />

‣ Halsmuskulatur<br />

‣ caudale Begrenzung der<br />

dünnbehaarten Stelle<br />

‣ Stichrichtung caudomedial


intramuskuläre Injektion<br />

Applikationstechniken<br />

‣Saugferkel bis 3. LW Oberschenkelmuskulatur möglich<br />

CAVE - kein Eisen!


intravenöse Injektion<br />

Applikationstechniken<br />

‣laterale Ohrrandvene<br />

‣Fixation mit Oberkieferschlinge<br />

‣Stauen an Ohrbasis<br />

‣Einstichstelle weit distal


Applikationstechniken<br />

intraabdominale Injektion<br />

‣ Applikation größerer Flüssigkeitsmengen<br />

‣ Einstich kraniolateral des letzten Zitzenpaares in<br />

kraniomedialer Richtung<br />

‣ bei Punktion der Harnblase nochmals weiter<br />

lateral und kranial einstechen


Blutentnahme<br />

‣ laterale Ohrrandvene (erwachsenes <strong>Schwein</strong>)<br />

‣ V. cava cranialis<br />

‣ V. jugularis (erwachsenes <strong>Schwein</strong>)<br />

‣ Desinfektion nur bei starker Verschmutzung<br />

‣ Kanüle ausreichend lang<br />

o Ferkel 2-3 cm tief<br />

o Altsau 8-10 cm tief

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