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Mit Sicherheit –<br />

menschlich<br />

Jahrbuch 2013/2014


Mit Sicherheit – menschlich<br />

DGUV Jahrbuch 2013/2014


Inhalt<br />

Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

S. 9<br />

Gerd Hundhausen<br />

Sachbearbeiter<br />

& Freiwilliger Feuerwehrmann<br />

S. 17<br />

Tatjana Tagliabue<br />

Referentin<br />

& Musikerin<br />

<br />

Von Menschen für Menschen –<br />

Vorwort der Geschäftsführung 6<br />

Viel erreicht und noch viel vor –<br />

Vorwort der Vorstandsvorsitzenden 7<br />

Mit Sicherheit – menschlich 8<br />

<br />

Fusion und Prüfrecht 12<br />

Interview: Reform des Mehrwertsteuer -<br />

systems in der EU 13<br />

Berufliche Rehabilitation auf EU-Ebene 14<br />

Gut beraten: barrierefreie Gebäude<br />

und Arbeitsplätze 14<br />

Sprache darf nicht ausgrenzen 15<br />

Neues Angebot für Gehörlose und<br />

Hörgeschädigte 15<br />

Auf Goldkurs 16<br />

<br />

Erfolgreiche Rückkehr in den Beruf 20<br />

Neuausrichtung der Heilverfahren 20<br />

Zahlen & Fakten 21<br />

Gesund werden mit Familienanschluss 22<br />

Zurück ins Leben finden 23<br />

Hilfe bei psychischen Unfallfolgen 23<br />

Interview: Oberstes Ziel ist die<br />

Wieder eingliederung 24<br />

<br />

Interview: Neue Berufskrankheit: Hautkrebs<br />

durch die Sonne 28<br />

Allergieauslösern auf der Spur 29<br />

Neue Berufskrankheiten 30<br />

Zahlen & Fakten 31<br />

Mit Herz und Hand für die Versicherten 32<br />

4 | Mit Sicherheit – menschlich


DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

S. 25<br />

Christian Kreibich<br />

Sachbearbeiter<br />

& Stadionumbauhelfer<br />

S. 33<br />

Stefanie Palfner<br />

Bereichsleiterin<br />

& Wettkampfrichterin<br />

S. 43<br />

Heike Brüggemann-Prieshoff<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

& Koordinatorin<br />

<br />

Dialog zur Kundenzufriedenheit 36<br />

Neues Gebäude für die DGUV in Berlin 36<br />

Attraktiv für den Nachwuchs 37<br />

Ein „Denk-Zettel“ für einen gesunden Rücken 38<br />

Interview: Sicheres und gesundheitsbewusstes<br />

Handeln immer im Kopf haben 39<br />

<br />

Der Vorstand der DGUV 52<br />

Kontaktdaten der DGUV 53<br />

Übersicht der Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen 54<br />

Impressum 54<br />

<br />

Doping für das Hirn 40<br />

Zahlen & Fakten 41<br />

Interview: Psychische Belastungen erkennen<br />

und vermeiden 42<br />

Das Risikoobservatorium der DGUV 46<br />

Ein Preis zum Nachahmen 46<br />

Sicher bei der Freiwilligen Feuerwehr 47<br />

Prävention nachhaltig gestalten 48<br />

Mehr Arbeit, mehr Risiko? 49<br />

Gesundes Arbeiten in Kitas 50<br />

Interview: Schulprojekt hilft, Kinder vor<br />

Missbrauch zu schützen 51<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 5


Von Menschen für Menschen<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

von außen betrachtet erscheint die gesetzliche Unfallversicherung häufig<br />

wie ein komplexes Gebilde aus juristischen, medizinischen und technischen<br />

Aspekten. Dabei wird leicht übersehen, dass es im Kern letzten Endes immer<br />

nur um eines geht: den Menschen. Denn bei allen Aufgaben, die die Unfallversicherung<br />

erfüllt – ob in der Prävention, der medizinischen Versorgung<br />

und Rehabilitation oder der Entschädigung –, steht immer der Mensch im<br />

Mittelpunkt. Diesem Gedanken fühlen<br />

sich unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter bei ihrer täglichen<br />

Arbeit verpflichtet. Nicht zuletzt deshalb<br />

ist die Identifikation mit den<br />

Zielen dieses wichtigen Zweiges der<br />

Sozialversicherung innerhalb der Organisation<br />

so groß. Doch ist dieser<br />

menschliche Ansatz nicht immer für<br />

die Öffentlichkeit erkennbar, denn<br />

im Tagesgeschäft fällt es zuweilen<br />

schwer, dieses Bemühen um die<br />

Versicherten auch allgemein sichtbar<br />

zu machen. Daher möchten wir<br />

mit diesem Jahrbuch den Gedanken<br />

unseres „menschlichen“ Auftrags<br />

und Handelns verdeutlichen. Indem wir aufzeigen, wie unsere Arbeit jedem<br />

Einzelnen in seinem Ausbildungs- und Arbeitsalltag dient. Dazu haben<br />

wir zahlreiche aktuelle Beispiele zusammengetragen – aus der Forschung,<br />

dem praktischen Arbeitsschutz, dem klassischen Versicherungsschutz und<br />

vielem mehr. Zugleich aber möchten wir einige Menschen vorstellen, die<br />

stellvertretend für alle diejenigen stehen, die tagtäglich versuchen, für Sicherheit<br />

und Gesundheit in Ausbildung, Beruf und Ehrenamt sowie für eine<br />

umfassende Absicherung zu sorgen. Sie engagieren sich in ihrer Tätigkeit bei<br />

der DGUV, dem Spitzenverband der gesetzlichen Unfallversicherung, aber<br />

auch im Privaten – ob für Kinder, bei der Feuerwehr oder im Fußballverein.<br />

Von links nach rechts: Dr. Walter Eichendorf, Dr. Joachim Breuer, Petra Zilch<br />

Wir laden Sie ein, uns und unsere Arbeit näher kennenzulernen,<br />

und wünschen Ihnen eine bereichernde Lektüre!<br />

Ihre<br />

Dr. Joachim Breuer,<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Walter Eichendorf,<br />

stellv. Hauptgeschäftsführer<br />

Petra Zilch,<br />

stellv. Hauptgeschäftsführerin<br />

6 | Mit Sicherheit – menschlich


Viel erreicht und noch viel vor<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

nach einigen ereignisreichen Jahren der Reformen und Neustrukturierungen<br />

ist es zuletzt scheinbar ruhiger geworden um die gesetzliche Unfallversicherung<br />

und ihren Spitzenverband die DGUV. Weniger mediale und politische<br />

Aufmerksamkeit bedeutet jedoch keineswegs weniger Aktivität innerhalb<br />

der Organisation. Die Selbstverwaltung aus Arbeitgebern und Versicherten<br />

hat vielmehr ihren schon vor Jahren eingeschlagenen Weg der Modernisierung<br />

und Zukunftsorientierung konsequent fortgesetzt. So wurde und wird<br />

der Konzentrations- und Fusionsprozess bei Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

weiter vorangebracht. Ziel ist es vor allem, für noch mehr<br />

Effizienz und Synergien zu sorgen. Hier wurde bereits viel erreicht, doch wird<br />

sich der Prozess auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Viele weitere<br />

Aufgaben wurden angegangen, wie die Verbesserung der Qualität der Heilbehandlung,<br />

die klare Ausrichtung der berufsgenossenschaftlichen Kliniken<br />

oder aber die Förderung der Inklusion von Menschen mit Behinderung mit<br />

einem eigenen Aktionsplan. Wir gehen aber auch die Herausforderungen<br />

des Wandels der Arbeitswelt an und<br />

stellen beispielsweise neue Weichen<br />

in der Prävention. Man sieht,<br />

es mangelt nicht an großen und herausfordernden<br />

Projekten.<br />

Die Selbstverwaltung der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung hat in den<br />

vergangenen Jahrzehnten gemeinsam<br />

mit den Beschäftigten der Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen<br />

sowie den Unternehmen und<br />

Versicherten viel erreicht für Prävention<br />

und Rehabilitation – und damit<br />

für die Menschen. Dieses Jahrbuch<br />

zeigt einige Beispiele dafür auf.<br />

Aber wir wollen das Erreichte nicht<br />

nur bewahren, sondern weiter voranschreiten und wichtige Vorhaben in die<br />

Tat umsetzen. Für eine menschliche Arbeitswelt und Gesellschaft.<br />

Dr. Rainhardt Freiherr von Leoprechting (links) und Manfred Wirsch (rechts)<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude und Anregung beim Lesen unseres<br />

Jahrbuchs!<br />

Ihre<br />

Dr. Rainhardt Freiherr von Leoprechting,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Manfred Wirsch,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 7


„Mit Sicherheit – menschlich“<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Die gesetzliche Unfallversicherung sorgt für Sicherheit. In der Kita, der Schule,<br />

im Ehrenamt oder am Arbeitsplatz. Aber auch wenn einmal etwas passiert<br />

– bei einem Unfall auf dem Weg zur Arbeit und zurück, einem Arbeitsunfall,<br />

oder wenn eine Berufskrankheit auftritt. Bei allem gilt: Der Mensch<br />

steht im Mittelpunkt. Ihn zu schützen, ihn abzusichern, zu heilen oder zu<br />

rehabilitieren ist nicht nur unser Auftrag, sondern eine Herzensangelegenheit.<br />

Einige der vielen Menschen bei der DGUV, die sich diesem Gedanken<br />

verpflichtet fühlen, möchten wir Ihnen in diesem Jahrbuch vorstellen. Sie<br />

sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen<br />

– und zugleich in ihrer Freizeit besonders engagiert. Sie stehen sowohl<br />

für aktives gesellschaftliches Mitwirken in Sport, Kultur und Ehrenamt als<br />

auch für ein umfassendes soziales System, das Betrieben und Versicherten<br />

alles aus einer Hand bietet. Ganz menschlich.<br />

Die Menschen hinter der Deutschen<br />

Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

1.119<br />

Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter an<br />

5 Standorten<br />

der DGUV und in dezentral<br />

aufgestellten Landesverbänden<br />

und Bildungseinrichtungen<br />

Wichtige Arbeitsbereiche der DGUV<br />

Evaluation<br />

Mediengestaltung<br />

Redaktion<br />

Personalbereich Verwaltung<br />

Öffentlichkeitsarbeit Revision<br />

Politik Arbeitsmedizin<br />

Rehabilitation Wissenschaft<br />

Versicherungsrecht Prävention<br />

Ausbildung<br />

Technik<br />

Finanzen<br />

Arbeitssicherheit<br />

Veranstaltungstechnik<br />

Rezeption<br />

Service<br />

Statistik Ausbildung<br />

Informatik<br />

Sachbearbeitung<br />

Internationales<br />

Justitiariat<br />

8 | Mit Sicherheit – menschlich


Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />

Gerd Hundhausen<br />

Tätigkeit: Sachbearbeiter<br />

Engagement: Freiwilliger Feuerwehrmann<br />

Politik | 9


Feuerwehrmann zu sein<br />

war für mich als Kind ein<br />

Traum. Über 36 Jahre lang<br />

konnte ich diesen Traum leben.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

10 | Politik


Er ist kein Mann der großen Worte, eher der<br />

guten Taten. Als Feuerwehrmann war Gerd<br />

Hundhausen über 36 Jahre im Rhein-Sieg-<br />

Kreis im Einsatz. War – denn zum 15. März 2014<br />

ist er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.<br />

Stolz kann er auf diese Jahre zurückblicken. Bis<br />

zum Hauptbrandmeister hat er es gebracht und<br />

vielen Menschen geholfen, manchmal auch unter<br />

schwierigen Einsatzbedingungen. Papstbesuch,<br />

Fußball-WM und viele dramatische Unfälle und<br />

Brandeinsätze – Gerd Hundhausen hat viel<br />

erlebt. Und dabei nicht nur an die Opfer gedacht,<br />

sondern auch an seine Kameradinnen und Kameraden<br />

der Feuerwehr. Deshalb hat er das Team<br />

für Psychosoziale Unterstützung (PSU) im Kreis<br />

Bonn-Rhein-Sieg für Einsatzkräfte aus Feuerwehr<br />

und Rettungsdienst mit aufgebaut und lange<br />

geleitet. Das PSU-Team ist besonders geschult und<br />

betreut Einsatzkräfte bei oder nach belastenden<br />

Einsätzen, um Spätfolgen wie posttraumatische<br />

Belastungsstörungen zu vermeiden. Das können<br />

Einsätze mit Toten sein, mit besonders schweren<br />

Verletzungen, mit Kindern oder Katastrophen wie<br />

die Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg<br />

2010 sowie der Einsturz des historischen Stadtarchivs<br />

in Köln 2009. Das PSU-Team leistet psychische<br />

Erste Hilfe, vermittelt weitere Hilfsangebote<br />

oder steht für Gespräche zur Verfügung. Für sein<br />

Engagement wurde Gerd Hundhausen im letzten<br />

Jahr mit dem deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in<br />

Silber ausgezeichnet. Die Anerkennung für seinen<br />

unermüdlichen Einsatz.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Menschen in Not zu helfen<br />

ist für mich selbstverständlich.<br />

Aber auch Helfer<br />

brauchen manchmal Hilfe.<br />

Name<br />

Gerd Hundhausen<br />

Tätigkeit bei der DGUV<br />

Sachbearbeiter<br />

Besondere Aspekte des Jobs<br />

Genauigkeit und der Kontakt mit<br />

vielen Menschen<br />

Ehrenamtliche Tätigkeit<br />

Freiwilliger Feuerwehrmann und<br />

Leiter des PSU-Teams<br />

Gründe für sein Engagement<br />

Es ist ein gutes Gefühl, Menschen<br />

zu helfen<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 11


DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Fusion und Prüfrecht<br />

BUK-NOG – Gesetz schafft Grundlage für Fusion<br />

öffentlicher und gewerblicher Träger.<br />

Mit dem Wandel der Arbeitswelt verändern sich auch<br />

die Anforderungen an die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung,<br />

die Berufsgenossenschaften und<br />

Unfallkassen. Seit einigen Jahren befindet sich die<br />

gesetzliche Unfallversicherung in einem Konzentrationsprozess,<br />

um ihre Strukturen an die gesetzlichen<br />

Vorgaben anzupassen. Deutliches äußeres Zeichen<br />

der Veränderungen sind zahlreiche Fusionen von<br />

Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Gab es<br />

im Jahr 2000 noch 35 Berufsgenossenschaften und<br />

38 Unfallkassen, so sind es heute nur noch neun beziehungsweise<br />

26.<br />

Damit auch die drei bundesunmittelbaren Unfallkassen<br />

Fusionen eingehen können, musste erst<br />

der gesetzliche Rahmen geschaffen werden. Das<br />

Gesetz zur Neuorganisation der bundesunmittelbaren<br />

Unfallkassen (BUK-NOG) trat am 19. Oktober<br />

2013 in Kraft.<br />

Zum 1. Januar 2015 vereinigt sich die Unfallkasse<br />

des Bundes mit der Eisenbahn-Unfallkasse zur<br />

Unfallversicherung Bund und Bahn. Dabei handelt<br />

es sich um den Zusammenschluss zwischen einer<br />

„klassischen“ und einer überwiegend gewerblich<br />

geprägten Unfallkasse. Die Selbstverwaltungen der<br />

beiden Häuser haben sich schon frühzeitig um die<br />

Fusion bemüht und die notwendigen rechtlichen<br />

Schritte vorbereitet. Diese Vorarbeiten hat der Gesetzgeber<br />

im BUK-NOG in weiten Teilen aufgegriffen.<br />

Noch einen Schritt weiter gehen die Unfallkasse<br />

Post und Telekom und die Berufsgenossenschaft<br />

für Transport und Verkehrswirtschaft. Erleichtert<br />

wird dieser Zusammenschluss eines öffentlichen<br />

Trägers mit einer Berufsgenossenschaft durch den<br />

„gewerblichen Charakter“ der Unfallkasse. Zum<br />

1. Januar 2016 wird die Fusion zur neuen Berufsgenossenschaft<br />

Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation<br />

umgesetzt. Die gesetzgeberischen<br />

Zielvorgaben werden damit – bis auf den Bereich der<br />

landesunmittelbaren Unfallversicherung – erreicht.<br />

Betriebsprüfungen<br />

Früher haben Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />

die Betriebe selbst geprüft. Mit Wirkung zum<br />

1. Januar 2010 wurde dieses Recht der Deutschen<br />

Rentenversicherung übertragen. Wegen deren<br />

grundlegend abweichender Prüfsystematik führte<br />

dies aber in einzelnen Punkten zu Problemen. Das<br />

BUK-NOG hat deshalb der Unfallversicherung ein<br />

begrenztes Prüfrecht zurückgegeben. Das bedeutet:<br />

Zukünftig werden Kleinunternehmen nur noch stichprobenartig<br />

geprüft. Die Betriebsprüfungen bei etwa<br />

2,5 Millionen Unternehmen, deren Erträge in keinem<br />

angemessenen Verhältnis zu den Kosten stehen, fallen<br />

weg. Damit werden die Unternehmen entlastet.<br />

Die Unfallversicherung kann aber auf eigene Initiative<br />

Prüfungen unternehmen, wenn sie Anhaltspunkte<br />

dafür hat, dass der Unternehmer beitragspflichtige<br />

Entgelte nicht oder nicht zur richtigen Gefahrklasse<br />

gemeldet hat. Das eigene Prüfrecht ist also kein<br />

Selbstzweck, sondern dient der Beitragsgerechtigkeit<br />

innerhalb der gesetzlichen Unfallversicherung.<br />

12 | Mit Sicherheit – menschlich


Interview<br />

Reform des<br />

Mehrwertsteuersystems<br />

in der EU<br />

Die Europäische Kommission will das<br />

europäische Mehrwertsteuersystem<br />

reformieren, Steuerbefreiungen und<br />

Ermäßigungssätze sollen weitgehend<br />

beschränkt werden. Das betrifft auch<br />

den öffentlichen Sektor, denn die<br />

Kommission erwägt auch die Abschaffung<br />

der Mehrwertsteuerbefreiung<br />

von dem Gemeinwohl dienenden<br />

Tätigkeiten. Für die deutsche Sozialversicherung<br />

würde dies hohe<br />

Mehrkosten bedeuten. Im Interview<br />

erläutert Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer<br />

der DGUV, Hintergründe<br />

sowie die Positionen der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung.<br />

