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Mit Sicherheit –<br />
menschlich<br />
Jahrbuch 2013/2014
Mit Sicherheit – menschlich<br />
DGUV Jahrbuch 2013/2014
Inhalt<br />
Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
S. 9<br />
Gerd Hundhausen<br />
Sachbearbeiter<br />
& Freiwilliger Feuerwehrmann<br />
S. 17<br />
Tatjana Tagliabue<br />
Referentin<br />
& Musikerin<br />
<br />
Von Menschen für Menschen –<br />
Vorwort der Geschäftsführung 6<br />
Viel erreicht und noch viel vor –<br />
Vorwort der Vorstandsvorsitzenden 7<br />
Mit Sicherheit – menschlich 8<br />
<br />
Fusion und Prüfrecht 12<br />
Interview: Reform des Mehrwertsteuer -<br />
systems in der EU 13<br />
Berufliche Rehabilitation auf EU-Ebene 14<br />
Gut beraten: barrierefreie Gebäude<br />
und Arbeitsplätze 14<br />
Sprache darf nicht ausgrenzen 15<br />
Neues Angebot für Gehörlose und<br />
Hörgeschädigte 15<br />
Auf Goldkurs 16<br />
<br />
Erfolgreiche Rückkehr in den Beruf 20<br />
Neuausrichtung der Heilverfahren 20<br />
Zahlen & Fakten 21<br />
Gesund werden mit Familienanschluss 22<br />
Zurück ins Leben finden 23<br />
Hilfe bei psychischen Unfallfolgen 23<br />
Interview: Oberstes Ziel ist die<br />
Wieder eingliederung 24<br />
<br />
Interview: Neue Berufskrankheit: Hautkrebs<br />
durch die Sonne 28<br />
Allergieauslösern auf der Spur 29<br />
Neue Berufskrankheiten 30<br />
Zahlen & Fakten 31<br />
Mit Herz und Hand für die Versicherten 32<br />
4 | Mit Sicherheit – menschlich
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
S. 25<br />
Christian Kreibich<br />
Sachbearbeiter<br />
& Stadionumbauhelfer<br />
S. 33<br />
Stefanie Palfner<br />
Bereichsleiterin<br />
& Wettkampfrichterin<br />
S. 43<br />
Heike Brüggemann-Prieshoff<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
& Koordinatorin<br />
<br />
Dialog zur Kundenzufriedenheit 36<br />
Neues Gebäude für die DGUV in Berlin 36<br />
Attraktiv für den Nachwuchs 37<br />
Ein „Denk-Zettel“ für einen gesunden Rücken 38<br />
Interview: Sicheres und gesundheitsbewusstes<br />
Handeln immer im Kopf haben 39<br />
<br />
Der Vorstand der DGUV 52<br />
Kontaktdaten der DGUV 53<br />
Übersicht der Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen 54<br />
Impressum 54<br />
<br />
Doping für das Hirn 40<br />
Zahlen & Fakten 41<br />
Interview: Psychische Belastungen erkennen<br />
und vermeiden 42<br />
Das Risikoobservatorium der DGUV 46<br />
Ein Preis zum Nachahmen 46<br />
Sicher bei der Freiwilligen Feuerwehr 47<br />
Prävention nachhaltig gestalten 48<br />
Mehr Arbeit, mehr Risiko? 49<br />
Gesundes Arbeiten in Kitas 50<br />
Interview: Schulprojekt hilft, Kinder vor<br />
Missbrauch zu schützen 51<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 5
Von Menschen für Menschen<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
von außen betrachtet erscheint die gesetzliche Unfallversicherung häufig<br />
wie ein komplexes Gebilde aus juristischen, medizinischen und technischen<br />
Aspekten. Dabei wird leicht übersehen, dass es im Kern letzten Endes immer<br />
nur um eines geht: den Menschen. Denn bei allen Aufgaben, die die Unfallversicherung<br />
erfüllt – ob in der Prävention, der medizinischen Versorgung<br />
und Rehabilitation oder der Entschädigung –, steht immer der Mensch im<br />
Mittelpunkt. Diesem Gedanken fühlen<br />
sich unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter bei ihrer täglichen<br />
Arbeit verpflichtet. Nicht zuletzt deshalb<br />
ist die Identifikation mit den<br />
Zielen dieses wichtigen Zweiges der<br />
Sozialversicherung innerhalb der Organisation<br />
so groß. Doch ist dieser<br />
menschliche Ansatz nicht immer für<br />
die Öffentlichkeit erkennbar, denn<br />
im Tagesgeschäft fällt es zuweilen<br />
schwer, dieses Bemühen um die<br />
Versicherten auch allgemein sichtbar<br />
zu machen. Daher möchten wir<br />
mit diesem Jahrbuch den Gedanken<br />
unseres „menschlichen“ Auftrags<br />
und Handelns verdeutlichen. Indem wir aufzeigen, wie unsere Arbeit jedem<br />
Einzelnen in seinem Ausbildungs- und Arbeitsalltag dient. Dazu haben<br />
wir zahlreiche aktuelle Beispiele zusammengetragen – aus der Forschung,<br />
dem praktischen Arbeitsschutz, dem klassischen Versicherungsschutz und<br />
vielem mehr. Zugleich aber möchten wir einige Menschen vorstellen, die<br />
stellvertretend für alle diejenigen stehen, die tagtäglich versuchen, für Sicherheit<br />
und Gesundheit in Ausbildung, Beruf und Ehrenamt sowie für eine<br />
umfassende Absicherung zu sorgen. Sie engagieren sich in ihrer Tätigkeit bei<br />
der DGUV, dem Spitzenverband der gesetzlichen Unfallversicherung, aber<br />
auch im Privaten – ob für Kinder, bei der Feuerwehr oder im Fußballverein.<br />
Von links nach rechts: Dr. Walter Eichendorf, Dr. Joachim Breuer, Petra Zilch<br />
Wir laden Sie ein, uns und unsere Arbeit näher kennenzulernen,<br />
und wünschen Ihnen eine bereichernde Lektüre!<br />
Ihre<br />
Dr. Joachim Breuer,<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Dr. Walter Eichendorf,<br />
stellv. Hauptgeschäftsführer<br />
Petra Zilch,<br />
stellv. Hauptgeschäftsführerin<br />
6 | Mit Sicherheit – menschlich
Viel erreicht und noch viel vor<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
nach einigen ereignisreichen Jahren der Reformen und Neustrukturierungen<br />
ist es zuletzt scheinbar ruhiger geworden um die gesetzliche Unfallversicherung<br />
und ihren Spitzenverband die DGUV. Weniger mediale und politische<br />
Aufmerksamkeit bedeutet jedoch keineswegs weniger Aktivität innerhalb<br />
der Organisation. Die Selbstverwaltung aus Arbeitgebern und Versicherten<br />
hat vielmehr ihren schon vor Jahren eingeschlagenen Weg der Modernisierung<br />
und Zukunftsorientierung konsequent fortgesetzt. So wurde und wird<br />
der Konzentrations- und Fusionsprozess bei Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
weiter vorangebracht. Ziel ist es vor allem, für noch mehr<br />
Effizienz und Synergien zu sorgen. Hier wurde bereits viel erreicht, doch wird<br />
sich der Prozess auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Viele weitere<br />
Aufgaben wurden angegangen, wie die Verbesserung der Qualität der Heilbehandlung,<br />
die klare Ausrichtung der berufsgenossenschaftlichen Kliniken<br />
oder aber die Förderung der Inklusion von Menschen mit Behinderung mit<br />
einem eigenen Aktionsplan. Wir gehen aber auch die Herausforderungen<br />
des Wandels der Arbeitswelt an und<br />
stellen beispielsweise neue Weichen<br />
in der Prävention. Man sieht,<br />
es mangelt nicht an großen und herausfordernden<br />
Projekten.<br />
Die Selbstverwaltung der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung hat in den<br />
vergangenen Jahrzehnten gemeinsam<br />
mit den Beschäftigten der Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen<br />
sowie den Unternehmen und<br />
Versicherten viel erreicht für Prävention<br />
und Rehabilitation – und damit<br />
für die Menschen. Dieses Jahrbuch<br />
zeigt einige Beispiele dafür auf.<br />
Aber wir wollen das Erreichte nicht<br />
nur bewahren, sondern weiter voranschreiten und wichtige Vorhaben in die<br />
Tat umsetzen. Für eine menschliche Arbeitswelt und Gesellschaft.<br />
Dr. Rainhardt Freiherr von Leoprechting (links) und Manfred Wirsch (rechts)<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude und Anregung beim Lesen unseres<br />
Jahrbuchs!<br />
Ihre<br />
Dr. Rainhardt Freiherr von Leoprechting,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Manfred Wirsch,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 7
„Mit Sicherheit – menschlich“<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Die gesetzliche Unfallversicherung sorgt für Sicherheit. In der Kita, der Schule,<br />
im Ehrenamt oder am Arbeitsplatz. Aber auch wenn einmal etwas passiert<br />
– bei einem Unfall auf dem Weg zur Arbeit und zurück, einem Arbeitsunfall,<br />
oder wenn eine Berufskrankheit auftritt. Bei allem gilt: Der Mensch<br />
steht im Mittelpunkt. Ihn zu schützen, ihn abzusichern, zu heilen oder zu<br />
rehabilitieren ist nicht nur unser Auftrag, sondern eine Herzensangelegenheit.<br />
Einige der vielen Menschen bei der DGUV, die sich diesem Gedanken<br />
verpflichtet fühlen, möchten wir Ihnen in diesem Jahrbuch vorstellen. Sie<br />
sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen<br />
– und zugleich in ihrer Freizeit besonders engagiert. Sie stehen sowohl<br />
für aktives gesellschaftliches Mitwirken in Sport, Kultur und Ehrenamt als<br />
auch für ein umfassendes soziales System, das Betrieben und Versicherten<br />
alles aus einer Hand bietet. Ganz menschlich.<br />
Die Menschen hinter der Deutschen<br />
Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
1.119<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter an<br />
5 Standorten<br />
der DGUV und in dezentral<br />
aufgestellten Landesverbänden<br />
und Bildungseinrichtungen<br />
Wichtige Arbeitsbereiche der DGUV<br />
Evaluation<br />
Mediengestaltung<br />
Redaktion<br />
Personalbereich Verwaltung<br />
Öffentlichkeitsarbeit Revision<br />
Politik Arbeitsmedizin<br />
Rehabilitation Wissenschaft<br />
Versicherungsrecht Prävention<br />
Ausbildung<br />
Technik<br />
Finanzen<br />
Arbeitssicherheit<br />
Veranstaltungstechnik<br />
Rezeption<br />
Service<br />
Statistik Ausbildung<br />
Informatik<br />
Sachbearbeitung<br />
Internationales<br />
Justitiariat<br />
8 | Mit Sicherheit – menschlich
Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />
Gerd Hundhausen<br />
Tätigkeit: Sachbearbeiter<br />
Engagement: Freiwilliger Feuerwehrmann<br />
Politik | 9
Feuerwehrmann zu sein<br />
war für mich als Kind ein<br />
Traum. Über 36 Jahre lang<br />
konnte ich diesen Traum leben.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
10 | Politik
Er ist kein Mann der großen Worte, eher der<br />
guten Taten. Als Feuerwehrmann war Gerd<br />
Hundhausen über 36 Jahre im Rhein-Sieg-<br />
Kreis im Einsatz. War – denn zum 15. März 2014<br />
ist er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.<br />
Stolz kann er auf diese Jahre zurückblicken. Bis<br />
zum Hauptbrandmeister hat er es gebracht und<br />
vielen Menschen geholfen, manchmal auch unter<br />
schwierigen Einsatzbedingungen. Papstbesuch,<br />
Fußball-WM und viele dramatische Unfälle und<br />
Brandeinsätze – Gerd Hundhausen hat viel<br />
erlebt. Und dabei nicht nur an die Opfer gedacht,<br />
sondern auch an seine Kameradinnen und Kameraden<br />
der Feuerwehr. Deshalb hat er das Team<br />
für Psychosoziale Unterstützung (PSU) im Kreis<br />
Bonn-Rhein-Sieg für Einsatzkräfte aus Feuerwehr<br />
und Rettungsdienst mit aufgebaut und lange<br />
geleitet. Das PSU-Team ist besonders geschult und<br />
betreut Einsatzkräfte bei oder nach belastenden<br />
Einsätzen, um Spätfolgen wie posttraumatische<br />
Belastungsstörungen zu vermeiden. Das können<br />
Einsätze mit Toten sein, mit besonders schweren<br />
Verletzungen, mit Kindern oder Katastrophen wie<br />
die Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg<br />
2010 sowie der Einsturz des historischen Stadtarchivs<br />
in Köln 2009. Das PSU-Team leistet psychische<br />
Erste Hilfe, vermittelt weitere Hilfsangebote<br />
oder steht für Gespräche zur Verfügung. Für sein<br />
Engagement wurde Gerd Hundhausen im letzten<br />
Jahr mit dem deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in<br />
Silber ausgezeichnet. Die Anerkennung für seinen<br />
unermüdlichen Einsatz.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Menschen in Not zu helfen<br />
ist für mich selbstverständlich.<br />
Aber auch Helfer<br />
brauchen manchmal Hilfe.<br />
Name<br />
Gerd Hundhausen<br />
Tätigkeit bei der DGUV<br />
Sachbearbeiter<br />
Besondere Aspekte des Jobs<br />
Genauigkeit und der Kontakt mit<br />
vielen Menschen<br />
Ehrenamtliche Tätigkeit<br />
Freiwilliger Feuerwehrmann und<br />
Leiter des PSU-Teams<br />
Gründe für sein Engagement<br />
Es ist ein gutes Gefühl, Menschen<br />
zu helfen<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 11
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Fusion und Prüfrecht<br />
BUK-NOG – Gesetz schafft Grundlage für Fusion<br />
öffentlicher und gewerblicher Träger.<br />
Mit dem Wandel der Arbeitswelt verändern sich auch<br />
die Anforderungen an die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung,<br />
die Berufsgenossenschaften und<br />
Unfallkassen. Seit einigen Jahren befindet sich die<br />
gesetzliche Unfallversicherung in einem Konzentrationsprozess,<br />
um ihre Strukturen an die gesetzlichen<br />
Vorgaben anzupassen. Deutliches äußeres Zeichen<br />
der Veränderungen sind zahlreiche Fusionen von<br />
Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Gab es<br />
im Jahr 2000 noch 35 Berufsgenossenschaften und<br />
38 Unfallkassen, so sind es heute nur noch neun beziehungsweise<br />
26.<br />
Damit auch die drei bundesunmittelbaren Unfallkassen<br />
Fusionen eingehen können, musste erst<br />
der gesetzliche Rahmen geschaffen werden. Das<br />
Gesetz zur Neuorganisation der bundesunmittelbaren<br />
Unfallkassen (BUK-NOG) trat am 19. Oktober<br />
2013 in Kraft.<br />
Zum 1. Januar 2015 vereinigt sich die Unfallkasse<br />
des Bundes mit der Eisenbahn-Unfallkasse zur<br />
Unfallversicherung Bund und Bahn. Dabei handelt<br />
es sich um den Zusammenschluss zwischen einer<br />
„klassischen“ und einer überwiegend gewerblich<br />
geprägten Unfallkasse. Die Selbstverwaltungen der<br />
beiden Häuser haben sich schon frühzeitig um die<br />
Fusion bemüht und die notwendigen rechtlichen<br />
Schritte vorbereitet. Diese Vorarbeiten hat der Gesetzgeber<br />
im BUK-NOG in weiten Teilen aufgegriffen.<br />
Noch einen Schritt weiter gehen die Unfallkasse<br />
Post und Telekom und die Berufsgenossenschaft<br />
für Transport und Verkehrswirtschaft. Erleichtert<br />
wird dieser Zusammenschluss eines öffentlichen<br />
Trägers mit einer Berufsgenossenschaft durch den<br />
„gewerblichen Charakter“ der Unfallkasse. Zum<br />
1. Januar 2016 wird die Fusion zur neuen Berufsgenossenschaft<br />
Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation<br />
umgesetzt. Die gesetzgeberischen<br />
Zielvorgaben werden damit – bis auf den Bereich der<br />
landesunmittelbaren Unfallversicherung – erreicht.<br />
Betriebsprüfungen<br />
Früher haben Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />
die Betriebe selbst geprüft. Mit Wirkung zum<br />
1. Januar 2010 wurde dieses Recht der Deutschen<br />
Rentenversicherung übertragen. Wegen deren<br />
grundlegend abweichender Prüfsystematik führte<br />
dies aber in einzelnen Punkten zu Problemen. Das<br />
BUK-NOG hat deshalb der Unfallversicherung ein<br />
begrenztes Prüfrecht zurückgegeben. Das bedeutet:<br />
Zukünftig werden Kleinunternehmen nur noch stichprobenartig<br />
geprüft. Die Betriebsprüfungen bei etwa<br />
2,5 Millionen Unternehmen, deren Erträge in keinem<br />
angemessenen Verhältnis zu den Kosten stehen, fallen<br />
weg. Damit werden die Unternehmen entlastet.<br />
Die Unfallversicherung kann aber auf eigene Initiative<br />
Prüfungen unternehmen, wenn sie Anhaltspunkte<br />
dafür hat, dass der Unternehmer beitragspflichtige<br />
Entgelte nicht oder nicht zur richtigen Gefahrklasse<br />
gemeldet hat. Das eigene Prüfrecht ist also kein<br />
Selbstzweck, sondern dient der Beitragsgerechtigkeit<br />
innerhalb der gesetzlichen Unfallversicherung.<br />
12 | Mit Sicherheit – menschlich
Interview<br />
Reform des<br />
Mehrwertsteuersystems<br />
in der EU<br />
Die Europäische Kommission will das<br />
europäische Mehrwertsteuersystem<br />
reformieren, Steuerbefreiungen und<br />
Ermäßigungssätze sollen weitgehend<br />
beschränkt werden. Das betrifft auch<br />
den öffentlichen Sektor, denn die<br />
Kommission erwägt auch die Abschaffung<br />
der Mehrwertsteuerbefreiung<br />
von dem Gemeinwohl dienenden<br />
Tätigkeiten. Für die deutsche Sozialversicherung<br />
würde dies hohe<br />
Mehrkosten bedeuten. Im Interview<br />
erläutert Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer<br />
der DGUV, Hintergründe<br />
sowie die Positionen der<br />
gesetzlichen Unfallversicherung.<br />
Herr Dr. Breuer, welche Leistungen<br />
der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
wären von den Plänen der EU-Kommission<br />
betroffen?<br />
Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />
erbringen im Zuge von Heilbehandlung,<br />
Rehabilitation, Pflege und<br />
Hilfen zur Teilhabe von Versicherten<br />
neben Geldleistungen – wie zum Beispiel<br />
dem Pflegegeld – auch umfangreiche<br />
Sach- und Dienstleistungen.<br />
Diese „dem Gemeinwohl dienenden<br />
Lieferungen und Leistungen“, die sich<br />
2012 auf 3,1 Milliarden Euro beliefen,<br />
waren bislang von der Mehrwert steuer<br />
befreit. Wenn sie der Besteuerung<br />
unterlägen, hätte dies ohne Kompensation<br />
im Jahr 2012 zu Mehrkosten von<br />
0,59 Milliarden Euro geführt.<br />
Bezogen auf die gesamte deutsche<br />
Sozialversicherung und fortgeschrieben<br />
auf das Jahr 2014 hieße das: Bei gleichen<br />
Leistungen ergäbe sich eine Mehrbelastung<br />
von rund 34 Milliarden Euro<br />
im Jahr. Dadurch würde der Beitragssatz<br />
zur Sozialversicherung um mehr als drei<br />
Prozentpunkte steigen.<br />
Welche Konsequenzen hätten solche<br />
Mehrkosten?<br />
Die Mehrkosten müssten die Beitragszahler<br />
tragen, also die Betriebe in der<br />
gewerblichen Wirtschaft und in der<br />
Landwirtschaft sowie Bund, Länder und<br />
Gemeinden. Bedenkt man, wie hart seit<br />
Jahren in Deutschland um eine Begrenzung<br />
der Sozialversicherungsbeiträge<br />
gerungen wird, dann erscheinen diese<br />
zusätzlichen 19 Prozent Mehrwertsteuer<br />