Herr Dr. Breuer, welche Leistungen<br />

der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

wären von den Plänen der EU-Kommission<br />

betroffen?<br />

Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />

erbringen im Zuge von Heilbehandlung,<br />

Rehabilitation, Pflege und<br />

Hilfen zur Teilhabe von Versicherten<br />

neben Geldleistungen – wie zum Beispiel<br />

dem Pflegegeld – auch umfangreiche<br />

Sach- und Dienstleistungen.<br />

Diese „dem Gemeinwohl dienenden<br />

Lieferungen und Leistungen“, die sich<br />

2012 auf 3,1 Milliarden Euro beliefen,<br />

waren bislang von der Mehrwert steuer<br />

befreit. Wenn sie der Besteuerung<br />

unterlägen, hätte dies ohne Kompensation<br />

im Jahr 2012 zu Mehrkosten von<br />

0,59 Milliarden Euro geführt.<br />

Bezogen auf die gesamte deutsche<br />

Sozialversicherung und fortgeschrieben<br />

auf das Jahr 2014 hieße das: Bei gleichen<br />

Leistungen ergäbe sich eine Mehrbelastung<br />

von rund 34 Milliarden Euro<br />

im Jahr. Dadurch würde der Beitragssatz<br />

zur Sozialversicherung um mehr als drei<br />

Prozentpunkte steigen.<br />

Welche Konsequenzen hätten solche<br />

Mehrkosten?<br />

Die Mehrkosten müssten die Beitragszahler<br />

tragen, also die Betriebe in der<br />

gewerblichen Wirtschaft und in der<br />

Landwirtschaft sowie Bund, Länder und<br />

Gemeinden. Bedenkt man, wie hart seit<br />

Jahren in Deutschland um eine Begrenzung<br />

der Sozialversicherungsbeiträge<br />

gerungen wird, dann erscheinen diese<br />

zusätzlichen 19 Prozent Mehrwertsteuer<br />

wie eine Kostenexplosion. Vor allem,<br />

kein Cent davon kommt den Versicherten<br />

zugute, im Gegenteil, es stellt sich<br />

sogar die Frage, ob die Mehrkosten<br />

am Ende nicht mit Leistungseinschränkungen<br />

kompensiert werden müssten.<br />

Die EU-Kommission hat Einwände zur<br />

Kenntnis genommen und eine Konsultation<br />

zu ihren Plänen angestoßen.<br />

Welche Position nimmt die DGUV in<br />

diesem Verfahren ein?<br />

Wir freuen uns, dass die Europäische<br />

Kommission die Betroffenen konsultiert,<br />

um hier eine sachdienliche und<br />

angemessene Entscheidung zu treffen.<br />

Wir haben diese Möglichkeit genutzt<br />

und gemeinsam mit der Deutschen<br />

Rentenversicherung Bund, dem GKV-<br />

Spitzenverband und den Verbänden der<br />

Kranken- und Pflegekassen noch einmal<br />

deutlich gemacht, dass bei der Mehrwertsteuer<br />

der Status quo beibehalten<br />

werden muss.<br />

Im Kern geht es bei dem Vorhaben der<br />

EU-Mehrwertsteuerreform ja um die<br />

Verhinderung von Wettbewerbsverzerrungen.<br />

Was ist zu diesem Anliegen<br />

zu sagen?<br />

Natürlich ist das Anliegen berechtigt,<br />

aber solange die Leistungen der<br />

deutschen Sozialversicherung auf<br />

dem öffentlichen Recht basieren, ist<br />

nach unserer Einschätzung für diesen<br />

Bereich keine Wettbewerbsverzerrung<br />

zu Lasten privater Anbieter zu erkennen.<br />

Die Sozial versicherung in Deutschland<br />

ist eine Pflichtversicherung, die<br />

die Ab sicherung der Bevölkerung in<br />

bestimmten Fällen sicherstellen soll. Die<br />

Leistungen privater Anbieter haben eine<br />

ganz andere Zielrichtung.<br />

Eine Erhebung von Mehrwertsteuer<br />

auf Tätigkeiten, die dem Gemeinwohl<br />

dienen, benachteiligt zudem im besonderen<br />

Maße beitragsfinanzierte Sozialversicherungssysteme<br />

im Vergleich zu<br />

staatsfinanzierten, da letztere über den<br />

geschlossenen Steuerkreislauf einen<br />

direkten Ausgleich oder eine fehlende<br />

Mehrbelastung haben. Durch die<br />

Belastung des Faktors Arbeit hätten die<br />

Unternehmen in beitragsfinanzierten<br />

Sozialversicherungssystemen durch<br />

die Mehrwertsteuerreform einen klaren<br />

Wettbewerbsnachteil.<br />

DGUV/Stephan Floss<br />

Dr. Joachim Breuer,<br />

Hauptgeschäftsführer der DGUV<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 13


Berufliche Rehabilitation auf EU-Ebene<br />

Ein Erfahrungsaustausch soll die Beispiele guter Praxis bündeln<br />

und europaweit zugänglich machen.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Menschen mit Behinderung<br />

sollen ihre Rechte und<br />

Möglichkeiten in vollem Umfang<br />

wahrnehmen können.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft der europäischen Sozialversicherung<br />

(European Social Insurance Platform,<br />

ESIP) vereint unter einem Dach über 40 nationale Organisationen<br />

der Sozialversicherung, unter anderem<br />

auch die DGUV. Ziel ist es, gemeinsam die sozial- und<br />

gesundheitspolitischen Herausforderungen in Europa<br />

zu meistern und Einfluss auf die Entscheidungsprozesse<br />

europäischer Institutionen zu nehmen.<br />

ESIP hat im Februar 2012 einen neuen ständigen<br />

Fachausschuss ins Leben gerufen. Das „Disability<br />

and Rehabilitation Committee“, das zurzeit von der<br />

DGUV geleitet wird, beobachtet die Aktivitäten der<br />

EU zur Inklusion und unterbreitet aktiv Vorschläge,<br />

wie die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen<br />

und deren Wiedereingliederung noch besser gelingen<br />

können. Der Ausschuss dient nicht nur als Bühne<br />

für den Dialog zwischen nationalen Sozialversicherungsinstitutionen<br />

in Europa, sondern darüber hinaus<br />

auch als Netzwerk, um auf europäische Entscheidungsprozesse<br />

mit Bezug zu Themen der Inklusion<br />

sowie Rehabilitation Einfluss zu nehmen.<br />

Ein Schwerpunkt der Ausschussarbeit war bislang<br />

der Austausch von Erfahrung und guter Praxis<br />

zum Thema berufliche Rehabilitation, an dem sich<br />

neben der DGUV zahlreiche Sozialversicherungseinrichtungen<br />

aus Europa beteiligt haben und dessen<br />

Ergebnisse in einem Bericht zusammengefasst werden<br />

sollen.<br />

Gut beraten: barrierefreie Gebäude<br />

und Arbeitsplätze<br />

Die DGUV entwickelt einen Leitfaden, um Unternehmen bei der barrierefreien<br />

Gestaltung von Gebäuden und Arbeitsplätzen zu beraten.<br />

Die Vision von gemeinsamem Lernen und Arbeiten<br />

kann nur Wirklichkeit werden, wenn Menschen mit<br />

und ohne Behinderung den gleichen Zugang zu Bildungseinrichtungen<br />

und zum ersten Arbeitsmarkt<br />

haben. Bauliche Barrierefreiheit ist dabei ein wichtiger<br />

Baustein. Sie gelingt am besten und erspart<br />

Mehrkosten durch nachträgliche Umbauten, wenn<br />

bereits bei der Planung Grundsätze der barrierefreien<br />

Gestaltung mitgedacht und berücksichtigt werden.<br />

Um Unternehmen dabei zu beraten, erarbeitet die<br />

DGUV einen vier Teile umfassenden Leitfaden „Barrierefreie<br />

Arbeitsplatzgestaltung“.<br />

Praktische Fachinfoblätter beschreiben übersichtlich<br />

alle relevanten Themen, von den gesetzlichen<br />

Grundlagen über branchenübergreifende bis<br />

hin zu branchenspezifischen Anforderungen an barrierefreie<br />

Gebäude und Arbeitsplätze. Der Leitfaden<br />

soll eine praktische Arbeitshilfe für die Beratung der<br />

Aufsichtspersonen in den Unternehmen sein, aber<br />

auch Praxishilfe für Architekten und Architektinnen.<br />

Als Grundlagenwerk soll der Leitfaden auch Entscheiderinnen<br />

und Entscheider in Unternehmen, Verwaltungen<br />

und Bildungseinrichtungen für das Thema<br />

sensibilisieren.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de<br />

Webcode: d131972<br />

14 | Mit Sicherheit – menschlich


Sprache darf nicht ausgrenzen<br />

Angebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten in Leichter Sprache.<br />

Eine Gesellschaft besteht aus Menschen. Sie sind es,<br />

die die Gesellschaft prägen und zu ihrem Wohl beitragen.<br />

Doch die Möglichkeit zur vollständigen und<br />

gleichberechtigten Teilhabe an gesellschaftlichen<br />

Prozessen ist nicht jedem gegeben.<br />

Denn überall dort, wo es Informationen nur in<br />

„normaler“ Sprache gibt, werden auch Menschen<br />

ausgegrenzt. Nicht jeder kann Texte wie Bescheide,<br />

Verträge oder Informationsbroschüren in „normaler“<br />

Sprache verstehen. Für Menschen, die aus unterschiedlichen<br />

Gründen über eine geringe Kompetenz<br />

in der deutschen Sprache verfügen, sind solche Texte<br />

„schwer“. Aber nur wenn jemand sich selbst informieren<br />

kann, kann er auch selbst Entscheidungen<br />

treffen. Und das ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes<br />

Leben.<br />

Deshalb sieht der Aktionsplan zur Umsetzung<br />

der UN-Behindertenrechtskonvention der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung vor, Informationen in Leichter<br />

Sprache anzubieten. Leichte Sprache ist eine besonders<br />

leicht verständliche Ausdrucksweise. Das<br />

gilt sowohl in geschriebener als auch in gesprochener<br />

Form. Leichte Sprache folgt festen Regeln in der<br />

Gestaltung, Wortwahl und im Satzbau. Zum Beispiel<br />

wird auf Fremd- und Fachwörter verzichtet und lange<br />

oder zusammengesetzte Wörter werden optisch getrennt<br />

– das erleichtert das Lesen. Auf diese Weise<br />

profitieren nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen,<br />

sondern auch Personen mit geringen<br />

Deutschkenntnissen von Leichter Sprache.<br />

In allen Bereichen der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

sollen schrittweise Angebote in Leichter<br />

Sprache erarbeitet werden. So gibt es beispielsweise<br />

den „Aktionsplan der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

zur Umsetzung der UN-Konvention über die<br />

Rechte von Menschen mit Behinderungen“ in Leichter<br />

Sprache oder auch Informationen<br />

für Beschäftigte rund um<br />

den gesunden Rücken<br />

auf der Internetseite der<br />

Präventionskampagne<br />

„Denk an mich. Dein Rücken“.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de/publikationen,<br />

Bestellnummer:<br />

12194<br />

www.deinruecken.<br />

de, Webcode:<br />

dam13115<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Neues Angebot für Gehörlose<br />

und Hörgeschädigte<br />

DGUV-Infoline ist über das Gebärdentelefon erreichbar.<br />

„Mit diesem Angebot konnten<br />

wir eine Barriere für Gehörlose<br />

und Hörgeschädigte beseitigen.“<br />

Seit September 2013 bietet die Infoline der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung einen Service für gehörlose<br />

und hörgeschädigte Bürger an: Die zuvor nur über Telefon<br />

und E-Mail erreichbare Infoline gibt seitdem auch<br />

Auskunft mittels Gebärdensprache per Videophonie.<br />

„Wir haben unser Angebot um das Gebärdentelefon<br />

ergänzt, um eine Barriere für Gehörlose und<br />

Hörgeschädigte zu beseitigen“, sagt Andreas Baader<br />

von der DGUV Kommunikation. Das neue Angebot<br />

wurde insbesondere gegenüber den Verbänden der<br />

Betroffenen kommuniziert, die diese Information<br />

sehr positiv aufgenommen und verbreitet haben.<br />

Nutzbar ist der Service in Gebärdensprache über<br />

einen Internet-PC mit Kamera und entsprechender<br />

Software. Ein derartiges Programm kann bei Bedarf<br />

kostenlos beim Betreiber Telemark heruntergeladen<br />

werden. Erreichbar ist das Gebärdentelefon der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung unter <strong>dguv</strong>@gebaerdentelefon.<strong>dguv</strong>.de.<br />

Dabei handelt es sich nicht um<br />

eine E-Mail-Adresse. Diese Adresse kann nur mit einem<br />

sogenannten SIP-Telefon angerufen werden. Alternativ<br />

können Betroffene auch ein ISDN-Bildtelefon<br />

nutzen, um per Gebärdensprache mit der Infoline zu<br />

kommunizieren. Die Rufnummer dafür lautet 0800<br />

60 50 415. Auch per Fax können Betroffene Kontakt<br />

aufnehmen, unter 0800 60 50 416.<br />

Die Infoline ist ein gemeinsamer Service von<br />

der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen. Unter der<br />

kostenfreien Rufnummer 0800 60 50 404 werden<br />

allgemeine Fragen zu Arbeitsunfällen, Wegeunfällen<br />

und Berufskrankheiten beantwortet. Fragen zu Einzelfällen,<br />

die in die Zuständigkeit einer Berufsgenossenschaft<br />

oder Unfallkasse fallen, werden an diese<br />

weitergeleitet.<br />

Die Infoline der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

ist von Montag bis Freitag zwischen 08:00 und 18:00<br />

Uhr besetzt. Informationen können auch per E-Mail<br />

angefordert werden: info@<strong>dguv</strong>.de.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de/infoline<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 15


Auf Goldkurs<br />

„GOLD – Du kannst mehr als Du denkst.“<br />

in Kino und Fernsehen<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Am 15. Februar 2013 war es soweit: Der Dokumentarfilm<br />

„GOLD – Du kannst mehr als Du denkst.“ hatte<br />

Weltpremiere bei den Filmfestspielen der 63. Berlinale,<br />

wenige Tage darauf folgte die große Deutschlandpremiere<br />

in Hamburg. Gut ein Jahr später, am 6. März<br />

2014, kam die TV-Premiere hinzu – in der ARD zur besten<br />

Sendezeit.<br />

GOLD ist ein Film über die Kraft des Willens und<br />

den unbezwingbaren Wunsch, ein selbstbestimmtes<br />

Leben zu führen. Der Film begleitet zwei Sportler und<br />

eine Sportlerin mit Behinderung auf ihrem Weg zu<br />

den Paralympics 2012. Drei ungewöhnliche Lebensgeschichten,<br />

die verbunden sind durch die Leidenschaft<br />

für den Sport. Wie würde das Publikum auf das<br />

Thema reagieren? Die Spannung war riesig. Umso<br />

größer war die Freude, als bei den ersten Vorstellungen<br />

Applaus aufbrandete. Der Film wurde begeistert<br />

aufgenommen und auch die Resonanz in den Medien<br />

war umfangreich und positiv.<br />

Der Film gibt dem<br />

abstrakten Begriff der<br />

Inklusion das Gesicht<br />

von drei Menschen.<br />

Vorführlizenz zur Verfügung gestellt. Ob dies auch<br />

in anderen Bundesländern möglich ist, wird derzeit<br />

geprüft.<br />

Das Filmprojekt GOLD hat aber nicht nur nach<br />

außen gewirkt. Mindestens ebenso wichtig war die<br />

Bedeutung, die es nach innen entfaltete. Nahezu<br />

alle Berufsgenossenschaften und Unfallkassen haben<br />

über den Film berichtet. Viele haben Kinovorstellungen<br />

für ihre Beschäftigten und das Ehrenamt<br />

aus gerichtet. GOLD entwickelte sich zu einem identitätsstiftenden<br />

Projekt.<br />

Der Erfolg in Zahlen<br />

Mit mehr als 500 Artikeln in Printmedien und über<br />

130 Online-Beiträgen wurde eine Reichweite von<br />

170 Millionen Menschen angesprochen. Die Berichterstattung<br />

im Fernsehen erreichte mehr als 12<br />

Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Mehr<br />

als 40.000 Menschen haben GOLD im Kino gesehen,<br />

mehr als 1,3 Millionen sahen den Film im März<br />

2014 im Fernsehen. Hinzu kamen und kommen immer<br />

noch eine Vielzahl von Sondervorstellungen für<br />

unterschiedliche Zielgruppen und Multiplikatoren.<br />

Eingesetzt wird der Film auch bei verschiedenen<br />

Veranstaltungen und Messen.<br />

GOLD im Unterricht<br />

Ein besonderes Augenmerk richtet die Unfallversicherung<br />

auf die Zielgruppe der Schülerinnen und<br />

Schüler. Hier sieht sie ein ideales Umfeld, um die Botschaft<br />

des Films auch in die Zukunft weiterzutragen.<br />

Deshalb wurde Unterrichtsmaterial zu GOLD erstellt,<br />

das Lehrende in der Vermittlung von Themen wie<br />

Inklusion und Rehabilitation unterstützen soll.<br />

Hamburg hat als erstes Bundesland allen weiterführenden<br />

Schulen eine Film-DVD mit<br />

Zurück ins Leben<br />

Erstmals in ihrer Geschichte hat die gesetzliche Unfallversicherung<br />

einen Kinofilm mit initiiert. Sie hat<br />

diesen ungewöhnlichen Weg gewählt, um ihr wichtige<br />

Themen wie Rehabilitation und Inklusion in eine<br />

breite Öffentlichkeit zu tragen.<br />

Der Film gibt dem abstrakten Begriff der Inklusion<br />

das Gesicht von drei Menschen, die durch den<br />

Sport Anerkennung und Selbstbestimmung, Kampf,<br />

Sieg und Niederlagen erleben. Bei vielen Veranstaltungen<br />

und Filmvorführungen ergaben sich inspirierende<br />

Begegnungen mit den Protagonisten. GOLD hat<br />

Menschen zusammengeführt und ernsthafte, tiefgehende<br />

Diskussionen initiiert. Viele Zuschauer hat er<br />

ermutigt. Der Film hat damit auch einen wichtigen<br />

Beitrag zum Aktionsplan der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

zur Umsetzung der UN-Konvention über<br />

die Rechte von Menschen mit Behinderung geleistet.<br />

Er hat für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung<br />

und die Notwendigkeit ihrer Teilhabe an der<br />

Gesellschaft sensibilisiert.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de<br />

Webcode: d602137


Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Tatjana Tagliabue<br />

Tätigkeit: Referentin<br />

Engagement: Musikerin<br />

Politik | 17


DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Die Kunst und Schönheit des<br />

Lebens sind unergründlich,<br />

grenzenlos und unendlich.<br />

18 | Mit Sicherheit – menschlich


Name<br />

Tatjana Tagliabue<br />

Tätigkeit bei der DGUV<br />

Referentin für interne Kommunikation<br />

und Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

Besondere Aspekte des Jobs<br />

Die Aufgaben erfordern täglich Empathie,<br />

Ausdauer und viel Geduld<br />

Engagement<br />

Singer, Songwriter und Malerin<br />

Gründe für ihr Engagement<br />

Das Leben ist zeitlich begrenzt. Kunst<br />

und Schönheit des Lebens sind<br />

unendlich<br />

Es waren die Töne und<br />

Schwingungen, die mich<br />

als kleines Kind begeisterten.<br />

S<br />

eit ihrem sechsten Lebensjahr singt<br />

Tatjana Tagliabue. 1982 hörte sie heimlich<br />

die Platten ihres Vaters, wenn dieser bei<br />

der Arbeit war: die Rolling Stones, Led Zeppelin,<br />

Elvis, Johnny Cash und Janis Joplin – die „Stars“<br />

des Rock ’n’ Roll. Sie sang einfach mit. Das Unvermeidliche<br />

geschah: Ihr Vater überraschte sie im<br />

Wohnzimmer. Er verließ die Wohnung und noch<br />

am selben Abend kam er mit Mikro und Anlage<br />

nach Hause und sagte: „Mädel, sing da rein! Sing<br />

da rein!“ Doch dabei blieb es nicht: Sie sang Coversongs<br />

auf großen wie kleinen Bühnen, privaten<br />

Feiern, in der Familie und im Wohnzimmer. Auch<br />

auf den Betriebsfesten der DGUV in München sind<br />

ihre Auftritte stets gefeiert und umjubelt. So gibt<br />

sie ihre Freude an der Musik weiter. So spontan<br />

wie früher geht es seit drei Jahren aufgrund einer<br />

Krankheit nicht mehr. Heute singt sie vor allem<br />

im Wohnzimmer – gemeinsam mit ihrem Mann,<br />

einem Gitarristen. Spontan entstehen in Jam-<br />

Sessions mit Freunden Improvisationen, neue<br />

Songs und Texte. Zum Songwriting kamen mit<br />

der Zeit noch zwei weitere Leidenschaften: die<br />

Begeisterung für Farben, Formen und Ausdrucksmöglichkeiten<br />

in der Malerei und der Fotografie.<br />

Dabei zählt für Tatjana Tagliabue immer nur eins:<br />

mit künstlerischem Wirken Grenzen überwinden<br />

und Freiheit empfinden. Und die Begeisterung mit<br />

anderen Menschen teilen.<br />

Porträt | 19


Erfolgreiche Rückkehr in den Beruf<br />

Effektive soziale Sicherung, die nicht nur auf Zahlung von Geld ausgerichtet<br />

ist, braucht internationalen Austausch und Kooperationen.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Eine wichtige Plattform dafür ist die Internationale<br />

Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS). Im Jahr<br />

2013 hat sie „Leitlinien zur Wiederherstellung der<br />

Beschäftigungsfähigkeit“ herausgegeben, bei deren<br />

Erstellung die DGUV eine Führungsrolle übernommen<br />

hat. Umgekehrt werden die Leitlinien künftig auch in<br />

die Arbeit der gesetzlichen Unfallversicherung, Vollmitglied<br />

der IVSS, einfließen.<br />

Menschen nach einem Arbeitsunfall oder bei einer<br />

Berufskrankheit möglichst rasch und nachhaltig<br />

wieder in das Berufsleben zu integrieren, ist eines<br />

der Kernanliegen aller modernen Leistungsträger<br />

in der sozialen Sicherheit. Denn eine wirtschaftlich<br />

machbare und tragfähige Weiterbeschäftigung verletzter,<br />

erkrankter oder behinderter Beschäftigter eröffnet<br />

die Chance, dass diese nicht von finanziellen<br />

Hilfen abhängig werden, sondern an allen Aspekten<br />

der Gesellschaft teilhaben und ihrerseits weiter einen<br />

Beitrag zum Gemeinwesen leisten können.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, ist es entscheidend,<br />

dass die Träger der sozialen Sicherheit sich für die<br />

Förderung und Unterstützung wirksamer Programme<br />

zur Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit<br />

einsetzen. Zum Gelingen tragen die insgesamt 32<br />

Leitlinien der IVSS als Standardbeschreibung bei,<br />

wozu auch die Leitlinien zum Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

gehören. Alle Leitlinien sollen die nationalen<br />

Träger der sozialen Sicherheit bei ihrer proaktiven<br />

Aufgabe unterstützen.<br />

http://www.issa.int/excellence/<br />

guidelines/return-to-work<br />

Neuausrichtung der Heilverfahren<br />

Für mehr Qualität in der Behandlung und Rehabilitation<br />

von Schwerverletzten.<br />

Nach einem schweren Arbeitsunfall hängt das Überleben,<br />

aber auch die Wiederherstellung ganz wesentlich<br />

von einer guten Versorgungsstruktur ab.<br />

Schließlich geht es bei der Behandlung von schweren<br />

Verletzungen um die Zukunft der Betroffenen und<br />

darum, die Rückkehr in die Familie und in den Beruf<br />

zu ermöglichen. Die gesetzliche Unfallversicherung<br />

hat dabei eine besondere Verpflichtung ihren Versicherten<br />

gegenüber: Ihre Aufgabe ist es, „mit allen<br />

geeigneten Mitteln“ für ihre Heilbehandlung und Rehabilitation<br />

zu sorgen. Um diese Aufgabe optimal zu<br />

erfüllen, können Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />

Qualitätsanforderungen für Ärzte und Kliniken<br />

festlegen und besondere Heilverfahren vorsehen.<br />

Neue Anforderungen<br />

Mit Beginn des Jahres 2013 wurden die Anforderungen<br />

an Krankenhäuser, die sich am stationären Heilverfahren<br />

der Unfallversicherung beteiligen wollen,<br />

neu gefasst. Ziel ist es, die medizinische Versorgung<br />

und Rehabilitation der Versicherten nach Arbeits-,<br />

Schul- und Wegeunfällen weiter zu verbessern.<br />

Gründe für die Neuausrichtung sind weitreichende<br />

Veränderungen in der allgemeinen medizinischen<br />

Versorgung, steigende Anforderungen an die Qualitätssicherung<br />

in der Medizin und Veränderungen im<br />

Bedarf der gesetzlichen Unfallversicherung selbst.<br />

Wesentliche Aspekte der Neuordnung sind:<br />

Menschen, die einen schweren Arbeitsunfall hatten,<br />

sollen nur noch in dafür besonders qualifizierten und<br />

erfahrenen Kliniken behandelt werden. Die Heilverfahren<br />

werden stärker nach der Art und Schwere der<br />

Verletzungsart differenziert. Die Qualitätsanforderungen<br />

an die Kliniken werden regelmäßig überprüft und<br />

aktualisiert. Sie orientieren sich dabei am Weißbuch<br />

Schwerverletztenversorgung der Deutschen Gesellschaft<br />

für Unfallchirurgie (DGU). Ein besonderes Augenmerk<br />

liegt zudem auf einem effizienten Rehabilitationsmanagement.<br />

System in drei Stufen<br />

Das stationäre Heilverfahren der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

ist jetzt dreistufig gestaltet. Bisher<br />

kümmerte sich der Durchgangsarzt im Krankenhaus<br />

im Rahmen des Verletzungsartenverfahrens um die<br />

Versorgung aller schweren Verletzungen. Jetzt gibt<br />

es zusätzlich noch ein weiteres, herausgehobenes<br />

Verfahren. Versicherte mit besonders<br />

schweren, komplexen Verletzungen<br />

werden künftig<br />

im Rahmen des neuen<br />

„Schwerverletzungsartenverfahrens“<br />

behandelt.<br />

Dieses wurde im<br />

Laufe des Jahres 2013<br />

aufgebaut und konnte<br />

zum Jahresbeginn 2014<br />

wie geplant starten.<br />

20 | Mit Sicherheit – menschlich


Zahlen & Fakten<br />

48.230<br />

Fusionen der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

Im Jahr 2004 gab es noch 35 gewerbliche Berufsgenossenschaften.<br />

Durch Fusionen hatte sich ihre Zahl bis 2008 auf 23 reduziert. Im<br />

selben Jahr trat das „Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung“ in Kraft, das weitere Fusionen vorsah. Seit<br />

2011 ist der Fusionsprozess im Bereich der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

mit den bestehenden 9 Berufsgenossenschaften<br />

abgeschlossen.<br />

Text S. 12<br />

Anfragen<br />

per Telefon und E-Mail<br />

im Jahr 2013<br />

35 23 9<br />

2004 2008 2011<br />

Infoline<br />

Dabei stehen die unterschiedlichsten<br />

Inhalte von A wie Arbeitsunfall<br />

bis Z wie Zertifizierung im Interesse<br />

der Kontaktsuchenden. In den meisten Fällen<br />

geht es um Fragen zur Klärung der Zuständigkeit<br />

von Berufsgenossenschaften und Unfallkassen.<br />

Wachsendes Interesse lässt sich aber auch für<br />

neuere Themen, wie beispielsweise die Beratung<br />

bei Unternehmensgründungen, verzeichnen.<br />

Übrigens: Der Anteil an E-Mails unter allen<br />

Anfragen ist über die vergangenen Jahre<br />

stetig gestiegen und liegt inzwischen<br />

bei nahezu 25 Prozent.<br />

Text S. 15<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Der Film<br />

„GOLD – Du kannst<br />

mehr als Du denkst“<br />

Text S. 16<br />

„GOLD“ auf der Berlinale 2013<br />

zu Gast ist auch Bundespräsident<br />

Joachim Gauck<br />

Sonder Vorstellungen<br />

für Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung<br />

Sonder Vorstellungen<br />

für Schulen, Menschen mit<br />

Behin derungen und Multiplikatoren<br />

Mehr als<br />

170 Millionen<br />

Menschen mit Print- und<br />

Onlinemedien erreicht<br />

Die Unfallversicherung<br />

bringt<br />

10.000<br />

DVDs in Umlauf<br />

Über<br />

13 Millionen<br />

Fernsehzuschauer und<br />

-zuschauerinnen<br />

Eine<br />

eigene Ausgabe<br />

der Paralympics-Zeitung<br />

zum Kinostart<br />

Mehr als 500 Print- und mehr<br />

als 130 Online-Artikel<br />

Mehr als 70 Artikel<br />

in den Medien der Unfallversicherung<br />

mit einer Auflage<br />

von 4,7 Mio.<br />

TV-Ausstrahlung<br />

am 6. März 2014,<br />

um 20:15 Uhr in der ARD<br />

GroSSe Premierenfeier<br />

in einem Lufthansa-Hangar<br />

in Hamburg<br />

Sondervorführungen in<br />

New York<br />

bei den Vereinten Nationen<br />

40.000<br />

Kinozuschauer und<br />

-zuschauerinnen<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 21


Gesund werden mit<br />

Familienanschluss<br />

Angebot der stationären<br />

Heilbehandlung in Polen.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Stolpern, rutschen oder stürzen: Ein Unfall bei der<br />

Arbeit oder auf dem Weg dahin ist schnell passiert.<br />

Doch besonders in der Fremde ist die Genesung<br />

manchmal mühsam. Polnische Staatsbürgerinnen<br />

und Staatsbürger, die in Deutschland arbeiten und<br />

gesetzlich unfallversichert sind, können nach einem<br />

Arbeits- oder Wegeunfall in ihrem Heimatland stationär<br />

weiterbehandelt werden. Möglich macht dies<br />

eine Kooperation zwischen der DGUV Reha International<br />

GmbH und der KRUS Reha-Klinik in Szklarska<br />

Por ba – ein polnischer Kurort unweit des Dreiländerecks<br />

Deutschland, Polen und Tschechische Republik.<br />

Die auf ein Jahr angelegte Kooperation wurde im Juni<br />

2013 um vier Jahre verlängert. So haben zukünftig<br />

viele Patientinnen und Patienten die Möglichkeit,<br />

durch das bessere Sprachverständnis und die Nähe<br />

zu Freunden und Familie ihren Heilungsverlauf zu<br />

verbessern.<br />

Potenzial weiter ausschöpfen<br />

Hintergrund für die deutsch-polnische Kooperation<br />

ist die Ausweitung der Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

auf die osteuropäischen Mitgliedstaaten der Europäischen<br />

Union. So führten etwa im Jahr 2012 rund<br />

180.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte<br />

aus Polen als größte Gruppe die Statistik der Bundesagentur<br />

für Arbeit an. Jetzt gilt es, die Kooperation<br />

bundesweit bekannt zu machen und das behandelnde<br />

ärztliche Personal zu informieren und zu sensibilisieren.<br />

Nur so können Versicherte, für die eine stationäre<br />

Heilbehandlung in Polen von Interesse ist, auf<br />

diese Möglichkeit hingewiesen werden.<br />

Weiterbehandlung in Polen<br />

Ob eine Rehabilitation in Polen aus medizinischen<br />

Gründen im Einzelfall sinnvoll und geeignet ist, entscheidet<br />

die zuständige Berufsgenossenschaft oder<br />

Unfallkasse gemeinsam mit den Versicherten und<br />

den behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Für die<br />

Weiterbehandlung in Polen werden die Versicherten<br />

von der zuständigen Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse<br />

über die DGUV Reha International GmbH<br />

angemeldet. Für die Berufsgenossenschaften und<br />

Unfallkassen steht in der Reha-Klinik deutschsprachiges<br />

ärztliches Personal zur Klärung organisatorischer<br />

und medizinischer Fragen zur Verfügung.<br />

Die positiven Erfahrungen aus der Zusammenarbeit<br />

in der einjährigen Pilotphase führten zu einem großen<br />

Interesse des Trägers KRUS, die Kooperation<br />

auch auf andere KRUS-Kliniken in Polen auszuweiten.<br />

Damit würden in Polen zugleich neue Standards<br />

für die Rehabilitation gesetzt.<br />

Flyer „Gesund werden, wo die Familie<br />

lebt“ zum Download unter:<br />

www.<strong>dguv</strong>.de/publikationen<br />

22 | Mit Sicherheit – menschlich


Zurück ins Leben finden<br />

Unterstützung im Alltag als wichtiger Baustein<br />

für die Rehabilitation.<br />

Ein schwerer Unfall kann das Leben eines Menschen<br />

von einer Sekunde zur nächsten verändern. Der Arbeitsplatz,<br />

die Selbständigkeit, die Lebensqualität<br />

– plötzlich scheint alles gefährdet. Deshalb ist es<br />

wichtig, dass Rehabilitation nicht nach dem Krankenhausaufenthalt<br />

aufhört. In der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

sind medizinische, berufliche und<br />

Rehabilitation aus<br />

einer Hand und mit allen<br />

geeigneten Mitteln.<br />

soziale Rehabilitation und Teilhabe nach dem Grundsatz<br />

„Alles aus einer Hand“ miteinander verknüpft.<br />

In diesem Kanon ist die soziale Rehabilitation<br />

eine eigenständige Aufgabe der gesetzlichen Unfallversicherung.<br />

Ziel ist es, Menschen, die bleibende<br />

Beeinträchtigungen durch einen Arbeitsunfall oder<br />

eine Berufskrankheit erlitten haben, so in ihrem<br />

Alltag zu unterstützen, dass sie möglichst selbstbestimmt<br />

und unabhängig leben können. Leistungen<br />

der sozialen Teilhabe sind hierfür enorm wichtig,<br />

denn es geht um zentrale Bereiche wie Familie,<br />

Freizeit, Kultur, Sport und Erholung, Kommunikation,<br />

Wohnen und Mobilität. Dazu werden Hilfen und<br />

Beratungen bereitgestellt und das immer entsprechend<br />

den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten<br />

der betroffenen Menschen – und ihrer Motivation.<br />

Die Bedeutung der sozialen Teilhabe liegt auf der<br />

Hand: Wer selbstbestimmt und eigenverantwortlich<br />

lebt, ist zufriedener. Das wirkt sich auch positiv auf<br />

die anderen Bereiche der Rehabilitation aus.<br />

Für die gesetzliche Unfallversicherung ist Beratung<br />

eine zentrale Aufgabe. Sobald erkennbar wird,<br />

dass Menschen aufgrund der Folgen eines Arbeitsunfalls<br />

oder einer Berufskrankheit Bereiche des Alltags<br />

nicht mehr eigenständig erledigen können, gibt<br />

es ein persönliches Gespräch mit den Betroffenen<br />

und ihren Angehörigen. Es wird über notwendige –<br />

auch psychosoziale – Hilfen gesprochen und wie sie<br />

umgesetzt werden können. Die Ergebnisse dieser<br />

Gespräche fließen in die gesamte Reha-Planung ein<br />

und schließen auch eine nachgehende Betreuung<br />

mit ein. Um einen gemeinsamen Standard für die Beratungspraxis<br />

innerhalb der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

zu schaffen, wurde im September 2013 das<br />

Positionspapier „Leistungen zur Teilhabe am Leben<br />

in der Gemeinschaft“ verabschiedet. Aufbauend auf<br />

dessen Inhalten wird ein praxisnaher Leitfaden für<br />

die tägliche Arbeit der Reha-Manager und -Managerinnen<br />

erarbeitet.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de (Webcode: d1458)<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Hilfe bei psychischen Unfallfolgen<br />

Neues Verfahren und Handlungsanleitung garantiert<br />

einheitliche Umsetzung.<br />

Ein Überfall auf eine Tankstelle, ein Selbstmörder<br />

auf den Bahnschienen – Beschäftigte, die solche<br />

Ereignisse miterleben müssen, brauchen häufig<br />

psychologische Unterstützung. Die gesetzliche Unfallversicherung<br />

will den Betroffenen eine frühzeitige<br />

und angemessene professionelle Hilfe anbieten. Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen haben sich<br />

deshalb auf ein gemeinsames Verfahren verständigt.<br />

Ziel ist es, psychische Gesundheitsstörungen nach<br />

einem Arbeitsunfall oder einer Berufskrankheit nicht<br />

chronisch werden zu lassen.<br />

An die ärztlichen und psychologischen Psychotherapeutinnen<br />

und -therapeuten, die sich an diesem<br />

Verfahren beteiligen wollen, werden besondere<br />

Anforderungen gestellt. Sie müssen über Fachkenntnisse<br />

in der Diagnostik und Behandlung von typischen<br />

psychischen Störungen nach Arbeitsunfällen<br />

und Berufskrankheiten verfügen. Die Behandlungsverfahren<br />

müssen sich an den einschlägigen medizinischen<br />

Leitlinien orientieren. Darüber hinaus verpflichten<br />

sie sich, Unfallversicherte innerhalb von ein<br />

bis zwei Wochen in die Behandlung aufzunehmen. In<br />

einer Handlungsanleitung sind die einzelnen Verfahrensschritte<br />

beschrieben. So soll eine einheitliche<br />

Umsetzung gewährleistet werden.<br />

Eingeleitet wird die Therapie von der zuständigen<br />

Unfallversicherung oder von D-Ärzten oder<br />

-Ärztinnen. Die beteiligten Therapeuten und Therapeutinnen<br />

berichten kontinuierlich über den Verlauf<br />

der Behandlung. So wird sichergestellt, dass<br />

rechtzeitig weitere erforderliche Maßnahmen – zum<br />

Beispiel psychologische Unterstützungen bei der<br />

beruflichen Teilhabe – angestoßen werden können.<br />

Die Versicherten erhalten auf diese Weise auch bei<br />

psychischen Unfallfolgen ein aktives Reha-Management.<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 23


Interview<br />

Oberstes Ziel<br />

ist die Wiedereingliederung<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Wenn ein Mensch bei einem Arbeitsunfall<br />

verletzt wird, dann hängt<br />

sein weiterer Lebensweg wesentlich<br />

davon ab, wie gut der Heilungsprozess<br />

verlaufen wird. Es ist deshalb<br />

eine der wichtigsten Aufgaben der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung, den<br />

Weg von der Akutversorgung bis zur<br />

Rückkehr in Alltag und Berufsleben<br />

so optimal wie möglich zu begleiten.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, hat die<br />

DGUV das Benchmarking-Projekt „Effektivität<br />

und Wirtschaftlichkeit der<br />

Fallsteuerung“ ins Leben gerufen. Zu<br />

den Ergebnissen nimmt Petra Zilch,<br />

stellvertretende Hauptgeschäftsführerin<br />

der DGUV, Stellung.<br />

DGUV/Stephan Floss<br />

Petra Zilch,<br />

stv. Hauptgeschäftsführerin<br />

Frau Zilch, wie kam es zu diesem Projekt<br />

und wie wurde es durchgeführt?<br />

Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />

führen seit Jahren Benchmarking-<br />

Projekte durch, organisiert und begleitet<br />

von der DGUV. Wir vergleichen dabei<br />

das Handeln der Verwaltungen, um so<br />

herauszufinden, wie wir unsere Angebote<br />

an die Versicherten verbessern und<br />

unsere Arbeit effizienter machen können.<br />

Im Projekt zur Heilverfahrenssteuerung<br />

haben 23 Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen ihre Arbeitsabläufe,<br />

Kapazitäten und Ergebnisse bei der<br />

Steuerung der Heilverfahren verglichen.<br />

Das reichte vom ersten Kontakt mit den<br />

Versicherten über die aktive Planung bis<br />

hin zur Überwachung der medizinischen,<br />

beruflichen und sozialen Rehabilitation.<br />

Welches sind aus Ihrer Sicht die spannendsten<br />

Ergebnisse?<br />

Das oberste Ziel der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

ist die Wiedereingliederung<br />

der Versicherten in Alltag, Schule und<br />

Beruf. Je nach Schwere der Verletzung<br />

gibt es aber unterschiedliche Wege, um<br />

dieses Ziel zu erreichen. Bei gering verletzten<br />

Personen ist es möglich, mit flachen<br />

Hierarchien und einem hohen Grad<br />

an Automatisierung zu arbeiten. Die<br />

Sachbearbeiter entscheiden selbst, das<br />

spart Abstimmungsaufwand und Kosten.<br />

Haben die Versicherten aber schwerere<br />

Beeinträchtigungen, dann steigen die<br />

Anforderungen an eine fachkundige<br />

Einzelfallsteuerung durch qualifizierte<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Wie oft erreicht die Unfallversicherung<br />

ihr Ziel?<br />

Die Rehabilitation der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung ist sehr erfolgreich!<br />

Durchschnittlich 97 Prozent aller Verunfallten<br />

werden wieder eingegliedert, das<br />

heißt, sie kehren an ihren alten Arbeitsplatz<br />

oder in eine gleichwertige Tätigkeit<br />

zurück. Nachweisbar ist auch: Wenn<br />

wir die Rehabilitation eines oder einer<br />

schwer Verletzten intensiv begleiten<br />

und steuern, dann sinkt die Dauer der<br />

Arbeitsunfähigkeit. Es lohnt sich also,<br />

diese Betreuung stärker auszubauen.<br />

Das führt zwar zunächst zu höheren<br />

Verwaltungskosten, aber es spart im<br />

Gegenzug mehr Kosten im Bereich Rehabilitation<br />

und Entschädigung ein.<br />

Frau Zilch, was folgt aus den Ergebnissen<br />

des Benchmarking?<br />

Wir haben eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen<br />

für Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen erarbeitet.<br />

Dazu nur einige Beispiele: Es lohnt sich,<br />

möglichst viele Dokumente digitalisiert<br />

zu bearbeiten und die Informationsbasis<br />

der Heilverfahrenssteuerung zu optimieren.<br />

Wir raten auch, intensiv mit unseren<br />

Netzwerkpartnern zusammenzuarbeiten.<br />

Gibt es auch wirtschaftliche Aspekte?<br />

Ja. Die Politik hat einen kritischen Blick<br />

auf die Verwaltungskosten von Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen.<br />