wie eine Kostenexplosion. Vor allem,<br />
kein Cent davon kommt den Versicherten<br />
zugute, im Gegenteil, es stellt sich<br />
sogar die Frage, ob die Mehrkosten<br />
am Ende nicht mit Leistungseinschränkungen<br />
kompensiert werden müssten.<br />
Die EU-Kommission hat Einwände zur<br />
Kenntnis genommen und eine Konsultation<br />
zu ihren Plänen angestoßen.<br />
Welche Position nimmt die DGUV in<br />
diesem Verfahren ein?<br />
Wir freuen uns, dass die Europäische<br />
Kommission die Betroffenen konsultiert,<br />
um hier eine sachdienliche und<br />
angemessene Entscheidung zu treffen.<br />
Wir haben diese Möglichkeit genutzt<br />
und gemeinsam mit der Deutschen<br />
Rentenversicherung Bund, dem GKV-<br />
Spitzenverband und den Verbänden der<br />
Kranken- und Pflegekassen noch einmal<br />
deutlich gemacht, dass bei der Mehrwertsteuer<br />
der Status quo beibehalten<br />
werden muss.<br />
Im Kern geht es bei dem Vorhaben der<br />
EU-Mehrwertsteuerreform ja um die<br />
Verhinderung von Wettbewerbsverzerrungen.<br />
Was ist zu diesem Anliegen<br />
zu sagen?<br />
Natürlich ist das Anliegen berechtigt,<br />
aber solange die Leistungen der<br />
deutschen Sozialversicherung auf<br />
dem öffentlichen Recht basieren, ist<br />
nach unserer Einschätzung für diesen<br />
Bereich keine Wettbewerbsverzerrung<br />
zu Lasten privater Anbieter zu erkennen.<br />
Die Sozial versicherung in Deutschland<br />
ist eine Pflichtversicherung, die<br />
die Ab sicherung der Bevölkerung in<br />
bestimmten Fällen sicherstellen soll. Die<br />
Leistungen privater Anbieter haben eine<br />
ganz andere Zielrichtung.<br />
Eine Erhebung von Mehrwertsteuer<br />
auf Tätigkeiten, die dem Gemeinwohl<br />
dienen, benachteiligt zudem im besonderen<br />
Maße beitragsfinanzierte Sozialversicherungssysteme<br />
im Vergleich zu<br />
staatsfinanzierten, da letztere über den<br />
geschlossenen Steuerkreislauf einen<br />
direkten Ausgleich oder eine fehlende<br />
Mehrbelastung haben. Durch die<br />
Belastung des Faktors Arbeit hätten die<br />
Unternehmen in beitragsfinanzierten<br />
Sozialversicherungssystemen durch<br />
die Mehrwertsteuerreform einen klaren<br />
Wettbewerbsnachteil.<br />
DGUV/Stephan Floss<br />
Dr. Joachim Breuer,<br />
Hauptgeschäftsführer der DGUV<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 13
Berufliche Rehabilitation auf EU-Ebene<br />
Ein Erfahrungsaustausch soll die Beispiele guter Praxis bündeln<br />
und europaweit zugänglich machen.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Menschen mit Behinderung<br />
sollen ihre Rechte und<br />
Möglichkeiten in vollem Umfang<br />
wahrnehmen können.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft der europäischen Sozialversicherung<br />
(European Social Insurance Platform,<br />
ESIP) vereint unter einem Dach über 40 nationale Organisationen<br />
der Sozialversicherung, unter anderem<br />
auch die DGUV. Ziel ist es, gemeinsam die sozial- und<br />
gesundheitspolitischen Herausforderungen in Europa<br />
zu meistern und Einfluss auf die Entscheidungsprozesse<br />
europäischer Institutionen zu nehmen.<br />
ESIP hat im Februar 2012 einen neuen ständigen<br />
Fachausschuss ins Leben gerufen. Das „Disability<br />
and Rehabilitation Committee“, das zurzeit von der<br />
DGUV geleitet wird, beobachtet die Aktivitäten der<br />
EU zur Inklusion und unterbreitet aktiv Vorschläge,<br />
wie die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen<br />
und deren Wiedereingliederung noch besser gelingen<br />
können. Der Ausschuss dient nicht nur als Bühne<br />
für den Dialog zwischen nationalen Sozialversicherungsinstitutionen<br />
in Europa, sondern darüber hinaus<br />
auch als Netzwerk, um auf europäische Entscheidungsprozesse<br />
mit Bezug zu Themen der Inklusion<br />
sowie Rehabilitation Einfluss zu nehmen.<br />
Ein Schwerpunkt der Ausschussarbeit war bislang<br />
der Austausch von Erfahrung und guter Praxis<br />
zum Thema berufliche Rehabilitation, an dem sich<br />
neben der DGUV zahlreiche Sozialversicherungseinrichtungen<br />
aus Europa beteiligt haben und dessen<br />
Ergebnisse in einem Bericht zusammengefasst werden<br />
sollen.<br />
Gut beraten: barrierefreie Gebäude<br />
und Arbeitsplätze<br />
Die DGUV entwickelt einen Leitfaden, um Unternehmen bei der barrierefreien<br />
Gestaltung von Gebäuden und Arbeitsplätzen zu beraten.<br />
Die Vision von gemeinsamem Lernen und Arbeiten<br />
kann nur Wirklichkeit werden, wenn Menschen mit<br />
und ohne Behinderung den gleichen Zugang zu Bildungseinrichtungen<br />
und zum ersten Arbeitsmarkt<br />
haben. Bauliche Barrierefreiheit ist dabei ein wichtiger<br />
Baustein. Sie gelingt am besten und erspart<br />
Mehrkosten durch nachträgliche Umbauten, wenn<br />
bereits bei der Planung Grundsätze der barrierefreien<br />
Gestaltung mitgedacht und berücksichtigt werden.<br />
Um Unternehmen dabei zu beraten, erarbeitet die<br />
DGUV einen vier Teile umfassenden Leitfaden „Barrierefreie<br />
Arbeitsplatzgestaltung“.<br />
Praktische Fachinfoblätter beschreiben übersichtlich<br />
alle relevanten Themen, von den gesetzlichen<br />
Grundlagen über branchenübergreifende bis<br />
hin zu branchenspezifischen Anforderungen an barrierefreie<br />
Gebäude und Arbeitsplätze. Der Leitfaden<br />
soll eine praktische Arbeitshilfe für die Beratung der<br />
Aufsichtspersonen in den Unternehmen sein, aber<br />
auch Praxishilfe für Architekten und Architektinnen.<br />
Als Grundlagenwerk soll der Leitfaden auch Entscheiderinnen<br />
und Entscheider in Unternehmen, Verwaltungen<br />
und Bildungseinrichtungen für das Thema<br />
sensibilisieren.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de<br />
Webcode: d131972<br />
14 | Mit Sicherheit – menschlich
Sprache darf nicht ausgrenzen<br />
Angebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten in Leichter Sprache.<br />
Eine Gesellschaft besteht aus Menschen. Sie sind es,<br />
die die Gesellschaft prägen und zu ihrem Wohl beitragen.<br />
Doch die Möglichkeit zur vollständigen und<br />
gleichberechtigten Teilhabe an gesellschaftlichen<br />
Prozessen ist nicht jedem gegeben.<br />
Denn überall dort, wo es Informationen nur in<br />
„normaler“ Sprache gibt, werden auch Menschen<br />
ausgegrenzt. Nicht jeder kann Texte wie Bescheide,<br />
Verträge oder Informationsbroschüren in „normaler“<br />
Sprache verstehen. Für Menschen, die aus unterschiedlichen<br />
Gründen über eine geringe Kompetenz<br />
in der deutschen Sprache verfügen, sind solche Texte<br />
„schwer“. Aber nur wenn jemand sich selbst informieren<br />
kann, kann er auch selbst Entscheidungen<br />
treffen. Und das ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes<br />
Leben.<br />
Deshalb sieht der Aktionsplan zur Umsetzung<br />
der UN-Behindertenrechtskonvention der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung vor, Informationen in Leichter<br />
Sprache anzubieten. Leichte Sprache ist eine besonders<br />
leicht verständliche Ausdrucksweise. Das<br />
gilt sowohl in geschriebener als auch in gesprochener<br />
Form. Leichte Sprache folgt festen Regeln in der<br />
Gestaltung, Wortwahl und im Satzbau. Zum Beispiel<br />
wird auf Fremd- und Fachwörter verzichtet und lange<br />
oder zusammengesetzte Wörter werden optisch getrennt<br />
– das erleichtert das Lesen. Auf diese Weise<br />
profitieren nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen,<br />
sondern auch Personen mit geringen<br />
Deutschkenntnissen von Leichter Sprache.<br />
In allen Bereichen der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
sollen schrittweise Angebote in Leichter<br />
Sprache erarbeitet werden. So gibt es beispielsweise<br />
den „Aktionsplan der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
zur Umsetzung der UN-Konvention über die<br />
Rechte von Menschen mit Behinderungen“ in Leichter<br />
Sprache oder auch Informationen<br />
für Beschäftigte rund um<br />
den gesunden Rücken<br />
auf der Internetseite der<br />
Präventionskampagne<br />
„Denk an mich. Dein Rücken“.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de/publikationen,<br />
Bestellnummer:<br />
12194<br />
www.deinruecken.<br />
de, Webcode:<br />
dam13115<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Neues Angebot für Gehörlose<br />
und Hörgeschädigte<br />
DGUV-Infoline ist über das Gebärdentelefon erreichbar.<br />
„Mit diesem Angebot konnten<br />
wir eine Barriere für Gehörlose<br />
und Hörgeschädigte beseitigen.“<br />
Seit September 2013 bietet die Infoline der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung einen Service für gehörlose<br />
und hörgeschädigte Bürger an: Die zuvor nur über Telefon<br />
und E-Mail erreichbare Infoline gibt seitdem auch<br />
Auskunft mittels Gebärdensprache per Videophonie.<br />
„Wir haben unser Angebot um das Gebärdentelefon<br />
ergänzt, um eine Barriere für Gehörlose und<br />
Hörgeschädigte zu beseitigen“, sagt Andreas Baader<br />
von der DGUV Kommunikation. Das neue Angebot<br />
wurde insbesondere gegenüber den Verbänden der<br />
Betroffenen kommuniziert, die diese Information<br />
sehr positiv aufgenommen und verbreitet haben.<br />
Nutzbar ist der Service in Gebärdensprache über<br />
einen Internet-PC mit Kamera und entsprechender<br />
Software. Ein derartiges Programm kann bei Bedarf<br />
kostenlos beim Betreiber Telemark heruntergeladen<br />
werden. Erreichbar ist das Gebärdentelefon der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung unter <strong>dguv</strong>@gebaerdentelefon.<strong>dguv</strong>.de.<br />
Dabei handelt es sich nicht um<br />
eine E-Mail-Adresse. Diese Adresse kann nur mit einem<br />
sogenannten SIP-Telefon angerufen werden. Alternativ<br />
können Betroffene auch ein ISDN-Bildtelefon<br />
nutzen, um per Gebärdensprache mit der Infoline zu<br />
kommunizieren. Die Rufnummer dafür lautet 0800<br />
60 50 415. Auch per Fax können Betroffene Kontakt<br />
aufnehmen, unter 0800 60 50 416.<br />
Die Infoline ist ein gemeinsamer Service von<br />
der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen. Unter der<br />
kostenfreien Rufnummer 0800 60 50 404 werden<br />
allgemeine Fragen zu Arbeitsunfällen, Wegeunfällen<br />
und Berufskrankheiten beantwortet. Fragen zu Einzelfällen,<br />
die in die Zuständigkeit einer Berufsgenossenschaft<br />
oder Unfallkasse fallen, werden an diese<br />
weitergeleitet.<br />
Die Infoline der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
ist von Montag bis Freitag zwischen 08:00 und 18:00<br />
Uhr besetzt. Informationen können auch per E-Mail<br />
angefordert werden: info@<strong>dguv</strong>.de.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de/infoline<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 15
Auf Goldkurs<br />
„GOLD – Du kannst mehr als Du denkst.“<br />
in Kino und Fernsehen<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Am 15. Februar 2013 war es soweit: Der Dokumentarfilm<br />
„GOLD – Du kannst mehr als Du denkst.“ hatte<br />
Weltpremiere bei den Filmfestspielen der 63. Berlinale,<br />
wenige Tage darauf folgte die große Deutschlandpremiere<br />
in Hamburg. Gut ein Jahr später, am 6. März<br />
2014, kam die TV-Premiere hinzu – in der ARD zur besten<br />
Sendezeit.<br />
GOLD ist ein Film über die Kraft des Willens und<br />
den unbezwingbaren Wunsch, ein selbstbestimmtes<br />
Leben zu führen. Der Film begleitet zwei Sportler und<br />
eine Sportlerin mit Behinderung auf ihrem Weg zu<br />
den Paralympics 2012. Drei ungewöhnliche Lebensgeschichten,<br />
die verbunden sind durch die Leidenschaft<br />
für den Sport. Wie würde das Publikum auf das<br />
Thema reagieren? Die Spannung war riesig. Umso<br />
größer war die Freude, als bei den ersten Vorstellungen<br />
Applaus aufbrandete. Der Film wurde begeistert<br />
aufgenommen und auch die Resonanz in den Medien<br />
war umfangreich und positiv.<br />
Der Film gibt dem<br />
abstrakten Begriff der<br />
Inklusion das Gesicht<br />
von drei Menschen.<br />
Vorführlizenz zur Verfügung gestellt. Ob dies auch<br />
in anderen Bundesländern möglich ist, wird derzeit<br />
geprüft.<br />
Das Filmprojekt GOLD hat aber nicht nur nach<br />
außen gewirkt. Mindestens ebenso wichtig war die<br />
Bedeutung, die es nach innen entfaltete. Nahezu<br />
alle Berufsgenossenschaften und Unfallkassen haben<br />
über den Film berichtet. Viele haben Kinovorstellungen<br />
für ihre Beschäftigten und das Ehrenamt<br />
aus gerichtet. GOLD entwickelte sich zu einem identitätsstiftenden<br />
Projekt.<br />
Der Erfolg in Zahlen<br />
Mit mehr als 500 Artikeln in Printmedien und über<br />
130 Online-Beiträgen wurde eine Reichweite von<br />
170 Millionen Menschen angesprochen. Die Berichterstattung<br />
im Fernsehen erreichte mehr als 12<br />
Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Mehr<br />
als 40.000 Menschen haben GOLD im Kino gesehen,<br />
mehr als 1,3 Millionen sahen den Film im März<br />
2014 im Fernsehen. Hinzu kamen und kommen immer<br />
noch eine Vielzahl von Sondervorstellungen für<br />
unterschiedliche Zielgruppen und Multiplikatoren.<br />
Eingesetzt wird der Film auch bei verschiedenen<br />
Veranstaltungen und Messen.<br />
GOLD im Unterricht<br />
Ein besonderes Augenmerk richtet die Unfallversicherung<br />
auf die Zielgruppe der Schülerinnen und<br />
Schüler. Hier sieht sie ein ideales Umfeld, um die Botschaft<br />
des Films auch in die Zukunft weiterzutragen.<br />
Deshalb wurde Unterrichtsmaterial zu GOLD erstellt,<br />
das Lehrende in der Vermittlung von Themen wie<br />
Inklusion und Rehabilitation unterstützen soll.<br />
Hamburg hat als erstes Bundesland allen weiterführenden<br />
Schulen eine Film-DVD mit<br />
Zurück ins Leben<br />
Erstmals in ihrer Geschichte hat die gesetzliche Unfallversicherung<br />
einen Kinofilm mit initiiert. Sie hat<br />
diesen ungewöhnlichen Weg gewählt, um ihr wichtige<br />
Themen wie Rehabilitation und Inklusion in eine<br />
breite Öffentlichkeit zu tragen.<br />
Der Film gibt dem abstrakten Begriff der Inklusion<br />
das Gesicht von drei Menschen, die durch den<br />
Sport Anerkennung und Selbstbestimmung, Kampf,<br />
Sieg und Niederlagen erleben. Bei vielen Veranstaltungen<br />
und Filmvorführungen ergaben sich inspirierende<br />
Begegnungen mit den Protagonisten. GOLD hat<br />
Menschen zusammengeführt und ernsthafte, tiefgehende<br />
Diskussionen initiiert. Viele Zuschauer hat er<br />
ermutigt. Der Film hat damit auch einen wichtigen<br />
Beitrag zum Aktionsplan der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
zur Umsetzung der UN-Konvention über<br />
die Rechte von Menschen mit Behinderung geleistet.<br />
Er hat für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung<br />
und die Notwendigkeit ihrer Teilhabe an der<br />
Gesellschaft sensibilisiert.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de<br />
Webcode: d602137
Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Tatjana Tagliabue<br />
Tätigkeit: Referentin<br />
Engagement: Musikerin<br />
Politik | 17
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Die Kunst und Schönheit des<br />
Lebens sind unergründlich,<br />
grenzenlos und unendlich.<br />
18 | Mit Sicherheit – menschlich
Name<br />
Tatjana Tagliabue<br />
Tätigkeit bei der DGUV<br />
Referentin für interne Kommunikation<br />
und Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
Besondere Aspekte des Jobs<br />
Die Aufgaben erfordern täglich Empathie,<br />
Ausdauer und viel Geduld<br />
Engagement<br />
Singer, Songwriter und Malerin<br />
Gründe für ihr Engagement<br />
Das Leben ist zeitlich begrenzt. Kunst<br />
und Schönheit des Lebens sind<br />
unendlich<br />
Es waren die Töne und<br />
Schwingungen, die mich<br />
als kleines Kind begeisterten.<br />
S<br />
eit ihrem sechsten Lebensjahr singt<br />
Tatjana Tagliabue. 1982 hörte sie heimlich<br />
die Platten ihres Vaters, wenn dieser bei<br />
der Arbeit war: die Rolling Stones, Led Zeppelin,<br />
Elvis, Johnny Cash und Janis Joplin – die „Stars“<br />
des Rock ’n’ Roll. Sie sang einfach mit. Das Unvermeidliche<br />
geschah: Ihr Vater überraschte sie im<br />
Wohnzimmer. Er verließ die Wohnung und noch<br />
am selben Abend kam er mit Mikro und Anlage<br />
nach Hause und sagte: „Mädel, sing da rein! Sing<br />
da rein!“ Doch dabei blieb es nicht: Sie sang Coversongs<br />
auf großen wie kleinen Bühnen, privaten<br />
Feiern, in der Familie und im Wohnzimmer. Auch<br />
auf den Betriebsfesten der DGUV in München sind<br />
ihre Auftritte stets gefeiert und umjubelt. So gibt<br />
sie ihre Freude an der Musik weiter. So spontan<br />
wie früher geht es seit drei Jahren aufgrund einer<br />
Krankheit nicht mehr. Heute singt sie vor allem<br />
im Wohnzimmer – gemeinsam mit ihrem Mann,<br />
einem Gitarristen. Spontan entstehen in Jam-<br />
Sessions mit Freunden Improvisationen, neue<br />
Songs und Texte. Zum Songwriting kamen mit<br />
der Zeit noch zwei weitere Leidenschaften: die<br />
Begeisterung für Farben, Formen und Ausdrucksmöglichkeiten<br />
in der Malerei und der Fotografie.<br />
Dabei zählt für Tatjana Tagliabue immer nur eins:<br />
mit künstlerischem Wirken Grenzen überwinden<br />
und Freiheit empfinden. Und die Begeisterung mit<br />
anderen Menschen teilen.<br />
Porträt | 19
Erfolgreiche Rückkehr in den Beruf<br />
Effektive soziale Sicherung, die nicht nur auf Zahlung von Geld ausgerichtet<br />
ist, braucht internationalen Austausch und Kooperationen.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Eine wichtige Plattform dafür ist die Internationale<br />
Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS). Im Jahr<br />
2013 hat sie „Leitlinien zur Wiederherstellung der<br />
Beschäftigungsfähigkeit“ herausgegeben, bei deren<br />