Die Unfallversicherung stellt sich dieser<br />

Diskussion offensiv. Die Ergebnisse des<br />

Benchmarking untermauern jetzt unsere<br />

Feststellung: Eine Senkung der Verwaltungskosten<br />

kann unter dem Strich zu<br />

höheren Gesamtkosten führen. Man<br />

muss immer den Kontext betrachten.<br />

Mein Fazit ist: Von der Heilverfahrenssteuerung<br />

profitieren letztlich alle Beteiligten.<br />

Die Berufsgenossenschaften und<br />

Unfallkassen können die Versicherten<br />

effizienter unterstützen, die Versicherten<br />

genießen eine bessere Rehabilitation<br />

und die Mitgliedsbetriebe müssen nicht<br />

so lange auf ihre Beschäftigten verzichten.<br />

Das wirkt sich auch positiv auf die<br />

Beiträge aus. Kurz zusammengefasst:<br />

Rehabilitation lohnt sich.<br />

24 | Mit Sicherheit – menschlich


Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Christian Kreibich<br />

Tätigkeit: Sachbearbeiter<br />

Engagement: Stadionumbauhelfer<br />

Politik | 25


DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

26 | Porträt


Mit acht Jahren nahm ihn sein Vater, ein<br />

leidenschaftlicher Fußballfan, zum<br />

ersten Mal mit ins Stadion. Das war 1997.<br />

Seitdem lassen der Fußball und der 1. FC Union<br />

Berlin Christian Kreibich nicht mehr los. Sein<br />

Stammplatz im Stadion ist auf der Gegengerade<br />

neben der alten Anzeigentafel. Von dort verfolgt<br />

er alle Heimspiele – nur wenige hat er verpasst.<br />

Wenn man Christian Kreibich fragt, was der<br />

Verein für ihn bedeutet, dann kommt eine klare<br />

Antwort: Familie. Die Fans von „Eisern Union“<br />

sind bekannt für ihre Treue zum Verein, auch in<br />

schlechten Zeiten. „Unser Stolz. Unser Verein.“<br />

– so steht es in großen Lettern im Stadion. Diese<br />

Verbundenheit spürt auch Christian Kreibich, und<br />

deshalb war es für ihn selbstverständlich, im Jahr<br />

2009 beim Umbau des Stadions mitzuhelfen. Über<br />

2.000 freiwillige Helfer haben 140.000 unentgeltliche<br />

Arbeitsstunden geleistet, um das Stadion<br />

auf Vordermann zu bringen. Christian Kreibich<br />

war einer von ihnen. Geländer streichen, Zäune<br />

aufstellen, aufräumen – eine helfende Hand von<br />

vielen. Auch die Fans untereinander helfen sich,<br />

eben wie in einer Familie. Die Fans sind stolz auf<br />

„ihr“ Stadion, welches nun mit den Stadien großer<br />

Vereine mithalten kann. Beim 1. FC Union gibt<br />

es keine Distanzen, Fans und Spieler sind sich<br />

nah – auch weil die Spieler wissen, was sie ihren<br />

Fans zu verdanken haben.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Für mich ist der 1. FC Union wie<br />

eine große Familie. Wir halten<br />

zusammen – Spieler und Fans –<br />

in guten und in schlechten Zeiten.<br />

Name<br />

Christian Kreibich<br />

Tätigkeit bei der DGUV<br />

Sachbearbeiter für Gewerbemeldungen<br />

Besondere Aspekte des Jobs<br />

Der direkte Kontakt zu den<br />

Unternehmen<br />

Engagement<br />

Helfer beim Stadionumbau<br />

Gründe für sein Engagement<br />

Fußball ist ein Teil seines Lebens<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 27


Interview<br />

Neue Berufskrankheit:<br />

Hautkrebs<br />

durch die Sonne<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Rund 2,5 Millionen Menschen halten<br />

sich in Deutschland arbeitsbedingt<br />

besonders viel in der Sonne auf. Vor<br />

allem Land- und Bauarbeiter, Handwerker<br />

oder Seeleute sind in überdurchschnittlichem<br />

Maße natürlicher<br />

ultravioletter Strahlung ausgesetzt.<br />

Beschäftigte, die viel und über lange<br />

Zeit im Freien arbeiten, haben ein<br />

höheres Risiko an Hautkrebs zu<br />

erkranken als der Durchschnitt der<br />

Bevölkerung. Das belegen wissenschaftliche<br />

Studien. Der Ärztliche<br />

Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten<br />

beim Bundesarbeitsministerium<br />

hat daher vorgeschlagen, die<br />

Berufskrankheiten-Liste zu ergänzen.<br />

Stefanie Palfner, Leiterin des Bereichs<br />

Berufskrankheiten bei der DGUV,<br />

erklärt, vor welche Fragen die neue<br />

Berufskrankheit die gesetzliche Unfallversicherung<br />

stellt.<br />

Welche Hautkrebsformen können als<br />

Berufskrankheit (BK) anerkannt werden,<br />

wenn sie durch die Sonne entstanden<br />

sind?<br />

Stefanie Palfner,<br />

Leiterin des Referats Berufskrankheiten<br />

bei der DGUV<br />

Derzeit können Plattenepithelkarzinome<br />

anerkannt werden und aktinische<br />

Keratosen. Letztere aber nur, wenn sie<br />

in einer bestimmten Häufigkeit oder<br />

Ausdehnung auftreten. Beide Formen<br />

des Hautkrebses stehen zwar noch nicht<br />

auf der BK-Liste. Da aber die Voraussetzungen<br />

für eine Aufnahme in die Liste<br />

vorliegen, können sie als so genannte<br />

Wie-Berufskrankheit anerkannt werden<br />

(nach § 9 Absatz 2 SGB VII).<br />

Wie ist es mit anderen Hautkrebsarten,<br />

zum Beispiel Basalzellkrebs oder dem<br />

Melanom?<br />

Für diese Erkrankungen liegen zurzeit<br />

keine ausreichenden wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse vor. Vor allem ist nicht<br />

belegt, ob bestimmte Personengruppen<br />

durch ihre Arbeit ein deutlich höheres<br />

Hautkrebsrisiko haben als die allgemeine<br />

Bevölkerung. Das aber fordert das<br />

Berufskrankheitenrecht. Daher ist eine<br />

Anerkennung nicht möglich.<br />

Die neue Berufskrankheit stellt die<br />

Unfallversicherung vor eine Herausforderung.<br />

Denn dem Sonnenlicht ist man<br />

ja nicht nur bei der Arbeit ausgesetzt,<br />

sondern auch in der Freizeit.<br />

Die Wissenschaftler haben deshalb versucht,<br />

die private und arbeitsbedingte<br />

Sonneneinstrahlung in Relation zu setzen.<br />

Menschen reagieren unterschiedlich<br />

auf Sonne, sie haben verschiedene<br />

Hauttypen, deshalb war die Festsetzung<br />

eines einzigen Dosisgrenzwerts nicht<br />

möglich. Die Begründung zur neuen BK<br />

führt aus, dass der betroffene Hautbereich<br />

bei der Arbeit einer zusätzlichen<br />

Einwirkung durch die Sonne ausgesetzt<br />

sein muss, die 40 Prozent der Dosis<br />

entspricht, die die Versicherten bis zu<br />

diesem Zeitpunkt „normal“ in ihrem<br />

Leben empfangen haben. Allerdings<br />

ergibt sich daraus die Frage, wie wir für<br />

verschiedene Berufe die entsprechende<br />

Dosis ermitteln können.<br />

Wie wollen Sie das Problem lösen?<br />

Die DGUV hat schon früh Forschungsprojekte<br />

initiiert, um Instrumente zu entwickeln,<br />

mit denen wir nun Lichtschäden<br />

der Haut erfassen und die arbeitsbedingte<br />

UV-Exposition des Einzelnen berechnen<br />

können. Diese Methoden werden zurzeit<br />

in der Praxis erprobt. Das geschieht<br />

im Rahmen einer Studie, in der 2.400<br />

Personen untersucht werden. Bei weiteren<br />

600 Studienteilnehmern wird die<br />

Sonnenlicht-Exposition am Arbeitsplatz<br />

gemessen. Auf Basis der Messungen<br />

erstellen wir eine Übersicht (Kataster),<br />

aus der für verschiedene Berufsgruppen<br />

und Tätigkeiten typische Sonnenbestrahlungen<br />

ablesbar sind. Damit könnten<br />

wir viele Verdachtsmeldungen schneller<br />

einschätzen. Langwierige Ermittlungen im<br />

Einzelfall wären seltener nötig.<br />

Das klingt so, als stünde Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen noch<br />

nicht viel zur Verfügung, um mit der<br />

neuen BK umzugehen?<br />

Im Gegenteil. Wir waren selten so gut<br />

auf eine Berufskrankheit vorbereitet. Die<br />

DGUV hat unter anderem eine Arbeitshilfe<br />

für die Unfallversicherung entwickelt<br />

und das Institut für Arbeitsschutz<br />

der DGUV (IFA) hat eine „Technische<br />

Information“ herausgegeben. Die Berufsgenossenschaften,<br />

die Unfallkassen<br />

und unsere Institute in Sankt Augustin<br />

und Bochum arbeiten hierbei mit den<br />

medizinischen Fachgesellschaften sehr<br />

eng zusammen.<br />

28 | Mit Sicherheit – menschlich


Allergieauslösern auf der Spur<br />

Neue Messverfahren zur Bestimmung von<br />

Allergenen bei der Arbeit.<br />

„Wir haben jetzt das<br />

nötige Rüstzeug, um<br />

Allergenkonzentrationen<br />

standardisiert zu erfassen.“<br />

Bäcker reagieren auf Mehlstaub, Friseure auf Haarfärbemittel<br />

und Büroangestellte auf Möbelbezüge.<br />

Für viele sind allergische Reaktionen nicht nur mit<br />

dem Pollenflug im Frühjahr verbunden, sondern<br />

allgegenwärtig in ihrem Berufsleben. Beruflich bedingte<br />

Hauterkrankungen machen in Deutschland<br />

rund die Hälfte aller Berufserkrankungen aus. Dabei<br />

nehmen entzündliche Hauterkrankungen durch Reizungen<br />

oder durch Kontakte zu bestimmten Stoffen<br />

die Spitzenposition ein. Atemwegsallergien gehören<br />

ebenfalls zu den häufig angezeigten Berufskrankheiten,<br />

wobei bestimmte Arbeitsplätze besonders<br />

betroffen sind.<br />

Aufgrund der Vielzahl der Erkrankungen<br />

sowie der Vielfalt der möglichen Auslöser<br />

stellen allergische Erkrankungen im<br />

Bereich der Atemwege eine besondere<br />

Herausforderung für die Prävention, aber<br />

auch für die Diagnostik im Bereich Berufskrankheiten<br />

dar.<br />

Neue Messverfahren<br />

„Wenn wir allergische Erkrankungen<br />

durch Arbeitsstoffe<br />

vermeiden wollen,<br />

müssen wir neben den<br />

individuellen und beruflichen<br />

Risikofaktoren<br />

auch wissen, ob<br />

und in welcher Konzentration<br />

Allergene<br />

– also Stoffe, die sensibilisierend<br />

beziehungsweise<br />

allergisierend wirken – am<br />

Arbeitsplatz vorhanden sind“,<br />

sagt Professorin Monika Raulf<br />

vom Institut für Prävention und<br />

Arbeitsmedizin der DGUV (IPA)<br />

in Bochum.<br />

Das Problem: Bislang gab es<br />

nur für wenige Allergene Messverfahren,<br />

mit denen sich relevante Allergene<br />

am Arbeitsplatz nachweisen<br />

und quantifizieren lassen. Diese Lücke<br />

haben die Forscher am IPA nun geschlossen. Mithilfe<br />

der neu entwickelten Verfahren ist es möglich, Konzentrationen<br />

bestimmter Allergene zu bestimmen.<br />

Das gelingt nun auch für Allergene in Luftstaubproben,<br />

die bei bestimmten Tätigkeiten am Arbeitsplatz<br />

gesammelt wurden. Das Verfahren wurde bereits<br />

in der Praxis getestet. „Wir haben jetzt das nötige<br />

Rüstzeug, um Konzentrationen von Allergenen<br />

standardisiert zu erfassen“, so Raulf. So lässt sich<br />

feststellen, ob in einem Arbeitsbereich eine erhöhte<br />

Exposition und damit eventuell ein Sensibilisierungsrisiko<br />

besteht.<br />

Herausforderung Diagnostik<br />

Auch die Diagnostik beruflich bedingter Allergien<br />

ist eine Herausforderung – für die Wissenschaft und<br />

die Praxis. Das betrifft sowohl die Diagnostik für<br />

die Begutachtung als auch für die<br />

Untersuchungen in Betrieben<br />

im Rahmen der Sekundärprävention,<br />

d.h. Erkrankungen<br />

früh zu erkennen und eine<br />

Verschlimmerung zu verhindern.<br />

Ein Positionspapier der<br />

europäischen allergologischen<br />

Fachgesellschaft gibt<br />

konkrete Empfehlungen,<br />

um Hauttests für die Diagnostik<br />

berufsbedingter<br />

Typ-I-Allergien standardisiert<br />

durchzuführen.<br />

Das Positionspapier ist<br />

das Ergebnis eines von<br />

der DGUV initiierten Forschungsvorhabens<br />

am<br />

IPA. Im Rahmen der Forschung<br />

wird auch untersucht,<br />

welche Verfahren<br />

sowie „Tools“ für die Diagnostik<br />

beruflicher Allergien<br />

geeignet sind. Wo solche<br />

Instrumente für spezielle Fragestellungen<br />

bisher nicht existierten,<br />

arbeitet das Institut an ihrer<br />

Entwicklung. Raulf: „Die Prävention<br />

und Diagnostik allergischer<br />

Erkrankungen sind komplexe<br />

Aufgaben. Hierzu ist eine ganzheitliche<br />

Perspektive nötig, die<br />

neben dem Arbeitsplatz auch<br />

den Patienten sowie die Allergenquelle<br />

bis hin zum allergenen<br />

Molekül im Blick hat.“<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 29


Neue Berufskrankheiten<br />

Vier Erkrankungen sollen in die Berufskrankheiten-<br />

Liste aufgenommen werden.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Millionen Menschen leisten täglich in Deutschland<br />

wichtige Arbeit. Doch nicht immer hält dabei die<br />

Gesundheit stand: In 2013 wurden rund 15.500 Berufskrankheiten<br />

anerkannt. Für die Anerkennung von<br />

Berufskrankheiten gibt es gesetzliche Vorgaben, an<br />

denen sich die gesetzliche Unfallversicherung orientieren<br />

muss. Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />

erkennen Erkrankungen als eine Berufskrankheit<br />

an, wenn sie in der Berufskrankheiten-Verordnung<br />

(BKV), kurz „BK-Liste“, verzeichnet sind. Die Betroffenen<br />

können dann eine Entschädigung erhalten.<br />

Aber es gibt auch Erkrankungen, die „wie“ eine Berufskrankheit<br />

anzuerkennen sind, obwohl sie noch<br />

nicht in der BKV aufgelistet sind. Diese sogenannten<br />

„Wie-Berufskrankheiten“ müssen bestimmte Voraussetzungen<br />

erfüllen. (Die Rechtsgrundlage ist § 9 Abs.<br />

2 SGB VII.)<br />

2009 folgende Erkrankungen zur Aufnahme in die<br />

Berufskrankheiten-Liste der BKV empfohlen:<br />

• „Druckschädigung des Nervus medianus im Carpaltunnel<br />

(Carpaltunnel-Syndrom) durch repetitive<br />

manuelle Tätigkeiten mit Beugung und Streckung<br />

der Handgelenke, durch erhöhten Kraftaufwand der<br />

Hände oder durch Hand-Arm-Schwingungen“,<br />

• „Larynxkarzinom durch intensive und mehrjährige<br />

Exposition gegenüber schwefelsäurehaltigen Aerosolen“<br />

(Kehlkopfkrebs),<br />

• „Gefäßschädigung der Hand durch stoßartige<br />

Krafteinwirkung (Hypothenar-Hammer-Syndrom<br />

und Thenar-Hammer-Syndrom – arterielle Durchblutungsstörungen<br />

der Hand)“ und<br />

• „Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische<br />

Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung“<br />

(weißer Hautkrebs)<br />

Kriterien für die Aufnahme<br />

in die BK-Liste<br />

Für die Aufnahme in die BK-Liste muss die Erkrankung<br />

durch besondere Einwirkungen verursacht worden<br />

sein, denen Menschen durch ihre versicherte Tätigkeit<br />

erheblich stärker als die übrige Bevölkerung<br />

ausgesetzt sind. Um das zu klären, werden wissenschaftliche<br />

Fakten zusammengetragen und bewertet.<br />

Angestoßen wird dieser Vorgang häufig durch erste<br />

Beobachtungen oder praktische Erfahrungen aus der<br />

Berufswelt. Dies wird dann durch wissenschaftliche<br />

Studien überprüft – verdichten sich die Erkenntnisse,<br />

wird im Ärztlichen Sachverständigenbeirat<br />

„Berufskrankheiten“ beim Bundesministerium für<br />

Arbeit und Soziales über eine Aufnahme in die BK-<br />

Liste beraten. Als Ergebnis dieser Beratungen wurden<br />

seit der letzten Erweiterung der BK-Liste im Jahr<br />

Bis zur Aufnahme dieser vier Erkrankungen in die<br />

BK-Liste, können sie schon jetzt als Wie-Berufskrankheiten<br />

anerkannt werden, wenn die Bedingungen der<br />

jeweiligen Empfehlungen vorliegen.<br />

In der Regel ergänzt der Verordnungsgeber die<br />

Liste der Berufskrankheiten (Anlage 1 zur BKV) um<br />

diese „Wie-Berufskrankheiten“ in gewissen Abständen.<br />

Eine entsprechende Änderungsverordnung<br />

wird erwartet.<br />

Die genannten Erkrankungen<br />

sind erst danach<br />

„Berufskrankheiten“.<br />

Häufig der erste Anstoß<br />

für neue Berufskrankheiten:<br />

praktische Erfahrungen und<br />

Beobachtungen in der Arbeitswelt.<br />

30 | Mit Sicherheit – menschlich


Zahlen & Fakten<br />

1 2<br />

Durchschnittlich<br />

nur<br />

bis<br />

Wochen<br />

Wartezeit<br />

bundesweites Netzwerk<br />

Ziel der gesetzlichen Unfallversicherung ist es ein<br />

Netzwerk von Therapeuten und Therapeutinnen,<br />

die eine zeitnahe, optimale, ortsnahe Versorgung gewährleisten.<br />

Ein bis zwei Wochen nach Behandlungsauftrag<br />

sollen die Versicherten mit einer fachgerechten<br />

psychologischen Therapie beginnen können.<br />

Text S. 23<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Durchschnittlich 97 von 100 Menschen werden durch die Rehabilitation<br />

der gesetzlichen Unfallversicherung in gleicher oder ähnlicher Tätigkeit wieder<br />

eingegliedert – so das Ergebnis eines Benchmarking-Projektes. Text S. 24<br />

Eine frühzeitige<br />

und professionelle<br />

Hilfe ist wichtig.<br />

So kann bleibenden<br />

psychischen<br />

Störungen<br />

entgegengewirkt<br />

werden.<br />

Andere Erkrankungen<br />

13,29 %<br />

Asbestbedingte Erkrankungen<br />

10,34 %<br />

BERUFSKRANKHEITS -<br />

GESCHEHEN 2013:<br />

Hauterkrankungen machen den<br />

überwiegenden Teil der bestätigten<br />

Fälle 2013 nach BKV-Liste* aus.<br />

Text S. 30<br />

57,59 % <br />

Hauterkrankungen<br />

Lärmschwerhörigkeit<br />

18,78 %<br />

* Liste der Berufskrankheiten nach<br />

Berufskrankheiten-Verordnung,<br />

d. h. ohne Fälle nach DDR-Recht und<br />

ohne Fälle nach § 9 Abs. 2 SGB VII<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 31


Mit Herz und Hand<br />

für die Versicherten<br />

Berufsgenossenschaftliche Kliniken schließen<br />

sich zusammen.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Für Menschen, die einen schweren Arbeitsunfall erleiden,<br />

sind sie oft die erste und wichtigste Station:<br />

die berufsgenossenschaftlichen Kliniken. Sie sind<br />

Herz und Hand der medizinischen Versorgung sowie<br />

der Rehabilitation in der gesetzlichen Unfallversicherung.<br />

An 13 Standorten sorgen 12.000 Beschäftigte<br />

für mehr als eine halbe Million Patientinnen und Patienten<br />

jährlich. Was die BG-Kliniken so besonders<br />

macht, ist, dass ihre Arbeit nicht mit der Entlassung<br />

des Patienten endet, sondern erst mit der vollständigen<br />

Rückkehr in Beruf und Alltag. Dieses Grundprinzip<br />

heißt „Integrierte Versorgung“: die enge<br />

Verzahnung aller Behandlungsphasen durch ein<br />

ganzheitliches Heilverfahren. Das macht die hochspezialisierten<br />

Einrichtungen zu einem unverzichtbaren<br />

und wesentlichen Bestandteil des Systems der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung.<br />

Am 5. Juni 2014 wurde beschlossen, die neun<br />

Akutkliniken, zwei Kliniken für Berufskrankheiten<br />

und zwei Unfallbehandlungsstellen zukünftig als<br />

ein Unternehmen mit Holdingstrukturen zu betreiben.<br />

An der Spitze steht dabei der Klinikverbund<br />

der gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (KUV), der<br />

bereits seit Längerem die Kompetenzen der Kliniken<br />

bündelt. Der KUV fungiert in Zukunft als gemeinnützige<br />

Dachgesellschaft, die für die Gesamtstrategie<br />

des Unternehmens verantwortlich ist und zentrale<br />

Aufgaben koordiniert. Das neue Unternehmen gehört<br />

Effiziente und hochqualitative<br />

Behandlung<br />

zum Wohl der Patientinnen<br />

und Patienten.<br />

damit zu den größten Klinikgruppen in Deutschland.<br />

Hauptaufgabe der BG-Kliniken ist und bleibt die<br />

bestmögliche Behandlung von Arbeitsunfällen und<br />

Berufskrankheiten „mit allen geeigneten Mitteln“.<br />

Gleichzeitig besitzen sie als überregionale Traumazentren<br />

und unfallmedizinische Spezialeinrichtungen<br />

einen umfassenden Versorgungsauftrag für die<br />

Gesamtbevölkerung – insbesondere in Notfällen.<br />

Die neue rechtliche Struktur ist Teil eines Maßnahmenpakets,<br />

mit dem die Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen als Träger der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung die Rehabilitation von Unfallverletzten<br />

in Deutschland weiter verbessern wollen.<br />

Zugleich sollen die Einrichtungen fit für die Zukunft<br />

gemacht werden, um auch künftig eine effiziente und<br />

hochqualitative Behandlung zum Wohl der Patientinnen<br />

und Patienten garantieren zu können. So können<br />

sie auch weiterhin als Zentren der unfallmedizinischen<br />

Versorgung eine Behandlung mit höchster<br />

Kompetenz gewährleisten.<br />

Zahlen & Fakten<br />

ambulant<br />

stationär<br />

Behandlungen<br />

389.709<br />

129.221<br />

Operationen<br />

15.862<br />

94.661<br />

Milliarden<br />

Die 13 Standorte<br />

der BerufSgenossenschaftlichen<br />

Kliniken<br />

Euro Umsatz im Jahr 2013<br />

BG Unfallklinik<br />

Duisburg<br />

BG Unfallambulanz<br />

und Rehazentrum<br />

Bremen<br />

BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum<br />

BG Unfallklinik<br />

Frankfurt am Main<br />

BG Klinik<br />

Ludwigshafen<br />

BG Klinik Tübingen<br />

BG Unfallkrankenhaus<br />

Hamburg<br />

BG Unfallbehandlungsstelle<br />

Berlin<br />

BG Kliniken Bergmannstrost<br />

Halle<br />

Unfallkrankenhaus<br />

Berlin<br />

BG Klinik für<br />

Berufskrankheiten<br />

Falkenstein<br />

32 | Mit Sicherheit – menschlich<br />

BG Unfallklinik<br />

Murnau<br />

BG Klinik für Berufskrankheiten<br />

Bad<br />

Reichenhall


Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Stefanie Palfner<br />

Tätigkeit: Bereichsleiterin<br />

Engagement: Wettkampfrichterin<br />

Politik | 33


DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Stefanie Palfner kann auf eine erfolgreiche<br />

Karriere im nationalen Rudersport zurückblicken.<br />

Als sie mit dem Spitzensport aufhörte,<br />

wechselte sie auf die andere Seite. Heute ist sie eine<br />

gefragte Wettkampfrichterin – national wie international<br />

– und bleibt so ihrem Rudersport verbunden,<br />

auch den Freundschaften, die über die Jahre<br />

entstanden sind. Als Mitglied der Wettkampfrichterkommission<br />

beim Weltruderverband (FISA) ist<br />

sie bei großen Ruderveranstaltungen wie Weltmeister-<br />

und Europameisterschaften im Einsatz und ist<br />

Beobachterin der eigentlichen Wettkampfrichter. Sie<br />

unterstützt sie, korrigiert und kontrolliert.<br />

In ihrer Funktion bildet sie auch Wettkampfrichter<br />

aus und nimmt Prüfungen ab. Die Paralympics und<br />

die Olympischen Spiele 2008 in Peking und 2012 in<br />

London waren bisher die Höhepunkte ihrer zweiten<br />

„Ruderkarriere“. Wasser, Natur und Stille – das ist<br />

es, was sie am Rudern fasziniert. Sie nennt die Momente<br />

fast „meditativ“, in denen sie mit dem Boot<br />

durch das spiegelglatte Wasser zieht. In diesen Momenten<br />

tankt sie Energie und findet einen Ausgleich<br />

zu ihrem anspruchsvollen Beruf mit viel Verantwortung.<br />

Und Rudern mache süchtig, sagt sie lächelnd.<br />

Wenn am Ende das Boot „läuft“, dann hat man alles<br />

richtig gemacht, dann ist rudern wie fliegen.<br />

34 | Mit Sicherheit – menschlich


DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Rudern ist ein trainingsintensiver<br />

Sport. Man muss<br />

ausdauernd sein und darf<br />

nicht aufgeben.<br />

Name<br />

Stefanie Palfner<br />

Tätigkeit bei der DGUV<br />

Leiterin des Bereiches<br />

Berufskrankheiten<br />

Besondere Aspekte<br />

des Jobs<br />

Berufskrankheiten sind<br />

komplex – menschlich,<br />

technisch, medizinisch<br />

und rechtlich<br />

Ehrenamtliche Tätigkeit<br />

Mitglied der Wettkampfrichterkommission<br />

beim<br />

Weltruderverband<br />

Gründe für ihr<br />

Engagement<br />

Auf diese Weise mit<br />

dem Rudern verbunden<br />

zu bleiben<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 35


Dialog zur Kundenzufriedenheit<br />

Ein neues Qualitätsmanagement hilft der Hochschule der DGUV,<br />

ihre Angebote weiter zu verbessern.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Die Arbeit in der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

stellt hohe Ansprüche an die Beschäftigten von Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen. Sie erfordert<br />

sowohl ein umfassendes Fachwissen als auch<br />

eine entsprechende Methodenkompetenz. Dies<br />

spiegelt sich auch in der Nachfrage nach Aus- und<br />

Weiterbildung wider, die in den letzten Jahren stark<br />

zugenommen hat. So verzeichnete die Hochschule<br />

der DGUV als zentrale Bildungsinstitution der Unfallversicherung<br />

für Rehabilitation, Sozialversicherung<br />

und Verwaltung seit 2007 ein Plus von 190 Prozent<br />

bei den Bachelor-Studierenden und 47 Prozent bei<br />

den Auszubildenden zum bzw. zur Sozialversicherungsangestellten.<br />

Auch bei den Teilnehmerzahlen<br />

der Seminare gibt es deutliche Steigerungen von<br />

65 Prozent.<br />

Weiterentwicklung<br />

„Vor diesem Hintergrund haben wir 2010 begonnen,<br />

ein Qualitätsmanagement (QM) auf Basis der<br />

Normen ISO 9001 und 29990 für unsere Angebote<br />

zu etablieren“, berichtet Akademieleiter Professor<br />

Harald Becker. „Das geht über die üblichen Akkreditierungsverfahren<br />

für Studiengänge hinaus.“ Das Ziel<br />

des QM: Trotz wachsender und sich stetig verändernder<br />

Nachfrage den Bildungsbedarf der Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen optimal befriedigen<br />

zu können.<br />

„Der Vorteil eines Qualitätsmanagements ist,<br />

dass wir damit systematisch die Kundenzufrieden-<br />

heit fördern und uns als Hochschule ständig weiterentwickeln“,<br />

erklärt Becker. So werden die<br />

Bildungsangebote im intensiven Dialog mit den<br />

Angebot, Qualität und<br />

gute Rahmenbedingungen<br />

sichern den Bildungserfolg.<br />

Berufsgenossenschaften und Unfallkassen über<br />

Projektgruppen, Foren und Befragungen gestaltet.<br />

Die Qualität der Veranstaltungen und Lernbedingungen<br />

wird regelmäßig evaluiert. Ergänzt um Maßnahmen<br />

zur kontinuierlichen Verbesserung ermögliche<br />

beides zusammen eine optimale Aus- und Weiterbildung.<br />

„Das sichert den Bildungserfolg.“<br />

Die Einführung des QM verlief erfolgreich, so<br />

dass das System 2012 zertifiziert werden konnte.<br />

Auch die Ergebnisse aus der Praxis zeigen, dass der<br />

Ansatz funktioniert. Neue Angebote, insbesondere<br />

in den Bereichen Reha-Management, Berufskrankheiten<br />

und Gesundheit, werden sehr gut angenommen.<br />

Inzwischen werden für diese Bereiche zwei- bis<br />

dreimal so viele Termine wie in den vorangegangenen<br />

Jahren angeboten. Zudem konnte die Kundenzufriedenheit<br />

trotz der steigenden Teilnehmerzahlen<br />

insgesamt auf hohem Niveau gehalten und in einigen<br />

Bildungsgängen weiter verbessert werden.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de/akademie<br />

Neues Gebäude für die DGUV in Berlin<br />

Künftiger Dienstsitz des Spitzenverbandes wird zum gemeinsamen<br />

Zentrum für seine Mitglieder.<br />

Im Jahr 2011 hat die Selbstverwaltung der DGUV<br />

beschlossen, für die künftige Hauptgeschäftsstelle<br />

des Verbandes eine eigene Immobilie in Berlin zu<br />

erwerben. Die Entscheidung fiel zu Gunsten eines<br />

Neubauvorhabens im Regierungsviertel, unweit des<br />

Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS).<br />

Geplant wird das Gebäude von dem angesehenen<br />

Berliner Büro Grüntuch Ernst Architekten. Bauträger<br />

ist die deutschlandweit aktive Projektentwicklungsgesellschaft<br />

FREO Financial GmbH, die auch für<br />

die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft ein Bauvorhaben<br />

in Berlin realisiert hat. Ein besonderes Augenmerk<br />

des Bauvorhabens liegt auf einer nachhaltigen<br />

Bauweise. Angestrebt wird das Zertifikat „Gold“ der<br />

DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen).<br />

Das Vorzertifikat liegt vor. Baubeginn war im<br />

Frühjahr 2013, im Herbst 2013 konnte das Richtfest<br />

gefeiert werden. Bis zum Spätsommer 2014 soll der<br />

Innenausbau abgeschlossen und das Gebäude übergeben<br />

werden. Der Bezug ist für das letzte Quartal<br />

2014 geplant.<br />

In Berlin werden alle zum Geschäftsbereich des<br />

Hauptgeschäftsführers gehörenden Abteilungen und<br />

Stabsbereiche zusammengezogen. Der Neubau verfügt<br />

über einen großzügigen Konferenzbereich, in<br />

dem künftig die Gremiensitzungen des Verbandes<br />

und zahlreiche Veranstaltungen stattfinden sollen.<br />

Damit wird der neue Dienstsitz des Spitzenverbandes<br />

der gesetzlichen Unfallversicherung zu einem<br />

gemeinsamen Zentrum für seine Mitglieder.<br />

36 | Mit Sicherheit – menschlich


Attraktiv für den Nachwuchs<br />

Wie kann die Unfallversicherung junge Menschen für<br />

eine Ausbildung oder ein Studium gewinnen?<br />

Nachwuchs zu finden, ist bereits jetzt für viele Unternehmen<br />

schwierig. Das Problem wird sich aufgrund<br />

weiter sinkender Schulabgängerzahlen in Zukunft<br />

noch verschärfen. Auch für Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen stellt sich die Frage, wie sie junge<br />

Menschen für eine Karriere in der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

begeistern können.<br />

Erste Ansatzpunkte liefert eine Umfrage, die das<br />

Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) im<br />

Auftrag der DGUV Akademie unter aktuellen und<br />

ehemaligen Studierenden und Auszubildenden der<br />

DGUV Akademie durchgeführt hat. Danach konkurriert<br />

die gesetzliche Unfallversicherung nicht mit<br />

der Privatwirtschaft am Arbeitsmarkt, sondern mit<br />

anderen Institutionen des öffentlichen Dienstes,<br />

zum Beispiel der gesetzlichen Krankenversicherung.<br />

Ausschlaggebend für eine Bewerbung waren nach<br />

Auskunft der Befragten vor allem die Sicherheit des<br />

Arbeitsplatzes sowie die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen.<br />

Neben diesen Faktoren spielen auch die Balance<br />

zwischen Berufs- und Privatleben sowie die Sinnhaftigkeit<br />

der Tätigkeit eine wichtige Rolle. Aufmerksam<br />

wurden die Befragten auf die Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen als Arbeitgeber durch Anzeigen<br />

in der Tageszeitung sowie durch Empfehlungen aus<br />

dem Familien- und Bekanntenkreis.<br />

Neue Wege der Nachwuchsgewinnung<br />

Die Umfrage liefert wertvolle Informationen für die<br />

Kommunikation am Arbeitsmarkt. Es zeigt sich, dass<br />

die Unfallversicherung vor allem mit ihrem Image als<br />

sicherer Arbeitgeber bei jenen punkten kann, die<br />

sich für eine Tätigkeit mit sozialem Bezug interessieren.<br />

Als erste konkrete Maßnahme zur Nachwuchswerbung<br />

hat die DGUV mit ihren Mitgliedern<br />

eine Reihe von Videos produziert, die Studium und<br />

Ausbildung in der Unfallversicherung vorstellen und<br />

im Internet und auf Messen eingesetzt werden<br />

können. Darüber hinaus ist ein gemeinsames Karriereportal<br />

aller Unfallversicherungsträger und die<br />

verstärkte Nutzung von sozialen Medien geplant.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de/akademie<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Die Unfallversicherung<br />

punktet bei jungen<br />

Menschen mit ihrem Image<br />

als sicherer Arbeitgeber.<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 37


Ein „Denk-Zettel“ für<br />

einen gesunden Rücken<br />

2013 startete für drei Jahre die Präventions -<br />

kampagne „Denk an mich. Dein Rücken“.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

„Denk an mich. Dein Rücken“ – seit Januar 2013 packen<br />

unter diesem Motto alle Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen gemeinsam mit der Sozialversicherung<br />