Erstellung die DGUV eine Führungsrolle übernommen<br />
hat. Umgekehrt werden die Leitlinien künftig auch in<br />
die Arbeit der gesetzlichen Unfallversicherung, Vollmitglied<br />
der IVSS, einfließen.<br />
Menschen nach einem Arbeitsunfall oder bei einer<br />
Berufskrankheit möglichst rasch und nachhaltig<br />
wieder in das Berufsleben zu integrieren, ist eines<br />
der Kernanliegen aller modernen Leistungsträger<br />
in der sozialen Sicherheit. Denn eine wirtschaftlich<br />
machbare und tragfähige Weiterbeschäftigung verletzter,<br />
erkrankter oder behinderter Beschäftigter eröffnet<br />
die Chance, dass diese nicht von finanziellen<br />
Hilfen abhängig werden, sondern an allen Aspekten<br />
der Gesellschaft teilhaben und ihrerseits weiter einen<br />
Beitrag zum Gemeinwesen leisten können.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, ist es entscheidend,<br />
dass die Träger der sozialen Sicherheit sich für die<br />
Förderung und Unterstützung wirksamer Programme<br />
zur Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit<br />
einsetzen. Zum Gelingen tragen die insgesamt 32<br />
Leitlinien der IVSS als Standardbeschreibung bei,<br />
wozu auch die Leitlinien zum Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
gehören. Alle Leitlinien sollen die nationalen<br />
Träger der sozialen Sicherheit bei ihrer proaktiven<br />
Aufgabe unterstützen.<br />
http://www.issa.int/excellence/<br />
guidelines/return-to-work<br />
Neuausrichtung der Heilverfahren<br />
Für mehr Qualität in der Behandlung und Rehabilitation<br />
von Schwerverletzten.<br />
Nach einem schweren Arbeitsunfall hängt das Überleben,<br />
aber auch die Wiederherstellung ganz wesentlich<br />
von einer guten Versorgungsstruktur ab.<br />
Schließlich geht es bei der Behandlung von schweren<br />
Verletzungen um die Zukunft der Betroffenen und<br />
darum, die Rückkehr in die Familie und in den Beruf<br />
zu ermöglichen. Die gesetzliche Unfallversicherung<br />
hat dabei eine besondere Verpflichtung ihren Versicherten<br />
gegenüber: Ihre Aufgabe ist es, „mit allen<br />
geeigneten Mitteln“ für ihre Heilbehandlung und Rehabilitation<br />
zu sorgen. Um diese Aufgabe optimal zu<br />
erfüllen, können Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />
Qualitätsanforderungen für Ärzte und Kliniken<br />
festlegen und besondere Heilverfahren vorsehen.<br />
Neue Anforderungen<br />
Mit Beginn des Jahres 2013 wurden die Anforderungen<br />
an Krankenhäuser, die sich am stationären Heilverfahren<br />
der Unfallversicherung beteiligen wollen,<br />
neu gefasst. Ziel ist es, die medizinische Versorgung<br />
und Rehabilitation der Versicherten nach Arbeits-,<br />
Schul- und Wegeunfällen weiter zu verbessern.<br />
Gründe für die Neuausrichtung sind weitreichende<br />
Veränderungen in der allgemeinen medizinischen<br />
Versorgung, steigende Anforderungen an die Qualitätssicherung<br />
in der Medizin und Veränderungen im<br />
Bedarf der gesetzlichen Unfallversicherung selbst.<br />
Wesentliche Aspekte der Neuordnung sind:<br />
Menschen, die einen schweren Arbeitsunfall hatten,<br />
sollen nur noch in dafür besonders qualifizierten und<br />
erfahrenen Kliniken behandelt werden. Die Heilverfahren<br />
werden stärker nach der Art und Schwere der<br />
Verletzungsart differenziert. Die Qualitätsanforderungen<br />
an die Kliniken werden regelmäßig überprüft und<br />
aktualisiert. Sie orientieren sich dabei am Weißbuch<br />
Schwerverletztenversorgung der Deutschen Gesellschaft<br />
für Unfallchirurgie (DGU). Ein besonderes Augenmerk<br />
liegt zudem auf einem effizienten Rehabilitationsmanagement.<br />
System in drei Stufen<br />
Das stationäre Heilverfahren der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
ist jetzt dreistufig gestaltet. Bisher<br />
kümmerte sich der Durchgangsarzt im Krankenhaus<br />
im Rahmen des Verletzungsartenverfahrens um die<br />
Versorgung aller schweren Verletzungen. Jetzt gibt<br />
es zusätzlich noch ein weiteres, herausgehobenes<br />
Verfahren. Versicherte mit besonders<br />
schweren, komplexen Verletzungen<br />
werden künftig<br />
im Rahmen des neuen<br />
„Schwerverletzungsartenverfahrens“<br />
behandelt.<br />
Dieses wurde im<br />
Laufe des Jahres 2013<br />
aufgebaut und konnte<br />
zum Jahresbeginn 2014<br />
wie geplant starten.<br />
20 | Mit Sicherheit – menschlich
Zahlen & Fakten<br />
48.230<br />
Fusionen der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
Im Jahr 2004 gab es noch 35 gewerbliche Berufsgenossenschaften.<br />
Durch Fusionen hatte sich ihre Zahl bis 2008 auf 23 reduziert. Im<br />
selben Jahr trat das „Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung“ in Kraft, das weitere Fusionen vorsah. Seit<br />
2011 ist der Fusionsprozess im Bereich der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
mit den bestehenden 9 Berufsgenossenschaften<br />
abgeschlossen.<br />
Text S. 12<br />
Anfragen<br />
per Telefon und E-Mail<br />
im Jahr 2013<br />
35 23 9<br />
2004 2008 2011<br />
Infoline<br />
Dabei stehen die unterschiedlichsten<br />
Inhalte von A wie Arbeitsunfall<br />
bis Z wie Zertifizierung im Interesse<br />
der Kontaktsuchenden. In den meisten Fällen<br />
geht es um Fragen zur Klärung der Zuständigkeit<br />
von Berufsgenossenschaften und Unfallkassen.<br />
Wachsendes Interesse lässt sich aber auch für<br />
neuere Themen, wie beispielsweise die Beratung<br />
bei Unternehmensgründungen, verzeichnen.<br />
Übrigens: Der Anteil an E-Mails unter allen<br />
Anfragen ist über die vergangenen Jahre<br />
stetig gestiegen und liegt inzwischen<br />
bei nahezu 25 Prozent.<br />
Text S. 15<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Der Film<br />
„GOLD – Du kannst<br />
mehr als Du denkst“<br />
Text S. 16<br />
„GOLD“ auf der Berlinale 2013<br />
zu Gast ist auch Bundespräsident<br />
Joachim Gauck<br />
Sonder Vorstellungen<br />
für Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung<br />
Sonder Vorstellungen<br />
für Schulen, Menschen mit<br />
Behin derungen und Multiplikatoren<br />
Mehr als<br />
170 Millionen<br />
Menschen mit Print- und<br />
Onlinemedien erreicht<br />
Die Unfallversicherung<br />
bringt<br />
10.000<br />
DVDs in Umlauf<br />
Über<br />
13 Millionen<br />
Fernsehzuschauer und<br />
-zuschauerinnen<br />
Eine<br />
eigene Ausgabe<br />
der Paralympics-Zeitung<br />
zum Kinostart<br />
Mehr als 500 Print- und mehr<br />
als 130 Online-Artikel<br />
Mehr als 70 Artikel<br />
in den Medien der Unfallversicherung<br />
mit einer Auflage<br />
von 4,7 Mio.<br />
TV-Ausstrahlung<br />
am 6. März 2014,<br />
um 20:15 Uhr in der ARD<br />
GroSSe Premierenfeier<br />
in einem Lufthansa-Hangar<br />
in Hamburg<br />
Sondervorführungen in<br />
New York<br />
bei den Vereinten Nationen<br />
40.000<br />
Kinozuschauer und<br />
-zuschauerinnen<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 21
Gesund werden mit<br />
Familienanschluss<br />
Angebot der stationären<br />
Heilbehandlung in Polen.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Stolpern, rutschen oder stürzen: Ein Unfall bei der<br />
Arbeit oder auf dem Weg dahin ist schnell passiert.<br />
Doch besonders in der Fremde ist die Genesung<br />
manchmal mühsam. Polnische Staatsbürgerinnen<br />
und Staatsbürger, die in Deutschland arbeiten und<br />
gesetzlich unfallversichert sind, können nach einem<br />
Arbeits- oder Wegeunfall in ihrem Heimatland stationär<br />
weiterbehandelt werden. Möglich macht dies<br />
eine Kooperation zwischen der DGUV Reha International<br />
GmbH und der KRUS Reha-Klinik in Szklarska<br />
Por ba – ein polnischer Kurort unweit des Dreiländerecks<br />
Deutschland, Polen und Tschechische Republik.<br />
Die auf ein Jahr angelegte Kooperation wurde im Juni<br />
2013 um vier Jahre verlängert. So haben zukünftig<br />
viele Patientinnen und Patienten die Möglichkeit,<br />
durch das bessere Sprachverständnis und die Nähe<br />
zu Freunden und Familie ihren Heilungsverlauf zu<br />
verbessern.<br />
Potenzial weiter ausschöpfen<br />
Hintergrund für die deutsch-polnische Kooperation<br />
ist die Ausweitung der Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
auf die osteuropäischen Mitgliedstaaten der Europäischen<br />
Union. So führten etwa im Jahr 2012 rund<br />
180.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte<br />
aus Polen als größte Gruppe die Statistik der Bundesagentur<br />
für Arbeit an. Jetzt gilt es, die Kooperation<br />
bundesweit bekannt zu machen und das behandelnde<br />
ärztliche Personal zu informieren und zu sensibilisieren.<br />
Nur so können Versicherte, für die eine stationäre<br />
Heilbehandlung in Polen von Interesse ist, auf<br />
diese Möglichkeit hingewiesen werden.<br />
Weiterbehandlung in Polen<br />
Ob eine Rehabilitation in Polen aus medizinischen<br />
Gründen im Einzelfall sinnvoll und geeignet ist, entscheidet<br />
die zuständige Berufsgenossenschaft oder<br />
Unfallkasse gemeinsam mit den Versicherten und<br />
den behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Für die<br />
Weiterbehandlung in Polen werden die Versicherten<br />
von der zuständigen Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse<br />
über die DGUV Reha International GmbH<br />
angemeldet. Für die Berufsgenossenschaften und<br />
Unfallkassen steht in der Reha-Klinik deutschsprachiges<br />
ärztliches Personal zur Klärung organisatorischer<br />
und medizinischer Fragen zur Verfügung.<br />
Die positiven Erfahrungen aus der Zusammenarbeit<br />
in der einjährigen Pilotphase führten zu einem großen<br />
Interesse des Trägers KRUS, die Kooperation<br />
auch auf andere KRUS-Kliniken in Polen auszuweiten.<br />
Damit würden in Polen zugleich neue Standards<br />
für die Rehabilitation gesetzt.<br />
Flyer „Gesund werden, wo die Familie<br />
lebt“ zum Download unter:<br />
www.<strong>dguv</strong>.de/publikationen<br />
22 | Mit Sicherheit – menschlich
Zurück ins Leben finden<br />
Unterstützung im Alltag als wichtiger Baustein<br />
für die Rehabilitation.<br />
Ein schwerer Unfall kann das Leben eines Menschen<br />
von einer Sekunde zur nächsten verändern. Der Arbeitsplatz,<br />
die Selbständigkeit, die Lebensqualität<br />
– plötzlich scheint alles gefährdet. Deshalb ist es<br />
wichtig, dass Rehabilitation nicht nach dem Krankenhausaufenthalt<br />
aufhört. In der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
sind medizinische, berufliche und<br />
Rehabilitation aus<br />
einer Hand und mit allen<br />
geeigneten Mitteln.<br />
soziale Rehabilitation und Teilhabe nach dem Grundsatz<br />
„Alles aus einer Hand“ miteinander verknüpft.<br />
In diesem Kanon ist die soziale Rehabilitation<br />
eine eigenständige Aufgabe der gesetzlichen Unfallversicherung.<br />
Ziel ist es, Menschen, die bleibende<br />
Beeinträchtigungen durch einen Arbeitsunfall oder<br />
eine Berufskrankheit erlitten haben, so in ihrem<br />
Alltag zu unterstützen, dass sie möglichst selbstbestimmt<br />
und unabhängig leben können. Leistungen<br />
der sozialen Teilhabe sind hierfür enorm wichtig,<br />
denn es geht um zentrale Bereiche wie Familie,<br />
Freizeit, Kultur, Sport und Erholung, Kommunikation,<br />
Wohnen und Mobilität. Dazu werden Hilfen und<br />
Beratungen bereitgestellt und das immer entsprechend<br />
den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten<br />
der betroffenen Menschen – und ihrer Motivation.<br />
Die Bedeutung der sozialen Teilhabe liegt auf der<br />
Hand: Wer selbstbestimmt und eigenverantwortlich<br />
lebt, ist zufriedener. Das wirkt sich auch positiv auf<br />
die anderen Bereiche der Rehabilitation aus.<br />
Für die gesetzliche Unfallversicherung ist Beratung<br />
eine zentrale Aufgabe. Sobald erkennbar wird,<br />
dass Menschen aufgrund der Folgen eines Arbeitsunfalls<br />
oder einer Berufskrankheit Bereiche des Alltags<br />
nicht mehr eigenständig erledigen können, gibt<br />
es ein persönliches Gespräch mit den Betroffenen<br />
und ihren Angehörigen. Es wird über notwendige –<br />
auch psychosoziale – Hilfen gesprochen und wie sie<br />
umgesetzt werden können. Die Ergebnisse dieser<br />
Gespräche fließen in die gesamte Reha-Planung ein<br />
und schließen auch eine nachgehende Betreuung<br />
mit ein. Um einen gemeinsamen Standard für die Beratungspraxis<br />
innerhalb der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
zu schaffen, wurde im September 2013 das<br />
Positionspapier „Leistungen zur Teilhabe am Leben<br />
in der Gemeinschaft“ verabschiedet. Aufbauend auf<br />
dessen Inhalten wird ein praxisnaher Leitfaden für<br />
die tägliche Arbeit der Reha-Manager und -Managerinnen<br />
erarbeitet.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de (Webcode: d1458)<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Hilfe bei psychischen Unfallfolgen<br />
Neues Verfahren und Handlungsanleitung garantiert<br />
einheitliche Umsetzung.<br />
Ein Überfall auf eine Tankstelle, ein Selbstmörder<br />
auf den Bahnschienen – Beschäftigte, die solche<br />
Ereignisse miterleben müssen, brauchen häufig<br />
psychologische Unterstützung. Die gesetzliche Unfallversicherung<br />
will den Betroffenen eine frühzeitige<br />
und angemessene professionelle Hilfe anbieten. Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen haben sich<br />
deshalb auf ein gemeinsames Verfahren verständigt.<br />
Ziel ist es, psychische Gesundheitsstörungen nach<br />
einem Arbeitsunfall oder einer Berufskrankheit nicht<br />
chronisch werden zu lassen.<br />
An die ärztlichen und psychologischen Psychotherapeutinnen<br />
und -therapeuten, die sich an diesem<br />
Verfahren beteiligen wollen, werden besondere<br />
Anforderungen gestellt. Sie müssen über Fachkenntnisse<br />
in der Diagnostik und Behandlung von typischen<br />
psychischen Störungen nach Arbeitsunfällen<br />
und Berufskrankheiten verfügen. Die Behandlungsverfahren<br />
müssen sich an den einschlägigen medizinischen<br />
Leitlinien orientieren. Darüber hinaus verpflichten<br />
sie sich, Unfallversicherte innerhalb von ein<br />
bis zwei Wochen in die Behandlung aufzunehmen. In<br />
einer Handlungsanleitung sind die einzelnen Verfahrensschritte<br />
beschrieben. So soll eine einheitliche<br />
Umsetzung gewährleistet werden.<br />
Eingeleitet wird die Therapie von der zuständigen<br />
Unfallversicherung oder von D-Ärzten oder<br />
-Ärztinnen. Die beteiligten Therapeuten und Therapeutinnen<br />
berichten kontinuierlich über den Verlauf<br />
der Behandlung. So wird sichergestellt, dass<br />
rechtzeitig weitere erforderliche Maßnahmen – zum<br />
Beispiel psychologische Unterstützungen bei der<br />
beruflichen Teilhabe – angestoßen werden können.<br />
Die Versicherten erhalten auf diese Weise auch bei<br />
psychischen Unfallfolgen ein aktives Reha-Management.<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 23
Interview<br />
Oberstes Ziel<br />
ist die Wiedereingliederung<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Wenn ein Mensch bei einem Arbeitsunfall<br />
verletzt wird, dann hängt<br />
sein weiterer Lebensweg wesentlich<br />
davon ab, wie gut der Heilungsprozess<br />
verlaufen wird. Es ist deshalb<br />
eine der wichtigsten Aufgaben der<br />
gesetzlichen Unfallversicherung, den<br />
Weg von der Akutversorgung bis zur<br />
Rückkehr in Alltag und Berufsleben<br />
so optimal wie möglich zu begleiten.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, hat die<br />
DGUV das Benchmarking-Projekt „Effektivität<br />
und Wirtschaftlichkeit der<br />
Fallsteuerung“ ins Leben gerufen. Zu<br />
den Ergebnissen nimmt Petra Zilch,<br />
stellvertretende Hauptgeschäftsführerin<br />
der DGUV, Stellung.<br />
DGUV/Stephan Floss<br />
Petra Zilch,<br />
stv. Hauptgeschäftsführerin<br />
Frau Zilch, wie kam es zu diesem Projekt<br />
und wie wurde es durchgeführt?<br />
Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />
führen seit Jahren Benchmarking-<br />
Projekte durch, organisiert und begleitet<br />
von der DGUV. Wir vergleichen dabei<br />
das Handeln der Verwaltungen, um so<br />
herauszufinden, wie wir unsere Angebote<br />
an die Versicherten verbessern und<br />
unsere Arbeit effizienter machen können.<br />
Im Projekt zur Heilverfahrenssteuerung<br />
haben 23 Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen ihre Arbeitsabläufe,<br />
Kapazitäten und Ergebnisse bei der<br />
Steuerung der Heilverfahren verglichen.<br />
Das reichte vom ersten Kontakt mit den<br />
Versicherten über die aktive Planung bis<br />
hin zur Überwachung der medizinischen,<br />
beruflichen und sozialen Rehabilitation.<br />
Welches sind aus Ihrer Sicht die spannendsten<br />
Ergebnisse?<br />
Das oberste Ziel der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
ist die Wiedereingliederung<br />
der Versicherten in Alltag, Schule und<br />
Beruf. Je nach Schwere der Verletzung<br />
gibt es aber unterschiedliche Wege, um<br />
dieses Ziel zu erreichen. Bei gering verletzten<br />
Personen ist es möglich, mit flachen<br />
Hierarchien und einem hohen Grad<br />
an Automatisierung zu arbeiten. Die<br />
Sachbearbeiter entscheiden selbst, das<br />
spart Abstimmungsaufwand und Kosten.<br />
Haben die Versicherten aber schwerere<br />
Beeinträchtigungen, dann steigen die<br />
Anforderungen an eine fachkundige<br />
Einzelfallsteuerung durch qualifizierte<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Wie oft erreicht die Unfallversicherung<br />
ihr Ziel?<br />
Die Rehabilitation der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung ist sehr erfolgreich!<br />
Durchschnittlich 97 Prozent aller Verunfallten<br />
werden wieder eingegliedert, das<br />
heißt, sie kehren an ihren alten Arbeitsplatz<br />
oder in eine gleichwertige Tätigkeit<br />
zurück. Nachweisbar ist auch: Wenn<br />