für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau<br />

sowie der Knappschaft das Thema arbeitsbedingte<br />

Rückenbelastungen in einer gemeinsamen Präventionskampagne<br />

an. Die zentrale Botschaft ist: Das<br />

richtige Maß an Belastung hält den Rücken gesund.<br />

Denn ein Zuviel an körperlicher oder auch seelischer<br />

Beanspruchung ist ebenso belastend für den Rücken<br />

wie ein Zuwenig an Belastung an bewegungsarmen<br />

Arbeitsplätzen.<br />

Ziel der Aktion ist gleichermaßen Verhältnisse<br />

am Arbeitsplatz zu verbessern wie auch das Verhalten<br />

des Einzelnen positiv zu beeinflussen. Daher<br />

reicht das sehr breit gefächerte Angebot im Rahmen<br />

der Präventionskampagne beispielsweise von Informationen<br />

über ergonomische Lösungen am Arbeitsplatz<br />

bis hin zu Kurzfilmen mit Ausgleichsübungen<br />

für den Rücken. Die Homepage www.deinruecken.<br />

de ist die zentrale Plattform für die Bereitstellung<br />

aller zur Kampagne entwickelten Materialien und<br />

Medien sowie zu weiterführenden Angeboten. Eye-<br />

Catcher der Kampagne ist das gelbe Post-it mit einer<br />

Botschaft vom Rücken selbst, der freundlich daran<br />

erinnert, an ihn zu denken.<br />

Passende Angebote für Unternehmen<br />

Von anderen Rückenkampagnen unterscheidet sich<br />

„Denk an mich. Dein Rücken“ durch den besonderen<br />

Zuschnitt auf die Bedürfnisse von Unternehmen,<br />

insbesondere auch von kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

Dieser Unterschied macht – so viel kann<br />

schon jetzt als Zwischenbilanz gesagt werden – auch<br />

den Erfolg der Kampagne aus. Unternehmen und Bildungseinrichtungen<br />

können nicht nur eine qualifizierte<br />

Beratung durch ihre Unfallversicherungsträger<br />

erwarten. Verantwortliche für den Arbeitsschutz und<br />

die betriebliche Gesundheitsförderung bekommen<br />

auch Hilfe zur Selbsthilfe und können eigeninitiativ<br />

Maßnahmen zur Rückenprävention umsetzen. Beispielsweise<br />

bietet die digitale Aktionsbox für Unternehmen<br />

eine ganze Reihe von niederschwelligen,<br />

kostengünstigen Ideen und Konzepten, die – passgenau<br />

für das jeweilige Unternehmen und die dort<br />

Beschäftigten ausgewählt – Rückenbelastungen minimieren<br />

helfen.<br />

Besonderen Anklang finden die so genannten<br />

Veranstaltungsmodule, die über die Internetseite<br />

kostenlos ausgeliehen werden können, darunter<br />

Blickfang der<br />

Kampagne ist das gelbe<br />

Post-it mit der Botschaft:<br />

„Denk an mich. Dein Rücken“<br />

der CUELA-Rückenparcours, ein Multi-Media-Quiz<br />

oder die Sprungwaage, die verdeutlicht, welchen<br />

enormen Belastungen der Bewegungsapparat bei<br />

Sprüngen schon aus geringer Höhe, wie z.B. aus<br />

dem Führerhaus eines LKWs, ausgesetzt ist. Die<br />

Module erleichtern die Durchführung eines betrieblichen<br />

Gesundheitstages und die Sensibilisierung<br />

der Beschäftigten für Belastungen und Präventionsmöglichkeiten.<br />

Oft sind die Gesundheitstage der<br />

Startschuss für eine Reihe von Präventionsaktivitäten<br />

rund um die Rückengesundheit<br />

der Belegschaft.<br />

Flankiert werden alle Aktivitäten<br />

von einer intensiven<br />

Presse- und Medienarbeit, Vorträgen<br />

bei Fachveranstaltungen,<br />

der Präsenz auf Fach- und<br />

Publikumsmessen und anderen<br />

Veranstaltungen. Highlight in<br />

2013 war der gemeinsame Messeauftritt<br />

der Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen zu<br />

„Denk an mich. Dein Rücken“<br />

im Rahmen der weltweit größten<br />

Arbeitsschutzmesse A+A in<br />

Düsseldorf.<br />

Auch neue Kommunikationswege<br />

beschreitet die<br />

Präventionskampagne. In der<br />

Xing-Gruppe „Gesundheit in<br />

Ausbildung und Beruf“ werden<br />

Arbeitsschutzverantwortlichen<br />

Expertendialoge zu den Kampagnenthemen<br />

angeboten. Und auf<br />

Facebook können Follower vorschlagen,<br />

welche Sportarten die<br />

Figur „Herbert“ ausprobieren soll.<br />

www.deinruecken.de<br />

www.facebook.com/<br />

deutschlandbewegtherbert<br />

38 | Mit Sicherheit – menschlich


Interview<br />

Sicheres und gesundheitsbewusstes<br />

Handeln<br />

immer im Kopf haben<br />

Präventionskultur – ein Schlagwort<br />

mit Gewicht. Es bedeutet, in allen<br />

Unternehmen soll sich eine Kultur etablieren,<br />

in der alle – Führungskräfte<br />

wie Beschäftigte – von sich aus sicheres<br />

und gesundheitsbewusstes Handeln<br />

im Kopf haben. Ein anspruchsvolles<br />

Ziel, welches ermöglichen<br />

würde, der Vision Zero – einer Welt<br />

ohne tödliche und schwere Arbeitsund<br />

Verkehrsunfälle – noch näher<br />

zu kommen. Im Interview erklärt Dr.<br />

Walter Eichendorf, stellvertretender<br />

Hauptgeschäftsführer der DGUV, wie<br />

Präventionskultur erfolgreich in Unternehmen<br />

etabliert werden kann.<br />

Herr Dr. Eichendorf, Präventionskultur ist<br />

ein großes Wort, was steckt dahinter?<br />

Präventionskultur war eines der drei<br />

großen Themen beim XX. Weltkongress<br />

für Sicherheit und Gesundheit bei der<br />

Arbeit 2014, und ich gehe davon aus,<br />

dass es für die nächsten fünf bis zehn<br />

Jahre die internationale Diskussion im<br />

Arbeitsschutz bestimmen wird. Präventionskultur<br />

beinhaltet alle Aspekte einer<br />

Unternehmenskultur wie auch einer<br />

gesellschaftlichen Kultur, die dazu dienen,<br />

Arbeitsunfälle zu verhindern – also<br />

vorbeugend bzw. präventiv zu handeln.<br />

Man kann sich das wie bei einer Zwiebel<br />

vorstellen: Die Präventionskultur ist der<br />

innere Teil der Zwiebel und drumherum<br />

haben wir verschiedene Schichten,<br />

zum Beispiel die Unternehmenskultur<br />

oder die gesellschaftliche Kultur. Das<br />

Spannende dabei ist: Die verschiedenen<br />

Schichten sind miteinander verwoben<br />

und beeinflussen sich gegenseitig.<br />

Und wie kann eine solche Präventionskultur<br />

in Unternehmen etabliert<br />

werden?<br />

In Deutschland haben wir jährlich<br />

weniger als 500 Tote durch Arbeitsunfälle.<br />

Jeder einzelne Mensch, der zu Tode<br />

kommt, ist einer zu viel und trotzdem<br />

sind wir – verglichen mit den letzten Jahrzehnten<br />

– der Vision Zero schon recht<br />

nahe gekommen. Und wenn man sich<br />

die Unfallursachen anschaut, stellt man<br />

fest, dass es bei den tödlichen Unfällen<br />

keine Unfallschwerpunkte gibt, sondern<br />

dass es unterschiedliche Einzelfälle<br />

sind. Hier hilft also keine Konzentrierung<br />

der Prävention auf einzelne Ursachen,<br />

sondern das Augenmerk muss auf das<br />

tagtägliche Tun der handelnden Personen<br />

gelegt werden. Wenn wir es schaffen,<br />

dass in einem Unternehmen – egal,<br />

ob kleiner Handwerksbetrieb, großer<br />

Konzern, Schule, Verwaltung oder Krankenhaus<br />

– bei jedem Schritt alle von sich<br />

aus sicheres und gesundheitsbewusstes<br />

Handeln im Kopf haben, dann haben wir<br />

eine Präventionskultur etabliert.<br />

Es ist schwierig sich vorzustellen, dass<br />

in einem Unternehmen alle permanent<br />

präventiv denken und handeln, oder?<br />

Natürlich ist das eine Herausforderung,<br />

aber je mehr mitmachen in einem Betrieb,<br />

desto leichter fällt es jedem Einzelnen.<br />

Präventionskultur bedeutet, dass<br />

alle dafür einstehen und ihren Teil dazu<br />

beitragen – es ist eine Gemeinschaftsaufgabe.<br />

Solch ein Handeln und Denken<br />

kann nur entstehen, wenn Führungskräfte<br />

genau das vorleben – und zwar aus<br />

innerer Überzeugung. Deswegen müssen<br />

wir beim Thema Präventionskultur, wie<br />

so oft im Arbeitsschutz, die Treppe von<br />

oben kehren. Was in der Wirtschaft<br />

für die Führungskräfte gilt, betrifft auf<br />

gesellschaftlicher Ebene zum Beispiel<br />

die Entscheidungsträger der Politik und<br />

Medien.<br />

Eine große Aufgabe – und was entgegnen<br />

Sie den Kritikern?<br />

Prävention lohnt sich! Und das in jeder<br />

Hinsicht. Der Aufwand für Sicherheit<br />

und Gesundheit sind Investitionen, die<br />

sich auszahlen. Nachhaltige Prävention<br />

verbessert die Betriebsabläufe und Geschäftsprozesse.<br />

Verbesserte Arbeitsbedingungen<br />

und eine Wertschätzung<br />

der Leistung der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter erhöhen ihre Motivation und<br />

senken die Ausfallzeiten. Das ist nicht<br />

nur ein humanitäres Gebot, am Ende<br />

können auch optimale wirtschaftliche<br />

Ergebnisse stehen. Das alles kann aber<br />

nur funktionieren, wenn man es aus innerer<br />

Überzeugung tut. Ohne das ist eine<br />

Präventionskultur nicht möglich.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de<br />

(Webcode: d33167)<br />

www.safety2014germany. com<br />

DGUV/Stephan Floss<br />

Dr. Walter Eichendorf,<br />

stellvertretender Hauptgeschäftsführer<br />

der DGUV<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 39


Doping für<br />

das Hirn<br />

Trend mit Risiken –<br />

Stressbewältigung<br />

durch leistungssteigernde<br />

Mittel.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Höher, schneller, weiter. Dieses Motto scheint immer<br />

häufiger nicht nur für Sportler, sondern auch für Beschäftigte<br />

zuzutreffen. Die Angst, im Job nicht genug<br />

leisten oder den Anforderungen nicht gerecht werden<br />

zu können, macht leistungssteigernde Mittel für<br />

viele immer attraktiver. Gerade junge Erwachsene<br />

stehen einem zunehmenden Druck gegenüber<br />

und sind daher in Versuchung entsprechende<br />

Medikamente zu nehmen, um ihre geistigen<br />

Leistungen zu steigern. Dopingmittel sind bislang<br />

vor allem im Leistungssport ein Thema. Seit einigen<br />

Jahren zeigt sich aber, dass auch in anderen<br />

Lebensbereichen – vor allem in der Ausbildung<br />

und am Arbeitsplatz – immer häufiger auf Medikamente<br />

zurückgegriffen wird mit dem Ziel,<br />

die Leistungsfähigkeit und das emotionale Befinden<br />

zu verbessern. Studien aus den USA lassen<br />

zudem die Vermutung zu, dass die Verbreitung<br />

von so genanntem Hirndoping oder Neuroenhancement<br />

auch in Deutschland zunehmen wird. Denn<br />

psychische Belastungen wie Leistungs-, Zeit- und<br />

Konkurrenzdruck und hohe Flexibilitätsanforderungen<br />

könnten auch in Deutschland den Griff zu den<br />

vermeintlichen „Helfern“ steigen lassen.<br />

Dem Stress entkommen<br />

Schon heute wird die Einnahme leistungssteigernder<br />

Mittel von vielen Beschäftigten als ein angemessenes<br />

Mittel betrachtet, um Belastungen im Alltag<br />

besser zu bewältigen. In einer Befragung von rund<br />

3.000 Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 50 Jahren<br />

gaben etwa 21 Prozent an, schon einmal Arzneimittel<br />

zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit von<br />

Familienmitgliedern, Freunden, Ärzten oder Apothekern<br />

empfohlen bekommen zu haben. 17 Prozent<br />

der Befragten sagten, dass sie schon einmal Medikamente<br />

zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit<br />

oder psychischen Befindlichkeit („Neuroenhancer“)<br />

eingenommen haben.<br />

Insbesondere kognitiv stark beanspruchte,<br />

leistungsbereite Menschen aus Branchen wie dem<br />

Finanzwesen, dem Journalismus, der Medizin oder<br />

der Politik zählen zu den gefährdeten Berufsgrup-<br />

pen. Weiterhin ist Hirndoping bei Personen<br />

zu erwarten, die einerseits sehr gut ausgebildet<br />

und motiviert sind, sich aber gleichzeitig<br />

überfordert fühlen. Studien belegen,<br />

dass bestimmte Arbeitsbedingungen den<br />

Griff zu leistungssteigernden Mitteln<br />

fördern. Dazu zählen restriktive Arbeitsbedingungen<br />

mit engen Vorgaben und<br />

wenig Handlungs- und Entscheidungsspielraum,<br />

Arbeitsplatzunsicherheit,<br />

Probleme hinsichtlich der Vereinbarkeit von<br />

Arbeits- und Privatleben, dauerhafte Tätigkeit<br />

im Schichtwechsel sowie andauernder<br />

Termindruck. Auch fehlende Ruhezeiten<br />

sind ein Problem: Denn bei Personen, die<br />

durchschnittlich mehr als 40 Stunden pro<br />

Woche arbeiten, ist das Risiko, Neuroenhancer<br />

einzusetzen im Vergleich zu Personen,<br />

die wöchentlich im Schnitt 20 bis 40<br />

Stunden arbeiten, doppelt so hoch.<br />

Tipps für Unternehmen<br />

Das Institut für Arbeit und Gesundheit<br />

der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(IAG) hat im Auftrag der Initiative<br />

Gesundheit und Arbeit (iga)<br />

eine Broschüre erarbeitet, die Führungskräfte<br />

und Verantwortliche im<br />

Arbeitsschutz über das Phänomen<br />

des Hirndopings informiert. Sie will<br />

für das Thema sensibilisieren, stellt<br />

die Beweggründe der Einnahme<br />

dar, beschreibt die in Frage stehenden<br />

Substanzen und die mit ihnen<br />

verbundenen Risiken.<br />

www.iga-info.de<br />

Broschüre „Hirndoping am<br />

Arbeitsplatz – Einflussfaktoren<br />

und Präventionsmöglichkeiten<br />

für Unternehmen“<br />

40 | Mit Sicherheit – menschlich


Zahlen & Fakten<br />

Elektronisch unterstütztes Lernen<br />

(E-Learning) wird durch die<br />

DGUV und die Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen<br />

bereits seit 2001 in der<br />

Ausbildung von Fachkräften für<br />

Arbeitssicherheit eingesetzt.<br />

Hierbei handelt es sich vor<br />

allem um das so genannte<br />

Computer-Based Training (CBT),<br />

bei welchem die angehenden<br />

Fachkräfte mit Lernprogrammen<br />

anhand multimedialer<br />

Lerninhalte auf ihre Tätigkeit<br />

vorbereitet werden. Dieses<br />

Lernsystem unter Trägerschaft<br />

der DGUV, der Unfallversicherungsträger<br />

sowie diverser<br />

Universitäten und freier<br />

Weiterbildungsinstitutionen<br />

wurde schon früh mit dem<br />

europäischen E-Learning Award<br />

„eureleA“ (European Award<br />

for Technology Supported<br />

Learning) ausgezeichnet. Auch<br />

andere Qualifikationsmaßnahmen<br />

werden inzwischen im<br />

Blended Learning angeboten,<br />

bei welchem traditionelle<br />

Präsenzveranstaltungen mit<br />

modernen Lernformen, hierbei<br />

vor allem dem Web-Based Training<br />

(WBT) unter Einbeziehung<br />

des Internets, ergänzt werden.<br />

Darüber hinaus stellen sowohl<br />

die DGUV als auch die Träger<br />

der Unfallversicherung diverse<br />

Applikationen für mobile Endgeräte<br />

zur Verfügung.<br />

Rund zwei Drittel der<br />

Bevölkerung unternehmen<br />

aktiv etwas gegen<br />

Rückenbeschwerden.<br />

Das sind die beliebtesten<br />

Maßnahmen:<br />

28 %<br />

Ärztliche<br />

Behandlung<br />

35 %<br />

Massagen<br />

21 %<br />

Naturheilkundliche<br />

Verfahren<br />

Pro Jahr<br />

werden bis zu<br />

2.200<br />

35 %<br />

Krankengymnastik<br />

Fachkräfte für Arbeitssicherheit<br />

des gewerblichen Bereichs unter<br />

Verwendung von Computer-Based<br />

Training (CBT) ausgebildet.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

88 %<br />

Mehr Bewegung<br />

im Alltag<br />

85 %<br />

Sport<br />

doppeltes risiko bei langer Wochenarbeitszeit<br />

Hirndoping mit Medikamenten: Bei Personen, die durchschnittlich<br />

mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten, ist das Risiko Neuroenhancer<br />

einzusetzen im Vergleich zu Personen, die wöchentlich im Schnitt 20<br />

bis 40 Stunden arbeiten, doppelt so hoch.<br />

Text S. 40<br />

7 von 10 Menschen<br />

klagen über Rückenschmerzen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen<br />

Umfrage im Rahmen der Präventionskampagne „Denk<br />

an mich. Dein Rücken“. Zu den Ursachen von Rückenproblemen<br />

gehören Überlastungen aber auch Bewegungsmangel bei der Arbeit<br />

und Freizeit. Mehr als zwei Drittel derjenigen, die schon Rückenschmerzen<br />

hatten, unternehmen etwas dagegen.<br />

Text S. 38<br />

20–40 Std.<br />

über 40 Std.<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 41


Interview<br />

Psychische Belastungen<br />

erkennen und<br />

vermeiden<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Die Kollegen drängeln, das Telefon<br />

klingelt und der nächste Geschäftstermin<br />

steht auch schon an. Stress bei<br />

der Arbeit ist nichts Ungewöhnliches.<br />

Aber wenn der Druck zu groß wird,<br />

kann Stress auch krank machen.<br />

Im Bereich der Prävention rücken<br />

deshalb zunehmend Belastungen in<br />

den Fokus, die mit der Psyche des<br />

Menschen in Verbindung stehen.<br />

Unternehmen sind verpflichtet, neben<br />

Unfällen und Berufskrankheiten<br />

auch „arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren“<br />

zu verhüten. Dazu können<br />

auch psychische Belastungen zählen,<br />

wenn sie als gefährdend eingestuft<br />

werden. Auf die häufigsten Fragen in<br />

Verbindung mit dem Thema antwortet<br />

Frau Dr. Hiltraut Paridon, Leiterin des<br />

Bereichs Psychische Belastungen und<br />

Gesundheit am Institut für Arbeit und<br />

Gesundheit der DGUV (IAG).<br />

DGUV/Stephan Floss<br />

Dr. Hiltraut Paridon,<br />

Leiterin des Bereichs Psychische<br />

Belastungen und Gesundheit am<br />

IAG in Dresden<br />

Welche Faktoren verursachen am häufigsten<br />

psychische Beanspruchungen<br />

bei den Beschäftigten? Welche körperlichen<br />

Auswirkungen können auftreten?<br />

Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, ungünstige<br />

Arbeitszeiten oder auch mangelnde<br />

soziale Unterstützung können eine große<br />

Belastung im Arbeitsleben sein. Sie können<br />

zu psychischen Beanspruchungen<br />

führen, die sich in Form von Stress, Gereiztheit,<br />

Müdigkeit oder Unkonzentriertheit<br />

äußern. Das kann dann nach einiger<br />

Zeit auch zu körperlichen Auswirkungen<br />

führen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

oder auch Muskel-Skelett-Erkrankungen.<br />

Ein Beispiel: Überlegen Sie mal, wie oft<br />

Sie während eines Arbeitstags unterbrochen<br />

werden durch E-Mails, Telefonate<br />

oder Kollegen. Auch solche Unterbrechungen<br />

können eine psychische Beanspruchung<br />

auslösen. Doch wie kann<br />

man diesen Effekt greifbar oder auch<br />

messbar machen? Hier kommt dann die<br />

Gefährdungsbeurteilung ins Spiel.<br />

In einem Unternehmen soll die Gefährdung<br />

durch psychische Belastungen<br />

geprüft werden. Wie sollten die Verantwortlichen<br />

am besten vorgehen?<br />

Vorab ist zu sagen, dass sich die<br />

Unternehmensleitung bei der Unfallversicherung<br />

Unterstützung für die Planung<br />

und Durchführung des Prozesses holen<br />

kann. Generell lassen sich psychische<br />

Belastungen bei der Arbeit vier Bereichen<br />

zuordnen: der Arbeitsorganisation, den<br />

Arbeitsinhalten, Arbeitsmitteln und -umgebung<br />

sowie den sozialen Beziehungen.<br />

Auf Aspekte dieser Bereiche sollte die<br />

Gefährdungsbeurteilung gerichtet sein.<br />

Wichtig ist es, die Beschäftigten von Anfang<br />

an über die Gefährdungsbeurteilung<br />

zu informieren, um eventuelle Missverständnisse<br />

und Ängste gar nicht erst<br />

aufkommen zu lassen. Man unterscheidet<br />

verschiedene Analysestufen, deren<br />

Auswahl vom Ziel der Gefährdungsbeurteilung<br />

abhängt. Es gibt die Möglichkeit,<br />

zwischen orientierenden Verfahren,<br />

Screening-Verfahren und Experten-<br />

Verfahren zu wählen. Die orientierenden<br />

Verfahren geben oft nur zwei Antwortmöglichkeiten<br />

zur Auswahl (eher ja/eher<br />

nein). Screening-Verfahren messen etwas<br />

genauer, dort hat man mehrere Antwortmöglichkeiten.<br />

Experten-Verfahren<br />

geben die ausführlichsten Ergebnisse.<br />

Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, erst<br />

einmal orientierend zu messen, um erste<br />

Anhaltspunkte zu gewinnen.<br />

Maßnahmen zur Vorbeugung gibt es<br />

viele. Wo würden Sie ansetzen?<br />

Die Maßnahmen sollten zusammen mit<br />

den Führungskräften und Beschäftigten<br />

in Gruppen erarbeitet werden. Es gibt<br />

auch die Möglichkeit, externe Moderatoren<br />

hinzuzuziehen. Es sollte auch<br />

festgelegt werden, wer für die Einhaltung<br />

der Maßnahmen zuständig ist. Die Betriebliche<br />

Gesundheitsförderung sollte<br />

in den oben genannten vier Bereichen<br />

ansetzen. Zentraler Punkt ist aber, dass<br />

die Maßnahmen stark von den Ergebnissen<br />

der Gefährdungsprüfung abhängen.<br />

Abschließend noch ein Hinweis: Es ist<br />

gesetzlich vorgeschrieben, die Maßnahmen<br />

zu dokumentieren und ihre<br />

Wirksamkeit zu überprüfen. Für diese<br />

Überprüfung kann man die anfangs<br />

durchgeführte Erhebung wiederholen.<br />

Ausführliche Tipps zum Einstieg bei der<br />

Gefährdungsbeurteilung psychischer<br />

Belastungen finden sich in der gleichnamigen<br />

Broschüre der DGUV oder<br />

auf www.<strong>dguv</strong>.de mit dem Webcode:<br />

d57373.<br />

42 | Mit Sicherheit – menschlich


Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Heike Brüggemann-<br />

Prieshoff<br />

Tätigkeit: Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

Engagement: Koordinatorin<br />

Politik | 43


DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Im Rahmen einer Patenschaft unterstützt die<br />