wir die Rehabilitation eines oder einer<br />
schwer Verletzten intensiv begleiten<br />
und steuern, dann sinkt die Dauer der<br />
Arbeitsunfähigkeit. Es lohnt sich also,<br />
diese Betreuung stärker auszubauen.<br />
Das führt zwar zunächst zu höheren<br />
Verwaltungskosten, aber es spart im<br />
Gegenzug mehr Kosten im Bereich Rehabilitation<br />
und Entschädigung ein.<br />
Frau Zilch, was folgt aus den Ergebnissen<br />
des Benchmarking?<br />
Wir haben eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen<br />
für Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen erarbeitet.<br />
Dazu nur einige Beispiele: Es lohnt sich,<br />
möglichst viele Dokumente digitalisiert<br />
zu bearbeiten und die Informationsbasis<br />
der Heilverfahrenssteuerung zu optimieren.<br />
Wir raten auch, intensiv mit unseren<br />
Netzwerkpartnern zusammenzuarbeiten.<br />
Gibt es auch wirtschaftliche Aspekte?<br />
Ja. Die Politik hat einen kritischen Blick<br />
auf die Verwaltungskosten von Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen.<br />
Die Unfallversicherung stellt sich dieser<br />
Diskussion offensiv. Die Ergebnisse des<br />
Benchmarking untermauern jetzt unsere<br />
Feststellung: Eine Senkung der Verwaltungskosten<br />
kann unter dem Strich zu<br />
höheren Gesamtkosten führen. Man<br />
muss immer den Kontext betrachten.<br />
Mein Fazit ist: Von der Heilverfahrenssteuerung<br />
profitieren letztlich alle Beteiligten.<br />
Die Berufsgenossenschaften und<br />
Unfallkassen können die Versicherten<br />
effizienter unterstützen, die Versicherten<br />
genießen eine bessere Rehabilitation<br />
und die Mitgliedsbetriebe müssen nicht<br />
so lange auf ihre Beschäftigten verzichten.<br />
Das wirkt sich auch positiv auf die<br />
Beiträge aus. Kurz zusammengefasst:<br />
Rehabilitation lohnt sich.<br />
24 | Mit Sicherheit – menschlich
Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Christian Kreibich<br />
Tätigkeit: Sachbearbeiter<br />
Engagement: Stadionumbauhelfer<br />
Politik | 25
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
26 | Porträt
Mit acht Jahren nahm ihn sein Vater, ein<br />
leidenschaftlicher Fußballfan, zum<br />
ersten Mal mit ins Stadion. Das war 1997.<br />
Seitdem lassen der Fußball und der 1. FC Union<br />
Berlin Christian Kreibich nicht mehr los. Sein<br />
Stammplatz im Stadion ist auf der Gegengerade<br />
neben der alten Anzeigentafel. Von dort verfolgt<br />
er alle Heimspiele – nur wenige hat er verpasst.<br />
Wenn man Christian Kreibich fragt, was der<br />
Verein für ihn bedeutet, dann kommt eine klare<br />
Antwort: Familie. Die Fans von „Eisern Union“<br />
sind bekannt für ihre Treue zum Verein, auch in<br />
schlechten Zeiten. „Unser Stolz. Unser Verein.“<br />
– so steht es in großen Lettern im Stadion. Diese<br />
Verbundenheit spürt auch Christian Kreibich, und<br />
deshalb war es für ihn selbstverständlich, im Jahr<br />
2009 beim Umbau des Stadions mitzuhelfen. Über<br />
2.000 freiwillige Helfer haben 140.000 unentgeltliche<br />
Arbeitsstunden geleistet, um das Stadion<br />
auf Vordermann zu bringen. Christian Kreibich<br />
war einer von ihnen. Geländer streichen, Zäune<br />
aufstellen, aufräumen – eine helfende Hand von<br />
vielen. Auch die Fans untereinander helfen sich,<br />
eben wie in einer Familie. Die Fans sind stolz auf<br />
„ihr“ Stadion, welches nun mit den Stadien großer<br />
Vereine mithalten kann. Beim 1. FC Union gibt<br />
es keine Distanzen, Fans und Spieler sind sich<br />
nah – auch weil die Spieler wissen, was sie ihren<br />
Fans zu verdanken haben.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Für mich ist der 1. FC Union wie<br />
eine große Familie. Wir halten<br />
zusammen – Spieler und Fans –<br />
in guten und in schlechten Zeiten.<br />
Name<br />
Christian Kreibich<br />
Tätigkeit bei der DGUV<br />
Sachbearbeiter für Gewerbemeldungen<br />
Besondere Aspekte des Jobs<br />
Der direkte Kontakt zu den<br />
Unternehmen<br />
Engagement<br />
Helfer beim Stadionumbau<br />
Gründe für sein Engagement<br />
Fußball ist ein Teil seines Lebens<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 27
Interview<br />
Neue Berufskrankheit:<br />
Hautkrebs<br />
durch die Sonne<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Rund 2,5 Millionen Menschen halten<br />
sich in Deutschland arbeitsbedingt<br />
besonders viel in der Sonne auf. Vor<br />
allem Land- und Bauarbeiter, Handwerker<br />
oder Seeleute sind in überdurchschnittlichem<br />
Maße natürlicher<br />
ultravioletter Strahlung ausgesetzt.<br />
Beschäftigte, die viel und über lange<br />
Zeit im Freien arbeiten, haben ein<br />
höheres Risiko an Hautkrebs zu<br />
erkranken als der Durchschnitt der<br />
Bevölkerung. Das belegen wissenschaftliche<br />
Studien. Der Ärztliche<br />
Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten<br />
beim Bundesarbeitsministerium<br />
hat daher vorgeschlagen, die<br />
Berufskrankheiten-Liste zu ergänzen.<br />
Stefanie Palfner, Leiterin des Bereichs<br />
Berufskrankheiten bei der DGUV,<br />
erklärt, vor welche Fragen die neue<br />
Berufskrankheit die gesetzliche Unfallversicherung<br />
stellt.<br />
Welche Hautkrebsformen können als<br />
Berufskrankheit (BK) anerkannt werden,<br />
wenn sie durch die Sonne entstanden<br />
sind?<br />
Stefanie Palfner,<br />
Leiterin des Referats Berufskrankheiten<br />
bei der DGUV<br />
Derzeit können Plattenepithelkarzinome<br />
anerkannt werden und aktinische<br />
Keratosen. Letztere aber nur, wenn sie<br />
in einer bestimmten Häufigkeit oder<br />
Ausdehnung auftreten. Beide Formen<br />
des Hautkrebses stehen zwar noch nicht<br />
auf der BK-Liste. Da aber die Voraussetzungen<br />
für eine Aufnahme in die Liste<br />
vorliegen, können sie als so genannte<br />
Wie-Berufskrankheit anerkannt werden<br />
(nach § 9 Absatz 2 SGB VII).<br />
Wie ist es mit anderen Hautkrebsarten,<br />
zum Beispiel Basalzellkrebs oder dem<br />
Melanom?<br />
Für diese Erkrankungen liegen zurzeit<br />
keine ausreichenden wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse vor. Vor allem ist nicht<br />
belegt, ob bestimmte Personengruppen<br />
durch ihre Arbeit ein deutlich höheres<br />
Hautkrebsrisiko haben als die allgemeine<br />
Bevölkerung. Das aber fordert das<br />
Berufskrankheitenrecht. Daher ist eine<br />
Anerkennung nicht möglich.<br />
Die neue Berufskrankheit stellt die<br />
Unfallversicherung vor eine Herausforderung.<br />
Denn dem Sonnenlicht ist man<br />
ja nicht nur bei der Arbeit ausgesetzt,<br />
sondern auch in der Freizeit.<br />
Die Wissenschaftler haben deshalb versucht,<br />
die private und arbeitsbedingte<br />
Sonneneinstrahlung in Relation zu setzen.<br />
Menschen reagieren unterschiedlich<br />
auf Sonne, sie haben verschiedene<br />
Hauttypen, deshalb war die Festsetzung<br />
eines einzigen Dosisgrenzwerts nicht<br />
möglich. Die Begründung zur neuen BK<br />
führt aus, dass der betroffene Hautbereich<br />
bei der Arbeit einer zusätzlichen<br />
Einwirkung durch die Sonne ausgesetzt<br />
sein muss, die 40 Prozent der Dosis<br />
entspricht, die die Versicherten bis zu<br />
diesem Zeitpunkt „normal“ in ihrem<br />
Leben empfangen haben. Allerdings<br />
ergibt sich daraus die Frage, wie wir für<br />
verschiedene Berufe die entsprechende<br />
Dosis ermitteln können.<br />
Wie wollen Sie das Problem lösen?<br />
Die DGUV hat schon früh Forschungsprojekte<br />
initiiert, um Instrumente zu entwickeln,<br />
mit denen wir nun Lichtschäden<br />
der Haut erfassen und die arbeitsbedingte<br />
UV-Exposition des Einzelnen berechnen<br />
können. Diese Methoden werden zurzeit<br />
in der Praxis erprobt. Das geschieht<br />
im Rahmen einer Studie, in der 2.400<br />
Personen untersucht werden. Bei weiteren<br />
600 Studienteilnehmern wird die<br />
Sonnenlicht-Exposition am Arbeitsplatz<br />
gemessen. Auf Basis der Messungen<br />
erstellen wir eine Übersicht (Kataster),<br />
aus der für verschiedene Berufsgruppen<br />
und Tätigkeiten typische Sonnenbestrahlungen<br />
ablesbar sind. Damit könnten<br />
wir viele Verdachtsmeldungen schneller<br />
einschätzen. Langwierige Ermittlungen im<br />
Einzelfall wären seltener nötig.<br />
Das klingt so, als stünde Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen noch<br />
nicht viel zur Verfügung, um mit der<br />
neuen BK umzugehen?<br />
Im Gegenteil. Wir waren selten so gut<br />
auf eine Berufskrankheit vorbereitet. Die<br />
DGUV hat unter anderem eine Arbeitshilfe<br />
für die Unfallversicherung entwickelt<br />
und das Institut für Arbeitsschutz<br />
der DGUV (IFA) hat eine „Technische<br />
Information“ herausgegeben. Die Berufsgenossenschaften,<br />
die Unfallkassen<br />
und unsere Institute in Sankt Augustin<br />
und Bochum arbeiten hierbei mit den<br />
medizinischen Fachgesellschaften sehr<br />
eng zusammen.<br />
28 | Mit Sicherheit – menschlich
Allergieauslösern auf der Spur<br />
Neue Messverfahren zur Bestimmung von<br />
Allergenen bei der Arbeit.<br />
„Wir haben jetzt das<br />
nötige Rüstzeug, um<br />
Allergenkonzentrationen<br />
standardisiert zu erfassen.“<br />
Bäcker reagieren auf Mehlstaub, Friseure auf Haarfärbemittel<br />
und Büroangestellte auf Möbelbezüge.<br />
Für viele sind allergische Reaktionen nicht nur mit<br />
dem Pollenflug im Frühjahr verbunden, sondern<br />
allgegenwärtig in ihrem Berufsleben. Beruflich bedingte<br />
Hauterkrankungen machen in Deutschland<br />
rund die Hälfte aller Berufserkrankungen aus. Dabei<br />
nehmen entzündliche Hauterkrankungen durch Reizungen<br />
oder durch Kontakte zu bestimmten Stoffen<br />
die Spitzenposition ein. Atemwegsallergien gehören<br />
ebenfalls zu den häufig angezeigten Berufskrankheiten,<br />
wobei bestimmte Arbeitsplätze besonders<br />
betroffen sind.<br />
Aufgrund der Vielzahl der Erkrankungen<br />
sowie der Vielfalt der möglichen Auslöser<br />
stellen allergische Erkrankungen im<br />
Bereich der Atemwege eine besondere<br />
Herausforderung für die Prävention, aber<br />
auch für die Diagnostik im Bereich Berufskrankheiten<br />
dar.<br />
Neue Messverfahren<br />
„Wenn wir allergische Erkrankungen<br />
durch Arbeitsstoffe<br />
vermeiden wollen,<br />
müssen wir neben den<br />
individuellen und beruflichen<br />
Risikofaktoren<br />
auch wissen, ob<br />
und in welcher Konzentration<br />
Allergene<br />
– also Stoffe, die sensibilisierend<br />
beziehungsweise<br />
allergisierend wirken – am<br />
Arbeitsplatz vorhanden sind“,<br />
sagt Professorin Monika Raulf<br />
vom Institut für Prävention und<br />
Arbeitsmedizin der DGUV (IPA)<br />
in Bochum.<br />
Das Problem: Bislang gab es<br />
nur für wenige Allergene Messverfahren,<br />
mit denen sich relevante Allergene<br />
am Arbeitsplatz nachweisen<br />
und quantifizieren lassen. Diese Lücke<br />
haben die Forscher am IPA nun geschlossen. Mithilfe<br />
der neu entwickelten Verfahren ist es möglich, Konzentrationen<br />
bestimmter Allergene zu bestimmen.<br />
Das gelingt nun auch für Allergene in Luftstaubproben,<br />
die bei bestimmten Tätigkeiten am Arbeitsplatz<br />
gesammelt wurden. Das Verfahren wurde bereits<br />
in der Praxis getestet. „Wir haben jetzt das nötige<br />
Rüstzeug, um Konzentrationen von Allergenen<br />
standardisiert zu erfassen“, so Raulf. So lässt sich<br />
feststellen, ob in einem Arbeitsbereich eine erhöhte<br />
Exposition und damit eventuell ein Sensibilisierungsrisiko<br />
besteht.<br />
Herausforderung Diagnostik<br />
Auch die Diagnostik beruflich bedingter Allergien<br />
ist eine Herausforderung – für die Wissenschaft und<br />
die Praxis. Das betrifft sowohl die Diagnostik für<br />
die Begutachtung als auch für die<br />
Untersuchungen in Betrieben<br />
im Rahmen der Sekundärprävention,<br />
d.h. Erkrankungen<br />
früh zu erkennen und eine<br />
Verschlimmerung zu verhindern.<br />
Ein Positionspapier der<br />
europäischen allergologischen<br />
Fachgesellschaft gibt<br />
konkrete Empfehlungen,<br />
um Hauttests für die Diagnostik<br />
berufsbedingter<br />
Typ-I-Allergien standardisiert<br />
durchzuführen.<br />
Das Positionspapier ist<br />
das Ergebnis eines von<br />
der DGUV initiierten Forschungsvorhabens<br />
am<br />
IPA. Im Rahmen der Forschung<br />
wird auch untersucht,<br />
welche Verfahren<br />
sowie „Tools“ für die Diagnostik<br />
beruflicher Allergien<br />
geeignet sind. Wo solche<br />
Instrumente für spezielle Fragestellungen<br />
bisher nicht existierten,<br />
arbeitet das Institut an ihrer<br />
Entwicklung. Raulf: „Die Prävention<br />
und Diagnostik allergischer<br />
Erkrankungen sind komplexe<br />
Aufgaben. Hierzu ist eine ganzheitliche<br />
Perspektive nötig, die<br />
neben dem Arbeitsplatz auch<br />
den Patienten sowie die Allergenquelle<br />
bis hin zum allergenen<br />
Molekül im Blick hat.“<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 29
Neue Berufskrankheiten<br />
Vier Erkrankungen sollen in die Berufskrankheiten-<br />
Liste aufgenommen werden.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Millionen Menschen leisten täglich in Deutschland<br />
wichtige Arbeit. Doch nicht immer hält dabei die<br />
Gesundheit stand: In 2013 wurden rund 15.500 Berufskrankheiten<br />
anerkannt. Für die Anerkennung von<br />
Berufskrankheiten gibt es gesetzliche Vorgaben, an<br />
denen sich die gesetzliche Unfallversicherung orientieren<br />
muss. Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />
erkennen Erkrankungen als eine Berufskrankheit<br />
an, wenn sie in der Berufskrankheiten-Verordnung<br />
(BKV), kurz „BK-Liste“, verzeichnet sind. Die Betroffenen<br />
können dann eine Entschädigung erhalten.<br />
Aber es gibt auch Erkrankungen, die „wie“ eine Berufskrankheit<br />
anzuerkennen sind, obwohl sie noch<br />
nicht in der BKV aufgelistet sind. Diese sogenannten<br />
„Wie-Berufskrankheiten“ müssen bestimmte Voraussetzungen<br />
erfüllen. (Die Rechtsgrundlage ist § 9 Abs.<br />
2 SGB VII.)<br />
2009 folgende Erkrankungen zur Aufnahme in die<br />
Berufskrankheiten-Liste der BKV empfohlen:<br />
• „Druckschädigung des Nervus medianus im Carpaltunnel<br />
(Carpaltunnel-Syndrom) durch repetitive<br />
manuelle Tätigkeiten mit Beugung und Streckung<br />
der Handgelenke, durch erhöhten Kraftaufwand der<br />
Hände oder durch Hand-Arm-Schwingungen“,<br />
• „Larynxkarzinom durch intensive und mehrjährige<br />
Exposition gegenüber schwefelsäurehaltigen Aerosolen“<br />
(Kehlkopfkrebs),<br />
• „Gefäßschädigung der Hand durch stoßartige<br />
Krafteinwirkung (Hypothenar-Hammer-Syndrom<br />
und Thenar-Hammer-Syndrom – arterielle Durchblutungsstörungen<br />
der Hand)“ und<br />
• „Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische<br />
Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung“<br />
(weißer Hautkrebs)<br />
Kriterien für die Aufnahme<br />
in die BK-Liste<br />
Für die Aufnahme in die BK-Liste muss die Erkrankung<br />
durch besondere Einwirkungen verursacht worden<br />
sein, denen Menschen durch ihre versicherte Tätigkeit<br />
erheblich stärker als die übrige Bevölkerung<br />
ausgesetzt sind. Um das zu klären, werden wissenschaftliche<br />
Fakten zusammengetragen und bewertet.<br />
Angestoßen wird dieser Vorgang häufig durch erste<br />
Beobachtungen oder praktische Erfahrungen aus der<br />
Berufswelt. Dies wird dann durch wissenschaftliche<br />
Studien überprüft – verdichten sich die Erkenntnisse,<br />
wird im Ärztlichen Sachverständigenbeirat<br />
„Berufskrankheiten“ beim Bundesministerium für<br />
Arbeit und Soziales über eine Aufnahme in die BK-<br />
Liste beraten. Als Ergebnis dieser Beratungen wurden<br />
seit der letzten Erweiterung der BK-Liste im Jahr<br />
Bis zur Aufnahme dieser vier Erkrankungen in die<br />
BK-Liste, können sie schon jetzt als Wie-Berufskrankheiten<br />
anerkannt werden, wenn die Bedingungen der<br />
jeweiligen Empfehlungen vorliegen.<br />
In der Regel ergänzt der Verordnungsgeber die<br />
Liste der Berufskrankheiten (Anlage 1 zur BKV) um<br />
diese „Wie-Berufskrankheiten“ in gewissen Abständen.<br />
Eine entsprechende Änderungsverordnung<br />
wird erwartet.<br />
Die genannten Erkrankungen<br />
sind erst danach<br />
„Berufskrankheiten“.<br />
Häufig der erste Anstoß<br />
für neue Berufskrankheiten:<br />
praktische Erfahrungen und<br />
Beobachtungen in der Arbeitswelt.<br />
30 | Mit Sicherheit – menschlich
Zahlen & Fakten<br />
1 2<br />
Durchschnittlich<br />
nur<br />
bis<br />
Wochen<br />
Wartezeit<br />
bundesweites Netzwerk<br />
Ziel der gesetzlichen Unfallversicherung ist es ein<br />
Netzwerk von Therapeuten und Therapeutinnen,<br />
die eine zeitnahe, optimale, ortsnahe Versorgung gewährleisten.<br />
Ein bis zwei Wochen nach Behandlungsauftrag<br />
sollen die Versicherten mit einer fachgerechten<br />
psychologischen Therapie beginnen können.<br />
Text S. 23<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Durchschnittlich 97 von 100 Menschen werden durch die Rehabilitation<br />
der gesetzlichen Unfallversicherung in gleicher oder ähnlicher Tätigkeit wieder<br />
eingegliedert – so das Ergebnis eines Benchmarking-Projektes. Text S. 24<br />
Eine frühzeitige<br />
und professionelle<br />
Hilfe ist wichtig.<br />
So kann bleibenden<br />
psychischen<br />
Störungen<br />
entgegengewirkt<br />
werden.<br />
Andere Erkrankungen<br />
13,29 %<br />
Asbestbedingte Erkrankungen<br />
10,34 %<br />
BERUFSKRANKHEITS -<br />
GESCHEHEN 2013:<br />
Hauterkrankungen machen den<br />
überwiegenden Teil der bestätigten<br />
Fälle 2013 nach BKV-Liste* aus.<br />
Text S. 30<br />
57,59 % <br />
Hauterkrankungen<br />
Lärmschwerhörigkeit<br />
18,78 %<br />
* Liste der Berufskrankheiten nach<br />
Berufskrankheiten-Verordnung,<br />
d. h. ohne Fälle nach DDR-Recht und<br />