DGUV die Kita „Schatzinsel“ in Sankt Augustin,<br />

den Betriebskindergarten der DGUV. Seit 2009<br />

ist die Kita Netzwerkpartnerin der Stiftung „Haus<br />

der kleinen Forscher“. Die Stiftung unterstützt<br />

pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei, den<br />

Forschergeist von Mädchen und Jungen im Kitaund<br />

Grundschulalter zu wecken. Im Rahmen dieser<br />

Patenschaft wurde Heike Brüggemann-Prieshoff als<br />

Trainerin von der Stiftung ausgebildet und schult<br />

nun selbst Erzieherinnen und Erzieher aus der<br />

Umgebung in Workshops. Sie begeistert sie für das<br />

Experimentieren und Forschen und zeigt ihnen, wie<br />

man gemeinsam mit Kindern Experimente mit einfachen<br />

Materialien durchführt. Heike Brüggemann-<br />

Prieshoff ist Naturwissenschaftlerin. Als Diplom-<br />

Geoökologin befasst sie sich mit Fragestellungen<br />

rund um Gesundheitsgefahren durch Gefahrstoffe<br />

am Arbeitsplatz. Das Forschen und Entdecken ist<br />

ihre Berufung. Und so empfindet sie es als große<br />

Bereicherung, dass sie ihre Begeisterung für die<br />

Naturwissenschaften weitergeben kann. Über<br />

ihre Arbeit am Institut für Arbeitsschutz geht das<br />

Engagement als Netzwerkkoordinatorin weit hinaus.<br />

Zum Beispiel wenn Kitas als „Haus der kleinen<br />

Forscher“ ausgezeichnet werden. Dann setzt sie sich<br />

ins Auto, oft auch mit ihren beiden Kindern, und<br />

fährt dorthin, um die Plakette zu übergeben. Immer<br />

mit dem guten Gefühl, dass noch mehr Kinder Spaß<br />

am Forschen und Entdecken haben. Und vielleicht<br />

Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin werden –<br />

so wie sie.<br />

44 | Mit Sicherheit – menschlich


Ich wünsche mir, dass<br />

alle Kinder die Möglichkeit<br />

bekommen, durch Experimentieren<br />

die Welt zu entdecken.<br />

Name<br />

Heike Brüggemann-<br />

Prieshoff<br />

Tätigkeit bei der DGUV<br />

Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im Referat<br />

„Toxikologie der<br />

Arbeitsstoffe“ am Institut<br />

für Arbeitsschutz<br />

Besondere Aspekte<br />

des Jobs<br />

Interdisziplinäre und<br />

abwechslungsreiche<br />

Aufgaben<br />

Ehrenamtliche<br />

Tätigkeit<br />

Trainerin und Koordinatorin<br />

der Stiftung „Haus<br />

der kleinen Forscher“<br />

Gründe für ihr<br />

Engagement<br />

Kinder im Kita-Alter für<br />

Naturwissenschaften zu<br />

begeistern<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 45


Das Risikoobservatorium der DGUV<br />

Die Zukunft der Prävention vor dem Hintergrund von Globalisierung,<br />

Kostendruck und immer kürzeren Innovationszyklen.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Die Prävention der<br />

Zukunft wird mehr denn je<br />

gefordert durch gesamtgesellschaftliche<br />

Entwicklungen.<br />

Veränderungen sind allgegenwärtig und rasant,<br />

auch am Arbeitsplatz. Für die Prävention der Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen heißt das:<br />

arbeitsplatzrelevante Trends und neue Risiken früh<br />

erkennen, Prioritäten setzen und Ressourcen vorausschauend<br />

einplanen. Planungsinstrumente, die die<br />

DGUV dafür anbietet, heißen Trendsuche und Risikobeobachtungsstelle<br />

(RIBEO UV); zusammen bilden<br />

sie das Risikoobservatorium.<br />

Die Trendsuche erfasst und bewertet Hinweise<br />

auf Trends aus allen Bereichen des täglichen Lebens.<br />

Ergibt sich Handlungsbedarf für die Prävention, greift<br />

die DGUV dies sofort auf; so beispielsweise bei neuen<br />

Technologien wie 3D-Druckern oder Ambient Intelligence,<br />

aber auch bei politischen Entwicklungen<br />

wie dem Transatlantischen Freihandelsabkommen<br />

(TTIP). Die Risikobeobachtungsstelle liefert branchenbezogen<br />

Schwerpunkttrends und konkrete<br />

Präventionsvorschläge für die Zukunft. Grundlage<br />

ist eine breit angelegte Befragung der Aufsichtspersonen,<br />

in die auch die Hinweise aus der Trendsuche<br />

einfließen. Ein Vergleich der individuellen Top-Trends<br />

lässt erkennen: Wo gibt es Schnittmengen? Wo Ansatzpunkte<br />

für Vernetzung und Kooperation?<br />

Erste Ergebnisse des Risikoobservatoriums zeigen:<br />

Die Prävention der Zukunft wird mehr denn je<br />

gefordert durch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen<br />

wie Arbeitsverdichtung, zunehmende Vernetzung<br />

oder mangelnde körperliche Aktivität.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de/ifa<br />

Ein Preis zum Nachahmen<br />

200 Unternehmen aus ganz Deutschland bewarben sich für den<br />

Deutschen Arbeitsschutzpreis 2013.<br />

Arbeitsschutz hat viele Gesichter. Ein neues Sicherheitskonzept<br />

für die Beschäftigten eines Jobcenters,<br />

eine mobile medizinische Versorgung für Lkw-Fahrer,<br />

ein Hörgerät, das die Gefahren für Menschen mit<br />

Hörbehinderung an lauten Arbeitsplätzen mindert<br />

– so verschieden diese Projekte auch sind, sie haben<br />

eines gemeinsam: Sie wurden mit dem<br />

Deutschen Arbeitsschutzpreis 2013<br />

ausgezeichnet, der vom Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales<br />

(BMAS), dem Länderausschuss<br />

für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik<br />

(LASI) und der<br />

Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(DGUV) verliehen<br />

wird.<br />

Der Deutsche Arbeitsschutzpreis<br />

zeichnet Betriebe aus, die mit<br />

cleveren Konzepten und Prozessen oder<br />

mit neuartigen Produkten und Technologien<br />

zu mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz<br />

beitragen. Er will sie dabei unterstützen, ihr bereits<br />

bewiesenes Engagement fortzusetzen. Dazu stellt<br />

er Preisgelder von insgesamt 40.000 Euro zur Verfügung.<br />

Ein weiteres Ziel ist es, Best-Practice-Beispiele<br />

bekannt zu machen, um andere Betriebe zum Nachahmen<br />

anzuregen. Nicht zuletzt trägt der Preis dazu<br />

bei, die aktuellen Arbeitsschutzziele der Gemeinsamen<br />

Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) zu<br />

unterstützen. Der Preis ist ein Bestandteil der GDA,<br />

in der Bund, Länder und die gesetzliche Unfallversicherung<br />

ihre Aktivitäten rund um den betrieblichen<br />

Arbeitsschutz zusammenführen.<br />

Der unabhängigen Jury gehören<br />

Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik,<br />

Verbänden und Wissenschaft<br />

an. Ausschlaggebend für die Prämierung<br />

sind Kriterien wie: die<br />

Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

der vorgeschlagenen Lösung<br />

oder Innovation, ihre konkrete<br />

Umsetzung im Betrieb, ihr Innovationsgrad<br />

und die Übertragbarkeit.<br />

Für die kommenden fünf Jahre haben<br />

sich die Ausrichter vorgenommen, die<br />

Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes<br />

zu verbessern, Gesundheitsgefährdungen im Muskel-Skelett-Bereich<br />

zu verringern und die Gesundheit<br />

bei arbeitsbedingter psychischer Belastung zu<br />

schützen.<br />

www.deutscher-arbeitsschutzpreis.de<br />

46 | Mit Sicherheit – menschlich


Sicher bei der<br />

Freiwilligen Feuerwehr<br />

Unfallverhütungsvorschrift „Feuerwehren“<br />

wird überarbeitet.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Rund 1,2 Millionen ehrenamtliche Feuerwehrleute<br />

gibt es in Deutschland. Ohne sie könnten Länder und<br />

Kommunen ihren Pflichten im Brand- und Katastrophenschutz<br />

nicht nachkommen. Die Anforderungen,<br />

die der Dienst an diese Freiwilligen stellt, sind jedoch<br />

hoch. Sie müssen körperlich fit sein und sich schnell<br />

auf die verschiedensten Gefahren einstellen. Denn<br />

bei Feuerwehreinsätzen liegen im Regelfall kaum Informationen<br />

zu Risiken am Einsatzort vor.<br />

„Gerade für Führungskräfte in der Freiwillige<br />

Feuerwehr stellt dies eine Herausforderung dar“,<br />

sagt Tim Pelzl, Referatsleiter Feuerwehren bei der<br />

DGUV. „Die Einsatzplanung erfordert häufig Entscheidungen<br />

unter Zeitdruck und hoher Ungewissheit.“<br />

Eine rechtssichere Entscheidungsgrundlage<br />

sei also nötig. „Wir haben uns daher entschieden,<br />

die bestehende Unfallverhütungsvorschrift ‚Feuerwehren‘<br />

zu überarbeiten und eine entsprechende<br />

Regel zu erstellen“, so Pelzl. Die neue Vorschrift<br />

werde unter anderem Mindestanforderungen und<br />

Abweichungsmöglichkeiten vorsehen, beispielsweise<br />

für spezielle Einsätze wie die Wasserrettung, für<br />

Gestaltungsmöglichkeiten bei Feuerwehrgebäuden,<br />

für Eignungsuntersuchungen oder für Persönliche<br />

Schutzausrüstungen. „Dies soll sicherstellen, dass<br />

für alle das gleiche Schutzniveau gilt.“<br />

Das Bundesarbeitsministerium und die Bundesländer<br />

haben bereits signalisiert, dass sie die neue<br />

Vorschrift grundsätzlich für genehmigungsfähig halten.<br />

Zuvor hatte sich neben der DGUV auch der Deutsche<br />

Feuerwehrverband für eine neue Vorschrift eingesetzt.<br />

Geplant ist, 2015 einen Entwurf vorzulegen,<br />

den die Gremien der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

beschließen können.<br />

Die Einsatzplanung erfordert<br />

häufig Entscheidungen unter<br />

Zeitdruck und hoher Ungewissheit.<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 47


Eine nachhaltige Prävention<br />

ist die Voraussetzung für<br />

sichere und gesunde<br />

Arbeitsplätze überall in der Welt.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Prävention<br />

nachhaltig gestalten<br />

Weltkongress 2014: Die weltweite<br />

Arbeitsschutz-Community zu Gast<br />

in Deutschland.<br />

Interaktiv, multimedial, vernetzt und nachhaltig: So<br />

lässt sich der „XX. Weltkongress für Sicherheit und<br />

Gesundheit bei der Arbeit“ zusammenfassen. Unter<br />

dem Motto „Prävention nachhaltig gestalten“ trafen<br />

im Jahr 2014 4.000 Expertinnen und Experten aus<br />

139 Ländern in Frankfurt am Main. Noch nie waren<br />

bei diesem „Globalen Forum Prävention“ so viele<br />

Länder vertreten. Vom 24. bis 27. August 2014 war<br />

Frankfurt die Welthauptstadt des Arbeitsschutzes.<br />

Organisiert wurde das Großereignis von der DGUV als<br />

nationalem Gastgeber, der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

und der Internationalen Vereinigung für<br />

Soziale Sicherheit.<br />

Wie können schwere oder tödliche Arbeitsunfälle<br />

verhindert werden, um die Vision Zero umzusetzen?<br />

Wie gehen wir mit neuen Herausforderungen<br />

für Sicherheit und Gesundheit um? Wie sehen Präventionsstrategien<br />

aus, die der Vielfalt in der Arbeitswelt<br />

gerecht werden? Dies waren die dominierenden<br />

Fragen beim Weltkongress 2014. Sechs Fachveranstaltungen<br />

und 30 Symposien behandelten diese<br />

Themen und die Lösungsansätze im Detail. Fast alle<br />

Fragestellungen betreffen direkt auch die Arbeit der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland, so<br />

etwa psychosoziale Risiken, alternde Belegschaften<br />

sowie neue Energien, Materialien und Technologien.<br />

Immer wieder im Fokus des Kongresses stand<br />

die Notwendigkeit der weltweiten Entwicklung einer<br />

Präventionskultur.<br />

Dialog statt Monolog<br />

1.300 Themenvorschläge aus 121 Ländern wurden<br />

im Vorfeld eingereicht, mehr als je zuvor. Dafür wurden<br />

von der DGUV innovative Veranstaltungsformate<br />

angeboten, zum Beispiel das Forum für Prävention<br />

– ein völlig neues Konzept. Unter dem Motto „Walk<br />

and Talk“ bot das Forum einen lebendigen Austausch<br />

zwischen 200 Präsentierenden und den Kongressbesucherinnen<br />

und -besuchern. Hier gab es statt<br />

Frontalvorträgen lebendige Diskussionen, Dialoge<br />

und Aktionen. Die innovativsten Beiträge wurden<br />

vom Publikum und einem Komitee ausgezeichnet.<br />

Ein besonderer Höhepunkt war das Internationale<br />

Medienfestival, ein Wettbewerb der besten<br />

Filme und digitalen Medien zum Arbeitsschutz. Mit<br />

290 Einsendungen aus 33 Ländern verzeichneten die<br />

Veranstalter auch hier einen Rekord. Eine internationale<br />

Jury zeichnete die sechs besten Beiträge aus.<br />

Was bleiben wird<br />

Die Veranstalter lösen ein Versprechen ein: Die Inhalte<br />

des Kongresses sollen nachhaltig Wirkungen<br />

zeigen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Weltkongresses<br />

dokumentierten Redakteure und Kameraleute<br />

vier Tage lang Diskussionen, Ereignisse und<br />

Atmosphäre. Eine zentrale Dokumentationsplattform<br />

umfasst auch sämtliche Abstracts sowie eine Fülle<br />

von Videos, Fotos, Vorträgen und Reden und schlägt<br />

die Brücke zum nächsten Weltkongress 2017 in Singapur.<br />

In den kommenden Jahren wird man rund um<br />

den Globus diese Inhalte des Frankfurter Kongresses<br />

nutzen und so Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit<br />

weiterentwickeln.<br />

Online-Dokumentation:<br />

www.safety2014germany.com/de<br />

48 | Mit Sicherheit – menschlich


DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Mehr Arbeit, mehr Risiko?<br />

Präventionsempfehlungen in Zeiten guter Konjunktur.<br />

Welchen Einfluss hat die Konjunktur auf die Häufigkeit<br />

von Unfällen bei der Arbeit und wie kann man<br />

effektiv vorbeugen? Diesen Fragen widmet sich das<br />

Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG)<br />

im Auftrag des Grundsatzausschuss Prävention der<br />

DGUV. Grundlage ist der 2011 erstellte IAG-Bericht<br />

„Analyse der steigenden Unfallhäufigkeiten“. Dieser<br />

geht davon aus, dass folgende Faktoren in Phasen<br />

der Hochkonjunktur mit hoher Wahrscheinlichkeit zu<br />

einem höheren Unfallrisiko führen:<br />

• lange Arbeitszeiten<br />

• viele Neueinstellungen<br />

• Leiharbeit<br />

• Schichtarbeit<br />

Das IAG hat drei Präventionsschwerpunkte herausgearbeitet,<br />

die Betriebe dabei unterstützen sollen, diese<br />

Unfallrisiken zu minimieren. Neben den Themen<br />

Arbeitszeit/Schichtarbeit und Zeitarbeit/Neueinstellungen<br />

wurden auch Präventionsempfehlungen zur<br />

berufsbedingten Verkehrsteilnahme aufgenommen.<br />

Denn je stärker die Konjunktur, desto höher ist auch<br />

das Verkehrsaufkommen. Gerade im Straßenverkehr<br />

aber ereignen sich häufig schwere Unfälle: Bei den<br />

tödlichen Unfällen haben die Wegeunfälle einen Anteil<br />

von fast 45 Prozent.<br />

Drei Schwerpunkte<br />

Das Phänomen der<br />

Zeitarbeit wird noch<br />

häufig unterschätzt.<br />

• Arbeitszeit und Schichtarbeit: Die gesetzliche Unfallversicherung<br />

hat bereits eine Reihe von Empfehlungen<br />

zur Gestaltung von Arbeitszeit und Schichtarbeit<br />

herausgegeben. In vielen Betrieben werden<br />

sie jedoch noch nicht umgesetzt. Wesentlich ist<br />

eine menschengerechte Gestaltung der Dauer von<br />

Arbeitszeit. Dazu zählen zum Beispiel ausreichende<br />

Ruhezeiten zwischen Arbeitstagen und Schichten.<br />

• Zeitarbeit und Neueinstellungen: Das Phänomen<br />

Zeitarbeit wird noch häufig unterschätzt. Es existieren<br />

nur wenige branchenspezifische Konzepte für<br />

den Umgang mit Leiharbeitnehmern. Den jeweils<br />

zuständigen Unfallversicherungsträgern wird empfohlen,<br />

sich an den Erfahrungen und Vorschlägen der<br />

für die Zeitarbeitsfirmen zuständigen Verwaltungs-<br />

Berufsgenossenschaft zu orientieren und diese mit<br />

ihren Branchenerfahrungen zu verknüpfen.<br />

• Berufsbedingte Verkehrsteilnahme: Hier wird der<br />

Fokus auf die Ergänzung der klassischen Gefährdungsbeurteilung<br />

durch den ganzheitlichen Ansatz<br />

des Projekts GUROM gelegt. Die in einem Internet-<br />

Portal realisierte Systematik ist innovativ und für alle<br />

Betriebe anwendbar. Weiterhin wird die Initiative „Sicherer<br />

Arbeitsweg“ vorgestellt, in der sich über 30<br />

Unternehmen und Institutionen zusammengefunden<br />

haben, um gemeinsam die Zahl der Wegeunfälle ihrer<br />

Beschäftigten zu reduzieren. Empfohlen wird die<br />

Kombination beider Modelle.<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 49


Gesundes Arbeiten in Kitas<br />

Entlastung für Erzieherinnen und Erzieher in<br />

Kindertagesstätten durch die Projekte „ErgoKita“<br />

und „Muster-Kita“.<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten<br />

(Kitas) müssen in ihrem Arbeitsalltag viele Aufgaben<br />

bewältigen, die ihre Gesundheit stark belasten.<br />

Täglich auf zu kleinen Stühlen sitzen, Kinder heben<br />

und tragen, kaum Möglichkeiten zum Entspannen –<br />

das kann auf Dauer Spuren hinterlassen. So klagen<br />

Betroffene häufig über Nacken-, Hüft-, Becken- oder<br />

Kniebeschwerden.<br />

Entsprechende Lösungsansätze, wie die berufliche<br />

Situation von Erzieherinnen und Erziehern verbessert<br />

werden kann, enthält die Studie „ErgoKita“.<br />

Initiiert wurde sie von den Unfallkassen Rheinland-<br />

Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen sowie der<br />

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und<br />

Wohlfahrtspflege. Das Institut für Arbeitsschutz der<br />

Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)<br />

führte sie zusammen mit den Universitäten Darmstadt<br />

und Frankfurt durch. In der Studie wurden physische<br />

und psychische Belastungen im Kitaalltag<br />

erfasst und daraus Präventionsmaßnahmen abgeleitet.<br />

Wie wirksam diese Maßnahmen sind, wurde<br />

in einem weiteren Schritt in der Praxis bewertet. Aus<br />

der Studie, die im Februar 2014 abgeschlossen wurde,<br />

lassen sich direkte Empfehlungen für eine gesunde<br />

Kitagestaltung ableiten.<br />

Körperliche Fehlhaltungen reduzieren<br />

So konnte die Arbeitszeit, die Erzieherinnen und<br />

Erzieher in kniebelastenden Haltungen verbringen,<br />

durch ergonomisch gestaltete Möbel erheblich reduziert<br />

werden. Mithilfe von speziellen Stühlen konnten<br />

die Sitzhaltungen, etwa bei der Verpflegung der<br />

Kinder, deutlich verbessert werden. Mit Messsystemen<br />

wurden die körperlichen Belastungsspitzen<br />

erfasst. In einem Workshop mit dem pädagogischen<br />

Personal wurden die Ergebnisse ausgewertet und<br />

gemeinsam alternative Abläufe für den Kitaalltag<br />

erarbeitet. Auf diese Weise konnte zum Beispiel das<br />

Arbeiten in stark gebeugten Körperhaltungen wesentlich<br />

reduziert werden. „Uns ist es jetzt wichtig,<br />

dass wir diese positiven Ergebnisse, die wir in<br />

den Projekt-Kitas erreichen konnten, auf viele<br />

weitere Kitas übertragen“, so Prof. Dr. Rolf Ellegast,<br />

stellvertretender Leiter des IFA.<br />

Durch den Bau einer<br />

Muster-Kita werden die<br />

Ergebnisse der Studie in<br />

die Praxis getragen.<br />

getragen. Bei der dortigen Altbausanierung und<br />

gleichzeitigen Erweiterung durch einen Neubau<br />

wurden insbesondere die Aspekte Ergonomie, Raumgestaltung,<br />

-akustik und -klima sowie Beleuchtung<br />

berücksichtigt. Die gesamte Kita wurde mit einer<br />

technischen Lüftung ausgestattet, die für ausreichende<br />

Frischluftzufuhr sorgt. Unter Beteiligung der<br />

Beschäftigten wurde die Kita zudem mit ergonomischen<br />

Möbeln bestückt. Beispielsweise sorgen Tische<br />

mit Rollen dafür, dass die Erzieherinnen und<br />

Erzieher nicht mehr so schwer tragen müssen. Neue<br />

Gitterbetten haben Türen, damit die Pädagogen die<br />

Kinder nicht herausheben müssen. Auch können<br />

sie mithilfe von kleinen Podesten den Kindern beim<br />

Schuhe-Binden helfen, ohne sich bis zum Boden bücken<br />

zu müssen. Diese und viele andere Hilfsmittel<br />

tragen dazu bei, dass die Arbeitsbelastungen für die<br />

Erzieherinnen und Erzieher deutlich gesenkt werden.<br />

„In der Muster-Kita können andere Kitas Ideen<br />

für ergonomische Lösungen sammeln, die sie dann<br />

in ihren Einrichtungen umsetzen<br />

können“, so Ellegast.<br />

Seit Baubeginn stößt das<br />

Projekt bei Erzieherinnen<br />

und Erziehern sowie bei<br />

der Presse auf großes Interesse.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de<br />