ohne Fälle nach § 9 Abs. 2 SGB VII<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 31
Mit Herz und Hand<br />
für die Versicherten<br />
Berufsgenossenschaftliche Kliniken schließen<br />
sich zusammen.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Für Menschen, die einen schweren Arbeitsunfall erleiden,<br />
sind sie oft die erste und wichtigste Station:<br />
die berufsgenossenschaftlichen Kliniken. Sie sind<br />
Herz und Hand der medizinischen Versorgung sowie<br />
der Rehabilitation in der gesetzlichen Unfallversicherung.<br />
An 13 Standorten sorgen 12.000 Beschäftigte<br />
für mehr als eine halbe Million Patientinnen und Patienten<br />
jährlich. Was die BG-Kliniken so besonders<br />
macht, ist, dass ihre Arbeit nicht mit der Entlassung<br />
des Patienten endet, sondern erst mit der vollständigen<br />
Rückkehr in Beruf und Alltag. Dieses Grundprinzip<br />
heißt „Integrierte Versorgung“: die enge<br />
Verzahnung aller Behandlungsphasen durch ein<br />
ganzheitliches Heilverfahren. Das macht die hochspezialisierten<br />
Einrichtungen zu einem unverzichtbaren<br />
und wesentlichen Bestandteil des Systems der<br />
gesetzlichen Unfallversicherung.<br />
Am 5. Juni 2014 wurde beschlossen, die neun<br />
Akutkliniken, zwei Kliniken für Berufskrankheiten<br />
und zwei Unfallbehandlungsstellen zukünftig als<br />
ein Unternehmen mit Holdingstrukturen zu betreiben.<br />
An der Spitze steht dabei der Klinikverbund<br />
der gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (KUV), der<br />
bereits seit Längerem die Kompetenzen der Kliniken<br />
bündelt. Der KUV fungiert in Zukunft als gemeinnützige<br />
Dachgesellschaft, die für die Gesamtstrategie<br />
des Unternehmens verantwortlich ist und zentrale<br />
Aufgaben koordiniert. Das neue Unternehmen gehört<br />
Effiziente und hochqualitative<br />
Behandlung<br />
zum Wohl der Patientinnen<br />
und Patienten.<br />
damit zu den größten Klinikgruppen in Deutschland.<br />
Hauptaufgabe der BG-Kliniken ist und bleibt die<br />
bestmögliche Behandlung von Arbeitsunfällen und<br />
Berufskrankheiten „mit allen geeigneten Mitteln“.<br />
Gleichzeitig besitzen sie als überregionale Traumazentren<br />
und unfallmedizinische Spezialeinrichtungen<br />
einen umfassenden Versorgungsauftrag für die<br />
Gesamtbevölkerung – insbesondere in Notfällen.<br />
Die neue rechtliche Struktur ist Teil eines Maßnahmenpakets,<br />
mit dem die Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen als Träger der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung die Rehabilitation von Unfallverletzten<br />
in Deutschland weiter verbessern wollen.<br />
Zugleich sollen die Einrichtungen fit für die Zukunft<br />
gemacht werden, um auch künftig eine effiziente und<br />
hochqualitative Behandlung zum Wohl der Patientinnen<br />
und Patienten garantieren zu können. So können<br />
sie auch weiterhin als Zentren der unfallmedizinischen<br />
Versorgung eine Behandlung mit höchster<br />
Kompetenz gewährleisten.<br />
Zahlen & Fakten<br />
ambulant<br />
stationär<br />
Behandlungen<br />
389.709<br />
129.221<br />
Operationen<br />
15.862<br />
94.661<br />
Milliarden<br />
Die 13 Standorte<br />
der BerufSgenossenschaftlichen<br />
Kliniken<br />
Euro Umsatz im Jahr 2013<br />
BG Unfallklinik<br />
Duisburg<br />
BG Unfallambulanz<br />
und Rehazentrum<br />
Bremen<br />
BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum<br />
BG Unfallklinik<br />
Frankfurt am Main<br />
BG Klinik<br />
Ludwigshafen<br />
BG Klinik Tübingen<br />
BG Unfallkrankenhaus<br />
Hamburg<br />
BG Unfallbehandlungsstelle<br />
Berlin<br />
BG Kliniken Bergmannstrost<br />
Halle<br />
Unfallkrankenhaus<br />
Berlin<br />
BG Klinik für<br />
Berufskrankheiten<br />
Falkenstein<br />
32 | Mit Sicherheit – menschlich<br />
BG Unfallklinik<br />
Murnau<br />
BG Klinik für Berufskrankheiten<br />
Bad<br />
Reichenhall
Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Stefanie Palfner<br />
Tätigkeit: Bereichsleiterin<br />
Engagement: Wettkampfrichterin<br />
Politik | 33
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Stefanie Palfner kann auf eine erfolgreiche<br />
Karriere im nationalen Rudersport zurückblicken.<br />
Als sie mit dem Spitzensport aufhörte,<br />
wechselte sie auf die andere Seite. Heute ist sie eine<br />
gefragte Wettkampfrichterin – national wie international<br />
– und bleibt so ihrem Rudersport verbunden,<br />
auch den Freundschaften, die über die Jahre<br />
entstanden sind. Als Mitglied der Wettkampfrichterkommission<br />
beim Weltruderverband (FISA) ist<br />
sie bei großen Ruderveranstaltungen wie Weltmeister-<br />
und Europameisterschaften im Einsatz und ist<br />
Beobachterin der eigentlichen Wettkampfrichter. Sie<br />
unterstützt sie, korrigiert und kontrolliert.<br />
In ihrer Funktion bildet sie auch Wettkampfrichter<br />
aus und nimmt Prüfungen ab. Die Paralympics und<br />
die Olympischen Spiele 2008 in Peking und 2012 in<br />
London waren bisher die Höhepunkte ihrer zweiten<br />
„Ruderkarriere“. Wasser, Natur und Stille – das ist<br />
es, was sie am Rudern fasziniert. Sie nennt die Momente<br />
fast „meditativ“, in denen sie mit dem Boot<br />
durch das spiegelglatte Wasser zieht. In diesen Momenten<br />
tankt sie Energie und findet einen Ausgleich<br />
zu ihrem anspruchsvollen Beruf mit viel Verantwortung.<br />
Und Rudern mache süchtig, sagt sie lächelnd.<br />
Wenn am Ende das Boot „läuft“, dann hat man alles<br />
richtig gemacht, dann ist rudern wie fliegen.<br />
34 | Mit Sicherheit – menschlich
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Rudern ist ein trainingsintensiver<br />
Sport. Man muss<br />
ausdauernd sein und darf<br />
nicht aufgeben.<br />
Name<br />
Stefanie Palfner<br />
Tätigkeit bei der DGUV<br />
Leiterin des Bereiches<br />
Berufskrankheiten<br />
Besondere Aspekte<br />
des Jobs<br />
Berufskrankheiten sind<br />
komplex – menschlich,<br />
technisch, medizinisch<br />
und rechtlich<br />
Ehrenamtliche Tätigkeit<br />
Mitglied der Wettkampfrichterkommission<br />
beim<br />
Weltruderverband<br />
Gründe für ihr<br />
Engagement<br />
Auf diese Weise mit<br />
dem Rudern verbunden<br />
zu bleiben<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 35
Dialog zur Kundenzufriedenheit<br />
Ein neues Qualitätsmanagement hilft der Hochschule der DGUV,<br />
ihre Angebote weiter zu verbessern.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Die Arbeit in der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
stellt hohe Ansprüche an die Beschäftigten von Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen. Sie erfordert<br />
sowohl ein umfassendes Fachwissen als auch<br />
eine entsprechende Methodenkompetenz. Dies<br />
spiegelt sich auch in der Nachfrage nach Aus- und<br />
Weiterbildung wider, die in den letzten Jahren stark<br />
zugenommen hat. So verzeichnete die Hochschule<br />
der DGUV als zentrale Bildungsinstitution der Unfallversicherung<br />
für Rehabilitation, Sozialversicherung<br />
und Verwaltung seit 2007 ein Plus von 190 Prozent<br />
bei den Bachelor-Studierenden und 47 Prozent bei<br />
den Auszubildenden zum bzw. zur Sozialversicherungsangestellten.<br />
Auch bei den Teilnehmerzahlen<br />
der Seminare gibt es deutliche Steigerungen von<br />
65 Prozent.<br />
Weiterentwicklung<br />
„Vor diesem Hintergrund haben wir 2010 begonnen,<br />
ein Qualitätsmanagement (QM) auf Basis der<br />
Normen ISO 9001 und 29990 für unsere Angebote<br />
zu etablieren“, berichtet Akademieleiter Professor<br />
Harald Becker. „Das geht über die üblichen Akkreditierungsverfahren<br />
für Studiengänge hinaus.“ Das Ziel<br />
des QM: Trotz wachsender und sich stetig verändernder<br />
Nachfrage den Bildungsbedarf der Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen optimal befriedigen<br />
zu können.<br />
„Der Vorteil eines Qualitätsmanagements ist,<br />
dass wir damit systematisch die Kundenzufrieden-<br />
heit fördern und uns als Hochschule ständig weiterentwickeln“,<br />
erklärt Becker. So werden die<br />
Bildungsangebote im intensiven Dialog mit den<br />
Angebot, Qualität und<br />
gute Rahmenbedingungen<br />
sichern den Bildungserfolg.<br />
Berufsgenossenschaften und Unfallkassen über<br />
Projektgruppen, Foren und Befragungen gestaltet.<br />
Die Qualität der Veranstaltungen und Lernbedingungen<br />
wird regelmäßig evaluiert. Ergänzt um Maßnahmen<br />
zur kontinuierlichen Verbesserung ermögliche<br />
beides zusammen eine optimale Aus- und Weiterbildung.<br />
„Das sichert den Bildungserfolg.“<br />
Die Einführung des QM verlief erfolgreich, so<br />
dass das System 2012 zertifiziert werden konnte.<br />
Auch die Ergebnisse aus der Praxis zeigen, dass der<br />
Ansatz funktioniert. Neue Angebote, insbesondere<br />
in den Bereichen Reha-Management, Berufskrankheiten<br />
und Gesundheit, werden sehr gut angenommen.<br />
Inzwischen werden für diese Bereiche zwei- bis<br />
dreimal so viele Termine wie in den vorangegangenen<br />
Jahren angeboten. Zudem konnte die Kundenzufriedenheit<br />
trotz der steigenden Teilnehmerzahlen<br />
insgesamt auf hohem Niveau gehalten und in einigen<br />
Bildungsgängen weiter verbessert werden.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de/akademie<br />
Neues Gebäude für die DGUV in Berlin<br />
Künftiger Dienstsitz des Spitzenverbandes wird zum gemeinsamen<br />
Zentrum für seine Mitglieder.<br />
Im Jahr 2011 hat die Selbstverwaltung der DGUV<br />
beschlossen, für die künftige Hauptgeschäftsstelle<br />
des Verbandes eine eigene Immobilie in Berlin zu<br />
erwerben. Die Entscheidung fiel zu Gunsten eines<br />
Neubauvorhabens im Regierungsviertel, unweit des<br />
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS).<br />
Geplant wird das Gebäude von dem angesehenen<br />
Berliner Büro Grüntuch Ernst Architekten. Bauträger<br />
ist die deutschlandweit aktive Projektentwicklungsgesellschaft<br />
FREO Financial GmbH, die auch für<br />
die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft ein Bauvorhaben<br />
in Berlin realisiert hat. Ein besonderes Augenmerk<br />
des Bauvorhabens liegt auf einer nachhaltigen<br />
Bauweise. Angestrebt wird das Zertifikat „Gold“ der<br />
DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen).<br />
Das Vorzertifikat liegt vor. Baubeginn war im<br />
Frühjahr 2013, im Herbst 2013 konnte das Richtfest<br />
gefeiert werden. Bis zum Spätsommer 2014 soll der<br />
Innenausbau abgeschlossen und das Gebäude übergeben<br />
werden. Der Bezug ist für das letzte Quartal<br />
2014 geplant.<br />
In Berlin werden alle zum Geschäftsbereich des<br />
Hauptgeschäftsführers gehörenden Abteilungen und<br />
Stabsbereiche zusammengezogen. Der Neubau verfügt<br />
über einen großzügigen Konferenzbereich, in<br />
dem künftig die Gremiensitzungen des Verbandes<br />
und zahlreiche Veranstaltungen stattfinden sollen.<br />
Damit wird der neue Dienstsitz des Spitzenverbandes<br />
der gesetzlichen Unfallversicherung zu einem<br />
gemeinsamen Zentrum für seine Mitglieder.<br />
36 | Mit Sicherheit – menschlich
Attraktiv für den Nachwuchs<br />
Wie kann die Unfallversicherung junge Menschen für<br />
eine Ausbildung oder ein Studium gewinnen?<br />
Nachwuchs zu finden, ist bereits jetzt für viele Unternehmen<br />
schwierig. Das Problem wird sich aufgrund<br />
weiter sinkender Schulabgängerzahlen in Zukunft<br />
noch verschärfen. Auch für Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen stellt sich die Frage, wie sie junge<br />
Menschen für eine Karriere in der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
begeistern können.<br />
Erste Ansatzpunkte liefert eine Umfrage, die das<br />
Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) im<br />
Auftrag der DGUV Akademie unter aktuellen und<br />
ehemaligen Studierenden und Auszubildenden der<br />
DGUV Akademie durchgeführt hat. Danach konkurriert<br />
die gesetzliche Unfallversicherung nicht mit<br />
der Privatwirtschaft am Arbeitsmarkt, sondern mit<br />
anderen Institutionen des öffentlichen Dienstes,<br />
zum Beispiel der gesetzlichen Krankenversicherung.<br />
Ausschlaggebend für eine Bewerbung waren nach<br />
Auskunft der Befragten vor allem die Sicherheit des<br />
Arbeitsplatzes sowie die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen.<br />
Neben diesen Faktoren spielen auch die Balance<br />
zwischen Berufs- und Privatleben sowie die Sinnhaftigkeit<br />
der Tätigkeit eine wichtige Rolle. Aufmerksam<br />
wurden die Befragten auf die Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen als Arbeitgeber durch Anzeigen<br />
in der Tageszeitung sowie durch Empfehlungen aus<br />
dem Familien- und Bekanntenkreis.<br />
Neue Wege der Nachwuchsgewinnung<br />
Die Umfrage liefert wertvolle Informationen für die<br />
Kommunikation am Arbeitsmarkt. Es zeigt sich, dass<br />
die Unfallversicherung vor allem mit ihrem Image als<br />
sicherer Arbeitgeber bei jenen punkten kann, die<br />
sich für eine Tätigkeit mit sozialem Bezug interessieren.<br />
Als erste konkrete Maßnahme zur Nachwuchswerbung<br />
hat die DGUV mit ihren Mitgliedern<br />
eine Reihe von Videos produziert, die Studium und<br />
Ausbildung in der Unfallversicherung vorstellen und<br />
im Internet und auf Messen eingesetzt werden<br />
können. Darüber hinaus ist ein gemeinsames Karriereportal<br />
aller Unfallversicherungsträger und die<br />
verstärkte Nutzung von sozialen Medien geplant.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de/akademie<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Die Unfallversicherung<br />
punktet bei jungen<br />
Menschen mit ihrem Image<br />
als sicherer Arbeitgeber.<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 37
Ein „Denk-Zettel“ für<br />
einen gesunden Rücken<br />
2013 startete für drei Jahre die Präventions -<br />
kampagne „Denk an mich. Dein Rücken“.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
„Denk an mich. Dein Rücken“ – seit Januar 2013 packen<br />
unter diesem Motto alle Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen gemeinsam mit der Sozialversicherung<br />
für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau<br />
sowie der Knappschaft das Thema arbeitsbedingte<br />
Rückenbelastungen in einer gemeinsamen Präventionskampagne<br />
an. Die zentrale Botschaft ist: Das<br />
richtige Maß an Belastung hält den Rücken gesund.<br />
Denn ein Zuviel an körperlicher oder auch seelischer<br />
Beanspruchung ist ebenso belastend für den Rücken<br />
wie ein Zuwenig an Belastung an bewegungsarmen<br />
Arbeitsplätzen.<br />
Ziel der Aktion ist gleichermaßen Verhältnisse<br />
am Arbeitsplatz zu verbessern wie auch das Verhalten<br />
des Einzelnen positiv zu beeinflussen. Daher<br />
reicht das sehr breit gefächerte Angebot im Rahmen<br />
der Präventionskampagne beispielsweise von Informationen<br />
über ergonomische Lösungen am Arbeitsplatz<br />
bis hin zu Kurzfilmen mit Ausgleichsübungen<br />
für den Rücken. Die Homepage www.deinruecken.<br />
de ist die zentrale Plattform für die Bereitstellung<br />
aller zur Kampagne entwickelten Materialien und<br />
Medien sowie zu weiterführenden Angeboten. Eye-<br />
Catcher der Kampagne ist das gelbe Post-it mit einer<br />
Botschaft vom Rücken selbst, der freundlich daran<br />
erinnert, an ihn zu denken.<br />
Passende Angebote für Unternehmen<br />
Von anderen Rückenkampagnen unterscheidet sich<br />
„Denk an mich. Dein Rücken“ durch den besonderen<br />
Zuschnitt auf die Bedürfnisse von Unternehmen,<br />
insbesondere auch von kleinen und mittleren Unternehmen.<br />
Dieser Unterschied macht – so viel kann<br />
schon jetzt als Zwischenbilanz gesagt werden – auch<br />
den Erfolg der Kampagne aus. Unternehmen und Bildungseinrichtungen<br />
können nicht nur eine qualifizierte<br />
Beratung durch ihre Unfallversicherungsträger<br />
erwarten. Verantwortliche für den Arbeitsschutz und<br />
die betriebliche Gesundheitsförderung bekommen<br />
auch Hilfe zur Selbsthilfe und können eigeninitiativ<br />
Maßnahmen zur Rückenprävention umsetzen. Beispielsweise<br />
bietet die digitale Aktionsbox für Unternehmen<br />
eine ganze Reihe von niederschwelligen,<br />
kostengünstigen Ideen und Konzepten, die – passgenau<br />
für das jeweilige Unternehmen und die dort<br />
Beschäftigten ausgewählt – Rückenbelastungen minimieren<br />
helfen.<br />
Besonderen Anklang finden die so genannten<br />
Veranstaltungsmodule, die über die Internetseite<br />
kostenlos ausgeliehen werden können, darunter<br />
Blickfang der<br />
Kampagne ist das gelbe<br />
Post-it mit der Botschaft:<br />
„Denk an mich. Dein Rücken“<br />
der CUELA-Rückenparcours, ein Multi-Media-Quiz<br />
oder die Sprungwaage, die verdeutlicht, welchen<br />
enormen Belastungen der Bewegungsapparat bei<br />
Sprüngen schon aus geringer Höhe, wie z.B. aus<br />
dem Führerhaus eines LKWs, ausgesetzt ist. Die<br />
Module erleichtern die Durchführung eines betrieblichen<br />
Gesundheitstages und die Sensibilisierung<br />
der Beschäftigten für Belastungen und Präventionsmöglichkeiten.<br />
Oft sind die Gesundheitstage der<br />
Startschuss für eine Reihe von Präventionsaktivitäten<br />
rund um die Rückengesundheit<br />
der Belegschaft.<br />
Flankiert werden alle Aktivitäten<br />
von einer intensiven<br />
Presse- und Medienarbeit, Vorträgen<br />
bei Fachveranstaltungen,<br />
der Präsenz auf Fach- und<br />
Publikumsmessen und anderen<br />
Veranstaltungen. Highlight in<br />
2013 war der gemeinsame Messeauftritt<br />
der Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen zu<br />
„Denk an mich. Dein Rücken“<br />
im Rahmen der weltweit größten<br />
Arbeitsschutzmesse A+A in<br />
Düsseldorf.<br />
Auch neue Kommunikationswege<br />
beschreitet die<br />
Präventionskampagne. In der<br />
Xing-Gruppe „Gesundheit in<br />
Ausbildung und Beruf“ werden<br />
Arbeitsschutzverantwortlichen<br />
Expertendialoge zu den Kampagnenthemen<br />
angeboten. Und auf<br />
Facebook können Follower vorschlagen,<br />
welche Sportarten die<br />
Figur „Herbert“ ausprobieren soll.<br />
www.deinruecken.de<br />
www.facebook.com/<br />
deutschlandbewegtherbert<br />
38 | Mit Sicherheit – menschlich
Interview<br />
Sicheres und gesundheitsbewusstes<br />
Handeln<br />
immer im Kopf haben<br />
Präventionskultur – ein Schlagwort<br />
mit Gewicht. Es bedeutet, in allen<br />
Unternehmen soll sich eine Kultur etablieren,<br />
in der alle – Führungskräfte<br />
wie Beschäftigte – von sich aus sicheres<br />
und gesundheitsbewusstes Handeln<br />
im Kopf haben. Ein anspruchsvolles<br />
Ziel, welches ermöglichen<br />
würde, der Vision Zero – einer Welt<br />
ohne tödliche und schwere Arbeitsund<br />
Verkehrsunfälle – noch näher<br />
zu kommen. Im Interview erklärt Dr.<br />
Walter Eichendorf, stellvertretender<br />
Hauptgeschäftsführer der DGUV, wie<br />
Präventionskultur erfolgreich in Unternehmen<br />
etabliert werden kann.<br />
Herr Dr. Eichendorf, Präventionskultur ist<br />
ein großes Wort, was steckt dahinter?<br />
Präventionskultur war eines der drei<br />
großen Themen beim XX. Weltkongress<br />
für Sicherheit und Gesundheit bei der<br />
Arbeit 2014, und ich gehe davon aus,<br />
dass es für die nächsten fünf bis zehn<br />
Jahre die internationale Diskussion im<br />
Arbeitsschutz bestimmen wird. Präventionskultur<br />
beinhaltet alle Aspekte einer<br />
Unternehmenskultur wie auch einer<br />
gesellschaftlichen Kultur, die dazu dienen,<br />
Arbeitsunfälle zu verhindern – also<br />
vorbeugend bzw. präventiv zu handeln.<br />
Man kann sich das wie bei einer Zwiebel<br />
vorstellen: Die Präventionskultur ist der<br />
innere Teil der Zwiebel und drumherum<br />
haben wir verschiedene Schichten,<br />
zum Beispiel die Unternehmenskultur<br />
oder die gesellschaftliche Kultur. Das<br />
Spannende dabei ist: Die verschiedenen<br />
Schichten sind miteinander verwoben<br />
und beeinflussen sich gegenseitig.<br />
Und wie kann eine solche Präventionskultur<br />
in Unternehmen etabliert<br />
werden?<br />
In Deutschland haben wir jährlich<br />
weniger als 500 Tote durch Arbeitsunfälle.<br />
Jeder einzelne Mensch, der zu Tode<br />
kommt, ist einer zu viel und trotzdem<br />
sind wir – verglichen mit den letzten Jahrzehnten<br />
– der Vision Zero schon recht<br />
nahe gekommen. Und wenn man sich<br />
die Unfallursachen anschaut, stellt man<br />
fest, dass es bei den tödlichen Unfällen<br />
keine Unfallschwerpunkte gibt, sondern<br />
dass es unterschiedliche Einzelfälle<br />
sind. Hier hilft also keine Konzentrierung<br />
der Prävention auf einzelne Ursachen,<br />
sondern das Augenmerk muss auf das<br />
tagtägliche Tun der handelnden Personen<br />
gelegt werden. Wenn wir es schaffen,<br />
dass in einem Unternehmen – egal,<br />
ob kleiner Handwerksbetrieb, großer<br />
Konzern, Schule, Verwaltung oder Krankenhaus<br />
– bei jedem Schritt alle von sich<br />
aus sicheres und gesundheitsbewusstes<br />
Handeln im Kopf haben, dann haben wir<br />
eine Präventionskultur etabliert.<br />
Es ist schwierig sich vorzustellen, dass<br />
in einem Unternehmen alle permanent<br />
präventiv denken und handeln, oder?<br />
Natürlich ist das eine Herausforderung,<br />
aber je mehr mitmachen in einem Betrieb,<br />
desto leichter fällt es jedem Einzelnen.<br />
Präventionskultur bedeutet, dass<br />
alle dafür einstehen und ihren Teil dazu<br />
beitragen – es ist eine Gemeinschaftsaufgabe.<br />
Solch ein Handeln und Denken<br />
kann nur entstehen, wenn Führungskräfte<br />
genau das vorleben – und zwar aus<br />
innerer Überzeugung. Deswegen müssen<br />
wir beim Thema Präventionskultur, wie<br />
so oft im Arbeitsschutz, die Treppe von<br />
oben kehren. Was in der Wirtschaft<br />
für die Führungskräfte gilt, betrifft auf<br />
gesellschaftlicher Ebene zum Beispiel<br />
die Entscheidungsträger der Politik und<br />
Medien.<br />
Eine große Aufgabe – und was entgegnen<br />
Sie den Kritikern?<br />
Prävention lohnt sich! Und das in jeder<br />
Hinsicht. Der Aufwand für Sicherheit<br />
und Gesundheit sind Investitionen, die<br />
sich auszahlen. Nachhaltige Prävention<br />
verbessert die Betriebsabläufe und Geschäftsprozesse.<br />
Verbesserte Arbeitsbedingungen<br />
und eine Wertschätzung<br />
der Leistung der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter erhöhen ihre Motivation und<br />
senken die Ausfallzeiten. Das ist nicht<br />
nur ein humanitäres Gebot, am Ende<br />
können auch optimale wirtschaftliche<br />
Ergebnisse stehen. Das alles kann aber<br />
nur funktionieren, wenn man es aus innerer<br />
Überzeugung tut. Ohne das ist eine<br />
Präventionskultur nicht möglich.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de<br />
(Webcode: d33167)<br />
www.safety2014germany. com<br />
DGUV/Stephan Floss<br />
Dr. Walter Eichendorf,<br />
stellvertretender Hauptgeschäftsführer<br />
der DGUV<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 39
Doping für<br />
das Hirn<br />
Trend mit Risiken –<br />
Stressbewältigung<br />
durch leistungssteigernde<br />
Mittel.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Höher, schneller, weiter. Dieses Motto scheint immer<br />
häufiger nicht nur für Sportler, sondern auch für Beschäftigte<br />
zuzutreffen. Die Angst, im Job nicht genug<br />
leisten oder den Anforderungen nicht gerecht werden<br />
zu können, macht leistungssteigernde Mittel für<br />
viele immer attraktiver. Gerade junge Erwachsene<br />
stehen einem zunehmenden Druck gegenüber<br />
und sind daher in Versuchung entsprechende<br />
Medikamente zu nehmen, um ihre geistigen<br />
Leistungen zu steigern. Dopingmittel sind bislang<br />
vor allem im Leistungssport ein Thema. Seit einigen<br />
Jahren zeigt sich aber, dass auch in anderen<br />
Lebensbereichen – vor allem in der Ausbildung<br />
und am Arbeitsplatz – immer häufiger auf Medikamente<br />
zurückgegriffen wird mit dem Ziel,<br />
die Leistungsfähigkeit und das emotionale Befinden<br />
zu verbessern. Studien aus den USA lassen<br />
zudem die Vermutung zu, dass die Verbreitung<br />
von so genanntem Hirndoping oder Neuroenhancement<br />
auch in Deutschland zunehmen wird. Denn<br />
psychische Belastungen wie Leistungs-, Zeit- und<br />
Konkurrenzdruck und hohe Flexibilitätsanforderungen<br />
könnten auch in Deutschland den Griff zu den<br />
vermeintlichen „Helfern“ steigen lassen.<br />
Dem Stress entkommen<br />
Schon heute wird die Einnahme leistungssteigernder<br />
Mittel von vielen Beschäftigten als ein angemessenes<br />
Mittel betrachtet, um Belastungen im Alltag<br />
besser zu bewältigen. In einer Befragung von rund<br />
3.000 Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 50 Jahren<br />
gaben etwa 21 Prozent an, schon einmal Arzneimittel<br />
zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit von<br />
Familienmitgliedern, Freunden, Ärzten oder Apothekern<br />
empfohlen bekommen zu haben. 17 Prozent<br />
der Befragten sagten, dass sie schon einmal Medikamente<br />
zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit<br />
oder psychischen Befindlichkeit („Neuroenhancer“)<br />
eingenommen haben.<br />
Insbesondere kognitiv stark beanspruchte,<br />
leistungsbereite Menschen aus Branchen wie dem<br />
Finanzwesen, dem Journalismus, der Medizin oder<br />
der Politik zählen zu den gefährdeten Berufsgrup-<br />
pen. Weiterhin ist Hirndoping bei Personen<br />
zu erwarten, die einerseits sehr gut ausgebildet<br />
und motiviert sind, sich aber gleichzeitig<br />
überfordert fühlen. Studien belegen,<br />
dass bestimmte Arbeitsbedingungen den<br />
Griff zu leistungssteigernden Mitteln<br />
fördern. Dazu zählen restriktive Arbeitsbedingungen<br />
mit engen Vorgaben und<br />
wenig Handlungs- und Entscheidungsspielraum,<br />
Arbeitsplatzunsicherheit,<br />
Probleme hinsichtlich der Vereinbarkeit von<br />
Arbeits- und Privatleben, dauerhafte Tätigkeit<br />
im Schichtwechsel sowie andauernder<br />
Termindruck. Auch fehlende Ruhezeiten<br />
sind ein Problem: Denn bei Personen, die<br />
durchschnittlich mehr als 40 Stunden pro<br />
Woche arbeiten, ist das Risiko, Neuroenhancer<br />
einzusetzen im Vergleich zu Personen,<br />
die wöchentlich im Schnitt 20 bis 40<br />
Stunden arbeiten, doppelt so hoch.<br />
Tipps für Unternehmen<br />
Das Institut für Arbeit und Gesundheit<br />
der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(IAG) hat im Auftrag der Initiative<br />
Gesundheit und Arbeit (iga)<br />
eine Broschüre erarbeitet, die Führungskräfte<br />
und Verantwortliche im<br />
Arbeitsschutz über das Phänomen<br />
des Hirndopings informiert. Sie will<br />
für das Thema sensibilisieren, stellt<br />
die Beweggründe der Einnahme<br />
dar, beschreibt die in Frage stehenden<br />
Substanzen und die mit ihnen<br />
verbundenen Risiken.<br />
www.iga-info.de<br />
Broschüre „Hirndoping am<br />
Arbeitsplatz – Einflussfaktoren<br />
und Präventionsmöglichkeiten<br />
für Unternehmen“<br />
40 | Mit Sicherheit – menschlich
Zahlen & Fakten<br />
Elektronisch unterstütztes Lernen<br />
(E-Learning) wird durch die<br />
DGUV und die Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen<br />
bereits seit 2001 in der<br />
Ausbildung von Fachkräften für<br />
Arbeitssicherheit eingesetzt.<br />
Hierbei handelt es sich vor<br />
allem um das so genannte<br />
Computer-Based Training (CBT),<br />
bei welchem die angehenden<br />
Fachkräfte mit Lernprogrammen<br />
anhand multimedialer<br />
Lerninhalte auf ihre Tätigkeit<br />
vorbereitet werden. Dieses<br />
Lernsystem unter Trägerschaft<br />
der DGUV, der Unfallversicherungsträger<br />
sowie diverser<br />
Universitäten und freier<br />
Weiterbildungsinstitutionen<br />
wurde schon früh mit dem<br />
europäischen E-Learning Award<br />
„eureleA“ (European Award<br />
for Technology Supported<br />
Learning) ausgezeichnet. Auch<br />
andere Qualifikationsmaßnahmen<br />
werden inzwischen im<br />
Blended Learning angeboten,<br />
bei welchem traditionelle<br />
Präsenzveranstaltungen mit<br />
modernen Lernformen, hierbei<br />
vor allem dem Web-Based Training<br />
(WBT) unter Einbeziehung<br />
des Internets, ergänzt werden.<br />
Darüber hinaus stellen sowohl<br />
die DGUV als auch die Träger<br />
der Unfallversicherung diverse<br />
Applikationen für mobile Endgeräte<br />
zur Verfügung.<br />
Rund zwei Drittel der<br />
Bevölkerung unternehmen<br />
aktiv etwas gegen<br />
Rückenbeschwerden.<br />
Das sind die beliebtesten<br />
Maßnahmen:<br />
28 %<br />
Ärztliche<br />
Behandlung<br />
35 %<br />
Massagen<br />
21 %<br />
Naturheilkundliche<br />
Verfahren<br />
Pro Jahr<br />
werden bis zu<br />
2.200<br />
35 %<br />
Krankengymnastik<br />
Fachkräfte für Arbeitssicherheit<br />
des gewerblichen Bereichs unter<br />
Verwendung von Computer-Based<br />
Training (CBT) ausgebildet.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
88 %<br />
Mehr Bewegung<br />
im Alltag<br />
85 %<br />
Sport<br />
doppeltes risiko bei langer Wochenarbeitszeit<br />
Hirndoping mit Medikamenten: Bei Personen, die durchschnittlich<br />
mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten, ist das Risiko Neuroenhancer<br />
einzusetzen im Vergleich zu Personen, die wöchentlich im Schnitt 20<br />
bis 40 Stunden arbeiten, doppelt so hoch.<br />
Text S. 40<br />
7 von 10 Menschen<br />
klagen über Rückenschmerzen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen<br />
Umfrage im Rahmen der Präventionskampagne „Denk<br />
an mich. Dein Rücken“. Zu den Ursachen von Rückenproblemen<br />
gehören Überlastungen aber auch Bewegungsmangel bei der Arbeit<br />
und Freizeit. Mehr als zwei Drittel derjenigen, die schon Rückenschmerzen<br />
hatten, unternehmen etwas dagegen.<br />
Text S. 38<br />
20–40 Std.<br />
über 40 Std.<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 41
Interview<br />
Psychische Belastungen<br />
erkennen und<br />
vermeiden<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Die Kollegen drängeln, das Telefon<br />
klingelt und der nächste Geschäftstermin<br />
steht auch schon an. Stress bei<br />
der Arbeit ist nichts Ungewöhnliches.<br />
Aber wenn der Druck zu groß wird,<br />
kann Stress auch krank machen.<br />
Im Bereich der Prävention rücken<br />
deshalb zunehmend Belastungen in<br />
den Fokus, die mit der Psyche des<br />
Menschen in Verbindung stehen.<br />
Unternehmen sind verpflichtet, neben<br />
Unfällen und Berufskrankheiten<br />
auch „arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren“<br />
zu verhüten. Dazu können<br />
auch psychische Belastungen zählen,<br />
wenn sie als gefährdend eingestuft<br />
werden. Auf die häufigsten Fragen in<br />
Verbindung mit dem Thema antwortet<br />
Frau Dr. Hiltraut Paridon, Leiterin des<br />
Bereichs Psychische Belastungen und<br />
Gesundheit am Institut für Arbeit und<br />
Gesundheit der DGUV (IAG).<br />
DGUV/Stephan Floss<br />
Dr. Hiltraut Paridon,<br />
Leiterin des Bereichs Psychische<br />
Belastungen und Gesundheit am<br />
IAG in Dresden<br />
Welche Faktoren verursachen am häufigsten<br />
psychische Beanspruchungen<br />
bei den Beschäftigten? Welche körperlichen<br />
Auswirkungen können auftreten?<br />
Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, ungünstige<br />
Arbeitszeiten oder auch mangelnde<br />
soziale Unterstützung können eine große<br />
Belastung im Arbeitsleben sein. Sie können<br />
zu psychischen Beanspruchungen<br />
führen, die sich in Form von Stress, Gereiztheit,<br />
Müdigkeit oder Unkonzentriertheit<br />
äußern. Das kann dann nach einiger<br />
Zeit auch zu körperlichen Auswirkungen<br />
führen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
oder auch Muskel-Skelett-Erkrankungen.<br />
Ein Beispiel: Überlegen Sie mal, wie oft<br />
Sie während eines Arbeitstags unterbrochen<br />
werden durch E-Mails, Telefonate<br />
oder Kollegen. Auch solche Unterbrechungen<br />
können eine psychische Beanspruchung<br />
auslösen. Doch wie kann<br />
man diesen Effekt greifbar oder auch<br />
messbar machen? Hier kommt dann die<br />
Gefährdungsbeurteilung ins Spiel.<br />
In einem Unternehmen soll die Gefährdung<br />
durch psychische Belastungen<br />
geprüft werden. Wie sollten die Verantwortlichen<br />
am besten vorgehen?<br />
Vorab ist zu sagen, dass sich die<br />
Unternehmensleitung bei der Unfallversicherung<br />
Unterstützung für die Planung<br />
und Durchführung des Prozesses holen<br />
kann. Generell lassen sich psychische<br />
Belastungen bei der Arbeit vier Bereichen<br />
zuordnen: der Arbeitsorganisation, den<br />
Arbeitsinhalten, Arbeitsmitteln und -umgebung<br />
sowie den sozialen Beziehungen.<br />
Auf Aspekte dieser Bereiche sollte die<br />
Gefährdungsbeurteilung gerichtet sein.<br />
Wichtig ist es, die Beschäftigten von Anfang<br />
an über die Gefährdungsbeurteilung<br />
zu informieren, um eventuelle Missverständnisse<br />
und Ängste gar nicht erst<br />
aufkommen zu lassen. Man unterscheidet<br />
verschiedene Analysestufen, deren<br />
Auswahl vom Ziel der Gefährdungsbeurteilung<br />
abhängt. Es gibt die Möglichkeit,<br />
zwischen orientierenden Verfahren,<br />
Screening-Verfahren und Experten-<br />
Verfahren zu wählen. Die orientierenden<br />
Verfahren geben oft nur zwei Antwortmöglichkeiten<br />
zur Auswahl (eher ja/eher<br />
nein). Screening-Verfahren messen etwas<br />
genauer, dort hat man mehrere Antwortmöglichkeiten.<br />
Experten-Verfahren<br />
geben die ausführlichsten Ergebnisse.<br />
Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, erst<br />
einmal orientierend zu messen, um erste<br />
Anhaltspunkte zu gewinnen.<br />
Maßnahmen zur Vorbeugung gibt es<br />
viele. Wo würden Sie ansetzen?<br />
Die Maßnahmen sollten zusammen mit<br />
den Führungskräften und Beschäftigten<br />
in Gruppen erarbeitet werden. Es gibt<br />
auch die Möglichkeit, externe Moderatoren<br />
hinzuzuziehen. Es sollte auch<br />
festgelegt werden, wer für die Einhaltung<br />
der Maßnahmen zuständig ist. Die Betriebliche<br />
Gesundheitsförderung sollte<br />
in den oben genannten vier Bereichen<br />
ansetzen. Zentraler Punkt ist aber, dass<br />
die Maßnahmen stark von den Ergebnissen<br />
der Gefährdungsprüfung abhängen.<br />
Abschließend noch ein Hinweis: Es ist<br />
gesetzlich vorgeschrieben, die Maßnahmen<br />
zu dokumentieren und ihre<br />
Wirksamkeit zu überprüfen. Für diese<br />
Überprüfung kann man die anfangs<br />
durchgeführte Erhebung wiederholen.<br />
Ausführliche Tipps zum Einstieg bei der<br />
Gefährdungsbeurteilung psychischer<br />
Belastungen finden sich in der gleichnamigen<br />
Broschüre der DGUV oder<br />
auf www.<strong>dguv</strong>.de mit dem Webcode:<br />
d57373.<br />
42 | Mit Sicherheit – menschlich
Im Porträt – beschäftigte der DGUV<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Heike Brüggemann-<br />
Prieshoff<br />
Tätigkeit: Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
Engagement: Koordinatorin<br />
Politik | 43
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Im Rahmen einer Patenschaft unterstützt die<br />
DGUV die Kita „Schatzinsel“ in Sankt Augustin,<br />
den Betriebskindergarten der DGUV. Seit 2009<br />
ist die Kita Netzwerkpartnerin der Stiftung „Haus<br />
der kleinen Forscher“. Die Stiftung unterstützt<br />
pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei, den<br />
Forschergeist von Mädchen und Jungen im Kitaund<br />
Grundschulalter zu wecken. Im Rahmen dieser<br />
Patenschaft wurde Heike Brüggemann-Prieshoff als<br />
Trainerin von der Stiftung ausgebildet und schult<br />
nun selbst Erzieherinnen und Erzieher aus der<br />
Umgebung in Workshops. Sie begeistert sie für das<br />