Webcode: d118468<br />

Die gesunde Kita in der Praxis<br />

Die Unfallkasse Rheinland-Pfalz, das IFA<br />

und die Stadt Neuwied haben die Forschungsergebnisse<br />

bereits durch den Bau<br />

einer Muster-Kita in Neuwied in die Praxis<br />

50 | Mit Sicherheit – menschlich


Interview<br />

Schulprojekt hilft,<br />

Kinder vor Missbrauch<br />

zu schützen<br />

Zur Prävention von sexuellem<br />

Missbrauch bei Kindern existieren in<br />

Deutschland vielfältige Programme.<br />

2011 hat das Institut für Arbeit und<br />

Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (IAG) eine<br />

Übersicht über diese Angebote zusammengestellt.<br />

Dabei wurde deutlich,<br />

dass für keines der Programme Daten<br />

zur Wirksamkeit vorliegen.<br />

Dr. Marlen Cosmar, Diplompsychologin<br />

und Referentin am IAG, hat<br />

deshalb ein Programm besonders<br />

geprüft und eine Wirksamkeitsstudie<br />

erstellt.<br />

Frau Dr. Cosmar, können Sie Ihr<br />

Forschungsprojekt kurz beschreiben?<br />

Wir haben uns das Projekt „Gemeinsam<br />

– Mädchen und Jungen stärken“ des<br />

Deutschen Kinderschutzbundes, Ortsverband<br />

Münster, genauer angesehen.<br />

Hier gab es eine erste Evaluationsstudie,<br />

auf der wir aufbauen konnten, um eine<br />

Wirksamkeitsstudie zu erstellen. Ziel war<br />

es, zu prüfen, ob man für dieses Projekt<br />

eine Anwendungsempfehlung geben<br />

kann oder nicht.<br />

Wie sieht das Projekt des Kinderschutzbundes<br />

aus?<br />

Es richtet sich an Schülerinnen und<br />

Schüler der zweiten bis vierten Jahrgangsstufe<br />

und umfasst jeweils vier Einheiten<br />

zu je 90 Minuten. Durchgeführt<br />

wird es über einen Zeitraum von vier<br />

Wochen. Zielgruppe sind nicht nur die<br />

Kinder, sondern auch deren Eltern sowie<br />

die Lehrkräfte.<br />

Wir wollten mit unserer Evaluation<br />

ermitteln, ob die Zielgruppen nach dem<br />

Projekt eine Wissenssteigerung zeigen<br />

und sich sicherer im Umgang mit dem<br />

Thema Missbrauch fühlen.<br />

Wo wurde die Evaluation durchgeführt?<br />

Wir haben dafür zwei Schulen aus dem<br />

Raum Münster ausgewählt. Eine Schule<br />

war die Versuchsgruppe, die zweite<br />

Schule wurde als Wartekontrollgruppe<br />

behandelt. Sie nahm zeitlich verzögert<br />

am Projekt teil. Es beteiligten sich<br />

jeweils mehrere Klassen der zweiten<br />

Jahrgangsstufe.<br />

Zu welchen Ergebnissen sind Sie<br />

gekommen?<br />

Es zeigte sich, dass die Eltern beider<br />

Teilnehmergruppen sowie auch die<br />

Lehrkräfte in der Versuchsgruppe nach<br />

dem Projekt über mehr Wissen und<br />

mehr Sicherheit im Umgang mit dem<br />

Thema verfügten als vorher. Die Eltern<br />

gaben außerdem an, dass ihre Kinder<br />

nach dem Projekt gegenüber anderen<br />

Menschen selbstbewusster, sicherer und<br />

kompetenter reagierten als vorher.<br />

Bei den Kindern konnte nach dem<br />

Projekt ein deutlich höherer Anteil richtig<br />

angeben, dass man schlechte Geheimnisse<br />

weitererzählen darf. Schlechte<br />

Geheimnisse beinhalten negative<br />

Handlungen oder deren Folgen wie zum<br />

Beispiel unangemessene Berührungen<br />

durch fremde oder bekannte Personen.<br />

Außerdem konnten in der Versuchsgruppe<br />

mehr Schülerinnen und Schüler<br />

korrekt entscheiden, bei welchen dargestellten<br />

Geheimnissen es sich um gute<br />

bzw. schlechte Geheimnisse handelt.<br />

Die Schüler der Wartekontrollgruppe<br />

gaben nach dem Projekt häufiger richtig<br />

an, wie man reagieren kann, wenn man<br />

aufgefordert wird etwas zu tun, das man<br />

nicht tun möchte. Somit zeigten sich<br />

bei einigen sehr relevanten Fragen der<br />

Evaluation Verbesserungen nach dem<br />

Projekt.<br />

Wie lautet Ihr Fazit?<br />

Insgesamt zeigen die Evaluationsergebnisse,<br />

dass das Projekt des Kinderschutzbundes<br />

sowohl bei den Kindern<br />

als auch bei den Lehrkräften und Eltern<br />

auf große Akzeptanz stößt. Alle drei<br />

Zielgruppen bewerteten das Programm<br />

positiv. Auch wenn nur teilweise ein<br />

Anstieg des Handlungswissens zu verzeichnen<br />

war, wurde dennoch deutlich,<br />

dass Kinder, Eltern und Lehrkräfte durch<br />

das Projekt erreicht werden. Vor dem<br />

Hintergrund des kompakten Projektablaufs<br />

kann dieses Ergebnis als zufriedenstellend<br />

bewertet werden.<br />

Wir können das Projekt deshalb für<br />

Schulen empfehlen.<br />

www.<strong>dguv</strong>.de/ publika tionen<br />

IAG-Report 2/2011:<br />

Schulische und außerschulische<br />

Präventionsprogramme<br />

gegen<br />

sexuellen Missbrauch<br />

Dr. Marlen Cosmar,<br />

Diplompsychologin und Referentin<br />

am IAG in Dresden<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 51


Vorstand<br />

Vorsitzende der Mitgliederversammlung<br />

Arbeitgebervertreter:<br />

Helmut Etschenberg,<br />

Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />

Arbeitgebervertreter<br />

Ordentliche Mitglieder:<br />

Dr. Rainhardt Freiherr von Leoprechting,<br />

alt. Vorsitzender, Berufsgenossenschaft<br />

Handel und Warendistribution<br />

VersichertenVertreter<br />

Ordentliche Mitglieder:<br />

Manfred Wirsch, alt. Vorsitzender,<br />

Berufsgenossenschaft Handel und<br />

Warendistribution<br />

Versichertenvertreter:<br />

Sönke Bock, Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall<br />

Wilfried-Jürgen Ehrlich,<br />

Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

Susanne Fischer,<br />

Unfallkasse Post und Telekom<br />

Wolfgang Daniel, Berufsgenossenschaft<br />

Rohstoffe und chemische Industrie<br />

Heinz Fritsche,<br />

Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Vertreter der GeschäftSführerkonferenz<br />

Ordentliche Mitglieder:<br />

Dr. Albert Platz,<br />

Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

Thomas Köhler, Berufsgenossenschaft<br />

Rohstoffe und chemische Industrie<br />

Beate Eggert,<br />

Unfallkasse Rheinland-Pfalz<br />

Stellvertretende Mitglieder:<br />

Klaus-Richard Bergmann,<br />

Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />

Klaus Marsch, Berufsgenossenschaft<br />

Nahrungsmittel und Gastgewerbe<br />

Bernhard Schneider,<br />

Unfallkasse des Bundes<br />

Klaus Jehle,<br />

Unfallkasse Baden-Württemberg<br />

Peter Kunert,<br />

Unfallkasse Sachsen-Anhalt<br />

Hans-Gerd von Lennep,<br />

Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />

Elmar Milles, Berufsgenossenschaft<br />

Rohstoffe und chemische Industrie<br />

Saskia Osing,<br />

Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />

Gerd Peters, Berufsgenossenschaft Energie<br />

Textil Elektro Medienerzeugnisse<br />

Klaus Röskes, Berufsgenossenschaft für<br />

Transport und Verkehrswirtschaft<br />

Dr. Hans-Joachim Wolff,<br />

Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />

Günter Woltering, Berufsgenossenschaft für<br />

Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />

Hans-Peter Kern,<br />

Berufsgenossenschaft Energie<br />

Textil Elektro Medienerzeugnisse<br />

Dieter Lasar,<br />

Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />

Rudolf Lee,<br />

Kommunale Unfallversicherung Bayern<br />

Uta Mootz,<br />

Unfallkasse Hessen<br />

Dr. Horst Riesenberg-Mordeja,<br />

Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />

Axel Schmidt, Berufsgenossenschaft für<br />

Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />

Ernst-Oliver Schulte, Berufsgenossenschaft<br />

Nahrungsmittel und Gastgewerbe<br />

Wolfgang Stolte,<br />

Unfallkasse des Bundes<br />

Gabriele Wylegala-Blechschmidt,<br />

Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />

Stellvertretende Mitglieder:<br />

Birgit Adamek, Berufsgenossenschaft für<br />

Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />

Dr. Paul Albert Deimel,<br />

Berufsgenossenschaft Energie Textil<br />

Elektro Medienerzeugnisse<br />

Stellvertretende Mitglieder:<br />

Rainer Bartsch,<br />

Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

Reiner Hauptvogel,<br />

Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />

Berthold Ernst,<br />

Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen<br />

Sabine Heegner,<br />

Kommunale Unfallversicherung Bayern<br />

Hans Paul Frey, Berufsgenossenschaft<br />

Rohstoffe und chemische Industrie<br />

Rainer Hippler, Berufsgenossenschaft<br />

Rohstoffe und chemische Industrie<br />

Norbert Furche,<br />

Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

Kurt Hoeke, Berufsgenossenschaft für<br />

Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />

Gerhard Handke, Berufsgenossenschaft<br />

Handel und Warendistribution<br />

Hans-Peter Mehlau, Berufsgenossenschaft<br />

für Transport und Verkehrswirtschaft<br />

Armin Juncker, Berufsgenossenschaft<br />

Nahrungsmittel und Gastgewerbe<br />

Christine Meier, Berufsgenossenschaft<br />

Handel und Warendistribution<br />

Klaus-Dieter Klapproth,<br />

Unfallkasse Brandenburg<br />

Meike Quade, Gemeinde-<br />

Unfallversicherungsverband Oldenburg<br />

Holger Niese,<br />

Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />

Erhard Quattländer,<br />

Unfallkasse Baden-Württemberg<br />

Katharina Rinke,<br />

Eisenbahn-Unfallkasse<br />

Detlef Schulze,<br />

Unfallkasse Sachsen-Anhalt<br />

Carl-Ludwig Schumacher,<br />

Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />

Sonja Wegener, Berufsgenossenschaft<br />

Nahrungsmittel und Gastgewerbe<br />

Simon Wittmann,<br />

Kommunale Unfallversicherung Bayern<br />

N.N.<br />

52 | Mit Sicherheit – menschlich


Kontaktdaten<br />

Hauptgeschäftsführung<br />

Hauptgeschäftsführer:<br />

Dr. Joachim Breuer<br />

Telefon: 030 288763-810<br />

Stellvertretender Hauptgeschäftsführer:<br />

Dr. Walter Eichendorf<br />

Telefon: 02241 231-1105<br />

Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin:<br />

Petra Zilch<br />

Telefon: 089 62272-161<br />

Geschäftsbereich Versicherung<br />

Leitung Geschäftsbereich Versicherung:<br />

Dr. Joachim Breuer<br />

Abteilung Versicherung und<br />

Leistungen:<br />

Dr. Edlyn Höller<br />

Telefon: 030 288763-853<br />

Geschäftsbereich Services<br />

Stabsbereiche<br />

Direktionsbüro:<br />

Lennard Jacoby<br />

Telefon: 02241 231-1219<br />

Kommunikation:<br />

Gregor Doepke<br />

Telefon: 030 288763-760<br />

Politik:<br />

Dr. Renate Colella<br />

Telefon: 030 288763-820<br />

Internationale Beziehungen:<br />

Dr. Gregor Kemper<br />

Telefon: 02241 231-1208<br />

Personal:<br />

Susanne Gollmer<br />

Telefon: 02241 231-1240<br />

Rehabilitationsstrategien und<br />

-grundsätze<br />

Dr. Friedrich Mehrhoff<br />

Telefon: 030 288763-818<br />

Geschäftsbereich Prävention<br />

Leitung Geschäftsbereich Prävention<br />

Stabsbereich Prävention:<br />

Dr. Walter Eichendorf<br />

Leitung Geschäftsbereich Services<br />

Stabsbereich Services:<br />

Petra Zilch<br />

Abteilung IT-Services:<br />

Norbert Bodmann<br />

Telefon: 02241 231-1317<br />

Abteilung Allgemeine Verwaltung:<br />

Ferdinand Ehrenberg<br />

Telefon: 02241 231-1250<br />

Abteilung Justitiariat, Allgemeines<br />

Recht:<br />

Iris Raiber<br />

Telefon: 089 62272-131<br />

Abteilung Finanzen, Controlling,<br />

Betriebswirtschaft:<br />

Jörg Botti<br />

Telefon: 089 62272-137<br />

DGUV Akademie<br />

Hochschule und Studieninstitut<br />

der DGUV:<br />

Prof. Harald Becker<br />

Telefon: 06621 405-210<br />

Campus Bad Hersfeld<br />

Seilerweg 54, 36251 Bad Hersfeld<br />

Telefon: 06621 405-0<br />

Campus Hennef<br />

Zum Steimelsberg 7, 53773 Hennef<br />

Telefon: 02242 89-0<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Abteilung Sicherheit und Gesundheit:<br />

Dr. Jochen Appt<br />

Telefon: 02241 231-1300<br />

Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA):<br />

Prof. Dr. Dietmar Reinert<br />

Alte Heerstraße 111, 53757 Sankt Augustin<br />

Telefon: 02241 231-2700<br />

Institut für Prävention und<br />

Arbeitsmedizin der DGUV (IPA):<br />

Prof. Dr. Thomas Brüning<br />

Bürkle-de-la-Camp Platz 1, 44789 Bochum<br />

Telefon: 0234 302-4501<br />

Institut für Arbeit und Gesundheit<br />

der DGUV (IAG):<br />

Prof. Dr. Dirk Windemuth<br />

Königsbrücker Landstraße 2, 01109 Dresden<br />

Telefon: 0351 457-1000<br />

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />

e.V. (DGUV) hat ihren Sitz in Berlin und<br />

Geschäftsstellen in Sankt Augustin und<br />

München.<br />

DGUV Berlin<br />

Mittelstraße 51, 10117 Berlin<br />

Glinkastraße 40, 10117 Berlin (ab dem<br />

20. Oktober 2014)<br />

Telefon: 030 288763-800<br />

DGUV München<br />

Fockensteinstraße 1, 81539 München<br />

Telefon: 089 62272-0<br />

DGUV Sankt Augustin<br />

Alte Heerstraße 111, 53757 Sankt Augustin<br />

Telefon: 02241 231-01<br />

Mit Sicherheit – menschlich | 53


Berufsgenossenschaften und<br />

Unfallkassen<br />

Impressum<br />

DGUV JahrBuch 2013/2014<br />

Berufsgenossenschaften<br />

Berufsgenossenschaft Rohstoffe<br />

und chemische Industrie<br />

www.bgrci.de<br />

Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

www.bghm.de<br />

Berufsgenossenschaft Energie Textil<br />

Elektro Medienerzeugnisse<br />

www.bgetem.de<br />

Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel<br />

und Gastgewerbe<br />

www.bgn.de<br />

Berufsgenossenschaft<br />

der Bauwirtschaft<br />

www.bgbau.de<br />

Berufsgenossenschaft Handel<br />

und Warendistribution<br />

www.bghw.de<br />

Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />

www.vbg.de<br />

Berufsgenossenschaft für Transport<br />

und Verkehrswirtschaft<br />

www.bg-verkehr.de<br />

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst<br />

und Wohlfahrtspflege<br />

www.bgw-online.de<br />

Unfallversicherungsträger<br />

der öffentlichen Hand bundesweit<br />

Eisenbahn-Unfallkasse<br />

www.euk-info.de<br />

Unfallkasse des Bundes<br />

www.uk-bund.de<br />

Unfallkasse Post und Telekom<br />

www.ukpt.de<br />

Unfallversicherungsträger<br />

der öffentlichen Hand landesweit<br />

Unfallkasse Baden-Württemberg<br />

www.ukbw.de<br />

Kommunale Unfallversicherung Bayern<br />

www.kuvb.de<br />

Unfallkasse Berlin<br />

www.unfallkasse-berlin.de<br />

Unfallkasse Brandenburg<br />

Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg<br />

www.ukbb.de<br />

Braunschweigischer Gemeinde-<br />

Unfallversicherungsverband<br />

www.guv-braunschweig.de<br />

Gemeinde-Unfallversicherungsverband<br />

Hannover<br />

www.guvh.de<br />

Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord<br />

www.hfuk-nord.de<br />

Unfallkasse Freie Hansestadt Bremen<br />

www.unfallkasse.bremen.de<br />

Unfallkasse Hessen<br />

www.unfallkasse-hessen.de<br />

Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern<br />

www.uk-mv.de<br />

Feuerwehr-Unfallkasse Mitte<br />

www.fuk-mitte.de<br />

Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen<br />

www.fuk.de<br />

Landesunfallkasse Niedersachsen<br />

www.lukn.de<br />

Unfallkasse Nord<br />

www.uk-nord.de<br />

Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />

www.unfallkasse-nrw.de<br />

Gemeinde-Unfallversicherungsverband<br />

Oldenburg<br />

www.guv-oldenburg.de<br />

HerausgeberIN<br />

Deutsche Gesetzliche<br />

Unfallversicherung e.V. (DGUV)<br />

Mittelstraße 51, 10117 Berlin<br />

Glinkastraße 40, 10117 Berlin (ab 20.<br />

Oktober 2014)<br />

Telefon: 030 288763-800<br />

Fax: 030 288763-808<br />

E-Mail: info@<strong>dguv</strong>.de<br />

www.<strong>dguv</strong>.de<br />

PROJEKTTEAM<br />

Referat Redaktion und Medien:<br />

Kathrin Baltscheit, Franz-Xaver Kunert,<br />

Katharina Rönnebeck, Dr. Dagmar Schittly<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Elke Biesel, Stefan Boltz, Bettina Bräuniger,<br />

Elena Engelhardt, Theresa Hartlieb<br />

Gestaltung<br />

Raufeld Medien<br />

www.raufeld.de<br />

Projektleitung:<br />

Birgit Metzner<br />

Art-Direktion:<br />

Daniel Krüger<br />

Grafik:<br />

Daniella Heil, Henrike Uthe<br />

Fotos:<br />

Nikolaus Brade<br />

Illustrationen:<br />

Karo Rigaud<br />

Druck<br />

DCM Druck Center Meckenheim GmbH<br />

www.druckcenter.de<br />

Unfallkasse Rheinland-Pfalz<br />

www.ukrlp.de<br />

Unfallkasse Saarland<br />

www.uks.de<br />

Unfallkasse Sachsen<br />

www.unfallkassesachsen.de<br />

Unfallkasse Sachsen-Anhalt<br />

www.ukst.de<br />

Unfallkasse Thüringen<br />

www.ukt.de<br />

54 | Mit Sicherheit – menschlich


Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)<br />

Mittelstraße 51<br />

10117 Berlin<br />

Telefon: 030 288763-800<br />

Fax: 030 288763-808<br />

E-Mail: info@<strong>dguv</strong>.de<br />

Internet: www.<strong>dguv</strong>.de

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