Experimentieren und Forschen und zeigt ihnen, wie<br />
man gemeinsam mit Kindern Experimente mit einfachen<br />
Materialien durchführt. Heike Brüggemann-<br />
Prieshoff ist Naturwissenschaftlerin. Als Diplom-<br />
Geoökologin befasst sie sich mit Fragestellungen<br />
rund um Gesundheitsgefahren durch Gefahrstoffe<br />
am Arbeitsplatz. Das Forschen und Entdecken ist<br />
ihre Berufung. Und so empfindet sie es als große<br />
Bereicherung, dass sie ihre Begeisterung für die<br />
Naturwissenschaften weitergeben kann. Über<br />
ihre Arbeit am Institut für Arbeitsschutz geht das<br />
Engagement als Netzwerkkoordinatorin weit hinaus.<br />
Zum Beispiel wenn Kitas als „Haus der kleinen<br />
Forscher“ ausgezeichnet werden. Dann setzt sie sich<br />
ins Auto, oft auch mit ihren beiden Kindern, und<br />
fährt dorthin, um die Plakette zu übergeben. Immer<br />
mit dem guten Gefühl, dass noch mehr Kinder Spaß<br />
am Forschen und Entdecken haben. Und vielleicht<br />
Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin werden –<br />
so wie sie.<br />
44 | Mit Sicherheit – menschlich
Ich wünsche mir, dass<br />
alle Kinder die Möglichkeit<br />
bekommen, durch Experimentieren<br />
die Welt zu entdecken.<br />
Name<br />
Heike Brüggemann-<br />
Prieshoff<br />
Tätigkeit bei der DGUV<br />
Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Referat<br />
„Toxikologie der<br />
Arbeitsstoffe“ am Institut<br />
für Arbeitsschutz<br />
Besondere Aspekte<br />
des Jobs<br />
Interdisziplinäre und<br />
abwechslungsreiche<br />
Aufgaben<br />
Ehrenamtliche<br />
Tätigkeit<br />
Trainerin und Koordinatorin<br />
der Stiftung „Haus<br />
der kleinen Forscher“<br />
Gründe für ihr<br />
Engagement<br />
Kinder im Kita-Alter für<br />
Naturwissenschaften zu<br />
begeistern<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 45
Das Risikoobservatorium der DGUV<br />
Die Zukunft der Prävention vor dem Hintergrund von Globalisierung,<br />
Kostendruck und immer kürzeren Innovationszyklen.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Die Prävention der<br />
Zukunft wird mehr denn je<br />
gefordert durch gesamtgesellschaftliche<br />
Entwicklungen.<br />
Veränderungen sind allgegenwärtig und rasant,<br />
auch am Arbeitsplatz. Für die Prävention der Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallkassen heißt das:<br />
arbeitsplatzrelevante Trends und neue Risiken früh<br />
erkennen, Prioritäten setzen und Ressourcen vorausschauend<br />
einplanen. Planungsinstrumente, die die<br />
DGUV dafür anbietet, heißen Trendsuche und Risikobeobachtungsstelle<br />
(RIBEO UV); zusammen bilden<br />
sie das Risikoobservatorium.<br />
Die Trendsuche erfasst und bewertet Hinweise<br />
auf Trends aus allen Bereichen des täglichen Lebens.<br />
Ergibt sich Handlungsbedarf für die Prävention, greift<br />
die DGUV dies sofort auf; so beispielsweise bei neuen<br />
Technologien wie 3D-Druckern oder Ambient Intelligence,<br />
aber auch bei politischen Entwicklungen<br />
wie dem Transatlantischen Freihandelsabkommen<br />
(TTIP). Die Risikobeobachtungsstelle liefert branchenbezogen<br />
Schwerpunkttrends und konkrete<br />
Präventionsvorschläge für die Zukunft. Grundlage<br />
ist eine breit angelegte Befragung der Aufsichtspersonen,<br />
in die auch die Hinweise aus der Trendsuche<br />
einfließen. Ein Vergleich der individuellen Top-Trends<br />
lässt erkennen: Wo gibt es Schnittmengen? Wo Ansatzpunkte<br />
für Vernetzung und Kooperation?<br />
Erste Ergebnisse des Risikoobservatoriums zeigen:<br />
Die Prävention der Zukunft wird mehr denn je<br />
gefordert durch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen<br />
wie Arbeitsverdichtung, zunehmende Vernetzung<br />
oder mangelnde körperliche Aktivität.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de/ifa<br />
Ein Preis zum Nachahmen<br />
200 Unternehmen aus ganz Deutschland bewarben sich für den<br />
Deutschen Arbeitsschutzpreis 2013.<br />
Arbeitsschutz hat viele Gesichter. Ein neues Sicherheitskonzept<br />
für die Beschäftigten eines Jobcenters,<br />
eine mobile medizinische Versorgung für Lkw-Fahrer,<br />
ein Hörgerät, das die Gefahren für Menschen mit<br />
Hörbehinderung an lauten Arbeitsplätzen mindert<br />
– so verschieden diese Projekte auch sind, sie haben<br />
eines gemeinsam: Sie wurden mit dem<br />
Deutschen Arbeitsschutzpreis 2013<br />
ausgezeichnet, der vom Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales<br />
(BMAS), dem Länderausschuss<br />
für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik<br />
(LASI) und der<br />
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(DGUV) verliehen<br />
wird.<br />
Der Deutsche Arbeitsschutzpreis<br />
zeichnet Betriebe aus, die mit<br />
cleveren Konzepten und Prozessen oder<br />
mit neuartigen Produkten und Technologien<br />
zu mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz<br />
beitragen. Er will sie dabei unterstützen, ihr bereits<br />
bewiesenes Engagement fortzusetzen. Dazu stellt<br />
er Preisgelder von insgesamt 40.000 Euro zur Verfügung.<br />
Ein weiteres Ziel ist es, Best-Practice-Beispiele<br />
bekannt zu machen, um andere Betriebe zum Nachahmen<br />
anzuregen. Nicht zuletzt trägt der Preis dazu<br />
bei, die aktuellen Arbeitsschutzziele der Gemeinsamen<br />
Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) zu<br />
unterstützen. Der Preis ist ein Bestandteil der GDA,<br />
in der Bund, Länder und die gesetzliche Unfallversicherung<br />
ihre Aktivitäten rund um den betrieblichen<br />
Arbeitsschutz zusammenführen.<br />
Der unabhängigen Jury gehören<br />
Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik,<br />
Verbänden und Wissenschaft<br />
an. Ausschlaggebend für die Prämierung<br />
sind Kriterien wie: die<br />
Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
der vorgeschlagenen Lösung<br />
oder Innovation, ihre konkrete<br />
Umsetzung im Betrieb, ihr Innovationsgrad<br />
und die Übertragbarkeit.<br />
Für die kommenden fünf Jahre haben<br />
sich die Ausrichter vorgenommen, die<br />
Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes<br />
zu verbessern, Gesundheitsgefährdungen im Muskel-Skelett-Bereich<br />
zu verringern und die Gesundheit<br />
bei arbeitsbedingter psychischer Belastung zu<br />
schützen.<br />
www.deutscher-arbeitsschutzpreis.de<br />
46 | Mit Sicherheit – menschlich
Sicher bei der<br />
Freiwilligen Feuerwehr<br />
Unfallverhütungsvorschrift „Feuerwehren“<br />
wird überarbeitet.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Rund 1,2 Millionen ehrenamtliche Feuerwehrleute<br />
gibt es in Deutschland. Ohne sie könnten Länder und<br />
Kommunen ihren Pflichten im Brand- und Katastrophenschutz<br />
nicht nachkommen. Die Anforderungen,<br />
die der Dienst an diese Freiwilligen stellt, sind jedoch<br />
hoch. Sie müssen körperlich fit sein und sich schnell<br />
auf die verschiedensten Gefahren einstellen. Denn<br />
bei Feuerwehreinsätzen liegen im Regelfall kaum Informationen<br />
zu Risiken am Einsatzort vor.<br />
„Gerade für Führungskräfte in der Freiwillige<br />
Feuerwehr stellt dies eine Herausforderung dar“,<br />
sagt Tim Pelzl, Referatsleiter Feuerwehren bei der<br />
DGUV. „Die Einsatzplanung erfordert häufig Entscheidungen<br />
unter Zeitdruck und hoher Ungewissheit.“<br />
Eine rechtssichere Entscheidungsgrundlage<br />
sei also nötig. „Wir haben uns daher entschieden,<br />
die bestehende Unfallverhütungsvorschrift ‚Feuerwehren‘<br />
zu überarbeiten und eine entsprechende<br />
Regel zu erstellen“, so Pelzl. Die neue Vorschrift<br />
werde unter anderem Mindestanforderungen und<br />
Abweichungsmöglichkeiten vorsehen, beispielsweise<br />
für spezielle Einsätze wie die Wasserrettung, für<br />
Gestaltungsmöglichkeiten bei Feuerwehrgebäuden,<br />
für Eignungsuntersuchungen oder für Persönliche<br />
Schutzausrüstungen. „Dies soll sicherstellen, dass<br />
für alle das gleiche Schutzniveau gilt.“<br />
Das Bundesarbeitsministerium und die Bundesländer<br />
haben bereits signalisiert, dass sie die neue<br />
Vorschrift grundsätzlich für genehmigungsfähig halten.<br />
Zuvor hatte sich neben der DGUV auch der Deutsche<br />
Feuerwehrverband für eine neue Vorschrift eingesetzt.<br />
Geplant ist, 2015 einen Entwurf vorzulegen,<br />
den die Gremien der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
beschließen können.<br />
Die Einsatzplanung erfordert<br />
häufig Entscheidungen unter<br />
Zeitdruck und hoher Ungewissheit.<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 47
Eine nachhaltige Prävention<br />
ist die Voraussetzung für<br />
sichere und gesunde<br />
Arbeitsplätze überall in der Welt.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Prävention<br />
nachhaltig gestalten<br />
Weltkongress 2014: Die weltweite<br />
Arbeitsschutz-Community zu Gast<br />
in Deutschland.<br />
Interaktiv, multimedial, vernetzt und nachhaltig: So<br />
lässt sich der „XX. Weltkongress für Sicherheit und<br />
Gesundheit bei der Arbeit“ zusammenfassen. Unter<br />
dem Motto „Prävention nachhaltig gestalten“ trafen<br />
im Jahr 2014 4.000 Expertinnen und Experten aus<br />
139 Ländern in Frankfurt am Main. Noch nie waren<br />
bei diesem „Globalen Forum Prävention“ so viele<br />
Länder vertreten. Vom 24. bis 27. August 2014 war<br />
Frankfurt die Welthauptstadt des Arbeitsschutzes.<br />
Organisiert wurde das Großereignis von der DGUV als<br />
nationalem Gastgeber, der Internationalen Arbeitsorganisation<br />
und der Internationalen Vereinigung für<br />
Soziale Sicherheit.<br />
Wie können schwere oder tödliche Arbeitsunfälle<br />
verhindert werden, um die Vision Zero umzusetzen?<br />
Wie gehen wir mit neuen Herausforderungen<br />
für Sicherheit und Gesundheit um? Wie sehen Präventionsstrategien<br />
aus, die der Vielfalt in der Arbeitswelt<br />
gerecht werden? Dies waren die dominierenden<br />
Fragen beim Weltkongress 2014. Sechs Fachveranstaltungen<br />
und 30 Symposien behandelten diese<br />
Themen und die Lösungsansätze im Detail. Fast alle<br />
Fragestellungen betreffen direkt auch die Arbeit der<br />
gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland, so<br />
etwa psychosoziale Risiken, alternde Belegschaften<br />
sowie neue Energien, Materialien und Technologien.<br />
Immer wieder im Fokus des Kongresses stand<br />
die Notwendigkeit der weltweiten Entwicklung einer<br />
Präventionskultur.<br />
Dialog statt Monolog<br />
1.300 Themenvorschläge aus 121 Ländern wurden<br />
im Vorfeld eingereicht, mehr als je zuvor. Dafür wurden<br />
von der DGUV innovative Veranstaltungsformate<br />
angeboten, zum Beispiel das Forum für Prävention<br />
– ein völlig neues Konzept. Unter dem Motto „Walk<br />
and Talk“ bot das Forum einen lebendigen Austausch<br />
zwischen 200 Präsentierenden und den Kongressbesucherinnen<br />
und -besuchern. Hier gab es statt<br />
Frontalvorträgen lebendige Diskussionen, Dialoge<br />
und Aktionen. Die innovativsten Beiträge wurden<br />
vom Publikum und einem Komitee ausgezeichnet.<br />
Ein besonderer Höhepunkt war das Internationale<br />
Medienfestival, ein Wettbewerb der besten<br />
Filme und digitalen Medien zum Arbeitsschutz. Mit<br />
290 Einsendungen aus 33 Ländern verzeichneten die<br />
Veranstalter auch hier einen Rekord. Eine internationale<br />
Jury zeichnete die sechs besten Beiträge aus.<br />
Was bleiben wird<br />
Die Veranstalter lösen ein Versprechen ein: Die Inhalte<br />
des Kongresses sollen nachhaltig Wirkungen<br />
zeigen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Weltkongresses<br />
dokumentierten Redakteure und Kameraleute<br />
vier Tage lang Diskussionen, Ereignisse und<br />
Atmosphäre. Eine zentrale Dokumentationsplattform<br />
umfasst auch sämtliche Abstracts sowie eine Fülle<br />
von Videos, Fotos, Vorträgen und Reden und schlägt<br />
die Brücke zum nächsten Weltkongress 2017 in Singapur.<br />
In den kommenden Jahren wird man rund um<br />
den Globus diese Inhalte des Frankfurter Kongresses<br />
nutzen und so Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit<br />
weiterentwickeln.<br />
Online-Dokumentation:<br />
www.safety2014germany.com/de<br />
48 | Mit Sicherheit – menschlich
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Mehr Arbeit, mehr Risiko?<br />
Präventionsempfehlungen in Zeiten guter Konjunktur.<br />
Welchen Einfluss hat die Konjunktur auf die Häufigkeit<br />
von Unfällen bei der Arbeit und wie kann man<br />
effektiv vorbeugen? Diesen Fragen widmet sich das<br />
Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG)<br />
im Auftrag des Grundsatzausschuss Prävention der<br />
DGUV. Grundlage ist der 2011 erstellte IAG-Bericht<br />
„Analyse der steigenden Unfallhäufigkeiten“. Dieser<br />
geht davon aus, dass folgende Faktoren in Phasen<br />
der Hochkonjunktur mit hoher Wahrscheinlichkeit zu<br />
einem höheren Unfallrisiko führen:<br />
• lange Arbeitszeiten<br />
• viele Neueinstellungen<br />
• Leiharbeit<br />
• Schichtarbeit<br />
Das IAG hat drei Präventionsschwerpunkte herausgearbeitet,<br />
die Betriebe dabei unterstützen sollen, diese<br />
Unfallrisiken zu minimieren. Neben den Themen<br />
Arbeitszeit/Schichtarbeit und Zeitarbeit/Neueinstellungen<br />
wurden auch Präventionsempfehlungen zur<br />
berufsbedingten Verkehrsteilnahme aufgenommen.<br />
Denn je stärker die Konjunktur, desto höher ist auch<br />
das Verkehrsaufkommen. Gerade im Straßenverkehr<br />
aber ereignen sich häufig schwere Unfälle: Bei den<br />
tödlichen Unfällen haben die Wegeunfälle einen Anteil<br />
von fast 45 Prozent.<br />
Drei Schwerpunkte<br />
Das Phänomen der<br />
Zeitarbeit wird noch<br />
häufig unterschätzt.<br />
• Arbeitszeit und Schichtarbeit: Die gesetzliche Unfallversicherung<br />
hat bereits eine Reihe von Empfehlungen<br />
zur Gestaltung von Arbeitszeit und Schichtarbeit<br />
herausgegeben. In vielen Betrieben werden<br />
sie jedoch noch nicht umgesetzt. Wesentlich ist<br />
eine menschengerechte Gestaltung der Dauer von<br />
Arbeitszeit. Dazu zählen zum Beispiel ausreichende<br />
Ruhezeiten zwischen Arbeitstagen und Schichten.<br />
• Zeitarbeit und Neueinstellungen: Das Phänomen<br />
Zeitarbeit wird noch häufig unterschätzt. Es existieren<br />
nur wenige branchenspezifische Konzepte für<br />
den Umgang mit Leiharbeitnehmern. Den jeweils<br />
zuständigen Unfallversicherungsträgern wird empfohlen,<br />
sich an den Erfahrungen und Vorschlägen der<br />
für die Zeitarbeitsfirmen zuständigen Verwaltungs-<br />
Berufsgenossenschaft zu orientieren und diese mit<br />
ihren Branchenerfahrungen zu verknüpfen.<br />
• Berufsbedingte Verkehrsteilnahme: Hier wird der<br />
Fokus auf die Ergänzung der klassischen Gefährdungsbeurteilung<br />
durch den ganzheitlichen Ansatz<br />
des Projekts GUROM gelegt. Die in einem Internet-<br />
Portal realisierte Systematik ist innovativ und für alle<br />
Betriebe anwendbar. Weiterhin wird die Initiative „Sicherer<br />
Arbeitsweg“ vorgestellt, in der sich über 30<br />
Unternehmen und Institutionen zusammengefunden<br />
haben, um gemeinsam die Zahl der Wegeunfälle ihrer<br />
Beschäftigten zu reduzieren. Empfohlen wird die<br />
Kombination beider Modelle.<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 49
Gesundes Arbeiten in Kitas<br />
Entlastung für Erzieherinnen und Erzieher in<br />
Kindertagesstätten durch die Projekte „ErgoKita“<br />
und „Muster-Kita“.<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten<br />
(Kitas) müssen in ihrem Arbeitsalltag viele Aufgaben<br />
bewältigen, die ihre Gesundheit stark belasten.<br />
Täglich auf zu kleinen Stühlen sitzen, Kinder heben<br />
und tragen, kaum Möglichkeiten zum Entspannen –<br />
das kann auf Dauer Spuren hinterlassen. So klagen<br />
Betroffene häufig über Nacken-, Hüft-, Becken- oder<br />
Kniebeschwerden.<br />
Entsprechende Lösungsansätze, wie die berufliche<br />
Situation von Erzieherinnen und Erziehern verbessert<br />
werden kann, enthält die Studie „ErgoKita“.<br />
Initiiert wurde sie von den Unfallkassen Rheinland-<br />
Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen sowie der<br />
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und<br />
Wohlfahrtspflege. Das Institut für Arbeitsschutz der<br />
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)<br />
führte sie zusammen mit den Universitäten Darmstadt<br />
und Frankfurt durch. In der Studie wurden physische<br />
und psychische Belastungen im Kitaalltag<br />
erfasst und daraus Präventionsmaßnahmen abgeleitet.<br />
Wie wirksam diese Maßnahmen sind, wurde<br />
in einem weiteren Schritt in der Praxis bewertet. Aus<br />
der Studie, die im Februar 2014 abgeschlossen wurde,<br />
lassen sich direkte Empfehlungen für eine gesunde<br />
Kitagestaltung ableiten.<br />
Körperliche Fehlhaltungen reduzieren<br />
So konnte die Arbeitszeit, die Erzieherinnen und<br />
Erzieher in kniebelastenden Haltungen verbringen,<br />
durch ergonomisch gestaltete Möbel erheblich reduziert<br />
werden. Mithilfe von speziellen Stühlen konnten<br />
die Sitzhaltungen, etwa bei der Verpflegung der<br />
Kinder, deutlich verbessert werden. Mit Messsystemen<br />
wurden die körperlichen Belastungsspitzen<br />
erfasst. In einem Workshop mit dem pädagogischen<br />
Personal wurden die Ergebnisse ausgewertet und<br />
gemeinsam alternative Abläufe für den Kitaalltag<br />
erarbeitet. Auf diese Weise konnte zum Beispiel das<br />
Arbeiten in stark gebeugten Körperhaltungen wesentlich<br />
reduziert werden. „Uns ist es jetzt wichtig,<br />
dass wir diese positiven Ergebnisse, die wir in<br />
den Projekt-Kitas erreichen konnten, auf viele<br />
weitere Kitas übertragen“, so Prof. Dr. Rolf Ellegast,<br />
stellvertretender Leiter des IFA.<br />
Durch den Bau einer<br />
Muster-Kita werden die<br />
Ergebnisse der Studie in<br />
die Praxis getragen.<br />
getragen. Bei der dortigen Altbausanierung und<br />
gleichzeitigen Erweiterung durch einen Neubau<br />
wurden insbesondere die Aspekte Ergonomie, Raumgestaltung,<br />
-akustik und -klima sowie Beleuchtung<br />
berücksichtigt. Die gesamte Kita wurde mit einer<br />
technischen Lüftung ausgestattet, die für ausreichende<br />
Frischluftzufuhr sorgt. Unter Beteiligung der<br />
Beschäftigten wurde die Kita zudem mit ergonomischen<br />
Möbeln bestückt. Beispielsweise sorgen Tische<br />
mit Rollen dafür, dass die Erzieherinnen und<br />
Erzieher nicht mehr so schwer tragen müssen. Neue<br />
Gitterbetten haben Türen, damit die Pädagogen die<br />
Kinder nicht herausheben müssen. Auch können<br />
sie mithilfe von kleinen Podesten den Kindern beim<br />
Schuhe-Binden helfen, ohne sich bis zum Boden bücken<br />
zu müssen. Diese und viele andere Hilfsmittel<br />
tragen dazu bei, dass die Arbeitsbelastungen für die<br />
Erzieherinnen und Erzieher deutlich gesenkt werden.<br />
„In der Muster-Kita können andere Kitas Ideen<br />
für ergonomische Lösungen sammeln, die sie dann<br />
in ihren Einrichtungen umsetzen<br />
können“, so Ellegast.<br />
Seit Baubeginn stößt das<br />
Projekt bei Erzieherinnen<br />
und Erziehern sowie bei<br />
der Presse auf großes Interesse.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de<br />
Webcode: d118468<br />
Die gesunde Kita in der Praxis<br />
Die Unfallkasse Rheinland-Pfalz, das IFA<br />
und die Stadt Neuwied haben die Forschungsergebnisse<br />
bereits durch den Bau<br />
einer Muster-Kita in Neuwied in die Praxis<br />
50 | Mit Sicherheit – menschlich
Interview<br />
Schulprojekt hilft,<br />
Kinder vor Missbrauch<br />
zu schützen<br />
Zur Prävention von sexuellem<br />
Missbrauch bei Kindern existieren in<br />
Deutschland vielfältige Programme.<br />
2011 hat das Institut für Arbeit und<br />
Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (IAG) eine<br />
Übersicht über diese Angebote zusammengestellt.<br />
Dabei wurde deutlich,<br />
dass für keines der Programme Daten<br />
zur Wirksamkeit vorliegen.<br />
Dr. Marlen Cosmar, Diplompsychologin<br />
und Referentin am IAG, hat<br />
deshalb ein Programm besonders<br />
geprüft und eine Wirksamkeitsstudie<br />
erstellt.<br />
Frau Dr. Cosmar, können Sie Ihr<br />
Forschungsprojekt kurz beschreiben?<br />
Wir haben uns das Projekt „Gemeinsam<br />
– Mädchen und Jungen stärken“ des<br />
Deutschen Kinderschutzbundes, Ortsverband<br />
Münster, genauer angesehen.<br />
Hier gab es eine erste Evaluationsstudie,<br />
auf der wir aufbauen konnten, um eine<br />
Wirksamkeitsstudie zu erstellen. Ziel war<br />
es, zu prüfen, ob man für dieses Projekt<br />
eine Anwendungsempfehlung geben<br />
kann oder nicht.<br />
Wie sieht das Projekt des Kinderschutzbundes<br />
aus?<br />
Es richtet sich an Schülerinnen und<br />
Schüler der zweiten bis vierten Jahrgangsstufe<br />
und umfasst jeweils vier Einheiten<br />
zu je 90 Minuten. Durchgeführt<br />
wird es über einen Zeitraum von vier<br />
Wochen. Zielgruppe sind nicht nur die<br />
Kinder, sondern auch deren Eltern sowie<br />
die Lehrkräfte.<br />
Wir wollten mit unserer Evaluation<br />
ermitteln, ob die Zielgruppen nach dem<br />
Projekt eine Wissenssteigerung zeigen<br />
und sich sicherer im Umgang mit dem<br />
Thema Missbrauch fühlen.<br />
Wo wurde die Evaluation durchgeführt?<br />
Wir haben dafür zwei Schulen aus dem<br />
Raum Münster ausgewählt. Eine Schule<br />
war die Versuchsgruppe, die zweite<br />
Schule wurde als Wartekontrollgruppe<br />
behandelt. Sie nahm zeitlich verzögert<br />
am Projekt teil. Es beteiligten sich<br />
jeweils mehrere Klassen der zweiten<br />
Jahrgangsstufe.<br />
Zu welchen Ergebnissen sind Sie<br />
gekommen?<br />
Es zeigte sich, dass die Eltern beider<br />
Teilnehmergruppen sowie auch die<br />
Lehrkräfte in der Versuchsgruppe nach<br />
dem Projekt über mehr Wissen und<br />
mehr Sicherheit im Umgang mit dem<br />
Thema verfügten als vorher. Die Eltern<br />
gaben außerdem an, dass ihre Kinder<br />
nach dem Projekt gegenüber anderen<br />
Menschen selbstbewusster, sicherer und<br />
kompetenter reagierten als vorher.<br />
Bei den Kindern konnte nach dem<br />
Projekt ein deutlich höherer Anteil richtig<br />
angeben, dass man schlechte Geheimnisse<br />
weitererzählen darf. Schlechte<br />
Geheimnisse beinhalten negative<br />
Handlungen oder deren Folgen wie zum<br />
Beispiel unangemessene Berührungen<br />
durch fremde oder bekannte Personen.<br />
Außerdem konnten in der Versuchsgruppe<br />
mehr Schülerinnen und Schüler<br />
korrekt entscheiden, bei welchen dargestellten<br />
Geheimnissen es sich um gute<br />
bzw. schlechte Geheimnisse handelt.<br />
Die Schüler der Wartekontrollgruppe<br />
gaben nach dem Projekt häufiger richtig<br />
an, wie man reagieren kann, wenn man<br />
aufgefordert wird etwas zu tun, das man<br />
nicht tun möchte. Somit zeigten sich<br />
bei einigen sehr relevanten Fragen der<br />
Evaluation Verbesserungen nach dem<br />
Projekt.<br />
Wie lautet Ihr Fazit?<br />
Insgesamt zeigen die Evaluationsergebnisse,<br />
dass das Projekt des Kinderschutzbundes<br />
sowohl bei den Kindern<br />
als auch bei den Lehrkräften und Eltern<br />
auf große Akzeptanz stößt. Alle drei<br />
Zielgruppen bewerteten das Programm<br />
positiv. Auch wenn nur teilweise ein<br />
Anstieg des Handlungswissens zu verzeichnen<br />
war, wurde dennoch deutlich,<br />
dass Kinder, Eltern und Lehrkräfte durch<br />
das Projekt erreicht werden. Vor dem<br />
Hintergrund des kompakten Projektablaufs<br />
kann dieses Ergebnis als zufriedenstellend<br />
bewertet werden.<br />
Wir können das Projekt deshalb für<br />
Schulen empfehlen.<br />
www.<strong>dguv</strong>.de/ publika tionen<br />
IAG-Report 2/2011:<br />
Schulische und außerschulische<br />
Präventionsprogramme<br />
gegen<br />
sexuellen Missbrauch<br />
Dr. Marlen Cosmar,<br />
Diplompsychologin und Referentin<br />
am IAG in Dresden<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 51
Vorstand<br />
Vorsitzende der Mitgliederversammlung<br />
Arbeitgebervertreter:<br />
Helmut Etschenberg,<br />
Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />
Arbeitgebervertreter<br />
Ordentliche Mitglieder:<br />
Dr. Rainhardt Freiherr von Leoprechting,<br />
alt. Vorsitzender, Berufsgenossenschaft<br />
Handel und Warendistribution<br />
VersichertenVertreter<br />
Ordentliche Mitglieder:<br />
Manfred Wirsch, alt. Vorsitzender,<br />
Berufsgenossenschaft Handel und<br />
Warendistribution<br />
Versichertenvertreter:<br />
Sönke Bock, Berufsgenossenschaft<br />
Holz und Metall<br />
Wilfried-Jürgen Ehrlich,<br />
Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />
Susanne Fischer,<br />
Unfallkasse Post und Telekom<br />
Wolfgang Daniel, Berufsgenossenschaft<br />
Rohstoffe und chemische Industrie<br />
Heinz Fritsche,<br />
Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Vertreter der GeschäftSführerkonferenz<br />
Ordentliche Mitglieder:<br />
Dr. Albert Platz,<br />
Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />
Thomas Köhler, Berufsgenossenschaft<br />
Rohstoffe und chemische Industrie<br />
Beate Eggert,<br />
Unfallkasse Rheinland-Pfalz<br />
Stellvertretende Mitglieder:<br />
Klaus-Richard Bergmann,<br />
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />
Klaus Marsch, Berufsgenossenschaft<br />
Nahrungsmittel und Gastgewerbe<br />
Bernhard Schneider,<br />
Unfallkasse des Bundes<br />
Klaus Jehle,<br />
Unfallkasse Baden-Württemberg<br />
Peter Kunert,<br />
Unfallkasse Sachsen-Anhalt<br />
Hans-Gerd von Lennep,<br />
Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />
Elmar Milles, Berufsgenossenschaft<br />
Rohstoffe und chemische Industrie<br />
Saskia Osing,<br />
Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />
Gerd Peters, Berufsgenossenschaft Energie<br />
Textil Elektro Medienerzeugnisse<br />
Klaus Röskes, Berufsgenossenschaft für<br />
Transport und Verkehrswirtschaft<br />
Dr. Hans-Joachim Wolff,<br />
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />
Günter Woltering, Berufsgenossenschaft für<br />
Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />
Hans-Peter Kern,<br />
Berufsgenossenschaft Energie<br />
Textil Elektro Medienerzeugnisse<br />
Dieter Lasar,<br />
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />
Rudolf Lee,<br />
Kommunale Unfallversicherung Bayern<br />
Uta Mootz,<br />
Unfallkasse Hessen<br />
Dr. Horst Riesenberg-Mordeja,<br />
Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />
Axel Schmidt, Berufsgenossenschaft für<br />
Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />
Ernst-Oliver Schulte, Berufsgenossenschaft<br />
Nahrungsmittel und Gastgewerbe<br />
Wolfgang Stolte,<br />
Unfallkasse des Bundes<br />
Gabriele Wylegala-Blechschmidt,<br />
Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />
Stellvertretende Mitglieder:<br />
Birgit Adamek, Berufsgenossenschaft für<br />
Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />
Dr. Paul Albert Deimel,<br />
Berufsgenossenschaft Energie Textil<br />
Elektro Medienerzeugnisse<br />
Stellvertretende Mitglieder:<br />
Rainer Bartsch,<br />
Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />
Reiner Hauptvogel,<br />
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />
Berthold Ernst,<br />
Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen<br />
Sabine Heegner,<br />
Kommunale Unfallversicherung Bayern<br />
Hans Paul Frey, Berufsgenossenschaft<br />
Rohstoffe und chemische Industrie<br />
Rainer Hippler, Berufsgenossenschaft<br />
Rohstoffe und chemische Industrie<br />
Norbert Furche,<br />
Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />
Kurt Hoeke, Berufsgenossenschaft für<br />
Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />
Gerhard Handke, Berufsgenossenschaft<br />
Handel und Warendistribution<br />
Hans-Peter Mehlau, Berufsgenossenschaft<br />
für Transport und Verkehrswirtschaft<br />
Armin Juncker, Berufsgenossenschaft<br />
Nahrungsmittel und Gastgewerbe<br />
Christine Meier, Berufsgenossenschaft<br />
Handel und Warendistribution<br />
Klaus-Dieter Klapproth,<br />
Unfallkasse Brandenburg<br />
Meike Quade, Gemeinde-<br />
Unfallversicherungsverband Oldenburg<br />
Holger Niese,<br />
Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />
Erhard Quattländer,<br />
Unfallkasse Baden-Württemberg<br />
Katharina Rinke,<br />
Eisenbahn-Unfallkasse<br />
Detlef Schulze,<br />
Unfallkasse Sachsen-Anhalt<br />
Carl-Ludwig Schumacher,<br />
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft<br />
Sonja Wegener, Berufsgenossenschaft<br />
Nahrungsmittel und Gastgewerbe<br />
Simon Wittmann,<br />
Kommunale Unfallversicherung Bayern<br />
N.N.<br />
52 | Mit Sicherheit – menschlich
Kontaktdaten<br />
Hauptgeschäftsführung<br />
Hauptgeschäftsführer:<br />
Dr. Joachim Breuer<br />
Telefon: 030 288763-810<br />
Stellvertretender Hauptgeschäftsführer:<br />
Dr. Walter Eichendorf<br />
Telefon: 02241 231-1105<br />
Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin:<br />
Petra Zilch<br />
Telefon: 089 62272-161<br />
Geschäftsbereich Versicherung<br />
Leitung Geschäftsbereich Versicherung:<br />
Dr. Joachim Breuer<br />
Abteilung Versicherung und<br />
Leistungen:<br />
Dr. Edlyn Höller<br />
Telefon: 030 288763-853<br />
Geschäftsbereich Services<br />
Stabsbereiche<br />
Direktionsbüro:<br />
Lennard Jacoby<br />
Telefon: 02241 231-1219<br />
Kommunikation:<br />
Gregor Doepke<br />
Telefon: 030 288763-760<br />
Politik:<br />
Dr. Renate Colella<br />
Telefon: 030 288763-820<br />
Internationale Beziehungen:<br />
Dr. Gregor Kemper<br />
Telefon: 02241 231-1208<br />
Personal:<br />
Susanne Gollmer<br />
Telefon: 02241 231-1240<br />
Rehabilitationsstrategien und<br />
-grundsätze<br />
Dr. Friedrich Mehrhoff<br />
Telefon: 030 288763-818<br />
Geschäftsbereich Prävention<br />
Leitung Geschäftsbereich Prävention<br />
Stabsbereich Prävention:<br />
Dr. Walter Eichendorf<br />
Leitung Geschäftsbereich Services<br />
Stabsbereich Services:<br />
Petra Zilch<br />
Abteilung IT-Services:<br />
Norbert Bodmann<br />
Telefon: 02241 231-1317<br />
Abteilung Allgemeine Verwaltung:<br />
Ferdinand Ehrenberg<br />
Telefon: 02241 231-1250<br />
Abteilung Justitiariat, Allgemeines<br />
Recht:<br />
Iris Raiber<br />
Telefon: 089 62272-131<br />
Abteilung Finanzen, Controlling,<br />
Betriebswirtschaft:<br />
Jörg Botti<br />
Telefon: 089 62272-137<br />
DGUV Akademie<br />
Hochschule und Studieninstitut<br />
der DGUV:<br />
Prof. Harald Becker<br />
Telefon: 06621 405-210<br />
Campus Bad Hersfeld<br />
Seilerweg 54, 36251 Bad Hersfeld<br />
Telefon: 06621 405-0<br />
Campus Hennef<br />
Zum Steimelsberg 7, 53773 Hennef<br />
Telefon: 02242 89-0<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Abteilung Sicherheit und Gesundheit:<br />
Dr. Jochen Appt<br />
Telefon: 02241 231-1300<br />
Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA):<br />
Prof. Dr. Dietmar Reinert<br />
Alte Heerstraße 111, 53757 Sankt Augustin<br />
Telefon: 02241 231-2700<br />
Institut für Prävention und<br />
Arbeitsmedizin der DGUV (IPA):<br />
Prof. Dr. Thomas Brüning<br />
Bürkle-de-la-Camp Platz 1, 44789 Bochum<br />
Telefon: 0234 302-4501<br />
Institut für Arbeit und Gesundheit<br />
der DGUV (IAG):<br />
Prof. Dr. Dirk Windemuth<br />
Königsbrücker Landstraße 2, 01109 Dresden<br />
Telefon: 0351 457-1000<br />
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
e.V. (DGUV) hat ihren Sitz in Berlin und<br />
Geschäftsstellen in Sankt Augustin und<br />
München.<br />
DGUV Berlin<br />
Mittelstraße 51, 10117 Berlin<br />
Glinkastraße 40, 10117 Berlin (ab dem<br />
20. Oktober 2014)<br />
Telefon: 030 288763-800<br />
DGUV München<br />
Fockensteinstraße 1, 81539 München<br />
Telefon: 089 62272-0<br />
DGUV Sankt Augustin<br />
Alte Heerstraße 111, 53757 Sankt Augustin<br />
Telefon: 02241 231-01<br />
Mit Sicherheit – menschlich | 53
Berufsgenossenschaften und<br />
Unfallkassen<br />
Impressum<br />
DGUV JahrBuch 2013/2014<br />
Berufsgenossenschaften<br />
Berufsgenossenschaft Rohstoffe<br />
und chemische Industrie<br />
www.bgrci.de<br />
Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />
www.bghm.de<br />
Berufsgenossenschaft Energie Textil<br />
Elektro Medienerzeugnisse<br />
www.bgetem.de<br />
Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel<br />
und Gastgewerbe<br />
www.bgn.de<br />
Berufsgenossenschaft<br />
der Bauwirtschaft<br />
www.bgbau.de<br />
Berufsgenossenschaft Handel<br />
und Warendistribution<br />
www.bghw.de<br />
Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />
www.vbg.de<br />
Berufsgenossenschaft für Transport<br />
und Verkehrswirtschaft<br />
www.bg-verkehr.de<br />
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst<br />
und Wohlfahrtspflege<br />
www.bgw-online.de<br />
Unfallversicherungsträger<br />
der öffentlichen Hand bundesweit<br />
Eisenbahn-Unfallkasse<br />
www.euk-info.de<br />
Unfallkasse des Bundes<br />
www.uk-bund.de<br />
Unfallkasse Post und Telekom<br />
www.ukpt.de<br />
Unfallversicherungsträger<br />
der öffentlichen Hand landesweit<br />
Unfallkasse Baden-Württemberg<br />
www.ukbw.de<br />
Kommunale Unfallversicherung Bayern<br />
www.kuvb.de<br />
Unfallkasse Berlin<br />
www.unfallkasse-berlin.de<br />
Unfallkasse Brandenburg<br />
Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg<br />
www.ukbb.de<br />
Braunschweigischer Gemeinde-<br />
Unfallversicherungsverband<br />
www.guv-braunschweig.de<br />
Gemeinde-Unfallversicherungsverband<br />
Hannover<br />
www.guvh.de<br />
Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord<br />
www.hfuk-nord.de<br />
Unfallkasse Freie Hansestadt Bremen<br />
www.unfallkasse.bremen.de<br />
Unfallkasse Hessen<br />
www.unfallkasse-hessen.de<br />
Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern<br />
www.uk-mv.de<br />
Feuerwehr-Unfallkasse Mitte<br />
www.fuk-mitte.de<br />
Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen<br />
www.fuk.de<br />
Landesunfallkasse Niedersachsen<br />
www.lukn.de<br />
Unfallkasse Nord<br />
www.uk-nord.de<br />
Unfallkasse Nordrhein-Westfalen<br />
www.unfallkasse-nrw.de<br />
Gemeinde-Unfallversicherungsverband<br />
Oldenburg<br />
www.guv-oldenburg.de<br />
HerausgeberIN<br />
Deutsche Gesetzliche<br />
Unfallversicherung e.V. (DGUV)<br />
Mittelstraße 51, 10117 Berlin<br />
Glinkastraße 40, 10117 Berlin (ab 20.<br />
Oktober 2014)<br />
Telefon: 030 288763-800<br />
Fax: 030 288763-808<br />
E-Mail: info@<strong>dguv</strong>.de<br />
www.<strong>dguv</strong>.de<br />
PROJEKTTEAM<br />
Referat Redaktion und Medien:<br />
Kathrin Baltscheit, Franz-Xaver Kunert,<br />
Katharina Rönnebeck, Dr. Dagmar Schittly<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Elke Biesel, Stefan Boltz, Bettina Bräuniger,<br />
Elena Engelhardt, Theresa Hartlieb<br />
Gestaltung<br />
Raufeld Medien<br />
www.raufeld.de<br />
Projektleitung:<br />
Birgit Metzner<br />
Art-Direktion:<br />
Daniel Krüger<br />
Grafik:<br />
Daniella Heil, Henrike Uthe<br />
Fotos:<br />
Nikolaus Brade<br />
Illustrationen:<br />
Karo Rigaud<br />
Druck<br />
DCM Druck Center Meckenheim GmbH<br />
www.druckcenter.de<br />
Unfallkasse Rheinland-Pfalz<br />
www.ukrlp.de<br />
Unfallkasse Saarland<br />
www.uks.de<br />
Unfallkasse Sachsen<br />
www.unfallkassesachsen.de<br />
Unfallkasse Sachsen-Anhalt<br />
www.ukst.de<br />
Unfallkasse Thüringen<br />
www.ukt.de<br />
54 | Mit Sicherheit – menschlich
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)<br />
Mittelstraße 51<br />
10117 Berlin<br />
Telefon: 030 288763-800<br />
Fax: 030 288763-808<br />
E-Mail: info@<strong>dguv</strong>.de<br />
Internet: www.<strong>dguv</strong>.de